Zum Inhalt der Seite

Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aufgefangen

77) Aufgefangen
 

Mit einem tiefen Atemzug und einem kurzen Nicken bestätigte Dean sich seinen Entschluss.

Niemand wusste, dass sie hier gelandet waren und die Dämonen ihrer Zeit hatten hier wohl noch Anderes zu tun.

Er würde aus Sams Leben verschwinden! Er würde aus dem Leben verschwinden. Er hatte hier nichts mehr zu suchen. Sam war glücklich und hier auch offensichtlich nicht in Gefahr. Warum sollte er sich dann mit etwas Wertlosem wie seinem großen Bruder belasten, den er eh nicht mehr erkannte und der ihn vielleicht irgendwann doch an seine Vergangenheit erinnerte, die er ja nie haben wollte. Sein Sam sollte leben können ohne zurückschauen zu müssen.

Aber er konnte ohne Sam nicht leben. Deshalb hatte er den Pakt geschlossen und auch jetzt war so ein Leben für ihn nicht denkbar. Wenn er weiter machen würde, dann würde er so werden wie John und das wollte er weder sich noch seiner Umwelt zumuten.

Er würde den Ganzen ein Ende setzen!

„Leb wohl Sammy!“, verabschiedete er sich von seinem kleinen Bruder und von seinem Leben.

Mühsam kletterte er vom Hoteldach und torkelte kraftlos zu dem Schuppen, in dem Impala stand.

Er kämpfte sich in den Sattel und trieb den Hengst nach Süden in die Ebene hinaus, soweit wie er sich noch im Sattel halten konnte.

Sobald er in den trockenen Sand gefallen sein würde, würde das Tier ohne ihn hoffentlich nach Hause laufen. Niemand würde ihn finden! Niemand würde ihn suchen! Die Sonne würde ihr Werk tun und irgendwann wäre er ein Haufen Knochen in einer staubigen Ebene.

Er kippte auf den Hals des Hengstes und seine Hand verkrampfte sich in der Mähne.
 

Eine Weile trabte Impala noch nach Süden, ohne weitere Hilfen oder Anweisungen seines Reiters zu bekommen. Dann blieb er stehen und schnaubte. Er drehte seinen Kopf zu Dean und musterte ihn aus klugen Augen. Nach einem weiteren Schnauben wandte sich der Hengst um und trottete nach Norden. Nach Hause.
 

Samstagabend: Thomas kam gerade aus dem Haus und wollte Sarah beim Füttern helfen als sein Blick fast magisch von einem, langsam auf ihn zukommenden, reiterlosen Pferd angezogen wurde.

Bald schon erkannte er Impala und sah, dass dieser keineswegs reiterlos war.

Der Hengst schien sich jeden Schritt zu überlegen und seine Hufe besonders vorsichtig aufzusetzen um die kostbare Last auf seinem Rücken nicht zu verlieren.

Vor Thomas blieb er leise schnaubend stehen.

Der Cowboy führte das Pferd zum Brunnen.

Schnell löste er die verkrampften Finger aus der Mähne und zog den Menschen aus dem Sattel.

Der Hengst trottete zur Tränke während Thomas Dean an den Brunnen setzte. Er holte einen Eimer Wasser aus der Tiefe und kippte ihn Dean ins Gesicht.

Hustend versuchte sich der Winchester dagegen zu wehren.

Ein zweiter Schwall Wasser brachte ihn dann auch dazu seine Augen zu öffnen.

„Thomas“, formte er tonlos.

„Du bist ein Idiot Dean! Bleib sitzen, hörst du?“, informierte der ihn und in seiner Stimme klang ein nicht geringer Anteil Wiedersehensfreude, aber auch Angst und Sorge. Dann lief er ins Haus und Dean befolgte den Befehl, schon allein, weil er zu nichts anderem in der Lage war.

Wenig später kam der Cowboy mit einem Becher Kaffee wieder, den er Dean an die Lippen drückte.

