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Confidence

[NejiTen]-Adventskalender 2o1o
von

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o9. Dezember - Todesblicke (Teil 1)

Es war finstere Nacht. Nur noch ein paar Laternen beleuchteten die menschenleere Straße und ließen sie in diesem Winter noch kälter, trostloser wirken als am Tag, wenn sich die Bewohner der Mietwohnungen sich vor der Kälte schützend in ihren warmen Wohnungen einschlossen.

Eine Katze, zerzaust und hungrig, wühlte in einem Mülleimer nach etwas essbaren und fand sofort einige Essensreste, die sie nun für sich beanspruchen würde. Doch als sie kaum mit ihrem Festmahl beschäftigt war, knallte etwas an die Mülltonne. Daraufhin fiel diese um und es kam zu einem unerträglichen Lärm, woraufhin die Katze fauchend aus der Tonne sprang und wegrannte.

Ein Mann mittleren Alters, der der Verursacher dieses Unfalls mit der Tonne war, stolperte über den zerstreuten Inhalt und knallte unsanft auf den Boden.

Ein leichter Schmerz an seinem Knöchel breitete sich aus und der Mann war nicht in der Lage aufzustehen und weiter zu laufen. Doch es war auch nicht mehr nötig, denn nun erkannte er, dass ihm kein Ausweg mehr bleiben würde.

Er hörte wie sich Schritte näherten. Der Schauer, der sich auf seinem Rücken gebildet hatte, wurde nur noch kühler. Seine Zähne fingen an zu klappern. Seine Hände zu zittern.

Die Schritte kamen bei ihm an.

„I-Ich werde dich töten! Und meinen Vater rächen!“, trotz der Angst und der erscheinenden Lähmung schaffte er es eine Pistole aus der Innentasche seiner Jacke zu ziehen und sie wackelnd vor sich zu halten. Doch die Gestalt ließ nur ein leises Lachen ertönen.

Das Kommando, dass dem Körper des am Boden liegenden das Zeichen gab zu schießen.

Ein furchtbar lautes Echo hallte von dem Schuss in der Gasse und irgendwo hörte man eine wütende Stimme, die sich beschwerte.

Doch die Gestalt rührte sich nicht. Und der Mann ließ die Waffe auf den Boden knallen. Sein Herz wollte stehen bleiben. Sein Atem hörte auf. Und eine Stille breitete sich zwischen den beiden auf.

„Ich denke, ich sollte jetzt wohl dich töten“, ertönte die dunkle Stimme der Gestalt und lies sie sich zu dem schreienden Mann herunter beugen...
 

Sie betrachtete den grünen Stift genau. Er sah nicht anders aus als die anderen. Nur war er grün. Er war Grün und hatte einen geschwungenen Schriftzug mit den Worten ‚Frohe Weihnachten'.

Es war ein Füller. Er war aus Metall und die Feder hatte eine schöne Verzierung. Es waren kleine Weihnachtskugeln mit Bändern eingraviert. Erstaunlich was Menschen mit einer Nadel so alles in Metall stechen konnten.

Dennoch legte sie ihn zurück Es war doch nicht das Richtige.

Sie wollte etwas, was nicht zu weihnachtlich aussah. Schließlich sollte ihre Mutter das ganze Jahr über mit einem schönen Füller Gedichte auf einer Wiese unten auf dem Land schreiben.

Und nicht im Sommer mit eingravierten Weihnachtskugeln genervt werden.
 

Die Braunhaarige seufzte.

Seit Stunden suchte sie nun ein Geschenk für ihre Mutter. Für jeden aus ihrer Familie hatte sie schon was!

Sogar für ihre paranoide Tante Akiko hatte sie ein Geschenk und für sie gab es nun wirklich nicht viel Auswahl an Sachen, bei denen sie nicht gleich an Außerirdische dachte.

Nur ihre Mutter blieb noch übrig.

Noch nie war es der jungen Frau so schwer gefallen etwas für ihre Mutter zu finden. Seit Tenten denken konnte hatte sie immer etwas für ihre Mutter gehabt was sie immer gefreut hatte. Am Anfang waren es selbstgemachte Sachen, wie Bilder oder misslungene Perlenbändchen. Dann fing sie an einzukaufen und fand immer schöne Sachen.

Aber nun war es fast schon ein richtiger Kampf etwas zu finden, da sie einfach schon all ihre Ideen für dieses Jahr bereits in den letzten Jahren verschenkt hatte.

Das einzige was ihr noch einfiel war ein neuer Füller. Doch dieser Schreibwarenladen bot nicht besonders viel gute Auswahl. Denn mindestens Achtzig Prozent der Schreibgeräte hatten Weihnachtsmotive und auch wenn diese wunderschön waren, so war ein Weihnachtsfüller das Letzte was Tenten ihrer Mutter schenken wollte.
 

Sie betrachtete noch einen weiteren Füller aus dem Regal daneben. Er war dunkelrot und durch den Metallkörper relativ schwer. Die Feder war vergoldet und wie die anderen Füller mit Schnörkeln verziert.

Auch wenn er wirklich das schlichteste vom Schlichten war so gefiel er der Dunkelhaarigen. Und doch legte sie ihn wieder zurück. Es konnte ja sein, dass sie irgendwo noch etwas Besseres finden würde. Und wenn nicht, dann würde sie eben wieder herkommen. Der dunkelrote Füller war hier nämlich nicht ganz alleine und sie bezweifelte, dass er in den nächsten Tagen ausverkauft wurde.

Außerdem waren hier noch tausend andere Füller die diesen vollkommen in den Schatten stellten!
 

„Kann ich ihnen helfen, Fräulein?“

Der Verkäufer und Besitzer des Schreibwarengeschäfts war ein Mann mitte Fünfzig. Stark gebräunt und für sein Alter schon sehr faltig. Wahrscheinlich hatte er irgendwo gelebt wo sehr viel Sonne war. Aber irgendwie betonten diese Falten das Lächeln, das er ihr freundlich entgegen brachte.

