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Freundschaft und Liebe

[Sasuke x Sakura | high school AU | jerks to friends]
von

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Shrifts And Veritys


 

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Es heiß an diesem Apriltag. Der Fünfundzwanzigste. Sakura starrte in den Himmel, der ihr noch nie so klar vorgekommen war. Sie hatte kein Recht dazu, sich in Karins Angelegenheiten einzumischen. Schon gar nicht in Sasukes. Wer war sie denn? Sie war keinem der beiden Rechenschaft schuldig, so viel stand fest. Sollte Karin doch tun, was sie nicht lassen konnte. Dann konnte Uchiha Sasuke wenigstens am eigenen Leib erfahren, wie es war, mit einer Lüge zu leben, die man nicht selbst gesponnen hatte. Es würde sogar interessant werden, ihm zuzusehen, wie er auf dem dünnen Drahtseil balancierte, das Karin für ihn über den Schluchten von Verzweiflung und Fingerzeig aufgespannt hatte. Sasuke war kein filigraner Mensch, der sich lange darauf würde halten können. Irgendwann musste er danebentreten und alle würden gegen ihn sein. Sein Bruder vielleicht nicht, dafür der Rest seiner Familie umso mehr. Die Geschäftsleute des Konsortiums seines Vaters, sämtliche Leute, die in diesen Kreisen verkehrten. Die oberen Zehntausend waren eine kleine Kohorte, in der sich Gerüchte noch schneller verbreiten konnten als ein Lauffeuer in dürrem Steppengestrüpp.

Sakura seufzte. Was machte sie sich vor? Sie würde es ihm sagen. Ihn in die Höhle des Löwen laufen zu lassen war vertretbar; lachend dabei zuzusehen, wie er die rote Mähne des Raubtieres liebevoll tätschelte, vielleicht nicht unbedingt die feine englische Art; aber dabei zuzusehen, wie der Löwe ihn in eine soziale Hölle stieß, war eine ganz andere Sache. Das würde sie nicht zulassen. Sasuke hatte viel verdient, aber gewiss keine öffentliche gesellschaftliche Mazzolata, bei der der Geldadel Japans mit spöttischen Wortkeulen auf ihn einschlugen. Vielleicht war Karin blind für die Lawine, die sie damit auslösen konnte, Sakura war es nicht. Ein Skandal war nichts Neues in einem sozialen Umfeld, das seit jeher seine etikettierte Gepflegtheit vor die inneren Abgründe schob und sich dabei auch noch gut vorkam. Ein Skandal dieser Tragweite allerdings, für welche Version ihrer Lüge sich Karin auch immer entscheiden mochte, konnte die Insolvenz für das gesamte Unternehmen der Uchihas bedeuten.

Eine Wolke in Form einer verkrüppelten Banane schob sich an einem Wolkenesel vorbei und vermengte sich zu einem kafkaesken Konstrukt, das Sakura wegschauen ließ. Irgendwie erinnerte sie dieses unförmige Ding an ihr Leben: formlos, wirr, der einzige störende Fleck auf einem ansonsten perfekten Himmel. Sie spielte mit dem Gedanken, Shikamaru einzuweihen oder Naruto oder Ino. Irgendjemandem davon zu erzählen, doch sie scheute davor zurück. Shikamaru hatte genügend gelitten. Naruto war zwar Sasukes obligatorischer letzter Freund, aber in letzter Zeit nicht unbedingt gut auf ihn zu sprechen. Ino würde Karin auch noch dabei unterstützen, schmutzige Details zu ersinnen. Mit den anderen konnte sie nicht sprechen.

"Das ist zum Verzweifeln!", fluchte sie und warf die Haare zurück. "Eine Katastophe! Ein Drama! Ein katastrophales Drama! Eine dramatische Katastrophe!"

"Na, gehen dir langsam die Kombinationsmöglichkeiten aus?"

