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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Bruder zu verschenken?

82) Bruder zu verschenken?
 

Träge hingen die Cowboys in ihren Sätteln und ließen die Pferde gemächlich Richtung El Paso trotten.

Sie alle waren müde und Dean außerdem noch körperlich angeschlagen.

Es hatte ihm auch nicht viel geholfen, dass er das ganze Weihwasser getrunken hatte, seine Kehle fühlte sich noch immer an, als hätte er eine halbe Wüste inhaliert. Außerdem meldete sich jetzt, da er mehr Ruhe hatte, sein Kopf wieder pochend und auch die Prellungen spürte er als dumpfe Schmerzen.

Eigentlich wollte er nur noch ein Bett und eine Woche schlafen.

Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Wann hatte er das je gekonnt?
 

Die Kleine in seinen Armen zitterte wieder stärker und er legte seinen Staubmantel dichter um sie.

„Aber du bist gar nicht böse!“, stellte sie plötzlich mit kindlicher Überzeugung fest und schob ihre Nase weiter aus dem Mantel um zu ihm hoch schauen zu können.

„Warum sollte ich das sein?“, fragte er heiser.

„Weil du Wade wegnehmen willst.“

„Wer sagt das denn?“

„Mrs. Duncan sagt, du willst uns Wade wegnehmen.“

„Hm …“

„Warum?“, fragte sie neugierig.

„Wade ist mein kleiner Bruder, aber er kann sich nicht daran erinnern.“

„Warum nicht?“

„Er war sehr krank und da hat er es wohl vergessen.“

„Willst du ihn wegnehmen, damit er sich erinnert?“

„Ich will ihn nicht wegnehmen. Aber er ist alles, was ich von meiner Familie noch habe und ich möchte gerne, dass er das auch weiß und ich möchte wieder etwas mit ihm zusammen machen können. Er fehlt mir“, gab er offen zu.

Das Mädchen überlegte eine Weile: „Das ist traurig. Aber wenn er nicht mehr dein kleiner Bruder ist, kannst du dann mein Bruder sein? Ich wollte immer einen großen Bruder haben. Ich werde dich auch nie vergessen und ich würde dich auch immer zu meinen Parties einladen“, erklärte sie dann voller Überzeugung.

Ein Lächeln huschte über Deans Gesicht: „Ich weiß nicht, ob das so gut wäre. Was würden deine Eltern dazu sagen?“

„Die würden dich bestimmt auch mögen.“

„Und wenn ich weg muss?“

„Du willst weg?“

„Vielleicht.“

„Dann kommst du ja vielleicht später wieder.“

„Ich weiß nicht“, sagte er leise und musste erneut lächeln. Die Kleine hatte es doch tatsächlich geschafft ihn ein wenig von seinen Kopfschmerzen abzulenken.
 

Sam ritt unterdessen zwischen Jacob und Thomas, der den schlafenden Jason ebenfalls in seinen Mantel gewickelt hatte.

„Ich möchte Euch danken, dass Ihr uns befreit habt“, wandte er sich von einem zum anderen.

„Da solltet Ihr zu Dean gehen. Ohne ihn würdet Ihr noch immer in der Höhle sitzen“, sagte Jacob.

‚Schon wieder dieser Dean!‘ Sam verdrehte die Augen.

„Was ist das mit ihm und Euch? Warum wollt Ihr ihm nicht einmal zuhören?“, fragte Thomas gerade heraus.

„Wisst Ihr, was ich nicht verstehe? Wenn ich meine Erinnerungen verloren hätte und mir würde jemand eine Möglichkeit bieten, diese vielleicht wiederzufinden. Ich würde diese Hand mit Freuden ergreifen. Aber Ihr? Ihr sträubt Euch mit Händen und Füßen. Was habt Ihr gegen Dean?“, ergriff der jüngste Harrison das Wort.

„Ich … Ich bin hier glücklich. Ich habe hier ein Leben, ein glückliches Leben und ich habe immer wieder den Eindruck, dass der mich hier rausreißen will, dass er mich zu irgendetwas zwingen will, was ich nicht möchte. Ich will Richter werden und das kann ich wohl kaum, wenn ich mit ihm hinter dummen Rindviechern her reite und Staub schlucke!“, knirschte Sam ungehalten. Er wollte nicht schon wieder über dieses leidige Thema ‚Dean Winchester‘ reden. Am besten wäre es, wenn der Kerl endgültig aus seinem Leben verschwinden würde! Warum ließen sie ihn nicht einfach in Ruhe.

