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Ausdauer!?

von

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Shinichis Rückhehr

Mittwochabend, 15. März
 

„Oh, man! Das finde ich jetzt echt blöd von dir!“, beschwerte sich Ran. Sie saß mit verschränktem Arm im Bett. Mit der anderen Hand hielt sie sich ihr Handy ans Ohr.

„Tut mir ja wirklich leid, aber ich kann nun mal nicht“, stand der geschrumpfte Shinichi in der Telefonzelle vor dem Cafe. Eisern versuchte er sich zu rechtfertigen.

„Wieso denn nicht? Wir haben schon ewig nichts mehr zusammen unternommen!“

„Ran, wie oft noch!? Ich kann nicht mitkommen!“, antwortete er langsam aber sicher genervt ein weiteres Mal verneinend.

„Das ist total unfair!“, ereiferte Ran sich darauf sehr enttäuscht klingend: „Du bist früher immer gekommen und ich war auch immer da, wenn du ein Spiel hattest!“

„Das war was anderes!“, schloss er die Augen. Mit der Hand, in der er auch den Hörer hatte, fuhr sich der Shinichi in Miniatur über die Stirn.

„Wieso? Wieso war das etwas anderes?“, hörte er ihre nun eher wütende Stimme, die ihn schon fast anschrie: „Es ist immer das Gleiche“, stellte sie verdrießlich fest: „Dir ist einfach alles egal! Dich interessieren nur noch deine bescheuerten Fälle! Fälle! Fälle! Findest du nicht, dass du dir langsam etwas zu viele Freiheiten herausnimmst? Du hast nicht mal die ganzen Klausuren mitgeschrieben!“

Das hatte gesessen. Der geschrumpfte Detektiv atmete schwer aus. Stumm senkte er den Kopf. Jämmerlich blickte er zu Boden und hörte sich ihre Vorwürfe an.

„Es tut mir Leid“, sagte er schließlich niedergeschlagen, bevor er einfach den Hörer einhängte. Tief seufzte er die Telefonzellentür geöffnet nach draußen getreten.
 

Freitag, 17. März (Letzter Tag des Schuljahres)
 

„Wann schellt es denn endlich!“, murmelte er ungeduldig.

Der Miniaturshinichi verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sehnsüchtig auf die Zeiger seiner Armbanduhr. Bei deren Anblick sich seine Miene verfinsterte.

Also echt! Ich hab die Nase voll! Wie lange denn noch? Verdammt!

Er sah wieder auf.

Mit den Worten: „Ich wünsche euch allen schöne Ferien“, verabschiedete sich Frau Kobayashi von ihrer Klasse.

Als dann auch endlich die Schulglocke erklang, seufzte der geschrumpfte Oberschüler erleichtert. Wie die anderen Kinder zog er seinen Schulranzen auf und trat gemeinsam mit den Detective Boys hinaus auf den Flur.

„Ich bin schon richtig gespannt“, meinte Mitsuhiko. Genta lief rechts von ihm und Ayumi links. Darauf schlossen sich erst Conan und Ai an. Wobei die fünf nicht gerade auf einer Linie gingen, sondern Conan sich etwas hatte zurückgefallen lassen.

„Hm?“, hob er gedankenverloren den Kopf, als Mitsuhiko ihn ansprach.

„Conan, du kommst doch mit zum Professor oder?"

„Jaja."

Ayumi lächelte fröhlich: „Ich freu mich schon so!"
 

Der Himmel war mit dunklen, grauen Regenwolken verhangen, als die Detective Boys gemeinsam das Gebäude verließen.

Die Jüngsten waren bester Laune. Ausgelassen liefen die drei ein Stück voraus.

Die beiden Älteren dagegen bevorzugten den Bürgersteig in einem gemächlicheren Tempo entlang zu gehen.

„Du-hu, Ai?“, tastete sich der geschrumpfte Shinichi nach einiger Zeit zurückhaltend vorsichtig vor: „Tust du mir einen Gefallen?"

Seine Freundin blieb stehen. Überrascht sah sie ihn an: „Einen Gefallen?"

„Ja… könnte ich etwas vom Gegenmittel haben?", rückte der Detektiv mit seinem Anliegen höflich bittend, aber bestimmt, mit der Sprache heraus. Wobei er das charmanteste Lächeln aufsetzte, zu dem er im Stande war.

„Shinichi, diese Diskussion hatten wir schon.“ Das ehemalige Organisationsmitglied klang ermüdet. Sie war damit keineswegs einverstanden. Eindringlich sah sie ihn an: „Du kennst meine Antwort!"

„Ai, bitte!"

„Nein!“, ließ sie sich jedoch nicht erweichen.
 

Für kurze Zeit gingen die Beiden still nebeneinander her.

Bis Shihos Fassade dann doch bröckelte: „Du weißt doch ganz genau, dass es mit enormen Risiken verbunden ist!" In ihren Worten schwang zwar Mitgefühl mit, aber ihr Tonfall unterstrich auch wie ernst es ihr war.

Er nickte ebenfalls ernst: „Ja, das ist mir klar, aber ich möchte es trotzdem haben. Ich möchte..." Während er sprach, war er immer leiser geworden. Bis er jetzt ganz verstummte... „Ich glaube, du hast Recht. Es ist wirklich zu riskant", stimmte er mit einem kopfschüttelnden Lächeln zu.

Ai beäugte ihn noch einmal misstrauisch, ging dann aber weiter.

Er blieb noch für einen Moment stehen und sah ihr seufzend nach: Dann eben doch Plan B, dachte er sich.

Langsam setze auch er sich wieder in Bewegung und schloss zu den anderen auf.
 

Beim Professor klingelte Genta an der Haustüre. Die Fünf mussten einen Augenblick warten, bis er öffnete.

„Ah, da seid ihr ja. Kommt rein."

Nur allzugern kamen die Kinder seiner Einladung nach.

„Und was ist das jetzt für ein Spiel das wir testen sollen?“, wandte sich Genta, ungeduldig seine Schuhe ausgezogen, an den liebenswürdigen Erfinder.

Dieser lachte freudig: „Kommt mit. Ich zeig es euch.“ Gemeinsam mit seinen Testern ging er zum Computer, der bereits eingeschaltet war. Er beugte sich über die Tastatur und schloss ein paar Internetseiten. Danach machte er den aufgeregten Grundschülern platz.

„Ich möchte anfangen“, rief Ayumi als Erste.

„Nein, lass mich anfangen!“, schlug Genta ungeduldig vor.

Der Mini-Shinichi verdrehte, seine Hände in den Hosentaschen, genervt die Augen.

„Du verlierst doch sowieso. Es ist besser, wenn ich beginne“, meinte Mitsuhiko.

„Ladys First. Ich fange an“, mit diesen Worten schob Ai die drei dicht gedrängten Kinder auseinander.

„Ist gut“, stimmte Mitsuhiko ihr zu.

„Aber danach bin ich dran!“, meldete Genta sofort seine Rechte an.
 

Das ist meine Chance, dachte der Detektiv. Er entfernte sich von den anderen.

Er ging in Ais Zimmer. Dort schloss er gleich die Türe hinter sich.

Anschließend steuerte er ihren Schreibtisch an. Er öffnete die Schubladen und wühlte.

Dann sah er sich überlegend um. Er sah einen Stapel Bücher durch.

Mist! Auch hier fand er nichts.
 

Erschrocken fuhr der kleine Detektiv zusammen, als er ein Handy klingeln hörte. Es war sein Handy! Schnell legte er den Stapel zurück und nahm eilig ab.

Genervt schnaubend nannte er seinen Namen.

„He, Shinichi! Hier spricht dein aller, aller bester Freund“, meldete sich ein gut gelaunter Heiji Hattori am anderen Ende der Leitung.

„Tut mir leid. Ich kann grad nicht!“

Noch bevor Osakas Detektiv Einspruch einlegen konnte, war er weggedrückt worden.

Shinichi setzte seine Suche unter das Bett gesehen fort.
 

Es fing leicht an zu regnen was Ran, in Begleitung von Sonoko, veranlasste nun etwas schneller zu laufen. Das letzte Stück rannten die beiden Oberschülerinnen zur Detektei.

Ran öffnete die Wohnungstüre. Nach ihrer Freundin trat soe ein und streifte sich wie sie auch die Schuhe von den Füßen. Gemeinsam gingen die beiden in Rans Zimmer.

Hier zogen sie sich ihre Schultaschen von den Schultern und stellten diese ans Bettende.

„Morgen sehe ich endlich Makoto wieder!“, erschöpft und sehr gut gelaunt setzte Sonoko sich auf das Bett ihrer Freundin.

Neben ihr befand sich ein Rucksack, den Ran ein wenig traurig dreinschauend aufnahm.

„Mach dir doch nichts daraus!“, meinte Sonoko darauf: „Shinichi ist eben ein Idiot!“

„Ja, das ist er.“ Ran war enttäscht. Sie öffnete den Kleiderschrank. In ihren Augen bildeten sich Tränen: „Wir machen rein gar nichts mehr zusammen. Er ruft fast nie an. Und wenn dann streiten wir uns nur noch. Ich glaube wir sind bald gar keine Freunde mehr.“
 

Na endlich!

Shinichi hatte in einer kleinen Schachtel gefunden was er gesucht hatte. Ganz dicht hinter dem Bettfosten, abgerückt von der hinteren Wandseite, hatte er sie aufgehoben.

Tja, Ai, nächstes Mal solltest du dir wohl ein besseres Versteck aussuchen, grinste er zufrieden in sich hinein.

Möglichst unaffällig, als wäre er nie weggewesen, gesellte er sich zu den Kindern an den Computer zurück.

Genta ließ gerade ein Figürchen über Holzbretter, die über einen Fluss führten, balancieren.

„Wo bist du gewesen?", fragte sie ihn, die sein verschwinden bemerkt hatte.

„Ach, Ran hat mich angerufen", tat er so belanglos, dass sie ihm das abkaufte.

Innerlich trimpfierte Shinichi!
 

Es klingelte an der Haustüre.

Die vermeidliche Grundschülerin öffnete Ran.

„Hallo, Ai. Ist der Professor da?", erkundigte sie sich bei ihr.

„Er ist am Computer."

„Danke."

„Kommst du, Conan? Es ist schon spät“, hörte der Detektiv ihre gut gelaunte Stimme.

Er beendete sein Spiel, mittlerweile alleine, als er sie sah.
 

Gemeinsam mit ihr ging er nach Hause.

„Na, wie war dein letzter Schultag?", fragte sie interessiert.

„Eigentlich wie immer", antwortete er gelangweilt.

„Klingt ja nicht gerade begeistert“, stellte Ran darauf ein wenig belustigt, über den Tonfall ihres kleinen Mitbewohners, fest.

„Und was habt ihr vorhin schönes gemacht?"

Geistesabwesend meinte er nur: „Computer gespielt."

„Aha."

Zusammen mit ihr kam er in der Wohnung oberhalb der Detektei an.

„Ich mach dann jetzt essen.“

„Ist gut.“
 

Während Ran sich noch ihrer Schuhe entledigte, ging er bereits in sein Zimmer.

Dort befreite er sich von seinem Schulranzen und warf diesen anschließend in die Ecke hinter der Tür.

Danach machte er es sich liegend bequem, indem er die Arme hinter dem Kopf verschränkte.
 

Sein Handy. Er ließ es erst weitere mehrere Male klingeln, bevor er sich nach dem siebten Klingelgeräusch widerstrebend aufsetzte, um abzunehmen.

„Was lässt‘e mich den so ewig wartn?“

„Was ist?", erntete Heiji nur Gereiztheit.

„Wasn das für ne freundliche Begrüßung?“, empörte sich Westjapans Detektiv: „Ich wollt dich doch nur nach dem Telefonat frag‘n."

„Was für ein Telefonat?", der Detektiv des Ostens wurde hellhörig.

„Du weißt es also nich", Heiji machte eine kleine, theatralische Pause.

„Jetzt sag schon endlich!" Die Ungeduld seines kleinen Freundes war deutlich hörbar, was ihn veranlasste zu Grinsen.

„Also, ich mein, das von Kazuha und Ran. Deine Freundin hat nämlich bei mir angerufn."

„Ran? Bei dir? Wieso das denn?", runzelte der geschrumpfte Shinichi die Stirn.

„Na, sie wollt Kazuha sprechen. Nur sie scheint ihr Handy mal wieda irgendwo hingeschmissn zu habn un jetz findet sie es nich mehr. Deshalb hat Ran wohl mich angerufen."

„Und?", wollte der kleinere Detektiv ungeduldig wissen.

„Ich hab Kazuha gerufn, sie hat mir das Teil außer Hand gerissn un is in mein Zimmer. Ich bin ihr natürlich nachgegangn, aber sie hat mir die Zimmertür vor der Nase zugeknallt, sodass ich nich weiß, was die Zwei besprochen habn. Ich konnt nur aufschnappn, das es dabei irgendwie um uns ging.“

„Um uns?“

„Shinichi, was biste heute so unfreundlich?“, wunderte Heiji sich erneut: „Is alles klar bei dir?“

„Bestens“, wehrte der darauf schnell ab.

„Conan, essen ist fertig!“

„Alles bestens! Ich muss jetzt Schluss machen. Ich ruf dich wieder an!"

„Shin-ichi?"

Bevor Heiji noch etwas sagen konnte hatte der Grundschüler bereits aufgelegt.
 

Ran saß bereits am gedeckten Tisch.

Sie telefonierte gerade.

„Es ist mein Vater“, flüsterte sie ihm zu.

Er hatte sie fragend angesehen während er sich vom Essen nahm.

„Ich weiß, aber ich kann wirklich nicht kommen.“

Kogoros Tochter ließ aufgebracht ihre Stäbchen in die Schüssel fallen.

Na super, Paps! Du hattest es mir versprochen. Weißt du noch? Du wolltest mich hinfahren!"

„Schrei doch nicht so, Mausebein. Es tut mir ja auch leid, aber der Fall dauert eben länger!“

„Danke!“ fuhr Ran ihm wütend ins Wort.

Worauf ihr Vater nur seufzend ergänzte: „Ich fürchte, ich werde noch ewig brauchen."

Ran kochte förmlich vor Wut.

Conan duckte sich bereits. Doch ein weiterer Ausbruch blieb aus. Sie fasste sich wieder: „Dann eben nicht“, sagte sie patzig.

„Es tut mir wirklich leid, Mausebein."

„Bis dann." Ran hatte aufgelegt! Den Hörer neben sich auf den Tisch gelegt seufzte sie. „Toller Vater!“, meinte sie grummelnd.

Sie nahm sie ihre Stäbchen wieder zur Hand.
 

Shinichi musterte sie:

„Du, Ran?", begann er etwas zögerlich und betont kindlich: „Warum hast du Kazuha angerufen?"

„Das ist nicht so wichtig“, lächelte sie ihn flüchtig an. Deprimiert stützte sie ihren Kopf mit dem Ellenbogen ab.

„Ach sag’s mir doch. Bitte!"

Ran begann ihn anzugrinsen: „Das bekommst du früh genug raus, mein kleiner Meisterdetektiv."

„Aber ich will nicht warten. Besuchen sie uns oder so?“

„Kein Kommentar. Iss lieber auf, anstatt mich auszufragen."

Damit war für die Oberschülerin das Gespräch beendet.

Sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als ihrer Aufforderung nachzukommen.
 

Als Ran ihre Mahlzeit beendet hatte erhob sie sich. Neben ihrem Geschirr nahm sie auch Conans Sachen mit und brachte diese in die Küche.

Nachdenklich sah der Detektiv ihr nach, dann erhob auch er sich und ging Zähneputzen.

„Gute Nacht“, sagte er umgezogen wieder ins Wohnzimmer gekommen.

Ran war gerade dabei den Tisch abzuwischen, als er sich bemerkbar machte.

Sie sah zu ihm rüber. Auch sie wünschte ihm eine: „Gute Nacht.“
 

Nachdem er das Licht ausgemacht hatte, legte er sich in der gleichen Position wie vorhin in sein Bett. Nachdenklich starrte er eine Weile zur Decke, betrachtete dann mit ernster Miene die kleine Kapsel in die hand genommen.
 

Samstagmorgen, 18. März
 

Shinichi war wach. Er starrte Löcher in die Luft.

Als er mitbekam, dass Ran auf war, stand auch er auf und kam zu ihr ins Wohnzimmer.
 

Sie war bereits angezogen und gerade dabei den Tisch einzudecken. Sie hielt inne, als sie seine kränklich klingende Stimme hörte.

„Ran, mir ist nicht gut!“, jammerte er.

„Was ist denn? Bist du krank?“, besorgt ließ sie alles stehen und ging vor ihm in die Knie.

„Ja!“, nickte er ganz jämmerlich.

„Oh, nein“, entfuhr es ihr ungewollt: "Was mach ich denn jetzt nur?, fragte sie sich laut.

„Geh doch einfach ohne mich.“ Conan schniefte.

„Ginge das denn?“, überlegte sie rücksichtsvoll: „Meinst du, du kannst bis morgen Abend ganz alleine bleiben?“

„Klar!“, lächelte der kleine Detektiv überzeugend: „Ich kann doch sonst auch beim Professor bleiben.“

„Meinst du?“, Ran klang noch nicht ganz überzeugt: „Das ist so kurzfristig.“

„Doch, klar! Er kümmert sich bestimmt um mich.“

„Hm?“, überlegte sie: „Ich werde ihn mal anrufen.“ Sie wollte schon aufstehen, als Conan schnell meinte: „Ach, das brauchst du nicht. Ich habe ihn vorhin schon gefragt!“

„Echt?“,war Ran überrascht.

„Ja. Es tut mir leid Ran. Ich wollte dir keine Umstände machen", sagte der Miniatur Shinichi mit dem Bedauern eines kleinen Kindes.

„Ach, das ist schon in Ordnung“, lächelte sie ihn aufmunternd an: „Möchtest du was frühstücken?“

Er nickte schwach.

Ran brachte es ihm zum Bett. Lieb deckte sie ihn zu: „Und wenn es dir schlechter geht, dann rufst du mich auf jeden Fall an, okay?“

„Ist gut.“
 


 


 

Es klingelte an der Haustür. Ran verließ das Zimmer und ließ Conan somit alleine.

Durch die geschlossene Tür hörte er wie Ran ihre Freundin begrüßte.

„Können wir gehen?“, fragte Sonoko gut gelaunt.

„Ja. Ich hol nur noch eben meinen Rucksack“, erwiderte Ran fröhlich und verschwand noch einmal kurz in ihr Zimmer.

Dann verließ die Oberschülerin gemeinsam mit ihrer Klassenkameradin die Wohnung. Als sie die Türe zuzog, fragte diese sie verwundert: „Wo ist denn Conan?“

„Ach, er ist krank“, teilte Ran ihr verständnisvoll mit: „Er möchte lieber hier bleiben.“
 

„Du hast dich ja richtig raus geputzt, Sonoko“, stellte Ran die Treppe hinunter steigend beeindruckt fest.

„Ja, klar. Schließlich will ich diese blöde Kuh in den Schatten stellen!“

„Aber hast du das denn wirklich nötig? Ich meine, Makoto liebt dich doch. Da bin ich mir sicher. Er würde dich sicher nicht betrügen oder so.“

„Und was hat das dann alles zu bedeuten, Ran?“

„Ich weiß es auch nicht, aber wenn du diesbezüglich Zweifel hast, solltest du ihn offen darauf ansprechen. Das wäre das Beste denke ich“, versuchte sie ihre beste Freundin zu beruhigen.

„Das musst du grade sagen! Du bist doch diejenige, die nicht weiß, wo sich ihr Geliebter dauernd rumtreibt“, bemerkte Sonoko darauf bissig.

„Er ist doch gar nicht mein Geliebter!“, ereiferte Ran sich. Doch dann schwieg sie.
 

Die beiden Oberschülerinnen erreichten die Bushaltestelle. Dort stiegen sie zusammen mit fünf anderen Fahrgästen, zwei jungen Männern, einer älteren Dame und einer Mutter mit kleinem Kind, ein.

Ran hatte als erste einen freien Doppelsitz entdeckt. Schnell setze sie sich an die Fensterseite. Schweigend sah sie zu, wie Sonoko ihr Aussehen noch einmal in einem kleinen, handlichen Spiegel aus ihrer Handtasche überprüfte.

Der Bus fuhr los und Ran lehnte sich an die Scheibe des Fensters, Während Sonoko den Spiegel zufrieden wieder wegpackte...
 

Als Ran in Begleitung von Sonoko die doch recht große Eingangshalle des Hotels betrat, staunte sie nicht schlecht. Die Oberschülerin sah sich um. Es war ziemlich voll.

So viele Gegner. Oh je! Was soll’s? Im schlimmsten Fall fliege ich in den ersten Runden raus, dachte sie.

Da merkte die Oberschülerin, wie ihr plötzlich Tränen in die Augen stiegen. Sie versuchte

diese zu unterdrücken.

Sonoko interessierte sich nur für Makoto, war ihre traurige Feststellung: „Wenn wenigstens Conan hier wäre“, seufzte sie und ließ die Schultern hängen.
 

„Ran, komm endlich!“, rief ihre Freundin, die schon ein ganzes Stück voraus gelaufen war, ihr von der in dunklem Holz gehaltenen Rezeption aus, zu. Nachdem Ran sich registriert hatte, holte sie einen Orientierungsplan aus ihrer Handtasche.

„Und du bist sicher, dass er dich hier abholen wollte?“, fragte sie dabei.

„Ja, genau hier“, antwortete Sonoko ihr mit fester Stimme.

Ran entfaltete den Plan.

„Oh, da ist Makoto ja“, schnell umarmte Sonoko ihre Freundin: „Bis nachher“, rief sie ihr noch zu, bevor sie ihrem Freund entgegenrannte.

Ran blieb allein zurück. Wieder musste sie hochkommende Tränen unterdrücken.

Jetzt bin ich endgültig Mutterseelen allein. Kein Shinichi, kein Paps, keine Mama, kein Conan und nicht mal Sonoko! Hoffentlich kommt wen…

Deprimiert und traurig machte Ran sich auf den Weg zu den Fahrstühlen, als sie plötzlich eine ihr vertraute Stimme ihren Namen rufen hörte. Sie drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam und erkannte zwei ihr bekannte Personen. Sofort erhellte sich ihr Gesicht um ein Vielfaches.

Die eine Person hatte ihre Haare zu einem schwarzen Pferdeschwanz zusammen gebunden und trug eine blau-weiße Matrosenschuluniform. Ein kleines Stückchen hinter ihr ging ein etwas dunkelhäutiger Typ, der ebenfalls eine Schuluniform trug -allerdings in Schwarz.

Die Oberschülerin winkte Ran zu.

„Kazuha! Wie schön!“, rief sie begeistert aus.

„Ran.“
 

Nun hatte auch Heiji die zwei Oberschülerinnen erreicht.

„Wo is‘n Conan?“, fragte er sich verwundert umschauend.

„Er ist zu Hause geblieben, Heiji. Er ist krank“, erklärte ihm Ran.

Krank? Hattoris Gesichtsausdruck wurde misstrauisch.

„Ich hab hier einen kleinen Glücksbringer für dich“, meinte Kazuha freudig.

„Einen Glücksbringer?“

„Na sicher. Wenn‘u den bei dir trägst, Ran, dann kannst’e gar nich verliern.“

„Wie lieb. Danke“, nahm Ran das kleine Seepferdchen in Form eines Schlüsselanhängers entgegen und lächelte aufgemuntert.

Heiji räusperte sich: „Ich drängl euch ja wirklich nich gern, aba du Ran, solltes dich ma langsam beeilen, meinst’e nich?“

„Oh“, fiel der Angesprochenen ihr Wettkampf wieder ein: „Ja, du hast Recht“, stellte sie fest, dass es tatsächlich schon so spät war.
 

Nachdem Ran sich zügig umgezogen hatte, band sie ihren Glücksbringer mit einem Knoten an der Innenseite ihres Gürtels fest und betrat anschließend die Halle.

Heiji und Kazuha suchten währenddessen nach einem geeigneten Sitzplatz auf der großen Tribüne.

Das ist doch nich? Das kann doch nich, fiel Heiji eine männliche Person auf.

Als könne er seinen Augen nicht trauen runzelte er die Stirn.

Zielstrebig bahnte er sich dann einen Weg bis zu dieser Person, die sich derweil setzte und die Ellenbogen auf den Knien abstürzte.

„Shinichi?“, Heiji sah ungläubig auf seinen Freund hinunter. Dieser bemerkte ihn erst jetzt.

„Was machst’e denn hier?“, setzte Osakas Detektiv sich neben den aus Tokio.

„Wonach sieht es denn aus?“, Shinichi drehte sich wieder nach vorne. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Ran, welche gerade hereinkam.

„Deshalb warst‘e also gestern so komisch!“, stellte Heiji es sich zusammengereimt fest.

Shinichi schwieg.

„Heiji! Kannst’e mal auf mich warten!“, verärgert stand nun Kazuha neben ihm.

Doch dann stutzte sie: „Kudo?“

Heiji schlug leicht mit der Hand auf den Sitzplatz neben sich, um ihr anzudeuten sich zu setzen. Was Kazuha zu seinem Glück auch ohne weiteres machte.
 

„Jetzt sag schon, wie kann das sein? Neulich warst’e grad mal 1,30!“, flüsterte Heiji, während des Zusehens, zu seinem Freund herüber.

„Wie schon?“, entgegnete Shinichi darauf genervt. Er beobachtete weiterhin Ran: „Ich habe eine Kapsel des Gegengiftes genommen. Was sonst?“

„Was? Ich dacht Ai hätt es in Verwahrung. Sie hat es dir doch sicher nich einfach so gegebn?“

„Nein, natürlich nicht“, bestätigte der andere Detektiv zähneknirschend: „Ich hab es sagen wir mal, mir... einfach genommen.“

„Sag ma spinnst’e jetzt total? Du weißt doch wie riskant die Einnahme is!“, fuhr Heiji ihn lauter als beabsichtigt an.

„Klar“, antwortete sein Freund daraufhin desinteressiert. Dann fügte er hinzu: „Ich konnte ihr einfach nicht schon wieder absagen.“

„Trotzdem! Dumme Idee…“, gab Heiji, wenn auch mitfühlend, zurück: „Wie lange kannst’e jetzt so bleiben?“

„Etwa 15 Stunden, schätze ich“, murmelte Shinichi weiterhin mehr an Ran, als an seinem Gespräch mit Hattori interessiert.

„Du schätzt?“, sein Freund war entrüstet: „Wann hast’e es genommn?“, wollte er nun wissen.

„Gegen fünf heute Morgen.“
 

„Okay. Dann haben wir jetzt zwei Stunden Zeit“, meinte Ran vergnügt, nachdem sie sich umgezogen hatte und nach draußen auf die anderen zukam.

