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Kill this Killing Man I

Zurück ins Leben
von

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Kontakt

Langsam trat Ruby an das Bett.

„Ich will was versuchen”, sagte sie und stellte sich an das Kopfende.

Abwartend blickte sie auf Sam und der wusste nicht warum, aber schließlich nickte er, die Dämonin trotzdem misstrauisch beobachtend. Vorsichtig legte sie ihre Hände, wie sie es schon einmal gemacht hatte, an Deans Schläfen. Sie schloss die Augen und spannte sich merklich.

„Was wird das?”, fragte Sam wütend, doch die Frau antwortete nicht. Bobby hielte den Jungen zurück. Vielleicht konnte sie Dean wirklich helfen.

Ihre Lippen formten lautlose Worte. Dann holte sie tief Luft und spannte sich noch mehr an.

Immer tiefer versank sie in der Schwärze von Deans Bewusstsein.
 

Sie stolperte durch das Dunkel. Weich und gedämpft und ohne, dass sie einen Ton hören konnte. Immer weiter bewegte sie sich vorwärts um nach ihm zu suchen. Irgendwo musste er doch sein.

Plötzlich lichtete sich das Dunkel und sie ging auf das langsam heller werdende Licht zu.

Vorsichtig und sich nach Deckung umschauend bewegte sie auf die Helligkeit zu. Sie wusste nicht wo sie war und schon gar nicht, was in Deans Kopf so vor sich ging. Wer wusste schon, was hier noch kommen konnte?

Vor sich sah sie die Umrisse von Bäumen.

Bäume?

Sie wanderte durch ein Wäldchen. Die Luft roch würzig wie nach einem Frühlingsregen. Doch die Sonne schien warm. Der Boden federte ihre Schritte ab.

Sie trat aus dem Schatten der Bäume und sah einen See vor sich. Der Wind kräuselte das Wasser zu kleinen Wellen und auch das Gras wogte sanft. In der Nähe des Ufers standen ein paar Bänke und Tische.

An einer der Bänke stand ein Kinderwagen.

Eine blonde junge Frau hatte eine Decke auf dem Boden ausgebreitet und verteilte jetzt Schüsseln und Teller darauf. Immer wieder schaute sie zu dem kleinen, ebenfalls blonden Jungen, der am Ufer spielte. Er hatte ein Papierschiffchen dabei, das lustig über die Wellen hüpfte. Das hatte er gestern Abend mit seinem Dad gebaut. Er quietschte vor Vergnügen als es wieder eine Welle nahm und langsam vom Wind auf den See getrieben wurde.

Ruby schaute völlig gebannt auf diese friedliche Szene.

Die Frau lächelte. Dann wanderte ihr Blick zu dem Kinderwagen.

„Es geht ihm gut!”, sagte der blonde Mann, der auf der Bank saß und lächelte ebenfalls. Sein Haar war kurz geschnitten. Er trug Jeans und eine Lederjacke und hatte seine Hände in den Taschen vergraben.

Mit leuchtenden Augen beobachtete er den kleinen Jungen am See und warf immer wieder mal einen wachsamen Blick zu dem Bündel im Wagen.

Ruby hatte ihn bis jetzt überhaupt nicht bemerkt. Langsam ging sie über das weiche, satt grüne Gras auf ihn zu.

„Hier hast du dich verkrochen”, sprach sie ihn an, als sie neben der Bank stehen blieb, „es ist schön hier!”

„Ist es”, bestätigte er ihr nickend.

„Trotzdem solltest du endlich mit mir mitkommen!”, forderte sie ihn auf.

„Nein! Und jetzt verschwinde hier!” Seine Brauen zogen sich wütend zusammen. „Du gehörst hier nicht her!”

„Kommst du?”, fragte die junge Frau und der Blonde erhob sich. Er ließ Ruby einfach stehen und ging zur Decke hinüber. Nicht jedoch ohne das Bündel Mensch vorsichtig aus dem Wagen zu heben und es mitzunehmen. Vorsichtig ließ er sich auf der Decke nieder, den Kleinen immer noch im Arm haltend.

Die junge Frau reichte ihm eine Flasche und er begann den Kleinen zu füttern.

„Komm essen, Dean!”, rief sie in Richtung See und wickelte ein Sandwich aus.

„Gleich, Mom!”, antwortete eine helle Kinderstimme und Ruby kam sich vor wie ein Eindringling. Sie hatte hier wirklich nichts zu suchen.

Doch sie musste bleiben! Also setzte sie sich auf die Bank und wartete.

Der Blonde fütterte das Baby und die Frau reichte dem kleinen Dean sein Sandwich.

Der kleine Mann gähnte herzhaft.

„Wir müssen los!”, wandte sie sich bedauernd an den großen Blonden.

„Ich weiß”, erwiderte er.

„Bist du morgen wieder hier?”, wollte sie wissen, als alles wieder eingepackt und im unteren Fach des Kinderwagens verstaut war.

„Wo soll ich sonst sein?”, lächelte der Blonde.

Die Frau schob den Kinderwagen die holprige, sandige Strecke bis zum Wald. Sie wusste, dass er nicht mitkommen würde und dann winkte sie ihm noch einmal zu bevor sie unter den Bäumen verschwand.
 

Er ließ sich auf der Bank neben Ruby nieder, so viel Platz wie nur möglich zwischen ihnen lassend.

„Du musst mit mir kommen, Dean!”

„Ich will nicht! Hier ist es so friedlich! Ich will nicht zurück!”

„Du musst mit mir kommen, Dean. Sam wartet auf dich. Er ist fast wahnsinnig vor Angst!”

„Auf mich wartet die Hölle! Ich bin gestorben! Der Höllenhund hat mich geholt, falls du dich erinnerst.” Endlich sah er sie an und in seinen grünen Augen war Wut zu lesen. Nichts als Wut. „Du hast es ja nicht für nötig gehalten uns zu sagen, WER meinen Vertrag hält. DU hast mich dem Höllenhund zum Fraß vorgeworfen!”

„Du bist nicht gestorben, Dean. Du lebst.”

„Du lügst”, fauchte er.

„Dean, ich lüge nicht! Du liegst im Koma, aber du lebst und Sam sitzt Tag für Tag an deinem Bett und macht sich Sorgen!”

„Du lügst! Du willst mich nur quälen! Geh!”

„Dean, bitte! Ich lüge nicht. Lilith ist tot und du lebst.”

„Wie kann Lilith tot sein?”, ihm kamen erste Zweifel. ‚Was wenn Ruby recht hatte?’ „Nein! Lilith lebt! Du lügst! Dämonen lügen immer! Ich bleibe hier und du verschwindest endlich!”

„Wenn Lilith leben würde, wäre ich dann hier? Sie hat mich aus meinem Körper gejagt. Sie hat mich in die Hölle verbannt. Aber sie ist tot und ich bin wieder da. Bitte Dean, komm zurück”, flehte sie ihn an.

„Geh!”, forderte er nur und wandte sich wieder von ihr ab.
 

Ruby stand auf und zog sich zurück. Sie würde es wohl noch einmal versuchen müssen. Warum musste Dean auch so ein Sturkopf sein? Okay wenn er nicht so stur wäre, würde er wahrscheinlich schon lange nicht mehr leben. Aber sie hoffte, dass sie die ersten Zweifel säen konnte.
 

Sie torkelte als sie die Hände von Deans Schläfen nahm.

Bobby eilte zu ihr und stützte sie. Vorsichtig führte er sie zu einem Stuhl.

Sam musterte die Dämonin. Sie sah wieder schlechter aus als vorhin, als sie gekommen war. Was war mit ihr? Und was hatte sie mit Dean gemacht?

„Was hast du mit ihm gemacht?”, fragte er ungehalten, als Ruby ihre Augen wieder öffnete.

„Ich habe ihn gesucht und ich habe versucht ihm zu erklären, dass er zurückkommen soll. Aber er will mir nicht glauben.”

„Du hast mit Dean gesprochen?”

„Ich habe mit ihm gesprochen!”

„Wie? Wie hast du das gemacht? Warst du in ihm? Wie geht es ihm? Wo ist er?”, bohrte Sam sofort nach.

„Es geht ihm gut und er hat sich einen hübschen Platz aus seiner Erinnerung gesucht”, sie schüttelte den Kopf. Sie würde nicht mehr verraten. Es waren Deans Erinnerungen und sie hatte kein Recht diese Privatsphäre zu stören. Sie würde auch nicht wollen, dass jemand ihre privatesten Erinnerungen offenbaren würde, obwohl das in der Hölle oft genug passiert, und immer wieder gegen sie verwendet worden war.

Sie holte tief Luft. Sie war wirklich froh aus der Hölle entkommen zu sein. Und sie war mehr als froh, dass Lilith tot war, dass Sam sie getötet hatte. Wenn die kleine Schlampe noch leben würde wäre nicht nur Dean ihren Quälereien ausgeliefert.

„Wo ist Dean?”, knurrte Sam erneut.

„Ich werde es dir nicht sagen Sam. Also lass die Fragerei.”

„Aber....”

„Nichts aber!”

Bobby hatte der Szene schmunzelnd zugesehen.

„Lass sie Sam, Dean geht es gut, das reicht mir!”

„Aber warum kommt er dann nicht zurück?”

„Er wird kommen, wenn er soweit ist. Er würde sich zu Tode langweilen, wenn er jetzt aufwachen würde. Er darf sich noch nicht bewegen, die Wunde in seinem Bauch hat sich gerade erst geschlossen. Und die ganzen Schläuche an ihm? Er hätte ständig was zu quengeln. Vielleicht ist es sogar besser so”, stellte Bobby schulterzuckend fest.

Sam knurrte nur als Antwort. Aber im Stillen musste er Bobby Recht geben. Dean durfte sich noch nicht bewegen. Den letzten Drainageschlauch hatten sie heute Morgen erst gezogen und dieses blöde „Zelt” hatten sie erst gestern gegen eine normale Decke getauscht. Gut, dass sein Bruder nicht mitbekommen hatte, wie sie ihn verpackt hatten. Ja er wäre unausstehlich, wenn er hier liegen würde und bei Bewusstsein wäre.

Trotzdem wollte er ihn wieder haben! Und das besser gestern als morgen!
 

Als eine Schwester das Zimmer betrat nutzte Ruby diese Abwechslung um sich zu verabschieden. Bobby folgte ihr, auch wenn er nur Kaffee holen wollte und Sam betätigte sich auf Aushilfs-Krankenpfleger und unterstützte die Schwester als sie Deans Rücken mit Babyöl einrieb und ihn mit Hilfe von Decken und Kissen in eine andere Position brachte, nicht, dass er sich noch wund lag.
 

Wieder vergingen ein paar Tage und nichts schien sich verändert zu haben.

Nichts außer dem Wetter. Es goss in Strömen. Aber wenigstens war die frühsommerliche Wärme geblieben. So war es nicht ganz so unangenehm bis auf die Haut durchnässt zu werden.

Sam hatte Ruby auf dem Parkplatz getroffen und war mit ihr ins Krankenhaus gerannt. Trotzdem sahen die Beiden aus wie begossene Pudel.

Der junge Winchester musterte seine Begleiterin aufmerksam. Die Dämonin sah immer noch schlecht aus. Was war mit ihr? Sie hätte sich doch schon lange erholt haben müssen! Oder hatte Lilith etwas mit ihr gemacht, wovon sie sich nicht erholen konnte?

Es konnte ja schlecht an dem menschlichen Wirt liegen, oder? Aber den hätte sie doch bestimmt ausgetauscht, wenn der ihr hinderlich geworden wäre? Sam konnte sich einfach keinen Reim auf Rubys krankes Aussehen machen, aber fragen wollte er sie auch nicht.
 

„Ich will noch mal versuchen ob ich zu Dean durchdringen kann”, erklärte sie leise und trat wieder an Deans Bett. Wie schon beim letzten Mal legte sie ihre Hände an seine Schläfen und schloss die Augen.

Diesmal ließ Sam es ohne Vorbehalte geschehen.
 

Wieder stand sie in vollkommener Schwärze und wieder stolperte sie mehr schlecht als recht vorwärts, bis sie den schmalen Streifen Grau erblickte, auf den sie zugehen konnte. Und wieder wanderte Ruby durch das Wäldchen. Diesmal wusste sie allerdings was sie erwartete. Und sie ließ sich Zeit.

Wie erwartet traf sie die Vier auf der Decke sitzend. Das hieß Mary saß auf der Decke und ließ ihren Blick über den See schweifen. Dean, der große Dean lag auf der Decke und schlief. Sein kleines Ich dicht an ihn gekuschelt, seinen Arm als Kopfkissen nutzend und Sammy fest umklammert lagen sie in den Armen des Großen. Mary schaute immer wieder zu diesem friedlichen Bild und wünschte sich, dass John sie so sehen, dass sie John etwas von diesem Frieden für die folgenden Jahre mitgeben könnte.
 

Ruby setzte sich wieder auf die Bank und ließ ihren Blick ebenfalls über den See schweifen. Für die Frau und ihre Kinder schien sie unsichtbar zu sein. Oder schützte Deans Unterbewusstsein diese friedliche Szene? Wollte er das Glück dieser, seiner Familie so lange schützen wie es nur ging? Ruby wartete. Irgendwann würde der Blonde wohl aufwachen und die Frau gehen müssen.
 

Nach einer Weile regten sich die Kinder und auch der Blonde erwachte.

Mary hatte inzwischen schon alles zusammengepackt.

Dean, der große Dean legte den kleinen Sammy vorsichtig in seine Wagen. Sein Blick hatte Ruby gestreift, doch er ignorierte sie. Er half Mary die Decke zusammenzulegen.

„Bist du morgen wieder hier?”, fragte ihn der Kleine mit großen, leuchtenden Augen.

„Klar, bin ich” antwortete der Blonde lächelnd.
 

Ruby fühlte wie diese Worte Zweifel in ihr auslösten. Hatte sie sich nicht richtig ausgedrückt? Hatte sie Deans Ängste nicht zerstreuen können? Hatte sie nicht die richtigen Worte gefunden um ihm zu erklären, was wirklich passiert war?
 

„Dann bis morgen” verabschiedete sich Mary, schob den Kinderwagen auf den Weg und verschwand gleich darauf im Wald.
 

„Warum hier?”, wollte Ruby wissen, als er sich zu ihr auf die Bank gesetzt hatte, die Hände in seinen Jackentaschen vergraben.

„Mom war in diesem Sommer oft mit uns hier. Wir haben Picknick gemacht und Schiffe schwimmen lassen oder Stöcke ins Wasser geworfen. Im Herbst haben wir Pilze gesammelt und zum Trocknen aufgehängt. Es war perfekt”, er starrte blicklos auf den See. „Es war ihr letzter Sommer. – Unser letzter Sommer”

Dean zog die Nase hoch.

„Komm mit zurück Dean.”

„Mir gefällt es hier! Ich will hier nicht weg!”

„Du musst Dean! Du musst gehen. Du kannst sie nicht beschützen! Du kannst sie nicht ewig hier und in dieser Zeit festhalten. Erinnerungen verblassen auch, wenn man sie ständig benutzt. Und Sam wartet auf dich. Er braucht dich!”

Er schaute sie an, Tränen in den Augen. Dann holte er tief Luft und nickte.

„Du bist gekommen um mich zu holen. Warum so? Warum kommst du in Rubys Körper? Ich hab mich schon gefragt, wann ich in die Hölle muss und warum du so lange gewartet hast, Lilith!”
 

„Ich bin nicht Lilith! Lilith ist tot!”

„Du lügst!”

Ruby stand auf und überbrückte mit wenigen Schritten die Distanz zwischen ihnen.

„Es wird dir nichts geschehen”, sagte sie leise als sie seinen skeptischen Blick sah und legte ihm beide Hände an die Schläfen. „Schließ die Augen!”, forderte sie.

Er blickte sie noch eine Weile an. Jetzt würden die Schmerzen kommen. Jetzt würde sie die Illusion zerreißen an die er sich so lange geklammert hatte. Jetzt würde sie ihm die Hölle zeigen, so wie sie war. Jetzt war also seine Schonfrist vorbei.

Er holte erneut tief Luft, irgendwann musste es ja beginnen, dann folgte er ihrer Anweisung.



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