„Habt Ihr Euch gerade zugehört? Ich … Ich … Ich! Wie egoistisch kann ein Mensch noch sein? Habt Ihr Euch nie gefragt, wie es ihm dabei geht? Wie es sich anfühlen muss, seinen Bruder zu finden und von dem immer wieder weggestoßen zu werden? Es ist wirklich kein Wunder, dass Dean keine Nähe zulässt, wenn Ihr so auf seinen Gefühlen herum trampelt!“ Jacob war lauter geworden, als er es eigentlich wollte, aber diese Ablehnung regte ihn auf und Thomas nickte zustimmend.

„Er behauptet mein Bruder zu sein, aber wo war er, als ich durch die Ebene geirrt bin? Er hätte doch an meiner Seite sein müssen, oder?“ Herausfordernd reckte Wade sein Kinn in die Höhe.

„Hätte er?“, fragte Jacob aggressiv und musste sich bremsen um diesen aufgeblasenen Kerl nicht vom Pferd zu zerren und ihm seine Faust ins Gesicht zu schlagen.

„Hätte er? Mein Bruder und ich haben Dean vor fast einem Jahr etwa zwei Stunden nördlich von El Paso gefunden. Er war ausgetrocknet und von der Sonne schwer verbrannt. Er hatte Eine Schusswunde an der Schulter, die vielleicht eine Woche alt war. Sein Handgelenk, Knie und Fußgelenk waren dick geschwollen und er hatte etliche, teilweise schwere Prellungen am ganzen Körper. Woher sollen wir denn wissen, dass nicht Ihr schuld daran ward?“

Sam schluckte: „Warum sollte ich das getan haben?“

„Warum sollte Dean Euch allein in der Ebene gelassen haben?“

Darauf wusste der auch keine Antwort.

„Und noch etwas. Zu der Zeit, als man Euch in El Paso gefunden hat, war Dean mit uns in Tucson die Herde verkaufen. Wir waren zwar nicht die ganze Zeit zusammen, aber um von Tucson nach El Paso und wieder zurück zu reiten hätte er mehr Zeit gebraucht als diese fünf Tage, die wir da waren.“

Sam wollte Einspruch erheben.

„Ich weiß durchaus, dass es gut möglich ist, diese Strecke in der Zeit zurückzulegen, problemlos sogar. Gegen Eure Vermutung, er hätte es doch getan, spricht aber, dass Thomas und ich den zweiten und vierten Abend mit ihm verbracht haben und dass wir ihn dafür jedes Mal aus der Bibliothek zerren mussten und: Der Hengst war viel zu ausgeruht und übermütig um kurz vorher so eine Anstrengung gehabt zu haben. Außerdem Dean würde sich nie von seinem Pferd trennen.“

„Ich … muss nachdenken!“, stammelte Sam und schaute sich nach dem Richter um.

Der ritt aber neben dem Winchester und so ließ er sich einfach ein Stück zurückfallen.

„Das sollte er wirklich! So was Egoistisches hab ich ja noch nie gesehen. Der hat Dean gar nicht verdient!“, knurrte Jacob.
 

Der Richter hatte sein Pferd neben Dean gelenkt.

„Wie geht es der Kleinen?“, fragte er.

„Gut. Danke der Nachfrage, Euer Ehren“, flötete sie aus dem Mantel hervor und zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der Männer.

„Das freut mich zu hören, junge Dame!“, antwortete der Richter.

„Ich möchte mich bei Euch bedanken“, fuhr er an Dean gewandt fort und reichte ihm seine Hand hinüber.

„Das hätte jeder getan.“

„Was war passiert? Vor der Höhle sah es aus als hätte ein Sandsturm getobt und Ihr saht auch mächtig zerzaust aus, wenn Ihr mir diese Ausdrucksweise verzeiht.“

Der Winchester zuckte nur mit den Schultern.

