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Desiderosa

von

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Eskalation

Wie harmlos Jet auf einmal war, wenn er verpennt war. Zuko grinste in sich hinein und sagte anschließend:

"Fast. Etwa eine Stunde noch, aber jetzt wo du nicht mehr pennst, kann ich das Tempo wieder steigern."

Hatte er vorwurfsvoll geklungen? Zuko war es relativ egal und er gab dem Aalhund abermals die Sporen.

Irgendwann fragte er, "Wie gehts deiner Schulter?"

Jet wurde nur langsam wach. Er blinzelte die Müdigkeit aus seinen Augen, hielt sich an Zuko fest und hörte ihm schweigend zu. Als er sich nach seiner Wunde erkundigte, runzelte er die Stirn. Er hatte keine Lust, ihm die Wahrheit zu sagen. Damit würde er sich selbst nur erniedrigen, also zuckte er nur mit den Schultern.

"Geht schon."

"Fein", meinte Zuko nur knapp und so herrschte einmal wieder Schweigen zwischen ihnen. Zuko wurde zusehends genervter davon, dann machte ihn die Müdigkeit zusätzlich noch übellaunig.

Denn sie beide wussten wohl ganz genau, dass die Schmerzen noch da waren, so schnell wuchsen Sehnen nicht zusammen, das brauchte seine Zeit.
 

Bald kamen die Giebel der Stadt in Sicht. Na endlich. Sie waren ja jetzt lang genug unterwegs gewesen.
 

"Wir sind da", sagte er überflüssigerweise und kaum hatten sie das Tor der Stadt passiert, ließ er sich von dem Aalhund herab gleiten. Er konnte keine Sekunde länger sitzen, davon und von dem Schlafmangel taten ihm höllisch die Glieder weh.

"Am besten wir suchen uns erstmal gemeinsam einen Rasthof, dann kannst du in Ruhe planen, wie es weitergehen soll und ich kann mich mal nach einem Heiler umsehen", schlug er vor. Das war sein Verantwortungsbewusstsein, das ihn wieder einmal zwickte.

Außerdem würde ihnen allen beiden ein Bad wohl sehr gut tun und er konnte sich vorstellen, dass Jet das genauso begrüßen würde, wie er selbst, ehe er weiterreiste.

Jet war nicht wirklich froh darüber, dass sie ihr Ziel erreichten. Natürlich hätte er es aber auch keine weitere Sekunde auf dem Rücken dieses Tieres ausgehalten. Als Zuko sich zu Boden gleiten ließ, tat er es ihm sofort gleich. Vorsichtig schob er sich aus dem Sattel und vertrat sich die Beine.

Das mit dem Rasthof war ja noch in Ordnung. Nur die Sache mit dem Heiler gefiel ihm nicht. Fast entrüstet blieb er stehen und sah Zuko nach.

"Ein Heiler?", ächzte er und eilte ihm hinterher. "Sehe ich so aus, als könnte ich mir einen Heiler leisten?" So fand er sich wieder neben Zuko ein. "Das braucht nur ein bisschen Spucke und dann geht das wieder!"

Der junge Feuerlord drehte den Kopf leicht, als Jet ihn darauf aufmerksam machte, dass er kein Geld hatte, um einen Heiler zu entlohnen.

"Das lass mal meine Sorge sein", sagte er nur, während er ein Gähnen unterdrückte und beschloss kurzerhand den nächstbesten Gasthof zu nehmen, welchen er vorfand, da er keine große Lust hatte, durch die ganze Stadt zu laufen. Der ehemalige Freiheitskämpfer raubte ihm noch den letzten Nerv, wenn er so weiter machte.

"Halt mal", meinte er und drückte Jet plötzlich die Zügel des Aalhundes in die Hand, "Ich geh da mal fragen, ob die noch ein Zimmer frei haben."

Damit deutete er mit dem Daumen auf einen Gasthof und schritt daraufhin, ohne eine Antwort abzuwarten hinein.

