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Götterhauch

Löwenherz Chroniken III
von

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Unheilvolle Begegnung

Wir traten in das Büro, das Zentrum der Kälte, wie es mir schien – aber es sah nicht im Mindesten so aus, wie man sich sowas vorstellte. Eine helle Tapete zierte die Wände, eine Lampe spendete warmes gelbes Licht und auf dem Tisch stand eine Kanne mit dampfendem Kaffee, mit einem Teller appetitanregender Kekse daneben. Die Stühle, auf denen wir Platz nahmen, waren auch überraschend bequem, mal ehrlich, wer stellt sich denn so das Hauptquartier des Bösen vor?

Ja, ja, nicht vom Thema ablenken, ich weiß.

Jedenfalls war außer uns niemand da, wir wurden gebeten zu warten und taten das selbstverständlich auch. Vincent warf mir einen abschätzigen Blick zu. „Es gehört sich nicht, mit einer deutlich sichtbaren Waffe zu Besuch zu kommen.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es höflicher ist, mit versteckten Waffen anzutanzen“, erwiderte ich unbeeindruckt und wartete auf unseren Gastgeber.

Als dieser sich endlich zu uns bequemte, kam es mir so vor als hätte man mich ohne Vorwarnung in eiskaltes Wasser gestürzt, ich weiß, wovon ich rede, das ist mir schon mal passiert, aber dieses Mal konnte ich zumindest noch atmen.

Äh, ja, ich hatte bereits sehr viel von diesem Master gehört. In Untergrundkreisen wird über ihn gemunkelt, er sei ein bösartiger Wissenschaftler, der bei seinen eigenen Experimenten den Verstand verloren hat, aber bis zu dem Augenblick, in dem ich ihn das erste Mal sah, dachte ich, alle würden übertreiben. Doch als er mir gegenüberstand und mich aus belustigten goldenen Augen ansah, hatte selbst ich das Gefühl, dass irgendwas an dieser ganzen Sache dran war.

„Welch hoher Besuch.“

Seine Stimme klang als ob sie... na ja, mehrmals durch eine Mangel genommen und dann durch eine Reibe gedrückt wurde oder im Klartext: Seine Stimme war die Essenz eines Albtraums, was gar nicht zu seinem Auftritt als biederer Geschäftsmann im grauen Anzug passen wollte. Gut, sein langes graues Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war, passte ebensowenig.

Aber ich glaube, was mir in dem Moment mehr Angst einjagte war, dass er wusste, wer ich war.

„Du kennst mich?“

„Wie könnte ich nicht?“

Er verzog den Mund zu einem furchteinflößenden Lächeln. Wenn ich das sage, muss das etwas bedeuten, ich habe immerhin nie Angst und warum auch?

„Jeder sollte den einzigen kennen, der das Massaker Ladons überlebt hat. Besonders jemanden, der so berühmt-berüchtigt ist wie du, Levante. Oder gefällt dir dein Titel Gott des Windes besser?“

Selbstverständlich blickte Maryl nicht im Mindesten überrascht, Vincent dagegen schon, was mir äußerst gut gefiel. Aber mir blieb keine Zeit, das zu genießen, da ich mich eher wunderte, woher dieser Kerl das über mich wusste. Doch statt uns das zu erklären, setzte er sich uns gegenüber auf seinen Platz. Zwar lächelte er, aber ich konnte spüren, dass ich nicht der einzige war, dessen Körper sich in diesem Augenblick anspannte. Vincents Griff um seinen Schirm verstärkte sich so sehr, dass ich sehen konnte, wie seine Adern blau hervortraten.

„Nun, wenn du mich schon kennst, wäre es dann nicht angemessen, wenn du dich ebenfalls vorstellen würdest?“

Ich verzichtete auf jede Form von Respekt, ihn schien das nicht weiter zu stören. „Das ist ein wenig schwer. Ich kam nie in den Luxus eines Namens.“

Zu meiner großen Überraschung war es tatsächlich Vincent, der darauf seine Stirn runzelte. „Ich habe von Leuten wie dir gehört. Aber ich dachte nicht, dass ihr überlebt habt.“

„Oh, es ist auch nur noch einer übrig und das bin ich“, erwiderte unser Gastgeber. „Aber einer von uns reicht auch, um diesen hohen Posten zu erreichen.“

„Mag mir einer erklären, wovon ihr sprecht?“

Genervt sah ich zu Vincent, der sogar zu angespannt schien, um eine sarkastische Bemerkung zu machen. „Vor gut vierzig Jahren fanden Wissenschaftler einen Körper, den sie als jenen von Ladon zu identifizieren glaubten, ausgehend von irgendwelchen Reliefen oder uralten Malereien. Jedenfalls hat man anhand dieses Körpers die verschiedensten Experimente durchgeführt, unter anderem versuchte man, ihn zu klonen, aber die meisten starben innerhalb der ersten paar Jahre.“

„Nun, ich habe überlebt“, sagte er mit unverhohlenem Stolz in der Stimme. „Und ich empfinde mich als sehr gute Kopie.“

Ich sah wieder zu ihm hinüber und musterte ihn unter dieser Prämisse. Allerdings konnte ich keinerlei Ähnlichkeit zwischen den beiden feststellen, wenn man mal von dem Haar absah. Ladon war größer gewesen, vertrauenserweckend, seine Augen noch dazu blassgrün... und er hätte mit Sicherheit lieber eine Handvoll Reißzwecken verschlungen statt sich um Waisenkinder zu kümmern, wobei...

„Ich wette, diese Waisenkinder, sind auch gar keine richtigen Waisenkinder, oder?“, fuhr Vincent fort.

Das Gesicht des Klons hellte sich schlagartig auf. „Nun, ein paar von ihnen sind wirklich welche... und die anderen haben auch keine Eltern, faktisch gesehen sind sie also auch welche.“

Was ich da gerade begriff, wollte mir gar nicht gefallen. „Du erstellst weitere Klone!?“

„Sicher. Aber natürlich nicht aus dem defekten Körper, den alle für einen Gott gehalten haben. Nein, ich hatte eine wesentlich bessere Alternative.“

Schweigend sahen wir ihn an und warteten offenbar alle drei darauf, dass er uns erklärte, was er meinte, aber er sagte nichts weiter, sondern lächelte nur vielsagend.

„Was soll das denn?“, hakte Maryl nach. „Warum diese Klone? Willst du eine Armee aufbauen?“

Sein Gesicht leuchtete geradezu, offensichtlich hatte sie ins Schwarze getroffen, mir wurde schon richtig übel.

„So in etwa, ja. Sobald Ladon zurückkehrt, wird er eine Armee brauchen, um die Menschen daran zu erinnern, wer ihr wahrer Herrscher ist.“

„Im Klartext: Du willst alle Menschen, die sich gegen Ladon richten, abschlachten?“

Ich wollte nur sichergehen, ehe ich handelte und auch Vincent schien nur noch darauf zu warten, dass ein Stichwort fiel, um ihm zum Angriff zu bewegen.

„Wenn es Ladons Wunsch ist, auch alle anderen.“

Ich weiß nicht, ob er das kommen sah, aber Fakt ist, dass er sowohl mein Schwert abwehren als auch der Pistolenkugel von Vincent ausweichen konnte. Seine Schnelligkeit verblüffte mich für einen Moment und ließ mich handlungsunfähig erstarren, eine Gelegenheit, die er nutzte, um einen kaum sichtbaren Schalter zu drücken, worauf ein Alarm im Haus losheulte.

Binne weniger Sekunden waren unzählige Schritte zu hören, ein spontaner Großeinsatz der kleinen Armee offenbar.

Wir drei warfen uns einen ratlosen Blick zu, während der Direktor sich lachend zu der Tür begab, durch die er vorhin hereingekommen war. Ich wusste genau, was zu tun war und Vincent glücklicherweise auch: „Du folgst ihm, wir halten hier die Stellung.“

Maryl nickte zustimmend, ohne weitere Worte folgte ich dem Kerl. Die Tür führte zu einer Treppe, die in die Tiefe führte. Er war nicht mehr zu sehen, wie auch immer er so schnell hatte vorauseilen können. Ich folgte ihm so schnell wie möglich, stürzte am Fuß der Treppe durch eine weitere Tür – und rutschte im nächsten Raum erst einmal aus und fiel zu Boden.

Kein Grund, zu lachen! Eine glitschige Flüssigkeit unter mir war dafür verantwortlich, dass ich den Halt verloren hatte. Als ich den Kopf wandte, fiel mir sofort eine leere Röhre auf, die vor kurzem geöffnet worden war. Offenbar befand ich mich in einer Art Labor, da es noch mehrere von diesen Röhren an den Wänden entlang gab. Obwohl sich in denen etwas zu befinden schien, waren sie nicht beleuchtet, deswegen konnte ich nicht sehen, was sich darin befand – aber ich konnte es mir denken.

Ich richtete mich wieder auf und lief vorsichtig weiter. Ich konnte nichts hören oder spüren, also glaubte ich, davon ausgehen zu können, dass niemand außer mir hier war.

Neben mehreren dieser Röhren gab es noch einen Behandlungstisch, eine halbe Arztpraxis und einen riesigen Computer in diesem Labor – vor Letzterem blieb ich fasziniert stehen.

Der flirrende Bildschirm zeigte das Bild einer Person, die ich nur allzugut kannte – daneben war noch ein Bild zu sehen, aber dieser Mann kam mir nicht im Mindesten bekannt vor. Was mich allerdings noch mehr verwunderte, war das, was über den beiden Bildern stand.

Mir blieb allerdings keine Zeit, mir mehr durchzulesen oder überhaupt zu verarbeiten, worum es ging, da ich plötzlich etwas hinter mir spürte. Ich fuhr herum und wich gleichzeitig aus.

Etwas traf auf den Bildschirm und zerstörte diesen völlig. Erst als die mit Stacheln besetzte Metallkugel an seiner Eisenkette zurückgezogen wurde, erkannte ich, dass es ein Morgenstern war, der auf mich geschleudert worden war. Wie unnett, nicht wahr?

Ich sah zu der Person hinüber, die dafür verantwortlich war und sog überrascht die Luft ein. Aufgrund der schweren Waffe hatte ich einen ziemlich starken Mann erwartet oder zumindest einen männlichen Klon von was auch immer dieser Kerl für gut genug befunden hatte, um es zu klonen. Aber was da vor mir auf einem Tisch stand, war eine Frau in grüner OP-Bekleidung, das dunkle Haar noch nass, was davon zeugte, dass sie das Wesen aus der leeren Röhre war.

Sie blickte kalt und erbarmungslos auf mich hernieder, dabei hatte ich noch nicht mal eine Verabredung mit ihr gehabt, bei der ich etwas hätte tun können, weswegen sie mich derart verachtete. Niemand lacht? Also, ich fand den gut, aber na okay.

Ich hob die Hände, jene in der ich das Schwert hielt mit der Klinge nach unten. „He, alles klar?“

Sie antwortete mir nicht, aber mir fiel inzwischen auf, was mich an ihr so irritierte. Erst einmal waren ihre Augen dunkel, wirklich dunkel, da war nichts Weißes in ihrem Auge und sie besaß keine Aura, nichts, was ich spüren oder gedanklich ertasten konnte. Sie ließ sich am Ehesten mit einem Zombie vergleichen, sie war tot und lebte doch noch, sie besaß keine Seele, ein Gespräch war damit also sinnlos.

Ich weiß, wie es zu so etwas kommen kann, aber das erkläre ich besser später mal, jedenfalls war sie eindeutig ein Klon und in einem solchen Fall war es wohl besser, sie direkt wieder aus dieser Welt zu befördern. Sie schien einen ähnlichen Gedanken mir gegenüber zu hegen, denn sie holte erneut mit dem Morgenstern aus, wofür sie nicht einmal großartig Anstrengung gebrauchte.

Noch einmal wich ich der Metallkugel aus und versuchte direkt danach sie mit dem Schwert anzugreifen, doch ihr heftiger Ruck an der Kette sorgte dafür, dass der Morgenstern wieder zurückgeschleudert wurde und mir beinahe in den Rücken einschlug. Im letzten Moment duckte ich mich darunter hinweg, so dass sie getroffen werden würde – erstaunt hielt ich dann allerdings inne.

Statt von den Stacheln aufgespießt oder von der Wucht der Kugel zerschmettert zu werden, hatte sie den Morgenstern mit einer Hand aufgehalten und hielt diesen nun locker auf ihrer Handfläche als wäre es ein Tennisball. Als ich das sah, ahnte ich, dass die Person, aus wem auch immer sie geklont war, eine überaus machtvolle Entität sein musste. Nicht einmal ich wäre zu so etwas in der Lage, deswegen bin ich doch immer ausgewichen.

Sie sah, roch oder fühlte wohl, dass ich ein wenig Angst verspürte, denn sie nutzte den Moment, um mich noch einmal anzugreifen, obwohl sie damit für einen kurzen Augenblick ihre Deckung aufgab.

Sie musste nicht einmal mit der Kette ausholen, stattdessen warf sie die Kugel absolut locker aus dem Handgelenk auf mich als ob das alles ein Kinderspiel für sie wäre.

Ich sprang zurück, wich der Kugel dieses Mal allerdings nicht aus, sondern sprang darauf und rammte dann das Schwert vor. Ich sah die Überraschung in ihren Augen, aber da war es bereits zu spät für eine Reaktion von ihrer Seite aus.

Durch den Wucht meines Angriffs stolperte sie rückwärts, fiel vom Tisch herunter und prallte gegen eine weitere Röhre. Sie hustete, Blut lief aus ihrem Mundwinkel, während sie langsam mit dem Rücken am Glas hinabrutschte.

Im nächsten Moment bewegte sie sich nicht mehr, ihre Augen blieben so tot wie eh und je.

Mit einem erleichterten Seufzen zog ich das Schwert wieder aus ihrem Körper heraus und steckte es wieder ein. Mein Blick wanderte von der Leiche zu der Röhre hinauf, in der inzwischen ebenfalls das Licht angegangen war.

Wieder sog ich überrascht die Luft ein. Die Gestalt, die da in einer durchsichtigen Flüssigkeit zu schweben schien, glich jener, die tot vor der Röhre lag – und gleichzeitig war sie doch ganz anders.

Der maßgebliche Unterschied zwischen den beiden war, dass die Schwebende eine Seele besaß. Aber noch etwas schien anders und obwohl ich nicht sagen konnte, was es war, schien mir als würde es direkt nach meinem Herzen greifen, um dieses für sich zu gewinnen.

Ich wollte die Hand heben, um diese auf das Glas zu legen, als ich ein Geräusch hinter mir hörte und sofort herumwirbelte. Der Master stand da und lächelte freundlich, zumindest was er wohl unter freundlich verstand. „Gratuliere, du hast einen Kampf gegen einen Prototyp der dritten Generation bestanden.“

„Prototyp?“

Ich blickte auf die Leiche hinunter, die mir fast schon Leid tat so bezeichnet zu werden, aber man konnte sie auch kaum als gelungen bezeichnen, von daher war Prototyp wohl die beste Bezeichnung.

„Ich werde wohl die Forschungen vorantreiben müssen und die folgenden Klone verbessern.“

„Denkst du, ich lasse das zu?“

Ich wollte gerade mein Schwert ziehen, als ich den Gegenstand in seiner Hand entdeckte. Es war ein Schalter... ein roter Schalter... das bedeutete nie etwas Gutes, meist waren rote Schalter mit Atombomben oder Atomraketen oder Kernschmelzen verknüpft – es hatte auf jeden Fall immer etwas mit nuklearen (Un-)Fällen zu tun.

Er bemerkte meinen Blick und hob die Hand mit dem Schalter. „Oh, du hast ihn also entdeckt. Und ich denke, ich weiß, was dir gerade in den Sinn kommt. Aber du hast nur fast recht. Dieser Schalter ist mit vollkommen handelsüblichen C4 verbunden.“

„Oh, wie Oldschool“, frotzelte ich. „Du würdest all deine Forschungen opfern?“

„Um dich von mir abzulenken? Aber mit Sicherheit. Aber ich will nicht so sein und sage dir, wo die Person ist, die du suchst.“

Ich weiß wirklich nicht, woher er all das wusste, aber bitte, solange er mir sagte, wohin ich gehen musste. Er neigte den Kopf. „Lanchest, das kennst du doch, oder? Dort wirst du Anthony Branch finden, er ist ein Schüler in der dortigen Militärakademie – zumindest noch. Ich habe noch viel vor mit ihm.“

Ehe ich nachhaken konnte, drückte er auf den Schalter. Ein gut hörbares Klicken erklang – und im nächsten Moment schienen mehrere Explosionen meine Trommelfelle zu sprengen. Der Direktor wurde von einer Welle von Flammen verschlungen, dabei riss sein Lächeln nicht im Mindesten ab.

Ich wich zurück, bis ich mit dem Rücken an der Röhre stand, dann schloss ich die Augen und konzentrierte ein Schutzschild um mich herum, das mich vor diesen von Menschen geschaffenen Flammen beschützen sollte.

Ich spürte, wie das Feuer auf mein Schild traf, wie es versuchte, dieses zu sprengen, um auch an mich selbst heranzukommen. Die einzelnen Röhren gaben unter der Hitze nach, ich konnte einige Schreie aus Kehlen hören, die nicht gewohnt waren, zu sprechen, auch das Glas hinter mir zersprang, instinktiv schien das daraus befreite Wesen sich an mich zu klammern.

Ich riss die Augen auf, gleichzeitig fegte ein heftiger Windstoß durch das Labor, dessen Wucht genügte, um sämtliche Flammen auf einen Schlag zu löschen – nun gut, einige brannten weiter, aber immerhin war es nun wieder erträglich.

Ich drehte mich wieder herum, um das befreite Wesen in meine Arme zu schließen und es vorsichtig auf den Boden sinken zu lassen. Die eisblauen Augen blickten mich hilfesuchend an, flehten stumm um meine Unterstützung, aber ich spürte bereits das dünne Konstrukt der künstlichen Seele aus dem zierlichen Körper rinnen, es konnte nicht mehr aufgehalten werden.

Tränen liefen aus ihren Augenwinkeln als wäre sie sich tatsächlich dem Ende ihres kurzen Lebens bewusst und ich konnte nicht anders als mich zu fragen, ob es in diesem Fall nicht sogar besser war.

Für einen Moment überlegte ich, ihr zu sagen, dass alles okay war, dass sie sich vor nichts fürchten musste – aber ich wusste nicht einmal, ob sie mich überhaupt verstehen würde und ich hatte keine Ahnung vom Sterben, vielleicht war es tatsächlich etwas, vor dem man sich fürchten musste, warum sonst sollten alle unbedingt leben wollen?

Doch meine Gedanken waren ohnehin umsonst.

Nur wenige Sekunden später sackte ihr Kopf zur Seite, ihre Seele war komplett verschwunden.

Vorsichtig ließ ich sie zu Boden sinken, sprach ein kurzes Gebet, das ihr helfen sollte, unbeschadet in der Seelenwüste anzukommen und dort ihren Frieden zu finden – oder noch besser, diese Wüste zu durchqueren und in einer der damit verbundenen Welten ein neues, richtiges Leben zu beginnen.

Da sich außer mir niemand mehr im Labor befand, sprintete ich zur Treppe zurück und hastete diese hinauf. Das Feuer hatte nicht den ganzen Weg hinauf geschafft, so dass das Waisenhaus noch stand, lediglich Spuren eines Kampfes verrieten, dass es dort zu keinem Kaffeekränzchen gekommen war.

Vincent und Maryl entdeckte ich glücklicherweise im Freien, beide unverletzt, aber sichtlich erschöpft. Bis zu den Explosionen hatten sie gegen die Waisenkinder gekämpft, die anscheinend über die Entschlossenheit echter Patrioten verfügten – aber kaum hatte der erste Knall eingesetzt, waren ihre Feinde in alle Himmelsrichtungen geflohen und nicht zurückgekehrt.

Obwohl mich beide fragten, was im Labor geschehen war, sparte ich mir die Erzählung, da ich genau wusste, dass sie es vergessen würden, sobald sie eingeschlafen waren. Das – so wusste ich auch durch diese Untergrundquellen – war eine seiner entscheidendsten Fähigkeiten, weswegen seine Machenschaften alles andere als bekannt waren: Normale Menschen vergessen ihn einfach, sobald sie nach einer Begegnung mit ihm einschliefen. Da ist etwas an ihm, was dafür sorgt, dass die Erinnerung an ihn nicht ins Langzeitgedächtnis eingearbeitet werden kann und stattdessen einfach verlorengeht, sobald das Gehirn das versucht.

Ich weiß nicht, was es ist, selbst nach einem Treffen mit ihm, aber ich muss sagen, ich finde diese Fähigkeit fast schon traurig, immerhin bekommt man so auch nie Freunde, andererseits könnte man so auch recht interessante Beziehungen führen, ähnlich wie in diesem Film damals... ah, schon wieder vom Thema abgekommen, tut mir Leid.

Jedenfalls beschlossen wir, nach Lanchest zu fahren und kaum saßen wir im Zug, schliefen Vincent und Maryl ein... und hier sind wir nun.

Tolle Geschichte, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2011-10-14T15:36:56+00:00 14.10.2011 17:36
Ein Labor ist es nun also… O.o Also, mit dieser Wendung hätte ich nun auch nicht gerechnet! Und dass der liebe Herr Wissenschaftler sogenannte „Prototypen“ erschafft, gegen welche die Leute später offensichtlich kämpfen sollen, ist noch mal eine Überraschung für mich gewesen. Allgemein muss ich sagen, dass ich dieses Kapitel äußerst unterhaltsam fand. Vor allem weil es so geschrieben wurde, als würde der Charakter mir das selbst erzählen! Und ich denke, dass nicht vielen Autoren das liegt, auf diese Weise zu schreiben! Der eine kann’s, der andere kann’s nicht – aber bei dir muss ich sagen: du kannst es XD Und hier habe ich noch ein paar Zeilen rausgesucht, die mir besonders gut gefallen haben:
>Die Stühle, auf denen wir Platz nahmen, waren auch überraschend bequem, mal ehrlich, wer stellt sich denn so das Hauptquartier des Bösen vor?

Neeeein, natürlich stellen wir uns das so nicht vor, vor allem nicht in einem Quartier, wo es appetitanregende Kekse gibt…

>Er verzog den Mund zu einem furchteinflößenden Lächeln. Wenn ich das sage, muss das etwas bedeuten, ich habe immerhin nie Angst und warum auch?

Pah! Jeder Mensch oder jedes Wesen hat einmal Angst, aber wenn der Herr das meint, dann bitte XD Ne, ich fand die Aussage einfach nur witzig. Die klingt so nach „och ich fürchte mich überhaupt nie, und wenn es doch einmal passiert müssen die anderen mich für toll befinden“ XD Genau daran musste ich denken, als ich diese Zeile las XD

>„Jeder sollte den einzigen kennen, der das Massaker Ladons überlebt hat.

Ja! Genau! Man schafft das ja nicht ein zweites Mal, so ein Massaker zu überleben.
>Genervt sah ich zu Vincent, der sogar zu angespannt schien, um eine sarkastische Bemerkung zu machen.
Hahahaha! Der ist schon so angespannt, dass er nicht einmal eine sarkastische Bemerkung machen kann! Wo gibt’s denn so was? Diese Aussage fand ich herrlich.

>„Was soll das denn?“, hakte Maryl nach. „Warum diese Klone? Willst du eine Armee aufbauen?“

Ui die bösen Klone! °_° Das macht die Geschichte jetzt noch viel interessanter. Also wurden die Kids deshalb als „Waisenkinder“ (oder so) in diesem Heim aufgenommen, um Klone daraus herzustellen, für eine Armee? Wooow. Wie ich oben sagte: Damit hätte ich nicht gerechnet! X.X Bin voll überrascht, aber mir gefällt dieser Aspekt jetzt schon. Mit Laboren und Klonen kann man ja so viel machen… *an X-Men denkt*
>Sie blickte kalt und erbarmungslos auf mich hernieder, dabei hatte ich noch nicht mal eine Verabredung mit ihr gehabt, bei der ich etwas hätte tun können, weswegen sie mich derart verachtete.

Klasse XDDDD Na mit so einer würde ich auch nie ausgehen wollen! °_° Alleine schon wenn die mich so anschaut, das es mich schaudert! >_< Bei dieser Begegnung musste ich an einigen Menschen in meinem Leben denken, die genauso eisig schauen konnten XD

>Tolle Geschichte, oder?

Jaaa! Die Geschichte ist wirklich toll! Und ich finde, jeder auf Mexx sollte sie lesen… na ja. Oder zumindest ein Teil davon XD

Von:  MarySae
2011-09-28T09:00:01+00:00 28.09.2011 11:00
Ach herje O.o
Woher nimmst du bloß diese ganzen Ideen? *ratlos den Kopf schüttel*
Aber gut sind sie, das muss ich sagen ^^

Inhaltlich war das Kapitel wieder top!
Super interessant endlich etwas mehr über dieses mysteriöse Waisenhaus zu erfahren.
Der Kerl ist ja echt zum fürchten... Diese armen Klone...

Aber diesmal hat mich (zum ersten Mal, seit ich diese OF angefangen habe) dein Schreibstil etwas gestört.
Du hast viele Wortwiederholungen drin gehabt, was mir beim Lesen ziemlich aufgefallen ist.

Diese Stelle zum Beispiel:
> Mit einem erleichterten Seufzen zog ich das Schwert wieder aus ihrem Körper heraus und steckte es wieder ein. Mein Blick wanderte von der Leiche zu der Röhre hinauf, in der inzwischen ebenfalls das Licht eingegangen war.
Wieder sog ich überrascht die Luft ein. (...)


Das ist jetzt nichts dramatisches und vllt durch deine (in dieser OF) eher ungewohnte Ich- Schreibweise (die dir aber echt gut gelungen ist!) etwas einmaliges, aber ich wollte es dir wenigstens sagen ^^'

Aber sonst wieder ein wirklich tolles Kapitel!
(Habe das Grinsen kaum wegbekommen ^^)
lg, Linami
Von:  sunny12
2011-07-23T13:01:59+00:00 23.07.2011 15:01
Hey!
Zwei super Kapitel! Ich bin wirklich begeistert. Vor allem vom letzten.
Du hast alles sehr ausführlich beschrieben, sodass es gut nachvollziehbar war.
Und es ist schön, jetzt endlich zu wissen, um wen es sich bei Russel wirklich handelt und was es mit dem Master auf sich hat. Es waren wirklich zwei sehr aufschlussreiche Kapitel.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es jetzt weitergeht. Schließlich spalten sich die Meinungen darüber, was mit Anthony passieren soll, sobald sie ihn gefunden haben. Ich hoffe, sie lassen ihn erst erklären, bevor sie voreilig handeln.
Ich freu mich auf das nächste Kapitel :)
lg sunny12
Von: abgemeldet
2011-07-21T15:42:05+00:00 21.07.2011 17:42
*auf das Kapitel stürz*
Meeeeeeeeeeeeeeeins~ :D
Yay, ich freue mich auf das Kapitel seit ich gelesen habe, dass es eine du-weißt-schon-was in der du-weißt-schon-Perpektive sein wird. >D
(irgendwie wollte ich jetzt das Spoilern vermeiden, aber durch meine ganzen Zitate, tue ich das ja eh immer :,D)

> Wir traten in das Büro, das Zentrum der Kälte
Irgendwie beeindruckt mich das, wegen diesem "das Zentrum der Kälte", es lässt mir so viel Spielraum zum spekulieren. <3

> mal ehrlich, wer stellt sich denn so das Hauptquartier des Bösen vor?
Das ist alles nur Fassade, lasst euch nicht davon einwickeln! DX
... denke ich zumindest. XD

> Vincent warf mir einen abschätzigen Blick zu.
Irgendwie klingt das aus Russels Sicht so lustig. XDDD

> ich weiß, wovon ich rede, das ist mir schon mal passiert, aber dieses Mal konnte ich zumindest noch atmen.
Also ehrlich ... den Grund dafür, warum er mal in eiskaltes Wasser gestürzt wurde, interessiert mich jetzt doch sehr. ^^
Hat er Frauen bespannt? :,D

> Gut, sein langes graues Haar, das zu einem Pferdeschwanz gebunden war, passte ebensowenig.
An wen zum Teufel erinnert mich dieses Bild gerade so sehr? o__Ô

> Oder gefällt dir dein Titel Gott des Windes besser?“
Ja, das war ja schon klar, ne? ;) *dir zuzwinker*
Allgemein hatte man auf jeden Fall damit gerechnet, dass er eine Gott ist, nur welche Art von Gott, dass war immer ein Rätsel. Aber da Wind neben Wasser zu meinem absoluten Lieblingselemt gehört und ich es wegen Russels Haarfarbe (ich verbinde Wind mit der Farbe grün :,D) auch noch überaus passend finde, gefällt mir diese Offenbarung sehr gut (auch wenn es nichts neues für mich war, hehe). <3

> „Im Klartext: Du willst alle Menschen, die sich gegen Ladon richten, abschlachten?“
Das ist pöse! D:
Aber gefällt mir irgendwie, bin ich krank? :,D

> Seine Schnelligkeit verblüffte mich für einen Moment und ließ mich handlungsunfähig erstarren, eine Gelegenheit, die er nutzte, um einen kaum sichtbaren Schalter zu drücken, worauf ein Alarm im Haus losheulte.
Der klassische Schalter, oh ja ... :,D

> und rutschte im nächsten Raum erst einmal aus und fiel zu Boden.
Kein Grund, zu lachen!

XDDDDDDDDDDDD
Das hätte ich an deiner Stelle gar nicht erst erwähnt, Russ. :,D

> Ich richtete mich wieder auf und lief vorsichtig weiter. Ich konnte nichts hören oder spüren, also glaubte ich, davon ausgehen zu können, dass niemand außer mir hier war.
Und dann wird er mit einer Spritze bewusstlos gemacht, in so eine Röhre gesteckt, intensiv untersucht (hrr hrr~) und dann werden ganz viele Russel Klone gemacht. <3
... Hey, was denn? D:
Das wäre doch toll, ganz vieles Russels zum lieb haben. >D

> Neben mehreren dieser Röhren gab es noch einen Behandlungstisch
*ihre kranken Fantasien mit Russel weiterspinn*
Muahahahahaha! >D

Ich kann nichts dafür, ich hab nun mal eine Schwäche dafür, wenn Charas in solcherlei Labore "untersucht" werden. :,D

> Wie unnett, nicht wahr?
Aber so was von! ò___ó

> , dabei hatte ich noch nicht mal eine Verabredung mit ihr gehabt,
Russel ... :,D

> Sie hustete, Blut lief aus ihrem Mundwinkel, während sie langsam mit dem Rücken am Glas hinabrutschte.
Dafür, dass sie wirklich enorm stark zu sein schien, wurde sie jetzt aber doch schnell K.O. geschlagen. o_Ô

> Mit einem erleichterten Seufzen zog ich das Schwert wieder aus ihrem Körper heraus
Ich hab irgendwas verpasst. o___Ô *nochmal nachles*
Ah, ach so, er hat das Schwert nach vorne gerammt, alles klar. :,D

> Es war ein Schalter... ein roter Schalter... das bedeutete nie etwas Gutes, meist waren rote Schalter mit Atombomben oder Atomraketen oder Kernschmelzen verknüpft
"Achtung! Achtung! Das Selbstzerstörungssystem wurde aktiviert. Bitte evakuieren sie das Gebäude. Ich wiederhole ..."-Endlosschleife~
Ich liebe diese alles-wird-explodieren-Einlagen ganz am Ende von (fast) jedem Resident Evil. <3

> zumindest noch. Ich habe noch viel vor mit ihm.“
Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeein! Q_________Q *Tony zu sich zieh und beschütz*
Finger weg von ihm, er soll einzigartig bleiben! ò__ó
... Aber Russel darfst du ruhig klonen. X3

> Ich riss die Augen
Da fehlt ein "auf".

> unbeschadet in der Seelenwüste anzukommen und dort ihren Frieden zu finden – oder noch besser, diese Wüste zu durchqueren und in einer der damit verbundenen Welten ein neues, richtiges Leben zu beginnen.
Die Seelenwüste! *____*
Oh ja, und dann triffst sie Lan und No und bekommt von ihnen gezeigt, wie toll das Leben ist. =3

> andererseits könnte man so auch recht interessante Beziehungen führen,
Russel ... =___="

> Tolle Geschichte, oder?
Also mir hat sie gefallen! *___*
Vor allem meine schlimmen Gedanken dazu bezüglich Russel. XD
Ich mag seine Ich-Perspektive, er ist so cool~
Und ich habe irgendwie Angst vor diesem Master. ._____.
Und die die Sache mit den Klonen erinnert mich wieder an "Die Insel", ein toller Film, den ich nur empfehlen kann, den sollte man gesehen haben. Zum Thema Klone ein echt gelungenes Werkt, wie ich finde. <3
Aber zurück zum Kapitel: Ich mag es. =3
Und ich mag Russel. X3
Und ich will weiterlesen. Q_____Q
*auf das nächste Kapitel wart*

... Und ich will mehr Kapitel aus der Ich-Perpektive mit Russel. >D
Und, und, und~



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