„Ihr wollt nichts dazu sagen?“

„Es war recht stürmisch“, entgegnete Dean und überlegte kurz warum die Falle gehalten hatte. Bei dem Sturm hätte sie lange verweht sein müssen. Aber eigentlich war es ihm egal. Es hatte funktioniert und das war die Hauptsache.

„Warum wolltet Ihr die Rothäute nicht unserer Gerichtsbarkeit übergeben?“

„Hätte sie ein gerechter Prozess erwartet?“

Der Richter schwieg. Natürlich hätten sie keinen Prozess bekommen. Warum auch?

„Ihr wollt mir also nicht sagen, was Ihr getan habt?“, hakte er nach, denn das interessierte ihn wirklich.

Dean schüttelte den Kopf.

„Und wo kam der ganze Rauch plötzlich her?“

„Wir haben sie ausgeräuchert. Irgendwie“, grinste der Blonde, dann wandte er seinen Blick wieder nach vorn, wo ein Trupp Reiter zu sehen war, der auf sie zugeprescht kam.

„Behalt die Nase unten“, sagte der Winchester zu Bethanny und diese duckte sich sofort etwas weiter in den Staubmantel, schielte aber noch immer über den Kragen. Schließlich wollte das Mädchen wissen, wer ihnen da entgegen kam.
 

Schon bald erkannten sie Sheriff Paxton und einige Männer aus der Stadt.

„Richter“, grüßte der Sheriff und tippte mit der Hand an seinen Hut.

„Clifford hat uns alarmiert, dass ihr entführt wurdet. Er sagte die Harrison-Jungs sind mit zwei ihrer Cowboys ebenfalls los, wusste aber nicht wohin.

Wie haben bei Tagesbeginn Suchtrupps in alle Richtungen losgeschickt, da wir keine Spuren finden konnten. Schön Euch unverletzt zu sehen. Geht es den anderen auch gut?“

„Ja wir sind alle wohl auf. Dank der jungen Männer hier.“

„Was ist mit den Rothäuten?“

„Die sind tot“, log der Richter.

Dean nickte ihm dankbar zu. Er wollte nicht, dass die Apachen für etwas getötet wurden, was sie nicht getan hatten.

„Ich bin müde, und ich möchte nach Hause“, meldete sich Bethanny und zupfte an Deans Jacke.

„Ich auch“, erklärte er ruhig.

„Wir können auch schneller reiten!“, erklärte sie.

„Meinst du?“

„Ja-ha.“

„Okay. Dann gut festhalten.“

Langsam trabte Dean an und als er Impala die Haken in die Flanken schlug und der Hengst im gestreckten Galopp über die Ebene flog, jauchzte die Kleine vor Vergnügen.

Der Rest folgte ihnen weniger schnell.
 

Endlich ließ sich der Winchester in El Paso vor dem Haus der Langdons aus dem Sattel gleiten.

Er hob die Kleine herunter und konnte sie sofort an ihre Eltern weitergeben, die durch den Hufschlag vor ihrer Tür aufgescheucht worden waren.

Überglücklich schlossen sie ihre Tochter in die Arme.

Mrs. Langdon bekam kein vernünftiges Wort heraus. Sie wischte sich immer wieder die Tränen aus den Augen und schniefte leise. Der Doktor schüttelte Dean die Hand und übersah im Überschwang seiner Gefühle, dass der immer wieder zusammenzuckte.
 

Ein paar Minuten später traf auch der Rest ein.

Sie brachten die Kinder ins Sprechzimmer des Arztes und der Sheriff ritt zum Pfarrhaus um dem Reverend die freudige Mitteilung zu machen, dass sein Junge unversehrt wieder da war.

Die Freude der Eltern nahm kein Ende. Immer mehr Stadtbewohner kamen angelaufen um die Helden zu begrüßen und ihnen die Hände zu schütteln.
 

Dem Winchester wurde das alles zuviel. Sein Körper verlangte nach seinem Recht. Seine Muskeln schmerzten. Die Großschmiede in seinem Kopf nahm ihren Betrieb wieder auf und die Sonne, die sich in den Fenstern der Häuser spiegelte, brannte in seinen Augen.

Er zog Impala ein Stück zu Seite und lehnte sich dagegen. Müde schloss er die Augen.