Sakura zuckte zusammen. Für einen Augenblick hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen. Obwohl sie die Stimme genau zuordnen hatte können, hatte sie für den Bruchteil einer winzigen Sekunde gehofft, Sasuke könnte sich neben sie setzen. Dann wäre der Teil des Ansprechens wenigstens erledigt. Stattdessen setzte Naruto sich. Der, den sie gerade am wenigsten sehen wollte. Oder zumindest einer von zweien. Temari und er sahen ihr immer sofort an, wenn sie etwas bedrückte und Naruto war ein Mensch, dem man sich einfach anvertrauen musste.

"Ich möchte nicht reden", unterbrach sie ihn murmelnd, ehe er zu einer Predigt über Freundschaft ansetzen konnte. "Sei mir nicht böse, Naruto, aber ich habe etwas Wichtiges zu erledigen."

Mit wehendem Haar rannte sie an ihm vorbei in Richtung Internat. Hoffentlich war Sasuke in seinem Zimmer—alleine. Sie wusste nicht, wo sie ihn hätte sonst suchen können. Das Glück war ihr hold. Auf dem ganzen Weg über die Treppen nach oben, kam ihr keine einzige Menschenseele entgegen. Jeder Kopf war damit beschäftigt, für die Abschlussprüfungen zu lernen, als würden die letzten Jahreszahlen und Formeln, die sie in den letzten Stunden vor den Tests in ihre Gehirne pressten, etwas ändern.
 

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"Sakura!"

Sie sah Sasuke vom Bett aufschrecken, was sie ihm nicht verübeln konnte. Immerhin war sie ohne anzuklopfen in sein Zimmer geplatzt. Er hätte nackt sein können, mit Karin zusammen, weiß Gott was! Doch daran dachte sie nicht. Sakuras Kehle brannte, ihre Beinmuskeln schmerzten aufgrund des Sprints, den sie hingelegt hatte. Sie befürchtete, wenn sie zu viel Zeit verstreichen lassen würde, den Mut zu verlieren.

"Du wirst…mir…zuhören!", keuchte sie völlig außer Atem, eine Hand an ihren Brustkorb gepresst, während ihre andere Halt am Türrahmen suchte.

"Was soll das?", fragte Sasuke verwundert, als sie die Tür hinter sich schloss und absperrte.

"Das hier…ist nicht…für…fremde Ohren…bestimmt…Sasuke." Das Schnaufen war ihr peinlich, ebenso wie ihr gesamter Auftritt. Ihr Haar war zerzaust, ihr Hemd aus dem Bund ihres Rockes gerutscht, ihre Stirn klebrig vom Schweiß, der aus Angst und Erschöpfung transpirierte.

"Du machst mir langsam Angst. Ich muss lernen, also sag, was du zu sagen hast und dann verschwinde. Ich habe keine Zeit für deine Spielchen."

Für einen Augenblick spielte Sakura mit dem Gedanken, ihm wortlos den Rücken zu kehren. Seine Stimme, so abweisend und kalt, rief alles wieder hervor, was sie sorgsam versucht hatte zu verdrängen. Seine Schikanen, seine Demütigungen.

"Ich bin nicht diejenige, die mit dir spielt", sagte sie entschlossen. Ihr Puls hatte sich wieder normalisiert. Was machte sie sich vor? Sie war kein nachtragender Mensch; und Sasuke hatte dieses Ende nicht verdient.

"Aha", machte er desinteressiert. Verdammt, wieso verstand er nicht, was auf dem Spiel stand?!

"Das ist wichtig!", kreischte sie wutentbrannt. Diese laxe Art, mit der er an die Ernsthaftigkeit dieser Situation herantrat, machte sie rasend vor Zorn. Mit voller Wucht schlug sie gegen die Wand, deren Verputz an der Stelle, wo sie ihn lädiert hatte, leicht zu bröckeln begann. Sie wusste, dass die Zimmer seit Langem nicht mehr renoviert worden waren, jede geringere Erschütterung hätte diesen Schaden verursachen können. Sasuke hatte diese Informationen nicht und starrte entgeistert in ihre zornig funkelnden Augen, die ihn auf dem gesenkten Haupt ansahen.

"S-Sakura…"

"Du wirst. Mir. Zuhören. Sasuke. Und du wirst dir bis zum Ende anhören, was ich zu sagen habe, hast du das verstanden?"

"O-Okay. Willst du dich setzen?"

Sie überging sein Angebot. Es gab viel zu besprechen. Vorerst jedoch starrten sie sich minutenlang an. Sie wollte seine Haltung ihr gegenüber überprüfen. Ihr Auftritt schien jedenfalls den nötigen Eindruck auf ihn gemacht zu haben, sodass er gewillt war, sie ernst zu nehmen.

"Fein", sagte sie trocken, richtete sich auf und formte die Hände zu Fäusten. "Es fällt mir nicht leicht, dir zu sagen, was ich über die letzten Monate erfahren habe. Zuerst möchte ich, dass du weißt, dass ich das nicht tue, um dich in irgendeiner Weise für mich zu gewinnen oder von Karin zu trennen. Ich gebe lediglich weiter, was ich weiß, denn ich werde, trotz unserer zwiespältigen Vergangenheit, nicht dabei zusehen, wie du gesellschaftlichen Seppuko begehst."

"Von was zum Teufel redest du?"

"Lass mich ausreden, Sasuke", forderte sie schneidend. In düsterem Tonfall nahm sie den Faden wieder auf. "Ich bin niemand, der sich gerne in die Angelegenheiten anderer einmischt, soweit solltest du mich kennen. Was du mit Karin tust oder nicht tust, war mir—nun, vielleicht nicht immer komplett egal, aber vornehmlich ist es deine Sache und ich respektiere deine Entscheidungen."

"Wie großzügig", murmelte er. Sakura überging seinen Kommentar.

"Deshalb habe ich mich nie angeschickt, dir die Wahrheit über einige Vorkommnisse zu erzählen, an denen Karin schuld trägt. Ich will auch nicht länger um den heißen Brei herumreden."

Sie machte eine melodramatische Pause, um ihre Gedanken zu sortieren und die Ereignisse zeitlich einzuordnen. Dann fuhr sie fort.

"Erstens, Karin hat die Presse geschmiert, um die Verlobung zwischen mir und Shikamaru zu erfinden. Sie wusste, dass wir aus der Sache nicht mehr herauskämen, ohne uns der Lächerlichkeit preiszugeben. Frag mich nicht nach ihren Gründen. Dass sie es getan hat, ohne die Konsequenzen zu bedenken, spricht für sich. Zweitens, und das ist noch viel Schlimmer, war sie diejenige, die mir die Droge vor einigen Wochen untergejubelt hat."

"Das würde sie nicht tun", unterbrach Sasuke sie. "Ja, sie hat ihre Fehler und sie ist bei Gott keine Heilige, aber sie würde niemals jemanden vorsetzlich—"

Sakura war nicht gewillt, sich unterbrechen zu lassen. "Anschließend hat sie das Gerücht in die Welt gesetzt, ich sei schwanger und wäre nur deshalb die Verlobung mit Shikamaru eingegangen, weswegen ich beinahe von der Schule geflogen wäre! Sie hat mich in einen Teufelskreis aus Lügen und Verleumdung gestoßen, dessen Konsequenz den Ruin meines Lebens bedeuten hätte können!" Sakura presste ihre Finger fester aufeinander, bis sie zu schmerzen begannen. Etwas stahl ihr die Luft zum Atmen, ihr Hals schnürte sich in banger Verzweiflung zu. "Sie hat das alles ohne zu zögern in Kauf genommen und nun hat sie dasselbe mit deinem Leben vor!"

"Das ist unglaublich!", blaffte Sasuke sie an.

"Ja, das ist es!", presste sie hervor. Das Atmen fiel ihr unendlich schwer.

"Deine Anschuldigungen grenzen an Verleumdung, was ironischer Weise genau das ist, wessen du sie bezichtigst! Hörst du dir überhaupt zu?"

"Ich habe ihr zugehört! Vor nicht einmal zwei Stunden sprach sie mit Suigetsu, dass sie heimlich ein Foto von dir mit ihr in verfänglicher Pose schießen wollte, um dich erpressen zu können!"

Sasuke breitete seine Arme ungläubig aus. "Erpressen? Karins Familie ist reicher als meine! Sie hat eine höhere gesellschaftliche Stellung als ich! Was würde sie von mir erpressen können, mit dem sie nicht bereits geboren worden ist?"

"Dich!", brüllte Sakura mit rauer Stimme. Der Faden um ihre Kehle platzte angesichts dieser schmerzlichen Wahrheit, die sie endlich ausgesprochen hatte. Der Schmerz, den sie empfand, machte ihr bewusst, wie sehr sie ihn liebte, und dass es keine Rolle spielte. Darum ging es lange nicht mehr.

"Sie will dich", setzte sie leiser, trauriger fort. "Sie fürchtet, du würdest dich von ihr trennen, sobald dir deine Beziehung zu ihr nicht mehr von Nutzen ist. Sobald die Schule vorbei ist, ihr wieder in unterschiedlichen Stadtteilen wohnt und auf verschiedene Universitäten geht, wirst du sie fallen lassen. Diese Angst ist nicht unbegründet, Sasuke. Jeder würde sie verspüren. Sogar…ich…" Sie brach ab. Es war nicht wichtig, ob er ihre Gefühle ihm gegenüber kannte. "Du bist eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Karin ist eine Motte, die es monatelang gewohnt war, in deinem zwielichtigen Schein aus Selbstherrlichkeit und Verwegenheit zu baden. Sie ist süchtig nach dir. Alleine der Gedanke, von dir getrennt zu sein, bringt sie um. Du weißt, wie weit sie geht, um ihre Ziele zu erreichen."

"Das kann nicht sein. Das kann nicht sein", wiederholte Sasuke mit einer eigenartigen Mischung aus Ungläubigkeit und Zweifel. Erleichtert atmete Sakura aus. Er glaubte ihr offensichtlich endlich. Seine vor Erschrockenheit geweiteten Augen ließen keinen Einspruch zu.

"Die Wahrheit ist hart, ich weiß das besser als jeder andere. Sasuke, du musst mir vertrauen, nur dieses eine Mal. Sie wollte dich benutzen, aber schlussendlich hat sie sich wirklich in dich verliebt. Ich möchte ihr diese Gefühle nicht absprechen, denn niemand würde so viel für eine Person auf sich nehmen, für die er keine tiefen, ehrlichen Gefühle empfindet. Aber ihre unlauteren Mittel…"

"Das reicht. Ich habe genug gehört. Hör endlich auf, Sakura."

Sie war so weit gekommen. Endlich hatte er realisiert, woran er bei Karin war. Wie gefährlich sie war. Sakura war zufrieden. Wenn er jetzt ins Verderben rannte, konnte er nicht behaupten, er hätte es blind getan. Seine Augen waren geöffnet; sie hatte sie geöffnet. Erleichtert langte sie tröstend nach seiner Hand.

"Es ist nicht deine Schuld…" Das nächste, das sie spürte, war eine Stuhllehne, die sich in ihre Wirbelsäule presste und die Kante des Bücherregals, gegen das ihr Kopf prallte. Er hatte ihre Hand so impulsiv weggestoßen, dass sie nach hinten gekippt, gegen den Stuhl getaumelt und samt ihm zu Boden gefallen war. Erst realisierte sie nicht, was geschehen war. Sasuke blickte sie kreidebleich von oben herab an, als würde er nicht verstehen, was eben passiert war. Dann setzte der Schmerz ein. Er hämmerte gegen ihren Hinterkopf und stach in ihr Bein, das in einer ungesund aussehenden Art und Weise mit den vier Stuhlbeinen verschlungen war. Perplex rappelte sie sich auf, in ihren Ohren rauschte das Blut.

"Sakura …", hauchte Sasuke. Das Geräusch schien unendlich weit weg, ebenso wie er.

Sakura brauchte einen Moment, um aufzustehen. Sie hätte Sasukes Hilfe nicht angenommen, selbst wenn er nicht wie versteinert in der Mitte des Raumes gestanden hätte. Sie hatte ihre Fassung längst nicht wieder, stattdessen bewegte sich ihr Körper automatisch aus dem Zimmer auf den Flur und vor dort in erschreckender Langsamkeit in ihr eigenes Bett. Als ihre Zimmergenossinnen eintraten, schlief sie bereits und als man sie am nächsten Morgen fragte, warum sie humpelte, erfand sie eine Ausrede, die sie bereits wenige Minuten später nicht mehr wusste.
 

Sasuke stand noch minutenlang in seiner Versteinerung. Selbst als die Tür schon lange ins Schloss gefallen war, starrte er sie an, als käme Sakura gleich wieder zurück, um ihm lachend zu erklären, dass alles nur ein Scherz gewesen sei, um ihm seine Gemeinheiten zurückzuzahlen. Aber sie kam nicht wieder und ihr Humpeln war echt. Am nächsten Tag beobachtete er sie heimlich, um sich einen Reim auf die Geschehnisse von gestern machen zu können. Die Dinge, die sie gesagt hatte…sie waren so weit hergeholt. Oder nicht? Niemand konnte so viele Emotionen in ausgedachten Lügen transportieren. Er vertraute Sakuras Aufrichtigkeit, die außer Frage stand. Darum kam er nicht umhin. Aber war ihre Realität auch die wahre? Hatte sie in das Gespräch zwischen Karin und Suigetsu, das sie belauscht hatte, mehr interpretiert, als es bedeutet hatte? Was war das mit Karin überhaupt? Liebte er sie?

Er konnte es nicht sagen. Wieso war er mit ihr zusammen? Auch in diesem Punkt musste er Sakura recht geben: Die Beziehung zu Karin war komfortabel gewesen. Kein Mädchen hatte ihm währenddessen ernsthaft schöne Augen gemacht. Aber er musste zugeben, sich bereits Gedanken darüber gemacht zu haben, wie er sich am einfachsten von ihr trennen konnte, wenn die Schule zu Ende war. Wenn er ehrlich war, hatte er niemals gespürt, mit ihr auf derselben Wellenlänge zu sein.

Sie hatte oft von der Zukunft geredet: Rechtsanwältin werden, heiraten, sich ein Leben aufbauen, eine Familie gründen. Das waren nicht seine Vorstellungen. Er wollte reisen, die Welt entdecken, Neues ausprobieren. Vielleicht mit seltenen Kunstgegenständen handeln. Er würde selten zuhause sein, sobald er mit dem Kunststudium fertig war, für dessen Anmeldung er bereits ein Formular in der obersten Schublade bereitgelegt hatte. Vielleicht aber würde er dieses Studium abbrechen und sich als freier Reporter oder Dokumentarfilmer versuchen. Er wusste es immer noch nicht. Auch die Anmeldebögen für das Studium der Medienwissenschaften und der Publizistik lagen in der obersten Schublade. Womöglich würde er auch gar nicht studieren und erst einmal versuchen, ohne Hochschulabschluss ein paar Inspirationen für eine Reportage zu finden. Was also band ihn an Karin?

Nichts.

Er spürte keine Verbundenheit zu diesem Menschen und eine Freundin wäre ihm nur im Weg. Wie hatte es überhaupt angefangen? Wieso war er mit ihr zusammen?

Er war damals, als er Karin das erste Mal geküsst hatte, nicht einmal in sie verliebt gewesen. Das war er nie, wenn er jetzt darüber nachdachte. Sie hatte ihm damals die Worte in den Mund gelegt.

Was wolltest du nicht? Mich küssten? Dich in mich verlieben? Das hast du ja ganz toll hinbekommen.

Er war damals so verwirrt gewesen, so gedankenleer, dass er ihre Unterstellung einfach als wahr angenommen hatte. Auch die Monate darauf hatte er kein einziges Mal gesagt, dass er sie liebte. Es war immer sie gewesen, die dies festgestellt hatte. Noch am Abend der Halloweenparty, als alles begonnen hatte, hatte er geglaubt, sie seinem Willen gebeugt zu haben; sie, die Unwillige, zu der Seinen gemacht zu haben. Dabei hatte er sich selbst unbewusst zu dem Ihren gemacht. Er hatte sich manipulieren lassen.

Sie war von Anfang an hinter ihm her gewesen; das alleine machte ihm nicht viel zu schaffen. Wer war das denn nicht irgendwann mal gewesen? Auch, dass er doch eine Freundin gehabt hatte, obgleich er Beziehungen für überbewerteten Schwachsinn gehalten hatte, traf ihn nicht so sehr wie die Erkenntnis, dass Karin ihn nicht seinetwegen in eine Beziehung gelotst hatte, sondern alleine aus dem Grund, weil sie Sakura, ihrer Erzrivalin, zum Schulschluss die finale Gemeinheit zollen wollte. Ebenso schwer tat er sich mit dem Eingeständnis, Naruto und Sakura unrechtgetan zu haben—vor allem Sakura. Noch bevor Karin ihren Plan ausgeführt hatte, hatte Sakura ihm erklärt, dass er ihre Marionette war. Und er hatte es aus Blindheit ignoriert; einfach deshalb, weil es Sakura gesagt hatte, weil er der Meinung war, dass sie ein naives Dummchen war.

Wie dumm und naiv war er schlussendlich?
 

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Die letzten Tage bis zu den Abschlussprüfungen vergingen in beklemmender Monotonie. Sasuke begann damit, Karins Art genau zu beobachten. Wie sie mit ihm sprach, was sie sagte, wie sie es sagte, auf was sie damit abzielen könnte. Je mehr er darauf achtete, desto schmerzlicher wurde ihm bewusst, wie falsch und egoistisch und perfide sie war. Egal was sie zu ihm sagte, jetzt, wo er genauer darüber nachdachte, wurde ihm klar, was für Sakura und vielleicht auch jeden anderen offensichtlich gelegen hatte. Sie manipulierte ihn in einer meisterhaften Art, die an Gehirnwäsche grenzte.

Wann immer er nicht peinlichst darauf aufpasste, was er ihr antwortete, verfing er sich in eindeutigen Situationen. Erst passierte es unbewusst, dass er Karins harten, launischen Charakter mit der liebevolleren, sanfteren Art Sakuras verglich, dann tat er es absichtlich. Wann immer er dazu Gelegenheit hatte, beobachtete er beide gleichzeitig. Sakuras warmes Lachen, ihre niedergeschlagenen Blicke, ihren Eifer, mit dem sie zig Bücher mit sich trug, trotz ihres verletzten Fußes.

Es tat ihm leid. Nicht nur, dass er sie der Lüge angeklagt und sie verletzt hatte, alles tat ihm leid. Jedes grausame Wort, das er zu ihr gesagt hatte, jede Gemeinheit, die er ihr ungerechtfertigt angetan hatte. Sakura war eine wahre Freundin. Sie war diejenige, die er angerufen hatte, als er betrunken gewesen war, die ihm Mut gemacht hatte, sein Leben zu leben, die ihm eine Richtung gewiesen hatte. Und er … er hatte sie von sich gestoßen. Alle hatte er von sich gestoßen, die ihm jemals freundlich gesinnt gewesen waren.

