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Crimson Nights

Für Knuddelkeks-Schoki - und Vampirfans! ;D
von

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Provokation

Als Kai die Augen aufschlug, befand er sich in seinem eigenen Bett. Die Nachmittagssonne schien bereits durch den Spalt seiner Vorhänge und ein Blick auf die Anzeige seines digitalen Weckers neben seinem Bett verriet ihm, das er bis 14:23 Uhr geschlafen hatte.

Er konnte sich gar nicht mehr an den Heimweg erinnern, nur an merkwürdige Dinge, die er wieder nur als Traum abtun konnte. Das schien sich seit den letzten Tagen zu häufen.

Als er jedoch auf seinen Handrücken blickte, waren deutlich die Spuren der Kanüle zu sehen, die vor noch nicht allzu langer Zeit in seiner Vene gesteckt hatte.
 

Heftig rieb Kai seine Wangen mit den Handflächen ab. Er musste einen klaren Kopf bekommen. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Das Letzte an das er sich erinnerte war, das er sich am Sonntag im Crimson Delight aufgehalten hatte, um Songs einzustudieren. Danach war seine Erinnerung getrübt und er konnte bei bestem Willen nicht sagen, was er geträumt hatte und was der Realität entsprach.
 

Auf jeden Fall wurde es langsam mal Zeit aufzustehen, beschloss er. Dean würde sich über ihn lustig machen wenn… ja, wenn nicht seit dem Vorfall im Crimson Funkstille zwischen ihnen geherrscht hätte. Vielleicht war heute ein guter Tag, um über seinen Schatten zu springen und ihn einfach anzurufen.

Es war Montag und Dean hatte wechselnde Schichten. Kai konnte also nicht sicher sein, wann er ihn zu Hause erreichen würde.

Zuallererst jedoch würde er sich ausgiebig duschen und sich etwas zum Essen bereiten. Sein Magen rebellierte bereits. Die Schlafzimmertür hatte der junge Mann gerade mal einen Spalt geöffnet, da schob sich seine Katze Minx bereits unter lautem Protest hinein, weil sie vergeblich auf ihr Frühstück gewartet hatte.
 

"Ja, ich weiß, bin ein mieser Büchsenöffner, was? Sorry, Katze natürlich zuerst."
 

Nachdem sein Stubentiger abgefüttert und sich Kai nach einer kurzen Dusche wieder halbwegs wach fühlte, suchte er sein Handy. Auf dem Display wurde eine neue SMS angezeigt:
 

Hey Kai, weiß ja nicht was los ist,

aber Dean geht mir echt auf die Nerven

mit seiner miesen Laune. Tu was!

*knuff* Meggy
 

Kai seufzte und setzte sich mit einer Schüssel Müsli vor den Fernseher. Wie zu erwarten gewesen war, lief nur Müll und nach einer halben Stunde schaltete Kai die Glotze aus.

Er ertappte sich dabei, wie er ständig nach neuen kleinen Aufgaben suchte, um das Gespräch mit Dean hinauszuzögern.

Schließlich brachte er gegen 20 Uhr doch den Mut auf und tippte die Nummer ein, die er wohl in den letzten Jahren am häufigsten gewählt hatte.
 

Nervös kratzte er mit dem linken Zeigefinger auf seinem Daumennagel herum, als das Freizeichen ertönte. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er die gewohnte Stimme seines besten Freundes hörte.
 

"Yep."
 

"Hi…"
 

"Was gibt’s?"
 

Kai hatte im Vorfeld nach Worten gesucht, um sich auf das Gespräch vorzubereiten, aber es war ihm nichts Gutes eingefallen, so hatte er beschlossen einfach aus dem Bauch heraus zu reagieren. Und das tat er dann auch.
 

"Du… fehlst mir. Und es tut mir wirklich leid… das mit deinem Song."
 

Eine unangenehme Pause entstand, in der Kai nicht wusste was er noch sagen sollte, bis Dean das Wort ergriff.
 

"Also kommst du jetzt rüber oder was?"
 

"Oh. Klar."
 

"Dann schwing deinen Arsch her. Und bring was zu Essen mit. Das ist mal das Mindeste, meinst du nicht auch?"
 

