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In der Finsternis

von schwarzen Schmetterlingen und anderen Nachtgestalten
von

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Cu Shide

17 Jahre! 17 Jahre!

Die Finger des Königs strichen über die aschfahle Haut des Mädchens, das vor ihm auf einem steigernden Altar lag. Ihre viel zu früh gealterten Gesichtszüge trugen noch Spuren ihrer einstigen Jugend. Der König der Finsternis presste die Kiefer aufeinander, als seine Fingerspitzen die dunkeln Linien, die in ihre Hautgemalt waren, nachzogen. Er hatte sein Schattenmädchen verloren. Seine empfindliche, zerbrechliche, für ihn und seinen Hof so wichtige Sterbliche war nun doch an den Veränderungen verendet.

„Sie hatte sich doch so gut gehalten! Hatte sich doch an den Wandel gewöhnt. Warum habe ich nichts bemerkt?“

Doch dann kamen ihm Worte in den Sinn. Worte von damals. Seine Worte.
 

Sterbliche sind so kurzlebige Wesen. Ihr erster Herzschlag und ihre ersten Erinnerungen lagen nur einen Wimpernschlag von ihrem Tod entfernt.
 

Voll Bitterkeit brandete die Wahrheit in ihm gegen den Eifer es nicht sehen zu wollen, und ließ seinen Magen zusammenkrampfen. Es war nicht nur seine Schuld. Er hatte seine Sterbliche einfach nicht gut genug geschützt.

Aedh kam in den Altarraum. Die verschlungenen Linien auf seinen Armen, die Hunde auf der Jagd darstellten, würden bald die Botschaft des Königs in alle Himmelsrichtungen verkünden.

Der Cu Shide fragte erwartungsvoll:

„Ihr habt mich gerufen mein Herr?“

„Ganz recht Aedh. Und ich habe auch ein paar Wege für dich.“, er hatte tief Luft geholt und schmeckte geradezu seine eigene Wut. „Craine soll die Rabenreiter ausschicken! Und bringt mir die Winterkönigin!“

„Sehr wohl.“

„Und Aedh, für dich habe ich eine ganz besondere Aufgabe. Töte den Herren des Sommers und seine Königin! Es wird Zeit, dass wir uns nicht mehr nur im Hintergrund bewegen.“

Aedh nickte, ein boshaft animalisches Grinsen auf den Lippen. Endlich, endlich tat sich etwas an diesem Hof. Endlich erwiesen sich seine Bemühung als erfolgreich.

Der König wartete bis die Schritte des Cu Shide verklungen waren, dann blickte er den leblosen Mädchenkörper. Er wusste, er brauchte eine neue Sterbliche und zwar bald. Nach einer kleinen Ewigkeit, so schien es ihm, wandte er sich von der Leiche ab. Er wusste bereits, wer sein neues Schattenmädchen werden würde. Ja, er wusste es ganz genau.



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