Yuki
gewidmet: Shion-chan, meiner Großen
Ich mochte den Schnee - schon seit ich denken konnte. Es war immer so ein wunderschöner Anblick, wenn diese Millionen und Abermillionen reinweißen Flocken die Dächer der kleinen, hölzernen Einfamilienhäuschen, die Bäume, die Wiesen und Felder - kurz und gut die gesamte Landschaft unter sich begruben und alles so unberührt, weich erscheinen ließen. Auch, dass es nachts nie richtig dunkel wurde, sondern durch die Reflexion des Mondlichts an der Schneedecke immer den Anschein von später Dämmerung hatte, liebte ich. Zwar hatte ich nicht großartig Angst vor der Dunkelheit, aber so ziemlich jedem Kind auf dieser Welt wird der helle Tag doch lieber sein, als die lichtlose Nacht, oder? Selbst wenn sich diese Einstellung im Laufe der Jahre ändert, man sich also mit fortschreitendem Alter der Finsternis verbundener fühlt... Eine gewisse Romantik ist den kleinen, umherwirbelnden und tanzenden Eissternen nicht wegzudenken. Aber heute? Jetzt? Ich sitze hier, der Dämmerzustand ist längst vorbei und draußen ziehen Unmengen von Schneeflocken an mir vorbei. Glücklich macht mich diese Szenerie jedoch nicht wirklich - eher depressiv! Ich kann nicht schlafen, friere, wüsste so gerne, was er gerade tut, doch das grelle Neonlicht des Zugwaggons und der junge Mann, der mir gegenüber sitzt und mich beobachtet, seit ich zugestiegen bin, lassen meine Konzentration auf den Nullpunkt sinken, meine Gedankenflut ersterben. Nicht, dass mich der Junge - er wird maximal 22 sein - angesprochen oder in ein Gespräch verwickelt hätte. Nein, er starrt mich ganz einfach nur unentwegt aus seinen neugierigen Augen an und ich fühle, wie mich sein Blick bis ins Innerste durchbohrt, meine geheimsten Empfindungen sichtbar macht. Ich würde gerne aufstehen und woanders hingehen, aber irgendetwas hält mich hier in dieser kleinen Sechser-Kabine, lässt mich nicht fort! Was das ist? Ich weiß es nicht... Vielleicht die hauchfeine Essenz nach Verbotenem, nach Neuem in der Luft. Vielleicht die Möglichkeit, endlich mal aus dem Alltag auszubrechen und nicht immer nur der sogenannte Bandleader von Dir en grey zu sein, der sich hoffnungslos in seinen Sänger verknallt hat, obwohl der so rein gar nichts von ihm wissen will. Vorzustellen wäre beides und möglicherweise ist es sogar eine Mixtur daraus. Egal! Ohne zu handeln, werde ich es nicht herausfinden...
Owari
Übersetzung:
Yuki - Schnee
Owari - Ende
