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Sammlung von Gedichten

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Als die Tiere im Wald Gericht hielten

Einst führten mich meine Wege,

zum Gericht der Tiere im Wald.

Sie diskutierten etwas sehr rege,

und erzählten mir den Sachverhalt.
 

„Der Wolf“, sprach sofort der Luchs,

„der alles verschlingt und dem Klugen,

genialen, ich meine den Fuchs,

sie beide waren es, die sich nicht vertrugen.“
 

„Ai“, fiel der Hirsch, als Richter ein,

„Zu verhandeln ist“, sprach er von einem abgeholzten Baum,

„Welcher von ihnen bleibt und welcher muss nicht sein?

Denn wohl sind sie beliebt, jedoch es fehlt an Raum.“
 

Der Hase, der bei seiner Gattin stand,

sah nun diese und seine Kinder besorgt an,

dann sprach er: “Für mich allein und

für meine Lieben, schlagt beide wohl in Bann.“
 

Dann machte er eine Pause und fuhr fort:

„Der Wolf hat uns in mancher Nacht,

wohl derben Kummer bereitet. Schickt ihn fort.

Der Fuchs hat auch nur Schaden gebracht.“
 

„Gevatter“, sprach nun der Wolf,“ Was ist,

das dich stört? Kennst du des Wolfs Natur?

Und weißt du denn, was du bist?

Ein Angst-Hase von deiner Statur.“
 

„Das will ich mir verbieten“, entgegnete der Hase,

„Erst jagst du mich und dann werd ich verspottet.“

Und dann rümpfte er die Nase.

Nun war auch der Fuchs herangetrottet.
 

„Was ist?“, fragte er sorglich und sah sich um,

„Soll ich nun sterben oder dieser dort?

Wahrhaftig bin ich nicht dumm,

und Weise sind selten, an diesem Ort.“
 

Das hörten mit Empören die Uhus und die Eulen,

„Wie kannst du nur? Die Weisen, doch wir!“,

gaben sie von sich und fingen an zu heulen.

„Wir sind doch die Klügsten hier.“
 

Das Eichhorn, mit seinem buschigen Schwanz,

sprang auf des Hirschs Geweih,

und klagte nach einem kleinen Tanz:

„Der Wolf, der ist der schlimmste mit seinem Geschrei.“
 

Es meinte des Wolfs Geheul, denn dies war nachts sehr laut.

Auch die Rehe und die anderen stimmten zu.

Der Wolf musste weg, zur Rettung ihrer Haut,

Und für ihre nächtliche Ruhe.
 

Nun fand sich keiner, der noch wagte,

den Fuchs auch nur anzuklagen.

Ein jeder dem Wolfs End zu sagte,

um die Hinrichtung auf einige Sonnen zu vertagen.
 

Der Wald ward nun viel dunkler als zuvor.

Der Galgen stand bereit.

Und mir selbst kam ich wie gefangen vor,

der nur noch hatte, zu wenig Zeit.
 

Da kamen auch schon der Hirsch und der Fuchs,

sie führten an den Wolf, gefesselt und stumm,

hinter drein die Hasen, das Eichhorn und der Luchs.

Die Eulen und Uhus und alle anderen Vögel flogen herum.
 

Kein Tier verzog die Miene, als das Wildschwein,

als Pastor, dem Wolf Gebete zu sprach.

Doch dem Fuchs dauerte es zu lang:“ Sein

Ende ist gewiss.“ Über des Wolfes Kopf er einen Ast zerbrach.
 

Schon hing der Wolf am Galgen, sich windend,

doch der obere Richter schweigt nur stumm.

Da ermatten seine Versuche, seine Kraft schwindet,

und die Herrscher der Mörder drehen sich –schweigsam- um.
 

Weh, wie wird mir so bang?

Die Tiere, sie umkreisen ihre Beute, mich!

Jetzt weiß ich, ich bin ihr Fang,

denn der Wolf, das bin ich.



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