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Kurzgeschichten
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Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht?

soo...

mal wieder ein kapitel von mir ^^

ich hoffe es gefällt und findet ein paar leser...
 

viel spaß beim lesen ^^
 

11. Mai 2011
 

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht?
 

Tohyas Wecker klingelte unerbittlich und drängte ihn dazu endlich aus dem Bett zu kriechen. Doch irgendwie konnte der Braunhaarige sich nicht so richtig dazu aufraffen.

Noch am Vortag war er so glücklich gewesen. Jin hatte ihn zum ersten Mal richtig beachtet. Nichts hatte Tohya sich mehr gewünscht.

Der 18-hährige hatte eine Lüge benutzt, um Jins Aufmerksamkeit zu erlangen, wofür er sich schon jetzt schrecklich schämte. Wie sollte das weitergehen? Sollte er weiter lügen?
 

Der junge Japaner streckte den Kopf unter der Decke hervor und sah sich sein Schlagzeug an. „Oh Mann, ich Idiot.“, dachte er bei sich. Wieso war ihm das nur über die Lippen getreten?

Als ihm sein Wecker doch total auf den Geist ging, schälte Tohya sich ganz aus seiner Decke und stand auf. Er musste klarstellen, dass er gelogen hatte. Lange konnte er diese Lüge sicher nicht geheim halten.

Er machte sich für die Schule fertig, nahm sich in der Küche noch schnell einen Apfel und fuhr dann mit dem Rad los.
 

Als er Jin am Schultor stehen sah, drehte sich sein Magen in alle Richtungen und der Apfel kämpfte sich verdächtig weit wieder nach oben. Der Blonde hielt ihn auch noch an, was die ganze Sache nicht besser machte. Doch jetzt waren es wieder diese kleinen Schmetterlinge, die in Tohyas Innerem wild umher tanzten. „Hey Tohya. Bleibt es bei heute Nachmittag?“, fragte Jin lächelnd und sah den Jüngeren an. Tohya kämpfte einen Moment mit sich, doch schon konnte er ein, „Ja, natürlich. Ich freu mich schon.“, aus seinem Mund hören. Innerlich schlug er sich mit der Hand gegen die Stirn, Wie war das bitte eben? Noch einmal zurück spulen und korrigieren bitte. Doch nichts dergleichen geschah, Die beiden nickten sich noch einmal zu und dann fuhr Tohya weiter in den Schulhof.
 

„Du Idiot, du wolltest ihm die Wahrheit sagen!“, ermahnte er sich in Gedanken. Aber dazu sollte es nicht kommen. Der Braunhaarige verschwand im Schulgebäude und setzte sich auf seinen Platz im Klassenzimmer. Den ganzen Tag war er nicht richtig bei der Sache. Immer wieder machte er sich Gedanken darum, was passieren würde, wenn er aufflog. Dann würde Jin ihn sicher wieder mit Missachtung strafen, wie vorher auch schon.
 

Die ganze Schulbank bebte, als Tomo sich neben ihm fallen ließ. „Hey Tohya. Umi meinte, wir könnte heute Nachmittag ne Probe bei ihm im Keller machen. Bist du dabei?“, plapperte der andere gleich drauf los.

Was? Probe? Das auch noch ausgerechnet heute Nachmittag? Tohya ließ den Kopf auf den Tisch fallen. Das durfte doch nicht wahr sein. Wieso denn ausgerechnet Heute? „Nein, ich kann heute nicht. Ihr müsste ohne mich proben.“, war alles, was er dazu zu sagen hatte. Dabei hatte er auch kein schlechtes Gewissen. Yuh sagte immerhin auch regelmäßig ab, weil er seiner Mutter so viel im Haus helfen musste. Aber was war eigentlich sein guter Grund? Sicherlich war Jin ein sehr guter Grund. Aber das, was Jin und die anderen in diesem Zusammenhang gemeinsam hatten, das war das Problem. Sein Problem, was jetzt wie ein Fels auf seinen Schultern ruhte.
 

Nach der Schule machte Tohya sich sofort auf den Weg ins Musikzimmer. Jetzt würde es passieren, Jetzt würde er dem Blonden die Wahrheit sagen. Als er das Zimmer betrat, war jedoch keine Spur von dem Älteren zu finden.

