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Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

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Am Ende der Weisheit

Als Leana am nächsten Morgen erwachte, war ihr sofort klar, dass Tokimi noch keine Idee bekommen hatte, was sie tun sollte. Das Orakel war noch vor allen anderen aufgewacht, vermutlich in der Hoffnung, noch einen Gedankenblitz zu bekommen, aber an ihrem düsteren Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass genau das nicht geschehen war.

Allerdings musste Leana zugeben, dass sie an Tokimis Stelle auch nicht wüsste, was sie tun sollte, besonders wenn so etwas wirklich noch nie geschehen war. Aber das half ihnen bei ihrem Problem nicht.

Der kleine Fuu schlief noch immer, direkt neben Ylva deren buschigen Schwanz er als Kuschelkissen zu benutzen schien. Er lächelte selig im Schlaf und Leana konnte bei diesem Anblick nicht anders als ebenfalls zu lächeln – was ihr aber sofort verging, als der ebenfalls erwachte Ayumu darauf aufmerksam wurde.

„Na sieh mal einer an“, bemerkte er spöttisch. „Du scheinst Kinder wohl gern zu haben. Deswegen reist du mit Sicherheit auch mit Ylva, was?“

Sie runzelte die Stirn, als sie versuchte, ihn gleichgültig anzublicken. „So ein Unsinn. Ich mag keine Kinder, sie sind lästig.“

Während sie sprach, versuchte sie ihrer Stimme einen festen und gleichzeitig unbeteiligten Klang zu geben, so dass es nicht wirkte als würde sie es nur sagen, weil es ihr unangenehm war – denn das war es. Sie versuchte stets, sich als unnahbar und kühl zu geben und meist war sie das ja auch, da musste sie sich gar nicht großartig verstellen. Aber bei Kindern konnte sie einfach nicht anders. Sie waren so unschuldig, so beschützenswert, sie musste sie einfach mögen. Das würde sie allerdings nie freiwillig zugeben, selbst gegenüber Zetsu hatte sie immer versucht, es abzustreiten.

Ayumus Schmunzeln verriet deutlich, dass er ihr das nicht glaubte, doch zumindest nicht, weil sie sich selbst verraten hatte, sondern: „Aber alle Frauen mögen doch Kinder. Sieh dir doch nur mal Tokimi an, dieses Orakel scheint auch ganz verrückt nach ihm zu sein.“

Tatsächlich saß sie zwar abseits von den anderen, aber ihr Blick ging immer wieder zu Fuu und jedes Mal huschte dabei ein flüchtiges Lächeln über ihr Gesicht. Mey dagegen, die säuberlich verschnürt von dem Ast eines Baumes herabhing, wurde von niemandem beachtet. Außer von Leana, die irritiert hinübersah, nachdem sie das entdeckt hatte. „Hast du das getan?“

Das Thema war ihr eine willkommene Abwechslung zu dem, was sie eben besprochen hatten und zu ihrem Glück ging Ayumu direkt darauf ein. Er nickte amüsiert. „Ja. Es wäre zu umständlich gewesen, wenn einer von uns deswegen hätte immer wach sein müssen. Ich glaube nicht, dass sie sich einfach so aus all diesen meisterhaften Knoten befreien kann.“

Sie konnte sein Schmunzeln nicht teilen, musste aber zugeben, dass es sich dabei um keine schlechte Lösung handelte. Zu ihrem Glück wurde er aber gleich wieder ernst... nun, so ernst wie er eben werden konnte, aber er blickte tatsächlich mit gerunzelter Stirn auf Fuu. „Was machen wir jetzt mit ihm? Tokimi ist ja offensichtlich nichts eingefallen, aber er wird kaum so bleiben wollen.“

„Ich weiß es nicht. Ich bin eine Eternal, aber ich verfüge nicht über solche Kräfte wie sie.“

Ihr war nicht einmal wirklich bewusst gewesen, dass es Eternal gab, die einen solchen Einfluss auf etwas oder jemanden ausüben konnten. Sie hatte das Gefühl, fast schon von Glück reden zu können, dass ihr Eternal-Dasein nicht mit einer solchen Last verbunden war.

Obwohl, wenn ich in die Zukunft sehen könnte, dann wäre Zetsu...

Sie unterbrach sich in ihren eigenen Gedanken und blickte wieder zu Fuu, der sich inzwischen zu regen begann und offenbar dabei war, aufzuwachen. Simultan dazu erwachte auch Ylva, die den jungen Magier erst einmal in den Arm nahm, was er sich gefallen ließ. Genau genommen schien es ihm sogar zu gefallen, wenn er umarmt wurde.