Kai glaubte ein Lächeln aus Deans Stimme heraus zu hören.
 

"Ähm… sicher, kann ich machen."
 

"Dann bis gleich."
 

Dean legte auf. War das nun gut gelaufen? Naja, schlecht war es jedenfalls nicht, wenn er ihn schon wieder treffen wollte.

Kai fand eine Tiefkühlpizza und Pommes in seinem Eisfach. Der Magen seines Kumpels war zwar wie ein Loch ohne Boden, aber mehr hatte er gerade nicht anzubieten.

Das Essen stopfte er zusammen mit einem Sixpack Bier in einen Rucksack und machte sich auf den Weg.
 

Es dauerte nicht lange, da stand er vor der Eingangstür und klingelte bei McAllister. Er musste nicht lange auf das Summen der Tür warten.

Dean wohnte mit Mark und Sebastian in einer Dreier-WG im zweiten Stock des vierstöckigen Mietshauses. Die Tür stand bereits für ihn offen. Wie gewohnt begrüßte ihn das Chaos. Ordnung war eine Disziplin, die keiner der Drei zu beherrschen schien.

Sein Kumpel kam ihm aus der Küche entgegen und boxte ihn freundschaftlich gegen die Schulter.
 

"Hey! Basti und Mark sind ne Woche auf Lloret, haben also jede Menge Platz und Ruhe. Erzähl."
 

Dean nahm einen Stapel Zeitschriften vom Küchentisch und schmiss ihn daneben auf den Boden. Dann durchforstete er Kais Rucksack nach etwas Essbarem.
 

"Was soll ich erzählen?"
 

"Na wie’s läuft, was sonst. Stehst du nicht mit dieser Band unter Vertrag?"
 

Fragend hob Dean eine Augenbraue. Er hatte die Situation wie so oft richtig eingeschätzt. Es gab jetzt kein Zurück mehr, denn anlügen wollte Kai ihn nicht und richtig sauer wirkte Dean auf ihn nicht mehr.
 

"Ja, tu ich."
 

"Dann hat sich’s wenigstens gelohnt. Dieser ganze Scheiß mein ich."
 

Dean grinste ihn schief an. Er konnte Kai nicht mehr böse sein. Frustration und Wut hatten ihn schnell angenervt und waren mit einigen alkoholischen Getränken seine Kehle heruntergespült worden. Bei ihm wirkte das. Kai hatte nie verstanden, wie es Dean nach einem Alkoholexzess besser gehen konnte, denn wenn Kai down war, zog ihn Alkohol noch mehr herunter.
 

"Hoffentlich."
 

Kai rieb sich unsicher über den Nacken und half dann das Essen in den Ofen zu schieben.
 

"Darauf sollten wir anstoßen."
 

Sein Kumpel schien wirklich wieder der Alte zu sein und seine gute Laune wieder gefunden zu haben. Vielleicht hatte Megan in ihrer SMS übertrieben, damit er endlich den ersten Schritt machte. Sein Kumpel konnte sehr stolz sein, besonders wenn er sich ungerecht behandelt fühlte.

Dean öffnete zwei Bierflaschen und hielt Kai versöhnlich eine entgegen. Der untere Teil der Flaschen klirrte, als das Glas aufeinander traf und jeder nahm einen ordentlichen Schluck.
 

"Wirst du wenigstens gut bezahlt?"
 

"Hab noch kein Geld gesehn, aber ich habe auch noch nicht viel getan. Elias will sich um alles Nötige kümmern. Mal sehn wie’s läuft. Sieht aber nicht so aus als würde er mich über den Tisch ziehen wollen. Wäre sonst schlecht, weil ich zu diesem Bewerbungsgespräch von dem ich dir erzählt habe gar nicht mehr hin bin."
 

Dean musterte seinen Kumpel eindringlich, ehe er weitersprach. Diesen Namen hatte er samstags im Crimson von ihm gehört, aber er war so aufgebracht gewesen, das er ihn nicht weiter gefragt hatte wer genau dieser Elias war.
 

