Die Schlinge zieht sich zu
Einen großen Metallring in Händen haltend grinste die Wache den Jungen an, wollte ihm soeben den Ring um den Hals legen, da war das Piratenbalg bereits ausgewichen.
„Pah, Vollidiot!“, murmelte Ace, seine Pupillen funkelten den bullenähnlichen Mann wütend an, dem er soeben mit einem Sprung in die Höhe entkommen war und sich nun auf dem Kopf eines anderen einen geeigneten Landeplatz suchte. Völlig überrumpelt von der plötzlichen Last auf seinen Schultern, starrte der Wachposten nur hoch zu dem grinsenden Bengel. Doch sowie er diesen mit seinen Pranken fassen wollte, war der kleine Dämonenbraten schon wieder von seinen Schultern verschwunden.
„Was denn…?“ Die Augen bis zum Anschlag aufgerissen, verfolgte er nur, wie der Jungen ähnlich einem Affen zwischen dem Rudel umher hüpfte und bereits den ein oder anderen mit einem Tritt gegen Schulter und Brust niederstreckte und den Rest wie eine Horde Hühner kopflos umherlaufen ließ.
„Lasst euch von dem albernem Rumgehopse nicht ablenken!“, stauchte der Rudelführer seine Mannschaft zusammen und rief sie somit wieder zur Räson. Die planlosen Versuche, den Bengel durch bloße Gewalt in die Finger zu bekommen erstarben allmählich, die Blicke der Sklavencrew waren auf dem derzeitigen Kommandanten gerichtet, der hämisch grinsend seine gelben Zähne entblöße.
„Hey, Kleiner, lass die Spielchen lieber“, sprach er an Ace gerichtet, das Gesicht merkwürdig zu einer bösen Fratze verzogen. Sogleich zog er eine Waffe und visierte mit dieser direkt den Punkt zwischen Ruffys Augen an. „Oder möchtest du, dass ich dem Zwerg hier ein hübsches Loch in den Schädel jage?!“
„Das funktioniert bei mir nicht. Ich bin aus Gummi!“, platzte es aus Ruffy heraus, trotzte dem Sklaventreiber mit zornfunkelnden Blick. Diesem allerdings ließ sich nicht einmal im Ansatz von der Aussage beeindrucken. Schließlich hatte auch er ein finales Ass im Ärmel.
„Ach und da bist du dir ganz sicher? Dann sollte dir das hier auch nicht wehtun!“ Mit dem Lauf seiner Waffe holte er Schwung, ließ den Lauf dieser wuchtig gegen Ruffys Stirn prellen, sodass dieser vor Schmerzen leise aufstöhnte. Sein Kopf sackte unwillkürlich ab, landete auf dem moosbewachsenem Boden und eine feine Blutspur lief ihm über das Gesicht.
„Wieso?“, flüsterte er mit brüchiger Stimme. Das war doch gar nicht möglich. Er war doch aus Gummi. Aber der Schmerz hämmerte einfach weiter gegen seine Stirn, glich von der Intensität einer Liebesfaust seines Großvaters.
„Tja, der gute, alte Seestein. Er lähmt alle Nutzer von Teufelskräften“, erwiderte der Mann grinsend. „Zwar teuer in Anschaffung und Verarbeitung, aber dafür sehr effektiv. Man kann ja schließlich auf den ersten Blick nie absehen, wer eine Teufelsfrucht intus hat. Und wie sagt man so schön: Vorsicht ist besser als Nachsicht!“
Das bösartige Grinsen wuchs immer mehr und mehr in die Breite, als sein Blick ein weiteres Mal auf Ace fiel. Zorn und Hass flammten in dessen Augen auf und für einen kurzen Augenblick meinte der Sklavenhändler, kleine Flammen an den Armen des Jungen entdeckt zu haben. Doch nach einem Blinzeln waren diese wieder verschwunden und er tat es schnell als Folge seiner Übermüdung ab, als er seine Stimme erhob, um eine letzte Drohung auszusprechen: „Also ergib dich oder ich mache ernst!“
Ein schier unglaublicher Hass loderte in Ace auf, seine Mundwinkel zuckten unwillkürlich, während dieser Mistkerl seine Waffe auf Ruffy richtete, der panisch versuchte, dem Lauf zu entkommen.
„Dreckskerl“, fluchte er leise, die Hände zu Fäusten geballt. Doch mehr als ein beherzt böses Auflachen erntete er für seine Flüche nicht.
„Na los, entscheid dich“, stachelte der Alte weiter, die fauligen Zähne stolz der ganzen Welt präsentierend. „Ergib dich oder ich knall ihn ab!“
Mit einem gefährlichen Klicken entsicherte er die Waffe, um seiner Drohung Druck zu verleihen. Und das durchaus mit Wirkung. Denn Ace war wie gelähmt, seine Glieder verweigerten einfach jeglichen Dienst. Dieser Dreckskerl war zu allem bereit. Zu allem.
„Ich höre keine Widerworte…“, grinste die Oberste Wache siegessicher, legte spöttisch eine Hand an sein Ohr, aber erhielt nur ein missmutiges Grummeln als Antwort. Damit war das Ding endgültig in Sack und Tüten. Eine gezielte Handbewegung später pressten gleich zwei Wachen Ace zu Boden, tief in den Schlamm der Grove.
„Ace…“, jammerte Ruffy kläglich, Tränen der Schuld stiegen ihm in die Augen, doch sie nützen nichts. Ihm fehlte jegliche Kraft, sich zu wehren. Nur hilflos konnte er mit ansehen, wie die Wachen sich auf Ace stürzten.
„Und jetzt mach bloß keine Mätzchen, sonst hat der Kleine ganz schnell die Kugel im Kopf“, warnte ein Wachposten ihn noch, sowie Ace einen letzten, verzweifelten Versuch unternahm, den Fängen der Sklavenhändler zu entkommen. Doch mit Angst im Nacken, Ruffy gleich leblos vor sich zu sehen, ließ sich widerwillig ein schweres, kaltes Eisen anlegen, das seinen Hals umschloss. Sogleich versiegten ihm jegliche Kräfte. Als hätte man ihm mit einem Mal sämtliche Kräfte entzogen, konnte er sich noch nicht einmal aufrichten. Nur weil einer der Beiden ihn hochzog, schaffte er es überhaupt auf die Beine.
„Zwei Teufelsgören mit Teufelskräften. Was für ein Fang. Das verdreifacht den Wert. Mindestens“, grinste der Boss, zog er jetzt Ruffy ebenfalls auf die Beine, den Lauf der Pistole jedoch weiterhin an Ruffys Kopf gedrückt. Ace knurrte auf. Die Wut in seinem Bauch loderte, doch er brachte nicht mehr als ein böses Zähnefletschen zustande.
Ähnlich eines Triumphzuges zerrte man die Jungen über etliches Groves, aber kaum eine Menschenseele nahm von den beiden Gefangenenden Notiz. Hier und da lediglich ein gelegentliches Flüstern, ein hämisches Grinsen und ein erfreutes Kommentar, dass man die Teufelsbrut aus dem Verkehr gezogen hatte.
Ace biss sich auf seine Lippe, malträtierte diese so lange, bis sie blutete und sich der fahle Geschmack nach Eisen auf seine Zunge legte. Er war sauer. Stocksauer und wütend. Auf sich selbst.
Hätte er doch nur besser aufgepasst.
Hätte er doch nur auf Rayleigh gehört.
Dann steckten sie jetzt nicht in diesem Schlamassel.
Was Rayleigh und sein Vater wohl veranstalten würden, sollten sie von alledem hier Wind bekommen?
Ace seufzte, blieb kurz stehen, wurde aber gleich wieder von einer Wachen mit sich gerissen. Die Schlinge zog sich mit jedem widerwilligen Schritt enger um ihren Hals.
„Habt ihr sie gefunden?“ Soeben drückte Shakky den Rest ihrer Zigarette im Aschenbecher aus, sowie die Türglocke läutete und damit die Rückkehr der Piraten verkündete.
„Siehst du sie vielleicht?!“, brummte Roger zurück, die Laune auf dem Tiefpunkt und seine Hand entlang verschiedener Flaschen kreisend, auf der Suche nach einer, die noch nicht leer war.
„Keine Spur“, ergänzte Rayleigh. In den letzten Stunden hatten sie jeden nur erdenklichen Aufenthaltsort der Jungen aufgesucht, doch vergebens. Gerüchten zufolge hatte man sie zwar im Sabaody Park gesichtet, aber dort verlor sich ihre Spur. Niemand hatte seitdem etwas von ihnen gehört.
Das konnte genauso gut wie auch schlecht sein. Mit etwas Glück hielten sich die zwei einfach nur ruhig, um nicht entdeckt zu werden, doch daran konnte Rayleigh nicht glauben. Viel eher befürchtete er das Schlimmste. So wohl auch Roger, den er nur unter größten Schwierigkeiten zurück in Bar gezerrt hatte. Er wusste um die Gefahren auf dem Archipel Bescheid, kannte die Auktionen und HumanShops und konnte sich somit zusammenreimen, was Ace zustoßen könnte. Aber eine unkoordinierte Suche Rogers, während die Marine sich auf dem gesamten Archipel herumtrieb, war genauso hilfreich wie zwei verschollene D.s.
