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Kirschblüte

von

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Das große Finale

Nun hatte es sich Sakura endlich getraut. Sie hatte mit ihm geschlafen. Überaus glücklich lag sie neben ihm und kuschelte sich noch ein wenig in seine starken Arme. Immer wieder flüsterte sie die Worte : „Ich liebe dich.“ Davon wurde Ren wach. Ein zuckersüßes Lächeln wurde auf Sakuras Gesicht gezaubert. Ren drehte sich zu ihr um und wuschelte ihr zärtlich durch die Haare. Schmetter-linge verbreiteten in ihrem Bauch das dringende Bedürfniss, ihn zu küssen. Davon konnte sie auch niemand so schnell abhalten und sie küsste ihn, küsste ihn so zärtlich, wie nie zuvor. Niemand sagte auch nur ein Wort, denn das könnte die romantische Atmosphäre zerstören. Ihr Herz pochte im Gleichschritt. Einige Male setzte es einen Herzschlag aus. Sakura legte ihre Hand auf Rens Brust um seinen Herzschlag fühlen zu können. Gleich darauf wurde diese Hand näher an sein Gesicht gezogen. Seine weiche Haut fühlte sich wunderbar unter ihren Händen an. „Ren...“,schwärmte sie. Ihr Lächeln wollte nie wieder enden. Genau wie dieser Moment.
 

Zu diesem Zeitpunkt ahnten die beiden Verliebten noch nicht, was sie am Nachmittag erwarten würde. Sakura war nervös, als sie vor dem Tor des Hotaru-Anwesens stand. Ihr Herz pochte so laut, dass sie dachte, jeder würde es hören. Ren hielt ihre Hand. „Müssen deine Eltern es denn unbe-dingt erfahren? Wir können es doch geheim halten“,fragte Ren.

„Ren...ja, sie müssen es erfahren, weil sie...ach, was weiß ich, sie würden es eh rausbekommen. Also sag ich es ihnen lieber gleich.“ Ren nickte. Sakura drückte die gülden glitzernde Klingel, machte sich aber Gedanken, ob das wohl so gut war. Im nächsten Augenblick hörte sie die Stimme einer Haushälterin. „Ja, hier beim Hotaru-Anwesen. Wer ist da bitte?“ „Hallo, Gabriele, ich bin es, Sakura.“ „Oh, das Fräulein Sakura! Schönen guten Tag! Ihre Eltern erwarten Sie schon.“ Sakura stockte der Atem.

„W...was?Sie...erwa-rten mich schon?“ „Ja, sie warten schon seit gestern Abend auf sie, Mademoiselle. Ich lasse Sie nun herein.“ „In Ordnung.“ Sakura trat durch das Tor. Der Weg zur Haustür schien unendlich lang zu sein. Ren hielt immer noch ihre Hand, was das Mädchen bestimmt nicht mitbekam, weil sie in ihren Gedanken komplett woanders war. Wo dieser Ort war, das wusste nur das Mädchen.

„Sakura, was ist? Du machst so einen verstörten Ausdruck!“ „Vielen Dank, Ren, das hilft mir jetzt ungemein weiter!“ Sakura bekam einen wütenden Gesichtsausdruck und ließ Rens Hand los.

„Was willst du eigentlich hier? Hau schon ab! Das schaff ich auch alleine.“ „Aber,Sakura, ich...“ „HAU AB ODER ICH MACH DIR BEINE!!!“,schrie sie. Erschrocken drehte sich Ren um und ließ sie allein.
 

Er rannte und rannte, wusste nicht genau wohin. Das einzige, was er einhundertprozentig wusste, war, dass es nicht die Richtung war, die er hätte einschlagen müssen, um zu sich nach Hause zu kommen. Plötzlich fand er sich am Meer wieder. Warum war er hier lang gelaufen?

//Was will ich hier? Ren, du hast Sakura gehört, verdammt, sie schafft das alleine!// Einige Tränen bildeten sich in seinen Augen. //Verdammt, ich mach mir solche Sorgen um sie! Was ist, wenn ihr Vater sie wieder... Oh Gott! Das darf ich nicht einmal im Entferntesten denken!// Die heißen Tränen liefen ihm wie Bäche über die Wangen. Ein gruseliger Schauer lief ihm über den Rücken. Pure Angst packte ihn und zog ihn mitten in die Dunkelheit. Ohne auch nur ein Licht zu sehen. Immer wieder fragte er sich selbst: „Was mach ich nur? Was mach ich nur?“ Die schwüle Windbrise half ihm dabei nicht, und auch zur Beruhigung konnte sie ihm nicht dienen.