"Wer ist dieser Elias eigentlich? Der Bandleader?"
 

Kai schüttelte den Kopf. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er Dean an dem besagten Abend nichts mehr über ihn erzählt hatte. Nachdem er Elias wieder begegnet war, verlief alles so schnell und nach dem Auftritt hatte Kai andere Sorgen gehabt, als Dean genau ins Bild zu setzen.
 

"Nein, ihm gehört das Crimson und er ist mein neuer Chef. Der Vertrag hört sich soweit ganz gut an. Elias meinte, ich könnte machen was ich will, solange ich abends verfügbar bin, aber ich hatte schon den Eindruck, das er es nicht für sinnvoll hielt wenn ich mir noch einen zweiten Job aufhalse."
 

"Habt ihr was am laufen?"
 

Gerade hatte Kai wieder die Flasche an die Lippen gesetzt, da verschluckte er sich am Bier und hustete sich eine ganze Weile die Seele aus dem Leib. Dean zuckte unschuldig, aber mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht, mit den Schultern.
 

"Mein ja nur. Du hast da irgendwas Komisches im Gesicht wenn du von ihm sprichst."
 

"Nee, haben wir nicht."
 

Nach kurzem Zögern fügte Kai hinzu:
 

"Naja… an dem einen Abend vor ungefähr ner Woche lief wohl schon irgendwas, kann mich ja kaum erinnern, aber ich weiß nun sicher, das Elias derjenige war mit dem ich getanzt hatte und der meine Rechnungen übernahm. Als wir uns auf dem Event wieder trafen, ist es mir plötzlich wieder eingefallen. War ein echt merkwürdiges Gefühl… fast so, als wäre etwas von mir abgefallen und dann wusste ich’s wieder."
 

Bei der Erinnerung daran lief Kai ein Schauer über den Rücken. Dieses Erlebnis war fast schon unheimlich gewesen und wie Elias dort gestanden und zu ihm gesehen hatte… er hatte wirklich eine außergewöhnliche Präsenz.

Dean rülpste laut und riss ihn damit aus seinen Gedanken wieder zurück in die Gegenwart.
 

"Seine Spuren hat er ja wohl auch überall auf deinem Körper hinterlassen."
 

"Wird wohl so gewesen sein. Und was bitte ist mit meinem Gesicht?"
 

Der bisherige Lauf der Dinge war schon echt merkwürdig. Manchmal nahm das Leben eben komische Wendungen. Dean zuckte mit den Schultern.
 

"Weiß nicht so recht. Du scheinst ihn gut zu finden, das sieht man dir an der Nasenspitze an."
 

"Er sieht halt gut aus, aber er ist jetzt mein Chef. Das ändert einiges."
 

"Wenn du das sagst. Wie ist es denn so als professioneller Sänger?"
 

Kai war sich nicht sicher ob er das Gesagte als Seitenhieb werten sollte, aber bei Dean konnte man nie wissen. Manchmal sagte er etwas, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wie es bei seinem Gesprächspartner ankommen konnte.
 

"Was heißt professioneller Sänger… ich hab ja nur mal kurz auf der Bühne im Crimson gestanden. Hinter… oder besser gesagt unter dem Crimson steckt übrigens mehr als man vermuten würde. Ein großer Bürokomplex befindet sich dort, kann man sich echt drin verlaufen. Und Elias hat ein eigenes Tonstudio."
 

"Der Kerl hat also fast alles vor Ort, was? Setzt der überhaupt einen Fuß vor die Tür?"
 

"Keine Ahnung, wird er wohl müssen, oder? Zumindest hat er einen eigenen Chauffeur."
 

"Nobel geht die Welt zugrunde. Was hast du eigentlich mit deiner Hand angestellt?"
 

Sein Kumpel konnte ein guter Beobachter sein und da er im medizinischen Bereich arbeitete, entgingen ihm gewisse Details nicht.
 

"Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich wachte heute Nachmittag bei mir zu Hause auf und dachte erst ich hätte das alles geträumt, aber irgendwas davon muss wirklich passiert sein."
 

"Du hast irgendeine Injektion bekommen und weißt nichts mehr darüber?"
 

