Zum Inhalt der Seite

Dear ol' pal

Each night and day I pray you're always mine
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dear ol' Pal

Each night and day I pray you're always mine
 

Ich hab einmal irgendwo gelesen, dass es einfache Worte gibt mit denen man einen Mann umbringen kann. Ganz ohne Waffe. Bloß diese Worte. Gesprochen von den Lippen der Frau, die man über alles vergöttert.

Damals hielt ich es für Schwachsinn. Ich meine, natürlich können Worte verletzten, aber doch nicht so, dass man sterben will. Physische Schmerzen habe ich immer für so viel schlimmer gehalten, als psychische.

Jetzt ist mir klar, dass Worte härter, als alle Fäuste zusammen sein können. Sie brechen dir nicht deine Rippen oder schlagen dir deine Zähne aus, nein. Langsam aber sicher reißen sie Stück für Stück von deinem Herzen ab und lassen jeden Funken Hoffnung verpuffen, bis nur noch diese Leere übrig bleibt.

Gott, wie kitschig das klingt.
 

Ich bin Kiba Inuzuka. 18 Jahre alt und etwa 1,83 m groß. Hab braune Haare und Augen, eine nervtötende Schwester und lebe nach der Scheidung meiner Eltern zusammen mit eben dieser Schwester bei meiner Ma. Falls ihr jetzt eine tragische Geschichte von der Scheidung meiner Eltern erwartet, muss ich euch enttäuschen. Ich habe meine Nächte nicht weinend unter der Bettdecke verbracht, eigentlich war ich sogar recht froh, dass er endlich ging. Das klingt jetzt vielleicht extrem hart, aber so war's nun mal. Mein Vater hat sich nie besonders um Familie gekümmert, er war einfach nicht der Typ dazu. Geheiratet haben er und meine Ma auch nur, weil sie schwanger war und sie es als ihre Pflicht ansahen. Als die beiden also nicht miteinander auskamen und sich ständig stritten, wunderte es niemanden. Immerhin blieben sie ganze 13 Jahre zusammen, bevor er sich in eine andere verliebte und uns wegen ihr verließ. Er hat sich nicht mal bemüht einen Antrag auf irgendeine Art von Sorgerecht zu machen.

Wie schon gesagt, er ist einfach nicht der Familientyp.
 

Meine Ma, meine Schwester und ich sind ziemlich Hunde vernarrte Menschen. Das ist auch der Grund, warum wir sechs zu Hause haben. Ich hab meinen Hund Akamaru bekommen, als ich zehn war. Acht Jahre ist das jetzt schon her und glaubt mir, Hunde sind tatsächlich die besten Freunde des Menschen. Zumindest mein Akamaru.
 

Naja, ich schweife vom Thema ab. Der Tag begann normal...
 

„Mum, weißt du wo mein Biologiebuch ist? Hey, Mum – HEY!“ Darf ich vorstellen: Meine reizende Schwester – Hana Inuzuka. Wie ihr möglicherweise bemerkt haben könntet, ist sie ...temperamentvoll. Das liegt bei uns in der Familie.

„Nein, das weiß ich nicht und es ist auch nicht mein Problem, wenn du deine Sachen immer wieder verlegst! Hast du deinen Bruder schon aufgeweckt?!“ Genau. Als ob irgendein Mensch bei dieser morgendlichen Plauderei dazu fähig wäre zu schlafen.

„Kiba! Wach auf! Komm schon, du elender Schwachkopf!“ Ich verberge meinen Kopf einfach unter meinem Kissen und beachte sie nicht. Ich hatte doch gerade so schön geträumt. Von ihr. Meine Decke wird mir gewaltsam entrissen und direkt darauf folgt ein Fußtritt gegen meinen Oberschenkel, wodurch ich kurz vor Schmerz aufstöhnen muss. Verdammt, sie ist zwar eine Frau, aber sie kann verflucht hart zuschlagen. Durch die fehlende Reaktion – mein Aufstöhnen hat sie wohl nicht gehört – reißt meiner Schwester der Geduldsfaden.

„Argh! Ich hab keine Zeit hierfür! Wenn du nicht aufstehen willst, dann bleib halt dort liegen und verrotte! Ist mir doch egal.“ Und weg ist sie.
 

