Zum Inhalt der Seite

Ajax 2

Zwölf Sterne für ein Halleluja!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 21: Die Geister, die sie riefen

Kapitel 21: Die Geister, die sie riefen
 

Es war eine Schande.

Die Stadt der Antiker, das ruhmreiche Atlantis, lag zwar nicht in Trümmern, aber es hatte durchaus einiges an Blessuren davontragen müssen. In vielen Gängen lagen tote Wraith und unter weißen Laken verborgene tote Menschen, beinahe in jedem Gang lagen Patronenhülsen und leere Magazine, nicht mehr zu verwendende Ausrüstung und anderer Müll.

Der Torraum, in dem Lieutenant General Jonathan O`Neill allerdings nun stand, hatte ebenso kaum mehr etwas mit dem majestätischen Saal zu tun, den er vor nicht mal drei Tagen durch das Tor betreten hatte. Am Fuße der Treppe standen die ersten Särge aufgebahrt unter den Fahnen ihrer Länder – es waren viele Aluminiumkisten, die die Stadt in den nächsten Tagen verlassen würden, viel zu viele.

Einige Soldaten standen als Ehrenwache neben den Särgen, der Dudelsackspieler richtete sein Instrument. In wenigen Minuten, so war es zumindest geplant, sollten die ersten Särge zur Mittelstation und von dort schließlich zur Erde überführt werden.

Die Schlacht im Orbit war ebenfalls geschlagen, die Daedalus war in Atlantis gelandet und gab Unterstützung wo sie nur konnte. Sie brauchten besonders Ärzte, denn nicht nur die von einem Goa`uld besetzte Jennifer Keller fiel als Ärztin aus. Eine Gruppe russischer Marinekommandos hatte sie in einem fernen Turm am Rand der Stadt festgesetzt und wartete auf Befehle.

Jeder Mann und jede Frau, der oder die noch laufen konnte und keine andere Arbeit hatte, die wichtiger war, was zu Aufräumarbeiten eingeteilt worden. Zahllose Trümmer lagen auf den Balkonen, die früher Flugabwehrstellungen gewesen waren, die ausgebrannten Wracks der Wraith-Shuttles lagen auch noch dort, wo sie zerstört worden waren. Überall gab es Schäden von Kampf und Brand – beides Dinge, die sich nicht sonderlich mit der Stadt der Antiker vertrugen.

O`Neill seufzte und ging zurück in den Konferenzraum, in dem seine Ausschusskollegen warteten. Es waren nur noch die drei Generäle und Hauptmann Jansen, der rein nominell den immer noch bewusstlosen Kupferstecher vertrat. Außerdem hatten sich noch Colonels Sheppard und O`Neil dazugesellt, da es ab jetzt wohl oder übel um Angelegenheiten der Stadt Atlantis ging.

Der USAF-General hatte wohl oder übel doch noch den Vorsitz übernehmen müssen und trat nur mit den Händen in den Hosentaschen an den beiden Militärpolizisten mit Maschinenpistolen in den Saal. Die beiden Deutschen entsprachen dem Klishee – unermüdlich, immer diszipliniert und immer gerade stehend.

Von Hauptmann Jansen konnte man das weniger sagen, denn neben der Tatsache, dass sein Ausbruchsversuch zusammen mit einigen Wissenschaftler und anderen Soldaten sie direkt in ein Feuergefecht geführt hatte, was einer der Zivilistinnen das Leben gekostet hatte – wofür er herzlich wenig konnte, denn es war ein Querschläger gewesen – hatte er sich plötzlich mit den Belangen und Anforderungen an einen Generalleutnant herumzuschlagen.

„Meine Herrschaften.“, begrüßte O`Neill die Versammlung ungewohnt ernst. Er hatte vor zwei Stunden dabei zugesehen wie man die gehängten abgenommen hatte und verfügte auch über einen Verlustbericht. „Die Lage ist ernst. Nach den Sensordaten der Daedalus ist die Wraith-Flotte auf dem Weg in die Milchstraße.“

Die anderen im Raum sahen sich gegenseitig an und wie durch eine stille Absprache ergriff Colonel Sheppard das Wort: „Wir haben doch Verbündete, oder?“

„Ja, schon...“, gestand O`Neill und kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf. „Aber die Jaffa haben mit der Luzianerallianz zu tun und der Rest ist gelinde gesagt etwas... unterentwickelt...“

„Eigene Schiffe?“, fragte Jansen. Sofort zog er den Kopf ein – er war nur der Ersatzmann für seinen Chef, er konnte sich wohl kaum anmaßen einen Generalleutnant, auch wenn es ein amerikanischer von der Luftwaffe war, so azusprechen.

Der Russe neben ihm schlug ihm allerdings lächelnd auf die Schulter: „Tun dir keinen Zwang an, Junge! Je mehr Köpfe desto besser!“

„Danke, Herr Generalleutnant.“, antwortete der Hauptmann und Panzerfahrer auf Deutsch, denn er wusste, dass Krukov seine Muttersprache sprach. O`Neill hätte mit den Schultern gezuckt, wenn er gefragt worden wäre, Hancock verzog aber eindeutig das Gesicht.

