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Noten der Liebe

von

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Das zweite Treffen

Hätte Selena doch bloß ein wenig besser aufgepasst worüber ihre Eltern auf dem Rückweg von der Oper geredet haben, dann wäre ihr diese peinliche Situation vielleicht erspart geblieben…

Ihre Eltern waren denen Vaino‘s begegnet und hatten sie eingeladen zum Essen zu kommen die nächste Woche. Das war heute Abend und nun stand das sonst eher zurückhaltende Mädchen vor ihrem mit Klamotten übersäten Bett und konnte sich für keines der Kleidungsstücke entscheiden!
 

„Mist, verdammter!“, fluchte sie leise vor sich hin.

Eigentlich fragte sie sich schon die ganze Zeit weshalb sie ein solches Theater bloß deswegen machte! Immerhin war der Junge vergeben und bestimmt eh nicht an ihr interessiert. Und sie kannten sich ja nicht einmal!! Einmal hatten sie sich für wenige Sekunden gesehen…

Sich an den Kopf fassend versuchte sich die Brünette in verschiedenen Variationen ihrer Klamotten sich vorzustellen. – Was würde ihre hellbraunen Augen untermalen an Schmuck? Welche Farbe Lippenstift oder gar Lipgloss würde ihre Lippen voller wirken lassen? Was holte einfach das Beste aus ihrer Figur heraus?

Es dauerte einige Stunden bis Selena alles zusammen hatte…

Am Ende stand sie in einem leichten Cocktaildress in Weiß und mit schwarzen Blumen verziert vorm Spiegel. An ihrer Taille sorgte eine Kette als Gürtel dafür, dass ihre Figur darin zur Geltung kam. Ein dezenter Lipgloss ließ ihre Lippen voller und weicher wirken. Lange Ohrringe streckten ihr Gesicht und machten es schmaler. Zu alle dem hatte sie noch ihre Haare zuerst geglättet und anschließend hochgesteckt mit einer Haarklammer. – Mit Mascara half sie ihren auch so schon langen Wimpern nach. So, fertig!

Mit einem zufriedenen Lächeln konnten die Gäste nahen. – Es dauerte auch nicht mehr lange bis es 18 Uhr war und es an der Tür schellte.

Selena’s Herz konnte nicht anders wie einen Sprung auszusetzen. Vaino war da!
 

Schnell schlüpfte sie in ihre roten Stiletto Pumps und eilte die Treppe herunter. Ein Gespräch war schon zwischen den Erwachsenen im Gange. – Nun sollte die aufgeregte Selena lieber langsam machen, bevor sie beim Treppen herunter laufen noch stolperte oder sonst wie einen ‚coolen‘ Auftritt vermasselte…

Langsame und geschmeidige Schritte führten sie Vaino immer näher. Sie konnte schon gar nicht mehr aufhören zu Lächeln, so sehr freute sie sich über den heutigen Besuch!

Bei den letzten Stufen sah die Gruppe zu ihr. Vaino hatte hier im Licht des Vorraums wirklich wunderschöne Augen. Sie erinnerten an das Meer. So ein helles und klares Blau, aber mit einem Stich grün darin…

Auf der letzten Stufe kam die noch zum Dinner fehlende Person allerdings falsch auf und rutschte beinahe mit dem Fuß seitlich ab. – Wäre das eine Zerrung! Ein Arm hielt das junge Mädchen aber aufrecht. Vaino hatte ihren Sturz rechtzeitig aufgefangen.

Von einem Moment zum Anderen schoss ihr die Röte ins Gesicht. Er war ihrem Gesicht dabei so nahe gekommen und die Situation war ein wenig peinlich vor ihm, aber gleichzeitig auch… romantisch, nicht?

Sicher konnte der junge Pianist nicht ihr bis zu den Ohren pochendes Herz hören. „Ähm, Danke.“, meinte sie und trat die letzte Stufe hinab, als er ihren Oberarm wieder losließ. – So warme und zarte Hände.

„Nichts zu danken. Ich freue mich, dass dir nichts passiert ist. – Ich heiße Vaino Rodriguez… und ich nehme an, Sie sind dann Miss Selena Fields?“ Er lächelte sein warmes und herzliches Lächeln, an das sich Selena noch vom letzten Treffen erinnerte. Er schien allerdings alles vergessen zu haben. Er stellte sich ihr vor und schien sie nicht wieder zu erkennen. Sie war doch auch neben seiner hübschen Freundin unwichtig!

„Ja, freut mich Sie kennen zu lernen.“, begann sie. Die Hand wie die unteren Klasse zu geben, schien ihr ihm gegenüber unhöflich – wenn er sie auch noch höflich ‚Miss‘ nannte! „Sie können mich ruhig dutzen. Ich bin Selena.“, stellte sie sich ihm nochmal persönlich vor.

Aus irgendeinem Grund hatte er die Mundwinkel daraufhin erneut gehoben. Ohne Vorwarnung, aber doch langsam und vorsichtig, hob der Sprössling ihre Hand und küsste sie. Wie ein Prinz und wie klein und zierlich ihre Hand doch in seiner lag!

Erneut begannen ihre Wangen zu glühen. Aus dieser Welt in der nur die beiden zu existieren schienen, wurde Selena sogleich wieder gerissen, denn sprachen ihre Eltern mit den Rodriguez und baten sie mit in den Saloon. Ihre beiden Kinder sollten doch ein wenig unter sich bleiben können und die Villa ein wenig erforschen.
 

Selena blickte hilflos von ihren Eltern zu Vaino. „Möchtest du denn das Haus näher betrachten?“, fragte sie bei ihm nach, als die vier Erwachsenen schon in den nächsten Raum gelaufen waren.

„Wieso nicht? Ihr scheint es hier wirklich gemütlich zu haben.“, bemerkte der Schönling und sah schon hoch zur Decke. Dort hatte ihr Vater schon vor Jahren eine Kuppel bauen lassen mit einem Gemälde darin. Es erinnerte sehr stark an die Kunst des Michael Angelos oder aber Da Vinci. Natürlich nur ein gut bezahlter Nacharmer konnte dies gezeichnet haben…

„In Ordnung.“
 

Da der Saloon zur Rechten des Eingangs lag, begann Selena mit links. Dem Wohnzimmer.

So viele robuste Möbel. Es war als wollte auch hier ihr Vater jemanden hervorrufen. Sherlock Holmes oder sonst eine Romanfigur. – So viele Bücher und tote Tierköpfe. Mit dem Kamin hatte das alles etwas Gemütliches von einem Winterabend, aber in ihrer Kindheit hatte Selena diesen Raum gemieden. Im Flackern des Feuers hatte sie sich immer und immer wieder vorgestellt wie die Tierköpfe zornig auf sie hinabsahen. Mit einem Schmunzeln erinnerte sie sich ab und zu noch daran. So auch heute.

„Was ist denn so lustig?“, interessierte Vaino im gleichen Moment.

Normalerweise erzählte Selena nur ungerne von sich und solche Erinnerungen, die eher peinlich sein konnten. Vaino war aber doch eh vergeben und heute galt es besser nicht, es sich zum Ziel zu machen, ihn für sich gewinnen zu wollen…

„Manchmal muss ich noch darüber schmunzeln, dass ich früher Angst vor diesem Raum hatte. Im Kaminfeuer flimmerten die Knopfaugen der Tiere hier und ich redete mir ein, sie seien sauer auf jeden, der hier eintrat.“, gab sie ihm zu verstehen. Nun wo es sogar ausgesprochen war, musste sie leise anfangen zu kichern.

Vaino sah nun hoch zu den Köpfen überm Kamin und konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Das kann ich mir wirklich gut vorstellen. – Wir hatten zwar auch solche Köpfe, aber meine Eltern waren die losgeworden wegen mir. Sie hatten Angst, dass ich sie streicheln will und dadurch dem Kamin zu nahe käme oder dass eines runterfallen könnte und einen von uns aufspießen könnte. Meine Eltern sind da wirklich übervorsichtig!“

Das war wirklich lustig. Bei ihm schien die Angst umgekehrt gelegen zu haben.

Der Blick des Gastes fiel nun zur nächsten Tür. „Da hinter liegt der Rückzugsraum meines Vaters. Er hat dort einen Billardtisch und eine Dartscheibe. Manchmal holt er Freunde zu sich und spielt darin.“ Sie konnte nicht umhin ein leichtes Funkeln in den Augen des Pianisten zu bemerken. – Wahrscheinlich waren da viele Männer gleich. Sie blieben innerlich Kind und liebten diese Spiele!

„Möchtest du rein? Mein Vater hat sicher nichts dagegen, so lange nichts beschädigt wird.“, meinte sie und öffnete schon die Tür, um Vaino näher heranzulocken.

Er sah an ihr vorbei in den Raum um musste breit grinsen. – Ob das wohl die Männerversion eines Schlaraffenlandes war? So sah er nämlich aus.

„Denkst du wir können eine Runde Billard spielen?“, hakte er nach.

So euphorisch wie er klang, wie hätte Selena da bloß nein sagen können? „Ok… Ich habe das aber noch nie wirklich gespielt.“, gab sie zu. Wie unangenehm. Da hatten sie schon so etwas bei sich im Haus und sie wusste nicht einmal wie man das spielte! Es mussten irgendwelche Kugeln in die Löcher rein und die schwarze als letzte. Mehr wusste sie nicht.

„Echt?! Das macht aber wirklich Spaß.“ Es klang nicht als wolle er sich über sie lustig machen. Er schien bloß ein wenig überrascht darüber. „Soll ich es dir dann beibringen?“, fragte er nach. Vorsichtig nickte das Mädchen. „In Ordnung, dann greif dir mal einen der Kös.“, sprach er zu ihr und erinnerte sich wohl erst bei ihrem fragenden Blick, dass sie keine Ahnung hatte wovon er sprach. „Ich meinte, einen der Schläger.“

Selena nickte mit einem beschämten Lächeln und nahm sich einen der Schläger in die Hand. Zur gleichen Zeit stellte Vaino schon die Kugeln in dem Dreieck auf. „Möchtest du die Kugeln verteilen oder soll ich das lieber machen?“, fragte er nach.

„Ähm… Ich würde das gerne versuchen.“, gab sie zurück.

Sie wollte unbedingt selbstsicherer sein wie sonst!

„Ok…“ Er kam auf die andere Seite des Tisches, wo Selena sich schon zum Anstoß bereit machte. Als er hinter ihr stand beugte er sich vor und sah sich alles genauer an. Wohin sie zielte, wie die den Kö hielt und so weiter. „Nein, nein. So wird das nichts. – Den Kö hält man am besten mit beiden Händen fest. Die eine legte man recht weit hinten an. Ungefähr hier. Die andere muss weiter vor.“, erklärte er ihr und schob ihre Hände zurecht. „Dann musst du noch zielen. Stell dir dafür am besten vor, dass der Kö weitergeht, wie eine sich über den Tisch erstreckende gerade Linie… Dann triffst du schon irgendwas.“

Selena gehorchte, stellte sich eine Linie vor und schoß. Die weiße Kugel verfehlte knapp die Spitze und die Kugeln verteilten sich über das ganze Spielfeld. Vor Freude und Stolz zugleich erhoben sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln.

„Wow, richtig gut für einen ersten Anstoß.“, lobte man sie.

Das Spiel ging recht zügig weiter und zum Glück erwies sich Selena als Naturtalent. So waren beide dabei die schwarze Kugel versenken zu wollen. Die Kugel am vorderen linken Loch und Selena war dran. – Mit nur leichter Kraft könnte sie die Schwarz in das rechte Loch kriegen und hätte somit gewonnen!

Mit voller Konzentration überlegte sie in welchem Winkel sie die Kugel anstoßen müsste, um ihr Ziel zu erreichen… Sie traf die weiße Kugel und diese steuerte in einer Kettenreaktion auf die Schwarz zu, diese wurde gegen Bande gespielt und… ging rein!

„Ja!“, schrie die sonst äußerst ruhige Selena und sah Vaino an. „Ich habe es tatsächlich geschafft.“ Sie konnte noch gar nicht realisieren, dass sie ihr erstes Spiel Billard gewonnen hatte. Vaino trat ruhig auf sie zu. Langsam, als führe er was im Schilde. Das verunsicherte sein Gegenüber nun ein wenig…

„Glückwunsch…“, hauchte er ihr und küsste sie auf den Mund, die Augen schließend und seine Hand vorsichtig in ihren Nacken legend.

Prickeln breitete sich über ihre ganze Haut aus und sie begann den Kuss zu erwidern. – Weg war der Gedanke darüber, dass er eine Freundin hatte. Weg war die Angst verletzlich zu sein. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch drohten aus ihr zu bersten!
 

Als der Kuss vorbei war, klopfte es auch schon an der Tür.

Eine Bedienstete wollte nur Bescheid sagen, dass das Essen zubereitet war und ihre Eltern schon auf die beiden warteten. „Oh ja, natürlich. Wir kommen sofort.“, erwiderte Selena höflich als die Dame eintrat und folgte ihr zum Esszimmer neben dem Saloon. Dicht auf folgte ihr Vaino.

Er war doch vergeben… also was war denn Selena dann nun? Bloß ein Kuss aus einer Laune heraus, etwas Einmaliges? Oder war der Kuss sogar womöglich der Beginn einer Affäre?!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-11-28T16:16:39+00:00 28.11.2010 17:16
Auch hier .Echt toll gemacht <3
Besonders das Ende *_*

+weiterlesengehn+


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