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Final Fantasy IX

Die Rückkehr der Götter
von

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"Deine Taube möcht' ich sein"

Vom westlichen Ende der Burgstadt bis zum südlichen - Vivi war geschafft, als er am letzten Dachvorsprung vor dem Alexandria-Fluss mit zitternden Beinen zum Stehen kam. Das Obergeschoss des Gebäudes wurde ausladender konstruiert als die restlichen Etagen und ragte einen Meter in den Burggraben hinein. Auf der anderen Seite drohte in dem letzten, bläulichen Licht des Tages der massive Steinwall des königlichen Gebietes. Pug musste wohl lange auf den Kleinen gewartet haben und empfing ihn mit einem leicht spöttischen "Auch schon da". Bevor er sich erhob, schärfte er sich unter unangenehmen Kratzen und mit freudigem Gesichtsausdruck die Krallen der Vorderpfoten an den Ziegelsteinen. Sogleich schnappte der sich die Leiter, stellte sie vertikal am äußersten Rand des Daches auf und ließ das in die Höhe ragende Ende behutsam und scheinbar federleicht in Richtung Mauer hinab. Ganz aufgeregt schaute Vivi zu, wie er sie in einer kleinen Öffnung in der Burgmauer, gleich einer Scharte, absenkte; sie reichte also wirklich über den Fluss. So huschten die Beiden, der Herr und sein Untertan, über den knarrenden und wippenden Übergang und zwängten sich durch die Scharte, wobei Vivi sich mit seiner immensen Kopfbedeckung und dem kugeligen Bauch schwerer tat. Sie landeten hart in der Dunkelheit irgendeines unbewachten Tunnels und tasteten sich einen engen Treppenaufgang hinab.

"Herr Pug", fragte der Junge etwas zaghaft, aber mit gewisser Bestimmtheit. "Darf... -darf ich mich an deinem Schwanz festhalten?"

Ihm war diese Frage unendlich peinlich. Nicht etwa, weil er wusste, dass der Schwanz der Burmecianer ein empfindliches Körperteil war, sondern weil man Menschen einfach nicht anfasste; und erst recht nicht darum bat. Diese Schwärze jedoch zerrte an ihm wie ein böser Traum, ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Es nicht begreifend, fiel er fast einer Panik anheim.

"Du hast noch einiges als Untertan zu lernen", seufzte Pug. "Aber bitte, ich kann dich als dein Herr nicht zurücklassen. Tu, was du nicht lassen kannst. Wohlan, dann gebe ich die Geschwindigkeit vor."

Vivi umfasste das hintere Ende des Schwanzes, um gleich darauf wie von einem Strom unbändiger Energie mitgerissen zu werden, dessen einzige Spur der Schall von des Rattenjungens Schnuppern im kalten Steingemäuer war. Plötzlich ein Stoß, und sie kamen zum Stillstand. Der Junge mit dem geknickten Spitzhut richtete sich etwas benommen und tapsig auf. Sie hatten ein Versorgungstor am unteren Ende der Innenmauer erreicht und vor ihnen erstreckte sich majestätisch und prachtvoll das riesige Hofgelände, dessen runde Fläche fast einen Viertel Kilometer Durchmesser maß. Soviel wie Vivi heute mit seinen eigenen Augen gesehen und mit seinem unerfahrenen Gemüt zu verstehen versucht hatte, soviel Schönes, soviel Großes, soviel Gefährliches und soviel Freundliches, würde er wohl nicht mehr in einem Jahrhundert sehen und versuchen zu verstehen. Obwohl ihn ein mulmiges Kribbeln erfasste, dass jenes erst der Anfang sei. Und als er seine leuchtenden Augen unter der Krempe über den Burghof dirigierte, war auch sein Verstand bereit, daran zu glauben. Dieser Anblick schien den Entdeckerdrang in ihm zu wecken. Die Tessares-Türme waren erst der Anfang. Sie standen nicht etwa getrennt im Zentrum der mit gepflegtem Gras überwachsenen Fläche. Verbunden durch vier Mauern bildeten sie das eigentliche Schloss, erbaut aus fein geschliffenen, weißen Sandsteinquadern. Aus der quadratischen Grundform, jede Ecke ein runder Turm, erwuchs in Richtung des Haupttores die lange und ausladende Eingangshalle. Ihren Seiten gliederten sich noch der Speisesaal, die Küche und die Bibliothek an. Und ganz still über Allem erhob sich der Obelisk in windige Höhen als wenn er den glitzernden Sternenhimmel berühren wolle, der vom roten Mond durchwandert wurde. Das bedeutete warme Tage und warme Nächte auf Gaia.

Entlang des noch immer breiten Ringes zwischen Schloss und Innenmauer wanderte hektisch eine Traube einfacher Leute und Tiermenschen. Sie kamen über die Brane-Brücke durch den Torbogen. Der Einlass für das nicht-adlige Volk begann also kurz vor Beginn des Theaterstückes. So war es ein Leichtes für Vivi und Pug, sich unauffällig unter die Menschen zu mischen und den Weg weisen zu lassen, hin zu dem Ziel ihrer Odyssee.



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