Das Wasser und sein Lieblingsgetränk weckten Deans Überlebenswillen soweit, dass er sich auf die Beine kämpfte und zur Scheune schleppen ließ.

Dort half ihm Thomas die nassen Klamotten aus- und trockene wieder anzuziehen und überschüttete ihn mit einer Menge Vorwürfen, in denen mehr Sorge als Wut mitschwang.

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht. Eine Nacht, einen Tag wegbleiben ist ja noch okay, aber fast eine ganze Woche? Wir haben uns Sorgen gemacht und so wie du aussiehst wohl mehr als zu Recht!“

„Müsst ihr nicht!“, antwortete der Winchester leise.

„Haben wir aber! Verdammt Dean, du gehörst hier zu Familie.“

„Ich bin das nicht wert! Ihr ...“

„Nicht wert? Sag mal hat dir die Sonne das Hirn aus dem Schädel gebrannt?“, knurrte Thomas geschockt.

„Mein Leben ist nichts wert. Ich muss auf Sam aufpassen und das habe ich nicht! Ich habe versagt.“

„Ja klar Dean! Du bist wirklich nicht mehr zurechnungsfähig! Ich bring dich jetzt ins Haus und da wirst du erstmal was essen und dann reden wir!“, wütend schnaubend zog der den ausgemergelten Mann auf die Beine und schleppte ihn ins Haus.
 

„Dean!“, rief Margaret erschrocken.

Er zuckte zusammen und versuchte erfolglos mit stumpfen Augen seinen Blick auf die Frau zu fokussieren.

Thomas wartete an der Tür.

Mit wenigen Handgriffen hatte sie das Chili aufgewärmt und stellte ihm einen Teller hin.

Dean nahm den Löffel in die Hand, doch bevor er auch nur einen Bissen zu sich nehmen konnte begann er zu würgen. Sein durch den Mangel an Flüssigkeit, Nahrung und Schlaf gestörtes Wahrnehmungszentrum hatte den Anblick des Chilis mit Albtraumbildern und Erinnerungen verbunden und mit unerwünschten, tief vergrabenen Ängsten.

Vor ihm lag Sammys zerplatzter Kopf in einem Gemisch aus Blut und Gehirnmasse.

Schnell schlug er sich die Hand vor den Mund und flüchtete panisch nach draußen. Würgend und schluckend brach er hinter der Scheune in die Knie und erbrach den Kaffee und ätzende Magensäure.

Zitternd ließ er sich gegen die Holzwand fallen. Er wollte sterben.

Und dann war Tom plötzlich bei ihm und zog ihn auf die Beine. Vorsichtig half der ihm in die Scheune und setzte ihn auf seinen Strohsack.

Mrs. Margaret bringt dir gleich was, versuch wach zu bleiben“, bat er leise und Dean nickte.

Langsam trank er das Wasser, das sein Freund ihm hinhielt. Sein Blick wurde klarer und sein Zittern rührte nur noch daher, dass er wegen seines Schlafmangels fror.

Thomas ergriff die Chance: „Dean! Ich hab das hier gefunden!“ Er hielt ihm das ledergebundene Tagebuch Johns unter die Nase.

„Woher hast du…“, begann der Winchester und versuchte es zu fassen zu bekommen. Der Anblick seiner „Bibel“ mobilisierte noch einmal seine Lebensgeister.

„Ich hab deine Schlafstatt durchsucht. Ich wollte irgendetwas finden, um dich finden zu können! Das hier hab ich gefunden und gelesen. Aber Dean, ich verstehe es nicht!“

„Vergiss es wieder!“, befahl der Angesprochene leise und riss ihm das Buch fast aus den Händen.

„Nein, ich werde es nicht vergessen! Da stehen Dinge drin … Dinge die ich nicht glauben kann … Was bist du?“

„Nimm das was du gelesen hast als Schauergeschichten, als Horrormärchen, Mythen und Legenden über das Böse dieser Welt“, antwortete er matt.