Versteht das jetzt nicht falsch. Wir sind eine glückliche und zufriedene Familie, müsst ihr wissen. Nur nicht so die Morgenmenschen.
 

Ich höre, wie die Haustür zuknallt und es plötzlich ungewöhnlich still ist. Sieht so aus, als ob meine beiden Herzensdamen ihren eigenen Geschäften nachgehen und mich einsam und alleine hier zurückgelassen haben. Etwas raues, nasses fährt mir über den Rücken. Naja, nicht wirklich einsam und alleine. Seufzend ziehe ich mir das Kissen vom Kopf und drehe mich auf den Rücken. Noch will ich meine Augenlider aber nicht heben. Denn dann muss ich wirklich aufstehen und wenn Stille im Hause Inuzuka herrscht, muss sie auch genossen werden! Noch einmal leckt Akamaru mich, diesmal über die Wange und gibt auch ein Bellen von sich. Ich schätze jetzt muss ich wirklich aufstehen.
 

Und hopp. Aufgestanden, geduscht und gefrühstückt. Und das Ganze in einer Rekordzeit von wahnsinnigen 12 Minuten. Bin ich gut, oder was? Ich ziehe mir schnell meine Schuhe an, schmeiße mir meinen Rucksack über die Schulter und mache mich auf den Weg.
 

An unserem Treffpunkt steht schon jemand. Ganz cool an die Wand gelehnt, mit übergezogener Kapuze, einem hohen Kragen und schwarzen Sonnenbrillengläser. Japp, das ist er. Das ist Shino.

„Du bist spät dran.“ Grinsend erwidere ich: „Ach komm schon. Vielleicht drei, vier Minuten. Du bist einfach viel zu pingelig, Shinolein.“ Er gibt ein „Hn“ von sich, das selbst dem von Sasuke Uchiha Konkurrenz machen könnte.
 

Alle meine Gedanken an meinen Freund mit Käfer-Vorliebe oder den extrem kalten und doch auch extrem populären Herrn S. Uchiha werden mit einem Schlag weggeweht, als eine zierliche Gestalt um die Ecke gerannt kommt. Hinata.

Ihr Anblick raubt mir wie immer für einen kurzen Moment sowohl den Atem, als auch den Verstand. Sie ist so unglaublich schön. Als ob sie aus einem Märchen entsprungen wäre und gar nicht in diese Welt gehören würde. Ihr seidenes, tiefschwarzes Haar, das so stark mit ihrer makellos weißen Haut im Kontrast steht. Wie gern ich doch mit meiner Hand über ihre geröteten Wangen fahren würde. Nur einmal. Um zu sehen, ob ihre Haut sich so weich anfühlt, wie sie aussieht...

Wem will ich was vormachen? Nicht nur einmal. Am liebsten immer und immer wieder, weil ich von ihr nie genug kriegen könnte.
 

Sie stützt sich auf ihre Knie und probiert wieder zu Atem zu kommen und sich gleichzeitig bei uns zu entschuldigen. „Tut – Tut mir Leid... Ich hab verschlafen“, bringt sie keuchend hervor und wirft uns ein entschuldigendes Lächeln zu. Ich schwöre bei Allem, was mir heilig ist: Mit diesem Lächeln könnte sie sogar den miesesten Kerl dazu bringen doch noch das Richtige zu tun.

Okay, ich geb's zu. Es könnte unter Umständen möglich sein, dass ich etwas übertreibe. Aber ich mein's ernst, sie hat echt ein bezauberndes Lächeln. Da spricht nicht der verliebte Vollidiot aus mir. Nicht nur zumindest.
 

Nach einem Moment ringe ich mich dazu durch ihr endlich zu antworten: „Ist schon okay. Bin selbst erst vor 'ner Minute angekommen und außerdem muss selbst unser perfektes Schneewittchen mal einen Fehler machen, nicht?“ Ihr Gesicht nimmt einen noch tieferen Rotton an und ich spüre, wie mein eigenes sich zu einem Grinsen verzieht. Es macht Spaß sie zum Erröten zu bringen, ich könnte das von morgens bis abends ohne Unterbrechung machen.
 

