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Unerwünschte Gefühle

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, hier bin ich wieder ^^
Wie üblich muss ich mich wieder entschuldigen, dass es so lange gedauert hat, aber ich glaube, dass ihr euch bei mir daran gewöhnen müsst, so leid es mir auch tut. Ich hoffe ihr nehmt mir das nicht allzu übel :(
Als nächstes möchte ich mich bei meinen Lesern bedanken, für die vielen Aufrufe, Favoriteneinträge und natürlich die schönen Reviews, die mich immer wieder ermutigen. Vielen Dank!

So, und jetzt wünsche ich euch wieder viel Spaß beim nächsten Kapitel :) Komplett anzeigen

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Entscheidungen

Völlig aufgewühlt saß Miyako in der Kantine des Polizeipräsidiums in Osaka. Neben ihr auf dem Tisch standen ein Pappbecher mit schwarzem Kaffee, ein kleiner Teller mit einem extragroßen Schokomuffin und wie in den letzten Tagen üblich die Akten bezüglich des Falls, der sie nun schon seit einiger Zeit auf Trab hielt und ihre Laune deutlich beeinflusste.

Das war doch zum verrückt werden! Da reiste sie doch tatsächlich wegen dieser kleinen Spur nach Osaka, in der Hoffnung den Fall endlich lösen zu können und dann verlief sich doch eh wieder alles im Sand. Wie machte dieser Kerl das nur? So viele Morde, so viele Tatorte, so viele junge, tote Frauen und er schaffte es jedes mal keinerlei Spuren oder Indizien zu hinterlassen.

Aber eines schwor sie sich: Sie würde nicht eher nach Momokuri zurückfliegen, bis sie hier Ergebnisse erhielt, die die Ermittlungen antrieben. Sie würde nicht zulassen, dass noch mehr junge Frauen ihr Leben lassen müssen, weil sie einem perversen Drecksschwein zum Opfer fielen, der daran vermutlich noch Spaß gefunden hatte. Sie, Miyako Todaiji, würde ihn zur Strecke bringen und wenn sie dafür durch ganz Japan reisen müsste.

Chiaki würde die eine Woche mehr oder weniger schon auch ohne sie aushalten.

Und Miyako hatte keine Ahnung wie richtig sie mit dieser Annahme lag…
 

Sanft schien die Sonne durch die Vorhänge des Schlafzimmers und blendete den Blauhaarigen, der mit einem Grummeln seine verschlafenen Augen öffnete. Er zog die Decke ein wenig über seinen Kopf und drückte die junge Frau in seinen Armen noch näher an sich. Das war so ein herrliches Gefühl für ihn, besonders weil sie beide nackt waren und er so ihre zarte Haut auf seiner spüren konnte. Er wollte noch nicht aufstehen, er wollte einfach noch ein wenig mit dieser Frau in seinen Armen im Bett liegen bleiben. Wenn es nach ihm ginge sogar den ganzen Tag.

Doch langsam wurde auch die Brünette aus ihrem Schlaf gerissen, öffnete ihre großen, braunen Augen, drehte ihren Kopf, sodass sie in Chiaki’s Gesicht sehen konnte und lächelte verschlafen.

„Guten Morgen“, flüsterte sie.

„Guten Morgen, mein Engel.“ Damit platzierte er ein paar Küsse auf ihrem Gesicht und ihrem Kopf, was ihr ein amüsiertes Kichern entlockte. Für den Blauhaarigen ein wunderschöner Klang an diesem wunderschönen Morgen.

„Hast du gut geschlafen?“ Ihre Stimme klang noch etwas kratzig, aber das ließ sie für den jungen Mann noch verführerischer klingen.

„Natürlich, nach so einem Abend.“

Sie wusste sofort worauf er hinauswollte und auf ihren Wangen bildete sich unweigerlich ein rötlicher Schimmer. Sie hatten Sex gehabt… Und wie es sich anhörte, würde es ihm nichts ausmachen diese Nacht noch einmal zu wiederholen.

Doch so einfach wollte sie ihm die Sache nicht machen, also entschied sie die Unwissende zu spielen:

„Ich weiß nicht was du meinst.“

Erst war Chiaki etwas perplex, doch dann verstand er ihr kleines Spielchen und hatte auch kein Problem darauf einzusteigen:

„Dann denk doch mal scharf nach. Ich denke nämlich, dass du ganz genau weißt was ich meine.“

Sie tat so, als müsste sie wirklich darüber nachdenken: „Tut mir leid, da klingelts nicht bei mir.“

„Dann sollte ich dich vielleicht daran erinnern“, raunte er mit erotischer Stimme in ihr Ohr, was bei Maron sofort eine Gänsehaut verursachte.

