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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Wässrige Trugbilder

99) Wässrige Trugbilder
 

Schnell schwamm Nicche zu Deans Aufenthaltsraum. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen. Dieser aufgeblasene, arrogante Fatzke würde seinen Bruder nie wieder mit an Land nehmen, und dann würde sie ihn vor Deans Augen ertrinken lassen. Danach wäre der Wachs in ihren Händen. „Als wenn er das nicht jetzt schon wäre“, wisperte sie leise.

Schnell wandelte sie ihren Körper wieder zu einem zweifüßigen Wesen und schlüpfte in den Gang zu Deans Raum. Leise näherte sie sich dem Tor und spähte hindurch.

Sehr zu ihrer Freude hatte sich der Blonde schon wieder etwas von der nächsten Stufe der Wandlung erholt. Er saß apathisch vor sich hinstarrend auf dem Diwan.

„Hallo Dean“, grüßte sie freundlich.

Sein Kopf ruckte in ihre Richtung, doch seine Augen blieben trüb.

„Wie geht es dir?“

„So kalt!“, erwiderte er mit klappernden Zähnen und stand auf, die Arme fest vor seine Brust gepresst.

„Komm, wir machen einen Ausflug“, sagte sie und hielt ihm ihre Hand hin.

Kurz flackerte Freude in seinen Augen. Er tapste mit steifen Muskeln auf sie zu, ließ sich an der Hand nehmen und stolperte hinter ihr in den Gang.

„Hol tief Luft“, forderte sie und ging die Stufen weiter nach unten bis zu einem von Felsen umschlossenen Becken. Kaum war sie im Wasser gelandet, als sich ihr Körper schon wieder veränderte.

Sie zog den Blonden mit sich.

„Keine Angst“, wisperte sie und klebte ihm erneut diese Art Luftblase über Mund und Nase.

Schnell schwamm sie, ihn hinter sich herziehend, los.

Einige Fische tollten um sie herum, schwammen kreuz und quer und schienen ihren Fang zu begutachten. Nicche lächelte. Schon bald würde er ganz ihr gehören, und dann würde sie mit ihm durch die Tiefen der Meere toben, und vielleicht würde es auch endlich einmal Nachwuchs geben. Viel zu lange schon musste sie auf eine neue Brut verzichten.

Sie warf einen Blick auf ihn. Er würde es schaffen. Er würde ein echter Wassermann werden!
 

Bald waren sie an einer weiteren Höhle angekommen.

Nicche schwamm unter den Eingang, nahm Dean die Luftblase ab und schob ihn nach oben.

Als sie sich wieder in einen Zweibeiner gewandelt hatte und ebenfalls in die Höhle gestiegen war, ging sie zu ihm.

Zitternd stand er vor ihr. Hier war es kälter als in seiner Höhle, und das kalte Wasser hatte auch nicht zu seinem Wohlbefinden beigetragen.

Wieder nahm sie seine Hand und zog ihn hinter sich her in einen recht hell erleuchteten Raum, in dem ein kleiner glasklarer Teich war.

Nicche drehte sich zu ihrem Schützling um und küsste ihn wieder. Dabei ließ sie ihre Finger über seine Schläfe und Wange gleiten.

„Still jetzt“, flüsterte sie in sein Ohr und Dean erstarrte.

Sie drehte ihn zum Wasser um, trat an den Rand des Teiches und betrachtete sein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Es war perfekt.

Die Worte, die sie dann murmelte, erinnerten eher an das Gluckern eines Ausgusses als an eine Sprache.

Als sie verstummte, richtete sie sich ein Stückchen auf und ließ ihren Blick über den Teich gleiten. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht und sie klatschte zweimal schnell in die Hand.

Deans Spiegelbild richtete sich auf und glitt dann, einer Handbewegung von Nicche folgend, an die hintere Wand.

Noch fünf Mal wiederholte sie das Ritual.

Zufrieden schritt sie an den sieben Deans entlang.

„Mal sehen wie gut dein Sammy dich kennt, wie sehr er dich liebt, und wie dringend er dich wiederhaben will“, lächelte sie kaltherzig. Eine weitere Handbewegung vor Dean ließ seine Konturen ebenso verblassen, wie die seiner Spiegelbilder.

Mit einigen wilden Armbewegungen vermischte die Nixe Kopien und Original und dann stellte sie ihre sieben Deans hintereinander auf.
 

Unruhig und frierend lief Sam in seinem Raum hin und her. Die Wand hatte er inzwischen an mehreren Stellen in Augenschein genommen und war zu der Ansicht gekommen, dass das hier wohl so etwas wie eine Seifenblase sein musste.

Endlich öffnete sich die eiserne Tür wieder mit diesem plombenziehenden Kreischen, und eine Art Frosch kam in den Raum.

„Fo-folgt mi-mir“, quakte er und watschelte wieder nach draußen.

Sam beeilte sich, hinter dem Wesen herzukommen. Er wurde in einen Thronsaal geführt.

„Wa-wartet hi-hier!“, forderte der Frosch und deutete vor den Thron.

Nicche kam, mit einer edlen Robe aus schillernden Fischschuppen und einer ebensolchen Schleppe bekleidet.

Langsam ließ sie sich auf ihrem Thron nieder.

„Das alles, alle Geschöpfe des Meeres könnten Dean gehören. Willst du ihm das alles wegnehmen?“

„Dean macht sich nicht viel aus Besitz! Und das, was ihm am Wichtigsten ist hast du nicht hier“, antwortete er.

„Und was sollte das sein?“

„Seine Familie“

„Wir alle werden seine Familie sein.“

„Ich will, dass er selbst entscheiden kann, was er will, ohne deine Manipulationen!“

„So sei es denn“, erwiderte sie schnippisch und klatschte in die Hände.

Eine zweiflüglige Tür an der Seite des Thronsaales öffnete sich und Dean kam heraus.

„Dean“, strahlte Sam und wollte auf seinen Bruder zu eilen.

Der Name und sein Lächeln blieben ihm im Hals stecken, als er einen zweiten Dean in den Saal kommen sah und dann noch einen und noch einen.

Sams Herz krampfte sich zusammen.

Endlich standen die sieben Wesen reglos in einer Reihe vor Sam, der sie noch immer ungläubig anstarrte.

„Was hast du mit Dean gemacht?“, schrie er wütend und wollte sich auf die Nixe stürzen.

„Einen Schritt weiter und du bekommst noch nicht einmal diese Chance!“, donnerte sie.

Sam erstarrte.

„Wenn du den Echten erkennst, darfst du ihn mitnehmen“, erklärte sie huldvoll und ließ sich wieder auf ihren Thron nieder.

„Bis zum nächsten Gongschlag und denke daran, du darfst dir jeden nur ein Mal ansehen! Und wehe du fasst sie an!“

Der jüngere Winchester überlegte fieberhaft, wie er seinen Bruder hier wohl finden könnte.

Alle sieben schienen unter einem Bann zu stehen. Alle sieben starrten aus halbgeschlossenen trüben Augen ins Leere.

Eingehend betrachtete er sich den Ersten.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ging er zum Nächsten. Dean hätte ihn bestimmt sofort erkannt, wenn es andersherum gewesen wäre. Sein Bruder konnte sich immer auf seine Instinkte verlassen, und wenn es um ihn, Sam, ging, dann erst Recht.

Aber war das jetzt auch noch so?

Wieder musterte er den Dean vor sich.

Er wollte gerade zum Nächsten gehen, als er kurz stutzte.

Konnte es sein? Dieser Dean schien zu zittern. Ganz leicht nur bebten die blauen Lippen und wenn er ganz genau hinsah, war da nicht am Hals auch ein Puls zu sehen?

Er versuchte jede Gefühlsregung in sich zu verschließen und ging zum Nächsten. Auch diesen musterte er eindringlich.

Nein, hier war weder das Zittern noch ein Puls sichtbar. Er brauchte noch einen Vergleich und schritt zum Nächsten.

Nicche ließ ihre Finger kreisen und schon wechselten die Drei, an denen Sam schon vorbei gegangen war, ihre Plätze.

Immer wieder machte sie dieses Spiel, sobald der jüngere Winchester weiter rückte.

Endlich war Sam an der Reihe Deans vorbei und sich jetzt ganz sicher, dass nur der eine einen Pulsschlag hatte. Er drehte sich zu Nicche und schaute sie düster an.

„Und? Welchen meinst du mitnehmen zu wollen?“, fragte sie mit einem gönnerhaften Lächeln.

Sam ging die Reihe wieder zurück.

Noch einmal ließ er seine Augen über die verräterischen Punkte der Gestalten wandern.

„Dieser!“, sagte er und zeigte auf den mittleren Dean in der Reihe.

Als er zum letzten Dean gewechselt war, hatte er das falsche Spiel der Nixe gesehen.

„Du bist dir ganz sicher?“, fragte sie eisig.

„Dieser ist Dean!“

„Dann solltet ihr euch beeilen!“, ließ sie verlauten und machte eine Handbewegung, als wollte sie einen Krümel von ihrem Kleid wischen. Die sechs Kopien platschten als große Wasserpfützen auf die Steine.