Gemeinsam laufen wir Richtung Schule und dort unter einer der riesigen Eichen links vom Eingang steht der Rest unserer Clique.
 

Das Mädchen mit den rosa Haaren und der Junge, der jedem Todesblicke zuzuwerfen scheint, sind Sakura Haruno und Sasuke Uchiha – Die beiden sind schon seit ungefähr einem Jahr zusammen. Nachdem er sie wieder und wieder abgewiesen hatte und sie dennoch hartnäckig blieb, hat er anscheinend irgendeine Art von Zusammenbruch gehabt und da hat er wohl erkannt, dass sie tatsächlich ihn mag und nicht wie etliche andere Mädchen nur seine coole Fassade. Oder irgendwie sowas.
 

Dann wäre da noch Ino Yamanaka, die auf ihrem Buch liegend in einer Modezeitschrift rumblättert und vermutlich der typische Teenager ist. Sie ist blond und blauäugig, trägt gerne Miniröcke und High Heels, die ihre super langen und super schlanken Beine betonen. Dazu noch Tops, die ihre Oberweite fast schon provokant zur Schau stellen. Sie redet außerdem gerne. Und viel. Wenn man irgendwas wissen will, dann geht man einfach zu ihr. Denn wenn es jemand weiß, dann die liebe Tratschtante Ino.
 

Neben Ino liegt, mit den Armen hinterm Kopf verschränkt, Shikamaru Nara. Er ist der faulste und gleichzeitig der intelligenteste Mensch, den ich kenne und ich beneide ihn dafür. Ich meine, wie geil ist das denn? Nicht stundenlang lernen und Prüfungsstress haben, sondern die Wolken am Himmel beobachten und im Unterricht schlafen und dann trotzdem noch diesen 1er Schnitt haben. Ich wünschte, ich würde diese einzigartige und gottgleiche Gabe besitzen.
 

Der dicke Kerl neben Shikamaru ist Choji Akimichi. Aber lasst ihn ja nie hören, dass ihr ihn dick nennt, denn dann kriegt er einen totalen Ausraster. Ansonsten ist er eigentlich der netteste Kerl, den man sich vorstellen kann. Er hat immer eine Tüte Chips bei sich, die er auch laut schmatzend futtert.
 

Etwas abseits steht Gaara. Ein rothaariger Junge, der immer diesen schrecklich leeren Blick drauf hat. Wirklich, da läuft einem echt ein Schauer über den Rücken. Früher war ich selbst total verängstigt wegen ihm. Ich geb's zwar nicht gerne zu, aber ich hatte richtig Schiss. Er war aber auch ein finsterer, depressiver Typ, bevor er sich mit uns allen angefreundet hat. Mit der Zeit hat er sich verändert und ist ein Teil unserer Gruppe geworden. Er ist eigentlich ganz cool.
 

Und dann gibt es da noch ihn.
 

„Naruto!“
 

Natürlich rennt Hinata sofort auf ihn zu und schmeißt sich ihm in die Arme. Die beiden müssen sich auch gleich mit einer ordentlichen Runde Rumgeknutsche begrüßen und lassen sich dabei von Nichts und Niemandem stören. Dieser übliche, nervende Liebes-Schrott halt. Es ist, als ob nur sie existieren würden, sie haben nur Augen für sich und sehen alles durch eine rosarote Brille, bla bla bla.
 

Okay, vielleicht klinge ich ja etwas düster und bitter, aber als der Typ, der zusehen muss, wie ein anderer das Mädchen küsst, das er liebt, darf ich das ja wohl auch, oder?
 

Tja, was kann man über Naruto Uzumaki noch sagen... Abgesehen von der Tatsache selbstverständlich, dass er mit der Frau meiner Träume zusammen ist und sie absolut von ihm hingerissen ist, ich also nicht die geringste Chance habe eine Beziehung mit ihr aufzubauen, die mehr als nur freundschaftlich ist, ist er dieser Sunnyboy-Typ.

Er hat für jeden ein Lächeln übrig, ist immer gut drauf, bleibt stur und gibt niemals auf.
 

„Sucht euch ein Zimmer, ihr Turteltauben! Da wird einem ja schlecht.“ Da muss ich Ino aber Recht geben. Kotzübel.

Naruto und Hinata lösen sich voneinander und erbarmen sich dazu auch uns nicht-perfekte in ihre fabelhafte Welt einzulassen. Während Hinata rot anläuft und den Blick peinlich berührt abwendet, grinst Naruto sein übliches egal-was-ihr.auch-sagt-ich-bin-happy-Grinsen, „Komm mal wieder runter, du bist ja bloß eifersüchtig. Es ist ja wohl nicht unsere Schuld, dass du keinen Kerl abkriegst.“
 

„Halt die Klappe!“ Wenn Blicke töten könnten...

„Er hat doch Recht. Tu uns den Gefallen und such dir wieder irgendeinen Freund. Du bist echt unerträglich, wenn du solo bist.“

„Sei du gefälligst ruhig, du pinkes Biest“, zischte Ino zurück. Und schon sind die beiden in ihre üblichen Streit-Gespräche versunken. Ehrlich mal, die beiden sind beste Freundinnen? Wie ist das denn bitte passiert? Vermutlich haben sie niemand anderen gefunden, der mit ihrem Vokabular an Beleidigungen mithalten kann.
 

Durch das Geschrei zwischen Sakura und Ino aufgewacht, gibt Shikamaru nur ein genervtes „Lästig“ von sich, bevor er seine Augen wieder schließt und alles ausblendet. Ich schätze, wir sind mittlerweile alle an diese täglichen Zickereien gewöhnt.

Gaara und Sasuke beobachten schweigend die Leute auf dem Schulhof, Choji probiert erfolglos Frieden zwischen Ino und Sakura herzustellen, Naruto und Hinata sind wieder in ihre kleine, heile Welt zurückgekehrt und Shino wirft mir die ganze Zeit irgendwelche Seitenblicke zu.
 

Ich weiß gar nicht wieso. Ich meine, erwartet er wirklich, dass ich hier jetzt heulend zusammenbreche? Ja, ich sehe nicht gerne zu den beiden, ich ignoriere sie so gut ich kann und ja, ich könnte jedes mal kotzen, wenn ich doch aus versehen einen Blicke auf sie erhasche. Aber ich bin ja schließlich kein Weichei. Ich komm da schon noch drüber weg.

...Hoffe ich.

Ernsthaft, diese mein-Herz-verkrampft-sich-immer-wenn-ich-sie-mit-ihm-sehe-Phase hab ich bereits hinter mir gelassen. Meine sehnsüchtigen Blicke, schwitzenden Hände und die kurzen Momente, in denen mein Gehirn immer mal wieder aussetzt, verberge ich inzwischen erfolgreich.

...Hoffe ich.
 

„Kiba, kommst du endlich?“ Ich zucke zusammen und schrecke aus meinen Gedanken. Shino sieht mich erwartend an und mir fällt auf, dass die anderen schon losgegangen sind. Ich nicke und wir gehen gemeinsam zu unserem ersten Kurs, Mathe. Ugh, wie ich Mathematik doch verabscheue. Der einzige Sinn dieses Faches ist es, mich zu verwirren. Wirklich, ich gehe als abgehärteter und gebildeter, junger Erwachsener rein und komme als verunsichertes Häufchen Elend wieder heraus. Liegt vielleicht auch an unserem Lehrer, Herr Sarutobi. Er ist zwar ganz nett und so, aber er kann absolut nichts mit Nullcheckern wie mir anfangen.
 

Da ich Mathe aber leider nicht abwählen kann, muss ich noch etwas über ein Jahr durchhalten und probieren nicht unter die 5 Punkte zu fallen, die ich bis jetzt erstaunlicherweise durchgehend und auf eine mir vollkommen unbekannte Art und Weise hingekriegt habe.
 

Nach Mathe, Geschichte, Kunst und Bio ist dieser Schultag endlich hinter mir und ich kann mich getrost auf den Weg nach Hause machen. Mir brummt richtig der Schädel, als ich gerade den Vordereingang verlassen will. Etwas blondes, das ich aus dem Augenwinkel bemerke lässt mich innehalten. Da stehen sie wieder – unser frisch verliebtes Pärchen.