Ihren Klassenkameraden entdeckt hielt sie abrupt an. Sie stutzte: Shinichi? ...

Seiner und ihr Blick trafen sich.

„Shinichi?“, ungläubig brachte Ran seinen Namen über die Lippen. Ihr Gesicht begann unmerklich vor Freude zu strahlen.

Aber dann fiel ihr sein Zustand auf. Er sah müde aus, war blass und er schwitzte.

Ran kam besorgt näher auf ihn zu: „Was machst du hier? Geht es dir nicht gut?“

Shinichi nickte verharmlosend, was Heiji, der seine Reaktion stumm mit verfolgte, ernst mitbekam.

Sein Freund machte einen Schritt auf seine Klassenkameradin zu. Er drückte ihr etwas in die Hand. Dann ging er ohne ein weiteres Wort voraus.

Die anderen folgten ihm.
 

Kazuha ging neben Ran, welche ihre Hand unmerklich etwas geöffnet hatte und mit einem verträumten Lächeln deren Inhalt betrachtete.

„Ran, tut es sehr weh?", fragte Kazuha ihre Freundin.

„Nein, das geht schon", lächelte Ran, über ihr Handgelenk reibend, zurück: „Ob das wohl gereicht hat?", überlegte sie laut.

„Na kla. Du has doch genau die Hälfte geschafft", kam es von männlicher Seite her. Es war Heiji von vorne her gewesen. Er lief neben Shinichi, der seine Hände in seinem Jackett vergraben hatte.

„Aber is schon irgendwie dumm organisiert. Is doch recht knapp so kurz vor den Ferien sowat zu veranstalten", fand Kazuha.

Ran nickte.
 

Gemeinsam betraten die vier Oberschüler eine Sushibar in die sie sich setzten. Eine junge Dame mit zu einem Dutt zusammengebundenen Haaren, nahm ihre Bestellung auf: „Was kann ich Ihnen bringen?“, erkundigte sich die junge Frau, mit einer schönen und hellen Stimme, freundlich.

„Ja. Wir hätten gerne eine gemischte Platte mit Nori-Rollen, Inari und Sashimi“, sagte Heiji, die anderen nach Zustimmung angesehen, für alle bestellend.
 

„Nicht so laut!", fuhr Tokios Detektiv den aus Osaka an: „Das hat zumindest Ai gesagt, als ich sie mal gef-“, Shinichi brach mitten im Satz ab.

Entsetzt blickte er zur gegenüber liegenden Tribüne. Er wurde noch blasser und erstarrte:

Das..., das kann doch gar nicht sein… Oh nein! , schoss es ihm erschreckt durch den Kopf.

„Shinichi“, Heiji stieß seinen Freund von der Seite her an: „Hey?"

„Der Ma… nn!“, stotterte der darauf nur.

„Mann, welcher Mann?“

„Der, der da vorne!", Shinichi zeigte in dessen Richtung: „Gin!“

„Was? Gin? Du meins einer von denen, die dich geschrumpft habn?“

„Ja! Aber was haben die hier zu suchen!?“

Die beiden Detektive sahen sich verzweifelt an.

„Hier, nimm meine Kappe!“, mit diesen Worten setze Heiji ihm schnell seine Mütze auf.

Hoffentlich haben sie mich nicht entdeckt!, bangte Shinichi.

In diesem Moment stand der blonde Mann von der gegenüberliegenden Tribünenseite auf.

Oh, nein! Hat er uns etwa entdeckt?, fragten sich sofort beide.

Die Detektive beobachteten wie der Mann in Schwarz mit den langen Haaren die Halle verließ.

Kurz entschlossen folgten die Beiden ihm.
 

Gins Weg führte in die Parkgarage des Hotels. Dort sah er sich kurz um und begann dann zu telefonieren.

Die beiden Detektive versteckten sich hinter einem der zahlreichen Autos. Shinichi wühlte in seinem Rucksack. Er kramte seine Brille und einen Peilsender heraus. Die beiden schauten sich verschwörerisch an.

„Immer alles dabei, was?", stellte Heiji amüsiert fest, der sofort verstanden hatte.

„Aber womit lenken wir ihn ab?", überlegte Shinichi fieberhaft.

Hattori grinste ihn an.

„Na, hiermit!", er hatte etwas Passendes herausgegriffen.

Shinichi erwiderte das Grinsen:

„Ah, der allseits bekannte Flaschentrick."

„Zugegebn“, räumte Heiji ein: „Etwas einfallslos, aber durchaus brauchbar", meinte er.

Damit schlichen die beiden sich so nah wie nur möglich, den Schutz der Autos genutzt, an Gin und seinen schwarzen Porsche heran.
 

Während Heiji die halbvolle Wasserflasche warf, platzierte Shinichi blitzschnell den Sender unter dem Fahrersitz durch das halbgeöffnete Fenster. Dann versteckte er sich wieder und gab seinem Freund per SMS Bescheid. Kurz darauf sahen die zwei, wie das Organisationsmitglied in seinen Porsche stieg und wegfuhr.

„Nur müssen wir jetzt in Empfangsweite bleiben."

„Kein Problem. Ich hab mein Motorrad mit. Es steht gleich um die Ecke.“

Schnell rannten die Zwei dorthin, stiegen hastigauf und folgten dem Mann in Schwarz.
 

Die beiden hatten den Porsche schon eine ganze Weile im Visier, als Shinichi es klingeln hörte und mitbekam wie Gin abnahm: „Ja, er war da. Der Zünder ist für 18:31 Uhr präpariert und der Rest erledigt sich von selbst“, hörte Shinichi den schwarzen Teufel, welcher zufrieden grinste.

Zünder? Was für ein Zünder?, überlegte er angestrengt.

„Was hörst’e?“ Heiji bog rechts um eine Kreuzung.

„Sch…“, zischte Tokios Detektiv Kazuhas Freund konzentriert an.

„Wie weit bist du?“, erkundigte sich Gin bei seinem Gesprächspartner. Er lachte erfreut: „Dass trifft sich ja gut, dann wird im Yushohai ja alles nach Plan gehen.“

Was? Im Yushohai? Shinichi war entsetzt: Verdammt! Er warf einen hastigen Blick auf seine Armbanduhr. Das war ja schon in einer knappen halben Stunde, wie er entsetzt feststellte.

„Oh nein, Heiji! Das ist Rans Hotel!“

„Was?“, auf Kommando wendete der das Motorrad und raste so schnell es im Feierabendverkehr möglich war zurück. Das hatte zur Folge, dass die Verbindung zu Gin abriss.

Oh nein, Ran!

Kazuha!

Shinichi versuchte erst Ran und dann Kazuha über Handy zu erreichen.

„Und?“, hörte er Heiji nervös fragen.

„Nichts! Sie gehen nicht ran. Keine von beiden.“

„Verdammt!“, Osakas Detektiv beschleunigte sein Tempo noch einmal.
 

Als die beiden endlich besagtes Hotel erreicht hatten, war es bereits zu spät.

Der Rauch war bereits zu sehen und Feuerwehrseren zu hören. Es brannte!

Sowohl Heiji, als auch Shinichi sprangen vom Motorrad ab, wobei die Maschine umkippte und samt den Helmen zu Boden fiel. Überstürzt rannten die Detektive auf das Yushohai-Hotel zu.
 

Beide wichen den Löschbeamten, die bereits vor Ort waren und sie versuchten aufzuhalten, aus. Sie kamen bis kurz vor den Eingang.

Dort wurden sie von jeweils zwei Löschkräften zurück gehalten. Shinichi schaffte es jedoch energisch sich los zu reißen: Er verschwand im brennenden Gebäude…
 

„Lass'n Sie mich durch!“, fuhr Heiji die drei jungen Feuerwehrleute an, die ihn am reingehen hinderten, indem sie ihm den Weg versperrten und ihn zurückdrängten

„Lass‘n Sie mich los!“, versuchte sich der Oberschüler energisch durchzusetzen: „Los lass‘n! Lass‘n Sie- lass‘n Sie mich los!“, bemühte er sich wehrend, um doch noch an den Männern in Schutzkleidung vorbei wieder näher an den brennenden Hoteleingang heranzukommen.

Jeweils einer packte ihn daraufhin bestimmt an einem Arm. Der dritte Feuerwehrmann stellte sich vor den Oberschüler und versperrte dem Detektiv so weiterhin den Weg. Protestierend stemmte Heiji sich gegen ihn: „Lass‘n Sie mich durch, verdammt noch mal! Ich muss meinem Freund helfn!“

Ruhig schob der Löschbeamte den Oberschüler immer weiter zurück.

Heiji startete einen erneuten Versuch sich loszureißen, aber auch dieser misslang ihm. Verzweifelt wollte er nun in die andere Richtung loskommen. Doch auch das gestand man ihm nicht zu.

Hilflos schrie er die Löschkräfte daraufhin ein weiteres Mal lautstark an: „Mein Freund is da noch drin! Ich kann ihn nich einfach im Stich lassn! Was is daran so schwer zu verstehn!?“

Alles was er in den Augen des direkt vor ihm stehenden Feuerwehrmannes sehen konnte war aufrichtiges Bedauern, als er ihm ganz ruhig und deutlich sagte: „Du kannst nichts machen! Hör auf! Überlass das uns.“

„Nein!“, schrie Heiji und versuchte sich erneut zu wehren.

Doch der Mann drückte ihn aufs Neue ganz bestimmt zurück, indem er ihn an den Schultern fassend vom Gebäude wegschob: „Hör auf. Du kannst jetzt nicht in das Hotel. Du kannst nicht! Verstehst du? Das ist viel zu gefährlich.“

Heijis sture Augen trafen die des Feuerwehrmannes, der ihn ernst und bestätigend ansah während er weiterhin professionell ruhig blieb.

„Nein, nein!“, schüttelte Heiji protestierend den Kopf, bevor er sich resigniert zu Boden fallen ließ.
 

Dort blieb er erschöpft und angestrengt atmend sitzen. Wütend griff er nach etwas Erde, die er dann an dem Feuerwehrmann vorbei, warf. Dieser kniete sich derweil ebenfalls, wie seine Kollegen, zu ihm hinunter.

Geduldsam blieb einer der drei Löschkräfte neben ihm.

Konzentriert wartete der Detektiv ab, bis der Feuerwehrmann sich erhob: „Katsutoshi, bringen Sie diesen Jungen jetzt bitte von hier weg“, bat ein anderer Feuerwehrmann seinen jüngeren Kollegen.

Dieser nickte und wollte den Oberschüler nun mit gelockertem Griff mitnehmen. Auch der Mann links von ihm war unaufmerksam was Heiji umgehend ausnutzte. Er befreite sich und stürmte seitlich des Gebäudes davon.
 

Die Rufe der Löschkräfte ignorierte er. Doch allzu bald sah er selbst ein, dass er nicht mehr in das Hotel konnte. Ihm war klar, dass Shinichi ebenfalls nicht hatte darin verbleiben können. Seiner Schlussfolgerung nach musste er wahrscheinlich aus einem der zahlreichen Fenster den Flammen entkommen sein. Jedenfalls hoffte Heiji das inständig, weshalb er hastig die Seitenfront des Hotels entlang rannte. Unentwegt rief er nach Shinichi. Doch nichts. Er bekam keine Antwort.

Heiji sah sich beim Rennen um: Wo könnte er nur verdammt nochmal stecken?, fragte er sich bis her plötzlich stoppte. Er hatte ihn eindeckt: „Shinichi!“

So schnell seine Füße ihn getragen hatten, hatte Osakas Detektiv seinen im Gras liegenden Freund erreicht.

Umgehend beugte sich Heiji zu ihm hinunter: „Shinichi? Shinichi!?“, sprach er ihn besorgt an.

Doch der gerufene Detektiv zeigte keinerlei Reaktion. Bewusstlos wurde er von seinem Freund leicht an der linken Schulter gerüttelt.
 

Heiji begriff und ließ sich neben ihn auf den Boden sinken: „Verdammt, Shinichi!“

Sofort kontrollierte er die Atmung und den Puls an der Halsschlagader seines Freundes. Erleichtert lehnte Kazuhas Freund sich dann mit abgestützten Armen ein Stück nach hinten. Erschöpft wischte sich er sich über die verschwitzte Stirn.

Er sah sich um. Nach einem flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr, begann er Shinichi ganz behutsam auf den Rücken zu drehen. Dann stellte er sich hinter ihn und umfasste Schultern und Nacken so, dass Shinichis Kopf festgehalten wurde. Danach hob er den Oberkörper vorsichtig von hinten an und beugte ihn nach vorne. Heiji stützte den Rücken mit seinen Knien ab. Als nächstes griff er durch die Achselhöhlen, winkelte einen Unterarm von ihm an und umfasste diesen mit beiden Händen von oben her.

Shinichi wurde auf Heijis Oberschenkel gezogen, wobei dieser sein Körpergewicht nach hinten verlagerte und sich aus den Knien heraus aufrichtete. Anschließend ging Heiji mit gebeugten Knien Rückwerts und zog Shinichi mit gestreckten Armen vom immer noch brennenden Hotel weg in Richtung eines Dickichts innerhalb der Parkanlage.
 

Hinter dem Dickicht bette Kazuhas Freund ihn behutsam auf das Gras, ehe er ihn in die stabile Seitenlage brachte.

Als er das erledigt hatte, ließ er sich an einem Baum gelehnt neben ihm nieder. Schnell holte er sein Handy aus der Jackentasche. Er wählte, hörte das Freizeichen und wartete angespannt darauf, dass Jemand abnahm.
 

Samstagabend, 18. März

Der Professor war gerade dabei im Internet zu surfen, während Ai auf dem Sofa saß und las.

„Ich gehe schon“, stand die Grundschülerin auf. Sie nahm ab: „Bei Professor Agasa?“

„Ai, Ai bis‘u das?“, wurde sie von Heijis angespannter Stimme laut angesprochen.

„Hattori?“

„Ai, is der Professor auch da?“

„Ja. Warte-“, wollte sie gerade nach ihm rufen.

Doch Heiji unterbrach sie. Seine Stimme überschlug sich: „Nein! Ihr müsst unbedingt sofort zum Hotel Yushohai kommn. Ich brauch dringend eure Hilfe. Shinichi is verletzt!“

„Was?“ Ai vergaß für einen kurzen Moment zu Atmen.

„Sorry, ich hab jetz keine Zeit euch das zu erklärn. Ihr müsst kommn und mir helfn! Allein schaff ich das nich. Weiß‘u, wo das Yushohai Hotel is?“

„Ja.“

„Gut, daneben is‘en Parkgelände. Dort wart ich auf euch.“

„Wir kommen so schnell wir können.“ Eilig legte Conans Klassenkameradin auf.
 

Heiji machte am anderen Ende das gleiche. Das Handy weggesteckt, kontrollierte er, wie schon eben, Puls und Atmung. Mit Bedacht besah sich der Detektiv jetzt den anderen. Shinichi hatte eine Platzwunde am Kopf. Kazuhas Freund sah kurz in die Richtung des Hotels, konzentrierte sich dann jedoch wieder umgehend auf seinen Freund. Dessen Hände wiesen Schürfunden und kleinere Kratzer auf. Eine Hand wies auf der Innenseite noch eine ca. 2 cm große, längliche, blasenartige Wunde auf.

Das gesehen schob er das Hemd hoch und sah auf einen großen Bluterguss. Vorsichtig tastete er den Bauch und die Rippenregion nach Verletzungen ab. Heiji hielt inne und stutzte kurz, als er leichten Druck auf die untere bis mittlere Rippengegend ausübte.

Als er seine vorläufige Untersuchung mit einer erneuten Überprüfung der Vitalfunktionen abgeschlossen hatte, legte er seinen Freund zurück in die stabile Seitenlage. Danach zog er seine Jacke aus und legte sie über Shinichi. Das erledigt rutschte er zurück an den Baumstamm, um sich dagegen zu lehnen. Ein weiterer Blick auf die Armbanduhr folgte.

Kazuhas Freund schloss die Augen und lehnte seinen Kopf an.

Wo sin Kazuha un Ran?, dachte er nach: Hoffentlich is ihnen nichts Schlimmes passiert, fragte er sich.

Der Oberschüler überlegte: Wenn ich sie suchn geh, dann müsst ich Shinichi allein lassn. Das is zu riskant. Verdammt!, ärgerte er sich. Warum gehn die auch nich an ihre blödn, bescheuertn Handys? Wofür hat Kazuha das, wenn sie nich mal drangeht?, frustriert strich Heiji sich die Haare nach hinten.

Abwartend blieb er neben dem regungslosen Shinichi sitzen. Engmaschig kontrollierte er die Vitalfunktionen.
 

Plötzlich regte Shinichi sich leicht und bewegte minimal seinen Kopf.

Umgehend war Heiji an seiner Seite und sprach ihn mehrmals mit seinem Namen. Mehrmals rüttelte er ihn an der Schulter: „Shinichi? Shinichi! Shinichi!?“

Benommen reagierte dieser blinzelnd auf ihn.

Heiji jubelte freudig auf: „He, da bis‘u ja wieder!“

Shinichi gab nur ein verwirrtes: „Hm?“ von sich.

„Keine Sorge, du bis in Sicherheit“, meinte Heiji zu Shinichi, der versuchte sich immer noch benommen umzusehen und aufzusetzen. Sein Freund half ihm dabei. Matt lehnte sich Shinichi an ihm an: „Heiji?“, fragte er unsicher.

„Ja, ich bin’s. Schön das‘te mich wieder erkenns“, drückte Kazuhas Freund ihn überschwänglich-erleichtert kurz an sich.

Shinichi nahm die anlehnende Unterstützung dankend an, indem er seinen Kopf ruhig auf Heijis Oberkörper liegen ließ.

„Weiß‘te was mit dir passiert is?“, wurde er gefragt. Er schüttelte den Kopf leicht.

„Macht nix“, meinte Heiji darauf: „Is dir schlecht?“

„Etwas.“

„Ich hab Ai un den Professor angerufn. Die beidn kommn dich gleich abholn. Meins’u, ich könnt dich zu den Sanitätern bringn? Ich bin mir nämlich nich ganz sicher, ob du nich mehr, als ne Gehirnerschütterung has.“

Shinichi schüttelte kurz schnell mit dem Kopf, bevor er schmerzhaft seine Augen zusammenkniff.

„Wie lange war ich bewusstlos?“, wollte er, heftig hustend müssend, wissen.

„15 oder 20 Minuten schätze ich“, antwortete Heiji fürsorglich und knüpfte ihm das Hemd soweit auf, dass Kudo besser atmen konnte: „Weiß‘u, was wir heute für einen Tag habn?“

„Samstag?“

„Ja. Un weiß’u auch das Datum?“

„18ter?“

Heiji nickte. Leicht drehte er sich so, dass er seinem Freund in die Augen sehen konnte. Dann zeigte er ihm seine Finger: „Wie viele Finger sin das?“

„Drei“, antwortete Shinichi ihm.

„Un die?“

„Einer.“

Heiji nahm seine Hand wieder weg.
 

Für einen kurzen Moment waren beide still.

„Bitte, kein Arzt!“ Shinichi musste erneut husten.

„Is gut“, gab sein Freund sich damit einverstanden.

„Wo, wo ist Ran? Heiji, hast du sie gesehen?“, stellte Tokios Detektiv kurz darauf die Frage, die der andere Detektiv schon gefürchtet hatte. Sie ließ ihn kaum merklich zusammenzucken: „Nein“, antwortete er ihm dann nach kurzweiligem Überlegen doch wahrheitsgemäß.

„I-ich muss sie suchen!“

Hustend versuchte Shinichi sich aufzurappeln. Heiji hinderte ihn. Als Shinichi versuchen wollte seinen rechten Fuß zu belasten, stöhnte er schmerhaft auf. Taumelnd bemühte er sich darum sein Gleichgewicht zu halten. Während er sich mit der einen Hand schwankend den Kopf hielt, streckte er den anderen Arm aus um sich auszubalancieren.

„Hey, setz dich lieber wieder hin!“, drückte Heiji ihn besorgt wieder runter: „Komm setz dich wieder! Ran geht’s gut. Sie is bestimmt bei Kazuha“, bemühte er sich, Shinichi, der versuchte so gut wie das seine Kräfte zuließen dagegen anzugehen, gut zuzureden.

„W-was ist wenn nicht? Ich muss sie suchen!“ Shinichi wollte noch einmal aufstehen. Doch Heiji unterband den Versuch, indem er ihn sitzend behutsam umklammerte: „Wenn nich, dann könn wir das jetz auch nich ändern. Bleib jetz einfach hier. Wenn’u wieder wegklappst, dann hilft das ihr un mir auch nix!“

Shinichi gefiel das nicht, doch er sah das widerwillig ein. Erschöpft ließ er sich von Heiji, mit dem Kopf auf dessen Beine, wieder hinlegen.
 

Endlich! Heiji vernahm das Geräusch eines vorfahrenden Autos:

Das müssn sie sein.

Rasch lehnte er seinen Freund an den Baumstamm an, sprang auf und rannte in die Richtung, von der die Scheinwerfer des Käfers kamen.

„Wo ist er?“, wollte Ai von ihm wissen. Während der Professor den Erste-Hilfekasten aus dem Kofferraum holte.

„Da vorn. Kommt mit, ich zeig’s euch.“

Eilig kamen die beiden Ankömmlinge dem Detektiv aus Osaka nach.

Shinichi sah zu wie Ai seine Hand verband und spürte die Hände vom Professor, der sich um seinen Kopf kümmerte und Heijis, die seine Rippen mit einem Stützverband umwickelten.

Anschließend stützenden ihn Heiji und der Professor zum Auto.

Ai, die vorgelaufen war, hatte bereits geöffnet. Sie stieg zuerst ein. Zusammen betteten sie ihn auf die Rückbank, seinen Kopf auf Ais Schoß.

Schließlich stieg auch der Professor ein: „Kommst du nicht mit?“, wandte er sich an den Oberschülerdetektiv, welcher zögerte.

„Nein. Ich werd lieber nach Ran un Kazuha suchn. Sie müssn hier auch noch irgendwo sein“, antworte er.

Das hoff ich zumindest!, war er in Gedanken besorgt.

„In Ordnung. Bitte melde dich bei uns, wenn du Näheres weißt.“

„Ja, das mach ich. Also bis dann.“ Während Heiji mit ernster Miene loslief, fuhr Agasa Shinichi zu sich nachhause.
 

„Nein, nur einen“, entgegnete ein Feuerwehrmann.

„Wie, wie sah er denn aus?“, erkundigte sich Kazuha nach Antwort drängend.

„Er trug eine schwarze Schuluniform.“

„Das ist Heiji! Das muss Heiji sein!“, rief Ran optimistisch aus und strahlte ihre Freundin an.

„Aber er ist schon eine ganze Weile wieder weg.“

„Bestimmt is er uns suchn“, meinte Kazuha aufgeregt.

Die Oberschülerinnen wollten sich gerade für die Auskunft bedanken, als die Beiden ihre Namen hörten.

„Da, das ist ja Heiji!“, rief Ran hocherfreut, geradezu jubelnd, aus.

Kazuha dagegen rannte währenddessen schon los und umarmte ihren Freund stürmisch.

„Kazuha!“, der Detektiv erwiderte innig ihre Umarmung.

„Heiji, ich hab mir solche Sorgn gemacht."

„Un ich mir erst!“

Nun hatte auch Ran die beiden erreicht und riss das Paar somit aus ihrer Wiedersehensfreude.

„Heiji, ein Glück. Dir geht es gut“, meinte sie zu ihm. Doch dann sah sich um: „Aber wo, wo ist Shinichi?“ Ihre Stimme bebte. Voller Sorge um ihn sah sie ihn an.

Dieser wich jedoch aus: „Es geht ihm gut. Er is auch auf der Suche nach euch.“

Jetzt fiel auch Ran ein riesengroßer Stein vom Herzen.

„Dann lasst uns ihn anrufen“, meinte Kazuha.

„Eh, nein. Das geht leider nich: Mein Akku is leer.“

„Oh, so was Dummes. Meins geht leider auch nicht mehr“, stellte Ran enttäuscht fest.

„Apropos, wo ward ihr denn die ganze Zeit über? Ich und Shinichi wolltn euch vor dem Feuer warn.“

„Das tut uns leid. Ihr ward auf einmal verschwunden und es war noch früh. Also haben wir beschlossen etwas bummeln zu gehen. Ich habe mein Handy ausgestellt, weil ich meinen Akku schonen wollte.“

„Un Meins is doch weg.“, ergänzte Heijis Freundin bedauernd: „Un als wir dann zurückkamn, sahn wir, dass es brannte.“

„Ach so. Deshalb seid ihr nich dran gegangn. Wir habn uns echt Sorgn um euch gemacht.“ Osakas Detektiv seufzte erleichtert auf.

„Wir uns auch um euch“, nickend sahen die zwei Oberschülerinnen ihn an.

Heiji zog seine Freundin, ihr einen Kuss auf die Stirn gebend, noch einmal zu sich.
 

„Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als auf ihn zu wartn“, schlussfolgerte Kazuha nun, als die Beiden sich wieder voneinander lösten, gerädert.

Auch den Zwei anderen ging es nicht anders.

„Nein. Wir wartn nich. Ich schlag vor, wir gehn zu Ran und ruhen uns erst mal aus.“

„Aber?“, warf diese energisch ein.

„Ich hab es so mit ihm abgesprochn", meinte Heiji bestmöglich überzeugend klingend.

Ran nickte. Jedoch ihre Anspannung blieb. Langsam kam sie den beiden anderen hinterher.

Sich ein Taxi bestellt ließen sie sich zur Detektei bringen.
 

Oben angekommen schloss Ran die Wohnungstüre auf und schaltete das Licht ein.

Kazuha warf sich müde auf das Sofa. Ihre Freundin ging währenddessen in die Küche. Als sie mit einem Tablett ins Wohnzimmer zurückkam, hatte es sich auch Heiji bequem gemacht. Kazuha hatte sich an ihn gelehnt. Schon fast eingeschlafen setzte sie sich auf. Nahm dankend eine Tasse voll Tee an.

Heiji und sie nahmen jeder einen Schluck, während Ran sich nippend zu ihnen gesetzt hatte.

Heiji legte seinen Arm um seine Freundin, als sie sich wieder an ihn kuschelte und müde ihre Augen schloss.

„Ran, möchtest du nich auch versuchn ein wenig zu schlafn?“, sprach er sie leise an.

„Ich kann nicht“, gab sie von ihrem Handy bedrückt aufsehend zurück.

„Du brauchs dir keine Sorgn zu machn. Ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht“, um dies zu untermauern grinste der Oberschüler sie gespielt an.
 

Heiji wartete ab. Nachdenklich betrachtete er die Oberschülerinnen, als dann doch auch Ran gegen 23:15 Uhr eingeschlafen war. Auf seinem Gesicht bildete sich ein flüchtiges Schmunzeln. Vorsichtig stand er auf, um Kazuha, die ihren Kopf auf seine Brust gebettet hatte, nicht zu wecken.