Auf die Idee, dass Jet womöglich samt Gepäck und Reittier abhauen konnte, kam er gar nicht, die Müdigkeit vernebelte das Denken, zumal er sich es momentan auch nicht vorstellen konnte, da Jet genauso fertig war, wie er selbst.

Ebenjener sah ihm missmutig hinterher. Jetzt wurde er auch noch wie ein Diener stehengelassen! Mit finsterem Blick blieb er zurück und ließ stöhnend die Zügel sinken. Gerade hatte er nicht wirklich eine Wahl. Na toll! Was konnte auch ein Tag schon bringen, der mit aufstehen begann?
 

Sie hatten Glück, es waren noch ein paar Zimmer frei und Zuko zahlte im Voraus das Geld für zwei Nächte.

Kurz darauf trat er wieder ins Freie, wobei ihm einer der Angestellten folgte, um das Tier im Stall unterzubringen, und warf Jet die Schlüssel für das Zimmer zu.

"Geh meinetwegen schon mal hoch, ich hol eben noch die Sachen."

Endlich wurde er die Zügel los und tat ohne zu mosern, das, was man ihm gesagt hatte. Er betrat das Gasthaus und suchte das freie Zimmer. Es war nicht sonderlich groß, auch nicht sonderlich bequem aber für jemanden, der es ansonsten gewohnt war, auf dem Boden zu schlafen, reichte es allemal.

Während Zuko noch unterwegs war, trat er an einen dreckigen Spiegel heran und wischte ihn ein wenig sauber, bevor er sich den Schulterschoner abschnallte und vorsichtig aus dem Hemd schlüpfte, um sich seine Wunde zu betrachten. Sie sah nicht gut aus. Obwohl sie ausgebrannt worden war. Hier sah er den Grund für seine Schmerzen und auch die andere Seite auf seinem Rücken sah nicht besser aus.
 

Zuko schleppte wenig später die Sachen nach oben und ließ sie prompt fallen, als er das Zimmer betrat. Dann schloss er die Tür hinter sich und tappte wortlos und ohne Umwege zum Bett, auf das er sich prompt auch falle ließ. Alles, was er wollte war, ein wenig Schlaf und selbst, wenn die Welt untergegangen war.

"... hab den'n gesagt ... 'nen Heiler schicken", murmelte er noch, dann fielen ihm auch prompt die Augen zu und er schlief tief und fest.
 

Eine von Jets Augenbrauen zog sich langsam in die Höhe. Im Grunde könnte er dem anderen jungen Mann einfach die Kehle durchschneiden, aber dennoch schlief er jetzt den Schlaf der Gerechten. Das war sehr leichtsinnig. Allerdings war es auf der anderen Seite kaum verwunderlich, immerhin war er ja auch die Nacht durchgeritten, während Jet friedlich gedöst hatte.

Zuko war so verführerisch unvorsichtig geworden, wenn es um Jet ging.

Es lockte ihn ... Es kribbelte in seinen Fingern, doch dann wandte er sich stöhnend dem Spiegel zu und betastete die Wunde. Ihm ging es da irgendwie, wie den meisten anderen auch - hatte man eine Verletzung, konnte man nicht anders, als permanent daran herumzufummeln.

Er stand noch eine Weile dort, bis es an der Tür klopfte und der Heiler eintrat. Die Prozedur, die darauf folgte, war lang und schmerzhaft.
 

Zuko schlief bis zum späten Nachmittag und als er erwachte, fühlte er sich immer noch ziemlich matschig. Jeder Muskel im Körper tat ihm weh, obgleich er eigentlich sehr gut trainiert war. Oder es sein müsste. Innerlich nahm er sich vor, bald wieder an seiner Kondition zu arbeiten, während er sich zerstrubbelt und mit müdem Blick im Bett aufrichtete.

"War der Heiler schon da?", fragte er verschlafen und rieb sich leicht über die Augen.

Jet für seinen Teil hatte nicht lange geschlafen. Die Kräuter, die auf seine Wunden geschmiert worden waren, stanken bestialisch und entfachten einen furchtbaren Juckreiz, der ihn fast um den Verstand brachte.

So waren ihm nur drei Stunden geblieben.

