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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Aufstehen verboten

122) Aufstehen verboten
 

Sam war keine fünfzig Meter weit gekommen, als ihn das Klingeln seines Handys zusammenfahren ließ.

Mit einem kurzen Blick auf das Display nahm er ab.

„Hallo Bobby!“

„Wo ist Dean? Ich kann ihn nicht erreichen!“

„Er schläft noch.“

Der alte Jäger antwortete mit einem Schnaufen.

„Dann melde ich mich Mittag wieder.“

„Bobby...“

„Sag nicht, dass er noch immer so schwer erkältet ist, dass er nicht reden kann!“ Nur zu deutlich klang der Vorwurf, angelogen worden zu sein, in seiner Stimme mit.
 

Sam schloss die Augen und holte tief Luft. Er hatte doch gewusst, dem alten Freund nichts vormachen zu können und doch hatte er es versucht. Es war schief gegangen Jetzt war also der Zeitpunkt gekommen, an dem er beichten musste.

Zögernd begann er zu erzählen.

Bobby hörte schweigend zu. Nicht ein Wort, nicht ein tieferes Luft holen unterbrach den Jüngeren, bis der geendet hatte.

„Wenn Dean das überstanden hat, wenn er wieder auf den Beinen ist, dann will ich euch hier sehen!“, knurrte er nur und Sam war kurz davor mit ‚Ja Sir‘ zu antworten und die Hacken zusammen zu schlagen.

„Machen wir“, antwortete er stattdessen.

„Und gratuliere ihm, wenn er wach ist.“

„Mach ich. Bis dann.“ Schnell legte er auf und war froh, dieses Gespräch hinter sich gebracht zu haben.
 

Die nächsten Tage vergingen in immer demselben eintönigen Rhythmus.

Sam rückte nicht von Deans Seite, bis auf die Zeit an der er allabendlich gequält wurde. Und auch wenn der Jüngere inzwischen wusste, warum sie das taten und dass es sein musste um sein Leben zu retten.

Es machte es nicht einfacher, dabei zusehen zu müssen. Also ging er zu dieser Zeit weiterhin duschen.
 

Doch auch diese Tage vergingen und endlich war es soweit, dass Dean würde aufwachen dürften.

„Er sollte aber noch liegen bleiben“, dämpfte William gerade Sams Euphorie.

Der Jüngere hielt überlegend den Kopf schief und schaute angestrengt zu seinem schlafenden Bruder.

Langsam schüttelte er den Kopf.

„So gerne wie ich ihn wach sehen möchte, so gerne ich das hier beenden will. Ihr solltet ihn weiter schlafen lassen, wenn er noch nicht aufstehen darf.“

Yuri und William schauten erst verwundert auf Dean und dann fragend zu Sam. Das war ihnen noch nie passiert, dass jemand darauf bestand seinen Bruder schlafen zu lassen. Sie hatten eigentlich damit gerechnet, dass der jüngere Winchester vor Freude ganz aus dem Häuschen sein würde. So lange hatte er den schlafenden Dean angestarrt. Er musste doch wieder mit ihm reden wollen!

Sam atmete mal wieder tief durch bevor er die ungestellte Frage beantwortete.

„Er wird schneller bei euch vor der Tür stehen als ihr ‚nein’ sagen könnt. Dean schläft gerne und viel, wenn er es kann, aber er hat auch den kaum zu kontrollierenden Bewegungsdrang eines hyperaktiven Fünfjährigen. Also wenn ihr nichts habt, womit er wirklich beschäftigt ist, dann lasst ihn schlafen, bis er wirklich aufstehen darf.“ Sam grinste traurig. Er wünschte sich nichts lieber, als Dean endlich nicht mehr beim schlafen zusehen zu müssen. Doch was würde passieren, wenn er weiterhin liegen und vielleicht auch noch so verpackt bleiben müsste? Wie würde es ihm dann gehen. Wie lange würde sein Bruder das aushalten? Wie lange würde er es mitmachen bis er aufstand? An die andere Möglichkeit wollte er lieber nicht denken. Nein! Es war besser Dean schlafen zu lassen.

„Wir haben jede Menge Bücher“, schlug Yuri vor.

Der Winchester verdrehte die Augen. Lesen? Dean? „Ich weiß nicht warum, aber Dean sieht im Lesen eine Kriegserklärung. Er hasst es“, erklärte er ruhig.

„Fernsehen?“

„Für einen halben Tag vielleicht und auch nur wenn irgendwo ein Horrorfilm kommt. Ich weiß nicht warum, aber er liebt diese Filme.“

„Dein Bruder sollte wirklich schlimmer zu hüten sein, als ein Sack Flöhe?“, wollte Yuri wissen. Sie hatte schon genug Erwachsene betreut, doch die hatten sich ohne nachzufragen ihren Anweisungen gefügt.

Auch hatte sie schon einige Kinder betreut, die nicht einfach waren. Aber der Blonde war kein Kind mehr. Sie konnte ihm nicht einfach ein Malbuch geben!

„Wenn er der Meinung ist, dass es ihm gut geht? Ja!“

„Egal, ich muss auf jeden Fall mit ihm reden!“, beendete William die Diskussion.

„Wir holen ihn morgen früh zu uns, da kann er fernsehen. So schlimm kann es gar nicht werden“, erklärte jetzt auch Yuri und Sam betete, dass sie Recht behalten würde. Er hatte schon einige Tage an Deans Seite verbracht, als der wirklich krank war und es war nicht einfach gewesen. Aber vielleicht würde es auch gar nicht so schlimm werden.
 

„Morgen darfst du mich endlich wieder nerven“, stichelte Sam gutmütig, wischte Dean erneut den Schweiß vom Gesicht und legte sich dann auf seine Liege.

Egal, was Dean die nächsten Tage von ihm verlangen würde, schon alleine dafür, dass er mit ihm redete und nicht noch länger stumm und reglos in einem Bett lag, würde er versuchen ihm alles zu ermöglichen.
 

Der nächste Morgen kam und mit ihm Jonah und Helaku, die Dean zurück in das Haus der Mackays trugen und ihm dort im Wohnzimmer auf der Couch vor dem Kamin ein Lager einrichteten.

Sam zog sich einen Stuhl neben die Couch und beobachtete, wie Deans Atmung unruhiger wurde und sich seine Augen hektisch unter den geschlossenen Lidern hin und her bewegten.

Und dann lag der Blonde wieder ganz still. Sam wusste, dass Dean wach war und wartete ungeduldig darauf, dass er die Augen öffnen würde.
 

Langsam tauchte er aus der Dunkelheit auf. Wo war er? Was war passiert?

Reglos blieb er mit geschlossenen Augen liegen und versuchte seine Umgebung zu erkunden. Zu seiner Linken fühlte er wie mollige Wärme sein Gesicht berührte und er hörte das Holz leise knacken. Mit ihm war noch jemand im Raum. Ein Freund? Und irgendwo im Haus werkelte jemand.

War er bei Bobby? Nein, Bobby klang nicht wie eine Frau, wenn er in der Küche leise vor sich hin sang.

Hatte er Bobby überhaupt schon mal singen gehört?

Also nicht bei Bobby. Wo war er dann?

Mit aller Macht prasselten die Ereignisse der letzten Tage auf ihn ein. Der Wolf, der Schneesturm, Sams Verschwinden, der Biss und die Kälte in seinem Körper, die Schmerzen.

„Jetzt mach endlich die Augen auf! Ich weiß, dass du wach bist!“, quengelte Sam neben ihm.

Sammy! Sein kleiner Bruder war hier und so wie er klang, ging es ihm gut. Erleichterung breitete sich in Dean aus.

Schwere Schritte kamen in den Raum.

„Ist er wach?“, fragte William.

„Schon eine Weile, aber er will wohl noch nicht mit uns reden“, antwortete Sam. Langsam krampfte sich sein Herz zusammen. Warum bewegte sich Dean nicht!

‚Wollen?’, überlegte Dean, ‚wollen ist gut. Ich weiß ja nicht mal, ob ich die Augen aufbekomme!’

„Komm schon Dean. Mach die Augen auf!“, bat Sam leise. „Oder du wirst nie erfahren, was vor zwei Tagen mit deiner Süßen passiert ist!“

Erschrocken riss Dean seine Augen auf. Das Licht blendete ihn und er schloss sie sofort wieder.

Sam und William lachten leise.

Immerhin war sich der Blonde jetzt sicher, dass er seine Lider wieder bewegen konnte.

Vorsichtig blinzelnd öffnete er erst ein Auge und, als er sich an das Licht gewöhnt hatte, auch das zweite und schaute vorwurfsvoll zu Sam.

„M… Baby!?!“, krächzte er rau und musste husten. In seiner Kehle kratzte es fürchterlich.

Schnell schob Sam seine Hand unter Deans Rücken, hob ihn ein Stück an und hielt ihm einen Becher Tee an die Lippen. Gierig schluckte der Blonde die Flüssigkeit, die ihm fast augenblicklich Linderung verschaffte. Da war es auch egal, dass es nur Tee war.

„Mit deinem Baby ist nichts. Aber es ist immer wieder schön zu sehen, wie schnell du reagierst, wenn es um sie geht!“

„Miststück!“, krächzte der Blonde beleidigt.

„Idiot!“, antwortete Sam pflichtschuldig und ließ ihn wieder in die Waagerechte gleiten.

„Dean?“, schaltete sich William jetzt in das brüderliche Geplänkel ein.

Der Winchester fixierte ihn und schaute ihn fragend an.

William schluckte. Er hatte viel zu bewusst wahrgenommen, dass sich Dean selbstständig noch keinen Millimeter bewegt hatte. Hatten sie zu lange gewartet? War ihre Hilfe zu spät gekommen? Und wenn ja, wie konnte er Deans Leiden dann so gut wie möglich lindern? Er wollte auf keinen Fall, dass der Blonde langsam und qualvoll zu Grunde ging.

„Wie fühlst du dich?“

„Verschwitzt und klebrig!“, kam die Antwort nach einer Weile.

‚Wieder keine Bewegung’, stellte auch Sam traurig fest.

„Die Kälte?“, präzisierte der Schamane seine Frage.

Deans Augen wurden leer. Seine Lieder schlossen sich langsam. Reglos lag Dean auf dem Sofa.

Sam glaubte schon, dass sein Bruder eingeschlafen wäre, als der seine Augen wieder öffnete und den alten Mann fixierte.

„Nichts“, sagte er und schüttelte unbewusst leicht den Kopf.

William und Sam atmeten gleichzeitig erleichtert durch und Dean ging auf, dass er sich bewegt hatte, dass er sich bewegen konnte. Doch bevor er sich darüber richtig freuen und dieses Gefühl der eigenen Beweglichkeit genießen konnte, boxte Sam ihm gegen den Oberarm.

„Tu mir das nie wieder an!“, schimpfte der Jüngere.

„Au!“, motzte der Blonde und rieb sich seinen Arm. „Was?“

„Du hast dich die ganze Zeit nicht bewegt! Ich dachte … Ich hatte Angst, dass du noch immer …“

„Ich auch, Sammy!“, bestätigte der Ältere leise. Dann suchten seine Augen wieder die des Schamanen.

„Du fühlst wirklich keine Kälte mehr in dir?“, fragte der noch einmal.

„Nein, aber ich würde gerne duschen.“

„Tu das. Yuri bringt dir gleich frische Kleidung.“

„Ich habe eigene Klamotten!“

„Nein. Die nächsten drei Tage wirst du genauso dick eingepackt hier auf der Couch verbringen und die abendliche Sauna setzen wir auch noch fort.“

‚Sauna‘ Das Wort hallte ihn Deans Kopf wieder. Sein Blick wurde leer, als sich die Erinnerungen manifestierten. Diese tägliche Quälerei war also kein verwirrender Traum gewesen.

Jetzt wusste er auch, warum sich sein Körper so wund anfühlte.

Der Winchester wollte protestieren.

„Wir wollen kein Risiko eingehen, Dean“, kam der Schamane ihn zuvor und blickte den Blonden eindringlich an.

Der nickte ergeben, doch jegliche Fröhlichkeit, die bis eben noch in seinem Gesicht zu lesen gewesen war, war verschwunden.

Er stemmte sich in die Höhe. Sein Magen rebellierte und das Zimmer begann zu schwanken als wäre er auf einem Schiff bei hohem Seegang. Seine Knie fühlten sich an, als wären sie aus Pudding.

Schnell fasste Sam zu und drückte seinen Bruder wieder auf die Couch.

„Ruhig, Tiger! Du hast eine Woche gelegen. Gib deinem Körper Zeit, sich wieder an die Senkrechte zu gewöhnen.“

Keuchend nickte der Blonde und ließ sich, nachdem alles um ihn herum wieder an seinem Platz stand, von Sam ins Bad helfen. Doch die Dusche blieb ihm verwehrt.

Widerstandslos kletterte er in die Wanne.
 

Keine Stunde später lag Dean mit geschlossenen Augen erschöpft auf der Couch und dämmerte in einen traumlosen Schlaf. Yuris widerlichen Trank hätte es gar nicht bedurft. Baden und Essen hatten seine Reserven aufgebraucht.

Sam lächelte und breitete eine Decke über ihn.

„Muss er wirklich so dick eingepackt werden?“, wollte er von William wissen.

„Ja, und ich bitte dich, weiter gut auf ihn zu achten. Er scheint es überstanden zu haben. Aber er kann immer noch einen Rückfall erleiden.“

Sam nickte bekümmert.

„Was passiert wenn…?“, fragte er und wollte keinesfalls die gleiche Antwort bekommen wie schon vor ein paar Tagen.

„Wie ich schon sagte, seine Muskeln werden langsam steif werden und irgendwann wird er ersticken, oder, wenn er mehr Glück hat, hört sein Herz vorher auf zu schlagen.“

„Wie lange?“

„Monate, aber es kann auch sehr schnell gehen, wenn die Kälte nicht nur innerlich wirken kann.“

Sam schluckte entsetzt. „Und wann wissen wir, ob er geheilt ist?“

„Wenn er in zwei bis drei Wochen nichts von der Kälte in seinem Körper spürt, dann sollte er es überstanden haben. Sonst bring ihn her!“

„Du willst ihn hier erfrieren lassen?“ Sam wusste nicht, ob er dem Schamanen an die Gurgel gehen, die Augen auskratzen oder ihn solange schlagen sollte, bis der zu Verstand gekommen wäre.

„Wir können ihn schlafen lassen, ist es soweit ist“, erklärte der Schamane besonnen. Er wusste, wie sein Vorschlag auf den jüngeren Bruder wirken musste. Aber auch wenn er es nur aus den Erzählungen der Alten kannte, diesen Tod wünschte er keinem!

„Es sei denn, du willst ihn qualvoll verrecken lassen“, erklärte er weiter und schaute Sam ernst an, „oder du findest einen schnelleren Weg ihn zu erlösen.“

„Wenn es sein muss, dann werde ich einen Weg wissen und auch gehen!“, kanzelte Sam den Schamanen ab und setzte sich auf seinen Stuhl neben Dean und blickte seinen Bruder schweigend an.

‚Wenn es dich doch erwischen sollte und wir keine Lösung finden, dich zu retten, dann werde ich dich erlösen, bevor du qualvoll sterben musst’, versprach er Dean wortlos.

„Aber du schaffst das! Ich weiß es. Du schaffst alles!“, sagte er laut zu seinem Bruder.



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