Anschließend sah er sich um. Sobald er gefunden hatte, was er suchte: schrieb er ein paar Zeilen, schnappte sich seine Jacke und zog leise die Wohnungstür hinter sich zu.
 

Draußen legte er unter dem Sternenhimmel einen kurzen Sprint zurück, dann verlangsamte er, aus der Puste kommend, sein Tempo.

Der Detektiv musste eine Weile warten, bis jemand die Tür öffnete.

Es war der Professor: „Hallo, Heiji.“

„Hallo. Ich hab ma angenommn, das’ser noch auf seid“, trat Heiji ohne Umschweife ins Innere ein.

„Wie geht’s Shinichi?“, erkundigte er sich direkt als erstes nach seinem Freund.

„Sein Zustand ist stabil.“ Es war Ais Stimme.

„Und wo is er?“, wollte Heiji nun interessiert den Hausbesitzer ansehend wissen.

„Im Wohnzimmer. Das war am einfachsten “, entgegnete dieser ihm die Haustüre schließend.

Doch Osakas Detektiv hörte sich den zweiten Satz gar nicht mehr bis zu Ende an, sondern lief zügig dorthin.
 

„Hey, du bist ja wach“, freute Heiji sich, als er ihn sah. Dieser schaute ihn leicht aufrecht liegend an. Er war blass. Seine Beine waren durch eine Knierolle, die aus einer Decke zusammen gerollt war, erhöht angewinkelt.

Auch Ai drehte sich in seine Richtung. Sie setzte sich wieder neben ihn: „Wer ist das?“, wollte sie von ihm wissen.

„Heiji“, antworte er ihr heiser. Genervt verdrehte er dann die Augen.

„Wie geht’s dir?“

„Wie schon.“ Shinichi hielt sich hustend die Hand vor den Mund: „Ran! Weißt du wo Ran ist?“, stellte er die Frage, die ihn die ganze Zeit über unter den Nägeln gebrannt hatte.

„In der Detektei. Bei Kazuha.“
 

Shinichi war die Erleichterung anzusehen, als er seinen Kopf erschöpft tiefer in das Kissen sinken ließ.

„Versuch zu schlafen“, meinte Ai aufstehend. Sie zog Heiji mit sich davon.

Sobald sie außer Hörweite war, kritisierte sie ihn im Flüsterton scharf: „Warum hast du ihm das nicht ausgeredet?“

„Hey, ich wusst davon nichts!“

Sie sah ihn wütend an.

„Wirklich nich.“

„Dieser Dummkopf“, murmelte die frühere Chemikerin leise ihre Arme verschränkt. Der Professor kam dazu: „Was ist denn eigentlich passiert?“, fragte er nach.

„Nun ja“, begann der Angesprochene, seine Hände in die Hosentaschen steckend, Bericht zu erstatten: „Ich traf ihn zu Beginn des Turniers un da hatte er das Gegenmittel bereits genommn.“

„Was war dann?“, machte Ai nun wieder verärgert auf sich aufmerksam.

„Ich hab ihn natürlich erst mal gefragt was‘er sich dabei denkt. Allerdings ließ ihn mein Unverständnis kalt!“, meinte Heiji darauf nur zynischen Blickes.

Die anderen, wie auch er, verzogen beim Anblick ihres Freundes ihre Gesichter.

Der Professor machte sich gemächlichen Schrittes auf in Richtung Küche.

„Jedenfalls“, fuhr der Detektiv fort, „dreimal dürft’ter raten, wer noch da war“, er wollte gerade fortfahren, als der alte Mann ihn unterbrach: „Möchtest du auch einen Kaffee?“, der nebenbei seinen Arm nach der Glaskanne ausstreckte und sich eine Tasse einschüttete.

„Ja“, der Oberschüler nickte dankbar und nahm die Tasse, der ihm hingehalten wurde, entgegen. Er trank einen Schluck.

„Das hast du gut gemacht“, meinte der Professor sich anerkennend setzend.

„Danke“, antwortete Heiji es ihm gleich getan.

„Wen?“, fragte Ai sich ebenfalls niedergelassen.

„Du müsstes ihn eigentlich kenn. Ein großer Typ ganz in Schwarz mit langn blondn Haarn!“

Agasa, wie auch das ehemalige Organisationsmitglied sahen ihn entsetzt an. Ai wurde bleich: „Gin!“ Akemis Schwester war geschockt.

Heiji nickte verärgert.

„Dann ist er verantwortlich für den Brand?“, schlussfolgerte der Professor betroffen.

Ein weiteres Nicken seitens des Detektivs reichte als Bestätigung.

„Das erklärt natürlich Einiges.“

„Hat er euch bemerkt?“, wollte das geflüchtete Mitglied der Organisation voller Sorge wissen.

Heiji schüttelte den Kopf: „Nein. Ich denk nich.“

„Bist du dir da sicher?“, fragte sie schnell, verängstigt noch einmal mit eindringlicher Stimme nach.

Trotz seines „Jas“ blieb sie blass.

Für einen Moment war es still zwischen ihnen. Das Ticken der Wanduhr war zu hören.
 

„Is Shinichi denn soweit in Ordnung?“, erkundigte sich der Oberschüler das Thema wechselnd.

Ai hatte sich wieder gefasst. Sie stand auf und holte einen Zettel, auf dem sie alles notiert hatte: „Seine Rippen scheinen geprellt zu sein. Gebrochen ist denke ich nichts. Wir haben ihn, soweit uns das ohne Arzt möglich war, gründlich untersucht. Die rechte Seite ist dunkelblau. Die Handgelenke sind vermutlich verstaucht… genau wie sein rechter Fußknöchel. Eine ernstere Rauchvergiftung schließen wir aus.“

„Was is mit seinem Kopf? Kann’er sich an den Sturz erinnern?“

„Sieht nach einer einfachen Gehirnerschütterung aus“, meinte sie: „Sein Zustand ist, seitdem er hier ist, stabil“, führte die frühere Chemikerin weiter aus.

„Hat er sich übergeben müssn?“

„Nein. Nur einmal im Auto“, beantwortete der Professor ihm diese Frage.

„Du meins also wir müssn vorläufig keinen Arzt konsultieren!?"

„Nein“, meinte sie knapp. Sie stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab.

„Klingt ja gar nich so übel.“ Heiji stellte erleichtert seine Tasse ebenfalls ab: „Habt'er Medikamente hier?"

Seine Frage hatte zur Folge, dass Ai und auch der Professor ihn ernst ansahen.

„An seinen Schmerzen kann ich nichts ändern!", entgegnete Ai kühl.

Heiji schaute sie darauf verwundert an: „Wieso? Habt’ter ihm etwa nichts dagegen gegeben?“

Kopfschütteln beiderseits.

„Was?“, sah Heiji sie daraufhin verständnislos an.

„Tut mir leid, aber wir wissen nicht wie sich Schmerzmittel in Kombination mit dem Gegenmittel bei ihm auswirken“, äußerte sie sich der Professor erklärend.

„Aber?“, wollte Shinichis Freund einwenden.

Aber Ai unterbrach ihn scharf: „Wir könnten mehr Schaden anrichten als Nutzen erzielen. Immerhin ist er noch immer in diesem Zustand! Außerdem haben wir eh nichts was stark genug wäre“, meinte das ehemalige Organisationsmitglied nüchtern ergänzend: „Zudem… Er ist selbst schuld. Das hat er jetzt davon!“, fügte sie noch mit wütenderem Unterton hinzu und ohne auch nur irgendeinen Hauch von Mitleid in ihrer Stimme erklingen zulassen.

„Ai!“, empörte Heiji sich für seinen Freund Partei ergreifend: „Das ist Quälerei!“

Die Gemeinte stand auf: „Sein Pech. Er wusste worauf er sich da einlässt. Jetzt muss er eben mit den Konsequenzen für sein unüberlegtes Handeln alleine zurechtkommen. Ich werde ihm sicher nichts geben, was ich nicht vorher getestet habe. Ich will nicht für irgendwelche Nebenwirkungen verantwortlich sein! Kommen Sie, Professor. Helfen sie mir mit dem Gegenmittel.“

„Ja“, erhob sich dieser.
 

Als Ai ein paar Schritte gegangen war, drehte sie sich noch einmal zu Heiji um: „Sieh nach ihm. Wenn etwas sein sollte, hol uns! Überlegt euch schon mal was ihr Ran erzählen wollt.“

Gemeinsam mit dem Professor verschwand Ai im Werkraum, während Heiji sich derweil mit einem Wasserglas neben seinen Freund setzte.
 

„Hey? Bist’e wach?“, sprach Heiji ihn bedrückt an.

Shinichi öffnete die Augen, schaute zu ihm auf: „Ist Ran wirklich in der Detektei?“, fragte er heiser nach. Er wollte es sicher wissen. Misstrauisch sah er Heiji an.

„Glaubst’e mir das etwa nich?“, sah Heiji ihn an: „Wirklich, kannst’e mir ruhig glaubn. Sie war wirklich bei Kazuha! Ich schwindel dich nich an!“, rechtfertigte er sich.

„Wirklich?“, harkte Shinichi noch einmal leicht hustend nach.

„Wirklich!“ bestätigte Heiji ihm fest. Er blieb bei ihm.
 

Gewissenhaft achtete Heiji auf die Zeit und weckte Shinichi in regelmäßigen Abständen.

Ai kam in Begleitung vom Professor zu ihm. Sie legte eine rot-weiße Kapsel auf den Tisch.

„Das Gegenmittel?“

Die Herstellerin dessen nickte. Sie kam zu ihnen.

„Gib’ste sie ihm nich?“

Ai legte eine Hand auf Shinichis Stirn: „Nein. Es ist noch zu früh.“

„Zu früh?“

„Er sagte, dass er das Anti-Apoptoxin gestern etwa gegen fünf eingenommen hat und wenn dem so ist, dann ist es besser, wenn er das Gegenmittel erst in zwei Stunden bekommt. Ich möchte nämlich nicht, dass sich nicht noch ein zu großer Restgehalt in seinem Blut befindet. Wäre das nämlich der Fall, so könnte ich nicht sicher sagen, ob es ihm schaden würde“, erläuterte Ai sachlich ihren Beweggrund.

„Inwiefern?“, wollte Heiji angespannt wissen.

„Die Menge wäre, wenn auch nur für einen kürzeren Zeitraum, zu hoch. Er würde noch stärkere Schmerzen haben, als er sie ohnehin bekommen wird. Was seine Verletzungsgefahr zusätzlich erhöht.“

„Verletzungsgefahr?“

Ai nahm die Hand wieder von Shinichis Stirn. Wandte sich von ihm ab.

„Die Rippen“, meinte sie müde den Raum verlassend.
 

Sonntag, 19. März
 

Am nächsten Morgen läutete es an der Tür.

„Ich mache schon auf!", rief Ai.

Vorsichtig spähte sie durch das Glas, bevor sie öffnete: „Ah, da seid ihr ja“, lächelte sie ihre drei kleinen Freunde, sich über ihre verschwitze Stirn fassend, an: „Würde es euch etwas ausmachen, wenn wir ein andermal spielen? Ich bin krank.“

„Oh, was hast du denn?“, fragte Ayumi besorgt.

„Nur ein bisschen Fieber.“

„Dann lassen wir dich ausruhen.“

„Danke Mitsuhiko“, verabschiedete sich die vermeintliche Grundschülerin von ihren Klassenkameraden.
 

Später am Vormittag
 

Der Professor öffnete und sah die beiden Oberschülerinnen.

„Guten Morgen, Heiji“, begrüßten Ran und seine Freundin ihn erfreut, als sie ihn sahen. Er war wie Ai ebenfalls gekommen, um zu sehen wer gekommen war. „Morgen“, gab er gähnend und mit verschlafenem Blick zurück.

„Hat Shinichi sich gemeldet?“, erkundigte Ran sich sofort besorgt bei ihm.

„Äh, ja er hat angerufn. Du solls dir keine Sorgen um ihn machn“, log er möglichst belanglos.

„Und wo ist er?“, fragte sie in drängend auf Auskunft.

„Er-er muss noch etwas recherchiern. Das kann ne Weile dauern, aber danach kommt‘er“, versuchte er Shinichis Klassenkameradin aufzumuntern.

„Oh…“, kam ein betrübter Seufzer ihrerseits.
 

„Na dann werd ich mal Ai und Conan Hallo sagen gehen“, meinte sie dann und machte sich auf den Weg nach drinnen.

„Ah, Nein. Nein!“

„Da darfs‘te jetzt nich rein!“, versuchten Agasa und Heiji es noch. Aber es war bereits zu spät. Ran hatte Shinichi gesehen.

Er hatte die Augen geschlossen. Sie blieb für einen kurzen Moment stehen, dann löste sie sich aus ihrer Starre und kam auf ihren verletzten Kassenkameraden zu.

Vor der Couch blieb sie stehen. Shinichi war immer noch blass. Sein Hemd war nicht zugeknöpft. Sodass der Verband ersichtlich war.

Ran sah auch die Verbände an seinen Händen. Sie war erschrocken.

Den Tränen nah wandte sie sich an Heiji, der noch etwas von ihr und Shinichi entfernt stand. Auch Kazuha war dazu gekommen: „Du hast mich belogen“, stellte sie mit Tränenerstickter Stimme fest: „Was ist wirklich passiert?“, wollte sie nun bestimmt von ihm wissen.

„Er is in das brennende Hotel gegangn. Er dachte du hättes dort sein könn“, räumte Heiji die Wahrheit ein.

Rans wurde wütend und traurig: „Und wieso hast du mir das nicht gleich gesagt?“

„Ich wollt nich, dass du dir Sorgen machs“, sagte er leise, sich entschuldigend: „Wir wolltn warten bis es ihm besser geht.“

„Und wann geht es ihm besser?“

„Bald“, konnte er sie beruhigen.

Ran wechselte noch einen Blick mit ihm, setzte sich dann auf die Kante und betrachte den schlafenden Shinichi bekümmert.
 

Der Professor machte Frühstück für sich und die anderen. Während Heiji und Kazuha auf dem Weg in die Küche waren, blieb Ran bei Shinichi.

„Wieso bis’te nich auch rein gerannt?“, fragte Kazuha etwas schnippisch.

„Weil ich von Feuerwehrleuten festgehaltn wurd.“

„Das wurd Shinichi auch.“

„Sag ma Kazuha, willste mir da gerade vorwerfn, ich hätt dich nich retten wolln?“, schlussfolgerte Heiji aus ihrem letzen Satz empört.

Kazuha beschleunigte ihr Tempo, antwortete jedoch nicht.

„Hey, warte!“, rief er und holte sie ein.

Sie hatte die Küche bereits erreicht und war gerade dabei sich Tee einzuschütten.

Damit ging sie an Heiji vorbei und brachte ihn zu ihrer Freundin. Anschließend kam sie zurück. Nichtssagend nahm sie sich eine Schüssel.

Ihr Freund tat es ihr gleich, setzte sich neben sie und den Professor.
 

Gemeinsam frühstückten die Drei. Die Stimmung zwischen Kazuha und Heiji war ein wenig angespannt. So versuchte Agasa ein neutrales Gesprächsthema zu finden.

Er wandte sich an die Oberschülerin: „Wenn du und Ran wollt, dann könnt ihr gerne auch hier bleiben.“

„Ja, gern“, nahm diese die Einladung an, bevor sie ihre Stäbchen zum Mund führte.

Heijis Miene verfinsterte sich. Dann nahm er ebenfalls einen Bissen: Muss das sein? Dann geht die mir doch die ganze Zeit auf die Nervn!, dachte er.
 

Als das Frühstück beendet war, kam Kazuha zurückhaltend zu Ran.

„Weißt du Heiji ist auch kein besonders guter Lügner“, sah Ran bedrückt zu ihr.

Sie sah ihre Freundin, die sich neben sie setzte, traurig an.

„He, wein nicht. Er wird bestimmt wieder gesund!“, versuchte Kazuha Ran zu trösten.

Der Blick der Mädchen fiel auf Shinichi, der leicht seinen Kopf bewegte.
 

Ran versuchte ihn nervös anzusprechen: „Shin-Shinichi? Shinichi!“

Kazuha ging Heiji holen.

„Ran, Ran!?“, reagierte er immer noch heiser irritiert auf sie. Shinichi öffnete leicht die Augen.

Aus ihrem: „Ja!“, hörte er ihre große Erleichterung.

Ihre Blicke trafen sich.
 

Die Stille, die zwischen ihnen herrschte, wurde durch die etwas stürmisch ausfallende Ankunft seitens Heijis und Kazuhas unterbrochen. Der Detektiv ging auf seinen Freund zu und bemerkte, wie Shinichi sich nur ungern von Rans Anblick löste.

„Wie geht’s dir?“, sah er leicht grinsend mitfühlend auf ihn herab.

Shinichi huste. „Ich fühl mich schrecklich: Mein Kopf. Mir tut alles weh“, meinte er matt. Er schloss die Augen wieder.

„Ich geh wieder, ok?“

Shinichi nickte nur kurz.

„Ich hab Hunger“, mit diesen Worten wandte Heiji sich gelassen ans Gehen.

„Aber du has doch grade erst gefrühstückt“, meinte seine Freundin daraufhin meckernd.

„Und wenn schon! Ich hat gestern schließlich kein Abendessn“, antwortete er sich ihr gegenüber rechtfertigend.

„Trotzdem!“
 

Später, es war bereits Nachnittag, suchte Heiji erneut seinen Freund auf.

Dieser versuchte möglichst ruhig zu liegen und sich nichts anmerken zu lassen. Ran hatte ihre Augen geschlossen und saß neben ihm auf dem Boden. Sie hatte ihren Kopf auf seine Decke gelegt. Shinichi war ganz auf sie konzentriert und bemerkte seinen Freund erst gar nicht.

„Oh! Soll ich vielleicht später wieder kommn?“, riss der Detektiv aus Osaka ihn breit grinsend aus seinen Gedanken.

Shinichi vermied es seinen Kopf zu drehen: „Nein. Passt schon. Man hat euch vorhin mit Sicherheit im ganzen Haus gehört“, merkte er ein Husten unterdrückt an.

„Na ja. Typisch wir halt.“ Hattori sah ihn entschuldigend an.
 

Ran öffnete die Augen und sah verschlafen von Einem zum Anderen.

„Könntest‘e Shinichi bitte eine Suppe oder so machn?“

Sie nickte.

Shinichi sah ihr unglücklich nach, dann jedoch fiel sein Blick auf Heijis Arm.

Der folgte seinem Blick und sah ebenfalls auf seinen Unterarm.

„Weißt‘e das nich mehr?“, fragte er mit gespielter Dramatik.

Shinichi schüttelte leicht den Kopf.

„Das is von heute Morgn. Nichts Tragisches. Du hattes ziemliche Schmerzn, als das Gegenmittel nachließ. Da hat ich versucht dich festzuhaltn. Dabei hast‘te mich gebissn.“

„Oh, tut mir leid“, hörte er Shinichi verlegen.

„Es muss dir nich Leid tun. Ich war schließlich schon schlimmer verletzt“, Osakas Meisterdetektiv grinste.

Danach setzte er sich zu ihm, sein Blick verfinsterte sich.

„Ich hab noch nie jemandn so vor Schmerzn schrein gehört wie dich.“

Shinichi huste.

„Weißt du, dass’te wirklich großes Glück hattes? Bitte, mach das nie wieder! Sonst verpasste mir noch einen Herzinfarkt“, appellierte er eindringlich an ihn.

„Freiwillig nicht!“, Shinichi versuchte ein bitteres Lächeln. Verzog jedoch unweigerlich das Gesicht.

Ran kam zurück.

Als Heiji sie sah stand er, den anderen Detektiv leicht in sich hinein grinsend ansehend, auf: „Dann lass ich euch mal allein", meinte er dabei verheißungsvoll so leise, dass nur der andere Detektiv ihn verstehen könnte und ließ die Beiden darauf an Ran vorbei alleine...

Verlegene Kirschblüten und Überraschungen

Sonntagnachmittag, 19. März
 

Heiji grinste in sich hinein und schüttelte den Kopf. Er ging zu seiner Freundin, die noch in der Küche saß. Sie hatte ihn nicht kommen hören.

Sich von hinten über sie gebeugt stellte er überrascht fest: „Dein Handy is ja wieder da.“

„Ja“, bestätigte sie ihr Gesicht gut gelaunt zu ihm umgedreht.

„Wo war’s denn?“, wollte er interessiert wissen.

Woraufhin sie mit einem vorwurfsvollen: „Das war allein deine schuld!“ antwortete.

„Meine? Wieso?“, reagierte er verdutzt.

„Du hast mich abgelenkt!“, erwiderte sie ihm knapp sich wieder auf ihr Handy konzentrierend.

„Ach ja?“, Heiji runzelte, sich neben sie setzend in verwundertem Ton, die Stirn.

„Ja!“

„Ach un wobei?“, fragte er nach.

„Beim Packen!“

„Packen?“, wiederholte er. Überlegte. Erinnerte sich daran zurück, wie er in ihr Zimmer gekommen war und sie von hinten überrascht hatte.

„Ah“, dämmerte es ihm: „Ich glaub, ich erkenn meine Schuld!“ Mit einem heiteren Grinsen zog er sie zu sich heran und küsste sie.
 

Am Abend
 

Rans Gesicht zierte ein leichter rosiger Schimmer. Shinichi ging es nicht anders. Verlegen sahen die beiden sich an. Zögerlich kam sie mit einem Schälchen Reis und einem Wasserglas auf ihn zu. Als sie sah, wie er versuchte sich unter Schmerzen aufzurichten, beschleunigte sie ihre Schritte.

„Shinichi!“, besorgt versuchte sie, ihn stützend, zu helfen, wobei sie versehendlich etwas auf die Decke verschüttete.

„Oh“, ihm das Schälchen erschrocken in die Hände gedrückt: „Entschuldige. Das tut mir Leid“, rannte sie an den anderen vorbei, um ein Tuch zu holen. Angestrengt lehnte Shinichi sich an.
 

Heiji, der neben Kazuha und dem Professor am Esstisch saß, schaute Ran verwundert dabei zu, wie sie sich eilig umsah und einen Lappen in der Spüle fand.

So schnell wie sie gekommen war, war Ran auch schon wieder verschwunden. Verdutzt sahen die anderen drei ihr hinterher.
 

Mit zusammengebissenen Zähnen schaute Shinichi Ran an, die anfangen wollte zu wischen: „Bitte, bitte könntest du mir diese verdammte Schüssel aus der Hand nehmen!?“

Sofort ließ Ran vom Lappen ab: „Oh, nein! E- endschuldige!“, begann sie, entsetzt seinen verkrampften Griff bemerkend, zu stottern. Umgehend erlöste sie ihn: „E-es… ich habe nicht dran gedacht.“ Schuldbewusst sah sie ihn mit gesenktem Kopf an. Auf Shinichis Gesicht zeigte sich ein verzeihendes Lächeln.

Unsicher sahen die Beiden sich an, wurden still. Dem Blickkontakt des jeweils anderen wichen die zwei aus. Leicht errötet schauten beide nach unten auf das Schälchen.

„W-wie soll ich das jetzt essen?“, war es Shinichi, der sagen musste was sein Problem war und somit derjenige war, der sich durchrang als erster wieder etwas zu sagen. Womit er Ran ratlos dazu gebracht hatte ihn wieder anzusehen.

„Naja…“ Ran zögerte. Dann setze sie sich zu ihm, schwieg aber.

Abwartend sah Shinichi sie an. Schnell fasste sie den Mut weiter zu sprechen: „V-vielleicht könntest du die Stäbchen nehmen und ich halte das Schälchen solange fest?“

Nervös wich sie seinen Augen aus. Sah schnell wieder zurück auf das Schälchen.

Für einige Sekunden herrschte absolute Stille.

Doch dann war ein zurückhaltendes „Das wäre nett“ zu hören, was Ran dazu veranlasste ihn nun doch erneut anzusehen. Zaghaft reichte sie ihm die Stäbchen, wartete bis er eine Technik für sich gefunden hatte diese vernünftig zu bewegen und hielt ihm dann mit recht weit ausgestreckten Armen den Reis hin.
 

„Es tut mir Leid“, sagte Ran nach einer Weile leise. Was aber reichte, um Shinichis, der sich sehr darauf konzentrierte beim Essen eine gute Figur zu machen, Aufmerksamkeit zu wecken.

Verwirrt sah er sie an.

„Es tut mir wirklich so leid“, senkte sie ihren Kopf: „Das- das ist alles nur passiert, weil ich dich so gedrängt habe“, beteuerte Ran mit Tränen naher Stimme: „Es tut mir so leid, dass du dich meinetwegen verletzt hast.“

Shinichi sah sie traurig an: „Nein!“, wollte er sie trösten und sagte dann ebenfalls mit gesenktem Kopf: „ Mir tut es leid, Ran.“

„Dir?“, sah Ran ihn nun verwirrt mit feuchten Augen an: „Wieso denn dir?“

Shinichi zögerte kurz. Er hatte Mühe in seiner Stimme die nötige Festigkeit zu bewahren: „Weil ich dich so oft versetzt habe. Ich hätte dich schon viel früher mal besuchen sollen.“

Er merkte, dass er nun vollends rot wurde. Er gab ihr schnell die Stäbchen in das Schälchen, obwohl diese noch bis gut zu zwei Dritteln gefüllt war. Dann legte er seine Hände nebeneinander auf der Decke ab und sah auf diese herab.

Ein weiteres Mal sagte keiner der beiden mehr etwas. Ran nahm die Schüssel zurück auf ihren Schoß und senkte ebenfalls wieder den Blick.

„Aber“, fing sie dann protestierend an: „wenn ich mein Handy nicht ausgeschaltet hätte, dann wäre das alles gar nicht passiert.“

Eine flüchtige Träne kullerte über ihr Gesicht. Schleunigst drehte sie ihr Gesicht noch mehr von ihm zur Seite weg. Wischte schnell über ihre Wange.

„Wein doch jetzt nicht!“, rief Shinichi unbeholfen: „Ich finde es furchtbar nervig, wenn du so rumheulst!“

Davon gekrängt sprang Ran übereilt auf.

Ein sich am liebsten auf die Zunge beißendes: „Hey“, war das einzige was Shinichi dazu noch sagen konnte: „Es ist doch nichts Schlimmes passiert“, versuchte er seine durch Überforderung geäußerte Bemerkung wieder gerade zu biegen. Er wollte ihr näher kommen, aber seine Schmerzen wegen der geprellten Rippen verhinderten das. Die Augen zusammengekniffen verzog er das Gesicht.

„Was hast du?“, hörte er Ran erschrocken, die sich sofort zu ihm beugte.