„Zu ihrer Frage, Captain.“, nahm O`Neill den Faden wieder auf und fixierte den Deutschen. „Wir haben ein Schiff, welches wir einsetzen könnten – die Odyssee. Aber wir haben keine Koordinaten, wo sie warten könnte.“

„Klar, die Milchstraße ist groß, und der den Wraith zugewandte Teil ist auch nicht gerade kleiner!“, meldete sich Lieutenant O`Neill, der Adjutant des Luftwaffengenerals zu Wort und wurde sofort von allen fixiert. „Wir haben doch eine Gefangene, oder?“, fuhr er ungerührt fort.

„Doktor Keller, beziehungsweise Patecatl.“, antwortete Sheppard und nickte. „Westpier-26, unter Bewachung einer Einheit der Kavallerie.“

„Ich nehme an, dass sie auf eine Befragung anspielen...“ Krukov lächelte und hob die Hand. „Ich melde mich freiwillig!“

„Ähm, Herr Generalleutnant, wenn die Frage gestattet ist – was schwebt ihnen vor?“, fragte Jansen etwas unsicher. Er wusste, dass der beste Freund seines Chefs in Bezug auf „Befragungen“ nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt war.

„Würd mich auch interessieren!“, kam von Hancocks Seite, der Rest der Generäle nickte.

Gerade als der Russe zur Antwort ansetzen wollte, kam ein Sanitäter in den Konferenzraum, der total abgehetzt salutierte und Meldung machte: „General Kupferstecher ist aufgewacht! Er will sofort mit ihnen sprechen!“

„Wir fahren später fort!“, bestimmte O`Neill. Es war klar, dass der Hauptmann nach seinem Chef sehen wollte, ebenso wie Krukov – wobei sich ersterer noch wahrscheinlich Anweisungen abholen sollte.

Inzwischen waren die ersten Särge aus dem Torraum verschwunden, der Dudelsackspieler pfiff leise ein Lied vor sich hin, während die nächsten hergebracht wurden.
 

Westpier-26 war ein größerer Turm am Ende der Stadt.

Noch während die Antiker in der Stadt die Herren gewesen waren, war es die Flottenniederlassung von Atlantis. Alle Flotten, außer die Heimatflotten, hatten ein kleines Büro mit Verbindungsoffizieren und ein paar Leuten Unterstützungspersonal in dem Gebäude unterhalten. Mit Fortschreiten des Krieges gegen die Wraith waren immer mehr Offiziere an die Front gerufen worden um dort mit ihren Flotten in einem letzten Aufflackern gleich einer Kerze in einem Laubgebläse unterzugehen.

Zur Zeit der Belagerung, kurz nach der Schlacht des Letzten Aufgebots, war das Gebäude zu einem Flüchtlingslager und Materialdepot umfunktioniert worden. Alle lebendigen Bewohner verließen die Stadt durch das Tor in Richtung Erde, alles nützliche Material war vorher abgezogen worden.

Zehntausend Jahre hatte er zusammen mit der Stadt geschlummert und gewartet – auf die rechtmäßigen Erben der Antiker und ihrer Städte. Der vier Mann starke Erkundungstrupp, der im Dezember 2006 angeführt von einem Private Swofford den Turm erkundet hatte, hatte in den Bericht geschrieben, dass es dort „viele leere Kisten und ein Haufen kaputtes Zeug“ (so Private Swoffords offizieller Einsatzbericht, eingereicht drei Tage vor Weihnachten 2006 und im allgemeinen Trubel der Festtage untergegangen) gäbe. So war Westpier-26 wieder in Vergessenheit geraten.

Im Mai 2007 wäre er zwar noch einmal kurz als Kandidat für eine Radarstellung und mehrere Mk2-Railguns in Frage gekommen, doch man hatte ihn wegen zu weniger Balkone – um die Flugabwehrstellungen aufstellen zu können – schon in der ersten Runde ausrangiert. Der zuständige Leiter der Abteilung Flugabwehr, ein Schwede namens Ollausson, hatte nicht mal eine Ortsbesichtigung vorgenommen.

So war bis in den späten November 2008 die einzigen Besucher Swofford und sein Team, denn der Turm war nicht in den Hauptbereichen und interessante Technologie hatte man ebenfalls nicht finden können – zumindest entnahm man das dem Bericht des Marineinfanteristen, der zwischenzeitlich seinen Weg in einen der entsprechenden Arbeitskreise zur Ersterkundung und zur Einstufung der Baumasse der Stadt gefunden hatte und danach wieder vergraben wurde.

Diese Besucher aus dem späten November 2008 gehörten zu einer internationalen Sondereinheit, aufgestellt nach dem Muster der Sonderkommandos der US-Streitkräfte. Anders als diese trug sie jedoch keine Nummer im Namens sondern war die Tango-Foxtrott-Sierra-Golf-Charlie, TF-SGC, die strengster Geheimhaltung unterlag und unter dem Kommando des US-Brigadegenerals Jon Smith stand.

Smith selbst hatte immer noch an dem Verlust seines einzigen Sohnes zu knabbern, kam aber langsam wieder zu sich – wie zum Beweis hatten seine Männer an diesem Tag Atlantis im Handstreich zurückerobert. Der General selbst saß auf der Mittelstation und wartete.

Einige der Männer von TF-SGC, sie waren russischer Herkunft, standen immer noch in voller Gefechtsmontur mit geladenen und entsicherten Waffen voller scharfer Munition im Turm Westpier-26. Sie hatten einen für sie etwas ungewöhnlicheren Auftrag von ihrem Kommandanten, Lieutenant General Jack O`Neill erhalten – sie sollten auf eine Gefangene aufpassen.

Es gab dabei nur ein Problem, was sie für diese Aufgabe fast vollkommen disqualifizierte: Speznas waren zwar Soldaten des russischen Auslandsgeheimdienstes, keine Soldaten der russischen Streitkräfte, aber russische Soldaten, egal ob Streitkräfte oder Auslandsgeheimdienst, machten normalerweise keine Gefangenen, wodurch natürlich die Bewachung ebendieser entfiel.

Doch Leutnant Sergej Timoschenko, ein Veteran mehrerer... nicht für die Öffentlichkeit bestimmter Einsätze in Tschetschenien, wusste, dass die russischen Mitglieder der TF-SGC (die allesamt auch Speznas waren), dieser Aufgabe mehr als gewachsen waren. Der Nachfahre eines Lienzer Kosaken war trotz der gelinde formuliert etwas spannungsreichen Geschichte stolz darauf zu sein, wo er war.

Timoschenko war etwa eins-fünfundsiebzig groß, die kurzen schwarzen Haare waren zusammen mit seinem scharfkantigen und wettergegerbten Gesicht unter einer schwarzen Skimaske verborgen. Er war eine dünne Gestalt, der man die Kraft, die in ihr steckte, nicht ansah – aber die vorhanden war. Seine Männer würden ihn zwar nicht unbedingt als weisen und gerechten Anführer bezeichnen, aber er machte seinen Job gut – darin waren sich die acht anderen Speznas einig.

Der Leutnant stand vorne bei seinen beiden MG-Schützen, die sich MG-Nester improvisiert hatten – mit ein paar etwa zehntausend Jahre alten Tischen, hinter denen sie sich verbargen. Doch das war nicht die erste Verteidigungslinie, und erstrecht nicht die letzte.

Die erste Linie bestand hauptsächlich aus dem jüngsten der neun Mann starken Truppe, Pavel, dessen Aufgabe es war, einfach zu melden, wenn jemand oder etwas überhaupt kam und als erster im Falle falls das Feuer zu eröffnen, wenn nicht gar zu erwidern. Verteidigen war normalerweise nicht das Ding der Speznas.

Die zweite Verteidigungslinie waren die MGs, zwei Rutschnoj Pulemjot Kalaschnikowa, die einfach alles und jeden, der angriff, niedersägen sollten. Die mit Trommelmagazinen für einhundert Schuss des Kalibers 7,62x39mm ausgestatteten Maschinengewehre waren dafür mehr als ausreichend – zumindest für kurze Zeit.

Die letzte Verteidigungslinie vor dem Gefangenenraum – sie wussten alle mehr oder weniger wer oder was dort drin als Gefangene gehalten wurde – bildeten die letzten fünf Mann, die in dem kurzen Gang vor der Tür die Wandnischen in Beschlag genommen hatten. Sie boten ideale Deckung und eine ideale Feuerposition.

Timoschenko selbst, der neunte Mann und Chef, wanderte immer wieder zwischen den einzelnen Linien hin und her, einfach, weil er es nicht mochte irgendwo in der Pampa zu stehen. Es widersprach vollkommen seinem Naturell – als Russe, als Speznas aber vor allem als Kosak.

Auch seine Männer trugen immer noch die schwarzen Sturmhauben, hinter denen man gerade mal die Augen erkennen konnte, und volle Ausrüstung. Ironischerweise hatten sie sogar jeder einen Klappspaten dabei, was in einer aus sehr festem Metall gebauten Stadt eine besondere Effektivität erfüllte.

Timoschenko seufzte und dachte an den Menschen, bei dem er momentan am meisten sein wollte: Seine kleine Aleksandra, seine Freundin, die er seit drei Monaten nicht mehr gesehen hatte. Sie wusste, dass er Soldat war, aber sie wusste nicht, dass er Speznas war – oder gar dass er in einer mehr als zehn Millionen Jahre alten Stadt war oder unter einem amerikanischen General diente.

Im Allgemeinen dachte der junge Offizier, dass sie viele Geheimnisse voreinander hatte. Doch er liebte sie und – so Gott es wollte – sollte sie seine Frau werden.

Timoschenko wusste nicht, dass er sie längst verloren hatte.
 

So schnell ihn seine Füße trugen spurtete Jansen an das Bett seines Generalleutnants.

Es war nicht Schleimscheißerei, das war jedem klar, der das etwas ungewöhnliche Verhältnis zwischen dem General und dem Chef seines Stabes kannte. Es war mehr die Beziehung zwischen einem verlassenen Sohn und einer Vaterfigur. Der junge Hauptmann war ehrlich besorgt um seinen Vorgesetzten.