Er setzte sich in den Schneidersitz, versenkte die Hände im Schoß und driftete gedanklich ab. Stunde um Stunde hatte er dort gesessen und in die kleine Gasse gestarrt, die er von dort aus sehen konnte. Nur wenige Menschen betraten sie und die, die es taten, musterte er finster und verstohlen.

Als er Zukos Stimme vernahm, drehte Jet sich nicht um. Er starrte noch immer in die Gasse.

"Mm", bejahte er kurz angebunden.

Zuko rümpfte die Nase als der Wohlgeruch der Kräuterpaste an selbige drang, dann streckte er sich und meinte: "Naja, wie auch immer, ich werd jetzt erstmal ein Bad nehmen."

Das hatte er auch dringend nötig, er hatte das Gefühl, zu müffeln, wie ein Iltis.

Nebenbei konnte er dem Personal auch gleich für ein paar extra Groschen seine Kleidung zur Reinigung geben. Zwar hatte er noch Ersatz dabei, aber so eine Gelegenheit sollte man ausnutzen.
 

Das warme Wasser war äußerst wohltuend für seine verspannten Glieder und der Kräuterextrakt tat sein Übriges um ihn langsam völlig zu entspannen.

Nach einer halben Stunde etwa fühlte er sich wieder einigermaßen ausgeglichen und hatte neue Kraft geschöpft.
 

Als Zuko das Zimmer verließ, hatte sich Jet kaum geregt. Er saß immer noch dort und grübelte.

Hin und wieder kratzte er sich auch an der Brust oder versuchte an die Stelle am Rücken zu gelangen. Es nervte ihn, doch irgendwann resignierte er und sank in sich zusammen. Zuko war schon seit einer ganzen Weile draußen und sofort versank er in seine alten Grübeleien. Er wollte sich so schnell wie möglich auf den Weg machen. Zu Liefa. Er durfte sich nicht zuviel Zeit lassen. Er wollte sie unbedingt wiedersehen und niemand würde ihm in die Quere kommen.
 

Absent blieb er sitzen, bis er leise Geräusche vernahm. Leises Fauchen, ein leises Klirren und Ächzen.

Jet fand nicht sofort Interesse daran, aber dann richtete er sich doch auf. Er stemmte sich in den Fensterrahmen und blickte in die schmale Gasse hinab.

Soeben war dort ein alter Mann in feuerroter Kleidung zusammengebrochen. Umringt von drei Männern kauerte er auf dem Boden und wischte sich das Blut aus den Augen, das von einer großen Platzwunde auf seiner Stirn herrührte.

Ängstlich hielt er den Arm erhoben und flehte um Gnade, während die drei ihn zuerst durchsuchten und dann mit Stöcken auf ihn einschlugen.

Jet weitete die Augen. Das war doch interessanter, als er gedacht hätte. Ein Grinsen zog an seinen Lippen, als er das Schauspiel weiterhin verfolgte.

Das geschah dem Alten ganz recht. Er hätte es nicht besser machen können.
 

Kurz darauf betrat Zuko das Zimmer wieder und bemerkte, dass Jet wie gebannt aus dem Fenster starrte, denn er hatte nicht einmal aufgesehen, als er hereingekommen war.

Irgendwann doch neugierig geworden, trat er neben den anderen ans Fenster und seine Augen weiteten sich.

Nur für einen kurzen Moment starrte er zu Jet herüber und fragte sich, warum dieser ... da fiel es ihm wieder ein, natürlich.

Dann schüttelte er leicht verdrossen den Kopf und verschwand im Laufschritt aus dem Zimmer, um nach unten zu gelangen.

Das durfte doch nicht wahr sein. In der Eile jedoch hatte er vergessen, sein Gesicht wieder zu verhüllen ...
 

"Hey!", schrie er, als er unten angekommen war, und die drei Gestalten, welche sich als Jugendliche entpuppten, kaum älter als er selbst, fuhren ertappt zusammen.

"Verpiss dich!", rief einer von ihnen und fuchtelte mit einem provisorischen Schlagstock herum, "Misch dich besser nicht in unsere Angelegenheiten..."

