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Bonheur éphémère

von

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Verwechselt

„Mein Beileid, Francis“, murmelte Antonio und legte ihm einen Arm um die Schultern.

„Ach was!“, sagte Gilbert laut und schlug Francis auf den Rücken, sodass dieser erschrocken nach Luft rang. „Mach dir einfach nichts draus. Der kleine... wie war noch gleich sein Name? Matthias?“

„Matteo“, warf Antonio hilfsbereit ein.

„Mathieu“, korrigierte Francis.

„Ja, wie auch immer. Der Kleine ist weg, ja, aber... hey, du wirst ja wohl einen anderen finden, wenn du willst, oder?“

„Wen denn?“, fragte Francis und lächelte abwesend. „Ich kann nicht noch einmal eine neue Welt entdecken. Die Welt ist restlos aufgeteilt, Gilbert, mon ami.“

„Ach was!“, winkte Gilbert ab. „Schau dir mich und West an! Irgendwo wirst du schon jemanden finden... zur Not klaust du ihn dir! Wie wär's mit Feliciano?“

„Oh ja!“, sagte Antonio fröhlich. „Feliciano ist ein lieber Junge, Francis...“

„Ich weiß“, seufzte Francis und vergrub das Gesicht in den Händen. „Aber ich will meinen Mathieu.“

„Das verstehe ich“, murmelte Antonio mitfühlend und strich über seine Schulter. „Wenn man sich einmal an einen Schützling gewöhnt hat...“

„Hey, Toni! Du hast doch noch einen ganzen Kindergarten mit Blagen in Übersee! Kann Francis sich nicht davon einen aussuchen?“

„Aber sie gehören mir!“, sagte Antonio empört. „Und sie sind nicht ganz pflegeleicht, musst du wissen.“

„Ich will Mathieu“, murmelte Francis.

Gilbert wollte etwas dazu sagen, doch in diesem Moment kam Ludwig auf den Baum zu, unter dem die drei Freunde im Schatten saßen. Sein Gesicht war mit Blut verschmiert.

„Himmel, West!“, rief Gilbert und riss die Augen auf. „Was hast du denn gemacht?“

Ludwig verzog keine Miene. „Romano hat mir auf die Nase geboxt“, antwortete er ruhig.

Gilbert schnalzte missbilligend mit der Zunge, zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und winkte seinem kleinen Bruder, näher zu kommen. „Wieso hast du dich nicht gewehrt?“

„Ich prügle mich doch nicht mit Mädchen.“

„Bastard!“, zeterte eine Stimme aus dem Hintergrund und Romano kam auf Ludwig zugerast. „Ich bin kein...“

¡Oye!“ Reflexartig schlang Antonio die Arme um seinen Bauch, als er vorbei rannte, und zog Romano mit einem Schwung auf seinen Schoß. „Aber Romanito! Wieso hast du Ludwig geschlagen?“

„Weil er ein Bastard ist!“

„Romano!“, sagte Antonio enttäuscht und bemühte sich, den heftig zappelnden Jungen zu bändigen. „Wenn du dich nicht benehmen kannst, gehen wir sofort nach Hause!“

„Ist mir sowieso lieber, Bastard!“, keifte Romano ihn an und versetzte ihm einen Kinnhaken. „Bastard!“ Er deutete auf Ludwig. „Kartoffel-Bastard!“

„Aber Romano!“

„Großer Bruder vom Kartoffel-Bastard!“

Romano kam bei Francis an und verstummte unschlüssig.

„Also wirklich, Romano“, entrüstete sich Antonio. „Das ist doch...“

„Frosch-Bastard!“, schlug Gilbert gut gelaunt vor und steckte sein Taschentuch wieder ein. „Sprich mir nach, Kleiner. Frosch-Bastard!“

„Bastard!“, fauchte Romano mit hochrotem Kopf.

„Es ist nicht auszuhalten mit dir, Romanito!“, sagte Antonio kopfschüttelnd. „Ich wollte mich ein wenig mit Francis und Gilbert unterhalten, und stattdessen...“

„Mach dir keine Umstände“, sagte Francis leise. „Es ist schon in Ordnung. Wenn ihr euch lieber mit euren Kleinen beschäftigt...“

„Nein“, sagte Antonio entschieden und schob Romano von sich weg. „Geh wieder spielen, Romanito. Porfa.“

„Bastard!“, rief Romano gehässig und rannte davon.

„Du auch, West“, sagte Gilbert und klopfte Ludwig auf die Schulter.

„Ich will nicht spielen.“

„Dann geh und hau Romano ordentlich zusammen. Würdest du das tun?“

Ludwig zog die Schultern hoch, wandte sich ab und ging.

