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Das Neue Leben

Nach dem Erwachen
von

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~ Maskerade ~

Hizaki lächelte, die Vorfreude auf den ersten Schluck des frischen Blutes brachte ein Leuchten in seine tiefschwarzen Augen.

Masashi verbeugte sich ein letztes Mal vor seinen Herren, dann verließ er mit unverändert kalter Miene den Saal. Während er sich scheinbar gleichgültigen Schrittes durch den Flur entfernte, griff Hizakis Gegenüber mit seinen langen Fingern nach seinem Kelch, lächelte ebenfalls zufrieden und erhob ihn feierlich.

„Ich trinke auf dich, mein Liebster ...“, sprach er und sein verführerischer Blick hätte Hizaki zweifellos, hätte sein Herz noch geschlagen, Herzklopfen bereitet.

„Auf unser Wohl“, säuselte er, hob ebenso kurz den Kelch, doch konnte er sich danach nicht mehr länger zurückhalten und trank das Blut mit einem Zuge leer.

Noch bevor er seine Lippen abgesetzt hatte, durchströmte ihn eine überwältigende Welle an Glücksgefühlen, es war eine Mischung aus Lust, Freude und Verlangen, die sich bis in jede Faser seines Körpers ausbreitete und das klare Denken von einem Moment auf den anderen in weite Ferne rücken ließ. Genussvoll schloss er die Augen und schluckte die letzten Tropfen der köstlichen Flüssigkeit, die ihm ob ihrer Begehrtheit den Atem raubte und ihn doch letztendlich am Leben erhielt. Kurz flammte eine beißende Unersättlichkeit in ihm auf, die nach mehr verlangte, als er den Kelch geräuschlos wieder auf den Tisch stellte, doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle. Natürlich ließ er sich in all seiner Anmut nichts davon anmerken.

„Ich ... danke Euch für den edlen Tropfen, Herr“, sagte er und genoss die Nachwirkungen des Blutes, die wie die Empfindungen nach einem erfreulichen Beischlaf in ihm pochten. Für einen kurzen Augenblick hatte er seine Unruhe und ruhelosen Gedanken angesichts dessen beinahe vergessen, doch schon holten sie ihn wieder ein und so sprach er weiter: „Doch wäre es nicht viel schöner gewesen, wenn wir uns gemeinsam auf die Jagd begeben hätten?“ Gespielt unschuldig blinzelte er seinen Herren mit seinen langen schwarzen Wimpern an.

Dieser entgegnete: „Ich muss dich doch hoffentlich nicht an dein Versprechen erinnern, mein Teuerster ...?“ und fast meinte Hizaki, hinter diesem makellosen Gesicht eine kurze Veränderung in dessen Ausdruck wahrnehmen zu können, und er war sich nicht sicher, was dies denn bedeuten mochte.

„Oh, keine Sorge, ich habe mich daran gehalten, wie Ihr es wünschtet, Herr. Jedoch ... würde es mich natürlich brennend interessieren, aus welchem Grund ich keinen Fuß nach draußen setzen sollte und die Fenster auch bei Nacht von den Vorhängen verdeckt bleiben. Sie rauben mir doch die Sicht auf nächtlichen Ländereien ...“. Hizaki blinzelte erneut und legte einen schwermütigen Unterton in seine Worte. Er war entschlossen, seinem Herren das Geheimnis, welches er vor ihm hatte, geschickt zu entlocken. „Oder wollt Ihr etwa nicht, dass ich mich am Funkeln des Nachthimmels erfreue ... ?“

Erneut war für einen fast nicht wahrnehmbaren Moment ein Flackern in der Miene seines Herren zu erahnen. Oder täuschte Hizaki sich? „Natürlich weiß ich, wie sehr du die Nacht liebst“, sprach sein Gegenüber und schon setzte er ein ironisches Lächeln auf, „Und wie auch nicht, kenne ich doch niemanden unseres Schlages, welcher dies nicht tut.“ Er lehnte sich vor und strich mit verführerischer Miene sanft über Hizakis Gesicht. „Doch bitte gedulde dich noch etwas ...“.

„Und wie lange noch, Herr? Meine Gelüste brennen in mir und immer schwieriger wird es, sie unter Kontrolle zu halten. Sich nächtelang in diesen Mauern aufzuhalten, ohne mit Euch auf die Jagd zu gehen, ohne Vergnügen ... dies kommt fast einer Bestrafung gleich.“ Kurz war er sich nicht sicher, ob er zu weit gegangen war dem Gesagten und hielt daher einen Augenblick inne.

„Geduld, Geduld ... zu gegebener Zeit wirst du es erfahren ...“, gab sich sein Herr geheimnisvoll, „es ist nicht mehr von allzu langer Dauer.“

Je weniger er über den Grund seiner Geheimnistuerei preisgab, desto ungehaltener wollte Hizaki mehr erfahren. Vielleich spürte er das und machte sich vielleicht sogar einen Genuss daraus, einfach nicht mehr preiszugeben. Also änderte er seine Taktik.

„Nun gut ...“, seufzte er und nun bemühte er sich, einen beleidigten Unterton anklingen zu lassen, „und ich nehme an, dass ich mich auch noch gedulden sollte, den Grund für Eure Verschwiegenheit in Erfahrung zu bringen ...“.

Sein Herr zog eine seiner dünnen schwarzen Augenbrauen hoch und legte die Ellenbögen auf den Tisch und die Fingerspitzen aufeinander. Natürlich wusste er, wie unwiderstehlich er durch dieses Gehabe aussah. „Vertrau mir ... es wird sich lohnen ... für uns beide ...“.

