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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Nicche

96) Nicche
 

Sam streckte seine schmerzenden Muskeln. Er hatte die ganze Zeit im Internet nach Zeitreisen gesucht. Irgendwie konnte es doch nicht nur ihnen passiert sein, dass sie durch die Zeit geschickt worden waren, aber er hatte keinen wirklichen Ansatz gefunden, dem es nachzugehen gelohnt hätte.

Auch darüber würde er mit Dean reden wollen und müssen.

Müde rieb er sich über die Augen und schloss das Fenster auf seinem Laptop.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht als er den Pfeil in Naples sah. ‚Morgen bin ich bei dir. Wäre doch gelacht wenn wir dieses und unsere anderen Probleme nicht lösen und noch vor Weihnachten wieder bei Bobby wären’, dachte er und wollte auch dieses Fenster gerade schließen.

Der Pfeil verschwand.

Sams Lächeln gefror.

„Oh mein Gott! Nein, nein, nein! Dean! Verdammt!“, keuchte er panisch.

Bobby kam aus der Küche zu ihm und schaute ihn fragend an.

„Deans Handy sendet nicht mehr. Wenn er sich jetzt…?“, er wollte es nicht aussprechen aus Angst, dass es wahr werden könnte.

„Meinst du, wenn er sich was antun würde, würde sein Handy automatisch aufhören zu senden?“

„Wenn es kaputt ist?“

„Und wenn er einfach vergessen hat es aufzuladen?“

„Dean vergisst nie …“

„Auch dein Bruder ist nur ein Mensch, Sam!“

„Aber …“

„Du hast noch nie vergessen dein Handy zu laden, oder?“

„Doch“, ließ sich der jüngere Winchester kleinlaut hören.

„Es ist okay, Sam. Geh ins Bett. Morgen bist du bei ihm und dann wirst du dir blöd vorkommen, auch nur an so was gedacht zu haben“, versuchte der Hausherr zu beruhigen.

Sam nickte und trottete ins Bett. Das komische Gefühl in seinem Magen war trotz Bobbys Versicherung geblieben. Noch neunzehn Stunden. Wäre er doch nur gefahren! Dann hätte er wenigstens das Gefühl haben können, etwas zu tun, auch wenn er in neunzehn Stunden noch nicht da wäre.

„Verdammt!“, flüsterte er leise in die Dunkelheit seines Zimmers. Tränen drängten sich in seine Augen und der Kloß in seinem Hals wurde immer dicker. „Bitte Dean, halte durch! Bitte! Ich will dich nicht verlieren! Bitte! Ich bin ein Idiot, aber bitte, bitte, warte auf mich!“, bettelte er tonlos in sein Kissen.

Warum nur hatte er sich nicht mal kurz bei seinem großen Bruder gemeldet? Eine SMS, irgendwas, dass seinem Bruder sagte, dass er mit ihm reden wollte, dass er ihn vermisste.
 

Deans Beine begannen zu schmerzen. Tausend kleine Nadeln stachen in die Muskeln seiner Arme.

Doch er kraulte immer weiter auf sie zu.

Wie eine Lichtgestalt, wie die Verheißung aller Wünsche erschien sie ihm dort auf ihrem Felsen und der Weg zur Erlösung war steinig.

„Lass dich fallen“, flüsterten ihm die Wellen zu, doch er wollte nicht. Er wollte zu ihr.

„Lass dich fallen“, rief auch sie ihm zu, aber er wollte doch zu ihr! Warum sollte er sich dann einfach fallen lassen? Wenn er sich fallen ließe, würde er sie nie erreichen. Er würde sterben!

Oder war das das Ziel? Ruhe und ewiger Frieden? Konnte er es nur so erreichen?

„Lass dich fallen, Dean. Ich werde dich auffangen“, sagte sie erneut.

Er hielt inne und schaute zurück zum Ufer.

Die Lichter der Stadt blinkten in weiter Entfernung. Zum Umdrehen war es definitiv zu spät. Aber wieso? Sie war doch …

Wieder schaute er zu den Lichtern der Stadt und dann zurück zu ihr. Ihr Felsen thronte noch immer vielleicht hundert Meter vor ihm im Wasser.

„Lass dich fallen Dean“, flüsterte das Meer um ihn herum mit ihrer Stimme. „Lass dich fallen und komm zu mir.“

Und diesmal hörte er auf ihre Stimme.

Angenehm kühle Schwärze umfing ihn, als er ganz langsam tiefer sank.

Über sich konnte Dean die verschwommenen Umrisse des Mondes sehen. Quallen zogen schwerelos schwebend an ihm vorbei. Staunend schaute er ihnen nach.

Doch dann wurde der Drang nach Sauerstoff in seinem Körper übermächtig. Seine Muskeln zogen sich krampfhaft zusammen. Panisch begann er um sich zu schlagen. Er wollte doch nicht sterben, er wollte atmen! Leben!

Aber die rettende Oberfläche war viel zu weit entfernt.

Sein Mund öffnete sich und die ersten Tropfen perlten über seine Lippen. Doch bevor Dean den ersehnten Atemzug tun konnte war sie neben ihm und presste ihm etwas vor die Nase, das wie eine Luftblase aussah.

Hektisch schnappte er nach Luft.

„Ganz ruhig Dean, du bekommst gleich mehr davon“, sagte sie und für einen winzigen Augenblick wunderte sich der Winchester warum er sie verstehen konnte.

Sie umfasste seine Taille und zog ihn mit sich.
 

Vor ihm ragte plötzlich eine massiv aussehende Wand auf. Erschrocken versuchte er sich aus ihrem Griff zu befreien, doch sie hielt ihn fest. Er strampelte und wollte ihr wenigstens eine andere Richtung geben. Nichts half. Wieso hatte sie soviel Kraft?

Sie steuerte genau auf die Mauer zu. Er schaffte es gerade noch die Arme schützend vor sein Gesicht zu reißen, bevor der befürchtete Aufprall kam.
 

Mit einem schmatzenden Geräusch flutschte er durch diese Wand und prallte unsanft einen Meter tiefer auf den Boden. Er wälzte sich auf den Rücken und blieb für Minuten einfach nur liegen, froh wieder Sauerstoff in seine Lungen pumpen zu können.

Gerade als er sich wieder auf die Beine kämpfte und begann sich in dem Raum umzusehen, trat die Kleine wieder auf ihn zu.

Sie lächelte ihn kühl an.

„Hallo Dean. Ich freue mich, dich hier begrüßen zu können. Hier bei mir“, sagte sie und machte den letzten Schritt auf ihn zu.

Unsicher schaut der Winchester auf den Boden. Wasser tropft an ihm herab und breitet sich in einer immer größer werdenden Pfütze um ihn herum aus. Er fühlt die Kühle ihrer Hand an seiner Wange und jetzt endlich hob er den Blick.

Da waren sie wieder! Diese wundervollen, unergründlich tiefen Augen und alles, was er in seinem Leben noch wollte, war, sich in diesen Augen auf ewig zu verlieren.

Wieder reckte sie sich ihm entgegen und ihre Lippen trafen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss.

Atemlos keuchend musste er den Kuss abbrechen. Bedauernd schaute er sie an, doch sie lächelte nur.

„Ruh dich auch Dean, es war ein harter Weg hierher“, erklärte sie mit ruhiger Stimme, in der er das Rauschend der Wellen hören konnte. Sanft drängte sie ihn die Stufen hinauf, den Gang entlang, in dem er gelandet war. Am Ende dieses Ganges war ein runder Raum in dem ein Diwan stand. Zu eben diesem schob sich ihn.

Dankbar ließ er sich in die weichen Polster fallen.

„Schlaf Dean“, sagte sie und drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen.

Seine Hand hielt sie zurück.

„Mir ist so kalt“, murmelte er leise.

„Daran wirst du dich gewöhnen“, sagte sie kühl, küsste ihn noch einmal und rauschte davon. Ein eisernes Gitter schloss sich hinter ihr und versperrte ihm den Weg in den Gang zurück.

Frierend rollte er sich so eng wie möglich zusammen. Seine Zähne schlugen gut vernehmlich aufeinander.

Irgendwann übermannte ihn die Erschöpfung und er schlief ein.
 

In dieser Nacht fand Sam keinen Schlaf. Unruhig drehte er sich von einer Seite auf die andere. Er fand tausend Gründe warum Deans Handy nicht mehr zu orten war und doch blieb die Angst um seinen Bruder, die ihm deutlicher als anderes andere sagte, wie sehr er seinen Bruder liebte und vermisste.

Spätestens jetzt wurde ihm wieder klar was der Trickster ihm genommen hatte.

Wie sehr musste dann Dean unter dieser Trennung gelitten haben, wo für ihn Familie doch alles war.
 

Der Tag begann.

Er hörte wie Bobby aufstand und ins Bad ging und schälte sich aus seinen Decken. Sofort begann er seine Tasche zu packen.

„Nicht mehr lange Dean, dann bin ich bei dir!“, nuschelte er leise, aber bestimmt.
 

Als Dean wieder erwachte fror er noch immer, nicht mehr so schlimm wie bei seiner Ankunft hier, aber ihm war kalt. Leise ächzend richtete er sich auf und schaute sich um.

Der Raum sah aus, als hätte jemand eine Blase auf den Boden gelegt. Keine einzige Ecke war zu sehen. Von der Decke hing eine leuchtende Kugel und im Raum verteilt standen Becken in denen es ebenfalls leuchtete. Überall lagen Kissen herum.

Diese Blase schien zu leben. Zumindest sah es so aus, als ob sie pulsierte.

Die Außenwand schillerte in allen Regenbogenfarben und schien mit einer dunkelgrünen Schicht überzogen zu sein, die nur an wenigen Stellen einen Blick nach draußen zuließ.

Langsam ging der Winchester auf eines dieser Fenster zu und schaute hinaus.

Draußen schien es hell zu sein. Das Wasser leuchtete türkisblau und überall schwammen Fische in prächtigen Farben umher.

Ein leises Geräusch brachte ihn dazu sich umzudrehen.

Durch das eiserne Tor kam sie in den Raum. Sie trug eine Schale in ihrer Hand.

„Schön, dass du wach bist, ich hab hier etwas zu essen für dich“, sagte sie und reichte ihm die Schale.

Der Winchester lächelte. Sein Magen knurrte schon eine Weile. Er warf einen Blick in die Schüssel und schob sie mit einem angewiderten Gesichtsausdruck schnell wieder von sich.

„Was ist das?“, wollte er entrüstet wissen.

„Algensuppe! Unsere Leibspeise!“

„Meine ganz bestimmt nicht! Habt ihr kein Fleisch oder Fisch oder so was?“

„Du erwartest, dass wir Geschöpfe essen, die sich das Meer mit uns teilen?“, fragte sie wütend.

„Wir essen doch auch, was mit uns auf der Erde lebt.“

„Wir sind nicht wie ihr!“

„Algen leben auch im Meer!“, konterte er.

„Du hast das Mensch-Sein hinter dir gelassen um mit uns hier zu leben. Du wirst auch das menschliche Essen hinter dir lassen.“

„Kann ich mir das …“, begann er und sah zu ihr. Sofort versank er wieder in ihren Augen.

„Ich …“ stotterte er hilflos.

Mit funkelnden Augen schaute sie ihn noch eine Weile an, dann reckte sie sich zu ihm hinauf und küsst ihn wieder.

„Iss!“, fordert sie, nachdem sie den Kuss beendet hatte, und der Winchester griff wortlos nach der Schale und aß.

Als die Schale leer war, nahm sie sie wieder an sich.

„Du solltest dich hinlegen!“, forderte sie leise.

„Warum?“

„Du wirst es gleich spüren. Die Verwandlung ist sehr schmerzhaft.“

„Warum Verwandlung?“, keuchte er und ließ sich folgsam auf den Diwan sinken.

„Ich will dich behalten“, sagte sie.

„Aber ich …“

„Nach und nach werden sich in dir Kiemen bilden. Ein Zusatz in deinem Essen bringt deinen Körper dazu. Es wird schmerzhaft werden, aber wir haben Zeit. Das Ritual, um dich vollends zu einem von uns zu machen, können wir nur bei Vollmond durchführen. Bis dahin werden deine Lungen langsam verkümmern und die Kiemen diese Arbeit übernehmen. Solange wirst du hier im diesem Raum leben müssen. Wenn du dann zu uns gehörst, wirst du irgendwann auch die Kraft haben hin und wieder an Land gehen zu können.

Je länger du lebst umso mehr Zeit wirst du außerhalb des Wassers verbringen können. Aber jetzt ruh dich aus.“

„Wie heißt du?“

„Sind Namen so wichtig?“, wollte sie wissen und er nickte.

„Nicche“, antwortete sie und ließ ihn wieder allein.



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