Nach dieser Umarmung wandte Fuu sich an Tokimi, die sich bemühte, zu lächeln. „Tokimi-san, bitte sag mir, dass dir in der Nacht eine Idee gekommen ist!“

Sie neigte den Kopf ein wenig. „Fuu-sama, wäre es möglich, dass Ihr Feuerholz suchen geht? Wenn Ihr wiederkommt, werde ich Euch meine Lösung präsentieren.“

Nicht sonderlich überzeugt setzte er sich in Bewegung und verschwand rasch aus dem Blickfeld der kleinen Gruppe. Ayumu warf Tokimi einen überheblichen Blick zu. „Und dabei hast du nicht den Hauch einer Idee, was?“

„Oww, ich hasse deine unverblümte Art, das ist so unhöflich, selbst für einen Ninja!“

Er lachte über diese Erwiderung nur spöttisch. „Das ist zu komisch.“

Leana seufzte leise. „Lasst es gut sein. Wenn ihr euch dauernd streitet, nervt das total.“

Zu ihrer Verwunderung hörten beide sogar auf sie und beendeten diese Streitereien. Sie atmete erleichtert auf und stellte dann eine Frage: „Also, was sollen wir jetzt tun?“

Tokimi neigte den Kopf und runzelte dabei die Stirn, sie wusste es offenbar nicht, aber dennoch erlöste Leana sie nicht aus der Situation, sondern wartete geduldig ab, wobei sie Ayumus amüsiertes Schmunzeln ignorierte.

„Ich weiß es nicht“, gab sie schließlich zu. „Wie gesagt, so etwas ist noch nie passiert und deswegen ist mir bislang auch keine Idee gekommen...“

Der Ninja wollte gerade wieder einen hämischen Kommentar abgeben, aber Leana nahm ihm direkt den Wind aus den Segeln, indem sie zu ihm sah und ihn ansprach: „Hast du denn eine Idee?“

Sein Lächeln erlosch sofort. „N-natürlich nicht, woher denn?“

„Dann spiel dich auch nicht so auf.“

Schmollend schob er die Unterlippe vor und wandte sich von ihnen ab, dafür schaltete Ylva sich ein: „Ich finde, wir sollten ihn so lassen, so ist er viel süßer.“

Tokimi lächelte sie an. „Ja, vielleicht, aber vorher war er ein viel besserer Zauberer... ich glaube, davon ist jetzt nicht mehr sonderlich viel übrig geblieben.“

Wenn es nach Leana ginge, wäre das kein großes Problem, seine Zauberei hatte ihr selten etwas Gutes gebracht, aber es war wohl besser, wenn sie ihm half, wieder er selbst zu werden.

„Dann ist es jetzt angebracht, dass wir uns hinsetzen und darüber nachdenken, ja?“

Das taten sie dann auch – und zwar schweigend.
 

Der kleine Fuu war derweil damit beschäftigt, Feuerholz einzusammeln, wenngleich auch nicht mit sonderlich viel Enthusiasmus. Immerhin war ihm nach wenigen Metern aufgefallen, dass seine Kleidung zu groß war und ihn ständig stolpern ließ und hatte daher seine verbliebenen magischen Kräfte genutzt, um seine Kleidung seiner Größe anzupassen.

Aber das änderte nichts daran, dass das Sammeln frustrierend war. Nicht nur, dass er mit seinen kurzen Beinen nur kleine Schritte zustandebrachte, in seine kurzen Arme passte auch nicht sonderlich viel von dem Holz, so dass es immer wieder herausfiel und er es neu aufsammeln musste.

Jedenfalls so lange, bis er schließlich entnervt aufgab, einfach alles auf einen Haufen warf und sich dann auf den Boden setzte, um zu schmollen. Als Kind durfte er so etwas, von diesen erwartete man immerhin nicht viel anderes, also sollte er diese Gelegenheit nutzen.

Aber er konnte dennoch nicht leugnen, dass er lieber wieder erwachsen wäre – auch wenn ihm die Aufmerksamkeit, die er von Ylva und Tokimi bekam, doch sehr gefiel.

Wenn Marly nur nicht diesen Fächer geklaut hätte...

Er zuckte erschrocken zusammen, als er plötzlich ein Rascheln im Unterholz hören konnte und sah sich furchtsam um. Die Sonne war bereits aufgegangen und beleuchtete die roten Blätter, so dass eine unheimliche Atmosphäre entstand, die normalerweise nur durch einen Scheinwerfer erreicht wurde und die er selten auf der Bühne nutzte. Er gab es nicht gern zu, aber er ließ sich tatsächlich von einem solch roten Licht beeindrucken und aus der Fassung bringen und das wollte er nicht auf der Bühne demonstrieren.

Ängstlich schien er geradezu in sich zusammenzuschrumpfen, er zog seinen Hut tiefer in die Stirn, um nicht sehen zu müssen, was ihn gleich angreifen würde – aber schon im nächsten Moment spürte er eine vertraute Aura, die absolut gar nicht aggressiv war.

Neugierig schob er den Hut wieder nach oben und entdeckte zuerst ein Paar Beine in einem schwarzen Rock, so dass er den Blick nach oben wandern ließ und dann langes rosa Haar entdeckte, so dass er wusste, wer es war.