Sakura schien fest entschlossen zu sein, ihn nicht bemerken zu wollen, wann immer sie sich trafen und Sasuke wagte es nicht, sich in ihre Nähe zu begeben, solange sie von ihren Freunden umringt war, was ständig der Fall war. Das war der krasseste Unterschied, der ihm an ihnen auffiel. Sakura und Naruto, die einzigen Menschen, die ihm außer seiner Familie jemals etwas bedeutet hatten, hatten eine schier lächerliche Anzahl an Leuten, denen sie vertrauten, mit denen sie lachten und scherzten, und er, Sasuke Uchiha, stand alleine da. Er, der immer von schwärmerischen Mädchen und ihn bewundernden Jungen umgeben war, der naive Kinder wie Sakura und Naruto immer belächelt hatte, musste erkennen, dass er die ganze Zeit über das naive Kind gewesen war, das geglaubt hatte, alleine stärker zu sein.

Und ehe er sich versah, war Mittwoch angebrochen. Der Tag der Prüfungen und der letzte Tag am Miya-So-Internat für die Schüler der Abschlussklasse.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Kerstin-san
2015-09-07T15:52:23+00:00 07.09.2015 17:52
Hallo,

tja, war ja zu erwarten, dass das Gespräch nicht von Erfolg gekrönt sein würde.Ich kanns Sasuke nicht verübeln, er hat von Karins Seite aus nie irgendwelche Intrigen wahrgenommen. Wieso sollte er sowas glauben?

Immerhin ist er dadurch mal aus seinem Traum aufgewacht und sieht jetzt klarer. Er beginnt zu begreifen, was die ganze Zeit schief gelaufen ist. Das ist doch schon mal ein guter Anfang.

Liebe Grüße
Kerstin
Von:  L-San
2013-05-05T15:17:14+00:00 05.05.2013 17:17
Hi Five. ;D

Puh, ich nähere mich langsam dem Ende.
Endlich!
Nicht negativ gemeint.
Aber man ist doch irgendwie froh, sowohl als Leser als auch als Autor die Geschichte beenden zu können.
Das Ende fand ich gut.
Endlich begreift Sasuke, wie naiv er war.
Hast du gut umgesetzt!
Ich fand es interessant, dass er ein Kunststudium oder sonst was anstrebt.
Mal was anderes. ;D
Und lässt ihn eigentlich als freier Mensch erscheinen.
Irgendetwas wollte ich noch sagen, aber ich hab's vergessen.
Egal, das Kapitel war in Ordnung.
Ich glaube, es wird kein richtiges SasuSaku geben am Ende, oder?
Du und ich, wir sind nicht so die Romantik-Fan, denke ich.
Ich mag eher offene oder traurige Enden.
Ist für mich irgendwie reizvoller und realistischer.
Vielleicht machst du ja Andeutungen darauf, dass aus den beiden was werden könnte.
Mal sehen.
;D
Von:  xGaaraHeroine
2013-03-26T23:15:37+00:00 27.03.2013 00:15
Haha mein B-day find ich cool! :D
Von:  nutellafan
2013-02-17T11:01:59+00:00 17.02.2013 12:01
Hallo. 

Ich find’s cool, dass es jetzt wieder weitergeht! Hast deine Fans ja echt bissl warten lassen. :P

Ich mag die Pointe – wenn man’s so nennen kann – Sasuke checkt’s jetzt wohl endlich mal, dass er sich doch ein wenig falsch verhalten hat im Bezug auf Sakura (und Naruto). Es ist‘ ja schon mal ein Anfang, kann man sagen, dass er einigermaßen von selbst drauf gekommen is‘, dass er sich selbst aus der Gruppe sozusagen rausgekickt hat.