„Boss, wir haben sie!“, triumphierend grinsend zog der Rudelführer der Wachmannschaft die zwei Jungen in das Büro. Außer einem Schreibtisch, an dem ein merkwürdiger Kautz mit farbenfroher Kleidung saß, befanden sich in diesem nur noch ein paar Regale, die gegen steinerne Wände lehnten und in denen Tonnen von Akten gelagert wurden.
„Perfekt!“ Prompt ließ der Mann am Schreibtisch alles stehen und liegen, eilte sofort um den Tisch herum und blieb vor ihnen stehen, einen musternden Ausdruck in den Augen. Er wollte absolut sicher sein, dass man ihm hier nicht irgendein Blag anschleppte. Doch ein kurzer Blick genügte bereits, um zu erkennen, dass ihnen wirklich das Dämonenkind samt Anhang ins Netz gegangen war.
„Das gibt ein schönes Sümmchen!“, murmelte er und überging dabei glatt die zornige Miene des kleinen Dämons.
„Besonders, da wohl beide Teufelskräfte besitzen!“
„Ach, ehrlich? Was für eine Freude!“ Disko kam näher an das Gesicht des kleinen Teufels heran, bis sein Atem dem Jungen ein paar schwarze Haarsträhnen aus dem Gesicht fegte.
„Wäre ja interessant zu wissen, was für Kräfte sie haben!“
„Als ob ich dir das sage, Clownsfresse!“, giftete Ace zurück, kassierte dafür direkt mit dem Lauf einer Waffe einen heftigen Schlag gegen den Hinterkopf.
„Klappe, Wicht!“
„Ganz ruhig. Wir brauchen sie unverletzt!“, unterbrach der Boss weitere Schläge. „Bringt sie runter ins Verlies und legt ihnen gleich weitere Ketten an!“
Krachend wurde ein riesiges Eisengitter zugeschlagen, nachdem man die beiden Jungen ohne großes Federlesen in eine der Zellen des Auktionshauses geworfen hatte. Der Boden des Verlieses war aus dunklen, unebenen Steinplatten, auf welchen sich durch die Feuchtigkeit in diesem Kerker – etwas anderes war es gar nicht – kleine Wasserpfützen angesammelt hatten.
Neben dem rhythmischen Plätschern einzelner Wassertropen erfüllte nur noch ein beständiges Schniefen Ruffys den sonst fast leeren Kerker, als er sich vorsichtig an Ace lehnte.
„Kannst du deine Arme auch nicht bewegen“, flüsterte er schniefend, während die Ketten seiner Fußfesseln, die man ihnen angelegt hatte, rasselnd auf dem Steinboden klirrte.
„Kaum. Die sind schwer wie Blei.“ Langsam hob er seine Arme, doch prompt verkrampften sich bloß sämtliche Muskeln in den Oberarmen, sodass er nur mit größter Anstrengung einen Arm umständlich um Ruffys Schulter legen konnte. Es war nicht das Gewicht der Fesseln, das ihm so zu schaffen machte, sondern ihm fehlte schlichtweg die Kraft. Sie war einfach wie weggeblasen. Und das war vermutlich auf dieses Seesteinzeug zurückzuführen, wenn er die Worte der einen Wache richtig verstanden hatte. Viel konnte er mit diesem Begriff allerdings nicht anfangen, nur dass es seine und Ruffys Kräfte lahmzulegen schien. Da konnten sie es getrost vergessen, die schwere Eisengitter zu zerschlagen. Mit den Ketten würden sie nicht weit kommen.
So zog er nur seine Knie näher an die Körper, schlang seine Arme um sich, während Ruffy sich an ihn kuschelte, ein weiteres Schniefen unterdrückte und irgendwie in den Schlaf fand. Ace haderte noch mit sich.
Sollte er auch schlafen? Er war todmüde, seine Arme schwer wie Blei und alles in ihm schrie nach Erholung.
Doch konnte er es riskieren, zu schlafen?
Was, wenn diese Idioten zurückkehrten?
Es war als großer Bruder doch seine Pflicht, auf Ruffy aufzupassen.
Aber er konnte sich nicht lange gegen die übermannende Müdigkeit werden. Die Strapazen des Tages zerrten zu sehr an seinem Körper, dass auch ihm einfach nach und nach die Augen zu fielen und ihn in tiefer Dunkelheit zurückließen.
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Hallöchen,
so da bin ich mal wieder. xDD
Und ich geh auch gleich wieder, denn dies war vermutlich das letzte Kapitel, das ich vor Weihnachten hochladen werde. Deswegen wünsche ich jetzt schon mal fröhliche Weihnachten.^^
Vielleicht kommt nach den Feiertagen das nächste Kapitel, spätestens aber zu Ace‘ Geburtstag wird es weitergehen. xDD
