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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Ungewollte Erinnerungen

128) Ungewollte Erinnerungen
 

Es dauerte trotz Rubys Versicherung noch lange genug bis auch Dean ins Haus zurück kam, um Sam die Sorgenfalten wieder ins Gesicht zu meißeln.

„Du hast gesagt, dass er gleich kommt!“, pflaumte er die Dämonin an.

„Er braucht Zeit, Sam! Er hatte nie die Gelegenheit ihren Tod zu verarbeiten. Er hat sich seinen Trauer nie wirklich stellen können, weil er immer versucht hat stark zu sein, für John und für dich.

Er kann sich an ein normales Leben erinnern, Sam und er weiß zu genau, was er verloren hat. Und du rammst ihm eine Stange Dynamit in den Bauch und erwartest, dass er sich freut?“ Sie holte tief Luft.

„Wann lernst du endlich, dass dein Bruder ein Mensch voller Gefühle ist, der nur nie gelernt hat diese zu zeigen? Oder anders gesagt, der seine Gefühle einfach nicht mehr zeigen kann, weil er sie immer verstecken musste? Deine Gefühlsausbrüche hat er aufgefangen, doch wer hätte ihn in den Arm genommen?“

Sam starrte die Frau eine halbe Ewigkeit an. Wieso wusste ein Dämon soviel über Gefühle? Wieso konnte sie Dean so gut verstehen?
 

Die Tür ging auf und ein durchgefrorener Dean betrat die Küche.

Sein Blick huschte über die Anwesenden und Bobby forderte ihn mit einem Nicken auf, den Karton zu öffnen, bevor er zu der neuen Kaffeemaschine ging und den Knopf für heißen Kakao drückte.

Ein Lächeln huschte über Deans Gesicht und die, noch immer verräterisch feucht glänzenden, Augen strahlten warm. Dann bekam er von dem Freund, passend zu der Stereoanlage im Karton auch noch einen Packen CDs überreicht.

„Danke Bobby!“, sagte er heiser und umarmte den Mann stürmisch.

„Schon gut Junge. Du sollst dich hier ja auch zu Hause fühlen.“

„Als ob ich das nicht schon lange tue.“

Der Hausherr klopfte ihm väterlich auf den Rücken und löste sich dann wieder von ihm. Er griff hinter sich und drückte dem ältere Winchester die große Tasse Kakao in die Hand.

Fragend schaute Dean ihn an, dann stieg ihn der markante Geruch von Whiskey in die Nase und er nahm einen Schluck. Wärmend rann das Getränk seinen Hals hinunter und breitete sich in seinem Magen aus.
 

Lautes Klopfen riss Sam aus dem Schlaf.

Sie hatten noch eine ganze Weile in der Küche gesessen und ein paar Bier und Whiskey getrunken und waren, lange nach Mitternacht und nachdem Ruby sich verabschiedet hatte, zu Bett gegangen.

Trotz des Alkohols hatte er sich aber noch eine halbe Ewigkeit von einer Seite auf die andere gewälzt.

So sehr er sich auch zur Ruhe hatte zwingen wollen, seine Gedanken waren immer wieder zu Dean und den Bildern gewandert. Sein Bruder hatte sein Geschenk mit keinem Wort mehr erwähnt und dabei hatte er sich so viel Mühe damit gemacht! Und auch Rubys Erklärungen hatten ihm nicht weiter gebracht! Dean hätte doch sagen können, dass er diese Geschenke nicht wollte!

Und warum musste der Idiot zu nachtschlafender Zeit wie ein Specht auf der Wand rumhacken? Hier gab es doch gar nichts mehr zu hacken, oder wollte er jetzt auch noch den Flur renovieren?

Mürrisch schlug er seine Bettdecke zurück und schlurfte in Deans Zimmer.

„Verdammt noch mal! Du legst es drauf an, mich…“ Ihm blieben seine Worte im Hals stecken.

An der Wand hingen schon mehr als die Hälfte der gerahmten Fotos. Und das große Bild von Mom genau in der Mitte.

Dean legte den Hammer zur Seite und umarmte Sam.

„Danke!“, sagte er leise. Der Jüngere konnte das Kratzen in dessen Stimme hören und wusste jetzt auch endlich, wie viel seinem Bruder diese Bilder bedeuteten. Er strahlte zufrieden.
 

Nach dem gemeinsamen Frühstück, für Dean war es das zweite, brachten sie zusammen noch ein paar der aufbereiteten und gerahmten Fotos in Sams Zimmer an.

Eines davon zeigte ihre Mom, die in einem gemütlich aussehenden Sessel saß und Dean auf ihrem Schoß hielt. Der wiederum hatte Sam, zwischen seinen Beinen, fest umschlungen und schaute zu Mary auf.

Für Sam sah es so aus, als ob er sie anhimmeln würde und hatte ihn wieder an das erinnert, was Dean ihm von dem Tag erzählt hatte, als er erfahren hatte, dass er ein Geschwisterchen bekommen würde.

Dieses Foto hatte den Ausschlag für sein Geburtstagsgeschenk gegeben.
 

Ein paar Tage später saßen sie beim Lunch. Dean mit leicht verschmiertem Gesicht, da er mal wieder an einem Auto bastelte und Sam mit verspannten Schultern, die er vorsichtig kreisen ließ.

„Hast du das Internet mal wieder zur Verzweiflung gebracht?“, fragte Dean grinsend.

Der Jüngere grummelte nur ungehalten.

„Man Sammy, die müssen sich jeden Tag hunderte neue Seiten alleine nur für Dich einfallen lassen.

Irgendwann lassen die dich gar nicht mehr rein“, frotzelte der Blonde weiter.

„Hauptsache dir beißt kein Auto Nase oder Finger ab“, knurrte Sam.

Dean grinste breit.

Kaum hatten sie jedoch den schon üblichen Kaffee auf dem Tisch ließ der Jüngere die Bombe platzen.

„In einer Schule verschwinden immer wieder Schüler. Ich kann noch keinen Zusammenhang zwischen den Verschwundenen finden, außer dem, dass sie fast immer aus einem Jahrgang stammen.

Angefangen hat es, soweit ich das bis jetzt recherchiert habe, vor vier Jahren.“

„Wo?“, fragte Dean wenig interessiert. Das klang noch nicht wirklich nach einem Fall für sie, obwohl diese ‚nicht wirklich‘ sich ja in letzter Zeit immer zu ziemlich haarigen Fällen ausgewachsen hatte.

Irgendwie hatten sie in letzter Zeit kein glückliches Händchen bewiesen, bei der Auswahl ihrer Fälle.

„Richmond Hill, Georgia. Die Richmond Hill High School.“

Dean entgleisten sämtliche Gesichtszüge.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst!“, keuchte er und sah aus als hätte er Zahnschmerzen und eine Wurzelbehandlung an mindestens fünf Zähnen vor sich, ohne Betäubung.

„Doch, Dean.“

„Kann Bobby da nicht ´nen anderen Jäger hinschicken? Vielleicht ist es ja auch ganz normaler Schulstress und die sind einfach so abgehaun!“, Dean wand sich wie ein Aal. Es gab Millionen Schulen in diesem Land, selbst wenn er alle abzog, die er in seinem Leben besucht hatte. Warum also gerade diese Schule?

„In diesem Jahr sind erstmals drei Kinder aus dem Kindergarten verschwunden und zwei Lehrer.

Außerdem auch schon wieder zwei Schülerinnen des vorletzten Jahrganges.“

„Ist kein anderer in der Nähe?“

„Ich denke, dass ist noch keinem aufgefallen!“

„Und wieso dann dir?“

„Dean!“

Der Blonde schnaubte resigniert und verschwand durch die Hintertür nach draußen.

Langsam lief er durch die Reihen aufgestapelter Wracks. Sein Atem bildete weiße Wolken vor seinem Gesicht. Der Boden knirschte unter seinen Schuhen.

In der letzten Nacht hatte es sich merklich abgekühlt und die Luft roch nach Schnee.

Jetzt in die Wärme fahren wäre schon schön. Zumal er sich dann keine Gedanken darüber machen müsste doch noch einzufrieren, aber es musste doch wohl auch noch andere Fälle geben, als ausgerechnet in Richmond Hill, Georgia.

Eine längst vergessen gehoffte, unscheinbare, auf den zweiten Blick trotzdem niedliche, Brünette mit Sommersprossen, Brille und großen grauen Augen, drängte sich vor sein inneres Augen und in seinem Inneren machte sich ein unangenehmes Ziehen breit.

Seine Gedanken wanderten zurück.

Richmond Hill High School.

Unerwarteterweise seine letzte Schule!

John hatte sie, wie üblich, vor der Schule abgeladen und war mit den Worten: „In einer Woche müsste ich zurück sein“, verschwunden. Er hatte es wie immer seinem Ältesten überlassen sie anzumelden und sich auch sonst um alles zu kümmern.

Dass sie fast fünf Monate an dieser Schule bleiben würden, hätte er nie gedacht. Aber John hatte wohl schon damals geahnt oder vielleicht auch gewusst, was Ende des Schuljahres ihren Familienfrieden mehr als nur empfindlich gestört hatte.

Sam hatte zuviel Stoff verpasst und musste ein Jahr wiederholen. Sam! Das intelligenteste Wesen, das er kannte. Bobby mal ausgenommen! Und auch sein kleiner Bruder schien schon etwas geahnt zu haben.

Der Kleine war in den fünf Monaten immer schwerer zu handhaben gewesen. Er hatte ihm immer öfter vorgeworfen nur auf Dads Seite zu stehen und er hatte ihn, wann immer er konnte erpresst, um seinen Kopf durchsetzen zu können. Auch wenn es dabei eigentlich nur um mehr Zeit zum Lernen ging, um einen Besuch im Museum oder irgendwelche Dokumentarfilme im Kino, die Sammy unbedingt sehen wollte, als Gegenleistung für sein Stillschweigen wenn Dean zu einem Date ging.

Sammy hatte in dieser Zeit außerdem wieder vermehrt Albträume gehabt und auch die drohende Nicht-Versetzung ließ ihn viel öfter aggressiv werden und der arrogante Typ aus seiner Klasse, der ihn immer wieder triezte machte es auch nicht besser.

Ein paar Tage nach Spring-Break, John hatte sie nach dem Überlebenstraining, das sie während der Ferien gemacht hatten, nur wieder am Motel abgesetzt und war zu einem neuen Fall verschwunden, war die Situation eskaliert. Noch immer fragte sich Dean, wieso Sammy in dem Schuljahr die Prügeleien anzuziehen schien wie das Licht die Motten.

Jedenfalls hatte dieser Typ Sam so lange provoziert, bis sein Kleiner zugeschlagen hatte, schon wieder. Schnell hatte sich eine Traube Schüler um sie gebildet.

Er hatte eingreifen wollen, doch Sammy hatte ihm einen kurzen Blick zugeworfen und ihm signalisiert, dass er es alleine schaffen würde und er hatte sich auf die Zuschauer konzentriert. Als zwei Typen in seinem Alter ebenfalls in den Kampf eingreifen wollten war er eingeschritten. Es hatte ihm zwei geprellte Rippen, ein blaues Auge und einen bösen Brief an Dad eingebracht, der dann mit ein paar Extra Trainingsrunden abgegolten worden war. Aber Sammy hatte gewonnen. Und das war es ihm wert gewesen.

Damals hatte er Lea zum ersten Mal gesehen. Sie hatte ihn zusammengeflickt, obwohl es da nicht viel zum Zusammenflicken gab.

Sie war der Typ Mädchen, das er nie angesprochen hätte, unscheinbar und schüchtern und nicht so einfach ins Bett zu kriegen. Da er aber damals eher an Sex als an einer Beziehung interessiert gewesen war, fiel sie nicht in sein Beuteschema.

Ein paar Tage nach der Schlägerei waren sie sich wieder über den Weg gelaufen und sie hatte ihn gefragt, wie es ihm ging. Danach waren sie sich immer mal wieder begegnet wenn er auf Sammy wartete und irgendwann waren sie ins Gespräch gekommen und hatten sich danach immer öfter getroffen und viel zusammen unternommen.

Ganz unbemerkt hatte er sich in sie verliebt.

Lea hatte ihn überredet mit ihr zum Abschlussball zu gehen.

Doch es kam, wie es kommen musste. Dad kam ein paar Tage vor dem Ball wieder und sie zogen weiter.

Er hatte ihr weh getan und es hatte ihm weh getan.

Lea war die Einzige gewesen, an der er interessiert gewesen, und mit der er nicht im Bett gelandet war.
 

„Was war das denn?“, wollte Bobby inzwischen von Sam wissen. Er hatte sich den Blonden noch nie so vehement gegen einen Fall wehren sehen, selbst gegen ihren letzten nicht.

„Anfang Januar ´97 hatte Dad wohl, aus welchem Grund auch immer beschlossen, dass wir mal länger an einem Ort bleiben sollten. Wir waren bis zum Schuljahresende da. Was natürlich nicht hieß, dass Dad ebenfalls dageblieben wäre. Er ist ein paar Mal, mehr oder weniger, verletzt aufgetaucht, hat sich von Dean gesundpflegen lassen, uns durch die Gegend gescheucht und ist dann wieder verschwunden ohne zu sagen wann er wiederkommt und ohne genügend Geld da zu lassen. Also ist Dean neben unserem sonstigen Programm auch noch zwei oder drei Mal in der Woche in einer Werkstatt jobben gegangen.

Am Anfang hat er unseren Unterhalt mit den üblichen Diebstählen und Kreditkartenbetrügereien bestritten, doch als wir immer länger geblieben sind, wollte er weder uns noch Dad in Gefahr bringen, deswegen verhaftet zu werden und Dad meinte, er wäre ja jetzt erwachsen. Dann sollte er sich auch so benehmen und so leben. Dafür hatte er ja auch den Impala zum Geburtstag bekommen“, erklärte Sam mit Bitterkeit in der Stimme.

Bobby schüttelte nur den Kopf. Wieder einmal fragte er sich was für ein Mensch John gewesen war.

Und wieder einmal überlegte er wieso Sam und nicht Dean gegen ihren Vater rebelliert hatte. So wie der Ältere immer wieder behandelt worden war, war es eigentlich ein Wunder, dass der nicht einfach weggelaufen war, wie Sam damals nach Flaggstaff.

John war stinkwütend gewesen und hatte alles an Dean ausgelassen und der? Der war durch ihr Zimmer geschlichen wie ein geprügelter Hund, hatte seine Sachen zusammen geklaubt und sich auf den Weg gemacht Sam zu suchen. Er selbst hatte das damals mitbekommen, weil er gerade in dem Augenblick bei den Winchesters angekommen war um mit John jagen zu gehen.

Nachdem Dean das Zimmer verlassen hatte, hatte er John darauf angesprochen und ihn gefragt, ob das nicht etwas unverhältnismäßig gewesen wäre. John hatte ihn angefahren, dass Dean den Befehl hätte, auf Sam aufzupassen und diesen Befehl ja augenscheinlich nicht befolgt hatte. Außerdem ginge ihn die Erziehung der Jungs ja wohl nichts an.

„Bobby?“, fragte Sam etwas lauter.

„Ja?“, schreckte der aus seinen Gedanken.

„Was ist mit dir?“

„Nichts, ich musste nur an was denken.“

„Ich geh mal Dean suchen, bevor der sich noch ´ne Erkältung einfängt. Zuzutrauen wäre es ihm fast, so sehr wie er sich vor dem Fall windet.“

„Dean würde sich nie vor einem Fall drücken, das weißt du!“

Sam nickte traurig: „Ja, leider. Dean ist viel zu pflichtbewusst. Egal wie er sich dabei fühlt. Er zieht es durch.“

Er zog sich seine Jacke über, nahm Deans vom Haken und ging nach draußen.



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