Der echte Dean hielt sich noch einige Sekunden länger auf den Beinen, dann gaben seine Knie nach und auch er ging zu Boden. Sofort krampfte sich sein Körper zusammen und er erbrach grünes, schleimiges Zeug.

Nicche würdigte die Brüder keines Blickes, stieg von ihrem Thron und verließ den Raum.
 

Ein Grummeln und Rumpeln ging durch den Fußboden, und immer wieder schienen ihn leichte Erdstöße zu erschüttern.

Besorgt schaute sich Sam nach einem Ausweg um. Doch solange Dean dieses schleimige Zeug erbrach konnte er hier nicht weg. Er hockte sich hinter seinen Bruder und strich ihm immer wieder über den Oberarm und murmelte beruhigende Worte.

Endlich schien sich der Blonde zu beruhigen.

Sofort zog Sam ihn in eine sitzende Stellung und lehnte ihn gegen seine Brust. Er wollte ihm noch etwas Ruhe gönnen.

Ein weiterer Erdstoß ließ ihn aufschrecken.

Schnell stemmte er sich in die Höhe und zerrte seinen Bruder auf die Beine

„Los, wir müssen weg hier!“, drängte er und wandte sich zum Ausgang.

Nach zwei Schritten blieb er stehen und drehte sich zu seinem Bruder um.

Der stand noch immer an derselben Stelle und starrte orientierungslos ins Leere.

Sam machte zwei Schritte auf ihn zu und packte sein Handgelenk.

„Komm, Dean, wir müssen hier raus!“, sagte er und rannte zum Ausgang, den Blonden einfach hinter sich her zerrend.
 

Immer weiter irrten sie durch endlos scheinende Gänge, die dann doch plötzlich vor einer Wand endeten.

Sam hatte schon lange die Orientierung verloren, aber er hatte immer wieder das Gefühl, dass sie aufwärts liefen.
 

Der Gang, dem sie nun schon eine Weile folgten, endete in einer Höhle mit einem Wasserbecken.

Der Boden unter ihnen bebte immer stärker.

Sam schaute sich hektisch um. Langsam schien die Panik seinen ganzen Körper zu erfassen. Von seinem Bruder war noch immer keine Reaktion gekommen. Apathisch stolperte der hinter ihm her und war mehr als einmal gegen ihn gelaufen, wenn er stehen geblieben war.

Sam wollte gerade wieder in den Gang zurückkehren, als er sah, dass das Wasser in dem Becken heller war als die Umgebung.

„Hol tief Luft“, befahl er seinem Bruder.

Das Beben wurde immer stärker und er konnte Wasser rauschen hören. Sie mussten hier raus.

Er schubste Dean ins Wasser und sprang hinterher.

Kaum war er eingetaucht, bremste er seinen Schwung und suchte nach seinem Bruder.

Dean versuchte an die Oberfläche der Höhle zurück zu kommen.

Sam griff sein Handgelenk und zerrte ihn erneut hinter sich her, der Helligkeit entgegen.
 

Kurz bevor der Druck in seinen Lungen so groß wurde, dass er ihm nachgegeben und das Wasser eingeatmet hätte, durchbrach sein Kopf die Wasseroberfläche.

Die Sonne ging gerade über der Stadt auf, doch Sam hatte keinen Blick für diese Schönheit.

Wassertretend zog er Deans Hand nach oben und packte dann mit seiner anderen Hand zu. Er bekam den Kragen von Deans Hemd zu fassen und zerrte den Kopf seines Bruders daran über Wasser.

„Hey Dean!“, rief er ihn leise und gab ihm eine schallende Ohrfeige.

Deans Kopf ruckte in die Höhe, er begann zu husten und Wasser zu spucken und sackte dann kraftlos in sich zusammen. Fast drohte er wieder zu versinken.

Sam legte sich auf den Rücken, zog Dean auf seinen Bauch und begann langsam auf das Ufer zuzuschwimmen.

Es war ein weiter Weg, doch das Meer schien ihnen gut gesonnen zu sein, es war ruhig und ein leichter auflandiger Wind trieb sie sachte Richtung Stadt.
 

Sie hatten vielleicht die Hälfte der Stecke geschafft, als Dean plötzlich begann um sich zu schlagen.

Er wollte weg, wollte von Sam runter.

Der Jüngere schluckte einiges an Wasser, bevor es ihm gelang, die Handgelenke des Blonden zu fassen, sie mit seiner Hand zu umschließen und auf Deans Bauch zur Ruhe zu zwingen.

Der Körper des Blonden erschlaffte wieder.



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