„Selbst wenn ich das wollte, Dean, hier stehen Jahreszahlen drin, hier wird über Dinge berichtet, die ich nicht verstehen kann. Du hast …“, abrupt brach er ab.

Gleich darauf waren Schritte zu hören und Mrs. Margaret kam mit einem dampfenden Becher in die Scheune.

„Du solltest alles trinken, Dean“, sagte sie bestimmt.

Der Winchester nickte und nahm den Becher. Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck schnupperte er an dem Gebräu.

„Trink!“, forderte sie erneut und er hatte nicht mehr die Kraft zu widersprechen. Langsam nippte er an der heißen Flüssigkeit.

„Ich passe auf, dass er es trinkt.“

„Danke, Thomas“, sagte sie und ging wieder an ihre Arbeit.
 

Der Cowboy umfasste den Becher ebenfalls und drückte ihn an Deans Lippen. Schluckweise trank der Blonde.

„Dean! Ich will Antworten.“

„Thomas, bitte, es ist besser du vergisst das Ganze!“

„Nein, ich will Antworten!“

Resigniert nickte Dean. Warum konnten sich die Menschen nicht aus ihrem Leben raushalten? Warum mussten sie fragen? War es nicht schon schlimm genug, dass Sammy und er so aufwachsen mussten?

Die Hand mit dem leeren Becher fiel auf seine Oberschenkel, sein Körper sackte in sich zusammen und kippte dann zur Seite.

Thomas legte ihn auf den Strohsack und deckte ihn zu.

„Du brauchst Hilfe, auch wenn du es nicht glauben willst!“, sagte der Cowboy leise und ging dann zu Impala um sich etwas verspätet um das Tier zu kümmern.
 

Am Morgen stand Dean gewaschen und mit sauberen Kleidern neben der Kutsche als die Familie zur Kirche aufbrechen wollte. Ihm ging es noch immer nicht besser, aber wenigstens die Augenringe waren nicht mehr so schwarz.

Mühsam würgte er ein paar Bissen von dem Maisbrot hinunter, das Sarah ihm in die Hand gedrückt hatte.

„Willst du nicht lieber hierbleiben und schlafen?“, fragte Sarah, doch er schüttelte stur den Kopf und kletterte auf den Kutschbock.
 

Kurz vor El Paso begann Hoffnung in seinen Augen zu leuchten. Vielleicht? Vielleicht wusste Sammy ja inzwischen wieder wer er war?

Die hasserfüllten Blicke seines kleinen Bruders zerrissen ihn noch ein Stückchen mehr.

‚Verzeih mir, Sammy‘, bettelte Deans Blick als er noch einmal den seines Bruders streifte.

‚Vergiss es!, Nie!‘, war die stumme Antwort.
 

Die Bewohner des Ortes standen auf Wades Seite, oder wohl eher auf der Seite von Eloise Duncan, die mit dem jungen, unter Amnesie leidenden, Mann einen Ersatzsohn gefunden hatte und regelrecht aufgeblüht war und die nicht bereit war den jungen Mann an einen dahergelaufenen Cowboy zu verlieren. Sie hatte ihr Bestes getan, Sam, oder Wade, wie er sich jetzt nannte, ins Gewissen zu reden und ihm zu erklären, dass jemand der nicht da war, wenn er ihn am nötigsten gebraucht hätte ja wohl nicht sein Bruder sein konnte. Und hatte die in Wade gärende Wut und seinen Hass auf den Mann, der behauptete sein Bruder zu sein, noch weiter geschürt.
 

Apathisch hockte der Winchester auf dem Kutschbock als sie zur Ranch zurück fuhren und genauso apathisch ließ er sich zu dem späten Brunch führen, den es sonntags nach der Kirche immer gab.

Er war schuld. Er hatte versagt und Sam nicht beschützt wie er es John geschworen hatte. Es war alles umsonst gewesen! Sein Pakt, das Jahr, die Wochen nach dem Höllenhund. Ja, Sam lebte, aber er hatte ihn trotzdem verloren. Das Wichtigste in seinem Leben!
 

