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Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns

When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.
von

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Es ist was faul in Domino City

"Sagt was ihr wollt, die Tussi passt nicht zu ihm." verkünde ich mit inbrünstiger Überzeugung, verschränke entschlossen die Arme vor der Brust und sehe meine Freunde trotzig an.
 

Tea bedenkt mich mit einem tadelnden Blick. "Joey, das kannst du doch gar nicht wissen!" belehrt sie mich mit mildem Tadel. "Wir kennen sie ja nicht einmal und überhaupt, wie kommst du darauf?"
 

Yugi nickt. "Ja, das würde mich auch interessieren. Immerhin wirkt er doch in der letzen Zeit fast wie ausgewechselt und gerade dir müsste das auffallen. Die ganze letzte Woche habt ihr euch nicht gestritten. Er hat kein einziges böses Wort zu dir gesagt. Nicht einmal als wir ihn am Samstag im Einkaufszentrum getroffen haben."
 

Tea nickt zustimmend und ich stöhne.
 

"Aber das ist es ja gerade!" fahre ich sie an. "Da stimmt doch was nicht. Ein Mensch dreht sich doch nicht um 180 Grad, nur weil er jetzt ne Freundin hat. Und gerade Kaiba!" Ich schüttele energisch den Kopf, aber meine Freunde sehen mich weiterhin verständnislos an.
 

"Ich weiß wirklich nicht was du hast. Die Frau scheint ihm gut zu tun und wenn er deshalb ausgeglichener und weniger gemein zu dir ist, dann ist das doch nur gut." beharrt Tea.
 

Ich seufze. "Ihr wollt das einfach nicht verstehen." entgegne ich. "Das ist nicht gut. Und das ist nicht mehr Kaiba. Basta."
 

Ich wende mich ab und stürme davon. Himmel, sind die denn blind? Sehen sie denn nicht, dass diese Tussi ihn auf erschreckende Weise verändert? Was daran gut sein soll ist mir ein Rätsel. Zugegeben, es ist schon ganz schön mal nicht jeden Tag von oben herab angemacht zu werden, aber naja... das war eigentlich auch nur die ersten zwei Tage angenehm. Danach war es befremdlich.
 

Ok, nicht befremdlicher als der Umstand, dass Kaiba eine Freundin hat, das alleine ist ja schon seltsam genug, oder?
 

Ich meine, wir reden hier von Kaiba.
 

Duke war es, der uns die Neuigkeit mitteilte, oder war es Tristan? Ich bin nicht mehr sicher. Einer von Beiden kam irgendwann an und meinte, Kaiba hätte ne Freundin.
 

Die Nachricht traf mich wie ein Schlag in die Magengegend. Einen richtig fiesen Schlag, meine ich und mein Mund klappte auf und zu und ich starrte meinen Freund fassungslos an.

Die Neuigkeit schlug jedenfalls ein wie eine Bombe. Fassungsloses Entsetzen einerseits, Stirnrunzeln andererseits und ich - ich konnte es nicht glauben.
 

Wenn ich mich recht erinnere, dann war es Tristan, der es Tea, Yugi und mir erzählte.
 

Er kam breit grinsend an und verkündete die Neuigkeit als würde er von der Entdeckung eines neuen Kontinents berichten. Tea runzelte die Stirn, Yugi sah ihn fragend an und ich war sprachlos. Er meinte, er habe Kaiba mit einer Frau gesehen. Genau genommen Kaiba und Mokuba und eine Frau. Beim friedlichen shoppen. Laut Tristan war sie zwar kein heißer Feger, aber mehr als nur hübsch. Wer sie war, wusste er natürlich nicht. Von unserer Schule war sie jedenfalls nicht und laut Tristan war sie auch etwas älter.
 

Zwinker, zwinker.
 

Ich war erst einmal gar nicht im Stande etwas zu sagen. Ich meine, Kaiba und ne Freundin? Alleine die Vorstellung, dass dieser lebendig gewordene Eisklotz irgendein menschliches Wesen abgesehen von seinem kleinen Bruder an sich ran lassen würde, war widersinnig, unvorstellbar - ein Paradoxon. Aber Tristan beharrte darauf. Er war sich was seine Entdeckung anbelangte absolut sicher. Unnötig zu erwähnen, dass diese Geschichte innerhalb kürzester Zeit die Runde an unserer Schule machte. Ein paar Fangirlies fielen sogar in Ohnmacht, andere brachen in Tränen aus, aber die Meisten waren genauso fassungslos wie ich.
 

Ich konnte es einfach nicht glauben.
 

Hallo?
 

So was war doch einfach unvorstellbar. Kaiba und ne Frau! Das ließ sich mit meinem Weltbild einfach nicht vereinbaren. Nicht, weil ich mir je Gedanken darüber gemacht hätte, was für ein Geschlecht er vorziehen würde, herrje, das war mir reichlich egal. Mein Unglaube beruhte einfach auf der Tatsache, dass ich es nie für möglich gehalten hätte, dass Kaiba Interesse an einem anderen Menschen haben könnte. Mal von Mokuba abgesehen, versteht sich.
 

Und ich muss sagen, eine ganze Weile glaubte ich es auch nicht. Egal was Tristan sagte und dass nicht, weil ich diesen Gedanken wie die albernen Fangirlies einfach nicht zulassen wollte, nein, ich konnte es mir eben einfach nicht vorstellen. Kaiba war schließlich ein emotionsloser Roboter, ein perfekt funktionierendes Uhrwerk ohne jede menschliche Regung.
 

Wer zum Teufel sollte sich mit ihm einlassen und vor allem - warum? Ok, er war reich, aber Geld ist nicht alles, oder? Ja, er sah auch gut aus. Das musste man ihm auch zugestehen. Selbst ich als sein selbst ernannter Erzfeind, konnte diese Tatsache nie leugnen.
 

Gott hat es verdammt gut mit diesem Arsch gemeint, auch wenn ich insgeheim der Ansicht bin, dass er dafür einen Pakt mit irgendeiner dunklen Macht geschlossen hat. Ich meine, Kaiba war doch einfach nicht normal.
 

Ja, echt jetzt. An Seto Kaiba ist nichts normal.
 

Nehmen wir mal die Tatsache, dass er seine eigene Firma hat. Eine weltweit operierende, sehr erfolgreiche Firma noch dazu. Die Kohle, die er damit scheffelt muss ich wohl nicht erwähnen. Zudem ist er ein Genie. Neid hin oder her, er ist eins, auch das lässt sich nicht leugnen. Kaiba ist ein verdammtes Genie. Er macht geniale Erfindungen wie andere Zeichnungen von Strichmännchen.
 

Kurz gesagt: Er ist brilliant auf jeder Ebene. Zum Kotzen perfekt. Angefangen von seinen perfekt geschwungenen Augenbrauen bis hin zu der Tatsache, dass er einfach alles, ja, wirklich alles, beherrscht was im Unterricht nur kurz angerissen wird. Keine Ahnung wie er das macht, aber egal was er in die Hand nimmt, es wird ein Erfolg. Verabscheuungswürdig sag ich euch. Ernsthaft. So jemanden muss man doch hassen, oder?
 

Und nun sollte dieser Arsch auch noch eine Freundin haben. Ausgerechnet er. Nein, das konnte ich mir einfach nicht vorstellen. Verdammt, ich wollte es mir nicht vorstellen. Es passte einfach nicht und ich wollte auch nicht, dass es passte.
 

Warum? Was weiß ich.
 

Aber dann sah ich es mit eigenen Augen und konnte mich der Wahrheit nicht mehr verschließen. Kaiba hat eine Freundin. Eine erschütternde Erkenntnis.
 

Ihr werdet euch jetzt fragen, warum ich mich so aufrege?
 

Nein, es ist nicht so, dass ich ihm sein Glück nicht gönnen würde. Er mag ein Arsch sein, aber so gemein bin ich jetzt auch wieder nicht. Es liegt auch nicht daran, dass ich neidisch wäre, weil ich keine Freundin habe und er mal wieder alles zu haben scheint. So doof bin ich jetzt auch wieder nicht. Es liegt an der Tatsache, die ich eben Tea und Yugi verzweifelt versucht habe begreiflich zu machen.
 

Kaiba hat sich seither verändert.
 

Und das gefällt mir nicht.
 

Aber das scheint keiner zu verstehen. Ok, ich verstehe es auch nicht so ganz. Ich meine, eigentlich sollte ich froh sein, dass Kaiba endlich von mir ablässt und scheinbar so gut gelaunt ist, dass er besseres zu tun hat als sich mit mir zu streiten, aber aus irgendeinem Grund passt es mir nicht. Nein, es passt mir ganz und gar nicht und es passt auch nicht zu ihm.
 

Gleichgültig was ich tue, wie sehr ich ihn provoziere und glaubt mir, darin bin ich so gut wie kein Zweiter, mein Eisklotz reagiert nicht. Er ignoriert mich und gönnt mir noch nicht einmal wirklich einen strafenden kühlen Blick. Ist das nicht verrückt? Stellt euch vor, wie ich Kaiba im Einkaufszentrum begegne, ihn in gewohnter Wheeler-Manier giftig ansehe und naja... sagen wir reicher Pinkel war noch das Netteste was ich zu ihm gesagt habe. Und was tut er???
 

Schenkt er mir einen spöttischen Blick? Nennt er mich Köter und wirft mit Wörtern um sich, die ich erst einmal nachschlagen muss?
 

Nein.
 

Er presst die Lippen aufeinander und ignoriert mich. Dabei sehe ich ihm deutlich an, dass er es will. Ich meine, dass er kontern will. Ja, ich lese es in seinen Augen und hey, was die minimalistischen kaiba´schen Regungen anbelangt, bin ich ein Experte. DER Experte. Ich kann jedes Zucken seiner Muskeln deuten, bin in der Lage die kleinste Veränderung seiner Augenfarbe einer Stimmung zu zu ordnen und auch ansonsten kenne ich den Eisklotz wie kein Zweiter. Folglich weiß ich, dass er mir in dem Moment eigentlich Kontra geben wollte.
 

Aber er hat es nicht getan.
 

Und warum?
 

Wegen dieser Frau.
 

Das ist die einzige Erklärung, auch wenn ich nicht so recht weiß, warum er ihretwegen unseren gewohnten Rhythmus nicht mehr einhält. Schließlich ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass uns dazu veranlasst so zu reagieren wie wir eben reagieren, wenn wir aufeinander treffen. Daran bestand bislang nicht der geringste Zweifel. Gleichgültig was war, wieviel Stress er hatte oder ob meine Freunde versuchten, mich davon abzuhalten, wir haben uns immer die Zeit genommen, uns anzugiften. Ok, ich hab gegiftet, er vielmehr auf sarkastische Art gekontert, aber das ist bei ihm giften und so muss das auch sein. Seit unserer ersten Begegnung war es nie anders. Sogar im Angesicht des Todes haben wir uns an diese ungeschriebenen Regel gehalten, uns nie was geschenkt.
 

Und dann kommt diese Kuh und macht alles zunichte.
 

Was fällt dieser Gans ein?
 

Und warum zum Teufel lässt er es zu? Er kann doch nicht so verknallt sein, dass er mich ihretwegen vollkommen vergisst! Nein, unmöglich. Schließlich habe ich ihm angesehen, dass er kontern wollte. Ja, ich habe es gespürt. Es lässt sich drehen und wenden wie man will, die Tussi ist schuld.
 

"Sag mal, Joey, was sollte das gerade?" höre ich eine Stimme und werde schlagartig aus meinen Gedanken gerissen. Ich wirbele herum und sehe Duke, der mich fragend ansieht. Jetzt erst bemerke ich, dass meine Hände immer noch zu Fäusten geballt sind. Ich funkele meinen Kumpel wütend an. "Was das sollte? Ihr tut alle so als wäre es normal wie er sich verhält, dabei ist es nicht normal. Er ist nicht normal." sprudelt es auch schon aus mir heraus. Duke sieht mich genauso verständnislos an wie Tea und Yugi. "Zugegeben, da ist was dran, aber was stört dich daran? Ich dachte, du wärst glücklich, dass er eine andere Freizeitbeschäftigung gefunden hat als dich zu triezen." erwidert Duke und ich seufze.
 

Rede ich denn spanisch oder will mich keiner verstehen?
 

"Glücklich? Wie sollte ich glücklich sein?" fauche ich den Schwarzhaarigen an. "Kaiba ist nicht mehr Kaiba und keinen außer mich scheint das zu stören."
 

Duke mustert mich einen Moment. "Mann, Alter, du klingst wie eine eifersüchtige Ex-Freundin." meint er mit einem schiefen grinsen und ich starre ihn an. Spinnt der? Ich bin fast versucht ihm eine reinzuhauen für diesen dämlichen Kommentar.
 

"Dir hakt´s, Devlin." fahre ich ihn wütend an, aber er beäugt mich weiterhin grinsend. "Sorry, Joey, aber ich verstehe nicht wo dein Problem liegt." sagt er und ich stöhne unwillkürlich auf. "Diese Tussi macht einen emotionslosen Roboter aus ihm." erwidere ich und fuchtele wild mit den Armen. "Kaiba reagiert auf gar nichts mehr. Willst du mir ernsthaft sagen, dass das normal wäre?"
 

Duke runzelt leicht die Stirn, scheint aber endlich mal über meine Worte nachzudenken. Na, endlich. Wird auch Zeit! Erwartungsvoll sehe ich ihn an und versuche mich innerlich etwas zu beruhigen.
 

"Interessant." höre ich eine spöttische Stimme sagen und wende mich in die Richtung des Sprechers. Bakura ist zu uns getreten und mustert mich amüsiert. "Hast du Kaiba nicht des öfteren als gefühllosen Roboter beschimpft?" fragt er mich mit einem unheimlichen Grinsen. "Schon eine gewisse Ironie, dass du dich gerade jetzt darüber aufregst, dass er tatsächlich zu einem solchen zu mutieren scheint."
 

Ich brauche einen Moment, um den Sinn seiner Worte zu begreifen. Dann recke ich die Faust in die Höhe und funkele ihn wütend an. "Halt dich einfach raus, Bakura. Dich hat keiner gefragt." entgegne ich wütend und er lacht unbeeindruckt. "Das ist wirklich höchst amüsant. Du reagierst ja noch intensiver als Kaiba´s gesamter Fanclub. Fehlt nur noch, dass du in Tränen ausbrichst." erwidert er weiterhin spöttisch grinsend und ich knurre ihn unwillkürlich an. "Bakura." zische ich wahrnend und setze schon an, um auf ihn zu zu springen als er bereits weiter redet. "Aber du hast schon Recht." bemerkt er und betrachtet dabei scheinbar unheimlich gebannt seine Fingernägel. "Der gute Kaiba verhält sich in der Tat mehr als merkwürdig."
 

Ich halte in meiner Bewegung inne und starre ihn an. Ausgerechnet Bakura gibt mir Recht?
 

"Scheinbar hat besagte Dame tatsächlich einen seltsamen Einfluss auf ihn." höre ich ihn weiter sagen und nicke automatisch. Meine Hand entspannt sich wieder. "Sag ich doch die ganze Zeit." knurre ich und Duke seufzt. "Herrje, nicht du auch noch." meint er zu Bakura gewandt. "Wahrscheinlich ist er einfach nur verliebt. Keine Ahnung. Kaiba war schon immer strange." Er zuckt leicht mit den Schultern. "Warum sich darüber aufregen? Seine Sache."
 

Ich schüttele den Kopf. "Klar war der Eisklotz schon immer komisch, aber das geht doch eindeutig zu weit. Was, wenn diese Kuh irgendwie seinen Verstand manipuliert hat? Wenn sie in Wahrheit irgendeine feindliche Agentin ist, die seine Firma übernehmen will?"
 

Duke lacht plötzlich auf. "Joey, selbst wenn? Warum macht gerade dir das solche Gedanken? Normalerweise wünschst du ihm die Pest an den Hals. Du solltest dich dann ja wohl eher freuen, wenn deine absonderlichen Theorien zutreffen würden." entgegenet er mit einem entwaffnenden Lächeln. Bakura blickt derweil von einem zum anderen. Nach wie vor scheint ihn die Situation köstlich zu amüsieren, aber das ist mir gerade egal.
 

"Duke, es ist eine Sache, wenn ich ihn verfluche, aber eine ganz andere, wenn irgendein daher gelaufenes Flittchen ihn umprogrammiert. Da müssen wir doch einschreiten! Das können wir doch nicht einfach zulassen!! Immerhin haben wir ihm gegen die Big Five auch geholfen, oder?"
 

"Mann, Joey, du übertreibst echt maßlos. Er hat eine Freundin, nichts weiter." entgegnet Duke vollkommen gelassen.
 

Und ich befürchte, dass ich gleich explodiere. "Duke, daran ist gar nichts einfach. Kaiba und ne Frau? Hallo? Da müssten doch alle Alarmglocken gehen. Da stimmt was nicht, sag ich dir. Und wenn ihr das nicht sehen wollt, dann werd ich mich alleine darum kümmern." fahre ich ihn ungehalten an.
 

"Was meinst du damit?" fragt Duke und klingt plötzlich doch alamiert. Ich zucke mit den Schultern. "Ich werde der Sache auf die Spur gehen." entgegne ich vabe, habe allerdings noch keine Ahnung wie ich das anstellen soll. "Du spinnst." bemerkt Duke schlicht und zeigt mir den Vogel.
 

Ich übergehe diese Geste und werfe ihm einen entschlossenen Blick zu. "Du wirst schon sehen, dass ich Recht habe. Ihr alle werdet es noch sehen." verkünde ich und mache auf dem Absatz kehrt.
 

"Scheint als würde Kaiba´s Hündchen zum Wachhund mutieren." höre ich Bakura belustigt sagen. "Das verspricht amüsant zu werden."
 

Duke gibt nur ein undefinierbares Geräusch von sich. Aber ich kümmere mich auch nicht mehr um die Beiden.
 

Ich weiß, dass ich Recht habe und verdammt, ich werde was unternehmen. Ich fühl es schließlich in meinen Knochen. Da ist was faul. Verdammt faul und Joey Wheeler wird der Sache auf den Grund gehen.

Die Kunst des Krieges

So meine Lieben, hier nun das erste Kapitel. Allzu viele sollen es nicht werden, aber genau kann ich das bislang noch nicht sagen. Lasst euch einfach überraschen.
 

Wünsche euch einen schönen dritten Advent!
 

Dem Mathematikunterricht folge ich nicht eine Sekunde. Stattdessen starre ich Kaiba Löcher in den Rücken. Ein Wunder, dass er es nicht merkt. Aber wie immer sitzt er kerzengerade auf seinem Stuhl, starrt an die Tafel und es ist fraglich ob er den Erläuterungen unseres Lehrers folgt oder seine Gedanken ganz wo anders sind. Das lässt sich bei Kaiba nie sagen. Wenn der Lehrer ihn dran nimmt, kennt er die Antwort jedenfalls. Aber das sagt nichts darüber aus ob er tatsächlich aufpasst oder nicht. Kaiba scheint grundsätzlich jede Frage beantworten zu können. Erschreckend und faszinierend zu gleich. Ich wünschte, ich hätte diese Gabe.
 

Ob er in Gedanken vielleicht bei dieser Tussi ist? Oder doch eher bei der Kaiba Corporation?
 

Diese Tussi...
 

Allein bei dem Gedanken an das Weib fängt mein Blut an zu kochen. Gut, sie sieht alles andere als schlecht aus, aber was anderes hätte ich bei Kaiba auch nicht erwartet. Wahrscheinlich ist sie auch noch über die Maße intelligent. Darauf legt der Eisklotz sicher großen Wert. Dummheit scheint ihm schließlich im höchsten Maße zuwider, zumindest lässt er das mir gegenüber immer durchklingen und die Frau, die mit ihm zusammen ist, muss auch klug sein, sonst würde sie vermutlich nie verstehen was er so von sich gibt. Allein die ganzen Fremdwörter. Ich musste mir deshalb extra ein Fremdwörterlexikon anschaffen. Selbst Tea konnte mir einige seiner Worte nicht so leicht übersetzen.
 

Wie bitte soll man auch darauf kommen, dass er wenn er mich als Troglodyt bezeichnet einfach nur sagen will, dass ich ein Höhlenmensch bin? Aber nein, Kaiba ist nicht in der Lage so etwas einfach zu sagen.
 

Wie dem auch sei, ich brauche einen Plan. Ich habe nämlich noch immer keinen. Naja, war ja irgendwie abzusehen. Immerhin ist die Pause gerade mal eine halbe Stunde her und ich kann mir nicht so leicht ne Strategie aus dem Ärmel schütteln. Ich bin schließlich nicht Kaiba. Aber Fakt ist, dass ich eine brauche. Und dazu noch eine verdammt gute. Stellt sich eigentlich nur die Frage, was ich überhaupt erreichen will.
 

Hm.... tja, das ist wohl der Knackpunkt. Was will ich erreichen?
 

Eigentlich ist es ganz simpel. Ich will, dass alles wieder so ist, wie es war bevor diese Tussi in sein Leben trat. Ich will den alten Kaiba wieder. Meinetwegen kann er die Tante behalten, aber er soll sich wieder so benehmen wie früher. Ich will, dass er mich beachtet, mit mir streitet. Ich will unsere Feindschaft zurück, doch ich befürchte, dass wird nicht so einfach gehen. Diese Kuh ist im Weg. Sie verhindert, dass er sich benimmt wie ein Seto Kaiba sich einem Joey Wheeler gegenüber zu benehmen hat. Folglich muss sie weg.
 

Ja, ich schätze, es wird kein Weg daran vorbei führen. Die Frau muss verschwinden. Fragt sich nur, wie ich das anstellen soll. Ich kann sie ja schlecht kidnappen und nach China verfrachten lassen. Obwohl das echt mal eine verlockende Vorstellung wäre, aber nein. Das kann ich nicht bringen. Ich wüsste ja auch noch nicht mal wie ich das anstellen soll, doch ich wette, dass Kaiba es wüsste. Pech, dass ich ihn nicht fragen kann.
 

Denk nach, Joey. Du musst logisch an die Sache heran gehen.
 

Dumm nur, dass Logik nicht gerade meine Stärke ist. Aber bei diesem Fall muss ich sehr defizil vorgehen. Die Holzhammermethode wird nichts bringen. Ich kann ja schlecht zu Kaiba gehen und ihm sagen, dass er dieses Weib gefälligst in die Wüste schicken soll. Er würde mich nur fragen ob ich noch richtig ticke. Hm... doch er würde mich auch beachten müssen! Aber nein, so wie die anderen reagiert haben, würde er mich noch weniger verstehen. Der Weg scheidet also aus. Doch was mache ich stattdessen?
 

Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich nicht einmal merke, dass es klingelt und die Stunde schon vorüber ist.
 

Irritiert blinzele ich als Yugi plötzlich in meinem Blickfeld auftaucht und mir die Sicht auf Kaiba versperrt.
 

"Was...?" setze ich verwirrt an. Der Kleine lächelt. "Wir haben Schulschluß." erklärt er mir und sieht mich nachsichtig an. "Hitzefrei." Ich nicke leicht. Ok, noch so eine Sache, die ich Dank meinen Überlegungen nicht mitbekommen habe. Egal.
 

"Kommst du mit ins Einkaufszentrum? Tea will noch ein paar Besorgungen machen?" fragt Yugi. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass Kaiba den Raum verlässt. Ich schüttele unwillkürlich den Kopf.
 

"Ähm...nein, hab schon was vor." entgegne ich. Falls Yugi überrascht ist, lässt er es sich nicht anmerken. Er nickt nur. "Schade, aber vielleicht sehen wir uns später noch. Mein Großvater hat neue Karten bekommen..."
 

Er redet noch weiter, aber ich höre nicht mehr zu. Ich frage mich stattdessen ob Kaiba nun direkt in die Firma fahren wird oder seine unvorhergesehene Freizeit vielleicht mit dieser Tussi verbringt.
 

"Ähm... klar, Kumpel, ich schau später vorbei..." entgegne ich zerstreut und Yugi strahlt. "Super. Dann bis später, Joey." Ich nicke nur und er zieht ab. Ich nehme gerade noch wahr, dass er mit Tea den Raum verlässt. Tristan wartet scheinbar schon draußen und ich? Ich sitze immer noch an meinem Platz. Sogar unser Lehrer ist schon auf und davon. Oh Mann. Diese ganze Sache bringt mich total neben die Spur. Ich schüttele leicht den Kopf und stehe auf. Dann fange ich an meine Sachen in meinen Rucksack zu packen. Ich merke gar nicht, dass sich jemand meinem Tisch nähert.
 

"Scheint als wäre da jemand ganz schön in Gedanken." bemerkt eine spöttische Stimme und ich muss nicht aufblicken, um zu wissen, dass sie zu Bakura gehört. Ich verstaue meinen Block im Rucksack und ignoriere ihn. Ich weiß ohnehin nicht was ich erwidern soll. Gut, ich könnte nicken, er hat schließlich Recht. Auch wenn ich nicht weiß, wie er darauf kommt. Doch bei Bakura weiß man nie.
 

Der Typ hat die verflixte Angewohnheit nicht nur einfach aus dem Nichts aufzutauchen, nein, er macht auch immer wieder solche komischen Andeutungen und erweckt damit den Eindruck, dass er wesentlich mehr weiß als man meinen könnte. Direkt unheimlich diese Gabe. Selbst Atemu hat er damit in der Vergangenheit das eine oder andere Mal aus der Fassung gebracht.
 

"Ich nehme an, du hast noch keinen Plan." höre ich ihn sagen und nun kann ich ihn nicht länger ignorieren. Ich blicke auf und sehe direkt in seine vergnügt blitzenden Augen. Im ersten Augenblick bin ich irritiert. Er hat mir keine Frage gestellt, sondern eine Feststellung gemacht und ich frage mich, wie er darauf kommt, doch dann fällt mir wieder ein, dass er in der Pause ja dabei war als ich Duke erklärte, dass ich mir etwas würde einfallen lassen. Ich mustere ihn argwöhnlich, sage jedoch nichts. Er grinst mich freudig an. "Aber du bist fest entschlossen, was dein Vorhaben anbelangt." bemerkt er weiter und aus irgendeinem Grund nicke ich.
 

"Ja, was dagegen?" fahre ich ihn an. Seine Augen weiten sich einen Moment. "Mitnichten. Im Gegenteil. Ich glaube sogar, dass du mit deiner Vermutung Recht hast." entgegnet er vollkommen ruhig und jetzt bin ich mehr als nur irritiert. Ich bin überrascht. "Echt?" frage ich ungläubig.
 

Er nickt. "Es ist nicht zu übersehen, dass der gute Kaiba von seinem gewohnten Verhalten abweicht." meint er lässig und zuckt mit den Schultern. "Und da sich dies so verhält seit er vergeben ist, kann man nur zu dem logischen Schluss kommen, dass es etwas mit seiner Freundin zu tun hat." erklärt er. Ich nicke erneut. "Danke, wenigstens einer, dem es auffällt." sage ich mürrisch und mache meinen Rucksack zu. "Schade nur, dass das sonst keiner einsehen will."
 

Bakura lächelt. "Nun ja, die anderen sind auch infantile Blindschleichen." meint er achselzuckend und erneut komme ich nicht umhin zu nicken. Wo er Recht hat, hat er Recht. Blöd nur, dass ausgerechnet Bakura meiner Meinung ist. Es wäre mir lieber gewesen, wenn einer meiner Freunde mir zugestimmt hätte. Aber nein, die lassen sich die Augen zuschmieren. Ich seufze unwillkürlich und werfe mir dann den Rucksack über die Schulter.
 

Bakura sieht mich immer noch abschätzend an und macht auch keinerlei Anstalten zu gehen, was mich zugegebenermaßen doch etwas irritiert. Bislang hatte ich noch nie wirklich näher mit ihm zu tun, naja, einmal abgesehen davon, dass ich geholfen habe, zu vereiteln, dass er die Weltherrschaft an sich reißt oder was auch immer er genau vor hatte.
 

Schon komisch, dass er jetzt nicht nur seinen eigenen Körper hat, sondern auch noch scheinbar friedlich in unsere Klasse geht. Insgeheim frage ich mich wie Ryou damit umgeht. Immerhin wohnen die Beiden zusammen und Bakura ist eindeutig etwas anderes als Atemu. Yugi und der Pharao harmonieren sehr gut miteinander. Bakura ist ein Fall für sich, bei ihm muss man sich immer auf alles gefasst machen.
 

Trotzdem überraschen mich seine nächsten Worte.
 

"Wenn du willst, dann werde ich dir helfen, der Sache auf den Grund zu gehen." höre ich ihn sagen und meine Kinnlade klappt auf. "Hä?" bringe ich verdattert hervor. Er grinst. "Ich biete dir meine Hilfe bei deinem Vorhaben an." erklärt er mit einem Tonfall als würde er diesen Sachverhalt einem Fünfjährigen erläutern. Ich starre ihn ungläubig an. "Und warum?" frage ich misstrauisch. Er zuckt mit den Schultern. "Vielleicht, weil ich dich mag." entgegnet er gelassen. "Vielleicht, weil ich den täglichen Showact vermisse, den Kaiba und du sonst immer liefert..."
 

Seine Augen funkeln mich an und etwas merkwürdiges liegt in seinem Blick. Etwas undefinierbares, aber naja... das kennt man von ihm eigentlich . "Und das soll ich dir glauben?" frage ich immer noch argwöhnisch. Wieder zuckt er mit den Schultern. "Glaub es oder lass es." entgegnet er gleichgültig. "Wie ich die Sache sehe, bin ich der Einzige, der auf deiner Seite steht. Aber wenn du diese Angelegenheit alleine in die Hand nehmen willst... bitte." Er wendet sich leicht ab und erweckt den Anschein als wolle er mich einfach stehen lassen und gehen, aber ich weiß, dass das nur Taktik ist. So blöd bin ich nun auch wieder nicht.
 

Ich denke kurz nach. So gesehen hat er Recht mit dem was er sagt. Er ist bislang der Einzige, der die Sache so sieht wie ich. Und plötzlich kommt mir ein Gedanke. Bakura ist ein ehemaliger Dieb und ein Meister der Intrigen, der Napoleon des Verbrechens. Ja, er ist ein Genie auf dem Gebiet. Vielleicht wäre es gar nicht mal so schlecht, ihn auf meiner Seite zu wissen?
 

"Na, schön." sage ich schließlich. "Ich habe allerdings wirklich noch keinen Plan."
 

Er wendet sich wieder zu mir um und grinst. "Davon ging ich aus." entgegnet er gelassen. "Aber du hast einen?" kombiniere ich messerscharf und sein Grinsen wird breiter. "So weit würde ich nicht gehen, aber ich habe zumindest einen Ansatzpunkt." erwidert er und ich nicke. Wusste ich´s doch. Der Typ ist echt mit allen Wassern gewaschen.
 

Aber hey, wenn er auf meiner Seite ist, warum sollte ich nicht seine Fähigkeiten nutzen? Zumal ich ja auch keine Strategie habe und wohl auch so schnell keine entwickeln werde. Ich lasse meinen Rucksack wieder sinken und sehe ihn erwartungsvoll an. "Na, dann schieß mal los." fordere ich ihn auf und seine Augen leuchten triumphierend.
 

"Nun, wir sind uns beide einig, dass diese Frau für sein ungewohntes Verhalten verantwortlich ist, nicht wahr?" fragt er. Ich nicke. "Folglich ist sie das Problem." fährt er fort.
 

Ich verdrehe leicht die Augen. "So weit war ich auch schon." sage ich ungeduldig, aber er ignoriert meinen Einwurf. "Das heißt, wir müssen uns näher mit ihr beschäftigen." erklärt er sachlich. "Und dafür benötigen wir erst einmal Informationen. Wir müssen uns einen Gesamtüberblick über die Situation beschaffen. Herausfinden wer sie genau ist, was sie tut, wie ihr Verhältnis zu ihm genau aussieht." erläutert er weiter und ich nicke. Leuchtet ein. "Wenn Du Deinen Feind kennst und dich selbst kennst, brauchst du das Ergebnis von 100 Schlachten nicht zu fürchten." meint er und ich mustere ihn kritisch.
 

Mein Blick entgeht ihm keineswegs. Er lächelt mich an. "Die Kunst des Krieges." sagt er als würde das irgendwas erklären. Ich erwidere nichts. "Ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass du damit vertraut bist." fährt er fort und ich blinzele unsicher. "Wie dem auch sei, ein solches Vorhaben setzt einige wesentliche Vorbereitungen voraus. Und einer der wichtigsten Punkte ist, dass man seinen Feind kennen muss." erklärt er mir mit einer Seelenruhe, dass ich nicht weiß ob ich Angst haben ober beeindruckt sein sollte. Vermutlich ist beides angebracht.
 

"Ich werde dir das noch näher erläutern." sagt er nach kurzer Pause. "Aber vorab ist es wichtig, dass wir ein paar Grundregeln festlegen was unsere Zusammenarbeit anbelangt."
 

Ich sehe ihn fragend an. Herrje, es scheint echt so als habe er schon mehr als nur einen Plan parat. Entweder habe ich mich tatsächlich mit dem Richtigen verbündet oder ich laufe Gefahr, etwas verdammt dummes anzustellen.
 

Ich komme allerdings nicht dazu näher darüber nachzudenken, denn Bakura fährt bereits fort. "Regel Nummer 1: An einer getroffenen Vereinbarung wird nichts geändert oder nachverhandelt, verstanden?" fragt er und ich schlucke. "Wie meinst du das?" will ich argwöhnlich wissen.
 

Er seufzt. "Ich meine damit, dass wir uns hier und jetzt einig werden sollten, was unsere Vorgehensweise anbelangt. Entweder sind wir ein Team oder wir lassen das Ganze. Wenn du meine Hilfe willst, dann solltest du dich mit meinen Methoden anfreunden. Sie mögen dir vielleicht nicht unbedingt zusagen, aber ich wette, dass du ohne mein Hilfe dein Ziel sicher nicht erreichen wirst." erklärt er mir ernst.
 

Einen Augenblick lang mustere ich ihn. Das ist also der Moment in dem ich noch zurück kann. Er stellt mich vor die Wahl. Entweder ich lasse mich darauf ein oder ich stehe wieder alleine da.
 

"Nur damit das klar ist, wir werden nichts tun, was Kaiba irgendwie schaden wird. Oder Mokuba oder seiner Firma." erkläre ich.
 

Bakura nickt. "Natürlich nicht. Kaiba ist ja schließlich nicht der Feind." erwidert er nüchtern. Ich nicke. "Gut." sage ich schließlich. Ok, mir ist nicht unbedingt wohl bei dieser Sache und ich sollte auch besser nicht näher darüber nachdenken, aber naja, wahrscheinlich bin ich tatsächlich auf seine Hilfe angewiesen. Und er ist ja auch dieses Mal auf meiner Seite, oder?
 

"Schön." befindet er und lächelt mich vergnügt an. "Dann wären wir uns ja einig." Zu meiner Überraschung streckt er mir die Hand hin. Einen Augenblick betrachte ich sie skeptisch. Er sieht mich dabei geduldig an. Schließlich gebe ich mir einen Ruck und schlage ein. "Ok, wir sind uns einig. Aber wie gesagt, keiner wird zu Schaden kommen, ok?"
 

"Dann sind wir nun also ein Team." erklärt er feierlich und ein Schauder läuft mir über den Rücken. Ich erwidere nichts darauf, auch wenn er Recht hat. Wir sind jetzt ein Team. Bakura und ich. Wäre hätte das gedacht? Ich sicher nicht. Ist ja fast genauso verrückt als würde ich mit Kaiba zusammen arbeiten.
 

Doch bei genauerer Betrachtung ist diese ganze Sache vermutlich vollkommen krank. Ich meine, ich lasse mich hier mit Bakura ein und alles nur, damit Kaiba mich wieder beachtet. Mann, ich bin echt durch den Wind.
 

"Nun denn, Joey Wheeler, hier ist also die erste Lektion, die du verinnerlichen solltest." höre ich den Weißhaarigen sagen. Er klingt gleichermaßen vergnügt wie ernst und ich schlucke unwillkürlich.
 

"Um die Schafe zu schützen, musst du den Wolf einfangen. Und nur ein Wolf kann einen Wolf fangen, klar?" erklärt er mir und ich bin nicht sicher ob ich verstehe was er mir damit sagen will. Verdattert sehe ich ihn an. "Ein Wolf?" frage ich verwirrt. Er lacht. "Korrekt." entgegnet er gelassen. "Wenn du deinen alten Kaiba zurück willst, dann musst du zum Wolf werden, Hündchen."
 

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Verzeiht, falls es nicht so schnell weiter geht wie gewohnt, aber nächste Woche bin ich erst einmal unterwegs, daher wird es wohl erst nächstes Wochenende weitergehen. Es sei denn, ich schaffe es heute noch ein Kapitel on zu stellen.

Feldforschung

"Sag mal, Duke, hast du vielleicht ein Nachtsichtgerät?" frage ich und versuche so unschuldig wie möglich zu klingen.
 

Der Schwarzhaarige hält in seiner Bewegung inne und wirft mir einen komischen Blick zu. "Ein Nachtsichtgerät?" wiederholt er. "Wozu brauchst du denn so was, Joey?" Ich grinse ihn schief an und kratze mich am Kopf. "Ach, nur so ne Idee." entgegne ich und hoffe, dass ich ein harmloses Bild abgebe. Duke allerdings sieht mich einen Moment lang forschend an und ich befürchte, es war keine so gute Idee ihn zu fragen. In seinen grünen Augen blitzt es kurz auf. "Was für ne Idee?" hakt er nach. Ich zucke mit den Schultern und überlege fieberhaft was für eine Erklärung ich ihm liefern könnte, die einigermaßen glaubhaft klingt.
 

"Naja, ich wollte da was ausprobieren." sage ich vage und zucke wieder mit den Schultern. "Also hast du eins?"
 

Wieder mustert er mich noch ein paar Sekunden. Dann zuckt auch er mit den Schultern. "Kann sein, weiß nicht genau. Du müsstest mal in der Abstellkammer nachsehen." meint er schließlich und ich setze mich in Bewegung.
 

Es dauert nicht lange und ich werde tatsächlich fündig. Wusste ich´s doch. Duke hat allen möglichen Scheiß rumliegen. Deshalb habe ich auch ihn gefragt. Triumphierend komme ich mit meinem Fund zurück und Duke beäugt mich nachdenklich. "Du hast doch nichts illegales vor?" will er wissen. Ich schüttele sofort den Kopf. "Natürlich nicht." versichere ich und es ist sogar die Wahrheit. Naja, fast.
 

"Und du willst mir nicht sagen, was du genau vorhast, Joey?" fragt er weiter. Ich grinse ihn an. "Tut mir leid, Duke, aber ich bin nicht befugt, Informationen über meine Mission rauszugeben."
 

Mein Scherz kommt allerdings nicht so gut an wie ich gehofft habe. Duke´s Augen verengen sich und er fragt argwöhnlich: "Welche Mission?" Dabei klingt er im Gegensatz zu mir ernst und ich könnte mir auf die Zunge beißen. Unter anderen Umständen würde ich ihm die Wahrheit sagen. Immerhin ist er mein Kumpel und gerade Duke ist eigentlich für jedes noch so verrückte Vorhaben zu haben, aber nach unserem Gespräch in der Pause gestern, halte ich es für keine gute Idee, ihn einzuweihen und ich schätze auch, dass er meine Partnerschaft mit Bakura nicht unbedingt gut heißen würde.
 

"Ach, das war doch nur ein Joke, Alter." versuche ich die Sache daher runterzuspielen. Natürlich glaubt er mir nicht, sondern sieht mich weiterhin skeptisch an. Das mit der Unschuldsmiene klappt leider auch nicht so gut wie gehofft.
 

Unwillkürlich muss ich an Bakura denken. Er würde jetzt sicher missbilligend den Kopf schütteln und mich einen Stümper heißen.
 

"Die Nummer hat doch nichts mit Kaiba zu tun?" höre ich Duke in diesem Augenblick fragen und es kostet mich ein beachtliches Maß an Selbstbeherrschung nicht zu schlucken und auch sonst keinen verdächtigen Laut von mir zu geben. Ich schaffe es sogar gespielt schockiert die Augen aufzureißen. "Wie kommst du denn darauf?" kontere ich mit einer Gegenfrage. "Na, du hast doch groß verkündet, dass du etwas unternehmen willst." erwidert Duke ruhig.
 

Ich seufze. "Werd ich auch, aber dafür brauche ich sicher kein Nachtsichtgerät." entgegne ich unwirsch.
 

"Und wofür brauchst du es dann?" will er wieder wissen und seine grünen Augen funkeln neugierig. Ich presse die Lippen aufeinander und überlege mir eine Antwort, doch zu meinem Glück spricht er bereits weiter. "Falls du auf die idiotische Idee gekommen sein solltest, Kaiba zu stalken, dann pass lieber auf, Joey. Eins, zwei, drei hetzt er dir einen seiner Anwälte auf den Leib." meint er und sieht mich weiterhin kritisch an. "Ob du´s glaubst oder nicht, ich habe gar nicht vor Kaiba zu stalken, Duke." erwidere ich ernst und dieses Mal ist es sogar die Wahrheit.
 

Naja, streng genommen vielleicht nicht ganz, aber eigentlich doch.
 

Denn ich gedenke vielmehr seine Freundin zu stalken, genauer gesagt zu observieren. Eine Maßnahme, die laut Bakura notwendig ist und in dem Punkt musste ich dem Weißhaarigen Recht geben. Wenn man seinen Feind kennen will, muss man ihn studieren. Und wenn man ihn studiert, naja, dann kommt man nicht umhin ihn zu observieren. In dem Fall natürlich sie. Zudem will ich herausfinden wie weit die Geschichte zwischen dieser Kuh und Kaiba eigentlich geht.
 

Das heißt, ich werde heute Nacht Position vor der Kaiba-Villa beziehen und nachsehen ob diese Tussi dort ist und generell mal die Lage checken. Überflüssig zu erwähnen von wem die Idee stammt, oder? Natürlich wird mich mein Helfershelfer begleiten.
 

"Na, was auch immer du vor hast, bau bloß keinen Scheiß, Joey. Vor allem, wenn es um Kaiba geht. Du weißt selbst, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist." höre ich Duke sagen und seufze.
 

"Duke, ich habe überhaupt nichts vor, was Kaiba in irgendeiner Form beeinträchtigen könnte." entgegne ich ruhig und grinse meinen Freund entwaffnend an. Duke zuckt mit den Schultern, sagt jedoch nichts weiter. Ich schätze, so ganz überzeugt ist er nicht, aber das ist mir momentan auch ehrlich gesagt egal. Ich habe weshalb ich gekommen bin, die Mission kann also starten. Soll der gute Duke doch denken was er will. Ich habe ja echt nicht vor, Kaiba irgendwas Böses zu tun. Im Gegenteil. So gesehen könnte man es als Kaiba-Rettungsmission betrachten, folglich tue ich ein gutes Werk, oder?
 

"Ich geh dann mal wieder." meinte ich lässig und Duke nickt. "Bau ja keinen Scheiß, Wheeler." ermahnt er mich noch einmal ehe ich den Laden verlassen habe.
 

Als würde ich immer nur Scheiße bauen. Tzzz.
 

Na, die werden schon noch sehen, dass ich Recht habe und dann werden sie mir dankbar sein. Ok, Kaiba vielleicht nicht... obwohl, wenn ich ihn aus den Fängen dieser Schnalle rette, aber es ist wohl unsinnig auf Dank seinerseits zu hoffen. Egal. Hauptsache alles ist wieder so wie es sein soll.
 

Vergnügt begebe ich mich auf den Heimweg. Noch ein paar Stunden und die Mission kann starten. Die Ausrüstung hab ich schon einmal und ich muss sagen, ich bin auch recht zuversichtlich. Was soll auch schief gehen? Ich will ja nur die Lage checken, sehen was genau Sache ist und dann werde ich weiter sehen. Nein, werden wir weiter sehen. Immerhin habe ich ja einen Verbündeten, auch wenn es nicht unbedingt der ist, den ich mir gewünscht hätte.
 

Ich bin fast zuhause als mein Handy geht. Bakura´s Nachricht ist kurz und präziese. Wir treffen uns also gegen zehn vor der Kaiba-Villa. Ich bestätige die Verabredung und widme mich dann erst einmal einer anderen notwendigen Tätigkeit. Der Nahrungsaufnahme.
 

Vier Stunden später, nach einem ausgiebigen Mal und einem kleinen Schläfchen bereite ich mich auf die Umstetzung unseres Planes vor. Das heißt, ich ziehe mich missionstauglich an. Schwarze Jeans, schwarzer Pulli und ehe ich das Haus verlasse setze ich mir auch noch eine schwarze Mütze auf. Immerhin sollte ich nicht unbedingt auffallen, wenn ich da vor Kaiba´s Haus herumlungere. So sieht man mich wenigstens nicht auf Anhieb. Beim abschließenden Blick in den Spiegel muss ich kurz grinsen. Irgendwie fühle ich mich wie James Bond. Ich wage allerdings zu behaupten, dass ich besser aussehe. Dann schnapp ich mir meinen Rucksack und schwinge mich auf mein Fahrrad.
 

Als ich in Kaiba´s Straße einbiege, drosele ich mein Tempo etwas und steige schließlich ganz vom Rad. Von Bakura ist noch nichts zu sehen. Ein paar Häuser von Kaiba entfernt, stelle ich mein Fahrrad ab, kette es an einen Laternenmast und setze meinen Weg zu Fuß fort, wobei ich natürlich darauf bedacht bin nicht gesehen zu werden. Fünf Minuten vor zehn. Da soll mal jemand sagen, dass Joey Wheeler unpünktlich ist. Bakura sehe ich allerdings noch immer nicht als ich näher komme.
 

Dafür erspähe ich einen guten Blick auf die Villa. Im oberen Stock sind zwei Fenster erhellt. Unten brennt fast überall Licht. Ich schneiche mich geduckt an der Mauer entlang bis ich fast vor dem riesigen Tor stehe, dass den Eingang zur Villa darstellt. Schlagartig frage ich mich wie wir dieses Hindernis wohl überwinden können. Die Mauer um das Grundstück ist recht hoch. Ob irgendwo eine Alarmanlage ist? Bei Kaiba und seinem technischen Spielzeug ist das ja eine recht logische Schlussfolgerung, aber vermutlich weiß Bakura wie man das umgehen kann. Schließlich ist er ein Dieb. Er muss sich folglich mit so was auskennen.
 

Noch während ich darüber nachdenke, werfe ich einen Blick auf die Uhr. Zwei Minuten vor zehn. Wo bleibt der Weißhaarige eigentlich? Ich sehe mich abermals um, aber von Bakura weit und breit keine Spur. Ich mustere nochmals das Haus. Vom Tor aus ist es ganz schönes Stück bis zum Eingang. Na, wenigstens laufen keine Hunde rum. Das wäre natürlich fatal. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich so was von Kaiba eigentlich erwartet hätte. Er scheint ja ne Hundeobsession zu haben, so oft wie er mich als Köter bezeichnet.
 

Fast kann ich schon wieder Kaiba´s kühle Stimme hören, die mich mit einem seiner sarkastischen Kommentare in Bezug auf meine Ähnlichkeit mit einem Hund bedenkt. Meine Nackenhaare stellen sich schlagartig auf. Es ist jetzt über eine Woche her, dass er mich das letzte Mal beschimpft hat. Das ist doch die Höhe! Dabei habe ich ihm so gute Vorlagen geliefert. Verdammtes Weib, wer gibt dieser Tussi das Recht sich in unsere perfekt funktionierende Beziehung einzumischen?
 

Unwillkürlich gebe ich ein verächtlich schnaubendes Geräusch von mir als eine amüsierte Stimme mich aus meinen Gedanken reißt. Ich brauche einen Moment um zu begreifen woher sie kommt. Irritiert sehe ich mich um, dann sehe ich Bakura auf der Mauer stehen. Scheinbar ist er an einem der Bäume hochgeklettert. Wie er allerdings erst einmal über die Mauer auf die andere Seite gekommen ist, ist mir ein Rätsel. Erstaunt blicke ich zu ihm auf und sehe im fahlen Licht der Laterne, dass er belustigt zu mir runter sieht.
 

"Dich hört man ja bereits zehn Meilen gegen den Wind." bemerkt er und schüttelt tadelnd den Kopf. Mir liegt schon eine bissige Erwiderung auf der Zunge als ich sehe, dass er mich interessiert mustert.
 

"Will ich wissen, warum du dich als Ninja verkleidet hast?" spricht er schon weiter und bedenkt mich mit einem höchst belustigten Blick. "Hey, ich habe mich angemessen getarnt." erkläre ich und er lacht kurz auf. "Das ist nicht zu übersehen. Sehr unauffällig, Joey." entgegnet er gelassen und ich verziehe den Mund. Im Gegensatz zu mir ist er ganz normal unterwegs. "Na, dann können wir ja anfangen." Ich nicke und sehe mich etwas unschlüssig um. Er lacht erneut. "Da hinten ist ein Loch in der Mauer, da kannst du problemlos hochklettern." erklärt er mir süffisant und ich verdrehe die Augen, mache mich aber auf die Suche nach besagter Stelle. Zum Glück finde ich sie ohne, dass er mir weiterhelfen muss und schaffe es auch noch recht galant auf die Mauer zu klettern. Bakura sieht mir dabei sichtlich vergnügt zu und wartet geduldig.
 

"Was ist mit Alarmanlagen und so?" frage ich leise als ich neben ihm zum stehen komme. Er seufzt. "Ich habe die Lage bereits gecheckt, zum Haus zu kommen ist kein Problem. Dort sind allerdings ein paar Kameras, aber die lassen sich leicht umgehen." erklärt er mir lässig. Ich nicke und sehe ihn erwartungsvoll an. Immerhin ist er der Experte. "Ich schlage vor, wir begeben uns erst einmal zum Seiteneingang. Von dort hat man einen recht guten Blick in den Salon. Dort war Mokuba als ich meine Erkundungsrunde gedreht habe." meint er und deutet auf die südliche Seite.
 

"Kaiba war eben noch in seinem Arbeitszimmer." Ich werfe ihm einen überraschten Blick zu. "Du hast bereits spioniert?" will ich wissen. Er schüttelt den Kopf und bedenkt mich mit einem vielsagenden Blick. "Ich habe mich umgesehen." korrigiert er mich und springt dann grazil von der Mauer. Fasziniert beobachte ich wie er eine perfekte Landung hinlegt. Ich zögere einen Moment, dann springe ich ebenfalls. Allerdings mache ich sicher keineswegs so eine gute Figur wie er.
 

"Bleib hinter mir." raunt er mir zu und setzt sich auch schon in Bewegung. Ich erwidere nichts, folge jedoch auf dem Fuße. Bakura scheint genau zu wissen was er tut. Er wuscht durch den dunklen Garten als würde er sich hier bestens auskennen. Insgeheim frage ich mich ob er schon öfter hier war oder er sich tatsächlich vorhin erst genau umgesehen hat. Bei Bakura weiß man schließlich nie.
 

Kurz vor dem Haus bleibt er stehen und wendet sich zu mir um. "Da ist eine Kamera. Wir müssen direkt an der Hauswand vorbei, dann unterwandern wir den Blickwinkel." erklärt er mir und ich nicke. Dann huscht er auch schon zum Haus und ich bin direkt neben wir. Langsam schleichen wir die Hauswand entlang bis Bakura vor einem größeren Fenster hält. Dort brennt Licht und ich schätze, dass ist der Salon von dem er eben noch geredet hat. Er beugt sich etwas vor und späht in den Raum.
 

"Mokuba." flüstert er mir zu. Im gleichen Moment vernehme ich eine vertraute Stimme. Eine sehr vertraute Stimme. Kaiba. Ich zucke unwillkürlich etwas zusammen. Scheinbar ist er in den Salon getreten und redet mit seinem Bruder. Ich schlucke. So habe ich ihn noch nie reden gehört. Ich meine, es ist eindeutig Kaiba´s Stimme, aber er klingt vollkommen anders. Keine Kälte, keine Schärfe. Nicht eine Spur von Sarkasmus. Ich halte für einen Moment die Luft an und lausche fasziniert.
 

"Zeit für dich ins Bett zu gehen, Moki." höre ich meinen Erzfeind sagen und irgendwie komme ich auf den Gedanken, dass er lächelt während er diese Worte sagt. Ich weiß, das klingt verrückt. Kaiba und lächeln, also richtig lächeln, nicht spöttisch. Aber genauso klingt er. Mokuba´s Erwiderung höre ich nicht wirklich. Viel zu sehr bin ich in den Gedanken versunken, dass hier ein Kaiba spricht, den ich so nicht kenne. Das grenzt ja fast an eine Fata Morgana oder so.
 

Bakura wirft mir einen amüsierten Seitenblick zu und unwillkürlich spüre ich, dass ich rot werde, auch wenn ich keine Ahnung habe wieso. Irgendwie fühle ich mich ertappt. Ja, als habe er mich bei etwas verbotenem überrascht. Herrje, ich werde echt noch verrückt. Das einzig verbotene was ich tue ist, um Kaiba´s Haus zu schleichen und auch das ist jetzt nicht unbedingt verboten.
 

"Na, komm schon, Mokuba." höre ich meinen Erzfeind weiter sagen und allem Anschein nach setzt sich der Kleine nun in Bewegung. Schade, dass ich die Beiden jetzt nicht sehen kann. Ich höre wie die Tür ins Schloss fällt. "Die Schlafzimmer sind oben." sagt Bakura ruhig. Ich nicke und frage mich zum einen woher er das schon wieder weiß und was er damit sagen will. Doch noch ehe ich letzteres fragen kann, hat er sich auch schon in Bewegung gesetzt und huscht an dem Fenster vorbei. Ich tue es ihm gleich, riskiere dabei einen Blick in den Raum und bleibe dann einen Schritt hinter dem Weißhaarigen stehen.
 

"Er wird Mokuba ins Bett bringen." sagt er. "Das dürfte nicht weiter spannend für uns sein."
 

Ich erwidere nichts. Natürlich hat er Recht. Wie Kaiba seinen Bruder ins Bett bringt interessiert mich nicht, auch wenn ich zugeben muss, dass mich so ein kleiner Einblick in das Privatleben meines Erzfeindes doch nicht kalt lassen würde. Besonders nachdem ich ihn gerade so haben reden hören. "Ich würde sagen, wir warten einen Moment und sehen ob er wieder runter kommt. Falls nicht, können wir uns immer noch oben umsehen."
 

"Oben?" frage ich irritiert. "Wie meinst du das?" Bakura schenkt mir ein vergnügtes Lächeln. "Von dem Baum da vorne hat man einen guten Blick auf die vorderen oberen Räume." erwidert er grinsend. "Dort ist auch sein Schlafzimmer." Er zwinkert mir zu und wieder habe ich das unbestimmte Gefühl, dass ich rot werde, warum auch immer.
 

"Ist die Kuh überhaupt im Haus?" will ich wissen. Er nickt. "Vorhin war sie kurz im Arbeitszimmer. Ich war allerdings zu weit weg, um etwas zu hören." antwortet er. Ich nicke nachdenklich. Vielleicht ist sie ja bereits nach oben gegangen?
 

Ins Schlafzimmer...
 

Sein Schlafzimmer?
 

"Ah... es werde Licht." höre ich Bakura sagen und folge automatisch seinem Blick. Und tatsächlich. Im oberen Stockwerk wurde das Licht angemacht. Ein Raum ist eindeutig erhellt. "Mokuba´s Zimmer." flüstert Bakura mir zu. Ich nicke nur. Dann höre ich wie sich eine Tür öffnet. Ich brauche einen Moment bis mir klar wird, dass dieses Geräusch von dem Salon kommt in dem Mokuba vorhin noch war. Instinktiv weiche ich ein paar Schritte zurück und spähe wieder in den Raum.
 

Meine Augen weiten sich sofort als ich die Person erkenne, welche die Tür geöffnet hat. Sie ist es. Diese Tussi. Kaiba´s Freundin. Allein der Gedanke hat einen bitteren Beigeschmack. Sie geht zielsicher durch den Raum, scheint dann irgendwas von der Anrichte zu nehmen und ehe ich einen Blick darauf werfen kann, hat sie sich auf schon umgewandt und sowohl das Licht gelöscht als auch die Tür geschlossen. Scheinbar wird sich heute keiner mehr in dem Salon einfinden.
 

"Scheint als würde die Action oben weiter gehen." bemerkt Bakura und ich bin direkt wieder neben ihm. Ich weiß nicht wie er auf die Vermutung kommt, es ist mir auch egal. "Kaiba´s Zimmer ist noch immer dunkel." höre ich den Weißhaarigen weiter sagen.
 

"Ich habe ein Nachtsichtgerät." erkläre ich und stelle fest, dass Bakura für einen Moment sichtlich irriiert ansieht. Doch er fängt sich schnell wieder und grinst mich breit an. "Sieh an, ich hab dich wohl unterschätzt..." meint er anerkennend und ich senke etwas verlegen den Blick. "Dir ist es ja echt ernst damit heraus zu bekommen was in Kaiba´s Schlafzimmer so geht."
 

Mir entgeht keineswegs der spöttische Unterton in seiner Stimme. "Hey, du hast gesagt, wir brauchen Informationen." rechtfertige ich mich. Er erwidert nichts, wirft mir nur erneut einen dieser vielsagenden, süffisanten Blicke zu. "Kommst du den Baum hoch?" will er stattdessen wissen. Ich werfe ihm einen entrüsteten Blick zu. "Natürlich!" entgegne ich etwas lauter als beabsichtigt. Bakura zuckt kurz mit den Schultern, dann schickt er sich auch schon an, den Baum hochzuklettern und erneut muss ich neidvoll anerkennen, dass er genau weiß was er macht. Behände wie ein Affe schwingt er sich geradezu geschmeidig empor und bezieht Position auf einem der Äste, die recht nah am Haus sind. Ich zögere noch einen Moment, dann mache ich mich auch an den Aufstieg. Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hinbekommen würde.
 

Zu meiner Schande merke ich allerdings schnell, dass es mir keineswegs so leicht fällt wie ihm. Ich schaffe es zwar mich mehr schlecht als recht hoch zu ziehen, aber grazil kann man die Aktion nun wirklich nicht nennen. "Siehst du was?" flüstere ich ihm zu und lehne mich erst einmal keuchend an den Ast. Bakura antwortet nicht gleich. Er mustert das Haus und ich frage mich ob er überhaupt etwas sehen kann. Nach wie vor ist nur ein Zimmer erhellt.
 

"Sie ist hier." höre ich ihn sagen. "Bei Mokuba?" frage ich. Bakura nickt und rutscht ein wenig vor. Vorsichtig nehme ich den Rucksack ab und krame nach Duke´s Nachtsichtgerät. "Scheinbar bringen sie den Kleinen zusammen ins Bett." meint Bakura und ich verspüre einen Stich. Irgendwie gefällt mir das Bild nicht, dass vor meinem geistigen Auge auftaucht.
 

"Jetzt gehen sie." verkündet Bakura einen Augenblick später und kurz darauf wird das Licht auch gelöscht. Jetzt wird es also spannend. Das untere Stockwerk ist fast komplett dunkel. Folglich wird sich Kaiba jetzt wohl auch zu Bett begeben. Die Frage ist jetzt - mit seiner Tussi oder ohne. Undgeduldig warte ich darauf, dass in einem anderen Zimmer das Licht angeht. Aber hey, wozu habe ich ein Nachtsichtgerät mit? Ich werfe einen Blick hindurch und mustere erwartungsvoll die dunkle Hauswand vor mir.

Warum man eine Rückzugsstrategie haben sollte...

"Fuck, wo bleibt er?" zische ich Bakura zu, denn in dem oberen Stockwerk tut sich nicht das Geringste und dabei starre ich schon seit mindestens zehn Minuten gebannt durch das Nachtsichtgerät und begutachte Seto Kaiba´s Schlafzimmer.
 

Duke hat mit seinem Verdacht, ich würde meinen Erzfeind stalken wohl doch nicht so daneben gelegen. Langsam komme ich mir ehrlich gesagt auch etwas doof vor. Da sitze ich wie ein albernes Fangirlie im Baum und spanne in das Schlafgemach des Eisklotzes voller freudiger Erwartung, dass sich Besagter bald mal zeigt.
 

Bakura zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung was da drin vor sich geht." erwidert er ruhig und irgendwie auch unbeteiligt. Ich stöhne unwillkürlich auf. Ihm kann es doch auch keinen Spaß machen, hier einfach nur im Baum zu sitzen. "Und was machen wir jetzt?" will ich wissen und ernte einen belustigten Blick aus funkelnden Augen.
 

"Scheint, als müssten wir uns drinnen umsehen." erwidert er gelassen und vor Überraschung über diese schlichte Antwort gerate ich auf meinem Ast gefährlich ins Wanken.
 

"Was?"
 

Im letzten Moment schaffe ich es meine Stimme zurück zuhalten. Bakura grinst. "Von hier aus scheinen wir ja nichts zu sehen zu bekommen." meint er und ich sehe, dass er sich aufrichtet. "Aber wir können doch nicht einfach... das ist Einbruch!" zische ich ihm entsetzt zu.
 

Wiederum ernte ich einen merkwürdigen Blick. Meine Aussage und mein entgleister Gesichtsausdruck scheint ihn nur zu amüsieren und mir wird schlagartig bewusst, dass er keineswegs einen Witz gemacht hat. Er meint das ernst. Er will in Kaiba´s Villa einbrechen.
 

Unwillkürlich kommt mir Duke´s Ermahnung, nichts dummes zu tun, wieder in den Sinn und ich beiße fest auf die Unterlippe. "Wir können doch nicht..." hebe ich erneut an, aber Bakura beindruckt mein Protest keineswegs. Er blickt hinüber zu dem kleinen Balkon und ich bekomme das Gefühl, dass er sich bereits einen Weg überlegt, wie wir das Vorhaben in die Tat umsetzen können.
 

"Willst du unverrichteter Dinge wieder abziehen, Wheeler?" raunt er mir zu.
 

Ich starre ihn noch immer fassungslos an. Zugegeben, wir haben bislang nichts erreicht, aber das heißt ja nicht, dass wir einfach einbrechen können. Kaiba wird uns umbringen, wenn er das merkt und er muss es doch merken, diese Villa ist sicher ein Hochsicherheitstrakt so wie Kaiba drauf ist. Bakura kann doch nicht ernsthaft denken, dass wir das so locker reinspazieren könnten.
 

"Von dem Ast aus können wir auf den Balkon." erklärt er mir und ehe ich etwas erwidern kann, ja, gar in der Lage bin zu protestieren, setzt er sich auch schon in Bewegung und ist mit einem schier katzenhaften Sprung tatsächlich auf besagtem Balkon. Ich halte einen Moment die Luft an und rechne fast damit, dass gleich sämtliche Lichter in der Villa wieder angehen und Kaiba mich mit seinem eiskalten Blick durchbohrt.
 

Bakura dreht sich zu mir um und sieht mich erwartungsvoll an. "Willst du dort Wurzeln schlagen?" fragt er mit einem spöttischen Grinsen. Ich schlucke schwer und überlege fieberhaft was ich tun soll. Bakura hat eindeutig vor diese Nummer durchzuziehen. Dessen bin ich mir sicher. Keine Ahnung was er sich davon erhofft und für einen Moment habe ich fast den Verdacht, dass er das Ganze nur aus purer Freude am Nervenkitzel macht. Das würde ich dem Irren echt noch zutrauen. Aber ich kann immer noch zurück. Ja, jetzt und hier kann ich aussteigen.
 

Und das wäre sicher auch das Klügste. Ich meine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir unbemerkt aus der Nummer rauskommen? Schwindend gering. Das heißt, wenn ich mitgehe, riskiere ich Kopf und Kragen. Und wofür? Nur weil Kaiba mich ignoriert? Das ist sicher keine Anzeige wert. Sofern ich das überhaupt überleben würde, wenn Kaiba uns entdeckt.
 

"Joey?" höre ich Bakura ungeduldig zischen und gebe mir einen Ruck. Ich weiß selbst nicht warum ich das tue, aber anstatt mich aus dem Staub zu machen, tue ich es ihm tatsächlich gleich und klettere über den Ast nach vorne. Fuck, das ist echt verdammt hoch. Wie der Irre diesen Sprung so locker machen konnte, ist mir echt ein Rätsel, ich bin weiß Gott kein Feigling, aber naja... etwas mulmig ist mir schon.
 

Unsicher blicke ich zu dem Weißhaarigen, der mich spöttisch mustert. Fast rechne ich schon mit einem abfälligen Kommentar. Also beiße ich die Zähne zusammen, zwinge mich nicht nach unten zu sehen und stoße mich von dem Ast ab.
 

Ich bin selbst überrascht, dass ich tatsächlich auf der Terrasse lande.
 

"Geht doch." meint Bakura grinsend und ich werfe ihm einen giftigen Blick zu. "Und was jetzt?" frage ich genervt. Er deutet gelassen auf die Balkontür vor uns. "Was ist mit der Alarmanlage?" gebe ich zu bedenken. Zu seiner Zeit hat es solche Dinger schließlich nicht gegeben, sein größtes Problem bei Einbrüchen waren wohl irgendwelche Wachen. Das hier ist aber was ganz anderes. Wer weiß was passiert, wenn wir das Ding auslösen. Vielleicht werden wir von irgendwelchen Lasern in Stücke geschnitten oder irgendwoher kommt eine Armee von weißen Drachen.
 

Ich sehe den ehemaligen Dieb herausfordernd an und erwarte, dass ihm das überhebliche Grinsen vergeht. Aber nein. Bakura grinst mich weiterhin lässig an und scheint überhaupt mehr als überlegen zu sein, naja, zumindest erweckt er den Eindruck.
 

"Entspann dich, Wheeler, darum habe ich mich bereits gekümmert." erklärt er ungerührt und macht sich im nächsten Augenblick auch schon an dem Schloss zu schaffen. Fasziniert, aber auch ein wenig entsetzt beobachte ich wie er mit geschickten Fingern und irgendeinem komischen dünnen Ding das Schloss knackt. Als die Tür sachte aufspringt, pfeift er vergnügt.
 

"Ihr seid in so vielen Dingen meiner Zeit voraus, aber manche Dinge ändern sich nie." höre ich ihn flüstern und schenke ihm einen anerkennenden Blick. Eines muss man ihm lassen, er weiß definitiv was er macht. Allerdings frage ich mich immer noch, was er genau vor hat. Doch bevor ich fragen kann, ist er auch schon im Innern des Raumes verschwunden. Unsicher wage ich mich auch vor.
 

"Bakura?" flüstere ich, denn ich sehe rein gar nichts und bleibe deshalb auch sofort stehen ehe ich noch gegen etwas stoße und einen Riesenlärm veranstalte. Im Dunkeln höre ich ihn aufstöhnen. "Moment." ist die knappe Antwort, die ich bekomme. Ich schlucke unsicher und rühre mich nicht.
 

Dann trifft mich unerwartet ein Lichtstrahl und ich muss erst einmal blinzeln. "Was?" bringe ich hervor und höre ihn kurz auflachen. "Du bist nicht der Einzige, der vorbereitet ist, Hündchen." flüstert er und nimmt zum Glück endlich das Licht aus meinem Gesicht. Ich erwidere nichts, sehe mich stattdessen aber zaghaft im Zimmer um. Scheinbar sind wir in einer Art Wohnzimmer. Als ich mich Bakura wieder zuwende, sehe ich, dass er bereits zur Tür geschlichen ist und sich daran macht, diese zu öffnen. Ich wage mich etwas weiter vor und erst jetzt bemerke ich, dass mein Herz rast. Mein Puls ist sicher weit jenseits der 180.
 

Verdammt, ich hab auch ein verdammt mieses Gefühl. Immerhin sind wir hier in der Höhle des Löwen... ähm... Drachen und allein der Gedanke daran was Kaiba mit uns anstellen würde, wenn er uns jetzt entdecken sollte, oh Mann. Daran darf ich jetzt wirklich nicht denken. Ich fühle ja jetzt schon, dass meine Hände feucht werden.
 

Bakura hat inzwischen lautlos die Tür geöffnet und sanftes Licht dringt von außen in den Raum.
 

"Warte!" rufe ich mit halb gedämpfter Stimme aus und Bakura hält in seiner Bewegung inne. "Was hast du vor?" will ich wissen. Der Weißhaarige grinst mich an. "Was denkst du denn?" Ich erwidere nichts, auch wenn ich natürlich eine Ahnung habe, aber er kann doch nicht ernsthaft denken, dass wir hier so unbehelligt durch das Haus schleichen können, oder?
 

Bakura wendet sich mir wieder leicht zu. "Wir sind gekommen, um zu observieren, Joey und das gedenke ich auch zu tun." meint er lässig und ich muss schon sagen, augenblicklich bewundere ich seine Gelassenheit und Ruhe wirklich. Wie kann der Typ nur so locker sein? Ich meine, er kennt Kaiba doch ebenso gut wie ich. "Ich werde mal die Lage checken, warte hier. Ich rufe dich dann." erklärt er und wartet keine Erwiderung meinerseits ab, sondern schlüpft nachdem er einen weiteren Blick auf den Flur riskiert hat, aus dem Raum. Ich bleibe wie angewurzelt zurück und wieder fällt mir auf, dass mein Herz rast.
 

Mir ist ganz und gar nicht wohl bei der Sache hier und jetzt auch noch alleine zu sein, macht das ungute Gefühl auch keineswegs besser. Unsicher blicke ich mich im Raum um, wobei ich natürlich nichts sehe, denn Bakura hat die Taschenlampe ja mitgenommen. Einen Moment überlege ich ob ich das Nachtsichtgerät benutzen soll, entscheide mich dann jedoch dagegen und bleibe einfach ungerührt stehen und lausche.
 

Kein Laut ist zu hören. Nicht der geringste Mucks, nicht einmal ein Geräusch von Bakura. Zaghaft wage ich einen Schritt in Richtung Tür und hoffe dabei inständig, dass der Weißhaarige gleich zurück kommt. Wie lange ich warten muss, weiß ich nicht. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit und mein Angst wächst mit jeder Minute, die vergeht. Verdammt, warum hab ich mich auf diese Nummer nur eingelassen? Ich muss doch komplett verrückt sein! Diese Idee stammt schließlich von Bakura und der ist ein irrer Psychopath. Aber diese Ausrede wird mich sicher nicht retten, wenn Kaiba uns entdecken sollte.
 

Unruhig starre ich auf die Tür und bete inzwischen, dass mein Begleiter endlich zurück kommt und als sich dann tatsächlich etwas regt und die Tür geöffnet ist, halte ich schlagartig die Luft an. Zum Glück erkenne ich Bakura direkt. Seine Frisur ist unverwechselbar und ich atme erleichtert auf als er zurück in den Raum kommt. Er lehnt die Tür hinter sich an.
 

"Sie sind unten." flüstert er mir zu. Wieder entgegne ich nichts, hoffe jedoch, dass er diese Mission abbrechen wird und wir auf dem gleichen Weg wieder verschwinden auf dem wir gekommen sind. Aber Bakura denkt gar nicht daran. Seine nächsten Worte machen meine Hoffnungen mit einem Schlag zunichte. "Komm mit und bleib dicht hinter mir." fordert er mich auf und hat die Tür auch schon wieder geöffnet ehe ich protestieren kann. Kurz überlege ich ob ich nicht einfach wieder abhauen soll. Alleine raus schaffe ich es sicherlich, aber irgendwie behagt mir der Gedanke auch nicht wirklich, doch allein im Dunkeln zu warten, gefällt mir auch nicht. Also tue ich was er gesagt hat und folge ihm auf den Flur. Zuvor stelle ich meinen Rucksack jedoch ab, schätze, dass dieser mir augenblicklich ohnehin nur hinderlich sein würde.
 

Dieser ist zum Glück nur spärlich beleuchtet. Bakura deutet in südliche Richtung und ich nicke. Dort geht es wohl zur Treppe. Ich folge ihm so lautlos wie ich es vermag und stelle fest, dass er sich nicht nur absolut sicher sondern auch ohne jedes Geräusch zu bewegen vermag. Fuck, er muss echt ein verdammt guter Dieb gewesen sein. Wahrlich ein Meister. An der Treppe angekommen hält er kurz inne und deutet mit der Hand auf den Teppich. Ich verstehe sofort was er mir sagen will. Ich nicke und er schickt sich auch schon an nach unten zu gehen. Ich zögere einen Moment, sehe mich unsicher noch einmal um, setze mich dann jedoch auch in Bewegung. Kein Laut ist zu hören. Das Haus wirkt wie ausgestorben. Die Eingangshalle ist ebenfalls erleuchtet, wenn auch nicht wirklich hell. Bakura zeigt mit der Hand auf deine der Türen und ich schätze, dass ist unser Ziel.
 

Ich atme tief durch und setze im nächsten Moment auch meinen Fuß in die Eingangshalle. Bakura ist schon an der Tür angekommen und lauscht an der Tür. Jetzt vernehme auch ich gedämpfte Stimmen. Zaghaft bewege ich mich über den Flur, husche neben den Weißhaarigen und presse die Lippen fest aufeinander.
 

Wirklich hören kann ich nichts. Ich nehme zwar wahr, dass jemand redet, mehrere Personen, Kaiba und seine Freundin also, aber was sie sagen, kann ich nur erraten. Ich vernehme einmal das Wort Mokuba, wenn ich mich nicht irre, dann wird kurz gelacht. Eindeutig die Tussi, nicht Kaiba und ich frage mich, worüber die Beiden sich wohl unterhalten. Bakura´s Miene verrät jedoch nichts. Ob er überhaupt was versteht, kann ich nur vermuten. Dann vernehme ich stumpfe Schritte und werfe Bakura einen panischen Blick zu. Im nächsten Augenblick zieht der Dieb mich auch schon zur Seite und ehe ich weiß was eigentlich passiert, werde ich in eine kleine Nische gedrängt. Ich will gerade fragen was denn los ist, als der Weißhaarige seine Hand recht unsanft auf meinen Mund presst, doch da verstehe ich auch schon was los ist.
 

Die Tür, an der wir eben noch gelauscht haben, öffnet sich und ich halte die Luft an. Wieder vernehme ich Schritte.
 

"Es war wirklich ein sehr schöner Tag." höre ich eine Frauenstimme sagen. Sie klingt melodisch und jünger als ich vermutet hätte, irgendwie erinnert sie mich an Ishizu. Unwillkürlich schließe ich die Augen. Verdammt, wir sitzen in der Falle. Kaiba und die Tussi müssten sich nur nach links bewegen und sie würden uns ganz sicher entdecken. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel und verspreche dem Herrn und jedem Engel, den ich kenne, dass ich von nun an keinen Scheiß mehr bauen werde, wenn er nur verhindert, dass der Großkotz uns findet.
 

Und scheinbar hat irgendeine höhere Macht sogar Erbarmen, denn die Beiden wenden sich in die andere Richtung. Ich höre mein eigenes Herz so laut schlagen, dass ich fast befürchte, dass auch Kaiba es hören muss. Ich schließe die Augen noch fester, was natürlich idiotisch ist, denn nur wenn ich nichts sehe, heißt das ja nicht, dass Kaiba mich auch nicht sehen kann.
 

"Ja, Mokuba hatte auch viel Spaß." höre ich den Eisklotz erwidern und ich muss hart schlucken. Bakura´s Hand verschließt meinen Mund noch immer und für den Bruchteil einer Sekunde fällt mir auf, dass er im Gegensatz zu mir nicht zittert, er scheint sogar vollkommen ruhig zu atmen.
 

Die nächsten Sätze verstehe ich nicht ganz, denn die Sprecher scheinen sich von uns zu entfernen. Ich glaube etwas wie "Ich sollte wohl langsam gehen..." zu verstehen, bin aber nicht sicher. Es klingt verlegen, vielleicht sogar ein wenig unsicher. Kaiba´s Erwiderung verstehe ich auch nicht ganz, aber ich glaube, Roland´s Name fällt und wenn ich richtig kombiniere, dann scheint die Tussi zu gehen und Kaiba´s Assistent bringt sie nach Hause. Vorsichtig öffne ich die Augen und blicke direkt in die von Bakura, der mich amüsiert ansieht.
 

Mann, dieser Irre hat sogar jetzt noch seinen Spaß. Unfassbar.
 

Doch bevor ich mich noch darüber wundern kann, höre ich weitere Schritte und scheinbar bewegen sich Kaiba und die Tante Richtung Tür. Einen Augenblick frage ich mich, warum sie wohl nicht die Nacht hier verbringt, muss aber feststellen, dass ich über diese Tatsache seltsam erleichtert bin. Ja, wirklich. Irgendwie beruhigt mich dieser Gedanke, dass sie geht und nicht bei ihm bleibt.
 

Scheint als wäre ihre Beziehung noch nicht so weit fortgeschritten. Gut, das kann mir nur recht sein. Aber vielleicht gibt es auch andere Gründe, wer weiß. Doch das spielt augenblicklich keine Rolle. Wichtig ist eigentlich nur, dass ich von hier wegkomme und zwar schleunigst. Ich versuche meinen Gedanken Bakura mit den Augen mitzuteilen und wider Erwarten scheint der Weißhaarige mich sogar zu verstehen. Er nickt kaum merklich, löst seine Hand endlich von meinem Mund und ich ringe erst einmal nach Atem. Dann macht er eine leichte Kopfbewegung und ich schätze, er meint, dass wir den Sprung Richtung Treppe wagen sollten. Einen Augenblick lang sehe ich ihn entgeistert an. Das kann doch nicht sein Ernst sein, doch ein weiteres Nicken bestätigt mir diesen Gedanken.
 

Ich glaube zu hören wie die Haustür geöffnet wird und Bakura neigt vorsichtig den Kopf zur Seite, dann nickt er mir erneut zu und packt mich am Arm. Mein Herz droht jeden Augenblick zu kollabieren. Wieder höre ich Kaiba´s ruhige Stimme, verstehe aber nicht was er sagt, doch dafür habe ich augenblicklich auch keine Gedanken. Ich konzentriere mich auf Bakura und rechne fest damit, dass er mich jeden Moment wieder mit sich ziehen wird und genau das tut er auch. Wie eine Puppe reißt er mich am Arm mit sich und wirbelt lautlos über den Flur. Ich schicke mich an es ihm gleich zu tun, wobei mir die Panik, langsam die Kehle zuschnürt.
 

Alles in mir schreit. Ich rechne tatsächlich damit, dass wir es nicht schaffen und für einen Moment kann ich sogar Kaiba sehen. Kaiba und die Frau, die in der offenen Haustür stehen. Der Penner hat uns den Rücken zugewandt und er müsste den Kopf nur leicht drehen... Oh Mann. Panisch starre ich auf die vertraute hagere Gestalt und meine Gedanken überschlagen sich erneut. Dann werde ich aber auch schon von Bakura auf die Treppe gezogen und schaffe es doch tatsächlich die Stufen ohne große Geräusche zu machen, zu erklimmen. Oben angekommen hält der Dieb erstmal inne und grinst mich an.
 

Schlagartig verspüre ich den Wunsch, ihm eine reinzuhauen. Wie kann er jetzt noch grinsen??? Ich bin einer Ohnmacht nahe und er... Dieser Typ ist echt nicht normal. Ich würde wetten, dass sein Pulsschlag sich nicht einmal beschleunigt hat bei diesem Manöver. Wahnsinn pur. Doch seltsamerweise überkommt auch mich augenblicklich ein merkwürdiges Gefühl der Erleichterung und des Triumphes. Keine Ahnung was es ist, vielleicht das Adrenalin, dass durch meinen Körper jagt, irgendwas veranlasst mich jedenfalls ebenfalls zu grinsen.
 

Unten glaube ich derweil zu hören, dass Kaiba sich von seiner Freundin verabschiedet. Ich halte inne und lausche und frage mich unwillkürlich ob er sie zum Abschied küssen wird, was ja eigentlich wahrscheinlich ist. Kaiba und küssen... Merkwürdiger Gedanke. Doch seltsamerweise kein so unbehaglicher wie man meinen könnte. Nur irgendwie... abstrakt. Und naja, ich weiß auch nicht warum, aber die Vorstellung wie er sie küsst, sich langsam zu ihr beugt und sie mit seinen strahlend blauen Augen ansieht und...
 

Ich schüttele leicht den Kopf, um das aufsteigende Bild zu verdrängen. Dann höre ich wie unten die Tür ins Schloss fällt. Ich taumele einen Schritt zurück, aber meine Sorge scheint unbegründet, denn Kaiba geht ohne einen Blick nach oben zu verschwenden zurück Richtung Salon. Zu meiner Überraschung geht das Licht im oberen Stockwerk aus, nur die Eingangshalle ist noch erhellt und ich werfe Bakura einen fragenden Blick zu. Dieser wirkt vollkommen unbeeindruckt. Dann sehe ich, dass ich hinter Kaiba die Tür zum Salon schließt und ich atme erst einmal erleichtert durch.
 

Einen Moment stehen wir beide unschlüssig da. Ich wage es nicht etwas zu sagen. Noch immer ist mein Pulsschlag viel zu hoch und der Schreck sitzt mir auch noch in den Gliedern. "Was jetzt?" flüstere ich nach einer halben Ewigkeit unsicher. Bakura scheint zu überlegen. "Rückzug." raunt er mir schließlich zu und zuckt mit den Schultern. "Heute erreichen wir ohnehin nichts mehr. Schade eigentlich, dass wir der Frau nicht folgen können..." Ich nicke erleichtert. Endlich. Ich hatte schon fast befürchtet, dass er noch einen Vorstoß wagen will. Unwillkürlich fällt mir mein Rucksack ein, den ich in dem Raum, über den wir eingestiegen sind, habe stehen lassen. Den darf ich auf keinen Fall vergessen.
 

Was dann passiert, geht alles so schnell, dass ich es erst im Nachhinein wirklich begreife. Ich höre wie sich die Tür unten öffnet, sehe Kaiba im matten Licht erscheinen und starre wie gebannt nach unten. Im nächsten Augenblick nehme ich wahr, dass er etwas auf eine Anrichte legt und sich dann Richtung Treppe wendet. Fuck, er wird nach oben gehen. Natürlich. Ist ja logisch. Er will ins Bett. Ich rechne fest damit, dass gleich wieder das obere Licht angehen wird, was jedoch nicht der Fall ist. Immernoch blicke ich gebannt in Richtung Halle und nehme nur vage wahr, dass Bakura mir irgendwas zuflüstert und sich dann abwendet. Und wie gesagt, dann geht alles erschreckend schnell.
 

Ich begreife, dass Bakura sich zum Rückzug anschickt und scheinbar hat er mir gesagt, dass ich ihm folgen soll, doch aus irgendeinem Grund bin ich nicht in der Lage mich zu rühren. Sekundenlang stehe ich da, starre zur Treppe, sehe Kaiba die ersten Stufen nehmen und erst dann scheinen meine Beine wieder meinem Willen zu gehorchen. Blindlings stolpere ich los und bemerke erst jetzt, dass Bakura scheinbar bereits verschwunden ist. Dunkel erkenne ich noch seine Umrisse ein Stück weiter, nehme auch einen leichten Lichtschein wahr, vermutlich von der Taschenlampe und haste in die gleiche Richtung. Kaiba´s Schritte hallen hinter mir.
 

Wieder überkommt mich Panik und ich spüre den Eisklotz förmlich näher kommen. Hastig umschließt meine Hand den Türknauf, die Tür ist zum Glück nur angelehnt, Bakura hat sie wohl absichtlich nicht geschlossen, damit ich keinen Krach veranstalte und husche in den Raum. Im Dunkeln sehe ich nicht das Geringste, unsicher taste ich mich vor, zische Bakura´s Namen und sehe mich nach meinem Rucksack um.
 

Dann streift mein Blick das Fenster und ich begreife schlagartig. Ich bin im falschen Zimmer. Fuck, fuck. Ich habe die falsche Tür genommen. Verdammte Scheiße. Panisch sehe ich mich um, stolpere im Dunkeln Richtung Fenster und muss mit Schrecken erkennen, dass hier keine Tür nach draußen führt. Nur Fenster. Dann stoße ich gegen etwas und taumele nach vorne, schaffe es aber gerade noch mich mit den Handflächen auf etwas abzustützen und ertaste weichen Stoff. Ich keuche kurz auf.
 

Wie ich in der Lage bin, die vielen Informationen, die auf mich einströmen zu verarbeiten, weiß ich nicht. Mir wird jedoch schlagartig bewusst, dass ich mich in einem Schlafzimmer befinde und dass ich aus diesem Raum nicht so mir nichts dir nicht raus komme. Draußen vernehme ich wieder Schritten und zu meinem Entsetzen scheinen die sich auch noch genau vor der Tür zu bewegen.
 

Ich handele instinktiv. Ich weiß selbst nicht was ich tue. Ich sinke auf den Boden, robbe nach vorne und schiebe mich unter das Bett. Dann halte ich die Luft an und bete, dass es sich hierbei nicht um Kaiba´s Bett handelt, sondern um irgendeins der unzähligen Gästezimmer. Immerhin hätte ich dann noch eine Chance zu entkommen. Eine vage natürlich, aber wenigstens noch die Möglichkeit hier leben heraus zu kommen. Dieser verfluchte Bakura! Warum hatte er auch nicht auf mich warten können? Wie konnte ich aber auch so dämlich sein, die falsche Tür zu nehmen?
 

Mein Herzschlag setzt aus als sich die Tür öffnet und der Raum im nächsten Augenblick in helles Licht getaucht wird. Ich wage es kaum den Kopf zu drehen, tue es dann aber doch und spähe unter dem Bett Richtung Tür. Zum Glück hängt eine Decke über dem Bett, die den Blick auf den Boden versperrt. Man dürfte mich folglich nicht sehen können, zumindest nicht, wenn man sich nicht bückt. Sofort erkenne ich Kaiba´s Stiefel und beiße mir fest auf die Unterlippe.
 

Es ist sein Schlafzimmer. Oh Gott. Ich bin im Arsch. Nein, ich bin tot. So was von tot. Adieu schöne Welt, ich mochte dich echt gerne und ich hatte doch noch einiges vor...
 

Kaiba schließt derweil die Tür und schreitet weiter in den Raum. Vor dem Bett hält er kurz inne und ich verstärke den Druck auf meine Unterlippe. Dann höre ich das Rascheln von Stoff und im nächsten Augenblick wird mir klar, dass der Eisklotz scheinbar dabei ist, sich auszuziehen. Unwillkürlich schließe ich die Augen und bete, wie ich noch nie zuvor gebetet habe. Fast bin ich sogar geneigt dem Teufel meine Seele anzubieten, doch da entfernen sich Kaiba´s Füße auch wieder und ich öffne zaghaft die Augen. Vorsichtig lucke ich ein wenig hervor ohne mich groß zu rühren und glaube zu erkennen, dass er seine Kleider über einen Stuhl legt. Er ist in Hausschuhe geschlüpft wie ich deutlich erkennen kann. Blaue Pantoffeln. Ich schlucke unwillkürlich als ich Kaiba´s nackte Unterschenkel sehe.
 

Dann begibt er sich wohl in einen anderen Teil des Zimmers, denn er entschwindet meinem Blickwinkel und ich atme kurz durch so leise ich es vermag. Mein Magen schmerzt und mein Herz hämmert noch immer wild, ach was, panisch. Dunkel nehme ich das Rauschen von Wasser war und wage es mich etwas zur Seite zu wenden. Kaiba hat wohl sein eigenes Bad direkt neben seinem Schlafzimmer.
 

Einen Augenblick bin ich versucht den Moment zu nutzen, um zu verschwinden, aber da ich den Raum nicht überblicken kann und der Weg zur Tür doch recht weit ist, bleibe ich liegen. Noch hat er mich nicht entdeckt. Vielleicht wird er das auch nicht. Aber wenn ich mein Versteck jetzt verlasse... Nein, das Risiko ist zu groß und noch während ich überlege, hört das Rauschen auch schon auf und er kommt zurück in mein Blickfeld. Nun trägt er einen Schlafanzug. Seine Beine sind jedenfalls bedeckt. Hellblaue Seide. Ich beiße mir erneut auf die Unterlippe und starre auf seine Füße als er sich dem Bett nähert. Einen Moment später lässt er sich darauf nieder und die Matratze über mir senkt sich leicht. Dann verschwinden die Füße vor meinen Augen und kaum zwei Sekunden später wird auch das Licht gelöscht.
 

Entsetzt starre ich auf die Matratze über mir, die ich eigentlich nicht einmal wirklich sehen kann und mit Schrecken wird mir bewusst, wirklich klar, dass er genau über mir liegt.

Vom Regen in die Traufe

Ein seltsam metallener Laut schreckt mich auf und ich zucke unwillkürlich zusammen. Ich brauche einen Moment, um zu realiseren, was los ist. Naja, genau genommen, um mir wieder ins Gedächnis zu rufen, wo ich mich befinde. Fast wäre ich aufgeschreckt und hätte versucht mich aufzusetzen. Ein Glück, dass meine Glieder gerade fast taub sind, so dass ich gar nicht in der Lage dazu bin. Sonst wäre ich auch mit dem Kopf gegen den Lattenrost über mir gedonnert und das hätte unangenehmere Folgen als eine Beule gehabt.
 

Ich öffene schlagartig die Augen und starre ins Dunkele. Das Geräusch wurde abgestellt und ich schätze, dass es sich dabei um einen Wecker gehandelt hat. Ich höre wie Kaiba sich über mir regt. Er scheint sich zu strecken und das versuche ich im nächsten Moment auch. Fuck, mein Körper schmerzt, alles tut weg. Dieser Boden ist aber auch scheißhart und meine Position nicht unbedingt die Beste. Keine Ahnung, wann ich gestern eingeschlafen bin. Nachdem er das Licht ausgemacht hatte, war alles absolut still. So still, dass ich es kaum gewagt habe zu atmen.
 

Für einen Moment hatte ich die stille Hoffnung, mich rausschleichen zu können, wenn er erst eingeschlafen ist, aber Pustekuchen. Der Kerl war so leise, dass es unmöglich war festzustellen ob er nun schläft oder noch wach liegt und zudem wusste ich auch nicht, wie tief sein Schlaf ist. Nein, die Idee zu entkommen, habe ich schnell verworfen. Das Risiko war einfach zu groß und naja, dann bin ich irgendwann eingeschlafen.
 

Ich weiß nur noch, dass mein letzter Gedanke war, dass ich hoffte, nicht zu schnarchen. Oh Gott, allein die Vorstellung, dass ich einschlafe, schnarche und Kaiba die Matratze anheben würde...
 

Ein Wunder eigentlich, dass ich unter diesen Umständen überhaupt schlafen konnte.
 

Wie spät es wohl ist? Da alles dunkel ist, kann ich nur Vermutungen anstellen, doch wie ich Kaiba einschätze, ist es sicherlich noch früh. Er ist ein Morgenmensch und ein verdammter Perfektionist. Ich höre wie er kurz aufstöhnt, zumindest würde ich das Geräusch als Stöhnen interpretieren, dann schaltet er scheinbar seine Nachttischlampe an und schon eine Sekunde später nehme ich im fahlen Licht seine Füße wahr. Ich schlucke unwillkürlich und mein Herzschlag setzt für einen kurzen Augenblick aus. Seine Schritte sind erstaunlich sicher, dafür dass es noch früh am Morgen ist und er gerade aus dem Bett kommt. Ich taumele dann immer mehr schlecht als recht und heute morgen würde ich wohl eher kriechen.
 

Aber er geht zielsicher durch´s Zimmer und erstaunt stelle ich fest, dass er als erstes wohl seinen geliebten Laptop anschmeißt. Na, hätte ich mir ja denken können. Das passt zu diesem Großkotz. Dann verschwindet er in seinem Badezimmer und einige Minuten später höre ich wieder Wasser rauschen. Dieses Mal intensiver, lauter und ich vermute mal, dass er sich unter die Dusche begeben hat. Ich strecke meine Beine leicht aus und rolle mich dann zur Seite.
 

Eigentlich sollte ich es jetzt wagen. Jetzt oder nie. Wer weiß, wann ich die nächste Gelegenheit bekomme, aber andererseits ist mir die Sache immer noch zu unsicher und wer weiß wie lange der Penner duscht. Zudem tut mir alles weh. Ob ich überhaupt laufen kann, ist fraglich. Also rühre ich mich nicht, massiere nur leicht meine Knöchel und lausche weiter.
 

Und siehe da, es dauert gar nicht lange und er kommt zurück. In einem hellblauen Morgenmantel wie mir scheint. Ob das seine Lieblingsfarbe ist? Blau? Hellblau? Scheinbar. Nun, sie steht ihm auch. Sehr gut sogar. Passt irgendwie zu seinen Augen und auch zu seiner kühlen Art.
 

Aber herrje, was denk ich da denn schon wieder? Kaiba´s Lieblingsfarbe kann mir doch am Arsch vorbei gehen. Ich sollte zusehen, dass ich Land gewinne. Hoffentlich geht der Arsch bald runter, dann kann ich mich über den Balkon davon machen. Aber scheinbar lässt der Penner sich Zeit. Ich stöhne innerlich auf als ich wahr nehme, dass er an seinem Schreibtisch Platz nimmt. Hat er denn nichts besseres zu tun als morgens schon am Laptop zu hängen? Stimmt es, dass er ohne das Ding nicht lebensfähig ist?
 

Vielleicht sollte ich das Teil mitgehen lassen und ihn erpressen... So würde ich auch seine Aufmerksameit gewinnen. Ha ha. Das wär´s echt. Ich sehe mich schon vor mir, wie ich dem Eisklotz verkünde, dass ich sein Baby als Geisel habe und er mich nach meinen Forderungen fragt. Oder würde er mir gleich drohen? Hm, wahrscheinlich. Zu verlangen, dass er wieder mit mir streitet, wäre doch echt mal ne verrückte Forderung, oder? Oh Mann, auf so ne Idee kann auch nur ich kommen. Fuck, man könnte meinen ich wäre echt verzweifelt.
 

Aber mal ernsthaft, es ist doch ne bodenlose Frechheit von dem Penner so was mit mir zu veranstalten! Erst macht er mich heiß und dann lässt er mich fallen. Gott, wie das klingt. Ich meine natürlich, dass er mich erst reizt und reizt und reizt und dann... Das klingt jetzt auch nicht wirklich besser, was? Doch es dürfte klar sein was ich meine. So geht es einfach nicht. Ich lasse mich nicht abschieben, nur weil der Herr ein anderes Spielzeug hat. Vielleicht sollte ich echt den Laptop mitgehen lassen?
 

Kaiba hat sich inzwischen daran gemacht sich anzuziehen und mir wird schlagartig bewusst, dass ich dringend einmal wohin muss. Fuck, das wird ja echt immer besser. Hoffentlich hat der Kerl es bald. Ungeduldig beobachte ich wie er seine Schuluniform anzieht und sich erneut zu seinem Laptop begibt. Kann er nicht endlich runter gehen? Frühstücken? Kaffee trinken? Irgendwas tun... nur dieses Zimmer verlassen?
 

Doch es dauert noch eine Ewigkeit bis ich endlich höre, dass er den Laptop zuklappt. Erleichtert atme ich auf und bete, dass er jetzt endlich verschwindet. Lange halte ich das hier nicht mehr aus. Gut, ich weiß noch nicht was ich tun soll, wenn er endlich weg ist, aber dann könnte ich zumindest einmal meine Position wechseln, was schon ein Vorteil wäre. Scheinbar erhört irgendjemand mein Flehen, denn endlich, endlich bewegt er sich Richtung Tür und ich nehme wahr, dass er den Laptop bei sich hat. Super, das heißt er geht endlich nach unten und kommt so schnell auch nicht wieder. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, geht ein Ruck durch meinen Körper. Ich muss echt dringend wohin, doch ich wage es noch nicht mich zu rühren. Ich zwinge mich noch ein wenig in meiner unbequemen Position zu verharren und zähle im Kopf die Sekunden. Bis zur Eingangshalle ist es nicht weit. Ich zähle bis sechzig und dann kann ich auch nicht länger warten. Vorsichtig schiebe ich mich unter dem Bett hervor, behalte die Tür ängstlich im Auge und lausche erneut ehe ich mich aufrichte. Nichts ist zu hören, was wohl ein gutes Zeichen ist.
 

Langsam stehe ich auf und muss mich erst einmal strecken. Mann, Mann, mir tut alles weh. Das war die schlimmste Nacht, die ich je verbracht habe. Mein Blick wandert zu der angrenzenden Tür hinter der wohl sein privates Badezimmer ist. Einen Moment ist mir wieder komisch zumute. Ein seltsam mulmiges Gefühl erfasst mich. Ich sollte verschwinden, schleunigst, aber naja... dieses Bedürfnis lässt sich nicht abstellen und die Flucht anzutreten ohne ihm nachzugeben, erscheint mir weitaus schlimmer als mich in sein Bad zu wagen. Lange überlegen kann ich ohnehin nicht. Also blende ich alle Gedanken aus und gebe mir einen Ruck.
 

Ich betrete das kleine Bad und verdränge den Gedanken, dass ich mich gerade anschicke, Kaiba´s höchst private Toilette in Beschlag zu nehmen. Gott, wenn er das je erfahren würde... Ein Grund mehr für ihn, mich zu töten. Aber die Angst hält mich keineswegs davon ab. In solchen Momenten agiert der Mensch wohl rein instinktiv. Irgendwo logisch und die Erleichterung, die sich schließlich einstellt, gibt mir fast schon ein seliges Gefühl. Jetzt vermag ich es auch wieder einigermaßen klar zu denken. Ich verharre noch kurz in dem kleinen Bad, spähe dann vorsichtig wieder ins Schlafzimmer und hoffe, dass keiner die Spülung gehört hat, die ich natürlich refelxartig bedient habe. Ich bin ja ein wohl erzogener Junge.
 

Dann fällt mir mein Rucksack ein. Den darf ich natürlich nicht vergessen. Langsam schleiche ich Richtung Tür und erinnere mich daran wie Bakura gestern Abend vorgegangen ist. Lautlos drücke ich die Klinke nach unten und öffne die Tür einen winzigen Spalt. Auf dem Flur ist nichts zu sehen. Ich kann es also wagen. Ich habe schließlich ohnehin keine andere Wahl, oder? Das Herz schlägt mir bis zum Hals und ich verspüre wieder Panik während ich die paar Meter bis zur nächsten Tür überbrücke und lautlos in den anderen Raum schlüpfe. Als ich die Tür hinter mir geschlossen habe, atme ich erst einmal tief durch. Soweit so gut. Jetzt muss nur noch der Rest klappen.
 

Mein Rucksack ist nirgendwo zu sehen und spüre wie mir schlagartig heiß wird. Dann kommt mir allerdings der Gedanke, dass Bakura ihn an sich genommen haben könnte und ich hoffe, dass ich mit dieser Vermutung richtig liege. Aber mir bleibt ohnehin keine Zeit länger darüber nachzudenken. Vorsichtig nähere ich mich dem Fenster. Es ist noch dunkel draußen. Folglich kann es nur zwischen sechs und sieben sein. Vielleicht sogar früher. Naja, spielt ja auch keine Rolle. Die Dunkelheit macht es mir leichter zu entkommen.
 

Zaghaft öffne ich die Tür und bin selbst überrascht, dass die nächste Aktion glatt läuft. Ich husche auf den Balkon, vermag es die Tür lautlos hinter mir zu schließen und schwinge mich dann über die Brüstung. Der Ast über den ich gestern hier her gelangt bin, erscheint mir jetzt weiter entfernt als gestern Abend. Ich schlucke kurz und sehe mich nach einer alternativen Fluchtmöglichkeit um, aber im Dunkeln kann ich nicht viel erkennen und hey, ich hab´s gestern Abend auch geschafft, also krieg ich das jetzt auch hin.
 

Dennoch schließe ich die Augen als ich springe und rechne fast damit, dass ich nach unten segele, ja, ich sehe es fast schon vor mir und Kaiba, der aus dem Nichts auftaucht und...
 

Dann trifft mich unsanft ein Ast am Kopf und ich reiße die Augen auf. Ich hab´s tatsächlich geschafft. Ich hab den Ast erreicht. Strike! Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Hoffe ich mal. Ich richte mich kurz auf sogut ich es auf dem Ast vermag und taumele dann mehr schlecht als recht Richtung Stamm. Unten sind einige Zimmer erleuchtet, von Kaiba ist allerdings nichts zu sehen. Fast schon behände schaffe ich den Abstieg und bin selbst erstaunt darüber wie galant ich das Problem gelöst habe.
 

Wenn Bakura mich doch nur sehen könnte!! Der Arsch bekommt übrigens auch noch eine Abreibung von mir. Und was für eine!!
 

Aber augenblicklich bin ich fast schon euphorisch darüber, dass ich tatsächlich entkommen bin. Joey Wheeler hat es tatsächlich geschafft. Ich habe nicht nur eine Nacht in der Höhle des Drachen überlebt, ich schaffe es auch noch zu entkommen. Ob das je einem Menschen vor mir gelungen ist? Durch den Garten schaffe ich es ohne Problem und auch die Mauer stellt kein Hindernis da und als ich dann auch noch mein Fahrrad sehe, bin ich echt mal erreichtert.
 

Was die weitere Vorgehensweise anbelangt, habe ich allerdings noch keinen Plan. Allerdings will ich jetzt auch erst einmal hier weg. Ich schwinge mich auf mein Rad und schaffe es trotz meiner immer noch steifen Glieder in die Pedale zu treten und mit jedem Meter, den ich zurück lege, schwindet auch meine Angst und macht einem merkwürdigen Gefühl von Triumph Platz.
 

Ich habe überlebt.
 

Und keiner wird es je erfahren... Naja, keiner außer Bakura.
 

Während ich so fahre, wird mir klar, dass ich nach wie vor keinen Plan habe wie spät es eigentlich ist. Mein Handy hatte ich ja vorsorglich ausgeschaltet. Ich halte kurz an und mache es wieder an und stelle fest, dass es doch später ist als ich gedacht habe. Fast sieben. Fuck, das heißt es wird eng, wenn ich noch zur Schule will. Immerhin muss ich mich ja noch umziehen und das heißt erstmal nach Hause fahren, den ganzen Weg quer durch die Stadt und das auch noch in meinem Zustand. Aber einen weiteren Fehltag kann ich mir eigentlich nicht leisten.
 

Toll... Das trübt meinen Triumph jetzt doch ein wenig, aber es lässt sich eben nicht ändern. Also trete ich fester in die Pedale, zu spät kommen werde ich zwar so oder so, aber naja, das ist ja nichts neues und das wird mich jetzt auch nicht umbringen. Nein, eigentlich kann den Tag heute nichts mehr trüben, wenn ich ehrlich bin. Die Erleichterung es unbemerkt aus der Villa geschafft zu haben, ist zu groß. Unwillkürlich muss ich grinsen.
 

Gott, wenn Kaiba wüsste, dass ich unter seinem Bett geschlafen habe. Tja, so gesehen habe ich die Nacht mit ihm verbracht. Im Gegensatz zu dieser Kuh. HA! Wenn das nichts ist! Ja, ich hab sogar sein Bad benutzt. Das hat sie sicherlich auch noch nicht tun dürfen. Seltsamerweise gefällt mir der Gedanke sehr, ja, er entzückt mich geradezu und fast erscheint es mir als würde er mir sogar Flügel verleihen, denn ich fühle mich mit einem Mal wunderbar schwerelos.
 

Umso überraschter bin ich als sich mit plötzlich etwas in den Weg stellt. Ich blinzele, drücke auf die Bremse und meine Reifen quietschen auf. Ich bin so fest in die Eisen getreten, dass ich ins Taumeln geraten bin und erst als ich den Fuß auf den Boden stelle, komme ich wirklich zu stehen. "Wtf!" rufe ich aus und muss mich erstmal aufrichten.
 

"Perfektes Timing." höre ich eine amüsierte, wohl bekannte Stimme sagen und sehe Bakura fassungslos an. Wo zum Teufel kommt er her? Und was zur Hölle meint er? Und überhaupt... Meine Gedanken überschlagen sich und ich bin zu verdattert, um irgendwas zu sagen.
 

Der Weißhaarige mustert mich kurz. "Scheint als hättest du die Nacht gut überstanden." bemerkt er trocken. Ich brauche einen Moment, um reagieren zu können. Dann aber explodiere ich.
 

"Ach ja? Das ist aber nicht dein Verdienst, du Witzbold. Echt toll von dir, mich allein zurück zu lassen!" fahre ich ihn an. "Weißt du was für ne Nacht ich hinter mir habe? Ich habe Todesangst ausgestanden!! Todesangst! Und was machst du hier überhaupt?" Die Worte sprudeln nur so aus mir heraus und er lässt sie regungslos über sich ergehen.
 

"Ich habe auf dich gewartet." erwidert er schließlich ruhig und ich schreie schon fast: "WAS?" Er lächelt. "Ich ging davon aus, dass du hier vorbei kommen würdest." erklärt er sachlich und ich starre ihn entgeistert an. Wovon redet der Psycho? Auf mich gewartet? Spinnt er? Ich verstehe nur Bahnhof.
 

Bakura seufzt. "Dass du die falsche Tür nehmen würdest, konnte ich doch nicht wissen." meint er lässig und zuckt mit den Schultern. "Und da du dir ausgerechnet das Schlafzimmer des Eisklotzes als Unterschlupf gewählt hast, musste ich davon ausgehen, dass du so schnell auch nicht wieder raus kommen würdest. Ich hab das Haus noch eine Weile beobachtet, aber da Kaiba nicht Alarm schlug, hast du dich scheinbar gut genug versteckt."
 

Noch immer starre ich ihn fassungslos an und er, er ist vollkommen locker, ja geradezu zum kotzen lässig. Und er grinst. Oh, wie ich dieses Grinsen hasse.
 

"Es war also eine logische Schlussfolgerung, dass du die Nacht bei deinem Herrchen verbringen würdest." fährt er ungerührt fort. "Und da ich dir keineswegs die Nerven zugetraut habe, dich aus Kaiba´s Schlafzimmer schleichen zu können, ging ich davon aus, dass du dich erst heute morgen raus wagen würdest. Tja, und da unser lieber Kaiba ein Frühaufsteher ist, konnte ich ausrechnen, wann du hier aufkreuzen würdest."
 

Ich höre die Worte, verstehe auch ihren Sinn, aber das war´s auch schon. "Und warum wartest du hier auf mich?" bringe ich schließlich wütend hervor. Ja, ich bin wütend. Wenn er das alles gewusst hat, warum hat er dann nichts gemacht? Er hätte doch irgendwas tun können... was weiß ich, Alarm schlagen... keine Ahnung, mich retten oder so.
 

Als könne er meine Gedanken lesen, nimmt sein Gesicht einen nachsichtigen Ausdruck an. "Hätte ich irgendetwas unternommen, um dich aus deiner misslichen Lage zu befreien, hätte das nur zur Folge gehabt, dass Kaiba aufmerksam wird, was ich natürlich nicht riskieren konnte. Zudem ging ich davon aus, dass du gut alleine klar kommst. So viel traue ich dir dann doch zu und du hast es doch auch geschafft." Er grinst wieder und ich seufze. Doch bevor ich ihn erneut anfahren kann, fährt er auch schon fort. "Und ich bin hier, weil ich davon ausging, dass du heute noch zur Schule willst. Daher habe ich mir erlaubt, einen kleinen Abstecher bei dir zu machen und dir schon mal deine Schuluniform und deine sonstigen Schulsachen zu besorgen."
 

Die Tatsache, dass er mir meinen Rucksack hinhält, unterstreicht seine Worte. Mein Mund klappt auf und wieder zu und ich bin nicht einmal in der Lage, meine Sachen entgegen zu nehmen.
 

Er zwinkert mir kurz zu. "Man muss sich schließlich, um seine Verbündeten kümmern.´Lege besonderen Wert auf die Verpflegung der Truppe und überanstrenge sie nicht. Bewahre ihre Energie und vergeude sie nicht unnötig.´" meint er vergnügt und ich verstehe die Welt nicht mehr. Der Kerl ist komplett neben der Spur.
 

"Wie zum Teufel bist du in meine Wohnung gekommen?" fauche ich ihn dann an und er sieht mich sichtlich erstaunt an. "Ist das eine ernsthafte Frage?" kontert er. Ich erwidere nichts und er schüttelt tadelnd den Kopf. "Das war eine meiner leichtesten Übungen." erklärt er gelassen. "Wir sollten jetzt wohl langsam zur Schule. Du kannst dich auf der Toilette umziehen." Ich stöhne unwillkürlich auf. Ich fasse es nicht, das ist gerade eindeutig zu viel für mich. "Welche Truppen? Du klingst als wären wir im Krieg... Oh Mann..." Ich schüttele den Kopf. Auf was habe ich mich nur eingelassen? "Wir sollten dir vielleicht einen Kaffee besorgen und was zu essen..." meint er ohne auf meine Frage einzugehen.
 

Dann wendet er mir den Rücken zu und schickt sich an sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich rühre mich nicht, stehe da und starre ihn noch immer verständnislos an. Er geht ein paar Schritte, dann wirft er mir über die Schulter einen Blick zu und meint: "Kommst du?" Ich sage nichts, setze mich aber langsam in Bewegung und schiebe mein Rad neben ihm her. Seine Worte hallen noch immer in meinem Kopf wider.
 

Alles was er gesagt hat, klingt bestechend logisch. Ja, das muss ich ihm lassen. Jeder seiner Gedankengänge macht Sinn und fuck, er hat auch Recht. Was hätte er denn tun sollen? Verdammter Bakura, jetzt muss ich ihm wohl auch noch dankbar sein, dass er bei mir eingebrochen ist. Der Kerl hat echt Nerven. Zwei Einbrüche in einer Nacht. Ich fasse es nicht.
 

"Übrigens habe ich herausgefunden wo die Kleine wohnt." höre ich ihn plötzlich sagen. "Was? Ich meine... wie?" stammele ich verwirrt. Er lacht kurz auf. "Nun, während du festgesessen hast, habe ich mich weiter unserer Mission gewidmet. Immerhin sollte unser Einsatz ja nicht ganz umsonst sein." erklärt er lässig und schlendert weiter vor mir her. "Wobei... umsonst war unser kleiner Abstecher bei Kaiba ja nicht. Immerhin hattest du so die Gelegenheit die Nacht mit deinem Herrchen zu verbringen." Wieder lacht er kurz auf und ich bin viel zu verdattert, um ihn anzufauchen.
 

Zu meiner Schande brauche ich tatsächlich ein paar Minuten bis ich fähig bin etwas zu erwidern.
 

"Hey, denkst du es war ein Vergnügen unter seinem Bett zu liegen, während der Arsch selig pennt? Ich kann mir schöneres vorstellen. Echt jetzt und mein Herrchen ist er schon gar nicht." gifte ich dann endlich los, doch Bakura beeindruckt mein Ausbruch keineswegs. Er geht ungerührt weiter und ich glaube, er seufzt sogar.
 

"Wheeler, bei einigen Dingen hast du wirklich eine lange Leitung." meint er nach einer Weile.
 

"Hä?"
 

Was meint der Spinner denn jetzt schon wieder?
 

Obwohl ich keine präzise Frage geäußert habe, bleibt er plötzlich stehen und sieht mich an. Sein Blick ist ungewohnt ernst und ich zucke unwillkürlich kaum merklich zusammen.
 

"Noch eine Lektion, die du verinnerlichen solltest, mein lieber, kleiner Joey." meint er mit einer ruhigen, fast schon sanften Stimme und ich mustere ihn skeptisch. "Es gibt fünf Charaktereigenschaften, die stets zu einer Niederlage führen." Er hält kurz inne und ich habe dein Eindruck als wolle er sicherstellen, dass er meine volle Aufmerksamkeit hat. Gut, die hat er, auch wenn ich keinen blassen Schimmer davon habe, was dieser Unsinn jetzt schon wieder soll.
 

"Eine davon besagt: Wenn jemand hitzköpfig ist, dann lässt er sich leicht täuschen. Auch von sich selbst." meint er nach dieser fast schon dramatischen Pause und lächelt mich an als müsse ich den Sinn dieser Worte verstehen. Doch scheinbar ist mir deutlich anzusehen, dass ich keinen Plan habe worauf er hinaus will. Wieder seufzt er.
 

"Mein süßes Hündchen... denk mal über folgende Worte nach: Wer innig liebt, der streitet auch innig." höre ich ihn schließlich sagen und er schenkt mir ein überlegenes und zuckersüßes Lächeln. Dann wendet er sich wieder ab und seine nächsten Worte ziehen mehr oder weniger an mir vorbei. "Also, wie wär´s mit einem Kaffee?"

Grundsetzliches

"Immerhin hattest du so die Gelegenheit die Nacht mit deinem Herrchen zu verbringen."
 

""Mein süßes Hündchen... denk mal über folgende Worte nach: Wer innig liebt, der streitet auch innig."
 

Bakura´s Worte hallen auch während des Unterrichts noch in meinem Kopf wider, ich schaffe es einfach nicht sie aus meinem Schädel zu verbannen und ich kann auch nicht umhin ab und an einen Blick auf den Weißhaarigen zu werfen, der mich jedes Mal, als wisse er genau, dass ich ihn ansehen, angrinst.
 

Dieser verdammte Freak.
 

Gut, es war so gesehen echt nett von ihm, dass er mir meine Sache besorgt hat. Ich hätte es schließlich unmöglich nach Hause und rechtzeitig zur Schule geschafft, aber andererseits war ich seinetwegen auch überhaupt erst in dieser dämlichen Lage.
 

Und diese Worte...
 

Was bildet sich der Irre eigentlich ein? Das ist doch absoluter Bullshit! Ja, mehr noch. Vollkommener Blödsinn. Allein der Gedanke, dass Kaiba und ich... So ein Quatsch, das kann er doch nicht ernst gemeint haben, oder? Wieder wandert mein Blick zu ihm und erneut ernte ich einen funkelnden Blick aus amüsierten Augen. Ich schüttele unwirsch den Kopf.
 

UNSINN!
 

Kaiba ist nicht mein Herrchen und ich habe auch keine Gefühle für ihn. Warum sollte ich auch? Ich verabscheue diesen reichen Pinkel, ja, die Welt wäre besser, wenn es ihn nicht gäbe. Ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn er sich in Luft auflösen würde. Nein, meinetwegen könnte er einfach verschwinden.
 

Unwillkürlich wandert mein Blick zu meinem Erzfeind, der stocksteif und sichtlich gelangweilt auf seinem Platz sitzt und wohl in Gedanken längst schon in der Kaiba Corp. ist. Alleine seine Haltung regt mich schon auf. Wie kann ein Mensch nur so kerzengerade sitzen und das auch noch den ganzen Tag? Und wie zum Geier schafft er es, vollkommen gelangeweilt zu sein und dem Unterricht dennoch zu folgen? Warum schläft er nicht ein? Immerhin ist er doch schon seit sechs auf den Beinen. Eigentlich müsste er hundemüde sein. Ich bin es jedenfalls. Gut, ich habe auch wahrscheinlich schlechter geschlafen als er. Aber Kaiba ist eben ein Roboter, anders kann man sich sein Verhalten nicht erklären. Er reagiert und agiert wie eine Maschine.
 

Außer bei mir.

Naja, zumindest früher.
 

Herrje, was denke ich da schon wieder? Noch vor einer Woche haben wir uns gezofft und es war einfach herrlich. Fast hatte ich ihn so weit, dass er explodiert. Ja, dieses Mal war ich mir echt sicher, dass er die Kontrolle verlieren würde und das wünsche ich mir seit ich das erste Mal mit ihm gestritten habe. Einmal, nur ein einziges Mal will ich sehen wie die Maske fällt und er seine Emotionen nicht mehr im Griff hat.
 

Aber der Arsch musste sich ja verlieben und alles kaputt machen!
 

Ich fasse es noch immer nicht. Wie konnte er mir das antun? Nach allem was wir durchgemacht habe? Und jetzt tut er so als wäre nie etwas gewesen! Dieser Arsch!
 

Wieder trifft mein Blick den von Bakura und ich seufze unwillkürlich.
 

Wem mache ich hier eigentlich was vor?
 

Ich würde es nicht ertragen, wenn Kaiba aus meinem Leben verschwinden würde, ja, ich ertrage es ja noch nicht einmal von ihm ignoriert zu werden und ich will mir auch kein Leben ohne den Eisklotz vorstellen. Aber das heißt nicht, dass ich Gefühle für ihn habe. Ich mag es einfach ihn zu reizen. Ich liebe seine Augen, wenn sie langsam dunkler werden und diesen gefährlichen Ausdruck annehmen und seine Stimme! Die Art wie er die Lippen zusammen presst und eisig meinen Namen zischt. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn er das tut. Mein Blut gerät in Wallung und mein Herz schlägt immer schnneller und schneller. Ein herrliches Gefühl, es berauscht mich von Kopf bis Fuß.
 

Dann erst fühle ich mich wirklich lebendig und ich weiß, dass es ihm genauso geht. Ja, ich bin mir dessen sicher. Er braucht diese Momente genauso wie ich, auch wenn wir das niemals offen sagen würden. Es ist so und so sollte es auch bleiben und diese Kuh hat kein Recht das kaputt zu machen. Überhaupt hat sie kein Recht sich einzumischen und ich verstehe einfach nicht, warum er das zulässt. Er hat doch ohnehin keine Zeit für eine Freundin. Er hat eine Firma zu leiten, einen Bruder zu erziehen, Duelle zu bestreiten und sich um mich zu kümmern. Da ist kein Raum für eine Tussi.
 

"Du siehst heute echt mal fertig aus, Joey." höre ich Duke plötzlich sagen und registriere jetzt erst, dass die Stunde vorbei ist. Ich werfe ihm einen missbilligenden Blick zu, sage aber nichts. "Was hast du letzte Nacht den getrieben?" Duke stubst mich leicht in die Seite und ich grummele etwas undefinierbares vor mich hin.
 

Eigentlich müsste dem Eisklotz doch auch auffallen, dass ich mitgenommen aussehe. Das schreit doch geradezu nach einem seiner bissigen Kommentare. Ich blicke an Duke vorbei zu ihm rüber und vielleicht sollte ich einen neuen Versuch starten.
 

Ohne Duke zu antworten, schiebe ich mich an ihm vorbei und trete vor Kaiba´s Pult, der schon wieder mit seinem Laptop beschäftigt ist. Dieses verflixte Ding! Er blickt nicht einmal auf als ich vor ihm stehe.
 

"Na, musst du wieder deine Finanzen checken, reicher Pinkel?" frage ich und sehe ihn herausfordernd an. Er hebt leicht den Blick, sieht mich kühl an und senkt ihn dann wieder. "Hast du nichts besseres zu tun als mir auf die Nerven zu gehen?" meint er gelangweilt und ich balle unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Wie lustlos das klingt und kreativ war die Antwort auch nicht wirklich. Er hat doch besseres auf Lager. Will er denn keinen Kommentar über meine Frisur ablassen? Ist nicht mal mehr ein "Köter" drin?
 

"Nö, eigentlich nicht." entgegne ich und rühre mich nicht einen Millimeter. Er seufzt und seine Finger wandern wieder einmal unermüdlich über die Tastatur. Langsam verliere ich die Geduld. "Sag mal, hast du zur Zeit Stress, Kaiba?" will ich wissen und nun sieht er mich doch an. Seine Mimik verrät nichts, aber er scheint dennoch etwas erstaunt über die Frage. "Ich wüsste nicht, was dich das anginge." kommt es auch schon mit eisigem Ton zurück und ich seufze. "Du siehst echt beschissen aus." meine ich und die rechte Braue wird nach oben gezogen. Immerhin etwas. Er erwidert jedoch nichts.
 

Ok, ich habe auch gelogen. Er sieht keineswegs beschissen aus. Nicht einmal schlecht. Herrje, er sieht verdammt gut aus. Wie immer. Dieser Arsch. Aber jetzt wäre doch der richtige Zeitpunkt für einen Konter. Meine Worte schreien doch danach, aber er scheint das nicht zu bemerken oder er übergeht meine Worte absichtlich.
 

"So verwunderlich es auch ist, dass du dir über mein Aussehen solche Gedanken machst, ich würde es vorziehen, wenn du mich in Ruhe arbeiten lassen würdest, Wheeler." meint er nach kurzem Schweigen und widmet sich wieder seinem Laptop.
 

Ich will gerade noch etwas erwidern als Duke mich am Arm packt. "Kommst du mit raus?" Der Schwarzhaarige wirft mir einen vielsagenden Blick zu und ehe ich mich versehe werde ich von ihm auch schon aus dem Klassenraum gezogen. "Was soll das?" frage ich ihn als wir auf dem Flur stehen. Duke mustert mich kurz. "Das sollte ich dich fragen, Joey." entgegnet er. "Du scheinst es echt nötig zu haben, was? Das soll mal einer verstehen." Er schüttelt leicht den Kopf und ich stöhne genervt auf. "Das kannst du nicht verstehen." entgegne ich wütend. Duke nickt. "Ich bin nicht einmal sicher ob ich es verstehen will, Joey." meint er ernst. "Du benimmst dich echt merkwürdig."
 

Ich verdrehe leicht die Augen und gehe dann einfach an ihm vorbei. Er folgt mir umgehend auf dem Fuße. "Warum geht es dir so gegen den Strich, dass er dich nicht mehr beleidigt?" will er wissen und ich habe keine Ahnung wie ich ihm das erklären soll. Ich verstehe es ja selbst nicht einmal wirklich. Doch zu meinem Glück brauche ich ihm die Frage auch nicht zu beantworten, denn Bakura taucht aus dem Nichts auf. "Könnte ich dich kurz sprechen, Joey?" fragt er und ich nicke automatisch. Der Weißhaarige wendet sich ab, was wohl heißt, dass ich ihm folgen soll und das tue ich auch. Duke beachte ich dabei nicht weiter. Ehrlich gesagt bin ich auch froh, dass ich so dem Gespräch mit ihm entgehe.
 

Ich folge Bakura auf zur Jungentoilette und nachdem er sich vergewisstert hat, dass keiner sonst im Raum ist, meint er: "Netter Versuch." Im ersten Augenblick weiß ich nicht, was er meint. Er grinst mich an und erneut kommen mir seine Worte in den Sinn. "Fang jetzt bloss nicht schon wieder damit an." warne ich ihn.
 

"Keine Sorge, das hatte ich nicht vor. Ich weiß, dass du noch ein wenig Zeit brauchen wirst, um dir die Wahrheit eingestehen zu können, aber das macht nichts. Augenblicklich wollte ich mit dir nur unsere weitere Vorgehensweise besprechen." entgegnet er ungerührt und sieht mich erwartungsvoll an.
 

Ich starre ihn unschlüssig an. Darüber habe ich mir bislang keine Gedanken gemacht. Kein Wunder, seine blöden Andeutungen spuken mir ja auch durch den Kopf. "Keinen Plan, die Aktion gestern war ja nicht unbedingt der Bringer." entgegne ich ohne auf die neuen Anspielungen einzugehen. Er lacht. "Wieso? Wir haben doch ein paar Informationen gesammelt und Spaß hatten wir auch." meint er lässig und ich schüttele genervt den Kopf. "Deine Definition von Spaß deckt sich nicht mit meiner." zische ich ihn an, aber auch das lässt er unbeeindruckt über sich ergehen.
 

"Ich schlage vor, wir sehen uns dieses Mädchen näher an. Da ich weiß wo sie wohnt, dürfte das kein großes Problem darstellen." erklärt er. Ich überlege kurz. "Ach? Du willst also auch bei ihr einsteigen? Oder beschatten wir heute Abend ihre Wohnung?" frage ich spöttisch und frage mich ernsthaft was dieser Blödsinn bringen soll. Ganz sicher bekomme ich so nicht meinen Kaiba zurück.
 

Oh Mann. Jetzt denk ich echt schon von meinem Kaiba. Ich sollte Schlaf nachholen. Dringend.
 

Er schüttelt lächelnd den Kopf. "Nicht nötig. Das habe ich letzte Nacht schon erledigt." höre ich ihn sagen und starre ihn ungläubig an. "Was?" kann ich nur fragen. Er hat allen ernstes drei Einbrüche in einer Nacht gemacht? Die Tussi war doch zuhause. "Ich habe mich ein wenig in ihrer Wohnung umgesehen und unter anderem einen Blick in ihren Terminkalender geworfen." fährt er geduldig fort. "Sie trifft sich heute Nachmittag mit jemandem in einem Café. 15:00 Uhr um genau zu sein." Ich nicke unwillkürlich. Ok, das wäre die Gelegenheit mir die Tante mal näher anzusehen.
 

"Also? Bist du dabei?" fragt er und für einen Moment sehe ich ihn forschend an. "Warum tust du das Ganze?" will ich wissen. Meine Frage scheint ihn nicht zu überraschen. Er lächelt mich weiterhin an. "Nun, wie ich bereits sagte, ich genieße deine kleinen Interaktionen mit dem guten Kaiba und die Sache an sich macht mir Spaß... Ich langweile mich bei Ryou." erwidert er und seltsamerweise glaube ich ihm das sogar. Atemu hat einmal ähnliches angedeutet. Die Beiden kommen ja auch aus einem ganz anderen Leben und es ist sicher nicht leicht für sie sich in der Gegenwart zurecht zu finden. Zudem ist zur Zeit kein Tunier und auch kein Psychopath bedroht die Welt.
 

Ich nicke langsam. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass da noch etwas dahinter steckt. Bakura hilft mir sicher nicht aus reiner Nächstenliebe, aber da er augenblicklich nichts für seine Hilfe verlangt... Ich werde auf jeden Fall wachsam sein.
 

"Ok, ich bin dabei." sage ich schließlich und er grinst zufrieden. "Schön, dann wäre das ja geklärt." meint er und schickt sich an, den Raum zu verlassen. Im letzten Augenblick halte ich ihn zurück. "Gemaß dem Fall wir kommen an irgendwelche brauchbaren Informationen. Was tun wir dann, Bakura?" frage ich. Er hält in seiner Bewegung inne und wendet sich wieder zu mir um.
 

"Nun, das kommt darauf an, was genau dein Ziel ist, Joey." entgegnet er gelassen und seine Augen haben wieder diesen seltsam lauernden Ausdruck angenommen, der mich jedes Mal leicht beunruhigt. "Wie meinst du das?" hake ich nach. Er zuckt mit den Schultern. "Die Frage ist, bist du bereit alles daran zu setzen, dieses Mädchen los zuwerden?" will er wissen und ich sehe ihn skeptisch an. "Los werden?" wiederhole ich unsicher und er lacht. "Keine Sorge, ich dachte nicht an los werden im Sinne von verschwinden lassen, auch wenn das sicherlich eine effektive Methode wäre." höre ich ihn sagen und meine Augen weiten sich entsetzt. Erneut lacht er. "Herrje, du bist wirklich erschreckend leicht zu täuschen, Hündchen." sagt er vergnügt und schüttelt tadeln den Kopf. "Ich bin ein Dieb, kein Mörder."
 

Die Aussage beruhigt mich allerdings nicht wirklich. "Wie weit bist du bereit zu gehen, um deinen Kaiba wieder zu bekommen? Bist du gewillt für dieses Ziel auch seine Beziehung zu zerstören?" spricht Bakura in sachlich-ruhigem Ton weiter und ich nicke unwillkürlich was mich selbst etwas überrascht. Bakura´s Augen blitzen anerkennend auf. "Sehr schön, dann haben wir perfekte Voraussetzungen. Das Grundlegende wäre also geklärt. Nichts anderes habe ich erwartet... Hach, das richtige Ziel weckt doch stets den Ehrgeiz, oder?" bemerkt er vergnügt. Ich verstehe nicht wirklich was er damit meint, aber es kümmert mich auch nicht weiter.
 

Bin ich tatsächlich bereit alles zu tun, um Kaiba wieder zu bekommen? Würde ich dafür tatsächlich seine Beziehung sabotieren?
 

Seltsamerweise kann ich diese Fragen nur mit ja beantworten, auch wenn ich mich dafür schäme. Aber verdammt, so ist es eben. Ich will, dass diese Tussi verschwindet. Sie passt auch nicht zu ihm. Eine Frau, die ihn dermaßen verändert, kann nicht passen. So gesehen schütze ich ihn wirklich vor sich selbst, wenn ich ihn aus ihren Fängen rette, oder?
 

"Und wie werden wir sie los?" frage ich mit tonloser Stimme. Bakura grinst. "Oh, da gibt es mehrere Möglichkeiten, keine Sorge. Aber zuerst müssen wir uns die Kleine näher ansehen. Dann werden wir wissen, welche Strategie die Beste ist." erklärt er und das leuchtet ein.
 

Ich bin also dabei Kaiba´s Beziehung zu sabotieren. Zusammen mit Bakura. Oh Mann. Irgendwie klingt das merkwürdig, wenn ich es so sage. Ja, vollkommen verrückt, aber ich spüre einfach, dass es richtig ist. Ich verstehe es nicht, aber mein Bauch sagt es mir ganz deutlich. Diese Frau muss weg.

Trotzdem ist mir komisch zumute, aber das ist wohl verständlich, oder?
 

Und als könne der Weißhaarige meine Gedanken lesen, meint er plötzlich: "Dein Gewissen musst du bei dieser Sache ausschalten, mein Lieber. Konzentrier dich lieber darauf was du willst."
 

Er lächelt mich vielsagend an. "Zudem heißt es, dass im Krieg und in der Liebe alles erlaubt ist." fügt er mit einem Zwinkern hinzu und dann ist er auch verschwunden.
 

Ich schlucke hart.
 

Wieder diese Anspielung... Ich frage mich wie er nur auf diesen Blödsinn kommt.
 

Es ist doch Blödsinn, oder?
 

Seltsamerweise bekomme ich gerade ein sehr, sehr seltsames Gefühl.

Unerwartete Fügungen oder erstaunliche Wahrheiten

"Na, sieh mal einer an..." Bakura´s Grinsen wird noch breiter während ich unwillkürlich erstarre. Ungläubig blicke ich zu dem Tisch auf der anderen Seite des Cafés und glaube meinen Augen kaum.
 

Was ich sehe, verschlägt mir die Sprache. Mehr noch, ich bin unfähig mich zu rühren. Fassungslos starre ich zu den zwei Personen, die sich gerade begrüßen und ich verstehe die Welt nicht mehr.
 

"Scheint so als würde diese Angelegenheit noch leichter werden als gedacht." bemerkt der Weißhaarige und ich schlucke hart. "Die Götter sind wohl mit dir, Joey Wheeler." Er lacht kurz auf. "Die Kleine hat aber echt Nerven..." höre ich ihn weiter sagen und ich glaube, er pfeift sogar anerkennend.
 

Ich schlucke erneut. "Das... Es muss ein Irrtum sein." presse ich hervor unfähig meinen Blick von dem Bild, dass sich mir zeigt zu wenden. "Irrtum? Für mich sieht das sehr eindeutig aus." meint Bakura und natürlich hat er Recht. Es ist kein Irrtum möglich.
 

Fuck, ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber damit? Oh Mann. Aber nein, es kann wirklich kein Irrtum sein, die Szene ist eindeutig. Sehr eindeutig. Gerade habe ich tatsächlich Kaiba´s Freundin gesehen wie sie einen anderen Mann geküsst hat und zwar auf eine Art und Weise, wie es Kaiba sicher nicht gefallen würde. Dessen bin ich mir sogar mehr als sicher. Kein Mann würde wollen, dass ein andere seine Freundin so küsst.
 

Neben mir hat Bakura sein Handy zum Vorschein gebracht und ich schätze, dass er die Szene jetzt aufnehmen wird. Augenblicklich sieht die Situation allerdings wieder recht harmlos aus. Nachdem Kuss haben sich beide gesetzt und wirken nun nicht weiter verdächtig. Gut, man könnte darauf schließen, dass sie ein Paar sind, aber es könnte sich auch um zwei gute Freunde halten, die sich zum Kaffee verabredet haben und wäre dieser Kuss gerade nicht gewesen, hätte ich auch letzteres vermutet. Schließlich ist das Mädchen Kaiba´s Freundin.
 

"Oh Mann..." kommt es über meine Lippen. Noch immer bin ich fassungslos und irgendwie verstehe ich auch die Welt nicht mehr.
 

"Tja, da hat sich der gute Kaiba aber ein Früchtchen an Land gezogen..." Bakura grinst mich an. "Das ist nicht witzig." entgegne ich und er mustert mich belustigt. "Ich finde es höchst amüsant." erwidert er ruhig. "Naja, genau genommen ist es fast schon irgendwie tragisch... Da lässt der Eisklotz endlich einmal jemanden an sich heran und dann handelt es sich um eine Tussi, die scheinbar nur hinter seinem Geld her ist... Er kann einem direkt leid tun." Er seufzt theatralisch und ich funkele ihn wütend an.
 

"Wenn er das erfährt..." Ich beende den Satz nicht, werfe stattdessen erneut einen Blick auf das Paar und beiße mir auf die Zunge. "Dann bist du dieses Weib jedenfalls los." meint Bakura lässig. "So gesehen erledigt sich dein Problem von ganz alleine..."
 

Wieder wandert mein Blick zu ihm. "So habe ich mir das allerdings nicht vorgestellt." sage ich mit tonloser Stimme und es ist die Wahrheit. Ich meine, ich wollte die Tussi los werden, das stimmt schon, aber nicht auf diese Weise und ich hatte auch nicht vor Kaiba zu verletzen. Und das wird sicherlich der Fall sein. Ja, ganz sicher sogar. Er wird verletzt sein und wütend und was weiß ich, aber in erster Linie verletzt und enttäuscht und so gesehen hat Bakura Recht. Da lässt er sich auf ein anderes menschliches Wesen ein un dann passiert das.
 

Aber er weiß es schließlich nicht, ahnt wahrscheinlich nicht einmal etwas von diesem doppelten Spiel, dass die Kuh mit ihm treibt.
 

"Diese verdammte Pute!" bricht es aus mir heraus. "Was bildet die sich ein? Sie kann ihn doch nicht einfach..." Ich halte schlagartig inne als mir auffällt, dass Bakura mich fasziniert ansieht. Ich presse die Lippen aufeinander und schlucke meine weiteren Worte runter.
 

Einen Moment sieht er mich abschätzend an und ich fühle mich mit einem Mal seltsam.
 

Ok, ich wollte seine Beziehung sabotieren, ja, aber die Nummer hier... Wer hätte das ahnen können? Und verdammt noch mal, wie kann diese Gans das bitte tun? Ich meine, sie ist mit dem begehrtesten Jungesellen Japans zusammen und dann hintergeht sie ihn mit diesem Würstchen? Hallo? Geht´s noch? Der Kerl mit dem sie da sitzt ist eindeutig ein Würstchen. Kein Vergleich zu Kaiba. Nicht mal ansatzweise!
 

"Tja, unsere Arbeit erledigt sich wohl von selbst... Schade eigentlich. Aber jetzt müssen wir ihm nur noch diese Information zu spielen und voilá - die Tussi ist Geschichte, du hast deinen Herrn wieder." höre ich Bakura sagen und er macht tatsächlich einen leicht enttäuschten Eindruck.
 

Ich nicke leicht. Ja, im Grunde wäre es ganz einfach. Ein Wink in die richtige Richtung und Kaiba würde diese Frau abservieren und ich hätte das was ich wollte. Aber irgendwie fühle ich mich dennoch nicht wirklich gut dabei und der Gedanke, wie er sich wohl dann erst fühlen muss, wenn er es erfährt...
 

"Hoffentlich küssen sie sich zum Abschied noch einmal. Dann haben wir ein hübsches Video." fährt Bakura genüßlich fort und ein Schauder läuft mir über den Rücken. "Du willst ihm das zeigen?" frage ich und er sieht mich erstaunt an. "Nein, ich nehme die hübsche Szene nur für meine Privatsammlung auf. Natürlich will ich es ihm zeigen, Wheeler. Etwas besseres konnte uns doch nicht passieren." Er schüttelt leicht den Kopf.
 

Natürlich hat er Recht, das weiß ich auch, aber der Gedanke will mir einfach nicht behagen. Ist das nicht verrückt? Ich sollte Luftsprünge machen, ja, rüber gehen und dieser Kuh danken, ihren Kaffee bezahlen und was weiß ich, aber ich fühle mich seltsam leer und auch der Triumph will sich nicht einstellen, dabei ist es doch wirklich eine glückliche Fügung!
 

Bakura beobachtet mich nachdenklich. "Dich soll mal einer verstehen." meint er. "Da bekommst du die Lösung für dein Problem auf dem Silbertablett geliefert und anstatt dich zu freuen, siehst du aus wie ein begossener Pudel." Sein Tonfall ist verächtlich und auch eine Spur ungläubig und ich habe auch nicht die geringste Ahnung, wie ich ihm erklären soll, was mich gerade beschäftigt, schließlich verstehe ich es genauso wenig.
 

Ich seufze und suche nach Worten während der Weißhaarige mich weiterhin forschend ansieht. Schließlich lehnt er sich in seinem Stuhl zurück und seufzt ebenfalls. Ich werfe ihm einen fragenden Blick zu und er lächelt mich an.
 

"Du hast also Skrupel, ihm die Wahrheit zu offenbaren, weil er dir leid tut." rekapituliert er. "Und dann behauptest du, dass du keine Gefühle für ihn hast. Joey Wheeler, du bist weitaus verrückter als ich." Er lacht kurz auf und sieht mich nachsichtig an. Ich starre ihn einen Moment lang irritiert an. "So ist das nicht..." setze ich dann an, doch er unterbricht mich mit einer Handbewegung. "Selbsttäuschung, Hündchen. Davor habe ich dich doch bereits gewarnt. Sieh der Wahrheit einfach ins Gesicht, Wheeler." meint er vollkommen gelassen und ich will erneut protestieren, doch er redet bereits weiter.
 

"Herrje, ich dachte nur Kaiba wäre verbohrt, aber du bist auch nicht gerade besser. Mal ehrlich, denkst du wirklich, dass dir jemand abnimmt, dass du bereit bist, Kaiba´s Beziehung zu zerstören, nur weil du wieder mit ihm streiten willst? Ich bitte dich. Selbst diese Blindschleiche von einem Pharao wäre nicht so dämlich dir das zu glauben. Fakt ist, dass du dich in deinen Erzfeind verliebt hast und es dich deshalb fertig macht, ihn an eine Frau zu verlieren. Aber hey, die Frau ist fast Geschichte. Also musst du nur noch Kaiba rumkriegen." Er schenkt mir wieder einen dieser undefinierbaren Blicke. "Und glaub mir, das dürfte auch kein so großes Problem darstellen."
 

Noch immer starre ich ihn an. Seine Worte prallen mit einer schier ungeheueren Schlagkraft auf meinen Verstand ein und auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt, dieser verdammte Freak hat irgendwo Recht. Wem mache ich eigentlich etwas vor?
 

Duke hat es im Grunde auch schon irgendwie so gesagt. Keiner meiner Freunde hat mich verstanden. Und warum? Weil es nicht zu verstehen ist! Es ist unlogisch, dass ich mich so über diese Frau aufrege, nur weil er ihretwegen nicht mehr mit mir streitet.
 

Nein, die Wahrheit ist eine andere.
 

Seit diese Kuh da ist, ignoriert er mich. Ich spiele keine Rolle mehr in seinem Leben und ich will verdammt noch mal eine Rolle spielen. Nicht nur eine, sondern die Rolle. Bislang war dem der Fall. Neben Mokuba war ich wohl der einzige Mensch auf dem Planeten, dem er Aufmerksamkeit geschenkt hat. Ja, verdammt. Ich hatte meinen Platz in seiner Welt. Ich war sein nerviges Hündchen, dass ihn immer und immer wieder auf die Palme bringen konnte. An mir konnte er nicht kommentarlos vorbei gehen wie er es bei Yugi, Tea und den anderen macht. Mich hat er nie ignoriert und das soll er auch nicht.
 

"Na, hat es endlich Klick gemacht?" fragt Bakura grinsend und ich schlucke hart.
 

Er nickt. "Wird auch Zeit. Ihr beide seid wirklich ein erstaunlich engstirniges und stures Duo. Aber wenn du´s endlich begriffen hast, können wir uns nun der eigentlichen Mission widmen." Er lächelt mich herausfordern an und irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass dieser Verrückte mir um ein paar Züge voraus ist. Unwillkürlich frage ich mich erneut was er mit dem Ganzen bezwecken will, aber augenblicklich bin ich nicht in der Lage mir darüber wirklich Gedanken zu machen.
 

Die Erkenntnis, die gerade Besitz von mir ergreift, ist zu krass als das ich sie so mir nichts, dir nichts verarbeiten könnte. Immerhin wird mir nicht jeden Tag bewusst, dass ich Gefühle für meinen Erzfeind habe. Oh Mann... allein schon es zu denken, den Gedanken in meinem Kopf zu haben, ist mehr als ich zu verdauen vermag. Ich habe das Gefühl, dass sämtliche Farbe aus meinem Gesicht weicht.
 

Ich habe Gefühle für Kaiba.
 

Oh Gott.
 

Was zum Teufel mache ich jetzt?
 

"Das... das ist... pervers." entfährt es mir und ich schüttele den Kopf. Bakura zuckt leicht mit den Schultern. "Pervers?" wiederholt er ungerührt. "Weißt du was Perversion ist? Nur eine Frage des Geschmacks - wie chinesisches Essen. Man mag es oder nicht. Nur wenn man Chinese ist, hat man keine Wahl."
 

Er seufzt und greift nach seinem Getränk. Ich kann ihn nur entgeistert an sehen. Der Typ ist echt unglaublich... Er scheint das alles vollkommen locker hinzunehmen. Gut, er ist es auch nicht, der plötzlich verkraften muss, dass er auf Kaiba steht und somit scheinbar schwul ist. Oh Mann. Das kommt ja auch noch hinzu. Logisch, oder? Ich meine, wenn ich auf Kaiba stehe, dann muss ich doch schwul sein.
 

