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Alltagsheldinnen

Tenten und Sakura
von

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Entführung

"He, Tenten." Geweckt wurde sie mit einem Klaps auf den Hinterkopf.

"Deine Freundinnen wollten dich mitnehmen, hab gesagt ich kümmer mich drum. Jetzt wollen wir aber auch los", informierte Neji sie über den neusten Stand der Dinge, obwohl er sie und Hanabi bereits zum Ausgang lenkte.

"Ins Auto", befahl er und setzte sich prompt ans Steuer, Cognac hin oder her.

"Danke", sagte Hanabi und grinste glückselig vor sich hin, während Neji anfuhr. Allein durfte sie nicht ausgehen, aber mit ihrem viel älteren Cousin an der Seite stellte es kein Problem dar. Sie klappte die Beifahrerabschattung herab und betrachtete sich im Spiegel, der dort angebracht war. Sie machte Kussmünder und blinzelte schmachtend.

"Was machst denn du da für einen Mist?", wollte Neji wissen.

"Ich übe", teilte das Mädchen ihm mit, ohne sich von seinem genervten Tonfall beeindrucken zu lassen.

"Egal, was du da machst, ich schmeiß dich gleich 'raus und fahr die Heulsuse noch nach Haus."

"Ist gut." Schon hopste Hanabi auch aus dem Auto und auf das gigantische Hyugaanwesen zu. Als sie sicher im Inneren verschwunden war, drehte Neji den Kopf nach hinten.

"Wohnst du immer noch bei Lee?"

"Yup."

Dann wendete er mitten auf der Straße. Um diese Uhrzeit war sowieso kaum ein Schwein wach. Schon gar keins, dass noch Autofahren konnte.

Tenten lag mehr auf der Rückbank als dass sie saß und starrte aus dem Fenster. Der Wagen ruckelte sie hin und her und so fielen ihr Strähnen ins Antlitz, die keine Lust mehr auf den Pferdeschwanz hatten.

Unerklärlicherweise wurde Neji das Schweigen plötzlich unangenehm, als er sie so im Rückspiegel betrachtete.

"Diese Scheißstraßen!", sagte er deswegen. "Dass dieses Scheißdorf nicht einfch 'mal irgendwelche Scheißarbeiter anheuern kann, um die zu pfalstern." Nach einer Weile setzte er noch einen drauf: "Diese Scheißstraßen, mein' ich."

Da das allerdings kein Kommentar war, der Erwiderung bedurfte, wurde es alsbald wieder still im Wagen. Nur das Summen des Motors war zu hören.

"Und der Lee. Behandelt der dich gut?"

Tenten nickte.

"Und sonst so?", fragte Neji und sie zuckte nur mit den Schultern. Dann schien ihr jedoch etwas einzufallen.

"Willst du 'mal, etwas echt Lustiges hören?"

"Klar."

"Also. Da war diese Frau auf meinem Bett und die hatte vielleicht 'ne Pose drauf!"

Nachdem Tentens unglaublich lustiges Erlebnis erst zur Hälfte erzählt war, entschied Neji, dass Tenten eine Abkühlung dringend nötig hatte. Weil er fand, dass er einmal wieder eine gute Tat vollbringen sollte, fuhr er Tenten erstmal ein Stückchen aus Konoha-Gakure hinaus. Es gab da einen kleinen Waldsee nicht weit von der Stadtmauer entfernt. Zu dieser Zeit des Jahres und dieser Zeit des Tages war er eiskalt.

Mit Vorfreude erfüllt zerrte Neji seine Begleitung von der Rückbank und half ihr bis zum Rand des stillen Sees.

"Ich würde ja wirklich mehr über ihren roten Lippenstift hören, aber, um ehrlich zu sein, interessiert es mich nicht die Bohne."

Dann flog sie. Mitten ins Wasser. Ihr Schrei gellte in die Nachtluft empor und mehrere erschrockene Vögel machten hastig ihren Abgang.

Das Ufer war nicht besonders seicht und fiel rasch ab, sodass Tenten ordentlich untergetaucht wurde.

Hechelnd, keuchend, fluchend, nass, missmutig und verstimmt brachte sie es fertig sich endlich wieder an Land zu schleppen.

"A-a-arsch-sch-l-lo-o-ch ... ", stammelte sie mit klappernden Zähnen. "M-M-issss-g-geburt", folgte und noch ein paar weniger verständliche Worte.

Sie war ein echtes Häufchen Elend, wie sie zitternd auf dem Boden lag und verzweifelt die Arme um sich geschlungen hielt. Plötzlich fühlte Neji sich als müsse er kotzen. Nicht genauso, aber das Gefühl kam dem des Kotzenmüssens sehr nahe. Es fing im Bauch an und kämpfte sich hoch bis zur Kehle. Vielleicht war es auch ein schlechtes Gewissen ... Aber den Gedanken verwarf er schnell als lächerlich.

Trotzdem lief er zum Auto und kehrte mit einer Decke zurück, die irgendwann einmal in seinem Kofferraum gelandet und seitdem einfach nicht wieder verschwunden war.

"Leg das um", riet er und schmiss ihr die verarbeitete Wolle hin.

"W-Wieso? E-erfr-r-r-roren b-bin ich eh ... b-besser d-dran", brachte sie mühsam hervor. Das gefiel Neji gar nicht.

"Jetzt rede doch nicht schon wieder so einen Unsinn, Heulsuse." Aber seine Stimme verlor an Selbstsicherheit. Die Situation wurde ihm immer unangenehmer.

"B-b-bin keine Heu-Heulsuse!", kreischte Tenten wahnsinnig.

Das machte sogar Neji Angst. Wenn Menschen sich nicht benahmen wie sie sollten, mochte er das gar nicht. Weder im Kampf noch sonst wo. Damit kam er nicht klar.

Also blieb ihm nichts anderes übrig als sich neben die verstörte Tenten zu setzen und zu schweigen. Anders wusste er sich nicht zu helfen.

"K-k-kalt", klapperte Tenten.

"Hmm", machte Neji und analysierte die Decke, die immer noch neben Tenten im Dreck lag.

"Vielleicht solltest du die Decke-"

"Ich weiß, du Blödmann!", keifte sie ihn an. "Mach du das", klärte sie ihn über ihre Wünsche auf.

"Achso." Unglücklich versuchte er die Decke um Tentens Leib zu wickeln ohne die Frau dabei tatsächlich berühren zu müssen. Böse blickten ihre Augen ihn unter dichten, schwarzen Wimpern an. Ihm war noch nie aufgefallen wie lang Tentens Wimpern waren. Oder wie sehr ihr blasses Gesicht selbst in der vollkommenen Dunkelheit einer Nacht im Wald herausstach.

"Du bist ziemlich blass", teilte er ihr mit. Immer noch erntete er nur böse Blicke.

"Bin ich es etwa Schuld, dass dein Kerl eine andere gevögelt hat?", fragte er verzweifelt. Da drehte Tenten sich um und zeigte ihm die kalte Schulter.

"I-i-itjot", nannte sie ihn und es klang recht merkwürdig, denn am Ende musste sie niesen.

Als sie nach einer halben Stunde immer noch zitterte, kam Neji die bahnbrechende Idee, sie ins Auto zu tragen. Er klappte die Rückbank zurück, sodass eine große Liegefläche entstand. Dann eilte er zurück, um Tenten vorsichtig in seine Arme zu nehmen und zu seinem Wagen zu tragen. Elegant meisterte er dies, doch als er sie auf der Rückbank ablegte, stieß er sich den Kopf.

"Scheißauto!", fuhr er in die Luft und trat gegen einen Hinterreifen. Nachdem seine Wut verflogen war, setzte er sich auch ins Auto, schloss die Tür und machte die Heizung an.

"Ausgezeichnete Batterie hat das Auto", prahlte er, während er sich den Kopf hielt.

"Das gibt 'ne Beule", prophezeite Tenten.

"Du kannst ja wieder normal reden!" Unterdrückte Freude schwang in seinen Worten mit.

"Komm her", befahl Tenten und, obwohl Neji nunmal Neji war, widersprach er nicht, sondern leistete Folge.

