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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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"SAM !?!"

63) „SAM?!?“
 

„Wo habt ihr ihn gefunden?“, wollte Mrs. Harrison wissen.

„Eine reichliche Stunde von hier. So wie er lag könnte er aus den Bergen gekommen sein“, sagte William leise. „Aber das wäre vollkommen unlogisch. Ein Mann ohne Pferd? Eigentlich IST es unlogisch. Was will er hier draußen und wie kommt er hierher?“

Er stand einfach nur am Kopfende des Tisches und beobachtete seine Mutter. So wie sie hier hantierte hatte er sie die letzten drei Jahre vor Augen gehabt. So liebte er sie und die Wut, die er noch immer in seinem Inneren gespürt hatte, die Wut darüber, dass er zu Großvater reisen musste, war verflogen. Er hatte immer gewusst, dass sie sich wünschte, dass ihr Ältester eine priesterliche Laufbahn einschlagen sollte und ihr zuliebe hatte er das College und die Ausbildung in Princeton auch durchgehalten und sogar recht gut abgeschlossen. Aber er war Rancher, wie sein Vater, und das wollte er auch weiterhin sein.

Seine Mutter hatte das letztendlich eingesehen. Und er war froh, endlich wieder Zuhause zu sein.
 

„Dreht ihr ihn bitte auf den Bauch“, forderte die ältere Frau jetzt und sofort fassten sechs Hände zu.

Dean stöhnte leise. Warum konnte Sammy ihn nicht in Ruhe lassen, oder ihn wenigstens vorher doch mit diesen tollen Tabletten abschießen? Egal was sein Stolz sagte, er wollte sie! Jetzt!

Gab es eigentlich Geisterpferde? Wenn ja, war er wohl mächtig unter deren Hufe geraten.

Kühle Hände tasteten über seinen Rücken. Er verspannte sich leicht, als sie etwas fester auf die besonders schmerzhaften Stellen drückten. Und dann waren sie an der langsam verheilenden Schusswunde.

„Au! Sam! Nimm deine Pfoten da raus! Und ja! Es tut weh!“, knurrte er wütend, um seinem kleinen Bruder den Wind aus den Segeln zu nehmen, und stemmte sich hoch. Er wollte doch nur seine Ruhe!?!

Seine Stimme klang selbst für ihn eher wie das Rascheln trockener Blätter und kratzte ganz furchtbar in seinem Hals.

Erschrocken waren die Frauen einen Schritt zurückgewichen.

Mit trüben Augen blickte sich Dean um. Wo war Sam? Suchend wanderte sein Blick über die Personen, die um ihn herum standen. Wer waren die? Hatte Sammy ihn in ein Krankenhaus gebracht? Was war passiert?

„Sam?“, fragte er, setzte sich umständlich auf und rutschte vom Tisch.

„Sammy?“

Kaum musste sein verletztes Bein sein Gewicht tragen, knickte es ein und er ging hilflos zu Boden. Die Schmerzen rasten durch seinen Körper hinauf in sein Gehirn.

„Sammy!“, bettelte er noch einmal hilflos. Dann schwappte die Dunkelheit wie eine große Welle über ihm zusammen und sein Körper entspannte sich wieder.
 

Schnell hoben sie ihn wieder auf den Tisch und versorgten ihn weiter.

„Habt ihr die Gegend richtig abgesucht? War da noch jemand?“, fragte die Frau drängend.

„Wir haben niemanden gesehen. Aber wir haben auch nicht wirklich gesucht“, bekannten die Brüder.

„Allerdings wollten wir ihn so schnell wie möglich hierher bringen.“

Margaret Harrison nickte nur.

Mit geübten Handgriffen säuberte und verband sie Deans Schulter neu.

Sie nahmen ihm Armband und Ring von den geschundenen Händen. Nur der Verschluss seiner Uhr stellte sie vor einige Schwierigkeiten.

„Die sieht so … komisch aus. Und das Material?“, wunderte sich William. In seiner Familie gab es nur Taschenuhren und die Standuhr in der Diele. Eine Weile betrachtete er sich das kleine technische Wunder.

Woher kam der Mann! Und wer war Sam?

Margaret verband ihrem Patienten inzwischen die Hände, schiente mit Hilfe ihres Mannes Knie und Fußgelenk und tastete dann mit vorsichtigen Fingern das stark gerötete Gesicht ab.

„Das gefällt mir gar nicht“, sagte sie leise. „Das ist ein starker Sonnenbrand. Wie lange hat der Junge nur in der Sonne gelegen?“

Dann schien sie zu einem Entschluss gekommen zu sein.

„Bringt ihn in die kleine Kammer. Eigentlich solltest du da schlafen, aber ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn du dir ein Zimmer mit Jacob teilen musst“, lächelte sie ihren Ältesten bedauernd an.

„Nein Mama, bestimmt nicht.“

Sie nickte erleichtert.

„Richard, bitte kümmere dich um den Grill. So langsam sollten wir essen. William wird Hunger haben nach der langen Fahrt“, bat sie ihren Mann, während sie den Kindern in das Zimmer folgte.

Die beiden jungen Männer legten den Fremden ins Bett.

Schnell lief Margaret in die Küche. Sie kam mit einer Tasse und einer kleinen Schüssel voll Apfelessig, in der ein Leinentuch schwamm wieder.

Vorsichtig tupfte sie sein Gesicht ab und legte das Tuch dann zur Kühlung komplett darüber.

Dann zog sie sich einen Stuhl neben das Bett und wollte sich setzten.

„Mama, geh mit raus und setzt dich zu William. Du freust dich schon so lange auf seine Rückkehr“, wandte Sarah leise ein und nickte auffordernd, als ihre Mutter sie fragend ansah.

Die Frau lächelte dankbar und verließ das Zimmer. Doch bevor sie die Tür schloss, steckte sie ihren Kopf noch einmal ins Zimmer.

„Das Tuch solltest du feucht halten.“

„Ich weiß, Mama, geh schon“, sagte die junge Frau.

Endlich hörte sie die Schritte, die sich langsam entfernten.
 

Unschlüssig schaute sie auf den Mann. Sein Brustkorb hob sich etwas abgehakt, aber regelmäßig. Seine Hände sahen mit den ganzen Binden aus, als hätte er Handschuhe an.

Eine leichte Gänsehaut überzog seinen Körper. Vorsichtig hob sie seine Hände an, lüftete die Decke und legte die Hände neben sein Becken.

Er war gut gebaut, doch auch ihr Blick blieb wieder an den geröteten Hautpartien auf seinem Bauch hängen. Waren das Narben? Was war mit ihm passiert? Und wie konnte er das überleben, fragte sie sich erneut.

Sein Zittern wurde stärker. Schnell deckte sie ihn wieder zu.

Plötzlich stöhnte er und warf den Kopf hin und her. Das Tuch verrutsche. Sie nahm es von seinem Gesicht.

Seine Augen waren halb geöffnet und sein Blick irrte durch den Raum.

„Sammy?“, fragte er wieder rau.

Sein Stimme klang so flehentlich und Sarah wusste nicht was sie sagen sollte. Ob er richtig wach war?

„Verratet Ihr mir Euren Namen?“, fragte sie leise und sein Blick blieb an ihrem Gesicht hängen.

„Dean!“, flüsterte er.

„Ihr solltet etwas trinken“, sagte sie leise und griff nach der Tasse in der sich ein Tee aus Weidenrinde und Kamille befand.

„Ich bin Sarah“, sagte sie und schob ihre Hand unter seinen Rücken, um ihn ein wenig anzuheben.

Dean stöhnte.

„Es wird gleich besser“, versprach sie und hielt ihm die Tasse an die Lippen.

Angewidert verzog er das Gesicht. Das Zeug schmeckte furchtbar.

„Bitte Ihr müsst das trinken, es wird Euch helfen“, sagte sie und ließ das Gebräu weiter in seinen Mund laufen. Dem Winchester blieb gar nichts anderes übrig als zu schlucken.

Endlich war die Tasse leer. Sarah ließ ihn wieder in die Kissen gleiten.

Seine Schmerzen zerrten ihn wieder in die Dunkelheit.

Erneut betupfte sie sein Gesicht mit Apfelessig und legte das Tuch dann zur Kühlung wieder darüber.

Danach räumte sie den Schmuck, den sie ihm abgenommen hatten, in das Nachtschränkchen.

Wieder einmal glitten ihre Blicke über den Körper des Mannes und wenn sie das Tuch wieder anfeuchtete, musterte sie sein Gesicht. Er wirkte so angespannt und das, obwohl er bewusstlos war.

Immer mehr Blasen bildeten sich auf seinem Hals und Gesicht und würden bald aufplatzen. Er sah furchtbar aus! Vielleicht sollten sie ihn besser auf die Seite drehen? Als sie ihn versorgt hatten, konnte sie einen Blick auf seinen Rücken werfen und der glich einem einzigen blauen Fleck. Er musste irgendwo herabgestürzt sein, vermutete sie.
 

Auch bei Tisch drehte sich das Gespräch nur um den Fremden.

Margaret legte ihrem Ältesten ihre Hand auf den Arm: „Es tut mir leid William. Eigentlich solltest du heute im Mittelpunkt stehen.“

Der Angesprochene nickte nur leicht: „Ist nicht so schlimm. Wir haben einem Menschen das Leben gerettet, ich denke das ist wichtiger.“

„Ich hoffe, wir haben es ihn wirklich gerettet“, sagte sie.

„Warum nicht?“

„Ich bin mir da noch nicht sicher. Er ist noch nicht über den Berg.“

Die Männer schaute sie fragend an.

„Wir werden abwarten müssen.“

Bevor sie die Tafel aufhoben, kamen sie überein, dass die Brüder die Ebene zwischen Deans Fundort und den Bergen am nächsten Morgen großflächig absuchen würden. Nicht dass sie wirklich jemanden übersehen hatten.
 

Erst gegen Morgen tauchte Dean wieder aus seiner Bewusstlosigkeit auf. Sein Körper schien in Flammen zu stehen. Sein Gesicht brannte und irgendetwas fraß sich in seine Haut. Er wollte weg, wollte sich drehen, doch kaum dass er sich bewegte zuckten die Schmerzen wie Blitze durch seine Wirbelsäule und explodierten in seinem Gehirn.

Dean stöhnte.

Sofort wurde das Etwas von seinem Gesicht genommen.

Angenehmes Licht traf seine Augen und er versuchte sich zu orientieren, doch seine Sicht blieb verschwommen.

„Smmm?“, fragte er fast tonlos. Dann träufelte Wasser in seinen Mund. Hastig schluckte er.

Lange blonde Haare kamen in sein Sichtfeld. Verwirrt runzelte er die Stirn und keuchte schon wieder schmerzerfüllt. Woran erinnerte ihn das?

Eine Hand schob sich unter seinen Rücken und hob ihn ein Stückchen an.

Erneut stöhnte er leise, als die Schmerzen sein Gehirn erreichten.

Ein Glas berührte seine Lippen und wie schon vorher floss diese bittere Brühe in seinen Mund. Aber er hatte wahnsinnigen Durst.

Er schloss die Augen und trank.

Kaum lag er wieder in den Kissen, als er auch schon schlief. Vorsichtig drehten ihn vier kräftige Männerhände auf die Seite und Sarah schob ein Kissen in seinen Rücken, um ihn zu stabilisieren.
 

Verwirrt schaute er sich um. Wo war er nur? Er konnte noch nicht mal seine sprichwörtliche Hand vor Augen sehen. Aber …

„Sam?“

War sein kleiner Bruder auch hier? Wo war hier? Wo war er?

Langsam begann er einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die Hände wie ein Blinder in unbekannten Räumen weit vorgestreckt tapste er langsam vorwärts. Er hörte nichts. Kein Echo seiner Schritte. Er hörte noch nicht mal seine Schritte. Doch der Boden schien hart zu sein. Und er hatte das Gefühl nicht alleine hier zu sein.

„Sammy?“

Nichts. Seine Stimme schien kurz vor ihm von der Luft einfach geschluckt zu werden. Ging das überhaupt?

„SAM!“
 

Wieder konnte er seinen Ruf kaum selber hören.

Wo war er nur?
 

Margaret hatte Sarah abgelöst und sie ins Bett geschickt.

Jacob und William suchten die Ebene bis zu den Bergen ab.

Sie nahm das Tuch von Deans Gesicht, spülte es, tupfte die verbrannten Stellen ab.

Seine Augen öffneten sich.

„Hallo Dean!“, sagte sie leise und fing seinen unsteten Blick ein.

„M...m?“ nuschelte er heiser.

„Schlaf, Junge“, forderte sie und strich ihm wieder über das glühende Gesicht.

„Sammy?“, musste er aber noch die quälendste aller Fragen loswerden.

„Wer ist Sammy?“, wollte Margaret wissen.

Dean runzelte die Stirn. ‚War es doch nicht ...? Wo bin ich? Sie musste doch wissen wer Sam war! Wer Sam ist!‘

„Mein ... mein kleiner ... Bruder?!?“, keuchte er.

„Nein, Sam ist nicht hier. Er ist ...“

Dean versank wieder in der Dunkelheit.
 

Unruhig warf er wich von einer Seite auf die andere.

Heiß! Um ihn herum war es heiß und es schien immer heißer zu werden. Hatte die kleine Schlampe es doch noch geschafft? War er doch noch in der Hölle gelandet? Aber wie?

„Sammy!“

Er müsste gestorben sein! Wann? Hatte er seinen Tod nicht bemerkt?

Ein Lächeln kräuselte seine Lippen. Dean Winchester. Dämonenjäger. Einer der Männer, über deren Tod sich die gesamte Unterwelt wirklich freuen würde. Sollte er etwa im Schlaf gestorben sein?

Er begann zu lachen. Immer heftiger schüttelte ihn die Vorstellung, dass gerade er im Schlaf gestorben wäre. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Tränen liefen über seine Wangen.

Seine Rippen schmerzten bei jedem krampfhaften Atemzug. Aber er konnte sich nicht beruhigen.

Immer stärker wurde sein Lachen. Er würde sich glattweg totlachen, wenn er nicht aufhörte. Aber wenn er sich totlachen konnte – dann war er doch noch am Leben, oder? Konnte man mehrfach sterben?

Sein Bauch schmerzte.

Plötzlich durchzuckte ihn der Gedanke, dass er Sammy allein lassen würde.

„SAM!“, keuchte er.

Aber hatte er Sam nicht schon allein gelassen? Wenn er gestorben wäre, war, dann hätte er, dann hatte er Sam allein gelassen!

„SAAAMMM!“, bettelte er und schaffte es endlich sich auf die Seite zu drehen und sich leise wimmernd ganz eng zusammen zu rollen.



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