Als er die Krankenstation betrat und gerade Luft holte um eine Ärztin – oder Krankenschwester, denn sie sah für den Panzerfahrer sehr jung aus – zu fragen, wo man Kupferstecher finden konnte, säbelte sie ihm einfach das Wort ab und meinte ohne auch nur aufzuschauen: „Dritte Tür rechts, klopfen sie aber!“

Dem Deutschen blieb nichts anderes übrig als ein „Okay...“ an die Inderin zu richten und sich aus dem Staub zu machen.

Auf der Krankenstation selbst hatte sich seit dem Tod der letzten Wraith einiges getan: Viele der leicht verwundeten waren auf ihre Quartiere in den gesicherten Bereichen geschickt worden, nicht selten mit einem mehr oder weniger schwer bewaffneten Krankenbruder als Eskorte. Die Schwestern blieben in dem Raum, ganz einfach weil man die Auffassung vertrat, dass eine junge Krankenschwester im Zweifelsfall beruhigender wirkte als ein kleiderschrankförmiger Sanitäter mit umgeschnallter Maschinenpistole.

Die, die noch in der Krankenstation waren, waren die Fälle, die dort bleiben mussten, weil sie zu schwer verwundet oder sediert waren. Es gab auch einige Betten, in denen Menschen lagen, denen die Decke über den Kopf gezogen war. Ein paar davon wurden gerade in die Aluminiumkisten gelegt.

Der größte Teil der Belegschaft saß auf Stühlen und döste vor sich hin oder eilte wie die Inderin mit einem Klemmbrett bewaffnet zwischen den Betten hin und her. Ein paar wenige Ärzte machten auch eine Inventur, da sie den Papierkrieg während der Schlacht ein bisschen hatten schleifen lassen.

Obwohl er Deutscher war konnte sie Jansen vollkommen verstehen – Formulare auszufüllen während die Menschen, für die die entsprechenden Medikamente gebraucht wurden, war schlicht und ergreifend dämlich.

Die Tür zu dem Krankenzimmer des Generalleutnants war von außen von einem Mann bewacht. Allerdings standen im Umkreis der Krankenstation mindestens zwei Dutzend schwer bewaffnete Soldaten – das machte eine Wache vor der Tür unnötig.

Jansen klopfte einmal und öffnete dann die Tür. In dem kleinen Raum gab es zwei Betten – in einem lag eine junge Frau, Hammerau, wie Jansen nach einem genaueren Blick feststellte, und die anscheinend zu schlafen versuchte, und im anderen lag Kupferstecher, der genervt aus seinem Kopfkissen heraus sah. Er mochte Krankenhäuser oder -stationen nicht, das war ein offenes Geheimnis.

Wer erwartete, dass die beiden Soldaten sich formell begrüßten, mit Salut und Hakenschlag, war falsch, ebenso wie mit der These, dass sie sich in die Arme fielen. Tatsächlich machte Kupferstecher den Anfang: „Jansen, ich hoffe, dass sie eine Uniform dabei haben!“

„Nein, Herr Generalleutnant!“, antwortete der junge Mann wahrheitsgemäß und zog sich einen Stuhl zum Bett seines Chefs. „Wie geht es ihnen?“

„Nicht sehr gut, Jansen.“ Der alte General seufzte und sah seinen Untergebenen und auf eine komische Art auch Freund an. „Wir haben zwar gewonnen, aber ich fühle mich nicht so – was vielleicht auch an den angebrochenen Rippen liegt...“

„Kann sein, Herr Generalleutnant, kann sein.“ Der junge Mann stützte seine Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab und beugte sich ein Stück vor.

„Wie steht es?“, fragte Kupferstecher und sah mit müdem Blick zu seinem Adjutanten. Der Hauptmann wurde dadurch daran erinnert, dass sein alter Vorgesetzter wirklich alt war. Seit der den einen Pickel eines Leutnants auf den Schultern gehabt hatte war er direkter Untergebener des Kommandeurs der 18. Panzerdivision gewesen.

„Die Wraith sind auf dem Weg in die Milchstraße, O`Neill will aber alle Schiffe, die hier sind, hier behalten, da er einen weiteren Angriff fürchtet.“ Der junge Mann sah kurz in Richtung Hammerau, die immer noch friedlich schlief, und wandte sich dann mehr oder weniger beruhigt seinem Chef zu. „Die wollen eine 'Befragung' durchführen, mit Generalleutnant Krukov als Befrager. Ich hab nicht so ganz das Gefühl, dass das eine sehr gesetzeskonforme Sache wird.“

Kupferstecher seufzte. „Da haben sie recht, Jansen... Wir müssen was tun!“

„Herr Generalleutnant?“, fragte Jansen verunsichert. Er hatte immer gedacht, dass sein Chef ein aufrichtiger Mann war, einer, der nie so etwas wie Folter billigen würde – aber anscheinend wurde er gerade eines besseren belehrt.

„Sie haben richtig gehört.“ Kupferstecher bestätigte jeden dunklen Verdacht. „Lassen sie Krukov tun, was immer Krukov tun will – aber nicht, wenn es um das einzige geht, was uns von diesen Monstern unterscheidet!“

„Herr Generalleutnant...“, begann Jansen.

