Die D's und die Kunst
„Aber ich war mit Spaß dabei und zeichnete und malte. Irgendwann war das Blatt voll. So. Bei einer weitläufig objektiven Betrachtung konnte das Bild entweder von einem Genie oder von einem Vierjährigen stammen.“ M. Mittermeier
Am nächsten Morgen:
Die gesamte Crew saß in der Kombüse und war beim Frühstücken, wobei ein Großteil der Piraten nicht aß, sondern nur entsetzt auf Ace schaute. Es war zwar zu vermuten gewesen, dass der Junge schon mehr verdrücken konnte als ein normaler, ausgewachsener Mensch, aber sie waren trotzdem geschockt. Nun gut, der Kleine hatte gestern Mittag das letzte Mal etwas gegessen und er war das Kind ihres Kapitäns, welcher ebenfalls Unmengen an Essen verdrücken konnte, aber trotzdem … der Junge war gerade bei seinem fünften Teller und es sah nicht so aus, als hätte er vorgehabt, demnächst mit dem Essen aufzuhören. Nur einmal waren von seinem Platz aus keine Schmatzgeräusche, sondern Schnarchgeräusche zu hören gewesen. Sein Gesicht war einfach so in sein Rührei gefallen und blieb dann auch dort für knappe zwei Minuten. Als er aufgewacht war, war sein Gesicht voll mit Rührei, doch der Junge futterte einfach so weiter, als ob nichts gewesen wäre.
Auch Roger futterte wie zwei Scheunendrescher. „Sag mal Krokus, ist das eigentlich gesund so viel zu essen?“ Buggy hatte diesen Satz dem Schiffsarzt leise zugeflüstert. „Weißt du, ich glaube das sämtliche D‘s einen Magen wie ein Fass ohne Boden haben. Vizeadmiral Garp ist auch nicht besser, glaub mir.“ Krokus Augen hatten einen ernsten Ausdruck, sodass Buggy an keinem einzigem seiner Worte zweifelte. Er nickte stumm.
`Stimmt ja. Garp hat ja auch ein D im Name. Monkey D. Garp, Gol D. Roger und Gol D. Ace! Hoffentlich gibt es davon nicht noch mehr.´
Die blauhaarige Rotnase wusste zwar, dass in Whitebeards Bande noch jemand mit einem D war und das auch ein ehemaliger Marine namens Sauro ein D hatte, aber den Erstgenannten hatte er noch nie gesehen und er wusste daher nicht, ob dieser wirklich existierte und der Zweite war tot. Von weiteren D-Trägern hatte er noch nie etwas gehört.
Rayleigh jedoch schüttelte den Kopf. Er konnte in den Gesichtern der meisten Crewmitglieder immer die Gedanken des jeweiligen lesen. Und somit diesmal auch Buggys. „Nein, es gibt noch mehr. Neben den 5, die du kennst, gibt es noch zwei weitere: Portgas D. Rouge und Monkey D. Dragon! Erstere ist die Mutter von Ace und der zweite ist Garp’s Sohn.“
Alle bis auf Roger und Ace hatten Rayleigh zugehört und erschauderten nun. Die meisten waren in ihrer jeweiligen Bewegung erstarrt. Einem fiel der Löffel aus der Hand. Diese Fakten machten ihnen Angst. Was wem jetzt allerdings mehr Angst machte, hing von jedem Piraten selbst ab.
Einige waren entsetzt, dass direkt vor ihnen ein Doppel-D-Kombination saß. Buggy saß mit aufgeklappten Mund da und schaute entsetzt auf den Vizen. In seiner Birne fing es an zu rattern: Ein einfacher D macht schon viel Ärger, aber ein zweifacher D würde nicht nur zweimal mehr Ärger machen, sondern ‚Ärger zum Quadrat‘-mal mehr Ärger. Und dann musste man ja noch mit einberechnen, dass Roger sich auch noch an Bord befand. Das würde ganz, ganz viel Ärger auf der Oro Jackson geben.