„Ich … Ich … Danke!“, sagte Sam ohne große Herzlichkeit in seiner Stimme.

„Schon gut S … Wade. Vergesst es!“ Der Ältere schaffte es nicht, die Traurigkeit ganz aus seiner Stimme zu verbannen.

„Komm schon, Winchester, Carrie hat bestimmt ein warmes Bett für dich!“, drängte sich Jacob zwischen die Brüder. Deans Augen leuchteten kurz auf, weniger wegen Carren, eher wegen dem warmen Bett, aber auch sie würde er nicht ausschlagen.

Der jüngere Harrison schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken und Dean knickte kurz ein. Ein Keuchen entrang sich seiner Kehle. Genau an der Stelle hatte sein Rücken äußerst schmerzhaft mit dem Treppenpfosten Bekanntschaft gemacht.

„Doc! Könnt Ihr Euch meinen Freund hier mal anschauen?“, rief Jacob während der Blonde schon wieder gequält die Augen schloss. Konnte der nicht leiser brüllen?

„Komme sofort!“

„Ich bin okay, okay? Ich brauch nur ein Bett!“, knurrte Dean und schlurfte zum Saloon.

Kurz überlegte er, ob er vorher noch was essen sollte, doch er würde wohl beim Essen einschlafen und so schnell verhungerte auch ein Dean Winchester nicht. Also erstmal schlafen!

Doch zuvor würde er …

„Ich kümmere mich um Impala, geh du ins Bett“, sagte William in diesem Moment und nahm ihm die Zügel aus der Hand. Er hatte die Stunden, in denen Dean das Tagebuch holen war, genau wie Jacob zum schlafen genutzt.

Dean brummelte dankbar.
 

Die Untersuchung ließ er schon halb schlafend über sich ergehen und als der Arzt ihn bat sich auf’s Bett und auf den Bauch zu legen, schlossen sich seine Arme automatisch um das Kissen. Er gab ein zufriedenes Schnaufen von sich und war eingeschlafen.
 

Dr. Langdons Untersuchung war gründlich und keinesfalls schmerzfrei für den Patienten, denn er wollte sicher gehen, dass es nur Prellungen waren, die die unterschiedlichsten Blautöne auf dem geschundenen Körper vor ihm hatten entstehen lassen und er fragte sich, wie der Mann dabei schlafen konnte. Doch die einzige Reaktion war ein kurzes Knurren.

Schnell verteilte er kühlende Salbe auf dem Rücken und verband die Schnittwunde an der Hand neu, nachdem er sie noch einmal gereinigt hatte.

Auch das hatte der Winchester schlafend über sich ergehen lassen.

Mit einigen Ermahnungen, dass er auf keinen Fall aufstehen sollte, ließ er Carren mit ihm allein.
 

Am Abend bekam Dean Besuch.

Zaghaftes Klopfen kündigte ihn an und noch bevor er „Herein“ sagen konnte, öffnete der Arzt die Tür und Bethanny drängelte sich an ihm vorbei. Dean schaute etwas erschrocken, war er doch splitternackt unter seiner Decke. Schnell angelte er nach seinem Shirt und zog es sich über.

„Wir haben dir was zu essen mitgebracht!“, erklärte die Kleine und hopste auf sein Bett. „Papa sagte, du bist ganz schlimm krank!“

„So schlimm nun auch wieder nicht!“, wehrte er ab.

„Ihr solltet schon noch ein oder zwei Tage im Bett bleiben. Die Prellungen sind nicht ohne und Ihr hab eine leichte Gehirnerschütterung.“

Mrs. Langdon reichte ihm einen Topf Gulasch und Maisbrot und freute sich, wie schnell sich dieser leerte.
 

Zufrieden und leicht schläfrig streckte sich der Blonde wieder in seinem, wohl eher Carrens, Bett aus.

Bethanny drückte ihm einen Kuss auf die Wange und entschwand aus dem Zimmer.

„Mama, wenn Wade ihn doch nicht als Bruder will, kann ich ihn dann kriegen?“

„Das solltest du vielleicht besser Dean fragen“, hörte er noch den Dialog zwischen Mutter und Tochter, bevor Doc Langdon die Zimmertür schloss und er wieder in Morpheus Arme sank.



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