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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Ein Rückschlag

184) Ein Rückschlag
 

Sam parkte den Mietwagen in einer Nebenstraße und ging zu Fuß zu dem Grundstück der Raileys.

Vorsichtig schlich er sich an der Rückseite an. In zwei Räumen brannte das Licht und er sah hin und wieder eine Person herumlaufen. Er atmete tief durch und machte sich auf eine längere Wartezeit gefasst.

Die Hausbewohner schienen es nicht eilig zu haben, in Bett zu kommen.
 

Langsam kroch die Kälte in seinen Beinen nach oben.

Endlich erlosch das Licht im oberen Stockwerk und die Umgebung versank in Dunkelheit.

Der Winchester verharrte noch und wartete, leicht zitternd, weiter. Er wollte ganz sicher sein, dass auch wirklich alle im Haus schliefen.

Endlich entschloss er sich zu handeln. Er hätte zwar lieber noch eine Weile länger gewartet, aber wenn er hier auch nur noch fünf Minuten herumstand, dann würde er so stark frieren, dass er gar nichts mehr geregelt bekommen würde, ohne viel Krach zu machen.

Er warf erst einmal einen Stein auf das Grundstück, nicht dass er in den Erfassungsbereich eines Bewegungsmelders lief. Es passierte nichts.

Gerade als er loslaufen wollte, hörte er rechts neben sich ein Poltern und erstarrte. Wer trieb sich denn da noch in dem Garten rum? Oder saß vielleicht noch jemand draußen im Dunklen? Er konnte jedoch keine offenen Fenster oder Türen erkennen.

Sam lauschte angestrengt in die relative Dunkelheit der städtischen Nacht. Folie zerriss und dann hörte er ein Schmatzen. Erleichtert atmete er durch. Es war nur ein Waschbär, der sich an dem Müll gütlich tat und ihm gleichzeitig gezeigt hatte, dass hier alles in Ordnung war.

Sam schlich zum Haus. Er schaute sich noch einmal um und versuchte das Zittern zu unterdrücken, das durch seinen Körper lief.
 

Unbeeindruckt davon, dass ein Mensch in seiner nächsten Umgebung herumschlich, durchwühlte der Waschbär weiterhin den Müll nach Fressbarem.
 

Ohne große Probleme knackte der Winchester das Schloss und trat in den Wohnraum. Er schaltete seine Taschenlampe an und leuchtete den Raum kurz ab. Leise ging er zur Tür und huschte in den Flur. Wieder ließ er den Lichtkegel der Taschenlampe über die Wände huschen, um sich ein Bild zu machen. Er grinste. Diese Familie schien sehr ordnungsliebend zu sein. Neben der Haustür stand ein Schuhregal in dem sämtliche Schuhe der Familie standen. Die Jacken hingen an Haken darüber. Nichts lag herum. Das ließ ihn hoffen. Sam öffnete jede Tür und leuchtete kurz in die Zimmer. Küche und Bad brachten ihn nicht weiter. Er hoffte auf ein Büro, da er im Wohnzimmer keinen Computer gesehen hatte, obwohl der ja immer noch hinter einer Schranktür versteckt sein konnte.

Wieder war ihm das Glück hold. Das letzte Zimmer im Erdgeschoss erwies sich als Gästezimmer mit Bürocharakter. Schnell trat er ein und schloss die Tür bis auf einen Spalt. Er öffnete die Schränke und fand etliche Ordner. Schulunterlagen der Kinder, Kreditbelege, eine Kaufurkunde des Hauses, jedoch nichts, was ihn wirklich interessierte.

Oben schlug eine Tür.

Sofort schaltete er die Taschenlampe aus und schlich sich neben die Bürotür.

Über ihm schlurften Schritte. Eine weitere Tür wurde geschlossen, dann herrschte erst einmal Ruhe.

Wenig später hörte er die Toilettenspülung.

Sam grinste.

Eine Tür wurde geöffnet und geschlossen. Wieder schlurften Schritte über den Flur und eine weitere Tür schlug zu. Zumindest klang es in der Ruhe der Nacht ziemlich laut.

Der Winchester wartete noch einen Moment lauschend an der Tür und wandte sich dann wieder seiner Suche zu.

In der Ablage, hinter der letzten Schranktür wurde er fündig. Ein Aufnahmeformular einer Klinik für Kinder war an das Prospekt dieser Klinik geheftet. Während er den Computer hochfuhr schoss er von diesen Belegen Fotos. Das konnte er sich im Motel in aller Ruhe anschauen. Es reichte ihm, dass er den Namen Kyle Railey auf dem Formular gelesen hatte.

Er schob alles wieder an seinen alten Platz, schickte sich noch eine E-Mail mit der IT-Adresse des Familienrechners und fuhr den wieder runter.

Leise schlich er sich aus dem Haus.

Als er unter den Bäumen in die Dunkelheit eintauchte, atmete er erleichtert auf.

Jetzt wollte er nur noch zu Bobby und seinem Bruder und die gefundenen Formulare auswerten. Vielleicht hatte ja Bobby anhand der Telefonliste auch noch etwas herausfinden können.
 

Leise öffnete er die Tür zu ihrem Zimmer. Er wollte niemanden wecken, immerhin war es schon weit nach Mitternacht. Kurz hatte er überlegt, ob er gleich in Bobbys Zimmer gehen und dort übernachten sollte, doch er hatte Sehnsucht nach seinem Bruder. Laut würde er das allerdings nie zugeben. Sollte ihn jemals jemand danach fragen, würde er sagen, dass er nur sehen wollte, ob Bobby mit seinem Nichtbruder klargekommen war.

„Du musst nicht so schleichen“, sagte der Jäger und Sam zuckte zusammen. Er war wirklich davon ausgegangen, dass die beiden schliefen.

„Hallo Bobby.“

„Hattest du Erfolg?“

„Ich hab etwas über eine Klinik gefunden. Hab es fotografiert. Warte ich lade es schnell auf meinen Laptop.

„Die Telefonnummer, die die Raileys in den letzten Tagen mehrfach angerufen haben, gehört auch zu einer Klinik in Cincinatti. Sonst hat diese Liste nicht viel ergeben. Arbeitsstelle, Schule, Freunde und Verwandte, mehr nicht“, brachte Bobby den Jüngere auf den Stand seiner Recherchen.

Gleich darauf schauten sich die Jäger die Bilder an.

„Das ist ein Einweisungsformular für Kyle“, stellte der Jüngere entrüstet fest und Bobby brummelte etwas Unverständliches.

„Sie haben ihn wegen was einweisen lassen? Wegen Verdacht auf Schizophrenie? Starker Persönlichkeitsveränderung? Und weil sie sich bedroht gefühlt haben? Von einem Fünfjährigen haben sie sich bedroht gefühlt?“ Der Winchester wurde immer lauter. Er rief sich die Internetseite der Klinik auf und klickte sich durch die Seiten.

„Das ist eine geschlossene Psychiatrie für Kinder!“, stieß er wütend hervor. „Die haben die Seele meines Bruders in eine Psychiatrie gesperrt?!?“

Sam lief aufgebracht hin und her.

Dean begann sich unruhig von einer Seite auf die andere zu werfen.

„Sam! Bitte sei leiser oder du weckst deinen Bruder“, mahnte der Ältere.

„Sieh dir das an. Sie haben keine zehn Tage gebraucht, bis sie ihren Sohn haben einweisen lassen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht mal, was mit ihm wirklich los war!“, knirschte der Winchester leiser aber nicht weniger wütend.

„Wie kann man sich von einem Fünfjährigen bedroht fühlen, oder anders gefragt, was muss ein Fünfjähriger tun, damit sich seine Eltern vor ihm fürchten?“

„Du vergisst, dass es Deans Seele ist, die in dem Körper steckte.“

„Ein Teil von Deans Seele, ja. Aber trotzdem. Er wird ja wohl kaum mit einer Waffe auf diese Familie losgegangen sein!“

„Also fahren wir morgen nach Cincinatti?“, wollte der Winchester wissen.

„Ja. Und ich werde Pamela anrufen. Sie wollte ja ebenfalls kommen und uns bei dem Ritual und nachher auch mit Kyle helfen. Immerhin wissen wir noch nicht, was mit ihm geschehen soll. Wenn die Dämonen noch hinter ihm her sind, müssen wir ihn und seine Familie schützen. Ich habe allerdings noch keine Ahnung wie.“

Vielleicht macht Pamela ja einen Vorschlag, wie wir das bewerkstelligen können“, sagte Sam und atmete tief durch. Immerhin hatte er jetzt die Hoffnung seinen Bruder in wenigen Tagen wieder zu haben.

„Lass uns ins Bett gehen. Morgen früh ist die Nacht zu Ende und du weißt, Dean hält es nicht wirklich lange im Bett aus, seit er wieder fünf ist“, schlug der Ältere vor und erhob sich, um das Zimmer seiner Jungs zu verlassen. Auch er war mehr als froh, ein Ende dieses Dilemmas in Aussicht zu haben.
 

„Will aber nich schon wieder weiter fahren!“, quengelte Dean. „Wir fahren nur! Du hast versprochen, dass wir bleiben! Ich will zu Onkel Bobby!“

Sam holte tief Luft. Ja, er hatte Dean versprochen, dass ihre Rumfahrerei ein Ende hätte, aber da hatte er noch nicht gewusst, dass sie noch weiter fahren mussten um Kyle zu finden.

Er ließ sich auf ein Bett fallen.

„Komm mal her, Dean“, bat er leise und wartete, bis der sich ihm langsam näherte. Sofort umfasste er Deans Arme und zog ihn noch ein Stück an sich heran. Er schaute ihm fest in die Augen.

„Es tut mir leid, dass ich mein Versprechen brechen muss, aber es ist wichtig, dass wir nach Cincinatti fahren. Danach, und das verspreche ich dir ganz fest, fahren wir nach Hause und bleiben ganz lange da.“ Sams Blick streifte Bobbys, der ihn missbilligend unter seine Schirmmütze anfunkelte. Er hielt nichts davon ein Kind anzulügen.

Sam schaute schnell wieder zu seinem Bruder.

„Darf ich dann auch bei den Autos spielen?“, wollte der leise wissen.

„Du darfst spielen wo und solange du willst“, erlaubte Sam großzügig und hoffte, dass er dann seinen Bruder wieder hatte, auf den er weder ständig aufpassen, noch ihn ins Bett bringen musste. Wie hatte sein Bruder das nur die ganzen Jahre so klaglos durchgehalten? Okay, Dean war damals auch jünger gewesen, aber trotzdem. Obwohl das ja eher noch mehr für ihn sprach. Er hatte ihn aufgezogen und auch noch Dad versorgt, wenn der mal wieder verletzt in ihr Zimmer gestolpert gekommen war.

Bobby schüttelte über Sams Aussagen den Kopf und verließ, etwas Unverständliches vor sich hin brummend, das Zimmer, dass wie „Hoffentlich geht das gut“, klang.

Der Blonde zuckte mit den Schultern. So ganz wollte er dem Langen nicht glauben, der hatte ihm schon zu viel versprochen und das Wenigste davon gehalten. Und außerdem hatte er einfach keinen Bock mehr darauf, ewig in dem Auto zu sitzen und kaum Platz zum Spielen zu haben!

„Wir fahren nicht lange, Dean und in Cincinnati gibt es einen Zoo. Was hältst du davon, wenn wir in den Zoo gehen?“

„Tigger gucken?“

„Tiger können wir uns auch anschauen.“

„Und Schnabeltiere!“

„Ich weiß nicht, ob sie die haben, aber wir werden sie suchen, okay?“

Dean nickte begeistert und Sam freute sich, dass er ihn so schnell hatte umstimmen können.

„Können wir fahren?“, fragte er leise.

Der Blonde zuckte mit den Schultern, blieb aber sonst unbeweglich stehen. Er wollte nach Hause! Immer nur im Auto sitzen und durch die Gegend fahren war langweilig. Er wollte wieder mit seinen Freunden spielen. Er wollte schaukeln und im Sand buddeln! Er wollte mit Mom kuscheln und er wollte Kuchen essen!

„Na komm. Je eher wir fahren umso eher sind wir fertig.“

Der jüngere Winchester hielt seinem Bruder die Hand hin und gemeinsam gingen sie zum Impala.

Dean kletterte auf die Rückbank und schaute traurig aus dem Fenster während Sam auf den Beifahrersitz rutschte, Bobby den Motor startete und sie zu ihrer hoffentlich letzten Station dieser Odyssee aufbrachen.
 

„Wir wollen nachher in den Zoo“, verkündete Sam nach einer Weile und blickte zu seinem Bruder. „Kommst du mit?“, fragte er und schaute jetzt direkt zu Bobby.

„Zoo?“, der hob die Augenbrauen.

„Sonst hätte es noch länger gedauert ihn aus dem Zimmer und in das Auto zu bekommen.“

Der Ältere brummte mal wieder etwas Unverständliches in seinen Bart.

„Hast du dir schon überlegt, wie wir Kyles Körper aus der Klinik bekommen?“, fragte er statt einer deutlichen Antwort.

„Bei unserem letzten Fall sind Dean und ich als Anwälte aufgetreten. Ich denke, wir könnten hier etwas Ähnliches abziehen.“

„Anwälte? Wer soll sich denn einen Anwalt genommen haben, weil Eltern ihren Sohn in eine Psychiatrie eingewiesen haben? Dean in Kyles Körper?“, schnaubte der Jäger.

„Nein, aber was hältst du von einer Tante, die nicht versteht, warum ihr Neffe, der nie Anzeichen einer psychischen Erkrankung oder die kleinste Aggressivität überhaupt zeigte, so plötzlich abgeschoben wurde.“

„Und du meinst, die glauben uns das? Muss die gute Tante dann nicht erst durch einige andere Instanzen?“

Sam überlegte eine Weile und blickte dabei immer wieder besorgt zu seinem Bruder, der sich noch immer nicht gerührt hatte und weiterhin traurig aus dem Fenster starrte.

„Und wenn wir sagen, wir kommen vom medizinischen Dienst des Jugendamtes und sollen den Jungen für einige Test bei unseren Vertrauensärzten abholen? Eben weil die gute Frau geklagt hat?“

„Die Anwälte haben es dir angetan, oder?“

„Ich fand die Idee ganz gut.“

„Warum nicht.“

„Und kommst du mit?“

„Wohin?“

„In den Zoo!“

„Nein, geht ihr mal. Ich werde noch einige Zutaten für das Ritual besorgen.“

Sam nickte.

„Kannst du auch Opana mitbringen?“

„Warum?“, wollte der Bärtige wissen.

„Pamela sagte, dass es sehr schmerzhaft sein kann. Dean spricht wunderbar darauf an. Die machen ihn so richtig müde. Damit würde er selbst den Weltuntergang verschlafen.“

„Was brauchst du?“

„Tabletten und zwei oder drei Spritzen?“, überlegte Sam laut.



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