„Aber Gilbert!“, sagte Antonio und schüttelte den Kopf. „So etwas kannst du ihm doch nicht sagen! Du hast keine Ahnung davon, wie man ein Kind erzieht.“

„Aber du?“, fragte Gilbert und sah Romano grinsend nach. „Sieht aus, als würdest du da ein hübsches blaues Auge bekommen, wo er dich erwischt hat.“

Antonio tastete nach seinem Auge. „Wenn du Ludwig so aggressiv erziehst, wirst du euch beide ins Grab bringen, Gilbert. Denk an meine Worte.“

Gilbert schnaubte und schüttelte den Kopf.

„Also, Francis“, sagte Antonio und wandte sich wieder Francis zu. „Was gedenkst du zu tun?“

„Zu tun?“, fragte Francis und lachte hoffnungslos. „Nichts. Ich habe verloren.“

Kumpelhaft legte Antonio einen Arm um ihn. „Kopf hoch. Vielleicht... vielleicht geht es Mathieu ja gar nicht so schlecht, da, wo er jetzt ist...“

„Bei Arthur?“, fragte Francis. „Das glaubst du doch selbst nicht. Du müsstest doch am Besten wissen, wie er sein kann, wenn er Gefangene gemacht hat.“

Antonio verzog das Gesicht, als er an seine Demütigung dachte, nachdem Arthur seine Armada versenkt hatte. „Bei mir war es etwas ganz anderes“, sagte er dann beruhigend. „Ich war Arthur ein ebenbürtiger Gegner, ich hatte gegen ihn gekämpft und verloren. Mathieu ist doch nichts als ein Kind. Eine Art Geisel.“

„Eine Geisel“, wiederholte Francis und seufzte tief. „Auch das noch.“

„Hey, dem Kleinen wird es schon gut gehen“, mischte Gilbert sich ein.

„Habt ihr ihn je kennen gelernt?“

Gilbert schüttelte den Kopf. Antonio runzelte die Stirn. „Ich glaube, du hast ihn mir einmal kurz vorgestellt. Aber da war er fast noch ein Baby.“

„Er ist so... zart“, murmelte Francis und zeichnete mit dem Finger Linien in die Erde, auf der er saß. „So leise. Er wird nicht... er ist zu schüchtern, um neben jemandem wie Alfred aufzuwachsen.“

„Alfred?“, fragte Gilbert stirnrunzelnd.

„Arthurs Bruder“, sagte Antonio.

„Ach, der. Ich habe besseres zu tun, als mir von jedem Dahergelaufenen den Namen zu merken, wisst ihr?“

„Er ist ein Großmaul“, sagte Francis leise. „Alfred, meine ich. Mathieu wird gegen ihn völlig untergehen. Das kann einfach nicht gut gehen.“

„Dann geh hin!“, sagte Gilbert gelangweilt. „Geh und sah Arthur, dass du wiederhaben willst, was dir gehört.“

„Arthur wird ihn nicht so einfach wieder rausrücken“, gab Antonio zu bedenken und warf Gilbert einen leicht genervten Blick zu.

„Dann hau ihm eins drauf! So einfach ist das!“

„Wenn man dich reden hört, wird einem klar, wieso du ständig in Kriege verwickelt bist.“

„Was willst du denn damit sagen?“

„Hört auf“, sagte Francis müde und legte die Stirn auf die verschränkten Arme. „Bitte.“

Antonio und Gilbert sahen ihn an und verstummten. Nach einer Weile riss Gilbert einen Grashalm ab und kaute darauf herum, während Antonio einen Arm um Francis legte und schweigend über seinen Rücken strich.
 

Die Sonne schien nicht mehr so stark wie beim letzten Mal, als er hier gewesen war. Wie die Zeit verging, dachte Arthur und seufzte. Das Jahr neigte sich schon wieder seinem Ende zu. Einige der Bäume begannen rot und gelb zu werden und Blätter lagen auf dem Weg, über den er ritt. Sein Pferd hatte den Kopf gesenkt und trottete gemächlich vorwärts. Arthur trieb es nicht an. Sie hatten keine Eile.

Das Haus, in dem er Alfred untergebracht hatte, lag zwischen einigen Bäumen auf einer Wiese. Wobei es jetzt nicht mehr Alfreds Haus war, fiel ihm ein, sondern Alfreds und Matthews Haus. An diesen Gedanken würde er sich gewöhnen müssen. Die Frage, was er zu Matthew sagen sollte, machte ihn nervös, doch auf das Wiedersehen mit Alfred freute er sich wirklich.

Nichts regte sich in dem Gebäude, während er näher ritt. Wie seltsam, dachte Arthur und saß ab. Normalerweise herrschte in Alfreds Haus niemals Stille. Mit der Absicht, sich gleich wieder um es zu kümmern, band er sein Pferd an einem Pfosten des Zauns an. Sorge stieg in ihm auf. Natürlich war er schon öfter lange weg gewesen, aber nicht in so unruhigen Zeiten. Ach was, worum machte er sich Sorgen? Alfred hatte schon viel länger ohne ihn auskommen müssen, und diesmal war er nicht einmal allein gewesen. Da war ja noch Matthew.

Entschlossen trat Arthur an die Tür heran und klopfte. Er musste eine Weile warten, bis langsame Schritte im Inneren des Hauses erklangen und die Tür geöffnet wurde.

„Alfred!“, sagte Arthur glücklich und breitete die Arme aus. „Schau mal, wer wieder da ist!“

Der Junge blinzelte ihn an und versteckte sich hinter dem Türrahmen. „Ich bin Mathieu“, sagte er leise.

„Was...?“, begann Arthur und lachte. „Oh, Alfred, lass die Spielchen! Ich war nicht so lange weg, dass ich vergessen könnte, wie du aussiehst. Komm her!“

Erwartungsvoll blieb er stehen. Bisher hatte Alfred ihn noch immer zur Begrüßung umarmt, doch der Junge vor ihm machte keine Anstalten, dasselbe zu tun. Bevor Arthur fragen konnte, was denn los war, erklang ein Aufschrei aus dem Haus und jemand polterte die Treppe herunter.

„Arthur! Du bist wieder da!“

Alfred stürzte an dem anderen Jungen vorbei aus dem Haus und sprang Arthur an, der vor Überraschung das Übergewicht nach hinten bekam und auf dem Rücken landete. Lachend kletterte Alfred auf seinen Bauch und machte es sich dort gemütlich.

„Da bist du ja wieder! Ich habe früher mit dir gerechnet!“

„Ich wurde aufgehalten“, antwortete Arthur verwirrt und spähte an Alfreds strahlendem Gesicht vorbei zu dem Jungen hinüber, der sich noch immer halb hinter dem Türrahmen versteckte. „Was... ist das Matthew?“

„Ist das Matthew?“, äffte Alfred ihn nach und lachte, als habe Arthur einen großartigen Witz gemacht. „Oh, Arthur! Hast du das gehört, Mattie? Als ob Arthur uns verwechselt hätte! Und beide! Uns kann man doch gar nicht verwechseln!“

„Nun, ihr seht euch sehr ähnlich“, sagte Arthur und versuchte, seine Verlegenheit zu überspielen.

„Finde ich nicht. Ich verwechsle uns jedenfalls nie!“

„Ja, dass du das nicht tust, ist mir...“

„Und außerdem hat Mattie viel längere Haare als ich, Arthur! Wie ein Mädchen! Sehe ich etwa wie ein Mädchen aus?“

In Hintergrund zog Matthew sich noch weiter zurück und verschwand im Inneren des Hauses.

„Also gut, seine Haare sind länger“, gab Arthur zu. „Ich werde versuchen, in Zukunft darauf zu achten. Und jetzt geh jetzt bitte von mir runter, Alfred.“

Großzügig kletterte Alfred von seinem Bauch und kam wieder auf die Beine. „Ich bin froh, dass du wieder da bist“, verkündete er.

„Ich frage mich, ob Matthew ebenfalls froh darüber ist.“

„Ach, der!“ Zu Arthurs Bestürzung verzog Alfred abfällig das Gesicht. „Der ist doch überhaupt nie froh. Ich habe keine Ahnung, wieso er es sich so schwer macht. Er hat nie gute Laune.“

„Also seid ihr schlecht miteinander zurecht gekommen?“, fragte Arthur besorgt und stand auf.

„Hey, ich bin großartig mit ihm zurecht gekommen! Aber er hat was gegen mich. Das ist sein Problem, nicht meins.“

Arthur seufzte leise und griff nach seiner Hand. „Komm erst einmal“, sagte er. „Ich werde euch beiden etwas zum Abendessen kochen.“

„Echt? Awesome!
 

Zu seinem Bedauern stellte Arthur fest, dass kaum etwas im Haus war, um ein anständiges Abendessen auf die Beine zu stellen. Er beschloss kurzerhand, zu improvisieren. Während er in einem Topf auf dem Herd rührte, öffnete sich hinter ihm die Küchentür und er sah sich über die Schulter um.

„Oh, Alfred! Da bist du ja wieder. Wo warst du?“

„Ich bin Mathieu“, murmelte Matthew.

Vor Schreck ließ Arthur beinahe den Löffel in den Topf fallen. „Matthew? Oh... ja, natürlich, Matthew. Setz dich doch schon einmal.“

Matthew nickte stumm und kletterte auf einen der Stühle am Tisch.

„Wie geht es dir?“, fragte Arthur und war froh, den Jungen nicht ansehen zu müssen, weil er den Topf im Auge behalten musste. Die Sache war ihm äußerst peinlich.

„Hmm“, machte Matthew, was Arthur nichts sagte.

„Ich hoffe, du hast dich gut mit Alfred vertragen.“

„Hmm.“

„Magst du Eintopf?“

„Nicht sehr“, murmelte Matthew.

„Du wirst ihn trotzdem essen müssen.“ Arthur beschloss, dass das Essen fertig war, und zog den Topf vom Herd. „Alfred! Wo steckst du denn?“

Die Tür ging auf und Alfred kam herein. „Mattie? Da kommen so komische Flusen aus deinem Bär. Hat er vielleicht ein Loch irgendwo?“

„Mein Bär?“, wiederholte Matthew erschrocken und sah ihn mit großen Augen an.

„Ja. Ich habe ihn hochgehoben, und da...“

„Ich will nicht, dass du ihn nimmst!“

„Hey, ich habe ihn nicht genommen! Er war runtergefallen, und da habe ich ihn...“

„Ich habe gesagt, du sollst ihn nicht anfassen!“

„Ruhe!“, sagte Arthur laut und knallte den Topf auf den Tisch. Matthew zuckte zusammen. „Hört auf, euch zu streiten! Jetzt wird gegessen.“

„Aber es ist mein Bär“, flüsterte Matthew.

„Ich wollte ihn dir ja nicht wegnehmen“, erwiderte Alfred überheblich. „Mein Teddy ist sowieso schöner als deiner.“

„Stimmt ja gar nicht!“

„Was habe ich gerade gesagt?“, fragte Arthur streng und klatschte eine Kelle Eintopf auf Alfreds Teller. „Hört sofort auf, euch zu streiten, oder ihr geht ohne Abendessen ins Bett.“

Darauf folgte Stille. Arthur füllte seinen eigenen Teller zuletzt und setzte sich. Sie begannen, zu essen, ohne ein Wort zu wechseln.

„Schmeckt es euch?“, fragte Arthur nach einer Weile.

„Hmmhmm“, machte Alfred mit vollem Mund, ohne aufzusehen. Matthew pickte an einer Kartoffel und sah so unglücklich aus, dass Arthur ihn besorgt ansah.

„Matthew? Wie schmeckt es dir?“

Matthew zog die Schultern hoch. Francis war ein guter Koch, dachte Arthur mit einem Stich von Neid. Wahrscheinlich war seine Küche eine Umstellung für Matthew. Aber daran würde er sich nun einmal gewöhnen müssen.

„Was habt ihr so gemacht, während ich weg war?“

„Nicht viel“, antwortete Alfred undeutlich an einer zerkauten Möhre vorbei. „Mattie wollte ja nie irgendwas machen.“

„Ach nein? Wieso denn nicht?“

Matthew senkte den Kopf so tief wie möglich und sagte nichts dazu.

„Aber manchmal war es lustig“, gab Alfred zu und schob sich eine weitere Portion Essen in den Mund. „Einmal habe ich Mattie meine Holzpferde gezeigt. Und einmal...“ Er lachte auf und ein paar kleine Kartoffelstücke flogen auf den Tisch. „Einmal hat Mattie sich eine Schleife in die Haare gebunden, da sah er aus wie ein Mädchen. Das war lustig!“

„Ich habe nicht ausgesehen wie ein Mädchen!“, widersprach Matthew schrill. Arthur war kurz davor, zu lachen, doch dann fiel ihm Francis ein. Francis und sein Zopf, mit einer Schleife zusammen gebunden.

„Wieso guckst du so, Arthur?“, fragte Alfred.

„Darf ich aufstehen?“, murmelte Matthew.

Überrascht betrachtete Arthur seinen noch vollen Teller. „Bist du denn schon satt?“

Oui.

„Also gut“, sagte Arthur unschlüssig. Ohne ihn noch einmal anzusehen, rutschte Matthew von seinem Stuhl und verschwand aus der Küche.

„Er ist komisch“, sagte Alfred entschieden, sobald er weg war.

„Ach was. Ich habe dir doch schon gesagt, dass du...“

„Ich habe versucht, ihn zu verstehen!“, unterbrach Alfred ihn. „Aber er spricht manchmal so komisch durch die Nase, dass ich ihn gar nicht verstehe, und er zieht sich komisch an und sitzt die ganze Zeit nur mit seinem Bär herum, und er ist komisch!“ Die Worte sprudelten aus ihm heraus, und er schien noch lange nicht am Ende zu sein. Sein Gesicht war vor Aufregung gerötet. „Und er erzählt komische Sachen, dass er zu Francis zurück will, dabei ist Francis doch böse, und er weint oft und will sich nicht trösten lassen, und er passt auf diesen Bären auf, als wären es die Kronjuwelen. Ach, und er macht ins Bett.“

Arthur war völlig überfordert mit so vielen Aussagen auf einmal, doch die letzte ließ ihn aufhorchen. „Er macht was?“

„Er pinkelt ins Bett“, erklärte Alfred und nickte. „Jede Nacht. Fast. Und ich muss das Bett abziehen, weil er es nicht selbst macht!“

Verwirrt sah Arthur ihn an. „Bist du sicher?“

„Sicher bin ich sicher!“ Alfred rümpfte die Nase. „Wie ein Baby.“

„Ich hoffe, du ziehst ihn nicht damit auf.“

Alfred wich seinem Blick aus. „Naja... ein bisschen“, gab er zu.

„Alfred!“, sagte Arthur erschrocken. „Wie kannst du... ich dachte, du wärst ein vernünftiger Junge!“

„Aber er benimmt sich wie ein Baby!“, entgegnete Alfred. „Ich mache schon ewig nicht mehr ins Bett!“

Arthur schluckte. Er war sich sicher, dass auch Matthew längst trocken sein müsste. Vielleicht hatte dieser Dummkopf Francis versäumt, es ihm beizubringen. Aber wahrscheinlicher war Arthurs Meinung nach etwas anderes. Hieß es nicht, dass manche Kinder nach traumatischen Erlebnissen wieder zu Bettnässern wurden?

„Arthur?“, fragte Alfred und legte den Kopf schief. „Ich... ich habe ihn nicht sehr damit aufgezogen. Nur ein bisschen.“

„Du musst ab jetzt freundlicher zu ihm sein“, murmelte Arthur, ohne ihn anzusehen.

„Bin ich doch! Er ist es, der unfreundlich ist!“ Alfred schnaufte wütend. „Ich mag ihn nicht, Arthur. Er mich auch nicht.“

„Ach was“, sagte Arthur entschieden und stand auf. „Das sind Anfangsschwierigkeiten. Ihr werdet euch noch an einander gewöhnen, ganz sicher. Es wird sich legen.“

„Anfangsschwierigkeiten“, wiederholte Alfred düster. „Ein ganz schön langer Anfang.“

„Es wird sich alles regeln“, erwiderte Arthur und versuchte, überzeugt zu klingen. In Wahrheit begann er selbst, daran zu zweifeln, dass Alfred und Matthew sich an einander gewöhnen würden. Aber das mussten sie, dachte er. Sie mussten lernen, miteinander auszukommen.
 

Geschichte #8 – Arthur kann nicht kochen

Arthur ist wieder da. Er hat Abendessen für uns alle gekocht. Die Kartoffeln waren noch viel zu hart und die Möhren zu weich (wie auch immer er das geschafft hat), und Gewürze waren auch nicht dran. Nicht einmal Salz, wette ich. Es hat furchtbar geschmeckt, und ich habe kaum etwas gegessen. Jetzt habe ich Hunger. Wenn ich daran denke, dass ich sowas für den Rest meines Lebens werde essen müssen...

Ich will nach Hause. François soll mich abholen und nach Hause bringen, ganz schnell. Ich halte das hier nicht aus.

Zu allem Überfluss verwechselt Arthur mich ständig mit Alfred, aber wirklich ständig. Obwohl ich viel längere Haare habe als Alfred und wir auch sonst völlig verschieden sind. Wahrscheinlich ist Arthur einfach zu dumm, um uns auseinander zu halten.

Komm und hol mich ab, François. Bitte hol mich nach Hause.


Nachwort zu diesem Kapitel:
...das Auftauchen von Klein-Ludwig wandert aber mal direkt auf die Anachronismen-Liste. Verdammt. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  NukeUke
2011-10-11T21:57:24+00:00 11.10.2011 23:57
Oooh das ist sooo süß!
*.*

Ich lieb Mattie einfach und der tut mir so leid!
Q_Q
*schnief*
Arthur soll ihn mal trösten und nicht immer nur Alfred!
Oder Matthew läuft weg weil Alfred ihn so ärgert!
*muahaha*


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