„Lilly!“, rief er freudig aus.

Sie ging in die Hocke und musterte ihn verwundert. „Woher kennst du meinen Namen?“

Für einen ganz flüchtigen Augenblick war ihm tatsächlich entfallen, dass er klein war, weswegen er zuerst mit einem verwirrten „Huh?“ antworten wollte, aber dann erreichte ihn die Erkenntnis und er seufzte tief. „Ich bin es, Lilly. Fuu!“

Sie konnte es offenbar kaum glauben, aber immerhin sah er sie zum ersten Mal so erstaunt wie an diesem Tag. Normalerweise war sie immer beherrscht, fast schon unterkühlt, so dass er sich eine ganze Weile gefragt hatte, ob sie überhaupt so etwas wie Emotionen besaß.

Aber das Erstaunen hielt nicht lange an, dafür nahm aber ein Ausdruck den Platz ein, den er nicht kannte. Ihre Gesichtszüge wurden weich, geradezu zärtlich, ein leichter Schimmer von Rosa legte sich auf ihre Wangen. Ihre Lippen formten Worte, die er nicht hören konnte, aber anhand der Bewegungen wusste er, dass sie Süß sagte. Doch bevor er darauf reagieren konnte, hatte sie ihn bereits in ihre Arme geschlossen und drückte ihn an sich.

Sie war angenehm warm, wie er fand und sie duftete gut, auch wenn er nicht wusste, wonach eigentlich, aber das kümmerte ihn auch nicht weiter. Außerdem war sie... weich, geradezu angenehm. Unwillkürlich schmiegte er sich an sie und ließ es auch zu, dass sie ihm über den Rücken strich und dabei leise zu summen begann.

Das war wirklich ein angenehmer Nebeneffekt des Kind seins, wie er fand.

Aber auch das hielt nicht lange an, denn plötzlich ließ sie ihn los, so schnell als hätte sie sich an ihm verbrannt. Der Schimmer auf ihrem Gesicht war inzwischen fast schon tiefrot geworden, als sie eine Entschuldigung murmelte.

„Irgh, was ist nur los?“, fragte er verdrossen. „Warum reagieren Frauen bei Kindern so?“

Nicht, dass es ihn störte, aber er wunderte sich doch ein wenig darüber. Schon früher waren das vermehrt die Reaktionen der Frauen gewesen, die ihm begegnet waren.

Sie antwortete ihm nicht darauf und kam stattdessen mit einer Gegenfrage: „Was ist mit dir passiert?“

Er erzählte ihr von Tokimis Fächer und Marly, die er beim Diebstahl davon erwischt hatte. Dabei lauschte sie ihm interessiert, aber obwohl sie nichts sagte und offenbar auch versuchte, ihre Mimik wieder unter Kontrolle zu bringen, bemerkte er doch ab und an, dass ihre Lippen wieder das Wort Süß bildeten. Offenbar war sie auch von seiner Stimme entzückt, was er noch weniger verstand. Frauen waren eben selbst für den Meistermagier Fuu noch immer ein Mysterium.

„Kannst du mir vielleicht helfen?“, fragte er schließlich.

„Spontan wüsste ich nichts, da bräuchte ich ein wenig Bedenkzeit.“

Enttäuscht senkte er den Blick und bemerkte dann, dass Lilly etwas hinter ihrem Rücken hervorholte. „Aber solange ich darüber nachdenke, kannst du mich zu der Besitzerin dieses Fächers bringen?“

Tatsächlich erkannte er den Fächer als jenen von Tokimi wieder, daher nickte er sofort. „Natürlich. Aber du müsstest mir erst mit dem Feuerholz helfen.“

Er deutete auf den Stapel, den er aus Frust hingeworfen hatte. Lilly nickte und gab ihm den Fächer, damit sie sich dem Feuerholz widmen konnte.

„Du hilfst mir damit wirklich“, sagte er, als sie sich gemeinsam in Bewegung setzten.

Sie neigte nur ein wenig den Kopf, als ob ihr das bereits bewusst wäre.

Schon bald darauf kamen sie an dem Lager der Eternal an, wo sie alle in Schweigen vertieft waren und keiner den anderen zu beachten schien. Fuu seufzte leise, als er das bemerkte, hatte er doch gehofft, dass sie seine Abwesenheit nutzten, um sich über mögliche Strategien zu seiner Rettung zu beraten. Er hob den Blick, um Lilly anzusehen und deutete dabei mit der Hand zu den anderen hinüber. „Das sind derzeit meine Gefährten.“

Er wollte gerade ansetzen, um sie vorzustellen, als Lilly bereits wissend nickte und ihn unterbrach: „Ich weiß. Das sind Shoubi no Leana, Tokimi Kurahashi, die Inugami Ylva und Ayumu, ein Splitter von Gyouten no Zetsu.“



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