"Wie konnte das nur passieren?" Ich merke erst, dass ich die Frage laut ausgesprochen habe, als Bakura sich anschickt sie mir vollkommen ruhig zu beantworten. "Du solltest dich mit dem Problem beschäftigen und nicht mit der Ursache. An der kannst du ohnehin nichts ändern." merkt er nüchtern an. Unwillkürlich sehe ich ihn fragend.
 

Bakura grinst. "Es gibt Schlimmeres, Wheeler." meint er und ich verziehe spöttisch den Mund. "Ach ja? Was bitte könnte schlimmer sein als sich in Kaiba zu verknallen, wenn man Joey Wheeler ist?" frage ich sarkastisch.
 

Echt jetzt, das ist doch der Supergau. Ich bezweifle, dass es was schlimmeres geben kann. Kaiba an sich ist ja schon die Person, in die man sich am wenigsten verlieben sollte. Speziell wenn man ihn kennt. Und wenn man ein Wheeler ist. Mann, Mann, sich in seinen Erzfeind zu verlieben ist echt etwas, dass nur mir passieren kann. Und das dieser Erzfeind ganz offensichtlich nicht schwul ist, macht die Sache auch nicht unbedingt besser. Nein, das setzt dem Ganzen nur noch die Krone auf. Einmal davon abgesehen, dass Kaiba mich ohnehin nicht ausstehen kann, selbst wenn er es könnte... er steht auf Frauen, wie besagte Person am anderen Tisch bewiesen hat.
 

"Nun, es wäre eindeutig schlimmer, wenn du dich in Dartz verliebt hättest, meinst du nicht? Abgesehen davon, Kaiba ist doch ein ansprechender Kerl, noch dazu reich, mächtig und ein Genie. Sozusagen der perfekte Mann, um ihn seinen Eltern vorzustellen." Bakura grinst und ich werfe ihm einen missbilligenden Blick zu. "Herrje, entspann dich doch einfach. Du siehst die Dinge viel zu schwarz, Joey. Und vor allem übersiehst du das Wesentliche."
 

"Ach ja? Und das wäre?" will ich wissen.
 

Bakura´s Augen leuchten auf. "Die Kleine hat sich selbst ins Aus gestellt. Das Problem bist du also schon einmal los und mit meiner Hilfe wirst du das andere auch lösen."
 

Ich seufze. "Und was bringt dich zu der Annahme, dass ich es lösen will? Oder anders gefragt, was zum Geier stellst du dir als Lösung vor? Soll ich zu Kaiba gehen und ihm sagen, dass seine Tussi ihn hintergeht, ich aber jederzeit bereit bin für sie einzuspringen? Der erwürgt mich doch."
 

Allein die Vorstellung! Und als ob ich den Nerv hätte, das Kaiba auch noch zu sagen. Was denkt der Verrückte eigentlich?
 

"Diese Vorgehensweise wäre auch recht plump." meint er lässig. "Bei Kaiba musst du schon exquisieter vorgehen."
 

Ich mustere mein Gegenüber einen Moment schweigend. Er scheint das wirklich ernst zu meinen. Dass er mir helfen will und das ich überhaupt etwas tun soll. Und wieder stellt sich mir die Frage, was er eigentlich davon hat. Die Tatsache, dass ausgerechnet Bakura gewillt ist, Amor für mich zu spielen, ist nicht nur widersinnig und verrückt, sie ist geradezu erschreckend.
 

"Die Beiden gehen." höre ich ihn plötzlich sagen und sehe ihn verdutzt an. Er deutet zu dem anderen Tisch. Die Zwei hatte ich vollkommen vergessen. Sie scheinen tatsächlich aufzubrechen. "Und was jetzt?" will ich wissen. "Na, wir folgen. Immerhin müssen wir dem guten Kaiba doch Beweise liefern. Du weißt doch wie er ist. Ein ungläubiger Thomas..." Bakura zieht ein paar Scheine aus seiner Jacke und ist dann auch schon auf den Beinen. "Keine Müdigkeit vortäuschen, mein lieber Sherlock." Er grinst mich an und automatisch erhebe ich mich, um ihm zu folgen.
 

Sherlock.

Bin ich nicht vielmehr Watson?
 

Auf jeden Fall bin ich gerade hochgradig verwirrt.

Mutmaßung und Kalkulation

Hallo ihr Lieben,

eigentlich wollte ich schon zwei Kapitel weiter sein, aber mir fehlt einfach die Zeit. Weihnachten sei Dank. Deshalb komme ich auch erst jetzt dazu dieses Kapitel hochzuladen.

Ich hoffe, dass es euch gefällt und wünsche euch an dieser Stelle auch schon mal "Frohe Weihnachten", auch wenn ich hoffe, dass ich noch ein Kapitel einstellen zu können.
 

"Was ist eigentlich los mit dir, Joey?" Duke sieht mich fragend an und ich kann nicht umhin seinem Blick auszuweichen. Es ist ihm deutlich anzusehen, dass er sich Sorgen macht, kein Wunder eigentlich. Immerhin verhalte ich mich in den letzten Tagen schon etwas seltsam.
 

An den letzten beiden Tagen bin ich direkt nach dem Unterricht verschwunden und keiner meiner Freunde hat mich außerhalb der Schule vor Gesicht bekommen. Gut, ich hatte ihnen gesagt, dass ich etwas vor habe und auch wenn Duke und Yugi deutlich anzusehen war, dass sie vor Neugier brannten, so verkniffen sie es sich doch, mich weiter auszufragen.
 

So gesehen habe ich Glück, dass Tea augenblicklich so mit Tristan beschäftigt ist. Den Beiden fällt mein Verhalten dadurch nämlich nicht wirklich auf und die gute Tea ist so verliebt, dass sie eben nur Augen für Tristan hat, so dass sie nicht auf die Idee kommt, mich auszuquetschen. Die Zwei hängen fast so eng zusammen wie siamesische Zwillinge und wenn sie bald noch damit anfangen, dass einer die Sätze des anderen beendet, dann wird´s echt gruselig. Doch ich freu mich ja für die Zwei. Und wie!
 

"Joey?" Duke macht nicht den Eindruck als würde er locker lassen. Wahrscheinlich ist er deshalb überhaupt bei mir vorbei gekommen. Ich seufze und richte mich unwillkürlich auf.
 

"Was soll denn sein?" Ich weiß, dass mein Tonfall nicht gerade nett ist und natürlich ist er unangebracht, schließlich meint Duke es nur gut, aber was zur Hölle soll ich ihm denn sagen? Dass ich meine Freizeit neuerdings mit Bakura verbringe, weil dieser mir bei meiner Mission hilft?
 

Das würde unweigerlich die Frage nach sich ziehen, was denn meine Mission ist und das kann ich ihm noch weniger anvertrauen. Ich habe das Ganze nämlich auch noch nicht so ganz verdaut, geschweige denn weiß ich wie es weitergehen soll. Bakura hat seine Meinung zwar klar zum Ausdruck gebracht und verflucht noch einmal, der Psycho hat auch Recht, aber es ist eine Sache das Thema in der Theorie zu behandeln. Es in der Praxis auszuführen ist eine ganz andere.
 

Duke´s grüne Augen leuchten gefährlich. "Joey, du benimmst dich echt merkwürdig. Und zudem hab ich den Eindruck, dass dich etwas bedrückt. Also raus mit der Sprache." meint er und lächelt mich aufmunternd an. "Solange Tristan auf Wolke 7 schwebt, bin ich dein Beichtvater." Er zwinkert mir zu, was seinem ernsten Blick die Schärfe nimmt und ich fahre mir genervt durch die Haare.
 

"Hat es etwas mit Bakura zu tun?" will er wissen und mustert mich aufmerksam. Ich werfe ihm einen entgeisterten Blick zu. "Wie kommst du darauf?" frage ich. Er zuckt leicht mit den Schultern. "Weil ich euch vorgestern zusammen gesehen habe." erwidert er und sieht mich weiterhin forschend an. Ich entgegne nichts. Ich wüsste auch nicht, was ich sagen sollte. "Spuks endlich aus, Joey. Was läuft da?" Er lächelt wieder, aber mir entgeht keineswegs, dass er mich aufmerksam im Auge behält. Der lässige Tonfall ist nur gespielt. "Gar nichts, Duke." zische ich ihn ungewohnt scharf an.
 

"Und warum gehst du dann mit Bakura Kaffee trinken?" hakt er weiter nach. "Und jetzt sag nicht, dass das eine spontane Angelegenheit war. Das glaube ich dir nämlich nicht. Bakura und du hattet bislang nie was miteinander am Hut. Deshalb ist es wohl auch verständlich, dass ich mich frage was Sache ist."
 

Natürlich ist es verständlich, doch das ändert eben nichts an der Tatsache, dass ich es ihm nicht einfach erklären kann. Allerdings will mir gerade auch keine wirklich gute Ausrede einfallen. Zudem bin ich ein mieser Lügner, was Duke auch genau weiß.
 

Ich seufze erneut und meine Gedanken überschlagen sich derweil, doch er spinnt seinen Gedanken schon weiter. "Also entweder macht der Verrückte dir irgendwie Ärger oder..." Er hält kurz inne und nun wird sein Blick kritisch. "Es hat was mit Kaiba zu tun."
 

Dieses Mal weiche ich seinem Blick nicht aus. Wenn ich das tun würde, wäre ihm sofort klar, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ich funkele ihn ablehnend an und recke trotzig das Kinn nach vorne. "Ach, komm mal wieder runter. Ich hab keinen Stress mit Kura und Kaiba ist mir egal." entgegne ich. Zumindest ein Teil meiner Aussage stimmt.
 

"Kura?" wiederholt Duke und sieht mich argwöhnisch an. Ich beiße mir unwillkürlich auf die Unterlippe. "Klingt als wärt ihr Freunde, was auch immer das in seinem Fall heißen mag."
 

Ich rutsche ein Stück nach vorne und weiche nun doch seinem bohrenden Blick aus. "Und, was dagegen?" will ich verächtlich wissen. Er zögert und ich stehe auf. "Naja... nein, aber es ist doch wohl logisch, dass mich das ein wenig wundert, oder? Immerhin war der Kerl bislang immer unser Gegenspieler und auch wenn er jetzt einen auf halbwegs harmlos macht, man sollte ihm nicht unbedingt trauen. Denk nur mal an seine Äußerungen über Atemu." Ich seufze.
 

Als wüsste ich das alles nicht. Ich weiß es sogar besser als er. Immerhin war ich bislang immer an Yugi´s und Atemu´s Seite und hab mich selbst in der Vergangenheit auch mit Bakura angelegt und ich bin mir auch im Klaren darüber, dass der Kerl keineswegs harmlos ist, gleichgültig wie er sich akuell geben mag. Von seinem Groll gegen den Pharao ganz zu schweigen. Aber selbst Yugi hat gesagt, dass wir ihm eine Chance geben sollten und auch Atemu meinte, dass Bakura keineswegs ein so übeler Kerl wäre, wie er immer tut.
 

"Wir verstehen uns einfach, ok? Er ist gar nicht so übel. Gut, er ist schräg, aber ich komme mit ihm klar. Wo ist das Problem, Duke?"
 

Angriff ist die beste Verteidigung, oder?
 

Duke sieht mich einen Moment lang schweigend an. Dann seufzt auch er. "Sag du´s mir, Joey? Sorry, wenn ich das Ganze überdramatisiere, aber erst kriegst du dich wegen Kaiba´s Freundin nicht mehr ein, dann hängst du plötzlich mit Bakura ab und bist ansonsten verschlossener als eine Auster. Was bitte soll ich denn davon halten?"
 

Ich erwidere nichts, doch er fährt auch bereits fort.
 

"Du bist doch wohl wegen Kaiba nicht so auf Entzug, dass du dich an den nächstbesten Psycho hängst?" Er lacht und ich weiß, dass er damit versucht die Spannung aus dieser verqueren Situation zu nehmen, wahrscheinlich weil er merkt, dass ich augenblicklich alles andere als freudig auf dieses Gespräch reagiere. Ich erwidere auch nichts auf den Kommentar, sondern grinse ihn nur schief an.
 

Damit ist das Thema dann auch erstmal vom Tisch. Zum Glück. Ich habe im Moment auch wirklich keinen Nerv für dieses Verhör, auch wenn ich gut verstehen kann, dass Duke sich seine Gedanken macht und naja, ich finde es auch nett von ihm, dass er auf mich zukommt, das zeigt ja schließlich, dass er ein echter Freund ist. Doch bei der Sache kann er mir nicht helfen. Die Entscheidung muss ich alleine treffen. Das hat auch Bakura gesagt.
 

Der Weißhaarige vertritt zwar die Ansicht, dass ich Kaiba schleunigst von dem Verhalten seiner Tussi in Kenntnis setzen soll und bei dieser Gelegenheit auch gleich alle Karten auf den Tisch lege, aber letztlich ist es meine Entscheidung.
 

Was Kaiba´s Freundin anbelangt hat er natürlich Recht. Ich meine, gleichgültig wie ich zu Kaiba stehe, man kann ihn nicht in sein Verderben laufen lassen, zumal es ja von Anfang an mein Vorhaben wahr, ihm klar zu machen, dass diese Kuh nicht zu ihm passt und nun hat sich ja auch schließlich herausgestellt, dass ich mehr als nur richtig lag mit meiner Vermutung. Aber wie gesagt, es ist eine Sache, sich das vorzunehmen.
 

Ich werde es ihm ja auch sagen. Also, dass mit seiner Freundin. Die betrügt ihn nämlich echt. Bakura und ich haben das ausgiebig recherchiert und es besteht kein Zweifel. Der Typ, mit dem sie sich getroffen hat, war gestern Abend bei ihr. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen und zuvor war sie bei Kaiba! So eine Schlange... Ich hätte aus der Haut fahren können! Die verarscht den guten Seto echt mal.
 

Zugegeben, unter anderen Umständen hätte ich das sicher lustig gefunden. Ich meine, ausgerechnet der große Seto Kaiba fällt auf so eine Tussi rein, aber ich glaube, nach dem ersten Lachkrampf hätte ich dann auch schon wieder Mitleid mit ihm gehabt. Es hat echt ne verfluchte Ironie, oder? Immer wenn er meinte, dass er keinem Menschen trauen würde, weil man Menschen nunmal nicht trauen könnte, habe ich ihn belächelt und ihn ein armes Würstchen geschimpft, ja, ihm gesagt, dass er ein verdammter Zyniker ist und nun stellt sich raus, dass seine Ansicht gar nicht so falsch ist.
 

Fuck, ich muss echt mit ihm reden.
 

Ja, verdammt, ich sollte es hinter mich bringen.
 

"Joey? Ist dir nicht gut? Du guckst gerade verdammt seltsam aus der Wäsche?" höre ich Duke fragen und schüttele automatisch den Kopf.
 

"Ich muss weg." erkläre ich dann und er sieht mich erstaunt an. "Was? Wohin?" fragt er sichtlich irritiert und ich fange schon wieder an auf meiner Unterlippe zu kauen. "Frag nicht." entgegne ich und schnappe mir auch schon meine Jacke. "Ich kann´s dir nicht sagen, es ist... Frag einfach nicht." Ich schenke ihm ein schiefes Grinsen. Er erhebt sich langsam und es ist ihm deutlich anzusehen, dass er mein Verhalten überhaupt nicht versteht. Naja, so ganz verstehe ich es selbst nicht.
 

"Dir ist schon klar, dass du dich mehr als seltsam verhältst?" meint Duke, sieht sich aber ebenfalls seine Jacke an. Ich nicke. "Jepp, das weiß ich, aber naja... mach dir keine Sorgen, ok? Es ist echt alles ok. Ich muss nur dringend was erledigen." entgegne ich, um ihn halbwegs zu beruhigen. Er sieht mich einen moment kritisch an, dann seufzt er. "Ok, aber irgendwann wirst du mir die Nummer erklären müssen." Ich nicke automatisch. "Das ist mein Ernst." sagt er und das hätte ich auch ohne diese Aussage gewusst.
 

"Schon klar, Alter." Ich grinse wieder und dann setze ich mich auch schon in Bewegung. Duke sagt noch etwas, aber ich höre nicht mehr zu. Ich fliege förmlich durch´s Treppenhaus und registriere nur am Rande, dass er es ist, der meine Wohnungstür schließt.
 

Ich schnappe mir mein Fahrrad und jage auch schon los. Kaiba wird um die Zeit natürlich in seiner geliebten Firma sein. Keine Ahnung, wie ich zu ihm kommen soll. Wird wahrscheinlich nicht so leicht werden, aber das kümmert mich in diesem Augenblick nicht wirklich. Ich muss mit ihm reden und ich werde das auch durch ziehen. Joey Wheeler lässt sich nicht abwimmeln. Ich bin mehr als entschlossen. Einen Moment frage ich mich nur ob es vielleicht besser wäre Bakura noch dazu zu rufen, aber wahrscheinlich wäre das keine gute Idee. Kaiba das zu sagen wird sicher schon so schwer genug und er wird auch alles andere als begeistert davon sein, dass ausgerechnet sein Erzfeind, ihm diese Nachricht überbringt. Ich an seiner Stelle wäre mächtig angepisst. Aber besser ich mache es als Bakura, oder? Ich glaub nicht, dass der Weißhaarige besonders subtil vorgehen würde.
 

Zehn Minuten später habe ich den gewaltigen Kaiba Corp. Tower auch schon erreicht. Ich stelle mein Fahrrad ab, atme noch einmal kurz durch und betrete dann das Gebäude. Der Pförtner sieht mich sofort skeptisch an. Ich grinse und bemühe mich einen vertrauensseligen Eindruck zu machen, aber irgendwie bezweifle ich, dass mit das wirklich gelingt. So wie der Typ mich mustert, scheine ich für ihn eindeutig in die Kategorie "unerwünschtes Subjekt" zu fallen. Aber davon lass ich mich nicht einschüchtern.
 

"Guten Tag." grüße ich freundlich. "Ich bin ein Schulfreund von Seto Kaiba und ich müsste ihn dringend sprechen."
 

Naja, Schulfreund ist wohl übertrieben, aber ich glaube, das kommt besser als wenn ich sage, dass ich sein persönlicher Erzfeind bin. Der Mann sieht mich argwöhnisch an. "Hast du einen Termin?" will er wissen und ich glotze ihn an. Was soll denn diese dämliche Frage? Er weiß doch selbst, dass dem nicht so ist. Ich schüttele dennoch den Kopf. "Nein, aber es ist wirklich wichtig. Sagen sie ihm einfach, dass Joey Wheeler ihn sprechen muss." Wieder muss ich grinsen, denn der Typ verzieht leicht abfällig den Mund. "Ich glaube kaum, dass Mr. Kaiba augenblicklich die Zeit hat..."
 

"Er wird sie sich nehmen." unterbreche ich ihn entschieden. Der Kerl presst die Lippen aufeinander und scheint nach einer passenden Erwiderung zu suchen. "Sagen sie ihm, dass Joey Wheeler hier ist. Er wird sich Zeit nehmen." erkläre ich selbstsicher, was ich natürlich in dem Moment keineswegs bin. Er zögert zwar noch, doch seine Hand bewegt sich langsam zum Telefon. Dabei behält er mich genau im Auge. Ich grinse nur. Schließlich hebt er den Hörer ab und drückt eine Nummer.
 

"Hier ist ein gewisser... Joey Wheeler... er möchte zu Mr. Kaiba. Er sagt... es wäre dringend." höre ich ihn sagen.
 

Vermutlich spricht er mit Kaiba´s Sekretärin. Ich frag mich unwillkürlich wie dieses aussieht. Bestimmt so ein superstylisches Modepüppchen. Wahrscheinlich blond. Ich schätze, dass sie sich gerade mit Kaiba in Verbindung setzt. Der Typ wurde wohl in die Warteschleife gesetzt, zumindest sieht er so aus. Immernoch sieht er mich an, fixiert mich geradezu und eigentlich müsste ich mich unbehaglich fühlen, doch das tue ich nicht. Nicht mal ein kleines bisschen.
 

Ich bin schließlich schlimmeres gewohnt. An Kaiba´s Todesblick der Stufe 7 kommt der Kerl nicht ran, falls er denken sollte, dass er mich mit diesem Starren beeindrucken könnte. Lässig lehne ich mich an den kleinen Tresen und warte. Natürlich bin ich nicht sicher ob mein Vorhaben nicht schon hier scheitern wird. Kaiba hat sicher ne Menge zu tun und vermutlich auch keinerlei Bock mich zu sehen. Ich hätte ja auch bis morgen warten können, aber ob die Schule ein besserer Ort gewesen wäre? Nein, nicht wirklich. Zudem weiß ich ja auch nicht wie er drauf ist, wenn ich mit ihm geredet habe. Insgeheim frage ich mich ob ich vielleicht zum ersten Mal eine wirklich menschliche Reaktion von ihm zu sehen bekommen werde. Ich meine, kalt kann ihn die Tatsache, dass seine Freundin ihn verarscht ja nicht lassen, oder? Ok, ich bezweifle, dass er in Tränen ausbrechen wird, vor mir schon gar nicht und überhaupt... aber irgendeine Gefühlsregung müsste doch kommen.
 

"Fünfzehnter Stock, rechter Gang." sagt der Typ schließlich nachdem er den Hörer aufgelegt hat. Ich nicke. "Danke, Meister." Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund zwinkere ich ihm zu. Er quittiert mein Grinsen mit einem kühlen Blick und mir kommt der Gedanke, dass es vielleicht ein Einstellungskriterium der Kaiba Corp. ist, kühl gucken zu können. Hm. Interessante Frage eigentlich.
 

Ich wende mich um und sehe mich nach dem Fahrstuhl um. Dabei ist das gläserne Gebilde eigentlich nicht zu übersehen. Stylisches Teil, denke ich bei mir und muss auch nicht mal lange warten. Ich drücke auf den Knopf und schon nähere ich mich meinem Ziel. Jetzt wird mir doch etwas flau. Ob es wirklich so eine gute Idee war? Ja, verdammt. Ich muss es ihm schließlich sagen, da führt kein Weg dran vorbei. Aber das andere werde ich ihm nicht sagen. Auf keinen Fall. Nicht jetzt, vielleicht auch nie.
 

Mein Herz hämmert hart gegen meinen Brustkorp als der Fahrstuhl hält und die Tür sich öffnet. Soweit so gut. Nur noch rechts und...
 

Von weitem sehe ich auch schon seine Sekretärin. Ich bin sicher, dass sie es ist. Und ja, sie ist blond. Blond und kühl. Adrette Hochsteckfrisur und klassisches Kostüm. Sicherlich sehr effizient die Dame, aber das war´s auch schon. Aber Kaiba genügt das sicherlich auch.
 

Sie blickt erst auf als ich sie fast erreicht habe. Wieder werde ich abschätzend gemustert und für unwürdig befunden. Ja, ihre Augen verraten einen Augenblick lang sogar so etwas wie Überraschung, doch dann blickt sie mich wieder gleichgültig an.
 

"Joey Wheeler?" fragt sie knapp. Ich nicke. "Einen Moment." Sie greift mit flinken Fingern zum Hörer und drückt gleichzeitig eine Taste. "Entschuldigen sie, Sir, der..." Ihr Blick wandert kurz zu mir. "junge Mann ist da." Ich muss unwillkürlich grinsen. Vermutlich bin ich der erste und bislang einzige Normalsterbliche, der die geheiligten Hallen betritt und zu Kaiba will. Und ganz sicher bin ich der Einzige ohne Anzug. "Ja, Sir." Sie legt den Hörer auf und deutet auf die große weiße Tür. Ich nicke nur und muss mir dann einen Ruck geben, um mich zu rühren.
 

Ok, das ist jetzt wohl der Moment wo mein Unbehagen in so etwas wie Angst übergeht und irgendwie bereue ich es schon fast, dass ich dieser spontanen Eingebung gefolgt bin. Aber jetzt gibt es kein zurück mehr. Ich schlucke und meine Hand legt sich auf den Türknauf.

Konfliktgeladene Dialektik oder Konversation Teil 1

"Ähm... hey Kaiba."
 

Fuck, das ist wahrscheinlich die dümmste Art ein Gespräch mit ihm anzufangen. Aber mal ehrlich, muss er mich auch gleich mit diesem Blick ansehen? Ich bin schließlich gerade erst die Tür rein gekommen und hab noch gar nichts angestellt.
 

Er mustert mich eisig während er ein paar Papiere ordnet und ich schließe die Tür hinter mir. Zögerlich nähere ich mich seinem Schreibtisch und lasse meinen Blick durch sein Büro wandern. Auch eine Art, diesem Eisblick zu entgehen.
 

Der Raum ist gigantisch. Größer als meine gesamte Wohnung. Allerdings sehr spartanisch eingerichtet, aber zu ihm passt es wohl. Kühl und karg. Naja, es ist ja auch kein Wohnzimmer und er arbeitet hier nur. Ob sich alle seine Mitarbeiter so unbehaglich fühlen wie ich, wenn sie in dieses Heiligtum eintreten?
 

Mein Herz rast immer noch und meine Hände sind verdammt feucht. Ich widerstehe dem Impuls sie an meiner Jeans abzuwischen. Ich weiß, dass Kaiba mich genau fixiert und das wäre ein zu eindeutiger Beleg für meine Unsicherheit. Aber hey, wem mache ich hier etwas vor? Man sieht mir sicher zehn Meter gegen den Wind an, dass ich nervös bin. Nervös und unsicher, aber immerhin nicht panisch. Das möchte ich betonen. Angst hab ich auch nur bedingt, doch ich bin ja schließlich auch in der Höhle des Löwens und da darf ich auch etwas Angst haben, oder? Vor allem wenn er mich so ansieht.
 

"Was führt dich so dringendes zu mir, Wheeler?" fragt er schließlich nach einer halben Ewigkeit und mein Blick wandert langsam zu mir. Er hat sich in seinem Sessel zurückgelehnt und die Hände locker gefaltet. Seine blauen Augen fokusieren mich und ich schlucke unwillkürlich.
 

"Ähm... ja... also... die Sache ist die..." setze ich an und er verdreht auch schon die Augen. Geduld ist keine seiner Tugenden. Aber Zeit ist wohl auch Geld. Fast schon rechne ich mit diesem dämlichen Spruch, doch zu meiner Überraschung unterbricht er mich nicht, sondern sieht mich nur genervt an. Oder ist es gelangweilt? Hm... ich bin nicht sicher. Augenblicklich funktioniert mein Kaiba-Radar nicht so genau.
 

Ja, zu meinem Pech muss ich zugeben, dass ich im Moment nicht wirklich in der Lage bin, etwas an seiner Mimik abzulesen. Toll, das musste ja auch jetzt passieren. Sonst verstehe ich mich auf die minimalen Regungen perfekt, aber wenn ich mal darauf angewiesen bin... Typisch für mein Leben, oder?
 

"Ich weiß nicht so recht, wie ich dir das sagen soll, Kaiba, aber ich schätze, ich muss es dir sagen, also ja, eigentlich habe ich fast schon so was wie die Verantwortung dir das zu sagen und deshalb bin ich eben hier und ich weiß, du wirst jetzt nicht begeistert sein, aber das kann ich nicht ändern und naja..."
 

Die rechte Augenbraue wird grazil nach oben gezogen und seine Lippen werden zu einer schmalen Linie. Ich kann förmlich sehen, dass es in seinem Kopf zu rattern beginnt. Er versucht zu ergründen, was ich ihm sagen will, nur dass er dieses Mal nicht in der Lage sein wird eine zutreffende Vermutung anzustellen.
 

Mein Mund fühlt sich komisch an, meine Zunge auch und ich fühle mich ganz und gar nicht wohl. Herrje, diese Nummer hier ist auch echt mal verrückt. Unter anderen Umständen hätte ich mich sicher darum gerissen, ihm diese Botschaft zu überbringen und mein triumphierendes Grinsen wäre noch diabolischer gewesen als das von Bakura zu seinen besten Zeiten. Aber mit diesem merkwürdigen Gefühl in der Magengegend und der Erkenntnis, dass ich diesen Eisklotz zu meiner eigenen Schande mehr als nur mag, was ich eigentlich nicht einmal denken dürfte als stolzer Vertreter der Wheeler-Rasse, ist das alles nicht mehr so leicht. Und naja, ich habe auch irgendwie etwas Angst vor seiner Reaktion.
 

Unruhig mustere ich den Schreibtisch und frage mich ob da irgendwelche geheimen Knöpfe sind, die eine versteckte Falltür öffnen können oder dafür sorgen, dass tödliche Laser auf mich gerichtet werden. Kaiba mag doch technische Spielereien und so was würde auch zu ihm passen. Plötzlich bin ich mir ganz sicher, dass er einen Eliminierungsknopt hat.
 

"Komm verdammt noch mal zum Punkt, Wheeler." vernehme ich seine scharfe Stimme und zucke leicht zusammen. Ich räuspere mich verlegen. "Ähm... ja, klar." entgegne ich unbeholfen. "Aber damit das klar ist, Kaiba, das was ich sage... also, ich kann nichts dafür. Echt jetzt! Ich berichte nur was ich gesehen habe. Ich bin nur ein Augenzeuge, verstehst du? Kein aktiver Täter!"
 

Ich blicke ihn fragend an und für einen Moment habe ich den Eindruck, dass er kurz die Stirn runzelt und seine Augen verständnislos aufleuchten. Doch dann ist seine Miene wieder absolut ungerührt. "Herrje, Köter, worauf willst du hinaus?" Sein Tonfall verrät, dass seine Geduldsfäden schon stark gespannt sind.
 

"Ich will das ja nur klarstellen, nicht dass du irgendwas falsches denkst. Also wie gesagt, ich bin nur der Bote. Deshalb brauchst du auch nicht deinen Eliminator zu betätigen, verstanden?" sprudeln die Worte aus mir heraus und nun ist er wirklich überrascht. Ja, er blinzelt sogar kurz. "Was redest du da?" will er wissen und seine Fingerknöchel knacken gefährlich.
 

Ich kratze mir verlegen am Kopf. "Ich will nur, dass du mich nicht umbringst, ok?" antworte ich aufrichtig und seine Augen weiten sich. "Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt, Köter?" Er richtet sich blitzschnell auf und ich weich unwillkürlich einen Schritt zurück. "Hättest du die Güte mir zu sagen, was du dringendes von mir willst? Und ich warne dich, Wheeler. Komm schnell zum Punkt." zischt er mich gefährlich an. Ich schlucke erneut.
 

"Deine Freundin betrügt dich."
 

Meine Stimme klingt fremd und ungewohnt scharf und ich schnappe nach Luft nachdem die Worte über meine Lippen gekommen sind. Einen Moment hängen sie im Raum und Kaiba sieht mich starr an. Seine Züge verraten nicht das Geringste. Er zuckt nicht mal mit der Wimper.
 

"Was bringt dich zu dieser Aussage?" will er wissen und naja, das ist eine durchaus angebrachte Frage. Ja, eigentlich logisch, oder? Ich zucke etwas unschlüssig mit den Schultern. "Naja, ich hab sie gesehen, vor zwei Tagen... mit einem anderen Mann und das war eindeutig. Echt eindeutig, Kaiba. Tut mir leid, aber es ist wirklich die Wahrheit. Sie hat diesen Typen geküsst und..." Ich beende den Satz nicht, sondern beiße mir stattdessen auf die Unterlippe und sehe ihn entschuldigend an.
 

Seine Augenfarbe verdunkelt sich leicht und sein Blick bohrt sich richtig in mich. Mein Herz hämmert wieder wie wild los. Dann sehe ich, dass seine Schultern leicht zucken als würde ein Ruck durch seinen Körper gehen. "Verstehe." sagt er nach einer Weile und damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich blinzele ihn verwundert an.
 

Hä? Hab ich mich gerade verhört oder hat er echt "verstehe" gesagt? Einfach so. Ohne weitere Fragen? Ohne nachzuhaken? Ohne... Echt, also diese Reaktion ist doch mehr als strange, oder? Fassungslos und ungläubig sehe ich Kaiba an. Seine Miene ist noch immer ausdruckslos und seine Lippen fest aufeinander gepresst. Hm... Vielleicht ist er geschockt? Ich meine, ich weiß ja eigentlich nicht wie Kaiba aussieht, wenn er geschockt ist, könnte also durchaus sein, dass er es ist.
 

"Ähm...Kaiba?" sage ich unsicher und sofort richten sich diese unbeschreiblichen Augen auf mich. Fuck, sind die Blau. Waren sie das schon immer? Scheiße, das gehört echt verboten. Ich schlucke abermals und meine Wangen brennen ganz plötzlich. Herrje, er sieht echt gut aus, sogar jetzt, sogar wenn er geschockt ist, wenn er es ist. "Also... es tut mir leid... ähm... ehrlich... Mann... also das... naja, du weißt schon..."
 

Ich könnte mir selbst an den Kopf schlagen für dieses Gestammel und er sieht mich inzwischen auch irgendwie komisch an. Verständnislos und auch ein wenig irritiert. "Erspar mir dein Mitleid, Wheeler." zischt er mich sofort an, aber irgendwie klingt seine Stimme bei weitem nicht so eisig wie sonst. Einen Augenblick sehe ich ihn hilflos an und weiß nicht so recht, wie ich mich verhalten soll. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass das Ganze länger dauern würde, dass ich ihm mehr sagen müsste... Wer hat auch schon damit rechnen können, dass er mir das so mir nichts, dir nichts glaubt. Also ich ganz sicher nicht. Irgendwie bin ich gerade echt verwirrt.
 

"Ähm... Kaiba?" versuche ich es abermals und er verdreht dieses Mal leicht die Augen. "Was denn noch?" kommt prompt die Gegenfrage und ganz ehrlich, er irritiert mich gerade sehr. "Willst du nicht... ich meine..." Ich breche ab und versuche meinen Gedanken auf andere Weise zu formulieren. "Irgendwie bin ich verwirrt... `Verstehe´ war nicht gerade die Reaktion mit der ich gerechnet habe." Ich lächele ihn schief an und hoffe insgeheim, dass er versteht, was ich zu sagen versuche. Normalerweise ist er ganz gut darin meine Sprache in seine zu übersetzen, also verlasse ich mich einfach auch dieses Mal darauf, dass das Genie in der Lage ist mir zu folgen.
 

Nun richtet er sich zur vollen Größe auf und wieder weiche ich kaum merklich zurück. "Was wäre deiner Ansicht nach die angemessene Reaktion?" erwidert er kühl und ich hab so eine Ahnung, dass er eigentlich keine Antwort will. Deshalb halte ich auch die Klappe und sehe ihn nur weiterhin unsicher an. Zu meinem Erstaunen zucken seine Mundwinkel leicht. "Ich danke dir für die Information, Wheeler." höre ich ihn dann sagen und fuck, das ist echt strange. Ok, er klingt spöttisch und es ist wohl auch mal wieder sarkastisch gemeint, schließlich spricht Kaiba Sarkasmus fließend, aber irgendwie passt das alles nicht und mir ist einfach auch komisch zumute und keine Ahnung, es passt eben nicht.
 

Verdammt, ich hätte Bakura doch mitschleppen sollen. Der Verrückte weiß irgendwie immer was er sagen soll.
 

"Was wirst du jetzt machen?" frage ich mit tonloser Stimme. Wieder zucken seine Mundwinkel leicht. "Was denkst du denn? Ich werde mich um diese Angelegenheit kümmern." entgegnet er und sein Tonfall gefällt mir ganz und gar nicht. "Du wirst sie doch nicht umbringen lassen, oder?" will ich vorsichtig wissen und nun weiten sich seine Augen tatsächlich etwas. Einen Moment lang sieht er mich einfach nur an.
 

"Du hast eine haarsträubende Phantasie, Hündchen." lacht er schließlich und wow. Er lacht. Kaiba lacht. So richtig. Wo bitte ist die versteckte Kamera? Ich meine, Kaiba und lachen? Ich wusste gar nicht, dass das geht. So missmutig seine Mundwinkel immer zucken, ich hätte es nie für möglich gehalten, dass der Penner lachen kann und dann auch noch so. Fassungslos sehe ich ihn an und mustere fasziniert die Verwandlung, die sich mit seinem Gesicht dabei vollzieht. Mit einem Mal wirkt er weder kalt noch hart, nein, er sieht aus wie ein normaler junger Mann. Ok, ein ausgesprochen gut aussehender junger Mann. Nein, ein fast schon schöner Mann. Ich senke verlegen den Blick und meine Wangen brennen noch mehr. Hoffentlich sieht man mir meine Verlegenheit nicht an.
 

"Warum hattest du es eigentlich so eilig mir diese Information so schnell mitzuteilen, dass du extra in meine Firma kommst? Hätte es nicht warten können bis morgen?" will er plötzlich wissen und ich schätze, dass mein Kopf endgültig in Flammen steht.
 

"Ähm..." hebe ich an, breche doch dann gleich wieder ab. "Naja, ich..." Wieder beiße ich mir auf die Unterlippe und er sieht mich erwartungsvoll an. "Warum glaubst du mir eigentlich sofort?" fahre ich ihn dann an anstatt ihm eine Antwort zu liefern. "Ich meine, es ist die Wahrheit, ich kann´s auch beweisen, aber echt jetzt... warum schluckst du es so einfach, Kaiba?"
 

Erneut erstaunt dieser emotionslose Gefrierschrank mich und irgendwie gewinne ich den Eindruck, dass hier absolut nichts so verläuft wie es eigentlich im Drehbuch steht. Er lächelt mich an. Gut, es ist ein spöttisches Lächeln, aber immerhin. "Warum sollte ich dir nicht glauben? Ich bezweifle, dass du dir dergleichen ausdenken würdest. Welchen Sinn sollte solch eine Behauptung auch machen, wenn sie nicht der Wahrheit entspricht. Zudem bist du ein miserabeler Lügner, Wheeler." erklärt er mir umgehend und das klingt sogar verdammt logisch.
 

"Ok... verstehe..." Ich nicke leicht. "Leuchtet ein." Er schenkt mir einen gönnerhaften Blick. "Aber du nimmst das echt mal locker hin, Kaiba. Ich dachte... keine Ahnung..." Ich zucke unsicher mit den Schultern und hoffe abermals, dass er mich auch so versteht.
 

Wieder bedenkt er mich mit einem merkwürdigen Blick und seltsamerweise habe ich das Gefühl, dass er sich amüsiert. Irgendwie erinnert mich sein Gesichtsausdruck an den von Bakura. Eigentlich sollten jetzt wohl sämtliche meiner Alarmglocken gehen, oder? Diese Reaktion ist doch wirklich seltsam. Ok, Kaiba ist nicht gerade der emotionale Typ, aber hey, er hat gerade erfahren, dass seine Freundin ihn betrügt, da müsste doch selbst er ein wenig Gefühl zeigen, oder? Doch nichts. Ich bin nicht einmal mehr wirklich sicher ob er geschockt ist. Nein, ich bezweifle es sogar mehr und mehr.
 

"Du hast meine Frage noch nicht beantwortet." meint er schließlich.
 

Ich kratze mich verlegen am Kopf. "Naja, ich dachte irgendwie, dass du... also die Schule wäre nicht so der richtige Ort, oder? Ich schätze mal, du würdest nicht wollen, dass groß Wirbel um die Sache gemacht wird. Ist ja schon irgendwie... Ich kann dich auch beruhigen, ich hab keinem was gesagt. Werd ich auch nicht, keine Sorge."
 

Das ist natürlich nicht so ganz wahr. Bakura weiß schließlich davon, aber ich habe es ihm ja nicht wirklich gesagt, er hat es gesehen, genau wie ich. Doch ich schätze, dass es augenblicklich keine so gute Idee ist, den Weißhaarigen zu erwähnen. Das erscheint mir nicht klug, auch wenn ich Kaiba´s Reaktion irritierend finde und sie definitiv anders ausgefallen ist als erwartet.
 

Aber kann man Kaiba´s Reaktionen auch vorhersehen?
 

Langsam aber sicher bezweifle ich das doch stark. Der Kerl ist ein Mysterium. Und ich dachte echt, dass ich ihn einschätzen kann. Tja, Joey, weit gefehlt.
 

Über meine Antwort scheint er augenblicklich nachzudenken. Zumindest wirkt es so. Er nickt sogar kaum merklich und innerlich atme ich erleichtert auf. Hoffentlich wird er nicht weiter nachhaken, sonst wird es echt peinlich. Eigentlich kann ich sogar froh sein, dass er nicht weiter nachgefragt hat, woher ich das weiß. Sonst wäre ich echt in Bedrängnis geraten. Ich kann ihm schließlich nicht sagen, dass ich seine Beziehung sabotieren wollte. Und schon gar nicht, dass ich...
 

Fuck, es fällt mir noch immer schwer mir das einzugestehen.
 

Ich mag Kaiba. Wie abartig klingt das denn? Schlimmer noch, ich mag ihn nicht nur einfach so und erschreckenderweise bestätigt sich diese Erkenntnis gerade auch noch. Oder mein Magen spielt verrückt. Ich befürchte allerdings, dass das mit ihm zusammen hängt. Verfluchter Bakura, warum musste er mir auch diesen Floh ins Ohr setzen?
 

Ja, ich weiß, weil es die Wahrheit ist. Aber diese Wahrheit behagt mir nicht so recht.
 

Hallo! Es ist auch alles andere als behaglich sich eingestehen zu müssen, dass man sich in seinen Erzfeind verliebt hat.
 

Verliebt.

Verliebt in Kaiba.
 

Oh Gott. Mir wird schwindlig.
 

Blöderweise müssen mir auch ausgerechnet jetzt Bakura´s Worte in den Sinn kommen.
 

"Aber hey, die Frau ist fast Geschichte. Also musst du nur noch Kaiba rumkriegen. Und glaub mir, das dürfte auch kein so großes Problem darstellen."
 

HA! Der hat echt leicht reden. Für einen Psycho wie ihn ist das sicher auch leicht, ich meine, sich solch verrückte Gefühle einzugestehen, nicht Kaiba rumzukriegen. Alleine die beiden Worte - Kaiba und rumkriegen - in seinem Satz. Oh Mann. Ich befürchte fast, ich kippe hier gleich um. Es war ne Scheißidee herzukommen.
 

Zum Glück reißen Kaiba´s nächste Worte mich jäh zurück in die Realität.
 

"Nun, ich sollte dir wohl dankbar sein, dass du mit dieser delikaten Information so bedächtig umgehst, Wheeler."
 

Sein Tonfall ist eine Mischung aus Spott und Belustigung und ich starre ihn irritiert an. Wieder zuckt dieses seltsame Lächeln um seinen schönen Mund und mein Blick wandert unwillkürlich zu seinen Lippen. Ich schaffe es gerade noch rechtzeitig mich davon loszuwerden bevor mein Starren ihm auffällt und irgendwie schaffe ich es auch ihm in die Augen zu sehen.
 

"Bist du eigentlich überrascht?" frage ich und Scheiße, ich bin überrascht über meine eigene Frage. Kaiba dagegen keineswegs. Er zieht erneut die rechte Braue nach oben, eine Geste, die mich normalerweise verrückt macht, aber irgendwie wirkt sie gerade... sexy. Oh Gott, so weit ist es also schon gekommen. Das ist eindeutig das Ende. Schlimmer kann es echt nicht werden.
 

Oder bin ich doch in der Twilight-Zone?
 

"Auch auf die Gefahr hin, dich zu enttäuschen, Hündchen. Nein, ich bin nicht überrascht." erwidert er vollkommen gelassen und ich befürchte fast, dass mir gleich die Augen aus dem Kopf fallen. "WAS?" frage ich ungläubig und ernte einen Blick aus überlegen funkelnden Augen. "Dachtest du wirklich, dass mir so etwas entgehen würde?"
 

Ok, jetzt verstehe ich wirklich nur noch Bahnhof.

Konfliktgeladene Dialektik oder Konversation Teil 2

Sorry, dass ich euch habe so lange warten lassen, aber eine meiner anderen FFs fesselt gerade so sehr meine Aufmerksamkeit, was gar nicht beabsichtigt war...
 

Selbst fünf Minuten später starre ich ihn noch immer an und er, dieser arrogante Großkotz, steht da und sieht mich mit sichtlich vergnügt an. Ja, meine Verwunderung scheint diesen Penner echt zu amüsieren. Ich fühle mich wie der letzte Idiot.
 

Da komme ich extra her, um ihm zu sagen, dass diese Schnepfe mit seinen Gefühlen spielt und er weiß es. Das ist doch die Höhe! Weiß er denn nicht welche Qualen ich ausgestanden habe? Wieviel Angst ich hatte, herzukommen und ihm das zu sagen? Echt jetzt, das ist zuviel. Der Kerl... ich fasse es einfach nicht.
 

Und warum zum Geier ist er auch noch so verdammt locker drauf?
 

"Du wusstest es?" frage ich dämlicherweise noch einmal nach. Hey, ich will schließlich sicher gehen ob ich das gerade richtig verstanden habe. Er nickt langsam. "Natürlich." erwidert er als wäre das absolut normal. Ich blinzele ihn verwirrt an. "Aber... was... ich meine... ich verstehe nicht..."
 

Ich schüttele leicht den Kopf und lacht trocken auf.
 

"Diese Angelegenheit scheint dich über die Maße mitzunehmen, Wheeler, erstaunlich. Wie kommt es, dass dich dieser Umstand so beschäftigt?" meint er und mustert mich interessiert. Ich befürchte, meine Gesichtsfarbe wechselt abermals und ich brauche einen Moment, um reagieren zu können.
 

"Na, hör mal..." fahre ich ihn dann giftig an. "Ist doch wohl normal, dass man sich da Gedanken macht, wenn man die Freundin von jemandem fremdknutschen sieht. Woher zum Teufel weißt du das überhaupt? Und warum kümmert dich das Ganze nicht einmal?"
 

Oh, jetzt bin ich voll in Fahrt. Ich gestikuliere wild mit den Händen und taumele sogar einen Schritt. Kaiba beäugt mich dabei regungslos.
 

Hab ich schon erwähnt, dass ich mir wie ein Idiot vorkomme? Fuck, es hätte mir doch klar sein müssen, dass Mr. Allwissend alles weiß. Allwissend zu sein, heißt ja alles zu wissen und Kaiba scheint doch immer... Oh Mann, ich weiß echt nicht mehr was hier gerade los ist. Warum zum Geier bin ich hergekommen?
 

"Warum sollte es mich kümmern?" kommt schlagartig eine Gegenfrage, die mich endgültig aus der Fassung bringt.
 

Mit offenem Mund sehe ich ihn an und nein, das kann er nicht gesagt haben. Diese Frage hat er nicht wirklich gestellt. Das gibt es doch gar nicht! So kalt kann nicht einmal er sein oder doch?

"Was?" entfährt es mir und meine Züge entgleisen entgültig. Ich taumele erneut einen Schritt und habe fast den Eindruck, dass der Raum anfängt zu schwanken. Oder bin ich das?
 

Kaiba seufzt und bedenkt mich mit einem obskuren Blick, den ich überhaupt nicht zu deuten vermag.
 

"Wheeler, setz dich hin." befiehlt er und ich leiste widerspruchslos Folge, auch wenn es mir widerstrebt einem seiner Befehle zu folgen, doch es tut gut, nicht länger stehen zu müssen. Noch immer sehe ich ihn fassungslos an. "Hast du wirklich gedacht, dass ich dergleichen nicht wissen würde?" höre ich ihn kurz darauf fragen und kann nur stumm nicken. Zu meiner Überraschung lacht er. "Köter, du bist wirklich erstaunlich, aber gut."
 

Auch er nimmt wieder Platz und für einen Moment herrscht Stille. Wir sehen uns nur an und schweigen. Naja, zusätzlich versuche ich zu verstehen was gerade passiert. Genauer gesagt, ich versuche ihn zu verstehen. Bis dato dachte ich, dass ich tatsächlich in der Lage bin dieses komplexe Subjekt, dass sich Seto Kaiba nennt, verstehen zu können, aber nein, ich bin einem Irrtum aufgesessen. Ich verstehe ihn nicht im Geringsten und das ist gerade echt erschreckend.
 

Kaiba mustert mich sichtlich amüsiert.
 

"Nun, Wheeler, hättest du die Güte mir mitzuteilen, warum dich dieses Thema überhaupt so dermaßen interessiert?" höre ich ihn fragen und zucke unwillkürlich zusammen. Meine Wangen verfärben sich sicher auch schon wieder.
 

"Ähm..." hebe ich an und zu meiner Überraschung lacht er auf. "Man sollte meinen, dass dich so ein Umstand eigentlich freuen würde, immerhin wünschst du mir doch fast täglich die Pest an den Hals." höre ich ihn sagen und starre ihn überrascht an.
 

Im nächsten Moment schüttele ich auch schon vehement den Kopf. "Nein, ich meine, klar, aber das ist doch was anderes!" protestiere ich und er zieht eine seiner perfekt geschwungenen Brauen in die Höhe. "Ist es das?" fragt er auch schon und ich schlucke.
 

Es war ja klar, dass der Penner das nicht verstehen würde.
 

Ich weiß nicht genau was im nächsten Moment passiert. Irgendwie scheint sich ein Schalter in meinem Kopf umzulegen und ehe ich weiß was ich da eigentlich tue, bin ich auch schon wieder am Reden und die Worte sprudeln nur so aus mir heraus.
 

"Also echt jetzt!" fahre ich ihn entrüstet an. "Natürlich ist das etwas anderes. Du bist ein Arsch und du verdienst die Pest, aber das heißt ja noch lange nicht, dass ich es gut finden würde, wenn deine Freundin dich verarscht. So was hat keiner verdient, auch du nicht. Ich verstehe auch nicht was diese Tussi sich einbildet. Ich meine, das ist doch echt mal mies. Mieser als mies. Am allermieseten. So was macht man einfach nicht. Die Tante sollte froh sein, dass du ihr überhaupt eine Chance gibst, immerhin bist du ja nicht gerade für dein großes Herz bekannt und überhaupt... wie kommt sie dazu? Und dann auch noch mit so ner Nullnummer. Echt jetzt. Nein, wenn ich dir die Pest an den Hals wünsche, dann habe ich meine Gründe, aber..."
 

Ich gestikuliere wild und unterstreiche jedes meiner Worte mit einer vehementen Geste und komme dabei immer mehr in Fahrt. Meine Gedanken überschlagen sich und er sieht mich erstaunt an, ja, vage registriere ich, dass er mich sogar anstarrt, aber ich kann mich nicht mehr bremsen und erst als er laut auflacht, halte ich inne und sehe ihn skeptisch an.
 

"WAS?" frage ich und er mustert mich belustigt.
 

"Es ist wirklich erstaunlich welches Interesse du scheinbar an meinem Privatleben hegst, Hündchen." höre ich ihn im nächsten Augenblick sagen und sämtliches Blut schießt mir sofort in die Wangen. "Man könnte ja fast meinen, dass es dich persönlich trifft..." Wieder sieht er mich sichtlich amüsiert an und ich wünschte, ich würde im Erdboden versinken. Aber vorher würde ich ihm zu gerne noch eine reinhauen.
 

Der Kerl spinnt doch total.
 

Wie kann er nur so lässig sein? Und überhaupt... Hier läuft etwas so was von schief.
 

Habe ich ihm gerade ernsthaft erklärt, wie schäbig ich es finde, dass er betrogen wird? Oh Mann...
 

"Na, im Gegensatz zu dir scheint es mich auch zu treffen, dabei ist es deine Freundin." probiere ich es mit einer erneuten Offensive, aber auch diese prallt an Seto Kaiba ab. Ich sollte es inzwischen gewohnt sein.
 

Seine nächsten Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht. "Wheeler...deine Eifersucht ist wirklich süß." sagt er und in seinen Augen blitzt es auf. Ich starre ihn fassungslos an. Mein Mund klappt auf und wieder zu und ja, jetzt könnte sich echt ein Loch im Boden auftun. Ich hätte nichts dagegen einzuwenden.
 

Ich weiß nicht wie lange ich ihn so anstarre und mich nicht einmal rühren kann. Dabei sollte ich aufschreien oder auftrampeln, ja, irgendetwas in der Art wäre durchaus angebracht, sogar ein gepflegter Kinnhaken wäre eine passendere Reaktion als ihn einfach nur anzustarren. Und dieses selbstgefällige Grinsen in seinem Gesicht...
 

Eine Ewigkeit vergeht bis ich tatsächlich den Mund öffnen kann und in der Lage bin etwas zu sagen. Mit fast schon kleinlauter Stimme hebe ich an: "Ich bin nicht eifersüchtig." Aber kaum habe ich die Worte ausgesprochen, bereue ich sie auch schon. Kaiba mustert mich einen Moment und zu meiner Überraschung wird seine Miene mit einem Mal ernst. Ich schlucke unwillkürlich und weiche seinem Blick aus.
 

"Doch bist du." höre ich ihn sagen und diese Feststellung scheint ihn zu erstaunen. Ja, er wirkt als wäre er selbst überrascht und als unsere Blicke sich treffen, glaube ich für einen Moment so etwas wie Erstaunen und Unglaube in seinen Augen zu sehen. "Du bist tatsächlich eifersüchtig, Wheeler." sagt er mit einem Tonfall, den ich nicht von ihm kenne. Ich verschränke die Arme vor der Brust und funkele ihn wütend an.
 

"Ja, verdammt. Zufrieden?" zische ich ihn dann auch schon an und würde im nächsten Augenblick am Liebsten mit dem Kopf gegen die Wand rennen.
 

Fuck off, ich habe es gerade zugegeben.
 

Mein Leben ist keinen Pfifferling mehr wert.

Aufklärung á la Bakura

Bakura beäugt mich sichtlich vergnügt während ich am liebsten Sterben würde. Nicht genug damit, dass ich Kaiba gegenüber zugegeben habe, dass ich eifersüchtig auf seine Freundin bin, nein, ich habe auch noch ausgerechnet diesem Dieb von meiner Schmach erzählt.
 

Gut, wem sonst sollte ich mich auch anvertrauen? Bakura ist ja ohnehin im Bilde. Trotzdem fiel es mir mehr als schwer und sein überlegenes Grinsen macht es keineswegs besser.
 

"Das hätte ich zu gerne gesehen." bemerkt er grinsend und ich stöhne auf. "Ihr zwei seid absolut herrlich... ja, wirklich. Entertainment pur."
 

Als ich ihm den Vogel zeige, zuckt er nur mit den Schultern. "Mal ehrlich, ihr zwei seid weitaus vergnüglicher als der ganze Rest der Bande." fährt er ungerührt fort und ich befürchte, es ist ihm sogar ernst damit. "Im Gegensatz zu dieser Made von Pharao und den anderen unwichtigen Kreaturen unterhaltet ihr mich bestens."
 

Ich starre ihn einen Moment fassungslos an und sein Grinsen wird noch breiter. "Schön, dass wenigstens einer seinen Spaß hat." erwidere ich verärgert und er seufzt. "Na, wie die Dinge liegen, wirst du auch bald deinen Spaß haben." meint er gemächlich und seine Augen bekommen wieder diesen seltsamen Ausdruck. "Was hat der Eisklotz dann gesagt?" will er wissen und sieht mich gespannt an. Ich zucke mit den Schultern.
 

"Das ist es ja... eigentlich gar nichts." erwidere ich und stöhne erneut auf. "Er war erstaunt, es hat ihm sogar die Sprache verschlagen, doch ehe er etwas erwidern konnte oder ich noch in der Lage war etwas zu sagen, kam auch schon Roland und er musste zu einem wichtigen Termin."
 

Bakura stöhnt nun auch auf. "Toll, gerade wo es spannend wird..." bemerkt er und verzieht leicht den Mund. "Und wie seid ihr verblieben?"
 

Ich zucke mit den Schultern. "Er meinte, dass wir das Gespräch vertagen würden." erzähle ich wahrheitsgetreu und sofort grinst der Weißhaarige wieder. "Sehr schön, das heißt, er wird es nicht ignorieren. Immerhin etwas. Dem unterkühlten Glotz hätte ich fast zugetraut, dass er es einfach beiseite wischt." Der Dieb überlegt einen Moment. "Nun, wie es aussieht läuft doch alles Bestens."
 

Wie er auf die Idee kommt, weiß ich nun wirklich nicht.
 

"Was soll bitte bestens laufen?" fahre ich ihn auch schon an. "Hast du eine Ahnung davon wie peinlich das war? Er wird mich bei unserem nächsten Zusammentreffen so was von zusammenfalten!"
 

Bakura schüttelt den Kopf. "Unsinn." widerspricht er. "Der reichen Pinkel wird viel zu pikert sein. Wahrscheinlich serviert er gerade seine Tussi ab. Das heißt, du musst in die Offensive gehen."
 

Ich starre den Weißhaarigen an. "Bitte was? Denkst du ich gehe noch einmal freiwillig zu ihm?" Ich schüttele entschieden den Kopf und Bakura bedenkt mich mit einem missbilligenden Blick. "Na, was willst du sonst machen, Hündchen? Wenn du dein Herrchen willst, dann musst du was tun. Wenn du darauf wartest, dass der Eisklotz was tut, dann kannst du lange warten. Wo ist das Problem? Du hast ihm deine Gefühle ja schon mehr oder weniger gestanden, jetzt zieh den Fisch gefälligst an Land."
 

Ich fasse nicht was ich da höre und die Tatsache, dass dem Dieb das mehr als ernst zu sein scheint was er da von sich gibt, ist noch unglaublicher. Und bei ihm klingt das alles auch noch so was von simpel. Als müsste ich tatsächlich nur zu Kaiba gehen und ihm sagen...
 

Oh Mann, allein der Gedanke.
 

Ich bin ja schon tausend Tode gestorben als ich ihm nur gesagt habe, dass ich eifersüchtig bin.
 

Gut, für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass er... naja, dass er nicht nur erstaunt ist, sondern auch irgendwie gerührt, aber ich stand unter Schock, das kann den Eindruck getrübt haben. Vielleicht war es auch ein Wunschgedanke.
 

"Also, wenn du mich fragst, dann solltest du ihm einen weiteren Besuch abstatten." meint Bakura und ich verdrehe die Augen. "Danke, aber mein Bedarf für heute ist gedeckt." entgegne ich und er lacht. "Na, morgen ist auch noch ein Tag." erwidert er gleichmütig und sofort ist da wieder dieses Grinsen. "Du kannst ihn dir ja auch in der Schule vornehmen. Das wäre auch recht unterhaltsam und ich könnte dabei sein..."
 

Wieder zeige ich ihm den Vogel. "Du hast eindeutig einen Schaden." befinde ich ernst. "Du denkst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich so etwas machen würde?" Allein die Vorstellung, dass ich während der Pause zu Kaiba gehe und... Ich weiß jetzt ja nicht einmal wie ich ihm morgen überhaupt unter die Augen treten soll. Die Sache ist ja sowas von aus dem Ruder gelaufen. Warum musste dieser Penner sich auch eine Freundin zulegen? Konnte er nicht zufrieden sein mit seiner Firma, seinem Bruder und mir? Das ist doch alles ausfüllend genug, möchte man meinen. Warum zum Teufel muss ausgerechnet Mr. Ich-funktioniere-wie-ein-Uhrwerk die Gegebenheiten verändern? Das ist nicht fair! Es ist überhaupt indiskutabel. Wir hatten immerhin einen perfekt funktionierenden Modus und jetzt bin ich verwirrt und...
 

Bakura mustert mich sichtlich vergnügt und einmal mehr habe ich das Gefühl er könne meine Gedanken lesen.
 

"Herrje, Wheeler, stell dich nicht so an." weist er mich im nächsten Moment auch schon zurecht. "Jetzt ist es ohnehin zu spät, um einen Rückzieher zu machen und sagst du auch nicht ständig: Joey Wheeler gibt niemals auf?"
 

Ich nicke kaum merklich. Immerhin betone ich das ja tatsächlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Bakura lächelt zufrieden. "Dann steh auch dazu." fordert er mich auf. "Kaiba und du schmeißt euch doch genug bizarres Zeug an den Kopf, da kommt es auf so was auch nicht mehr an. Und mal ehrlich... die Menge wartet auf den Höhepunkt in dieser ewigen Seifenoper. Die kleine Tea wird heulen vor Freude..." Der Gedanke scheint ihn sichtlich zu amüsieren. "Und dein guter Tristan wird aus den Latschen kippen. Das wird besser als der Showdown beim BattleCityTunier."
 

Erneut verdrehe ich die Augen. Der Kerl spinnt eindeutig. Ja, das wird immer offensichtlicher.
 

Unwillkürlich versuche ich mir die Szene tatsächlich einmal vorzustellen. Ich, der arme, kleine Joey Wheeler, der Seto Kaiba seine Liebe gesteht. Oh Mann, allein bei dem Gedanken wird mir schlecht. Tristan würde mehr als nur aus den Latschen kippen und ob Tea so gerührt wäre... Hm. Ja, ok, das könnte ich mir tatsächlich noch vorstellen. Ich höre sie sogar schon sagen: "Ich wusste es immer. Was sich liebt, das neckt sich." Gott, mir wird immer schlechter. Nein, zu so einer Nummer wird es keinesfalls kommen. Fragt sich allerdings was die Alternative ist.
 

So gesehen hat Bakura Recht. Der Anfang ist gemacht. Kaiba hat ja auch gesagt, dass wir das Gespräch vertagen. Folglich will er es zu Ende bringen, nur, dass ich nicht weiß, was er unter einem Ende versteht. Aber darüber darf ich gar nicht nachdenken. Vielleicht könnte ich das Ganze einfach zurücknehmen oder als Streich abtun? Nein, unwahrscheinlich. Das glaubt der Penner mir doch nie.
 

Und was ist, wenn er mich morgen vor versammelter Mannschaft zur Rede stellt? Ich verziehe unwillkürlich das Gesicht und spüre wie Panik in mir aufkommt. Bakura betrachtet mich ungerührt und wendet dann seinen Blick seinen Fingernägeln zu als wäre der Anblick ungemein faszinierend. "Kaiba wird nicht von sich auf dich zukommen. Sonst müsste er ja auch einräumen, dass seine Alte ihn betrügt. So eine Schmach gibt er doch nie und nimmer zu." überlegt der Weißhaarige und ich atme unwillkürlich auf. "Geh morgen zu ihm und rede Klartext."
 

"Und was bringt dich auf die Idee, dass das funktionieren könnte?" will ich wissen. Er zuckt mit den Schultern. "Eure aufgestaute, feindselige Sexualität?" kontert er und ich falle fast vom Stuhl. "WAS?" will ich wissen. Er sieht mich ernst an. "Herrje, Wheeler, du hast echt eine lange Leitung. Muss ich dir das wirklich erläutern?" fragt er und ich starre ihn nur an. Ich bin nicht einmal in der Lage meinen offenen Mund wieder zu schließen. Er seufzt theatralisch und beugt sich dann verschwörerisch zu mir.
 

"Nun gut." befindet er und scheint gewillt, mich an seinen Gedanken teilhaben zu lassen. "Dass Kaiba ein unterkühltes Exemplar der Gattung Mensch ist, weiß bekanntlich jeder. Von dem Stock, den er im Arsch hat ganz zu schweigen, aber so wie der Eisklotz auf dich abgeht, ist es doch wohl eindeutig, dass da unterdrückte Phantasien eine Rolle spielen. Mal von eurer Herrchen-Hündchen-Nummer abgesehen, die ohnehin schon alles sagt."
 

Ich blinzele ihn ungläubig an. Hat er das gerade tatsächlich gesagt?
 

"Ihr beiden seid so dermaßen verkorkst, dass ihr nicht in der Lage seid einfach euren primitiven Bedürfnissen nachzugeben. Der Eisklotz versucht sie zu ignorieren oder mit Beleidigungen zu kompensieren und du... nun, deine vordergründig Schwärmerei für vollbusige Blondinnen täuscht kaum merklich darüber hinweg, dass dein Objekt der Begierde eindeutig und unwiderruflich Seto Kaiba ist. Darüber hinaus... du bist ein kleiner Masochist und Kaiba ein Sadist und ihr beide habt einen ausgeprägten Hang zu Pet-Play, was ich im Übrigen gut nachvollziehen kann, auch wenn ich Kätzchen bevorzuge, falls du mich richtig verstehst, Hündchen."
 

Der Kerl zwinktert mir zu und greift dann vollkommen gelassen zu seinem Glas.
 

"Gründe genug?" will er lässig wissen und ich habe das Gefühl, dass mein Kopf gleich explodieren wird.

Im Tal des Wahnsinns

"Oh Mann..." stöhne ich während Bakura mir lässig gegenüber sitzt und mich mit einer Mischung aus Mitleid und Belustigung ansieht.
 

Ich schüttele leicht den Kopf. Das kann doch alles nicht wahr sein... Bakura´s Worte hallen immer noch in meinem Kopf wider und ich habe keine Ahnung was ich darauf erwidern soll. Seine Ausführung war dermaßen... Mir fehlen die Worte. Insgeheim wünsche ich mir, dass mein Kopf wirklich explodiert oder sich endlich ein Loch auftut und mich verschlingt.
 

Wo bitte sind diese machtgeilen Psychopathen, wenn man sie mal braucht?
 

Bakura beäugt mich weiterhin. "Sag jetzt bloß nicht, dass dir das alles nicht unbewusst längst klar war?"
 

Ich blinzele ihn an. "Du hast ein Rad ab!" entgegne ich. "Und eine schwere sexuelle Störung. Echt jetzt... das ist doch alles Unsinn. Kaiba und ich... Nur weil du ne perverse Ader hast, trifft das nicht auf andere zu."
 

Der Weißhaarige lacht auf. "Verschließ nur weiter die Augen, Kleiner, das ändert nichts." entgegnet er vollkommen gelassen. "Und hast du schon vergessen was ich dir zum Thema Perversion gesagt habe? Herrje, du hängst eindeutig viel zu viel mit dieser Pharaonenmade herum. Kein Wunder, dass du bei seinem ständigen naiven Gefassel den Bezug zur Realität verlierst und das in deinem Alter!" Er schüttelt seufzend den Kopf. "Als ich so alt war wie du habe ich nicht nur Furcht unter den vermaledeiten Anhängern dieses eiteln Pharaonengewürms verbreitet, ich hatte auch unzählige Sklaven und Sklavinnen..."
 

Ich starre den Dieb an und Bakura grinst so selbstgefällig, dass es mir die Sprache verschlägt. Die Augen des Weißhaarigen leuchten und ich schätze, er schwelgt gerade in irgendwelchen bizarren Erinnerungen.
 

"Ich bin aber nicht du!" kontere ich, was nicht unbedingt sonderlich schlagferig ist, warum ich auch sofort den Mund verziehe. Bakura nickt zustimmend. "Nein, bist du nicht. Sonst müssten wir diese Diskussion nicht führen." entgegnet er und legt den Kopf leicht schief. "Du kannst dich wirklich geehrt fühlen, dass ich mir die Zeit nehme, dir zu helfen. Sonst wird das mit euch verbohrten Eseln ja nie was."
 

Ich schenke ihm ein spöttisches Lächeln. "Oh danke, sehr gnädig von dir." erwidere ich ironisch. "Aber ich unterhalte dich ja scheinbar auch sehr, auch wenn ich deine Vorstellung von Entertainment wirklich nicht verstehe."
 

Er grinst wieder. "Stimmt ja auch. Solchen Spaß hatte ich schon lange nicht mehr. Das ist sogar noch besser als den Pharao zu schikanieren." meint er vergnügt. "Aber ernsthaft... komm endlich in die Gänge! Ich dachte, du hättest dich inzwischen damit abgefunden, dass du auf den Eisklotz stehst. Leugnen hilft ohnehin nichts mehr. Also kommen wir zum nächsten Schritt."
 

Ich stöhne auf. Dem Kerl ist wirklich ernst. Womit habe ich das verdient? Ach ja, ich habe ihn ja mehr oder weniger um Hilfe gebeten, aber hätte ich geahnt, dass das alles so aus dem Ruder läuft... Ich wollte doch nur meinen alten Kaiba wieder haben. War das wirklich zuviel verlangt?
 

Widerwillig richte ich mich auf und sehe ihn an. "Also schön, was schlägst du vor?" will ich wissen und er strahlt mich begeistert an. "Na endlich!" entgegnet er. "Jetzt noch ein wenig mehr Enthusiasmus und wir haben´s."
 

Er hält kurz inne und denkt nach. Ich warte geduldig und ich ahne nichts gutes. Nach seiner Ansage eben kann ja auch nichts wirklich sinnvolles dabei rauskommen. Andererseits... so ganz Unrecht hat er mit seiner Erläuterung nicht, so schwer es mir auch fällt mir das einzugestehen. Ich muss tatsächlich eine masochistische Ader haben, wenn ich ausgerechnet auf meinen Erzfeind abfahre. Ich vermisse ja inzwischen sogar sein liebkosendes "Köter"-Gesülze. Wann hat er mich das letzte Mal mit wahrer kaiba´scher Inbrunst so betitelt? Die Szene in seinem Büro zählt nicht. Das war... Kaiba im Stand-by-Modus.
 

Gott, bin ich wirklich so krank?
 

"Also, du hast mehrere Möglichkeiten, Kleiner." fährt Bakura auch schon fort und ich stöhne erneut auf, was ihm ein weiteres Grinsen entlockt. "Erstens: Wir besorgen dir ein hübsches Halsband und ich führe dich an der Leine zur Kaiba-Villa und übergebe dich deinem Herrchen."
 

Ich starre ihn fassungslos an. "Hast du ein Rad ab???" Ich schüttele energisch den Kopf. "So was mach ich nie im Leben! Eher lasse ich mir einen weißen Drachen auf den Arsch tätowieren als so was!" Entrüstet verschränke ich die Arme vor der Brust und funkele Bakura wütend an. Wie kann dieser Kerl auch nur auf so eine Idee kommen? Oder war es Spaß? Nein, dafür ist sein Blick zu ernst.
 

Der Weißhaarige zuckt mit den Schultern. "Auch ne Idee. Damit hätten wir noch eine. Schön, dass du mitdenkst, Kleiner." entgegnet er und ich habe das Gefühl, dass mein Herz jeden Moment stehen bleibt. "Das war ein Joke!!!" zische ich ihn an. "Ironie! Sarkasmus! Denkst du ich würde so was echt in Erwägung ziehen??"
 

Bakura beäugt mich vollkommen gelassen. "Na, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn du ein wenig Phantasie entwickelt hättest." seufzt er und ich verdrehe die Augen. Unwillkürlich verspüre ich den Impuls zu gehen. Ja, eigentlich das Beste was ich tun könnte. Ich sollte aufstehen und diese Farce hier beenden. Am Besten sofort. Bei seinen Ideen kann ja nichts rauskommen. Was habe ich mir überhaupt dabei gedacht mich ausgerechnet an ihn zu wenden? Der Kerl spinnt doch. Selbst wenn ein Funken Wahrheit an seiner Ausführung ist, heißt das noch lange nicht...
 

"Ich seh schon, du hast es mehr mit subtileren Mitteln." sagt er und verzieht leicht den Mund. "Und ihr denkt, eure Zeit wäre so viel besser... Naja, egal. Dann mach es auf die traditonelle Art, besorg dir ein Präsent, marschier zur Villa und bitte ihn um ein Date."
 

"Klar. Geniale Idee. Kein Wunder, dass es dir nie gelingt den Pharao zu schlagen." erwidere ich spöttisch und er funkelt mich säuerlich an. "Undankbarer Wurm!" werde ich im nächsten Moment angezischt und zucke leicht zusammen. "Meine Methoden mögen unkonventionell sein, aber sie funktionieren. Du bist einfach ein Feigling, Joey Wheeler. Dabei hast du den ersten Schritt schon getan und der Eisberg hat dich nicht zermalmt." meint er weiter und ich schlucke.
 

Auch damit hat er Recht. Zumindest mit dem letzten Teil. Kaiba hätte mich schon in seinem Büro platt machen können, aber er hat mich gehen lassen. Und er schien auch... gerührt zu sein. Was, wenn es ihm im Grunde genauso geht? Wenn er auch begriffen hat, dass wir beide mehr sind als Streithähne? Ein Seto Kaiba gibt sich natürlich keine Blöße, wie könnte er auch. Er würde nie den ersten Schritt machen. Das wäre... Nein, undenkbar.
 

"Ich warte einfach ab, wie er morgen in der Schule reagiert." sage ich mehr zu mir als zu ihm und Bakura stöhnt auf. "Na, er wird dich ignorieren. Man muss nicht Ishizu Ishtar heißen, um das vorherzusagen und diese Milleniumskette braucht mach auch nicht dazu. Da fällt mir ein... mit dem Ring könnte man vielleicht... Nein, Kaiba springt auf so was nicht an und du willst ja auch keinen willenlosen Sklaven sondern ein Herrchen, wobei... die Idee, Kaiba als Sklave..."
 

"Vergiss es!" unterbreche ich seine Überlegungen. Er zuckt amüsiert mit den Schultern. "War nur ein Gedanke." erwidert er mit einem diabolischen Funkeln in den Augen. "Apropos willenloser Sklave... da fällt mir ein. Eine Hand wäscht bekanntlich die andere oder wie siehst du das?" Er wirft mir einen unschuldigen, fragenden Blick zu und dieser plötzliche Wechsel irritiert und fasziniert mich gleichermaßen. Eben glich er noch einem jugendlichen Mephisto mit wirrem weißen Haar und jetzt wirkt er fast harmlos. Ich sehe ihn argwöhnlich an. "Naja, normalerweise schon." antworte ich zurückhaltend und frage mich, worauf er hinaus will.
 

Bakura nickt. "Nun, wenn ich dir helfe, dann dürfte es doch selbstverständlich sein, dass du auch mir hilfst, oder?" fragt er weiter und ich nicke zögernd. "So gesehen ja, aber es kommt natürlich darauf an bei was ich dir helfen soll." erwidere ich mit leichtem Argwohn und er grinst mich befriedigt an. "Na, bei was wohl, kleiner Joey?" will er wissen und ich zucke mit den Schultern obgleich ich schon eine leichte Ahnung habe, die mir keineswegs gefällt.
 

"Du wirst mir bei meinem Vergeltungsschlag gegen den Pharao helfen." verkündet Bakura im nächsten Augenblick und ich schiebe entrüstet den Stuhl nach hinten und stehe auf. "Vergiss es!" erkläre ich scharf und meine Stimme klingt fast so wie die von Kaiba, sie duldet auf jeden Fall keinen Widerspruch.
 

Zu meinem Erstaunen lacht der Weißhaarige. "Du bist so was von vorhersehbar, Hündchen." meint er leicht tadelnd und schüttelt den Kopf. "Beruhig dich, dergleichen schwebt mir nicht vor. Das war nur ein Joke." Er zwinkert mir zu und ich verspüre den Wunsch, meine Faust mit seinem Gesicht bekannt zu machen, aber irgendwie befürchte ich, dass so gar das dem Dieb noch Vergnügen bereiten könnte.
 

Skeptisch sehe ich ihn an. "Was willst du dann?" frage ich und hoffe insgeheim, dass er gleich zum Punkt kommt. "Nun..." beginnt er gemächlich und mein Magen zieht sich unwillkürlich zusammen. Widerwillig lasse ich mich zurück auf den Stuhl sinken und sehe ihn erwartungsvoll an. Nein, ich ahne wirklich nichts gutes und sein Gesichtsausdruck gefällt mir ganz und gar nicht.
 

"Die Sache ist die..." beginnt er und es blitzt wieder so komisch in seinen Augen auf. "Ich habe ja bereits erwähnt, dass ich eine Schwäche für Kätzchen habe." Er macht eine Pause und wartet scheinbar auf eine Bestätigung. Ich nicke verwirrt. Was zum Teufel meint er damit? Dass ich ihm eine Katze besorgen soll? Man hört ja immer wieder, dass Psychopathen gerne Tiere quälen. "Worauf willst du hinaus?" frage ich argwöhnisch nach und Bakura grinst mich breit an. "Ich habe Interesse an einem ganz besonderen Kater." fährt er fort. "Nur leistet dieser augenblicklich Widerstand."
 

Ich zucke mit den Schultern. "Sorry, ich verstehe es nicht. Wie soll ich dir dabei helfen?" will ich wissen und Bakura seufzt. "Herrje, Wheeler, du bist wirklich so was von verpeilt. Dir muss man echt alles erläutern, was?" Er schüttelt missbilligend den Kopf.
 

"Also schön." nimmt er den Faden wieder auf. "Während unser guter Kaiba eine Vorliebe für Hunde, sprich Deinewenigkeit hat, habe ich eine Vorliebe für Katzen, womit ich in diesem Fall deinen werten Freund Duke meine! Und obgleich ich weiß, dass der liebe Duke keineswegs abgeneigt ist, ein wenig mit mir zu... spielen, hat er bislang doch eine unverständlicherweise schlechte Meinung von mir. Was ich mit deiner Hilfe zu ändern gedenke." erläutert er mir und mir bleibt die Luft weg. Ich starre ihn an als würden ihm langsam Hörner wachsten und ich befürchte, mein Herz setzt jeden Augenblick aus.
 

Ich bin im falschen Film. Eindeutig.
 

Der Kerl kann mir doch nicht ernsthaft gerade erklären, dass er auf Duke steht? Und das Duke... Oh Gott! Das kann einfach nicht wahr sein. Ich bin in der Twillight-Zone gelandet, nein, schlimmer, in einem Psychohorrorfilm...
 

Bakura redet derweil munter weiter. "Soll heißen: Ich helfe dir, Kaiba klarzumachen, auf das ihr beiden Süßen zukünftig munter und vergnügt euren eigenen kleinen Perversionen frönen könnt und im Gegenzug wirst du, mein lieber Joey, mir helfen Duke klarzumachen, dass ich ein durchaus lieber Kerl bin, so dass er wieder brav zu mir zurückkommt. Womit wir alle unseren Spaß hätten."
 

Der Weißhaarige lehnt sich nach seinem Monolog zufrieden zurück und sieht mich erwartungsvoll an.
 

Ich glaube, ich starre ihn ganze drei Minuten mit offenem Mund an. Und als schließlich endlich etwas aus meinem Mund kommt, fasse ich selbst nicht, dass ich ausgerechnet das als erstes sage.
 

"Was heißt zurückkommt?" will ich wissen und Bakura lacht. "Ist das nicht offensichtlich?" kontert er und ich würge leicht. Das kann nicht wahr sein. Nicht Duke, nicht Duke und Bakura. Das gibts nicht. Unter keinen Umständen. Never. Duke hat selbst gesagt, dass Bakura ein Psycho wäre und man nie wissen könne... Oh Gott. Ich spüre wie sich alles zu drehen beginnt. Das wird ja immer schlimmer. Fuck, echt. Was kommt als nächstes? Dass Tristan es heimlich mit Pegasus treibt?
 

"DU UND DUKE?" frage ich fassungslos. Bakura nickt. "Was dagegen?" Ich schüttele den Kopf. "Nein, aber Duke... ich meine, DUKE! Der Womanizer überhaupt!" Bakura verzieht spöttisch den Mund und bedenkt mich mit einem vielsagenden Blick. "Erstens, mein Kleiner, schließt das eine das andere nicht zwangsläufig aus und zweitens scheinst du echt keinerlei Plan in der Hinsicht zu haben, aber das wundert mich nicht mehr länger. Es wird echt Zeit, dass wir die Sache mit Kaiba regeln, sonst verkümmerst du noch wie dieser jämmerliche Zwerg Yugi. Dagegen hat sogar der Pharao schon etwas mehr Durchblick was schon was heißen will."
 

Er seufzt. "Also, Wheeler. Deal?"
 

Ich schlucke und versuche verzweifelt das vor mir aufsteigende Bild von Duke und Bakura in einer absonderlichen Konstellation zu verdrängen. Ich kotze heut sicher noch. Dessen bin ich mir sicher.
 

Bakura sieht mich erwartungsvoll an.
 

"Du willst mir damit sagen, dass du auf... Duke stehst?" hake ich nach. "Und ihr beiden... also... du willst ihn zurück? Und ich soll ein gutes Wort für dich einlegen?" Ich will nur sichergehen ob ich ihn richtig verstanden habe. Mehr nicht.
 

Der Dieb nickt zustimmend. "So sieht es aus. Also, Deal?" Ich gebe ein würgendes Geräusch von mir, nicke aber. "Ich garantiere aber für nichts." stelle ich klar. "Ich werde Duke zu nichts zwingen..."
 

"Schon klar, entspann dich. Das mach ich schon." unterbricht er mich vergnügt und zwinkert mir zu.

Ungewollte Offensive oder fragwürdige Methoden Teil 1

Ich bin ganz in Gedanken versunken als ich Richtung Schule fahre. Ausnahmsweise bin ich mal nicht zu spät an. Ich müsste sogar zeitgleich mit Yugi und Tea ankommen, wenn ich es jetzt nicht noch verbocke.
 

Das wird eine Premiere.... Joey Wheeler erscheint einmal pünktlich!
 

Aber damit jetzt keiner denkt, dass dieser plötzliche Sinneswandel irgendwas mit Kaiba zu tun hat, keineswegs. So ist das nicht. Es liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich letzte Nacht kein Auge zugetan habe. Was eigentlich nicht weiter verwunderlich ist nachdem gestrigen Tag.
 

Egal wie sehr ich mich auch gedreht und gewälzt habe, ich konnte nicht einschlafen. Ich habe fast einen Liter warme Milch getrunken, aber die gewünschte Wirkung bliebt aus. Nichts mit Müdigkeit und süßem Schlummer. Durchfall war die Folge, was mir ganze zwanzig Minuten auf dem stillen Örtchen einbrachte, wo ich natürlich auch nicht schlafen konnte.
 

Und als es dann fast soweit war, ich glaub das war gegen vier Uhr morgens, hörte ich draußen eine Katze miauen und ab dem Zeitpunkt war an Schlaf nicht mehr zu denken. Die Horrorbilder, die vor meinem geistigen Auge aufstiegen, waren einfach zu grauenvoll. Mit offenen wie mit geschlossenen Augen sah ich immerzu das gleiche Bild.
 

Bakura, der Duke in den Nacken beißt während er ihn von hinten...
 

Oh Gott, mir wird schon wieder schlecht.
 

Warum musste dieser Psycho mir auch davon erzählen? Und warum zum Geier hatte er zusätzlich auch noch das dringende Bedürfnis, mir auch noch einen erschütternden Einblick in die Paarungsrituale der Felidae zu gewähren? Ich werde Duke nie wieder mit gleichen Augen ansehe können. Ich hätte dem Würfelfreak ja einiges zugetraut, aber das! Und ausgerechnet mit Bakura... oh Mann.
 

Und für diesen Verrückten soll ich jetzt auch noch Amor spielen.
 

Wenn ich das irgendjemandem erzähle, der ansatzweise vernünftig im Kopf ist, der weist mich direkt ein und wirft den Schlüssel weg.
 

"Joey!"
 

Tea´s erstaunte Stimme reißt mich aus den Gedanken. "Du! Hier? Um diese Zeit?" Tea sieht mich ungläubig an und ich schenke ihr ein leicht säuerliches Lächeln. "Keine Sorge, ich bin nicht krank, ich hab nur nicht geschlafen." erkläre ich ihr diesen erstaunlichen Sachverhalt und sie mustert mich. "Du sieht auch alles andere als fit aus. Was hast du denn?" will sie wissen. Ich seufze. "Frag besser nicht." erwidere ich und zu meinem Glück erreicht uns nun auch Yugi. Der Kleine strahlt mich an. "Hallo Joey! Schön dich zu sehen." begrüßt er mich und ich nicke. "Hey, Kumpel." erwidere ich müde und gähne sogar.
 

Tea seufzt. "Raus mir der Sprache, womit hast du dir die Nacht um die Ohren geschlagen?" fordert sie mich auf zu erzählen und ich zucke mit den Schultern. "Mit gar nichts. Ich war brav im Bett, ich konnte eben nur nicht schlafen..." erwidere ich und sie beäugt mich skeptisch.
 

"Wo ist eigentlich Tris?" wechsele ich das Thema. Tea´s Augen nehmen wie erwartet wieder diesen leicht verklärten Gesichtsausdruck an, von dem ich in dem Moment nur hoffe, dass er mich nicht auch befällt, wenn ich Kaiba sehe, und seufzt. "Tristan ist kurz zum Kiosk mir einen Kakao holen."
 

Ich verdrehe unwillkürlich die Augen. Tristan Taylor, der Gentleman. Hoffentlich fängt sie jetzt nicht an mir einen Vortrag darüber zu halten, dass ich mir ein Beispiel an meinem besten Freund nehmen soll. Das wäre heute morgen zu viel des Guten. Aber Tea scheint gnädig zu sein, doch vielleicht liegt es auch daran, dass Yugi das Wort ergreift und irgendwas von neuen Karten erzählt. Ich nicke nur.
 

"Wenn das nicht der Fanclub dieser Pharaonenmade ist... ihr seid ja fast vollständig und das um diese Zeit." vernehme ich eine vertraute Stimme hinter mir und zucke leicht zusammen. "Wo ist denn der erbärmliche Pharaonenwurm?" Yugi´s Lächeln wird mit einem Mal künstlich und Tea verzieht missbilligend den Mund. Bakura scheint wieder einmal bester Laune zu sein. Sein Blick streift mich und er nickt mir kurz zu.
 

Ich erwidere den Gruß mit einem kläglichen Lächeln.
 

Toll, ganz toll. Fehlt nur noch das Kaiba jetzt auftaucht. Ach ja und Duke. Dann ist der Tag eindeutig gehalten. Wäre ich doch im Bett geblieben.
 

"Spar dir doch einfach einmal deine Spitzen, Bakura." fährt Tea den Weißhaarigen auch schon an, aber der lässt sich natürlich keineswegs aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil. Seine Haltung wird sogar noch einen Tick lässiger. "Meine liebste Tea, wie schade, dass eine mädchenhafte Verklärtheit dich die wahre Natur dieser Natter nicht sehen lässt." erwidert er in einem so süßlich-bedauernden Ton, dass ich unfreiwillig Grinsen muss. Tea´s Mund klappt auf und zu und ich stelle beeindruckt fest, dass er es geschafft hat, ihr die Sprache zu verschlagen. Yugi sieht den Weißhaarigen erschüttert an.
 

Einen Moment herrscht Schweigen, dann lacht der Dieb auf und grinst unsere Runde unverschämt an. "Herrje, ihr seid wirklich zu komisch." befindet er und setzt sich dann in Bewegung in Richtung Schuldgebäude. Mir wirft er erneut einen kurzen Blick zu und ich verstehe die stumme Aufforderung und nicke leicht.
 

"Der Kerl ist echt unmöglich." meint Tea als sie ihre Sprache schließlich wieder gefunden hat und Yugi pflichtet ihr bei. Ich sage nichts dazu. Dass Bakura unmöglich ist, steht außer Frage, aber wie unmöglich der Kerl tatsächlich ist, davon haben die Beiden nicht die geringste Ahnung, aber ich wette, es würde ihnen mehr als nur die Schamesröte ins Gesicht treiben, wenn sie wüssten...
 

Gott, ich darf gar nicht daran denken. Duke und Bakura... wie eckelhaft ist das denn? Aber naja... Kaiba und ich... Mein Magen rebelliert fast sofort bei dieser Vorstellung und wieder einmal frage ich mich, wie es nur soweit kommen konnte. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel.
 

"Hast du gefrühstückt, Joey? Du siehst so..." Tea mustert mich eindringlich. "Schlaff aus." Ich schüttele den Kopf. "Ich kriege heut keinen Bissen runter." entgegene ich ehrlich und sowohl Tea als auch Yugi sehen mich fassungslos an. "Bist du sicher, dass es dir gut geht?" fragt mich Yugi vorsichtig. Ich nicke und schenke ihm eine schiefes Grinsen. "So gut wie es mir augenblicklich gehen kann, Alter!" entgegne ich und hey, das ist sogar mehr als wahr.
 

In Anbetracht meiner Lage schlage ich mich verdammt gut. Geradezu beeindruckend. Vor allem mit dem Wissen, mit dem ich inzwischen gestrafft bin.
 

"Guten Morgen, Leute!"
 

Als ich die wohl vertraute Stimme hinter mir vernehme, habe ich das Gefühl, dass mir ein Klavier auf den Kopf fällt - genau wie in diesen Cartoons immer. Ich glaube, ebenso belämmert schaue ich auch aus der Wäsche als Duke mir einen Klaps auf die Schulter gibt. Ich bin nicht einmal in der Lage, ihm den Kopf zu zu wenden, aber aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass er unsere Runde angrinst.
 

"Na, alles ok soweit?" höre ich ihn fragen, dann wendet er sich mir zu. "Du bist ja mal früh dran, was ist los?" will er wissen und ich spüre wie sich alles in mir zusammenzieht. Er schüttelt leicht den Kopf und seine langen Haare fallen ihm über die Schultern. Ich stöhne kaum merklich auf.
 

Wo zum Teufel ist mein schwarzes Loch?
 

Ich schaffe es irgendwie ihn anzusehen und leicht den Mund zu verziehen. Duke sieht mich erstaunt an. "Da hat aber einer miese Laune. Frühaufstehen bekommt dir scheinbar nicht, Joey." sagt Duke und grinst. Schlagartig habe ich wieder dieses schreckliche Bild im Kopf und mein Blick gleitet zu dem Hals meines Freundes. Etwas in mir erwartet dort deutliche Bissspuren zu sehen.
 

"Ich glaub, ich geh mal rein." erkläre ich mit fremder, abwesender Stimme und ohne noch einen meiner Freunde anzusehen oder eine Erwiderung abzuwarten ergreife ich auch schon die Flucht. Zum Glück folgt mir keiner. Ich eile förmlich zur Schule und allein das beweist eindeutig, dass hier etwas nicht stimmt. Wie erwartet ist Bakura in der Halle und lehnt grinsend an einer der Säulen. Als ich das Gebäude betrete blickt er auf und seine Augen funkeln amüsiert auf.
 

"Hast wohl ne krasse Nacht hinter dir. Warst du doch noch bei Kaiba?" will er wissen und ich verdrehe die Augen. "Nope, die verdanke ich dir." zische ich wütend und er sieht mich erstaunt an. "Oh ha..." erwidert der Weißhaarige und klappt das Buch zu in dem er bisdahin scheinbar geblättert hat. "Ich hatte ja gehofft, dass du dir meinen Vortrag zu Herzen nehmen würdest und etwas aus dir rausgehst, aber dass du mich gleich in deine Phantasien einbaust. Nun, ich sollte mich wohl geschmeichelt fühlen..." Er legt den Kopf schief und grinst mich anzüglich an. "Sehr witzig, Blödmann." fahre ich ihn an. "So habe ich das nicht gemeint."
 

Bakura zuckt mit den Schultern. "Was ist dann los?" fragt er und ich seufze. Ich wette, wenn ich ihm das erzähle, werde ich wieder nur ausgelacht. Also schüttele ich den Kopf und der Weißhaarige seufzt. "Bei Ra, du bist ein komischer Vogel, Joey Wheeler." Ich nicke unwillkürlich.
 

"Es wird dich sicher freuen, dass ich mir schon ein paar Gedanken gemacht habe, was deine liaison dangereuse anbelangt." verkündet er mir mit einem fröhlichen Lächeln. Ich sehe ihn verständnislos an. "Meine was?" will ich wissen und der Dieb verdreht die Augen. "Herrje, Wheeler, du hast echt keine Ahnung." meint er und bedenkt mich wieder mit diesem seltsam nachsichtigen Blick, den ich fast noch weniger mag als seinen diabolischen. "Und was meinen süßen Duke anbelangt habe ich auch schon diverse Ideen." höre ich ihn dann auch schon sagen und sofort ist da wieder dieses furchtbare Bild.
 

Ich verziehe den Mund. "Ich habe über die Sache mit dem Präsent noch einmal nachgedacht." fährt der Weißhaarige auch schon fort und ich sehe ihn fragen an. "Duke ist ja der Ansicht, dass es mir lediglich, um mein Vergnügen ginge, also werde ich ihm was hübsches besorgen. Frauen mögen solche Aufmerksamkeiten ja auch..." Er zwinkert mir zu und mir ist schon wieder übel. Kann er nicht aufhören zu reden, muss er mich an seinen Gedanken teilhaben lassen? Aber Bakura denkt gar nicht daran still zu sein.
 

"Und du darfst mich später dabei begleiten. Ich habe schon etwas bestimmtes im Auge für mein Katerchen." Er grinst. Ich hoffe inständig, dass er nicht weiterredet, das verkrafte ich sicher nicht. Was Bakura sich unter Geschenken vorstellt, will ich gar nicht wissen. Atemu hat er zu seinem Geburtstag letztes Jahr schließlich einen Schrumpfkopf geschenkt, der dem Kopf des Pharao´s bedenktlich ähnlich sah. Natürlich mit einer seiner typischen süffisanten Anmerkungen.
 

Und Tristan bekam eine Schachtel Kondome, allerdings an Tea´s Geburtstag mit dem Hinweis, dass er sich um alles weitere kümmern solle, damit Tea nicht mehr so verdrießlich aus der Wäsche schaut. Ich kann mir daher denken in welche Richtung sein Präsent für Duke gehen wird und nein, ich will es nicht sehen.
 

"Vielleicht finden wir in dem Laden auch was für den Herrchen." höre ich ihn sagen. "Noch ist er nicht mein Herrchen!" zische ich den Dieb an und Bakura lacht. "Na, daran arbeiten wir doch, Kleiner." entgegnet er gelassen und ich lächele gequält.
 

Einen Moment herrscht Schweigen und ich bin weiß Gott froh darüber. Die Müdigkeit übermannt mich langsam und ich habe keine Ahnung wie ich diesen Schultag überstehen soll, geschweige denn ein Aufeinandertreffen mit Kaiba oder ein weiteres mit Duke. Wäre ich doch bloß im Bett geblieben. Und wer weiß, wohin Bakura mich nachher schleppen wird. Ich habe so eine schreckliche Ahnung.
 

Ich schließe für einen Moment die Augen und atme tief durch als Bakura sich plötzlich auf mich stürzt. Ich bin gar nicht in der Lage zu reagieren. Ich sehe nur noch, dass der Weißhaarige sich nach vorne beugt und dann liegt sein Mund auf meinem. Im ersten Moment habe ich keinerlei Ahnung was das eigentlich soll. Zwei Sekunden später realisiere ich, dass der Kerl mich tatsächlich küsst und weitere zwei Sekunden später schaffe ich es ihn von mir zu stoßen.
 

"Spinnst du jetzt vollkommen? Was zum Teufel soll das?" fahre ich den Dieb entrüstet an. Bakura grinst nur. "Manchmal bist du einfach zu niedlich, Kleiner, da kann ich einfach nicht widerstehen." Er zwinkert und ich starre ihn fassungslos an. Ich bin viel zu geschockt, um das einzig Richtige zu tun, ihm eine reinzuhauen.
 

Es dauert eine Weile bis ich meine Stimme wiedergefunden habe, zumindest kommt es mir so vor, doch da schickt sich der Dieb bereits von neuem an mich an sich zu ziehen und ich schaffe es gerade noch entrüstet seine Hand wegzuschlagen. "Wag es! Ich warne dich! Tu das nie wieder!" fahre ich ihn an und Bakura beäugt mich sichtlich belustigt.
 

Dann besitzt er auch noch die Dreistigkeit mir zu zu zwinkern und in dem Moment macht sich meine Faust selbst ständig. Ich hole gerade aus, um ihm eins in seine grinsende Visage zu geben, doch da höre ich eine eisige Stimme hinter mir.
 

"Wheeler!" Ich zucke unwillkürlich zusammen.
 

Nein, das darf nicht wahr sein. Oh Gott, bitte nicht auch noch das. Kann mich jemand erschießen? Meine Hand sinkt wie ein nasser Sack und ich schlucke hart. Ich wende leicht den Kopf und blicke in zwei eisblaue Augen. Natürlich. Es konnte ja auch keine Einbildung sein. Nein, er ist wirklich da. In seiner ganzen selbstherrlichen Pracht und er macht einen mega-angepissten Eindruck. Einen Moment spiele ich ernsthaft mit dem Gedanken, hinter Bakura Schutz zu suchen.
 

Sein kalter Blick, mein Blut beginnt schon zu gefrieren, streift mich und wandert dann zu Bakura und in dem Moment bin ich felsenfest davon überzeugt, dass der Dieb diesen Todesblick nicht überleben wird. Kaiba´s Miene ist so hart, dass es selbst seine übliche strenge Erscheinung übertrifft und ich habe das Gefühl, dass ich mich instinktiver kleiner mache. Bakura jedoch steht vollkommen gelassen da und hält dem Blick des CEO so gelassen stand, dass ich ihn wirklich bewundern muss. In seinem Blick liegt sogar noch eine Spur von Trotz.
 

Ich erlaube mir ja schon viel Kaiba gegenüber, aber das! WOW!!
 

Ich sehe wie Kaiba´s Mundwinkel zu zucken beginnen und will auch gerade zu einem Sprung ansetzen, der mich irgendwo in Deckung bringt, doch dann höre ich ihn klar und deutlich und sichtlich sauer sagen: "Komm mit, Wheeler!"
 

Seine Stimme duldet keinen Widerspruch und er wendet sich auch bereits ab in der sicheren Annahme, dass ich ihm folgen werde. Was ich natürlich tue. Ich habe ja keine andere Wahl, oder? Fuck, ich stecke echt in der Tinte, aber so was von. Er hat von gestern ja noch Grund genug, mich zusammen zufalten, aber wenn er das zwischen Bakura und mir jetzt auch noch gesehen hat... Oh Gott.
 

Falls er wirklich ein Fünkchen Gefühl für mich hat, dann wird er mich doch jetzt... Dieser verdammte Bakura! Wie kommt er auch auf die dämliche Idee mich zu küssen! Ich bin schließlich nicht Duke!
 

Ich werfe dem Dieb einen wütenden und zugleich hilflosen Blick zu ehe ich mich roboterhaft in Bewegung setze um meinem Herrchen zu folgen. Der Weißhaarige grinst mich an.
 

"Mach was drauß!" höre ich ihn sagen. "Sei einmal ein Wolf!"
 

Er zwinkert mir zu.

Ungewollte Offensive oder fragwürdige Methoden Teil 2

Wortlos folge ich meinem Erzfeind und mir wird immer mulmiger zumute. Er dreht sich nicht einmal um, um sich zu vergewissern, dass ich ihm auch tatsächlich brav folge.
 

Zielstrebig geht er auf unseren Klassenraum zu und als ich den Raum ebenfalls betrete, sehe ich, dass er bereits an seinem Platz ist und seine Tasche und auch seinen geliebten Laptop abgestellt hat. Ohne weiter nachzudenken schließe ich die Tür hinter mir und als sie ins Schloss fällt, habe ich einen Moment das Gefühl in der Falle zu sitzen.
 

Unsicher mache ich einen Schritt in den Raum und sehe Kaiba an, der allerdings damit beschäftigt ist, seinen Laptop aus seiner Tasche zu packen. Mein Blick fällt auf die Uhr und ich schätze, wir haben mindestens zehn Minuten bis einer der anderen Schüler die Klasse betritt.
 

Ich wippe von einem Bein auf das andere und versuche mich irgendwie auf das Gespräch, dass nun folgen wird, vorzubereiten und je länger er mich warten lässt, desto unruhiger werde ich. Als er mich endlich ansieht, habe ich fast den Eindruck, dass er selbst nicht so genau weiß, wie er anfangen soll, aber da er mich hier her dirigiert hat, überlasse ich es ihm den Anfang zu machen. Seine Miene ist mal wieder vollkommen ausdruckslos und verrät nicht das Geringste. Es ist unmöglich abzuschätzen, was gerade in ihm vorgeht, ich vermag es nicht mal in seinen Augen zu lesen.
 

Nervös kratze ich mir am Kopf und lächele ihn etwas unbeholfen an.
 

"War das gestern dein Ernst?" höre ich ihn nach einer Ewigkeit fragen und seine Stimme ist so kalt und scharf wie ich sie kenne. Ich zucke unwillkürlich zusammen. Natürlich weiß ich, was er meint, aber ich bin irgendwie nicht in der Lage ihm eine Antwort zu geben. Unsicher stehe ich da und zucke schließlich leicht mit den Schultern.
 

Er zieht die rechte Braue in die Höhe und mustert mich argwöhnisch und unter seinem Blick fühle ich mich gleich noch unbehaglicher. Ich schlucke und er scheint seinen nächsten Schritt zu überlegen.
 

"Wheeler, ich bin es gewohnt, dass dein Verhalten jeglicher Logik entbehrt, aber dein Auftritt gestern übertrifft alles." sagt er und klingt dabei so nüchtern-sachlich, dass ich das Gefühl habe, er muss sich Mühe geben, so distantziert mit mir zu reden. "Einmal davon abgesehen, dass du dich scheinbar über die Maße für mein Privatleben interessierst, willst du mir wirklich ernsthaft sagen, dass du... eifersüchtig bist?"
 

Seltsamerweise scheint es ihn, der sonst um kein Wort verlegen ist und sich in jeder Situation auch noch nicht nur unter Kontrolle hat, sondern darüber hinaus immer weiß sich zu artikuleren, Kraft zu kosten, mir diese Frage zu stellen. Ich glaube sogar Unglaube in seinen Augen zu entdecken und ich kann es ihm nicht einmal verdenken. Hätte er mir erklärt, dass er eifersüchtig ist, ich hätte ihm den Vogel gezeigt.
 

Ich überlege gerade noch was ich darauf erwidern soll, wie ich meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen vermag oder ob ich es so machen sollte, wie Bakura es mir geraten hat, doch da sprudeln die Worte auch schon von selbst aus mir heraus.
 

"Du hast mich vernachlässigt!" fahre ich ihn an und meine Stimme bebt förmlich. Seine Augen weiten sich und er starrt mich sichtlich erstaunt an. Mit was auch immer er gerechnet hat, damit sicher nicht. Aber ich vermag es nicht meinen Triumph, den großen Seto Kaiba einmal überrumpelt zu haben - wobei, gestern ist es mir doch auch schon gelungen, oder? - auszukosten. Ich rede einfach weiter und meine Hände gestikulieren wild mit.
 

"Ja! Du hast mich vernachlässigt. Seit Wochen schon ignorierst du mich. Du siehst mich gar nicht mehr. Egal was ich mache, du gehst mir aus dem Weg." höre ich mich selbst sagen und spüre wie ich richtig in Rage kommen. "Weißt du wie sehr mich das verletzt? Ich bin ja einiges von dir gewohnt, Kaiba, aber das..." Ich schüttele energisch den Kopf und meine Haare wirbeln durch die Luft. "Das ist echt so was von mies. Ich meine, was habe ich dir denn getan? Und überhaupt! Ich verstehe es einfach nicht. Kaum ist da diese Tussi, hast du nichts besseres zu tun als mich links liegen zu lassen. MICH!"
 

Ich sehe wie er die Brauen zusammenzieht und mich vollkommen irritiert mustert. Ich will gerade von neuem ansetzen, als ich seine Stimme vernehme, die mit einem Mal merkwürdig zu klingen scheint.
 

"Herrgott, Wheeler, was zum Teufel meinst du? Das kann doch nicht dein Ernst sein? Weißt du eigentlich was du da redest?" fragt er und ich nicke heftig. "Natürlich weiß ich das." fahre ich ihn von neuem an. "Weißt du was du mir antust?"
 

Er blinzelt. Kaiba blinzelt und ich funkele ihn wütend an.
 

"Das ist tatsächlich dein Ernst..." höre ich ihn sagen und seine Stimme ist so leise, dass ich erst glaube, ich habe mich verhört. "Klar ist das mein Ernst. Was denkst du denn?" entgegne ich entschieden und er starrt mich entgeistert an. Vage nehme ich wahr, dass er sich an seinem Pult abstützt und ich verschränke die Arme vor der Brust. "Und das alles auch noch wegen so einer Kuh, die nichts besseres zu tun hat als dich..."
 

"Wheeler." unterbricht er mich scharf und ich zucke zusammen. "Bist du dir im Klaren darüber, was du mir hier sagst?"
 

Jetzt klingt er fast wieder wie der Alte und ich überlege einen Moment. Dann spüre ich auch schon wie meine Wangen zu brennen beginnen und mir wird klar, was ich da tatsächlich gesagt habe. Gut, so gesehen ist es die Wahrheit, aber es klingt... Oh Mann. Herr, lass mich sterben oder beam mich irgendwohin.
 

"Beklagst du dich ernsthaft darüber, dass ich dich ignoriere?" fragt er weiter und ich nicke stumm. "Ja." gebe ich kleinlaut zu. Er schüttelt zu meiner Überraschung leicht den Kopf als könne er das Ganze hier nicht fassen. Ok, das geht mir ähnlich. Insgeheim hoffe ich, dass das alles nur ein böser Traum ist und ich jeden Moment aufwache und...
 

Aber natürlich ist es kein Traum. Schön wär´s, aber Pech, Joey, das hier passiert live und in Farbe. Fuck, mein Dasein ist so was von verkorkst.
 

Eine Weile herrscht Schweigen und wir sehen uns nur an. Kaiba wirkt nach wie vor fassungslos und ich bin zwar nicht länger nervös, dafür aber hochgradig verlegen und wenn ich wüsste, dass es etwas bringen würde, einfach davon zu stürmen, ich würde es tun. Doch das könnte nichts mehr ändern und ein Joey Wheeler läuft auch nicht weg. Nein, so was kommt nicht in die Tüte. Wenn ich schon mein Ableben einläute, dann trete ich dem Tod auch mit offenen Augen entgegen oder in dem Fall Kaiba, was theoretisch auf das Gleiche rauskommen könnte.
 

"Hast du sie wenigstens abserviert?" frage ich und beiße mir im nächsten Augenblick auch schon auf die Unterlippe. Ganz toll, mach es nur noch schlimmer. Er braucht scheinbar einen Moment, um meine Frage zu verstehen. Er beantwortet sie allerdings nicht.
 

Stattdessen richtet er sich wieder auf und strafft die Schultern. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht." entgegnet er mit einem eisigen Blick. "Nebenbei bemerkt, was war das vorhin für eine Sache zwischen Bakura und dir?"
 

Jetzt brennt mein ganzer Kopf.
 

Verlegen senke ich den Blick und schlucke, doch dann sehe ich ihn wieder an und blaffe auch schon: "Das geht dich nichts an."
 

Wir stehen uns fast wieder wie in alten Zeiten gegenüber und funkeln einander an. Für einen Moment ist da wieder dieses altvertraute Gefühl, diese brennende Leidenschaft, genau das was mir die ganze Zeit gefehlt hat. Natürlich muss ich mich in dem Moment an Bakura´s Ausführung erinnern. Ich sehe förmlich das Grinsen des Diebes vor mir.
 

Das darf doch einfach alles nicht wahr sein.
 

Doch da seufzt Kaiba auch schon. "Sag mir, dass das gerade ein übeler Scherz ist, Wheeler." fordert er mich auf und sieht mich herausfordernd an. Ich glaube, so etwas wie Hoffnung in seinen Augen zu sehen, aber ich denke gar nicht daran sie ihm zu schenken.
 

Ich schüttele den Kopf. "Denkst du, ich mache Spaß mit so etwas? Tickst du noch richtig, Kaiba? Glaubst du, ich finde es toll, dass ich mir seit Wochen das Hirn zermattere, warum du mich auf einmal so behandelst, nach allem was zwischen uns war?"
 

Ich stampfe kurz auf und meine Wut kehrt schlagartig zurück. "Echt jetzt, wenn du das denkst, bist du kein solches Genie wie jeder behauptet. Es ist alles andere als toll, ständig über dich nachdenken zu müssen! Glaubst du es war leicht, gestern zu dir zu kommen? Weißt du eigentlich zu was du mich getrieben hast? Hast du eine Ahnung wie peinlich es ist, dass ich schon so weit bin, dass ich dich und deine dämliche Tussi stalke? Oder wie weh das tut?"
 

Irgendwie habe ich einen Schritt auf ihn zu gemacht während meiner doch recht heftigen Ansprache, die Distanz zwischen uns ist jedenfalls geringer. Er steht immer noch aufrecht da und sieht mich an. Seine Züge stehen kurz vor dem Entgleisen, aber das ist mir egal. Soll er ausrasten, nur zu. Das juckt mich nicht. Mir ist augenblichlich auch egal, was Bakura gesagt hat. Vielleicht bin ich jetzt auch tatsächlich ein Wolf, ich weiß es nicht, aber er will es scheinbar nicht anders.
 

"Fuck off, Kaiba. Ja, verdammt, ich bin eifersüchtig. Ich hasse es, wenn du mich ignorierst und ich hasse es, dass diese Kuh mehr Aufmerksamkeit bekommt als ich. Dabei ist sie es nicht einmal wert! Wie konntest du es überhaupt so weit kommen lassen, dass sich eine Frau zwischen uns drängt." fange ich von neuem an und mein Herz hämmert wie wild, aber es gibt kein zurück mehr. Ich habe die Grenze ohnehin längst überschritten. Was soll´s, wenn ich noch einen Schritt weitergehe. Ich habe ihm gestern schon gesagt, dass ich eifersüchtig bin und falls er es immer noch nicht glaubt, dann ist er echt mal dämlich.
 

Wieder hebe ich an, doch bevor auch nur ein Wort aus meinem Mund kommt, höre ich wie er energisch meinen Namen sagt.
 

"Wheeler!"
 

"Was?" blaffe ich zurück und funkele ihn herausfordernd an.
 

Kaiba runzelt unschlüssig die Stirn und beäugt mich einen Moment. In seinem blauen Augen blitze es kurz auf und dann öffnet sich langsam sein Mund.
 

"Sie ist nicht meine Freundin und sie war nie meine Freundin." höre ich ihn sagen und starre ihn fassungslos an.

Ungewollte Offensive oder fragwürdige Methoden Teil 3

Ich starre ihn mit offenem Mund an und bin nicht sicher ob ich ihn gerade richtig verstanden habe. Hat er mir gerade wirklich gesagt, dass diese Kuh nicht seine Freundin ist? Ich blinzele unsicher und Kaiba verschränkt die Arme vor der Brust.
 

"Wie kommst du überhaupt zu der Annahme, dass diese Frau meine Freundin wäre, Wheeler?" fragt er und sieht mich so dermaßen eisig an, dass mir ein Schauder über den Rücken wandert. Ich schlucke unsicher.
 

"Tristan." bringe ich mit krächzender Stimme hervor und Kaiba´s rechte Braue zuckt wieder gefährlich. "Tristan hat erzählt... und wir haben dich ja auch mit ihr gesehen." Ich zucke hilflos mit den Schultern und habe eigentlich nur noch einen Wunsch, dass irgendjemand kommt und mich erlöst. Ich habe ja schon eine Menge Mist gebaut, aber das hier übertrifft alles. Mal im Ernst, habe ich Kaiba gerade wirklich.... Oh Gott, das darf einfach nicht wahr sein.
 

Kaiba nickt langsam. "Und was bringt dich dazu, zu glauben, dass ausgerechnet Taylor Kenntnis über solche Dinge hat?" fragt er auch schon weiter und ich schlucke. Er schüttelt seufzend den Kopf. "Du und dieser Kindergarten..." höre ich ihn murmeln und im nächsten Moment trifft mich auch schon wieder sein kalter Blick. Ich zucke unwillkürlich zusammen. Ich glaube meine Mundwinkel verziehen sich zu einem entschuldigenden Grinsen, aber ich bin mir nicht wirklich sicher. Kaiba mustert mich derweil und ich wäre echt froh, wenn mich jetzt der Blitz treffen würde.
 

Ich meine, was soll ich denn jetzt sagen? Ich habe hier gerade eine fast schon oscarreife Darstellung für die Nebenrolle der eifersüchtigen Ex-Freundin abgeliefert. Duke hatte Recht. Genauso habe ich mich benommen und jetzt erklärt dieser Arsch mir, dass diese Frau gar nicht seine Freundin ist.
 

Dieser dämliche Tristan! Hätte er nur nichts davon erzählt, dann wäre es nie zu dieser Szene gerade gekommen. Ich hätte Kaiba weiterhin gehasst und... Aber wem mache ich was vor? Er hat mich ignoriert, ob nun wegen der Tussi oder nicht, aber er hat es getan und das war kein schönes Gefühl und fuck, auch wenn ich mich gerade zum Iditoten gemacht habe, ändert das nichts daran, dass ein wahrer Kern dahinter steckt. Ich meine, ich war eifersüchtig. Und wie.
 

Gott, ich bin echt der König der Idioten.
 

"Wer ist dann diese Frau?" will ich mit tonloser Stimme wissen und sehe ihn unsicher an. Kaiba hält meinem Blick gelassen stand und scheint zu überlegen. "Deine ganze Rede gerade... das war tatsächlich dein Ernst." entgegnet er und ich glaube in seiner Stimme eine Spur Unsicherheit zu hören. Ich bin nicht sicher ob er das einfach nur feststellt oder er mich fragt. Dabei sieht er mir direkt in die Augen und ich nicke langsam, sage aber nichts. Irgendwie habe ich Angst, dass nur noch mehr Unsinn aus meinem Mund kommt, wenn ich ihn aufmache.
 

Und bevor ich ihm auch noch sage, dass er die absolut schönsten Augen hat, die ich je gesehen habe oder eine noch bescheuertere Bemerkung über seinen Hintern anstelle, halte ich lieber den Mund. Das würde dann doch zu weit gehen. Zum Glück hat keiner etwas von dem allen hier mitbekommen. Es würde mir gerade noch fehlen, dass Yugi und Tea...
 

Kaiba atmet tief durch ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. "Wheeler, du warst eifersüchtig auf eine Mitarbeiterin des Jugendamtes." erklärt er mir schließlich und ich sehe ihn fragend an. "Aufgrund der jüngsten Ereignisse und den mehr oder weniger unerfreunlichen Zwischenfällen bei denen Mokuba in Gefahr war, hat mir das Jugendamt die Dame ins Haus geschickt, damit sie sich ein Bild von dem Umfeld meines Bruders machen kann und dabei auch unser Verhältnis ein wenig beleuchtet."
 

Kaum hat er seinen Vortrag beendet, verspüre ich den Wunsch mit dem Kopf gegen die Wand zu rennen. Klasse, wirklich klasse. Eine ganz harmlose Erklärung und ich gehe ab wie ein Irrer. Na warte, wenn ich diesen Tristan in die Hände kriege... Falls ich das hier überleben sollte, dann ist er so was von dran.
 

"Oh Mann." kommt es aus meinem Mund und Kaiba wirft mir einen spöttischen Blick zu. "Glückwunsch, Wheeler, das war wieder einmal eine deiner Sternstunden." meint er und lacht kurz auf. Ich nicke. "Dann bin ich ganz umsonst in deine Villa..." Ich breche rechtzeitig ab bevor ich mich wirklich verrate. Kaiba sieht mich fragend und ich schüttele den Kopf. "Vergiss es." erkläre ich entschieden und zu meiner Überraschung lässt er es dabei.
 

Einen Moment sehen wir einander schweigend an und ich habe echt keinen Plan, was ich machen soll. Gut, den hatte ich die ganze Zeit auch nicht, aber jetzt kommt mir das alles einfach nur noch dämlich vor. Wie zum Teufel konnte ich auch ernsthaft glauben, dass der Kerl eine Freundin hat? Ich meine, das ist doch ein Widerspruch in sich. Kaiba und eine Frau! Ha! Die einzig funktionierende Beziehung, die der Eisklotz hat, abgesehen von der zu seinem Bruder, bin ich. Ich bin schließlich...
 

Der König der Iditoten.
 

"Kipp hier jetzt bloß nicht um, Hündchen. Ich will nicht, dass man mir unterstellt, ich hätte mich dazu hinreißen lassen, dich zu schlagen." vernehme ich seine kühle Stimme und strecke ihm dann auch schon die Zunge raus. Kaiba zieht nur die Braue nach oben und lächelt.
 

"Warum hast du mich dann..." fange ich vorsichtig an und trete schon wieder von einem Fuß auf den andern. Ganz toll, Joey, heute bist du echt grandios. Eben noch der Elefant im Porzellanladen und jetzt so kleinlaut. Ich räuspere mich und beginne von neuem.
 

"Warum hast du mich dann ignoriert?" will ich wissen und ja, dieses Mal klingt es mehr nach mir. Ich spüre wie ein Teil meines Feuers zurückkommt. Hey, ich bin immer noch Joey Wheeler und ich habe eine Mission. Gut, die Sachlage hat sich verändert, aber das Ziel ist doch das Gleiche, oder? Kaiba sieht mich einen Moment abschätzend an. Dann schüttelt er leicht tadelnd den Kopf und seufzt: "Dummes Hündchen..."
 

"Ich bin kein Hund." blaffe ich ihn sofort an. "Ich bin ein Wolf!" Ok, der Anfang war gut, der Rest... Meine Engerie kehrt zwar zurück, aber meine Gedanken sind noch zu konfus. Ich sollte die Sache etwas vorsichtiger angehen. Dieses dämliche Mantra von Bakura. Aber egal, es triffts ja irgendwie. Theoretisch. Natürlich ist die Hoffnung, dass Kaiba das verstehen könnte, schwindend geringt. Und er sieht mich auch vollkommen verständnislos an. Einen Augenblick weiten sich seine Augen, dann sitzt seine Maske auch schon wieder perfekt.
 

Meine Frage hängt immer noch im Raum und mein Herz schlägt wie wild in meiner Brust. Aber der Eisklotz denkt scheinbar gar nicht daran, sie zu beantworten. Stattdessen fragt er mich: "Was war das vorhin zwischen Bakura und dir?" Obgleich er sich Mühe gibt beiläufig und gleichgültig zu klingen, habe ich das Gefühl, dass ihn diese Sache mehr interessiert als er zugeben will. Zudem fragt er auch schon zum zweiten Mal danach.
 

Aus irgendeinem Grund schaffe ich es zu grinsen. "Eifersüchtig?" frage ich herausfordernd und stemme die Hände in die Hüften. "Mach dich nicht noch lächerlicher, Wheeler." erwidert er spöttisch. Ich seufze. Wäre ja auch zu schön gewesen...
 

"Warum hast du mich ignoriert, Kaiba?" will ich wissen und sehe ihn ernst an. "Warum, wenn nicht wegen deiner... dieser Frau?" Kaiba zuckt mit den Schultern. "Ich hatte meine Gründe." erwidert er gelassen und ich starre ihn an. "Deine Gründe? Was soll das denn bitte heißen?" fahre ich ihn dann auch schon an. "Hey, wenn du denkst, ich lasse mich mit so was abspeisen, dann hast du dich geschnitten, Joey Wheeler gibt nicht auf. Und auch nicht nach. Also raus mit der Sprache!"
 

Ich funkele ihn wütend an und er beäugt mich nachdenklich. Schließlich seufzt er resignierend.
 

"Also schön, Wheeler. Ich bin gnädig und du bekommst deine Antwort." meint er nüchtern. "Besagte Dame, auf die du so eifersüchtig warst, hat mir angekündigt, dass sie sich gegebenenfalls mit einigen meiner Mitschüler unterhalten würde, um sich ein genaueres Bild über mich zu machen und da ich mir in dieser Angelegenheit keine Fehler erlauben darf...."
 

"Du dachtest, ich würde dich schlecht machen, wenn man mich fragt?" unterbreche ich ihn und er nickt widerwillig. "Obgleich die Wahrscheinlichkeit, dass man ausgerechnet dich fragen würde, gering ist." sagt er und seine Schläfen zucken leicht. Einen Augenblick starre ich ihn einfach nur an. Ich nicke langsam. "Ok... ich denke ich verstehe." erwidere ich. Kaiba wirft mir einen säuerlichen Blick zu. "Wie erfreulich, Wheeler." meint er spöttisch, aber ich lache nur.
 

Kaiba sieht mich verständnislos an als ich los puste und mir vor Lachen dann auch schon den Bauch halten muss. "Oh Mann... und ich dachte... " Ich bin nicht in der Lage den Satz flüssig über die Lippen zu bekommen. Ich schüttele den Kopf und er mustert mich argwöhnisch. Ich gebe mir Mühe mich wieder zu fassen und wieder sehen wir uns schweigend an. Seine Miene ist bei weitem nicht mehr so eisig wie zuvor und auch wenn diese Konversation bislang doch etwas aus dem Ruder gelaufen ist, so muss ich doch sagen, dass es eine recht geflegte Unterhaltung für unsere Verhältnisse war.
 

"Dann hast du niemanden?" frage ich nach einer Weile und Kaiba´s Züge entgleisen fast. Ich muss mich echt zusammenreißen, um nicht zu grinsen. "Was?" fragt er sichtlich irritiert und ich zucke mit den Schultern. "Na, bist du solo? Single. Ledig. Ungebunden... frei..." Kaiba starrt mich an als würden mir gerade lilane Flügel wachsen und ich warte geduldig auf eine Antwort, was er trotz seinem Erstaunen wohl zu begreifen scheint. Langsam nickt er, wobei er mich natürlich mehr als argwöhnisch mustert. "Gut." befinde ich und lächele ihn an.
 

Ich glaube, zum ersten Mal mache ich dem Kerl so was wie Angst. Auf jeden Fall mache ich ihn nervös. Und auch ein klein wenig unsicher.
 

Er sieht mich weiterhin abwartend an. "Nun, wie wär´s mit einem Date?" frage ich. Kaiba´s Augen weiten sich. "Wheeler,..." beginnt er nach zwei Sekunden, aber ich unterbreche ihn entschieden. "Ja, das ist mein Ernst und hey, ich denke, das bist du mir schuldig. Ich meine, ich habe die ganze letzte Zeit gelitten wie ein Hund! - Sag jetzt bloß nichts dazu, ich warne dich! - Ich finde, dafür schuldest du mir etwas. Das ist nur fair." erläutere ich ihm und das in enem Tempo, dass ihm keine Möglichkeit bietet mich zu unterbrechen.
 

Seto Kaiba sieht mich vollkommen verdattert an und ich grinse. "Zudem könnte das meine Meinung über dich nur verbessern, falls diese Tussi mich tatsächlich ausfragen sollte." füge ich hinzu und zwinkere.
 

Er hat die Brauen zusammen gezogen und scheint über meine Worte nachzudenken. Wie ich ihn kenne, muss er sie erst einmal analysieren, aber gut. Ich lasse ihm die Zeit. Das Ganze ist ja auch etwas ungewöhnlich, aber hey, so kann ich wenigstens noch das Beste aus der Situation rausholen. Zum Depp habe ich mich ja ohnehin schon gemacht. Und Bakura hat doch auch gesagt, dass ich ein Wolf sein soll. Also, wenn ich das gerade nicht bin, dann weiß ich es auch nicht.
 

Und was für ein Wolf!!
 

"Also?" frage ich nach kurzer Bedenkzeit. "Was meinst du? Ich besorg dir auch ein Präsent."

Lagebesprechung

"Kleiner, ich bin beeindruckt." Bakura grinst mich anerkennend an. "Ausgezeichnete Leistung." Er gibt mir einen leichten Klaps auf die Schulter und ich lächele ihn unsicher an. "Ihr habt also ein Date, sehr schön."
 

Der Weißhaarige lächelt und ich kratze mir verlegen am Kopf. "Naja... er hat es nicht wirklich bestätigt. Bevor er etwas sagen konnte, ging die Tür auf und Tea stand da." Ich zucke mit den Schultern.
 

Bakura ebenfalls. "Und? Er hat nicht Nein gesagt." meint er gelassen. "Auch Schweigen kann eine Art der Willenserklärung sein." Ich sehe den Dieb fragend an. "Wie auch immer ihr habt ein Date. Langsam kommt ein wenig Action auf. Wird auch Zeit. Und das mit der Frau ist auch geklärt?"
 

Ich schlucke. Den Teil habe ich bei meiner Berichterstattung ausgelassen und ich denke auch nicht daran, dem Dieb auf die Nase zu binden, dass ich auf eine Tussi vom Jugendamt eifersüchtig war. Bakura würde sich totlachen, wenn ich ihm das erzähle.
 

Also nicke ich nur und er strahlt mich an. "Dann steht dir ja nichts mehr im Wege." meint er, aber ich sehe ihn zweifelnd an. Gut, Kaiba hat nicht Nein gesagt, aber er hat eben auch nicht zugestimmt. Allerdings hatten wir bislang auch keine Gelegenheit mehr darüber zu reden. Nachdem Tea uns gestört hatte, fing gleich darauf auch der Unterricht an und nach der zweiten Schulstunde ist der Kerl dann auch abgehauen. Entschuldigt wegen wichtiger Termine.
 

"Also, was schwebt dir vor?" höre ich Bakura fragen. Ich zucke mit den Schultern. "Ich weiß doch gar nicht ob..." Der Weißhaarige unterbricht mich mit einem tadelnden Blick. "Ihr habt ein Date. Punkt." entgegnet er entschieden. "Der erste Schritt ist gemacht, also konzentrier dich auf den Nächsten. Was willst du mit Kaiba machen?"
 

Ich spüre wie meine Wangen zu brennen beginnen. Als ob ich eine Ahnung hätte, was ich mit Kaiba machen soll. Schlagartig ist da wieder dieses Bild von Bakura und Duke... und ich senke den Blick. Bakura lacht.
 

"Wheeler, du bist einfach köstlich." befindet der Weißhaarige lachend. "Aber schön, dass du anfängst an das Wesentliche zu denken. Allerdings würde ich vorschlagen, dass du bei Kaiba nicht gleich mit der Tür ins Haus fällst. Ich glaube kaum, dass der Eisklotz sich so leicht flachlegen lässt. Den Kerl muss man..."
 

"Daran habe ich gar nicht gedacht!" falle ich ihm vehement ins Wort und Bakura verdreht die Augen. "Aber darauf läuft es hinaus. Mach dich also mit dem Gedanken vertraut. Und jetzt sag nicht, dass du keinen einzigen Gedanken in die Richtung verschwendet hast!" Er sieht mich herausfordernd an und ich schlucke hart.
 

Naja, konkret habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Ich meine, ich habe es mir nicht vorgestellt oder ausgemalt, aber natürlich habe ich auch daran gedacht. Ein ganz kleines bisschen. Allerdings stieg dann auch sofort dieses Bild wieder vor meinem geistigen Auge auf. Ich glaube kaum, dass Kaiba es begrüßen würde, wenn ich ihm in den Nacken beiße. Oh Gott, ich will gar nicht darüber nachdenken. Warum musste Bakura mir auch davon erzählen? Nie im Leben wollte ich wissen, dass Duke Devlin anfängt zu schnurren, wenn man an seinen Ohrläppchen knabbert. Das sind Informationen, die mein Magen nicht verträgt.
 

"Ich sehe, du hast keinen Plan." stellt der Dieb seufzend fest und ich nicke verlegen. Er beäugt mich einen Augenblick. "Aber du hattest schon mal ein Date?" will er wissen und ich werfe ihm einen bösen Blick zu. "Klar, was denkst du denn? Ich bin..." fange ich auch schon entrüstet an, aber der Dieb lacht nur kurz auf. "Also keins. Na, macht nichts, ich schätze, Kaiba ist in dem Punkt auch kein Experte." unterbricht er mich und ich stöhne auf.
 

Leider hat der Dieb Recht. Ich hatte noch nie ein wirkliches Date. Tea zählt schließlich nicht, außerdem waren wir nie wirklich alleine. Gut, ich habe sie ein paar Mal allein nach Hause gebracht, aber das kann man nicht als Date bezeichnen und mit Mai... Nein, auch nicht. So gesehen habe ich keine Erfahrung. Weshalb ich auch nicht weiß, was ich nun tun soll. Aber ob es gut ist, Bakura zu befragen, bezweifle ich. Er würde mich wahrscheinlich vorschlagen, dass ich mich mit Kaiba in irgendeinem Sexclub treffe und...
 

Meine Nerven.
 

Das Einzige, was mich beruhigt, ist, dass ich vermute, dass Kaiba auch keinen Plan hat. Auch wenn die Vorstellung etwas irritierend ist. Ich meine, Kaiba hat doch immer irgendeinen Plan, irgendeine abgefahrende vollkommen durchdachte Strategie.
 

Bakura nickt neben mir nachdenklich. "Hm.... lass mich überlegen." meint er und mein Magen verkrampft sich erneut. "Ein Abendessen bei Kerzenlicht scheidet aus. Ihr beide seid nicht unbedingt die romantischen Typen." höre ich ihn erläutern und kann nicht umhin, erneut aufzustöhnen. "Ihr solltet etwas machen bei dem ihr nicht viel reden müsst. Konversation ist bislang nicht unbedingt eure Stärke." fährt er in seinen Ausführungen auch schon fort und ich verdrehe die Augen. Doch auch in dem Punkt hat der Dieb wohl Recht.
 

"So gesehen wäre es in eurem Fall echt am Besten ihr würdet einen heben und dann gleich zur Sache kommen. Dann müsst ihr nicht viel reden und könntet eure aufgestauten Aggressionen abbauen." meint er nach einer Weile und ich starre ihn entrüstet an. Der Dieb grinst. "Schon gut, schon gut... Ich weiß ja, dass du schüchtern bist." Der Weißhaarige seufzt theadralisch. "Ein schüchterner Welpe und ein steifer Eisklotz... na, das kann ja was werden. Egal." Bakura überlegt weiter und ich warte geduldig.
 

"Naja... vielleicht nicht unbedingt kreativ, aber was soll´s!?" meint er schließlich. "Am Besten schnappst du dir ein paar Dvds und machst dich auf den Weg zur Villa."
 

Einen Moment sehe ich Bakura verwirrt an. Der Gedanke ist gar nicht mal so übel. Zugegeben, er ist wirklich nicht kreativ, dafür aber mehr als normal und auch noch durchführbar. Ich nicke leicht. "Einen Versuch wäre es wert..." überlege ich laut und Bakura nickt. "Und wenn euch der Film zu langweilig wird, könnt ihr immer noch rummachen." sagt er und grinst. "Ich hätte auch ein paar interessante Filme im Angebot..." Ich winke schnell ab. "Nein, danke. Auf deine Filme kann ich verzichten." entgegne ich und er verzieht gespielt schmollend den Mund.
 

Ja, die Idee ist wirklich nicht so übel. Ok, augenblicklich kann ich mir schwer vorstellen, mit Kaiba auf einem Sofa zu sitzen und ruhig einen Film zu sehen, aber naja, bis vor ein paar Tagen konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass ich so etwas einmal wollen würde.
 

"Wo wir jetzt deine Problemchen so gut wie gelöst haben, können wir uns ja meinem zuwenden." höre ich Bakura sagen und wende mich erneut dem Dieb zu. Ich hatte geahnt, dass das kommen würde. "Und was schwebt dir vor?" frage ich. Natürlich bereue ich die Frage zugleich auch schon. Eigentlich will ich gar nichts darüber wissen. Ja, das was ich bereits über dieses Thema weiß, reicht mir zur Genüge. Während des gesamten Unterrichts konnte ich Duke nicht ansehen und habe auch mehr oder weniger die Flucht ergriffen als es in die Pause ging. Die anderen werden sich sicher wundern, dass ich die Pause mit Bakura verbringe und noch erstaunter werden sie sein, wenn ich nach der Schule auch noch mit dem Dieb losziehe. Da fällt mir ein... ich frage mich wohin der Kerl will.
 

"Wie ich bereits sagte, der Kater zweifelt an meinen Absichten." höre ich den Dieb sagen. Er seufzt und ich sehe ihn fragend an. Aus irgendeinem Grund spreche ich dann auch tatsächlich aus, was mir durch den Kopf geht. "Wie kam es überhaupt dazu, dass ihr..." Bakura grinst genüßlich. "Naja... eines Abends bin ich in einem Club auf Duke getroffen. Er war recht ausgelassen, hat getanzt und was ich sah, gefiel mir auf Anhieb." erzählt der Weißhaarige und ich bringe ein klägliches Lächeln zustande während ich verzweifelt versuche mir die Szene nicht vorzustellen. "Ich hab ihn eine Weile beobachtet und er gefiel mir immer besser. Also beschloss ich, dass ich ihn haben will." erklärt Bakura als wäre dergleichen mehr als selbstverständlich. "Und da ich immer bekomme was ich will..." Er grinst mich anzüglich an und ich verziehe den Mund.
 

"Ich musste ihn allerdings nicht lange überreden. Der Kater war recht willig und rollig war er auch." Sein Grinsen wird noch eine Spur breiter und er leckt sich mit der Zunge über die Lippen. "In dieser Nacht hatten wir verdammt viel Spaß. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so entzücken würde, ihn meinen Namen stöhnen zu hören, aber es war das reinste Vergnügen."
 

Ich schlucke und sehe einen leicht bekleideten, sich windenden, stöhnenden Duke Devlin vor mir. Herr, lass mich diese Bilder vergessen, ich werde fortan auch brav beten.
 

"In der Hinsicht harmonieren wir perfekt. Duke ist..." Ich schüttele energisch den Kopf und falle ihm ins Wort. "Ok, ok, hab verstanden. Ich will es nicht wissen." erkläre ich entschieden. "Sag mir lieber wo das Problem ist." Er zuckt mit den Schultern. "Na schön." meint er. "Vor ein paar Wochen meinte Duke plötzlich, dass er mehr will als nur reine Fleischeslust."
 

Ich nicke als würde ich verstehen was er mir sagen will. "Aber anscheinend habe ich darauf nicht so reagiert wie er es erwartet hat." Bakura seufzt. "Daraufhin hat er mir unterstellt, dass ich keine ernsten Absichten hätte und das er deshalb das Ganze beenden wolle, weil er etwas ernstes will und..." Bakura verdreht die Augen. "Eine Beziehung." Er spricht das Wort aus als wäre es etwas verbotenes. "Eine Beziehung, bei der es nicht nur um Sex geht."
 

Wieder nicke ich. Fuck, die Nummer wird echt immer besser. Wenn das was Bakura erzählt stimmt, dann muss Duke Gefühle für den Dieb haben, oder? Oh Mann... als wäre es nicht schon schrecklich genug, dass er es mit Bakura treibt. Duke Devlin und verliebt in einen Hardcore-Psychopathen. Das schlägt sogar meine verkorkste Beziehung zu Kaiba um Längen.
 

Ohne, dass ich es eigentlich will, frage ich auch schon: "Und was willst du? Ich meine, willst du denn eine Beziehung mit ihm?"
 

Ich schäme mich ja so, dass ich dieses Gespräch hier führe. Solche Gespräche sollte ich nicht führen. Nicht mit Bakura, nicht über Duke und schon gar nicht, wenn es um Gefühle geht. Tea wäre hierfür echt mehr geeignet. Sie hätte sicher Verständnis für Duke´s Wunsch nach einer festen Bildung, naja, nicht unbedingt mit Bakura, aber egal.
 

Bakura zuckt mit den Schultern. "Ich will ihn zurück." erklärt er und ich seufze. "Naja, das scheint aber alleine nicht zu reichen. Also entweder willst du ernst machen oder du kannst es wohl vergessen, wenn Duke tatsächlich..."
 

Er nickt. "Schon klar." erwidert er gedehnt. "Wegen mir können wir ernst machen, solange wir den Rest auch wieder machen. Dämlicherweise macht es nämlich ohne ihn nur halb so viel Spaß." Ich starre den Dieb an. "Heißt das, du hast..." Ich beiße mir fest auf die Unterlippe und meine Wangen beginnen auch schon wieder zu brennen. Bakura wirft mir einen skeptischen Blick zu. "Was denkst du denn? Dass ich brav daheim sitze und Däumchen drehe? Ich bin nicht diese unschuldige Pharaonenmade." entgegnet er und ich huste auf. "Na, jedenfalls ist es ohne ihn nicht das Gleiche. Weshalb ich auch bereit bin Zugeständnisse zu machen. Aber bislang ignoriert der Kater jeden Versuch vehement. Und nun kommst du ins Spiel." Er sieht mich grinsend an und ich lächele gequält.
 

"Du wirst ihn davon überzeugen, dass es mir ernst ist und dabei kannst du auch gerne einfließen lassen, dass ich eigentlich ein lieber Kerl bin. Du weißt schon. Das volle Programm." erklärt er mir und ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich das anstellen soll. Ich meine, ich kann Duke ja nicht einmal ansehen. "Rede mit ihm und überzeug ihn davon, dass ich es ernst meine."
 

"Naja... ob das etwas bringt...?" werfe ich zweifelnd ein. Bakura funkelt mich an und ich zucke ein wenig zusammen. "Lass dir was einfallen, Wheeler. Irgendwas. Aber überzeug ihn. Lange halte ich diesen Zustand nämlich nicht mehr aus." erklärt er ernst und ich schlucke. Ich will mir gar nicht vorstellen, was dann passiert. Bakura traue ich alles mögliche zu. "Ähm... klar." erwidere ich mit krächzender Stimme. "Aber... ähm... dann hast du also Gefühle für Duke?" will ich wissen.
 

Einen Moment sieht mich Bakura ungläubig an. "Du denkst wohl, dazu bin ich nicht fähig, was?" fragt er und ich lächele verlegen. Der Dieb grinst. "Schon klar." meint er gelassen. "Ich hab im Grunde mit dieser Gefühlsduselei nichts am Hut. So ein Weichei bin ich nicht. Ich heiße auch schließlich nicht Atemu und winsele ständig rum, aber so gesehen... ja, man könnte sagen, dass der Kater mir nicht egal ist. Deshalb will ich ihn auch zurück." erklärt er und ich nicke. "Und was ist, wenn Duke... ich meine, viele Mädchen laufen ihm nach und so." werfe ich ein. Bakura´s Augen blitzen gefährlich auf. "Er ist mein Kater." zischt der Dieb und mir läuft es eiskalt den Rücken runter. "Denkst du ich überlasse ihn jemand anderem?"
 

Ich schüttele den Kopf.
 

Bevor ich noch etwas sagen kann, klingelt es und Bakura erhebt sich. "Bei Ra, ich bin froh, wenn der Unterricht vorbei ist. Dieses Gewürm hier geht mir so auf die Nerven." meint er und ich stehe ebenfalls auf und folge ihm Richtung Schule. "Wo gehen wir eigentlich nachher hin?" will ich plötzlich wissen. Der Dieb grinst. "In einen hübschen Laden in dem du sicher noch nicht warst, abe wo es jede Menge schönes Spielzeug gibt." antwortet er wider Erwarten und ich starre ihn an.
 

"Stell dich nicht an, Kleiner. Wird Zeit, dass du auf dem Gebiet mal ein bisschen was lernst." sagt Bakura lässig und zwinkert. "Um den steifen Kaiba zu verführen, musst du dich schließlich ins Zeug legen."

Aussprache

"Mann, Joey, was ist denn?"
 

Duke sieht mich fragend an und ich muss mich zwingen, ihm in die Augen zu sehen. Er lächelt und er scheint sichtlich erfreut über meinen spontanen Besuch. Trotzdem scheint ihm nicht zu entgehen, dass etwas nicht stimmt. Gut, die Tatsache, dass ich ihm nur schwer in die Augen sehen kann, spricht wohl dafür, dass etwas los ist und da ich auch scheinbar permanent die Gesichtsfarbe wechsele, ist es auch mehr als offensichtlich.
 

Ich räuspere mich und überlege wie ich diese Thema am Besten ansprechen soll. Vorhin hatte ich noch eine Art Strategie. Naja, theoretisch hatte ich eine. Die wurde allerdings innerhalb von zwei Sekunden von Bakura zunichte gemacht. Drückt der Dieb mir doch eine Packung Gleitgel in die Hand und meint dann auch noch grinsend, dass ich das auf jeden Fall brauchen würde.
 

Kann sich jemand mein Gesicht vorstellen?
 

Danach soll man sich noch auf ein prekäres Gespräch vorbereiten können. Haha. Als würde mir die Nummer hier nicht schon schwer genug fallen. Ich glaube, es wäre fast leichter zu Kaiba zu gehen. Aber ich hab´s dem Dieb versprochen und ich halte mein Wort.
 

"Na, spuck´s schon aus, Joey, du warst heute Morgen schon so seltsam. Was ist los?" fragt Duke und sieht mich erwartungsvoll an. Ich seufze leicht. Duke und ich sind zwar gut befreundet, aber bislang haben wir nie Gespräche dieser Art geführt. Gut, wir haben uns über das eine oder andere Mädchen unterhalten, aber das war oberflächliches Geplänkel, nichts weiter. So wie Jungs eben reden. Und das Thema jetzt ist etwas ganz anderes. Ich meine, ich weiß ja nicht mal wie ich die Sache eröffnen soll. Ich kann schließlich schlecht so was sagen wie: "Hey Duke, hab gehört, dass du eine heiße Affäre mit dem Oberpsychopathen hattest..."
 

Duke Devlin ist zwar recht locker drauf und auch für jeden Scheiß zu haben, aber das würde ihn jetzt glatt vom Hocker hauen. Einmal abgesehen davon, dass ich nicht auch vor der Frage stehe, wieviel ich von meiner eigenen Geschichte Preis geben soll.
 

"Es geht um Bakura." sage ich schließlich und Duke´s grüne Augen werden ein wenig dunkler. Ich kann förmlich die Fragezeichen über seinem Kopf kreisen sehen. Er sagt jedoch nichts, wartet ab was ich als nächstes sage. Ich kratze mir unsicher am Kopf. "Ähm... du weißt ja, dass ich in letzter Zeit viel mit ihm rumhänge." fahre ich fort und Duke nickt langsam. "Naja... die Sache ist die, Bakura hilft mir bei einer bestimmten Sache."
 