//Warum hat sie mich weggeschickt? Ich hätte ihr doch geholfen. Ich hätte sie doch beschützt!!//
 

Sein Schluchzen wurde vom Meer und vom Himmel verschluckt. Dabei wurde es immer lauter. Es hallte durch die Luft und wurde zu unbekannten Orten getragen. Noch lange Schluchze er bei dem Gedanken an seine Freundin. //Hoffnungslos, ihr nachzutrauern.Wer weiß, was ihr Vater gerade mit ihr anstellt! Man kann nie wissen, zu was dieser Mann alles fähig ist.// Ren brach zusammen. Es machte ihn fertig, nur an diese Familie denken zu müssen! Seine Augen waren noch immer mit Tränen gefüllt und seiner Kehle entrang sich einige Male noch ein Schluchzen, dann verstummte auch dies. Er schlief ein. Warum,wusste er nicht. Vielleicht war es der Gedanke daran, dass irgendwas nicht so sein wollte, wie es sollte. Er träumte von der ersten Begegnung mit Sakura. Wie er damals doch über sie geredet hatte! Sehr schlecht, das gab er zu. Immer wieder bezeichnete er sie als unintelligent, hässlich und viel zu reif für ihr Alter. Nun machte Ren sich seinen Schuldgefühlen bewusst. Im Traum behandelte er sich genau so, wie er sie behandelt hat. Mit vier Wörtern: Er hatte einen Alptraum.
 

Nach ein paar Minuten wachte er schweißgebadet wieder auf. Er hörte ein verheultes Schluchzen. Das konnte nur von einer einzigen Person kommen. Die Person, die so verzweifelt rannte und sich dabei die Augen ausweinte, konnte nur die Person sein, die Ren von ganzem Herzen liebte: Sakura Hotaru!! Noch etwas verschlafen rieb er sich die Augen. Der Angstschweiß lief ihm das Gesicht runter.

//Was ist, wenn sie verletzt ist? Was ist, wenn ihr Vater sie wieder vergewaltigt hat? Was zum Donnerwetter soll ich denn jetzt machen?// Das Schluchzen kam immer näher. Ein Mädchen rannte mit flinken Schritten an ihm vorbei. Ren realisierte erst gar nicht, was da geschah, er sah ihr einfach nach, ohne sich auch nur ein Stück zu bewegen. Die einzigen Körperteile, die sich bewegten, waren der Kopf, der von rechts nach links ging, um das Mädchen mit den Augen zu verfolgen, und die Brust, die unregelmäßig auf und ab ging, da sich Rens Atem noch nicht wieder ganz unter seiner Kontrolle befand. Das Mädchen schien vor seinen Augen zu verschwinden. In seinen Gedanken ließ er sie noch einmal vorbei laufen. Ihre Schritte waren breit, das hieß, dass sie ziemlich schnell lief. Außerdem wischte sie sich während ihres Laufes einige Male die Augen und damit ihre vielen Tränen mit ihrer blutigen Hand vom Gesicht. Blitzschnell wurde ihm klar, dass sie eilig auf die Klippen zurannte. //Was sitze ich hier noch so rum? Ich muss ihr hinterher! Sakura, ich komme, dich zu holen, und ich werde dich auch finden!//
 

Ren rannte, rannte wie noch nie zuvor, dem Mädchen hinterher, das ihn so um den Finger gewickelt hat. An der Klippe angekommen, da,wo Sakura scheinbar hinlief, sah er sie an einem Geländer stehen, das sie vor dem Abgrund schützen soll. Langsam hob sie erst den einen,dann den anderen Fuß in die Höhe, um über dieses zu steigen. Bevor sie das zweite Bein über die Abgrenzung zu ihrem sicheren Tod hinüber gehoben hatte, wurde sie schon fest am Arm gepackt. Geschockt, dass sie wohl jemand verfolgt hat, drehte sie ihre Augen in die Richtung. Ihr Gegenüber sah anscheinend noch viel geschockter aus als Sakura, denn in Rens Augen stand die pure Angst. Angst um das Leben der Jugendlichen.

„Sakura, du darfst das nicht tun. Das bringt doch alles nichts!“,durchbrach Ren nach einigen Schocksekunden die Stille.

„Ach, und was soll ich sonst tun, du Schlaumeier?“ „Auf jeden Fall wirst du dir dein Leben nicht verbauen, davon halte ich dich schon ab.“ „Verdammt, Ren, für so naiv hätte ich dich gar nicht gehalten!“,schrie sie unter Tränen. Auch Ren musste sich ein lautes Schluchzen verkneifen. Er war ja so ein Weichei geworden, seitdem er mit Sakura zusammen war. Immer wieder trauerte er um jede Kleinigkeit, die ihm schwer im Magen lag.

„Mein Leben ist schon verbaut!!!“,brüllte sie ein weiteres Mal in die Stille, nun konnte sie sich ein Schluchzen nicht verkneifen und ließ es raus. Sakura riss sich von seinem Arm los. Noch einen Moment wollte sie sich am Geländer festhalten, doch sie rutschte ab. Ein spitzer Schrei war zu hören, dann Stille. Sie bewegte sich nicht. Aber wie...? „Ich...hab dich!“,sagte Ren, der gerade schnell genug reagiert hat, um sie zu halten.

„Lass mich los!“,schimpfte Sakura ihren Freund an. „Das kannst du vergessen!“,schrie er ebenso laut zurück. Er zog sie wieder hoch, jedoch nicht über das Geländer. Er presste seine Lippen ein wenig auf ihre, strich ihr dabei sanft durch die Haare und unterbrach den Kuss nach einigen Sekunden wieder. Er wollte ihr etwas sagen, dass ihm schon lange auf der Seele brannte. „Willst du das alles wirklich hinschmeißen? Damit zeigst du nur Schwäche. Schwäche, die du nicht hast. Du kannst doch bald von zu Hause ausziehen, nur noch 2 Jahre! Und am Wochenende bist du dann immer bei mir. Wieso...wieso willst du das alles wegwerfen, nur wegen deinem Vater? Oder bin ich vielleicht schuld? Sprich mit mir, Sakura, ich will wissen, ob ich daran Schuld bin!“ Ren liefen heiße Tränen wie Flüsse über die Wangen. Diese wurden vom Wind in das Gesicht von Sakura geweht, die nun ganz genau die Trauer von Ren spüren konnte. „Es...es ist nicht wegen dir. Es ist wegen ihm, er hat mich gequält, mich vergewaltigt, mich geschlagen. Ich halte das einfach nicht mehr aus!“
 

Dieser Schock saß. Ren konnte sich keinen Reim darauf machen. Plötzlich kam ihm die Idee, wie er sie vielleicht wieder umstimmen konnte. Er stieg ebenfalls über das Geländer. Sakura hielt er dabei bedacht, ihr nicht weh zu tun, im Arm. Sein einer Arm schlang sich um ihre schmale Taille, die andere hielt die beiden am Geländer fest. Er sprach mit einem Lächeln auf dem Gesicht: „Kennst du den Film Titanic'?“ Sakura signalisierte ihr ,Ja' mit einem Nicken. Unbegreiflich schien ihr, dass er bei dieser Aussage lächelte. Machte er sich etwa über sie lustig? Diese Gedanken konnte sie ihm aber nicht vermitteln.

„Die eine Stelle, wo sich Kate und Jack das erste Mal ansprechen, an der Rehling ,da sagt er doch: ,Wenn du springst, spring ich auch'.“ Wieder nickte Sakura, aber dieses Mal ein wenig langsamer. Sie begann zu verstehen. Ren strich ihr sanft eine vom Wind ins Gesicht gewehte Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Immer noch befand sich ein zärtliches Lächeln auf seinem Gesicht. „So...so weit würdest du also für mich gehen?“

„Ich würde alles für dich tun. Auch, wenn ich dabei mein Leben auf dem Gewissen habe. Ich könnte es nicht verantworten, dich jetzt alleine sterben zu lassen.“ „Aber...“ „Pscht...“ Ren legte ihr sanft einen Finger auf ihre weichen Lippen. Beiden rollten keine Tränen mehr hinunter. Sie lächelten. Wie frisch Verliebte lächelten sie sich an. Das waren sie schließlich auch.

„In Ordnung, wenn...wenn du das tun willst.“ Mit dieser Reaktion hatte Ren natürlich nicht gerechnet. In seinem Inneren war er sehr erschrocken über das, was ihm da gerade mitgeteilt wurde, aber das ließ er sich nicht ansehen. Wenn es denn sein Schicksal sein würde, mit seiner ersten großen Liebe zu sterben, dann musste das wohl so sein. Ein Blick ein wenig weiter nach vorn und nach unten sagte ihm, dass das den sicheren Tod bedeuten würde. Er küsste Sakura sanft, ein letztes Mal, bevor er das Geländer losließ und mit seinem Mädchen in die Tiefe stürzte. Mit geschlossenen Augen fiel er tiefer und tiefer, dabei das Mädchen immer noch im Arm haltend. Ren öffnete nur ein einziges Mal kurz die Augen, um sie gleich wieder zu schließen, bevor er mit Sakura auf einen harten Felsen aufprallte. Das einzige, was das hinterließ, war eine Lache Blut und eine Blutspur, die direkt ins Meer führte, wo die beiden Leichen, sich immer noch im Arm haltend, behutsam von den Wellen des Meeres weggetragen wurden. Wahrscheinlich würde man sie nie finden, da sie langsam absanken, in die blaue Tiefe.
 

Ren und Sakura haben sich geliebt. So sehr geliebt, dass sie für den anderen alles tun würden, auch vor dem Tod schreckten sie nicht zurück, nur,damit der andere glücklich war. Und wenn man jetzt mit einem Tauchboot in die Tiefe tauchen würde und die Leichen der beiden finden würde, würde man sehen können, dass ein Lächeln auf den beiden Mündern der Kinder liegt. Nicht traurig oder gar verzweifelt, nein, eher zufrieden und glücklich.



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