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Keine Liebe ohne Freundschaft

von

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1: Was man so gegen Einsamkeit tut

Es war ein angenehmes Gefühl, keine Frage, aber wieso tun wir das alles noch? Wir liebten uns schon lange nicht mehr … nicht auf diese Art. Und trotzdem blieben wir zusammen. Es war ja auch gar nicht so, dass wir ständig stritten und uns nicht mehr leiden konnten, aber diese kribblige Art der Liebe, diese anziehende Art, die ist schon lange verflogen. Das, was wir jetzt haben, ist nichts als Freundschaft. Eine Freundschaft, die tiefer ist als gewöhnlich, das stimmt, aber doch nichts weiter als Freundschaft. Und doch überschreiten wir ständig die Grenze.

Auch jetzt im Proberaum. Wir machen gerade eine Pause. Saga und Shou besorgen Kaffe, während Nao seinen versäumten Schlaf auf der Couch nachholt. Tja und Hiroto und ich sitzen jetzt hier, ich im Sessel und Hiroto auf meinem Schoß, und küssen uns mal wieder. Dabei saß er vor ein paar Minuten eigentlich nur neben mir und lehnte sich an meiner Schulter an. Aber das ist immer so. Vor zwei Monaten kamen wir beide gleichzeitig darauf zu sprechen, dass sich die Liebe verflüchtigt hatte. Letztendlich waren wir einen Tag getrennt. Nein, eigentlich sind wir es ja noch, aber diese Küsse und kleine Zärtlichkeiten teilten wir immer noch. Nur Sex hatten wir nicht mehr.

Und eigentlich brauche ich mich doch nicht dieses ‚warum’ zu fragen. Denn eigentlich wissen wir auch das. Ohne diese Nähe würden wir uns zu einsam fühlen, trotz unserer Freundschaft. Es würde eben etwas fehlen und solange, wie wir uns nicht wieder in jemanden verlieben, werden wir auch weiter Zärtlichkeiten austauschen. Allerdings verstehen die anderen das nicht, aber das stört uns nicht, solange sie uns so akzeptieren.

„Pon“, flüsterte ich zwischen den Küssen. In letzter Zeit war Hiroto extrem nähebedürftig, vor allem gestern. Jedoch hat er mir noch nicht verraten wollen, was der Grund dafür war, dabei hatte er diese Nacht bei mir geschlafen und das kam wirklich nur noch selten vor, weswegen ich natürlich wissen wollte, was Hiroto bedrückte.

„Ich weiß! Bitte …“, brachte er leise hervor. Er wusste, dass ich eine Erklärung wollte. Und ich wusste, dass er gerade wirklich nur Nähe wollte. Nun gut, ich konnte noch auf eine Erklärung warten, aber er brauchte diese Ablenkung jetzt, warum also sollte ich sie ihm weiter verwehren? Allerdings war es mit der Ablenkung bald vorbei, als Saga und Shou mit dem Kaffe zurückkamen und wohl meinten uns stören zu müssen.

„Also so langsam glaube ich wirklich nicht mehr, dass ihr nur noch Freunde seid!“, bezweifelte Shou, nachdem er eine Augenbraue gehoben hatte. Während Hiroto sich nur grummelnd vor Shou in meinen Armen versteckte, sah ich ihn diesen nur genervt an.

„Und trotzdem sind wir nur Freunde, ob du es glaubst oder nicht“, erwiderte ich noch und streichelte Hiroto nebenbei über den Rücken, was ihn dazu brachte leise zu seufzen. Saga ließ sich inzwischen neben Nao auf die große Couch fallen, was diesen allerdings aufweckte. Geschockt fuhr er auf. Armer Nao. Hiroto linste zu den beiden rüber.

„Ihr könnt wohl wirklich nichts als stören! Immerhin hättest du Nao ruhig noch ein bisschen schlafen lassen können!“, meinte der Kleine patzig. Nao schien noch halb am schlafen zu sein, da er nur verwirrt vor sich hin starrte.
 

Als Hiroto sich nach der Probe draußen meine Hand schnappte, war mir klar, dass er wieder mit zu mir kommen würde. Während der Autofahrt, sah ich ihn kurz an, als ich seinen Blick auf mir spürte, bevor ich mich wieder der Straße vor mir widmete. Es war nur ein kurzer Augenkontakt, aber ich konnte erkennen, dass er jetzt nur darauf wartete, mit mir zu reden. In meiner Wohnung … in Ruhe.
 

Während Hiroto sich auf die Couch im Wohnzimmer setzte, ging ich in die Küche, um uns einen Tee zu machen. Einen Erdbeertee für Hiroto – er liebte das süße Zeug und schaufelte immer noch zwei Löffel Zucker rein – und für mich einen einfachen Grünen Tee. Mit dem fertigen Tee ging ich zu dem Kleinen, der aus traurigen Augen auf seine Knie starrte, stellte den Tee vor uns auf den Tisch und setzte mich neben ihn. Schon automatisch sah er langsam auf und griff sich den Zucker, der auf dem Tisch stand. Zwei Löffel. Wie immer. Stumm rührte er eine Weile, bevor er dann endlich zu sprechen begann.

„Ich … bin wieder verliebt“, flüsterte er, den Blick weiterhin auf seinem Tee. Ich wartete still und auch mein Blick ruhte auf meinem Tee, nachdenklich. Hiroto war also wieder verliebt. Das erklärte sein Verhalten der letzten Tage wenigstens. Jetzt hoffte ich nur noch, dass diese Liebe eine Zukunft hatte, denn wenn ich eins wusste, dann, dass er jetzt noch nicht glücklich damit war, in wen auch immer er sich verliebt hatte. Ein Zeichen dafür war immerhin auch, dass er noch meine Nähe suchte und nicht die von dem, in den er sich verliebt hatte.

„Tora, es ist wieder ein Mann und ich weiß, dass er nicht an Männern interessiert ist“, berichtete er weiter, aber offensichtlich wollte er mir noch nicht sagen, wer es denn war, aber das war okay so. Sanft legte ich einen Arm um seine Schultern. Er hatte mir mal erzählt, dass er sich fast nur in Männer verliebte, obwohl er auch gleichermaßen auf Frauen stand. Es war selten gut gegangen, denn die wenigsten konnten seine Gefühle erwidern und scheinbar würde das wohl auch dieses Mal wieder der Fall sein. Ich hoffte nicht darauf.

„Wie kannst du dir da sicher sein?“, fragte ich in der leisen Hoffnung, dass er sich irrte.

„Er hat nie etwas gesagt…“, antwortet er leise. Das war kein Grund, aber für Hiroto schien das ein guter Grund zu sein. Er blendete wohl aus, dass die meisten Menschen mit ihrer Orientierung nicht prahlten.

„Was aber nicht heißt, dass es nicht so ist“, stellte ich fest. Endlich sah er mich wieder an, doch sein Blick war leer. Wieso war er nur so verzweifelt, war nicht noch alles offen?

„Na komm, das wird schon noch. Ich bin für dich da! Vergiss das nicht!“, erinnerte ich ihn. Vielleicht wäre es jetzt aber besser das Thema zu wechseln. Er war im Moment einfach viel zu hoffnungslos. Ich lächelte ihn aufmunternd an, nachdem er leicht nickte.

Den restlichen Abend spielten wir noch Playstation, bis wir Hunger bekamen und den Versuch starteten etwas Anständiges zu kochen … aber hey sowohl Hiroto als auch ich können ein bisschen kochen, also war vorauszusehen, dass es keine Katastrophe werden würde. So saßen wir also letztendlich am Küchentisch und aßen, während wir uns einfach über den Blödsinn unterhielten, den wir schon angestellt hatten und zwischendurch konnte ich Hiroto doch wieder ein Lachen entlocken. Es war ein recht lustiger Abend, obwohl Hiroto doch ab und zu wieder traurig wurde. Doch dann nahm ich ihn einfach in den Arm und er konnte bald wieder lächeln. Im Bett kuschelte er sich direkt wieder an mich und kurz bevor mir die Augen zufielen, hörte ich ihn noch flüstern: „Was ich noch sagen wollte … du kennst ihn.“ Und dann war ich auch schon eingeschlafen.
 

Der Geruch von Frühstück weckte mich, weshalb ich verwundert die Augen öffnete und so nach kurzem Blinzeln einen grinsenden Hiroto neben mir auf dem Bett sitzen sah. Es ging ihm also besser.

„Ich hab Frühstück gemacht“, erzählte er vergnügt und ich schenkte ihm ein Lächeln. Ich war ehrlich erleichtert, dass ich ihm wenigstens etwas hatte helfen können. Und als ich aufstand, um erstmal ins Bad zu gehen, drehte mich noch mal zu ihm um – er saß noch auf dem Bett – da er mich ansprach.

„Tora! Danke“, sagte er und seine Augen sprachen weiter, dankten mir für die Freundschaft und dafür, dass ich für ihn da war. Ich hatte ihm wohl doch mehr als ein bisschen geholfen …

„Immer, Pon! Immer.“ Ich lächelte leicht und ging dann ins Bad.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ren-Masao
2010-10-10T20:46:03+00:00 10.10.2010 22:46
*Quiek*<3
Du weißt ja, dass ich die FF sowieso so toll finde *-*
Und ich hab mir gaaanz brav alles nochmal von anfang an durchgelesen <3
Freue mich schon weiterzulesen *-*
*schwärm*
Das ist sooo tollig *-*
*anhug*
Ich mag einfach deine Art wie du das alles schreibst <3
Mach schön so weiter =D

hdl♥


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