(Mal als Gleichung für die Mathematiker unter den Piraten: f(Ärger) = Ärger x Ärger + Ärger.)
Die andere Hälfte der Piraten war wohl mehr darüber entsetzt, das auch Dragon ein D im Namen hatte und das ausgerechnet er der Sohn von Garp war. Der Anführer der Revolutionäre war der Sohn eines hochrangigen Marineoffiziers. Krokus war wohl, angesichts dieser Tatsache, einer der Geschocktesten. Seine Augen hatten sich auf unnatürliche Größe geweitet und seine Brille rutschte ihm fast von der Nase.
`Was ist das denn für eine irre Familie, fehlt ja nur noch ein Pirat, dann hätten sie wohl jede nur erdenkliche todbringende Karriere durch.´ Rayleigh grinste, als er Krokus geweitete Augen und seinen offenstehenden Mund sah. „Garp scheint mir aber in Sachen Erzeihung nicht gerade einer der besten zu sein, wenn man bedenkt, dass sein Sohn, der Sohn eines Marine-Vizeadmirals, ein Verbrecher mit erheblichen Potential ist. Haha! Bleibt uns nur zu hoffen, dass Roger besser ist als Garp, sonst wird der Kleine am Ende vielleicht noch Marinesoldat.“ Rayleigh deutete mit seinen Kopf in Richtung von Roger. Dieser war nun nach ungefähr fünfzehn Tellern Essen auch endlich satt und lehnte sich entspannt zurück. Auch Ace schien sein Frühstück beendet zu haben und schaute sich nun in der Küche um. ‚Der ist wohl auf der Suche nach neuen Blödsinn, den er machen kann.‘ Krokus Blick folgte Ace, der schon wieder in Richtung Herd zusteuerte. Auch Rayleigh nahm die drohende Gefahr wahr.
„Sag mal Roger, meinst du nicht, du solltest ihn aufhalten, bevor er noch das gesamte Schiff abfackelt?“
„Hä? Wen soll ich aufhalten?“ Roger sah fragend zu Rayleigh, doch dieser schaute ihn nur bedeutungsschwer an, was Roger dazu veranlasste, sich auch die Gesichter der restlichen Crew anzusehen. Alle schauten mit geweiteten Augen in Richtung Küchenherd und Backofen. Roger drehte sich um und erkannte nun auch endlich die drohende Gefahr. Ace stand beim Herd und hielt seine Hand über die immer noch heiße Herdplatte. Seine Hand kam der Herdplatte immer näher. Es fehlte nicht mehr viel und seine Hand würde auf der Herdplatte liegen.
Roger stand auf und schnappte sich Ace, noch bevor dieser sich wehtun konnte. Er hob ihn am Kragen seines T-Shirts hoch und brachte den zappelnden Jungen zurück zum Tisch. Ace schrie ein wenig und schlug mit seinen Händen um sich, konnte aber niemanden erreichen.
„Was findest du denn an den Herdplatten so interessant?“ Doch Ace antwortete nicht, sondern zappelte weiter rum. Er wollte wieder runter und zwar jetzt sofort. Als er merkte das sämtliches Zappeln und leichtes Schreien nichts half, sog er mit einem Mal so viel Luft in seine Lungen, wie er nur konnte. Doch noch bevor er anfangen konnte zu brüllen, setzte Roger seinen Sohn wieder auf einen der Stühle. „ Und was hast du jetzt vor Käpt’n?“ Einer aus der Crew hatte dem Käpt’n die Frage gestellt, in der Hoffnung dieser könne Ace wieder beruhigen noch bevor erneutes Gebrüll ausbrechen konnte. Doch auch der Käpt’n zuckte nur mit den Schultern.
Hätte Rayleigh gestern Abend nicht noch einen Geistesblitz gehabt, wären jetzt vermutlich wieder die Schreie von Klein-Ace zuhören gewesen. So aber zog Rayleigh unter seinem Mantel ein Stapel Papier und etliche Stifte hervor. Vielleicht könnten sie den Kurzen bis zur nächsten Insel mit Malen beschäftigen. `Wenn‘s nicht klappt, müssen wir uns wohl den ganzen Tag wieder sein Gebrüll anhören.´ Doch das Glück stand wohl auf der Seite von Roger und seiner Bande, denn Ace schaute interessiert auf die Stifte und auf das Papier. Er zog einen der Bögen zu sich heran, nahm einen der Stifte und fing an auf dem Papier begeistert herumzukritzeln.
„Geniale Idee Rayleigh, jetzt ist er wenigstens fürs erste einmal beschäftigt.“ Bewundernd schaute Buggy den Vizen an. Rayleigh hingegen schüttelte sich vor Lachen und nahm einen großen Schluck aus seinem Flachmann. „Nicht nur Ace scheint das mit dem Malen zu gefallen.“ Buggy war verwirrt und schaute wieder zurück auf den Tisch. Sein Kinnlade klappte runter und erreichte den Fussboden. Nicht nur Ace hatte sich ein Stück Paper genommen. Auch Käpt’n Roger und Shanks schienen irgendetwas auf das Papier zu zeichnen. Plötzlich hob Shanks sein Blatt Papier hoch und zeigte es Buggy. Shanks strahlte bis über beide Ohren. „Schau mal Buggy, ich hab ein Bild von dir gemalt.“
Besagtes Bild zeigte ein Strichmännchen mit einem riesengroßen, roten Punkt in der Mitte des Gesichtes. Nun krachte Buggys Kinnlade durch den Fußboden des Schiffes.
„Du spinnst ja wohl, Shanks.“ Ein anderer Pirat hatte sich an Shanks gewandt und auch ein weiterer wiedersprach ihm. „Genau. Seine Nase ist doch viel größer. Schau mal, so!“ Der zweite Pirat nahm einen Rotstift und malte noch einen noch größeren Kreis um den schon riesengroßen Kreis herum. „Jetzt passt es!“
Die meisten der übrigen Piraten hatten nun zu Papier und Stift gegriffen und malten und zeichneten munter auf dem Papier herum. Buggy kochte und dieses Mal wollte und konnte er sich nicht zurückhalten. Er sprang auf Shanks und versuchte diesen zu erwürgen. Wäre Rayleigh nicht dazwischen gegangen und hätte beiden eine Kopfnuss verpasst, hätte Buggy sein Ziel vermutlich auch erreicht. So aber musste er sich mit Shanks Bild abfinden und fing nun an, ein Bild vom Strohhutträger zu malen. `Das wirst du mit büßen!´
Rayleigh lehnte sich gegen seinen Stuhl und trank genüsslich seinen Flachmann leer, während er dem Rest der Piratenbande beim Malen zuschaute. Seine Idee hatte funktioniert. Und zwar besser als gedacht. Innerlich klopfte er sich dafür selbst auf die Schulter.
Tatsächlich waren die Piraten bis zum späten Nachmittag mit Malen beschäftigt. Erst als die Wache aus dem Krähennest „Land in Sicht“ schrie, war die Kombüse wie leer gefegt. Selbst Ace war weg. Rayleigh stand als Letzter auf und ging durch den großen Raum und betrachtete die Zeichnungen seiner Crewmitglieder. Etliche Zeichnungen hätten auch von 7 oder 8-jährigen Kinder stammen können, wobei die Zeichnung von Roger das Highlight dieser Talentlosigkeit war.
Der dunkle König schaute sich die Zeichnungen von Roger und Ace besonders intensiv an und er musste zugeben, das eigentlich beide Bilder von einem Dreijährigen hätten stammen können. Sinnlos zusammengeschmierte Striche und Punkte zierten die beiden Bögen Papier. `Ob Garp und seine Familie besser malen können?´ Nach diesem Gedanken verließ auch er die Kombüse.
