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A Redeemer´s Sins

When heroes fall
von

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Legend

15. Legend
 

Es herrschte ein milder Wind am höchsten Punkt der imposanten Festung, die seit neustem den Grund von Destiny Islands zierte. Er riss die Kapuze der schwarzen Kutte des dort stehenden Jugendlichen hinunter und offenbarte der Welt seine blonde Haarpracht, dessen ohnehin bereits wilde Frisur nur noch mehr zerzaust wurde, als der Wind sanft durch seine Strähnen fuhr. In den kristallblauen Augen des Blonden spiegelten sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne wider, was ihm ein zufriedenes Lächeln entlockte. Langsam ließ er seinen Blick schweifen, erstaunt über die Schönheit dieser Insel, nun da die letzten Trümmer von Kingdom Hearts am Strand lagen und dessen Inhalt bereits vollständig zu seinen rechtmäßigen Besitzern zurückgekehrt war. Bis vor Kurzem eine von Ruinen und Zerstörung geprägte Welt, schien sie nun im hellen Licht der aufgehenden Sonne praktisch vor Leben zu funkeln. Saftige Grasflächen, kräftige, gesunde Bäume, ein wolkenfreier Himmel und kristallklares Wasser fielen ihm ins Auge…und es machte ihn stolz, da er mit Sicherheit annehmen konnte, dass es überall im Universum nun so aussah. In einem Meer aus Lichtfunken verschwanden seine beiden Schwerter in seinen Händen und wurden eins mit den Sonnenstrahlen vor ihm. Dies war der Beginn eines neuen Zeitalters. Der erste Tag in seiner neuen Welt. Unfähig sich das breite Lächeln von seinem Gesicht zu wischen, wandte er sich zu den 5 anderen Gestalten um, die hinter ihm gestanden hatten. „Wir haben es geschafft, Leute. Die Herzlosen und Niemande sind Geschichte…für immer.“ Jubelte er und hielt dem blonden Mädchen vor ihm seine Hand hin, damit sie diese greifen konnte. „Nun beginnt unsere Zukunft, Namine!“ strahlte er als sie lächelnd seine Hand ergriff und zu ihm trat.
 

„Ja.“ Stimmte sie erleichternd lächelnd zu. „Und es wird eine glückliche sein.“
 

„Es hat wirklich funktioniert…“ meldete sich ein junger Mann mit platinsilbernen Haaren zu Wort während er auf seine Handflächen blickte. „Die Dunkelheit, die ich in mir spürte, ist vollständig gewichen.“ Erklärte er erstaunt. Die rothaarige Jugendliche neben ihm umarmte ihn nur erfreut und hielt dabei die Freudentränen zurück. „Du bist gerettet! Bin ich froh!“
 

„Und wir können Heim!“ grinste ein anderer Blonde bis über beide Ohren und hob dem hinter ihm stehenden Rothaarigen seine Hand für einen High Five hin, der die Chance dazu auch sogleich wahrnahm und in dessen Hand einschlug.
 

„Ja, Mann! Nächster Halt: Heimat!“ legte der Rothaarige seinen Arm um den Kopf seines Freundes neben ihm, zog diesen hinunter und rieb ihm seine Faust vor Freude gegen den Kopf, wogegen der Blonde sich natürlich lachend zu wehren versuchte. Alle lachten erfreut und erleichtert darüber, wie glimpflich alles abgelaufen war, doch ihre Freude sollte nicht lange andauern. Mit einem Schlag verdunkelte sich der Himmel, die Pflanzen verdorrten und das Meer wurde unruhig. Verwundert sahen sich alle um, bis sie schließlich eine Figur aus Roxas’ Schatten emporsteigen sahen. Es war eine finstere Kreatur mit bernsteingelben Augen, schwarzen, wilden Haaren, einer düsteren Aura und einem schelmischen Grinsen.
 

„Na, worüber freuen wir uns denn alle so dermaßen?“ fragte die Gestalt amüsiert in die Runde, als sie sich vollständig von Roxas’ Schatten gelöst hatte. Die Augen des Anführers der neuen Organisation weiteten sich.
 

„D…du?“ sah er die Person vor ihm verwirrt an, während er Namine hinter sich versteckte. „Wie kann das sein…?“
 

„Verwundert, Roxas?“ lachte Sora böse. „Dabei ist die Antwort doch so simpel, konnte ich doch als einziger Niemand nicht das Herz wieder erlangen, das rechtmäßig mir gehört…immerhin schlägt es noch immer in deiner Brust.“ erklärte er noch immer grinsend und mit seinem Schwert auf Roxas deutend.
 

„Das heißt…“ stellte Roxas fest.
 

„Richtig…“ nickte der Schwarzhaarige vor ihm und lachte finster. „Es ist erst vorbei, wenn du dich mir stellst wie ein Mann!“
 

Roxas schüttelte den Kopf. „Nein…ich bin nicht so wie du…nun, da die Herzlosen Geschichte sind und deine Verbündeten keinen Grund mehr haben dir zu folgen, hast du ohnehin keine Chance gegen mich, weshalb du letztendlich fliehen musst.“ Erklärte Roxas während sich seine Organisationsmitglieder mit gezogener Waffe zu ihm gesellten. Doch anstatt, dass Sora vor ihnen zurückwich, schloss er nur belustigt die Augen und schüttelte grinsend den Kopf. „Und nun spielst du deine Mitglieder aus wie Spielsteine, benutzt sie für deine Zwecke und wirfst sie anschließend weg wie wertlosen Plunder…erbärmlich, Roxas.“ Roxas riss geschockt die Augen auf.Das hatte er doch schon einmal irgendwo gehört.
 

Die Organisationsmitglieder blickten sich währenddessen gegenseitig fragend an.
 

„Hey, da hat er irgendwie recht. Wieso müssen wir seinen Job machen und dabei riskieren draufzugehen?“ verschränkte Tidus die Arme vor der Brust, während er Wakka anstarrte.
 

„Davon stand nichts in unserem Vertrag…“ murmelte nun auch Riku und wand sich Roxas zu. Auch Kairi richtete ihren Blick auf den blonden Schlüsselträger, der auf einmal vor seinen eigenen Mitgliedern zurückwich.
 

„Mich hast du doch auch nur ausgenutzt, damit ich dir Kingdom Hearts ausliefere!“
 

„A..aber, Leute…“ wollte Roxas einwenden, doch wurde unterbrochen.
 

„Sag schon, Roxas. War das ganze Gerede von wegen Freundschaft und Hilfsbereitschaft nur ein Trick um uns auf deine Seite zu bringen?“ wollte nun auch Wakka wissen.
 

„Damit wir das tun, was du von uns willst?“ fügte Riku wütend hinzu. Roxas’ Blick wechselte zwischen all den erbosten Gesichtern seiner Mitglieder hin und her, unsicher, wem er nun in die Augen blicken sollte.
 

„Wartet, lasst mich erklä-“ sein Satz wurde erneut unterbrochen, als er Namine hinter sich hervortreten sah. Mit traurigem und wässrigem Blick schaute sie ihn an, während sie sich langsam von ihm entfernte und sich zu den anderen hinzugesellte.
 

„Roxas, hast du mich etwa auch nur ausnutzen wollen…?“ fragte sie mit Tränen in den Augen. „War all das, was du mir gesagt hast, nur eine Lüge?“
 

Sprachlos blickte er sie an…wie konnte sie so etwas nur von ihm denken? „Niemals! Ich würde dich niemals belügen, Namine!“ versicherte er ihr und wollte mit einer ausgestreckten Hand ihre Rückkehr an seine Seite erbitten, doch sie verschwand nur kopfschüttelnd hinter den schützenden Armen der Männer, während Kairi sie tröstend in ihren Armen hielt…sie alle starrten Roxas traurig oder wütend an. Schließlich kam Sora von hinten auf die Gruppe zu und schlug jeden von ihnen, bis auf Roxas, mit nur einem Schlag nieder, bevor der Blonde auch nur daran denken konnte etwas dagegen zu unternehmen. „Nein!“ rief er nur, als er sah, wie sie alle blutend zu Boden gingen und ihn dabei immer noch mit demselben Blick anstarrten wie zuvor…vor allem Namines Blick traf ihn dabei schwer.
 

„Also ist es war…du hast ja nicht einmal versucht mich zu retten…“ murmelte sie schwach, bevor sich ihre Augen langsam schlossen und sie verschwand.
 

„Ist das die Welt, die du uns versprochen hast…? Dafür haben wir für dich gekämpft?“ fragte ihn Wakka, als auch er kurz darauf verging.
 

„Ich hatte gedacht du wärst anders, Roxas…“ drang Kairis Stimme noch an sein Ohr, obwohl ihr Körper schon am verschwinden war.
 

„Ein schöner Freund bist du, Roxas. Du warst es nicht wert für dich gestorben zu sein…“ stöhnte Tidus und löste sich auf.
 

„Kaum hast du ein Herz, denkst du nur noch an dich selbst. Ich hätte es besser wissen müssen.“ Gab Riku ein abfälliges Geräusch von sich…dann war er einfach weg.
 

Roxas ging in die Knie und blickte fassungslos auf die verbliebenen Blutlachen seiner verschwundenen Mitglieder, unfähig zu begreifen, was eben überhaupt passiert ist. Derweil kam Sora mit gemächlichen Schritten auf ihn zu und positionierte sich vor ihn. Schelmisch grinsend blickte er auf ihn herab.
 

„Du siehst also, wir sind gleich. Mit oder ohne Dunkelheit…wir sind beide innerlich Monster. Der eine zeigt es nur mehr, während der andere es verschleiert.“ Lachte er finster während er Roxas am Hals packte und zu sich hoch zerrte. „Du willst nicht so sein wie ich?“ Der stechend scharfe Blick seiner bernsteinfarbenen Augen brannte sich tief in seine Seele. „Du bist es schon längst.“
 


 

Roxas riss die Augen auf und versuchte sich aufzurichten. Heftig atmend schaute er sich panisch um, feststellend, dass er in einem Quartier seiner Festung war. Nach einem erleichternden Seufzer und der Feststellung, dass das eben nur ein Albtraum gewesen war, erhob er sich aus seinem Bett und hielt sich dabei den Kopf, als er spürte, wie ein Schwindelgefühl ihn befiel. Da er nicht sofort Herr der Lage wurde, musste er sich wieder setzen, um nicht direkt wieder irgendwie umzufallen. Seinen Kopf mit beiden Armen stützend, welche ihrerseits auf seinen Knien Halt suchten, versuchte er sich an das zu erinnern, was passiert sein musste, bevor er in diesem Bett gelandet war. Verschwommene Bilder eines Kampfes drangen in sein Bewusstsein. Bilder eines Gefechts zwischen ihm, Sora und Yuna. Er sah, wie seine Versuche sie für seine Seite zu gewinnen gescheitet waren und wie er dazu gezwungen war zu dem Übermäßigen Gebrauch von Hi-Potions zurückzugreifen.
 

,Stimmt…ich erlitt eine Potion-Vergiftung und konnte mich gerade noch hierher schleppen…’ stellte er in Gedanken fest. Er hörte leises atmen neben ihm und stellte mit einem Blick in die Richtung des Geräusches fest, dass es Namine war, die neben ihm auf dem Bett eingeschlafen war. Neben ihr, auf einem kleinen Nachttischchen, standen einige leere Fläschchen, in denen ursprünglich wahrscheinlich irgendeine Art von Medizin für ihn drin gewesen sein mag. Eins und eins zusammenzählend, brauchte er nicht lange um zu kombinieren, dass sie ihm dabei geholfen haben musste seine Vergiftung bestmöglich zu kurieren, was ihn unglaublich rührte. Leise lehnte er sich zu ihr hinüber, deckte sie mit der Decke, die er vor Schreck beiseite geworfen hatte, wieder behutsam zu und küsste sie mit einem Lächeln sanft auf die Stirn, was sie ebenfalls im Schlaf leicht lächeln lies.
 

„Danke, Namine…“ hatte er noch geflüstert, bevor er sich seine zerfetzte Kutte geschnappt und durch die Balkontür verschwunden war, die sich in diesem Zimmer befunden hatte. Dort angekommen, stellte er noch einmal sicher, dass er sie nicht geweckt hatte, und als dies nicht der Fall war, warf er sich die Kutte über und betrachtete seufzend die Schusslöcher und Blutflecken darauf. „Ein Wunder, dass ich noch lebe…“ murmelte er, während das schwarze Gewand seine Löcher wie von selbst mittels seiner Magie flickte. Sein Werk im schwachen Mondlicht betrachtend, nickte er zufrieden und blickte anschließend zu den Sternen hinauf. Sein Blick schweifte über den Himmel hinweg und stoppte beim Anblick von Soras Kriegsschiff, das immer noch mächtig am Himmel thronte. Doch entgegen dessen Funktion schwebte es still und friedlich in der Luft, ohne irgendeine Art von Bedrohung auszuüben. Einzig die herzlosen Schiffe, die die schwebende Festung bewachten, machten ihm klar, dass die Festung noch immer bemannt war und lediglich eine Feuerpause eingelegt hatte. Um seine Gedanken zu bestätigen, fiel sein Blick auch hinunter zur Küste der Insel, wo er ebenfalls Herzlose patrouillieren sah, diese allerdings nicht weiter an seine Festung rankamen, sondern immer wieder kehrt machten, sollten sie den Küstenstreifen hinter sich lassen. Den Herzlosen entgegen standen seine Niemande Wache und warteten nur darauf, dass ein unglückliches Individuum unerlaubt sein Territorium betrat. Es war eine Ruhe, die täuschte, konnte sie sich doch jederzeit wieder in Kriegslärm verwandeln. Seufzend blickte er wieder auf und erblickte den Mond, wie er am dunklen Firmament schwebte und so der Finsternis um ihn herum Paroli bot. In seinen Gedanken hallten noch immer erbarmungslos Soras Worte aus seinem Traum.
 

„Und nun spielst du deine Mitglieder aus wie Spielsteine, benutzt sie für deine Zwecke und wirfst sie anschließend weg wie wertlosen Plunder…du siehst also, du bist genau wie ich…wir beide sind innerlich Monster.“ Sah er ihn grinsend vor seinem geistigen Auge. Es waren Yunas Worte, gemischt mit denen seines Pendants…Worte, die ihn innerlich zu zerreißen drohten.
 

„Bin ich…wirklich nicht besser als er…?“ murmelte er in Gedanken versunken. „Lag ich so falsch in meiner Annahme mein Vorhaben wäre das Beste für uns alle…?“ senkte er betrübt den Kopf. „Diente das alles wirklich nur dem Zweck meine Ziele zu erfüllen, ungeachtet der Ziele und dem Wohlergehen der anderen…?“ Er ballte verbittert die Fäuste und biss wütend die Zähne zusammen. Wenn er nicht wie Sora war, dann war er zumindest wie Xemnas…ein kaltherziger Egoist, der nur an sich selbst dachte. War es das? War er wirklich nichts anderes als ein Schuft? Ein Schurke? Ein Tyrann?
 

„Roxas…?“ drang plötzlich eine liebliche Stimme an sein Ohr. Sofort vergas er seinen Zorn und drehte sich überrascht zu der Besitzerin der Stimme um. Namine trat ebenfalls auf den Balkon, in nicht mehr als ihrem Schlafgewand. Mit verwundertem Blick starrte sie ihn an. „Was machst du hier draußen, so alleine?“
 

„Namine? Warte, es ist kalt hier draußen.“ Er dachte nicht lange darüber nach als er seine Kutte auszog und sie um seine blondhaarige Freundin legte, um sie vor der Nachtkälte zu schützen. Sie lächelte ihn dankend an, doch erwartete noch immer eine Antwort von ihm. Als er das merkte drehte er sich nachdenklich von ihr weg und blickte wieder zu dem sternenverzierten Nachthimmel auf. „Nichts weiter…denke nur etwas nach.“ Meinte er, dann kam ihm jedoch ein Gedanke und er wandte sich ihr wieder zu. „Habe ich dich geweckt?“ lächelte er schuldig, doch sie schüttelte nur tröstend den Kopf um ihm zu versichern, dass es nicht seine Schuld gewesen war, dass sie aus ihren Träumen gerissen wurde.
 

„Nein, ich bin aufgewacht als ich deine Wärme neben mir nicht mehr spüren konnte, also bin ich aufgestanden um nach dir zu sehen.“ Erklärte sie mit leicht errötetem Gesicht. „Worüber musst du denn so spät in der Nacht so dringend nachdenken?“ wollte sie von ihm wissen. Roxas, dessen Lächeln über ihre Erklärung schlagartig wich, als sie die darauf folgende Frage stellte, senkte nur traurig den Kopf.
 

„Über einen Traum…“
 

Sie schaute ihn fragend an. „Einen Traum? Worüber handelte er?“
 

Er ignorierte die Frage und stellte ihr stattdessen zögerlich eine eigene. „Namine,...denkst du, dass ich euch alle nur benutze um meine Ziele zu erfüllen?“ fragte er mit gesenktem Blick.
 

Dies traf sie unerwartet. „Ging es darum in deinem Traum?“ wollte sie wissen. Sie sah nur, wie er zögernd nickte.
 

„Seit ich in Radiant Garden war, plagen mich solche Gedanken. Nicht nur, dass ihr alle wegen mir euer Leben riskiert, viele von euch haben noch nicht einmal wirklich etwas davon…“ erklärte er ihr bedrückt.
 

„Wie kommst du darauf?“ wunderte sie sich, während sie besorgt auf seinen Rücken starrte, den er ihr zugewandt hatte. „Ich weiß, dass du mich niemals ausnutzen würdest und ich hatte auch nie das Gefühl ausgenutzt zu werden…jedenfalls nicht von dir!“ erklärte sie, als auch sie ihren Blick beim letzten Teil senkte. „Und auch Riku wird sich wohl kaum ausgenutzt fühlen, will er doch die Dunkelheit, die ihn quält, abschütteln. Was könnte dafür besser sein als den Ursprung aller Konflikte zwischen dem Licht, dem Nichts und der Dunkelheit zu zerstören?“ wandte sie ein.
 

„Das mag zwar stimmen…doch was ist mit Kairi?“ wollte er wissen. „Nur um an Kingdom Hearts zu kommen musste ich sie zwingen für uns zu kämpfen…und auch Tidus und Wakka waren nichts als Opfer meines Vorhabens…“ er blickte schuldig auf seine Hände. „Ich will Kingdom Hearts stürzen, doch mache dabei dasselbe was es tut. So wie es Unschuldige Macht verleiht und so zwingt in den Krieg zu ziehen, so habe ich sie geködert, damit sie für mich kämpfen…und sterben. Und das, obwohl sie absolut nichts damit zu tun hatten. Niemand von euch hat wirklich etwas damit zu tun…ich habe euch nur hineingezogen.“ Stellte er fest.
 

„Kairi hatte dafür doch das gekriegt, was sie wollte. Sie ist dadurch glückliche als wenn sie sich gegen uns gestellt hätte!“ fand Namine und legte ihre rechte Hand tröstend auf seinen Rücken. „Und Tidus und Wakka hätten mit der Zerstörung von Destiny Islands sowieso nirgends mehr hingehen können. So hätten sie wenigstens ihre Heimat retten können. Die andere…ihre wahre Heimat, wo auch imemr sie sich befinden mag.“ Erwiderte sie traurig an den Gedanken an die Verstorbenen.
 

Der blonde Ex-Niemand drehte sich nur zu ihr um und schüttelte traurig lächelnd den Kopf. „Nein.“ Sagte er. „Hätte ich sie nach Radiant Garden zu ihren Freunden gebracht, hätten sie bei weitem mehr davon gehabt als hier zu bleiben. Immerhin würden sie wenigstens noch leben…“ erklärte er. „Und Kairi ist alles andere als glücklich. Sora mag zwar wieder unter uns wandeln, doch er ist nicht mehr der, den sie kannte. So hatte sie sich das Ganze mit Sicherheit nicht vorgestellt.“ Blickte er sie niedergeschlagen an. „Es ist meine Schuld…Sora hat Recht…ich bin nicht besser als er es ist.“
 

Die Augen des Mädchens weiteten sich geschockt. „Was sagst du da...?“ fuhr sie ihn auf einmal an. Ihr fassungsloser Blick traf den seinigen. „Wie kannst du so etwas nur denken...?“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern als sie den Blick senkte um die Tränen zu verstecken, die sich in ihren Augen bildeten.
 

Erstaunt blickte er sie an. „Namine…?“
 

„Du bist absolut nicht so wie dieses…dieses Monster!“ wandte sie ein und klammerte sich ganz fest an ihn. „Du machst dir immer Sorgen um andere, setzt dich für sie ein, kämpfst für Gerechtigkeit und riskierst dabei alles, was du hast.“ Meinte sie und ließ die Tränen auf Roxas Hemd fallen. „Du bist von Licht erfüllt, so warm, dass ich am liebsten niemals von deiner Seite weichen möchte…wie kannst du das nur mit der Kälte seiner Dunkelheit vergleichen?!“ Plötzlich wurde Roxas der Ursprung ihrer Tränen bewusst, da er wusste, dass sie Soras Grausamkeit bereits am eigenen Leib hatte spüren müssen. Plötzlich spürte Namine wie sich Roxas‘ linker Arm sich in einer tröstenden Geste um sie legte, während seine rechte Hand ihr sanft durch ihre blonden Strähnen glitt.
 

„Du denkst also nicht, dass ich ein Monster bin?“ flüsterte Roxas mit einem erleichterten Lächeln. Ihre Worte hatten ihm seine guten Seiten noch einmal vor Augen geführt und ihm wieder einen Hoffnungsschimmer geschenkt, da wo er vorher nur tiefste Zweifel fand.
 

„Natürlich nicht…“ antwortete sie und genoss die Nähe zu ihm und seinem wärmenden Licht. Er selbst nickte nur erleichtert als er ihre Worte vernahm.
 

„Danke, Namine.“ ein Kuss auf die Stirn ließ sie zu ihm aufblicken. „Ich weiß, dass ich Fehler begangen habe, die ich nicht wieder gut machen kann, doch du zeigst mir, dass es noch nicht zu spät für mich ist, aus ihnen zu lernen.“ Lächelte er. Er wirkte so als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen.
 

„Roxas…“ flüsterte sie, erstaunt über das strahlende Licht, das ihn umgab. Er wischte ihr die Tränen vom Gesicht und beugte sich leicht zu ihr herab, als sie ihre Arme um seinen Hals legte und ihn leicht zu sich hinunter zog, damit ihre Gesichter sich langsam näher kommen konnten. Offenbar gab sie sich nicht mit einem Kuss auf die Stirn zufrieden, denn schon kurz darauf berührten sich ihre Lippen und beide badeten im Licht des Schlüsselträgers. Wie funkelnde Glühwürmchen wirbelten kleine Lichter um sie herum, die sie allerdings anfangs gar nicht wahrnahmen, da sie nur Augen für einander hatten. Mit Roxas’ Händen immer noch an ihren Hüften, so als wollte er sicher gehen, dass niemand sie ihm nehmen konnte, fühlte sie sich selbst dann noch geborgen als das Licht langsam wieder erlosch und sie den Kuss beendete. Eine Zeit lang standen beide einfach nur da, ihr Kopf lehnte gegen seine Brust und seiner ruhte auf ihrem, dabei den wohligen Geruch ihrer zarten, blonden Haarpracht vernehmend. Die Stille dauerte eine Weile an, bis Roxas sie erneut brach.
 

„Wenn man es genauer betrachtet sind auch wir uns ziemlich unterschiedlich…“ lachte Roxas leise. Namine bewegte sich nicht, doch erwiderte mit Verwunderung in ihrer Stimme: „Wirklich?“
 

Er hob seinen Kopf, sodass er sich nicht mehr gegen den Ihrigen lehnte, worauf sie zu ihm hoch blickte, und nickte. „Ja…nur ist das bei uns nichts Schlechtes.“ Versicherte er ihr. „Weil wir uns perfekt ergänzen.“
 

Sie blickte an ihm vorbei und erblickte den Mond am Himmel. Sofort verstand sie worauf er hinaus wollte. „Du meinst wie Sonne und Mond?“ lächelte sie.
 

„Genau, jeder für sich ist bewundernswert, doch erst beide zusammen ergeben die wahre Bedeutung ihrer Existenz.“ Erklärte Roxas und beide schauten zum Mond auf. „Der Mond ist schön und geheimnisvoll, doch ohne das Licht der Sonne, das er widerspiegelt, wäre er auf ewig in der Dunkelheit der Nacht gefangen.“
 

„Und die Sonne ist warm und mächtig, könnte jedoch ohne den Mond niemals der anderen Hälfte der Welt sein Licht schenken.“ Setzte Namine fort. Roxas lächelte zufrieden als er sah wie sie verstand. „Du bist die Sonne, die mir Wärme und Hoffnung spendet.“
 

„Und du bist der Mond, der mir hilft die Nacht zu erhellen, in der ich mich sonst verlaufen würde.“ Erwiderte er
 

„Einzeln sind wir unvollständig, erst gemeinsam sind wir vollkommen!“ beendeten beide ihre Erkenntnis und umarmten sich fest. Doch während Namine zufrieden über die eben gefallenen Worte nachdachte, blickte Roxas besorgt den Wolken entgegen, die sich langsam um den Mond legten und diesen verdeckten. Zwar war dies nur ein gewöhnlicher Vorgang der Natur, doch er konnte nicht anders, als ein schlimmes Omen darin zu sehen.
 


 

-.-.-.-
 


 

„Wie macht sich Roxas so?“ fragte Riku als er sich zu der rothaarigen Jugendlichen gesellte, die auf der Außenmauer der Festung saß und ebenfalls die Wolken beobachtete. Er selbst hatte Roxas’ Behandlung nicht beigewohnt, fand er doch, dass er den beiden Mädchen mit seinem mangelnden medizinischen Fachwissen nur im Weg stand und daher unauffällig zur Tür hinaus verschwunden war, als diese begonnen hatten sich um den Blonden zu kümmern.
 

„Er wird wieder.“ Erklärte sie ihm als er sich neben sie setzte. „Es war sehr anstrengend ihn abwechselnd mit Medica und Gegengiften behandeln zu müssen, vor allem weil sein Körper die meisten davon wieder ausgestoßent hatte…“ seufzte sie erschöpft. „Nach einem ordentlichen Nickerchen sollte er sich allerdings wieder aufraffen können.“
 

„Gut zu wissen…“ grinste Riku. „Der arme Typ konnte einem ja schon echt leid tun, so wie er ausgesehen hatte.“
 

„Das kannst du laut sagen…was genau muss dort wohl vorgefallen sein…?“ murmelte die Rothaarige besorgt. Riku blickte nur ernst aufs Meer hinaus.
 

„Ich war eben kurz da, weißt du?“ erklärte er. „In Radiant Garden.“
 

„Wirklich?“ fragte sie ihn überrascht.
 

„Kein schöner Anblick, muss ich dir sagen.“ Erzählte er ihr kopfschüttelnd. „Ein ganzer Stadtbezirk liegt in Trümmern…nicht zu vergessen die ganzen…Opfer, die der Kampf verursacht hatte…“ rang Riku damit die richtigen Wörter in Gegenwart der Prinzessin zu benutzen um ihr nicht direkt ein Bild von mit Leichen gepflasterten Straßen in den Kopf setzen zu müssen. Dennoch senkte Kairi betrübt den Blick.
 

„Das war…Sora…oder?“ fragte sie zögerlich.
 

„…wahrscheinlich…“ antwortete er ihr nach kurzem Schweigen, wohl wissend, wie ungern sie die Wahrheit hören wollte. „Niemand dort nennt zwar einen konkreten Namen, doch sie reden immer von einem herzlosen Ungeheuer, mit messerscharfen Krallen und einem dämonischen Blick.“ Erzählte er ihr wahrheitsgetreu.
 

Sie zuckte zusammen, als sie die Beschreibung hörte. „Sora…“, klang sie besorgt. Rikus Arm legte sich tröstend um sie als er sprach: „Keine Sorge, Kairi. Wenn er kommt, werde ich dich vor ihm beschützen. Versprochen.“
 

Das war es nicht, was sie beunruhigt hatte, dennoch blickte sie ihn mit einem dankenden Lächeln an und antwortete: „Ich weiß. Danke, Riku!“
 

Nachdem er ihre Worte vernommen und einen nachdenklichen Blick auf die näher kommende Wolkenformation geworfen hatte, stand er auf. „Ich drehe noch einmal einen Rundgang um die Insel um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist.“ Erklärte er ihr und schulterte dabei sein Schwert als er aufbrach.
 

„Ist gut, aber pass auf dich auf! Ein Sturm kommt auf.“ Rief sie ihm besorgt hinterher.
 

„Keine Sorge…ich bin bereit!“ antwortete er ihr und hob seine Hand zum Abschied. Den ernsten Blick auf seinem Gesicht sah sie nicht.
 

,Schließlich habe ich ihn ja auch heraufbeschworen.’
 


 

-.-.-.-.-
 


 

Das dunkle Portal schloss sich hinter dem schwarzhaarigen Schlüsselträger, als er sich langsam seinen Weg zur Brücke seiner schwebenden Festung suchte. Auf dem Weg dorthin traf er auf dem Gang hin und wieder einige Soldaten der Radiant Brigade, die leise etwas zueinander tuschelten, jedoch schlagartig aufhörten, als sie Sora erblickten, und stattdessen ihren Blick nicht von ihm abwenden konnten.
 

„Was glotzt ihr so blöd? Habt ihr keine Aufgaben zu verrichten?“ fuhr er die Soldaten an, die hastig salutierten und sich vom Acker machten. Kopfschüttelnd setzte er seinen Weg fort, bis er vor der Tür zur Brücke stand. Er wollte bereits eintreten, als er Cids Stimme durch die Tür hindurch hörte. Nun wäre das nicht schlimm gewesen, wenn er nicht auch noch das Gesprächsthema dabei gewesen wäre. Schlagartig hielt er inne und lauschte.
 

„...ich sag’s euch! Der ganze Bezirk in Flammen! Augenzeugen berichten von Herzlosen! Was hat sich der Junge nur gedacht!?“
 

„Das könnte auch Malefiz gewesen sein, Cid. Sie hat auch noch Herzlose übrig.“ Wandte Yuffie ein.
 

„So einen Angriff hatte sie nicht einmal gestartet als sie VOLLE Befehlsgewalt hatte, wieso sollte sie das tun wenn sie nur einen Bruchteil ihrer Armee hat?“
 

„Jemand könnte ihr verklickert haben, dass wir alle nicht in Radiant Garden sind...“ dachte Cloud laut nach. „Vielleicht hat sie ihre Chance nutzen wollen...“
 

„Hätte dann nicht wenigsten EINER die Hexe selbst oder zumindest Karlo sehen müssen? Ich sage euch, da ist was faul!“
 

Sora unterdrückte ein wütendes Knurren. Wie konnte dieser Narr es nur wagen Zweifel in seiner Crew zu sähen? Am besten würde er direkt rein gehen und diesem alten Sack eine gehörige Tracht Prügel...
 

„Nicht so schnell, Sora.“ Ließ eine unerwartete, ruhige Stimme ihn inne halten. Er drehte sich zu dem Besitzer der Stimme um und erblickte Leon, der in den Schatten des Gangs offenbar auf ihn gewartet hatte. Er lehnte lässig mit verschränkten Armen gegen eine Wand und blickte Sora kühl an. Wie hatte Sora seine Anwesenheit nicht bemerken können?
 

„Gestern hieß es du würdest nach Radiant Garden aufbrechen...wenige Stunden später taucht Cid hier auf und verkündet, dass Radiant Garden in Trümmern liegt. Kannst du dir das erklären?“
 

Na toll. Die Katze war aus dem Sack. Sora hatte völlig vergessen, dass sich während seines Berserkerauftritts in Radiant Garden Cid immer noch irgendwo dort herumgetrieben haben musste. Natürlich würde er mitkriegen, wie Radiant Garden angegriffen werden würde...und natürlich würde er das sofort weitererzählen. Jetzt musste Sora seine Karten geschickt spielen und hoffen, dass es nicht darin endet, dass jeder Nicht-Herzlose seiner Besatzung die Klinge gegen ihn erhob. Bei Leon würde er unter keinen Umständen riskieren, dass er ihn beim Lügen erwischte...und wenn er dafür eben die volle Wahrheit preisgeben musste. Möge Kingdom Hearts ihm einmal in seinem Leben beistehen.
 

Er seufzte. „Na schön, Leon. Ich werde dich nicht belügen.“
 

„Das wäre auch nicht sehr empfehlenswert.“
 

„Es gab einige...Komplikationen...“ versuchte Sora die richtigen Worte zu finden und fuhr sich nachdenklich durch sein stacheliges Haar.
 

„Und die wären?“
 

„Roxas ist aufgetaucht.“
 

„Er ist dir gefolgt?“
 

„Unabsichtlich. Wir hatten beide dieselbe Zielperson, die wir, jeder für sich, gesucht hatten.“ Erklärte der Schwarzhaarige.
 

Leon fasste sich genervt an die Stirn. „Wen?“
 

„Yuna.“
 

„Die Fee?“
 

„Sagen wir sie ist weniger eine Fee als wir beide angenommen hatten...“ verschränkte der Schlüsselträger nun die Arme vor der Brust.
 

„Soll heißen?“
 

„Sie ist ein Mensch, wie du und ich, gekommen von einer anderen Welt mithilfe dieser Feengestalt.“
 

Der braunhaarige zeigte einen nachdenklichen Blick. „Interessant, und was wolltet ihr von ihr?“
 

Der Jugendliche griff in seine Tasche und holte den Wunsch-Sphäroiden hervor, um ihn Leon zu zeigen. „Das hier.“
 

Leon zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. „Hattest du dieses Ding nicht schon bevor du nach Radiant Garden aufgebrochen warst?“
 

„Ich ging nicht um mir den Sphäroiden zu holen, sondern sein Geheimnis zu erfahren. Schau dir das an...“ fordete Sora ihn auf und beschwor Obscuritas in seiner rechten Hand, während er die Kugel in seiner Linken hielt..
 

„Faszinierend. Dein Schwert erschient aus dem puren Nichts...wie immer.“ Gab Leon trocken von sich.
 

„Nicht das.“ Winkte Sora ab und grinste. „Das!“ Er hielt die Kugel gegen das Schwert, worauf diese aufleuchtete und seine Form veränderte. Nach einem kurzen Aufblitzen war das Schwert umhüllt von bedrohlich schimmernden Kristallschichten und dadurch auf einmal in der Größe entsprechend Clouds Schwertes, weshalb man es nun auch mit zwei Händen halten musste.
 

„Beeindruckend.“ Gab der ältere Schwertkämpfer zu. „Wirkt sehr bedrohlich...darauf hattet ihr es also abgesehen?“ wollte er wissen.
 

„Ich schon, Roxas hingegen wollte Yuna jedoch für seine Organisation.“
 

„Und sie hat etwa zugestimmt...?“ befürchtete Leon mit Verwunderung in seiner Stimme. So recht schien er das selbst nicht zu glauben.
 

„Was? Nein! Vermöbelt hat sie uns!“ knurrte Sora verbittert.
 

„Sie? Hat euch vermöbelt?“ der Braunhaarige wirkte überrascht. „Wieso?“
 

„Weißt du noch, die beiden Typen in Roxas‘ Organisation, die ich erledigt habe?“ Leon nickte. „Offenbar stammen die alle aus derselben Welt und waren obendrein auch noch befreundet.“ Erklärte der Schwarzhaarige.
 

„...“ Der Ältere fasste sich wieder an die Stirn.
 

„Was?“
 

„Sagtest du nicht ihr seid alle auf der Insel aufgewachsen...?“
 

„Ja, ich hab zuerst auch große Augen gemacht. Offenbar haben die Herzlosen da ziemlich viel durcheinander gebracht.“
 

„Also hat sie rausgekriegt, dass du sie getötet hast und sie hat euch dafür fertig gemacht. Nun stehst du aber immer noch vor mir, was ist also passiert?“ wollte Leon wieder aufs Hauptthema zurück kommen.
 

„Ich habe ein KLEINES bisschen die Beherrschung verloren...?“ sagte der Stachelhaarige und deutete mit den Fingern eine kleine Menge an.
 

„Genauer, bitte...“
 

Sora seufzte. „Ich hab mein Bewusststein verloren, mich von der Dunkelheit lenken lassen, blind um mich geschlagen, alle um mich herum demoliert und bin anschließend schwer verletzt mit meinem Leben davon gekommen...“
 

„Mit anderen Worten du kannst die Dunkelheit nicht mehr kontrollieren...“ fasste Leon trocken zusammen und blickte Sicherheitshalber zu seinem Schwert, das neben ihm gegen die Wand lehnte.
 

„Doch! Es ist nur...“ der Schwarzhaarige blickte auf seine Handfläche, um die er seine eigene dunkle Aura wirbeln sehen konnte. „Es wird immer schwerer sie im Zaun zu halten. Ich...ich habe Yuna fast getötet, Leon. Mit einer solchen Gleichgültigkeit, wie man es noch nicht einmal von den Monstern aus Horrorfilmen kennt. Mir kommen nach und nach Bilder zurück...Bilder von dem Kampf, den ich eigentlich vergessen hatte. Ich sehe Soldaten, hoffnungslos unterlegen, wie sie fliehen und schreien...dennoch setze ich ihnen nach und töte sie alle. Langsam aber sicher verliere ich mich in der Dunkelheit...deshalb muss ich es so schnell wie möglich beenden. Solange ich noch einen eigenen Willen habe das zu tun, für was ich eigentlich hergekommen bin...“ Sein entschlossener Blick leistete dem des Schwertkämpfers erfolgreich Widerstand.
 

Dieser blickte ihn nur schweigend und prüfend an, doch Soras Blick bleib selbst dann noch immer standhaft. Schließlich nahm Leon sein Schwert und zog an Sora vorbei in Richtung Brücke, blieb aber vor der Tür stehen.
 

„Noch sehe ich den alten Sora in deinen vor Dunkelheit getrübten Augen...“ Sora erlaubte sich erleichtert die Luft auszuatmen, die er ohne sein eigenes Zutun in sich gehalten hatte. „Doch lass dir eines gesagt sein...“ der Schwarzhaarige drehte sich zu dem Schwertkämpfer um, der ihm immer noch den Rücken gekehrt hatte. „In dem Moment, indem du eine Gefahr für uns darstellst, werde ich der erste sein, der seine Klinge durch deinen Körper bohrt. Freund oder nicht, ich werde keine Gnade zeigen.“
 

„Das ist dein gutes Recht, Leon.“ Erwiderte Sora noch, bevor besagter Mann mit geschultertem Gunblade durch die Tür verschwand, die sich hinter ihm mit einem „Wusch“ wieder schloss.
 

„Nur abstechen lassen werde ich mich nicht...“ fügte Sora mit einem finsteren Blick hinzu und entfesselte explosionsartig seine volle dunkle Aura, die er bis jetzt bestmöglich und mit Mühen zurückgehalten hatte.
 


 

-_-_-_-
 


 

Vereinzelt in den Lüften umher wirbelnde Federn und die Geräusche sanfter Flügelschläge begleiteten Kairi auf ihrem ziellosen Flug um Destiny Islands. Kaum war Riku verschwunden, hatte sie das Gefühl als würde etwas nach ihr rufen. Eine Stimme, leise und sanft, drang tief in ihre Gedanken, ohne sich je den Weg über ihre Ohren gesucht zu haben. Nach wenigen Minuten des Fluges ins Blaue landete sie schließlich an den Ruinen des von Sora zerstören Solarkristallturms, von dem nichts mehr geblieben war als die weit verstreuten Trümmer, die überall und in den verschiedensten Größen aus dem Strand ragten.
 

Doch obwohl das was sie sah ein Schlachtfeld nach einem Kampf war, musste sie zugeben, dass sie auf dieser von Zerstörung geplagten Insel lange nicht mehr so etwas Schönes gesehen hatte, wie das, was sich vor ihr abspielte, während sie langsam auf das leise rauschende Meer vor ihr zulief.
 

Teile des eigentlichen Kristalles, der die Sonnenstrahlen ursprünglich sammeln und in Energie umformen sollte, lagen überall verstreut und entluden langsam die von ihnen gespeicherten Energien, sodass sie leuchtende Funken aufstiegen ließen, die langsam in der Entfernung verglühten. Besonders schön wirkte das, wenn besagte Kristalltrümmer in der nahe gelegenen Bucht aufgekommen waren, wo das Meerwasser um die Trümmer herum anfing bläulich zu leuchten und zu schimmern, während es die Nacht mit weiteren aufsteigenden Funken erleuchtete. Als die Jugendliche den Funken mit dem Blick folgte, fiel ihr Blick auf Kingdom Hearts, dessen Tore ungeschützt am Himmel schwebten.
 

Die ganze Zeit keine Reaktion zeigend, leuchtete es ausgerechnet jetzt langsam auf, je näher die rothaarige Schlüsselträgerin ihm kam, bis sie sich schließlich in der Mitte der Bucht wiederfand. Verwundert und mithilfe der Fähigkeit ihrer Flügel auf den Wasser stehend, fragte sie sich, wieso sie überhaupt erst hier raus gelaufen war. Als hätte die Stimme in ihren Gedanken sie gehört, meldete sie sich auch sogleich zu Wort.
 

Doch wo anfangs nur leise, unverständliche Wortfetzen zu hören waren, drangen nun klare und ruhige Worte in ihren Kopf. Stolz und mächtig, jedoch keinesfalls verachtend oder gar bedrohlich. Es klang wie die Stimme einer Königin, die mit Stolz, aber auch Gerechtigkeit und Güte regierte. Es sollte nicht lange dauern, bis Kairi feststellen musste, wie passend der Vergleich war…
 

„Kairi,…“ erklang die Stimme, dessen Ursprung die verwirrte Jugendliche nicht ausmachen konnte, da sie von allen Seiten und gleichzeitig von nirgendwo zu kommen schien. Verwundert blickte sie auf zu den verschlossenen Toren weit über ihr.
 

„Kingdom…Hearts…?“
 

„Ich bin die Königin dessen, was ihr Kingdom Hearts nennt, und habe dich kommen lassen, weil ich wichtiges mit dir zu besprechen habe…“ Die Jugendliche konnte nicht anders als Besorgnis aus diesen Worten zu entnehmen.
 

„Auch ich habe viele Fragen…“ gestand sie.
 

„Ich weiß, doch meine Zeit ist begrenzt, also werden wir uns auf das Wichtigste beschränken müssen.“ Die Stimme machte eine Pause und Kairi blickte sich verwirrt um, auf ein Zeichen oder irgendwas dergleichen wartend, um zu wissen, dass ihr „Gesprächspartner“ noch immer unter ihr weilte. Als hätte die Königin von Kingdom Hearts das Problem vernommen, erschien kurz darauf in einem gleißenden Licht eine junge Frau, die vom Aussehen her nicht viel Älter sein konnte als 20. Erstaunt blickte die geflügelte Jugendliche in zwei leuchtende, hellblaue Augen und in ein ernstes, leicht herzförmiges Gesicht. Lange, hellrosafarbene Haare fielen ihr an der linken Schulter hinunter, wo Kairi auch das erste Mal die sonderbare Kleidung auffiel, die die Person vor ihr trug. Es waren Kleider, die sie nicht wirklich als „königlich“ beschreiben würde, jedoch waren sie definitiv nicht von dieser, oder irgendeiner anderen Welt, die Kairi jemals besucht hatte, und somit auch auf ihre eigene Art und Weise besonders. An der Schulter, auf der ihre langen Haare rasteten, befand sich eine grüne, metallische Schulternplatte mit zwei gelb leuchtenden Linien. Ihren Oberkörper zierte ein weißer, ärmelloser Mantel, unter dem sie ein braunes, rollkragenartiges Shirt trug. Besonders auffällig war auch das rote Cape, das am hinteren Teil ihres Mantels befestigt war, jedoch dieses nur den linken Teil ihres Rückens bedeckte. Außerdem trug sie noch kniehohe Lederstiefel und einen braunen Minirock über sehr kurz gehaltenen, schwarzen Shorts. An ihrem Gürtel war eine große Hülle angebracht, in der so etwas ruhte, das unter Umständen ein mechanisches Schwert hätte sein können…genaueres konnte Kairi allerdings nicht sagen, da der Großteil der vermeintlichen Waffe sich versteckt in ihrer Hülle befand, die hinter der Frau hing und so uneinsichtig für die Rothaarige war.
 

Ansonsten waren lediglich die roten Ledertaschen, die sie knapp unter der Hüfte um ihr linkes Bein gebunden hatte, und ihre blauen, fingerlosen Handschuhe erwähnenswert. Alles in allem war die Person ziemlich modern gekleidet für jemanden, der die Königin von etwas war, dass definitiv älter war als so mancher Stammbaum zurückreichte. Hätte sie sich Kairi gegenüber nicht als Königin vorgestellt, hätte die Rothaarige niemals selbiges vermutet. Jedoch bewies das Licht, das die ältere der beiden umgab, dass sie definitiv als Königin von Kingdom Hearts durchgehen könnte, strahlte ihr Licht doch gar heller und merklich wärmer als das der Prinzessin der Herzen.
 

„So, das dürfte dir helfen jemanden ansehen zu können, während wir uns unterhalten. Ich weiß selbst zu gut wie unangenehm es sein kann ständig mit Luft reden zu müssen…“ verkündete die eben erst erschienene Frau vor Kairi mit leicht genervtem Unterton und verlegte dabei ihr Gewicht auf ihr rechtes Bein, woraufhin sich auch ihre rechte Hand gegen die Hüfte stemmte. Dass sie dabei, wie geflügelte Schlüsselträgerin vor ihr auch, auf der Wasseroberfläche stand, schien sie nicht im Geringsten zu interessieren. Kairi konnte nur vermuten ob sie mit ihrer Aussage meinte, dass sie sich selbst oft genug in so einer Lage befunden hatte.
 

Die Königin ließ ihren Blick schweifen und nahm den erbärmlichen Anblick auf, den die Insel ihr bot. Als sie eine kleine Weile lang nichts sagte und Kairi gerade das Schweigen brechen und sie sicherheitshalber mit „Eure Majestät“ ansprechen wollte, unterbrach die Rosahaarige sie ohne den Blick von der Insel abzuwenden: „Tun wir uns doch beide einen Gefallen und lassen diesen albernen Höflichkeitsmist weg.“ Schlug sie genervt vor.
 

„Uhm…okay…?“ Kairi wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, also stimmte sie einfach zu.
 

„Ich weiß, dass du nicht die einzige bist, die mit der derzeitigen Lage, in der sich das Universum befindet, nicht zufrieden ist, Kairi.“Setzte die Königin fort. Sie wendete ihren Blick wieder Kairi zu. „Doch ich kann dir versichern…kein Universum das je existiert hat, bereits existiert oder jemals existieren wird, wird jemals perfekt sein.“
 

Man musste Kairi ihre Verwunderung über diese Aussage deutlich ablesen können, denn die Königin lächelte nur amüsiert. „Und weißt du auch warum…? Weil jedes Universum bei seiner Entstehung von Menschenhand erschaffen wird.“
 

„Was soll das heißen?“
 

Die Königin seufzte. „Das heißt, dass ich einst genauso sterblich war wie jedes andere Lebewesen. Als ich dieses Leben hinter mir ließ, erschuf ich das Universum neu. Jeder Wassertropfen, jeder Grashalm, den du hier siehst. Das ganze Universum.“ Erklärte sie als sie sich selbst noch einmal umschaute. „Deshalb ist es umso ärgerlicher, wenn man alles in diesem Zustand sehen muss…glaube mir, ich weiß, wie du dich fühlst.“ Versicherte die ältere ihr ernst.
 

„Menschen erschaffen Universen…aber das ist doch unmö-“ wollte die Prinzessin einwenden, doch wurde erneut unterbrochen.
 

„Oh, wenn du nur wüsstest wie möglich so einiges ist, Mädchen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich solchen Worten damals an deiner Stelle auch keinen Glauben geschenkt hatte.“ Lächelte sie verständnisvoll, vermutlich in alten Erinnerungen schwelgend.
 

„Aber…wie...?“ wollte die Rothaarige wissen.
 

„Es ist einfacher als du glauben magst...die Welt in der wir leben kann nie enden. Es ist der Grunderhaltungssatz von Leben. Wer Leben nimmt, gibt gleichzeitig in irgendeiner Form neues Leben frei. Das zu vertiefen, würde allerdings zu lange dauern, also fasse ich es kurz.“ Seufzend machte die Königin eine Pause bevor sie fortsetzte. „Da jedes Universum von jemand geschaffen wurde, gibt es auch immer jemanden, der für dessen Erhalt verantwortlich ist. Würde man diese Person niederstrecken, wird das von dieser Person erschaffene Universum zusammen mit allen Mächten sowie Pflichten auf denjenigen übertragen, der das bisherige System gestürzt hat. Demjenigen steht es dann frei, ob er das komplette Universum neu erschafft oder das bestehende beibehält nur um am bisherigen System Änderungen vorzunehmen, wie es ihm beliebt. Das Universum kann auch von mehreren Personen gleichzeitig verwalten werden, was aber für gewöhnlich früher oder später zu Streitereien und einem vorzeitigen Ende für diese Universen führt.“
 

„Also hast du das vorherige System gestürzt?“ wollte Kairi wissen.
 

„Ja, aber ich war nicht allein. Und wir glaubten auch nicht an das, was ich dir gerade erzähle. Ich vor allem nicht. Wir wollten einfach nur die Welt verbessern, in der wir lebten.“
 

„War sie denn so schlimm?“
 

Die Rosahaarige schüttelte den Kopf. „Kein Universum startet schlimm…auch ist das Wort ‚schlimm‘ mehr Ansichtssache als ein klarer Messwert. Es kommt immer auf den Betrachter an. Das letzte Universum war anfangs ein schöner Ort, doch die Götter, die es leiteten, wurden zunehmend verrückter…sie wählten sich kontrolliert Menschen aus, die für sie die Drecksarbeit erledigen mussten…manchmal erschien es fast schon so als täten sie es aus Langeweile.“ Erzählte sie mit verschränkten Armen.
 

„Wie unterscheidet sich das von der Schlüsselschwertmethode?“ wandte Kairi mit leicht bitterem Unterton und vielsagendem Blick ein. Versteckte Kritik, die der älteren Person vor ihr nicht entging.
 

Sie fasste sich nur seufzend an die Stirn und schüttelte den Kopf. „Mädchen, vergleiche nicht Kühe mit Schafen. Du sprichst von einer Handvoll Auserwählten, ich rede von tausenden.
 

Als sie das hörte gab Kairi nach. Vielleicht war es vorschnell von ihr zwei Universen miteinander zu vergleichen ohne die genaueren Umstände des anderen Universums zu kennen.
 

„Jedenfalls stürzten wir diese Götter und als uns schließlich bewusst wurde, dass jemand ihren Platz einnehmen musste, trat ich hervor und meldete mich freiwillig.“
 

„Etwa allein?“ wunderte sich die Prinzessin. „Wollte keiner dein Schicksal mit dir teilen?“
 

„Oh, ich wette mindestens ein gewisser Idiot hätte sich freiwillig gemeldet.“ Erklärte sie lächelnd und blickte dabei kurz in Erinnerungen schwelgend zur Seite, bevor sie sich wieder Kairi zuwand. „Aber wir wussten, dass es nur früher zu so einem Chaos kommen würde, wie wir es eben bekämpft hatten, je mehr Personen ein Universum zu leiten versuchten, also ging ich allein.“ Wurde sie wieder ernst.
 

„Ist das kein Job für die Ewigkeit? Und das auch noch ganz alleine? War das nicht schwer?“
 

„Ich wusste worauf ich mich einließ…ich habe es nie bereut.“ Versicherte die Rosahaarige ihr. „Zugegeben, die ersten paar Jahrhunderte ist es sehr schwer, aber man gewöhnt sich dran. Abgesehen davon sah ich meine Freunde und Bekannten wieder als sie starben und zusammen mit ihren Herzen zu mir nach Kingdom Hearts kamen. Ich habe zwar nicht die Zeit so oft mit ihnen zu reden, wie es mir lieb wäre, aber es reicht für gewisse Anlässe.“
 

„Also wird Roxas so etwas wie ein Gott, wenn er dich besiegt…?“ schlussfolgerte Kairi schließlich.
 

„Nicht wenn ich da noch ein Wörtchen mitzureden habe, aber ja. Im Grunde kann man es so sagen.“ Die Königin von Kingdom Hearts ging wieder in ihre Ausgangsstellung und nickte.
 

„Scheint nicht so als ob du es satt hättest ein Universum leiten zu müssen.“ Stellte Kairi amüsiert fest.
 

„Ein Job ist ein Job und nachdem ich Jahrtausende damit verbracht habe mich um dieses Universum zu kümmern, kann ich die Arbeit auch ruhig ein paar Jahrtausende fortsetzen. Zumal das Universum bei weitem besser läuft als ihr es den Anschein machen lässt. Es mag zwar nicht alles bestens laufen, aber ich finde es ist es wert erhalten zu bleiben. Vor allem, weil es schlimmer hätte sein können. Viel schlimmer.“
 

Kairi schien in Gedanken versunken. „Das klingt alles so einfach, aber wie besiegt man denn den Hüter des Universums, wenn dieser das Universum nicht aufgeben will? Dürfte es da nicht einen gigantischen Machtunterschied geben?“
 

„Natürlich…doch der Hüter des Universums braucht seine meiste Kraft dazu das Universum stabil zu halten, vor allem, wenn es nur einer ist. Mit seiner restlichen Kraft kann er sich verteidigen, was ihn zwar immer noch stark, aber bei weitem nicht so unbesiegbar macht, wie du es wohl gerade von mir denken magst. Hinzu kommt der Fakt, dass ein solcher Hüter nur über das Universum wachen kann, solange er sein eigenes Reich besitzt, von dem aus er alles leitet. Wird dieses Reich zerstört, fällt auch der Hüter.“
 

„Also wenn Roxas Kingdom Hearts zerstört, macht er unbewusst genau das richtige um der nächste Hüter zu werden.“ Schlussfolgerte Kairi während sie sich nachdenklich ans Kinn faste.
 

„So sieht’s aus. Ob er für die Rolle nun geeignet ist oder nicht, kann ich nicht sagen, da ich nur Herzen blicken kann, nicht in die Zukunft. Alles was ich weiß ist, dass die Zeit dieses Universums noch nicht gekommen ist, deshalb muss ich Roxas wohl oder übel aufhalten…“ Auch sie blickte gedankenversunken in den Himmel.
 

„Sehr gern scheinst du es ja nicht zu machen.“ Stellte die Prinzessin der Herzen verwundert fest.
 

Die Rosahaarige nickte. „Er mag ein Schwachkopf sein, aber er hätte das Herz am richtigen Fleck, hätte er sein eigenes. Genauso wie Sora.“
 

Die Prinzessin der Herzen wandte betrübt den Blick ab, als sie Soras Namen vernahm. „Sora ist vor allem ein Dummkopf…wie konnte er sich nur mit der Dunkelheit einlassen…?“ gab sie enttäuscht von sich.
 

„Das beste Herz nutzt einem nichts, wenn es nicht mehr vorhanden ist. Hinzu kommt, dass man ihn in seinem Glauben erschüttert hat. Er fühlt sich von allem und jedem auf dieser Insel verraten. Ohne sein Herz, dessen Licht ihm den richtigen Weg weisen würde und ohne das Vertrauen in seine Freunde, das ihn früher so angetrieben hat, musste es zwangsläufig dazu kommen.“
 

„Kann nicht einmal die Königin von Kingdom Hearts Herzen verteilen?“ Kairis leuchtenden blauen Augen spiegelten die Hoffnung auf Erlösung wider, die sie für Sora und Roxas sah, doch die Hüterin des Universums zerstörte diese Hoffnungen mit einem Kopfschütteln.
 

„Ich könnte, aber ich werde es nicht tun….“
 

„Was!? Warum nicht!?“ war Kairi fassungslos. Jetzt sah man auch seit langem wieder etwas Wut in ihren Augen brennen. Sie fühlte sich wohl leicht von der Königin vor ihr auf den Arm genommen.
 

Trotz dem erhobenen Ton der Prinzessin blieb das mächtige Wesen vor ihr gelassen. „Aus zwei Gründen. Erstens ist Sora der einzige, der noch zwischen mir und Roxas steht. Da weder ich, noch du gegen ihn kämpfen können beziehungsweise wollen, ist er mein einziger Trumpf. Ich werde nicht riskieren, dass er sich vielleicht sogar mit Roxas verbündet, sobald er wieder sein Herz hat, nur um die Verluste gering zu halten.“
 

Die Rothaarige biss sich auf die Unterlippe. „Da mag zwar etwas dran sein, aber…“ weiter kam sie nicht, da sie unterbrochen wurde.
 

„Zweitens, würde das verdammt lange dauern und es ist fragwürdig ob es überhaupt noch rechtzeitig klappen würde.“
 

Daraufhin ließ Kairi schließlich geschlagen den Kopf hängen. „Und warum kannst du Roxas nicht selbst besiegen?“ wandte sie nach einer kurzen Pause ein.
 

„Das würde ich gerne. Vielleicht würde es auch reichen ihm einfach nur ein bisschen Verstand einzureden, aber ich kann Kingdom Hearts nicht verlassen. Was hier vor dir steht ist nichts weiter als mein Geist, den du allerdings auch nur sehen kannst, weil du mit meinem Reich verbunden bist. Roxas würde ihn weder sehen, noch hören. Und da er auch nicht vor hat mein Reich zu betreten…“ den Rest des Satzes überließ sie der Vorstellung Kairis, da es ohnehin offensichtlich war, was sie meinte.
 

