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Carpe Noctem

ZoSan
von

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Nachtschaden

Fandom: One Piece

Pairing: Zoro/Sanji

Genre: Horror, Darkfic, Drama, Abenteuer(...)
 

So, nach 1000 Jahren habe ich endlich wieder eine FF geschrieben und diesmal ein anderes Genre. Gebt mir eine Rückmeldung, ob ihr euch gegruselt oder gelangweilt oder kaputt gelacht habt oder was auch immer 8D Hohoho!

Im Grunde geht es in der FF nur darum, Sanji zu 'ärgern' *hust* :3
 

Danke für's Beta'n an Kysa :)

Und los geht's~
 

(Ein Tipp: Schmeißt 'nen Silent Hill Soundtrack an, während ihr leßt. Hier: http://www.youtube.com/watch?v=GKAHZggYohM habt ihr 'nen "schönen". <3 Und spult vllt. zum zweiten Song vor. Laura's Theme passt nicht so gut >D)
 

Prolog – Nachtschaden
 

Mit rasendem Herzen und Schritten, die in dem engen Gang wiederhallten rannte er durch die Dunkelheit. Rasch lief er um eine Ecke und presste sich mit dem Rücken an eine Wand. Sie fühlte sich nass und glitschig an; er schauderte und lauschte angespannt. Von weitem konnte er ein unheilvolles Brüllen hören, doch es schien nicht näher zu kommen. Vorsichtig blickte er sich um. In der stickigen Dunkelheit konnte er nicht viel erkennen. Die Wände und der Boden waren alt und vermodert, er befand sich wohl in eine Art Keller. Dunkle Flecken und Risse zogen sich überall an den Wänden, dem Boden und der Decke entlang und es roch nach Metall und Blut. Doch im Moment konnte er an nichts anderes denken, als von diesem grauenerregenden Ort zu verschwinden. Seine Hände tasteten über die glitschige Wand und ihm wurde übel. Sie schien zu pulsieren, sie regte sich, sie schien zu leben. Seine Augen huschten den Gang entlang. Er wusste nicht, wohin er laufen sollte, doch auf keinen Fall wollte er an diesem Ort bleiben. Er rannte los, sofort hörte er hinter sich schrilles Kreischen und Panik überkam ihn. Es kam ihm vor, als spürte er kalten Atem im Nacken, als schnürte jemand seine Kehle zu; er fühlte sich ungeschützt und der Finsternis ausgeliefert. Seine nackten Füße machten bei Kontakt mit dem Boden nasse Geräusche, doch der Boden war nicht kalt. Es war kein kaltes Wasser, das ihn bedeckte, sondern etwas anderes. Seit Atem war wie gequältes Keuchen; er war panisch. Er bog um eine Ecke, stieß eine Tür auf und rannte ohne sich umzublicken durch den Raum dahinter, ließ eine weitere Tür krachend aufspringen und rannte weiter. Er hörte, wie seine Verfolger hinter ihm her waren, wie sie kreischten und knurrten, ihm nach hetzten und versuchten, ein Teil von ihm zu ergreifen, doch er wagte nicht, sich umzudrehen. Zeit, um nachzudenken, blieb ihm nicht. Weitere Türen, weitere Gänge, doch die Dunkelheit schien nur noch weiter zuzunehmen. Die Wände pulsierten und von der Decke hingen seltsame, im Schatten liegende, Dinge. Sie sahen aus, wie menschliche Gliedmaßen. Flüssigkeit tropfte von ihnen herunter. Tropfte auf seine Schulter, auf seinen Kopf. Die Berührung ließ erneute Übelkeit in ihm aufschäumen. Plötzlich wichen die Wände Gittern und auch der Boden war nun nicht mehr fest und nass, sondern gab ein hohles, metallenes Geräusch von sich, wenn seine Füße ihn berührten. Als er hinunter sah, sah er Flecken aus dreckigem Licht und Dampf in der Ferne. Schatten schienen sich dazwischen zu bewegen, doch er hatte keine Zeit für näheres Betrachten, links und rechts neben ihm hingen hinter den Gittern grotesk verstümmelte und verfärbte Gestalten mit Stacheldraht aufgeknüpft. Seine Augen weiteten sich und er gab ein erschüttertes Wimmen von sich. Plötzlich schnappte etwas nach seinem Fuß, er schrie auf, stolperte doch konnte sich noch halten. Seine Lunge brannte, sein Kopf dröhnte und er bekam kaum noch Luft. Dennoch rannte er weiter. Seine Umgebung ignorierte er. Etwas umfasste seinen Arm, doch er riss ihn herum und warf sich erneut polternd gegen eine Tür. Sein Herz raste unbändig und hämmerte schmerzend gegen seine Brust. Ihm war schwindelig, in seinen Ohren raste das Blut und ihm war schlecht. Gleich würden sie ihn kriegen. Gleich. Gleich! Wieder warf er sich gegen eine Tür, die berstend aufsprang und wieder rannte er weiter. Der Boden unter seinen Füßen klapperte, er war trocken und unangenehm warm, rostig und kantig. Einer seiner Verfolger sprang auf einmal auf seinen Rücken und etwas bohrte sich in seine Schulter. Ein beißender Schmerz durchfuhr ihn und ein Geruch von vergammeltem Fleisch stieg ihm in die Nase. Dürre Arme und Beine schlangen sich um ihn, wie Fesseln. Er warf sich von Panik geschüttelt mit dem Rücken gegen eine Wand und drückte sich mit aller Kraft dagegen. Das Ding an seinem Rücken schrie schrill und laut auf und ließ ihn los. Ehe ein weiterer Verfolger ihn packen konnte, stürzte er vorwärts und lief mit schwindendem Blick auf eine Tür zu. Ihm war gleichzeitig erdrückend heiß und stechend kalt. Mit letzter Kraft stieß er die Tür auf und trat ins Nichts. Sofort spürte er wie er fiel.
 

Ein harter Schlag ließ ihn aufkeuchen und augenblicklich war er hell wach. Seine Augen starrten an eine hölzerne Decke. Jemand beugte sich nun über ihn. „Was soll das werden, Koch?“ Zoro! Seine Stimme war gedämpft.

Sanjis Atem ging stoßweise. Er hatte sich mit einem Mal kerzengerade aufgesetzt und spürte, dass ihm schlecht war. „Hey, ich hab‘ dich 'was gefragt!“

Doch er war nicht im Stande zu sprechen. Zitternd und bebend stand er auf und wankte zur Tür.

„Heh!“ Zoro sah ihm nach, als er hinaus an Deck und zur Reling taumelte. In seinem Kopf war alles durcheinander und drehte sich. An der Reling angekommen erbrach er sich darüber hinweg und klammerte sich mit zitternden Fingern an das Holz. Seine Stirn war schweißnass. Langsam ließ das Wirbeln in seinem Kopf nach. Das Rauschen des Meeres drang an seine Ohren und nun konnte er in der Ferne das Rufen von Möwen hören. Als er die Augen öffnete, sah er, wie die Wellen den Bauch des Schiffes umspielten. Es war immer noch dunkel. Nun bemerkte er plötzlich, wie jemand ihn beobachtete.

Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund und wandte sich schwerfällig um.

„Was ist?“, sagte er tonlos und fixierte Zoro mit seinem Blick. Der Grünhaarige musterte ihn abschätzend und hatte die Arme verschränkt. „Starr‘ mich nicht so an, Marimo!“

„Ich wollte nur sicher gehen, dass du nicht über Bord gehst, so, wie du gelaufen bist“, sagte Zoro mit einem fiesen Grinsen. „Ich hab‘ keine Lust, mir nachher mein Frühstück selbst zu kochen.“

„Solltest du nicht eigentlich Nachtwache halten?“, sagte Sanji bissig und stieß sich von der Reling ab, um zu gehen.

„Das tue ich doch gerade“, antwortete Zoro knapp. „So, wie du gestöhnt hast, wundert es mich, dass keiner der anderen aufgewacht ist.“

„Hast du dir etwa Sorgen gemach?“ Ein Grinsen erschien auf dem Gesicht des Kochs. „Oder warum hast du deinen Posten sonst verlassen?“ Er schritt an Zoro vorbei und machte sich auf den Weg zum Bad.

„Pah“, machte dieser und knurrte.“Wie könnte- hey…was.“

Sanji wandte sich um, als Zoro seinen Satz abbrach und sah, dass der Blick des Schwertkämpfers auf sein linkes Ohr gerichtet war. Seine Miene verriet ihm, dass er über etwas unangenehm überrascht war und er fuhr sich mit der Hand an sein Ohr. Da war etwas, das sich anfühlte, wie getrocknetes Blut. Als er dem Rinnsal mit den Fingern folgte, spürte er, dass das Blut scheinbar aus seinem Ohr gekommen war. Innerhalb der Ohrmuschel war es noch flüssig. Ungläubig zog er seine Hand zurück und betrachtete das frische Blut auf seinen Fingern. ‚Was ist passiert…‘

Sein überraschter Blick hob und traf sich mit dem Zoros. Dieser war erstarrt. Eilig drehte er sich wieder zum Gehen. „Ach, ja“, murmelte Sanji. „Ich hab‘ mir ja eben den Kopf gestoßen.“ Mit diesen Worten ließ er den skeptisch wirkenden Zoro zurück und verschwand im Bad.

Sein Spiegelbild sah kränklich aus. Blass und verschwitzt. Seine Haare standen in alle Richtungen ab und seine linke Gesichtshälfte, die unter blonden Haarsträhnen verborgen war, war blutverschmiert.

‚Woher kommt das? Das Blut ist schon länger getrocknet, das ist nicht von meinem Sturz aus dem Bett‘, dachte er, als er sich das Gesicht und das Blut abwusch. ‚Vielleicht habe ich mich im Schlaf irgendwo an meiner Koje verletzt. ‘

Inzwischen hatten sich sein Herz und Atem wieder beruhigt. ‚Wieso bin ich überhaupt aus dem Bett gefallen? Was habe ich geträumt? Mist! Ich erinner‘ mich nicht. ‘ Auch die Übelkeit war verschwunden. Und krank fühlte er sich auch nicht. Wieso war es ihm nach dem Aufwachen dann so schlecht gegangen? So sehr, dass er sich hatte übergeben müssen?

Nun ärgerte er sich, dass ausgerechnet der verdammte Schwertkämpfer ihn so hatte vorgefunden. ‚Was stromert dieser Idiot auch nachts über das Schiff?! Er sollte doch oben Wache halten?! ‘, dachte er aufgebracht und ließ die Tatsache, dass er laut Zoro wohl laute Geräusche im Schlaf gemacht hatte, außer Acht. ‚Dieser verfluchte Marimo! ‘

Er nahm sich vor, Zoro, wenn er wieder an Deck war, gehörig den Marsch zu blasen, damit dieser sich seinen Pflichten wieder bewusst wurde, doch als er nach draußen trat, war Zoro bereits wieder auf seinem Posten. Ein wenig enttäuscht darüber, dass er ihn nicht angetroffen hatte, ging er wieder in die Kajüte und betrachtete den Boden, auf dem er vor einigen Minuten aufgewacht war. Er konnte nichts Besonderes erkennen. Als er in seine Koje stieg, entdeckte er, dass auch sein Kissen an einer Stelle blutverschmiert war und ein Schaudern überkam ihn. Doch so viel er auch suchte, er konnte keinen Gegenstand in seiner Reichweite finden, der ihn hätte verletzen können. Also drehte er das Kissen provisorisch um und legte sich wieder darauf. Während er die Decke betrachtete lauschte er dem Schnarchen, Murmeln und Gebrabbel seiner Freunde, die um ihn her in ihren Kojen tief und fest schliefen und ein Lächeln erschien in seinem Gesicht. Er fühlte sich wohl. Die Sunny-Go war sein zu Hause und die Strohhutpiraten seine Familie. Hier fühlte er sich geborgen und beschützt.

Da er sich an seinen Traum nicht erinnerte, schloss er beruhigt die Augen und schlief langsam wieder ein.
 

-Fortsetzung folgt-
 

Okay, sofern es sich lohnt, bis zum ersten Kapitel, das schon bereit liegt und ausgepackt wird, wenn ich glaube, dass sich jemand dafür interessiert 8D

LG :D

Beginn

Hi und herzlichen Dank an alle Kommi- und Reviewschreiber auf FF.de und Animexx 8D

Dank Euch ist die FF jetzt gestartet und es kann weiter gehen! Wuhu! Es hat sich zwar niemand beschwert, aber ich komm‘ mir schlecht vor, weil der arme Sanji in den Albtraum-Frequenzen so OOC ist. Zumindest wehrt er sich nicht und handelt auch nicht so, wie gewohnt. Aber das alles hat einen Grund- hoho!

„Carpe Noctem“ bedeutet soviel, wie „Nutze die Nacht“.
 

So, dann geht es los:
 

Kapitel 1 – Beginn
 

Als Sanji das nächste Mal die Augen aufschlug, blickte er an die Decke der Kajüte. Er bemerkte, dass er vollkommen nassgeschwitzt war. Seine Hose und sein Hemd klebten an ihm. Nun fiel ihm auf, dass sich eine unangenehme Hitze um ihn her ausgebreitet hatte und er setzte sich auf. Die Tür, die zum Deck der Sunny führte, stand weit offen, doch er konnte, als er versuchte, hinaus zu blicken, nichts erkennen. Unnatürlich helles, dreckiges und schrecklich blendendes Licht floss in die Jungenkajüte und ließ ihn seine Augen zu Schlitzen verengen. Als er sich umsah, um zu überprüfen, ob seine Freunde auch wach waren, sah er nichts weiter als tief schwarze Dunkelheit. Sie schien alles, außer seiner Koje ergriffen und verschlungen zu haben. Ihm blieb nur das trockene Licht, das von draußen herein gekrochen kam.

„Luffy? Usopp?“, sprach er in die Dunkelheit. „Franky? Chopper? Brook? …Zoro?“

Seine Stimme klang unsicher. Er unterdrückte aufkommende Angst, die er sich nicht erklären konnte, doch die ihm über den Rücken kroch, wie eiskalte Hände. Ihm wurde auf seltsame Weise bewusst, dass seine Freunde nicht hier waren. Rasch sprang er aus seiner Koje und ging mit gezwungen ruhigen Schritten auf die Tür zu, die ihm wie ein Tor zu einer Hölle vorkam, die ihm seltsam bekannt vorkam. Etwas Bedrohliches ging von der Dunkelheit aus, die in dem Raum, in dem er sich befand, herrschte. Etwas, das ihm Angst machte und dem er so schnell er konnte entkommen wollte.

In seinem Magen schäumte vertraute Panik auf und sein Puls beschleunigte sich. Er fürchtete sich davor, dass die Tür zuschlagen könnte, ehe dass er sie erreichte und die Dunkelheit und etwas, das sich in ihr versteckt hielt, ihn packen konnte. Sie schien ihre scharfen, kalten Klauen hinter ihm auszustrecken. Ihm war gleich, ob er sich in die grelle Hölle stürzen musste, um ihr zu entfliehen, solang sie ihn nur nicht zu packen bekam.

Die Tür schien in weite Ferne gerückt zu sein und das, wovor er sich fürchtete schien zu drohen wahrhaftig einzutreten. Nun begann er zu rennen. Die Augen geweitet und einen Arm nach der Tür, die immer kleiner zu werden schien, ausgestreckt. Er spürte die Kälte der Finsternis hinter sich, die lauernden Augen von etwas, das er nicht sah, das jedoch ihn sah. Adrenalin breitete sich in ihm aus und er nahm all seine Kräfte, die er kaum wahrnahm, zusammen und beschleunigte sein Rennen noch einmal. Endlich ergriff er den Türrahmen und zog sich durch ihn hindurch, spürte hinter sich einen Sog, der ihn losließ und die Tür schlug fest und krachend hinter ihm zu. Es war, als hätten die kalten Hände, die seine Schulter umklammert hatten und versucht hatten, ihn zurück zu ziehen, losgelassen.
 

Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und seine Hände zitterten. Augenblicklich wurde ihm heiß. Alles außerhalb der Kajüte schien im krassen Gegensatz zu ihrem Inneren zu stehen. Das Deck schien überhellt und die Hitze war unerträglich. Es war ruhig und still. Nicht die leichteste Brise, kein Meeresrauschen, keine Möwen, nicht einmal Flattern von Fahne und Segel waren zu hören. Der Himmel war grell. Woher das Licht kam, war nicht zu erkennen. Es war, als läge ein Tuch auf allem, das das gesamt Schiff in Ekel erregendes Licht tauchte. Fast sehnte Sanji sich wieder nach der klammen Kälte der Dunkelheit, die eben noch nach ihm gegriffen hatte.

Nun war es die Hitze, die ihm den Verstand raubte. Wo waren die anderen? Er wollte nach ihnen rufen, doch seine Kehle war ausgetrocknet und schmerze. Langsam, die Augen mit einem Arm vor dem Licht schützend, ging er zur Reling. Das sonst so frische, grüne Gras war nun ausgetrocknet und tot. Wie Nägel stach es durch die Haut seiner nackten Füße und ließ ihn aufkeuchen. Aufgrund der Helligkeit konnte er nicht weit sehen. Seine Augen brannten, was dazu führte, dass er sie kaum offen halten konnte. Nun blickte er die Seite des Schiffes hinab und stöhnte entsetzt auf. Da war kein Meer. Die Sunny schien mitten in einer endlosen Wüste zu liegen.

Die Hitze schwächte ihn und sein Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Die Sonnenstrahlen oder was immer auf ihn niederbrannte, kroch ihm brennend über die Haut. Stöhnend ließ er sich über die Reling gleiten und landete schließlich auf dem trockenen Boden. Kleine Staubwölkchen wirbelten auf. Er betrachtete sie und erstarrte, denn er warf keinen Schatten. Auch das Schiff besaß keinen. Seine Augen weiteten sich. Das Schiff sah ohne seinen Schatten unheimlich und seltsam irreal aus. Die glühende Hitze und das klebrige Licht schienen alles zu erfassen.

Während er das Schiff betrachtete, begann es plötzlich zu verfallen. Das Holz trocknete aus und Staub trat zwischen den Fugen aus und lief am Bug herunter, wie Blut. Es sah aus, als würde das Schiff in der Hitze sterben. Knarren und Krachen erfüllten die Luft, wie Schreie.

‚Scheiße…‘ Seine Augen huschten über den Boden vor sich. Risse krochen, wie suchende Fühler auf ihn zu. Panisch drehte er sich um. Weit konnte er nicht sehen. Jetzt hörte er ein bedrohliches Knacken hinter sich und er fühlte sich wie gelähmt. Das Schiff, sein zu Hause, es starb.
 

So schnell er konnte stolperte er vorwärts. Der heiße, rissige Boden schmerze an seinen nackten, zerstochenen Füßen, doch weit und breit konnte er nichts als Staub und Stein ausmachen. Er lief weiter und kam an einem Gerippe vorbei, das ausgestreckt auf dem Boden lag. Er schluckte und blieb starr vor Schreck stehen. Jedoch gab es keinen Hinweis auf den Menschen, der hier scheinbar verendet, verhungert war. Sein Magen drehte sich um. Ein Bild erschien vor seinen Augen: Das Gerippe der Sunny, das hinter ihm in schwülen Schlieren verschwunden war. Fast konnte er fühlen, wie seine Haut immer trockener wurde. Ohne einen weiteren Blick auf das Skelett zu seinen Füßen zwang er sich dazu, weiter zu laufen. Ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Bauch und er stöhnte auf. Das Gefühl kannte er.

Das Kratzen in seiner Kehle verschlimmerte sich, jetzt schmerze ihm jeder Atemzug. Seine Augen brannten und waren geblendet.

Plötzlich erkannte er einen dunklen Fleck vor sich. Während er sich seinen schmerzenden Bauch hielt, taumelte er auf ihn zu und erkannte den Beginn einer Treppe, die in den Boden hinab führte. Die Stufen, die zu erkennen waren, waren weiß und sahen alt und trocken aus. Ohne zu zögern machte er die ersten Schritte und stöhnte erleichtert auf, als er Kälte fühlte, die seine Füße umschloss. Die heiße Luft über ihm schien mit gebleckten Zähnen nach ihm zu gieren. Die Risse, die ihm gefolgt waren, stoppen am Rand der Treppe. Er beschleunigte seine Schritte und lief die Stufen hinab, bis er schließlich ganz im kalten Schatten stand. Plötzlich erklang ein Geräusch, das er vor wenigen Minuten schon einmal gehört hatte. Es war dasselbe Geräusch, wie das, der zuschlagenden Tür auf der Sunny und auf einmal fand er sich in tiefer, klammer Dunkelheit wieder.

Augenblicklich wurde ihm bewusst, dass er diese Kälte kannte. Er war erst vor Kurzem hier gewesen und gejagt worden. Die Erinnerungen brachen über ihn herein und sofort war die Panik, die ihn kurz verlassen hatte, wieder vollkommen in seinen Geist zurück gekehrt. Er fiel mit dem Rücken gegen eine Wand und rutschte an ihr hinab, das Herz rasend und hyperventilierend. Seine Augen huschten den dunklen Gang entlang und er zog seine Beine dichter an seinen Körper. Der Boden war feucht und kalt. Kein Mut und keine Stärke halfen ihm aus dieser Situation. Hilflos war er den Dingen, die in der Dunkelheit lauerten, ausgeliefert. Er war in die Falle gegangen. Die Hitze und das Gefühl von drohendem Zerfall, Verhungern, von Tod hatten ihn in das tiefe Loch, in dem er jetzt steckte, hinein gestoßen.

Jetzt spürte er einen beißenden Schmerz in seiner Schulter und ihm wurde die Wunde bewusst, die die Zähne des Wesens, das ihn beim letzten Mal, als er an diesem Ort gewesen war, gejagt hatte, dort hinterlassen hatten.

Er lauschte. Ein Geräusch war zu hören. Es schien von weit her zu kommen und dröhnte durch die vielen Gänge des Ortes, an dem er sich befand. Es klang wie das Geräusch eines Schlages. Wie ein Herzschlag, nur viel lauter, tiefer, schallend und verkündete Unheil und drohende Pein. Wenn er der Quelle des Schlagens begegnen würde, wusste er, würden ihm schreckliche Dinge widerfahren.

Gerade, als er sich aufrichten wollte, packte ihn plötzlich etwas und riss ihn rückwärts durch die pulsierende Wand, an der er lehnte. Ihm entkam ein erstickter Schrei, dann fand er sich in einem Raum wieder, der in ihm erneut vertraute Übelkeit auslöste. Er stand auf und blickte sich um. Hinter ihm war niemand. Die Wände waren uneben und bewegten sich. Ranziges altes Blut bedeckte sie und widerliche Adern und Venen, die fremd und unmenschlich wirkten zogen sich überall entlang. Als wäre er im Inneren von etwas, das ihn verschlungen hatte.

Doch nun erblickte er eine Tür. Eine Tür, die ebenso blutig und lebend war, doch sie hatte einen Griff. Hastig stolperte er auf sie zu, umfasste den rostigen Griff und versuchte sie zu öffnen, doch sie bewegte sich nicht. Nun sah er kleine Adern, die sich wie Rankengewächse über sie zogen und auf seine Hand zu krochen. Schnell ließ er den Griff los und machte ein paar Schritte rückwerts. Es sah aus, als hätte ein Kleinkind wirr mit einem schwarzen Stift feine Linien über die Tür gekritzelt.

Die Adern krochen weiter, über die Decke, die Wände, den Boden und weiter auf ihn zu. Ihre Spitzen wanden sich abgehakt, aber hektisch in verschiedene Richtungen, kehrten dann immer wieder um und krochen, wie die Risse in der Wüste, weiter auf ihn zu. Sie wollten ihn erreichen. Mit aufkommendem Mut trat er nach ihnen und zerquetschte ein paar von ihnen unter seinen Füßen. Eine seltsame, klebrige, schwarze Flüssigkeit überfloss an dieser Stelle den Boden und quoll zwischen seinen Zehen hervor.

Angewidert zog er seinen Fuß zurück und erschauderte. Es roch nach Fleisch, nach altem Blut.

Doch sein Wehren war umsonst. Die schwarzen Striche, diese Adern, kamen nun von allen Seiten auf ihn zu und erreichten ihn bald. Als sie ihn berührten, durchzuckte ihn ein brennender Schmerz, den er nicht kannte. Er kroch über seine gesamte Haut, wie auch die kleinen schwarzen ‚Kritzelstriche‘, die nun unter seine Kleidung krochen und langsam seinen Hals erreichten. Er wand sich und versuchte sie mit den Händen zu greifen und von sich zu reißen, aber plötzlich erlahmten seine Bewegungen. Gelähmt, als hätte ihn ein Gift erfasst, erstarrte er und starrte gebannt hinab auf die schwarzen Adern, die nun beinahe seine gesamte Haut bedeckt hatten und schrecklich brannten.

Als er auf seine verklebten Füße herab sah, weiteten sich seine Augen, denn was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Unter seinen Füßen breitete sich ein schwarzer Fleck aus von dem eine grauenerregende Bosheit ausging. Er war schwarz wie die Nacht und das Schlagen, das er draußen auf dem Gang gehört hatte, schien nun aus der Finsternis zu ihm herauf, in seinen Kopf zu dringen. Sein Kopf schmerzte entsetzlich und würde sicher gleich entzweigespalten werden. Der Schmerz blendete ihn und lähmte seinen Atem. Gerade, als er seine Wehr wieder aufnehmen wollte, um zu kämpfen, spürte er einen festen Druck auf der Schulter und er keuchte auf.
 

Als er die Augen aufschlug, blickte er direkt in Zoros Gesicht, das bedrohlich nah an dem seinen war. Sofort erstarrte er.

Sein Körper bebte und zitterte. Der Schmerz in seinem Kopf ließ schlagartig nach.

„Heh! Du solltest besser aufstehen, bevor die hungrige Meute aufwacht, dummer Koch!“, sagte der Grünhaarige unfreundlich und musterte Sanji abschätzend. Er erweckte den Eindruck, als war das noch nicht alles, was er sagen wollte, doch nun schwieg er und betrachtete den blonden Smutje nur weiter.

Sanji war immer noch erstarrt. Er fühlte sich seltsam. Sein Herz raste. Er wusste, dass er eben noch in blanker Panik gewesen war. Doch der Grund dafür kam ihm nicht in den Sinn. Die Tatsache, in seinem Bett zu liegen und Zoros Gesicht zu sehen, verwirrte ihn, aber warum? Der Grünhaarige schien bemerkt zu haben, dass er verwirrt war, denn er legte die Stirn in Falten. Sanji war völlig verschwitzt und weiß, wie die Wand. Der Blonde hatte das Gefühl, dass wenn er sich nun aufsetzte, er in Ohnmacht fallen würde.

„Ja…“, flüsterte er schließlich mit aufgerissenen Augen, als die Worte Zoros endlich zu ihm durchgedrungen waren. „Wie spät ist es?“

Als er keine Antwort bekam, bemerkte er, dass der andere bereits gegangen war.

Also richtete er sich auf und schwang seine Beine über den Rand seiner Koje. Er versuchte sich an das zu erinnern, was er geträumt hatte, doch jede Erinnerung war mit dem Moment verschwunden, als Zoros Worte ihn erreicht hatten. Gerade wollte er sich auf den Weg in die Kombüse machen, als ihm etwas auffiel. Sein Kissen. Flecken von Blut klebten daran. Auch die andere Seite wiesen diese Flecken auf. Sofort fuhr er sich mit der Hand über sein Ohr und fühlte Blut. „Scheiße…nicht schon wieder!“

Er sprang auf und wankte. Beinahe wäre er gefallen, doch er hielt sich gerade noch rechtzeitig an der Wand fest.

Seine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Gummi. Er warf einen Blick zu Luffy, der immer noch schnarchend in seiner Koje lag. Auch die anderen schliefen noch. Dann bemerkte er, dass Franky fehlte, doch er dachte sich nichts weiter dabei. Nach einem Blick zur Tür wusste er, dass es gerade erst gedämmert hatte. Nun nahm er sein Kissen und ging langsam an Deck. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Zoro nirgends zu sehen war, ging er eilig in die Küche, zog den Bezug von seinem Kissen, stopfte diesen in den Mülleimer, betrachtete das innere Kissen, das auch befleckt war und stopfte es kurzerhand in einen Schrank, der hinter der Bar war. Dort konnte er es erst einmal vor den neugierigen Blicken der anderen verstecken, da er nicht mit einem blutverschmierten Kissen herum laufen wollte. Immer noch fühlte er sich ein wenig schwindlig.

Dann ging er zum Badezimmer, um sich das Blut aus dem Gesicht zu waschen. Vorher blickte er sich jedoch hektisch um. Nicht noch einmal sollte Zoro ihn in seinem seltsamen Zustand antreffen und zur Rede stellen können. Missmutig dachte er an ihr Zusammentreffen vor wenigen Stunden.

Schlimm genug, dass er ihn wecken musste. Normalerweise war der Koch um die Uhrzeit schon längst auf den Beinen. Als er die Tür zum Bad öffnete, sah er sich dem grünhaarigen Schwertkämpfer gegenüber, der ihm den Weg versperrte. Seine Miene verfinsterte sich und er verkniff sich ein Aufstöhnen.

„Was ist los, Kochlöffel?“, sagte Zoro scharf. „Sonst bist du doch um die Zeit schon längst in der Kombüse verschwunden.“

Sein Blick glitt über Sanjis Hals und seine Augen verengten sich. Rasch griff der blonde Koch sich an den Hals, an dem er wieder getrocknetes Blut fühlte.

Zoro blickte ihn auffordernd an. Sanji erwiderte den Blick trotzig.

„Und wenn du nicht im Weg stehen würdest, wäre ich es jetzt auch“, sagte er angriffslustig. „Aber wie mir scheint willst du heute auf dein Frühstück verzichten, Moosbirne.“

„Käsefrisur“, knurrte Zoro, der scheinbar auf die Stichelei einging und nicht weiter nachhakte, weswegen der Smutje aussah, wie er aussah. „Du solltest besser aufpassen, was du sagst, immerhin hab‘ ich dich wecken müssen! Ohne mich würdest du immer noch auf der faulen Haut liegen!“

„Klappe Marimo! Wer von uns beiden liegt denn ständig auf der faulen Haut und ist zu nichts zu gebrauchen?“, knurrte Sanji zurück und bohrte seinen Zeigefinger schmerzhaft in Zoros Brust.

Doch anstatt etwas zu erwidern oder seine Hand beiseite zu schlagen, fixierte der Schwertkämpfer nun bloß seinen Hals, der jetzt dank Sanjis Fingerpiekattacke wieder allen Blicken frei gegeben war.

Zoro wirkte zufrieden mit sich, doch besah er das, was sich ihm nun bot alles andere als zufrieden. Sanji presste die Lippen zusammen und blickte seinen gegenüber mürrisch an. ‚Darauf scheint er ja nur gewartet zu haben. ‘

Überraschender Weise sagte Zoro jedoch nichts weiter und schenkte ihm nur wieder einen auffordernden Blick. Sanji ging ein Licht auf.

‚Aha! ‘, dachte er triumphierend. ‚Er traut sich also nicht zu fragen, woher das Blut kommt. Selber Schuld.‘

Tatsächlich blieben Zoros Worte aus und Sanji nutzte die Gelegenheit, um sich an ihm vorbei zu schieben. „Wenn du erlaubst…“

Er schloss die Tür hinter sich und seufzte leise. ‚Das hätten wir.‘

Zoro auf der anderen Seite der Tür setzte eine finstere Miene auf zu.

Wieso war der bescheuerte Topflappen verletzt? Und auch noch das zwei Mal in Folge in derselben Nacht?! Hatte er sich etwa im Schlaf selbst verletzt? Nachdem der Koch in der Nacht wieder zu Bett gegangen war, hatte Zoro sich stark auf die Jungenkajüte konzentriert, doch war niemand wach gewesen. Es hatte keinen Kampf oder Ähnliches gegeben.

Und beide Male, bevor der Koch aufgewacht war, hatte er im Schlaf laut gestöhnt und hatte sich in einem seltsamen Zustand befunden. Zoro, der ein ausgezeichneter Beobachter war, waren weder die Gesichtsfarbe, noch das Schwitzen, noch das schnelle Atmen und der taumelnde Gang entgangen. Und was war mit dem Blut? Er zermarterte sich das Hirn, bis sein Stolz ihn stoppte. Wahrscheinlich war der Koch nur krank! Kein Grund sich Gedanken zu machen oder so etwas! Schnaubend drehte er sich um und ging in Richtung Küche davon.

Er war sowieso viel zu nett zu der idiotischen Schürze gewesen. Er hatte ihn sogar geweckt! Plötzlich war er mächtig stolz auf sich, verjagte alle Gedanken an den Smutje und schwang sich in der Kombüse auf eine Bank, um dort auf sein Frühstück zu warten. Dann fiel ihm ein, dass der Pfannenschwinger sicherlich jeden Moment zur Tür herein kommen würde, um mit der Zubereitung des Frühstücks zu beginnen. Und wieso sollte er dort warten und sein Frühstück in Empfang nehmen?! Sollte der Ofenputzer es ihm doch bringen! Er ging trainieren.
 

Sanji indessen hatte das Blut, das seine kompletten Haare verklebt hatte, beseitigt und sich frisch gemacht. Als er in den Spiegel blickte, konnte er nichts Merkwürdiges erkennen. Gut, der Hauch von Augenringen, war bei ihm beinahe schon eine andauernde Begleiterscheinung, sagte er sich- vielleicht nur, um sein Gewissen zu beruhigen. Kein Grund zur Unruhe. Und ein wenig blass war er doch auch immer, nicht? Er setzte einen Finger an sein Auge und zog die Haut darunter nach unten. Dann streckte er die Zunge heraus und mustere sie. Ihm fiel nichts Außergewöhnliches auf. Auch sein Ohr schien allem Anschein nach völlig wie immer zu sein.

Achselzuckend blickte er sein Spiegelbild an und sagte:“Tja…Einbildung ist auch eine Art Bildung“, zog eine Zigarette aus der Schachtel, die in seiner Tasche war, zündete sie an und ging nach draußen an Deck.

Dort sah er Zoro, wie er sich auf den Weg in seinen Trainigsraum machte.

Sanjis Augenbrauen wanderten ein Stück gen Haaransatz. ‚Ach so? Ich dachte, er ist so hungrig? ‘

Einige Augenblicke lang blieb er stehen und betrachtete das Meer, bis seine Zigarette aufgeraucht war. Dann ging er in die Kombüse und begann damit, das Frühstück zuzubereiten.
 

Kaum hatte er den ersten Teller mit duftendem Essen auf dem Tisch abgestellt, schlug auch schon die Tür auf und ein sehr hungrig aussehender, schwarzhaariger Junge mit Strohhut und vom Schlaf noch wüstem Haar kam herein gestürzt.

„Juchu! Es gibt Frühstück“, rief er laut und kaum saß er am Tisch, war sein Mund bereits prall mit Essen gefüllt.

„Oh nein! Luffy ist schon drin!“, erklang eine panisch klingende Stimme an Deck und einige Sekunden und Gerumpel später erschienen ein kleiner Elch mit rosafarbenem Zylinder, ein Junge mit einer beachtlich langen Nase und ein sehr großes, lebendiges Skelett in der Tür der Kombüse. Der Junge mit dem Strohhut sah ihnen kauend und vergnügt lachend dabei zu, wie sie versuchten sich zu dritt durch die Tür zu manövrieren, scheiterten und in einem Knäul auf dem Türabsatz landeten.

Zwei schlanke Beine stiegen über das Knäul hinweg und eine junge Frau mit orangefarbenen Haaren und Zeitung unter dem Arm erschien in der Kombüse und ärgerte sich lautstark über den Trubel am frühen Morgen.

Sanji, der mit Schürze am Herd stand und alles amüsiert beobachtete hatte, setzte ein strahlendes Lächeln auf, ließ alles stehen und liegen, schnappte sich eine Kanne Kaffee, goss das dampfende Getränk in eine Tasse und schwebte im Wahrsten Sinne des Wortes zu der Frau hinüber.

„Guten Morgen Nami-San“, sagte er strahlend und drückte ihr die Tasse in die Hand. „Ich hoffe, er schmeckt dir, er ist mit Liebe gemacht.“

Nami nickte anerkennend, nahm die Geste aber scheinbar kaum zur Kenntnis und setzte sich dann neben den Jungen mit dem Strohhut, der allem Anschein nach die Teller bereits im Alleingang leer geputzt hatte und nun mit den Händen auf dem Tisch trommelnd nach Nachschlag verlangte.

Das Knäul auf der Türschwelle hatte sich währenddessen gelöst und die drei Piraten hatten sich eilig an den Tisch gesetzt.

„Luffy hat alles allein gegessen!“, weinte der kleine Elch, der den Kopf auf der Tischplatte abgelegt hatte.“Ich bin extra vor ihm aufgestanden!“

Sanji stellte weitere Teller auf den Tisch und sofort entbrannte ein heftiger Kampf zwischen den Hungrigen. Nami saß nur mit genervter Miene hinter ihrer Zeitung verborgen und trank lesend ihren Kaffee.

„Fo fimb Fobim fmb Fmbfi?“, kam es kauend von Usopp, der sich scheinbar aus Panik davor, dass er nichts von all dem Essen abbekommen würde, etwas von allem, das er erreichen konnte, in den Mund geschoben hatte. Der Tisch war inzwischen überladen mit Essen.

„Die wollten doch heute morgen etwas in der Stadt erledigen“, antwortete Brook, der erstens keine Lippen, um das Essen, das er sich in den Mund schob, zu halten und zweitens auch keinerlei Anstand und Benehmen hatte, sodass ihm sein zur Hälfte gekautes Frühstück unappetitlich wieder auf seinen Teller fiel.

„Fff fja“, schmatzte Usopp nickend.

Franky und Robin waren am gestrigen Tag gemeinsam in der Stadt auf der Insel, an der sie gerade ankerten, unterwegs gewesen und hatten verkündet, sie würden am nächsten Morgen gern zur Frühstückszeit noch einmal dorthin gehen; die anderen sollten mit dem Frühstück nicht auf sie warten.

Namis finsterer Blick verschwand, als sie daran dachte und sie gluckste. Sanji hingegen zog am Herd einen Flunsch. Sie beiden wussten nur zu genau, was die beiden- verdächtiger Weise- genau zur Frühstückszeit in dem lauschigen Örtchen suchten und warum sie auch kein Frühstück wollten.

Luffy jedoch schaute nur verständnislos bei dem Gedanken, dass jemand freiwillig auf Sanjis Frühstück verzichtete. Doch schon im nächsten Moment erhellte sich sein Gesicht wieder. Nami vermutete, dass er zu der Schlussfolgerung gekommen war, dass somit mehr Essen für ihn übrig blieb und sie musste noch breiter lächeln. Chopper war ganz darauf konzentriert, trotz dem herrschenden Krieg am Tisch, satt zu werden, sagte deswegen nichts und hörte auch nicht zu.
 

Sanjis Gedanken wanderten nun zu dem griesgrämigen Schwertkämpfer, der sich trotz des alarmierenden Lärmes in der Küche nicht blicken ließ. ‚Will sich wohl nicht dazu herab lassen, hier aufzukreuzen, was? ‘, dachte Sanji grimmig. Und er überlegte, ob er ihm nicht etwas aufheben sollte, bevor die hungrige Meute nichts mehr übrig ließ. Schließlich war er der Koch, der alle hungrigen Mäuler stopfen musste. Er selbst hatte bereits nebenbei gegessen. Vielleicht war Zoro so in sein Training vertieft, dass er nicht mitbekommen hatte, dass das Essen bereits auf dem Tisch stand.
 

Widerwillig ging er mit einem Teller zum Esstisch, an dem noch immer eine Schlacht um die besten Stücke herrschte und angelte sich hier und dort etwas, um es anschaulich auf dem Teller zu drapieren. Nami hob den Blick von ihrer Zeitung und beobachtete ihn dabei.

Der Koch bemühte sich, teilnahmslos und unbekümmert zu wirken und verdrückte sich schnell wieder an den Herd, um den Teller dort warm zu halten und ein wenig aufzuräumen.

‚Aber hoch bringe ich ihm den Teller sicherlich nicht! ‘, dachte er, entrüstet über sein eigenes Handeln. ‚Pflicht, die anderen davor zu bewahren zu verhungern, hin oder her! Kellner bin ich nicht! ‘

Namis Augen ruhten immer noch auf dem blonden Koch. Ein Grinsen stahl sich über ihr Gesicht, weswegen sie ihre Zeitung ein wenig anhob.

‚Aber ich hab‘ auch nicht bescheid gesagt, oder sonstwas‘, überlegte Sanji inzwischen, während er seine Pfanne wusch. ‚Und immerhin hat er mich heute geweckt. Und er war so erpicht auf’s Frühstück…‘

Doch er wollte sich nicht die Blöße geben und ihm das Essen hinterher tragen, wie eine geknechtete Hausfrau ihrem verwöhnten Mann. Bei dem Vergleich rebellierte sein Stolz nur umso mehr und als hätte seine Kochgerätschaft ihm diesen Gedanken beschert wuchtete er einen Topf samt Deckel und Löffel krachend in die Spüle und murmelte wütend Beschimpfungen in sich hinein.

Als hätte Nami seine Gedanken gelesen erhob sie sich und legte die Zeitung beiseite. Dann kam sie zu dem Koch herüber, nahm den Teller vom Herd und als sie an dem verdutzten Sanji vorbei ging sagte sie:“Ich denke, ich werde das Zoro bringen, bevor sich noch Luffy den Teller schnappt.“ Und sie verschwand nach draußen.

Sanji sah ihr ertappt nach, seufzte dann und widmete sich wieder dem Spülwasser.
 

Zoro, der sehr wohl bemerkt hatte, dass in der Kombüse Leben eingekehrt war, war so in sein Training vertieft, dass er sich nicht losreißen konnte. Kurz hatte er überlegt, ob er nicht nach unten gehen sollte, doch dann sagte plötzlich eine Stimme in seinem Kopf: “PAH! Dann denkt der bescheuerte Pfannenschwinger nur, du würdest sehen wollen, ob er nicht krank ist!“, und schnaubend hatte er sich wieder in sein Training gestürzt.

Gerade hatte er mit den Füßen im Handstand seine größte Hantel gestemmt, als er bemerkte, wie jemand die Leiter zum Krähennest empor kletterte. Als er den Blick zu der Luke wandte, sah er, wie ein Teller samt Stäbchen auf den Boden geschoben wurde. Doch niemand erschien in seinem Blickfeld oder sagte etwas. Dann hörte er, wie dieser jemand die Leiter wieder hinunter stieg.

Feixend betrachtete er den Teller, dann stand er auf und ging zum Fenster. Doch er sah nicht den Smutje, der unten an Deck wieder ankam, sondern Nami. Entsetzt stellte er fest, dass er in irgendeiner Art und Weise enttäuscht darüber war und ärgerte sich über sich selbst während er hungrig sein Frühstück verschlang.
 

Als Franky und Robin knapp nach dem Frühstück wieder ankamen, legten sie auch schon ab, um ihrem Kurs weiter zur nächsten Insel zu folgen. Es wurde immer wärmer, scheinbar näherten sie sich einer Sommerinsel. Franky hatte mit Usopp zusammen einen Pool samt Wasserrutsche und Sprungturm installiert, in oder an dem sich nun alle vergnügten. Luffy, Chopper und Brook waren mit Schwimmflügeln und Reifen ausgestattet. Und Usopp, mit Taucherausrüstung geschmückt, zeigte ihnen ausgefallenen Überlebenstechniken, die- laut ihm-, nur er kannte. Franky versorgte Robins Rücken mit Sonnencreme und Nami sonnte sich auf ihrem Liegestuhl neben dem Robins. Sanji war gerade mit einem beleidigten Blick auf die drei in der Kombüse verschwunden, um kalte Getränke zuzubereiten und Zoro döste im Schatten des Baumes, der an Deck wuchs.
 

Die Kälte, die in der Kombüse herrschte, erschien Sanji himmlisch. So setzte er sich auf die mit grünem Polster überzogene Bank und genoss die Kühle. Wenigstens für ein paar Sekunden wollte er sich eine Pause gönnen. Während er sich entspannte und seine Augen schloss, überkam ihn plötzlich ein Schaudern. Die kühle Luft beunruhigte ihn aus einem für ihn unbegreiflichen Grund. Fast fühlte er sich beobachtet und er lauschte. Nur die freudigen Schreie seiner Freunde und das Spritzen und Platschen von Wasser drangen an sein Ohr.

Misstrauisch lauschte er weiter, denn das Gefühl war immer noch nicht verschwunden. Das Ticken einer Uhr, die an der Wand hing. Das Brummen des Kühlschrankes, das ihm sehr vertraut war. Das leise Geräusch der schnarchenden Teleschnecke, die nicht weit von ihm auf einer Kommode schlief. Plötzlich schienen alle Geräusche in weite Ferne gerückt zu sein und Kälte breitete sich in ihm aus. Der Raum erschien ihm dunkel und von der Außenwelt abgeschottet. Und er bemerkte, dass sein Kopf schmerze. Die Schmerzen nahmen kontinuierlich zu. Sie schienen von seinem linken Ohr auszugehen, sich weiter zu seinem Nacken zu ziehen und von dort aus über und durch seinen ganzen Kopf auszubreiten. Von einer Gänsehaut geschüttelt fasste er sich mit beiden Händen an den Kopf und mit einem Mal waren alle Geräusche in dem Raum wieder da. Doch von unnatürlicher Lautstärke. Das Ticken der Uhr war wie Schläge, die auf ihn einhämmerten. Alle Geräusche vermischten sich und rauschten und dröhnten in seinen Ohren, dass ihm schlecht davon wurde. Seine Schläfen pochten und tausend Nägel schienen sich in seinen Kopf zu bohren, als er etwas fühlte. Seine Fingerspitzen tasteten langsam über seinen Hinterkopf, während er erstarrte. Zwischen den Haarwurzeln fühlte er etwas Raues. ‚Hab‘ ich mich verletzt? ‘

Seine Fingerspitzen glitten über diese raue Stelle und nun stellte er fest, dass etwas sich, wie Linien, über seinen gesamten Kopf zog. Unverkennbar waren es mehrere, die miteinander verbunden waren und ihn an verschorfte Kratzer erinnerten. Seine Augen weiteten sich.

Plötzlich nahmen die stechenden Schmerzen rapide zu und lähmten sein Handeln und seine Gedanken. Geblendet von dem weiß glühendem Schmerz rutschte er stöhnend von der Bank herab und sank auf die Knie, während seine Hände seinen Kopf umklammerten. ‚Scheiße.‘

Einige Sekunden lang wusste er nicht, wie ihm geschah. Er rang mit der Ohnmacht und versuchte gegen den Gedanken, sich dieser einfach hinzugeben, anzukämpfen. Doch seine Kräfte schwanden und als er sich zwang, seine Augen zu öffnen, erblickte er nur Dunkelheit. Schlagartig durchzog seinen Körper eine Kälte, als wäre er in eiskaltes Wasser getaucht. Genauso blieb sein Atem aus. Als er den Mund öffnete, schien sich dieser mit der eisigen Flüssigkeit zu füllen- wie auch seinee Atemwege. Sein Kopf war leer, noch betäubt und von dem Schmerz, der verflogen war. Auf eigenartige Weise konnte er das Blut, das durch seine Adern floss, spüren. Kalt fühlte es sich an. Langsam schloss er wieder die Augen und lauschte seinem verlangsamten Herzschlag. Kein Gedanke erinnerte ihn ans Atmen oder daran, von diesem Ort zu fliehen, nach einem Ausweg zu suchen.

Doch er fühlte sich nackt, in der Dunkelheit, ungeschützt und ihr ausgeliefert. Nun schloss er seine Lider und lauschte weiter seinem Herzschlag, bemerkte nicht, wie sich ihm etwas in der Finsternis näherte.

Dann hörte er noch etwas Anderes. Jemand rief seinen Namen. Träge hob er die Lider wieder. Er erblickte eine Holzdecke und fühlte gleichzeitig, dass er auf dem Boden der Kombüse lag. Seine Schläfen pochten und allmählich verschwand das eisige Gefühl aus seinem Körper und Wärme breitete sich wieder aus. Es war ein schönes Gefühl und er genoss es. So lange, bis sich die Kälte soweit verzogen hatte, dass ihm wieder heiß wurde. ‚Verrückt…‘
 

„Ist alles in Ordnung, Sanji?“, fragte eine leise Stimme dicht an seinem Ohr. Er wandte den Kopf und erblickte Chopper, der neben ihm hockte und ihn besorgt musterte.

Mit einem verwirrtem Blick setzte sich der blonde Koch auf und strich sich durch das Haar.

„Ich glaube schon“, sagte er langsam, während er versuchte, die Situation, in der er sich befand, zu begreifen. Er befand sich auf dem Boden der Kombüse, soviel hatte er zuvor auch schon herausgefunden. Von draußen drang Rufen und vergnügtes Jauchzen an sein Ohr. Wasser platschte und er hörte Namis wütende Rufe. Nun fühlte er das vertraute Wanken des Schiffes und die Wärme, die durch die geöffnete Tür von draußen herein drang. Die Sunny-Go.
 

„Was ist passiert? Hast du einen Sonnenstich?“, fragte Chopper und zückte sein Stethoskop. Als er Sanjis verständnislosen Blick sah, fügte er hinzu: „Naja, du lagst auf dem Boden. Vielleicht ist dir die Hitze nicht bekommen? Bist du ohnmächtig geworden?“

Der Koch konnte sich nicht erinnern, dass es ihm schlecht gegangen war. Doch als er überlegte, wurde ihm sein pochender Hinterkopf bewusst und ihm fielen die Kopfschmerzen wieder ein, die plötzlich eingesetzt hatten, als er allein im kühlen Raum eine Pause machen wollte.

„Ja, ich denke, das stimmt“, sagte er dann langsam und stand dann auf. „Aber ich fühle mich, wie immer.“

Das stimmte. Die Schmerzen waren verschwunden. Und das genauso schnell, wie sie gekommen waren.

Der kleine Elch musterte ihn misstrauisch und besorgt. Doch Sanji sah nicht krank aus. Er wirkte bloß erschöpft und etwas müde.

„Gut“, sagte er dann nickend und seine Miene strahlte wieder. „Ruh‘ dich am besten etwas aus. Wir sind bald da- hat Nami gesagt- und es wird draußen immer heißer!“

„Ist gut. Ich mache kalte Getränken“, sagte Sanji gut gelaunt, ging hinüber zum Küchenbereich und stellte ein Körbchen von Namis Orangen auf die Theke. Er war erleichtert, als Chopper ihm seine Hilfe anbot, da er einerseits ungern wieder nach draußen, in die Hitze gehen, aber andererseits auch nicht allein in der Küche verbleiben wollte. Der kleine Arzt mit seinem dicken Pelz vertrug die Hitze überhaupt nicht und stellte sich dicht an den Kühlschrank. Immer, wenn der Blonde die Tür zu diesem öffnete, seufzte Chopper wohlig auf. Schließlich reichte ihm Sanji ein Eis am Stiel und seine Augen funkelten.
 

Nach wenigen Minuten standen neun hübsch verzierte Kristallgläser, gefüllt mit eiskalten Cocktails auf einem Tablett, das Sanji elegant mit einer Hand trug. Die beiden Piraten verließen gemeinsam die Küche.

Nami wandte den Kopf um, als sie das Klappen der Tür hörte.

„Warum hat das denn so lange gedauert?“, rief sie.

Die Sonne brannte vom Himmel. Keine einzige Wolke war zu sehen, dafür jedoch eine Insel, in der Ferne. Chopper streckte sofort die Zunge heraus und stöhnte:“Zu heiß!“ Dann krabbelte er- samt kaltem Getränk- unter den Liegestuhl von Nami und streckte alle Viere von sich.

Auch Sanji war wie erschlagen von der Hitze. Kurz verharrte er im Schatten hinter der Tür, dann pustete er sich seine Haarsträhnen aus dem Gesicht und stieg die Stufen zum Gras hinunter. Ein bedrohliches Gefühl ging von der Sonne aus, das ihn schaudern ließ, als er den Schatten verließ. Fast kam er sich ihr ausgeliefert vor. Und dieses Gefühl war ihm seltsam vertraut. Die Berührung mit den hellen Strahlen fühlte sich unangenehm heiß an und unwillkürlich tauchten in seinen Gedanken Bilder von vertrocknetem Gras, Blumen und Bäumen auf.

Seinen Freunden allerdings schien alles wie immer vorzukommen. Sie genossen die Sonne und waren vergnügt und glücklich.

Nur Chopper, dessen Körper für weit kälteres Klima gebaut war, litt in der Hitze. Doch das war schon immer so gewesen und vollkommen logisch. Der junge Koch jedoch hatte bis zu dem jetzigen Zeitpunkt nie Probleme bei heißem Klima gehabt. Doch Sanji wusste, dass sein Unbehagen nicht an den Temperaturen an sich lag. Es waren eher die Gefühle, die sie in ihm auslöste.

Nun schüttelte er den Kopf und reichte Nami, die er inzwischen erreicht hatte, mit entschuldigender Miene und glühend verliebtem Blick, ein Glas.

„Bitte verzeih‘, dass es so lange gedauert hat, Nami-San. Hier ist dein Drink“, sagte er, zu träge, für weitere Ausschmückungen seiner Worte. Dann reichte er auch Robin ein Glas, wobei er schwieg und nur matt lächelte. Nami betrachtete den Koch stirnrunzelnd. ‚Was ist denn los mit ihm? ‘

Sie war verwirrt. Sonst konnte sich der Smutje kaum bremsen, was Komplimente und schnulzige Sprüche anging. Doch jetzt sagte er keinen Ton und wirkte teilnahmslos.

Nami fühlte sich enttäuscht. Schließlich lag sie, bloß mit Bikini bekleidet auf ihrem Handtuch auf einem Liegestuhl direkt vor ihm. Da war ein hübsches Kompliment doch das Mindeste. Sie ertappte sich dabei, wie sie den Träger ihres Bikinioberteiles unauffällig von ihrer Schulter rutschen ließ und das Haar in den Nacken warf, doch Sanji war bereits gegangen und versorgte den Rest der Crew mit kalten Getränken. Franky, der das Schiff gerade steuerte, brachte er seinen Drink die Treppen hinauf. Nami sah dem Koch besorgt nach.

Ein gekränktes Schnauben entwich der Orangehaarigen und sie drehte sich beleidigt auf den Rücken, an ihrem Cocktail nippend.

Robin kicherte. Sie hatte die Navigatorin beobachtet und sah nun amüsiert aus. Nami wurde rot.

„Was denn?“, sagte sie schmollend, als etwas auf ihrem Kopf landete. Luffys Strohhut. Verdutzt sah sie sich um. Die Sonne blendete sie.

„Pass mal auf ihn auf, ich muss eine Tauchübung machen“, rief Luffy, der sein Cocktailglas in einem Zug geleert hatte, ihr zu und verschwand im Pool.

Wieder kicherte Robin. Doch in ihrem Kopf arbeitete es. Auch sie hatte sich über die ausgebliebene Schwärmerei des jungen Kochs gewundert und war stutzig geworden. Nun folgten ihre Augen gerade diesem, um ihn zu beobachten. Es wollte schon etwas heißen, wenn dieser Mann keinen Ton machte, obwohl die beiden ‚Ladies‘ in Badebekleidung direkt unter seiner Nase lagen.

Sanji, der von alldem nichts bemerkt hatte, streifte nun sein Jackett ab und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn, bevor er es über die Lehne eines Stuhls hing.

Die Hitze benebelte seinen Geist und er wollte wieder in die Kombüse verschwinden, um sich der Kühle dieser erneut hinzugeben. Jedoch war ihm ebenfalls unbehaglich dabei, denn er wusste, dass sie ihm gleichzeitig auch unheimlich war. Sowohl die Hitze, als auch die Kälte fühlten sich intensiver an, als er es gewohnt war. Vielleicht wurde er wirklich krank.

Nun stellte er Zoro, der schnarchend unter dem Baum lag, das vorletzte Glas, das noch auf seinem Tablett verblieb, vor die Füße ins Gras. Sein eigenes Glas- das letzte verbliebene auf dem Tablett- nahm er dann selbst zur Hand und nahm einen Schluck, während er den Schlafenden ungläubig betrachtete.

‚Wie kann der bei der Hitze hier seelenruhig schlafen? ‘, fragte er sich grimmig. Ihm wurde bewusst, wie müde er sich fühlte.

„Hör auf zu glotzen, Küchenscharbe“, grummelte Zoro nun, der offenbar bemerkt hatte, dass Sanji vor ihm stand. Nun griff er nach dem Glas, das der Koch ihm ins Gras gestellt hatte und setzte es an seine Lippen. „Ich trink‘ ja schon!“

Sanji schenkte ihm keinen weiteren Blick und ging eilig in Richtung Treppe davon. Der Schwertkämpfer öffnete ein Auge und blickte ihm nach. Wollte sich der andere denn nicht mit ihm zanken? Er sah zu, wie Sanji langsam die Stufen hoch stieg, scheinbar, um das Tablett wieder in die Küche zu bringen.

Dann traf ihn plötzlich ein Schwall Wasser im Gesicht und er verschluckte sich vor Schreck an seinem Getränk. Hustend wandte er sich mit finsterem Blick um und erblickte seinen Kapitän, der über den Rand des Pools zu ihm hinüber spähte. ‚Verdammter Mist!‘

„ZORO!“, erklang Luffys Stimme. „Endlich bist du wach! Komm auch ins Wasser. Sieh mal, was Usopp uns beigebracht hat!!“ Und der Schwarzhaarige tauchte wild mit den Armen fuchtelnd unter und verschwand. Offenbar hatte er nicht daran gedacht, dass Zoro ihn so nicht bei- was auch immer er ihm zeigen wollte- beobachten konnte.

Als er strahlend wieder auftauchte, zog er einen Flunsch, denn der Schwertkämpfer, der sich bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreich vor dem Baden gedrückt hatte, hatte seinen Platz verlassen.

„Wo willst du denn hin, Zoro?“, rief nun Usopp grinsend, der in einem Schwimmring saß und seinen Cocktail trank. Er hatte den Grünhaarigen feixend bei seiner Flucht beobachtet.

Zoro, der auf der Treppe stand, sah sie ertappt an und lächelte schief.

„Ich bin gleich wieder da“, rief er, verschwand durch die erstbeste Tür, die er erreichten konnte und stieß mit Sanji zusammen. Unsanft landete dieser nun auf dem Boden und sah Zoro wütend an.

„Pass gefälligst auf, wo du hin rennst, Grobian“, fuhr er ihn an, blieb jedoch am Boden sitzen.

„Pass selber auf, du Schwachmat!“, knurrte Zoro zurück. „Was rennst du auch hier 'rum!?“
 

Wenige Augenblicke zuvor hatte sich Sanji in seine Koje gelegt, um sich etwas auszuruhen, da er die trockene Hitze an Deck nicht länger ertragen konnte. Doch dann hatte ihn erneut das eiskalte Gefühl heimgesucht, wie schon zuvor in der Kombüse und er wollte wieder zu den anderen. Langsam kam er sich vor, wie ein Irrer. Unruhig und unentschlossen war er wieder aus seiner Koje aufgesprungen. Es war zum Verrücktwerden.

Doch gerade, als er den Raum wieder verlassen wollte, war er mit ausgerechnet Zoro zusammen gestoßen.
 

„Ich kann hin gehen, wohin ich will, du Gorilla!“, raunte er, dann erhob er sich endlich, schwankte dabei jedoch bedrohlich. Zoros Augen verengten sich, als er dies beobachtete. „Und jetzt geh mir aus dem Weg!“

Zoro versperrte ihm den Weg. Für einen Augenblick hatte er gedacht, der Koch würde taumeln und umkippen, doch nun wirkte dieser wieder wie immer. Und obendrein gereizt.

„Was soll das, Spinatschädel?“, knurrte er. „Du schreist ja gerade zu danach, dass ich dir eine Lektion erteile.“

„Du willst mir eine Lektion erteilen? Was willst du mir denn beibringen?“, knurrte Zoro zurück und bleckte die Zähne. „Was kannst du denn groß weiter, als Sprüche klopfen und den Kochlöffel schwingen?“

„Spar dir deine Worte. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du für lange Zeit gar nichts mehr sagen können.“ Sanji lockerte den Knoten seiner Krawatte.

„Ach ja? Das will ich sehen, Schwächling.“ Zoro zückte sein Schwert.

„Dann pass mal auf! Ich verdresch' dich, dass dir hören und sehen vergeht!“

Und bevor der Schwertkämpfer etwas erwidern konnte, war Sanji auf ihn zu gesprungen. Zoro wich seinem Tritt knapp aus und hob mit seinem Schwert nach dem Blonden. Dieser machte einen Rückwertssalto, landete auf den Händen und trat, sich drehend, einige Male nach dem Schwertkämpfer. Doch der Grünhaarige wich aus und parierte schließlich einen Tritt mit seinen Schwertern. Einen kurzen Moment lang drückten die Klingen mit der stumpfen Seite gegen Sanjis Fuß. Beide Piraten drückten fest gegeneinander und funkelten sich an. Dann verlagerte Sanji den Druck, Zoros Schwerter wurden nach unten gedrückt, der Smutje sprang über sie hinweg und er trat seinem gegenüber fest gegen die Brust, sodass dieser nach hinten fiel. Doch Zoro schlug im Fall mit einem Schwert nach dem anderen und erwischte eins von dessen Beinen.

Beide Männer landeten hart mit dem Rücken auf dem Boden und keuchten auf. Dann stürzten sie sich wieder aufeinander und ein wilder Kampf entbrannte.
 

Nami, die draußen inzwischen wieder ihre Zeitung hervorgezogen hatte und las, warf einen finsteren Blick Richtung Jungenkajüte, in der es laut polterte.

„Dieses Schiff“, fing sie an, wandte sich dabei an Robin. „Dieses Schiff ist riesengroß! Also wie schaffen es diese beiden Streithähne nur immer, sich irgendwie in die Quere zu kommen?“

Robin kicherte amüsiert und blickte dann auf, als Nami Anstalten mache, aufzustehen.

„Lass sie“, sagte sie dann. „Es ist viel zu heiß, um jetzt hier herum zu laufen und noch mehr Aufruhr zu machen. Spar dir deine Kräfte lieber.“ Ihr Rat wurde beherzigt und Nami machte es sich wieder bequem.

„Du hast Recht.“, sagte Nami. „Wenn sie sich unbedingt prügeln wollen, sind sie selber Schuld!“
 

Inzwischen war die Kajüte der Jungen verwüstet und sowohl Sanji als auch Zoro standen schweißgebadet und keuchend voreinander, sich wütend anfunkelnd.

„Du solltest langsam aufgeben, Schnitzelklopfer.“ Zoro grinste. Er sah mitgenommen aus.

„Geht dir etwa die Puste aus, Schwerterfuchtler?“ Sanji grinste zurück, nicht weniger angeschlagen.

Jedoch fühlte er sich schlechter, als er sich gab. Er wollte es nicht zugeben, doch er befürchtete, jeden Moment in die Knie zu gehen. Schon seit einigen Minuten hatte er große Mühe, seinen Blick geradeaus zu halten und seinen Gegner im Auge zu behalten, denn sein Kopf erschien ihm merkwürdig schwer. Genauso, wie seine Gliedmaßen und Bewegungen.

„Pah, davon träumst du wohl. Im Gegensatz zu dir trainiere ich täglich“, hörte er Zoro höhnisch sagen, dann traf ihn plötzlich überraschend ein harter Schlag in die Seite und im nächsten Moment schlug er mit dem Rücken gegen die Wand. Er hatte diesen Schlag nicht kommen sehen und war eiskalt überrascht worden.

Einen Moment lang hatte er nicht aufgepasst und Zoro hatte seine Chance genutzt. Jetzt blickte er triumphierend auf den Blonden hinab und grinste. „Das war’s, Koch!“

Eine Klinge legte sich an Sanjis Kehle. „Du darfst deinen Gegner keine Sekunde aus den Augen lassen. Mal wieder zeigt sich, dass du viel zu schwach bist.“

Sanji schlug die Klinge an seinem Hals wütend beiseite. Er wollte sich nicht noch mehr demütigen lassen. „Hör auf, mich zu belehr-“

Sein Blick verschwamm, als er zu dem Schwertkämpfer aufsah. Dieser sprach zu ihm, doch er konnte seine Stimme nicht hören. Der Schlag auf den Kopf hatte etwas darin ausgelöst. Er versuchte Zoros Gesicht zu erkennen und starrte ihn an. Kein Ton drang an seine Ohren. Dann bemerkte er, dass hinter dem Grünhaarigen schwarze Flecken auftauchten. Sie erinnerten ihn an Tintenkleckse, die verliefen und sich ausbreiteten. Ihre dünnen Ärmchen verbanden sich, um zu einer großen Masse zu verschmelzen. Nun griffen sie auch nach Zoro, der sie gar nichts zu bemerken schien.

„Pass auf!“, rief Sanji ihm zu und zog sich hoch auf seine Knie. Weiter kam er nicht.
 

Zoro betrachtete das Bild, das sich ihm bot mit Verwirrung. Anscheinend war sein Schlag zu heftig ausgefallen, denn bei dem dämlichen Koch war nun offenbar wirklich eine Schraube locker. Er starre Zoro mit weit aufgerissenen Augen und verschwommenem Blick an, dann huschten seine Augen hektisch durch den Raum und fixierten schließlich einen Punkt hinter dem Schwertkämpfer. Als er ihn ansprach, schien der Smutje ihn nicht zu hören. Auf einmal bewegte er seine Lippen, ohne etwas zu sagen, fiel dann nach von und blieb regungslos am Boden liegen.

Der Grünhaarige betrachtete ihn ungläubig und blickte sich dann im Raum um, auf der Suche nach etwas, das ihm Sanjis Verhalten erklären konnte. Als er nichts fand, kratzte er sich ratlos am Kopf und überlegte, was er nun tun sollte. Vielleicht hatte er dem idiotischen Koch nun einen Hirnschaden- oder irgendetwas in der Art- zugefügt.

Zwar war er zufrieden mit sich und der Tat, dem Schürzenjäger eins ausgewischt zu haben, doch nun meldete sich sein Gewissen. Der Koch hatte keinen wirklich gesunden Eindruck auf ihn gemacht und dennoch war Zoro auf den Kampf eingegangen.

Was sollte er nun mit dem Koch machen? Ihn liegen lassen? Das war ihm noch nie passiert. Sonst wurden ihre Kämpfe meist von irgendwem oder irgendetwas unterbrochen. Nun hatte er zwar irgendwie schon gewonnen, doch kam er sich nun schlecht vor und zusätzlich konnte er seinen Triumpf nicht einmal auskosten.

Während er überlegte, war sein Blick auf den Blonden gerichtet, der immer noch reglos mit dem Gesicht nach unten, am Boden lag.

Dann bemerkte Zoro etwas Seltsames und kniete sich neben den am Boden liegenden. Dessen Haare waren durcheinander und gaben den Blick auf seinen Nacken frei. Dort, knapp unter dem Haaransatz war etwas Dunkles zu sehen. Erst dachte Zoro, es wäre Blut. Schließlich hatte sich Sanji hart den Kopf gestoßen. Vielleicht hatte er sich dabei eine Wunde zugezogen.

Doch bei näherem Betrachten sah er, dass es etwas Anderes war. Zwar war es auch rot, doch kein Rinnsal oder Flecken, sondern eine Art Schrift. Als er sich vorbeugte, erkannte er Zeichen, die er nie zuvor gesehen hatte. Sie zogen sich in einer dünnen Linie den Haaransatz des Blonden entlang und verschwanden dann unter dessen Haar. Zoro stutzte. War es ein Tattoo? Davon wusste er nichts.

Verstohlen blickte er sich um, dann räusperte er sich und streckte vorsichtig eine Hand aus. Als er den bewusstlosen Koch berührte, zog er die Hand hastig zurück und blickte sich wieder verstohlen um. Dann streckte er sie erneut aus und strich die blonden Haarsträhnen beiseite. Er kam sich komisch dabei vor, fast pervers, weil er den regungslosen Sanji ohne dessen Wissen daran, berührte.

Und er war sich sicher, dass der Blonde diese Berührung nicht gut geheißen hätte.

Nun konnte er sehen, dass die sonderbare Schrift zwischen den blonden Haaren auf der Kopfhaut des Kochs weiterlief und sich teilte. Kleine Abzweigungen spalteten sich ab und zogen sich scheinbar diesem Muster folgend über den gesamten Kopf Sanjis. Mit einem Finger fuhr Zoro eine der kleinen Linien nach. Sie fühlten sich an, wie getrocknetes Blut.

Plötzlich geschah etwas Seltsames. Bilder tauchten vor seinen Augen auf. Doch es waren keine Gedanken oder Erinnerungen in seinem Kopf. Er schien mitten in ihnen zu sein. An einem dunklen Ort, den er nie zuvor betreten hatte. Für nicht einmal eine Sekunde hatte er die Jungenkajüte verlassen- so schien es. Und er hatte Sanji gesehen. Der Blonde hatte an einer Wand angelehnt in einem Raum gesessen, der dunkel gewesen war.

Doch bevor Zoro begreifen konnte, was geschah, lag der Smutje wieder vor ihm. Seine eigene Hand strich durch weiches und leicht feuchtes blondes Haar. Er runzelte die Stirn. Eigenartige Kühle hatte sich in Sekundenschnelle in ihm ausgebreitet gehabt.

Hatte er die Sunny verlassen gehabt, sich kurz an einem anderen Ort befunden? Doch das war unmöglich. ‚Die Hitze steigt mir zu Kopf. ‘

Sein Blick fiel wieder auf die rötlichen Linien auf der Kopfhaut des Mannes vor ihm. Wieso ließ sich der Koch solch ein seltsames Tattoo stechen? Noch dazu an einer Stelle, an der es niemand sah und die- wie Zoro fand- wirklich merkwürdig war? Obendrein hielt er Sanji für jemanden, zu dem nichts weniger passte, als ein Tattoo. Während er sich diese Gedanken machte, meldete sich wieder eine Stimme in seinem Kopf.

‚Was kümmert es mich, was der bescheuerte Topflappen mit seinem Körper tut und was zu ihm passt und was nicht?! ‘ Er schnaubte. ‚Es kümmert mich überhaupt nicht! Dämliche Kringelbraue!‘

Warum hatte er sich überhaupt zu solchen Gedanken herab gelassen? Er hatte den Gläserputzer im Kampf Mann gegen Mann besiegt und das hatte dieser nun davon. Warum legte er sich auch mit Roronoa Zoro an?

Endlich fühlte er sich siegreich und überlegen. Mit einem Klirren ließ er seine Schwerter wieder in ihre Scheiden gleiten und erhob sich. Zeit für etwas Sake.

Gerade hatte er die Tür erreicht, als er hörte, wie der blonde Koch, den er als Strafe für dessen Niederlage, auf dem Boden liegen gelassen hatte, ein beunruhigendes Stöhnen von sich gab. Zoro wandte sich um. ‚Schon wieder!‘
 

--Fortsetzung folgt –
 

Muaha~ ich konnte mich nicht entscheiden, an welche Stelle ich den Schlussstrich setze. Hm, hier ist er doch hübsch, nicht wahr? 8D
 

Dann bis spätestens nächstes Wochenende.

Nox

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Superbia aut Contumacia?

Sooo...dieses Kapitel kommt etwas später, aber besser spät, als nie...*hust*
 

Nachdem das letzte scheinbar so schrecklich war, dass es unter adult gestellt wurde, ist dieses hier wirklich zahm. Allerdings ist es auch das ungebetateste Kapitel der Welt und folglich sind sicherlich eine Millionen Tipp- und Doofheitsfehler din. Ich hab's zwar ein paar Male durchgesehen und verbessert, aber nach 1000 Stunden vor dem Rechner sitzen, bin ich blind für Fehler geworden.

Ich hoffe, ihr könnt darüber hiweg sehen :) *hust*
 

Viel Spaß...oder was auch immer 8D
 


 

Kapitel 3 - Superbia aut Contumacia?
 


 

Blut. Der gesamte Boden war blutverschmiert.

Eine Spur zog sich von der Koje des Blonden bis zu eben diesem am Boden entlang. Der Raum war stickig und kam Zoro ungewöhnlich dunkel vor. Vorsichtig trat er näher an den jungen Koch heran und hockte sich dann neben ihn.

Sanjis weißes Hemd war durchtränkt von der roten Flüssigkeit und Schweiß. Sein Atem ging flach, seine Haare waren verklebt und zerzaust. Er lag auf dem Bauch, einen Arm in Richtung Tür gestreckt und das Gesicht war von Zoro abgewandt.
 

‚Er atmet‘, schoss es ihm durch den Kopf, doch nun begannen seine Gedanken zu rasen. Was war geschehen? Er spürte keine weitere Person auf dem Schiff und nichts Ungewöhnliches war ihm zuvor aufgefallen. Also was war mit dem Koch passiert? Er war alles andere als schwach. Wer könnte ihm so zugesetzt haben, ohne dass er, Zoro, etwas davon bemerkt hatte? Außerdem deutete nichts auf einen Kampf hin.
 

Langsam streckte er einen Arm aus und berührte die Schulter des Blonden. Sie fühlte sich eiskalt an. Seine Hand zuckte zurück.

„Heh, Koch!“, sagte er und erschrak dabei über die Härte in seinem Tonfall. „Wach auf!“

Als Sanji keine Reaktion zeigte, drehte er ihn auf den Rücken. Der Kopf des jungen Kochs fiel auf die andere Seite, wie der leblose Kopf einer Puppe. Ein Rinnsal Blut bahnte sich nun seinen Weg über seine Stirn, während Zoros geweitete Augen auf den scheinbar Schlafenden gerichtet waren.

Seine Hand ruhte auf der Schulter Sanjis und jetzt spürte er ein Zittern, das von diesem ausging.
 

„Hey…“, fing er an, doch seine Stimme brach und er verstummte.

Die Augen des Kochs waren halb geöffnet. Seine Lider wirkten schwer und sein Blick war verschwommen und starr auf einen Fleck hinter Zoro gerichtet. Etwas Seltsames schien von Sanji auszugehen. Eine Art dunkle Aura, die ihn umgab, ließ den Schwertkämpfer erschaudern. Er konnte sie genau spüren. Der Raum, in dem sie sich befanden, war plötzlich kalt und noch dunkler als zuvor. Das Licht flackerte Unheil verkündend und Zoro war sich sicher, dass die Dunkelheit immer weiter zu nahm. Sein Instinkt sagte ihm, dass er so schnell es ging, aus dem Raum heraus musste.

Etwas Böses lag in der Luft. Etwas, das dem Smutje so zugesetzt hatte. Etwas, das den Raum noch nicht verlassen hatte.
 

Ohne zu zögern legte er einen Arm um den Nacken und einen um die Beine Sanjis und stemmte ihn hoch. Der Geruch von Blut drang ihm in die Nase, doch er hatte keine Zeit sich um die vermeintlichen Verletzungen des Anderen zu scheren.

Hastig trat er die geöffnete Tür noch ein Stück weiter auf, damit sie beide durch den Rahmen passten und stürzte nach draußen an Deck. Die Tür schwang von der Wucht seines Trittes hinter ihm wieder zu. Schnell sprang er über das Geländer vor sich und landete schließlich im Gras.

Sofort legte er den Blonden vor sich auf den Boden und schüttelte sich. Trotz dem Anflug von Panik, die sich seiner bemächtigt hatte, drehte er sich nun verstohlen um, ob jemand das Geschehen beobachtete hatte und ließ sich dann erleichtert ebenfalls ins Gras fallen.
 

‚Wo bleiben die anderen?! ‘, dachte er mürrisch. Warum musste er es sein, der dem Koch nun helfen musste?! Er kannte sich mit Krankheiten nicht aus. Es war wohl das Beste, wenn er einfach nichts tat, bis Chopper bei ihnen war. Würde er sich um den anderen kümmern, würde er sicherlich alles nur noch schlimmer machen!
 

Während er dachte und sich in seinen Gedanken rechtfertigte, glitt sein Blick zu dem regungslosen Koch, der neben ihm lag. Immernoch waren seine Augen halb geöffnet. Doch sein Blick war verschleiert. Es sah aus, als sähen seine Augen in eine vollkommen andere Situation. Als würde er nichts von seinem körperlichen Standort bemerken, sondern eher…
 

Zoro beugte sich vor. Als er sich direkt in das Sichtfeld des Blonden drängte, trafen sich ihre Blicke nicht. Sanjis Blick konnte nicht von dem seinen aufgefangen werden. Unheimlich.

Bloß dessen flacher Atem und sein bebender Körper zeigten, dass er noch am Leben war.

‚Halluziniert er? ‘, fragte sich Zoro nun, gepackt von dem Anblick. ‚Aber…er schläft doch nicht. Seine Augen sind geöffnet. ‘

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen, während er sich dazu zwang, ruhig zu bleiben.

‚Und warum- zur Hölle- ist er so voll mit Blut?! ‘
 

Aber er konnte ihn nicht untersuchen! Das war Choppers Aufgabe. Er war nicht dafür zuständig. Und es war ihm auch egal, was mit dem Koch los war. Außerdem war er am Leben, das war die Hauptsache. Er würde sich davor hüten, auch nur einen Finger krumm zu machen, um den anderen zu untersuchen. Das ging ihn nichts an.

Schnaubend wandte er den Blick von dem regungslosen Smutje ab.
 

Dort auf dem Schiff gab es keinen Gegner, den es zu bezwingen galt. Irgendeine seltsame Krankheit hatte den idiotischen Topflappen befallen, das war alles. Und das war nicht sein Gebiet.

Seine Augen richteten sich auf die Tür über ihnen, aus der er gerade gekommen war. Ein unheimliches Gefühl hatte ihn da drinnen beschlichen, nun war es fort.
 

Jetzt kam er sich lächerlich vor. Warum hatte er so gehandelt? Was war dort schon? Schlechte Luft? Eine sanfte Brise ließ die Haarspitzen der beiden jungen Männer tanzen und strich über das Gras der Sunny-Go.

Dort war niemand gewesen. Nur der kranke Kochlöffel. Während Zoro sich in Gedanken verfluchte und über sich selbst lachte, flackerte etwas in seinem Kopf auf. Es war etwas Unheimliches in dem Raum, in dem der Smutje so lange schlafend gelegen hatte, gewesen. Das konnte er nicht abstreiten. Sein Instinkt hatte Alarm geschlagen.

Und mit Sanji stimmte ebenfalls etwas ganz gewaltig nicht. Er war schon mehrere Male blutverschmiert aus dem Schlaf gefahren. Zoro hatte ihn dabei beobachtet. Und diesmal, nachdem der Koch so lange allein gewesen war, hatte sich das Ganze offenbar verschlimmert.

Was, wenn es wirklich ernst war.
 

Dem Grünhaarigen kroch etwas kalt den Rücken herunter. Das Rauschen des Meeres rückte in weite Ferne und die schwüle Hitze an Deck verpuffte. Sanji blutete. Offensichtlich hatte er versucht aus dem Raum, oben, zu entkommen. Er war über den Boden gekrochen und hatte versucht die Tür zu erreichen.

Zoro musste seinen Stolz beiseite schieben und endlich handeln. Für wen oder was rechtfertigte er sich überhaupt?! Sanji war sein Kamerad und vermutlich war er gleich tot!
 

Zoro wandte sich um, drehte Sanji auf den Rücken und riss mit einem schnellen Ruck dessen Hemd auf. Die Knöpfe lösten sich und fielen ins Gras. Seine Hände schoben die beiden Seiten des Hemdes zurück und nun versuchte er im hellen Schein des Mondes etwas zu erkennen.

Kleine dunkle Linien zogen sich über die Brust des Smutjes. Waren es Einschnitte einer Klinge? Es waren von der Anzahl drei.

Augenblicklich klingelte es in Zoros Gehirn. Dieselben Linien hatte er am Vormittag auf der Kopfhaut des anderen gesehen. Hatten sie zuvor auch schon bis zu dessen Oberkörper gereicht?
 

Sanji schien nichts von alldem zu bemerken. Noch immer starrten seine Augen ins Nichts und sein Atem war flach.

Zoros Blick zuckte kurz zu dessen Gesicht, dann griff er mit der Hand nach seinem Kinn und drehte den Kopf in seine Richtung. „Koch!“

Das weiße Hemd rutschte dem anderen dabei von der Schulter und nun bemerkte Zoro, dass eine der Linie sich über diese zog und mit den Linien, am Kopf des Blonden, verbunden war.

Diese Linie war vor einigen Stunden definitiv noch nicht dort gewesen.

Der Blick des Schwertkämpfers verschärfte sich. Das linke Ohr des Smutjes war zum wiederholten Mal verklebt von Blut. Das rechte Ohr nicht.

Die Haut um die seltsamen Linien her, war rot und es war offensichtlich, dass Blut aus ihnen ausgetreten war.
 

Bildete er es sich nur ein, oder sickerte in diesem Augenblick weiteres Blut durch den weißen Stoff?

Mit einem weiteren Ruck zog er einen Ärmel von Sanjis Hemd weiter nach oben. Seine Arme waren übersät mit diesen seltsamen Linien. Und sie schienen sich zu bewegen. Die Arme des jungen Mannes waren blutüberströmt.

In Zoro zog sich alles zusammen und sein Herz hatte inzwischen begonnen zu rasen. Er fühlte sich gehetzt. Irgendetwas sagte ihm, dass er den Koch wecken musste. Als er dessen Arme betrachtete, konnte er jedoch keine Bewegung der sonderbaren Male ausmachen, doch das Blut quoll offenbar immernoch aus diesen hervor.

Sie sahen bei näherem Betrachten nicht aus, als wären sie mit einer Klinge in die Haut geritzt. Wer hätte das auch tun sollen? Der Koch selbst?
 

„Wach auf!“, sagte Zoro laut und ergriff Sanji am Kragen. „Aufwachen, verdammt!“

Je mehr Zeit er damit verbrachte, den anderen zu untersuchen und darüber nachzudenken, wie er sich die Situation erklären konnte, desto mehr begann sein Herz zu schlagen. Kalter Schweiß rann ihm über die Stirn.
 

„Kochlöffel!“

Sein Stolz war vergessen. Sein Instinkt sagte ihm, dass es schlecht um den Smutje stand. Sein Gefühl sagte ihm, dass er sich beeilen musste.
 

„Dartscheiben-Augenbraue!“

Der Kopf des anderen fiel auf die Seite, als er begann, ihn unsanft zu schütteln. Ihn überkam etwas, wie Panik. War das etwa Angst?
 

„Wach auf, verdammt noch mal!“ Jetzt schrie er. „Du verdammter Idiot von einem Koch, hör auf den Toten zu spielen! Ich weiß, dass du mich hören kannst!“

Seine Stimme bebte.
 

Plötzlich bemerkte er eine Regung in Sanjis Gesicht.

„Bescheuerter, liebestoller, nerviger Schwachkopf!“, schrie er, hörte jedoch auf, den anderen zu schütteln.

Sanji gab ein Murmeln von sich. Seine Augenlider schlossen sich langsam.

Doch das wollte Zoro nicht sehen. Er erschrak; all sein Stolz und seine Zurückhaltung waren verflogen. Hatte er alles nur noch schlimmer gemacht?

„Nicht schlafen, hey!“, rief er mit immer mehr bebender Stimme. „Du sollst die Augen aufmachen, verfluchter Koch!“

Sein Griff um den Kragen festigte sich. Der Blonde zitterte immernoch, doch sein Atem war nun abgehakt und schwächlicher geworden. Zoro registrierte dies.

Nun ließ eine Hand den Kragen los und nachdem er mit dieser ausgeholt hatte, verpasste er Sanji eine harte Ohrfeige. „Hör auf mit dem Scheiß!“

Wieder schlug er ihn und sein eigener Atem beschleunigte sich rapide. Er würde ihn nicht einfach so sterben lassen.

„Sanji!“
 

Er wusste nicht, ob es der Klang seines Namens oder der harte Schlag ins Gesicht gewesen war, der half, doch endlich regten sich die Glieder des Kochs.

Augenblicklich ließ Zoro ihn los und erhob sich zitternd. Der Anblick des blassen Kochs, der nun langsam seine Augen öffnete und dessen Blick umherschweifte, war ernüchternd.

Obgleich er erleichtert war, dass er erreicht hatte, was er wollte, war die Angst nun verflogen und ihm wurde peinlich bewusst, was er gerade getan hatte und wie es ausgesehen haben musste.

Jedoch ließ er dieses Mal nicht zu, dass sein Stolz ihn ablenkte. Er war sich sicher, dass, wenn er den Koch nicht geweckt hätte, mit Sicherheit etwas Schreckliches passiert wäre.
 

„Zoro?“

Sanjis Stimme klang ruhig, doch der Schwertkämpfer bemerkte ein Zittern, das in ihr mitschwang.

Er drehte sich um. Der Smutje hatte sich aufgesetzt und blickte ihn fragend an. Etwas ließ den Grünhaarigen stutzen. Offenbar war sich Sanji seiner Situation nicht bewusst, denn seine Miene war verständnislos und skeptisch. Mit der Hand fuhr er sich durch das Haar und begann dann langsam zu schwanken. Der verwunderte Ausdruck auf seinem Gesicht wich Benommenheit.
 

Einen Moment später, rappelte er sich langsam hoch, wankte zur Reling und begann zu würgen. Sein Oberkörper ruhte vollständig auf dem Holz. Es sah ganz danach aus, als habe der Koch nicht die Kraft, sich eigenhändig aufrecht zu halten.

Beschämt wandte Zoro den Blick ab. Doch er blieb an Ort und Stelle. Zwar war es ihm mehr als unangenehm, den sonst so starken und cool wirkenden Koch in einem solchen Zustand zu sehen, doch wusste er, dass wenn er nun gehen würde, keiner der beiden einen weiteren Schritt machen würde- und das war von Nöten.
 

Also wartete er, bis der junge Koch aufgehört hatte, sich zu erbrechen und drehte sich dann wieder um. Sanji war an dem Holz herunter geglitten und lehnte nun mit dem Rücken dagegen, die Augen geschlossen und schwer atmend.

Blut rann ihm aus dem Mund.
 

Zoro suchte nach Worten, die nicht allzu fürsorglich klingen würden und den anderen doch dazu bringen würden, über seinen Zustand zu berichten, doch nichts Gescheites wollte ihm einfallen.

Deswegen hockte er sich einfach vor den Blonden und starrte ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

Der Koch schien gegen die Ohnmacht anzukämpfen. Seine Zähne waren zusammengebissen, er keuchte und sein Brustkorb hob und senkte sich schwer und unregelmäßig. Dass sein Hemd zerrissen und offen war, schien er noch nicht bemerkt zu haben. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass er blutverschmiert war. Hatte er Schmerzen?
 

„Heh, rede mit mir“, sagte Zoro, den ein ungutes Gefühl überkam, in scharfem Ton. Würde der Koch nun wieder das Bewusstsein verlieren, wären all seine Bemühungen umsonst gewesen. Und dem Grünhaarigen war klar, dass sich ihre Lage mit Sicherheit verschlimmern würde. „Wehe, du schläfst ein.“
 

„Was dann?“, presste der Blonde zwischen seinen Zähnen hervor. „Willst du mich dann wieder wachprügeln, Grobian?“

Fast hätte Zoro laut aufgelacht. So schlecht konnte es dem anderen nicht gehen.

„Wenn ich muss“, sagte er schließlich und griff alarmiert nach Sanjis Arm, als dieser verdächtig schwankte. „Nicht einschlafen!“

Sanjis Augen öffneten sich wieder und endlich sah er Zoro an. Dann wanderte sein Blick zu dessen Arm. Sofort ließ der Jüngere los, doch seine Miene blieb ernst.

„Du musst wach werden. Wenn du einschläfst, passiert etwas mit dir“, sagte Zoro ruhig. Er musste sich bemühen, sich zusammen zu reißen. Er hatte den Abstand, der immer zwischen ihnen beiden war, verringert, die Grenze überschritten, für eine ernste Angelegenheit.

Jetzt musste er abwarten, ob Sanji dies zuließ. Vielleicht begriff er die Situation nicht.

Ihre Blicke trafen sich und keiner sagte etwas.
 

In Sanjis Kopf arbeitete es. Die Schmerzen darin konnte er kaum ertragen. Er fühlte sich benommen und schrecklich geschwächt. Zwar hatte er keinerlei Erinnerungen daran, wie er an Deck gelangt war, doch Zoros Anwesenheit beruhigte ihn. Der andere schien zu wissen, was vor sich ging und er sah in seinem Blick, dass es ernst war.

Meeresrauschen drang an sein Ohr. Es war Nacht geworden. Er wusste, dass es schwül war, doch fror er. Wie lange hatte er geschlafen? Hatte er geschlafen? Er erinnerte sich nicht mehr.
 

„Gut“, sagte er schließlich. Müdigkeit und Erschöpfung lähmten ihn, als er sich aufrichten wollte. Sofort wurde ihm die Schwere seines Körpers bewusst. Warum konnte er nicht einfach schlafen?
 

„Hey.“, hörte er Zoros Stimme plötzlich und sein Kopf zuckte hoch. Ihm wurde bewusst, dass er beinahe eingeschlafen war. Seine Lider waren schwer, als er sie anhob. Zu schwer.
 

„Steh‘ auf.“ Er spürte, wie jemand ihm hoch half. Dann blickte er zu seinen Füßen. Sie bewegten sich vorwärts, langsam und träge. Dann verschwamm sein Blick erneut und es wurde dunkel. Der Schlaf war kühl und klar, angenehm. Es gab nichts Schöneres.
 

„Bleib wach, dämlicher Kochlöffel.“

Seine Augen öffneten sich wieder, widerwillig. Wann war er die Treppe hinauf gestiegen? Rechts neben sich war ein Geländer, als er darüber hinweg sah, konnte er das Glitzern der Sterne auf der Meeresoberfläche erkennen. Ihm war schlecht.
 

„Verdammt nochmal, du sollst wach bleiben!“

Eine Leiter. Wann war er diese hinauf geklettert? Eine Tür wurde aufgestoßen. Licht blendete ihn.

Kühle Fliesen an seinen Füßen ernüchterten ihn etwas. Doch die Geräusche um ihn her nahm er nicht wahr.

Seine Hände umfassten den Rand einer Wanne. Er taumelte. Ihm wurde wieder schwarz vor Augen. Sein Schädel brummte und alles drehte sich um ihn herum.
 

„Ich hoffe, du magst es kalt.“

Zoros Stimme.
 

Plötzlich durchfuhr ihn ein gleißender Schmerz, der bis tief ins Mark seiner Knochen vorzudringen schien und entsetzt schrie er auf. Zoros Lachen drang an sein Ohr.

Mit einem Mal war er wach. Alles um ihn wurde wieder hell und er stieß sich schmerzhaft den Kopf an der Wand hinter sich. Es war, als hätte man ihm all seine Sinne wiedergegeben.
 

Er saß in einer Wanne. Eiskaltes Wasser lief seinen Kopf herunter und über seinen Körper.

Als er schlotternd aufsah, erblickte er Zoro, der süffisant grinsend vor ihm stand, einen Eimer in der Hand.

Einige Augenblicke starrten sie sich an, dann sprang Sanji auf und stürzte sich auf ihn.

„Was fällt dir ein, du beschissene Grasbirne!“, rief er wütend und trat dem überraschten Zoro hart in den Magen. „Willst du mich umbringen?!“

Mit einem Krachen flog Zoro durch die Holztür, die ein splitterndes Geräusch von sich gab, ehe sie aus den Angeln gerissen wurde. Der Grünhaarige landete stöhnend auf dem Rücken. Damit hatte er nicht gerechnet. Als er sich aufsetzte, rollte der Eimer an ihm vorbei.
 

Auch Sanji saß auf dem Boden. Scheinbar hatte ihn der Tritt zu viel Kraft gekostet und er hatte sich nicht mehr auf den Beinen halten können.

Beide Männer funkelten sich an. Zoro schnaubte aggressiv. Wusste der Koch nicht, dass er ihm gerade- wahrscheinlich- sein Leben gerettet hatte? Undankbar wie eh und je!
 

Er erhob sich und wollte sich gerade zum Angriff bereit machen, als Sanji offenbar abgelenkt wurde.

Sein Blick war an seinem Körper herunter geglitten. Das Blut war zum größten Teil von dem Wasser weggespült worden und nun waren die dünnen Linien auf der Brust des Kochs ganz klar zu erkennen.

Kurz wirkte der Blonde wie erstarrt, dann hob er seine rechte Hand und strich sich langsam über die Brust.
 

„Was ist das?“, fragte Zoro, der zu ihm getreten war. Sein Ärger war so schnell wieder verflogen, wie er in ihm aufgeflammt war. „Hast du dich verletzt?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete Sanji überraschend ruhig. Er wirkte nachdenklich.

Der Schwertkämpfer runzelte ungläubig die Stirn. Wieso wusste er nicht, was das für Dinger waren? Schließlich befanden sie sich auf seinem Körper.

„Was soll das heißen?“, fragte er skeptisch.
 

„Na, dass ich es nicht weiß, Schlaumeier! Was ist daran so schwer zu verstehen?“, knurrte der Blonde angriffslustig. „Ich hab‘ diese Dinger noch nie vorher gesehen. Wie kommen sie auf meinen Körper…?“

Die letzten Wörter schien er mehr an sich, als an Zoro, gerichtet zu haben. Nun strich er sich durch sein Haar und befühlte seine Kopfhaut.

„Die gleichen, wie auf deinem Kopf, was?“ Zoro grinste als Sanji seine Gesichtszüge entglitten.
 

„Woher…“, begann der Koch mit weit geöffneten Augen, doch dann nickte er nur und verschluckte seinen Satz.

Vielleicht sollte er aufhören, sich etwas vor zu machen. Zoro hatte ihn schon öfter beobachtet und offensichtlich mehr bemerkt, als es ihm lieb war- und als er vermutlich selber wusste. Er musste seinen Stolz vergessen und anfangen mit ihm zu reden. Er war der einzige, der vielleicht etwas wusste.
 

„Etwas stimmt nicht mit mir“, sagte Sanji nun leise. Sich selbst diese Worte aussprechen zu hören, machte ihm Angst. Er fühlte sich plötzlich beobachtet und ausgeliefert.

Zoro nickte mit ernstem Blick.

„Etwas passiert, wenn du schläfst“, sagte er dann. „Ich wette, du erinnerst dich nicht.“

Sanji nickte. „An nichts.“

„Sieh dir deine Arme an.“

Der Blonde schob die nassen Ärmel nach unten und keuchte auf. Etwas in ihm reagierte, als er die dünnen Male erblickte, die etwa die Hälfte seiner Oberarme bedeckten.

Mit einem kurzen Blick auf Zoro zog er sich schließlich das Hemd aus und saß nun mit freiem Oberkörper auf dem Boden.

„Das warst du, oder?“, sagte er und deutete auf die ausgefransten Nähte, die eigentlich Knöpfe halten sollten.

Zoro räusperte sich und zuckte dann mit den Schultern.
 

Sanji hob die Augenbrauen, sagte jedoch nichts weiter und betrachtete seine Arme. Die Linien hatte er schon einmal irgendwo gesehen. Wo genau, wollte ihm einfach nicht einfallen, doch er erinnerte sich dunkel an ein panisches Gefühl, das kurz in ihm auf waberte und sich dann wieder auflöste.

Die Male waren wirr, doch nur eine Linie zog sich über seine Schultern und war mit den anderen, auf seinem Kopf verbunden.
 

„Es sieht aus, als würden sie sich ausbreiten“, sagte der Blonde nüchtern. „Als Chopper mich vorhin untersucht hat, waren sie nur auf meinem Kopf…“

Angst schäumte in seinem Magen. Er bedauerte es, dem kleinen Elch nichts von diesen Malen erzählt zu haben.
 

Der Blick Zoros wanderte über den Oberkörper des anderen. Er ertappte sich dabei, wie er Sanji musterte. Nicht oft genehmigte dieser jemandem einen solchen Ausblick.

Auch der Smutje selbst schien Zoros unnötig intensives Mustern bemerkt zu haben, denn nun blickte er zu ihm auf und runzelte die Stirn.
 

Zoro wandte sich hastig ab und ging zu einem Fenster. „Die anderen sind noch nicht zurück.“

„Wie spät ist es?“

„Keine Ahnung. Mitternacht.“, antwortete Zoro knapp.

Wenn die anderen bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder da waren, würden sie sicher die Nacht auf der Insel verbringen. Das war nichts Ungewöhnliches. Jedoch wunderte sich Sanji darüber, dass nicht einmal Chopper wiedergekommen war. Schließlich hatte er an Bord noch einen Patienten.
 

„Dann muss ich weniger kochen“, sagte der Smutje und erhob sich vorsichtig. Augenblicklich wurde ihm wieder schwindelig. Die kalte Dusche hatte zwar seine höllische Müdigkeit vertrieben, doch die Schwäche war geblieben.

Zoro beobachtete ihn aus den Augenwinkeln.

Ihm lagen Wörter auf der Zunge, doch er brachte keinen Ton über die Lippen.
 

Sanji war bereits an der Leiter angekommen, als Zoro ihm folgte. Während der Blonde nach unten stieg, hob er die Tür wieder auf und lehnte sie provisorisch gegen den Rahmen. Er war ja kein Zimmermann!
 

Seine Gedanken überschlugen sich. Die Situation war zwar für’s Erste entschärft, doch sie waren zu keinem Ergebnis gekommen. Klar war nur, dass etwas geschah, während der Koch schlief. Etwas, das sich auf seiner Haut ausbreitete und ihm schadete. Plötzlich fühlte sich der Schwertkämpfer hilflos. Dieses Gefühl war ihm fremd. Er war ein starker Krieger, doch- gegen was auch immer sie nun kämpfen mussten- kam er mit seinen Schwertern nicht an.

Ihnen blieb nur zu hoffen, dass die anderen bald von ihrem Abenteuer wiederkehren würden.
 

Als Zoro in die Kombüse trat, stieg ihm ein köstlicher Geruch in die Nase. Augenblicklich machte sein Magen mit einem lauten Knurren schmerzhaft darauf aufmerksam, wie hungrig er doch war. Nur das Zischen der Pfanne und das Klirren der Küchenutensilien, die Sanji benutzte, waren zu hören, während sich Zoro an den verlassenen Tisch setzte.

Eine Flasche Sake stand dort. Ein Grinsen breitete sich auf Zoros Gesicht aus. Das war also die Art des Kochlöffels sich zu bedanken? Er rückte eine der besten Flaschen Sake heraus?

Das war ihm nur recht.

Mit den Zähnen zog er den Korken aus der Flasche, spuckte ihn achtlos in eine Ecke und nahm ein paar großzügige Schlucke. Der Alkohol brannte in seiner Kehle, doch er mochte dieses Gefühl. Entspannt lehnte er sich auf seinem Platz zurück und genoss die Befriedigung, die der Alkohol in ihm auslöste.
 

Sein Blick wanderte zu dem blonden Koch, mit dem er nun wohl oder übel die Nacht über allein auf dem Schiff verbringen musste. Sanji hatte sich umgezogen und wirkte nun keineswegs verletzlich oder krank. Er stand sicher am Herd und alles schien wie immer zu sein.
 

Er genehmigte sich einen weiteren Schluck seines Getränks. Langsam wurde ihm klar, warum der Smutje diese Sorte Sake nicht gerne heraus gab. ‚Schmeckt tatsächlich nicht übel.‘

In den Händen drehte er die Flasche und betrachtete das Etikett. ‚Stärker als gedacht.‘

Ein Teller wurde ihm vor die Nase gestellt und kurz erhaschte er einen Blick in das Gesicht des Kochs. Die Augenringe waren noch da, wie auch die Blässe. Und er wirkte angespannt und- ja, erschöpft.

Diese Feststellung ließ Zoro wieder ernüchtern und er stürzte einen weiteren Schluck Sake seine Kehle hinunter.
 

Mit dem Knall der Flasche, die auf der Tischplatte aufkam, hörte er noch ein Geräusch. Die Tür der Kombüse war zugegangen; Sanji war weg.

Zoro musste sich dazu zwingen, sich seinem dampfenden Essen zu widmen und verwarf dabei den Gedanken, dem anderen zu folgen. Es reichte. Er hatte den Koch genug im Auge behalten. Der konnte auf dich selbst aufpassen. Jedoch konnte er sein beunruhigtes Gefühl nicht abschütteln.
 

Sie beide hatten doch nur Kontakt zueinander, wenn sie sich stritten oder gegeneinander Wettstreite ausfochten. Sonst waren sie sich doch nur gegenseitig in der Quere. So war es auch am besten.

Ein weiterer Schluck Sake und er begann zu essen.

Als sein Teller geleert war, kam Sanji wieder herein, sah ihn jedoch nicht an und ging gleich an seinen üblichen Platz hinter der Theke. Dort begann er, aufzuräumen.

Der Geruch von Zigarettenrauch stieg Zoro in die Nase und er schnaubte.
 

Aus den Augenwinkeln beobachtete Sanji den Grünhaarigen dabei, wie er die Flasche Sake an seine Lippen hob und trank. ‚Säufer.‘

Nun bedauerte er es, dem Schwertkämpfer eine seiner teuersten Flaschen gegeben zu haben. Der versoffene Nichtsnutz wusste dies doch so oder so nicht zu schätzen. Seine Geschmacksnerven waren mit Sicherheit schon seit Jahren abgestorben, da machte es nichts, ob er guten oder widerlichen Sake trank.

‚Perlen vor sie Säue…‘, dachte Sanji grimmig und begann das abgetrocknete Geschirr einzuräumen. ‚Bei dem ist doch nur wichtig, dass viel Alkohol im Spiel ist, damit er gut schlafen kann. ‘
 

Das nasse Handtuch hing er weg und streckte sich dann, während er sich zu Zoro drehte, der die Flasche inzwischen geleert und aus einem Schrank eine neue hervorgezogen hatte- diesmal jedoch japanische Bier.

„Soll ich heute die Nachtwache übernehmen?“, rief Sanji zu ihm herüber. „Du warst doch letzte Nacht dran, nicht wahr?“

„Das machen wir beide“, antwortete Zoro. „Ich bin nicht müde.“

Sanji, der mit keiner Antwort gerechnet hatte, stutzte. „Was? Wozu-…“

Dann bemerkte er etwas in einem Schrank und streckte die Hand danach aus. Es war sein Kopfkissen, das er selbst dort versteckt hatte. Die blutigen Flecken waren hart geworden und ein Gefühl von Ekel überkam ihn.

Er konnte nicht schlafen gehen. Zoro hatte ihm zwar nichts weiter erzählt- und er war froh darüber-, doch er wusste, dass es ihm schlecht ergehen würde, würde er sich noch einmal schlafen legen.
 

Gedankenverloren fuhr er sich mit beiden Händen über seine Oberarme. Sie schmerzten nicht. Hätte er die Male nicht gesehen, hätte er sie sicherlich nie bemerkt.

Zwar hatte er gerade eben eine Zigarette geraucht, doch verspürte er jäh den Drang nach einer weiteren. In der Kombüse war er fertig.

„Wohin willst du?“, fragte Zoro, als er an ihm vorbei, in Richtung Tür ging. Scheinbar hatte der Alkohol ihn gesprächig gemacht.

„Raus“, sagte Sanji knapp und trat durch die Tür.
 

Der Rauch füllte seinen Mund und daraufhin seine Lunge. Ein entspannendes Gefühl überkam ihn und er seufzte. In der Hitze, die zuvor hier geherrscht hatte, hätte er es keine Sekunde rauchend ausgehalten, doch nun, in der sternklaren Nacht fühlte er sich wohler. Es war schwül, aber das war kein Vergleich zu der Hölle, die die Sonne am Tag anrichtete.

Während er die Augen schloss und dem Rauschen des Meeres lauschte, drängte sich ein weiteres Gefühl in sein Bewusstsein.

Das Gefühl, beobachtet zu werden. Sofort öffnete er die Augen wieder und verschärfte seine Sinne. Da war nichts. Nur Zoro, der in der Kombüse saß und sich betrank.

Er war allein an Deck. Doch das Gefühl verschwand nicht.

Das Rauschen des Meeres schien plötzlich lauter geworden zu sein und er hörte ein Grummeln, ein Donnern und Krachen in der Ferne. Ein Sturm?

Ihm wurde eisig kalt. Die schwüle Luft wich klirrender Kälte, wie die von eisigem Wasser.

Seine Augen weiteten sich. Am Himmel waren keine Sterne mehr. Pechschwarze Dunkelheit kroch auf ihn zu, ohne Vorwarnung. Als er wieder nach unten sah, war die Sunny verschwunden. Seine Beine traten ins Leere und er fiel. Als er schrie füllte sich sein Mund mit eisigem Wasser. Salzigem Wasser. Meerwasser. Es vernebelte ihm die Sicht.

Sein Kopf schmerzte, seine brennenden Augen schlossen sich.

Die Luft blieb ihm aus, er musste ertrinken. Panik keimte in ihm auf. Er brauchte Luft. Er musste atmen. Verzweifelt versuchte er zu schwimmen, aber er sank nur immer tiefer in die Dunkelheit hinab. Langsam wurde er schwächer, sein Kopf war benebelt.

Über ihm donnerte es krachend, doch der Ton war gedämpft. Die Schmerzen in seinem Kopf waren unerträglich.
 

Dann traf ihn etwas Hartes im Gesicht und er öffnete die Augen. Er lag im Gras. Zoro starrte auf ihn hinab- schon wieder.

„Was treibst du da unten?“, fragte der Grünhaarige und nahm einen Schluck aus der Flasche in seiner Hand. „Doch nicht etwa schlafen?“

Sanji griff sich an den Kopf, der vor Schmerz zu zerbersten drohte. Zoros Stimme nahm er nur verzerrt war. Sein Blick war schummrig und drehte sich. Er sah Sterne. Doch sie verschwanden rasch.

Als sich sein Blick normalisierte, konnte er hinter Zoro dunkle Gewitterwolken erkennen. Nun bemerkte er, dass Regen auf sein Gesicht tropfte. War er wieder ohnmächtig geworden?

Doch er konnte sich an nichts erinnern. Es war ihm nicht wirklich schlecht gegangen. Dann sah er auf und ihm wurde klar, dass er über das Geländer vor der Kombüse gefallen sein musste.
 

„Nein, ich bin ausgerutscht“, sagte er knurrend und richtete sich auf. Ein schmerzverzogenes Stöhnen konnte er nicht unterdrücken, doch im selben Moment donnerte es krachend über den Köpfen der beiden Piraten.

Ein Sturm war herangezogen, ohne dass sie Notiz davon genommen hatten. ‚Nami hätte das schon heute Morgen bemerkt‘, dachte Sanji schmollend. Ihm wurde wieder bewusst, dass er ausgerechnet mit Zoro allein war.
 

Schließlich stand der Koch auf und musterte den Grünhaarigen abschätzend. Zoro wirkte wirklich betrunken, was gar nicht so oft vorkam, wie man sich das vielleicht dachte. Denn zwar gab es praktisch keinen Moment, zu dem der Schwertkämpfer keine Flasche Sake oder Bier bei sich trug, doch dauerte es wirklich lange, bis Roronoa Zoro einmal als betrunken bezeichnet werden konnte.

„Mein Sake ist gut, nicht wahr?“ Sanji feixte.

„Pah, auch nicht besser als meiner“, sagte Zoro schnaubend. „Glaub nicht, ich wär schon getrunken benug um Klompimente zu machen.“

Der Koch prustete los.

„Nein, ich glaube, um dich getrunken benug für Klompimente zu machen, braucht es schon mehr als meinen Sake“, sagte er amüsiert und musste grinsen, als Zoro ihn verständnislos anstarrte.

Ein Blitz zuckte über den Himmel und nun verstärkte dich der Regen. In Sanjis Magen breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Noch immer brummte sein Schädel von dem Aufprall und er ertappte sich dabei, wie seine Gedanken zu seiner Koje wanderten.
 

Entschlossen verscheuchte er diesen Gedanken und schritt zu der Treppe hinüber. „Wir sollten 'rein gehen.“

Zoro folgte dem Blonden wachsam mit seinem Blick und nickte dann.

Die pechschwarzen Wolken kamen immer näher und das Donnergrollen wurde lauter. Als Sanji hinter Zoro die Tür der Kombüse zuzog, war nur noch das laute Heulen des Windes zu hören, der an dem Schiff riss. Dort hinaus sollten sie besser keinen Fuß setzen.

Kaum hatte sich der Smutje von dem Bullauge der Tür abgewandt, erblickte er Zoro, der gerade mit einem lauten ‚Plopp‘ den Korken aus einer weiteren Flasche Sake heraus zog.

‚Auja‘, dachte Sanji missmutig und seufzte. ‚Besser geht’s nicht…‘
 


 

--Fortsetzung folgt--
 

Diesmal kein gemeiner Clyffhanger, hoho. Ich hoffe, die Fehler haben euch nicht zu sehr gestört >_>" Peinlich...wenn ich die erstmal finde...peinlich...peinlich...
 

Bis nächste Woche 8D

Tempestas

Soho! Hier ist das nächste Kapitel- sehr verspätet. *hust* Aber besser spät als nie!

Hier wieder ein sehr ungebetates Kapitel, aber was soll’s. Ihr seid es ja schon gewohnt, nicht wahr? Haha…ähem! Nun gut. Es kommt mir irgendwie doof und lasch vor…aber langsam klärt sich alles ein bisschen. Wahrscheinlich erweckt es bei mir diesen Eindruck eben deswegen. Nicht mehr NUR Horror und Verwirrung, sondern auch…Story! Mei…ich mag es nicht.
 

Danke für eure lieben Kommentare und danke, dass euch die blöden Tippfehler, die ich übersehe, egal sind. Das macht mich froh~

So, dann mal los:
 

Kapitel 4 - Tempestas
 

Donnergrollen rüttelte an den Fenstern. Das Heulen und Toben des Sturms ließ die Balken und Bretter des Schiffes knarren. Das Licht flackerte, wie eine kläglich kämpfende Kerzenflamme gegen einen Luftzug. Der Regen peitschte gegen die Wände und Fenster.
 

Doch ansonsten war es still um sie her. Nur das gelegentliche Schluckgeräusch Zoros, der am Tisch saß und stetig eine Flasche Sake an seine Lippen hob, war zu hören. Sanji saß weiter entfernt an der Bar und blätterte in einem Kochbuch umher.
 

Schon lange nahm er die Inhalte der Seiten nicht mehr wahr. Seine Finger schienen ein Eigenleben entwickelt zu haben und in Gedanken war er weit entfernt davon, über Rezepte nachzudenken. In seinem Rücken konnte der blonde Koch permanent die Blicke des anderen spüren. Sie durchbohrten ihn buchstäblich. Hinsichtlich dieser Tatsache war er überaus froh darüber, Zoro seinen Rücken zugewandt zu haben.
 

Der Sturm um sie her tobte unerbittlich. Sanji kroch es bei jedem Donnergrollen eiskalt den Rücken herunter. Schon seit einiger Zeit, in der der Sturm unerbittlich an ihrem Schiff zerrte, wie eine wildgewordene Bestie, hatte sich ein unbehagliches Gefühl in der Magengegend des Smutjes breit gemacht. Fast fühlte er sich durch dieses so bedrängt, dass er hinaus in den Regen laufen wollte.

Seine Schläfen pochten und seine Augen hatten begonnen zu brennen. Zwar wusste er, dass er fast den gesamten Tag über geschlafen hatte, doch fühlte er sich alles andere als ausgeruht. Bevor das Wetter so rapide umgeschlagen hatte, war es ihm verhältnismäßig gut gegangen. Besonders nachdem der nichtsnutzige Schwertkämpfer ihn geweckt hatte. Doch nun fühlte er sich unausgeschlafener denn je.
 

Ein Gähnen unterdrückend wischte er sich mit dem Handrücken über seine Augen und riskierte einen Blick über die Schulter, vorgebend, er würde auf die Uhr blicken. Aus den Augenwinkeln konnte er Zoro in seine Richtung starren sehen.
 

Es war weit nach Mitternacht. Die anderen würden diese Nacht nicht zurück kommen. Sanji vermutete, dass sie wegen des Sturms nicht wieder zurück zum Boot gekommen waren. Und wieder verfinsterte sich sein Gemüt. Ausgerechnet der verfluchte Säufer war bei ihm geblieben.

Nur er und der Schwertkämpfer waren noch an Bord. Und dieser war betrunken. Vermutlich war er bereits so sehr betrunken, dass er jeden Moment einschlafen würde. Dann wäre Sanji vollkommen auf sich allein gestellt.
 

Würde er nach draußen an Deck müssen und ihm etwas zustoßen, würde niemand etwas bemerken. Er könnte über Bord gehen und niemand würde je etwas erfahren. Seine Gedanken drifteten langsam ab.
 

Sein Kopf begann zu brummen. Vor seinen Augen verschwammen die Buchstaben der Seite, die er gerade aufgeschlagen hatte. Hastig kniff er die Augen zusammen, öffnete sie wieder und blinzelte, bis sich das Bild wieder aufklarte. Er gähnte.

Wieder tauchte ein Blitz die Kombüse in gleißendes Licht. Für einen Augenblick glaubte er, hätten sich die Buchstaben vor seinen Augen zu einem unheimlichen Gesicht verzogen. Sofort schlug er das Buch zu. Der Raum kam ihm wieder kalt und dunkel vor. Mit jedem Blitz, der aufzuckte, schien sich der Raum mit seinem Verschwinden ein wenig mehr zu verdunkeln. Selbst das Licht schien zu schwinden.

Das Gefühl von Kälte, das über seine Arme kroch, kam ihm vertraut vor. Als er sich über die Arme strich, fühlten auch sie sich unheimlich kühl an.

Die Umgebung vor seinen Augen begann an einigen Stellen zu verschwimmen. Dunkle Flecken breiteten sich aus. Mit einem Mal brach Erschöpfung über ihn herein. Wie hatte er es geschafft, so lange wach zu bleiben? Er musste doch schlafen. Sein Kopf sank langsam nach vorn. Er musste schlafen, sich ausruhen.

‚Nicht einschlafen!‘ Sein Verstand rüttelte an ihm. ‚Lass es nicht zu! Du musst wach bleiben!‘
 

Seine gesamten Glieder waren wie in Eiswasser getaucht. Er erkannte die Empfindungen, die er spürte, wieder.

Dasselbe Gefühl hatte er zuvor draußen gespürt. Danach hatte er das Bewusstsein verloren.

Wieder öffnete er die Augen und schüttelte nun den Kopf. Er sträubte sich, obgleich es sich richtig anfühlte, sich auszuruhen und dem unheimlichen Sturm zu entkommen.

Die Kälte wich zurück und seine Gedanken erhellten sich ein wenig. Doch schon im selben Moment kroch das eisige Gefühl wieder seine Beine empor, wie eine glitschige Schlingpflanze und in seinem Kopf begann es zu hämmern und zu pochen. Seine Arme brannten und ein schwerer Druck legte sich auf seine Brust. Sofort erschwerte sich sein Atem. In seinen Ohren begann es zu rauschen. Das Donnern rückte in weite Ferne.

Es klang, als wäre er unter Wasser getaucht.

Sein schwerer Kopf bewegte sich langsam hin und her, als ihm schwindelig wurde. Seine Glieder fühlten sich ebenfalls schwer und träge an. Die Kälte kehrte wieder und überwältigte ihn.

So schnell er konnte, drehte er sich herum. Zoro musste ihm helfen!
 

Doch Zoro saß nicht mehr an seinem Platz. Sein Oberkörper lag auf dem Tisch. Die wohl soeben geleerte Sakeflasche kullerte über die Platte und zerbarst am Boden, als sie herunter fiel. Zoro war eingeschlafen. Er konnte ihm nicht helfen.
 

Sanji wankte mit schweren Schritten zum Tisch. Der Boden unter seinen Füßen war merkwürdig kalt und der Weg bis zu Zoro kam ihm weit und kaum zu bewältigen vor. Doch er durfte nicht aufgeben. Es kostete ihn viel Kraft sich auf den Beinen zu halten. Als er sich endlich an der Tischkante abstützen konnte, stöhnte er erschöpft auf.
 

Zoro rührte sich nicht. Als Sanji sich näherte, erstarrte er, denn die Augen des anderen waren geöffnet. Er war nicht eingeschlafen oder bewusstlos. Etwas stimmte nicht mit ihm. Der Blick des Größeren war auf die Tür, die zu Choppers Behandlungszimmer führte, gerichtet. Augenblicklich wandte Sanji sich um. Stockfinstere Dunkelheit kroch unter dem Türschlitz hervor, wie sich ausbreitende Flammen, direkt auf sie zu.
 

Die anfängliche Starre überwindend, stolperte der Koch zurück und keuchte entsetzt auf. Dann taumelte er um den Tisch herum und packte Zoro am Arm. Dieser ließ sich wortlos, wie ein gehorsames Kind, von Sanji mit ziehen. Das Adrenalin schoss ihm durch den Körper.

Mit rasendem Herzen suchte er kurz nach einem Ausweg. Inzwischen war kaum noch Licht in der Kombüse. Eine grausame Bosheit lauerte im Schatten und kam ihnen mit der zunehmenden Dunkelheit stetig näher.
 

Mit geweiteten Augen starrte der blonde Koch direkt in den dunklen Schlund, dessen eisigen Atem er inzwischen am ganzen Leib spüren konnte. Seine zitternde Hand hielt Zoros Handgelenk fest umklammert. Dieser stand still neben ihm, rührte sich nicht und wirkte teilnahmslos.

Draußen tobte noch immer der Sturm. Ihnen blieb keine Wahl. Sie mussten nach draußen.
 

Hart schluckend wandte sich Sanji nun um und lief los. Seine Beine fühlten sich an, wie aus Gummi. Zoro folgte ihm stumm und ohne zu zögern. Augenblicklich schien sich auch die lauernde Dunkelheit wieder auf sie zu stürzten. Die Zähne fest zusammengebissen wollte der Smutje nach dem Griff der Tür greifen, doch sie war nicht zu erreichen. Der Abstand zwischen den beiden Männern und dem Ausweg aus diesem finsteren Loch wuchs immer weiter.

Ein verzweifeltes Keuchen ausstoßend, begann er zu rennen. Etwas verfolgte sie beide und schnappte nach ihren Fersen, heraus aus dem dunklen Schatten, der ihnen folgte.
 

Davon angespornt, machte er schließlich einen Satz vorwärts und packte den kühlen Griff der Tür, stieß diese auf und stürzte gemeinsam mit Zoro hinaus. Regen peitschte ihm ins Gesicht, als die Tür hinter ihnen mit einem lauten Knall, der sich mit Donnergrollen vermischte, zu krachte.

Außer Atem ließ sich Sanji auf die Knie sinken. All das hatte ihn, aus einem für ihn unerfindlichen Grund, große Anstrengung gekostet. Zoro blieb stehen.
 

Starker Wind ließ den Regen schmerzhaft, wie Nadelstiche auf sie nieder peitschen und riss an ihrer Kleidung. Es war eisig kalt dort draußen. Sanji hob schützend die Arme vor sein Gesicht und versuchte etwas zu erkennen. Das Gefühl, etwas würde ihn beobachten, war nicht verschwunden. Ebenso nicht das Gefühl, hilflos schwach und erschöpft zu sein. Doch Zoro neben ihm wirkte nicht geschwächt.

Seinen Gesichtsausdruck konnte er nicht erkennen. Als er ihn ansprechen wollte, setzte sich der Schwertkämpfer plötzlich in Bewegung. Ein Blitz zuckte über den wilden Himmel und Donner krachte.
 

Durch den Schleier des Regens konnte Sanji erkennen, dass Zoro auf die Reling zusteuerte. Er selbst war intuitiv an die Außenwand der Kombüse zurück gewichen. Sein Herz schlug wie verrückt und seine Gedanken konnten sich nicht ordnen. Die Erschöpfung und die Angst ließen ihn schwer atmen. Die Wand an seinem Rücken gab ihm den Halt, der nötig war, um nicht zu fallen.

Zoro verschwand aus seinem Sichtfeld. Zwar konnte er es nicht sehen, doch er wusste, dass die Wellen durch den Sturm die Seiten des Schiffes herauf getrieben wurden. Zoro begab sich in große Gefahr.

Tief atmete er durch, dann folgte er dem Schwertkämpfer so schnell es der starke Wind, der an ihm riss und ihn zu Fall bringen wollte, zu ließ.
 

Der Druck auf seine Brust verstärkte sich und nun bemerkte er den Schmerz, der sich mit ihm mischte. Auch sein Kopf brummte wieder und kurz wurde ihm schwarz vor Augen.

Seine Hände berührten Holz. Die Reling. Zoro stand über sie hinüber gebeugt und blickte offenbar in die Tiefe. Ein Blitz erhellte sein Gesicht und zeigte, dass seine Züge vollkommen ausdruckslos waren. Wie eine leere Hülle wirkte er.
 

Blaue Augen weiteten sich schlagartig. Hinter Zoros bewegte sich etwas in dem dunklen Gewirr aus Regen und Wind. Ein Umriss zeichnete sich ab. Etwas Großes befand sich hinter ihm.

Noch bevor der Blonde Koch ihn warnen konnte, hatte sich etwas Dunkles, Langes aus dem Schatten gelöst und nach Zoro gegriffen. Ein schleimiger tentakelähnlicher Arm umschloss den Hals des Grünhaarigen und hob ihn einiges Zentimeter hoch über den Boden.
 

Währenddessen zuckte kein einziger Muskel in Zoros Gesicht. Seine Miene blieb ausdruckslos. Seine Arme hingen schlaff an seinem Körper herunter und nur der Wind, der an ihnen riss ließ sie sich bewegen.

Der Arm schien den Druck um seinen Hals zu erhöhen, denn nun quoll dunkelrotes Blut aus dem Mund des reglosen Zoros hervor.

Das löste die entsetzte Starre, in der Sanji bis eben verharrt hatte. Er wollte seine Arme ausstrecken, um Zoro zu helfen, bevor das seltsame Ding ihn erwürgte, doch etwas hielt ihn zurück.
 

Sein Schrei ging in einem weiteren Donner unter. Kleine dürre Adern sprossen aus seinen Armen hervor und waren mit ihren Enden der Außenwand der Kombüse verankert. Sie waren mit den dunklen Malen, die sich über seinen Körper zogen hervorgekrochen und hielten ihn nun zurück, wie Fesseln, wie Ketten.
 

Mit aller Kraft riss er an ihnen, doch nichts vermochte sie zum Reißen zu bringen. Die Haut um die seltsamen Male her war blutig und gereizt. Das Regenwasser spülte es davon, doch der stechende Schmerz blieb, wie der einer offenen Wunde. Seine Zähne waren fest zusammen gebissen und in seinen Augen standen Schmerzestränen, als sich wieder Zoro zuwandte. Eine schwarze Flüssigkeit überzog den schleimigen Arm, dessen Ursprung noch immer weit entfernt irgendwo im Sturm verborgen war. Sie erinnerte Sanji an den Schleim einer Schnecke.
 

Nun rann das Blut schaumig aus Zoros Mund und seine Augen schlossen sich immer weiter. Der schleimige Arm zog sich ebenfalls langsam zurück und kroch zurück über die Reling. Die Füße des Schwertkämpfers setzten auf und er stieß mit dem Rücken gegen die Reling, kippte langsam nach hinten, dem Arm folgend.
 

Voller Entsetzen riss der junge Koch die Augen weiter auf zuckte nach vorn. Sofort hielten ihn Schmerzen zurück, doch er biss die Zähne zusammen und stemmte sich mit ganzer Kraft gegen die kleinen Venen, die ihn zurückzuhalten versuchten. Es fühlte sich an, als würde etwas kleine Streifen aus seiner Haut ziehen, als diese sich langsam von ihm trennten. Eine nach der anderen riss aus seinem Arm und vor unterdrückten Schmerzen blind und taub, taumelte er.

'Zoro.'
 

Durch einen Spalt zwischen seinen Lidern sah er, wie der Schwertkämpfer auf der Wasseroberfläche aufschlug und sofort von den tosenden Wellen in die Tiefen des Meeres gezogen wurde. Ohne zu zögern stemmte er sich hinauf auf die Reling und setzte zum Sprung an. Der Schatten, dessen Arm Zoro stranguliert hatte, war verschwunden.
 

Er sprang.

Als er schrie füllten sich seine Lungen scheinbar mit eisigem Wasser. Salzigem Wasser. Meerwasser. Es vernebelte ihm die Sicht, erstickte ihn fast.

Sein Kopf schmerzte, seine brennenden Augen schlossen sich.

Die Luft blieb ihm aus, er musste ertrinken. Panik keimte in ihm auf. Er brauchte Luft. Er musste atmen. Verzweifelt versuchte er zu schwimmen, aber er sank nur immer tiefer in die Dunkelheit hinab. Langsam wurde er schwächer, sein Kopf war benebelt.

Über ihm donnerte es krachend, doch der Ton war gedämpft. Die Schmerzen in seinem Kopf waren unerträglich.

Er zwang sich dazu, seine Augen wieder zu öffnen. Blutige schlieren zogen an ihm vorbei. Glieder von Menschen, Leichen sanken um ihn her in die Tiefe. Licht von Blitzen und Flammen spendeten ihm Licht. Die Geräusche um ihn her waren gedämpft. Das Meerwasser um ihn her war rötlich verfärbt.

Immer mehr Körper glitten an ihm vorbei, reglos und dunkle Schlieren zurück lassend.

Eisige Kälte kroch seine Beine hinauf und Druck legte sich auf seine Brust. Er konnte nicht atmen, er würde ertrinken. Die Hände auf den Mund gepresst kämpfte er gegen den Drang an, gen Oberfläche zu schwimmen. Zoro musste irgendwo unter ihm sein.
 

Mit weit geöffneten Augen tauchte er tiefer, suchte das Wasser nach seinem Kameraden ab. Die toten Körper um ihn her regten sich nicht. Leere Augen und fahle Gesichter starrten ihm nach. Meter für Meter tauchte er in die Tiefe. Das Donnergrollen rutschte in weitere Ferne, bald war es nicht mehr zu hören.

Das Gefühl des langsamen Ertrinkens verblieb, doch es geschah nichts weiter, als dass er weiter tauchte. Auf der Suche nach einem Lebenszeichen des Schwertkämpfers.
 

Etwas blitzte in der pechschwarzen Tiefe auf. Das Adrenalin benebelte seine Sinne, obgleich sein Körper sich zu sträuben schien. Zoro musste dort unten sein, dem Tode nahe.

Plötzlich umschlang etwas seinen ausgestreckten Arm. Schwarze Schlieren waberten vor seinen Augen vorbei und er schrak zurück.

Der schleimige Arm, der Zoro gewürgt hatte, schlängelte sich, wie eine Ranke seinen Unterarm herauf und zog ihn weiter nach unten.
 

Schwarz, wie Tinte war alles um ihn her. Er spürte, wie es ihn hinab zog. Die Lichter der Oberfläche waren verschwunden. Verschwunden waren auch alle Geräusche, alles Leben. Nur er und das Ding, dem er in die Falle gegangen war. Seine Haut war erkaltet. Und nur der unerbittliche Schmerz seines Kopfes blieb weiß glühend und blendete ihn.
 

‚Zoro…‘

Glühender Schmerz ließ ihn zu sich kommen. Seine Hände pressten sich auf seinen Kopf als er vor Schmerzen stöhnend wandte. Heißes Blut lief ihm über die Finger und als er seine Augen einen Spalt breit öffnete, nahm er nichts von der Umgebung, in der er sich befand wahr. Sein Herz pochte schmerzhaft gegen seine Rippen.

Dann hörte er plötzlich einen gellenden Schrei. Das Echo dessen wanderte in die Ferne und verriet, dass er sich nicht auf der Sunny-Go befand.
 

Die Erinnerungen an das Geschehene tauchten vor seinen Augen auf und vergessen waren der Schmerz und die Qual. Er musste Zoro finden! Stöhnen richtete er sich auf und blickte sich benommen um. Noch immer brannten seine Augen und noch immer brummte sein Schädel, doch all das war nichts gegen seine aufkommende Angst, Zoro konnte etwas zugestoßen sein.
 

Er saß in einer steinigen Höhle. Scheinbar an einem Ende dieser. Es gab nur einen Weg zu dem Ort, an dem er gelegen hatte und das war ein schmaler, unebener Weg. Flackerndes Licht beleuchtete ihn matt. Das Flackern erinnerte ihn an heisere Atemzüge und der Tunnel an den zahnigen Schlund eines Ungeheuers, das jeden Augenblick zubeißen könnte. Es roch nach Rauch und Schwefel und ein beißender Gestank schlug ihm entgegen, als er sich aufrichtete. Die Höhle, in der er sich befand, war kalt und feucht.
 

Je näher er dem Tunnel kam, desto wärmender wurde der Grund zu seinen Füßen. Die Wärme winkte ihm zu und hieß ihn willkommen. Sie zog ihn davon, weg von der klammen Kälte der dunklen Höhle, doch sein Gefühl warnte ihn vor etwas.

Der Schmerz in seinem Kopf nahm zu und erneut hörte er einen Schrei. Diesmal erfüllt von Todesangst.
 

Sanji beschleunigte seine Schritte und trat, sein ihn warnendes Gefühl ignorierend, in den Tunnel ein. Den Atem rasend und laut, die Augen suchend und das Herz rasend fühlte er sich wie benebelt, als er zitternd durch den steinigen Tunnel, der sich wandte und bog, sodass er nicht bis an sein Ende blicken konnte, schritt.

Keine Fackeln, keine Lampen, doch Licht gab es. Woher es auch kam, es half ihm und er scherte sich nicht darum, herauszufinden, was vor sich ging. Er musste Zoro retten, der irgendwo dort war, wahrscheinlich gefoltert wurde.
 

Die Wärme um ihn nahm stetig zu. Bald rann ihm Schweiß die Stirn und den Rücken herab. Aus den Wänden quollen ab und an stinkender Rauch und Ruß. Das Ende war immernoch nicht in Sichtweite, als der Tunnel sich zu verengen schien. Ein Gedanke, der sich in sein Gehirn gepflanzt hatte, wuchs immer weiter. Was, wenn es eine Sackgasse war, auf die er zu ging? Die Decke wurde niedriger, kurze Zeit später musste er gebückt gehen. Die Steine zu seinen Füßen waren heiß und spitz geworden. Sie verletzten die Haut unter seinen nackten Füßen. Auch die Wände kamen scheinbar immer näher.

Mit beiden Händen tastete er sich an ihnen entlang. Sie waren ebenfalls unangenehm heiß.
 

Der Rauch, der aus den Wänden quoll, stank. Der von verbranntem Fleisch war darin. Ihm drehte sich der Magen um. Keuchend wischte er sich den Schweiß und das Blut aus seinem Gesicht und rieb sich die Augen, als er plötzlich sah, wie der Tunnel sich auflöste. Das Ende war erreicht.
 

Klappernde Gitter unter seinen Füßen ließen ihn den Blick senken. Unter ihnen bewegten sich Schatten. Laute Geräusche, wie die von arbeitenden, großen Maschinen war überall zu hören, doch nichts dergleichen war zu erkennen. Er stand auf einer Art Brücke, die über einen tiefen Abgrund führte, in dem hier und da flackernde Lichter zu erkennen waren. Jedoch konnte er in der Tiefe keinen der Umrisse als etwas, das ihm bekannt vorkam, identifizieren. Die Brücke führte ihn weiter in eine dunkle Ecke. Am Ende war eine Tür. Er ging hindurch.
 

Ruhig, gelähmt von Adrenalin und Angst schloss er die Tür hinter sich und schluckte. Der Raum, den er betreten hatte, war klein. Die Wände waren vermodert und fleckig. In der Mitte, auf dem dreckigen Boden lag Zoro. Regungslos und eigenartig blass.

Als Sanji näher kam, keuchte er auf. Zoro war vollkommen abgemagert und seine Haut war offenbar eingefallen. Der Blonde brachte es nicht über sich, näher an den am Boden liegenden heran zu treten. Er wollte nicht genauer hinsehen, nicht in sein Gesicht blicken. Er wusste, was er sehen würde und er wich zurück. Stumme Tränen kullerten nun aus den blauen Augen und rannen über seine schmutzigen Wangen.
 

Er war zu spät. Viel zu spät. Und er war schuld an dem, was seinem Freund widerfahren war.

Er ist tot, sagte eine Stimme in seinem Kopf, die er nicht kannte. Sie machte ihm Angst. Deinetwegen.
 

„Neeein!“, schrie er. Sein ganzer Leib schüttelte sich. „Zoro!“

Die Sunny-Go. Seine Koje.

Kerzengerade saß er in seinem Bett. Es war hell. Die Sonne schien. Die Tür zum Deck stand offen und er konnte Möwen schreien und das Meer rauschen hören.

Perplex starrte er auf den Lichtschein, der den Boden der Kajüte beleuchtete.
 

Sein Herz raste so schnell, dass er sich an die Brust fasste, als könnte er es so verlangsamen. Während er versuchte seine Gedanken zu ordnen, konnten seine Augen keinen Punkt fixieren, der ihm weiter helfen konnte. Nun spürte er etwas seine Wangen kitzeln, fasste danach und stellte fest, dass es Tränen waren, die sich ihren Weg darüber bahnten. Hastig wischte er sich mit seinem Hemdärmel über das Gesicht. Die Ärmel waren feucht. Blutdurchtränkt.
 

Ein Déjà-vu? Wie automatisch glitten seine Finger behutsam zu seinem pochenden Ohr und fühlten auch dort Blut. Als er die Ärmel seines Hemdes nach oben schob, erkannte er dunkle Male.

Langsam kehrten die Erinnerungen der letzten Nacht in sein Bewusstsein zurück. Doch er konnte sich nicht daran erinnern, wie er in seine Koje gekommen war. Es hatte gestürmt. Er war allein in der Kombüse gewesen und- nein. Zoro war ebenfalls dort gewesen.

Ein seltsames Gefühl überkam ihn, als er an Zoro dachte, doch er konnte dieses Gefühl mir nichts in Verbindung setzen.
 

Nachdem er fest gestellt hatte, dass er allein in der Kajüte war, fragte er sich, was ihn geweckt hatte. Er hatte geweint. Im Schlaf. Was hatte er geträumt?

Beunruhigt kletterte er aus seiner Koje und musste sich den schmerzenden Kopf halten. Kurz zwangen ihn der Schmerz und ihn überkommende Übelkeit dazu, sich an der Wand abzustützen, dann konnte er seinen Weg fort setzen. Er musste wissen, ob die anderen zurück waren. Chopper musste ihm helfen.

Er brauchte Antworten.
 

Kaum war er durch die Tür nach draußen getreten, konnte er Lärm wahrnehmen, der scheinbar aus der Kombüse drang. Vertraute Stimmen wurden von dem sanften Wind zu ihm herüber getragen und er lächelte.

Sie waren wieder da. Alles war in Ordnung.
 

„Endlich wach?“ Er wirbelte herum und blickte direkt in ein ihm vertrautes Gesicht.

„Marimo“, sagte er tonlos. Eine Woge der Erleichterung erfasste ihn. Doch warum war das so?

„Du siehst übel aus“, sagte der Schwertkämpfer und musterte ihn.

„Heute schon mal in den Spiegel geguckt?“, gab Sanji zurück, dem die Augenringe des anderen nicht entgangen waren. „Kater?“

„Halt’s Maul“, knurrte der Grünhaarige. „Du solltest besser nicht so frech sein…“

Doch Zoro sagte nichts weiter und- Sanji wollte seinen Augen nicht trauen- wurde tatsächlich rot um die Nase.

„Was ist gestern Nacht passiert?“, fragte der junge Koch langsam und musste sich dazu zwingen, nicht einfach zu gehen. Jedoch wollte er Antworten. „Ich bin eingeschlafen, oder?“

Der andere nickte schwach, hatte den Blick nun jedoch abgewandt.
 

„Hm“, machte Sanji unzufrieden. Das hatte er sich selbst denken können. Hatte Zoro ihn in seine Koje gebracht, nachdem er eingeschlafen war? Bei dem Sturm? Oder erst später? „Wann sind die anderen zurück gekommen?“

„Vor ein paar Stunden“, antwortete der Schwertkämpfer, offenbar froh darüber, das Thema wechseln zu können. Die misstrauischen Blicke Sanjis entgingen ihm jedoch nicht. Genauso, wie dessen blutverschmiertes Hemd und Haar.

„Chopper ist auch wieder da“, murmelte er während er sich weg drehte und sich am Kopf kratzte. Noch bevor Sanji etwas sagen konnte, war Zoro in der Kajüte der Jungen verschwunden.

Ein Grinsen stahl sich auf das Gesicht des blonden Kochs als er weiter in Richtung Bad ging.
 

Frisch gewaschen und mit gewechselter Kleidung ging er wieder an Deck und stellte fest, dass die Segel gesetzt waren und sie offenbar wieder Fahrt aufgenommen hatten. Dabei waren sie gerade einmal einen Tag an der Insel geblieben. Diese war schon gar nicht mehr zu sehen und die unerträgliche Hitze, die am Vortag geherrscht hatte, war wie weggeblasen. Trotzdem schenkte der Smutje der Sonne einen missmutigen Blick, bevor der die Tür der Kombüse öffnete.
 

„Sanji!“

Seine Crew strahlte ihn an. Alle saßen am Tisch und hatten offenbar gerade etwas gefrühstückt.

„Wer hat gekocht?“, fragte der Blonde skeptisch mit hochgezogenen Augenbrauen, jedoch froh darüber, so die Möglichkeit genießen zu können, einfach mit am Tisch sitzen zu können.

Die anderen tauschten grinsend Blicke und verkündeten dann:

„Zoro!“
 

Fast hätte sich Sanji an seinem eigenen Speichel verschluckt. Der nichtsnutzige Lump? Sofort suchten seine Augen eben diesen und fanden ihn, verdächtig in die entgegengesetzte Richtung als diese, in der sich der Koch befand, blickend.

„Aha?“, macht er skeptisch. Was konnte den sonst so arbeitsscheuen Saufkopp dazu bewegt haben, für alle den Kochlöffel zu schwingen- womit er Sanji sonst immer aufzog.

„Aber dein Essen ist besser“, rief Luffy, der offenbar glaubte, ihr Smutje wäre nun beleidigt. „Zoro kocht ganz grauenvoll und schrecklich!“

Nicken seitens der restlichen Crew und ein wütender Aufschrei seitens Zoro folgten.
 

„Wie geht es dir?“, fragte Chopper, der offenbar nur darauf gewartet hatte, den Blonden diese Frage stellen zu können. Sofort wurden alle still und die belustigten Mienen wurden von Besorgnis befallen. „Zoro hat uns einiges erzählt.“

Sanji warf einen entrüsteten Blick in dessen Richtung, doch der Schwertkämpfer hatte den Blick abgewandt.

„Ach ja?“, sagte der junge Koch unangenehm berührt. „Und was zum Beispiel?“

Die anderen tauschten Blicke.

„Dass du krank bist“, sagte Luffy mit traurigem Blick.

„Ein Fluch“, sagte Robin mit solch unheilvollem Unterton in der Stimme, dass Brook, Chopper und Usopp aufschrien. „Etwas hat sich deiner bemächtigt und zerfrisst dich von innen.“

Sanjis Augen weiteten sich, doch kein Ton kam ihm über seine Lippen. Exakt dieses Gefühl hatte er, doch woher konnte Robin das wissen? Er war sich sicher, von außen bloß müde und erschöpft zu wirken. Zoro war der einzige, der gesehen hatte, was war, wenn er erwachte. Hatte Zoro den anderen davon erzählt? Er konnte nicht bestreiten, dass er froh darüber war, den anderen nicht selber von seinem seltsamen Schlaf zu berichten, doch so wusste er nicht, was Zoro gesagt hatte und außerdem konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie die Grasbirne so etwas tun konnte.
 

Sie beide gerieten immer und überall aneinander und lieferten sich ständig Wettstreite. Außerdem konnte er sich an kein Mal in seinem Leben erinnern, an dem der Säbelfuchtler einmal seinen Namen laut ausgesprochen hatte. War das jemals geschehen? Warum also sollte er nun der Crew etwas über den Gesundheitszustand seines Rivalen erzählen und oben drein auch noch dessen Arbeit für den Morgen erledigen? Die Arbeit über dessen Bewältigung er sich sonst mit solch einem Vergnügen lustig machte?
 

All das passte doch hinten und vorne nicht zu dem sonst so rücksichtslosen und griesgrämigen Macho. Da war sich Sanji sicher. Entweder er hatte sich in der letzten Nacht komplett des letzten noch funktionstüchtigen Klumpens Gehirn mit seinem Gesaufe entledigt oder es war tatsächlich etwas vorgefallen, das komplett aus dem Sinn des blonden Kochs entschwunden oder nie im Beisein seines Sinnes geschehen war.
 

Finster blickende Augen glitten über die immernoch besorgten Mienen seiner Crew und trafen die Zoros, die sofort davon glitten. ‚AHA!‘

Doch bevor sich Sanji auf den ihm ausweichenden Zoro stürzen konnte, hatte Chopper in seiner Mensch-Form eine Hand auf seinen Kopf gelegt und schien nach etwas zu suchen.

Drückender Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus. Bis zu diesem Moment war es ihm gut gegangen und kein Schmerz hatte ihn gequält. Nun war es, als hätte der kleine Arzt einen Korken aus einer jetzt sprudelnden Flasche gezogen. Wie hervorquellender Schaum breitete sich der Schmerz über Sanjis Kopf und Schultern zu seiner Brust und den Armen aus. Bis in seine Fingerspitzen kribbelte er, wie tausend Stiche glühender Nadeln.

Unwillkürlich stöhnte er auf und vor seinen Augen verschwammen die Farben zu einer Masse.
 

„Nicht die Augen schließen“, hörte er Choppers Stimme an seinem Ohr. „Such dir einen hellen Punkt, den du angucken kannst.“

Seine Augen rollten in ihren Höhlen und sein Blick glitt wirr durch den Raum, fand dann einen hellen Fleck und fixiert diesen, so gut es ging. Als sich sein Blick festigte, stellte er fest, dass er Zoro anstarrte und wütend sah er sofort zu Nami.
 

„Zoro hat erzählt, dass sich diese Male ausbreiten. Sie tun weh, oder?“, sagte Chopper, der offenbar dem Verlauf der Linien nun folgte, ohne diese zu berühren. „Er sagte, im Schlaf hältst du dir den Kopf und hast wohl Schmerzen.“

Erneut schickte Sanji Zoro einen vernichtenden Blick, jedoch ohne sich weiter Gedanken zu machen. Er war erleichtert, dass Chopper ihm nun helfen konnte, auch wenn er unzufrieden mit der Art war, wie dieser zu seinen Informationen gekommen war.

Er nickte. Dass er dies tat, wusste er nicht, doch auch im wachen Zustand hatte er Kopfschmerzen.
 

„Dürfen wir auch mal gucken?“, fragte Luffy besorgt und- Sanji war empört- offenbar auch begeistert und neugierig.
 

Es stellte sich heraus, dass Chopper der einzige der Crew war, dem der Schwertkämpfer sich anvertraut hatte. Warum Robin offenbar jedoch mehr wusste, als der Rest, fragte sich niemand.
 

„Ich habe diese Male schon einmal gesehen“, sagte Brook zur allgemeinen Überraschung, als er einen Blick über Choppers Schulter warf. „Seht genauer hin. Es sind Schriftzeichen. Sie…sie bezeichnen einen Fluch. Uuuh~!“

„Ein Fluch?!“, riefen Usopp und Chopper schrill. Luffys Augen blitzten begeistert.

Sanjis Augnbrauen zogen sich zusammen. Ein Fluch?
 

---Fortsetzung folgt---
 

Dadamm. Ein Fluch also? Wie, wo, was?

Ich hoffe ihr konntet meine Tippfehler ignorieren.

Werden wir je erfahren, was in der Nacht geschah? Dadamm…wer weiß~

Und wieder kommt Sanji unversehrt gen Ende des Kapis davon...ihm geht's irgendwie auch viel zu gut. Hm...warum nur? 8D
 

Bis zum nächsten Mal 8DD

Ruhe vor dem Sturm

Sooo. Nach 1000 Jahren tut sich hier wieder was. Ja, ich gebe zu, ich bin faul. Und da ich nur zu gut weiß, wie es ist auf Kapitel zu warten, entschuldige ich mich dafür, dass es so lange nicht weit ging :( Aber besser spät als nie…und es gibt Leute, die sind 1000x schlimmer als ich!! 8D

Blöd bei dieser FF ist, dass ich die bisherigen Kapitel immer so lang geschrieben hatte. Da kann ich ja nicht einfach mit Kapiteln kommen, die nur halb so lang sind. Und witzig ist, dass die Hälfte dieses Kapitels seit November existiert, es ging nur irgendwie nicht weiter. Und zwar, weil dieses Kapitel ein so langweilig ist. Zumindest finde ich, dass es so ist. So wenig Horror und Qual und, ach. Zu viel Gelaber und zu wenig drum herum. Jetzt bin ich aber über meinen Schatten gesprungen und hab‘ mich getraut, dieses langweilige Stück hochzuladen! Hat nicht jede Fanfic einen langweiligen Tiefpunkt? xD Nein? Na gut, ab jetzt wird’s wieder spannend :) …sofern sich noch jemand für diese verstaubte FF interessiert, versteht sich.
 

So. Und jetzt geht’s auch schon los! Diesmal mit einem Titel, den man auch versteht 8D
 


 

5. Ruhe vor dem Sturm
 

Mit einem Mal war alles ruhig. Als wäre ein schweres Tuch auf sie alle gelegt worden, das Ton und Bewegungen trübte.

Verschwommene Schatten tanzten vor seinen Augen auf und ab. Er sah träge von Gesicht zu Gesicht, doch konnte er keine Emotion deuten, kein Wort von den Lippen der auf ihn einredenden Menschen verstehen. Sie waren stumm. Sein Sichtfeld verschwamm und verdunkelte sich immer wieder, er fühlte sich schwerelos und müde. Die Gesichter bewegten sich auf ihn zu. Dann wurde alles schwarz.

Schrilles Geheul, wie das einer Sirene, stach wie eine klirrend kalte Klinge, in sein Bewusstsein und ließ ihn die Augen jäh öffnen.
 

Flammen züngelten seine zitternden Beine empor und verbrannten seine Haut und sein Fleisch. Sein Mund füllte sich mit Ruß, als er etwas zu rufen versuchte. Nur Krächzen drang aus seiner Kehle, während er sich an den Hals griff und nach Atem rang. Der stechende Rauch ließ seine Augen tränen und die hämmernden Schmerzen seines Kopfes schienen weit vorgedrungen in seinem Schädel zu wüten. Er wusste nicht, wo er sich befand, oder was geschehen war.
 

Der schwarze Qualm nahm ihm die Sicht. Die Hitze schien seine Haut in Brand zu setzen. Am Boden kniend und die Hände auf sein Gesicht gepresst versuchte er nach Luft zu schnappen, um nicht zu ersticken. Druck legte sich auf seine Brust und seinen Hals und ihm wurde übel. Schwindel überkam ihn. Die Luft war dünn und trocken.
 

Doch plötzlich verschwanden Qualm und Hitze. Vorsichtig ließ er die Hände sinken. Dunkelheit umgab ihn. Seine nackten Füße fühlten feuchte Erde. Nichts war von der Wärme geblieben. Nichts erinnerte daran, dass vor wenigen Augenblicken um den jungen Mann ein Flammenmeer getobt hatte. Die stickige Luft roch faul und modrig. Kälte breitete sich aus und kroch ihm die Glieder hinauf.
 

Langsam nahm die Umgebung Gestalt an. Knochige, kahle Bäume ragten aus dem mit Moos bedecktem Boden heraus wie fleisch- und hautlose Arme, dessen Besitzer dem Erdboden zu entrinnen suchten.

Er starrte sie an und sie schienen sich zu regen, sich ihm entgegen zu strecken. Entsetzt aufkeuchend wich er zurück. Seine erschöpften Beine konnten sein Gewicht auf einmal nicht mehr tragen und er stürzte, kroch nun rückwärts. Die Kälte lähmte ihn und Trägheit überkam seinen Körper.

Der Boden, aus dem die skurrilen Arme hervorbrachen und sich reckten, riss auf und vermoderte Gebeine quollen heraus, wie Gedärme aus einem aufgeschlitzten Bauch.
 

Mit einem Mal stieß er mit dem Rücken gegen etwas Festes. Etwas Kaltes. Etwas, das so viel Abscheu in ihm aufkeimen ließ, wie er es noch nie zuvor verspürt hatte. Er wusste, was es war, auch wenn er es nicht sehen konnte.

Den Atem anhaltend tasteten seine zitternden Finger den kalten Stein hinter sich ab, ehe er sich langsam, ganz langsam, umwandte.
 

Es war sein eigenes Grab.
 


 

„Wir haben auf der Insel gestern Geschichten gehört.“

„Ja, die Leute dort wollten uns an den Kragen, aber nicht, weil wir gefürchtete Piraten waren, oh nein!“

„Sie haben von Seefahrern erzählt, die auf ihre Insel kamen und alles in Dunkelheit gezogen haben.“
 

Ein plötzliches Stöhnen legte Schweigen über die Redenden. Alle Blicke glitten hinüber zu dem blonden Koch, der in einer der unteren Kojen in der Jungenkajüte lag. Dieser begann nun lauter zu stöhnen und sich zu wälzen. Seine Hände griffen an seinen Kopf.
 

„Oh nein!“ Chopper, Usopp und Nami sprangen auf und eilten zu der Koje, in der Sanji inzwischen schwer atmete.

Usopp griff nach den Armen des Blonden und zuckte zusammen. Eisige Kälte erfasste ihn, als wäre sein gesamter Körper in Eiswasser getaucht worden. Kurz zögerte er, bevor er mit all seiner Kraft den scheinbar Schlafenden dazu zwang, die Arme wieder zu senken und stillzuliegen. Vor seinem inneren Auge tauchten mit einem Mal erschreckend reale Bilder auf.

Seine Mutter lag am Boden, die weit aufgerissenen Augen auf ihn gerichtet und zitternd rief sie ihm etwas zu- er schüttelte den Kopf und die Bilder verschwammen allmählich. Er musste sich konzentrieren!

„Chopper, schnell!“, presste er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er hatte große Schwierigkeiten damit, ihren Smutje ruhig zu halten. Nami half ihm. Als er gegen ihren Arm stieß, spürte er, wie sie zitterte. Ihre Zähne waren zusammen gepresst und ihre Augen waren fest geschlossen.

Der kleine Arzt setzte eine Spritze an und verabreichte dem jungen Koch damit etwas in seinen Nacken. Nach wenigen Augenblicken ließ seine Gegenwehr nach und er schien wieder ruhig zu schlafen.

Die drei seufzten erleichtert auf und entspannten sich. Die Wärme, die mit einem Schlag aus ihren Körpern getrieben worden war, kehrte allmählich zurück.
 

Wachsame Augen ruhten von weitem auf dem Geschehen. Zoro, der nicht mit aufgesprungen war, wandte endlich den Blick wieder ab und seine bis eben fest zusammengebissenen Zähne, lösten sich voneinander. Er hätte es nie zugegeben, doch sein Herz raste in seinem Brustkorb, als hätte er soeben einen Kampf auf Leben und Tod hinter sich gebracht.

Sofort griff seine Hand nach einer halb geleerten Bierflasche und als er trank, sah er, wie Nico Robin ihn mit ihren Augen fixiert hatte. Ihr Blick war durchdringend und er fühlte sich plötzlich durchschaubar und entblößt. Bevor er die Augen schloss, schenkte er ihr einen trotzigen Blick.

„Vielleicht solltest du das nächste Mal helfen, Herr Schwertkämpfer“, sagte sie und Zoro verschluckte sich beinahe an seinem Getränk. Ein Husten unterdrückend grummelte er etwas und sah dann zu Luffy, der neben ihm saß und unruhig auf seinem Platz auf und ab hüpfte.

„Nein, ICH will helfen! ICH bin der Kapitän“, sagte er mit einem Schmollmund und warf Nami einen flehenden Blick zu. Die drei, die aufgesprungen waren, setzten sich wieder an den Tisch und seufzten. Dem Jungen mit dem Strohhut rann Schweiß von der Stirn und er sah unruhig von Einem zum Anderen.
 

Es war später Nachmittag. Franky war draußen und steuerte das Schiff, während der Rest der Crew sich in der Kajüte der Jungen versammelt hatte und Informationen austauschte. Sie hatten wieder abgelegt und einen neuen Kurs aufgenommen.

Jeder von ihnen war angespannt, seit ihr Smutje mitten in ihrer Unterhaltung am Morgen ohnmächtig geworden war. Sie alle wussten von Bewohnern der Insel, auf der sie am Tag zuvor gewesen waren, dass offenbar eine Art Fluch auf dem jungen Mann lastete. Und obwohl sie vermuteten, dass dieser sich im Schlaf ausweitete, war es ihnen nicht gelungen, ihn zu wecken.

Jedoch war es dem kleinen Arzt der Crew geglückt, die Ausweitung der Male, die den Körper des Verfluchten zierten, einzudämmen. Diesen Tipp zu der Bewältigung hatte er auf der Insel, die sie besucht hatten, bekommen. Denn wie sich heraus gestellt hatte, waren ähnliche Fälle, wie der des blonden Kochs, auf der Insel bekannt und gefürchtet.

Es war ein Mittel, das das Bewusstsein eines Schlafenden so verändert, dass er im Schlaf Albträume erleidet. Diese gezielt eingesetzten Phasen verdrängten offenbar das, was im Inneren des Menschen geschah, wenn sich die Male weiter auszubreiten begannen. Zu mehr waren sie gerade nicht in der Lage.
 

„Aber das tust du doch“, sagte Nami nun. „Du hilfst Sanji, indem du ihm nette Gedanken schickst und ihn nicht anfasst, schon vergessen.“

„Jaah.“ Luffy zeichnete mit seinem Zeigefinger Spiralen auf die Tischplatte und seufzte schwer. „Aber wann wird er denn wieder wach?“

Chopper seufzte ebenfalls.

Er fühlte sich nutzlos. Alles, was er tun konnte, war seinem Patienten Albträume zu bescheren und darauf zu hoffen, dass dies die richtige Methode war, um ihm zu helfen. Er musste auf seine Informationen vertrauen und abwarten, bis sie die Insel, auf die sie zusteuerten bald erreichten. Dann würden sie dem Ganzen auf die Spur kommen!
 

Sie alle waren beunruhigt. Denn die Insel, auf der sie Antworten und Hilfe finden sollten, hatten sie bereits schon einmal betreten. Auf der letzten Insel, an der sie an Land gegangen waren, hatte Nami einen Eternal Port besorgt, der ihnen den Weg wieder zurück weisen würde, da ihr Log Port noch immer den Kurs in die entgegengesetzte Richtung anzeigte.
 

„Und diese Seefahrer, die alles in Dunkelheit gezogen haben?“, fragte Usopp nun, der ihre Unterhaltung wieder aufnehmen wollte, da niemand etwas sagte.

„Sie haben sich diesen Fluch auf der letzten Insel, auf der sie waren, eingefangen“, erklärte Nami, die zusammen mit Robin auf ihrer Erkundungstour auf der Sommerinsel einiges an Informationen erhalten hatte. „Mehr wissen wir nicht…“

Sie seufzte wieder. „…aber Sanji entspricht exakt dem Erscheinungsbild dieser Seefahrer.“
 

Zoro wagte es nicht einen weiteren Blick in Richtung Kojen zu werfen. Er konnte nicht glauben, dass dieser Karottenputzer tatsächlich wieder ruhig schlief, ohne dass etwas Seltsames geschah. Inzwischen traute er keinem seiner instinktiven Gefühle mehr. Er fühlte sich nutzloser als ohnehin bereits der Fall war. All seine Kameraden hatten offenbar bei ihrem Besuch auf der Wüsteninsel Berge von Informationen über den Zustand des Kochs- von dem sie im Vorfeld nicht einmal etwas gewusst haben- in Erfahrung gebracht…und er?! Selbst mit dem kranken und blutenden Smutje vor der Nase hatte er nichts ausrichten können, um ihm zu helfen- selbst, als er es- zumindest ein wenig- gewollt hatte.

Mit seinen Schwertern konnte er nichts ausrichten und auch sein Instinkt taugte hier nichts.

Wie oft hatte er ihren Koch nun schon schlafen lassen, wobei dieser offenbar von irgendetwas angegriffen wurde, ohne das sein Instinkt auch nur einen Reiz von Gefahr wahrgenommen hatte?!

Ein Fluch? Pah. Eines seiner eigenen Schwerter war verflucht und er hatte sich bestens mit diesem anfreunden können.

Aber nun war er einfacher Zuschauer bei einem Kampf, an dem er nicht teilnehmen konnte. Diese Tatsache machte ihn fuchsteufelswild.
 

Bisher hatte er kein Wort gesprochen. Nur Chopper hatte er bei der Ankunft seiner übrigen Crew im Geheimen Bericht erstattet. Zu mehr war er nicht im Stande gewesen. Sein Stolz hinderte ihn daran. Allerdings hatten sie seit dem seltsamen Vorfall in der Küche auch nicht viel gesprochen.

Ihr Schiffsarzt hatte allem Anschein nach eine Art ‚Plan‘ zur Bewältigung ihres Problems, doch er, Zoro, konnte außer eventueller Schilderung von peinlichen oder unangenehmen Situation nichts beisteuern, um zu helfen. ‚ Dieser verfluchte…-ah! Scheiße.‘
 

Während die anderen Strohhutpiraten über ihr Erlebtes auf der Insel- Zoros magerer Beobachtung der Situation zufolge hatten sie sich wohl in Gruppen geteilt gehabt- austauschten, starrte der Grünhaarige finster vor sich hin.
 

Das durchdringende Knarren der Balken, das leise Rauschen der Wellen, die den Bug des Schiffes umspielen und das ferne Geschrei der Möwen war einen Moment lang alles, was zu hören war, dann knurrte Luffys Magen.

Alle seufzten.

„Sanjiiiii“, heulte der Junge mit dem Strohhut auf und drehte sich wieder in Richtung Kojen um. Dann packte Usopp seinen Arm und strahlte ihn an.

„Wir übernehmen das Kochen für heute!“, rief er entschlossen.

„Ooh, ja! Wir kochen Sanji etwas, damit er wieder gesund wird“, stimmte Luffy ihm zu. „Kannst du das denn?“

Der Langnasige lachte auf und baute sich vor seinem Kapitän auf.

„Man nennt mich auch Küchenmeister-Usopp“, sagte er großsprecherisch, deutete dabei mit dem Daumen auf seine Brust, doch schon im nächsten Moment hatte Nami beide aufgesprungenen Piraten wieder auf ihre Sitzkissen gedrückt.

„Ihr werdet keinen Fuß in die Küche setzen“, knurrte sie. „Robin und ich werden das übernehmen. Oder wollt ihr, dass wir alle draufgehen?!“

Usopp und Luffy zogen beide einen Flunsch, doch schien ihnen der Gedanke daran, Essen zu bekommen, ohne dafür arbeiten zu müssen, genug zu gefallen, um nichts zu erwidern.

Nur Usopp sagte noch: „Ihr wisst ja nicht, was euch entgeht!“
 

Robin, die nun wieder lächelte, nickte Nami aufmunternd zu.

„Aber ein bisschen Hilfe wäre doch nicht schlecht“, sagte sie freundlich. „Sie könnten uns beim Gemüse helfen.“

„Na gut“, knurrte Nami mürrisch. „Du hast- wie immer- Recht, Robin.“

„Vergesst mich nicht“, rief Brook. „Ich werde jede schweißtreibende Arbeit verrichten, die Nami-San mir aufträgt- oh. Dabei kann ich gar nicht schwitzen. Ich bin ein Skelett- Yohohoho!“

Luffy stimmte laut in sein Lachen mit ein. „Wenn Sanji aufwacht, wird er sich freuen!“

Der Rest erhob sich schweigend und machte sich auf den Weg.

„Und unser Arzt?“, fing Robin an, als ihr auffiel, dass dieser neben Zoro sitzen geblieben war.

Der kleine Arzt sah sie fragend an.

„Ich muss doch bei meinem Patient bleiben und aufpassen“, sagte er dann unsicher und wurde rot, als Robin ihn anlächelte.

„Ich bin mir sicher, dass der Herr Schwertkämpfer das übernehmen wird“, sagte sie. „Wir können alle Hilfe gebrauchen und ich bin sicher, dass du uns in der Küche besser helfen kannst. Du kannst doch so gut mit den kleinen Messern umgehen.“
 

Zoro öffnete die Augen, als er die Worte der Archäologin hörte und starrte sie mit einer Mischung aus Ärger und Überraschung an. Chopper, der bei dem ersten Satz ungläubig zu Zoro geblickt hatte, tänzelte nun, da ihm Robin geschmeichelt hatte, verlegen zwischen Tisch und Sitzbank umher und nuschelte etwas, das klang, wie: „Es macht mich nicht glücklich, wenn du sowas sagst.“
 

Nami und Robin tauschten zufriedene Blicke, was den Schwertkämpfer nur noch weiter entrüstete.

„Moment mal!“, rief er aus, als alle den Raum verließen, ohne ihn zu fragen, ob er ihrem Plan zustimmte. „Ich hab‘ Besseres zu tun, als hier- HEY!“

Die Tür war zugeschlagen und schon wieder war er allein mit dem verdammten Kartoffelschäler. Sofort glitt sein Blick zu eben diesem und er fluchte wütend in sich hinein. Die beiden Mädchen, so schien ihm, wollten ihn wohl damit bestrafen, allein mit dem liebestollen Gnom gelassen zu werden. Warum nur? Was hatte er verbrochen?
 

Nun fiel sein Blick auf eine kleine Schachtel, aus der ihr Arzt bereits einige Male mehrere Spritzen gezogen hatte, um ihrem Koch etwas zu injizieren. Seine Augen weiteten sich. Was, wenn der verblödete Schürzenjäger plötzlich wieder anfing mit- was auch immer?! Sollte er etwa...? Er hatte doch keine Ahnung von Arzt-Geschichten.
 

Wie auf Stichwort begann der blonde Mann sich plötzlich zu bewegen und Zoro sträubten sich die Nackenhaare.

‚Oh nein! ‘, dachte er entsetzt. ‚Aber das ist diesmal doch noch gar nicht lange her…‘

Sanji stöhnte auf und eine Hand glitt seinen Körper hinauf, stoppte an seinem Kopf. Erneut stöhnend begann er sich langsam zu krümmen und hustete.

Fast wie versteinert war Zoro noch immer in derselben Position, spähte zu ihm hinüber und regte sich nicht, während er fieberhaft darüber nachdachte, was er tun sollte. Von Chopper hatte er gehört, dass sie ihren Koch daran hindern sollten, sich im Schlaf an den Kopf zu fassen- oder was auch immer. Doch nun zögerte er.
 

Plötzlich sah er, wie Sanji die Augen aufschlug. Gleichzeitig stieß er ein erschrockenes Keuchen aus und ein Ruck fuhr durch seinen gesamten Körper.

Noch immer vollkommen regungslos, starrte Zoro ihn an, atmete aber gleichzeitig erleichtert auf. ‚Entwarnung.‘
 

Der blonde Koch stützte sich vorsichtig auf seine Unterarme und blickte sich schwer atmend um. Die Blicke der beiden Piraten trafen sich. Zoro bemerkte, dass der Blick des anderen unruhig und verschwommen war und seine Augen verengten sich.

„Wo sind die anderen?“, keuchte Sanji offenbar unter Anstrengung. „Was ist passiert?“

„Die kochen“, antwortete Zoro knapp und wandte den Blick wieder ab. Dass er erleichtert darüber war, dass Sanji endlich wieder zu sich gekommen war, ließ er sich nicht im Geringsten anmerken.
 

Innerlich rechnete er damit, dass der Smutje sich auf den Weg in die Kombüse machen würde, um zu helfen- oder was auch immer- doch blieb dieser entgegen seiner Erwartungen im Bett sitzen und starrte vor sich hin. Er fragte sich, woran er dachte, wie es ihm ging und ob er sich an das, was in seinem Schlaf geschehen war, erinnerte, doch er sagte keinen Ton und biss die Zähne zusammen.

Er war der Falsche an dieser Stelle. Warum hatte Robin gewollt, dass er dort blieb und aufpasste. Hatte sie damit gerechnet, dass der Koch aufwachen würde?

‚Natürlich nicht!‘, beantwortete Zoro diese Frage in Gedanken und schnaubte. Dann erhob er sich und machte sich auf den Weg zur Tür. Er musste Chopper Bescheid geben, dass sein Patient endlich wach geworden war. Der konnte sich dann um ihn kümmern und so weiter.
 

Sanji hob wieder den Blick, als er die Bewegung Zoros aus den Augenwinkeln bemerkte. Dieser war aufgestanden und ging nun zur Tür.

Seine Eingeweide zogen sich zusammen. Etwas in ihm wollte nicht, dass der andere ging, doch er brachte die Worte, die nötig waren, um ihn aufzuhalten, nicht über die Lippen.

Dass die Augen Sanjis auf ihn gerichtet waren, bemerkte Zoro und er zögerte kurz. Als er die Tür erreichte, blieb er stehen und seine Hand verharrte einen Moment lang auf dem Türgriff. Sein Herz schlug, wie wild und in seinen Ohren konnte er fast sein eigenes Blut rauschen hören, das ihm in den Kopf schoss.
 

„…alles okay?“, fragte er mit gezwungen fester Stimme und in hartem Tonfall, ohne sich umzudrehen.
 

„Alles okay.“, antwortete Sanji ruhig, jedoch mit bebender Stimme. Dann öffnete Zoro die Tür und verließ den Raum mit schweren Schritten.
 

Es dauerte nicht lange und im Türrahmen erschien ein pinkfarbener Hut samt Geweih.

„Sanji!“ Prompt saß Chopper bei ihm im Bett und strahlte ihn an. „Endlich bist du wach! Wie geht’s dir? Ist alles in Ordnung? Hast du geträumt? Was hast du geträumt? Erinnerst du dich überhaupt daran? Weißt du noch, was vorhin passiert ist?-“

Ein Finger legte sich auf Choppers Mund und stoppte den Redeschwall, der aus ihm herausgeplatzt war.

„Nicht so eilig, Herr Doktor“, sagte Sanji und versuchte sich an einem Lächeln. Sein Blickfeld kam ihm ungewöhnlich dunkel und verschwommen vor. „Mir geht’s gut.“

Während Chopper seinen Arztkoffer auf die Koje hob, ertappte sich der Blonde dabei, wie sein Blick zur Tür huschte und dort verharrte. Seine Stirn legte sich in Falten und er schüttelte den Kopf. ‚Was zur Hölle mache ich eigentlich…?!‘

„Bin ich vorhin eingeschlafen?“, fragte er nun und richtete seinen Blick auf den plüschigen Hut unter seiner Nasenspitze. „Das tut mir leid.“ Für einen kurzen Moment hob Chopper den Kopf und nickte dann. Anschließend kramte er weiter in seinem Arztkoffer herum und zog schließlich ein kleines, rundes Fläschchen hervor.

„Du bist mitten in unserer Unterhaltung weg gewesen“, erklärte Chopper eilig und streckte ihm das Fläschchen entgegen. „Hier trink das.“

Die Flüssigkeit darin war klar und als Sanji den Korken mit einem Ploppen entfernte, stieg ihm ein angenehm süßlicher Geruch in die Nase. ‚Und das soll Medizin sein?‘, dachte er vergnügt. ‚Typisch Chopper.‘

Bevor er fragen konnte, sagte der kleine Arzt: „Das ist ein Mittel, das dir Energie verleihen sollte- zumindest für’s Erste. Dann wirst du nicht so schnell müde.“
 

So süß, wie die Medizin duftete, schmeckte sie nicht. Sie war eintausend Male süßer. Der Smutje presste die Lippen zusammen und schüttelte sich. Gleichzeitig fühlte er, wie Wärme seinen von Kälte gezehrten Körper durchströmte, wie fließendes Wasser. Seine blassen Wangen färbten sich leicht rosa und ihm wurde wohlig warm.

Choppers Miene strahlte, als er bemerkte, dass sich sein sonst so müder und schwacher Patient offensichtlich nun etwas besser fühlte.

„Wir haben viel 'rausgefunden“, sprudelte es nun aus ihm heraus. Die kleine Verbesserung von Sanjis Zustand und das Wittern der Chance ihm noch weiter zu helfen, spornte den Kleinen an. „Auf der Insel, auf der wir vorgestern waren, musst du dir etwas eingefangen haben, deswegen geht’s dir nicht gut. Auf der Insel gestern haben die Leute uns verfolgt und wollten uns wieder los werden, weil sie dachten, wir wären besessen, oder so! Gut, dass du nicht mit gekommen bist! Die kennen sich aus. Durch die Route des Log Portes werden Seefahrer, die von der so genannten ‚Teufelsinsel‘ kommen, irgendwann zu der Wüsteninsel gelotst. Und diesen Fluch, den du dir offenbar eingefangen hast, gibt’s nur da! Und…-“

Choppers Stimme überschlug sich vor Aufregung. Als er den gequälten Blick Sanjis sah, bremste er sich. Der Blonde, dem dies auffiel, schüttelte nun den Kopf. Er wollte Chopper nicht in Verlegenheit bringen und mehr erfahren, doch das schnelle Reden bereitete ihm Kopfschmerzen.

„Nein, nein“, sagte er nun und nickte dem Kleineren auffordernd zu. „Rede weiter, nur…vielleicht etwas langsamer?“

Chopper strahlte, nickte und erzählte weiter.
 

„Einige der Seefahrer, die auf der Insel ankommen- sagen die Leute da- verbreiten Dunkelheit. Deswegen leben dort kaum noch Menschen. Diese Menschen sind verflucht. Und dieser Fluch frisst sie wohl von innen auf. Sie sagen, er lebt und nährt sich von den Ängsten der Menschen. Und das, wenn sie wehrlos sind- also in ihren Träumen!“
 

Beide schwiegen. Sanji starrte den kleinen Arzt an. In seinem Kopf arbeitete es. Verflucht war er? Das war es also. Und deswegen ging es ihm nachdem er geschlafen hatte, ständig so schlecht. Etwas in ihm…nährte sich von…seinen Ängsten? Und zwar, weil er dann wehrlos war? Seine Miene verfinsterte sich. Wehrlos. Dieses Wort gefiel ihm nicht. Er wollte nicht wehrlos sein. Er konnte kämpfen. Er war, verdammt nochmal, einer der stärksten Kämpfer auf diesem Schiff und alles andere als schwach, mickrig und- ihgitt- WEHRLOS!

Ein wütendes Schnauben entwich ihm. Doch wie sehr er sich auch gedanklich darüber aufregte, es stimmte. Wenn er schlief, war er nicht kampfbereit. Deswegen gab es nachts immer jemanden, der Wache hielt. Deswegen mussten sie sich zum Schlafen zurück ziehen. Im Schlaf war jeder ein willkommenes Ziel.

Aber…

„...wie sollen wir dann dagegen ankämpfen“, sagte er leise und Chopper, der gerade Mullbinden aus seinem Koffer gekramt hatte, wirkte wieder traurig. „Nie wieder schlafen?“

„Deswegen fahren wir jetzt zurück zu dieser komischen Teufelsinsel und suchen eine Lösung. Mehr haben wir nämlich auch nicht 'rausgefunden.“

„Zum Beispiel…ob das ansteckend ist“, sagte Sanji nun. Als hätten seine Worte erst an Bedeutung gewonnen, nachdem er sie ausgesprochen hatte, weiteten sich seine Augen und erschrocken wich er zurück. Was, wenn er sie alle infizieren würde. Er würde es sich nie verzeihen, wenn es Nami oder Robin seinetwegen schlecht gehen würde.

„Ist es nicht“, sagte Chopper nun und forderte den Smutje mit einer Geste auf, sich seines Hemdes zu entledigen. „Zumindest haben das die Leute gestern gesagt. Sonst wären sie wohl alle schon dahin gerafft worden, haben sie gesagt.“

„Aha“, sagte Sanji trocken, während Chopper begann, seinen Brustkorb und Schultern mit den Binden zu umwickeln. „Klingt ja verlockend.“
 

„Es tut mir so leid, dass das alles ist, was ich tun kann“, heulte Chopper plötzlich los. „Ich bin ein schlechter Arzt!! Immer, wenn du im Schlaf anfängst, unruhig zu werden, muss ich dir ein Serum verabreichen, dass dir Albträume macht, damit dieser Fluch dich nicht weiter befallen kann!“ Nun brach er in Tränen aus. Rotz lief ihm aus der Nase und große Tränen kullerten über sein Gesicht.

Sanji schluckte bei diesen Worten.

„So ein Unsinn, sei stolz darauf, dass du etwas herausgefunden hast, Chopper“, sagte er schließlich. „Ich bin wach, siehst du, also hast du mir doch geholfen. Du bist der beste Arzt den ich kenne.“

„Du machst mich nicht glücklich, wenn du das sagst“, schluchzte er, wirkte jedoch etwas fröhlicher.

„Vielleicht kann dich ja etwas zu essen aufheitern“, lächelte der Koch ihm zu, während Chopper seine Arztutensilien wieder verstaute. Dann sprang der Kleine auf.

„JA! Nami und Robin machen etwas zu essen für uns!“, rief er. „Na los! Ich guck mal, ob es fertig ist. Bleib liegen!“

Die Vorstellung davon, seine hübschen ‚Ladies‘ samt Kochschürzen kochend, für ihn, Sanji, in der Küche zu sehen, ließ ein wärmeres Gefühl ihn ihm hochsteigen, als das, das Choppers übersüße Medizin verursacht hatte.

Das Zufallen der Tür hinter dem kleinen Arzt riss ihn wieder aus seinen Gedanken.
 

Jetzt, wo er allein war- allein in der Lage, in der er steckte- schien ihm plötzlich mehr als real und ernüchternd. Ein unangenehmes Gefühl kroch ihm unter die Haut. Etwas war in ihm. ETWAS ernährte sich von seinen Ängsten, hatte Chopper gesagt. Es war kein Sonnenstich oder einfache Albträume. Da war etwas, das ihn bewusst manipulierte und sich von ihm ERNÄHRTE.

Ein weiterer Schauer überkam ihn. Noch fühlte er sich ruhig und wach, doch was, wenn er wieder- wogegen auch immer- ankämpfen musste. Seine Augen huschten durch den Raum, der ihm nun wieder ungewöhnlich dunkel und kalt vorkam. Er fühlte sich beobachtet. Als säße ihm etwas im Nacken. Hinter ihm. Ein Schatten. Ein Schatten, der ihn beobachtete und lauerte. Auf den richtigen Moment wartete.

Da.

Plötzlich war das- ihm so vertraute- Pochen in seinem Kopf wieder da. Seine Augen brannten und er spürte, wie sein Körper immer schwerer wurde. Sein Puls beschleunigte sich und seine Blicke, die die dunklen Ecken der Kajüte absuchten, wurden immer schneller, immer hektischer.

Je öfter er mit seinen Blicken diese Ecken absuchte, desto weiter schien die Dunkelheit fortzuschreiten.
 

‚Es ernährt sich von der Angst…‘, schoss es ihm durch den Kopf. ‚Bleib ruhig. Das ist alles nur Einbildung. Nur Einbildung. Nur…-‘

Etwas Kaltes berührte seinen Nacken und sofort stemmte er sich hoch und sprang auf. Er wollte zur Tür laufen, doch die schnelle Bewegung brachte verheerende Folgen mit sich. Ihm wurde schwarz vor Augen. Das Dröhnen in seinen Ohren wurde lauter. Er hatte so lange im Bett gelegen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie ausgelaugt sein Körper war. Seine Beine gaben unter seinem eigenen Gewicht nach und er fiel unsanft zu Boden. Schwer atmend und keuchend versuchte er sich aufzurichten, immer noch blind.

Was war das gewesen? War es noch hier? Er konnte nichts sehen. Kälte kroch auf ihn zu. Dunkelheit. Er konnte förmlich spüren, wie die Finsternis ihm nach kroch und sicher gleich erreichte.

Wo blieb Chopper?
 

Mit zittrigen Händen und Armen richtete er sich langsam auf, kroch ein Stück vorwärts und…da! Wieder spürte er etwas Kaltes. Diesmal an seinem Knöchel. Oder war es bloß Einbildung. Ihm wurde übel. Alles um ihn her drehte sich, wirbelte gerade zu. Der gesamte Raum schien sich zu überschlagen und er klebte am Boden fest. Sein Kopf fiel von der einen auf die andere Seite. Er fühlte sich langsam. Schwach, Ausgeliefert und- ja- wehrlos.

Einen Augenblick später fühlte er, wie die Kälte wich und plötzlich Sonnenlicht auf seine Haut fiel.
 

Als sich seine Augen öffneten, blickte er auf das Deck der Sunny-Go. Das Rauschen den Meeres und das Schreien der Möwen drang an seine Ohren. Seine Arme lehnten an etwas Hartem. Das Geländer der Empore.

Er brauchte einen Augenblick, um sich zu fangen und zu begreifen, was geschehen war, dann wandte er den Blick zur Seite und er traf auf den Schwertkämpfer, der mit verschränkten Armen neben ihm stand und ihn anblickte. Doch diesmal sah er nicht vorwurfsvoll oder erwartend aus. Nein. Sanjis Augen weiteten sich. Blickte der mürrische Saufkopp etwa…besorgt.
 

Doch im selben Augenblick, in dem der Smutje meinte, die Rätsel von Roronoa Zoros Miene entschlüsselt zu haben, drehte dieser ihm seinen Rücken zu.

„Das Essen ist fertig“, murmelte er.

Sanji, dessen Schädel immer noch brummte, musste schmunzeln. Es war ein seltsames Gefühl, diesen Satz nicht selbst zu sagen, sondern von dem Nichtsnutz von Schwertkämpfer zu hören zu bekommen. Paradox.

So schnell, der Anflug von Heiterkeit gekommen war, so schnell war er auch wieder vorbei gezogen, denn als er das Aufstützen auf das Geländer sein ließ, taumelte er und griff nun schnell wieder nach seinem Halt. Gleichzeitig glitt sein Blick hinüber zu der Tür, durch die Zoro ihn wohl vor wenigen Augenblicken gezogen hatte.
 

Es war beängstigend. Nun, nachdem Chopper ihm so vieles erzählt und damit aus Mutmaßungen Gewissheit gemacht hatte, erschien ihm die Situation, in der er sich befand noch bedrückender und ermüdender. Er hatte am vergangenen Tag bereits mehrfach die Erfahrung gemacht, in Momenten, in denen er allein war, beobachtet zu werden- und mehr-, doch nun war er sich dessen bewusst, dass tatsächlich etwas darauf wartete, dass er schlief, um, was auch immer, anzustellen.
 

Zum ersten Mal, seit dem er sich so fühlte, war er froh darüber, dass Zoro in der Nähe war. Was wäre gewesen, wenn er allein geblieben wäre und der Grünkohlkopf ihn nicht gefunden hätte. Eine Gänsehaut kroch ihm über den Rücken.
 

Zoro, dem auffiel, dass der Koch sich noch immer nicht von der Stelle gerührt hatte, wandte den Kopf nun doch um und beobachtete ihn dabei, wie er sich vorsichtig an dem Geländer entlang tastete. Dem Koch fiel offenbar nicht auf, dass er ihn beobachtete und so glitt sein Blick über dessen Körper und die Mullbinden, für die wohl Chopper verantwortlich war. So wurden die Male verdeckt, die seit Neustem den Körper ihres Smutjes zierten.

Er gab ein jämmerliches Bild ab. Dieser Fluch zerrte offenbar arg an seinen Kräften. Nicht einmal mehr die Treppe konnte er hinunter gehen. Der Grünhaarige schnaubte und wandte hastig den Blick wieder ab, als Sanji daraufhin den Kopf hob.
 

„Ja, tut mir leid“, knurrte Sanji bissig. „Ich hab‘ dich nicht gebeten, auf mich zu warten, verdammt.“

Jegliche Spur von Dankbarkeit, die er in den letzten Minuten dem Schwertkämpfer gegenüber aufgebaut hatte, verpuffte, wie ein Wassertropfen auf einer heißen Pfanne. Wer hatte diesen hirnlosen Brüllaffen überhaupt zu ihm geschickt? Nami oder Robin hätten ihm sicherlich die beschissene Treppe herunter geholfen.
 

„Dankbarkeit ist dir wohl ein Fremdwort, was?“, keifte Zoro gereizt zurück. Wie konnte er ein mitleidiges Schnauben nur mit einem genervten Schnauben verwechseln?! „Bekloppter Zombie!“
 

„Oh, fällt dir nichts Besseres ein?! Algenvisage!“
 

„Ich wollte nur überprüfen, ob du gerade aufnahmefähig bist, Schwächling!“
 

„Wen nennst du hier einen Schwächling, du orientierungsloser Möchtegern-Schwertmeister! Dir zeig ich’s!“ Sanji hatte inzwischen aufgeholt und stampfte auf den anderen zu, ohne sich fest zu halten, doch immer noch wankend. Die Wut, die in ihm aufschäumte, ließ ihn der Übelkeit und dem Schwindel trotzen. „Ich tret‘ dich zu Klump.“
 

„Der Möchtegern-Schwertkämpfer wird dir gleich mal dein freches Maul stopfen, du Pflegefall“, knurrte Zoro, dessen Augen bei Sanjis Worten gefährlich zu blitzen angefangen hatten. Er bleckte die Zähne und schnaubte noch einmal. „Pass auf, was du sagst!“
 

„Pass auf, was DU sagst“, fauchte der Blonde zurück und machte so flink einen Satz nach vorn, dass Zoro kurz überrascht war. Dann parierte er Sanjis Kick mit seinem Wado-Ichi-Monji, das er ebenso flink aus der Scheide gezogen hatte, sowie der Blond angegriffen hatte.
 

Einen Augenblick lang funkelten sich beide wutentbrannt und mit zusammengepressten und gebleckten Zähnen an, dann spürte Zoro, wie der Druck, den Sanji mit seinem Fuß auf das Schwert ausübte, sich mehr und mehr verstärkte. Als sein Blick, der kurz zu eben diesem Fuß glitt, sich wieder hob und den Blick des anderen wieder aufnahm, weiteten sich seine Augen. Die Miene des Kochs war so finster geworden, dass er jäh zurück zuckte. Solch einen Ausdruck hatte er im Gesicht des anderen nie zuvor gesehen und er erschien auch vollkommen fremd und eisig. Die kurze Überraschtheit des Schwertkämpfers nutzte Sanji um das Schwert mit dem einen Bein beiseite zu stoßen und mit dem anderen Bein hart in Zoros Magenkuhle zu treten.
 

Keuchend landete der Grünhaarige auf dem Rücken und schmeckte daraufhin Blut in seinem Mund. Ein Knurren entwich ihm. Als er nach oben blickte, stieg der Smutje gerade über ihn hinweg und warf ihm einen spöttischen Blick zu. Der finstere Ausdruck war aus seinem Gesicht gewichen. Hatte sich Zoro sich das bloß eingebildet?
 

„Eins zu eins, Marimo“, feixte Sanji, der sich inzwischen wieder am Geländer fest hielt und an ihm vorbei und in Richtung Kombüse ging.
 

Fortsetzung folgt…
 

WIRKLICH!

Dieses langweilige Kapitel ist natürlich noch voller Tipp- und Blödheitsfehler :( Am Anfang gab’s keine Warnung, damit ihr nicht zu sehr drauf achtet. Trotzdem bin ich natürlich untröstlich. Ich hab‘ wirklich versucht, alle zu finden…

Bis zum nächsten Mal 8D

Noctis Island

So. Endlich geht’s weiter und diesmal erzähl‘ ich gar nicht viel vorweg, sondern werf‘ euch gleich rein in’s nächste Kapitel. Viel Spaß- oder so.
 


 

6. Noctis Island
 


 

Die Nacht war über das knarrende Schiff herein gebrochen. Das Rauschen der Wellen war ruhig, genauso wie die See. Aus der Jungenkajüte drang Schnarchen, doch es schliefen nicht alle auf diesem Schiff. Licht flackerte über den Rasen der Sunny-Go. Das Kratzen einer Feder auf Pergament war zu hören, genau wie gelegentliches Rascheln von Papier.

Das Schiff stand nicht still. Es hatte bereits seit einigen Stunden Kurs aufgenommen.
 

Eine sanfte Windböe strich über das Deck, ließ die Grashalme tanzen und die Flamme der Kerze flackern. Robin hob den Blick von ihrem Buch und richtete ihn auf den blonden Koch, der mit ihr am Tisch saß und gerade Notizen in ein Buch schrieb. Die vom Wind erfassten Seiten flatterten und wurden von seiner Hand gestoppt.
 

Ein leises Schnarchen erklang nahe bei ihnen. Im Gras lag Chopper, um ihn her war das Gras gespickt mit Büchern, verschiedenen Gläschen von Puder und Kräutern. Das Buch, auf dem er lag, war noch aufgeschlagen. Die Seiten raschelten.

Sanji legte die Feder beiseite, klappte das Buch zu und streckte sich. Dabei traf sein Blick den Robins. Die Archäologin lächelte. Ihr Gesicht wirkte beruhigend im Licht der Kerze und ein warmes Gefühl machte sich im Bauch des Smutjes bemerkbar.

„Noch nichts gefunden?“, fragte er leise, während er aus seiner Hosentasche eine Packung Zigaretten hervor zog, eine einzelne heraus nahm und sie sich zwischen die Lippen schob.

„Noch nichts“, sagte Robin ebenso leise. „Aber ich werde weiter lesen.“ Sie schenkte ihm ein weiteres Lächeln.
 

Der Wind trug den Rauch seiner Zigarette in ihre Richtung, so stand er auf und ging hinüber zur Reling. Einzelne Wolken bedeckten den dunklen Himmel. Das Meer war pechschwarz. Der sanfte Wind spielte mit seinen Haaren und seinem Hemd. Er zog an seiner Zigarette und blies den Rauch auf’s Meer hinaus. Seine Augen wanderten über den Horizont. Zwar war die See ruhig, doch ein unheilvolles Gefühl bemächtigte sich seiner Sinne. Ein leises Grollen, dumpf und in weiter Ferne schien vom Wind an seine Ohren herangetragen zu werden. Ein Grollen, wie der Donner eines großen Sturmes oder ein Grollen, ausgespien aus der Kehle eines teuflischen Ungeheuers. Es war weder warm noch kalt, doch eine Gänsehaut kroch über seine Arme und sein Blick huschte kurz hinüber zu Robin, die im warmen Kerzenschein die nächste Seite des Buches umschlug. Sie beobachtete ihn.
 

Als er seine Zigarette aufgeraucht hatte, kehrte er zu ihr zurück.

„Es ist eine unheimliche Nacht“, sagte er und bei seinen Worten huschten seine Augen zurück an den Platz, an dem er bis eben gestanden hatte. „Der Himmel ist klar und die See ist ruhig, doch…“

„…es ist, wie die Ruhe vor einem Sturm“, beendete Robin seinen Satz und er nickte. „Als würden wir auf etwas Unausweichliches und gleichzeitiges Unheilvolles zusteuern.“

„Diese komische Teufelsinsel“, zischte Sanji mit verdüsterter Miene. „Was soll dieser bescheuerte Name überhaupt?! Kann es noch offensichtlicher sein?“

Robin kicherte. Dann wurde ihr Lächeln breiter. „Ich schätze mal, der Name soll offensichtlich sein. Er soll die Seefahrer vermutlich abschrecken.“

„Als ob Luffy sich von so etwas abschrecken lassen würde“, sagte der Blonde nun und seufzte. Genau aus diesem Grund hatten die Piraten die Insel vor einigen Tagen auch besucht. Damals hatte es jedoch nicht eine Spur von unheilvoller Atmosphäre gegeben, als sie sich der Insel genähert hatten. Doch nun wussten sie, was sie erwartete und warum die Insel Seefahrer abschrecken sollte.
 

Sanji gähnte und gleichzeitig fixierte die junge Frau ihn mit ihrem Blick. Der Blonde wischte sich mit der Hand durch sein Gesicht und strich sich durch die Haare. Das Pochen seiner Schläfen hatte seit mehreren Stunden nicht aufgehört und er hatte sich daran gewöhnt. Doch wenn er sich nicht ablenkte, schienen die Schmerzen zu wachsen. Seit mehreren Stunden war er nun bereits wach und musste sich auf den Beinen halten. Sein Körper erschien ihm ungewöhnlich schwer und träge, doch egal wie sehr geschwächt er sich fühlte, er musste wach bleiben.
 

„Soll ich noch einmal Kaffee aufsetzen?“, fragte Robin und beugte sich leicht nach vorn. Ein Schatten glitt über ihr Gesicht und Sanji wich ruckartig zurück. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Was war das?

Robin schien überrascht und musterte den anderen besorgt. „Was ist los?“

Die Augen des Blonden schienen die Umgebung abzusuchen, dann blickte er sie unruhig an.

„Es war nichts“, sagte er. „Ich glaube ich bin einfach nur zu müde.“ Doch sein Puls raste noch immer.

„Also?“

„Achja! Ich glaube das brauchst du nicht“, antwortete er schließlich. Ihm gefiel der Gedanke nicht, allein an Deck zu warten, bis Robin mit dem heißen Getränk wieder kehrte.
 

Plötzlich durchstieß ein lautes Geräusch die Stille und beide zuckten zusammen. Es war die Ankerkette, die sich gelöst hatte und als ein Platschen folgte, sagte Robin: „Wir halten!“

Beide standen auf und machten sich auf den Weg zu Franky, der das Schiff steuerte. Der Cyborg stand an der Reling und blickte über die Gallionsfigur hinweg.

„Wir sind da“, sagte er, als er die beiden anderen bemerkten, die zu ihm getreten waren.
 

Vor ihnen erhob sich in einiger Entfernung eine Insel aus dem pechschwarzen Wasser. Nebel waberte um die einzelnen Felsen herum, die aus dem seichten Wasser ragten, wie scharfe Zähne. Der Himmel über der Insel war dunkel und wirkte bedrohlich. Jeder von ihnen verspürte urplötzlich den Wunsch sich so weit wie möglich von der Insel entfernt aufzuhalten.

„War die Insel das letzte Mal auch schon so gruselig?“, sagte Franky bitter. „Oder bilde ich mir diese fiese Dunkelheit nur ein?“

„Das letzte Mal war es Tag“, sagte Sanji trocken. Seine Augen konnten sich nicht von dem Anblick lösen, obgleich sich sein Körper sträubte. Die Dunkelheit kam ihm unwahrscheinlich vertraut vor und das beunruhigte ihn nur noch mehr. Sein Griff um die Reling festigte sich.

„Wir sollten besser warten, bis es morgen wird“, sagte Franky.
 

Zoro starrte mit finsterer Miene die Unterseite von Luffys Koje an. Die Tür, die an Deck führte stand offen und er lauschte angestrengt. Seine beiden Kameraden hatten ihre Plätze gerade verlassen und waren zu Franky nach vorn gegangen. Ihm war ebenfalls aufgefallen, dass sie angehalten hatten, doch er würde nicht im Traum daran denken, jetzt ebenfalls zum Bug des Schiffes zu gehen, um ihren Zielort zu betrachten. Dann würden die anderen bemerken, dass er unüblicher Weise wach war.
 

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Luffys Schnarchen übertönte alle von draußen kommender Laute. Im passenden Rhythmus dazu bewegten sich seine Arme, die über den Rand seiner Koje zu Zoro hinunter baumelten. In der Koje neben ihm lag Brook, dessen Gliedmaßen in ihrer Überlänge zu allen Seiten der Koje hinaus hingen und ständig gegen irgendetwas stießen. Alle, ausgenommen ihm, schliefen selig und machten dabei auch noch Krach. Normalerweise störte den Schwertkämpfer so etwas ganz und gar nicht, doch nun galt es zu verstehen, was draußen gesprochen wurde.
 

Immer wieder tauchten vor seinem inneren Auge Bilder auf. Zu seinem Ärger enthielten diese Bilder mindestens eine Person, die zu allem Übel auch noch der bescheuerte Koch war. Der kalte Blick, mit dem er ihn vor einigen Stunden angesehen hatte, hatte nur einen Augenblick angedauert, doch dieser Anblick hatte sich offenbar förmlich in sein Gedächtnis gebrannt. Er konnte es sich nicht erklären. So sehr sie sich auch manchmal gestritten, geprügelt- oder was auch immer- hatten, solch einen kalten und feindseligen Ausdruck hatte Zoro noch nie in Sanjis Gesicht gesehen.
 

Ihm fuhr ein Schauer über den Rücken, als er zum gefühlt tausendsten Mal an den Moment zurück dachte. Und diesmal verblieb das unbehagliche Gefühl. Seine Augen suchten die Ecken der Kajüte ab, es war alles völlig wie gehabt.

All seine Sinne schärften sich. Der Wind schien stärker geworden zu sein. In der Ferne konnte er Donnergrollen hören. Der Morgen müsste bald herein brechen, doch er hatte das Gefühl, als würde dieser Moment nicht kommen. Die Dunkelheit, die von draußen herein strömte, erschien ihm sonderbar und nicht wie ein gewöhnlicher Schatten. Ein lauerndes Grauen schien von ihr auszugehen.

Plötzlich hörte er Schritte und Stimmen, die lauter wurden. Seine drei Mitstreiter waren offenbar wieder zurück und unterhielten sich. Er fühlte sich, wie ein Kind, das man frühzeitig zu Bett geschickt hatte. Grummelnd verscheuchte er diesen erniedrigenden Gedanken und warf einen Blick zur Uhr. Es war bereits nach fünf Uhr morgens. Die gesamte Nacht war an ihm vorbei gezogen, nicht einen Moment lang hatte er geschlafen. Doch er fühlte sich wach, wie noch nie.

Auf einmal wurde es dunkel um ihn her. Ein Schatten war in der Tür erschienen. Seine Augen weiteten sich, dann erkannte er die Silhouette.
 

Sanji trug den schlafenden Chopper in seinen Armen und ging zielstrebig auf dessen Koje zu. Diese befand sich über der von Brook. Über die weißen Knochen steigend balancierte er den kleinen Arzt bis zu dessen Schlafgemach.

Der Schwertkämpfer beobachtete ihn dabei. Die Bewegungen des anderen waren langsam und träge, doch längst nicht so schwach, wie Stunden zuvor, bevor sie sich gestritten hatten. Sein Blick blieb an den Mullbinden hängen, die die Arme des anderen zierten. Seine Miene wurde trüb.
 

„Nanu?“, plötzlich beugte sich der Smutje ein Stück nach unten, um den Grünhaarigen sehen zu können. „Kannst du aus lauter Sorge um mich nicht schlafen?“

Ein freches Grinsen blitzte im müden Gesicht Sanjis auf und Zoros Augen weiteten sich. Der Hauch von Mitgefühl, der zuvor in ihm aufgekommen war wurde vom nun aufflammenden Ärger niedergebrannt.

„Als ob! Du hast mich mit deinem Getrampel aufgeweckt, Vollidiot!“, fauchte Zoro und schlug mit seinem Arm nach dem Koch, der sich rasch nach hinten beugte um auszuweichen. „Pass auf, dass du nicht über deine Mumienlappen stolperst!“

Ein unruhiges Murmeln drang aus Usopps Koje.

„Du kannst mir viel erzählen“, feixte Sanji, der inzwischen wieder über Brooks Beine gestiegen und zur Tür gegangen war.

„Duuu…“, knurrte Zoro wütend und wollte gerade etwas hinter dem anderen her rufen, als dieser die Tür hinter sich zuzog.
 


 

Wenig später hatte sich die gesamte Mannschaft in der Kombüse eingefunden, in der das Frühstück fertig zubereitet die Tafel zum Knarren brachte. Chopper, mehr oder weniger noch im Tiefschlaf, wankte, einen Löffel im Mund, auf seinem Platz hin und her. Luffy, Brook und Usopp lieferten sich eine heiße Schlacht um die letzten Stücke Speck, während Franky mit tiefen Augenringen abwesend auf seiner Gabel herum kaute.
 

„Ich habe in meinem Buch gelesen, dass dieser bestimmte Fluch vor hunderten von Jahren auf der Grand Line weit verbreitet war“, erklärte Robin, der die schlaflose Nacht in keinster Weise anzumerken war. „Wie er entstand, ist nicht klar, doch ursprünglich wurde er wohl benutzt um Menschen auf qualvolle Art zu exorzieren. Er wurde auf diese Insel gebannt, als er sich ins Gegenteil verkehrte und die Menschen reihenweise ins Unheil stürzte.“

„Erzähl‘ das nicht so vergnügt“, keifte Usopp, dem die Haare bereits zu Berge standen, und besprenkelte den inzwischen schnarchenden Chopper mit Speckteilchen. „Exorzismus, Teufel und Flüche! Das sind alles gefährliche Sachen über die man sich nicht freut!“

Nami und Brook nickten eifrig mit den Köpfen. Die Navigatorin nippte unruhig an ihrer Tasse Kaffee.

Sie alle hatten am Morgen festgestellt, dass sie offenbar bei ihrem ersten Besuch großes Glück mit den Witterungsbedingungen gehabt hatten, denn wie sich heraus stellte, war die Insel, an der sie ankerten, in düsterer und unsommerlichen Atmosphäre kein schönes Reiseziel. Zwei Stunden nach Sonnenaufgang war der Nebel so dicht geworden, dass nicht ein einziger Sonnenstrahl das Schiff je erreicht hatte. Alles erinnerte ein wenig an die Zeit, die sie auf der Thriller Bark verbracht hatten.
 

„Ich glaube wir können noch lange auf den Sonnenaufgang warten“, sagte Sanji mürrisch. „Der Nebel scheint nur noch dicker zu werden, während wir hier sitzen und hoffen.“

Sein Blick machte die Runde und blieb an Zoro hängen, der ihn finster anstarrte.

‚Ist er etwa immer noch eingeschnappt?‘, dachte er etwas verblüfft und einen Moment später war er empört darüber nicht die Genugtuung zu spüren, auf die er sich eingestellt hatte.
 

„Ich fürchte, du hast Recht, Sanji-kun.“, sagte Nami nun in einem niedergeschlagenen Tonfall. „Wir sollten aufbrechen und uns an die Arbeit machen.“

„Genau, jede Sekunde zählt hier“, rief Chopper, der offenbar wieder aufgewacht war und seine Pflichten als Arzt fortführen wollte. „Wir müssen herausfinden, woher der Fluch gekommen ist und-“

„-den fertig machen, der ihn auf Sanji gezaubert hat!“, schnaubte Luffy energisch. „Den mach‘ ich fertig!“

„Naja, Luffy“, wandte sich der langnasige Schütze nun an ihn, „ich glaube fast, dass das kein böser Zauberer war, sondern ein verfluchter Gegenstand- wie zum Beispiel ein Apfel.“

Die Augen des Kapitäns, wie auch die des kleinen Arztes, blitzten anerkennend auf.

„Wow Usopp, du weißt wohl viel über Flüche.“

„Ja-ha! Habt ihr schon vergessen, dass ich vor vielen Jahren der Meister-Exorzist vom ganzen East-, West- und Southblue war?“, erzählte er nun laut und fügte hinzu: „Im Northblue ist es zu kalt für Flüche.“

Während Chopper, Luffy und Brook mit glänzenden Augen der nun folgenden Heldengeschichte Usopps folgten, breitete Nami auf der anderen Hälfte des Tisches- Sanji hatte inzwischen die leeren Teller beiseite geräumt- eine Rolle Pergament aus. Dieses zeigte ihre Notizen, die sie sich bei ihrem ersten Besuch der Insel, gemacht hatte.
 

„Wir waren das letzte Mal nur auf dem nördlichen Teil.“, sagte sie langsam und fuhr mit dem Finger über die grobe Zeichnung des Festlandes. „Ungefähr vier Kilometer weiter östlich von hier haben wir geankert.“

Sanji betrachtete die Zeichnung nachdenklich. Jetzt, wo er an den Tag, als sie an Land gegangen waren, zurück dachte, schienen die Erinnerungen daran immer mehr zu verschwimmen. Einzelne Fetzen konnte er in seinem Gedächtnis abrufen, doch es schienen immer weniger zu werden. Am Strand hatten sie Schilder vorgefunden, die für sie nicht lesbar gewesen waren- waren es dieselben Schriftzeichen gewesen, wie diese, die sich auf seinem Körper ausgebreitet hatten? Er konnte sich nicht erinnern.

„Luffy, Usopp und ich waren hier in den Dschungel gegangen.“, fuhr Nami fort. Der Pfad, den sie gegangen waren, war auf der Karte von ihr eingezeichnet worden. „Wo warst du, Sanji-kun?“
 

Der blonde Koch starrte die Karte reglos an. Er konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, wo er gewesen war und was er getan hatte.

„Ich weiß es nicht mehr“, sagte er schließlich wahrheitsgemäß und bemühte sich ruhig und gelassen zu klingen. Er steckte sich eine Zigarette an und griff nach einem kleinen Notizbuch, das auf der Theke lag, „aber ich werd’s gleich 'rausfinden.“
 

Wenn er an Land gegangen war, hatte er sicherlich nicht nur Sightseeing betrieben, sondern auch Vorräte gesammelt- auch wenn er sich bei dem Gedanken an die Insel, die er vor wenigen Stunden aus der Ferne betrachtet hatte, nicht im Geringsten vorstellen konnte, auf diesem abschreckendem Stück Land irgendwelche genießbaren, lebenden Pflanzen vorfinden zu können.

„Verschiedene Nüsse und Pilze haben wir damals von der Insel mit an Bord genommen.“, sagte er nachdenklich. „Trinkwasser und Gewürze auch.“

„Also muss es dort irgendwo noch eine Wasserquelle geben, an der wir waren.“, schlussfolgerte Nami. „Wer hat Wasser geholt?“

Zoro hob wortlos die Hand.

„Warst du bei Sanji-kun?“, fragte die Orangehaarige und er schüttelte den Kopf.

„Fragen wir mal so: Wer hat Sanji-kun begleitet?“

Niemand sagte etwas und kurz darauf seufzte Nami schwer auf.

„Na spitzenklasse!“, grollte sie und fasste sich an den Kopf. „Wieso hast du die schlechte Angewohnheit, dich ständig von der Gruppe zu entfernen?!“

Der Smutje sah sie entschuldigend an.
 

„Einen Anhaltspunkt haben wir“, sagte er dann. „Die Humida-Pilze, die wir von dort mitgebracht haben, wachsen nur an feuchten und dunklen Orten. Und ich bin mir sicher, dass ich sie gesammelt habe.“

Nachdem er fragend in die Runde geblickt hatte und niemand Einspruch erhoben hatte, erhellte sich Namis Gesicht.

„Okay, dann haben wir immerhin einen Anhaltspunkt.“

„Feucht und dunkel hört sich nach einem guten Ort an, um sich einen Fluch einzufangen“, warf Usopp ein, der inzwischen seine Geschichte beendet hatte und mitsamt seinen Zuhörern der planenden Gruppe beigetreten war.
 

„Was für ein unvorsichtiger, bescheuerter und schwacher Dummkopf nähert sich schon allein einem solchen Ort um dort Pilze zu sammeln“, sagte Zoro spöttisch.

„Was für ein unvorsichtiger, bescheuerter und schwacher Dummkopf legt sich schon allein mit einem Mann an, der mit einem unheilvollen und nicht erforschten Fluch belegt ist?“, knurrte Sanji gereizt zurück.

„Pah. Alles war dieser Fluch kann ist dich schlafen zu lassen, wie ein Stein.“, grinste der Grünhaarige und bevor Sanji noch etwas erwidern konnte, fingen sich beide eine Kopfnuss von Nami ein, wobei die Sanjis ausgesprochen leicht ausfiel.
 

„Ruhe jetzt, das ist kein Spaß!“, rief sie wütend und warf Brook, der offenbar gerade einen Witz machen wollte, einen warnenden Blick zu.

„Du bist so süß, wenn du wütend bist, Nami-san.“, flötete Sanji daraufhin. „Und du hast natürlich vollkommen Recht!“
 

Wenig später waren alle Vorkehrungen getroffen. Franky und Robin blieben an Bord der Sunny-Go, um Wache und die Stellung zu halten. Brook, Usopp, Zoro und Nami bildeten das erste Team und Chopper, Luffy und Sanji das zweite. Nami war im ersten Team für die Navigation zuständig, was im zweiten Team Sanji übernehmen sollte. Chopper als Sanjis Arzt sollte seinen Zustand überwachen und Luffy, Zoro und Brook waren die angreifende Macht- wozu Sanji sich ebenfalls zählte.
 

Ziel sollte sein, innerhalb von zwei Stunden Informationen zu sammeln und diese anschließend bei einem geografisch festgelegten Treffpunkt, auszutauschen. Keiner von ihnen konnte sich an irgendeine Form von Zivilisation erinnern, die sie bei ihrem letzten Besuch vorgefunden hätten. So waren sie vermutlich auf sich allein gestellt.
 

Als sie an Deck gingen, kroch allen ein Schauer über den Rücken. Es war dunkel, als würde jeden Moment ein Unwetter über sie herein brechen. Der Wind war inzwischen stark geworden und heulte- jedoch ungewöhnlich leise- um das Schiff herum. Und immer noch lag Nebel auf dem Wasser. Gespenstisch und undurchsichtig verschleierte er Teile der Insel und den Blick auf das Meer um sie herum. Für die sichtbare Unruhe, in der sich ihre Umwelt nun befand, war alles unheimlich still.
 

Sanji strich sich langsam mit einer Hand über den anderen Arm und starrte wie gebannt auf die im Schatten liegende Insel. Die Male waren nun zwar verborgen unten den Verbänden und somit nicht sicht- oder spürbar, doch er konnte fühlen, wie sie pulsierten. Seine Finger verkrampften sich. Es graute ihm davor die Insel zu betreten. Dann legte sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter. Luffy blickte ihn aufmunternd und entschlossen an. Und dann machten sie sich auf den Weg.
 


 

Keiner von ihnen sprach ein Wort während sie mit der Mini-Meri durch den Nebel steuerten. Nicht einmal Luffy sagte etwas. Bereits nach wenigen Momenten hatte der dichte Nebel die Sunny-Go hinter ihnen verschluckt und die Lichter des Ausgucks waren erloschen. Finsternis umgab sie. Das Glimmen von Sanjis Zigarette blitzte ab und an auf und gelegentlich leuchtete Usopp mit einer Lampe über das schwarze Wasser, das leise plätscherte, während sie sich dem riesigen Schatten der Insel vor ihnen langsam näherten.
 

Mit jedem Meter, den sie dem Stand näher kamen, beschleunigte sich der Puls des blonden Kochs. Fieberhaft dachte er darüber nach, ob es eine gute Idee war, sich dem Ort des Übels zu nähern oder ob vielleicht das Ganze nur noch verschlimmert werden würde. Würde dieses Etwas, das versuchte ihn im Schlaf anzugreifen, jetzt versuchen ihn daran zu hindern, den Ort zu finden, an dem alles begonnen hatte oder würde es nur darauf lauern, zuschlagen zu können? Seit dem sie den Kurs aufgenommen hatten, hatte es keine Situation gegeben, in der er sich besonders angreifbar gefühlt hatte, doch noch immer fühlte er sich beobachtet und in Gefahr.
 

Wachsam fixierten seine Augen einen Fels, an dem sie vorbei steuerten. Er wirkte auf ihn, wie eine verzerrte Fratze, die ihn anstarrte. Schnell richtete er den Blick wieder nach vorn und stellte zu seinem Unbehagen fest, dass sie in wenigen Augenblicken an Land gehen konnten. Als er in die Gesichter seiner Freunde blickte, erkannte er auch in ihren Mienen Unsicherheit. Luffy wirkte trotz allem entschlossen und mutig, ebenso wie Zoro, doch sie wirkten verändert.

Schatten umspielten ihre Gesichter. Die Augen waren trüb und dunkel. Und als sie an Land gingen vermochte er keinen ihrer Mienen mehr deuten zu können. Als hätte sich ein dunkler Schleier über seine Freunde gelegt, der ihn von ihnen zu trennen versuchte. Der sie schützte und ihn auslieferte. Als würde er sich in einer anderen Welt befinden, als die anderen.
 

Zoro war der erste, der von Bord ging. Nami folgte ihm dicht. Sie war alles andere als begeistert gewesen, als sie beschlossen hatten, sie mitzunehmen. Doch allein mit Franky an Bord zu bleiben, während die drei stärksten der Gruppe an Land gingen, gefiel ihr scheinbar noch weniger, sodass sie mit Robin als Aufpasserin getauscht hatte.

Der Schwertkämpfer beobachtete den Koch unauffällig. Dieser wirkte beunruhigend abwesend und zerstreut. Seit sie mit der Planung fertig gewesen waren, hatte er kein Wort mehr gesagt. Auch Zoro machte sich Gedanken darüber, ob es wirklich ratsam war, ihn mit auf die Insel zu nehmen. Vielleicht verschlimmerte dieser Ort einfach nur die Wirkung oder zog das Unheil an. Doch er sagte nichts.
 

Die beiden Teams stellten sich gegenüber von einander auf.

„Ab hier trennen wir uns“, sagte Luffy, der gespannt wirkte und keine Angst zeigte. Zoro wirkte zufrieden damit. Ihrem Kapitän konnte selbst eine verfluchte Insel die Abenteuerlust nicht austreiben. Ganz im Gegenteil schien es ihrem Koch zu gehen. Sein Blick ruhte auf dem dunklen Wald. Der Schwertkämpfer schnaubte. Etwas daran, mit dem anderen Team mitzugehen gefiel ihm ganz und gar nicht. Es fühlte sich falsch an.
 

„In zwei Stunden treffen wir uns am vereinbartem Punkt“, erwiderte Nami. „Für den Fall, dass etwas passiert, haben wir die Mini-Teleschnecken.“ Alle nickten. Sie blickten sich noch einmal an und drehten sich dann um. Jede Gruppe ging in eine andere Richtung los und verschwand schon bald im Nebel. Zoros Griff um seine Schwerter festigte sich.
 


 

Fortsetzung folgt.
 


 

So! Das war wieder ein kurzes Kapitel, oder? Aber hier muss ich einfach aufhören 8D Zwar finde ich, dass dieses Kapitel wieder nicht besonders spannend, sondern eher witzig ist, doch hab‘ ich mich am Anfang so sehr in die komische Atmosphäre gesteigert, dass ich selber Verfolgungswahn bekommen habe und mich fast nicht mehr auf den Flur raus getraut habe. Unheimlich…
 

Soweit ich weiß gibt es keine festgelegte Ordnung bei den Kojen, obwohl mich das echt interessieren würde, hehe. Also hab‘ ich mir einfach gedacht, dass Luffy, Usopp und Chopper mit Sicherheit oben schlafen würden- auch wenn’s für Chopper bestimmt jedes Mal aufwendig ist, da hoch zu kommen, hihi.
 

Danke schön an die wenigen Kommentarschreiber von Animexx. Danke an Jackiieh-Chan, Keimii, DeanWinchester_ und JennyoO, die als einzige das Kapitel kommentiert haben :) Danke schön, ihr spornt mich an, hier auf Animexx weiter zu machen. Schade, dass es nur noch so wenige sind, die sich hierfür interessieren. :(
 

Nungut, genug davon.

Das war’s! Bis zum nächsten Mal BD
 

Edit: SO! Damit ich euch gleich noch ein wenig aufheitern kann, sag' ich hier schonmal an, dass das nächste Kapitel fertig ist und ihr dieses Mal nicht 10.000 Jahre lang darauf warten müsst, dass es weiter geht. Na, das ist doch was, oder? 8D

Impetum

So, wie versprochen gibt es das neue Kapitel eine Woche später. Es ist ein wenig kürzer als üblich, glaube ich, aber die anderen Kapitel sind auch einfach immer zu lang! 8D
 

Ich bedanke mich bei den Kommentarschreibern, die mich unterstützen und dazu getrieben haben, das neue Kapitel so schnell hochzuladen 8D
 

Danke an: Lalla, Jackiieh-Chan,MoiraMalice und Pluesch-Pueppie <3
 


 

7. Impetum
 


 

Die dichten Nabelschwaden züngelten wie Schlangen um ihre Knöchel während sie immer weiter in das Dickicht des Waldes vordrangen. Schon bald war ihre Sicht nur auf wenige Meter beschränkt, denn die feuchte, neblige Luft schloss sie ein. Der Boden war modrig und roch alt, kränklich.

Der Wald lag im Schatten. Das Licht ihrer Lampe beleuchtete einzelne Äste und Stämme nur mäßig und kurz. Schnell war es vorbei gezogen und schien vom Schatten vertrieben worden zu sein.

Es war still. Keine Vögel zwitscherten, keine Tiere hüpften umher, alles schien leer und verlassen. Umso bedrohlicher wurde jedes Knacken und jedes ferne Grollen, das aus dem Wald drang.
 

Einmal klang es, als würden ihnen Schritte folgen, doch im Nebel hinter ihnen war nichts weiter auszumachen. Luffy ging vorn und leuchtete mit seiner Lampe den Weg. Chopper, der mit geschärften Sinnen schweigend und wachsam neben Sanji herging, hielt seine Hand, um sicher zu gehen, dass sie sich nicht verlieren konnten. Der blonde Koch selbst ließ seinen Blick unaufhörlich über die dunklen Flecken im Dickicht schweifen. Eine halbe Stunde waren sie nun bereits unterwegs, ohne dass sie etwas Hilfreiches hatten finden können. Beklemmende, unheimliche Stille und Dunkelheit.
 

Die Schatten zwischen den Bäumen gingen tief in den Wald hinein. Er konnte kaum etwas erkennen, während das Licht der Lampe über diese hinweg huschte und hinterher wirkten sie noch größer und dunkler, schienen näher zu kriechen und alles zu verschlingen. Über ihnen verdeckte das Gestrüpp den Himmel, doch selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte kein Licht sie erreichen können. Es war, als wäre die Zeit während der Nacht angehalten worden, als hätte sich ein dunkler Schleier über diesen Ort gelegt, unter dem sie nun gefangen waren. Die Dunkelheit strahlte etwas Beunruhigendes aus. Als lauerte etwas in ihr. Als hätte etwas sie fest im Blick, folgte ihnen auf jeden Schritt und wartete.
 

Mit jedem Schritt, den er machte, baute sich mehr Druck in seinem Schädel auf. Brennende, stechende Schmerzen steckten tief im inneren seines Kopfes und benebelten seine Sinne. Ein Flüstern ging durch die Bäume und als er sich umwandte und den Blick über die Stämme gleiten ließ, konnte er Fratzen erkennen. Einzelne Auswüchse und Höhlen formten sich zu Gesichtern mit aufgerissenen Mäulern und Augen. Bedrohlich. Ihre Blickte folgten ihm langsam, die Schatten tanzten über ihre Visagen, ließen sie verschwinden und tauchten dann, kaum war das Licht weiter geglitten, plötzlich wieder auf, starrten ihn an, folgten ihm, kamen näher.
 

Sein Herzschlag beschleunigte sich. Hastig wandte er den Blick wieder nach vorn. Das alles war nur Einbildung. Das Gefühl, einsam und ausgeliefert zu sein, war purer Unsinn. Er war alles andere als schwach und zwei seiner Freunde begleiteten ihn schließlich. So lange er bei Bewusstsein war, konnte nichts ihm etwas anhaben, das wusste er und an dem Gedanken musste er festhalten. Kalter Schweiß rann ihm über die Stirn und sein Atem wurde flach.

Chopper hob seinen Blick und sah ihn an.

„Ist alles in Ordnung, Sanji?“, fragte er bestimmt und musterte den sichtbar unruhigen Koch. „Wie geht’s dir?“

„Ich glaube irgend'was stimmt hier nicht.“, sagte Sanji leise, kaum hörbar, als wäre er bemüht, die Worte nur die anderen beiden hören zu lassen. „Irgendetwas wird passieren.“

Luffy drehte sich im Gehen zu den beiden um und tauschte einen ernsten Blick mit ihnen aus.

„Nähert sich uns etwas?“, fragte er unerschrocken und hielt die Lampe für kurze Zeit höher nach oben, um weiter in das Dickicht spähen zu können. „Ich sehe nichts.“

„Ich habe auch nichts wahrgenommen, was darauf hindeuten würde.“, sagte Chopper und klang beunruhigt. „Meinst du, du kannst so etwas spüren?“

Sanji verzog seine Miene und lauschte angestrengt. In der Ferne knackte es.

„Ich glaube nicht, aber merkt ihr nicht, dass sich hier etwas verändert?“ Seine Stimme war nun nicht einmal mehr als ein Flüstern. Er fühlte sich beobachtet, die Angst saß ihm im Nacken. „Es wird immer dunkler…“
 

Die beiden anderen ließen ihre Blicke umher schweifen und wirkten ratlos. Sanji musterte sie abwartend und unruhig. Das Licht ihrer Lampe flackerte. Tief im Wald war ein weiteres Knacken zu hören, ein weiteres Flüstern ging durch die Bäume, als ein leichter Windstoß die Baumkronen zum Schwanken brachte und über ihre Köpfe hinweg huschte. Sanji warf einen Blick zurück. Die Dunkelheit endete direkt hinter ihm, nur einige Meter von ihm entfernt lauerte sie.

Als er sich zu seinen Freunden umdrehte, schien das Licht der Lampe dunkler geworden zu sein. Ihre Gesichter lagen im Schatten, sie sahen ihn nicht an und er konnte ihre Züge nicht erkennen.

Etwas strich über seinen Rücken und glitt sanft hinauf zu seinem Nacken. Ruckartig fuhr er herum, während sein Puls noch weiter in die Höhe schnellte und er keuchte erschrocken auf.
 

Luffy und Chopper tauschten hastig Blicke. Der Atem ihres Kochs war beschleunigt und er wirkte gehetzt. Ein unheimliches Gefühl beschlich sie und der kleine Arzt griff nach seiner Hand, nachdem er sich plötzlich schnell umgedreht hatte.

„Sanji, was ist los?“, fragte er verzweifelt. Die Angst, die den anderen scheinbar befallen hatte, ging auf ihn über. Etwas stimmte nicht mit dem Smutje. „Hast du etwas gesehen?“

Alarmiert von der plötzlichen Berührung, fuhr er nun herum und starrte Chopper mit geweiteten Augen an. Schnell entriss er seine Hand der Choppers und taumelte einige Schritte zurück. Dann wanderte sein Blick über die beiden hinweg und blieb an einem Punkt über ihren Köpfen hängen. Sein Blick war entsetzt und nun öffnete sich sein Mund. Als sie nach oben blickten, konnten sie jedoch nichts erkennen, was ihrem Koch solch eine Angst hätte einjagen können.
 

„Was ist los?“, rief Chopper verzweifelt und als er sich wieder an Sanji wandte, hatte dieser die rechte Hand erhoben. Entsetzt stellten sie fest, dass die dunklen Male unter den Mullbinden seiner Arme hervor krochen, wie zappelnde Würmer. Sie breiteten sich aus, erreichen sein Handgelenk und krochen über seine Finger. Kurz dachte Chopper, sie würden versuchen, auf ihn über zu gehen, sich nach ihm ausstrecken, doch dann regte sich der Blonde wieder. Die Augen geschlossen und die Zähne zusammengepresst griff er sich nun mit beiden Händen an den Kopf und stieß einen gequälten Schrei aus. Sowohl Chopper als auch Luffy machten einen Satz auf ihn zu.

„NICHT!“

Doch es war zu spät. In diesem Moment hatte er das Bewusstsein verloren und kippte langsam nach hinten. Beide verfehlten ihn mit ihren Armen um einen kurzen Augenblick und so landete ihr Koch regungslos auf dem Boden.
 

„Verdammt!“, rief Luffy und ließ sich augenblicklich neben Sanji auf den Boden nieder, begann damit ihn zu schütteln. „Wach wieder auf. Du darfst nicht schlafen!“

Chopper wimmerte hilflos.

„Wie kann denn das sein?“, sagte er entsetzt. „Er war doch eben noch hellwach. Und er hat irgendwie kommen sehen, dass gleich etwas passiert.“

Der Schwarzhaarige fixierte die Arme des anderen und betrachtete die dunkeln Male, die nun aufgehört hatten sich zu bewegen.

„Kommen diese Dinger nicht eigentlich nur, wenn er schläft?“, sagte er langsam und schnaufte.

Beide tauschten einen Blick. Dann stieß Chopper einen entsetzten Laut aus.

„Er hat geschlafen!“, rief er und konnte seine eigenen Worte kaum glauben. „Deswegen hat er auch Dinge gesehen, die gar nicht da waren. Dieser widerliche Fluch muss es irgendwie geschafft haben, sich, während er wach war, in sein Bewusstsein zu mischen, um ihn zu überwältigen!“
 

Plötzlich erstarrte Choppers entsetzte Miene. Als Luffy seinem Blick folgte, befall ihn Entsetzen. Sanji starrte sie mit weit geöffneten Augen an.
 


 

Ein gellender Schrei bahnte sich den Weg durch die Bäume. Jäh blieb Zoro stehen und spähte durch das Dickicht. Die drei anderen waren ebenfalls stehen geblieben und tauschten nun unruhige Blicke untereinander aus.

„War das...-“, flüsterte Usopp mit zitternder Stimme.

„…Chopper.“, hauchte Nami leise mit nicht weniger zittriger Stimme. Langsam hob sie den Arm, an dem die mobile Mini-Teleschnecke befestigt war und sagte dann vorsichtig: „Sanji-kun? Luffy? Chopper? Ist bei euch alles in Ordnung?“

Während sie auf eine Antwort warteten, tauschten sie noch einmal nervöse Blicke. Doch die Schnecke regte sich nicht.

„Die Verbindung steht.“, merkte Usopp an. Die Schnecke wartete offenbar ebenfalls auf eine Antwort. „Vielleicht haben sie ihre Schnecke verloren.“

„Quatsch! In solch einer Situation verliert man eine Teleschnecke nicht so einfach.“, zischte Nami. „Und schon gar nicht Sanji-kun.“

„Vielleicht kann hier keine Verbindung aufgebaut werden.“, wandte Brook ein.

„Vorhin ging’s noch!“, sagte Nami verstimmt. Dann versuchte sie es anders.

„Robin? Kannst du mich hören?“

„Hallo, Frau Navigatorin.“, erklang Robins Stimme aus der Teleschnecke. „Die Verbindung zu der Gruppe unseres Kapitäns ist abgebrochen.“

Nami stöhnte auf. „Wir erreich auch keinen.“
 

Ein Windstoß kroch durch die Bäume und das Rascheln der Blätter ließ alle wachsam aufhorchen. Die Atmosphäre hatte sich urplötzlich verändert. Dann stieß Brook plötzlich einen Spitzen Schrei aus.

„EIN GESPENST!“

Als sie sich umwandten, entdeckten sie eine Gestalt. Nicht weit von ihnen entfernt zeichneten sich die Umrisse eines Menschen ab.
 

„Uh, bei euch ist es ja spannend.“, ertönte Robins vergnügte Stimmte aus der Teleschnecke. „Ich wünsche euch noch viel Spaß.“ Und sie legte auf.

Kaum war ihre Stimme verschwunden, war die Stille präsent wie nie zuvor. Alle starrten in die Richtung, in der sich der Schatten urplötzlich regte. Er kam langsam auf sie zu.

Zoro zückte seine Schwerter. Sein Blick war scharf und wachsam. Er war bereit zum Angriff. Die anderen drei waren sich in die Arme gefallen und suchten Deckung hinter dem Schwertkämpfer.
 

Dieser murmelte nun etwas und ging in Angriffsposition. Die Gestalt war nun nur noch wenige Meter von ihnen entfernt und hielt in ihren Bewegungen inne. Die Klingen Shuusuis und Kitetsus blitzten im Schein der flackernden Lampe bedrohlich auf. Dann startete Zoro seinen Angriff. Mit einem Satz sprang er auf den Schatten zu, murmelte den Namen einer Attacke, wie eine Beschwörungsformel und ließ seine Schwerter durch die Luft sausen. Die Gestalt regte sich nicht. Kurz bevor der Angriff sein Ziel treffen sollte, erklang eine krächzende Stimme.
 

„Nicht so schnell, Jungchen!“

Zoro stolperte zurück, als er seinen Angriff abbrach. Der Nebel hatte sich gelichtet und den Blick auf eine alte Frau mit Krückstock frei gegeben. Diese blickte ihn nun empört an. „Etwas vorschnell, würde ich sagen.“

Der Schwertkämpfer starrte sie fassungslos an.
 

„Aha!“, ertönte ein Rufen. Usopp, in einigen Metern Abstand deutete mit dem Zeigefinder auf die Alte. „Wie ich es mir bereits gedacht habe! Ein Waldschrat!“

„Wie nennst du mich?“, bellte die alte Frau wütend. „Ihr seid es doch, die hier im Dunkeln herum geistern!“

Nun trauten sich offenbar auch die anderen näher heranzukommen. Nami trat neben Zoro und stieß ihm schmerzhaft den Ellenbogen in die Rippen.
 

„Schäm‘ dich, Zoro!“, zischte sie. „Eine alte Dame mit deinen Schwertern zu bedrohen!“ Empört wollte er etwas erwidern, wurde jedoch von der Navigatorin übergangen.

„Verzeihen Sie. Dieser Grobian hat einfach kein Benehmen. Entschuldigen Sie, dass er sie angreifen wollte.“, sagte Nami und warf dem Grünhaarigen einen warnenden Blick zu. Dieser verzog empört das Gesicht und drehte sich entrüstet weg.

„Sie haben nicht zufällig drei Personen getroffen, die sich vermutlich im Wald verlaufen haben?“, fuhr sie fort. „Ein Junge in Strandschlappen und mit Strohhut, ein Schürzenjäger mit seltsamen Augenbrauen und ein sprechendes Rentier?“

Während Usopp und Brook hinter ihrem Rücken tuschelten: „Fragt sie sich nicht, was die alte Hexe um diese Zeit im dunkeln allein hier sucht?“, musterte die alte Frau Nami eindringlich und schüttelte dann den Kopf.

„Ich treffe hier nicht oft auf Menschen. Was sucht ihr hier auf dieser toten Insel?“

Sie alle tauschten Blicke. War es ratsam der Alten von dem Fluch zu erzählen?
 

„Was glauben Sie denn?“, sagte Nami schief lächelnd. „Sicherlich nicht die Insel besichtigen.“

„Nein“, antwortete die Alte und betrachtete einen nach dem anderen, auf ihren Stock gestützt. „Ich glaube zu wissen, was ihr sucht.“

„Achja?“, sagte Usopp nun schrill. „Und was suchen Sie alte Schachtel hier? Ein lauschiges Örtchen zum Spazierengehen ist das hier sicherlich nicht. Eher ein verfluchter Wald, der geradezu das perfekte Versteck für eine Hexe ist.“

Nami boxte ihm gegen den Arm, woraufhin er beleidigt murmelte.
 

„‘Verflucht‘ ist genau das richtige Wort um den Ort hier zu beschreiben.“, sprach die Alte langsam, fixierte Usopp dabei mit ihren trüben Augen. Ihr spärliches Haar kräuselte sich unter ihrem dunklen Kopftuch hervor und sie hatte einen Buckel, der sie wahrhaftig etwas hexenhaft aussehen ließ. „Ich habe die Unruhe hier im Wald vernommen und habe mich aufgemacht, um nach dem Rechten zu sehen. An Tagen wie diesem ist es gefährlich hier.“

„Verflucht?“, wiederholte Brook vorsichtig mit prüfender Stimme und die Alte nickte viersagend. Eine unheimliche Pause trat ein, in der alle angestrengt lauschten. Dem Schrei vor wenigen Minuten waren keine weiteren verdächtigen Geräusche mehr gefolgt. Sorge breitete sich in den Freunden aus. War der anderen Gruppe etwas zugestoßen? Die alte Frau gab ihnen nicht das Gefühl, etwas mit den eben aufgekommenen Unruhen zu tun zu haben. Sie schien die Wahrheit zu sagen und wirkte ebenso misstrauisch ihnen gegenüber, wie die vier Piraten ihr gegenüber waren.
 

„Ihr sucht etwas Bestimmtes, hab‘ ich Recht?“, sagte sie schließlich. Offenbar war sie zu einem Entschluss gekommen. „Folgt mir. Wir müssen erst von diesem Ort verschwinden.“

Doch keiner von ihnen machte Anstalten ihr zu folgen.

„Das geht nicht.“, sagte Nami schließlich. „Wir glauben, dass unseren Freunden etwas zugestoßen ist, wir müssen nach ihnen suchen.“

Etwas in der Stimme der Navigatorin klang seltsam. Unsicherheit. Es war, als würde nicht einmal sie selbst daran glauben, das, was sie sagte, für eine mögliche Option zu halten.

„Euren Freunden kann im Moment niemand von euch helfen.“
 

Zoros Augen verengten sich zu Schlitzen. Sein Blick traf den der alten Frau, die seine Reaktion nicht zu überraschen schien. „Was soll das heißen?“, sagte er mit fester Stimme. „Woher wollen Sie das wissen?“

„Nun, ich denke, ich weiß, was hier vor sich geht.“, sagte sie. „Ihr seid nicht zum ersten Mal hier unterwegs, hab‘ ich Recht?“ Zoro nickte kaum merklich.

„Dann solltet ihr mir folgen. Ich werde euch helfen.“
 

Nachdem sie kurz Blicke ausgetauscht hatten, beschlossen sie, zu tun, was sie sagte. Es war nicht einmal ein Stunde vergangen und zum abgemachten Treffpunkt konnten sie immer noch gehen, wenn sie es wollten. Die Frau wirkte auf sie nicht, als wollte sie sie in eine Falle locken. Sie beschlossen, soweit es sie nicht gefährden würde, mitzugehen und sich anzuhören, was sie zu sagen hatte. Schließlich konnten sie jegliche Form von Informationen gebrauchen.
 

Während sie gingen, fragten sie die Alte, wie es dazu kam, dass sie sich auf der Insel befand und wie sich herausstellte war die Insel nicht vollkommen frei von Zivilisation. Laut ihr existierte dort ein kleines Dorf in der Mitte der Insel. Und zu ihrer Überraschung und Erleichterung befand sich dieses nicht weit entfernt von dem im Team festgelegtem Treffpunkt.

Zoros Augen huschten wachsam über die Bäume. Doch egal, wie sehr er sich konzentrierte, nichts deutete auf ein Anzeichen der anderen Gruppe hin. Auch Namis Blicke wanderten häufig in die Richtung, in der sie ihre Freunde zu letzte vermutet hatten.
 

Die Frau führte sie einen schmalen Pfad durch den Wald entlang. Sie kannte sich offenbar gut aus. Der Nebel löste sich mehr und mehr auf, bis er fast gänzlich verschwand. Sogar der dicht bewölkte Himmel blitzte ab und an zwischen den Bäumen hervor und die stickige Luft wich nach und nach angenehmer Morgenluft. Je weiter sie gingen, desto felsiger wurde die Umgebung und schließlich brach der Wald auf und sie traten auf eine Lichtung. Schemenhaft waren in der Dunkelheit Holzhütten zu erkennen, die mit Moos und Efeu überwuchert waren. Scheinbar existierte das Dorf bereits seit einer langen Zeit.
 

„Ich hoffe den anderen geht es gut.“, sagte Usopp traurig und blickte zurück auf die Stelle im Wald, aus der sie so eben gekommen waren.

„Luffy ist dabei.“, sagte Zoro knapp. Scheinbar machte er sich keine Sorgen über den Verbleib der anderen.

Die alte Frau ging auf eine der Hütten zu, aus der eine weitere Gestalt auftauchte. Sie unterhielten sich leise. Dabei wies die Alte einige Male auf die vier Piraten und die andere Person nickte. Schließlich kehrte sie wieder zu ihnen zurück.

Auf ihre fragenden Blicke hin sagte sie: „Ich habe berichtet, was geschehen ist. Eine Gruppe unserer Jäger wird sich gleich auf den Weg machen eure Freunde zu suchen. Ihr kommt mit mir.“
 

Nach kurzem Blickwechsel folgten sie der Frau nun in eine Hütte. Diese war spärlich ausgestattet. Eine Pritsche befand sich in der Ecke, kleine schmutzige Möbel aus Bambus und ein Ofen standen an den Wänden. Sie setzten sich an einen Tisch in der Mitte und alle Blicke hafteten an der alten Frau, die sich nun langsam nieder ließ.

„Nun, wie viele von euch hat es denn erwischt?“, sagte sie schließlich. Und nachdem einer kurzen Schweigepause, antwortete Nami knapp: „Einen.“ Die Alte nickte langsam.

„Wir waren vor einigen Tagen schon einmal hier und einer von unseren Freunden hat seit dem so einen…Fluch?“, sagte Usopp unsicher. Es fühlte sich eigenartig an, einer Fremden diese Informationen zu geben. Vor allen Dingen, da sie offenbar bereits einiges- wenn nicht sogar weit mehr als sie- wusste. Bei den Worten des Schwarzhaarigen weiteten sich plötzlich die grauen Augen der Frau.

„Tage?“, wiederholte sie keuchend. „Wie viele Tage?“

„Sechs Tage“, antwortete Nami zögerlich. Die Reaktion der Alten machte sie nervös. Warum war sie so erschrocken? Und war diese Reaktion ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
 

„Sechs Tage. Und euer Freund ist noch nicht tot?“, sagte sie. „Und keinem von euch ist etwas zugestoßen? Hat sich der Fluch auf andere übertragen?“

Alle starrten sie an. Sogar Zoros Augen waren geweitet.

„Heißt das, Sanji wird sterben? Und...das Ganze ist auch noch ansteckend?“, krächzte Usopp. Augenblicklich brach Unruhe in ihren Reihen aus. Was, wenn einer der beiden Fälle vorhin, als sie Choppers Schrei gehört hatten, eingetreten war.
 

„In der Regel breitet sich dieser Fluch innerhalb von Stunden auf alle sich im Umkreis befindenden Personen aus“, erklärte die Frau und lenkte die Freunde somit von ihrem Denken ab. „Er frisst sich durch den Körper und den Geist einen Menschen, bis er ihn vollständig einnehmen kann und so eine Möglichkeit findet, an die Oberfläche zu treten. So breitet er sich auf alle Lebewesen aus, die ihm nahe kommen, wie eine Seuche.“

„Und wie äußert es sich, wenn er soweit gekommen ist?“, fragte Nami ernst.

„Wenn der Fluch euren Freund soweit überwältigt hat, dann wüsstet ihr es“, sagte die alte Frau. Ihre Hände ineinander gefaltet da sitzend wirkte sie eigenartig ruhig während sie mit ihren einfachen Worten die vier Piraten mehr und mehr in Unruhe stürzte.
 

„Gibt es eine Möglichkeit, das Ganze zu stoppen?“, fragte Brook schließlich und zu ihrer aller Erleichterung nickte sie. Nami beobachtete, wie sich das angespannte Gesicht des Schwertkämpfers lockerte.

„Die gibt es in der Tat“, sagte die Alte. Bevor sie weiter sprach, machte sie eine bedeutsame Pause. „Ihr müsst das Übel im Inneren bekämpfen.“

Alle blickten sie ratlos an und sie fuhr fort.

„Ihr müsst versuchen, euren Freund zu begleiten und ihm zu helfen, wenn er mit dem, was der Fluch in ihm auslöst, konfrontiert wird- natürlich geistlich, nicht körperlich“, erzählte sie. „Ich werde euch die Einzelheiten noch einmal erklären, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“
 

Die Piraten tauschten Blicke untereinander. Sie wussten nicht, was sie sich unter dem, was die Alte ihnen gerade erzählt hatte, vorstellen sollten. Nur in Zoros Kopf läutete ein leises Glöckchen.

‚ …euren Freund zu begleiten und ihm zu helfen, wenn er mit dem, was der Fluch in ihm auslöst, konfrontiert wird- natürlich geistlich…‘, wiederholte er die eben genannten Worte in seinem Kopf. Das, was der Fluch in dem Koch auslöst. Die geistlich konstruierte Welt, an dem er sich wohl befindet, wenn er schläft und sich die Male durch seine Haut fressen. Vor Zoros innerem Auge blitzte ein Bild auf. Sanji, wie er auf dem Boden sitzt, mit dem Rücken an einer Wand und gesenktem Kopf in einem dunklen, widerlichen Raum nach unten starrt. Dieses Bild hatte er vor nicht langer Zeit plötzlich vor den Augen gehabt, als er den Koch, während dieser bewusstlos war, berührt hatte.

Damals hatte er für kurze Zeit geglaubt, an einem anderen Ort zu sein. War er zu diesem Zeitpunkt etwa in den Geist des Kochs eingetaucht? War es das, wovon die Alte sprach?
 

In seinem Kopf arbeitete es. Plötzlich konnte er eine Verbindung zu diesem Gedankenfetzen herstellen, doch sagen tat er nichts dergleichen. Der Gedanke, in den Geist des bescheuerten Kochs, verflucht oder nicht, eingedrungen zu sein, war einer von den Gedanken, die er lieber wieder im hintersten Kämmerchen seines Kopfes verschwinden lassen würde. Außerdem hatte die alte Schachtel gesagt, sie würde ihnen noch erzählen, wie und warum das Ganze so und so funktionierte- da musste er nun nicht auch noch für weitere Fragen sorgen.
 

„Wie kommt es, dass sie all das wissen?“, fragte Usopp nun. Seine Stimme klang, als würde er eine sehr schlimme Nachricht erwarten. „Und warum leben sie hier auf dieser verfluchten Insel?!“

Die Alte blickte ihn durchdringend an.

„Mein Stamm und ich sind dafür verantwortlich, den Fluch im Zaum zu halten, der auf diese Insel gebannt wurde. „Wir sind zwar damit beauftragt, die Macht des Fluches einzudämmen, doch schafft er es immer wieder, unseren Vorkehrungen zu entkommen und sich einen Weg von dieser Insel weg zu verschaffen.“

„Oho, so-“, fing Usopp an, doch wurde er jäh von lautem Rufen, das von draußen zu ihnen drang, unterbrochen.
 

Sofort sprang die Gruppe auf und eilte nach draußen, denn eine Stimme, die zu hören war, kannten sie. Als sie die klapprige Holztür aufstießen, konnten sie Chopper sehen, der zwischen einer Gruppe Dorfbewohner hindurch wuselte und auf sie zugelaufen kam. Hinter ihnen schien ein Kampf zu toben.

„Zoro, schnell!“, rief er mit heulender Stimme und Tränen in den Augen. „Du musst helfen! Es ist schrecklich!“
 


 

Fortsetzung folgt...
 


 

Jaja...welche Stelle, wenn nicht diese hier, eignet sich besser zum Aufhören? 8D So macht das FanFic-Lesen doch erst richtig Spaß, oder? Tut mir leid, aber es ging nicht anders.

Und eins möchte ich wissen. Habt ihr euch auch so sehr gegruselt, als Sanji die anderen plötzlich angestarrt hat? Oh man. Ich hab' mir damit selber Angst eingejagd ;O

Na gut. Dann bis zum nächsten Mal. Gute Nacht 8D

Maledicta

Okay, jetzt wird's langsam ernst! Fühlt es sich an, als würden wir uns dem Ende nähern? Diesmal ist das Kapitel Action-geladen und mein Gefühl, dass die FanFic verstaubt ist gänzlich verschwunden! Das hab' ich dein fleißigen Kommi-Schreibern zu verdanken. Das letzte Mal kamen noch ein paar neue Gesichter dazu, das freut mich! ♥
 

Ein herzlichstes Dankeschön an: Jackiieh-Chan, abgemeldet, Whitecrow87, MoiraMalice, abgemeldet und abgemeldet. Ihr habt mich wirklich motiviert!
 

So! Und jetzt geht's weiter!
 


 

Kapitel 8
 

Maledicta
 


 

„Zoro, pass auf!“

Mit einem dumpfen Aufstöhnen prallte der Schwertkämpfer hart auf, schloss vor Schmerz die Augen und rutschte einige Meter mit dem Rücken auf dem modrigen Boden entlang. Mit dem Kopf war er fest aufgeschlagen und so war sein Blick, als er seine Augen wieder öffnete, kurz getrübt. In der Ferne hörte er seine Freunde rufen, dann konzentrierten sich all seine Sinne auf die Gestalt, die in seinem Blickfeld auftauchte und so einen Schatten auf ihn warf.
 

Der Himmel war wieder verdunkelt und Donner grollte bedrohlich hinter dem Rücken des jungen Kochs, der nun mit geweiteten und erschreckend kalten Augen auf den keuchenden Zoro herab sah.

Dieser schmeckte nun Blut und spürte, wie sich ein Rinnsal davon den Weg aus einem seiner Mundwinkel bahnte.

In seinen Händen fest umgriffen hielt er immer noch zwei seiner Schwerter und nun richtete er sich auf, den Blick fest auf Sanji gerichtet. Dieser wich nicht zurück. Er stand ganz ruhig da, wankte nicht einmal, obwohl sie nun bereits eine Weile miteinander kämpften. Nur seine Schultern bebten ein wenig.
 

„Komm zu dir, du Holzkopf.“, knurrte Zoro und spuckte das Blut in seinem Mund neben seine mit Schlamm bespritzten Schuhe. Er atmete tief ein, stützte sich dann mit einer Hand ab und stand auf. Erneut grollte es in den schwarzen Wolken über ihnen und ein kalter Windstoß brach zwischen den Bäumen des finsteren Waldes hervor, riss kurz an ihrer Kleidung und fegte dann heulend über das alte Dorf hinweg.
 

Die Bewohner und der Rest der Strohhutbande befanden sich in einiger Entfernung am Rande des Dorfes. Sie beobachteten die beiden wachsam und wagten kaum sich zu rühren. Der Kapitän der Piratenbande lag bei ihnen auf dem Boden und bewegte sich nicht. Chopper kniete neben ihm.
 

Zoros Augen waren wachsam und sein Blick war fest und entschlossen. Blut rann ihm seine Schläfe hinab, vorbei an seinem rechten Auge und tropfte schließlich von seinem Kinn. In seinem Kopf dröhnte es, der Schmerz erschien ihm fremd. Während er in das in Schatten gelegte Gesicht des jungen Kochs blickte, kam es ihm vor, als versuchte etwas in seinen Geist einzudringen. Als föchte er einen Kampf gegen etwas im Inneren seines Kopfes, was sein Bewusstsein trübte. Und dieser Kampf trug unerträgliche Schmerzen mit sich.

Der Blonde ihm gegenüber strahlte etwas Böses und Unheimliches aus. Das übliche Gefühl, das ihm so vertraut war, wenn er ihn ansah, war jedoch nicht gänzlich verschwunden. Es war, als würde es unterdrückt werden.
 

Plötzlich regte sich Sanji und im selben Moment erhob Zoro seine Schwerter. Ein harter Tritt prallte auf die gekreuzten Klingen Shuusuis und Kitetsus und sofort spürte er, wie der Druck sich sofort unermesslich auf eben diese verstärkte. Energisch biss er die Zähne zusammen und verengte die Augen zu Schlitzen, als er seine Muskeln anspannte, um seine Verteidigung aufrecht zu erhalten. Die Blicke der beiden Kämpfenden trafen sich. Zoro konnte keine Veränderung in der Miene des Blonden erkennen. Der kalte Blick durchbohrte ihn und ein stechender Schmerz drang erneut in seinen Kopf. Die Umgebung um ihn her schien sich kaum merklich zu verdunkeln und zu verschwimmen.
 

Dann spürte er kurz, einen weiteren Druck auf seine Schwerter und im nächsten Moment war Sanji mit einem Satz über ihn hinweg und hinter ihn gesprungen. Der Schwertkämpfer schaffte es nur knapp, sich herum zu drehen und einem weiteren Tritt auszuweichen. Ein nächster folgte unmittelbar. Schlag auf Schlag parierte er immer mit einem Klirren seiner Schwerter einen neuen Angriff. Doch schieres Abwehren brachte ihn nicht weiter. Er musste es schaffen den anderen zu Boden zu bringen. Und das so schnell wie möglich.
 

Ein kalter Regentropfen landete auf seiner Wange. Er spürte, wie er langsam über seine Haut glitt und wie weitere Tropfen folgten. Die beiden Piraten starrten einander an. Das Hemd des Kochs war schmutzig und an einigen Stellen zerrissen. Die Binden darunter schimmerten an einigen Stellen durch die Löcher hindurch. Sein Brustkopf hob und senkte sich nun schwer.

Zoro hatte früh bemerk, dass die dunklen Male inzwischen unter den Verbänden hervorgekrochen waren und sich bis über die Finger des Smutjes zogen. Er konnte es nicht genau sagen, doch es kam ihm vor, als bewegten sie sich kaum merklich, als pulsierten sie. Während sie getrennt waren musste sich der Zustand des Smutjes noch weiter verschlechtert haben.
 

Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Und als hätte der andere dies bemerkt, machte er erneut einen Satz auf den Schwertkämpfer zu. Diesmal war dieser besser vorbereitet und konterte den Angriff mit einem gezielten Schwerthieb. Diesem wich der Blonde blitzschnell aus, indem er in die Knie ging und sich auf die Hände stützte. Fast augenblicklich taumelte Zoro. Ein fester Tritt hatte seine Beine getroffen und für einen Moment hatte er seine Deckung vernachlässigt. Noch ein weiterer Tritt traf ihn in die Magenkuhle. Von der Wucht des Angriffs wurde er erneut nach hinten geschleudert, konnte sich jedoch abfangen und rutschte kurz einige Meter weit. Ein weiteres Donnern grollte über ihren Köpfen.

In den Augenwinkeln bemerkte er ein Blitzen und als sein Blick auf Kitetsu fiel weiteten sich seine Augen. Blut schimmerte auf der Klinge. Er musste, beim Versuch den letzten Angriff des Kochs zu parieren, diesen verletzt haben.

Als er den Blick zu dem Blonden hinüber gleiten ließ, sah er sofort den Einschnitt in dessen Hosenbein und ein seltsames Gefühl von Schuld kam in ihm auf.

Sein Herzschlag beschleunigte sich. Es war kein richtiger Kampf. Etwas brachte seinen Kameraden dazu ihn anzugreifen. Und das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er wollte nicht gegen den blöden Koch kämpfen, doch es blieb ihm keine andere Wahl.
 

Langsam, ganz langsam drehte er die Schwerter in seinen Händen bis die stumpfe Seite beider Schwerter auf der Angriffsseite waren. Sanji ging nun langsam auf ihn zu. Die vom Regen nassen Haarsträhnen hingen ihm tief ins Gesicht.
 

„Ich mache Ernst“, sagte Zoro nun mit fester und drohender Stimme, den anderen nicht aus den Augen lassend. „Du hast es nicht anders gewollt.“ Er bekam keine Antwort.
 

Der Regen prasselte nun stark auf sie herab. Unter ihren Füßen bildeten sich große Pfützen und Blitze zuckten über den dunklen Himmel. Die Luft war kühl und bis auf das Rauschen des Regens und das Grollen des Donners waren alle übrigen Geräusche wie ausgestorben. Sowohl die Bewohner des Dorfes als auch die übrigen Piraten der Strohhutbande schwiegen gleichermaßen.
 

Zoro ignorierte den stärker werdenden Schmerz in seinem Kopf und richtete all seine Sinne auf die sich ihm langsam nähernde Person. Regenwasser rann ihm das Gesicht herab.

Er durfte nicht mehr zögern.
 

Sanji griff an. Seine Tritte schienen stärker als zuvor. Zoro parierte die Angriffe blitzschnell mit seinen Schwertern, bis er eine winzige Lücke zwischen den Attacken des anderen fand. Die Klinge schnellte blitzend auf den blonden Koch zu und plötzlich erstarrte Zoro für den Bruchteil einer Sekunde. Sanji hatte seinen linken Arm gehoben und Kitetsu somit gebremst. Zwar hatte die stumpfe Seite ihn getroffen, doch waren Zoros Hiebe auch ohne todbringende Klingen effektiv.

Blut besprenkelte beide Kämpfenden und rann nun über und unter den Mullbinden des Kochs dessen Arm hinab. Der Blonde reagierte nicht auf die Verletzung, er blinzelte nicht einmal. Der Schwertkämpfer fühlte sich kurz wie gelähmt.
 

Dunkle Augen blitzten zwischen den blonden Haarsträhnen hindurch und einen Augenblick später riss es Zoro von den Beinen. Das kalte Wasser einer Pfütze sickerte in seine Kleidung und wieder schmeckte er Blut als er mit voller Wucht auf den Boden prallte. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Er spuckte Blut. Vor seinem inneren Auge fand er sich in einer Szene wieder, in der der blonde Koch vor ihm stand. Die Hände in den Hosentaschen, eine Zigarette im Mundwinkel. Er sagte etwas zu ihm, doch das Dröhnen der Schmerzen in seinem Kopf ließ ihn nicht verstehen, was der Koch erzählte. Seine Finger verkrampften sich um die Griffe seiner Schwerter und der Regen prasselte auf ihn nieder, spülte das Blut aus seinem Haar und ließ es ihm über sein Gesicht laufen. Er wusste, was der Koch damals in diesem einen Moment zu ihm gesagt hatte, er brauchte es nicht noch einmal zu hören. Er kannte den anderen gut und er kannte seinen Kampfstil, seine Techniken und seine Philosophie. Und er wusste, dass sein Kamerad nie, niemals, die Hände in einem Kampf einsetzen würde.
 

Blut und Wasser tropften von seiner Nasenspitze, seinem Kinn und seinen Haaren in die Pfütze unter ihm, als er sich aufstützte. Wut keimte in seinem Magen auf. Er biss die Zähne zusammen und warf einen Blick über die Schulter. Sanji war auf ihn zu getreten, betrachtete ihn. Noch immer rann das Blut in großzügiger Menge seinen Arm herab und tropfte von seinen Fingerspitzen.

Lag Spott in seiner Miene?
 

Die Schmerzen im Kopfe Zoros wurden von glühender, zunehmender Wut verdrängt. Langsam und bedrohlich richtete er sich wieder auf, das Regenwasser auf den Klingen Kitetsus und Shuusuis wusch Dreck und Blut ab und ließ sie scharf und kalt aussehen. Seine Zähne waren fest zusammengebissen.

Der junge Koch wich nicht zurück, als Zoro auf ihn zutrat, die Schwerter erhoben.

Die Miene Sanjis veränderte sich mit einem Mal. Ein Mundwinkel zog sich langsam nach oben und gab den Blick auf glänzende Zähne frei. Zoros Gesicht verfinsterte sich. Es war Spott!
 

Mit durchnässten Kleidern standen sie sich nun erneut gegenüber. Doch diesmal sollte es das letzte Mal sein. Langsam weiteten sich die Augen des Smutje und gleichzeitig hob er die Hand, an der das Blut unablässig herab rann. Wachsam und mit noch immer zusammengebissenen Zähnen folgten Zoros Augen wachsam der Bewegung. Das Grinsen des Blonden wurde noch breiter. Doch es war nicht Sanji. Etwas anderes verspottete den Grünhaarigen durch seine Augen, kontrollierte den Körper seines Kameraden und verschandelte ihn zugleich. Er provozierte ihn, er wusste, was in ihm vorging.
 

Ruckartig machte er nun eine Bewegung mit dem Arm und durch die Wucht spritzten einzelne Blutstropfen durch die Luft, benetzten die Haut Zoros und hinterließen rote Flecken auf dessen weißem Hemd und in seinem Gesicht.

„Bastard!“
 

Ein heftiger Schlagabtausch folgte, in dem Zoros Schwerthiebe um einiges an Geschwindigkeit und Härte dazugewonnen hatten. Er parierte die Angriffe des Kochs und drängte ihn langsam zurück. Einige Male verfehlte er seinen Gegner nur um Haaresbreite, dann entging er nur knapp einem Triff des anderen.

Kitetsus Klinge streifte die Wange des Kochs und dieser stieß ein Knurren aus, täuschte einen Angriff mit dem rechten Bein vor und stieß Zoro eine Sekunde darauf während einer Drehung überraschend mit dem Ellenbogen unter sein Kinn. Der Grünhaarige keuchte schmerzverzerrt auf und während er fiel, gelang es ihm, den Blonden zu packen und mit sich nach unten zu ziehen. Kaum war er mit dem Rücken aufgeschlagen, verlagerte er sein Gewicht, warf sich auf den aufkeuchenden Sanji und drückte ihn auf den Boden. Im nächsten Moment legte sich Kitetsus kalte Klinge an den Hals des Blonden. Beim Aufprall war dreckiges Wasser aufgespritzt, welches nun über das blasse Gesicht des Kochs rann.
 

Ihre Brustkörbe hoben und senkten sich schwer und noch immer prasselte der Regen auf sie nieder.

Zoros Griff um sein Schwert war fest und ruhig, die nasse Klinge ruhte bewegungslos an der Kehle des Smutjes und spiegelte Zoros Gesicht wieder. Es wurde ungewöhnlich still. Ihre Bewegungen waren langsam. Alles kam für einen kurzen Moment zum Stillstand.
 

Sanji blickte ihn kalt an. Das spöttische Grinsen war verschwunden. Er wirkte, als würde er warten. Abwarten, was geschehen würde. Blut quoll aus der Wunde auf seiner Wange und auch aus dem Mundwinkel des jungen Kochs während sein kühler Blick ununterbrochen dem Zoros standhielt.
 

Auf einmal spürte der Schwertkämpfer ein Brennen auf der Haut seines rechten Arms und er zuckte zusammen. Sofort huschte sein Blick hinüber. Sanji hatte langsam und unbemerkt seine Hand auf den Arm Zoros gelegt. Nun wurde das Brennen stärker, wurde zu stechendem und brennendem Schmerz. Er fühlte sich an, als fräße sich etwas in seine Haut. Glühende kleine Zähne. Entsetzt stellte er fest, dass kleine schwarze Adern auf seinem Arm erschienen waren. Dort, wo Sanjis Hand über seine Haut gestrichen war.

Während er hastig die Hand des Kochs mit seiner anderen, freien Hand auf den Boden pinnte traf sich sein Blick wieder mit dem des anderen und ein Schaudern überkam ihn. Die Augen des Blonden waren weit aufgerissen und starrten ihn durchdringend an. Tiefe Schatten lagen unter ihnen und seine Mundwinkel waren erneut nach oben gezogen. Unheimlich.

„Was soll das?!“, knurrte Zoro. Seine Stimme klang nicht mehr so fest, wie er sich eben noch gefühlt hatte. Ebenso war sie schmerzverzerrt. Der Anblick des Smutjes jagte ihm wahrhaftig Angst ein. Sein Herz raste. Gerade noch rechtzeitig bemerkte er, wie sich der andere Arm seines Gegners ebenfalls langsam gehoben hatte und ihn fassen wollte. Sein Schwert hatte er losgelassen und auch die andere Hand mit der seinen auf den Boden gepinnt.
 

Die Haut an seinem Arm brannte entsetzlich, doch davon musste er nun absehen. Er hatte es geschaffen Sanji festzunageln, doch was nun? Wie konnte er ihn wieder zu Bewusstsein zwingen. Wie konnte er das, was sich seiner angenommen hatte, wieder vertreiben, ihn wieder normal machen, ihn aufwecken- oder was auch immer? Im Eifer des Kampfes hatte er keine Zeit oder Gelegenheit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen. Nun fühlte er sich hilflos.

Just in diesem Moment hörte Zoro platschende Fußschritte eilig näher kommen. Zwei Dorfbewohner, die stark mitgenommen aussahen, traten an seine Seite.
 

Sanji warf den Kopf in den Nacken und starrte die beiden Männer an, schweigend. Zoro spürte, wie sich der Körper unter ihm aufbäumte und versuchte sich zu befreien. Doch auf eine seltsame Art und Weise. Langsam und geschwächt, als hätte er es nicht besonders eilig damit, sich aus dem Griff des Schwertkämpfers zu befreien.
 

„Hat er dich berührt?“, sagte einer der Männer. Der andere presste dem sich nun windenden Sanji ein dunkles Tuch auf die Augen.

Zoros Blick ruhte auf dem Blonden, dessen Bewegungen langsam erstarben, als er nickte. Der Widerstand des Kochs verebbte allmählich.

„Hier am Arm.“, sagte der Mann, der Zoro am nächsten war. „Du hast Glück. Das ist gar nichts, wir können dir gleich helfen, ohne dass du dich infizierst. Deinen Freund da hinten hat es schlimmer erwischt.“
 

Der Kopf des Schwertkämpfers hob sich ruckartig. ‚Luffy!‘

Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich über den Zustand ihres Kapitäns zu informieren. Die Jäger, die die anderen zu ihnen gebracht hatten, hatten schwer mit ihrem Smutje zu kämpfen gehabt, als sie beim Dorf angekommen waren. Luffy hatte allem Anschein nach bereits zuvor das Bewusstsein verloren gehabt. Also hatte Sanji etwas damit zu tun. Hatte er ihren Kapitän infiziert? Lag der Fluch nun auch auf ihm?
 

„Hab ihr es geschafft?“ Usopp kam zu ihnen herüber gelaufen. „Ist alles in Ordnung?“ Die Miene des Schützen war besorgt und er klang verzweifelt.

„Ist er k.o.?“ Er beugte sich über seine beiden Mitstreiter und musterte beide prüfend.

Zoro wusste nicht genau, was er antworten sollte. In was für einem Zustand befand sich der Koch gerade? Er regte sich langsam, sagte jedoch noch immer nichts, wehrte sich aber auch nicht mehr.
 

„Wenn so etwas passiert, müssen wir versuchen, ihm alle visuellen Informationen, die ihn beeinflussen, zu nehmen.“, sagte der Mann, der Sanji noch immer das Tuch auf die Augen drückte, als hätte er Zoros Gedanken gelesen. „Durch den Fluch wird alles, was um euch geschieht für einen Infizierten verändert. Und zwar so, dass beängstigende und surreale Situationen entstehen. Also nehmen wir ihm hiermit die Informationen von der Seite der Realität, versteht ihr?“
 

„Aber jetzt sieht er ja nur noch Dunkelheit. Ist das nicht viel gruseliger?“, sagte Usopp leise, der scheinbar auf Anhieb verstanden hatte, was der Dorfbewohner gerade erklärt hatte. Zoro betrachtete den reglosen Koch unter ihm nachdenklich.

„Wie sehr muss sich die Realität für einen verändern, dass man nicht einmal mehr seine Kameraden erkennt?“, sagte er dann mit einem Unterton, der verhieß, dass er dem eben Gehörten nicht ganz glaubte. „Das eben war nicht der bescheuerte Kochlöffel, irgendetwas hat ihn befallen und kontrolliert.“

„Aber nein.“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Das, was ich eben erklärt habe, ist die Tücke, mit der euer Freund im Zaum gehalten wird. Ich habe bereits gehört, wie lange ihr schon mit dem Fluch zu kämpfen habt und wie lange er offenbar durchgehalten hat. Das bedeutet, dass er sich permanent zur Wehr setzt. Hiermit gebe ich ihm eine Chance, zu Bewusstsein zu kommen. Wenn er es schafft, dem Übel, das versucht, ihn zu kontrollieren zu entkommen, kann er wieder die Oberhand gewinnen und zu sich kommen.“
 

Usopp, der offenbar vergessen hatte, dass er übergangen wurde, nickte nun mit dem Kopf.

„Achso. Jetzt verstehe ich.“, sagte er und schlug mit der Faust in die flache Hand. Zoro starrte nun finster vor sich hin, pustete einige Regentropfen, die ihn kitzelten, von seiner Nasenspitze.

Also hatte dieser Fluch dem psychischen Zustand des blöden Kochs so sehr zugesetzt, dass er schließlich die Macht über seinen Geist hatte und versuchen konnte, sich weiter auszubreiten.

‚Nennt man das nicht schizophren.‘, dachte er und ein Gänsehaut breitete sich in seinem Nacken aus, als vor seinem inneren Auge das Bild des Kochs auftauchte, wie dieser ihn spöttisch angrinste. Als hätte der unheimliche Fluch plötzlich ein hässliches Gesicht erlangt.
 

Mit einem Mal zuckte der Körper des Kochs unter ihm und ein Stöhnen folgte diesem. Alle schwiegen. War Sanji wieder zu sich gekommen, hatte es tatsächlich geholfen, ihm die Sicht zu nehmen? Ein unheimlicher Gedanke kam Zoro. Es war, als würden sie ihren Smutje mit dem spöttisch und kalt grinsenden Etwas einsperren und warten, bis einer von beiden dem anderen den Garaus gemacht hatte.

„Sanji?“, sagte Usopp mit zögerlicher und leiser Stimme, doch ihr Smutje gab keine Antwort. Ganz langsam zog der Dorfbewohner mit dem Tuch dieses nun von seinem Gesicht. Seine Miene hatte sich wieder verändert. Seine Gesichtszüge sahen erschlafft aus. Er wirkte unendlich müde und geschwächt. Blaue, trübe Augen blinzelten, ihre Lider waren schwer.„Hey, bist du wach?“
 

Zoro wurde schwer ums Herz. Für einen Moment entglitten ihm fast seine Gesichtszüge. So blass und kränklich hatte er den anderen noch nie gesehen. Aber diesmal konnte er seine Augen nicht von dem Anblick lösen. Es war paradox. Eben noch, vor wenigen Augenblicken, hatte ihr Koch so stark und lebendig gewirkt. Es war ein harter Kampf gewesen. Nun erschien jegliche Lebensenergie aus seinem Körper gewichen zu sein. Die Übernahme hatte ihm offenbar stark geschadet.
 

Sanji sagte nichts, rührte sich auch nicht. Nur sein Blick glitt langsam über die Gesichter über ihm. Regen und Blut rannen über sein Gesicht. Tropfen landeten darauf.
 

„Wir sollten uns beeilen.“, sagte einer der beiden Männer nun. „Gehen wir rein.“ Und sie erhoben sich. Usopps traurige Miene wandelte sich. Er wirkte entschlossen. „Los Zoro!“

Der Schwertkämpfer sah ihn verwirrt an. Die beiden Männer hatten sich zum Gehen gewandt und Usopp nickte mit dem Kopf zu dem am Boden liegenden Smutje.

„Wir gehen rein, hast du nicht gehört?“ Und der Schwarzhaarige wandte sich ebenfalls zum Gehen.
 

„Moment…!“, begann dieser einen Satz, brach dann jedoch ab und räusperte sich. Sein Blick wanderte wieder nach unten, wo ihn Sanji mit einem seltsamen Gesichtsausdruck anblickte. Bildete er es sich ein oder war der halb tote Koch etwa schadenfroh?

„Hör auf so zu gucken, oder ich puste dir das Licht aus.“, grummelte Zoro mit trotziger Stimme. „Du hast mir schon genug Ärger gemacht!“
 

Er ließ Kitetsu und Shuusui wieder in ihre Scheiden, die an seinem Haramaki befestigt waren und dann seinen rechten Arm langsam, ganz langsam unter den Rücken des Kochs gleiten. Dabei wandte er den Blick ab und versuchte sich nicht vorzustellen, wie die Szene wohl für ihre Zuschauer aussah.

Sein Herz begann wieder schneller zu schlagen und er spürte, wie er rot anlief.

Mit dem linken Arm griff er unter die Beine des anderen und hob diesen dann langsam hoch. Er fühlte sich schlapp und leicht an. Die Kleidung des Kleineren war vollkommen durchnässt und kalt. Seine linke Hand strich kurz über den Einschnitt an der Hose, für den er verantwortlich war. Warmes Blut floss ihm nun über den Arm.
 

Es war ein seltsames Gefühl den Körper des anderen so ruhig an seinem zu spüren. Hastig huschte sein Blick nun in die Richtung, in der er die anderen Personen vermutete, doch alle waren bereits verschwunden. Nur Usopp ging in einiger Entfernung vor ihm. Ein Glück!

Langsam setzte er sich in Bewegung. Sein Gang war steif und er bemühte sich, seinen Blick geradeaus zu halten, nicht nach unten zu sehen, wo der peinliche Koch ihn wahrscheinlich gerade ansah.

Noch immer rauschte der Regen auf sie nieder, doch so durchnässt er auch war, kalt war ihm nicht.
 

Die Haut auf seinem brennenden Arm kribbelte bis in seine Fingerspitzen und er fragte sich, ob sich die Male des Smutjes wohl genauso anfühlten. Hatte der andere permanent diese Schmerzen? Nun glitt sein Blick doch langsam nach unten, während er langsam über die Pfützen am Boden stieg. Es hatte inzwischen aufgehört zu donnern.

Wider seiner Erwartungen hatte der Koch seine Augen geschlossen. Augenblicklich beschleunigte sich sein Puls noch weiter und ein Schreck fuhr ihm in die Glieder.

„Mach‘ die Augen auf, verdammt!“, zischte er und gab dem anderen einen Ruck.
 

Sanji öffnete die Augen. Irgendwie wirkte er nun verärgert auf den Schwertkämpfer, obgleich er keine große Miene verzog. Die unheimliche und bedrohliche Aura, die er vor weniger Zeit ausgestrahlt hatte war gänzlich verschwunden.
 

Dann erreichten sie eine der Hütten, in der sich der Rest ihrer Mitstreiter aufhielt. Brook unterhielt sich allem Anschein nach gerade mit Robin über ihre Teleschnecke.

Die Hütte erinnerte vom Aufbau her an eine kleine Krankenstation. Mehrere leere Pritschen befanden sich in ihr, nebeneinander aufgereiht, wenn auch nicht viele. Auch war sie weit größer als diese, in der sie sich kurz mit der alten Frau unterhalten hatten.
 

Auf einer der Pritschen lag Luffy, scheinbar bewusstlos. Nami saß an seiner Seite und blickte nun auf, als Zoro mit ihrem Smutje auf dem Arm in den Raum kam. Ein weißhaariger, alter Mann mit Pferdeschwanz stand samt Chopper nahe bei ihr. Er hatte eine Medizinerkette um den Hals hängen.
 

Der Grünhaarige räusperte sich, blickte sich kurz um, schritt dann mit steifen Schritten auf eine der leeren Pritschen zu. Die Situation war ihm mehr als unangenehm und so ließ er den Blonden etwas unsanft und unbeholfen auf das weiße Laken fallen. Dieser stöhnte leise auf und blieb dann so, wie er aufgekommen war, liegen. Die Augen jedoch auf Zoro gerichtet. Nun sah er wirklich verärgert aus.
 

„Hey! Zoro, nicht so grob!“, rief Chopper, der soeben noch an Luffys Seite gestanden hatte und nun zu den beiden jungen Männern hinüber flitzte. „Und nicht so eilig.“

Usopp, der nun ebenfalls zu ihnen getreten war, klatschte Zoro mit der flachen Rückseite seiner Hand gegen den Arm. „Sei etwas vorsichtiger!“
 

Zoro grummelte verärgert. Sein nun aufgekommenes schlechtes Gewissen verdrängte er eilig und ließ sich auf einen Hocker fallen, der in einiger Entfernung zur Pritsche des Blonden stand. Sein Blick glitt hinüber zu Luffy. Jetzt fielen ihm die dunklen Stellen auf, die dessen Körper zierten. An den Armen und dem Hals ihres Kapitäns zeichneten sich nun offensichtlich dieselben Male ab, die sie bereits kannten. Doch diese lagen dichter beieinander. Sie waren gebündelt.
 

„Er schläft nur.“, sagte Nami mit heiserer Stimme auf Zoros fragenden Blick hin. „Sie haben ihm etwas verabreicht, das diese Träume blockiert.“ Also hatte der Fluch nun auch Luffy befallen. Unmut stieg in Zoro auf. Dann lenkte ihn Usopp von seinen Gedanken ab.
 

„Nein, nein. Sanji!“, rief er hysterisch. Zoros fuhr herum. „Mach‘ die Augen wieder auf.“

Der Schützte hatte sich über den Blonden gebeugt und schüttelte ihn leicht. Dieser hatte seine Augen wieder geschlossen. Das weiße Laken unter ihm war von seiner schlammigen und blutigen Kleidung befleckt und feucht.

„Er schläft ein!“, rief Chopper.

Der weißhaarige Mann, der bis eben bei Luffy gestanden hatte, wandte sich nun um und kam zu den beiden verzweifelten Piraten herüber.

„Das müssen wir vermeiden.“, sagte er ernst. „Euer Freund muss sich zwar erholen, aber ich fürchte, noch einmal aufwachen, wird er dann nicht.“
 

„Du da!“, er deutete auf Zoro. „Du bist der kräftigste, komm her und setz‘ dich hinter ihn!“

Als Zoro zögerte, blaffte ihn Nami durch den Raum an und er tat, wie ihm geheißen. Die innere Unruhe, die in ihm zu toben begann, ließ er sich nicht anmerken. Kaum hatte er sich hinter den Smutje gesetzt, zog der weißhaarige Mann diesen an den Schultern in eine aufrechte Position.

„Rutsch ran!“, sagte er knapp und als Zoro langsam näher rückte, drückte er ihm den Rücken des Blonden gegen die Brust, sodass dieser nun an ihn gelehnt saß.

„Halt‘ ihn gut fest!“

Zoros Augenbrauen zogen sich zusammen und er schluckte. Sein Puls begann wieder zu rasen. Was hatte der alte Kauz vor?
 

Nun sah er, dass er etwas, wie einen Nagel mit breitem Kopf, in der Hand hielt. Er reichte Zoro mit der anderen Hand ein weißes Tuch, das sich feucht anfühlte.

Im Raum herrschte Totenstille. Keiner regte sich. Alle Augen waren auf die drei Männer gerichtet. Kurz war nur das Prasseln des Regens zu hören, der auf dem Dach der Hütte landete, dann sagte Usopp zögerlich: „Was haben Sie vor?“
 

„Das werdet ihr gleich sehen.“, sagte der alte Mann, der gerade mit seiner einen Hand das Hemd des Kochs zur Seite zog. „Halt‘ ihm das Tuch auf den Mund und halt‘ ihn ja gut fest.“

„Sagen Sie erst, was Sie vor haben.“, entgegnete Zoro. Ein ungutes Gefühl hatte sich in ihm ausgebreitet. Warum sollte er den anderen fest halten? Würde er, wenn er wieder zu sich kommt, wieder angreifen? Seine Arme glitten zwischen denen des Kochs und seinem Oberkörper hindurch. Eine Hand legte er vorsichtig auf seinen Mund, drückte seinen Kopf dabei leicht in seinen Nacken.

„Ich werde ihm Schmerzen zufügen. Etwas anderes wird nicht mehr helfen.“
 

Usopp hielt den Atem am. Durften sie das zulassen? Auch Chopper war erstarrt. Er sah entsetzt aus.

„Bist du bereit?“ Der Alte ging nicht auf ihre Reaktionen ein, setzte die glänzende Spitze des nagelähnlichen Dings auf eines der Male, das sich über den Schulterbereich Sanjis zog. Zoros Herz raste. Adrenalin schoss durch seinen Körper. Dann nickte er und keinen Augenblick später hatte der Mann mit einem Ruck den gesamten Nagel bis zum Kopf in die rechte Schulter ihres Kochs versenkt.
 

Dessen Reaktion war sofort spürbar. Er bäumte sich auf und stieß einen Schrei aus, der durch das Tuch, das Zoro ihm nun fest auf den Mund presste, gedämpft wurde.

„Nicht loslassen!“, ermahnte ihn der Alte, der einen Satz nach hinten gemacht hatte.

Plötzlich überkam den Grünhaarigen erneut ein Schaudern. Kälte breitete sich in seinem Körper aus. Sanji versuchte mit aller Kraft sich seinem Griff zu entziehen und er selbst musste all seine Kräfte mobilisieren, um ihn festzuhalten.
 

An der Reaktion der anderen und der Atmosphäre, die sich urplötzlich verändert hatte, konnte er erahnen, dass etwas nicht stimmte.

„Pass auf das Tuch auf!“, rief der alte nun. „Die Flüssigkeit darin wird ihn wieder- ah gut. Das ging schnell.“

Die Gegenwehr des Blonden ließ nach und er sackte leicht in sich zusammen. Zoro hielt ihn davon ab, nach hinten zu fallen. Augenblicklich schoss ihm das Blut in den Kopf. Die Kälte verschwand und er allseits wurde ein Seufzen ausgestoßen.
 

„Gut gemacht, Zoro.“ Nami grinste. „Gemütlich?“
 


 

Fortsetzung folgt…
 


 

Diesmal kein fieser Clyffhanger, sondern ein wenig "Fanservice"- oder so. Ich freu' mich darauf, euer Meinung zu hören 8D

Tschüssi~

Insomnium

Heeeey…ähem. Es geht weiter- und unüblicher Weise nicht am Wochenende, wie sonst. Ich wollte euch nicht länger warten lassen und jetzt kommt das Kapitel doch. Wer bei Noir reingeschaut hat, weiß, dass ich im Urlaub war und dann noch ein bisschen meine Ferien ausgekostet habe. Das Kapitel hier war echt ‘ne schwere Geburt, man. Ich muss aufpassen, dass ich keine Informationen vergesse, damit es auch sinnig wird. Und dann kommt noch dazu, dass die FF dem Ende zu geht ;_; und dass im Hintergrund andauernd Metal Gear Solid läuft- und das ist ja mal alles andere als Silent Hill-mäßig xD

Okay. Macht euch bereit für den ersten Teil zum Showdown T^T

„Insomnium“ bedeutet übrigens Traum 8D
 


 

9. Insomnium
 


 

„Ein Luzifer-Traum?!“ Usopps heisere Stimme klang ungläubig.

„Luzider Traum.“, sagte der weißhaarige Mann geduldig. „Klarträumen. Habt ihr noch nie etwas davon gehört?“
 

Während der Regen unaufhörlich auf das Dach der Strohhütte prasselte, war nur das leichte Atmen Luffys zu hören. Die Luft war kühl und es roch nach Regen und Medizin, eine leichte Brise wehte durch das offene Fenster. Der alte Dorfbewohner, der den Piraten zur Seite stand, hatte sich auf einen Hocker nieder gelassen und erklärte gerade, wie sie nun vorgehen sollten.

Brook und Usopp saßen unruhig auf einer leeren Pritsche, während Nami nicht von der Seite ihres schlafenden Kapitäns wich und diesen wachsam mit betrübter Miene beobachtete. Bis zu diesem Zeitpunkt war Luffy ruhig gewesen, doch ihnen graute allen Übles. Sie wussten schließlich, wie es ihrem Koch ergangen war.
 

Noch immer saß Zoro auf dem Bett von eben diesem, der durch ihn in einer aufrechten Position gehalten wurde. Sanjis Augen waren nun jedoch geöffnet und er folgte dem Gespräch aufmerksam, wenn auch mit müden und trüben Augen. In Zoros Kopf herrschte ein einziges Chaos. Er sah dem Smutje über die Schulter und beobachtete den Dorfbewohner dabei, wie er nun die Arme verschränkte. Dabei raste sein Herz wie wild und er war bemüht, so viel Abstand, wie möglich zwischen ihn und dem Kleineren vor sich zu bringen- nicht nur, um vor diesem sein Herzrasen zu verbergen.
 

„Klarträume sind Träume, in denen der Träumende sich voll bewusst ist, dass er träumt.“, erklärte der Alte nun. „Es ist eine erlernbare Fähigkeit, mit der jemand seine Träume willentlich steuern kann. Das Erlernen jedoch dauert lange, also werden wir das Ganze anders angehen. Wir benutzen ein Serum, das klarträumen ermöglicht.“ Er hielt ein kleines Fläschchen mit durchsichtiger Flüssigkeit hoch.

„Oh, davon habe ich schon einmal etwas gelesen.“, rief Chopper freudig, als er die Flüssigkeit wieder erkannte. „Aber es ist das erste Mal, dass ich so etwas sehe. Sind die Zutaten nicht schwer zu züchten?“

Der Alte nickte langsam und lächelte dem kleinen Arzt aufmerksam zu.
 

„Unser Stamm besteht aus Spezialisten, was Träume angeht. Und das müssen wir auch, bei der Verantwortung, die wir tragen. Dieses Serum ist wirklich eine Seltenheit, doch da wir hier in diesem Dorf das Klarträumen vollends beherrschen, benötigen wir es nicht für uns…“

Zoros Augen ruhten nun ebenfalls auf dem kleinen Fläschchen.

Also konnte der Koch seine Träume nicht lenken und sollte dies das nächste Mal gezielt machen? Eine unheimliche Vorstellung. Etwas anderes lenkt die Träume im eigenen Kopf und selbst ist man dem, was sich dann dort abspielt, ausgeliefert? Die Vorstellung gefiel ihm nicht. Er hatte lieber die Macht und die Kontrolle.
 

„Was genau sind das für Träume?“, fragte Nami plötzlich, gerade als der Schwertkämpfer damit begann sich zu überlegen, wie er dies möglichst unterschwellig erfragen konnte. „Können Sie uns sagen, wie dieser Fluch wirklich funktioniert? Wir haben bisher nur Vermutungen angestellt.“
 

„Dass der Fluch versucht den Körper seines Opfers zu schwächen, wisst ihr inzwischen. Ich werde euch sagen, was ihr wissen wollt.“, sagte er Weißhaarige langsam. Sanji blickte ihn an.

Seine Augenlider waren schwer und sein Blick trübte sich immer weiter, doch nun fiel es ihm leichter seine Aufmerksamkeit auf den Sprechenden zu richten. Er wusste, dass er, sollte er noch ein weiteres Mal das Bewusstsein verlieren, das letzte Mal in seinem Leben wach gewesen sein würde. Innerlich focht er einen ständig präsenten Kampf gegen den Schlaf. Allein dies nagte schwer an seinen übrigen Kräften.

Seine Hände zitterten leicht und in seinem Kopf hämmerte es unerbittlich, während nun zusätzlich auch seine Schulter brannte, die nun von einer blutigen Wunde geziert war. Doch dieser heiße Schmerz unterschied sich von dem übrigem. Er hielt ihn wach und erschien ihm wie ein leuchtendes Licht, das ihn wieder zu Bewusstsein zwang, sobald er Schwäche zeigte und der Raum um ihn her sich zu verdunkeln begann.

An seinem Rücken konnte er hin und wieder Zoros Brust spüren, die sich beim Atmen ruhig und langsam bewegte und ihm- so ungern er es zugeben wollte- tatsächlich ein beruhigendes Gefühl bereitete. In dem Zustand, in dem er sich befand, hatte er keine Energie mehr übrig, um sich dagegen zu sträuben und zu wehren, so ließ er es sich also gefallen und versuchte stets seine Gedanken auf etwas anderes zu lenken.
 

„Ihr alle kennt sicher gewöhnliche Albträume.“, fuhr der Alte fort und blickte in die Runde. Alle nickten leicht. „Ich denke dazu muss ich nicht mehr viel sagen. Wichtig ist nur, dass ein normaler Albtraum in der Regel nicht länger als wenige Minuten bis zu einer halben Stunde andauert und ihr danach meist sofort aufwacht. Dann seid ihr euch wieder bewusst, dass ihr wach seid und wisst auch, dass ihr geschlafen habt. Nun. Dieser Punkt- zum Beispiel- ist bei den Träumen hier anders. Genauso, wie ihr innerhalb eurer normalen Träume nicht all eure fünf Sinne gebraucht.“
 

Alle lauschten aufmerksam den Worten des Mannes. Zoro fragte sich in diesem Moment, ob er wirklich, wenn er träumte, keine Gerüche oder Geräusche hören konnte. Und es erschien ihm logisch, denn seine materiellen Sinnesorgane konnten schließlich unmöglich Reize, die ausschließlich in seinem Traum vorkamen, wahrnehmen.
 

„Der Fluch versucht euren Freund so zu sagen innerlich sterben zu lassen.“

Die Augen der Piraten weiteten sich. Sie alle wussten, wie die Situation, in der sie sich befanden, war, doch diese Worte nun aus dem Mund des alten Mannes zu hören jagten ihnen Schauer über ihre Rücken.

„Häufige Albträume belasten den Körper und verringern die Erholung im Schlaf.“, sagte der Mann. „Da die Träume, die der Fluch jemandem beschert, umso geschwächter der Körper ist, länger werden, wird der physische Zustand somit nur noch schlechter und kann sich bald nicht mehr regenerieren. Er zerstört ihn also fortlaufend. Es ist, wie ein Teufelskreis.“
 

Nami seufzte bedrückt. Ihr Blick lag noch immer auf Luffy, der sich nicht rührte. Niemand sagte etwas, so fuhr der Alte fort.
 

„Hinzu kommt, dass die Traumwelt, in die ein Schlafender gezogen wird, negative Erinnerungen und Empfindungen- meistens von Traumata- wiederspiegeln. Somit wird jemand nicht nur physisch, sondern auch psychisch belastet. Die Träume sind so aufgebaut, dass jemand sich in ihnen verstrickt. Stellt euch das Ganze vor, wie ein kreisförmiges Labyrinth. Ihr wacht im Kern auf und müsst versuchen den Ausgang zu erreichen. Je näher sich ein Opfer dem Ausgang nähert, desto grotesker, grausamer und gewalttätiger wird das Umfeld, um ihn davon abzuhalten, dem Traum zu entfliehen.“
 

„Also müssen es Sanji und Luffy nur schaffen, aus dieser Traumwelt zu entkommen?“, sagte Usopp nun langsam. Das klang ziemlich einfach. Er musste sich ein Schmunzeln verkneifen, bei dem Gedanken, Zoro würde versuchen aus einem Labyrinth zu finden. „Das kling zu einfach.“
 

Sanji kaute unruhig auf seiner Unterlippe herum. Er durfte nicht rauchen. Jetzt fehlte ihm das Nikotin.

Das, was der Mann erzählte sagte ihm nichts. So sehr er auch versuchte sich an das zu erinnern, was geschah, wenn er einschlief, es brachte nichts. Das betrübte ihn. Er, der ihnen den ganzen Ärger eingebrockt hatte, konnte nicht einmal als bester Zeuge etwas zu ihren Überlegungen beitragen. Doch dazu fühlte er sich zusätzlich viel zu geschwächt. Es erschien ihm als unmöglich, jemals wieder seine Lippen voneinander zu lösen.

‚Negative Erinnerungen und Empfindungen von einem Trauma?‘, schoss es ihm dann durch den Kopf. Wie sahen seine Träume wohl aus? ‚Sitz‘ ich hungrig mit einem alten Sack auf einem beschissenen Felsen fest?‘
 

„Da hast du recht.“, fuhr der weißhaarige Mann weiter fort und nickte Usopp zu. „Aber im Prinzip ist es genau das. So schwierig macht es nur, dass das Bewusstsein während des Traums geschwächt ist und sich die Umgebung an Ängsten und negativen Erfahrungen orientiert. Dort durchzukommen ist für einen Verfluchten eine Qual. Und träumt jemand ohne Bewusstsein, dann gibt es kein konkretes Ziel für ihn. Er wird nur seinem Instinkt folgen und somit den Dingen, die er fürchtet, aus dem Weg gehen. Somit kommt niemand ohne bloßen Willen aus dem Irrgarten heraus. Also müssen wir das Bewusstsein anschalten und…-“, nun glitt sein Blick vielsagend zu Zoro hinüber, „…jemanden als Begleitung mitschicken, denn allein ist es- sogar mit Bewusstsein- schier unmöglich das Ende zu erreichen.“
 

Zoro starrte zurück. Er merkte, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. Nur Sanji sah nicht zu ihm auf. Stattdessen starrte er, wie Zoro, mit großen Augen den Weißhaarigen an. Zoro sollte ihn begleiten?!

Dass davon bereits vor wenigen Minuten die Rede gewesen war, hatte er nicht mitbekommen. Da er keine Vorstellung davon hatte, wie es in seinem Kopf, in dem etwas seine Bewusstsein so veränderte, dass ihn seine tiefsten Ängste und Gefühle verjagten, aussah, konnte er sich mit dem Gedanken, Zoro würde mit ihm diesem Ort betreten, absolut nicht anfreunden. Die Vorstellung daran jagte ihm Angst ein. Wer wusste schon, was sie dort erwarten würde? Er jedenfalls nicht. Und er hatte auch nicht vor Zoro seine schlimmsten Ängste zu offenbaren- er wusste nicht einmal selbst genau, was diese sein sollten. ‚Warum gerade Zoro?!‘

„Warum gerade ich?!“, sagte der Grünhaarige entrüstet und seine Augen verengten sich urplötzlich zu Schlitzen. „Ich hab‘ kein Interesse daran in den kranken Kopf dieses Perversen zu reisen.“ Sanji biss die Zähne zusammen, schwieg jedoch erbost, obgleich er am liebsten Feuer gespien und sich auf den Grünhaarigen geworfen hätte.

„Du wirkst am stärksten von den anwesenden hier.“, entgegnete der Alte knapp und alle übrigen Piraten nickten eifrig. Da Luffy ebenfalls aus der Reihe fiel, war er, Zoro, der einzige Anwesende, der als nützlich- was die Stärke anging- bezeichnet werden konnte.

Der Schwertkämpfer ließ den Blick über die Anwesenden schweifen.

„Luffy fällt aus.“, sagte Usopp. „Mit was auch immer wir es aufnehmen müssen, ich denke, Zoro ist der richtige dafür.“ Dass er vor wenigen Augenblicken noch in Gedanken über ihn gelacht hatte, weil er sich vorgestellt hatte, dass Zoro versuchte aus einem Irrgarten zu entkommen, ließ er unter den Tisch fallen. Immerhin war er stark. Sanji würde schon für die Orientierung sorgen können.
 

Auch Sanjis Gedanken überschlugen sich. Sein Herz raste- nicht minder schnell als das Zoros- und er suchte verzweifelt nach einer Lösung, die ihn mehr fröhlich stimmen würde. Er wollte nicht, dass Zoro- wie auch immer- in seinen Geist eindrang. Doch es half nichts. Er konnte Nami oder Usopp unmöglich einer Gefahr aussetzen, die womöglich lebensgefährlich war. Plötzlich erstarrten die rasenden Bilder in seinem Kopf und seine schweren Lider hoben sich etwas. Was, wenn es wirklich so war? Was, wenn er Zoro wahrhaftig in ernsthafte Gefahr bringen würde? Er hatte genug Verstand, um den Fluch, der ihn allmählich auffraß, nicht zu unterschätzen.
 

Offenbar fiel die kleine Veränderung seiner Miene Chopper auf, denn der kleine Arzt sah ihn nun mit großen Augen an und mit einem Mal richteten sich alle Blicke auf den Blonden, der inzwischen mit all seinen Kräften versuchte, etwas zu sagen.
 

„Ist es…gefährlich?“, hauchte der junge Koch mit heiserer und kaum hörbarer Stimme. Choppers Miene verzog sich und er schluchzte leise. Sanjis schien wirklich am Ende seiner Kräfte zu sein.

Auch Zoro spürte, wie ihm der Mut weiter sank und sich gleichzeitig eine Wut auf den Fluch in seinem Magen ausbreitete, wie Feuer. Bislang hatte er geschickt dagegen angekämpft sich unnötig weit mit dem schwächlichen Zustand ihres Smutjes zu befassen und objektiv zu bleiben. Doch dieser gebrochene Satz reichte aus, um seine Abwehr zum Kippen zu bringen.
 

„Halt‘ die Klappe, dummer Koch und spar dir das bisschen Lebensenergie, das dir noch bleibt.“, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen und gab dem Blonden vor sich einen kleinen Ruck. „Was für eine Gefahr, die mich behindert, soll schon in deinem Erbsenhirn lauern?“ Die Arroganz, die in seiner Stimme mitschwang, erschien eisern wie eh und je.
 

Sanjis Augenbrauen, wie auch sein Magen, zogen sich zusammen, während er sich vorstellte, wie er den dämlichen Schwertkämpfer hinter sich wegstieß und ihn mit dem Nagel, der vor wenigen Minuten noch in seiner Schulter gesteckt hatte, viele kleine Löcher in den Körper bohrte.

Alle Blicke waren nun auf den alten Mann gerichtet.

„Ist es gefährlich?“, wiederholte Brook Sanjis Frage mit unheilvoller Stimme.
 

„Ist es.“, entgegnete der Angesprochene ernst. „Aber ich schätze, ihr habt damit gerechnet. Es ist natürlich gefährlich. Der Fluch wird höchstwahrscheinlich sofort gegen den Eindringling ankämpfen. Dabei kann er jedoch nur auf die Weise vorgehen, die ihr bereits kennt. Der Fluchspruch wird sich auf deinen Körper-“, er sah Zoro mit festem Blick an, „- übertragen. Eine Verbindung wird hergestellt und wenn er es schafft den Geist eures Smutjes zu vernichten, wird dein Geist mit einem Mal mit vernichtet, weil ihr verbunden seid.“

Zoro hielt dem Blick des Alten stand und versuchte entschlossen und unerschrocken zu wirken, was ihm gelang. Ein Teil von ihm fühlte sich jedoch alles andere als sicher. All das, was der Mann von sich gab, klang absurd und rief in ihm nicht einmal eine Vorstellung von dem hervor, was ihn wohl erwarten würde, wenn er sich darauf einließ. ‚Den Geist besiegen.‘, wiederholte er in seinem Kopf. ‚Ist das dann ein Hirnschaden, oder so? Verrückter, alter Sack.‘

Dann sah er anhand der Mienen seiner Freunde, dass der Koch scheinbar erneut etwas sagen wollte und sagte laut: „Wie fangen wir an? Ich kann’s kaum erwarten es mit dem Fluch-Ding aufzunehmen.“
 

Usopp schlug erschrocken die Hände über dem Kopf zusammen und wimmerte, genauso wie Brook. Die Situation, in der sie sich befanden war schrecklich. Drei ihrer Freunde- noch dazu ihr so genanntes „Monster Trio“- schwebten also in Lebensgefahr. Und zwei von ihnen konnten in wenigen Minuten sofort für immer verloren sein.

Nami erschien noch blasser als Brook und Chopper rannen Tränen, wie Bäche, über sein Gesicht.

„Ich brauch‘ ‘nen Drink“, keuchte die Navigatorin missmutig.
 

Zoros Mut begann wieder zu steigen. Sie steckten schon in vielen bedrohlichen und gefährlichen Situationen und waren immer mit fast gänzlich heiler Haut davon gekommen. Und die Gegner, gegen die sie gekämpft hatten, waren harte Brocken gewesen. Dieser war ein popliger Fluch, der nicht einmal einen Körper besaß. Gegen so einen Feind konnte er es sich einfach nicht erlauben zu verlieren. Er schickte einen entschlossenen und warnenden Blick in die Runde, der seinen bangenden Crewmitgliedern scheinbar neuen Mut schöpfen ließ.
 

„Also?“, sagte er abwartend, an den Weißhaarigen gerichtet und dieser nickte verstehend.
 

„Sanji“, sagte der Dorfbewohner plötzlich zu ihrem Smutje. „Du kannst vermutlich euerem tapferem Freund keine Informationen über das geben, was ihn erwartet, wenn er dort zu sich kommt, wo du dich befindest, wenn sich der Fluch ausbreitet, nicht wahr?“

Sanji, der alles andere als begeistert wirkte, bewegte seinen Kopf langsam hin und her.

„Das meine ich nicht. Du kannst dich nicht erinnern, damit du dich nicht weiter gegen das Einschlafen sträubst, weil du weißt, was dich dann erwartet. Dieser Fluch kennt sich in deinem Unterbewusstsein sehr gut aus. Und wenn du dich selbst gut kennst, kannst du vielleicht erahnen, auf was ihr treffen könntet.“

Der Blonde starrte den Weißhaarigen an. Aus irgendeinem Grund überkam ihn plötzlich ein unheimliches Gefühl, als hätte jemand einen dunklen Schleier zwischen ihn und den Rest der Menschen in dem Raum, gehängt. Kälte stieg in ihm auf, als er begann über Gefühle nachzudenken, die ihn ängstigten. Kälte, wie eisiges Wasser, in dem er langsam versank und ihm die Luft abschnürte, während er immer tiefer sank.
 

„Scheiße!“ Usopp sprang auf, als er sah, wie sich Sanjis Augen nach hinten rollten und er in sich zusammen sackte. Auch Zoro sprang auf und legte den Blonden schnell auf den Rücken. Adrenalin ließ sein Herz urplötzlich noch schneller schlagen und einen Moment lang konnte er seine Augen und Gedanken nicht von ihrem Koch ablenken, der nun reglos auf dem blutverschmierten Laken lag. Was nun? Er wusste gar nichts.
 

„Rasch! Dreh‘ ihn um!“, rief der alte Mann klar und half Zoro dabei, Sanji auf den Bauch zu drehen. „Wir müssen…da!“ Sein Finger deutete auf die seltsamen roten Linien, die sich über den Nacken des Blonden zogen.

„Das ist der Anfang des Spruchs. Du musst deine Hand genau an diese Stelle legen, wenn sich der Fluch anfängt auszubreiten. Dann wird er deinen Geist mitreißen. Leg dich hin, sonst wird dein Körper sicherlich kollabieren und du verlierst die Verbindung. Wir stellen sicher, dass deine Hand sich nicht löst und du stellst sicher, dass ihr aus dem Labyrinth entkommt. Denk daran, dass ihr nicht weglauft, sondern euch stellt. Und sieh‘ zu, dass du Sanji nicht verlierst, sonst findest du ihn nie wieder.“

Zoro ließ sich vor dem Bett auf die Knie fallen und starrte die Zeichen auf dessen Nacken an. Er hatte keine Zeit zum Nachdenken, er musste handeln.
 

„Was ist mit dem Zeug?!“ Brook deutete auf das kleine Fläschchen mit dem Serum, das der Alte noch in der Hand hielt. „Ich dachte, wenn Sanji-san das nicht nimmt, wird er kein Bewusstsein haben, oder so.“

„Dafür ist es zu spät. Ihr müsst es ohne schaffen.“

Zoros Augenbrauen zogen sich zusammen. Dann stieß Sanji ein Stöhnen aus und der der alte Mann gab Zoro einen Ruck. Sofort legte er seine Hand auf den Nacken des Blonden und auf einmal hörte er einen markerschütternden Schrei.
 

Es war der einer Frau. Oder eher der eines Mädchens. Dunkelheit war in erschreckender Geschwindigkeit aus allen Winkeln um ihn hervorgekrochen und hatte ihn erfasst. Seine Finger fühlten kalte Erde und ein modriger und fauliger Geruch stieg ihm in die Nase. Übelkeit schäumte in seinem Magen und als er die Augen aufschlug, starrten ihn weit aufgerissene Augen an. Die Pupillen starr und geweitet, auf ihn gerichtet. Ein blasses, totes Gesicht. Dunkelblaue Haarsträhnen hingen daran herunter, wie ein aufgezogener Vorhang.

Von Entsetzen geschüttelt stolperte Zoro einen Schritt zurück, sein Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet und seine Augen geweitet.
 

Dann fühlte er, wie der modrige Boden unter ihm nachgab, als hätte jemand einen Stöpsel gezogen. Das Herz schlug ihm bis zur Brust. Ein Loch hatte sich hinter ihm aufgetan und die Erde, die nun hineingesogen wurde, riss ihn mit. Er wehrte sich nicht, vollkommen erstarrt und erschüttert von dem Anblick, der sich ihm bot.
 

Mit einem Mal befand er sich in freiem Fall. Die Kälte, die noch immer in seinen Beinen steckte wich brennender Hitze. Ruß- und Aschewolken schlugen ihm entgegen und stachen in seinen Augen, während er immer tiefer ins Nichts fiel. Irgendwo hörte er ein dröhnendes Geräusch und die Hitze, die seine Haut brennen ließ, wurde unerträglich. Instinktiv griff er nach seinen Schwertern, doch dort war nichts. Sofort wurde er sich seiner Situation bewusst.
 

Er wusste, dass er sich in einem Traumzustand befand, doch es wirkte ganz anders. Die Gefühle, die in ihm hervorgerufen wurden, waren real. Er fühlte Hitze, fühlte Kälte, fühlte die Luft, den Ruß, den Rauch in seinen Augen und all dies erschütterte ihn. Was war das für ein widerlicher Fluch?! Was war das für ein Zustand?!

Wenn er all das fühlten konnte, konnte er Schmerz fühlen? Konnte er sterben? Er besaß scheinbar einen wahrhaftigen Körper, dessen Haut nun brannte vor Hitze.

Und er war sich bewusst, dass er nur träumte. Wie erging es Menschen, die nicht wussten, dass sie träumten?
 

Kaum hatte er diesen Gedanken in seinem Kopf formuliert, prallt sein Körper auf etwas und eine Sekunde später befand er sich unter Wasser. In der Finsternis, die dort herrschte, konnte er nichts erkennen. Sie war so undurchdringlich, wie er es noch nie erlebt hatte. Ein unbehagliches Gefühl kam in ihm auf und er tauchte zur Oberfläche, an der er Lichter, wie von Feuer, erkennen konnte. Das Wasser war unangenehm kühl, doch als er auftauchte, schlug ihm sengende Hitze entgegen. Ein abscheulicher Geruch drang in seine Nase. Was verbrannte hier?

‚Seltsamer Kontrast von Hitze und Kälte.‘
 

Er blickte sich um. Er befand sich in einer Art Höhle, in dessen Wänden an einigen Teilen Gitter eingelassen waren, hinter denen Flammen loderten. Metallenes Getöse betäubte seine Ohren. Entfernt konnte er Dröhnen und Beben hören, dessen Ursprung ihm unheimlich vorkam und ein beunruhigendes Gefühl in ihm auslöste. Genauso, wie er plötzlich das Gefühl bekam, als nähere sich etwas aus der dunklen Tiefe unter ihm und so schwamm er in wenigen Zügen an den felsigen Rand des Beckens, in dem er sich wohl befand. Als er nach oben blickte, um zu erfahren, von wo er hinunter gefallen war, stellte er fest, dass die Höhle keine Öffnung oder Ähnliches besaß, das ihm hätte Einlass gewähren können.

Ein Adrenalinstoß durchfuhr ihn, als er etwas an seinem Knöchel vorbei streichen fühlte, weswegen er sich mit einem schnellen Ruck aus dem Wasser stieß und von dem Rand weg sprang. Jedoch konnte er nichts in dem pechschwarzen Wasser entdecken. Die tobenden Flammen spiegelten sich auf der unruhigen Oberfläche wieder.

Irgendwo konnte er wieder ein Beben hören, dessen Echo darauf schließen ließ, dass es nicht nur diese eine Höhle gab, in der er sich nun befand.
 

„KOCH!“, rief er laut, während er sich umblickte. Die Wände waren schmutzig und wirkten trocken und heiß. „Wo bist du, verdammt nochmal?!“ Von Sanji gab es keine Spur. Zoro war ratlos. Was sollte er tun? Der Alte hatte gesagt, er solle ihn nicht aus den Augen lassen, aber wo war er? Musste er ihn erst finden?

‚Der Fluch versucht euren Freund so zu sagen innerlich sterben zu lassen.‘, hörte er ihn in seinen Gedanken sagen und da er nur einen Ausgang aus dieser Höhle ausmachen konnte, lief er los. ‚Er kann nur hier ‘lang gekommen sein. Der Opa hat gesagt, es beginnt in der Mitte von einem Irrgarten, oder so, dann muss ich den bescheuerten Koch nur einholen! Wo steckt der?! Er wusste doch, dass ich diesmal mitkomme. Wieso ist er dann nicht hier?!‘
 

Der Boden unter seinen Füßen knirschte, während er einen dunklen Gang, dessen Luft glühte, entlang lief.

‚Wie war das mit den Ängsten und so weiter? Hat er Angst vor Vulkanen oder so?‘
 

Der Raum mit dem Feuer entfernte sich und der beißende Geruch wich stickiger Luft. Der Gang führte langsam nach oben. Bald waren die felsigen Wände ebenfalls verschwunden und nun hallten seine schweren Schritte in einen engen, mit Metallplatten vernagelten Korridor wieder. Unter seinen Füßen befanden sich Gitter, zwischen denen hindurch er dunkle Schatten erkennen konnte. In seinem Unterbewusstsein schauderte es ihn bei dem Gedanken daran, dass ihm vielleicht etwas entgegenjagte, dem er unbewaffnet entgegentreten würde. Er konnte sich nicht erklären, woher dieses seltsame und überaus beunruhigende Gefühl kam, doch es ließ sich nicht abschütteln und saß ihm im Nacken.
 

Seine Schritte hallten in dem düsteren Gang wieder, sie kamen ihm ungewöhnlich laut und verräterisch vor.
 

„KOCH!“

Seine Stimme echote vor und hinter ihm den Gang hinunter, während er angespannt lauschte.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und als er plötzlich etwas hörte, beschleunigte er seine Schritte noch.

Ein Bollern echote irgendwo in der Ferne laut und dröhnend, immer wieder, wie ein Herzschlag. Unheilverkündend. Es gab ihm das Gefühl, ein kleiner unbedeutender Fliehender in einer mächtigen Festung zu sein, dessen Ausmaß und Grausamkeiten er nicht einmal erahnen konnte. Er wusste weder, wo er sich befand, noch, auf was er alles treffen konnte und er wollte es auch nicht herausfinden. Alles, was er wollte, war den bescheuerten Koch zu finden und dann so schnell wie möglich aus diesem Ort zu entkommen, ehe er noch etwas weckte oder entdeckte, das lieber im Schatten verborgen gelassen werden sollte.
 

Er wusste nicht, wie lange er bereits lief, doch der Gang nahm kein Ende. Er wurde nur düsterer und schien immer verfallener zu werden, je weiter er kam. Sollte dies nicht ein Labyrinth sein?
 

Das einzige Licht drang zwischen den klappernden Gittern des Bodens hindurch und warf deren Schatten an die schmierigen Wände. Schatten glitten manchmal unter den Gittern hindurch und verdunkelten alles einen Moment lang. Zoro konnte nicht erkennen, durch war das dreckige Licht verursacht wurde. Die stickige Luft wurde schwerer und schwerer. Metallisches Hämmern und Rattern drang aus großer Tiefe zu ihm empor und bereitete ihm immer stärkere Kopfschmerzen, bis er sich sicher war, dass das Hämmern in seinen Kopf gedrungen sein musste. Schweiß rann ihm die Schläfen herab, er keuchte, während er weiter lief, ohne Pause, immer weiter. Das Gefühl, beobachtet zu werden stieg an.
 

Inzwischen hatte er es aufgegeben zu rufen. Die Angst, den Gesuchten zu spät oder gar nie zu erreichen wuchs mit jedem Meter, den er sich weiter durch die immer dicker werdende Luft vorkämpfte. Und gerade, als er begann zu zweifeln, hörte er ein krachendes Geräusch, das klang, als wäre etwas Schweres gegen eine massive Metalltür geworfen worden. Rechts neben ihm war die Wand Gittern gewichen, die rostig und schwarfkantig aussahen. Nur schemenhaft konnte er erkennen, was sich in den Schatten dahinter befand, doch konnte er nichts Genaues identifizieren. Offenbar lag ein großer, dunkler Schacht hinter den Gittern, die in die Tiefe führten. Zu seiner linken Seite sah er eine Tür, die zugeschweißt worden war. Während er weiter lief, kam er an vielen weiteren solchen Türen vorbei, die keinen Griff hatten oder sich aus anderen Gründen nie hätten öffnen lassen. Sie allen waren rostig und mit krustigem, getrocknetem Blut verschmiert, waren zerkratzt. Aus dem Schacht auf der anderen Seite drangen Schreie von weit unten zu ihm empor. Es schauderte ihm.
 

Wieder ertönte das krachende Geräusch und dessen Echo verhallte erst weit hinter ihm. Er war näher gekommen. Es graute ihm vor dem Ursprung des Lärms und er wünschte sich, nie zu erfahren, was es verursachte.

Stacheldraht war in den Löchern in der Gitterwand gespannt, Fetzen, die erschreckend, wie menschliche Haut aussahen, alt und faulig, hingen darin, dunkle Flecken bedeckten das rostige Gitter darunter und als er es wagte, seinen Blick weiter als bis zu diesen schweifen zu lassen und er in die Finsternis sah, starrten ihn leere, grotesk verzerrte Fratzen an. Körper, die aufgeknüpft über dem dunklen Schlund hingen, verstümmelt und verwest.
 

Sofort richtete er den Blick wieder nach vorn, das Krachen ertönte erneut, näher und lauter als zuvor. Die Blicke der Leichen im Nacken, versucht dessen Anblick zu vergessen, suchten seine Augen die Wand ab, in der immer wieder Türen zu erkennen waren.

Wieder ein Krachen, er stolperte. Er befand sich unmittelbar davor. Die Gitter, auf denen er lief, erzitterten, als das Beben sich auf sie übertrug. Auch das Gitter neben ihm bebte und knirschte. In den Augenwinkeln erkannte er eine Fratze mit entsetzlich aufgerissenem Mund und schwarzen Augenhöhlen, von Stacheldraht umschlungen, über dem Schacht hängend. Übelkeit überkam ihn erneut und als er durch den Mund atmete, bemerkte er säuerlichen Geschmack. Er schüttelte sich, angewidert und bemüht sich zum Weitergehen zu treiben, aus der Sichtweite der Fratze.
 

Ihm fiel auf, dass das Gitter zu seiner rechten vor ihm endete. Nun trennte ihn nichts mehr von dem gähnenden Abgrund unter ihm. Und als er sich umwandte, stellte er mit rasendem Herzen fest, dass die Fratze verschwunden war. Entsetzt wirbelte er herum. Weg. Seine Blicke huschten umher. Ein kräftiger stinkender Windstoß fegte plötzlich direkt unter ihm aus dem Schacht herauf und ließ ihn kurz straucheln. Unheimlich.
 

Da. Gerade, als er seinen Blick wieder auf das Gitter unter sich richtete, sah er es. Weiße, knochige Finger klammerten am Abgrund des Gitters. Wie Spinnenbeine tasteten sie die rostigen Gitterstäbe ab und kamen langsam näher. Die Haut transparent und über die Knochen gespannt, übersät mit dunklen Flecken tauchten Arme auf, zogen etwas mit sich hinauf und über dem Rand tauchte die Fratze auf. Schwarze, lange Haare hingen über dem verzerrten Gesicht, die Augen unnatürlich weit geöffnet, das Innere geschwärzt, abstoßend verzerrt.
 

Zoros wandte sich um und rannte los, ohne nachzudenken, keinen Blick nach hinten werfend. Er hörte ein weiteres Krachen, das ihn beinahe zum Stolpern brachte. Folgte ihm dieses Ding? Was zur Hölle ging hier vor sich?! Sein Herz raste. Hätte er nur seine Schwerter. Wüsste er nur, wo der Koch war. War er in diesen Abgrund gefallen? War das gut oder schlecht?

Seine Gedanken rasten. Der Alte sagte, er dürfte sich nicht einschüchtern lassen. Je schlimmer es wurde, desto besser. Sie mussten einfach darauf zu laufen. Und das, was ihn im Moment am heftigsten abstieß, war der Abgrund zu seiner rechten. Da der Koch wohl instinktiv alles andere als in den Abgrund springen würde, war er wahrscheinlich den Gang weiter entlang gelaufen.
 

‚Wo bist du, du dämlicher Giftmischer?!‘ Zoro keuchte inzwischen schwer. Seine Brust schmerzte ihm furchtbar, doch er zwang sich weiter zu rennen und sich nicht umzudrehen.

Plötzlich vibrierte das Gitter unter ihm noch stärker als zuvor, wie auch die Wand neben ihm. Ein kratzendes Geräusch hinter ihm alarmierte ihn. Etwas folgte ihm definitiv.

Ein weiteres Krachen folgte und diesmal war die Erschütterung direkt vor ihm. Er konnte sehen, wie sich die Wand dahinter ausbeulte und hören wie etwas Schweres dahinter auf den Boden schlug. Versuchte dort etwas auszubrechen? Ein ohrenbetäubendes Brüllen war zu hören und er fühlte sich, als hätte das Ding hinter der Wand seine Anwesenheit bemerkt. Wie auch immer dies geschehen war.
 

‚Scheiße…was zur Hölle…‘

Und wieder krachte es. Zu seinem Schrecken knirschte die Wand nun. Ein Riss zog sich über diese und die Decke. Gleichzeitig wurde das Kratzen, das ihm folgte lauter. Es kam näher. Jetzt rannte er los. Vorbei an der eingerissenen Wand. Ein ungeheuerliches Heulen ertönte.

Neben ihm riss die Wand auf. Eine schwarze, widerlich stinkende Flüssigkeit quoll hervor und er hörte donnernde, schwere Schritte auf der anderen Seite neben sich, ihm folgen. Er stöhnte entnervt auf und biss die Zähne zusammen.

Dann hörte er noch etwas. Schritte.

Sie wurden lauter.

‚Auch das noch.‘

Offenbar bewegte er sich direkt in ihre Richtung. Würde er nicht bald einen Ausweg finden, musste er in diesen Abgrund springen. Er hatte keine Wahl. Oder er musste eine Begegnung- mit was auch immer- in Kauf nehmen.
 

Die Schritte hallten in dem dunklen Schlund unter ihm wieder, das Kratzen hinter ihm ließ nicht nach und das Krachen auf der anderen Seite der Wand folgte ihm noch immer. Nun folgte diesem noch ein metallisches Kratzen, das direkt auf seiner Höhe auf die Wand neben ihm prallte, als würde etwas die Wand, neben der er lief, aufschlitzen.

„KOCH!“
 

Mit einem Mal wurde er von den Beinen gerissen. Etwas hatte ihn von der Seite getroffen. Sein Rücken prallte hart auf das Gitter unter ihm und er schlug mit dem Kopf darauf auf. Das Metall krachte und quietschte. Scheinbar hatte sein Aufprall diesem nicht gut getan. Dann hörte er, wie jemand neben ihm aufstöhnte und sein Herz machte einen Hüpfer.

„Koch!“
 

Sanji starrte ihn an.

Die Wand neben ihm hatte geendet, eine Abzweigung, die er von weitem im Dunkeln nicht hatte erkennen können, hatte zu seinem Weg hingeführt. Scheinbar war der Blonde auf diesem direkt auf seinen Weg zugesteuert.

Dieser war offensichtlich ebenfalls gefallen, als sie sich unsanft begegnet sind- und er sah furchtbar aus. Allerdings nicht so geschwächt, wie sein physischer Körper, der sich auf einer Insel irgendwo auf der Grand Line, befand. Blut rann ihm in kleinen Rinnsalen das Kinn hinab und seine Lippen waren geschwärzt vom vielen Ruß. Die roten Male bedeckten seinen Körper auch hier und eine kleine Linie zog sich bereits durch sein Gesicht, dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Und er atmete schwer.

Hektisch richtete er sich auf, etwas anderes hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Er war allem Anschein nach in Panik.

Auch Zoro, der sein Glück, den anderen tatsächlich gefunden zu haben, kaum fassen konnte, folgte seinem Blick.

Das Kratzen.

Das Kratzen, das ihm gefolgt war, war bedrohlich nahe gekommen. In der Ferne, irgendwo im Dunkeln sah er etwas, das sich auf sie zu bewegte, kriechend und kauernd.
 

Wieder sah er zu Sanji, dessen Augen entsetzlich geweitet waren und in die Richtung starrten. Nun richtete er sich hektisch auf, den Blick nicht einmal kurz abwendend. Er stand wankend auf und setzte eine verzweifelte Miene auf. Blut tropfte auf sein von Ruß und Blut beschmiertes Hemd.

Nun sprang auch Zoro auf, alarmiert.
 

„Wir dürfen nicht weglaufen, sonst kommen wir hier nicht ‚raus!“, sagte er mit fester Stimme. Sanji richtete seine Augen auf ihn. Zoro beobachtete, wie sich aus der roten Linie, die sich über das Gesicht des Smutjes zog, eine weitere abspaltete sich weiter ausbreitete.

Der Blonde schien sich nicht zu wundern, dass Zoro plötzlich aufgetaucht war. Er machte einen seltsamen Eindruck auf ihn. Ihm fiel wieder ein, dass dieser Koch nicht wusste, dass er schlief. Und dass er sicherlich nicht so handeln würde, wie in der Realität. Der Fluch beeinflusste sein Bewusstsein, er würde sich bestimmt nicht, wie in der Realität, seinem Gegner stellen.
 

„Wehe du-“, fing Zoro mit drohender Stimme an, brach dann jedoch ab. Der Boden unter ihren Füßen krachte und quietschte erneut. Das Gitter rutschte ab und sie mit ihm. Scheinbar war doch mehr bei ihrem Zusammenstoß geschehen, als er gedacht hatte. Es gab allmählich nach und knickte langsam in Richtung Abgrund ab. Sanji keuchte entsetzt auf und warf Zoro einen erschrockenen Blick zu.

Dieser handelte instinktiv. Als das Gitter abrutschte, machte er einen Satz, auf den Blonden zu, der sich inzwischen nicht mehr halten konnte und mit dem Bauch auf den langsam in die Dunkelheit rutschenden Boden krachte. Zoro schlitterte ebenfalls an diesem herab und streckte seine Hand nach seinem Crewmitglied aus.

Sanji streckte ebenfalls die Hand aus, verfehlte den anderen jedoch um Zentimeter. Und so rutschte er schließlich ab und fiel hinab in das schwarze Nichts unter ihnen. Zoro ließ sich hinterher fallen. Etwas schnitt ihm in die Schulter. Vor seinem inneren Auge tauchten die in Stacheldraht gewickelten Körper auf.

‚Nein…‘
 

„Zoro! Pass auf!“
 

Er konnte Sanji irgendwo unter sich rufen hören. Er war nicht weit entfernt. Stränge von Stacheldraht waren neben ihm gespannt, führten nach oben zu dem Gitter, auf dem sie bis eben noch gestanden hatten. Ein weiterer stechender Schmerz durchzuckte ihn. Seinen Arm hatte ebenfalls etwas getroffen.

Eine falsche Bewegung und er würde vielleicht so enden, wie eine der Leichen, die irgendwo hier in dem Netz aus Draht hingen. Es war ausweglos. Was, wenn sie direkt auf ihren Tod zurasten? Sie waren dem hilflos ausgeliefert.
 

Plötzlich durchfuhr ihn ein Ruck. Weißglühender Schmerz breitete sich in seinem Körper aus und er schmeckte Blut.
 

Schwer atmend schlug er die Augen auf. Alles drehte sich um ihn und er spürte, wie ihm übel wurde. Gegen das Aufstoßen ankämpfend versuchte er sich zu orientieren. Der stechende Schmerz, der ihn soeben durchfahren hatte, klang langsam ab und reduzierte sich auf pochende, bebende Kopfschmerzen. Er konnte Blut schmecken und blinzelte. Über ihm zeichneten sich Schatten ab. Gestalten.
 

„Zoro.“
 

Noch immer drehte sich alles um ihn her. Er hievte sich auf die Seite und spuckte Blut. Keuchend und stöhnend starrte er auf den Boden unter sich und setzte sich dann auf. Mit seinen Armen tastete er seinen Körper ab. Was war geschehen? War er am Leben?
 

„Was ist passiert?“
 

Mit einem Mal erstarrte er. Langsam wandte er sich nach rechts. Neben ihm stand ein Bett. Der Körper darin wandte sich hin und her, die Finger fest in das Laken gekrallt und schwer atmend.

Seine Augen weiteten sich. Er war wach. Rote Male zogen sich über seinen rechten Arm, brennend, wie Feuer.
 


 

Fortsetzung folgt…
 

Boom. Das war’s 8D Also ich finde das Ganze mit Zoro irgendwie überhaupt nicht gruselig. Er ist nicht der richtige für Verfolgungswahn. Aber das soll ja auch so sein, hoho.

Oh man, die FanFic ist bald zu Ende °_° Schrecklich!
 

Jetzt noch einmal ein großes Dankeschön an die Leser, die mich angespornt haben weiter zu schreiben, yay!
 

Pluesch-Pueppie: Wie schön, dass du dir auch Sorgen um Luffy machst <3 Der arme Kerl. Ich will gar nicht wissen, wie seine Träume aussehen. Hoho. Ja, das Gewitter musste sein, um es noch dramatischer zu machen. Oh ja. Verfolgungswahn ist im Dunkeln mein ständiger Begleiter…diese FF macht es nicht besser xD Dumm. Ja. In dieser FF ist sogar ein besorgter Blick schon Fanservice. Haha xD Tut mir leid. Danke für den Kommi :3
 

abgemeldet: Ja, das ist auch meine Lieblingsszene. Sanji, der auf seine Kampfprinzipien pfeift ist mal ‚was anderes. Na gut, diesmal hat es wieder 10.000 Jahre gedauert, aber dafür ist das Kapi auch mal ein bisschen länger ;D
 

MoiraMalice: Jaah. Lobt mich bloß nicht alle, weil ich so schnell weiter gemacht hab‘, diesmal hat es ja wieder Jahre gedauert xD Ich liebe ja Clyffhanger, hab‘ ich das schonmal erwähnt? 8D Danke für deinen lieben Kommi
 

Jackiieh-Chan: Achja, der Ausbruchs-Kommi. Ich hab‘ mich ja schon bei dir für das fiese Ende entschuldigt 8D Hoho. Ich fürchte ja, dass wir nie erfahren werden, was sich im Wald zwischen den dreien und den Dorfbewohner-Suchern zugetragen hat, nooo~hoho. Danke für den Kommi :3
 

abgemeldet: Dass Luffy nicht auch so leiden muss, hoffe ich auch. Aber bisher sieht es gut für ihn aus. Danke für den lieben Kommi. Ja, Zoro hatte im letzten Kapitel ein paar warme Momente, haha.
 

Camu-chan: Danke für deine ganzen Kommis, ich hab‘ mich sehr gefreut. Wie schön, dass du die FF auch magst. Daran musste ich auch denken. Luffy wäre von so etwas eher begeister, als sich abschrecken zu lassen. Typisch. Du bist die erste die sich über den Nagel freut. xD Yay! Ein Sadist! Oh, du hast auf ein längeres Quäl-Kapitel gehofft. Bitte schön, es geht gerade erst los, zum Showdown. Zwar keine 7000 Wörter, aber dafür 6000. Okay, oder? ;D
 

Dann bis zum nächsten Mal, Tüdelü 8D
 

--

P.S.

Wenn jemand von euch mal in Silent Hill 2 reinschnuppern möchte, hab' ich hier etwas für euch, hehe. Kysa, die Let's Play Videos bei YouTube macht, wollte einmal demonstrieren, warum sie keine Horro Survival Games spielt und hat mit Dan und mir als Beistand die "ersten Minuten" des Spiels angespielt.

Hier: http://www.youtube.com/watch?v=eFRLidwK-a4&feature=channel_video_title könnt ihr euch das Ganze einmal ansehen- und vor allen Dingen anhören, hihi. Ich mach' hier ein bisschen Werbung für sie ;D

Inside a dream I

Alter Schwede. Seit dem letzten Kapitel ist jetzt schon mehr als ein Jahr vergangen. Das tut mir wirklich leid :(

Bei mir hat sich viel getan. Ich bin umgezogen, hatte das ganze Jahr über Prüfungen, hab' meinen Berufsabschlus gemacht und war diesen Sommer dann viel unterwegs, um das alles zu feiern. Und ich hab' mich die ganze Zeit über wahnsinnig darauf gefreut, endlich weiter schreiben zu können! ♥ Was ich jetzt auch endlich getan habe. Und wie. Eigentlich sollte dieses Kapitel hier das letzte sein...doch...es ist so lang geworden, dass ich es tatsächlich teilen musste. Also keine Angst. Das nächste Kapitel liegt schon bereit ;D

Nun will ich euch nicht länger warten lassen- sofern sich überhaupt noch 'wer für die kleine Geschichte interessiert, hehe.
 

Und noch etwas. Ich widme dieses Kapitel BVBMONSTERLO. Sie hat mich die ganze Zeit, in der die FF hier vor sich hingestaubt hat, ermutigt und nicht aufgegeben, haha. Das hat mich wirklich gerührt und angespornt! Vielen Dank :)
 

Danke an Jackiieh-Chan, SallyShock, AKIHIRO, Whitecrow87, abgemeldet, Tira, Blacklight und abgemeldet! Die lieben Kommi-Schreiber vom letzten Mal.
 

Achja. Noch etwas xD

Wer Lust auf ein bisschen Hintergrund-Musik hat, der möge sich einen Silent Hill (2) Soundtrack 'reinschmeißen. Und wer keinen hat, hier: http://www.youtube.com/watch?v=GKAHZggYohM ist ein schöner. Ich hab' die Musik die ganze Zeit beim Schreiben gehört und finde sie passt wirklich wunderbar. Aber fangt bei 3:22 an, Laura's Theme ist zu langweilig!
 

Und jetzt...viel Spaß!
 


 

Kapitel 10 - Inside A Dream 1
 


 

Ein dumpfes Grollen in der Ferne ließ ihn zu sich kommen. Er fühlte den eisernen Boden, auf dem er lag, auf seiner Wange, rau und kalt. Um ihn her war alles ruhig. Nur dieses kontinuierliche, metallene Wummern war zu hören, das in der Ferne grollte. Weite Finsternis umgab ihn. Als er die Augen langsam öffnete, konnte er nichts erkennen als rabenschwarze Dunkelheit. Kaum konnte er die eigene Hand vor Augen sehen.

Sein Schädel dröhnte fürchterlich und auch seine Gliedmaßen schmerzten ihm. Sein gesamter Körper fühlte sich schwer und träge an. Nachdem seine Augen kurz orientierungslos die Gegend abgesucht hatten, kam ihm wieder in den Sinn, was eben geschehen war.

‚Zoro! ‘, schoss es ihm durch den Kopf.
 

Er lag auf dem Boden, alle Viere von sich gestreckt, doch als er sich aufrichtete, um nach dem anderen zu sehen, wurde ihm schwer ums Herz. Er war allein, das wusste er. Waren sie nicht zusammen abgestürzt? Die Präsenz des Schwertkämpfers war verschwunden.

Er wirbelte herum. Das weit entfernte Grollen schien lauter zu werden, näher zu kommen. Und mit ihm entflammte das vertraute Gefühl von Angst erneut in dem jungen Koch. Sein Herz begann zu rasen, während er mit seinem Blick die Umgebung weiter absuchte, doch vergebens.

Der Raum, in dem er sich befand schien unendlich groß, leer, offen, aber dunkel, wie die tiefe Nacht. Egal, in welche Richtung er auch sah, die Düsternis verwehrte ihm jegliche Sicht, unheimlich. Sein Brustkorb hob und senkte sich nun unruhig und seine Augen waren leicht geweitet. Das Gefühl, beobachtet zu werden wurde stärker und stärker, je mehr er sich umblickte und versuchte, etwas in der Ferne zu erkennen. War da etwas? Verbarg sich dort jemand oder etwas im Dunkeln? Er wagte es nicht, seinen Blick lange in eine Richtung zu wenden, aus Angst vielleicht etwas zu erkennen, das besser im Dunkeln versteckt gehalten werden sollte.

Dann, plötzlich, hörte er ein anderes Geräusch. Es war wie ein fernes, tiefes Hauchen, das zu ihm herangetragen wurde. Ihm gefror das Blut in den Adern. Mit einem Mal schien sich der metallene Boden unter ihm zu erhitzen. Eine unangenehme Wärme breitete sich aus, seine Hände, mit denen er sich abstützte, hob er hastig an und sein Magen begann sich zusammen zu ziehen- schon wieder.

Etwas geschah.
 


 

„Zoro…Zoro. Zoro! Hey, Zoro!“

„Was ist passiert?“

Zoros Augen starrten vor sich hin. Er kniete auf dem Boden, neben der Pritsche, auf der Sanji sich langsam regte und immer wieder aufstöhnte. Dessen Stimme halte in seinem Kopf wieder. Eben hatte er ihn noch schreien gehört und nun?

„Hey, Zoro, antworte!“ Usopp erschien in seinem Sichtfeld. Er war blass und wirkte höchst aufgeregt. Dann zog er auf einmal scharf die Luft ein und gab ein erschrockenes Geräusch von sich. „Deine Hand!“ Das prasselnde Geräusch von Regen drang an sein Ohr.

Endlich reagierte der Schwertkämpfer. Und sein Blick glitt hinunter auf seine Hände, mit denen er sich auf den Strohmatten der Hütte abstützte. Seine rechte Hand, die zuvor auf dem Nacken ihres Kochs gelegen hatte, war blutüberströmt. Seine Augen weiteten sich. Das Brennen war dasselbe, wie das seiner Haut, als Sanji ihn zuvor berührt hatte. Kaum hatte er das Blut achtlos an seiner Hose abgewischt, erkannte er darunter die roten Male, die nun auch seine Haut zierten- wie erwartet. Dünne Linien zogen sich seinen Arm bis zu seinem Ellenbogen hinauf. Und sie schmerzten fürchterlich, brannten, wie Feuer.

Er ballte die Hände zu Fäusten und richtete sich auf. ‚Verdammt!‘ Sein Blick glitt hinüber zu dem Blonden, der noch immer die Augen geschlossen hatte und sich nun hin und her wandt. Wie gehabt lag er auf dem Bauch.

Seine Augen fielen auf das Gesicht des anderen. Dessen Hals hinauf führte nun auch dort eine dieser Linien. Sie zog sich an den Lippen Sanjis vorbei und hatte sich neben der Nase in zwei weitere Linien aufgespalten. Vor wenigen Augenblicken noch hatte er dies in diesem seltsamen Traum gesehen. Also breiteten sie sich wirklich im Schlaf aus!

„Verdammt“, zischte der Grünhaarige, die Zähne zusammen beißend. „Ich wurde ‘rausgeworfen.“

„Also hast du Sanji-kun gefunden? Was ist passiert?“, meldete sich Nami mit hoffnungsvoller Stimme. Noch immer saß sie neben der Pritsche ihres Kapitäns. Alle Augen waren auf Zoro gerichtet, der eben mit einem Mal wieder zu sich gekommen war.

Dieser nickte schwach und seine Miene wurde düster. Er konnte nicht fassen, dass er es nicht geschafft hatte, ihrem Plan zu folgen. Dabei hatte er den dämlichen Koch doch gerade gefunden gehabt. Es war so gut gelaufen. Was nun? Konnte er es noch einmal versuchen? Das konnte und wollte er nicht auf sich sitzen lassen.

Er merkte, wie sich Angst in ihm ausbreitete, kaum wurde ihm wieder bewusst, in welcher Lage sie gerade steckten. Was sollten sie nun machen?

Nun meldete sich der alte Mann wieder zu Wort, als hätte er Zoros Gedanken gelesen. Er kniete auf der anderen Seite von Sanjis Pritsche und zeigte einen ernsten Gesichtsausdruck.

„Es ist noch nichts verloren. Aber wir dürfen keine Zeit mehr verlieren“, sagte er, während Chopper mit hoffnungsloser Miene Zoros Hände beschaute, die zeigten, dass er nun ebenfalls infiziert war. Ein weiteres gequältes Aufstöhnen seitens des Smutjes zogen alle Blicke wieder auf ihn. Aus irgendeinem Grund hatte er angefangen immer wieder zusammen zu zucken. Schweiß rann ihm das Gesicht herab und er atmete stoßweise. Zoros Magen zog sich zusammen und er wendete den Blick rasch wieder von ihm ab. „Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur kompletten Übernahme. Wir versuchen es noch einmal. Du musst besser aufpassen und darfst ihn nicht aus den Augen lassen. Ich werde mein bestes tun, um die Verbindung noch einmal herzustellen, aber solltest du ihn noch einmal verlieren, war das hier die letzte Chance und euer Freund ist verloren.“

Zoro erwiderte den ernsten Blick des Mannes und hockte sich wieder hin. Sein Herz schlug ihm, seit dem er wach geworden war, bis zum Hals und er fühlte sich, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Nur wenige Minuten hatte er mit dem anderen in diesem seltsamen Traum gesteckt und schon konnte er fühlen, wie dieser Fluch an seinen Kräften zehrte. Ein merkwürdiges Stechen machte sich außerdem in seinem Kopf bemerkbar. Die Bilder, die er im Traum gesehen hatte, verschwammen, doch er hatte nun keine Zeit, um darüber nachzudenken. Es war ernst. Er fühlte sich angespannt und in Aufregung versetzt, doch zwang er sich zur Ruhe und machte sich bereit, tief ein-und ausatmend.
 

„Luffy!“ Namis Stimme klang erleichtert, wenn auch noch immer geschwängert von der Anspannung und Sorge. Ihr Kapitän schien aufgewacht zu sein. Als Zoro sich zu ihm umwandte, war der Schwarzhaarige bereits neben ihn getreten und hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Und er grinste ihn an.

„Luffy! Du musst dich doch hinlegen!“, rief Chopper laut, dessen Stimme nicht minder besorgt klang, wie die der Navigatorin.

„Ich leg‘ mich hin, wenn wir Sanji wieder zurück haben!“, sagte Luffy bestimmt, noch immer auf Zoro hinab blickend und seine übliche angriffslustige Miene aufsetzend. „Und jetzt mach‘ diesen dämlichen Fluch fertig, Zoro!“ Das Grinsen ihres Kapitäns wurde noch breiter und sein Kampfgeist, wie auch sein Optimismus schienen auf den Schwertkämpfer über zu schwappen. Denn nun grinste auch Zoro. „Als würde ich mich von so einem bisschen Hokus-Pokus besiegen lassen!“

„Genau! Und sag‘ diesem Fluch, ich will meinen Koch wieder haben, oder es setzt ‘was!“, entgegnete Luffy laut und ballte seine andere Hand zu einer Faust. Inzwischen waren Brook, Nami und Usopp zu ihnen herangetreten und hatten sich um Sanjis Pritsche auf dem Boden nieder gelassen. Chopper, der neben Zoro stand, gab ein langgezogenes Schniefen von sich und wischte sich dann mit einem Arm über die Augen, um seiner nun mutigen Miene besseren Ausdruck verleihen zu können.

Noch immer prasselte der Regen auf das Dach der kleinen Hütte. Das Donnergrollen war verstummt und es roch nach frischem Regen und nasser Erde. Die Morgenluft war kühl und fühlte sich rein an. Es war ruhig.

Sanjis Finger hatten sich in das weiße Laken unter ihm gekrallt, während sich sein Körper immer wieder verkrampfte. Es war offensichtlich, dass er Schmerzen hatte. Seinen Kopf warf er langsam von einer auf die andere Seite, sofern er Raum dafür hatte, und die roten Linien bewegten sich inzwischen deutlich sichtbar über seine Haut, als würde ein Unsichtbarer einen feinen Pinsel über das Gesicht des Kochs führen.
 

Der alte Mann beugte sich leicht über den bebenden Körper des Blonden und streckte eine Hand nach der Zoros aus. „Bereit?“

Der Grünhaarige tauschte einen festen Blick mit Luffy, der den Griff auf dessen Schulter kurz verstärkte und entschlossen und aufmunternd nickte. Dann sah er in die Runde. Alle hatten ihre Augen nun wieder auf ihn gerichtet und ebenso entschlossene Mienen aufgesetzt.

„Bereit“, sagte Zoro mit fester Stimme, während seine Augen sich wieder auf Sanji richteten und er bei dessen Anblick schlucken musste.

„Dieses Mal müssen wir es ein bisschen anders machen“, erklärte der Alte. „Leg‘ deine Hand auf seine. Die Male haben sich auf dich ausgeweitet. Das ist zwar schlecht, aber in dem Fall können wir es für uns nutzen.“

„Was?!“, entfuhr es Zoro mit einem Mal und alles in ihm begann sich zu sträuben. Dabei zog er seine Hand wieder ein Stück zurück. Was sollte er bitte machen?

„Zoro! Jetzt stell‘ dich nicht so an! Das ist nicht die Situation für so’was!“, zischte Nami ungehalten und verpasste ihm einen kleinen Schlag auf den Hinterkopf. Luffy gluckste.

Nachdem er ihr einen mörderischen Blick hatte zukommen lassen, beschloss Zoro, sich später dafür zu rächen und biss die Zähne zusammen. Sie hatte wohl oder übel Recht. Dann streckte er widerwillig seine ziepende Hand aus und legte sie in die des zitternden Kochs. Den Kopf drehte er dabei in die entgegengesetzte Richtung und starrte mit finsterer Miene aus einem der Fenster. Dafür hatte er bei diesem peinlichen Perversen von einem Koch so etwas von etwas gut!

Die Hand des selbigem fühlte sich kalt und schlapp an, kein schönes Gefühl. Doch ebenfalls fühlte sie sich auch weich an und deutlich konnte er die glatte Haut spüren. Der andere gab wirklich gut auf seine Hände Acht.

Usopp und Brook lief es beim Anblick von Zoros Miene kalt den Rücken herunter, als sie ihn ansahen.
 

„Die Chance, mit ihm gemeinsam dort anzukommen, wenn ihr gleichzeitig einschlaft, ist verspielt. Jetzt bist du auf dich allein gestellt und musst ihn irgendwie aufspüren. Denke daran, dass ihr euch nicht noch einmal verliert. Natürlich wirst du nicht mit offenen Armen empfangen werden“, sagte der alte Mann, der nun seine eigene Hand auf die der beiden Piraten legte und mit der anderen eine Art Amulett- Zoro runzelte ungläubig die Stirn, als er dies sah- umfasste. Die ganze Situation war ihm mehr als unangenehm. Er konnte nicht fassen, was er da gerade für ihren Kartoffelputzer auf sich nahm. Er, Zoro. Er allein. „Es wird kein zweites Mal geben.“

„Wir brauchen auch kein zweites Mal“, sprach Luffy und seine feste und entschlossene Stimme gab allen neuen Mut.

„Genau so ist es“, fügte Zoro mit nicht weniger fester Stimme an und erwiderte den Blick seines Kapitäns. Dann nickte er dem Alten zu, der auf ein Zeichen seinerseits zu warten schien. „Fangen wir an.“
 

Der Mann schloss die Augen und keine Sekunde später spürte Zoro, wie sich eisige Kälte in seinem Körper ausbreitete- ausgehend von der Hand, die auf der Sanjis lag. Wie beim ersten Mal fühlte er sich, als wäre er in Eiswasser eingetaucht und das Geräusch des Regens, wie auch jedes weitere Geräusch, jeder Ton, jede Stimme, rückte in weite Ferne und verschwand urplötzlich. Der Raum verdunkelte sich zunehmend. Er konnte sehen, wie die anderen zusammen zuckten. Er konnte spüren, wie die Hand des Kochs intensiver zu zittern begann. Er konnte fühlen, wie sich sein Geist vernebelte, seine Sicht sich verdunkelte und schließlich nahm er wahr, wie sein Körper nach vorn sank, er mit dem Oberkörper auf die Pritsche abgelegt wurde und dann alles um ihn her dunkel wurde. Seine Kopfschmerzen breiteten sich aus, alles in ihm zog sich zusammen und die Haut auf seiner mit roten Malen überzogenen Hand fühlte sich an, als würde sie in eine lodernde Flamme gehalten werden.

Dann verlor er endgültig das Bewusstsein.
 


 

Ein Schrei, der durch Mark und Bein ging, ließ ihn wieder zu sich kommen. Sofort kam ihm in den Sinn, was er zu tun hatte. Er richtete sich auf und sah sich um. Wo war er gelandet? Wer hatte geschrien?

Seine Hände fühlten kalten, unebenen Stein. Du Luft war modrig, feucht. Es war dunkel, natürlich! Langsam ließ er seinen Blick umher gleiten. Weit konnte er nicht sehen. Dunkelheit nahm ihm die Sicht. Doch er hatte nicht das Gefühl draußen zu sein. Über ihm war nichts als pechschwarze Finsternis. Sein Puls beschleunigte sich. Er lauschte.

Da war nichts. Oder doch? Er fühlte sich beobachtet und begann in die Ferne zu spähen. Wo war der verdammte Koch?

‚Ich darf keine Zeit mehr verlieren…‘, sagte er sich und stand entschlossen auf. Noch einmal würde er sich nicht vertreiben lassen. Das war ihre letzte Chance!

„KOCH?!“, rief er laut, während er sich in Bewegung setzte. Sein Instinkt sagte ihm zwar, er solle sich ruhig verhalten, schleichen, nicht auf sich aufmerksam machen, doch sollte- was auch immer auf ihn lauern möge- doch kommen! Er würde allem, was sich ihm in den Weg stellen würde, den Garaus machen. Seine Schwerter hatte er zwar nicht, doch auch ohne sie fühlte er sich zuversichtlich. „BLÖDER KOCH! Wo bist du?!“

Angestrengt lauschte er weiter.

Da! Da war etwas. Zoros Augen verengten sich zu Schlitzen, während er weiterhin die Ohren spitzte. Es klang wie ein Pochen, nur lauter. Und sehr weit weg. Ein dröhnendes und metallenes Wummern, unheilvoll und in weiter Ferne liegend. Etwas in ihm gab ihm das Gefühl, sich diesem besser nicht zu nähern und sich in der Dunkelheit verborgen zu halten. Doch genau dieses Gefühl veranlasste ihn dazu, schneller zu gehen und sich direkt darauf zuzubewegen. War es nicht das, was diesen Fluch ausmachte? Sich vertreiben zu lassen? Das würde er nicht zulassen. Er war sich sicher, er würde den Koch schon finden, wenn er nicht auf diese Tricks hereinfiel. Das Ziel war doch ohnehin dort, wo es am Unheilvollsten war, nicht wahr? Also konnte nur das der richtige Weg sein.
 

Es platschte und seine Stiefel füllten sich mit Wasser. Kurz erschrak er. Das Wasser hatte er im Dunkeln nicht gesehen. Es war eisig. Den Grund konnte er kaum erkennen. Und als er genauer hinsah, erkannte er etwas Weißes, das vor seinen Füßen schimmerte. Auf dem Grund lag etwas. Als er mit der Schuhspitze dagegen stieß, ließ es sich beiseiteschieben.

Er schluckte. Es waren Knochen. Dennoch ging er weiter. Und je weiter er kam, desto häufiger entdeckte er weitere Knochen. Bald sah er ganze Gerippe und bald konnte er nicht mehr ohne Weiteres darüber hinweg steigen. Sie übersäten den gesamten Boden, trieben umher, ragten aus dem Wasser empor, wie totes Geäst und verfingen sich an seinen Beinen.

Seine Hände zu Fäusten geballt und die Zähne aufeinander gepresst, watete er hindurch, den Blick stur geradeaus gerichtet, dem hallenden Dröhnen entgegen und keinen Gedanken an seine Umgebung verschwendend.

‚Wo bist du, Koch….?‘

Das eisige Wasser biss in seine Haut. Er ignorierte den Schmerz und versuchte sich auf sein Ziel zu konzentrieren, während er unter seinen Stiefeln die Knochen spürte- spürte, wie sie brachen, zuckte bei den dabei entstehenden Geräusch zusammen. Den Blick hatte er schon lange nicht mehr nach unten gesenkt, sondern immer nach vorn gerichtet. Doch auch in der Ferne konnte er nichts als Dunkelheit erkennen.

Plötzlich hörte er ein platschendes Geräusch und erstarrte sofort. Sein bisher ruhiger Puls beschleunigte sich augenblicklich und er zwang sich zur Ruhe. Er war doch allein. Ganz langsam drehte er den Kopf zur Seite. Einige Meter von ihm entfernt schwappten kleine, ringförmige Wellen auf ihn zu. Er schluckte. Was war das gewesen?

Seine Augen suchten wachsam die Wasseroberfläche ab, soweit er sehen konnte, doch es war einfach zu dunkel, um etwas zu erkennen.

Innerlich machte er sich darauf gefasst, gleich von irgendetwas angegriffen zu werden. Der Mut durfte ihm nicht sinken! Gleich würde etwas sein Bein erfassen. Etwas, das sich unter der Oberfläche verbarg.

„Ich lass‘ mich nicht verarschen…“, zischte er und schenkte den kleinen Wellen einen zornigen Blick. Und dann rannte er los. Er durfte ohnehin keine Zeit verlieren.

Seine Hose triefte inzwischen und die Haut darunter brannte unangenehm durch die eisige Kälte des Wassers, das ihm das Vorwärtskommen erschwerte. Immer wieder trat er auf Knochen, auf ganze Schädel, doch sein Blick war entschlossen nach vorn gerichtet. Durch das Platschen, das er durch seine Bewegungen verursachte, konnte er nicht hören, ob ihm etwas folgte. Aber was es auch war, sollte es nur kommen. Er fürchtete sich nicht. „Kooooch!“
 

Mit einem Mal schwand das Wasser. Der Boden, auf dem er lief wurde eben und seine Schritte verursachten nun ein metallenes Klappern. Diese Umgebung kannte er. So hatte der Boden ausgehen, als er das letzte Mal dort gewesen war. Dort hatte er den Koch verloren. Das Dröhnen wurde lauter. Die alles verschlingende Dunkelheit blieb jedoch.

Die klamme Kälte und die modrige Luft wich unangenehmer Wärme, fast schon Hitze. Während seine Beine sich noch eisig kalt anfühlten, begann er bereits zu schwitzen.

Der Boden sah aus, als wären mehrere metallene Platten grob aneinandergeschweißt worden. Scharfkantig, rau, rostig und trocken. Er war beschmiert und übersät mit dunklen Flecken und Kratzern. Ihm fiel auf, dass er, das letzte Mal, als er dort gewesen war, ebenfalls an einem feuchten und kalten Ort zu sich gekommen und später irgendwo gelandet war, wo die Hitze und Trockenheit fast unerträglich wurde.
 

Zoro lief weiter. Die beunruhigende Stille durchbrachen nur seine hallenden Schritte, dessen Echo irgendwo im Nichts verschluckt wurde, und das unheilvolle Pochen, dem er sich näherte. Und noch immer fehlte jede Spur von dem dämlichen Koch. Wieso machte er es ihm so schwer?
 

Dann konnte er auf einmal etwas vor sich erkennen. Es sah aus, wie ein Loch auf dem Boden. Und als er sich diesem näherte, erkannte er, dass es eine Luke war. Eine Treppe führte durch diese hinab. Ihr Ende war von seinem Standpunkt aus nicht zu erkennen. Ein warmer Hauch wehte zu ihm empor. Und mit ihm ein widerlich fauliger Geruch von verbranntem Fleisch und stinkendem Dampf.

Das Wummern war dort, wohin die Stufen auch führen mochten, scheinbar lauter, stärker. Alles in ihm sträubte sich gegen seinen Entschluss, dort hinab zu steigen. Ihm kam es mit einem Mal dort oben, in der feuchten Dunkelheit viel sicherer und geschützter vor.

Ohne lange weiter darüber nachzudenken und ohne auf seine alarmschlagenden Gefühle zu hören, machte er den ersten Schritt und begann die Treppe hinab zu steigen. Er hatte keine Zeit, er musste den Koch finden.

Der Gang war so eng, dass er beide Wände mit den Händen berühren konnte. Die Stufen waren aus Gittern, durch die dasselbe dreckige und schattige Licht zu ihm hinauf drang, das er auch schon beim letzten Mal gesehen hatte. Es wurde immer heißer und während er weiter ging quollen Rauchwolken zu ihm hinauf, vernebelten ihm kurzzeitig die Sicht und ließen ihn husten. Seine Kehle fühlte sich trocken an, ausgedorrt und kratzig, während ihm Schweiß von der Stirn lief. Seine Augen waren konstant auf den dunklen Gang gerichtet, auf den er sich zubewegte. Es war, als würde er in die Hölle hinab steigen.

Bald war sein Gesicht, besonders seine trockenen Lippen, rußverschmiert. Seine Augen wollten sich einfach nicht an die vorherrschende Dunkelheit gewöhnen, was merkwürdig und verstörend war. Auch konnte er es nicht lassen, sich immer wieder umzudrehen und die Stufen, die er bisher hinter sich gebracht hatte, hinauf zu spähen. Schon lange konnte er das Ende nicht mehr erkennen. Selbiges, wie auch das andere Ende, das ihn irgendwo unten erwartete lagen in derselben Dunkelheit, wie scheinbar alles, das sich weiter als ein paar Meter von ihm entfernt befand. Das Gefühl, beobachtet und verfolgt zu werden, war ebenfalls noch immer präsent und die Treppe wollte nicht enden.

Zwar meinte er, dass, je tiefer er hinab stieg, die Finsternis und die Hitze zunahmen, doch glaubte er dies schon eine ganze Weile lang und es kam kein Ende in Sicht.

Seine Hände glitten links und rechts neben ihm über die rauen und rußigen Wände, während er seine Schritte weiter beschleunigte. ‚Verdammte Treppe…‘

Das klappernde Geräusch, das bei jedem Schritt seinerseits verursacht wurde, echote den Schacht hinab und verebbte irgendwo in der Tiefe. Zoros Augen verengten sich kurz. Hatte er dort unten in der Dunkelheit gerade etwas gesehen? Etwas hatte sich bewegt, definitiv.

Gerade als er angefangen hatte zu zweifeln, ob er wirklich jemals das Ende erreichen würde, trat er plötzlich auf eine Ebene, die er nicht hatte kommen sehen.

Die Treppe endete also doch. Er trat in den Raum, der sich vor ihm befand und einen Augenblick später blieb ihm vor Schreck beinahe das Herz stehen. Instinktiv taumelte er ein paar Schritte zurück und hielt sich an dem Türrahmen fest. Wie war das möglich?!
 

Er hatte gerade eine riesige Halle betreten. Doch an der Decke befand sich das, was eigentlich auf den Boden gehörte. Weit über sich konnte er an der Decke hölzerne, alte Bänke erkennen, die wie von Geisterhand dort zu kleben schienen. Auch hatte die Halle einige massive Tore, die im Schatten lagen und weit entfernt ebenfalls nur über die Decke zu erreichen waren.

Und da- er traute seinen Augen nicht- war Sanji. Er befand sich genau auf der anderen Seite der Halle, doch er konnte ihn deutlich erkennen, lehnte in leicht gebeugter Haltung an einer Wand nahe eines der Tore und- was das Ganze noch surrealer machte- an der Decke. Zoros Gesichtszüge entglitten ihm.

So sehr sich alles in ihm dagegen sträubte und so sehr er die Situation lieber erst einmal wirklich analysiert hätte, jetzt durfte er keine Zeit mehr verschwenden. Wenn er den Koch noch einmal verlieren würde, war alles vorbei.

Also stürzte er los, das seltsame Gefühl, er würde jeden Moment fallen, da er inzwischen glaubte derjenige zu sein, der sich an der Decke befand, ignorierend. Die Augen hatte er fest auf den Blonden gerichtet, der sich, sehr zu seiner Freude, nicht weiter fort bewegte.

„Hey! Koch“, rief er Sanji entgegen, während er weiter lief und sich darauf gefasst machte, jeden Augenblick abzustürzen. Doch nichts dergleichen geschah. „Hörst du schlecht? HEY!“

Endlich hob Sanji den Kopf. Er schien Probleme damit zu haben, herauszufinden, von wo die Stimme kam, doch kaum hatte Zoro die Stelle erreicht, über dem er den anderen sah, schaute auch dieser zu ihm hoch und deutlich war zusehen, dass er vor Schreck zusammen zuckte.

„Zoro, was zur Hölle…?!“, keuchte er heiser und auch er hielt sich nun an der Wand hinter sich fest.
 

Der Schwertkämpfer konnte ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken, so froh war er darüber, den anderen wieder gefunden zu haben. Endlich! Der Rest sollte ein Kinderspiel werden.

„Rühr‘ dich JA NICHT vom Fleck, hörst du?!“, rief er dem anderen zu und hob, um seine Worte noch zu unterstreichen, warnend einen Finger.

Seine Augen suchten die Umgebung ab. Er hatte keine Ahnung, wie es möglich war, dass er sich gerade an der Decke dieser Halle befand, doch irgendwie musste er es doch schaffen können, zu dem Koch hinunter zu kommen. Und zwar schnell! Denn er hatte die böse Vorahnung, dass dieser Traum ansonsten gleich sein bestes tun würde, ihn daran zu hindern, zu Sanji aufzuschließen. Erst sprang er ein paar Male ergebnislos in die Luft, dann überlegte er angestrengt. Daran konnte er doch nun nicht scheitern!
 

„Zoro…?“, erklang mit einem Mal Sanjis Stimme und Zoro musste schlucken. Der Klang war nicht wieder zu erkennen. Die sonst so feste und entschlossene, meist aufmüpfige Stimme des Smutjes hörte sich ganz und gar nicht mehr so mutig an, wie eh und je. Jegliche Entschlossenheit, Festigkeit und- ja- Sicherheit hatte ihr offenbar entsagt. Und außerdem klang er deutlich beunruhigt. Kein gutes Zeichen. „Ich werd‘ hier nicht bleiben…“

Noch während er dies sagte, schob sich der Blonde langsam in Richtung des Tores, neben dem er stand. Er tastete sich an der Wand entlang. Zoros Herz sank ihm beinahe in die Hose.

„Ich hab‘ gesagt, RÜHR‘ DICH NICHT VOM FLECK!“, schrie er aufgeregt und suchte mit seinen Augen den Raum ab, der tatsächlich dunkler zu werden schien. Er konnte die Wände auf der gegenüberliegenden Seite bereits nicht mehr erkennen. Das sah nicht gut aus. „Das ist ein Trick! Bleib gefälligst stehen, du Idiot! Und warte, bis ich da bin!“

Kurz hielt der andere inne und sah wieder zu ihm hoch. Doch er sagte nichts, was Zoro innerlich noch mehr verzweifeln ließ. Der Koch, den er kannte, hätte sich nicht bieten lassen, dass er ihn herumkommandierte und ihn auch noch beschimpfte.

Dann schien etwas Sanji abzulenken. Keine Sekunde später wurde Zoro klar, was es war. Ein Poltern war zu hören. Es näherte sich der Halle und klang, als würde etwas Schweres immer und immer wieder gegen eine Wand schlagen. Dazu hallten sehr schwere und schnelle Schritte in einem fernen Gang wieder, kamen auf sie zu und brachten den Boden zum Beben. Sofort beschleunigte sich Zoros Herzschlag. Die Situation spitzte sich zu. „Scheiße…“
 

Und sein Blick glitt wieder hinüber zu Sanji, dessen geweitete Augen in die Richtung gewendet waren, in der sich ihnen unüberhörbar und bedrohlich etwas näherte. Ihm kam wieder in den Sinn, was er vor kurzem über diesen Fluch gelernt hatte. Der Träumende kann sich nicht wehren und handelt instinktiv in seinem geschwächten Zustand. Der dämliche Koch hatte also keine Wahl, es würde keinen Sinn machen ihn deswegen zur Rede zu stellen oder ihn zu ermutigen zu kämpfen, wie er es sonst ohne zu zögern getan hätte. Sie mussten einfach laufen!

„In die Richtung!“, rief er dem Smnutje zu und deutete zum anderen Ende der Halle. Tatsächlich hörte dieser auf ihn- er gab nicht einmal einen Kommentar dazu ab, dass Zoro nun die Navigation übernehmen wollte- und lief einfach los. Allem Anschein nach war er froh darüber, dort wegzukommen. Aber besonders schnell war er nicht. Zumindest nicht so schnell, wie er sein konnte. Das fiel dem Schwertkämpfer sofort auf, als auch er in die Richtung los rannte.
 

Plötzlich durchbrach ein ohrenbetäubendes Krachen die rauchige Luft und der Raum begann unheilvoll zu beben. Die Dunkelheit folgte ihnen auf Schritt und Tritt und nun brachen vereinzelte Risse aus ihr hervor. Doch nur auf dem Boden des Raumes, auf dem der Koch gerade neben der Wand entlang lief. Er kam ins Straucheln und schaffte es danach scheinbar seine Schritte noch zu beschleunigen. Die Risse folgten seinen Füßen, wie die Fangarme, die nach Beute jagte. Der Boden riss auf und spie dichten, schwarzen Rauch, hinterließ klaffende Löcher, in denen kein Grund zu erkennen war. Sanji keuchte auf.

„Pass auf, idiotischer Koch!“, schrie Zoro atemlos, der dem Ganzen mit steigendem Adrenalinspiegel und von Grauen geschüttelt folgte. Kaum hatte er seine Stimme erhoben, spaltete einer der Risse die Wand, neben ihm, die zu ihm empor führte und riss ein Loch in die Decke direkt vor ihm. Instinktiv sprang er mit einem gewaltigen Satz darüber hinweg und biss die Zähne gereizt zusammen.

„Verdammter…“, knirschte er und warf einen finsteren Blick auf die Risse, die nun zu ihm hinauf zuckten. „Ich lass‘ mich von euch nicht vertreiben…“
 

Ein erneutes Keuchen seitens Sanjis ließ ihn seine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richten. Die Wand der Halle war vor ihnen aufgetaucht und das Poltern, das sie aus einem der Gänge vernommen hatten, folgte ihnen immer noch. Die Risse hatten den Blonden inzwischen überholt. Ein gewaltiger Abgrund tat sich zwischen ihm und der Wand, auf die er zusteuerte auf und dessen Rand bröckelte in rasender Geschwindigkeit in die rabenschwarze Tiefe. Seine Schritte verlangsamten sich zunehmend und schließlich bremste er ab, in die Richtung zurück blickend, aus der er gekommen war. Es gab keinen Weg mehr. Weder nach vorn noch zurück, nur den gähnenden Abgrund, der sich ihm stetig näherte und ihn gleich verschlucken würde.

Sanjis rasendes Herz machte einen Aussetzer und ihm sträubten sich alle Haare, während er mit aufgerissenen Augen beobachtete, wie der Boden unter seinen Füßen zu bröckeln begann. Schweiß rann ihm das Gesicht hinab. „Scheiße…“

„IDIOT! Komm‘ hier her!!“, ertönte plötzlich Zoros Stimme nicht weit von ihm entfernt. Er wirbelte herum und wollte seinen Augen erst nicht trauen. Der Grünhaarige lief die Wand entlang, direkt in seine Richtung. „LOS!“

Ohne weiter zu überlegen tat er, wie ihm geheißen und fing an zu rennen. Entsetzt stellte er fest, wie ihm langsam der Boden unter den Füßen entglitt. Einzelne Risse zogen an seinen Schuhen vorbei, bahnten sich ihren Weg zur Wand hin, bis er kaum noch Raum zum Auftreten hatte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Dann merkte er, wie er immer tiefer sank. Der Boden gab nach. Neben ihm stürzten Bänke und Bretter in die alles verschluckende Tiefe, aus der er glaubte, gellende Schreie hören zu können. Seine Augen klebten an Zoro, den er fast erreicht hatte und der nun eine Hand zu ihm ausstreckte.

„Komm schon, komm schon, komm schon!“, schrie dieser und klang tatsächlich in irgendeiner Weise verzweifelt. Dann machte Sanji einen Satz, während er fast den Halt verlor und keinen Augenblick später spürte er, wie der Schwertkämpfer seinen Arm grob packte und ihn zu sich zog. Kaum hatte er wieder festen Boden unter den Füßen und erleichtert aufgeatmet, zog Zoro ihm am Arm weiter und sie liefen los. Hinter ihnen krachte und knirschte es. Und noch immer bebte der gesamte Raum unaufhörlich. Ein dröhnendes Poltern drang durch die Luft, aber keiner der beiden wagte es, sich umzudrehen.
 

Sanji atmete laut und japste inzwischen. Sein gesamter Körper fühlte sich ausgelaugt an. So schnell rennen, wie Zoro es scheinbar wollte, konnte er nicht mehr. Seine Lungen fühlten sich an, als würden sie zerreißen, würde er nicht bald stehen bleiben, doch der Schwertkämpfer ließ nicht locker und zog ihn weiter, den Rissen, die sie immer wieder einholten, ausweichend. Schwer nach Luft ringend richtete Sanji den Blick auf ihn, doch er konnte sein Gesicht nicht erkennen. Dafür spürte er jedoch umso mehr, wie sich der Griff um seinen Arm verstärkte.

Schließlich erreichten sie eines der schweren Tore, das offen stand. Ohne zu zögern sprang Zoro zu diesem hinüber und zog Sanji erbarmungslos hinter sich her. Auch dort hörten sie nicht auf zu rennen. Nun ging es einen weiteren engen Gang entlang, der, wie auch zuvor der Gang mit der Treppe, nur von dreckigem Licht beleuchtet war, das durch den Gitterboden zu ihnen hinauf drang. Doch dort war die Hitze so intensiv, dass sie glaubten, direkt über offenem Feuer zu rennen. Die Decke war niedrig und so war es stickig, wie in einem eisernen Ofen. Die Luft war knapp und hinterließ ein schmerzhaftes Brennen in ihren Lungen.

Grollen und ein Geräusch wie von kreischenden, metallenen Maschinen drang zu ihnen herauf und noch immer war das Wummern in der Ferne nicht verstummt. Im Gegenteil. Es wurde lauter und lauter, dröhnte durch den Raum, der sich scheinbar unter ihnen befand und dessen Weiten und Ausmaße sie nicht einmal erahnen konnten.

Bald machte der Gang die erste Biegung und sie kamen an vielen Abzweigungen vorbei, eine dunkler und unheilvoller als die andere. Jedes Mal wählte Zoro, der immer noch voranpreschte, als wäre der Teufel hinter ihnen her, den dunkleren und unheimlicheren Weg und jedes Mal sank Sanji der Mut, als er dies registrierte.

Inzwischen war der Gitterboden metallenen Platten gewichen, die nicht minder heiß und rau waren. Hinzu kamen Flecken, wie von geronnenem Blut, dunkle Risse und Löcher in den Wänden, aus denen Drähte und Gitterteile ragten, wie gerissene Sehnen und Muskeln aus einem in Stücke gerissenen Leib. Eine dunkle Flüssigkeit, die einen beißenden Geruch verbreitete, quoll durch Risse aus der Decke, tropfte auf den Boden und hinterließ ganze Pfützen, durch die sie hindurch rannten.

Umso weiter sie liefen, umso glitschiger und modriger wurde der heiße Boden, der bald unter all dem Schleim nicht mehr zu erkennen war. Auch schien er sich zu bewegen, wie auch die Wände.

Glitschige Adern, die täuschend echt aussahen, überzogen diese, die Decke, den Boden und bei genauerem Hinsehen war es ihnen, als würden sie pulsieren, sich regen, zucken und sich ausweiten, wie etwas Lebendiges.
 

Als Zoro, der bemüht war, sich nur auf sein Gefühl zu konzentrieren und nicht auf die Umgebung, einen Blick riskierte, fühlte er sich sofort an die Male erinnert, die Sanjis und seinen Körper bedeckten.

Sie liefen nun bereits eine ganze Weile weiter, ohne langsamer zu werden. Und je weiter sie voran kamen, desto mehr spürte er, wie der Koch sich zu sträuben begann. Erst war es mehr ein Zögern, der dessen Widerwillen zum Vorschein brachte, wenn sie einen neuen Weg einschlagen mussten. Doch bald wurde er langsamer und Zoro musste mehr Kraft dazu aufbringen, ihn mit sich zu ziehen. Seine Hand hielt den anderen fest, wie ein Schraubstock.

Es war seltsam und fühlte sich falsch an, den Koch so hinter sich her zu ziehen, doch er hatte keine Wahl. Den anderen so zu erleben schürte nur noch mehr seine Wut gegen diesen gottverdammten Fluch, der Sanji dazu brachte, so zu reagieren und sich alles gefallen zu lassen. Ein Grund mehr ihn dort heraus zu holen und ihn davon zu befreien, sagte er sich grimmig.

Während sie liefen, sagte keiner ein Wort. Zoro war froh darum. Er wollte die schwächliche Stimme, mit der der andere reden würde, nicht hören und war sich außerdem sicher, dass er ihn, wenn, dann nur versuchen wollen würde, daran zu hindern, in die eingeschlagene Richtung zu laufen.

Es war seltsam sich vorzustellen, dass der Smutje sich gerade vermutlich nur Gedanken darüber machte, zu entkommen und nicht darüber nachdachte, was für ein Ort das war, was dort vor sich ging und- vor allen Dingen- wieso Zoro plötzlich bei ihm war und ihn führte, denn für gewöhnlich, das wusste Zoro, zerbrach sich der andere doch ständig nur den Kopf über solche Dinge und analysierte alles. Doch so war es nun wohl.

Der Schwertkämpfer biss die Zähne zusammen und warf einen flüchtigen Blick über die Schulter. Sanji hatten den Kopf gesenkt und schien sich einzig auf seine Atmung und darauf zu konzentrieren, weiter zu laufen. Sein Gesicht konnte er nicht sehen, doch auch so konnte er erkennen, dass der andere bald am Ende seiner Kräfte sein würde.

‚Dabei ist das doch hier ein Traum…‘, dachte er etwas resigniert und wandte den Blick schnell wieder nach vorn.
 

Etwas war seltsam. Bildete er sich das nur ein oder wurden die Gänge enger? Seine Augen suchten die Umgebung ab. Er warf einen Blick zurück und sah daraufhin wieder prüfend nach vorn. Sanji übte kurz Widerstand aus, indem er versuchte, sich loszureißen, doch Zoro verstärkte seinen Griff erneut und zog ihn energisch weiter in seine Richtung.

Tatsächlich. Die Wände schienen näher zu kommen. Dass sie sich bewegten und pulsierten, wie lebendes Gewebe, wie Organe, war nun nicht mehr zu übersehen. Es roch nach altem Blut und verbranntem, gammeligem Fleisch. Zoro legte eine Hand über Mund und Nase und schluckte. Sein Magen drehte sich ihm um. Sanji tat dasselbe. Auch er krümmte sich kurz und stöhnte angewidert auf.

„Was zur Hölle ist das?“, keuchte er unter seiner Hand hervor und sagte somit das erste Mal, seit dem sie losgelaufen waren, etwas. Das Herz des Schwertkämpfers machte einen Hüpfer, doch auch, wenn er es nun gerne getan hätte, zu lachen war ihm nicht zu Mute. Denn was er nun sah, behagte ihm gar nicht.

„Ich glaube, genau das ist es“, gab er trocken zurück und wurde endlich langsamer. Zum Teil deswegen, weil der Boden nun inzwischen so glitschig war, dass weiteres Rennen sie eher behindert als weiter gebracht hätte. Doch zum anderen Teil auch, weil sich alles in ihm so sehr vor dem sträubte, was er gerade sah, dass er inne halten musste.

Die Wände des Ganges waren, soweit er sehen konnte, nun so nahe zusammen gerückt, dass es unmöglich werden würde, weiter zu gehen, ohne sie zu berühren. Und das war noch nicht alles. Es schien, als würde sich ihr Weg auch weiterhin verengen. Die Luft war nun so stickig, dass ihnen das Atmen schwer fiel.

Sanji, der nun ebenfalls den Blick auf ihren weiteren Weg gerichtet hatte, schüttelte abwehrend den Kopf und genau das spornte Zoro dazu an, weiter zu gehen.
 

„Oh doch! Das ist unser Weg!“, zischte er, den Blick von Sanjis entsetztem Gesicht abwendend und ihn mit leichter Gewalt weiter ziehend. Sein Unterkiefer bebte, so sehr biss er die Zähne zusammen. Und der Koch zog kurz schmerzverzerrt die Luft durch die Zähne, als der andere seinen Arm so sehr zu drücken begann, dass es weh tat.

Ein höchst unbehagliches Gefühl kroch dem Grünhaarigen die Kehle hinauf und schnürte ihm den Atem ab. Schritt für Schritt, den sie auf den sich verengenden Gang zumachten, nahm sein rasender Puls weiter zu, obgleich er nun nicht mehr rannte.

Nun war das Pulsieren nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören und zu spüren. Der Boden unter ihren Füßen regte sich, zuckte, während von irgendwoher ein gurgelndes Pochen zu hören war, in dessen Rhythmus sich die Wände ausdehnten und zusammen zogen. Es war, als drückten sie sich durch die stinkenden Eingeweide eines gigantischen Lebewesens, das sie verschluckt hatte.
 

Sanji, den er weiter zog, konnte er nun heftig neben sich atmen hören. Sie waren an einem Punkt angekommen, an dem es ihnen unmöglich wurde, sich den glitschigen Wänden zu entziehen. Sie wölbten sich in den Gang hinein, hatten jegliche Spannkraft verloren.

Sie konnten nur hoffen, dass der Gang ein Ende nahm und es eine andere Seite gab. Vor dieser graute es dem Schwertkämpfer jetzt schon, da er die Worte des alten Mannes, der ihn und seine Freunde aufgeklärt hatte, noch genau im Ohr hatte. Je näher sie ihrem Ziel kommen würden, umso mehr würde ihnen ihr Instinkt dem weiteren Annähern abraten und umso mehr würde sich die Welt um sie her verändern, um sie von dort zu vertreiben.

Doch allein zu wissen, dass es einen Ausweg gab, ein Ziel, einen Punkt, den sie erreichen konnten, sorgte für Motivation, so sehr es ihm auch davor graute, weiter zu gehen.
 

„Ich werde auf keinen Fall dagegen verlieren“, murmelte Zoro entschlossen, den Blick fest auf die pulsierenden Wände gerichtet. Und er schob sich den Gang entlang, Sanji hinter sich her ziehen. Sie mussten seitwärts gehen, um voran zu kommen. Die Auswölbungen drückten sich ihnen entgegen, als versuchten sie sie zu ersticken. Der dunkle Schleim, der ihre wabernde Oberfläche bedeckte, benetzte ihre Kleidung und nackte Haut. Er hinterließ ein unangenehmes Brennen und Ziehen, wie der Stich einer Feuerqualle.

„Zoro…das ist Wahnsinn. Wir können hier nicht ‘lang…“, keuchte der Blonde mit vom Schmerz zusammen gebissenen Zähnen. „Wir finden einen anderen Weg. Das hier ist…“

„Nein!“, bellte Zoro zurück, eine wütende Miene aufsetzend und sich energisch mit dem Rücken gegen die Wand drückend. Er sah es als gutes Zeichen, dass Sanji umkehren wollte.

„Vertrau‘ mir. Ich weiß, was ich tue…“, sagte er dann, in ruhigerem, aber dennoch dominantem Ton, einen prüfenden Blick über die Schulter werfend. Der Koch bemerkte nicht, dass er ihn musterte. Seine Augen waren auf die Wand vor ihm gerichtet, an der sie sich gerade vorbei schoben. Eine äußerst angewiderte Miene hatte er aufgesetzt und- Zoros Augen weiteten sich kurz, als er es sah- die Male auf seinem Gesicht hatten sich nicht weiter verbreitet. Er erinnerte sich noch genau an den Anblick des Smutjes auf der Pritsche, kurz nachdem er, Zoro, aufgewacht war. Das konnte doch nur gut sein!

Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht und er beschleunigte seine Schritte wieder etwas. Es funktionierte.
 

Nicht mehr lange und die Luft schien ein wenig angenehmer zu werden. Vielleicht lag es daran, dass sie sich an den fauligen Geruch gewöhnt hatten, doch Zoro glaubte eine Veränderung in ihrer Umgebung wahrnehmen zu können. Er hatte das Gefühl bergab zu gehen.

Ihre Haut brannte inzwischen, wie Feuer, durch die ständigen Berührungen dieser widerlichen Wände. Auch wurde der Weg, je weiter sie gingen, immer enger. Nach einer Weile mussten sie sich fast schon voran schieben, was ganz und gar kein schönes Gefühl war. Sie konnten einzelne Adern auf der Oberfläche vor und hinter sich spüren, konnten spüren, wie sie zuckten und sich regten. Beide wandten ihre Köpfe zur Seite, die Augen vor Abscheu geschlossen und die Lippen fest aufeinander gepresst, um alldem, so gut es ging, entgehen zu können. Ihre Füße schoben sich vorwärts, rutschten immer wieder ab und so konnten sie nicht anders, als sich mit der freien Hand an den Wänden abzustützen.

Diese zuckten bei der Berührung auf unheimliche Weise, wölbten sich ein und schienen zu reagieren. Es war scheußlich. Sanji verzog angewidert das Gesicht, während sie sich weiter voran schoben. So in etwa musste es sich anfühlen, von einem Wal verschluckt worden zu sein. Nur ohne die Dunkelheit und die Magensäure. Stickig war es dort alle Male.

Das pochende Geräusch lenkte sie jedoch nicht von dem noch immer konstanten Wummern ab, das sie seit ihrer Ankunft dort begleitete und stetig an Lautstärke gewann.
 

Sie kamen gut voran. Doch gerade, als Zoro dachte, wie seltsam es war, dass nichts weiter geschah, blieb Sanji mit einem Mal ruckartig stehen und keuchte erschrocken auf.

Alarmiert fuhr der Schwertkämpfer herum, was durch die Enge des Ganges gar nicht so einfach war. Er schaffte es, den Kopf zu drehen und blickte auf den anderen hinab, der mit einem Bein auf sein Knie gesunken war und scheinbar Mühe dabei hatte, aufzustehen. Es war noch immer ziemlich dunkel und so sah Zoro nicht sofort, was den anderen gerade zurück hielt. Als er ihn am Arm zog, bewegte sich der andere nicht und versuchte nur, sich loszureißen.

„Was glaubst du eigentlich, was du…“ Zoro erstarrte. Ein paar Arme, so sah es zumindest aus, hatten sich um das eine Bein des Kochs geschlungen. Arme, die sich aus dem fleischigen Boden unter ihren Füßen emporreckten. Arme, die daraus heraus zu wachsen schienen. Hautlos, blutrot und mit zuckenden und pulsierenden Adern übersät reckten sich aus dem dunklem Schleim empor, tasteten nach ihren Füßen und kaum hatte der Schwertkämpfer sich vollends umgewandt, sprossen sie auch aus den Wänden hervor, versuchten sie zu erreichen und bekamen zu Zoros Entsetzen den Oberkörper des Kochs zu fassen, der aufkeuchte.

„Steh‘ auf, du Volltrottel“, schrie Zoro, während die Aufregung, mit der sie zuvor geflohen waren, wieder in ihm aufstieg, wie eine sich ausbreitende Infektion. Sofort beschleunigte sich sein Puls erneut und er machte einen Satz nach vorn, um den anderen auf die Beine zu ziehen.

„Scheiße…was glaubst du, was ich tue?!“, gab Sanji zurück, der sich allem Anschein nach endlich mehr zur Wehr setzte. Jedoch schien er immer noch zu geschwächt zu sein, um sich erfolgreich selbst zu befreien. Er bäumte sich auf, versuchte sich loszureißen, doch die Arme gaben nicht nach. Es waren zu viele. Und plötzlich- Zoro schreckte zurück- folgte einem paar Armen ein Rumpf. Dünne Haut spannte sich über selbigen, fleckig und durchsichtig, wie Pergament. Er schlang seine Arme um Sanjis Brust und versuchte ihn mit sich durch die sich ausdehnende Wand zu ziehen, mit der er verschmolzen war.

Noch während dem Rumpf, Schultern und ein gesichtsloser Kopf, über dessen leere Augen- und Mundhöhlen sich die weiße Haut spannte, folgte, packte der Schwertkämpfer Sani mit beiden Händen an den Schultern und am Arm und stemmte sich in die entgegengesetzte Richtung. Eine der Hände hatte sich über den Mund des Kochs gelegt und zog seinen Kopf zurück. Dickes, schwarzes Blut quoll durch das blonde Haar, als sein Kopf mehr und mehr in die Wand gezogen wurde.

Er schnaufte und drückte sich mit aller Kraft Zoro entgegen, während sein Herz sich vor Grauen fast überschlug und er versuchte die Hände, die an ihm zogen, abzuschütteln.

„Verdammte…Dinger…ich werd’s euch zeigen“, presste der Grünhaarige zwischen seinen Zähnen hervor und warf sich dann zurück. Der Koch fiel mit ihm in seine Richtung.
 

„RENN!“, schrie der Blonde, der scheinbar durch den Schrecken neue Energie geschöpft hatte und keinen Augenblick später liefen sie los, drückten sich durch den engen Weg entlang, kamen ins Schlittern und konnten immer wieder spüren, wie etwas nach ihren Fersen, ihren Schultern oder ihrer Kleidung schnappte. Zoro konnte Sanji hinter sich schwer atmen hören und achtete wachsam auf jedes Geräusch, jede Bewegung und jeden Winkel des Weges, der sich ihm offenbarte. Nun, als er den anderen nicht mehr mit sich zog hatte er nicht mehr das Gefühl, die Oberhand bei alldem zu haben.

Plötzlich verlor er das Gleichgewicht und fiel. Im nächsten Augenblick spürte er, dass er rutschte. Die Wände, die sie einquetschten waren verschwunden und mit einem Mal war alles wieder dunkel. Die stickige und warme Luft war geblieben, wie auch der rutschige und schleimige Untergrund. Und es ging steil bergab.
 

„KOCH?!“

Zoro fand keinen Halt. Der Boden, auf dem er nach unten schlitterte, war einfach zu rutschig, um abzubremsen.

„Ich bin hier!“, antwortete Sanji laut und Zoro atmete kurz erleichtert aus. Er war direkt hinter ihm. Doch wie lange noch? Worauf schlitterten sie zu? Ihre Umgebung und alles, was bisher geschehen war, weckten tatsächlich die Vorstellung darauf, gleich wirklich in einem Magen zu landen, aus dem es kein Entkommen mehr geben würde. Das alles war so surreal und absurd, er konnte nicht erahnen, was gleich geschehen würde. Doch eines war sicher. Es würde nicht besser werden. Sie rutschten ungebremst in ihr Verderben. Die Ungewissheit nagte an ihm und sorgte dafür, dass er seine Konzentration beinahe verlor.

Nun war das Wichtigste erst einmal, den blöden Koch nicht zu verlieren. Und alles deutete darauf hin, dass dem gleich so sein würde.

„Nimm meine Hand!“, rief er, während er sich auf den Bauch drehte und einen Arm nach oben schob, dem Kleineren entgegen, den er in der Dunkelheit kaum ausmachen konnte.

„Was?!“, rief dieser zurück und Zoros Miene verfinsterte sich. Die ganze Zeit über war der Verstand des anderen so angeschlagen, dass er ihm fast vorkam, wie eine andere Person. Und ausgerechnet jetzt wurde der verblödete Löffelschwinger wieder normal? Das konnte nicht wahr sein!

„Nimm. Meine. Hand! Verdammt nochmal!“, rief er laut, spürend, dass er schneller wurde und immer noch versuchend, sich mit den Füßen abzubremsen. „Denkst du, ich mach‘ das gern! Es geht nicht anders UND JETZT NIMM SIE!“

Ihm kam eine grauenerregende Vorstellung in den Sinn. Was, wenn sie direkt auf etwas zu rasten, das ihnen im Weg war. Eine Klinge oder irgendein Hindernis. Allein ein Draht, wie die, die er das letzte Mal gesehen hatte, als er in den Abgrund gefallen war, wäre verheerend. Oder was, wenn erneut irgendwelche Dinge aus dem Boden heraus brechen würden. Was, wenn etwas den Koch aufhalten und sie beide trennen würde?

Wie hatte er nur so dumm sein und den anderen loslassen können?
 

„NIMM SIE!“, schrie er ungehalten und im nächsten Moment spürte er Sanjis Fingerspitzen an den seinen. Und er hätte nie gedacht, einmal so froh darüber sein zu können, dass dem so war. Er schaffte es dessen Hand zu greifen und zog den Koch dann hastig zu sich. Dieser drehte sich im Rutschen um, sodass er nun ebenfalls mit den Füßen zuerst in die Tiefe sauste.

„Du brauchst nicht gleich so zu schreien“, zischte Sanji, klang jedoch nicht ganz so überzeugend, wie sonst und es war deutlich zu hören, dass seine Stimme zitterte.

Zoro sagte nichts. Er konnte nicht anders, als einen Arm um den Koch zu legen und dessen Schulter fest zu ergreifen. So würden sie sich nicht verlieren, komme, was wolle. Mit der anderen Hand umfasste er dessen Arm. Er würde sich nicht abschütteln lassen. Nie im Leben!
 


 

Fortsetzung folgt…
 


 

Das war's auch schon. Ich hoffe, es sind keine Feher mehr drin gewesen. Ich habe dieses Kapitel 147456456x durchgelesen und zum Schluss einfach nichts mehr gefunden.

Wie gesagt, das nächste Kapitel liegt schon bereit und wird in 1 - 2 Wochen hochgeladen :) (am Wochenende)



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Kommentare zu dieser Fanfic (70)
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Von:  Liaer
2017-04-15T20:26:49+00:00 15.04.2017 22:26
Hallo >< ich lese die story schon zum dritten mal und lese aber gerade dass das nächste Kapitel schon existiert. Darf man das auch lesen xx ich möchte gerne wissen wie es weiter geht. Die story ist echt gut und viel zu schade sie unvollendet zu lassen, wo sie doch mehr oder minder vorm Ziel stehen :)
Von:  Hells-Angel
2016-08-15T16:19:01+00:00 15.08.2016 18:19
Oh Gott ist die Story geklappt. Ich kann es nicht glauben, dass man so gut (Horror-)Albträume schreiben kann.
Bitte tu mir - und den anderen- den Gefallen und schreib die FF zu Ende.
Ich muss wissen, wo sich die beiden befinden und was noch alles passiert. Biiiiiiiiiitteeeeeeee.
Antwort von:  Hells-Angel
15.08.2016 18:19
blödes T9. Statt geklappt, sollte geil hin 🙁
Von:  kikoxd
2015-01-22T23:08:48+00:00 23.01.2015 00:08
Erst einmal Hallo ^^
Zwei (bzw. drei) Jahre ist es her, seid ein neues Kapitel kam. Kannst du vielleicht weiter schreiben? Es wäre echt super, und so wie ich die anderen Kommentare hier gelesen habe würden sich die anderen auch freuen !

Dann noch eine Frage: Wo hast du nur die Ideen her? :D
Wenn du die jetzt geschreiben hättest, hätte ich gefragt ob du dir ein Beispiel an "The Evil Within" genommen hättest. Ich erkenn da ab und an Ähnlichkeiten XD
Aber echt cool beschreiben.

Also überlegs dir bitte :)
Von:  BVBMONSTERLO
2013-11-27T19:37:44+00:00 27.11.2013 20:37
Ich Bettel. Und ich Bettel.Und ich Bettel.Und ich Bettel.Und ich Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel. Bettel.
Und ich weine. weine. weine. weine. weine. weine. weine. weine. weine. weine. weine. weine.:'(
Biiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiitte!
Tu mir das nicht an! Schreib bitte weiter! "schnief"
Von:  BVBMONSTERLO
2013-03-14T20:34:22+00:00 14.03.2013 21:34
Hi Teiou-chan! :D
Oh man! Kleines schreibst du Bitteeeeeeeeeeeeeee weiter! :'(
Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte!!!! Ich Liebe deine FF's :D
Ich sterbe hier noch vor Spannung! Kann es kaum noch erwarten wie es weiter geht!
Wie sieht es bei Noir eigentlich aus? "Hoffnungsvoll kuck"
Menno ich liebe deine FF's! Muss ich denn jetzt schon wieder auf den Knien rutschen?
Ach Mensch ich brauche wieder genug Lesestoff von dir, sonst geh ich hier noch ein!
Biiiiiiiitte! O_O
Ganz, liebe, grüße von deinem BVBMONSTERLO
Von:  Kurai_Nichiyoubi
2012-11-05T12:32:44+00:00 05.11.2012 13:32
Hey!! ^__^

habe gestern und heute deine FF bis hierhin durch gelesen *__*
Ich bin echt begeistert! Auch wenn ich am anfang, muss ich einfach zugeben, sehr Skeptisch war. Aber da hatte ich nur so flüchtig mal rein gespitzelt und wo ich es dann richtig angefangen habe zu lesen, war ich sofort begeistert und habe dann gestern fast alles gelesen, hätte ich heute nicht so früh aufstehen müssen, hätte ich gestern wohl schon mein Kommi geschrieben XD

Aber nun gut, heute geht ja auch :D
Ich kann es kaum abwarten, bis das Nächste Kapitel da ist *_*
In der Nacht hatte ich sogar von der FF träumen müssen (?!)
Also, diese FF hat ordentlich eindruck gemacht xD Und die Charaktere finde ich super, sie sind wirklich nicht so, das man sagen könnte: hä? Was soll das jetzt?

Ich finde, sie sind schon richtig gut getroffen und man kann wirklich der Meinung sein; ja, so könnte es auch in der Serie passieren.
Mir persönlich ist das immer sehr wichitg, das Charaktere nicht zu sehr vom Ursprung abweichen. Aber bei dir ist es nicht der Fall ^^

Also fühle dich liebevoll gepattet und lass mich nicht zu lange warten auf das neue kapitel, ja? *kulleraugen* xD

LG Kurai


Von:  Erdbeerbluete
2012-11-03T17:18:27+00:00 03.11.2012 18:18
Hei,

super Story. Hab sie im Laufe der letzten Woche komplett gelesen. Schöner Schreibstil und schönes Thema. Und! Obwohl es ja eher untypische Situationen sind in der sich besonders Zoro und Sanji befinden, alles sehr "in character" gehalten, so dass man denkt: Jo. Könnt wirklich so in One Piece passieren. Großes, großes Lob dafür, es verwführt ja doch oft in solchen Situationen den Charakteren unnötoige Emotionalität zu verpassen, die einfach nur überzogen wirkt. Aber hier? Keine Spur davon.
Also ich freue mich auf's letzte Kapitel ;)
Von: abgemeldet
2012-10-10T15:49:32+00:00 10.10.2012 17:49
Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott!!!
Es geht TATSÄCHLICH weiter. Meine Gebete wurden erhört! XD Da bin ich nach eine Millionen Jahren mal wieder online und was sehe ich?! Oh Gott. Ich bin so Glücklich!!!
Also ich hab keine Fehler mehr gesehen, aber wen interessierts?! Die Fanfic ist so gut, da prallt alles von ab XD Und die Musik passt echt super gut, muss ich schon sagen. Das hat alles gleich noch schlimmer gemacht. Ich hab mich ganz schön eingeschissen, obwohl die anderen kapitel tausend Mal gruseliger waren. Obwohl...die ekligen Hände und Schleimwände und so weiter waren schon ziemlich eklig. Jetzt bin ich gespannt, wie es weiter gehen wird und ob sie da gut wieder wegkommen. Ich ahne schon, dass da noch etwas dazwiscehn kommt. Oje, oje, oje.
Du hast's echt drauf! Lad schnell das nächste Kapitel hoch, solange ich nch Urlaub habe und lesen kann!!! Das ist meine Chance! XD
Von:  SallyShock
2012-10-10T11:33:46+00:00 10.10.2012 13:33
Hey hey :D
Vielen Dank für die Widmung :3
Da schnei ich mal nach Monaten auf Mexx wieder vorbei und was ist du hast ein neues Kapitel! Und wie genial....und wie...böse du wieder abgeschnitten hast <.< Ich habe das Kapitel gerade in meiner Mittagspause inhaliert xD Wirklich sehr schön Erinnert mich ein wenig an das Spiel Alice Madness Returns und Silent Hill von der Umgebung :D
Gefällt mir gut, vielleicht findest du ja bald wieder Zeit um weiter zu machen <3
Du hast es im übrigens drauf den Spannungsbogen in die Länge zu ziehen finde ich klasse. :3
Natürlich hoffe ich auch das die beiden am Ende vielleicht noch ein Kapitel bekommen um sich näher zu kommen ;D
Immer weiter so <3
Von:  BVBMONSTERLO
2012-10-07T20:39:48+00:00 07.10.2012 22:39
Hi Teiou-chan! :D

Ich bin immer noch wahnsinnig gerührt! :)
Hast du mein Review auf FF.de schon gelesen? :D
Beim nächsten mal hinterlasse ich mein ausführliches Rev. jedenfalls hier!Aber da die Freude darauf so groß war, müsste ich mein Kommi
gleich sofort abgeben. Auch wenn ich nach 1 Uhr Nachts immer noch nicht pennen konnte!O_O
Hach ich freu mich schon darauf wenn es weiter geht. Wann ist es denn eigendlich soweit? Ich kanns kaum noch erwarten! :D
Ganz, liebe, grüße von deinem immer noch gerührten: BVBMONSTERLO



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