Er wurde aber mehr oder weniger heftig unterbrochen. „Jansen. Der Feind, einer den wir uns nicht mal vorstellen konnten, ist auf dem Weg in Richtung unserer Heimat – wir müssen uns verteidigen. Wir brauchen Informationen und wir brauchen sie schnell, aber nicht um jeden Preis!“

„Jawohl, Herr Generalleutnant.“, antwortete Jansen so wie es seine Pflicht befahl.

„Jansen... Peter... ich weiß, dass sie dem zustimmen wollen, aber nicht können, ganz einfach, weil sie besorgt um meine Gesundheit sind.“ Der Generalleutnant seufzte. „Darf ich mir ihren Mantel leihen?“

Während der junge Offizier sich des dunkelblauen, langen Mantels entledigte, kam in ihm eine Frage auf, die er auch sofort stellte: „Was haben sie vor, Herr Generalleutnant?“ Der alte Panzerfahrer grinste nur bis über beide Ohren.
 

Stabsfeldwebel Andreas Mechthild war eigentlich ein netter Mann.

Mit seinen eins-sechzig an Körpergröße und dem sprichwörtlichen Allerweltsgesicht ging er zwar in jeder Masse grenzenlos unter, konnte aber dank seines nicht gerade schmächtigen Körperbaus mit so manch einer zumindest ins Gespräch kommen. Die meisten holten sich einen Drink und vergaßen ihn dabei.

Das war der Grund gewesen, warum er zur Bundeswehr gegangen war – die Uniform sah einerseits verflucht gut aus (Mechthild hatte einen Faible für diese langen, dunklen Mäntel, die besonders bei größeren Menschen sehr beeindruckend aussahen), andererseits versprach er sich davon zumindest ein bisschen länger im Gedächtnis der holden Weiblichkeit zu bleiben.

Stabsfeldwebel Andreas Mechthild hatte momentan nur ein Problem: Er schob vor dem Krankenzimmer seines Generals, niemandem geringem als Generalleutnant Armin Kupferstecher, Wache, die MP5 am Riemen über der rechten Schulter, den großen, schwarzen Helm und den großen Dienstanzug angelegt, und die ganze Zeit grimmig nach vorne schauend. Mechthild musste zugeben, dass die Krankenschwestern von Atlantis teilweise – um es mit den sehr blumigen Worten seines Bruders, einem Fotografen im Bereich der Männerunterhaltung, zu sagen – „verfluchte Scheiße nochmal heiße Gestelle“ waren.

Und genau das war das Problem. Diese hübschen, jungen Frauen liefen an ihm vorbei, wenn sie ihm ins Gesicht sahen, sahen sie einen grimmigen Gesichtsausdruck, wenn sie ihn weiter ansahen, sahen sie nur die Uniform, die man doch als „klassisch Deutsch“ bezeichnen konnte.

Das waren nicht gerade die besten Präferenzen, auch wenn sie durch Befehle vorgegeben waren.

Mechthild seufzte innerlich. Gerade wenn er es brauchte, war ihm sein Job im Weg. Das war malwieder so typisch: Sein Bruder hatte ein verfluchtes Scheißglück und er... blieb gelinde gesagt auf der Strecke.

Eine Krankenschwester mit schwedischer Fahne auf dem Oberarm lief an ihm vorbei. Mechthild dachte kurz daran ihr zuzulächeln, wurde aber in seinem Gedankengang unterbrochen, als sich die Tür öffnete und zwei Männer aus dem Krankenzimmer traten – Hauptmann Jansen und Generalleutnant Kupferstecher.

Ersterer war eigentlich nicht für ihn interessant, er saß normalerweise in seinem Stab oder schlawenzelte um den Generalleutnant herum – der sein Schutzbefohlener war. Sagte die Schwester nicht etwas davon, dass er gerade erst aufgewacht war?

Vor gar nicht mal so langer Zeit war Mechtihild Senior, sein Vater, im Krankenhaus gewesen – hatte da die Oberschwester nicht gesagt, dass er gerade aufgewacht und sehr schwach war? Mechthild Junior Junior kannte sich nicht unbedingt mit Medizin aus, aber gab es da vielleicht einen Zusammenhang?

Vielleicht auch mit der Oberschwester, die wie eine Verrückte auf die beiden Offiziere zu stürmte?

„Was zur Hölle machen sie außerhalb ihres Bettes?“, fragte die etwas ältere Frau ziemlich erbost. Mit einem entschlossenen Griff packte sie den Generalleutnant am Arm, der komischerweise in einem Bundeswehr-Mantel mit den Abzeichen eines Hauptmanns steckte, während der eigentliche Träger nicht gerade vorschriftskonform ohne Mantel durch die Gegend lief.

Der Panzergeneral lächelte nur und meinte: „Fräulein, es hat so alles seine Ordnung, keine Sorge. Ich habe wichtige Arbeit zu erledigen.“ Der alte Mann sah den Stabsfeldwebel mit einem musternden Blick an – laut Gerüchten musterte er mit genau diesem Blick neue Bataillonskommandanten oder Brigadekommandeure. „Wenn sie jemanden zum Verarzten und für Arztspielchen brauchen... ich bin sicher, dass sich Herr Stabsfeldwebel Mechthild hier gerne dafür zur Verfügung stellen wird!“

„WAS?!“, fragten nun die Oberschwester und der Feldjäger unisono – nur um sich kurz anzusehen. Auf ein „Ladies First!“ des Soldaten fuhr die höchste Krankenschwester fort: „Der Kerl ist noch nicht mal verwundet!“

Kupferstecher setzte wieder seinen musternden Blick ein. „Stimmt.“, stellte er fest. „Jansen!“

„Soldat, ihre Maschinenpistole!“, befahl der Hauptmann – Mechthild händigte ihm die geladene, aber gesicherte Waffe mit einem mulmigen Gefühl aus. Der Panzersoldat fackelte nicht lange, überprüfte die Waffe und meinte: „Sorry, Mechi!“

„Oh, nein, nein...!“, begann der Feldjäger mit seinem Einspruch, der andere Soldat legte aber schon an und schoss ihm ohne mit der Wimper zu zucken in den Fuß. Die Kugel durchbohrte den Stiefel und blieb hinter dem Innenrist stecken.

Der Feldjäger schrie wie am Spieß, Jansen sicherte die Maschinenpistole und schlang sich den Riemen um die Schulter. Er musste zugeben, dass es vielleicht nicht gerade das beste war, was sie hätten tun können, aber es war nunmal nötig. Sie hatten Arbeit.

Kupferstecher klopfte dem jungen Mann einmal auf die Schulter und meinte im Gehen über die Schulter: „Gute Besserung und viel Spaß!“

Hätte er in diesem Augenblick in den Kopf des Stabsfeldwebels sehen können, er hätte sich mit den wüstesten Beschimpfungen konfrontiert gesehen.
 

Was folgen sollte war das erste Ereignis, was die Antiker – namentlich Praefecta Athene persönlich – seit zehntausend Jahren in die große Stadtchronik der Stadt Atlantis eintrugen. Dort kamen nur die wirklich großen und bemerkenswerten Ereignisse rein.

Lantea und ihr Auftritt vor dem „Rat zur Benennung der Stadtschiffe“ vor mehr als zehn Millionen Jahren standen drin, die erste Zusammenkunft des Rates der Vier großen Rassen in Atlantis hatte ihren Platz, die Evakuierung, drei Tage bevor Darian kapituliert hatte, ebenso.

Die Kapitulation selbst stand übrigens nicht drin.

Und nun sollte dies reinkommen.

Die Legende sollte später berichten, dass Kupferstecher sich in volles Ornat eines deutschen Panzergenerals geworfen und einem halben Dutzend Feldjäger sowie Jansen befohlen das gleiche zu tun. Die Militärpolizisten waren zwar nicht sehr begeistert, fügten sich aber nach einer kurzen Absprache untereinander – wenn auch mit dem Vorbehalt, dass sie Kupferstecher „sowas von in den Generalsarsch“ treten würden, dass er keine Sternentore oder Raumschiffe zur Heimreise bräuchte. So hatte es zumindest Stabsfeldwebel Bachmaier, der aktuelle Kommandant der Feldjäger (Leutnant Schulz war tot, Hammerau immer noch bewusstlos und Mechthild hatte eine Kugel im Fuß), ausgedrückt.

Die acht deutschen Soldaten marschierten im absoluten Gleichschritt einmal quer durch die Stadt. Doktor McKay, welcher gerade zufällig eine Tasse Kaffee trank, als die kleine Kolonne an ihm vorbeikam – er arbeitete alleine im stillen Kämmerlein – bemerkte nur wie die Oberfläche immer wieder vibrierte. Er dachte an ein Erdbeben und verkroch sich unter seinem Tisch.

Ähnlich erging es auch Leutnant Dascha Ferdova, einer russischen Fallschirmjägerin, die in der Nähe von Westpier-26 zusammen mit ein paar Landsmännern und ein paar MGs – samt und sonders M60er aus amerikanischer Produktion – eine improvisierte Flugabwehrstellung aufgebaut hatte. Die Soldaten beobachteten fasziniert die vibrierenden und manchmal umfallenden Patronen bis sie hinter dem Balkon die in einem engen Kordon marschierenden Deutschen sahen und ihre Eindrücke mit einem Gedanken zusammenfassten: Was zur Hölle geht hier ab?!

Ihr Weg führte sie auch direkt und ohne Umwege auf den Pier – direkt in die Arme von Pavel, der ersten Verteidigungslinie. Diesem blieb nichts anderes übrig als die Formation entschlossen, wenn auch wankend, aufzuhalten. Er trat ihnen einfach in den Weg und legte seine AK an, gefolgt von der Aufforderung umzukehren.

Kupferstecher gab das Signal zum halten und rief auf Russisch: „Ich bin Generalleutnant Armin Kupferstecher, fragen sie General Krukov ob ich zu ihm gehöre oder nicht!“

Der einfache Soldat nahm sein Funkgerät und fragte nach – die Antwort von Leutnant Timoschenko lautete einfach: „Herbringen!“

Nachdem der russische Soldat die Antwort verstanden hatte gab er sie weiter. Kupferstecher bedeutete seinen Männern einen Sicherheitsbereich einzurichten und marschierte mit Jansen an dem Spesnaz vorbei, der sich bemühte so schnell wie möglich die Führung zu übernehmen.

Die MG-Schützen beobachteten die drei doch relativ ungleichen Soldaten, wie sie an ihnen vorbeimarschierten – wobei eher die deutschen marschierten, wie es sich gehörte, Pavel, der Spznas und Sohn eines Bauers aus der tiefsten sibirischen Tundra, hatte etwas von einem Bewegungslegastheniker.

Sie kamen gerade zur dritten und letzten Verteidigungslinie, da wurde es Kupferstecher zu viel – unter den ungläubigen Augen Leutnant Timoschenkos befahl er Jansen dem Russen ordentliches Marschieren beizubringen und dem Offizier, den er ohne Probleme trotz der Tatsache, dass sie alle gleich aussahen mit ihren Sturmhauben und Gepäck, herausgepickt hatte, zu übersetzen. Danach ging er einfach alleine weiter.

Hinter der Tür warteten nach einer kurzen Treppe vier ungläubige Generäle – ein Brigadegeneral, Brigadier General Jon Smith (seines Zeichens Kommandant von TF-SGC, der Sondereingreiftruppe des IOA im Falle eines Notfalls im SGC oder einer der dazugehörigen Einrichtungen), sowie O`Neill, Krukov und Hancock. Sie alle vier schienen überrascht, dass er schon wieder unter den Lebenden weilte.

„Meine Herren.“, meinte Kupferstecher und trat langsam und gemessenen Schrittes an die anderen hohen Offiziere heran.

Der Raum selbst sah aus wie eines der Isolationslabore, auch wenn das in den Flottenniederlassungen selbst den Antikern selbst komisch vorkam. Oben war eine abgedunkelte Empore, wo es sich die Offiziere „gemütlich“ gemacht hatten, unten, von den Lampen im Fokus, stand ein Stuhl, auf dem die Goa`uld angebunden saß. Inzwischen schien sie es aufgegeben zu haben, sich umzusehen.

Jemand hatte sie umgezogen, von der Atlantis-Tagesuniform zu einem orangenen Gefangenenoverall, und Kupferstecher hatte den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass diese Arbeit jeder der Männer gerne übernommen hätte, es aber nicht hatte, da auch sie ihre Hemmschwellen hatten.

Der Deutsche zog eine Augenbraue hoch und fixierte O`Neill. „Ich habe gehört, dass sie eine Befragung anordnen wollen.“

Der Amerikaner zog die Hände aus den Hosentaschen und antwortete etwas flapsig: „Ja, Generalleutnant Krukov wollte sie durchführen!“

Bevor der Panzergeneral auch nur Luft holen konnte um den Russen anzusprechen kam er bereits dazwischen: „Vergiss es.“

„Gib mir zehn Minuten und du brauchst dir keine Mühe zu geben!“

„Nein.“

„Fünf.“ Der Deutsche legte den Kopf schief. „Ich bin auch ganz brav!“

„Nein.“ Der Russe seufzte genervt und fuhr in seiner Muttersprache fort: „Armin, wo du fünf Minuten brauchst, brauche ich drei!

Wetten wir? Danach kannst du dich nach Herzenslust an ihr austoben!“, antwortete der Panzerfahrer und lächelte, die Hand ausgestreckt.

Wenn du verlierst – und das wirst du – werden wir uns richtig betrinken, auf die russische Art!“ Der Russe schlug ein und lächelte den Deutschen an, der nickte. Seit Jahren schon wollte Krukov mit seinem deutschen Kollegen einen ordentlich trinken gehen, wie es die Russen taten, aber immer war etwas dazwischen gekommen.

„Wenn ich gewinne, und das werde ich, gehen wir beide aufs Oktoberfest!“, antwortete Kupferstecher und schüttelte dem Russen die Hand.

Na das kann ja heiter werden!, dachte Smith, der eigentlich ganz gut Russisch sprach und jedes Wort verstanden hatte.

„Los geht`s!“, verkündete der Deutsche auf Englisch, klatschte in die Hände und machte sich auf den Weg.

Von draußen hörten sie, als sich die Tür unten öffnete, ein lautes „Stillgestanden!“ und mehrere Hacken, die zusammengeschlagen wurden. Alle wandten sich dem Schauspiel zu, welches sich unter ihnen bieten würde.
 

Langsam öffnete sich die Tür in den dunklen Raum.

Patecatl war es über zu warten, noch dazu gefesselt. Es war einer Göttin nicht würdig. Deshalb schenkte sie der großen Gestalt in dem langen Mantel auch einen besonders giftigen Blick.

„Ich bin Generalleutnant Armin Kupferstecher, Bundeswehr, Achtzehnte Panzerdivision.“, stellte er sich kurz und knapp vor. „Sie werden mir sagen, was sie wissen. Alles.“

„Geht es genauer?“, fragte die absolut nicht eingeschüchterte Goa`uld. Sie musste, sobald diese primitiven Menschen unterworfen waren und sie Herrscherin über die Milchstraße und die Pegasus-Galaxie war, ihren Jaffa unbedingt eine ähnlich Menschen Respekt einflößende Uniform einführen. Es sah einfach nur gut aus – aber eines nach dem anderen.

„Ja, das tut es.“, antwortete der Deutsche und begann langsam einen Kreis um die junge Frau zu machen, der genau an den Rändern des Lichtodems verlief. „Was ist das erste Ziel? Wo treten Rufas Schiffe in die Milchstraße ein? Wo ist der Treffpunkt mit deinen Streitkräften? Welche Stärke habt ihr?“ Als er geendet hatte stand er wieder genau vor ihr.

„Viele Fragen, doch keine Antwort wäre unter den gegebenen Umständen ihrer würdig...“ Die junge Frau, in der Patecatl sich eingenistet hatte, sah den Generalleutnant mit einem typischen, weiblichen Dackelblick an. Der Deutsche reagierte nicht, wenn man auf seine Mimik und Gestik achtete.

„Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen – auch wenn sie so zwischen den Zeilen verborgen sind.“, war sein Kommentar.

„Ich habe die Informationen, die ihr braucht...“ Sie schürzte die Lippen. „Machen sie ein Angebot!“

„Meinetwegen.“ Das war das erste mal, dass sich in Kupferstechers Gesicht eine Regung zeigte, die über eine hochgezogene Augenbraue hinausging: Er lächelte komplett kalt. „Hinter ihnen, auf der Empore, ist ein ziemlich guter Freund von mir, Generál-Leytenánt Alexander Sergejewitsch Krukov, von der Abteilung für Erweiterte Verhöre der Russischen Streitkräfte. In etwa vier Minuten wird er, wenn sie nicht auspacken, kommen und ihnen Schmerzen zufügen. Viele, schreckliche Schmerzen. Und sobald sie uns um Gnade winselnd alles erzählt haben, was wir wollen, werden wir sie aus Doktor Keller rausholen und sie töten.“

„Letzteres werden sie sowieso tun!“

„Ja und nein. Ja, wir werden sie rausholen – nein, wir werden sie nicht umbringen. In diesem Falle werden wir sie auf einem unbewohnten Planeten hier in der Pegasus-Galaxie aussetzen. Es wird ihr persönliches Sankt Helena, nur dass sie nicht so genial wie Napoleon waren.“ Das kalte Lächeln verschwand. „Sind sie dabei?“

„Woher soll ich wissen, dass sie mich nicht dann doch töten?“

„Sie haben mein Ehrenwort als deutscher General, Badner und Gentleman. Sie werden leben, außer sie betrügen uns. Also?“

Patecatl überlegte kurz. „Meinetwegen.“, antwortete und begann alles zu erzählen, sehr zum Unmut von Krukov, der von Smith ein „Ihnen wird die Lederhose sicher stehen!“ zu hören bekam.
 

Auf der Ignis Licentiae herrschte etwas geknickte Stimmung – zwar waren John Hancock und Atalánte endlich zu zweit und allein, aber sie hatten zwei Tote an Bord und einen Feind zu verfolgen. Es war ein Wunder, dass die Antriebsaggregate so lange durchgehalten hatten, mehr als einmal hatte Hancock das nun schon gehört.

Sie waren noch nicht abgestimmt oder sowas, sie waren noch auf Werkszustand – was hieß, dass eine einzige Sonnenwindböe sie aus dem Hyperraum und rein in den Schlamassel katapultieren würde.

Der Sergeant saß momentan alleine auf der Brücke im wuchtigen Kapitänssessel, den Rucksack und das Gewehr hatte er in ihrem Quartier gelassen, nur die Pistole trug er noch. Atalánte hatte sich zurückgezogen und ihm das Kommando überlassen.

Hancock wünschte sich, dass der vierte im Bunde, Johnson, den Sprung überlebt hätte – bei dem etwas holprigeren Sprung rein hatte sich der halbe Ventralhangar samt Kontrollraum aufgelöst. Johnson trieb irgendwo in einem weiten Orbit um den Stern Lantea. Dann hätte er wenigstens Gesellschaft würde nicht alleine auf der Brücke sitzen.

Plötzlich begann ein Alarm zu gellen, auf dem ganzen Schiff – und es kam das, was früher oder später hatte kommen müssen: Sie fielen aus dem Hyperraum.

Der Amerikaner sprang sofort auf und versuchte herauszufinden, wo sie waren, wie die Lage war und ähnliches – Atalánte würde das brauchen, da war er sich sicher.

Diese kam auch schon auf die Brücke gerannt und rief: „Lagebericht!“

„Wir sind aus dem Hyperraum gefallen und bewegen uns nach hinten auf eine starke Gravitationsquelle zu – mehr sagen die Sensoren nicht!“, antwortete Hancock und sprang an die Steuerung um die Aggregate weiter aufzudrehen.

„John, lass es...“, befahl Atalánte und trat langsam und resignierend zu dem Kapitänssessel um sich rein zu setzen. „Schwarzes Loch achtern... wir sind verloren...“

Kurz schwiegen beide. „Sicher?“, fragte der Sergeant.

„Sicher.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück