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Dicembre

26 Tage Weihnachten
von

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Vierundzwanzigster Dezember

Er träumte davon, wie er auf dem Bett kniete und die Hand in seinem Haar seinen Kopf bewegte, weil er selbst kaum noch dazu in der Lage war, sich zu rühren.

Er träumte davon, wie er würgte und schluckte und würgte und schluckte und auf die Seite fiel und zusammenbrach.

Er träumte davon, wie die Finger von seinen Haaren abließen und stattdessen über seinen Nacken strichen.

Er träumte davon, wie er das als stilles Lob verstand und erschauderte.

Er träumte davon.
 

Tsuna wachte nicht auf. Er kam zu sich. Die Welt um ihn herum musste sich erst wieder formen, musste erst wieder Sinn ergeben, und er musste erst wieder lernen, zu sehen, zu spüren, zu atmen.

Er hörte ein entferntes Stöhnen und verstand kurz darauf, dass er das selbst gewesen war. Tsuna kniff die Augen zu, bevor er sie gänzlich öffnete und doch wieder gegen das helle Licht blinzeln musste.

Wieder war da dieser Geruch nach Schweiß, Alkohol und Tabak. Und Sex. Diesmal roch es definitiv auch nach Sex. Er rieb sich die Augen und drehte sich auf den Rücken, und dann sah er ihn neben sich liegen.

Xanxus war wach. Er lag rücklings da und sah an die Decke und war wach. Tsuna drehte sich wieder auf die Seite, nur diesmal auf die andere, sodass er ihn beobachten konnte. Er lag rechts von ihm und sah die Narben nicht und stellte zum ersten Mal fest, wie anders er von dieser Seite aussah.

Einige Sekunden lang war es still und Tsuna überlegte schon, ob ihm vielleicht gar nicht aufgefallen war, dass er wach war, dann holte Xanxus Luft und begann zu sprechen. »Ich war seit fünf Jahren nicht mehr richtig ausgeschlafen«, sagte er, und Tsuna musste sich augenblicklich zusammenreißen, um ihm nicht sein Mitleid auszusprechen. »Ich bin seit fünf Jahren nicht mehr mit dem Gedanken aufgewacht, dass ich jetzt problemlos und ohne irgendwelche Wutanfälle aufstehen könnte.« Xanxus drehte den Kopf etwas auf die Seite und schielte zu ihm, und das Stirnrunzeln machte Tsuna Angst. »Heute schon. Erklär mir das.«

Tsuna öffnete den Mund und schloss ihn wieder, sah ihn perplex an. Er wusste keine Erklärung. Er konnte sich gar nicht genug konzentrieren, um überhaupt über eine Erklärung nachzudenken. Das einzige, was ihm einfiel, war, dass diese fünf Jahre genau die Jahre nach Xanxus‘ Befreiung aus dem Eis waren und es ihm unglaublich leid tat, dass er deshalb offenbar nicht einmal mehr ruhig hatte schlafen können.

Aber immerhin hatte er noch genug Selbsterhaltungstrieb, um das nicht auszusprechen.

Xanxus gluckste nur kurz und drehte den Kopf dann wieder weg. »Ist ja auch egal«, sagte er leise. »Du solltest duschen…«

Augenblicklich spürte Tsuna, wie sein gesamtes Gesicht heiß wurde und er rot anlief. Ja. Ja, wahrscheinlich sollte er wirklich duschen. Er sagte nichts, rollte sich nur vom Bett und stand auf – und wäre fast der Länge nach hingefallen. Die Schmerzen waren nicht ganz so schlimm wie vergangene Woche, aber sie waren zweifellos da.

Wie sehr Xanxus das Ganze amüsierte, bekam er glücklicherweise nicht mit. Er bewegte sich bloß unsicher in Richtung Bad, schaffte es, auf dem Weg die wichtigsten seiner Klamotten aufzusammeln und verschwand schließlich mit einem hörbaren Seufzer hinter der Tür.
 

Den Rest der Tag verbrachte er damit, sich in Arbeit zu stürzen. Das große Essen für den Abend musste vorbereitet werden, und selbstverständlich die Geschenke. Und natürlich hielt er sich die meiste Zeit bei seiner Famiglia auf, bei seinen Wächtern, die ihn alle misstrauisch beäugten.

Tsuna kam sich schlecht vor, weil er ihnen nichts sagte. Aber das konnte er nicht, noch nicht. Hayato würde austicken, das wusste er. Und irgendwie wollte er erst abwarten, bis es eine Weile lief, damit er ihm sagen und zeigen konnte, dass es ihn auch auf die Dauer nicht tötete und ihm eigentlich sogar gut tat. Und irgendwie, ja, war er wirklich davon überzeugt, dass es so laufen würde.

Er verschickte die Karten, die sie vorher zusammen vorbereitet hatten. Jeder einzelne Gast, der anwesend war, bekam einen Dank der Familie und die Einladung, jederzeit wiederzukommen. Das war alles, aber Tsuna wäre sich blöd vorgekommen, hätte er jedem hier ein Geschenk angedreht. Das wäre einfach nur unpersönlich geworden – er hätte höchstens Geld verschenken können, aber gerade vom Boss der Vongola hätte das wohl unnötig protzig gewirkt.

Schließlich bereitete er noch die Geschenke für die Leute vor, die ihm näher standen. Für seine Wächter natürlich – aber auch alle Bosse, mit denen er verbündet war, bekamen etwas. Als er fertig war, brummte sein Kopf, er hatte sich mehrmals versehentlich mit der Schere geschnitten und an seinen Klamotten klebten überall Tesafilm und Geschenkpapier, aber es war geschafft und er konnte endlich in den Großen Saal, um das gigantische Weihnachtsessen zu eröffnen.

Und damit war schließlich alles in Ordnung. Weihnachten tat seinen Dienst und sorgte dafür, dass sich um Tsuna herum alles zu beruhigen schien. Er saß beim Essen und sah immer wieder in die Runde und der Saal war voll und alle waren hier, all seine Freunde, seine Familie, seine Verbündeten – so ziemlich jeder, der zu seinem Leben gehörte. Alle saßen in diesem Raum und aßen und tranken und unterhielten sich und sahen glücklich aus. Und selbst seine Freunde ließen ihn nun einfach sein, sprachen stinknormal mit ihm und hatten die argwöhnischen Blicke abgelegt.

Weil auch Tsuna glücklich aussah.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lalonde
2010-12-29T16:55:45+00:00 29.12.2010 17:55
Aww, zu süß....
Sich vorzustellen wie Tsuna an Geschenkeverpacken verzweifelt war lustig.
Das Weihnachtsfest scheint seht schön gewesen zu sein, ich will auch mal so ein normels mit all meinen Freunden >3<
Sehr schönes Kapitel ♥


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