Erneut streckte er seine große Hand nach Hizaki aus, doch dieser drehte den Kopf zur Seite und seufzte erneut. Er hatte beschlossen, für den Moment nicht weiter nachzufragen, da er ohnehin keinen Erfolg zu haben schien, doch seinen unbefriedigten Gesichtsausdruck behielt er bei.

„Ich möchte noch etwas von dem Blut zu trinken ...“, sagte er kühl und deutete auf seinen leeren Kelch. Neben seinem Entschluss, seinem Herren durch vorgespielte Enttäuschung vielleicht doch noch etwas entlocken zu können, gierte es in ihm nach noch mehr, viel mehr Blut, allein der Gedanke daran versetzte seinen Körper in Erregung.

Dies bemerkte sein Herr natürlich. Er erhob sich mit einem Lächeln, schritt zu ihm hinüber und legte von hinten seine Hände auf Hizakis Schultern. „Ich spüre wohl dein Verlagen, mein Liebster“, sprach er mit tiefer, verführerischer Stimme, „doch lass mich dir einen Vorschlag machen ...“. Hizaki bemühte sich, ob dieser Annäherung unbeeindruckt zu bleiben, was ihm aber nur schwer gelang und er atmete zu ungehalten ein als er eigentlich wollte. Langsam wanderten die großen kalten Hände seines Herren seine Schultern und Arme hinab. „So wie deine Neugierde halte auch deinen Durst noch etwas in Zaum ... und wenn die Zeit des Abwartens für dich vorüber ist ... wirst du die Jagd und das Bluttrinken noch ungleich mehr genießen können ... nach den Nächten des Zurückhaltens ... es wird dir vorkommen wie ein nie gekannter Überschwall an Lust und Leidenschaft ... welchen wir beide uns gemeinsam hingeben werden ...“.

Bei diesen Worten erschauderte Hizaki vor verhaltener Aufregung. Er konnte nicht leugnen, dass allein der Gedanke an eine derartige Extase der Gefühle seinen Körper innerlich zum beben brachte. Dies konnte er auch vor seinem Herren nicht mehr verbergen und so hob er die Hand nach hinten und strich ihm über das blasse Gesicht.

„Nun, ich denke, dafür würde es sich in jedem Fall zu warten lohnen ...“, säuselte er, „allerdings ... auch wenn ich nicht glaube, dass einzig dies das ganze Geheimnis ist, seid Ihr mir dann ob dieser auferlegten Enthaltsamkeit trotzdem einen Gefallen schuldig ...“.

„Wie aufmüpfig ...“, hauchte ihm sein Herr mit gespielter Entrüstung in den Nacken, seine Stimme verlor jedoch nichts von Ihrer Eindringlichkeit, „aber natürlich hast du vollkommen recht ... ich denke, wir sollten uns nun in die Gemächer begeben ... du sprachst zuerst von Vergnügen ... das soll dir selbstverständlich nicht verwehrt bleiben ... wie schön, dass dabei nicht nur du auf deine Kosten kommst ...“.

...

Er trat neben Hizakis Stuhl, legte seine linke Hand elegant auf den Rücken und hielt ihm die rechte mit einer einladenden Geste entgegen. „Darf ich bitten, mein Liebster?“

Mit seinen wohlgewählten Worten hatte er es geschafft, Hizakis Gedanken einzufangen und so griff dieser mit einer nicht minder eleganten Bewegung nach der Hand und erhob sich ebenfalls. Sein Herr zeigte eine vielsagende Miene, bot ihm seinen Arm an und ohne Zögern machten sie sich auf den Weg zurück in die Gemächer.

Als sie den Saal verließen, öffnete ihnen Masashi von draußen die schwere Türe, sodass sich der finstere Flur in der Dunkelheit vor ihnen auftat, und verbeugte sich mit unbewegter Miene vor den beiden. Hizaki konnte es kaum erwarten, mit seinem Herren unter sich zu sein, doch dieser hielt kurz inne und sagte mit einer fast beiläufigen Handbewegung, welche Hizaki von ihm gar nicht kannte, er sich jedoch ob der Vorfreude über das auf ihn Zukommenden keine weiteren Gedanken darüber machte: „Masashi ... an meinem Mantel ist noch etwas Blut ... ich wäre sehr unglücklich, wenn dies bei meinem nächtlichen Ausgang unerwünschte Blicke auf mich ziehen würde ...“.

Ohne auch nur die kleineste Regung in seinem Ausdruck antwortete Masashi: „Ich werde alles zu Eurer Zufriedenheit erledigen ... Lucian, mein Herr ...“. ~

...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2015-04-23T17:50:40+00:00 23.04.2015 19:50
Wow, ein sehr gut gelungenes Kapitel! Da bekommt man direkt Lust, weiter zu lesen ^^
Besonders ist dir selbstverständlich die Überraschung des letzten Satzes gelungen ;) Ich hoffe doch mal sehr, dass das Ganze doch noch in einem Happy End resultiert und bin schon gespannt, wie sich das vermutliche Treffen zwischen Kamijo und Lucian gestalten wird...
Liebe Grüße~
Von:  Forest_soul
2015-04-22T17:36:57+00:00 22.04.2015 19:36
Unglaublich düstere Stimmung...
Langsam kann man die Umrisse dieses aufwendigen Inhaltkonstrukts erahnen :D Und ich liebe es, wie du Emotionen beschreibst.
Ich fiebere wirklich mit!
Bis bald :D



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