„Es geht schon“, meinte er.

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht“, gab er schließlich zu.

Ran schniefte auf: „Ich mir auch.“

Er sah sie liebevoll an. Doch sie richtete sich rasch auf.

Einige Sekunden lang herrschte erneut betretendes Schweigen.

„Dann sind wir jetzt wohl Quitt?“, äußerte Shinichi sich gedankenverloren.

„Ja“, lächelnd nickte sie ihn an: „Ich denke, ich sollte jetzt besser gehen“, meinte sie sich über den Arm fahrend, bevor sie davon lief.

Ran?, dachte Shinichi. Er sah ihr betrübt nach.
 

„Äh, renn mich nich um“, erschreckte sich Heiji als Ran auf halbem Wege beinahe mit ihm zusammenstieß. Stirnrunzelnd sah er ihr überrumpelt nach. Kopfschüttelnd kam er zu Shinichi: „Was war’n das?“

„Was war was?“, reagierte dieser gereizt.

„Na, das! Was hast‘e gemacht, dass Ran vor dir weg läuft?“, kam Heiji, unverkennbar belustigt, näher auf ihn zu.

Shinichi gab keine Antwort, während sich der andere Detektiv, sich wie vorhin Ran, neben ihn setzte.

„Is ja langweilig!“, meinte Heiji nach einer Weile, der sich die Gegenstände wie Fernseher und so weiter im Raum besehen und der ausgebreiteten Stille, gelauscht hatte.

Shinichi knurrte nur leise.

Heiji sah ihn an: „Lass mich ratn: Ran hat dich gefüttert un du has dich blamiert!?“

„So war das nicht!“, reagierte Shinichi barsch. „Naja jedenfalls nicht ganz“, fügte er dann doch noch kleinlaut hinzu, als Hattori ihn darauf nur ungläubig angesehen hatte.

Osakas Detektiv ging nicht weiter darauf ein, sondern wechselte das Thema: „Wie geht’s dir?“

„Ich bin genervt.“

„Was macht dein Kopf?“, erkundigte sich sein Freund weiter.

„Geht.“

„Kannst’e dich an deinen Sturz erinnern?“

„Nein“, schüttelte Shinichi den Kopf: „Langsam habe ich keine Lust mehr!“

„Das glaub ich dir“, entgegnete Heiji mitfühlend die Verbände seines Freundes betrachtend: „Bist’e denn wenigstens satt geword’n?“, wechselte der Detektiv des Westens erneut das Thema.

„Nicht wirklich“, gab Shinichi darauf zu.

„Soll ich dir noch mal was hol’n?“, bot sein Freund sich gutmütig an.

Auf ein Nicken hin erhob er sich und ging in die Küche.

Dort fand er den Reis von eben auf der Ablage.

Mit dieser kehrte er zurück. Nachdem er sich zu ihm gesetzt hatte, nahm er die Stäbchen zur Hand. „Na dann: Mach mal den Mund auf“, grinste er seinen Freund breit an.

„Das kann ich selbst!“, entrüstete Shinichi sich.

„Nein“, wurde Heijis Grinsen noch breiter: „Kannst’e nich.“
 

Ran saß im Schneidersitz mit Kazuha zusammen, als der Professor zu ihnen kam.

„Ihr könnt gerne auch hier bleiben“, bot er ihnen an.

„Conan bleibt aber ziemlich lange weg“, fand Ran besorgt auf ihre Armbanduhr schauend: „Hat er Ihnen gesagt, wann er wieder kommt?“, fragte sie ihn.

„Ach, das hatte ich ja noch gar nicht erzählt“, erklärte er: „Er wurde abgeholt.“

„Abgeholt?“ Ran sah den alten Mann irritiert an.

„Seine Eltern haben ihn gestern kurzfristig abgeholt. Sie haben gerade etwas Zeit weißt du. Sie wollen die Ferien mit ihm verbringen“, führte Shinichis alter Nachbar seine Notlüge weiter aus.

„Ach so.“ Ran klang erleichtert, aber zugleich auch traurig und ein wenig enttäuscht: „Und wo ist Ai? Ich habe sie auch heute den ganzen Tag noch gar nicht gesehen?“, stellte sie verwundert fest.

„Äh- sie ist mit ihm mitgefahren.“

„Wer is wohin mitgefahren?“, fragte Heiji zu ihnen gekommen beiläufig nach.

„Ai“, antwortete Ran ihm mitteilend, während der Oberschüler sich neben seine Freundin stellte: „Conan verbringt die Ferien bei seinen Eltern.“

„Aha“, tat er, als wenn das eine Neuigkeit für ihn wäre.

Bevor möglicherweise weiter auf dieses Thema hätte eingegangen werden können, ergriff der Professor ablenkend das Wort: „Warum geht ich nicht und holt eure Sachen?“
 

Sobald die beiden Oberschülerinnen das Haus verlassen hatten, machte Heiji sich auf in Ais Zimmer.

„Hey, kanns rauskommn!“, informierte er sie gut gelaunt klopfend: „Die Luft ist rein.“

Ohne ein Wort zu sagen legte Shiho das Buch beiseite, erhob sich und öffnete. Sie kam an ihm vorbei raus in die Küche. Dort bekam sie von Agasa ihr Essen und setze sich.

„Ist mit Shinichi alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich nach ihrem Versuchskaninchen, als sie Heiji auf sich zukommen sah.

Kazuhas Freund nickte: „Abgesehn von den Schmerzn geht’s ihm ganz gut“, setze er sich die Frage beantwortet mit seinem Glas neben sie.

Sie sagte nichts weiter und begann zu essen. Für eine Weile saßen die zwei nebeneinander. Jeder von ihnen hielt seinen Kopf leicht gesenkt. Grübelnd drehte Heiji mit starrem Blick das Glas in seiner Hand. Schließlich war er es, welcher das Schweigen unterbrach: „Könn wir ihm denn gar nich helfn?“ In seiner Stimme schwang, während er sprach, ein zorniger Unterton mit.

Shiho ließ sich davon jedoch nicht beirren: „Ich denke nicht. Oder willst du die Verantwortung tragen?“, wies sie den Detektiv rein sachlich auf ihr bereits zuvor geführtes Gespräch bezüglich dieses Themas hin.

„Nein“, räumte dieser zögerlich ein.

Heiji war wieder still, bis er sie fragend von der Seite her ansah: „Weiß‘te denn schon für gleich wie du heißn will’s?“
 

Ran betrat mit Kazuha zusammen die Detektei. Von dort holten sie vom Sofa Rans Rucksack von gestern, welchen sie bis jetzt hatte liegen lassen. Samt dem Gepäckstück stieg sie mit ihrer Freundin die Treppe rauf.

Nachdem sie aufgeschlossen hatte, betraten die beiden Oberschülerinnen Rans Zimmer. Ran öffnete ihren Schrank und nahm einen bunten Stapel dünner Pullover, Hosen, Unterwäsche wie auch Socken heraus, die sie danach auf ihrem Bett ablegte. Sie holte einen Koffer und ließ sich von Kazuha beim Einpacken helfen.

„Bis’te soweit?“, hörte sie Kazuha vom Wohnraum aus rufen, welche sich schon einmal mit dem Koffer auf den Weg zur Türe machte.

„Ja.“

Ran wollte die Wohnungstüre schon schließen, als sie doch noch einmal rein rannte.

„Was is?“, rief ihre Freundin ihr verwundert nach.

„Ich habe das T-Shirt vergessen!“, kam es von Ran, die in ihr Zimmer zurück gerannt war und danach suchte.
 

„Shinichi!“

Er sah auf.

Es war Shiho, die neben Heiji stand.

Sein Blick richtete sich auf sie.

Überrascht musterte er die junge Frau, welche auf ihn zukam.

„Was denn? Du Detektiv?“

„Du- du siehst anders aus“, stellte Shinichi fest. Er war total perplex.

Sie setze sich neben ihn: „Wie schön, dass es dir auffällt“, sagte sie ein wenig spitz.

„Wie geht es dir?“, fügte sie dann sachlich hinzu.

Worauf er ihr mit einem frustrierten: „Bescheiden“ Auskunft gab.

Sein Handgelenk umfasst, kontrollierte sie seinen Puls.

Shinichi sah ihr, nervös werdend, dabei zu: „Was hast du vor?“

„Nichts Besonderes. Nur eine kleine Studie“, entgegnete sie ihm sein Gelenk wieder freigebend.

„Eine Studie?“ Shinichi sah sie mit einer Mischung aus Neugierde und Skepsis an.

„Ich möchte sehen, wie sich das Gegenmittel bei dir weiterhin auswirkt. Und da ich nur dich als Versuchsperson habe- zu dem ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe- habe ich mich entschlossen es dir gleich zu tun. Da Conan von der Bildfläche verschwunden ist, ist es auch kein weiteres Problem, auch Ai verreisen zu lassen“, führte sie, den Verband um die Rippengegend abwickelnd, weiter aus.
 

Als Ran und Kazuha klingelten, war es der Professor, der ihnen öffnete.

„Hallo, da sind wir schon wieder“, begrüßte Ran den Hausbesitzer beim hereinkommen. Gemeinsam mit Kazuha streife sie ihren Koffer abgestellt die Schuhe von den Füßen, während der Professor bereits wieder den Flur verließ.

Kazuha hängte ihre Jacke auf: „Heiji ist bestimmt bei Shinichi“, vermutete sie laut in den Wohnbereich wechselnd.

„Ja, wahrscheinlich“, gab Ran ihr fröhlich Recht. Ebenfalls ihre Jacke aufgehängt kam sie ihrer Freundin hinterher.
 

Shinichi sah zu Ran, die sich hinter ihrer Freundin im Hintergrund hielt.

„Ich geh noch ma ne Kompressen holn“, meinte Heiji, der dessen Blick bemerkt hatte. Überrascht schaute Shinichi ihn an.

„Hi“, grinste Heiji beide an. Kazuha begleitete ihn.

„Wer is‘n das?, blieb sie abrupt stehen. Sie hatte Shiho entdeckt.

„Das is ne Bekannte von Shinichi. Sie heißt Yayoi Akashima.“
 

„Was ist das?“, fragte Shinichi sanft. Er klang interessiert.

Verplant schaute Ran an sich hinunter: „Äh… d-das… i-ich- hier!“ Mit ausgestreckten Armen und gesenktem Kopf hielt sie ihm das T-Shirt hin.

Shinichi erkannte es. Auch er wurde rot: „Das ist das T-Shirt, dass du von Ray hast?“

Ran schaute auf, nickte eifrig. Eilig legte sie die restliche Distanz, die sie noch von ihrem Klassenkameraden trennte, zurück. „Ja“, sagte sie es ihm auf die Decke legend. Dann machte sie einen Schritt zurück: „I-ich,…“, begann sie: „Ich war mir nicht sicher, ob du es jetzt noch haben möchtest, aber ich habe es so wie du es wolltest für dich aufgehoben.“

„Doch. Klar“, reagierte Shinichi nicht minder verlegen: „ Natürlich. Danke, Ran.“ Er meidete ihren ängstlich, abgewarteten Blick. Schaute lieber auf das Autogramm auf dem Shirt.
 

„Wie peinlich!“, bedauerte Ran, als sie kurze Zeit später wieder zu Kazuha zurückkam. Doch dann wurde auch sie auf die junge Frau aufmerksam.

„Wer ist das?“, wollte sie wissen.

„Du kenns sie nich?“

„Nein“, war Ran verwirrt: „Sollte ich?“

„Ich dacht nur, weil sie ne Bekannte von Shinichi is“, antwortete Kazuha.

„Eine Bekannte?“, wiederholte sie verdattert.

„Ja, das hat Heiji zumindes gesagt.“

„Aber naja. Ist ja auch egal“, meinte sie dann jedoch, diese Information belanglos, abtuend: „Hast du ihn schon gefragt?“

Kazuha schüttelte den Kopf.
 

Heiji reichte Shinichi das Glas. Danach stellte er es zur Seite und setze sich neben Shiho.

„Noch ungefähr zwei Stund’n un deine ersten 24 Stund’n sin um“, stellte der Detektiv mit gutgelauntem Optimismus fest, als er einen Blick auf seine Armbanduhr geworfen hatte.

Der nächste Satz war, als er wieder aufsah, an seine Sitznachbarin gerichtet: „Soll ich die erste Schicht übernehm?“

Die frühere Ai nickte.

„So wo wir das nu geklärt hab’n, geh ich ma Karten holn“, beschloss Heiji spontan. Die beiden anderen warteten auf ihn.
 

Am späten Abend
 

Die anderen schliefen bereits. Nur Heiji war noch wach. Er spielte gedankenverloren über den Brand im Hotel nachdenkend mit den Karten vor sich hin, indem er sie ablegte, aufnahm und immer wieder umsortierte.

Plötzlich lenkte ein klopfendes Geräusch seine Aufmerksamkeit auf sich.

Verwundert sah er zum Fenster und staunte nicht schlecht, als ihm eine Gestalt mit Umhang am Fenster auffiel. Dann jedoch erkannte er die Person und trat auf deren nonverbale Andeutung hin, mit misstrauischem Gesichtsausdruck, vor das Haus: Es war kein geringerer als Kaito Kid.

Mit einer galanten Bewegung trat besagter näher.

„Hey, wie wär’s, wenn‘u als normaler Bürger gekommen wärs?“, meinte Heiji kühl seine Arme argwöhnisch verschränkend.

„Wie unvorsichtig“, erwiderte der Dieb mit einer abwinkenden Handbewegung darauf:

„Was wäre ich denn für ein Meisterdieb, wenn ich einfach meine wahre Identität preis gäbe?“, verdrehte er die Augen: „Das hättest du wohl gerne“, hatte er schon verstanden.

„Was willst’e?“, fragte der Detektiv. Seine Stimme klang forsch, aber auch neugierig.

„Ach, nichts besonderes. Ich wollte nur mal nach dem Rechten sehen.“

„Wie?“, der Detektiv des Westens verstand nicht.

„Ich habe euch gestern Mittag am Hotel gesehen… Auch Shinichi war dabei.“

„Warst’e etwa auch da?“

Der Dieb nickte nur gelassen: „Ich hatte eine Art Deal. Leider kam es anders und ich entschied mich, zu verschwinden.“ Jetzt verschränkte auch er seine Arme.

„Du meins den Brand!“, ergänzte Heiji.

Kaito beantwortete die Schlussfolgerung mit erneutem Nicken.

„Naja, wie dem auch sei. Auf Wiedersehen. Man sieht sich“, drehte er sich, einen Zeigefinger auf den Mund gelegt, um und verschwand.

Was war das’n jetz?, schüttelte Heiji wieder reingehend den Kopf.
 

Montagmorgen, 20. März
 

Es klingelte an der Haustür. Widerstrebend stand Shiho auf. Sie hatte neben Shinichi gesessen und zog sich die Strickjacke des Professors über. Langsam und dabei gähnend schlenderte sie zur Türe und öffnete. Prompt wurde sie beinahe umgerannt.

„Hallo“, schauten sie drei kleine Kinder verwundert an.

„Wer sind Sie denn?“, fragte Genta.

„Yayoi Akashima“, antwortete sie den Kindern mit einem freundlichen, allerdings aufgesetzten Lächeln: „Und wer seid ihr?“

„Oh, schön sie kennen zu lernen“, sagte Ayumi höfflich.

„Wir suchen unseren Freund Conan“, teilte Genta den Grund ihres Besuches mit.

Worauf Mitsuhiko noch ergänzte: „Wir waren gestern mit ihm verabredet. Wissen sie?“

„Wir dachten er wäre vielleicht hier?“, hoffte Ayumi.

„Nein. Tut mir Leid. Da muss ich euch enttäuschen“, antwortete ihre eigentliche Klassenkameradin.

Und enttäuscht waren die drei kleinen Detektive dann auch, was sie durch ein einstimmiges: „Oh“ zum Ausdruck brachten.

Ran erschien mit einer Tasse im Flurbereich.

„Sie wissen auch nicht wo er vielleicht sein könnte?“, versuchte Mitsuhiko es ein wenig mehr in Erfahrung zu bringen.

Die Chemikerin schüttelte nur den Kopf.

Doch Ran schwieg nicht: „Er ist die Ferien über bei seinen Eltern“, erklärte sie ihnen.

„Ran!“, riefen die drei Kinder erfreut, als sie sie hinter Akemis Schwester endeckten.

„Und wann kommt er wieder?“, wollte Genta informativ wissen.

Ran kam näher auf die drei Kleinen zu: „Das weiß ich leider nicht genau. Aber ich vermute, dass er wohl erst zum Schulbeginn wieder kommen wird.“

„Oh“, Ayumi verzog traurig das Gesicht: „Das ist ja schade“, fand sie.

„Das ist gemein!“, empörte Genta sich: „Davon hat er uns überhaupt nichts gesagt.“

„Ja! Das ist so typisch für ihn“, machte auch Mitsuhiko seinem Ärger Luft: „Da hätten wir uns den Weg hierher auch sparen können“, stimmte er seinem pummeligen Freund zu. Die Arme verschränkt fühlte er sich wie die anderen Beiden versetzt.

„Seid doch bitte nicht böse auf ihn“, versuchte Kogoros Tochter, sich zu ihnen hinunter gebeugt, ihren kleinen Mitbewohner in Schutz zu nehmen: „Er hat seine Eltern doch schon so lange nicht gesehen.“
 

Nun kam auch Heiji in Begleitung von Kazuha und dem Professor interessiert zur Tür.

„Oh, das ist ja Heiji!“, erkannte Ayumi ihn als Erste.

Woraufhin dieser grinsend winkte.

Ran richtete sich zu ihm umdrehend wieder auf. Dann drehte sie sich zurück zu den Grundschülern: „Nicht nur Heiji ist hier, sondern auch Shinichi“, teilte sie fröhlich mit.

„Shinichi?“, kam es wie aus einem Mund. Mit weit aufgerissenen Augen schauten die Grundschüler sie an: „Wow!“, riefen sie mit weit geöffnetem Mund: „Wie cool!“

„Wenn ihr möchtet, kann ich ihn euch vorstellen“, bot Ran sich freundlich an den Kindern ihr Idol näher zu bringen.

„Ja!“, waren die drei kleinen Detektive völlig aus dem Häuschen.
 

Heiji verzog für einen Moment das Gesicht, aber dann war er der erste, der zum berühmten Detektiv des Ostens vorging. Er grinste Shinichi, der die Stirn runzelte, breit an.

„Wer ist das?“, wurde er von ihm gefragt. Was dazu führte, dass Hattoris Grinsen noch eine Spur breiter wurde, bevor er ihn aufklärte: „Drei kleine Kinder, die dein anderes Ich versetzt hat! Un die dich unbedingt sehn wolln.“

Shinichi sah ihn darauf erst verdutzt an, ehe es ihm dämmerte.
 

Da waren sie auch schon: Die Detective Boys! Der Verletze verzog, als wolle er sagen „muss das sein?“, das Gesicht.

„Oh wie cool!“, rief Genta vor Begeisterung vorlaut aus und eilte fröhlich auf den wahren Shinichi zu.

„Ja“, war Mitsuhiko nicht weniger beeindruckt: „Er ist es wirklich: Der berühmte Detektiv Shinichi Kudo! Der klügste Detektiv ganz Japans!“ Gemeinsam mit den anderen Beiden stürmte er auf jenen zu.

„Hey!“, empörte Heiji sich darauf bei ihnen.

„Ich freu mich ja so Sie kennen zu lernen, Herr Kudo.“

Shinichi sah die Drei direkt vor ihm erst einmal völlig überrumpelt an, ehe er mit Souveränität mit einem: „Freut mich auch“, reagierte. Auf Händeschütteln verzichtete er jedoch lieber.

„Oh. Sind Sie schwer verletzt?“, hörte er Ayumi, die ihn nun ebenfalls umringte.

„Es geht.“

„Wir haben schon gehört wie unglaublich mutig Sie waren. Wir freuen uns wirklich sehr Sie mal endlich kennen lernen zu dürfen. Hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn wir Sie einmal interviewen würden?“, sprach Mitsuhiko feierlich im Namen aller Detektiv Boys.

Shinichi war diese übertriebene Aufmerksamkeit sichtlich zu viel. So erbarmte sich der andere Detektiv belustigt: „Hey, ich bin doch auch berühmt.“

„Das mag sein, aber du interessierst uns nicht“, äußerte sich Genta wesentlich minder wertschätzend.

Frechheit!, dachte Heiji nach dieser frechen Bemerkung pikiert.
 

Und so musste Shinichi herhalten und war die folgenden 1 ½ Stunden damit beschäftigt sich von den kleinen Kindern ausfragen zu lassen. Mitsuhiko schrieb dazu sogar noch alles auf, was er sagte. Weshalb er auch nur extra langsam Antwort geben konnte und als wäre das noch nicht genug auch noch bei der Rechtschreibung helfen musste.

Heiji hörte sich an das Sofa gelehnt mit verschränkten Armen stehend an. Im Gegensatz zu seinem Freund wurde er kein einziges Mal etwas gefragt. Langsam war er echt beleidigt deswegen!

Seine Freundin wiederum zeigte keinerlei Interesse an den „Erfolgsstorys“. Sie ging wie Shiho bereits noch bevor der Professor anfing das Mittagessen aufzuwärmen.

Ran dagegen hatte fürs erste zugehört, ging ihm nun beim Tischdecken zur Hand. Sie kannte die ganzen Gesichtern und Fälle ja schon.

„So das Essen ist angereichtet“, unterbrach sie neben Agasa stehend das Interview, um dann im Anschluss auch Shiho holen zu gehen, die sich lesend in ihrem Zimmer aufgehalten hatte.

Shinichi war nicht der Einzige, der froh war als die Zwerge nach dem Mittagessen endlich wieder gingen.

Heiji setze sich neben ihn: „Mein Beileid“, meinte er.

Shinichi erwiderte seinen genervten Blick: „Danke!“
 

Dienstagmorgen, 21. März
 

Shinichis Augenlider bewegten sich. Unruhig begann er seinen Kopf hin und her zu bewegen. Seine Atmung ging flattrig.

Heiji, der neben ihm, wie schon die Tage zuvor, auf dem Boden geschlafen hatte, stand auf, als er seinen Freund schmerzhaft aufstöhnen hörte. Sofort war er an Shinichis Seite, der ihn mit zusammenbeißenden Zähnen schwitzend ansah. Osakas Detektiv wusste sofort was es war, schnell holte er aus der Schreibtischschublade eine der darin befindlichen Pillen des Gegenmittels. An gleicher Stelle darüber befand sich auf der Ablagefläche des Tisches die Kanne mit Wasser. Davon etwas in das mitgenommene Glas gekippt kam er zu Shinichi zurück und half ihm sich etwas aufzurichten. Nachdem er ihm die Kapsel gegeben hatte, stützte er seinem Freund beim Trinken. Shinichi schluckte zweimal, dann drückte er das Glas von sich.

Heiji stellte den Rest, gestreckten Armes, zurück auf den Tisch.

Shinichi stöhnte, wenn auch leiser als zuvor. Heiji half ihm sich matt wieder hinzulegen.

Ein Handy begann seinen Ton zu spielen. Zügig bückte sich sein Besitzer, hob es auf und schaltete die Weckfunktion aus.

Shinichi schloss erschöpft ausatmend die Augen und konzentrierte sich darauf seine Atmung zu beruhigen.

Heiji konnte nur bei ihm sitzen bleiben.

Nach und nach entspannte Shinichi sich.

„Geht’s wieder?“, fragte sein Freund ihn nach einer Weile.

Shinichi, die Augen immer noch geschlossen, antwortete mit einem leisen: „Ja.“

„Möcht’este schon was frühstück’n?“

„Nein“, antwortete Shinichi müde. Wie er legte auch Heiji sich noch einmal hin, um noch etwas zu schlafen...
 

Sonntagmorgen, 26. März
 

Ran war bereits wach, als Kazuha sich lang streckte und mit einem gähnenden: „Guten Morgen“, dem Kopf zu ihr drehte.

„Guten Morgen“, erwiderte Ran in ihre Decke gekuschelt, sich ihrer Freundin entgegen ebenfalls auf die Seite drehend.

„Solln wir aufstehn un Frühstückn gehn?“

Ran nickte.

„Willst‘e dich zuerst fertig machn?“, fragte Kazuha munter.

„Nein“, lächelte Ran sie an: „ Geh du ruhig zuerst.“
 

Nachdem die beiden Oberschülerinnen sich geduscht und angezogen hatten, kamen sie in die Küche. Dort trafen sie Yayoi, welche gemeinsam mit dem Professor am bereits gedeckten Tisch saß. Als er die Mädchen bemerkte schaute er, ihnen einen Guten Morgen wünschend, von seiner Zeitung auf.

Ebenfalls einen guten Morgen gewünscht setzen sich die beiden dazu.

Shiho hingegen nahm sie legendlich zur Kenntnis. Sie erhob sich und brachte ihr Schälchen zur Spüle, um dann in Richtung Werkstatt zu verschwinden.

Verwundert sahen Kazuha, sowie auch Ran ihr nach, bevor sie sich etwas nahmen und mit ihrem Frühstück begannen.
 

Heiji lag mit seinen Armen hinter dem Kopf verschränkt wach auf dem Rücken. Sein Magen knurrte. Er drehte seinen Kopf und sah zu seinem Freund hinauf. Obgleich Kudo noch schlief stand Hattori, die Decke zur Seite schlagend, auf.

Er wurde von seiner Freundin mit einem: „Guten Morgen“ gegrüßt.

„Morgen, Heiji“, sagte auch Ran, als er, eine Hand gehoben, an ihnen vorbei ging. Sich aus seinem Koffer Kleidung heraus genommen führte sein weiterer Weg ihn ins Bad.
 

Danach setzte er sich neben seine Freundin, die schon so gut wie fertig war.

Ran war bereits aufgestanden. Sie spülte gerade ihre Schale unter dem Wasserhahn aus. Dann stellte sie sie, während Heiji sich derweil vom Frühstück nahm, neben dem Spülbecken auf der Ablage ab.

Der Detektiv kaute seinen ersten Bissen, als Ran zu ihm und den anderen beiden an den Tisch zurück kehrte. Sie setzte sich noch einmal, nahm dann noch ein bisher leer stehendes Schälchen vom Tisch, jenes sie zu füllen begann: „Heiji?“, hörte der Detektiv sie plötzlich.

„Hm?“, machte er seinen Bissen hinunterschluckend. Fragend schaute er sie an.

„Ist Shinichi schon wach?“

„Also, grad schlief‘er noch“, gab Heiji ihr, mit seinen Stäbchen einen neuen Bissen fassend, Auskunft. Von der Seite her fiel ihm ihr offensichtlich enttäuschtes Gesicht auf. Erneut kauend fügte er hinzu: „Geh doch einfach ma kuckn. Mehr als immer noch schlafn kann’er ja nich.“

Zögerlich blieb Ran sitzen.
 

„Bohr! Habt ihr noch alles beieinander?“, fuhr der Verletzte den kommenden Detektivkollegen säuerlich an.

„Ja. Soweit ich weiß schon!?“, antwortete dieser mit dem Schälchen schmunzelnd: „Warn wir dir zu laut?“

„Zu laut? Wie kommst du denn darauf?“, kam es ironisch zurück.

„Wolltest’e schlafn?“

Shinichi schloss resignierend die Augen: „Was soll ich denn sonst machen? Dann tut mir wenigstens nicht alles so weh!“

„Beschwer dich nich bei mir. Schließlich has’u dir das selbst ausgesucht“, machte Heiji es sich neben seinem Freund bequem: „Willst’e was essn?“

Sein Freund schüttelte brummend den Kopf.

Worauf Heiji das Schälchen auf dem Beistelltisch abstellte.

„Ausgesucht! Das ist die Schuld dieses dämlichen schwarzen Mistkerls! Wenn ich den in die Finger bekomme, lynche ich ihn!“

Heiji ließ sich auf sein Lager fallen: „Dazu müssn wir ihn erst einmal findn. Die erste Runde ging eindeutig an ihn“, seine Beine zu einem Schneidersitz verschränkend seufze er.

Der andere Detektiv murrte.

„Ich bin froh dass es nich schlimmer gekommn is“, meinte Heiji nach einem kurzen Moment des betroffenen Schweigens. Die beiden Detektive sahen sich viel sagend an.
 

Sie schraken kurz zusammen, als Shiho kam.

Heiji drehte sich mit dem Kopf zu ihr um und grüßte nun gut gelaunt: „Hi.“

Dann drehte er sich zum Beistelltisch und griff nach dem Schachspiel.

„Ihr schuldet mir noch ne Revanche!“, meinte er grinsend die weißen Figuren heraus holend.

Die anderen Beiden sahen ihn darauf nicht sonderlich begeistert an. Shiho setzte sich dennoch zu Shinichi: „Ihr nehmt Schwarz.“

Die zwei Zurückvergrößerten nickten.

Woraufhin die frühere Ai ihre und zugleich Shinichis Figuren entgegennahm.
 

Während des Austellprozesses wendete sich Hattori an Kudo. Abschätzend musterte er ihn: „Sag ma, meins‘te du könnt’es heut Abend für ein paar Stunden aufrecht sitzn?“

Tokios Detektiv war verwundert über diese Frage.

Kazuhas Freund war mit dem Aufbau seiner Truppe fertig. Er setzte einen der weißen Bauern von H1 nach H3: „Wir sind eingeladn“, verkündete er zeitgleich dabei.

Shinichi sah ihn verblüfft an und auch seine Partnerin reagierte mehr als verdutzt.

„Seht’er dann“, antwortete Heiji seinen Gegnern geheimnistuerisch und schaute die Beiden herausfordert an.
 

Der dunkelhäutige Detektiv schaute, verzogenen Gesichtes: „Verdammt“ auf den Spielplan. Sein Läufer wurde von Shiho mit einem ihrer Türme geschmissen.

„Ihr seid so link“, fügte er hinzu.

Shinichi lehnte sich mit einem triumphierenden Lächeln zurück.
 

Später am Vormittag
 

Während Shiho sich ebenfalls im Wohnzimmer niederließ und die dort liegende Modezeitschrift aufschlug, holte Heiji sich ein Glas. Sich einschüttet rief er zu ihr herüber: „Möchtest’e auch was?“

„Ja“, antwortete sie ihm knapp, blätterte.

Mit zwei Gläsern kam er zu ihr. Einen Schluck trinkend reichte er ihr das zweite Glas.

Sie sagte kurz: „Danke.“

Er setze sich, erneut einen Schluck nehmend, neben sie.
 

Heiji trank den letzen Schluck. Er schaute zu Shiho hinüber, die weiter vor sich hinblätterte: „Möchst’e nich vielleicht doch mitkommn?“

„Nein“, entgegnete sie ihm nur scheinbar genervt.

Kazuha hatte ihren Freund und die Andere, von der Theke in der Küche aus, längst gesehen. Argwöhnisch beobachtete sie die Beiden, die sich im Flüsterton unterhielten, aufmerksam. Als er sich zu dieser drehte, entdeckte er seine Freundin. Kazuha stand abrupt auf und ging.

Sich nichts dabei gedacht wandte Heiji sich wieder seiner Gesprächspartnerin zu.
 

Später
 

Heiji kam, widererwartend Shinichi beim Gehen unterstützend, zum Mittagessen.

Alle anderen, außer Shiho, saßen schon bereit.

Ran staunte überrascht, als sie die beiden Detektive kommen sah. Ein leichter rosè Schimmer legte sich auf ihre Wangen.

Schweigend sah sie dabei zu wie Heiji erst Shinichi half sich zu setzen und sich dann anschließend direkt neben ihn setzte: „Geht’s?“

Shinichi nickte.

Er bemerkte Rans Blick. Er wollte sie ansehen. Doch sie senkte rasch ihren Kopf, begann zu essen.

Niedergeschlagen betrachtete der Detektiv sie darauf.
 

Heijis Blick traf den Kazuhas. Sie jedoch sah ihn nur böse an. Widmete sich dann ihrem Essen.

Heiji runzelte zwar die Stirn, aber aß dann auch. Es entstand eine unangenehme Stille.

Hin und wieder begegneten sich die Blicke von Shinichi und Ran.

Heiji entging das, ihn zwischenzeitlich musternd, nicht.

Rans Handy klingelte.

„Oh. Entschuldigung“, sagte sie schnell und stand auf. Shinichi wie auch die anderen anwesenden Personen sahen ihr nach.
 

Während die Küche zusammen aufgeräumt wurde, schaute Shinichi Ran zu, die wie die anderen drei dem Professor half. Auch dabei stellte Heiji fest, dass Kazuha wohl irgendwie sauer auf ihn sein musste.
 

Als sie fertig waren ging er der Sache auf den Grund, weshalb er sie, als sie gehen wollte, am Arm festhielt: „Warte“ Er wusste nämlich nicht was er getan haben sollte.

„Lass mich los!“, reagierte sie wütend.

„Nein“, er zog sie zu sich: „Ers will ich wissn was los is?“

„Keine Ahnung. Sag du’s mir!“, meinte seine Freundin ihn verärgert ansehend. Sie sah aus, als würde sie jeden Moment anfangen zu heulen.

„Was?“, erwiderte er ihr in ruhigem Ton: „Ich weiß leider nich was du meins?“

Der Detektiv blickte seiner Freundin eindringlich in die Augen.

Kazuha jedoch schwieg und schaute patzig an ihm vorbei.

„Du, Gedankn lesn kann ich leider nich“, meinte Heiji langsam ungeduldig.

Kazuha war gekränkt. Tränen schimmerten in ihren Augenwinkeln.

„Hey, nich wein. Was hab ich denn getan?“

„Du hast mich, seitdem wir hier sind, nicht mehr angesehen.“

„Wie kommst‘e nur darauf, ich würde dich nich beachtn?“ Heiji verstand offenkundig das Problem nicht.

Kazuha würde nur noch wütender. Energisch entzog sie ihm ihr Handgelenk.

„Warte!“

"Diese Yayoi? Hast du was mit ihr?", drehte sie sich sauer noch einmal um.

„Was?“, sah er seine Freundin darauf nur völlig entgeistert an.

„Wie komm’ste denn darauf?", wollte er verwirrt wissen: „Du bis doch nich etwa eifersüchtig?“

Kazuha sagte nichts. Doch wie sie ihn anschaute war das eindeutig.

Heiji lachte auf: „Spinn‘ste?“

„Ihr seid die ganze Zeit zusamm‘n. Was flüstert ihr so vertraut? Heiji, wie lange kenns‘u sie schon!?“

„Lass mich überlegn“, meinte er belustigt: „Ne Woche, so ungefähr?“ Er lachte.

„Heiji, ich find das nich witzig!“, herrschte Kazuha ihn an. Sie wollte ihm den Rücken kehren.

Doch Heiji zog sie erneut zu sich und meinte ernst: „Das is totaler Unsinn.“ Er küsste sie. Dann beugte er sich so, dass er direkt an ihrem Ohr war.

„Ach, nein?“, Kazuha war immer noch missgestimmt.

„Nein. Du bis die Einzige mit der ich zusammn sein will", hauchte er ihr liebevoll zu.

„Wirklich?“

„Du Idiotin! Sie is nur ne Bekannte von Shinichi. Nich mehr un nich weniger“ Heiji löste sich leicht, um seine Freundin ansehen zu können: „Du bis ein ganz schönes Dummerchen, wenn’e denks ich würd dich nich mehr liebn!“

Kazuha stand die Reue ihres Misstrauens ins Gesicht geschrieben. Was Heiji zum Schmunzeln brachte.
 

„Oh“, Ran blieb stehen als sie das Paar entdeckte.

Heiji und Kazuha lösten sich von einander

„Sollen wir jetzt gleich schon gehen?“, fragte Ran voll Vorfreude.

Kazuha nickte sofort begeistert.

„Wollt’er schon mal vorgehn?“

„Vorgehen?“, die zwei Oberschülerinnen sahen ihn irritiert an.

„Ich wollt Shinichi mitnehmn un so lange is für ihn zu anstrengend.“

„Oh“, machte Ran betroffen.

„Das stimmt natürlich“, pflichtete Kazuha ihrem Freund rechtgebend bei.

„Un Aoko?“

„Aoko?“, wiederholte der Detektiv hellhörig.

„Aoko is ne Freundin von uns. Du kenns sie.“

„Ach ja?“

Kazuha sah ihren Freund augenverdrehend an: „Sie is die Tochter von Kommissar Nakamori.“

Hattori überlegte einen Moment, dann fiel es ihm ein: „Ach, die!“

„Ja, die! Du Blitzmerker“, bestätigte Kazuha in entrüstetem Ton.

„Hey, fangt doch nicht schon wieder an euch zu streiten“, mischte Ran sich beschwichtigend ein: „Wir können sie doch einfach anrufen.“
 

Am späten Nachmittag
 

„Ah, Aua!“, beschwerte sich Shinichi, der schmerzhaft die Zähne zusammenbiss: „Wohin gehen wir denn nun?", wollte er gereizt wissen.

"Das sieh’ste, wenn wir da sin", meinte Osakas Detektiv nur und stemmte seine Hände gegen die Hüfte. Er musterte seinen Freund und begann zufrieden zu grinsen: „Also, wenn’e jetz nich cool aussiehs, dann weiß ich es auch nich.“

Shinichi sah in daraufhin nur verständnislos, genervt an.

„Ich geh ma dem Professor Bescheid sagn un ich seh ma wo Shiho steckt“, meinte Heiji dann und wandte sich ab.

„Sie wird sowieso nicht mitkommen“, rief Shinichi ihm hinterher.

„Wolln wa wettn?“
 

Osakas Detektiv trat klopfend in die Werkstatt ein: „Professor? Fahrn sie Shinichi jetz?“

„Sicher“, gab der alte Mann zur Antwort und legte seine Bastelei zur Seite.

Als der Hausbesitzer am Detektiv vorbei nach draußen gegangen war, richtete sich Heijis Aufmerksamkeit auf das ehemalige Mitglied der Organisation, welches am Tisch sitzen geblieben war.

„Willst’e wirklich nich mitkomm?“

Kühl sah Shiho in seine Richtung: „Nein.“

„Wieso denn nich?“

Die frühere Ai schwieg stur.

„Na komm schon! Da is überall Polizei, als wenn da jetz einer von diesen schwarz Kitteln auf dich lauern würd“, kopfschüttelnd zog Hattori sie amüsiert einfach bestimmend mit sich mit.

Shinichi staunte nicht schlecht, als er seinen Freund in ihrer Begleitung kommen sah.

„Lasst uns gehn!“, war Heiji gut gelaunt. Voller Tatkraft half er Shinichi zum Käfer.
 

Als sie den Park erreichten, glich dieser einem regelrechten rosafarbenen Meer.

Der Professor half Shinichi aus dem geparkten Auto, als die anderen in Sichtweite kamen.

Shinichi war überrascht, als er in noch einiger Entfernung die Polizei beim Picknick ausmachte.
 

„Guten Abend Heiji. Professor Agasa. Ran. Kazuha.“ Inspektor Megure reichte jedem einzelnen die Hand. Plötzlich hielt er inne. Der Inspektor stutze, dann rief er hoch erfreut: „Guten Abend, wenn das nicht der Meisterdetektiv Shinichi Kudo höchstpersönlich ist!“

„Nicht so laut, Herr Inspektor“, flüsterte der Angesprochene ihm raunend zu.

„Ach,… stimmt ja“, dachte Heijis zukünftiger Chef, sich an die vorigen Male erinnernd und lachte.

Auch die anderen begrüßten die Ankömmlinge und Sato bot ihnen an sich dazu zu setzen. So nahmen alle auf den aneinander anliegenden, ausgebreiteten Decken auf der Wiese Platz.

Shiho bemerkte, dass Herr Shiratoris Blick auf sie fiel. Allerdings schenkte sie dem keine sonderliche Beachtung.
 

„Und wie geht es dir so?“, erkundigte sich der Inspektor sehr interessiert bei dem jungen Detektiv.

„Soweit ganz gut.“

„Wie läuft es mit deinem Fall? Kommst du gut voran?“

„Einigermaßen“, Shinichi lehnte sich leicht das Gesicht verziehend gegen einen der Baumstämme.

„Alles in Ordnung?“, fragte Sato aufmerksam nach.

Der angesprochene Oberschüler nickte.

„Und dir Heiji? Wie läuft es bei dir?“, wandte sich Megure nun an den anderen Oberschüler.

„Kann mich nich beschwern“, meinte Heiji darauf ganz zufrieden.

„Freut mich. Freut mich.“

Shinichis Blick ruhte bekümmert auf Ran, welche mit Kazuha aufstand, als sie Aoko auf sich zukommen sah.

„Was ich sie fragen wollte“, Heiji rückte etwas näher an den Inspektor heran: „wegen dem Brand im Yushohai. Können Sie uns da schon etwas Genaueres sagen?“

„Viel weiß ich nicht“, begann der Inspektor sein Gedächtnis durchforstend: „Meines Wissens war die Brandursache schnell ermittelt.“

„Ja?“, Heiji reagierte erfreut und auch Shinichis Aufmerksamkeit richtete sich nun ausschließlich auf den Polizeibeamten.

Dieser fuhr jedoch fort: „Ein Unfall.“

„Ich glaub nich, dass’es ein Unfall war“, meinte Hattori: „Schließlich haben wir-“

Shinichi unterbrach ihn scharf: „Nein! Es handelt sich, wie Inspektor Megure schon sagte, um einen Unfall!“

Sein Freund sah ihn verdutzt an. Sah daraufhin zu wie Shinichi sich mühsam erhob und sich anschließend humpelnd von den anderen entfernte. Heiji stand sofort auch auf, folgte ihm mit misstrauischer Miene, während Ran ihnen überrascht nachsah. Auch Kazuha wunderte sich, doch ihr Freund sagte nur: „Ich komm gleich wieder!“
 

„Hey, wart ma“, seinen Freund stützen wollend holte Heiji ihn ein: „Geht’s dir gut?“

Shinichi sah ihn nicht an: „Ich weiß es nicht“, der Detektiv des Ostens brach mitten in seinem Satz ab.

„Was weißt’e nich?“, harkte Hattori nach.

„Ich bin mir nicht sicher, ob es klug war, herzukommen.“

„Hey, Shinichi. Mach dir da ma keine Gedankn. Ich kann mir kaum vorstelln, dass Gin oder irgendwer anderes von denen hier rumhängn würd.“

Shinichi lächelte künstlich, dann humpelte er, ihn von sich stoßend, weiter.

„Ahm, sag mal: Was sollt das eigentlich gerade?“, fragte Heiji ihn ernst.

„Was?“, gab sein Kollege knapp, in leicht gereiztem Tonfall zurück.

„Na das mit“, Hattori stoppte seinen Satz und sah seinen Freund, von der Seite her, eindringlich an: „Du hast doch wohl nich vor die Sache allein zu regeln?“

Gefragter schwieg, so setzte der Andere ein nachharkendes: „Oder Kudo?!“, nach.

„Genau das habe ich vor, Heiji!“, antwortete Shinichi dann doch bestimmt.

„Aber... das is leichtsinnig.“

„Ich kann euch da nicht mit reinziehen“, wandte er sich von seinem Freund ab, starrte in die Ferne über die Menge an fröhlichen Menschen, die gerade den Sonnenuntergang genossen, hinweg.

„Wir hängn so oder so mit drin“, versuchte sein Freund ihn zerknirscht umzustimmen.

„Nein, Heiji. Das ist mein Problem! Du hältst dich da gefälligst raus!“, brauste Shinichi auf und lief wütend davon.

Hattori rannte ihm nach. Er hatte keine Mühe ihn ein zu holen. Sobald er ihn erreicht hatte packte er ihn am Arm.
 

Ganz in der Nähe saß Kommissar Takagi auf einer der Parkbänke am Rande der Wiese. Er hatte ein Bein hochangewinkelt und auf den Bodenbrettern abgestellt. Das andere streckte der Polizist von sich.

Die beiden Oberschülerdetektive unterbrachen ihren Despot, als ihnen der Kommissar mit einer Flasche in sich zusammengesunken sitzend auffiel.

Die Oberschüler tauschten einen kurzen Blick miteinander, dann kamen sie auf Takagi zu.
 

„Geht es ihnen nich gut?“

Der Angesprochene schaute langsam, deprimiert hoch: „Ess gehht mia bessens.“

„Sind Sie sich da sicher?“, fragte Heiji seinen zukünftigen Arbeitskollegen darauf doch sehr ungläubig dreinblickend.

Shinichi löste sich Zähne zusammenbeißend von seinem Freund, welcher ihm daraufhin zusah, wie er mühsam zur Lehne humpelte und sich Halt suchend an dieser abstützte.

„Aber sischer bi isch sischer! Was soolte schon seihein, außer dass… dass-“ Takagi brach ab, um nach einem kurzen scheinbar seine gedankensortierendem Moment frustriert noch einmal von vorn anzusetzen: „Warum müüssen Fraunn nur imma so komplisirt ssein?“, begann Takagi zu erzählen was sein Problem war, weswegen er sich gerade halbherzig betrank: „Ii-ch haate allles soo schon orjanisiirt, aba meine Überasschunk is völlich daneben… jejangen.“

„Was für ne Überraschung?“, die Detektive sahen ihn fragend an.

„Die füar Mi-Miwako“, er nahm einen großen Schluck: „Aabeer Ssiee ihs mit Sch..hiratoi m-mit ihm mitgejangen…“

„Ach sie wollte Sie sicher nur eifersüchtig machen“, schlussfolgerte Heiji gelassen.

„Meins du wiklich?“, Takagi musste aufstoßen.

„Ja klar doch. Was denn sonst? Immerhin sind Sie doch zusammen, oder?“

„…Joah“, antwortete Takagi nachdenklich.
 

„Also langsam könnt Heiji aber mal wiederkommn!“, meinte Kazuha neben Ran und Aoko. Angespannt schaute sie sich um.

„Ach, die werden bestimmt gleich wieder da sein“, war Aoko optimistisch und auch Ran lächelte zuversichtlich: „Das glaube ich auch. Heiji ist doch die ganze Woche über schon so überschwänglich. Er lässt dich bestimmt nicht sitzen.“

Kazuha schaute verstimmt drein: „Gleich wieder da. Pah, vonwegn! Ich möcht mal wirklich wissn, was der unter gleich versteht“, schnaubte sie die Arme verschränkt.

Kaito war ebenfalls da. Hingegen all der anderen, sitzenden Personen bevorzugte er es sich stehend an einen der, in voller Blüte stehenden, Kirschbäume lässig anzulehnen. Im Gegensatz zu den drei Oberschülerinnen wusste er hingegen genau wo sich die gesuchten Detektive gerade aufhielten.

Ihr müsstet euch nur einmal umdrehen, Mädchen, dachte der Meisterdieb

amüsiert einen Blick auf die Freundinnen seiner Freundin gerichtet. Doch dann würde seine Miene erneut ernst.
 

„Vielleicht solltest du ihn einfach mal anrufen?“, schlug Ran ihrer Freundin vor, die allmählich nervös wurde.

Schell hatte Kazuha ihr Handy aus ihrer Handtasche genommen. Sie tippte gerade, als Inspektor Megure auf sich aufmerksam machte: „Wo ist er denn?“, schien ihm wohl, sich umschauend, jetzt auch aufzufallen das zwei der sechs Oberschüler fehlten.

„Äh d-das wissen wir nicht so genau. Aber Kazuha ruft ihn gerade an“, informierte Ran den Inspektor schnell, während bereits das Freizeichen einsetzte.
 

Bei Takagi und den zwei jungen Detektiven klingelte es. Unsanft berührte der Flaschenboden das Gras. Heiji tastete ungeschickt nach seinem Handy. Als er endlich dazu kam abzunehmen, war bereits an anderer Stelle aufgelegt worden.

„Wahr dass?“, fragte Shinichi.

„Kasuha wahhsheinlich!“, ließ Heiji sein Handy neben sich fallen.

„Vielleischt iss es wichik?“, warf der Kommissar, mittlerweile um seine Aussprache bemüht, ein.

„Ach“, brummte Heiji nebensächlich.
 

Langsam wurde es dunkler.

„Wo sind Sie denn?“, fragte Inspektor Megure mittlerweile ungeduldig auf seine Uhr schauend.

„Heiji!“, verfluchte Kazuha ihren Freund leise.

„Los. Versuch sie noch mal anzurufen“, drängte Ran besorgt.

Shinichi? Wo bist du solange?

Der Dieb in Zivil bemerkte sein Handy vibrieren. Er schaute auf das Display. Sein Gesichtsausdruck wurde erst. Er steckte es zurück in seine Jackentasche und entfernte sich ohne ein Wort.
 

„Un waruum habt ihar euch geade soo gestrintn?“, wollte der Kommissar wissen

„Weiil dea dah alles allleiin machen wiill“, zeigte Heiji grimmig ausgestreckten Zeigefingers auf Shinichi: „Obwohla er genaau weiss dases ne dummme Idde von ihm is!“

„Stimmmt nicht!“, empörte sich Shinichi darauf.

Kazuhas Freund hielt dagegen: „Hehr Tak- agiii Siee stmmn mia doch zu, dases bes- scheurt is gahns alleiin gehen ne ganzze Oganisatiion!“

Takagi nickte eifrig: „Jah. Daass is wirklisch duum.“

„Gahr nich wah!

„Un ob dass wahrr is!“

Takagi begann immer von einem zum anderen zu schauen.

„Was gehht diich daas an? Dass is meiin Polem. Janz alleiin meis!“

„Dass gehht mich ne ganze Mennge an, wennns umm meiinne Freunde geht!“

Heijis Handy unterbrach bimmelnd die nich mehr ganz nüchterne Auseinandersetzung der Beiden. Er nahm ab. Diesmal schrie ihm Kazuha wutentbrannt ins Ohr: „Heiji? Heiji!“

Nach seinem gelallten: „Waas is?“ fuhr sie ihn fassungslos an: „Heiji, bis’u etwa betrunken?“, war sie sehr empört.

„Nuhar ein bischen. Schreii mich nich so an!“, empörte sich ihr Freund ebenfalls.

„Du Idiot! Wo verdammt noch mal bis’u!?“, schrei Kazuha ihn an.

„Auhf d-der Wiesse. Woh sons?“

„Ach nein? Un wo verdammt noch mal genau? Der Inspektor wartet die ganze Zeit schon nur auf dich!“

„Ups“, entführ es Osakas Detektiv nach ein paar Sekunden Zeitverzögerung, als ihm dämmerte was er gerade verpasste.

„Oh, ja! Ups!“, brüllte Kazuha, weit genug entfernt aufgestanden vom Lager der Polizei, außer sich vor Wut in den Höher: „Mach dass‘u auf der Stelle herkomms!“

„Ohh“, hatte Heiji beim Ausstehen mühe: „Es drht ssich alllless!“, jammerte er sich ein zweites Mal aufstöhnend den Kopf haltend.
 

Kazuha drückte ihn weg.

„Was hast du?“, fragte Ran erschrocken, als sie ihre Freundin auf sich zu stürmen sah.

„Heiji, er ist total betrunken!“, entfuhr es Kazuha, wenn auch in gedämpfter Lautstärke.

„Was?“, quickte Ran, als sie das hörte, schrill.

Aoko war einfach nur sprachlos.

„Wir sollten ihn suchen“, meinte Ran umgehend auf.

Shiho hatte es bereits mitbekommen. Verzog ärgerlich ihr Gesicht. Sie folgte den drei Oberschülerinnen jedoch nicht.
 

„Heiji!

„Shinichi!“

„Heiji!“

Shinichi!“

„Wir sollten uns vielleicht aufteilen?“, schlug Aoko vor.

Kazuha wollte etwas erwidern, doch wurde durch ein: „Nein!“ von Ran unterbrochen. Sie war Diejenige, die die Bank mit den drei Betrunkenen entdeckt hatte: „Da!“, rief sie aufgeregt aus. Zeigte auf sie.
 

Umringt fanden sich drei Betrunkenen wieder.

„Halloo, Kazuhaa.“ Heiji wurde unsanft von seiner Freundin auf die Beine gezerrt.

„Aua!“, taumelte er und versuchte sich auszubalancieren. Wäre seine Freundin nicht gewesen, hätte er wohl das Gleichgewicht verloren.

„Shinichi?“, entfuhr es Ran fassungslos schockiert.

„Shinichi!“, sie kniete sich, aus ihrer Starre lösend, hin. Rüttelte ihn: „Shinichi!“

„Rahn“, war das einzige, was er, die Augen zusammenkneifend, bekümmert sagte.

Ran wollte ihm aufhelfen, aber die Erdanziehung erzeugte nur, dass sie mit ihm zurück nach hinten stolperte. Beinahe auf ihn fiel.

Shinichi schrie vor Schmerz auf.

„Oh, Shinichi! Bitte entschuldige“, versuchte Ran schuldbewusst und erschrocken ihm wieder hoch zu helfen. Aoko half ihr.

„Isch brauchee euure Hillfe niicht!“, wehrte Shinichi sich dagegen gestützt zu werden: „I-ich kahn alleinee gehn!“, energisch befreite er sich von den ihn haltenden Händen. Auch von Heijis.

Shinichi!?, dachte Ran. Doch dann setzte sie sich in Bewegung und eilte zurück an seine Seite.

„Was is mit Kommissar Takagi?“, fragte Kazuha sich noch einmal zur Bank umdrehend.

„Wir sagen es Sato“, schlug Aoko vor.

Die anderen Beiden nickten.
 

