Zum Inhalt der Seite

Desiderosa

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Wiedersehen

Jet fühlte sich nach der tagelangen Reise seltsam müde, was seinem Tatendrang schier widersprach.

Wie gerne wollte er die Suche sofort beenden, doch wache Augen sahen mehr als müde und so entschloss er sich dazu, erst einmal in einer Herberge am Stadtrand von Fa Kang Do zu bleiben und ein paar Stunden Schlaf zu genießen.
 

Er richtete sich auf eine gewisse Kompliziertheit ein. Selbstverständlich würde er Liefa nicht sofort finden.

Er würde Kraft brauchen und Geduld. Beides Dinge, die er derzeit nur schwindend besaß.
 

Er brachte seinen Aalhund in den nächsten Stall und nur wenige Momente später betrat er das untenliegende Lokal. Es herrschte eine gewisse Ruhe unter die Anwesenden.

Es waren nur wenige hier, die still ihre Bestellung zu sich nahmen und durchaus argwöhnische und erschreckte Blicke trafen auf Jet, als er durch den Türrahmen trat.

Scheinbar hatte man jemand anderen befürchtet, denn sobald sie ihn erblickten, schienen sie aufzuatmen und kehrten ihm den Rücken. Jet hatte die seltsame Atmosphäre sofort wahrgenommen und nachdenklich blickte er um sich, als er zu dem Wirt schlenderte und nach einem freien Zimmer fragte. Der Mann war von überaus unhöflicher Natur, er antwortete nur murrend und schien sich nicht wirklich darüber zu freuen, eines seiner Zimmer mit einem Reisenden zu besetzen, der auch dafür zahlte.

Ein seltsames Verhalten, wie Jet fand und sobald er die Zusage hatte, entschloss er sich dazu, auch eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen.

Das Geld, das Zuko ihm dagelassen hatte, genügte dafür noch, doch mehr als eine Nacht und ein Essen würde er sich nicht leisten können. Brauchte er jedoch auch nicht. Er konnte genauso gut außerhalb und im Wald schlafen und die Stadt am nächsten Morgen wieder betreten.
 

Er bestellte sich nur eine Kleinigkeit und ließ sich an einem bereits besetzten Tisch nieder. Es gab nicht viele, er hatte keine andere Wahl und sofort spürte er die zögerliche, fast ängstliche Musterung der Menschen, die neben ihm und gegenüber saßen.

Erneut wurde er betrachtet, erneut eingeschätzt und nur flüchtig erwiderte er die Blicke, bevor der unhöfliche Wirt ihm sein Essen brachte und er es sich schmecken ließ.

Gut, das Essen war versalzen und für den Preis etwas mickrig und doch schlang Jet es hinunter, um sich den leeren Magen zu füllen.

Auf der Reise hatten er und Zuko sich nur selten Zeit für eine Rast und etwas zu Essen genommen. Umso mehr hatte er nun nachzuholen und es dauerte nicht lange, bis er auf den jungen Mann aufmerksam wurde, der direkt neben ihm saß. Er lugte zu ihm, sah ihn etwas unbeholfen lächeln und wandte sich wieder ab.
 

Diese komische Atmosphäre hielt an. Es war unangenehm still. Nur das leise Schaben des Bestecks und das gedrungene Ketschen einiger Anwesenden und tief durchatmend versuchte Jet einfach nicht mehr darauf zu achten.

Er blickte nicht mehr um sich und doch war er sich einer Sache sicher: Die Menschen dieses Dorfes hatten Angst. Sie schienen in ständiger Furcht zu leben und nur zu gerne wollte Jet wissen, wo der Grund begraben lag.
 

Eine Stunde später saß Jet noch immer bei seinem Essen, noch immer in dieser seltsamen Atmosphäre und es dauerte nicht lange, bis er sein Unbehagen zum Ausdruck brachte.

Finster erwiderte er die unfreundlichen Blicke und nach wenigen Momenten wandte er sich leise und vorsichtig an den jungen Mann, der geduckt neben ihm saß.
 

"Habe ich etwas im Gesicht?", erkundigte er sich leise und murrend und fast hörte er seinen Nebenmann schwer schlucken.

"Ich...", erhob der junge Mann da flüsternd die Stimme, "... ich bin auch nur ein Reisender aber ich habe die Menschen hier munkeln gehört."

"Was wird denn gemunkelt?", flüsterte Jet interessiert und neugierig zurück. Er wollte wissen, was eine ganze Stadt dazu brachte, so verrückt zu spielen.

Heimlichtuerisch neigte sich der Mann zu ihm. Er beschattete den Mund sogar mit der Hand, als er die Stimme erhob.

"Ich hörte davon, dass hier eine Räuberbande ihr Unwesen treibt."

Jet schluckte hinunter und hob die Augenbrauen.

Das ergab Sinn, doch es machte ihn gleichsam auch nur neugieriger. Aber der Mann war noch nicht fertig.

"Ebenso hörte ich, dass diese Räuberbande Schutzgeld von den Menschen erpresst. Einige Frauen und Kinder sollen auch verschwunden sein und das ist nicht das erste Mal."

Nachdenklich rührte Jet in seinem Essen. Sein Hunger war so gut wie gestillt.
 

Weitere Worte wurden nicht gewechselt. Der Fremde machte sich nach wenigen Momenten daran, unauffällig und geduckt die Herberge zu verlassen und so saß Jet wieder alleine dort und grübelte.
 

Die Räuberbande hatte ihn wohl nicht zu interessieren. Er hatte nicht vor, hervorzustechen und sie auf sich aufmerksam zu machen und gleichsam hoffte er, dass sein Auftauchen nicht doch irgendwie zu ihnen getragen wurde.

Vielleicht hatten sie etwas gegen Streuner wie ihn und, dass er sich in irgendetwas einmischte. Aber das hatte Jet nicht vor.
 

Er stand auf, ließ sein Essen stehen und trat aus der Herberge, um etwas frische Luft zu schnappen. Lange würde er nicht mehr wach sein. In Bälde wollte er sich niederlegen und sich zumindest für wenige Stunden keine Sorgen mehr machen. Draußen wehte ein heftiger Wind. Er blies Jet das Haar in die Stirn und seufzend strich er es zurück, als er etwas zu wandern begann. Er verließ den Vorhof der Herberge und machte sich auf den Weg zu den Ställen. Nur flüchtig wollte er nach seinem Reittier schauen und sich dann in sein Zimmer zurückziehen.
 

Unauffällig beobachtete er dabei die Menschen, die ihm entgegenkamen. Es waren junge sowie alte, die zu dieser späten Stunde noch ein Ziel vor Augen hatten und Jet schloss sich dem allgemeinen Argwohn ein wenig an.

Vielleicht waren es sogar Mitglieder der Räuber, denen er hier begegnete.

Vielleicht kundschafteten sie die Umgebung aus?

Misstrauisch zu sein, schadete auf jeden Fall nicht.
 

Er trat in eine schmale Gasse, hatte sein Ziel fast erreicht, als eine kleine, unauffällige Gestalt an ihn herantrat. Geduckt näherte sie sich ihm, stellte sich ihm unerwartet in den Weg. Jet war versucht, nach seinen Schwertern zu greifen, doch er hielt inne, als er einen alten, vom Leben gezeichneten Mann vor sich erblickte. In einen wärmenden Mantel gehüllt, stand er vor ihm und es dauerte nicht lange, bis sich seine leise abgenutzte Stimme erhob.

"Herr, habt Ihr vielleicht Interesse an wenigen Kleinigkeiten?"

Ein Händler ...

Jet rümpfte die Nase, wollte an ihm vorbeiziehen, doch der kleine Mann schnitt ihm wie ein Wiesel den Weg ab.

"Ich mache gute Preise", beharrte er und leckte sich die Lippen. "Schaut doch erst einmal, was ich für Euch habe."

Jet war nach einem Stöhnen und kaum war er gezwungenermaßen stehengeblieben, da lüftete der Mann seinen Mantel und offenbarte so einiges unter diesem. Es waren Ketten, Armbänder... offensichtlich Diebesgut, das er hier feilbot und Augenrollend wollte Jet an dem Mann vorbeiziehen, als er etwas erblickte und abrupt inne hielt.

Es war ein Amulett, unter dessen Anblick sich Jets Augen weiteten und der Mann wusste nicht, wie ihm geschah, als er plötzlich am Kragen gepackt und gegen die nächste Wand gedrängt wurde.
 

"Wo hast du das her!"

Barsch griff Jet nach dem Amulett, riss es aus dem Gürtel des Mannes und hielt es ihm unter die Augen.

"Wo?!" Wuterfüllt erhob sich Jets Stimme und der Mann wurde kleiner und kleiner. Bittend und flehend hob er die Hände und begann zu stottern.

"I-ich...", brachte er ängstlich hervor, "... ich hab's gefunden...!"

"Das ist eine Lüge!" Jet packte den Mann fester, zerrte ihm den Kragen um die Gurgel und stieß ihn erneut gegen die Wand.

"Rede, sonst verarbeite ich dich zu Kleinholz und bringe dich anschließend um!"

"I-ich..." Der Mann erstarrte vor Furcht, "... ich hab's gefunden...!", winselte er dann wieder, doch fuhr fort, bevor Jet seine Schwerter zücken konnte.

"E-es gehörte einem Mädchen ... Sie hat es verloren!"

"Ich weiß, wem es gehörte!", zischte Jet zwischen zusammengebissenen Zähnen. "Wo ist dieses Mädchen!?"

"Sie hat es verloren, als sie verschleppt wurde!", brachte der Mann heiser hervor und Jets Herz erbebte unter einem stechenden Schmerz.

"Verschleppt?", wiederholte er ungläubig und hastig nickte der Mann.

"Von den Räubern...!"

"Wo finde ich diese 'Räuber'!", wollte Jet sofort wissen und hastig befeuchtete der Mann die Lippen mit der Zunge.

"Man munkelt, sie hausen in einer Höhle ... im Wald ... nördlich der Stadt!"
 

Ohne ein weiteres Wort ließ Jet den Mann los und sofort machte sich dieser aus dem Staub.

Wenn es auch keine schöne Spur ... Es war eine und vergessen der nötige Schlaf. Mit finsterer Miene machte sich Jet auf den Weg.
 


 

Zuko hatte nach seiner Ankunft keine Zeit damit verlieren wollen, sich erst eine Herberge zu suchen, die seinen Vorstellungen entsprach, sondern hatte sich einfach für das Erstbeste entschieden, das ihm über den Weg spazierte.

Er hatte darauf verzichtet, etwas zu sich zu nehmen.

Er konnte es jetzt irgendwie kaum noch abwarten, er hatte so im Gefühl, dass er hier endlich fündig würde, aber er wusste nicht wo der anfangen sollte.

Ehe er zu lange überlegte, ging er einfach in eine bestimmte Richtung und dann auch schon in den erstbesten Laden hinein. Irgendwo musste er ja anfangen.

Natürlich hätte er auch zuerst zur Einwohnerbehörde gehen können, aber es war stark zu bezweifeln, dass dieser Gang fruchten würde, da er sich ziemlich sicher war, dass Ursa einen falschen Namen angegeben hatte.

Und in der Zeit, in der sie geflohen war, waren viele Kriegsflüchtlinge unterwegs.
 

Ihm fiel natürlich auch gleich auf, dass man ihm, aufgrund der tiefsitzenden Kapuze wohl in erster Linie beinahe ängstliche Blicke zuwarf, die Atmosphäre hier war in der Tat angespannt.

Zuko hatte bereits die Hälfte des Tages damit zugebracht, sich die Hacken wund zu laufen, ohne Erfolg, als er endlich endlich einen Hinweis bekommen sollte...
 

Er hatte einen Stoffladen betreten. Etwas, wohin sonst nur Frauen zum Einkaufen gingen und man sah ihn diesmal nicht ängstlich, sondern mehr neugierig an.
 

"Wie kann ich Euch helfen, mein Herr?", fragte ihn eine Frau mittleren Alters freundlich, während sie ihn musterte.

"Ich ... Suche jemanden. Vielleicht kennt Ihr sie", antwortete Zuko und bemühte sich um einen freundlichen Tonfall. Dann zog er einen Stoffdruck hervor, auf dem seine Mutter abgebildet war und zeigte ihn der Frau.

Sie nahm ihn in die Hand und ihr Blick geisterte darüber, etwas in ihren Augen zuckte, kaum merklich, aber Zuko hatte gelernt auf die kleinsten Anzeichen in der Mimik seiner Mitmenschen zu achten.

"Warum sucht Ihr diese Frau?"

"Ich..." Zuko zögerte einen Augenblick. War es klug, zu sagen, dass sie seine Mutter war? Ursa hatte sicher eine andere Identität angenommen, aber was, wenn man doch wusste, wer sie war? Dann wusste man auch automatisch, wer er war und ein kleiner Trubel, den er nicht brauchen konnte, würde aufkommen.

Aber andererseits... Er musste es riskieren.
 

"Sie ist meine Mutter...", sagte er leise, "Die Soldaten der Feuernation haben sie vor zehn Jahren verschleppt und seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört."

Teils Wahrheit, teils Lüge. Der Mittelweg war doch immer der Beste.

Die Frau musterte ihn noch einmal kurz, dann sagte sie langsam, "Nun ... Ich hatte tatsächlich eine Kundin, die eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der Frau auf dem Bild vorweist. Ihr Name ist Hana, sie kam öfter hierher um Stoff zu kaufen, sie nähte ihre Kleider immer selbst ... Aber ..." Der Blick der Frau verdüsterte sich.

Zuko wurde nervös. "Was aber?", hakte er ungeduldig nach.

Die Frau sah nach rechts und nach links und als sie sah, dass sonst keine Kunden im Laden waren, sagte sie leise:

"Euch ist sicher schon aufgefallen, dass die Menschen hier sehr misstrauisch und ängstlich sind ... Das liegt daran, dass hier eine Bande von Verbrechern ihr Unwesen treibt, sie ... Oh, es tut mir so leid, aber sie haben sie wohl bei einem Überfall mitgenommen, genauso wie viele andere Frauen ... Die Götter allein wissen, wofür sie sie missbrauchen..."
 

Kalter Zorn wallte plötzlich in dem jungen Feuerlord auf. Doch er zwang sich zur Ruhe. Es brachte ihn jetzt nicht weiter, wenn er jetzt einen Wutanfall bekam.

"Wisst Ihr, wo ... Diese Bande ihr Versteck hat?"

"Wir vermuten im Wald ... Allerdings hat sich noch keiner getraut, das herauszufinden, sie sind so zahlreich ... und grausam ... Dabei sollte man meinen, dass die Stadtwache sich um ihre Bewohner kümmert …"

Ein Kunde betrat den Laden. "Bitte geht jetzt, mein Herr", sagte die Frau und schob ihn regelrecht hinaus, während sie kurz darauf schon zu ihrem nächsten Kunden eilte. „Ich kann Euch leider nicht mehr weiterhelfen!“
 

Zuko machte sich sofort auf den Weg.

Wohin, das wusste er nicht genau, aber wenn die Frau gesagt hatte in den Wäldern, dann würde ihm auch nichts anderes übrig bleiben, als dort zu suchen.

Sein Herz schlug momentan in der Gegend seines Adamsapfels.

Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ... Nicht, nachdem er so kurz vorm Ziel war.

Er schwor sich, sollten sie ihr etwas angetan haben, würde er den ganzen verdammten Wald abfackeln.

Es dauerte ein paar Stunden, ehe Zuko eine Spur fand, der er folgen konnte.

Die Sonne stand bereits tief am Himmel und verwandelte ihn in ein blutrotes Meer.

Der junge Feuerlord merkte auf, als er plötzlich Schritte hörte - in weiser Voraussicht hatte er sein Reittier angebunden und war zu Fuß weiter geeilt - und huschte tiefer ins Dickicht hinein.

Was er sah, bestätigte ihn in seiner Vermutung auf dem richtigen Weg zu sein. Da waren drei Männer, die eine junge Frau mit sich führten, die weinte.

Er beschloss, ihnen in einigem Abstand zu folgen.
 


 

Jet hatte den Aalhund in der Stadt gelassen. So bewegte er sich unauffälliger und verließ die Stadt im Schutze der Nacht.

Mit der Beschreibung erhoffte er sich, das Ziel rasch zu finden und wirklich ... nach einem Marsch, der ungefähr eine halbe Stunde einnahm, erreichte er ein steiniges Gebiet.

Gut genug, um eine Höhle zu verbergen und aufmerksam begann er zu suchen. Er pirschte sich an das Gestein heran, achtete darauf, sich stets im schwarzen Schatten der Bäume zu bewegen und es nahm nicht viel Zeit in Anspruch, bis ein Rascheln ihn dazu bewegte, sich flink ins Dickicht zurückzuziehen.

Er kniete sich hinter ein Gebüsch, strich vorsichtig die Äste auseinander und seine Augen weiteten sich, als er drei Männer erblickte. Sie bewegten sich seltsam zielstrebig dafür, dass sie sich hier in der Wildnis befanden und sofort entschloss sich Jet dazu, ihnen zu folgen.

Auf den ersten Blick hatte er es nicht gesehen, doch als er sich ihnen nachpirschte, erblickte er eine weinende junge Frau, die die drei mit sich schleppten.

Er beruhigte seinen Atem, achtete darauf, dass er auf keine Stöcke trat und ließ seinen Rücken währenddessen unbeobachtet. Er verließ sich darauf, dass es nicht mehr waren. Dass sich keiner in seiner Nähe befand und doch führte die flüchtige Bewegung eines Schattens dazu, dass er irgendwann herumfuhr und keuchend auf das Meer aus finsteren Stämmen starrte.

Jemand war hier. Und dieser jemand schien genauso zu schleichen. Hastig hockte sich Jet hinter einen Baum, tastete sich über die Rinde und versuchte einen Blick auf diesen Menschen zu werfen.
 

Allerdings verließ ein lautloser Ruf der Überraschung seinen Mund. Jet versah sich nicht, da hatte er plötzlich Zuko vor sich und ließ seiner Verwunderung freien Lauf.

Er wusste nicht, wie sein Gesicht zu diesem Zeitpunkt aussah aber er vermutete, es spiegelte wenig Freude wider, obwohl er sich noch nicht sicher war, was genau er von diesem erneuten Aufeinandertreffen hielt.

Eilig knieten sie sich hinter ein Gebüsch, um die drei Männer nicht auf sich aufmerksam zu machen. Auch sprechen taten sie nur tuschelnd und flüsternd miteinander.

"Was machst DU hier?", zischte Jet und warf einen nervösen Blick zu den Männern. Er durfte sie nicht aus den Augen verlieren. Als er keine Antwort erhielt, fuhr er sich nervös über die Wange und wandte sich an Zuko, der den Männern mit verkniffenem Blick folgte.

"Die haben meine Schwester!", flüsterte er angespannt. "Ich muss herausfinden, wo ihr Versteck ist und sie sofort befreien!"

"Und wie es aussieht, meine Mutter...", Murmelte Zuko abwesend und wandte sich dann zu Jet.

"Hör mal, jetzt können wir sie auch gemeinsam verfolgen", wisperte er. "Wir haben dasselbe Ziel."

Schon wieder, fügte er in Gedanken hinzu.
 

Es stimmte wohl, was Zuko sagte und es war Jet im Grunde egal.

Ob nun ohne Zuko oder mit ihm ... Vielleicht standen ihre Chancen auch besser, wenn sie zu zweit waren. Falls sie wirklich bald dieser Räuberbande gegenüberstehen würden, war es wohl nicht schlecht, noch jemanden im Rücken zu haben.

Also nickte Jet nur, kam auf die Beine und schlich sich aus dem Gebüsch. Fast hätten sie die drei mit der jungen Frau aus den Augen verloren aber als sie wenige Stämme hinter sich gelassen hatten, sahen sie sie wieder und verfolgten sie geräuschlos.
 

Sie verfolgten die drei nicht lange, bis sie hinter einem Felsvorsprung verschwanden und Jets Augen endlich den Eingang der Höhle fanden. Er hockte sich wieder hinter das Gebüsch und war schon dabei, nach seinen Schwertern zu greifen. Am liebsten würde er sofort reinstürmen und jeden niedermetzeln, der sich ihm in den Weg stellte. Zuko, der diesen Gedanken erahnte, allerdings hielt das für eine weniger gute Idee und er legte Jet warnend die Hand auf den Arm.

"Du weißt nicht, wie viele es sind, und wie stark sie bewaffnet sind geschweige denn, ob sie Bändiger unter sich haben. Wenn du da jetzt reinstürzt, läufst du in Gefahr, überwältigt zu werden. Außerdem ... würden wir die Sicherheit der Geiseln gefährden."

Zukos durchdringender Blick lag auf Jet. Dieser sollte bloß keine Dummheit begehen, dafür stand ihm zu viel auf dem Spiel. Es ging immerhin nicht nur um seine Mutter und Jets kleine Schwester, wer wusste, wieviele andere unschuldige Geiseln dort noch gefangen waren.
 

Es fiel Jet schwer, sich zurückzuhalten, doch er musste sich eingestehen, dass Zuko Recht hatte. Stöhnend löste er die Hand von dem Schwert und sackte in sich zusammen.

Die Sorge um Liefa machte ihn einfach krank. Er wollte sich von ihr befreien und Taten sprechen lassen.

Doch es stimmte schon, wenn er hier und jetzt sein Leben verlor, würde niemand Liefa retten, würde niemand kommen, um ihr zu helfen. So wäre sie dem Tod geweiht und das wollte er auf keinen Fall.
 

"Hast du eine bessere Idee?"

Die Frage tat weh und dennoch stellte er sie. Zuko schwieg einen Moment. Wenn es zu einem Kampf kam, dann war das durchaus ungünstig, denn die Verbrecher konnten immer noch die Frauen als Geiseln nutzen und sie gegen sie verwenden.

Nein ... Der Stratege in ihm befahl ihm, sich unter den Feind zu mischen.

"Warten wir, bis zwei von ihnen herauskommen, oder hineinwollen und nehmen ihre Plätze ein. Ich hab gesehen, dass sie meistens verhüllt sind. Ich baue darauf, dass nicht so genau darauf achten werden, wenn sich jemand Fremdes unter sie mischt, solange die Gesamtzahl gleich bleibt."

Zuko fixierte den dunklen Höhleneingang, in dem nur ganz schwach ganz weit hinten ein Lichtschimmer zu vernehmen war.

Das war die beste Lösung, die ihm spontan einfiel. Wenn man sie entdeckte, konnten sie immer noch offensiv werden.

Zukos Idee klang gut. Sehr gut sogar. Der Gedanke, erst einmal vermummt nach dem Rechten zu sehen, gefiel ihm. So wurden die Chancen auch größer, dass er Liefa wiederfand ... sie wiedersah und sie endlich wieder umarmen konnte. Nach so langer Zeit.

Mit einem knappen Nicken gab er sein Einverständnis und dann saßen sie dort, schwiegen sich an und starrten auf den Höhleneingang. Es war eine seltsame Atmosphäre, doch Jet wusste auch nicht, was es zu sagen gab und so tat er konzentriert und abwesend, obwohl es ihm durchaus unangenehm war, so still neben Zuko zu sitzen.
 

Doch am Ende mussten sie nicht lange warten. Nur einige Momente, bis eine Gruppe von vier Männern die Höhle verließ. Sie taumelten und lallten, sie waren betrunken und sofort richtete sich Jet auf und zog eines seiner Schwerter. Die beste Gelegenheit war gekommen und die beiden zögerten nicht. Zuko warf noch einen kleinen Seitenblick zu Jet.

"Töte sie nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss", raunte er.
 

Schnell waren sie bei den Vieren und es kam ihnen zugute, dass die so sturzbetrunken waren, dass sie kaum noch etwas mitbekamen. Zuko schlug schnell mit einem Handkantenschlag in den Nacken einen nieder und ehe sich einer der anderen umdrehte schlang er ihm den Unterarm um den Hals, um ihm die Luft abzupressen.

Der Mann röchelte überfordert und ging bald auch zu Boden.

Im nächsten Moment machte er sich schon daran die beiden nacheinander ins Gebüsch zu zerren, wo er gleich anfing, einem seinen Überwurf vom Körper zu zerren.

So besoffen, wie die waren, würden die so schnell eh nicht mehr aufstehen, also war es recht überflüssig, die Männer zu fesseln.
 

Kaum hatte sich einer der vier versehen, da legte sich das Hakenschwert um seinen Hals und zog ihn nach vorne, wo ihn ein saftiger Schlag erwartete. Ächzend ging der Mann zu Boden und Jet ließ es sich nicht nehmen, noch einmal zuzutreten.

Er stellte sich einfach vor, dass dieser Mann Hand an Liefa gelegt hatte und dann ging es fast von alleine. Auch den zweiten überwältigte er rasch und rang ihn zu Boden, wo der Mann mit dem Kopf auf dem steinigen Boden aufschlug und sofort und ebenfalls das Bewusstsein verlor.

Hastig zerrte Jet dann auch die beiden in das nächste Gebüsch und nahm den Mantel des einen an sich.

Er hatte eine Kapuze und er zog sie sich tief in das Gesicht und hüllte sich in den Stoff ein. So konnte er nicht auffallen. Auch Zuko hatte sich vermummt und ohne zu zögern schlichen sich die beiden in die Richtung der Höhle.
 

Schon von Weitem drangen ihnen Geräusche entgegen. Die Verbrecher schienen bei ausgelassener Stimmung zu sein. Lautes Lachen ertönte, Grölen und Schreie. Es wirkte ganz so, als wären nicht nur die Vier betrunken gewesen. Die ganze Meute schien gesoffen zu haben und Jet hoffte, dass es ihnen dadurch etwas leichter fallen würde. Unbemerkt betraten sie die Höhle. Drei weitere kamen ihnen entgegen aber die rempelten sie nur lachend an, hoben grüßend die Hand und verschwanden nach draußen.

Diese Männer schienen sich ihrer sehr sicher zu sein. Sie befürchteten vermutlich gar nichts.
 

Als Jet die riesige Höhle vor sich sah, blieb er erst einmal stehen und atmete tief durch. Die Ausschachtung war wirklich gewaltig, die Decke hoch und die Verbrecher in großer Zahl. Das mussten sie wahrscheinlich auch, um ein ganzes Dorf unter Kontrolle zu haben.
 

Auch Zuko war durchaus erstaunt darüber, wie groß und wie weit dieses Höhle hier war. Nachdem er kurz seinen Blick hatte schweifen lassen, eigentlich ein ideales Versteck, denn von außen wirkte sie so unscheinbar.
 

Die Feier, die die Männer feierten machte es ihnen in der Tat leichter, nicht so schnell erkannt zu werden, eigentlich achtete kaum jemand auf sie.

Zuko ließ seinen Blick abermals schweifen, über ein paar Männer, die ein wenig musizierten, einer tanzte dazu auf einem Tisch, dann blieb er kurz angeekelt an zwei Männern hängen, die sich gerade an einer jungen Frau zu schaffen machten und er musste an sich halten, um nicht sofort einzugreifen, das war vorerst nicht seine Sache.

Verschiedene Frauen gingen ab und zu durch die Reihen der Männer, brachten Speisen und sorgten dafür, dass immer etwas zu trinken da war.
 

War sie wirklich hier?

Zuko fühlte die Anspannung, die mehr und mehr wuchs, wenn er sie nicht erspähte, doch dann ...
 

Für einen Moment blieb die Zeit stehen.
 

Sie ging gerade langsam mit gebeugtem Haupt und einem Tablett mit mehreren Bechern und einer Flasche zu einer Gruppe Männer, die sie grölend empfingen. Die Becher wurden ihr unsanft entrissen, dann die Flasche.

"Hey, Hana, komm bleib hier und trink Einen mit uns", schrie einer der Männer ausgelassen und zog die Frau am Handgelenk zu sich. Nur an ihrem Gesichtsausdruck konnte man ablesen, wie sehr sie das anekelte.

Zukos Fingernägel gruben sich in seine Handflächen und als der Kerl sogar Anstalten machte, sie auf seinen Schoß zu ziehen, musste er ein paar Mal arg tief durchatmen, um nicht einfach auf ihn loszugehen.
 

Jet stand dort oben neben Zuko und sein Herz raste vor Wut. Die entführten Frauen wurden hier wie Sklaven gehalten und der Gedanke, dass auch seine Liefa so behandelt wurde, brachte ihn um und ließ ihn schwer schlucken.

Wie sehr wünschte er sich in diesen Momenten eine Armee, um all diese Männer niederzumetzeln, sie zu töten, wie er es schon so oft getan hatte.

Zukos pazifistisches Denken erreichte ihn hier nicht mehr. Diese Männer hatten es nicht anders verdient. Er ballte die Hände zu Fäusten und wie fieberhaft blickte er um sich und suchte nach dem schwarzhaarigen Mädchen.

Er musterte jede Frau und jedes Kind, das die betrunkenen Männer mit weiterem Alkohol versorgte, doch Liefa war einfach nicht dabei. Und so entschied er sich rasch.

"Ich suche Liefa", murmelte er Zuko nur flüchtig zu, welcher daraufhin nickte, und setzte sich in Bewegung. So betrunken wie diese Männer waren, dürfte es ihnen sicher nicht auffallen, wenn er sich unter ihnen bewegte.
 

Zuko straffte seine Gestalt, dann ging er mit schnellen Schritten auf die Männer zu, die sich gerade einen Spaß daraus machten, Die Frau zu ärgern.
 

Als er näher kam, bestätigte es ihn in seiner Annahme.
 

Sie war es. Seine Mutter.
 

Doch er durfte sich nicht verraten.
 

Als er bei ihnen war, sagte er schroff mit lauter Stimme, "Wo treibst du dich rum, Weib, die anderen brauchen dich bei den Lebensmitteln! Die Männer sind hungrig"

Dabei griff er Ursa um das Handgelenk und zog sie hinter sich her.

Er spürte, wie sie sich versteifte, aber gleichsam froh war, von den Männern wegzukommen.

Zuko ging mit ihr in die Richtung der Höhle, wo es etwas abgeschiedener lag, in Richtung Ausgang.

Als sie hinter einem Felsvorsprung waren und er sich versichert hatte, dass ihnen auch niemand gefolgt war, drehte er sich mit pochendem Herzen um und zog sich die Kapuze vom Gesicht.
 

Ob sie ihn erkannte? Er wagte es kaum, ihr in die Augen zu sehen.
 

*
 

Ursa versuchte, stark zu bleiben. Stark, wie sie es immer gewesen war und so versuchte sie an etwas Anderes zu denken, als fremde raue Hände ihren Körper erkundeten und sie herumgezogen wurde. Ihre Mimik blieb eisern, von ihren Händen tropfte das noch das Bier und widerstandslos ließ sie sich auf den Schoß des Mannes ziehen.

Die Berührungen machten ihr nichts aus. Sie hatte Schlimmeres erlebt, viele furchtbare Dinge hatten den Weg ihrer Existenz gepflastert, doch gleichsam fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht aufgegeben hatte. Ob sie ihre Gefangenschaft akzeptierte und alles, was sich damit verband.

Hatte sie kapituliert?
 

Tagtäglich sah sie, was man den Frauen antat. Bislang hatte man sich noch nicht in dieser Weise an ihr vergangen, doch sollte es geschehen, so würde sie es über sich ergehen lassen und sich nicht zur Wehr setzen.
 

Laut schallte das Lachen der Männer in ihren Ohren. Eine raue, dreckige Hand verirrte sich unter ihren Rock, doch kaum spürte sie diese Berührung an ihrem Bein, da erhob sich diese Stimme.
 

"Wo treibst du dich rum, Weib!?"
 

Sie bewegte sich nicht, reagierte nicht. Allmählich kannte sie diese Männer und die niemals endende Unzufriedenheit. Am liebsten hätte man sie wohl an mehreren Orten gleichzeitig.
 

"Die anderen brauchen dich bei den Lebensmitteln! Die Männer sind hungrig!"
 

Sie rechnete nicht damit, doch plötzlich wurde ihr Handgelenk umklammert und sie von dem Schoß des Mannes gezogen. Es war ein geringer Trost. Die Hand des Mannes war warm und glatt und tief atmete sie durch, als man sie durch die feiernde Masse zog.
 

Bis zum heutigen Tag hatte sie sich im Grunde nicht unterworfen. Ihr Vorgehen war berechnend gewesen. Sie gab den Männern keinen Grund, sie zu schlagen und setzte sich für die anderen Gefangen so sehr ein, wie es in ihrer Macht lag.

Viel hatte sie bislang nicht ausrichten können. Nichts, worauf sie stolz sein konnte, denn auch mit ihrem Einwirken wurde vergewaltigt und geprügelt.

Sie senkte den Kopf, als sie aus der Masse gezogen wurde, doch fiel ihr auf, dass dieser Weg nicht zu den Vorräten führte. Eher in eine abgelegene Ecke. Sie blickte auf und um sich. Immer mehr lösten sie sich von der Masse, sie zogen sich zurück und nachdenklich begann sie den Mann zu mustern, der ihr Handgelenk noch immer fest umschlossen hielt.

Doch die Kapuze und der Mantel versagten ihr den Blick und es war eine gewisse Furcht, die über sie hereinbrach.
 

War der Moment der Demütigung nun gekommen?

Was war dieser Mann in Begriff zu tun, sobald sie die abgelegene Ecke erreichten?

Sie presste die Lippen aufeinander und erinnerte sich daran, wie sie in diese Lage geraten war.
 

Es war so schwer gewesen, ein neues Lebensziel zu finden. Was sollte man schon tun, nachdem man beide Kinder verlor und etwaigen Einfluss, den man genoss? Sie hatte diese Stadt betreten... lange war es schon her, doch waren es neue Aufgaben gewesen, die hier auf sie gewartet hatten. Sie hatte sich verschiedener Kinder angenommen, sie unterrichtet, einfach besser und nach allen Möglichkeiten für sie gesorgt und damit die eigene Schuld, wenn auch gering, getilgt.

Neuer Lebensmut hatte sie erfasst, neue Kraft sie erreicht und wie ironisch war kurz danach der Zeitpunkt gewesen, an dem man sie ohne etwaigen Grund entführt und verschleppt hatte.

Wieder war eine Welt zerbrochen. Wieder alles in die Brüche gegangen und oft hatte sie sich binnen der letzten Monate gewünscht, zu sterben und auf Ewigkeit befreit zu sein von jedweder Trauer, von jedweder Pein.
 

Befreit und losgelöst.
 

Beraubt jeglicher Erinnerung.
 

Traurig waren ihre Augen auf den Boden gerichtet, als sich der Schatten des Vorsprunges auf ihr Gesicht warf und sich der Griff um ihr Handgelenk sofort löste.

Ihr Gesicht erwartete einen Schlag, ihr gesamter Körper Peinigung, doch nichts geschah und es verlangte Ursa viel Mut ab, den Kopf zu heben und jenen anzusehen, der nun vor ihr stand.
 

Die Bewegung erfasste sie bereits aus den Augenwinkeln und so richteten sich ihre Augen auf das Gesicht des jungen Mannes, als sich dieser die Kapuze vom Kopf zog.

Ein kurzer, brünetter Schopf wurde freigelegt, ein junges, glattes Gesicht und geräuschvoll stockte Ursa der Atem, als sie die hellen, vertrauten Augen erblickte, die auf sie gerichtet waren.

So voller Wärme, voller Erleichterung und Freude und bebend hob Ursa die Hände und presste sie sich auf den Mund.

Ein Brennen machte sie darauf aufmerksam, dass sie lange nicht mehr geblinzelt hatte und aufgebracht holte sie es nach. Ihr Herz schlug dumpf und schwer in ihrer Brust und was für ein eiskalter Schauer überkam sie, als ihr Bewusstsein mit der Realisierung der Lage begann.
 

Was hier geschah, schien aus ihrem tiefsten Sehnen aufzusteigen. Aus jedem Wunsch, den sie jemals ausgesprochen hatte. Jeder Traum wurde hier zur Wirklichkeit und Tränen begannen in ihren Augen zu glitzern, als sie dort stand und nach Atem rang. Ein verloren geglaubter Mensch hatte sie gefunden, hatte sie ersucht und das Glück wirkte so trügerisch in diesen Momenten. Es war geradewegs zu schön, um real zu sein und bebend löste Ursa eine Hand von ihrem Mund und streckte sie dem jungen Gesicht entgegen.

Wie groß er geworden war...

Und wie schön...

Wie erhaben und stolz, obgleich er diese Narbe trug.
 

Zitternd erreichte ihre Hand Zukos Wange und mit zurückhaltender Zärtlichkeit begann sie ihn zu streicheln. Geschmeidig glitten ihre Fingerkuppen über die vernarbte Haut, erreichte das Ohr und ungläubig schüttelte sie den Kopf, als ihre Hand dieses Gefühl an sie weitergab und ihr vor Augen führte, dass alles, was geschah, der Wahrheit entsprach.

Sie war keinem Trug zum Opfer gefallen. Auch nicht dem Wahnsinn. Es war wirklich ihr Zuko, der hier vor ihr stand und ein zitterndes Lächeln formte Ursas Lippen, als sie zögerlich näher an ihn herantrat, um ihm die Liebe und Wärme zu schenken, die jede Mutter gerne für ihr Kind hergab.
 

Zuko hatte eine ganze Weile gebraucht, ehe er es schaffte, den Blick zu heben und ihr in die Augen zu sehen. Bernstein traf auf Bernstein, sie glichen sich so sehr, ihre Augen.

Er vergaß für einen Moment, wo sie hier waren, als sie ihn in die Arme zog.

Sie war immer noch so schön wie damals, wirkte immer noch so stolz. Gealtert war sie, ja, aber kaum merklich. Die feinen Linien in ihrem Gesicht zierten sie mehr, als dass sie sie entstellten.

Nichts hätte sie je entstellen können.

Zuko schluckte, er sah die Tränen in ihren Augen glitzern und spürte das Brennen in den eigenen Augen.
 

Ihre Hand, die ihm so viel Wärme schenkte und so viele Erinnerungen brachte, gleichsam alles wegwischte, was in ihn den letzten Jahren geplagt hatte...
 

Als ihre Zärtlichkeit ihn erreichte, war alles, wie weggeblasen.

Selbst leicht zitternd legte er kurz seine Hand auf die ihrige, die auf seiner Wange lag, ergriff sie dann mit beiden Händen und küsste sie. Beinahe demütig.

Er wollte etwas sagen, wusste aber nicht, was diesem Moment gerecht werden würde.
 

"Ich ... will dich nachhause holen." Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern.

Seine Mutter wusste wahrscheinlich gar nicht, was in der Zwischenzeit in der Nation geschehen war. Von Ozais Fall und Zukos Krönung.

Oder Azulas Wahnsinn.
 

Nachhause...

Ursa wollte ihren Ohren keinen Glauben schenken.

Nachhause?

Hatte sie denn eines?

Und noch wichtiger war: War sie dort erwünscht? Nimmer könnte sie Ozai unter die Augen treten, niemals ihren alten Platz einnehmen oder die Rollen spielen, die ihr damals auf den Leib geschneidert worden waren.

Vielleicht war Zukos Wunsch Fantasterei und fast beschämt senkte sie den Blick und presste die Lippen aufeinander.

Noch immer hielt Zuko ihre Hand.

Sie hatte so viele Fragen, die ihr auf der Seele brannten.

Wie es ihrem Sohn ergangen war?

Auch nach Azula wollte sie sich erkunden, doch stand diese andere Sache derzeit im Vordergrund.
 

"Ich...", hob sie leise an, "... kann nicht zurück."

Und fast flehend blickte sie dann auf und Zuko an. Auch wenn dessen Absicht unmöglich umzusetzen war, sie wollte dennoch nicht, dass er ging. Soviel wollte sie besprechen, soviel wissen, doch hier und jetzt war der falsche Zeitpunkt dafür.

Zuko hatte es sich gedacht. Sie wusste es nicht.

"Mutter...", sagte er leise, schenkte ihr ein Lächeln."Ozais Regentschaft ist vorbei. Er kann lange schon keinen Schaden mehr anrichten."

Er schwieg einen Moment. "Man krönte mich vor eineinhalb Jahren zum neuen Feuerlord mit allen weiteren verbundenen Titeln und die Nationen leben wieder in Frieden ... zumindest sind sie auf einem guten Weg dorthin", räumte er ein.

Dann wandte er den Kopf.

"Aber bitte ... Lass uns später darüber sprechen, ich möchte dich hier wegbringen, ehe sie uns bemerken."
 

Dann konnte er sich immer noch um die anderen kümmern. Wenn er seine Mutter und Jet seine Schwester, die er hoffentlich finden würde, hier fortgebracht hatten.
 

Zuko führte sie nach draußen ein ganzes Stück weiter bis zu seinem Aalhund, der verborgen an einem Baum angebunden war. "Bitte warte hier auf mich, ich bin bald wieder da. Ich bin nicht alleine hergekommen", wisperte er und verschwand kurz darauf wieder in Richtung der Höhle.
 

Bernsteinfarbene Augen folgten ihm und Ursas ganzes Vertrauen lag in ihnen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück