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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Entscheidung

47) Entscheidung
 

Deans Instinkte hatten inzwischen registriert, dass er, je mehr er sich bewegte, immer tiefer versank. Sie ließen ihn goldrichtig reagieren. Er versuchte sich so langsam wie möglich zu bewegen. Er würde jetzt gerne tief Luft holen, seine Lungen schrien förmlich nach Sauerstoff, aber das war wohl im Moment so ziemlich die schlechteste Idee, die er haben konnte.

Gut, dass höchstens drei Zentimeter Wasser auf dem schlammigen Untergrund standen. Dean hob den Kopf, schniefte, spuckte, schüttelte den Kopf, dass es nur so spritzte und zog gierig die Luft in seine Lungen. Dann begann er ganz langsam sich auf den Rücken zu drehen.

„Bleiben sie ruhig liegen“, rief der Ranger, als Dean es endlich geschafft hatte und jetzt auch rundherum so aussah als hätte er ein Schlammbad genommen.

„Kannst Du dich langsam zu uns drehen, dann können wir dich besser raus ziehen“, fragte Sam und warf ihm ein Seil zu, das der Ranger aus seinem Rucksack geholt hatte. Sein Bruder nickte.

Mit Hilfe des Seiles arbeitete er sich ganz vorsichtig in die richtige Position. Dann endlich war es fast soweit, dass Sam und Valdez zufassen konnten. Der jüngere Winchester wollte noch das kleine Stückchen näher an Dean kommen. Plötzlich rutschte auch er weg und versank mit dem rechten Bein bis zum Knie im Matsch. Der Ranger wollte ihm sofort helfen.

„Zuerst Dean!“, brüllte Sam und Valdez nickte. Sam lehnte sich so weit es ging auf dem Weg, während der Ranger den älteren Winchester an beiden Handgelenken packte und ihn langsam zurück auf festen Boden zog. Schwer keuchend blieb der Blonde auf dem Rücken liegen.

Sam arbeitete sich mit Valdez Hilfe auch aus dem Schlamm und stürzte dann sofort zu seinem Bruder.

„Alles okay bei dir?“, fragte er sofort.

„Ich denke schon“, nuschelte der, nahm die dargebotene Hand und ließ sich auf die Füße ziehen.

Langsam und ein kleines bisschen eckig ging Dean zu einem Baum hinüber und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.

„Was ist los mit dir?“ Sam war ihm gefolgt.

„Nichts?“, antwortete der Blonde leise.

„Dean, bitte! Du hast was.“

„Ich …“ Dean brach ab und schüttelte nur traurig den Kopf.

„Wir reden im Motel.“

Dean nickte und wischte sich mit seiner Hand übers Gesicht. Viel brachte es ihm allerdings nicht, sich den Schlamm mit seiner schlammigen Hand wegwischen zu wollen.

Sam reichte ihm eine Flasche Wasser und der Blonde kippte sich deren Inhalt, nachdem er ein paar Schlucke getrunken und sich notdürftig die Hände gewaschen hatte, über Gesicht und Kopf. Nass war er eh schon. Er schüttelte sich, um das Wasser wieder los zu werden. Dreckige Tropfen flogen durch die Gegend und Sam ging mit einem empörten „Ey“ in Deckung.

Noch einmal wischte sich Dean mit der Hand übers Gesicht. Doch nur der Schlamm verschwand. Der traurige Ausdruck in seinen Augen blieb.
 

„Sind sie sich sicher, dass sie nur Kollegen sind?“, wollte der Ranger mit einem Lächeln von Sam wissen, als der wieder neben ihm stand und etwas betreten auf seinen braunen Strumpf schaute. Sie würden Schuhe kaufen fahren müssen.

„Warum?“, fragte der Winchester etwas irritiert. „Wir sind zusammen aufgewachsen, gemeinsam zum Wildlife Service gegangen. Wir sind wie Brüder“, sagte Sam ruhig.

Der Ranger nickte und blies, nachdem er den ehemals Blonden eingehend gemustert hatte, zum Aufbruch.
 

„Gegen die Moskitos hilft dein Schlammbad immerhin“, lachte Sam hinter seinem Bruder. Dean hatte sich schon eine ganze Weile nicht mehr gekratzt.

Der Blonde drehte sich um und brummelte genervt: „Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen. Demnächst werden wir dir deine Schuhe besser antackern.“ Er zeigte auf Sams unbeschuhten Fuß. „Das wächst sich bei dir so langsam zu 'ner Manie aus.“

Das würde Dean ihm ewig vorhalten. Schließlich war es nun schon der zweite Schuh, den er eingebüßt hatte.
 

Am Auto angekommen holte Dean sofort ein paar Decken aus dem Kofferraum und legte sie auf seinen Sitz. Nicht dass sein Baby noch eine Schlammpackung bekam. Darauf stand sie so gar nicht. Die Aktion mit den Statuen war noch viel zu frisch.

„Es tut mir leid“, sagte der Ranger zum Abschied mit einer ziemlich betretenen Miene.

Dean nickte nur kurz.

„Es ist nicht das erste Mal, dass wir uns bei einem Fall so einsauen“, lächelte Sam Valdez aufmunternd an. „Okay, wir haben das erste Mal im Sumpf gebadet, aber so hin und wieder sehen wir schon mal ziemlich dreckig aus.“

„Trotzdem. Ihr Partner…“

„Er wird es überleben“ lächelte Sam und schaute zu seinem Bruder, der sich gerade auf den Fahrersitz fallen ließ. „Und danke für die Führung“, rief er noch und beeilte sich dann, auf den Beifahrersitz zu kommen.

Kaum war die Tür geschlossen, als Dean auch schon Gas gab. Er drehte die Musik laut. Auf keinen Fall wollte er jetzt reden.
 

Kaum waren sie wieder in ihrem Zimmer als Dean auch schon im Bad verschwunden war und Sam das Rauschen der Dusche vernahm.

‚Was ist bloß mit dem Großen los? Gestern hatte er doch noch blendende Laune! Irgendwas musste passiert sein. Aber wenn ich jetzt frage kriege ich wieder keine Antwort‘, überlegte Sam. Sein Blick fiel auf die Minibar. Er schüttelte den Kopf. Aber als letzte Alternative wollte er Alkohol nicht ausschließen. Irgendetwas fraß an Dean und er wollte nicht wieder daneben stehen und zusehen müssen, wie sein Bruder sich kaputt machte. Das hatte er jetzt wirklich oft genug erleben müssen und er wollte sich nicht mehr ausschließen lassen.
 

Dean kam, nur mit Handtuch bekleidet, aus dem Bad.

Sam verbiss sich heldenhaft ein Grinsen. Der Moskitostich auf Deans Nase leuchtete knallrot und erinnerte doch sehr stark an Rudolph das rotnasige Rentier.

Am Schrank angekommen ließ der Blonde das Handtuch fallen, zog sich saubere Shorts an und griff nach einen Shirt.

„Warte“, sagte Sam. Verwundert drehte sich der Ältere um.

Sam wühlte das Gel hervor und trat zu Dean. Langsam und sorgfältig begann er dessen Moskitobeulen zu versorgen.

Dean ließ es geschehen. Er starrte blicklos vor sich hin.

„Dean?“, fragte Sam als er fertig war. Er wollte jetzt endlich wissen, was mit dem Älteren los war, doch der rieb sich nur müde mit der Hand über die Augen. Sein Blick wurde noch eine Spur trauriger.

„Geh ins Bett“, sagte Sam leise.

Dean schlappte zum Bett, legte sich hin und zog die Decke bis zur Nase. Er drehte sich auf die Seite und kurz darauf ließen seine ruhigen Atemzüge Sam wissen, dass er schlief.

Sam schüttelte besorgt den Kopf. Dean musste wirklich zerschlagen sein. Es war noch nicht mal fünf Uhr und er ging ins Bett und schlief?

Er ging um das Bett herum und betrachtete seinen Bruder. Dean sah regelrecht erschöpft aus. ‚Was war in der letzten Nacht nur passiert?’ Er zuckte mit den Schultern und setzte sich dann so an den kleinen Tisch, dass er den Schlafenden im Blick behalten konnte. Er fuhr seinen Laptop hoch und begann nach der Gemeinsamkeiten der Opfer zu suchen. Es musste etwas geben!

Zuerst wollte er sich jedoch einen Überblick über das Wetter von vor zehn Jahren machen.
 

Sam war noch mittendrin nichts zu finden, als ihn ein verzweifeltes „SAM!“ aufschrecken und zu Dean schauen ließ. Der wälzte sich auf den Rücken. Die Decke lag neben ihm und sein T-Shirt klebte an seinem Körper. Sam stand auf und ging zu seinem Bruder. Er war so in seine Recherchen vertieft gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass Dean unruhig geworden war.

„Dad! Nein! Ich…“ keuchte Dean.

„Dean?“ Sam legte ihm die Hand auf die Schulter. Dean zuckte zusammen. Er versuchte sich seinem Griff zu entwinden.

„DAD!“, bettelte der Blonde. Dann krümmte er sich zusammen und verkrampfte sich. Panik breitete sich auf seinen Zügen aus.

Sam fasste seinen Bruder fest bei den Schultern und schüttelte ihn.

„Dean! Wach auf! Es ist nur ein Traum!”

Der Blonde riss die Augen auf. Erschrocken wich er vor Sam zurück.

„Dean, ich bin‘s“, versuchte Sam ihn zu beruhigen.

„Sammy?“, krächzte Dean. Seine Augen fokussierten sich auf seinen Bruder und die Panik wich von seinem Gesicht.

„Du hast nur geträumt“, sagte Sam ruhig.

Langsam entspannte sich der Blonde.

„Was war los?“, wollte Sam jetzt wissen.

Dean schüttelte den Kopf.

„Dean, bitte ich will nicht wieder ausgeschlossen werden und ich sehe doch wie du leidest.“

Der Ältere holte tief Luft. Langsam und stockend begann er zu erzählen: „Ich hatte ... denselben Traum schon ... gestern. Wir waren im Sumpf ... und plötzlich warst du ... weg. Ich hab dich gesucht.

Dann stand ... Dad vor mir. Er meinte ich ... hätte seine Befehle nicht befolgt und ... dich nicht beschützt. Und dann war der Höllenhund neben ihm. Dad hat mich ... angebrüllt, ich wäre an allem Schuld. ... An deinem Verschwinden, Moms ... Tod und ... an seinem.“ Dean war immer leiser geworden, jetzt versagte ihm die Stimme komplett.

„Du bist nicht Schuld Dean. Weder an seinem Tod und schon gar nicht an Moms. Da müsstest du schon eher mir die Schuld geben.“

„Dir, wieso bist du an Moms Tod schuld?“

„Weil ich …“, Sam stockte. Fast hätte er sein dunkles Geheimnis verraten. „Weil es in meinem Zimmer passiert ist.“

„Quatsch! Was kannst du denn dafür. Du warst sechs Monate.“ Dean war zu mitgenommen um Sams Stocken bemerkt zu haben. Der Jüngere atmete auf. Das war bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt um Dean von dem Dämonenblut in seinen Adern zu erzählen.

„Du gehst duschen und ich besorg uns was zu essen. Was hältst du davon?“, wollte er wissen.

Der Ältere brauchte eine Weile, dann nickte er.

Erst als Dean im Bad verschwunden war und Sam das Wasser rauschen hörte, machte er sich auf den Weg. Er hoffte, dass sich sein Bruder unter dem warmen Regen entspannen würde. Aber wieso hat er denn jetzt wieder Albträume? Den Höllenhund konnte Sam sich ja erklären, aber wieso träumte Dean von Dad und wieso hetzte der das Monster auf seinen Sohn?

Sam verstand das nicht. Klar, Träume sind immer verwirrend und nie logisch, aber sie haben auch irgendwo einen Grund und meist steckt auch eine Wahrheit dahinter. Ob Dean sich schuldig fühlte, weil er seinen Deal überlebt hatte? Haderte er noch immer damit, dass Dad sein Leben für ihn gegeben hatte? Sam nahm sich vor noch besser auf seinen großen Bruder aufzupassen.
 

Dean stand unter dem heißen Wasserstrahl und wartete darauf, dass die Spannung von ihm abfiel. Er wollte nicht denken, und doch liefen seine Gedanken immer wieder in die eine Richtung. War es so falsch Dads Entscheidungen zu hinterfragen? Dad hatte nicht immer Recht gehabt. Viele seiner Entscheidungen hatten schon damals ein komisches Gefühl in ihm ausgelöst, aber Dad hatte es ihm befohlen und Befehle mussten befolgt werden. Also hatte er es gemacht. So war er erzogen worden. Er hatte ihr Leben nie hinterfragt. Und doch tat es ihm weh, wenn er Sam sah, wenn sie mal wieder umgezogen waren. Sammy hatte darunter gelitten. Und auch wenn es ihm für sich selbst egal war, wenn er es akzeptiert hatte, dass sie anders lebten, dass es sich nicht lohnte Freunde zu finden, Sam brauchte Freunde, Sam brauchte ein geregeltes, normales Leben. Je länger er darüber nachdachte umso falscher erschienen ihm viele von Dads Entscheidungen. Nein, John hatte nicht immer Recht gehabt und er hätte wissen müssen, dass Dean seinen Bruder nie würde töten können, egal was passieren würde.

Ziel seines Lebens war immer Sam zu schützen, und das würde er tun. Egal was John ihm befohlen hatte und egal ob es John tolerieren würde. John war tot! Sollte er ihn doch in seinen Träumen quälen. Er würde sich nie gegen Sam stellen! Und das hieß, dass er seinen Vater weiter in Frage stellen würde.

Er holte tief Luft und jetzt endlich, nachdem seine Entscheidung getroffen war, konnte er sich ein wenig entspannen.



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