„Was machen wir jetzt mit ihnen?“, überlegte Ran: „So kann Heiji sicher nicht zum Inspektor.“ Aoko half ihr mit Shinichi, der seinen Kopf auf Rans Schulter gebettet hatte. Er war ganz still.

„Verdammter Idiot!“, Kazuha hielt Heijis Arm über ihrer Schulter fest. Balancierte ihn so aus.

„Kasu, mein Schnuellllchen. Seih dooch nich gleich so saua auf miich.“, stolperte Heiji und wollte seine Freundin küssen. Doch Kazuha, die den Alkohol roch, sah angeekelt zu, wie er um ein Haar das Gleichgewicht verlor: „Ich bin nich dein Schnuckelchen! Ich warn dich, Heiji Hattori: Wehe dir, wenn du dich übergibs! Ich mach das bestimmt nich weg! Das is sowas von widerlich!“

„Aach reg dich ab!“

„Hör mal! Ich kann dich auch falln lassn!“

„Hey, hört auf euch zu streiten, dass bringt euch auch nicht weiter“, unterbrach Aoko: „Wir wollten überlegen, was ihr jetzt machen wollt.“

„Genau“, stimmte Ran leicht keuchend zu: „Shinichi ist so schwer.“ Er schlief müde vom Alkohol fast. Er selbst nahm das gar nicht so bewusst war. Brummte nur.
 

Zusammen kamen sie beim Professor an, der sich mittlerweile auch umgesehen hatte.

„Wir brauchen unbedingt ihre Hilfe. Shinichi und Heiji haben sich total betrunken“, erklärte Ran in schon fast flehendem Ton.

Inspektor Shiratori, der gerade in ein Gespräch mit Miwako verwickelt war, sah der jungen Frau lange nach.
 

Agasa übernahm Shinichi.

Matt legte Tokios Detektiv nun ihm seinen Kopf auf die Schulter.

Ran sah nur wortlos zu.

Kazuha rannte davon zu Inspektor Megure.

Die anderen machten sich auf von der Wiese runter zum Straßenrand.
 

Kazuha holte die anderen ein.

Beim Käfer wehrte Shinichi sich rege gegen das Autofahren: „Isch hkan alllein gheheen! L-lahst miich ihn Ruhhee!“

„Shinichi, du kannst mit deinem Fuß und deinen Rippen nicht laufen!“, versuchte die Chemikerin es ihm begreifbar zu machen. Doch er drückte sie nur frustriert von sich.

Agasa kam ihr jedoch zu Hilfe. Plötzlich gab Shinichi all seinen Widerstand auf. Er war kreidebleich.

„Mi-miir isst scchleech“, brachte er noch zu Stande, bevor er sich heftig übergeben musste.

Heiji, dem der Geruch offensichtlich nicht bekam, ging es dann nicht besser. Auch er erbrach.

Die anderen sahen zu.

„Ran“, Shinichi klang kläglich. Suchte ihre Nähe. Legte seinen Kopf erneut auf ihrer Schulter auf. Von ihr ließ er sich ins Auto bringen.
 

Kaum zu Hause fanden sich beide Detektive über der Toilettenschüssel wieder.

Nach heftigem, mehrmaligem Erbrechen, immer noch blass wie Kreide, wurden die beiden zu Bett gebracht.

„Isch bihn üüberhhaupt nich mühüde!“, rebellierte Heiji halbherzig.

Shinichi dagegen war gar nicht in der Lage in irgendeiner Form zu widersprechen. Er war zu müde.

Ran schaute zu wie Shiho und der Professor Shinichi hinlegten, während Kazuha Heiji auf sein Lager davor hievte. „Doch. Das bis‘u! Schlaf jett gefälligs!“, wies sie ihn immer noch wütend an.
 

Montagmorgen, 27. März
 

Im Wohnzimmer war es dunkel und ruhig. Nur die Geräusche gleichmäßig gehender Atemzüge erfüllten den Raum.

Kaum merklich huschte Ran mit Kazuha zu Heiji und Shinichi. Sie lief zögerlich hinter ihrer Freundin, welche sich nun auf Zehenspitzen zum Bettlager ihres Freundes schlich. Ein breites Grinsen breitete sich schemenhaft auf ihrem Gesicht aus. Sie begann sie im Flüsterton, bemüht nicht zu kichern, zu zählen: „Eins, Zwei…“ und bei der: „Drei!“, schrie sie laut auf den Bauchbereich ihren Freund drückend: „Guten Morgen, Heiji!“

So unsanft geweckt schrie er vor Schmerz auf, schreckte hoch. Umgehend sank er aufstöhnend zurück auf sein Lager. Hielt sich mit beiden Händen seinen Kopf. Kazuha ging schnell wieder von ihm herunter.

Böse wurde sie daraufhin von ihm anfaucht: „Kazuha, spinnst’e?“, verzog er murrend, den Bauch reibend, das Gesicht.

Sie jedoch lachte ihren Freund aus. Meinte stattessen nur: „Nein! Nich das ich wüsst.“

Sie baute sich über ihm auf: „Los steh auf!“, forderte sie barsch und wandte sich mit diesen Worten von ihrem Detektiv ab und wollte sich umgedreht auf den Weg zu ihrem nächsten Opfer machen. Heiji wollte sich schon grummelnd zur Seite drehen, als er plötzlich hochfuhr: Shinichi! Allerdings sank er sich schmerzhaft am Kopf fassend erneut zurück. Kazuha schaute zeitgleich unbeeindruckt zu Ran: „Wills‘u?“

Doch Ran zögerte.

Heiji erhob sich nun wesentlich vorsichtiger. Er hielt sich mit einer Hand weiterhin den Kopf: „Lasst ihn ja in Frieden!“ Die Betonung des Detektivs aus Osaka war schneidend. Wie zur Unterstützung seiner Worte blickte er seine Freundin warnend an, die Hand dafür ein wenig zur Seite geschoben, sodass seine Augen nicht von ihr verdeckt wurden.

Die Mädchen sahen ihm zu wie er ging. Kurzum ging Kazuha ihrem Freund hinterher. Hinter ihr folgte Ran.
 

Der Professor und Shiho sahen auf, als die drei an den Frühstücksbereich kamen. Ran verwirrt. Kazuha wütend und Heiji war es sichtlich zu viel.

Er flüchte ins Bad. Knallte Kazuha die Tür vor der Nase zu. Sofort führte sein Weg ihn zum Waschbecken. Er spülte erst einmal seinen Mund aus. Danach hielt er seine beiden Hände gebeugt unter den Wasserstrahl und ließ die Handflächen volllaufen. Mit dem Wasser spritzte er sich das Nass dann mitten ins Gesicht.
 

„Was habt ihr angestellt?“, erkundigte sich die frühere Grundschülerin auf ihre typische Art beiläufig, als die zwei Oberschülerinnen sich zu ihnen an den Tisch setzten.

„Heiji is ein Idiot!“, antworte Kazuha ihr nur.
 

Als Heiji eintraf, waren die anderen bereits fertig und deckten ab.

„Du kannst ruhig noch etwas essen“, bot Agasa ihm an.

„Nein danke. Mir ist nicht besonders“, äußerte jener, sich auf den Boden sinken lassend, seinen Kopf haltend.

„Ich an deiner Stelle würde eine Kleinigkeit zu mir nehmen“, merkte Shiho sich zu Wort meldend nüchtern an.

„Hahaha“, lachte Heiji bitter. Er reagierte müde und gereizt: „Viel lieber wär ich jetz in meinem Bett!“, nörgelte er. Wollte seinen Kopf auf der Tischplatte auflegen. Hielt jedoch inne. Wütend schrie er seine Freundin an: „Kazuha, Könntest’e den Kram vielleicht was leiser wegräum?“

„Hm?", machte sie eine kurze, hinauszögernde Pause, bevor sie frech meinte: „Nein!“ und stellte die Schälchen mit einem extra lauten Rums in den Schrank.

Er sah sie böse an, sank dann mit leidendem Gesicht auf die Tischplatte.
 

Kazuha stellte sich neben ihn. Sie verschränkte die Arme und räusperte sich bestimmt. Ihr Freund sah, mit halb geöffneten Augen, seitlich zu ihr auf. Jedoch ohne den Kopf anzuheben: „Was is?“, kam es gereizt von ihm.

Als sie allerdings schwieg, fragte er sie: „Kazuha? Was will‘ste?“, in undfreundlichem Ton.

Ernst schaute sie auf ihn hinunter: „Was has’u dir dabei gedacht? Ich hab wie eine Blöde auf dich gewartet!“

Heiji begann den gestrigen frühen Abend gedanklich Revue passieren zu lassen: „Wir warn auf der Wiese. Ich und Shinichi hatn ne Meinungsverschiedenheit. Dann habn wir Takagi getroffn und was getrunkn. Dann-“. Er stockte. Er wusste es nicht mehr, hatte einen Filmriss.

„Was dann?!“, forderte Kazuha ungeduldig scharf.

„Keine Ahnung. Ich kann mich nich mehr erinnern“, antwortete er grübelnd.

Oh scheiße! Hoffentlich hab ich nich zu viel gesagt?, hoffte er mit mulmigen Gefühl.

Auf das Gesicht des Detektivs legte sich Entsetzen. Doch dann entspannte es sich wieder.

Ach, selbst wenn! Die Anderen habn mindestens genauso viel getrunkn wie ich. Also müssn die auch einen habn, war seine logische Schlussfolgerung.

„War echt klasse von dir, Heiji! Mich so sitzn zu lassn!“, tadelnd holte die weibliche Stimme ihn zurück.

Kazuha ignorierend wandte Heiji sich an den Professor: „Gib‘s hier in diesem Haus Kopfschmerztabletten?“

„Das kanns’u vergessn. Da darfst du jetzt schön durch!“, mischte sich jedoch seine bessere Hälfte sofort ein und schickte einen warnenden Blick in Richtung des Hausbesitzers.

„Man bis‘te herzlos“, der Detektiv war sauer.

„Selbs schuld! Hätte‘ste halt nich so viel saufen solln!“ Mit diesen Worten verschwand Toyamas Tochter zusammen mit Ran, ihm wütend die Zunge rausgestreckt.

Auf Shihos Gesicht bildete sich, bei dem Anblick der sich ihr bot, ein flüchtiges Lächeln aus.

Der von Kopfschmerzen geplagte Detektiv funkelte sie böse an.
 

Shinichi schlief immer noch. Heiji konnte sich ein leises Lachen beim Anblick seines Freundes nicht verkneifen. Hinterhältig grinsend machte er kehrt, schlich in die Küche zurück und füllte ein Glas mit ein wenig Wasser.

Damit lief er wieder zurück. „Eins, Zwei und drei Guten Morgen, Shinichi!“ und schüttete das kalte Nass in dessen Gesicht. Dieser fuhr erschrocken hoch. Sank allerdings sofort wieder unter Stöhnen zurück. Nach einigen Sekunden begriff Shinichi, was der Andere getan hatte. Verärgert regte er sich auf: „Was sollte das?!“

„Ich fand, du has lange genug geschlafn.“ Heiji lachte.

Shinichi verzog schmerzlich das Gesicht, stöhnte:„Ah, aua!“ und fasste sich an die Rippen.

„Bis‘ste okay?“ Die Mimik seines Freundes änderte sich. Sofort war er ernst.
 

„Tut weh. Nich?“, meinte Shiho. Sie hatte eine gefrorene, in ein Tuch gewickelte, Kompresse. An Heiji vorbei, schlug sie die Decke zur Seite, um danach die Hose ein Stück hochzuziehen. Dann legte sie ihm die Kompresse auf den nun freien Knöchel.

Shinichi biss bei der ersten Berührung die Zähne zusammen und verkrampfte sich.

„Ich habe dir doch gesagt, dass du dich schonen sollst.“

„Aua!“, schrie Shinichi auf. Presste durch die zusammengebissenen Zähne hindurch:

„H-habt ihr das etwa nicht gekühlt?“

Der Fuß war dick angeschwollen.

„Dummheit wird bestraft“, sagte sie nur unterkühlt. Unsanft drückte die Herstellerin des Gegenmittels wickelte die Kompresse drumherum.

Shinichi zog scharf die Luft ein.

„Das hast du jetzt davon“, sagte sie teilnahmslos: „Laufen kannst du so nun nicht mehr“, dieser zweite Teil wurde wesentlich missbilligender ausgesprochen.

Woraufhin der Gemeinte sie nur frustriert ansah.

Heiji fiel etwas ein: „Hast du heute Morgen nach ihm gesehen?“

Shiho richtete sich auf. Sah ihn vorwurfsvoll an: „Du warst ja nicht zu gebrauchen.“ Damit ging sie.

Schuldbewusst verharrte Heiji neben seinem verletzen Freund…
 

Donnerstag, 30. März
 

„Wie geht es deinem Fuß?“, erkundigte sich Shiho.

„Wie schon? Er tut weh. Was sonst?“, antwortete Shinichi bissig.

Sie kam auf ihn zu und tastete den Knöchel ab: „Stell dich hin. Das sieht doch schon besser aus“, meinte sie als sie mit dieser Tätigkeit fertig war.

„Wenn du meinst. Mir tut immer noch alles weh.“

„Jammer nicht so rum. Ich dachte du willst ein Mann sein?“, Shiho zog, in tadelnd von unten her betrachtend, die Augenbrauen hoch.

Heiji hielt sich die Hand vor den Mund, um sich das Kichern zu verkneifen. Als er von ihr aufgefordert angesehen wurde, half er schnell Shinichi sich hinzustellen und stütze ihn.

„Was habt ihr heute vor?“, erkundigte sich das ehemalige Mitglied der Organisation sich aufgerichtet.

„Mal sehn. Computer?“, Heiji sah Shinichi fragend an.

Dieser nickte.

„Na dann. Viel Spaß dabei.“ Sherry zog es vor ihre eigenen Wege zu gehen.

Sie gesellte sich, an den fernsehenden Oberschülerinnen vorbei, zum Professor in den Werkraum. Dieser saß an seinem Tisch und schraubte an einem seiner Insekten. Sie nahm sich ein Buch.
 

Rans Handy klingelte. Sie nahm schnell ab: „Ran Mori?“

„Hallo, Ran!“, meldete sich eine heitere, weibliche Stimme.

„Sonoko!“, rief ihre Klassenkameradin freudig aus.

„Ja. Ich bin wieder da!“, verkündete diese überschwänglich ihre Ankunft.

„Wie schön!“, freute sich auch Ran. Kazuha, die sie interessiert ansah, flüsterte sie ein: „Sonoko ist wieder zu Hause“ zu.

„Sag mal, wir haben uns jetzt zwei Wochen nicht mehr gesehen. Ich muss zwar noch auspacken, aber ich muss dir unbedingt alles erzählen! Hast du Zeit?“

„Ja“, dann sah Ran unsicher zu Kazuha: „Sonoko fragt, ob ich Zeit habe. Soll ich fragen, ob du mit zu ihr kannst?“

Die Oberschülerin aus Osaka nickte eifrig.

„Sonoko?“

„Ja?“

„Kazuha ist bei mir. Kann sie mit kommen?“

„Was Kazuha?“, Sonoko war angetan: „Na, sicher! Bring sie mit.“

„Sollen wir dann jetzt sofort kommen?“

„Gern.“

„Ja, gut“, antwortete Ran vorfreudig.

„Dann bis gleich“, verabschiedete sich Sonoko erwartungsvoll von ihrer Freundin.

„Ja.“ Ran legte ebenfalls auf.

„Und?“ Kazuha sah fragend aus.

„Wir können direkt kommen.“

„Cool!“, freute sich Heijis Freundin. Ran war schon aufgestanden. Zusammen ging sie mit ihr in den Flur: „War Sonoko über die Ferien weg?“, fragte sie, wie Ran gerade, in ihre Schuhe schlüpfend.

Ran bestätigte genickt: „Ja. Sie war bei Makoto“, erklärte sie mit Freundin munter vor die Haustür tretend.
 

Heiji saß an dem PC von Agasa. Shinichi hatte er seinen Laptop gegeben. Während er Bälle im Online-Game sortierte, surfte sein Freund recht lustlos.

Ping. Bei Shinichi ging eine Mitteilung ein. Er sah nach: He, warum so still?

Er antwortete: Ich denke nach.

Wieder ein Ping: Machst’e dir über die Organisation Gedanken?

Es dauerte eine Weile bis bei Heiji die Antwort einging: Ja...

Ping: Inwiefern?

Wieder dauerte es bis die Antwort kam: Ob ich ihre Existenz je beweisen kann?

Jetzt musste Shinichi auf Antwort warten: Keine Ahnung, aber irgendwann werden auch sie mal einen Fehler machn, wenn auch nur einen klein un dann habn wir sie! Jeder macht mal einen Fehler, is doch so?

Zurück kam: Aber wann?

Ping: Früher oder später?

Die Antwort kam schnell. Shinichi drückte frustrierten Gesichtsausdruckes auf senden: Eher nie!

Ping: Nich so negativ, Kudo! Vergess nich: Ab Morgen bin ich direkt an der Quelle! Die Mitteilung wurde durch einen breit grinsenden Smiley ergänzt.

Shinichi tippte das Wort Danke und drückte auf senden.
 

Am Abend
 

Ran und Kazuha waren auf dem Heimweg. Guter Laune gingen die beiden Freundinnen nebeneinander her.

„Komisch. Irgendwie freu ich mich richtig auf Morgn“, stellte Kazuha fest.

„Ach ja stimmt. Morgen ist ja euer erster Tag bei Inspektor Megure.“

„Weiß‘ u, früher hat‘s mich nich wirklich interessiert. Aber Heiji hat echt Recht. Es macht wirklich Spaß. Ich-“

Shinichis Klassenkameradin unterbrach sie erschrocken: „Oh nein! Ich hab ja morgen auch wieder Schule. Das habe ich ja total vergessen. Ich muss schnell nach Hause und meine Sachen holen.“
 

Montagmorgen, 3. April
 

Bei den Oberschülerinnen klingelte der Wecker. Ran stellte ihren aus. Die beiden Freundinnen drehten sich noch einmal um. Als der Wecker dann erneut klingelte, stand Kazuha als erstes auf. Schnell verschwand sie samt ihrer Schuluniform im Badezimmer.

Fertig kam Kazuha zurück zu, der gerade ihr Decke faltenden, Ran.

„Du kanns“, verkündete sie, ihre Armbanduhr umlegend.
 

Heiji war bereits auf. Seine noch feuchten Haare machten deutlich, dass er sich wohl schon ins Bad begeben haben musste. In Schuluniform saß er, die Zeitung durchblätternd, am Küchentisch. Er schaute auf, als er seine Freundin neben sich bemerkte.

„Was is so interessant?“, wollte sie neugierig wissen.

„Nichts“, wehrte Heiji ab und zeigte grinsend die Wettervorhersage.

Ran stieß zum Frühstücken zu ihnen. Gemeinsam machte das Trio sich anschließend, nach dem Wegstellen ihrer Schälchen und ihres Besteckes, auf den Weg.
 

Auf dem Präsidium wurden Heiji und Kazuha erfreut vom Inspektor empfangen. Schnell wies er die beiden Praktikanten in das Grundsätzliche ein. Takagi machte einen kurzen Rundgang mit ihnen und danach überstellte er die Zwei Satos Obhut.
 

Am Abend
 

„Na, wie geht’s?“, kam Heiji gut gelaunt.

„Langweilig“, kam es frustiert von Shinichi.

„Du Armer“, bemitleidete Heiji ihn halbernst, halb im Spaß.

„Lass das!“

„Sei doch nich gleich so giftig“, setze sich Osakas Detektiv zu ihm.

„Heiji?“, kam es nun in leidendem Ton.

„Ja, Shinichi?“, antwortete Hattori ihm, mit einer genau so wehleidig klingenden Stimme.

„Ich habe Durst.“

„Wirklich?“, amüsierte Heiji sich: „Konnest‘e das nich schon vorhin sagn?“ Sich wieder erhebend fügte er hinzu: „Muss ich wegen dir jetz extra noch mal aufstehn!“

Mit Tee kam er wieder: „Hier, bitte“, meinte er fürsorglich und reichte Shinichi diesen. Dann ließ er sich erneut neben ihm nieder…
 

Donnerstagabend, 4. Mai
 

„Ob ich raus kann?“, Shinichi klang ungeduldig. Er saß mit Heiji und Shiho sowie, dem Professor zusammen im Werkraum.

„Glaub ich mal eher nich“, meinte Heiji aufstehend: „Aber ich kann ja ma nachsehn wie weit Ran is“ und verließ den Raum.
 

„Na, wie sieht‘s aus?“, erkundigte sich der Oberschüler interessiert. Rans angespanntes Gesicht war einen Lacher wert: „Sie wird schon gleich hier sein“, meinte Heiji, Ran heiter auf die Schulter klopfend. Angespannt stand sie in der Küche vor einem wunderschön gedeckten Tisch. Betrachtete ihn überprüfend: „Was ist, wenn es ihm nicht gefällt?“ Rans Sorge war unverkennbar. Heiji lachte und haute ihr im Scherz leicht gegen den Hinterkopf, bevor er sich von ihr abwandte und sich etwas aus einer Süßigkeitentüte nahm, welche noch auf der Ablage lag.

Es läutete an der Haustüre. Umgehend eilte Ran über den Flur und öffnete. Vor ihr stand Aoko in Begleitung ihres Freundes, welcher, genau wie sie, ein großes Paket in seinen Händen hielt, dessen Deckel er oben leicht zudrückte.
 

„Da seid ihr ja!“, rief Ran bei diesem Anblick jubelnd aus.

Auch Kazuha inklusive Heiji erschienen im Flur. Der Detektiv aus Osaka traute seinen Augen nicht.

Kaito Kid?, schoss es dem Detektiv aus Osaka perplex durch den Kopf.

Dem Dieb entging der Blick seines Gegenübers keineswegs. Auf seinen Lippen zeichnete sich flüchtig ein überlegenes Lächeln ab. Winkte er dem Detektiv, der ihn einfach nur fassungslos anstarrte, scheinheilig zu.

Sag mir nich der is der Freund deiner Freundin, Kazuha! Heijis Mundwinkel verzogen sich argwöhnisch.
 

„Kommt rein“, ließ Ran die beiden Neuankömmlinge freudig eintreten.

Schell war Kazuha zur Stelle und warf, wie Ran, einen neugierigen und erwartungsvollen Blick in die beiden Kartons. Dann nahm sie, im Gegensatz zu Ran, das Paket von Kaito entgegen. Aoko und er zogen sich darauf Jacken und Schuhe aus. Kazuha hingegen drückte ihr Packet in die Arme ihres Freundes, um dann ihren beiden Freundinnen in den Wohnbereich zu folgen.

Heiji dagegen verblieb noch. Versperrte dem Dieb den weiteren Eintritt ins Haus: „Musstest‘e heute etwa den Vordereingang benutzn? Wie langweilig und einfallslos du doch bist!“, spielte der Detektiv schadenfroh grinsend auf die späte Begegnung von neulich an.

„Spar dir das, Hattori!“, reagierte dieser darauf unbeeindruckt. Ging einfach an seinem Gegenüber vorbei.

Heiji schüttelte nur mit dem Kopf. Seufzte kurz, ehe er den anderen zu Shinichi nachging.
 

„Seid ihr gut angekommn?“, erkundigte Kazuha sich bei Aoko.

„Ja, wir haben zwar den ersten Bus verpasst, aber ansonsten ging es. Durch eure Wegbeschreibung war es auch leicht zu finden“, beantwortete jene zufrieden die Frage.

Nervös blieb Ran mit ihrem Geschenk vor dem Werkraum stehen.

„Na, worauf wartest‘e?“, forderte Heiji sie amüsiert auf die Tür endlich zu öffnen.

Ran atmete daraufhin erst tief, bevor sie, dann mit zusammenkneifenden Augen, an die Tür klopfte. Erst als sie Shinichis genervte Stimme: „Kommt rein“, vernahm, öffnete sie.
 

Zögerlich blieb sie im Türrahmen stehen und schaute zu Shinichi hinüber. Dieser erwiderte ihren Blick verwundert.

Kurz vor ihm blieb sie stehen. Der Karton wackelte bedrohlich und Ran musste sich bemühen, um ihn noch weiter zuzuhalten.

„Äh, Shin-Shinichi“, begann sie, doch dann beendete sie ihren zuerst zögerlich angefangenen Satz zügig: „Ich habe ein Geschenk für dich. I-ich weiß nicht, ob du es überhaupt haben möchtest. W-wenn nicht, dann bringe ich es einfach ganz schnell wieder zurück. Versprochen!"
 

Heiji stellte sich dazu und auch die anderen traten in den Raum ein. Auch der Dieb. Der Detektiv aus Tokio machte ein dummes Gesicht:

Kaito Kid?

Es blieb ihm keine Zeit weiter darüber nachzudenken, den in erwartungsvoller Besorgnis hielt Ran ihm das Paket entgegen. Das Paket bewegte sich wieder. Langsam klappte Shinichi, es entgegengenommen, die zwei aufliegenden Pappstreifen zur Seite hoch und schon waren auch die beiden bisher liegenden Querstreifen oben und ein kleiner Welpe blickte Shinichi zurückhaltend aus großen Kulleraugen an. Die Augen des Detektivs wurden ebenfalls groß. Bange beobachtete Ran die Begebenheit aufmerksam: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Shinichi!“, brachte sie schnell über die Lippen. Ängstlich wartete sie ab, bis Shinichi seine erste Verblüffung überwunden hatte und sie perplex ansah.

„Danke“, sagte er nur verlegen, das putzige Hundebaby hochhebend. Heiji schlich sich hinter den anderen vorbei. Kam hinter Ran hervor, welche gerade schnell den jetzt leeren Karton an sich nahm und auf dem Boden abstellte.

„Tada! Schau ma ich hab auch ein!“, hielt Heiji ihm auch seinen kleinen Vierbeiner entgegen.

Überrascht-erschrocken starrte Shinichi erst auf dieses zweite Fellknäuel, dann seinen Freund an. Heiji lachte fröhlich und ging in die Hocke. Streichelte überschwänglich sein putziges Tierchen.

Shinichi schaute ungläubig dabei zu.
 

„Lasst uns essen“, schlugen Kazuha und Aoko vor.

Die anderen, bis auf Heiji, Shinichi und Kaito, folgten ihr.

Heiji wandte sich an Kid:

„Wieso bist’e denn mitgekommn?"

„Ich wollte euch unbedingt sehen. Weißt du?", gab dieser mit einem süffisanten Lächeln charmant zurück, erklärte dann: „Ich habe mich breitschlagen lassen eure Welpen zu schleppen", mit einer abwertenden Handbewegung.

Während Shinichi ihn, mit dem kleinen Hündchen auf dem Arm, skeptisch ansah, nahm Heiji diese Aussage mit einem knappen: „Aha“, zur Kenntnis.

„Lasst uns zu den anderen gehen“, wandte sich der Dieb sie nun leichthin stehenlassend ab, woraufhin beide Detektive sich erst ansahen und dann nachfolgten.

Kazuha und Ran hatten die Sitzordnung so organisiert, dass die weiblichen Personen auf einer Seite Platz nehmen konnten und gegenüber sollte die jeweilige männliche Person sitzen.

So ließen sich Dieb und Detektive, in der Küche angekommen, auf den noch freien Plätzen nieder.

Ran reichte Shinichi freudig lächelnd ein Kuchenstück auf einem Teller, welches er zwar dankend annahm es jedoch nicht anrührte.

Shinichi..., Ran war enttäuscht.
 

Am Abend
 

Heiji hatte sich zu Shinichi gesetzt. Kaito benutze die Armlehne: „Da hast du ja noch mal Glück gehabt“, bezog er sich auf Shinichi.

„Na ja“, der Detektiv machte einen wenig glücklichen Eindruck.

„Ich weiß nicht inwieweit es für euch nützlich ist, aber ich habe eine Vermutung, wer für den Brand verantwortlich sein dürfte.“

Die beiden Detektive sahen ihn gespannt und verblüfft an.

„Wer?“, sagten die Zwei wie aus einem Mund.

„Ein Mädchen.“

„Ein Mädchen?“

„Ja. Mit schwarzen, kurzen Haaren. Ich würde sie auf 13, höchstens 15 Jahre schätzen.“

Die Detektive tauschten einen verwunderten Blick aus.

„War sie schwarz gekleidet?“, wollte Shinichi sofort wissen.

„Nein. Sie war in Zivil.“

„Wahrscheinlich irrst‘e dich“, meinte Heiji.

„Sicher? Immerhin hatte sie eine Fernbedienung, die ziemlich nach einer Zündregelung aussah.“

„Woher willst du das wissen?“, harkte Shinichi, mit in die Höhe gezogenen Augenbrauen, nach.

„Weil sie den Schalter betätigt hat und darauf das Gebäude brannte“, erwiderte Gefragter etwas säuerlich.

„Hm“, Heiji zog nachdenklich ein Bein an: „Dann würd das ja bedeuten dieser Gin hat mit einem Kind telefoniert?“

„Klang mehr nach einer Erwachsenen“, fand sein Tokioter Kollege grübelnd.

„Kaito. Lass uns gehen“, rief seine Freundin ihn und beendete damit abrupt das Gespräch.
 

Später
 

Die Detektive hatten sich zum Schlafen hingelegt. Die Welpen lagen aneinander geschmiegt im einem der Kartons.

„Du nenns deinen Holmes, nich wahr?“

„Ja“, kam leise verzögert die gemurmelte Antwort von Shinichi.

„Na. Ran hat echt Recht. Du bis der totale Sherlock Holmes Freak“, lachte sein Freund: „Dann bin ich ja mal gespannt, wie gut du mich kenns“, forderte er Tokios Detektiv überlegen heraus.

„Queen!“, erwiderte dieser prompt desinteressiert. Ihn beschäftigte mehr etwas anderes: „Kaum zu glauben, dass er wirklich hier war.“

„Wer?“, entgegnete Heiji verdutzt, dann checkte er worauf sein Freund anspielte: „Ach, das meins’tee. Ich hab mich auch gewundert, aber er war neulich zu später Abendstunde schon ma hier."

„Was?", unterbrach Shinichi ihn verwirrt.

„Ja. Er meinte mich erschreckn zu müssn“, meinte Heiji amüsiert, wurde dann aber ernst: „Er hat sich nach dir erkundigt“, teilte er mit.

Shinichi reagierte verärgert: „Und das sagst du mir erst jetzt?“

„Naja, es war nichts Wichtiges.“

„Wenn ein Dieb bei uns einbricht und dann auch noch er, das ist nichts Wichtiges?“, empörte Shinichi sich lauter.

„Naja, er is nich direkt eingebrochn."

„Du hast ihn rein gelassen?", Shinichi war fassungslos.

„Er hat ans Fenster geklopft“, berichte Heiji nachdenklich: „Allerdings sollt ich nichts sagn. Was denk‘ste über die Sache mit diesem komischen Mädchen von dem er gesprochn hat?“ Kanns‘te dich da an irgendwas erinnern?“, fragte er das Thema wechselnd hinzufügend.

„Nein“, schüttelte Shinichi nur niedergeschlagen den Kopf.

„Kann‘ste dich denn immer noch nich erinnern?“

„Nur an Bruchstücke“, antwortete er grübelnd. Dann führ er fort: „Schemenhaft. Ich kann sie nicht so zusammensetzen, dass es Sinn macht.“
 

Montagabend, 8. Mai
 

„Hi“, grinste Heiji. Er hatte eine weiße Plastiktüte dabei: „Bin hier! Wer noch?"

Shiho und Shinichi schauten vom Schachspielen auf. Bellend kamen die zwei kleinen Hundebabys schwanzwedelnd auf ihn zu gerannt, welche zuvor nebeneinander auf dem Fußboden gelegen hatten.

„Hey, Queen!“, freute sich sein Besitzer sehr seinen putzigen Vierbeiner zu sehen und knuddelte das Hündchen, sich zu ihnen herunterbeugend, ausgiebig. Dann setzte er ihn wieder auf dem Boden ab. Streichelte auch den anderen kleinen Hund: „Hallo, Holmes.“ Heiji holte aus der Tüte etwas heraus. Es waren zwei Halsbänder: „Schaut ma, was ich für euch hab“, sagte er und zeigte den zwei Welpen, was er ihnen mitgebracht hatte.

„Das Blaue oder das Rote?“, fragte er seinen Freund, die beiden Bänder hochhaltend.

„Das Rote."

„Fang!“, rief Heiji, warf und legte dann seinem Queen das Blaue um. Anschließend nahm er die beiden Hündchen auf den Arm und brachte Holmes zu seinem Besitzer. Er setzte es ab, sodass auch dieses sein Halsband von Shinichi umgelegt bekommen konnte. Heiji holte noch einen kleinen, gelben Gummiball aus der Tüte und ließ ihn auf den Boden fallen. Dort wurde der runde Gegenstand neugierig von Queen in Beschlag genommen. Holmes dagegen blieb schüchtern, wenn auch das Brüderchen neugierig mit dem runden Ding beobachtend, auf dem Schoss seines Herrchens sitzen.
 

Heiji ging in die Küche. Dort stellte er das mitgebrachte Futter weg und spülte zwei mitgebrachte Näpfe einmal mit Wasser aus. Einen füllte er anschließend erneut mit Wasser und stellte den Napf auf den Boden. Dann trocknete er den anderen ab und füllte Futter hinein. Nach diesem Handlungsschritt stellte er auch ihn dazu auf den Boden. Zu guter Letzt wanderte die Plastiktüte in den Müll.
 

Am späten Abend
 

Heiji hatte sich wie die anderen bereits zur Nacht hingelegt, als er auf das schon fast aufdringliche Klopfen vom Fenster her aufmerksam wurde. Zwar war er wieder einmal verwundert, aber er ging direkt zur Haustüre. Denn es war wieder Kaito, der da auf ihn wartete und ihn wohl offensichtlich sprechen wollte.

Heiji wollte etwas sagen, aber ließ es dann, als ihm die seitliche Bewegung des Diebes auffiel. Es war als würde er jemandem ein Zeichen geben. Und tatsächlich: Eine junge Frau, eine große, grün-gelbe Sporttasche festumklammernd, kam seitens Kaito ermutigt zum Vorschein. Heiji schätze sie auf mittezwanzig. Ihre Haare wurden offen getragen. Gingen bis knapp über die Schulter und waren blond. Sie war von äußerst schlanker, gar zierlicher Gestalt. Schmale Nase, kleiner Mund. Sie war mit einem grauen, bis zu ihren Knien gehenden Mantel bekleidet. Darunter trug sie eine dunkelviolette Stoffhose, ebenfalls graue, lange Stiefel. Der Detektiv musterte die ihm fremde Person misstrauisch.

Der Dieb deute auf ihn und sagte in aufklärendem Ton: „Das ist Heiji Hattori. Hier wirst du auch sie finden.“

Die Unbekannte nickte dankbar. Sah dann zu, wie ihr Bringer kurz eine galante Verbeugung andeutete und sich dann auf die gleiche Weise wieder entfernte, wie er gekommen war und in der Dunkelheit verschwand.
 

Nun waren der aus Osaka stammende Detektiv und die Fremde ganz alleine. Nicht ängstlich erwiderte sie seinen misstrauenden Blick.

„Ich will zu Sherry“, forderte sie bestimmt, sich mit fester Stimme näher kommend erhobenen Hauptes vor ihm aufbauend.
 

Montagabend 13.März
 

Ein in weiß gekleideter, junger Mann öffnete erledigt die Türe seines Hauses. Freundlich kam ihm ein älterer Herr entgegen: „Da seid Ihr ja wieder. Ich habe mir bereits Sorgen um Euch gemacht.“

„Hallo Jii“, antwortete Kaito frustriert und abgeschlagen.

„Und?“

„Was und?“

„Wart Ihr erfolgreich?“

„Ach das. Nein bedauerlicher Weise nicht. Es kam anders, als ich gedacht hatte“, gab Kid, sich das weiße Jackett ausziehend, Auskunft, und ließ es sich abnehmen.

„Möchten Sie etwas essen?“

„Nein… danke, aber etwas zu Trinken wäre nicht schlecht.“

„Ja Sir“, mit diesen Worten ging der alte Mann davon.

Kaito trottete seufzend die Treppe hinauf in sein Zimmer. Nahm seinen Hut ab und warf ihn achtlos aufs Bett.
 

Dann stellte er sich vor das große Wandbild seines Vaters. Mit einem trauernden Gesichtsausdruck betrachtete er es.

Gerade wollte der junge Dieb seine Krawatte öffnen, als er Schritte hörte. So ließ er davon ab und drehte sich mit den Worten: „Das hat aber lange gedauert, Jii“, um.

Unmerkliches Zusammenzucken. Es war jemand, aber nicht Erwarteter!

Erschrocken sah er zu der, ihm unbekannten, Person hinüber. Eine, mit einer Pistole zielende, Frau stand vor ihm: „Hände hoch!“, befahl sie in ruhigem, aber sehr entschiedenem Tonfall.

Kaito schluckte und tat was ihm befohlen wurde: „Wer bist du? Was willst du hier?“, er versuchte sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen, aber dieser war ihm nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Ruhe! Die Fragen stelle ich! Nur ich!“, ordnete die Unbekannte ihm darauf scharf an: „Bist du Kaito Kuroba alias Kaito Kid? Der berühmte Meisterdieb 1412?“, stellte sie ihre erste Frage an die Zielperson.

Diese nickte nur.

„Was weißt du? Wolltest du deinen Vater rächen?“ Dem Wort Vater wurde besondere Betonung geschenkt. Aus der anfänglichen Rauheit, die in der weiblichen Stimme lag, entstand nun Sanftheit.

Der Oberschüler war verunsichert. Diese Veränderung von barsch auf freundlich wirkte irritierend. Auf seine Wortwahl bedacht sagte er: „Ja. Ich wollte ihn rächen!“

„Haben Sie ihn umgebracht?“, erkundigte sich die Unbekannte jetzt betroffen.

„Ja.“ Der Dieb rang um seine Fassung: „Ich denke schon.“

„Das tut mir sehr leid“, sagte die junge Frau leise, als wolle sie sich dafür entschuldigen: „Weißt du, wer ich bin?“, fragte sie dann leise.

„Nein“, gab Kaito zurück.

„Mein N-Nam-“, wollte die junge Frau sich gerade vorstellen, bevor sie ihren Satz zu Ende bringen konnte. Von einem Aufschrei begleitet fiel die Waffe auf den Boden. In sich zusammengesunken und vor Schmerzen gekrümmt saß die junge Frau nun daneben.

Kaito näherte sich ihr vorsichtig.

Dankend, mit schmerzverzerrten, aber dennoch lächelnden Gesichtsausdruck, ließ sich die junge, blasse Frau aufhelfen.

Um Luft ringend ließ sie sich von ihm zum Bett führen. Dort setze sie sich. Kaito verließ den Raum, um bald mit einem Glas Wasser zurückzukehren. Das die Unbekannte dankbar annahm.
 

„Geht es wieder?“

„Ja. Danke“, sagte sie mit einem eigentümlich, tieftraurigen Gesichtsausdruck und schloss die Augen, um tief durchzuatmen: „Wo waren wir? Ach ja. Ich wollte dir sagen wer ich bin. Ich habe eigentlich drei Namen, aber für dich reicht dieser hier: Chiyoko“, die Nennung wurde von einem bitteren Lächeln begleitet.

Der Dieb machte ein verwundertes Gesicht: „Chiyoko?“, weiderholte er die Silbenbetonend.

„Ja“, kam eine leise Bestätigung.

„Wie lauten die anderen beiden?“

„Das ist jetzt nicht relevant. Merk dir einfach diesen. Er sagt alles aus, was du wissen musst“, die geheimnisvolle junge Frau stockte, dann sah sie ihn bittend an: „Ich bin hier, weil du mir einen Gefallen tun sollst. Geh zu dem Park, der sich in der Nähe eines Hotels befindet.“

Der Dieb beäugte sie misstrauend: „Welches?“, fragte er schließlich zögernd.

„Das Yushohai. Weißt du wo das ist?“

Der Oberschüler nickte.

„Wenn du ihn entlang gehst, kommst du irgendwann zu einem alten Haus. Du wirst es leicht erkennen können. Zurzeit werden Bauarbeiten daran vorgenommen.

Wenn du das Haus betrittst, siehst du eine Treppe, die musst du hoch gehen. Dann geh in das Zimmer, das rechts neben dir liegen wird“, sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: „Wenn du drin bist, sieh dich um und du wirst eine Sporttasche finden. Die brauche ich. Sie enthält für mich etwas sehr Wertvolles.“

Ein weiteres Mal wurde sie fragend angesehen.

„Mach schon!“, forderte sie daraufhin drängend.

Kaito nickte und wollte zur Tür, um das Zimmer zu verlassen.

„Hey!“

Der Zauberer drehte sich noch einmal um.

„Du solltest besser eine Taschenlampe mitnehmen.“ Ein freundschaftliches Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht der jungen Frau ab, bevor es seine bis eben Einzigkeit zurückbekam.

Kaito erwiderte es vorsichtig, während er bestätigend den Kopf senkte und aus ihren Augen entschwand.
 

An Hand dieser Schilderungen tat der Dieb worum er gebeten worden war. Mit seinem Gleitdrachen machte er sich auf den Weg.

An besagtem Hochhaus angekommen ging er gemäß der Wegbeschreibung in den ihm genannten Raum. In ihm war es stockdunkel. Um etwas sehen zu können, knipste der Dieb die mitgenommene Taschenlampe an. Er sah sich um. Im Raum lagen viele Bretter und Säcke, hin und wieder auch Farbeimer und dazu gehörende, breite Pinsel. Vorsichtig durchleuchtete er alles. Doch eine Sporttasche konnte er nicht finden.

Auf einmal schreckte Kuroba auf. Quengelnde bis weinerliche Geräusche waren plötzlich zu hören. Er folgte dem Geschrei… Da von einigen Brettern gut versteckt entdeckte der Dieb gesuchte Tasche. Schnell wollte er diese aufheben, stutzte jedoch über das Gewicht.

Das Geplärr wurde lauter. So öffnete der Oberschüler verwundert den Reißverschluss der Sporttasche, der bereits ein wenig offen stand. Was er darin entdeckte, überraschte ihn noch mehr als alles andere, was sich an diesem Abend, oder besser in dieser Nacht schon zugetragen hatte...
 

Montagnacht, 8. Mai
 

„Dann komm mit“, meinte Heiji schließlich.

„Nein!“, widersprach die junge Frau ihm. Forderte ihn bestimmt auf: „Bring du sie zu mir.“

Heiji tat was sie wollte. Er ging sie aufwecken: „Shiho?“

„Ja?“

„Komm ma.“

Die Chemikerin tat ihm verwirrt den Gefallen. „Was ist denn?“, wollte sie aufgestanden wissen. Doch Heiji war schon weiter. Er ging auch Shinichi wecken: „Steh auf“, rüttelte er ihn: „Komm mit!“

Shiho kam mit den beiden vor die Tür.

Sowohl ungläubig wie auch perplex starrten sie die beiden früheren Grundschüler an. Diese wandte sich Shiho zu und fragte vorsichtig: „Sherry?“

Jene zögerte kurz, doch dann beantwortete sie die ihr gestellte Frage durch ein kurzes Nicken.

Die junge Frau kam freudig, mit Tränen in den Augen, auf das ehemalige Organisationsmitglied zu und umarmte es. Shiho wusste nicht, wie ihr geschah. Bewegungslos verharrte sie in ihrer stocksteifen, stehenden Position. Heiji schaute wie Shinichi einfach nur verständnislos zu.
 

Der Inhalt der Tasche hatte sich zu bewegen und zu quengeln begonnen. Die junge Frau löste sich von Shiho. Öffnete dann die Sporttasche ganz und holte sachte einen weinenden Säugling heraus, um ihn auf ihrem Arm zu heben.

Den Verstand scheinbar ganz verloren starrten Heiji und Shinichi sie weiterhin an. Shihos Blick dagegen war eher beängstigt.

Die Unbekannte scherte sich allerdings nicht darum und beruhigte stattdessen das Kind.

Heiji war der erste, der seine Stimme wiederfand: „Ein Ba-Baby?“, stotterte er, es immer noch nicht ganz begriffen.

Die Fremde hob ihren Kopf, blieb stehen und schaute seitlich zu ihm, der neben seinem Freund stand, hinüber: „Ja. Das ist mein kleiner Sohn Tadashi. Er ist unter anderem der Grund warum ich hier bin“, sagte sie aufklärend.
 

„Ta-da-shi?“, brachten Shinichi und Shiho gelichzeitig brüchig hervor.

„Mal ganz langsam. Du weiß wer sie is?“

Die Gemeinte zeigte keinerlei Reaktion.

„Ich wollte zu dir, Shiho!“

Angesprochene schaute Sprechende an. Diese fuhr fort: „Ich freu mich dich endlich gefunden zu haben.“ Die Frau lächelte: „Ich hatte schon überall nach dir gesucht. Es war ausgerechnet Gin, der mich auf dich brachte“, sagte sie fast schon schmunzelnd.

Mit der Aussprache des Namens Gin hatte sie es fertig gebracht die anderen drei Personen zum Erschauern zu bringen.

„Du gehörst zur sch-schwarzen… Organisation.“, sprach Shinichi es schockiert aus.

„Nein!“, unterbrach die Betreffende ihn energisch: „Das tue ich nicht.“ Fügte anschließend noch hinzu: „Jedenfalls jetzt nicht mehr“, ihre Stimme war getrübt. Die Augen der jungen Frau füllten sich mit Tränen. Ihr Baby, das immer noch in ihrem Arm lag, drückte sie nun noch fester an sich, als sie es ohnehin schon tat: „Ich bin gegangen. Shou, e-er“, sie musste ihren Satz durch ihre tränenerstickte Stimme abbrechen. Ihr Zorn, der bei diesen Worten in ihrer Betonung mitschwang, war unverkennbar. Leicht zitternd gab sie ihrem Sohn einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Dieser lag friedlich in ihren Armen. Seine Mutter fasste sich:

„Shou- Sie haben ihn erschossen.“ Jetzt jedoch sprach sie ohne eine Regung von Gefühl.

„Von wem?“, fragte Heiji.

„Ich denke von Gin selbst“, ergänzte sie nur traurig: „Ich war genau wie Akemi und Shiho von Anfang an in der Organisation. Meine Eltern waren es leid und nicht nur sie wollten austreten. Konnten aber nicht. Es gab viele, die nicht länger so weiter machen wollten. Gemeinsam mit anderen gründete mein Vater eine Untergrundbewegung innerhalb der Organisation, aber er schaffte es nicht. Meine Mutter und auch mein Vater… wurden, bei dem Versuch mit mir unterzutauchen, von der Organisation erschossen. Erst sah es eigentlich ganz gut für uns aus, sie konnten sich mit mir unbemerkt in ein Hotel absetzen. Leider wurden wir jedoch bald von ihnen aufgespürt… Sie erschossen zuerst meinen Vater… Er hatte sich schützend vor mich und meine Mutter gestellt“, die junge Mutter versuchte gegen ihre aufkommenden Tränen anzukämpfen. Scheiterte jedoch.

Heiji, der im Gegensatz zu Shinichi und Shiho nicht wie angewurzelt einfach nur da stand, wollte auf sie zu kommen. Doch jene schüttelte nur bestimmt den Kopf. Fuchtelte abweisend mit ihrer freien Hand, wischte sich dann über die Augenwinkel. Mit ihrer tränenerstickten Stimme setze sie ihre Berichterstattung fort: „A-als er tot war, war sie an der Reihe. Ich musste, auf dem Boden sitzend mit ansehen, wie meine Eltern verbluteten.“ Ihr Stimme wurde tonlos: „Ihr Blut färbte den so hellgrauen, fast weißen Teppich“, der Blick der Frau war mit Bitterkeit erfüllt, auf einen fernen Punkt gerichtet: „Der Mann, der sie ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, einfach abgeknallt hatte, brachte mich zurück… zurück zur Organisation. Wo ich zuerst wie auch ihre Schwester“, sie sah das andere, frühere Mitglied an: „zur Schule geschickt wurde. Später war ich dann selbst eingeteilt.“

Shinichi, Heiji, wie auch Akemis kleine Schwester hörten erschüttert zu.

„Vor etwa 1 ½ Jahren bekam ich den Auftrag übertragen, einen jungen Abgeordneten eines großen Konzerns zu beschatten. Letztendlich sollte ich ihn ermorden. Allerdings weigerte ich mich“, ein liebevolles Lächeln: „Ich wollte es eigentlich nicht, aber er hatte Interesse an mir. Ich nutzte das aus. So lernten wir uns näher kennen und er verliebte sich in mich… Ich konnte… nein… i-ich wollte ihn nicht umbringen!“ Erneut umschlossen ihre Arme das Kind auf ihrem Arm. Sie machte eine Pause. Erst dann sprach sie gefasst weiter: „Eines Abends habe ich ihm die Wahrheit gesagt. Ich konnte es einfach nicht mehr länger verschweigen. Zuerst war er doch ziemlich entsetzt“, auflachend wischte sie eine einzelne Träne ab: „Aber dann lachte er nur und nahm mich in seine Arme. Er-er sagte, dass er schon lange Bescheid wisse und er mich trotzdem liebe.“ Für einen kurzen Augenblick schien die junge Frau glücklich zu sein. Bevor sie dann erneut tapfer mit den Tränen kämpfte.
 

„Dann ist er der Vater von Tadashi?“, äußerte Heiji seine Schussfolgerung betroffen. Die beiden anderen brauchten noch, um zu begreifen was sie gerade eben erfahren hatten.

Das frühere Organisationsmitglied schaute nickend auf ihr Kind hinab: „Die Organisation schien mir schon seit einiger Zeit gegenüber misstrauisch zu sein. Ich ging dorthin, wo ich mich mit Shou verabredet hatte. Noch bevor ich ankam hatte man ihn erschossen. Man hatte auf mich gewartet und nahm mich fest.“

Mehr sagte sie nicht. Ihre Stimme war beim sprechen immer mehr abgefallen.
 

„Wie hast du es geschafft zu entkommen?“, fragte Shiho.

„Ich habe die Wachen erschossen. Ich wusste nicht wohin ich gehen sollte und beschloss dich zu suchen. Ich wollte dich warnen: Gin will dich immer noch töten.“

„Nein! Weiß er etwa wo wir sind?“, Shinichi und die anderen Beiden wurden leichenblass.

Kopfschütteln: „Nein, weiß er nicht. Er war längst weg, als ich aus meinem Versteck kam. Ich war genau wie ihr“, sie sah die beiden Detektive an: „Ich bin dir gefolgt“, sie sah zu Heiji. Ich dachte vielleicht könntet ihr mir helfen. So bekam ich mit, dass Sherry bei euch war“, sagte die Flüchtige, ehe sie fortfuhr: „Für den 13ten Mai ist eine Geldübergabe geplant.“

„Eine Geldübergabe?“, kam es wie aus einem Mund von jedem der Detektive.

„Ja. Es geht soweit ich weiß um eine Menge Geld.“

„Und wo?“, wollten Shinichi, wie auch Heiji sofort interessiert wissen.

„Shirínda-tori 154b. Es gibt da eine große Lagerhallenanlage. Regelmäßig finden dort Geldübergaben statt.“

Heiji sah seine Freunde an: „Hat jemand von euch eine Ahnung wo das is?“

„Ja“, antwortete Shinichi.

„Helft ihr mir?“, lenkte die Mutter das Interesse wieder auf sich.

„Wobei?“, wollte Heiji wissen.

„Ich“, sie schwieg einen Moment: „Ich habe eine Rechnung offen“, sagte sie dann kurzum und fragte: „Kann ich hier schlafen?“

Vor allem die Detektive hatten mit dieser Frage nicht gerechnet. Fragend sahen sich die beiden an.
 

„Du kannst zu mir kommen“, sagte Shiho stattdessen. Sie ließ die junge Mutter alleine stehen und besorgte vom Professor noch eine weitere Decke und ein Kissen.

Tadashis Mutter nahm die Sachen dankbar nickend, eine Verbeugung andeutend, entgegen. Dann breitete sie eine, ebenfalls mitgebrachte, Matte auf dem Boden aus, legte ihren Sohn darauf ab und deckte sich und ihn anschließend zu. Er bekam einen liebevollen Kuss auf die Stirn…
 


 

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*Anmerkung(en):

Yayoi ist ein japanischer, weiblicher Vorname und bedeutet März.

(Quelle: http://www.bedeutung-von-namen.de/weibliche-japanische-namen-r-y)
 

Das Trikot von dem die Rede war, war das welches Ran von Shinichis Fußballidol mal hatte unterschreiben lassen (Folge: Mord eines Sensationsreporters).
 

Heiji sollte während des Kirschblütentreffens eigentlich als Praktikant vorgestellt werden.

In Japan gibt es eigentlich keine Praktika. Zumindest nicht in unserem Sinne.

Die Japaner kennen so etwas glaube ich gar nicht. Wie ich im Internet las und durch Nachfragen bei verschiedenen Leuten, die bereits selbst in Japan waren, sind bzw. mit Jemandem dort in Kontakt stehen, bestätigen ließ.

Würde ein Ausländer ein Praktikum machen wollen, so müsste er ein Unternehmen sogar bezahlen, damit er genommen wird.
 

