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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Du musst was essen

Er fühlte sich so leicht, so schwerelos, umspült von dem Wasser. Keine Probleme, keine Sorgen. Doch plötzlich zog ihn etwas unter Wasser. Verzweifelt versuchte er sich nach oben zu kämpfen. Er wollte atmen, doch immer wieder drang Wasser in seine Lungen. Er hatte Angst, wollte um sich schlagen, wollte nach Sam rufen. Sam!
 

Sam fasste zu und zog seinen Bruder wieder aus dem Wasser. Er wollte sich selbst eine Ohrfeige verpassen, weil er Dean allein gelassen hatte. Jetzt hielt er ihn wieder sicher über Wasser.

Und als er meinte, dass Dean genug abgekühlt sei, wusch er ihm vorsichtig die Haare. Behutsam spülte er den Schaum aus.

Er holte ein Handtuch, fischte seinen Bruder aus der Wanne und rubbelte ihn trocken.

Nachdem Ruby seine Wunden mit Salbe bestrichen und vorsichtig mit Mull abgedeckt hatte, legten sie ihn wieder ins Bett.

Sam drängte ihn noch dazu etwas zu trinken und dann ließ er ihn schlafen.

„Dasselbe solltest du auch tun“, ertönte es hinter ihm und Sam zuckte erschrocken zusammen. Dann drehte er sich um: „Ruby, ich...“

„Nein, du solltest schlafen. Du bringst dich um und damit ist ihm auch nicht geholfen!“

'Verdammt, jetzt schlägt sie auch noch in dieselbe Kerbe wie schon Bobby vor ihr. Haben die zwei sich gegen mich verschworen?' Trotzdem nickte er. Sein Körper schrie nach Ruhe. Also ließ er sich mal wieder auf die altersschwache Couch verfrachten und zudecken und war eingeschlafen bevor er noch einen weiteren Gedanken fassen konnte.
 

Zwei Tage später hatte sich Deans Zustand, Sam seufzte, aber er musste sich eingestehen, dass es wirklich so war, verschlechtert. Seine offenen Wunden schienen Dank Rubys Salben und Tinkturen wirklich zu heilen und sein Fieber war gesunken, okay, nicht mehr so hoch, aber alles in allem? Dean war nur noch Haut und Knochen. Auf seinen Rippen konnte man perfekt Klavier spielen, die Hüftknochen und Schlüsselbeine traten deutlich hervor. Seine Wangen waren eingefallen und dunkelrote Augenringe hatten sich tief unter seinen Augen eingegraben. Es reichte einfach nicht, ihn mit Elektrolyten voll zu pumpen. Dean musste endlich wieder etwas essen. Aber Sam hatte keine Idee wie und was.

„Bin wieder da!“, tönte es durchs Haus und die Tür schlug zu. Bobby hatte für einen Freund ein Ersatzteil besorgt und auf dem Rückweg Kuchen mitgebracht.

Sam schaute kurz zu Ruby, sie nickte, dann ging er zu Bobby.
 

„Hey!“, grüßte der Ältere. „Willst du was vom Kuchen?“

Sam schüttelte den Kopf: „Wir müssen uns überlegen, was wir mit Dean machen. Seine Wunden scheinen zu heilen, aber wenn wir noch lange warten …“ Sam beendete seinen Satz nicht.

„In ein Krankenhaus können wir ihn aber auch nicht bringen. Elliott hat sein Verschwinden mit Sicherheit weiter gemeldet“, überlegte Bobby laut.

Sam nickte. Er lud sich ein Stück Kuchen auf den Teller und ging mit hängenden Schultern wieder nach oben.

Sam stellte den Kuchen auf den Nachttisch und setzte Dean auf.

„Komm schon großer Bruder. Du liebst doch Apfelkuchen“, und Sam begann ihn zu füttern.
 

Nach einer halben Ewigkeit stellte Sam den Teller zufrieden brummend auf den Nachttisch und wollte seinen Bruder wieder in die Waagerechte befördern. Dean hatte das ganze Stück Kuchen gegessen. Okay, geschluckt, Sam hatte seinem, Gott sei Dank nicht bewusstlosen, Bruder den Kuchen Krümel für Krümel in den Mund gestopft und ihn mit beständigem, ruhigem, abwärts gerichteten Streichen über seine Kehle, immer wieder zum Schlucken gebracht.

Er nahm die Decke von Dean und schüttelte sie aus. Dean zitterte und Sam ließ seine Hand besorgt über dessen Stirn gleiten. Das Fieber war erneut gestiegen. Leider so wie jeden Nachmittag und bis zum Abend würde es noch höher werden. Er hoffte nur nicht mehr so hoch wie vor zwei Tagen.

Plötzlich verkrampfte sich Deans Körper. Er schluckte wieder und wieder und begann schließlich zu würgen.

„Dean? DEAN?” Sam fasste die Schulter des Blonden. Der reagierte jedoch nicht. Nur das Würgen wurde immer stärker.

Sam sprang auf und nahm seinen Bruder in die Arme. Vorsichtig bettete er dessen Kopf an seiner Schulter. Das Würgen wurde schlimmer und schon begann der Blonde zu spucken.

Der Jüngere rannte ins Bad und hievte den Patienten vors Klo. Einen Eimer zu holen war ihm im Traum nicht eingefallen. Außerdem gab es hier oben keinen und bis er wieder bei Dean gewesen wäre, hätte der den Kuchen auf seinem Bett verteilt.

Deans Hüften hatte er zwischen seinen Knien eingeklemmt, eine Hand unter seine Brust gelegt, die andere lag unter dessen Stirn. Sam hoffte einfach, dass sein Bruder bald fertig sein würde. Sein Rücken brachte ihn um und seine Knie zitterten vor Anstrengung.

Der Körper in seinen Händen zitterte immer schlimmer und Sam betete, das Dean nichts in die Luftröhre bekam und wünschte sich noch ein weiteres Paar Hände um dem Kranken beruhigend über den Rücken streichen zu können.
 

Langsam schien sich der Blonde zu beruhigen.

Sam ließ ihn zu Boden gleiten. Dean rollte sich neben der Toilette zusammen und wimmerte leise.

Der Jüngere streckte seinen Rücken und schaute besorgt auf das Bündel am Boden. Dean hatte zuletzt nur noch Galle gespuckt.

Sam straffte sich. Er holte einen Becher Wasser, zog Dean wieder an sich und flößte ihm ein paar Tropfen ein.

„Ganz ruhig Dean, spuck es wieder aus, okay. Es wird gleich besser. Ja?”, redete er beruhigend auf ihn ein und hielt seinen Kopf wieder über die Toilette. Noch zwei, drei Mal brachte er seinen Bruder dazu sich den Mund auszuspülen.

Endlich war er zufrieden und befreite den Blonden von seiner Kleidung, die gleich in die Wäschetruhe flog. Er hob Dean in die Wanne und ließ warmes Wasser ein. Der Anblick dieses Häufchen Elends in seinem Arm zerriss ihm fast das Herz. Sein großer, ihn immer beschützender Bruder war nur noch ein mit Haut überspanntes Gerippe und die sonst so strahlend grünen Augen waren trübe Schlitze, die unfokussiert ins Leere gingen. Wenigstens war er bei Bewusstsein, irgendwie...
 

Mit einer Hand seinen Bruder festhaltend wusch er ihn vorsichtig, schäumte seinen Haare ein und spülte alles wieder aus. Sam grinste. Wenn er je ein Baby haben sollte, würde er das Baden problemlos übernehmen können.

Er hievte den Älteren aus der Wanne, hielt ihn fest an sich gedrückt und angelte nach dem Handtuch, das an der Tür hing. Er legte es um Deans Schultern und wickelte ihn warm darin ein. Gleich darauf rubbelte er ihm die Haare wieder trocken und brachte ihn zurück ins Bett.

Ruby hatte in der Zwischenzeit das Bett neu bezogen, Sam lächelte sie dankbar an. Er wickelte den Kranken aus dem Handtuch und nachdem Ruby seine Wunden wieder mit ihren Salben bestrichen hatte, zog er ihm frische Shorts und ein neues T-Shirt an und wickelte ihn wieder in die wärmende Decke. Dean zitterte schon wieder wie Espenlaub.
 

Noch einmal strich Sam die Decke glatt, sein Blick streifte Deans Gesicht und er stockte. So trübe wie Deans Augen auch waren, sie waren auf Sam gerichtet.

„Dean?“, fragte der Jüngere.

„Tut mir leid Sammy!“ Dean war kaum zu verstehen.

„Du musst dich nicht entschuldigen. Du musst nur wieder gesund werden! Hörst du? Du musst was essen.“

„Tut so weh“, hauchte er.

„Dein Magen?“

Dean nickte: „Und schlucken.“

„Wir finden einen Weg, das verspreche ich dir. Egal, wie lange es dauert, du wirst wieder gesund, Dean. Wir finden was, das du verträgst!“

„Es tut mir leid!“, dann schlossen sich seine Augen wieder und sein Kopf fiel zur Seite.

„Oh Gott Dean! Dean!“, Sam kämpfte gegen seine Tränen an. Er nahm Deans Hand in seine und strich mit der anderen sanft über dessen Wange. Er sah Deans Puls hart an seinem Hals pochen.

Sam ließ sich auf die Bettkante fallen. Müde rieb er sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger.

„Eine Glucke könnte nicht aufopfernder sein. Du behandelst ihn wie ein Baby“, grummelte Ruby, aber es klang eher, als wollte sie ihre Sorgen verstecken. Sie konnte Sam nur zu gut verstehen. Sie konnte sich zwar kaum noch an ihre Geschwister erinnern, aber auch sie hatte einiges für Deans Leben getan und sie wollte nicht, dass das umsonst war.

„Dean ist kein Baby!”, knurrte er zurück. „Er ist mein Bruder und er hat sich immer um mich gekümmert. Jetzt braucht er mich.”

„Ja, aber so wie du dich benimmst, hältst du das nicht mehr lange durch. Du bist schlimmer als jemand der ein verwaistes Löwenbaby aufzieht. Das braucht nur alle vier Stunden seinen Milchbrei.“

Dann stutzte sie. Sam sah sie leicht versonnen an.

„Was?“, fragte sie spitz.

„Das ist vielleicht eine Idee“, überlegte der Brünette.

„WAS?“, Ruby wurde immer ungeduldiger. „Was ist eine Idee?“

Sam schüttelte den Kopf und stand auf.

„Bin gleich wieder da“, wandte er sich an Dean und rannte schon fast aus dem Zimmer und die Treppe nach unten.

Gleich darauf kam er wieder und schaute Ruby fragend an: „Kannst Du auf ihn aufpassen?“, und als sie nickte wandte er sich noch mal an den schlafenden Dean: „Bin gleich wieder da und benimm dich!“

Ruby verbiss sich ein Grinsen.
 

Sie wusch Dean den Schweiß vom Körper und versuchte ihn zum Trinken zu bewegen. Sie hatte aber auch nicht mehr Erfolg als Sam. Nach ein paar Schlucken drehte Dean den Kopf einfach wieder weg, dass er zu schwach war und seinen Kopf einfach nicht mehr in dieser Position halten konnte, obwohl sie ihn so gut es ging stützte, daran wollte sie einfach nicht glauben, und Ruby durfte ihm das Wasser, das er eigentlich hatte trinken sollen ebenfalls vom Körper wischen.

Sie konnte nur hoffen, dass Sam etwas finden würde, denn das worüber ihre Finger hier glitten hatte so gar keine Ähnlichkeit mehr mit dem was einmal Deans Körper gewesen war.
 

„Sam ist wieder da“, informierte sie den Kranken bald darauf und schüttelte über sich den Kopf. Verlegen lächelte sie. Sie mochte die drei Jäger. Am Anfang war es einfach nur so, dass die Feinde ihrer Feinde ihre Freunde sein müssten, sie hatte die Jäger akzeptiert. Doch inzwischen mochte sie sie wirklich.

Sie hörte die Männer in der Küche hantieren und dann kam Sam endlich nach oben. In der Hand eine Tasse mit komischem Aufsatz.

Sie trat vom Bett zurück und Sam nahm ihren Platz ein. Unendlich sanft schob er seine Hand unter Deans Kopf und Nacken. Er brachte ihn in eine leicht sitzende Position und rutschte hinter ihn. Mit derselben Sanftheit ließ er seinen Bruder gegen seine Brust gleiten und hielt ihn jetzt sicher im Arm. Er hielt Dean die Tasse an den Mund. Vorsichtig strich er über dessen Lippen. Fast sofort verbiss sich Dean regelrecht in dem Aufsatz und trank als wäre er am Verhungern, aber das war er wahrscheinlich auch.

„Hey, Dean, die Tasse ist wirklich leer. Lass los. Du bekommst nachher noch was“, Sam lächelte, seit Wochen das erst Mal, und sein Lächeln wurde noch breiter als der Blonde das Gefäß nur widerwillig frei gab.

Nur die Bissspuren auf dem Aufsatz beunruhigten ihn. Hatte Dean solchen Hunger, dass er sogar die Tasse auffuttern würde? Wusste er, dass das quasi seine letzte Chance war wieder gesund zu werden? Hatte er Angst er würde nichts mehr bekommen?
 

„Was hast du ihm da gegeben?“, wollte Ruby wissen, die ebenfalls lächelnd zugesehen hatte.

„Es ist Baby-Folgemilch. Mit Kakao und Traubenzucker“, sagte er flüsternd mit einem Seitenblick zu Dean. Ruby grinste breit.

„Erzähl ihm das nur nicht. Er bringt uns beide um.“
 

Rubys Grinsen wurde noch breiter und auch Sam lächelte weiter und selbst Bobby, der in der Tür stand, hatte ein Lächeln im Gesicht.

„Kannst du mal hier bleiben? Ich will Ruby zeigen was wir gemacht haben.“

Bobby nickte und versuchte unterdessen Dean noch etwas Flüssigkeit einzuflößen.
 

„Ich hoffe wirklich wir haben damit mehr Erfolg als mit unseren anderen Versuchen“, sagte sie leise und Sam konnte nur nicken. Sie hatten so ziemlich alles versucht, was ihnen eingefallen war. Hühnerbrühe und Fleisch, weiches Brot und was nicht noch alles. Das war jetzt wirklich der letzte Versuch. Wenn sie wieder scheitern sollten, würden sie Dean in ein Krankenhaus bringen müssen. Immer noch besser, ihn wieder aus den Krankenhaus zu entführen oder auch aus dem Gefängnis zu befreien, als ihn doch noch zu beerdigen. Und das wollte Keiner. Also zeigte er Ruby, was er da zusammengerührt hatte.
 

Von diesem Moment an wurde Dean alle zwei Stunden mit der Milch gefüttert. Bobby schüttelte immer wieder nur den Kopf, aber es schien zu helfen.

Sie teilten sich die Schichten, aber Sam hockte eigentlich die meiste Zeit an Deans Bett und wenn er wirklich schlafen musste, dann legte er sich auf das alte Sofa. Er war einfach keinen Meter aus dem Zimmer zu bekommen.
 

Dean schien es tatsächlich zu helfen. Er behielt alles bei sich. Die Wunden heilten immer besser, auch die Wunde an seinem Bauch schien sich endlich zu schließen, und sein Fieber sank.

Das einzige Problem, Dean kaute weiterhin auf den Aufsetzen herum und Sam befürchtete, dass er sich entweder die Zähne ruinieren oder ein Stück davon verschlucken könnte. 'Hatte er so großen Hunger? Aber eigentlich bekam er doch jetzt genug. Ober brauchte Dean mal wieder was Handfestes zwischen den Zähnen? Darauf würde er wohl noch ein ganze Weile warten müssen.'
 

Und trotzdem waren es die ruhigsten, zuversichtlichsten Tage seit über einem Jahr. Lilith war tot und Dean am Leben.



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