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Break it down

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Kapitel 1/2 Beyond the skies / Disfunctional

Irgendetwas stimmte nicht an diesem Abend. Reno hatte mich in eine Bar genötigt. So weit war alles normal. Wir hatten schon ein paar Stunden in entsprechender Bar und mein Partner war gerade mit einer entzückenden Blondine in kaugummirosa Bustier verschwunden. Herzlichen Glückwunsch. Aber auch das war nicht überraschend gekommen.

Als ich mein PHS aus der Tasche zog, um einen Blick auf die Uhr zu werfen - aus Gewohnheit nur, ich würde ohnehin nicht ohne Reno gehen, und er mochte Blondinen - fiel es mir auf. Es war längst nach Mitternacht. Wo war Tsengs Kontrollanruf geblieben? Offiziell war es selbstverständlich keine “Kontrolle”. Er hielt einfach nur... seinen Second Commander auf dem Laufenden - Für gewöhnlich! Genau deshalb bekam ich ja auch die Anrufe - der Second hatte durchaus seine Gründe vorübergehend nicht erreichbar zu sein, mal mehr, mal weniger, und das war selbst für Tseng kein Geheimnis, der sich wirklich nicht darum riss ins einem Privatleben rumzuwühlen, wenn das nicht nötig war. Doch - wie konnte es anders sein - gerade jetzt, als ich mein PHS wieder in die Tasche stecken wollte, sprang der Vibrationsalarm an, und ich warf einen weiteren Blick aufs Display. Ein wenig verspätet. Und noch schlimmer: Es war nicht Tseng. Meine Stimme hob sich automatisch ein wenig, als ich das Gespräch annahm, um den Lärm in der Kneipe zu übertönen. “Hallo, Hana.” Nur Schweigen kam zurück. “Hana?”

- “Rude? Rude...” Erneut zögerte sie am anderen Ende. Sie klang als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Was bei Hana zweifellos beunruhigend war. “Ich bin zu Hause. Du... solltest herkommen.” Unsicher blinzelte ich in die Richtung, in die Reno verschwunden war. “Ist es denn wichtig?” Dabei war die Frage überflüssig. “Ja. Es geht... Um Leben und Tod. Bring Reno mit.”
 

Es ging überraschend schnell, sich den missgelaunten Reno zu schnappen und bei Hana vorbeizufahren, und doch kam es mir wie ewig vor. Die Tür sprang auf, noch bevor wir ganz aus dem Wagen gestiegen waren und Hana stand in der Tür. Sie war noch blasser als sonst, und in ihren Augen flackerte irgendetwas auf, das dort nicht hin gehörte. Nicht bei ihr. Schweigend winkte sie uns ins Haus und verschwand wieder.

Ich hatte nie zuvor ihr Haus betreten, und es war bei Weitem gemütlicher, als die Appartements im Tower. Im Schlafzimmer fand ich auch Elena. Und Tseng. Sie saß neben ihm auf der Bettkante und wandte den Blick nicht von seinem Gesicht ab, als wir hereinkamen. Sie sah aus, als würde nur die Gewohnheit sie davon abhalten, seine Hand zu nehmen. Ich spürte wie Reno, der hinter mir ins Zimmer kam, wie angewurzelt stehen blieb, doch ich trat näher an das Bett, in dem Tseng lag. Jemand hatte ihn so weit aufgestützt, dass er fast aufrecht saß, und ich hatte nicht das Gefühl, dass er es selbst gewesen war. Die Decke schlug keine Falten, als hätte er sich, seit er dort lag, noch kein einziges Mal bewegt. Ein blütenweißer Verband spannte sich um seinen ganzen Brustkorb, und ein langer, unsauberer Schnitt zog sich über seine Wange. Stirnrunzelnd sah ich Elena an, die mich kaum zu bemerken schien, doch ehe ich auch nur den Mund aufbekam, antwortete Hana auf die schweigend gestellte Frage. Sie hatte sich an Reno vorbei ins Zimmer geschoben. „Wir haben keine Ahnung was passiert ist, er war nicht bei Bewusstsein, als wir ihn gefunden haben, es ist nur, sein…“

“Sein Rücken“, beendete Elena den Satz steif, und sah mich endlich an. „Das ist alles.“ Obwohl ihre Augen trocken waren, hörte man die Tränen in ihrer Stimme. Das musste wohl bedeuten, dass es ernst war, sehr ernst. Jetzt räusperte Reno sich vernehmlich, und zog sämtliche Blicke auf sich. „Wie lange liegt er da schon… so?“

Hanas Antwort hörte ich nur mit halbem Ohr zu, und kniete mich stattdessen zu Elenas Füßen ans Bett, bemerkte ihren überraschten Blick, kümmerte mich aber nicht darum. Tsengs Brust hob und senkte sich regelmäßig, doch ansonsten zeigte er kein Lebenszeichen. Trotzdem verstand ich, was es war, dass Elena so nervös machte, auch ohne zu wissen, was passiert war. Seine Züge waren viel zu angespannt, um einen Glauben zu machen, dass er wirklich weit weg war, wie damals, nachdem der Tempel über ihm zusammengestürzt war. Er schien an der Schwelle zwischen Ohnmacht und Bewusstsein zu schweben, und vielleicht war Elena der Meinung, dass sie ihn aufwecken konnte. Nur durch ihre Anwesenheit. Und war das so abwegig? Sie war eine gute Seele, und jeder wusste, wie nah die Beiden sich standen, ganz egal was man von den Gerüchten um sie hielt. „Er ist einfach vor ihrer Tür aufgetaucht.“ Jetzt war es an mir, verwundert aufzusehen, denn Elenas Stimme klang ruhiger denn je. „Vermutlich war er in der Nähe… Als sie die Tür aufgemacht hat, war er jedenfalls kaum noch bei Bewusstsein… Und seitdem liegt er hier so. Der Arzt sagt, dass er wieder aufwacht, aber…“ …aber sieh ihn dir doch an!

„Er wacht wieder auf.“

„Ich weiß. Ich hasse es nur, dass er uns nicht sagen kann, was passiert ist. Das ist alles.“

Für einen Moment schwiegen wir, und lauschten der halblauten Unterhaltung der anderen Beiden, als Elena sich plötzlich vorbeugte. „Tseng…“

Der Director hatte, vielleicht tatsächlich von den Gesprächen aufgerüttelt, die Augen geöffnet, und versuchte jetzt, ohne eine Miene zu verziehen, sich ganz aufzusetzen. Automatisch streckte ich die Hand aus, um ihn zu stützen, doch er ließ sich bereits mit einem erschöpften Seufzen zurücksinken. „Tseng…“, setzte Elena erneut an, aber der Rest ihrer Worte strandete anscheinen irgendwo auf dem Weg. Diesmal war es Hana, die den Satz beendete. Tseng sah mit steinerner Miene zu ihr auf. „Wie geht es dir?“

„Miserabel.“ Schweigend sah ich Reno an, während ich mich aufrichtete, aber er nickte nur und zuckte gleich darauf die Schultern. Hana hatte sich von ihm abgewendet und blieb mit verschränkten Armen neben dem Bett stehen. Nur jemand der sie seit Jahren kannte, hätte die Erleichterung in ihrem Blick deuten können. Was ihr durch den Kopf ging stand ihr ausnahmsweise deutlich ins Gesicht geschrieben- zumindest für uns. Solange er reden konnte, würde er durchkommen.

„Kein Wunder.“ Ihr Blick wurde wieder einige Nuancen kälter, ließ sie sich umstandslos auf den Bettrand sinken. „Was ist passiert?“

Überraschenderweise kühlte sich auch Tsengs unverändert harte Miene merklich ab. „Was macht ihr hier? Rufus ist noch im Tower, ist es nicht so?“ Erneut machte er Anstalten sich aus den Kissen zu hieven, ließ es diesmal aber fast sofort bleiben und schauderte leicht. „Ihr Idioten. Das hier hat nichts mit euch zu tun, gar nichts! Zurück an die Arbeit!“

„Wir wollten schauen was du angestellt hast, Boss, mehr nicht“, murmelte Reno, dem Anschein nach mehr zu sich selbst, in die verblüffte Stille.

Die Einzige die ihn stur ignorierte, war Hana, und unter ihrem unnachgiebigen Blick, schien Tseng tatsächlich weich zu werden- aber nur für einen Moment. Er schloss die Augen. „Ich werde einfach etwas vorsichtiger sein müssen.“

Er hatte Recht. Wir alle, würden vorsichtiger sein müssen. Diese Tatsache hatte sich wie eine weiche, erstickende Decke über uns ausgebreitet- und das, obwohl wir noch gar nichts wussten.



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