"Ja, klingt bescheuert, aber so ist es. Ich hab nen Blackout. Wenn es stimmt, dann hab ich ne Bluttransfusion bekommen und diese Ärztin wich meinen Fragen aus. Dann hat sie mich ausgeschaltet denk ich."
 

"Ähm… wie bitte?"
 

Irritation stand Dean ins Gesicht geschrieben. Kai lehnte sich mit dem Hintern gegen den Küchentisch und stellte die leere Bierflasche neben sich ab.
 

"Ich glaub ich hab ihr zu viele Fragen gestellt und dann hat sie mir ein Mittel verabreicht um mich für den Moment auszuknipsen. Sie reagierte ganz nervös, fast als hätte sie Angst."
 

"Kein Scheiß? Weiß nicht was ich dazu sagen soll, irgendwas passt da nicht…ist auf jeden Fall krass."
 

"Ja, wenn es stimmt. Weiß wie gesagt nicht an welchen Punkten mir mein Gedächtnis einen Streich spielt. Das Problem hab ich in letzter Zeit irgendwie häufiger."
 

Dean wirkte nachdenklich und öffnete ihnen die nächsten zwei Bierflaschen. Kai beeilte sich den Rest der ersten Flasche herunter zu schlucken. Sein Kumpel war einfach trinkfester als er.
 

"Was ist denn das Letzte, an das du dich vor dieser Sache erinnerst?"
 

"Mal überlegen… ich war Sonntag Abend im Crimson, hab mich eingesungen… die Songs waren ziemlich gut, aber Elias war kaum zufrieden zu stellen… als ich dachte ich hätte es endlich so rüber gebracht, das er zufrieden sein kann, bekam ich keine Luft mehr und mir wurde schwarz vor Augen… bin umgekippt oder so… und da war ein Engel."
 

Dean bekam plötzlich einen Lachanfall. Die Erzählung seines Freundes war einfach so absurd und die Erwähnung des Engels kam unerwartet.
 

"Ein Engel? Schon klar, Mann. Klingt als wärst du auf nem Trip gewesen."
 

"Du weißt ich nehm keine Drogen zu mir. Außer Alkohol. Außerdem hast du gefragt an was ich mich erinnern kann. Ja, ich weiß das klingt alles bescheuert. Hab in letzter Zeit auch echt merkwürdige Träume. Das macht die Sache ja so schwierig. Und ich hab echt keinen blassen Schimmer wie ich dann wieder in meine Wohnung gekommen bin. Das macht mich echt fertig. So ging es mir noch nie!"
 

Die Küchenuhr piepte und Dean stellte den Ofen aus. Kai suchte im offenen Regal nach sauberen Tellern und dem Pizzaschneider.
 

"Klingt trotzdem als hättest du dich irgendwie weggeschossen, vielleicht hast du ja auch was untergejubelt bekommen. Wie dem auch sei, du solltest dich echt mal ordentlich durchchecken lassen, Mann. Das es dir nicht so prall geht scheint sich in den letzten Tagen zu häufen. Muss ich mir Sorgen um dich machen? Oder hast du mal wieder zu tief ins Glas geschaut, so wie bei deinem ersten Crimson-Besuch?"
 

Zum Gedeckten Tisch gesellten sich Mayonnaise und Ketchup.
 

"Ich hab keinen Tropfen angerührt, war doch bei der Arbeit. So wie ich Elias bisher einschätze, würde der auch einen ganz schönen Terz veranstalten wenn ich da besoffen antanzen würde. Er hat zwar am ersten Abend auf Party gemacht, aber er hat noch ne andere, geschäftsmäßige, sehr perfektionistische Seite. Vielleicht ist das ja sein wahres Ich und er musste einfach mal die Sau rauslassen."
 

"Muss jeder Mal. Praktisch, wenn man das in seinem eigenen Laden tun kann."
 

Dean grinste breit und teilte die Pizza in gleichgroßen Stücken auf.
 

"Und er würde sicher nicht so viel Geld verdienen wenn er immer nur am Feiern wäre. Ein Tonstudio, Produktionen und alles was dazu gehört sind ja auch nicht grad billig. Dabei sieht der so jung aus und ist schon so erfolgreich. Ich würde ihn so auf Ende 20 schätzen, aber ist schwer zu sagen. Ist das nicht deprimierend?"
 

Kai grinste schief und schob sich eine Pommes aus der Schüssel in den Mund, die Dean gerade auf den Tisch gestellt hatte.
 

"Auf der anderen Seite: Was ist das für ein Leben? Das muss ein krasser Workaholic sein. Bei der Lebensweise braucht man sich nicht wundern, wenn solche Leute irgendwann zusammenklappen weil sie einfach nicht mehr können."
 

Dean setzte sich zu seinem Kumpel an den Tisch.
 

"Kein Weg, den ich eingeschlagen habe wie du weißt, ich mag es frei entscheiden zu können wo und wann ich Spaß habe."
 

"Naja, aber Geld beruhigt."
 

"Auch wahr. Hau rein."
 

Das Essen verputzte überwiegend Dean. Kai lag noch immer das späte Frühstück im Magen, aber sein Kumpel bestand darauf dass er eine ordentliche Portion mitaß, sonst bräuchte er sich nicht wundern, wenn wieder sein Kreislauf verrückt spielte, gab er zu bedenken.
 

Sie verbrachten den restlichen Abend mit Konsolenspielen und beschlossen schließlich das aktuelle Spiel am nächsten Abend fortzusetzen, wenn Dean von seiner Schicht im Krankenhaus zurückkam. Kai legte sich schließlich zum Schlafen mit einer geliehenen Decke auf die Couch und brach am nächsten Morgen mit Dean auf.
 

Den ganzen Tag über hörte er nichts von seinem neuen Chef und so zog er die Verabredung mit seinem ausgesöhnten Kumpel durch. Sie zockten, bis sich langsam Druckstellen an ihren Daumen bildeten und beschlossen schließlich eine DVD einzulegen, um sich eine Pause zu gönnen.

Während Dean Popcorn machte, kümmerte sich Kai um die DVD-Auswahl. Beim Einstellen des Menüs geriet er auf ein Programm mit den Spätnachrichten. Gerade als er umschalten wollte, traf ihn eine Nachricht wie ein Schlag:
 

… hatten sie beim Spazieren gefunden. Ihre entsetzlich zugerichtete Leiche wurde der Rechtsmedizin übergeben…
 

"Hey Kai, was ist los?"
 

Dean war mit einer Schüssel voll frischem Popcorn herein gekommen. Kai zeigte schockiert auf den Bildschirm, wo gerade das von der Familie zur Verfügung gestellte Foto einer blonden Frau Mitte Dreißig eingeblendet wurde.
 

"Ich kenne diese Frau!"
 

***
 

"Sie haben sie erwischt. Zeitlich geschätzt eine Stunde nachdem Kai wie veranlasst in seine Wohnung gebracht wurde."
 

Die kleine Französin trug unter einer schwarzen, kurzen Lederjacke ein knielanges Kleid in der gleichen Farbe und saß frech, mit übereinander geschlagenen Beinen, auf der Schreibtischkante in Elias’ offiziellem Büro. Ihr Chef trug Businesskleidung und hatte sein Kinn auf die rechte Faust gestützt, ehe er ins Leere blickend den Kopf hob.
 

"Ich hatte gestern kurz vorm Morgengrauen das unbestimmte Gefühl, dass etwas nicht rund laufen würde. Sie haben genügend Leute, die tagsüber die Drecksarbeit für sie erledigen."
 

"Ob sie geredet hat?"
 

Asmodeus stand – bekleidet mit einer schwarzen Lederjacke und Jeans – und verschränkten Armen an der Wand in Türnähe gelehnt.
 

"Unwahrscheinlich, dass sie sensible Informationen preisgegeben hat. Sie war loyal, dafür habe ich gesorgt und ich habe sie so unwissend wie möglich gehalten. Nun muss ich jemanden auftreiben, der so zufrieden stellend für mich arbeitet wie sie es getan hat. Wie lästig."
 

"Wenn Sie es wünschen, erstelle ich eine Profil-Übersicht mit Personen, die möglicherweise in Frage kommen."
 

"Das können andere erledigen, Cathérine. Habe mir ein Auge auf Kai. Sein Verlust wäre ärgerlich. Ich habe schon zu lange nach einem Sänger mit seinem Potential gesucht. Das sie Dr. Kiplings Leiche so offen präsentieren ist eine Provokation an mich. Es besteht dringender Handlungsbedarf. Sie haben sich zu weit vorgewagt."
 

"Oui, ich werde mich an seine Versen heften wie sein Schatten."
 

Cathérine sprang auf und verließ das Büro.
 

"Ich werde mich mit Sergej in Verbindung setzen. Vielleicht können seine Männer etwas in Erfahrung bringen, was diesen Vorfall erhellt. Er schart nicht umsonst den Bodensatz der menschlichen Gesellschaft um sich. Jedes Auge und Ohr, das er in der Unterwelt zu seinen Untergebenen zählen kann, sichert seine Position. Er muss etwas herausfinden können."
 

Elias erhob sich und verließ dicht gefolgt von seinem Leibwächter den Raum.
 

***
 

"Diese abgemurkste Blondine war diese komische Ärztin, von der du erzählt hast? Ist ja krass. Die war wohl echt zur falschen Zeit am falschen Ort. Shit, Mann."
 

"Der Fundort der Leiche ist ca ne halbe Stunde von hier. Schon ein komisches Gefühl. Hoffentlich wird der Täter bald gefunden."
 

"Der Kerl oder die Gang oder wer auch immer dafür verantwortlich ist, wird schon längst über alle Berge sein. Wer ist denn schon so dämlich und bleibt in der Nähe, wenn er einen Mord verbrochen hat?"
 

Sie begannen die DVD zu schauen, aber Kais Gedanken drifteten immer wieder ab. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, denn Dean berührte der Mord nicht so sehr wie ihn. Er hatte ja nichts mit dieser Person zu tun gehabt. Kai hingegen hatte mit dieser Frau geredet, von Angesicht zu Angesicht und vielleicht war er sogar einer der letzten Menschen gewesen, mit denen sie gesprochen hatte, überlegte er und dies jagte ihm kalte Schauer über den Rücken.

Dean schien sich prächtig zu amüsieren und schob Kai die Popcornschüssel zu.
 

"Hier, nimm dir besser was, bevor ich alles allein leer fresse."
 

Kai nahm sich etwas heraus, behielt die Portion jedoch eine ganze Weile in der Hand, bis er bereit war darauf herumzukauen.

Eine halbe Stunde später hatte er sich soweit beruhigt, dass er dem Film besser folgen konnte. Sicherlich würde Dean ihn fragen wie er den Film fand und dann sollte er wenigstens etwas davon wiedergeben können.
 

***
 

Ein dunkel gekleideter Mann lehnte an einem Baum und sah zum Wohnblock hinüber. Es störte ihn nicht zu Warten, er war es gewohnt. Um sich die Wartezeit dennoch zu versüßen, holte er seine Zigarettenpackung aus der Jacke hervor und schob sich eine Zigarette in den Mund, um sie sich anzuzünden.

Für einige Sekunden war er unaufmerksam gewesen und glaubte aus dem Augenwinkel etwas huschen gesehen zu haben. Er sah sich um und entdeckte auf der anderen Straßenseite eine schwarze Katze, die neugierig in seine Richtung zu blicken schien. Sie rührte sich nicht und verharrte an Ort und Stelle.

Da sich der Mann beobachtet fühlte, begann es ihn zu nerven. Er hob einen Stein vom Boden auf und warf ihn mit gekonnter Härte in die Richtung der Katze. Der Stein hätte sie am Kopf erwischt, wenn sie nicht elegant zur Seite gesprungen wäre.

Der Mann sah der Katze nach, wie sie im nächsten Gebüsch verschwand und murmelte "Blödes Vieh" in sich hinein, bevor er einen tiefen Zug aus seiner Zigarette nahm.

Kurz dachte er an den Streit mit seiner momentanen Bettbesetzerin – wie er alle Frauen nannte, die er sich für eine Weile in sein Bett holte, aber sonst nicht weiter an sich heran ließ. Sie wollte diesen Abend ausgeführt werden, aber kurzfristig hatte er einen Auftrag bekommen, für den er dankbar war, denn diese Frau wurde langsam aufdringlich und das hatte er ihr unmissverständlich klargemacht. Wer wusste ob sie wiederkommen würde. Eigentlich war es ihm egal.
 

"Bonsoir!"
 

Der Mann wirbelte zur linken Seite herum, aus der er angesprochen worden war, doch es war niemand zu sehen. Im nächsten Moment sprang ihm etwas auf den Rücken und in einer mühelosen Drehung brach sein Genick. Der Körper des Mannes sackte zu Boden.

Cathérine stand unberührt neben der Leiche und hielt seine Zigarettenpackung in der Hand, um einen Blick auf die Marke zu werfen.

Auf der Packung stand "Lucky Strike". Unweigerlich musste sie grinsen und steckte die Zigaretten in ihre eigene Jackentasche. Die begonnene Zigarette war auf den Boden gekullert und brannte noch vor sich hin. Die zierliche Frau hob sie auf und steckte sie sich in den Mund. Einen Augenblick überlegte sie, dann begann sie den Mann so zu legen, das sie ihn besser forttragen konnte. Laut Anweisung sollte sie die Leiche beseitigen. Es sollten nach Möglichkeit keine weiteren Morde an die Presse gehen.
 

Nachdem Cathérine alles zur Beseitigung jeglicher Spuren unternommen hatte, rief sie Asmodeus an. Der Hüne hatte sich lange geweigert ein Handy mit sich zu führen, aber der Fortschritt stand nun einmal nicht still und so war er gezwungen gewesen mit der Zeit zu gehen und zu tun, was sein Arbeitgeber von ihm erwartete.
 

"Salut Asmo, alles erledigt."
 

"Schnell und effizient wie ich hoffe."
 

"Asmooo, du kennst mich."
 

"Genau deshalb frage ich."
 

"Ich hätte gern noch ein bisschen mit ihm gespielt, dieser Mistkerl hat einen Stein nach mir geworfen. Das tut man einfach nicht mit kleinen Kätzchen."
 

"Bastard."
 

Die kleine Französin lächelte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihr der leichte Nachtwind ins Gesicht geblasen hatte.
 

"Du bist lieb, mon cher. Um dich zu beruhigen: Ich habe mich an alle Anweisungen gehalten."
 

"Du bist sicher, dass für heute nur einer auf ihn angesetzt wurde?"
 

"Oui, sehr sicher, aber ich werde gleich noch mal nach dem kleinen Toy Boy sehen."
 

"Ich werde es dem Boss ausrichten."
 

"Vielleicht lässt du das mit dem Toy Boy weg."
 

"Angst, Kitty?"
 

"Pas du tout!"
 

Sie kicherte und legte auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _MOoN_
2012-09-01T05:44:02+00:00 01.09.2012 07:44
ey ich weiß das du viel geschrieben hast in den letzten zwei Kapiteln, aber ich möchte mehr lesen. Also sei nicht so FAUL und schreib weiter schneller. *Krank Zitternd dich anglubsch*

SCHNELL WEITER SCHREIBEN LOS LOS LOS

*Süchtigkeitsgrad steigt*
Von:  _MOoN_
2012-09-01T05:44:02+00:00 01.09.2012 07:44
ey ich weiß das du viel geschrieben hast in den letzten zwei Kapiteln, aber ich möchte mehr lesen. Also sei nicht so FAUL und schreib weiter schneller. *Krank Zitternd dich anglubsch*

SCHNELL WEITER SCHREIBEN LOS LOS LOS

*Süchtigkeitsgrad steigt*
Von:  Zalysha
2012-08-31T19:26:36+00:00 31.08.2012 21:26
Habe das erste Kapitel gelesen... und gleich mit dem Rest der FF weitergemacht. Suuuuuper! Will mehr, viel viel mehr! ^-^ Ist eine so klasse Story, da kann man gar nicht genug von kriegen. *.*


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