Duke nickt erneut und ich spüre wie seine Haltung sich kaum merklich versteift. Vielleicht ahnt er etwas, ich bin nicht sicher. Insgeheim hoffe ich, dass er von sich aus etwas sagt, aber den Gefallen scheint er mir nicht tun zu wollen. Ich schlucke verlegen und weiche seinem Blick aus. Einen Moment herrscht Schweigen und ich befürchte, dass mein Kopf gleich wieder in Flammen steht. "Also, Bakura hilft mir und naja, deshalb soll ich ihm helfen. Ich meine, ich will ihm auch helfen, mehr oder weniger." stammele ich von neuem los und auf Duke´s Stirn erscheinen ein paar Falten.
 

"Bei was hilft Bakura dir?" fragt er und ich habe den Eindruck, dass ein gewisses Maß an Argwohn in seiner Stimme mitschwingt. Ich atme tief durch. Es hilft alles nichts. Ich werde die Karten auf den Tisch legen müssen. Alle Karten. Wie sonst soll ich Duke die ganze Sache auch erklären? Einmal abgesehen davon, dass es ja ohnehin irgendwann rauskommen wird. Spätenstens wenn das mit Kaiba und mir wirklich etwas wird.
 

Oh Gott...
 

Ich glaube, mir wird die Tragweite des Ganzen gerade erst bewusst. Wenn das echt was werden würde, also mit Kaiba und mir... dann werde ich es irgendwann jedem sagen müssen. Ich meine Tristan, Tea und Yugi. Und alle anderen werden es auch erfahren. So war es bei Tea und Tris doch auch. Als sie fest zusammen waren, haben sie es auch jedem erzählt und die ganze Schule hat zwei Tage darüber geredet. Ich darf mir gar nicht vorstellen was passiert, wenn das mit Kaiba und mir raus kommt.
 

"Joey?" höre ich Duke fragen und ich grinse ihn entschuldigend an. "Sag schon was du auf dem Herzen hast." fordert er mich auf. Ich seufze. "Ähm... ja. Will ich ja, ich meine, deshalb bin ich ja hier." entgegne ich und Duke starrt mich an als wäre ich endgültig übergeschnappt. "Also, das mit dem Herzen ist schon mal ein gutes Stichwort." fahre ich fort und kratze mich erneut am Kopf. "Die Sache ist nämlich die... du weißt doch noch, dass ich mich so wegen Kaiba´s Freundin aufgeregt habe, oder?"
 

Duke nickt langsam, sieht mich aber weiterhin verständnislos an. "Und du weißt sicher auch noch, dass ich etwas unternehmen wollte in der Hinsicht." frage ich ihn zaghaft. Duke grinst. "Oh ja, ich erinnere mich nur zu gut an deinen Auftritt neulich. Du hast dich noch mehr in Rage geredet als sonst. Man hätte ja direkt meinen können, dass du eifersüchtig bist." erwidert er und seine grünen Augen blitzen mich amüsiert an. Ich lächele gequält. "Ähm ja. Genau das." entgegne ich. "So ist es auch. Also genau genommen war es so, aber jetzt weiß ich, dass sie nicht seine Freundin ist und dass er mich nur vernachlässigt hat, weil das Jugendamt ihm im Nacken sitzt. Jedenfalls hat ist jetzt alles wieder in Ordnung, naja, fast..."
 

"Was genau versuchtst du mir zu sagen, Joey?" unterbricht mich Duke und ich schlucke. "Und was hat das mit Bakura zu tun?"
 

Ich seufze entnervt auf. Herrje, das gestaltet sich ja noch schwerer als ich gedacht habe. Irgendwie scheint er mir nicht folgen zu können. Ist aber wohl auch etwas viel verlangt. "Na, Bakura hat mir geholfen Kaiba zu observieren, genauer gesagt seine Freundin, die gar nicht seine Freundin ist." erkläre ich und hoffe, dass er endlich versteht worauf ich hinaus will. Duke´s Augen weiten sich etwas. "Also hast du das Nachtsichtgerät tatsächlich gebraucht, um Kaiba zu stalken. Mann, Joey, weißt du eigentlich was für einen Ärger du dir mit so was einhandeln kannst?" fährt er mich entrüstet an. "Lass mich raten, die Idee stammt von Bakura, was?"
 

Ich schüttele den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Wir haben sie mehr oder weniger gemeinsam entwickelt und die Idee mit dem Nachtsichtgerät hatte ich auch alleine." erkläre ich schnell. "Es ist auch nichts passiert. Kaiba hat nichts gemerkt, nicht einmal, dass ich die ganze Nacht unter seinem Bett verbracht habe, weil ich die falsche Tür erwischt habe. Na, jedenfalls hat sich rausgestellt, dass es nicht seine Freundin ist. Wir haben sie nämlich mit einem anderen Kerl gesehen und ich dachte erst, die Kuh würde ihn betrügen, aber so war´s nicht. Ich hab Kaiba nämlich davon erzählt, musste ich ja, oder? Und er hat mir dann erklärt, dass es gar nicht seine Freundin ist und..."
 

"STOPP!" unterbricht mich Duke und ich halte schlagartig inne. Der Schwarzhaarige sieht mich mit einer Mischung aus Unglaube und Verwirrung an. "Verstehe ich dich richtig, dass du bei Kaiba eingebrochen bist? Und warum hast du eine Nacht unter seinem Bett verbracht?"
 

Ich stöhne auf. "Das ist doch nicht mehr wichtig. Die Aktion war ohnehin überflüssig." erwidere ich. "Wichtig ist, dass sie nicht seine Freundin ist und..."
 

Duke schüttelt leicht den Kopf. "Nicht wichtig? Joey, hast du irgendwas genommen? Dass du bei Kaiba eingebrochen bist, ist nicht ungedingt etwas, dass man als normal abtun kann. Mal ehrlich, was..."
 

"Vergiss jetzt mal den Einbruch. Darum geht es nicht." unterbreche ich ihn. "Fakt ist, dass Kaiba solo ist." Ich glaube ich grinse Duke ziemlich dämlich an. Er scheint nichts von dem zu verstehen was ich ihm hier seit fünf Minuten zu erkären versuche. "Ok, er ist solo. Pech für Kaiba würd ich sagen und Glück für dich." meint er und zuckt mit den Schultern. "Das heißt euer Kleinkrieg kann munter weiter gehen. Schön für dich. Aber was hat das jetzt mit Bakura zu tun?"
 

Ich verdrehe in bester Kaiba-Manier die Augen. "Kein Kleinkrieg mehr. Die Sache ist jetzt anders. Hoffe ich zumindest, aber genaueres kann ich erst nach meinem Date mit Kaiba sagen. Bakura ist ja optimistisch was das anbelangt, aber ich weiß nicht so genau. Aber wir werden ja sehen. Immerhin hat er nicht nein gesagt, aber das heißt nicht, dass wir jetzt... also wir müssen sehen was wir jetzt sind. Egal, Bakura hilft mir jedenfalls dabei, auch wenn ich nicht sicher bin, ob er wirklich so eine gute Hilfe ist. Seine Ratschläge sind etwas... skurill." Ich atme kurz tief durch. "Aber er hilft mir und deshalb helfe ich ihm auch, zumindest will ich es versuchen und naja, da kommst eben du ins Spiel."
 

Ich sehe Duke erwartungsvoll an und hoffe, dass er mir trotz meines Tempos zu folgen vermocht hat. Er wirkt allerdings keineswegs so. Vielmehr sieht er mich an als hätte ich gerade verkündet, dass ich morgen Pegasus heiraten werde oder etwas vergleichbar wirres vorhabe.
 

"Willst du mich verarschen?" fragt er nach ein paar Minuten des Schweigens und lacht dann aus vollem Halse los. "Oh Mann, Joey, der Witz war gut. Echt jetzt. Krank, aber gut. Einen Moment hab ich dir echt abgenommen, dass es dein Ernst ist." Er lacht und gibt mir einen Klaps auf die Schulter. Ich verdrehe erneut die Augen.
 

"Es ist mein Ernst, Duke." versichere ich ihm, als er endlich wieder ruhig ist und er sieht mich argwöhnlich an. "Du willst mir hier ernsthaft erzählen, dass du ein Date mit Kaiba hast? DEM Kaiba, deinem Erzfeind, dem Kerl, dem du permanent die Pest an den Hals wünschst?" frage er mich dann. "Und damit nicht genug, ausgerechnet Bakura hilft dir dabei?"
 

Ich nicke eifrig. "Ja, genauso sieht es aus." erwidere ich und Duke blinzelt mich fassungslos an. "Echt jetzt, das ist kein Scherz, auch wenn´s so klingt. Ich meine das ernst und ja, ich weiß, dass es mehr als bekloppt klingt, aber naja, aus irgendeinem Grund habe ich dieses Gefühl für Kaiba. Keine Ahnung warum. Bakura meint, das hätte irgendwas mit verrückten perversen Rollenspiel-Fantasien zu tun und das es eigentlich nur logisch wäre. Wie auch immer, es ist so."
 

Duke´s Gesicht wirkt für einen Moment fast so grün wie seine Augen. Einen Augenblick lang habe ich Angst, dass er mir tatsächlich vom Stuhl kippt, doch dann scheint er sich wieder zu fangen. Ich sehe, dass er schwer schluckt und sich zu sammeln versucht. "Du stehst auf Kaiba?" fragt er mich dann mit tonloser Stimme. Ich zucke mit den Schultern. "Scheint so." erwidere ich kleinlaut und er starrt mich ein paar Sekunden einfach nur an. "Ist dir klar, dass das echt mal verrückt ist?" will er dann wissen.
 

Wieder zucke ich mit den Schultern. "So gesehen schon." sage ich schließlich. "Aber hey, nicht verrückter als das zwischen Bakura und dir." Kaum haben die Worte meinen Mund verlassen beiße ich mir auch schon auf die Zunge. Fuck, so wollte ich das eigentlich nicht ansprechen. Ich sehe wie Duke erst weiß wird und dann rot und ja, ich glaube, ich tue es ihm gleich. Meine Wangen brennen jedenfalls und ich lächele ihn verlegen an. "Ähm, sorry, Kumpel..." setze ich unsicher an. "Bakura hat mir davon erzählt und..."
 

Duke schluckt hart und wieder schweigen wir für einen Moment. Ich schätze, das Ganze ist ihm mehr als peinlich. Ok, das kann ich nur zu gut nachvollziehen. Mir wäre es auch megapeinlich, wenn ich es mit Bakura treiben würde. Zum Glück schaffe ich es in diesem Moment das furchtbare Bild auszublenden.
 

Erstaunlicherweise fast sich Duke recht schnell wieder. Ein paar Sekunden senkt er zwar den Blick, scheint auch kurz nachzudenken, dann sieht er mich aber wieder an und grinst mich sogar leicht unsicher an. "Erwischt, würde ich sagen." meint er, klingt aber bei weitem nicht so lässig wie sonst. Er sieht mich verlegen an und seufzt dann tief. "Was genau hat er erzählt?" will er wissen und ich schätze, dass die Röte, die in meinem Gesicht erscheint eigentich Antwort genug ist. Er mustert mich kurz und nickt dann. "Verstehe." sagt er gedehnt und lehnt sich in seinem Stuhl zurück als hätte ihn gerade ein Dampfwalze überrollt.
 

"Glaub mir, so genau wollte ich das echt nicht wissen." versichere ich ihm, aber er winkt schon ab. "Vergiss es, Joey." erwidert er. "Tja, dann ist die Katze wohl aus dem Sack. Wer weiß noch davon?"
 

"Keiner." beruhige ich ihn. "Und keine Sorge, ich denke nicht daran, dass groß rumzuerzählen. Geht ja auch keinen etwas an."
 

Er nickt leicht, dann richtet sich sein Blick wieder auf mich. "Und das mit Kaiba ist echt dein Ernst?" will er wissen. Ich nicke. "Jepp." bestätige ich und er lacht. "Oh Mann." entfährt es ihm dann auch schon. "Scheint als hätten wir beide einen recht bescheidenen Geschmack, was?" Das altbekannte Devlin-Grinsen erscheint in seinem Gesicht und ich erwidere es schlagartig. "Könnte man so ausdrücken." entgegne ich und für ein paar Sekunden grinsen wir uns einfach nur ziemlich dämlich an.
 

"Dann stehst du wirklich auf ihn?" will ich zaghaft wissen und Duke seufzt. "Bedauerlicherweise, ja." entgegnet er. Obgleich ich die Vorstellung nach wie vor ziemlich abartigt finde, irgendwas an seiner ernsten Haltung berührt mich gerade und ja, ich habe tatsächlich den Eindruck, dass es dem Schwarzhaarigen mehr als ernst ist. Er hat tatsächlich Gefühle für den Dieb, das ist ihm deutlich anzusehen und auch wenn es mehr als krank anmutet, dass man sich ausgerechnet in Bakura verknallt, zweifle ich keineswegs an seinen Gefühlen. Duke mag ja auf den ersten Blick immer als eine Art lockerer Luftikus erscheinen, aber augenblicklich wirkt er ganz anders.
 

"Bakura will dich zurück." höre ich mich da auch schon sagen und sofort richten sich die grünen Katzenaugen auf mich. Ein spöttisches Lächeln erscheint in seinem Gesicht. "Hat er das gesagt?" will er wissen. Ich nicke. "Ja und genau genommen hat er mich dazu auserkoren, ihm dabei zu helfen." erkläre ich worauf Duke mich irritiert ansieht. "Wir haben so ne Art Deal. Er hilft mir bei Kaiba und ich helfe ihm..." Ich beende den Satz nicht, aber Duke versteht auch so.
 

"Ich befürchte, deine Chancen bei Kaiba stehen besser als Bakura´s Chancen bei mir." entgegnet er im nächsten Moment ernst und ich sehe ihn fragen an. "Wieso, wenn du doch Gefühle für ihn hast?" will ich wissen. Duke seufzt. "Manchmal reichen Gefühle eben nicht aus." antwortet er wehmütig und ich muss wieder an Bakura´s Worte denken. "Du denkst, er meint es nicht ernst." stelle ich fest. "Hat Bakura je etwas ernst gemeint?" kontert er. Ich gebe ihm keine Antwort auf die Frage. Ich wüsste auch nicht was ich antworten soll.
 

Bakura ist ein schwer einzuschätzender Typ. Ich habe jetzt eine Menge Zeit mit ihm verbracht und dennoch werde ich nicht wirklich schlau aus ihm. Manchmal könnte ich ihm eine reinhauen, so gemein und hinterhältig wie er sich verhält, aber dann ist er wieder anders... Schwer zu sagen, was er wirklich für Duke empfindet sofern er etwas empfinden kann.
 

"Von Anfang an war ich mir klar darüber, dass es mit Bakura sicher nicht einfach werden würde." höre ich Duke erzählen. "Aber ich dachte... naja, ich dachte wir würden es schon hinbekommen. Doch er hält sich einfach an keine Regeln. Er überschreitet jede Grenze. Und er hat sogar seinen Spaß daran. Mit so jemandem kann man keine Beziehung führen, einmal davon abgesehen, dass er so was nicht will."
 

Duke lacht kurz traurig auf. "Sorry, Joey, aber in der Hinsicht wirst du passen müssen." meint er und ich sehe ihn nachdenklich an. "Ich glaube, du unterschätzt ihn." erwidere ich schließlich. Duke zuckt mit den Schultern. "Möglich. Ich weiß es nicht." entgegnet er.
 

Ich denke an das Gesicht des Weißhaarigen als er mir von Duke und sich erzählt hat. Sicher, in erster Linie hatte er über den Sex gesprochen und auch mehr oder weniger anzügliche Bemerkungen gemacht, aber in seinen Augen hatte es auch aufgeleuchtet.
 

Und warum sollte der Dieb sich auch die Mühe machen, Duke zurück zu bekommen, wenn es ihm nicht ernst wäre?
 

"Aber mal was anderes... wie zum Teufel hast du es fertig gebracht, dich in Kaiba zu verlieben?" höre ich Duke fragen. "Und was hast du unter seinem Bett gemacht?"

Die Kunst der diffizilen Vorgehensweise

"Herrje, wie kann man nur so vorgehen?" Bakura stöhnt nun schon zum zweiten Mal auf und verdreht dabei die Augen. "Warum hast du ihm nicht gleich eins übergezogen und ihn zu mir geschleppt? Käme auf das Gleiche raus. Von diffiziler Vorgehensweise hast du wohl noch nie was gehört, was?"
 

Ich funkele den Weißhaarigen wütend an. "Hey, jetzt komm mal wieder runter, Alter! Ich geb mir echt ne Scheißmühe für dich! Weißt du eigentlich wieviel Überwindung es mich gekostet hat überhaupt mit ihm darüber zu reden? Mein Magen hat die ganze Zeit verrückt gespielt." fahre ich ihn im nächsten Moment auch schon an. "Und deinetwegen habe ich die letzten zwei Nächte auch nicht schlafen können, danke auch! Und was heißt hier diffizil? Es war sicher auch nicht sonderlich diffizil von dir, mir ne Tube Gleitcreme in die Hand zu drücken!"
 

Bakura beäugt mich einen Moment, dann grinst er auch schon wieder. "Zugegeben, das war nicht unbedingt subtil, dafür war dein Gesichtsausdruck allerdings umso amüsanter." erwidert er mit einem süffisanten Funkeln in den Augen. "Und ich weiß nicht was du willst? Immerhin scheinst du ein wenig Nachhilfe zu gebrauchen. Also beschwer dich nicht, Kleiner."
 

Ich starre ihn mit offenen Mund an. "Du hast echt nen Schaden, Bakura." erkläre ich und verschränke die Arme vor der Brust, um meine Aussage zu unterstreichen. Er zuckt ungerührt mit den Schultern. "Zurück zu meinem Problem" meint er dann. "Was zum Teufel hat dich dazu gebracht, ihm gleich alles auf die Nase zu binden? Weißt du nicht, dass ein Bösewicht seine Pläne nie, unter keinen Umständen verrät? Hast du noch nie James Bond gesehen?"
 

"Im Gegensatz zu dir bin ich kein Bösewicht! Du hast echt ein Rad ab. Ich weiß gar nicht warum ich mir das hier antue... Echt jetzt... Ich könnte dich gerade... " kontere ich und er verdreht die Augen. "Bei Ra, du bist wirklich etwas weich in der Rübe, in dem Punkt hat Kaiba schon Recht." erwidert er seufzend. "Das war nur eine Redewendung. Entspann dich."
 

Ich schüttele den Kopf. "Ich weiß nicht was du von mir willst!" erkläre ich säuerlich. "Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?" Ich funkele ihn herausfordernd an, doch natürlich hat der Dieb auch prompt eine Antwort parat. "Man merkt, dass du keinerlei Sinn für Raffinesse hast." erwidert er mit einem spöttischen Lächeln. "Nur gut, dass der liebe Kaiba auf so was keinen Wert legt. Willst Du jetzt noch weiterbellen, kleines Hündchen, oder willst du beissen" Er grinst mich an und ich glotze ihn an. "Aber genug davon... es scheint als würde ich dir auch dafür einen Plan liefern müssen."
 

Der Kerl ist echt unmöglich. Tea hat Recht. Mir fehlen die Worte. Gerade wenn ich denke, ich weiß woran ich bei ihm bin, kommt so was. Und mit so einem will Duke zusammen sein, oh Mann. Im Grunde sollte ich dem Würfelfreak strikt davon abraten anstatt diesem Verrückten zu helfen. Beziehungstauglich ist Bakura sicherlich nicht, gleichgültig was er sagt.
 

"Hm... wie gehen wir am Besten vor?" überlegt der Dieb laut und ich hätte echt nicht übel Lust ihm eine reinzuhauen. Einfach so. Für die ganzen Nerven, die er mich bislang gekostet hat und vor allem für die Bilder, die ich seinetwegen nicht mehr aus meinem Kopf bekomme. Das hat sich nach meinem Gespräch mit Duke nämlich nicht geändert. Im Gegenteil. Letzte Nacht habe ich davon geträumt. Und das war noch schrecklicher.
 

Gut, ich habe auch von Kaiba geträumt. Das war auch nicht gerade ohne. Kaiba, der mir ein Halsband umlegt und mir erklärt, dass ich jetzt sein Hündchen bin. Wie krank ist das denn? Naja, das eigentlich kranke ist, dass mir die Vorstellung gar nicht so sehr missfallen hat, was eine bestimmte Körperregion heute morgen leider sehr deutlich zum Ausdruck brachte. Entweder ich werde komplett wahnsinnig oder besser gesagt pervers über dieser Sache oder ich hänge eindeutig zu viel mit Bakura ab.
 

Zum Glück war Kaiba heute morgen nicht in der Schule. Allerdings hatte ich so auch keine Gelegenheit noch einmal mit ihm zu reden und jetzt ist erst einmal Wochenende... Aber ein zweites Mal latsche ich nicht zu seiner Firma. No way!
 

"Was genau hat Duke gesagt?" will er plötzlich wissen und reißt mich mit der Frage aus meinen Gedanken. Ich zucke mit den Schultern. "Dass er nicht glaubt, dass du ernst machen kannst." erwidere ich wahrheitsgetreu. "Er meinte, dass du nur zu gerne Grenzen überschreitest und Regeln brichst." Bakura sieht mich verständnislos an. "Und? Was hat das mit ihm zu tun?" fragt er mich ernsthaft und nun verdrehe ich die Augen.
 

"Ich schätze, er will sich deiner sicher sein." entgegne ich. "Vielleicht denkt er, dass du... naja, dass du nur mit ihm spielen würdest, Beziehung hin oder her und mit der Treue nimmst du es wohl auch nicht so genau." Bakura wirft mir einen verächtlichen Blick zu. "Natürlich spiele ich mit ihm. Das tue ich liebend gerne, aber das heißt noch lange nicht, dass ich das mit jedem tue." meint er und ich seufze. "Vielleicht will er etwas mehr Sicherheit." versuche ich ihm die Sache zu verdeutlichen.
 

"Sicherheit?" wiederholt Bakura ungläubig. Ich nicke. "Duke will eine ernsthafte Beziehung - mit allem was dazu gehört." erkläre ich weiter und für einen beschämenden Moment komme ich mir vor als wäre ich Tea oder als würde ich ein Werbegespräch für Prämiensparen halten. Gott, womit habe ich das alles nur verdient? Ich könnte jetzt bei Yugi sein und Karten spielen und...
 

Bakura legt den Kopf schief und mustert mich skeptisch. "Und was gehört zu einer Beziehung dazu?" will er wissen und mir entgeht keineswegs der spöttische Unterton. Ich zucke unsicher mit den Schultern. "Was fragst du mich? Eben hast du mir noch erklärt, dass ich null Peilung hätte!" entgegne ich und er stöhnt genervt auf. "Raus mit der Sprache, Wheeler, was denkst du will Duke tatsächlich?" fährt er mich an und ich schätze, ich muss mir irgendwas aus den Ärmeln schütteln.
 

"Naja, mehr als Sex... Romantik, Liebe... Freundschaft, Vertrauen... so ein Zeug halt." erkläre ich und meine Wangen beginnen schon wieder zu brennen. Bakura denkt kurz über meine Aufzählung nach. "Das ist doch nichts weiter als eine verklärte Phantaseiwelt. Romantik, Liebe, Seelenverwandtschaft - alles Schwachsinn." entgegnet er verächtlich und ich verdrehe die Augen. "Ich schätze aber, das ist es was Duke will oder zumindest einen Teil davon." kontere ich schlagartig. "Und nur weil du zu irgendeiner abgedrehten Form von romantischem Atheismus konvertiert bist, heißt das nicht, dass das schlecht ist. Ich meine, das will doch jeder irgendwo... Sex allein ist doch nicht alles."
 

Bakura seufzt, schweigt aber für´s Erste.
 

"Also schön." meint er schließlich, während ich noch über meine eigenen Worte nachdenke. "Das will er also. Gut. Ok."
 

Ich mustere ihn erstaunt. "Und was heißt das jetzt?" will ich wissen. Er zuckt mit den Schultern. "Das heißt, wenn ich Duke will, muss ich ihm das wohl geben oder mich weiterhin mit zwanglosem Sex narkotisieren, was aber mehr und mehr an Reiz verliert, wie ich festgestellt habe." Er seufzt erneut und ich sehe ihm deutlich an, dass es in seinem Kopf bereits arbeitet.
 

"Dir liegt doch etwas an ihm." stelle ich nach einer Weile leise fest und Bakura nickt. "Würde ich sonst an einem Plan arbeiten ihn zurück zu bekommen?" fragt er und ich grinse. "Na, da hast du´s doch, Blitzmerker. Von wegen alles Schwachsinn... du hast Gefühle für ihn und dabei geht es nicht nur um Sex." kombiniere ich und strahle den Dieb triumphierend an. Er funkelt wütend zurück.
 

"Gut, dann habe ich eben Gefühle für Duke. Das habe ich schließlich auch nicht bestritten, aber das heißt nicht, dass ich rumsülze oder dergleichen." meint er schließlich. "Denkst du ich hab vor rumzusülzen? Hallo?" entfährt es mir und das obligatorische Bakura-Grinsen erscheint in seinem Gesicht. "Nein, aber das ist auch nicht euer Ding. Ihr steht ja auch darauf, euch gegenseitig runterzumachen." erwidert er lässig und ich werfe ihm einen finsteren Blick zu.
 

"Wenn ich die Sachlage rekapituliere, dann bedarf es scheinbar mehr als einer Zusicherung, dass es mir ernst ist und ich bereit bin, etwas braver zu werden." höre ich ihn im nächsten Augenblick sagen. "Naja, das ist zumindest ein Anfang." stimme ich zu. "Zeig ihm, dass du ihn willst und sonst keinen." Bakura verdreht die Augen. "Das ist eigentlich offensichtlich." erwidert er. Ich zucke mit den Schultern. "Tea meint, es bedarf dennoch stetiger Erinnerung." zitiere ich einen von Tea´s weisen Sprüchen mehr schlecht als recht und in Bakura´s Augen funkelt es auf. "Tea..." meint er nachdenklich und ich sehe ihn fragend an.
 

Bakura grinst. "Hm... als Mädchen kennt sie sich natürlich mit diesen Dingen aus." sinniert er und ich ahne nichts gutes. Ich mustere ihn argwöhnisch. "Ja, schon möglich. Zumindest klingt sie immer so." bestätige ich seine Vermutung zaghaft und wieder blitzt es kurz in seinen Augen auf. "Dann weiß sie auch, was zu tun ist." sagt er und ich spüre wie sich mein Magen zusammen zieht. Widerwillig nicke ich. "Möglich, klar." Bakura sieht mich triumphierend an und ich ahne, was ihm durch den Kopf geht.
 

"Vergiss es." winke ich ab. "Einmal abgesehen davon, dass Tea dir sowieso nicht helfen würde!"
 

Bakura zuckt mit den Schultern. "Aber dir." gibt er gleichmütig zurück und ich starre ihn entgeistert an. "Du denkst doch wohl nicht echt, dass ich..." Ich beiße mir fest auf die Unterlippe und Bakura´s Grinsen wird noch eine Spur breiter. "Du wolltest mir doch helfen." meint er süffisant und ich verdrehe die Augen. "Aber ich kann doch nicht einfach zu Tea gehen und ihr solche Fragen stellen." gebe ich zu bedenken.
 

Der Weißhaarige sieht mich verständnislos an. "Wieso nicht? Sie ist doch deine Freundin. Frag sie einfach, wie man sich in der Situation am Besten verhält. Wo liegt das Problem?" entgegnet er und ich seufze. "Du kennst Tea nicht." antworte ich mit tonloser Stimme. "Denkst du sie würde mir diese Frage einfach so beantworten? Keineswegs. Sie wird mich ausquetschen, warum ich so was wissen will." Bakura zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Dann sag ihr eben, dass du die Infos für Kaiba brauchst. Früher oder später wird die Krabbelgruppe doch ohnehin davon erfahren."
 

Ich schüttele energisch den Kopf und zeige dem Dieb den Vogel. "Auf keinen Fall." erkläre ich entschieden. "Und ich bezweifle, dass es Kaiba gefallen würde, wenn ich mit dem Kindergarten über die Sache rede. Dann kann ich doch gleich einpacken."
 

Das Argument gibt ihm zu denken. Es ist allerdings auch mehr als gut. Wenn tatsächlich eine vage Hoffnung bestehen sollte, dass ich eine Chance bei Kaiba habe, dann mache ich mir diese doch so gleich zunichte. Und überhaupt! Ich werde sicher nicht so bescheuert sein, Tea in die Sache mit reinzuziehen. Ich kann mir schon denken was sie sagen würde und ihr Gesichtsausdruck dabei ist abschreckend genug. Noch ein Bild, dass ich dann nicht mehr aus dem Kopf bekomme.
 

Bakura scheint zu überlegen. "Ich könnte der Kleinen ja auch mit einer Freifahrt ins Reich der Schatten drohen, wenn sie mir die Informationen nicht gibt. Immerwährender Schmerz und ewige Finsternis dürften ein guter Ansporn sein, zu kooperieren."
 

Ich starre ihn fassungslos an, denn ich bezweifle, dass er gerade einen Witz gemacht hat. Sein Grinsen spricht für sich. Erneut schüttele ich energisch den Kopf. "Denk nicht mal dran!" widerspreche ich scharf. "Zudem würde Duke solch eine Vorgehensweise auch nicht gut heißen."
 

Der Weißhaarige verdreht genervt die Augen und verschränkt schmollend die Arme vor der Brust. "Spielverderber." befindet er. "Dabei wäre ihr Gesichtsausdruck sicher göttlich. Aber gut... Was ist mit deinem Freund Tristan? Hat der nicht inzwischen Ahnung von der Materie?"
 

Tristan...
 

An den hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Seit er mit Tea zusammen ist, sehen wir uns ohnehin kaum noch. Ich denke einen Moment nach. Ok, das wäre eine Möglichkeit. Mit Tristan könnte ich ein Männergespräch führen. Gut, er würde auch nachhaken, aber wenn ich ihm von irgendeiner Tussi erzählen würde... Das könnte tatsächlich funktionieren und er sitzt ja auch irgendwie direkt an der Quelle. Ich nicke zaghaft.
 

"Wäre eine Idee." gebe ich zu und Bakura strahlt mich zufrieden an. "Dann mach dich mal schleunigst daran, die notwendigen Informationen zu beschaffen." fordert er mich auf und ich seufze. "Dafür schuldest du mir aber was!" erkläre ich dem Dieb und er nickt. "Sicher doch, eine Hand wäscht die andere. Zudem haben wir einen Deal." entgegnet er lässig. "Außerdem gehe ich ohnehin davon aus, dass du in Hinblick auf Kaiba noch einige gute Ratschläge gebrauchen kannst. Was ist jetzt eigentlich mit eurem Date? Wann hast du vor, zu ihm zu gehen?"
 

Ich zucke mit den Schultern. "Er war heute nicht da und jetzt ist ja Wochenende..." hebe ich an und er wirft mir einen spöttischen Blick zu. "Ob du´s glaubst oder nicht, ein Wochenende eignet sich vorzüglich für ein Date. Ich schätze, selbst Kaiba wird dann nicht ewig arbeiten." unterbricht er mich und ich verziehe gequält den Mund. "Ich würde sagen, du gehst morgen Abend einfach zu ihm." verkündet er und nickt. "Ja, so wirst du es machen und wenn es sein muss, dann schleif ich dich persönlich dorthin. Die Idee mit der Leine finde ich übrigens immer noch hervorragend. Ich denke, sie würde auch Kaiba´s Geschmack treffen."
 

Der Dieb grinst mich an und ich ahne, dass ich keine Möglichkeit haben werde mich davor zu drücken.
 

Dieses Wochenende wird sicher spannend. Ein Date mit Kaiba und ein Männergespräch mit Tristan... Das kann ja heiter werden. Und ich schätze, Bakura wird mir auch noch den ein oder anderen Ratschlag auf´s Auge drücken.
 

Wie habe ich mir das alles nur einbrocken können?

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!

"Was zum Geier ist so wichtig, dass es nicht bis morgen warten konnte, Joey?"
 

Tristan mustert mich fragend und ich seufze. Ok, vielleicht war es etwas übertrieben, ihn gleich nach meinem Gespräch mit Bakura anzurufen, aber da mir das Ganze sowieso nicht behagt, wollte ich es auch schnell hinter mich bringen und der Dieb drängt auch ganz schön.
 

Verlegen kratze ich mir am Kopf und grinse meinen Freund unsicher an. "Ähm... naja, also erstmal haben wir schon ne Weile nichts mehr zusammen unternommen." stelle ich fest und Tristan runzelt die Stirn für einen kurzen Moment, dann nickt er. "Stimmt, in der letzten Zeit hab ich mich wirklich rar gemacht. Naja, Tea und ich... du weißt ja." Er lächelt mich an und ich nicke. "Schon klar, Anfangsphase, Verliebtheit und so." erwidere ich. "Verstehe ich ja auch. Ich würde es sicher nicht anders machen."
 

Tristan lächelt mich dankbar an und lässt sich dann auf meiner Couch nieder. "Du hattest also Sehnsucht nach mir, Alter, was?" Das Lächeln wird zu einem süffisanten Grinsen und ich werfe ihm einen giftigen Blick zu. "Sehnsucht ist vielleicht etwas übertrieben." entgegne ich und lasse mich ebenfalls nieder. Er wirft einen Blick auf die Uhr. "Ich bin heute Abend mit Tea verabredet. Wir gehen tanzen." erklärt er mir und verzieht leicht den Mund, was wohl zeigen soll, dass es nicht unbedingt seine Idee war. Ich grinse ihn an. "Hey, davon werd ich dich sicher nicht abhalten." entgegne ich. "Ich wollte eigentlich auch nur..."
 

Ich breche ab und kaue auf meiner Unterlippe herum. Tristan mustert mich skeptisch. "Was wolltest du?" fragt er und ich zucke mit den Schultern. "Naja, die Sache ist die..." fange ich vorsichtig an und muss mich innerlich zwingen weiterzusprechen. Dieses Mal habe ich mir tatsächlich eine Strategie zurecht gelegt, genau genommen hat Bakura das gemacht, aber wir haben sie gemeinsam ausgearbeitet. Nur wollen mir die Worte gerade nicht so recht über die Lippen kommen. "Jetzt sag schon was los ist, Joey!" fordert Tristan mich auf. "Du hast doch einen Grund warum du mich hergetrommelt hast, also raus mit der Sprache."
 

"Ok, ok... ich sag´s ja." entgegne ich und seufze. "Also da ist diese Person..." Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, grinst Tristan mich auch schon an. "Aha. Daher weht der Wind." meint er und seine Augen funkeln mich belustigt an. "Wer ist die Kleine?" will er wissen, aber ich übergehe diese Frage einfach. "Sagen wir, ich habe ein gewisses ernsthaftes Interesse und besagte Person glaubt mir nicht, dass es mir ernst ist." fahre ich stur auf meine Strategie bedacht fort. "Ich weiß, dass sie generell nicht abgeneigt ist, nur will sie etwas ernstes und glaubt mir nicht, dass es mir ernst ist."
 

Ich atme kurz tief durch und muss mich zwingen Tristan anzusehen. Er grinst noch immer. "Die Kleine denkt, du spielst nur mit ihr." fasst er mein Gefassel zusammen und ich nicke. "Hm." Tristan überlegt. "Wie kommt sie darauf?" fragt er dann und ich stöhne leicht auf, zucke dann aber mit den Schultern. "Keine Ahnung... sie denkt eben, dass es mir nicht ernst ist." entgegne ich und er beäugt mich argwöhnisch. "Naja, für gewöhnlich muss es einen Grund dafür geben." meint Tristan nachdenklich. "Wenn ich dir helfen soll, dann musst du mir schon sagen was los ist. Wie kommt sie darauf?"
 

Natürlich hat Tristan Recht. Ohne ein paar Informationen wird er mir schwer helfen können. Aber wie bitte soll ich ihm diese liefern, wenn... Ich überlege einen Moment wie ich es am Besten anstellen soll. Tristan wartet geduldig und irgendwie habe ich sogar das Gefühl, dass er sich in der Rolle des Ratgebers gefällt. Ich kratze mir verlegen am Kopf und gerade als ich zu einer Erklärung ansetzen will, meint er: "Ist sie vielleicht eifersüchtig? Denkt sie, dass es noch andere gibt?"
 

Ich nicke leicht. "Ja, schon möglich." gebe ich zu und rufe mit wieder Bakura´s Worte ins Gedächnis. Er hat ja gesagt, dass er mit anderen gespielt hat, was auch immer das heißen soll. Bei Bakura bin ich mir nicht sicher was das genau bedeutet, ich will es allerdings auch nicht wirklich wissen. Mir hat voll und ganz gereicht, dass er neulich eine Katzenmaske gekauft hat und dabei so vergnügt gegrinst hat, dass mir ganz komisch wurde. An seine Ausführungen zum Thema Pet-Play darf ich gar nicht weiter denken. "Ok, am Besten fängst du von vorne an. Wie habt ihr euch kennengelernt und was ist bislang gelaufen?" will Tristan wissen und klingt jetzt ganz sachlich und nüchtern. Irgendwie beruhigt mich sein Tonfall. Ich atme tief durch und da ich ohnehin schon gedemütigt genug bin, kommt es auf eine weitere Erniedrigung nun auch nicht mehr an. Hey, ich stehe auf Kaiba! Wenn das nicht würdelos für einen Wheeler ist, dann weiß ich es auch nicht.
 

"Das war in so einem Club." fange ich an zu erzählen und schätze, dass es am Besten ist, wenn ich Tristan so genau wie möglich die Situation zwischen Bakura und Duke schildere. Der Dieb wollte schließlich Hilfe, also! "Sie hat getanzt und naja, eins ergab halt das andere und dann..." Ich spüre, dass ich rot werde und Tristan´s Augen weiten sich vor Erstaunen. "Du hast sie abgeschleppt?" fragt er und ich schlucke hart.
 

"Ähm... so könnte man es wohl nennen." gebe ich kleinlaut zu und Tristan starrt mich einen Moment fassungslos, aber auch irgendwie bewundernd an. Dann grinst er. "Mann, Joey, das hätt ich dir echt nicht zugetraut." erwidert er. "Ich dachte nicht, dass du so... naja, offensiv wärst. Aber gut. Was war dann?"
 

Ich zucke mit den Schultern. "Wir hatten Spaß und naja, dann meinte sie irgendwann, dass sie was ernstes suchen würde und irgendwie hab ich da wohl nicht so richtig drauf reagiert." antworte ich wahrheitsgetreu. Tristan nickt. "Sie will eine Beziehung und du?" hakt er nach. Wieder zucke ich mit den Schultern und antworte ihm so, wie Bakura es tun würde: "Ich will sie."
 

Tristan nickt nachdenklich. "Aber wie kommt sie jetzt darauf, dass es dir nicht ernst ist?" will er weiter wissen. "Habt ihr versucht zu reden? Tea meint, es ist wichtig, dass man gleich über die Dinge spricht und sie nicht in sich hinein frisst." Ich nicke eifrig. "Klaro, haben wir auch. Irgendwie zumindest." erwidere ich. "Aber naja... also sie hat wohl mitbekommen, dass es da noch andere gibt."
 

Mein Gegenüber starrt mich an als würde mir ein rosa Schwanz wachsen. Sein Mund klappt auf und wieder zu und wäre das alles nicht so demütigend, sein Anblick wäre mehr als komisch. "Krass." entfährt es ihm schließlich und er schüttelt ungläubig den Kopf. "Alter, das hätt ich echt nicht von dir gedacht." Ich lächele ihn entschuldigend an. "Ähm... also..." fange ich an zu stammeln, weiß aber eigentlich nicht was ich sagen soll. Ganz toll, jetzt denkt mein Kumpel sonst was von mir. Soviel zu meinem Ruf. Und alles nur wegen diesem dämlichen Bakura. Und Kaiba.
 

"Du hast sie also indirekt betrogen." meint Tristan als er sich wieder halbwegs gefasst hat und sieht mich immer noch etwas schockiert an. "Naja, dann ist doch wohl klar, warum sie dir nicht glaubt. Tea würde durchdrehen, wenn..." Er schüttelt den Kopf. "Also echt jetzt, Joey, das war mehr als dämlich. Wenn dir was an dem Mädchen liegt, kannst du doch nicht..." Ich seufze. "Schon klar. Das weiß ich auch. Ich wusste nur nicht... Ach, das ist eben alles etwas kompliziert." versuche ich mich zu verteidigen, aber Tristan fällt mir ins Wort. "Aber dir liegt ernsthaft was an der Kleinen?" Ich nicke. "Ja!"
 

"Hast du nochmal mit ihr geredet?" will er wissen. Ich nicke. "Sicher, ich hab versucht sie zu überzeugen, hab ihr auch gesagt, dass so was nicht mehr vorkommt und dass ich sie will." Ich fange schon wieder an zu gestikulieren. "Und?" Tristan sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. "Sie glaubt mir einfach nicht. Ich meine, ich bin echt bereit ihr entgegen zukommen." fahre ich fort und Tristan wirft mir einen argwöhnischen Blick zu. "Hast du dich entschuldigt?" fragt er weiter. "Ohne eine Entschuldigung läuft da gar nichts. Bei einer Frau musst du nach so was zu Kreuze kriechen. Das volle Programm."
 

Ich denke einen Moment nach. Ich weiß nicht, ob Bakura das getan hat. Ich kann es mir schwer vorstellen. Zu Kreuze ist der Dieb sicher nicht gekrochen, aber ich schätze, dass er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten schon irgendwie entschuldigt hat. Dieser dämliche Kerl. Nur weil er nicht in der Lage ist, mit Duke klar zukommen, darf ich mich jetzt mit diesem Unsinn rumschlagen. Tristan hält mich jetzt sicher für den allerletzten Arsch. Dabei würde ich so was nie tun, jemanden betrügen. Aber ich bin ja auch nicht Bakura.
 

"Ich würde ja zu Kreuze kriechen, wegen mir auch das volle Programm absolvieren, kein Thema. Aber sie glaubt mir einfach nicht. Sie lässt mir nicht mal die Chance dazu." fahre ich fort und seufze. "Und ich weiß nicht was ich noch machen soll. Mehr als beteuern, dass es mir ernst ist, kann ich doch nicht, oder?"
 

Tristan überlegt einen Moment. "Naja, ich schätze, du wirst schon mehr tun müssen als dich zu entschuldigen. Frauen sind bei so was sehr nachtragend. Eine Entschuldigung allein wird nicht reichen. Du musst ihr einfach beweisen, dass es dir ernst ist." erklärt er und ich nicke. "Klar, aber wie?" frage ich. Tristan lächelt. "Gib ihr auch das Gefühl dazu." meint er und ich sehe ihn irritiert an. "Zeig ihr wieviel dir an ihr liegt. Sei aufmerksam, schenkt ihr was. Bemüh dich um sie." Er zuckt mit den Schultern. "Ich musste am Anfang auch einiges machen, damit Tea mir überhaupt eine Chance gegeben hat."
 

Ich nicke und er fährt fort: "Lad sie ein. Denk dir etwas aus, dass ihr Spaß machen könnte. Zeig Interesse an ihr." Tristan lächelt. "Denkst du ich hätte große Lust tanzen zu gehen? Ich weiß nicht mal ob ich das kann, aber Tea liegt so viel daran und manchmal muss man eben Kompromisse schließen. Dafür wird sie mich nächstes Wochenende zu einem Motorcrossrennen begleiten, auch wenn es nicht wirklich ihr Ding ist. Eine Beziehung bedeutet Arbeit."
 

Ich verdrehe leicht die Augen. Tristan klingt schon fast wie Tea. Oh Mann. Ob das mir auch passieren wird, falls das mit Kaiba etwas wird? Hm... vielleicht erlerne ich dann den Todesblick der Stufe 8. Wäre eigentlich gar nicht mal so übel...
 

"Verstehst du was ich meine?" höre ich Tristan fragen. Ich nicke automatisch. "Ich denke ja." erwidere ich und überlege, wie ich das Bakura beibringen soll. Das kann ja heiter werden. Alles andere will ich mir gar nicht vorstellen, aber die Umsetzung ist dann auch das Problem des Diebes. Ich besorg ihm lediglich die Informationen. Ich seufze nachdenklich. "Puh, das kann ja heiter werden." murmele ich. Tristan lacht. "Ach, das bekommst du schon hin, wenn du willst. Klingt alles schwerer als es ist. Wenn es dir tatsächlich ernst ist, dann tust du es auch gerne und sie wird es dir danken." meint er gelassen und ich schenke ihm eine gequältes Lächeln. "Das sagst du so leicht, Alter, ich bin nicht sicher ob das bei Duke so funktionieren wird."
 

Kaum haben die Worte meinen Mund verlassen, schlage ich mir auch schon die Hand vor den Mund. Fuck, ich sollte mir viel eher an den Kopf schlagen. Einen Moment habe ich noch die stille, verzweifelte Hoffnung, dass Tristan diesen Satz überhört hat, aber sein Blick verrät, dass er sehr wohl verstanden hat. Mein Freund starrt mich an und ich habe fast das Gefühl, dass er gleich umfällt. Wieder klappt sein Mund auf, dieses Mal klappt er allerdings nicht wieder zu. Stattdessen kommt ein undefinierbares Geräusch aus seiner Kehle und ich verziehe den Mund.
 

Noch bevor ich etwas sagen kann, schreit Tristan fast schon hysterisch: "DUKE?"
 

Ich schlucke hart und bin nicht in der Lage etwas zu erwidert. Jetzt bin ich am Nullpunkt angekommen, ach was... dort war ich schon längst. Nun bin ich... keine Ahnung wo, aber ich wünschte, ich könnte mich in Luft auflösen. Am Besten für die nächsten 20 Jahre.
 

"Wir reden hier die ganze Zeit von DUKE DEVLIN?" schreit er mich an und die Fassungslosigkeit lässt seine Züge vollkommen entgleisen. Wieder sage ich nichts, sehe ihn nur mit einem gequälten Lächeln an und überlege fieberhaft was ich sagen könnte. Wenn ich es abstreite, glaubt er mir doch nie. Und wenn ich die Wahrheit erzähle...
 

Die Wahrheit... Die würde noch wahnwitziger klingen. Einmal abgesehen davon, dass er mir wahrscheinlich nicht glauben würde.
 

"Du und DUKE?" Tristan scheint wohl gerade die gesamte Tragweite des gesagten zu begreifen. Sein Mund verzieht sich und ich schätze, dass er gerade ein ähnlich schreckliches Bild im Kopf hat wie ich die letzten Tage. Er schluckt hart und ich stammele einfach darauf los. "Ähm... das ist... also... genau genommen... Ich..." Nein, angesichts seines Gesichtsausdrucks bin ich definitiv nicht in der Lage einen normalen Satz zu formulieren. "Oh Mann. Oh Mann." stöhnt Tristan nur noch und innerlich muss ich ihm sogar beipflichten.

Schlimmer geht immer!

Wetten, dass ich weiß, was ihr jetzt denkt? - Armer Tristan, hoffentlich überwindet er diesen Schock.
 

Ja ja... tut nicht so als würdet ihr das nicht denken.
 

Ich kann euch beruhigen. Tristan geht es gut. Es ist jetzt eine halbe Stunde vergangen seit ich ihm diese unfreiwillige Offenbarung gemacht habe und wenn ich im ersten Moment wirklich damit gerechnet habe, dass jeden Augenblick Schaum aus seinem Mund und Rauch aus seinen Ohren kommt. Aber er hat lediglich dreimal die Farbe gewechselt, unzählige Male "Oh Mann" und "Mensch Joey" gestöhnt, aber dann hatte er sich wieder im Griff.
 

Erstaunlich gut im Griff. Nein, eigentlich sogar erschreckend gut. Und das bringt mich zum eigentlichen Punkt.
 

Ihr müsstet nämlich alle "Armer Joey" denken. Echt jetzt! Kein Flachs. Denn nachdem sich mein Freund wieder gefasst hatte, tat er etwas, dass ich nur mit Erschrecken und fassungslosem Schweigen mitansehen bzw. mitanhören konnte.
 

Es scheint als färbe Tea´s Art auf ihn ab. Ok, Tristan war schon immer ein recht pragmatischer Kerl, aber seit er mit Tea zusammen ist, nimmt das erschreckende Dimensionen an.
 

Ich meine, ich war auch geschockt. Und wie! Zum einen habe ich mich unfreiwillig geoutet, was ja schon dämlich genug ist. Zum andern habe ich mich auch noch wegen der falschen Person geoutet. Ok, vielleicht hätte Tristan es nicht überlebt, wenn ich ihm von Kaiba erzählt hätte, aber wenigstens wäre mir dann der Rest erspart geblieben.
 

Aber kommen wir zum Punkt.
 

Während ich noch mit blassem Gesicht und nahe an einem Herzinfarkt da saß, fing Tristan auch schon an seine Sprache wiederzufinden.
 

"Ok, ok." So fing er an und ich konnte nichts anderes tun als ihn ansehen. Ich hörte zwar was er sagte, aber ich war unfähig zu reagieren. "Du hast dich in Duke verknallt und Duke sich auch im Grunde in dich, aber er glaubt dir nicht, dass du es ernst meinst." fasste er die Lage zusammen. Ich erwiderte nichts. Ich sass nur da und sah ihn an. "Hm."
 

Etwa fünf Minuten herrschte Schweigen und Tristan dachte angestrengt nach, dann griff er zu seinem Handy. "Keine Sorge, Joey, das kriegen wir schon hin." verkündete er und lächelte mich aufmunternd an. "Ich glaube, ich hab auch schon eine Idee. Wart mal kurz, ich rufe Tea an."
 

Ich sah, dass er sein Handy aufklappte, nahm auch irgendwie noch wahr, dass er ein Gespräch begann, aber im ersten Augenblick hörte ich gar nicht was er da sagte.
 

"Gute Idee, Süße." meinte er und zwinkerte mir zu, nachdem er schon eine Weile gesprochen hatte ohne, dass ich zugehört hatte. "Kümmerst du dich darum? Gut, ich mach den Rest. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht gebacken bekommen."
 

Nur langsam drangen seine Worte zu mir durch und als er das Gespräch beendet hatte sah ich ihn verständnislos an. Tristan lächelte wieder. "Joey, wir werden das Kind schon schaukeln." sagte er und ich nickte einfach mal. "Tea hat eine geniale Idee." Bei diesen Worten zog sich mein Magen schon leicht zusammen und ich begriff schlagartig, dass er ihr gerade von der Sache erzählt hatte. Ich starrte meinen Freund entsetzt an, aber er überging meinen Blick gänzlich und fuhr einfach fort: "Ich hab dir doch gesagt, dass wir später tanzen gehen wollen."
 

Wieder nickte ich und versuchte den Zusammenhang zu begreifen. "Du kommst mit." meinte er dann und ich glaube ich gab ein "Hä?" von mir. "Na, du kommst mit mir und Tea ruft gerade Duke an. Der sitzt in der letzten Zeit ohnehin oft allein zuhause rum. Jetzt weiß ich auch warum." Als Tristan mir zu zwinkerte wurde mir noch komischer zumute. "Jedenfalls treffen wir uns dann in dem Club. Duke weiß nicht, dass du auch kommst, aber wenn wir dabei sind, wird er sicher nicht abhauen." fuhr Tristan auch schon fort. "Wir machen ein Viererdate und allein das wird Duke schon zeigen, dass es dir ernst ist. Ich meine, du hast dich ja dann vor deinen besten Freunden geoutet. Wenn das nichts heißt!"
 

Ganz, ganz langsam dämmerte mir was da gerade gespielt wurde. Tristan hatte nicht nur Tea von meinem Outing und meinem "Probelm" erzählt, die Beiden hatten auch innerhalb von ein paar Minuten eine Strategie entworfen, die mein Problem lösen sollte.
 

Ich schüttelte energisch den Kopf. "Nein, ich meine... ich kann doch nicht... Also..." Tristan gab mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. "Mach dir keine Sorgen, Joey, das funktioniert schon und wenn nicht wird sich Tea Duke zur Seite nehmen. Hey, wir lassen doch nicht zu, dass unsere zwei Kumpels Liebeskummer haben, gerade jetzt wo wir auf Wolke Sieben schweben. Hättest du doch bloß schon eher was gesagt."
 

Ich schluckte hart. "Ähm... du kommst damit klar?" fragte ich unsicher. Tristan grinste. "Naja, das war jetzt schon ein ganz schöner Hammer, ich hätte nie gedacht, dass du... und noch weniger Duke, aber ihr seid unsere Freunde!" Ich schenkte ihm ein gequältes Lächeln und obgleich ich es wirklich rührend fand, dass er sich so schnell damit abfand, dass sein bester Kumpel auf Männer stand, war mir bei dem Rest seines Vorhabens gar nicht wohl zumute. Im Gegenteil. Fuck, in was für einen Schlamasel hatte ich mich da nur hineingeritten? Und ich dachte, ich hätte den Nullpunkt erreicht! Ha! Ich befand mich im freien Fall und kein Ende war in Sicht.
 

Versteht ihr jetzt warum "Armer Joey"? Danke, auch wenn Mitleid mir nicht wirklich hilft.
 

Könnt ihr euch vorstellen, wie entwürdigend es ist, von Tristan vor einem Date beraten zu werden? Ich musste zweimal mein Shirt wechseln und mir währendessen Perlen der Weisheit seines bisherigen Erfahrungsschatzes anhören. Inklusive einer ernsten Ermahnung, mir auch wirklich sicher sein zu sollen in Bezug auf die Beziehung. "Kein Rumwildern mehr, Joey." Tristan grinste mich an während er wie Tea tadelnd mit dem Zeigefinger vor mir rumfuchtelte. Jeglicher Protest oder Versuch mich aus der Sache rauszuwinden, wurde im Keim erstickt.
 

Und nun sitze ich in diesm Club und warte mit Tristan auf Duke und Tea und ich weiß jetzt schon, dass der Abend der reinste Horror werden wird. Im schlimmsten Fall stellt Duke die Sache gleich klar und verkündet meinen Freunden, dass ich eigentlich auf Kaiba stehe. Nur die stille Hoffnung, dass er es wegen Bakura nicht tut, hält mich augenblicklich davon ab durchzudrehen, aber selbst wenn er es nicht macht... Was dann?
 

"Du bist echt ganz schön nervös, Alter." feixt Tristan von der Seite und grinst. Ich stöhne auf und verdrehe die Augen. "Vielleicht solltest du erstmal etwas trinken, ich meine, das beruhigt doch." schlägt er vor und winkt auch schon die Bedienung herbei ehe ich was erwidern kann. Wirklich gefragt was ich trinken will, werde ich auch nicht. Tristan ist scheinbar in seinem Element. Genau wie Tea organisiert er alles und mit bitterem Beigeschmack stelle ich fest, dass die Beiden ein absolutes Traumpaar sind.
 

In meinem Fall allerdings das Alptraumpaar.
 

Mein Blick wandert immer wieder zum Eingang. Es kann nur noch Minuten dauern. Aber vielleicht hat Duke ja schon was vor? Oder will einfach nicht mitkommen? Wieder keimt Hoffnung in mir auf, aber heute bin ich zu pessimistisch, um auf dieses Gefühl zu vertrauen. Tristan hat allerdings recht, was den Drink anbelangt. Was auch immer er mir da ausgesucht hat, es schmeckt und ich spüre, dass ich ein klein wenig ruhiger werde.
 

Was soll´s auch? Geoutet bin ich schon, selbst wenn Duke die Sache klar stellt, auch das werde ich überstehen. Und wenn ich den heutigen Abend überlebe, dann auch den morgigen. Bakura´s Ansage nehme ich nämlich ernst. Wenn ich nicht freiwillig zu Kaiba gehe, dann bringt er es wirklich und schleift mich an einer Leine hin. Gott, daran darf ich gar nicht denken. Doch irgendwie hab ich echt das Gefühl, dass so was Kaiba auch noch gefallen könnte.
 

Wie konnte meine Welt nur binnen weniger Tagen so aus den Fugen geraten?
 

"Entspann dich, Joey. Das wird schon." versucht Tristan mich erneut zu beruhigen. Er lächelt mich aufmunternd an, doch dann wird sein Blick wieder etwas ernster. "Warum hast du es mir nicht schon früher erzählt? Oder Yugi? Der weiß es doch nicht, oder?"
 

Ich starre Tristan fassungslos an. Denkt er ernsthaft ich würde über so etwas mit Yugi reden? Ok, er ist mein bester Freund, aber bei diesen Themen... Der Kleine würde echt einen Herzinfarkt bekommen. Er war ja schon etwas peinlich berührt als er Tristan und Tea sich zum ersten Mal vor uns küssten. Sein Kopf sah aus wie eine Tomate mit Hahnenkamm. Wäre Atemu nicht gewesen, ich glaube er wäre ohnmächtig geworden. Nein, Yugi ist kein Ansprechpartner für so was.
 

Tristan sieht mich immer noch fragend an und ich Idiot zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich dachte... ich weiß auch nicht..." Tristan lächelt mitfühlend. "Naja, ist ja auch sicher nicht so leicht, ich meine sich einzugestehen, dass man..." Er räuspert sich verlegen und seine Wangen röten sich. Etwas unsicher greift er nach seinem Glas und nippt daran. Ich seufze. "Ja, so easy ist das echt nicht." gebe ich zu und denke an Kaiba. Ich bin mir erst vor ein paar Tagen klar geworden, dass ich ihn nicht hasse, sondern etwas anderes für ihn empfinde. Und diese Empfindung führte auch dazu, dass ich mir eingestehen musste, dass ich eben... Hm. Keine Ahnung ob ich wirklich schwul bin. Ich stehe auf Kaiba. Heißt das, dass ich schwul bin? Andere Männer interessieren mich jedenfalls nicht.
 

Während ich darüber nachdenke, mustere ich Tristan leicht. Ok, er sieht sicher nicht übel aus, wenn´s nach Tea geht, sieht er aus wie James Dean, so weit würde ich jetzt nicht gehen, aber anziehend wirkt er auch keineswegs auf mich. Einen Moment sinniere ich über diesen Gedanken. Bakura ist auch nicht mein Typ, genau wie Duke. Oder Ryou und Yugi. Nope, ich stehe nur auf Kaiba.
 

"Ähm, wie ist das so... " höre ich Tristan stammeln und ich sehe ihn fragend an. Seine Wangen röten sich noch mehr und er winkt ab. "Vergiss es, das geht mich nichts an." nuschelt er und nippt erneut an seinem Glas. Ich sehe ihn einen Moment lang verdattert an und frage mich, was er wohl wissen wollte. Wie es ist schwul zu sein? Doch dann fällt der Groschen und ein undefinierbarer Laut kommt aus meinem Mund.
 

Oh Gott, lass mich sterben oder lös mich in Rauch auf. Ich glaube nicht, dass ich das hier noch länger überlebe! Fuck, warum musste mir das mit Duke auch rausrutschen? Echt jetzt, wie kann man nur so dämlich sein? Ich spüre wie mein Magen sich immer mehr verkrampft und nippe vorsichtig an meinem Drink. Im nächsten Augenblick verschlucke ich mich auch schon fast, denn durch die Tür kommt eine strahlend lächelnde Tea und Duke Devlin, der etwas irritiert aussieht. Tristan klopft mir leicht auf die Schulter und erhebt sich dann auch schon, um seine Freundin zu begrüßen.
 

Ich versuche mich instinktiv klein zu machen, was natürlich nicht gelingt. Tristan umarmt Tea und gibt ihr dann auch schon einen Kuss. "Hallo Joey." begrüßt mich dann meine Freundin und lächelt mich an. "Hey Tea." entgegne ich etwas steif. "Hübsches Kleid." Ihr Lächeln wird noch breiter und ich bemühe mich Duke nicht anzusehen, aber da gibt mir Tea auch schon einen leichten Stubs. Ich schenkte Duke ein schiefes Lächeln. "Hey." krächze ich und wirft mir einen schwer einzuschätzenden Blick zu. "Hey Joey." meint er gewohnt lässig und ich frage mich instinktiv was Tea ihm wohl erzählt hat. So ist ihm nichts anzusehen, aber irgendwie muss Tea ihn ja hergelockt haben.
 

"Was willst du trinken, Duke?" fragt Tristan bevor der Schwarzhaarige noch was sagen kann. "Ich geh Tea und dir was holen." Duke zuckt mit den Schultern. "Gin Tonic." erwidert er dann und Tea meint: "Ich komm mit." Dann stehe ich auch schon allein mit Duke da und dieser schenkt mir einen amüsierten und leicht fragenden Blick. "Ok, was ist hier los?" will er wissen. Ich grinse ihn schief an. "Naja... das ist etwas..." Duke verdreht die Augen, lacht aber zu meiner Überraschung. "Hast du mich wegen Bakura hier herschleppen lassen?" fragt er dann auch schon weiter. Ich schüttele den Kopf. "Also nicht wirklich." gebe ich zu und Duke runzelt die Stirn. Scheinbar entgeht ihm nicht, dass ich noch verpeilter bin als sonst.
 

Er mustert mich einen Moment, legt dann seine Lederjacke ab und lässt sich auf einem der Hocker nieder. "Irgendwas ist doch los, Joey. Tea kommt doch nicht umsonst bei mir vorbei und drängt mich so lange mitzukommen, nur damit ich den Abend mit Tristan, dir und ihr verbringe. Also was ist Sache?" kommt Duke auch schon zum Punkt und sehe ihn hilflos an. Duke´s Stirn zieht sich noch mehr in Falten. Er beäugt mich einen Moment schweigend dann zucken seine Mundwinkel. "Wheeler, du hast gerade voll den Hundeblick drauf. Wenn Kaiba dich jetzt sehen könnte..." Duke grinst und ich stöhne auf.
 

"Na, komm. Spuck es schon aus." fordert er mich dann wieder auf und ich versuche mich wirklich zusammen zureißen. Tristan und Tea werden sicher gleich da sein und vielleicht ist es sogar besser es Duke selbst zu sagen. So kann ich ihn auch vielleicht davon abbringen, die Sache in Bezug auf Kaiba richtig zu stellen. Ich atme tief ein und lege los. "Ich hatte vorhin ein Gespräch mit Tristan, weil er sich doch jetzt auskennt bei diesen Dingen. Also scheinbar. Deshalb hab ich ihn gefragt. Aber irgendwie hat er was falsch verstanden." sprudelt es auch schon aus mir raus. Duke sieht mich verständnislos an. "Du wolltest Hilfe wegen Kaiba?" fragt er nach. Ich schüttele den Kopf, dann nicke ich. "Ja. Nein. Also einerseits schon, aber in erster Linie wollte ich Hilfe für Bakura. Deshalb hab ich ihm auch davon erzählt." versuche ich dem Schwarzhaarigen die Lage zu erklären. Duke´s grüne Augen leuchten kurz erschrocken auf.
 

"Du hast Tristan von Bakura und mir erzählt? Hast du sie noch alle?" fährt er mich im nächsten Augenblick auch schon an und ich schüttele schnell den Kopf. "Nein, natürlich nicht. Ich hab ihm von dir und mir erzählt." widerspreche ich und Duke glotzt mich fassungslos an. Ich fahre schnell fort. "Ich hab ihm das Problem erzählt. Dass mit der Beziehung und dem ernst machen und dass du nicht glaubst, dass es ernst ist und ich hab es eben so erzählt, dass Tristan denkt, es ginge um dich und mich."
 

Ich presse Luft in meine Lungen während Duke mir zu folgen versucht. "Verstehe ich dich richtig, du hast Tristan von der Sache mit Bakura und mir erzählt, nur dass du dich an Stelle von Bakura gesetzt hast?" fragte Duke und ich nicke. "Ja, genau das." erwidere ich erleichtert. "Und jetzt versuchen sowohl er als auch Tea uns zu helfen. Deshalb bist du hier und deshalb bin ich hier."
 

Duke pfeift kurz auf und lehnt sich leicht zurück. "Also echt jetzt, Joey, manchmal frage ich mich wirklich was in deinem Kopf vorgeht." meint er und wirft mir einen leicht säuerlichen Blick zu. Dann sieht er rüber zu Tristan und Tea, die gerade ihre Getränke ausgehändigt bekommen. "Die Beiden wollen uns verkuppeln." stellt Duke fest und ich nicke mit einem hilflosen Lächeln. "Ist dir klar, was das heißt? Mensch, Joey, wir müssen das klarstellen. Umgehend. Du weißt wie Tea ist, wenn sie sich berufen fühlt... Ich hatte gleich so ein mieses Gefühl als sie mit diesem unschuldigen Lächeln vor meiner Tür stand." Er schüttelt den Kopf.
 

Ich seufze. "Aber wie soll ich das klar stellen? Ich kann den Beiden das mit Kaiba nicht sagen. Ich weiß ja noch nicht mal ob das was wird. Das entscheidet sich wohl erst morgen." entgegne ich mit einem leicht flehenden Unterton und Duke seufzt. "Oder bist du so scharf darauf, dass die Beiden von Bakura und dir erfahren?"
 

Die Frage bringt ihn zum nachdenken. Doch noch bevor er etwas erwidern kann, sind Tristan und Tea auch schon wieder bei uns.

Ungewollte Ratschläge

"Jetzt sitz nicht einfach nur da." raunt Tristan mir zu und ich verdrehe die Augen.
 

Was erwartet er denn bitte von mir? Dass ich über Duke herfalle?
 

Tristan nippt an seinem Drink und grinst. "Eigentlich gar keine so schlechte Idee mit dem Viererdate." meint er und blickt zur Tanzfläche, wo Duke gerade mit Tea tanzt. "Tea kriegt ja nicht genug davon. Sie könnte ununterbrochen tanzen." Ich nicke verstehend. "Duke ist aber auch gut." befindet er anerkennend und zwinktert mir zu. "Und bei ihm muss ich mir auch keine Sorgen machen."
 

Ich lächele ihn gequält an und schlagartig kommt er wieder zum ursprünglichen Thema. "Wie wär´s wenn du mal mit ihm tanzt? Er wird sicher nicht nein sagen. Ich glaube, er ist echt froh dich zu sehen." sagt Tristan ernst. "Gut, im ersten Moment schien er etwas überfahren, aber er hat sich wieder gefasst. Jetzt muss du dran bleiben. Zeig ihm, dass es dir ernst ist, Joey."
 

Was bitte soll ich darauf erwidern? Oder besser gesagt, was zur Hölle soll ich tun? Bislang hatte ich leider keine Gelegenheit nochmal unter vier Augen mit Duke zu reden, aber die Tatsache, dass er die Sachlage bislang nicht aufgeklärt hat, spricht dafür, dass er gewillt ist mitzuspielen. Tja, ich wäre an seiner Stelle auch nicht unbedingt scharf drauf, meine Freunde wissen zu lassen, dass ich es mit dem Oberpsycho getrieben habe.
 

"Duke, du bist fantastisch." höre ich Tea etwas außer Atem sagen. Der Schwarzhaarige lächelt. "Du aber auch." entgegnet er und lässt sich wieder auf seinem Hocker nieder. Für einen Moment sieht er mich an und ich lächele leicht. "Ich glaube, Tristan, wir müssen wirklich einen Tanzkurs machen." meint Tea an meinen Freund gewandt und der seufzt. "Scheint so. Zumindest, wenn ich es ernsthaft mit Duke aufnehmen will." erwidert er lässig und sie haucht ihm einen Kuss auf die Wange. "Aber jetzt bist du dran." verkündet Tea und packt ihn auch schon am Arm. Tristan lässt sich von ihr vom Stuhl ziehen. "Ich garantiere aber für nichts." meint er und sie lacht. Im nächsten Moment zieht sie ihn auch schon auf die Tanzfläche.
 

"So schlimm ist es doch nicht." sage ich zaghaft an Duke gewandt und der schenkt mir einen undefinierbaren Blick. "Findest du?" entgegnet er und nimmt einen Schluck aus seinem Glas. "Tea hat mir gerade erklärt, dass du eigentlich eine treue Seele bist, aber dich wohl schwer getan hast bei dem Gedanken, unsere Beziehung offiziell zu machen." erwidert er und ich seufze. "Sie meint, wir wären ein so süßes Paar. Schwarz und Gold." fährt Duke fort und verzieht leicht den Mund. "Echt, Joey, diese Nummer läuft noch aus dem Ruder."
 

Ich nicke. "Ich wollte das alles ja auch nicht." versuche ich mich zu verteidigen. Duke nickt. "Schon klar, aber das ändert nichts daran, dass wir jetzt mittendrin sind." entgegnet er und seufzt. "Wenn du nicht einer meiner besten Freunde wärst..." Sein Blick entspannt sich etwas und im nächsten Moment grinsen wir uns an. "Hast du schon ne Idee, wie wir wieder aus der Nummer rauskommen? Ich meine, wenn du morgen zu Kaiba gehst und das mit euch was wird.. Was willst du den Beiden sagen?" fragt Duke ernst. "Dass du mich wegen Kaiba fallen lässt?"
 

Die grünen Augen leuchten kurz auf. Ich zucke unsicher mit den Schultern. "Keine Ahnung, so weit habe ich noch nicht gedacht." gebe ich zu. Duke lacht. "Ich weiß." meint er lässig. "Naja, irgendwie kriegen wir das schon hin. Ich hoffe nur, dass die Beiden das Ganze am Montag nicht in der ganzen Schule breit treten."
 

Ich starre ihn entgeistert an. "Ach? Daran hast du wohl auch noch nicht gedacht, oder?" Duke schüttelt leicht den Kopf. "Ach Joey, du bist echt ein Chaot." meint er und seufzt erneut. Ich lächele ihn entschuldigend an. "Ich werd Tristan sagen, dass das alles unter uns bleiben muss." erwidere ich dann. Duke zuckt mit den Schultern und ich habe das Gefühl, er glaubt nicht so recht daran, dass das etwas nützen würde. "Naja, was soll´s? Schlimmer kann es nicht werden, oder?" Er hebt sein Glas und prostet mir zu. "Aber für die Nummer hier, habe ich was gut bei dir, Joey." Ich nicke eifrig. "Klar, Duke." versichere ich ihm.
 

Dann herrscht für einen Moment Schweigen. Schließlich räuspert Duke sich etwas unsicher. "Wenn wir nicht wollen, dass die Beiden noch auf andere brilliante Ideen kommen, sollten wir jetzt echt mal so tun als würde ihr Plan aufgehen." meint er und ich sehe ihn fragend an. "Kannst du tanzen?" will er wissen und ich mache: "Hä?" Duke verdreht amüsiert die Augen. "Komm, liefern wir den Zwei eine kleine Show." meint er und erhebt sich wieder. Einen Moment sehe ich ihn vollkommen verdattert an. Ist das sein ernst? Er will mit mir tanzen? Hier? Jetzt?
 

Duke hält mir die Hand hin und ich ergreife sie nach kurzem Zögern.
 

Natürlich haben wir Pech. Ihr könnt es euch denken, oder? Ja, genau. Wir entschließen uns natürlich im perfekten Moment unser Manöver zu starten. Die Musik wechselt und ausgerechnet jetzt muss der DJ einen langsameren Sonn auflegen. Ich sehe Duke unschlüssig an. Auch er scheint einen Moment zu überlegen. Dann zuckt er mit den Schultern und ich werde auf die Tanzfläche gezogen.
 

Ich bin etwas irritiert als Duke vollkommen ruhig und recht routiniert eine Hand auf meine Hüfte legt und den Arm leicht um mich schlingt. Ich glaube, ich sehe ihn ziemlich entsetzt an. "Reiß dich zusammen, Wheeler." raunt Duke mir zu. "Du machst ein Gesicht als würde ich dich gleich foltern." Ich nicke und schlinge ebenfalls etwas unbeholfen einen Arm um ihn. Duke weiß eindeutig was er tut. Ich nicht. Ich versuche mich seinen Bewegungen anzupassen und komme mir irgendwie strange vor.
 

Herrje, ich tanze mit Duke Devlin. Dabei tanze ich eigentlich nicht. Ich meine, so was habe ich noch nie getan. Und dann zum ersten Mal mit Duke...
 

Aber eigentlich ist es wirklich nicht so schlimm. Im Gegenteil. Nach ein paar Minuten macht es sogar Spaß. Ok, ich fühle mich immer noch etwas seltsam, aber bei weitem nicht mehr so schlimm wie im ersten Moment. Duke lächelt mich aufmunternd an. "Geht doch." befindet er und ich grinse schief. "Ähm... ja." entgegne ich unsicher und mein Blick streift Tristan und Tea. Tristan zwinkert mir zu.
 

"Und du hast wirklich wegen Bakura und mir mit Tristan geredet?" will Duke plötzlich wissen. Ich nicke. "Warum?" fragt er weiter. "Naja, Bakura und ich dachten, dass er uns sagen könnte, wie man das mit ner ernsthaften Beziehung so macht. Er ist der Einzige, den wir kennen, der so was führt." Ich zucke mit den Schultern und Duke mustert mich einen Moment. "Erst dachten wir an Tea, aber mit ihr hätte ich nicht darüber reden können und Bakura´s Idee, ihr mit dem Schattenreich zu drohen falls sie nicht mit den Informationen rausrückt, erschien uns letztlich auch nicht so genial." Ich grinse wieder und Duke lacht. "Das hatte er vor?" will er wissen. Ich nicke. "Ja, aber nur für einen Moment." antworte ich und er schüttelt leicht den Kopf. "Typisch Kura." meint er. "Aber genau das ist der Punkt. Er kann nicht einfach normal an eine Sache rangehen. Immer nimmt er den kompliziertesten Weg. Allein die Tatsache, dass er dich dazu gebracht hat, ihm zu helfen..." Er seufzt.
 

"Hey, er meint es echt ernst und auf seine verquere Art auch gut. Echt jetzt. Das glaube ich wirklich." widerspreche ich vehementer als gewollt. "Er hat mich auch zu nichts gezwungen. Ich glaube, er hat einfach keinen Plan, wie man in solchen Fällen verfährt und mal ehrlich, woher sollte er den auch haben? Zu seiner Zeit war das alles anderes, denk ich mal. Aber ihm liegt wirklich was an dir."
 

Duke sieht mich eine Weile nachdenklich an. "Denkst du das tatsächlich?" Ich nicke. "Warum sonst hätte er mich um Hilfe bitten sollen? Oder mir überhaupt davon erzählt?" gebe ich zurück und Duke nickt. "Ja, da ist etwas dran, aber..." Er beendet den Satz nicht, sondern löst sich von mir. Die Musik hat geendet. Einen Moment sehen wir uns verlegen an. Naja, ich bin verlegen, er wirkt eher ernst.
 

"Ihr seid echt süß." höre ich Tea neben uns sagen und sie knufft mich in den Arm. Ich stöhne kurz auf. "Hab dich nicht so. So fest war´s jetzt auch wieder nicht." meint Tea lächelnd und ehe ich was sagen kann, mischt Duke sich ein.
 

"Ihr seid süß." entgegnet er an Tea gewandt und Tristan strahlt uns an als hätten wir ihm gerade einen Orden verliehen. Er hat seinen Arm um Tea geschlungen und die Beiden haben fast den gleichen seligen Ausdruck. Wortlos gehen wir zurück zu unserem Platz. "Wer will noch was trinken?" fragt Duke und Tea nickt. Der Schwarzhaarige sieht mich fragend an. Ich nicke ebenfalls. "Na, wenn ihr alle noch einen nehmt..." Tristan grinst und greift sich sein Glas. Zu meinem Entsetzen begibt er sich gemeinsam mit Duke zur Bar und lässt mich mit Tea alleine. Die nutzt natürlich die Gunst der Stunde.
 

Sofort rutscht sie neben mich. "Na, wie läuft es, Joey?" will sie wissen und ich kann nur mit den Schultern zucken. "Ihr saht echt süß aus wie ihr da getanzt habt." fährt sie allerdings auch schon fort. "Ich hätte nie für möglich gehalten, dass du... Ok, bei Duke dachte ich mir schon so was. Frag nicht warum, aber bei dir?" Sie lächelt etwas verlegen und ihre Wangen röten sich leicht. Ich runzele nur die Stirn. "Aber ich bin froh, dass du endlich den Mut hattest mit uns, naja, mit Tristan darüber zu reden." hebt Tea auch schon wieder an. "Ich glaube, wir haben dich auch vernachlässigt in der letzten Zeit." Ihr Gesichtsausdruck wird wieder ernst. "Ich war so mit Tristan beschäftigt, dass ich Yugi und auch dich vollkommen vergessen habe. Das tut mir leid."
 

Ich schüttele den Kopf. "Dir muss nichts leid tun, Tea." widerspreche ich ehrlich, aber sie winkt ab. "Ich weiß, Joey, aber... naja, wir sind doch Freunde und... Aber jetzt bin ich wieder für euch da und Tristan auch." Sie lächelt wieder. "Und ich würde mich so freuen, wenn Duke dir noch eine Chance gibt." Ich spüre wie sich mein Magen zusammen zieht. "Aber du musst es auch ernst meinen!" Ihre blauen Augen nehmen wieder diesen leicht bedrohlichen, müssterlichen Ausdruck an und ich schlucke. "Duke wirkt nach außen vielleicht immer so cool und abgebrüht, aber ich glaube er hat eine sensibele Seele." redet Tea unaufhörlich weiter und ich wünschte, ich würde taub werden, denn das wird wirklich alles immer schlimmer. "Die Masche mit dem Womanizer habe ich ihm nie so ganz abgenommen. Nein, Duke hat eine sehr sanfte Seite und er braucht jemanden, der..."
 

Ein leicht würgendes Geräusch kommt aus meiner Kehle und Tea sieht mich besorgt an.
 

Sanfte Seite, sensibele Seele... Ha, wenn die wüsste. Der Würfelfreak hat höchstens ne perverse Seite, die er mit Bakura ausgelebt hat. Und mal ehrlich, wenn sich jemand mit dem Oberschurken eine Beziehung wünscht, dann ist doch was nicht ganz richtig, oder? Versteht micht nicht falsch, ich mag Duke, er ist ein verdammt guter Freund, aber er steht auf Bakura, auch wenn er die Sache beendet hat. Was bitte sagt das aus?
 

Doch ich bin ja auch nicht besser.
 

Sich in Kaiba zu verknallen ist auch ein starkes Stück.
 

"Konntet ihr schon reden?" will Tea wissen. Ich schüttele instinktiv den Kopf. "Ist vermutlich auch gerade nicht der richtige Ort." meint sie seufzend. "Aber ich habe den Eindruck, dass Duke es zu schätzen weiß, dass du dich uns gebenüber geoutet hast. Das bedeutet schon eine Menge."
 

Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich..." hebe ich an, aber Fräulein Gardner scheint nicht gewillt, mich zu Wort kommen zu lassen. "Denk optimistisch, Joey!" unterbricht sie mich. "Ihr kriegt das schon hin." versichert sie mir weiter und strahlt mich an. Ich seufze. "Weißt du was?" meint sie dann verschwörerisch. "Tristan und ich werden uns gleich verabschieden. Dann habt ihr die Gelegenheit euch auszusprechen. Nutz die Chance, Joey. Sag ihm was du fühlst! Sei ehrlich mit ihm." Tea nickt mir ernst zu. "Ich bin sicher, dass Duke dir glauben wird, aber überstürz nichts. Auch wenn ihr euch wieder vertragen solltet... ähm..." Sie hält kurz inne und wird sichtlich rot. Ich sehe sie verständnislos an. "Ich meine... es ist vielleicht besser, wenn du deine Hormone dann noch etwas zügelst. Weißt du was ich meine? Auch wenn Duke... wollen sollte." Sie schluckt verlegen und ich starre sie an. "Sonst denkt er vielleicht, dass es dir nur darum gehen würde, Joey. Ein wenig rummachen ist ja ok, aber geh..."
 

"TEA!" schreie ich sie fast schon an und glaube, dass jeder im Lokal mich anstarrt. Tea zuckt jedenfalls zusammen. Dann wird ihr Kopf richtig rot und sie hüstelt. "Entschuldige, Joey." meint sie leise ohne mich anzusehen. "Ich... Das war nur ein Rat. Glaub mir, ich bin auch nicht scharf darauf darüber mit dir zu reden. Ich wollte auch, dass Tristan das macht, aber er meinte, er könne nicht." erklärt sie mir verlegen und sieht mich vorsichtig an. Ich seufze. Ich glaube, mein Kopf steht auch in Flammen oder ich bin kreidebleich. Ich nicke. "Schon ok, Tea." winke ich ab. "Ich weiß, dass du es gut meinst."
 

Sie lächelt wieder und ich lächele gequält zurück.
 

Dann kommen zum Glück auch schon Duke und Tristan zurück. Wir stoßen an und ich leere fast mein halbes Glas in einem Zuge. Fuck off, was soll´s? Ich werde gleich noch einen Drink brauchen, dieses Mal allerdings etwas härteres. Das hier wird mir alles viel zu viel. Duke wirft mir einen skeptischen Blick zu als er sieht wie hastig ich trinke, aber ich lasse mich davon nicht beirren. Hätte er das gerade mitbekommen, er würde auch einen kippen.
 

Ich weiß zwar, dass Tea es gut meint, aber muss sie darüber mit mir reden? Und für wen oder was hält sie mich? Denkt sie, ich würde über Duke herfallen wie eine läufige Hündin oder so? Aber ach ja, Tristan hat ihr sicherlich auch erzählt, dass ich "fremdgegangen" bin. Dieser verdammt Bakura! Seinetwegen halten mich meine Freunde jetzt für einen Schwerenöter. Echt, das wird immer besser. Erst verklickert Bakura mir, dass ich ein gestörtes sexuelles Verhältnis zu Kaiba unterhalte oder vielmehr unterhalten soll, wenn ich das richtig verstanden habe und jetzt...
 

Mein Glas ist bereits leer als Tristan meint: "Willst du meinen auch noch? Ich kann nicht mehr." Er lächelt mir zu und schiebt mir seinen Drink hin. Ich nicke dankbar, stelle aber im nächsten Moment fest, dass Tea und er die Gelegenheit nutzen, um sich zu verabschieden. Tristan gibt mir einen aufmunternden Klaps auf die Schulter und Tea drückt mich kurz an sich. "Viel Erfolg!" flüstert sie und ist dann auch schon mit Tristan verschwunden.
 

Duke mustert mich. Ich nippe an Tristan´s Drink und stelle befriedigt fest, dass der Alkohol seine Wirkung zeigt. Danke, endlich.
 

"Will ich wissen, was Tea mit dir geredet hat?" fragt er einen Moment später und ich schüttele energisch den Kopf. Er nickt nur. "Ok, ich kann´s mir denken." meint er dann und grinst. Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu. "Glaub ich kaum." gebe ich säuerlich zurück und nehme einen kräftigen Zug.
 

Hätte ich in dem Moment geahnt, was an dem Abend noch passieren würde, ich wäre auf der Stelle gegangen. Echt! Auf keinen Fall hätte ich Tristan´s Drink angenommen und ich hätte mir auch sicher keinen weiteren genehmigt, aber in dem Augenblick wusste ich natürlich nicht, dass noch etwas folgen würde. Ich wollte einfach nur mein Hirn lahm legen. Und ja, ich weiß selbst, dass so etwas nichts bringt, aber versetzt euch mal kurz in mich!
 

"Weißt du, Joey, du bist chaotisch und verpeilt, aber manchmal bist du auch echt süß." meint Duke und lacht.

Die experimentelle Ebene

"Ich weiß doch gar nicht was ich machen soll." sage ich und meine Stimme klingt irgendwie komisch. Duke sieht mich nachsichtig an. "Ich meine, ich habe gar keine Ahnung wie genau man das macht." fahre ich fort ehe er etwas sagen kann und senke verlegen den Blick. Duke muss mich für total dämlich halten und so komme ich mir auch vor. Wahrscheinlich liegt es am Alkohol, dass ich das Thema überhaupt anspreche, ja, so muss es sein. Unter anderen Umständen würde ich mich sicher nicht trauen, über so etwas offen mit ihm zu reden.
 

"Du machst dich selbst zu verrückt, Joey." höre ich den Schwarzhaarigen sagen und wage es ihn anzusehen. Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. "Vielleicht... aber... naja, wenn ich es mache und ich mache es falsch..." fange ich wieder an und zucke mit den Schultern. "Was dann?" fragt er sanft.
 

Tja, was dann? Gute Frage.
 

Ich überlege einen Moment und Duke wartet geduldig. "Naja... der erste Kuss ist doch entscheidend." beginne ich dann und sehe ihn fragend an. "Wenn man den verbockt, dann will der andere vielleicht gar nicht weitermachen." Ich seufze etwas hilflos und komme mir langsam echt vor wie ein winselnder Hund. Duke lacht kurz auf. "Wie kommst du darauf, dass du es verbocken würdest?" will er wissen und ich zucke mit den Schultern. Er sieht mich weiterhin fragend an und ich schlucke.
 

"Ich hab noch nie." gebe ich zu und befürchte, dass mein Kopf gerade stark an eine Tomate erinnert. Duke lacht jedoch nicht. Er wirkt nicht einmal überrascht. Er sieht mich einfach nur ruhig an und wartet scheinbar darauf, dass ich fortfahre. "Ich hab noch nie jemanden geküsst." gestehe ich unbeholfen. "Ich weiß zwar im Grunde wie das abläuft, also wie man das machen soll, aber es dann machen und naja, was ist, wenn er dann enttäuscht ist?"
 

Unwillkürlich fällt mir wieder ein, wie Bakura mich geküsst hat. Aber das zählt doch im Grunde nicht. Er hat mich geküsst. Ich habe gar nichts getan. Gut, ich wollte auch nichts tun. So gesehen, war das wohl mein erster Kuss oder mein erster passiver Kuss. Aber davon kann ich Duke ja schlecht erzählen. Bakura würde mich töten oder schlimmeres. Außerdem tut es auch nichts zur Sache, er hat es getan, weil... Ja, warum? Damit Kaiba eifersüchtig wird? Ich schlucke schwer und versuche den Gedanken zu verdrängen.
 

Duke Devlin runzelt die Stirn. Einen Moment sehen wir uns schweigend an. Dann meint er ruhig: "Und du denkst, dass er es kann?" Die Frage überrascht mich etwas. Ich zucke mit den Schultern. "Er kann doch alles." entgegne ich ernst. "Er ist ein verdammtes Genie. Auf jedem Gebiet ist er brillant, oder?" Duke scheint kurz nachzudenken. "Möglich, aber bislang hatte er doch überhaupt keine... irgendwie gearteten Beziehungen zu einem anderen Menschen. Vielleicht hat er auch noch nie..."
 

Ich schüttele vehement den Kopf. "Ok, hatte er nicht, aber wir reden hier von Kaiba. Dem Penner würde ich zutrauen, dass er irgendeine virtuelle Simulation für so was hat." unterbreche ich ihn etwas harsch. "Der Kerl bereitet sich doch auf aller akribisch vor, nur um sicher zu gehen, dass er überall und jederzeit der Beste ist."
 

Erneut lacht Duke auf. "Ich traue Kaiba ja eine Menge zu, aber dass er ein Programm entwickelt, um so etwas zu... trainieren, Joey, das wäre mehr als verrückt. Sogar für Kaiba´s Verhältnisse." meint der Schwarzhaarige. "Also wenn du mich fragst, dann hat er genauso wenig einen Plan wie du. Demnach machst du dich grundlos verrückt. Zudem... was soll´s, wenn es nicht gleich läuft wie geschmiert? Wie kommst du überhaupt darauf, dass der erste Kuss gleich einschlagen muss wie eine Rakete? Meiner Erfahrung nach tut er das in den seltensten Fällen und wenn überhaupt, dann kommt es auf das Gefühl an, nicht auf die Technik."
 

"Tea meinte, dass man an einem Kuss sehen könnte ob die Chemie stimmt." versuche ich dann zu erklären. "Sie hat gesagt, man kann jemanden küssen und nichts fühlen und bei einem anderen hat man das Gefühl, dass man mit ner Rakete zum Mond fliegt." Duke beäugt mich einen Moment etwas irritiert. "Ich weiß ja auch nicht, aber was ist, wenn ich auf dem Mond lande und er nicht? Ich will es einfach nicht vermasseln und der Gedanke, dass Kaiba mich auslacht, weil ich auch bei dieser Sache wieder eine drittklassige Leitung abgebe... den Gedanken ertrage ich nicht."
 

Duke schüttelt den Kopf. "Du hast wirklich einen Knall." befindet er und lächelt mich freundschaftlich an. "Die Chemie muss stimmen, das Gefühl. Der Rest findet sich." Ich sehe ihn skeptisch an, sage jedoch nichts. Er seufzt. "Natürlich kann man jemanden küssen und nichts dabei empfinden, aber das hat doch nichts mit der Technik zu tun! Ok, es gibt Leute, die wissen wirklich nicht was sie tun, aber ich denke, wenn das Gefühl stimmt, dann sieht man jemandem nach, dass er vielleicht nicht Casanova ist und gibt ihm die Chance zu üben... Man muss ja auch erst einmal zusammenfinden, eine gemeinsame Ebene treffen, verstehst du?"
 

Ich nicke leicht. "Ich denke ja." erwidere ich kleinlaut und denke über seine Worte nach. So gesehen hat er Recht. Es wäre durchaus möglich, dass Kaiba genauso wenig einen Plan hat wie ich. Und naja, vielleicht stimmt es auch, dass das Gefühl das Entscheidende ist. Nachdenklich betrachte ich meinen Drink und mit einem Mal ist mein Kopf erschreckend leer. Ich nehme einen weiteren Schluck und spüre wie mich langsam Müdigkeit befällt.
 

"Wir sollten langsam mal gehen." meint Duke und ich nicke. Ich leere mein Glas in einem Zuge und als ich aufstehe, habe ich im ersten Moment das Gefühl, zu wanken oder dass der Raum wankt. Ich brauche einen Augenblick, ziehe mir etwas unbeholfen meine Jacke an und stelle fest, dass Duke bereits fertig ist. Schweigend verlassen wir das Lokal und draußen atme ich erst einmal tief durch. Der Sauerstoff tut gut und doch habe ich gleichzeitig das Gefühl, dass sich alles vor mir zu drehen beginnt. Ich keuche kurz auf und Duke packt mich am Arm. "Kannst du noch gehen?" fragt er mit einem leichten Grinsen und ich werfe ihm einen spöttischen Blick zu. "Natürlich!" erkläre ich entschieden, aber er beäugt mich kritisch, sagt jedoch nichts.
 

"Mach dich einfach nicht verrückt, Joey. Geh morgen zu ihm, rede offen mit ihm und wart ab was passiert. Eine andere Möglichkeit hast du ohnehin nicht." meint Duke nachdem wir ein Stück gegangen sind. Ich nicke. Mein Magen rebelliert leicht, aber ich unterdrücke das Gefühl. "Das alles wäre nur halb so wild, wenn es nicht Kaiba wäre." entgegne ich nach ein paar Sekunden und er nickt verständnisvoll. "Ja, da hast du dir wirklich den Richtigen ausgesucht." erwidert er grinsend und ich seufze. "Danke." brumme ich leicht schmollend und Duke gibt mir einen Klaps auf die Schulter. "Man kann es sich nicht aussuchen. Und so gesehen hat Bakura Recht. Ihr beide seid schon irgendwie... " Er hält inne und überlegt und ich sehe ihn fragend an. "Komm du mir jetzt nicht auch noch mit diesem perversen Zeugs." warne ich ihn, doch er winkt ab. "Darauf wollte ich nicht hinaus." entgegnet er gelassen. "Ihr zwei seid einfach... wie Feuer und Wasser oder in seinem Fall eher Eis."
 

Ich verdrehe die Augen. "Irgendetwas obskures verbindet euch." fährt er ruhig fort. "Kaiba reagiert auf keinen anderen Menschen so wie auf dich. Das muss einen Grund haben und bei dir, mein Lieber, verhält es sich genauso. Und ob das nun normal oder pervers ist... Tja, das liegt im Auge des Betrachters."
 

Er zuckt mit den Schultern. "Verhält es sich bei Bakura und dir auch so?" will ich wissen. Er zögert. "Vielleicht..." meint er nachdenklich. "Ich habe mir sicher nicht ausgesucht, ausgerechnet für ihn Gefühle zu haben. Gott, ich hätte mir das auch nie vorstellen können, aber es ist eben passiert und..." Er beendet den Satz nicht, sondern seufzt und ich sehe ihn fragend an. "Kura ist wie Kaiba ein schwieriger Charakter." sagt er nur und ich denke, ich verstehe was er mir zu sagen versucht. "Würdest du dir wünschen, dass..." Ich beende den Satz nicht, aber Duke versteht wohl auch so. Er seufzt. "Ein Teil von mir würde es sich wünschen, ja. Aber... nicht auf die Weise, wie es bislang war und ich glaube einfach, dass es bei Bakura keinen anderen Weg gibt." erwidert er ernst und ich nicke. "Und du? Würdest du dir wünschen, dass Kaiba und du..." Auch er beendet des Satz nicht, aber natürlich verstehe ich auch so.
 

Ich grinse ihn schief an. "Ich weiß es nicht." erwidere ich ehrlich. "Es war schon ein Hammer mir einzugestehen, dass ich Gefühle für ihn habe. Was ich mir von ihm wünsche... " Ich seufze. "Ja, ich denke, irgendwie wäre es... naja... keine Ahnung." Ich zucke unsicher mit den Schultern und Duke nickt verstehend. "Aber ich habe ja schon Panik genug vor morgen. Wenn ich nur wüsste, wie er reagieren würde. Bakura ist sich sicher, dass er..." Ich spüre, dass ich schon wieder rot werde. "Aber Bakura sagt auch, dass ich ein Wolf sein muss, wenn ich ihn will. Ich weiß allerdings nicht, wie." Ich zucke hilflos mit den Schultern. "Ich weiß ja noch nicht mal wie ich ihn küssen soll."
 

Gott, allein der Gedanke, Kaiba zu küssen. Ok, es ist jetzt nicht so, dass mir der Gedanke generell widersteht. Nein, das nun wirklich nicht. Also bei genauerer Betrachtung, fasziniert er mich sogar ungemein. Kaiba und der Gedanke, aber es zu tun ist eben etwas anderes.
 

Eine Weile gehen wir schweigend neben einander her und ich denke über Bakura und Kaiba nach und über Duke und mich. Naja, ich versuche es. So ganz funktioniert das mit dem Denken gerade nämlich nicht. Mir ist irgendwie schwindlig und mit einem Mal kommt mir ein Gedanke.
 

Ich bleibe plötzlich stehen und Duke tut es mir gleich. Er sieht mich fragend an. "Sag mal... " beginne ich und komme mir schon wieder dämlich vor. Duke sieht mich fragend an. Ich schüttele den Kopf. "Vergiss es." meine ich und gehe weiter. Nein, so was kann ich ihm nicht sagen. Er würde mich für verrückt halten. "Was?" höre ich ihn fragen und winke ab. "Nichts." entgegne ich, aber er packt mich wieder am Arm und deutet mir an stehen zu bleiben. "Jetzt sag schon." fordert er mich auf. "Wir haben ohnehin schon offener miteinander geredet als ich es je für möglich gehalten hätte, also raus mit der Sprache, Joey." Die grünen Augen ruhen entschlossen auf mir und ich schlucke.
 

Ach, verdammt. Was soll´s? Nach dem heutigen Abend kann ich ohnehin nicht mehr tiefer sinken, oder? Nein, nach der Nummer mit Tristan und Tea kann es eigentlich nicht schlimmer werden. Und hey, ich habe auch mit Duke getanzt!
 

Duke wartet noch immer auf eine Antwort und ich gebe mir einen Ruck. "Würdest du... ich meine... du kannst es doch, oder?" stammele ich los. Im ersten Moment scheint er mir nicht folgen zu können und sieht mich etwas ratlos an. Dann weiten sich seine Augen etwas und ich schätze, er begreift. Ein leichtes Grinsen erscheint in seinem Gesicht und ich wende mich schnell ab. "Vergiss es, ich bin..."
 

"Betrunken." unterbricht er mich lässig. Ich stöhne auf. Er lacht. "Naja, ich kann es, wenn man so will." fährt er fort. "Und wenn du wirklich... ich meine, wenn du es tatsächlich lernen willst, Joey." Er zuckt mit den Schultern. "So gesehen waren wir ja schon ein Paar und sollten es, wenn´s nach Tea und Tris geht, auch wieder werden." Er zwinktert mir zu und ich lächele unsicher. "Probieren können wir es." meint er und für einen Moment habe ich das Gefühl, dass er auch ein klein wenig verlegen ist.
 

Seltsamerweise ist es gar nicht mehr so schlimm, jetzt nachdem ich es ausgesprochen habe. Gut, der Gedanke, eine Trockenübung mit Duke vorzunehmen, nur um mich auf Kaiba vorzubereiten ist vielleicht ein bischen seltsam, aber die ganze Situtation ist seltsam, oder? Verrückter kann es ja wohl kaum werden.
 

Ehe ich weiß was passiert, macht er auch schon einen Schritt auf mich zu. Ich sehe ihn irritiert an, rühre mich allerdings nicht und bevor ich auch irgendetwas zu tun vermag, spüre ich auch schon seine Lippen auf meinen. Mein erster Gedanke ist, dass sein Mund unglaublich weich ist und das er es anders macht als Bakura, der seine Lippen geradezu hart auf meine gepresst hat. Bei Duke ist es mehr ein Hauch und ein seltsames Prickeln ergreift von mir Besitz. Ich keuche unwillkürlich auf und dann spüre ich auch schon seine Zunge, die sich in meinen Mund drängt. Ich reagiere automatisch. Öffne meine Lippen und gewähre ihm Einlass. Vage nehme ich wahr, dass ich mich an seiner Schulter festhalte und er seine Hand in meinen Nacken gelegt hat.
 

Seine Zunge trifft auf meine und er beginnt um sie herum zu kreisen. Im ersten Augenblick irritiert mich der Fremdkörper in meinem Mund, doch ich agiere instinktiv und passe mich seinen Bewegungen an und naja, es fühlt sich gut an. Nach ein paar Sekunden fasse ich mich auch und erwidere die Bewegungen erst zaghaft, dann bestimmter und verspüre fast so was wie Enttäuschung als er sich von mir zurückzieht. Noch zwei Sekunden später fühle ich immer noch seinen Mund auf meinem und erst als ich die Augen wieder öffne, bemerke ich, dass er sich von mir gelöst hat und mich ansieht.
 

Ich schlucke unbeholfen und lecke mir über die Lippen und Duke lächelt mich an. "Ich glaube kaum, dass du dir Gedanken machen musst, Joey." höre ich ihn sagen und seine Stimme klingt... Irgendwie heiser. Ich grinse verlegen und versuche die Eindrücke zu verarbeiten.
 

"Jetzt bist du dran." fordert er mich auf und ich starre ihn einen Augenblick entgeistert an. Er scheint es ernst zu meinen und seine lässige Haltung bringt mich tatsächlich dazu es zu tun. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, lege den Kopf leicht schief und überlege wie ich es wohl am Besten anstellen soll. Dann streifen meine Lippen vorsichtig die Seinen und in der nächsten Sekunde schließe ich auch schon meine Augen. Ich habe zwar keinerlei Ahnung was genau ich tun soll, aber ich versuche einfach mal das nachzumachen, was er eben gemacht hat. Mein Zunge drängt an seine Lippen und er öffnet sie langsam. Ein komisches Gefühl durchzuckt mich. Schwer zu definieren, aber ich denke auch nicht darüber nach.
 

"Wow." keucht Duke als ich mich wieder zurückziehe und seine grünen Augen leuchten mich an. Ich lächele unsicher. "Also für den Anfang alles andere als schlecht." befindet er. Jetzt erst merke ich, dass mein Herz rast.

"Wenn du alles andere genau so schnell lernst..." höre ich ihn sagen und habe im gleichen Augenblick das Gefühl, dass mein Kopf in Flammen aufgeht.
 

Was Duke dazu bewegt, die nächste Frage zu stellen, weiß ich nicht. Er sieht mich für den Bruchteil einer Sekunde abschätzend an, dann meint er: "Willst du gleich nach Hause oder hast du noch Lust mit zu mir zu kommen?"
 

Keine Ahnung warum, vielleicht liegt es daran, dass mein Hirn benebelt ist und der Sauerstoff alles nur noch schlimmer macht als es zu verbessern, jedenfalls erkläre ich ihm im nächsten Augenblick, dass ich gern noch mitkomme und Duke lächelt sichtlich erfreut.
 

Aber hey, denkt jetzt bloß nichts falsches! Ich habe keinerlei Hintergedanken dabei und ich glaube, Duke ebensowenig.
 

Jedenfalls steuern wir auch schon im nächsten Augenblick auf seine Wohnung zu.

Offenkundige Tatsachen

Alles ist so wunderbar warm und weich, dass ich gar nicht die Augen öffnen will, aber scheinbar habe ich den Punkt erreicht an dem es nicht anders geht. Jeden Morgen komme ich irgendwann an den Punkt und ich hasse ihn. Vorsichtig hebe ich die Lider, blinzele. Im ersten Augenblick weiß ich nicht wo ich bin. Zudem ist die Umgebung erst einmal verschwommen und im halbdunkeln ist auch nicht wirklich was zu erkennen. Ich brauche ein paar Sekunden, ehe ich wieder klarer sehe und sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt haben. Dann trifft mich der Schmerz auch schon wie ein Schlag. In meinem Kopf hämmert es als würde jemand erbarmungslos Squasch gegen meine Schädeldecke spielen. Ich zucke kurz zusammen und drehe mich dann leicht zur Seite. Das Laken unter mir gibt ein knisterndes Geräusch von sich und als ich es mir genauer betrachte, erstaunt es mich, dass ich auf schwarzem Satin liege.
 

Im ersten Augenblick kommt mir der Gedanke, dass mich irgendeine Satanistenvereinigung gekidnappt hat. Im nächsten Augenblick fällt mir auf, dass ich außer Boxershorts nichts anhabe. Ok, jetzt wird mir doch etwas mulmig. Ich blicke vorsichtig nach links und schlucke schwer.
 

Schwarze Haare bedecken weiße Haut und das leise Atmen, der Person neben mir, überzeugt mich, dass sie tatsächlich da ist. Wieder brauche ich ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass ich neben Duke Devlin liege. Ich starre auf seinen Rücken und die Erinnerung kommt langsam wieder. Ich hatte mit Tristan gesprochen, dann waren wir in diesem Lokal gewesen... mit Duke und Tea.
 

Ich richte mich vorsichtig auf und in meinem Kopf pocht es gnadenlos. Stimmt, ich hatte einige Drinks zuviel. Ok, der Punkt zumindest wäre geklärt. Wie ich allerdings in Duke´s Bett komme, weiß ich nicht mehr wirklich. Ich erinnere mich, dass Duke mich noch zu sich eingeladen hat, das war gleich nachdem wir uns geküsst hatten...
 

Schlagartig bin ich wach und erstarre. Mein Blick hängt immer noch an seinem Rücken und wenn ich die Lage richtig deute, hat er auch nicht wirklich viel mehr an als ich. Ich schlucke schwer und versuche mich zu erinnern was gestern Abend noch passiert ist. Vage sehe ich Bilder vor meinem inneren Auge entstehen. Duke, der die Haustür öffnet. Ich auf seiner Couch. Aber an dem Punkt endet meine Erinnerung auch schon.
 

"Wenn du alles andere genau so schnell lernst..."
 

Duke´s heisere Stimme hallt in meinem Kopf wieder.
 

Kann das sein? Kann es sein, dass ich... Ok, es war meine Idee, dass wir uns küssen, genauer gesagt, dass er mir zeigt wie das geht, aber wir sind doch keinen Schritt weitergegangen, oder? Fieberhaft überlege ich. Meine Muskeln fühlen sich leicht verknotet an, aber außer dem Hämmern in meinem Kopf geht es mir gut und als ich mich aufsetze, fühlt sich auch alles normal an. Ich kann mich erinnern, irgendwo einmal gelesen zu haben, dass man hinterher nicht wirklich sitzen könne - zumindest beim ersten Mal. Aber ich habe kein Problem.
 

Meine Augen weiten sich.
 

Fuck, das muss ja nichts heißen. Es kann ja auch anders rum... und ich schätze mal, dass Bakura und Duke... Wieder sehe ich das furchtbare Bild vor mir und habe ich eben noch leicht ängstliche Überraschung verspürt, habe ich nun das Gefühl panisch zu werden. Mein Blick wandert durch den Raum. Wo zum Teufel sind meine Kleider? Der Laden ist zugezogen und nur ein paar wenige Lücken spenden Licht. Ich glaube auf dem Boden mehrere Kleidungsstücke zu erkennen, aber was davon meine Sachen sind, vermag ich nicht festzustellen.
 

Duke gibt ein komisches Geräusch von sich und kuschelt sich mehr in seine Decke.
 

Einen Moment sitze ich einfach nur da. Der nächste Gedanke, der mich durchzuckt ist, dass ich hier weg muss. Schleunigst. Zaghaft schlage ich die Decke zurück und steige wie in Zeitlupe aus dem Bett. Dann gehe ich in die Knie und taste nach den Kleidern. Ich schnappe mir etwas, dass sich nach einem T-Shirt anfühlt und taste nach einer, vorzugsweise meiner Hose und finde auch zum Glück meine Schuhe. Die Socken sind irgendwo, aber das ist mir gerade auch herzlich egal. Auf Zehenspitzen bewege ich mich zur Tür und öffne sie so leise ich kann. Über die Schulter werfe ich noch einen Blick zum Bett. Duke scheint zum Glück tief und fest zu schlafen.
 

Ich atme erleichtert auf als ich mich im Nebenraum wiederfinde und ziehe mich in Rekordzeit an. Meine Jacke liegt zum Glück neben der Tür. Ich streife sie mir schnell über und habe schon die Hand auf der Türklinke als ich inne halte.
 

Soll ich wirklich einfach gehen? Was wird Duke denken, wenn er wach wird? Unschlüssig stehe ich da und bin nicht sicher was ich tun soll, aber letztlich überwiegt das Gefühl, hier raus zu müssen und ich haste durch das Treppenhaus ins Freie. Es ist scheinbar noch sehr früh, denn der Verkehr ist mäßig und kein Mensch weit und breit zu sehen. Umso besser, dann sieht mich keiner.
 

Planlos gehe ich los, ohne so recht zu wissen wohin.
 

Fuck, was habe ich gemacht? Wie konnte ich nur auf die dämliche Idee kommen, mit Duke zu üben? Und wie zum Teufel konnte es so weit kommen, dass wir zusammen im Bett landen? Wollte ich auch das - üben? Meine Erinnerung will leider nicht wiederkehren, aber vielleicht ist das auch besser so. Ich laufe die Straße entlang und meine Gedanken überschlagen sich in einer Geschwindigkeit, die zum Kollaps führen müsste.
 

Dann bleibe ich erprubt stehen und mir fällt jetzt erst auf, dass ich Duke´s Shirt trage. Ich spüre wie sich mein Magen zusammen zieht und mein Denken setzt einen Moment aus. Als mein Verstand jedoch wieder zu arbeiten beginnt, kommt mir der nächste, entsetzliche Gedanke.
 

Bakura!
 

Wenn ich tatsächlich mit Duke... Oh Gott, der Dieb wird mich töten. Er wird mich so was von platt machen. Das verzeiht er mir nie. Ob ich mich nun erinnern kann oder nicht, auch wenn Duke ihm erklären würde, dass es nur eine Art Training war... Bakura wird durchdrehen. Ich sehe es schon vor mir. Was zur Hölle mache ich jetzt?
 

Erst einmal laufe ich planlos weiter und entferne mich so weit es geht von Duke´s Wohnung. Ich muss mit irgendjemandem reden. Ja, alleine verpacke ich das nicht. Ich brauche Hilfe. Aber wer kann mir jetzt noch helfen? Zu Bakura kann ich schlecht gehen. Tristan scheidet auch aus. Wie sollte ich ihm schließlich erklären, dass ich gerade einen Panikanfall wegen Duke habe und Tea... Ich sehe schon den tadelnden Blick vor mir und höre sie sagen: "Joey, konntest du dich nicht beherrschen?"
 

Ich stöhne auf und mein Kopf droht zu explodieren. Ich bleibe stehen und atme ein paar Mal ein und aus und versuche mich zu beruhigen. Leider gelingt mir das nicht wirklich, aber zumindest kommt mir eine Idee, an wen ich mich wenden könnte. Im nächsten Augenblick steuere ich auch schon den Laden von Yugi´s Opa an. Keine Ahnung wie spät es ist, aber Opa Muto wird sicher schon auf den Beinen sein und Yugi und Atemu sind sicher da.
 

Atemu!
 

Ja, mit ihm könnte ich reden. Yugi mag zwar mein bester Freund sein, aber mit ihm kann ich unmöglich darüber sprechen, aber der Pharao... Ja, der Pharao ist ruhig und überlegt. Er wird mir helfen können. Er wird wissen, was ich tun soll. Für einen Moment verspüre ich fast Erleichterung und meine Schritte werden leichter. Mein Herz hämmert zwar noch immer viel zu hart gegen meinen Brustkorb, aber ich bin froh als ich den Laden endlich erreicht habe.
 

Ich klingele recht und geduldig und höre von innen ein Brummen nach kurzer Zeit.
 

"Ja, ja... ich komme ja schon." sagt eine Stimme. "Herrje, wer kann das denn sein?"
 

Im nächsten Augenblick wird die Tür geöffnet und Opa Muto sieht mich erstaunt an. "Joey?!" entfährt es ihm und seine Überraschung verwandelt sich in Sorge. "Junge, was ist denn los?" will er wissen und öffnet mir auch schon die Tür damit ich eintreten kann. Ich grinse den alten Mann unsicher an. "Ähm... ich muss ganz dringend zu Atemu." erkläre ich. Opa Muto mustert mich einen Moment, dann schließt er die Tür hinter mir. "Ich glaube, Yugi und Atemu schlafen noch..." meint er und das Herz rutscht mir in die Hose. "Aber ich will den Pharao gerne wecken, wenn es so wichtig ist." Wieder mustert er mich. "Und wie du aussiehst, scheint es wichtig zu sein. Ist etwas passiert?"
 

Ich schüttele den Kopf. "Nein, aber... also nichts wirklich schlimmes, ich muss nur..." stammele ich los und warum auch immer, aber Yugi´s Opa scheint zu verstehen, dass ich nicht in der Lage bin, mit ihm darüber zu reden. "Geh schon mal in die Küche. Ich habe eben Kaffee aufgesetzt. Ich werde Atemu und Yugi wecken." meint er. Ich nicke und er setzt sich auch schon in Bewegung. Immer noch schwer atmend gehe ich in die Küche und greife mir eine Tasse. Der Kaffeegeruch beruhigt mich schlagartig und ich schenke mir eine Tasse ein. Dann setze ich mich auf einen der Hocker.
 

Was zum Geier soll ich den Beiden sagen? Oder besser ausgedrückt, wie soll ich ihnen sagen was los ist? Die Beiden wissen ja von gar nichts?
 

Ich überlege wie ich es am Besten anstellen soll. So gesehen habe ich mich ja schon geoutet, Tea und Tristan wissen Bescheid, Duke und Bakura sowieso. Folglich kann ich auch meinem besten Freund die Wahrheit sagen. Trotzdem ist mir seltsam zumute. Wie konnte ich mich auch nur in solch einen Schlamasel bringen?
 

Alles nur wegen diesem dämlichen Kaiba! Und wegen Bakura!
 

Zerknirscht nippe ich an meinem Kaffee und das dampfende Getränk weckt langsam wieder meine Lebensgeister. Der Schmerz in meinem Kopf lässt sogar ein wenig nach, das Hämmern ist nicht mehr ganz so intensiv.
 

"Joey?" vernehme ich Yugi´s leicht verschlafene Stimme und wende mich meinem Freund zu, der in seinem Pyjama in der Tür steht. "Morgen, Kumpel." entgegne ich und lächele ihn unsicher an. "Sorry, dass ich so reinplatze..." Yugi winkt ab und lächelt mich gewohnt freundlich an. "Schon ok, Joey." meint er und lässt sich mir gegenüber auf einem der Hocker nieder. "Was ist denn los? Ärger mit deinem Vater?"
 

Ich schüttele den Kopf. "Nein, das ist es nicht." versichere ich schnell und blicke mich um ob Atemu auch schon zu sehen ist. Yugi scheint meinen Blick zu bemerken. "Der Pharao kommt gleich." sagt er und ich nicke erleichtert, was Yugi scheinbar nicht entgeht. Der Kleine sagt jedoch nichts, sondern nimmt sich ebenfalls eine Tasse Kaffee und dann kommen auch schon sein Opa und Atemu zu uns.
 

"Ich will mir nur schnell eine Tasse Kaffee holen, dann lass ich euch Jungs alleine." meint der alte Mann und ich lächele ihn dankbar an. Atemu wirkt im Gegensatz zu Yugi als wäre er schon seit Stunden auf den Beinen. Seine violetten Augen mustern mich besorgt und ernst und ich schätze, er sieht mir deutlich an, dass etwas los ist. Ok, das dürfte augenblicklich auch schwer zu übersehen sein. Meine Haare dürften in alle Richtungen abstehen und ich bin so hibbelig, dass ich nicht ruhig zu sitzen vermag.
 

Opa Muto verlässt mit seiner Tasse die Küche und als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, meint Atemu auch schon: "Was ist passiert, Joey?"
 

Ich seufze. Sowohl Yugi als auch der Pharao sehen mich an. Beiden wirken ruhig und erwartungsvoll, aber auch besorgt und mein Herz rutscht mir im nächsten Moment auch schon in die Hose. Vielleicht war es doch keine so gute Idee herzukommen. Ich weiß ja nicht einmal wo ich anfangen soll. Unschlüssig sehe ich die Beiden an und kaue auch schon wieder auf meiner Unterlippe.
 

Atemu scheint nicht zu entgehen, dass ich vollkommen durch den Wind bin. "Atme tief durch und erzähl uns in aller Ruhe was los ist." fordert er mich mit dieser ruhigen, überlegten Stimme auf. Ich nicke und atme einmal tief ein und wieder aus. Leider beruhigt mich das nicht wirklich. Ich fahre mir durch die Haare und die Kaffeetasse wackelt in meiner anderen Hand. Ein wenig Flüssigkeit schwappt über, aber ich nehme es nur beiläufig wahr. Ich überlege wie ich am Besten anfangen soll und rede dann auch schon einfach drauf los: "Also ich war bei Duke... Wir waren gestern Abend mit Tea und Tristan weg."
 

Atemu nickt als würde er verstehen und ich stehe von meinem Platz auf. Sitzen geht jetzt gar nicht, ich muss mich bewegen. "Ich weiß nicht was genau passiert ist." fahre ich fort. "Ich meine, ich weiß noch, dass er mich zu sich eingeladen hat, was ja auch nicht schlimm ist."
 

Yugi wirkt etwas verständnislos, aber der Pharao nickt erneut. "Na, jedenfalls lag er da als ich wach wurde. Ich wusste erst nicht wo ich bin, dann sah ich Duke da liegen und..." Ich mache ein hilflose Handbewegung und zucke mit den Schultern. "Ich meine.. ich wollte das nicht. Also nicht wirklich." setze ich dann von neuem an. "Eigentlich wollte ich nur... naja, eigentlich wollte ich Bakura helfen und ich wollte auch lieber, dass Kaiba derjenige ist, aber naja, irgendwie ist alles aus dem Ruder gelaufen. Ich hab gestern auch ne Menge getrunken, aber das war wegen Tristan und Tea..."
 

Mein bester Freund runzelt die Stirn und ich sehe ihm deutlich an, dass er überhaupt keine Ahnung hat wovon ich rede. Ich wende mich daher an den Pharao und werfe ihm einen hoffnungsvollen Blick zu.
 

"Langsam, Joey. Erzähl uns alles von Anfang an." meint Atemu ruhig und ich nicke.
 

"Ok..." erwidere ich und atme erneut tief durch. "Die Sache ist die... Kaiba hatte doch diese Freundin." Yugi nickt leicht, Atemu ebenfalls. "Und er war deshalb so komisch. Ich meine, das habt ihr doch auch gemerkt. Er war nicht mehr Kaiba." fahre ich fort. "Also hab ich beschlossen herauszufinden was da Sache ist und Bakura bot mir seine Hilfe an."
 

Während Yugi vollkommen irritiert wirkt, verzieht der Pharao keine Miene und sieht mich weiterhin ruhig an. Ich seufze. "Wir haben also recherchiert und dann fanden wir raus, dass diese Tussi einen andern hat und ich war sauer. Ich meine, es sah so aus als würde sie ihn verarschen und das musste ich ihm doch sagen, oder? Bakura meinte jedenfalls, dass wir es ihm sagen müssten. Also bin ich zu ihm. Aber dann war alles ganz anders. Kaiba wusste es." Ich zucke mit den Schultern. "Hätte ich mir ja eigentlich denken können, oder? Er weiß ja immer alles. Jedenfalls..." Ich halte kurz inne, denn jetzt komme schließlich der wirklich schwere Teil.
 

"Die Tussi war nie seine Freundin, sie ist irgendeine Tante vom Jugendamt, die wegen Mokuba was untersucht." rede ich nach kurzer Pause weiter und muss wirklich all meine Kraft zusammen nehmen, um weiterzusprechen. "Und ich war so erleichtert, weil... Naja, weil..."
 

Ich schlucke hart.
 

Atemu lächelt mich nachsichtig an. "Weil du Gefühle für Kaiba hast." stellt er vollkommen gelassen fest und während ich nur ein erstauntes "Ja" von mir geben kann, weiten sich Yugi´s Augen vor Erstaunen. Der Pharao nickt bedächtig. "Also hast du es dir endlich eingestanden." bemerkt er und wirkt irgendwie... zufrieden? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Mein Nicken erfolgt automatisch, ohne dass ich irgendwie bewusst etwas tue. Atemu lächelt noch immer. "Gut." befindet er. "Was ist jetzt genau dein Problem?" will er wissen und Yugi´s Blick wandert zwischen Atemu und mir erstaunt hin und her. Ich schätze, der Kleine kann uns gerade überhaupt nicht folgen, aber ich bin nicht in der Lage, ihm die Sache näher zu erklären. Ich bin immer noch durch den Wind, aber ein Teil von mir ist wirklich erleichtert, dass Atemu zu verstehen scheint. Warum er das so locker hinnimmt und es ihn keineswegs zu überraschen scheint, irritiert mich zwar, aber ich kann augenblicklich nicht wirklich näher darüber nachdenken.
 

Seltsamerweise werde ich aber etwas ruhiger.
 

"Was genau ist nun mit Duke passiert?" fragt der Pharao als ich nicht gleich weiterrede und ich spüre wie meine Wangen zu brennen beginnen. Ich schlucke unsicher und in Atemu´s Augen blitzt es kurz auf.
 

"Ich nehme an, es hat irgendwas mit dem Umstand zu tun, dass du eines von Duke´s T-Shirt´s anhast, oder?" höre ich ihn dann auch schon sagen und bei Yugi scheint der Groschen zu fallen. Ich sehe wie seine Wangen sich dunkelrot verfärben und ein kleines "Oh." aus seinem Mund kommt. Ich lächele die Beiden gequält an.
 

Zu meiner Überraschung lacht der Pharao kurz auf. "Joey, gleichgültig was es ist, es wird schon nicht so schlimm sein." meint er sanft.
 

"Wie man´s nimmt." erwidere ich zerknirscht und seufze. "Ich hab Duke flachgelegt."

"Süß ist keine Option" ~ Trugschlüsse und Gesäusel

Meine Worte hängen in der Luft und ich könnte mir die Hand vor den Mund schlagen, dass ich das vermeindliche Problem auf diese Weise angesprochen habe. Wie dämlich bin ich eigentlich?
 

Yugi sieht aus als würde er jeden Moment aus den Latschen kippen. Seine Augen scheinen noch größer zu werden und der Kopf des Kleinen ist so rot, dass er problemlos als Feuerlöscher durchgehen würde.
 

Atemu dagegen sieht mich gelassen an.
 

"Ok, ich denke ich verstehe." meint der Pharao ruhig und ich schlucke unsicher. "Du bist durcheinander, weil du eigentlich Gefühle für Kaiba hast und allem Anschein nach mit Duke..."
 

Zum Glück spricht er es nicht aus, aber ich glaube, dass er das nicht aus Rücksicht mir gegenüber macht oder aus Schamgefühl, nein, ich bin fast sicher, dass er den Satz wegen Yugi nicht beendet. Ich nicke leicht. "Ja, so könnte man es sagen." erwidere ich kleinlaut und würde am liebsten im Boden versinken, aber diese Gnade wird mir natürlich nicht gewährt. Atemu lächelt mich nachsichtig an.
 

Er öffnet gerade den Mund, um etwas zu sagen als das Telefon geht. Yugi blickt den Pharao an und ich verstehe die stumme Bitte des Kleinen. Atemu geht zu dem Apparat und nimmt den Hörer ab.
 

"Bei Muto." meldet er sich und im nächsten Augenblick habe ich den Eindruck, dass seine Augen sich etwas weiten. "Ja, ist er." höre ich ihn sagen und er wirft mir einen kurzen Blick zu. Ich starre den Pharao an. Bevor ich etwas sagen kann, meint Atemu schon: "Es wäre vielleicht ganz gut, wenn du vorbeikommen könntest."
 

Damit ist das Gespräch auch schon beendet. Ich muss nicht fragen, wer angerufen hat. Es ist offensichtlich. Der Pharao sieht mich mit einem verschmitzten Lächeln an. "Duke kommt gleich vorbei." erklärt er mir und ich schlucke hart. "Er hat sich Sorgen gemacht, weil du ohne ein Wort abgehauen bist... und dann auch noch ohne einen Teil deiner Kleider."
 

Jetzt muss scheinbar auch Yugi grinsen und ich lasse mich wieder schwer auf den Hocker sinken. Meine Gedanken überschlagen sich. Duke kommt also gleich. Fuck, was soll ich ihm denn sagen? Dass ich Panik bekommen habe? Der hält mich doch sicher für verrückt. Ich bin noch ganz in Gedanken versunken als ich die Stimme des Pharao´s vernehme.
 

"Was hat das alles eigentlich mit Bakura zu tun?" will er wissen und auch Yugi sieht mich fragend an. Ich verziehe zerknirscht den Mund. Nein, dieses Mal werde ich mich nicht verplappern oder was falsches sagen. Bakura würde mich töten, wenn ich das jetzt auch noch ausplaudere. Ich zucke daher leicht unsicher mit den Schultern und Atemu mustert mich einen Moment skeptisch. Instinktiv weiche ich seinem Blick aus und er lässt es zum Glück dabei bewenden.
 

Yugi räuspert sich leicht. "Dann hat Kaiba gar keine Freundin." bemerkt er nachdenklich und ich habe das Gefühl, dass dem Kleinen jetzt erst die ganze Tragweite bewusst wird. Ich nicke. "Und du..." Yugi sieht mich kritisch an. "Du magst Kaiba, Joey?" fragt er dann mit hochrotem Kopf. Ich zucke erneut mit den Schultern. "Ja, ich mag den Penner." gebe ich zu und Yugi schüttelt leicht ungläubig den Kopf. "Das..." Der Kleine scheint nicht zu wissen was er darauf erwidern soll. Sein Blick wandert zum Pharao, der sich eine Tasse Kaffee genommen hat und aufgrund dieser doch etwas ungewöhnlichen morgentlichen Offenbarungen seltsam lässig wirkt.
 

"Liebe und Hass liegen dicht beieinander." meint der Ägypter und lächelt Yugi an. Dieser nickt nachdenklich. "Ich nehme an, Kaiba weiß noch nichts von seinem Glück?" In den violetten Augen blitzt es amüsiert auf. Ich schüttele energisch den Kopf. "Natürlich nicht." entgegene ich schnell, muss aber dann, um der Wahrheit gerecht zu werden, hinzufügen: "Naja, nicht so ganz..." Der Pharao sieht mich neugierig an. Ich grinse ihn schief an. "Er weiß, dass ich eifersüchtig war." gebe ich schweren Herzens zu. "Und ich hab ihm gesagt, dass ich ein Date will."
 

Yugi hustet schwer auf und Atemu wirft mir einen fast schon anerkennenden Blick zu. "Du hast Kaiba tatsächlich um ein Date gebeten, Joey?" fragt mein bester Freund fassungslos. Ich nicke. "Mehr oder weniger ja." erwidere ich ehrlich. "Genau genommen wollte ich heute zu ihm. Bakura meinte..." Ich stoppe im letzten Moment. Yugi scheint zum Glück von meiner Offenbarung so mitgenommen, dass er nicht weiter nachhakt, aber der Pharao sieht mich einen Moment auf undefinierbare Weise an. Doch auch er fragt nicht weiter nach.
 

In den nächsten fünf Minuten sagt keiner von uns etwas, aber das Schweigen ist keineswegs unangenehm. Mir ist ohnehin so oder so unbehaglich zumute. Immerhin wird Duke gleich hier sein und... Oh Gott, ich weiß gar nicht wie ich ihm in die Augen sehen soll. Wahrscheinlich werde ich ihm nie wieder in die Augen sehen können. Und an Bakura darf ich erst gar nicht denken. Seine Ansage in Bezug auf mögliche Konkurrenten ist mir noch gut im Gedächnis.
 

Ich zucke regelrecht zusammen als es klingelt. Atemu wirft mir einen beruhigenden Blick zu. "Bleib ganz ruhig, Joey." meint er und wendet sich zur Tür. "Duke wird dir garantiert nichts tun." Ich lächele den Pharao gequält an, doch im nächsten Augenblick ist er auch schon verschwunden und ich versuche mich innerlich darauf vorzubereiten, dass ich Duke gleich gegenüber stehen werde.
 

Mein Magen zieht sich zusammen und ein Teil von mir würde jetzt zu gerne die Fluch ergreifen. Ich werfe einen Blick zum Fenster. Es wäre durchaus möglich auf diesem Weg zu entkommen. "Es wird schon alles gut werden." höre ich Yugi aufmunternd sagen. Ich seufze und verstehe zum ersten Mal, wie es Kaiba gehen muss, wenn er eine dieser albernen Floskeln aus dem Mund des Zwerges hört. Fast bin ich versucht ihm eine unwirsche Antwort zu geben, aber hey, es ist Yugi und ich weiß er meint es gut. Also nicke ich nur und dann geht auch schon die Tür auf.
 

Ich reiße die Augen auf und starre Duke an. Seine Miene verrät nicht wirklich etwas, er sieht lediglich ein wenig mitgenommen aus und ist keineswegs so gut gestylt wie sonst. Scheinbar ist er wie ich aus dem Bett gesprungen und hier her geeilt.
 

"Wir lassen die Beiden wohl am Besten einen Moment allein." meint Atemu und Yugi nickt. Der Kleine wirft mir noch einen letzten aufmunternden Blick zu, dann bin ich mit Duke alleine und habe das Gefühl, dass ich jeden Moment hyperventiliere.
 

"Es tut mir leid." fange ich dann einfach mal an. Duke macht einen Schritt auf mich zu und ich zucke hilflos mit den Schultern. "Ich hätte nicht so einfach abhauen sollen, ich weiß. Ich war nur..." Ich schlucke. "Ich war nur... Ich meine, es war voll der Schock und ich hatte keine Ahnung was ich machen soll. Ich hab so was noch nie getan und fuck, dass ich es dann mit dir tue und mich nicht einmal erinnere..." Ich fahre mir unsicher durch die Haare und seufze. "Wenn Bakura das erfährt... Duke, ich bin tot. So was von tot. Der Kerl macht kurzen Prozess mit mir!"
 

Ich sehe den Schwarzhaarigen hilflos an. Einen Moment mustert Duke mich und es ist unmöglich in seinen Zügen zu lesen. Fast bin ich geneigt zu glauben, dass er sauer auf mich ist. Gut, dass kann ich ihm nicht mal verdenken. Es ist ja schon peinlich, wenn jemand die Flucht ergreift, nachdem er die Nacht mit einem verbracht hat. Das war ganz sicher keine meiner Glanzleistungen und Duke fühlt sich sicher auch nicht gut dabei. Ich wünschte nur, ich wüsste, wie ich ihm verständlich machen soll, was in mir vorging.
 

"Joey?" sagt er nach einer Ewigkeit endlich und ich atme tief durch. "Ja?" frage ich unsicher. Duke sieht mir direkt in die Augen. "Was glaubst du haben wir letzte Nacht getan?" will er wissen und ich verstehe die Frage nicht ganz. Ich starre meinen Freund an, dann zucke ich mit den Schultern. "Naja, ich erinnere mich nicht wirklich..." gebe ich dann leise zu und senke verlegen den Blick. "Als ich wach wurde lag ich neben dir und keine Ahnung wie ich dorthin gekommen bin, aber... Du weißt, ich mag dich, Duke, ehrlich, und das mit dem Küssen war auch gut, ich wollte ja lernen. Aber dass ich dich dann auch noch flachlege..." Ich schüttele hilflos den Kopf und erstarre vollkommen als Duke im nächsten Augenblick laut auflacht.
 

Ich sehe den Schwarzhaarigen an und werfe ihm einen wütenden Blick zu. "Ich finde das alles andere als witzig." zische ich, aber er grinst nur weiter und schüttelt dann ebenfalls den Kopf.
 

"Wheeler, du bist ein Idiot." erklärt er einen Atemuzug später und seufzt dann. "Du warst gestern Abend nicht mal mehr in der Lage, noch alleine die Toilette zu finden. Denkst du, du hättest es tatsächlich geschafft, mich flachzulegen?" Ich starre ihn perplex an und verstehe gar nichts mehr. Duke lächelt mich an. "Dir wurde schlecht, kaum das wir bei mir waren." erklärt er mir dann ruhig. "Ich musste dich ins Bad schleppen. Leider haben wir es nicht mehr so ganz geschafft. Deshalb musste ich dir auch deine Kleider ausziehen. Dein Shirt ist übrigens bei meiner Wäsche." Er lacht erneut kurz auf und ich kann nichts anderes tut als ihn anstarren. "Ich kann dir sagen, es war echt ein Gewaltakt, dich aus den Klamotten zu bekommen und dich dann auch noch zum Bett zu schaffen. Du hast nämlich entschieden Gegenwehr geleistet."
 

Sein Lächeln wird zu einem breiten Grinsen. "Und glaub mir, selbst wenn ich Lust darauf gehabt hätte, mich von dir vernaschen zu lassen, du wärst dazu überhaupt nicht in der Lage gewesen, zumal ich dir wahrscheinlich auch erst hätte erklären müssen was zu tun ist." fährt Duke grinsend fort. "Zudem finde ich es abtörnend, wenn man die ganze Zeit Kaiba zu mir sagt."
 

"Oh Mann." Ich muss mich an der Theke festhalten, um nicht vom Hocker zu fallen. Duke grinst noch immer. "Wärst du nicht so panisch abgehauen..." meint er mit einem Achselzucken und ich sehe ihn entgeistert an. "Dann ist nichts passiert?" frage ich doch noch mal genau nach. Er nickt. "Nichts, außer dass du dich übergeben hast, ich dich ins Bett brachte und du mich scheinbar für Kaiba gehalten hast." entgegnet er und ich spüre wie meine Kopf wieder heiß wird.
 

"Ich hab dich für Kaiba gehalten?" Oh Gott, das darf doch alles nicht wahr sein. Duke nickt. "Oh ja." versichert er mir und ich will es eigentlich gar nicht genauer wissen, aber Duke scheint den Moment auskosten zu wollen. "Du hast mich unter anderem mehrmals in die Seite gestossen und gemeint: `Du könntest mich ruhig in den Arm nehmen, Eisklotz.´ - was ich dann auch gemacht habe, weil du keine Ruhe geben wolltest. Dann warst du allerdings recht friedlich." erzählt mir der Schwarzhaarige mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. "Danach hast du angefangen, mir ins Ohr zu säuseln und ich würde wetten, wenn du die gleichen Worte zu Kaiba sagst, schafft es nicht einmal Mr. Cool die Selbstbeherrschung zu bewahren. Ich würde an deiner Stelle aber davon absehen, ihm Kosenamen zu geben. Kaibalein dürfte nicht so gut kommen und Seto-Darling auch nicht."
 

Mein Mund klappt auf und wieder zu. Für einen kurzen Augenblick habe ich noch die stille Hoffnung, dass das alles hier ein böser Traum ist oder Duke mich verarscht, aber irgendwas sagt mir, dass es bittere Realität ist und ich weiß gerade auch nicht was schlimmer ist. Duke vermeindlich flachgelegt zu haben oder mir derart die Blöße zu geben.
 

"Hey, so schlimm ist es nun auch wieder nicht." Duke gibt mir einen aufmunternden Klaps auf die Schulter und ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. "Um ehrlich zu sein, es war eigentlich ganz süß." fügt er hinzu und ich verdrehe gequält die Augen. "Süß." wiederhole ich und verziehe leicht den Mund als hätte das Wort einen bitteren Beigeschmack. "Ich weiß nicht, was daran süß sein soll..." Duke lacht. "Dein Gesichtsausdruck war sehr süß und dein Gesäusel..." Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu. "Erspar mir die Details." flehe ich. Der Schwarzhaarige seufzt. "Ich weiß nicht was du hast... Ich könnte mir vorstellen, dass Kaiba diese Seite von dir durchaus gefällt." entgegnet er lässig. "Ich muss dem Großkotz sogar Recht geben, dein Hundeblick in dem Moment war..." Ich hebe drohend die Hand und er hält schlagartig inne.
 

Dann grinst Duke mich wieder an und im nächsten Augenblick wird seine Miene ernst. "Wie zum Teufel bist du eigentlich darauf gekommen, dass wir Sex hatten?" will er dann wissen und ich schlucke verlegen. "Naja, als ich wach wurde lag ich neben dir und hatte nichts anderes mehr an als meine Boxershorts." erwidere ich und zucke mit den Schultern. "Und ich dachte... weil wir doch gestern vom Üben gesprochen hatten..."
 

Duke Devlin lacht lauf auf und ich habe das Gefühl wieder ein Stückchen kleiner zu werden. "Joey, Joey, Joey..." Er schüttelt leicht tadelnd den Kopf. "Du bist zu komisch." meint er. Ich verschränke die Arme vor der Brust. "Na, so abwegig war der Gedanke doch wohl nicht!" protestiere ich säuerlich. Duke schüttelt den Kopf. "Schon mal was davon gehört, dass nichts trügerischer ist als eine offenkundige Tatsache?" will er wissen, wartet aber keine Antwort von mir ab. Stattdessen seufzt er wieder und beäugt mich auf eine seltsam nachsichtige Wiese. "Ich befürchte, du bist noch unschuldiger als ich bislang dachte. Scheint als würde ich dich ein wenig aufklären müssen."
 

Er zwinkert mir zu.

Aufklärungsarbeit, die Erste

"Die Karten sind jetzt wohl scheinbar auf dem Tisch." stellt Duke nach kurzem Schweigen fest und ich nicke abwesend obwohl ich nicht so sicher bin was er meint. Ich hänge immer noch meinen Gedanken nach.
 

Herrje, wie konnte ich nur so dämlich sein? Echt jetzt... Wie blöd bin ich eigentlich? Hätte ich doch nur einen Moment gewartet oder Duke geweckt... Aber ich musste ja stattdessen losrennen wie ein Irrer. Ganz tolle Leistung, wieder einmal ging ein Schuss nach hinten los.
 

Ich seufze zerknrischt und Duke sieht mich fragend an. "Machst du dir Gedanken wegen den anderen?" will er wissen. Ich überlege kurz. Die Anderen... Yugi und Atemu sind im Bilde, Bakura sowieso... Tristan und Tea... Ich schätze, ich werde sie aufklären müssen. Aber das kann bis Montag warten. Und Kaiba...
 

Ich spüre wie sich alles in mir zusammenzieht. "Ich geb Yugi und dem Pharao mal kurz Entwarnung." höre ich Duke sagen und nicke nur. Er steht auf und verlässt für einen Moment die Küche und ich komme mir vor wie ein Häufchen Elend.
 

Gut, Duke war eigentlich wirklich noch recht human. Er hat mich zwar ein wenig gefloppt, aber naja... das war vertretbar und den Spaß gönne ich ihm auch irgendwo. Trotzdem ist mir seltsam zumute. Ich weiß nicht einmal recht warum. Im Grunde ist doch schließlich alles wieder in Ordnung. Ich hatte nichts mit Duke, folglich wird Kura mich nicht töten und Kaiba...
 

Kaiba
 

Eigentlich wollte ich ja heute zu ihm und wie ich Bakura einschätze, wird er das auch von mir erwarten. Ich würde wetten, dass der Dieb sich noch vor eins meldet. Ja, dessen bin ich mir mehr als sicher und vermutlich wird er mich tatsächlich zu Kaiba zerren, wenn ich kneifen will. So oder so, ich werde es durchziehen müssen. Oh Gott, daran darf ich jetzt noch gar nicht denken. Am liebsten würde ich mich in meinem Bett verkriechen und die nächsten Tage gar nicht mehr rausgehen.
 

"Dann ist also alles geklärt." vernehme ich die ruhige Stimme des Pharaos. Ich nicke stumm und sehe Yugi neben Atemu lächeln. Der Kleine ist immer noch etwas rot und ich schätze, das alles ist doch etwas viel für ihn. Yugi tut sich ja schon mit den "normalen" zwischenmenschlichen Dingen schwer, für ihn muss meine Offenbarung ein richtiger Hammer gewesen sein. Und dann auch noch Kaiba. Tja, was ein Wheeler macht, macht er richtig, würde ich sagen. Ein Wheeler sucht sich nicht irgendwen. Er sucht eine Herausforderung. Ha.
 

"Ja, es ist alles wieder in Ordnung." Duke grinst mich an. Yugi sieht ihn mit leicht gesenkten Lidern an. "Joey hat gestern nur ein bisschen zu viel getrunken." erklärt Duke weiter. Atemu lächelt. "So etwas habe ich mir schon gedacht." meint der Pharao und ich stöhne leise auf. "Können wir das Thema wechseln?" frage ich leicht gereizt. Duke schenkt mir einen gnädigen Blick. "Klar doch." erwidert er. " Worüber würdest du denn gerne reden? Über dein Date mit Mr. Ich-bin-der-Größte? Hm... da fällt mir ein, wenn alles gut läuft, wirst du uns ja sagen können ob das wirklich stimmt." Duke grinst und auch der Pharao lächelt amüsiert. Yugi hüstelt nur leicht und ich, ich werfe den Beiden einen giftigen Blick zu.
 

"Schön, dass ihr das so witzig findet." sage ich mit säuerlichem Unterton. "Echt, ihr seid schon fast genauso wie Bakura." Ich verschränke die Arme vor der Brust und Atemu wirft mir wieder einen dieser sonderbaren Blicke zu, wie zuvor als ich den Dieb erwähnt habe. "Ach Joey, wir machen doch nur Spaß." meint Duke und Atemu nickt. "Spaß." wiederhole ich gedehnt. "Denkt ihr, es macht Spaß auf Kaiba zu stehen?"
 

Hey, das sollte eine rhetorische Frage sein. Ich wollte keine Antwort. Und ja, ich weiß was das ist, eine rhetorische Frage. Kaiba hat mir das mindestens viermal erläutert, weil ich jedes Mal so dämlich war, seine sonderbaren Fragen zu beantworten. Und scheinbar sind Duke und Atemu genauso dämlich.
 

Duke zuckt mit den Schultern. "Spaß... nein, nicht unbedingt." gibt er nachdenklich zu. "Aber naja, eine so schrecklich schlechte Wahl ist er nun auch wieder nicht. Objektiv betrachtet. Er ist gutaussehend, klug und reich. So gesehen ein Traummann. Nur vielleicht nicht unbedingt für einen Joey Wheeler."
 

Ich funkele Duke wütend an und Atemu nickt leicht. "Wer weiß, vielleicht hat es letztlich auch sein Gutes..." höre ich den Pharao sinnieren und sehe ihn fragend an. Atemu zuckt leicht mit den Schultern, aber es ist Yugi, der meine unausgesprochene Frage beantwortet: "Kaiba hat einen guten Kern. Vielleicht braucht er nur jemanden, der ihn daran erinnert." meint der Kleine und scheint sich auch schon wieder gefasst zu haben. Dieses idealistische Funkeln liegt in seinen Augen und für einen Moment kommt mir der Gedanke, dass er sich bereits ausmalt wie die Welt dann sein wird, wenn Kaiba und ich...
 

Bunt und granatenstark. Tristan und Tea halten Händchen, Kaiba und ich auch. Mokuba pfückt zusammen mit Yugi Blümchen auf einer Wiese und Duke und Bakura...
 

Wieder steigt dieses fürchterliche Bild vor meinem inneren Auge auf und ich verziehe den Mund. Es dauert einen Moment bis ich begreife, dass die anderen mich mit einer Mischung aus Sorge und Irritation ansehen. Ich kratze mir verlegen am Kopf. "Lassen wir das Thema auch erst mal, ja?" schlage ich vor. Atemu nickt leicht, Yugi ebenfalls. Duke dagegen blickt auf die Uhr. "Ich hab ohnehin noch ein paar Sachen zu erledigen." meint er. "Du hast übrigens noch ein paar Sachen bei mir." Er zwinkert mir zu und ich habe das Gefühl wieder rot anzulaufen. "Zudem wollten wir ja noch..." Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu, aber er scheint den Satz ohnehin nicht beenden zu wollen.
 

Ein Teil von mir will ihm sagen, dass wir gar nichts wollten. Er wollte. Ich nicht. Aber vor Yugi und Atemu spreche ich dieses Thema nicht auch noch an. Fehlt mir gerade noch, dass wir hier eine interaktive Aufklärungsrunde machen. Na, wenn das keine hübsche Vorstellung wäre? Yugi würde sicher auch einiges lernen. Hey, wir könnten ja auch gleich noch Tris und Tea dazu holen, die uns ihren Teil demonstrieren könnten. Ich schüttele schnell den Kopf.
 

"Kommst du mit?" fragt mich Duke während ich mir unsere Runde bei einem solchen Gespräch vorstelle. Ich nicke und erhebe mich gemächlich. "Ok." murmele ich. Atemu lächelt mich aufmunternd an. "Mach dich wegen Kaiba nicht verrückt, Joey. Wenn jemand den Eisberg bezwingt, dann du." meint der Pharao mit einem seltsam süffisanten Blick und wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich seinen Worten eine zweifelhafte Doppeldeutigkeit unterstellen, aber da Yugi dabei ist... Dennoch sehe ich den Pharao einen Moment skeptisch an und irgendwie kommt mir das Gefühl, dass der Ägypter bei weitem nicht so harmlos ist wie sein kleiner Hikari, doch ich verwerfe den Gedanken schnell und verabschiede mich von Beiden.
 

"Mann, Mann... der Tag hat ja echt gut angefangen." meint Duke als wir auf der Straße sind und grinst mich wieder an. "Du bist aber wirklich ein Chaot, Joey. Ich dachte mir gleich, dass du auf irgendwelche seltsamen Gedanken gekommen bist."
 

Ich erwidere nichts, aber das ist auch nicht nötig. "Ich schätze, du hast keinen Plan wie du in Bezug auf Kaiba vorgehen willst, was?" fährt der Schwarzhaarige auch schon fort. Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu und sein Grinsen wird noch eine Spur breiter. "Oder hat Kura dir ein paar Ratschläge gebeben?" fragt Duke neckend und ich verdrehe die Augen. "Bakura´s Ratschläge sind... speziell." erwidere ich trocken und Duke lacht. "Lass mich raten... Halsband, Leine, Peitsche?" Mein Blick ist wohl Antwort genug. Duke lacht erneut. "Ja, Bakura geht die Dinge eben auf seine Weise an und die ist selten subtil" meint Duke seufzend.
 

"Würde er subtiler vorgehen, wäre er wie Atemu." gebe ich zu bedenken und bin selbst über meine Worte überrascht. Duke nickt. "Stimmt. So was passt auch nicht wirklich zu ihm." erwidert er mit einem Mal ernst und ich höre, dass er erneut seufzt. "Du vermisst ihn, oder?" will ich wissen. Duke zuckt mit den Schultern. "Klar, irgendwie schon." gesteht er und scheint zu überlegen wie er mir seine Gefühle weiter erklären soll. "Auf seine Weise kann Kura sehr... charmant sein." fügt er schließlich hinzu und ich kann mir einen skeptischen Blick nicht verkneifen. Erneut sehe ich dieses Bild vor mir und denke wieder daran, wie der Dieb Duke immer wieder als Kater bezeichnet hat. Zum Glück habe ich noch nichts gefrühstückt.
 

Duke nickt mir leicht zu. "Ja, er kann wirklich charmant sein, auch wenn du´s mir nicht glaubst. Und hey, du bist eigentlich der Letzte, der über meinen Geschmack urteilen sollte. Kaiba ist auch nicht gerade die Verkörperung des romantischen Heldens." entgegnet Duke und in seinen grünen Augen blitzt es süffisant auf. Ich würde zu gerne widersprechen, aber naja, er hat ja Recht. Kaiba ist auch nicht gerade das was man als den Traummann schlechthin bezeichnet, zumindest, wenn man ihn näher kennt.
 

Ich seufze. "Wir haben eben einen komischen Geschmack." meint Duke achselzuckend. Ich nicke. Dann muss ich doch fragen: "Was ist denn jetzt mit Bakura?" Duke antwortet nicht gleich. Er geht schweigend weiter, aber ich habe so den Eindruck, dass er mehr ganz sich sicher ist, was seine Entscheidung gegen den Dieb anbelangt. Schließlich sagt er doch etwas. "Weißt du, Joey... etwas an Bakura fasziniert mich ungemein. Ich könnte dir nicht einmal sagen was es genau ist." Er wirft mir einen kurzen Blick zu und ich nicke leicht. "Kura ist auf seine Weise..." Er bricht ab und schüttelt den Kopf. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht weiter in der Hinsicht." gibt er dann zu und ich glaube zu verstehen.
 

Er hat Gefühle für Bakura, tiefe Gefühle. Ich sehe es ihm deutlich an. Aber Bakura ist eben Bakura... Und es scheint als würde es da mehr als ein paar Tipps von Tea bedürfen, um die Beiden wieder zu vereinen.
 

Herrje, jetzt denke ich doch schon ernsthaft darüber nach, wie ich diesen Verrückten wieder mit Duke zusammen bringen könnte. Dabei müsste ich mir Gedanken um mein Liebesleben machen. Liebesleben Ha! Ich hab ja noch nicht mal einen Plan wie ich es überhaupt in Gang bringen soll. Bakura hatte Recht, Kommunikation mit Kaiba ist nicht unbedingt meine Stärke. Aber wie zum Teufel soll ich die Sache angehen?
 

Vollkommen in Gedanken versunken folge ich Duke in seine Wohnung. "Dein Shirt muss noch gewaschen werden." teilt er mir mit. Ich nicke nur. "Meins steht dir aber auch nicht schlecht." Duke grinst. "Rot steht dir." Ich lächele ihn verlegen an und einen Moment stehen wir uns schweigend gegenüber. Dann sehe ich, dass er einen Blick auf die Uhr wirft. "Ich hab noch etwa eine Stunde, dann habe ich einen Geschäftstermin." erklärt er mir. Ich sehe ebenfalls auf die Uhr. Fuck, es ist ja echt noch früh. Das heißt, ich habe noch etwas Galgenzeit. Ich bin wirklich gespannt, wann Bakura sich meldet.
 

"Auch wenn du es für dein Date heute sicher nicht brauchen wirst, es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn wir ein paar Dinge klären." höre ich Duke sagen und sehe ihn etwas verständnislos an. Er grinst. "Lektion Nr. 1: Wenn du neben einem Kerl wach wirst und deine Boxershorts noch trägst, kannst du in der Regel davon ausgehen, dass nichts passiert ist." erklärt mir Duke ruhig und ich spüre wie mir das Blut in die Wangen schießt. Gott, lass mich doch endlich in einem Loch verschwinden. Bitte. "Denn normalerweise zieht man sich komplett aus, wenn man es miteinander treiben will, Joey." Ich funkele Duke giftig an.
 

"Ja ja... drück´s mir nur hin." zische ich säuerlich, aber Duke lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. "Da wir ja bereits festgestellt haben, dass du keine Ahnung hast, wie das zwischen Kerlen so abläuft, gibt´s jetzt nen Crashkurs." fährt er ungerührt fort und ich weiß nicht ob ich wütend werden soll oder ob es besser ist mich in Grund und Boden zu schämen. "Und nein, keine Widerworte. Der gute Kaiba hat nämlich sicher auch keinen Plan und bevor ihr unkontrolliert irgendeinen Mist baut..."
 

"DUKE!" unterbreche ich ihn. Ich starre ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Verlegenheit an. "Du machst ja gerade so als würde ich es jeden Moment mit Kaiba treiben. So weit bin ich doch noch gar nicht. Ich weiß ja noch nicht mal ob ich das will. Ich meine..." Ich rudere hilflos mit den Arrmen. Gott, was denkt der denn von mir? Dass ich mich nicht beherrschen kann? So wirklich habe ich über Kaiba und mich in der Hinsicht noch gar nicht nachgedacht und fuck, wenn ich so über uns nachdenke, dann gehe ich heute sicher nicht zu ihm, dann sterbe ich eher.
 

Duke seufzt. "Glaub mir, Joey, du willst es." meint er vollkommen ruhig. "Dein Verhalten gestern Abend war... eindeutig. Wenn ich Kaiba gewesen wäre..." Er grinst. "Sagen wir´s so, du hattest nen Megaständer."
 

Grundgütiger, kann mich jemand erschießen? Bitte, bitte...
 

"Hab dich nicht so." sagt Duke. "Daran ist doch nichts schlimmes. Sei froh, dass dein bester Freund funktioniert!"
 

"DUKE!" enffährt es mir noch einmal. Der Schwarzhaarige lacht. "Joey, stell dich nicht an. Du bist ja noch schlimmer als Tristan." meint er und ich stöhne auf. "Du weißt doch, dass die Sache darauf hinauslaufen wird. Wenn das mit Kaiba klappt, werdet ihr zwangsläufig an diesen Punkt gelangen. Und ob du´s glaubst oder nicht, das ist ganz normal. Also entspann dich."
 

Ich sehe ihn gequält an. "Klar ist das normal." erwidere ich angespannt. "Aber... ich meine... Gott, Duke, allein der Gedanke, dass Kaiba mir in den Hals beißt und mich dann..." Ich schüttele den Kopf und Duke mustert mich einen Moment erstaunt. Dann lacht er los. Ich sehe ihn etwas irritiert an. "Sorry, Joey..." pustet er. "Das ist... oh Mann, das ist einfach zu geil... Du müsstest dein Gesicht sehen. Und wenn ich mir vorstelle... Oh Mann." Duke lacht und lacht und ich befürchte fast, dass er nicht mehr damit aufhören wird. Er hält sich schon den Bauch und ich sehe ihn mit einem Stirnrunzeln an.
 

Schließlich fast er sich langsam wieder, gluckst aber immer noch ziemlich vergnügt und ich sehe ihn wütend an.
 

"Das ist nicht..." setze ich gerade an, aber er bringt mich mit einer lässigen Handbewegung zum Schweigen. "Erstens: Nur weil Kura mir dabei in den Hals beißt, heißt das nicht, dass Kaiba das auch tun wird." meint Duke wieder halbwegs gefasst und ich glotze ihn etwas verdattert an. "Oh Mann, das Kura dir davon erzählt..." Duke schüttelt leicht den Kopf und ich befürchte, dass er gleich wieder anfängt zu lachen, aber er reißt sich zusammen. "Und zweitens: schön, dass du schon mal weißt, wo deine Position bei dieser Sache sein wird, Joey." Wieder lacht er kurz und ich sehe ihn verständnislos an.
 

"Position?" frage ich und ahne, dass es keine gute Idee ist nachzuhaken. Duke nickt. "Na, Seme oder Uke, das ist die Frage. Wobei... bei dir ist das eindeutig, mein Lieber. Willkommen im Club." entgegnet Duke lässig und ich verstehe nur Bahnhof, was ihm scheinbar nicht entgeht.
 

"Ich glaube, es ist das Beste, wenn du dich hinsetzt." meint er mit einem leichten Grinsen und ich habe so das Gefühl, dass gleich das peinlichste Gespräch aller Zeiten folgen wird.

Aufklärungsarbeit, die Zweite

Mit einem mehr als mulmigem Gefühl sitze ich da und sehe Duke Devlin argwöhnisch an. Er dagegen wirkt vollkommen entspannt, ja, er scheint sogar in seinem Element und ich habe sogar den Verdacht, dass er die Situation genießt.
 

Für einen Moment kommt mir der Gedanke, dass sich die Richtigen eigentlich schon gefunden haben. Sowohl Bakura als auch Duke scheinen ein fast schon perverses Vergnügen daran zu haben, solche skurilen Gespräche zu führen - vorzugsweise mit mir. Wenn Duke mir jetzt allerdings auch gleich mit so komischen Sachen wie Pet-Play kommt, dann drehe ich durch.
 

Augenblicklich scheint er allerdings zu überlegen wie er am Besten beginnen soll. Seine Mundwinkel zucken verdächtig und ich werfe ihm einen warnenden Blick zu.
 

"Herrje, Joey, sieh mich nicht so finster an!" meint er plötzlich. "Da kriegt man es ja mit der Angst."
 

Ich seufze resignierend und ergebe mich mehr oder weniger in mein Schicksal. "Also gut." beginnt Duke nach einer kurzen Pause. "Dir ist schon klar, dass es zwischen zwei Männern anders läuft als bei Mann und Frau?" Ich verdrehe genervt die Augen und bin auch zugleich wieder auf 180. "Was denkst du von mir?" fahre ich ihn entrüstet an. "Ich lebe nicht hinterm Mond."
 

Duke grinst. "Hey, ich wollte nur sicher gehen." erwidert er lässig. "So wie du dich bislang angestellt hast, hätte man den Eindruck gewinnen können, dass du nicht mal mehr weißt ob du Männlein oder Weiblein bist."
 

Ich stöhne. "Ach? Und das ist so verwunderlich?" zische ich. "Weißt du eigentlich was ich die letzten Tage durchgemacht habe?" Erneut verdrehe ich die Augen. "Hast du eine Ahnung wie krass das alles für mich ist? Bis vor kurzem dachte ich noch, ich stehe auf Frauen. Frauen wie Mai. Und jetzt..." Ich seufze schwer. "Jetzt stehe ich auf meinen verhassten Erzfeind, werde von einem Psychopathen gezwungen, mir meine perversen Neigungen einzugestehen und ihm gleichzeitig zu helfen, seine auszuleben, wobei ich überhaupt keine Ahnung habe wie ich auch nur eines davon anstellen soll."
 

Ich schnappe nach Luft und nehme beiläufig wahr, dass ich schon wieder wild mit den Armen wedel. "Aber damit noch nicht genug! Ich oute mich unfreiwillig vor meinen Freunden, Tea hält mich für eine männliche Nymphomanin und dann bist da noch DU! Ich denke, es ist echt mal verständlich, dass ich langsam den Durchblick verliere."
 

Entschieden verschränke ich die Arme vor der Brust und sehe Duke wieder finster an. Der betrachtet mich einen Moment ruhig, greift sich dann eine Zigarette und zündet sie sich an. "Nymphoman." sagt er dann ruhig und ich blinzele. "Und ich glaub nicht, dass sie dich für so was hält. Sie denkt eher, dass du Bindungsängste hast. So was hat sie mir gegenüber jedenfalls angedeutet."
 

Ich stöhne auf und er grinst. "Aber keine Sorge, das mit Tris und Tea klären wir nachdem du das mit Kaiba geregelt hast." meint Duke und ich schenke ihm ein gequältes Lächeln. "Und nebenbei bemerkt, so Unrecht hat Kura nicht. So wie Kaiba und du euch immer aufführt..." Er zuckt mit den Schultern. "Aber wir sollten erst mal die Grundtechniken klären ehe du dir Gedanken um Pet Play machen solltest, wogegen übrigens nichts einzuwenden ist."
 

Er zwinkert mir amüsiert zu und ich seufze. "Ja ja, genieß du nur die Nummer hier." entgegne ich. "Langsam glaube ich echt, du bist genauso krass drauf wie Bakura. Weißt du eigentlich, dass ich die Katze unseres Nachbarn´s nicht mehr ansehen kann ohne an dich zu denken?"
 

Duke´s grüne Augen funkeln belustigt, er sagt aber nichts dazu. "Also, Joey, die Grundtechniken." meint er einen Augenblick später und ich spüre wie sich alles in mir zusammenzieht. "Erst einmal: es gibt einen aktiven Part, Seme, und einen passiven Part, Uke. Kannst du mir soweit folgen?" Er sieht mich fragend an und ich Idiot schüttele den Kopf. Keine Ahnung was er mir da sagen will. Aktiv und Passiv kenne ich eigentlich eher aus unserem Rechnungswesenunterricht. Und was dieses andere Zeug bedeuten soll, keinen Plan. Aber schon als ich den Kopf schüttele ahne ich, dass mir seine Erläuterungen sicher nicht gefallen werden.
 

Der Schwarzhaarige wirkt allerdings verdächtig ruhig und nachdenklich. Er runzelt sogar leicht die Stirn. "Ok, probieren wir es anders..." hebt er nach ein paar Sekunden wieder von neuem an. "Ich drück´s jetzt etwas derb aus, aber ich denke, so wirst du es eher begreifen." Ich nicke leicht und mache mich auf das Schlimmste gefasst.
 

"Wenn zwei Männer es miteinander treiben, dann macht einer die Beine breit und der andere...naja, der fickt ihn dann - aktiv." Er zuckt mit den Schultern und ich ziehe scharf die Luft ein, schaffe es aber den Mund zu halten. Duke fährt bereits fort: "Meistens behält jeder seine Position und es wird nicht geswitcht, also getauscht. So gesehen, einer übernimmt den weiblichen Part, wobei weiblich jetzt das falsche Wort ist." Ich starre den Schwarzhaarigen an. Oh Gott, das ist ja noch schlimmer als ich gedacht habe.
 

"Die Begrifflichkeiten sind ja auch egal." hebt Duke von neuem an und zieht lässig an seiner Zigarette. "Bei Bakura und mir ist... war - es so, dass er der Aktive war und ich meinen Arsch hingehalten habe." Er grinst und zwinkert erneut und ich beginne zu begreifen was er mir zu sagen versucht. Er war der weibliche Part in dieser Konstellation, Bakura hat ihn... Fuck, schon wieder sehe ich das Bild vor mir. "Ich schätze, dass es bei Kaiba und dir auch so sein wird. Alleine schon, weil Kaiba der Dominantere ist und ich bezweifle, dass er irgendjemanden oder irgendetwas an seinen Arsch ranlassen wird."
 

Jetzt macht es endgültig Klick. Ich schlucke schwer und Duke sieht mich einen Moment besorgt an. "Schätze, der Groschen ist gefallen, was?" will er wissen und ich bin nicht in der Lage etwas zu erwidern. "Ok, also weiter im Text." Ich bin echt nicht sicher ob ich noch länger zuhören will. Vor allem stellt sich mir gerade die Frage, wie zum Geier ich mit Kaiba über so was reden soll, gemäß dem Fall, dass es je zu so einem Gespräch kommt? "Da man als Mann allerdings etwas anders konzipiert ist als eine Frau und der Anus nicht von selbst feucht wird, bedarf es ein paar Vorbereitungen, sonst kann es nämlich echt schmerzhaft werden. Und ich meine richtig schmerzhaft." höre ich Duke weiterreden und kann nur da sitzen und ihn ansehen.
 

"Deshalb sollte man immer Vorarbeit leisten. Und Gleitgel ist auch nicht schlecht. Ok, Creme oder Duschgel tun es im Notfall auch, aber für den Anfang würde ich Gleitgel verwenden. Na, jedenfalls..."
 

Ich schnappe nach Luft und er hält schlagartig inne. "Willst du mir sagen, dass ich das Mädchen bin?" frage ich ihn und für den Bruchteil einer Sekunde ist Duke perplex. Er sieht mich irritiert an, dann grinst er wieder. "Ja, so könnte man es ausdrücken." entgegnet er dann und ich starre ihn fassungslos an. "In Bezug auf Kaiba bist du ja auch zierlicher und kleiner." meint er lässig. "Aber zurück zum..."
 

"Oh Gott." entfährt es mir entsetzt und Duke verdreht leicht die Augen. "Herrje, so schlimm ist das nicht. Im Gegenteil. Denkst du ich würde es machen, wenn es nicht gut wäre?" fragt er im nächsten Augenblick. "Ok, am Anfang hat es etwas Überwindung gekostet, aber die war es allemal wert und da ist auch nichts dabei. Einer muss es ja machen. Es können ja schließlich nicht beide gleichzeigt einlochen, wenn du verstehst was ich meine." Er hält kurz inne und mustert mich.
 

Ich schlucke schwer. Langsam verstehe ich zwar was er mir zu erklären versucht, aber naja... wenn ich mir das so vorstelle, Kaiba und ich... Oh Mann. Aber naja, mit seiner Mutmaßung, dass Kaiba sicher nicht seinen Arsch hinhalten würde, hat er sicher Recht. Bakura hat auch schon so was angedeutet.
 

"Wie... ich meine... als du zum ersten Mal... also..."
 

Ganz toll, Joey, jetzt verschlägt es dir schon Duke gegenüber die Sprache.
 

Ich komm mir langsam vor wie Yugi. Aber hey, ich habe mir über die Art des Liebesspiels bislang auch noch nie Gedanken gemacht. Wozu auch? Ich war bislang immer der Mann in meinem Phantasien - nicht Kaiba.
 

Duke scheint mein Gestammel richtig zu interpretieren wie seine Antwort beweist: "Mein erstes Mal war gut. Ich hatte aber auch Glück es mit jemandem zu erleben, der Ahnung hatte und nicht einfach nur drauf los rammelte." Er lächelt mich aufmunternd an. "Natürlich tut es im ersten Moment weh, aber das vergeht schnell. Und wie gesagt, wenn die Vorbereitung stimmt, dann ist das schon die halbe Miete. Daran muss man eben selbst im Eifer des Gefechts denken, aber keine Sorge, man überlebt es auch anders. Erinnerst du dich als ich letztens in der Schule kaum sitzen konnte?" Ich nicke leicht. "Tja, die Nacht davor waren Kura und ich recht gut unterwegs. Wir waren in so nem Club und wollten nicht mehr bis zuhause warten, also sind wir auf die Toilette und..."
 

Ich winke schnell ab. "Bitte, keine Details. Mir ist schon schlecht genug." unterbreche ich ihn schnell und er lacht. "Herrje, du bist ja schlimmer als eine alte Jungfer." entgegnet er kopfschüttelnd. "Aber das kriegen wir auch noch hin. Ich war ehrlich gesagt auch nicht immer so locker. Am Anfang war ich eher zurückhaltend, aber Bakura nahm mir schnell die Scheu. Bei ihm habe ich mich auch zum ersten Mal getraut aus mir rauszugehen und auch mal lauter zu werden, aber er mag es auch, wenn ich..."
 

Ich verziehe leicht den Mund und er lacht. "Schon gut, schon gut. Ich hab´s verstanden." sagt er und seufzt. "Also wieder zum Wesentlichen." Ich seufze und hoffe insgeheim, dass es nicht schlimmer werden wird. "Zur Vorbereitung. Wie gesagt, Gleitgel ist wichtig. Kaiba soll dich dann erst mal mit der Hand vorbereiten. Ein Finger nach dem anderen. Um dich zu dehnen. So gewöhnst du dich langsam daran und es wird auch nicht so schmerzhaft."
 

Vor meinen Augen beginnt sich alles zu drehen.
 

Einmal abgesehen davon, dass ich mir sicher bin, dass Duke weiß was er da redet, daran habe ich absolut keinen Zweifel, habe ich keine Ahnung, wie ich das in der Praxis anstellen soll. Erstens klingt das alles so was von.... Ach, ich weiß auch nicht wie. Und dann noch in Hinblick auf Kaiba. Oh Gott! Das Ganze erscheint mir immer unsinniger zu werden. Ich bringe es ja noch nicht einmal fertig so mit dem Eisklotz zu reden und Duke erläutert mir wie der Penner seine Finger... Ich spüre wie sich alles in mir zusammenzieht. Ich kann mir Kaiba´s Blick dabei nur zu gut vorstellen. Todesblick Nr. 8, mindestens und wahrscheinlich käme dann auch irgendso ein Spruch wie: "Winsel nicht, Wheeler, ich weiß genau was ich tue."
 

Nein, das kommt gar nicht in Frage. Ich werde unter keinen Umständen, niemals nicht, zulassen, dass Kaiba seine eisigen Finger in mich steckt oder sonst was.
 

"Stimulation ist auch wichtig." redet Duke munter weiter und klingt mit einem Mal wie unser Biologielehrer. Ich blinzele ihn an und befürchte, dass ich mich bald wieder übergeben werde. "Wenn er dich dabei wichst, dann..."
 

Ich schalte meine Ohren auf Durchzug. Also echt, das geht ja wohl gar nicht. Kaiba und ich schaffen es ja nicht mal menschlich miteinander umzugehen und Duke scheint sich tatsächlich vorstellen zu können, dass dieser Arsch mir einen runterholt. Was kommt als Nächstes, dass ich ihm einen Blasen soll? Erneut prallt die Erkenntnis mit einer solchen Wucht auf meinen Verstand ein, dass es mir den Atem verschlägt. Ja, genau. Das gehört doch auch dazu, oder? Ich meine, ne Frau macht es ja auch. Unwillkürlich muss ich an Tea denken und ich glaube, ich beginne zu hypterventilieren. Wieder so ein verfluchtes Bild, dass ich nie wieder aus dem Kopf kriegen werde. Ich sehe Tristan´s seliges Grinsen vor mir. Ja, ich kann es mir genau vorstellen. Er grinst genauso wie damals als er sein Motorrad bekommen hat. Verzückt, entrückt und... Oh Herr, steh mir bei!!
 

"Ich seh schon, du bist echt eine harte Nuss." meint Duke und seufzt. Im nächsten Moment erhebt er sich und ein Teil von mir hofft, dass dieses widersinnige Gespräch endlich beendet ist, aber nein. Er geht zu seinem Regal und scheint nach etwas zu suchen. Irritiert beobachte ich, wie er nach einer der Dvds greift. "Na, da haben wir dich ja." höre ich ihn sagen und eine Sekunde später grinst er mich auch schon triumphierend an.
 

"Anschauungsmaterial." verkündet Duke Devlin zufrieden und meine Augen weiten sich so, dass ich wahrscheinlich wie eine Comicfigur aussehe. Ehe ich etwas sagen kann, macht er sich auch schon am Dvd-Player zu schaffen und das Grauen nimmt seinen Lauf. "So, jetzt wirst du sehen was ich gemeint habe." meint er und lässt sich neben mir nieder. Ich zucke unwillkürlich zusammen, aber er ist viel zu sehr mit der Fernbedienung beschäftigt. Mit Grauen starre ich auf den Bildschirm und ahne, dass etwas ganz, ganz schreckliches kommen wird, aber ich bin unfähig mich zu rühren.
 

"Naja, der Titel ist bescheuert, aber ansonsten ist der Film recht gut..." vernehme ich Duke´s Stimme. "Also, Joey..."
 

Ich atme tief ein.

Informationsaustausch

Es ist kurz nach halb drei als ich endlich daheim ankomme. Mein Glück, dass Duke noch einen Termin hatte, sonst würde ich noch immer auf seiner Couch sitzen und müsste mir Filme ansehen, die... sagen wir, die mich doch etwas verstören.
 

Im Grunde weiß ich ja, dass Duke es gut meint und auch Recht hat, aber mal ehrlich... So weit bin ich noch nicht, wenn ich überhaupt je soweit komme. Mal ehrlich, kann sich jemand vorstellen, dass Kaiba und ich so etwas tun? Ich meine, Kaiba und ich?
 

Ich weiß ja noch nicht mal wie ich das heute überhaupt machen soll. Irgendwie irritiert es mich auch, dass ich bislang noch nichts von Bakura gehört habe, aber vermutlich pennt der Dieb noch. Würde ich normalerweise auch noch tun, immerhin ist Wochenende.
 

Am Besten ist es, wenn ich erst einmal eine ausgiebige Dusche nehme, was esse und dann... ja, dann fange ich mir an Gedanken zu machen, wie ich das mit Kaiba mache. Also, nicht wie ich es mit ihm... Fuck, in meinem Kopf sind immer noch diese abstrusen Bilder. Duke und Bakura, Tristan und Tea und... irgendwie auch Kaiba und ich. Irgendwie war das Filmchen doch etwas... anregend.
 

Ich öffne die Tür zu meiner kleinen Bude und lasse den Schlüssel in die kleine Schale neben der Garderobe fallen, dann atme ich erst einmal tief durch. Erstmal bin ich in Sicherheit. Leider beruhigt mich das nur ein wenig. Zumal ich immer noch Duke´s Stimme im Kopf habe.
 

"Mensch, Joey, mach die Augen auf!... Ich mach den Ton weg, aber du musst hinsehen. Also stell dich gefälligst nicht an."
 

Duke Devlin hat echt Nerven, wenn ihr mich fragt. Und ich dachte, dass er... Naja, ich dachte immer, dass er jeden Abend eine andere abschleppt. So sah es auch irgendwie immer aus. Die Mädchen laufen ihm ja regelrecht nach. Sogar bei Tea hatte ich zeitweise das Gefühl, dass sie ihn recht gut fand. Nur Kaiba´s Fangirlies sind schlimmer. Die sind allerdings auch recht rabiat unterwegs. Ein Paar davon haben mich in der Vergangenheit schon mehrmals attakiert und das nur, weil Kaiba und ich gestritten haben und ich es wagte, ihren heißgeliebten Superman als "selbstgefälligen Eisklotz" zu bezeichnen, was er doch nun mal wirklich ist, aber ich habe festgestellt, dass Frauen gerne die Augen vor der Wahrheit verschließen. Sie sehen nur den gutaussehenden Firmenchef und gehen auch noch so weit seine arrogante Art als Selbstschutz zu bezeichnen oder schlimmer noch, haben sogar Verständnis dafür, weil der Arsch ja eine ach so schlimme Kindheit hatte.
 

Früher dachte ich, dass liegt daran, dass sie alle verknallt sind und die Welt bzw. Kaiba nur doch eine rosarote Brille betrachten, aber jetzt weiß ich, dass dem nicht so ist. Ich meine, ich bin auch verliebt, aber ich sehe Kaiba immer noch als den Eisklotz schlechthin an und arrogant ist er auch noch. Also...
 

Wie auch immer, Kaiba scheint ein Fall für sich. Ich glaube, er könnte alles tun und die Hühner wären nach wie vor verrückt nach ihm. Ich wahrscheinlich auch, nein, eigentlich ganz sicher sogar. Hey, so gesehen bin ich sogar der lebende Beweis für diese These. Immerhin kenne ich jede noch so gemeine Seite von dem Penner und stehe trotzdem auf ihn.
 

Wie krank muss man eigentlich sein?
 

Ich befürchte, Bakura hat echt mal Recht mit seiner Behauptung ich hätte ein masochistische Ader. Was aber nicht heißt, dass ich Kaiba als mein Herrchen ansehe! So weit kommt es ganz sicher nicht. Ich mag´s ja stark haben, aber das geht eindeutig zu weit!!
 

"Du hast keinen Kaffee mehr." reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken und ich erstarre für den Bruchteil einer Sekunde. Ich brauche einen Moment bis ich begreife, wem die Stimme gehört und einen Schritt nach vorne mache, um einen Blick in meine kleine Küche zu werfen.
 

Bakura grinst mich lässig an und stellt im nächsten Moment zwei Tassen auf den Tisch. "Ich hab mir erlaubt, einen kleinen Abstecher zu deiner Nachbarin zu machen." erklärt er mir mit geradezu einschmeichelnder Stimme. "Sie hat genug Kaffee." Bedächtig füllt er beide Tassen und und lächelt mich an. "Zudem hat sie einen recht merkwürdigen Geschmack. Die Frau hat bedenklich viele Phil Collins Cds. Lass mich raten, sie ist schon ne ganze Weile Single, was?"
 

Ich starre den Dieb ungläubig an und er schiebt mir eine Tasse rüber. "Ich hatte eigentlich früher mit dir gerechnet, aber gut... Ich hab mir auch so die Zeit vertrieben." Er nippt an seiner Tasse und sieht mich erwartungsvoll an. Ich lasse ihn nicht aus den Augen und frage dann auch noch vollkommen dämlich: "Wie kommst du hier rein?"
 

Bakura zieht eine Braue hoch und bedenkt ich mit einem nachsichtigen Lächeln. Ich seufze. "Ok, was willst du?" will ich stattdessen wissen und er stellt die Tasse mit einer geschmeidigen Bewegung vor sich ab. "Nun... erstens bin ich hier, weil ich doch sicher stellen will, dass du dich an unsere kleine Abmachung hältst. Du wolltest doch heute schließlich zu deinem Herrchen, oder?" Er mustert mich kurz und ich spüre wie ich wieder rot werde.
 

Herrchen.

Fuck off.
 

Ich erwidere nichts, aber das ist auch nicht nötig. "Ich kann ja nicht zulassen, dass du kneifst, Wheeler." fährt Bakura vergnügt fort und macht eine leichte Kopfbewegung, die mir scheinbar bedeuten soll, einen Blick in besagte Richtung zu werfen. Ich tue ihm den Gefallen und meine Augen weiten sich. Auf meinem Küchentisch liegt ein kleines ledernes Halsband inklusive dazugehöriger Leine. Bakura strahlt mich zufrieden an. "Für den Fall der Fälle, du weißt ja." sagt er lässig und ich verdrehe leicht die Augen. "Das wird nicht nötig sein." entgegne ich mit säuerlichem Unteron und er zuckt mit den Schultern. "Das zeigt sich noch." erwidert er ruhig und lächelt mich noch immer an. Doch dann wird seine Miene mit einem Schlag ernst und ich sehe, dass es kurz in seinen Augen aufleuchtet. Im nächsten Augenblick ist er auch schon bei mir, packt mich am Kragen und ehe ich weiß was geschieht werde ich recht unsanft gegen die Wand gedrückt.
 

"Und zweitens... interessiert es mich, wie es kommt, dass du die Nacht bei meinem Kater verbracht hast, nachdem ihr beiden auf der Straße rumgemacht habt." zischt er mich an und ich schlucke hart. Sein Blick bohrt sich geradezu in mich und das ist eindeutig wieder der Barkua, den ich aus der Vergangenheit nur zu gut kenne. Seine Augen funkeln mich gefährlich an und während ich mich noch frage, woher er davon weiß, stammele ich auch schon los: "Es ist nicht so wie es aussieht." Bakura grinst mich spöttisch an. "Ach ja?" fragt er und mustert mich kurz. "Dann hast du sicher eine gute Erklärung dafür, dass du mit Duke geknutscht hast und heute sogar sein Shirt anhast."
 

Ich nicke, schließlich habe ich eine mehr oder weniger gute Erklärung. Allerdings frage ich mich ob er mir die abkaufen wird. Meine Gedanken überschlagen sich. Es ist ihm deutlich anzusehen, dass er mehr als nur sauer ist. Er brennt vor Eifersucht. Gut, das kann ich ihm nicht mal verdenken. Ich an seiner Stelle wäre vermutlich auch alles andere als begeistert. "Das war alles ein Missverständnis." versuche ich ihm die Lage zu erklären. "Ich hab mit Tris geredet, wie du wolltest und naja... irgendwie meinte der dann, dass ich auf Duke stehe und hat gleich ein Viererdate klar gemacht."
 

Bakura sieht mich argwöhnisch an und ich habe nicht die geringste Ahnung ob er mir glaubt oder auch nur in Erwägung zieht über meine Worte nachzudenken.
 

"Zwischen Duke und mir ist nichts gelaufen, echt jetzt. Ich schwöre es dir." setze ich von neuem an und im nächsten Augenblick wird sein Griff noch etwas fester. "Und wie kommt es, dass ihr euch geküsst habt?" will er wissen und jetzt steht mein Kopf ganz sicher in Flammen. Ich senke verlegen den Blick und Bakura drückt mich noch ein Stück fester gegen die Wand. "Ich warte." meint er ungehalten und ich seufze. "Das war, weil..." hebe ich an, breche aber ab.
 

Ach, verdammt, Scheiß drauf. Soll der Dieb ruhig wissen, dass ich keine Ahnung von solchen Dingen habe. Er vermutet es doch sicher sowieso und ich habe mich ohnehin schon genug blamiert, oder? Erneut fallen mir Duke´s Worte ein.
 

"Na, so schlimm scheint der Film dann doch nicht zu sein, der kleine Wheeler findet ihn jedenfalls interessant."
 

"Ich hab Duke gebeten, mir zu zeigen wie das geht." sage ich ein paar Sekunden später und Bakura sieht mich abschätzend an. "Was?" zischt er und ich ahne, dass er augenblicklich nicht nur an den Kuss denkt. Ich schlucker erneut. "Na, wie man sich küsst. Ich wollte... also, wegen Kaiba und so..." Ich versuche mit den Schultern zu zucken, doch es gelingt mir nicht wirklich, weil er mich so fest gegen die Wand presst. Einen Moment sieht der Dieb mich noch an, dann lässt er mich schlagartig los und lacht.
 

"Trockenübung mit Duke als Vorbereitung für dein Herrchen?" hakt er dann nach und ich nicke. "Herrlich, einfach herrlich... Was Kaiba wohl dazu sagen würde?" Er schüttelt lachend den Kopf und entfernt sich wieder von mir. "Und warum hast du die Nacht dort verbracht? Jetzt sag nicht, dass du so lange gebraucht hast, um das zu lernen." Er lacht zwar, doch seine Augen fixieren mich weiterhin aufmerksam. Ich schüttele den Kopf. "Natürlich nicht." entgegne ich sauer und verlegen zugleich. "Ich... ich hatte gut einem im Tee. Hab mich übergeben und..." Ich beende den Satz nicht, aber Bakura scheint auch so zu verstehen. Er nickt leicht und greift nach seiner Tasse Kaffee.
 

Ich richte mich wieder auf und löse mich von der Wand. Er nippt bedächtig an seinem Kaffee und ich greife nun meinerseits zu meiner Tasse. Einen Moment herrscht Schweigen und ich schätze, er glaubt mir, was mich doch etwas beruhigt.
 

"Du hast wirklich Glück, dass du ein verdammt mieser Lügner bist, Wheeler." meint Bakura dann schlicht und damit scheint das Thema erst einmal vom Tisch.
 

Ich seufze. "Ich hoffe, du hast während der ganzen Sache, nicht deinen Teil der Abmachung vergessen?" fragt er dann und ich schüttele den Kopf. "Keine Sorge, ich bin am Ball... Allerdings..." Ich überlege wie ich es ihm am Besten sagen soll. Bakura sieht mich abschätzend an, sagt jedoch nichts. "Also, ich denke, dass Duke nach wie vor Gefühle für dich hat. Ich meine, er hat ein wenig über dich gesprochen und naja, das klang eigentlich recht eindeutig." erzähle ich ihm und er grinst selbstgefällig. "Aber so einfach kriegst du ihn sicher nicht rum. Du musst dich schon ins Zeug legen, Tea meinte auch, dass du..." Er zieht eine Braue in die Höhe und beäugt mich amüsiert. "Was soll ich?" fragt er und ich zucke mit den Schultern. "Naja, du musst dich eben um ihn bemühen, ihm zeigen, dass du mehr von ihm willst als Sex. Interesse zeigen und so."
 

Gott, eben wurde ich noch mehr oder weniger rabiat von Duke aufgeklärt und nun muss ich dem Psycho hier Beziehungstipps geben. Wie lächerlich ist das denn? Ich habe nicht mal eine Beziehung. Bakura scheint jedoch über meine Worte nachzudenken. "Das heißt, ich soll es so machen wie dein Freund Taylor?" hakt er nach und ich nicke, auch wenn ich nicht so recht weiß was er damit meint. Doch dann fällt mir etwas ein. "Tris meinte zum Beispiel, dass Tea wahnsinnig gern tanzt. Das ist jetzt nicht so sein Ding, aber er geht mit, weil es sie freut und naja... das zeigt ihr halt, dass er Interesse zeigt." erkläre ich dem Weißhaarigen und nippe an meinem Kaffee. "Und es ist unbedingt wichtig, dass du ihn bei eurem nächsten Treffen nicht gleich flachlegst. Du musst dich erstmal zurückhalten."
 

Bakura verdreht die Augen. "So was kann auch nur eine Frau von sich geben." meint er und seufzt. Dann scheint er sich allerdings einen Ruck zu geben. "Na gut, übe ich mich zur Abwechslung mal in Zurückhaltung. Nicht unbedingt mein Ding, aber wenn der kleine Kater das will, bitte."
 

Ich entspanne mich langsam wieder, lasse mich auf einem meiner Stühle nieder und nicke. "Duke meinte auch, dass du... also, dass deine Vorgehensweise oftmals eher radikal wäre." fahre ich in meiner Erzählung fort und bin nicht sicher, wie ich ihm diesen Punkt erläutern soll. Er runzelt die Stirn. "Naja, Leuten mit dem Schattenreich zu drohen oder ständig von Tod und Verderben zu reden, geht Duke scheinbar nicht so gut ab." meine ich zaghaft. "Deine Fehde mit dem Pharao ist eine Sache, aber vielleicht wäre es ganz gut, wenn du etwas... netter, zurückhaltender wärst. Duke sind seine Freunde wichtig und ich glaube, es macht ihm auch zu schaffen, dass du nicht unbedingt so gut mit ihnen auskommst."
 

Bakura sieht mich spöttisch an. "Wenn du darauf anspielen solltest, dass ich Frieden mit diesem Pharaonengewürm schließe, dann..." Ich schüttele schnell den Kopf. "Nein, so war das jetzt nicht gemeint. Du kannst dich doch einfach mal ein wenig zurückhalten, dich bremsen... Mit Atemu musst du ja nicht unbedingt einen auf best friends machen, aber..."
 

Der Dieb stöhnt auf. "Ok, ok, ich schätze, ich verstehe, was du von mir willst." unterbricht er mich ungehalten. "Nun gut, ich denke, das lässt sich machen." Er überlegt kurz. "Also denkst du, dass es Duke gefallen würde, wenn wir auch mal so ein Viererdings machen?" fragt er mich dann tatsächlich und zum ersten Mal an diesem Tag bin nicht ich es, der sich etwas merkwürdig anstellt. Ich muss all meine Kraft aufbieten, um ein Grinsen zu unterdrücken. Meine Mundwinkel zucken allerdings verdächtig.
 

"Ja, ich schätze, das wäre auch so eine Sache. Dann würde ja auch sehen, dass es dir ernst ist." entgegne ich, was allerdings natürlich ein Schuss ins Blaue ist. Er seufzt. "Na dann..." entgegnet er unwirsch und fixiert mich wieder scharf. "Sieh zu, dass du das mit Kaiba gebacken bekommst, dann machen wir so ein Vierdings."
 

Ich blinzele ihn ungläubig an und er zischt mich säuerlich an: "Ihr beiden seid mir wesentlich lieber als diese zwei Klammeraffen oder dieser verklärte Zwerg." Ich nicke, auch wenn ich mir nun wirklich nicht vorstellen kann, dass dergleichen gut gehen könnte, geschweige denn wie ich so was bewerkstelligen soll.
 

Kaiba, Duke, Bakura und ich... Na, das wäre ja nun wirklich eine vergnügliche Runde, oder? Oh Mann.
 

"Wann willst du zu dem Eisklotz?" fragt er mich plötzlich und ich zucke mit den Schultern. Er verdreht missbilligend die Augen. "Planlos wie immer, Wheeler." befindet er tadelnd und grinst. "Ich würde sagen, 18 Uhr ist ein perfekter Zeitpunkt. Nicht zu früh, nicht zu spät." meint er dann lässig und ich nicke einfach mal. "Nun, dann hast du noch genug Zeit dich zurecht zu machen und dir ne Strategie auszudenken." fährt er in seinen Überlegungen fort und legt den Kopf leicht schief. "Ich finde meine Idee zwar immer noch hervorragend, aber ich schätze, du hast Einwände." Er wirft einen kurzen Blick auf Halsband und Leine und ich schüttele entschieden den Kopf. Er seufzt theatralich. "Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht, was?" entgegnet er mit süffisantem Lächeln. "An deiner Stelle würde ich echt mal ne Dusche nehmen. Du müffelst wie ein nasser Hund."
 

Ich funkele ihn giftig an und er lacht.
 

Allerdings hat er Recht. Ich müffele tatsächlich etwas.
 

"Und was gedenkst du nun in Bezug auf Duke zu unternehmen?" will ich wissen. Er grinst und irgendwie will mir das gar nicht gefallen. "Da der süße Duke scheinbar auf solchen Gefühlskram steht, werd ich ihm den geben. Ich hab für morgen einen Tisch reserviert. Das heißt, wir gehen essen. Ich hab mir gestern ein paar Filme zu dem Thema angesehen." erklärt er und ich starre ihn an. Er zuckt ungerührt mit den Schultern. "Essen, Musik, Blumen... scheinbar sind das heutzutage Beweise für aufrichtige Gefühle." fährt er mit leicht sarkastischem Unterton fort. "Solange ich keine Sonette schreiben muss. Den Rest bekomm ich hin."
 

Einen Moment sehe ich ihn einfach nur an. Ihm scheint es tatsächlich ernst zu sein. Ob er das tatsächlich hinbekommt, ist eine andere Frage. Insgeheim frage ich mich, welche Filme er sich angesehen hat.
 

Scheinbar deutet er meinen Blick falsch, denn im nächsten Augenblick höre ich ihn entschieden sagen: "Ich habe durchaus eine sanfte Seite, ob du´s glaubst oder nicht." Ich schenke ihm eine gequältes Lächeln. "Sicher doch." entgegne ich und Bakura funkelt mich giftig an. "So schwer kann das schließlich auch nicht sein." murmelt er dann wohl mehr zu sich selbst als an mich gewandt und ich nicke.
 

"Scheint als stünden wir beide vor einer Herausforderung, was?" frage ich mit schiefem Grinsen.
 

Er grinst zurück und nickt.
 

"Na, wir kriegen das schon gebacken, Wheeler." befindet er sichtlich entschlossen. "Da fällt mir ein... Wenn du dich mit Duke auf Kaiba vorbereitest, dann ist es nur fair, wenn ich mich mit dir auf mein Date mit Duke vorbereite, oder?"
 

Er zwinkert mir zu und ich schlucke leicht. "Wie meinst du das?" will ich überflüssiger Weise wissen. Er verdreht die Augen. "Na, wir spielen das mal durch." erklärt er dann. "Du scheinst ja ähnlich wie Duke gestrickt zu sein... Ich meine, du stehst auch auf diesen Gefühlskram. Also..."
 

Mir ist klar, dass ich keine große Wahl habe also nicke ich nur und er lächelt mich zufrieden an.
 

"Ach ja, ich hab natürlich auch noch ein paar Tipps für dich." meint er dann lässig und ich seufze. "Ich geh erst einmal duschen." erwidere ich und er nickt. "Gute Idee."

Trockenübung

Sorry, dass ich euch so lang hab warten lassen und es jetzt auch nur ein Kapitelchen gibt. Vor Montag werde ich auch kein weiteres mehr einstellen können, da ich ab morgen erstmal unterwegs bin, aber ich kann euch zumindest verraten, dass es dann zum Aufeinandertreffen von Joey und Kaiba kommen wird. :-) Viel Spaß beim Lesen und merci für die lieben Kommis, die mich mehr als motiviert haben!!
 


 

"Herrje, Wheeler, jetzt stell dich nicht so an!" meint Bakura ungehalten und ich verdrehe die Augen. "Ich komm mir aber saudämlich vor!" entgegne ich giftig und der Dieb bedenkt mich mit einem süffisanten Blick. "Na, augenblicklich verhältst du dich auch so." erwidert er ruhig und ich stöhne auf.
 

Bakura seufzt. "Wenn du noch nicht einmal eine Trockenübung mit mir durchstehst, wie willst du dann bitte gleich mit Kaiba reden?" fragt er mich und ich funkele ihn wütend an. "Das ist doch was anderes!" erwidere ich unwirsch. "Eine Trockenübung, bei der ich Duke spielen soll, hat nichts mit Kaiba zu tun."
 

Also echt jetzt, ich wusste ja, dass er Kerl einen gewaltigen Schaden hat, aber die Nummer hier ist sogar für seine Verhältnisse krass.
 

Zur Information: Wir sitzen gerade in meiner Küche und versuchen seit einer Viertelstunde das Date des Diebes mit Duke durchzuspielen. Angeblich hat der werte Herr sich ein paar Filme angesehen, die ihm hilfreich waren. Ich finde das alles höchst suspekt und ich gefalle mir in der Rolle auch keineswegs.
 

"Na, wenn du noch nicht mal in der Lage bist, so etwas mit mir zu spielen, wie willst du dann mit Kaiba über deine Gefühle reden?" kontert Bakura und ich verschränke die Arme vor der Brust. Ok, das Argument ist jetzt nicht so schlecht, aber mal ehrlich, Bakura gegenüber zu sitzen, der versucht eine verkorkste Liebeserklärung abzuliefern ist mehr als gruselig. Echt jetzt. Ihr könnt euch das nicht vorstellen.
 

Einmal abgesehen davon, dass ich nicht so recht weiß was er da eigentlich versucht, ich vermute einfach mal, dass es eine Liebeserklärung sein soll, aber die Art wie er mich dabei ansieht, hat eher was von einer Schlange, die ein armes Kaninchen in die Enge getrieben hat.
 

"Du sollst mir doch einfach nur zuhören." meint er missbilligend und ich seufze. "Ok, ok... dann mach weiter." entgegne ich und füge mich widerwillig in mein Schicksal. "Aber ich würde nicht unbedingt von Sklaven oder dem Schattenreich reden. Und es ist auch nicht sinnvoll irgendwas wie ´Niederes Würmergezücht´ zu sagen. Ich hab zwar nicht unbedingt Ahnung von Romantik, aber das gehört meiner Ansicht nach nicht dazu."
 

Bakura bedenkt mich mit einem undefinierbaren Blick, scheint sich aber einen Ruck zu geben. "Nochmal von vorne." sagt er und ich stöhne genervt auf. "Ich hasse dich.” enfährt es mir im nächsten Augenblick, aber Bakura zuckt nur mit den Schultern. "Macht nichts." erwidert er ungerührt. "Können wir anfangen? Mir fällt das im Übrigen auch nicht unbedingt leicht. Ich sülze normalerweise nicht."
 

Ich schüttele den Kopf. "Das hat doch mit sülzen nichts zu tun. Wenn du es so siehst, dann wird das eh nie was. Entweder du meinst es ernst oder du lässt es." erkläre ich entschieden. "Also überleg es dir. Wenn du ihn willst, dann musst du ehrlich sein und nicht so tun als ob."
 

Gott, ich fasse es nicht.
 

Immer wenn ich denke, ich bin schon tief gesunken, sinke ich noch tiefer. Eben sitze ich noch bei Dr. Devlin, dem freundlichen Aufklärungshelfer aus der Nachbarschaft, und jetzt muss ich mich mit dem Dieb rumschlagen, der einen auf romantisch machen will, dabei aber eher so klingt als würde er zur Apokalypse aufrufen oder so. Und als ob ich eine Ahnung von so was hätte! Ich bin schließlich der gestörte Perverse, der auf Kaiba steht. Haha... guter Witz. Vielleicht ist hier doch irgendwo ne versteckte Kamera?
 

Bakura scheint über meine Worte nachzudenken. Zumindest wirkt er so. Er hat die Brauen zusammengezogen und blickt finster auf die Tischplatte. Dann scheint er sich einen Ruck zu geben. Ohne mich anzusehen oder etwas an seiner Haltung zu verändern hebt er erneut zu seinem obskuren Monolog an.
 

"Ich bin kein netter Kerl und ich werde auch nie ein netter Kerl sein, aber das heißt nicht, dass ich keine Gefühle hätte. Gut, die Meisten meiner Gefühle hatten in der Vergangenheit in erster Linie mit Rache, Wut, Hass und so weiter zu tun, aber naja... was dich anbelangt, Duke... Herrje, du bist nicht irgendjemand für mich. Du bist mein Kater und genau genommen bist du so ziemlich das Beste was diese Zeit zu bieten hat. Eigentlich bist du das Beste neben diesem Gebäck, dass Ryou immer... Egal. Du weißt was ich sagen will."
 

Einen Moment bin ich sprachlos. Ja, richtig baff. Ich sehe den Dieb an, der mir immer noch leicht grimmig gegenüber sitzt und mustere ihn einen Moment. Also, seine bisherigen Versuche waren... naja, für die Katz wäre in dem Fall unpassend. Sagen wir, sie waren nicht gerade charmant, aber diese Worte gerade...
 

Ich pfeife anerkennend und er wirft mir einen seiner giftigen Blick zu.
 

"Wenn du es jetzt noch schaffst, nicht so zu gucken als würdest du gleich jemandem das Herz rausreißen und es auffressen, dann dürfte das Duke gefallen." befinde ich und grinse ihn an. "Echt jetzt... das war... naja, für jemanden wie dich echt mal romantisch."
 

Bakura beäugt mich einen Moment und ich schätze, dass er abzuwägen versucht ob ich es ernst meine oder ihn verarschen will. Ich grinse leider noch immer und kann auch leider nicht damit aufhören. Aber mal ehrlich, das Ganze ist doch einfach... kurios, oder? Doch das Beste ist, dass ich mehr und mehr das Gefühl habe, dass unter der rauen Schale tatsächlich ein netter Kern steckt, so abwegig das auch klingen mag. Immerhin reden wir hier von Bakura. Ich habe wirklich das Gefühl, dass ihm viel an Duke liegt, mehr noch als er wirklich zugeben will und bei Duke hatte ich den gleichen Eindruck.
 

Und naja.. irgendwie passen die Beiden auch zusammen, wenn auch auf eine verstörende Art, die ich mir nicht näher vorstellen will, doch ich weiß ja auch schon genug darüber.
 

"So kannst du es ihm sagen." meine ich und versuche ernst zu klingen. "Wenn ich Duke wäre... Naja." Ich zucke mit den Schultern. "Ich meine, er kennt dich ja und ich schätze er erwartet auch nicht wirklich Gesülze. Er will vermutlich nur, dass du ehrlich bist und vielleicht ab und an versuchst, mit anderen Menschen auszukommen anstatt sie zu willenlosen Sklaven für deine finstere Armee zu machen."
 

Bakura zieht in bester Kaiba-Manier eine Braue hoch. "Welche finstere Armee?" fragt er dann ungehalten. Ich grinse ihn schief an. "Du weißt doch... Schattenreich, Dämonen... die Nummer, die du beim BattleCityTunier gebracht hast."
 

Er verdreht spöttisch die Augen. "Ob du´s glaubst oder nicht, ich denke nicht den ganzen Tag darüber nach, wie ich Leute ins Schattenreich verbannen kann." meint er dann und lacht trocken auf. "Gut, ich hätte nichts dagegen einzuwenden, diese Made von einem Pharao dorthin zu schicken, aber das ist ein Thema für sich. Ich habe durchaus auch noch andere Hobbies."
 

"Ach ja?" Ich sehe ihn skeptisch an. "Zum Beispiel? Foltern? Tiere quälen? Oma´s erschrecken?"
 

Bakura´s Augen verdüstern sich schlagartig. "Ich koche gern, wenn du´s genau wissen willst." erwidert er dann und ich starre ihn an. "WAS?" frage ich dann und im nächsten Augenblick durchzuckt mich die Frage, was er gern kocht, aber ich wage es mich nicht sie auszusprechen. Er nickt mit einem boshaften Funkeln in den Augen. "Ja, ich koche gerne. Ein durchaus ziviles Hobby." erwidert er und ich schlucke um zu vermeiden, dass ich gleich los lache.
 

Bakura und kochen?
 

Aber es scheint durchaus sein Ernst zu sein.
 

"Und warum kochst du dann nicht für Duke sondern gehst mit ihm in ein Restaurant?" will ich wissen. Er zuckt mit den Schultern. "Denkst du ich würde Duke sagen, dass ich so was kann?" zischt er mich dann an. "Wie dämlich bist du eigentlich? Und du wirst diese Info auch für dich behalten, sonst..." Er funkelt mich bedrohlich an. "Duke weiß es nicht?" frage ich idiotischer Weise nach. Bakura verdreht die Augen als hätte ich ihm gerade unterstellt, dass er in seiner Freizeit rosa Petticoats trägt. "Hast du sie noch alle? So was sag ich doch keinem!" brüllt er mich an. "Ich habe einen Ruf zu verlieren!!"
 

Ich blinzele. "Aber was ist denn so schlimm daran?" will ich weiter wissen. "Ich meine, nein, ich bin sicher, dass Duke das toll finden würde. Ehrlich. Er wünscht sich doch, dass du... naja, ein paar normale Dinge tust." Bakura mustert mich einen Augenblick. Ich nicke. "Also, ich finde da nichts bei. Duke sicher auch nicht. Im Gegenteil." setze ich erneut an. "Und wenn das nicht romantisch ist... ich meine, dass du für ihn kochst? Dann weiß ich es auch nicht. Tea hat auch schon für Tristan gekocht."
 

"Tea ist eine Frau. Die tun so etwas gewöhnlich." erwidert er und ich verziehe leicht den Mund. "Das heißt aber nicht, dass ein Mann das nicht auch tun kann." kontere ich und er seufzt, sagt aber nichts. "Wenn du mich fragst, dann solltest du das so machen. Koch was für ihn. Zeig ihm, dass du auch eine andere Seite hast." rede ich weiter und gewinne seltsamerweise den Eindruck, dass ich mich als Ratgeber gar nicht mal so doof anstelle. Nein, eigentlich bin ich sogar brilliant. "Du musst ja nicht jedem auf die Nase binden, dass dem so ist, aber Duke..."
 

Bakura hat die Lippen aufeinander gepresst und macht den Eindruck als würde er sich meine Worte wenigstens durch den Kopf gehen lassen. Und ich, mit meiner neu gewonnenen Sicherheit, fahre fort: "Mal ehrlich, wenn ich mich vor Kaiba zum Affen machen kann, dann kannst du doch auch für Duke kochen, oder? Wer ist jetzt der Feigling?"
 

Ok, das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen und hach, es tut gut, mal nicht der Leidtragende zu sein. Und überhaupt, ich habe doch Recht. Ich meine, was ist schon dabei? Duke wird ihn sicher nicht auslachen. Gut, ich hätte fast gelacht, aber naja... Bakura und kochen. Ich hätte ja mit vielem gerechnet, aber bestimmt nicht damit.
 

"Ich denke darüber nach." meint er schließlich und ich lächele ihn zufrieden an. Mein Triumph wird aber mit seinem nächsten Satz schon zunichte gemacht. "Bild dir bloß nichts ein! Ich bin kein Feigling." zischt er. "Und wo wir gerade beim Thema Kaiba sind... Ich schätze, für dich wird es langsam auch mal Zeit ein paar Vorbereitungen zu treffen."
 

Er grinst mich böse an und ich schlucke. Allerdings hat er wieder einmal Recht. Wenn ich das wirklich durchziehen will, sollte ich mich bald mal ans Werk machen. Pech nur, dass ich nach wie vor keinen Plan habe, wie ich das anstellen soll.
 

Als könne er meine Gedanken lesen, meint er im nächsten Augenblick lässig: "Zieh dir was schickes an."
 

Ich glaube, ich sehe ihn ziemlich belämmert an, denn er lacht. "Na, du willst dich doch für dein Herrchen hübsch machen, oder? " fragt er und da ist wieder dieses süffisante Lächeln. "Zeig mal was dein Schrank so hergibt, Wheeler." fordert er mich auf und ich schätze, es ist sein Ernst. Er erwartet tatsächlich, dass ich Modenschau vor ihm mache.
 

Und natürlich tue ich das auch.
 

Zwei Minuten später stehen wir in meinem Schlafzimmer und ich werfe einen recht ratlosen Blick in den Schrank. Bakura lehnt lässig am Türrahmen und wartet.
 

"Keine Ahnung." murmele ich und er stöhnt auf. Zwei Schritte und er steht neben mir. "Lass mich mal machen." meint er nur und schiebt mich unsanft zur Seite. "Du musst was nehmen, dass deine Augen betont." erklärt er mir und greift scheinbar wahllos in meinen Schrank. "Hier. Probier das." Er drückt mir ein blaues Shirt in die Hand und ich sehe ihn einen Moment argwöhnisch an. "Na, Kaiba mag blau." befindet er mit einem spöttischen Grinsen. "Und blau passt zu dir."
 

Ich brauche einen Moment, um zu verdauen, dass ich gerade Modetipps von einem Psychopathen bekomme, aber naja, eigentlich sollte mich nichts mehr wundern, oder? Nein, langsam müsste ich mich daran gewöhnt haben, dass alles mehr als merkwürdig zu verlaufen beginnt in meinem Leben. Wortlos ziehe ich mein Shirt aus und streife mir das Blaue über. Bakura sieht mir dabei ungerührt zu und nickt. "Ja, das sieht doch ganz passabel aus." sagt er und nickt. "Jetzt noch ein paar saubere Jeans und man kann dich auf Kaiba loslassen, Hündchen." Ich funkele ihn giftig an, sage jedoch nichts, sondern ziehe mir eine Jeans aus dem Schrank und schicke mich an sie anzuziehen.
 

"Ich an deiner Stelle würde andere Boxershorts anziehen." meint er plötzlich. "Man weiß ja nie, oder?"
 

Der Dieb zwinkert mir genüßlich grinsend zu.

Gepflegte Offensive Teil 1

"Du wirkst als würdest du jeden Moment zusammenbrechen, Wheeler." meint Bakura mit einem süffisanten Lächeln. "Schließ kurz die Augen, atme tief durch und versuch dich zu entspannen."
 

Ich werfe ihm einen verächtlichen Blick zu ehe ich tue was er sagt. Augen schließen und durchatmen. Ok, das ist nicht schwer, aber entspannen? Guter Witz. Wir sind weniger als zwanzig Meter von der Höhle des Löwen entfernt und an Entspannung ist überhaupt nicht zu denken. Im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass meine Unruhe mit jedem Schritt auf die Villa zu nur noch größer wird. Was allerdings kein Wunder sein dürfte.
 

Als ich die Augen wieder öffne, mustert mich der Dieb mit leicht amüsiertem Blick. "Es ist schon erstaunlich." stellt er fest und legt den Kopf betont nachdenklich zur Seite. "Du hast keinerlei Schwierigkeiten damit, dem großen Seto Kaiba die übelsten Wörter an den Kopf zu werfen, aber wenn´s um deine Gefühle geht, wirkst du wie ein Lamm, dass zur Schlachtbank geführt wird."
 

Ich verdrehe leicht die Augen. "Ach? Und das wundert dich tatsächlich?" zische ich ihn ungehalten an. Er zuckt mit den Schultern. "Naja... es ist amüsant." entgegnet er ruhig und zieht lässig an seiner Zigarette. "Wirklich zu schade, dass ich dieser Szene nicht beiwohnen kann. Ich wette, das wird mehr als unterhaltsam." Sein Lächeln wird zu einem Grinsen und für einen Moment verfliegt meine Nervosität und ich verspüre den Wunsch, ihm den Hals umzudrehen.
 

Aber er hat ja auch gut reden.
 

"Entspann dich, Wheeler. Du packst das schon." meint er und sieht mich ungewohnt ernst an. "Er wird dir nicht den Kopf abreißen." Ich sehe ihn zweifelnd an und Bakura lacht. "Glaub mir, Kaiba wird dir nichts tun, gleichgültig was du dir gerade in deinem hübschen Köpfchen ausmalst." redet er weiter und es klingt tatsächlich so als würde er glauben was er da sagt. Ich sehe ihn weiterhin skeptisch an, unfähig etwas zu erwidern. Er seufzt.
 

"Erstens: Kaiba tut nie etwas unüberlegtes. Das heißt, er ist nicht in der Lage einen Mord aus Effekt zu begehen." fährt er fort und grinst. "Und zweitens: Wie oft hat der Kerl dir mit Konsequenzen gedroht und nie ist etwas passiert? Und nicht, weil er es nicht gekonnt hätte. Das wissen wir beide." Er hält kurz inne und mustert mich abschätzend. Widerwillig nicke ich zustimmend, auch wenn ich mir nicht so sicher bin, ob diese Theorie auch in diesem Fall greifen wird. Bakura´s Augen leuchten vergnügt auf. Er zieht wieder an seiner Zigarette und fährt ungerührt fort: "Und weißt du warum?"
 

Ich erwidere nichts, aber ich vermute auch, dass er auch keine Antwort erwartet. Rhetorische Frage. "Weil diesem unterkühlte Egomane etwas an dir liegt." gibt er mir auch gleich darauf schon die Antwort auf seine Frage. "Wie ich dir bereits ausgeführt habe, ihr habt ein ziemlich verkorkstes Verhältnis und es wird Zeit das auf einen neuen Level zu heben."
 

Er zwinkert mir zu, wirft dabei seine Zigarette lässig auf den Boden und tritt sie aus. "Also ran an den Feind." Er gibt mir einen leichten Schubs und ich taumele ein paar Schritte. "Sei ein Wolf, Hündchen." höre ich ihn sagen und auch wenn mir der süffisante Unterton nicht entgeht, haben seine Worte doch eine gewisse Wirkung auf mich. Ich atme erneut kurz durch und gehe auf die Villa zu. Für einen Moment erscheinen mir meine Schritte sogar etwas sicherer.
 

Die Stimme, die aus dem Lautsprecher kommt, nachdem ich die Klingel am Tor betätigt habe, ist nüchtern und sachlich. Meine dagegen kommt mir ziemlich zittrig vor. "Ähm... hier ist Joey Wheeler. Ich will zu Kaiba." sage ich und könnte mir im nächsten Moment auch schon an den Kopf schlagen. Nicht gerade ein geniales Intro, aber gut. Die Person am anderen Ende scheint zu überlegen. Jedenfalls dauert es einen Moment bis sie sich wieder meldet. "Kommen sie zum Haus." fordert man mich dann auf und das Tor öffnet sich wie von Zauberhand. Ich werfe einen Blick zurück und stelle fest, dass Bakura immer noch an der Stelle steht, an der ich ihn verlassen habe. Er grinst und macht das Victory-Zeichen. Ich schenke ihm ein gequältes Lächeln, gebe mir dann einen Ruck und schreite auf das Haus zu.
 

Ich habe die Tür fast erreicht als sie geöffnet wird und ich Roland erkenne, der mich hinter der Sonnenbrille kurz zu mustern scheint. Seine Miene ist gewohnt ausdruckslos, dennoch bin ich irgendwie froh ihn zu sehen. "Ähm... hey, Roland." grüße ich ihn mit schiefem Grinsen. "Sie erinnern sich sicher an mich."
 

Für einen Moment habe ich den Eindruck, dass die Mundwinkel von Kaiba´s Assistenten kurz zucken. "Das BattleCityTunier..." helfe ich ihm auf die Sprünge, auch wenn ich das unbestimmte Gefühl habe, dass das keinesfalls nötig ist. Er räuspert sich leicht. "Natürlich." entgegnet er und hält mir die Tür auf. "Treten sie ein. Ich werde Master Kaiba fragen ob er Zeit hat sie zu empfangen."
 

Ich nicke und stehe im nächsten Moment auch schon im Flur. Kurz durchzuckt mich der Gedanke, dass ich ja schon mal hier war, aber dann verwerfe ich ihn schnell wieder. Roland schließt nahezu lautlos die Tür und geht dann auf Kaiba´s Arbeitszimmer zu. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und versuche zu ignorieren, dass mein Herz mir bis zum Hals schlägt. Der Assistent verschwindet kurz in dem Zimmer und meine Hände werden schlagartig feucht.
 

Noch könnte ich wieder abhauen, oder? Ich meine... Ich müsste jetzt nur gehen. Aber wahrscheinlich wartet Bakura draußen. Die Leine hat er vorhin eingepackt. Nein, Flucht ist keine Option und überhaupt, ein Joey Wheeler flüchtet nicht. Ein Joey Wheeler gibt auch nicht auf. Ich nicke energisch und gehe noch einmal meine Rede durch, die ich mir zurecht gelegt habe.
 

"Lass ihn nicht groß zu Wort kommen. Du musst das Gespräch übernehmen, sonst bringt er dich nur aus dem Konzept. Rede einfach frei raus und versuch ihn dabei nicht unbedingt zu beleidigen... Wobei... Kaiba könnte sogar darauf stehen."
 

Ich zucke unwillkürlich zusammen als Roland wieder auf dem Flur erscheint. "Master Kaiba lässt bitten." erklärt er sachlich und hält mir die Tür auf. Ich seufze, rühre mich aber im ersten Augenblick nicht. Ich muss mich geradezu dazu zwingen, dann doch auf ihn zu zugehen. Ich lächele Roland kurz zu und spiele einen Moment sogar mit dem Gedanken, ihn zu bitten, in der Nähe zu bleiben, nur für den Fall der Fälle, dass Kaiba... Ich meine, wenn ich um Hilfe rufe, würde mich wenigstens jemand hören. Aber ob ausgerechnet Kaiba´s Assistent mich retten würde? Hm.
 

Unsicher trete ich ein und zucke zusammen als die Tür hinter mir ins Schloss fällt.
 

Kaiba sitzt an seinem Schreibtisch und blickt im ersten Moment nicht einmal auf. Mein Blick wandert kurz durch den Raum, der größer ist als meine gesamte Wohnung, dann blicke ich zu meinem Objekt der Begierde, dass sichtlich konzentriert dabei ist, ein paar Unterlagen durchzusehen. Der Kerl arbeitet also tatsächlich auch am Wochenende. Unwillkürlich frage ich mich wo Mokuba wohl sein mag?
 

Vorsichtig trete ich näher als er schlagartig aufsieht und die kalten, blauen Augen sich an mich heften. Ich grinse verlegen und kratze mir dabei unsicher am Kopf.
 

"Ähm... hi, Kaiba." sage ich und meine Stimme klingt irgendwie merkwürdig. "Da bin ich also."
 

Er zieht die Brauen leicht zusammen, wie ich es nur zu gut von ihm kenne, aber für einen Moment habe ich das Gefühl, dass er überrascht ist. Ok, er müsste eigentlich auch überrascht sein. Ist ja nicht so, dass ich öfters hier reinschneien würde.
 

"Das sehe ich." entgegnet er kühl und ich schlucke. "Und wem oder was verdanke ich diesen Umstand?" will er dann auch schon wissen und ich habe das Gefühl, dass mir das Herz gleich in die Hose rutscht. Fuck, das ist echt noch schwerer als ich gedacht habe. Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber so wie er mich gerade ansieht... Und irgendwie ist es auch etwas anderes hier in seinen heiligen Hallen mit ihm zur reden als auf dem Schulhof oder im Klassenraum.
 

Ich schlucke erneut während er mich erwartungsvoll mustert und besinne mich wieder Bakura´s Ermahnung, gleich das Gespräch zu übernehmen. "Naja, wegen unserem Date und so. Gut, wir hatten keinen genauen Termin ausgemacht, aber ich hab dich seither ja auch nicht gesehen, aber jeder sagt, dass das Wochenende sich dafür ja am Besten eignet und naja... deshalb bin ich eben hier."
 

Eben erschien mir die kleine Einleitung noch logisch. Jetzt wo ich sie ausgesprochen habe und dabei seinen undefinierbaren Blick sehe, erscheinen mir die Worte mehr als seltsam. Für einen Moment sieht er mich abschätzend an und ich befürchte fast, dass er sich nicht mehr daran erinnern kann, an unser Gespräch neulich.
 

"Unser Date." höre ich ihn dann mit tonloser Stimme sagen und er wirkt sogar irgendwie etwas verstört. "Wheeler, was in aller Welt ist eigentlich los mit dir?" kommt auch schon die nächste Frage und ich zucke mit den Schultern. "Naja, du hast doch gesagt, dass du frei bist, oder? Ich meine... du hast niemanden. Und du hast auch nicht nein gesagt. Also zu dem Date. Gut, du hast auch nicht ja gesagt, aber Bakura meinte, dass auch Schweigen eine Willenserklärung sein könnte und überhaupt... "
 

Ich zucke erneut mit den Schultern. Er mustert mich noch immer schweigend und kurz blitzt es in seinen Augen auf. Ich sehe, dass er die Unterlagen beiseite legt und sich sein Mund langsam öffnet, aber ich komme ihm zuvor.
 

"Na, wie gesagt, deshalb bin ich eben hier." fahre ich fort und ein klein wenig meiner Selbstsicherheit kommt zurück. "Ich hab zwar keinen Plan, was wir jetzt machen sollen, aber..."
 

"Wheeler!" unterbricht er mich und ich halte schlagartig inne. Er hat die Lippen aufeinander gepresst und scheint zu überlegen. Ich bin nicht sicher wie ich das deuten soll. Seine Miene verrät mal wieder nichts und augenblicklich schaffe ich es auch nicht in seinen Augen zu lesen. "Ich habe nicht die geringste Ahnung, was du da redest, aber du verhältst dich neuerdings noch seltsamer als ich es von dir gewohnt bin." höre ich ihn sagen. Er seufzt und zieht die Brauen erneut zusammen. Seltsamerweise habe ich das Gefühl, dass er verunsichert wirkt, sofern das bei Kaiba überhaupt möglich ist. Ich weiß auch nicht genau woran ich diesen Eindruck festmachen könnte, es ist lediglich ein Gefühl.
 

Bevor ich etwas erwidern kann, höre ich ihn fragen: "Gehe ich recht in der Annahme, dass du dir tatsächlich eine Verabredung mit mir wünschst?"
 

Seine Stimme klingt wie immer und doch schwingt so etwas wie Unglaube in seinen Worten mit. Ich nicke unwillkürlich. "Ähm ja." entgegne ich. "Deshalb bin ich doch hier. Ich meine, wir sind doch eigentlich verabredet. Theoretisch zumindest."
 

Kaiba´s scharfer Blick legt sich auf mich und ich zucke erneut leicht zusammen und schlucke. "Warum?" entfährt es ihm im nächsten Augenblick und ich sehe ihm deutlich an, dass er selbst überrascht ist, dass er diese Frage stellt. "Wie in aller Welt kommst du auf so eine Idee, Köter?" präzisiert er dann auch schon seine Frage und scheint sich dabei langsam wieder zu fassen. "Dieses Verhalten ist sogar für deine Wenigkeit mehr als befremdlich und ich warne dich, Wheeler..."
 

Ich weiß nicht was es ist, dass mich in dem Moment aufbrausen lässt. Vielleicht liegt es an dem "Köter" oder an seinem eisigen Tonfall oder einfach daran, dass der Stress der letzten Tage mit einem Mal seinen Tribut zollt. Jedenfalls scheint sich ein Schalter in mir umzulegen und ich falle ihm ins Wort.
 

"Also erstens: Ich. Bin. Kein. Hund. Kaiba." fahre ich ihn an und recke bedrohlich die Faust in die Höhe. "Und zweitens: Was gibt es da bitte nicht zu verstehen, du bist doch sonst so klug, Mr. Ich-weiß-alles! Glaub mir, mein Verhalten ist auch für mich befremdlich, ehrlich gesagt, komme ich mir total bescheuert vor, aber es ist eben wie es ist und hey, ich bin nicht froh darüber, aber was soll ich machen? Ich kann´s nicht ändern, aber das heißt nicht, dass mir das leicht fällt. Ich meine, du bist ein Arsch, aber das ändert eben nichts. Wenn´s nach Bakura geht, dann liegt es sogar daran. Keine Ahnung. Ich weiß es nicht."
 

Ich rudere leicht mit den Armen und nehme vage wahr, dass ich kurz mit dem Fuß aufgestampft habe. Im nächsten Augenblick bin ich auch schon wieder voll in Fahrt und gehe in Kaiba´s Arbeitszimmer auf und ab. "Echt jetzt, das ist für mich alles andere als leicht." fahre ich ihn dann an. "Und du könntest mir ruhig etwas entgegen kommen. Ich meine, du weißt doch schon, dass ich eifersüchtig war. Also müsstest du doch eins und eins zusammenzählen können, oder? Ist doch nicht zuviel verlangt. Immerhin bist du doch angeblich ein Genie."
 

Jetzt erst fällt mir auf, dass der Eisklotz sich erhoben hat. Wäre ich gerade nicht so auf Touren würde mich das sicher einschüchtern, aber sein sträflicher Blick bringt mein Blut nur noch mehr in Wallung. "Wheeler, würdest du die Güte haben, zum Punkt zu kommen?" fordert er mich ungehalten in typischer Kaiba-Manier auf und ein Schauder jagt mir über den Rucken. Fuck, seine Stimme klingt irgendwie...sexy.
 

War das schon immer so?
 

Ich stampfe erneut auf. Irgendwo im Hinterkopf registriere ich, dass Kaiba bei weitem nicht mehr so selbstsicher wirkt, wie ich es von ihm gewohnt bin. Er hat sich zwar unter Kontrolle, aber seine stoische Gelassenheit habe ich dennoch ins Wanken gebracht. Ja, er wirkt... irritiert, aber erneut verspüre ich keinerlei Triumph bei dieser Erkenntnis. Im Gegenteil.
 

"Du willst zum Punkt kommen?" zische ich ihn an. Er erwidert nichts. "Gut, kommen wir zum Punkt, du Arsch." fahre ich fort und trete nun zu seinem Schreibtisch. Er sieht mich unverwandt an, aber ich habe für den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl, dass er froh ist, dass der Schreibtisch sich zwischen uns befindet.
 

"Ich steh auf dich." rutscht es mir im nächsten Augenblick auch schon raus. "Ich bin zwar nicht scharf darauf, dass es so ist, aber so verhält es sich. Frag mich jetzt bloß nicht warum, ich hab nicht die leiseste Ahnung, aber es ist verdammt noch mal so."
 

Jetzt entgleisen seine Züge vollenst und ich glaube, genau wie ich sucht er halt an seinem Schreibtisch. Während ich mich wütend darauf abstütze, liegen seine Hände vollkommen ruhig auf der Tischplatte, aber ich bin sicher, dass er innerlich keineswegs so ruhig ist, wie er sich nach außen hin noch zu geben vermag.
 

"Das ist der Punkt, Eisklotz." rede ich weiter und blitze ihn dabei wütend an. "Und im Grunde ist es deine eigene Schuld. Hättest du dich nicht so dämlich verhalten, weil du Angst hattest, ich könnte dich bei dieser Jugendamt-Tussi schlecht machen, wäre alles noch beim Alten, aber nein... Der Herr musste ja mal wieder für andere mitdenken. Tja, das hast du jetzt davon."
 

Ich rechne im Grunde mit einer harschen Erwiderung, doch stattdessen mustert er mich argwöhnlich und ich muss unwillkürlich grinsen. "Nein, ich verarsch dich nicht, Kaiba. Mit so was mache ich keine Witze." erkläre ich weiter. "Du hast keine Ahnung was ich alles auf mich genommen habe, deinetwegen! Echt jetzt... Bakura hat Recht. Ich muss wirklich masochistisch sein."
 

Ich schüttele leicht den Kopf. "Ich meine, ich hab keine Ahnung, was wir jetzt tun sollen, aber ich weiß was ich tun will. Und damit meine ich nicht, dass ich dir jetzt gern eine verpassen würde."

Gepflegte Offensive Teil 2

Meine Worte hängen im Raum und jetzt, nachdem sie ausgesprochen sind, wird mir erst klar, was ich da gesagt habe. Ich fühle, wie meine Wangen zu brennen beginnen und muss mich echt zusammenreißen, Kaiba weiterhin anzusehen. Der wirkt inzwischen auch alles andere als gelassen. Ich habe sogar den Eindruck, dass er noch eine Spur blasser wird als er ohnehin schon ist, doch sein Blick ruht unverwandt auf mir und ich bin sicher, dass es in seinem brillianten Gehirn gerade gehörig rattert.
 

Da ich ohnehin nicht weiß, dass ich sagen soll, gebe ich ihm Zeit nachzudenken, meine Worte sacken zu lassen und naja, vielleicht selbst mal was zu tun, was der Sache dienlich wäre. Allerdings war Bakura der Ansicht, dass ich darauf warten könne bis ich schwarz werde.
 

Das Schweigen, dass nun herrscht ist... seltsam. So was kenne ich nicht. Ich meine, wir haben bislang viel gemacht, aber uns angeschwiegen - no way! Und irgendwie behagt mir das auch nicht. Ja, es gefällt mir sogar ganz und gar nicht und alles wäre besser als das. Sogar wenn er mich jetzt wieder Köter nennen würde.
 

Er mustert mich auf gewohnt blasierte Kaiba-Art und ich bemühe mich seinem forschenden Blick standzuhalten. Seltsamerweise muss ich unwillkürlich grinsen. Ich weiß selbst nicht warum, es passiert einfach. Aber nicht, weil er irritiert wirkt, was bei Kaiba ja selten, eigentlich so gut wie nie, vorkommt. Ich grinse, weil mir klar wird, was ich gerade gesagt habe und naja, weil ich das wirklich so gemeint habe. Ich meine, ich hätte nichts dagegen... das zu tun.
 

Ihr wisst schon. Ihn zu küssen.
 

Hey, mit Duke hat das schon Spaß gemacht, mit Kaiba muss es...
 

Ich schlucke unwillkürlich und er rührt sich endlich wieder. Ich sehe wie er scharf die Luft einzieht.
 

"Bist du von allen guten Geistern verlassen, Wheeler?" fragt er nach wie vor sichtlich ungläubig und ich seufze. Scheint als wäre der Groschen leider noch nicht gefallen. Fuck, wäre ja auch zu schön gewesen. Und der will ein Genie sein, das ich nicht lache. Ich stemme mir die Hände in die Hüften und sehe ihn entschieden an.
 

Herrje, ich bin hergekommen, um reinen Tisch zu machen. Mehr oder weniger. Und ich habe ja auch schon damit angefangen. Schlimmer kann es also kaum werden. Wäre allerdings schön gewesen, wenn der Eisklotz keine so lange Leitung gehabt hätte, aber gut. Davon wird sich ein Wheeler nicht einschüchtern lassen. Was habe ich auch zu verlieren? Bakura hat Recht, wegen so was bringt er mich sicher nicht um, oder?
 

"Die Sache ist doch ganz einfach, Penner." erkläre ich und beiße mir unwillkürlich auf die Lippen. "Ähm... Kaiba, meine ich." Ich lächele ihn entschuldigend an. Habe ich eben nicht noch Bakura den Tipp gegeben, keine Beleidigungen in seine Rede einfließen zu lassen?
 

"Einfach?" wiederholt er ungläubig. "Wheeler, verstehst du eigentlich selbst was du da sagst?" Er schüttelt leicht den Kopf und ich glaube, er hat längst begriffen, was ich ihm zu sagen versuche, er will es nur nicht wahr haben. Ok, so gesehen, kann ich ihn sogar verstehen. Ging mir ja auch nicht anders. "Ja, klar, weiß ich das. Was denkst du denn, Eisklotz? Ich bin nicht so blöd, wie du denkst." fahre ich ihn da allerdings auch schon an. Er ist aber auch... Ich meine, mal ehrlich, wie kann ein einzelner Mensch nur so... verbohrt sein?
 

Ich seufze. "Ich stehe auf dich." wiederhole ich und er starrt mich zwar nicht länger fassungslos an, doch mit er beäugt mich mit einer gewissen Skepsis, die fast schon amüsant wäre, wenn es hier nicht um mich gehen würde. "Ja, ja... ich weiß. Schwer zu schlucken, was? Welcher normale Mensch würde auch ausgerechnet auf so einen arroganten, unterkühlten, aufgeblasenen Großkotz stehen?"
 

Ich zucke mit den Schultern. "Tja, ich tue es und ich meine es verdammt ernst, Kaiba. Ich komme doch nicht her und laber so ein Zeug, wenn ich es nicht meinen würde. Verdammt, ich habe sogar ne Aufklärungsstunde mit Duke deinetwegen über mich ergehen lassen. Ganz zu schweigen davon, dass Tea mich für nymphoman oder so hält. Und das alles nur wegen dir! Du könntest also ruhig etwas konspirierend sein oder so. Du weißt schon was ich meine."
 

"Kooperieren." verbessert er mich automatisch. Ich zucke mit den Schultern.
 

Nein, allem Anschein nach weiß er das nicht. Aber zumindest scheint er seine Fassung wieder gefunden zu haben. Die rechte Braue wird grazil nach oben gezogen und im nächsten Augenblick verschränkt er auch schon die Arme vor der Brust und nimmt diese "Ich bin der allmächtige Kaiba"- Haltung ein.
 

"Wheeler, ich bin..." setzt er an und ist sichtlich bemüht eisig zu klingen. Ich falle ihm zum zweiten Mal für heute ins Wort. Aber hey, Bakura hat gesagt, dass ich das Gespräch übernehmen soll. Zudem scheint er ohnehin keinen Plan zu haben.
 

"Verwirrt? Geschenkt. War ich auch, aber das legt sich." verkünde ich und bin selbst erstaunt wie lässig ich mit einem Mal klinge. "Herrje, Kaiba... ich..." Ich halte schlagartig inne und sehe ihn einen Moment abschätzend an. Er wirkt jetzt zwar sicherer als vorher, aber ich sehe ihm deutlich an, dass er mehr als irritiert ist. Ohne groß darüber nachzudenken was ich da eigentlich tue, umrunde ich den Schreibtisch und packe ihn an den Schultern. Er ist so überrascht, dass er keine Gegenwehr leistet. Er steht vollkommen regungslos da und das letzte was ich wahr nehme ehe ich meine Lippen auf ihn presse ist, dass sich seine Augen weiten. Dann schließe ich meine und fühle nur noch.
 

Ich mache es genauso wie Duke gesagt hat. Meine Zunge stößt an seine Lippen und im ersten Moment stoße ich auf Widerstand. Dann öffnet sich sein Mund einen Spalt und ich nutze die Gelegenheit. Seine Schultern zucken leicht unter meinen Händen, aber das registriere ich nur am Rande. Viel zu sehr genieße ich das Gefühl, dass mich in diesen Augenblick durchzuckt. Es ist... überwältigend. Ich habe ja schon viel darüber gehört und gelesen und naja, Tea hat auch hin und wieder durchblicken lassen wie toll sich das anfühlt, aber es wirklich zu fühlen...
 

Oh Mann.
 

Ich höre, dass er leicht aufkeucht und seine Zunge beginnt meine leicht zögerlich zu umkreisen. Ich drücke mich etwas näher an ihn und ich glaube, er hat seine Arme nicht länger vor der Brust verschränkt, sicher bin ich allerdings nicht.
 

Nach ein paar Sekunden, vielleicht sind es auch ein oder zwei Minuten, löse ich mich von ihm und öffne auch langsam wieder die Augen. Er hat seine auch geschlossen und öffnet sie in eben diesem Moment wieder langsam. Ich grinse ihn an. "Wow." entfährt es mir dann auch schon. "Das ist echt besser als dir eine reinzuhauen, glaub ich."
 

Kaiba starrt mich einen Moment fassungslos an, dann macht er einen Schritt zurück und schlägt die Hand vor den Mund. Etwas undefinierbares liegt in seinem Blick und zarte Röte zeichnet sich auf seinen Wangen ab. "Ist jetzt der Groschen gefallen?" will ich wissen.
 

Dieses Mal verkneife ich mir ein Grinsen entschieden. Nicht, dass er denkt, ich mache mich lustig über ihn, auch wenn sein Anblick gerade doch etwas komisch ist. Dahin ist sie seine unterschütterliche Gelassenheit und Selbstkontrolle. Ha!
 

Ironischerweise fällt mir in dem Moment ein, dass ich Jahre damit zu gebracht habe, an seiner stoischen Art zu rühren, ihn aus der Fassung zu bringen und ich habe es auf alle nur denkliche Arten versucht, aber erst jetzt gelingt es mir. Und dann auch noch mit so was banalem wie einem Kuss, wenn man so will. Wobei... banal ist der Kuss keineswegs. Im Gegenteil. In mir kribbelt es immer noch und wie und das Gefühl ist verdammt gut. Es durchzuckt jede Faser meines Körpers und ich verspüre so ein unglaubliches Hochgefühl als hätte ich gerade seinen weißen Drachen platt gemacht und ihm alle Lebenspunkte genommen.
 

Dieses Mal dauert es ein wenig länger bis er sich wieder gefasst hat. Er starrt mich an und das Blau seiner Augen scheint eine Spur dunkler geworden zu sein. Noch immer zeichnet sich zarte Röte auf seinen blassen Wangen ab und irgendwie wirkt er dadurch nicht nur menschlicher, sondern... süß. Doch ich schätze, es ist keine gute Idee, ihm das zu sagen. Das wäre sicher zu viel des Guten und auf einmal bekommt er noch einen Herzinfarkt oder so.
 

"Was-?" Er schluckt kurz und scheint nach Worten zu suchen. Auch so eine Sache, die bei Kaiba eigentlich nie vorkommt. "Du meinst das tatsächlich ernst?" kontert er dann mit einer Gegenfrage und klingt alles andere als Kaiba-typisch. Ich nicke bedächtig. "Klar, was denkst du denn?" erwidere ich aufbrausend. "Ich küsse dich doch nicht einfach so. Was denkst du von mir?"
 

Er schüttelt leicht den Kopf und murmelt etwas, dass ich nicht verstehe. Ich lächele ihn aufmunternd an. "Vielleicht solltest du dich setzen?" schlage ich vor und ernte einen eisigen Blick. Dann strafft er seine Schultern und ich sehe ihm deutlich an, dass er sich bemüht wieder die gewohnte Kaiba-Miene aufzulegen, aber so ganz will es ihm nicht gelingen.
 

Ich muss allerdings gestehen, dass er sich erstaunlich schnell wieder gefasst hat. Also wirklich, Hut ab. So was kann aber auch nur Kaiba. Ich sehe ihn erwartungsvoll an, denn mal ehrlich, jetzt ist doch wohl er an der Reihe was zu sagen. Ich hab hier schließlich gerade mein Herz auf den Tisch gelegt, naja, bildlich gesprochen versteht sich.
 

"Mir gefällt diese Entwicklung auch nicht unbedingt, aber was soll ich machen? Und wie gesagt, du bist echt selbst Schuld daran. Wie bist du überhaupt auf die dämliche Idee gekommen, dass ich dich schlecht machen würde? Ok, du bist ein Arsch und wirst auch immer eins sein, aber wenn es um Mokuba geht..." Ich schüttele den Kopf. "Denkst du echt, ich hätte bei so ner wichtigen Sache unsere private Fehde in den Vordergrund gestellt?"
 

Für einen Moment sieht er mich abschätzend an. Es scheint als würde er über meine Worte nachdenken.
 

"Du stehst auf mich." höre ich ihn dann ungläubig sagen und nicke. "Jepp, so sieht´s aus. Ganz schöne Geschmacksverirrung, was? Aber so ist es eben." bestätige ich und er sieht mir direkt in die Augen. "Wheeler, ich warne dich, was auch immer du von mir willst..."
 

Unterbrechnung, die Dritte.
 

"Verdammt, Kaiba, ich will gar nichts von dir. Naja, zumindest nicht das was du denkst." unterbreche ich ihn und spüre wie mein Blut schon wieder in Wallung gerät. "Das Einzige, dass ich will, bist... naja, das bist du." Ich zucke unsicher mit den Schultern. "Ok, das klingt jetzt seltsam, ich weiß, aber so ist es. Echt jetzt. Ich will... Keine Ahnung, aber ich glaube, nein, ich weiß es... Glaub mir, ich bin mir im Klaren darüber wie krank das ist, aber eigentlich ist es schon wieder irgendwo logisch. Das meinen zumindest Bakura und Duke, wobei die jetzt nicht unbedingt die Experten sind. Ich meine, die sind auch recht krank unterwegs."
 

Wieder zucke ich mit den Schultern. "Fakt ist, dass ich dieses Gefühl für dich habe und die Frage ist jetzt ob du es auch hast." Ich sehe ihn herausfordernd an und Kaiba hält meinem Blick mit einem seltsamen Ausdruck stand. "Tea sagt, spätestens beim ersten Kuss müsste man so was wissen. Also?"
 

Er fährt sich fahrig mit der Hand durch sein perfekt frisiertes Haar und seine Mundwinkel zucken spöttisch.
 

"Du bist wirklich unglaublich." stellt er dann fest und es klingt sogar fast anerkennend. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, du..." Er bricht ab und schüttelt leicht den Kopf. Ich spüre wie er um Fassung ringt, sichtlich bemüht ist die Kontrolle zurück zu erlangen und seufze. "Na, es wäre am Besten, wenn du sagst, was du fühlst." meine ich ruhig. "Darauf läuft es nämlich hinaus."
 

Kaiba wirft mir einen Blick zu als hätte ich ihn gerade dazu aufgefordert, mir sämtliche Rechte an der Kaiba Corp. abzutreten.
 

"Was ich fühle?" herrscht er mich im nächsten Moment auch schon an. "Du stürmst in mein Arbeitszimmer, fasselst selbst für deine Verhältnisse wirres Zeug und attackierst mich dann auch noch. Was bitte schön soll ich dazu sagen? Ich bin ja einiges von dir gewohnt, Köter, aber das..." Er schüttelt den Kopf und mir platzt gleich der Geduldsfaden. Mein Blut kocht bereits.
 

Ich funkele ihn wütend an. "Fuck off, Kaiba. Rede ich marsianisch?" schreie ich ihn fast schon an. "Ich habe gar nichts gestürmt. Ich bin hier, weil wir ein Date haben, das du mir im Übrigen sogar schuldig bist! Deinetwegen bin ich die letzten Tage durch die Hölle gegangen! Echt jetzt! Mein Leben ist vollkommen aus dem Ruder geraten. Allein wegen dir. Und was heißt hier attackiert? Spinnst du? Ich hab dich geküsst, du Arsch! Und du hast dein Kuss erwidert, wenn ich dich darauf hinweisen darf. Also wirf jetzt gefälligst deine kleinen grauen Zellen an!"
 

Ich stampfe schon wieder wütend durch das Zimmer und er steht ungerührt, ja, fast unbeteiligt da und beäugt mich als wäre ich ein Marsmensch. Ich hätte gute Lust...
 

Schlagartig halte ich in meiner Bewegung inne als ich draußen etwas sehe, dass mich aus der Fassung bringt. Auf einem Baum nahe dem Fenster sitzt lässig Bakura, raucht und zwinkert mir zu. Ich fasse es nicht. Dieser Dieb hat vielleicht nerven. Ich glotze aus dem Fenster zu ihm rüber und vergesse vollkommen was ich Kaiba gerade sagen wollte. Der scheint zum Glück nicht zu bemerken, was mich augenblicklich ablenkt. Bakura grinst mich fröhlich an und besitzt dann auch noch die Dreistigkeit, mir zu zu winken. Naja, genau genommen winkt er erst und macht dann eine Geste, die mir die Schamesröte ins Gesicht treibt.
 

Ich schlucke schwer und in eben diesem Moment muss Kaiba doch tatsächlich fragen: "Willst du mir ernsthaft sagen, dass du dich in mich verliebt hast?" Seine Stimme klingt nun wieder ganz wie der alte Kaiba, kühl und nüchtern und doch... die Worte haben einen unsicherern Unterton. Und mit dem verliebt scheint er sich auch schwer zu tun. Gut, das kann ich ihm nicht mal verdenken. Das Wort in Verbindung mit ihm behagt mir auch nicht wirklich. Aber wie soll man es sonst nennen?
 

Ich brauche einen Moment, um mich von Bakura´s Anblick loszureißen und ihm den Kopf zu zuwenden. Meine Wangen brennen noch immer und für einen bizarren Moment erscheint dieses Bild wieder vor meinen Augen. Bakura, der Duke in den Nacken beißt.
 

"Ja, Klugscheißer. Genau das sage ich doch die ganze Zeit." zische ich Kaiba dann an.

Gepflegte Offensive Teil 3

Kaiba beäugt mich misstrauisch und ich stöhne genervt auf.
 

"Hat´s jetzt endlich klick gemacht?" frage ich und er presst die Lippen fest aufeinander. Dann nickt er zu meiner Überraschung langsam. "Sehr schön." befinde ich fröhlich. "Dann können wir ja..."
 

"Wheeler!" unterbricht er mich harsch und wirft mir einen eisigen Blick zu. Ich sehe ihn unschuldig lächelnd an. "Ja?" frage ich und er atmet tief durch. "Wie zum Teufel kommst du dazu..." hebt er im nächsten Moment auch schon an und ich würde ihn am Liebsten packen und ordentlich durchschütteln. "Mich in dich zu verknallen? Kaiba, du bist echt ne Granate. Denkst du, ich hab mir das ausgesucht? Hallo?" Ich schüttele ungehalten den Kopf. "Also echt jetzt. Ich wusste ja, dass du keinen Plan hast, aber so unwissend kann doch keiner sein."
 

Ich seufze. "Ich weiß verdammt noch mal nicht wie ich dazu komme." fahre ich wütend fort. "Ich habe keine Ahnung und ich glaube nicht, dass es so was wie ne logische Erklärung gibt! Da bin ich mir sogar sicher. Ich glaube, das ist sogar das hirnverbrannteste, was ich je angestellt habe und glaub mir, in den letzten Tagen habe ich eine Menge verrücktes Zeug angestellt. Echt jetzt, aber das war eben alles nur wegen dir!"
 

Kaiba blinzelt mich an und ich sehe, dass seine Schläfen gefährlich pochen. Er zieht die Brauen zusammen und schließt langsam die Augen. Haha. Er fängt jetzt also in Gedanken an zu zählen. Gut. Das kenne ich schon. Der Herr muss sich abregen, na, mir soll es recht sein. Ich will ja nicht, dass er explodiert. Abwartend sehe ich ihm dabei zu wie er sich bemüht seine Fassung wieder zu gewinnen und ich muss sagen, der Anblick hat was. Vor allem, wenn man weiß warum er die Kontrolle langsam verliert.
 

Seine nächsten Worte überraschen mich dann allerdings doch etwas. Er atmet tief durch, öffent langsam wieder die Augen und meint dann sichtlich bemüht distanziert: "Du bist dir im Klaren darüber, dass... du ein Mann bist?"
 

So sehr ich mich auch bemühe, nicht laut loszulachen, ich schaffe es nicht diesen Impuls zu unterdrücken. Ich lache auf und er sieht mich ungerührt und auch ein klein wenig eisig an. "Jepp, das weiß ich. Und ja, ich weiß auch, dass du einer bist." erwidere ich dann und zucke mit den Schultern. "Versuch erst gar nicht irgendwas logisches in der Sache zu sehen. Da gibt´s nämlich keine Logik, Kaiba."
 

Ich grinse ihn noch immer an, während der werte Herr die Stirn runzelt und vermutlich nach einem Ausweg aus dieser verqueren Situation sucht, die ihm ganz offensichtlich nicht behagt. Aber die Tatsache, dass er mich nicht einfach rauswirft oder rauswerfen lässt, spricht dafür, dass er zumindest über meine Worte nachdenkt und naja, das ist doch ein gutes Zeichen. Irgendwie zumindest.
 

"Der Punkt hat mir auch zu schaffen gemacht." erkläre ich ruhig. "Irgendwie macht er das auch immer noch, aber Duke meinte, das wäre alles halb so wild und..."
 

Dieses Mal unterbricht er mich. "Was hat Devlin damit zu schaffen?" fragt er scharf dazwischen und ich seufze. "Also, die Sache ist die..." hebe ich nach kurzem Zögern an und weiß selbst nicht so recht was ich eigentlich sagen soll. Ich will Duke ja nicht unbedingt outen. "Du hast mit Devlin darüber geredet?" will er dann auch schon weiter wissen und ich nicke. "Ähm... ja." gebe ich verlegen zu und er schüttelt den Kopf.
 

"Ich fasse es nicht." höre ich ihn dann sagen. "Hey, ich hatte das eigentlich auch nicht vor. Das ergab sich halt so. Eigentlich war das Ganze ein Missverständnis, naja, irgendwie zumindest und es ist auch etwas kompliziert. Tea und Tristan glauben nämlich, dass ich auf Duke stehe, aber ich konnte ihnen ja auch schlecht sagen, dass du´s bist. Ich meine, ich wollte ja erstmal wissen ob das was wird mit uns und Duke ist auch nicht gerade scharf darauf, dass die Zwei erfahren, dass er und..." Ich halte schlagartig inne und beiße mir auf die Unterlippe.
 

Zum Glück geht Kaiba nicht weiter auf darauf ein. Er starrt mich nur an und ich grinse ihn etwas unsicher an. "Also, was meinst du dazu?" frage ich nach einer kurzen Pause.
 

"Was soll ich meinen?" kommt es prombt zurück. Ich seufze. "Na, willst du mich?" frage ich weiter. "Ich meine, es versuchen. Kannst du dir vorstellen, mit mir... Verdammt, Kaiba, es ist doch klar, was ich meine, oder? Ich verstehe, dass du jetzt meine Gefühle nicht auf Anhieb teilst, wenn überhaupt je, aber ist da ne Chance für uns? Das will ich wissen."
 

Wer hätte gedacht, dass ich je solche Worte zu ihm sagen würde? Und dass mein Herz dabei so schnell schlagen würde, dass ich das Gefühl habe, jeden Moment umzufallen.
 

"Uns?" wiederholt er ungläubig und lässt sich zu meinem Erstaunen tatsächlich in einen der großen Sessel fallen. "Ich bin nicht homosexuell." höre ich ihn dann sagen. Tiefe Falten zeichnen sich auf seiner Stirn ab und ich habe so den Eindruck als müsse er überhaupt einmal über die Frage nachdenken in welche Richtung seine Neigungen gehen.
 

"Na, stehst du denn auf Frauen?" will ich wissen und er wirft mir einen Blick eisigen Blick zu. "Ich stehe auf niemanden." zischt er mich dann an und ich nicke. "Also weißt du es nicht." kombiniere ich und Kaiba fährt sich erneut mit der Hand durch sein Haar. "Wheeler, ich interessiere mich nicht für solche... Dinge. Und ich denke auch nicht darüber nach. Und selbst wenn ich das täte, ich..." Er bricht ab und atmet tief durch.
 

Soviel ist mal sicher. Ich habe es definitiv geschafft ihn aus der Fassung zu bringen.
 

"Na, vielleicht solltest du mal darüber nachdenken." meine ich ernst. "Sag mir nicht worüber ich nachdenken soll!" herrscht er mich auch schon sofort an und ich seufze. "Mann, Kaiba, du bist echt ne harte Nuss." erwidere ich. "Und du machst es mir hier nicht gerade leicht. Ich wusste zwar, dass die Nummer hier schwer wird, aber ich hätte schon gedacht, dass du ne klare Ansage machen könntest."
 

"Ach ja?" Er funkelt mich eisig an. "Wenn ich mich recht erinnere, hast du mir bislang stets die Pest an den Hals gewünscht und nun kommst du her und behauptest, dass du Gefühle für mich hast, ganz zu schweigen von dem anderen undefinierbaren Zeug, dass du von dir gibst, Wheeler. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht von Roland aus dem Haus werfen lasse." kontert er und zumindest seine Schläfen zucken leicht.
 

"Ich behaupte gar nichts. Ich weiß es, du Volldulli." erwidere ich säuerlich. "Verdammt, Kaiba, jetzt reiß dich mal zusammen. Wenn du mich rauswerfen würdest, wäre das übrigens so was wie ne Ansage."
 

Mit einem Ruck ist er wieder auf den Beinen und baut sich mir gegenüber auf. "Wheeler, mein Geduldsfaden reißt jeden Moment. Übertreib es nicht." warnt er mich, aber ich lasse mich keineswegs von seinem kalten Blick einschüchtern. "Warum hast du den Kuss erwidert?" frage ich ihn und er macht eine wegwerfende Geste. "Das tut nichts zur Sache." entgegnet er unwirsch und ich stöhne auf. "Ach nein? Also für mich tut das schon was zur Sache, Penner." erwidere ich wütend.
 

Für einen Moment stehen wir uns schweigend gegenüber und funkeln uns gegenseitig an. Meine Augen sprühen sicher nur so vor Feuer und seine... ich muss zugeben, dass ich den Todesblick momentan nicht richtig einstufen kann.
 

Gerade als ich wieder anheben will, etwas zu sagen, vernehme ich eine vertraute Stimme.
 

"Herrje, das kann sich ja keiner mitansehen." meint Bakura und Kaiba wirbelt herum. Der Weißhaarig steht lässig in der Tür. "Tut mir leid, wenn ich euch störe, aber so wie die Dinge bislang laufen, wird das ja nie etwas." fährt der Dieb munter fort und ich sehe ihn verdattert an. Allem Anschein nach hat er das Schloss zu der Seitentür geknackt und ist lautlos eingetreten. Bakura grinst uns an und sowohl Kaiba als auch ich brauchen einen Moment, um seine Anwesenheit wirklich zu realiseren.
 

"Was willst du hier?" herrscht der Eisklotz den Dieb kaum zwei Sekunden später an. "Du bist dir hoffentlich im Klaren darüber, dass du gerade Hausfriedensbruch begehst."
 

Bakura zuckt gleichgültig mit den Schultern. "So wie ich die Sache sehe, ist Hausfriede augenblicklich keine angebrachte Bezeichnung." entgegnet er ungerührt und wendet sich dann lässig mir zu. "Siehst du, es wäre doch besser gewesen, wenn ich dich an der Leine hergebracht hätte, Hündchen." meint er und ich bin viel zu perplex, um etwas zu erwidern.
 

Doch auch Kaiba scheint augenblicklich mit der Situation überfordert. Anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären, warum der Firmenchef Bakura einfach nur ansieht.
 

"Der Kuss war allerdings schon mal ganz gut, muss ich sagen." redet Bakura vergnügt weiter. "Übrigens habt ihr euch nicht gerade leise unterhalten. Ich hoffe, dass dein kleiner Bruder nicht irgendwo in der Nähe ist." Der Weißhaarige grinst Kaiba an. Dieser öffnet auch schon den Mund, um etwas zu erwidern aber Bakura kommt ihm zuvor. "Entspann dich, ich werde nicht lange stören." sagt er und seine Miene wird fast ernst. Nur in seinen Augen blitzt es noch vergnügt.
 

"Das Hündchen ist hochgradig verschossen in dich, Kaiba. Ein Umstand, der dir eigentlich hätte schon früher auffallen können, aber naja, deine emotionale Intelligenz lässt ja bekanntlich zu wünschen übrig. Wie dem auch sei... An deiner Stelle würde ich die Gunst der Stunde nutzen." erklärt der Dieb gelassen. "Erstens glaube ich nicht, dass es so viele Menschen gibt, die dir ehrliche Gefühle entgegen bringen, was Wheeler eindeutig tut, das kannst du mir glauben. Und zweitens... du willst ihn doch auch." Er zwinkert Kaiba zu.
 

"Nein, sag jetzt nichts." hebt Bakura von Neuem an. "Glaub mir, das ist so was von offensichtlich, dass es schon erbärmlich wirkt. Wheeler´s Frage war also durchaus berechtigt... Warum hast du den Kuss erwidert?" In den Augen des Diebes blitzt es amüsiert auf. "Sag jetzt nicht, dass der große Seto Kaiba um eine Antwort verlegen ist. Es wäre das erste Mal, dass du einer Konfrontation auf so billige Weise entfliehst. Und nebenbei bemerkt... wenn du die Chance nicht nutzt, dann wird jemand anderes es tun." Jetzt erscheint ein fast schon diabolisches Grinsen auf Bakura´s Gesicht und der Dieb bedenkt mich mit einem anzüglichen Blick. "Ich würde das Hündchen recht gern übernehmen, falls du..."
 

"Vergiss es!"
 

Kaiba´s eisig Stimme hallt wie ein Donnerschlag durch das Zimmer und ich zucke unwillkürlich zusammen. Bakura dagegen grinst ungerührt weiter. "Es reicht! Ich rate dir zu verschwinden ehe ich die Polizei alamiere." meint Kaiba mit seinem altbekannten Tonfall, der keinen Widerspruch duldet. "Ich zähle bis drei..."
 

Bakura rührt sich nicht. Einen Moment sieht er Kaiba abschätzend an, dann seufzt er. "Cool down, ihr seid gleich wieder allein." meint er und wirft Kaiba einen süffisanten Blick zu. "Macht was daraus." fügt er hinzu und dreht sich im nächsten Moment auch schon um, um den Raum auf dem gleichen Weg zu verlassen wie er ihn betreten hat, die Tür lässig hinter sich schließend.
 

Unsicher und auch ein wenig verlegen sehe ich Kaiba an. "Der Dieb weiß also auch schon davon." stellt er nüchtern fest und ich nicke leicht. Ich versuche ihn anzugrinsen, aber ich glaube, ich schaffe es nur schief zu lächeln. Vielleicht ziehe ich auch nur eine Grimasse. Ich hätte wissen müssen, dass Bakura sich einmischen würde. Wenn er das Ganze schon beobachtet, war eigentlich klar, dass er nicht umhin kann einzuschreiten.
 

Kaiba mustert mich einen Moment lang abschätzend. "Was ist zwischen Bakura und dir?" will er dann wissen und beäugt mich so kritisch, dass ich unwillkürlich schlucke. "Nichts." entgegne ich dann, doch er sieht mich weiterhin forschend an und ich schätze, er denkt an den Kuss in der Schulhalle. Ich spüre wie meine Wangen wieder zu brennen beginnen. "Echt jetzt. Da ist nichts. Keine Ahnung was das sollte." erkläre ich ernst. Mein Herz schlägt wieder einmal viel zu schnell. Er wird doch wohl nicht ernsthaft denken, dass ich...
 

Mein Gegenüber schweigt und ich glaube, er denkt tatsächlich über Bakura´s Worte nach. Ich mache unsicher einen Schritt auf ihn zu.
 

"Ähm, Kaiba?"
 

"Was?" fragt er ungehalten.
 

Ich schlucke erneut. Meine Hände sind schweißnass. "Ähm..." hebe ich von Neuem an. "Willst du mich?"
 

Ich sehe wie er sich seine Züge etwas verändern. Die Härte, die er eben noch Bakura gegenüber an den Tag gelegt hat, fällt von ihm ab und ich glaube fast, dass so was wie ein Lächeln um seine Mundwinkel zuckt.
 

"Dein Hundeblick ist wirklich zu köstlich, Wheeler." erwidert er und seufzt.

Logische Konsequenzen

"Und was heißt das jetzt?" frage ich unsicher nach.
 

Er sieht mich einen Moment abschätzend an und zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass Kaiba unschlüssig ist. Normalerweise ist er in der Lage Entscheidungen binnen Sekunden zu treffen. Sein Gehirn ist so angelegt, dass er innerhalb kürzester Zeit für und wider abwägen kann, um schnellstmöglich eine Entscheidung zu treffen. Ich schätze, das muss er in seinem Berufsleben auch können. Aber jetzt und hier scheint er unschlüssig zu sein.
 

Aber hey, das ist doch gut. Ich meine für mich. Zumindest sagt er nicht gleich nein, folglich habe ich eine Chance.
 

Seine blauen Augen ruhen auf mir und ich vermag seinen Blick augenblicklich nicht im Mindesten zu deuten. Einerseits wirkt er als würde er mich zum ersten Mal wirklich ansehen oder mich anders wahrnehmen als zuvor. Ich halte seinem Blick ruhig stand und warte.
 

Unwillkürlich muss ich über Bakura´s Worte nachdenken. Hat er versucht Kaiba eifersüchtig zu machen? Aus diesem Grund hat er mich auch in der Schule schon geküsst, oder? Und naja... irgendwie scheint das eine gewisse Wirkung auf Kaiba gehabt zu haben und wenn dem tatsächlich so ist, wenn er eifersüchtig ist, dann heißt das doch...
 

"Wheeler, ich..." hebt er an und ich falle ihm gleich wieder ins Wort. "Ja oder nein, Kaiba." dränge ich ihn sanft und lege den Kopf schief. "Wenn du mich nicht willst, naja, dann werd ich keinen Unsinn machen. Ich bring mich dann nicht um oder so. Ich werd´s auch keinem erzählen." erkläre ich ihm ernst und seine Augen weiten sich kurz. Dann nickt er leicht. "Also, ja oder nein?" will ich wissen. "Ähm... wir könnten... also, vielleicht hilft noch ein Kuss bei der Entscheidung." Ich grinse ihn unsicher an und er mustert mich einen Moment abschätzend. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er nicht abgeneigt wäre. Also mich zu küssen und naja, Duke meinte, dass Küssen immer ne gute Idee wäre.
 

Unsicher mache ich noch einen Schritt auf ihn zu und sein Blick trifft meinen. Gerade als ich meinen zweiten Versuch starten will, packt er mich und übernimmt die Kontrolle über das Vorhaben. Ich weiß im ersten Moment gar nicht so recht was passiert, doch dann spüre ich seine Lippen auf meinen und meine Lider senken sich schlagartig. Ich glaube, ich klammere mich unbeholfen an seinem Hemd fest und keuche im nächsten Moment auch schon auf als ich seine Hand in meinem Nacken spüre.
 

Tea hatte Recht. Manche Küsse ziehen einem den Boden unter den Füßen weg. Krasse Sache. Echt jetzt. Ich glaube fast, wenn ich die Augen wieder öffne, wird sich alles drehen und naja... er kann es. Küssen, meine ich. So gut wie Duke ist er allemal. Unwillkürlich frage ich mich, woher er das kann. Also mit wem er es geübt hat. Aber der Gedanke durchzuckt nur kurz meinen Verstand, dann fühle ich nur noch und ich glaube sogar, seinen Herzschlag wahrzunehmen.
 

Als er sich erprubt von mir zurückzieht, spüre ich wie mein Herz noch einen Tick schneller zu schlagen beginnt und als er seinen Mund öffnet halte ich die Luft an. Mein Blick hängt gebannt an seinen Lippen. Fuck, meine Knie sind aus Pudding. Ich hoffe, ich kippe nicht gleich um.
 

"Bakura wäre kein angemessenes Herrchen für dich." sagt er dann und schenkt mir ein süffisantes Lächeln. "Ich glaube kaum, dass er in der Lage wäre, richtig mit dir umzugehen, Hündchen."
 

Ich schlucke und wage es nicht seine Worte zu deuten. Ok, natürlich werte ich sie als ein "Ja", aber bei Kaiba weiß man ja nie und ich wünschte echt, er würde Klartext reden. Ich überlege kurz was ich erwidern soll, weiß aber nicht so recht, was ich sagen könnte. Immerhin ist von meiner Seite schon alles gesagt, oder? Es liegt jetzt allein an ihm. Vorsichtig mache ich noch einen Schritt auf ihn zu und rechne fast damit, dass er zurückweicht, doch er bleibt ungerührt stehen und ich blicke unsicher zu ihm auf.
 

"Du bist und bleibst mein Hündchen." höre ich ihn dann sagen und mein Herz bleibt für einen Moment stehen. "Echt jetzt?" frage ich blöd nach. Er zieht die rechte Braue nach oben. "Du müsstest mich eigentlich gut genug kennen, Wheeler, um zu wissen, dass ich selten zu Scherzen aufgelegt bin." entgegnet er nüchtern und ich grinse ihn an. "Dann..." Ich wage es nicht weiter zu sprechen, aber das muss ich auch nicht, denn scheinbar hat der Herr sich endlich entschlossen, etwas zu unserer Unterhaltung beizutragen.
 

"Ich kann nicht umhin, anzuerkennen, dass dein Engagement mich durchaus... beeindruckt, Köter. Dein Auftritt in meinem Büro war schon recht interessant, wenn auch befremdlich." erklärt er ruhig weiter. "Zudem hat dieser unverschämte Dieb zumindest mit einem Punkt Recht, so etwas kann man nicht länger mit ansehen. Es scheint mir ohnehin so, dass jemand ein Auge auf dich haben sollte."
 

Kaiba hat sich scheinbar wieder gefasst. Zumindest wirkt er so. Seine Züge verraten mal wieder nicht das Geringste und seine Stimme ist so sachlich-nüchtern wie ich es von ihm gewohnt bin.
 

Ich lege den Kopf schief und sehe ihn einen Moment abschätzend an.
 

"Ähm... cool."
 

Ok, das hätte ich jetzt vielleicht nicht sagen soll. So was sagt man doch auch nicht, wenn man gerade...
 

Kaiba wirft mir einen merkwürdigen Blick zu, dann schnellt die rechte Braue wieder in die Höhe und er meint: "Dein Wortschatz lässt zu wünschen übrig, Köter."
 

Ich grinse ihn verlegen an und kratze mir am Kopf. "Ähm... ja. Also... was ich sagen wollte... ähm... ich bin... froh."
 

Der Brünette schmunzelt leicht. "Das will ich dir auch geraten haben." entgegnet er und ich sehe ihn einen Moment erstaunt an. "Ähm, Kaiba?" frage ich dann und er seufzt. "Also, dann bin ich dir nicht egal?" hake ich zaghaft nach und rechne fast damit, dass er mir wieder einen seiner harschen Kommentare um die Ohren wirft, aber stattdessen scheint er für einen Moment zu überlegen.
 

"Wheeler, du bist eine Plage, mein persönliches Waterloo." meint er dann und bedenkt mich mit einem merkwürdigen Blick. "Aber du bist der einzige Mensch neben Mokuba, der mir nie egal sein könnte. Alleine schon, weil du es immer wieder mit deinen unbeschreiblich dämlichen Aktionen schaffst mich..." Er hält inne und presst die Lippen aufeinander. Ich grinse ihn schief an. "Dich aus der Fassung zu bringen?" beende ich seinen Satz und er verzieht missbilligend den Mund.
 

"Mich kurzfristig zu irritieren, Köter. Manchmal glaube ich fast, dass das deine Lebensaufgabe zu sein scheint. Zumindest ist es eine Sache, die du bislang ausnahmsweise einmal mit Bravour meisterst." meint er dann und ich brauche einen Moment, um seinen Worten folgen zu können.
 

"Ähm... ok." Er verdreht die Augen, sagt jedoch nichts. "Und... naja, was heißt das jetzt?" will ich wissen und habe den Verdacht, dass der gute Kaiba keine Ahnung hat. Ok, ich auch nicht. Ich meine, ich habe eigentlich noch nicht wirklich weiter gedacht als bis zu diesem Punkt. Mit ein paar Ausnahmen natürlich, aber daran darf ich jetzt nicht denken. Ich schätze nämlich, dass es keine gute Idee ist, ihm jetzt mit Duke´s Weisheiten zu kommen.
 

"Du wirst dich von Bakura fern halten." erklärt er dann und sein Tonfall drückt deutlich aus, dass er keinerlei Widerspruch duldet. Ich blinzele. Wow, scheint fast so als wäre er tatsächlich... eifersüchtig? Kann das sein? Aber das würde ja bedeuten, dass ich ihm etwas bedeute, oder? Ja, ich muss ihm was bedeuten. Also zumindest wenn man es logisch betrachtet.
 

Ich nicke einfach mal, auch wenn ich nicht so ganz weiß was ich genau davon halten soll. "Und du wirst es unterlassen, Dinge, die mich betreffen, mit diesem Dieb oder Devlin zu erörtern. Ganz zu schweigen vom Rest des Kindergartens." fährt er in routiniert sachlichem Tonfall fort und ich starre ihn mit offenem Mund an. "Ähm... ok." entgegne ich schließlich unsicher. Im Grunde habe ich ja auch alles Wesentliche schon erörtert, oder?
 

"Und du wirst niemandem gegenüber ein Wort darüber verlieren, hast du mich verstanden?" Seine blauen Augen blitzen eisig auf und ich schlucke. "Über was?" rutscht es mir unwillkürlich aus und Kaiba verdreht erneut die Augen. "Du bist ein Idiot." höre ich ihn dann sagen und funkele ihn wütend an. "Hey!" fahre ich ihn dann auch schon an. "Ich glaub nicht, dass man so mit seinem..." Ich breche schlagartig ab. Kaiba hat die rechte Braue wieder in die Höhe gezogen. "Echt jetzt!" fange ich von neuem an. "Ich bin weder ein Hund noch ein Idiot, auch wenn es nicht gerade von großer Klugheit zeugt, sich in so einen Arsch zu verlieben, aber naja..." Ich zucke mit den Schultern und wedele dann unsicher mit den Händen durch die Luft. "Ich meine... wir sind doch jetzt..." Wieder beende ich den Satz nicht und sehe ihn nur unsicher an.
 

"Wir sind gar nichts, Wheeler. Wir haben lediglich festgestellt, dass unser bisheriges Verhältnis sich verändert hat." sagt er mit diesem sachlich-kühlen Tonfall, der mein Blut schlagartig wieder in Wallung bringt.
 

"Dafür, dass du so gut mit Worten kannst, Kaiba, scheust du dich echt mal das Offensichtliche auszusprechen." entgegne ich säuerlich. "Und jetzt sag nicht, dass das nur mein Ding wäre. Du willst es doch scheinbar auch. Also..."
 

Kaiba quittiert meine Aussage mit einem scharfen Blick, aber davon lasse ich mich jetzt nicht beeindrucken. "Wenn wir schon reinen Tisch machen, Kaiba, dann machen wir das jetzt richtig. Ich hab dir gesagt, was Sache ist und jetzt bist du dran. Und jetzt eier gefälligst nicht rum. Du hast mich gerade geküsst und für gewöhnlich bedeutet das was. Tea sagt, man macht so was normalerweise nicht, wenn der andere einem egal ist oder man nichts von ihm will." fahre ich ihn an. "Gardner." höre ich ihn missbilligend sagen und er fixiert mich für einen Moment so intensiv, dass es mich Kraft kostet, seinem Blick Stand zu halten.
 

Schließlich scheint er einen Entschluss gefasst zu haben. "Also gut, Wheeler, wie du willst." meint er nach einer Weile und seufzt. "Ich weiß nicht warum, aber du bist mir alles andere als egal und der Gedanke, dass Bakura und du -." Er beendet den Satz nicht, sondern hält kurz inne. "Du willst mich für dich." stelle ich mit einem schiefen Grinsen fest. Für ein paar Sekunden presst er hart die Lippen aufeinander und ich habe fast das Gefühl, dass er innerlich mit sich ringt. "Sag´s doch einfach. Mich schockt nichts mehr." helfe ich ihm fröhlich auf die Sprünge und er nickt zu meiner Überraschung leicht. "Ja." sagt er dann schlicht und ich blinzele. "Ja?" wiederhole ich ziemlich belämmert.
 

"Ja!" herrscht er mich scharf an. "Ja, ich denke, das will ich, auch wenn ich keinen logischen Grund dafür sehe."
 

Mein Herz schlägt in dem Moment wahrscheinlich einen Purzelbaum. Ich meine, das ist... wow. Also echt mal. So was von wow. Ok, er hätte es vielleicht etwas anders ausdrücken können, mit mehr Zuckerguss oder so, aber naja, immerhin rede ich hier mit Kaiba. Der hat´s nicht so mit Zuckerguss oder Feingefühl. In dem Punkt ist er ein Stümper. Der Oberstümper, aber für sein Verhältnis war das ja fast schon ne Liebeserklärung.
 

"Wirklich?" hauche ich sichtlich ergriffen und er verdreht wieder einmal die Augen. "Wheeler, ich warne dich..." hebt er an, aber ich lasse ihn nicht weiter reden. Ich packe ihn am Kragen und presse meine Lippen auf seine. Das Wesentliche ist ja jetzt geklärt. Ich weiß, was ich wissen wollte, so halbwegs zumindest und auch wenn ich jetzt nicht gerade den Plan habe, wie das jetzt weitergehen wird, abgesehen davon, dass ich bereits ahne, dass ich eine Menge obskurer Auflagen bekommen werde, was unser neues Verhältnis anbelangt, scheint mir bisher doch alles recht gut zu laufen. Besser als erwartet.
 

"Hey, das ist toll." japse ich als ich mich wieder von ihm löse und er beäugt mich mit einem kritischen Blick. "Ich meine, dich zu küssen. Viel besser als mit Duke."

Aussprache

Kaiba´s Blick bohrt sich geradezu in mich und die Tatsache, dass die rechte Augenbraue schon wieder steif in der Höhe steht, zeugt dieses Mal ganz eindeutig von Missbilligung und naja, natürlich auch von der unausgesprochenen Frage, die nun im Raum steht.
 

Ich bin aber auch ein Dulli. Echt jetzt. So was kann auch nur mir rausrutschen und dann auch noch bei Kaiba. Jeder andere würde vielleicht nicht mal darauf achten, was sein Gegenüber in solch einer Situation sagt, aber Kaiba... Gott, der Arsch achtet auf alles!
 

Ich grinse ihn unsicher an und kratze mir am Kopf. Er sieht mich weiterhin mit ausdrucksloser Miene an und ich bin sicher, dass er auf eine Antwort oder besser gesagt eine Erklärung wartet. Meine Gedanken überschlagen sich und ich versuche mir meine nächsten Worte zurecht zu legen. Immerhin will ich ihn nicht gleich wieder verärgern, aber naja, was soll ich denn sagen?
 

"Also, die Sache ist die..." fange ich unsicher an.
 

Kaiba beäugt mich ungeduldig. "Erspar mir eine deiner Ansprachen, von denen ich ohnehin nur die Hälfte verstehe, und komm gleich zum Punkt, Wheeler." fordert er mich auch schon auf und ich schlucke.
 

"Ich hab mit Duke geübt." erkläre ich dann und mein Kopf steht jetzt sicher in Flammen. Kaiba zieht leicht die Brauen zusammen. "Geübt?" fragt er ungläubig. Ich nicke eifrig. "Ich wollte doch nicht unvorbereitet herkommen. Ich meine, ich wusste ja nicht wie es laufen würde, aber naja, es ist ja bekannt, dass Küssen dazu gehört und ich dachte, es ist besser, wenn ich weiß wie das geht, damit ich mich nicht zum Idioten mache, wenn ich es bei dir versuche."
 

Ich zucke hilflos mit den Schultern. "Verdammt, ich wollte nicht, dass du mich als drittklassigen Küsser ansiehst und deshalb musste ich halt üben. Und weil ich doch niemanden hatte, Tristan konnt ich ja schlecht fragen, hab ich Duke gefragt und..."
 

"Wheeler!" unterbricht er mich und ich zucke leicht zusammen. "Ja?" Kaiba´s Blick verrät nicht das Geringste. Er sieht mir lediglich in die Augen und es ist unmöglich an seinem Gesichtsausdruck irgendetwas ablesen zu können. "Willst du mir ernsthaft erklären, dass du mit Devlin..." Seine Augen weiten sich und ich glaube, nein, eigentlich bin ich mir sicher, dass es ihm nicht nur schwer fällt seinen Gedanken auszusprechen, sondern dass ihm die Tatsache, dass Duke und ich geknutscht haben, nicht behagt.
 

"Wir haben geübt. Nichts weiter. Keine Sorge. Ich will nichts von Duke und er will nichts von mir. Einmal abgesehen davon, dass Bakura uns dann ins Schattenreich verbannen würde." sprudelt es aus mir heraus. "Ich wollte halt vorbereitet sein. Müsste dir doch eigentlich einleuchten, Mr. Ich-kann-alles. Ich hatte keinen Bock mich zu blamieren, wenn´s so weit ist."
 

Kaiba sieht mich weiterhin schweigend an, dann beginnen seine Mundwinkel zu zucken. "Du hast mit Devlin geübt, um dich auf ein Treffen mit mir vorzubereiten?" fragt er dann und ich glaube, ich sehe ihn zum ersten Mal seit ich ihn kenne wirklich vergnügt grinsen. Ich nicke. "Jepp. So sieht´s aus." erwidere ich ernst. "Tea meint immer, es wäre wichtig, dass das auf Anhieb klappt. Wenn der erste Kuss mies ist, dann macht das alles andere als einen guten Eindruck und da dachte ich mir eben..."
 

Ich halte inne als er laut los lacht. "Wheeler, du bist einmalig." Ich runzele leicht die Stirn. "Auf solche Gedanken kannst auch nur du kommen." befindet er und ich bin nicht sicher was ich davon halten soll, bin aber gewillt es mal als Kompliment zu werten. "So was ist doch wichtig." erwidere ich etwas kleinlaut und er wird schlagartig wieder ernst.
 

"In der letzten Zeit scheinst du auf noch absonderlichere Ideen zu kommen als ich es von dir gewohnt bin." meint er und mustert mich erneut. "Aber eines muss man dir lassen, dein Engagement ist wirklich bemerkenswert, auch wenn ich solch eine Maßnahme als übertrieben erachte."
 

"Das hat Duke auch gesagt." erwidere ich und grinse. "Er meinte nämlich, dass du vielleicht auch nicht wissen würdest wie es geht und naja, dann würde es ja keine Rolle spielen."
 

Wieder zucke ich leicht mit den Schultern und Kaiba schmunzelt. "So?" fragt er. "Das denkt Devlin also?" Ich erwidere nichts, aber er belässt es auch dabei. "Zukünftig wirst du von solchen Praktiken absehen, Köter." erklärt er einen Moment später und wirft mir einen scharfen Blick zu. Ich brauche einen Augenblick, um zu verstehen was er meint. Dann spüre ich wie meine Wangen schon wieder zu brennen beginnen.
 

"WOW!" enfährt es mir dann auch schon entsetzt. "Hey, ich hab nicht vor sonst was mit Duke zu üben. Es hat mir voll und ganz gereicht, dass er mir einen Film über diese Sachen gezeigt hat. Da brauchst du dir echt keine Sorgen zu machen und überhaupt..."
 

Ich halte schlagartig inne als ich zum einen bemerke, dass seine Wangen sich leicht röten und mir klar wird, dass ich einen entscheidenend Punkt vergessen habe.
 

"Ähm Kaiba?" setze ich vorsichtig an und er verdreht wie erwartet die Augen. "Ich hasse es, wenn du so einen Satz beginnst." bemerkt er trocken und ich grinse. "Ähm, sorry... aber... Naja, die Sache ist die... ich werde mich nicht so einfach von Bakura fernhalten können." erkläre ich zaghaft und er sieht mich fragend an.
 

"Wir haben nämlich einen Deal, weißt du? Und ich muss meinen Teil der Abmachung noch erfüllen." erzähle ich weiter. Kaiba´s blauen Augen fixieren mich erneut. "Was für einen Deal? Sprich gefälligst nicht in Rätseln, Wheeler." fährt er mich dann an und ich schlucke. "Bakura wollte mir helfen, ich meine mit dir." erkläre ich nach kurzem Zögern aufrichtig. "Und ich soll ihm dafür helfen."
 

Für einen Moment herrscht Schweigen und ich schätze, Kaiba wird nicht verstehen was ich ihm da zu sagen versuche und mir fällt ein, dass ich ihm vielleicht auch erzählen sollte, dass Tristan und Tea glauben, dass Duke und ich... Nicht, dass es am Montag ein böses Erwachen oder so gibt, wenn die Beiden sich auf mich stürzen und mich wegen Duke ausfragen oder schlimmer noch, einen ihrer Pläne schmieden.
 

"Wobei sollst du Bakura helfen?" will der Eisklotz wissen und in seiner Stimme schwingt eindeutig etwas bedrohliches mit. Scheint als wäre da tatsächlich jemand eifersüchtig. Hallo!
 

Ich überlege noch einen Moment ob ich die Karten auf den Tisch legen soll oder genauer gesagt, wie ich das am Besten mache, denn eine große Wahl habe ich nicht. Ihn anlügen kann ich schlecht und mir fällt sowieso auf die Schnelle keine plausibele Ausrede ein.
 

"Bei Duke." erwidere ich schließlich und Kaiba starrt mich einen Moment irritiert an. "Bakura steht auf Duke und ich soll ihm helfen..." setze ich an und werde auch schon beim nächsten Atemzug unterbrochen. "Erspar mir die Details." fordert er mich ungehalten auf. "Ich will es nicht wissen."
 

Ich nicke leicht und bin fast geneigt zu sagen, dass ich das nur zu gut verstehen kann. Ich wäre schließlich auch froh, wenn mir die Details diesbezüglich erspart geblieben wären.
 

Seine nächsten Worte überraschen mich allerdings doch etwas. "Wenn du einen Deal mit dem Dieb hast, wirst du dich daran halten müssen, auch wenn mir schleierhaft ist, in wiefern Bakura dir mit mir helfen wollte oder konnte. Wie dem auch sei, du wirst deinen Umgang mit dem Dieb auf das Nötigste beschränken und ich warne dich: kein weiteres Wort über..."
 

Er scheint nach dem passenden Wort zu suchen, aber ich verstehe auch so und nicke. "Uns. Schon klar. Keine Sorge, Kaiba." beende ich den Satz für ihn und sehe, dass er kaum merklich zuckt als ich das Wörtchen "uns" benutze, er widerspricht jedoch nicht.
 

"Und wie gesagt, auch was den Rest des Kindergartens anbelangt..."
 

"Werde ich schweigen wie ein Grab." versicher ich ihm schnell. "Weißt du, momentan glauben Tea und Tristan sowieso ich hätte was mit Duke, also wunder dich nicht... Das war ein Missverständnis und ich werd´s auch irgendwie aufklären, aber..."
 

Nun unterbricht er mich unwirsch. "Ohne meine Beteiligung dabei zu erwähnen!"
 

Wieder nicke ich. "Klar doch. Das hab ich verstanden. Denkst du ich bin scharf darauf, ihnen zu erzählen, dass ich auf dich stehe? Reicht mir schon voll und ganz, dass Bakura und Duke das wissen und..." Ich halte schlagartig inne und beiße mir auf die Unterlippe. "Ist ja auch ne Sache zwischen uns."
 

Kaiba nickt und scheint sich wieder ein klein wenig zu entspannen. Ich sehe ihn fragend an.
 

"Und wie wird das jetzt laufen? Ich meine... wir haben jetzt doch ein Date, oder?" will ich wissen und damit irritiere ich ihn wohl erneut. Ich schätze, so weit hat der gute Kaiba noch nicht gedacht. Ich meine, ist klar, dass er zuerst an seinen Ruf und so denkt, aber ansonsten hat er wohl alles weitere noch außer Acht gelassen.
 

Ich sehe ihm deutlich an, dass er überlegt. Ich sehe ihn dabei mit einem zaghaften Lächeln an und jetzt wohl der größte Teil meiner Anspannung von mir gefallen ist, muss ich echt sagen, dass ich mich gerade wohl fühle. Ok, es ist nach wie vor noch etwas seltsam hier zu sein, ihm gegenüber zu stehen und naja, ihn nicht anzukeifen. Ich denke mal, dass es ihm ähnlich geht.
 

Da fällt mir ein...
 

Auch wenn er´s jetzt nicht wirklich klar und mit Zuckerguss gesagt hat, er scheint doch auch Gefühle für mich zu haben, oder? Es kann doch nicht nur daran liegen, dass er befürchtet, ich könnte zu Bakura überlaufen, dass er mich geküsst hat. Aber ich schätze mal, es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt auch noch darüber zu reden. Das werde ich ihn ein anderes Mal fragen, vielleicht, wenn wir uns schon etwas näher stehen.
 

Unwillkürlich muss ich schlucken.
 

Kaiba mustert mich misstrauisch. "Was ist los, Wheeler?" werde ich dann auch schon mit eisiger Stimme gefragt. Ich grinse ihn unsicher an. "Naja, die Sache jetzt, also dass mit uns..." Er verdreht die Augen, aber ich ignoriere die Geste geflissentlich. "Was machen wir denn jetzt?" hake ich nach und Kaiba wirft mir einen spöttischen Blick zu.
 

"Da dieses "Date" deine Idee war und du dir im Vorfeld scheinbar schon so viele Gedanken bezüglich dieser Situation gemacht hast, müsstest du dir diese Frage doch eigentlich selbst beantworten können, Köter." meint er mit einem süffisanten Lächeln und ich sehe ihn einen Moment verdattert an. Schlagartig kommen mir Duke´s Worte wieder in den Sinn. Ich seh sogar diesen Film wieder vor mir. Aber hey, das wird der Penner doch nicht meinen, oder? Ich meine, das geht doch nicht.
 

"Ähm, meinst du nicht, damit sollten wir noch warten, Kaiba?" frage ich vorsichtig. "Ich meine... wir sollten vielleicht erstmal, naja, keine Ahnung... lernen uns mit Vornamen anzureden oder so?"
 

Einen Moment lang sieht der Eisklotz mich fragend an, seine Augen weiten sich etwas, dann fängt er erneut an zu lachen und auch wenn ich sofort sicher bin, dass er über mich lacht, muss ich doch feststellen, dass er ein schönes Lachen hat, denn es ist keineswegs seine diabolische Lache, die er an den Tag legt, wenn er denkt, dass er Yugi gleich schlagen wird und sich schon hämisch freut. Dieses Lachen hat etwas ungezwungenes, freies und es lässt sein Gesicht schlagartig sanfter wirken.
 

"Was macht man üblicherweise bei einem Date, Sherlock?" fragt er mich schließlich und es klingt fast nach einer ernsthaften Frage. Ich zucke mit den Schultern. Hey, also ob ich so viel Ahnung davon hätte, aber gut. Ich denke über seine Frage nach. "Keinen Plan, Kino, Eis essen... so was halt. Spaß haben." erwidere ich und er zieht leicht die Brauen zusammen.

"Böse" oder die Tücken der modernen Zeit

"Na, was habe ich verpasst?"
 

Bakura grinst mich genüßlich an und ich spüre, dass ich unter seinem Blick schon wieder rot werde. Davon abgesehen bin ich nicht sicher, was ich dem Dieb erzählen soll. Kaiba hat sich schließlich deutlich ausgedrückt. Wenn´s nach ihm geht, dann darf ich zu niemandem ein Wort sagen, aber ich schätze, dass Bakura sich nicht abspeisen lassen wird.
 

Ich überlege kurz und der Dieb mustert mich derweil sichtlich vergnügt. "Na, los, Wheeler." drängt er mich. "Ich hoffe doch, dass ihr nicht nur rumgelabert habt."
 

"Naja..." beginne ich vorsichtig und der Weißhaarige verschränkt die Arme vor der Brust. "Jetzt sag nicht, dass ihr nur geredet habt!" meint er und ich schüttele den Kopf. "Ähm, nein. Nicht nur." erwidere ich und er nickt zufrieden. "Ra sei Dank." sagt er sichtlich erleichtert und fixiert mich erneut. "Also raus mit der Sprache. Was hat Mr. Kühlschrank gesagt und getan?" Er zwinkert mir zu und ich zucke mit den Schultern. "Also wir haben was gegessen und ferngesehen. Naja, genau genommen hab ich ferngesehen." erzähle ich dann etwas stockend und Bakura mustert mich spöttisch.
 

"Wie lahm." befindet er. "Ihr habt nur brav da gesessen und in die Glotze geguckt? Herrje... Habt ihr wenigstens Händchen gehalten dabei?"
 

Ich werfe ihm einen entrüsteten Blick zu. "Spinnst du?" fahre ich ihn dann auch schon an. Bakura grinst. "Na, wenn weiter nichts war, dann hab ich wohl nichts verpasst." höre ich ihn dann sagen und er seufzt. "Dabei hätte ich von euch etwas mehr erwartet... Aber gut, kann ja noch werden. Bin gespannt wie das weitergeht. Hoffentlich ist Kaiba morgen wieder da. Ich kann es kaum erwarten..:"
 

"Kein Wort darüber!" unterbreche ich ihn harsch und Bakura funkelt mich giftig an. "Echt jetzt. Ich musste ihm versprechen, dass ich mit keinem darüber reden und auch niemandem was erzähle, aber da du ja ohnehin davon weißt... Aber du wirst deine Klappe halten! Kaiba wird sonst sicher ungemütlich."
 

Bakura beäugt mich einem Moment mit einem süffisanten Lächeln. "Ungemütlich ist der Eisklotz immer." meint er dann spöttisch, zuckt aber im nächsten Moment mit den Schultern. "Er will es also geheimhalten. Naja, war zu erwarten. Trotzdem freu ich mich auf sein Gesicht. Ich bin gespannt ob man ihm ansieht, dass er..." Er hält inne und sein Blick wird ernst. "Hat er dir wenigstens gesagt, dass er auf dich steht?" fragt er und ich verschlucke mich fast an meiner Coke.
 

"Nicht so ganz." gebe ich zu und Bakura verdreht die Augen. "Typisch Kaiba. Wäre auch zu schön gewesen..." Der Dieb schüttelt missbilligend den Kopf. "Hat er es dir dann wenigstens gezeigt?" hakt er weiter nach und ich schätze, jetzt glüht mein Kopf. "Ähm..." hebe ich unsicher an und die Miene des Diebes hellt sich auf. "AH!" Er grinst mich vergnügt an. "Gut, immerhin etwas."
 

Bakura lehnt sich leicht vor und mustert mich mit verschwörerischem Blick. "Und nun zur Sache, Wheeler." meint er. "Wie küsst der Eisberg?"
 

Ich verdrehe unwillkürlich die Augen und will gerade erwidern, dass es ihn gar nichts angeht, doch da fährt er schon fort. "Kann er es oder nicht? Ich bin mir unschlüssig, also..." Er sieht mich erwartungsvoll an und ich seufze. "Er kann es." gebe ich schließlich kleinlaut zu und das Grinsen des Diebes wird noch breiter.
 

"Und?" will er dann wissen.
 

Ich sehe ihn verständnislos an. "Und was?" Bakura verdreht die Augen. "Wheeler, du bist wirklich ein Idiot." meint er dann. "Wie war es? Lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Erzähl schon. Das bist du mir schuldig. Ich habe es mir verdient unterhalten zu werden, immerhin wäre es vermutlich nichts geworden, wenn ich nicht reingeschaut hätte. Obwohl ich zugeben muss, dass du gar nicht so schlecht warst als du in die Offensive gegangen bist. Die Szene war wirklich unterhaltsam. Ich habe sie mir noch ein paar Mal ansehen müssen."
 

Bakura grinst amüsiert und in seinen Augen leuchtet es kurz auf. "Was???" frage ich verständnislos. "Wie meinst du das, du hast sie dir ein paar Mal angesehen?"
 

Ich spüre wie Panik in mir aufsteigt, denn ich ahne die Antwort bereits. Bakura tippt lässig auf sein Handy, dass vor ihm auf dem Tisch liegt. "Denkst du ich lass mir die Gelegenheit entgehen?" kontert er vergnügt. "Das Video ist eine Menge wert und wer weiß... vielleicht brauche ich es irgendwann einmal als Druckmittel." Er zuckt mit den Schultern und ich starre ihn fassungslos an. "Aber du kannst doch nicht... ich meine, Kaiba wird... Oh Gott." Ich schüttele entsetzt den Kopf.
 

"Cool down, Hündchen. Ich hab nicht vor ihn zu erpressen. Noch nicht." Der Dieb zwinkert mir zu. "Ich hab nur gerne was in der Hinterhand und wer weiß... wenn ich meinen Vergeltungskrieg gegen den Pharao beginne, brauche ich vielleicht eure Hilfe." Erneut zwinkert er und ich schlucke.
 

Fuck off. Das hätte ich mir doch denken können, oder? Der Kerl ist echt verrückt und wenn Kaiba das erfährt... Oh Mann, daran darf ich gar nicht denken.
 

"Also spuck´s aus. Unterhalte mich." fordert der Dieb mich auf und ich brauche einen Moment, um zu begreifen was er damit meint. "Es war gut." erwidere ich leise und Bakura seufzt theatralisch auf. "Gut? Bei Ra! Was besseres fällt dir nicht ein?" Er funkelt mich herausfordernd an. "Details, Wheeler. Jetzt rück schon raus mit der Sprache oder ich werde Kaiba fragen."
 