Und schon hatte er sich wieder auf sie gerollt und seine Lippen auf ihre gepresst. Ihre nackte Haut unter seiner fühlte sich einfach nur wunderbar an. Sanft und doch bestimmend übte er Druck auf die Lippen seiner Geliebten aus. Doch schon kurz darauf löste er den Kuss, blieb aber nah an ihrem Gesicht.

„Lust auf eine Dusche?“, flüsterte er, während er sie schelmisch angrinste. Ohne auf eine Antwort zu warten war er aus dem Bett aufgestanden und hatte Maron über seine Schultern geworfen. Während er auf das Bad zusteuerte, gab sie immer wieder vergnügte, quietschende Laute von sich.
 

Seit einiger Zeit saß sie nun schon vor den Akten und hoffte darauf, dass sie irgendein Detail übersehen hatte, das sie doch noch weiter bringen könnte. Doch noch immer war sie noch zu keinem Ergebnis gekommen. Es musste doch irgendetwas geben, das diesen widerlichen Mörder überführen konnte oder wenigstens Hinweise über seine Persönlichkeit oder seinen Standort geben konnte, doch noch immer hatte sie nichts finden können. Egal wie oft sie auch nach Kleinigkeiten suchte. Dieser Fall würde sie irgendwann noch in den Wahnsinn treiben!

Erschrocken fuhr sie von den Akten hoch als sie von einem Kollegen gerufen wurde, der auf einmal hinter ihr stand. Haruta, so der Name des Polizisten bat sie in das Büro des Polizeipräsidenten zu kommen. ‚Es gäbe wichtige Neuigkeiten’. Sie trank noch den letzten Schluck ihres Kaffees in einem Zug und kam dann umgehend der Bitte nach und machte sich auf den Weg in das zweite Obergeschoss.
 

Noch immer mit etwas feuchter Haut, nassen Haaren und nur mit weißen Handtüchern bekleidet kamen Maron und Chiaki aus dem Badezimmer. Die Dusche hatte richtig gut getan, auch wenn es für Maron noch sehr ungewohnt war nicht alleine unter der Dusche zu stehen.

Verträumt dachte sie an die letzten Minuten zurück. Dachte sie am Anfang noch, dass sie nur duschen und das Bad dann verlassen würden, so musste sie doch kurz danach feststellen, dass Chiaki bei der Sache auch noch Hintergedanken gehabt hatte. War ja klar, damit hatte sie bei ihm eigentlich rechnen müssen. Natürlich wollte er das kleine Spiel vom Morgen weitertreiben. Wenn sie allerdings behaupten würde, dass sie keinen Spaß daran gefunden hätte und es nicht auch gewollt hätte, so wäre das haushoch gelogen.

Aber ob das alles so richtig war?

Chiaki sah Maron’s grübelnden und gleichzeitig unsicheren Gesichtsausdruck. Einerseits konnte er sich schon denken worüber sie so angestrengt nachdachte, aber andererseits wollte er, dass sie ihre gemeinsamen Momente genießen konnten, ohne dabei an andere denken zu müssen. Er hatte ihr doch gesagt, dass er sie liebt, doch er wusste noch immer nicht was sie dazu sagte, was sie fühlte.

„So, jetzt wird aber erstmal gefrühstückt!“, rief er seinen Geliebten zu, um die Stimmung wieder zu lockern und warf einen Blick in den Kühlschrank. Mit Erschrecken musste er feststellen, dass er gestern doch tatsächlich vergessen hatte einzukaufen! In seinem Kühlschrank war so gut wie nichts vorzufinden! Ein kühles Bier, eine einzelne Scheibe Käse, die nicht mehr ganz so frisch aussah und ein abgelaufener Joghurt. Ansonsten herrschte gähnende Leere. Wie dämlich von ihm! Das wollte er vorherigen Abend eigentlich noch erledigen und den Kühlschrank wieder auffüllen, aber dann stand plötzlich Maron komplett aufgelöst vor seiner Tür. Und über die ganzen Dinge, die dann noch passiert sind, hatte er alles vergessen.

Etwas schuldbewusst drehte er sich zu Maron um, die auf seinen Blick hin an ihm vorbei, in den Kühlschrank schaute und etwas grinsen musste.

„Das wird ja ein ausgiebiges Frühstück“, scherzte sie.

„Ich habe total vergessen einzukaufen, tut mir leid.“

„Ist schon okay, dann gehst du halt jetzt einkaufen und ich frühstücke bei mir.“

„Das kommt gar nicht in Frage!“

„Achja, und wie stellst du dir das sonst vor?“

„Ganz einfach, wir gehen jetzt in die Stadt, ich lad dich zum Frühstück ein und dann kann ich immer noch einkaufen gehen.“

„Ok, Einverstanden.“

Ihr Lächeln brachte ihn einfach immer wieder zum Dahinschmelzen. Er hätte nie gedacht, dass er im Leben noch einmal eine Frau treffen würde, die solche Gefühle in ihm erwecken konnte.

„Na dann, los!“

„Warte mal, Chiaki! Soll ich denn so aus dem Haus gehen?“ grinsend blickte sie an sich herab und auch der junge Mann lachte einmal laut auf als sie ansah: Weil sie natürlich keine frischen Sachen dabei hatte, war sie für einen Moment in Chiaki’s Schlafzimmer verschwunden, hatte sich kurzerhand ein hellblaues Hemd von Chiaki geschnappt und dies übergezogen. Da er doch ein gutes Stück größer war als sie, reichte ihr dieses fast bis an die Knie. Und auch wenn das Oberteil natürlich viel zu groß war, fand er ihren Anblick doch unglaublich süß und gleichzeitig verführerisch. Am liebsten wäre er erneut über sie hergefallen. Letztendlich unterließ er es aber, da er sich sicher war, dass Maron nach dem kleinen Badespaß erstmal eine kleine Pause benötigte. Also zog er sie nur kurzerhand in seinen Arm, drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf den Scheitel und flüsterte ein amüsiertes, zärtliches ‚natürlich nicht‘.

Kichernd löste sie sich aus der Umarmung und steuerte auf die Eingangstür der Wohnung.

„Ich bin gleich wieder da!“, war das einzige was er noch von ihr hörte, bevor sie sich vorsichtig und so leise wir nur irgend möglich auf den Weg in ihre eigene Wohnung machte. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passieren würde, wenn die Nachbarn sie, in einem Männerhemd und sonst unbekleidet, am Morgen aus dem Apartment ihres Nachbarn schleichen sehen würden! Das würde sich höchstwahrscheinlich rumsprechen wie ein Lauffeuer und ehe sie sich versahen würde ganz Momokuri darüber tratschen!

Doch glücklicherweise blieb Maron dies erspart und sie erreichte die Wohnungstür, ohne beobachtet worden zu sein. Also schloss sie auf und suchte sich schnell etwas zum Anziehen zusammen. Als sie sich jedoch im Spiegel beobachtete, änderte sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig:

Sie kam sich vor wie eine frisch verliebte, junge Frau, die sich irrsinnig auf ein romantisches Date mit ihrem Freund freute. Doch genau da lag der Punkt: Er war nicht ihr Freund! Sie konnte noch nicht einmal wissen, ob er es jemals sein würde! Eine Tatsache, die einen stechenden, bedrückenden Schmerz in Maron’s Brust auslöste. Kurz lehnte sie gegen das kühle Holz der Eingangstür, bevor sie sich an dieser herabgleiten ließ. Eine paar vereinzelte Tränen lösten sich aus ihren feuchten Augen, als sie sich ihrer Situation bewusst wurde: Sie war die Affäre mit einem verlobten Mann eingegangen und sie war sich bewusst, dass es sich ausgerechnet um den Verlobten ihrer Freundin handelte. Eine Zwickmühle. Einerseits geplagt von ihrem schlechten Gewissen, andererseits glücklich ihn an ihrer Seite zu wissen.

Er gab ihr Halt, schenkte ihr Zärtlichkeit. Ihm konnte sie vertrauen, bei ihm fühlte sie sich geborgen.

Warum musste nur alles so kompliziert sein? Warum waren sie sich nicht unter normalen Umständen begegnet? Warum nur?

Entschlossen wischte sich Maron die wenigen Tränen weg und stand wieder auf. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, um in Selbstmitleid zu versinken! Sie hatte sich das hier selbst eingebrockt und dann musste sie auch selbst damit klar kommen und sehen wohin das Schicksal sie bringen würde. Sie war ganz alleine für ihre Taten verantwortlich und niemand sonst.

Doch tief in ihrem Inneren begann sie, an den Entscheidungen zu zweifeln, die sie selbst getroffen hatte – sie war nur nicht bereit sich das einzugestehen…

Nachdem sie sich ein leichtes, rotes Sommerkleid übergeworfen, noch einmal nachgeschminkt und kontrolliert hatte, dass man ja nichts von ihren wenigen Tränen sehen konnte, schnappte sie sich ihre Handtasche und öffnete die Haustür.

Zu ihrer Überraschung wartete davor bereits Chiaki mit einem charmantem Lächeln: „Können wir?“
 

Bis zum Zerbersten gespannt trat Miyako in das Büro, wo bereits der Polizeipräsident auf sie wartete, ebenfalls einige Akten in der Hand.

Um den Schreibtisch herum verteilt standen bereits ihre Kollegen von der Sonderkommission, die wahrscheinlich genauso gespannt auf Ergebnisse warteten.

Der Präsident stand aus seinem schwarzen Bürostuhl auf und räusperte sich noch einmal bevor er das Wort an die versammelten Polizisten richtete: „Meine Damen und Herren, da wir nun alle zusammengefunden haben, habe ich nun eine gute und eine schlechte Nachricht für sie: Die schlechte Nachricht ist, dass unser Täter wieder zugeschlagen hat, diesmal in Kyoto, also nicht weit von hier. Es handelt sich wieder um eine junge Studentin, 20 Jahre alt. Der Mord geschah vermutlich heute Nacht um circa halb 1 in ihrer Studentenwohnung. Keine Einbruchsspuren, keine Zeugen. Ihre Mitbewohnerin, die die Nacht bei ihrem Freund ein paar Straßen weiter verbracht hatte, fand sie in den frühen Morgenstunden. Da war sie allerdings schon an den zahlreichen Messerstichen verstorben. Die Spurensicherung und die Polizei sind bereits vor Ort und wir werden die Ergebnisse so bald wie möglich erhalten.“

„Das ist merkwürdig“, murmelte Miyako.

„Haben Sie uns etwas mitzuteilen, Miss Todaiji?, “ fragte der Polizeipräsident nach.

„Naja, ich finde es nur merkwürdig, dass der Mord in Kyoto stattgefunden hat. Das wäre schon die zweite Tat, die er dort verübt hat. Das hat er noch nie getan! Der Tatort war sonst immer ein anderer.“

„Da haben Sie durchaus recht, dem sollten wir vielleicht nachgehen.“

„Was ist die gute Nachricht?, “ unterbrach allerdings ein anderer Polizeibeamter den Gedankengang.

Wieder räusperte sich der Polizeipräsident: „Die gute Nachricht ist, dass der Täter diesmal eventuell Spuren an der Leiche hinterlassen hat. Einerseits Fingerabdrücke, andererseits Haare, die an dem Pullover des Opfers hängen geblieben waren. Das Labor muss nun testen, ob die Spuren wirklich vom Mörder stammen.“

„Wie lange wird es dauern, bis wir Genaueres wissen?“ Diese Frage stammte wiederum von Miyako.

Der Polizeipräsident räusperte sich: „Das kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand sagen. Im schlimmsten Fall ein paar Wochen.“
 

Stillschweigend liefen Chiaki und Maron nebeneinander an der Promenade entlang und genossen das Wetter. Die Sonne schien auf die Stadt, ihre Strahlen wurden von den Wellen des rauschenden Meeres reflektiert und der Himmel zeigte kein einziges Wölkchen. Ein wirklich wunderschöner Tag!

Mit einem genießerischen Seufzen schloss Maron die Augen und richtete ihr Gesicht Richtung Sonne, ihre Lippen zierte ein fröhliches Lächeln. Für Chiaki war dieses wohlige Geräusch Musik in seinen Ohren. Lächelnd betrachtete er seine schöne Geliebte. Wie konnte sie nur solche Gefühle in ihm hervorrufen? Es war für ihn einfach so unglaublich. Nicht einmal Miyako war dazu in der Lage gewesen.

Miyako…

Ein bedrückendes Gefühl in seiner Brust. Einerseits sein schlechtes Gewissen, andererseits die schmerzende Erkenntnis, dass er schon bald eine wichtige Entscheidung würde treffen müssen: Miyako oder Maron?

Er wollte Miyako nicht verlassen, konnte es nicht, doch er hatte sich in Maron verliebt. Was sollte er nur tun? Vielleicht wäre es das Beste erstmal mit seinem besten Freund zu reden. Doch diese Entscheidung würde ihm am Ende niemand abnehmen können. Eine Entscheidung, die nicht nur seine Zukunft entscheiden, sondern auch unweigerlich mindestens eine wichtige Frau in seinem Leben verletzen würde.

Wieder ein Blick zu Maron, die nach wie vor ihr Gesicht von den Sonnenstrahlen bescheinen ließ.

Er wollte sie nicht verlieren. Er wollte keine von beiden verlieren, doch mittlerweile hatte er realisieren müssen, dass nicht genug Platz für beide war. Eine würde er verlieren müssen. Noch konnte er entscheiden, welche es sein würde. Er wollte diese Entscheidung nicht treffen, aber er musste. Genau wie er eine der beiden Frauen verlieren musste. Wann war alles nur so aus dem Ruder gelaufen?

Bisher hatten weder Chiaki noch Maron ein Wort über Miyako verloren. Noch konnten sie es verdrängen, doch früher oder später würden sie über ihre gemeinsame Zukunft sprechen müssen, das wusste er. Miyako würde nicht ewig in Osaka bleiben und Maron würde nicht ewig die ‚kleine Affäre‘ bleiben wollen. Sie hatte etwas Besseres verdient. Er hatte sie nicht verdient, dessen war er sich bewusst.

Doch wie konnte er beide Frauen in seinem Leben vereinen?

„Hallo, jemand zu Hause?“ Chiaki wurde von Maron's belustigten Stimme und ihrer Hand, die vor seinem Gesicht wedelte, aus seinen Gedanken gerissen. Er hatte sie wohl die ganze Zeit angestarrt.

„Oh…äh…ja, tut mir leid. Ich war mit den Gedanken gerade wo anders.“

„Ja, das habe ich auch schon festgestellt“, kicherte sie.

Dieses Lachen, diese strahlenden Augen. Warum musste ausgerechnet er in eine solche Situation geraten?
 

Nach ein paar weiteren Minuten erreichten die beiden ein kleines Cafe mit Blick auf das Meer. Da sie jedoch ein wenig ungestört sein wollten, entschieden sie sich, trotz des schönen Wetters und der bereits jetzt warmen Temperatur, einen Tisch in einer Ecke innerhalb des Cafés zu suchen. Die meisten Leute saßen draußen, um die Sonne zu genießen, doch auch im Inneren war viel los. Einerseits saßen hier die Leute, die draußen keinen Tisch mehr ergattern konnten und andererseits strömten die Menschen in das Café, um sich einen Coffee to go für die Arbeit zu besorgen.

Kaum hatten sich Maron und Chiaki auf ihren Stühlen niedergelassen, kam auch bereits eine gestresste, aber eher lustlose Kellnerin, um hektisch die Bestellung aufzunehmen. Ihr Stress zeichnete sich auch besonders in ihrer Laune ab, weshalb sie sogar sehr unfreundlich wurde. Genervt knallte sie die beiden Karten auf den Tisch und verschränkte die Arme um ungeduldig auf die Bestellung zu warten, ohne den beiden eine Möglichkeit zu geben einen Blick in das Angebot zu werfen. Diese Kellnerin war nun wirklich extrem unsympathisch und unfreundlich.

Also beschloss Chiaki sie ein wenig zu ärgern und nahm erstmal in Zeitlupe die Karte in die Hand, um sie genau so langsam zu öffnen und durchzulesen. Währenddessen wippte die Kellnerin ungeduldig mit ihrem Fuß und blickte mit einem genervten Gesichtsausdruck durch das Café. Doch Chiaki war die Ruhe in Person.

Maron beobachtete die Situation äußerst belustigt und musste breit grinsen. Auch sie hatte sich eine Karte geschnappt und las sich das Angebot durch. Nach ein paar Blicken wusste sie bereits was sie gerne hätte und sie war sich auch sicher, dass Chiaki es auch schon wusste, doch er ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Maron hatte sogar das Gefühl, dass das genervte Schnauben der Kellnerin ihn noch langsamer werden ließ, wenn das überhaupt noch möglich war.

Chiaki musste sich alle Mühe geben, um nicht laut loszulachen, doch nach ein paar Sekunden begann er endlich zu sprechen und die Bestellung aufzugeben, wenn auch sehr, sehr, sehr langsam: „Ich denke wir nehmen das große Frühstück. Für mich bitte noch einen Kaffee mit etwas Zucker und was möchtest du, Maron?“

„Für mich bitte auch einen Kaffee. Mit Milch und Zucker.“

Schnell notierte die Kellnerin beides, riss den beiden die Karten förmlich aus der Hand und verschwand wieder. Ihre Wut war nicht zu übersehen.

Zufrieden lehnte sich Chiaki in seinem Stuhl zurück und begann erstmal lauthals zu lachen und auch Maron musste unweigerlich einstimmen. Es war einfach zu komisch wie viel Spaß der 25-jährige daran gefunden hat, die unfreundliche Bedienung zu ärgern.

„Das war echt gemein von dir, Chiaki“, brachte Maron heraus als sich die beiden langsam wieder beruhigten, doch es klang nicht in irgendeiner Weise vorwurfsvoll, sondern eher zutiefst belustigt.

„Also ich finde, sie hat es echt verdient. Und da heißt es immer ‚Der Kunde ist König’.“ Noch immer grinste der Blauhaarige.

Die beiden hatten so lange gelacht, dass bereits in diesem Augenblick das Frühstück und der Kaffee aufgetischt wurden. Doch diesmal von einer anderen, wesentlich netteren Kellnerin. Vermutlich war die andere noch immer total genervt und hatte keine Lust mehr diesen Tisch zu bedienen, was auch nicht verwunderlich war.

Nachdem die Kellnerin ihnen noch einen guten Appetit wünschte, konnten die beiden endlich anfangen zu frühstücken, nachdem Maron's Magen nun schon ein paar Mal geknurrt hatte.

„Sag mal Chiaki…“, begann die Brünette zwischen ein paar Bissen in ihr Brötchen.

„Mh?“

„Musst du denn heute nicht zur Arbeit?“

„Nein. Mein Vater hat mir die Woche freigegeben. Ich war in letzter Zeit einfach ein bisschen durch den Wind.“

„Hat das vielleicht auch etwas mit mir zu tun?“ Etwas schuldbewusst schaute sie ihn mit ihren großen, braunen Augen an.

„Naja, gewissermaßen schon. Du hast mich in den letzten Wochen ziemlich auf Trab gehalten.“

„Ich würde mal sagen, wir haben es uns gegenseitig nicht ganz einfach gemacht. Das tut mir leid.“ Ihr Blick wirkte nun entschuldigend.

„Mir doch auch, Maron.“

Er wollte zärtlich nach ihrer Hand greifen, doch Maron zog sie leicht weg. Zuerst war er verwirrt. Warum wehrte sie sich auf einmal gegen seine Berührungen? Doch als sie ihn dann entschuldigend anlächelte, ging ihm ein Licht auf: Sie befanden sich in einem Café in Momokuri und ständig strömten irgendwelche Menschen herein. Wenn auch nur eine Person hereinkommen würde, die einen der beiden erkannte und sie beim Händchenhalten ertappte, würde ihre Affäre wohl schneller auffliegen, als den beiden recht wäre. Es überraschte Chiaki, dass ausgerechnet Maron diejenige gewesen war, die daran gedacht hatte. Wollte sie etwa auch, dass ihre Affäre noch länger anhielt?

„Was ist mit dir?“, fragte er nach ein paar Momenten des Schweigens, um die Stimmung wieder etwas zu lockern.

„Was soll mit mir sein?“

„Naja, musst du heute auch nicht auf die Arbeit?“

„Ich habe heute meinen freien Tag und ich denke nach gestern Abend sollte ich mir vielleicht auch ein paar Tage frei nehmen. Ich bin echt noch nicht bei mir.“

Chiaki wusste nicht was genau vom gestrigen Abend sie noch verarbeiten musste. Der Besuch ihrer komischen Mutter mit deren noch komischeren Freund oder ihren gemeinsamen Sex. Er hoffte jedoch inständig auf ersteres.
 

„Das trifft sich doch echt gut, oder findest du nicht?“

„Was meinst du?“

„Naja, wenn wir beide ein paar Tage frei haben, dann können wir die doch gemeinsam verbringen.“

„Und an was denkst du da genau?“ Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, zeichnete sich ein rosa Schimmer auf ihren Wangen ab. Am liebsten hätte sich Maron für diese naive Frage geohrfeigt. Wenn es nach Chiaki ging würden die nächsten Tage wohl alle wie die letzte Nacht ablaufen.

„Och, da würde mir schon das ein oder andere einfallen“, antwortete Chiaki schlagfertig mit einem breiten Grinsen. Mit viel Amusement beobachtete wie sich der zarte Rosaton in Maron’s Gesicht in ein knalliges Rot verwandelte. Dann begann er aber dennoch zu lachen. Die Brünette war im Moment einfach zu niedlich.

„Keine Sorge, Maron, das war nur ein Witz. Es würde mir zwar nichts ausmachen, aber wenn du möchtest können wir uns noch ein bisschen besser kennenlernen. Wir könnten zum Beispiel gemeinsam mal was unternehmen.“

„Und hast du auch eine Idee was?“

„Hallo, ihr Beiden. Was macht ihr denn hier?“

Etwas überrascht sahen beide zu der Person, die ihr Gespräch unterbrochen hat: Es war Chiaki’s Vater Kaiki! Freundlich lächelnd stand er vor dem Tisch der beiden und schaute abwechselnd von Chiaki zu Maron.

„Maron und ich sind uns zufällig in der Stadt begegnet und dachten, dass wir doch einmal zusammen frühstücken gehen könnten. Und was verschafft uns die Ehre deiner Anwesenheit?“

Maron war überrascht wie schnell Chiaki eine plausible Ausrede eingefallen war. Und noch überraschter war sie darüber, dass er seine kleine Lüge über die Lippen gebracht hatte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, etwas rot zu oder wenigstens etwas verlegen zu werden. Nichts davon hat Maron auch nur sehen können. Gerade so, als ob er schon des Öfteren spontan hat Ausreden suchen müssen…

„Ich habe gerade Pause gemacht und dachte mir, dass mir ein guter Kaffee und ein leckerer Muffin ganz gut tun würden. Und beides schmeckt hier einfach am Besten, wie ich finde. Sag mal, wo habt ihr denn Miyako gelassen?“

Ein kleiner Stich in Maron’s Brust. An Chiaki’s Verlobte hatte sie wenigstens für die Stunden, die sie mit Chiaki verbringen konnte, nicht gedacht. Aber da war sie wieder: die Realität.

Etwas nervös blickte die junge Frau zu dem jungen Mann ihr gegenüber. Doch wieder zeigte dieser wieder kein kleines bisschen Unsicherheit: „Sie ist zurzeit in Osaka und ermittelt in einem wichtigen Fall. Ich dachte ich hätte dir das erzählt.“

„Anscheinend nicht, das wäre mir neu. Wie lange wird sie denn weg sein?“

„Keine Ahnung. Ein paar Wochen vielleicht.“

„Heißt das, dass sie nicht mit dir bei dem Dinner morgen Abend erscheinen wird?“

Erschrocken schlug sich Chiaki mit der flachen Hand auf seine Stirn. Das Dinner! Wie hatte er nur das Dinner vergessen können? Wie hatte er etwas so Wichtiges nur vergessen können? Alle wichtigen Ärzte Japans und sogar einige aus Europa würden anwesend sein! Dieser Abend könnte essentiell für seine Zukunft sein. Was sollte er jetzt tun? Ohne Begleitung auftauchen?

„Das habe ich total vergessen und Miyako wahrscheinlich auch. Dann werde ich wohl alleine dort auftauchen müssen, Vater.“

„Das kommt gar nicht in die Tüte! Du wärst der einzige ohne Begleitung. Warum frägst du nicht einfach Maron, wo sie doch gerade vor dir sitzt?“

Maron hätte sich beinahe an ihrem Kaffee verschluckt, als sie auf einmal dermaßen überrumpelt wurde.

„Entschuldigen Sie, Kaiki, aber ich verstehe nicht ganz. Was soll ich machen?“, brachte Maron etwas atemlos heraus, nachdem sie zu Ende gehustet hatte.

„Ich glaube die Erklärung sollte besser mein Sohn übernehmen.“

Dieser räusperte sich kurz bevor er zu sprechen begann: „Morgen Abend findet im Narisawa ein wichtiges Dinner mit wichtigen nationalen und internationalen Ärzten statt. Für junge aufstrebende Ärzte wie mich, aber natürlich auch für erfahrene Ärzte wie meinen Vater sind derartige Abende von hoher Bedeutung, und…“, kurz stockte er. Sollte er sie wirklich fragen? „…und es wäre mir eine große Ehre wenn du mich zu diesem Abend begleiten würdest, Maron.“

Zuerst war Maron geschockt. Das Narisawa war eines der besten und teuersten Restaurants in ganz Japan! Die Tatsache, dass all diese wichtigen Ärzte anwesend sein würden und Chiaki an diesem Abend absolut glänzen musste, machte ihre Verunsicherung nicht besser. Aber konnte sie diese Einladung einfach ablehnen?

Nervös begann sie zu stottern: „Chiaki…ich…naja…“

Sie hatte noch nicht einmal einen grammatikalisch korrekten Satz zustande bringen können, da war Kaiki bereits aufgesprungen und hatte begeistert in seine Hände geklatscht: „Maron, das freut mich wirklich! Wir sehen uns morgen Abend, und zieh’ dir was Hübsches an!“

Damit war er lächelnd und winkend aus dem Café verschwunden. Zurück blieb eine verdutzte Maron, die am liebsten schreiend aufgestanden wäre: „Chiaki! Das geht nicht!“

„Warum denn nicht?“, fragte der 25-jährige verwundert.

„Weil ich in einem so teuren Restaurant nichts zu suchen habe. Das ist viel zu teuer für mich, wie soll ich mir das leisten können?“

„Darüber musst du dir nun wirklich keine Gedanken machen. Die Rechnung geht auf mich.

„Aber ich habe außerdem nichts zum Anziehen!“

Der junge Arzt konnte darüber nur den Kopf schütteln: „Frauen… Dann werden wir halt noch shoppen gehen müssen.“

Jede Frau hätte sich über diesen Satz wohl gefreut, doch Maron vergrub nur verzweifelt ihren Kopf hinter ihren zierlichen Händen und schüttelte den Kopf.

„Dann wissen wir ja anscheinend, was wir unternehmen könnten…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe es hat euch gefallen.
Zur Erklärung: Das Kapitel sollte mehr oder weniger ein Übergangskapitel werden, um auch mal Miyako ein bisschen mehr ins Bild zu rücken und natürlich die Gefühle von Maron und Chiaki bezüglich ihrer Affäre zu beschreiben.
Das nächste Kapitel wird dann wieder etwas 'aufregender'. Darauf freue ich mich schon die ganze Zeit ^^
Wann das nächste Kapitel erscheinen wird, kann ich im Moment noch nicht zu sagen. Die Ferien sind vorbei, die Kursarbeitenphase geht in die nächste Runde und die Abiprüfungen rücken immer näher...
Ich werde das Kapitel so bald wie möglich schreiben, aber ich lasse mir lieber etwas Zeit, damit sich das Warten auch wirklich lohnt.
Vielen Dank für eure Geduld!

Über Reviews würde ich mich sehr freuen ;)


Bis zum nächsten Kapitel, eure Snuggle <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Koraja
2019-03-19T22:08:36+00:00 19.03.2019 23:08
Argh! Ich möchte Kaiki schlagen!
Wieso denken alle so toll von Chiaki, wo er doch so ein Arsch ist??? Macht die Augen auf, ihr Blindfische!

Marron kämpft echt mit fiesen Mitteln muss ich sagen! XD Aber sowas von verdient, wie er da leiden muss xD
Und Respekt, dass Marron das wirklich durchgezogen hat xD

Wenn Yamato mit Miyako und Chiaki zur Schule gegangen ist, müsste Marron dann nicht eigentich auch mit ihm zur Schule gegangen sein?
Da hat sie ja nochmal rechtezeitig wieder ihren Verstand einschalten können! Aber Yamato tut mir ein bisschen leid, wo sie die 4 Pinnchen da so in einem runter kippt. Mal schnell schauen, was da noch weiter passiert. Das letzte mal hat der lkohol Marron ja auch in ein ganz schönes Schlamassel gebracht.

Chiaki und seine Eifersucht auf Yamato! und dabei merkt er nicht mal, dass er genau so schlimm ist wie Yamato, den er deshalb nicht leiden kann? Männer! XD
Es gefällt mir übrigens sehr, wie du Chiakis "Verzweifelung" und seine Eifersucht beschreibst xD Gefällt mir auch, dass er das für sich selbst einsieht und nicht innerlich abstreitet.

Ich möchte Chiaki zu Sushi verarbeiten, wenn ich lese, dass er beide Frauen haben will! ARGH!!! Regt mich das auf!!
Korron ist mit Hijiri verlobt???? OMG! Aber ich hatte schon die Befürchtung, dass Korron Marron mit ihm verlobt hat!

Naja, ich werde mich dann morgen um die restlichen bisherigen Kapitel kümmern.
Bin schon sehr gespannt, wie es weiter geht =) Und auch, was es mit dem Mörder auf sich hat ;)
Von:  Sumy01
2015-11-27T21:04:35+00:00 27.11.2015 22:04
Ich fand's gut das du miyako nicht außen vor gelassen hast. Freue mich auf das morgige Dinner XD


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