Tohya atmete erleichtert auf. Jin hatte anscheinend keine Lust, was bedeutete, dass er nicht in die Verlegenheit kommen würde, ihm alles sagen zu müssen. Mit einem erleichterten Lächeln drehte er sich um, aber nur, um dem anderen direkt in die Arme zu laufen. „Tut mir leid Tohya. Bei mir hat es ein bisschen länger gedauert. Aber jetzt können wir loslegen. Hilfst du mir, das Schlagzeug aufzubauen?“, meinte der Ältere, als er an Tohya vorbei in das Zimmer ging. Jin machte sich gleich an die Arbeit.

Der Braunhaarige stand jedoch immer noch unentschlossen in der Tür und beobachtete den anderen. Er hätte ihm stundenlang zusehen können. Doch Jin riss ihn aus seinen Gedanken und animierte ihn dazu beim Aufbau zu helfen. Was sollte er jetzt nur tun?
 

„So, als erstes setzt du dich am besten mal auf den Hocker. Dann stellen wir die richtige Höhe ein. Ich bin sicher, so begeistert, wie du Gestern geklungen hast, wirst du schnell lernen.“, sagte der Ältere lächelnd.

Tohya nickte nur leicht und setzte sich auf den kleinen Hocker. Natürlich wusste der 18-jährige genau, wie hoch der Hocker sein musste, aber das konnte er jetzt schlecht sagen. Schnell hatten sie die richtige Höhe gefunden und Jin drückte dem Jüngeren ein Paar Drumsticks in die Hand.
 

Jin hatte sich genau hinter ihn gestellt und führte Tohyas Hände mit den Stöcken über das Schlagzeug. Der Braunhaarige hatte Angst, man könnte sein Herz lauter hören, als die Töne des Instruments.

Unbewusst schmiegte er sich leicht nach hinten an Jin, was ihn beinahe vom Hocker krachen ließ, als der Ältere einen Schritt zurückging. „So, und jetzt kannst dus mal allein versuchen.“

Wieder sah Tohya dieses schöne Lächeln und konnte nicht anders, als zu nicken. Er seufzte kurz leicht und begann dann das nachzuspielen, was sie eben geübt hatten. Der junge Japaner gab sich alle Mühe wie ein Anfänger zu klingen. Seiner Meinung nach, gelang ihm das sogar ganz gut, weil er sowieso viel zu aufgeregt war, um ordentlich zu spielen.

Als er fertig war, klatschte Jin begeistert. „Das hast du sehr gut gemacht. Du wirst schnell Fortschritte machen.“ „Hm, danke…“, nuschelte Tohya nur hervor.
 

In den nächsten Tagen trafen Tohya und Jin sich immer wieder um ein bisschen zu spielen. Tohya hatte auch immer mehr Spaß bei seinen kleinen privaten Unterrichtsstunden. Immer weiter geriet die Lüge in den Hintergrund.

Ab und zu trafen die beiden sich jetzt auch einfach in der Stadt, entweder, um einen Kaffee zu trinken, oder ein Eis zu essen.
 

„Morgen ist Freitag, wollen wir vielleicht ins Kino gehen, oder so?“, fragte Jin den Jüngeren, welcher sich daraufhin beinahe an seinem Kaffee verschluckte. Etwas verwirrt sah der Ältere ihn an und klopfte ihm leicht auf den Rücken. „War das ein ja?“, fragte er grinsend, worauf Tohya nur nickte.

Das war das erste Mal, dass Jin von sich aus fragte, ob sie etwas unternehmen wollten. Bis jetzt hatte Tohya sich immer mehr und oder weniger selbst aufgedrängt.
 

Überglücklich stolzierte er nach dem Treffen nach Hause und hoffte, dass er Tag morgen schnell vorbei sein würde. Doch zuerst musste er sich seinen genervten Bandkollegen stellen. Die standen aufgereiht vor seiner Tür und sahen ihn wenig begeistert an. „Spitze, dass du auch mal hier erscheinst. Wir waren bei dir zur Probe verabredet, weißt du noch?“, sagte Umi genervt und tippte mit dem Fuß auf den Boden.

Oh nein! Das hatte er total vergessen. Nach dem Unterricht bei Jin, hatte er nur noch daran denken können, noch etwas mit ihm zu unternehmen und hatte dabei die anderen total vergessen. „Es tut mir echt leid, Leute. Das hab ich total verschwitzt.“, meinte Tohya leise, Er senkte seinen Blick und hoffte, dass die Rüge des Leaders nicht allzu schlimm ausfallen würde. „Weißt du was, Tohya. Überleg dir erst mal genau, ob du überhaupt in der Band bleiben willst. Du versetzt uns ja nur noch. Am Samstag Früh is Probe bei Rui. Wenn du in der Band bleiben willst, dann komm dahin.“, sagte Umi nur und ging dann auch schon. Yuh und Rui folgte ihm. Nur Tomo blieb stehen. Sie waren immerhin beste Freunde und Tomo wollte wissen, was los war.
 

Sie betraten zusammen das Haus und verkrümelten sich in Tohyas Zimmer. „Du musst mir versprechen, dass dus keinem sagst. Auch nicht Umi und den anderen beiden, auch wenn sie dich bis aufs Blut quälen und versuchen dich auszuquetschen.“

Der Blonde überlegte eine ganze Weile, immerhin konnten Umis Methoden grausam sein. Dann nickte er jedoch. Wieso sollten die anderen auch nachfragen? Er redete sich immerhin ein, dass sie das nicht tun würden.

„Okay, ich hab jemanden kennengelernt.“, sagte Tohya und konnte sehen, wie Tomo augenblicklich an zu grinsen fing. Der andere kam näher und sein Grinsen wurde immer breiter, was Tohya sichtlich beängstigte. „Sag schon! Wer ist sie? Ist sie an unserer Schule? Ist sie kleiner oder größer als du? Wie alt ist sie? Hat sie langes oder kurzes Haar? Natur oder gefärbt?“

Tomo hätte stundenlang so weitermachen können, beließ es jedoch erst einmal dabei, um seinen Freund nachkommen zu lassen. Tohya war über die ganzen Fragen nicht überrascht und begann brav sie abzuarbeiten.

„ER heißt Jin, ist an unserer Schule und ein bisschen kleiner als ich. Jin ist 19 Jahre alt, hat eher kurzes Haar und ist blond gefärbt. Zufrieden?“

Tomo sah den anderen eine Weile verwirrt an. „Ein Kerl?“, fragte er ungläubig. „Ja, ein Kerl. Ist das ein Problem für dich?“ Tohya wirkte schon leicht genervt. Es war ja klar, dass so eine Reaktion kommen würde.

Der Blonde schüttelte leicht mit dem Kopf. „Nein, natürlich nicht. Ich war nur überrascht. Tut mir leid. Ich freu mich für dich.“, sagte Tomo leicht lächelnd. „Ist das auch wahr?“, fragte Tohya noch einmal misstrauisch nach. Der andere nickte nur und sah ihn an, was Tohya schon zufrieden stellte. Sie hatten sich noch nie angelogen und er war sich sicher, dass es auch so bleiben würde.

Die beiden Freunde redeten noch bis spät in die Nacht, was zur Folge hatte, dass Tomo gleich bei ihm übernachtete und ihn am nächsten Morgen unsanft aus dem Bett schmiss. Deshalb ließ Tohya den anderen, unter der Woche, nicht gerne bei sich übernachten. Tomo kam seltsamerweise so gut aus dem Bett, was nun so überhaupt nicht seine Stärke war.
 

Was ihm so gar nicht passte war, dass er Tomo auf dem Rad mit zur Schule schleppen durfte. „Mann Tomo, kauf dir n Fahrrad!“, grummelte der Braunhaarige und setzte sie beiden beinahe noch gegen die Wand, als er Jin am Schultor stehen sah. Als die beiden vorbei fuhren meinte er nur knapp zu Tohya, dass sie sich am Nachmittag wieder zum Unterricht sehen würde, was Tomo stutzen ließ. „Welchen Unterricht meint er denn? Im knutschen, was?“ Der Blonden grinste frech, worauf der vom Fahrrad fiel. „Tohya, pass doch auf!“, grummelte er und stand auf. Er putzte sich die Hose ab und wartete noch auf den 18-jährigen, damit sie zusammen in das Schulgebäude gehen konnten. Der Blonde wusste, dass es besser war nicht mehr nachzufragen.
 

Als es an diesem Abend endlich an der Tür klingelte, stürmte Tohya zur Tür und hätte sich beinahe noch mit dem Teppich im Flur lang gemacht. Schnell richtete er sich noch einmal die Haare am Flurspiegel und öffnete dann die Tür.

Jin stand lächelnd vor dieser und begrüßte den Jüngeren freundlich. „Na, bist du bereit?“ Tohya nickte auf diese Frage eifrig. Er zog seine Schuhe an, schnappte sich noch seine Jacke und machte sich dann mit Jin auf den Weg zum Kino. Als sie jedoch am Kino angekommen waren, sahen beide ziemlich unzufrieden auf die Anzeigetafeln. „Also irgendwie kommt nur Schrott.“, meinte der Ältere geknickt. Der Braunhaarige konnte nur zustimmend nicken. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Tohya ratlos und sah den anderen an. „Hm, ich weiß auch nicht genau.“ Jin dachte kurz nach und sagte dann: „Ich könnte ne kleine Privatvorstellung bei mir zu Hause geben. Ich hab ein paar gute Filme.“ Tohya musste nicht lange überlegen und nickte gleich eifrig. „Ja, das machen wir.“
 

Zusammen gingen sie zu dem Älteren nach Hause. Sie gingen gleich in Jins Zimmer und dieser kramte seine DVDs aus dem Schrank. „Willst du was trinken, oder so?“ „Hm, ich hätte gern nen Tee, wenn es nich zu viele Umstände macht.“

Der Ältere legte die DVDs aufs Bett und schüttelte mit dem Kopf. „Nein, ich mach uns welchen. Lieber Grünen Tee oder Schwarzen?“ „Grüner Tee klingt gut.“, meinte Tohya nickend. Er sah schon mal die Filme durch, während der Blonde in der Küche den Tee kochte.

„Oh mein Gott! Ich bin bei ihm zu Hause und sitze auf seinem Bett. Ich brech gleich zusammen.“, dachte Tohya bei sich und sah sich noch ein bisschen im Zimmer um, bis Jin dieses wieder betrat. Der 19-jährige stellte die Tassen auf den Nachtschrank und nahm die DVD, welche Tohya ihm entgegen hielt. Er legte sie ein und setze sich dann zu dem Jüngeren aufs Bett. „Du hast es echt gut, du hast deinen eigenen Fernseher und nen DVD-Player auch noch dazu. Wir können uns das leider nicht leisten.“, sagte Tohya und sah zum Fernseher. „Ich hab das auch nur, weil mein Vater ne Krise mit mir am gleichen Fernseher kriegt.“, sagte Jin grinsend.
 

Die beiden sahen sich zusammen den Film an und Tohya hatte das Gefühl, dass Jin langsam näher kam. Sein Herz begann zu rasen, als sich ihre Beine berührten. Der Braunhaarige sah Jin an, doch dieser sagte kein Wort. Der Ältere nahm nur leicht seine Hand und sah weiter zum Fernseher. Tohya kam sich vor wie ein verschüchterter 12-jähriger. Andererseits freute er sich aber auch. Konnte das wirklich wahr sein?

Keiner der beiden wusste so recht, was er jetzt hätte sagen sollen, deswegen sahen sie sich so lange einen Film nach dem anderen an, bis sie einschliefen.
 

Am nächsten Morgen riss Tohyas Handy Jin aus dem Schlaf. Er nahm den kleinen Störenfried und auf dem Display war Tomos Name zu lesen. Der Blonde sah zu Tohya, welcher immer noch tief und fest zu schlafen schien. Er zuckte mit den Schultern und ging selber ran. Es konnte ja immerhin wichtig sein.

Tomo war im ersten Moment hörbar überrascht, sagte Jin jedoch, was er wollte. „Was? Tohya spielt schon in eurer Band. Wow, das ging ja echt schnell, dafür, dass er erst ein paar Tage bei mir Unterricht nimmt. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass er echt verdammt schnell lernt.“ Jin lächelte leicht. Er war stolz auf Tohya und auch auf sich, dass er es ihm so gut beibringen konnte. Doch seine Freude wurde schnell getrübt. „Aber Tohya spielt doch schon Schlagzeug, seit er 10 ist. Da musst du irgendwas falsch…“ Tomo stockte. Hatte Tohya Jin etwa angelogen? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Sein bester Freund würde niemals lügen. Er wollte noch etwas sagen, aber da hatte Jin auch schon wieder aufgelegt. „Oh oh, das gibt Ärger Tohya.“, dachte Tomo bei sich und legte sein Handy beiseite.
 

Jin konnte es in der Weile einfach nicht fassen. Wieso hatte der Jüngere ihn angelogen? Er hasste es belogen zu werden. Was sollte er jetzt denken? Hatte Tohya ihn noch öfter belogen?

Er riss den Jüngeren jetzt einfach aus dem Schlaf. Er wollte Antworten und das sofort.

Tohya verzog leicht das Gesicht. „Hm, was ist denn?“ Er blinzelte leicht und sah sofort, dass Jin schlechte Laune haben musste. Der 18-jährige setze sich langsam auf und sah den Älteren an. „Was ist denn los?“, nuschelte er leise.

„Stell dir vor. Tomo hat eben angerufen. Er hat gesagt, ihr habt Probe. Irgendwie muss ich was verpasst haben. Du spielst doch erst seit ein paar Tagen und da nimmt dich schon ne Band? Aber nein warte.“, Jin machte eine überlegende Geste und sah Tohya dann wieder an, „Vielleicht liegt es ja daran, dass ich irgendwie falsch informiert bin. Mir war so, als hätte Tomo gesagt, du würdest schon seit 8 Jahren spielen. Seit 8 Jahren!“ Jin wurde leicht laut und konnte sehen, wie Tohya zusammen zuckte. „Kannst du mir das irgendwie erklären? Lügst du Leute, die du kennenlernst, immer erst mal an, oder kann ich mich noch als was Besonderes fühlen? Oder bin ich es vielleicht nicht wert die Wahrheit zu erfahren?“ Tohya sah den Älteren ertappt an. Jetzt bohrte sich wieder das schlechte Gewissen durch seinen Magen. „Nein, das ist nicht so. Ich…ich wollte gar nicht lügen. Es ist mir so rausgerutscht. Ich wollte dir auch die Wahrheit sagen, ehrlich. Nur, als ich sagte, dass ich es gern lernen würde, hast du mich das erste Mal so richtig beachtet. Ich wollte einfach deine Aufmerksamkeit. Jin, es tut mir wirklich leid. Ich wollte dir einfach nahe sein und ich hatte Angst, wenn ich dir die Wahrheit sage, dann beachtest du mich wieder nicht mehr.“

Der Braunhaarige stand langsam auf und ging auf den Älteren zu. „Jin, bitte verzeih mir.“, murmelte er leise. Er wollte Jin leicht an der Hand berühren, doch dieser wich sofort einen Schritt zurück. „Ich bin sicher jemand, den man auch einfach so anquatschen kann. Mich muss man nicht anlügen.“ Jin sah den Jüngeren strafend an. „Da ist die Tür.“ Er zeigte auf eben genannte Tür und wich noch ein bisschen weiter zurück. „Nein Jin, bitte schick mich nicht weg. Ich will es wieder gutmachen.“, nuschelte Tohya leise und sah den Blonden an. Doch dieser schüttelte mit dem Kopf. „Hau ab!“

Tohya sah noch eine kleine Weile verzweifelt in Jins Richtung, doch er musste erkennen, dass dieser sich nicht erweichen lassen würde. Der Braunhaarige ließ den Kopf hängen und verließ das Zimmer. Das hatte er sich, mehr als gründlich, verbockt.
 

Tohya ging an diesem Tag auch nicht zur Probe. Die war ihm im Moment reichlich egal. Alles war ihm egal.

Wieso war er nur so blöd gewesen?
 

Aber auch Jin ging es nicht besser. Er hatte angefangen den anderen echt zu mögen und dann das. Wieso hatte er sich so in Tohya getäuscht?

Er lag auf seinem Bett und starrte den ganzen Tag in den Fernseher. Der 19-jährige dachte immer wieder über Tohyas Worte nach. War es am Ende wirklich nur ein tollpatschiger Versuch gewesen, ihn anzuquatschen? Er war sich einfach nicht sicher, was er denken sollte.
 

Als Jin am Montagmorgen zur Schule ging, fing er Tomo auf dem Weg ab. Dieser sah ihn fragend an. Tomo konnte sich nicht vorstellen, was Jin von ihm wollen könnte. Der Ältere fragte den Blonden dann eine ganze Weile über Tohya aus.

„Er hat sogar die Probe geschmissen. Jetzt ist er aus der Band raus.“, meinte Tomo geknickt. „Am Samstag war seine letzte Frist, weil er uns in letzter Zeit so oft versetzt hat.“ „Er hat wegen mir die Proben sausen lassen?“, sagte Jin ein bisschen verwirrt. Tomo nickte. „Er mag dich halt total. Er hat sicher nicht mit böser Absicht gelogen. Tohya ist bei so was eben ein bisschen schüchtern. Er wollte es dir sicher noch sagen.“

Sie unterhielten sich noch eine Weile und dann ging Tomo weiter.

Jin seufzte leise. „So ein Trottel.“, dachte er bei sich. Der Blonde ging weiter zum Schultor und zündete sich eine Zigarette an. Er hielt nach Tohya Ausschau. Jin wollte noch einmal mit dem Jüngeren reden. Doch dieser tauchte einfach nicht auf. Der 19-jährige wartete noch, bis die Schulglocke zu hören war, aber kein Tohya weit und breit. Er ging in das Schulgebäude und nahm sich vor am Nachmittag zu Tohya zu gehen. Er wollte das klären.
 

Als Jin am Nachmittag an Tohyas Tür klingelte, öffnete ihm dessen Mutter. Sie erklärte ihm, dass ihr Sohn Heute starke Migräne hätte und niemanden sehen wollte. Jin konnte sie jedoch, nach einigem hin und her, davon überzeugen, dass es sehr wichtig war. Sie ließ ihn hinein und zeigte ihm, wo Tohyas Zimmer war. Der Blonde ging auf die Tür zu und sparte sich lieber das klopfen. Er wollte immerhin nicht auf Tohyas Nerven rumhämmern. Das Zimmer war ganz dunkel und es war kein Mucks zu hören. Leise schlich Jin zum Bett und setzte sich an den Rand. Er konnte nur leicht erahnen, wo Tohya lag. „Tohya?“, flüsterte er leise, worauf sich gleich etwas regte.

Der Jüngere dachte, er hätte sich verhört. Doch dann legte sich leicht eine Hand auf seinen Arm und Jin sprach ihn noch einmal leise an. „Was…was machst du denn hier?“, flüsterte Tohya zurück. „Eigentlich wollte ich noch mal mit dir reden. Aber dir geht’s ja nicht gut. Da hast du bestimmt keine Lust zu reden. Ich hab noch mal über alles nachgedacht. Vielleicht hab ich ja ein bisschen überreagiert.“ Jin flüsterte die ganze Zeit weiter und strich leicht über Tohyas Stirn. Diese fühlte sich ziemlich heiß an. Der Blonde konnte sich lebhaft vorstellen, wie Tohyas Kopf wohl im Moment pochte.
 

Der Jüngere konnte es kaum glauben. Nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass Jin zu ihm kommen und das sagen würde. „Ich wollte dich nicht anlügen.“, murmelte Tohya nur.

Jin überlegte nicht lange und zog sich seine Hose und die Jacke aus. Er rutschte mit zu Tohya unter die Decke und legte seine kühle Stirn ganz langsam und vorsichtig an die von Tohya. „Mach das bloß nie wieder.“, meinte der Blonde leise.

Tohya konnte es immer noch kaum fassen. Er lächelte leicht und legte seine Arme um den Älteren. „Versprochen…“
 

Am Abend ging es Tohya schon etwas besser und er brachte Jin zur Tür. Er sah den Älteren lange unentschlossen an und traute sich dann doch ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Das ist alles? So kannst du auch Tomo abknutschen.“, meinte dieser nur grinsend darauf. „Da fällt mir ein, Morgen kümmern wir uns um die Sache mit der Band. Ich will nicht schuld sein, dass du da rausgeflogen bist.“ Jin gab Tohya einen sanften Kuss auf die Lippen. Lächelnd nahm er zur Kenntnis, dass dieser leicht rot um die Nase wurde. „Erhol dich noch gut.“, war das letzte, was Jin sagte, bevor sich hinter ihm die Tür schloss.
 

Am nächsten Tag machte Tohya sich mit Jin auf den Weg zu Umi. Dienstags fand die Probe immer bei ihm im Keller statt. Er hatte schon ein bisschen Respekt davor. Er hatte seine Freunde schrecklich enttäuscht. Das tat ihm leid, aber er war sich nicht so sicher, ob sie ihm das auch abnehmen würden.

Zusammen mit Jin betrat er besagten Raum und sah sich um. Alle Augen waren auf die beiden gerichtet. „Ach sieh einer an. Wen haben wir denn da?“, sagte Umi und stellte seine Gitarre beiseite. Tohya konnte immerhin nicht ahnen, dass Tomo den anderen schon alles erzählt hatte. Sie waren immer noch enttäuscht vom Verhalten ihres Drummers und doch hatten sie sich ein wenig besänftigen lassen, als Tomo ihn geschildert hatte, um was es ging.
 

Tohya sah die anderen an. Er seufzte schwer und begann dann zu erzählen, wieso es dazu gekommen war, dass er die Probe immer geschwänzt hatte.

„Tomo hat uns das alles schon erzähl und wir haben beschlossen dir noch eine Chance zu geben. Aber wehe, du spielst jetzt nich noch besser, als vorher.“, meinte Umi grinsend und knuffte Tohya leicht in den Arm. Dieser sah den Leader immer noch reichlich verwirrt an und rieb sich den Arm. „Ihr seid nicht mehr böse?“ Für die Frage bekam er ein einstimmiges Kopfschütteln von den anderen.

Tohya strahlte augenblicklich über das ganze Gesicht. „Oh danke, dass is Spitze. Ich wer euch auch garantiert nicht mehr enttäuschen.“, meinte Tohya Umi anspringend. Er war sehr erleichtert, dass sie anderen ihm verziehen hatten.

Jin war ebenso erleichtert. Immerhin hatte er seinen Freund nicht in diese Misere bringen wollen. Der Blonde sah sich die Probe an und gemeinsam fanden sie sich am Ende der Probe noch in Umis Küche ein, um zusammen einen Tee zu trinken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  yuura
2012-02-02T22:45:59+00:00 02.02.2012 23:45
ach ich könnte schmelzen
wie unglaublich süß war das denn *-*~...
unser kleiner tohya xD
ich hab richtig herzklopfen bekommen udn hab mit tohya so mitgefühlt...
ach das war echt schön *-*
mit so viel gefühl udn es war echt spannend ide ff zu lesen, wie sich jin nun entscheiden mag o.o
obwohl ich noch nicht mal weiß wer jin eigentlichist bei der einen wusste ich auch nicht wer renon oder so war >.<
trotzdem schön*-*
hab immer noch herzchen augen XD
yui~
Von: abgemeldet
2011-06-13T22:56:15+00:00 14.06.2011 00:56
HA...
jetzt wissen wir warum die meisten Japaner so klein sind...
Lügen haben kuze Beine...
XD
sieht man an Tohya...
*lol*
was der aus Liebe gelogen hat, auch wenn es nur eine einzige Lüge war...
aber die hatte es in sich...
nur wenn man sich in dessen Lage reinversetzt, auch nachvollziehbar...
wie hätte Jin reagiert, wenn er von vorn herein gewusst hätte, dass Tohya schon seit seinem 10. Lebensjahr Drum spielt?
wo möglich hätte er ihn als Konkurrent gesehen Ö_ö
und Tomo diese männliche Quasseltante >_<'
wieso konnte er nicht einfach mal seine Schnute halten?
*drops*
na ja, so konnte dann doch noch reiner Tisch gemacht werden und am Ende war ja doch wieder alles gut...
Auch wieder eine sehr schöne FF mit viel Gefühl...
^__^

Von:  Gedankenchaotin
2011-05-15T22:31:00+00:00 16.05.2011 00:31
Och nee wie süß~
irgendwie kann ich tohya ja verstehen, dass er jin im ersten moment angelogen hat,
aber auch gleichzeitig seine freunde.~
schön, dass sie ihm doch verziehen haben. nun steht der weiteren bandkarriere ja nichts mehr im wege~



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