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Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

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(Wieder-)Begegnungen

Beim nächsten Erwachen lag sie eindeutig auf einem Bett, das erkannte Leana sofort. Die Matratze war weich, fast schon ein wenig zu sehr, und die Decke auf ihr angenehm warm. Sie öffnete ihre Augen noch nicht und versuchte stattdessen, den Geruch wahrzunehmen, der sie umgab. Tatsächlich war es ein vertrauter Duft, der sie leicht lächeln ließ, als sie sich dabei vorstellte, wie derjenige aussah, der ihn absonderte und vor allem wie strahlend sein Lächeln sein konnte. Aber noch immer öffnete sie ihre Augen nicht, als fürchtete sie, dass dies alles nur ein Teil ihrer Einbildung sei und sich alles auflösen würde, sobald sich diese Befürchtung als berechtigt herausstellte. Sie genoss die Vorstellung, dass wirklich alles wieder gut war, dass Zetsu zurückgekehrt war und sie erneut zusammen sein würden und wollte nicht Gefahr laufen, dass es verschwinden und ihre Hoffnung zerbrechen könnte.

Doch irgendwann bemerkte sie zum einen, dass sie nicht ewig daliegen könnte und zum anderen, dass irgendjemand sie gerade anstarrte – und die Neugier, um wen es sich dabei handelte, war stärker, als ihr Wunsch, ignorant bleiben zu können.

Also öffnete sie ihre Augen und wandte sich der Person zu von der sie angestarrt wurde. Doch sie sah nur noch, wie ein blauhaariger Junge rasch aus ihrem Blickfeld verschwand – und sich tatsächlich in Luft auflöste. Sie blinzelte kurz und erinnerte sich daran, dass sie diesen Jungen auch während ihres Kampfes gegen Philia gesehen hatte. Aber bevor sie diesen Gedanken vertiefen konnte, bemerkte sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln und im nächsten Moment saß bereits Zetsu auf ihrem Bett. Fasziniert konnte sie ihn für einen Atemzug nur anstarren, seine glitzernden, blauen Augen betrachten, die Erinnerung an sein Lächeln mit dem neuen Anblick ergänzen und dann erst, mehrere Sekunden später, ihn endlich umarmen. Wenn er sich nun auflöste, so dachte sie sich, wäre ihre Erinnerung immerhin wieder frisch.

Doch er verschwand nicht, sondern blieb direkt neben ihr sitzen, in ihrer Umarmung, die er sofort erwiderte – und sie wusste einfach genau, dass sein Lächeln dabei noch eine Spur intensiver wurde.

„Zetsu ... ich bin so glücklich, dass du wieder da bist.“

„Ich bin auch glücklich, wieder bei dir zu sein“, erwiderte er sanft. „Und ab sofort werden wir uns wirklich nicht mehr trennen.“

Er löste die Umarmung wieder, um sie nicht nur anzusehen, sondern ihr auch über die Wange zu streichen. „Du siehst viel zu blass aus. Bestimmt hast du zu wenig gegessen und zu wenig geschlafen, während ich nicht da war, ich kenne dich doch.“

Dabei zwinkerte er ihr zu, was sie mit einem leisen Seufzen quittierte. „Musst du mich eigentlich immer in Verlegenheit bringen?“

Sie wandte ein wenig den Blick ab, aber nur so weit, dass sie ihn immer noch aus den Augenwinkeln heraus beobachten konnte. Sein Lächeln war unverändert, aber in seinen Augen konnte sie eine Spur von Besorgnis erkennen.

„Du weißt doch, was alles passiert ist, oder?“

„Teilweise“, erwiderte er. „Die Erinnerungen von Ayumu, Eos und Hyperion sind nicht unbedingt verlässlich und ich habe auch nur den Teil gesehen, den sie wirklich mitbekommen haben. Ich nehme nicht an, dass das wirklich viel war oder irre ich mich?“

„Nein, das stimmt schon.“

Aber sie wollte ihm auch nicht sagen, was ihr noch alles geschehen war, sie wollte nicht davon reden, wie schrecklich die Zeit ohne ihn gewesen war und wie sehr sie darunter gelitten hatte, von ihm getrennt zu sein. Glücklicherweise verstand er das auch und fragte nicht weiter nach. Vielleicht konnte er sich auch so vorstellen, wie es ihr ergangen sein musste.

Um nicht weiter darüber nachzudenken, wechselte sie lieber das Thema, denn es gab da noch eine Sache, die sie interessierte: „Nanashi ist nicht mehr bei dir, oder?“

Sein Lächeln erlosch, als er den Kopf schüttelte. „Nein, ist sie nicht.“

„Bist du dann überhaupt noch ... ein Eternal?“

Sie spürte zwar immer noch die von ihm ausgehende Macht, an die sie sich nun erst wieder gewöhnen müsste, nachdem derart viel Zeit ohne ihn ins Land gezogen war, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass das ohne Nanashi, ohne den Willen seines Shinken, noch möglich war.

Doch er lächelte darauf sofort wieder, um ihre Sorgen zu zerstreuen. „Oh, darum solltest du dir keine Gedanken machen. Ich bin immer noch Gyouten no Zetsu – und das sogar noch besser als je zuvor.“

Leana schloss natürlich sofort, dass dies etwas mit dem Jungen von zuvor zu tun hatte, aber sie verstand die Bedeutung dahinter nicht so wirklich. Also sah sie ihn nur irritiert an, er bot aber keine weitere Erklärung, sondern blickte zur Seite.

„Asake“, sagte er zu irgendjemandem, der nicht zu sehen war, „komm endlich und stell dich auch vor. Du musst keine Angst haben.“

Ratlos wartete Leana darauf, dass etwas geschah – und bemerkte dabei reichlich spät, dass der blauhaarige Junge von zuvor nun hinter Zetsu stand und vorsichtig hervorspickte. Er war kaum zu sehen, aber für sie war es eindeutig, dass er entweder schüchtern oder sogar verängstigt war.

Der Junge hob den Blick, um nun Zetsu anzusehen. „Ist sie das?“

„Ja, das ist Leana“, antwortete der Eternal lächelnd.

Erst nachdem er das gesagt hatte, kam der Junge hinter Zetsu hervor und stemmte die Arme in die Hüften. Er reckte das Kinn ein wenig, ehe er endlich sprach: „Ich bin Asake, das neue Shinjuu, das zu 'Gyouten' gehört und ich diene Meister Zetsu.“

Leana bemühte sich, ihn vollkommen regungslos anzusehen, während sie innerlich bereits ein angenehm warmes Gefühl verspürte. Sie wusste sofort, dass sie sich mit Asake wesentlich besser verstehen würde, als sie es mit Nanashi je gekonnt hätte.

Sein Blick zeigte allerdings wachsende Unsicherheit, während sie schwieg, weswegen sie ihn hastig anlächelte, um ihn zu beruhigen: „Schön, dich kennenzulernen, Asake.“

Das Shinjuu strahlte bei diesen Worten, räusperte sich aber, bevor es noch etwas sagte: „Es ist auch schön, Euch kennenzulernen, Shoubi no Leana.“

Dabei verneigte er sich, was beiden Eternal ein leises Lachen abrang.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du das nicht tun musst“, sagte Zetsu.

Doch Asake sah ihn nach diesen Worten schockiert an, als hätte er eben etwas Unmögliches vorgeschlagen. „Ich muss ihr doch meinen Respekt zollen, wenn sie die Frau meines Meisters ist.“

„Das ist schon okay“, erwiderte Leana. „Wegen mir musst du das wirklich nicht tun. Mein eigenes Shinjuu tut das nicht einmal.“

Kaum hatte sie das gesagt, fragte sie sich, worauf Isolde eigentlich noch wartete. Sie war sich sicher, dass ihr Orichalcum-Name nicht mehr versiegelt und ihr Shinken wieder einsatzbereit war, also dürfte es nichts mehr geben, was sie ihr Shinjuu daran hinderte, zu erscheinen.

Sie hatten diesen Gedanken noch nicht einmal vollständig beendet, da hörte sie auch schon ein zustimmendes „Mh-hm, ganz genau.“

Als sie zur Seite blickte, bemerkte sie, dass nun auch Isolde endlich wieder zu sehen war. Leana spürte, wie ihr ganze Felsbrocken vom Herzen fielen, als sie feststellen konnte, dass ihre kleine Familie nun endlich wieder vollzählig und sogar eine Person reicher geworden war.

Isolde lächelte amüsiert und sah Asake interessiert an. Er erwiderte diesen Blick ein wenig eingeschüchtert und klammerte sich mit einer Hand dabei wieder an Zetsus Kleidung.

„Ich fresse dich schon nicht“, sagte Isolde lachend, um ihn zu beruhigen. „Ich bin Isolde, Leanas Shinjuu. Willkommen in unserer Gruppe, Kleiner.“

Asake warf erneut einen Blick zu Zetsu, der ihm zuversichtlich zulächelte. „Sie ist wirklich nett, auch wenn es nicht so scheint. Ich habe dir doch von ihr auch erzählt.“

Das kleine Shinjuu nickte, sagte sonst aber nichts weiter und warf stattdessen scheue Blicke in die Runde. Für Leana war offensichtlich, dass er erst einmal nichts mehr sagen würde, bevor er sich nicht sicher war, dass er sich mit allen gut verstand, daher übernahm Zetsu wieder das Wort. Er erzählte ihnen davon, wie er Asake begegnet war, was das Shinjuu bis dahin alles mitgemacht hatte und wie sehr er sich darüber gefreut hatte, endlich einem neuen Meister dienen zu dürfen.

Asake kommentierte das nicht im Mindesten, aber sein finsterer Gesichtsausdruck, den er zu Beginn dieser Geschichte aufgesetzt hatte veränderte sich auch kein bisschen. Es rührte Leanas Herz, ihn derart verbittert zu sehen, am Liebsten hätte sie ihn umarmt, um ihm zu versichern, dass alles gut werden würde. Aber sie war überzeugt, dass sie ihn dann nur noch mehr verängstigt hätte und ließ es daher bleiben.

„Das ist eine ziemlich traurige Geschichte“, kommentierte Isolde am Ende. „Sei froh, dass du nun bei uns bist, da bist du gut aufgehoben.“

Asake nickte gehorsam. „Auf mich kann Meister sich verlassen ... hoffe ich.“

Während Zetsu sanft lächelte, schüttelte Isolde seufzend den Kopf. „Das meinte ich damit nicht.“

Den verwirrten Blick Asakes beantwortete sie nicht mehr, stattdessen wandte sie sich wieder Leana zu. „Ich bin froh zu sehen, dass du wieder wach bist und es dir gut geht.“

„Natürlich geht es ihr gut“, sagte Zetsu und griff sich theatralisch an die Brust, „immerhin bin ich wieder bei ihr.“

„Oh ja.“ Isolde wandte sich ihm mit gerunzelter Stirn zu. „Mit dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen – und ich sorge dafür, dass Leana es auch nicht vergessen wird.“

Er presste die Lippen aufeinander, nickte aber, statt zu widersprechen und im selben Moment lächelte Isolde auch bereits wieder. Gleichzeitig kehrte auch die gute Laune bei Zetsu wieder und dementsprechend musste auch Leana wieder lächeln. In diesem Augenblick schien endlich alles wieder gut zu sein.

Aber natürlich konnte das nicht lange anhalten.

Gerade als sie alle endlich glücklich schienen, wurde die Tür geöffnet und Tokimi kam gemeinsam mit Fuu herein. Das Orakel der Zeit lächelte erfreut, als sie sah, dass Leana wach war, auch wenn diese keine Lust hatte, sich mit ihr oder dem, was sie wollte, auseinanderzusetzen. Aber sie wusste auch, dass es früher oder später unausweichlich war, deswegen bevorzugte sie früher.

Also ließ sie zu, dass Tokimi Zetsu von ihrem Plan erzählte, 'Gyouten' zu teilen, um das Shinken dann in einer Welt unterzubringen, in der ein Stück des Ursprungsshinken nur darauf wartete, endlich aufgesammelt zu werden. Da Leana die Geschichte bereits kannte, beobachtete sie lediglich Zetsus Reaktion darauf. Sein Blick, sein ganzes Gesicht, blieb durchgehend hart und finster, ganz anders als wenn er mit ihr sprach, was das warme Gefühl in ihrem Inneren nur noch mehr verstärkte.

Als Tokimi endlich geendet hatte, blickte sie ihn erwartungsvoll an.

„Und wann soll ich das dann machen?“, fragte er. „Ich habe nicht vor, in nächster Zeit noch einmal zu sterben.“

„Das ist auch nicht nötig. Du musst absolut nichts anders machen, als einfach zu leben. Sobald es soweit ist, wird die Zeit in dieser Welt zurückgedreht, falls es sein muss.“

Selbst danach ließ er sie allerdings noch auf eine Antwort warten und wandte sich lieber Leana zu – aber seine Worte galten dennoch Tokimi: „Ich stimme dieser ganzen Sache zu, solange sie ebenfalls ein Teil dieser Angelegenheit wird.“

Die anderen Anwesenden schienen das nicht gänzlich zu verstehen, weswegen sie ihn nur verwirrt ansehen konnten, sogar Leana. Aber Fuu lächelte verstehend. „Du möchtest nicht der einzige sein, der in den Genuss dieses Vorteils kommt?“

„Richtig“, sagte Zetsu. „Leana soll ebenfalls nichts weiter geschehen, wenn sie stirbt. Das ist nur fair, nicht wahr?“

Damit sah er wieder zu Tokimi, die nach dieser Erklärung allerdings nicht im Mindesten mehr verwirrt war.

„Das dachte ich mir bereits“, sagte sie. „Ich habe keine Probleme damit. Falls Leana also einverstanden ist, würde ich dem ebenfalls zustimmen.“

„Was sagst du dazu?“, fragte Zetsu und sah Leana wieder an.

Sie lächelte ein wenig, nicht zu sehr, da sie nicht allein waren, und schloss die Augen. „Du kennst die Antwort, da musst du nicht fragen.“

Natürlich würde sie genau dieselbe Entscheidung treffen wie er und sie wusste bereits, was er tun wollte. Nicht, um Tokimi einen Gefallen zu tun, sondern damit sie beide, Leana und er, niemals wieder auf diese Art und Weise getrennt werden könnten und sie wünschte genau dasselbe.

Also wandte Zetsu sich wieder Tokimi zu. „In Ordnung, Orakel der Zeit. Wir sind dabei.“



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