Ich seufze resignierend. Hey, ich bin sicher, dass er das tatsächlich tun würde. Ja, Bakura kennt keine Skurpel und Schamgefühl... HA! Das gibt es in seinem Wortschatz sicher nicht. Genauso wie Feingefühl und Zurückhaltung. Da fällt mir ein...
 

"Wie ist es eigentlich mit Duke gelaufen?" will ich wissen. Bakura verzieht den Mund. "Lenk nicht ab, Wheeler." erwidert er. "Zudem ist gar nichts gelaufen. Wir mussten das Essen verschieben. Er hatte einen wichtigen Termin. Irgendeine Fusion. Keine Ahnung. Jedenfalls war es wichtig. Deshalb war er heute morgen auch nicht in der Schule. Wir sehen uns daher erst heute Abend."
 

Ich nicke. Ich hatte mich schon gefragt, wo Duke heute steckt. Naja, ehrlich gesagt, hatte ich sogar schon eine Theorie. Eine sehr, sehr... sagen wir, mir ist ein erschreckender Gedanke gekommen. Bakura war nämlich so dermaßen gut gelaunt, dass ich schon dachte, er hätte Duke ins Nirvana gerammelt oder so. Ich meine, die Beiden scheinen es ja immer recht wild zu treiben.
 

Oh Gott. Ich will über so was doch gar nicht nachdenken!!!
 

"Und wirst du jetzt für ihn kochen?" frage ich weiter. "Sprich nicht so laut!!" fordert mich der Dieb entrüstet auf und ich blinzele. "Ist doch keiner hier, der uns kennt." entgegne ich und er wirft mir einen giftigen Blick zu. "Trotzdem." Erneut verschränkt er die Arme vor der Brust. "Das Thema wird nicht vertieft." erklärt er entschieden. "Und ja, ich werde es tun. Nebenbei bemerkt... du darfst mir gleicht bei den Vorbereitungen helfen. Ich muss auch noch einkaufen."
 

Ich nicke. "Klar, kein Thema."
 

Also damit habe ich jetzt auch wirklich kein Problem. Zeit habe ich sowieso. Kaiba ist geschäftlich unterwegs, weshalb er auch, genau wie Duke nicht in der Schule war. Seltsamerweise hat er mich darüber persönlich in Kenntnis gesetzt, was mich echt überrascht hat. Mein erstes richtiges Telefonat mit Kaiba.
 

Und ich kann euch sagen, das schickt einen ganz schön!
 

Echt jetzt. Ich lag nämlich noch im Bett. Ok, ich hätte eigentlich schon wach sein sollen, immerhin musste ich ja zur Schule, aber naja... Jedenfalls bin ich ganz schön erschrocken als plötzlich mein Handy ging und richtig irritiert war ich als ich checkte, dass der Anrufer Kaiba ist. Und dass Kaiba mich dann auch noch darüber unterrichtet, dass er nicht am Unterricht teilnehmen wird, weil er ein dringendes Meeting hätte...
 

Oh Mann, ich sag´s euch. Das war irgendwie krass. Ich meine, er hat jetzt nichts besonderes gesagt. Eigentlich nur so was wie "Wheeler, ich werde heute den Unterricht nicht besuchen. blabla." Den Rest hab ich nicht so ganz verstand. Klang nach nem superwichtigen Einsatz. Irgendwas finanzpolitisches oder so. Keinen Plan.
 

Aber wahrscheinlich macht man das so. Seinem Freund sagen, dass man...
 

Unwillkürlich muss ich schlucken. Bin ich das jetzt? Kaiba´s fester Freund?
 

"Was ist los mit dir, Wheeler?" höre ich Bakura fragen. "Du wirst irgendwie grün." Ich blinzele leicht und sehe den Dieb dann an, der mich mit einer Mischung aus Sorge und Verwirrung mustert. Ich schlucke wieder und versuche dann zu grinsen. "Ähm... ich hab gerade nur darüber nachgedacht, dass ich ja jetzt scheinbar, Kaiba´s Freund bin." gebe ich verlegen zu und Bakura runzelt kurz die Stirn.
 

Dann lacht der Dieb laut. "Ja, so sieht´s wohl aus. Du bist Kaiba´s Loverboy, naja, genau genommen wirst du es demnächst werden, Hündchen." meint Bakura lässig und ich verziehe leicht den Mund. Der Dieb gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. "Zumindest musst du dann nicht mehr unter seinem Bett schlafen." Er zwinkert mir zu und ich greife nach meiner Coke um den seltsamen Beigeschmack runterzuspülen.
 

"Aber zurück zum Wesentlichen." Der Weißhaarige wird schlagartig wieder ernst. "Wie ist er jetzt so? Kalt, warm... Sag´s schon. Ich würde wetten, dass er kleineswegs so kühl ist, wie er immer scheint, wenn er mal in Fahrt gerät. Wenn er nur ein bisschen was von Seth hat, dann müsste er eigentlich abgehen wie..."
 

Ich versetze ihm einen leichten Tritt an´s Bein. "Lass das. Ich finde das nicht komisch." erkläre ich entschieden und Bakura wirft mir einen wütenden Blick zu. "Ich auch nicht. Ich finde es interessant." entgegnet er und ich verdrehe die Augen. "Er kann küssen." erzähle ich schließlich. "Und naja, mir ist ganz schön heiß geworden."
 

Bakura grinst zufrieden. "Heiß ist immer gut. Das geht mir bei Duke auch so."
 

Ich schüttele unwillkürlich den Kopf.
 

Gott, wie weit ist es mit mir gekommen? Ich sitze hier und tausche mich mit dem Dieb über so was aus. Wie ein Mädchen. Wie bei einem Kaffeekränzchen.
 

"Da fällt mir ein..." Bakura wirft mir wieder einen ernsten Blick zu. "Was willst du eigentlich in Bezug auf Tea und ihr Bärchen unternehmen?"
 

Fuck, daran hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Ich stöhne leicht auf und Bakura lacht. "Die Ansprache der Kleinen heute Morgen war echt amüsant." befindet er und ich schüttele seufzend den Kopf.
 

Da Duke heute nicht anwesend war, ging Tea scheinbar davon aus, dass am Wochenende irgendwas zwischen uns vorgefallen sei. Und leider, leider wusste sie auch, keine Ahnung woher, dass ich die Nacht bei Duke verbracht hatte, nachdem ich mit Tris und ihr weg war. Das brachte mir eine kleine Standpauke ein. Frei nach dem Motto "Konntest du dich nicht beherrschen, Joey?"
 

Könnt ihr euch vorstellen, wie demütigend das ist?
 

Und wieviel Kraft es gekostet hat, die Klappe zu halten. Ich meine, sie hätte mir ja nicht geglaubt, dass nichts gelaufen ist und nur gemeint, dass ich mich herausreden will. Und die Wahrheit konnte ich ihr ja wohl auch schlecht sagen. Es würde mich echt mal interessieren, wer ihr gesteckt hat, dass Duke und ich uns auf der Straße geküsst haben und ich dann mit zu ihm bin. Baküra würde ich sowas ja zutrauen, aber welchen Nutzen hätte er davon? Ich glaube auch nicht wirklich, dass er es nur aus purem Vergnügen erzählen würde.
 

Jedenfalls hat Tea mich ordentlich in die Mangel genommen und Tristan, der Verräter, stand die ganze Zeit dabei und nickte zustimmen. Und der Rest der Bande... HA! Yugi und Atemu grinsten sich einen ab und Bakura... Tja, für den war das wahrscheinlich mal wieder Entertainment pur. Eine neue Folge "Joey Wheeler und die Demütigungen des Alltags" oder so.
 

"Keinen Plan." erwidere ich und Bakura nickt. "Dacht ich mir." entgegnet er. "Tja, am einfachsten wäre es natürlich, ihnen reinen Wein einzuschenken, aber ich schätze dagegen hat dein Herrchen was."
 

Ich nicke. "Jepp, er will nicht, dass ich darüber rede und ich konnte es mir auch noch gerade verkneifen zu sagen, dass Yugi und Atemu Bescheid wissen." Bakura lacht. "Die Made und sein Zwerg wissen auch schon davon? Hach, Wheeler, du bist köstlich. Ja, wirklich... Dir ist doch klar, dass du das nicht lange geheimhalten kannst, oder?"
 

Er wirft mir einen abschätzenden Blick zu. "Wie ich dieses Pharaonengewürm und seinen hibbligen kleinen Gartenzwerg kenne, werde die Zwei ihr Wissen nicht lange für sich behalten können. Einmal davon abgesehen, dass Kaiba ohnehin die geringste Veränderung in ihrem Verhalten bemerken würde."
 

Bakura lacht vergnügt auf. "Und ich kann mir gut vorstellen, dass diese nervtötenden, naiven Idealisten bald versuchen werden, deinen Freund in ihren fluffigen kleinen Freundeskreis aufzunehmen. Das planen sie ja schon seit langem." fährt der Dieb fort. "Hach ja... dann könnt ihr vergnügliche, kleine Spieleabende machen. Das wird sicher spaßig. Tea backt Kuchen und Kaiba..."
 

Er beendet den Satz nicht, sondern lacht laut los. "Das ist herrlich. Einfach herrlich." pustet er und ich sehe ihn gequält an. "Bei Ra... die Sache wird ja noch besser als ich dachte."
 

"Vergiss es. So was wird nicht passieren." widerspreche ich entschieden und Bakura zieht eine Braue hoch. "Ach ja?" kontert er. "Wheeler, du bist naiv, aber gut... mach dir ruhig was vor. Ich weiß, dass es so kommen wird. Ein schleichender Prozess und ich freue mich jetzt schon auf Kaiba´s Reaktionen. Das wird herrlich. Ich glaube, ich werd auch mal an einem eurer pupsigen Kindertreffen teilnehmen."
 

Bedauerlicherweise habe ich das Gefühl, dass er mit seiner These sogar Recht hat. Irgendwo zumindest. Yugi hat ja schon immer versucht, Kaiba in unserer Clique aufzunehmen und wenn Tea erst Bescheid weiß... Oh Gott, ich darf mir das gar nicht vorstellen, aber gleichgültig wie sehr ich mich auch bemühen werde, die Sache zwischen Kaiba und mir geheimzuhalten, so geheim wird sie auf Dauer nicht bleiben können. Immerhin kann ich meinen Freunden nicht ewig etwas vormachen und überhaupt...
 

"Entspann dich. Das hat alles noch etwas Zeit." Bakura gibt mir erneut einen Klaps. "Die erste Hürde hast du genommen, wie geht´s jetzt weiter mit deinem Herrchen? Wann seht ihr euch wieder?" Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung. Er muss doch arbeiten." entgegne ich und Bakura verdreht die Augen. "Du klingst schon wie ne devote Hausfrau, Wheeler. Pass auf, dass du nicht irgendwann zuhause am Herd stehst und mit den Pantoffeln in der Hand auf deinen Süßen wartest."
 

Bakura grinst erneut und ich lächele gequält.
 

"Na, gut, dann hast du ja jetzt wenigstens Zeit, mir bei meinem Vorhaben zu assistieren." stellt der Dieb schließlich fest. "Trifft sich eigentlich auch ganz gut, denn du hast sicherlich mehr Ahnung davon was für ne Art Deko meinem Kater gefallen würde."
 

"Deko?" frage ich verständnislos. Bakura nickt. "Denkst du, ich habe nur vor zu kochen?" kommt prompt die Gegenfrage. "Wie ich recherchiert habe, kommt es auch auf stimmige Einzelheiten bei einem Dinner an." Er macht eine wegwerfende Geste. "So albernes Zeug wie Blumen, Tischdecke... Kerzen. Du weißt schon." erklärt er und ich bin viel zu verdattert, um lachen zu können. "Die richtige Musik, zum Beispiel, scheint sehr, sehr wichtig zu sein." Der Dieb verdreht die Augen. "Ich habe herausgefunden, dass sich für ein solches Vorhaben in erster Linie seichte Musik eignet. Schulzen von irgendwelchen Ölaugen."
 

Jetzt kann ich doch nicht länger an mir halten. Ich puste laut los. "Ölaugen?" frage ich lachend. Er nickt ungewohnt ernst, aber mit einem recht verächtlichen Ausdruck in den Augen. "Woher hast du deine neuen Kenntnisse?" will ich wissen.
 

"Aus Filmen." erklärt er und ich sehe ihn fragend an. "Filmen? Welchen Filmen?" hake ich nach und Bakura verdreht ungehalten die Augen. "Frauenfilmen." gibt er schließlich zu und ich muss erneut lachen. "Und woher hast du die? Ich meine, so was siehst du dir doch sicher normalerweise nicht an, oder?"
 

Bakura schenkt mir einen giftigen Blick. "Bei Ra! Natürlich nicht. Was denkst du von mir?!" geifert er mich dann auch schon an. "Ich habe im Internet recherchiert, aber da Ryou mich dabei neuerdings nicht mehr aus dem Auge lässt, nur weil ich kürzlich versucht habe, mir ein paar vergnügliche Wurfmesser und ein paar andere Kleinigkeiten zu ersteigern, konnte ich meine Recherche nicht vertiefen. Also habe ich mir anderweitig das notwendige Material besorgt."
 

Ich sehe ihn gespannt an. Ja, echt. Ich bin gespannt. Ich glaube nämlich kaum, dass Bakura in eine Videotheke gegangen ist, um sich einen Liebesfilm auszuleihen.
 

Seine Erklärung ist allerdings wieder einmal der Hammer, aber im Grunde hätte ich mit so was rechnen müssen.
 

"Ich habe Tea einen Besuch abgestattet." erklärt mir der Dieb mit einem süffisanten Grinsen. "Sie schien mir eine brauchbare Quelle zu sein und in der Tat, ich bin fündig geworden."
 

"Du hast Tea Filme geklaut?" frage ich und muss schon wieder grinsen. Allein die Vorstellung. Der König der Diebe bricht bei Tea ein, um sich was zu besorgen?
 

Dirty Dancing?
 

Er nickt. "Filme und ein paar andere Kleinigkeiten." erwidert er gelassen und ich runzele die Stirn. "Was für andere Kleinigkeiten?" hake ich nach und grinse jetzt schon. Er zuckt mit den Schultern. "So Mädchenzeugs eben. Kerzen, Duftöle... und ne Tischdecke." erwidert er ungerührt und ich lache laut los. Ich lache so laut, dass die übrigen Gäste des Café´s mich irritiert ansehen.
 

"Oh Mann, das ist toll... echt jetzt... die Vorstellung..." Ich muss mir den Bauch halten und habe einen Moment sogar Angst, dass ich vom Stuhl falle.
 

Bakura funkelt mich verächtlich an. "Reiß dich zusammen, Wheeler, oder du darfst dem Schattenreich einen weiteren Besuch abstatten." fordert er mich auf. "Ich denke eben pragmatisch. Zudem hatte ich nicht vor solch ein Zeug hier in der Stadt zu kaufen. Ich habe einen Ruf zu verlieren." Ich nicke. "Ja, ja... schon klar. Wäre auch zu komisch, wenn du plötzlich rote Kerzen kaufst oder ne Tischdecke." meine ich weiterhin lachend und Bakura nickt. "Hier wird man ja schon komisch angesehen, wenn man in der Schulbibliothek ein paar Bücher über mittelalterliche Foltermethoden ausleiht oder sich nach einer Bauanleitung für solche Gerätschaften erkundigt."
 

Einen Moment starre ich ihn an. Er schüttelt leicht den Kopf. "Und diese Zeit schimpft sich aufgeschlossen! HA!"
 

Ich kann nicht anders. Ich fange schon wieder an zu lachen, aber der Gedanke, die Vorstellung... Mal ehrlich! Das ist doch wirklich zu komisch, oder?
 

"Oh Mann, das ist echt... du hast Tea eine Tischdecke geklaut... Ich fasse es nicht. Das ist ja so.... diabolisch!!!"

Das perfekte Dinner - Teil 1: Die Vorbereitungen

Fasziniert beobachte ich wie sich Bakura routiniert von einem Regal zum Nächsten bewegt und immer wieder etwas in den Einkaufswagen legt, den ich ihm hinterher schiebe. Er scheint genau zu wissen was er will, was ja eigentlich nicht weiter befremdlich ist, nur... naja, ich meine, dass ausgerechnet ein Irrer wie Bakura gerne kochen würde, hätte ich eben nicht gedacht.
 

Aber im Ernst, er scheint Ahnung von der Sache zu haben, denn im Gegensatz zu mir greift er keineswegs zu Fertigprodukten und er braucht auch keinen Einkaufszettel. Seine Miene ist erstaunlich ernst und zielsicher steuert er ein Regal nach dem anderen an.
 

"So, jetzt brauche ich nur noch die Zutaten für die Cannoli." verkündet er und ich habe keine Ahnung was er damit meint. Er scheint meinen Blick richtig zu deuten und grinst. "Eine spezielle italienische Teigspeise." erläutert er und ich nicke, auch wenn ich noch immer nicht so ganz verstehe was er meint.
 

"Dann kochst du italienisch?" will ich wissen. Der Dieb nickt. "Die italienische Küche liegt mir." erklärt er und ich muss unwillkürlich an Pizza denken. Und als würde er meine Gedanken lesen, meint der Weißhaarige mit einem leicht missbilligenden Blick: "Die italienische Küche besteht nicht nur aus Pizza, Wheeler."
 

Ich zucke mit den Schultern. "Schon klar. Es gibt auch noch Pasta und so ein Zeugs." Bakura verzieht spöttisch den Mund, sagt jedoch nichts und ich, Idiot, frage weiter: "Woher kannst du das? Ich meine... italienisch kochen? Hast du einen Kochkurs gemacht oder so?"
 

Im nächsten Augenblick werde ich auch schon recht unsanft am Kragen gepackt und der Dieb funkelt mich wütend an. "Bist du verrückt geworden?" zischt er mich an. "Ich gehe doch nicht in einen Kochkurs." Ich schlucke unwillkürlich und lächele ihn dann entschuldigend an. "Ähm... sorry, ich dachte halt..." Mit einer unwirschen Geste lässt er mich wieder los und schaubt verächtlich, widmet sich dann aber wieder dem Einkauf.
 

"Dann bringst du es dir selbst bei?" hake ich weiter nach und hey, es interessiert mich wirklich. Bakura nickt. "Ich seh mir hin und wieder diese Kochsendungen an, wenn Ryou nicht da ist." meint er leise und ich muss natürlich grinsen, was mir einen scharfen Blick einbringt. "Was dagegen?" Ich schüttele schnell den Kopf und hebe abwehrend die Hände. "Nein, nein... ich finde das echt... cool. Ich bin leider talentfrei, was das betrifft, aber meine Schwester kann echt toll kochen und..:"
 

Ich halte schlagartig inne als ich es in seinen Augen gefährlich aufblitzen sehe. Ich schätze, es ist keine gute Idee, ihn mit Serenity zu vergleichen. Bei dem Thema scheint mir Bakura echt empfindlich zu sein, was ich bis zu einem gewissen Grad auch verstehen kann. Immerhin beschäftigt er sich ansonsten nur mit... hm, mit was? Tod, Zerstörung, Chaos... Solchen Dingen eben.
 

Erneut scheint es als könne er meine Gedanken lesen, denn er meint lapidar: "Jeder braucht einen Ausgleich, Wheeler." Ich blinzele ihn einen Moment verständnislos an und er seufzt genervt. "Herrje, noch nie was davon gehört, dass man ein ausgleichendes Hobby braucht, Hündchen?" fragt er ungehalten. Ich nicke. "Doch... klar."
 

Nur, dass ich jetzt nicht unbedingt gedacht hätte, dass das sein Ausgleich sein würde. Ich hätte eher an etwas spezielleres gedacht... das sezieren von Kleintieren oder so etwas. Keine Ahnung, aber Bakura ist schließlich ein Irrer. Ich meine, welcher normale Mensch liest in seiner Freizeit "Das Lexikon der Serienmörder"? Gott, ich weiß noch wie unsere Lehrerin reagierte als sie das Buch bei ihm fand. Ich glaube, die gute Frau hat seither Angst vor ihm, was ich nur zu gut verstehen kann.
 

"Das wär´s." meint Bakura und mustert einen Moment den Inhalt des Einkaufswagens. "Jetzt können wir uns der Deko widmen."
 

Ich nicke, dann kommt mir ein Gedanke. "Sag mal... wie willst du das eigentlich machen? Ich meine, was ist mit Ryou?"
 

Bakura grinst. "Der Kleine schläft heute bei Yugi. Ich hab ihm gesagt, dass es gesünder ist, wenn er nicht zuhause ist und er weiß was ihm blüht, wenn er mir zuwider handelt."
 

Ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. "Und das hat er echt geschluckt?" frage ich ungläubig nach. Bakura seufzt. "JA!" werde ich dann auch schon angezischt. "Ich musste ihm allerdings vorher ein paar Versprechen geben." Der Dieb verdreht die Augen und ich überlege ob ich nachfragen soll, was er genau damit meint. Doch scheinbar ist das nicht nötig, denn er erzählt schon von alleine weiter.
 

"Ich musste ihm versichern, dass ich weder die Katze in die Mikrowelle stecke, noch irgendwelche chemischen Experimente mit Blausäure und anderen Substanzen durchführe. Mit Feuer zu spielen ist ebenfalls tabu und ein paar andere Kleinigkeiten standen auch auf der Liste." Er zuckt ungerührt mich den Schultern und ich mustere ihn halb entsetzt, halb irritiert.
 

"Ryou ist überängstlich." kommentiert Bakura seinen Vortrag und steuert auch schon auf ein weiteres Regal zu.
 

Überängstlich? Ok, Ryou ist schüchtern und wegen mir auch ängstlich, aber naja, wenn man mit einem Psycho zusammenlebt, kann man das ja auch irgendwo verstehen.
 

"So, Wheeler, jetzt kommt dein Einsatz." höre ich den Dieb sagen. "Was meinst du, gefällt Duke an Deko?" Der Weißhaarige beäugt verächtlich das bunte Regal mit Tischaccessoires, die zugegeben, doch mehrheitlich recht kitschig sind. Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung, ich würd nicht zu viel machen... Ich meine, eine Tischdecke hast du ja schon..." Ich muss natürlich wieder grinsen bei dem Gedanken, dass es sich dabei um Diebesgut aus Tea´s Zimmer handelt. Bakura funkelt mich warnend an. "Kerzen, Blumen... vielleicht so ein paar Dekosteinchen. Serenity streut die immer auf den Tisch, sieht ganz hübsch aus."
 

Bakura scheint über meine Worte nachzudenken. "Dekosteinchen. Hm." Sein Blick wandert suchend durch das Regal und erneut verzieht er verächtlich den Mund, greift dann jedoch nach einer kleinen Packung mit Sternchen und sieht mich fragend an. Ich schüttele den Kopf. "Das wirkt billig." befinde ich und greife nun meinerseits nach einer Packung. "Wenn du schon ein romantisches Dinner planst, dann hol gleich Herzchen." Misstrauisch beäugt der Dieb die Packung in meiner Hand. "Und rot ist Duke´s Lieblingsfarbe." versuche ich ihm bei der Entscheidung zu helfen. Er seufzt und deutet mit dem Kopf zum Einkaufswagen. "Ok, die nehmen wir. Und rote Servietten." Ich nicke zustimmend und schnappe mir eine Packung, die ich ebenfalls in den Wagen befördere.
 

"Fehlen nur noch ein paar Blumen." Ich lächele den Dieb an und er nickt. "Und dann verschwinden wir bevor uns noch jemand sieht." erwidert er und steuert auch schon auf das entsprechende Regal zu. "Rote Rosen kommen immer gut." erkläre ich als sein Blick skeptisch über die Auswahl schweift. Er zuckt mit den Schultern, greift sich dann aber einen Strauß rote Rosen und beäugt sie kurz missbilligend.
 

"Duke werden sie gefallen." Die Aussage bringt mir einen säuerlichen Blick von Bakura ein, aber er sagt nichts, sondern bewegt sich Richtung Kasse als plötzlich ein vertrautes Gesicht vor uns erscheint.
 

Ich bleibe unwillkürlich stehen, was auch gut ist, denn sonst hätte ich Yugi mit dem Einkaufswagen fast überroltl. Atemu´s Blick trifft meinen und ich spüre wie mir die Röte wieder in die Wangen steigt, dann wandert sein ruhiger Blick jedoch zu Bakura.
 

"Hallo, ihr Zwei." höre ich Yugi sagen. Der Kleine schenkt mir ein strahlendes Lächeln und bedenkt auch Bakura mit einem freundlichen Blick. Die Miene des Diebes verfinstert sich schlagartig und sein Blick fixiert den Pharao. "Bakura." höre ich Atemu sagen und die Augen des Weißhaarigen werde zu zwei schmalen Schlitzen. "Pharao." presst er hervor und funkelt sein Gegenüber an. Doch der Blick schüchtert den Pharao natürlich nicht ein, im Gegenteil. Seine Mundwinkel zucken leicht, dann mustert er den Inhalt unseres Einkaufswagens und ich schlucke unwillkürlich.
 

"Scheint als hättet ihr einiges vor." stellt Atemu fest und auch wenn sein Tonfall neutral wirkt, entgeht mir nicht der süffisante Unterton. "Ähm..." hebe ich an, werfe dann Bakura einen kurzen Seitenblick zu und habe natürlich keine Ahnung was ich dazu sagen soll. Der Dieb verschränkt die Arme vor der Brust. "Das geht dich nichts an, Pharaonengewürm." zischt er und Yugi schluckt hart. Atemu bedenkt den Dieb mit einem sanften Lächeln, doch bevor er etwas sagen kann, funkt Yugi dazwischen.
 

"Hast du heute Abend schon was vor, Joey?" fragt er an mich gewandt und ich brauche einen Moment bis ich die Frage verstehe. "Ryou kommt nämlich später vorbei, wir wollen uns ein paar Filme ansehen. Deshalb sind wir auch hier. Um Proviant zu besorgen." erzählt der Kleine und scheint sichtlich bemüht, die Spannung zwischen Atemu und Bakura auf diesem Wege zu entkräften. Ich zögere, werfe Bakura erneut einen Seitenblick zu und dieser erklärt unwirsch: "Wheeler wird mir heute assistieren."
 

Atemu´s Blick wandert erneut über den Inhalt des Einkaufswagens und der Anflug eines Lächelns erscheint in seinem Gesicht. "Schade, aber wenn das so ist..." Der Pharao sieht mich kurz an und ich sehe wie es in seinen Augen belustigt aufleuchtet. Ich schätze, er kann sich denken was los ist. Ja, dessen bin ich sogar sicher. Komischerweise scheint der Pharao ein Gespür dafür zu haben, was so vor sich geht und naja, er weiß ja auch Bescheid, ich meine, was Kaiba und mich anbelangt und...
 

"Was habt ihr denn vor?" will Yugi wissen und ich könnte ihm für diese unschuldige Frage eine Kopfnuss verpassen. Also wirklich, Yugi ist der liebste Mensch, den ich kenne, aber diese Frage hätte er sich echt verkneifen können, aber der Kleine ist eben naiv und ich bin sicher, dass er sich nicht mal etwas dabei denkt. Der Dieb greift genervt zu dem Einkaufswagen. "Kümmert euch um eure Angelegenheiten!" erklärt er wütend und schiebt den Wagen aus dem Sichtfeld des Pharao´s. Ich stehe einen Moment etwas verdattert da.
 

"Na, dann wünsche ich euch einen vergnüglichen Abend." Atemu scheint sichtlich bemüht, ein Grinsen zu unterdrücken und ich nicke ihm dankbar zu ehe ich mich anschicke Bakura zu folgen. "Danke, wünsch ich euch auch." schaffe ich gerade noch zu sagen, ehe der Dieb mir unsanft den Einkaufswagen in die Hand drückt und in Richtung Kasse deutet. Yugi sagt noch etwas, aber ich höre gar nicht mehr wirklich zu, sondern nicke nur noch und nehme vage wahr, dass der Dieb dem Pharao zuraunt: "Ein falsches Wort hierüber und du wirst es bereuen!!"
 

Atemu erwidert nichts, Bakura wartet allerdings auch keine Antwort ab, sondern drängt mich regelrecht auf die Kasse zu. Ich muss einmal stark bremsen, weil eine kleine Oma mir plötzlich in den Weg läuft und Bakura verdreht genervt die Augen als die Frau sich vor uns an die Kasse drängt. Fast schon rechne ich mit einer verächtlichen Bemerkung oder sogar schlimmerem, aber zu meiner Überraschung geht der Dieb an mir vorbei und schickt sich doch tatsächlich an, der alten Dame mit einem fast schon charmantem Lächeln, zu helfen ihre Waren auf das Band zu befördern. Fassungslos beobachte ich die Szene und höre wie die kleine Oma sich mit einem freundlichen Lächeln bei dem Dieb bedankt.
 

"Oh Mann..." entfährt es mir und Bakura wirft mir einen scharfen Blick zu. Ich zucke unwillkürlich zusammen. "Ähm..." hebe ich an, breche aber ab, denn ich bin sicher, dass es keine gute Idee ist, die Szene gerade zu kommentieren.
 

Aber mal unter uns... Bakura ist echt... Der Kerl ist seltsam. Immer wenn ich denke, ich werde schlau aus ihm, bringt er so etwas. Das mit dem Kochen war ja schon seltsam, aber ein Bakura, der alten Damen hilft...
 

"Spar´s dir darüber nachzudenken, Wheeler." höre ich ihn da auch schon sagen und ich nicke unwillkürlich. Wahrscheinlich ist es echt besser, wenn ich nicht darüber sinniere.
 

Wortlos verstauen wir unseren Einkauf in zwei Tüten und treten den Weg zu Ryou´s Haus an. Ich bin ganz schön außer Atem als wir endlich bei ihm ankommen und einen Moment stehe ich unschlüssig in der Küche, während der Dieb die Tüten ausräumt.
 

"Du wirst noch gebraucht, Wheeler." verkündet der Dieb und seine Stimme klingt fast so scharf wie die von Kaiba. "Du kannst gleich Zwiebeln und Paprika schneiden." Ehe ich etwas sagen kann, sehe ich auch schon wie der Dieb sich eine Schürze umbindet und erneut rutscht mir ein ungläubiges "Oh Mann" raus. Bakura funkelt mich säuerlich an. "Kein Kommentar, Wheeler." warnt er mich und ich hebe schnell abwehrend die Hände. "Alles cool." presse ich hervor und muss mir hart auf die Unterlippe beißen, um nicht loszulachen. Bakura mustert mich noch einen Moment abschätzend. "Und ich warne dich, ein Wort darüber zu irgendwem..."
 

Ich nicke schnell. "Ich schweige wie ein Grab!!!" versichere ich ihm schnell und mein Blick gleitet über das große Messer in seiner Hand. Der Dieb grinst mich spöttisch an. "Das ist für das Fleisch, Hündchen. Entspann dich." meint er lässig und ich grinse ihn schief an. "Schon klar."
 

Es kostet mich wirklich Kraft, mich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die der Dieb mir übertragen hat. Zumal Zwiebeln schneiden nicht gerade mein Ding ist. Ich muss nur eine Zwiebel von weitem sehen und fange schon an zu weinen. Der Dieb belächelt mich spöttisch während ich mich bemühe diese verhasste Knolle in Würfel zu schneiden.
 

"Und jetzt dünste sie leicht glasig an." befiehlt er mir und deutet auf die Pfanne, die schon auf dem Herd steht. Dann widmet er sich wieder dem Stück Fleisch und ich bin wirklich erstaunt als ich sehe, wie er es mit einem sanften Lächeln um die Lippen würzt. Fehlt nur noch, dass er zu singen anfängt, aber dann kippe ich garantiert um.
 

"Wann kommt Duke denn?" will ich wissen während ich den Kochlöffel durch die Pfanne wandern lasse. "Lass sie bloß nicht braun werden. Dann geht der Geschmack flöten." zischt der Dieb mich an und ich nicke schuldbewusst. "Er kommt um acht." fügt er hinzu und greift nach den Kartoffeln.
 

Einen Moment später werde ich auch schon unsanft zur Seite geschoben. "Setz dich einfach hin." meint der Weißhaarige und ich tue wie mir geheißen. Erneut beobachte ich mit Faszinantion, wie Bakura in der Küche handtiert. Jeder Handgriff sitzt. Er bewegt sich so routiniert und sicher, dass man glauben könnte, er hätte nie etwas anderes getan und als er mich schließlich seine Soße kosten lässt, muss ich anerkennend feststellen, dass er echt was von seinem Hobby versteht. Der Dieb grinst zufrieden.
 

"Also, wenn du damit nicht punktest, dann weiß ich es auch nicht." Ich grinse ihn an. "Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen."
 

Keine Ahnung wie lange ich einfach nur dasitze und ihm zusehe. Hin und wieder darf ich kosten oder er schickt mich an, Schüsseln zu spülen, was ich widerwillig tue. "Gleich widmen wir uns dem Tisch." erklärt er und beäugt noch einmal die Töpfe auf dem Herd. Ich nicke nur.
 

"Ähm... Bakura?" hebe ich an als ich ihm gleich darauf dabei zu sehe wie er sein Diebesgut auf dem Tisch ausbreitet. Er sieht mich fragend an. "Was?" Ich zögere. "Naja,..." Ich bin nicht so sicher wie ich meinen Gedanken formulieren soll, immerhin will ich ihm seine gute Laune nicht verderben und ich bin auch nicht scharf auf eine Abreibung. Bakura wirft mir einen ungehaltenen Blick zu. "Komm zur Sache." fordert er mich unwirsch auf und ich gebe mir einen Ruck. "Du scheinst da echt was dran zu haben, am Kochen mein ich." beginne ich unsicher und rechne schon fast damit, wieder am Kragen gepackt zu werden, aber er sieht mich lediglich abschätzend an. "Ich versteh echt nicht, warum du nicht willst, dass jemand weiß, dass du... naja, dass es halt noch dieses Seite an dir gibt."
 

Unwillkürlich weiche ich schon mal einen Schritt zurück.
 

Bakura betrachtet mich einen Augenblick, dann verdreht er die Augen. "Das geht niemanden etwas an." meint er schließlich und ich seufze. "Aber..." hebe ich erneut an, doch ein scharfer Blick seinerseits bringt mich zum Schweigen. "Hör auf zu labern, Wheeler, und deck den Tisch. Ich will, dass alles perfekt ist, wenn Duke kommt." herrscht er mich an und ich greife nach den Tellern. "Ich hoffe, du weißt, wie man das macht." meint er und nun bin ich derjenige, der die Augen verdreht.
 

Ob ihr´s mir glaubt oder nicht, aber fünf Minuten später ist der Tisch nicht nur perfekt gedeckt, sondern Bakura hat die Servietten auch noch zu irgendeiner Blüte gefaltet. "Wow." sage ich als er sein Kunstwerk auf den Tellern platziert. "Du gibst dir ja echt Mühe." Er schnaubt verächtlich. "Das ist doch der Sinn des Ganzen." erwidert er und betrachtet das Gesamtwerk kritisch. "Tea´s Tischdecke macht sich gut." befinde ich grinsend und er funkelt mich kurz giftig an, aber hey, den Kommentar kann ich mir nun wirklich nicht verkneifen. Wenn Tea das wüsste... Oder Duke.
 

"Na, dann kann ich ja gehen." sage ich als wir auch die letzten Dekoherzen auf dem Tisch verstreut haben, aber Bakura schüttelt den Kopf. "Du bleibst." befiehlt er und ich sehe ihn verständnislos an. Immerhin ist es schon viertel nach sieben. Was soll ich denn noch hier?
 

Bakura grinst. "Du wirst vorerst bleiben, Wheeler, und mir im geheimen assistieren." erklärt er und ich habe keine Ahnung was er damit meint. "Aber Duke kommt doch gleich und..." Der Dieb nickt. "Dessen bin ich mir bewusst." unterbricht er mich ungehalten. "Du wirst dennoch bleiben, natürlich wirst du dich verstecken." erklärt er weiter und ich sehe ihn irritiert an. "Wozu?" will ich wissen.
 

"Na, allem Anschein nach scheinst du zu wissen, wie man sich in solchen Situationen verhält und deshalb wirst du mir Rückendeckung geben, verstanden?"
 

"Ähm, nein." gebe ich ehrlich zu und er verdreht die Augen. "Du wirst in der Küche warten, von dort kannst du hören was wir sagen und wenn ich für den nächsten Gang in die Küche komme, wirst du mir weiterhelfen - nur für den Fall, dass ich mich, wie du es neulich angemerkt hast, ungeschickt ausdrücke. Verstanden?"
 

Ich nicke. "Ich denke schon." erwidere ich unsicher. Er grinst zufrieden. "Dann dürfte eigentlich nichts schief gehen." befindet er und ich sehe ihn skeptisch an, sage aber nichts. "Sehr gut, dann widmen wir uns jetzt mal meinem Outfit." meint er und ich lächele ihn gequält an. "Ein bisschen mehr Enthusiasmus, Wheeler." Bakura lacht.
 

"Nur damit das klar ist, ich bleibe nicht die ganze Zeit hier. Ich bin nicht scharf drauf gewisse Dinge zu sehen..." hebe ich entschieden an und der Dieb schenkt mir ein spöttisches Grinsen. "Tatsächlich? Vielleicht würdest du noch was lernen." erwidert er süffisant.

Das perfekte Dinner - Teil 2: Die Offensive beginnt...

"Nochmal zum mitdenken, Wheeler." hebt Bakura an und ich seufze unwillkürlich. "Du bleibst in der Küche. Ich lasse die Tür einen Spalt auf, so dass du mithören kannst."
 

Ich nicke. "Schon klar, ich hab´s verstanden." entgegne ich, was mir einen ungehaltenen Blick des Weißhaarigen einbringt. "Obwohl ich echt nicht verstehe warum du so nen Stress machst, wenn du so mit Duke redest wie neulich mit mir, dann läuft es wie geschmiert."
 

"Ich will, dass alles perfekt läuft und du scheinst dich, im Gegensatz zu mir mit diesem Gesülze auszukennen, deshalb..." hebt der Dieb an und ich reiße die Augen auf. "Hey, was soll denn das heißen? Ich sülze nicht, ich..." unterbreche ich ihn leicht säuerlich, aber Bakura fällt mir mit einem süffisanten Grinsen ins Wort. "Wheeler, dein Gerede bei Kaiba war... sagen wir, es fiel schon irgendwie in die Kategorie Gesülze. Aber das spielt jetzt auch keine Rolle. Du wirst einfach darauf achten, was ich sage und wenn ich in die Küche komme, dann wirst du mir Rückmeldung geben, verstanden?"
 

Ich seufze erneut. "Ja, ja..." antworte ich brav und er nickt zufrieden. Dann wendet er sich dem Wandspiegel zu und mustert kritisch sein Aussehen. "Wie seh ich auch?" fragt er und ich stöhne auf. Dass ausgerechnet Bakura mir einmal diese Frage stellen würde. Von Tea bin ich so was ja gewohnt, auch hin und wieder von Tris, aber dass der Dieb... Ach, aber warum wundert es mich überhaupt? Die Welt steht doch schon die ganze Zeit Kopf, oder?
 

Ich zucke leicht mit den Schultern. "Schätze, du wirst ihm gefallen." entgegne ich und er verzieht leicht missbilligend den Mund. "Sehr aufbauend, Wheeler." kommentiert er meine Aussage und ich sehe ihn verständnislos an. "Was erwartetst du von mir? Dass ich dir ein Kompliment mache?" Bakura lacht. "Vergiss es." entscheidet er und fährt sich noch einmal durch sein wirres Haar. "Zehn vor acht." sagt er dann und ich glaube eine Spur von Nervosität an ihm zu erkennen. "Duke ist immer pünktlich." Ich nicke zustimmend. "Verzieh dich schon mal in die Küche." befiehlt er mir und ich seufze resignierend.
 

Na toll, das wird sicher ein heiterer Abend werden.
 

"Aber du denkst daran, bevor ihr zur Sache geht, werde ich verschwinden!!" erinnere ich ihn und er verdreht die Augen. "Und du solltest daran denken, dass du vielleicht noch etwas lernen könntest." entgegnet er und ich funkele ihn wütend an, sage jedoch nichts, sondern beziehe Position in der Küche. "Du kannst übrigens die Kartoffeln im Auge behalten. Ich hoffe damit bist du nicht überfordert." höre ich Bakura sagen und frage mich zum zehnten Mal an diesem Abend, was ich eigentlich hier mache.
 

Die ganze Idee ist doch bescheuert. Nicht das Essen, aber dass ich hier den Coach machen soll. Mal abgesehen davon, dass ich überhaupt nicht weiß, was ich dem Irren raten könnte. Ich habe ja noch nicht mal gewusst, was ich in der Situation tun sollte. Und sülzen kann ich gerade mal gar nicht. Wie kommt dieser Verrückte nur auf die Idee? Oder habe ich bei Kaiba rumgesülzt?
 

Nein, im Vergleich zu den Sachen, die Tristan neuerdings von sich gibt, war ich echt... männlich unterwegs. Keine Spur Gesülze, naja, vielleicht ein bisschen, aber das bleibt doch nicht aus, wenn man über Gefühle redet. Gut, ein Mann sollte vielleicht nicht über Gefühle reden, aber... Ach, was weiß ich denn? Ich bin dauerüberfordert.
 

Als ich die Klingel vernehme, zucke ich leicht zusammen und komme mir zugleich dämlich vor, weil ich jetzt auch schon nervös werde. Kurz darauf vernehme ich Duke´s vertraute Stimme. Er klingt ruhig und gelassen wie immer, aber ich glaube auch, ein wenig Freude in seinem Tonfall rauszuhören. Bakura dagegen klingt ungewohnt nervös und ich spiele einen Moment mit dem Gedanken, einen Blick auf den Flur zu werfen, verkneife es mir aber dann doch. Zumal das Risiko zu groß wäre. Wäre ja doof, wenn Duke mich gleich am Anfang entdecken würde.
 

"Wow." höre ich Duke sagen und schätze, dass Bakura ihn gerade ins Esszimmer geführt hat. Seine Stimme drückt deutlich sein Erstaunen aus und ich muss unwillkürlich grinsen. Tja, das hat er wohl nicht erwartet. Gut, das kann ich ihm nicht verdenken. Bakura und Dekoherzen sind schon eine Kombi, die man nicht erwarten würde.
 

"Du hast dich ja echt ins Zeug gelegt." stellt der Schwarzhaarige fest und nun riskiere ich es doch einen Blick, um die Ecke zu werfen. Leider sehe ich nicht wirklich was. Toll, nur zuhören ist echt mal dämlich, aber in Anbetracht dessen, was die Zwei so ansonsten miteinander treiben wohl auch besser. "Natürlich." erklärt der Dieb und ich würde wetten, dass er Duke gerade süffisant angrinst. "Wenn es die Sache wert ist, dann leg ich mich ins Zeug."
 

Ok, der Satz klingt vielleicht etwas spöttisch, so wie er ihn ausspricht, aber Duke ist die Art des Diebes ja gewohnt.
 

"Warte bis du das Essen probiert hast." fügt der Dieb hinzu und nun wird wohl der Moment kommen, der Duke genauso überraschen wird wie mich. Bakura und sein Hobby. Verdammt schade, dass ich Duke´s Gesicht nicht sehen kann. "Du hast wirklich gekocht?" fragt der Schwarzhaarige ungläubig. "Nur für dich, Katerchen." ist die doch recht charmante Erwiderung und ich muss wieder an die Szene mit der alten Dame denken. Wenn Duke das gesehen hätte...
 

Ich verstehe echt nicht, warum der Dieb nicht will, dass man diese Seite an ihm entdeckt. Ich meine, was ist denn dabei? Ok, in seinem Fall mutet es etwas komisch an, aber doch nur, weil er ansonsten so seltsam drauf ist. Bei Yugi würde es keinen verwundern, wenn er irgendwelchen Omas hilft.
 

"Dann lass ich mich mal überraschen." meint Duke und ich glaube, dass Bakura ihm gerade den Stuhl zurecht rückt. Ganz der Gentleman. Na, bislang scheint er seine Rolle doch perfekt zu spielen.
 

Kurz darauf höre ich leise Musik. Ich brauche einen Moment bis ich weiß, wer da singt und ich muss zugeben, das überrascht mich dann doch. Bakura hat zwar erwähnt, dass er sich diesbezüglich auch kundig gemacht hat, aber dass der Dieb den Soundtrack von "Dirty Dancing" auflegen würde, hätte ich jetzt nicht erwartet. Ob er den auch bei Tea hat mitgehen lassen?
 

Oh Mann.
 

Ich bin echt gespannt, ob unserer lieben Tea auffällt, dass jemand sich an ihrem Lieblingsfilm vergriffen hat.
 

"Dirty Dancing?" höre ich Duke sagen. "Gefällt´s dir nicht?" erwidert der Dieb. "Doch, doch... das hätte ich jetzt nur nicht erwartet. Ich weiß doch, was du ansonsten hörst." entgegnet der Schwarzhaarige und ich glaube, dass er grinst. Unwillkürlich frage ich mich was der Dieb sonst an Musik bevorzugt. Ich weiß es nämlich nicht, aber ich kann mir so einiges vorstellen. Auch jetzt reagiert der Dieb gut, denn er entgegnet: "Ich hielt dieses Art der Musik angemessener, zudem habe ich mir den Film angesehen und..."
 

"Du hast was?"
 

Ich muss meine Lippen fest aufeinander pressen, um nicht laut loszulachen. "Willst du mir ernsthaft sagen, dass DU dir diesen Film angesehen hast?" fragt Duke ungläubig, nein, eigentlich schon fast fassungslos. "Also; Kura, das..." Er beendet den Satz nicht und ich denke, er schüttelt jetzt den Kopf. Bakura zuckt wahrscheinlich mit den Schultern.
 

"Du hast mal gesagt, dass der Film dir gefällt. Deshalb dachte ich, sollte ich ihn mir einmal ansehen." erwidert der Weißhaarige gelassen. "Ich muss zugeben, er ist gar nicht mal so schlecht, die Action kommt zwar etwas zu kurz, aber es ist ja auch ein Liebesfilm."
 

Duke erwidert nichts und ich höre wie Bakura eine der Flaschen öffnet, die er bereit gestellt hat. Vielleicht sollte ich mal nach den Kartoffeln sehen. Ich werfe auch noch einen Blick in den Backofen, aber da scheint alles in Ordnung zu sein.
 

"Du überraschst mich wirklich, Kura." vernehme ich dann wieder Duke´s Stimme und kurz darauf klirren Gläser. "Das ist auch der Sinn der Übung." entgegnet der Dieb.
 

Wieder herrscht für einen Moment Schweigen, aber wenn ich die Lage bislang richtig interpretiere, dann ist es keineswegs ein betretenes Schweigen. Einen Augenblick später entschuldigt sich Bakura bei Duke, um nach dem Essen zu sehen und steht auch schon neben mir. Ich zeige mit beiden Daumen nach oben und der Dieb grinst. "Scheint als hättest du den Bogen raus." flüstere ich ihm zu. "Ich frage mich, was ich hier eigentlich noch soll."
 

Bakura öffnet die Töpfe auf dem Herd, rührt kurz in einem davon rum und deutet dann zu den Tellern, die neben der Heizung stehen. Ich reiche sie ihm wortlos. "Du brauchst mich doch gar nicht." hebe ich von neuem leise an, während der Dieb die Vorspeise auf den Tellern anrichtet. Er scheint mich dabei gar nicht zu beachten. Auf fast schon liebevolle Art ordnet er den Salat und die anderen Kleinigkeiten an, die er fabriziert hat und ich muss sagen, er hat Talent. Besser würde das ein Sternekoch nicht hinbekommen.
 

"Würdest du es für übertrieben halten, wenn ich..." Er spricht nicht weiter, wirft mir nur einen fragenden Blick zu und ich kann nur vermuten, was er eigentlich fragen will und da ich nicht weiß was ich sagen soll, antworte ich ihm einfach mal mit einem von Tea´s Weisheiten. "In einem solchen Fall kann nicht´s übertrieben sein, dass von Herzen kommt." erkläre ich und der Dieb verdreht die Augen, erwidert jedoch nichts sondern schickt sich an, den Teller mit Sojasauce zu verzieren.
 

"Und du sagst, du sülzt nicht." Er grinst mich spöttisch an. "Meinst du ich soll gleich zum Punkt kommen oder mir das bis zum Dessert aufheben?" fragt er mich dann ernsthaft und ich seufze. Ich bin versucht zu sagen "Was weiß ich denn?", aber da er die Frage so ernsthaft stellt und die Situation ja auch irgendwie ernst ist, verkneife ich es mir und erwidere stattdessen: "Geh´s langsam an. Sonst denkt er noch, dass du ihn nur... naja, du weißt schon. Zeig ihm einfach, dass dein Interesse ernst ist und erzähl ihm um Himmels Willen, dass du so was gerne machst, kochen, meine ich. Das ist dein ultimativer Trumpf!"
 

Er nickt und verlässt die Küche und mein Magen knurrt. Toll, wirklich toll. Mein Blick wandert zu den Cannoli, die im Backofen liegen. Ob ich mir eins davon stibizen sollte? Es sind ja genug da.
 

Noch während ich überlege, geht mein Handy und ich zucke unwillkürlich zusammen. Mein Blick wandert zur Tür und ich rechne schon damit, dass Duke oder Bakura gleich erscheinen, doch meine Finger haben das Gerät so schnell aus meiner Hosentasche gefischt, dass ich es zum Schweigen bringen kann.
 

Auf dem Display erscheint eine Sms von einer mir ungekannten Nummer. Ich runzle leicht die Stirn, öffne dann die Nachricht und weiß bereits nach einer Sekunde, wer mir geschrieben hat. Der Schreibstil ist unverkennbar. Ich muss unwillkürlich grinsen. Allerdings frage ich mich auch, woher Kaiba meine Nummer hat. Aber das sollte mich wohl nicht groß überraschen. Kaiba ist schließlich ein Genie.
 

"Bin noch in der Firma. Aufsichtsratmeeting. Sehen uns morgen."
 

Kurz und präzise.
 

Typisch Kaiba.
 

Aber hey, das zeigt doch, dass er an mich denkt, oder? Ich meine, er müsste mir ja nicht Bescheid geben, immerhin haben wir keine klare Verabredung getroffen, er meinte nur, dass es möglich wäre... Zumindest hat er den Anstand mir Bescheid zugeben und das heißt doch was, oder? Natürlich fehlt der Zuckerguss, aber naja, vermutlich ist er im Stress und Kaiba sülzt noch viel weniger als Bakura.
 

Ich gehe auf antworten und schreibe in typischer Wheeler-Manier:
 

"Kein Ding. Bin ohnehin noch beschäftigt. Freu mich. :-)"
 

Kaum habe ich die Nachricht verschickt, komme ich mir auch schon seltsam vor. Meine Antwort ist jetzt nicht unbedingt ungewöhnlich, aber so was Kaiba zu schreiben, überrascht mich dann doch wieder etwas. Noch mehr verwundert mich allerdings die Tatsache, dass auch ein paar Sekunden später schon die nächste Nachricht ankommt. Fuck, ich muss das Ding auf lautlos stellen. Zum Glück ist mein Mitteilungssignal nicht so laut und Duke und Bakura scheinen sich auch zu unterhalten.
 

"Halt dich an meine Anweisungen, Hündchen!!!"
 

Im ersten Moment spüre ich wie Wut in mir auflodert. Was bildet der Penner sich denn ein? Es ist ja eine Sache, kurz und präzise zu schreiben und auch den Zuckerguss wegzulassen, aber so ne harsche Ansage... Geht´s noch?
 

Doch dann kommt mir ein Gedanke.
 

Bei Kaiba muss man schließlich umdenken oder anders denken. Folglich gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder will er mich ermahnen, meine Klappe zu halten oder aber, er macht sich Gedanken wegen Bakura. Letztere Theorie gefällt mir irgendwie. Ein eifersüchtiger Kaiba... das hat doch was, oder?
 

"Keine Sorge, `Herrchen´. Ich bin brav! :-P"
 

Ich grinse zufrieden als ich die Antwort abschicke und stelle mir sein Gesicht vor. Ob er vielleicht etwas errötet, wenn er sie liest? Nein, bei einem Meeting wird der Eisklotz sich im Griff haben. Aber vielleicht freut sie ihn ja wenigstens.
 

Herrchen.
 

Oh Mann.
 

Daran sollte ich ihn gar nicht erst gewöhnen.
 

"Warum hast du mir das nicht schon früher erzählt?" höre ich Duke sagen und bewege mich wieder lautlos zur Tür. "Weil es unwichtig ist." entgegnet Bakura und ich frage mich, worum es geht. "Das finde ich ganz und gar nicht. Im Gegenteil." vernehme ich wieder Duke´s Stimme. "Ich finde, das ist wirklich toll. Wirklich, Kura. Ich wünschte, du hättest mir früher erzählt, dass du gerne kochst und vor allem, dass du es auch noch so gut kannst."
 

Scheint als wäre jemand sehr beeindruckt. Hab ich es nicht gleich gesagt?
 

"Das ist keine Sache, mit der ich hausieren gehe." meint Bakura und ich höre Duke seufzen. "Weil es nicht zu deinem ´Ich bin der Herr des Schattenreichs`- Image passt?" kontert der Schwarzhaarige dann. "Ach Kura. Dieses Image... es ist mir so was von egal."
 

"Das weiß ich." entgegnet der Dieb und ich höre ihn tief seufzen. Wieder herrscht kurz Schweigen und jetzt wäre eigentlich ein guter Punkt, seine Rede von neulich zu beginnen, aber allem Anschein nach hält der Dieb sich an meinen Rat und wartet noch.
 

Soviel zum passenden Zeitpunkt.
 

Ich schätze, den muss man selbst fühlen.
 

"Ich bin wirklich beeindruckt." vernehme ich schließlich erneut Duke´s Stimme und der Weißhaarige erwidert: "Dabei hast du noch nicht mal den Hauptgang probiert."
 

Duke lacht. "Ich bin beeindruckt von all dem hier." meint der Schwarzhaarige. "Du hast dir wirklich Mühe gegeben. Mehr noch. Du hast meine Erwartungen übertroffen und..." Er hält kurz inne und scheint zu überlegen. "Der Tisch, das Ambiente... Ich meine, das ist einfach... wow. Das habe ich mir gewünscht."
 

Wieder erlaube ich es mir kurz um die Ecke zu spähen und erhasche einen Blick auf Duke. Seine Wangen sind leicht gerötet und seine Lider etwas gesenkt. Aber hallo! Scheint als hätte der Dieb ihn schon so gut wie in der Tasche. Sehr gut. Endlich klappt mal etwas problemlos.
 

"Na, wenn du jetzt schon begeistert bist, wirst du den Rest des Abends lieben." bemerkt Bakura und ich vermute, er grinst wieder auf die ihm eigene Weise. Duke lacht. "Also augenblicklich glaube ich damit hast du Recht." erwidert der Schwarzhaarige. Auch Bakura lacht.
 

"Ähm... ich sollte nach dem Hauptgang sehen." bemerkt der Dieb dann und ich glaube fast, er ist etwas verlegen, zumindest wenn ich seinen Tonfall richtig deute. Duke entgegnet nichts und ich höre Teller klirren. Der Dieb räumt demnach vermutlich den Vorspeisengang ab. Ich gehe einen Schritt von der Tür weg und grinse ihn fröhlich an als er in die Küche kommt.
 

"Sag mal, Bakura?" frage ich dann leise, während er die Teller in die Spüle stellt. "Kann ich eins dieser Cannoli haben?"

Das perfekte Dinner - Teil 3: "Romantik pur oder so"

So ihr Lieben, hier also das nächste Kapitel. Es ist wohl etwas ernster angehaucht, aber die Situation ist ja auch eher ernst.

Aber keine Sorge, im nächsten Kapitel wird es wieder heiterer zur Sache gehen. Zumal da ja auch noch Tristan und Tea sind... und Kaiba natürlich.

Ich hoffe, ihr habt nach wie vor Spaß!
 


 

Bakura mustert mich einen Augenblick, dann nickt er. "Ok, nimm dir eins." entscheidet er dann und ich grinse ihn selig an. Kaum zwei Sekunden später beiße ich auch schon in diese köstliche Süßspeise und...
 

"Gigantisch." befinde ich mit vollem Mund.
 

"Ich weiß." entgegnet der Dieb und widmet sich seinem Hauptgang. "Nein, echt jetzt... die Dinger sind...wow. So was geniales hab ich noch nie gegessen." fahre ich kauend fort während Bakura die nächsten Teller anrichtet. Ich schlinge einen Bissen nach dem anderen runter und muss mich echt zusammenreißen, mir nicht gleich das ganze Teilchen in den Mund zu schieben.
 

"Mann, Bakura, die sind echt... Also an deiner Stelle würde ich keinem mehr mit dem Schattenreich drohen. Mit den Dingern kannst du die Leute süchtig machen." erkläre ich und lecke mir die Finger ab als ich den letzten Bissen verschlungen habe. Der Dieb erwidert nichts und ich luchse nach den anderen köstlichen Cannoli, die noch unberührt da liegen. Fuck, ich hätte gern noch eins. Oder zwei. Aber ich schätze, wenn ich Bakura frage, dann wird er wütend.
 

Als könnte er meine Gedanken lesen, wirft er mir ehe er wieder verschwindet noch einen Blick zu und deutet dann auf die Töpfe auf dem Herd. "Bedien dich, wenn du willst, aber Finger weg von den Cannoli, Wheeler! Und sei leise." meint er und ist verschwunden ehe ich etwas erwidern kann.
 

Ich schnappe mir einen Teller und linse in die Töpfe. Also, wenn das Essen nur halb so gut schmeckt, wie es duftet, dann bin ich gerade im Paradies. Wenn ich an Bakura´s Stelle wäre, würde ich echt die Leute mit Essen gefügig machen. Mein Magen knurrt noch bevor ich mir die erste Ladung auf den Teller gehäuft habe und im nächsten Moment bin ich auch schon dabei Gabel für Gabel in den Mund zu schaufeln.
 

Mal ehrlich, wenn Liebe durch den Magen geht, dann hat der Dieb so gut wie gewonnen. Wenn er es nicht noch durch irgendeine seiner abstrusen Äußerungen vermasselt.
 

Da fällt mir ein... Ich bekomm gar nichts mehr mit.
 

Also beziehe ich mit meinem Teller wieder Position an der Tür und lausche. Noch immer erklingt im Hintergrund der Soundtrack von "Dirty Dancing" und ich muss unwillkürlich grinsen. Ich hätte echt nicht gedacht, dass der Dieb so was freiwillig anhören würde. Und dass Duke den Film mag... Oh Mann. Wahrscheinlcih kann er deshalb so gut tanzen.
 

"Das ist unglaublich." höre ich da auch schon den Schwarzhaarigen sagen und kann nur zustimmen. Das Essen ist der Hammer. Das steht mal außer Frage. "Du hast wirklich Talent, Kura." bemerkt Duke und der Dieb murmelt etwas, dass ich nicht so ganz verstehe. "Was hast du mir noch verheimlicht?" fragt der Schwarzhaarige und ich würde wetten, dass er dem Weißhaarigen gerade zu zwinkert. Wie ich Duke kenne, bin ich mir dessen sogar sicher.
 

Bakura scheint tief einzuatmen. "Es ist ein entspannendes Hobby." meint er dann und Duke lacht. "Glaub ich gerne. Und ich bin begeistert." erwidert er dann. "Ehrlich. Endlich einmal... ein normaler Zeitvertreib." Ich glaube, dass Bakura ein leicht verächtliches Schnauben von sich gibt, aber zum Glück sagt er nichts. Duke fährt allerdings auch nach einer kurzen Pause schon fort. "Du steckst wirklich voller Überraschungen." stellt er fest und seine Stimme klingt so warm und sanft, dass ich schon fast Gänsehaut bekomme. Wie muss es da erst Bakura gehen?
 

Aber hey, es scheint wirklich gut zu laufen.

Demnach müsste mein Deal mit Bakura ja bald erfüllt sein, was meinen Kaiba beruhigen dürfte.
 

Meinen Kaiba
 

Bei dem Gedanken verschlucke ich mich fast und muss husten. Zum Glück schaffe ich es gerade noch rechtzeitig mir die Hand vor den Mund zu halten und mich etwas von der Tür abzuwenden.
 

Unwillkürlich kommt mir der Gedanke, dass ich ja noch ein Problem habe.
 

Tea und Tristan.
 

Ich werde ihnen schließlich in absehbarer Zeit die Wahrheit sagen müssen. Ich meine, wenn das mit Bakura und Duke wirklich etwas ernstes wird, dann kann ich Tea und Tristan ja schlecht in dem Glauben lassen, dass ich auf Duke stehe. Fuck, da habe ich mir aber auch wieder etwas eingebrockt. Und ich kann ihnen ja auch nicht die Wahrheit erzählen. In dem Punkt hat Kaiba sich schließlich klar ausgedrückt.
 

Darüberhinaus stellt sich auch noch die Frage, wie Bakura und Duke es halten werden. Ob sie zu ihrer Beziehung stehen. Offen, meine ich.
 

Fragen über Fragen.
 

Mein Blick gleitet erneut zu den Cannoli.
 

"Ich muss dir etwas sagen, Duke." vernehme ich in dem Moment Bakura´s Stimme.
 

Wieder höre ich kurz Geschirr klirren. Ich vermute, die Beiden sind mit dem Hauptgang fertig und haben ihr Besteck niedergelegt. "Das dachte ich mir schon." erwidert Duke ruhig und einen Moment herrscht Schweigen. Ich stelle meinen Teller in die Spüle und husche direkt wieder zur Tür. "Aber zuerst, muss ich dich etwas fragen." sagt der Dieb und ich halte unwillkürlich den Atem an. Ok, jetzt wird´s spannend.
 

"Nur zu. Frag." ist Duke´s lässige Antwort.
 

"Lass mich erst abräumen." erwidert der Dieb und ich seufze. Duke entgegnet nichts, aber ich höre deutlich, dass Bakura sich ans Werk macht. Kurz darauf steht er wieder in der Küche und ich sehe den Dieb fragend an. Er macht eine wegwerfende Geste und ich verdrehe die Augen, sage jedoch nichts. Naja, vielleicht ist es auch besser so. Ich meine, dass er erst abräumt. Und da sind ja auch noch die Cannoli.
 

Ohne ein Wort an mich, greift sich der Dieb den Teller mit den Leckereien und ist auch schon verschwunden. Sehnsüchtig blicke ich meiner neuen Lieblingsspeise nach. Verdammt. Ich hätte mir noch eins schnappen sollen. Jetzt ist es zu spät.
 

"Du backst auch noch?" höre ich Duke beeindruckt fragen. "Ja." erwidert der Dieb knapp. "Probier schon."
 

Ich seufze leicht als im Esszimmer wieder geschwiegen wird. Da gehen sie hin, meine Cannoli.
 

"Kura, du hast dich selbst übertroffen." meint Duke nach einer Weile. "Danke." entgegnet Bakura und dieses Mal bin ich echt sicher, dass er verlegen ist. Vielleicht wird er sogar rot? Schade, dass ich das nicht sehen kann. "Ich bin froh, dass es dir geschmeckt hat." fährt der Dieb fort und Duke meint auch schon eine Sekunde später: "Geschmeckt? Kura, das war wirklich gigantisch. Und dass du so etwas für mich tust..." Der Schwarzhaarige beendet den Satz nicht, aber ich höre nicht nur deutlich seine Rührung sondern kann mir auch denken, was er sagen will.
 

Duke hatte gewisse Erwartungen an Bakura, war sich aber sicher, dass diese utopisch sind und nun übertrifft der Dieb seine Hoffnungen. Ja, ich kann mir gut vorstellen, wie es dem guten Duke Devlin gerade geht.
 

"Nur für dich." sagt der Dieb leise und ich muss erneut grinsen. So viel zu dem Thema, er sülzt nicht oder kann nicht sülzen. "Kura." haucht Duke und ich muss unwillkürlich an Tea denken. Die haucht nämlich auch des öfteren Tristan´s Namen in bestimmten Momenten und dann hat sie immer diesen verklärten Blick drauf. Ob das bei Duke gerade auch so ist? Ich spähe vorsichtig um die Ecke, kann aber nur sein Profil erkennen. Seine Hand liegt lässig auf dem Tisch und eigentlich wäre das der perfekte Moment für Bakura sie zu nehmen und...
 

Wow! Stopp!
 

Was denk ich denn da?
 

Ich werde echt noch weich in der Rübe über dieser Sache. Nur gut, dass ich so was nicht für Kaiba tun muss. Muss ich doch nicht, oder? Ich meine, der Eisklotz würde so was doch ganz sicher nicht erwarten?!
 

"Du hast vor einiger Zeit etwas gesagt..." hebt Bakura ernst an. "Gilt das noch?"
 

Ich brauche einen Moment, um die Frage zu verstehen. So ganz sicher bin ich mir auch nicht, was der Dieb gerade meint. Doch Duke scheint ihm folgen zu können, denn er lacht kurz auf und meint dann: "Ich schätze, du spielst darauf an, dass ich mir eine ernsthafte Beziehung gewünscht habe."
 

Duke´s Tonfall erscheint im ersten Augenblick locker und unbekümmert, aber bei genauerer Betrachtung, habe ich den Eindruck, dass ein wenig Hoffnung in seiner Stimme mitschwingt.
 

"Ja. Das meinte ich." erwidert der Dieb immer noch ernst. "Also? Gilt das noch? Ich meine, möchtest du das noch?"
 

Duke scheint einen Moment zu überlegen, dann seufzt er. "An meinen Gefühlen hat sich nichts verändert, Kura. Und auch nicht an dem was ich mir wünsche." erwidert er dann ebenfalls ernst. "Aber auch nicht daran, dass ich nicht so weitermachen möchte, wie bisher. Ich weiß, dass du... nun, sagen wir... ich verstehe, dass es bestimmte Dinge in deinem Leben gibt, die dir wichtig sind. Einiges davon verstehe ich sogar, anderes nicht, aber die Sache mit Atemu zum Beispiel." Der Schwarzhaarige hält kurz inne. "Der Pharao ist mein Freund..."
 

"Ich weiß, ich weiß." unterbricht ihn der Dieb unwirsch. "Ich weiß auch worauf du hinaus willst." Bakura seufzt. "Wirklich?" hakt Duke sanft nach. "Wirklich." entgegnet Bakura.
 

Erneut entsteht eine kurze Pause und ich halte wieder den Atem an.
 

"Dann weißt du auch, dass ich nicht nur spielen will." höre ich Duke dann fortfahren. "Ich wünsche mir das volle Programm, Kura. Eine ernsthafte Beziehung eben. Und nur wir beide. Verstehst du?"
 

Ich nicke unwillkürlich. Ja, ich verstehe was Duke meint. Er will Kura für sich. Nur für sich. Er will keine Konkurrenz, keinen Nebenbuhler. Eine echte Beziehung eben. Und Bakura weiß das auch. Die Frage ist eben, ob der Dieb das kann oder nicht. Immerhin gehört mehr dazu als einmal schön zu kochen und nicht mehr sämtliche Betten der Stadt unsicher zu machen.
 

Jetzt wäre also im Grunde der perfekte Moment für Bakura´s Rede von neulich. Wenn er die gleichen Worte zu Duke sagt, die er mir gesagt hat, dann wird Duke ihm glauben. Ich habe ihm geglaubt und ich tue es auch jetzt noch. Gleichgültig wie irre der Typ ist, er hat Gefühle für den Schwarzhaarigen. Warum sonst sollte er auch die ganze Nummer hier durchziehen?
 

"Jetzt mach bloß keinen Fehler!!" denke ich bei mir und warte sicher so ungeduldig auf Bakura´s Antwort wie Duke gerade. Doch der Dieb lässt sich Zeit. Ich hoffe, dass ist ein gutes Zeichen.
 

"Ich bin kein netter Mensch, Duke." höre ich ihn schließlich sagen und atme erleichtert auf. Sehr gut, er macht es also. Perfekt. "Ich werde wohl auch nie ein wirklich netter Mensch sein und was diese Made von..." Er hält kurz inne und ich atme tief ein. "Was Atemu anbelangt... Wir werden nie Freunde sein, aber das tut auch nichts zur Sache."
 

Bakura seufzt. "Ich weiß, dass ich nicht gut bin in solchen Dingen. Keine Ahnung ob ich das je sein werde. Sülzen liegt mir nicht, Duke. Das weißt du. Aber was dich anbelangt..." Erneut macht der Dieb eine kurze Pause und ich hoffe, dass er Duke jetzt in die Augen sieht. "Die meiste Zeit bin ich voller Wut und Hass... das hier ist nicht meine Zeit, nicht meine Welt, aber wenn ich bei dir bin... naja... Verdammt, Duke, du bist nicht irgendjemand für mich. Du bist das Einzige in dieser Zeit, dass mir etwas bedeutet. Ich meine, alles andere ist mir egal. Das kannst du mir glauben. Es wäre mir ein Vergnügen diese Welt ins Chaos zu stürzen, besonders, wenn ich dieser Ma-, Atemu, damit eins auswischen kann, aber du..."
 

Ich höre wie der Dieb tief einatmet und ich schätze, dass Duke gerade gebannt die Luft anhält.
 

"Deinetwegen will ich ein besserer Mensch werden." sagt Bakura leise und mir entfährt ein "WOW!" und ehe ich es verhindern kann, höre ich mich selbst auch schon laut sagen: "Also, wenn das nicht romantisch ist, dann weiß ich es..."
 

Ich schlage mir noch schnell die Hand vor den Mund ehe ich den Satz zuende gesprochen habe, aber da trifft mich auch schon Duke´s Blick und grüne Augen funkeln mich erstaunt an. Ich grinse ihn schief an.
 

"Ähm, hallo, Duke."
 

Zaghaft trete ich auf den Flur und obgleich ich etwas Angst habe, dass Bakura mir gleich an den Kragen geht, stellt sich mir insgeheim die Frage, ob noch ein paar von den Cannoli übrig sind.

Das perfekte Dinner - Teil 4: "Der Absacker"

"Du hattest eine ganz einfache Aufgabe, Wheeler." Bakura´s Blick ist schwer zu deuten. Ich vermute er ist sauer, zurecht, aber wegen Duke hält er sich zurück. Denke ich mal.
 

Duke dagegen wirkt vollkommen perplex. Er sieht mich ungläubig an, dann wandert sein Blick zu Bakura und ich schlucke unwillkürlich. Dann erscheint es mir jedoch das Beste, wenn ich die Sache aufkläre bevor Duke noch was falsches denkt.
 

"Ähm... also... Ich hab Bakura assistiert. In der Küche." erkläre ich unsicher und verlegen zugleich und wende mich dabei Duke zu. "Und naja, also..." Ich halte kurz inne und mein Blick huscht kurz zu dem Dieb, der sich gerade anschickt etwas zu sagen, aber ich komme ihm zuvor. "Wir haben ja einen Deal, wie du weißt und naja, also er war auch bei mir dabei. Mehr oder weniger." Ich unterstreiche meine Aussage mit einer undefinierbaren Geste und fahre auch schon fort: "Und deshalb dachte ich, naja, wir dachten... Ich meine, ich musste ja auch sehen, dass alles glatt läuft."
 

Duke blinzelt und ich kann ihm förmlich ansehen, dass es in seinem Kopf gerade tierisch abgeht. Vermutlich kann er mir nicht folgen, was ja irgendwo sogar verständlich ist.
 

"Ich meine, bei Kaiba hat er mir ja auch geholfen, wenn auch auf keine so dezente Art." hebe ich von neuem an und zucke mit den Schultern. Mein Blick wandert erneut zu dem Dieb, der sich ein wenig entspannt hat. "Hey, ich wollte echt nicht stören." entschuldige ich mich bei ihm, doch dann kommt mir ein Gedanke.
 

"Und im Gegensatz zu dir hab ich auch nicht mitgefilmt. Was ich eigentlich hätte tun können, immerhin hätte ich die Aufnahme auch irgendwann gebrauchen können und überhaupt..."
 

Ich glaube, ich rudere recht seltsam mit den Armen während ich drauf los rede. Bakura´s Augen verengen sich für einen Moment zu zwei kleinen Schlitzen und ich erwarte schon fast eine bissige Bemerkung. Naja, eigentlich gehe ich sogar etwas in Deckung. Ja, ich erwarte fast schon, dass er mich am Kragen packt und...
 

Doch da höre ich Duke laut auflachen und sowohl Bakura als auch ich sehen den Schwarzhaarigen erstaunt an.
 

"Entspannt euch." meint Duke gelassen und schenkt Bakura ein kleines Lächeln. "Ihr seid wirklich..." Er schüttelt den Kopf und lacht erneut. "Es ist ja nichts passiert." befindet er dann und ich nicke eifrig. Stimmt. Alles ist doch gut gelaufen, naja, bis jetzt und wie es aussieht, hat der Dieb mit seiner Aussage auch gepunktet.
 

Bakura scheint noch einen Moment zu überlegen, dann seufzt er und nickt. "Wenn du gefilmt hättest, Wheeler..." meint er allerdings und schenkt mir einen vielsagenden Blick. Ich hebe abwehrend die Hände. "Hey, ich bin nicht lebensmüde!! Und auch nicht so..." Ich breche ab bevor mir etwas negatives herausrutscht. Immerhin sind wir alle hier, um ihn in einem besseren Licht stehen zu lassen.
 

"Was meint ihr damit eigentlich? Wer hat was gefilmt?" will Duke wissen und ich schlucke. Nun ist es an dem Dieb zu grinsen. "Ich habe nur den ersten Kuss von Wheeler und Kaiba dokumentarisch für die Nachwelt festgehalten." erwidert der Weißhaarige süffisant und zu meiner Überraschung lacht Duke laut auf. "Wirklich?" fragt er lachend nach. "Oh Mann, das würde ich zu gern sehen!!!"
 

Ich starre Duke einen Moment entgeistert an, dann schleudern meine Augen auch schon Blitze, aber mein Freund zeigt sich davon vollkommen unbeeindruckt. "Nichts leichter als das." meint Bakura lässig und zückt auch schon sein Handy. Ich werfe ihm einen warnenden Blick zu, doch er grinst mich nur an. "Das ist nur fair, nachdem du uns diesen besonderen Moment verdorben hast, weil du unbedingt deinen Senf dazu geben musstest." erklärt er mir und hält Duke auch schon das Handy hin. Ich stöhne auf.
 

Mir bleibt aber auch nichts erspart.
 

Ich höre erneut einen Teil des Dialoges zwischen Kaiba und mir und meine Stimme klingt so... seltsam. Gar nicht nach mir. Meine Wangen brennen jetzt schon und ich wage es nicht Duke anzusehen.
 

"Oh ha." höre ich den Schwarzhaarigen sagen und werfe ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er grinst mich auf typische Duke-Weise an und ich verspüre den Wunsch, vor Scham im Boden zu versinken. Mein Kopf glüht schon. Ich glaube, ich bekomme Fieber. "Alle Achtung, Joey." meint Duke auch noch und ich schenke ihm einen gequälten Blick. "Reife Leistung, wirklich. Und..." Duke hält kurz inne und legt den Kopf schief. "Wirklich ästhetisch, wenn ich das mal so sagen darf. Fast schon filmreif... Kaiba macht aber auch ne gute Figur, hätte ich nicht gedacht."
 

Duke lacht und Bakura grinst und ich stöhne auf. "Können wir das Thema bitte lassen?" frage ich genervt und verlegen zugleich. Duke zuckt mit den Schultern. "Hey, ist doch nicht schlimm. Im Gegenteil. Demnach zu urteilen hatte dein Vorhaben doch Erfolg." meint er und ich lächele ihn gequält an. "Und wenn du schon mal da bist..." Der Schwarzhaarige schenkt Bakura einen fragenden Blick. Der Dieb zuckt mit den Schultern. "Die Atmosphäre ist sowieso futsch." bemerkt der Weißhaarige grimmig, aber Duke schüttelt den Kopf. "Ach was. Die Atmosphäre ist noch immer gut. Keine Sorge. Wir reden später weiter, Kura. Ok?"
 

Die grünen Augen ruhen sanft auf dem Dieb und der Blick scheint diesen zu beschlichtigen. Seine Miene hellt sich auf und Duke deutet mir an, Platz zu nehmen. Ich zögere dennoch. Dann fällt mein Blick wieder auf die Cannoli und auf Bakura. Er verdreht leicht die Augen, dann meint er: "Na, mach schon, Wheeler. Greif zu! Sonst sabberst du mir nur den Tisch voll." meint er bissig und ich grinse.
 

Mehr Aufforderung bedarf es nicht. Ich lasse mich auf einem der freien Stühle nieder und schnappe mir diese hervorragende Köstlichkeit. Meinetwegen können die Beiden jetzt auch gerne weiter über Kaiba und mich sinnieren, ich bin erstmal selig.
 

"Dann seid ihr jetzt zusammen?" will Duke wissen und ich verschlucke mich fast. "Ähm..." hebe ich mit vollem Mund an. So genau weiß ich das eigentlich nicht. Ist ja nicht so, dass wir den Punkt geklärt hätten. Eigentlich haben wir ja nur geklärt, dass ich mit niemandem darüber rede und naja, dass wir...
 

Vermutlich sind wir zusammen.
 

Bakura nickt. "Die Zwei sind zusammen. Zumindest auf ihre verquere Art. Allerdings wird es eine schöne Weile dauern bis unser guter Kaiba in der Lage ist, sich das einzugestehen. Momentan verdrängt er wohl noch, aber immerhin hat er sich seinem Hündchen angenommen." erklärt der Dieb und Duke lacht erneut. "Ich wäre zugern dabei gewesen."
 

Der Dieb verzieht leicht spöttisch den Mund. "Die Szene war wirklich..." Er überlegt kurz, was wohl das treffende Adjektiv ist und ich widme mich weiter meinen Cannoli. "Wheeler war herrlich. Er ging direkt in die Offensive, aber Kaiba stellte sich ziemlich an. Der Gute war ganz schön durch den Wind." erzählt Bakura weiter und seine Augen blitzen amüsiert. "Der Kuss hat unseren Kaiba dann vollkommen aus der Fassung gebracht, aber ab da war klar, dass er nicht abgeneigt ist. Doch zugeben konnte er es natürlich nicht. Deshalb musste ich auch eingreifen."
 

Duke sieht den Dieb erstaunt, dann blitzt es auch in den grünen Augen belustigt auf. "Und wie hast du eingegriffen?" stellt er dann die logische Frage. Bakura´s Grinsen wird noch breiter und er wirft mir einen kurzen Seitenblick zu.
 

"Sagen wir´s so, ich habe dem guten Kaiba erklärt, dass er nicht außer Konkurrenz steht." antwortet er schließlich und Duke grinst. "So so." meint der Schwarzhaarige. "Muss ich mir etwa Sorgen machen?" Bakura lacht. "Mitnichten." entgegnet er. "Aber du weißt doch wie es heißt, Konkurrenz belebt das Geschäft und in der Hinsicht kennt sich Kaiba aus. Ergo..."
 

Duke nickt. "Verstehe." erwidert er. "Gut gemacht." Bakura macht eine leicht verneigende Bewegung. "Dann bin ich mal gespannt wie es mit euch weitergeht, Joey." meint Duke dann an mich gewandt und ich nicke mit vollem Mund. "Ich schätze, unser Eisklotz will die Sache geheim halten, oder?" Wieder nicke ich und Duke seuftz. "Das war zu erwarten."
 

Bakura zuckt mit den Schultern. "Und wenn schon. So was kann durchaus seinen Reiz haben." meint er unbekümmert. "Zudem hat er ja auch gute Gründe."
 

"Stimmt." Duke scheint kurz zu überlegen. "Es ist ja nicht so, dass er es geheimhalten will, weil er sich für Joey schämen würde, aber in seiner Position..." Duke beendet den Satz nicht, sondern sieht mich abschätzend an. "Und du kommst damit klar?"
 

Ich zucke mit den Schultern. Ehrlich gesagt habe ich mir bisher noch keine großen Gedanken darüber gemacht. Zudem bin ich auch nicht unbedingt scharf darauf, dass rauskommt, dass ich auf diesen Penner stehe. Mein Ruf würde ja auch beschädigt werden. Und wie.
 

"Bleibt nur noch das Problem mit Tristan und Tea." erinnert mich Duke an den Punkt, den ich die ganze Zeit zu verdrängen versuche. Ich seufze. Bakura´s Blick verhärtet sich wieder, doch er sagt nichts. "Tea hat mich heute übrigens angerufen und wollte mich aushorchen." Duke zwinkert mir zu und ich verziehe den Mund. "Ich konnte sie zum Glück abwimmeln, aber ich schätze, morgen in der Schule werde ich ihr nicht so leicht entkommen können."
 

Ich nicke. "Ja, ich ahne auch schon schlimmes. Tristan wollte morgen mit mir reden und er meinte, er hätte schon eine Idee für ein Viererdate nächstes Wochenende." erkläre ich und Duke seufzt. "Dann müsst ihr die Sache klarstellen." meint Bakura und sowohl ich als auch Duke sehen den Dieb an. Er zuckt mit den Schultern. "Macht reinen Tisch. Sagt den Kindern was Sache ist bevor sie noch eine Doppelhochzeit planen."
 

Fuck, bin ich froh, dass mein Mund gerade leer ist. Er klappt nämlich auf und mit offenem Mund starre ich den Dieb an.
 

"Der kleinen Tea traue ich in der Hinsicht alles zu." fährt Bakura unbekümmert fort und schenkt Duke einen vielsagenden Blick. "Und Taylor scheint eine willige Marionette in ihren Händen." Der Gedanke scheint den Dieb sehr zu amüsieren. Ich blicke unsicher zu Duke.
 

Als wäre es so leicht, diese Sache wieder aufzuklären.
 

Duke scheint ebenso zu denken. Seine Züge sind ernst und vermutlich überlegt er das Gleiche wie ich.
 

"Hm." gibt der Schwarzhaarige dann von sich und seufzt. "So einfach ist das nicht..." Er sieht Bakura ernst an. "Joey kann schließlich schlecht sagen, mit wem er wirklich zusammen ist." Bakura sieht sein Gegenüber fragend an. "Wieso? Diese Pharaonenma-, Atemu und der Zwerg wissen doch auch schon Bescheid." wirft der Dieb ein und Duke nickt. "Klar, aber die Beiden sind was anderes." Ich nicke zustimmend. "Atemu und Yugi werden sich nichts anmerken lassen. Bei Tris und Tea..." Ich muss meine Zweifel nicht aussprechen. Duke denkt ähnlich und Bakura scheint nun auch zu verstehen. Der Dieb seufzt.
 

"Tja, dann brauchen wir eine andere Strategie." befindet der Dieb nach kurzem Schweigen und verschränkt die Arme vor der Brust. Einen Moment lang mustert er Duke und mich, dann fährt er fort: "Stellt sich auch die Frage, wie sich das jetzt mit uns verhält."
 

Ich nicke und blicke Duke zaghaft an.
 

Wo der Dieb Recht hat, hat er Recht. Das Abendessen ist ja bislang gut gelaufen, aber was das genau für die Zwei heißt... Nun, das ist Duke´s Entscheidung. Sowohl Bakura als auch ich sehen Duke erwartungsvoll an. Er hat die Lippen aufeinander gepresst und scheint nachzudenken. Kein gutes Zeichen, wenn ihr mich fragt. Oder?
 

Dabei war Bakura´s Aussage vorhin echt mal... süß. Ok, ich werde ihm das nie so sagen. Ich bin schließlich nicht scharf darauf ins Schattenreich verbannt zu werden, aber die Ansage war echt mal süß. Um nicht zu sagen so was von romantisch. Duke müsste eigentlich dahin schmelzen.
 

Ich mustere meinen Freund abschätzend und dann kann ich nicht länger an mir halten.
 

Keine Ahnung was mich dazu bewegt wieder einmal das Wort zu ergreifen und auch noch Partei für Bakura zu beziehen, aber naja, der Dieb hat mir ja auch geholfen und verdammt, ich glaube ihm. Ja, wirklich. So wie ich ihn heute und auch die letzten Tage erlebt habe, mit einigen Abstrichen natürlich, scheint er es wirklich ernst zu meinen und hey, ich glaube kaum, dass er so was sagen würde, wenn er es nicht meinen würde. Bakura ist vieles aber kein Lügner.
 

"Also echt jetzt, ihr zwei passt zusammen. Wie die Faust auf´s Auge. Wirklich." sprudelt es auch schon aus mir raus. "Ok, anfangs fand ich die Vorstellung krank und naja, wenn ich mir euch zusammen vorstelle... ähm... ja, also in bestimmten Situationen in denen ich euch sowieso nicht erleben will, dann ist es auch noch... Egal." Ich schüttele leicht den Kopf, um das Aufsteigen dieses Horrorbildes wieder zu verwerfen. "Bakura gibt sich echt Mühe. Nicht nur mit dem Essen und so." Ich bemühe mich den Dieb nicht anzusehen, sondern lege meinen Blick nur auf Duke.
 

"Ich meine, stell dir mal vor, was er alles gemacht hat für dich!" hebe ich von neuem an und Duke schenkt mir einen interessierten Blick. "Ich glaube, er musste echt mal über seinen Schatten springen, dir überhaupt zu gestehen, dass er gerne kocht. Daraus macht er nämlich ein Riesendrama. Mich wollte er schon lynchen."
 

Duke´s Mundwinkel zucken leicht, aber er unterbricht meinen Wortschwall nicht. Ok, ich lasse ihm auch gar keine Gelegenheit dazu. Je mehr ich rede, desto mehr komme ich mal wieder in Fahrt und die Cannoli haben mein Blut wohl auch ordentlich in Wallung gebracht. Allein dafür schulde ich es Bakura, ihm hier und jetzt zu helfen. Schließlich habe ich auch den ultraromantischen Moment unterbrochen. Also ist es nur fair, dass ich jetzt eingreife.
 

"Aber damit nicht genug." rede ich weiter und erwische fast eines der Gläser. Zum Glück ist Bakura schneller und bringt es außer Reichweite. "Er hat geübt. Mit mir. Damit er alles richtig macht. Kannst du dir vorstellen, wie schwer ihm das gefallen sein muss. Mal abgesehen davon, wie grausam das für mich war, aber egal. Und dann ist er noch bei Tea eingestiegen, um sich Liebesfilme zu besorgen. Also, wenn das kein Einsatz ist, dann weiß ich es auch nicht."
 

Ich atme kurz tief durch und will auch schon weiterreden als ein grauenvoller Schmerz mich durchzuckt. Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass der Dieb mir ans Bein getreten hat. Und wir reden hier nicht von einem sanften Stupser oder so. Er hat richtig zugetreten. Ich muss sogar aufjaulen. Dann werfe ich ihm einen wütenden Blick zu.
 

"Wheeler..." hebt Bakura an und ich schlucke. Der Dieb hat die Hände zu Fäusten geballt und seine Halsschlagader zuckt gefährlich. "Na, ist doch so!" zische ich ihn an und Bakura richtet sich ein wenig auf. Da erst wird mir klar, was ich da gerade rausgelassen habe. Meine Züge erstarren umgehend.
 

"Ups." Ich versuche den Dieb entschuldigend anzulächeln, aber ich schätze, das hilft jetzt auch nichts mehr. "Wh-" hebt der Dieb erneut an und sein Tonfall jagt mir einen Schauer über den Rücken. Sofort bin ich auf den Beinen und will auch schon die Flucht ergreifen, doch Duke´s Hand legt sich auf meinen Arm.
 

"Cool down." meint er und ich bin nicht sicher ob er mich damit meint oder Bakura, aber ich halte in meiner Bewegung inne und erkenne auch aus dem Augenwinkel, dass Bakura sich nicht weiter rührt. Duke lacht und ich glaube, sowohl der Dieb als auch ich sehen ihn ziemlich verdattert an.
 

Der Schwarzhaarige seufzt immer noch lächelnd und richtet dann seinen Blick auf den Dieb. "Die Tischdecke kam mir gleich so bekannt vor."

Ein (fast) genialer Plan!

Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass Duke locker mit dieser Entwicklung umgehen würde. Ich meine, Duke ist einfach locker. Immer. Ich habe ihn noch nie gestresst oder wirklich genervt erlebt.
 

Und glücklicherweise scheint seine Art gerade auch auf Bakura abzufärben. Der Dieb entspannt sich nämlich zusehenst.
 

Ok, es war jetzt nicht unbedingt ein genialer Schachzug meinerseits, das mit der Tischdecke und so zu verraten, aber naja, die Worte kamen einfach aus meinem Mund. Doch Duke´s Reaktion hat die Situation entschärft und nun lächelt auch Bakura wieder.
 

"Also, dass du Einsatz bringst, kann man dir wirklich nicht absprechen, Kura." bemerkt Duke grinsend und der Dieb lächelt seinen Kater an. "Ich sagte doch, du bist es wert." erwidert er charmant und wäre ich an Duke´s Stelle, ich würde dahin schmelzen.
 

Mal ehrlich, das mit dem Zuckerguss bekommt der Psycho echt gut hin, wenn er will. Ok, er ist auch motiviert, aber dafür, dass er die ganze Zeit meinte, dass er nicht sülzen könnte, kann er es doch ziemlich gut, oder? Ich frage mich unwillkürlich ob Kaiba einmal so über seinen Schatten springen wird. Vielleicht bedarf es auch nur der richtigen Motivation? Oder es richtigen Momentes?
 

"Ähm..."
 

Unsicher blicke ich von einem zum anderen. Eigentlich wäre es jetzt an der Zeit, mich zu verabschieden. Ich werde ja nicht mehr gebraucht. Gut, es sind noch zwei Cannoli übrig, aber ich will ja nicht unverschämt sein und die Zwei wollen auch sicher ihre Ruhe haben.
 

Duke scheint meine Gedanken lesen zu können, denn er meint: "Bleib noch einen Moment, Joey."
 

Etwas erstaunt sehe ich ihn an und auch Bakura wirkt irritiert. Duke lächelt uns an. "Wir sollten uns wirklich eine Strategie bezüglich Tristan und Tea überlegen." erklärt der Schwarzhaarige. "Und da wir alle mehr oder weniger im gleichen Boot sitzen... Zudem ist morgen wieder Schule und es wäre wohl geschickt, wenn wir uns etwas überlegen."
 

Bakura nickt, ich ebenfalls. Duke hat Recht. Eigentlich wäre es wirklich sinnvoll die Sache jetzt und hier zu besprechen. Leider habe ich keinerlei Idee wie man in der Angelegenheit verfahren könnte. Ich mag uns den Schlamasel eingebrockt haben, aber auslöffeln kann ich ihn alleine sicher nicht. Und da ich Kaiba gegenüber auch Wort halten will...
 

Sowohl der Dieb als auch meine Wenigkeit sehen Duke fragend an und der Schwarzhaarige grinst. "Ach?" meint er und in seinen Augen blitzt es amüsiert auf. "Ich soll mir eine Strategie überlegen?"
 

Bakura zuckt mit den Schultern, grinst dann jedoch ebenfalls. "Meine Lösung für das Problem würde dir sicher nicht zusagen." erwidert er dann süffisant und Duke lacht. "Nein, die Zwei ins Schattenreich zu verbannen steht nicht zur Debatte." sagt er und der Dieb seufzt theatralisch. Einen Moment lang sehen die Beiden sich in die Augen und naja... man muss keine romantische Ader besitzen, um zu merken, dass da gewaltig die Funken sprühen.
 

Die Zwei passen einfach zusammen. Keine Ahnung warum und ja, es ist und bleibt krank, aber was soll´s? Ich glaube, sie harmonieren besser als sie beide denken. Und hey, das ist auch ganz in meinem Sinne. Somit wäre meine Pflicht getan.
 

Duke scheint ernsthaft zu überlegen und Bakura und ich warten geduldig. Vermutlich ist er der Einzige von uns, der wirklich eine annehmbare Lösung entwerfen kann. Bakura´s Ideen sind hier nicht hilfreich und ich habe erst gar keine. Also bleibt nur noch Duke und wie mich die bisherigen Ereignisse gelehrt haben, scheint er auch recht pragmatisch in solchen Dingen zu sein.
 

Ich weiß nicht wie lange wir schweigend da sitzen, hin und wieder luchse ich zu den zwei verbliebenen Cannoli und irgendwann meint Bakura unwirsch: "Nimm sie dir schon. Das ist ja nicht zum aushalten, Wheeler." Ich grinse ihn schief an und er verdreht die Augen. Natürlich muss er mir das nicht zweimal sagen. Ich angele mir eine weitere Köstlichkeit und strahle sie selig an. Bakura lacht.
 

"Der ultimative Hundeblick." meint er und ich blinzele verständnislos. Der Dieb seufzt. "Wheeler, du kannst sagen was du willst, aber du bist eindeutig ein Hündchen."
 

Ich verziehe missbilligend den Mund, sage jedoch nichts, sondern widme mich meiner neuen Lieblingsspeise.
 

Ob ich den Dieb dazu kriegen kann, mir die Dinge öfter zu machen? Er kocht doch gerne und ich esse gerne... Ich könnte ihm eigentlich anbieten, den Vorkoster zu spielen. Doch augenblicklich erscheint es mir keine so gute Idee das Thema anzuschneiden.
 

"Wir werden Tristan und Tea nicht einfach sagen können, dass nichts mehr zwischen uns ist, Joey." meint Duke dann und schenkt mir einen vielsagenden Blick. "Ich denke mal, du möchtest den Zwei auch ungern gestehen, dass das Ganze eine Art Missverständnis war."
 

Ich nicke mit vollem Mund und schlucke dann den Bissen schnell runter. "Tristan wäre sauer und Tea... Das darf ich mir gar nicht erst vorstellen." erwidere ich. "Und ich kann ihnen ja auch schlecht sagen, dass ich mit Kaiba zusammen bin."
 

Duke nickt. "Eben." befindet er. "Das ist der nächste Punkt." Sein Blick wandert zu Bakura. "Und wie die Dinge aktuell liegen, würden die Beiden und auch der Rest unserer Clique auch ihre Probleme haben, wenn sie von uns erfahren würden."
 

Bakura erwidert nichts, aber das Aufblitzen in seinen Augen besagt eindeutig, dass ihn das in keinster Weise kümmert. Aber ich habe den Eindruck, dass es Duke nicht kalt lässt und seine nächsten Worte bestätigen diese Theorie.
 

"Es ist nicht so, dass ich ein Problem damit hätte, zu uns zu stehen." erklärt er an Bakura gewandt. "Aber so wie das Verhältnis zwischen den anderen und dir zur Zeit ist... Schwierigkeiten wären vorprogrammiert." Ich sehe deutlich, dass er versucht Bakura etwas durch seinen Blick zu sagen und der Weißhaarige scheint die Botschaft auch zu verstehen. Er nickt langsam, sagt jedoch noch immer nichts.
 

Und ich muss mir echt auf die Zunge beißen, um nicht laut zu fragen, ob das jetzt heißt, dass Duke es mit Bakura versuchen will. Ich meine, es klingt doch danach, oder? Immerhin redet er von "uns". Das sagt doch alles. Meiner Meinung nach. Ich bin nicht sicher ob Bakura diesen Punkt verstanden hat. Seine Miene verrät jedenfalls nichts.
 

"Ich weiß, dass du dir heute sehr große Mühe gegeben hast." fährt Duke an den Dieb gewandt fort. "Und allein die Tatsache, dass Joey so für dich in die Bresche springt, spricht für sich." Der Schwarzhaarige lächelt mich kurz an und ich grinse. "Ich glaube dir auch, Kura. Ich glaube dir, dass du es ernst meinst und es auch ernsthaft versuchen willst."
 

Ich glaube, ich grinse gerade wie ein Honigkuchenpferd und das nicht allein wegen den Cannoli. Nein, es freut mich, dass Duke es versuchen will. Es freut mich für ihn, aber auch für den verrückten Dieb. Und hey, ich bin nicht unbeteiligt an dieser Entwicklung. Duke hat es ausdrücklich betont. Joey Wheeler hat seine Mission scheinbar erfüllt. Strike! Mann, bin ich gut!!
 

"Aber?" höre ich Bakura sagen und sein Blick ruht lauernd auf Duke.
 

Dieser lächelt den Dieb an. "Aber es wird sich zeigen, ob es dir gelingt." höre ich den Schwarzhaarigen dann sagen. "Versteh mich nicht falslch, ich habe keinen Zweifel daran, dass du es versuchen willst und auch dein Bestes geben wirst, aber ob du es wirklich kannst..." Er hält kurz inne und mustert sein Gegenüber. Bakura nickt. "Verstehe." meint der Dieb und ich sehe ihn irritiert an. Ich verstehe nämlich nichts.
 

Duke glaubt dem Dieb und zweifelt doch? Das ist doch unlogisch, oder?
 

"Ich schlage vor, dass wir es einfach versuchen, Kura." meint Duke dann ernst und die Beiden scheinen mich gerade vollkommen zu ignorieren. "Wir versuchen uns zu arrangieren und sehen was passiert."
 

Mein Blick wandert zu dem Weißhaarigen. Seine Miene ist ausdruckslos, fast wie die von Kaiba. Doch dann verziehen sich seine Lippen zu einem Lächeln und es ist keineswegs diabolischer Natur. Er nickt erneut. "Gut, versuchen wir es, Katerchen." meint er und Duke lächelt. "Und ich nehme an, dass du möchtest, dass wir diese Testphase erst einmal geheimhalten und es erst offiziell machen, wenn es spruchreif ist." höre ich den Dieb sagen und gebe ein ziemlich belämmertes "Hä" von mir, dass allerdings von Duke und Bakura vollkommen außer Acht gelassen wird.
 

Duke nickt. "Darauf wollte ich hinaus." bestätigt er Bakura´s Aussage. "Du hast gesagt, du willst versuchen, mit meinen Freunden auszukommen, ich glaube dir, dass es dir damit ernst ist. Und wenn..."
 

Bakura lacht. "Und wenn es mir gelingt, dann macht es die Sache für uns als offizielles Paar einfacher, was?" unterbricht er den Schwarzhaarigen und erneut leuchtet es kurz amüsiert in seinen Augen auf.
 

Solch eine Reaktion seinerseits hatte ich jetzt nicht erwartet. Ehrlich gesagt, hatte ich schon die Befürchtung, er würde ausrasten und einen seiner Tobsuchtsanfälle bekommen, aber scheinbar hat Duke den richtigen Ton getroffen. Der Schwarzhaarige nickt noch immer lächelnd. "So sieht´s aus." stimmt er dem Dieb zu und Bakura seufzt. "Pragmatisch wie immer, mein süßer Kater." bemerkt der Dieb und wird dann schlagartig ernst. "Gut, machen wir es so. Mir ist zwar egal was der Kindergarten von mir denkt oder was irgendjemand davon hält, dass wir zusammen sind, aber ich verstehe deinen Standpunkt."
 

Duke scheint sichtlich erleichtert und jetzt erst bemerke ich, dass er seine Hand nach der von Bakura ausgestreckt hat. Der Dieb ergreift die dargebotene Hand und drückt sie sanft. Scheinbar können die Beiden sich tatsächlich durch Blicke verständigen. Genau wie Tea behauptet hat, auch wenn es bei Tristan und ihr noch nicht so gut klappt, wie sie es wohl gerne hätte.
 

Fasziniert beobachte ich die Szene während ich das letzte Cannolo verputze.
 

"Danke." höre ich Duke leise sagen und Bakura schenkt seinem Kater ein spöttisches Lächeln. "Wenn´s weiter nichts ist." Er zuckt unbekümmert mit den Schultern. "Ich werde mich mit dem Kindergarten arrangieren, Duke. Du hast mein Wort. Und dann wirst du offiziell mein Kater." Wieder blitzt es in den Augen des Diebes auf und Duke´s Wangen verfärben sich leicht rot.
 

Scheint als hätte der gute Duke Devlin eine Schwäche für dominante Ansagen. Ich muss mir ein Grinsen verkneifen.
 

"Das heißt, wir werden uns erst einmal bedeckt halten." fasst der Dieb dann zusammen und Duke nickt. "Und ich schätze, die Zeit willst du nutzen, um das Problem mit den beiden Klammeraffen zu klären." kombiniert der Weißhaarige weiter und ich verstehe nur Bahnhof.
 

Zumindest Duke scheint wieder einzufallen, dass ich noch da bin, denn er wendet sich mir zu. "Wie gesagt, wir können Tea und Tristan schlecht reinen Wein einschenken, ohne die Zwei zu verärgern." meint er und ich nicke zustimmend. "Ich schlage daher vor, dass wir das Spiel noch ein wenig weiter spielen und dann..."
 

Er hält kurz inne und sieht den Dieb an. Bakura grinst. "Dann wirst du Joey meinetwegen verlassen und der wird sich dann mit Kaiba trösten." beendet der Dieb den Satz des Katers und ich brauche einen Moment, um zu verstehen. Ungläubig blinzele ich die Zwei an. Bakura grinst noch immer und Duke nun ebenfalls. "Hm, keine schlechte Idee, Katerchen." befindet der Dieb nach einer Weile. "Ja, wirklich... das könnte sogar recht vergnüglich werden und wer weiß... vielleicht bringen wir dadurch sogar den guten Kaiba dazu zu seinem Hündchen zu stehen."
 

Duke nickt. "Genau das habe ich mir auch gedacht." stimmt er zu und jetzt ist es doch mal an der Zeit für mich, das Wort zu ergreifen. Immerhin geht es hier auch um mich.
 

"Du willst, dass wir weiterhin so tun als würden wir aufeinander stehen, zumindest wenn Tristan und Tea da sind?" frage ich irritiert nach. Duke nickt. "Nur ein paar Tage." beruhigt er mich als ich ihn skeptisch mustere. "Du musst Kaiba natürlich davon unterrichten, nicht dass er sonst was von dir denkt. Ich glaube nicht, dass er etwas dagegen haben wird. Zumindest nicht solange ich keine Hand an dich lege." Der Schwarzhaarige zwinkert mir zu und ich starre ihn einen Moment an.
 

Ob Kaiba da wirklich nichts dagegen hat... Hm.
 

"Und in der Zeit wird Bakura versuchen sich etwas beliebter zu machen." erklärt Duke sein Vorhaben weiter und schenkt dem Dieb einen vielsagenden Blick. Dieser grinst spöttisch. "Damit es nicht so aussieht, dass du den süßen Joey für den bösen Bakura sitzen lässt, was?" In den Augen des Weißhaarigen funkelt es vergnügt. "Oh, ich denke wir werden jede Menge Spaß haben." Bakura´s Grinsen wird noch eine Spur breiter. "Das könnte tatsächlich recht vergnüglich werden."
 

Naja, ich habe da so meine Zweifel.
 

Duke wendet sich wieder mir zu. "Atemu und Yugi werden mitspielen." meint er und nun grinst auch er, wenn auch nicht ganz so diabolisch wie Bakura. "Wir werden den Zwei sagen, dass wir das machen, um Kaiba aus der Reserve zu locken."
 

Wieder starre ich den Schwarzhaarigen an.
 

Mann, der Umgang mit Bakura scheint echt abzufärben. Duke entwickelt ja schon fast so verrückte Ideen wie der Dieb.
 

Aber naja, vielleicht ist der Gedanke gar nicht mal so schlecht. Kaiba war schon eifersüchtig auf Bakura, wenn er mich jetzt auch noch ständig mit Duke sieht, was er in der Schule dann ja zwangsläufig muss... Wer weiß, vielleicht lockt ihn das echt aus der Reserve und ich bekomme ein wenig Zuckerguss. Natürlich werde ich ihm sagen müssen, warum wir das machen, aber vielleicht schafft es auch eine gefakte Beziehung mit Duke, das Eis zu brechen und dann bekomm ich wohl möglich auch so eine romantische Ansprache wie Duke.
 

"Was meinst du, Joey?" fragt mich Duke.
 

Ich zucke mit den Schultern.
 

Ich würde Tristan und Tea ungern sagen, dass ich geflunktert habe. Die Zwei sind so... naja, in manchen Dingen sind sie echt kleinkariert und sie wären auch sicher nicht begeistert davon, dass Duke und ich sie so verarscht haben, auch wenn wir das ja eigentlich nicht wollten. So gesehen würden wir das Ganze ja aus einem edelen Motiv heraus machen und Bakura könnte in der Zeit versuchen, sich der Clique ein wenig anzunähern. Im Grunde hätte jeder was davon, oder?
 

"Ok, machen wir´s so." stimme ich schließlich zu und Duke lächelt mich an.
 

"Da das ja jetzt geklärt ist und du alle Cannoli verputzt hast, Wheeler, könntest du nun auch langsam..."
 

Ich erhebe mich und falle dem Dieb grinsend ins Wort. "Verschwinden. Jepp. Gerne. Was jetzt weiter noch passiert, will ich auch gar nicht sehen!!"

Innovation

"Also wann ist das zweite Date?" will Bakura wissen und ich seufze. Ich hätte mir denken können, dass er das Thema wieder ansprechen würde. Wahrscheinlich ist das sogar der Grund warum wir hier zusammen sitzen. Naja, mit ein Grund, denn wir warten beide auf Duke.
 

"Morgen." gebe ich zurück und könnte mich dafür ohrfeigen, dass ich dem Dieb überhaupt davon erzählt habe. Der Weißhaarige nickt grinsend. "Na, dann scheint ja alles nach Plan zu laufen." befindet er und ich widerstehe dem Impuls, die Augen zu verdrehen.
 

Nach Plan...
 

Das würde erstmal voraussetzen, dass ich einen solchen hätte, was nicht der Fall ist.
 

So gesehen hat wohl vielmehr Kaiba geplant.
 

Aber der Reihe nach. Fangen wir mit dem Morgen an, davon sollte ich euch vielleicht kurz mal erzählen.
 

Heute Morgen hatte ich ehrlich gesagt, etwas Bammel vor der Schule. Einerseits, weil ich nicht so recht wusste, wie ich die Sache mit Duke nun angehen sollte und andererseits, weil ich keine Gelegenheit mehr hatte, dem Eisklotz die Sache zu erklären. Ich habe zwar Abends noch kurz mit dem Gedanken gespielt, ihn anzurufen und vorzuwarnen, aber naja, die Kommunikation mit Kaiba läuft noch nicht so gut und ich hatte auch so meine Zweifel, dass ich ihm die jüngsten Entwicklungen so leicht am Telefon würde erklären können.
 

Aber da ich ihm ja erzählt hatte, dass Tea und Tristan denken, dass Duke und ich... Ich vertraute also darauf, dass er sich daran erinnern würde und auch an den Deal mit Bakura und hey, er ist doch ein Genie. Also müsste er ja eins und eins zusammenzählen können. Dachte ich mir.
 

Der andere Punkt waren natürlich Tristan und Tea.
 

Nachdem Duke mir erzählt hatte, dass Tea versucht hatte ihn auszuhorchen und Tristan scheinbar schon dabei war das nächste Viererdate zu planen, konnte ich mir ausmalen wie die Zwei in der Schule abgehen würden.
 

Grund genug mit einem ziemlich flauen Gefühl im Magen zur Schule zu gehen, oder?
 

Und siehe da, ich hatte Recht. Was Tristan und Tea anbelangte.
 

Kaum erschien ich auf dem Schulhof, wurde ich auch schon von einem grinsenden Tristan und einer lächelnden Tea empfangen, die mich fragten wo denn Duke wäre. Also ob ich das gewusst hätte. Wahrscheinlich haben die Zwei erwartet, dass ich händchenhaltend mit ihm auflaufen würde.
 

Aber ich muss gestehen, dass ich echt gut war in dem Moment. Ich hab frei improvisiert. Erstmal hab ich gesagt, dass Duke und ich das Ganze noch nicht offiziell machen wollten. Wegen der Leute und so. Und naja, das war ja nicht mal gelogen. Im Grunde habe ich nur das wiedergegeben, was Kaiba zu mir gesagt hat. So gesehen war´s ja echt nicht mal gelogen, oder? Zumal Duke und Bakura ja ähnlich denken.
 

Dafür hatten die Zwei natürlich Verständnis. Tea hielt mir zwar kurz einen Vortrag darüber, dass Homosexualität nichts sei, für das ich mich schämen müsste und Tristan und ich wurden beide rot währendessen, aber letztlich zeigte Tea Einsicht. Was wohl auch daran lag, dass ich ihr sagte, dass ich zumindest bei meinen Freunden reinen Tisch gemacht hätte.
 

Das war ja auch die Wahrheit. Yugi und Atemu wussten ja Bescheid, wenn auch in etwas anderer Hinsicht.
 

Die Beiden erschienen dann übrigens mit Duke und wie der Schwarzhaarige mir in einem stillen Moment zuraunte, hatte er mit den Zwei auch schon gesprochen. Von wegen Kaiba aus der Reserve locken und so. Scheinbar schien der Pharao das für eine gute Idee zu halten und Yugi, naja, der machte einfach mal mit.
 

Das Beste war allerdings Bakura´s Auftritt.
 

Ich muss schon sagen, er meint seine Worte wirklich ernst und steht dazu. Ich meine, was das Annähern an die Gruppe anbelangt.
 

Er erschien mit Ryou und wirkte so vergnügt, dass mir schlagartig wieder dieses schreckliche Bild in den Sinn kam und ich unwillkürlich Duke´s Hals nach Bissspuren checkte.
 

Er begrüßte die Runde so fröhlich, dass sogar Atemu irritiert war, was selten der Fall ist. Normalerweise lässt sich der Pharao nämlich nicht anmerken, dass ihn etwa verwirrt, aber als der Dieb ihn mit einem vergnügten "Guten Morgen, kleiner Pharao" begrüßte und dazu auch noch zuckersüß lächelte, war Atemu doch irgendwie durcheinander und so perplex, dass er den Gruß nicht einmal erwidern konnte.
 

Gut, man hätte die Bemerkung als ironischen Kommentar abtun können, aber Bakura´s Lächeln war alles andere als spöttisch und das schien nicht nur mir aufzufallen.
 

Sogar Tea verschlug es die Sprache als der Weißhaarige meinte, die blaue Bluse würde ihre Augen zur Geltung bringen. Einen Moment rechnete ich sogar damit, dass Bakura Yugi durch´s Haar wuscheln würde, aber das passierte dann doch nicht und mit einem kurzen Seitenblick auf Duke, verließ der Dieb uns dann auch erst einmal und alle sahen Ryou fragend an.
 

Der Kleine zuckte nur mit den Schultern und erklärte, dass Bakura schon den ganzen Morgen selten fröhlich wäre und er ihn zum ersten Mal auch ohne Problem und Flüche seitens des Diebes, aus dem Bett bekommen hätte.
 

Unwillkürlich stellte ich mir die Frage, wie lange der Dieb überhaupt im Bett gewesen war. Allein.
 

Zu guter Letzt tauchte dann auch kurz vor Schulbeginn mein Eisklotz auf, der uns wie immer keines Blickes würdigte, aber das hatte ich auch nicht erwartet. Ich warf ihm einen kurzen verstohlenen Blick zu und naja, ich schätze, die Tatsache, dass er keinen seiner üblichen Kommentare in meine Richtung los ließ, sprach für sich.
 

Und schon während der ersten Stunde bekam ich dann auch schon ein Zettelchen von ihm.
 

Was mich wieder zurück zum Anfang bringt.
 

Wie gesagt, Kaiba hat die Sache mit dem zweiten Date in die Hand genommen, auch wenn er es nicht so ausdrückte. Von einem Date stand nämlich nichts auf dem Zettel, nur eine kurze Anweisung, mich morgen um 18:00 Uhr bei ihm einzufinden. Aber hey, für Kaiba ist das doch schon was, oder?
 

"Und? Was habt ihr vor?" höre ich Bakura fragen und zucke mit den Schultern. "Keinen Plan." gebe ich zu und der Dieb seufzt, dann legt er den Kopf schief und mustert mich nachdenklich. "Beim zweiten Date kann man normalerweise schon einen Schritt weitergehen, aber da ihr ja schon beim ersten Date rumgemacht habt..." Er grinst mich breit an. "Jedenfalls solltet ihr nicht allzuviel reden." befindet der Dieb dann. "Das ist nicht euer Ding."
 

"Hey!" protestiere ich. "Wir können reden. Letztes Mal haben wir nicht gestritten. Gut, wir haben teilweise an einander vorbei geredet, aber immerhin haben wir nicht gestritten und reden gehört doch auch dazu..."
 

Bakura schüttelt den Kopf. "Bei euch nicht. Ihr könnt nicht miteinander reden." widerspricht er entschieden. "Ich war dabei, wenn du dich recht erinnerst." In seinen Augen leuchtet es amüsiert auf und ich funkele ihn giftig an. "Du hast gestammelt und er verlor fast komplett die Fassung. Nein, Reden ist keine Option."
 

"Ich hab nicht nur gestammelt!!" werfe ich ein und verschränke die Arme vor der Brust. "Echt jetzt! Sprich du mal mit jemandem über deine Gefühle, der dir die ganze Zeit eisige Blicke zu wirft. Dafür habe ich mich echt mal gut geschlagen und überhaupt..."
 

Der Dieb lacht. "Ja, ja, so schlecht warst du wirklich nicht. Trotzdem... Reden ist nicht euer Ding. Das ist mehr etwas für die zwei Klammeraffen. Deren Ding ist das."
 

Ich stöhne genervt auf. "Hör auf ständig "Ding" zu sagen." fauche ich ihn dann auch schon an, aber Bakura hält meinem Blick gelassen stand. "Ihr solltet es treiben." verkündet er dann und für den Bruchteil einer Sekunde habe ich Panik, dass ich mich an meinem Kaugummi verschlucke.
 

"Spinnst du?" schreie ich ihn dann auch schon an und bin mir im gleichen Moment auch schon klar darüber, wie dämlich diese Frage ist. Natürlich spinnt er. Bakura ist verrückt.
 

Der Dieb seufzt und bedenkt mich mit einem nachsichtigen Blick. "Erstens: Sex macht Spaß. Zweitens: Ihr müsst nicht reden und drittens: Sex bricht das Eis. Nicht einmal Kaiba könnte..."
 

"Du hast echt nen Schaden!!" unterbreche ich ihn fast schon entsetzt über diese Ansage, doch Bakura grinst mich nur mitleidig an. "Und du bist verklemmt." kontert er dann auch schon und ich glaube, mein Schwein pfeift. Der Kerl ist echt unmöglich.
 

"Echt jetzt, immer wenn ich denke, dass du doch vielleicht eine... naja, sanfte oder normale Seite haben könntest, ..." beginne ich, werde aber im nächsten Moment auch schon wieder unterbrochen. "Man kann durchaus sanft und gleichzeit nicht verklemmt sein. Das eine schließt das andere nicht aus." erklärt er mir und hält meinem Blick so locker stand, dass ich im ersten Augenblick zu perplex bin, um etwas zu erwidern.
 

Es dauert einen Moment bis ich meine Worte wiederfinde. "DU bist nur NICHT nicht verklemmt, du bist der Teufel was das betrifft!!" entgegne ich dann energischer als ich es eigentlich wollte und werfe schnell einen Blick durch das Café, in der Hoffnung, dass keiner unser Gespräch verfolgt. Bakura scheint das dagegen mal wieder nicht im Geringsten zu kümmern. Im Gegenteil. Er lehnt sich lässig in seinem Stuhl zurück und entgegnet seelenruhig: "Danke."
 

"Das war kein Kompliment." zische ich ihn mit etwas gedämpfter Stimme an, aber der Dieb grinst nur. "In meinen Augen schon." entgegnet er ruhig und ich stampfe kurz mit dem Fuss auf. "Der Teufel ist... Ach, vergiss es."
 

Es hat ja doch keinen Zweck, diesem Irren solche Dinge zu erklären.
 

"Ach, Wheeler, du bist herrlich... und süß, wenn du dich aufregst." meint er nach einer kurzen Pause und ich verspüre den Wunsch, ihm eine reinzuhauen. Süß! Also echt jetzt, das geht definitiv zu weit. "Und DU..." hebe ich an, doch erneut unterbricht er mich vollkommen ruhig. "Der Teufel, schon klar." Er macht eine grazile Geste mit der Hand und fügt dann mit einem süffisanten Grinsen hinzu: "Wobei ich nach letzter Nacht zu urteilen eigentlich Gott bin, zumindest wenn es nach meinem Katerchen geht..."
 

Er schenkt mir einen vielsagenden Blick und ich verziehe unwillkürlich den Mund. "Was-?" Ich stoppe gerade noch rechtzeitig als mir bewusst wird, auf was er damit anspielt. Meine Wangen beginnen unverzüglich auch schon zu brennen. "Nein, ich will´s nicht wissen." erkläre ich entschieden und er zuckt mit den Schultern.
 

"Na, dann... zurück zum Wesentlichen." sagt er ein paar Sekunden später und ich atme erleichtert auf. Eine Ausführung über sein Treiben mit Duke hätte ich jetzt auch echt nicht verkraftet. Es hat mir schon gereicht, dass Tea mir heute den Tipp geben hat, für Duke doch irgendwas Romantisches zu tun. Zum Glück verhinderte das vorzeitige Erscheinen unseres Chemielehrers, dass sie diesen Punkt näher ausführen konnte, aber auch seine Anwesenheit verhinderte nicht, dass sie noch einmal betonen musste, dass Duke und ich ja ein soooo süßes Paar wären.
 

Wenn die Gute wüsste...
 

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, als Duke auftaucht bevor Bakura wieder zum Wesentlichen übergehen kann.
 

Die Freude wärt allerdings nur kurz, denn der Dieb kommt, nachdem er seinen Kater begrüßt hat, auch schon gleich wieder zur Sache.
 

"Katerchen, wir müssen dem Hündchen helfen." erklärt Bakura mit einem vielsagenden und leicht spöttischen Blick und in Duke´s grünen Augen leuchtet es kurz auf. "Das dachte ich mir schon." erwidert er und ich ahne, auf was das hinauslaufen wird.

Fixe Ideen

"Hey Joey!"
 

Als ich meinen Namen höre, bleibe ich stehen und wende mich um.
 

Tristan steht auf der anderen Straßenseite und winkt mir zu. Ich drehe mich um und hebe die Hand zum Gruß, da setzt er sich auch schon in Bewegung und ist in ein paar Sekunden bei mir.
 

"Hallo Alter." grüßt er mich und ich grinse meinen Freund schief an. "Hey Tris. Wo hast du deine bessere Hälfte?" frage ich und nun grinst auch er mich an. "Tja, das könnte ich dich auch fragen, oder?" entgegnet er lässig. "Tea hat ihren Nachmittagskurs. Ich hole sie später ab." Ich nicke.
 

"Und was hast du vor? Bist du unterwegs zu Duke?" Tristan´s warme Augen lächeln mich geradezu an und ich muss an mir halten, um nicht den Mund zu verziehen. "Ähm... nein." erwidere ich. "Der muss arbeiten."
 

Tristan gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schuler. "Na, dann hätten wir ja Zeit mal wieder was zu unternehmen." bemerkt er und ich nicke. "Klar, warum nicht." erwidere ich und bereue meine Worte im nächsten Moment auch schon.
 

Nicht, dass ich keine Lust hätte mal wieder was mit Tristan zu machen. Ist ja schließlich auch schon eine Weile her, dass wir Jungs unter uns waren, aber irgendwie habe ich kein gutes Gefühl, wenn ich die Sache recht bedenke. Doch es ist natürlich zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Tristan strahlt mich auch so glücklich an, dass ich gar nicht erst in Erwägung ziehe, mir spontan eine Ausrede einfallen zu lassen.
 

Zudem bin ich ohnehin nicht gut bei so was.
 

"Wir wär´s, wenn wir irgendwo was trinken?" schlägt er auch schon vor und ehe ich mich versehe steuern wir auch schon auf das nächste Café zu. Tja, scheint als wäre das heute mein Tagesprogramm. Dass ich gerade aus einem Café komme, wo ich von Duke und Bakura bezüglich Kaiba instruiert wurde, sage ich natürlich nicht.
 

"Siehtst du Duke heut noch?" will Tristan wissen und seine Frage reißt mich aus meinen Gedanken. Ich zucke mit den Schultern. "Ähm... vielleicht." erwidere ich und er nickt. "Tja, das ist eben der Nachteil, wenn der Freund ein eigenes Geschäft hat." bemerkt er und ich lächele ihn gequält an.
 

Eigene Firma trifft es wohl eher, aber egal.
 

Kaum fünf Mitnuten später sitzen wir auch schon in einem kleinen Café und ich studiere die Karte. Gegessen habe ich schon und Kaffee kann ich nicht mehr sehen. Ich entscheide mich für ne kleine Coke und Tristan nimmt einen O-Saft, dann kommt er auch schon wieder zu dem Thema der Nation. Naja, zumindest scheinen Duke und ich gerade DAS Thema zu sein.
 

Tristan wirft mir einen neugierigen Blick zu. "Wie stehen die Dinge denn jetzt zwischen euch genau?" Ich schaffe es gerade noch ein Schulterzucken zu unterdrücken und mir ins Gedächnis zu rufen, dass ich ihm ja durchaus erzählen kann, wie die Dinge stehen. Nur, dass ich Kaiba dabei nicht erwähnen darf.
 

"Wie gesagt, wir wollen das erstmal nicht an die große Glocke hängen." erwidere ich dann vage und bin froh als die Bedienung mit unseren Getränken anrückt. Tristan nickt verständnisvoll. "Ja, ich schätze, dass ist für Duke auch nicht so leicht." meint er dann nachdenklich. "Zum einen hat er ja einen gewissen Ruf und zum anderen ist es wohl als Geschäftsmann auch nicht so leicht..."
 

Ich nicke und nippe an meiner Cola. Was ich groß darauf erwidern soll, weiß ich auch ehrlich gesagt nicht, auch wenn seine Aussage durchaus auch auf Kaiba zutrifft. Ok, er hat jetzt nicht unbedingt den Ruf, ein Womanzier zu sein, aber er hat einen eigenen Fanclub und ich schätze mal, dass die Leute auch überrascht wären, wenn er sich plötzlich oute würde. Zumal man Kaiba in der Regel keine zwischenmenschlichen Beziehungen zutraut.
 

"Ihr müsst es ja auch nicht jedem auf die Nase binden." höre ich Tristan dann sagen und er lächelt mich aufmunternd an. "Wichtig ist nur, dass ihr zu einander steht und eure Freunde stehen hinter euch. Mit Atemu und Yugi scheint es da ja auch keine Probleme zu geben."
 

Erneut nicke ich nur, aber zum Glück scheint Tristan gerade auch in einer äußerst gesprächigen Laune zu sein. "Ich finde die Entwicklung jedenfalls... naja, sagen wir, ich freue mich echt für euch, auch wenn ich mit so was jetzt nicht gerechnet hätte." redet er auch schon weiter. "So sind Tea und ich immerhin nicht mehr das einzige Päarchen in unsere Clique." Er zwinkert mir zu und ich bin nicht so sicher was ich davon halten soll. "Da fällt mir ein, nächstes Wochenende..."
 

Ich schlucke leicht. "Ähm ja?" frage ich vorsichtig. "Tea´s Onkel hat doch dieses Ferienhaus." erzählt Tristan und ich spüre wie sich mein Magen zusammenzieht. "Wir wollten über´s Wochende rausfahren und Tea dachte, ihr zwei hättet vielleicht Lust uns zu begleiten. Was hältst du davon, Joey?"
 

"Ähm... wollt ihr nicht lieber alleine sein? Ich meine..." entgegne ich zaghaft und habe das Gefühl, dass ich schon wieder rot werde.
 

Oh bitte, keine Bilder von Tristan und Tea in irgendwelchen intimen Situationen. Mein Hirn ist schon durch Bakura und Duke geschädigt genug.
 

Tristan lächelt. "Naja, ist ja nicht so, dass wir dauernd aufeinander hocken würden. Das Haus ist groß..." Er zwinkert mir erneut zu. "Tea meinte, es wäre für euch vielleicht schön, mal aus der Stadt rauszukommen und zu viert ist so ein Trip doch auch lustiger." Er zuckt mit den Schultern und nippt an seinem O-Saft. "Zudem haben Tea und ich uns lange genug abgeschottet. Ich meine, wir hatten bislang viel Zeit für uns und ihr als zweites Päarchen..." Zum Glück entgeht meinem Freund, dass ich gequält den Mund verziehe, auch wenn meine Reaktion ihm eigentlich ins Auge springen müsste.
 

Tja, was bitte soll man auf solch ein Angebot erwidern? Mist, dass Duke nicht hier ist. Der weiß wie man in solchen Situationen angemessen reagiert. Ihm würde sicher etwas einfallen, um das Angebot galant abzulehnen. Aber ich, ich stehe wie der sprichwörtliche Ochse vor dem Berg und die Tatsache, dass Tristan mich so freundlich ansieht, macht die Sache nicht gerade besser.
 

Wie ich Tea kenne, hat sie bei solch einer Einladung durchaus ihre Hintergedanken. Ob Tristan die kennt, hm, schwer zu sagen. Ich würde wetten, dass sie so ihre Geheimnisse vor ihm hat. Mädchen sind doch so, oder? Die haben immer irgendwelche Geheimnisse. Es steht auf jeden Fall außer Frage, dass dieser Vorschlag darauf abzielt, Duke und mich dauerhaft zu verkuppeln.
 

"Was meinst du?" fragt Tristan nach als ich nichts erwiderte. Ich seufze und versuche mir fieberhaft eine Antwort einfallen zu lassen. Dann kommt mir ein Gedanke. "Naja, ich weiß nicht wie es bei Duke am Wochenende aussieht. Er muss ja hin und wieder arbeiten und es könnte sein..."
 

Mein Gegenüber lässt mich gar nicht erst ausreden. Tristan nickt und meint dann: "Dann klär das doch einfach ab! Frag Duke ob er Termine hat und wenn nicht´s ist, dann steht dem Ausflug ja auch nichts im Wege. Hey, das ist die Gelegenheit für ein lauschiges Wochenende für Duke und dich." Völlig überrumpelt nicke ich nur und Tristan scheint mit meiner Reaktion zufrieden. "Ich würde mich echt freuen, wenn ihr mitkommt. Es wäre schön, mal wieder was zusammen zu machen." meint er dann so aufrichtig, dass es mir einen Stich versetzt. "Weißt du, es ist nicht so leicht, was mit der Clique zu machen, wenn man das einzige Päarchen ist. Und dann ist auch noch Yugi..."
 

Er schenkt mir einen vielsagenden Blick und ich verstehe was er andeuten will. Natürlich weiß Tristan, dass der Kleine Gefühle für Tea hat oder hatte. Wie genau es bei meinem besten Freund in der Hinsicht aussieht, weiß ich gerade nicht. Er redet allerdings auch nicht gerne darüber und wenn, dann tut er es sicher mit dem Pharao. Bislang habe ich mich nur einmal etwas offen mit ihm über diesen Punkt unterhalten und er meinte, dass er Tea sehr mag und sich für sie freuen würde, dass sie mit Tristan augenscheinlich so glücklich ist, was ich ihm auch glaube, aber naja, Gefühle stellt man eben nicht so einfach ab, oder?
 

Und ich schätze, für Tristan ist es auch nicht leicht. Immerhin mag er den Kleinen genau wie ich sehr, sehr gerne. Ein Glück, dass Tea das noch immer nicht gecheckt hat. Die Gute würde sonst mit Yugi reden wollen und das wäre vollkommen falsch. Es würde schließlich auch nichts bringen. Nein, es würde die Sache nur noch schwerer machen.
 

Nun verstehe ich auch, warum es Tristan so wichtig zu sein schein, dass Duke und ich das Wochenende mit den Zwei verbringen.
 

Aber wie in aller Welt soll ich solch ein Wochenende überstehen? Mal ernsthaft, Duke und ich können doch nicht auf Liebespaar machen. Also nicht so. Und was Bakura davon halten würde, daran darf ich gar nicht erst denken.
 

Dann ist da auch noch Kaiba. Keine Ahnung wie der zu so einer Aktion stehen würde.
 

Ich bin noch vollkommen in Gedanken versunken als Tristan´s Stimme mich wieder jäh zurück in die Gegenwart reißt. Ich brauche einen Moment bis ich das was er sagt, verstanden habe. Naja, genau genommen starre ich ihn etwas irritiert an und glaube auch, dass ich mich verhört habe. Immerhin war ich ja in Gedanken gerade wo ganz anders.
 

Tristan scheint meinen ungläubigen Blick richtig zu deuten, denn er wiederholt seine Aussage und gibt mir somit die Gewissheit, dass ich mich nicht verhört habe.
 

"Ja, Joey, Tea und ich denken, dass Bakura... naja, dass er Interesse an dir hat." höre ich ihn sagen und mein Mund klappt auf und wieder zu. "WAS?" entfährt es mir obwohl ich die Aussage jetzt schon zum zweiten Mal gehört habe. Genau das hat er zuvor nämlich auch gesagt. "Ich meine... wie kommst du darauf?" will ich wissen und Tristan seufzt. "Ihr zwei habt in den letzten Tagen viel Zeit miteinander verbracht. Tea hat euch neulich zusammen in einem Café sitzen gesehen und Ryou meinte..." Tristan hält inne und ich habe das Gefühl, dass er sogar etwas verlegen wird.
 

"Was hat Ryou gesagt?" will ich wissen und sofort ist da wieder dieses ungute Gefühl. Ich ahne, dass jetzt nichts gutes kommen wird. "Ryou meinte, dass Bakura in den letzten Tagen noch seltsamer gewesen wäre als sonst." hebt Tristan seinen Rede wieder auf und wirft mir einen vielsagenden Blick zu. "Und überleg mal selbst... heute morgen war er wirklich merkwürdig drauf."
 

Ich zucke mit den Schultern. "Und wenn? Was hat das mit mir zu tun?" Tristan seufzt erneut. "Naja, Ryou hat gehört, dass Bakura..." Erneut hält er kurz inne und scheint zu überlegen wie er fortfahren soll. "Also, die Sache ist, Joey, Ryou glaubt, dass Bakura dich stalkt." sagt er schließlich ernst und ich glaube, mir springen gleich die Augen aus dem Kopf. Ich starre Tristan entgeistert an.
 

Dieser nickt. "Scheinbar hat er dich bei irgendeiner Gelegenheit auf Video aufgenommen. So was hat Ryou zumindest gehört. Er meinte, es wäre ganz sicher deine Stimme gewesen. Bakura hat sich ein Video auf seinem Handy angesehen auf dem offensichtlich du zu sehen warst und er sagte, dass dieser Verrückte geradezu...verklärt gewesen sei." erzählt mir Tristan nach kurzem Zögern schließlich den ganzen Sachverhalt. "Als Ryou ihn danach fragte, wurde er sauer und meinte, das ginge ihn nichts an, aber wie gesagt, der Kleine ist sich sicher, dass es deine Stimme war."
 

Einen Moment lang sehe ich meinen Freund fassungslos an und Tristan erwidert fast schon mitleidig meinen Blick. Für einen perfiden Augenblick rechne ich sogar fast damit, dass er mir gleich die Hand auf den Arm legt und irgendwas tröstendes sagt. Doch zum Glück tut er nichts dergleichen und ich... ich weiß nicht, was ich erwidern soll.
 

Natürlich ahne ich, was der Dieb sich da auf seinem Handy angesehen hat und ich kann mir auch denken, was ihn daran so entzückte, aber das kann ich Tristan natürlich nicht sagen ohne mein Geheimnis Preis zugeben. Oh, dieser verdammte Dieb. Er musste ja auch mein Gespräch mit Kaiba mitfilmen. Toll, wirklich toll.
 

"Bakura weiß bislang noch nichts von Duke und dir." höre ich Tristan sagen und in seinen Augen blitzt so etwas wie Sorge auf. "Ich könnte mir vorstellen, dass er alles andere als begeistert wäre, wenn er wüsste, dass ihr..."
 

"Das ist doch Quatsch." falle ich meinem Freund entschieden ins Wort. "Warum sollte Bakura auf mich stehen?" Tristan zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, warum steht Duke auf dich?" kontert er dann auch schon mit einer Gegenfrage und ich seufze. "Das kann nicht sein, Tristan." erwidere ich und wünschte, mir würde irgendeine plausibele Erklärung für das Verhalten des Diebes einfallen, doch mein Hirn ist wieder einmal vollkommen lahm gelegt worden, was vielleicht auch besser ist, denn sonst würde mir die Wahrheit noch rausrutschen.
 

"Wer weiß schon was in Bakura vorgeht." bemerkt Tristan dann seufzend. "Also was Ryou da erzählt hat, klang ziemlich überzeugend und in der letzten Zeit ist der Dieb dir doch auch irgendwie hinterher gedackelt, oder? Ich meine, ständig wollte er alleine mit dir reden. Tea hält es auf jeden Fall für wahrscheinlich. Sie meinte, dass würde auch seine Stimmungsschwankung erklären."
 

Wieder zuckt er mit den Schultern. "Keine Ahnung ob dem so ist, aber so abwegig wäre es doch auch wieder nicht, oder, Joey?" fragt er mich dann. "Wer hätte denn auch gedacht, dass du auf Duke stehst? So gesehen könnte es doch auch sein, dass Bakura Gefühle für dich hat und..."
 

Ich höre nicht weiter zu. Ich nehme zwar noch irgendwo wahr, dass Tristan weiterredet und irgendwie registriere ich auch, dass ihm diese Sache Sorgen macht, was ich auch noch nachvollziehen kann. Immerhin reden wir von Bakura.
 

Oh Mann.
 

Das darf doch alles nicht wahr sein, oder?
 

Habe ich denn nicht schon genug Probleme?
 

"Was auch dafür spricht ist, dass Bakura sich mehr oder weniger selbst zu Yugi eingeladen hat." höre ich Tristan dann sagen. "Du weißt doch, dass wir übermorgen alle bei Opa Muto grillen wollten und naja, der Dieb meinte, dass er dabei wäre."
 

Mir liegt schon auf der Zunge, ihm zu sagen, dass ich das sehr wohl weiß und es keineswegs etwas mit mir zu tun hat, sondern vielmehr mit Duke, aber ich schaffe es gerade noch rechtzeitig mir auf die Zunge zu beißen.
 

"Ich dachte, du solltest das wissen." hebt Tristan da auch schon wieder an. "Und vielleicht wäre es gut, wenn du Duke davon erzählst. Immerhin weiß man bei dem Verrückten ja nie was er im Schilde führt und es könnte ja sein, dass er ausrastet oder so, wenn er mitbekommt, dass Duke und du... Du weißt ja, dass er nicht gerade zimperlich ist und für gewöhnlich ist ihm auch jedes Mittel recht, um zu bekommen was er will."

Ein ganz einfacher Ratschlag

"Tristan und Tea denken WAS?" fragt mich Duke zum zweiten Mal und an meinem zerknirschten Gesichtsausdruck müsste er eigentlich deutlich erkennen können, dass ich gerade keinen Joke gemacht habe.
 

Also ob ich mir so was ausdenken würde!
 

Ich nicke langsam. "Sie denken, dass Bakura auf mich steht." wiederhole ich meine Worte und für ein paar Sekunden sieht mich der Schwarzhaarige ungläubig an, dann fängt er allerdings zu meinem Erstaunen auch schon an zu lachen und nun bin ich derjenige, der etwas verdutzt aus der Wäsche guckt.
 

"Oh Mann, das ist... Also echt, Joey, das wird ja immer besser..." lacht Duke und ich seufze. "So lustig finde ich das gar nicht." erwidere ich leicht säuerlich, doch Duke winkt ab. "Die Zwei sind wirklich zu komisch. Auf was für Ideen sie kommen..." Duke schüttelt immer noch lachend den Kopf.
 

"Mal im Ernst, das ist nicht witzig." hebe ich von neuem an. "Und es macht die Sache auch nicht leichter! Tristan hat mir mehr oder weniger geraten, mich vor Bakura in Acht zu nehmen und mir gleichzeitig versichert, dass sowohl er als auch Tea ein Auge auf den Dieb haben werden. Sie wollen nämlich nicht, dass uns jemand auseinanderbringt."
 

In kurzen Zügen schildere ich Duke das ganze Gespräch mit Tristan und nun wird auch der Schwarzhaarige wieder ernst. Er hört mir nachdenklich zu und als ich auf das Wochenende zu sprechen komme, sehe ich ihm an, dass er das Gleiche denkt wie ich in dem Moment als Tristan mir davon erzählt hat.
 

"Hm." macht er als ich geendet habe und ich sehe ihn erwartungsvoll an. "Ok, so easy wird das nun wirklich nicht." befindet er und ich atme erleichtert auf. Immerhin scheint er den Ernst der Lage erkannt zu haben. "Wir können unmöglich mit den Zwei wegfahren." sage ich und erwarte eigentlich, dass er es ebenso sieht.
 

Doch Pustekuchen.
 

Duke zuckt mit den Schultern. "Wir könnten schon." erwidert er lässig und ich starre ihn an. "Hallo? Geht´s noch?" entfährt es mir und ich zeige ihm den Vogel. "Dir ist doch klar, worauf so was hinauslaufen würde, oder? Du bist doch sonst der Schnellchecker! Und du kennst doch Tea!!!"
 

Mein Gegenüber lächelt mich an. "Schon klar. Ich kann mir vorstellen, wie die gute Tea sich das vorstellt. Romantik pur." Erneut zuckt er mit den Schultern. "Eigentlich ne schöne Idee, dieser Trip." Er seufzt. "Zumindest wäre er schön, wenn wir mit unseren wirklichen Partnern fahren könnten."
 

Ich verdrehe unwillkürlich die Augen.
 

Gott, allein wenn ich mir vorstelle, dass Tristan und Tea, Duke und Bakura und zu guter Letzt Kaiba und ich ein Wochenende zusammen verbringen würden, dreht sich mir der Magen um. Der Dieb würde seinen Kater sicher die ganze Zeit im Zimmer festnageln und...
 

Festnageln
 

Fuck, warum muss ich immer wieder so was denken?
 

"Tja, dann werd ich wohl sagen müssen, dass ich wichtige Termine habe." höre ich Duke sagen und ein Stein fällt mir vom Herzen. Einen Moment hatte ich echt geglaubt, er würde solch einen Ausflug in Erwägung ziehen. Ich nicke dankbar. "Jepp, das wäre das Beste." stimme ich zu. So kommen wir zumindest glimpflich aus der Nummer raus, ohne Tea und Tris vor den Kopf zu stossen.
 

Duke seufzt. "Das ist allerdings unser geringstes Problem." bemerkt er und ich sehe ihn fragend an. "Wenn die Beiden Bakura im Auge behalten wollen, macht das die Sache für ihn nicht unbedingt leichter." erklärt er mir und ich kann ihm im ersten Moment nicht ganz folgen. "Ich bin gespannt, was er dazu sagen wird." Der Anflug eines Grinsens huscht über sein Gesicht und ich kann mir lebhaft vorstellen, was der Dieb dazu sagt. Er wird es sicher höchst amüsant finden wie ich ihn kenne.
 

Ich bin ohnehin gespannt was das übermorgen wird. Bislang war Bakura noch nie dabei, wenn sich unsere Clique getroffen hat. Gut, in der letzten Zeit haben wir uns auch selten alle getroffen, allein schon weil Tea und Tristan mehr mit sich beschäftigt waren und Duke geschäftlich eingespannt war. Irgendwie habe ich jetzt schon das Gefühl, dass die Sache in die Hose gehen wird. Ich glaube dem Dieb zwar, dass er sich Mühe geben wird, aber allein schon die Anwesenheit des Pharaos dürfte die Nummer schwierig gestalten. Und mal im ernst, Bakura ist eigentlich nicht gerade für seine charmante Art bekannt.
 

"Naja, er wird sich schon zusammenreißen. Er hat es mir versprochen." meint Duke und ich nicke. "Dir ist schon klar, dass er das alles nur für dich tut?" frage ich unwillkürlich und Duke lächelt mich an. "Natürlich." erwidert er und für einen kurzen Augenblick nehmen seine Augen diesen verklärten Ausdruck an, den ich von Tea nur zu gut kenne und es ist echt mal offensichtlich, dass der gute Duke hin und weg von dem Dieb ist. Ja, den Schwarzhaarigen hat es ganz schön erwischt.
 

Ob ich auch so aussehe, wenn ich über Kaiba rede?
 

Wahrscheinlich, oder?
 

"Ich hätte mir echt nicht träumen lassen, dass er so weit gehen würde." höre ich den Schwarzhaarigen dann sagen und nicke. "Manchmal kann er wirklich unglaublich süß sein."
 

Duke seufzt und ich enthalte mich jeglichen Kommentares. Ok, Bakura hat mich in der letzten Zeit auch das eine oder andere Mal überrascht, aber ihn als unglaublich süß zu bezeichnen?
 

Aber bei genauerer Betrachtung... Ja, eigentlich hat er sich wirklich so verhalten.
 

Süß.
 

Natürlich werde ich dem Dieb das nie so sagen, aber Duke hat schon Recht.
 

Ich nicke langsam und höre mich dann selbst sagen: "Ja, irgendwie ist er das tatsächlich. Ich meine, ich hätte nie für möglich gehalten, dass er so romantische Sachen sagen würde oder dass er alten Damen beim Einkauf hilft." Ich zucke mit den Schultern und Duke sieht mich fragend an. "Ähm... vergiss es." sage ich schnell bevor ich mich wieder in die Nesseln setze. Zum Glück geht Duke nicht weiter auf den Punkt ein.
 

"Ich hoffe wirklich, dass die anderen sich mit ihm arangieren können." fährt Duke fort und sieht mich dann nachdenklich an. "Und es wäre auch schön, wenn das Kaiba gelingen würde. Sonst stehst du irgendwann zwischen zwei Stühlen, Joey."
 

Ich nicke.
 

Darüber habe ich bislang noch nicht wirklich nachgedacht, aber natürlich hat Duke Recht. Allerdings weiß ich noch immer nicht wie sich die Dinge zwischen dem Eisklotz und mir entwickeln werden. Die erste Hürde ist zwar genommen, aber eine Beziehung mit Kaiba zu führen... Ich bin nicht sicher, was das überhaupt heißt. Doch ich schätze, dem Großkotz geht es nicht anders.
 

"Aber für euch ist erst einmal wichtig, dass ihr miteinander auskommt. Der Rest wird sich dann schon fügen." meint Duke und lächelt mich an. "Da fällt mir ein... dein Date morgen..."
 

Ich seufze resignierend. "Sag mir jetzt nicht auch noch, dass ich es mit ihm treiben soll!" warne ich ihn und seine Augen weiten sich erstaunt. Dann lacht er. "Naja, die schlechteste Idee wäre es nicht." entgegnet er lässig und ich verdrehe die Augen. "Aber wie ich Kaiba kenne, wird es ne Weile dauern bis er bereit ist auf Tuchfühlung zu gehen." fährt Duke dann grinsend fort. "Hauptsache ihr streitet euch nicht heftig."
 

"Ich habe nicht vor mit ihm zu streiten." erwidere ich und der Schwarzhaarige nickt. "Ihr solltet euch besser kennenlernen." befindet er und ich sehe ihn zweifelnd an. "Bislang kennst du nur den Kaiba, den alle Welt kennt." erklärt Duke mir ruhig. "Aber so gibt er sich ja nur nach außen. Mokuba gegenüber wird er sicher anders sein. Du musst den echten Kaiba rauskitzeln. So habe ich es ja auch mehr oder weniger mit Bakura gemacht."
 

Ich nicke, auch wenn ich keinen blassen Schimmer habe, wie ich das genau anstellen soll.
 

So gesehen hatte Bakura Recht. Reden war bislang nicht gerade unsere Stärke und ich weiß auch gar nicht so recht, was ich von ihm eigentlich erwarte oder mir wünsche. Aber ich denke, ich würde schon gerne den wirklichen Kaiba kennenlernen. Den Kaiba, den bislang nur Mokuba kennt.
 

"Vielleicht solltest du ein paar Filme besorgen und ihr macht einen chilligen Dvd-Abend." meint Duke und ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. Er lacht. "Nein, ich meine keine Pornos!" versichert er mir und ich spüre, dass ich schon wieder rot werde. "Irgendwelche Filme. Ich schätze, Kaiba sieht sich nicht oft welche an, wenn überhaupt. Aber so müsst ihr wenigstens nicht viel reden und ihr könnt euch an die Nähe des anderen gewöhnen." Duke zuckt mit den Schultern.
 

Dann sieht er mich ernst an. "Das Wichtigste ist allerdings, dass du dich durch seine kühle Art nicht abschrecken lässt, Joey." ermahnt er mich. "Kaiba wird nicht von Null auf 100 zu einem warmherzigen, liebevollen Freund mutieren. Er hat zwar Gefühle für dich, was wir ja jetzt eindeutig wissen, aber das heißt eben nicht, dass er sich um 180 Grad drehen kann. Dessen musst du dir bewusst sein."
 

Ich mustere Duke einen Augenblick und er lächelt mich aufmunternd an. "Kaiba ist in sich selbst gefangen. Das ändert sich nicht von heute auf morgen, aber wenn du geduldig bist, dann dringst du zu ihm durch. Dir ist es ja schon ein wenig gelungen. Du musst einfach am Ball bleiben und ich schätze, das Beste was du tun kannst ist, dass du ganz du selbst bist, Joey."
 

Duke schenkt mir einen vielsagenden Blick. "Denn genau das scheint dem guten Kaiba an dir zu gefallen." Er lacht erneut kurz auf und in seinen grünen Augen blitzt es auf. Er zwinkert mir sogar kurz zu. "Im Ernst, Joey, davon bin ich überzeugt. Und ich glaube, dass ihr beide auch nie ein so harmonisches und friedliches Paar werden könnt wie zum Beispiel Tristan und Tea. Ihr werdet euch immer wieder streiten. Darin seid ihr wirklich wie Feuer und Eis, aber ich schätze, das macht bei euch auch die Anziehungskraft aus." Er hält kurz inne und wieder leuchten seine Augen amüsiert auf. "Das und die Tatsache, dass ihr so verschieden seid. Gegensätze ziehen sich eben doch an."
 

Dieses Mal verdrehe ich bei der Aussage nicht die Augen. Nein, vielmehr denke ich über seine Worte nach und ich glaube, Duke hat Recht. Kaiba und ich werden nie so wie Tea und Tristan werden. Die Vorstellung wäre allerdings auch mehr als merkwürdig. Zudem streite ich gerne mit dem Penner. Ich streite mit keinem lieber als mit ihm. Ich liebe es ihn aus der Reserve zu locken. Ich mag es, dass ich der einzige Mensch bin, der Kaiba auf die Palme zu bringen vermag, auch wenn er sich sogar dann noch unter Kontrolle hat.
 

Und vermutlich verhält es sich umgekehrt genauso. Ja, Duke könnte wirklich richtig liegen.
 

Es ist ja nicht so, dass ich mir vorstellen würde, dass der Eisklotz und ich friedlich Händchen haltend in einem Café sitzen und uns verliebte Blicke zuwerfen. Aber ein bisschen Zuckerguss hätte ich schon ganz gerne. Ein klein wenig zumindest. Ab und zu.
 

"Mach dir wegen morgen nicht zu viele Gedanken, Joey. Du machst das schon." höre ich Duke sagen. "Kaiba hat genauso wenig einen Plan wie du. Und glaub mir, er will dich genauso wie du bist - verpeilt, laut, chaotisch - Joey Wheeler eben!" Ich nicke leicht und er grinst. "Hey, für gewöhnlich fügen sich die Dinge schon so wie sie sich fügen sollen."
 

Ich seufze leise und hoffe, dass der Schwarzhaarige Recht behält. Zudem wüsste ich ohnehin nicht was für einen Plan ich mir in Bezug auf Kaiba zurecht legen sollte. Kaiba ist... er ist ein Fall für sich. So gesehen hat er schon eine gewisse Ähnlichkeit mit Bakura, auch wenn er auf einer anderen Ebene agiert.
 

Seltsamerweise beruhigen mich Duke´s Worte. Ja, ich spüre, dass ich mich entspanne und hey, die erste Hürde habe ich doch schon genommen, was sollte jetzt noch groß schief gehen?
 

Ich grinse Duke unwillkürlich an. "Du hast Recht!" stimme ich zu. "Ich werde das Kind schon schaukeln. Wäre doch gelacht." Duke nickt. "Kaiba mag ne harte Nuss sein, aber ich bin Joey Wheeler. Und wenn jemand den Eisberg besteigt, dann bin ich das!!!" erkläre ich entschlossen und habe für einen Augenblick das Gefühl, unbesiegbar zu sein.
 

Duke lacht. "Dessen bin ich mir sicher, Joey." stimmt er mir grinsend zu.

Zuckerguss nach Kaiba Art

"Was willst du eigentlich von mir, Wheeler?" höre ich ihn fragen und unzählige Antworten schießen mir durch den Kopf. Ja, wirklich. Auf diese Frage gibt es so viele mögliche Antworten.
 

Zum Beispiel könnte ich sagen, dass ich will, dass er mich einmal als ernsthaften Duellanten ansieht. Oder aufhört mich mit einem Hund zu vergleichen. Ich könnte auch sagen, dass ich einen Film mit ihm sehen will, was ja mein eigentliches Vorhaben ist..
 

Aber nichts davon sage ich. Stattdessen erkläre ich recht energisch: "Ähm... keine Ahnung... Zuckerguss, glaube ich."
 

Fragt jetzt nicht, warum ich gerade das sage.
 

Ich weiß es nicht.
 

Naja, vielleicht doch. Irgendwie. Ich meine, Bakura´s Worte Duke gegenüber haben mich nicht kalt gelassen. Wie hätten sie auch? Das war doch schließlich... ach, lacht nur, aber ich fand es romantisch. Ich stehe zwar nicht auf so nen Kitsch, aber es hatte einfach was und irgendwie wünsche ich mir seither, dass er es auch tut. Kaiba meine ich. Dass er mir auch etwas sagt, dass so ist. Mir dieses warme Gefühl gibt. Oder einfach nur das Gefühl, naja, für ihn was besonderes zu sein.
 

Keine Ahnung warum dem so ist, aber laut Duke gehört sowas auch dazu. Und ich habe es ihm ja auch gesagt. Mehr oder weniger. Es wäre also das Mindeste, dass er mir auch etwas davon zurückgibt.
 

Bislang hat er mir ja nur zu verstehen gegeben, dass er mich nicht an jemand anderen abgeben will. Und dass ich ihm nicht egal bin. Aber mal ehrlich, die Ansprache war jetzt nicht gerade romantisch, oder? Sie war gespickt mit Beleidigungen, wenn ich mich recht erinnere.
 

Seine Augen weiten sich einen Moment verständnislos, dann wird sein Blick wieder kühl und verrät nichts mehr. "Zuckerguss?" fragt er und eine winzige Spur von Verwirrung schwingt in seiner Stimme mit. Keine Ahnung mit welcher Antwort der Penner gerechnet hat, sicher nicht mit dieser. Ich könnte mir an den Kopf schlagen, dass ich das tatsächlich gesagt habe, auch wenn es im Grunde genau das ist was ich gerade will. Naja, abgesehen von ein paar anderen Dingen, zum Beispiel, dass er mich küsst.
 

Ich nicke. "Zuckerguss." bestätige ich und er zieht die rechte Braue hoch. "Ich verstehe nicht ganz was... " hebt er mit kühler Stimme an und ich grinse ihn schief an. "Ich weiß." erwidere ich und Kaiba´s Blick wird noch eine Spur kälter.
 

Ich kann förmlich spüren, dass er an sich halten muss. Seine Schläfen zucken schon.
 

"Hättest du die Güte, mir zu erklären was genau du mit dieser Aussage, die jeglicher Logik entbehrt, meinst?" will er ungehalten wissen. "Wenn du darauf anspielst, dass du Hunger hast, dann..."
 

Ich schüttele den Kopf. "Ich habe keinen Hunger." unterbreche ich ihn. "Das meine ich als Metamorphose!"
 

Kaiba beäugt mich als wäre ich vollkommen übergeschnappt. Sein Blick ist dermaßen kritisch, dass ich mich unbehaglich fühle und zugleich schon wieder wütend werde.
 

"Metapher vermute ich." murmelt er dann und ehe ich nachfragen kann, fügt er hinzu: "Hoffe ich." Kaiba schenkt mir einen undefinierbaren Blick und seufzt. "Was?" frage ich irritiert nach, denn ich habe keine Ahnung was er da eigentlich sagt, doch die Antwort, die ich bekomme ist nur ein fast schon gezischtes "Vergiss es, Wheeler."
 

Ich kratze mir etwas unsicher am Kopf. "Ähm... ok." entgegne ich und versuche den Faden wieder aufzunehmen während er mich weiterhin nicht aus den Augen lässt. Mit vor der Brust verschränkten Armen steht er vor mir und seine Züge verraten nicht das Geringste. Allerdings habe ich das Gefühl, dass er unsicher ist. Und wenn Duke tatsächlich Recht hat, dann ist dem auch so.
 

"Also, was ich meinte... Du willst mich doch, oder?" Ich werfe ihm einen zaghaften Blick zu. Er erwidert nichts, sieht mich weiterhin nur abschätzend an, also rede ich einfach mal weiter. "Und naja, das hat doch einen Grund."
 

Ich zucke leicht mit den Schultern. "Also, es muss ja einen Grund haben und naja, ich würd´s eben schön finden, wenn du ihn mir sagst. So ehrlich halt. So mit... Ach, komm, du weißt schon..."
 

Aber scheinbar weiß er nicht was ich meine, denn seine Augen werden zu zwei Schlitzen und er beäugt mich argwöhnisch. Mann, er ist aber auch echt mal eine harte Nuss. Ich seufze. "Ich hab´s dir ja auch gesagt. Also warum. Glaub ich zumindest." Ich überlege kurz. Habe ich es ihm tatsächlich gesagt? Hm. Ich bin mir nicht mehr so sicher. Eigentlich habe ich ihm ja nur gesagt, dass ich dieses Gefühl für ihn habe. Warum dem so ist, tja, das weiß ich ja eigentlich selbst nicht. Aber hey, er hat ja noch nicht mal eingeräumt, dass er ein Gefühl für mich hat. Er hat nur durch die Blume zu verstehen gegeben, dass er mich will.
 

"Ach verflixt." entfährt es mir und im nächsten Augenblick stampfe ich auch schon auf. "Ich will einfach nur, dass du es einmal zugibst. Wirklich zugibst, ok?"
 

Kaiba starrt mich noch immer an und ich fühle, dass er sich gerade mehr als unwohl fühlt. In gewisser Weise ist es ihm auch deutlich anzusehen. Das und die Tatsache, dass er weiß, worauf ich hinaus will, er jedoch keinerlei Ahnung hat, was er tun soll.
 

Einen Moment bin ich fast versuch laut los zu lachen. Mal ehrlich, das Bild, dass er gerade abgibt ist zu komisch. Er steht da in all seiner Erhabenheit, typisch Seto Kaiba eben und sieht mich argwöhnisch und distanziert an und ich bin sicher, dass es in seinem Kopf gerade ganz gehörig rattert. Aber das ist auch kein Wunder.
 

Die ganze Situation ist neu für ihn. Gut, für mich auch, aber ich habe zumindest etwas Erfahrung mit Gefühlen, Menschen und der Kombination von Beidem. Er dagegen ist so was wie ein Eremit, wenn man so will. Abgesehen von Mokuba schert er sich um kein anderes menschliches Wesen und nun stehe ich da und naja, ich bin ihm nicht egal. Ein Umstand, den er nicht mehr leugnen kann.
 

Aber hey, so gesehen läuft unser zweites Date bislang ganz gut.
 

Ok, als ich hier aufgelaufen bin, war er im ersten Moment noch steifer als ich es von ihm gewohnt bin. Kaum das mich Roland in den Salon geführt hat und uns dann alleine ließ, schien er noch angespannter als sonst und die ersten drei Minuten sahen wir uns auch nur unschlüssig an. Gut, ich wusste auch nicht so recht, was ich tun sollte.
 

Tea und Tristan begrüßen sich immer mit einem Kuss oder einer kleinen Umarmung, aber irgendwie erschien mir das... Nicht unbedingt falsch, aber seltsam und ich hatte auch die Befürchtung, dass er einen Herzinfarkt bekommen würde, wenn ich mich ihm auf diese Weise nähern würde. Also habe ich erstmal gegrinst und ihm dann gesagt, dass ich ein paar Filme dabei hätte.
 

Und wisst ihr was der Eisklotz dazu meinte? Er fragte mich ernsthaft, wozu. Ja, echt jetzt. Er fragte das so als würde er tatsächlich nicht wissen, was man mit Filmen macht. Meine Antwort schien allerdings auch nicht unbedingt dazu beizutragen, diesen Umstand zu ändern. Vielleicht war aber auch ein "na, zum schauen" nicht wirklich das was man einem Seto Kaiba entgegnen sollte. Aber wenigstens verkniff er sich einen seiner sarkastischen Kommentare. Ich habe ihm allerdings auch nicht wirklich Gelegenheit dazu gelassen.
 

Ich bin einfach hin und hab die Dvd´s ausgepackt und dabei hat er mich natürlich genau im Auge behalten. Man hätte den Eindruck gewinnen können, dass ich irgendwelche Folterinstrumente auf den Tisch lege. Ich glaube zumindest, dann hätte er auch nicht kritischer gucken können, aber egal. Davon habe ich mich nicht erschüttern lassen. Im Gegenteil.
 

Ich wage zu behaupten, dass ich dem Moment sogar cool war. Sowas von cool. Unerschütterlich. Tja, Joey Wheeler wie man ihn kennt und liebt.
 

Und dann kam diese Frage.
 

Vollkommen aus dem Nichts. So gesehen ja logisch, von seinem Standpunkt her.
 

"Also?" hake ich nach als der Eisklotz sich nicht weiter rührt. "Also was?" kommt es auch prompt zurück und ich stöhne auf. "Na, gib es einfach zu, ok!" entgegne ich und er verzieht leicht spöttisch den Mund. "Was soll ich zugeben, Wheeler?" fragt er dann doch tatsächlich und ich explodiere. "Dass du mich magst. Nein, dass du mehr als das tust. Herrje, deshalb sind wir doch hier. Sag es einfach einmal und gut ist. Ein wenig Zuckerguss ist doch nicht zuviel verlangt, Kaiba." fahre ich ihn an und er hält meinem wütenden Blick, ja, ich bin sicher, dass mein Blick wütend ist, gelassen stand.
 

Eine Weile sehen wir uns einfach nur an und ich vermute, er überlegt seine nächsten Schritte. Ja, wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deute, dann tut er das tatsächlich.
 

"Das weißt du doch." meint er schließlich trocken und ich seufze. "Wäre aber schön, wenn du es mal richtig sagen würdest. Und nicht nur, dass du mich willst, weil dir der Gedanke nicht gefällt, dass Bakura und ich... Oder dass ich dir nicht egal bin. Ich will... naja, ich will wissen was du fühlst. Für mich." entgegne ich ungehalten und Kaiba presst die Lippen aufeinander. Er wirkt fast so als hätte ich ihm gerade einen Schlag in die Magengegend verpasst. Ich schüttele den Kopf. "Schon klar, das ist zuviel verlangt... Ach, vergiss es einfach." Ich wende mich leicht von ihm ab und muss wieder an Duke´s Worte denken.
 

Seine Ermahnung, mich von Kaiba´s distanzierter Art nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Das habe ich auch gewiss nicht vor, aber trotzdem wäre es schön, wenn er... naja, wenn er mir ein wenig entgegen kommen würde. Er hat zwar Recht, ich weiß, dass es so ist, dass er mich mag, aber es wäre eben schön es zu hören. Er muss es ja nicht gleich wie Bakura machen, auch wenn ich durchaus nichts dagegen hätte, wenn er so was sagen würde wie "Joey, deinetwegen will ich nicht mehr so ein arrogantes Arsch sein", aber mal ehrlich, Kaiba ist und bleibt ein arrogantes Arsch und irgendwie mag ich ihn auch so.
 

Ja, ich weiß wie krank das klingt.
 

"Können wir das Thema dann abhaken?" höre ich ihn fragen und blicke zu ihm auf. Ich bin nicht sicher was er meint, auf welches Thema er anspielt, also nicke ich einfach und hoffe, dass das die richtige Antwort ist. Er mustert mich einen Moment abschätzend und scheint sich dann tatsächlich einen Ruck zu geben.
 

"Also gut, Wheeler." sagt er schließlich und seufzt resigierend. Er sieht mir genau in die Augen und dieses Mal ist sein Blick nicht kalt. Nein, eher das Gegenteil und ich frage mich unwillkürlich ob seine Augen schon immer so blau waren.
 

Ich schlucke als er einen Schritt auf mich zumacht.
 

"Du bist eine gottverdammte Plage und..." fängt er an.
 

"HEY! STOPP!" unterbreche ich ihn ungehalten und hoffe, dass meine Augen ihm gerade voll die fiesen Blitze entgegenschleudern. "Also echt jetzt! So fängt man doch nicht damit an jemandem seine Gefühle zu gestehen, Kaiba. Das müsste sogar dir einleuchten. Das ist echt so was von..."
 

"... obwohl du mir die meiste Zeit auf die Nerven gehst - mich deine Gegenwart, jede deiner unqualifizierten Äußerungen, ja, meist sogar schon der Klang deiner Stimme in den Wahnsinn zu treiben droht - würde ich genau das aus irgendeinem perfiden, mir unerklärlichen Grund vermissen, wenn es anders wäre." fällt nun wiederum er mir ins Wort und spricht einfach ungerührt weiter als hätte ich ihn nicht gerade angeschrien. Seine blauen Augen ruhen ernst auf mir und ich halte schlagartig inne, allerdings bin ich nicht sicher, ob sich mein Mund wieder schließt oder doch noch weiterhin offensteht.
 

Kaiba seufzt. "Fakt ist, Wheeler, dass ich allem Anschein nach nicht frei von Gefühlen bin, wenn es um deine Person geht und da ich diese nun einmal nicht abzustellen vermag, und glaub mir, das dabei ich bereits zu Genüge versucht, bleibt mir wohl nichts anderes übrig als..."
 

"Du kannst es ja doch!" entfährt es mir ehe ich mich buchstäblich auf ihn stürze. Meine Arme schlingen sich um seinen Hals ohne, dass ich es zu verhindern vermag oder er mich abwehren kann und einen Moment später küsse ich ihn auch schon. Ich spüre deutlich, dass ich ihn gerade wieder überrumpelt habe, doch dieses Mal fasst er sich bedeutend schneller wieder und naja, er erwidert den Kuss. Genau genommen übernimmt er sofort die Kontrolle darüber und als er mich nach einer Ewigkeit loslässt, sehe ich ihn ganz sicher ziemlich verklärt an.
 

"Ich werde mich nicht wiederholen, Wheeler." erklärt er ausdrücklich während ich ihn immer noch festhalte. Ich grinse ihn schief an. "Ähm... ok." erwidere ich etwas atemlos und er scheint sich zu entspannen. "Danke für den Zuckerguss, Kaiba." raune ich ihm dann zu und er verdreht die Augen. "Ich muss den Verstand verloren haben." murmelt er und ich lache. "Dafür kannst du dich aber nach wie vor gut artikuleren." befinde ich und küsse ihn erneut ehe er noch eine weitere bissige Bemerkung ablassen kann.
 

"Ich nehme an, jetzt werde ich mir einen dieser Filme mit dir ansehen müssen oder du gehst mir weiterhin mit deinen absonderlichen Ansprachen auf die Nerven, Köter."
 

Ich weiß, dass es eigentlich eine Feststellung ist und keine Frage, aber ich ich antworte dennoch. "Naja, wir können auch einfach damit weitermachen, Kaiba." erwidere ich keck und sehe wie es in seinen Augen kurz aufblitzt. Scheint so als würde ihm diese Möglichkeit mehr zusagen. Unwillkürlich muss ich grinsen.
 

Scheinbar bin ich ein Naturtalent auf dem Gebiet. Von wegen drittklassig und so...
 

Jetzt erst merke ich, dass er einen Arm um mich geschlungen hat. "Ähm... vielleicht sollten wir trotzdem einen Film einlegen, ich meine... nur falls Mokuba auftaucht..." gebe ich zu bedenken und Kaiba lacht trocken auf. "Und du denkst ernsthaft, das wäre eine glaubhafte Tarnung, Hündchen?" entgegnet er spöttisch und ich funkele ihn erneut leicht säuerlich an.
 

"Ich sollte dir vielleicht sagen, dass deine Versuche, jemanden böse anzusehen, grundsätzlich nicht funktionieren. Dieser Blick macht dich nämlich nur noch...niedlicher." höre ich ihn dann sagen und blinzele ihn ungläubig an. Nicht nur wegen seiner Worte, sondern weil sich inzwischen zarte Röte auf seinen blassen Wangen abzeichnet.
 

Naja, nicht unbedingt Zuckerguss, wie ich ihn mir vorgestellt habe, aber auch alles andere als schlecht, oder? Für Kaiba war das ja schon fast ne Offenbarung.
 

Deshalb überhöre ich auch das "Köter" und lächele ihn an. "Und dir steht ein wenig Menschlichkeit, Kaiba. Dann wirkst du nicht mehr ganz so wie ein Roboter." kontere ich sanft.

"Glorreiche Halunken"

"Und du denkst echt, dass das ne gute Idee ist?" frage ich Duke nun schon zum dritten Mal und sehe ihn weiterhin skeptisch an. Der Schwarzhaarige nickt. "Also ich weiß nicht..." hebe ich zweifelnd an, werde aber gleich darauf auch schon von Bakura unterbrochen.
 

"Stell dich nicht so an, Wheeler." weist er mich zurecht. "Das wird sicher ein Spaß." Er bedenkt Duke mit einem anzüglichen Blick, der meine Magengegend umgehend zum rebelieren bringt. "Solche Versteckspielchen habe ihren Reiz." meint der Dieb grinsend und Duke´s Wangen färben sich leicht rot als Bakura´s Finger über seinen Nacken wandern.
 

Ich verziehe fast schon angewidert den Mund. "Ich weiß nicht was daran reizvoll sein sollte!" werfe ich ein. "Das wird nur Ärger geben. Da bin ich mir sicher. Mal abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, wie ihr euch das überhaupt vorstellt."
 

Duke lächelt mich an. "Tristan hat gesagt, dass das Haus groß ist." sagt er und ich zucke mit den Schultern. "Zudem werden die Beiden auch mal für sich sein wollen, wir werden also wohl kaum die ganze Zeit aufeinander hocken. Außerdem werde ich mich ja auch um´s Geschäft kümmern müssen." Er zwinkert mir zu und ich verdrehe die Augen. "Und das Kaiba an dem Wochenende auch dort sein wird, ist doch schon fast Schicksal, oder?"
 

Ich seufze.
 

Hätte ich doch bloß nichts gesagt. Wie konnte ich nur so dämlich sein? Und warum hat der Eisklotz mir überhaupt davon erzählen müssen? Sonst behält er doch alles für sich.
 

Aber naja, wir sind ja jetzt ein Paar, wenn man so will, auch wenn wir uns nicht so nennen. Vermutlich hat der Penner gedacht, dass ich davon ausgehe, dass wir das nächste Wochenende miteinander verbringen würden und mir deshalb erzählt, dass er geschäftlich an die Ostküste muss. Irgendein Spielekongress oder so. Was weiß ich.
 

Doch Duke hätte es ja ohnehin erfahren. Er ist ja schließlich auch eingeladen worden, an dieser Tagung teilzunehmen und ich schätze, dass genau das ihn und seinen verrückten Freund auf diese Schnapsidee gebracht hat.
 

"Kaiba wird sich ein Zimmer im Hotel nehmen und du kannst..." höre ich Duke weiterreden und reiße die Augen auf. "Was kann ich?" frage ich und könnte meinen Kopf auch schon im nächsten Augenblick auf die Tischplatte schlagen, denn Bakura grinst mich spöttisch an. "Na, du kannst die Nacht mit ihm verbringen, Hündchen. Fernab von seinem kleinen Bruder und anderen störenden Subjekten." erklärt der Dieb und ich seufze. "Klar, das wird Kaiba auch mitmachen." entgegne ich bissig und Bakura nickt. "Warum nicht?" kontert er lässig. "Das ist doch die Gelegenheit für euch. Am Wochenende ist Mokuba zuhause und du hast selbst gesagt, dass er eure Beziehung noch vor dem Kleinen geheimhalten will. Ergo, wenn er die Möglichkeit hat, ungestört Zeit mit dir zu verbringen, dann wird er die Gelegenheit am Schopf packen. Kaiba ist schließlich ein Pragmatiker und er scheint doch auch langsam aufzutauen." meint der Dieb gelassen und Duke nickt.
 

"Frag ihn doch einfach, Joey." ergreift dann der Schwarzhaarige das Wort. "Dass Bakura und ich von eurer Liason wissen, weiß er doch schon. Und wenn du mit mir zu dem Kongress gehst, dann ist das doch die Tarnung für euch. Tea und Tristan werden nichts davon mitbekommen."
 

Ich werfe ihm einen zweifelnden Blick zu. "Ach? Und die würden sich nicht wundern, wenn ich nachts nicht auftauche, was?"
 

Bakura grinst. "Sie werden hören, dass Duke nicht alleine ist." erwidert er süffisant und ich stöhne unwillkürlich auf. "Du denkst doch wohl nicht, dass einer der Klammeraffen es wagen würde, dann ins Zimmer zu kommen?"
 

Während der Dieb mich herausfordend ansieht, wirkt Duke wenigstens ein wenig verlegen. "Tagsüber hat Kaiba ohnehin zu tun. Im Gegensatz zu mir wird er wohl an allen Veranstaltungen teilnehmen und wir können was mit Tris und Tea machen. Und abends..." versucht Duke mir den Plan zu erklären und ich nicke. "Ja, ja, schon klar. Ich hab verstanden wie ihr euch das gedacht habt, aber ich halte es trotzdem für keine gute Idee. Was, wenn einer der Beiden Bakura sieht?" werfe ich ein und der Dieb zwinkert mir zu. "Na, dann werden sie vermuten, dass ich dich mal wieder stalke." antwortet er vergnügt und ich fasse nicht, dass ihn der Gedanke so amüsiert.
 

"Ich weiß nicht..." hebe ich erneut an.
 

Einerseits haben Duke und Bakura Recht. Es wäre die Gelegenheit, wirklich einmal ungestört Zeit mit dem Eisklotz zu verbringen. Bislang haben wir uns immer nur in seiner Villa treffen können und naja, da wirkt er doch etwas gehemmt, was ich auch verstehe. Immerhin ist da Mokuba und naja...
 

"Ich glaube nicht, dass Kaiba sich auf so was einlassen wird. Er wird doch dort sein, um zu arbeiten." gebe ich zu bedenken. "Und ich weiß ja auch nicht ob er das überhaupt will... ich meine, eine Nacht mit mir..." Ich breche ab als mir die Tragweite dieser Idee bewusst wird.
 

Kaiba und ich zusammen in einem Hotelzimmer. Eine ganze Nacht. Ein Bett.
 

Ein Bett
 

Ich glaube, mir wird schwindlig.
 

Bakura lacht kurz auf. "Wheeler, du bist einfach herrlich." befindet er und Duke grinst nun auch. "Natürlich wird er das wollen. Kaiba ist auch nur ein Mann." meint der Dieb vergnügt und bedenkt mich mit einem anzüglichen Blick. "Und wenn du ihn dann noch mit deinen großen Hundeaugen ansiehst... Ich bezweifle, dass der gute Seto sich dann noch zurückhalten kann.." fährt der Weißhaarige fort. "Zudem solltet ihr es wirklich langsam mal treiben."
 

Jetzt fängt das schon wieder an. Ich verdrehe unwillkürlich die Augen. "Nicht jeder denkt permanent an Sex!!" zische ich den Dieb an, der meinem wütenden Blick lässig standhält. Er setzt auch gerade zu einer Erwiderung an als Duke ihm zuvor kommt. "Frag Kaiba doch einfach, was er von der Idee hält, Joey." meint mein Freund lächelnd. "Entweder sagt er ja oder er sagt nein. Dann wissen wir mehr."
 

Ich nicke. "Ok, ich werde ihn fragen." gebe ich schließlich nach, denn ich bin sicher, dass die Zwei sonst ohnehin nicht locker lassen werden. Ihnen scheint die Idee nämlich wirklich gut zu gefallen, auch wenn ich den Sinn dahinter nicht ganz begreife. Die Beiden können es ja jetzt schon treiben wie die Kannikel, wenn ihnen danach ist.
 

"Ich würde wetten, dass der Eisklotz ja sagt." verkündet Bakura mit dem Brustton der Überzeugung. "Ja, ich bin sicher, dass ihm der Gedanke zusagt." Er schenkt mir einen belustigten Blick, den ich mit einem giftigen Funkeln quittiere. "Wenn Kaiba sich schon herablässt, ein wenig zu sülzen, dann wird er auch mehr wollen als nur knutschen. Was meinst du, Katerchen?"
 

Duke zuckt mit den Schultern. "Möglich." erwidert er und blickt dem Dieb für einen Moment tief in die Augen. "Ich finde es jedenfalls toll, dass er sich dir geöffnet hat. Das heißt ihr seid auf einem guten Weg. Ich wäre zu gerne dabei gewesen." Duke seufzt und erinnert mich einen Moment lang an Tea.
 

Ich bezweifle allerdings, dass es Kaiba gefallen hätte, in Duke´s Gegenwart zu sülzen. Genau genommen hat er ja auch nicht gesülzt, auch wenn man es nach den kaiba´schen Grundgesetzen schon als so was ansehen könnte. Aber es wäre nie dazu gekommen, wenn jemand anderes angewesend gewesen wäre. Dessen bin ich mir sicher.
 

"Und er hat tatsächlich gesagt, dass er versucht hat gegen diese Gefühle anzukämpfen?" fragt Duke mich dann. "Das würde ja bedeuten, dass er schon länger etwas für dich empfindet..." Bakura nickt. "Wahrscheinlich hat er sich genau wie sein Hündchen gegen den Gedanken gesträubt." sagt der Dieb und grinst wieder. "Oh, ich bin sicher es ist nur eine Frage der Zeit bis die Dämme bei euch ganz brechen und dann..." Er hält kurz inne und in seinen Augen blitzt es auf. "Dann wird bei euch die Post abgehen."
 

Ich stöhne genervt auf. "Könntest du das lassen?" frage ich den Weißhaarigen und bereue meine Worte auch schon im gleichen Moment. Bakura´s Grinsen wird nämlich nur noch breiter. "Auch wenn du nicht darüber reden willst, letztlich werde ich Recht behalten." entgegnet der Dieb lässig und jetzt erst bemerke ich, dass seine Hand zu Duke´s Nacken gewandert ist. "Ich hoffe nur für dich, dass du dann auch ein wenig mehr aus dir rausgehen wirst. Ist ja schon peinlich wie du dich anstellst. Ich glaube, nicht einmal die kleine Tea ist so spießig." In seinen Augen blitzt es amüsiert auf. "Ja, nicht einmal dieser verfluch- - der Pharao ist so verklemmt, glaube ich. Höchstens noch sein Zwergenfreund."
 

Duke räuspert sich und der Dieb zuckt mit den Schultern. "Na, ist doch so. Das kannst du nicht abstreiten. Der Kleine kriegt doch schon fast einen Herzinfarkt, wenn wir im Biologieunterricht den theoretischen Ablauf des Fortpflanzungsaktes einiger Säugetiere besprechen." meint Bakura seufzend. "Wahrscheinlich kann er sich nicht einmal den Discovery-Channel ansehen ohne nach Luft zu ringen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Wie der jemals eine Freundin finden soll, ist mir ein Rätsel."
 

Ich stelle fest, dass Duke zwar sichtlich bemüht ist ernst zu bleiben und Bakura einen strafenden Blick zu zu werfen, aber ich habe den Eindruck, dass es in seinen Augen auch kurz amüsiert aufblitzt. "Yugi wird schon klar kommen." entgegnet er schließlich ruhig und zwinkert mir kurz zu. "Diese Kleine, Rebecca, ist ja... ziemlich energisch." gibt Duke zu bedenken und nun kann auch ich nicht mehr an mir halten. Ich muss grinsen.
 

Aber hey, ich lache nicht über Yugi. Ok, Bakura hat einerseits schon Recht. Yugi ist ziemlich... naja, verklemmt würde ich es nicht nennen. Er ist eben... feinsinnig. Ja, feinsinnig. Und vielleicht auch empfindlich, aber besser so als wenn er pausenlos irgendwelche Mädchen flachlegen würde. Immerhin laufen ihm ja doch auch einige hinterher, zumindest kurzfristig. Wegen seinem Ruf eben. Egal...
 

Doch die Vorstellung von Yugi und dieser blonden Göre... Oh Mann. Aber so abwegig ist das gar nicht mal. Die Kleine hat durchaus einen Narren an ihm gefressen und so gesehen hat Duke auch Recht. Sie ist... ähm... recht energisch. Wäre also gut möglich, dass sie...
 

"Du wirst Kaiba also fragen, Joey?" höre ich Duke fragen und sehe ihn kurz etwas verdattert an. Dann nicke ich. "Ja, ich werde ihn fragen." seufze ich schließlich resignierend. "Aber ich bin nach wie vor der Ansicht, dass es keine gute Idee ist. Es ist sogar ein sinnloses Risiko... Echt jetzt. Aber das scheint ja keiner außer mir zu erkennen."
 

Ich funkele Bakura giftig an. "Für manche Leute haben solche Aktionen ja ihren Reiz." erkläre ich spöttisch an den Dieb gewandt, der mich nur noch amüsierter angrinst. "Wheeler, wenn du erst in der Welt der Erwachsenen mitspielst, dann wirst du die Vorteile solcher Aktionen erkennen." erwidert Bakura süffisant und greift zu seinem Glas. "Dann wär ja alles geklärt." Der Dieb sieht Duke kurz an und dieser nickt. "Oh, das wird ein herrliches Rollenspiel, Katerchen." fügt Bakura dann mit einem schelmischen Grinsen hinzu und ich habe keine Ahnung was er damit überhaupt meint, aber dieses Mal bin ich nicht so dämlich und frage nach. Ich beiße mir ganz fest auf die Unterlippe, denn ich will es nicht wissen.
 

Es ist sicher auch nichts gutes.
 

"Deine Paraderolle, mein Dieb." sagt Duke dann und lächelt Bakura so süßlich an, dass mir leicht schlecht wird. Die Zwei sind ja so was von krank.

Fehlt nur noch, dass ich sich bald so verhalten wie Tea und Tristan, aber ich befürchte langsam, dass es bei den Beiden noch viel schlimmer wird, wenn ihre Beziehung erst einmal offiziell ist.
 

"Gut, dann können wir ja jetzt zu der Feier bei Muto übergehen." meint der Dieb und ich werfe ihm einen skeptischen Blick zu. "Du brauchst nicht zu bellen, Hündchen. Ich werde die Liebenswürdigkeit in Person sein. Ehrenwort." Bakura zwinkert mir zu und mit einem habe ich einen merkwürdigen Beigeschmack im Mund. Ich greife nach meiner Coke, aber der Geschmack verschwindet nicht.

Paradox oder so

"Dieser Dieb ist einfach unmöglich!"
 

Tea schüttelt entrüstet den Kopf und ich sehe sie fragend an. Ich bin nicht sicher ob ich wirklich wissen will, was Bakura jetzt schon wieder gemacht hat. Zumal ich bislang den Eindruck hatte, dass er sich echt am Riemen reißt.
 

Ok, er ist allerdings auch gerade einmal etwas über eine halbe Stunde hier.
 

Trotz seiner Ansage, dass er kommen würde, war zumindest Yugi doch überrascht als er tatsächlich mit Ryou im Schlepptau auftauchte und als er dem Kleinen dann auch noch liebevoll den Kopf tätschelte, war der gute Yugi mehr als platt. Sogar der Pharao schien einen Augenblick lang verwundert, begrüßte den Dieb dann aber doch auf die gewohnt distanzierte und doch irgendwie vertraute Art und Weise.
 

Was wohl passieren würde, wenn Kaiba hier aufschlagen würde?
 

Oh Mann!
 

Ich wette, Yugi´s Augen würden aus den Höhlen schießen wie bei den Zombies in einem Horrorfilm und dann wäre sogar Atemu einmal sprachlos.
 

"Wenn du mich fragst, dann führt er was im Schilde!" bemerkt Tea leise an mich gewandt und sieht mich ernst an. "Er muss irgendetwas vorhaben. Warum sollte er sonst auf einmal hier auftauchen und dann auch noch so..."
 

"Freundlich sein?" helfe ich ihr auf die Sprünge, denn in der Tat, das war Bakura bislang. Er meldete sich freiwillig, um das Feuer für den Grill zu machen, worauf sowohl Ryou als auch Yugi und Tea entsetzt die Farbe wechselten. Als Ryou dann auch noch zaghaft meinte: "Ähm... vielleicht solltest du das doch irgendjemand anderem überlassen, Kura..." und der Dieb süffisant erwiderte, dass er sich damit bestens auskennen würde, hatte ich fast das Gefühl, dass eine Woge der Panik die Runde ergriff und Bakura´s Aussage, er würde schon nichts und niemanden abfackeln, wurde mit gemischten Gefühlen aufgenommen.
 

Naja, es war allerdings auch nicht zu übersehen, dass es in den Augen des Diebes kurz hämisch aufblitzte.
 

Aber immerhin hat er inzwischen Feuer gemacht und das auch nur dort wo er es machen sollte und auch ansonsten scheint der Weißhaarige sichtlich bemüht, sich an sein Versprechen zu halten.
 

Tea sieht mich einen Moment lang erstaunt an, doch gerade als sie sich wieder fasst und etwas erwidern will, ist der Dieb auch schon bei uns und wendet sich mit einem fast schon charmanten Lächeln an Tea. "Wie möchtest du deine Paprika?" fragt er und Tea blinzelt ihn an als habe er sie gerade gefragt, auf welche Weise er sie szenieren solle. Bakura entgeht diese Reaktion natürlich keineswegs. Sein Lächeln wird zu einem Grinsen und verhindert, dass Tea ihre Sprache wieder findet. Dann wendet sich der Dieb mir zu.
 

"Ich schätze, du hast wieder einmal einen Riesenkohldampf, Hündchen." stellt er vergnügt fest und für das Hündchen würde ich ihn zu gerne würgen, denn ich spüre, dass ich schon wieder rot werde. Fuck off, es ist aber auch zum verrückt werden. Seit ich Umgang mit diesem Irren pflege, fange ich auch schon an so bizarr zu denken. Und von Hündchen ist es nicht mehr weit bis zur Hündchenstellung.
 

Bakura zwinkert mir kurz zu und ehe ich mich versehe gibt er mir auch schon einen Klaps auf den Hintern. Jetzt bin ich genauso fassungslos wie Tea und starre ihn an. Eigentlich sollte ich ihm ja eine reinhauen, aber ich bin unfähig mich zu rühren. Der Dieb wendet sich allerdings auch schon wieder ab und widmet sich weiter seiner Grilltätigkeit, wobei Ryou ihn geflissentlich im Auge behält.
 

"Siehst du!" wird mir da ins Ohr geraunt und ich zucke kaum merklich zusammen. Ich brauche einen Moment, bis ich mich wieder rühren kann, dann wirbele ich herum und Tristan sieht mich mit ernster Miene an. "Er steht auf dich." flüstert er verschwörerisch und seine Augen werden zu zwei Schltzen. "Ein Glück, dass Duke das nicht gesehen hat."
 

Ich verdrehe genervt die Augen, blicke mich dann aber hilfesuchend nach Duke um. Der steht allerdings gerade bei Atemu und scheint in ein Gespräch vertieft.
 

"Ich find´s übrigens toll, dass ihr jetzt doch mitfahrt." meint Tristan dann und schlingt kurz seinen Arm um meine Schultern. "Duke hat´s mir gerade gesagt. Trifft sich ja echt gut, dass er wegen diesem Seminar sowieso dorthin muss." Tristan zwinkert mir kurz zu und ich schenke ihm ein gequältes Lächeln.
 

Toll, also hat Duke die Katze schon aus dem Sack gelassen.
 

Ich schlucke unwillkürlich bei dem Gedanken. Herrje, warum muss ich immer so was denken? Katzen und katzenähnliche Tiere haben in meinen Gedanken nichts mehr zu suchen!!
 

Zum Glück entgeht Tristan meine Reaktion vollenst, denn er redet bereits ungerührt weiter: "Und dann bist du auch Bakura erst mal los." Ich nicke leicht. Tja, wenn Tris wüsste. Von wegen los. Wahrscheinlich werde ich wegen diesem Dieb wieder in irgendwelche dämlichen Aktionen verwickelt. Ach, was heißt wahrscheinlich? Ich bin mir dessen sogar sicher. Und ich habe noch nicht einmal eine Ahnung, wie ich Kaiba diese tolle Idee unterbreiten soll.
 

Ich meine, was wird er wohl denken, wenn ich ihm so einen Vorschlag mache? Er und ich, ein Hotelzimmer... Der Penner wird davon ausgehen, dass ich es mit ihm treiben will.
 

Natürlich wird er das denken. Bei so einer Idee kann nicht einmal der gute Kaiba auf dem Schlauch stehen, oder?
 

Wenn´s nach Bakura geht, dann wird er begeistert sein von der Aussicht, aber ich bin da doch etwas skeptisch.
 

Und erneut stellt sich mir die Frage, wieviel Ahnung eigentlich der Eisklotz von solchen Dingen hat? Bislang bin ich ja echt geneigt, Duke Recht zu geben und zu glauben, dass Kaiba´s Kenntnisse sich mit meinen decken. Hey, das wäre eine Premiere. Ich meine, sonst weiß der Arsch alles besser. Doof nur, dass ich mich gerade nicht so wirklich darüber freuen kann. Ok, ein klein wenig freu ich mich doch.
 

Aber angeben kann ich damit wohl schlecht.
 

"Ähm ja... wird sicher toll." plappere ich einfach mal und Tristan strahlt mich an. Der scheint sich wirklich auf das Wochenende zu freuen. Naja, in der letzten Zeit hat er sich auch echt mal rar gemacht und immer nur mit Tea abzuhängen...
 

Apropos Tea....
 

Aus dem Augenwinkel beobachte ich wie Bakura auf uns zu kommt. Mit einem strahlenden Lächeln überreicht er ihr einen Teller, macht sogar die Andeutung einer Verbeugung und verkündet: "Ihr Gemüse ist durch, wertes Fräulein."
 

Ich muss unwillkürlich ein Kichern unterdrücken und auch wieder an die Szene mit der Oma denken. Oder an die Schürze, die er beim Kochen an hatte.
 

"Danke." entgegnet Tea so perplex über die nette Geste und nimmt den Teller entgegen. Der Dieb lächelt vergnügt. "Das Fleisch ist auch gleich fertig." erklärt er dann Tristan und mir und pfeift vergnügt. "Jetzt ist er endgültig übergeschnappt." stellt Tristan fest und ich seufze. "Ach was, er will einfach nur nett sein." entgegne ich ernst und mein Freund wirft mir einen kritischen Blick zu. "Bakura und nett?" fragt er. "Weißt du was er mit Ryou´s Katze gemacht hat?"
 

Ich schüttele den Kopf. "Menschen ändern sich." kontere ich mit einer Floskel, die eigentlich von Tea stammen könnte. "Du kannst sagen was du willst, der Typ hat was vor." erwidert Tristan ungerührt und blickt erneut zu dem Dieb. "Oder seine Gefühle für dich haben eine Sicherung durchbrennen lassen."
 

"Was auch immer es ist, so erträglich war Bakura jedenfalls noch nie." bemerkt da Atemu, der lautlos zu uns getreten ist und mir kurz einen vielsagenden Blick schenkt. "Auch wenn ich zugeben muss, dass sein Verhalten doch etwas befremdlich anmutet." Der Pharao zuckt mit den Schultern und hält Tristan´s missbilligendem Blick ruhig stand. "Na, wir werden ja sehen." Der Brünette grummelt kurz, wendet sich dann aber zum Glück seiner Freundin zu. "Soll ich dir was zu trinken holen, Süße?" fragt er und ich seufze.
 

Atemu mustert mich einen Moment mit diesen geheimnisvollen Augen. Unwillkürlich muss ich schlucken und weiche auch seinem Blick aus. Irgendwie habe ich schlagartig das Gefühl, dass der Pharao mehr weiß als es den Anschein hat. Ich meine, in Bezug auf Duke und Bakura und mich.
 

"Scheint als wärst du zur Zeit heiß begehrt, Joey." stellt Atemu gelassen fest und seine Augen funkeln fast so amüsiert wie Bakura´s es immer tun, nur dass dieser hinterlistige Zug fehlt. Ich kratze mir verlegen am Kopf. "Ähm... ach was." erwidere ich kleinlaut und Atemu lächelt mich an. "Wie läuft es eigentlich mit deinem Drachen?" will er dann wissen und ich reiße entsetzt die Augen auf. "PST!" zische ich ihn schnell an, doch Atemu winkt ruhig ab. "Die anderen sind beschäftigt." sagt er mit stoischer Gelassenheit, aber ich schlucke dennoch. Was vielleicht auch an seinem durchdringenden Blick liegt.
 

"Naja..." hebe ich dann unsicher an und weiß nicht so recht was ich sagen soll. Atemu lächelt noch immer. "Ich könnte mir vorstellen, dass in seinem Fall Konkurrenz das Geschäft belebt." meint der Pharao. Dann wandert sein Blick kurz zu Bakura. "Der Dieb wird allerdings gut darauf verzichten können." bemerkt Atemu süffisant und ich schlucke erneut.
 

Im ersten Augenblick bin ich erleichtert, dass der Pharao scheinbar doch nicht die eigentlichen Zusammenhänge erkannt hat. "Ich schätze, der gute Bakura wird nicht begeistert sein, wenn er von seinem Nebenbuhler erfährt." fährt Atemu bereits fort und ich lächele ihn gequält an. "Hoffen wir, dass es zu keinen weiteren Schattenspielen kommt, auch wenn ich zugeben muss, dass der Gedanke, dass Kaiba und Bakura sich deinetwegen duellieren durchaus etwas hat." Atemu lacht leise auf.
 

Oh Mann.
 

Der Gedanke ist dermaßen...
 

Nein, das geht gar nicht. Aber naja, Atemu hat irgendwo schon Recht. Die Vorstellung wäre durchaus amüsant. Doch ich weiß ja, dass es nie dazu kommen wird. Ich wage auch zu bezweifeln, dass Kaiba seinen weißen Drachen je für mich einsetzen würde. Bakura allerdings hätte sicher nichts gegen solche Duelle einzuwenden. Ich schätze, man müsste Duke nur falsch ansehen und Schwubs, ab ins Schattenreich.
 

"Nun, wir werden ja sehen." In Atemu´s Augen blitze es kurz auf und ich nicke automatisch. Dann sehe ich mich nach Duke um. Mein Blick trifft seinen und im nächsten Augenblick ist er auch schon bei uns. "Bakura macht seine Sache gut, aber ich glaube, Ryou steht kurz vor einem Herzinfarkt." meint der Schwarzhaarige grinsend. "Na, beim Essen wird er sich hoffentlich wieder beruhigen können."
 

Atemu nickt leicht und ich habe keine Ahnung worum es eigentlich geht, vermute aber, dass Ryou einfach nur Panik schiebt, weil der Dieb mit Messern und Feuer am handtieren ist. So gesehen verständlich, dass er Angst hat. Immerhin kennt er Bakura gut genug.
 

"Ich werd mal nach dem Dieb sehen." meint Atemu und schenkt uns ein vielsagendes Lächeln.
 

"Er gibt sich wirklich Mühe." bemerkt Duke nachdem der Pharao sich entfernt hat und ich nicke gedankenverloren. "Er könnte allerdings damit aufhören, so zu tun als würde er auf mich stehen." erwidere ich dann und Duke grinst mich an. "Den Spaß kann er sich wohl nicht ganz verkneifen." entgegnet mein Freund gelassen. "So wie Tea und Tristan ihn ansehen, kann er wohl nicht anders."
 

Ich seufze. "Und dir macht das nichts aus?" will ich wissen. Duke lacht. "Sollte ich mir denn Sorgen machen?" fragt der Schwarzhaarige süffisant zurück und schlingt seinen Arm um mich. Ich glaube, ich zucke kaum merklich zusammen. Duke´s Augen funkeln mich vergnügt an. "Solange es bei einem Klaps auf den Hintern bleibt, habe ich keine Probleme." höre ich Duke sagen und er zwinkert mir zu. "Dein Hinter ist aber auch wirklich..."
 

"DUKE!" Ich löse mich ruckartig aus seiner halben Umarmung und starre ich einen Augenblick entsetzt an. Er lacht nur. "Ach Joey, entspannt dich." meint er nur. "Ich werde doch nicht dem großen Seto Kaiba ins Gehege kommen."
 

Wieder zwinkert er und deutet dann zu den anderen. "Komm, lass uns was essen. Dann wirst du auch sicher wieder ruhiger." sagt er und ehe ich mich versehe werde ich von meinem vermeidlichen Lover an der Hand gepackt und zu dem Tisch gezogen.

"Andere Aktivitäten"

"Ähm... was hältst du davon?" frage ich und sehe in vorsichtig an.
 

Unsicher trete ich von einem Fuss auf den anderen, wohl wissend dass ihn mein Rumgezappel vermutlich nervt.
 

Er mustert mich nach wie vor mit vertraut kühlen Blick und ich kann ihm ansehen, dass es in seinem Hirn gerade auf Hochtouren läuft. Aber tut es das nicht immer? Ich meine, er denkt doch immer. Analysiert alles. Erstellt Listen, Bilanzen, was auch immer für ein Zeug´s noch. Jedenfalls arbeitet sein Hirn ständig, vermutlich sogar wenn er schläft.
 

Ob er überhaupt je wirklich schläft?
 

Verlegen versuche ich seinem Blick auszuweichen, was mir allerdings nicht so recht gelingt, denn die blauen Augen fixieren mich dermaßen, dass ich kaum in der Lage bin, mich von ihnen zu lösen.
 

Fuck, ich wusste doch, dass das eine dämliche Idee ist.
 

Eine Ewigkeit scheint zu vergehen, in der er nichts sagt und ich verliere die Geduld.
 

"Ach, vergiss es." erkläre ich und schaffe es endlich meinen Blick von ihm zu nehmen. "Ist sowieso ne dämliche Idee und überhaupt..." Ich zucke mit den Schultern und seufze. "Duke meinte eben... ach, egal. Vergiss es einfach."
 

Zu meiner Überraschung seufzt nun auch er und ich sehe ihn unwillkürlich wieder an. Er hat die Brauen zusammen gezogen und für einen Moment sind seine Augen geschlossen, dann reißt er sie wieder auf und sein Blick trifft sofort meinen. Ich schlucke unsicher.
 

"Erstens kann ich diesen...Vorschlag nicht einfach vergessen, dazu war dein Monolog gerade zu...plastisch und zum zweiten -." Kaiba hält inne und bedenkt mich mit einem dieser schwer einzuschätzenden Blicke. Schlagartig wird mir noch mulmiger zumute und ich wünschte, ich hätte gar nicht erst mit diesem Thema angefangen.
 

Wie bin ich überhaupt auf die bescheuerte Idee gekommen?
 

Ich meine, wir hatten bislang nur ein richtiges Date und ich versuche schon ihn dazu zu kriegen, mit mir ins Wochenende zu fahren.
 

Und überhaupt!
 

Was meint der Eisklotz eigentlich mit plastisch? Mein Monolog war eigentlich ganz ok. Ich habe nicht gestammelt, also kaum merklich und dafür, dass mein Anliegen doch etwas delikater Natur war, habe ich es so gesehen echt mal recht gut rübergebracht. Denke ich zumindest. Dass meine Wangen dabei die ganze Zeit gebrannt haben, war zu erwarten. Wenn ich mir Kaiba allerdings so ansehe...
 

Er wirkt auch etwas verlegen.
 

Und ich muss schon wieder schlucken.
 

"Zum zweiten, Wheeler, wirft deine Ansprache ein paar Fragen auf." Kaiba beäugt mich und ich seufze. "Ich hab doch gesagt, vergiss es einfach. Die Idee..." setze ich an, werde aber im nächsten Moment auch schon unterbrochen. "Köter, ich warne dich. Ich wiederhole mich ungern." Kaiba´s Stimme ist so schneidend, dass ich ein wenig zusammenzucke.
 

Na toll, so viel zum Thema es kommt mal etwas Romantik zwischen uns auf. Das kann ich wohl knicken.
 

"Eine ganze einfache Frage, Wheeler." setzt der Eisklotz erneut an und ich wappne mich innerlich für das Schlimmste. "Habe ich dich richtig verstanden: Du willst nicht nur das Wochenende mit mir verbringen sondern auch, dass wir damit indirekt Devlin und diesem Psychopathen dabei helfen, den Koitus zu praktizieren?"
 

Sein Blick fixiert mich genau und ich glaube, ich grinse ihn ziemlich debil an. Zum einen klingt seine Frage eher lustig als einfach und zum anderen ist sein Gesichtsausdruck gerade auch irgendwie... naja, sagen wir kaiba-untypisch.
 

"Ähm... naja... ja." entgegne ich und sofort liegt Kaiba´s Stirn in Falten. Ich zucke hilflos mit den Schultern.
 

"Darauf läuft´s eigentlich hinaus. Denk ich mal. Ich weiß allerdings nicht so genau, was ein Cosinus sein soll. Was die Zwei da praktizieren wollen, ... keine Ahnung. Aber ich glaube, die dachten eher an so ein Rollenspiel oder so." fahre ich fort. "Duke meinte halt, dass es lustig werden würde und naja, Bakura und er, die stehen halt auf so ein Zeug. Naja, egal. Jedenfalls dachte Duke, dass wir vielleicht auch gerne etwas Zeit für uns hätten und da du ja zu diesem Seminar musst..."
 

Ich halte inne als Kaiba die Augen schließt und scharf die Luft einzieht.
 

"Aber hey, ich hab doch schon gesagt..." versuche ich wieder das Thema zu wechseln, halte aber inne als ich sehe wie er die Farbe wechselt.
 

"Bakura und Devlin und etwaige Aktivitäten der Beiden werden wir ab jetzt außer Acht lassen, Wheeler. Drücke ich mich deutlich aus?" erklärt er mir dann und seine Stimme bebt. Ich nicke. "Ähm... klar." erwidere ich. Dagegen habe ich auch echt nichts einzuwenden. Ich bin ja auch nicht unbedingt scharf darauf, über die Praktiken der Beiden zu reden. Im Ernst, ich habe schon mehr als genug Einblick in deren verquere Beziehung.
 

Kaiba scheint sichtlich darum bemüht, seine Selbstbeherrschung wieder zu erlangen und ich warte geduldig. Er massiert sich leicht die Schläfen und für einen Augenblick glaube ich, dass er leise zählt, aber ich traue mich nicht so recht nachzufragen, was das zu bedeuten hat.
 

Vielleicht sollte ich ihn fragen ob er etwas trinken will? Aber naja, wir sind ja bei ihm zuhause. Wenn er was will, wird er sicher seinen Butler rufen oder so.
 

"Ist halt alles etwas schwierig im Moment." sage ich stattdessen und lächele meinen Freund aufmunternd an. Kaum habe ich meine Worte ausgesprochen, schnellt auch schon die rechte Braue in die Höhe. "Schwierig?" wiederholt der CEO und für einen Moment zucken seine Mundwinkel.
 

"Gardner und Taylor sind nach wie vor nicht nur der Ansicht, dass du mit Devlin zusammen bist, was schon für sich genommen mehr als absurd ist, nein, die Beiden gehen jetzt auch noch davon aus, dass dieser Irre dich stalkt, wobei er tatsächlich hinter diesem Würfelfreak her ist." fasst Kaiba die Lage zusammen und ich nicke zustimmend. "Ja, so sieht´s aus. Und naja, ich meine, ich kann ihnen ja auch nicht die Wahrheit sagen. Ich meine, du willst ja nicht, dass ich es jemandem sage." entgegne ich ernst. "Duke und Bakura wussten schon vor unserer Abmachung davon, aber die werden die Klappe halten und die Beiden können´s ja auch noch keinem sagen."
 

Kaiba blinzelt. Zumindest glaube ich, dass er das tut. "Und warum bitte können die Beiden nicht die Karten auf den Tisch legen? Hat Devlin Angst, dass diese albernen Mädchen, die stets einer Ohnmacht nahe sind, wenn er erscheint, dergleichen nicht verkraften könnten?" fragt er dann und ich seufze.
 

Herrje, das habe ich ihm doch schon erklärt. Scheint echt als wäre mein Kaiba gerade nicht unbedingt auf der Höhe.
 

"Duke will, dass Kura sich erst mal mit den anderen ein wenig anfreundet." erkläre ich zum zweiten Mal. "Es belastet Duke eben, wenn sein Freund seinen besten Freunden immer mit dem Schattenreich droht und der Pharao..."
 

Ich halte schlagartig inne als das verbotene Wort mir aus dem Mund rutscht und werfe Kaiba einen beschlichtigenden Blick zu. Ich weiß nur zu gut, wie sehr ihn die Erwähnung von Atemu immer auf die Palme bringt. Zwar hat er mittlerweile anerkannt, dass es zwei "Yugi´s" gibt, was er aber auch keineswegs mehr leugnen konnte nachdem Atemu seinen eigenen Körper hatte, aber genau wie der Rest der Leute glaubt er die Story vom Cousin aus dem Ausland, der eben eine verblüffende Ähnlichkeit mit Yugi hat.
 

Was den Rest anbelangt... die Sache mit Ägypten, den Milleniumsgegenständen, dem Schattenreich... all das ist ein rotes Tuch für ihn. Ammenmärchen des Kindergartens - wie er das immer nennt und folglich ist es definitiv keine gute Idee, dieses Thema auch noch anzuschneiden.
 

Aber scheinbar habe ich heute ausnahmsweise einmal etwas Glück, denn Kaiba scheint nicht gehört zu haben, dass ich den Pharao erwähnt habe.
 

Er gibt ein schwer zu definierendes Geräusch von sich und ich lächele ihn unschuldig an. "Wheeler, damit eins klar ist: mich tangiert es peripher was dieser Kindergarten treibt!" höre ich ihn sagen und auch wenn ich nicht sicher bin was peripher bedeutet, schätze ich, dass er mir sagen will, dass er nichts über Yugi und die anderen hören möchte.
 

Ich nicke einfach mal und er verdreht leicht die Augen. "Was alles weitere anbelangt... " Er bedenkt mich mit einem undefinierbaren Blick und erneut habe ich den Eindruck, dass sich sein Teint leicht verfärbt. "Du willst, dass wir beide dieses Wochenende gemeinsam verbringen - Tag und Nacht?"
 

Unter anderen Umständen hätte ich jetzt sicher gelacht. Naja, zuerst hätte ich für mindestens fünfeinhalb Sekunden den Mund aufgerissen und ihn angestarrt. Hey, es kommt schließlich selten, um nicht zu sagen, so gut wie nie vor, dass Seto Kaiba nicht nur rot wird sondern auch noch verlegen und dass man es ihm deutlich anhört und ansieht.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde kommt mir die Idee ihn darauf hinzuweisen, dass er sich für seine Verhältnisse echt mal vage ausdrückt, aber naja, ich bin selbst zu verlegen und meine Wangen brennen auch schon dermaßen und die Frage, die eigentliche Frage hinter der Frage... Na, es ist doch klar, was er wissen will, oder?
 

Ich nicke etwas unsicher. "Ähm... ja." Ich kratze mir verlegen am Kopf während er die Lippen aufeinander presst. "Ich meine... wir müssen ja nicht zwangsläufig etwas machen... also so etwas. Du weißt schon. Wir können ja nur... naja, Zeit miteinander verbringen. Ungestört." plappere ich dann auch schon drauf los. Es ist ja nicht so, dass ich es unbedingt mit ihm treiben will. Ok, ich habe nach Duke´s Ausführungen darüber nachgedacht und meine Meinung auch etwas revidiert. Ich meine, so gänzlich abgeneigt bin ich jetzt doch nicht mehr, Kaiba´s Finger irgendwo... Egal. Doch er muss ja nicht denken, dass es mir jetzt nur darum gehen würde.
 

"Wir hatten ja so gesehen noch nicht mal ein zweites Date..." rede ich weiter, weil er keinerlei Anstalten macht etwas zu sagen und halte erst inne als er mir ins Wort fällt.
 

"Um einem erneuten Monolog deinerseits vorzubeugen, denn meine Nerven sind bereits jetzt schon strapaziert genug, Wheeler, meine Antwort lautet: Ja." höre ich ihn sagen und jetzt hat sich seine Gesichtsfarbe tatsächlich verändert. Er scheint zwar sichtlich bemüht die Contenance zu bewahren, wie immer eben, typisch Kaiba, aber ich schätze, dass es unter der kühlen Aura gewaltig brodelt. Ich habe sogar den Eindruck, dass seine Augen etwas dunkler geworden sind.
 

"Ja?" echoe ich wohl etwas belämmert und er räuspert sich. "Meine Antwort bezieht sich auf die Frage, ob wir dieses Wochenende gemeinsam verbringen sollen." entgegnet er und ich muss gestehen, dass es mich doch beeindruckt, dass er seine Stimme weitgehend unter Kontrolle hat. Er klingt nur nicht mehr ganz so eisig, aber ein Fremder hätte sicher noch Angst vor ihm.
 

"Was andere...Aktivitäten anbelangt, über die du dich scheinbar schon hinreichend informiert hast, nun... bezogen auf den Koitus ..."
 

"Koitus?" unterbreche ich ihn. Es ist jetzt das zweite Mal, dass er dieses Wort gebraucht und dieses Mal glaube ich zu wissen was er meint. Ich bin zwar nicht sicher, aber das Wort kommt mir doch bekannt vor. Dennoch bereue ich, dass ich so dämlich bin nachzuhaken.
 

Kaiba bedenkt mich mit einem eisigen Blick. "Koitus ist eine weitere Bezeichnung für den Geschlechtsakt, Köter, was du wissen würdest, wenn du im Biologieunterricht aufpassen würdest." weist er mich sachlich zurecht und ich rudere wie wild mit den Armen los. "WOW!" entfährt es mir dann. "Stopp! Ähm... ich meine... darauf wollte ich nicht... also... sag so was nicht, ok?"
 

Mein Gegenüber blinzelt mich kurz an und ich bin nicht sicher ob er irritiert ist oder wütend, denn augenblicklich hallt in meinem Kopf nur dieses Wort oder besser gesagt diese Wörter wider und naja, das ist doch etwas... plastisch? Keine Ahnung, jedenfalls will ich solche Wörter nicht hören. Nicht von ihm. Zumindest nicht jetzt.
 

Fuck, und passenderweise steigen auch schon wieder Bilder vor meinem geistigen Auge auf.
 

"Hör damit auf, mit deinen Gliedmaßen herumzuwirbeln als hättest du spastische Zuckungen, Wheeler!" zischt Kaiba mich im nächsten Augenblick auch schon an und ich halte so schlagartig inne wie ich begonnen habe. Seine kühlen Augen fixieren mich erneut. "Ich habe durchaus verstanden, dass du nicht zwangsläufig auf solch eine Aktivität hinaus wolltest. Warum es dich allerdings so aus der Fassung bringt, die Dinge beim Namen zu nennen, verstehe ich nicht wirklich. Immerhin hast du dich doch scheinbar eingehend mit der Thematik beschäftigt."
 

Ich schnappe erstmal nach Luft. "Ich habe mich nicht eingehend damit beschäftigt." pflaume ich ihn an, bemühe mich aber, meine Hände und Füße ruhig zu halten. "Ich habe nur... ach, egal. Reden wir einfach nicht darüber, ok? Und sag auch nicht solche Wörter!"
 

Kaiba stöhnt genervt auf und verdreht leicht die Augen. "Du bist wirklich erbärmlich, Wheeler." meint er dann. "Diese Wörter sind die allgemeine Bezeichnungen für..."
 

"Ja ja, schon klar, aber sag sie einfach nicht, ok?!" unterbreche ich ihn und er seufzt. "Und wie soll ich diesen, im allgemeinen als natürlich angesehenen Akt, deiner Ansicht nach dann bezeichnen?" will er ernsthaft wissen und nun klingt seine Stimme eine Spur dunkler.
 

Ich schlucke.
 

Irgendwie läuft das hier anders als ich es mir gedacht hatte.
 

Ok, zum einen hatte ich nicht erwartet, dass er einverstanden wäre und zum anderen drängt sich mir gerade die Frage auf, wie er über diese Aktivitäten denkt. Ich meine, er klingt ja nicht so als hätte er grundsätzlich ein Problem damit, oder? Ok, er hat auch nicht gesagt, dass er das machen will, aber...
 

Die nächsten Worte verlassen meinen Mund, ohne dass ich nachdenke. Mein Hirn schaltet eigentlich erst wieder an als ich sie ausgesprochen habe und auch da brauche ich noch einen Moment, um zu realisieren, dass ich die Frage wirklich laut gesagt habe.
 

"Ähm... Kaiba, hast du für solche... Aktivitäten eigentlich auch ein Simulationsprogramm?"

Kausalität

Duke starrt mich einen Moment sichtlich erstaunt an. "DAS hast du Kaiba ernsthaft gefragt?" will er dann wissen und noch bevor ich zerknirscht nicke, lacht er auch schon los.
 

So laut, dass unsere Geschichtslehrerin von ihrem Buch aufblickt und ihm einen missbilligenden Blick zuwirft. "Was auch immer sie so zu amüsieren scheint, Mr. Devlin, ich bin sicher es hat nichts mit meinem Unterricht zu tun." weist sie ihn unwirsch zurecht, aber Duke braucht trotz des unterkühlten Tonfalles einen Moment, um sich wieder zu fassen.
 

Er hält sich den Bauch und ich glaube sogar Tränen in seinen Augen zu sehen. "Entschuldigen sie, Mrs. Aino." bringt er immer noch glucksend hervor und richtet seinen Blick wieder auf sein Geschichtsbuch, allerdings nicht ohne mir zuvor noch einen knappen Seitenblick zu zuwerfen, den ich mit einem wütenden Blick riskiere.
 

"Reiß dich zusammen, Alter!" zische ich ihm zu als er erneut zu glucksen beginnt und linse dann kurz zu unserer Lehrerin, die aber scheinbar wieder in ihr Buch versunken ist. Ein Glück nur, dass der Eisklotz heute wieder einmal nicht anwesend ist. Er hätte sicher direkt gewusst, worum es geht und das wäre sicherlich noch schlimmer gewesen als der peinliche Moment gestern als ich ihm diese vollkommen hirnrissige Frage gestellt habe.
 

Duke scheint sich wieder einigermaßen gefasst zu haben, aber natürlich kann er es sich nicht verkneifen nachzuhaken. "Und? Was hat er gesagt?" will er wissen und ich verdrehe genervt die Augen. Warum in aller Welt musste ich ihm auch davon erzählen? Ich bin echt zu dämlich. Wenn ich doch nur einmal meine Klappe halten könnte! Nur ein einziges Mal, dann würden mir nicht immer solche Sachen passieren.
 

Unwillkürlich muss ich wieder an Kaiba denken. Genauer gesagt, an Kaiba´s vollkommen entgleisten, fast schon entsetzten Blick als ich ihm diese verrückte Frage gestellt habe.
 

"Herrje, Wheeler, was geht nur in deinem Kopf vor? Nein! Sag jetzt bloß nichts! Ich will es gar nicht wissen!!"
 

Er hat den Kopf geschüttelt und ich konnte förmlich spüren, dass seine Nerven über die Maßen strapaziert waren. Natürlich bin ich vorsichtshalber ein paar Schritte zurückgewichen. Gewalt ist zwar nicht Kaiba´s Ding, aber ich wollte nichts riskieren.
 

"Meine Firma entwickelt und produziert Spiele für Kinder, denkst du ernsthaft, dass ich..."
 

Natürlich habe ich versucht ihn zu beruhigen, was allerdings mehr oder weniger nach hinten los ging. Ok, mehr als weniger, ich bin ja ehrlich. Es war nämlich nicht so gut, ihm meine Gedanken bezüglich dieser Theorie zu erläutern.
 

"Naja, ich dachte halt... du bereitest dich doch gerne vor. Das machst du in der Schule auch immer und auch ansonsten, oder? So gesehen ist meine These - so nennt man das doch, oder? - doch irgendwie fundamentalistisch."
 

Habe ich schon erwähnt, dass ich dabei bin meinen Wortschatz zu erweitern? Zum einen, um Kaiba besser zu verstehen und nicht immer nachfragen zu müssen und zum anderen, weil Tea mal meinte, dass es immer gut ist sich weiterzuentwickeln in einer Beziehung.
 

Sein Blick nachdem ich das gesagt hatte...
 

Ich sag´s euch.
 

Das war ein Todesblick der Stufe 9,99. Mindestens!! Ich habe sogar ein Stoßgebet gen Himmel geschickt, weil ich echt dachte, dass er mir gleich den Hals umdreht. Hat er aber natürlich nicht, aber ich bin sicher, dass er es in Erwägung gezogen hat.
 

Stattdessen faselte er irgendwas von primitiven Bedürfnissen, mangelnder Zeit und noch irgendwas, was ich nicht so recht verstanden habe. Ich hielt es allerdings in diesem Moment für besser nicht weiter nachzufragen. Ich glaube, dann hätte er mich auch wirklich umgebracht oder wenigstens ein klein bisschen gewürgt.
 

Bakura hatte schon irgendwo Recht. Reden ist nicht so unser Ding. Ich frage mich allerdings was unser Ding sein wird. Mal abgesehen vom streiten. Ob es so laufen wird wie bei Duke und dem Dieb und wir... Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich meine, ich kann mir ja noch nicht mal vorstellen es überhaupt zu tun, auch wenn ich es will. Und ich will es eigentlich schon. Ich habe jetzt auch schon ein paar Mal versucht es mir vorzustellen, was echt nicht leicht ist.
 

Zum einen, weil ich all diese Sachen von Bakura und Duke im Kopf habe und zum anderen... naja, weil Kaiba eben Kaiba ist. Ich meine, wie soll man sich Sex mit Seto Kaiba vorstellen? Ob er dabei auch so hochkonzentriert ist wie bei einem Duell und eine genaue Strategie im Kopf hat?
 

Bakura ist ja der Ansicht, dass er ganz schön abgehen würde, wenn die Dämme erstmal gebrochen sind, er sich zuvor aber sicherlich anstellen würde und mich darauf einstellen sollte, dass unser erstes Mal eine mehr technische Sache wird als eine Leidenschaftliche.
 

Ich weiß nicht... ehrlich gesagt mache ich mir momentan auch mehr Gedanken darüber, wie ich mich anstellen soll. So genau weiß ich nämlich immer noch nicht was ich da tun soll. Aber ich werde sicherlich nicht noch einmal bei Duke oder Bakura nachfragen! Nein, das auf keinen Fall.
 

Und hey, wer weiß ob es an diesem Wochenende überhaupt schon dazu kommt. Ich meine, es muss ja nicht passieren. Soweit ich weiß gibt es keine Richtlinien für so was und es heißt ja auch überall, dass man sich Zeit lassen soll.
 

Ach verflucht, ich wünschte, wir hätten es schon hinter uns.
 

"Erde an Joey!"
 

Duke sieht mich immer noch fragend und erwartungsvoll an und in seine grünen Augen funkelt es belustigt. Ich seufze. "Er hat keins." erwidere ich knapp und versuche mich auf den Text über die Französische Revolution zu konzentrieren, aber ich vermute, dass für Duke die Unterhaltung noch lange nicht zuende ist.
 

"Aber er hat eingewilligt?" fragt er weiter und ich nicke. "Ha! Ich wusste es!" Duke schlägt mit der Faust auf den Tisch und grinst mich triumphierend an. Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu. Leider ist er bei seinem Triumph etwas zu laut. Mrs. Aino´s Blick wandert schon wieder zu und und ich senke schnell den Kopf.
 

"Duke Devlin!" Ihre Stimme schlägt ein wie ein Paukenschlag und ich zucke unwillkürlich zusammen. Wenigstens hat sie es nicht auf mich abgesehen. Geschieht Duke auch eigentlich recht. Er hätte ja bis zur Pause warten können.
 

Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass unsere verehrte Giftschleuder gerade zu einer ihrer berühmt-berüchtigten Standpauken ansetzen will, doch Duke kommt ihr zuvor. "Verzeihen sie, Mrs. Aino. Ich war so ergriffen von der Ereignissen der Französischen Revolution, dass ich ganz vergessen habe wo ich gerade bin. Es war als wäre ich gerade beim Sturm auf die Bastille dabei." erklärt er unserer Geschichtslehrerin mit einem solch charmanten Lächeln, dass umgehend zwei oder mehr Mädchen, die vor uns sitzen und natürlich jetzt zu uns rübersehen, aufseufzen. "Wenn man bedenkt, was dieses Ereignis alles beeinflusst hat, das Ende der Feudalherrschaft ..."
 

Ich kann nicht umhin den Schwarzhaarigen neben mir anzustarren. Was er da genau von sich gibt, verstehe ich zwar nicht so ganz, aber das tut auch nichts zur Sache. Viel bemerkenswerter ist, dass er es tatsächlich schafft, unsere Geschichtslehrerin mit diesem Gesülze einzuwickeln. Ihre Miene hat sich nämlich schlagartig verändert. Hat sie Duke eben noch angesehen als wolle sie ihm gleich den Kopf abreißen, hege ich jetzt den Verdacht, dass sie ihm gleich um den Hals fällt angesichts des fast schon verzückten Lächelns, dass in ihrem Gesicht erscheint.
 

"Ich wusste ja gar nicht, dass die Thematik sie so interessiert."
 

Oh Mann. Ich muss mich echt beherrschen nicht aufzustöhnen oder mit dem Kopf auf die Tischplatte zu schlagen. Das gibt es doch nicht! Fehlt nur noch, dass Mrs. Aino genau wie die anderen Hühner anfängt zu seufzen und sich dabei die Hand auf die Brust drückt oder sonst was dämliches, was verklärte Hühner so machen.
 

Duke nickt neben mir. "Dieses Thema ist so... faszinierend! Ich bin immer wieder beeindruckt vom Kampfgeist der Franzosen." labert er weiter und zum ersten Mal weiß ich was ein "Schlafzimmerblick" ist und das Duke den so was von drauf hat. Keine Ahnung wie er das macht, aber jedes weibliche Wesen, ich betone jedes, wird zu Wachs in seinen Händen, wenn er es so ansieht und dann auch noch so lächelt. Unwillkürlich wende ich mich leicht um und tausche einen kurzen Blick mit dem Dieb aus, der mich sichtlich belustigt angrinst. Vermutlich genießt er die Show seines Katers.
 

Aber wie auch immer Duke das auch macht, er schafft es jedenfalls die gute Frau von ihrem eigentlichen Vorhaben abzulenken und nun gerät sie ins Schwärmen angesichts ihres Lieblingsthemas, das nun wohl auch Duke´s Lieblingsgeschichtskapitel zu sein scheint.
 

Zum Glück ist der Unterricht schon in wenigen Minuten vorbei. Kein Wunder eigentlich, dass Duke immer so gute Noten hat. Zumindest in den Fächern, in denen wir eine Lehrerin haben.
 

Allerdings dauert es aufgrund seiner kleinen Show auch etwas bis er sich losreißen kann, um in die Pause zu gehen. Mrs. Aino empfiehlt ihm nämlich noch ein Buch und ich warte ungeduldig an der Tür. Tea wirft mir einen kurzen, belustigten Blick zu ehe sie sich anschickt mit Tristan schon mal nach draußen zu gehen.
 

"Alter, du bist echt..." Ich schüttele den Kopf als Duke und ich endlich auf dem Flur und außer Hörweite sind. Duke grinst mich nur an und kommt wieder auf unser eigentliches Thema zu sprechen. "Dann ist also alles klar was das Wochenende anbelangt?" fragt er und ich nicke. "Ja, soweit schon. Set- Kaiba hat nichts dagegen." erwidere ich und sein Grinsen wird noch eine Spur breiter. "So, so... Seto..." Er gibt mir einen leichten Klaps auf die Schulter. "Na, ist wohl auch besser, wenn ihr langsam zu den Vornamen übergeht." Er zwinkert mir zu und ich verdrehe die Augen.
 

Doch bevor ich etwas erwidern kann, taucht der Dieb wie aus dem Nichts auf und stellt sich uns in den Weg. "Wobei ich mir gut vorstellen könnte, dass der Eisklotz darauf steht, wenn du im Bett Kaiba stöhnst." meint Bakura und ich schwöre euch, wenn wir nicht in der Schule wären oder zumindest Duke nicht dabei wäre, dann würde sein Gesicht jetzt Bekanntschaft mit meiner Faust machen.
 

So erntet er nur einen bösen Blick, der ihn allerdings nicht wirklich zu beeindrucken scheint.
 

"Dann steht unserem vergnüglichen Wochenendausflug ja nichts mehr im Wege." meint Bakura und bedenkt Duke mit einem anzüglichen Blick und Duke grinst. "Ja, soweit alles paletti." entgegnet der Schwarzhaarige vergnügt, dann wenndet er sich wieder mir zu. "Habt ihr schon was genaueres abgemacht?" will er wissen und ich zucke mit den Schultern. "Nicht wirklich." gebe ich zu. "Er meinte, er würde sich melden, wenn er seine Termine hinter sich hat." Duke nickt. "Scheint als würde das ein großartiges Wochenende für uns alle werden."
 

Ich erwidere nichts darauf, sondern setze mich in Bewegung, um wenigstens noch ein bisschen was von der Pause zu haben.
 

Ruhe scheint mir allerdings nicht vergönnt zu sein. Kaum habe ich das Gebäude verlassen, kommt auch schon Tristan auf mich zu und ich ahne, dass das nichts gutes zu bedeuten hat. Er grinst mich zwar wie immer an, aber neuerdings bekomme ich immer ein mulmiges Gefühl.
 

"Da bist du ja." meint er und ich nicke. "Wir dachten schon, dass Duke und du euch ein wenig zurück gezogen hättet." Er zwinkert mir vielsagend zu und ich lächele ihn gequält an.

"Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, ..."

"Oh, das ist ja so toll." Tea strahlt mich an und ich rechne fast damit, dass sie mir jeden Moment, um den Hals fällt. Ich erwidere ihr Lächeln scheu und weiß nicht so recht was ich sagen soll.
 

"Ein Viererwochenende!" hebt sie von neuem an und strahlt immer weiter. "Ich freue mich wirklich sehr, dass Duke und du mit uns kommt, auch wenn wir vielleicht nicht so viel Zeit zu viert haben werden."
 

Ich nicke leicht und bete innerlich, dass Duke bald aufkreuzt, denn ich bin wieder einmal mit der Situation überfordert. Abgesehen davon, dass ich einerseits ohnehin ein mieses Gefühle habe, was dieses Wochenende anbelangt, fällt es mir auch alles andere als leicht, Tea und auch Tristan so zu belügen oder ihnen etwas vorzumachen, wie Duke es zu nennen vorzieht. Selbst wenn der Zweck die Mittel heiligt, wohl ist mir dabei einfach nicht.
 

"Ich hoffe, Duke hat nicht so viel Gepäck." meint Tristan, der gerade dabei ist, den Kofferraum zu beladen und dabei etwas kritisch Tea´s riesigen Koffer beäugt. Ich glaube, er fragt sich genau wie ich, was Tea da alles eingepackt hat. Immerhin sind wir nur zweieinhalb Tage weg. Aber es heißt ja immer, dass Frauen zuviel mitnehmen.
 

Tea scheint von unseren Gedankengängen nichts zu bemerken. Sie sieht mich weiterhin lächelnd an, doch dann wird ihr Blick wieder ernster. "Joey?" höre ich sie im nächsten Augenblick meinen Namen sagen und zucke unwillkürlich leicht zusammen. "Ja?" Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie gleich etwas sagen wird, dass mir sicher nicht gefällt. Sie hat wieder diesen kritischen Blick, den sie immer an den Tag legt bevor sie zu einer ihrer Standpauken ausholt.
 

"Also, was ich noch sagen wollte..." hebt sie da auch schon an und mein Magen zieht sich fast sofort etwas zusammen. Ihr Blick huscht kurz zu Tristan, der aber viel zu sehr mit dem verstauen unserer Sachen beschäftigt ist, und senkt sich dann leicht. "Ich weiß, dass es momentan zwischen Duke und dir wieder besser läuft, aber... naja, ich hoffe, dass du daran denkst, dass du ihn nicht wieder überforderst, Joey."
 

"Hä?" rutscht es mir erstaunt raus und ich sehe sie irrtiert an. Zarte Röte zeichnet sich auf ihren Wangen ab und in meinem Kopf macht es Klick. Schlagartig verstehe ich, worauf sie hinaus will und weiche unwillkürlich einen Schritt zurück. "Ähm... wow... Tea, ich..." setze ich zum Protest an, doch sie fällt mir ins Wort. "Versteh mich nicht falsch, Joey. Ich weiß, dass mich das ja eigentlich nichts angeht, aber ich will nicht, dass ihr wieder streitet." erklärt sie mir verlegen und ernst zugleich. "Du liebst Duke, dass weiß ich und ich meine ja auch nur, dass es vielleicht gut wäre, wenn du dich weiterhin etwas zurückhältst. Verstehst du was ich sagen will?"
 

Und ob ich das verstehe.
 

Leider verstehe ich nur zu gut.
 

Aber scheinbar signalisiere ich ihr etwas anderes. Tea seufzt nämlich und sieht mir jetzt fest in die Augen. Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf gleich in Flammen aufgeht. "Ich kann gut verstehen, dass du.... naja, dass du deine Gefühle für ihn auch... körperlich ausdrücken willst, Joey." Ihr Blick mag fest sein, aber ihre Stimme ist es nicht so wirklich und ich verspüre wieder einmal den Wunsch, im Erdboden zu versinken. Leider bin ich nicht einmal in der Lage mich zu rühren oder etwas zu sagen, dass sie davon abhält, ihren Gedanken weiter auszuführen. "Aber ich denke, es ist besser, wenn du Duke noch ein wenig Zeit gibst, nicht dass er wieder denkt, es ginge dir nur darum..."
 

"Klar!" Endlich habe ich meine Stimme wieder gefunden, leider klingt sie etwas hysterisch. Ich hebe schnell die Arme und bemühe mich ihr begreiflich zu machen, dass sie sich keine Sorgen machen soll. Kurz wandert mein Blick hilfesuchend zu Tristan, aber der scheint von unserer Unterhaltung nichts mitzubekommen. "Ähm... klar, Tea. Ich verstehe." versichere ich ihr und meine Knie füllen sich mit einem Mal an wie Pudding. "Du hast Recht... ich werde... also, keine Sorge... ich halte mich zurück."
 

Irgendwie schaffe ich es den Satz zu beenden und Tea lächelt mich zufrieden an. "Gut, Joey." sagt sie und atmet sichtlich erleichtert auf. "Ich wollte nur..." Ich nicke heftig. "Schon klar." falle ich ihr ins Worte ehe sie noch einmal damit anfangen kann. "Dafür sind Freunde ja da." Ich schaffe es sogar sie irgendwie anzugrinsen und sie nickt. Damit scheint das Thema zum Glück vom Tisch zu sein.
 

Aus meinem Kopf verschwindet es allerdings keineswegs so schnell.
 

Herrje, was denkt sie nur von mir? Ich und Duke überfordern! Ha! Als ob man den überfordern könnte!! Jemand der es mit Bakura treibt, den kann man gar nicht überfordern.
 

Dass ausgerechnet ich mal in die Rolle des Supermachos schlüpfen müsste, oh Mann.
 

Unwillkürlich muss ich daran denken, was Bakura gesagt hat. Nämlich, dass Tristan und Tea hören werden, dass Duke nicht allein im Zimmer ist. Ich muss Duke unbedingt sagen, dass die Zwei sich zurückhalten müssen. Sonst hält Tea mir eine richtige Standpauke und dann... Nein, das würde ich nicht überleben.
 

"Hey Leute!"
 

Duke´s Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und ich wende mich zu dem Schwarzhaarigen um. Er kommt lässig auf Tea und mich zu und ehe ich etwas sagen oder tun kann, haucht er mir auch schon einen Kuss auf die Wange, womit ich alles andere als gerechnet habe. Einen Augenblick starre ich ihn entgeistert an, doch Duke zwinkert mir nur kurz zu und wendet sich dann an Tea, um sie zu begrüßen.
 

Ok, vermutlich gehört das zu unserer Show. Ich sollte mich langsam daran gewöhnen. Tue ich nur nicht. Ich meine, es ist nicht schlimm, Duke zu küssen oder von ihm geküsst zu werden, nur muss ich dabei immer an Kaiba denken und das ihm dieser Umstand sicher nicht gefallen würde und was Bakura anbelangt... den versuche ich so gut wie möglich auszublenden. Neulich hatte ich schon so einen Alptraum von ihm. Das war vielleicht heftig. Ich habe geträumt, dass der Dieb dachte, ich will ihm Duke ausspannen und das Schattenreich war noch das Netteste mit dem er mir gedroht hat.
 

"Ich hätte mir denken können, dass du viel Gepäck dabei hast." Tristan seufzt und mustert sowohl Duke als auch die Tasche, die der Schwarzhaarige mitgebracht hat. "Ach, das kriegen wir schon alles hin." meint Tea und Tristan schenkt ihr einen skeptischen Blick, greift sich dann aber Duke´s Tasche und befördert sie zu seinem Wagen. "Ein Glück, dass wenigstens Joey und ich uns zurückgehalten haben." bemerkt er nachdem es ihm gelungen ist, auch noch das letzte Gepäckstück im Kofferraum unterzurbringen. Tea schenkt ihm ein liebevolles Lächeln und ihre nächsten Worte schaffen es tatsächlich, dass ich mich fast verschlucke.
 

"Wir, Mädels brauchen eben ein paar Sachen mehr, nicht wahr, Duke?" Sie schenkt dem Schwarzhaarigen einen warmen Blick und auch Duke wirkt einen Moment lang irritiert. Eigentlich sind wir alle über diese Aussage irritiert. Tristan sieht seine Freundin einen Moment verständnislos an, dann scheint der Groschen jedoch bei ihm zu fallen und seine Gesichtsfarbe verändert sich allzu deutlich.
 

Und auch Duke wirkt... nicht unbedingt verlegen, aber doch etwas pikiert. Halleluja! Das ich das noch mal erleben darf. Allerdings kann ich meinen Triumph nicht wirklich auskosten, denn ich bin auch etwas platt und nun scheint auch Tea zu bemerken, dass wir drei sie etwas überrascht ansehen. Erneut röten sich ihre Wangen und sie senkt etwas verlegen den Blick. "Ich... entschuldigt, Jungs, ich..." Sichtlich peinlich berührt scheinen ihr die Worte zu fehlen, doch zu ihrem Glück hat sich Duke bereits wieder gefasst.
 

"Schon ok, Tea-Schatz." meint er und grinst. "Du hast ja so gesehen Recht." Er zwinkert ihr kurz zu und sie sieht ihn dankbar an. Damit ist die peinliche Situation allerdings noch nicht vorüber. Im Gegenteil. Kurz herrscht Schweigen, dann meint Tristan: "So genau wollte ich eigentlich nicht wissen, wie sich die Rollenverteilung bei euch verhält."
 

Ich sehe meinem Freund deutlich an, dass er mehr als nur verlegen ist und es weder schafft Duke anzusehen noch mich und ich wette, ihm gehen gerade auch ein paar - von seinem Standpunkt aus - unschöne Bilder durch den Kopf und ich muss wieder an Duke´s Erläuterungen über diese Seme und Uke-Geschichte denken.
 

Auch ein Punkt über den ich mit Kaiba bislang nicht gesprochen habe.
 

Ob Duke Recht hat? Ob der Eisklotz weiß, welchen Part er... Ok, blöde Frage. Das dürfte offensichtlich sein, oder? Nein, das ist offensichtlich. Duke hat wirklich Recht. Ich meine, nein, ich bin sicher, dass Kaiba niemanden an seinen Arsch ranlassen wird. Das würde ja heißen, dass er unten liegen müsse, vom technischen Standpunkt aus und sowas ist für Mr. Ich-stehe-über-alles-und-jedem sicherlich keine Option. Der Gedanke, wäre allerdings auch irgendwie... seltsam. Die Vorstellung, dass ich Kaiba rannehme so wie Bakura...
 

Oh Himmel, Joey!! Denk nicht darüber nach!!
 

Tja, Pech. Zu spät. Viel, viel zu spät.
 

Vor meinem geistigen Auge erscheint nicht nur das Bild von Bakura, der Duke... ihr wisst schon, nein... ich stelle mir auch Kaiba und mich in der Postion vor, aber das ist bei weitem nicht das Schlimmste. Viel schlimmer ist, dass mir gerade klar wird, dass... naja, dass die logische Konsequenz meiner Schlussfolgerung besagt, dass... ich den Arsch hinhalten muss.
 

Ok, Duke hat mir ja eigentlich schon offenbart, dass es so sein wird. Er hat mir ja sogar erklärt, dass es sich seiner Ansicht nach so verhalten wird, aber das Gespräch hatte ich fast wieder gänzlich verdrängt. Gut, ich habe schon das eine oder andere Mal darüber nachgedacht, wie es wohl sein wird, wenn ich... naja, wenn wir intim werden, aber an die technischen Seiten hatte ich dabei weniger gedacht. Dabei geht es doch auch darum. Ich meine, die Technik ergibt doch den Rest. Ach, was weiß ich. Fakt ist jedoch und zumindest dessen bin ich mir sicher, in meiner Beziehung mit Kaiba bin eindeutig ich das Weibchen.
 

Was mir gerade erst wirklich bewusst wird.
 

Wirklich bewusst.
 

So mit allem drum und dran.
 

Inklusive der Tatsache, dass es dieses Wochenende schon so weit sein könnte. Theoretisch zumindest.
 

Ich meine, es könnte durchaus sein, dass ich dieses Wochenende entjungfert werde.
 

Unwillkürlich muss ich wieder an Duke´s Worte denken.
 

"Bei Bakura und mir ist... war - es so, dass er der Aktive war und ich meinen Arsch hingehalten habe. Ich schätze, dass es bei Kaiba und dir auch so sein wird. Alleine schon, weil Kaiba der Dominantere ist und ich bezweifle, dass er irgendjemanden oder irgendetwas an seinen Arsch ranlassen wird. .

In Bezug auf Kaiba bist du ja auch zierlicher und kleiner..."
 

Gott, wie habe ich das vergessen können?? So was vergisst man doch nicht. Aber ich habe mich ja auch sichtlich bemüht, dieses Gespräch zu verdrängen. Es war einfach... too much! In jeder Hinsicht und besonders in Bezug auf Kaiba!
 

"Oh Mann." entfährt es mir fassungslos und auch ein wenig entsetzt und sofort sehen mich die anderen fragend an. Ich schlucke und meine Gedanken überschlagen sich auf der Suche nach einer Erklärung. Ich vermute nämlich, dass ich weiß wie die Wand geworden bin.
 

"Schon gut, Joey." meint Tristan da auch schon und ich sehe ihn verdutzt an. Er lächelt entschuldigend. "Ich habe kein Problem damit. Das ist eure Sache." versichert er mir und ich brauche einen Moment, um zu begreifen was er meint.

Deduktion und Induktion Teil 1

"Bislang läuft doch alles ganz gut." meint Duke während er sich anschickt, seinen Koffer auszupacken und wirkt dabei dermaßen vergnügt, dass ich es nicht fassen kann. Ja, mir fehlen die Worte angesichts dieser unerschütterlichen Gelassenheit. Der Kerl ist die Ruhe in Person und ich weiß nicht so recht ob mich das erschrecken oder faszinieren soll.
 

Wenigstens gibt er keine solchen Kommentare von sich wie Bakura. Sonst würde ich augenblicklich wohl auch durchdrehen.
 

Ok, einerseits hat er Recht. Bislang läuft alles gut. Allerdings sind wir auch gerade erst angekommen und dass während der Autofahrt groß was passieren würde, hatte auch ich nicht erwartet. Dennoch sehe ich die Sache doch ein wenig anders. Was nicht nur daran liegt, dass ich im Insgesamten ein mulmiges Gefühl habe, sondern auch daran, dass Tea mir eben wieder einen dieser vielsagenden Blicke zugeworfen hat als sie uns unser Zimmer zeigte und was dieser Blick sagen sollte, war nach unserem Gespräch von heute morgen sowas von klar.
 

Die gute Tea scheint mich echt für einen Schwerenöter der Oberliga zu halten. Wahrscheinlich denkt sie, ich wäre ohne ihren Ratschlag wie ein Wilder über Duke hergefallen und hätte ihn geschändet oder wie auch immer man das so nennt. Wenn das so weitergeht, dann glaube ich irgendwann selbst noch, dass ich so ein gefährlicher Casanova bin.
 

Mal ehrlich, so was von mir zu denken, das ist doch... Gott, mir fehlen die Worte, aber ich wette, Duke wird sich wieder einmal köstlich darüber amüsieren, wenn ich ihm das erzähle. Bakura und er finden die Vorstellung nämlich sowas von vergnüglich. Neulich nannte mich der Dieb sogar "Den Wolf im Schafspelz" und ich habe genau verstanden wie er das gemeint hat. Ich und ein Wolf! Ha! Das ist echt mal ein guter Witz. Ich krieg ja schon fast einen Herzinfarkt, wenn ich mir vorstelle, dass...
 

"Was ist eigentlich mit dir?" fragt mich Duke plötzlich. "Du warst die ganze Fahrt über so still." Der Schwarzhaarige sieht mich fragend an und ich seufze. "Ich fühle mich einfach nicht wohl bei der ganzen Sache." erwidere ich dann ernst. "Ich weiß auch gar nicht wie wir das anstellen sollen. Wie findet uns Bakura eigentlich? Wie kommt er her?"
 

Duke lacht. "Um Kura musst du dir keine Sorgen machen. Der findet uns und ich schätze, er kommt mit seinem Motorrad." entgegnet er lässig und mir fällt prompt wieder ein, dass ich ihn ja noch ermahnen wollte, sich mit dem Dieb zurückzuhalten. Nur weiß ich nicht so recht, wie ich ihm das erklären soll ohne, dass ich mal wieder in ein Fettnäpfchen trete.
 

"Ich schätze, er wird gegen Abend da sein. Er wird sich dann sicher melden. Also cool down, wir werden das schon alles so hinbekommen wie wir es geplant haben." meint Duke und ich schenke ihm einen skeptischen Blick, der ihm allerdings zu entgehen scheint.
 

"Was ist mit Kaiba?" will er wissen und ich spüre wie meine Wangen wieder zu brennen anfangen. "Der will sich nachher melden." antworte ich und Duke mustert mich einen Augenblick, sagt aber nichts weiter dazu. Stattdessen meint er: "Ich habe mir schon überlegt, wie wir das später am Besten machen können."
 

So was hatte ich mir schon gedacht. Na, wenigstens einer von uns hat dann einen Plan. Ich habe nämlich noch keine Ahnung wie ich das mit Kaiba bewerkstelligen soll.
 

Duke wendet sich mir zu und ich schätze, ich sehe ihn ziemlich verpeilt an. "Es ist ja jetzt noch ziemlich früh. Das heißt, wir können erst einmal etwas Zeit mit Tristan und Tea verbringen. Gegen Abend muss ich dann zu der Eröffnungsfeier und du begleitest mich." erklärt der Schwarzhaarige mir seinen Plan. "Bis dahin werden sich sowohl Kura als auch Kaiba gemeldet haben. Du bleibst dann bei deinem Herrchen und Kura und ich kommen hier her zurück. Tea und Tris werden sicher verstehen, dass "wir" uns dann zurückziehen wollen, zumal es auch schon spät sein dürfte und voilá..." Duke macht eine theatralische Handbewegung und grinst mich vergnügt an. Scheinbar ist er von der Genialität seines Planes überzeugt. So gesehen klingt das alles ja auch ganz gut. Trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl.
 

"Was denkst du, Joey?" fragt er als ich nichts sage. Ich zögere einen Moment und er sieht mich geduldig lächelnd an. "Naja..." setze ich dann vorsichtig an und kratze mir am Kopf. "Klingt eigentlich nicht schlecht."
 

"Sag ich doch." Duke nickt zufrieden. "Da wäre allerdings noch eine Kleinigkeit." Noch immer weiß ich nicht, wie ich den Punkt ansprechen soll, aber ich komme wohl nicht drum herum und mit Duke darüber zu reden ist auch sicher leichter als mit dem verrückten Dieb. Also atme ich tief durch und hoffe, dass Duke in der Hinsicht wenigstens vernünftig sein wird.
 

"Tea hat mir heute morgen wieder nahe gelegt, dass ich mich... ähm... zurückhalten soll." beginne ich unsicher und weiche Duke´s Blick dabei aus. "Sie meinte, ich solle dich... nicht überfordern und naja, ich hab ihr versprochen, dass ich..." Ich breche ab und sehe ihn nur doch an. Duke beäugt mich einen Moment ernst, dann fängt er auch schon an zu lachen, womit ich sogar gerechnet hatte, auch wenn ich die stille Hoffnung hegte, er könnte wenigstens einmal ernst sein.
 

"Gott, ist das süß." pustet er lachend. "Tea ist wirklich..." Er schüttelt den Kopf und ich verziehe missbilligend den Mund. "So witzig finde ich das eigentlich nicht!" erkläre ich entschieden. "Echt jetzt! Ich finde es nicht so toll, dass sie denkt, ich wäre vollkommen schwanzgesteuert und könnte mich nicht mehr beherrschen."
 

"Ich schon." erwidert Duke immer noch lachend. "Das ist einfach... zu komisch, Joey. Besonders wenn man bedenkt, dass du keinerlei Ahnung von diesen Dingen hast. Naja, noch nicht. Morgen wird das anders aussehen, denke ich mal."
 

Einen Moment sehe ich ihn fast schon entsetzt an. Zum Glück fast er sich langsam wieder. "Hey, entspann dich, Alter." versucht er mich dann zu beruhigen. "Wenn du willst, rede ich mal mit Tea und sage ihr, dass sie sich keine Sorgen machen muss."
 

Ich seufze resignierend. "Mir würde es schon reichen, wenn Kura und du euch etwas zurückhalten würdet, Duke." erwidere ich ernst. "Ich habe echt keinen Bock darauf, dass Tea mir morgen wieder solche Blicke zuwirft oder noch schlimmer, dass sie versucht mit mir zu reden. Das ist so was von... demütigend."
 

Scheinbar ist mein Blick so ernst, dass er es schlagartig auch wird. Er nickt langsam und ich entspanne mich etwas. "Ok. Wir werden uns zurückhalten, Joey." versichert er mir dann. "Und wie gesagt, ich rede auch gerne mit Tea. Vielleicht wär so ein Gespräch unter Mädels..."
 

Er zwinkert und ich verdrehe unwillkürlich die Augen und Duke lacht wieder. Dann gibt er mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. "Mensch, Joey, entspann dich einfach mal, ok?" meint er lässig. "Und betrachte die Dinge mal von der lustigen Seite. Außerdem..." Er bedenkt mich mit einem vielsagenden Blick. "Du solltest dir vielleicht lieber ein paar Gedanken über deine Nachtgestaltung machen." Duke zwinkert mir zu und ich spüre, dass ich wieder rot werde, was den Schwarzhaarigen sehr zu belustigen scheint. "Hast du dir überhaupt schon Gedanken darüber gemacht?" will er dann wissen und ich schüttele den Kopf. Duke nickt. "Dachte ich mir."
 

Einen Augenblick scheint er zu überlegen, dann geht er zu seiner Tasche, kramt kurz darin und bringt schließlich eine Tube und etwas anderes zum Vorschein, dass ich nicht genau erkenne.
 

"Das solltest du auf jeden Fall mitnehmen." meint er und reicht mir besagte Dinge. Ich betrachte kurz die Tube und das kleine Päckchen, dass er mir hinhält und habe das Gefühl, dass mein Herzschlag jeden Augenblick aussetzt. "Ich könnte mir zwar vorstellen, dass Kaiba sich inzwischen kundig gemacht hat, aber es schadet ja nichts, wenn du auch vorbereitet bist." erklärt er mir ruhig und ich brauche einen Moment bis ich meine Sprache wieder finde.
 

"Ich... also... ich weiß ja noch gar nicht... ich meine..." stammele ich unsicher los und Duke lacht. Dann drückt er mir die beiden Sachen in die Hand und sieht mich ernst an. "Egal ob ihr es tut oder nicht, so bist du auf der sicheren Seite." meint er und ich starre auf meine Hand, in der sich nun eine Tube Gleitgel und eine Packung Kondome befinden.
 

"Joey."
 

Sein Tonfall ist mit einem mal ernst und er bedenkt mich mit einem fast nachsichtigen Blick. "Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Lass den Dingen einfach ihren Lauf, ok?" meint er mir einem leichten Lächeln um die Lippen. "Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass man das erste Mal nicht wirklich planen kann. Es ist am Besten, wenn es einfach passiert. Vorzugsweise mit einem Menschen, der einem wirklich etwas bedeutet und der genauso fühlt."
 

Ich bin unschlüssig ob mich seine Worte gerade trösten oder mein Unbehagen vergrößern. Ich kann einfach nur da stehen und ihn ansehen und naja, ein klein wenig entspanne ich mich vielleicht doch.
 

"Und was du dir vor allem merken solltest, Kleiner." fährt der Schwarzhaarige nach einer kurzen Pause fort. "Es gibt bei so was kein richtig oder falsch. Keinen Gewinner oder Verlierer. Das ist nämlich kein Wettkampf. Es soll Spaß machen. Also mach dir keinen Druck und lass die Dinge einfach auf dich zu kommen."
 

Duke lächelt mich noch immer aufmunternd an und auch wenn ich seinen Worten nach wie vor etwas skeptisch gegenüber stehe, im Grunde hat er Recht. Ich mache mich echt sinnlos selbst verrückt. Es ist kein Wettkampf und nicht einmal Kaiba wird das Ganze als solchen ansehen. Leider nimmt mir das nur nicht unbedingt meine Nervosität, wenn ich daran denke, dass ich plane, die Nacht mit meinem ehemaligen Erzfeind zu verbringen. Aber vielleicht übertreibe ich auch in der Hinsicht? Kaiba hat ja auch gesagt, dass es nicht zwangsläufig zu diesen anderen Aktivitäten kommen muss. Vielleicht erwartet er gar nichts von mir und wir verbringen tatsächlich einfach so Zeit mit einander. Schließlich sind wir nicht wie Duke und Bakura und müssen unkontrolliert drauf los rammeln.
 

"Vertrau mir, Joey." höre ich Duke sagen und spüre seinen Arm um meine Hüfte. "Du machst dich wirklich grundlos verrückt. Was passieren soll, wird passieren und Kaiba und du kriegt das schon hin."
 

Ich lächele ihn verlegen und unsicher zugleich an, dann nicke ich. "Danke, Duke." entgegne ich und er grinst. "Kein Thema." Er zwinkert mir zu. "Du hast mir geholfen, jetzt helf ich dir."
 

Bevor ich etwas erwidern kann, klopft es an der Tür. "Herein." sagt Duke und im nächsten Moment steht auch schon Tristan auf der Schwelle. "Hey, Leute. Alles klar soweit?" will er wissen. Duke nickt. "Mit dem Auspacken sind wir fast fertig." Tristan´s Blick wandert zu Duke´s Arm, der immer noch um mich geschlungen ist. Ich hoffe inständig, dass ich nicht schon wieder rot werde. "Fast fertig? Hm. Oder fangt ihr erst an?" Tristan zwinktert uns zu und ich verdrehe instinktiv die Augen. Duke lacht nur.
 

"Tea lässt fragen, ob ihr Lust habt zusammen essen zu gehen. Wir haben zwar auch einiges da, aber sie meint, es wäre doch hübsch auswärts zu essen." erklärt Tristan dann und Duke nickt. "Klar, gerne." erwidert er und mein Magen knurrt bei der Erwähnung von Essen, dass ich keine Antwort mehr zu geben brauche. Tristan und Duke grinsen mich beide an. "Hey, das Frühstück ist schon ne ganze Weile her." verteidige ich mich etwas verlegen und hoffe, dass keiner der Beiden jetzt anmerken wird, dass ich während der Autofahrt eine Tüte Gummibärchen und zwei Snickers hatte.
 

Aber zu meiner Erleichterung meint Tristan nur: "Cool, dann kommt doch gleich runter, damit wir los können."
 

Ich nicke und schnappe mir auch schon meine Jacke und will mich gerade anschicken, Tristan zu folgen, als Duke´s Handy klingelt. Unwillkürlich bleibe ich stehen und sehe dem Schwarzhaarigen zu wie er den Anruf entgegen nimmt.
 

Schon seine ersten Worte lassen keine andere Schlussfolgerung zu, als dass der Anrufer niemand anderes als Bakura sein kann.
 

"Na, mein Dieb." meldet sich Duke und sein Tonfall gleicht dem von Tea, wenn sie Tristan anschmachtet. Von seinem Gesichtsausdruck ganz zu schweigen.
 

Verklärt wie ich es sonst echt nur von Tea oder irgendwelchen seltsamen christlichen Heiligenbildern kenne. Fehlt echt nur noch der Heiligenschein und ein paar weiße Tauben.
 

Was der Weißhaarige erwidert, höre ich zum Glück nicht, aber ich kann es mir denken. Mit Sicherheit ist es irgendwas anzügliches und hat auch was mit Katzen zu tun. Ich würde auf "mein heißer, schwarzer Kater" tippen. Solche Sprüche haut Bakura nämlich in der Regel raus und mir zieht sich dann der Magen etwas zusammen. Ich befürchte ernsthaft, dass ich zukünftig ein leicht gestörtes Verhältnis zu diesen Vierbeinern haben werde.
 

Duke lauscht was der Dieb zu sagen hat, nickt leicht und entgegnet dann: "Ok, so machen wir´s. Wir werden gegen sieben dort sein und am Eingang warten, Kura."
 

Es folgt noch ein kurzer Austausch von Nettigkeiten, die Tea und Tristan die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Ich bin zum Glück inzwischen abgehärtet. Vielleicht werde ich irgendwann sogar imun. Ich hoffe es. Duke schnurrt kurz ins Handy und ich verdrehe leicht die Augen.
 

"Ihr seid echt... peinlich." befinde ich als er das Gespräch beendet hat und sich anschickt mir zu folgen. Duke zuckt nur mit den Schultern. "Wart´s nur ab, Wheeler." meint er dann sichtlich gut gelaunt. "Es ist nur eine Frage der Zeit und Kaiba und du redet ähnlich miteinander."
 

"Quatsch." widerspreche ich entschiede. "So was wird nie passieren!" Duke lacht. "Ach? Wenn ich mich recht erinnere, warst du schon bei Setolein angelangt." kontert er und packt mich am Arm ehe ich etwas erwidern kann. "Bakura macht sich jetzt langsam auf den Weg." erzählt er mir dann und ich nicke.
 

Unwillkürlich frage ich mich, was der Dieb wohl Ryou erzählen wird, wo er das Wochenende verbringt, aber vielleicht ist es besser, wenn ich das nicht weiß. Ja, dessen bin ich mir sogar sicher. Ich hoffe nur, dass es keinen Ärger gibt und wirklich alles nach Plan läuft. Vor allem aber hoffe ich, dass die Zwei sich hier bei Tristan und Tea zurückhalten.
 

Und als könne Duke meine Gedanken erraten, meint er ehe wir die Treppe runtergehen: "Wir werden uns zurückhalten, Joey. Notfalls habe ich einen hübschen Knebel dabei. Der verhindert, dass ich zu laut werde und Kura steht darauf, wenn..."
 

"DUKE!"

Deduktion und Induktion Teil 2

Merci mal wieder für eure lieben Kommis und Favos!

Ich hoffe die Story gefällt euch auch noch weiterhin. Kann euch jetzt schon verraten, dass es bald auch noch ein oder zwei Kapitel aus anderer Sicht gibt. Viel Spass und ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!
 


 

"Das Essen hier ist wirklich gut." bemerkt Tristan und Tea nickt. Unwillkürlich muss ich an Bakura denken und frage mich zum mindestens hundertsten Mal, ob dieses ganze Vorhaben tatsächlich von Erfolg gekrönt sein wird. Nach wie vor habe ich da meine Zweifel, egal was Duke sagt und die Sache mit dem Knebel...
 

Gott, warum müssen diese zwei Irren mir immer solch intime Details erzählen?
 

Solche Sachen will ich gar nicht wissen. Ich sollte so was auch nicht wissen. Es ist nämlich total verstörend und jedes Mal, wenn ich Duke jetzt ansehe... Ich meine, ist doch klar, dass ich dann daran denken muss, oder? An Duke, mit einem Knebel im Mund und Bakura...
 

Ich sag´s euch, das geht gar nicht. Ein Horrortripp auf dem ich nicht sein sollte. Vor allem nicht, wenn ich kurz davor stehe, die Nacht mit Kaiba zu verbringen.
 

"Du bist so ruhig, Joey." bemerkt Tea und mustert mich einen Moment. Der Blick ist zwar keineswegs kritisch, aber irgendwie behagt er mir nicht und ich blicke unwillkürlich zu Duke, der ja mehr oder weniger verantwortlich dafür ist, dass ich so ruhig oder vielmehr nachdenklich bin.
 

Verstörende Details über sein Sexualleben sollte er mir keinesfalls kurz vor dem Essen verraten. Das muss ich ihm bei Gelegenheit unbedingt sagen! Ich bin ja wirklich jemand, der viel verträgt. Ich meine, ich habe eigentlich immer Hunger, überall. Ich esse eigentlich auch fast alles und naja, ich will auch meistens essen, aber sich Duke Devlin mit einem Knebel vorzustellen, schlägt mir auf den Magen. Und blöderweise hören meine Gedanken an dem Punkt auch nicht auf. Nein, sie wandern weiter. Meine Phantasie geht mit mir durch, was ja sonst ganz nett sein mag, aber in diesen Augenblicken ist das echt mal verherend. Echt jetzt.
 

Phantasie in Verbindung mit Duke und Bakura ist...
 

"Wie süß." höre ich Tea sagen und blinzele. Sie lacht kurz auf und lächelt mich dann freundlich an. "Du wirst ja richtig rot, wenn du Duke ansiehst, Joey." bemerkt meine Freundin und ich glaube, mein Mund klappt auf als wäre mein Kiefer ausgerenkt worden oder so. Einen Augenblick starre ich Tea einfach nur an und fasse es einfach nicht. Aber noch weniger weiß ich was ich dazu sagen soll.
 

Klar, werde ich rot, wenn ich Duke ansehe. Immerhin weiß ich inzwischen so einiges über sein privates Treiben oder besser gesagt wie und mit wem er es treibt.
 

Gott, ich muss echt aufhören daran zu denken.
 

Tristan sieht mich zu allem Überfluss jetzt auch noch an und grinst. "Da scheint ja jemand ganz schön verlegen zu sein." bemerkt er überflüssigerweise und sein Grinsen wird noch eine Spur breiter. "Alter, ich hätte nie erwartet, dass du so..." Tristan scheint nach einem passenden Wort zu suchen, findet es aber scheinbar zu meinem Glück nicht.
 

"Gefühlvoll?" meint Tea hilfreich wie immer und Tristan nickt. "Ja, das meinte ich." erwidert mein Kumpel und lächelt seine Freundin dankbar an. "Danke, Tea-Maus." Er haucht ihr doch tatsächlich noch einen Kuss zu und ich verdrehe unwillkürlich die Augen. Schlagartig glaube ich zu begreifen wie Kaiba sich immer fühlt, wenn er auf den Kindergarten trifft. Das ist doch echt peinlich. Die Zwei haben sich echt gesucht und gefunden.
 

Und Tristan war mal... naja, wirklich cool war er nie. Er hatte zeitweise nur eine große Klappe. In Wahrheit ist er ein....Teddybärchen. Ja, genau. Ein Teddybärchen.
 

"Tea-Maus." wiederholt Duke und lacht. "Und wie nennst du Tristan, Tea?"
 

Das interessiert mich jetzt allerdings auch mal. Neugierig wende ich mich den Beiden zu und zu meiner Überraschung wird keiner von beiden auch nur im Entferntesten rot. Im Gegenteil. Tea ergreift über den Tisch hinweg Tristan´s Hand, drückt sie liebevoll und verkündet dann mit diesem süßlichen Tonfall: "Tristan-Bärchen."
 

Eigentlich würde ich jetzt laut los lachen. Ja, ehrlich. Ich meine, Tristan-Bärchen! Hallo!! Das ist doch zum totlachen, oder? Aber ich tue es trotzdem nicht. Lachen und nicht, weil ich Angst habe die Gefühle der Beiden zu verletzen, sondern weil Tristan dieser Kosename alles andere als peinlich zu sein scheint. Er wirkt nämlich ganz und gar nicht beschämt. Er strahlt Tea an als hätte sie gerade verkündet, dass er der Größte wäre oder den Längsten hätte... Ja, er sieht aus als hätte sie so was in der Art gesagt, etwas... naja, mächtig männliches. Ihr wisst schon.
 

Und angesichts einer solch verklärten Freude kann ich einfach nicht lachen. Ich sehe meinen Kumpel vielmehr fassungslos an.
 

"Ihr seid echt süß." meint Duke und klingt dabei keineswegs spöttisch oder so. Er lächelt die Beiden an und meine Starre löst sich erst wieder als Tea unschuldig fragt: "Habt ihr keine Kosenamen für einander?"
 

Für einen Moment habe ich das Gefühl, dass die Zeit still steht. Mein Blick wandert zu Duke, der mich ebenfalls ansieht und unwillkürlich muss ich wieder an Bakura denken. An den Dieb und seine unzähligen, feliden Kosenamen für Duke und ich wünschte, ich hätte nicht so viel gegessen. Tristan und Tea sehen uns erwartungsvoll an und ich glaube, die Zwei erwarten ernsthaft eine Antwort.
 

Ich schüttele schon den Kopf als Duke erwidert: "Naja, nicht so wirklich." Ich nicke und will auch schon erleichtert aufatmen als der Schwarzhaarige allen Ernstes hinzufügt: "Hin und wieder nenne ich Joey meinen süßen, kleinen Wuschel." In den grünen Augen blitzt es amüsiert auf und ich ziehe scharf die Luft ein.
 

"Hey!" protestiere ich dann entsetzt und werfe Duke einen giftigen Blick zu. "Hör auf so einen Unsinn..."
 

"Ach Joey, das ist doch nicht schlimm." fällt Tea mir beschlichtigend ins Wort. "Du bist ja manchmal auch ein süßer Wuschel." Obwohl sie mich wirklich herzallerliebst anlächelt, verspüre ich den Wunsch, erst Duke und dann ihr eine Gabel in die Hand zu rammen oder so was in der Art und ich muss echt an mir halten, dass ich nicht richtig aufbrause.
 

"Normalerweise benutzen wir keine Kosenamen in der Öffentlichkeit." sagt Duke auch schon erklärend und ich schenke ihm einen hochgradig giftigen Blick. "Stimmt, normalerweise machen wir so was nicht, mein Katerchen." zische ich ihn an und suche unter dem Tisch nach seinem Schienbein. Leider scheint er mit der Reaktion schon gerechnet zu haben, denn er hat seine Beine außer Reichweite gebracht. Wirklich zu schade. Der Tritt hätte nämlich gesessen. Duke besitzt auch noch die Frechheit mich anzugrinsen und ich schwöre euch, wenn Tea und Tristan nicht anwesend wären, dann... dann...
 

"Katerchen?" wiederholt Tristan und wirkt etwas verständnislos. "Wieso Katerchen?"
 

Ich grinse Duke böse an. "Naja, weil Duke so schön anfängt zu schnurren, wenn man an seinen Ohrläppchen saugt." erkläre ich Tristan dann und stelle zu meiner Befriedigung fest, dass Duke´s Augen sich weiten. Leider scheint es ihn aber nicht ganz so sehr zu stören, dass ich diese Information Preis gegeben habe, was meinen Triumph gleich wieder zunichte macht. Hätte ich mir eigentlich denken können.
 

"Also, Joey!" Tea bedenkt mich mit einem tadelnden Blick und ich frage mich, warum sie verlegen ist. Immerhin hat sie doch mit der ganzen Sache angefangen. Aber sie ist tatsächlich verlegen und ihr Blick... Ich muss unwillkürlich schlucken. Fuck, ich hätte besser meine Klappe gehalten oder zumindest kein Wort wie "saugen" benutzen sollen. Tea sieht mich nämlich schon wieder so an wie während unseres Gespräches kurz vor der Abfahrt. Als wäre ich der böse Wolf und Duke das arme Rotkäppchen.
 

Ich fasse das alles einfach nicht!
 

Tristan betrachtet Duke einen Moment, dann grinst er. "Katerchen passt schon irgendwie." stellt er fest und wendet sich dann mir zu. "Katerchen und Hündchen. Wenn Kaiba das wüsste..." Er lacht und ich habe das Gefühl, dass meine Züge nun völlig entgleisen. Zu allem Überfluss stimmt Tea auch in das Lachen ihres Freundes ein. "Gott, wenn Kaiba wüsste, dass ihr..." Sie schüttelt den Kopf und ich schaffe es gerade noch so, die Beiden gequält anzulächeln.
 

"Wer weiß, vielleicht wäre der Großkotz auf einmal noch eifersüchtig." sinniert Tristan zu meinem Entsetzen weiter. "Immerhin betrachtet er dich doch immer als sein Hündchen, Joey." Tristan versetzt mir einen Stupser in die Seite und ich funkele ihn wütend an. "Sorry, Alter, aber die Vorstellung ist doch echt witzig, oder?"
 

"Ha ha." Ich verschränke die Arme vor der Brust und wünschte, die Beiden würden das Thema wechseln. Wenn ich jetzt etwas nicht gebrauchen kann, dann dass wir auch noch anfangen über den Eisklotz zu reden.
 

"Kommt er eigentlich auch zu dieser Tagung, Duke?" will Tea plötzlich wissen und ich schnappe unwillkürlich nach Luft. Duke zuckt mit den Schultern. "Ich bin sicher, dass er eingeladen wurde, aber ob er kommt..."
 

"Hm." Tristan´s Miene wieder mit einem Mal wieder ernst. "Wäre ja besser für euch, wenn er nicht kommt, oder? Ich meine, weil ihr doch später zusammen dorthin wollte." Tea nickt zustimmend. "Ja, es wäre sicher nicht so gut, wenn er da wäre." meint sie und bedenkt Duke und mich mit einem warmen Blick. "Es ist zwar nicht so, dass man gleich merken würde, was zwischen euch läuft, aber bei Kaiba weiß man schließlich nie, oder?"
 

Zumindest mit dem letzten Teil hat sie eindeutig Recht.
 

Duke nickt gespielt ernst und erneut verspüre ich den Wunsch, ihm einen Tritt zu verpassen. Der Kerl ist genauso irre wie Bakura. Ich glaube, nein, ich bin sicher, dass er sich gerade königlich amüsiert. Ja, der Herr hat sicher seinen Spaß daran mich hier indirekt zu foppen. Scheint als würde Bakura auf ihn abfärben. Der Dieb würde sich gerade bestens unterhalten fühlen. Wie sagt er immer? Entertainment pur! Na, augenblicklich würde er sich sicher totlachen und ich? Ich komme mir vor als würde ich auf heißen Kohlen sitzen und ich finde es echt mal nicht lustig, dass Duke auch noch mitspielt. Dafür wird er später noch was zu hören bekommen!!
 

"Wahrscheinlich hast du Recht, Duke. Kaiba wird sicher nicht kommen." höre ich Tea sagen und entspanne mich ein wenig. "Der hat bestimmt wichtigeres zu tun." Sie zwinkert mir zu und ich lächele sie gequält an. Tristan nickt. "Ja, er muss ja noch mehr Geld scheffeln." meint er und schüttelt den Kopf. "Ich werde den Kerl nie verstehen. Sein Leben ist sowas von... langweilig, er hat so viel Geld, aber er fängt nichts damit an."
 

"Eigentlich kann er einem leid tun." Sowohl Tristan als auch Duke und ich sehen Tea erstaunt an. Ihr Blick ist ernst, fast wehmütig. "Er ist immer alleine." fährt sie mit ihrem Gedanken fort. "Gut, er will es ja nicht anders, aber ich glaube nicht, dass er glücklich ist. Er hat zwar Mokuba, aber mal ehrlich... irgendwann wird der Kleine weggehen oder eine eigene Familie gründen und dann bleibt er allein zurück." Tea seufzt und fast habe ich den Eindruck, dass sie der Gedanke traurig stimmt.
 

Über dergleichen habe ich bislang nie nachgedacht. Ok, bis vor kurzem habe ich eigentlich überhaupt nicht über Kaiba nachgedacht. Aber so gesehen hat sie Recht. Mokuba ist im Gegensatz zu seinem Bruder keineswegs so verschlossen. Er ist eine kleine Frohnatur und geht auf andere zu. Er wäre gerne mit uns befreundet, einzig Kaiba hält ihn davon ab. Nur logisch also, dass er irgendwann eigene Wege gehen wird und dann ist Seto tatsächlich alleine.
 

Gut, da wäre noch Roland, aber der zählt nicht, weil er ein Angestellter ist und...
 

Dann ist da meine Wenigkeit.
 

Fuck, ich spüre, wie ich schon wieder rot werde. Zum Glück scheinen es die anderen dieses Mal nicht zu bemerken.
 

Tristan macht eine wegwerfende Geste. "Ich denke auch, dass er nicht glücklich ist. Aber wahrscheinlich weiß dieser Großkotz nicht einmal was das ist." entgegnet er leicht ungehalten und keineswegs so mitfühlend wie Tea. "Er könnte Freunde haben, sogar unzählige Freundinnen." Tristan bedenkt Tea mit einem vielsagend Blick. "Ich glaube, du bist das einzige Mädchen an unserer Schule, dass nicht auf ihn abfährt. Sogar diejenigen, die auf Duke stehen, stehen auch auf Kaiba."
 

Oh Mann, das ist zuviel.
 

Ich kann nicht an mir halten und puste los. Tristan wirft mir einen kritischen Blick zu. "Ist doch so, Joey!" meint er immernoch ernst. "Die Frauen sind verrückt nach ihm und er... " Mein Freund schüttelt den Kopf. "Aber so gesehen vielleicht auch besser so. Welcher normale Mensch würde diesen Kerl auch schon ertragen abgesehen von Mokuba?"
 

Nun ist es Tristan, der lacht und ich blicke kurz rüber zu Duke, der unverhohlen grinst. "Naja, manch einer steht ja auf rustikaleren Charme." entgegnet der Schwarzhaarige und meine Augen werden zu zwei Schlitzen. Dolche wären mir allerdings gerade um einiges lieber. Tristan verzieht spöttisch den Mund. "Rustikal? Die Einrichtung meiner Oma ist rustikal." erwidert er entschieden. "Kaiba ist... keine Ahnung. Ein Roboter in menschlicher Gestalt. Man müsste schon gestört oder wirklich irre sein, um..."
 

Mit einem Mal bricht Tristan ab und wirkt kurz als wäre er erstarrt. "Tris?" frage ich besorgt und will ihn gerade anstupsen als er sich wieder rührt. In seinen Augen blitzt es spitzbübisch auf und er schnippt mit den Fingern. Ich habe nicht die geringste Ahnung was in ihn gefahren sein könnte, aber Duke und Tea scheinbar ebenso wenig.
 

"Na, das wär´s doch!" ruft Tristan aus und grinst uns drei an. "Was meinst du?" spricht Tea die Frage aus, die uns wohl allen auf der Zunge liegt. Tristan´s Züge nehmen einen selbstgefälligen Ausdruck an und sein Grinsen wird sogar noch eine Spur breiter. "Na, wen kennt ihr, der sowohl gestört als auch wirklich irre ist?" will er von uns wissen, lässt uns aber keinerlei Zeit seine Frage zu beantworten.
 

"Bakura!!" erklärt er so triumphierend als habe er gerade den Stein der Weisen entdeckt. Mein Magen zieht sich unwillkürlich zusammen und gleichgültig was man mir nachsagt. In diesem Augenblick habe ich keine lange Leitung. Oh nein. Ich begreife schlagartig was für ein Gedanke dem guten Tristan da gekommen ist. "Überlegt doch mal, Atemu hat doch mal erwähnt, dass zwischen Bakura und Seth was gelaufen wäre." fängt Tristan zu meinem Entsetzen auch schon an seine Idee auszuführen. "Und Kaiba ist ja zumindest theoretisch die Wiedergeburt von Seth, oder? Und er ist definitiv irre genug um..."
 

"QUATSCH!" falle ich ihm lauter als beabsichtigt ins Wort. "Das ist doch bullshit!"
 

Meine Stimme hallt durch das Restaurant und an den Nachbartischen verstummen schlagartig die Gespräche. Alle Blicke wandern zu mir und erst jetzt wird mir klar, dass ich mit der Hand auf den Tisch geschlagen habe. Ich grinse entschuldigend und kratze mir verlegen am Kopf.
 

"Ich meine... das ist doch verrückt. Bakura und Kaiba haben doch nichts miteinander zu schaffen. Kaiba..." hebe ich zu einer lahmen Erklärung an, doch Tristan hat sich schon wieder von dem Schock, den mein heftiger Ausbruch wohl ausgelöst hat, erholt. "Und?" fragt er mich. "Die Beiden wären trotzdem das perfekte Paar. Zugegeben, auch ein gefährliches, aber mal ernsthaft. Das würde doch passen, Joey."
 

Mein Blick wandert hilfesuchend zu Duke.

Mögen die Spiele beginnen ...

"Sag was du willst, Joey, aber ich finde es lustig." meint Duke und das es sich tatsächlich so verhält, ist ihm auch sehr deutlich anzusehen. Ich schüttele dennoch entschieden den Kopf, wobei ich dem Impuls widerstehen muss, dem Schwarzhaarigen den Vogel zu zeigen.
 

"Ich bin gespannt, was Bakura dazu sagen wird." fährt Duke unbeeindruckt fort und ich reiße entsetzt die Augen auf. "Du willst es ihm doch wohl nicht erzählen?!" frage ich fassungslos und überflüssigerweise, denn ich bin sicher, dass er genau das zu tun beabsichtigt.
 

Duke bedenkt mich mit einem amüsierten Seitenblick. "Wieso nicht?" kontert er lässig. "Falls Tristan und Tea tatsächlich vorhaben sollten, ihn mit Kaiba zu verkuppeln, was ich den beiden Süßen durchaus zutrauen würde, ist es doch besser, wenn er vorgewarnt ist. Vielleicht solltest du Kaiba auch..."
 

"Dir hakt´s wohl!" unterbreche ich meinen Freund ungehalten und zeige ihm nun doch den Vogel. "Ich werde Kaiba auf keinen Fall davon erzählen. Er würde durchdrehen... oder schlimmeres. Und du solltest Bakura auch nichts sagen. Ich glaube nicht, dass Tristan das ernst gemeint hat und überhaupt..."
 

Ich gestikuliere schon wieder wild und das Herz schlägt mir seltsamerweise bei dem Gedanken bis zum Hals. Duke seufzt. "Ach Joey." Ich schenke ihm einen vernichtenden Blick. "Komm mir nicht mit ´ach Joey!" fauche ich ihn an. "Das ist nicht lustig. Die ganze Sache ist auch so schon chaotisch genug und ich kenne doch Bakura... der ist so irre und spielt auch noch mit. Der steht doch auf so ne kranke Art von Unterhaltung. Echt jetzt, Duke, das kannst du nicht machen."
 

Ich glaube, meine Stimme hat etwas panisches und flehendes zugleich, aber Duke schüttelt nur den Kopf. "Entspann dich, Joey." erwidert er ruhig. "Es wird schon nichts schlimmes passieren, aber ich befürchte wirklich, dass Tea-Maus und Tristan-Bärchen es wirklich versuchen könnten. Sieh dir die Beiden doch an. Sie schweben auf Wolke sieben und wollen scheinbar, dass es jedem anderen auch so geht. Ich finde, wir sollten Kura und Kaiba vorwarnen, selbst wenn nichts passieren sollte. Was ist schon dabei? Kaiba findet es vielleicht sogar auch lustig."
 

Ich gebe einen verächtlichen Laut von mir und verdrehe die Augen. Klar, ich bin sicher, dass Kaiba die Vorstellung mit dem Dieb verkuppelt zu werden, sehr witzig finden wird. Und was Bakura in dem Fall tun würde, daran will ich gar nicht denken. Herrje, bin ich der Einzige, der hier noch normal denkt? Duke scheint wirklich zu glauben, was er da sagt. Ich fasse es nicht.
 

"Jetzt mach dir darum mal keine Gedanken." meint Duke weiterhin vollkommen gelassen. "Wir gehen jetzt erst einmal auf diese Veranstaltung. Kura wird sicher auch gleich kommen. Vielleicht solltest du deinem Schatz mal simsen, dass wir gleich da sind." Er lächelt mich an und ich erwidere seinen Blick mit einem giftigen Funkeln, greife aber zu meinem Handy und tippe eine kurze Nachricht an meinen... an Kaiba.
 

Duke nickt zufrieden. "Genieß einfach den Abend, Joey. Es wird nichts schlimmes passieren und ich habe dir ja auch schon versprochen, dass Kura und ich uns zurückhalten werden."
 

Ich erwidere nichts, auch wenn ich mir bei weitem nicht so sicher bin, dass Duke tatsächlich Recht hat, aber da es ja ohnehin nichts bringt, mit ihm zu reden, kann ich es auch gleich lassen. Für einen Moment herrscht Schweigen, dann unterbricht mein Mitteilungssignal die Stille und ich lese Kaiba´s Antwort.
 

Duke sieht mich fragend an. "Er ist noch bei einer Unterredung, wird wohl noch eine halbe Stunde oder so dauern, aber dann kommt er in den Festsaal." unterrichte ich Duke widerwillig und er nickt. "Gut, dann bleibst du solange noch bei Kura und mir und dann könnt ihr Zwei euch ja abseilen und wir..."
 

"Ich will es nicht wissen!" unterbreche ich ihn ungehalten und Duke lacht. "Wir werden das Gleiche tun." beendet er seinen Satz dennoch und schlagartig fällt mir wieder ein, dass ich eigentlich ja noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen habe. "Was sollte das eigentlich vorhin?" fahre ich ihn im nächsten Moment auch schon an. "Was meinst du?" will er doch tatsächlich wissen und ich stöhne genervt auf. "Na, dass mit dem Wuschel! Hast du sie noch alle?" Ich schüttele den Kopf. "Also echt, das war... so nennst du mich doch gar nicht! Und überhaupt... warum zum Teufel ausgerechnet Wuschel???"
 

Erneut lacht der Schwarzhaarige neben mir auf, dann zuckt er mit den Schultern. "Keine Ahnung, fiel mir spontan einfach ein. Manchmal bist du ja auch ein Wuschel, Joey. Was ist schon dabei? Tristan-Bärchen finde ich wesentlich... naja, sagen wir, ich bin froh, dass Tea mir keinen Kosenamen verpasst." In seinen grünen Augen blitzt es vergnügt auf, aber ich bin weiterhin sauer, was ich ihn auch mit einem Blick zu zeigen versuche. "Du hättest überhaupt nichts sagen sollen, Duke!" erwidere ich gereizt. "Wir haben schließlich auch keine Kosenamen und..."
 

"Joey, mach doch kein solches Drama daraus. Ich fand es einfach lustig. Die Beiden werden das sicher schon wieder vergessen haben." unterbricht er mich lässig. "Wahrscheinlich machen sie sich gerade Gedanken darüber wie sei Kura und Kaiba verkuppeln könnten." Wieder lacht er und ich zische immer noch wütend: "Das ist nicht lustig, Duke!!"
 

Doch mein Einwurf hat keinerlei Wirkung. Ich seufze resignierend. Ich bin wirklich im falschen Film. Langsam aber sicher fühle ich mich... naja, so wie Kaiba sich wohl fühlt, wenn er auf den Kindergarten trifft. Meine Freunde sind wirklich Kinder. Nein, sie verhalten sich sogar noch kindischer. Allen voran Duke und Bakura. Oh und ich kann mir jetzt schon vorstellen, was dieser verrückte Dieb zu all dem sagen wird.
 

Entertainment pur.
 

Schalten sie auch morgen wieder ein.
 

Ich stöhne unwillkürlich wieder auf.
 

"Wir sind da." meint Duke plötzlich und biegt auch im nächsten Moment schon auf den Parkplatz vor einem großen, eindrucksvoll aussehenden Gebäude ab. "Dann gehen wir mal zum Haupteingang. Ich schätze, Kura wird auch gleich da sein." schlägt mein Freund vor und löst seinen Gurt. Ich tue es ihm gleich, wenn auch mit einem mehr als mulmigem Gefühl im Magen, was keineswegs von dem Essen mit Tris und Tea herrührt. "Wie soll ich morgen eigentlich wieder zum Haus zurückkommen?" fällt es mir plötzlich ein zu fragen. "Ich schätze, ihr werdet nachher Tris Wagen nehmen." Duke hält kurz in seiner Bewegung inne und denkt nach. Scheinbar hat der Meister der genialen Pläne den Punkt noch nicht durchdacht.
 

Ha!
 

"Hm." macht er schließlich und ich kann mir ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. "Ja, eigentlich wollte ich mit dem Wagen zurück. Ich habe Tristan ja auch versprochen, dass ich ihn wieder heil zurückbringe." meint er dann. "Blöd, dass du nicht Bakura´s Motorrad fahren kannst..."
 

"Als ob Bakura mich damit würde fahren lassen!" Duke grinst, nickt jedoch. "Naja, vielleicht kann Kaiba dich ja absetzen." schlägt er dann vor. "Am Besten reden wir nachher mal mit ihm."
 

Ich verziehe skeptisch den Mund, erwidere jedoch nichts. Die Aussicht, dass Duke mit Kaiba über dieses Thema redet, behagt mir allerdings keineswegs, andererseits wäre das wohl die beste Möglichkeit und Kaiba weiß ja schließlich über die Ausgangssituation Bescheid. Vielleicht hat Duke sogar Recht und ich mache mich echt grundlos verrückt.
 

Langsam trotte ich dem Schwarzhaarigen nach, der in Richtung Haupteingang steuert. "Scheint ne Menge los zu sein." bemerke ich nach einem kurzen Blick durch eins der Fenster. Er nickt. "Ja, bei solchen Veranstaltungen kommen immer eine Menge Leute zusammen, aber frag mich bloß nicht wer das alles ist. Ich habe nicht die geringste Ahnung." erwidert er und ich nicke.
 

Duke wirft einen Blick auf seine Uhr und im nächsten Moment vernehme ich auch schon eine nur allzu vertraute Stimme. "Sieh an, da sind ja mein Katerchen und das Hündchen." Wie aus dem Nichts aufgetaucht, steht plötzlich Bakura vor uns und grinst. Scheinbar hat er an der Seitenwand gelehnt und geraucht. Er bedenkt Duke mit einem vielsagenden und alles andere als jugendfreien Blick und ich rechne schon fast damit, dass die Beiden sich gleich in den Armen liegen, was zu meiner Erleichterung jedoch nicht passiert.
 

"Du bist früh." bemerkt Duke und Bakura zuckt mit den Schultern. "Die Straßen waren frei." erwidert der Dieb lässig und Duke grinst. "Und du bist gerast." fügt er hinzu und in Bakura´s Augen blitzt es auf. "Sagen wir, ich hatte es eilig zu meinem Kater zu kommen." entgegnet der Weißhaarige fast schon charmant und ich verdrehe die Augen. Die Beiden tauschen erneut einen dieser schwer zu beschreibenden Blicke, die zwischen schmachten und anzüglicher Lüsternheit schwanken und ich wende mich kurz ab.
 

"Na, Hündchen, schon aufgeregt?" höre ich den Dieb dann fragen und als ich mich umwende, mustert er mich amüsiert. Ich versuche ihn anzufunkeln, aber so recht will mir das nicht gelingen. Allerdings bezweifle ich auch, dass Bakura das irgendwie auch nur jucken würde. "Joey ist am Rande eines Nervenzusammenbruches, wenn du mich fragst. Er macht sich schon den ganzen Tag verrückt." erklärt Duke ehe ich etwas erwidern kann und Bakura grinst. "Bei dem was ich zur Zeit alles mitmachen muss, ist das doch wohl auch kein Wunder, oder?" fauche ich die Beiden giftig an. "Ihr habt ja keine Ahnung... euch macht das Ganze ja Spaß, aber ich... ich weiß gar nicht mehr wo mir der Kopf steht. Und dann sind da Tea und Tristan und Kaiba und du, Duke, bist mir nicht unbedingt eine große Hilfe." Wieder rudere ich mit den Armen los und im nächsten Augenblick ist der Dieb auch schon neben mir und legt mir freundschaftlich den Arm um die Schultern.
 

"Herrje, Wheeler, komm mal wieder runter. Sonst kriegst du vor deinem ersten Mal noch einen Herzinfarkt." meint er und ich entziehe mich schlagartig seinem Griff und schubse ihn von mir. Bakura lacht nur. "Ihr habt beide echt ein Rad ab!" zische ich und schüttele den Kopf. "Ich weiß echt nicht, warum ich mich auf die Nummer eingelassen habe."
 

"Na, weil du scharf auf eine Nacht mit..." hebt der Dieb auch schon an, doch Duke unterbricht ihn. "Lass ihn, Kura." sagt der Schwarzhaarige ernst. "Joey ist wirklich überfordert, auch wenn er sich einen Teil des Stresses selbst macht." Der Dieb grinst noch immer, sagt jedoch nichts. "Wenn ich dir erzähle, auf welche Idee unser aller Lieblingspäarchen heute Abend gekommen ist, dann...
 

"DUKE!" unterbreche ich ihn und sehe ihn warnend an, doch mein Freund lässt sich keineswegs zurückhalten und es ist auch ohnehin schon zu spät. Bakura ist bereits hellhörig geworden. Ich sehe wie es in seinen Augen gefährlich aufblitzt und diesen Blick kenne ich nur zu gut.
 

Der Weißhaarige verschränkt lässig die Arme vor der Brust und wendet sich an Duke. "So, so, die Klammeraffen haben also eine neue Idee? Was ist es denn dieses Mal hübsches?" will er wissen und ich wünschte, es würde sich ein Loch im Boden auftun und entweder Duke oder mich verschlingen. Was natürlich nicht passiert. Und genausowenig ist Duke auch gnädig und verkneift sich eine Antwort.
 

Er sieht mich zwar kurz an und scheint mir mit seinem Blick irgendwas sagen zu wollen, wahrscheinlich etwas in der Art wie vorhin, dass es besser ist, den Dieb vorzuwarnen, aber dann schickt er sich auch schon an Bakura seine Frage zu beantworten und erneut ist ihm deutlich anzusehen, dass er sich dabei köstlich amüsiert.
 

"Wir kamen bei dem Essen auf Kaiba zu sprechen." erzählt der Schwarzhaarige und ich wende schnell den Blick ab. "Und wir stellen wieder einmal fest, dass der gute Kaiba sein Leben eigentlich nicht wirklich genießt." Duke hält kurz inne und ich höre wie er leise gluckst. "Jedenfalls fiel Tristan dann ein, dass es jemanden gibt, der eigentlich der perfekte Partner für unseren Eisklotz wäre."
 

Vielsagende Pause.
 

Und nun muss ich mich doch wieder den Beiden zu wenden. Ich kann es einfach nicht verhindern, auch wenn ich weiß, dass es besser wäre, es nicht zu tun.
 

"Und?" fragt Bakura und seiner Stimme ist zu entnehmen, dass er sich jetzt schon amüsiert. Duke grinst. "Nun, Kura. Scheinbar bist du der ideale Gefährte, wenn es nach Tristan geht." erklärt er schließlich und für einen Moment starrt der Dieb seinen Kater nur an. Dann fängt er lauthals an zu lachen und ich verziehe verächtlich den Mund.
 

"Herrlich." befindet der Weißhaarige immer noch lachend und hält sich den Bauch. "Oh ja, das ist geradezu köstlich." Er schüttelt leicht den Kopf und auch Duke lacht. "Das denkt der Kleine wirklich?" Duke nickt. "Ja, das denkt er und ich befürchte, dass die Beiden ernsthaft versuchen könnten, einen ihrer Kuppelversuche zu starten. Immerhin wollen sie ja verhindern, dass du meinen Wuschel weiterhin stalkst."
 

"DUKE!" entfährt es mir und ich mache sogar einen Schritt auf den Schwarzhaarigen zu, der instinktiv zurück weicht. Bakura sieht uns erstaunt an. "Wuschel?" fragt der Dieb verständnislos und ich will Duke gerade am Arm packen als dieser auch schon mit dem Kopf auf mich deutet. "Joey ist neuerdings mein süßer, kleiner Wuschel." verkündet Duke grinsend und entzieht sich mit einer grazilen Bewegung meinem Zugriff und bezieht im nächsten Augenblick auch schon Position hinter dem Weißhaarigen, der immer noch etwas verwirrt aussieht.
 

"Das bekommst du zurück!" zische ich und Bakura scheint nun die Situation zu begreifen. Er mustert mich mit einem süffisanten Blick und meint schließlich: "Wuschel, hm? Passt würde ich sagen." Ich verdrehe genervt die Augen und stampfe auch mit dem Fuß kurz auf, was allerdings weder Duke noch den Dieb zu beeindrucken scheint.
 

Im Gegenteil.
 

Bakura hat sich schon wieder Duke zu gewandt, der noch immer grinst. "Sorry, Joey, aber dein Gesichtsausdruck... Da kann man einfach nicht widerstehen!" versucht mein Freund sich zu entschuldigen, aber mein Todesblick bringt ihn nur erneut zum lachen.
 

Und auch Bakura grinst weiterhin ungeniert.
 

Oh, ich könnte die Beiden...
 

Also echt jetzt! Das ist doch oberfies von Duke, oder? Dem Dieb jetzt auch noch diesen dämlichen Pseudo-Kosenamen zu verraten! Ihm müsste doch klar sein, was Bakura zukünftig damit anfangen wird. Mann, dieser Abend wird echt immer besser bzw. schlimmer. Wäre ich doch bloß zuhause geblieben. Ich hätte mit Yugi DuelMonsters spielen können, aber nein... stattdessen bin ich mit diesen Irren hier.
 

"Wenn es noch einer von euch wagen sollte, mich noch einmal so zu nennen, dann... dann... ich schwöre euch, dann..." Ich recke bedrohlich die Faust in die Höhe und auch wenn ich meine Drohung nicht beende, glaube ich, dass ich doch ein recht eindrucksvolles Bild abliefere. Duke scheint sich zumindest zu bemühen, ein Grinsen zu unterdrücken.
 

Bakura allerdings sieht mich nach wie vor mit einem süffisanten Grinsen an. "Herrje, Wheeler, du bist wirklich zu köstlich.Spar dir deine Energie lieber für heute Nacht!" meint der Dieb und will eigentlich noch etwas sagen, doch Duke versetzt ihm einen leichten Stoß in die Seite. "Schon gut, Joey, kein Wuschel mehr." erklärt Duke mit zuckenden Mundwinkel und Bakura´s Grinsen wird noch eine Spur breiter.
 

"Ich mein´s ernst!" warne ich die Beiden und für einen Augenblick herrscht Schweigen. Dann bemerkt der Dieb an Duke gewandt: "Du denkst, die Beiden werden ernsthaft versuchen, was in die Richtung zu unternehmen?" Duke nickt. "Ich befürchte ja." erwidert der Schwarzhaarige und das Grinsen, dass nun in Bakura´s Gesicht erscheint gefällt mir ganz und gar nicht. "Oh, das verspricht sehr unterhaltsam zu werden. Wie die Beiden das wohl anstellen wollen?" meint der Dieb vergnügt und ich verdrehe unwillkürlich die Augen. "Ich frage mich, was Kaiba von dieser Idee hält." Der Dieb lacht.
 

Duke nickt. "Am Besten wäre es, ihn vorzuwarnen." fängt er dann auch schon wieder an. "Wir treffen ihn ja sowieso gleich. Außerdem müssen wir noch mit ihm klären, wie Joey morgen wieder zum Haus kommt." erklärt Duke weiter und Bakura bedenkt mich mit einem kurzen, vielsagenden Blick.
 

Gott, warum hat hier eigentlich keiner Erbarmen mit mir?
 

Bakura nickt. "Na, dann schauen wir doch mal wo unser Eisklotz steckt und übergeben ihm sein neues Lieblingsspielzeug." entgegnet er vergnügt. "Das Büffet ist auch schon eröffnet."
 

Ehe ich noch etwas sagen kann, schicken sich die Beiden auch schon an, das Gebäude zu betreten und mir bleibt nichts anderes übrig als ihnen hinterher zu trotten wie ein... ja, wie ein begossener Pudel. Und sagt jetzt bloß nichts! Ich weiß, dass dieser Vergleich... Aber er passt gerade eben. Also keinen weiteren Kommentar! Ich bin schon genug bedient.
 

Der Portier am Eingang mustert uns kritisch, doch nachdem er Duke´s Einladungskarte genaustens begutachtet hat, öffnet er uns die Tür und wir treten ein, wobei Bakura es sich nicht entgehen lassen kann, dem armen Mann noch einen spöttischen Blick zu zuwerfen, aber zum Glück sagt er nichts weiter.
 

Etwas unsicher folge ich Duke und Bakura durch die Halle zu der großen Tür wo die Party allem Anschein nach schon in vollem Gange ist. Zumindest höre ich Musik, Gelächter und als wir den Raum betreten, wimmelt er nur so von Menschen. Mein Blick wandert umher und instinktiv halte ich nach Kaiba Ausschau, den man eigentlich trotz dieses Menschenauflaufs nicht übersehen dürfte.
 

"Wir besorgen uns erst einmal was zu trinken." erklärt Bakura und einen Moment später wird mir auch schon ein Sektglas in die Hand gedrückt. "Trink!" befiehlt der Dieb und aus irgendeinem Grund gehorche ich sogar. Ich stürze die Flüssigkeit runter, die mir nicht einmal wirklich schmeckt und verziehe leicht den Mund. Bakura nickt zufrieden und leert seinerseits sein Glas, nur um mir gleich wieder eins in die Hand zu drücken.
 

Duke bedenkt mich kurz mit einem skeptischen Blick, den ich nicht so recht zu deuten vermag, doch Bakura meint nur: "Ein paar Gläser und das Hündchen wird wieder ruhiger." Ich will gerade zu einer Erwiderung ansetzen und dem Dieb erklären, dass er es unterlassen soll, mich so zu nennen und ich überhaupt nicht ruhig werde will, als aus dem Nichts Kaiba auftaucht. Plötzlich steht er neben Duke und mir und betrachtet uns mit einem seiner eisigen Blicke. Ich schlucke unwillkürlich.
 

"Scheinbar lassen sie heute wirklich jeden hier rein." bemerkt mein Eisklotz sarkastisch mit einem knappen Seitenblick auf Bakura und wendet sich dann Duke zu. "Devlin."
 

"Kaiba."
 

Ich muss erneut schlucken als sein Blick sich auf mich legt. "Ähm... hi, Kaiba." begrüße ich meinen Freund unsicher und verlegen zugleich. Er nickt mir kurz zu, sagt jedoch nichts, sondern mustert uns drei erneut und wirkt dabei irgendwie ungewohnt unschlüssig.
 

"Tja, da wären wir also." meint Duke und ich bin erstaunt, dass er so lässig mit Kaiba zu reden vermag. "Wir überbringen dir sozusagen dein Hündchen." Er wagt es sich tatsächlich Kaiba zu zu zwinkern und ich schließe für einen Moment die Augen. Einerseits, weil mir das Ganze so was von peinlich ist und andererseits, weil ich Angst habe, dass Kaiba explodieren könnte. Als ich jedoch nichts weiter höre, öffne ich meine Augen wieder und blicke in Kaiba´s ausdruckslose Miene.
 

Zu meinem Entsetzen fährt Duke in dem Moment auch schon mit seiner Rede fort: "Ehe wir euch beiden Hübschen alleine lassen, wäre da noch eine Kleinigkeit, die du wissen solltest, Kaiba."
 

Die rechte Braue wird in die Höhe gezogen und ich halte instinktiv die Luft an. "Ich wüsste nicht, was du mir mitteilen könntest, was mich auch nur im entferntesten interessieren würde." erwidert Kaiba gewohnt bissig und nun ist es der Dieb, der ihm entgegnet: "Oh, glaub mir, das wird dich interessieren, mein lieber Kaiba."
 

Bakura´s Augen leuchten wieder kurz auf.

Alles eine Frage der Kooperation Teil 1

Keine Ahnung woran es liegt, ob an Bakura´s süffisantem Blick oder an der entschiedenen Aussage des Diebes, Kaiba scheint kurz zu überlegen, dann macht er eine leichte Kopfbewegung und deutet in eine bestimmte Richtung.
 

"Dann bringen wir es hinter uns." erklärt der Firmenchef in typischer Kaiba-Manier und bedenkt mich erneut mit einem kurzen Blick. Dann schickt er sich auch schon an voran zu schreiten und auch wenn ich nicht so recht weiß, was das zu bedeuten hat oder wohin er will, setze auch ich mich in Bewegung.
 

Bakura und Duke tun es mir gleich und wir drei folgen Kaiba durch den Saal, vorbei an einem Wirrwarr an Leuten, die Kaiba nicht einmal eines Blickes würdigt. Zielstrebig geht er auf eine der Seitentüren zu und kurz darauf finden wir uns auf der Terrasse wieder. Es ist bereits dunkel geworden und ein paar hübsche Außenlichter machen schwach die Umrisse des Gartens deutlich, der hinter diesem riesigen Anwesen liegt.
 

Kaiba macht ein paar Schritte nach links bis wir fast gänzlich ins Halbdunkel eingetaucht sind, dann bleibt er stehen und sieht uns erwartungsvoll an.
 

"Also?" Sein Tonfall ist eisig und ich zucke unwillkürlich zusammen, aber eigentlich mehr wegen dem, was nun zwangsläufig folgen wird. Ich sehe es bereits vor mir. Duke wird anfangen zu reden und Kaiba... Er wird ausrasten, was ich irgendwie sogar verstehen könnte. Ich an seiner Stelle hätte auch keinerlei Lust von den Dingen zu erfahren, die gerade so abgehen. Echt jetzt, ich könnte gut darauf verzichten.
 

Vermutlich ist seine Laune dann vollkommen im Arsch und ich kann gleich wieder mit Duke zurückfahren.
 

Ich halte instinktiv den Atem an als Duke sich räuspert und gerade als er zu seiner Rede ansetzen will, komme ich ihm zuvor.
 

Hey, ich bin sicher, dass es besser ist, wenn ich ihm das Ganze erkläre anstatt Duke oder schlimmer noch Bakura.
 

"Also die Sache ist die..." sprudelt es aus mir heraus. "Du weißt doch, dass Tristan und Tea denken, dass Duke und ich... naja, du weißt schon. Hab ich dir ja alles erzählt. Aber jetzt denken die Zwei auch noch, dass... ähm... dass Bakura auf mich stehen würde, was natürlich nicht so ist, denn er steht ja auf Duke und das passt ihnen gar nicht. Also dass Bakura auf mich steht. Weil sie glauben nämlich, dass er mich stalkt, aber das ist natürlich nicht so. Die Zwei haben das falsch verstanden, wegen unserer Zusammenarbeit deinetwegen und so, doch das konnte ich ja nicht klarstellen und..."
 

Meine Stimme überschlägt sich und ich muss kurz inne halten, um Luft zu schnappen. Kaiba´s blaue Augen ruhen auf mir und vage nehme ich wahr, dass seine Schläfen schon leicht zucken.
 

"Jedenfalls können wir das ja nicht richtig stellen, also zumindest vorerst. Und jetzt ist Tristan auf die Idee gekommen..." Ich breche erneut ab und kaue unsicher auf meiner Unterlippe. Immerhin ist das ja jetzt der schwerste Teil. Ich meine, ihm zu erzählen, dass Tristan den Einfall hatte, ihn mit Bakura zu verkuppeln.
 

Kaiba hat inzwischen die Brauen zusammengezogen und ich kenne ihn gut genug, um zu wissen was das bedeutet. Es braut sich etwas an! Ich ahne, dass er innerlich schon dabei ist, zu zählen. Eine Sache, die er immer tut, um sich unter Kontrolle zu behalten und die er eigentlich auch nur bei mir macht, aber ich schätze, das liegt einfach daran, dass ich der Einzige bin, der ihn ansatzweise aus der Fassung zu bringen vermag. Mein Gerede allein macht ihn für gewöhnlich schon... wie sagt er immer dazu? Fuck, jetzt fällt es mir doch tatsächlich nicht ein.
 

"Komm zum Punkt, Wheeler." presst er hervor und ich spüre nur allzu deutlich, dass er wirklich an sich halten muss, was wohl auch an dieser ungewöhnlichen Situation liegen dürfte. Ich meine, da stehen wir vier: Duke, Bakura, er und ich und naja, das an sich ist ja schon neu, aber die Tatsache, dass wir uns auch noch irgendwie über Beziehungsdinge unterhalten...
 

Ich schlucke und suche nach den richtigen Worten als der Dieb das Wort ergreift.
 

"Wenn es nach Taylor geht, mein lieber Kaiba, dann sind wir beide das absolute Traumpaar." erklärt Bakura mit einem spöttischen Grinsen und Kaiba´s Blick wandert sofort zu dem Weißhaarigen, der ihn genüßlich ansieht. Ich glaube, Kaiba braucht tatsächlich einen Moment bis er den Kern der Aussage versteht. Einen Moment sieht er Bakura mit ausdrucksloser Miene an, dann zucken seine Mundwinkel leicht.
 

"WAS?" fragt er dann auch schon ungewohnt rüde und Bakura nickt. "Du hast mich schon verstanden, Kaiba-Darling, du und ich scheinen in den Augen dieser beiden Glücksbärchis tatsächlich ein perfektes Gespann zu sein."
 

Ein paar Sekunden sehen sich die Beiden einfach nur an. Bakura´s Augen funkeln belustigt, während Kaiba´s Blick mal wieder nicht das Geringste verrät. Dann wendet er sich wieder langsam mir zu und ich nicke mit einem schiefen Grinsen. "Bakura sagt ausnahmsweise mal die Wahrheit." bestätige ich die Aussage des Diebes und habe das Gefühl, dass sich Kaiba´s Züge noch eine Spur mehr verhärten. Ich will schon instinktiv einen Schritt zurückweichen, als Duke sich in das Gespräch einmischt.
 

"Ja, so sieht es also aus, Kaiba, und ich befürchte, dass die Zwei die Idee haben, Bakura und dich..." Duke hält kurz inne und selbst ihm scheint es wohl angesichts Kaiba´s eisiger Miene schwer zu fallen, den Satz zu beenden. "Allem Anschein nach sind die Zwei bereit alles zu tun, damit Joey und ich genau wie sie ein glückliches Paar werden und bleiben und wenn sie so Bakura von Joey abbringen, tja..." Der Schwarzhaarige zuckt mit den Schultern.
 

Einen Moment lang starrt Kaiba Duke einfach nur an und ich höre es geradezu rattern in seinem riesigen Gehirn. Er blinzelt nicht, er zuckt nicht einmal mit der Wimper, aber er starrt Duke an und naja, bei Kaiba sagt das schon eine Menge aus, oder?
 

Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass Bakura noch immer grinst und sich auch gerade schon wieder anschickt einen seiner spöttischen Kommentare loszulassen. Ich versetze ihm einen leichten Stubs in die Seite, was mir einen missbilligenden Blick einbringt, aber zum Glück scheint er meine stumme Aufforderung zu verstehen und was noch besser ist, er ist gewillt ihr nachzukommen. Wahrscheinlich allerdings mehr Duke zuliebe als für mich.
 

Kaiba zischt scharf die Luft ein und seine Schultern straffen sich so erprubt, dass es schmerzhaft aussieht. Ich schlucke unwillkürlich.
 

"Willst du mir ernsthaft weiß machen, dass diese..." Er scheint nach dem passenden oder angemessenen Wort zu suchen, was alleine schon ungewöhnlich ist, denn normalerweise ist er schließlich ein wandelndes Wörterbuch und hat für alles den richtigen Ausdruck auf Lager, wenn auch meistens in einer schwerz zu verstehenden Sprache. Dieses Mal jedoch sucht er tatsächlich nach einer treffenden Umschreibung und jetzt weiche ich wirklich einen Schritt zurück. Das ist kein gutes Zeichen. Dessen bin ich mir so was von sicher.
 

Für einen Moment spiele ich sogar mit dem Gedanken, irgendwo in Deckung zu gehen. Da hinten war doch ein Tisch, oder?
 

"... dass diese infantilen Spatzenhirne daran denken, MICH ..."
 

Kaiba beendet den Satz nicht, schüttelt lediglich den Kopf, aber sein Tonfall. Oh Mann!! Ich glaube, so habe ich ihn noch nie gehört. Nicht einmal als ich mir vor ihm einen abgestammelt habe. Er klingt nicht einfach fassungslos, sondern, naja, irgendwie... entsetzt.
 

Duke nickt langsam. "Sorry, Kaiba, aber so sieht´s wohl aus." entgegnet Duke, wobei auch er nicht halb so lässig klingt wie sonst. "Glaub mir, ich weiß selbst wie verrückt die Idee ist, aber Tea und Tristan..."
 

"Ich werde keinerlei Einmischung in meine Privatangelegenheiten dulden, Devlin!" unterbricht Kaiba ihn unwirsch und nun ist er wieder ganz der harte Geschäftsmann, den wir nur zu gut kennen. Er bedenkt Duke mit einem vielsagend Blick. "Mir ist egal was für alberne Aktivitäten ihr veranstaltet, um deine Liason mit diesem Dieb zu vertuschen, aber ich warne euch - " Sein Blick schweift von Duke zu Bakura und schließlich zu mir. "Wenn dieser Kindergarten es wagen sollte, sich in mein Privatleben einzumischen, dann werde ich meine guten Manieren vergessen!"
 

Obwohl ich nicht wirklich weiß, was er damit eigentlich sagen will, gefällt mir die Aussage ganz und gar nicht. Und dass seine blauen Augen eine Spur dunkler geworden sind, behagt mir auch nicht so recht.
 

"Cool down, Kaiba." meldet sich Bakura nun doch zu Wort und hält dem eisigen Blick, der ihn zeitgleich trifft, gelassen Stand. "Denkst du ich bin scharf darauf, von diesen Klammeraffen verkuppelt zu werden? Zugegeben, die Versuche könnten recht unterhaltsam sein..."
 

"Unterhaltsam?" Kaiba´s Schlagader zuckt dermaßen, dass ich automatisch abschätze, wie weit der Tisch von mir entfernt ist. Etwas über zwei Meter. Wenn ich einen guten Sprung hinlegen würde und dann...
 

"Keinem von uns gefällt die Aussicht, Kaiba." mischt Duke sich beschlichtigend ein. "Und ob die Zwei sich wirklich an so etwas wagen ist auch nicht gesagt, aber Tristan hatte vorhin dieses Funkeln im Blick und ich wollte dich einfach nur vorwarnen. Mehr nicht. Zudem ist uns ja allen klar, auf wen die Wahl für deinen Traumpartner gefallen ist."
 

Meine Augen weiten sich entsetzt.
 

Duke hat das echt gesagt! Das mit dem Traumpartner. Er hat das wirklich zu Kaiba gesagt und er grinst ihn auch noch an. Ok, so gesehen hat er ja Recht. Ich meine, ich bin ja sein Traumpartner, nicht Bakura, aber so was sagt man Kaiba nicht einfach so. Und schon gar nicht in so einem Moment und überhaupt...
 

In meinem Kopf scheint sich alles zu drehen. Für einen Augenblick sehe ich die anderen nur noch in Zeitlupe und stelle erstaunt fest, dass Duke mir einen verständnislosen Blick zuwirft und auch Kaiba mich ziemlich irritiert ansieht. Keine Ahnung warum sie das tun. Sogar Bakura wirkt irgendwie überrascht. Dieser Umstand verdrängt den dumpfen Schmerz in meiner Schulter. Ich blinzele verwirrt und will gerade fragen, warum sie mich so ansehen, als Kaiba´s nächste Worte eigentlich schon alles erklären.
 

"Was zum Teufel machst du unter diesem Tisch, Wheeler?" will der Eisklotz ungehalten wissen und erst jetzt wird mir klar, dass ich mich tatsächlich in Bewegung gesetzt habe. Ich bin gesprungen und auch ein bisschen geschliddert und naja, scheinbar auch mit der Schulter gegen das Tischbein geprallt. Verdammt massive Möbel haben die hier, echt jetzt.
 

"Ähm... Deckung suchen." entgegne ich mit einem schiefen Grinsen und Kaiba verdreht die Augen, sagt jedoch nichts weiter zu mir, sondern murmelt so etwas wie: "Womit habe ich das nur verdient?"
 

Allerdings bin ich mir nicht hundertprozentig sicher ob ich ihn richtig verstanden habe bzw. ob er tatsächlich das gesagt hat oder den. Da er sich aber fast sofort wieder Duke zuwendet, komme ich nicht dazu nachzufragen, was vermutlich auch besser sein dürfte.
 

"Ich warne dich, Devlin, noch ein Wort über mein..." Wieder scheint er nach dem richtigen Wort oder genauer gesagt nach der richtigen Bezeichnung zu suchen. "... meinen Umgang mit Wheeler und ich sorge dafür, dass du..."
 

Nun ist es an Bakura dem Firmenchef ins Wort zu fallen. "Hüte deine Zunge, Kaiba, wenn du nicht scharf darauf bist das Wochenende im Schattenreich zu verbringen!" Der Weißhaarige funkelt den CEO an und bei dem Blick läuft es mir fast schon eiskalt den Rücken runter. Kaiba allerdings zeigt sich nicht sonderlich beeindruckt von dieser Drohung. Er hält dem Blick des Diebes vollkommen gelassen stand und für einen Augenblick scheint es fast so als würden sich die Beiden ein Duell mit den Augen liefern.
 

Fast kann ich schon die zynische Erwiderung Kaiba´s hören, doch da mischt sich Duke wieder beschlichtigend ein. "Schon klar, Kaiba." meint der Schwarzhaarige. "Ich hatte sowieso nicht vor damit hausieren zu gehen. Also können wir uns alle wieder entspannen." Duke´s Blick wandert zwischen Kaiba und Bakura hin und her und der Weißhaarige gibt ein schwer zu definierendes Geräusch von sich, sagt sonst jedoch nichts.
 

"Und du kannst wieder unter dem Tisch hervor kommen, Joey." sagt Duke dann an mich gewandt und ich vermute, dass ich ein ziemlich erbärmliches Bild abliefere, so wie ich da unter dem Tisch kauere. Fuck, warum muss ich auch immer schneller handel als ich denke? Echt, das muss ich mir langsam mal abgewöhnen.
 

"Wie gesagt, Kaiba, ich habe nicht vor, jemandem von Joey und dir zu erzählen und was ihr zwei so treibt, das ist auch euer Ding." redet Duke auch schon weiter während ich etwas unsicher Position zu Kaiba´s linken beziehe. Bakura wirft mir einen recht eindeutigen Blick zu und ich bin sicher, dass dieser Blick sagen soll, dass Duke in der Hinsicht nur für sich spricht. Zu meiner Erleichterung sagt er jedoch nichts weiter dazu. "Du musst dir also keinerlei Sorgen machen. Und was Tristan und Tea anbelangt, wir arbeiten ja schon daran, die Sache zu lösen. Sobald Bakura..."
 

Kaiba macht eine wegwerfende Geste. "Der Unsinn interessiert mich nicht, Devlin. Ich habe besseres zu tun als meine kostbare Zeit mit solchen Kinderreien zu verschwenden." unterbricht der Brünette ihn kühl. Duke seufzt. "Ich wollte ja auch nur sagen, dass wir uns schon irgendwie arrangieren können." meint er abschließend und sieht Kaiba erwartungsvoll an.
 

Der wiederum wirft mir einen durchdringenden Blick zu, nickt dann jedoch zu meiner Überraschung. "Mit ein paar Bedingungen sicherlich." entgegnet er und Duke nickt.
 

Ich schätze, die Bedingungen hat das Genie schon längst in seinem Kopf ausgearbeitet. Ob es dafür auch ein Memo geben wird? Oder gar einen Vertrag? Gott, ich stelle mir gerade Roland´s Gesicht vor, wenn er solch ein Regelwerk für seinen Herrn und Meister ausarbeiten soll. Aber ich schätze, dass sein Assistent auch in solch einem Augenblick seine stoische Contenance zu bewahren weiß. Der Typ zeigt ja nie eine Regung.
 

"Na, wo das ja soweit geklärt ist, könnten wir doch langsam alle zum vergnüglichen Teil übergehen." stellt Bakura mit einem vielsagenden Blick auf Duke fest und ich rechne fast damit, dass Kaiba jetzt was von sich gibt, dass es in sich hat, doch das Klingen von Duke´s Handy hält ihn wohl davon ab.
 

Duke wirkt etwas irritiert, greift dann nach seinem Mobiltelefon und seine Augen weiten sich.
 

"Hey." meldet er sich lässig und wir anderen schweigen erstmal. Irgendwie mag Duke´s Miene mir nicht so recht gefallen. Nein, eigentlich ganz und gar nicht. Und seine nächsten Worte tragen auch nicht dazu bei, dieses komische Gefühl zu vertreiben.
 

"Was? Ich meine, ich wusste gar nicht... Ok, wenn du´s sagst... Aber ich dachte, ihr wolltet erstmal alleine sein..." höre ich den Schwarzhaarigen sagen und mein Magen zieht sich unwillkürlich zusammen. "Ähm... klar... nein, natürlich nicht..." fährt Duke fort und nicht nur ich sehe ihn fragend an. Auch Kaiba´s Alarmglocken scheinen zu gehen. Duke schluckt. "Ja, ok. Dann bis gleich, Tristan."
 

Damit ist das Gespräch beendet und meine schlimmsten Befürchtungen werden Wahrheit.
 

Duke klappt sein Handy zu und macht auf einmal einen ziemlich zerknirschten Eindruck. "Das war Tristan. Er und Tea sind unterwegs hier her. Scheint als gäbe es hier auch eine Party zu der nicht geladene Gäste kommen können." erklärt der Schwarzhaarige und für einen Augenblick herrscht Schweigen.
 

"Fuck." rutscht es mir dann raus. "Was machen wir denn jetzt?" Hilflos blicke ich die anderen an. "Ich meine..."
 

"Wir wissen was du meinst, Wheeler." zischt mich Kaiba ungehalten an.

Alles eine Frage der Kooperation Teil 2

"Sieh mich nicht so an!" zische ich.
 

Naja, genau genommen raune ich die Worte vielmehr und das auch mehr entschuldigend als wütend. "Ich kann nichts dafür! Diese ganze Nummer... Ich hab gleich gesagt, dass das nur Ärger geben wird, aber dass so was passieren würde... Als ob ich nicht schon genug Aufregung hätte."
 

Ich schüttele den Kopf und mein Haar fliegt wie wild durch die Luft. Ein paar Strähnen pieksen mir ins Auge, aber das juckt mich gerade gar nicht. "Echt!" fahre ich fort wobei ich mich zwingen muss, meine Tonlage etwas zurückzuhalten. Schließlich muss ja nicht jeder hören, was hier gerade ab geht. Das würde auch echt noch zu meinem Glück fehlen!
 

"Und überhaupt! Ich meine, eigentlich sollte meine größte Sorge sein, was heute Nacht passieren wird, falls was passiert. Naja, ich weiß es ja nicht. Also, ob... und wenn ja was... und... ach, verdammt..."
 

Ich kicke mit meinem Fuss ein paar Kieselsteinchen vor mir in Richtung Garten, dann trifft mich sein Blick. Selbst im Halbdunkeln leuchten seine Augen immer noch... irgendwie schön.
 

"Reiß dich zusammen, Wheeler!" befiehlt er mir nachdem ich meine Tirade erst einmal beendet habe und ich halte unverzüglich in meinen Bewegungen inne. Kaiba verdreht leicht die Augen und ich glaube, er seufzt auch. Zumindest klingt es als würde er das tun. Ich werfe ihm einen unsicheren Blick zu und in dem Moment wird mir auch schon klar, was ich da mal wieder von mir gegeben habe.
 

Warum zum Teufel hat eigentlich keiner Erbarmen mit mir?
 

Also echt jetzt. Meine Gesichtsfarbe könnte von nun an wirklich ein Dauerrot bleiben, wenn man es richtig bedenkt. Meine Wangen brennen schon wieder und ich schlucke verlegen, doch Kaiba scheint nicht näher auf meine Worte eingehen zu wollen. Zumindest nicht auf den letzten Teil. Einen Augenblick mustert er mich schweigend und natürlich sieht man ihm keineswegs an, was gerade in ihm vorgeht.
 

Aber mal unter uns, in diesem Moment würde ich das auch gar nicht wissen wollen.
 

"Ich hätte wissen müssen, dass es mir nur Ärger einbringt, mich mit dir abzugeben." höre ich ihn schließlich sagen und auch wenn seine Worte mich im ersten Augenblick doch etwas schmerzlich treffen, ist sein Tonfall alles andere als sauer. Ok, er klingt unterkühlt wie immer, aber bei weitem nicht so scharf wie vorhin als er mit Duke geredet hat. Er schüttelt erneut leicht den Kopf. "Nun, Devlin hat in dem Fall wohl ausnahmsweise einmal Recht." meint er dann und sein Tonfall verrät deutlich, dass es ihm keineswegs gefällt, Duke Recht geben zu müssen und ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht so genau was er eigentlich meint. Immerhin hat Duke eine Menge gesagt. Aber ich hüte meine Zunge, nachzufragen.
 

Kaiba bedenkt mich mit einem schwer zu definierenden Blick. "In diesem speziellen Fall kommen wir wohl um eine Zusammenarbeit nicht herum, zumindest sofern wir gedenken die ursprünglich geplanten Aktivitäten auch in Hinblick auf diese neue Sachlage durchzuführen." erklärt er mir und ich gebe ein ziemlich ratloses "Hä?" von mir, worauf er erneut die Augen verdreht. "Was durchführen?"
 

Mit seinen schlanken, grazilen Fingern massiert er für einen Moment seine Schläfen.
 

"Was ich damit sagen will ist, da Devlin und Bakura wie es aussieht nach wie vor daran denken..." Er macht eine undefinierbare Geste mit der Hand, aber ich schätze, dass soll genau das ausdrücken, was ich in schrecklichen Bildern immer wieder und wieder vor meinem geistigen Auge ertragen muss. "Und wir beide..." Wieder diese kleine Geste mit der Hand. Ich schlucke, presse aber die Lippen sofort so fest aufeinander, dass mir jetzt keine dämliche Frage raussprudeln kann. "Nun, dann werden wir vier, um diese ganze Sache noch zu einem profitabelen Abschluss zu bringen, in diesem besonderen Fall ausnahmsweise kooperieren müssen."
 

"Ähm... ja." Ich kratze mir unsicher am Kopf.
 

Ok, im Grunde hat er damit nur - auf seine, doch etwas komplizierte, Art - zusammengefasst was Duke eben vorgeschlagen hat. Er meinte ja auch, dass wir zusammenarbeiten müssten, wenn wir aus der Lage nun noch das Beste rausschlagen wollen. Ich schätze, dass meint er mit profitabelem Abschluss, sicher bin ich allerdings nicht.
 

Langsam glaube ich wirklich, dass ich ein Lexikon für Wirtschaftsbegriffe brauche. Irgendwie habe ich wieder einmal das Gefühl, dass ich nichts geistreiches in seiner Gegenwart von mir geben kann und auch nur die Hälfte wirklich verstehe, was er da von sich gibt.
 

Warum muss der Kerl sich aber auch immer so ausdrücken? Ist ja nicht so, dass er mich noch groß beeindrucken müsste, oder?
 

Genau genommen wäre es sogar wesentlich beeindruckender, wenn er sich mal wie ein normaler Junge in seinem Alter ausdrücken würde.
 

"Ähm... ok."
 

Toll, Joey, auch nicht gerade ein begnadeter Kommentar zu der kaiba´schen Ausführung zur Lage der Nation.
 

"Naja, wenn wir es schaffen zusammenzuarbeiten, dann..." Ich halte kurz inne und kratze mir am Kopf.
 

Oh, da kommt mir ein genialer Einfall. Ha! Ab und an ist es doch ganz gut, dass nichts in der Glotze kommt und ich mir dann beim Dösen so was wie die "Börse am Mittag" ansehe. Eine Sendung, die sich wirklich gut zum einschaften eignet. Kann ich wirklich nur empfehlen!
 

"...müssen die Aktien ja nicht unbedingt fallen."
 

Ich lächele Kaiba vergnügt über meine geniale Wortwahl an. Den Spruch habe ich in der Sendung gehört. Wenn die Aktien fallen ist das nämlich schlecht, das heißt es wird weniger Profit gemacht und so was hat er ja gemeint, auch wenn es hier ja nicht um Geld geht, aber das ist sicher nur mal wieder als Metamorphose gedacht und das kann Joey Wheeler schließlich auch.
 

Kaiba beäugt mich einen Moment regungslos. Dann meint er mit einem leichten Zucken um die Mundwinkel: "Wheeler, du bist ein Dilettant." Ich grinse ihn noch eine Spur breiter an. "Ähm... danke." entgegne ich etwas verlegen, auch wenn ich nicht weiß, was das sein soll, aber ich bin sicher, dass es nichts mit der vierbeinigen Rasse zu tun hat. Da kenn ich mich nämlich aus. Einmal abgesehen davon, dass er mir schon sämtliche Synonyme für "Hund" an den Kopf geworfen hat, habe ich das auch nachgelesen und an Dilettant kann ich mich nicht erinnern.
 

Folglich...
 

Ich lächele Kaiba immer noch etwas verlegen an als Bakura aus dem Nichts erscheint.
 

"Die Glücksbärchis laufen gerade auf." erklärt der Dieb knapp und Kaiba nickt. "Duke ist schon am Eingang. Also bleibt es bei unserem Plan?" Die Frage ist an den Eisklotz gerichtet.
 

Ach ja, der Plan.
 

Sofern man es überhaupt als solchen bezeichnen kann.
 

Naja, ich muss jedenfalls zugeben, dass Duke sehr vorausschauend denkt. Er gab nämlich nach Tristan´s überraschendem Anruf zu bedenken, dass die Zwei dann wohl so lange bleiben würden bis auch Duke und ich zu gehen gedenken, da wir ja auch mit Tristan´s Auto hier sind und es auch das praktischste für uns vier wäre, zusammen zum Haus zu fahren. Und Tea und Tristan denken immer so. Pragmatisch halt.
 

Also hat Duke vorgeschlagen es eben so zu halten und in Anbetracht dessen nicht zu lange hier auf der Feier zu bleiben. Ein Stündchen müsste seiner Meinung nach genügen. Dann meinte er, dass Bakura zusammen mit Kaiba zum Haus fahren sollten, wo der Dieb dann zu Duke ins Zimmer steigen würde, während ich mich durch eben dies davon stehle, um mit Kaiba zurückzufahren.
 

Ja, ja, so gesehen, alles etwas konfus, aber welche andere Möglichkeit gibt es denn noch? Sogar Kaiba leuchtete Duke´s Vorschlag ein. Allerdings protestierte er dagegen, zusammen mit Bakura auf dem Motorrad zum Haus zu fahren. Ok, die Vorstellung ist auch... naja, seltsam. Und es hat mich auch echt überrascht, dass der Dieb sogar bereit war, Kaiba sein Motorrad für die Rückfahrt zu leihen. Wobei... so überraschend ist es auch wieder nicht. Immerhin weiß er ja, dass Kaiba es ihm zehnfach zurückerstatten könnte. Davon abgesehen hat er ja auch einen Führerscheint.
 

Aber auch hier wusste Duke den Eisklotz zu überzeugen. Ein Motorrad ist einfach unauffälliger. Ein Punkt, der auch Kaiba eingeleuchtet hat. Wer letztlich fahren würde, wurde aber nicht eindeutig geklärt und ich schätze, dass es in dem Punkt noch eine kleine Debatte geben wird.
 

"Es bleibt dabei." erwidert Kaiba nach kurzem Zögern und der Dieb grinst zufrieden. "Na dann, Hündchen, geh mal zu dem Kater." meint der Weißhaarige an mich gewandt, aber ich rühre mich nicht gleich. Ich werfe Kaiba einen fragenden Blick zu. "Was werdet ihr tun?" will ich wissen. Der Punkt war bei Duke´s Ausführungen unberüht geblieben.
 

So gesehen kann Kaiba ja ohne Probleme auf der Party abhängen. Er ist ja auch eingeladen. Ob es sich für ihn lohnt, für eine Stunde in sein Hotel zu fahren, weiß ich nicht. Und was Bakura anbelangt, der sollte sich im Grunde nirgendwo hier blicken lassen.
 

Bakura grinst mich wieder mit diesem unverschämten Blick an. "Naja, vielleicht testen der gute, alte Kaiba und ich einmal wie gut wir harmonieren." entgegnet er anzüglich und ich funkele ihn giftig an. Leider ohne irgendeine Wirkung damit zu erzielen. Bakura lacht lediglich und meint an Kaiba gewandt: "Uhi... die Vorstellung scheint deinem Wauwau nicht zu behagen!"
 

"Duke sicher auch nicht!" zische ich den Dieb wütend an und will gerade noch eins drauf setzen als Kaiba ungerührt sagt: "Hier sind viele Menschen. Es wird sicherlich möglich sein, Gardner und Taylor auszuweichen. Ich werde noch mit dem einen oder anderen Geschäftspartner reden, dann kann ich die Zeit wenigstens sinnvoll nutzen."
 

Ich nicke.
 

"Sinnvoll?" Bakura verdreht die Augen und erntet einen missbilligenden Blick von Kaiba. "Na, ich schätze nach diesem Wochenende wirst sogar du wissen, dass es sinnvollere Beschäftigungsmöglichkeiten gibt als so ein langweiliges Geschäftsgelaber."
 

Nun verdrehe auch ich die Augen, werfe Kaiba noch einen kurzen Blick zu und schicke mich dann an, zu Duke zu gehen.
 

Mann, mussten Tea und Tristan diese glorreiche Idee haben? Echt jetzt. Ich mag die Beiden ja sehr, aber sie haben neuerdings wirklich nen Hang dazu, mich in unnötige Schwierigkeiten zu bringen.
 

Wäre Duke bloß nie auf diese geniale Idee gekommen!
 

Ich fluche gerade noch leise vor mich in als ich plötzlich Tea´s Stimme vernehme. "Da ist ja unser Wuschel" ruft sie vergnügt aus und ich weiß, wenn ich Duke jetzt ansehen würde, dann grinst er mich an. "Ach, Joey, guck doch nicht so finster. Der Kosename passt so gut zu dir. Du bist aber auch wirklich süß." Tea wuschelt mir liebevoll durch´s Haar und auch Tristan strahlt mich an wie ein Honigkuchenpferd. Noch immer vermeide ich es Duke anzusehen, aber erneut rufe ich mir in Erinnerung, dass er mir die Nummer noch büßen wird.
 

Oh ja, meine Rache wird unerwartet kommen und grausam sein.
 

Warte nur, Duke Devlin! Ich schwör´s dir bei meinem Rotauge!
 

"Sag solche Dinge nicht in der Öffentlichkeit!!" ermahne ich Tea, die mich einen Augenblick mit großen Augen ansieht. "Solche Dinge?" fragt sie tatsächlich nach und ich verdrehe die Augen. "Er meint, dass es ein Mann normalerweise nicht mag, wenn man ihn als süß bezeichnet. Besonders, wenn andere das mitanhören können." erklärt Tristan seiner Freundin und ich nicke meinem Kumpel dankbar zu. "So sieht´s aus!" verkünde ich, das Wuschel-Thema mal ganz beiseite schiebend.
 

Tea schüttelt leicht den Kopf. "Ich weiß gar nicht was ihr Jungs gegen dieses Wort habt!" meint sie dann weiter und schenkt Tristan einen zuckersüßen Blick. "Dir sage ich doch auch, dass du süß bist... zum anbeißen süß sogar."
 

Ich weiß nicht woran es liegt, vielleicht an ihrem Blick, aber anstatt verlegen zu erröten sieht Tristan, mein alter Kampfgenosse, das Mädchen verliebt an und naja, ich schätze mal für Tea sieht er gerade wirklich zum anbeißen aus. Für mich macht er lediglich einen stark verpeilten Eindruck. Man könnte meinen, dass er unter Drogen steht, so glasig wie sein Blick ist und zum unzähligsten Male frage ich mich, wie Tea das hinbekommen hat.
 

Ich meine, aus Tristan, dem selbsternannten Checker, Tristan-Bärchen zu machen.
 

Erstaunlich und erschreckend.
 

Und komisch.
 

"Hey, ich hoffe wir haben euch mit unserer spontanen Idee nicht überfahren." höre ich Tea an Duke gewandt sagen und nun sehe ich den Schwarzhaarigen doch an. Er lächelt Tea charmant wie immer an. "Natürlich nicht." entgegnet er und es klingt dermaßen überzeugend, dass sogar ich es ihm glauben würde, wenn ich es nicht besser wüsste. "Ich find´s toll, dass ihr hier seid. So können wird doch etwas mehr Zeit miteinander verbringen als gedacht."
 

Mann, er hat es aber echt mal drauf. Direkt gemeingefährlich der Kerl.
 

"Dann bin ich ja beruhigt." Tea lächelt erleichtert und ich lächele gequält. Leider fällt mir das Ganze im Gegensatz zu Duke nicht ganz so leicht, doch zum Glück scheint der Umstand, sowohl Tea als auch Tristan vollkommen zu entgehen.
 

"Mann, hier ist ja echt ne Menge los." bemerkt Tristan und sieht sich erneut um. "Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute da sein würden. Apropos... Habt ihr den Großkotz schon gesehen?" Sein Blick wandert von mir zu Duke und ich bin erleichtert als der Schwarzhaarige antwortet. "Nein, bislang noch nicht." meint Duke ohne mit der Wimper zu zucken und Tristan nickt. "Na, wahrscheinlich sind solche Aktivitäten auch nichts für ihn. Zudem würde die Zimmertemperatur auch rapide sinken." Er zwinkert mir zu.
 

"Wie wär´s mit was zu trinken?" fragt Duke und ich bin ihm dankbar dafür, dass er von dem Thema Kaiba erst einmal ablenkt. Sowohl Tristan als auch Tea nicken und einen Moment später haben wir auch alle schon ein Glas in der Hand und ich stürze die bitter schmeckende Flüssigkeit gierig runter. Tea wirft mir einen kritischen Blick zu. "Nicht so schnell, Joey! Sekt trinkt man langsam."
 

Ich erwidere nichts.
 

Natürlich hat sie Recht, aber wir befinden uns in einer Ausnahmesituation. Zudem muss ich auch nicht fahren. Den Job hat Tristan jetzt am Hals, inklusive einem Sektglas mit O-Saft. Und überhaupt, nach all der Aufregung, die hinter mir liegt und die auch noch vor mir liegt, habe ich es mir verdient ein Gläschen zu trinken. Oder zwei.
 

Eine Weile stehen wir einfach nur rum und reden über belangloses Zeug. Ich überlasse das Reden überwiegend den anderen und sehe mich nur hin und wieder ein wenig verstohlen um. Von Kaiba ist nichts zu sehen. Ob er sich wirklich unter die Leute gemischt hat? Ich bezweifle, dass er mit Bakura abhängt.
 

Tea erzählt gerade etwas von einem Mädchen aus ihrem Tanzkurs als Tristan mich in den Arm zwickt. "Au! Was soll das?" frage ich und er deutet mit dem Kopf in eine bestimmte Richtung. "Er ist doch hier." verkündet mein Freund und ich muss den Kopf nicht einmal drehen, um zu wissen wen er meint. Toll, soviel zum Thema "Unter die Leute mischen". Ich hätte dem Penner gleich sagen können, dass er immer und überall auffällt. Nicht zuletzt, weil er die meisten Leute überragt.
 

"Wow... er ist ja richtig chic." bemerkt Tea, die nun auch aufmerksam geworden ist. "Also, man kann sagen was man will, aber Anzüge stehen ihm."
 

Duke nickt. "Mit seinem ultracoolen Ich-widerstehe-der-Erdanziehungskraft-Mantel würde er hier auch rausstechen wie ein Flamingo im Frack." lacht der Schwarzhaarige und Tristan stimmt ein. "Dieser Mantel wird mir immer ein Rätsel sein." stimmt er Duke zu und aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, dass es in seinen Augen gefährlich aufblitzt. "Was meint ihr, ist er in Begleitung? Sieht nicht so aus, oder? Mann, er guckt so finster wie eh und je. Sonderlich zu amüsieren scheint er sich nicht."
 

"Wahrscheinlich ist er nur wegen den Geschäftskontakten hier." meint Duke und nippt an seinem Glas. Im Gegensatz zu mir wirkt er vollkommen entspannt. Mein Herzschlag dagegen hat sich massiv beschleunigt und Tristan´s nächste Worte bringen mein Herz dann auch fast zum Stillstehen.
 

"Sollen wir mal rüber zu ihm?" fragt er ernsthaft. Ich starre ihn entgeistert an. "Hakt´s dir?" entfährt es mir fassungslos, aber Tristan zuckt nur mit den Schultern. "Naja, ich meine ja nur... Hallo sagen. Keine Ahnung."
 

Ich schüttele den Kopf. "Auf keinen Fall!" erkläre ich entschieden und wende mich hilfesuchend an Duke. Also echt jetzt, wenn ich nicht wüsste, dass Tristan nur O-Saft getrunken hat... Scheint als hätte er heute Abend wirklich nur grandiose Einfälle.
 

Tea ist auch nicht unbedingt eine Hilfe. "Höflich wäre es zumindest." meint sie vage und ich frage mich, ob die Beiden den Verstand verloren haben. Ich will auch gerade schon dazu ansetzen so was in der Art zu fragen, meine Hände wirbeln sogar schon los und ich hole tief Luft, als Duke ruhig sagt: "Ich glaube nicht, dass Kaiba darauf Wert legt."
 

Tristan nickt. "Vermutlich nicht. Dem ist so was ja egal." stimmt er Duke zu und ich will fast schon wieder erleichtert ausatmen als er noch hinzufügt: "Aber wir könnten ihm ein wenig auf den Zahn fühlen. Ich meine, in Sachen Bakura."
 

Ich runzele verständnislos die Stirn. Zumindest glaube ich, dass ich das tue. Vermutlich starre ich Tristan einfach nur an. Wobei glotzen zutreffender sein dürfte.
 

Er lacht. "Na, meine Idee von vorhin." erinnert er uns als ob ich das hätte vergessen können. "Tea und ich habe eben noch ein wenig darüber nachgedacht." Er blickt kurz zu seiner Freundin, die bestätigend nickt. "Und ich glaube, es könnte wirklich funktionieren. Bakura und Kaiba meine ich." Tristan´s Blick ist dermaßen ernst, dass ich keinen Zweifel daran hege, dass er genau das meint, was er da von sich gibt. "Und mal ehrlich, was könnte besseres passieren?"
 

Als keiner von uns etwas erwidert, fährt Tristan leise fort: "Wenn die Beiden zusammen wären, hätte Joey seine Ruhe vor dem Dieb, Ryou müsste sich auch nicht mehr mit dem Verrückten rumschlagen und Kaiba hätte so was wie einen zwischenmenschlichen Kontakt. Drei Fliegen mit einer Klappe, wenn man so will."
 

Ich will gerade die Hand heben, um meinem Kumpel ein eindeutiges Zeichen auf seine Ansprache zu geben, doch da meldet Duke sich schon zu Wort und ich halte schlagartig in meiner Bewegung inne. "So gesehen keine schlechte Idee, aber mal ernsthaft... wie zum Teufel würdest du das anstellen wollen? Kaiba hat nichts für andere Menschen übrig und Bakura..." Duke hält inne und ich vermute, er weiß nicht so recht wie er den Satz beenden soll ohne etwas abwertendes über seinen Dieb zu sagen. Nicht, dass Kura damit ein Problem hätte, aber Duke ist ja darauf aus, den Dieb in ein besseres Licht zu rücken.
 

Ich nicke heftig. "Genau!" stimme ich dem Kater zu. "Die Beiden kriegst du nicht zusammen, da kannst du machen was du willst, Trist. Und ich geb dir den gutgemeinten Rat auch gar nicht weiter darüber nachdzudenken. Sonst landet ihr noch im Schattenreich oder auf ner Müllhalde! Keiner der Beiden wäre sonderlich begeistert von..."
 

Aber Tristan scheint weder auf meine Worte noch die von Duke wirklich einzugehen. Er betrachtet weiterhin Kaiba aus der Ferne und murmelt leise: "Man müsste es nur richtig anstellen..."
 

Ich stöhne genervt auf und auch Duke seufzt. "Mal im Ernst, Leute." verteidigt sich Tristan angesichts unserer vehementen Ablehnung für seinen Plan. "Mit der richtigen Strategie... Wer hätte denn zum Beispiel gedacht, dass ihr beide mal ein Paar werden würdet? So gesehen ist nichts unmöglich!!"
 

Diesen Tonfall kenne ich von Tristan.
 

Genauso enthusiastisch klang er vor seinem ersten richtigen Date mit Tea. Als habe er irgendeine Mission. Mann, hat der mich damals aufgeregt mit seinem Gelaber. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr der gute, alte Tristan da neben der Spur war. Laberte etwas von einem Parzi-dings-bums und dem heiligen Gral oder so. Keine Ahnung, ich erinnere mich nicht mehr so genau. Ich habe ihm allerdings auch nur beiläufig zugehört.
 

Das Gerede war ja auch nicht zu ertragen.
 

Und genauso klingt er jetzt auch. Zudem hat sein Blick so was manisches.
 

Ich wende mich Tea zu und hoffe, dass wenigstens sie vernüftig ist. "Das bringt nur Ärger." erkläre ich ihr ernst und auch Duke nickt. "Ich glaube auch nicht, dass es keine gute Idee wäre, sich da einzumischen. Wenn es sein soll, dann werden sich die Dinge schon fügen wie sie sich fügen sollen."
 

Na, wenigstens jetzt ist Duke mal vernünftig und unterstützt mich. Ist ja schließlich auch in seinem Interesse. Noch mehr Chaos können wir auch wirklich nicht gebrauchen. Diese Nummer heute Nacht wird schon verrückt genug werden.
 

Andererseits... bislang haben wir schon eine Menge unsinniges Zeug unternommen. Alleine wenn ich an Bakura´s Einbruch bei Tea denke, könnte ich mich wieder wegschießen. Die Vorstellung ist einfach zu köstlich. DAS war Entertainment pur. Und Gott, wenn Tea das wüsste...
 

Ich spüre wie ich wieder zu grinsen anfange und für einen Moment schwindet sogar mein Unbehagen. Doch dann höre ich Tristan verkünden: "Ich geh jetzt mal zu ihm rüber!"
 

"NEIN!" rufe ich entsetzt aus und die Leute um uns, blicken fragend zu mir rüber. Ich lächele entschuldigend und wende mich wieder Tristan zu. "Lass den Scheiß, Tris." ermahne ich meinen Kumpel. "Ach Joey, entspann dich doch. Wir sagen nur mal Hallo." entgegnet Tea und ich ahne, dass ich die Zwei nicht werde aufhalten können. Auch Duke wirkt ziemlich ratlos.
 

"Ihr kennt doch Kaiba!" fahre ich aufgebracht fort. "Der legt keinen Wert darauf, dass einer von uns ihn begrüßt. Er wird nur wieder irgendwas fieses von sich geben und..." Ich rudere hilflos mit den Armen und hoffe inständig, dass die Beiden endlich mal wieder zur Vernunft kommen. Sie kennen Kaiba doch schließlich. Er hat oft genug kundgetan was er von dem Kindergarten hält. Das können sie doch unmöglich vergessen haben.
 

Duke nickt zustimmend, aber Tristan scheint fest entschlossen und setzt sich auch bereits in Bewegung, ohne weiter auf meinen Einwand einzugehen als Bakura aus dem Nichts auftaucht und sich vor ihm aufbaut.
 

"Oh, wen haben wir denn da?" fragt der Dieb mit einem süffisanten Lächeln. Er beäugt belustigt die überraschten Gesichter von Tea und Tristan und zwinktert mir kurz zu. "Wenn das nicht eine gelungene Überraschung ist! Mit Duke und Joey habe ich ja gerechnet, aber dass ihr beide..." Bakura klatscht kurz vergnügt in die Hände.
 

Sowohl Tea als auch Tristan brauchen scheinbar einen Moment, um das Auftauchen des Diebes zu verkraften und auch Duke wirkt mehr als überrascht, dass Bakura sich zu uns gesellt hat. Keine Ahnung was dieser Irre jetzt wieder vor hat, aber irgendwas hat er vor. Das schließe ich nicht nur aus seinem spöttischen Grinsen.
 

"Was machst du denn hier?" fragt Tristan schließlich und macht dabei einen ziemlich verdatterten Eindruck.
 

Bakura zuckt mit den Schultern. "Ich nehme an das Gleiche wie ihr." erwidert der Weißhaarige lässig. Tristan blinzelt und sein Blick wandert verständnislos zu Tea, die ebenfalls einen recht ratlosen Eindruck macht, sich aber wesentlich schneller wieder fängt als ihr Bärchen. "Mit dir hätten wir hier nun wirklich nicht gerechnet." bemerkt sie und wendet sich kurz an Duke. "Wie kommt es, dass du hier bist? Das ist doch eigentlich eine Veranstaltung für..."
 

Bakura nickt. "Branchenleute?" unterbricht er sie sanft. Tea nickt und Bakura grinst. "Nun, ich nicht alleine hier." meint der Dieb weiter und in seinen Augen leuchtet es gefährlich auf.
 

Oh, ich ahne, was nun kommen wird. Oh ja, ich ahne Schreckliches und das Schlimmste daran ist, dass ich mir sicher bin, dass Bakura diese Situation mehr als nur genießt. Für ihn ist das hier das reinste Vergnügen.
 

"Mit wem bist du denn hier?" will Tristan irritiert wissen und für den Bruchteil einer Sekunde sieht es aus als würde Bakura die Zehne fletschen.
 

"Na, mit Kaiba." erklärt der Dieb mit einem triumphierenden Grinsen.

Alles eine Frage der Kooperation Teil 3

So, es geht mal wieder weiter. Ich wünsche euch viel Spaß und ein schönes Osterfest und kann euch jetzt schon verraten, dass das nächste Kapitel aus Bakura´s Sicht erzählt wird. Ich versuche euch nicht zu lange warten zu lassen!
 


 

Während Tea und Tristan Bakura anstarren als hätte er gerade den langersehnten Tod des Pharao´s verkündet, blicke ich verständnislos zu Duke als könne er mir diese wahnwitzige Behauptung des Diebes erklären.
 

Zu meiner Überraschung wirkt Duke weitaus weniger irritiert als wir anderen und ich kann nur vermuten, dass er irgendeinen Sinn hinter Bakura´s verrücktem Verhalten erkennen kann. Naja, wer, wenn nicht Duke, oder? Ich meine, dieser Auftritt ist ja wohl... Echt, mir fehlen die Worte. Entweder ist der Weißhaarige jetzt komplett übergeschnappt oder aber er hat tatsächlich so was wie einen Plan, auch wenn ich den augenblicklich überhaupt nicht zu erkennen vermag.
 

"Du bist mit Kaiba hier???"
 

Tristan blinzelt fassungslos. Bakura nickt langsam.
 

"Das habe ich doch gerade gesagt, oder?" entgegnet er wobei er Tristan mit einem spöttischen Blick bedenkt. Dieser schüttelt ungläubig den Kopf. Sein Mund klappt wieder auf als wolle er noch was sagen, aber kein Ton kommt heraus und Tea übernimmt das Gespräch. "Sorry, Bakura, aber das ist nun wirklich eine Überraschung." meint sie erstaunlich diplomatisch und ich muss sagen, sie hat sich bewunderswert im Griff. Ihre Augen verraten nämlich allzu deutlich, dass diese Ansage sie genauso überrumpelt hat wie Tristan und mich. "Und du verstehst sicher, dass... Naja, wir wussten gar nicht, dass du dich mit Kaiba so gut verstehst."
 

Hut ab, die Kleine hat´s echt drauf, das muss ich ihr lassen.
 

Sie schafft es doch tatsächlich die alles entscheidende Frage galant zu verpacken. Aber Bakura wäre nicht Bakura, wenn er ihr so einfach ins Netz gehen würde und ich glaube kaum, dass der Dieb ihre Frage so einfach beantworten wird. Nein, das wäre nicht sein Stil.
 

Ich frage mich ob Kaiba von dem Manöver hier weiß. Ich bezweifle es. Er hätte dem Dieb diese Nummer sicher niemals erlaubt, oder?
 

"Gut ist übertrieben." entgegnet Bakura schlicht und grinst lediglich weiterhin. Ich frage mich echt worauf das hier hinauslaufen soll. Was zum Geier bezweckt der Verrückte mit diesem Auftritt? Einmal abgesehen davon, dass ihn Tea´s und Tristan´s Mienen sicherlich wieder belustigen und er sich bestens unterhält. "Ich wollte gerne hier vorbei schauen und er hatte eine Einladung." Der Weißhaarige macht eine kurze Pause und sein Blick streift mich. "Also haben wir uns arrangiert." Lässig zuckt der Dieb mit den Schultern als sei es die normalste Sache der Welt, ein Arrangement mit Kaiba einzugehen.
 

Wieder wandert sein Blick kurz zu mir und aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie Tristan´s Miene sich verfinstert. Ich ahne, was mein Kumpel schon wieder annimmt.
 

Dieser verfluchte Bakura!!
 

Die ganze Aktion hier dient echt nur seiner Belustigung!!
 

Wahrscheinlich war dem Dieb langweilig und er dachte, es wäre mal ne gute Idee, wieder etwas Unfrieden zu stiften.
 

Tea scheint kurz zu überlegen. "Wir wollten Kaiba gerade begrüßen." erklärt sie und Tristan scheint sich in soweit wieder gefangen zu haben, dass er zu nicken vermag. Bakura verzieht leicht den Mund. "Das würde ich an eurer Stelle im Moment lieber lassen. Der Herr ist heute nicht sonderlich gut aufgelegt." entgegnet der Dieb mit einem vielsagenden Blick in Richtung Kaiba, der gerade mit einem graumelierten, älteren Mann redet. "Scheinbar wollen ein paar dieser Anzugträger bei einem seiner Projekte einsteigen und scheinen dabei nur die Hälfte zu verstehen." Bakura zuckt gleichgültig mit den Schultern und wendet sich dann mir zu. "Na, Joeylein, wie gefällt dir diese nette, kleine Veranstaltung?" will der Dieb mit zuckersüßer Stimme wissen.
 

In seinen Augen blitzt es kurz belustigt auf und ich weiß echt nicht wie ich auf diese Frage reagieren soll.
 

Am Liebsten würde ich den Irren am Hals packen und ...
 

"Die Feier ist ganz nett." höre ich Duke da sagen und im Gegensatz zu uns anderen klingt er echt mal entspannt. Ich vermute, er weiß tatsächlich, was Bakura mit diesem Auftritt bezwecken will. Aber vielleicht ist er auch inzwischen genauso verrückt wie der Dieb. Wenn ich an seine "Wuschel-Aktion" denke...
 

"Allerdings für meinen Geschmack etwas zu steif. Ich denke auch nicht, dass wir noch lange bleiben werden, oder Leute?" Die grünen Augen blicken fragend in die Runde. Tea nickt leicht, während ich mich nicht rühre und auch Tristan braucht einen Moment um sich wieder zu fassen. Scheinbar hinkt sein Verstand noch immer etwas hinterher.
 

"Ähm... ja." stimmt er eher kleinlaut zu und runzelt dann die Stirn. "Und du bist wirklich mit Kaiba hier???" hakt er dann doch noch einmal nach und mir liegt schon auf der Zunge, ihn zu fragen warum ihn das denn so erstaunt. Immerhin hat er die Beiden eben noch als Traumpaar bezeichnet.
 

"Willst du andeuten, dass ich lüge, Taylor?" kontert Bakura mit einem drohenden Unterton. Tristan schluckt, schüttelt jedoch den Kopf. "Nein, aber..." Sein hilfloser Blick wandert zu Tea, doch die scheint augenblicklich auch nicht so recht zu wissen, wie sie mit dieser Situation umgehen soll. Bakura´s Blick ruht weiterhin auf Tristan. "Frag ihn doch, wenn du mir nicht glaubst." meint der Dieb lässig und ich reiße die Augen auf.
 

Ich schwöre euch, hätte Duke mich nicht genau in dem Moment am Arm gepackt, ich hätte sicher laut aufgeschrien. So aber sehe ich den Schwarzhaarigen fragend an und habe den Eindruck, dass er mir mit seinem Blick irgendwas zu sagen versucht. Leider verstehe ich nicht was er meint, also zucke ich ratlos mit den Schultern, worauf Duke die Augen verdreht.
 

"Ich habe nicht gesagt, dass du lügen würdest, doch die Story klingt schon etwas ungewöhnlich." meint Tristan und macht einen kleinen Schritt auf den Dieb zu. "Aber warum wolltest du eigentlich hier her?" Mein Kumpel sieht den Weißhaarigen herausfordernd an, doch ehe dieser ihm seine Frage beantworten kann, fährt Tristan auch schon fort: "Du brauchst dich gar nicht zu verstellen. Wir wissen genau, warum du hier bist."
 

Bakura zieht gespielt erstaunt die Brauen hoch und verschränkt lässig die Arme vor der Brust. "Tatsächlich?" fragt der Dieb und Tristan nickt eifrig. "Oh ja." antwortet er. "Wegen Joey!"
 

Ich ziehe scharf die Luft ein und habe fast das Gefühl mich daran zu verschlucken. "Ja, wegen Joey." fährt Tristan, der nun voll in Fahrt ist, fort. "Aber du kannst dir deine Bemühungen sparen, Bakura. Du hast keine Chance. Duke und Joey sind glücklich und du..."
 

Der Weißhaarige lacht kurz auf, worauf Tristan in seiner Rede inne hält. "So, so..." meint er dann mit einem süffisanten Grinsen und wieder streift mich kurz sein Blick. "Tristan!" Tea wirft ihrem Freund einen warnenden Blick zu, doch mein Kumpel läuft gerade auf Hochtouren. "Ja, so ist es. Also spar dir die Mühe." erklärt er Bakura entschieden, der ihn weiterhin belustigt ansieht.
 

Könnt ihr euch vorstellen, wie demütigend dieser Moment für mich ist? Einmal davon abgesehen, dass diese ganze Nummer mehr als verrückt ist.
 

"Und was ist, wenn mir die Sache die Mühe wert sein sollte?" höre ich Bakura in lässigem Plauderton fragen und wende mich hilfesuchend an Duke. Er muss doch etwas unternehmen. Ich meine, er muss doch auch sehen, dass die Aktion hier vollkommen aus dem Ruder läuft und überhaupt!
 

Aber der Schwarzhaarige wirkt nach wie vor vollkommen entspannt und ich habe sogar das Gefühl, dass ihn dieses Schauspiel irgendwie belustigt. Genau wie Bakura. Die Zwei haben wirklich ein Rad ab... und sich gesucht und gefunden.
 

"Hört auf, Jungs." mischt sich da Tea ein und legt eine Hand auf Tristan´s Unterarm. "Das ist doch albern."
 

Doch Tristan funkelt Bakura weiterhin giftig an und dieser quittiert seinen Blick mit offen zur Schau getragener Belustigung. Und dann sagt Tristan etwas, dass mir fast den Boden unter den Füßen wegzieht. Ja, für einen Moment habe ich echt das Gefühl, dass sich ein Loch unter mir auftut und mich zu verschlingen droht.
 

"Wir sollten Kaiba doch begrüßen."
 

In Tristan´s Augen blitzt es auf und er bedenkt Bakura mit einem herausfordernden Blick.
 

Wahrscheinlich glaubt er dem Dieb die Story über sein Arrangement mit Kaiba nicht und will ihn mit dieser Idee provozieren. Und ich weiß genau, dass Tristan in seiner augenblicklichen Stimmung sein Vorhaben in die Tat umsetzen wird.Zu meinem Entsetzen setzt er sich auch bereits in Bewegung ehe Duke, Tea oder ich noch etwas sagen könnten. Ich bin ohnehin sprachlos. Um mich herum dreht sich alles. Ich blicke zu Bakura, der Tristan unbeeindruckt nachblickt und sich dann ebenfalls in Richtung Kaiba bewegt.
 

"..."
 

Ich will irgendetwas sagen, aber kein Wort kommt aus meinem Mund und im nächsten Augenblick werde ich auch schon am Arm gepackt und von Duke ebenfalls zu dem Firmenchef gezogen. Tea ist Tristan bereits gefolgt und der wird Kaiba jeden Moment erreichen, wie ich panisch feststelle.
 

"Er kann doch nicht..." Ich blicke zu Duke, der mich hinter sich her zieht, doch der Schwarzhaarige wirft mir nur einen beruhigenden Blick zu, der mich allerdings ganz und gar nicht beruhig. Immerhin steuern wir auf eine Katastrophe zu. Ich weiß genau wie Kaiba reagieren wird.
 

Der ältere Herr hat sich gerade von dem Eisklotz verabschiedet als dieser Tristan auf sich zukommen sieht. Einen Moment habe ich das Gefühl, dass die blauen Augen sich weiten, doch ansonsten ist keinerlei Reaktion in seinem Gesicht zu erkennen.
 

"Hallo Kaiba." Tristan hat ihn erreicht und lächelt den Firmenchef nun an.
 

Kaiba´s rechte Braue zuckt gefährlich. "Taylor." Sein Blick wandert von Tristan zu Tea und schließlich zu Bakura, Duke und mir. Ich lächele ihn entschuldigend an, naja, ich hoffe, dass er es als solch ein Lächeln wahr nimmt, sicher bin ich allerdings nicht und seine Mimik bleibt auch so undurchdringlich, dass man nicht zu sagen vermag, was in ihm vorgeht.
 

"Hallo Kaiba." begrüßt nun auch Tea ihren Klassenkameraden und lächelt ihn freundlich an. "Wir hatten nicht damit gerechnet, dass du hier sein würdest."
 

Kaiba bedenkt sie mit einem eisigen Blick. "Im Gegensatz zu euch stehe ich auf der Gästeliste." bemerkt der CEO kühl und blickt kurz rüber zu Duke und mir. Die offene Frage, die er sich augenblicklich stellt, kann ich deutlich in seinen Augen lesen. "Wir sind mit Duke und Joey hier." erklärt Tea in höflichem Smalltalktonfall. Kaiba erwidert nichts, mustert Tristan und sie nur weiterhin gleichgültig und kalt.
 

Und nun ist es an Tristan sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Er bedenkt den Dieb mit einem kurzen Seitenblick und meint dann an Kaiba gewandt: "Du bist also mit Bakura hier." Ich halte gebannt den Atem an und sehe, dass Kaiba´s rechte Braue zu zucken beginnt. Sein Blick wandert zu dem Dieb, der ihn fröhlich angrinst und wieder zurück zu Tristan. "Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte." entgegnet er dann an den Brünetten gewandt und beim Klang seiner Stimme zucke ich unwillkürlich zusammen. Tristan scheint bedauerlicherweise mit dieser Entgegnung noch nicht wirklich zufrieden zu sein, denn er zuckt leicht mit den Schultern und fährt unbeirrt fort: "Bakura hat sagt, dass er mit dir hier ist. Sorry, aber das ist doch... naja, ziemlich überraschend."
 

Erneut trifft Kaiba´s Blick den von Bakura und ich sehe wie sich seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde verdunkeln. Seine Miene bleibt zwar ausdruckslos, aber ich kann mir nur zu gut vorstellen, was in seinem Kopf vorgeht.
 

Zu allem Überfluss tritt der Dieb nun auch noch lässig neben ihn. "Sag´s ihm schon, Kaiba. Der Kleine wird sowieso nicht locker lassen." fordert er den Firmenchef auf und ich sag´s euch, wenn Blicke töten könnten... Ich möchte nicht in Bakura´s Haut stecken!! Ich bin sicher, dass diese Nummer hier noch ein Nachspiel haben wird. Oh ja, dessen bin ich mir sicher. Wäre durchaus möglich, dass Duke seine Liebesnacht mit Bakura vergessen kann.
 

Jeder von uns sieht Kaiba nun erwartungsvoll an. Naja, jeder außer Bakura, der nach wie vor sichtlich vergnügt grinst und die Spannung zu genießen scheint. Tea bemüht sich zwar, ihre offenkundige Neugier zu verbergen, aber Tristan sieht Kaiba unverwandt an und auch Duke scheint den Atem anzuhalten.
 

Sekunden vergehen und Kaiba macht keinerlei Anstalten etwas zu sagen oder zu tun und ich sehe schon wie ein triumphierendes Lächeln in Tristan´s Gesicht erscheint. Doch dann scheint Kaiba sich einen Ruck zu geben und bringt mit zusammengepressten Lippen hervor: "Es geht euch zwar nichts an, aber ja. Wir sind... zusammen hier."
 

Ich spüre geradezu wieviel Kraft es ihn kostet, diese Worte auszusprechen. Tristan´s Mund klappt auf und wieder zu und seine Züge entgleisen vollkommen. Und Bakura... er schenkt meinem Kumpel ein spöttisches Lächeln. "Zufrieden, Taylor?" meint er und Tristan schluckt etwas unsicher, nickt jedoch. Fast habe ich das Gefühl, dass der Weißhaarige noch eins draufsetzen will, aber Kaiba´s eisiger Blick verhindert, dass er noch etwas sagt. Scheinbar merkt jetzt sogar der Weißhaarige, dass es besser ist, den Bogen nicht weiter zu überspannen. Kooperation hin oder her. Ein falscher Kommentar und ich bin sicher, dass Kaiba ausrastet.
 

"Ähm... schön." bemerkt Tea, der die Anspannung zwischen Tristan, Bakura und Kaiba keineswegs zu entgehen scheint. "Wir wussten ja nicht, dass ihr euch..." Kaiba´s Blick bringt nun auch sie zum verstummen. "Es gibt auch nichts, dass du wissen müsstest, Gardner!" erklärt Kaiba entschieden und sein Tonfall ist so scharf, dass Tea scheinbar ein Stück zurückweicht. Leider scheint Tristan eine längere Leitung als seine Freundin zu haben. "Und... ist das so ne Art Verabredung?" will er tatsächlich wissen und Kaiba´s Augen weiten sich. Er starrt meinen Kumpel an und nun weiche auch ich etwas zurück. Sogar Tea packt Tristan sanft am Arm.
 

Bevor Kaiba oder Bakura ihm eine Antwort geben können, ergreift Duke das Wort. "Wollten wir nicht langsam gehen?" fragt er in die Runde und auch wenn er nach wie vor den Eindruck macht, vollkommen locker und entspannt zu sein, höre ich ihm deutlich an, dass auch er weiß, dass wir kurz vor einem Vulkanausbruch stehen.
 

"Das wäre sicherlich das Beste." befindet Kaiba und schenkt Duke und mir einen vielsagenden Blick.

Vorspiel Teil 1 (Bakura)

Hier also das versprochene Kapitel aus Kura´s Sicht. Wird bestimmt nicht das Letzte bleiben. :-) Die Nacht beginnt ja erst...

Wünsche euch wie immer viel Spaß beim Lesen!
 

"Nenn mir einen Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle..." hebt er auch schon an sobald wir das Gebäude verlassen haben und sein Tonfall verrät nur allzu deutlich wie ungehalten er ist. Auf einer Skala von 1 bis 10 erreicht er augenblicklich locker eine 12, aber das war abzusehen. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände als Taylor ihn auf meine Wenigkeit angesprochen hat.
 

Auch wenn ich ahne, dass es wohl keine gute Idee ist, ihm ins Wort zu fallen, kann ich doch nicht anders und muss ihn unterbrechen. "Ein guter Grund wäre zum Beispiel, dass ich dich aus einer weitaus peinlichereren Verlegenheit gerettet habe, Kaiba." erkläre ich mit einem süffisanten Lächeln und mustere für einen Augenblick nachdenklich meine Fingernägel. "So gesehen müsstest du mir dankbar sein."
 

Ach, es ist einfach herrlich mitanzusehen wie seine Augen sich weiten und er mich anstarrt. Ich frage mich unwillkürlich, was ich wohl tun müsste, damit er wirklich die Kontrolle verliert und sich vergisst. Ich glaube, das Schauspiel wäre mehr als vergnüglich. Ist der gute Seto doch so sehr bemüht, stets die Contenance zu bewahren. Von seiner wohl gefeilten Ausdrucksweise ganz zu schweigen. In der Tat, ich habe ihn eigentlich noch niemals wirklich fluchen gehört. Bei Ra, so was kann nicht gesund sein.
 

"Ich wüsste nicht, wofür ich DIR danken sollte." Seine Stimme bebt, aber sein Tonfall ist nach wie vor eisig. "Wenn, dann hast du mich erst in eine delikate Lage gebracht und ich..."
 

Ich seufze. "Ja ja... war ja klar, dass du es so sehen würdest." falle ich ihm erneut ins Wort. "Scheint als müsse ich es dir echt erklären. Nun, Kaiba, die beiden Glücksbärchen waren drauf und dran, ihren noch nicht ganz ausgefeilten Plan, deine Wenigkeit mit meiner Wenigkeit zu verkuppeln in die Tat umzusetzen. Taylor erschien mir diesbezüglich sehr... motiviert, wobei ich den Jungen nicht so recht verstehe... Da hat er dieses Mädchen endlich rumgekriegt und könnte sonst was mit ihr anstellen, aber nein, der Kleine denkt nur... Naja, egal. Wo war ich?"
 

"Dabei mir auf die Nerven zu gehen." kontert er noch immer ungehalten und ich lache kurz auf. "Ich hätte gute Lust, diese ganze Aktion abzublasen und dir eine Lektion zu verpassen." Er schüttelt leicht den Kopf und murmelt etwas, dass ich nicht so recht verstehe, aber wahrscheinlich ist dem auch besser so.

Ich verdrehe leicht die Augen. "Entspann dich." erwidere ich lässig. "Es ist doch alles gut gelaufen und jetzt fängt der Spaß erst richtig an. Sag nicht, dass du dich nicht auf eine heiße Nacht mit deinem Hündchen freust!"
 

Für den Bruchteil einer Sekunde befürchte ich, zu weit gegangen zu sein. Kaiba´s Miene ist... nun, sagen wir, dass meine Wenigkeit selten durch sein Gegenüber eingeschüchtert wird, aber jetzt und hier muss ich zugeben, dass es vielleicht besser ist, ihn augenblicklich nicht noch weiter zu provozieren. Ja, eigentlich bin ich mir dessen sogar sicher.

"Ein Wort!" fährt er mich auch schon an. "Noch ein einziges Wort über Wheeler und mich und du wirst dir wünschen, deinen Mund niemals aufgemacht zu haben, Dieb!"
 

Ok, die Drohung an sich ist jetzt nicht wirklich eindrucksvoll. Immerhin hat man mir schon viel schlimmeres an den Kopf geworfen. Wenn ich an meine erste Begegnung mit Seth denke... Der erhabene Hohepriester hatte sich nicht so unter Kontrolle wie Kaiba und seine Drohung, mir den Kopf von den Schultern trennen zu lassen... Aber das ist schließlich nicht Kaiba´s Stil. Einen Moment muss ich innerlich grinsen und frage mich, was er wohl sagen würde, wenn ich ihn darauf hinweise, dass es mich nicht sonderlich kümmert ob er mich dann verklagen würde. Immerhin besitze ich nicht wirklich etwas. Für Ryou allerdings könnte die Sache dann brenzlig werden. Das ist wohl auch der Grund, warum ich meinen Gedanken nicht ausspreche, so vergnüglich es auch ist, den Eisklotz zu triezen.
 

Zudem wird es langsam Zeit. Duke und die anderen müssten schon fast wieder beim Haus sein.
 

Ich mache eine wegwerfende Geste und zucke ungerührt mit den Schulern. "Wie kann man in so jungen Jahren schon so stocksteif sein... Tzzz." Seine Augen leuchten warnend auf und ich seufze. "Ok, ok, kein Wort mehr zu eurem lustigen Rollenspiel." lenke ich dann ein. "Wir sollten uns wohl ohnehin besser auf den Weg machen."
 

Er macht eine leichte Bewegung mit dem Kopf, die ich als Nicken deute. "Mein Motorrad steht dahinten." erkläre ich und bewege mich auch schon in die Richtung. Er zögert noch einen Augenblick, dann folgt er mir. "Und nur zur Info, wäre ich nicht auf der Bildfläche erschienen, hätten dich die Klammeraffen auch genervt. Mein Erscheinen hat sie abgelenkt. Aber keine Sorge, ich erwarte keinen Dank." Ich grinse ihn großzügig an und er quittiert mein Grinsen mit einem Todesblick der höchsten Stufe.
 

Bei Ra, wo so viel Eis ist, muss auch Feuer sein. Ich bin gespannt was Wheeler heute Nacht so erwartet. Ich bin sicher, wenn der Damm erst einmal gebrochen ist...
 

Wenn meine Einschätzung richtig liegt, wird Wheeler auf seine Kosten kommen. Ob es morgen dann so vergnüglich für ihn wird, Motorrad zu fahren, tja, das steht auf einem anderen Blatt, aber ich schätze, das wird der Kleine in Kauf nehmen.
 

Wortlos reiche ich ihm einen Ersatzhelm und er beäugt ihn für einen Moment als habe ich ihm eine tote Ratte in die Hand gedrückt. "Er wird deine Frisur schon nicht zerstören." erkläre ich mit einem spöttischen Lächeln und mache mich daran, meinen Helm anzuziehen. Kaiba dagegen rührt sich nicht. Er mustert den Helm, die Maschine und mich und ehe ich etwas sagen kann, erklärt er: "Ich fahre."

Seine Stimme duldet keinen Widerspruch und ich wette, die meisten Leute würden jetzt auch nicht widersprechen. Tja, aber ich bin Bakura, der König der Diebe. "Es ist mein Motorrad." entgegne ich und für einen Augenblick sehen wir uns herausfordernd an.
 

"Die Diskussion hatten wir bereits." bemerkt mein Gegenüber fast schon gelangweilt, aber immer noch mit diesem typischen Kaiba-Blick.

Allerdings hat er Recht. Die Diskussion hatten wir bereits, aber ich dachte, wir hätten den Punkt längst geklärt. Doch allem Anschein nach ist dem nicht so. "Herrje, es sind doch nur zehn Minuten. Solange wirst du doch mal die Zügel aus der Hand geben können..." hebe ich an und er unterbricht mich ruhig. Ja, vollkommen gelassen. "Ich fahre." wiederholt er ungerührt, die Arme vor der Brust verschränkt.
 

Für einen Moment liegt mir eine harsche Erwiderung auf der Zunge, aber ich kenne Kaiba. Er wird nicht von seinem Standpunkt abweichen. Das der Klügere gibt nach, trifft wohl in diesem Fall nicht zu. Das Genie ist stur wie ein Esel. Sein Glück, dass ich augenblicklich nicht in Stimmung für einen Schlagabtausch bin. Duke wartet. "Also schön." lenke ich schließlich ein und reiche ihm den Schlüssel. "Aber nur, weil ich besseres zu tun habe, als mich mit dir zu streiten."
 

Er verzieht leicht die Mundwinkel, sagt jedoch nichts sondern setzt sich endlich den Helm auf. Dann steigt er auf meine Maschine und ich beziehe hinter ihm Position. Als er den Motor startet und ich muss zugeben, dass er weiß was er tut, kann ich nicht anders als ihm zu zu raunen: "Weißt du, genau aus diesem Grund könnte niemals etwas aus uns werden. Du bist viel zu dominant." Über die Schulter wirft er mir einen knappen Blick zu und ich grinse ihn vergnügt an.
 

Dann fährt er auch schon los.
 

Ich bin etwas erstaunt, dass er einfach so durchstartet und mich nicht einmal nach dem Weg fragt, aber dann fällt mir wieder ein, dass ich es mit Kaiba zu tun habe und er sich sicherlich schon im Vorfeld informiert hat. Genau wie ich. Na, in gewissen Dingen haben wir dann doch ein paar Gemeinsamkeiten. Zu meinem Erstaunen fährt er die Maschine wirklich gut. Fast routiniert. Dabei habe ich ihn noch nie selbst fahren gesehen. Binnen zehn Minuten haben wir das Ziel erreicht und er bremst langsam ab. Das letzte Stück lässt er das Motorrad rollen und ich wette, nicht einmal mein Kater und Wheeler werden uns kommen hören.
 

Kaiba parkt etwas abseits des Weges und ich steige ab. "Warte hier, ich schick dir dein Hündchen raus." sage ich und er zieht leicht die rechte Braue hoch. "Ich hatte nicht vor, dich zu begleiten." erwidert er und ich lege den Helm ab. "Smalltalk ist echt nicht dein Ding, was?" entgegne ich grinsend und schicke mich an zu gehen. "Einen Vierer können wir auch ein anderes mal machen." füge ich vergnügt im Gehen hinzu und hebe lässig meine Hand. Nein, diesen Kommentar kann ich mir nicht verkneifen. Die Vorlage ist einfach zu gut. Ob er etwas erwidert oder wie er auf meine Aussage reagiert, weiß ich nicht. Ich drehe mich nicht mehr zu ihm um, aber ich bin sicher, dass er ein entrüstetes Gesicht macht und Wheeler gegenüber seine Auflagen verschärfen wird. Ich grinse vergnügt als ich auf das Haus zugehe. Duke meinte, sie hätten das linke Zimmer im ersten Stock. Ich sehe mich kurz um, bemerke gedämpftes Licht in dem Raum und mein Grinsen wird breiter. Duke wartet sicher schon sehnsüchtig.
 

Und das Hündchen... Ich hoffe, seine Nerven haben sich etwas beruhigt.

Rasch steige ich die Buche neben dem Haus hoch und spähe durch eines der Fenster. Mein Blick trifft Taylor, der gerade dabei ist ordentlich seine Kleider zusammenzulegen. Fast lache ich angesichts seiner Schlafbekleidung laut auf. Er trägt doch tatsächlich einen Pyjama. Irgendetwas läuft bei dem Jungen nicht rund. Man fährt doch nicht mit seiner Liebsten über´s Wochenende weg, nur um sich dann so einen Opa-Anzug überzuziehen. Tea kann ich leider nicht erkennen, aber ich würde wetten, dass sie in der Hinsicht die Modernere ist. Wenn ich mich recht erinnere lag ein recht hübsches Negligé auf ihrem Bett als ich letztens bei ihr war.
 

Aber die Zwei tun es sicher nur im Dunkeln, wenn überhaupt.
 

Vorsichtig steige ich auf den kleinen Dachvorsprung und husche zu besagtem Fenster. Schon beim näherkommen vernehme ich die ruhige Stimme meines Katers und ein wohliges Gefühl breitet sich in mir aus.
 

"Joey, jetzt entspann dich endlich. Du machst mich noch ganz verrück." höre ich Duke sagen und riskiere einen Blick ins Innere. Wheeler macht nicht den Eindruck als wäre er gewillt auf den Schwarzhaarigen zu hören. Er schreitet unruhig im Zimmer auf und ab und wedelt wild mit den Armen. "Musste das denn sein? Ich meine... das hätte echt nicht sein müssen. Kaiba ist sicher sauer ohne Ende und das sogar mit Recht. Bakura ist ein..."
 

"Ja?" frage ich und öffne flink und routiniert das Fenster. "Was bin ich?" will ich wissen während ich lässig ins Innere gleite. Wheeler sieht mich erst erstaunt und dann etwas verlegen an. Ich grinse nur. "Das ging aber schnell." bemerkt mein Kater und kommt auch schon auf mich zu. "Wie heißt es so schön - Der Liebe leichte Schwingen trugen mich... Naja, ich war auch nicht scharf darauf, noch länger mit diesem steifen Eisberg abzuhängen."entgegne ich und gebe ihm einen rauhen Kuss, den er mit einem leisen Schnurren quittiert. Dann wende ich mich Wheeler zu. "Dein Prinz wartet unten und ich schätze, er hat sich wieder etwas beruhigt." erzähle ich dem Hündchen, dessen Wangen sich schlagartig wieder verfärben. Zu meinem Erstaunen fängt er sich aber recht schnell wieder.
 

"Musste diese Nummer sein?" fährt er mich an. Ich seufze. "Ich habe es schon deinem Herrchen erklärt, ich hielt mein Eingreifen für angebracht und ihr solltet mir im Grunde dankbar sein." erwidere ich leicht genervt. "Die beiden Glücksbärchen sahen nämlich so aus als würden sie auf dumme Ideen kommen. Also dachte ich mir..."
 

Wheeler schüttelt energisch den Kopf. "Du hast gar nichts gedacht." unterbricht er mich ungehalten. "Dir war langweilig, das ist alles." Ich mache ein zutiefst getroffenes Gesicht. "Das denkst du also?" erwidere ich in gespielter Entrüstung und er funkelt mich an. Ich stöhne theadralisch auf. "Bei Ra, ihr gönnt einem auch kein Vergnügen." seufze ich. "Ich hielt es für eine gute Idee. Und so gesehen ist doch alles gut gelaufen. Wir wollten doch auch kooperieren, oder?"
 

Ich grinse Hündchen und Kater an und Duke´s Gesichtsausdruck entnehme ich, dass ihn das Ganze doch ein klein wenig amüsiert hat. "Taylor machte den Eindruck, dass er gleich Gott weiß was macht, da sah ich mich eben gezwungen einzugreifen." Lässig lasse ich mich auf dem großen Bett nieder und federe leicht auf der Matraze. "Hm... nicht schlecht. HIer schläft man sicher gut, fragt sich nur ob wir groß zum schlafen kommen, was, Katerchen?" Ich bedenke Duke mit einem anzüglichen Blick, der seine Wirkung nicht verfehlt.

Wheeler schüttelt erneut den Kopf, sagt jedoch nichts, sondern blickt nur etwas unsicher zum Fenster. "Steig die Buche runter, das dürfte sogar für dich kein Problem werden." rate ich ihm, was mir einen weiteren giftigen Blick einbringt. "Und lass ihn nicht zu lange warten, Geduld ist auch nicht unbedingt eine seiner Tugenden."
 

Das Hündchen blickt unsicher zu Duke. Dieser nickt. "Geh schon, Joey." sagt der Schwarzhaarige ernst. "Und mach dir keinen Kopf. Denk nicht, lass einfach passieren."
 

Ich nicke. "Und wenn dir gar nichts mehr einfällt oder du Panik bekommst, plündere die Minibar. Kaiba´s Konto kann´s vertragen." Ich zwinkere und Wheeler macht einen unsicheren Schritt auf das Fenster zu. "Es ist verdammt dunkel." bemerkt er und ich verdrehe die Augen. "Es ist Nacht!?" Wieder wird mir ein bockiger Blick zugeworfen und einzig die Tatsache, dass Wheeler augenblicklich einem unbeholfenen, kleinen, tapsigen Welpen gleicht und der Umstand, dass er mir geholfen hat, meinen Kater zu zähmen, verhindert, dass ich wütend werde.
 

Das Hündchen ist aber auch zu drollig und irgendwie vermag ich es nie, ihm böse zu sein. Wheeler ist einfach... Wheeler. Unwillkürlich muss ich an seine flammende Rede über meine ernsten Absichten denken. Ja, der Kleine ist nicht übel. Er muss sich nur noch ein wenig entspannen, abe ich schätze, wenn er seine erste Nacht mit Kaiba hinter sich hat, wird er die Dinge auch lockerer sehen. Kaiba hoffentlich auch.
 

Mit einem Sprung bin ich wieder auf den Beinen und trete neben mir. Seine Augen weiten sich erschrocken und er weicht sogar einen Schritt zurück. Ich lache nur. "Gleich ein paar Meter rechts von hier ist der Baum. Du kannst ihn nicht verfehlen. Selbst ein Kleinkind könnte daran runterklettern." erkläre ich ihm und deute in besagte Richtung. Er nickt und atmet tief durch. Dann steigt er auf die Fensterbank. Ich wette, dass Herz schlägt ihm bis zum Hals und das nicht nur, weil er diese Hochseil-Nummer machen soll.
 

"Joey, deine Tasche." hält Duke ihn zurück und reicht ihm mit vielsagendem Blick einen kleinen Beutel. Ich muss nicht nachfragen das sich darin verbirgt. "Viel Glück und... viel Spaß." meint der Schwarzhaarige ehrlich und ich nicke. "Ich freue mich jetzt schon auf die Details." füge ich dazu und Wheeler blickt ein letztes Mal über die Schulter. Ich zwinkere ihm zu und er zeigt mir den Vogel. Dann ist er in der Dunkelheit verschwunden und ich schließe das Fenster.
 

"Dann können wir ja endlich zum vergnüglichen Teil übergehen." sage ich an meinen süßen Kater gewandt und freue mich jetzt schon darauf, ihn gleich nicht nur zum Schnurren sondern auch zum Schreien zu kriegen. Es ist eine Weile her, dass mein Name über die schönen Lippen gekommen ist. Ich lächele und Duke´s Wangen erröten leicht. Eine Eigenschaft, die ich wider Erwarten mehr als reizvoll finde. Gleichgültig wie oft wir gewisse Dinge schon getan haben, der Kater wird noch immer hin und wieder rot. Ich streiche eine schwarze Strähne aus dem Gesicht und will ihn gerade küssen als er anhebt: "Wir müssen uns ein wenig zügeln, Kura."
 

Ich sehe ihn verständnislos an. "Zügeln?" entfährt es mir als wäre es ein Fremdwort, dass ich noch nie gehört habe. "Bei Ra, meine Lenden brennen vor Verlangen, an zügeln ist nicht zu denken oder willst du, dass ich explodiere?"
 

Duke schüttelt den Kopf und grinst. Er macht einen Schritt auf mich zu und als seine Hand zu meinem Gürtel wandert und es in seinen grünen Augen aufblitzt, bin ich mir sicher, dass Zügeln ganz und gar keine Option sein wird. Nicht einmal diese Made von einem Pharao könnte mich jetzt meines Vergnügen berauben. "Das meinte ich nicht mit zügeln." erklärt er mir mit rauer Stimme. "Wir müssen nur etwas leiser sein, Kura. Sonst hält Tea Joey morgen eine gehörige Standpauke und das willst du doch nicht?"
 

Ich lache. "Nun, wenn du mich so fragst..." entgegne ich spielerisch. "Das würde sicher unterhaltsam werden. Das Hünchen ist ja jetzt schon neben der Spur." Auch Duke kommt nicht umhin zu grinsen. "Hey, sein erstes Mal steht bevor und das mit Kaiba." entgegnet er und ist sichtlich bemüht ernst zu wirken. Ich grinse. "Punkt für dich." erwidere ich und ziehe ihn an mich. "Wer kurz davor ist, es mit Kaiba zu treiben, darf neben der Spur sein."

Meine Lippen streifen seinen schlanken Hals und er stöhnt leise auf.
 

"Ich hoffe nur, dass die Beiden es auf die Reihe bekommen." raune ich seinen Hals weiter küssend. "Ich muss zugeben, ich freue mich jetzt schon auf Kaiba´s Gesichsausdruck morgen früh." Ich lache leise und er tut es mir gleich. Gott, ich liebe sein Lachen. Eigentlich liebe ich alles an ihm.
 

"Jetzt stellen sich mir eigentlich nur zwei Fragen." bemerke ich und löse mich widerwillig wieder etwas von ihm. Er sieht mich erstaunt an. "Zwei?" will er wissen. Ich nicke. "Erstens, was genau befindet sich in Wheeler´s Täschchen." anworte ich und sein Grinsen ist Antwort genug.
 

Meine Hand wandert in seinen Nacken. "Und zweitens... hat mein heißer Kater an den Knebel gedacht? Andernfalls dürfte es mit dem zügeln etwas schwierig werden, oder?"

Er keucht auf als meine Hand über die allzu deutliche Beule seiner Hose streift.
 

"Was denkst du denn?" ist die heisere Erwiderung und ich nicke zufrieden.

Vorspiel Teil 2

Mit diesem Kapitel ist das "Vorspiel" abgeschlossen und im Nächsten geht es dann... naja, lest selbst.
 

Merci für die lieben Kommis und ich wünsche euch viel Spaß und schon mal ein schönes Wochenende!
 

"Ich wusste gar nicht, dass du Motorrad fahren kannst." enfährt es mir und ich stocke verlegen. Unsicher kratze ich mir am Kopf. "Ähm... naja, war ja eigentlich klar, ich meine, du kannst ja alles und so." rede ich auch schon unkontrolliert weiter während er mir wortlos einen Helm reicht. Ich nehme ihn entgegen und halte ihn einen Moment planlos fest. Kaiba mustert mich mit diesem seltsamen, undefinierbaren Ausdruck und ich weiß nicht so recht, was ich machen soll.

Irgendwie ist die ganze Situation seltsam. Nein, eigentlich mehr als das. Ok, ich habe jetzt schon einige merkwürdige Begegnungen mit ihm hinter mir, aber das ändert eben nichts daran, dass es nach wie vor seltsam ist. Unwillkürlich kommt mir der Gedanke, dass unser Verhältnis früher einfacher war. Ich meine, ich wusste woran ich bin und ich schätze, er wusste es ebenfalls und jetzt...

Dieser verflixte Bakura hat Recht. Wir verhalten uns kindisch. Richtig bescheuert.
 

Einen Moment sehen wir uns nur an und auch wenn ich sein Gesicht im Halbdunkeln nur undeutlich sehe, verfehlt es keinesfalls seine Wirkung auf mich. Mann, der Kerl sieht echt gut aus. Also für einen Kerl und für Kaiba. Naja, überhaupt. Ach, fuck, meine Gedanken sind wieder voll konfus. Ich stehe wohl ziemlich belämmert da und sehe ihn an als wäre er der letzte Mensch auf Erden. Ein Glück, dass er im Dunkeln nicht sehen kann, dass ich rot werde.
 

Obwohl...
 

Vielleicht kann er das ja? Kaiba kann ja alles, oder?
 

Wortlos nimmt er mir den Helm wieder aus der Hand und ich sehe ihn fragend an. Statt einer Antwort, plaziert er das Ding auf meinem Kopf und nesselt an dem Gurt. Ich schlucke als seine Finger meine Wangen streifen und Scheiße, meine Knie sind mit einem Mal so was von weich. Ich hoffe nur, dass ich nicht jeden Moment umkippe. Das würde mir echt noch fehlen. Man stelle sich vor... was für eine Blamage!!
 

Als er sich umwendet, spüre ich noch immer die sanfte Berührung und ein Schauder läuft mir über den Rücken.
 

"Verdammt Joey, reiß dich zusammen!" ermahne ich mich selbst. Es geht ja wohl nicht an, dass ich schon durch so ne kleine Berührung am Rad drehe. Was soll dann erst werden, wenn er... Ich schlucke hart und kämpfe verzweifelt dagegen an, den Gedanken weiter zu denken. Das Aufheulen des Motors rettet mich zum Glück.
 

Kaiba ist bereits aufgestiegen und nickt mir zu. Ich schwinge mich hinter ihn, wohlwissend, dass ich noch nie auf so einem Ding gesessen habe und überhaupt nicht weiß, was ich tun soll. Unsicher versuche ich eine gute Position einzunehmen, da fährt er auch schon an. Ein Ruck geht durch meinen Körper und einem Impuls folgend schlinge ich die Arme um seine Hüften. Einen Moment durchzuckt mich der Gedanke, dass das vielleicht nicht so gut ist, aber bei näherer Betrachtung, ist es mir echt lieber mich an ihm festzuhalten als von dem Ding runterzufallen.
 

Ein paar Sekunden später registriere ich wie schmal er eigentlich ist. Ich kann meine Arme komplett um ihn schlingen ohne das geringste Problem. Sein Körper bebt leicht, aber ich schätze, dass liegt an dem Motorrad.

"Hättest du die Güte, deinen Griff etwas zu lockern." höre ich ihn sagen und gebe ein entschuldigendes "OH!" von mir. Ich löse mich etwas von ihm, presse mich aber immer noch an ihn und angesichts des Fahrtwindes, denke ich auch nicht daran, ihn weiter loszulassen. Ich bin sicher, dass ich dann runterfalle und...
 

Verflixt noch mal, es ist doch echt nicht meine Art, dass ich solche Panik schiebe! Ich muss mich echt beruhigen und Duke´s Ratschlag befolgen. Nicht denken, einfach tun. Tja, das sagt sich so leicht.
 

Ich kneife die Augen zu und bemühe mich, ihn nicht zu fest zu halten. Fuck, ich hoffe, die Fahrt dauert nicht lang. Motorräder sind nicht mein Ding. Ich schaukele nach links, nach rechts und habe die ganze Zeit das Gefühl, dass ich jeden Moment auf der Straße sitze. Herrje, wer hätte gedacht, dass ich mich einmal mit solcher Verzweiflung an Kaiba klammern würde?

Naja, wer hätte auch gedachte, dass wir je so eine Nummer wie diese abziehen würden?
 

Vage nehme ich seinen Duft wahr. Er riecht nach Moschus, Kiefer und irgendwas sauleckerem, auf das ich im Moment nicht komme. Das also ist der Kaiba-Geruch. Hm. Warum ist mir früher nie aufgefallen, dass er so gut riecht? Als würde man in einem Erkältungsbad ein Marzipanteilchen essen. Mit Karamel und Schokolade. Und Mandeln. Ach, was weiß ich. Vermutlich war das Zeug sauteuer und er kennt nicht einmal den Namen.
 

Ich kuschele mich etwas an ihn, auch um dem Fahrtwind zu entgehen und ein wohliger Schauder durchzuckt mich abermals. Naja, wenn das hier schon so gut ist, dann muss alles weitere ja noch besser sein, oder? Vielleicht haben Duke und Kura ja Recht und es ist das Beste überhaupt?
 

Gerade als ich dabei bin, mich zu entspannen, endet die Fahrt auch schon. Das Motorrad kommt zum Stehen und ich öffne die Augen. Wir parken vor einem Hotel. Ich blinzele als ich die Lichter betrachte. "Du kannst absteigen." sagt er zu mir und ich nicke. Schnell komme ich seiner Aufforderung nach und bin froh als ich wieder festen Boden unter meinen Füssen habe. Kaiba tut es mir gleich, schiebt die Maschine noch ein Stück und nimmt seinen Helm ab. Da fällt mir ein, dass ich ja auch einen trage und ich suche nach dem Knopf, der das Ding wieder öffnet. Ich taste planlos herum, als er auch schon auf mich zukommt und den Gurt mit einer einzigen grazilen Handbewegung löst.
 

"Ähm... danke." Er nickt nur und ich nehme den Helm ab. "Und jetzt?" will ich unsicher wissen. Kaiba bedenkt mich mit einem dieser "Herrje, was geht nur in deinem Kopf vor, Wheeler?"-Blick und ich grinse entschuldigend. "Ich würde vorschlagen, wir gehen auf mein Zimmer." erwidert er als wäre das die normalste Sache auf der Welt. Ich nicke. "Ähm... klar." entgegne ich. "Und wie? Ich meine, soll ich mich über den Hintereingang reinschleichen oder so?"
 

Hey, ich weiß schließlich nicht, wie er sich das gedacht hat. Ich meine, wenn wir zusammen reingehen und auf sein Zimmer... keine Ahnung, das wird doch jemand bemerken, oder? Und er will doch nicht, dass...
 

"Wir nehmen, wie es Gäste für gewöhnlich tun, den Haupteingang." höre ich ihn da auch schon sagen und könnte mir an den Kopf schlagen. "Ähm... klar." Verdammt noch mal, ich muss echt damit aufhören, ihm so zu antworten. Er rastet sicher noch aus. Er hasst es schließlich und ich bin doch auch nicht vollkommen bescheuert. Einen Satz oder so müsste ich doch echt noch zusammenkriegen, oder?
 

Ohne ein weiteres Wort schreitet er auch schon in typischer Kaiba-Manier die wenigen Stufen bis zum Eingang empor. Ich folge ihm nicht ganz so majestätisch erhaben wobei ich etwas Abstand halte. Er steuert direkt auf die Rezeption zu. Ein junger Mann erhebt sich als er ihn näher kommen sieht. "Guten Abend, Mr. Kaiba." Die Stimme des Portiers trieft nur so vor Ehrerbietung. Kaiba nickt lediglich und ohne, dass er etwas sagen muss, wird ihm auch schon ein Schlüssel ausgehändigt. Wortlos nimmt er ihn entgegen, nickt erneut beiläufig und deutet mir dann an ihm zu folgen. Ich zögere einen Moment, dann setze ich mich in Bewegung und mir entgeht keineswegs der interessierte Blick, des jungen Mannes. Ich spüre geradezu wie er uns mit den Augen folgt und mir ist etwas unbehaglich zumute.
 

Was der Kerl wohl denken mag?
 

Erst im Lift wage ich es wieder laut durchzuatmen, wobei Kaiba mich misstrauisch beäugt. "Hast du gesehen wie der geguckt hat?" will ich wissen. Er zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Ein falsches Wort und er kann in Zukunft Abflüsse reinigen." ist das Einzige, was er dazu zu sagen hat und ich starre ihn einen Moment mit einer Mischung aus Schock und Faszination an. Scheinbar macht er sich weitaus weniger Gedanken als ich. Schweigend setzen wir unseren Weg fort und erst als er die Zimmertür hinter uns geschlossen hat, vernehme ich wieder seine Stimme.
 

"Du erweckst den Eindruck eines Lammes, dass zu Schlachtbank geführt wird." stellt er fast schon belustigt fest und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sein Eindruck ist gar nicht mal... Naja, ok, wie ein Opferlamm fühle ich mich nicht gerade, aber mir ist schon etwas seltsam zumute. Ich meine, ich stehe kurz davor meine erste Nacht mit Kaiba zu verbringen.
 

Hallo!?
 

Da darf einem ja wohl mulmig zumute sein, oder? Kaiba und ich... eine ganze Nacht... Ihr wisst schon was ich meine. Das ist schließlich nicht normal, oder? Aber bei genauerer Betrachtung ist seit ein paar Wochen ohnehin nichts mehr so richtig im Lot. Die ganze Sache... Kaiba, Bakura, Duke... War ja klar, dass wenn ich mich mal verliebe, die Nummer nicht easy laufen würde. Wäre ja auch zu schön.
 

"Willst du was trinken?" fragt er und unterbricht damit meine Gedanken. Ich nicke. "Ja, bitte, gern." füge ich schnell hinzu, um zumindest einen Bruchteil meiner Würde zu bewahren. Zu meinem Erstaunen geht er zum Telefon. Ich sehe ihm verständnislos zu und brauche tatsächlich einen Moment bis ich begreife.

Zimmerservice. Klar. Wir sind ja in einem Hotel.
 

"Was möchtest du?" will er wissen. Ich zucke mit den Schultern. "Ähm... so was grünes." erwidere ich dann und füge rasch dazu als er die Stirn in Falten legt: "Ich weiß nicht wie das Zeug heißt. Es ist grün, schmeck sauer und..." Ich mache eine entschuldigende Geste mit der Hand, aber er ist schon dabei, die Bestellung aufzugeben. Mit nüchtern-sachlichem Tonfall bestellt er ein Kännchen Kaffee ohne Milch und Zucker und einen Cai-was-auch-immer. Ich schätze, das ist dann mein Drink.
 

Mein Blick wandert durch das Zimmer, dass größer ist als meine gesamte Wohnung und so vollgestopft mit goldenem Prunk, dass man meinen könnte, der Kaiser von China hätte hier vorher residert. Ich frage mich ob das Zeug aus echtem Gold ist, aber ich schätze, dass kann nicht sein. Angesichts diesen fast schon antik aussehenden Mobilars mit all den Schnörkeln und was weiß ich, was das alles sein soll, fühle ich mich noch eine Spur unbehaglicher.
 

"Setz dich." fordert er mich auf und ich zögere einen Augenblick. Zum einen, weil ich mir nicht sicher bin, wohin ich mich setzen soll und zum anderen, weil ich das Gefühl habe mich nicht von der Stelle rühren zu können. Kaiba ist dabei sein Jacket abzulegen und fein säuberlich auf einen Bügel zu hängen. Mein Magen zieht sich leicht zusammen. Erneut sehe ich mich um und entscheide mich dann dafür auf dem großen weißen Sofa Platz zu nehmen. Den Rucksack stelle ich neben mir auf den Boden und unwillkürlich fallen mir wieder Duke´s Worte ein, die er sagte als er mir half das Ding zu packen.
 

Ich hätte nicht einmal eine Zahnbürste eingepackt und dank dem Schwarzhaarigen bin ich jetzt gerüstet für das was er eine heiße Nacht nannte. Allein der Gedanke an diese kleine Tube treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn. Ich hoffe nur, dass ich nicht halb so verkrampft dasitze, wie ich mich gerade fühle.
 

Kaiba steht einen Moment unschlüssig da. Mein Blick streift seinen und obgleich sich an seiner Miene nichts verändert hat und seine Züge noch immer wie aus Stein gemeißelt sind, stelle ich zu meiner Erleichterung fest, dass auch er alles andere als entspannt ist. Ich schätze, ihm ist ähnlich zumute. Das hier ist sicher keine der Situationen, die er so spielend leicht unter Kontrolle bringt. Seltsamerweise hilft mir dieser Gedanke, mich ein wenig zu entspannen.
 

Er macht einen Schritt auf mich zu oder vielmehr auf die Couch als es an der Tür klopft.
 

Wie ich es bislang nur aus Filmen kenne, erscheint ein kleiner Hotelpage mit einem dieser Servierwagen in der Tür. Kaiba deutet ihm mit einer einfachen Handbewegung ein, einzutreten und der Junge, ich schätze er ist nicht so viel älter als wir, schiebt den Wagen in den Raum. Dann sieht er Kaiba fragend an. Erneut macht der Firmenchef eine Handbewegung und deutet auf den kleinen Couchtisch. "Stellen sie dort alles ab." fordert er ihn auf und mit einem leichten Nicken kommt der Junge der Aufforderung nach. Routiniert platziert er die Getränke sorgfältig auf dem Tisch und wendet sich erneut an Kaiba. "Haben sie sonst noch einen Wunsch, Sir?" will er wissen. Kaiba schüttelt den Kopf. "Danke, das wäre alles."
 

Erneut nickt der Junge und schickt sich auch schon an samt seinem kleinen Wagen den Raum wieder zu verlassen.
 

Ich grinse als sich die Tür hinter ihm schließt und Kaiba sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. "Das war ja wie im Film." versuche ich meinen Gedanken zu erklären, aber Kaiba sieht mich weiterhin verständnislos an. Ich grinse noch breiter. "Naja, so wird das im Film auch immer gemacht." versuche ich zu erklären. "Nur hättest du ihm da noch Trinkgeld geben müssen."
 

Die rechte Braue zuckt leicht. "Ich bezahle meine Rechnung." entgegnet er und ich weiß, dass er keinerlei Ahnung hat, was ich da eigentlich rede. Ich schätze, viele Filme hat er noch nicht gesehen. Typisch Kaiba. Solche nebensächlichen Dinge interessieren ihn sicher nicht.
 

Wortlos nimmt er neben mir Platz, wohl darauf bedacht einen gewissen Abstand zwischen uns einzuhalten. Dann siebt er mir das Glas rüber und ich mustere einen Moment dessen Inhalt. Genau den Drink, den ich gewollt hatte, wenn mich das Aussehen nicht trügt. Als könne er meine Gedanken lesen, höre ich ihn neben mir plötzlich sagen: "Caipirinha. Ein brasilianisches Getränk." Seine Stimme klingt eigentlich wie immer. Nüchtern, kühl. Trotzdem entgeht mir der leicht unsichere Unterton keineswegs.
 

Ich greife zu dem Glas, ziehe am Stohhalm und schmecke sofort die leicht sauere Note. Zufrieden stelle ich das Glas wieder ab, wobei mir nicht entgeht, dass er mich genau im Auge behält. Seinen Kaffee hat er noch nicht angerüht und macht auch keinerlei Anstalten es zu tun.
 

"Das mit Bakura tut mir leid." sage ich plötzlich und lächele ihn entschuldigend an. "Ich wusste nicht... ich meine, ich wollte nicht, dass..." Er unterbricht mich mit einer wegwerfenden Geste. "Dieser Dieb ist unverbesserlich." entgegnet er mit leicht grimmigem Ausdruck. "Ich dachte mir bereits, dass er irgendwas dummes tun würde." Ich nicke zustimmend und wieder herrscht für einen Augenblick betretenes Schweigen.
 

Immer noch etwas unsicher greife ich wieder zu dem Glas mit der leuchtend grünen Flüssigkeit und nehme einen weiteren, größeren Schluck. Der säuerliche Geschmack verschafft mir eine leichte Gänsehaut und ich spüre zugleich, wie ich Wärme in mir ausbreitet.
 

Ja, langsam habe ich sogar wirklich das Gefühl mich zu entspannen.
 

Und hey, bislang läuft doch auch alles Bestens. Ich meine, wir sitzen friedlich da, trinken was... Scheint echt als hätte ich mich grundlos verrückt gemacht.
 

Beiläufig nehme ich wahr, dass Kaiba nach dem Kännchen Kaffee greift und sich eine Tasse ausschenkt. Ich beobachte dabei fasziniert seine Bewegungen, die irgendwas ungemein graziles haben und nippe weiter an meinem Drink. Irgendwie habe ich das Gefühl etwas sagen zu müssen, weiß aber nicht so recht was. Streiten mit Kaiba war wirklich um einiges leichter. Aber auch dabei scheint es ihm ähnlich zu gehen. Seine ganze Haltung drückt Anspannung aus und ich schätze, dass es in seinem brillianten Kopf auch schon fieberhaft arbeitet.
 

"Mann, wer hätte gedacht, dass wir mal so friedlich da sitzen würden, was?" Ich lache und meine eigene Stimme erscheint mir für einen Moment viel zu laut. Er macht eine leichte Bewegung mit dem Kopf, die ich als Nicken deute. "Das ist tatsächlich eine unvorhersehbare Entwicklung." stimmt er mir dann sogar zu und ich grinse ihn an. Er nippt an seiner Tasse und im nächsten Moment höre ich mich auch schon selbst sagen: "Du hast echt unglaublich blaue Augen." Er entgegnet zwar nichts, aber ich nicke eifrig. "Doch echt jetzt." fahre ich fort als habe er mir widersprochen. "Die sind so was von blau..."
 

Unwillkürlich beuge ich mich etwas vor, eigentlich um ihm nur in die Augen zu sehen und im nächsten Augenblick liegen meine Lippen auch schon auf seinen. Ich spüre wie ein Ruck durch seinen Körper geht und sein Mund für den Bruchteil einer Sekunde zittert.
 

Dann fühle ich nur noch.
 

Eigentlich sollte ich mich inzwischen an das Gefühl gewöhnt haben. Ist ja nicht das erste Mal, dass wir uns küssen. Trotzdem durchzuckt es mich auch dieses Mal wieder als hätte ich einen Stromschlag bekommen. Meine Lippen prickeln wohlig und ich glaube, ich gebe ein ähnliches Geräusch von mir wie Duke, wenn Bakura... naja, ihr wisst schon.
 

Als ich mich nach ein paar Sekunden wieder von ihm löse und die Augen öffne, hält mich sein Blick weiterhin fest. Seine Wangen sind leicht gerötet und da ist wieder dieser unsichere Ausdruck in seinen Augen, der ihm nicht nur einen menschlichen Zug verleiht, sondern ihn auch irgendwie süß aussehen lässt. Für ein paar Sekunden sehen wir uns einfach nur an, dann räuspert er sich und bricht den Blickkontakt so beiläufig wie möglich ab.
 

Ich grinse unwillkürlich wieder.
 

Mann, das Gefühl, dass mich gerade durchströmt ist echt mal der Hammer. Dafür gibt es keine Worte. Ich habe den Eindruck, es wird von Mal zu Mal besser.
 

Er greift zu seiner Tasse und ich leere mein Glas und als er sich mir wieder zuwendet, blicke ich ihn erwartungsvoll an. Ich sehe ihm deutlich an, dass er etwas sagen möchte, jedoch scheint er nicht so recht zu wissen was oder auch wie und in der Hinsicht geht es mir genauso. Ich habe auch keinen Plan, was ich sagen könnte, geschweige denn worüber wir reden sollten. In dem Punkt muss ich dem Dieb beipflichen, Reden scheint nicht gerade unser Ding zu sein. Naja, noch nicht.
 

Ohne den Blick von ihm zu wenden, stelle ich mein Glas auf dem kleinen Tisch ab und greife nach seiner Hand. Seine Haut ist kühl und unerwartet zart. Erneut habe ich das Gefühl, dass er kurz zusammen zuckt, aber er entzieht sich meinem Griff nicht und lässt zu, dass ich seine Hand sanft drücke.
 

"Wheeler..." hebt er mit ungewohnt leiser Stimme an und nun ist die Unsicherheit in seinen Augen deutlich sichtbar. "Ich denke, wir..."
 

Lächelnd lege ich ihm meinen Zeigefinger auf den Mund und versiegele so seine Lippen ehe er weitersprechen kann. "Denken ist jetzt gar nicht gut." erkläre ich ihm und spüre deutlich wie sich in meiner Körpermitte etwas zu regen beginnt. "Reden ist sowieso nicht unser Ding, Kaiba."
 

Ein wenig überrascht es mich selbst, dass meine Stimme nun auch leiser und auch ein klein wenig rau klingt, aber ich denke nicht weiter darüber nach. Auch nicht darüber, dass ich ein Stück näher an ihn ranrutsche und ihn dabei auch noch sanft zu mir ziehe. Für einen winzigen Moment kommt mir nur Duke´s Rat wieder in den Sinn.
 

"Ich schätze, du wirst den ersten Schritt machen müssen, Joey. Aber das kriegst du schon hin. Denk nicht, mach einfach. Hör auf das was du fühlst. Kaiba wird dir dann schon folgen."
 

Mein Mund ist seinem mit einem Mal wieder so nah, dass mir der Kaiba-Duft in die Nase steigt und ich seinen warmen, etwas stockenden Atem in meinem Gesicht spüre. Ich schlucke leicht während sich meine Lider langsam senken.
 

"Reden ist nicht dein Ding, Wheeler." höre ich ihn flüstern ehe meine Lippen erneut auf seine treffen.

Es wird Ernst!

“Ich bring dich wohl ganz schön auf Touren, was?” entfährt es mir als ich ihn keuchen höre und im nächsten Augenblick könnte ich mir auch schon an den Kopf schlagen. Meine Wangen beginnen fast sofort zu brennen und ich richte mich etwas auf. Naja, genau genommen, versuche ich es, aber irgendwie liege ich gerade mehr oder weniger auf Kaiba und meine Hand…
 

Ich schlucke.
 

Meine Hand ist tatsächlich unter seinem Hemd.

Auf seiner Brust.

Auf seiner Haut.
 

Und die ist alles andere als kalt.
 

Mein Blick trifft seinen und ich grinse ihn entschuldigend an. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn ich jetzt das Weite suchen würde, aber irgendwie kann ich mich nicht rühren und erst recht nicht meine Hand zurückziehen. Und ehe ich weiß, was ich tun soll, höre ich mich auch schon sagen: “Boah, dein Herz rast ja…”
 

Mann, das ist echt alles ein bisschen zu viel für mich gerade!
 

Kaiba sieht mich mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Überraschung an, sagt jedoch nichts. Seine Mundwinkel zucken zwar leicht, aber bevor er etwas erwidern kann (und unter uns, ich glaube, dass er gar nicht mal wirklich weiß, was er sagen sollte), rede ich auch schon weiter. “Ich meine… du hast ein Herz… und was für eins. Also, nicht, dass ich gedacht hätte, du hättest keins… weil du musst ja eins haben… aber…”
 

Klasse, Joey! Du übertriffst dich wieder einmal selbst.
 

Nun weiten sich seine Augen und ich versuche erneut etwas von ihm wegzurücken, aber irgendwie sind meine Beine zwischen seinen verkeilt und ich weiß nicht so recht wie ich da wieder rauskommen soll. Ehrlich gesagt, ich kann ihn nur ziemlich belämmert ansehen. Und gerade als der Eisklotz, der eigentlich ganz und gar nicht so eisig ist, den Mund aufmacht, wird mir bewusst, dass mein kleiner Wheeler alles andere als klein ist im Moment.
 

Wieder schlucke ich und auch Kaiba scheint dieser Umstand gerade bewusst zu werden. Mehr noch. Seine blasse Haut verfärbt sich leicht und ich schätze mal, dass er gerade registriert, dass sein bestes Stück auch in Hochform ist, um´s mal so zu sagen, und mit meine kollidiert.
 

“Ähm…”
 

Ich überlege ernsthaft ob ich mich vielleicht zur Seite abrollen soll und dann muss ich aus irgendeinem wahnwitzigen Grund plötzlich an Bakura denken, der sich sicherlich über diese Szene hier köstlich amüsieren würde.
 

Kaiba und ich - hochgradig erregt und absolut planlos.
 

Der Dieb würde sich ja so was von ins Fäustchen lachen. Duke auch.
 

Und aus einem noch seltsameren Grund beruhigt mich ausgerechnet dieser Gedanke wieder etwas. Ich meine, ich bin schließlich hier um… Naja, nicht nur, aber eigentlich schon, oder? Also wenn man´s genau nimmt, dann sollte doch alles auf diesen Moment hinauslaufen.
 

Theoretisch zumindest.
 

Einen Moment sehen wir uns etwas pikiert an. Kaiba scheint auch unschlüssig zu sein, aber ich sehe deutlich, dass sein Verstand die Arbeit wieder aufgenommen hat. Nun gut. Soll er sich was überlegen. Er ist schließlich das Genie. Ich sehe ihn erwartungsvoll an und habe ich die stille Hoffnung, dass er jetzt das Ruder in die Hand nimmt.
 

Wie bin ich eigentlich auf ihn drauf gekommen? Daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Wir haben uns geküsst und dann…
 

Gut, Duke hat gesagt, dass ich die Offensive ergreifen soll, aber…
 

Noch ehe Kaiba etwas tun kann, lache ich los und seine Züge entgleisen.
 

“Oh Mann!” pustet es aus mir heraus. “Bakura würde sich so was von abschießen, wenn er uns jetzt sehen könnte… Und Duke! Der hat zwar gesagt, dass ich die Initiative ergreifen soll, aber ich wusste doch gar nicht wie und naja, jetzt lieg ich auf dir und eigentlich dachte ich, dass ich flachgelegt werde… die Zwei haben gesagt, dass ich…”
 

Ich halte schlagartig inne als seine rechte Braue in die Höhe schnellt und rechne mit dem Schlimmsten.
 

Dann werde ich recht unsanft an den Hüften gepackt und einen Moment später, keine Ahnung wie er das macht, sitze ich auf seinem Schoß. Seine Miene ist noch immer ausdruckslos, aber sein Blick hat mit einem Mal was entschlossenes. Naja, irgendwie guckt er so wie bei einem Duell, einem wichtigen Duell. Gut, vielleicht nicht so verbissen, aber eben entschlossen und ich schlucke.
 

“Halt einfach die Klappe, Wheeler!” werde ich da auch schon angezischt und kaum eine Sekunde später presst er seinen Mund auch schon auf meinen.
 

Obwohl wir uns jetzt schon ein paar Mal geküsst haben, ist es nach wie vor ein Schock für die Sinne. Und dieses Mal geht die ganze Offensive auch von ihm allein aus. Seine Zunge schiebt sich als erstes in meinen Mund und beiläufig nehme ich wahr, dass er mich auch ein Stück näher an sich zieht. Ohne groß nachzudenken schlinge ich meine Arme um seinen Nacken und dann verabschiedet sich mein Denken erstmal wieder.
 

Als der Kuss endet, japse ich auf und ich schätze, ich sehe in ziemlich verdattert an. Und vermutlich auch irgendwie… naja, verklärt.
 

Da ist er wieder… der überlegene Kaiba.
 

“Kein Wort mehr über diesen Dieb oder Devlin!” Sein Tonfall duldet keinen Widerspruch. Ich nicke. “Und keinerlei… Ausführungen mehr zu dieser… Sache hier!” Ich kann nicht verhindern, dass meine Mundwinkel zu zucken beginnen. Abgesehen davon, dass er jetzt tatsächlich wieder ganz wie der alte Kaiba klingt, entgeht mir keineswegs, dass das Genie sich sichtlich schwer tut, über unsere Situation zu reden.
 

Seine Augen werden schmal und ich nicke schnell. “Klar, Kaiba.” versichere ich ihm und seufzt.
 

Ich höre ihn etwas murmeln, verstehe allerdings nicht was er sagt. Wahrscheinlich auch besser so.
 

Ich warte einen Moment, dann frage ich zaghaft: “Und jetzt?” Er verdreht die Augen und ich lächele ihn entschuldigend an. “Naja, ich meine ja nur… keine Ahnung, wie es dir geht, aber ich glaube, meine Hose platzt gleich…” Einerseits könnte ich mir für diese Äußerung in den Arsch beißen, andererseits entspricht sie der Wahrheit. Er sieht mich einfach nur an. Auf diese ganz spezielle Kaiba-Art, meine ich. Und wieder habe ich das Gefühl, dass es in seinem Kopf zu rattern beginnt und im nächsten Augenblick vernehme ich auch schon ein ungehaltenes: “Herrje, Wheeler!“
 

Ich zucke leicht mit den Schultern. “Sorry, Großkotz, dass meine Jeans nicht ganz so viel aushalten wie deine dämlichen Designerhosen! Außerdem kann ich nichts dafür!” Ich schätze, ich funkele ihn gerade etwas giftig an.
 

Kaiba hält meinen Blick gelassen stand und dann leuchten seine Augen kurz auf. Dann ist da mit einem Mal diese gleiche, grimmige Entschlossenheit ins einem Blick wie bei einem Duell.
 

“Aufstehen.” befiehlt er knapp und ist im nächsten Moment auch schon dabei sich selbst etwas aufzurichten. Irgendwie schaffe ich es tatsächlich aufzustehen und er erhebt sich ebenfalls. Sein Hemd ist nicht mehr ganz so faltenfrei wie vorhin und ein paar Knöpfe stehen offen und seine Frisur… Ich muss mir hart auf die Unterlippe beißen, um nicht schon wieder zu grinsen.
 

Kaiba´s blaue Augen mustern mich abschätzend und ich frage mich, was für ein Bild ich wohl abgebe.
 

“Mitkommen.” Wieder ein knapper Befehl und ohne eine Antwort meinerseits abzuwarten, wendet er mir auch schon den Rücken zu und setzt sich in Bewegung. Ich zögere einen Augenblick.
 

Was zum Geier hat der Kerl denn jetzt vor?
 

“Ähm…” Ich breche sofort wieder ab. Dieses “Ähm, Kaiba” sollte ich mir echt verkneifen. Und überhaupt, waren wir nicht schon bei “Seto und Joey”? Ich gebe mir einen Ruck und schicke mich endlich an ihm zu folgen. Er hat eine Tür geöffnet und sieht mich erwartungsvoll an. Mein Blick wandert in das Zimmer und ich schlucke.
 

Das Schlafzimmer.

Mit einem überdimensionalen Bett.
 

Und der Groschen fällt.
 

Ich spüre wie mein Kopf wieder zu brennen beginnt und sehe ihn einen Moment unsicher an. Naja, vielleicht auch panisch. Er hält meinem Blick gelassen stand und ich schätze mal, jetzt wird es ernst. Ich glaube nämlich nicht, dass er schlafen gehen will. Jetzt macht auch dieser Duell-Blick einen Sinn. Glaube ich zumindest.
 

Plötzlich fällt mir wieder die Tasche ein, die Duke mir mehr oder weniger gepackt hat.
 

“Moment.” sage ich und hechte zurück zu dem Sofa, neben dem ich sie abgestellt habe. Schwungvoll greife ich nach dem Rucksack und will im nächsten Augenblick auch schon wieder zu Kaiba zurück als der Reißverschluss nachgibt und sich der Inhalt auf dem Boden verteilt.
 

In gewohnt analytischer Kaiba-Manier werden die verschiedenen Sachen gemustert und ich schlucke als sein Blick erst diese spezielle Tube und dann mich trifft. Verlegen kratze ich mir am Kopf.
 

“Das ist jetzt nicht so wie es aussieht!” erkläre ich schnell. “Ich weiß wie es aussieht, aber so ist es nicht. Also, nicht wirklich. Ich meine… es sieht zwar aus als wäre ich vorbereitet, aber ich bin es nicht… naja, nur theoretisch, aber auch nur, weil Duke meinte, dass es besser wäre. Vorbereitet zu sein” Ich zucke leicht mit den Schultern. “Das heißt jetzt aber nicht, dass wir… etwas tun müssen. Ich meine, wir können es, das volle Programm und so, aber wir müssen es nicht… auch wenn´s vielleicht ganz gut wäre, wenn wir… Ich will auch, glaube ich.”
 

Ich rudere schon wieder hilflos mit den Armen und gebe dabei vermutlich ein total bescheuertes Bild ab.

Tuchfüllung Teil 1

“Hinsetzen.” befiehlt er knapp, aber ich rühre mich nicht. Ich starre ihn an und er verdreht sofort die Augen. “Ähm… Kaiba…” hebe ich vorsichtig an und höre wie er scharf die Luft einzieht. Sofort erkneife ich mir die Frage, die ich gerade stellen wollte. Stattdessen sehe ich wie er damit anfängt sein Hemd auszuziehen. Routiniert wie sonst über die Tastatur seines Laptops wandern seine schlanken Finger nun über die Knopfleiste seines Hemdes und ich beobachte fasziniert und auch irgendwie irritiert wie er sich den Stoff von den Schultern streift. In ebenso alltäglicher Manier hängt er das Hemd sorgfältig über einen der Stühle neben dem kleinen Schrank und ich spüre wie meine Beine langsam nachgebe.
 

Also leiste ich seinem Befehl mehr instinktiv folge, denn ich lasse mich wie einen nassen Sack auf sein Bett fallen.
 

Sein Bett!
 

Mein Blick streift die seidigen Kissen und mit einem Satz bin ich auch schon wieder auf den Beinen als hätte mich gerade irgendetwas in den Hintern gebissen. Im nächsten Moment zucke ich auch schon zusammen, denn Kaiba hat sich vor mir aufgebaut und die plötzliche Nähe kommt doch etwas unerwartet. Zumal er mit freiem Oberkörper vor mir steht.
 

Ein befremdliches Bild. Ich meine, ich kenne ihn eigentlich nur in seiner Schuluniform, die er selbst im Sommer noch bis oben zugeknöpft lässt. Oder in seinem “Ich bin der Meister”-Outfit mit diesem absonderlichen Mantel, der permanent der Schwerkraft trotzt. Und jetzt steht er mit freiem Oberkörper vor mir. Unwillkürlich fällt mir ein, dass ich ihn noch nie so gesehen habe. Vermutlich hat kein Mensch das je vor mir, durchzuckt es mich fasziniert. Schließlich duscht der Kerl ja nicht einmal nach dem Sport mit uns anderen Sterblichen.
 

Sozusagen bin ich ein Pionier auf dem Kaiba-Sektor. Der Pionier!
 

Und natürlich fällt mir in diesem Augenblick auch ein, dass sich dieser Umstand sicherlich nicht nur auf “oben-ohne” beschränken wird. Natürlich werde ich prompt wieder rot. Dabei müsste man meinen, dass ich nach all den Peinlichkeiten der letzten Zeit abgehärtet wäre. Tja, Pustekuchen. Fast rechne ich schon mit einer spitzen Bemerkung, doch zu meiner Überraschung streckt er lediglich die Hände aus und ehe ich mich versehe, macht er sich auch schon an meinem T-Shirt zu schaffen.
 

„Was-?“ hebe ich teils fassungslos, teils vollkommen überrumpelt und Kaibas nüchterner Blick begegnet meinem leicht entsetzten. “Sieh mich nicht so an als würde ich dich gleich sezieren, Wheeler!” Seine Stimme ist zwar nicht so schneidend wie ich es gewohnt bin, aber auch nicht unbedingt der Situation angemessen. “Wir wissen beide, weshalb wir hier sind.”
 

Ich schlucke und bin viel zu verdattert, um wirklich etwas zu erwidern. Wortlos lasse ich zu, dass er mir das Shirt auszieht.
 

Im nächsten Moment fühle ich mich…
 

Naja, nackt.
 

Ja, ja. Schon klar. Ich weiß wie das klingt. Erstens voll dämlich und zweitens bin ich ja auch nicht nackt. Noch nicht. Trotzdem fühle ich mich seltsam und ein Teil von mir würde sich jetzt zu gerne unter der Decke verkriechen. Aber das wäre mehr als albern! Ich bin schließlich kein Mädchen.
 

“Ähm…” Weiter komme ich nicht, denn der Kerl versetzt mir einen Schubs und ich lande erneut auf den weichen Laken. Dieses Mal springe ich nicht wieder auf. Nicht, dass der Impuls nicht da wäre, aber zum einen steht er genau vor mir und sieht mich mit diesem… ach, wie soll ich sagen, entschlossenen Blick an und zum andern ist da dieses Gefühl…
 

Meine Füße kitzeln und das Kitzeln droht sich rasend schnell weiter auszubreiten. Dass er zu mir ins Bett steigt, macht das Ganze auch nicht unbedingt besser. Zwei Sekunden und eine Bewegung seinerseits später liege ich auch schon auf dem Rücken und Seto Kaiba beugt sich über mich.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich so etwas wie Triumph in seinen Augen auflodern zu sehen, dann treffen seine Lippen meine und nur beiläufig nehme ich wahr, dass ich ihn mehr oder weniger zu mir ziehe. Ich glaube, ich packe ihn recht unsanft an, aber das kümmert mich in diesem Augenblick nicht wirklich.
 

Ich spüre nur seinen heißen Atem in meinem Gesicht und seine kühle Haut auf meiner. Dann sind meine Hände irgendwie in seinen Haaren und mein Becken schiebt sich ihm automatisch entgegen. Am Rande kommt mir der Gedanke, dass meine Hose jetzt wirklich jeden Moment platzen müsste und dass das Mist wäre, denn es ist eine meiner besten Jeans, aber dann ist dieses Blitzlicht auch wieder weg und meine Zunge beginnt in seinem Mund zu wüten. Er stöhnt leise auf und dieses Geräusch allein jagt einen Schauder über meinen Rücken.
 

Herrje, wer hätte gedacht, dass er solche Töne von sich geben kann?
 

Wir schnappen beide gleichzeitig nach Luft.
 

Im nächsten Augenblick zerre ich auch schon an seinem Gürtel. “Verdammter-” fluche ich als dieses Hightech-Dings nicht gleich nachgeben will, dann erst wird mir bewusst was ich da tue und mein Blick wandert instinktiv zu ihm. Braune Strähnen hängen lose in sein Gesicht und auf seiner Stirn zeichnet sich ein leichter Schweißfilm ab. Ok, Duke hat gesagt, dass ich offensiv sein soll, aber das hier gerade… Ich schlucke und senke auch gleich wieder den Blick. Meine Hände verweilen allerdings wo sie waren.
 

Als er von mir ablässt und sich aufrichtet, rechne ich schon mit dem Schlimmsten. “Ähm… sorry, ich dachte nur…” hebe ich unsicher an und werde unwirsch von einer rauen Stimme unterbrochen. “Nicht denken, nicht reden, Hündchen!” befiehlt er mir und ich schwöre, wenn je eins der Mädchen aus seinem Fanclub ihn mit dieser Stimme reden hört, dann… Gott, ich darf gar nicht daran denken was dann passiert. Bei mir stellen sich jedenfalls sämtliche Nackenhaare auf und der kleine Wheeler, der nebenbei bemerkt gar nicht so klein ist, droht jeden Augenblick zu explodieren.
 

“Ausziehen!” höre ich ihn knapp sagen und blinzele. “Was-?” Fragend blicke ich zu ihm auf und merke erst jetzt, dass er diese verfluchte Gürtelschnalle selbst gelöst hat. Erneut muss ich schlucken während er mich erwartungsvoll ansieht.
 

Sofort wandern meine Hände zu dem Bund meiner Jeans und ich habe den Knopf bereits offen als mir etwas einfällt: “Ähm… sollen wir nicht das Licht…” Ich beende den Satz nicht als ich sehe wie Kaiba´s Mundwinkel zu zucken beginnen und ja, ich könnte mir in dem Moment auch selbst an den Kopf schlagen. Ein Glück, dass dieser verfluchte Dieb nie davon erfahren wird. Bakura würde mir das ewig nachtragen. Ach was, noch viel länger!!
 

Kaiba entgegnet nichts, macht aber eine leichte Kopfbewegung in Richtung Nachttischschrank und ich verstehe. Sofort robbe ich ein Stück nach oben und knipse die Lampe neben dem Bett an, während er die Deckenbeleuchtung ausschaltet. “Zufrieden?” fragt er und ich nicke mit hochrotem Kopf.
 

Sein Blick ruht erwartungsvoll auf mir und schon wandern meine Finger auch schon wieder zum Bund meiner Hose als ich erneut innehalte.
 

„Was ist mit dir?“ will ich etwas skeptisch wissen. Er verdreht leicht die Augen, sagt jedoch nichts, sondern macht ein paar Schritte um das Bett herum zur anderen Seite. Mein Blick folgt ihm und im nächsten Moment sehe ich, dass er auch schon dabei ist seine Hose auszuziehen.
 

Nun gibt es auch für mich kein halten mehr. Ich pelle mich aus meiner Jeans, werfe sie achtlos zu Boden und danke insgeheim Duke dafür, dass er mich bezüglich meiner Boxershorts beraten hat. Kaiba´s Boxershorts stammen sicherlich aus irgendeinem sündhaft teuren Laden.
 

Mein Blick streift den weichen Stoff und schließlich seinen und für einen Moment scheint er mich argwöhnisch zu mustern. „Blau.“ bemerke ich und grinse leicht. Er runzelt die Stirn. „Deine Shorts. Ich meine, ich dachte mir schon, dass sie blau sind.“ Die Falten auf seiner Stirn werden eine Spur tiefer. „Also, so habe ich es mir vorgestellt.“ erkläre ich weiter und schlucke als seine Mundwinkel leicht zu zucken beginnen.
 

Na, klasse. Das war mal wieder ein typischer Wheeler.
 

Ich stöhne genervt auf. Ich sollte echt einfach die Klappe halten. Das Ganze ist schließlich schon peinlich genug. Naja, peinlich ist vielleicht das falsche Wort. Es ist nach wie vor befremdlich und als er dann endlich neben mir ins Bett steigt, schlucke ich unwillkürlich und ein seltsames Gefühl ergreift Besitz von mir.
 

Ich habe den Eindruck, dass ich gleichzeitig heiß und kalt bekomme und mein Magen fühlt sich auch ganz schon merkwürdig an. Von der tieferen Region ganz zu schweigen. Deren Ausmaße sind nun nicht mehr zu übersehen und unwillkürlich huscht mein Blick über Kaiba´s Mitte. Teils erleichtert, teils beunruhigt stelle ich fest, dass es sich bei ihm nicht anders verhält. Er hat ebenfalls eine ziemlich ausgeprägte Beule in der Hose, was ja theoretisch gut ist. Ich meine, Duke hat schließlich gesagt, dass...
 

Schlagartig fallen mir wieder die Worte des Schwarzhaarigen ein und ich schlucke.
 

“Also, Joey, es ist nicht so, dass es auf die Größe ankommt, aber naja... Technik alleine bringt es auch nicht. Die goldene Mitte macht es würde ich sagen. Aber mach dich jetzt mal nicht verrückt. Ich schätze mal, der Eisklotz ist recht gut bestückt. Würde ich zumindest tippen. Und in so einem Fall solltet ihr gute Vorarbeit leisten, sonst wird’s schmerzhaft und...“
 

Danke auch, dass ich ausgerechnet jetzt wieder an dieses erbauliche Gespräch mit Duke denken muss. Das macht die Lage hier nicht unbedingt leichter. Zumal ich nicht so recht weiß, wie es jetzt weitergehen soll. Naja, theoretisch weiß ich es ja – Dank Duke und einigen Recherchen, aber die Praxis ist eben doch etwas anderes. Das mit dem Küssen klappt ja schon recht gut, aber weiterzugehen...
 

Doch eigentlich gibt es jetzt ja kein zurück mehr.
 

Wieder huscht mein Blick zu Kaiba´s Mitte. Wie es aussieht, hat Duke wohl Recht. Gut, ich bin jetzt kein Experte auf dem Gebiet, aber das was ich sehe ist schon recht... naja, eindrucksvoll. „Typisch Kaiba.“ denke ich insgeheim und mein nächster Gedanke verunsichert mich noch einen Tick mehr.
 

„Du siehst aus als würdest du jeden Moment ohnmächtig werden.“ Kaiba´s ruhige, kühle Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Sein Blick ruht auf mir und ich frage mich, wie der Kerl nur so unerschütterlich gelassen sein kann, angesichts der Tatsache, dass wir uns fast nackt gegenüber sitzen und beide doch wissen, was gleich passieren wird.
 

Ich schlucke unsicher, sage jedoch nichts und er runzelt leicht die Stirn. „Herrje, Wheeler, hättest du die Güte, mir zu sagen, was los ist? Wenn du einen Rückzieher machen willst, dann...“
 

Ich falle ihm ins Wort ehe er den Satz beenden kann. „Nein, Quatsch.“ unterbreche ich ihn schnell. „Es ist nur... Was, wenn ich... naja, unzureichend bin? Ich meine, wenn mein kleiner Wheeler es ist. Bislang habe ich mir deshalb nie Gedanken gemacht. Ehrlich gesagt war ich sogar recht zufrieden, aber ich habe ihn ja auch noch keinem gezeigt und...“ Ich zucke unbeholfen mit den Schultern und fasse nicht, dass ich meinen Gedanken tatsächlich ausgesprochen habe.
 

Mann, so dämlich würde sich nicht einmal Tristan anstellen.
 

Kaiba betrachtet mich einen Augenblick schweigend, dann lacht er zu meiner Überraschung laut auf und ich sehe ihn etwas verdutzt an. „Dein kleiner Wheeler.“ wiederholt er und seine Mundwinkel zucken dabei noch immer und ich würde mich am Liebsten in Luft auflösen.
 

Ich hätte echt mal auf den Dieb hören sollen. Und auf Kaiba. Und die Klappe halten sollen. Warum zum Geier muss ich auch jetzt über so etwas nachdenken?
 

Und plötzlich ist er direkt neben mir. So nahe, dass ich seinen Atem spüren kann und ich bin mit einem Schlag wie paralysiert. Wir sehen uns direkt in die Augen und ich schlucke kaum merklich. „Ich habe doch gesagt, du sollst aufhören zu reden.“ Seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. „Und denken solltest du jetzt besser auch nicht.“ Sein Tonfall jagt mir einen Schauder über den Rücken. Ich nicke leicht. „So was hat Duke auch...“ hebe ich an, doch im nächsten Moment liegen seine Lippen auf meinen und ich schließe automatisch die Augen. Seine Zunge trifft auf meine und ich glaube, ich schaudere leicht, auch wenn mir das Gefühl inzwischen doch schon recht vertraut ist.
 

Keine Ahnung was dann genau passiert.
 

Ich glaube, ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und er zieht mich näher zu sich. Sofort verspüre ich wieder diese unbeschreibliche Wärme in meinem Innern. Beiläufig nehme ich wahr, dass seine Hände über meinen Rücken wandern. Sanft, fast zaghaft und ich glaube auch ohne wirkliches Ziel. Reflexartig beginne auch ich damit, ihn zu berühren. Ich tue es ihm gleich und auch meine Finger gehen auf Wanderschaft, streifen über die immer noch kühle Haut und dann streife ich irgendwie die harte Stelle zwischen seinen Beinen. Ich höre ihn leise aufkeuchen und ich glaube, diese – seine – Reaktion hält mich davon ab, die Augen wieder aufzureißen und meine Hand zurückzuziehen.
 

Ich weiß zwar nicht so recht, was ich da tue, aber ich beginne irgendwie fast automatisch sein bestes Stück durch die seidigen Boxershorts zu massieren. Erst zaghaft und unsicher, doch je schwerer er zu atmen beginnt, um so sicherer werde ich.
 

Und dann... dann spüre ich seine Hand.
 

Es durchzuckt mich wie einen Blitz. Ich wette, mein Gesicht glüht. Seto Kaiba massiert gerade tatsächlich mein bestes Stück. Oh Mann. Aber ich komme gar nicht dazu tiefergehend über die Situation nachzudenken. Viel zu gut fühlt sich an, was er da macht. Und hey, es ist eindeutig besser als wenn ich selbst Hand anlege.

Das nächste Keuchen kommt von mir.
 

Und ich bin es auch, der die nächste Barriere als Erster überschreitet, denn meine Finger wandern fast schon zielgerichtet unter den Stoff und ehe ich mich versehe, umschließt meine Hand auch schon seine Erregung.
 

Dieses Mal stöhnt er rau auf und auch mir entfährt ein undefinierbares Geräusch. Oh ja, Duke hatte Recht. Der kleine Kaiba ist alles andere als klein. Unwillkürlich verspüre ich ein Ziehen in der Lendengegend und im gleichen Moment packt eine kühle Hand auch schon nach meinem besten Stück. Meine freie Hand krallt sich förmlich in seine Schulter und ich schätze, dass ein paar Spuren zurückbleiben werden, aber das ist mir in dem Augenblick egal und Kaiba scheinbar auch, denn er sagt nichts.
 

Ein paar Minuten später ist der auch der restliche Stoff verschwunden und ich habe mich auch recht geschickt, weil sehr beiläufig meiner Socken entledigt. Laut Tea ist es ein absolutes No-go in solch einer Situation die Socken anzulassen.

Nicht zu vermeiden! (Bakura)

So, hier mal wieder ein Kapitel aus Kura´s Sicht. Hab ich schon gesagt, wie sehr ich den Dieb inzwischen liebe? Egal.

Ein kleiner Gimmick sozusagen und ich schätze, ihr werden nach dem Lesen wissen, worauf es als Nächstes hinauslaufen wird.

Viel Spaß!
 

Duke keucht und windet sich leicht unter mir. Er bäumt sich auf, drängt mir sein Becken entgegen und ich muss unwillkürlich lächeln.
 

Wirklich gut, dass er an den Knebel gedacht hat. Selbst die gedämpften Geräusche, die mein lustvoller Kater von sich gibt, sind immer noch laut und ohne den kleinen Gummiball in seinem Mund würde er sicherlich unverzüglich Tea und Tristan auf den Plan rufen.
 

Bei Ra, wenn die beiden verträumten Glücksbärchen uns jetzt sehen würden!
 

Duke gibt ein undefinierbares Geräusch von sich und schlagartig wenden sich meine Gedanken wieder ganz dem Kater zu. Ich umfasse seine Hüfte ein wenig fester. „Da brennt wohl jemand vor Ungeduld, was?“ keuche ich und ziehe ihn hart an mich. Er stöhnt erneut auf und auch meine Geduld kommt allmählich an ihre Grenzen.
 

Meine Zähne bohren sich in die warme Haut an seiner Schulter und ich höre wie er unter mir lustvoll aufstöhnt. Er bäumt sich mir ein letztes Mal entgegen und auch ich kann nicht länger an mir halten. Ein letzter Stoß und endlich ist sie da, die Erlösung. Ich spüre wie mein Körper nachgibt und ich lasse mich nach vorne sinken als es plötzlich einen wahnsinnigen Knall gibt.
 

Der Lärm ist fast ohrenbetäubend und im ersten Augenblick weiß ich nicht was los ist. Das Zimmer scheint plötzlich zu schwanken und Duke gibt einen erstickten Schrei von sich. Ich brauche ein paar Sekunden bis ich realisiere, was gerade passiert ist.
 

Der Lattenrost ist zusammengebrochen.
 

„Die Betten hier sind wohl nicht sonderlich stabil.“ stelle ich grinsend fest während ich mich von Duke rolle. „Scheint als wären sie noch nie wirklich einer Belastungsprobe unterzogen worden.“ In den grünen Augen blitzt es auf und immer noch grinsend löse ich den Knebel. „Gut, dass wir fertig waren.“
 

Duke gibt ein Ächzen von sich, dann richtet er sich auf. „Verdammt.“ flucht er und sieht sich dabei im Zimmer um. Ich zucke mit den Schultern. „Halb so wild.“ entgegne ich lässig. „Nur ein paar kaputte Latten...“
 

Ich will ihn auch schon wieder zu mir ziehen, als ich Schritte vernehme. Duke wirft mir einen fragenden Blick zu. Doch ehe ich zu reagieren vermag, klopft es auch schon an der Tür. Mit einem Satz bin ich auf den Beinen.
 

Kein Zweifel wen wir auf den Plan gerufen haben.
 

„Duke, Joey?“ Tristan´s Tonfall klingt besorgt. Duke seufzt und ist im nächsten Augenblick auch schon neben mir. „Leute, was ist denn passiert?“ fragt Tristan durch die geschlossene Tür. Ich nicke Duke zu. Ich kann schließlich nichts erwidern, zumindest nicht, wenn unsere kleine Nummer hier nicht auffliegen soll.
 

Der Schwarzhaarige greift nach dem Laken und schlingt es sich um die Hüfte. Dann geht er zur Tür. Mein Blick schweift erneut durch das kleine Zimmer und ich schätze, dass ich keine andere Wahl habe als mir ein Versteck zu suchen.
 

Tja, unter das Bett kann ich jedenfalls nicht.
 

Duke wirft mir einen kurzen Blick zu und ich deute zum Fenster. Er nickt. „Ähm... Moment.“ höre ich ihn sagen als ich schon halb auf dem Dach bin. Hach, irgendwie erinnert mich das an alte Zeiten.
 

„Was ist denn los?“ vernehme ich nun auch Tea´s aufgeregte Stimme und muss grinsen. Die beiden Glücksbärchen stehen jetzt sicher in ihrer niedlichen Abendrobe vor der Tür. Tea hat die Stirn sicher in Falten gelegt und Taylor... Ich muss mir hart auf die Unterlippe beißen, um nicht laut los zu lachen.
 

„Das Bett.“ höre ich Duke sagen und seine Stimme klingt jetzt etwas sicherer. Kurz darauf öffnet er scheinbar die Tür und ich bedauere, dass ich keinen Blick auf die Szene riskieren darf. Ich bin gespannt, wie der Kater jetzt wohl improvisieren wird.
 

So gesehen bleibt ihm nichts anderes übrig als die Wahrheit zu sagen und ich kann mir denken, wie unser kleines Pärchen reagieren wird.
 

Scheinbar ist Duke auf den Flur geschlüpft, denn ich höre, wie die Tür wieder geschlossen wird. Vorsichtig spähe ich in den kleinen Raum und tatsächlich. Duke ist auf dem Flur. Ich höre ihn reden, verstehe aber nicht wirklich was er sagt. Doch was auch immer es sein mag, Tea kreischt jedenfalls schrill auf und Taylor scheint sich zu räuspern.
 

Wie kann man nur so prüde sein? Bei Ra, die Zwei müssten sich doch mit so was inzwischen auskennen. Theoretisch zumindest. Ich muss Duke unbedingt nahelegen, Tristan bei Gelegenheit ein paar Ratschläge zu geben.
 

„Halb so wild.“ höre ich Duke sagen und Taylor erwidert etwas, dass ich nicht verstehe, aber sein Tonfall klingt recht pikiert und ich verziehe spöttisch den Mund.
 

Ein paar Minuten später öffnet sich die Tür wieder. „Gute Nacht, ihr Zwei.“ sagt Duke. „Und sorry, dass wir euch geweckt haben.“ Tristan erwidert noch etwas, dann fällt die Tür hinter meinem Kater ins Schloss und ich steige wieder zurück ins Zimmer.
 

Duke lehnt an der Tür, die Augen geschlossen und atmet tief durch. Ich betrachte ihn einen Moment. Der Anblick ist zum Anbeißen. Das schwarze Haar fällt ihm wild über die Schultern und der leichte Schweißfilm auf seiner Haut glänzt im matten Licht.
 

„Na, konntest du die Glücksbärchen beruhigen?“ frage ich spöttisch und bewege mich langsam auf ihn zu. Er antwortet nicht gleich, sondern schlägt sich mit der Hand an den Kopf.
 

„Oh Mann.“ meint er schließlich und öffnet die Augen. Sein Blick trifft mich. Fast automatisch wandert meine Hand zu dem Laken und will es von ihm streifen, doch er hält meine Hand fest. „Ich befürchte, Joey wird morgen eine ordentliche Standpauke bekommen.“ erklärt er und ich sehe ihn fragend an. „Tea.“ sagt er nur, aber das ist Erklärung genug. Ich seufze. „Die Zwei sind aber auch so was von prüde.“ befinde ich kopfschüttelnd.
 

Duke lächelt schwach. „Naja, ein kaputtes Bett und dann noch diese hübsche Bisswunde...“ Er zuckt leicht mit den Schultern und erst jetzt registriere ich den Abdruck meiner Zähne auf seiner Schulter. „Ah ja.“ entgegne ich amüsiert. „Demnach denkt Tea, dass Joey dich mal wieder hart rangenommen hat. Dabei hat sie ihm doch gesagt, dass er sich zurückhalten soll.“ Duke nickt und auch wenn er sich bemüht ein Grinsen zu unterdrücken, so schafft er es nicht wirklich. „Dann haben wir ja Glück, dass sie den Knebel nicht gesehen haben.“ meine ich vergnügt und bringe das Laken nun doch endlich zu Fall.
 

„Das ist nicht witzig, Kura.“ hebt Duke an, doch ich lege ihm meinen Zeigefinger auf die Lippen. „Bei genauerer Betrachtung: doch, es ist witzig. Das Hündchen wird die Krise bekommen. Bleibt nur zu hoffen, dass Joey eine vergnügliche Nacht mit Kaiba hat, dann nimmt er die Standpauke sicher gern in Kauf.“ erwidere ich und er verdreht leicht die Augen. Ich lache laut auf. „Bei Ra, wer hätte denn ahnen können, dass dieses Bett so leicht nachgibt?“
 

Duke grinst. „Leicht?“ entgegnet er und bedenkt mich mit einem vielsagenden Blick. „Das war die dritte Runde, wenn ich mich nicht irre und bei deiner Energie eigentlich kein Wunder!“
 

„Willst du dich etwa beschweren, Katerchen?“ frage ich gespielt entrüstet. Er grinst. „Keineswegs.“ entgegnet er prompt und ich nicke zufrieden. „Habe ich mir gedacht.“ erwidere ich mit einem kurzen Blick auf seine Körpermitte. Der Schwarzhaarige legt den Kopf leicht in den Nacken und schenkt mir ein bezauberndes Lächeln. „Wie könnte ich mich auch beschweren?“ Sein Tonfall ist keck und herausfordernd zugleich und meine Hand umschließt seine Erregung. In den grünen Augen blitzt es auf. „Außerdem bringst du mich doch erst so auf Touren, Katerchen. Selbst Schuld also!“
 

Duke´s Augen leuchten auf und sein Lächeln...
 

Genau diesen Ausdruck liebe ich an ihm. Dieses besondere Funkeln. Ich spüre wie sich mein Blut wieder in der unteren Region zu sammeln beginnt.
 

„Wie sieht´s aus, Katerchen? Bereit für die nächste Runde?“ frage ich und kenne die Antwort bereits. Duke zuckt grinsend mit den Schultern. „Naja, das Bett ist ja schon kaputt.“ entgegnet er. Ich lache. „Und Wuschel bekommt so oder so eine Standpauke.“ füge ich hinzu bevor ich ihn am Nacken packe und zu mir ziehe.
 

Nun, eigentlich muss ich nicht groß ziehen. Der Kater kommt meinen Lippen auf halbem Weg begierig entgegen. „Wir sind unmöglich.“ raunt er als ich mich wieder etwas von ihm löse. „Der arme Joey...“
 

„Dann lass uns mal hoffen, dass Kaiba seine Sache gut macht.“ entgegne ich und ziehe ihn wieder an mich.

Tuchfüllung Teil 2

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hangover

„Da wären wir.“ höre ich ihn sagen und glaube, fast so etwas wie Bedauern in seiner Stimme zu hören. Er neigt das Motorrad leicht zur Seite und ich steige schnell ab. Während ich meinen Helm etwas umständlich ablege, sieht er auf die Uhr. „Bakura wird sicher gleich kommen.“ versichere ich ihm schnell.
 

„Er hat noch fünf Minuten.“ entgegnet er knapp und legt ebenfalls den Helm ab. „Aber wie ich diesen Dieb kenne, wird er uns warten lassen.“ Meine Antwort ist ein kleines, aufmunterndes Lächeln. Insgeheim habe ich den Verdacht, dass seine Annahme berechtigt ist. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn der Dieb sich tatsächlich pünktlich am Treffpunkt einfinden würde.
 

Einen Moment stehen wir schweigend da. Äußerlich wirkt mein Gegenüber wieder vollkommen gefasst. So nüchtern und kühl wie eh und je. Nichts erinnert an das was wir letzte Nacht und heute Morgen getan haben. Zumindest würde ein Außenstehender keinerlei Unterschied erkennen. Ich als der ultimative Pionier auf dem Kaiba-Sektor erkenne natürlich die feinen Nuancen und muss unwillkürlich grinsen, was zur Folge hat, dass er fragend die rechte Braue hochzieht.
 

Ich winke schnell ab. „Nichts, nichts...“ Sein Blick bleibt skeptisch und ich wünschte, ich könnte seine Gedanken lesen. Eigentlich habe ich mir das schon gestern Nacht gewünscht. „Habe ich irgendetwas im Gesicht, Joey?“ will er wissen und ich schüttele schnell den Kopf. „Nein, das ist es nicht.“ entgegne ich und die Braue wird noch ein Stück weiter in die Höhe gezogen. Ich seufze. „Das Ganze ist schon irgendwie... Ich meine, du und ich und... letzte Nacht und jetzt stehen wir hier...“ Ich kratze mir etwas verlegen am Kopf und er verzieht leicht den Mund.
 

„Ich hätte mir auch nie vorstellen können, mich einmal in einer solchen Situation wiederzufinden.“ entgegnet er trocken. „Und das obwohl du und dieser Kindergarten stets für eine neue Überraschung gut seid.“ So nüchtern er auch klingen mag, mir entgeht keineswegs der Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. „Tja, öfter mal was neues!“ erwidere ich grinsend. „Ich will allerdings hoffen, dass solche Aktionen nicht zur Gewohnheit werden!“ höre ich ihn im nächsten Augenblick sagen und sehe ihn fragend an. „Was meinst du damit?“ will ich ein wenig irritiert wissen. „Das gestern Nacht oder dass...“
 

„Dass wir im Morgengrauen auf einer Waldlichtung rumstehen und auf diesen verfluchten Dieb warten.“ unterbricht er mich und ich gebe ein kleines „Oh“ von mir. Dann nicke ich eifrig. „Also, dafür bin ich auch!“ pflichte ich ihm bei. „Darauf kann ich auch verzichten, aber auf das andere...“

Ich halte inne als ich sehe, dass er lächelnd den Kopf schüttelt. „Du bist unglaublich, Joey.“ meint er amüsiert. Ich nicke. „Schön, dass du es dir endlich auffällt!“entgegne ich keck und finde mich im nächsten Augenblick in seinen Armen wieder.
 

Wie lange der Kuss letztendlich dauert, weiß ich nicht. Ich schnappe jedenfalls nach Luft als er mich wieder loslässt und jetzt bin ich sicher, dass ich so ein verklärtes Gesicht mache, wie ich es von Tea nur zu gut kenne. Kaiba´s Blick wandert derweil wieder zu seiner Uhr. „Jetzt müsste er eigentlich kommen.“ stellt er fest und sein Blick wandert in Richtung den kleinen Häuschens.
 

Von dort ist allerdings nichts zu erkennen. Weder scheint in einem der Zimmer Licht zu brennen, noch kann ich einen Bakura ausmachen, der auf uns zu kommt. „Und jetzt?“ will ich wissen. Kaiba überlegt. „Soll ich ihn anrufen?“ will ich wissen, aber er schüttelt den Kopf. „Zu riskant.“ entgegnet er und ich nicke. Vermutlich würde Bakura das Handy ohnehin nicht hören. Dafür könnten aber Tristan und Tea von dem Klingeln wach werden.
 

„Ich könnte einsteigen.“ schlage ich nach kurzem Schweigen vor. „Ich mache ihn wach und schicke ihn runter.“ Kaiba nickt. „Sag ihm, er hat fünf Minuten.“ Ich grinse. Nach Bakura´s Auftritt gestern Abend bin ich sicher, dass Kaiba nur zu gerne alleine zurückfahren und den Dieb sich selbst überlassen würde. Ich kann es ihm nicht verdenken. Und eigentlich hätte Bakura es auch mehr als verdient.
 

„Dann mache ich mich wohl am Besten mal auf den Weg.“ sage ich, mache allerdings keinerlei Anstalten mich in Bewegung zu setzen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich noch was sagen sollte, sagen muss, aber ich habe keine Ahnung was. Und ihm scheint es ähnlich zu gehen, denn er sieht mich unschlüssig an.
 

„Danke, Seto.“ sage ich schließlich und meine Stimme klingt seltsam. Er nickt. Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, ihm noch einen Kuss zu geben, aber da er keinerlei Anstalten macht, sich auf diese Weise zu verabschieden und es mir auch irgendwie albern erscheint, entscheide ich mich dagegen und wende mich langsam um zum gehen. „Joey!“ höre ich ihn hinter mir sagen und wende mich sofort wieder um. Noch immer wirkt er unschlüssig und ich schätze, für ihn ist die Nummer hier gerade noch schwerer als für mich. „Das nächste Mal bekommst du ein umfassendes Frühstück.“ erklärt er und ich nicke grinsend, wohl wissend, was er damit sagen will.
 

Das nächste Mal...
 

Meine Schritte sind nun wesentlich beschwingter und ich muss an heute Morgen denken, den Moment als sein Handyalarm mich aus meinem seligen Schlaf gerissen hat und ich im ersten Augenblick nicht wusste, wo ich mich überhaupt befand. Ich brauchte ganze fünf Minuten, bis mir klar wurde, dass ich tatsächlich neben ihm liege und das all das wirklich passiert ist.
 

„Wir müssen los.“
 

„Hm... und was ist mit Frühstück?“
 

Unwillkürlich muss ich grinsen. Naja, das Frühstück musste ich vielleicht ausfallen lassen, aber...
 

Ich werfe noch einen Blick über die Schulter zurück. Mann, ein Teil von mir fasst es noch immer nicht. Ich habe nicht nur die Nacht mit Seto Kaiba verbracht, ich bin auch mit ihm aufgewacht und es war gut. Nein, es war mehr als nur gut. Eigentlich war es sogar... perfekt.
 

Zum Glück ist es jetzt nicht mehr ganz so dunkel wie gestern Abend und es ist auch wesentlich leichter, den Baum hochzuklettern, als ihn im Dunkeln hinabzusteigen. Im Haus ist noch alles dunkel. Noch scheint niemand auf den Beinen und ich bin sicher, dass Duke und Bakura noch friedlich schlummern. Vorsichtig gehe ich über das Dach zu dem kleinen Fenster. Es ist geschlossen. War ja klar.
 

Ich spähe ins Innere, kann allerdings nicht wirklich etwas erkennen. Einen Moment zögere ich, dann klopfe ich zaghaft gegen die Scheibe und hoffe, dass einer der Beiden mich hört. Natürlich rührt sich erst einmal nichts und ich drücke die Nase gegen das Glas. Vage glaube ich ein paar Umrisse zu erkennen und auch Bakura´s Haare. Ich klopfe ein zweites Mal, ein klein wenig fester und nun scheint sich im Zimmer etwas zu regen. Ich glaube, es ist Duke, im Dunkeln kann ich nicht wirklich etwas erkennen.
 

Nach den dritten, etwas ungehaltenen Klopfen tut sich tatsächlich etwas. Ich glaube, ein Grummeln zu hören und dann sehe ich, dass sich eindeutig jemand in dem Raum bewegt. Ein paar Sekunden später wird mir von einem verschlafenen Duke Devlin das Fenster geöffnet. „Joey!“ Sein Tonfall klingt überrascht. Ich bedenke ihn mit einem säuerlichen Blick.
 

„Auf euch ist echt kein Verlass!“ erkläre ich und klettere ins Innere. Duke gähnt. „Wie spät ist es denn?“ will er wissen, doch bevor ich etwas erwidern kann, fällt mein Blick auf das Bett. „Was ist denn hier passiert?“ Scheinbar habe ich meine Frage lauter ausgesprochen als beabsichtigt, denn nun regt sich auch der Dieb, der neben dem Bettgestell auf der Matratze liegt. „Naja, ein paar Latten sind...“ hebt Duke neben mir noch schlaftrunken zu einer Erklärung an, doch ich schüttele den Kopf. „Ich fasse es nicht. Ihr habt das Bett zerlegt!!!“
 

Das darf doch echt nicht wahr sein.
 

Der Dieb hat sich nun aufgerichtet und grinst mich auch schon wieder auf diese gewohnt unverschämte Art an. „Na, Wuschel, wie ist es gelaufen?“ will er doch allen ernstes wissen und ich funkele ihn giftig an.
 

„An deiner Stelle würde ich mich anziehen und mich schleunigst auf den Weg machen.“ entgegne ich säuerlich. Bakura gähnt und ist im nächsten Moment auf den Beinen und steht nackt wie Gott ihn schuf vor mir. „BAKURA!“ entfährt es mir, dann wende ich mich schnell zu Duke um. Der Dieb lacht. „Herrje, stell dich nicht an, Wheeler.“ höre ich ihn sagen und bin sicher, dass er wieder so unsäglich grinst.
 

Wenn Duke nicht wäre... ich glaube, ich würde ihm den Hals umdrehen. Nein, eigentlich bin ich mir sogar sicher, dass ich das tun würde. Zumindest sobald er angezogen wäre.
 

Jetzt erst fällt mir auf, dass der Schwarzhaarige auch nicht angezogen ist. Aber Duke hat zumindest ein Laken um seine Hüften geschlungen. „Sorry, Joey, wir haben den Wecker scheinbar total überhört.“ meint Duke und scheint langsam wach zu werden. Ich schüttele erneut den Kopf. „Vergiss es.“ entgegne ich. „Dein Kura sollte sich allerdings echt mal beeilen. Kaiba hat gesagt, er wartet nicht lange.“
 

Hinter mir gibt Bakura ein verächtliches Geräusch von sich. „Bei Ra, dass ihr auch so eine Hektik machen müsst.“ grummelt er. „Es ist doch noch früh. Die Glücksbärchen träumen noch.“ Ich erwidere nichts darauf, sondern konzentriere mich auf Duke. „Was zum Geier habt ihr mit dem Bett gemacht?“ will ich wissen und der Kater verzieht leicht den Mund. Er macht zwar dabei einen etwas zerknirschten Eindruck, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass er innerlich grinst. Er kratzt sich kurz am Kopf. „Naja, das ist im Eifer des Gefechts irgendwie passiert.“ entgegnet er und ich starre ihn an.
 

„Das Bett war allerdings auch nicht wirklich stabil.“ fügt Bakura hinter mir hinzu und ich drehe mich nun doch zu ihm um. Zum Glück ist er inzwischen angezogen. Ich funkele ihn finster an. „DU!“ Er hält meinem Blick gelassen stand. „Alles halb so wild, Wheeler.“ meint er lässig und macht einen Schritt auf das Fenster zu. „Tja, dann sollte ich den guten Kaiba mal nicht länger warten lassen. Auf einen Spaziergang in die Stadt kann ich gut verzichten.“
 

Duke nickt und ehe ich mich abwenden kann, steckt der Dieb dem Schwarzhaarigen auch schon die Zunge in den Mund. Ich verziehe unwillkürlich den Mund.
 

„Bis später, Katerchen.“ haucht Bakura und in seinen Augen blitzt es auf diese merkwürdige Art auf. Dann wendet er sich mir zu. „Ich bin schon gespannt auf die Einzelheiten von letzter Nacht, Wuschel. Denk nicht, ich würde das vergessen.“ Er zwinkert mir zu und ist im nächsten Augenblick auch schon verschwunden.
 

Ich stampfe kurz wütend auf. „Dieser verdammte-“ hebe ich an, halte aber schlagartig inne als ich den Bissabdruck auf Dukes Schulter sehe. Duke grinst. „Oh Mann.“ Ich glaube, mir wird gerade schwindlig. Ich taumele ein paar Schritte zurück und will mich eigentlich auf dem Bett niederlassen als mir einfällt, dass es ja nicht mehr intakt ist.
 

„Und, Joey?“ höre ich Duke fragen. „Wie war´s?“
 

Ich winke ab. „Sag mir lieber, wie wir das hier Tea und Tristan erklären sollen!“ entgegne ich und Duke´s Miene verändert sich ein klein wenig. „Naja...“ hebt er vorsichtig an und ich ahne, dass jetzt noch was folgen wird. Ich kann es in seinem Gesicht lesen.
 

„Die Beiden wissen es bereits.“ erklärt er und ich sehe ihn verständnislos an. „Was? Ich meine, warum?“ Duke zuckt entschuldigend mit den Schultern und erneut fällt mein Blick auf diesen kleinen roten Abdruck. Ich muss mich zwingen, ihm ins Gesicht zu sehen. „Sie sind wach geworden von dem Knall.“
 

Ich stöhne entnervt auf und lasse mich nun doch auf der Matratze nieder. „Du hast mir versprochen...“
 

„Ich weiß.“ unterbricht er mich schnell und lässt sich neben mir nieder. „Es war keine Absicht, Joey. Wirklich nicht.“ versichert er mir und eigentlich glaube ich ihm das auch. Wer zerlegt schon absichtlich ein Bett? Ich kann mir allerdings denken, dass die Sache Konsequenzen haben wird.
 

„Na, toll. Jetzt denken Tea und Tris, dass wir nichts anderes tun würden als wie die Karnickel zu rammeln.“ entgegne ich und seufze. „Und wie ich Tea kenne, darf ich mir wieder sonst was anhören.“
 

Duke gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Du packst das schon.“ meint er. „Und hey, irgendwie ist es doch auch lustig, oder?“ Ich quittiere eine Aussage mit einem giftigen Blick. „Sehr, sehr lustig, Duke. Echt jetzt.“ explodiere ich im nächsten Augenblick. „Dich halten sie ja auch nicht für nymphoman oder sonst was. Weißt du eigentlich wie demütigend es ist, mit Tea über solche Dinge zu reden? Darauf könnte ich echt verzichten.“
 

Wenigstens bemüht sich Duke ein klein wenig zerknirscht zu wirken. Ich schüttele leicht den Kopf. „Und? Was hast du ihnen gesagt?“ will ich weiter wissen. „Eigentlich habe ich nur gemeint, dass wir wohl etwas zu übereifrig waren.“ entgegnet er. „Ich schätze, den Rest konnten sie sich denken.“ Ich nicke. Ja, ich bin sicher, dass die Beiden das konnten. Welche Ironie! Ansonsten kommen die Zwei auf die haarsträubendsten Idee, aber wenn es mal drauf ankommt...
 

„Toll, wirklich ganz toll.“ gebe ich missmutig von mir und meine gute Laune ist endgültig dahin. „Es tut mir echt leid, Joey.“ meint Duke ernst. „Und wenn du willst, dann rede ich mit Tea. Ich nehme die Schuld auf mich und...“ Ich schüttele energisch den Kopf. „Auf keinen Fall!“ unterbreche ich ihn. „Wenn du mit ihr redest, wird es sicherlich noch viel schlimmer. Und wie ich Tea kenne, denkt sie dann auch noch, dass ich dich geschickt hätte. Nein, ich mache das schon irgendwie, aber ich schwöre dir, Duke, für die Nummer bist du mir was schuldig!! Ich habe euch von Anfang an gesagt, dass...“
 

Der Schwarzhaarige fällt mir ins Wort. „Ich weiß, ich weiß.“ unterbricht er mich und dieses Mal wirkt er wirklich zerknirscht. „Du hast was gut bei mir, Joey! Ehrenwort! Egal was du willst!“ Einen Moment sehe ich ihn nur an. Duke´s Blick ist ernst. Ich seufze schließlich und nicke. Sofort hellt sich die Miene meines Gegenübers auf. „Und jetzt erzähl!“ meint der Schwarzhaarige. „Wie war´s?“ Seine Augen leuchten vor Neugier.
 

Ich überlege einen Augenblick. Kaiba hat nicht ausdrücklich gesagt, dass ich nicht darüber reden darf. Ich meine, er hat mir keine Auflagen oder so gemacht. Aber ich bin sicher, dass er es nicht gut heißen würde, wenn ich hier intime Details ausplaudere.
 

„Falls ich dir davon erzähle, werde ich das erst tun, wenn du wieder angezogen bist und ich diesen...Abdruck nicht mehr sehen muss!“ erkläre ich entschieden und Duke lacht. „Na, wenn weiter nichts ist!“ Sofort ist er auf den Beinen. „Ich spring mal schnell unter die Dusche!“
 

Ich nicke. „Schätze, das ist auch nötig.“
 

Den Kommentar kann ich mir einfach nicht verkneifen, aber Duke entgegnet nichts, sondern packt sich seine Sachen und ist im nächsten Augenblick auch schon verschwunden.
 

Ich bleibe noch einen Moment sitzen, dann stehe ich auf und betrachte das Bettgestell. Ganze fünf Latten sind durchgebrochen. Wie zum Geier haben die Beiden das nur gemacht? Ich meine, was genau haben sie gemacht? Ich weiß ja schließlich jetzt, wie genau so eine Nacht abläuft, glaube ich zumindest, aber gleich fünf Latten kaputt zu kriegen... Aber vermutlich ist es besser, wenn ich es gar nicht weiß!
 

Insgeheim hoffe ich, dass Kaiba einfach ohne Bakura losgefahren ist. Oh, ich würde diesem Irren den kleinen Spaziergang gönnen! Und wie!!
 

Einen Augenblick stehe ich unschlüssig da, als es leise an der Tür klopft. „Herein.“ sage ich automatisch und bin etwas irritiert als die Frage kommt: „Bist du angezogen, Joey?“ Wenn ich´s nicht besser wüsste, würde ich denken, sie klingt unsicher. Ich brauche einen Moment bis ich fähig bin etwas zu erwidern. Dann krächze ich: „Ja, klar.“
 

Und schon öffnet sie die Tür. Ihre blauen Augen wandern kurz durch den Raum, dann schließt sie die Tür wieder hinter sich und mustert erst das kaputte Bett und dann mich und ich hege den Verdacht, dass sie diesen Moment genau abgepasst hat.
 

Oh, ich kenne Tea. Sie ist zwar klein und süß, aber sie kann verdammt raffiniert sein, wenn sie will. Innerlich bereite ich mich schon mal auf das Schlimmste vor, dann entscheide ich mich aber dafür, die Flucht nach vorne anzutreten.
 

„Tea!“ hebe ich an. „Es ist nicht so, wie du denkst. Wirklich nicht. Das mit dem Bett...“ Ich kratze mir verlegen am Kopf. „Keine Ahnung, wie das passieren konnte, Duke und ich, naja... du weißt schon.“ Ich lächele sie an und hoffe insgeheim, dass Tea entweder zu verlegen ist, das Thema näher auszuführen – ja, ich weiß, wie unwahrscheinlich das ist! - oder dass sie irgendwo in ihrem Kopf vielleicht Verständnis aufbringen kann. Sie hat doch sonst für alles Verständnis, oder?
 

Und hey, in ihren Augen sind wir doch junge Liebende oder so. Sie müsste doch wissen, wie das ist, oder? Aber ich schätze mal, dass bei Tris und ihr noch kein Bett zu Bruch gegangen ist.
 

Einen Augenblick betrachtet sie mich schweigend, aber ihre Miene verrät deutlich, dass eine Standpauke folgen wird. Dann macht sie ein paar Schritte in den Raum und sieht sich scheinbar um.
 

„Wir werden es natürlich reparieren. Das ist kein Problem. Ein bisschen Holz und ein paar Nägel und alles ist wieder wie neu. Echt jetzt, das wird...“
 

Sie unterbricht mein Gerede scharf. „Joseph Jay Wheeler!“ Ich zucke unwillkürlich zusammen. Wie immer, wenn man mich bei meinem vollen Namen nennt. Und Gott, sie hat den gleichen Tonfall drauf wie unsere Geschichtslehrerin. Ich verspüre instinktiv den Wunsch stramm zu stehen.
 

„Ich habe gesehen, was du gemacht hast.“ meint sie ernst und ihre Augen... Ich weiche unwillkürlich ein Stück zurück. „Du hast ein Problem, Joey.“ Ihr Tonfall ist nun ein klein wenig sanfter.
 

„Hä?“ gebe ich fragend von mir, denn so ganz verstehe ich nicht was sie meint. „Mann, Tea, das ist doch nicht so...“ hebe ich vorsichtig an und werde erneut unterbrochen. Ihre nächsten Worte treffen mich wie ein Schlag.
 

„Doch ist es!“ widerspricht sie. „Du hast eine sexuelle Störung, Joey!“
 

Ich starre meine Freundin entgeistert an. „WAS?“ schreie ich entsetzt. Tea seufzt und mit einem Mal werden ihre Züge wieder sanfter. „Joey, ich habe gesehen was du gemacht hast. Du hast Duke gebissen.“ höre ich sie sagen. Ich hebe instinktiv abwehrend die Hände, aber Tea redet bereits weiter. „Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet DU auf solche Spielchen stehen würdest, aber...“ Sie hält inne und im nächsten Moment hält sie etwas in der Hand.
 

Ich brauche ein paar Sekunden bis ich weiß, was sie mir da unter die Nase hält. Einen Ball. Ja, einen kleinen roten Ball an dem ein Lederband befestigt ist. Tea betrachtet mich aufmerksam.

Im falschen Film

Immer noch starre ich auf das seltsame Gebilde in Tea´s Hand, während sie mich weiterhin kritisch beäugt. Und immer noch weiß ich nicht so recht, was das eigentlich sein soll, was sie mir hier so triumphierend präsentiert, aber augenblicklich will mein Hirn auch gar nicht mehr arbeiten. Ihre Worte haben meinen Kopf mit einem Schlag leer gefegt und ein Teil von mir würde sich jetzt am liebsten in Luft auflösen. Mehr als in jedem anderen Moment zuvor.
 

„Ich... ähm...“ hebe ich kläglich an und kratze mich verlegen und unruhig zugleich am Kopf. „Keine Ahnung was das eigentlich ist.“ gebe ich dann kleinlaut von mir und Tea seufzt. „Verkauf mich nicht für dumm, Joey Wheeler!“ fährt sie mich dann von neuem an. „Das ist ein Knebel. Das weißt du genauso gut wie ich.“
 

Ich blinzele und mustere das Ding von neuem. Ein Knebel also. Ich schlucke hart und befürchte, dass mein Kopf gleich in Flammen aufgeht. Dieser verfluchte Dieb. Und Duke... Das werden sie mir büßen!! Aber jetzt muss ich mich erst einmal mit Tea auseinandersetzen. Nur habe ich keinerlei Ahnung was ich sagen soll.
 

„Also...“ beginne ich vorsichtig, denn ihr Blick macht mir noch immer etwas Angst. „Es ist nicht so wie du denkst, Tea. Ganz ehrlich. Es ist... also... wie soll ich sagen... Ich meine...“
 

Ja, Leute, was bitte soll ich sagen? Wie ist es denn? Irgendwo kann ich ihren entsetzten Blick ja sogar verstehen. Ich meine, das Bett ist im Arsch, hier liegt ein Knebel rum und Duke´s Schulter ziert eine massive Bisswunde. Klar, dass sie da nur das Schlimmste denken kann. Pech nur, dass sie es von mir denkt.
 

Tea schüttelt langsam den Kopf. „Langsam kann ich verstehen, warum Duke sich nicht auf dich einlassen wollte.“ meint sie und bedenkt mich mit einem irgendwie traurigen Blick. „Dass du auf solche...Praktiken stehen würdest...“ Sie scheint es selbst nicht fassen zu können. Erneut hebe ich protestierend die Hände. „Nein, nein... das ist alles ganz harmlos, echt jetzt...“ stottere ich los, aber ihre Miene zeigt mir deutlich, dass sie mir nicht glaubt. „Wahrscheinlich macht Duke nur dir zu liebe so etwas mit.“ sinniert sie weiter und ich starre sie an. „So verlegen wie er gestern Nacht war...“ Wieder seufzt das Mädchen. „Wenigstens ahnt Tristan nichts davon.“
 

Nun bin ich vollkommen verdattert. „Wie?“ frage ich verwirrt nach. „Tristan...“ Sie fällt mir energisch ins Wort. „Tristan weiß nichts davon.“ erklärt sie und ich schlucke. „Er denkt, ihr wärt einfach nur...“ Sie beendet den Satz nicht, sondern blickt verlegen zu Boden. „Und ich werde es ihm auch nicht sagen.“ Jetzt ist ihr Blick wieder auf mich gerichtet. „Der Arme könnte dir nicht mehr in die Augen sehen, Joey. Du bist sein bester Freund!“ Ihre Stimme klingt beinahe vorwurfsvoll.
 

„Hey!“ protestiere ich erneut. „Ich habe nichts schlimmes getan. Du machst ja so als hätte ich Duke vergewaltigt oder so. So ist das nicht und überhaupt...“ Ich rudere wild mit den Armen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken.
 

Bevor Tea etwas entgegnen kann, fliegt die Tür auch schon auf und Duke steht da. Verwirrt betrachtet er uns beide, ehe er das Mädchen freundlich begrüßt. „Tea... guten Morgen.“ Die Überraschung in seiner Stimme ist nicht zu überhören und ich danke Gott dafür, dass er angezogen ist. „Guten Morgen, Duke.“ erwidert Tea den Gruß freundlich und wenn ich mich nicht irre auch eine Spur mitfühlend.
 

Duke´s Blick wandert zwischen ihr und mir hin und her und bleibt schließlich an dem Knebel hängen, den Tea noch immer in ihrer Hand hält. In den grünen Augen blitzt es auf und ich schätze, er hat die Situation erfasst, naja, zumindest halbwegs. Aber auch Tea scheint auf diesen Gedanken zu kommen.

Sie legt den Knebel beiseite und macht einen Schritt auf Duke zu, der etwas nervös seine Haare frottiert. „Ich weiß, was zwischen euch läuft.“ erklärt sie ihm sanft und legt im nächsten Augenblick auch schon ihre Hand auf seinen Arm. Duke sieht sie verständnislos an. „Ich habe gerade mit Joey geredet und...“ Sie macht eine kurze, vielsagende Pause in der sie mir einen kurzen Blick zu wirft. „Ich weiß, dass er ein Problem hat.“
 

Als mein Blick Duke streift, muss ich mir trotz der absonderlichen Situation ein Lachen verkneifen. Er guckt nämlich mehr als nur belämmert aus der Wäsche. Ja, in diesem Augenblick ist sein Gesichtsausdruck dermaßen dümmlich, dass meine Mundwinkel automatisch zu zucken beginnen und dann redet Tea auch schon weiter und sie entgleisen vollkommen.
 

„Und ich weiß, dass er dich... naja... Ich weiß, dass du es nur für ihn tust, Duke.“ höre ich sie sagen und die grünen Augen weiten sich.
 

Wäre ich nicht der Oberleidtragende dieser Nummer, könnte man fast Mitleid mit ihm haben. Duke starrt Tea entgeistert an. Und unter uns, er hat es doch echt mal verdient. Immerhin hat er mir die Sache eingebrockt also ist es nur fair, dass er beim Auslöffeln mal hilft.
 

„Ähm...“ Seine Stimme ist nur ein klägliches Krächzen und auch wenn ich noch nicht fein aus der Sache raus bin, schreie ich innerlich „Strike!“
 

Ha! Da sieht er mal endlich wie das ist.
 

Tea schenkt ihm ein liebevolles Lächeln. „Sag jetzt nichts, Duke, ich kann mir denken was in dir vorgeht. Ich habe gestern schon gemerkt, wie peinlich dir das alles ist und ich finde es auch eine Schande von Joey, dass er dich auch noch vor die Tür schicken musste.“ meint sie und ich rechne fast damit, dass es Duke jetzt aus den Latschen haut. Aber weit gefehlt.
 

Zu meiner Überraschung ergreift er ihre Hand, die noch immer auf seinem Arm ruht und schenkt ihr eins der Lächeln, die jedes Mal eine Laola-Welle an Seufzern in unserer Klasse hervorrufen. „Ach Tea...“ entgegnet der Schwarzhaarige und seufzt. „Es ist nicht so, wie du denkst.“ Weiter kommt er nicht, denn sie drückt seine Hand. „Ich kann verstehen, dass du Joey in Schutz nehmen willst, Duke.“ unterbricht sie ihn sanft. „Ich weiß ja, was du für ihn empfindest, aber das heißt noch lange nicht, dass du dich von ihm...nötigen lassen musst. Ich meine, du solltest nichts tun, was du nicht auch wirklich willst.“
 

Bei Ra und allen guten Göttern, könnte mich jetzt bitte jemand k. o. schlagen? Ich fasse das gerade echt nicht. Was bitte denkt Tea nur von mir? Und überhaupt, warum zum Geier ist hier Duke das arme Opfer?? Ich verstehe echt die Welt nicht mehr.
 

„Ich nötige hier niemanden!“ rutscht es mir im gleichen Augenblick raus und ich stampfe auch leicht auf. Beide sehen mich an, aber mein Blick wandert nur zu Duke und ich hoffe inständig – für ihn – dass er meinen Gesichtsausdruck richtig deutet.
 

Tea schickt sich gerade an etwas zu sagen, vermutlich will sie mich wieder zurechtweisen oder so, doch Duke kommt ihr dieses Mal zuvor. „Es ist lieb, dass du dir Sorgen machst, Süße, aber es ist wirklich alles ok. Joey zwingt mich zu nichts.“ meint er und sieht ihr dabei eindringlich in die Augen. Na, immerhin! Wird auch Zeit, dass er mich verteidigt.
 

Doch Tea lächelt nur. „Ach Duke, du bist wirklich zu süß.“ entgegnet sie und ich habe das Gefühl, dass ich mich gleich übergeben muss. Wo bitte ist der Würfelfreak süß? Er ist ein Perverser, der es mit Bakura treibt und fuck, ein Teil von mir würde das jetzt zu gerne raus lassen, aber der andere Teil hält mich zurück.
 

Gerade als Duke etwas entgegnen will, hören wir Tristan rufen.
 

„Ich bin bei Joey und Duke, Bärchen.“ antwortet Tea schnell. „Wir kommen gleich.“
 

Dann wendet sie sich wieder uns zu. Dieses Mal mit einem verschwörerischen Funkeln in den Augen. „Wir reden ein anderes mal weiter, ja? Tristan braucht von alle dem hier nichts zu wissen. Mir gefällt zwar der Gedanke nicht, ihm etwas zu verheimlichen, aber...“ Sie hält kurz inne und sieht mich an. „Du bist sein bester Freund, Joey, ich weiß nicht wie er damit klar kommen würde, wenn er wüsste, dass du...“
 

Sie beendet den Satz nicht, blickt mir nur vielsagend in die Augen. „Ich gehe schon mal runter. Ihr könnt ja gleich nachkommen.“ meint sie weiter. Weder Duke noch ich erwidern etwas. Tea schickt sich auch schon an zu gehen, hält jedoch im letzten Moment inne und macht einen Schritt auf Duke zu.
 

Mir fallen fast die Augen raus, als sie dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Wange haucht. Dann ist sie verschwunden und Duke und ich stehen uns verdattert gegenüber. Er fasst sich als erster wieder.
 

„Oh Mann.“ stöhnt er und schüttelt lachend den Kopf. Ich verziehe giftig den Mund. „Mehr hast du nicht dazu zu sagen?“ fahre ich ihn an. Duke zuckt mit den Schultern. „Was soll ich sagen?“ entgegnet er ruhig. „Ich kann doch nichts dafür, dass sie...“
 

„Mich für einen Perversen hält?“ beende ich seinen Satz und meine Wut kocht fast über als er die Frechheit besitzt zu grinsen. „Natürlich kannst du was dafür. Du und Bakura. Gott, ich wusste, dass die Sache aus dem Ruder laufen würde!“ Auch ich schüttele nun fassungslos den Kopf. „Was machen wir jetzt?“ will ich wissen und sehe Duke fragend an.
 

Er blickt verständnislos zurück. „Wir gehen frühstücken würde ich sagen.“ antwortet er und ich muss echt an mir halten, um nicht die Beherrschung zu verlieren. „Ich meine, wegen dieser Sache, du Blödmann!“ zische ich ihn wütend an. Er scheint kurz zu überlegen. „Keine Ahnung.“ ist dann die schlichte Antwort. „Ich muss den Auftritt gerade auch erst mal verdauen.“ Eigentlich müsste jetzt etwas in mir explodieren. Wenn hier jemand was zu verdauen hat, bin schließlich ich das, oder?
 

Aber statt auszurasten, stehe ich nur ziemlich belämmert da und weiß einfach nicht was ich sagen soll. Mein Hirn ist immer noch ziemlich matschig von Tea´s Vortrag gerade. Verständlich, oder? Duke wirkt allerdings auch recht mitgenommen. Aber so wirklich will sich kein Mitleid für ihn bei mir einstellen. Er ist ja auch schließlich Schuld an dieser ganzen Misere.
 

„Du musst mit ihr reden.“ sage ich schließlich. „Du musst ihr klar machen, dass...“ Ich breche ab. Tja, was zum Teufel soll er ihr klar machen? Dass ich kein Perverser bin? Geschenkt, nachdem sie den Knebel gesehen hat, dürfte sich in dem Punkt nichts mehr machen lassen. Nein, da muss eine andere Lösung her. „Wir sollten ihnen die Wahrheit sagen.“ befinde ich und sehe Duke abschätzend an. „Das wäre echt das Beste und...“
 

„.Und die Beiden würden sich total verarscht vorkommen. Willst du das?“ unterbricht er mich ernst. Ich verziehe leicht den Mund, dann schüttele ich den Kopf. „Aber so kann´s doch auch nicht weitergehen, oder?“
 

Duke scheint kurz zu überlegen. Dann blitzt es in seinen Augen auf und ich befürchte das Schlimmste. Den Blick kenne ich inzwischen zur Genüge.
 

„Mann, Joey, die Beiden sind so süß, wir können jetzt nicht einfach die Karten auf den Tisch legen.“ erklärt er und irgendwo leuchtet mir das sogar ein. Sie würden uns schließlich nie im Leben abkaufen, dass wir das Ganze nur – ja, warum haben wir das Ganze eigentlich gemacht? Ich weiß es gar nicht mehr so recht. „Aber hey, vielleicht kann uns diese Entwicklung auch helfen, alles zu einem guten Ende zu bringen.“
 

„Wie meinst du das?“ will ich skeptisch wissen. Duke grinst und ganz ehrlich, das behagt mir ganz und gar nicht. Ich spüre schon wie mir das Blut in den Adern zu gefrieren droht. Aber der Schwarzhaarige ist wieder in seinem Element. „Ja....“ murmelt er vor sich hin. „Das könnte sogar funktionieren.“
 

Ich verstehe wieder einmal nur Bahnhof und bin auch mehr als verwirrt als er mich im nächsten Moment an sich drückt und triumphierend meint: „Ja, das ist eigentlich die Lösung.“ Ich löse mich etwas ungehalten von ihm und sehe ihn fragend an. „Was bitte ist die Lösung?“ will ich wissen und weiß jetzt schon, dass sie mir nicht gefallen wird. Aber Duke ist Feuer und Flamme. Ich sehe es ihm an.
 

„Na, überleg doch, Joey. Früher oder später werden wir uns ja trennen müssen. Jetzt haben wir auch einen guten Grund. Tea hat ihn uns sozusagen geliefert. Aber was noch besser daran ist, so können wir sogar rechtfertigen, dass du dich mit Kaiba zusammentust und.... naja, in Hinblick auf Bakura ist es vielleicht etwas unglaubwürdig, aber andererseits...“
 

Wieder habe ich das Gefühl, dass er mehr mit sich selbst als mit mir redet. Auf jeden Fall verstehe ich nicht das Geringste von dem was er da verzapft und ich vermute, das ist auch echt besser so. „Wenn wir die Nummer richtig aufziehen, dann passt das schon.“ redet Duke weiter und strahlt mich an. „Keine Sorge, Joey, ich habe einen Plan.“
 

Genau das hatte ich befürchtet.

Angewandte Psychologie Teil 1

Ein Teil von mir ist wirklich erleichtert als ich Tea rufen höre: „Das Frühstück ist fertig, Jungs.“ So bleibt uns keinerlei Zeit mehr über Dukes genialen Plan zu reden. Das werden wir so oder so noch früh genug tun und schon jetzt weiß ich, dass er mir sicher nicht gefallen wird.
 

Zerknirscht und auch ein wenig widerwillig folge ich dem Schwarzhaarigen nach unten, wo Tea und Tristan bereits am Tisch sitzen. „Morgen.“ nuschele ich und vermeide es meinen besten Freund anzusehen. Duke dagegen hat sich wieder vollenst im Griff, aber vielleicht ist er auch nur ein Meister der Verstellung, keine Ahnung. Er begrüßt Tristan mit einem fröhlichen Lächeln und scheint dabei gar nicht zu bemerken, dass der Brünette leicht die Farbe wechselt.
 

Pikiert nehme ich Tea gegenüber Platz und gebe mir Mühe ihrem Blick auszuweichen. Zwar ist ihr so nichts anzusehen, aber ich erinnere mich noch zu gut an das Gespräch gerade und der Schock sitzt mir nach wie vor in den Gliedern.
 

Wie schnell sich das Blatt doch wenden kann...
 

Heute Morgen lag ich noch friedlich neben Kaiba im Bett, immer noch benebelt von dieser unglaublichen Nacht und jetzt komme ich mir vor wie ein verurteilter Mörder, der gezwungen ist mit der heiligen Inquisition am Tisch zu sitzen. Da hätte ich ja sogar noch lieber mit dem Dieb gefrühstückt.
 

Wortlos greife ich mir Toast und Marmelade und versuche das aufkommende Gespräch zwischen Duke und Tristan auszublenden. Beiläufig schnappe ich nur ein paar Worte auf. Vom Angeln ist die Rede, glaube ich zumindest. Ich schlinge meinen Toast geradezu runter obwohl er heute Morgen nach nichts zu schmecken scheint und kann doch nicht verhindern, dass ich Tea hin und wieder einen Blick zu werfe. Die ganze Zeit über habe ich das Gefühl auf einer tickenden Bombe zu sitzen und da ich mein Glück inzwischen kenne, bin ich sicher, dass sie jeden Moment auch hochgehen muss.
 

Aber Tea sagt nichts. Naja, nichts ungewöhnliches und Tristan scheint sich auch wieder gefasst zu haben. Als er mich nach der Butter fragt und wir uns direkt ansehen, bemerke ich keinerlei Verlegenheit in seinem Blick. Na, immerhin etwas.
 

„Was meinst du, Joey?“ fragt Duke mich plötzlich und ich blicke überrascht auf. „Du hast gar nicht zugehört, was?“ Der Schwarzhaarige grinst. „Ach, du kennst doch unseren Joey. Er ist erst nach der Nahrungsaufnahme aufnahmebereit.“ feixt Tristan und ich verziehe leicht den Mund. „Also, ich werde heute Nachmittag auf jeden Fall noch einmal zu der Veranstaltung müssen.“ höre ich Duke sagen und werde hellhörig. „Ich kann noch nicht genau sagen wie lange es dauern wird, aber ich sicher nicht länger als 18:00 Uhr.“
 

Tristan nickt. „Ok.“ meint er und wendet sich fragend an mich. „Ich nehme an, du begleitest Duke?“
 

„Wohin?“ liegt mir auf der Zunge, doch gerade als ich es aussprechen will, kommt Duke mir zuvor. Lässig legt er den Arm auf meine Stuhllehne und meint: „Ja, eigentlich wollte ich meinen Wuschel schon mitnehmen.“ Ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht irgendwas unüberlegtes zu sagen, werfe ihm aber einen säuerlichen Seitenblick zu.
 

Tristan nickt erneut. „Na, dann geht ihr zu der Veranstaltung und wir... wir finden schon eine hübsche Beschäftigung, was Tea-Maus?“ Er lächelt seine Freundin liebevoll an. Tea nickt. „Wir wollten doch zu dem kleinen Antiquitätenladen in der Stadt.“ erinnert sie ihn und Tristan nickt eifrig. „Stimmt! Dann machen wir das doch.“ entscheidet er und fügt an Duke gewandt hinzu: „Wir könnten euch mitnehmen und absetzen.“
 

„Das wäre super.“ entgegnet der Schwarzhaarige und damit ist die Angelegenheit anscheinend auch schon besprochen. Ich lächele resignierend. Was habe ich auch für eine andere Wahl? Allem Anschein nach ist Duke darauf aus, den Nachmittag mit Bakura zu verbringen. Gut, soll mir Recht sein. Ich hoffe nur, dass Kaiba dann Zeit für mich hat. So genau hatten wir das Ganze ja nicht weiter besprochen, aber wie ich Duke kenne, hat er auch dafür schon einen Plan parat.
 

Der Rest des Gespräches zieht vollkommen an mir vorbei. Erst als Tea zu Duke und Tristan meint, dass die Beiden ruhig gehen könnte, ahne ich schreckliches. Fast schon panisch blicke ich zu Duke und hoffe, dass er meinen stummen Hilferuf erkennt. „Willst du denn nicht mitgehen?“ fragt der Schwarzhaarige. Tea schüttelt den Kopf. „Angeln ist nichts für mich.“ entgegnet sie lächelnd und bedenkt mich mit einem süßen Blick. „Und ich bin sicher, Joey ist auch nicht unbedingt scharf darauf still sitzen zu müssen. Nein, macht ihr das mal lieber zu zweit.“
 

Duke scheint noch etwas erwidern zu wollen, belässt es dann aber dabei und Tristan ist auch schon aufgestanden. „Na, dann vergnüg du dich mal mit Joey und ich...“ Mein Kumpel hält schlagartig inne und wird rot. Verlegen fährt er sich durchs Haar und grinst dann entschuldigend. „Ähm... ihr wisst was ich meine, oder, Leute?“
 

Zehn Minuten später bin ich mit Tea allein. Duke und Tristan haben mit einer kompletten Angelausrüstung das Haus verlassen und meine Freundin bereits den Tisch abgeräumt. Und es ist klar, was jetzt kommen wird. Was kommen muss.
 

Und es gibt kein Entrinnen.
 

Seit wann verflucht interessiert sich der Würfelfreak für´s Angeln?
 

Aber das spielt ohnehin keine Rolle mehr.
 

Ich sitze immer noch am Tisch und beobachte Tea wie sie das restliche Geschirr wegräumt als sie sich auch schon umdreht und auf mich zukommt. Ihr Gesichtsausdruck ist schwer zu deuten. Sie sieht mich eindeutig ernst an, aber auch ein bisschen... Hm, ich würde sagen, bedauernd oder so. Keinen Plan. Unsicher rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her.
 

„Ich muss mich bei dir entschuldigen, Joey.“ sagt sie schließlich und ich sehe sie überrascht an. „Was?“ entgegne ich irritiert. „Ähm...“ Damit hatte ich jetzt nicht unbedingt gerechnet, aber hey, ist doch eigentlich gut, oder?
 

Sie lächelt und nimmt mir gegenüber Platz. „Ich war vorhin wohl etwas... heftig. Das tut mir leid.“ Sie senkt leicht den Blick und ich glaube ihr sogar. Ich winke ab. „Schon ok, Tea.“ erwidere ich. „Naja, du hast halt...“ Ich beende den Satz nicht, sondern zucke nur mit den Schultern. „Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen.“ fährt sie unbeirrt fort. „Aber... ich mache mir Sorgen, Joey. Und ich bin wirklich der Meinung, dass du ein Problem hast.“
 

So viel zum Thema gut.
 

Ich verziehe unwillkürlich den Mund und im nächsten Augenblick greift Tea auch schon nach meiner Hand.
 

„Diese Neigungen, die du hast...“ hebt sie an und ich will schon protestieren, aber sie schüttelt entschieden den Kopf als ich den Mund öffnen will. „Ich weiß, dass daran eigentlich nichts schlimmes ist. Ich meine...“ Sie hält kurz inne und scheint nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich meine, jeder hat eben seine eigenen Vorstellung von... Intimität.“ Jetzt glühen ihre Wangen und ich bin mehr als überzeugt davon, dass ihr dieses Gespräch schwer fällt. Ich seufze, was sie allem Anschein nach als Zeichen der Zustimmung wertet.
 

„Und im Grunde kann das auch jeder so halten wie er will.“ fährt sie auch schon fort. „Es ist natürlich Privatsache, aber... aber ich glaube, dass Duke deine Neigungen nicht wirklich teilt, Joey.“ Nun blickt sie mir vielsagend in die Augen und ich gebe ein leicht gurgelndes Geräusch von mir. Meine Kehle schnürt sich auch schon langsam wieder zu. „Ich denke, dass er diese... Spielchen nur mit macht, weil ihm so viel an dir liegt, nicht weil es seine Vorstellung von...Intimität ist.“
 

Ich schaffe es gerade noch mir auf die Zunge zu beißen, woraufhin ich schmerzhaft das Gesicht verziehe. Tea nickt. „Und ich vermute, du weißt das auch tief in dir drin, oder, Joey?“ Sie bedenkt mich mit einem mitfühlenden Blick und drückt sanft meine Hand. Allem Anschein nach hat sie meine Reaktion als Zustimmung gewertet. Tja, wenn sie wüsste, was wirklich Sache ist. Erneut kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht das Klügste wäre, ihr reinen Wein einzuschenken, aber sie sieht mich so aufrichtig und freundlich an, dass ich es einfach nicht über mich bringe.
 

„Du hast Duke sehr gerne, das weiß ich, Joey, aber du kannst nicht Dinge von ihm verlangen, die er eigentlich nicht tun will. Das ist falsch und es wird euch beide auf Dauer nur unglücklich machen.“
 

Ich überlege wie ich am Besten reagieren soll. Wenn ich weiterhin abstreite, wird sie das nur noch mehr in ihrer Meinung bestätigen. So gut kenne ich Tea inzwischen. Aber was zum Teufel soll ich sagen? Ich bin schließlich nicht derjenige, der dieses Problem hat. Und für Duke ist es ja auch kein Problem. Gott, wie zum Geier konnte ich nur in solch eine bescheuerte Situation geraten?
 

Ich seufze erneut und wieder wird meine Hand gedrückt. „Es tut mir leid, wenn ich dir vorhin das Gefühl gegeben habe, dass ich dich für...abartig oder so halte.“ höre ich sie sagen. „Ich war nur... Für mich ist so etwas...“ Sie beendet den Satz nicht, blickt nur etwas verlegen auf den Tisch und ich nicke unwillkürlich. „Ich verstehe.“ entgegne ich aufrichtig und ja, das tue ich nur zu gut. Tea atmet sichtlich erleichtert auf.
 

„Joey, mal unter uns... wie kommt es, dass ausgerechnet du... Ich meine, so etwas hätte ich mir bei dir nie vorstellen können.“ Neugier liegt in ihren blauen Augen, aber auch wirkliches Interesse und ich kratze mich unsicher am Kopf. „Keine Ahnung.“ gebe ich ziemlich belämmert von mir. „Ich weiß nicht so recht... Ist eben einfach so.“
 

Tea nickt wieder langsam. „Weißt du was ich denke?“ fragt sie mich dann. Ich zucke hilflos mit den Schultern. „Ich glaube, das hat was mit Kaiba zu tun.“ verkündet sie nach einer kurzen, fast schon dramatischen Pause und ich rechne ernsthaft damit, dass ich jeden Moment vom Stuhl falle. „Nach allem was ich so gelesen habe über solche... Praktiken, ist es wohl so, dass gerade Menschen, die sonst... nun ja, wie soll ich es am Besten sagen? Menschen, die in ihrem Alltag nicht gerade dominant sind, sich auf diesem Wege auszuleben versuchen. Verstehst du was ich meine?“
 

Ich bin nicht in der Lage zu reagieren. Ja, ich kann nicht einmal den Kopf schütteln. Ich sitze wie vollkommen paralysiert da und starre sie an. Sie atmet kurz tief durch. „Worauf ich hinaus will, Joey... ich glaube, dass du diese Neigung entwickelt hast, hängt damit zusammen, dass Kaiba dich immer wieder so runter macht.“ erklärt sie mir und ihrem Blick ist deutlich zu entnehmen, dass sie von ihrer Theorie überzeugt ist.
 

Und ich... ich weiß nicht was ich sagen soll.

„Kaiba macht mich nicht runter.“ protestiere ich im nächsten Augenblick auch schon. „Wir streiten, ja. Aber er macht mich nicht runter. Ich meine... wir schenken uns nichts. Ein fairer Schlagabtausch. Gut, meistens hat er das letzte Wort, aber... aber das heißt doch nicht, dass er mich...“ Ich schüttele entschieden den Kopf, aber Tea sieht mich nur mitleidig an.
 

„Joey, wir beide wissen doch, dass Kaiba immer wieder versucht, dich niederzumachen. Alleine die Namen, die er dir gibt. Sicher, er hält sich gegenüber von jedem für etwas besseres, aber bei dir treibt er es auf die Spitze und so oft wie ihr zwei aneinander geratet... Ich glaube, da bleibt es nicht aus, dass etwas hängen bleibt. Vielleicht ist dir das gar nicht einmal so bewusst, aber dein Unterbewusstsein beschäftigt sich damit und ich denke wirklich, dass das der Grund ist, warum du diese... Neigungen hast. Du versuchst auf diesem Wege deine Streiterei mit Kaiba zu kompensieren.“
 

Wie benommen lasse ich ihren Vortrag über mich ergehen, starre mehr oder weniger durch Tea hindurch. Eine Sekunde später ist sie auch schon neben mir und schlingt ihre Arme um mich. „Ach, Joey...“ seufzt sie an meiner Schulter und drückt mich sanft an sich. „Denk einfach mal darüber nach, was ich gesagt habe, ja? Duke und du, ihr passt ansonsten so gut zusammen und ich wünsche mir einfach, dass es mit euch funktioniert.“
 

Ich glaube, sie sagt noch irgendetwas, aber ich bin längst nicht mehr in der Lage ihr zu zu hören. Ich nicke automatisch und sie drückt mich noch einmal, dann rückt sie endlich von mir ab. „Wenn du willst, leg dich noch eine Stunde auf´s Ohr.“ schlägt sie mir mit einem freundlichen Lächeln vor und das ist die mit Abstand beste Aussage, die sie heute gemacht hat. Ich nicke, rühre mich aber nicht gleich. Irgendwie wollen meine Beine nicht so recht, reagieren. „Tristan und Duke werden sicher auch bald zurück sein.“ redet sie bereits weiter. „Ich kümmere mich um das Mittagessen und...“ Sie hält kurz inne und sieht mich fragend an. „Wenn du willst, koche ich deinen Lieblingspudding.“
 

Irgendwie schaffe ich es, mir ein gequältes Lächeln abzuringen und Tea strahlt mich an. „Es wird alles gut werden, Joey.“ meint sie dann und ihre Augen funkeln dabei. „Denk einfach mal über das nach, was ich gesagt habe. Ok?“
 

„Ok.“ entgegne ich und meine Stimme klingt einmal mehr wie ein Krächzen. Tea scheint es nicht zu bemerken. Sie hat mir inzwischen den Rücken zugewandt. „Gut, dann werde ich uns für später schon mal ein paar Spiele raus suchen, dann können wir nach dem Essen noch ein wenig...“
 

Ihre Worte ziehen vollkommen an mir vorbei. Wie ferngesteuert erhebe ich mich und schicke mich an, die Küche zu verlassen. Ich glaube, ich murmele ihr noch kurz zu, dass ich nach oben gehe, aber sicher bin ich mir nicht. Und wie ich es tatsächlich zu dem Schlafzimmer schaffe, weiß ich auch nicht so recht.
 

Oben angekommen stehe ich einen Moment unschlüssig im Raum und weiß weder was ich tun noch was ich denken soll.
 

Der Tag hatte doch so gut angefangen...
 

Ich lasse mich wie ein nasser Sack auf die Matratze fallen und nur für den Bruchteil einer Sekunde durchzuckt mich der Gedanke daran, was der Dieb und Duke hier letzte Nacht veranstaltet haben. Dann starre ich an die Decke und bin froh, dass mein Kopf mit einem Schlag einfach nur leer ist.
 

„Mann, deine Nacht muss echt heftig gewesen sein, wenn du jetzt immer noch schläfst.“ höre ich eine vertraute Stimme sagen und öffne die Augen. Scheinbar war ich tatsächlich eingeschlafen, denn Duke steht jetzt mitten im Raum und betrachtet mich grinsend. Ich blinzele und brauche einen kurzen Augenblick bis ich in der Lage bin, mich aufzurichten.
 

„Wie spät ist es?“ will ich wissen. Der Schwarzhaarige sieht kurz auf die Uhr. „Zehn vor zwölf.“ entgegnet er und ich reiße erstaunt die Augen auf. „Echt?“ frage ich ungläubig nach. Das würde bedeuten, dass ich fast zwei Stunden gepennt habe. Duke nickt nur und lässt sich dann lässig am Fußende der Matratze nieder. „Tea ist schon fast dabei das Mittagessen aufzutischen.“ erklärt er mir und sein Blick mustert mich weiterhin amüsiert.
 

Sofort bin ich hellwach. Alleine die Erwähnung von Tea reicht aus, um meine Restmüdigkeit zu vertreiben und ich funkele Duke wütend an. „Danke auch, dass du mich mit ihr allein gelassen hast.“ fahre ich meinen Freund an, was den Würfelfreak wohl etwas erstaunt. Zumindest weiten sich seine Augen ein wenig. „So schlimm?“ will er dann auch noch ernsthaft wissen und ich kann nun nicht mehr an mir halten.
 

Mit einem Satz bin ich auf den Beinen und fuchtele wild in der Gegend herum. „Schlimm?“ wiederhole ich giftig. „Schlimm?“ Mann, der Kerl hat echt Nerven. Ein Teil von mir würde ihm jetzt zu gerne eine verpassen.
 

Und was für eine!!
 

„Ich wurde psychologisiert!“ sprudelt es aus mir raus. „Aber volle Kanne!“ Dukes Mundwinkel zucken leicht und ich recke automatisch die Faust in die Höhe. „Wag es dich jetzt zu lachen!“ warne ich ihn vor. „Das ist echt nicht komisch. Du kannst dir nicht vorstellen auf was für eine Idee sie jetzt gekommen ist!“ Ich schüttele bei dem Gedanken an Teas kleine Theorie unwillkürlich den Kopf. „Diese Sache läuft so was von aus dem Ruder. Wir müssen was machen. Ich hab echt keinen Bock mehr darauf...“
 

„Was hat sie denn gesagt?“ unterbricht der Schwarzhaarige mich ruhig und sieht mich fragend an. Ich seufze. „Sie denkt, dass ich pervers bin wegen meinen Streitereien mit Kaiba.“ entgegne ich nach kurzem Schweigen und muss für den Bruchteil einer Sekunde selbst mit dem Lachen kämpfen, so wahnwitzig ist das Ganze. „Keine Ahnung was sie genau meinte... und ich will´s auch gar nicht wissen.“
 

Wieder schüttele ich den Kopf. Duke scheint derweil nachzudenken. „Jetzt beruhige dich erst mal, Joey, und setz dich hin. Ich hab dir doch gesagt, dass ich einen Plan habe.“ meint er dann und zieht eine Packung Zigaretten aus seinem Hemd. „Hier. Rauch eine und entspann dich.“ Er hält mir das Päckchen entgegen und scheint tatsächlich zu meinen, was er sagt. Als ob ich mich entspannen könnte. Ha ha, sehr komisch. Widerwillig greife ich dennoch nach einer Zigarette und lasse mich auch zurück auf die Matratze fallen. Wortlos reicht er mir Feuer und ich inhaliere tief.
 

„Mann, Mann... unsere Tea ist wirklich ein Herzchen.“ befindet er seufzend und seine Augen funkeln belustigt. Ich sehe ihn giftig an. „Ich dachte mir schon so was in der Art.“ fährt Duke unbeirrt fort. „Laienpsychologie für Fortgeschrittene.“ Er lacht kurz auf und ich will ihn schon wieder auf´s Neue anfahren als er in ruhigem Ton fortfährt: „Es tut mir wirklich leid, Joey, dass die Situation in der Form eskaliert ist. Das wollten weder Bakura noch ich. Das musst du mir wirklich glauben.“
 

Er sieht mir eindringlich in die Augen und ich mache eine wegwerfende Geste. „Geschenkt! Das hatten wir schon.“ entgegne ich ungehalten. „Sag mir lieber, was wir jetzt machen sollen? Ich habe echt keinen Bock mehr auf diese Gespräche mit Tea und auch nicht auf die ganze Nummer hier an sich.“
 

Duke zündet sich seinerseits eine Zigarette an. „Wir müssen jetzt erst einmal weitermachen wie bisher.“ meint er und fügt hinzu als ich mich schon anschicke zu protestieren: „Zumindest bis wir wieder zuhause sind. Wenn wir die Zwei jetzt aufklären... Du weißt doch selbst, dass sie uns das nicht so einfach verzeihen würden, oder?“
 

Widerwillig nicke ich. „Siehst du.“ Ich seufze. Natürlich hat er Recht und natürlich habe ich auch genauso wenig Bock darauf, es mir mit Tea und Tristan zu verscherzen wie er. Sie sind schließlich meine Freunde, auch wenn ich augenblicklich gut auf sie verzichten könnte.
 

„Also gut, was ist jetzt dein Plan?“ frage ich nach einer kurzen Pause und bereite mich innerlich auf das Schlimmste vor. „Wie gesagt, so gesehen hat Tea uns einen Grund für unsere Trennung geliefert. Jetzt müssen wir das nur noch geschickt umsetzen und...“ entgegnet er auch schon und ich verziehe spöttisch den Mund. „Oh ja, ganz toll. Wir machen Schluss, weil ich ein Perverser bin.“ erwidere ich sarkastisch. „Du bist fein raus und ich der Buhmann. Vergiss es, Duke.“ Ich verschränke entschieden die Arme vor der Brust.
 

Aber mein Gegenüber lässt sich von meinem Einwurf nicht beirren. „Natürlich ziehen wir das etwas anders auf, Joey.“ versucht er mich zu beruhigen, was ihm aber jedoch nicht wirklich gelingt. „Ach? Und wie willst du es aufziehen?“ frage ich und klinge für einen Moment fast wie Kaiba. Unwillkürlich frage ich mich, was er wohl zu der ganzen Sache sagen würde.
 

Duke überlegt kurz. „Tea denkt also, dass du wegen Kaiba auf die dominante Tour abfährst.“ bemerkt er dann und ich rolle mit den Augen. „Laien-psychologisch vielleicht nicht einmal so abwegig... Eigentlich müsste es ihr dann sogar einleuchten, wenn du dich tatsächlich mit Kaiba zusammen tun würdest. Ja, ich bin sicher, dass das funktionieren würde.“
 

Wieder verstehe ich nicht das Geringste. Duke lächelt mich an. „Wir stellen es einfach so hin, dass du versucht hast, deine devoten Neigungen für Kaiba zu kompensieren, in dem du dich mir gegenüber als dominant verhalten hast. Und nachdem sie dir so ins Gewissen geredet hat, hast du nun erkannt wie die Dinge wirklich liegen und kannst dir die Wahrheit eingestehen. Das wird sie sicherlich freuen.“ erläutert er mir seine Aussage weiter. „Und wie ich Tea kenne, wird sie dich dann sogar bemitleiden. Ich meine, sich in Kaiba zu verlieben ist ja schon etwas krass und...“
 

„Aber auf Bakura ab zufahren ist normal, was?“ werfe ich spöttisch ein. „Touché.“ entgegnet er grinsend. „Aber im Ernst. Ich bin sicher, dass Tea uns das abkaufen würde.“
 

Ich sehe ihn leicht skeptisch an. „Und was ist mit Bakura und dir?“ will ich wissen. „Weder Tris noch Tea werden so einfach schlucken, dass du dich mit diesem irren Psychopathen tröstest, wenn ich dich angeblich schon so überfordert habe. Das würde nur funktionieren, wenn Bakura Yugi wäre. Wenn´s nach Tea geht, bist du nämlich ein Sensibelchen und brauchst liebevolle Zuwendung.“
 

Nun ist es an mir zu grinsen, denn er verzieht leicht den Mund, fasst sich aber schnell wieder.
 

„Deshalb müssen wir sie ja auch davon überzeugen, dass Bakura eigentlich ganz anders ist.“ meint der Schwarzhaarige und lacht. „Ich wollte ja auch schließlich, dass er sich mit den anderen endlich anfreundet und Kura gefällt inzwischen auch die Vorstellung, einmal den missverstandenen Guten zu geben.“
 

Erneut verdrehe ich die Augen. Oh ja, ich kann mir gut vorstellen, dass es dem Dieb gefällt, in diese neue Rolle zu schlüpfen. Für ihn ist es sicherlich ein Heidenspaß. Wie sagt er schließlich immer: Entertainment pur.
 

„Das ist eine bescheuerte Idee.“ sage ich und meine es auch genauso. Andererseits habe ich auch keine wirkliche Lösung für unser Problem. Gut, die Wahrheit zu sagen, wäre eine Alternative und vermutlich auch das Vernünftigste, aber wenn ich an Tea´s Miene denke und auch an Tristan... Vielleicht hat Duke tatsächlich Recht und wir müssen die Sache auf diese Weg beenden.
 

Beenden will ich das Ganze allemal.
 

Duke übergeht meine Bemerkung. „Wir werden das schon hinbekommen. Noch ein paar Tage und die Sache ist gelaufen. Ich verspreche es dir, Joey.“ meint er ernst. „Ich werde später mal versuchen mit Tea zu reden und vielleicht kann ich dann auch schon etwas Vorarbeit leisten. Überlass einfach alles mir, ok?“
 

Ich entgegne nichts, was er wohl als stummes Einverständnis wertet.
 

„Aber mal zu was anderem.“ höre ich ihn dann sagen. „Wie war´s denn jetzt? Wie war er?“

Angewandte Psychologie Teil 2

Sorry, ihr Lieben, dass es augenblicklich mal wieder etwas länger dauert bis es bei meinen Stories weitergeht, aber ich habe gerade eine Menge um die Ohren und die Deadline für mein Buch sitzt mir auch noch im Nacken...

Ich wünsche euch trotzdem weiterhin viel Spaß!
 


 

"Herrlich!“ lacht Bakura und hält sich den Bauch. „Das ist... bei Ra, mir fehlen die Worte. Einfach zu köstlich. Warum habe ich nur meine Zeit mit dieser Pharaonenmade verschwendet, diese Bärchen sind viel, viel unterhaltsamer!“
 

Meine Hand ballt sich automatisch zu einer Faust und ich hole auch schon aus, als Duke mich zurückhält. „Das ist nicht witzig, Kura!“ meint er an den Dieb gewandt und klingt dabei sogar ernst. „Doch, Katerchen, das ist es!“ widerspricht dieser immer noch lachend, aber Duke bleibt ernst. „Für dich vielleicht, für Joey nicht.“ fährt der Schwarzhaarige fort und irgendwas in seiner Stimme lässt den Dieb in seinem Lachen innehalten.
 

Sein Blick wandert zu mir und ich funkele ihn noch immer mit gereckter Faust giftig an. Für einen Augenblick scheint er abzuwägen. Dann seufzt er. „Herrje, ihr gönnt einem auch gar nichts.“ befindet er und ich kann nicht umhin ihn anzuzischen: „Du hattest genug Spaß!“
 

Bevor der Weißhaarige etwas erwidern kann, ergreift Duke das Wort. „Das Ganze mag ja ganz lustig klingen, aber ich habe vorhin mit Tea gesprochen und auf dem Trichter auf dem sie gerade ist...“ Er beendet den Satz nicht, sieht den Dieb nur vielsagend an.
 

Bakura richtet sich nun auf. „Sie denkt also ernsthaft, dass der gute Joey wegen seinen ständigen Streitereien mit Kaiba zu einem Perversen mutiert ist?“ will er wissen und Duke nickt. Der ehemalige Grabräuber schüttelt den Kopf. „Klingt als würde sie zu viele drittklassige Talkshows sehen. Man kann nur hoffen, dass ihr Bärchen nie auf die Idee kommt, ihr Oralsex vorzuschlagen. Dann schleppt sie ihn bestimmt zum nächstbesten Therapeuten.“ meint er mit diesem spöttischen Unterton, der mein Blut zum kochen bringt. „Ich frage mich wirklich was für eine Beziehung die Beiden führen? Taylor muss ja...“
 

„Es geht hier aber nicht um die Zwei!“ unterbreche ich seine Überlegungen ungehalten und Duke wirft mir einen beruhigenden Blick zu. „Fakt ist, dass Tea von diesem Kurs nicht abzubringen ist.“ ergreift er erneut das Wort. „Ich habe mit ihr geredet und sie ist fest davon überzeugt, dass im Grunde alles Kaiba´s Schuld ist. Sie hat sogar vorgeschlagen, einmal mit ihm zu reden, damit er Joey endlich in Ruhe lässt und...“
 

„Bei Ra, das wird immer besser!“ Bakura lacht wieder. „Jetzt finden Herrchen und Hündchen endlich, endlich zueinander und diese neunmalkluge Oberlehrerin hat nichts besseres zu tun als ihre prüden Vorstellungen unters Volk zu bringen.“ Wieder schüttelt er den Kopf. „So dämlich wäre nicht einmal diese Laus von einem Pharao.“
 

„Tea meint es nur gut!“ weise ich ihn harsch zurecht. „Und überhaupt... das Ganze ist eigentlich deine Schuld. Ihr Beide habt mich in diese Lage gebracht und deshalb werdet ihr mir auch schleunigst wieder hinaus helfen.“ Ich blicke von Bakura zu Duke. „Beruhig dich, Joey!“ meint der Schwarzhaarige. „Ich habe dir mein Wort gegeben, dass wir dir helfen.“
 

Ich verziehe spöttisch den Mund. „Ja, ja... dein ach so toller Plan.“ In typischer Kaiba-Manier verdrehe ich die Augen. Bakura sieht seinen Kater fragend an. „Ah, du hast schon einen Plan?“ Duke nickt und erläutert dem Dieb sein Vorhaben genau wie mir vor ein paar Stunden. Bakura hört gespannt zu, hier und da weiten sich seine Augen etwas und ein süffisantes Lächeln erscheint in seinem Gesicht, aber er unterbricht Duke kein einziges Mal. Erst als dieser geendet hat, ergreift der Dieb das Wort.
 

„Nicht nur sexy sondern auch noch klug.“ befindet er und zwinkert dem Schwarzhaarigen anzüglich zu. Ich rolle genervt mit den Augen. „Welch herrliche Vorstellung, dass ich dein strahlender Prinz sein darf, der dich vor dem bösen... Drachen? Hm, nein, das wäre eher Kaiba... aber ein Hündchen ist einfach zu niedlich... Egal. Das wird mein Glanzstück. Diese Rolle wird sogar meinen Einbruch in den königlichen Tempel übertreffen.“ Der Dieb strahlt von über beide Ohren und mir wird schlecht. Gerade als ich etwas erwidern will, geht mein Handy.
 

Eine Sms.

Von Kaiba.
 

„Seto wird in etwa einer viertel Stunde hier sein.“ teile ich den anderen mit während ich meine Antwort eintippe und überlege welches Emoticon ich am Besten benutzen soll.
 

„Bin mal gespannt, was der Eisklotz zu den jüngsten Entwicklungen sagen wird.“ meint Duke und wirkt dabei sogar ein klein wenig nervös. Bakura grinst. „Mich interessiert viel mehr ob unser Kühlschrank noch immer so steif ist wie vorher.“ Er bedenkt mich mit einem vielsagenden Blick und ich funkele wütend zurück. „Also hast du nur noch 15 Minuten für eine Schilderung deiner heißen Nacht, Wheeler.“ höre ich den ehemaligen Grabräuber dann sagen. „Schade, ich hätte gerne die ausführliche Fassung gehört, aber...“
 

„Du wirst gar nichts hören!“ unterbreche ich ihn rüde. „Und eine dämliche Andeutung, wenn Seto da ist, dann.... dann... vergesse ich mich!“
 

Bakura seufzt. „Herrje, man sollte meinen, dass du inzwischen etwas Druck abgelassen hättest, Wuschel. Vielleicht sollte ich mal ein ernstes Wörtchen mit Kaiba reden...“ Erneut hole ich aus und schaffe es auch dieses Mal den Schlag auszuführen obwohl Duke mich noch am Arm zu packen versucht. Aber der Dieb weicht meiner Faust lässig aus und ich schlage ins Leere. „Du verdammter Verrückter...“ grolle ich los und mir liegen schon fünf weitere Beleidigungen auf der Zunge als Duke meint: „Lass ihn, Kura! Das alles ist momentan wirklich viel für ihn. Glaub mir, auf so ein Gespräch mit Tea wärst du auch nicht scharf. Mir hat sie auch ganz schön zugesetzt.“
 

Ich bin nicht sicher ob es die ermahnenden Worte des Schwarzhaarigen sind, aber Bakura nickt. Zumindest deute ich seine Kopfbewegung als Nicken. „Und womit hat das altbackene Huhn dir zugesetzt, mein Katerchen?“ fragt er nach einer kurzen Pause und seine Hand wandert zärtlich in Dukes Nacken, doch sein Blick verrät eindeutig, wie neugierig er ist. Duke seufzt und senkt zu meiner Überraschung sogar den Blick. „Das wollt ihr gar nicht wissen.“ meint der Schwarzhaarige und ich richte mich kerzengerade auf. „Oh doch.“ entgegne ich, denn seinem Gesichtsausdruck ist eindeutig zu entnehmen, dass ihm sein Gespräch mit Tea mehr als peinlich ist.
 

Tja, Pech. Selbst Schuld.

Und hey, ich will hier nicht immer der Einzige sein, der gedemütigt wird!! Duke kann das Päckchen gerne mal mit tragen.
 

Der Würfelfreak macht eine wegwerfende Geste, aber nun bin ich Feuer und Flamme und dem Dieb scheint es ähnlich zu gehen. Sanft streichelt Bakura über Duke´s Nacken. „Na, komm schon, Katerchen.“ raunt er seinem Freund leise ins Ohr. „Erzähl uns was Dr. Gardner zu dir gesagt hat.“ Ich nicke eifrig. Duke verzieht den Mund. Seine Arme, die er bis jetzt vor der Brust verschränkt hat, lässt er sinken und ich muss innerlich grinsen vor Vorfreude. „Oder soll ich raten?“ meint Bakura mit einem süffisanten Grinsen als Duke auch weiterhin nicht mit der Sprache raus rückt und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hat der Grabräuber schon so seine Theorien.
 

Naja, was auch immer es sein mag... wie ich die gute Tea kenne, hat sie auch bei ihm ganze Arbeit geleistet.
 

Dukes Augen weiten sich kaum merklich und fast habe ich den Eindruck, dass er Bakura einen warnenden – oder eher flehenden – Blick zuwirft. Doch der Weißhaarige grinst ihn nur genüsslich an. „Also gut.“ Der Schwarzhaarige rutscht etwas auf seinem Stuhl hin und her und ich muss gestehen, dass ich es gerade so was von genieße, ihn sich winden zu sehen. Er fühlt sich sichtlich unwohl, was ich ihm nicht einmal verdenken kann, aber hey, ich habe ganz sicher kein Mitleid. Mit mit hatte bislang auch keiner Erbarmen, oder?
 

„Wenn´s nach Tea geht, bin ich...“ Duke hält kurz inne und sowohl Bakura als auch ich sehen ihn erwartungsvoll an. Die Spannung ist fast so unerträglich für mich, wie das Aussprechen von Tea´s Worten es für Duke gewesen ist. Unerträglich meine ich, nicht spannend.
 

Der Schwarzhaarige seufzt resignierend. „Sie hält mich für einen Romantiker. Für einen hoffnungslosen Romantiker, der dazu neigt, sich aus Liebe seinem Partner vollkommen unterzuordnen.“ sagt er schließlich und ich brauche einen Moment bis ich den Inhalt seiner Worte richtig verstehe. „Sie denkt, dass ich lange Zeit den Womanizer gespielt habe, um darüber hinwegzutäuschen, dass ich mich eigentlich nach einer tiefen, gefühlvollen Bindung sehne.“ Er zuckt mit den Schultern und sein Gesichtsausdruck spricht Bände.
 

„Und?“ hake ich weiter nach ehe Bakura etwas sagen kann. „Ist das noch nicht genug?“ will mein Freund wissen. Ich schüttele den Kopf. „Karten auf den Tisch, Devlin!“ fordere ich ihn zufrieden grinsend auf. Ich bin sicher, dass Tea noch viel mehr vom Stapel gelassen hat. Immerhin hat sie mir gegenüber ja schon so einige Andeutungen gemacht.
 

„Keine Ahnung... in ihren Augen bin ich so was wie ein Kuschelbärchen.“ fährt er mit trockener Stimme fort. „Sie hat gesagt...“ Er bricht erneut ab und sein Gesichtsausdruck drückt fast schon pure Qual aus. Für den Bruchteil einer Sekunde habe ich dann sogar doch ein wenig Mitleid, aber neugierig bin ich auch. „Dass...“ Er schluckt sichtlich verlegen und weicht nun auch unseren Blicken aus.
 

„Was?“ frage ich ungehalten und auch Bakura hakt nach: „Nun spann uns nicht länger auf die Folter, Katerchen!“ Wieder seufzt mein Freund schwer. „Dass ich... Tristan sehr ähnlich wäre.“ sagt er nach einer Ewigkeit, wie mir scheint, mit tonloser Stimme und schluckt hart.
 

Nun ist Bakura nicht mehr zu halten. Das Lachen bricht nur so aus ihm heraus und auch ein böser Seitenblick von Duke bringt ihn nicht zum schweigen. „Wunderbar!“ pustet der Dieb. „Einfach nur herrlich. Die Frau ist grandios!“ Ich nicke zustimmend. „Kannst du laut sagen.“ stimme ich lachend zu und verspüre zum ersten Mal heute so etwas wie Genugtuung. „Dich mit Tris zu vergleichen... Oh Mann.“ Ich lache bis mir der Magen wehtut.
 

Duke bedenkt uns mit gespielt bösen Blicken. „Ja, ja... lacht ihr nur.“ meint er und das tue ich auch aus ganzem Herzen.
 

Ich glaube, Bakura und ich lachen ganze fünf Minuten, ehe wir in der Lage sind, uns wieder einigermaßen zusammen zu reißen, und auch Duke schmunzelt ein klein wenig.
 

„Bei Ra, das Mädchen ist einmalig!“ meint Bakura immer noch lachend. „Das ist ja noch besser als ihre Kaiba-Theorie oder der Gedanke, ich würde unseren Wuschel stalken. Ja, das übertrifft sogar die nächtliche Aufmachung der Beiden... Herrlich. Einfach nur...“
 

„Was für eine Aufmachung?“ will ich wissen und beäuge den Dieb skeptisch, doch ehe er mir zu antworten vermag, wozu er ausnahmsweise gewillt zu sein scheint, fährt Duke dazwischen. „Ja, augenblicklich hat Tea wirklich einen „run“, wenn es um merkwürdige Ideen geht.“ Bakura nickt und wird mit einem Schlag zu meiner Überraschung wieder ernst.

„Wenn ich es recht bedenke...“ hebt er dann an und trägt einen so seltsamen Gesichtsausdruck zur Schau, dass es mir ein klein wenig kalt den Rücken runter läuft, „dann müssen wir, was die beiden Glücksbärchen anbelangt, bei Gelegenheit etwas unternehmen.“
 

Sein Blick ist so ernst, dass ich ihn nur überrascht anstarren kann. Dann nicke ich. „Sag ich doch die ganze Zeit!“ entfährt es mir dann heftiger als gewollt. „Aber ihr wollt ja nicht hören. Es wird echt Zeit, dass wir die Nummer beenden bevor die Zwei...“ Ich halte schlagartig inne. Nicht weil, Bakura mich verständnislos ansieht, sondern weil mir gerade seine Redewendung richtig auffällt.
 

Bei Gelegenheit! HA! Der hat sie doch nicht alle. Schnellstmöglich ist die einzige Option und überhaupt...
 

Doch gerade als ich ihm diesen Punkt unwiderruflich klar machen will, höre ich ihn sagen: „Ich meinte damit nicht unser kleines Problemchen mit den Beiden, Wheeler.“
 

„Nicht?“ Verwirrt sehe ich den Dieb an. Er schüttelt den Kopf. „Was dann?“ will ich verständnislos wissen und ahne im gleichen Augenblick, dass es keine gute Idee ist, diese Frage zu stellen, denn sofort ist da wieder dieses fürchterlich selbstgefällige Grinsen im Gesicht des Weißhaarigen und seine diabolischen Augen bedenken mich mit einem süffisanten Blick.
 

„Nun, die Beiden brauchen eindeutig Nachhilfe. Vor allem nachdem was ich gestern Abend gesehen habe.“ befindet Bakura und aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass Duke kaum merklich nickt. „So was kann doch nicht gesund sein...“ Der Dieb schüttelt missbilligend den Kopf und ich verstehe nur Bahnhof, aber irgendwas sagt mir, dass das vielleicht sogar auch besser so ist. „Ja, eigentlich müssten wir den Zwei als gute Freunde ein wenig unter die Arme greifen...“ sinniert der Dieb auch schon weiter und ich schreie „Stopp!“
 

Sowohl Duke als auch Bakura sehen mich überrascht an. „Was heißt hier gute Freunde?“ fahre ich den ehemaligen Grabräuber an. „Dir hakt´s echt! Du bist kein guter Freund der Beiden. Wenn´s nach den Zwei geht, dann bist du... du...“ Ich suche nach dem richtigen Wort. „Das Böse unter der Sonne!“ fällt es mir ein noch ehe einer der Beiden mich unterbrechen kann. „Halt dich ja aus dem Liebesleben der Zwei raus. Ich warne dich. Es reicht schon, dass du meins vermurkst und überhaupt...“
 

Meine Faust ist schon wieder in die Höhe gereckt, wie ich beiläufig feststelle und naja, ich muss zugeben, ich wundere mich auch kurz darüber. Bakura wirft mir einen säuerlichen Blick zu. „ICH habe dein Liebesleben erst in Gang gebracht, Wheeler!“ zischt er mich an und seine Augen sind zu zwei bedrohlichen Schlitzen geworden. „Dank MIR und dem Kater hast du erst ein...“
 

„Ich warne dich, halt dein Maul oder ich vergesse mich!“ falle ich ihm unwirsch ins Wort und meine Faust nähert sich gefährlich seinem Gesicht. Der Dieb hält meinem Blick gelassen, aber nicht ohne eine Spur von Wut stand. „Ach? Und was passiert dann? Springst du wieder unter irgendeinen Tisch?“ will er herausfordernd wissen und mein Denken setzt aus.
 

Ich glaube, ich hole erneut aus, naja, eigentlich bin ich mir dessen sogar sicher, und rechne auch schon fast damit, dass meine Faust gleich auf seine Nase trifft, als eine bekannte Stimme mir Einhalt gebietet.
 

„Was zum Teufel ist jetzt wieder los?“ höre ich Kaiba fragen und halte schlagartig in meiner Bewegung inne. Mein Kopf dreht sich wie ferngesteuert zur Seite und ich blicke in seine blauen Augen. Er steht direkt vor unserem Tisch, in typischer Kaiba-Manier, die Arme vor der Brust verschränkt und bedenkt uns mit einem dieser „Womit-habe-ich-das-nur-verdient“-Blicke. Ich schlucke unwillkürlich und spüre wie meine Wangen leicht zu brennen beginnen. „Ähm...“ räuspere ich mich verunsichert und werfe Duke einen hilfesuchenden Seitenblick zu. Doch auch er schaut ziemlich verdattert aus der Wäsche und sogar Bakura scheint es in diesem Moment die Sprache verschlagen zu haben.
 

Kaiba seufzt theatralisch wobei er die Augen verdreht, dann aber wird sein Blick ernst und fixiert uns alle drei gleichzeitig und fragt trocken: „Gehe ich recht in der Annahme, dass dieser Unsinn hier gerade irgendetwas mit der Tatsache zu tun hat, dass Gardner mich vor zehn Minuten um ein persönliches Gespräch gebeten hat?“

Kurswechsel

Alle drei starren wir den Firmenchef sichtlich entgeistert an. Sogar Bakura ist nicht in der Lage einen seiner dreisten Kommentare von sich zu geben und fast habe ich den Eindruck, dass in Kaiba´s Blick so etwas wie Genugtuung erscheint. Doch ehe ich genauer darüber nachzudenken vermag, was angesichts seiner Offenbarung gerade ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit ist, streift mich auch schon sein Blick. Im nächsten Augenblick zieht er sich einen Stuhl bei und lässt sich majestätisch darauf nieder.
 

Und ja, jetzt bin ich mir sicher, dass eine kleine Spur von Genugtuung in seinen Augen aufblitzt. Was den Rest anbelangt...
 

Ich schlucke hart als mir klar wird, was er da gerade wirklich gesagt hat.
 

Tea hat bereits mit ihm geredet? Fuck, wie kann das sein? Und verdammt, sie ist schnell.
 

„Tea hat dich um ein Gespräch gebeten?“ unterbricht Duke schließlich das absonderliche Schweigen und sieht Kaiba fragend an. Dieser nickt langsam wobei er leicht den Mund verzieht als hätte er auf einen sauren Drops gebissen. „Allerdings.“ erwidert er und ich muss zugeben, angesichts dieser Tatsache klingt er noch recht locker. „Oh Mann.“ entfährt es mir da auch schon und die blauen Augen werden schlagartig auf mich gerichtet.
 

Wieder nickt der Brünette. „Ihr wisst demnach, was Gardner von mir will.“ Es ist keine Frage, trotzdem nicke ich und auch Duke macht eine leicht zustimmende Bewegung mit dem Kopf. Kaiba verdreht unverzüglich die Augen. „Und ich nehme an, ich will es eigentlich nicht wissen.“ setzt er von neuem an und sein Blick wandert von Duke zu mir und schließlich zu Bakura und ein Teil von mir betet, nein, fleht innerlich, dass dieser verrückte Dieb jetzt nichts sagt! Dass er das Reden dieses eine Mal Duke oder mir überlässt.
 

„Stimmt, du willst es ganz sicher nicht wissen, Kaiba.“ bestätigt Duke einen Augenblick später sichtlich zerknirscht die Vermutung meines...Freundes und ich erwarte augenblicklich einen obligatorischen Kaiba-Ausbruch – wobei Ausbruch das falsche Wort ist, Kaiba ist ja kein Vulkan, er sprudelt nicht einfach los wie ich und... ach, keine Ahnung - , aber zu meiner Verwunderung bleibt dieser vollkommen ruhig. Seine rechte Braue zuckt allerdings in die Höhe und er bedenkt Duke mit einem unergründlichen Blick. Gelobt sei der Herr, dass der Mann sich so gut im Griff hat. Sonst wären wir oder vor allem Duke und Bakura wohl längst tot.
 

Bakura lacht. „Das willst du ganz sicher nicht wissen.“ stimmt er Duke zu und das Grinsen im Gesicht des Diebes spricht Bände. Kaiba bedenkt ihn mit einem kalten Blick. „Außer dein Humor hätte sich in der letzten Nacht verbessert, was natürlich drin sein könnte nachdem...“
 

Ein Stoß von Duke in die Seite bringt den ehemaligen Grabräuber zum Schweigen. Bakura wirft seinem Kater einen entschuldigenden Blick zu. „Ich dachte ja nur...“ Der Weißhaarige zuckt mit den Schultern und ich bin viel zu entsetzt, um etwas zu sagen. Was würde ich jetzt dafür geben, wenn Blicke tatsächlich töten könnten. „Kura.“ Dukes Stimme ist nicht viel mehr als ein leises Raunen, aber sie scheint ihre Wirkung auf den Dieb zu haben, denn er schweigt erst einmal.
 

Kaiba´s Blick wandert währenddessen zu mir und ich sehe ihn verlegen an. Seine Züge verraten mal wieder nicht das Geringste, aber ich bin sicher, dass ihm Bakura´s Anspielung alles andere als gefällt. Irgendwie bringe ich ein klägliches Lächeln zu Stande und hoffe, dass es irgendwie entschuldigend wirkt. Und dass er nicht denkt, ich hätte den Beiden irgendwelche Einzelheiten zu letzter Nacht verraten.
 

Einen Moment halten die blauen Augen meinen Blick fest und ich habe den Eindruck, dass er nachdenkt. Dann seufzt er leise auf, lehnt sich in seinem Stuhl zurück und richtet den Blick wieder in die Runde.
 

„Also schön.“ meint er und seine Stimme klingt vollkommen nüchtern. „Was hat das zu bedeuten?“

Ich blicke zu Duke, der augenblicklich bei weitem nicht mehr so lässig wirkt wie sonst. Kein Wunder nach seiner Unterhaltung mit Tea. Ich habe sogar das Gefühl, dass er ein schlechtes Gewissen hat. Immerhin kann er sich ausmalen wie toll ich es finde, dass Kaiba jetzt auch noch in die Sache mit hineingezogen wird. Also richtig rein, nicht nur so am Rande. Zumindest glaube ich so was in seinen Augen zu lesen. Und auch ein wenig Planlosigkeit. Ich meine, es ist eine Sache mit Bakura und mir über die Nummer zu reden, aber mit Kaiba???
 

Seltsamerweise muss ich innerlich grinsen.
 

Sieh an, sieh an, so tough ist der gute Duke dann doch nicht. Und hey, auch Bakura hält sich seltsam bedeckt, was mir allerdings befremdlich vorkommt und nichts gutes verheißt.
 

„Ich warte.“ unterbricht Kaiba´s kühle Stimme meine Gedanken und so befremdlich es nun klingen mag, ein Teil von mir würde sich fast wünschen, dass dieser verdammte Dieb das Reden übernimmt, denn wenn ich Kaiba einweihen muss, dann werde ich sicher vor Scham im Boden versinken. Aber zu meinem Bedauern scheint der ehemalige Grabräuber plötzlich die Sprache verloren zu haben.
 

Ich kratze mir unsicher am Kopf. „Naja, das Ganze ist etwas...“ Ich halte inne und suche nach dem richtigen Wort. Genau genommen nach den richtigen Worten. Kaiba sieht mich fragend an. Ich seufze und deute im nächsten Augenblick auf Duke und Bakura. „Die Zwei sind schuld.“ erkläre ich dann und ich sehe wie Dukes Augen sich weiten. „Na, ist doch so.“ meine ich herausfordernd. „Wenn ihr nicht...“ Ich beende den Satz nicht, sondern beiße mir auf die Unterlippe. Bakura verdreht die Augen. Duke dagegen rührt sich nicht.
 

Und Kaiba...
 

Seine Halsschlagader pulsiert gefährlich. Ein deutliches Zeichen dafür, dass ich seine Geduld nicht weiter strapazieren darf.
 

„Also, die Sache ist die...“ fange ich erneut an. „Das Bett ist kaputt gegangen. Frag nicht wie, das weiß ich nämlich echt nicht und ich will es auch nicht wissen. Ich weiß sowieso schon viel zu viel was ich nicht wissen will. Naja, egal... Es ist kaputt und Tea und Tris haben es mitbekommen und weil Duke diese Bisswunden hat...“
 

An dieser Stelle fällt Bakura mir ins Wort. „Bisswunde. Einzahl.“ verbessert er mich mit scharfem Tonfall und belustigt blitzenden Augen. Ich schüttele wütend den Kopf. „DU!“ fahre ich ihn dann auch schon wieder an. „Du verfluchter-“ Weiter komme ich nicht, denn Kaiba und Duke mischen sich gleichzeitig ein und Bakura und ich halten schlagartig inne. Der Dieb verzieht leicht mürrisch den Mund, aber er macht keinerlei Anstalten weiter zu reden. Scheint so als hätte der Kater den Grabräuber echt im Griff.
 

Naja, teilweise.
 

Ich sehe Kaiba entschuldigend an und kratze mir leicht am Kopf. Er will gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, als ich ihm zuvor komme. „Sorry, aber die Sache ist gerade echt mal verkorkst.“ erkläre ich, was mir ein zynisches Lächeln einbringt. „Ach?“ entgegnet Kaiba trocken. „Ich dachte, das wäre sie schon die ganze Zeit.“ Er macht eine wegwerfende Geste. „Wie dem auch sei... Wenn ihr mir nicht innerhalb von zehn Sekunden erzählt, was passiert ist, dann...“ Er beendet den Satz nicht, aber sein Tonfall sagt auch genug. Zudem hat Kaiba es nicht nötig, Drohungen auszusprechen.
 

Der Todesblick Stufe 8,5 ruht bereits auf Duke und Bakura und die Messlatte ist bis oben offen.
 

Fünf Sekunden vergehen in denen keiner von uns etwas sagt. Unsicher blicke ich zu Duke und dem Dieb und gebe mir dann einen Ruck. Doch bevor ich auch nur ein Wort hervorbringen kann, wendet sich Kaiba an den Würfelfreak.
 

„Ich würde es vorziehen, wenn du mir die aktuelle Lage erörterst, Devlin.“ meint der Firmenchef scharf. „Wheeler ist jetzt schon halb hysterisch und dieser Dieb -“ Er bedenkt Bakura mit einem vielsagenden Blick, den der Weißhaarige giftig quittiert. „Ich rate dir, dich kurz zu fassen und dich auf das Wesentliche zu beschränken.“ fügt Kaiba hinzu und Duke seufzt resignierend.
 

Der Schwarzhaarige scheint einen Augenblick nachzudenken und ich frage mich unwillkürlich wie er dem Brünetten jetzt wohl die Sachlage erklären will. Immerhin bringt er sich mit der Story doch ganz schön in Verlegenheit. „Ok.“ meint Duke schließlich und sein Blick ist fest auf Kaiba gerichtet. „Tea ist auf der wahnwitzigen Idee verfallen, dass Joey eine Art sexuelle Störung hat. Von dem Gedanken ist sie leider nicht abzubringen, aber das eigentliche Problem dabei ist, dass sie dich für den Auslöser dafür hält und daher will sie wohl mit dir reden.“ Er zuckt leicht mit den Schultern und mein Blick wandert vorsichtig zu Kaiba.
 

Seine Miene ist nach wie vor verschlossen. Er zuckt nicht einmal mit der Wimper, sondern sieht Duke einfach nur an. Dann schließen sich seine Augen für einen Moment und ich würde meinen Arsch darauf verwetten, dass er innerlich bis zehn zählt.
 

„Womit habe ich das nur verdient...? Ich wusste, dass ich mir nur Ärger einhandeln würde, wenn... aber DAS...“ höre ich ihn dann leise murmeln ehe sich seine Augen wieder öffnen und irgendwie habe ich das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Ich meine, zwischen ihm und mir läuft es bislang echt gut. Besser als erwartet.
 

„Ich kann nichts dafür.“ sage ich daher schnell. „Das ist alles nur wegen den Beiden.“ Ich deute auf Duke und Bakura, was eigentlich überflüssig ist. „Und hey, mir gefällt es überhaupt nicht, dass Tea mich für einen Perversen hält. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mir heute schon anhören durfte und das alles nur, weil die Zwei...“
 

Wieder fällt Bakura mir ins Wort. „Herrje, wir wissen jetzt, dass das böse Mädchen dich geärgert hat. Fang nicht wieder an zu winseln.“ meint der Dieb und ehe ich mich versehe schnellen meine Arme nach vorne und ich versuche mir den Weißhaarigen zu packen. Beiläufig nehme ich wahr, dass Bakuras Augen sich etwas weiten, dann legt sich auch schon eine Hand auf meinen Arm.
 

„Setz dich wieder, Joey.“ befiehlt Kaiba und sein eindringlicher Blick lassen auch keine andere Reaktion zu. Dennoch funkele ich den Grabräuber wütend an ehe ich mich zurück auf meinen Stuhl fallen lasse. „Bete zu deinen Göttern, dass ich dich in der nächsten Zeit nicht alleine erwische, Kura!“ zische ich dem Dieb zu und der Groll in meiner Stimme jagt selbst mir einen Schauder über den Rücken. Bakura verdreht leicht die Augen. „Ich winde mich jetzt schon vor Angst.“ entgegnet er bissig. „Kannst du auch!“ gebe ich zurück und blicke ihn weiter wütend an, doch seine Miene ist eine reine Provokation.
 

„Schluss jetzt mit dem Unsinn und zwar unverzüglich!“ Kaiba´s Tonfall ist so scharf, dass ich zusammenzucke und ich glaube, dass es Duke ähnlich geht. Der Firmenchef bedenkt den Dieb mit einem warnenden Blick. „Hüte deine Zunge, Bakura!“ meint er an den Weißhaarigen gewandt und ich bin heilfroh, dass er mich nicht auf diese Art ansieht.
 

Ich habe ja schon einige seiner Todesblicke überlebt, aber gerade scheint der Geduldsfaden des Millionärs endgültig gerissen zu sein und dass scheint auch Bakura klar zu werden. Er hält zwar Kaiba´s Blick stand, aber auch den Mund geschlossen. Mein Freund wendet sich nun wieder Duke zu. „Mich interessiert nicht im Mindesten was ihr beiden letzte Nacht veranstaltet habt.“ erklärt er entschieden und Duke nickt automatisch. „Aber ich gehe wohl recht in der Annahme, dass diese...Sache dazu geführt hat, dass Gardner sich mal wieder in eine ihrer vollkommen idiotischen Ideen verrannt hat, korrekt?“ will er dann wissen.
 

Ehe ich seine Vermutung bestätigen kann, übernimmt Duke das auch schon. „Tea ist davon überzeugt, dass Joey wegen eurer ständigen Streitereien das Bedürfnis hat...“ Er hält kurz inne und Kaiba sieht ihn erwartungsvoll an. „... das Bedürfnis hat, seine Partner, in dem Fall mich, zu dominieren.“
 

„Auf perverse Art.“ füge ich hinzu und Kaiba verdreht die Augen. „Das darf doch alles nicht wahr sein.“ meint er und schüttelt leicht den Kopf. „Wheeler und jemanden dominieren! Ich wusste ja, dass Gardner dazu neigt, auf die absonderlichsten Theorien zu kommen, aber bislang war ich doch der Ansicht, dass sie zumindest ein klein wenig Verstand besitzen würde.“
 

Duke zuckt mit den Schultern. „Naja, sie macht sich eben Sorgen und...“
 

Kaiba macht eine wegwerfende Geste. „Das Mädchen hat einen ausgeprägten Hang dazu, seine Nase in die Angelegenheiten anderer zu stecken.“ unterbricht er den Schwarzhaarigen barsch. Bakura nickt. „Dabei hätte sie genug damit zu tun, sich um ihre Sachen zu kümmern.“ meint der Dieb mit schiefem Grinsen. Der Eisklotz übergeht die süffisante Ergänzung ohne einen Kommentar. „Es tangiert mich nicht im Mindesten welche altklugen Vorstellungen sie unter das Volk bringen will – zumindest solange sie mir damit nicht auf die Nerven geht. Was sich vor exakt siebzehn Minuten allerdings geändert hat!“ erklärt er und man muss echt kein Kaibaloge sein, um zu erkennen, dass er mehr als ungehalten wegen dieser Angelegenheit ist.
 

„Wo hast du Tea eigentlich getroffen?“ will Duke plötzlich wissen und fast rechne ich damit, dass Kaiba ihm die Antwort schuldig bleiben wird, doch stattdessen erwidert mein Freund: „Sie und Taylor tauchten wie aus dem Nichts auf dem Parkplatz auf.“ Er zuckt leicht mit den Schultern. „Und Gardner kam schnurstracks auf mich zu.“
 

Ich kann mir die Szene lebhaft vorstellen. Tea, die energisch wie eh und je, auf Kaiba zu marschiert, während Tristan die Sache skeptisch und vielleicht sogar ein klein wenig ängstlich beäugt. Ja, ich weiß sogar in welchem Tonfall sie mit dem Firmenchef gesprochen hat und ich würde wetten, dass ihre Augen dabei herausfordernd blitzten. So wie damals als sie ihm auf Pegasus Schloss diese flammende Standpauke gehalten hat.
 

„Ich habe ihr gesagt, dass sie mit meiner Sekretärin einen Termin vereinbaren soll.“ beendet Kaiba schließlich seine Erzählung. „Und wie ich Gardner kenne, wird sie das auch tun.“
 

Unwillkürlich habe ich das Gefühl, dass ich immer kleiner werde.
 

„Und jetzt?“ frage ich leise und blicke unsicher von Duke zu Kaiba. Es ist Duke der antwortet. „Mal ernsthaft...“ beginnt der Schwarzhaarige und Kaiba verzieht den Mund, sagt jedoch nichts. „Tea hat es sich in den Kopf gesetzt, sich einzumischen – gleichgültig was Du -“ Er sieht mich kurz an. „Oder ich dazu sagen werden. Und ich stimme Kaiba zu, sie wird sich einen Termin geben lassen, darauf können wir Gift nehmen.“
 

Bakura, der eben noch sichtlich fasziniert seine Nägel beäugt hat, blickt nun auf. „Gift.“ meint er. „Auch eine Möglichkeit das Problem aus der Welt zu schaffen.“ Duke wirft ihm einen scharfen Blick zu und der Weißhaarige zuckt mit den Schultern. „Ich dachte an Tea, nicht an... Egal.“ Er winkt ab und Duke seufzt. Sein Blick richtet sich wieder auf Kaiba.
 

„Ich habe bereits mit Joey eine Lösung für die ganze Misere besprochen.“ fährt er in seiner Rede fort. „Allerdings bedarf diese etwas Zeit und...“ Er macht erneut eine kurze Pause. „Ich befürchte, du wirst nicht um ein Gespräch mit Tea herumkommen, Kaiba.“
 

Vorsichtig sehe ich den Firmenchef an und schlucke. Seine Züge sind dermaßen hart, dass es weh tun muss.
 

„Ich gedenke keineswegs mit Gardner solch ein Thema zu erörtern.“ erwidert Kaiba schließlich und verschränkt entschieden die Arme vor der Brust. „Überhaupt verstehe ich diese ganze Farce nicht wirklich. Gerade Gardner hält doch immer wieder endlose Monologe über eure ach so großartige Freundschaft. Wo liegt also das Problem, ihr und diesem Spitzkopf zu erklären, dass Du, Devlin, mit diesem Kleinkriminellen zusammen bist?“ Er sieht den Schwarzhaarigen herausfordernd an. „Natürlich zeugt es nicht unbedingt von deinem hervorragenden Geschmack, aber für einen solchen bist du ohnehin nicht bekannt, wenn ich mich nicht irre.“
 

„Überleg dir gut, was du sagst, Kaiba!“ mischt sich der Weißhaarige ein und ich vermute, sein wilder Blick soll Kaiba einschüchtern. Tja, wenn er wirklich glauben sollte, dass ihm das auf diese Weise gelingt, dann ist er dümmer als ich dachte. Kaiba hält seinem Blick nämlich gleichgültig stand. „Sonst was? Wirst du mir wieder mit deinem Zauberring vor der Nase herumfuchteln?“ Ein zynisches Lächeln erscheint in dem schönen Gesicht, dass heute morgen noch so vollkommen gelöst war als ich wach wurde. Bakura´s Augen werden zu zwei Schlitzen, doch bevor er etwas erwidern kann, ergreift Duke das Wort.
 

„Können wir jetzt alle mal wieder runterkommen?“ fragt er in die Runde. „Es bringt uns jetzt überhaupt nichts, wenn wir streiten.“ Ich nicke eifrig. „Duke hat Recht.“ stimme ich zu und wende mich an Kaiba. „Es ist nicht so einfach Tea und Tris die Wahrheit zu sagen. Das haben wir dir doch schon erklärt. Die Beiden wären so was von ange-, enttäuscht - und naja, wir sind Freunde, klar, aber kannst du dir vorstellen wie vor allem Tea abgehen würde, wenn sie erfährt, dass wir sie die ganze Zeit gelinkt haben?“
 

Sekunden verstreichen und Kaiba sieht mich nur an. „Ihr habt also einen Plan?“ will er dann wissen. Ich nicke. „Mehr oder weniger.“ entgegne ich ehrlich und er runzelt die Stirn. „Ich höre.“ erwidert er und ich nicke Duke zu. Dieser räuspert sich. „Tea denkt augenblicklich, dass Joey mich mit seiner... Neigung überfordert.“ meint er und schildert Kaiba in kurzen Zügen das, was er mir bereits heute Vormittag erläutert hat. Seinen Plan. Seinen überaus grandiosen Plan.
 

Überraschenderweise hört Kaiba ihm zu, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen. Sein Mienenspiel, so minimalistisch es auch sein mag, verrät allerdings sehr genau, was er von Dukes toller Idee hält.
 

„Was denkst du?“ will der Schwarzhaarige wissen als er am Ende angelangt ist und auch ich sehe Kaiba gespannt an. Dieser lässt sich mit der Antwort Zeit. „Das ist der absurdeste Plan, den man sich ausdenken kann.“ befindet der Brünette schließlich. „Auf solch eine Idee kann auch nur ein Troglodyt wie du kommen, Devlin.“
 

Er schüttelt leicht den Kopf und dann... dann lacht er plötzlich laut auf. Duke, Bakura und ich sehen ihn etwas verwundert an.
 

Kaiba grinst. „Andererseits, haben wir es nicht gerade mit geistigen Größen zu tun.“ meint er dann und in seinen Augen blitzt kurz etwas auf. „Dennoch gedenke ich nicht mein Privatleben vor Gardner und ihrem degenerierten Anhängsel offen zu legen. Es reicht bereits, dass ich hier mit euch sitzen muss, wo ich weitaus wichtigere Dinge zu erledigen hätte. Was allerdings das geringere Hindernis bei deinem Vorhaben sein dürfte.“ Er macht eine leichte Kopfbewegung in die Richtung des Diebes.
 

„Wie ich bereits deutlich zum Ausdruck gebracht habe, sehe ich keinerlei Veranlassung dazu, meinen...Umgang mit Wheeler mit irgendjemandem, insbesondere nicht mit Gardner, zu diskutieren.“ fährt er dann fort und mir fällt ein, dass ich diesen Punkt bei Duke auch schon angeführt habe.
 

Duke seufzt. „Du musst nichts erörtern. Meinetwegen können wir für den Punkt auch nach einer Alternative suchen.“ entgegnet er ruhig. „Fakt ist jedoch, dass Tea bei dir auflaufen wird und ewig wirst du ihr sicher nicht ausweichen können...“
 

„ICH weiche niemandem aus!“ unterbricht Kaiba ihn scharf. „Glaub mir, vor einem solchen Gespräch mit Tea wirst selbst du Reißaus nehmen wollen.“ mische ich mich kleinlaut ein. „Duke und mich hat sie schon fast gebrochen und es war echt fies. Oberfies.“ Kaiba bedenkt mich mit einem kühlen Blick. „Gardner ist eine dilettantische Oberschülerin. Ich bin schon mit ganz anderen Leuten fertig geworden.“ meint er und wendet sich dann wieder Duke zu.
 

„Ab jetzt werde ich die Sache in die Hand nehmen.“ verkündet er entschieden und sein Tonfall duldet keinerlei Widerspruch. Duke entgegnet nichts und ich weiß nicht so recht, was ich von dieser Ansage halten soll.
 

Zugegeben, Duke´s Plan hat mir auch nicht wirklich behagt, aber was ist die Alternative? Unsicher sehe ich meinen Freund an. Klar weiß ich, dass er brillant ist und über alle möglichen und unmöglichen Mittel verfügt, aber... Ich schlucke hart.
 

„Aber du wirst sie doch nicht erledigen lassen oder so?“ frage ich vorsichtig. „Ich meine, ich weiß, dass du so was tun könntest, aber das geht nicht...“
 

Noch bevor ich meinen Satz beendet habe, stöhnt Kaiba auf und neben mir klatscht es laut. Der Dieb grinst. „Der Tag wird immer besser!“ befindet er sichtlich vergnügt. „Bei Ra, das hier ist wirklich um einiges besser als sich mit dieser Ratte von Atemu zu beschäftigen.“
 

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Merci mal wieder für die supersüßen Kommis!! <3
 

Ahnt ihr worauf es jetzt hinauslaufen wird?? Nun, wir werden sehen.

Taktische Schachzüge

„Niemand wird erledigt.“ erklärt Kaiba nachdem Bakura´s Lachanfall endlich ein Ende gefunden hat. „Auch wenn man durchaus in Versuchung kommen könnte angesichts Gardner´s hochgradig irrationalen Verhaltens.“
 

Ich atme erleichtert auf und er bedenkt mich mit einem süffisanten Blick. „Würde ich tatsächlich solch ein Vorgehen als Problemlösung in Betracht ziehen, wäre der Kindergarten längst Geschichte.“ fügt er hinzu und in seinen Augen blitzt es amüsiert auf.
 

Naja, ist ja auch ein dämlicher Gedanke anzunehmen, dass er wirklich zu einem solchen Mittel greifen würde, nur um Tea los zu werden. Das wäre dann doch eine leicht übertriebene Maßnahme. Sogar für seine Verhältnisse.
 

„Und was gedenkt der Herr stattdessen zu unternehmen?“ will Duke wissen und mir entgeht keineswegs der herausfordernde Unterton in seiner Stimme. Kaiba scheint einen Augenblick zu überlegen. Lange genug für Duke um fortzufahren: „Das Problem beschränkt sich nicht nur auf dein Gespräch mit Tea. Fakt ist, dass Joey und ich uns offiziell trennen müssen, um wieder aus dieser Nummer raus zukommen, was sich als schwierig gestaltet, da Tea und Tris uns scheinbar für das perfekte Paar halten. Von Joey´s perversen Neigungen abgesehen.“
 

Duke zwinkert mir kurz zu und ich verdrehe die Augen. „Es ist eine Sache, Kaiba, wenn du deine Beziehung mit Joey geheim halten willst, eine andere...“
 

„Kein weiteres Wort, Devlin!“ unterbricht Kaiba ihn scharf und der Schwarzhaarige seufzt. Nun sehe ich mich gezwungen, einzugreifen. Ich räuspere mich etwas umständlich und ich richte mich auch ein wenig auf. „Duke hat Recht.“ Ich sehe Kaiba direkt in die Augen. „Ich meine, ich habe echt kein Problem damit, dass wir unsere... unseren Umgang erst mal geheim halten. Ich bin ehrlich gesagt momentan auch nicht wirklich scharf darauf, es an die große Glocke zu hängen.“
 

Für einen Moment glaube ich so etwas wie Erstaunen in Kaiba´s Augen zu sehen, also fahre ich schnell fort: „Also, das alles ist ja noch ziemlich neu und naja, wir wissen ja auch noch nicht wohin es führt und dann sind da noch deine Fangirlies, die ich ehrlich gesagt für gefährlich halte. Wer weiß, was die machen, wenn sie rauskriegen, dass du und ich...“
 

Kaiba verdreht ungehalten die Augen. „Komm zum Punkt, Wheeler.“ herrscht er mich an. Ich kratze mir unsicher am Kopf. „Was ich sagen will, meinetwegen müssen Tea und Tris nicht unbedingt von uns erfahren. Tea hält mich jetzt schon für krank, ich glaub nicht, dass sich daran was ändert, wenn sie erfährt, dass du und ich... Ich habe also so oder so die Arschkarte.“ Ich zucke leicht mit den Schultern. „Worauf ich allerdings keinen Bock mehr habe, ist dieses Verwirrspiel. Tris und Tea sind mit meine besten Freunde und ich will sie nicht mehr belügen. Verstehst du was ich meine?“
 

Ich sehe ihn fragend an. Er nickt langsam. „Aber wir können ihnen echt nicht einfach so die Wahrheit sagen. Das geht wirklich nicht.“ fahre ich fort, ehe er noch etwas dazu sagen kann. „Deshalb müssen wir nen galanten Weg finden, die Sache zu beenden ohne, dass sie je erfahren, dass alles nur ein Fake war.“
 

„Das habe ich inzwischen verstanden.“ entgegnet der Firmenchef bissig und seufzt dann resignierend. „Also schön. Probieren wir es mit Devlin´s Plan – allerdings zu meinen Konditionen.“ Er lässt seinen Blick durch die Runde schweifen. „Das heißt, ich werde von nun an sagen wie wir vorgehen. Eure Vorgehensweise hat uns schließlich erst in diese missliche Lage gebracht. Ab jetzt gebe ich die Taktik vor.“
 

Er hält kurz inne und ich vermute, dass er mit Widerspruch rechnet. Doch Bakura meint lediglich: „Napoleon übernimmt die Führung. Man darf gespannt sein.“ Duke dagegen nickt und für einen Moment herrscht Schweigen. Ein Blick auf Kaiba verrät allerdings, dass es in seinem Kopf bereits zu rattern begonnen hat. Ich vermute, dass er uns innerhalb der nächsten Minuten einen Schlachtplan liefern wird.
 

„Und was heißt das jetzt genau? Was sollen wir deiner Ansicht nach tun?“ fragt Duke schließlich und Kaiba sieht ihn an, als habe er die dümmste Frage überhaupt gestellt. „Nun, für den Anfang wäre es schon einmal ganz gut, wenn ihr beiden aufhören würdet, das perfekte Paar zu mimen.“ erwidert er dann und lächelt spöttisch.
 

Sowohl Duke als auch ich sehen ihn etwas verständnislos an. So ganz verstehe ich nicht, was Kaiba damit meint. Duke und ich sind schließlich alles andere als das perfekte Paar. Dafür scheint Bakura nur zu gut zu verstehen. Mit einem Mal scheint der Dieb wieder hellwach. „Hm...“ macht er leise und beugt sich dann leicht vor. „Guter Ansatz.“ Kaiba schenkt ihm ein selbstgefälliges Lächeln. „Ihr solltet also mal anfangen, einen hübschen, kleinen Beziehungsstreit zu inszenieren.“ meint der ehemalige Grabräuber und seine Augen leuchten auf. „Und im Zuge dessen erscheine ich auf der Bildfläche und nutze die Gunst der Stunde, um mein Katerchen für mich zu gewinnen.“
 

Der Weißhaarige grinst. Kaiba nickt. „Trivial ausgedrückt: Ja.“ stimmt er dem Dieb zu. „Herrje, diese Angelegenheit ließe sich um einiges leichter bewerkstelligen, wenn ihr dieses Freundschaftsgetue außer Acht lassen würdet.“ Er schüttelt leicht den Kopf. „Und diesen hinterhältigen Dieb als Prince Charming zu verkaufen, lässt sich auch nicht unbedingt problemlos bewerkstelligen.“
 

„Tja, Kaiba, die Nummer ist eben eine Herausforderung.“ Bakura lehnt sich lässig in seinem Stuhl zurück und trägt nun seinerseits ein selbstgefälliges Grinsen zur Schau. „Aber da du ja jetzt die Planung übernommen hast, dürfte das Ganze ja kein Problem werden, oder?“ Kaiba quittiert seine Aussage mit einem kühlen Blick. „Eine Herausforderung? Ich bitte dich. Ich habe bereits weitaus schwierigere Probleme gemeistert. Dieser Unsinn ist ein Kinderspiel gegenüber meinen sonstigen Tätigkeiten. Selbst wenn Gardner und Taylor nur halb so primitiv wären wie sie sind, könnte ich diese Aufgabe meistern. Vorausgesetzt alle beteiligten halten sich an meine Vorgaben. Keine Alleingänge!“
 

Die letzten Worte sind an Bakura gerichtet. Dieser zuckt mit den Schultern. „Nur zu, großer Meister, lass die Puppen tanzen.“ entgegnet der Weißhaarige gleichmütig.
 

„Also was genau sollen wir jetzt machen?“ muss ich noch einmal nachfragen, denn ich bin wohl er Einzige in der Runde, der noch nicht so ganz versteht was Sache ist.
 

„Phase eins: Devlin und du streitet euch und sorgt dafür, dass Taylor und/oder Gardner es mitbekommen.“ erklärt mir mein Freund die Vorgehensweise. Ich sehe ihn zweifelnd an. „Und wie genau sollen wir das machen? Worüber sollen wir uns streiten?“ hake ich nach. Kaiba stöhnt genervt auf und Duke ergreift das Wort. „Hm... Es müsste was simples sein, aber natürlich nicht zu simple. Schließlich wollen wir ja am Ende noch Freunde sein.“ Er überlegt. „Wie wäre es damit: Du könntest dich beschweren, dass ich kaum Zeit für dich habe.“
 

Kaiba nickt anerkennend. „Na, wenigstens einer hat die Richtung kapiert.“ Duke grinst. Ich verziehe leicht den Mund. „Ich weiß nicht...“ entgegne ich und der Schwarzhaarige versetzt mir einen freundschaftlichen Klaps. „Ach komm, das wirst du doch wohl packen, Joey.“ meint er. „Schmoll ein wenig rum, wirf mir vor, dass ich dich vernachlässige.“ Er zuckt mit den Schultern. „Dir wird doch wohl was einfallen.“
 

Ich seufze, nicke dann aber. „Ich soll mich also wie ein Mädchen verhalten? Ganz toll, echt. Aber gut, ich schätze das krieg ich irgendwie gebacken. Solange ich nicht über irgendwas sexuelles mit dir reden muss, ist mir sowieso alles egal.“ stimme ich schließlich zu. „Und dann? Ich meine, ein kleiner Streit reicht doch nicht aus, oder?“ Duke nickt. „Deshalb werden wir eben öfter so ne Nummer abziehen müssen. Es muss ja nicht immer vor den anderen sein. Wir können ihnen ja auch einfach unabhängig von einander von einem Streit erzählen.“
 

Für einen Moment versuche ich mir solch eine Szene vorzustellen. Wirklich gestritten habe ich bislang immer nur mit Kaiba, aber ich schätze mal, dass den Beiden auch nicht so eine Art Streit vorschwebt.
 

„Und sobald diese Grundlage gefestigt ist, starten wir Phase zwei.“ meldet sich erneut Kaiba zu Wort. „Dafür werde ich euch noch genauerer Instruktionen geben.“
 

„Phase zwei ist dann wohl mein Stichwort, was?.“ Bakura grinst und Kaiba wirft ihm einen kühlen Seitenblick zu. „ Zu schade, dass nach Tea´s Denkweise Wheeler der Perverse ist. Wäre es umgekehrt, ließe sich das Ganze um einiges besser verkaufen.“ Kaiba lacht trocken auf. „Ich fasse es nicht, dass ich mich tatsächlich auf diesen Blödsinn einlasse. Welche zehn Pferde haben mich nur dazu geritten, meine Zeit mit diesem Unsinn zu verschwenden?“
 

Seltsamerweise habe ich trotz seiner Worte fast den Eindruck, dass er die Situation irgendwie genießt. Ich weiß zwar nicht genau, warum ich das denke, aber ich bin wirklich der Ansicht, dass ihm die ganze Sache... ja, Spaß macht. Was er natürlich nie zugeben würde. Wer weiß, vielleicht liegt es daran, dass Bakura es als Herausforderung dargestellt hat. Vor so was hat Kaiba sich schließlich noch nie gedrückt.
 

„Was ist mit Tea?“ wechselt Duke plötzlich das Thema und sieht Kaiba fragend an. „Lass das meine Sorge sein.“ ist die knappe Antwort und mein Kumpel lässt es dabei bewenden. „Wie lange wird Phase eins denn dauern?“ frage ich in die Runde. Ich bin schließlich nicht scharf darauf, die Angelegenheit unnötig in die Länge zu ziehen, aber ich schätze, dass es schon ein paar Tage dauern wird, wenn wir überzeugend sein wollen.
 

Kaiba zuckt mit den Schultern. „Das hängt davon ab, wie gut ihr euch anstellt.“ entgegnet er. „Und je eher ihr anfangt, desto besser..“ Duke nickt zustimmend. „Dann sollten wir wohl gleich heute Abend loslegen, Joey.“ Er zwinkert mir zu und ich verdrehe die Augen. „Ich kann es kaum erwarten.“ entgegne ich zerknirscht.
 

Bakura lacht. „Ich weiß gar nicht was du hast. Das wird doch ein Megaspaß.“ meint der Dieb grinsend. „Nebenbei bemerkt, ihr könnt eigentlich gleich loslegen.“ Er macht eine leichte Kopfbewegung in Richtung fester und ich erstarre als ich Tea und Tristan auf das Lokal zukommen sehe.
 

„Fuck, was machen wir denn jetzt?“ will ich wissen. „Nichts.“ entgegnet Kaiba schlicht und ich sehe ihn fragend an. „Wir haben uns zufällig hier getroffen und Devlin und ich hatten noch etwas geschäftliches zu besprechen.“ Duke nickt. „Ich wollte dich ohnehin noch etwas fragen.“ entgegnet der Schwarzhaarige. „Einer der Investoren hat mir ein interessantes Angebot gemacht. Ich wüsste gerne deine Meinung diesbezüglich.“
 

Als Tea und Tristan uns entdecken, sind die Beiden bereits tatsächlich in ein geschäftliches Gespräch verstrickt.
 

„Hey!“ Tea ist sichtlich überrascht als sie mit Tristan an unseren Tisch tritt. „Was macht ihr denn hier?“ Auch mein Kumpel ist erstaunt und sein Blick wandert kurz zwischen Duke, Bakura und mir hin und her. Der Schwarzhaarige lächelt. „Kaiba ist gerade so freundlich mir ein paar Ratschläge bezüglich eines möglichen Geschäftes zu geben.“ erklärt Duke und ich bin wieder einmal fasziniert wie leicht es ihm doch fällt zu lügen. Naja, es ist ja nicht ganz gelogen.
 

Tea´s Miene hellt sich etwas auf. „Ach so.“ meint sie und mustert kurz Kaiba, dessen Miene wieder vollkommen regungslos ist. „Setzt euch.“ fordert nun Bakura die Neuankömmlinge auf und lächelt das Mädchen sogar freundlich an. Tea und Tristan zögern keinen Augenblick. Tristan zieht zwei Stühle bei und wartet natürlich galant bis Tea Platz genommen hat. Dann lässt er sich neben ihr nieder wohl bedacht etwas Abend zwischen Kaiba und sich zu bringen.
 

Für einen Moment führen Kaiba und Duke ihr Gespräch über diesen vermeintlichen Investor noch fort, dann herrscht Schweigen, was angesichts unserer merkwürdigen Runde eigentlich kein Wunder ist. Die Situation scheint keinem so recht zu behagen, abgesehen von Bakura vielleicht, der sich allerdings galant im Hintergrund hält. Vermutlich ist der Dieb schon dabei in seine neue Rolle zu schlüpfen. Im Gegensatz zu mir scheint ihm das auch ungeheuer leicht zu fallen, aber was soll man auch von einem Psychopathen sonst erwarten?
 

„Hast du etwas, Joey?“ will Tea dann wissen und mustert mich besorgt. Ich schlucke und weiß nicht so recht was ich entgegnen soll. Unsicher rutsche ich auf dem Stuhl hin und her. Dabei entgeht mir keineswegs, dass Tea Kaiba einen scharfen Blick zuwirft, was diesem allerdings – scheinbar – zu entgegen scheint. „Ach, Wuschel schmollt.“ meint Duke dann und fährt mir mit der Hand durchs Haar. Instinktiv schlage ich seine Hand weg. „Nenn mich nicht Wuschel.“ zische ich ihn an und dann fragt Tristan auch schon: „Was ist denn?“
 

Wieder ist es Duke, der antwortet. „Er ist beleidigt, weil ich vorhin keine Zeit für ihn hatte.“ erklärt der Schwarzhaarige mit einem leichten Lächeln. „Und weil ich vermutlich auch die ganze nächste Woche beschäftigt sein werde.“ Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu. „Ist mir doch egal, was du...“ Ich breche ab als man mir einen Tritt gegen das Schienbein versetzt. „Hey!“ brause ich auf und will mich auch gerade Kaiba zuwenden, der mir besagten Tritt verpasst hat, da fällt bei mir der Groschen.
 

Ich zwinge mich dazu Duke ärgerlich anzusehen, was so gesehen gar nicht mal so schwierig ist. Dieses Wuschel nervt nämlich echt und überhaupt... ein Teil von mir ist immer noch sauer. „Ist ja wohl auch echt dämlich, dass du ständig besseres zu tun hast.“ Ich verziehe leicht den Mund und hoffe, dass es so aussieht als würde ich schmollen. Unbewusst erinnere ich mich an einen kleinen Streit zwischen Tea und Tristan und versuche mir Tea´s Mimik ins Gedächtnis zu rufen.
 

Mann, jetzt muss ich hier auch noch auf Zicke machen. Mir bleibt auch echt nichts erspart. Was tut man nicht alles für seine Freunde?
 

„Ach Wuschel, ich habe dir doch schon zig Mal erklärt...“ Ich falle ihm sofort ins Wort und hey, ich muss meine Wut nicht einmal spielen. „Verdammt, hör auf mich Wuschel zu nennen.“ blaffe ich den Schwarzhaarigen an. Überhaupt, was ist denn das für ein dämlicher Kosenamen? Duke seufzt, sagt aber nichts weiter und ich beschließe, dass ich was zu trinken brauche. Wortlos sehe ich auf, nehme mein Glas und gehe zum Tresen.
 

Phase eins dürfte jetzt also angelaufen sein.
 

Hm. Fühlt sich seltsam an, aber auch nicht seltsamer als mit Duke auf Pärchen zu machen. Trotzdem behagt es mir nicht, Tea und Tris so eiskalt anzulügen. Ich hoffe echt, dass dieser dämliche Plan funktioniert.
 

Ein klein wenig erstaunt es mich schon, dass Kaiba tatsächlich bereit ist, sich daran zu beteiligen. Mehr noch, dass er sogar bereit ist, Duke und mir zu helfen. Ich weiß ja schließlich wie wenig ihn der „Kindergarten“ interessiert, aber ich schätze, er will einfach so schnell wie möglich seine Ruhe vor dem ganze Unsinn haben. Und da Kaiba es nun mal gewohnt ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, greift er auch lieber selbst ein als Duke und mich machen zu lassen. Was Bakura´s Rolle anbelangt, muss ich ihm allerdings recht geben. Der Punkt dürfte echt das Schwierigste werden.
 

Ich hänge noch meinen Gedanken nach, als mein Handy in meiner Hosentasche vibriert. Etwas erstaunt ziehe ich es hervor und blicke auf das Display. Die Sms ist von Kaiba. Über die Schulter werfe ich einen verwirrten Blick zurück zum Tisch, aber der Firmenchef sitzt mit dem Rücken zu mir und nichts an seiner Haltung verrät mir, warum er mir simst, wo ich doch nur ein paar Meter entfernt bin. Als ich die Nachricht lese, verstehe ich im ersten Moment noch weniger.
 

„Parkplatz, in 15 Minuten“
 

Knapper geht’s echt nicht. Vor allem, was meint er damit? Wieder starre ich fragend auf seinen Rücken. Er ist inzwischen aufgestanden und wohl dabei sich zu verabschieden. Ehe ich weiß was ich tun soll, schickt er sich auch schon an, das Lokal zu verlassen, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen. Irritiert sehe ich ihm nach, während der Barkeeper mir ein Glas hin schiebt. Ich zögere einen Moment, greife dann danach und will mich schon auf den Weg zum Tisch machen, als Bakura neben mir erscheint.
 

„Dein Herrchen fährt zurück zum Hotel.“ meint er lässig. „Er hat noch einen wichtigen Termin.“ Ich nicke nur und nehme einen Schluck aus meinem Glas. Wenn Kaiba einen Termin hat, warum soll ich dann zum Parkplatz kommen? Bedauerlicherweise habe ich nicht die geringste Ahnung und da ich Duke schlecht fragen kann, bleibt mir leider nur Bakura. Wortlos zeige ich ihm die Sms und das Grinsen in seinem Gesicht wird unerträglich.
 

„Hm, scheint als kämst du heute noch auf deine Kosten.“ Er zwinkert mir zu. „Wie meinst du das? Er hat doch einen Termin.“ entgegne ich verständnislos und der Dieb verdreht die Augen. „Na, und mit wem wohl?“ erwidert er. Ich zucke mit den Schultern. Bakura stöhnt genervt auf. „Freie Improvisation liegt dir echt nicht, was?“ meint er und seufzt dann theatralisch. „Hast du vorhin denn nicht zugehört? Phase eins ist angelaufen.“
 

Ich sehe ihn noch immer irritiert an. „Und was soll ich jetzt machen?“ frage ich kleinlaut und Bakura legt mir für einen Moment den Arm um die Schulter. „Jetzt, Hündchen, wirst du erst einmal einen rauschenden Abgang hinlegen.“ entgegnet er belustigt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (221)
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Von:  jyorie
2012-12-25T19:43:06+00:00 25.12.2012 20:43
Hi^^

Aha :D Kaibas-Plan ist doch nicht so schlecht, wie ich anfangs bei dem Gefühlslegasteniker gedacht habe XD Das mit dem Streit haben die beiden doch schon mal ganz gut hinbekommen. Schade das es hier vorerst endet. …

*schnief* das war dann das letzte. … Wirst du irgendwann weiter tippen an dieser FF? Ich finde sie einfach klasse. Wird auch sicher nicht die letzte sein, die ich gedenke zu lesen, weil es Spaß mach. Zwar lese ich nicht mehr unbedingt Puppyshipping als Lieblingspairing (lieber Bakura, Ryou, Malik, Mariku, Akefia oder Duke) aber bei deinem tollen Schreibstiel macht es einfach spaß.

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-25T19:42:31+00:00 25.12.2012 20:42
Hi^^

oh, ich dachte es wird schlimmer Kaiba dahingehend einzuweihen, was Tea von ihm will. Nur bin ich mir nicht sicher, ob die Situation besser wird, wenn sich Seto als „Team-Leader“ aufführt. Ich fand es stark, wie Seto das Wort abgeschnitten hat, du hast ihm so viel macht, Kühle, Autorität und Überlegenheit in die Worte gelegt, wie Seth *schmunzel*
Aber Bakura ist ja immer am Köstlichsten. Wie er sich über alles amüsiert XD

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-25T19:42:10+00:00 25.12.2012 20:42
Hi^^

LOL Tea packt sie alle, was ist nur mit ihr los, bitte?? Vielleicht hätten die 3 die Scharade schon früher beenden sollen? Obwohl .. ? Nein lieber nicht, dann wäre es bestimmt nicht zu über 60 Kapiteln gekommen. *schluck* jetzt ist Tea größenwahnsinnig. Sogar Kaiba hat sie angerufen. ,… … es ist wirklich lustig und spannend, was noch alles passieren wird. *schnieff* jetzt doch noch etwas wehmütiger auf nur noch 2 Kapis guck.

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-25T19:41:33+00:00 25.12.2012 20:41
Hi^^

eigentlich hatte ich auch mit einer Standpauke von tea gerechnet. Oder das sie Joey nochmal ins gewissen redet, aber Verständniss oder so eine Theorie das ist hart. Da bin ich doch sehr gespannt, was den Duke da vor hat und wie er mit der Vorlage die Köpfe aus der Schlinge ziehen will

*etwas wehmütig auf nur noch 3 kapis schiel*

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-25T19:41:03+00:00 25.12.2012 20:41
Hi^^

langsam beginne ich mich auch zu gragen, ob tea den garkeine Phantasien oder "andere" wünsche von Tristan hat *hust* und wieso mischt sie sich überall ein und was denkt sie, das die beiden getan hätten?

Öhm ... ich habe da jetzt auch, wie Joey ein komisches Gefühl. Ob das ein guter plan ist, den Duke da ersponnen hat?? :D

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-25T19:40:34+00:00 25.12.2012 20:40
Hi^^

Das war süß das sich Joey und kaiba nochmal mit einem Kuss verabschiedet haben :) aber das Bakura verschläft hätte ich nicht gedacht, habe die ganze zeit darauf gewartet, das er hinter dem nächsten Baum auftaucht und einen Spruch ablässt.

Ach du Schande! Wo hat tea den bitte den Knebel her??? Na das kann ja toll werden :-/

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-25T19:40:10+00:00 25.12.2012 20:40
Hi^^

Damit hatte Joey bestimmt nicht gerechnet, das es so schnell passiert. Bakura wird sicher noch einen Bericht fordern, Pech für ihn, das sie morgen früh nur schnell die Plätze tauschen müssen.

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-24T17:54:11+00:00 24.12.2012 18:54
Hi^^

Diesmal war es einfacher auf Bakuras Sicht zu kommen. Jipp devinitiv die beiden sind unmöglich. Aber genau das ist es ja auch was Bakura und Duke ausmachen XD.
Sowas ein Bett zerlegt und ein Biss und die gut tea dreht am Rad. Ihr müsse mal einer sagen, das immer zwei dazu gehören und nicht nur "Joey " macht, was er will. Der arme. Übrigens sind die beiden wirklich heiß zusammen. :)

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-24T17:53:41+00:00 24.12.2012 18:53
Hi^^

*schmunzel* Kaiba schafft es also doch das Hündchen zu zähmen. *lacht* wenn der kleine es doch nur manchmal packen würde seinen Schnabel zu halten *ggg*

Liebe Grüße Jyorie

Von:  jyorie
2012-12-24T17:53:14+00:00 24.12.2012 18:53
Hi^^

Duke und Bakura hatten wirklich recht, die beiden werden so ihren ganz speziellem problemchen haben. Und Joey benimmt sich so tapsig wie ein Welpe. Aber seine letzte Aktion *seufz* mit der Tasche und deren Inhalt zu verschütten und dann noch seine aussagen entweder hat er jetzt die ganze Romantik zerstört, oder kaiba schnappt ihn, küsst ihn in Grund und Boden damit er seinem Mund hält.

Liebe Grüße Jyorie



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