Nach 90 Minuten Gelaber über das Paarungsverhalten von Regenwürmern – wer kommt denn bitte auf so ein Thema?! – ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen könnte ein herum turtelndes Liebespaar. Erst recht nicht dieses.
 

Ich verdrücke mich also lieber schnell durch den Hintereingang und mache mich langsam auf den Weg. Etwas erbärmlich ist es ja schon, wie ich meiner besten Freundin und ihrem Freund ausweiche... Aber was bleibt mir anderes übrig? Entweder wie ein Feigling wegrennen oder zusehen, wie das Mädchen, für das ich mir das Herz eigenhändig aus der Brust reißen würde, ihrem Ritter auf weißem Ross verliebte Blicke und zärtliche Lächeln zuwirft. Da entscheide ich mich entschlossen – aber doch beschämt – für ersteres.
 

Der Himmel füllt sich mit Wolken, während ich einfach ohne Ziel durch die Gegend laufe. Als es anfängt zu Regnen, blicke ich auf und muss feststellen, dass ich in die entgegengesetzte Richtung unserer Wohnung gegangen bin. Aufseufzend betrete ein kleines Café am Ende der Straße. Ich hab meine Jacke heute gar nicht mitgenommen und in Jeans und T-Shirt wird einem bei dem Wetter recht schnell scheiß kalt.
 

Es ist ein kleines Café mit hellen Wänden und dunklen Möbeln, das altmodisch eingerichtet ist. Ich setzte mich an einen Tisch in der Ecke. Außer mir sind nur noch eine alte Dame und ein Mann mit Laptop da. Hinter der Theke sitzt ein brünettes Mädchen, das bis eben noch in einem Buch gelesen hat. Sie wirft mir einen Blick zu, steckt ein grünes Lesezeichen zwischen die Seiten und streicht sich beim Herüberkommen die Hose glatt.
 

„Was kann ich Ihnen bringen?“ Ihre Nussbraunen Augen und die blitzend weißen Zähne werfen mir ein freundliches Lächeln zu.

„Einen Kaffee, bitte. Schwarz.“ Sie nickt und macht sich auf meine Bestellung zu erfüllen. Mein Blick wandert vom riesigen Hut mit Blumenmuster über den blonden Hinterkopf aus dem Fenster zur gegenüberliegenden Straßenseite. Draußen regnet es stürmisch. Vielleicht hab ich ja Glück und das Wetter hat sich wieder einigermaßen beruhigt, wenn ich mit meinem Kaffee fertig bin.
 

„Bitte schön.“ Die Tasse mit dem heißen, coffeinhaltigen Getränk wird vor mir auf den Tisch gestellt und die Kellnerin setzt sich mir gegenüber, mich währenddessen aufmerksam beobachtend. Schüchtern scheint sie nicht zu sein.

„Du siehst ziemlich niedergeschlagen aus. Einen schlechten Tag gehabt?“ Erwartet sie ernsthaft, dass ich mich jetzt mit ihr – einer mir wildfremden Person – über meine Probleme unterhalte? Wahrscheinlich ist ihr sowieso nur langweilig und sie erhofft sich jetzt eine unterhaltsame Geschichte, die sie vielleicht später noch ein paar Freundinnen erzählen kann. Ich will sie schon rüde abservieren, überlege es mir aber dann doch noch anders.

Was kann es schon schaden? Ich werde sie vermutlich ohnehin nicht mehr wieder sehen. Ich nehme einen Schluck von meinem Kaffee und grinse sie müde an.
 

„Sehe ich so verzweifelt aus?“

„Hmm...“, sie stützt ihren Kopf auf ihre Händen und schaut mich immer noch neugierig an, „Ich würde nicht unbedingt 'verzweifelt' sagen, aber leicht bedrückt schon, ja.“

„Du wärst wahrscheinlich sowieso sofort von mir gelangweilt. Nur eine weitere öde 0815 – Liebeskummer – Geschichte von einem weiteren öden Typen, der vollkommen durchnässt hier vorbeischaut.“

„Ach Quatsch. Siehst du die alte Frau da drüben? Die, mit dem riesigen Hut?“ Kurz neigt sie ihren Kopf in die Richtung der Frau. „Sie ist wirklich lieb, aber leider sehr einsam. Meist kommt sie einmal täglich hier vorbei. Und ich möchte auf keinen Fall schlecht über sie reden, aber die Geschichten über ihre Kinder und Kindeskinder hat sie mir alle bestimmt schon mindestens dreimal erzählt. Also, ich bin sicher du hast was besseres zu bieten, als Enkelkinder, die immer auf die Tapete malen oder den Boden bespucken.“
 

Ich schaue nun auch zu besagter Frau. Sie löffelt verträumt in ihrer Tasse und der Hauch eines Lächelns ist auf ihrem Gesicht bemerkbar.

„Na gut“, willige ich ein, „Aber bevor ich dir hier mein Herz ausschütte, würde ich doch gerne erfahren, mit wem ich eigentlich das Vergnügen habe.“
 

Grinsend streckt sie mir die Hand entgegen. „Ich bin Tenten. Und du?“

„Kiba. Freut mich dich kennenzulernen.“

„Und? Möchtest du mir jetzt deine '0815 – Liebeskummer – Geschichte' erzählen, Kiba? Ich bin eine gute Zuhörerin.“

Ich trinke wieder etwas von meinem Kaffee und spüre, wie die Wärme auf meinen Körper übergeht. Was soll's.

„Naja. Um's schnell auf den Punkt zu bringen: Ich bin verliebt in eine Freundin, die aber glücklich mit ihrem Freund zusammen ist. Irgendeinen Tipp für mich, Frau Psychologin?“

Ihr Blick wird sanfter, aber wenigstens nicht mitleidig.

„Leider nicht. Du musst schon selbst entscheiden, wie du mit dieser Situation umgehen willst.“
 

Ich nicke. Jaa, das ist mir schon klar. Und ich habe mich ja auch schon längst dafür entschieden diese Gefühle einfach in Vergessenheit geraten zu lassen. Soweit es mir möglich ist.

Mir vergeht die Lust mich über Hinata zu unterhalten. Der Regen hat sich schon wieder etwas gelegt.
 

Mein Blick fällt auf das Buch, das Tenten zuvor gelesen hat.

„Was liest du denn?“ Sie folgt meinem Blick und wird leicht rot.

„Ähm“, sie räuspert sich, „Harry Potter.“

Unbewusst ziehe ich meine linke Augenbraue leicht in die Höhe. Harry Potter? Mit 18 noch? Ich behaupte zumindest mal, das wir schätzungsweise gleich alt sind.

Als ob sie meine Gedanken gelesen hätte, fügt sie defensiv hinzu: „Ich weiß, dass es eigentlich ein Jugendbuch ist und ich im Prinzip schon zu alt dafür bin, aber hey – es sind gute Bücher und ich mag sie, also verkneif dir jeglichen Kommentar.“
 

Ich unterdrücke ein Grinsen und hebe beschwichtigend meine Hände. „Ist doch alles cool. Wenn's dir gefällt, dann solltest du's auch lesen. Da kann dir ja wohl niemand was vorschreiben.“

Einen misstrauischen Blick schenkt sie mir noch, dann muss auch sie leicht lachen.
 

Ein Klingeln lässt uns aufblicken. Der Mann mit seinem Laptop hat soeben das Café verlassen. Auf seinem Tisch stehen noch seine Überreste. Ein halbvoller Aschenbecher, eine ausgetrunkene Tasse und ein Kuchenteller mit Gabel.

Tenten steht auf, nimmt das ebenfalls auf dem Tisch platzierte Geld und räumt diesen dann ab. Ich leere unterdessen meine eigene Tasse und wische mir mit dem Handrücken über den Mund.

Nach einer knappen Minute sitzt sie mir auch schon wieder gegenüber.
 

„Ist das dein Vollzeitjob oder nur einer nebenbei, um ein paar Kröten zu verdienen?“

„Der Laden“, sagt sie, „gehört eigentlich meinem Onkel. Ich verdiene mir hier mein Geld und helfe aus. Hab ja schließlich noch dieses restliche Jahr vor mir. Und danach kann ich endlich ein paar Länder bereisen und mir überlegen, ob und was ich studieren möchte.“

Also hatte ich Recht. Sie ist ca. so alt wie ich. Vermutlich ein Jahr älter.
 

Plötzlich vibriert es dreimal in meiner Hosentasche. Mein Handy.

Ich ziehe es raus und schalte die Tastensperre aus. Mir blinkt '1 neue Nachricht(en)' entgegen.
 

Hinata H.

2/11/2010 17:36
 

Hallo Kiba,

würde es dir vielleicht etwas

ausmachen vorbeizukommen?

H.
 

Das ist seltsam. Normalerweise würde sie sowas wie 'Hast du gerade Zeit' oder 'Lust mal vorbeizuschauen' schreiben.

Auf meiner Stirn bilden sich Sorgenfalten. Vielleicht stimmt ja was nicht?
 

„Kiba, alles in Ordnung?“ Ich blicke auf. Tenten sieht mich mit einem besorgten Blick an.

Okay. Situationsanalyse.

Hinata ist jetzt wahrscheinlich in ihrem Zimmer und hat irgendein Problem, von dem sie mir – ihrem besten Freund, der immer für sie da sein sollte – erzählen will und hier vor mir sitzt ein hübsches Mädchen, mit dem ich mich offensichtlich gut verstehe.

Tenten, die so ganz anders als Hinata ist. Hinata ist schüchtern, Tenten hingegen sehr offen. Die eine hat helle Haut und wirkt zerbrechlich, während die andere einen gleichmäßigen Braunton hat und einen sportlichen Eindruck macht. Hinatas blasse und Tentens dunkle Augen...
 

Tue ich das hier gerade wirklich? Ich vergleiche das Mädchen, das ich schon seit 15 Jahren kenne und lieben gelernt habe mit einem, das ich grob geschätzt eine Stunde lang kenne...?!
 

„Äh, ja. Tut mir Leid, aber ich muss jetzt los.“ Ich erhebe mich und ziehe einen zerknitterten 5er aus meiner Hosentasche. Schnell schmeiße ich ihn auf den Tisch und bin schon auf dem Weg zur Tür, als ich mich noch einmal kurz umdrehe.

„Ciao und danke für den Kaffee. Vielleicht trifft man sich nochmal!“

Sie hat – wegen meiner abrupten Flucht, nehme ich an – einen überraschten Gesichtsausdruck. Ich bin schon aus der Tür und sehe nur noch aus dem Augenwinkel, wie sie mir zum Abschied winkt.
 

Es nieselt nur noch leicht. Ich seufze.

Wird das jetzt immer so sein? Dass ich wie ein Hündchen springe, wenn Hinata mich mal braucht, nur weil sie ihren großen Helden Naruto nicht belästigen will? Lächerlich. Und traurig.

Aber wahr.
 

Eine Viertelstunde später stehe ich vor einem beschaulichen Anwesen. Ich laufe die Einfahrt hoch und klopfe an der doppelflügeligen Holztür. Dieser riesige und bis auf's kleinste Detail perfekte Garten erstaunt mich immer wieder. Es scheint mir wider aller Naturgesetze, dass nicht ein Ast auf dem Boden liegt oder aus einem der Büsche ragt.
 

Die Tür vor mir öffnet sich und Hinatas Gesicht blickt mir entgegen. Ihre Wangen sind gerötet und ihre Augen feucht.

Es schmerzt sie so zu sehen. So schwach und am Boden zerstört.

„Ha – Hallo Kiba.“

„Hey.“ Sie schließt die Tür hinter mir und wir begeben uns in ihr Zimmer.
 

„Ok, was ist los?“

„Ich – es ist dumm von mir – aber mein Vater, er – und ich sollte vermutlich nicht – aber –“

„Wow, ganz ruhig. Atme einmal tief durch und erzähl's mir dann langsam, ja?“

Hinata wischt sich die Tränen von den Wangen, schließt die Augen und holt tief Luft, bevor sie wieder ausatmet. Ein und aus. Ein und aus. Bis sie sich einigermaßen beruhigt hat.

„Tut mir Leid, dass ich dich gerufen habe. Es ist nur, mein Vater hat wieder eine seiner Reden gehalten und ich – ich verstehe einfach nicht, wieso er mir das antut!“ Sie öffnet ihre Augen, die schon wieder feucht werden und auch ihre Stimme zittert erneut.

„Egal, was ich tue, es enttäuscht ihn immer – immer! Nichts kann ihn zufrieden stellen! Alle meine Entscheidungen werden kritisiert und er wirft – er wirft mir immer diese schrecklichen Blicke zu! Ganz ohne Emotionen, als ob – als ob ich es nicht wert wäre... Bin ich denn so eine schreckliche Person?“ Ihre Worte sind nur noch ein Flüstern
 

Ich kann's einfach nicht glauben! Dieses Arschloch! Wie kann man sowas seiner eigenen Tochter antun?! Es ist kein Wunder, dass sie sich nicht traut offener zu sein, wenn er sie ständig so niedertrampelt! Rücksichtsloser Bastard! Am liebsten würde ich jetzt zu ihm gehen und ihm mal eine ordentliche Abreibung verpassen!

Aber ich sollte mich erst einmal um Hinata kümmern. Ich setzte mich neben sie auf's Bett und nehme ihre Hände in meine.

„Hinata“, meine Stimme klingt weich und feinfühlig – so gar nicht wie sonst, „du weißt, dass das nicht stimmt. Dein Vater ist bloß ein eingebildeter Idiot, der einen Totalschaden hat. Es ist absolut nichts an dir auszusetzen. Klar?“

Aus tränenden Augen blickt sie mir entgegen.

„Und wenn du mir nicht glaubst, dann frag doch Naruto, der wird dir das Gleiche sagen.“ Bei der Erwähnung seines Namens nimmt ein liebevolles Lächeln ihr Gesicht ein. In meinem Hals bildet sich ein Kloß und der Herz-Schmerz kommt wieder auf.

Ok, Kiba, ignoriere den Schmerz! Sei ein Indianer! Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt! Es geht um Hinatas Probleme, nicht deine! Indianer, Indianer!
 

Sie umarmt mich und der betörende Duft ihrer Haare betäubt meine Sinne. Sie so nah an mich gepresst zu spüren, lässt mein Gehirn immer wieder abstürzen.
 

„Danke, Kiba. Du bist mein bester Freund.“
 

Ich schließe meine Augen. Das sind sie – die Worte die einen Mann zerstören können. Oder zumindest mich.
 

„Ich weiß.“
 

The End
 

Okaaay. Das war's.

Ich dachte, ich mach mich mal an's Schreiben und ja... Das ist dabei entstanden, meine erste Fanfic. Ich hoffe, dass es irgendwem gefällt und man mir Kritik dalässt. :)
 

Busch.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  mangacrack
2011-03-21T16:13:04+00:00 21.03.2011 17:13
Zuerst einmal gefällt mir die ordentliche Aufmachung. Die Geschichte bekommt Steckbriefe und eine gute Kurzbeschreibung und das obwohl es „nur“ ein kurzer OneShot ist. Aus meiner Sicht wirken aber Fotos von realen Personen nicht, weil man nie weiß er wirklich abgebildet wird. Dennoch gibt es hier – trotz meiner leichten Aversion dagegen – Pluspunkte für die Symbolik.
Der Schreibstil gefällt mir sehr, Fehler oder Ähnliches habe ich keine gefunden, auch die Formatierung ist gut gewählt. Alles flüssig zu lesen, nur die äußerlichen Beschreibungen von zum Beispiel Kiba hätten nicht sein müssen. Das weiß man eigentlich und daher sind solche Informationen nur erwähnenswert, wenn sich etwas grundlegendes zum Original ändert.

Der Versuch den Alltag in Kibas Situation einzubauen ist teilweise recht gut gelungen, anderseits springen einem die Klischees nur so entgegen. Während die Charakteristika der anderen Personen gut getroffen wurden, so hättest du es ruhig noch weiter auf Kiba, Naruto und Hinata reduzieren können. Das Gespräch mit Tenten war seltsam, denn man schüttet einfach Fremden sein Herz aus. Leider hast du die Möglichkeit nicht aufgegriffen, ihn über seinen Schmerz hinweg kommen zu lassen, in dem er sich jemandem neuen zuwendet. Aber es ist auch wiederherum positiv, dass er Tenten einfach so stehen lässt, nur um erneut gesagt zu bekommen, dass er niemals die Frau seiner Träume in seinen Armen halten wird.

mangacrack


Zurück