Nun lagen sie beide ausgestreckt auf der Rückbank. Sie eingemummelt in eine alte Wolldecke, er das Kinn in die Handfläche gestützt. Ihre Gesichter waren einander zugewandt.

"Du machst mein Auto nass", beschwerte sich Neji.

"Du hast mich nassgemacht", erwiderte Tenten und setzte sich vorsichtig auf.

"Ich zieh mich jetzt aus." Und das meinte sie auch so. Vor Nejis erstaunten Augen begann sie sich aus ihren nassen Kleidern zu schälen. Das nasse T-Shirt war nicht schlimm. Ihren weißen schmucklosen Bh hatte er sowieso darunter erkennen können, aber dann knöpfte sie ihre Hose auf und bald darauf war ein Reißverschluss zu hören.

Schwarz, dachte Neji fasziniert. Sie trug ausnahmsweise schwarze Unterwäsche. Es war noch nicht einmal so, dass Neji Tenten noch nie in Unterwäsche gesehen hatte, denn beim Übungsplatz gab es keine getrennten Umkleiden, sondern es war nur so, dass er Tenten noch nie in Unterwäsche auf der Rückbank seines Autos, klitschnass, weitab von Konoha-Gakure, mitten in der Nacht gesehen hatte. Ehrlich musste er zugeben, dass die Situation ihn ein wenig überforderte, als er ihre Oberschenkel, Knie und Waden zu sehen bekam. Sogar ihre Knöchel und Füße wurden entblösst, weil sie sich die tropfenden Socken entnervt abriss.

"Du bist ja rasiert, so an den Beinen und alles." Mit den Worten versuchte er seine Unruhe zu verbergen und hasste sich gleichzeitig dafür, weil er es sonst abstoßend fand, wenn Leute daherquatschten. Und genau das tat er gerade – daherquatschen. Dumm daherquatschen.

"Da", stieß Tenten hasserfüllt aus und schmiss ihm eine ihrer schwarzen, nassen Socken ins Gesicht.

"Hey!", empörte er sich, hielt aber sofort die Klappe, als er das Bündel, welches Tenten repräsentierte, neben sich liegen sah. Plötzlich fielen ihm die schwarzen Balken unter ihren Augen auf, die senkrechten Falten, die sich neuerdings in ihre Mundwinkel gegraben hatten.

Da fiel Neji eine Szene ein, die er einst im Fernsehen erblickt hatte. Aus einem Impuls heraus lehnte er sich vor und küsste Tentens kalten, vollen Lippen. Die Heizung musste langsam Wirkung zeigen, dachte Neji, denn er fühlte wohlige Wärme in sich aufsteigen als er spürte wie Tentens Lippen sich sanft gegen seine bewegten. Sie saugte einfühlsam an seiner Unterlippe und befühlte seine Zähne mit ihrer Zunge und .... hatte plötzlich wohl keine Lust mehr. Mit einem wütenden Murren riss Tenten sich los und rollte sich auf ihre andere Seite, sodass Neji auf einen Hinterkopf starrte, wo gerade noch ein süßer Mund gewesen war.

Hoffnungsvoll wartend legte Neji sich auf den Rücken und schloss die Augen.
 

Vogelgezwitscher. Igitt, dachte er. Die fröhlichen Melodien entsprachen gerade gar nicht seiner Stimmung. Ihm war kalt und er fühlte sich ... schlecht. Irgendwie ... abgelehnt. Dann erst sah er sich um. Er lag hinten in seinem Wagen. - Er fühlte sich noch schlechter. Er war mitten im Wald. - Ihm wurde übel. Tenten lag neben ihm. - Er stieg aus.

Müde fuhr er sich über das Gesicht und streckte sich. Als er dann immer noch nicht zu seinem Normalzustand zurückkehrte, wusch er sich das Gesicht und die Arme im eiskalten Wasser des Sees. Nachdem sich die Wasseroberfläche von seiner Morgentoilette erholt hatte, fungierte sie als Spiegel. Neji konnte sich ganz klar erkennen. Seine kurzen, schwarzen Haare, seine bleiche, unattraktive Haut, seine ebenso unattraktiven, bleichen Augen, dünne Lippen, die aussahen wie ein Strich in seinem trostlosen Gesicht.

Ernüchtert und mit hängenden Schultern kehrte er seinem Spiegelbild den Rücken und stapfte zurück zum Auto.

Heute, wo es zu spät war, fiel ihm natürlich auf, dass er nicht im geringsten aussah wie irgendwer, der im Fernsehen in irgendeiner Szene in irgendeinem Auto sein könnte.

Beim Wagen angelangt, blendete ihn die Sonne. Er setzte sich hinter das Steuer und wollte den Motor anlassen.

"Brrrummmmmbrrrummmmm ... ", machte er – Der Motor. Es klang fast hämisch, mehr wie "Brrruhahahaha! Du kannst mich mal!"

Natürlich konnte der Motor sich nicht so deutlich artikulieren, aber als er nach dem fünften Versuch immer noch nicht ansprach, war seine Aussage ziemlich klar.

Nejis Hinterkopf prallte auf die Kopfstütze.

"Toll", versicherte er sich selbst mit einem wahnsinnigen Lächeln auf den Lippen. "Grandios!"

Und dann lachte er hysterisch. Es war echt zum totlachen, fand er plötzlich. Er lachte so sehr, dass er sich vornüberbeugen musste, mit der Stirn gegen das Steuer knallte und Bauchkrämpfe bekam.

Das schrille Geräusch weckte natürlich die Tenten aus ihrem Schlaf auf dem Rücksitz und murrend richtete sie sich auf. Wild standen ihre braunen Haare vom Kopf ab und als Neji dies sah, musste er gleich nochmal lachen.

Tenten allerdings verstand nicht besonders viel. Sie dachte an einen Lachgasangriff eines verfeindeten Dorfen, aber die Theorie zerstörte sich augenblicklich selbst, da sie evidenterweise nicht lachte.

"Hast du sie nicht mehr alle?", fragte sie deshalb und der sonst so ernste Hyuga erlitt einen neuerlichen Lachanfall und prallte mit Wucht gegen die Innenseite der Beifahrertür.

"Warum lachst du dir einen ab?", wollte Tenten jetzt mit mehr Nachdruck wissen. Unfähig zu antworten, versuchte der Angesprochene den Motor anzulassen und sah sie dabei immer noch lächerlich komisch kichernd und erwartungsvoll an.

"Brrrummmmm!", machte der Motor wieder. "Brrrummmmmbrrrummmmm!", gab er mehrere Male zum Besten und Tentens Mundwinkel begannen auch zu zucken als sie sich daran erinnerte, dass sie hier mitten an so einem winzigen Waldweg standen. Bald ertönte das hysterische Lachen zwei vollkommen bekloppter Menschen im Wald.
 

"Wow, Tenten, du warst aber ... lange aus", bemerkte Lee, als er beobachtete wie seine Mitbewohnerin zombiegleich an ihm vorbei in den Flur schlurfte.

"Harte Nacht, was?" Lee lachte leise nervös.

"Uhm, hast du bei den Mädels übernachtet oder ... ?"

Tenten hob die Hand während sie sich auf die Couch fallen ließ.

"Schreckliche Nacht. Ich rede ein andermal darüber. Zur Beruhigung: Kein Sex!"

"Okay!", verkündete Lee beruhigt und sprang energiegeladen zur Küche, um ein ausgewogenes Sonntagsfrühstück für die schlafende Tenten zu machen.
 

Weiter in der Stadtmitte schlurfte ein ähnlicher Zombie über gepflegten Rasen. Er zog noch nicht einmal seine Schuhe aus, bevor er die Papierschiebetür beiseite drückte und durch das Hyugawohnzimmer Richtung Treppe tapste.

"Oh", machte Hanabi amüsiert, die schon so früh vor dem Fernseher saß.

Bald darauf wurde Nejis Marterweg ins Bett von einem ständigem Singsang aus "Neji ist verlie-hiebt!", begleitet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tattles
2011-11-08T17:52:07+00:00 08.11.2011 18:52
Hinabi ist ja mal voll süß! Aber ich kann Neji schon verstehen..., Männer und ihre Impulse, wenn eine Frau nur in Unterwäsche ist!
Hach, einfach nur schönes Kapitel :-D

Lg Jasmin

✖✐✖


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