Karin scheint mir noch bösartiger, als ich sie eingeschätzt habe, wenn man den letzten Abschnitt des Kapitels so durchgeht. Aber sie tut mir schon ein wenig leid, ich bezweifle nämlich, dass Sasuke am Ende mit ihr zusammenbleiben wird. In seinen Augen war das ja mehr oder weniger eine Zweckbeziehung und sie hat sich (total) verliebt. Ich bin mal gespannt, wie das zwischen denen am Ende ausgeht, also wie Karin reagiert und ob es da nochmal einen großen Showdown mit fettem Drama und Intrigen von Karins Seite gibt (oder so was Ähnliches).

Da der letzte Tag ja schon bevor steht, glaube ich nicht, dass es für Sasuke und Sakura ein Happy End gibt – an einem Tag kann ja nicht so dermaßen die Post abgehen, oder? :D Aber ich bin trotzdem gespannt, was du noch so vorhast. :)

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Spaß beim Tippen – hoffe, dass hast du noch nach der langen Pause – und einen schönen Sonntag.
Antwort von:  4FIVE
17.02.2013 21:22
Hallo! =)

Ja ich finde es auch cool, dass ich's endlich geschafft hab! Yay! Du hast gar nicht Mal so unrecht in allem was du sagst. Gratuliere, du hast mich durchschaut. Ich bin kein Freund von kitschigen Happy Ends mit Kuss und Gute Nacht, aber ich liebe...wie soll ich's beschreiben?...dieses "Fade out with meaningful thoughts" (sorry, schreibe derzeit nur in englisch, da bin ich nicht so gut mit deutschen Worten <.<). Du weißt schon, wenn man dem Sonnenuntergang im Bild sieht und der Protagonist noch ein paar bedeutungsschwangere Worte sagt, die alles zusammenfassen und doch alles offen lassen. Buja!
Und ja--selbst nach all der Zeit finde ich noch Spaß am Tippen, aber eben leider nicht mehr an Naruto Geschichte.

Liebe Grüße
Nikki

P.S. Diese Antwortfunktion ist ja mal der Hammer! Da war man 2 Jahre ned auf Animexx und dann machen die so'n geilen Scheiß! Woohoo!
Von:  Meeryem
2013-02-16T23:31:42+00:00 17.02.2013 00:31
oooookeeeeeeeey
1. omg endlich gehts weiter *-*
2. das sakura ihm enflich alles gesagt hat ich der absolute hammer
3. Sasuke ist in sakura verknallt oder denk ich falsch *-*
4. Die ff kann doch nicht bald zu ende sein oder?
echt hammer kappi & ich freu mich riesig auf nächste kappi
mach ganz schnell weiter
glg meeryem :P

Von:  Katalina
2013-02-10T19:17:27+00:00 10.02.2013 20:17
Ein gutes Kapitel :-)
Mach weiter so ;-D
Von:  fahnm
2013-02-08T22:15:26+00:00 08.02.2013 23:15
Yeah Endlich^^
Es geht weiter^^
Von: abgemeldet
2013-02-07T00:16:40+00:00 07.02.2013 01:16
Juhuuuu, es geht weiter!! ^.^ Eeendlich! :)) Aber ich muss zugeben, ich musste erst noch einmal die letzten drei Kapitel lesen, um mich wieder in die Story rein zu finden. xD ;)
Nichtsdestotrotz ist es ein wirklich tolles Kapitel! Endlich hat Saku Sasuke die Augen geöffnet, was Karin angeht. Ich finde es aber durchaus realistisch, dass Sasuke ihr nicht gleich vor Freude um den Hals fällt & ihr sofort alles glaubt. ^.^ Dass ihm erst im Nachhinein auffällt, dass Karin so einen miesen Charakter hat und Saku so herzlich ist, finde ich wirklich gut. Haach ja, so muss das sein! x3 Jetzt fehlt im letzten noch ausstehenden Kapitel nur noch die endgültige Versöhnung + Liebesgeständnisse der Beiden, dann ist es perfekt! :) ❤:D Ich bin gespannt. :) Ich hoffe, das nächste Kapitel lässt nicht gaaaanz so lange auf sich warten wie das Letzte. ._. :))) :3

Liebe Grüße :)


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