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Bonheur éphémère

von

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Ein kleiner Prinz

Mein lieber Mathieu.
 

Heute habe ich geweint. Ich habe ein Buch gelesen, musst du wissen. Erinnerst du dich, wie du als Kind in der Bibel geblättert hast und ausgerechnet auf das Kapitel über Sodom und Gomorrha gestoßen bist? Von allen Kapiteln über Liebe und Hoffnung, die du dir hättest aussuchen können, war es ausgerechnet dieses, das von Strafe und Zerstörung handelt. Als wärst du nicht dafür geschaffen, Glück zu haben. In dieser Hinsicht hätte ich dir nicht mehr beibringen können, als Arthur es getan hat. Ich bin selbst jemand, der eher das Unglück anzieht, Mathieu. Aber manchmal, ganz selten, zeigt mir dieses Unglück die Schönheit des Lebens. Glück ist etwas Wunderbares, und ich hoffe, dass du es irgendwann erfährst.

Ich habe ein Buch eines Mannes gelesen, der 1900 geboren wurde. Stell dir das vor, Mathieu. Er gehörte zu der unseligen Generation von Sterblichen, die beide Weltkriege miterleben mussten – wie du und ich, nur dass wir eben keine Sterblichen sind. 1944, kaum ein Jahr vor Kriegsende, wurde er in seinem Flugzeug über dem Meer abgeschossen. Er war nur einer der zahllosen Verluste, die wir alle zu beklagen haben, aber er ist etwas Besonderes. Ich habe sein Buch gelesen.

An solchen Tagen muss ich weinen, Mathieu. Über die Grausamkeit und die Schönheit dieser Welt, und wie hinterlistig sie es schafft, beides zu vermischen. Wie vergänglich, wie trügerisch das Glück sein kann und wie man sich in seinem Unglück verrennen kann, sich daran festklammern, bis man es aus eigener Kraft nicht mehr schafft, sich daraus zu befreien. Wenn wir uns einig gewesen wären, Mathieu, wenn wir uns doch nur einig gewesen wären... dann hätte so vieles anders sein können. Aber wir können uns niemals einig sein. Vielleicht ist es unser aller Schicksal, das Unglück anzuziehen.

Ich schicke dir ein Exemplar des Buches, das ich meine. Genau genommen ist es mein einziges Exemplar. Ich brauche es nicht länger, denn ich werde es nie wieder lesen können. Es würde mich zu traurig machen. Du bist jünger als ich, Mathieu, und doch hast du kaum weniger Unglück erfahren als ich. Dennoch will ich, dass du das Buch behältst. Es könnte dir gefallen. Du wirst nie erraten, wie es heißt:

Le Petit Prince.
 

(Francis spricht von Antoine de Saint-Exupéry, der „Der kleine Prinz“ geschrieben hat. Da ich kein Französisch kann, habe ich es nur auf Deutsch gelesen... jedenfalls habe ich geweint.

Dieser Brief war einer der ersten Texte, die ich für diese Geschichte überhaupt geschrieben habe, und jetzt ist sie mit über 40000 Wörtern abgeschlossen... ich muss das gerade mal hinschreiben, um es zu glauben. Nein, ich glaube es trotzdem nicht. Ach, übrigens, habe ich das eigentlich je erwähnt? Bonheur éphémère bedeutet soviel wie „vergängliches Glück“. Hoffe ich zumindest, denn ich kann noch immer kein Französisch.

Danke für die vielen Favoriteneinträge, Kommentare und die Fragen, wann es denn weitergeht. Ohne diese Unterstützung wäre die Geschichte nicht über das zweite Kapitel hinausgekommen, jedenfalls nicht in sauberer, hochgeladener Form.

Ich verbeuge mich vor dem Publikum. Vorhang, bitte.)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Xulina
2012-07-22T15:00:38+00:00 22.07.2012 17:00
Was für eine rührende Geschichte. Q.Q
*öerst jetzt dazu gekommen bin sie zu lesen*
Ich konnte garnicht aufhören zu lesen, aber ab und an muss man ja auch noch andere Dinge erledigen.
Zumindes war es sowas von schön geschrieben!
Dein Schreibstil gefällt mir. Es lässt sich gut lesen und die Art, wie die Story aufgebaut ist, war auch spitze. Dass du dich an den Historischen Fakten so orietiert hat war wirklich unglaublich ! (das machen ja nicht grade SO viele)
Es war mal etwas anderes im vergleich zum restlichen Zeug, was es hier so zu lesen gibt. Zwar habe ich mich öfters gefragt, was Francis in der zwischenzeit so macht und ob Amerika klar wurde, dass er ihm als Kind begegnet war, aber so leicht ist das wohl nicht zu begreifen...
Die Sache in Quebec ging mir nur leider etwas zu schnell von statten. Erst war Iggy noch bei Alfed und dann stand er schon vor der Festung. Mit einer Pause dazwischen hätte ich das vermutlich anders gelesen, aber so war das etwas schnell. Der Zeitsprung, wo die beiden Jungs erwachsen wurden war da angenehmer gestaltet, weil es da auch ziemlich klar war. Es war sozusagen in den Verlauf der Geschichte besser eingeschlossen und nicht so plötzlich.
Gegen Ende habe ich mich dann nur gefragt, was den aus Matis Buch geworden ist.

Dem Buchtip von Francis wollte ich schon länger mal nachkommen. Ich hab als Kind viel zu viele andere Sachen zu lesen gehabt... XD
Vielleicht schaffe ich es ja mal.
Von:  NukeUke
2011-12-17T22:21:08+00:00 17.12.2011 23:21
xD Ha, ich wusste von wem du redest und Ha! Ich habe es auf Französisch gelesen und nochmal HA! ich weiß was Bonheur éphémère heißt xD *sich toll fühlt*

Aber Ende?
Q_Q
Dass kannst du mir doch nicht antun!
*schnief*
*dich durchschüttelt*
Wie kannst du nur?
Q_Q Du hasst mich!!!!!!!!!

Aber wirklich eine sehr schöne Geschichte <33



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