Dann ging alles relativ schnell. Zuko hatte zum einen in der Eile kein Schwert mitgenommen und zum Anderen hatte er nach den Strapazen der letzten Tage absolut keine Geduld mehr, weshalb er in Angriffsposition ging und eine große Flamme über seiner Handfläche erscheinen ließ.

"Lasst den Mann zufrieden, gebt ihm sein Geld wieder und dann seht zu, dass ihr Land gewinnt, ehe ich mich vergesse."

Der alte Mann nutzte die Ablenkung seiner Peiniger um in Sicherheit zu krabbeln, während die drei jungen Männer sich zögernd ansahen.

"Lasst uns lieber verschwinden", murmelte der Jüngste mit einem leicht ängstlichen Blick in die Flamme, welche bedrohlich flackerte, während der zweite sich schon ein paar Schritte in Sicherheit gebracht hatte. Nur einer von ihnen, offensichtlich der Anführer blieb einen Moment trotzig stehen und sah Zuko direkt in die Augen. Allerdings begegnete ihm in dessen Blick etwas so Bedrohliches, Entschlossenes und Gefährliches, dass er sich eines Besseres besann.

"Scheiß Bändiger!" Damit spuckte er aus und ruckte mit dem Kopf zum Zeichen dafür, dass sie es für dieses Mal gut sein ließen.

Zuko sah ihnen eine Weile düster nach, dann wandte er sich an den Mann, um diesem die Hand hinzustrecken. Selbiger ergriff sie dankbar.

Kaum jedoch, dass der Alte auf die Füße gekommen war und Anstalten machte, sich zu bedanken, entfuhr diesem ein überraschter Aufschrei.

"Feuerlord Zuko! Meine Majestät!" Er wurde weiß im Gesicht und sank, ehe Zuko ihn daran hindern konnte, zurück auf die Knie, presste die Stirn auf das kühle Pflaster und begann, irgendetwas vor sich hinzustottern und zu murmeln, von wegen 'Was für eine Ehre' 'Gar nicht würdig' und dergleichen.

"Steh wieder auf!", zischte Zuko leicht verzweifelt, "Bitte, du verrätst mich sonst noch!" Damit zog er den Alten nicht gerade sanft in die Höhe.

"Davon darf keiner erfahren, verstanden?"

Der Alte nickte ehrfürchtig und als er keine Anstalten machte, sich zu bewegen zerrte Zuko ihn kurzerhand hinter sich her. Immerhin musste sich jemand um die Verletzung des Mannes kümmern.
 

Jet glaubte seinen Ohren keinen Glauben schenken zu dürfen. Passierte es wirklich, was er gerade sah? Der Alte sackte auf die Knie und er musste nicht die Stimme erheben, damit Jet es verstand.

Ein eisiger Schauer suchte ihn heim, als er sich stockend vom Fenster und sich auf das Bett zurücksinken ließ. Das konnte doch nicht wahr sein...!

Er saß mit geweiteten Augen dort und konnte sich eine zeitlang nicht rühren.

Feuerlord Zuko...

Feuerlord?!

Er biss die Zähne zusammen. So sehr, dass sie knirschten und nur langsam wandte er das Gesicht zur Tür. Er wollte es nicht glauben! Er war wirklich mit dem neuen Feuerlod unterwegs gewesen?

Wie veralbert fühlte er sich mit einem Mal, wie hintergangen!

Der schiere Zorn überkam ihn, der alte Hass flackerte in ihm auf und jetzt hatte er endlich einen Grund und die perfekte Möglichkeit, diesen Mistkerl fertig zu machen.
 

Nachdem er den Mann in der Obhut des Wirtes gelassen hatte, stapfte er wütend zurück nach oben. Und mit jeder Stufe, die er nahm, hatte er das Gefühl, stieg seine Wut ein Stück an.

Wie konnte man sich nur an so einer Ungerechtigkeit erfreuen? Jet hätte keinen Finger gerührt und wohl auch noch seelenruhig dabei zugesehen, wenn der Mann erschlagen worden wäre.

Als er die Tür aufriss rutschte sie ihm beinahe aus der Hand, so einen Schwung hatte er drauf. Dafür ließ er sie noch in derselben Bewegung mit einem lauten Knall wieder zufallen und ging schnurstracks auf Jet zu

"WIE KANN MAN NUR SO EIN ARSCHLOCH SEIN?"

Kaum, dass die Tür aufgerissen wurde, war Jet auf die Beine gesprungen.

Zukos wuterfüllte Worte trafen auf taube Ohren.

In zügigen Schritten stürzte Jet ihm entgegen und packte ihn am Kragen. Jetzt würde er sich nicht mehr zurückhalten! Auch seine Wunde war ihm gleich, als er den Jüngeren zur Seite stieß und ihm sofort folgte.

"Tut mir Leid für die raue Behandlung, Feuerlord!", fauchte er, als er sich vor ihm aufbaute. "Du bist wahrscheinlich Besseres gewohnt!"

Die Luft um Zuko herum schien zu flirren.

"Kann man wohl sagen!", keifte er zurück und ging sofort ebenfalls in die Offensive, indem er Jet kurzerhand mit der Faust ins Gesicht schlug, sodass man den Kiefer krachen hörte, und die Gelegenheit nutzte, als dieser strauchelte, um sich auf ihn zu stürzen, wodurch sie beide ins Schwanken gerieten.

Seine Geduld in allen Ehren, aber Zuko sah nicht ein, wozu er Würde und Erhabenheit bewahren sollte, wenn Jet sich aufführte, wie vom wilden Affen gebissen.

Dass dessen Verhalten, zumindest im jetzigen Moment nachvollziehbar war, ging in seiner eigenen Rage unter. Alles, was er in den letzten Tagen geschluckt hatte, brach nun hervor.
 

Jet steckte den Schlag recht gut weg. Es drehte sich ihm kurz aber dann ging er sofort wieder auf Zuko los.

Es war ihm gleich, dass dieser ihn gerettet hatte. Dass er sich um ihn gekümmert und für einen Heiler gesorgt hatte ...

Er war der Feuerlord und somit bündelte er seinen gesamten Hass und fixierte ihn auf diesen einen Menschen. Er hatte auch keine Schmerzen, während er sich mit Zuko prügelte.

Jede Pein hatte sich in seinem Kopf ausgeschaltet und so viele Schläge er auch kassierte, er blieb auf den Beinen, stieß in Zukos Kniekehle und zwang den jungen Mann somit auf die Knie hinab.

Nur, um ihm anschließend in den Rücken zu treten und vollends zu Boden gehen zu lassen.

Natürlich wäre es Zuko ein Leichtes gewesen, einfach Feuer einzusetzen.

Allerdings biss sich das wiederum mit einigen Prinzipien; Niemals, wenn es nicht absolut notwendig war, einen normalen Menschen mit diesen Kräften anzugreifen und zum anderen wollte er den Rasthof nicht unbedingt abfackeln, obwohl es ihn übel in den Fingern juckte, die Wut zu kompensieren und so herauszulassen.
 

Zuko hatte nur einen Moment lang nicht aufgepasst, nur einen klitzekleinen fatalen Moment, den Jet dazu genutzt hatte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und zu Boden stürzen zu lassen. Kurz presste sich ihm die Luft aus den Lungen, dann rollte er sich zur Seite und japste: "Du tust immer so herrlich selbstgerecht!" und fügte, aufspringend und leicht stolpernd hinzu, "Dabei bist du nichts weiter als ein Überbleibsel einer vergangenen Welt, das keinen Nutzen mehr hat!"
 

Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, als er die Wut und den Hass und den unendlichen Schmerz in den Augen des Anderen las, vergaß er für einen kurzen Moment seine Prinzipien und führte eine Bewegung mit dem Arm aus, auf welche kurz darauf ein elementarer Angriff erfolgen würde.

Er hatte die Schnauze voll. Aber endgültig.
 

Wütender konnte Jet nicht mehr werden und so prallten auch die Worte des verfluchten Feuerbändigers an ihm ab. Vielleicht nicht ganz, doch seine Wut konnte man nicht noch mehr anfachen. Er blieb aufmerksam und las an Zukos Bewegungen ab, was er vor hatte. Doch er war nicht gewillt, es ihn tun zu lassen und reagierte sofort.

Er stoppte seine Armbewegung mit einem Schlag, stieß seinen Arm zurück und hatte ihn kurz darauf schon im Schwitzkasten.

Ohne zu Zögern begann er Zuko zu würgen und an ihm zu zerren.
 

Verdammt, da war der Andere doch tatsächlich schneller gewesen, als er und als dieser ihn so im eisernen Klammergriff hielt, krallte er die Hände in dessen Unterarme und versuchte keuchend und unter Anstrengung seiner ganzen Kräfte den Druck auf seine Kehle zu vermindern.

Das Bändigen wurde in dieser Situation selbst für ihn zum Problem, weshalb er schließlich aufs Geratewohl einen kräftigen Tritt nach hinten ausführte - welcher glücklicherweise direkt die Kniescheibe zu treffen schien und da sich dadurch ungewollt Jets Griff ein wenig löste, stolperte er ein paar Schritte nach vorne und stützte sich an der Wand ab, während er japsend nach Luft rang, den Anderen dabei jedoch nicht aus den Augen ließ, wachsam funkelte er ihn an. Ihm war leicht schwindelig von dem Druck.

"Na komm schon!" Aufgebracht winkte Jet ihn zu sich zurück. "Beweise mir, dass du ohne deine Bändigerkräfte nichts kannst!"

Zuko schnaufte einen Moment wütend, wie als müsse er sich selbst zur Beherrschung zurück berufen.

Er würde nicht auf die Provokation eingehen, er würde nicht...

Stattdessen besann er sich darauf, was ihm seine ganzen Kampfkunstlehrer beigebracht hatten und so führte er ein paar schnelle Schritte aus, deutete einen Ausfallschritt an, nur um Jet dann flink mit dem Ellenbogen schmerzhaft zwischen die Schulterblätter zu stoßen, dabei auf jene verletzte Stelle zu zielen, die Jet ohnehin schon zu schaffen machte.

Wenn er dachte, das einzige, was er konnte, war das Bändigen, dann war er noch verbohrter, als er zunächst angenommen hatte.

"Ich muss dir gar nichts beweisen", sagte er dann kalt, nachdem er einen kurzen Abstand zwischen sie gebracht hatte und starrte Jet ebenso an.

Der Schlag, den er ihm versetzte, saß. Wenn er den Schmerz seiner Wunde auch nur leicht wahrnahm, er hustete flüchtig und tat sich schwer damit, sich wieder aufzurichten.

Zuko musste die beste Ausbildung genossen haben aber dem war er schon gewachsen. Er hatte nicht umsonst jahrelang im Wald überlebt und sich gegen jeden durchgesetzt, der seine Fähigkeiten als Anführer in Frage stellte!

Jet verengte die Augen. Es war ihm gleich. Er würde ihn fertig machen! Er würde ihm nicht entkommen und so stürzte er sich sofort wieder auf ihn.

Zuko blieb es keinesfalls verborgen. Jet machte seine Wunde wieder zu schaffen, nicht zuletzt Dank seines Schlages auch, wenn dieser sich dessen wohl momentan aufgrund seines Adrenalinrausches nicht sonderlich bewusst war.

Natürlich, das einzige was in seinem Denken vorherrschte, war ihn zu vernichten, ihn bloßzustellen, indem er ihn dazu brachte, sein Feuer einzusetzen, aber soweit würde es nicht kommen.

Zuko nahm eine Verteidigungsstellung ein, was allerdings nicht verhindern konnte, dass er ob des Schwunges, den Jet hatte, strauchelte und das Gleichgewicht verlor, ein paar Schritte zurückstolperte und sich gerade noch so fangen konnte.

Zumal er das Gefühl hatte, momentan war es besser, den Schwerpunkt in die Verteidigung zu legen, der Andere war so gesteuert von blinder Wut dass er beinahe wie ein Berserker unkontrolliert auf ihn einschlug.

Jet tat alles, um Zuko zu Boden zu ringen. Wenn er ihn erst einmal soweit hatte, wäre der Rest ein Kinderspiel. Er würde ihn so zurichten, dass der holde Feuerlord nicht mehr erkannt wurde! Kurz brachte er ihn aus dem Gleichgewicht, doch er fing sich wieder viel zu früh. Allmählich ging Jet auch die Kräfte aus. Eine so zünftige Prügelei hatte er sich schon lange nicht mehr geleistet.

Kurz stemmte er sich auf seine Knie, rang nach Luft und umschritt Zuko lauernd. Er brauchte nur einen Schwachpunkt. Nur eine Sekunde, in der Zuko nicht aufpasste und schon hätte er ihn!

Zuko versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen, der Brustkorb hob und senkte sich heftig, während er Jet nicht aus den Augen ließ, der ihn umschlich, wie eine lauernde Raubkatze, abzielend auf den nur geringsten Fehler.

Doch den Gefallen würde er ihm nicht tun, auch nicht, erneut einen Angriff zu starten, und sich somit selbst einem Moment der Unachtsamkeit preiszugeben.

Die Luft im Raum war inzwischen zum Schneiden dick, die Spannungen beinahe spürbar, wie einer von Azulas Blitzen.
 

Einem Außenstehenden wären sie beide wohl vorgekommen, wie räudige Hunde, die sich anbellten und zerbissen, sich knurrend belauerten, als hinge ihr Leben davon ab.

"Na...", sagte Zuko schließlich leise und höhnisch, "Lässt du etwa schon nach oder warum zögerst du?"

Einen Moment, nur einen kurzen Moment war Jet gefangen von dem Anblick, den Zuko ihm bot: Die bernsteinfarbenen Augen sprühten voller Trotz und Kampfeslust, der Brustjob hob. und senkte sich heftig, beinahe ekstatisch und feiner Schweiß klebte glänzend an seinem Körper, die Röte stand ihm gut zu Gesicht, das musste er ... Doch schnell fing er sich wieder.

"Ich bin scheinbar nicht der einzige, der zögert!", erwiderte Jet keuchend und winkte ihn zu sich. "Du bist ja wohl derjenige, der sich verdrückt!"

Er konnte sich nicht dazu überwinden, Zuko erneut anzugreifen. Dieser war jetzt viel zu aufmerksam, viel zu gefährlich. Er würde auf jeden Fall nicht an ihn herantreten, wenn Zuko so offensiv war. Immerhin war er ein würdiger Gegner, wie Jet verbittert zugeben musste. Flüchtig blickte er zu seinen beiden Hakenschwertern, die noch immer an einem kleinen Schrank lehnten.

Zuko folgte kurz Jets Blick, dann zierte ein schiefes Grinsen sein Gesicht.

"Ich bin nichts, ohne mein Feuer, was? Und, was bist du ohne deine Schwerter?" Zuko war es gleich, dass er Jet nur noch mehr provozierte, er selbst war bis zum Äußersten gereizt, ein Zustand, der schon lange nicht mehr eingetreten war.

"Na los", sagte er zynisch und kehrte den Ausspruch seines Gegners auf ihn selbst um, "Nimm sie dir und beweis mir, dass du nichts ohne sie bist."

Das reichte! Zukos Provokation zeigte seine Wirkung und so riss sich Jet von dem Anblick seiner Schwerter los.

Dann ließ er sich eben seine Fäuste sprechen und ohne zu zögern kam er wieder auf Zuko zu. Er würde ihn zu Brei schlagen und mit aller Wut, die er verspürte, griff er wieder an.

Er versuchte nahe an ihn heranzukommen, seine Verteidigung zu durchstoßen und ihn zu Boden zu ringen. So drängte er sich gegen ihn, nahm die Schläge in Kauf und schlang wieder seinen Arm um seinen Hals. Er klammerte sich an ihn, als sich sein Fuß in dem kleinen Läufer verhedderte und er klammerte sich noch immer an Zuko, als er zu Boden ging und ihn mit sich riss.

