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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Carlton Westwood

163) Carlton Westwood
 

„Mark Lynch und Josh Speight haben ihr Studium mit Wang begonnen. Sie wohnten im Wohnheim auf dem gleichen Flur, zwei Zimmer weiter. Lynch hat nach seinem Studium bei Waters, einem damals renommierten Architekturbüro in Saratoga Springs begonnen und nachdem er den alten Waters ausgezahlt hatte, hat sein alter Kumpel Speight bei ihm angefangen. Sie sind wohl sehr erfolgreich“, fasste Sam während ihrer Fahrt die Fakten zusammen, die er am Vortag gesammelt hatte.

„Und du meinst, sie hatten mit Wang zu tun?“

„Es ist eine Spur. Seine Eltern sind zu Verwandten nach San Francisco gezogen. Wäre ein bisschen weit, um sie zu befragen.“
 

Gleich darauf hielt Dean den Impala vor einem modernen Geschäftshaus.

„Wir möchten zu den Herren Speight und Lynch“, erklärte Sam energisch und hielt der Dame am Empfang seinen FBI-Ausweis unter die Nase.

„Hatten sie einen Termin?“, wollte sie wissen.

Dean trat jetzt neben seinen Bruder und schaute ihr in die Augen: „Greta, seit wann braucht das FBI einen Termin? Melden Sie uns an, dann stören wir auch nicht lange, oder sollen wir den Herren eine offizielle Vorladung schicken?“

„Nein, natürlich nicht“, beeilte sie sich zu sagen. „Ich werde nachsehen, ob Mr. Lynch Zeit für sie hat. Warten sie bitte hier!“

„Geht doch“, flüsterte Dean breit grinsend, als sie im Zimmer ihres Herrn und Meisters verschwunden war.

„Mr. Lynch lässt sie in fünf Minuten bitten“, sagte sie, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.

„Und Mr. Speight?“

„Mr. Speight ist heute außer Haus. Er ist in Albany und kommt erst sehr spät wieder.“

„Gut. Wenn wir noch Fragen haben sollten, werden wir ihm eine Vorladung schicken“, erklärte Sam kalt.

Sie schluckte hart.
 

„Mr. Lynch hat jetzt Zeit für sie“, sagte sie kurz darauf, erhob sich und geleitete die Herren vom FBI zur Tür.

„Sam Taylor, FBI. Das ist mein Partner Deacon Caine. Wir haben ein paar Fragen zum Verschwinden von Ken Wang.“

„Das ist doch schon eine Ewigkeit her. Seit wann befasst sich das FBI denn mit so alten Kamellen? Haben Sie sonst nichts zu tun?“

„Womit wir uns befassen lassen Sie unsere Sorgen sein“, erwiderte Sam kalt.

Dean hatte in der Ecke die Nachbildung des Schlachtfeldes von 1771 entdeckt und ging darauf zu. Interessiert betrachtete er sich die Aufstellung der Armee. Dann griff er nach einem Reiter und stellte ihn an die Stelle, an der sie die Köpfe gefunden hatten.

„Ich muss Sie bitten nichts zu berühren!“, giftete der Architekt, und beeilte sich die Figur hastig wieder an ihrer Stelle zu platzieren und stieß dabei noch zwei weitere Reiter um, die er mit zitternden Händen wieder aufrichtete. Er atmete sichtlich aus, als er zu seinem Schreibtisch ging und sich setzte.

Die Brüder wechselten einen ihrer vielsagenden Blicke.

„Also, was ist mit Wang!“, drängte Sam unerbittlich auf eine Antwort.

„Er bewohnte ein Zimmer mit einem Freund meines Partners, Josh. Er hängte sich hin und wieder mal bei uns mit rein, gehörte aber nie richtig dazu. Er hatte das Studium im Kopf und nicht wie wir Partys und Mädchen.“

„Und weiter?“

„Nichts weiter.“

„Dann danke ich Ihnen und bitte Sie das Land nicht zu verlassen. Sie werden in den nächsten Tagen Post aus unserem Büro in Albany bekommen“, klärte der jüngere Winchester ihn auf und wandte sich, mit einem weiteren Blick zu seinem Bruder, der Tür zu.

„Aber das…?“, stotterte Lynch.

„Sie haben uns doch alles erzählt, dann wollen wir Sie nicht weiter stören“, sagte Dean ruhig. „Oder ist da noch mehr?“

„Können wir das woanders besprechen?“, wollte der Architekt wissen.

„Und wo? Wir haben nicht ewig Zeit.“

„Lassen sie uns in den Pub, gleich hier nebenan gehen. Ich lade sie zum Mittag ein.“

„Danke, wir zahlen unser Essen selbst.“

Der Architekt griff sich sein Jackett.

„Greta, ich bin essen“, sagte er und führte die Agenten zu dem Pub.
 

„Was willst du denn hier?“, giftete er einen Obdachlosen an, der vor der Tür des Lokals rumlungerte.

„Ich hab Hunger“, knurrte der heiser. Sofort packte Lynch ihn am Arm und zerrte ihn um die Ecke in seine Seitengasse.

Wenig später kam er zurück.

„Dieses Gesindel lungert in letzter Zeit hier überall rum!“, erklärte er angewidert.

Wieder tauschten die Brüder einen Blick.
 

„Also was wollen Sie uns noch erzählen?“, nahm Sam das Gespräch wieder auf.

„Naja. Wie waren mehr als flüchtige Bekannte. Es war eine andere Zeit und Ken hatte sehr traditionell eingestellte Eltern.“

„Was wollen Sie und damit sagen?“, hakte Dean nach.

„Er kam von einem Wochenende bei seinen Eltern zurück und konnte sich kaum bewegen. Sein ganzer Rücken war mit Striemen überzogen. Er hat uns erzählt, dass sein Vater ausgerastet wäre, als er ihm erklärt hatte, dass er schwul sei. Sein Vater hat ihn verprügelt und dann rausgeschmissen.

Ken hat in den Wochen danach mehrere Drohbriefe und auch Anrufe bekommen. Und dann war er plötzlich verschwunden. Er hat Carlton Westwood, sein Zimmerkumpel und der Freund von meinem Partner, nur gesagt, dass er das nicht mehr aushält.

Wir hatten uns geschworen, nie etwas davon zu erzählen, um ihm nicht noch mehr zu schaden, falls er mal wieder auftauchen sollte. Aber anscheinend hat er sich gut versteckt, oder haben sie ihn gefunden?“

„Darüber können wir Ihnen nichts sagen“, erwiderte Sam.

„Vielen Dank für ihre Offenheit, Mr. Lynch. Das war’s erstmal. Ich denke, wenn wir noch Fragen haben sollten, wissen wir ja, wo wir Sie finden können.“

Der Architekt grinste schleimig als er den Agenten die Hände zum Abschied schüttelte.
 

„Glaubst du ihm?“, wollte Dean vor der Tür wissen.

„Nein. Wenn Wang wirklich verschwunden ist, dann hat er mehr damit zu tun.“

„So wie er die Figur wieder umgestellt hat, kennt er auch die Stelle, an der die Köpfe liegen, sehr genau.“

„Aber wie wollen wir ihm das beweisen?“

„Gute Frage. Vielleicht sollten wir Nick einspannen.

Warte mal. Da ist der Typ, den Lynch gerade verscheucht hat“, unterbrach sich der Blonde und ging zu dem Mann, der noch immer in der Seitengasse, in die ihn der Architekt gezogen hatte, stand.

„Hallo, ich bin Dean“, stellte sich der Blonde vor. Er musterte den Mann kurz. „Kann ich Sie zu Burger und Kaffee einladen?“

War die Miene des Mannes eben noch skeptisch, was so ein feiner Pinkel wohl von ihm wollte, hellte sie sich jetzt augenblicklich auf.

„Aber nicht hier“, antwortete er.

„Kennen Sie einen Ort, wo es gute Burger gibt?“

„Ein paar Straßen weiter. Aber wir sollten wohl besser nicht zusammen dahin gehen.“

Der Winchester zuckte mit den Schultern, doch wenn der Mann dieser Meinung war, bitte. Er ließ sich den Weg erklären und ging zurück zu Sam.
 

Bis der Penner bei ihnen eintraf, hatten sich die Brüder umgezogen und einen Platz auf einer Bank in der Nähe des Imbiss gesucht.

„Ich hätte Sie fast nicht erkannt“, grinste der Mann Dean an.

„Wir sind jetzt in Zivil“, entgegnete der Blonde.

Schnell hatten sie bestellt und bezahlt und sich wieder auf die Bank gesetzt, um in Ruhe zu essen.

„Sie haben uns ihren Namen noch nicht genannt“, begann der Blonde kauend.

„Namen sind Schall und Rauch. Nur gut, damit die bösen Geister einen finden und quälen können.“

Die Brüder tauschten einen weiteren Blick. Sam wollte gerade nachhaken, als etwas in Deans Augen ihn stoppte. Irritiert blickend schwieg er.

„Haben Sie denn etwas getan, das böse Geister gegen sie aufbringen könnte?“, wollte der Blonde ruhig wissen.
 

Sein Gegenüber starrte ihn mit großen Augen an. Die meisten Menschen, gegenüber denen er diesen Satz hatte fallen lassen, hielten ihn für verrückt. Harmlos vielleicht, aber verrückt und die wenigsten von denen wollte je wieder etwas mit ihm zu tun haben. Ob die Beiden ihm zuhören würden? Der eine hatte gefragt! Aber er war nur ein alter Säufer. Niemand glaubte einem Säufer!

Dabei hatte sein Leben so gut begonnen. Er hatte eine tolle Familie und war intelligent. In der Schule gehörte er zum oberen Drittel. Er hatte seinen Collegeabschluss gemacht und studiert. Aber er hatte nie arbeiten können. Schon im Studium hatte er immer wieder Kens Gesicht vor sich gesehen. Ken, wie er ihn mit traurigen Augen ansah. Nach seinem Abschluss wurde es noch schlimmer. Auf jeder Zeichnung hatte er ihn gesehen. Immer wieder hatte er sich eingebildet, dass er an einer Ecke steht oder irgendwo im Schatten lauerte.

Er hatte zu trinken begonnen und damit ging die Spirale nach unten so richtig los.

Unsicher schaute er zu Dean. Wollte der es wirklich hören?

Auch Sam sah seinen Bruder fragend an. Hatte der nur seine soziale Stunde oder schlug da mal wieder sein Instinkt zu? Warum hatte Lynch den Mann so angegiftet? So wie der mit ihm umgegangen war, schienen sie sich zu kennen. Und das Lynch ihnen eine Geschichte erzählt hatte, war mehr als wahrscheinlich gewesen. Auch wenn der das wohl nicht so sah.

Der Blonde widmete sich ganz seinem Essen. Menschen die reden wollten, sollte man nicht drängen.

Wenn der Mann wollte, würde er reden.
 

„Sie wollen wissen, welche bösen Geister mich quälen?“, fragte der Penner nachdem er seinen Burger aufgegessen hatte.

„Wenn Sie es uns sagen?“

„Warum erklären Sie mir nicht, dass es keine Geister gibt und dass ich mir das nur einbilde?“

„Weil ich weiß, dass es böse Geister gibt, die einen in den Tod treiben können“, gab der ältere Winchester ungerührt zurück.

„Und sie sind keine Psychofuzzies?“

„Sehen wir so aus?“ Ein Lächeln umspielte Deans Mund.

„Aber warum reden Sie überhaupt mit einem alten Säufer wie mir?“

„Weil ich denke, dass jeder Mensch ein Recht darauf hat, dass ihm jemand zuhört.“

„Sie wollen es wirklich wissen?“, fragte der Mann noch einmal. Er konnte es einfach nicht fassen, dass ihm wirklich jemand zuhören wollte.

„Hätte ich sonst gefragt?“

„Ich habe einen Freund ermordet“, sagte er emotionslos und darauf gefasst, dass die Männer ihm jetzt endgültig einen Vogel zeigen und gehen würden.

„Und der oder besser dessen Geist verfolgt Sie jetzt?“, hakte Sam ein und der Mann nickte.

„Wollen Sie es uns erzählen?“

Wieder blickte der Mann sie verwundert an. Sie wollten ihm wirklich zuhören!

„Mein Name ist Carlton Westwood.“ Die Brüder schluckten, gaben sich aber den Anschein vollkommen gelassen zu sein. Nur die Blicke, die sie tauschten zeigten das große Interesse. Hier waren sie auf einem richtigen Weg und Sam zweifelte kurz daran, dass sein Bruder ein normaler Mensch war.

„Josh Speight und ich sind zusammen auf das College gegangen und dann auch zum Studium. Auf dem College haben wir uns ein Zimmer geteilt. Im Studentenwohnheim wurden wir getrennt untergebracht. Wir hatten uns sofort darum bemüht, das zu ändern, was uns aber nicht gelungen ist. Letztendlich haben wir uns auch mit Lynch, Joshs Mitbewohner, angefreundet.

Mark Lynch war, wohl wegen seines Vaters, der auch schon da studiert hatte, sofort Mitglied in einer Verbindung geworden und hat uns immer wieder vorgeschwärmt wie toll das war und das wir uns doch auch bewerben sollten und dann mit ihm zusammen zum nächsten Semester umziehen könnten. Wir haben lange überlegt, letztendlich aber zugestimmt, wenn Ken Wang, mein Mitbewohner, auch als Kandidat aufgenommen werden würde. Ken hatte Bedenken. Diese Verbindung war nicht sonderlich fortschrittlich und gegen Ausländer.

Trotzdem stimmten sie zu, was uns hätte stutzig werden lassen müssen.“ Westwood holte tief Luft und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Die Erinnerungen setzten ihm zu.



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