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brennende Gefühle

Wenn die Leidenschaft zu hohe Wellen schlägt
von

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Die Geige

Der zarte Korpus, der fein geschwungene Hals, es gab kein schöner anzusehendes Instrument und selten war eines so schwer bis zur Perfektion zu spielen wie die Geige. Piano, das war Gefühl, Übung und harte Arbeit. Wer nur lange genug spielte, beherrschte die Komposition, doch die Geige war um ein vielfaches feinfühliger und eigenwilliger. Ein Piano klang immer gleich, laut, leise, das Gefühl wurde durch die Pausen vermittelt, eine nicht unerhebliche Schwierigkeit, doch ebenfalls reine Übung und ein Hang zur Dramatik. Die Klänge der Geige waren variierbar, ein kleiner Fehler und das Lied ging in seiner Gesamtheit verloren. Oshitari Yuushi beherrschte die Geige und glänzte auch am Piano, dass Fuji Syuusuke dennoch stets im Rampenlicht der Aufmerksamkeit stand, ärgerte ihn. Er spielte kein Instrument perfekt, er spielte sie lediglich befriedigend. Trompete, Bass, Oboe, Cello, Harfe, er vermochte allem Töne zu entlocken. Dass ausgerechnet Fuji die Querflöte mit voller Wucht auf die Steinfliessen des Foyers knallte, es gab dafür keine Worte, die diese Tat beschönigte, war für Oshitari doch recht überraschend. Er konnte sich nur wenige Situationen vorstellen, die das Genie der Seigaku derart in Rage versetzen konnte, und sie alle hatten mit Fuji Yuuta zu tun. Es war mittlerweile allgemein bekannt, dass Mizuki Hajime etwas mit den Fujibrüdern zu schaffen hatte und der Ältere nicht gut auf ihn zu sprechen war. Er kannte die Gerüchte, doch was sich dahinter verbarg hatte ihn bisher nicht wirklich interessiert. Das verbogene Instrument wurde dann zu allem Überfluss unter dem Schuh zerdrückt, auch wenn es Oshitari mehr an einen wütenden Dinosaurier erinnerte, selbst wenn der Vergleich etwas unfair war. Mit Sicherheit waren die Klappen inzwischen verbogen und es würde ihn nicht wundern, wenn die Querflöte inzwischen jämmerlich klänge, würde man versuchen noch auf ihr zu spielen. Fuji schien es nicht zu kümmern, dass die Sekretärin des Musikhauses schockiert nach Luft schnappte und sich beeilte, wieder in ihr Büro zu kommen, oder dass er auf dem Sessel sass, seine Violine auf dem Schoss, und eigentlich darauf wartete, dass sein Unterricht begann. Interessiert musterte er Fuji und verfolgte dessen stilles Toben, wobei still sich hier auf das Fehlen von Zetern und Schimpfen bezog. Als die Querflöte an ihm vorbei schoss und gegen die Wand prallte, war sich Oshitari sicher, dass man sie nicht mehr würde retten können.

„Schade um sie“, meldete er sich zu Wort und sah sich plötzlich von eisblauen Augen aufgespiesst. Kein Lächeln zierte das Gesicht und Oshitari musste seine Brille abnehmen um sich davon zu überzeugen, dass seine Augen rot unterlaufen waren. Was brachte jemanden wie Fuji zum Weinen? Es handelte sich also nicht nur um blanken Jähzorn, sondern offensichtlich um Frustration. Der Blick, welcher auf ihm lastete, wandelte sich allmählich in einen eher hilfesuchenden und Oshitari legte die Violine schnell beiseite, als er erkannte was Fuji im Sinn hatte. Etwas irritiert liess er es zu, dass sich der etwas kleinere, braunhaarige Tennisspieler auf seinen Schoss setzte und die Arme um seinen Hals schlang, den Kopf an seine Schulter legte und laut zu schluchzen begann. Von Gakuto war er so etwas gewohnt, aber bestimmt nicht von dem wesentlich klügeren Fuji, der privat nicht viel mit ihm zu tun hatte. Da Oshitari nicht sicher war, ob es eine gute Idee war nachzufragen, tätschelte er Fuji lediglich freundschaftlich den Rücken.

„Fuji…Mizuki ist gerade herein gekommen“, informierte er probehalber den emotional anscheinend überforderten Jungen. Mizuki war eine jener Personen, denen es lag, ein Orchester zu führen und auch das musste geübt sein. Üblicherweise liefen sich die Beiden jedoch nicht über den Weg. Oshitari hoffte zwar nicht, dass die beiden die Musikhalle in Stücken verliessen, doch eine kleine Auseinandersetzung dürfte sehr unterhaltsam sein. Das breite, beinahe schadenfrohe Grinsen von Mizuki sprach Bände, Oshitari bekam beinahe ein schlechtes Gewissen, ihn diesem kleinen Biest in Violett zu überlassen. Leider war es für ihn keine Option, die Stunde sausen zu lassen, denn er wollte danach eigentlich noch bei Atobe vorbei sehen. Er mochte es, zu spielen während ihn Atobe auf dem Klavier begleitete, es waren sehr angenehme Abende, die sie auf diese Weise miteinander verbrachten. Er schob Fuji ein gutes Stück von sich und drückte ihm ein Taschentuch in die Hand, dass er aus seiner Hose klaubte.

„Ist mir egal“, schniefte Fuji und wischte sich mit dem Taschentuch über die Augen. Es handelte sich wohl um eine ernste Angelegenheit, die ihn beschäftigte. Zumindest stand Fuji wieder auf und Oshitari legte seine Violine, ein Geschenk Atobes, in den Kasten zurück. Er erinnerte sich gut an das vergangene Jahr, als er zu seinem Geburtstag zu Atobe eingeladen worden war der ihm grosspurig das Geschenk überreichte und ihm zusicherte, dass er selbst am Meisten davon hatte. Es handelte sich natürlich um ein exklusives Exemplar und war auch was das Klangbild betraf seiner Alten überlegen gewesen.

„Fuji, Fuji…was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, erkundigte sich Mizuki grinsend und drehte seine Locken um den Zeigefinger. Irgendwann würde er wohl darin hängen bleiben. Für Feingefühl war der Manager der St.Rudolph nicht bekannt.

„Nicht du auch noch!“, jammerte Fuji und holte mit geballter faust aus, traf jedoch nur die Schulter ehe er sich schluchzend an Mizuki lehnte. Eine unerwartete Wendung und allmählich tat sogar Oshitari die Situation Leid, in der sich Fuji befinden musste, wenn er sich sogar an Mizuki hielt. Hätte es sich um ein Mädchen gehandelt wäre die Sache klar gewesen, doch so war es bedenklich. Ein Genie wie er musste also komplett aus der Haut gefahren sein, um eine solch extreme Gefühlsregung nicht beherrschen zu können. Wie gut, dass ihm so etwas noch nie passiert war, denn allmählich wurde Fujis Benehmen peinlich.

„Ich habe Yuuta nichts getan! Und der Trainingsplan wurde geändert….“, verteidigte sich Mizuki sofort und hob irritiert die Hände, um seine Unschuld zu beteuern. Oshitari übte sich in Schweigen, hier zu lauschen war eine Erfahrung wert und seine Stunde begann erst in ein paar Minuten.

„Darum geht es nicht! Tezuka…“ Das Schluchzen nahm noch einmal zu und Yuushi hob alarmiert den Kopf. Wenn es um Tezuka Kunimitsu ging, horchte halb Japan auf, denn wäre da nicht seine Verletzung, würde er wohl Profi Sportler werden.

„Tezuka? Was ist denn mit ihm`?“, fragte Mizuki offensichtlich erleichtert, dass er heute nichts falsch gemacht zu haben schien.

„Er geht nach Deutschland“, murmelte Fuji leise in Mizukis grässlichen Pullover.

„Dann solltest du ihn eher beglückwünschen, statt zu weinen.“, antwortete ihm das Biest, denn das war dieser Manager in der Tat, und er hatte mit seiner Aussage recht. Auch Oshitari fand, dass man deswegen keineswegs in Tränen ausbrechen musste. Um dieses Gejammer, von dem er eindeutig genug hatte zu übertönen, nahm er die Geige wieder zur Hand und setzte einen flotten Marsch auf, etwas das er nicht gerne spielte, doch er musste lernen was ihm aufgetragen wurde. Er bevorzugte klassische Musik und so wie es schien, hatte auch Fuji nichts dagegen, denn er liess sich lediglich von Muziku umarmen, der mit diesem Umstand mehr als zufrieden schien. Diese verquere Beziehung wollte er nicht verstehen und auch nichts damit zu tun haben. Die einkehrende Ruhe jedoch war genau das, was er im Moment brauchte, als er langsamer wurde und die Melodie änderte. Er spielte lieber Bach, diese fliessenden Bewegungen die er ausüben konnte erforderten seine Konzentration und der Ton schmeichelte seinen Ohren. Er spielte nicht gerne Fehler, weil er selbst gerne der Musik lauschte.



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