Zuko hob die Arme um eine Verteidigungsposition einzunehmen, womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass sich dieser mit der vollen Wucht seines Körpers gegen ihn warf und er hatte auch keine Möglichkeit mehr sich loszureißen, als dieser ihn mit zu Boden riss, da er ihn eisern umklammert hielt.

Zum zweiten Mal an diesem Abend presste es ihm schmerzhaft die Luft aus den Lungen und er schlug sich den Hinterkopf, sodass er kurz schwarze Punkte vor Augen sah. Dann blieb er nach Atem ringend und vorerst bewegungsunfähig liegen, das Gewicht seines Gegners immer noch auf sich spürend und die Gewissheit, dass er diesem nun ausgeliefert war. Mit aufgerissenen Augen starrte er Jet an, wartend auf das Unausweichliche.
 

Jet nutzte den Moment. Er schluckte den Schmerz hinab, rappelte sich auf und ließ sich auf Zukos Taille niedergehen. Er setzte sich einfach auf ihn, schlug die Hand in seinen Kragen und zog seinen Oberkörper zu sich, bereits mit der anderen Hand ausholend.

In diesem Moment allerdings mobilisierte der Feuerbändiger seine Kräfte wieder; Er spuckte Jet ins Gesicht und rammte ihm mit letzter Kraft seine Faust in den Magen. Selbiger keuchte und ließ automatisch den Griff um sein Revers lockerer, was Zuko wiederum ausnutzte um sich unter ihm hervor zu winden. Stolpernd kam er auf die Beine, doch Jet hastete ihm hinterher, langte nach ihm und er kam abermals ins Straucheln, einzig und allein die Wand verhinderte, dass er komplett zu Boden stürzte.

Jet war ihm in Windeseile nachgekommen und mit einem Poltern schlug er links und rechts von Zuko die Hände gegen die Wand.

Keiner von ihnen rührte sich.

Sie starrten sich keuchend in die Augen, kein Muskel, der sich rührte. Sekunden verstrichen.
 

Dann presste Jet mit einem Mal grob die Lippen auf die Zukos, welcher mit einem erschrockenen Keuchen zubiss und ihn wegschubste. Und dann war er selbst es, der dem Blick des Anderen nicht mehr widerstehen konnte, den Kontakt suchte.

Der Kuss war, hungrig, hart und forsch.

Ein leises Stöhnen rollte über Zukos Lippen als Jet ihm auf die Unterlippe biss, daran saugte, schließlich hinunterwanderte und der zarten Haut des Halses einen ebenso schmerzhaften Biss versetzte, bis er Blut schmeckte, während die Hände das Obergewand des Feuerlords längst ruppig auseinandergezerrt hatten und sich an dessen Haut verlustierten.

Fordernd drängte sich Jet gegen seinen Mund. Noch immer hielt er ihn fest, erlaubte ihm keine Flucht, kein Zurückweichen, klammerte sich nur noch fester an ihn und hielt ihn hart fixiert.

In seinem Kopf lebte kein einziger Gedanke auf. Eine seltsame Macht ergriff von ihm Besitz und er machte sich nicht die Mühe, sie sich erklären zu wollen. In diese, Moment gab es nur Zukos Geschmack und mit einem Ruck brachte er seine Gegenwehr erliegen.

Noch immer presste er sich an ihn, legte den Kopf schief und versuchte soviel von Zuko zu ertasten, wie möglich war.

Die Welt war plötzlich völlig verkehrt. Eine zuvor nicht gekannte Spannung lag in der Luft. Und nun waren sie ihr hilflos ausgeliefert.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-03-21T15:57:57+00:00 21.03.2011 16:57
sooo, hatte dann auch endlich zeit mal zu lesen ;)

gefällt mir immernoch voll super...kann nur immer wieder deinen schreibstil loben :)

weiter so

Von:  ArrayePL
2011-03-20T21:22:14+00:00 20.03.2011 22:22
Ein kleiner Fehler is Dir reingeschlichen Burstkorb nicht Brustjob. Am sonsten war der Kapitel wirklich intensiv.


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