„Die Schlüsselschwerter…sie sind Mittel für dich in Angelegenheiten außerhalb von Kingdom Hearts einzugreifen, wo dir sonst die Hände gebunden wären, nicht wahr?“ Langsam wurde Kairi der genaue Zweck der Existenz der Schwerter bewusst. Gedankenversunken betrachtete sie ihr strahlendes Schwert während sie aus den Augenwinkeln heraus die Königin nicken sah.
 

„So ist es.“ Bestätigte die Hüterin. „Die Schlüsselträger sind Mittel um meinen Willen über die Grenzen von Kingdom Hearts hinaus durchzusetzen.“
 

„Und welche Rolle spiele ich dabei? Willst du mir etwa auftragen Roxas an deiner Stelle aufzuhalten…?“ Dieser Einfall missfiel Kairi sehr. Könnte die Königin wirklich deshalb zu ihr gekommen sein?
 

„Nein, Kairi.“ Schüttelte die Rosahaarige langsam den Kopf. „Du bist eine Wächterin, keine Kriegerin. Du bist etwas Besonderes.“ Erklärte sie geduldig. Auf Kairis fragenden Blick hin setzte sie ihre Erklärungen fort. „Schlüsselschwerter beziehen ihre Stärke aus den Herzen der Träger, was ihnen immense Macht verleiht. Doch Herzen bestehen aus Licht und Dunkelheit. Während keines dieser Elemente zwingend gut oder böse ist, ist es unbestreitbar, dass sie unterschiedliche Wirkungen auf die Personen haben, die von ihnen beeinflusst werden. Licht weckt meistens das Gute im Menschen, während Dunkelheit oft das Gegenteil bewirkt. Eines tun sie jedoch beide: Sie erfüllen ein Herz mit Macht. Eine Person mit einem lichterfüllten Herzen ist selten ein Problem, da er seine Kräfte für Gutes einsetzt, jedoch kommt es vor, dass das Gute im Auge der Person anders definiert wird, als das Gute für den Rest der Menschheit, anders als bei Menschen mit finsteren Herzen, die meist nur so handeln, wie es für sie selbst am besten ist, egal was andere denken oder ob sie diese gefährden. Weißt du was schlimmer ist als eine Person mit einem finsteren Herzen, Kairi?“ fragte die Hüterin die Prinzessin mit verschränkten Armen.
 

„Wenn eine solche Person auch noch ein Schlüsselschwert trägt.“ Verstand die Jugendliche. Bestätigendes Nicken folgte auf ihre Antwort.
 

„Richtig, denn diese Menschen erhalten dadurch zusätzliche Macht. Macht, die oft missbraucht wird. Deine Aufgabe als Wächterin ist, anders als bei den Kriegern, zu behüten, anstatt zu zerstören. Du, die ein reines Herz hat, unfähig jemals von Dunkelheit vereinnahmt zu werden, sollst mit deinem Licht gewährleisten, dass kein Schlüsselträger sich in der Dunkelheit verliert. Du, Kairi, trägst die größte Verantwortung von allen auf deinen Schultern.“
 

„Dann habe ich versagt.“ Senkte sie betrübt den Blick. „Sowohl Riku als auch Sora leiden unter der Dunkelheit. Ich habe nichts getan um ihnen zu helfen.
 

„Weißt du,…“ fing die Königin an und blickte dabei in den Himmel, offenbar nach den richtigen Worten suchend. „Du hast im Grunde mehr getan als du vielleicht denkst.“ Antwortete sie schließlich. „Du rettetest einst Sora aus der Dunkelheit, in die er fiel. Auch in Riku wecktest du Hoffnung als du ihn durch die Maske hindurch sahst, die er sich gezwungenermaßen aufgesetzt hatte um Sora zu helfen. Und auch als du nicht da warst, hat dein Licht die beiden stets geleitet…wenn auch nicht immer in die richtige Richtung.“
 

„Wenn das wahr ist, wie konnte es dann so weit kommen?“ wollte Kairi wissen und deutete mit den Armen um sich auf die verwüstete Insel. „Alles ist zerstört, jeder bekriegt sich. Jeder hat das Licht aus den Augen verloren…“ Betrübt ließ sie die Schultern hängen und ein enttäuschtes Seufzen erklingen.
 

„Das ist nicht deine Schuld.“ Versicherte die Königin ihr gelassen. „Roxas wird nicht von Dunkelheit verleitet das zu tun, was er tut. Sein eigenes Licht bringt ihn dazu. Er braucht dein Licht nicht, wo er sein eigenes hat, wodurch du auf ihn keinen Einfluss hast. Rikus Dunkelheit kehrt auf die Zeit zurück, als er sich ihr öffnete. Zu diesem Zeitpunkt hattest du dein Herz bereits verloren und konntest nicht mehr eingreifen. Als Sora seines zusammen mit seinem Glauben an seine Freunde verlor, verlor er auch die Fähigkeit dein Licht zu sehen und endete so, wie er jetzt ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass niemand von ihnen gerettet werden kann.“ Während sie ihr das erklärte, blickte sie die Augen der Jugendlichen und nickte zufrienden, als sie auf einmal Hoffnung in ihren leuchtend blauen Augen glitzern sehen konnte.
 

„Es ist noch nicht zu spät?“ fragte sie mit großen Augen.
 

„Natürlich nicht. Warum sollte ich lügen?“ seufzte die Rosahaarige gelassen. „Die Frage ist nur: Bist du bereit dazu?“
 

„Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich das überhaupt kann.“ Antwortete Kairi und mied den Blick der Hüterin. „Alles läuft schief, was wenn ich es nur noch schlimmer mache?“
 

Die Königin ging wieder in ihre vor Selbstbewusstsein strotzende Standartposition über und antwortete lediglich: „Den Quatsch will ich nicht hören. Es ist keine Frage des Könnens, oder nicht Könnens. Man macht es einfach.“
 

Die Rothaarige starrte die ältere Person vor ihr nur erstaunt an, bevor dem Erstaunen ein Lächeln folgte. Die Frau vor ihr hatte recht. Was sollte dieses ängstliche Getue? Hatte ihr das schon nicht damals genug Ärger bereitet? Damals, als sie noch schwach und hilflos war? Sie hatte sich Macht gewünscht um Dinge zu verändern. Nun hatte sie sie. Jetzt musste sie diese nur noch einsetzen und dank der Königin wusste sie nun auch wozu.
 

„Weißt du was? Du hast recht. Nichts wird sich ändern, wenn ich es nicht selbst in die Hand nehme. Und überhaupt ist es doch meine Aufgabe, diesen hoffnungslosen Fällen zu helfen, oder?“
 

Die Hüterin lächelte und nickte zufrieden. „Das ist doch schon gleich viel besser. Wenn du nicht an dich glaubst, wer dann? Nimm dein Schicksal selbst in die Hand.“
 

„Das werde ich. Danke.“ Versicherte ihr Kairi mit einem selbstbewussten Lächeln.
 

„Bevor meine Zeit abläuft und ich zurückkehren muss, möchte ich dir noch eine kleine Geschichte erzählen, Kairi.“
 

„Kairi legte verwundert den Kopf schräg. „Eine Geschichte?“
 

Die Rosahaarige nickte. „Es ist eine uralte Legende, von der man besagt, dass sie so wirklich passiert ist und dass eine Tragödie sich nähert, sollte sie sich jemals wiederholen. Jeder Hüter des Universums kennt sie, ist sie doch das perfekte Anzeichen um zu merken, dass sich etwas Schlimmes anbahnt, dass es zu verhindern gilt.“ Erklärte sie. „Ich möchte, dass du sie kennst und immer im Hinterkopf bewahrst, denn ich spüre deutlich, wie sich etwas anbahnt, was nur du ändern kannst.“
 

„Ich? Warum?“ wollte die Rothaarige wissen, doch bekam keine direkte Antwort darauf.
 

„Das wirst du wissen, wenn die Zeit gekommen ist, mehr sollte ich dir nicht sagen. Das Schicksal muss wissen, ob es dir gelingen soll die Tragödie abzuwenden, oder sie über euch herfallen wird.“
 

Feststellend, dass sie keine konkreten Antworten mehr von der Hüterin erwarten konnte, entschied sie sich dafür keine Zeit zu verlieren und zum Thema zurückzukehren. „Gut, wie lautet dann die Legende?“
 

Die Hüterin deutete mit dem Zeigefinger auf einen gigantischen, aus dem Meer ragenden Trümmer des einstigen Turmes. „Setz dich da hin, es könnte eine Weile dauern.“ Die Hüterin klang selbst nicht sehr begeistert von diesem Fakt, schien aber ihr Vorhaben dennoch durchziehen zu wollen. Kairi tat wie ihr geheißen und flog kurzerhand zu dem imposant aus dem Wasser ragenden Stück Ruine hinüber, um dort Platz zu nehmen. Die Königin erschien wenig später wieder vor ihr und während sie von den leuchtenden Funken der Kristallsplitter umgeben wurden, begann die Rosahaarige damit der Prinzessin die Legende zu erzählen.
 


 

-_-_-_-
 


 

Wusch
 


 

Alle Anwesenden auf der Brücke der Militia Grandia stoppten sämtliche Gespräche als sie merkten wer soeben die Brücke durch die futuristische Tür betreten hatte. Der gerade Eingetroffene blickte sich schweigend um, bevor er seinen Weg zur Mitte fortsetzte, wo die Mitglieder des Wiederaufbau Komitees sich befanden.
 

„Na, haben wir nun genug Gerüchte verbreitet während ich weg war?“ fragte der Jugendliche, während seine Schritte auf den Metallboden als einziges laut zu vernehmen waren. Um ihn herum wehte eine dunkle Aura, jedoch wieder deutlich schwächer, als sie eigentlich hätte sein können, da der Schwarzhaarige sie wieder zwanghaft versuchte bestmöglich zu unterdrücken um die Crew nicht weiter zu beunruhigen.
 

„Du hast nerven hier einfach so aufzukreuzen, Kleiner!“ erwiderte Cid nur mit verschränkten Armen.
 

„Interessant, Cid. Ist das nicht immer noch mein Schiff?“ konterte Sora als er vor dem alten Mann stehen blieb.
 

„Das war noch nie dein Schiff, Sora. Ich habe es gebaut, ich fliege es, es ist MEIN Schiff.“
 

„Technisch gesehen…“ mischte sich Tifa ein und lachte verlegen, als sich alle Blicke auf sie richteten. „…wurde dieses Schiff aus Geldern finanziert, die dem Wiederaufbaukomitee gestiftet wurden um die Bedrohung auszulöschen, die Roxas für das Universum darstellt.“
 

Yuffie kratzte sich verwirrt am Kopf. „Und wem gehört also jetzt das Schiff?“
 

„Radiant Garden.“ Antwortete Leon knapp, ohne sich von der Wand wegzubewegen, an die er lehnte. „Und wie alle Dinge, die Radiant Garden betreffen, entscheidet das Wiederaufbaukomitee über solche Dinge.“
 

„In anderen Worten: Das Schiff gehört uns allen. Jeder von uns hat die Verantwortung dafür.“ Fasste Cloud zusammen und holte seinen Mitgliedsausweis hervor. Ohne Worte griff jeder auf der Brücke unbewusst zu seinem Ausweis. Bis auf die paar Soldaten in dem Raum, die zwar zur Radiant Brigade, jedoch nicht zum eigentlichen Komitee gehörten.
 

„Das ist doch lächerlich! Mitglieder des WiederAUFBAUkomitees sollten die Stadt nicht ZERSTÖREN!“ wandte Cid ein.
 

„Naja, da ist was dran, schätze ich…“ murmelte Tifa zustimmend.
 

„Es war nicht meine Schuld, dass Roxas mir gefolgt ist…“ verteidigte sich Sora und versuchte die Fassung zu bewahren als er spürte, wie die Wut in ihm aufkam. Cid ging ihm vorhin schon beim Lauschen auf die Nerven, jetzt war die Sache nicht anders.
 

„Also gibst du zu für die Zerstörung verantwortlich gewesen zu sein!“
 

„Wenn es dich glücklich macht…“ knurrte Sora.
 

„Teufel, nein! Warum zum Geier soll mich das glücklich machen!? Wir haben uns nicht für die Stadt ab geackert, nur damit du sie in Schutt und Asche legst!“
 

„Wo ist eigentlich dein Problem, alter Mann!?“ fuhr Sora ihn genervt an. „Es waren nur ein paar halbfertige Häuser! Baut es doch einfach wieder auf!“
 

„Wieder aufbauen? Das hier ist nicht Monopoly, Kleiner! Sowas kostet Geld, Zeit und Planung!“ erwiderte Cid empört darauf.
 

„Wärst du an meiner Stelle gewesen, was wäre dir wichtiger gewesen? Dein Leben oder ein paar halbfertige Häuser?“ fragte Sora ernst und wütendem Unterton.
 

„Nun, so gesehen…“ griff sich Cid nachdenklich an den Nacken und murmelte etwas in sich hinein.
 

Sora wandte sich von ihm ab und drehte sich den anderen zu. „Was hättet ihr ALLE getan? Hättet ihr euch einfach abknallen lassen, wie ein räudiges Stück Vieh, obwohl ihr wüsstet, dass ihr noch eine Aufgabe zu erledigen hättet?“
 

Alle wandten den Blick ab. So wie Sora die Frage formulierte, legte er einem die Worte praktisch schon in den Mund.
 

„Was ist mit den Menschen?“ warf Tifa plötzlich in den Raum. „Den Menschen, denen du das Leben genommen hast. Cid sagte die Opfer gingen an die hunderte. Häuser kann man wieder aufbauen, Leben kann man jedoch nicht ersetzen.“
 

Sora blickte sie ernst an. „Ich musste es tun. Sie hatten mich angegriffen.“ Verteidigte er sich.
 

„Vielleicht, weil sie dich nicht mehr als den sahen, der du bist.“ Gab Cloud zu bedenken, während er die Arme vor der Brust verschränkte.
 

„Sehe ich in euren Augen aus wie ein Monster?“ wollte der Schwarzhaarige wissen.
 

„Du hast dich…schon etwas verändert…“ musste Yuffie zugeben. „Auch wenn es sich aus meinem Mund vielleicht etwas komische anhört…“ fügte sie leise hinzu, da sie wusste, dass sie kurzzeitig in einer ähnlichen Lage gesteckt hatte.
 

„Und wem habe ich das wohl zu verdanken…?“ knurrte Sora verärgert als er zur großen Frontscheibe hinaus deutete, wo sich zweifelsohne die Insel und auch Roxas befand.
 

„Ich denke,…“ Ergriff Tifa das Wort. „…was wir alle damit sagen wollen ist, dass wir uns Sorgen um dich machen, Sora.“
 

„Du veränderst dich, schneller als dir vielleicht klar wird.“ Fügte Cloud hinzu.
 

„Ein Grund mehr uns zu beeilen, oder!?“ versuchte Sora seinen Standpunkt klar zu machen. Er musste handeln und konnte keine Zeit mit so einem Unfug verschwenden. „Wenn ihr mir nicht mehr helfen wollt, so ist das eure Entscheidung! Ich werde jedoch weiter machen, mit oder ohne euch. Eins steht jedoch fest: sollte ich scheitern, und das ist nicht ausgeschlossen, wenn ich es alleine versuchen muss, dann war Radiant Gardens Opfer völlig umsonst. Macht euch das bewusst!“
 

„Das war es auch so…“ murmelte Cid verbittert, doch niemand schien ihn wahr zu nehmen.
 

„Niemand hat etwas davon gesagt dich im Stich zu lassen, Sora.“ Merkte Leon nun plötzlich an, während er die Sache schweigend beobachtet hatte. „Ich denke ich spreche im Namen aller Anwesenden, wenn ich dir versichere, dass wir immer noch hinter dir stehen. Alles worum wir dich bitten ist vorsichtiger zu sein, damit du uns und die Crew nicht gefährdest.“
 

„Und keine Ausflüge mehr nach Radiant Garden!“ rief Cid rein, woraufhin ihn alle böse anstarrten. „Was denn!?“
 

Sora blieb einige Sekunden mit geschlossenen Augen stehen, dann nickte er. Der Großteil hier schien ihm immer noch zu vertrauen, er täte besser gut daran dieses Vertrauen etwas zu festigen, bevor es ihm zu entgleiten drohen würde. „Geht klar, Leute. Ich verstehe, wenn ich euch Sorgen bereitet habe und möchte mich hiermit bei euch allen entschuldigen. Es war wahrscheinlich nicht die beste Wahl alleine nach Radiant Garden gehen zu wollen…wenn ich es mir recht überlege hätte ich auch einfach Cid damit beauftragen können die Informationen für mich zu besorgen…Roxas hätte ihm sicher nichts getan und die Sache hätte mit weitaus weniger Schaden enden können, aber wer hätte schon gedacht, dass dieser Verräter überhaupt erst da auftaucht…?“ er seufzte. „Es ist einfach total ungünstig gelaufen. Ich verspreche euch hiermit vorsichtiger zu sein.“
 

„Deine Versprechen sind schon lange nichts mehr wert, Sora.“ Hallte plötzlich die Stimme eines gewissen blondhaarigen Blitzballspielers in seinem Kopf, doch Sora verdrängte das schnell. Wieso war ihm dieser Satz nur so hängen geblieben…?
 

Alle anwesenden nickten verständnisvoll, bis auf Cid, den kurz darauf alle auffordernd anstarrten. Schließlich gab er genervt nach. „Schön, du kriegst noch eine Chance. Aber nur weil du früher viel für uns getan hast…“ murmelte er den letzten Teil fast unverständlich.
 

„Danke, Cid.“ Grinste Sora und wurde anschließend wieder ernst. „Also, was habe ich verpasst?“
 

Leon stieß zu der Gruppe und erklärte: „Die Niemande nahmen uns fast ununterbrochen in Beschuss, aber wir konnten sie erfolgreich zurückdrängen. Die Herzlosen und unzähligen Geschütztürme an der Oberfläche des Schiffs haben wahre Wunder bewirkt.“
 

„Die verlorenen Herzlosen-Schiffe wurden nach einer Weile wieder durch neue ersetzt, doch das war beim Gegner genauso. Er hatte jedoch den Nachteil dank unserer Geschütze und musste letztendlich eine Feuerpause einlegen. Seit wenigen Stunden herrscht Waffenruhe.“ Fügte Cloud hinzu.
 

„Wie sieht es mit unserem Schiff aus?“ wollte Sora wissen als Cid eine einen digitalen Bauplan des Schiffs auf die Frontscheibe projizierte, wo die beschädigten Stellen rot aufblinkten. Es war ziemlich viel rot. Zu viel für Soras Geschmack.
 

„Keine Sorge, Kleiner. Das war der Stand, bevor ich nach Radiant Garden aufgebrochen bin, mit den Ersatzteilen konnte ich viel wieder reparieren, jedoch dank des konstanten Angriffs und dem Grad der Zerstörung an einigen Stellen eben nicht alles.“ Meinte Cid und hämmerte in die Tasten um den aktuellen Stand zu zeigen. Die roten Flächen wurden kleiner, verschwanden jedoch nicht vollständig. „Die Außenhülle hat ganz schön was abgekriegt. Die Panzerung hält, viele Geschütztürme verweigern jedoch ihren Dienst. Entweder die Zielvorrichtung klemmt, oder sie sind völlig hinüber…“
 

„Die Mechaniker im Hangar melden hohe Verluste an eigenen Jets.“ Meldete Yuffie und legte einen Bericht auf den Tisch vor ihnen. „Bisher haben wir keine genauen Zahlen, aber der Cheftechniker geht davon aus, dass 160 bis 170 Schiffe in der Schlacht zerstört wurden. 69 würden derzeit noch repariert werden, von denen allerdings 25 vermutlich fluguntauglich bleiben werden.“ Seufzte sie.
 

„Das sind hohe Zahlen…“ gab Sora mit verschränkten Armen zu. „Wieso habt ihr nicht die Herzlosen das meiste machen lassen?“ erkundigte sich der Schwarzhaarige und griff sich nachdenklich ans Kinn während er sich zu den anderen umdrehte, offenbar nach einer Antwort suchend.
 

Tifa winkelte nur hilflos und kopfschüttelnd die Arme an und seufzte. „Die Herzlosen sind zwar ihrem Befehl gefolgt und haben das Schiff verteidigt, jedoch auf ihre Art. Völlig unkoordiniert und chaotisch. Wir brauchten ein paar fähige Piloten, denen wir Befehle geben konnten, da du nicht da warst um die Herzlosen für uns zu koordinieren.“
 

Sora verdrehte die Augen und stöhnte genervt. Wie hatte er das nicht bedenken können? Er war hier der einzige, der den Herzlosen neue Befehle geben konnte. Gut, dass er nur einen Tag weg war und nicht noch länger. Das hätte fatale Folgen haben können. „Tut mir Leid um eure Verluste…“ murmelte er beiläufig. Die abgestürzten Piloten kümmerten ihn eigentlich kein Stück, aber er sollte vielleicht wenigstens so tun als ob.
 

„Keine Sorge, die meisten sind per Rettungskapsel und Fallschirm sicher auf dem Meer aufgekommen, wo wir sie alle nacheinander auffischen konnten…die meisten zumindest.“ Erklärte Yuffie zufrieden.
 

„Gut zu hören…“ Der Schwarzhaarige nickte und wand sich wieder den anderen zu. „Sonstige Feindbewegungen, abgesehen von den Niemandsschiffen?“
 

„Niemande-Bodentruppen patrouillieren die nähere Umgebung von Roxas‘ Festung sowie die verbliebenen zwei Türme. Bevor der Hochauflösungsscanner ausgefallen ist, konnten wir noch Namine und Kairi ausmachen, die in einem der Türme verschwunden sind. Von den anderen war keine Spur.“ Informierte Cid den Schlüsselträger.
 

„Was soll das heißen, er ist ausgefallen? Kriegen wir keine Bilder mehr rein?“
 

„Keine Bilder und keine Positionen. Habe mir zu Beginn der Waffenruhe mal den Schaden genauer angeschaut. Die Linse ist völlig hinüber, Bilder werden wir also weiterhin keine kriegen…den Scanner selbst, für die Positionen der Feinde, dürfte ich aber reparieren können.“ Nachdenklich kratzte sich der ältere Pilot am Hinterkopf, während er sich die Baupläne noch einmal genauer anschaute.
 

„Gut, dann setz‘ dich ran. Ich werde den Scanner noch brauchen.“ Sora klopfte ihm auf die Schulter und wand sich dem Rest zu. „Solange wir nicht wissen, wo wer ist, können wir nicht viel machen.“ Sagte er ihnen mit ernster Miene. „Sobald der Scanner wieder online ist…“ er blickte kurz über seine Schulter zu Cid hinüber und fragte: „Das ist doch der richtige Begriff, oder?“ was dieser nur mit einem müden Nicken bestätigte. Anschließend drehte der Schlüsselträger sich wieder zu den anderen um und setzte fort. „…werden wir Namine ausmachen können. Wir werden uns in Gruppen aufteilen um die lästige Göre zu fangen, während die anderen Roxas ablenkt.“
 

„Namine? Wollten wir nicht Roxas?“ wand Yuffie verwundert ein. Sora grinste finster.
 

„Namine ist der Schlüssel zu Roxas, so nahe, wie sich die beiden stehen. Seine Prioritäten werden sich ändern, wenn er rauskriegt, dass sie in Gefahr ist.“ Erklärte er schadenfroh an den Gedanken, wie besorgt sein blonder Ex-Niemand nur sein würde. Was er wohl für ein Gesicht machen würde, wenn Sora sie ihm erst für immer wegnehmen würde? Sein Grinsen wurde breiter. Er konnte es kaum erwarten DAS zu sehen.
 

„Das klingt…ziemlich…ihr wisst schon…“ wollte Tifa betrübt anmerken. Irgendwie war das nicht richtig in ihren Augen.
 

„Vielleicht, aber das ist Krieg.“ Fügte Cloud nachdenklich hinzu. „Es mag nicht die feine englische Art sein, aber sie wird definitiv effektiver sein als Roxas immer nur hinterherzurennen.“
 

„Und was machen wir solange bis der Scanner wieder etwas taugt?“ Leon schulterte sein Schwert. Offenbar konnte er eine Revanche nicht abwarten. Dieses Mal würde er nicht nur den Stolz eines Löwen zeigen, sondern auch dessen Stärke.
 

„Warten.“ Antwortete Sora knapp und blickte finster zur Frontscheibe hinaus. „Wir haben doch Waffenruhe, oder? Gönnen wir uns ein eine kleine Verschnaufpause und den Turteltäubchen ihre letzten Stunden…der Trauer über seinen Verlust wird nur umso schmerzhafter sein.“ Grinster er schadenfroh.
 

„Wir werden sie töten…?“ schien Tifa überrascht. „Reicht es nicht sie…“
 

Der Schwarzhaarige unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. „Das habe ich schon letztes Mal versucht und dann ist dieses gerissene Biest mir entwischt…nein, dieses Mal gehen wir auf Nummer sicher, zumal wir sowieso keinen Verwendungszweck für sie haben und sie somit lebend genau so viel wert ist wie tot…wieso also Risiken eingehen?“ grinste er. „Außerdem würden wir ihr Roxas sowieso nehmen, was sie sicher untröstlich machen würde…so kann sie wenigstens in der Hölle auf ihn warten!“ fügte er hinzu und lachte finster. Alle beteiligten warfen sich besorgte Blicke zu während Sora amüsiert zum Sternenhimmel hinausblickte. Plötzlich hielt er aber inne und verzerrte sein Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Er hatte soeben etwas gespürt.
 

„Rikus dreckige Aura…“ flüsterte er wütend. „Das erinnert mich…ich bin dieser falschen Schlange noch einen Besuch schuldig.“ Ein verbittertes Knurren entwich seinen Lippen als die Wut wieder aufstieg, die er extra für die Rückkehr zu seinem Schiff unterdrückt hatte. Nun kehrte alles gnadenlos zu ihm zurück und nahm jeden seiner Gedanken ein. Sofort war ihm klar was er zu tun hatte. Mit der rechten Hand öffnete er ein Portal, durch das er mit den Worten: „Sagt mir per Funk, wenn es etwas Neues gibt…ich muss noch den Abschaum entsorgen, den ich letztes Mal versehentlich übrig gelassen habe…“ schritt. Er hatte sich im Vorbeigehen ein neues Earpiece gekrallt und war anschließend schneller verschwunden als jemand seinen Namen hätte rufen können. Es war Zeit abzurechnen.
 


 

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Vor langer, langer Zeit, bevor die ersten Menschen die Welt bevölkerten, existierten nur zwei Dinge auf der Welt. Der unendliche, blaue Himmel und die lebenspendende Erde. Beide, Erde und Himmel, waren seit Anbeginn der Zeit die besten Freunde gewesen und hatten sich immer gegenseitig unterstützt, wo sie nur konnten. Der Himmel brachte der Erde Sonnenlicht, sodass dessen Pflanzen gedeihen konnten, die im Gegenzug den Himmel mit frischer, reiner Luft beglückten. Oft hatten sie zusammen herumgealbert, manchmal auch gestritten, sich aber letzten Endes immer wieder versöhnt. Das Leben war eintönig, aber schön.
 

Eines Nachts jedoch, als hätte jemand gespürt, dass es dem Himmel und der Erde langsam eintönig wurde, erschien ein drittes Element urplötzlich in ihren Alltag und als beide am nächsten Morgen erwachten fanden sie eine gigantische Ansammlung von Wasser dort vor, wo früher keines da war. Anfangs waren beide sehr misstrauisch dem Wasser gegenüber, doch so misstrauisch sie auch waren, so neugierig waren sie auch. Es dauerte nicht lange und die drei kamen miteinander ins Gespräch. Das Wasser stellte sich vor als das Meer und schon bald darauf waren die drei unzertrennliche Freunde.
 

Und so halfen sie sich nun zu dritt gegenseitig aus, alberten herum, und stritten ab und zu, doch vertrugen sich immer wieder. Nicht viel hatte sich geändert, nur dass sie nun zu dritt waren und es nun nicht mehr ganz so eintönig war. Die Drei, Himmel, Erde und das Meer, waren wunschlos glücklich.
 


 

Ein dunkles Portal öffnete sich auf der Anhöhe der Spielinsel, die den Hinteren Ausgang der Baracke mit der Brücke zur ab gelegeneren kleinen Insel mit der schräg gewachsenen Papu-Palme verband. Heraus traten Sora und einige Neoschatten-Herzlose, die an ihm vorbeirasten und die Brücke überquerten. Während die Herzlosen sich zu beeilen schienen, griff Sora gemächlich zu seinem Schwert und begann anschließend ebenfalls die Brücke mit behutsamen Schritten zu passieren.
 

Das morsche Holz unter seinen Füßen knarzte mit jedem seiner Schritte und bewiesen dem Jugendlichen nur noch mehr wie lange es Wind und Sturm getrotzt haben musste. Einige Bretter waren neuer als der Rest, weil sie der Belastung nicht stand gehalten hatten und ausgewechselt werden mussten, wie jetzt auch, als ein fragiles Brett unter Soras Gewicht nachgab und in das seichte Meer unter ihm herabfiel.
 

Dem alles schenkte der Schwarzhaarige jedoch wenig Beachtung. Sein Blick war stur geradeaus gerichtet, wo er in der Entfernung die silbrige Haarpracht seines einst besten Freundes im schwachen Mondlicht schimmern sah. Die letzten Herzlosen passierten ihn mit hastigen Bewegungen und umzingelten den älteren Jugendlichen, der jedoch keines der Wesen eines Blickes würdigte und weiterhin ruhig auf das Meer vor ihm blickte. Erst als Sora die Brücke vollständig überquert und an dessen Ende stehen blieb, beglückte Riku seinen Besucher mit seiner Stimme.
 

„Wollkommen zurück, Sora. Hattest du Spaß in Radiant Garden?“ Wenn Riku gelächelt hatte, dann hatte Sora dies nicht sehen können, da er immer noch mit dem Rücken zu ihm stand.
 

„Nicht so viel wie du hier, nehme ich an…?“ antwortete Sora trocken, voll damit beschäftigt seine Wut zu unterdrücken um den jungen Mann vor ihm nicht direkt in Scheiben zu schneiden. Jetzt drehte sich Riku auch endlich zu ihm um und machte ein fragendes Gesicht.
 

„Oh? Und was würde dich dazu veranlassen das zu denken?“
 

In diesem Moment griff Sora beiläufig in seine Jackentasche und holte etwas hervor, dass er Riku flink zuwarf. Bevor der Gegenstand haarscharf an seinem Kopf vorbeifliegen konnte, demonstrierte der Ältere seine blitzschnellen Reflexe und fing den Gegenstand mit der Hand auf, anschließend betrachtete er seine Beute.
 

Es war ein grauweißer Splitter, der eine leichte dunkle Aura in sich trug. So sehr ihm diese Aura auch bekannt vorkam, so sehr musste er aber auch zugeben, dass er keine Ahnung hatte, was er in seinen Händen hielt.
 

„Was soll das sein, Sora?“ zuckte der Silberhaarige mit den Schultern.
 

„Sag du’s mir.“ Entgegnete Sora schroff. „Ich habe das im Mülleimer aus einem Gasthaus in Radiant Garden…hatte mir ein paar…interessante…aufgezeichnete Gespräche abgespielt, bevor ich es vor Wut gegen die Wand knallen ließ.“ Sein finsterer Blick studierte Rikus Reaktion darauf, doch wo der Schwarzhaarige mit Schock oder Verleugnung gerechnet hätte, zeigte Riku nur einen winzigen Augenblick des Erstaunens, bevor er in ein amüsiertes Lachen überging und den Splitter achtlos hinter sich warf.
 

„Wow…“ versuchte er sich wieder einzukriegen. „Wer hätte gedacht, dass du mal auf Sherlock Holmes machst und dann auch noch erfolgreich damit bist.“ Grinste er und zuckte beiläufig mit den Schultern.
 

„Warum, Riku?“ Soras Worte trieften vor Enttäuschung während er Riku kopfschüttelnd ansah. „Waren wir nicht Freunde?“
 

„Was wird das, Sora? Du und reden?“ wunderte sich Riku während er zu seinem Schwert griff. „Ich dachte du würdest mich direkt aus dem Hinterhalt anspringen und deine Krallen in mich rammen wollen.“ Mit einer Handbewegung vernichtete er alle Neoschatten, die ihn umzingelt hatten, die allesamt in Rauch aufgingen ehe sie wussten wie ihnen geschah.
 

„Tote geben mir keine Antworten…“
 

Riku machte ein abfälliges Geräusch. „Hrmpf, nein, schätze das tun sie nicht, was?“ Er senkte sein Schwert und blickte Sora tief in die bernsteinfarbenen Augen. „Hätte nicht gedacht, dass es dich in deinem Zustand noch interessieren würde, aber wenn du es wirklich wissen willst, dann kann ich es dir jetzt wohl auch sagen…“ seufzte er.
 

„Dann sag es mir…“ fuhr Sora ihn an. „Sag mir, wieso du mich verraten hast. Mich, der alles für dich getan hätte! Waren wir nicht wie Brüder!?“
 

Riku senkte traurig den Blick. „Ja, Sora. Das waren wir.“
 

„Warum also!?“
 

„Du besaßt etwas, was ich haben wollte. Etwas, was du mir niemals überlassen hättest.“ Gab der Silberhaarige zu und richtete seinen Blick auf das weite Meer. Die Gewitterwolken, die den aufkommenden Sturm ankündigten, waren nun bedrohlich nah. Bald würde er auf sie herab brechen.
 

Sora schwieg eine Weile, bevor er verbittert den Namen nannte, der ihm als erstes in den Sinn kam. „Kairi…“
 

„So ist es…“ war alles was Riku darauf entgegnete.
 

„Lass mich das einmal kurz klarstellen, nur damit ich das richtig verstehe.“ Sprach der gefallene Schlüsselträger verärgert während er zusammenfasste: „ Du hast mich verkauft, eine jahrelange Freundschaft zerstört…für ein Paar hübscher Augen?“ Der messerscharfe Blick Soras hätte Felsen spalten können.
 

„Du kannst schon lange nicht mehr nachvollziehen über was wir hier reden, Sora.“ Schüttelte der ältere enttäuscht den Kopf. „Du hast die Fähigkeit zu fühlen in dem Moment verloren, als Roxas sich dein Herz an sich gerissen hat. Alles was dir noch geblieben ist, ist ein kleines Fragment dessen, was dich einst ausmachte, nun getränkt in Dunkelheit und somit überschwemmt mit Hass.“
 

„Ganz schön hohe Töne von jemandem, den ich selbst aus der Finsternis seines Herzens ziehen musste.“ Knurrte Sora erzürnt und richtete seinen Zeigefinger auf seinen ihm Gegenüber. „Und überhaupt wissen wir ja nun, wessen Schuld das alles hier wirklich ist, was? Schließlich hätte all das nicht passieren können, wenn du getan hättest, was du vorgegeben hattest zu tun.“
 

Riku lachte kurz. Mit einem schuldigen Gesichtsausdruck gab er anschließend zu: „Da ist was dran. Das ganze ging viel weiter als ich angenommen hatte. Hätte ich gewusst, was für einen Preis es mich kosten mag mich auf Xemnas‘ Angebot einzulassen, ich hätte es wohl abgelehnt.“ Erklärte er und betrachtete dabei das Schlüsselschwert in seiner Hand. „Aber nun ist es nun mal geschehen und ich kann es nicht mehr rückgängig machen.“
 

„Nein, das kannst du wirklich nicht.“ Rieb der Schwarzhaarige weiter Salz in die Wunde. „Schloss Disney und die Insel werden niemals wieder so sein wie früher. Doch eines verstehe ich nicht…“ gab Sora zu. „Du hättest jedes Mädchen auf der Insel haben können…warum musste es Kairi sein?“
 

Riku wand den Blick ab und machte ein abfälliges Geräusch. „Ja, ich hätte jede haben können, BEVOR ich damals die Insel der Dunkelheit überließ.“ Soras verwirrter Gesichtsausdruck trieb ihm wieder ein Grinsen ins Gesicht. „Als wir damals kurz davor waren Xemnas zu besiegen hatte ich dir meine Bedenken bezüglich meiner Rückkehr offenbart. Es stellte sich heraus, dass sie berechtigt waren.“
 

„Was meinst du damit?“ Dem verwirrten Gesichtsausdruck folgte nun auch der verwunderte Unterton in der Stimme des Jüngeren. „Alles war doch so wie immer!“
 

„Natürlich war es das…für dich zumindest.“ Zuckte Riku seufzend mit den Schultern. „Für mich war es die Hölle.“ Sora merkte wie Riku die Fäuste ballte und die Zähne zusammenbiss.
 

„Wovon zum Teufel redest du!?“ Die Ungeduld befiel den Schwarzhaarigen…er wollte endlich Klartext hören.
 

„Du hattest damals bei dem Angriff der Herzlosen nicht viel verloren, Sora, doch da warst du nur einer von wenigen.“ Begann der Silberhaarige zu erklären. „Viele verloren mindestens einen Familienangehörigen, oder gar alle, die sie kannten. Als ich damals zurückkehrte und nur zwei Grabsteine für meine Eltern wiederfand, dachte ich schon es könnte nicht schlimmer kommen…“ er grinste verbittert. „Ich hatte ja keine Ahnung.“
 

Kopfschüttelnd setzte er fort. „Irgendwie kam raus, dass ich es war, der das Tor zur Dunkelheit damals geöffnet hatte. Irgendjemand muss mich damals wohl gesehen und das Glück gehabt haben mit dem Leben davon zu kommen. Jedenfalls kannst du dir sicher vorstellen, wie die meisten Bewohner auf diese Nachricht reagiert hatten. Mütter, Väter, Geschwister, Freunde, …alle tot wegen einem einzigen Typen. Mir. Mit einem Schlag verblasste mein Traum von einem friedlichen Inselleben. Man sandte mir Morddrohungen, warf meine Fenster ein, besprühte mein Haus mit Graffiti und verschwor sich gegen mich. Polizisten würden ihre Augen abwenden, während man meine Sachen mutwillig beschädigte und sogar die Händler verweigerten mir Lebensmittel indem sie die Preise alle unverschämt hoch ansetzten, wann immer ich den Laden betrat.“
 

„Blödsinn!“ rief Sora und fuhr mit der Hand durch die Luft. „So etwas hätte ich doch mitgekriegt. Hältst du mich für so blöd!?“
 

„Natürlich nicht, aber die Bewohner der Insel waren es auch nicht. Sie wussten, dass wir Freunde waren und würden es nicht wagen den Helden der Insel zu verärgern, indem sie in seiner Anwesenheit auf seinem Freund rumpickten. Wann immer du in meiner Nähe warst, spielten sie die Rolle von netten Bürgern. Der einzige Grund, warum ich überhaupt zur Schule gehen konnte ohne sofort hochkant rausgeschmissen zu werden, war der Fakt, dass du in meiner Klasse warst. Die Lehrer konnten mir keine schlechten Noten geben, ohne, dass du, der Held der Insel, darauf aufmerksam geworden wärst, also zwangen sie sich dazu, möglichst fair zu benoten. Dieser ganze Umstand brachte mich zur Weißglut.“ Sora sah erneut, wie Riku wütend die Fäuste ballte.
 

„Also konnte die Insel ruhig verrecken…“ schlussfolgerte Sora und verengte dabei seine Augen zu Schlitzen. Riku für seinen Teil schien sich davon nicht sonderlich beeindrucken zu lassen, denn nun war auf seinem Gesicht ein breites und finsteres Grinsen zu sehen. Reue für seine Tat war ihm…zumindest diesbezüglich…völlig fremd.
 

„Allerdings. Zu Beginn verstand ich die Reaktion der Inselbewohner und versuchte die Strafe anzunehmen. Irgendwann, wenn die Zeit kommen würde, würde man mir schon verzeihen…zumindest dachte ich das.“ Der Jugendliche mit den silbernen Haaren fuhr sich durch das glänzende Haar, das im Wind des aufkommenden Sturms wild umher wirbelte. Ein kurzes, gequältes Lachen begleitete diese Aktion. „Doch anstatt dass die Handlungen der Inselbewohner langsam abklangen wurden sie immer heftiger. Als sie merkten, dass ich mich nicht wehrte trauten sie sich immer mehr. Das war der Moment, in dem sich etwas in mir änderte, Sora.“
 

„Das einzige was sich geändert hat, Riku, ist dass du ein jämmerliches, kleines Weichei geworden bist.“ Die Worte des Stachelhaarigen waren pures Eis, kälter als jeder Eisberg. „Nicht einmal mir gegenüber hast du dich getraut etwas zu sagen, wie kannst du dann erwarten, dass-“
 

„Wie hätte ich es dir sagen können?“ lachte Riku nur kopfschüttelnd und unterbrach dabei Soras Versuch über ihn herzuziehen. „Ich hätte deine heile Welt zerstört. Die ach so friedliche Insel, auf einmal eine Welt voller Hass und Verschwörung? Das hätte dir das Herz gebrochen.“ Senkte er betrübt den Blick.
 

„Und jetzt laufe ich ohne eins herum…das ist auch sooo viel besser. Ich danke dir. Wirklich.“ Soras Gesichtsausdruck veränderte sich nicht während er sich an die Stelle fasste, wo eigentlich sein Herz sein müsste. „…vom ganzem Herzen.“
 

Sein Gesprächspartner für seinen Teil, war nicht sehr amüsiert über den seltsamen neuen Humor, den Sora kürzlich sein eigen nannte. Nichtsdestotrotz setzte er seine Geschichte fort.
 

„So weit hatte ich damals gar nicht gedacht, Sora. Glaub mir, das letzte womit ich damals gerechnet hätte, wäre es gewesen, dass wir uns heute so gegenüberstehen.“ Versicherte der Ältere ihm kopfschüttelnd und mit gesenktem Blick.
 

„Natürlich nicht.“ Entgegnete der Schwarzhaarige nur genervt und machte mit seinen Händen eine verachtende Handbewegung. „Du hattest gerechnet, dass ich zu diesem Zeitpunkt bereits tot sein würde.“
 

„Und was hätte mir das gebracht?“ widersprach Riku. „Der Grund weshalb ich dich letzten Endes verraten habe, kam erst viel später. Das einzige was ich damals wollte, war es die Insel erneut in die Finsternis zu stürzen, vor der sie sich so gefürchtet hatten.“ Bei dieser Erklärung blickte Riku zornig in die Ferne und auf die Ruinen der Insel. In seinen Augen spiegelte sich Zufriedenheit wider. Ein Lächeln fand seinen Weg in sein Gesicht. „‘Sie behandelten mich wie ein Monster…warum sollten sie nicht eins kriegen…?‘ hatte ich damals gedacht. Und so ging ich in mich und suchte wieder nach meinen dunklen Kräften, die ich tief in das Innerste meines Herzens verbannt hatte.“
 

„Du hattest doch bereits dunkle Kräfte…“ wand Sora misstrauisch ein. „Erzähl mir hier keine Märchen, Riku.“ Ermahnte der Schwarzhaarige seinen ehemaligen Freunden mit auf ihn gerichtetem Schwert.
 

Doch dieser schüttelte nur lächelnd den Kopf, wissend, dass Sora nicht verstand wovon er ihm gerade erzählte. „Ich rede nicht von billigen Sinistra-Feuga oder dunklen Schilden, Sora.“ Er lachte kurz und richtete seinen Blick in Soras mordlustigen bernsteingelben Augen. Zum ersten Mal erkannte der stachelhaarige Schwertkämpfer die Kälte, die sich in der türkisenen Farbe von Rikus Augenpaar versteckte. Mit einem Schlag wurde seine Aura um ein vielfaches seiner normalen Aura stärker und eine zweite Stimme, tief und finster, legte sich über die des Platinblonden, sodass sie sich nun zeitgleich überlappten und so zu zweit zu Sora sprachen: „Die volle Macht der Finsternis, Sora. Die Macht von Xehanorts Herzlosem.“
 

Sora wich zurück und griff zu seinem Schwert, bereit jederzeit zuzuschlagen. „Also bist du erneut Opfer dieses schlechten Witzes geworden?“ spottete er unbeeindruckt.
 

„Ich? Wieder seine Marionette spielend?“Riku lachte, offensichtlich bis ans Unendliche amüsiert. „Ich fand unseren guten, alten Freund ‘Ansem‘…“ er machte mit dem Zeige- und Mittelfinger beider Hände ein Zeichen, das andeuten sollte, dass er hier wissend falsche Namen gebrauchte. „…tief in meinem Herzen gefangen, und wie du dir sicher denken kannst, forderte der arme Wicht mich auch sofort wieder heraus.“ Ein finsteres Grinsen zierte Rikus Gesichtszüge als er amüsiert auf seine Handfläche starrte, wo die Dunkelheit sich um ihn rankte wie Feuer, das alles um sich herum verzehren wollte. „Doch der alte Narr hatte keine Ahnung was die letzten Wochen auf Destiny Island aus mir gemacht hatten. Der Hass auf die Insel war Größer als alles was er sich vorstellen konnte, sogar mehr als ich selbst mir je hätte vorstellen können. Ich wollte Blut sehen…und wenn ich zuerst an seines hätte kommen müssen, ich hätte dieses Opfer gerne in Kauf genommen.“
 

„Also hast du ihn einfach umgelegt? Den Kerl, der dich eine halbe Ewigkeit manipulieren konnte, einfach so besiegt?“ legte Sora seine Zweifel offen.
 

„Was könnte mehr Beweis dafür sein, als die Stimme, die du soeben hörst? Irgendeiner muss den anderen kontrollieren…und ich bin sicherlich nicht der, der hier kontrolliert wird, soviel kann ich dir sagen.“ Lächelte Riku zufrieden. Ihn schubste niemand mehr herum. Keine Inselbewohner und auch kein Herzloser. Niemand.
 

„Irgendwie ergibt das alles recht wenig Sinn für mich, Riku.“ knurrte Sora und richtete sein Schwert wieder auf den Älteren. „Wenn du diese Macht hattest und lediglich die Insel zerstören wolltest, wozu brauchtest du dann Xemnas?“ wollte er wissen.
 

Riku wandte sich von ihm ab und blickte verträumt auf das langsam unruhig werdende Meer.
 

„Hier, mein alter Freund, kommt Kairi ins Spiel.“ Soras Blick verfinsterte sich bei der Erwähnung dieses Namens. Ob aus Hass gegenüber dieser Person, die ihn ebenfalls verraten hatte, oder den Fakt, wie Riku ihren Namen stets aussprach wusste der Silberhaarige nicht, womöglich wusste es noch nicht einmal Sora selbst, waren seine Gefühle doch stark eingeschränkt und größenteils unverständlich für ihn geworden. Trotz des finsteren Blickes, jedoch, blieb der Schwarzhaarige weiterhin still und hörte was Riku ihm zu sagen hatte.
 

„Als ich Ansem unterworfen hatte, band ich seinen Willen an den meinigen, so wie er es einst mit mir getan hatte. Ich wusste alles was er wusste, konnte alles was er je gekonnt hatte, sah alles, was er jemals gesehen hatte. Ich war fest überzeugt davon die Insel mit dieser Macht zu stürzen.“ Erklärte er gedankenversunken. „Doch dann kam Kairi.“ Soras Griff um sein Schwert festigte sich, doch er schwieg weiterhin.
 

„Sie hatte, im Gegensatz zu dir, schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Das lag daran, dass die Bewohner bei ihr nicht ansatzweise so vorsichtig waren wie bei dir. Schon bevor ich meinen Weg zur Dunkelheit zurückgesucht hatte, hatte sie bereits bemerkt, dass etwas mit den Inselbewohnern und mir nicht stimmte, doch ich bat sie darum dir nichts zu sagen. Sie widersprach anfangs, ging dann jedoch widerwillig darauf ein, nachdem ich sie eindringlich darum gebeten hatte stillschweigen zu bewahren. Anstatt jedoch mich meinem Leid zu überlassen, hatte sie mir beigestanden. Als einzige. Wenn man mir nichts verkaufen wollte, ging sie in den Laden und kaufte mir meine Sachen, wenn man bei mir einbrach und mein Haus verwüstete, kam sie vorbei und half mir aufzuräumen. Und als ich dann dem Hass in meinem Herzen verfiel, war sie es, die mich wieder auf den rechten Pfad brachte.“
 

„Das hier nennst du einen rechten Pfad?“ unterbrach ihn Sora verbittert. „Scheint als hätte sich so einiges geändert, wenn es auf einmal eine Tugend geworden ist Freunden in den Rücken zu fallen und sie für die eigenen egoistischen Ziele zu verkaufen.“
 

Riku schüttelte nur den Kopf. „Das meinte ich nicht. Sie spendete mir Licht, wo ich nur Dunkelheit sah. Und wo zuvor mein Blick auf Zerstörung fixiert war, kamen mir auf einmal wieder andere Dinge in den Sinn, wie der Wert des Lebens und…nun…auch Liebe.“
 

Sora stöhnte, drehte sich angewidert weg und verdrehte die Augen. „Oh bitte, ist das dein Ernst?“
 

„Mein voller Ernst.“ Antwortete ihm der Ältere. Seine Gesichtszüge könnten ernster nicht sein und bestätigten somit nur umso mehr die Worte des Jugendlichen. „Es war dieser Tag, an dem ich mein Vorhaben die Insel zu zerstören abließ und endlich feststellte, dass ich Kairi für immer an meiner Seite haben wollte. Sie war anders als all die Mädchen auf Destiny Island, die mich früher umschwärmt haben. Der Fakt, dass sie als einzige immer für mich da war wenn ich sie brauchte und sie mich nicht für das verurteilte, was ich war, spielten wohl eine maßgebliche Rolle bei dieser Feststellung. Ich hatte das Gefühl, dass ihr Licht mich aus jeder Dunkelheit hätte führen können, egal wie tief ich mich in sie hineinwagen würde.“ Er lächelte gedankenversunken vor sich hin. Auch wenn er Sora anstarrte, bezweifelte dieser, dass er überhaupt gerade etwas wahrnahm.
 

„Und wieso brauchtest du Xemnas um ihr deine Liebe zu gestehen?“ verlangte der Schwarzhaarige zu wissen und wollte so weg von dem Gesülze und zurück zu den Fakten, die ihn interessierten.
 

Der Ältere schüttelte nur enttäuscht den Kopf. „Mit meiner Feststellung in Kairi verliebt zu sein kamen mir nur mehr Probleme auf. Zwar hatte sie mich davor bewahrt die Insel zu zerstören und so den Hass deinerseits auf mich zu ziehen, doch gleichzeitig hatte sie in mir ein Verlangen nach etwas geweckt, was ich niemals hätte haben können.“ Sora hörte Trauer in diesen Worten, kümmerte sich jedoch herzlich wenig darum. „Ich wusste, dass meine Liebe nur einseitig war, konnte ich doch das Glitzern in ihren Augen sehen, wann immer du in der Nähe warst. Und dass du in sie verliebt warst, war ohnehin auf der ganzen Insel bekannt. Ich hatte keine Chance.“ Schüttelte er niedergeschlagen den Kopf. „Hätte ich nichts getan, hätte ich sie mit Sicherheit an dich verloren. Hätte ich sie gefragt, wäre ich abgewiesen worden. Hätte ich dich beseitigt, hätte sie mich für immer verabscheut. Zumal ich dich damals immer noch als einen Freund angesehen hatte und dich niemals hätte töten können. Ich war kurz davor aufzugeben bis ich eines Morgens auf einmal Xemnas in meinem Zimmer vor mir stehen fand.“
 

Sora lachte ungläubig. „Einfach so? Das soll ich dir glauben?“
 

„Du hast ihn doch selbst gehört oder?“ erwiderte der Silberhaarige nur kopfschüttelnd darauf. „Ich weiß nicht wie er das geschafft hatte, doch er war einfach wieder da. Als ich ihn sah, hatte ich sofort geschockt zu meinem Schwert gegriffen und wollte mich auf ihn stürzen…er jedoch wollte nur reden.“
 

„Und du bist natürlich sofort drauf eingegangen…“ knurrte der Schwarzhaarige verärgert und wand seinen Blick enttäuscht von dem Silberhaarigen ab.
 

„Er kam gleich zur Sache, bot mir eine Chance an, wie ich an das kommen konnte, was ich mir sehnlichst wünschte. Wie konnte ich da nicht hinhören?“ gestand Riku mit verschränkten Armen. „Ich bin auch nur ein Mensch…“
 

„Ein Mensch ohne jeglichen Sinn für Moral. Du hast gewusst, dass nichts Gutes dabei rauskommen konnte mit jemanden wie Xemnas verhandeln zu wollen und trotzdem hast du es getan.“ Wandte der Jüngere mit einem abfälligen Geräusch ein.
 

Sein Gesprächspartner grinste. „Oh? Und ich schätze deine neuen dunklen Fähigkeiten sind dir einfach so zugeflogen, was?“ Der Blick, den er Sora zuwarf sagte alles.
 

„Da besteht allerdings ein großer Unterschied zu dir, Riku.“ Mit auf sich gerichteten Daumen setzte der Schwarzhaarige fort: „Anders als du, habe ICH nicht mit Dingen gehandelt, die mir nicht gehören, wie beispielsweise…ich weiß auch nicht…vielleicht das Leben ANDERER?“ mit einem schauspielerischen Schulternzucken, gefolgt mit einem wütenden Knurren beendete Sora seine Verdeutlichung auf das, was genau ihm an Rikus Taten so missfiel.
 

„Es war meine einzige Chance, also nutzte ich sie. Bestimmt nicht das, was du an meiner Stelle getan hättest, aber falls du es nicht bemerkt haben solltest, ich bin nun mal nicht so perfekt wie du es damals warst. Kann ja auch nicht jeder ein vorbildhafter Held sein, wie er im Buche steht. Ich war es leid, dass du all den Ruhm abbekamst, während ich mit Verachtung gestraft wurde. Ich hatte dir geholfen, mir stand ein kleiner Teil dessen zu, was du dein eigen nanntest, also entschied ich mich letztendlich, wenn auch schweren Herzens, dazu es zu tun. Xemnas prophezeite mir, dass du und Roxas an diesem Morgen zu mir kommen würden und alles was ich tun müsste bestand lediglich darin, so zu tun als würde ich zum König reisen um Antworten zu suchen um Roxas so genug Zeit zu verschaffen sein finsteres Werk zu vollrichten. Es erschien so lächerlich einfach und betrog mein Schuldgefühl, indem ich mir vormachte, dass Roxas die ganze Drecksarbeit für mich erledigte. Ich hatte ja keine Ahnung wie qualvoll die nächsten Tage noch sein würden, in denen mich die Reue und Ungewissheit meines Schlafes berauben würden. Ich fragte mich oft, ob das wirklich die richtige Entscheidung gewesen ist und ob ich nicht doch noch zum König gehen sollte. Letztendlich tat ich es doch nicht, wie du siehst.“ Gab er bedrückt zu.
 

„Du mieses, kleines…“ Riku unterbrach Soras vor Wut triefende Worte mit ruhiger Stimme.
 

„Sachte, Sora. Ich dachte du willst die ganze Geschichte hören?“ grinste er und setzte fort. „Der eigentliche Plan hatte es vorgesehen, dass Roxas dich aufsaugt und du verschwindest. So würde Kairi trauern und ich wäre an ihrer Seite um ihr Trost zu spenden. Ich wollte ihr mit Ansems Kräften vorspielen wieder von der Dunkelheit kontrolliert zu werden und so ihre volle Aufmerksamkeit gewinnen. Der Plan war gut, jedoch war Roxas nicht eingeweiht. In seinem unendlichen Leichtsinn, hatte er sich dazu entschieden, dich frei zu lassen, da er annahm, du würdest ihm sowieso keinen Schaden mehr machen können.“
 

„Wie überaus nett von ihm…ich werde ihm für diese Chance danken, wenn ich ihm mein Herz wieder aus der Brust reiße…“ Ein finsteres Grinsen huschte für einen kurzen Moment über Soras Gesicht, bevor es wieder todernst wurde.
 

„Du kannst ihm dafür von mir direkt eins auf die Mütze geben, denn das machte für mich alles wieder kaputt.“ Seufzte der Ältere enttäuscht. „Mit deinem Wiederauftreten schöpfte Kairi neue Hoffnungen und machte es mir schwer deinen Platz einzunehmen. Als du mit deiner herzlosen Armee wieder auftauchtest, hoffte ich, dass Roxas es für mich erledigen würde, doch ich irrte mich. Er rannte lieber davon, weil er nicht gegen dich kämpfen wollte und schickte stattdessen Tidus und Wakka in ihr Verderben.“
 

Der Blick des Silberhaarigen senkte sich verbittert. „Ich wusste, dass er sie beide nur sinnlos in den Tod schicken würde, doch ich war zu feige ihren Platz einzunehmen. Ich wollte nicht derjenige sein, an dessen Händen dein Blut kleben würde und irgendwo hatte ich auch den Funken einer Hoffnung, dass es ihnen gelingen würde.“
 

„Tja, das war wohl nichts, was? Was lernen wir daraus, Riku? Wenn man etwas getan haben will, dann macht man es selbst. Das ist der Unterschied, warum ICH immer alles hatte was DU haben wolltest!“ spottete Sora über seinen Rivalen.
 

„Heh…“ Ein kurzes Lachen entfuhr Rikus Lippen. „Schätze ich verdiene den Hohn, den du mir gerade darbietest.“ Er blickte nun wieder ernst zu dem Schwarzhaarigen. „Es stimmt. Vieles hätte anders kommen können, wenn ich anfangs nicht so passiv gewesen wäre. Hätte ich dir bei Kairi damals nicht den Vortritt gegeben, hätte das alles vielleicht gar nicht passieren müssen und wenn man bedenkt, dass wir uns nun sowieso gegenüberstehen, dann erscheint einem Tidus‘ und Wakkas Opfer gleich doppelt so sinnlos. Damit ist jetzt jedoch Schluss.“ Er streckte die Hand aus und tauchte sein dunkles Schlüsselschwert in finstere Flammen. „Ich mache nicht mehr den Fehler auf den Erfolg anderer zu bauen. Jetzt, wo selbst Kairi von dir denkt, dass du eine Bedrohung bist, kann ich dich töten ohne von ihr verabscheut zu werden. Es bereitet mir keine Freude, aber ich werde es tun. Glück und Zufriedenheit muss man sich nun mal erkämpfen…und ich erkämpfe mir nun das meinige.“ Mit einem kräftigen Schwung seines Schwertes verlieh er seinen Worten Nachdruck.
 

„Das einzige, was du dir heute erkämpfen wirst, ist ein qualvoller Tod. Und bei Kingdom Hearts, den verdienst du auch. Du wärst der letzte gewesen, von dem ich erwartet hätte verraten zu werden. Mein Leben hätte ich dir damals gegeben, wenn es denn hätte sein müssen. Heute hole ich mir deines.“ Soras Zeigefinger deutete auf den Silberhaarigen als ein Blitz beide für den Bruchteil einer Sekunde blendete. Der Sturm, der sich langsam genähert hatte, war eingetroffen und kündete seine Ankunft mit einem lauten Donnerknall an.
 

Grinsend blickte Riku sich um. „Schon witzig.“ Sora starrte ihn nur vorsichtig an, während er den Griff um Obscuritas festigte. „Damals begann alles genau hier. Wir standen sogar an denselben Stellen. Du bekamst das Schlüsselschwert, das eigentlich hätte mein sein sollen und ich fiel dafür in die Dunkelheit. Heute werde ich mir alles zurückholen und du wirst in der Dunkelheit vergehen. Alles wird dort enden, wo es begann...das ist wohl Schicksal, hm?“ er lachte kurz, entfernte mit einem Ruck seine Organisationskutte und hielt Sora grinsend seine Hand hin, als wolle er, dass Sora sie griff während seine Kutte im Wind des Sturmes rasch davon wehte. „Komm, lass es uns beenden, Sora!“
 

„Verarsch mich nicht!“ konnte man Sora parallel zu einem weiteren Donnerknall schreien hören. Blitzschnell rannte er nach vorne und holte mit seinem Schwert aus, wo es mit Rikus Körper in Kontakt kam und ihn glatt in zwei Hälften teilte. Verwundert blickte er Rikus Überreste hinterher, als sie durch die Luft flogen. Zumindest, bis sie sich in schwarzen Rauch auflösten. Alarmiert drehte sich Sora um, wo er Riku auf der Brücke stehen sah, grinsend und mit einer Hand in der Hosentasche.
 

„Du dachtest doch nicht, dass ich es dir so einfach mache, oder?“
 

„Ich hoffe doch, dass du es mir nicht zu einfach machst. Andernfalls wird es mir doch keinen Spaß machen dich leiden zu lassen.“ Grinste der Jüngere finster und hielt sich für einen weiteren Ansturm bereit. Er riss jedoch verblüfft die Augen auf als direkt vor ihm ohne jegliche Vorwarnung eine schwarze Gestalt auftauchte. „Was zum…?“ weiter kam er nicht, denn er spürte bereits wie sich irgendetwas gegen seinen Magen rammte und ihn so gegen die nächste Palme schleuderte.
 

Während er sich wieder auf die Beine stellte, staunte er nicht schlecht als er die völlig in Schwärze getauchte Figur sah, die ihn soeben umgehauen hatte. Es war ein schattenhafter Umriss seiner selbst mit leuchtend gelben Augen und einem fiesen Grinsen, das man vor lauter Schwärze kaum ausmachen konnte. Sofort erkannte der Schwarzhaarige seinen dunklen Doppelgänger wieder und warf einen genervten Blick zu Riku hinüber, der das alles ganz witzig zu finde schien.
 

„Immer noch dieselben billigen Tricks? Mehr hat Xehanorts Herzloser nicht drauf gehabt?“ gab Sora gelangweilt von sich.
 

„Aber nein, natürlich gibt es noch mehr zu sehen. Ich würde dich doch nicht mit denselben Spielzeugen langweilen, die ich dir schon damals gezeigt habe.“ Versicherte ihm der Silberhaarige mit einem Schulternzucken und richtete seine Hand auf seinen Gegner. Sofort preschte Soras schattenhafter Doppelgänger im Wahnsinnstempo auf ihn zu, was Sora gerade noch genug Zeit ließ reflexartig die Augen zu schließen, in Erwartung auf einen schmerzhaften Zusammenstoß, der jedoch nie eintrat, da der Schatten lediglich durch ihn hindurch glitt, wie ein Geist.
 

Als Sora seine Augen dann verwundert wieder öffnen wollte, blickte er in die Augen von zwei Doppelgängern vor ihm, woraufhin er vor Schreck erst einmal zurückwich. Kaum hatte er das jedoch getan, fielen ihm die zwei weiteren Doppelgänger hinter ihm auf, die ihn, zusammen mit den beiden vor ihm, von allen Seiten umzingelt hatten. Erstaunt musterte er seine Schatten, die zwar allesamt ihn abbildeten, jedoch keinesfalls völlig gleich waren. Der erste zeigte ihn auf allen vieren, zähneknirschend und mit zorniger Gestik. Er wirkte wie ein wildes Biest, das nur darauf wartete seine Beute anzuspringen und zu zerfetzen. Eine Beute, die in diesem Fall wohl Sora selbst darstellte.
 

Der Schatten daneben wirkte weitaus ruhiger. Er hatte ein Schlüsselschwert in jeder Hand und, das war auch gerade das verblüffende, zwei weitere überkreuz hinter seinem Rücken schweben. Dieser Schatten schien weniger Sora anzustarren als das Schwert, das er in seiner Hand hielt. Ein wirklich seltsamer Schatten.
 

Der dritte zeigte ihn in gesprengten Ketten und zerfetzten Klamotten. Seiner Haltung nach zu schlussfolgern, war er sehr erschöpft und atmete schwer, schaute Sora allerdings trotzdem wütend, wenn nicht gar hasserfüllt an.
 

Der vierte war wieder derselbe, alte Schatten, wie der, der soeben durch ihn durchgeflogen war. Er wirkte fast so wie der Schatten, den Riku damals auf Hooks Piratenschiff auf ihn losgelassen hatte, nur eben mit angepasstem Alter und Kleidern. Er hielt jedoch auch ein pechschwarzes Obscuritas und schien permanent schelmisch zu grinsen…zumindest bis zu diesem Augenblick. Sora würde diesem Schatten schon das Grinsen aus dem Gesicht wischen, wenn es sein musste.
 

Sein Blick fiel wieder auf Riku, der immer noch auf der Brücke stand und Soras Reaktionen beobachtete.
 

„Und? Gefällt dir, was du siehst?“ wollte er wissen.
 

„Kann schon verstehen warum du Kopien von mir brauchst um auch nur ansatzweise eine Chance gegen mich haben zu wollen. Nur leider werden sie dir nichts nützen.“ Antwortete der Schwarzhaarige gelassen.
 

Der Ältere schüttelte nur viel wissend den Kopf. „Siehst du, genau hier irrst du dich, Sora. Das sind nicht nur einfache Kopien von dir. Vielmehr ist das die Dunkelheit deines Herzens, oder besser gesagt Herzfragmentes, der ich eine Form gegeben habe. Du musst nämlich wissen, dass die Kontrolle über die Dunkelheit mehr ist als nur die Kontrolle über die Herzlosen. Mit Ansems Macht, kann ich jede Dunkelheit kontrollieren…selbst deine.“
 

„Das ist nicht MEINE Dunkelheit. Diese hier stinkt nach deiner feigen Aura.“ Angewidert rümpfte der Schwarzhaarige die Nase während er seine Doppelgänger im Auge behielt.“
 

„Stimmt, gut beobachtet, Sora.“ Schien Riku beeindruckt, jedoch nicht wirklich überrascht. „Es ist meine Dunkelheit, der ich die Form deiner Dunkelheit gegeben habe. Ich dachte es würde dich vielleicht interessieren, was du da in dein kleines Herzfragment gelassen hast, als du dich auf die Dunkelheit einließest. Weißt du, was diese Figuren darstellen, Sora?“ fragte Riku und deutete mit den Armen auf die vier Schatten, die Sora umzingelten.
 

„Wen kümmert’s? Sie sind bald nichts weiter als Schall und Rauch. Genau wie du.“
 

„Es sollte dich aber kümmern…schließlich sind diese Schatten das, was dich Stück für Stück von innen heraus auffrisst, bis du nichts weiter bist als eben solch ein Schatten.“ Gab der Silberhaarige mit verschränkten Armen zu bedenken. „Es handelt sich dabei hauptsächlich um Emotionen, die von der Dunkelheit verstärkt werden und so nach und nach deine Persönlichkeit übernehmen. Ich wette du erkennst in jedem dieser Schatten irgendwo ein wenig dich selbst wieder, mal von ihrem Aussehen abgesehen.“
 

Aus irgendeinem ihm unerklärlichen Grund blickte Sora nach dieser Erklärung zu seinem Schatten auf allen vieren hinüber und konnte seinen Blick nicht von ihm und seiner Wildheit abwenden. Etwas, was Rikus Augen nicht entging.
 

„Ah, deine Wut, also? Furchteinflößend, nicht wahr? Doch, keine Frage. Das bist definitiv du. Radiant Garden ist der beste Beweis dafür. Schließlich kann nur jemand mit so viel Hass und Zorn zu so einer Zerstörung fertig sein.“ Erklärte Riku und nickte. Sora schaute immer noch schweigend auf den Schatten.
 

„Das soll ich sein? Lächerlich…“ schüttelte er ablehnend den Kopf.
 

„Natürlich nicht.“ Winkte der Silberhaarige rasch ab. „Die anderen gehören ja auch noch dazu. Siehst du den daneben?“ Er deutete auf den Schatten mit den vier Schlüsselschwertern. „Der da macht auch viel von deiner Persönlichkeit aus. Machtgier. Korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber ich gehe einfach mal stark davon aus, dass du in Radiant Garden gerade deswegen so einen Aufstand gemacht hast. Immerhin macht diese Eigenschaft nicht gerade wenig von deinem jetzigen Ich aus, so wie ich das beurteilen kann.“
 

Der Schwarzhaarige griff unbewusst in seine Jackentasche, wo sich der Wunsch-Sphäroid befand, den er sich als Trumpf aufgespart hatte. Wie konnte Riku nur davon wissen?
 

„Der Schatten hinter dir, der mit den baumelden Ketten, der macht so ziemlich den Rest von dir aus. Leid. Erkennst du das System? All die Schmerzen, all der Kummer in deinem Leben entfesseln den Wunsch nach Rache, das wiederum zieht die Dunkelheit an. Deine Machtgier führt dich dazu dann immer tiefer in diese Dunkelheit zu tauchen wo schließlich dein Hass, gebündelt mit deinem Zorn, dir Kraft geben die Dunkelheit zu nutzen, bis sie dich letztendlich verschlingt. Kombiniert man all diese Schatten, so erhält man dein wahres Ich.“ Er blickte zu dem vierten Schatten hinüber, der nur kampflustig darauf wartete Sora in Scheiben zu schneiden. „Ein gnadenloser Schwertkämpfer mit den Eigenschaften eines Monsters. Jemand, der nur seine eigenen Ziele verfolgt, koste es was es wolle.“
 

„Ach ja? Wo unterscheide ich mich denn dann von dir? Die Beschreibung könnte glatt auf dich zutreffen.“ Wand Sora fies grinsend ein.
 

„Wir unterscheiden uns diesbezüglich recht wenig, da hast du recht.“ Gab Riku zu Soras Verwunderung offen zu. „Der Pfad, den wir für uns ausgewählt haben ist derselbe und er endet auch zwangsläufig damit, dass wir uns eines Tages selbst verlieren. Mit der Dunkelheit zu handeln, ist kein sehr gutes Geschäft. Sie gibt dir viel, aber nimmt mindestens genauso viel wieder an sich. Wenn ich nichts unternehme, dann ende ich, genauso wie du, irgendwann als blutrünstiges Biest, ohne den kleinsten Funken Menschlichkeit in mir. Kairis Licht, jedoch, wird mir dabei helfen mich nicht in der Dunkelheit zu verirren. Anders als du, werde ich meine Menschlichkeit behalten.“ Erklärte Riku zufrieden.
 

„Licht, eh?“ Lautstarkes Gelächter folgte. „Licht bietet uns keine Zuflucht mehr. Was sich einst als ein wärmender Lichtschein auf deiner Haut anfühlte, wird sich nun anfühlen wie brennendes Feuer, das dich zu verzehren droht. Warum tust du uns beiden nicht den Gefallen und fängst damit an dich damit abzufinden, dass du nie wieder ins Licht zurück kannst?“
 

„Ich muss auch gar nicht zurück ins Licht. Es soll mir nur den Weg erleuchten, während ich durch die Dunkelheit wandle.“
 

„Wenn du nur wissen willst, wohin dein Weg dich führt, dann kann ich dir die Frage gerne beantworten.“ Grinste Sora schelmisch und richtete seine linke Hand auf Riku, bevor er sie mit einer raschen Bewegung in die Lüfte erhob. Zeitglich erschien eine Säule aus blauen Flammen an genau der Stelle an der Riku gestanden hatte. „Du bist auf dem direkten Weg zur HÖLLE!“ Zwischen Soras finsterem Gelächter knisterten die Flammen, die wenige Meter vor ihm seinen ehemaligen Freund verschlangen. Das Lachen verstummte jedoch schlagartig als der Silberhaarige unverwundet an haargenau derselben Stelle stand, gänzlich unbeeindruckt. Ein Blick auf den Holzboden um ihn herum, zeigte dem Schwarzhaarigen, dass seine Flammensäule seinen Gegner zwar umschlungen, ihn aber nicht berührt hatte, da nur die Umgebung um ihn herum schwarzgebrannt war, nicht jedoch die Stelle an der er stand.
 

„Was zum…?“ drückte Sora seine Verwunderung aus. Unterdessen nickte Riku den Schatten zu.
 

„Tut es!“ befahl er knapp und mit so kalter Stimme, dass es einem kalt den Rücken runter laufen konnte. Sofort setzten sich die Schatten um ihn herum in Bewegung, indem Soras angebliche Wut ihm einen schmerzhaften Aufwärtshaken verpasste, wodurch er meterweit in die Lüfte geschleudert wurde. Der von Ketten umwickelte Schatten holte mit einer seiner Ketten aus, die wie durch magische Weise länger wurde und sich um den echten Sora wickelte, wie eine blitzschnelle Schlange. Anschließend zog der Schatten kräftigst an der Kette, wodurch den Jugendlichen wieder knallhart auf dem Boden einschlagen ließ, was Sora nur kräftigst aufschreien lies. Dort unten angekommen, wartete auch schon Soras Machtgier auf ihn und zögerte auch nicht damit ihm jedes seiner vier Schlüsselschwerter in jeweils beide Hände und Beine zu rammen, sodass er sich nicht mehr bewegen konnte. Von den schrecklichen Schmerzen und dem Blut, das den Boden befleckte mal abgesehen. Der Vierte und letzte Schatten kam nur grinsend auf ihn zu und hielt ihm das Obscuritas-Imitat unters Kinn. Das einzige, was man seinem in Schwärze gehülltem Gesicht und den leuchtend gelben Augen entnehmen konnte, war die unglaubliche Menge an Schadenfreude, die der Schatten wohl gerade in Angesicht von Soras Leid verspürte.
 

Bevor der echte Sora seinen Schatten jedoch einen vor Hass triefenden Blick entgegenbringen konnte, lösten sie sich allesamt in schwarzem Nebel auf. Einzig und allein die 4 schwarzen Schlüsselschwerter, die ihn am Boden festnagelten änderten ihre Form in Kopien von Rikus Weg zur Dämmerung.
 

„Illusionen?“ wunderte sich Sora, während er versuchte sich zu befreien, doch der Silberhaarige kam nur kopfschüttelnd auf ihn zu.
 

„Nein, die waren echt. Doch auch wenn ich sie mit meiner Dunkelheit nach deiner Dunkelheit geformt habe, würden sie nur so handeln, wie es für sie am besten wäre. Die Dunkelheit unterwirft dich um dich zu kontrollieren, würde dich allerdings nie töten, da sie davon nichts hätte, was sie kontrollieren könnte. So, Sora, sieht die Realität aus. Ich wollte dir einmal zeigen, wie machtlos du gegen deine eigene Dunkelheit bist, bevor ich dir ein Ende setzte. Vielleicht verstehst du jetzt, worauf du dich eingelassen hast.“ Kaum neben Sora angekommen, blieb er stehen und blickte auf ihn herab.
 

„Ich wusste von Anfang an, worauf ich mich einlasse, Riku. Das einzige, was ich nicht wusste war, was du im Grunde doch für ein mieser Heuchler bist.“ Enttäuscht schlossen sich seine Augen während Riku sein eigenes Schwert hob um es zu beenden.
 

„Wir haben alle unsere Laster zu tragen, Sora. Ich wünschte es wäre anders gekommen.“ Seufzte der Platinblonde.
 

„Ich habe genug gehört.“ Erwiderte Sora darauf während seine Haare seine Augen verdeckten. Riku schaute verwundert zu ihm herab.
 

„Wa-…?“ weiter kam er nicht. Explosionsartig stieg Soras Aura an und zwang Riku dazu Abstand zu nehmen. Sogar die Palmen, die die beiden umgaben bogen sich weg von dem unglaublichen Luftstrom, den Sora allein durch seinen Willen auslöste. Dämonisches Lachen begleitete ihn dabei als die Schwertimitationen, die ihn am Boden festnagelten langsam ausgehebelt wurden. Kaum war die erste draußen und seine Hand frei, griff er zur nächsten und zog diese mit einem Ruck heraus. Anschließend befreite er seine Beine mit seien nun gelösten Händen, während seine blutenden Wunden von dunklen Fäden umschlossen wurden.
 

Als man dann von ihm erwartet hätte, dass er sich, befreit wie er nun war, wieder aufrichten würde, überraschte er, indem er auf allen Vieren blieb und lediglich seine Hand ausstreckte um Obscuritas zu ihm zu rufen, nachdem er es zuvor, dank der Aktionen von Rikus Schattenschemen, hatte fallen lassen. Hinter der schwarzen Aura, die wild um ihn wirbelte, erkannte Riku dann schließlich die Augen der Bestie, die nun vor ihm Stand. Gelb waren sie, wie eh und je, doch leuchteten sie nun zusätzlich wie die Augen eines Dämons und zeigten ihm einen Blick mit einem solchen Mordlust, die der eines solchen Wesens in keinster Weise nachstand.
 

„Nachdem du so nett warst mir zu zeigen, was meine Dunkelheit mit MIR macht, lass mich dir zeigen was sie aus DIR machen wird.“ Erklang Soras Stimme unter dem Getöse seiner Aura und des Donners des Angebrochenen Sturms. Herzlose krochen aus allen möglichen Portalen hervor und schlossen sich ihrem Meister an. Ihrem Beispiel folgten die Berserker, die unter Rikus Kontrolle standen. „STIRB!“ rief der Dämon und stieß sich in Rikus Richtung ab. Dieser hielt sein Schwert bereit. Beunruhigt über Soras Machtzuwachs, doch nicht weniger entschlossen, als er vorher bereits war.
 


 

Doch die Jahre vergingen und mit der Zeit wurde dem Himmel und der Erde klar, dass sie sich zum Meer hingezogen fühlten. Dem Himmel entging es nicht wie das Sonnenlicht sich auf der Wasseroberfläche des Meeres widerspiegelte und ihm so ein beeindruckendes Schauspiel beispielloser Schönheit bot, jedes Mal, wenn er zum Meer hinabblickte. Und auch die Erde genoss die sanfte Berührung des Meers an ihren Stränden, jedes Mal wenn eine Welle sie traf. Beide verbrachten zunehmen mehr Zeit mit dem Meer, was dieses sehr freute, bei der Erde und dem Himmel allerdings eine geheime Rivalität auslöste, da beide jeweils mehr Zeit als der andere mit dem Meer verbringen wollten.
 

Und so kam es, dass beide um die Aufmerksamkeit des Meeres kämpften. Tagsüber färbte der Himmel sich in die schönsten Rot- und Gelbtöne, indem er die Sonne untergehen ließ, während die Erde die unzähligsten Formen von Blumen und Bäumen heranwachsen ließ, auf denen Vögel, die schönsten Lieder trällerten. Doch so sehr sich die Erde auch bemühte, der Blick des Meeres rastete auf dem Himmel.
 

Nachts zierte der Himmel dann sein Haupt mit unzähligen Sternen und einem gigantischen Mond, während die Erde winzige Diamanten auf seinen Stränden auftauchen ließ, dessen Sand nur aus den besten Erdpartikeln zusammengesetzt worden war. Im Mondlicht glitzerten und funkelnden die Strände, und luden die Wellen des Meeres ein, auf ihnen auf und ab zu schlagen. Doch so sehr sich die Erde auch bemühte, die Sterne des Himmels funkelten immer heller als ihre Strände und der Blick des Meeres ruhte weiterhin auf dem Himmel.
 

Irgendwann sah die Erde schließlich ein, dass sie einen vergeblichen Kampf führte. Leicht betrübt aber glücklich für ihre Freunde, die sich nun immer näher kamen, hielt sie sich von nun an zurück. Das Leben ging weiter, die drei unterstützten sich, alberten herum, stritten und versöhnten sich immer noch. Alles war wie immer. Wunschlos glücklich war jedoch zumindest einer von ihnen nicht mehr.
 

Als weitere Jahre vergingen, konnte die Erde nicht anders als den Himmel zu beneiden, dem es gelungen war sich dem Meer so sehr zu nähern, dass sie fast unzertrennlich waren. Die Erde selbst war insgeheim nie über den Fakt hinweggekommen, dass das Meer den Himmel ihr vorzog, obwohl beide mindestens genau gleich gut waren. Mit der Zeit wurde dieser Neid zu Wut, Wut zu Zorn und somit änderte sich auch die Ansicht, dass Erde und Himmel gleichwertig seien. Fest entschlossen zu beweisen, dass die Erde stärker war, entfesselte sie ihre gesamte Wut auf den Himmel, indem sie Vulkane ausbrechen ließ, dessen Feuer den Himmel verbrannten und dessen Asche selbigen verdunkelten. Fest in der Annahme den Himmel besiegt zu haben, machte die Erde sich daran dem verängstigten Meer Trost zu spenden um den Platz des Himmels einnehmen zu können.
 

Doch der Himmel selbst war nicht tot, sondern nur vor Asche verdeckt. Als die Asche nach einiger Zeit wich, blickte der gepeinigte Himmel in seine eigene Reflexion, die er im Meer widerspiegeln sah. Wo er einst seine schönen, klaren Blautöne sehen konnte, sah er nun hässliches Grau, und wo einst weiße, flauschige Wolken waren, die das Meer so an ihm gemocht hatte, waren nun nur noch schwarze, bedrohliche Wolken, in denen sich das Feuer der Vulkane gesammelt hatte, die sich nun wiederum in Form von Blitzen entluden. Nun gab es keinen Grund mehr für das Meer, Zeit mit ihm verbringen zu wollen…alles was es an ihm gemocht hatte, war nun hässlich und abschreckend.
 

Seiner kurzen Trauer folgte schnell unbeugsame Wut und so kam es, dass der Himmel fürchterlich zu stürmen begann und die Erde mit erbarmungslosen Winden und Blitzen für ihre schreckliche Tat strafte. Die Erde wehrte sich mit Vulkanen und ließ so viele von ihnen ausbrechen wie es nur möglich war. Das Meer hingegen, versuchte sich dazwischen zu stellen und beide zu beruhigen, doch die flehenden Worte des Meeres erreichten die wutentbrannten Rivalen nicht mehr.
 


 

„Ugh!“ stöhnend rollte der Platinblonde sich ab als er nach einem weiteren von Soras Anstürmen nicht mehr genug Kraft aufbringen konnte um die unnachgiebigen Schläge abzuwehren. Von allen Seiten stürzten sich Herzlose auf ihn, doch diesen bemitleidenswerter Kreaturen bereitete er mit gezielten Schwerschwüngen kurzerhand ein jähes Ende. Sora für seinen Teil hatte sogar noch weniger Probleme, da die Niemande ihn sogar mieden. Dies half ihnen jedoch wenig, da er sie beim vorbeirennen packte und um sich schleuderte, wie es ihm beliebte. Riku, der das sah, begnügte sich damit, dass diese Kreaturen ihm wenigstens den Rücken frei hielten, indem sie die Herzlosen von ihm ablenkten. Er selbst befand sich wieder auf der kleinen Papu-Insel, während Sora die Brücke entlang sprintente um ihn weiter durch die Gegend zu werfen. Der Ältere spürte seinen Gegner auf ihn zukommen, blieb aber mit geschlossenen Augen stehen und rammte dabei sein Schwert in den Boden. Als sein Gegner dann zum Sprung ansetzte um ihn abwechselnd seine Krallen und dann sein Schwert in den Körper zur rammen, packte er den Griff des Schwertes mit beiden Händen und zog es schreiend mit so einer Technik aus der Erde, wie man eine Schaufel zum Erde wegräumen benutzen würde.
 

Zuerst bekam der Stachelhaarige nur Dreck ins Gesicht geschleudert, doch dem folgten bald mächtige energieerfüllte Klingen, die sich zuerst durch die Erde fraßen und anschließend die Brücke entlang streiften, wo sie nur einen tiefen Kratzer in der Erde beziehungsweise eine völlig zerteilte und in sich zusammenbrechende Brücke hinterließen. Herzlose und Niemande verblassten unter der Macht der Attacke, sofern sie sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, Sora hingegen wurde nur in die Lüfte geschleudert.
 

Dies schien Riku jedoch geplant zu haben, denn kaum hatte die Klinge seines Schwertes sich wieder von der Erde gelöst, erhob er die linke Hand in Soras Richtung und entfesselte dadurch einen Sturm aus grausamen Winden, die so stark wehten, dass sie alles, was sich ihnen in den Weg stellte, zerschnitten wie eine Schere es mit Papier tat. „Sinistra-Aeroga!“ hatte er vorher noch gerufen, woraufhin sein Gegner gerade noch die Zeit hatte seine Arme schützend vor sich zu halten, während er knurrend die messerscharfen Winde empfing.
 

Damit gab sich der Silberhaarige jedoch nicht zufrieden. Selbstbewusst grinsend erhob er zwei Finger in die Luft, die schlagartig von einer bläulichen Flammenaura umgeben wurden. Parallel dazu bildete sich eine gigantische Feuerkugel aus finsteren Flammen am Himmel, die sich langsam auf Sora zubewegte, je weiter Riku die Finger senkte. Unter hohem Kraftaufwand, wie seine zitternde Hand und sein unterdrücktes Knurren andeuteten, lenkte er die Feuerkugel genau durch Soras Position hindurch auf den Hinterausgang der Baracke zu, wo sie beim Aufprall eine heftige Explosion auslöste.
 

Zufrieden lachte Riku und steckte seine freie Hand in die Hosentasche, während er mit der anderen sein Schwert schulterte. „Na wie schmeckt dir das?“
 

„Schmeckt nach Schwäche…!“ hörte der Ältere plötzlich Soras Stimme neben sich und riss geschockt die Augen auf. In einer dunklen Wolke tauchten unerwartet Soras Umrisse auf, von denen Riku jedoch nichts weiter mitbekam als den Qualm, der sie umgab und seinen Ursprung wohl bei Rikus letzter Attacke hatte.
 

Während er noch dabei war reflexartig sein Schwert zur Abwehr zu heben, spürte er zuerst wie sich die Krallen an Soras freien Hand in seinen Unterkörper gruben, während ein Hieb mit Obscuritas ihn leicht in die Lüfte erhob, wo er jeglichen Kontakt mit dem Boden und so jede Chance auf eine Ausweichaktion verlor. Schelmisch grinsend hatte der Schwarzhaarige bei dem Hieb mit seinem Schwert den Griff losgelassen, sodass die Klinge sich einmal in der Luft drehen konnte, was ihm die Chance bot es rückwärts wieder aufzufangen. Kaum hatten sich seine Finger wieder um den Griff des Schwertes gelegt, schlug er gnadenlos gegen Rikus Rücken, was diesen geradewegs wegschleuderte. Zu guter Letzt warf er ihm noch dämonisch lachend eine seiner dunklen Energiekugeln hinterher. „Fang!“
 

Der durch die Lüfte gewirbelte Teenager wehrte das gefährliche Objekt mit seiner Klinge ab und schleuderte es stattdessen ins Meer, wo es eine gigantische Wasserfontaine auslöste. Der Jugendliche selbst fing sich auf dem Strand der Spielinsel auf und bremste indem er sein Schwert in den Sandboden steckte. Er rutschte noch einige Meter, hielt dann letztendlich doch an. Sein Blick fiel auf seinen ehemaligen besten Freund, dessen Umrisse noch kurz auf der Papu-Insel zu sehen waren, bevor sie auf seltsame Weise verzerrt erschienen und verschwanden. Kurz darauf tauchte der Schwarzhaarige am Strand auf, wo er einige Schritte in erhobener Haltung in Rikus Richtung machte, bevor er wieder auf dieselbe Weise verschwand nur um wieder in einigen Schritten Entfernung hinter ihm aufzutauchen, diesmal wieder auf allen Vieren.
 

„Wo schaust du denn hin?“ spottete er, doch als Riku sich zu ihm umdrehte, verschwand er erneut
 

‚Er ist schnell…‘ dachte Riku. Er trat einen Schritt nach Hinten und schloss seine Augen. ‚Aber nicht schnell genug!“ Ruckartig riss er die Augen wieder auf und packte Soras Arm, der von Oben auf ihn zugekommen war. Ursprünglich planend den Platinblonden mit einem durch Dunkelheit verstärkten Fausthieb zu überraschen, musste Sora nun jedoch feststellen, dass sein Angriff ins Leere ging. Stattdessen fühlte er, wie Rikus eiskalte Hände seinen Arm fest in den Griff nahmen und diese Kälte dabei immer tiefer in sein Fleisch eindrang. So lange, bis er schließlich langsam das Gefühl darin verlor. Was in seinem Arm begann, breitete sich schneller in seinem ganzen Körper aus, als es ihm lieb gewesen wäre und so fand er sich in Bruchteilen von Sekunden vereist und bewegungsunfähig in der Luft schwebend wieder.
 

„Jetzt rennst du mir nicht mehr weg, was Sora?“ grinste der Ältere und stieß ihn mit einem kräftigen Hieb weit in die Luft. Anschließend hielt er sein Schwert mit beiden Händen gen Himmel und begann leicht aufzusteigen. „Nun verlierst du alles!“ rief er und verschwand. Im selben Augenblick erschien er nicht weit von Sora entfernt am Himmel und kam mit vorgestreckter Klinge direkt auf ihn zu. Er streifte seinen Gegner, verschwand und tauchte anschließend an einer anderen Stelle wieder auf, nur um den Vorgang fortzusetzen. Je öfter er dies tat, desto schneller wurde er. Als seine Attacken fast nicht mehr mit den Augen verfolgbar waren, erschien er über Sora und hob sein vor Energie pulsierendes Schwert so hoch er konnte nur um es anschließend mit voller Wucht gegen den schutzlosen Schwarzhaarigen zu rammen. Ein entladendes Geräusch, gefolgt von einer Explosion ertönten…dann kam Sora ungebremst auf den Strand auf, wo er tiefes Loch hinterließ.
 

Die eisige Hülle, die ihn umgeben hatte, zersprang und offenbarte einen stöhnenden und knurrenden Sora. Er entsandte ein zornerfülltes, dämonisches Brüllen in den Nachthimmel, bevor er die Arme beschwörerisch hob. Schwarze Blitze wirbelten zuerst seine Beine entlang, umgaben dann seinen Torso und wanderten anschließend seine Arme hinauf, wo sie sich in seinen geballten Händen bündelten. „Du wirst noch bereuen, dich gegen mich gestellt zu haben, Riku!“ rief er zornig hinauf zu dem dort immer noch schwebenden Jugendlichen.
 

„Denkst du wirklich ich würde dich gewinnen lassen? Nach allem, was hier auf dem Spiel steht?“ grinste Riku nur selbstsicher als Antwort und begann ebenfalls Blitze in seinen Handflächen zu sammeln. „Früher magst du stärker gewesen sein als ich, weil du im Licht gewandelt bist. Nun, jedoch, da du die Seiten gewechselt hast…wer denkst du hat nun die besseren Karten in der Hand, hm? Ein Novize, der gerade erst den Pfad eines dunklen Kriegers begonnen hat, oder derjenige, der ihn schon seit Jahren beschreitet. Die Antwort liegt klar auf der Hand.“
 

„Du bist nur ein Feigling, der sich nicht traut ohne schützendes Licht in die Tiefen der Dunkelheit einzutauchen und zu erfahren was WAHRE Macht ist. Du nennst mich einen Novizen, dabei habe ich dich schon lange übertroffen. Du bist schwach, Riku. Von dir kann ich nichts mehr lernen!“
 

„Das werden wir noch sehen…“ Irgendwie schienen Soras Worte Riku leicht verärgert zu haben, denn sein Blick wurde kalt und seine Worte messerscharf. „Spätestens wenn du nichts mehr bist als ein wildes Tier, wirst sehen, wie recht ich habe, doch dann wirst du bereits unfähig sein es zu verstehen.“
 

„Vielleicht, aber immerhin werde ich zu diesem Zeitpunkt noch leben…“ grinste Sora schelmisch und richtete plötzlich seine geöffneten Handflächen auf Riku. „Sinistra-Blitzga!“
 

„Der einzige, der heute stirbt, bist du!“ rief der Platinblonde und entfesselte dabei ebenfalls die gebündelte Macht in seinen Handflächen. Unzählige schwarze Blitze entsprangen den beiden Handflächen der Jugendlichen und bündelten sich zu jeweils einem großen Blitz, der direkt auf den anderen zukam. Als beide sich trafen, löste der Aufprall erst einmal eine starke Druckwelle aus, die die nahestehenden Herzlose und Niemande erst einmal von den Füßen holte. Anschließend teilten sich die beiden Blitze an ihrem Kollisionsort in zahlreiche kleinere Blitze auf, die wild um sich schlugen und den ganzen Strand dabei verwüsteten. Unglückliche Herzlose und Niemande, die das Pech hatten den Blitzen zu nahe zu kommen, wurde sofort ins Jenseits verbannt, während die beiden Jugendlichen verbittert um die Kontrolle rangen. Zwar gelang es beiden hin und wieder mehr Druck aufzubauen als dem anderen, doch wirklich weiter kamen sie dabei nicht.
 

Als Sora dies endlich begriff, handelte er schnell, indem er seine Attacke unterbrach und stattdessen einen Schwarzmagier-Herzlosen direkt vor sich beschwor. Das Wesen erschien gerade noch rechtzeitig, bevor Rikus mächtige Attacke Sora direkt getroffen hätte und wurde nun stattdessen in seiner gesamten Stärke von dem schwarzen Wesen aufgesaugt.
 

„WAS!?“ rief Riku entsetzt und beendete sofort seinen Ansturm dunkler Energien um sich vor dem drohenden Konterangriff zu wappnen, der ihn sicherlich kurz darauf entgegen geschmettert werden würde. Nichts in seiner Vorstellungskraft hätte ihm aber voraussagen können WAS ihn erwarten würde als er fassungslos zu Boden schwebte, denn der ursprüngliche, kleine Schwarzmagier war in Sekundenschnelle zu einem gewaltigen Monstrum angewachsen. Nun mindestens fünfmal so groß, mit einem unendlich langen schwarzen Bart und leuchtend roten Augen bestückt, die Riku nun deutlich unter dem Schatten des großen Hutes auf den Haupt des Herzlosens sehen konnte und umgeben von finsteren Blitzen, die um ihn zuckten, war es allein schon furchterregend genug in der Nähe dieses Wesens zu stehen, geschweige denn, das Ziel seines Angriffs zu sein. Im Angesicht dieser Tatsache, tat Riku das einzig vernünftige. Er drehte sich um und rannte so schnell er konnte.
 

„Du entkommst uns nicht!“ lachte Sora siegessicher, deutete auf ihn und blickte zu seinem Herzlosen hinauf. „Jetzt! Vernichte ihn!“
 

Der Erz-Schwarzmagier hob nur träge den Stab, indem sich kurz darauf die gestaute magische Energie in seinem Körper bündelte. Währenddessen weichte Riku mehreren schwarzen Blitzen aus, die vom Himmel auf die Umgebung um ihn herum aufschlugen und dabei kleine Explosionen hinterließen. Er wurde einige Male beinahe von den Füßen geholt, fing sich aber immer wieder auf. Von all den möglichen Arten zu sterben, die ihm jemals im Leben eingefallen wären, war diese die weitaus lächerlichste. Er weigerte sich so abzutreten!
 

Die kleinen Blitz stellten sich jedoch nur als Einleitung für den Hauptangriff heraus, denn als die gesamte Energie des Erz-Schwarzmagiers sich in seinem Stab gesammelt hatte, entlud sie sich zuerst in den Himmel und entfaltete sich anschließend als gigantische Energiesäule in Form eines Blitzes, der vom Himmel heraus auf Riku einschlug.
 

„Woah…“ staunte selbst Sora über die freigesetzte Macht und hielt schützend die Hand vor sein Gesicht um nicht von weggeschleuderten Partikeln getroffen zu werden. „Das ist also Sinistra-Blitzja…hätte nicht gedacht das jemals zu sehen zu kriegen.“
 

Als der gigantische Blitz einschlug, war Riku noch rechtzeitig abgesprungen um Deckung zu suchen, jedoch hatte die anschließende Explosion ihn dann trotzdem erfasst. Die ehemalige Baracke, hinter der der Silberhaarige ursprünglich Schutz hatte suchen wollen, war nur noch ein Haufen brennender Trümmer, unter denen er begraben lag. Hustend und stöhnend, versuchte er die Kraft aufzubringen die Trümmer beiseite zu schieben und sich aufzurichten, doch da hörte er auch schon langsame Schritte im Sand. Hastig griff er zu seinem Schwert und versuchte sich seinem Angreifer zuzuwenden, doch da spürte er schon den brennenden Schmerz eines Faustschlages auf seinem Gesicht und hörte das Geräusch eines weggetretenen Schwertes, zweifelsohne sein eigenes. Anschließend bemerkte er, wie man ihn am Kragen packte und ihn irgendwo hin schleifte.
 

„Was…hast du vor, Sora?“ stöhnte er.
 

Das finstere Grinsen auf Soras Lippen konnte er nicht sehen, es sich aber förmlich vorstellen, als er ihm antwortete: „Du siehst mir ziemlich erschöpft aus. Ich dachte mir du würdest vielleicht gerne etwas trinken.“
 

Der Silberhaarige befürchtete schlimmes und war nicht wirklich überrascht als Sora ihn schließlich am Hals packte und mit voller Wucht gegen den Grund der kleinen Wasserstelle zwischen dem geheimen Ort und der Baracke drückte. Reflexartig griff Riku mit beiden Händen nach Soras Arm um irgendwie den Griff um seinen Hals zu lösen, während er gequält versuchte den Atem anzuhalten solange sein Kopf unter die Wasseroberfläche gedrückt wurde. Nach einer halben Ewigkeit, so schien es, Riku, hob Sora ihn wieder hoch, was den Älteren dazu veranlasste gierig nach Luft zu schnappen.
 

„Was ist los, Riku? Trink doch endlich!“ grinste Sora und drückte ihn wieder runter. Er wartete wieder eine Weile und zog ihn erneut hoch.
 

„Du dreckiges Monster…“ fluchte Riku nur röchelnd, bevor Sora ihn wieder untertauchte.
 

„Was? Du willst noch mehr? Kein Problem, Riku.“ Nach einigen weiteren Tunk-Aktionen zog er ihn wieder raus und knallte ihn gegen die nahe Felswand. Ihn dabei mit dem Schwert in seiner Hand drohend, bot Sora ihm mit ernster Miene an: „Bettle um dein Leben und ich gewähre dir vielleicht einen schnellen Tod…das ist ein seltenes Freundschaftsangebot.“
 

Außer Atem wie er war, lehnte sich Riku nur schwach gegen die Wand als er nur enttäuscht den Kopf schüttelte.„Erbärmlich. Fühlst du dich cool mit deinen neuen Kräften? Kaum hast du gesehen zu was du in Radiant Garden fähig warst, denkst du, du könntest die selbe Macht nutzen und gleichzeitig in Kontrolle bleiben, doch was hier eigentlich die Kontrolle hat ist das Biest in dir, das dich durch deine Wut hindurch lenkt, ohne dass du es merkst.“ Lachte er schwach und wurde als Antwort darauf von Sora nochmal kräftig am Hals gepackt und aufs heftigste gegen die Felswand gedrückt, was ihn aufschreien ließ.
 

„Was weißt du schon! Das letzte Mal war anders. Ich war bewusstlos und konnte meine Macht nicht lenken, dieses Mal bin ich es nicht.“ Knurrte der Schwarzhaarige wütend.
 

„Oh, und würde ein rational denkender Sora das hier tun? Erkennst du den Ort wieder, den du hier zerstörst? Dieser Ort hier war der einzige, der von der Zerstörung verschont geblieben ist, doch nun machst du ihn zu Kleinholz. Ein vernünftiger Mensch, würde zumindest versuchen diese Insel zu verschonen.“
 

Der Griff um Rikus Hals festigte sich. „Was kümmert mich schon diese lächerliche Insel? Solange ich dich büßen lassen kann, bin ich mehr als zufrieden.“
 

„Siehst du...? Da spricht nur wieder das Biest, das dich von innen heraus steuert…“ Riku stöhnte kurz. „Erinnerst du dich noch wieso du überhaupt erst die Dunkelheit kontrollieren wolltest?“
 

„Um Roxas zu töten, der mich verraten hat!“ knurrte Sora wütend.
 

„Und wie hat er dich verraten?“
 

Er knallte Riku wieder gegen die Wand. „Hör auf Spielchen mit mir zu spielen, das weißt du genau!“
 

„Beantworte…einfach die Frage…“ grinste der Platinblonde.
 

„Weil diese falsche Schlange mein Herz an sich gerissen hat um mich zu einem Niemand zu machen!“ brüllte Sora genervt.
 

„Und…? War das etwa alles?“
 

„Er…“ nachdenklich starrten die leuchtenden Augen des Schwarzhaarigen Riku an, doch schienen ihn in diesem Moment gar nicht wahr zu nehmen. Er schwieg eine Weile, bevor er zugab: „…da war doch noch etwas…wieso fällt es mir nicht ein!?“
 

Riku lachte leise als er das hörte. „Ich hab es dir ja gesagt. Du denkst du kontrollierst es, aber in Wirklichkeit kontrolliert es dich. Es schiebt gewisse Sachen in den Vordergrund und lässt dich dafür anderes vergessen, bis du genau das tust, was es von dir will. Du hast nicht einmal mehr eine Ahnung, dass du mir eine dafür geschellt hast, dass ich die Insel verraten und zerstört habe, bevor du von Roxas verstoßen wurdest und die Insel verlassen hattest.“
 

Sofort riss Sora entsetzt die Augen auf. Die Insel! Ihm war gänzlich entfallen, dass sie ihm je etwas bedeutet hatte. Es war genauso ein Auslöser für Soras Hass gewesen, wie der Diebstahl seines Herzens, doch er hatte es bis eben komplett vergessen. Wie konnte er nur? War sie ihm nicht vorher noch so wichtig? Verwandelte seine neuentdeckte Form ihn wirklich langsam zu einem Tier? Was, wenn er bereits den Verstand verlor, bevor er Roxas besiegen konnte? Wie könnte er sich sicher sein, dass er dann überhaupt noch das tat, was er geplant hatte? Gnadenlos zu sein, das konnte er gut akzeptieren, aber willenlos? Eine Marionette der Dunkelheit!? Niemals! Nicht, bevor er sein Ziel erreicht hatte.
 

Vor lauter Zweifel in seinen neuen Kräften, merkte er nicht, wie er sich langsam wieder zurückverwandelte. Seine Augen verloren das dämonische leuchten und die Bänder an seinen Wunden verschwanden wieder, wodurch das Blut aus seinen eben entstandenen Verletzungen sprudelte und er vor Schmerz in die Knie ging. Riku, der dabei natürlich losgelassen wurde, sammelte schnell wieder seine Kräfte und rief sein Schwert herbei. Verletzt, jedoch immer noch kampfbereit, richtete er seine Kleider zu Recht und kam anschließend auf den knieenden Jugendlichen vor ihm zu. Als dieser gequält aufblickte, spürte er nur die eiskalte Klinge von ‚Weg zur Dämmerung‘ durch sein Fleisch gleiten. Stöhnend wurde er von dem Hieb nun gänzlich zu Boden geworfen.
 

„Also fürchtest du dich deinen Willen zu verlieren, hm? Witzig.“ Kalt und dumpf, drangen Rikus Worte und sein abfälliges Lachen an die Ohren des im Dreck liegenden Schwertkämpfers, der mit seiner Blutung zu kämpfen hatte. „Hattest du mich nicht eben noch deswegen ausgelacht? Weil ich nach einem Licht suche, dass mir meinen Weg weist um nicht blind in mein Verderben zu laufen, so wie du es tust?“ Er packte den verletzten Sora am Kragen und zog ihn zu sich hoch. „Du warst doch schon immer so, Sora. Immer wusstest du alles besser. Immer warst du der, der am Ende Recht behalten sollte. Was ist das für ein Gefühl, jetzt derjenige zu sein, der gebrochen am Boden liegt? Du meintest, du könntest nichts mehr von mir lernen, doch mir scheint ich habe dir gerade doch noch etwas Entscheidendes beigebracht.“ Finster grinsend zog er sein Schwert.
 

„Lass mich dir noch etwas beibringen, Sora. Keine Sorge, das gehört zu MEINEM Freundschaftsangebot.“ Lächelte der Ältere finster und rammte seine Klinge in Soras Unterkörper. „Spiele niemals mit deiner Beute, sonst beißt sie noch zurück!“ Kaum hatte er das gesagt, zog sein Schwert ruckartig heraus und ließ Sora los, woraufhin er plump und schwach zu Boden fiel. Anschließend humpelte Riku einige Schritte und ließ sich dann ebenfalls erschöpft in den Sand fallen. Die immer noch kämpfenden Niemande und Herzlose wurden immer weniger und schienen weit genug entfernt um sich eine Pause zu gönnen.
 

„Ich…habe es geschafft!“ ungläubiges Lachen folgte. „Ich habe es tatsächlich geschafft!“ Er blickte schwach zu Soras regungslosen Körper hinüber, während er immer noch erschöpft im Sand lag. Anschließend hob er seine Hand und blickte auf seine mit Blut befleckte Handfläche. „Aber warum fühlt es sich so falsch an…?“ seufzte er. „Ich wusste, es gab kein Zurück mehr und trotzdem…tat ich wirklich das richtige?“ Er suchte den Nachthimmel nach Sternen ab, doch fand nur düstere Gewitterwolken. „Meine Zukunft bleibt wohl ungewiss.“ Schloss er enttäuscht die Augen. Doch nur um sie sofort wieder vor Schreck aufzureißen als er einen höllischen Schmerz in seiner Brust spürte. Obscuritas, überströmt mit seinem Blut, ragte meterweit aus ihm raus.
 

„Argh! Nein…das kann nicht…sein!“ Er versuchte einen Blick gequält zu Sora zu wenden. Zähneknirschend sah er, wie dieser den Griff des Schwertes in seiner Hand hielt und dessen Klinge in einem dunklen Portal verschwand. Zweifelsohne befand sich dessen Ausgang direkt unter ihm, wodurch das Schwert ihn aufspießen konnte, wie ein unbedeutendes Stück Schaschlik. Zorn- und schmerzerfüllt brüllte er in die Nacht.
 

Unterdessen huschten kleinere Herzlose aus dutzenden Portalen, die sich immer wieder öffneten und schlossen, zwischen Sora und dem Reich der Finsternis hin und her. Dabei brachten sie ihm immer ein Herz mit, das sie auf ihn fallen ließen woraufhin dieses vollständig verschwand und im Austausch dafür einen Teil von seiner Wunden wieder verschloss.
 

„Herzen! Verzehrst du sie jetzt auch schon wie die Herzlosen!?“ rief der Ältere fassungslos und versuchte etwas wegen der Klinge in seinem Körper zu tun, spürte jedoch, wie langsam das Leben aus seinem Körper wich.
 

„Ich tue alles, was nötig ist, um zu überleben, Riku. Solange es nicht meinen Willen kostet. Wenn es bedeutet, dass ich gnadenlos werde, so akzeptiere ich das. Wenn es bedeutet, dass ich einen Teil meiner Menschlichkeit verliere, dann akzeptiere ich das auch. Kaltherzigkeit, unbändiger Zorn, Hass, Einsamkeit…ich nehme alles in Kauf…nur nicht, dass ich mein Ziel, für das ich das alles hier tue, aus den Augen verliere.“ Sich langsam aufrichtend, ging der Jüngere auf den bewegungsunfähigen jungen Mann vor ihm zu. „Das alles würde ich tun um mein Ziel zu erreichen…wie weit würdest du gehen, Riku?“ fragte er kühl und blickte dabei finster auf ihn herab. Ihre Blicke trafen sich. Wütendes Türkis auf ernstes Bernsteingelb.
 

„Ich würde STERBEN für Kairi!“ fuhr der Silberhaarige ihn an. Es war schon fast ein Fauchen. Kaum hatte der Jüngere das gehört, zog er das Schwert schmerzhaft mit einem Ruck wieder aus dem dunklen Portal und somit aus Rikus Körper, jedoch auch nur deshalb, damit er es im selben Moment imposant durch die Luft schwingen und anschließend ohne jegliches Zögern auf Riku hinab sausen lassen konnte.
 

„Dann stirb für sie und klage in der Hölle um den Fakt, dass du sie niemals haben wirst!“ meinte der Stachelhaarige kalt und schlug zu.
 

„Nein…“ Überraschenderweise hielt Riku die Klinge mit der Hand auf und hielt diese fest. Erstaunt zog sein Gegner am Griff des Schwertes um es zu lösen, doch es schien sich nicht zu rühren. Die Klinge saß so fest in Rikus Griff wie Exkalibur in seinem Felsen. Dass seine Hand dadurch natürlich verletzt wurde und blutete, interessierte den Platinblonden offenbar noch nicht einmal. „Ich bin nicht so weit gekommen, habe nicht so viel gelitten und habe nicht so viel aufs Spiel gesetzt um JETZT zu scheitern. Alles, was ich je wollte war ein kleines Stück vom Kuchen des Erfolges. Ich hatte genauso dabei geholfen die Welt zu retten wie du, dennoch bekamst nur du den Ruhm. Ich bin es leid, Sora. Ich werde mir holen was mir zusteht…und wenn ich dafür über meine eigenen Grenzen treten muss, dann sei es so.“ sprach er mit leiser Stimme. Es war fast wie ein Flüstern, das Sora beinahe überhört hätte.
 

„Was redest du da für Schwachsinn, du Narr! Lass los und akzeptiere deine Niederlage wie ein Mann!“ antwortete Sora ihm knurrend und immer noch versuchend sein Schwert zu befreien, hielt er jedoch sofort inne, als er ein komisches Gefühl spürte. Er konnte nicht genau sagen, was es war, nur, dass es irgendwie unheimlich war. Aus heiterem Himmel fing sein Schwert schlagartig Feuer und zwang ihn dazu, es geschockt fallen zu lassen, wodurch die blauen Flammen, die es zuvor umgeben hatten, auf den Boden übergingen. Als wäre es dann nicht bereits seltsam genug gewesen, dass der Sandboden um sie herum auf einmal Flammen fing, breiteten sie sich auch noch ausgerechnet in Rikus Richtung aus und als Sora dann endlich begriff, dass dies höchstwahrscheinlich das Werk seines Rivalen war, war es bereits zu spät einzuschreiten.
 

Die blauen Flammen erreichten schließlich den Silberhaarigen und hüllten ihn komplett ein. Die Schreie, die er anschließend in die Umgebung entsandte, triefend vor Schmerz und Agonie, ließen Sora für eine Sekunde daran zweifeln ob das wirklich zu dem Plan des Älteren gehört haben könnte. Als jedoch die ohrenbetäubenden Schreie dann nach einer Weile endlich verklangen und hinter den Flammen die Umrisse des Jugendlichen langsam in die Lüfte aufstiegen, völlig unverletzt und strotzend vor Macht, verflogen seine Zweifel wieder.
 

„Sieh mich an, Sora. Schau, wozu du mich getrieben hast.“ Erklang die verbitterte Stimme des Älteren. Umgeben von blauem Feuer und sogar von ihm eingehüllt, schien er nun in Flammen zu stehen, rührte deswegen jedoch keinen Muskel. Die Wunde, die ihm von Obscuritas zugefügt worden war, war verschwunden, so als wäre sie nie da gewesen. Sein Blick war gesenkt und seine Haare verdeckten seine Augen…ob er dies aus Scham, Enttäuschung oder Schwäche tat, konnte der Schwarzhaarige nicht sagen. „Nun bin ich genau so tief gesunken, wie du…lasse mich von meiner Inneren Dunkelheit lenken, nur um nicht wieder alles zu verlieren was ich gerade erst versucht habe zu erhalten.“
 

Sein Blick hob sich und die platinblonden Strähnen, die seinen Blick vorher abgeschirmt hatten, fielen zur Seite. Erstaunt blickten Soras goldgelbe Augen in die blau leuchtenden, brennenden Augen seines einstigen besten Freundes, gewöhnten sich allerdings auch relativ schnell an das, was sie sahen.
 

„Dann bist du eben tiefer in die Dunkelheit vorgedrungen, na und?“ winkte der Stachelhaarige abfällig ab. „Das ändert gar nichts. Weder für mich, noch für dich. Uns Erwartet immer noch das gleiche Schicksal…und zwar das worin du sterbend vor meinen Füßen liegen und nach Vergebung winseln wirst.“
 

Die Arme vor der Brust verschränkend, gab Riku nur ein leises Lachen von sich. „Dann komm und hol mich doch, Sora.“
 

„Denkst du ich würde mich vor dir und deiner Dunkelheit fürchten?“ Sora sprintete los und rief sein fallengelassenes Schwert zu sich zurück, das er kampfbereit durch die Luft schwang. „Mich täuscht du nicht. Du kannst deine Aura verstärken, aber du bleibst immer noch derselbe, schwache Wicht, der du vorher warst!“
 

Ohne einen Muskel zu rühren schwebte Riku seelenruhig einige Meter über dem Boden und wartete gemütlich ab, bis Sora ihm näher kam. Dann, plötzlich und ohne Vorwarnung, explodiertes etwas am Boden vor Soras Füßen und riss den anstürmenden Jugendlichen beinahe von den Füßen. Sand wurde meterweit in die Luft geschleudert und so war es auch nicht zu vermeiden, dass einige Körner auch ihren Weg in Soras Augen fanden. Stöhnend mit seiner Sicht kämpfend, merkte er nur beiläufig, wie Rikus Blick auf ihm lag, indem er für einen kurzen Moment dessen verschwommenes Gesicht durch seine Tränengefüllten Augen erblicken konnte.
 

Da Sora spürte, dass dies böse Folgen hätte haben können, sprang er sicherheitshalber mit einem Hechtsprung zur Seite und zwar keine Sekunde zu früh, da bereits eine weitere Explosion an der Stelle folgte, auf der er eben noch Gestanden hatte.
 

Er rieb sich den Rest des Sandes aus den Augen und ging wieder in die Offensive über. Er warf nur einen kurzen Blick auf Riku und sprintete anschließend erneut genau auf ihn zu. Weitere Explosionen folgten, doch diese konnten seinen Pfad nicht mehr behindern, da er vorausahnend ständig seitlich auswich, so als würde e wissen wie und wann Riku zuschlagen wollte. Er sprang schließlich und landete genau vor dem Schwebenden Jugendlich, bereit zuzuschlagen.
 

„Deine Blicke erzeugen Explosionen. Nicht schlecht, aber zwecklos.“ Erklärte der Stachelhaarige grinsend und deutete dabei auf seine Augen, die vor kurzem zu leuchten begannen hatten. Nicht das dämonische Leuchten seiner Inneren Bestie, sondern das goldgelbe Schimmern seines herzlosen Blickes. „Ich habe nämlich auch ein Paar ziemlich guter Augen, die jede deiner Bewegungen sehen können. Nun stirb!“ Er schwang sein Schwert, wurde jedoch von einer Flammenwand zurückgedrängt, die Riku mit einer hastigen Handbewegung geformt hatte.
 

„Hrmpf…viel zu defensiv, Riku.“ Merkte der Schwarzhaarige genervt an während er einige Meter vor Riku von seinem Ausweichsprung landete. Als die Flammenwand wieder verschwand, schwebte Riku an haargenau derselben Stelle und erhob die Arme erneut, dieses Mal um mit seinen Kräften einen gigantischen Drachen aus den blauen Flammen zu formen, die ihn umgaben.
 

„Offensiv genug?“ konnte der Schwebende ein finsteres Grinsen nicht verbergen
 

„Willst du mich auf den Arm nehmen!?“ Konnte man den gefallenen Schlüsselträger murmeln hören, als er sich genervt auf die Unterlippe biss und in seine Jackentasche griff. Der Drache bestand zwar nur aus einem Drachenkopf, einem langem Hals und zwei angedeuteten Vorderbeinen, doch er war gleichzeitig mindestens so groß wie ein Haus. Es wäre nicht einfach gewesen ihn ohne weiteres zu umgehen oder gar zu besiegen. Glücklicherweise hatte Sora jedoch noch nicht alle Trümpfe verspielt. „Na gut, wenn du mit deinen Tricks angeben willst, dann habe ich auch was für dich.“
 

Die dunkelviolette Kugel, die er ans Tageslicht brachte, wurde von ihm hastig an die Kling von Obscuritas gedrückt. Die Kugel leuchtete unheilvoll auf und verschmolz mit dem Schwert, wodurch es wieder zu dessen Rahmen wurde. Lachend hielt er das neue Schwert mit beiden Händen fest und genoss die Energie, die durch den Griff über die Klinge hinweg direkt zum Schlüsselbart und wieder zurück pulsierte. Diese Waffe war buchstäblich sein Schlüssel zum Sieg. Erneut richtete er seinen Blick auf den Flammendrachen, der direkt auf ihn zukam, planend ihn zu verschlingen. Doch dieses Mal kam er ihm glatt viel kleiner und unbedeutender vor. Was war denn auch schon so ein kleines beschworenes Biest im Vergleich zu der Macht seines Schwertes?
 

„Komm, du Mistvieh! Komm und teste deine Macht! Gib mir alles was du hast!“ lachte Sora selbstsicher. Es mag überheblich geklungen haben, doch das spielte für ihn keine Rolle. Er wusste, dass er es schaffen würde, nur das zählte. Das aus Flammen bestehende Reptil flog brüllend durch die Lüfte, riss sein Maul weit auf und setzte zum Sturzflug an. Die Luft der Umgebung wurde schlagartig heißer, hätte gar selbst brennen können, als der Drache zuschlug. Ohne anzuhalten oder langsamer zu werden, schlug das gigantische Tier mit dem Maul voraus auf und bewegte sich glatt durch Sora hindurch, wo es eine Kette aus Flammen mit sich zog. Auch wenn die Zähne des Biestes nicht real waren und ihn nicht hätten zerfleischen können, die Hitze der Flammen würde ihm schon den Rest geben.
 

Doch als der Kopf Sora passiert hatte, war er in zwei Hälften geteilt und verschwand. Der Rest des Drachens folgte nach und nach, als er an Sora vorbeizog. Er stand immer noch in den Flammen, doch Riku beschlich das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte.
 

Dieses Gefühl erwies sich als richtig, denn als die letzten Flammenfunken ihn passiert hatten und in der Luft verglühten, stand dort Sora mit gezogenem Schwert, unverletzt, wenn auch erschöpft und rußbefleckt. Sein Schwert mit beiden Händen vor sich haltend, bildete er ein Keil, an dem er der Drachen in zwei Hälften geteilt haben musste. Beweis dafür war der Sand links und rechts von ihm, der vor lauter Hitze teilweise zu Glas geschmolzen war, das immer noch orangefarben glühte.
 

Nicht nur Riku schien verblüfft, auch Sora selbst schaute beindruckt auf sein Schwert und die Umgebung. Während der Silberhaarige wütend die Fäuste ballte, rammte Sora sein Schwert in den Sandboden und lehnte sich prahlend dagegen. „War das alles? Ich kam nicht mal ins Schwitzen!“
 

„Du…!“ knurrte er. „Wieso!? Wieso hast du immer so viel Macht!? Ich habe meine Innere Dunkelheit erweckt und du deine extra wieder verbannt und trotzdem…! Warum bist du mir immer einen Schritt voraus!?“ rief er zornig zu Sora hinüber. Ohne Zweifel sprach nun die Dunkelheit aus ihm. Wäre Riku noch bei klaren Verstand, er hätte die Fragen für sich behalten und das bisschen Würde noch behalten, das er noch besaß. Jetzt klang er nur wie ein neidisches Kind, das kurz vor dem Verzweifeln stand, weil es nicht bekam, was es wollte.
 

Dem Stachelhaarigen kam es ein wenig so vor als würde er in einen Spiegel schauen und sich selbst erblicken. Nachdenklich senkte er den Blick. „Verstehe. Das meintest du damit als du sagtest, dass die Dunkelheit einen kontrolliert. Ich sehe es jetzt…was es mit einem macht, wie es einen verändert. Bei mir ist es Wut, bei dir ist es Neid, aber letztendlich spielt es keine Rolle. Den Willen rauben sie uns gleichermaßen.“ In seiner Erkenntnis schloss er enttäuscht die Augen. Enttäuschung, weil Riku recht hatte und vor allem deshalb, weil er nicht selbst darauf gekommen war.
 

„Nein! Du verstehst gar nichts!“ lachte der von Flammen umschlungene Jugendliche. Es klang unheimlich. So gezwungen, so falsch. Definitiv nicht wie etwa, was Riku tun würde. „Du bist am allen Schuld! Du hast mir alles genommen! Ich verstehe es jetzt! Die ganze Zeit über dachte ich es läge an mir, doch es warst die ganze Zeit du! Wenn du nicht wärst…!“ jammerte er vor sich hin.
 

Genervt hievte Sora sein Schwert wieder hoch. „Du gehst mir langsam auf die Nerven. Ständig dieses Gejammer. Von Anfang bis Ende nichts als Selbstmitleid. Ich habe da so das Gefühl ich würde dir hier mit deinem Tod einen größeren Gefallen erweisen als mir.“
 

„Du verstehst es nicht, was Sora? Das Problem warst von Anfang an du, nicht ich.“ Setzte Riku fort. „Das Schwert, das du schwingst hätte mein sein sollen, doch du nahmst es mir!“ warf er ihm vor und deutete dabei mit dem Zeigefinger auf ihn.
 

Der Jüngere schlug diese Anschuldigungen ablehnend zur Seite. „Falsch, du hast es selbst von dir weggestoßen, als du dich für deinen Weg entschieden hast!“
 

„Lüge! Du hast es gestohlen! Und mich damit auch in meine jetzige Position gebracht!“ Die Fäuste wütend zusammenfaltend, senkte er den Blick. „Du hast mich schon immer belogen…hast behauptet wir wären Freunde…oder dass ich hierher zurückkehren könnte. Alles Lügen…“ Er ging immer mehr in Flammen auf, während seine Stimme leiser wurde.
 

„Der einzige, der hier lügt, bist du und zwar belügst du dich selbst!“ Sora war es leid. Er hob sein Schwert und stürmte voran, in der festen Absicht es zu beenden. „Du kannst meinetwegen zusammen mit deinen Lügen in diesen dämlichen Flammen vergehen, Riku!“
 

„Sora!“ Besagter Jugendlicher schrie nur wütend in den Nachthimmel hinauf. Zahlreiche Flammensäulen umgaben ihn und hüllten seinen Körper ein, während er nach Vorne preschte. „Wer hatte in mir falsche Hoffnungen auf ein friedliches Inselleben geweckt!?“
 

Beide trafen aufeinander. Sora schlug zu, doch sein Schwert glitt durch Riku durch wie durch einen Geist. Stattdessen spaltete er offenbar nur eine Art Abbild von Riku, die sich in zwei Feuerbälle aufteilten, die leblos zu Boden fielen und seine Beine entflammten. Diese Flammen bildeten wieder den Umriss des Platinblonden, dessen Arme nach Soras Kleidern griffen um sich hochzuziehen.
 

„Wer verwehrte mir mein Schicksal als er mir mein Schlüsselschwert nahm!?“ drangen die Worte des Mannes an Soras Ohren, bevor er erneut zustach, woraufhin das Abbild wieder nur in zwei Hälften zerteilt wurde, welche sich beide in Flammen verwandelten. Die eine Hälfte, die mit dem Arm an Soras Jacke gezerrt hatte, blieb daran hängen und entzündete so seine Klamotten. Die andere Hälfte, die nur aus Rikus Kopf und den anderen Arm bestand, fiel langsam zu Boden, während er sich in Feuer verwandelte, das wenig später im Sandboden verschwand. Noch im Fall hatte es zu ihm gesprochen:
 

„Das warst alles du…doch nun ist die Rache endlich mein. Brenne, Sora. Brenne in den Flammen meiner Dunkelheit, sodass ich mir endlich das nehmen kann, was mir zusteht.“
 

Kaum war dies gesagt, wurde auch schon die gesamte Spielinsel in ein Meer aus finsteren, blauen Flammen getaucht. Sora versuchte noch den lechzenden Flammen irgendwie zu entkommen, doch er und die Umgebung um ihn herum brannten bereits lichterloh und boten ihm keine Fluchtmöglichkeit mehr, geschweige denn die Möglichkeit das Feuer zu löschen. Das letzte was Sora noch in den Sinn kam, war das Meer direkt vor ihm, in dem er vor den verdammten Flammen sicher gewesen wäre. Es half jedoch alles nichts. Das rettende Wasser schien so nah und doch so fern zu sein, als der Schwarzhaarige von den Flammen in die Knie gezwungen und unter ihnen begraben wurde.
 

Schließlich, am einzigen nicht brennenden Ort auf der Spielinsel, tauchte der Platinblonde in Flammen auf der Papu-Insel auf, die nun ohne den Kontakt mit der Brücke, gänzlich von der anderen Insel abgeschnitten war. Stillschweigend sah er zu, wie das Feuer die Insel verzehrte und drehte sich schließlich um als er genug davon gesehen hatte. Nun war es endlich vorbei, dachte er, während er auf seine brennende Handfläche blickte. Die Flammen, die ihn Umgaben erstarben schließlich und ein Seufzer entwich seinen Lippen. „Letzten Endes konnte ich es doch nicht…“ lächelte er traurig. „Na ja, ich hab es immerhin versucht.“
 

Hinter ihm verließ Soras Schlüsselschwert rotierend das Flammenmeer und flog weit in den Himmel hinaus. Kurz darauf sprang der Schwarzhaarige selbst, immer noch von Flammen umhüllt, dem Schwert hinterher, fing es mit beiden Händen in der Luft und richtete es genau nach unten, während er zum Sturzflug auf die Papu-Insel ansetzte. „RIKU!“ rief er. „Das ist dein Ende!“
 

Der Angesprochene drehte sich nur langsam um und lachte leise zu sich selbst. „Das ist wohl mein Schicksal…Zeit es zu akzeptieren, huh?“ Er schloss traurig die Augen und wartete ab. „Ich hätte es besser wissen müssen…mir war nie mehr bestimmt als das.“
 

Mit einem kräftigen Schrei rammte der Stachelhaarige sein Schwert in den Fels, das sich metertief in ihn hineinbohrte. Einem Moment war es still. Rikus Augen öffneten sich langsam und blickten in die von Sora. „Mach dich bereit, Riku…“ sagte er schließlich und bündelte die Kräfte seines Schwertes in dessen Klinge, was diese langsam bedrohlich aufleuchten und Blitze schleudern ließ. „… für den Beginn des Albtraums!“ Nun entfesselte er die Energie, die sich in Sekundenschnelle durch den Felsen fraß und diesen schließlich in einer gewaltigen Explosion in Stücke riss.
 

Der dadurch entstandene Rauch legte sich daraufhin dank der Windböen des Sturmes recht schnell. Von der Papu-Insel selbst war nicht viel übrig geblieben. Lediglich ein kleiner Felsstummel ragte noch leicht aus dem seichten Meer, das starke Wellen schlug. Irgendwo darin trieb auch der bewusstlose Körper von Riku, der schwer blutend an den immer noch brennenden Strand geschwemmt wurde. Die Flammen starben aber nach und nach ab und es zeigte sich, dass diese keinerlei Schaden verursacht hatten. Sora kam immer noch brennend auf den bewusstlosen zu und trat ungeduldig gegen dessen Gesicht, als dieser nicht aufzuwachen gedachte. Stöhnend kam der Blutende wieder zu sich und erblickte verschwommen denjenigen, der ihn zu dem stechenden Schmerzen in seinem ganzen Körper verholfen hatte.
 

„Ich gebe zu, für einen Moment dachte ich, ich wäre verloren.“ Zuckte Sora schließlich mit den Schultern, als er sah, dass sein Rivale ihn hören konnte. Er blickte dabei beiläufig auf seine von blauem Feuer umschlungenen Arme und richtete anschließend seinen Blick wieder auf dem am Boden liegenden, als die Flammen langsam verblassten. „Aber hattest du ernsthaft gedacht ich würde nicht merken, dass diese Flammen nur eine Illusion sind?“ Er packte Riku am Kragen und zog ihn zu sich rauf. „Noch viel mehr würde mich allerdings interessieren, warum du nicht wenigstens VERSUCHT hattest der Attacke eben auszuweichen. Sag schon, was ist dein hinterhältiger Plan!?“ wollte er wissen.
 

Husten. Ein leises Lachen. „Die Flammen waren nicht echt, da hast du recht. Allerdings wäre ich sehr wohl in der Lage gewesen echte zu erschaffen. Wieso ich es letzten Endes nicht tat, weiß ich ehrlichgesagt auch nicht. Ich wollte dich töten, dieser Wunsch bestand von Anfang an und hatte sich sicherlich nicht verändert, doch was mich dann letztendlich davon abhielt…das kann ich dir nicht sagen.“ Erklärte Riku kopfschüttelnd und einem schwachen Lächeln auf den Lippen.
 

Sora warf seinen Feind grob in den Boden, wo dieser vor lauter Sand, welches in seine Wunden geriet, ein leichtes Stöhnen unterdrückte.
 

„Feigheit, nichts anderes. Jetzt stellt sich eben doch heraus, dass du nur eine große Klappe hast und nichts dahinter steckt. Wenn es darauf ankommt, hast du nicht den Mumm in den Knochen zu beenden was du angefangen hast. Erbärmlich.“
 

„Feigheit…? Ich frage mich ob es das war, das mich davon abhielt deine lebenswichtigen Organe zu treffen, als ich dir mein Schwert in den Körper gerammt hatte, oder dich in den Flammen zu begraben, die dich zweifelsohne getötet hätten. Vielleicht waren es auch meine Zweifel, die mich letztendlich eingeholt hatten. Der Wunsch wenigstens einmal im Leben etwas Richtiges zu tun. Schätze wir werden es nie erfahren.“ Gab er schultern zuckend und schwach als Antwort.
 

„Und nur deswegen hast du dich eben treffen lassen? Hast du etwa gedacht ich würde es dabei beruhen lassen? Dass ich dir vielleicht das Leben verschonen würde, nachdem du dich als zu unfähig herausgestellt hast mir das meinige zu nehmen? Du bist ein Narr, Riku.“ Hörte Riku den Spott seines ehemaligen Freundes. Er gab darauf nur ein abfälliges Geräusch von sich.
 

„Wohin hätte ich fliehen sollen? Ich habe kein zuhause mehr und solange du lebst, wird mir Kairi auf ewig verwehrt bleiben. Anstatt für immer ziellos und einsam vor dir auf der Flucht zu sein, dachte ich mir, dass ich vielleicht einfach akzeptieren sollte, dass es für mich kein Glück geben kann. Nicht mit der Dunkelheit in meinem Herzen, die nur Kairis Licht im Zaum halten kann. Zwischen dem Tod als Mensch und dem Tod als hirnloses Monster erschien mir diese Variante irgendwie zufriedenstellender. Hier begann alles, hier sollte es auch enden, findest du nicht?“
 

Riku hörte mit geschlossenen Augen, wie Sora zu seinem Schwert griff. „Du hast also bereits den Frieden mit deinem Gott, oder an was auch immer du glaubst, geschlossen?“ erkundigte er sich und hielt die Spitze der Klinge unter das Kinn des Platinblonden.
 

„Gott?“ Riku lachte nur kurz verächtlich. „Meinst du Kingdom Hearts? Wenn es ein Gott ist, dann ist es ein erbärmlicher, dem die Menschen egal sind. Schade, dass ich nicht sehen werde, wie Roxas es zerstört.“ Ein enttäuschtes Seufzen war zu vernehmen.
 

„Er wird es nicht zerstören. Ich werde es verhindern.“
 

„Natürlich wirst du das…du bist immerhin der Auserwählte, nicht wahr?“ grinste der Ältere. „Das stimmt. Du warst zu großen Taten auserkoren, nicht ich. Ich war es nie. Hier einsam und allein zu sterben, getötet durch meinen besten Freund. Mehr gönnt mir Kingdom Hearts offenbar nicht.“ Er wandte den Blick ab und schaute sich schwach um, während er immer noch am Boden lag, umgeben von seinem eigenen Blut, das langsam im Sand versickerte.
 

„Erinnerst du dich an früher zurück, Sora?“ fragte er lächelnd und schien dabei die Augen kaum noch offen halten zu können. „Wie wir alle hier immer gespielt und gelacht haben? Damals, als unsere einzigen Probleme darin bestanden uns zu merken wie oft wer wen besiegt hatte? Ich erinnere mich.“ Sein Blick richtete sich auf den dunklen, trostlosen und mit Gewitterwolken bedeckten Himmel über ihm. „Ich hatte mir vorgenommen mir die anderen zu packen und hierher zurückzukommen, sobald die ganze Sache gelaufen ist. Die beiden Blitzballer und Kairi, zusammen sollten wir hier einfach nur liegen und so leben wie früher. Glücklich, ohne Sorgen. Selphie und du hätten gefehlt, aber ich war sicher es würde auch so noch ausreichen um das selbe Gefühl wie damals wieder aufleben zu lassen.“ Das Lächeln auf seinen Lippen verschwand. „Doch nun schau dich um…schau, was wir aus diesem Ort gemacht haben, Sora.“ Besagter Jugendlicher ertappte sich dabei genau dies zu tun.
 

Er sah sich um und erblickte nur Zerstörung, wohin seine Augen reichten. Die Papu-Insel in Trümmern, die Brücke, die zu ihr führte, eingestürzt, die Baracke völlig hinüber. Sogar der Strand war übersät mit Kratern und anderen Kampfspuren…ein beachtlicher Teil davon sogar leicht verglast und verbrannt bis hin zu dem Steg, der nun verkohlt ins Meer ragte. Der Anblick schmerzte sogar ihn, war dieser Ort doch stellvertretend für seine Vergangenheit und glückliche Kindheit. Er hörte wie Riku wieder das Wort ergriff.
 

„Nun ist niemand mehr hier, den man hier her holen kann. Alle bis auf dich und Kairi sind nicht mehr. Auch ich bin so gut wie tot und diese Insel in Trümmern. Wir haben alles kaputt gemacht, Sora. Wir waren die letzte Generation, die hier gespielt hat und wir werden auch die letzte bleiben. Traurig, nicht wahr? Wenn man vor seinem Ende steht und feststellt, dass man nichts in seinem Leben erreicht hat als Sachen zu zerstören. Die Insel, deren Bewohner…sogar unsere Freundschaft. Vielleicht war die Entscheidung mich selbst zu zerstören, die erste vernünftige, die ich je hatte.“ Sora sah den Sterbenden leise lachen und traurig in den Himmel aufblicken.
 

Seine Worte machten selbst Sora nachdenklich, waren sie doch auch irgendwie auch übertragbar auf ihn. Sein aktuelles ‚Abenteuer‘, seine letzte Mission, bestand aus nichts anderem als Zerstörung, die mit seiner eigenen Enden würde. Er fragte sich ob er sich letzten Endes nicht an genau derselben Stelle befinden werden wird, wie Riku gerade. Sterbend, einsam, mit nichts auf was er zurückblicken konnte als Zerstörung, die er auf seinem Weg hinterlassen hat. Er fragte sich ob es wirklich das war, was er wollte, stellte aber fest, dass es nicht viel mehr gab, was er stattdessen haben konnte. Für ihn gab es nur noch diesen Weg und auch keine Möglichkeit noch einmal umzudrehen.
 

Er schaute auf die Insel und dessen Trümmer. Vor seinem geistigen Auge sah er wie er zusammen mit den anderen spielte und lachte. Was hätte er dafür gegeben in diese Zeit zurückkehren, diesen Wahnsinn hinter sich lassen zu können…doch er war nicht dumm. Die Vergangenheit war Vergangenheit und die Gegenwart war das einzige, woran er etwas verändern konnte. Das war die Realität, auch wenn sie nicht gerade toll aussah. Er würde sich nicht an kindische Träume oder Wünsche klammern. Diese Zeiten lagen hinter ihm, und so sehr er sich diese auch zurückwünschte, sie würden für immer unerreichbar bleiben.
 

Er rammte sein Schwert in den Sandboden und verschränkte die Arme vor der Brust. „Seit ich mein Herz verloren habe, Riku, bist du wahrscheinlich die erste Person, die es wirklich verdient hat zu sterben. Du hast mich belogen, hintergangen und versucht mich zu töten, nur, weil du neidisch auf mich warst. Ich muss dir einfach sagen: Du bist ein Narr, denn schau dir doch an, auf wen du neidisch warst.“ Sora deutete mit beiden Händen auf sich. „Auf mich, der dauernd in irgendwelche Konflikte gezogen wird, ohne dass ich es je wollte. Mein eigener Niemand verdammte mich, meine Kindheitsfreunde verrieten mich, mein Licht verließ mich und die Dunkelheit verschlingt mich. Ich kann den Rest meiner Tage bereits an meinen Fingern abzählen.“ Meinte er und hielt dem Älteren seine ausgestreckten Finger hin. „Wärst du damals auserwählt worden, du wärst nicht besser dran gewesen als ich jetzt. Vielleicht wärst du nicht in derselben Lage, doch früher oder später wärst du genau an dieser Stelle gestanden. Wärst du damals gegangen, als du gemerkt hattest, dass du auf der Insel nicht willkommen warst, hättest du irgendwo ein neues Leben anfangen können. Nun schau, was du stattdessen hast. Du hast dein Leben weggeschmissen, wie ich meines wegschmeiße. Keiner von uns wird das bekommen, was du mit deinen Taten zu erreichen geglaubt hattest.“ Erklärte er ernst und verschränkte erneut die Arme.
 

„Scheint als wären wir beide Narren, was?“ lachte Riku. „Wir beide wollten dasselbe und nun bekommt es keiner. Ich, weil ich nicht fähig war es dir weg zu nehmen und du, weil du die Bedeutung dessen vergessen hast. Vielleicht ist das unsere Strafe dafür, dass wir uns auf die Dunkelheit verlassen haben.“
 

„Vielleicht, doch ich bereue es nicht. Es gibt nur eins, was ich wirklich bereue.“ Gab Sora zu.
 

„Und das wäre?“
 

Der Schwarzhaarige griff wieder zu seinem Schwert. „Dich damals in den Gummi-Jet steigen gelassen zu haben.“
 

„Scheint als hätten wir etwas gemeinsam.“ Gab auch er lächelnd und mit geschlossenen Augen zu. „Ich bereue es jemals eingestiegen zu sein.“
 

„Dann heißt es jetzt Abschied nehmen von dieser Welt, Riku.“ Verkündete Sora mit erhobenem Schwert.
 

„Ich werde auf der anderen Seite warten. Und auch, wenn es dir nichts mehr bedeuten wird. Es tut mir Leid, Sora.“
 

„Entschuldigung abgelehnt.“ Mit diesen Worten ließ er die Klinge auf Rikus Herz herabfallen.
 

„Hrmpf, habe nichts anderes erwartet.“ Waren die letzten Worte, die Sora vernahm, bevor das Schwert sein Ziel traf und Riku für immer verstummte.
 


 

Niemand vermochte zu sagen wie lange Himmel und Erde sich bekriegt hatten, doch letzten Endes kam der Kampf zu einem Ende. Die Erde starb unter der mächtigen Wut des Himmels, die kein Fleckchen Land verschont hatte. Jedes Feld, jede Insel, jedes Tal war komplett von Kratern und verbrannter Erde übersät, auf denen kein Leben mehr möglich war. Das Meer hatte nach dem Ende des Kampfes oft versucht mit der Erde zu reden, doch diese antwortete ihr nicht. In ihrer Trauer über den Verlust eines teuren Freundes vergoss das Meer eine Träne auf das Land, wodurch es wie durch ein Wunder wieder anfing zu heilen und zu erblühen. Voller Erwartung rief das Meer erneut nach der Erde, doch die Erde antwortete nie mehr.
 

In seiner Trauer und Einsamkeit suchte das Meer Trost beim Himmel, doch der Himmel war von Hass zerfressen und kam nicht über den Verrat der Erde hinweg. Er war fest davon überzeugt, dass das Meer nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollen würde, jetzt wo er sich verändert hatte und konnte deshalb dem Meer nicht mehr gegenübertreten. Mit der Zeit vergaß er schließlich dann auch was er einst in dem Meer sah und ignorierte es gänzlich. Unfähig tagein tagaus in seine hässliche Reflexion im Meer zu blicken, entschied der Himmel sich dafür in einen tiefen Schlummer zu fallen, und ließ das Meer somit alleine zurück. Die Ironie an der Sache mag gewesen sein, dass der Himmel, sobald er schlief, wieder genau so schön und friedlich aussah, wie er es schon immer getan hatte, doch jedes Mal, wenn er kurz aufwachte, kehrte das Grau und der Donner zurück, was ihn an seine Wut auf die Erde erinnerte. Daraufhin würde der Himmel erneut mit Blitzen und Stürmen auf die Erde einschlagen, nur um sicher zu gehen, dass diese trotz ihres geheilten Körpers immer noch so tot war, wie er sie zurückgelassen hatte. Anschließend würde er zufrieden und verrichteter Dinge wieder einschlafen, woraufhin der Zyklus erneut von Vorne beginnen konnte.
 

Was das Meer betraf, so ertrug es die Einsamkeit nicht länger. Weder die Erde, noch der Himmel antworteten ihr aus den verschiedensten Gründen. In ihrer Sehnsucht nach der alten Zeit und ihrer Trauer über dessen Verlust, begann sie Tränen zu vergießen, die gespeist von ihrer Trauer und Sehnsucht salzig wurden. Die Tränen füllten das Meer und ließen es so lange wachsen, bis es drohte das Land und alles Leben darin zu überfluten. Als das Meer merkte, dass es mit seinen Tränen dem Vermächtnis der Erde das Leben zu rauben versuchte, jedoch unfähig war die Tränen zu stoppen, entschied auch es sich dazu in einen tiefen Schlaf zu fallen.
 

Bevor es jedoch seinen Schlaf antrat, erblickte es die ersten Menschen dieser Welt und entschied sich dazu, ihnen die Geschichte über sich, die Erde und den Himmel zu erzählen, auf das sich so eine Tragödie niemals wieder wiederholen konnte. Die Menschen schwuren dem Meer, diese Geschichte in Ehren zu halten und sorgten so dafür, dass das Meer in einen friedlichen Schlaf übergehen konnte.
 

Von diesem Tag an unterstützten sich Erde, Himmel und Meer nie wieder, alberten auch nie wieder herum und stritten auch nie wieder. Keiner sprach je wieder ein Wort und sie alle hatten sich gewünscht sie wären wieder wunschlos glücklich.
 


 

„Das ist eine furchtbare Geschichte.“ Seufzte Kairi enttäuscht als sie das Ende vernommen hatte. Die Königin von Kingdom Hearts lachte nur über diese Aussage.
 

„Nun, was hast du erwartet? Etwa ein Happy End?“
 

In diesem Moment fielen die ersten Regentropfen von den am Himmel grollenden Gewitterwolken herab. Zuerst waren es nur wenige, doch schon nach wenigen Sekunden wurde daraus ein heftiger Regenfall, der zusammen mit dem Wind des Sturmes ein wahrlich unangenehmes Wetter nach Destiny Islands brachte. Glücklicherweise schien die himmlisch, sanfte Aura der beiden Lichterfüllten Personen die angeschossen kommenden Regentropfen abzufangen und an sie vorbeizulenken, sodass beide vollkommen trocken blieben.
 

„Nicht nur ich. Siehst du? Sogar der Himmel weint, so schlecht war die Geschichte.“ Wandte Kairi frech grinsend ein.
 

„So naiv…“ schüttelte die Königin belustigt und mit geschlossenen Augen den Kopf. Doch schon kurz darauf blickte sie gedankenversunken in den Himmel hinauf, von dem die zahlreichen Regentropfen herabstürzten. „Ich frage mich ob er wohl wirklich deswegen weint, oder vielleicht doch wegen etwas anderem…?“ sprach sie mehr zu sich selbst als zu Kairi.
 

„Verzeihung, hast du was gesagt?“ schien Kairi sie nicht gehört zu haben, doch die Königen schüttelte nur erneut mit dem Kopf.
 

„Es ist nichts weiter.“ Winkte sie ab. „Es ist nur für mich an der Zeit zurückzukehren, nun, da ich alles gesagt habe, wofür ich hergekommen bin.“
 

„Verstehe…“ seufzte Kairi enttäuscht. „Von einem netten Plausch mit einer Göttin zurück zu meinen derzeitigen Problemen-„ legte sie ihren Kopf schmollend auf ihre Faust, dessen Arm auf ihren Knien rastete, während sie immer noch auf dem Trümer des Turmes saß, der aus dem Zentrum der Bucht raus ragte. Als die Königin das sah, lies sie seufzend eine Sphäre aus Wasser aus dem Meer aufsteigen und direkt auf Kairi niederfallen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Hey!“
 

„Was soll das lange Gesicht, hm? Weniger schmollen, mehr handeln. Du musst diesen Idioten doch zeigen, wo es lang geht, oder?“ sprach die Königin mit verschränkten Armen zu ihr.
 

„Ist ja gut, ist ja gut! Ich hab‘s verstanden!“ entgegnete Kairi hastig, als sie weitere Wassersphären aus dem Meer aufsteigen sah.
 

„Gutes Mädchen.“ Lobte die Königin mit einem Nicken und verschwand daraufhin mit einem Lächeln in zahlreiche funkelnde Lichter, die langsam herabsanken, bis sie schließlich verglühten. „Bleib stark, Kairi.“ Hörte die Prinzessin noch die Stimme der Königin in ihrem Kopf hallen.
 

Sie lehnte sich zurück und stützte sich dabei auf ihren Armen, während sie wie die Hüterin zuvor in den Himmel aufblickte. „Was dir wohl zugestoßen ist, dass du so viele Tränen fallen lässt?“ wunderte sie sich. „Ich frage mich, ob ich deinen Schmerz irgendwie lindern kann.“
 

Der Himmel antwortete nur mit einem Donnergrollen, während er weiterhin eien Schwall aus Regen fallen ließ.
 


 

Das Geräusch von Donner drang an Soras Ohr als er mit gesenktem Blick vor Riku im matschigen Sand der Spielinsel stand. Der Regen durchtränkte seine Klamotten und sein Haar, das jeglichen physikalischen Gesetzen trotzend immer noch in allen möglichen Richtungen Abstand. Sein Gesichtsausdruck war kalt, als er seine Augen mit Gleichgültigkeit auf Rikus friedliches Gesicht fielen. Das Schwert in seiner rechten Hand hatte sich wieder in sein normales Obscuritas gewandelt und auch, wenn der kristallene Rahmen des Wunsch-Sphäroides das meiste Blut abbekommen hatte, klebte immer noch genug daran um zu erkennen, dass es ein Teil der Waffe war, die den Platinblonden zu seinem ewigen Schlaf verholfen hatte. Wortlos steckte der Schwarzhaarige die Kugel, die er in seiner Linken hielt, wieder in seine Jackentasche, während er sich umdrehte und ging
 

„Erinnerst du dich an früher zurück, Sora?“
 

Natürlich tat er das. Er erinnerte sich sogar sehr gut. Er hatte die Fähigkeit zu Fühlen größtenteils verloren, aber das machte ihn noch lange nicht vergesslich. Wie könnte er es auch jemals vergessen.
 


 

Es war ein sonniger Tag und die Wellen schlugen sanft auf den Strand der Spielinsel, auf dem zwei Jungs eifrig damit beschäftigt waren eine riesige Sandburgen-Stadt aus nassem Sand zu formen. Ein ziemlich schweres Unterfangen, wenn man nicht viel Älter war als 4 oder 5 Jahre. Einer von ihnen war blond, der andere brünette.
 

„Hier, ich habe uns noch mehr nassen Sand besorgt!“ grinste der braunhaarige Junge stolz während er einen Eimer mit nassem Sand hochhielt.
 

„Spitze! Mach du links die Gebäude etwas stabiler, ich kümmere mich um die rechte Seite.“ Meinte der Blonde begeistert, während er an ein paar Sandtürmchen arbeitete.
 

„Die Stadt wird ziemlich groß, was?“ fiel dem Braunhaarigen auf. Es waren nur schlampig gerfomte Türmchen aus Sand, doch in den Augen eines Kindes, konnten diese die Gestallt von gigantischen und prunkvollen Gebäuden annehmen, die alles andere in den Schatten stellten.„Glaubst du wir können sie noch größer bauen?“
 

„Auf jeden Fall! Vertrau mir, ich habe das alles in meinen Träumen gesehen! Wenn wir das nachbauen können, dann werden wir überall als die Erbauer der größten Sandstadt der Welt bekannt sein!“ verschränkte nun der Blondschopf stolz die Arme vor der Brust und nickte.
 

„Cool!“ staunte sein Partner. „Und wie heißt die Stadt?“
 

Auf diese Frage schien der Kollege des Braunhaarigen keine Antwort zu wissen. Er fasste sich mit der rechten Hand nachdenklich ans Kinn und kratzte sich mit der anderen am Hinterkopf. „Hmmm…gute Frage…Sala…Zona…nein, irgendwie anders…“ murmelte er.
 

„Hey! Sora! Tidus!“ hörten beide eine Mädchenstimme hinter ihnen. Sie drehten sich zu ihr um und erblickten ein Mädchen im selben Alter wie die beiden Jungs auf sie zukommen. Sie war ebenfalls brünette und trug ein gelbes Sommerkleidchen. „Was macht ihr da?“ Ohne es zu merken trat das Mädchen unabsichtlich auf einen Teil der Sandstadt, während sie sich den beiden näherte.
 

„Halt, Selphie! Die zerstörst unsere Stadt!“ rief Sora entsetzt und versuchte so weiteren Schaden dadurch zu verhindern. Selphie für ihren Teil war so überrascht, dass sie einige Schritte zurück trat, genau in einen weiteren Teil der Stadt. „Oh, tut mir leid.“
 

„Was fällt dir ein, du dumme Kuh!? Ich und Sora sitzen schon seit Stunden an dieser Stadt und du machst alles kaputt!“ motzte nun auch Tidus verärgert.
 

Selphie schien empört über diese Worte. „Wen nennst du hier eine dumme Kuh, du Blödmann!?“ streckte sie ihm die Zunge raus. Sie trat absichtlich in einen weiteren Teil der Stadt und kickte den Sand weg. „Geschieht dir ganz recht, dafür, dass du nicht weißt, wie man mit einer Dame umzugehen hat!“
 

„Unsere Stadt!“ griff sich Tidus entsetzt mit beiden Händen an den Kopf und begutachtete die Zerstörungskraft von Selphies Sandalen auf den Ruinen seiner Stadt. „Na warte, du…“ knurrte er zornig und griff zu einem Stock, der neben ihm lag. Auf einmal schien Selphie nicht mehr so selbstbewusst. Mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck wich sie vor Tidus zurück. Der Blondschopf holte aus, hielt jedoch inne als Sora sich nervös grinsend zwischen die beiden stellte.
 

„Hey Tidus, immer mit der Ruhe. Sie hat nicht sooo viel kaputt gemacht…das können wir doch wieder aufbauen!“ wollte er schlichten.
 

„Und sie einfach so davon kommen lassen? Ich denke nicht! Geh aus dem Weg, Sora.“
 

Selphie hielt sich ängstlich an Soras Ärmel fest. Er konnte unmöglich zur Seite treten.
 

Als Sora nach einer Weile immer noch den Weg blockierte schnaubte Tidus: „Schön, dann mache ich euch eben beide platt!“ Der furiose Blonde holte aus und Sora schloss die Augen in Erwartung des drohenden Schlages. Unerwarteter weise blockte ein Holzschwert den Angriff und alle Anwesenden staunten nicht schlecht als sie silbrige Haare in der sanften Meeresbriese wehen sahen. Er war nur ein bisschen größer als die anderen, doch schien Tidus ohne Probleme Paroli bieten zu können.
 

Mit einem neutralen Gesichtsausdruck meinte er. „Beruhige dich. In wenigen Stunden wäre die Stadt sowieso von der Flut weggetragen worden.“
 

„Ach ja!? Wieso kümmerst du dich nicht um deinen eigenen Kram, huh?“ entgegnete Tidus nur wütend darauf.
 

„Hey, hey, hey. Was ist denn hier schon wieder los. Sag ich euch nicht immer, dass ihr nett zueinander sein sollt?“ konnten die 4 Jugendlichen eine weitere Stimme vernehmen. Ein weitaus älterer Junge mit roten Haaren und einem Ball im Gepäck, den er mit dne Füßen vor sich kickte, kam lässig schlendernd auf die Kinder zu. Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt um diesen dagegen lehnen zu können und blickte gelangweilt mit nur einem Auge auf die Jüngeren herab, während er das andere wegen den Sonnenstrahlen geschlossen hielt. An seinem müden Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass er bis eben noch ein gemütliches Nickerchen gehalten hatte. Sofort rannte Selphie zu dem Neuankömmling hinüber und versteckte sich hinter dessen Rücken.
 

„Tidus ist gemein! Er will alle hauen!“ erklärte sie weinerlich die Lage.
 

„Du blöde Petze!“ fauchte der Blonde als Antwort. Seufzend packte der Rotschopf ihm am Ohr. „Hey, was soll der Mist, Wakka!?“
 

„Immer das Gleiche mit dir, Tidus. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du dich mit den anderen hier vertragen sollst…“ murmelte er enttäuscht, während er von dannen zog und den Blonden hinter sich her schleifte. Den Ball, den er mit sich führte, wurde dabei von ihm lässig auf einem Finger rotiert.
 

„Las mich los, Wakka! Ich bin noch nicht fertig mit denen! Hey, das hat noch ein Nachspiel, verlasst euch drauf!“ konnte man Tidus noch hören, während er immer weiter weggezogen und dadurch immer leiser wurde.
 

Als die beiden verschwunden waren, wandte sich Selphie dem Braunhaarigen zu. „Danke wegen eben. Tut mir Leid wegen eurer Stadt…“ murmelte sie traurig.
 

„Vergiss es, wir können eine neue bauen.“ Winkte Sora grinsend ab. „Und keine Sorge wegen Tidus. Der ist immer so. Morgen hat er schon wieder alles vergessen.“
 

„OK!“ lachte Selphie erleichtert und rannte anschließend winkend davon. „Ich muss los. Bis später, Sora!“
 

Der Stachelhaarige winkte ihr hinterher und wandte sich dann dem geheimnisvollen Platinblonden zu, der ihm die Schläge erspart hatte, nur um zu bemerken, wie dieser bereits leise von der Gruppe entfernt hatte.
 

„Hey, warte!“ rief er ihm hinterher. Der Silberhaarige blieb verwundert stehen und drehte sich zu Sora um, der hastig angerannt kam. Als er ihn endlich eingeholt hatte schnappte er erst einmal gierig nach Luft. „Wieso bist du denn einfach abgehauen? Das war voll spitze eben! Kannst du mir das beibringen? Wie du Tidus abgeblockt hast? Das war so cool!“ sprach er mit voller Begeisterung.
 

„Klar, aber du wirst ein Schwert brauchen.“ Erklärte der Ältere lächelnd.
 

„Ist das alles? Das krieg ich hin.“ Grinste Sora. „Ich hab dich hier übrigens noch nie gesehen, wie heißt du? Ich bin Sora!“ fragte er den Kopf nach hinten auf seine verschränkten Arme lehnend.
 

„Riku.“ Antwortete der Platinblonde ihm knapp.
 

„Ok, Riku. Lass uns Freunde sein!“
 


 

Sora blieb stehen während der Regen ihn weiterhin erbarmungslos übergoss. Er schien einen Moment nachzudenken, bevor er erst tief einatmete und dann langsam ausatmete. Anschließend drehte er sich wieder um und ging zurück.
 

„Ich fasse es nicht, dass ich das hier tue…“ murmelte er verbittert. Als er wieder vor rikus leblosem Körper angekommen war, packte er ihn grob und zog ihn zu sich hoch. „Eigentlich verdienst du das hier gar nicht, aber ich mache es trotzdem.“ Knurrte er und warf den Körper unvorsichtig auf den Rücken eines von ihm beschworenen Wyvern-Herzlosen. Er wollte bereits ebenfalls auf den Rücken des Herzlosen steigen, da fiel ihm eine kleine, sternenförmige Frucht auf, die von den Wellen angespült wurde. Er hob sie auf und wischte den Sand von ihr herunter, feststellend, dass es eine Papu-Frucht war, die wahrscheinlich durch die Zerstörung der Papu-Insel ihren Weg in das Meer gefunden hatte.
 


 

„Hey Riku.“ Fragte Sora seinen Freund während beide auf gegen die schräg gewachsene Palme auf der Papu-Insel lehnten und den Sonnenuntergang betrachteten.
 

„Hm?“
 

„Erinnerst du dich an den Sturm vor ein Paar Tagen?“
 

„Jepp, soll ganz schön schlimm gewesen sein. Man hat angeblich Schiffbrüchige am Strand gefunden. Eines davon war ein Mädchen in unserem Alter, habe ich gehört.“ Meinte der Ältere und wandte den Blick dabei nicht vom Sonnenuntergang ab.
 

„Mein Dad will mich morgen auf einen Angelausflug mitnehmen…“ merkte Sora an.
 

„Und du hast Angst?“ grinste Riku und wandte sich dabei mit einem vielsagenden Blick Sora zu.
 

„N-nein! Natürlich nicht!“ stritt dieser sofort ab und drehte sich beschämt weg. „Wieso…hättest du?“ fügte er noch unsicher hinzu.
 

Riku seufzte nur und schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich habe dich schon lange durchschaut, Sora. Aber keine Sorge, ich weiß, was zu tun ist.“ Lachte er zuversichtlich und kletterte die Palme entlang zu der Krone, wo die Papu-Früchte wuchsen. Er brach eine ab und warf sie dem Stachelhaarigen zu.
 

„Eine Papu-Frucht? Wie soll die mir helfen?“ wunderte er sich. Sein Freund nahm die Frucht wieder an sich und wies Sora an ihm zuzusehen was er tat.
 

„So!“ Kaum hatte der Platinblonde das gesagt, warf er die Frucht so weit ins Meer hinaus, wie er konnte. Anschließend beide Handflächen zusammen und schloss die Augen.
 

„Geist des Meeres, ich bringe dir diese Papu als Geschenk. Mein Freund Sora fährt morgen mit seinem Vater aufs Meer hinaus um zu fischen. Bitte wache über sie, sodass beide wohlbehalten wieder zur Insel zurückkehren können.“
 

Er öffnete die Augen und schaute zur Sora hinüber. „Das war’s.“
 

„Das soll helfen!?“ war der Braunhaarige skeptisch. Sein Freund lachte nur.
 

„Klar, jeder weiß, dass der Geist des Meeres verrückt nach Papus ist.“ Grinste er. „Komm, lass uns gehen.“ Er drehte sich um und ging auf die Brücke zu, die als Verbindung zur Spielinsel diente.
 

„Wenn du meinst, Riku.“ Murmelte Sora unsicher und warf noch einen letzten Blick hinaus auf’s Meer, bevor er seinem Freund folgte.
 


 

„Hrmpf…“ Sora steckte die Frucht ein und blickte auf Riku hinunter. „Heute ist wohl dein Glückstag…“
 

Wenig später befand er sich bereits weit abseits des Strandes. Dem Sturm trotzend flog er auf dem Rücken des Wyverns weit aufs Meer hinaus. In der Ferne konnte man noch die Insel erkennen, winzig und leblos wie sie war. Die Umrisse von Roxas‘ Festung, die sich deutlich vom Rest der Insel abhoben würden Sora für immer ein Dorn im Auge sein.
 

Er wies den Wyvern an tiefer zu fliegen als er der Meinung war weit genug hinausgeflogen zu sein. Anschließend holte er die Papu heraus und legte sie in Rikus Westentasche. Kaum war dies getan, hob er Rikus leblosen Körper vorsichtig an und lies ihn langsam ins Meer hinab.
 

„Du hast das Meer geliebt…jetzt bist du wenigstens auf ewig mit ihm verbunden.“ Dachte er laut nach während er dabei zusah, wie Riku langsam von Wasser umschlossen und anschließend behutsam in die Tiefe geführt wurde. Er stand noch eine Weile da, obwohl man von dem Silberhaarigen nichts mehr sehen konnte und es stürmte wie schon lange nicht mehr. Von weitem sah es so aus, als würde er etwas sagen, doch seine Worte wurden vom Donner übertönt und dem Wind davon getragen. Als er schließlich fertig war trat er leicht gegen den Rücken des Herzlosens, auf dem er stand.
 

„Bring uns hier weg.“
 

Der Drachenartige Herzlose gab ein bestätigendes Knurren von sich, dann wendete er und flog zurück zur Insel. Sei Meister schien auf dem Rückweg ungewöhnlich still während er mit verschränkten Armen nachdenklich in die Ferne schaute. Erst ein Funkspruch aus der Militia Grandia brachte ihn wieder in die Realität zurück.
 

„Hey, Kleiner. Hier ist Cid.“ Konnte er die Stimme des Piloten durch das Earpiece in seinem Ohr hören. Der Schwarzhaarige betätigte den Knopf am Gerät, sodass sich ein Mikro ausfuhr, durch das er reden konnte. Somit war das Earpiece eigentlich ein kompaktes Headset. „Hast du erledigt was du erledigen wolltest?“
 

„Ja…“ blickte er gedankenversunken nach Vorne. „Ja, das habe ich."
 

„Bist du okay? Du klingst…traurig?“
 

„Sei nicht albern. Herzlos, schon vergessen?“ winkte Sora gleichgültig ab.
 

„Ach ja, stimmt.“ Murmelte der Alte. „Wie dem auch sei, ich habe den Scanner wieder repariert. Bilder gibt es aber wie erwartet keine.“
 

„Ärgerlich…“
 

„Da kann man nichts machen, Kleiner. Wir müssen nehmen, was wir kriegen können.“
 

Sora nickte, auch wenn er wusste, dass Cid das nicht sehen konnte. „Was haben wir?“
 

„Wir haben zwei unidentifizierbare Personen im Inneren der Festung und eine nahe des zerstörten Solarkristallturms.“
 

Der Schwarzhaarige versuchte mit der Fernsicht seiner Dunklen Kräfte das Gebiet um den zerstörten Turm zu begutachten, doch die Sicht wurde genau in diesem Gebiet unscharf und verzerrt. Schließlich gab er es auf.
 

„Der Turm ist hinüber, aber die Trümmer blocken immer noch die Dunkelheit. Ich kann nicht sehen, wer da ist.“ Erklärte er Cid.
 

„Hättest du dir sparen können, haben wir auch schon versucht. Wie ist der Plan?“
 

„Gute Frage.“ Fuhr der dunkle Krieger sich durchs Haar. „Die beiden in der Festung könnten Roxas und Namine sein, aber ihr hattet auch erwähnt, dass Namine die Türme besucht hat. Roxas braucht die Türme, also kann man nicht ausschließen, dass sie versuchen werden den zerstörten wieder aufzubauen. Namine ist wahrscheinlich diejenige, die das machen soll, wenn sie dauernd in den Türmen rumhängt. Sie ist der Schlüssel zu Roxas, nur am welchen der beiden Orte ist sie?“
 

„Bei drei Personen beträgt die Chance 2:3 jemanden zu erwischen, mit dem wir etwas anfangen können.“ Wandte Cid ein. Selbst wenn Namine am Turm ist, ist Roxas dann in der Festung oder umgekehrt. Die Festung anzugreifen wäre ein sicherer Weg eins der beiden Ziele zu treffen.“
 

„Da ist etwas dran.“ Gab Sora zu. „Aber das Risiko besteht weiterhin. Dass Roxas abhaut um Namine zu beschützen, sollte sie am Turm sein.“
 

„Was schlägst du also vor?“
 

„Ganz einfach. Sag Leon und den anderen, sie sollen Roxas‘ Festung stürmen. Ich werde mich kurz am Turm umsehen. Wenn es weder Roxas noch Namine ist, die dort rumlungern, werde ich sofort zu ihnen stoßen und helfen Namine einzufangen beziehungsweise Roxas zu töten.“
 

„Verstanden, Kleiner. Ich hoffe damit hat sich dann das ganze endlich erledigt.“
 

Sora grinste nur finster. „Keine Sorge, Cid. Die letzte Schlacht naht. Und mit ihr auch Roxas‘ Untergang.“
 

Mit diesen Worten flog er der Insel entgegen. Und mit ihm brachte er den Sturm.
 

In entgegengesetzter Richtung zog der Wind davon, der immer noch Soras Worte trug. Friedlich entsandte er die Silben fort vom Lärm des Sturms und der bevorstehenden Schlacht dorthin, wo die Gewitterwolken endeten und das Meer ruhiger wurde.
 


 

Hey, Geist des Meeres. Ich bringe dir diese Papu als Geschenk, weil irgend so ein Spinner mal behauptet hat du würdest sie mögen. Heute habe ich Riku in deine Obhut gelegt. Ich weiß, es ist viel verlangt diesen Kerl im Auge zu behalten, aber bitte wache trotzdem über ihn, sodass er endlich den Frieden finden kann, der ihm zu Lebzeiten vergönnt war.
 


 

Anmerkungen
 

Sora = jap. Für Himmel
 

Kairi = jap. Für Meer/Ozean
 

Riku = jap. Für Erde
 


 

Anmerkungen/Fragen/Kritik? PNs und Reviews sind eure Schlüssel zur Kommunikation mit mir. Ich habe ein Ohr für alles was meine Fanfic betrifft.
 


 

(optionales Comedy-Extra)
 

Deleted Scenes / Takeouts
 

Eine Szene, die es (aus offensichtlichen Gründen) nicht ins Originalchap geschafft hat:
 

[verschwommenes Bild einer schlechten Kameraaufnahme, Bild rauscht und wackelt etwas, bleibt aber anschließend still…]
 

„Hrmpf…viel zu defensiv, Riku.“ Merkte der Schwarzhaarige genervt an während er einige Meter vor Riku von seinem Ausweichsprung landete. Als die Flammenwandwieder verschwand, schwebte Riku an haargenau derselben Stelle und erhob die Arme erneut, dieses Mal um mit seinen Kräften einen gigantischen Drachen aus den blauen Flammen zu formen, die ihn umgaben.
 

Sein Gegner beobachtete das Ungetüm und die für ihn daraus resultierende Lage beunruhigt. „Die Defensive gefiel mir besser…“ Er blickte sich um und stellte fest, dass seine Herzlosen und Rikus Niemande nun gänzlich verschwunden waren. Viel Beistand hatte er diesbezüglich nicht zu erwarten. Er öffnete dennoch ein dunkles Portal aus dem erneut ein Schwarzmagier-Herzloser trat. Nur Sora selbst wusste, dass es derselbe Herzlose war, der nach der Entladung seiner Kräfte wieder in seine Ursprungsform zurückgekehrt und sich klammheimlich wieder verdrückt hatte, als keiner hingesehen hatte.
 

„Meister?“ blickte der magisch begabte Herzlose erwartungsvoll zu seinem Beschwörer.
 

„Da bist du ja wieder. Ich habe dich vermisst.“ Grinste Sora mit verschränkten Armen. Er neigte den Kopf in die Richtung des Flammendrachens um den Schwarzmagier so zu sagen, was er zu tun hatte. Besagter Herzloser drehte sich um damit er sehen konnte, was sein Meister von ihm verlangte, und schien wie erstarrt als er den brennenden Koloss sah, dem er gegenüber stand.
 

„Ahja…ich fürchte das ist mir eine Nummer zu heiß.“ Hörte Sora den kleinen Herzlosen erwidern, bevor er wieder in demselben Portal verschwand, durch welches er eben erst gekommen war. Sofort reagierte der Schwarzhaarige, indem er seinen Ärmel hochzog und in das Portal hineingriff, um den desertierenden Herzlosen wieder an seine Pflichten zu erinnern.
 

„Wirst du wohl hierbleiben, du elender Feigling!?“ Er zog den zappelnden Herzlosen am Kragen seiner Robe wieder aus dem Portal heraus. Anschließend deutete er auf das monsterhafte Gebilde aus Flammen. „Aufsaugen. Sofort!“ befahl er mit ernster Miene.
 

„Gnade, Meister! Ich würde sterben!“ krallte sich der huttragende Herzlose an Soras Jacke fest und flehte um sein Leben. Sein Beschwörer zeigte sich ganz und gar nicht zufrieden, packte den Herzlosen und versuchte ihn von seinen Klamotten zu lösen.
 

„Wirst du wohl loslassen, du lächerlicher Wicht!?“
 

Während Sora verzweifelt mit seinem eigenen Herzlosen rang, beobachteten Riku und sein beschworener Drache stillschweigend die Vorführung. Beiden kullerte eine Schweißperle den Hinterkopf hinunter.
 

Der Silberhaarige drang sich schließlich dazu durch Sora darauf anzusprechen. „Sag mal hast du es bald, Sora?“
 

Der Angesprochene erhob nur seinen Zeigefinger, was wohl so viel heißen sollte wie „Einen Moment noch!“ Anschließend versuchte er den Herzlosen von seinem Gesicht runter zu kriegen, zu dem der kleine Magier sich irgendwie im Laufe des Gerangels vorgearbeitet hat.
 

Seufzend schüttelte Riku den Kopf und fuhr sich durchs silbrig schimmernde Haar. Er warf beiläufig einen Blick auf sein beschworenes Biest und ertappte es dabei, wie es genüsslich Popcorn verspeiste. Der Drache bemerkte irgendwann den erbosten Blick seines Meisters und bot ihm als Entschuldigung etwas von dem Knabberzeug an. Energisch riss der Jugendliche die Popcorntüte aus der klaue des Biestes.
 

„Her damit! Woher zum Teufel hast du das überhaupt!?“ murmelte er und beäugte den Behälter in seiner Hand.
 

Bevor der Drache schulternzuckend seine Lage erklären konnte, tauchte der erboste Autor dieser Geschichte vor ihnen auf und verlangte zu wissen was ‘diese verdammte Scheiße eigentlich sollte‘, so seine Worte.
 

„Dieser Müll steht nicht im Script!“ fluchte er und fuchtelte dabei mit einem zusammengerollten Heftchen um sich.
 

„Sag das diesem nervigen, kleinem Feigling!“ verteidigte sich Sora und deutete dabei auf den Herzlosen, den er inzwischen erfolgreich von seinem Gesicht gelöst hatte, an dem dieser sich festgekrallt hatte, bekam jedoch eins mit der Heftrolle über den Schädel gebraten. „Ah, spinnst du!?“
 

„Ist mir scheißegal. Wegen Sachen wie diesen kriegen wir nur ein Release alle 6 Monate hin! Wisst ihr wie peinlich so etwas ist!?“
 

„Sorry, Boss!“ murmelten die beiden Jugendlichen und kratzen sich schuldig am Hinterkopf. Der Silberhaarige war zu dem Autor und seinem Rivalen herübergekommen, als er bemerkt hatte, wer da eben auf der Bildfläche erschienen ist.
 

„Ihr dreht diese Szene nochmal und diesmal richtig, ist das klar!?“
 

„Wie denn? Dieser Feigling weigert sich…“ wollte Sora anmerken, doch wurde vom Autor unterbrochen.
 

„Willst du wissen, was ich davon halte…?“ der Autor packte den Herzlosen, warf ihn auf den Boden und trat so lange zornig auf ihn drauf, bis er sich in dunklen Nebel auflöste. „DAS!“
 

„Und wie soll ich jetzt den Drachen besiegen?“
 

„Improvisiere!“ wies der Autor ihn knurrend an.
 

„Aber sollten wir uns nicht an das Script halten…?“ wandte der Platinblonde ein, weshalb der Autor ihm einen finsteren Blick zuwarf. „Ok, Ok, wir lassen uns schon was einfallen…immer schön ruhig bleiben.“ Wedelte Riku beschwichtigend mit den Armen vor sich.
 

„Gut! Jetzt an die Arbeit! Alles wieder auf Ausgangsposition!“ brüllte der Autor herum und drehte sich um, damit er aus dem Bild gehen konnte. Dabei stieß er Riku aber noch den Popcornbehälter um, wodurch die süße Masse ihm in den Haaren kleben blieb. „Und halt mir dein Popcorn nicht ins Gesicht!“ motzte er beim weggehen.
 

Genervt versuchte er das Zeug aus seinen Haaren zu bekommen. „Ich HASSE den Kerl…“
 

Schulternzuckend antwortete der Schwarzhaarige neben ihm: „Naja, wenigstens bezahlt er ordentlich dafür.“
 

„Nein, tut er nicht, schon vergessen…?“ gab man ihm seufzend als Antwort.
 

Sora blinzelte zwei mal überrascht und riss eine ‚Echt jetzt!?‘ Grimasse, bevor man ihn mit den Worten „Boar, ich werde dieses Drecksschwein umbringen!“ noch seine Ärmel hochkrempeln und wütend losstampfen sah. Ein Techniker erschien vor der Kamera und deutete mit einer Handbewegung, die in etwa so aussah als würde er sich den Hals durchschneiden, an, dass der Kameramann die Aufnahmen stoppen sollte, bevor er und einige andere Personen Sora hinterherrannten um ihn zu beruhigen.
 

[Das Bild rauscht kurz und wird anschließend schwarz.]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-07-16T22:57:15+00:00 17.07.2011 00:57
KHM, du kennst das Prinzip.
Gutes Kapitel, mach weiter so.


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