Es gab kalten Braten zum Brunch.

Alleine der Geruch brachte Deans Magen dazu sich schon wieder zu verklumpen. Er stand auf, stolperte zur Tür und verschwand.
 

„Jetzt reicht es!“, knurrte Richard. „Der Junge bringt sich um!“, und erhob sich.

„Ich kümmere mich darum. Wenn Ihr noch einmal diesen Tee kochen würdet?“, erklärte Thomas und schaute zu Mrs. Margaret, die nickte.

Er fand seinen Freund wieder würgend hinter der Scheune.

„Hat das was mit dem Buch zu tun?“, wollte er geradeheraus wissen und gab Dean eine Flasche Wasser.

„Im weitesten Sinne?“, keuchte der als er ein paar Schlucke getrunken hatte.

„Gibt es Dämonen?“, fragte der Cowboy, als er Dean in die Scheune begleitete.

„Tom, bitte. Mein Leben ist versaut genug. Ich will dich damit nicht belasten.“

„Verdammt Dean! Du musst das nicht alleine tragen“, sagte er aufgebracht und drückte den Winchester auf seinen Strohsack.

„Was ist das?“, fragte er dann und fischte das Handy aus der, von seiner gestrigen „Dusche“ noch immer feuchten Jeans.

Der blonde Winchester schnappte nach Luft und versuchte das Teil wieder an sich zu bringen. Der Freund war schneller.

„Ein Telefon“, gab er auf.

„Was ist ein Telefon?“

Dean überlegte: „Das ist wie ein Brief. Nur das du hier die Stimme des Anderen hören kannst und er sofort antwortet.“

„Und das?“ Thomas’ Nägel kratzten leise über den Reißverschluss von Deans Jacke.

„Ein Reißverschluss“

„Wie kannst du Impala … fahren?“

„Weil Impala ein Auto ist.“

„Auto?“

„Eine Kutsche ohne Pferde, die fast von selbst fährt.“

„Jetzt bist du vollkommen durchgedreht!“

„Für dich muss es so klingen, ja!“

Wieder unterbrach Mrs. Margaret ihr Gespräch.

Dieses Mal brachte sie außer dem Tee auch eine Scheibe Maisbrot mit und wartete bis der Blonde eingeschlafen war.

„Lassen wir ihn in Ruhe, dann wird er schon wieder“, sagte sie leise und verließ die Scheune.

Thomas setzte sich neben den Schlafenden und begann zu grübeln. Konnte der wirklich Recht haben?
 

Entgegen Margarets Äußerung wurde Dean jedoch nicht wieder.

Wie ein Ertrinkender sich an einen Strohalm klammerte, so stürzte er sich in die Arbeit.

Er aß zu wenig und er schlief noch immer zu wenig, denn wenn ihn der Schlaf endlich doch übermannte, dann träumte er davon, dass Sam etwas passierte weil er nicht aufpasste oder zu langsam war und er wachte mit einem leisen, panischen Aufschrei schnell wieder auf.

Hatte er früher schon wenig von sich erzählt, so war er jetzt, was das betraf, stumm.

Hatten seine Augen früher vor Freude oft regelrecht geleuchtet, so war sein Blick jetzt trüb und immer irgendwie nach innen gerichtet.

Einzig Thomas drang immer wieder zu ihm durch. Die Hartnäckigkeit des Cowboys hatte Deans Schutzschild durchbrochen. Der Winchester erzählte ihm immer wieder von den Monstern aus seinem Leben und egal wie erschüttert Lowell auch war, seine Neugier war größer und er ließ sich nicht abschütteln.

Jacob betrachtete die Männer mit wachsender Eifersucht. Zu gerne wüsste er, worüber die beiden sprachen. Da es Dean jedoch half aus seiner Isolation zu kommen, konnte er, wie die anderen der Familie auch, sehen und so ließ er es geschehen.



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück