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Geteiltes Leid

von

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Kapitel 1

Titel: Geteiltes Leid

Autorin: Belldandy01

Teil: 1/2

Fandom: Tokio Hotel

Pairing: Georg/Tom, Gustav/Bill

Warnings: ---

Disclaimer: Tokio Hotel gehören leider nicht mir, ich kenne die Jungs nicht persönlich und die folgende Story ist wahrscheinlich völlig frei erfunden.
 

Kommentar: Mit dieser Story wage ich ich hier mein Debüt. Ich hoffe, sie gefällt. Vor allem denen, die sich genau wie ich, mehr Geschichten wünschen, in denen es nicht um Twinzest geht.
 

Geteiltes Leid...
 

Verdammt! Was soll der Mist?!

Warum werd' ich hinter alles andere gestellt? Für alles Mögliche bleibt Zeit und ich sitze hier und warte, während er in irgendwelchen Clubs rumhängt und sich wahrscheinlich auf irgendeinem versifften Klo das Hirn rausvögelt.

Okay, das ist vielleicht übertrieben, aber so ist das, wenn man sauer ist...

Und ich bin es.

Irgendwann ist einfach genug!

Scheiße, ich dachte wir wären Freunde, beste Freunde, um genau zu sein...

Okaaay... jaaa... eigentlich habe ich mir schon seit einiger Zeit Hoffnungen gemacht, dass vielleicht doch noch mehr aus uns werden könnte, als das.
 

Neulich, während der kleinen bandinternen Backstage-Party, als wir beide schon ziemlich besoffen waren... hab ich ihn geküsst!

Das war so... wow, von dem Moment an war mir vollends klar, dass ich wohl doch mehr als nur ein bisschen verknallt in ihn bin.

Bill und Gustav, haben sich einen abgelacht, aber Tom fand das anscheinend nicht ganz so witzig. Er hat mich bestimmt von sich geschoben, ist aufgestanden und hat sich, möglichst weit entfernt von mir, neben unseren Drummer gesetzt.

Von da an war der Abend meiner Meinung nach ziemlich im Eimer.

Was ein Glück konnte ich meine plötzliche Attacke wenigstens auf übermäßigen Alkoholkonsum schieben... das ist wohl der Vorteil, wenn man dafür bekannt ist von zu viel Alk „kuschelig“ zu werden.

Trotzdem hat er an dem Abend praktisch nicht mehr mit mir gesprochen und als wir unsere Runde auflösten lediglich ein „Gute Nacht“ in seinen nicht vorhandenen Bart gemurmelt.
 

Gut, ich geb's zu. Meine Aktion von neulich ist wohl nicht ganz unschuldig an seinem Verhalten mir gegenüber.

Aber es tut trotzdem weh. Verdammt weh sogar.

Wenn ich mich ihm jetzt in nüchternem Zustand an den Hals geworfen hätte... aber so?

Kann er das nicht einfach als einmaligen Ausrutscher verbuchen? Okay, nein, das wär' mir natürlich auch nicht wirklich recht, aber muss er gleich wie ein... homophobes Arschloch reagieren? Damit hätte ich nun echt nicht gerechnet...
 

Plötzlich legt sich von hinten eine Hand auf meine Schulter.

Ich fahre unwillkürlich zusammen.
 

„Jetzt hör endlich auf dir den Kopf zu zerbrechen, er wird sich schon wieder einkriegen.“

Ich brumme missmutig, während Gustav um die Couch herumgeht und sich ungefragt neben mich fallen lässt.

„Das neulich hat sein Ego angeknackst, weißt doch, wie er ist.“

Ohne dass ich es verhindern könnte entkommt ein leises Seufzen meinen Lippen.

Und wieder landet Gustavs Hand auf meiner Schulter. Er drückt sie freundschaftlich. Währenddessen halte ich den Kopf lieber gesenkt und starre auf meine Zehenspitzen. Gustav muss auch nicht alles wissen und wenn sich jetzt irgendwas Verräterisches in meinen Blick mischt... tja, unser werter Schlagzeuger ist in sowas besser, als man meinen möchte, auch wenn er sich öffentlich wie der gelangweilte Teilnahmslose zeigt. Eigentlich tickt es in seinem Kopf fast ununterbrochen.

„Warum sprichst du nicht nochmal mit ihm, beteuerst ein wenig, wie extrem leid dir die Alkoholsache tut, siehst ihn mit einem Dackelblick von unten herauf an und schwörst, dass du dich nie wieder so zulaufen lässt... außer er erlaubt es dir ausdrücklich.

Ich spüre Gustavs Grinsen richtig. Klar, geben wir Tom die Gelegenheit den Obermacker raushängen zu lassen. Da gibt es nur ein Problem: Ich will mich überhaupt nicht entschuldigen.

Ich stöhne leise und gequält auf und mache Anstalten aufzustehen, um mich in meinem Zimmer noch ein wenig länger in meinem Selbstmitleid zu suhlen.
 

Gustav drückt mich bestimmt auf meinen Platz zurück.

„Mensch, Georg und ich dachte echt du hättest mehr Mumm als ich, nach neulich Abend.“

Diese Information ergibt für mich keinen Sinn, deshalb antworte ich, meinen gesamten Intellekt zum Ausdruck bringend:

„Hä?“

Währenddessen schiele ich zu meinem Kumpel hinüber.

Er zuckt mit den Schultern.

„Du warst doch nie im Leben so besoffen, dass du aus einer Kuschellaune heraus 'nen Kerl küssen würdest. So sehr besaufen kannst du dich gar nicht, weil du sowas nie machen würdest.“

„Ähh... hä?“

Jetzt blicke ich endgültig auf.

„Gustav, das ist doch absoluter Schwachsinn, natürlich war ich -“

Und plötzlich fällt mir Gustavs vorangegangene Aussage wieder ein. Ja, lacht ihr nur, mein Hirn ist zurzeit nicht für derartig viel Information gemacht.

„Moment mal... und selbst wenn es so wäre, wie du sagst, was hat das mit dir zu tun?“

Der Blonde verdreht besonders ausgiebig die Augen.

„Ich dachte, ich sei deutlich genug gewesen. Dein Hirn läuft im Moment echt auf Sparflamme, oder?“

Auf diese Bemerkung hin ramme ich Gustav meinen Ellenbogen in die Seite. Natürlich rein freundschaftlich...

„Au! Und bei der Liebenswürdigkeit soll ich dir noch irgendwas erklären? Du erwartest viel...“

„Sorry“, nuschle ich.

Gustav grinst und schüttelt leicht den Kopf.

„Wenigstens kann ich mir jetzt sicher sein, dass du mich nicht für total irre halten wirst“, murmelt er etwas leiser als eben noch.

Irgendwas sagt mir, dass ich mir jetzt besser jeden blöden Kommentar verkneifen sollte.

„Ich kapier zwar immer noch nur Bahnhof, aber schieß los!“

Um zu zeigen, dass ich vorhabe meinem Kumpel trotz allem, was in mir vorgeht, zuzuhören, drehe ich mich halb und ziehe ein Bein auf die Sitzfläche der Couch.

Gustav holt unnatürlich tief Luft.

„Ich... bin total verknallt... in einen Kerl. Genau wie du jetzt auch. Nur, dass ich schon seit drei Jahren...-“

Okay, das trifft mich jetzt so sehr, dass ich nicht verhindern kann, dass meine Kinnlade herunterfällt.

„Was? Wie... ich bin nicht... aber...“

„Georg. Jetzt lüg mich bitte nicht an, okay? Ich hab lang genug überlegt, ob ich dir das hier überhaupt stecken soll, aber ich dachte mir, dass es vielleicht in gewisser Weise hilft...“

Jetzt ist es an mir mit den Schultern zu zucken.

Schließlich nicke ich.

„Verknallt ist aber wohl nicht ganz der richtige Ausdruck für das, was ich...“

Sekundenlang senke ich meinen Blick wieder gen Boden, doch dann siegt die Neugierde.

„Drei Jahre? Wer um alles in der Welt hat dir so dermaßen den Kopf verdreht? Ich hätte nicht gedacht, dass du... na ja, ...schwul bist.“

Gustav nagt verlegen an seiner Unterlippe und zieht seine Hand, die sich seit wir hier sitzen auch bei meiner Drehung kaum von Fleck bewegt hat, wieder zu sich.

Nun senkt er den Blick.

„Kannst du dir das nicht denken?“

Es platzt aus mir heraus: „Du willst jetzt aber nicht damit ankommen, dass du seit drei Jahren in mich -“

Mein Freund unterbricht mich etwas ruppig: „Natürlich nicht, du Vollhonk!“

Okay...vielleicht sollte ich trotz der Tatsache, dass ich bis eben kurz von einer ausgewachsenen Depression stand erst nachdenken, bevor ich rede.

Ich murmle eine Entschuldigung und halte vorerst mal die Klappe. Ein Gedanke will sich schon bald immer wieder einschleichen. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto logischer scheint er mir tatsächlich.

„Gustav... du bist echt schon seit drei Jahren in Bill verknallt?“

Ich sehe ihn direkt an und erhalte nur ein stummes Nicken.

Ich schlucke.

„Das ist... lang. Warum hast du... 's mir nicht erzählt?“

„Hättest du's mir denn erzählt, wenn ich dir das hier jetzt nicht vor den Latz geknallt hätte? Ich weiß, dass ich keine Chance habe, warum also noch wen mit reinziehen, der mich dann bemitleidet und dadurch dafür sorgt, dass es mir noch schwerer fällt halbwegs normal mit ihm umzugehen?“

„Hmm...“

„Aber du hast ihn geküsst, das heißt, eigentlich hast du zumindest unbewusst beschlossen, es anders anzugehen als ich, oder?“

Darüber habe ich mir seit diesem bestimmten Abend allerdings so gar keine Gedanken gemacht, dementsprechend bringe ich nicht gerade selbstbewusst heraus:

„Ich... ich... ich weiß es nicht. Hab ich das?“

Mein Herz zieht sich unangenehm zusammen, bei dem Gedanken daran, dass ich ihn jahrelang beobachten aber nie kriegen kann, wenn ich nicht zumindest versuche, ihm klar zu machen, wie wichtig er mir ist.

Schließlich nicke ich.

„Nur... wie stelle ich das an?“

Gustav dreht sich mir zu und legt mir beide Hände auf die Schultern.

„Georg, ich weiß es auch nicht... Am besten wär's wohl, es ihm gerade heraus zu sagen. Ihr könnt euch sowieso nicht ewig anschweigen, nach neulich...“

Himmel, das geht doch nie und nimmer gut. Was wenn ich es mir mit ihm dann total verscherze? Was, wenn er mich aus der Band jagt? Oder wenn er es nicht tut, aber die daran erst recht zerbricht? Tom ist doch... hetero.

Während die Fragen in meinem Kopf umherwirbeln kaue ich fast ununterbrochen auf meiner Unterlippe herum, bis Gustav meine Schulter relativ fest drückt.

„Hey, lass dir das ruhig nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen. Kannst's natürlich auch doch so machen wie ich und den Schwanz einziehen, aber ich fänd's echt schade...“

Ich hole tief Luft.

So einfach werde ich ihn nicht davonkommen lassen.

Und damit meine ich gerade nicht Tom.

Also räuspere ich mich nochmal und antworte dann, so fest entschlossen, wie es mir gerade möglich ist:

„Ich sag's ihm, wenn du es Bill gestehst.“

Mein Kumpel verliert von einem Augenblick auf den anderen deutlich an Farbe und sieht aus, als würde er jeden Moment umkippen. Wirklich gut, dass er schon sitzt.

„W-was?? Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Doch, absolut. Ich weiß, dass du eigentlich alt genug bist, das selbst zu entscheiden, aber wie lange wolltest du dich denn bitte noch quälen, bis es vielleicht von alleine wieder weggeht? Zwei Jahre? Drei? Fünf? Oder zehn? Ich weiß ja, dass du hart im Nehmen bist, Kumpel, aber irgendwann muss es doch auch dich völlig kaputt machen ihn jeden Tag zu sehen und genau zu wissen, dass er unerreichbar ist, weil er wohl eher nicht mit dem gleichen Anliegen auf dich zukommen wird.“

Wow, was war das denn für eine Rede? Wenn er darauf nicht anspringt... Ich hab mich ja gerade selbst praktisch schon überzeugt, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen...

Andererseits hat Gustav höchst persönlich mich soweit gebracht.

Da kann ich ja echt dankbar sein, ihn zu haben.
 

„Aber, aber... wenn wir ihnen das beide... die erzählen sich doch... alles! Die müssen doch glauben, wir-“

„Dann müssen wir sie eben überzeugen, dass wir sie nicht verkohlen.“

Wir sehen uns an, und ich bin mir trotz meiner mutigen Aussage ziemlich sicher, dass Gustav die selbe Panik in meinen Augen sieht, wie ich in seinen.

Eine ganze Weile sehen wir uns nur , jeder in seine eigenen Gedanken versunken, an, bis Gustav schließlich ein leises „Ja“ von sich gibt.

Ich nicke und lasse von seinen Schultern ab.

„Das ist verrückt... das ist absolut verrückt... wir sind so was von absolut am Arsch, wenn das nicht funktioniert. Und ich komm zu dir und bind' dir auf die Nase, dass ich Bill vergöttere... ähmm...“

Jetzt läuft unser Drummer knallrot an. Als ob mir nicht längst klar wäre, dass seine Gefühle für Bill auch nicht von einer kleinen Verknalltheit her rühren.

„Ich weiß, dass es absolut irre ist... aber danke trotzdem.“

„Hmm... bitte.“

Mein Kumpel dreht sich und lässt den Kopf auf die Rückenlehne der Couch fallen.

„Ich bräuchte jetzt was wirklich Starkes zum Trinken...“

„Sorry, aber dir wird Bill nicht abkaufen, dass du kuschelig bist.“

Und wieder schießt ihm die Röte ins Gesicht. Das ist irgendwie niedlich. Eigentlich ist es ein Wunder, dass er sich anscheinend bis heute so gut im Griff hatte, dass keiner was merkt.

„Depp!“

„Nein, Tatsache.“
 

***
 

Nach einigen Minuten des Schweigens und 'Verdauens' sind im Wohnungsflur Schritte zu hören, die von einer Elefantenherde stammen könnten, ja, von einer Herde, nicht von einem einzelnen Tier.

„Waren die zusammen unterwegs?“

Ich erhalte nur ein ratloses Schulterzucken zur Antwort.

Im nächsten Moment wird auch schon die Tür aufgerissen und Bill kommt herein.

Er grinst uns an, grüßt und lässt sich beherzt aufs Sofa fallen. Dass er nicht auf Gustavs Schoß landet ist gerade so alles.

„Alles klar bei euch?“, fragt er gut gelaunt.

Ich schiele zu meinem Kumpel hinüber, der hin- und hergerissen zwischen Himmel und Hölle zu sein scheint.

Und das ist mir bisher wirklich nie aufgefallen?Ich sollte mich schämen.

„Ja, klar, aber wo hast du denn Tom gelassen? Ich dachte der sei mit dir unterwegs?“

„Der ist schon in sein Zimmer, meinte, er müsse sich jetzt ganz dringend von dem anstrengenden Abend erholen. Pff... dabei hat er meines Wissens nicht einmal eine in irgend 'ne dunkle Ecke entführt. Ich weiß gar nicht, wie der es schafft, seinen Ruf aufrecht zu erhalten, Management hin oder her.“

Typisch Bill.

Da stellt man eine kurze Frage und bekommt einen halben Epos zur Antwort.

„Danke Bill, so detailliert wollte ich es gerade nicht.“

Ich grinse ihn leicht an.

Aber eigentlich bin ich ganz froh, zu wissen, dass heute nichts bei ihm gelaufen ist und meine ganzen Phantasien tatsächlich total überzogen waren.
 

Ich bleibe noch ein wenig bei den Beiden sitzen, knuffe Gustav in die Seite, nicke ihm und anschließend auch Bill zu und stehe auf.

„Gute Nacht, ihr zwei. Ich werd' mich noch etwas mit Mister Sandberg beschäftigen und dann schlafen gehen.“
 

Fast sieht es so aus, als würde Gustav jeden Moment aufspringen, um mich zurück zu halten, aber keine Chance... da muss er jetzt durch. Sagt ja keiner, dass er direkt auf Bill einstürmen soll. Die waren doch auch so schon oft genug in einem Raum... außerdem hab' ich noch was vor.

Wenn Tom nicht allzu besoffen ist...

Ich weiß genau, wenn ich das nicht bald erledige ,dann ende ich so wie Gustav.

Reicht, dass ich das hier schon seit ein paar Monaten mit mir rumtrage,weil ich mir eingeredet habe, dass es wohl eine Phase ist, die bald wieder vorbeigeht.

Ich verlasse den Wohnreim und marschiere in Richtung unserer Zimmer.

Zwischen seinem und meinem stoppe ich.

Eigentlich würde ich am liebsten wieder umdrehen.

Ich kann ihm doch nicht einfach so sagen, dass ich... okay, ich weiß, ich drehe mich im Kreis. Das hatten wir eben schon mal.

Also zwinge ich mich weiterzugehen und klopfe schließlich an Toms Zimmertür.

Die Luft anhaltend trete ich kurz darauf ein.
 

***
 

„Oh... Georg, ich dachte du wärst... Bill.“

Er wendet sich deutlich von mir ab. Das macht es nicht gerade einfacher. Gesteht mal jemandem eure Liebe, der sich nicht mal traut euch anzusehen, weil ihr ihn ein einziges Mal geküsst habt.Vor allem, wenn ihr vorhabt es wieder zu tun.

Und wie ich das vorhabe.Und zwar wieder und wieder und wieder...

Ich bin echt ein hoffnungsloser Fall.

„Nein, aber gut, ein Klopfen kann man schon mal verwechseln, was? Also...“

Ich grinse ihn etwas schief an, gehe durchs Zimmer und setze mich neben ihn.

„Was willst du hier?“

„Weißt du, eigentlich gehört es fast zu den ungeschriebenen Gesetzen unserer Band, dass wir beide mehrmals die Woche zusammen hocken. Warum also fragst du sowas?“

Tom fühlt sich merklich unwohl in seiner Haut.

„Na ja, jah... aber...“

Er kaut auf seiner Lippe rum und spielt mit seinem Piercing.

„Hast ja Recht... wir haben das wohl in letzter Zeit etwas schleifen lassen...“

„Seh' ich genauso und drum bin ich hier. Und warum haben wir das?“

Darauf erhalte ich wie erwartet keine Antwort.

„Tom? Alles okay?“

„Hm,klar.“

Wow, jetzt sieht er mich endlich mal an.

Als ich den Abstand zu ihm verringere, in dem ich mich näher zu ihm setze, zuckt er doch tatsächlich zusammen.

„Du hast jetzt nicht wirklich Angst, weil ich mich ganz normal neben dich setze, so wie's bis jetzt immer war, oder?“

Ich hoffe, dass man mir nicht anmerkt, dass ich nach wie vor am liebsten weglaufen würde, jetzt noch dringender als vorher.

„Nein... wieso sollte ich?“

„Ganz blöd bin ich auch nicht, Tom. War es wirklich so schrecklich...?“

Wieder ein Zucken.

Gut, es ist offensichtlich, dass er das Thema gerne für immer begraben hätte.

„Ich... nein, aber...“

„Kannst du das wiederholen und mich dabei anschauen?“

Tom hebt den Blick von seinen Knien.

„Es... so schlimm war's nicht. Ich meine... du warst voll und... da wirst du nun mal kuschelig und...“

Alles klar, er greift meine Ausrede auf.

„Und... was würdest du sagen, wenn das Ganze ohne Alkohol passiert wäre?“

„Wie? Ist das 'ne Fangfrage oder so?“

Ich zucke mit den Schultern.

„Antworte einfach, okay?“

„Du redest von einem Kuss in der Experimentierphase, während man jung ist, oder? Na ja... gehört vielleicht irgendwie dazu, auch wenn ich das nicht gemacht habe, aber wenn es jetzt doch so gewesen wäre...“

Ich schüttle den Kopf.

„Nein, das meine ich nicht.“

Zittert meine Stimme inzwischen, oder bilde ich mir das nur ein?

Oh Gott, wenn er so verwirrt dreinschaut sieht er richtig süß aus.

Und ehe ich mich versehe küsse ich ihn wieder.

„Ich meine, wenn ich dich so wie eben geküsst hätte...“

Er hat mir keine geknallt, das ist doch schon mal ein Anfang.

„Das war ein Test, ja?“

„Wenn du es so sehen willst. Und, wäre das schlimm für dich?“

„Georg, könntest du bitte mal auf den Punkt kommen? Falls es dir dabei irgendwie hilft: Ich hab jetzt nicht das Bedürfnis zu fliehen.“

„Aha. Bei unserer kleinen Party sah das aber noch ganz anders aus.“

„Da hast du mich ja auch total überrumpelt. Also... ich hab ja den dumpfen Verdacht, dass du mir jetzt gleich aufs Ohr drückst, dass du es total geil fandest mich zu küssen. Na dann, nur zu, das verkrafte ich.“

Meint er das jetzt ernst oder verarscht er mich?

„Ja, es war total geil dich zu küssen, aber das ist nicht alles... Ich hab das nicht einfach aus einer Laune heraus gemacht.“

„Sondern?“

Sondern? Sondern? Da bleibt ja jetzt nicht mehr so viel übrig.

Ich verschränke die Arme vor der Brust und ziehe die Augenbrauen nach oben.

„Guck nicht so. Ich will nur ganz sicher sein, dass ich das hier richtig verstehe.“

Er lächelt. Er lächelt tatsächlich.

Ich blinzle.

Vermutlich steht mir auch schon seit etwa einer halben Minute der Mund offen.

„Ich liebe dich.“

„Okay.“

„Okay? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“

„Was willst du denn hören?“

„Na, dass das absolut verrückt ist, dass du mich auch liebst... Okay, nein, dass ist jetzt wirklich verrückt. Aber irgendwas. Fällt dir dazu nichts ein, außer okay?“

„Es ist absolut verrückt. Bist du jetzt zufrieden?“

Während Tom das sagt, grinst er mich an.

Und noch ehe ich protestieren kann, lehnt er sich zu mir herüber und küsst mich.

„Aber weißt du, ich habe seit unserer kleinen Party darüber nachgedacht, was du da und warum du es veranstaltet hast... und eigentlich... hat es mir ganz gut gefallen. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen...“

Da ist kein seltsamer Unterton in seiner Stimme. Nichts von seiner Körpersprache verrät, dass er eigentlich das Gegenteil von dem meint, was er sagt.

Ich starre ihn an und kann immer noch nicht ganz glauben, was ich da eben gehört habe.

„Mach das bitte nochmal!“

Er grinst.

„Was? Dir sagen, dass ich darüber nachgedacht habe und mich daran gewöhnen könnte, oder dich küssen?“

Ich springe vom Bett auf, packe Tom an den Handgelenken und ziehe ihn ebenfalls in eine aufrechte Position.

„Beides.“

Er lacht.

„Ich habe darüber nachgedacht und ich glaube, dass ich mich daran gewöhnen könnte.“

Dann legt er seine Lippen auf meine und ich schlinge meine Arme um ihn.

Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich noch nie im Leben so gut gefühlt habe!



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