Tenten lächelte freundlich und drehte sich zu dem Mann um, der sie angesprochen hatte „Nein, ich komme schon klar. Vielen Dank“

Eigentlich war sie ja im Begriff zu gehen, aber da sie nun der ältere Mann angesprochen hatte, blieb ihr jetzt auch wohl nichts anderes übrig als weiter so zu tun, als würde sie hier in diesem Geschäft etwas suchen und finden.
 

Sie ging nach hinten, wo es schon zum künstlerischen Bedarf ging und tat so, als würde sie sich verschiedene Bleistifte ansehen. Tenten wusste ja, das Künstlerbedarf schon manchmal etwas teuer war, aber dass ein Bleistift schon genauso viel kostete wie ein ganzer Milchshake in ihrem Lieblingscafé war ja schon richtig beängstigend.

Sie nahm einen der teuren Bleistifte und zeichnete auf dem Testpapier, um zu sehen ob sich der Preis denn lohnen würde. Und Tenten wurde eindeutig enttäuscht. Der zeichnete genauso wie der, den sie zuhause neben ihrem Telefon liegen hatte.

Sie legte den Stift wieder weg und tat immer noch interessiert um keinen schlechten Eindruck auf den Verkäufer zu hinterlassen. Denn so was hasste Tenten wirklich. Und vor allem bei alten Menschen, denn gerade bei denen wollte sie sympathisch und engagiert rüber kommen. So gegen das Klischee von der Jugend von Heute.

Denn die junge Frau kannte so einige in ihrem Alter die manche Leute zum Kopfschütteln brachte. Und manchmal auch sie selbst.

So wie ihren Nachbar Naruto. Er war nur ein Jahr jünger und lebte im Apartment unter ihr. Und doch hatte Tenten sehr oft das Gefühl, dass er seine Jugend nicht ganz ausgekostet hatte.

Zum Beispiel liebte er es an Wände zu schmieren. Die Backsteinwand bei ihnen Hinterhof war seit dem Einzug des Chaoten nicht mehr wieder zu erkennen. Er selbst bezeichnete es als moderne Kunst, doch Tenten fand Galgenmännchen und Bildnisse von Strichmännchen mit Geschlechtsmerkmalen eher kindisch.

Doch niemand schien sich groß über diese Kunst zu beschweren oder sich gar dafür zu interessieren und deshalb sagte auch Tenten nichts dazu. Solange an ihrer Wohnungstür kein Penis aufgezeichnet war, konnte Naruto seine Kunst so ausleben wie er wollte.
 

Nachdem sie noch etliche Minuten durch den Laden geschlendert war und so getan hatte als würde sie sich für die Schreibgeräte und das Zubehör interessieren, beschloss sie dann doch endlich zu gehen. Aber da Tenten es nicht mochte aus einem Laden zu gehen ohne sich was zu kaufen, trug sie eine Packung Fineliner zur Kasse. Im Endeffekt musste sie sogar welche kaufen, denn die Braunhaarige hatte das wunderbare Talent nach einer Handschriftlichen Arbeit zwei Minuten später den Stift zu verlieren. Und dann eignete sich eine neue Packung mit vierzig Stiften doch ganz gut.

Doch als sie an die Kasse kam, war diese leer und der Verkäufer verschollen. Leise seufzte Tenten und legte die Packung mit den Schreibgerätschaften auf den Tresen. Und da auch nirgendwo eine Klingel war, musste sie wohl oder übel auf den Mann warten um zu zahlen und dann endlich aus diesem Laden raus zukommen.

Aber der Verkäufer kam nicht und Tenten musste warten.

Sie klopfte geduldig mit den Nägeln an den Tresen und versuchte an etwas zu denken, dass ihre Wartezeit in Anspruch nahm.

Vielleicht würde sie ihrer Mutter auch etwas anderes schenken als einen Füller. Vielleicht etwas Schlichtes, ein Schal oder Handschuhe. In den letzten Wochen war es wirklich kalt geworden. Was aber auch an der momentanen Jahreszeit Winter lag. Aber Schals und Handschuhe hatte sie bereits ihren Brüdern gekauft und es würde komisch rüber kommen, wenn sie die gleiche Art von Geschenk zwei Mal verschenken würde und das auch noch unter einem Baum!

Dann würde sie wohl doch einen Füller suchen müssen und wenn sie keinen schöneren fand, dann musste ihre Mutter wohl oder übel den dunkelroten als Geschenk akzeptieren.

Was Tenten jedoch nicht akzeptieren konnte war die Tatsache, dass sie seit geschlagenen fünf Minuten an der Kasse stand und es nicht einmal ein Anzeichen von irgendeiner Bedienung gab.

Sie ließ die Fineliner liegen und ging erneut durch den Laden um den Verkäufer aufzusuchen. Noch länger wollte sie nun wirklich unnötig in diesem Geschäft bleiben.
 

Sie fand den faltigen Mann bei den Bleistiften und sah auch direkt den Grund, wieso er sie so warten ließ. Er betreute gerade einen anderen Kunden.

Ein junger Mann, ziemlich groß und schlank. Er trug einen grauen Mantel und eine schwarze Tasche über seiner Schulter. Seine Haut war ziemlich blass und bot einen starken Kontrast zu seinen dunkelbraunen Haaren, die eher schwarz wirkten.

Für einen Moment fand Tenten diesen Mann gar nicht so übel, doch der Gedanke verschwand genauso schnell wie er gekommen war und sie schritt auf die beiden zu. Und endlich schien der Verkäufer sich wieder an sie zu erinnern und lächelte Tenten erneut entgegen.

„Oh Fräulein, kann ich ihnen behilflich sein?“, seine Stimme klang ein klein wenig beschämend. Eindeutig, er hatte sie vergessen. Ein wenig kränkte Tenten das, doch dann sagte sie sich selbst einfach nur, dass die Sonne nicht nur seine Haut ein wenig geschädigt hatte. Aber natürlich gedanklich, schließlich hatte sie noch genug Anstand um Konflikte nicht herbeirufen zu wollen.

„Ich würde gerne etwas kaufen und habe bereits an der Kasse gewartet“, Tenten versuchte sich gewählt und schonend auszudrücken, da sie eigentlich nur noch aus diesem Laden raus wollte!

Der Verkäufer rieb sich besorgt die Hände „Oh… natürlich ich komme sofort. Bitte entschuldige mich, mein Junge“

Tenten war überrascht, dass der Verkäufer den jungen Mann duzte. Er sah nämlich nicht so aus, wie jemand der gerne als 'mein Junge' bezeichnet wurde.

Erst jetzt dreht sich der junge Mann zu ihr um und sah sie direkt an. Tenten blieb fast das Herz stehen. Hellgraue, nein, weiße Augen sahen direkt in ihre gewöhnlichen braunen Augen und fixierten sie direkt. Sie spürte förmlich wie ihre Knochen zitterten und ihr Blut zu Eis erstarrte. Sie vergaß sogar Luft zu holen, sodass Tenten plötzlich ein Schwindelgefühl bekam.
 

„Natürlich“, eine leise tiefe Stimme erklang aus dem Mund des Mannes und im nächsten Moment drehte er sich auch schon von ihr weg.

Der Verkäufer eilte an Tenten vorbei, die immer noch wie versteinert da stand und nun wieder das Profil des Mannes anstarrte.

Sie schaffte es wieder zu atmen und ihr Körper schien sich auch wieder leicht zu wärmen. Sie spürte geradezu wie das vorhin noch gefrorene Blut sich wieder verflüssigte und langsam durch ihre Adern pulsierte.

Und ehe sie begriff, wie sie da überhaupt stand, hatte sie sich wieder umgedreht und sich von dem Mann entfernt.
 

„Gut, das macht dann 1.008,30 Yen* bitte“, der gebräunte Verkäufer versuchte freundlich und nett zu wirken, als Tenten versuchte Geld aus ihrem Portmonee raus zu holen. Doch ihre Hände zitterten, als ob sie frieren würde. Und kalt war ihr auf jeden Fall.

Nachdem ihr die Geldbörse auch noch aus den Händen fiel und sich das Kleingeld überall verstreut hatte, schaffte sie es dann doch zu bezahlen.

„Fräulein, sie sind sehr blass. Gehen sie am besten sofort nach Hause“, der Verkäufer klang eindeutig besorgt, als er Tenten das Wechselgeld gab und ihr Gesicht musterte.

Und wenn sie ehrlich war, sie fühlte sich auch nicht besonders gut. In ihrem Kopf drehte sich alles und ihr war wirklich verdammt kalt geworden.

Sie steckte immer noch zitternd das Portmonee in ihre Tasche zurück und nahm die Tüte mit den Finelinern „Ja... das ist eine gute Idee“

Sie versuchte den faltigen Mann freundlich anzulächeln, doch ihre Gesichtsmuskeln fingen an zu schmerzen und sie ging einfach mit einem leisen „Auf wiedersehen“ aus dem Geschäft.
 

Obwohl es bereits Winter war und es auch dementsprechend kalt auf den Straßen war, so regnete es anstatt zu schneien.

Eigentlich mochte Tenten keinen Schnee. Er war kalt, meistens matschig und es endete fast immer damit, dass ihre Wohnung voll mit Streugut und Wasser war, nachdem sie nach einem harten Arbeitstag endlich nach Hause kam.
 

Aber heute war ihr kalter matschiger Schnee lieber als kalter feuchter Regen, der sie nur nass machte. Und ausgerechnet heute hatte sie natürlich ihren Schirm Daheim vergessen.

Sie musste wohl oder übel durch den Regen gehen um nach Hause zu kommen. Und zwar so schnell wie es nur ging. Tenten hatte sich schon oft gewünscht ganz schnell nach Hause zu kommen und sich in ihr warmes Bett zu legen. Doch jetzt war dieser Wunsch, nein, dieser Drang noch größer als sonst.

Vielleicht lag es an der Kälte, aber Tenten bekam eine wirklich starke Gänsehaut. Ihr Kopf fing an zu pochen und ihr war schwindelig. Und auch das Zittern hatte sich nicht gelegt.

Und dann sah sie wieder diesen Mann vor sich.

Wie er sie angesehen hatte. Sie gefesselt hatte. Mit diesen Augen.
 

So weiß wie Schnee.
 

Erneut vergaß Tenten zu atmen und kippte gegen eine Mauer. Erst dann japste sie wieder nach Luft. Zum Glück war der Schreibwarenladen in einer kleinen Gasse, in der sie niemand sehen konnte. Somit war zwar eine peinliche Situation verhindert, aber ihr Kreislauf geriet ins schwanken.

Es konnte doch nicht sein dass ein paar Augen sie und ihren Körper so aus der Fassung bringen konnten! Auch wenn Tenten noch nie solch hellen Augen in der Natur gesehen hatte und es echt gruselig aussah, so waren das keine Gründe so zu reagieren.

Da musste etwas anderes sein. Die Frage war nur was?
 

Auf einmal drang ein Klingeln an ihr Ohr. Es waren die Glöckchen an der Tür des Geschäfts.

Eigentlich traute Tenten sich nicht in ihrem jetzigen Zustand sich umzudrehen, aber ihre Reflexe waren schneller als ihr Gehirn.

Und am liebsten wäre sie einfach davon gerannt.

Erneut wurde sie von diesen Augen fixiert. Und erneut wurde Tenten eiskalt und schwindelig. Und diesmal war sogar Übelkeit dabei.

Doch noch bevor es wirklich schlimmer werden konnte, hatte der junge Mann seinen Blick von ihr gelassen und sich weggedreht.

„Sie sollten sich besser hinlegen“, auch wenn er leise gesprochen hatte und der Regen laut prasselte, so hatte Tenten jedes einzelne Wort verstanden und konnte nur noch zusehen, wie sich der schöne Mann von ihr entfernte.

Und dann anschließend brechen.
 

~~
 

Am nächsten Tag meldete sich Tenten krank.

Nachdem sie am Vortag es trotz starker Übelkeit geschafft hatte nach Hause zu kommen, war sie direkt zur Toilette gerannt um sich erneut zu übergeben. Und so ging das auch die ganze Nacht lang.

Ihre Chefin war nicht unbedingt begeistert von der Krankmeldung, aber als Tenten das Argument brachte, es wäre doch besser wenn sie zu Hause bliebe anstatt die ganze Tierhandlung voll zu kotzen, willigte die genervte Chefin dann doch ein.

Aber wirklich gut war das nicht für sie.

Tentens Schulabschluss ließ noch eine ganze Menge zu wünschen übrig und Aussichten auf einen wirklich guten Job hatte sie selbstverständlich auch nicht. Deshalb arbeitete sie nun in einer Tierhandlung in einem Einkaufszentrum der Innenstadt um sich noch über Wasser halten zu können.

Aber die Arbeit war hart, die Mitarbeiter Schweine und die Kunden hatten sie schon öfters zur Weißglut gebracht. Aber das Gehalt war ausreichend um davon leben zu können und was Besseres fand Tenten einfach nicht. Und auch wenn es für sie an der Kasse oder dahinter auch mal ziemlich stressig war, so mochte sie es von Tieren umgeben zu sein. Denn die konnten sie nicht mit unendlichen Gelaber nerven, so wie Menschen.

In einer Großstadt wie Osaka gab es eben nun mal viele Menschen und vor allem die Kinder die unbedingt ein Haustier wollten. Und manchmal lief es dann so ab, dass die Kinder gerne mal anfingen den ganzen Laden durchzuschreien um dabei das Tier zu bekommen, das sie wollten. Für die Kinder Ein Sieg, für die Eltern eine Niederlage und für Tenten ganz normaler Alltag.
 

Die Braunhaarige setzte das Wasser für Tee auf, um ihren Magen etwas zu beruhigen.

Doch im Moment war er eigentlich schon ruhig, zumindest war Tenten nicht mehr so schlecht wie am Morgen oder sogar in der Nacht. Zu diesem Zeitpunkt wäre Tenten wirklich ungern die Kloschüssel selbst gewesen und hatte ihr dann erst mal eine ordentliche Reinigung gegönnt, damit sie wieder strahlen konnte. Auch wenn es seltsam und vor allem penibel war, so war Tenten das Klo und dessen Hygiene sehr wichtig. Generell fühlte sie sich nur in einem sauberen und ordentlichen Badezimmer wohl. Es war so ein Komplex, den sie schon seit ihrer frühesten Kindheit hatte.

Ihre Mutter hatte früher immer jeden Tag das Badezimmer geputzt und deshalb war die Braunhaarige immer an ein sauberes und nach Zitrone riechendes Bad gewöhnt. Aber wenn sie dann irgendwo anders war, wie zum Beispiel bei einem Verwandten zu Besuch, bekam Tenten meistens eine Gänsehaut wenn sie an die nicht frisch gesäuberte Toilette oder das Waschbecken mit Bartstoppeln im Abfluss dachte. Deswegen mied sie es in fremde Bäder zu gehen, denn egal ob die Besitzer immer beteuerten wie sauber deren Bad war, so fand Tenten immer einen Fehler.
 

Nachdem das Wasser gekocht und in einer Tasse war, tunkte die junge Frau einen Teebeutel mit Beruhigungskräutern in das Wasser und beobachtete wie es sich langsam bräunlich färbte.

Eigentlich hätte sie doch zur Arbeit gehen können und sich keinen Kräutertee machen müssen. Ihr Magen hatte aufgehört zu rumoren und Farbe im Gesicht hatte sie auch wieder. Außerdem drohte sie auch nicht mehr umzukippen.

Noch immer war es ihr schleierhaft, wieso ihr Körper auf einmal so versagt hatte. Im Laden war keine schlechte Luft gewesen, das wäre Tenten ansonsten aufgefallen. Und sie hatte auch nichts schlechtes gegessen und wenn, dann wäre ihr doch sicher schon vorher irgendwie übel gewesen. Die einzige Möglichkeit, die da überhaupt noch in Frage kommen konnte, wäre dieser komische Typ mit seinen weißen Augen. Und als Beweis wurde Tenten bei der Vorstellung wieder übel.

Zum Glück allerdings nicht so sehr, dass sie sich wieder übergeben musste. Aber es war vollkommen sinnlos überhaupt bei dem Gedanken ein Gefühl des Ekels zu bekommen. Schließlich kannte Tenten den Mann nicht einmal und ein paar weiße Augen konnten sie doch nicht einfach so aus der Fassung bringen.

Sie lebte in Japan, da sah sie doch ständig irgendwelche Jugendliche mit weißen Kontaktlinsen. Erst letzte Woche hatte sich ein solcher Jugendlicher bei ihr eine Ratte gekauft und da war sie auch nicht umgekippt oder hatte gebrochen.

Doch vielleicht lag es auch an einem kleinen Unterschied. Die Augen dieses Mannes sahen im Gegensatz zu Kontaktlinsen viel zu echt aus. Aber Tenten konnte sich einfach nicht vorstellen, dass er wirklich von Natur aus solche Augen hatte.

Aber irgendwie, gab es seinem restlichen Aussehen dieses Gewisse Extra. Sie musste zugeben, dass dieser Mann wirklich mehr als nur schön war und leider auch, dass diese Augen eigentlich gut mit dieser Schönheit harmonierten.
 

Tenten schüttelte den Kopf um den Gedanken los zu werden. Wieso machte sie sich eigentlich solche Sorgen darum, in einer Stadt wie Osaka sah man einen Menschen doch eh nur einmal im leben. Somit würde sie diesen Mann auch niemals wiedersehen. Auch wenn es irgendwo schon fast ein bisschen weh tat.

Sie nahm die Tasse mit der heißen Brühe und entschied es sich auf dem Sofa gemütlich zu machen. Mit dieser leichten Übelkeit wollte sie wirklich nicht weiter stehen bleiben, außerdem konnte sie Fernsehen gucken um sich die Zeit zu vertreiben.

„Gai, geh da runter!“, der schwarze Hauskater hatte es sich mal wieder auf dem Sofa gemütlich gemacht, obwohl es eigentlich für ihn verboten war.

Das Tier wälzte sich aus Provokation weiter auf dem Sofa und maunzte genüsslich. Tenten hob eine Augenbraue und stellte die heiße Tasse auf den Couchtisch.

„Gai, du weißt, dass das Sofa verboten ist“, sie beugte sich zu dem Kater runter und sprach leise mit einer weichen Stimme „Und du weißt, dass du dann kein Geflügel bekommst“

Normalerweise hätte das eine normale Katze gar nichts ausgemacht, aber Gai war intelligent. Er wusste, dass sein Frauchen es ernst meinte und sprang von der bequemen Position auf um zu seinem Körbchen neben dem Sofa zu tapsen.

Mit einem zufriedenen Lächeln hockte Tenten sich auf das Möbelstück und schaltete den Fernseher an.
 

„In der vergangenen Nacht wurde im Stadtbezirk Kita-ku eine Leiche entdeckt. Eine ältere Hausfrau hatte beim Müllentsorgen die Leiche in einem Container gefunden und sofort die Polizei gerufen. Es handelte sich jedoch nicht um einen Mord, da laut der Autopsie ein natürlicher Tod durch Herzversagen eintrat.

Wie die Leiche in den Container gelangen konnte ist im Moment noch ungeklärt, aber Ermittler gehen davon aus dass jemand den Körper hineingeworfen hat, jedoch ohne Spuren und ohne Zeugen.

Um den Verstorbenen handelte es sich um Hiroshi Yamura, dem Sohn des erst kürzlich verstorbenen Akira Yamura.

Yamura führte eine Hotelkette in ganz Japan an, bis er ebenfalls wegen Herzversagens tot in seinem Büro gefunden wurde“
 

Tenten schaltete weg. Solche Nachrichten konnte sie einfach nicht mehr hören. Tod, Vergewaltigung, Einbruch, immer das gleiche. Manchmal fragte sich die junge Frau, ob es auf der Welt überhaupt noch was Gutes gab. Wie zum Beispiel eine Hochzeit oder die Geburt eines Wunschkindes.

Aber in der Gesellschaft in der sie lebte, waren solche Dinge fast schon eine Rarität. Paare finden es unnötig eine Hochzeit zu vollziehen und die meisten Kinder die geboren werden, sind Ergebnisse von schlechter Verhüttung. Vielleicht war es woanders auf der Welt anders, aber so kannte Tenten es eben in ihrem Umfeld. Keiner wollte mehr in den Bund der Ehe gehen und dann ein Kind haben. Es kamen immer nur Argumente wie „Wir lieben uns auch ohne Hochzeit“ oder „Wir überlassen es dem Zufall, ob es ein Kind geben wird“.

Aber Tenten war anders. Sie wollte unbedingt heiraten und Kinder kriegen. Am besten zwei, einen Jungen und ein Mädchen. Und sie wollte in einem schönen Haus wohnen mit ihrer Familie. So wie sie es in Bilderbüchern immer gesehen hatte, als sie noch ganz klein war. Und den Traum einer solchen Zukunft hatte sie auch niemals irgendwie zur Seite geschoben.
 


 

Am Nachmittag ging es Tenten wieder um einiges besser.

Ihr Magen hatte aufgehört zu rumoren und sie sah auch wieder ganz frisch aus. Aber aus Vorsicht entschied sie sich weiterhin nur von Tee und Zwieback zu ernähren, da sie nicht für eine frühzeitige Genesung garantieren konnte.

Nur war der Zwieback im Laufe des Tages leer gegangen und Tenten blieb nichts anderes übrig, als neuen zu kaufen, wenn sie noch zu Abend essen wollte.

Zum Glück war der nächste Supermarkt nicht besonderes weit von ihrer Wohnung entfernt, sodass sie nicht zu lange im knöchelhohen Schnee laufen musste. Das gefrorene Wasser hatte sich in der Nacht und am Tag ausgebreitet und es schien auch nicht aufhören zu wollen. Zwar wurden die Straßen frei geräumt, aber nach etwa einer Stunde hatte sich bereits eine neue, wenn auch dünnere Schicht auf dem Asphalt gebildet.

Tenten konnte sich nicht erinnern, dass es in Osaka mal so heftig geschneit hatte. Normalerweise regnete es so wie am Vortag, aber nun waren die Temperaturen wohl endgültig ins Minus gekommen. Und das spürte Tenten vor allem nachdem sie fast eine halbe Stunde wegen der langen Schlangen an den Kassen im Supermarkt verbracht hatte, deutlich. Nach dieser halben Stunde war es auch schon vollkommen dunkel geworden und nur noch ein paar Straßenlaternen beleuchteten die leere Straße.

Sie mochte es nicht im Dunkeln draußen zu sein. Tenten neigte dazu manchmal etwas paranoid zu werden, wenn sie Abends alleine unterwegs war. Schon beim kleinsten Geräusch, das sie nicht identifizieren konnte, rannte sie los um nur schnell wieder in den eigenen sicheren vier Wänden zu sein.

Doch im Moment war es für sie noch in Ordnung. Bis auf ihre eigenen Schritte hörte Tenten eigentlich nichts was sie erschrecken konnte. Es war für sie sogar schon angenehm ruhig.

Zumindest bis sie dann plötzlich Stimmen hörte.
 

„Woher willst du wissen, dass ich es war?“

„Ganz einfach, weil du der einzige bist der dafür in Frage kommt!“

„Und wieso ausgerechnet ich?“

„Weil du ein Motiv hattest! Sie wollten deine Galerie abreisen!“

„Und dann denkst du dass ich sie umgebracht habe, obwohl sie beide an Herzversagen gestorben sind?“
 

Tenten wurde neugierig.

Es waren zwei Männer die miteinander sprachen.

Die Dunkelhaarige lehnte sich an eine Hausmauer um besser dem Gespräch, das nur um die Ecke war, zuzuhören.

Sie wusste, dass es falsch war, aber als „umgebracht“ und „Herzversagen“ vorkam, wurde sie irgendwie das Gefühl nicht los, dass es sich um die Yamuras handelte.
 

Aber leider kam es nicht zu einer Fortsetzung, denn der Inhalt der Einkaufstüte war plötzlich im Schnee gelandet.

Und Tenten war eindeutig geliefert.

In ihrem Kopf war nur noch ein Kommando.

„RENN!“

Tenten stieß sich von der Mauer ab und lief los. Den Zwieback ließ sie ungeachtet liegen, schließlich hatte er sie in diese Lage gebracht!

Sie rannte.

Im Hintergrund rief sie jemand, doch sie wusste, wenn sie stehen bleiben würde, wäre das ihr Ende. Einer der beiden war wahrscheinlich ein Mörder. Und so einem wollte Tenten nicht über den Weg laufen!

Wer weiß, was er dann mit ihr machen würde? Sie vielleicht zuerst vergewaltigen und dann in Stücke hacken? Oder sie sofort umbringen? Eigentlich wollte Tenten auch gar nicht darüber nachdenken.

Das Adrenalin stieg immer weiter und sie wurde immer schneller. Eigentlich spürte sie ihre Beine gar nicht mehr. Sie schienen sich von der Angst getrieben selbst zu bewegen. Und fast war Tenten sogar froh, dass sie nicht ans Rennen denken musste um sich zu bewegen.

Zumindest bis sie dann plötzlich Lichter sah, spürte wie sie gestoßen wurde und dann auf den Boden prallte.
 

~~
 


 

Als sie die Augen öffnete, strahlte ihr ein grelles Licht direkt in den Blick.

Ihr Kopf fing an zu pochen, als wäre jemand in ihrem Schädel und würde nun mit voller Aggression dagegen treten. Und es tat wirklich weh.

Als sie dann noch den Geruch von Desinfektionsmittel wahrnahm, war sie wieder in der Realität. Aber sie wusste nicht wo genau.
 

„Doktor! Doktor, sie ist wach!“, eine weibliche Stimme drang an ihr Ohr. War sie bei einem Arzt? Oder im Krankenhaus? Tenten tippte auf das zweite, in einer normalen Arztpraxis roch es nie so steril.

Als sie versuchte sich aufzurichten, um zu sehen, ob sie denn mit ihrer Vermutung recht hatte, fing ihr Brustkorb an zu schmerzen. Sie verzog leicht das Gesicht und legte sich dann doch wieder hin.

Vor ihr erschien ein Gesicht. Ein Mann kaum wirklich älter als sie, vielleicht zwei oder drei Jahre über ihr.

Er sah sie aufmunternd an „Wie geht es ihnen?“

Tenten betrachtete ihn genauer. Er trug einen weißen Kittel und ein Stethoskop um den Hals. An seinem Namensschild stand, soweit sie es durch ihr leicht verschwommenes Sichtfeld lesen konnte, 'Dr. I. Uchiha'. Das schien wohl ihr Arzt zu sein. Nett.

„Ich habe Schmerzen“, sagte sie und war froh, dass ihre Stimme trotz ihres Leidens nicht jammernd klang „Sollte ich jetzt sagen, dass es mir dann gut geht?“

Eigentlich war Tenten ja nicht so frech, aber sie hasste einfach Krankenhäuser und alles was dazu gehörte. Deshalb war es für sie mehr als verständlich, dass sie nun so drauf war.

Doch Dr. Uchiha lächelte nur „Nein, sie müssen es nicht. Aber sie haben wirklich Glück gehabt“

Die Brünette war nun verwirrt.

Glück wobei?

Dass sie sich unheimlich verletzt hatte, so dass sie kaum aufrecht sitzen konnte?

Oder dass sie nur fürchterliche Kopfschmerzen hatte anstatt gar keinen Kopf?

Doch dann stoppte Tenten ihren Gedankengang und sah den Arzt fragend an „Was ist eigentlich passiert?“

„Sie hatten einen Unfall“, auch wenn der noch relativ junge Arzt ruhig sprach, traf es die Verletzte wirklich sehr was sie da hören musste „Sie sind mitten auf die Straße und vor ein Auto gerannt. Jedoch hat sich ein Passant mit ihnen aus der Gefahrenzone geworfen, sodass sie nur auf den Boden aufprallten“

Ihr war es ein Rätsel wie ein Mensch eine solche Geschichte so gelassen erzählen konnte. Und sie gab ihm eindeutig Recht, sie hatte wirklich verdammt Glück gehabt! Sie hätte jetzt mit einen blutigen Kopf und einem toten Körper auf der Straße liegen können.

„Und was ist mit dem Passanten?“, Tenten musste es wissen was mit ihrem Retter geschehen war. Vielleicht war er noch schlimmer verletzt! Und das nur weil sie nicht auf die Straße geachtet hatte!

Erneut versuchte sie sich aufzurichten um zu sehen, ob der Passant nicht vielleicht zusammen mit ihr in diesem Zimmer war. Aber sie war mit dem Arzt und der Schwester alleine.

„Es war wie ein Wunder. Während sie sich ihre Rippen geprellt und sich leicht den Kopf angeschlagen haben, hat er noch nicht mal irgendwo einen Bluterguss“, Dr. Uchiha schien wirklich überrascht gewesen zu sein, als er ihn wohl untersucht hatte „Ich habe ihn bereits befreit, er ist schon weg“

Ein wenig traurig machte das Tenten schon irgendwie. Da wurde ihr schon mal das Leben gerettet und sie wusste nicht mal wer oder wo ihr Ritter nun war.
 

Dann klopfte es an der schweren weißen Tür, die auch so gleich aufging.

Zwei große Augen und ein Topfschnitt sahen in den Raum hinein und lächelten sie an. Und Tenten wusste unter Garantie nicht wer das war.

„Ihnen geht es wieder gut?“, der Kopf hatte auch einen Körper, der nun in das Zimmer kam. Mit einer Vase und Weihnachtssternen in ihr, die er auf den Tisch neben ihr stellte.

Ein Mann, nicht viel größer oder gar älter als sie, schwarzer altmodischer Topfschnitt, rundliche dunkle Augen mit buschigen Brauen und ein Lächeln mit gepflegten weißen Zähnen.

Das erste was sich Tenten dabei nur denken konnte war, was mit diesem Typen passiert war, dass er nun so war. Vielleicht war es seine Erziehung gewesen, oder er hatte einen komischen Geschmack. Oder aber er wollte einem Gewissen Kung Fu Kämpfer aus alten Filmen nachahmen.

„Wer sind sie?“, Tenten war zwar dankbar für die nette Geste mit den Blumen, aber sie kannte diesen Mann nicht und war dementsprechend auch irritiert warum er ihr ein Weihnachtsgewächs mitbrachte und sie nach ihrem Wohl fragte.

Der Besucher sah ein wenig beschämt zu Boden. Anscheinend hatte er wohl vergessen, dass sich die beiden eigentlich gar nicht kannten und sich auch noch nie zuvor gesehen hatten.

„Entschuldigen sie bitte“, er setzte erneut ein Lächeln auf und verbeugte sich leicht „Mein Name ist Rock Lee. Wir kennen uns nicht, aber ich habe sie zusammen mit meinem Freund hierher ins Krankenhaus gebracht“

Das brachte auch jetzt endlich etwas Licht ins Dunkeln. Der Mann mit dem bereiten Grinsen war also ihr Retter, der sie vor dem Tod durch einen Unfall beschützt hatte. Tenten schämte sich etwas dafür, aber sie hatte sich die Person, die sie gerettet hatte etwas anders vorgestellt. Nun ja... etwas attraktiver eben.

„Ähm... vielen Dank, dass sie mich gerettet haben“, sie schenkte ihm ein warmes Lächeln und senkte leicht den Kopf als höfliche Geste. Am Ende spielte es doch keine Rolle wer oder was sie denn nun gerettet hatte. Hauptsache Tenten konnte sich bedanken und eventuell auch revanchieren.

Doch Rock Lee lachte nur leicht und hob die Hände „Oh nein, bitte danken sie nicht mir. Ich habe sie lediglich hier her gefahren. Mein Freund hat sie gerettet, indem er sie geschubst hatte“

Sie erstarrte.

Er hatte sie nicht gerettet? Sondern sein Freund?

„Oh“, brachte sie nur leise überrascht von sich und war sogar etwas beschämt, dass sie sich für das falsche bedankt hatte.

„Also“, der Schwarzhaarige konnte wohl sein Lächeln nicht verlieren „Ich nehme den Dank dennoch entgegen und schiebe einfach ein 'fürs Fahren' hinein“

Tenten lachte und war froh, dass er diese peinliche Situation so auflockerte. Auch wenn sein Äußeres vielleicht für sie etwas ungewöhnlich war, so schien er ein netter Kerl zu sein der Witze machte, Fremde ins Krankenhaus brachte und Blumen mitbrachte. Und solche Menschen mochte die Verkäuferin wirklich gerne.

„Ich würde mich gerne bei ihrem Freund persönlich bedanken“, fing sie dann an und sah Lee erwartungsvoll an „Können sie mir sagen ob er noch hier ist und wo?“

„Er ist schon lange weg“, seufzte Lee nur und sah zu den Blumen „Ich bin lediglich noch hier geblieben um ihnen die Blumen zu bringen. Aber ich könnte ihnen sagen wo sie ihn finden können“

Tenten fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Sie mochte es nicht, wenn ihr jemand etwas Gutes tat und sie sich dann nicht wenigstens bedanken konnte. Sie bedankte sich seit frühester Kindheit für alles gute, was ihr geschah und dass ihre das Leben gerettet wurde hatte sogar mehr als ein einfaches ’Danke’ verdient!

Auf einmal war ein Räuspern zu hören und Tenten hatte bemerkt, dass sie ihren Arzt vollkommen vergessen hatte.

„Ich denke aber nicht, dass sie ihn so schnell sehen können, Fräulein“, sagte er nur sah sie mit einem fiesen Lächeln an. Als ob er wüsste, wie sehr sie Krankenhäuser hasste und er ihr nun eine schlechte Nachricht überbringen musste...
 

~~
 

Die Nacht und den ganzen Morgen durfte sie in dieser fürchterlichen Einrichtung verbringen. Wenn sie noch länger dort geblieben wäre, dann wäre sie höchstwahrscheinlich noch ausgerastet und hätte die, die im Sterben lagen direkt ins Jenseits befördert. Plus diesen Arzt der sie behandelt hatte!

Das einzige gute an der ganzen Sache war, dass dieser Höllenort in ihrem Namen bei ihrer Arbeitgeberin angerufen hatte und Tenten somit den Rest der Woche krank geschrieben war. Und obwohl ein Anruf aus dem Krankenhaus immer etwas Ernstes war, war sich die Braunhaarige sicher, dass ihr Boss getobt hatte, als sie von dem Unfall und den damit verbundenen Fehlzeiten erfuhr. Aber in Endeffekt hatte es sich Tenten schon vor langer Zeit mit dieser dummen Frau versaut und da sie nun wirklich keine Lust mehr auf diesen ganzen Stress hatte, würde sie auch kommende Woche damit anfangen sich einen neuen Job zu suchen.

Doch das Vorhaben, das bei ihr im Moment oberste Priorität hatte, war es sich bei dem Mann zu bedanken der sie vor dem Auto gerettet hatte. Lee hatte ihr eine Visitenkarte seines Freundes gegeben, damit sie ihn in der riesengroßen Stadt besser finden konnte.

Sein Name war Neji Hyuuga, er war Künstler und arbeitete in einer eigenen Galerie in der Nähe vom Schloss Osaka. Zwar kannte sie den Künstler nicht, aber bei den Namen Hyuuga war sich Tenten sicher ihn irgendwo schon mal gehört zu haben.

Doch bevor sie überhaupt überlegen wollte woher sie den Namen kannte und sich bei diesem Mann bedanken konnte, musste sie Nachhause.

Sie musste dieses widerliche Gefühl von Ärzten und Krankenbett von sich entfernen und duschen. Außerdem noch Gai füttern.
 

Das heiße Wasser war fast schon ein Segen für die junge Frau, so wie es über ihren Körper floss und den Schmutz des hygienischen Krankenhauslakens von ihr spülte. Für sie waren diesen Laken noch dreckiger als eine Mülltonne, aber wahrscheinlich hatte es mehr mit ihrer Abneigung gegen Krankenhäuser zu tun als dass es alleine ein Problem für sich war.

Außerdem wollte sie sauber und gepflegt vor diesem Neji Hyuuga in Erscheinung treten. Sie konnte sich ehrlich gesagt gar nicht vorstellen wie er aussah. Oder wie er als Person war.

Ob er wohl genauso ein komischer und netter Kauz war wie dieser Lee? Oder war er ein gut aussehender Casanova? Vielleicht war er auch ein stiller Typ, der nur redete wenn es auch nötig war. Oder er war so verrückt, dass man ihn sogar mal ins Irrenhaus gesteckt hatte. Aber dann würde man doch so einem keine Galerie in der Nähe des Wahrzeichens von Osaka überlassen. Wer wusste, ob er nicht das Schloss niederbrennen würde und es als ein vollendetes Kunstwerk angesehen werden sollte?

Einige Tropfen lösten sich von ihren Strähnen als sie den Kopf schüttelte. Wieso machte sie sich überhaupt solche Gedanken um ihn? Es spielte doch gar keine Rolle wer oder wie er war. Sie würde einfach zu ihm gehen, sich bedanken und ihn anschließend auch nie wiedersehen.

Warum dann also dieser ganze Stress in ihren Gedanken?
 

Tenten duschte im Gegensatz zu sonst diesmal besonders lange, sodass sie auch spät fertig war und fast vergaß noch Gai zu füttern. Lee hatte ihr nämlich gesagt, dass sein Freund nur bis vier Uhr Nachmittags in seine Galerie ließ um die Werke von ihm zu betrachten.

Nun war es kurz vor drei und bis Tenten überhaupt erst beim Schloss ankam und die Galerie gefunden hatte, würde sie sogar mehr als nur noch eine Stunde brauchen.

Nachdem sie den Kater gefüttert und bemerkt hatte, dass er mit den weißen Zähnchen sehr an ihren Besucher aus dem Krankenhaus erinnerte, war sie auch schon direkt los gerannt um noch den Bus zu bekommen.

Ein bisschen nervös war sie aber dennoch.

Was wenn er sie gar nicht reinlassen würde?

Oder ein mieser Kerl war, der sie zum Teufel schicken würde?

Aber dann hätte er ihr doch sicher nicht das Leben gerettet. Wenn er sie vor dem Tod bewahrt hatte, dann musste er wohl ein kleines bisschen Menschlichkeit besitzen. Und hoffentlich war dieses bisschen nicht plötzlich verschwunden.
 

Tenten hatte Glück, sie hatte noch Zeit als sie beim Schloss ankam. Jedoch konnte diese verbliebene Zeit aus zwanzig Minuten schnell knapp werden, wenn sie die Galerie nicht fand.

Tenten kannte die Straße nicht in der sie sich befand, auch wenn sie schon oft hier gewesen war und eigentlich schon alles an diesem Ort kannte.

Lee hatte aber auch gemeint, dass sie etwas laufen musste und dass es sich um ein Hinterhaus handelte. Das erschwerte das ganze selbstverständlich noch etwas, denn zu Hinterhäusern musste man schließlich auch noch irgendwie kommen.

Sie fragte einige Passanten, doch keiner konnte ihr wirklich weiterhelfen. Entweder hatten diese Menschen keine Ahnung oder keine Zeit und die hatte Tenten so langsam auch nicht.

Erst als sie eine ältere Dame an einer Bushaltestelle fragte, hatte sie endlich Glück.

Angeblich sollte die eigentliche Hausnummer in einer Seitenstraße westlich vom Park sein, wobei das Hinterhaus auch natürlich ein Stück weiter liegen konnte. Aber dennoch war dies schon mal eine große Hilfe für die Braunhaarige, sodass sie sich mehrmals bedankte bis sie dann merkte, dass sie schon spät dran war. In der Straße selbst, waren nur Wohnhäuser mit Wohnungen die relativ hoch waren. Das Tenten tatsächlich irgendwo das Hinterhaus mit der Galerie fand, war nun ein Glücksspiel, denn wenn sie es nicht in fünf Minuten fand, dann würde sie heute Nacht nicht schlafen können!

Sie lief durch die ganze Straße, bis sie plötzlich eine Gasse sah, an der auf kein Straßenschild zur Orientierung war. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr Kurz vor Vier. Dann sah sie wieder in die Gasse und sah am Ende eine Hauswand.

Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste dieses Risiko eingehen und sehen, ob es sich dort befand. Mit schnellen Schritten ging sie durch die enge Straße und kam auf eine neue, jedoch schmalere Straße. Und da sah sie die Hausnummer die sie suchte und wie sich gerade eine Tür schließen wollte.

Wie in einem dramatischen Film rannte Tenten zu der Tür und hielt diese noch fest, bevor sie geschlossen wurde.

„Halt, warten sie!“, rief sie halb verzweifelt und öffnete die Tür, während sie ausatmete und nach unten sah „Ich möchte mit Neji Hyuuga sprechen!“

Eine dunkle Stimme erklang die Tenten irgendwo schon einmal gehört hatte und als sie dann wieder hoch zu dieser Person schaute, durchbohrten sie ein paar weiße Augen.
 

„Ich bin Neji Hyuuga. Was wollen sie?“
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Flecki49
2010-12-12T15:05:10+00:00 12.12.2010 16:05
Hui^^
Also, das ist ja mal wirklich interessant^^
Hoffentlich kippt sie nicht wieder gleich um. Also, auf den zweiten Teil freue ich mich schon sehr, gut geschrieben, auch wenn einige kleinere Fehler drin sind.
Ich fands toll, das Gai ihre Katze ist xD
Lg,
Flecki^^
Von:  Kerstin-san
2010-12-11T10:51:12+00:00 11.12.2010 11:51
Hey!
Echt toller erster Teil!
Nejis Auftritt war sehr überraschend, ich hab nur nicht verstanden, warum Tenten dann krank geworden ist und ganz am Anfang, wer wohl dies mysteriöse Gestalt war? Ich kann mir Neji eigentlich nicht als Mörder vorstellen...
Ach ja, ich mag Tentens Katze, Gai ist echt ein toller Name für sie. xDD
Hehe, Itachi als Arzt find ich auch toll^^
Und dass Neji der Galeriebesitzer ist, dass war irgendwie klar, aber ist er jetzt auch die Person, die Tenten belauscht hat, weil die hatte ja auch ne Galerie?
Fragen über Fragen, aber ich nehme an die werden dann alle im zweiten Teil beantwortet, auf den ich mich natürlich schon wahnsinnig freue.^^
lg
Kerstin


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