Des Weiteren war ich mir mit der Kirschblüte wegen eines passenden Datums nicht sicher. Ich habe durch mein recherchiertes Hintergrundwissen versucht es möglichst genau zu bestimmen. Was allerdings sehr schwierig einzuschätzen war.

(Infomaterial: http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5gniMJ4-KEPwivfOWF1rZevyGfVIA,

http://www.manager-magazin.de/life/reise/0,2828,408792,00.html,

http://www.manager-magazin.de/life/reise/0,2828,408792-2,00.html,

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/panorama/?em_cnt=1692994& und http://www.paradisi.de/Freizeit_und_Erholung/Reiselaender/Japan/Artikel/2615.php )

Zudem fällt die Zeit der Kirschblüte zusammen mit dem Beginn des neuen Betrieb- Jahres und z.B. Beförderungen werden bekannt gemacht. Deshalb war Heiji von Megure eingeladen worden.
 

Was den Alkohol betrifft, so wird zur Kirschblütensaison ziemlich viel getrunken.

(Quellenangabe: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/panorama/?em_cnt=1692994&)

In Japan trinken Jugendliche allerdings im Gegensatz zu uns erst ab 20 aufwärts. So der Japaner, den ich fragte.

Dementsprechend schlecht vermute ich würden Shinichi und Heiji den Alkohol vertragen. Vor allem wenn sie es in einer kurzen Zeitspanne tun.
 

In Japan beginnt ein neues Schuljahr offiziell immer am ersten April.

Weswegen ich hier für den ersten Schultag bzw. Arbeitsbeginn dieses Datum wählte. Zwar könnte es gut sein, dass nicht grundsätzlich und überall das Schuljahr am 1. April neu beginnt, aber da der erste April offiziell der genannte Tag ist habe ich mich an dieser Festlegung orientiert.
 

Auf den Rundgang und die Einführung bin ich nicht weiter eingegangen, da ich nicht klar definieren konnte wie das Präsidium in Detektiv Conan genauer aufgebaut ist und zum anderen, weil ich nicht wirklich etwas über japanische Besonderheiten ausfindig machen konnte.

Heiji angehend, wechselt er immer wieder mal die Abteilungen, sodass er von allem einen Einblick erhält. Nebenbei muss er natürlich weiterhin seine Schulpflichten erfüllen, indem er Material, welches per Post zugesendet wird, bearbeitet und es dann zurück an die Schule schickt.
 

Geburtstagsrituale bezüglich Japans betreffend nehme ich auf Grund meiner Internetrecherche an, dass es keine speziellen Gegebenheiten an so einem Tag gibt. Es soll wohl so sein, dass Geburtstage dort teilweise gar nicht gefeiert werden, und wenn doch, dann wohl eher von den Jüngeren.

(Quellenangaben: http://www.embjapan.de/forum/japanische-braeuche-zum-geburtstag-t7813.html und http://www.japanlink.de/special/spe_05_07.shtml )
 

Meine japanische Internetkontaktperson beantwortete meine Fragen wie folgt:

Ich: Wie ist das mit Geburtstagen in Japan?

Er: say "happy birthday!" sometimes give a present to one

Ich: Gibt es Kuchen?

Er: Sometimes

Ich: einen besonderen oder einfach irgend einen?

Er: not special one, usually

Ich: wird gesungen?

Er: Nein. we don't have a fixed way to celebrate
 

Um die Wahl für einen passenden Hund für Heiji und Shinichi zu treffen nutzte ich diesen Test: http://www.pedigree.de/pedigree/de/service/SelectADog.aspx und entschied mich dann für den vorgeschlagenen Airedale Terrier mit 78%

(http://www.pedigree.de/pedigree/de/service/SelectADog.aspx und

http://www.hundund.de/rassen/airedale-terrier/)

Die Beschaffung der Welpen angehend, so kannte Aoko jemanden der diese Hunde züchtet.
 

Chiyoko ist ein von mir erdachter Charakter. Ebenso Tadashi ihr vier Monate alter Sohn und dessen Vater.

Der Name Chiyoko bedeutet folgendes:

Chiyo(ko)= Kind von eintausend Generationen

Chi = eintausend

Yo = der Wechsel, das Zeitalter, die Generation

Ko= Kind

Tadashi hingegen bedeutet so viel wie: richtig, gerecht, rechtschaffend

Und Shou heißt so viel wie: hochfliegen, fliegen

(Quellenangabe: http://www.kunigunde.ch/japanische.htm )
 

Zusatz: ich wollte eigentlich noch schreiben, woher Ran und Aoko sich kennen. Aber die Sache wollte sich nicht formulieren lassen. Deshalb sag ich es hier kurz: Kogoro und Nakamori haben wegen einem Diebstahl mal zusammen gearbeitet und Conan, sowie Ran waren mit von der Partie. Heiji war mit Kazuha extra von Osaka gekommen, um Kid mit Conan auf eigene Faust zu erwischen. Kazuha und Ran trafen auf Aoko, die Unterschriften gegen Kaito Kid sammelte.
 

Ich habe eine Menge Feiertage ausgelassen. Wer nachlesen will siehe hier: http://www.infojapan.de/kultur/feier.htm

Zwiespalt

Dienstag, 9. Mai
 

Am nächsten Morgen lag Ran wach. Es dämmerte schwach. Gedankenverloren nahm sie ihre Decke beiseite und setzte ihre beiden Füße auf dem Boden auf. Geräuschlos stellte sie sich, am Arm reibend, ans Fenster.

Bekümmert betrachtete sie Kazuha. Ihre Freundin schlief.

Ran seufzte leise. Dann richtete sie ihren Blick erneut nach draußen, dann wandte sie sich vom Fenster ab. Behutsam öffnete sie die Tür und trat hinaus auf den Flur. Leiser Schritte stieg sie die Treppenstufen hinunter.

Zu Rans Verwunderung fiel ihr ein Lichtschein auf, welcher heller wurde je tiefer sie kam. Sie hatte den unteren Treppenansatz erreicht und sah sich verwundert um. Das Licht kam aus der Küche, aber als Ran sich in deren Richtung gehend umsah, konnte sie niemanden ausmachen.

Leicht kopfschüttelnd drehte sie den Verschluss einer Wasserfalsche los, nahm sich ein Glas und schüttete sich etwas ein. Sie trank einen Schluck und setzte sich, anschließend grüblerisch, an den Tisch.

In Gedanken bemerkte Ran, über ihr Glas streichend, die herbei tretende Frau mit dem Baby auf dem Arm gar nicht.
 

„Könnest du mir auch etwas zu trinken einschütten?“, wurde sie von ihr angesprochen. Freundlich angelächelt.

„Ä-j-ja natürlich“, reagierte Ran leicht zusammenzuckend. Schaute die ihr fremde Person überrascht an. Eilig stand sie auf und holte ein zweites Glas.

Die für die Oberschülerin noch Unbekannte setzte sich derweil.

„Danke“, sagte sie höfflich leicht nickend.

Ran setzte sich zurück auf ihren Platz. Ihren Blick hielt sie daraufhin leicht gesenkt, stumm auf das Glas in ihren Händen gerichtet.

Die junge Frau wiederum betrachtete die Oberschülerin: „ Möchtest du nicht wissen wer ich bin?“, fragte sie schließlich mit freundlicher Stimme.

Ran schaute zu ihr auf: „Äh, ja. Ich“, begann sie.

„Ich heiße Chiyoko und bin eine Freundin von Yayoi. Ich wohne in Tottori und wollte sie besuchen.“ Mit einem kecken Lächeln beendete sie die kleine Vorstellung ihrer Person.

Rans errötete.

Tadashis Mutter lächelte sie ahnend an: „Dachtest du“, sie machte eine kurze Pause, bevor sie forschender Mine fortfuhr: „ich wäre wegen Shinichi hier?“

„Ich ich“, versuchte Ran es sofort mit einem heftigen Kopfschütteln abwimmelnd.

„Nein“, verkündete das ehemalige Organisationsmitglied leicht hin. Dann eine kurze Pause. Ihr Ton wurde zielsicher: „Du hast Interesse an ihm, oder lieg ich da falsch?“

Damit brachte sie die Oberschülerin nur noch mehr in Verlegenheit.

„Äh, nein, nein. S-so ist das nicht!“, wehrte Ran Regiment ab: „Wir sind nur Freunde“, räumte sie kleinlaut ein. Schnell griff sie nach ihrem Glas. Zu ihrem Glück lenkte der kleine Junge die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf sich, die ihn darauf hin sanft hin und her wiegte.

Ran schaute ihr zu: „Ist das dein Baby?“, erkundigte sie sich zaghaft.

„Ja“, auf dem Gesicht des ehemaligen Organisationsmitgliedes breitete sich ein stolzes Lächeln aus. Ihre Augen funkelten: „Das ist mein Sohn. Sein Name ist Tadashi“, erklärte sie den Blick senkend. Liebevoll lächelnd, ihren Liebling betrachtend. Doch auch ein Hauch von Traurigkeit schimmerte, vermischte sich mit ihrem eigentlich glückseligen Gesichtsausdruck.

Ran unterbrach diesen einzigartigen Moment zwischen Mutter und Kind: „Er ist wirklich süß.“

„Möchtest du ihn mal halten?“

Ran antwortete verlegen mit einem Nicken.

Die Mutter stand auf und legte ihren Sohn in die Arme der Oberschülerin.

Ran betrachtete den Säugling. Der Kleine begann zu weinen. Ein wenig hilflos gab Shinichis Klassenkameradin das Baby darauf an seine Mutter zurück.

„Ich werde ihn wieder hinlegen“, verkündete diese darauf und verließ mit diesen Worten den Raum. Ran blieb allein zurück.
 

„Oh, das tut mir Leid. Ich wollte dich nicht wecken, Shiho“, sagte das eine ehemalige Organisationsmitglied zum anderen, als es ins Zimmer herein kommend bemerkte, dass das andere ebenfalls wach war.

Shiho lag seitlich in ihrem Bett. Sagte nichts, sondern schaute dabei zu, wie sich die andere Frau vor ihrem Lager hinkniete und den Säugling sachte bettete.
 

Bei den Detektiven schellte der Handywecker. Murrend schaltete Heiji ihn, nach dem Gerät tastend, schnell aus. Dann richtete er sich verschlafen auf. Gewöhnt, wie er es war, streckte er seinen Arm nach hinten aus: „Shinichi, du glaubs gar nich was ich heut Nacht verrücktes geträumt hab“, murmelte er.

Hä?

Begann er sich dann aber zu wundern, als sein Tasten nur Leere erfasste.

Er rückte ein Stück mehr nach hinten. Kam dadurch mit der Handfläche an der Wand aus. Jetzt total verwirrt wollte er aufstehen. Landete aber stattdessen nur plumpsend auf dem Boden.

Schnell stand er wieder auf und fing nun an den Lichtschalter zu suchen. Orientierungslos machte eines seiner Knie dabei die schmerzhafte Bekanntschaft mit der Kante eines Schrankes. Ein verärgertes: „Verdammt!“ zischend knipste Heiji, sich besagtes Knie reibend, endlich das Licht an. Shinichi kniff daraufhin seine Augen zusammen. Hattori schaute sich zu ihm um.

Wieso sin wir hier obn?

„Sag bloß, das war gar kein Traum!?“, wandte er sich schockiert, diese Feststellung laut aussprechend, an seinen noch im Bett, mit einem gebeugten Arm seine Augen verdeckend, liegenden Detektivkollegen.
 

Ran befand sich bereits in Schuluniform gekleidet mit dem Professor unten beim Tischdecken, als Kazuha zu ihr nach unten kam.

„Kazuha!“, begrüßte Ran Heijis Partnerin fröhlich, einen Stapel Schälchen auf dem Tisch abstellend.

„Hi“, Kazuha reagierte ein wenig verwundert über Rans überschwänglich gute Laune.

„Konnteste etwa was über diese komische Frau herausfinden?“ wurde sie von ihrer Freundin in unsympathischen Tonfall gefragt. Ran bejahte freudig nickend.

„Un was?“, wollte Kazuha daraufhin doch sehr neugierig wissen.

Der Professor, aufmerksam den Informationsaustausch mit verfolgend, reichte Ran eine große Schüssel aus dem Kühlschrank an, welche sie beginnend Auskunft zu geben ebenfalls auf dem Tisch platzierte: „Sie heißt Chiyoko und ist eine Freundin von Yayoi. Sie ist nur hier, um sie zu besuchen“, verkündete sie beschwingt die Stäbchen holend. Fortfahrend berichtete sie weiter, die Stäbchen neben dem Stapel Schälchen abstellend: „Und das Baby, dass sie mit gebracht hat, ist ihr Sohn Tadashi. Ich durfte ihn halten und er ist wirklich unglaublich süß.“
 

„Sprecht ihr von ihm hier?“, lenkte die Frau des Gesprächsthemas die Aufmerksamkeit der drei bisher sich im Raum befindlichen Personen auf sich. Aufrecht an ihre Schulter gelehnt trug sie ebenfalls erwähntes Baby auf dem Arm herein. In ihrer Begleitung Shiho, welche dem sie fragend anschauenden Professor durch einen entsprechenden Ich-erkläre-es-ihnen-später Blick Entwarnung vermittelte.

„Ja“, bestätigte Ran heiter und kam den beiden früheren Mitgliedern der schwarzen Organisation entgegen, streckte einladend ihren Arm aus. „Darf ich vorstellen: Das ist Chiyoko“, sagte sie und deute dann auf ihre Zimmergenossin: „Und das hier ist meine Freundin Kazuha.“

„Freut mich sehr“, war die ältere der beiden es, die das Wort erhob. Während Kazuha zurückhaltend reagierte. Doch ein kleines zusätzliches Lächeln brachte auch hier das Eis zum Schmelzen.

Tadashi quengelte etwas, was seine Mutter dazu veranlasste weiter zu gehen. Ihn beruhigend, ein wenig umarmend, setzte sie sich an den Tisch. Ran setzte sich neben sie. Ihrem Bespiel folgend kamen die anderen ebenfalls zu Tisch.

Es wurde ruhig. Warten trat ein.

„Wo sind die beiden Detektive? Müssen sie nicht aufstehen?“

„Heiji kommt sicher gleich und Shinichi“ Ran wurde still.

„Er muss doch auch komm. Er kann sich schließlich nich ewig drückn“, meinte Kazuha aufstehend: „Ich sag ihnen Bescheid, dass wir endlich anfangen wolln!“
 

Somit machte Heijis Freundin sich auf nach oben.

„Hey!“ rief dieser, sich aus dem Bad kommend und die Haare mit einem weißen Handtuch trocken rubbelnd aus, als er seine Freundin bedrohlich nahe an Shinichis Zimmertüre bemerkte: „Draußn bleibn!“

Kazuha drehte sich zur Seite. Sah Heiji auf sich zu kommen. Sie verschränkte mit verfinsterter Mine die Arme vor der Brust: „Das kann man auch freundlicher sagn!“, empörte sie sich über seinen uncharmanten Tonfall.

„Sei doch nich gleich beleidigt“, entgegnete er, bei ihr stehen bleibend.

Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Komm mit. Ich hab Hunger“, meinte er anschießend kurz um und machte sich auf nach unten. Kazuha schüttelte schnaubend den Kopf. Folgte ihm aber dann.
 

Ran machte ein betretenes Gesicht, als sie Heiji scheinbar alleine kommen sah.

Jener erschrak, als er die Frau von gestern Abend mitten unter den anderen sitzen sah. Scheinbar in völligem Einklang, als würde sie schon immer dazu gehören.

Was hab ich denn jetzt verpasst?, fragte er sich gedanklich selbst, während Kazuha ihn überholt bereits an ihren Platz kniete.

Irritiert den Kopf schüttelnd, kam er ebenfalls zu den anderen dazu.

„Kommt Shinichi nicht?“, fragte Chiyoko unwissentlich nach.

Sie merkte sofort wie sehr sie den Detektiv aus Osaka in Nöte brachte.

Ihm war sichtlich unbehaglich von Ran und auch Kazuha so angesehen zu werden:

„Er fühlt sich nich so besonders“, log er spontan. Chiyoko machte im Gegensatz zu Ran kein trauriges, sondern ein verwunderliches Gesicht.

Der Professor schaute mit einem Oh-ich-muss-irgendetwas-Unternehmen von der einen auf die andere Seite: „Nehmt euch. Nehmt euch“, forderte er die vier entschärfend auf.
 

Nach dem Frühstück. Blieben die beiden ehemaligen Organisationsmitglieder zusammen mit dem alten Mann allein zu Hause. Shiho erhob sich und stellte die Schälchen ineinander. Am Professor vorbei gehend beantworteten sie endlich die ihr schon die ganze Zeit über umgestellte Frage, die den Erfinder so interessierte. Auf sein fragendes Schauen erklärte Sherry ganz neutral: „Sie ist wie ich vor der Organisation geflohen. Sie haben doch nichts dagegen, wenn sie hier bleibt?“

Der Professor machte ein betroffenes Gesicht.
 

Von der Schule kommend schloss Ran die Haustüre hinter sich. Verspielt stürmten die zwei kleinen Hündchen zu ihr, sprangen sie eifrig mit dem Schwanz wedelnd an. Ran stellte ihre Tasche zur Seite und streichelte Queen und Holmes. Wobei sie letzteren hochnahm. Ihn knuddelnd streifte sie sich die Schuhe von den Füßen. Trat mit dem Hündchen in den Wohnbereich ein. Queen lief ihr, aufgekratzt ihre Beine umspielend, hinterher.
 

Shinichi befand sich in der Küche. Stand vor der Ablage neben dem Kühlschrank, auf welcher sich eine Schüssel mit Reis befand. Lustlos betrachtete er deren Inhalt.

Angewidert ließ er mit einer Handbewegung von der Schüssel ab.

Ran hatte ihn gesehen und rief freudig nach ihm: „Shinichi.“

„Was ist?“, bemerkte er sie gereizt ganz in seiner Nähe.

„Äh nichts“, reagierte Ran über seinen unfreundlichen Tonfall verwundert-erschreckend: „I- ich wollte dich nur fragen, ob es dir jetzt besser geht?“, fragte sie vorsichtig nach.

„Was?“, Shinichi klang weit in Gedanken.

Ran stellte sich besorgten Blickes direkt neben ihn: „Geht es dir nicht gut?“

„Doch. Alles bestens!“, führ er sie daraufhin an.

Ran war gekränkt: „Endschuldige das ich gefragt habe!“, mit diesen Worten ließ sie ihn stehen.

Shinichi sah ihr bereuend nach. Wütend drehte er sich um und schlug mit geballter Faust auf die Platte.
 

Shinichi war blass. Er hatte die Beine angewinkelt. Die Arme aufgelegt, sodass seine Hände nur ein kleines Stück weiter in der Luft ruhten. Verbissen starrte er vor sich hin. Holmes lag seitlich neben ihm auf der Decke. Er hob sofort den Kopf an, als er das Geräusch der Türklinge vernahm. Und hopp… sprang der Welpe Heiji entgegen auf den Fußboden und rannte stürmisch zu ihm hin. Den Kleinen begrüßend ging jener heiter in die Hocke: „Na, wie geht’s dir? Alles im grünen Bereich? Ja?“, kraulte Heiji den Welpen ausgiebig hinter den Ohren. Queen, hinter seinem Herrchen, kam hinzu. Forderte sein Brüderchen zum Balgen heraus.

Die Welpen sich selbst überlassend erhob Heiji sich lachend.

„Was für ne Laus is dir denn über die Leber gelaufn?“, runzelte Osakas Detektiv die Stirn, als ihm Shinichis Stimmung auffiel. Sich seine Jacke ausziehend setzte er sich neben ihn: „Is dir nich gut? Du siehs so blass aus.“

Shinichi machte für einen Augenblick ein ertapptes Gesicht. Dann reagierte er wie schon zuvor Ran gegenüber gereizt: „Nein. Alles bestens! Danke, das Ran mich wie ein angeschossenes Kaninchen behandelt!“, stand er aufbrausend auf.

„Hey, Shinichi? Was hät ich ihr denn sagn solln?“, rief Heiji verwirrt dem, die Türe unsanft hinter sich ins Schloss fallen lassenden, Detektiv hinterher.

Er ließ die Jacke achtlos liegen, lief ebenfalls zur Türe, öffnete wieder und verließ ebenfalls den Raum.

„Shinichi?“, versuchte er aufgeklärt zu werden sobald er seinen Freund, welcher mittlerweile unten ankam, eingeholt hatte.

Shinichi wollte weiter, so hielt der andere ihn am Arm zurück: „Sach was is? Warum bis'u sauer auf mich?“

„Ach, nichts“, murmelte Shinichi, Blickkontakt vermeidend, zur Seite drehend.

„Glaub ich dir nich!“ Heiji wollte eine Erklärung.

Die Miene des Gefragten änderte sich. Widerstrebend gab er zu: „Ich habe Ran angeschrien.“

Sein Freund sah ihn erst verwundert an: „Angeschrien?", dann fassungslos: Wieso?“

Shinichi schaute erneut zur Seite. Ging Richtung Sofa. Ließ sich darauf sinken.

Es machte den Eindruck, als wäre er nicht begeistert, dass Heiji ihm auch hier hin nachkam.
 

Im Küchenteil hinter ihnen war Ran mit Kazuha und auch Chiyoko damit beschäftigt das Essen vorzubereiten. Der Professor war am Computer.

Ran war gerade mit Chiyoko dabei das Gemüse zu putzen, während ihre Freundin Wasser aufsetzte.

Heiji bemerkte, dass Ran ihn ansah. Somit verzichtete er auf nähere Auskunft. Chiyoko entging das nicht, beobachtete, wie sich der Detektiv des Westens zu seinem Freund aus Tokio setzte.

Die beiden schwiegen sich an.

„Mal was anderes“, flüsterte Heiji, sich schließlich leicht duckend: „Diese Sache mit der Geldübergabe: Hasu vor dahin zu gehn?“

Shinichi nickte knapp.

„Solln wir ma zu Shiho gehen un überlegn, wie wir die Sache aufziehn wolln?“

Kudo zeigte sich einverstanden, indem er sich erhob. Gemeinsam mit Hattori ging er zu ihr.
 

Auf ihrem Bett sitzend schaute die ursprünglich einzige Mitbewohnerin des Professors von einer Zeitschrift auf. Sie hatte ihre Beine hochgezogen. Den Rücken des Heftes dagegen abgestützt. Das Baby lag neben ihr an der Wandseite, schlafend in seine Decke gewickelt.

„Was wollt ihr? Über Chiyoko reden?“, fragte sie ihre Augenbrauen hochziehend.

„Wenn'u nichs dagegen has?“, kam prompt eine entsprechende Bestätigung seitens Heijis, der die Arme gegen seine Hüften stemmte.

Shinichi dagegen nahm matt neben Shiho auf dem Bett Platz, indem er es ihr gleich tat.

„Und?“, sah sie von Heiji zu Shinichi.

Bevor dieser etwas sagen konnte, war Heiji schneller.

„Was denkste über die Geschichte?“

Shiho zuckte nur, ihren Blick wieder der Zeitschrift zuwendend, mit den Schultern.

Heiji machte schon mit verstimmter Miene den Mund auf, als das frühere Mitglied der Organisation sich endlich herabließ zu antworten und ihre Vermutung laut kund zutun: „Ihr habt vor hinzugehen? Zu dieser gewissen Lagerhalle?“ Allein die Betonung machte schon deutlich, dass es sich hierbei um eine rein rhetorische Frage handelte.

Jedoch hatte sie Shinichis Interesse geweckt: „Kennst du die Halle etwa?“

„Nein“, antwortete sie ihn ernüchternd.

Shinichis Gesichtszüge wurden ernst.

„Die Frage is die: Wir kennen Sie nich. Was is wenn es eine Falle is?“

„Das denke ich nicht“, entgegnete Shiho gelassen umblätternd.
 

„So das wäre erledigt“, lächelte Chiyoko, sich vom Tisch her zu den beiden am Herd stehenden Oberschülerinnen umdrehend: „Ich werde kurz nach Tadashi sehen und Bescheid geben, dass das Essen bald fertig ist.“

Ran und Kazuha nickten: „Ist gut.“
 

„Wenn jemand es abschätzn kann, dann du: Is Sie nun vertrauenswürdig oder nich?“, Heijis Stimme klang verärgert. Drang bis zu der gerade eben die Tür öffnenden Person.

„Ihr traut mir nicht?“, machte Tadashis Mutter überraschend auf sich aufmerksam.

Schell drehte Heiji sich erschreckend um: „Ähm... Ich“, es war ihm sichtlich unangenehm.

„Das macht nichts. Ich würde mir an eurer Stelle auch nicht vertrauen“, sagte sie gelassen näher kommend, ihre Arme gebeugt nach oben haltend und dabei ihre Handflächen nach hinten hin offen ausstreckend.

„Sagt schon, was möchtet ihr wissen?“, fragte sie offen, bei ihnen stehen bleibend, in die Runde.
 

Keiner der beiden Detektive sagte etwas. Machten nachdenkliche Gesichter. Shiho betrachtete sich die ihr bietende Situation. Heiji wurde auffordernd angesehen: „Frag mich“, forderte ihn die, noch zum größten Teil, Fremde einfach auf.

„Nun ja, Sie hattn gesagt, dass Sie ihre Wachen erschossen haben. Wie konnten Sie das, hat man Ihnen ihre Waffe nich abgenommn?“

„Haben sie. Zumindest meine W Browning HP, die ich in meinem Pistolengürtel hatte.“

„Sie hatten also noch eine andere“, schlossfolgerte Shinichi zielsicher.

Das Ex-Mitglied der Organisation nickte: „Ich hatte noch einen kleinen Revolver.“ Die Mutter sah plötzlich traurig aus: „Ein Geschenk von Shou.“

„Ein Geschenk?“, fragte, hochinteressiert, Heiji nach.

Sie nickte erneut: „Wir wussten, dass wir in Gefahr waren.“ Ihre Stimme war ein wenig beschlagen: „Er hatte auch einen. Wir machten aus, sie von außen nicht sichtbar immer bei uns zutragen. Falls wir in Gefangenschaft geraten würden, war uns klar, dass sie unsere Pistolen konfiszieren würden. Wir hatten darauf spekuliert, dass sie, wenn sie erst einmal unsere eigendlichen Waffen haben, uns nur noch einmal flüchtig untersuchen würden und die kleinen Revolver mit etwas Glück unentdeckt bleiben könnten.“

„Aber“, setzte Heiji an.

„Ja?“, Chiyoko sah ihm in die Augen.

„Sie hatten doch erwähnt, dass dieser Shou ein Abgeordneter eines Konzerns war?“

Betreffende nickte. Setzte sich, im Schneidersitz ihr Kind auf den Arm nehmend, neben Shiho: „War er“, beantwortete sie seine Frage knapp.

Nun setzte sich auch Heiji hin. Allerdings nicht wie die anderen auf das Bett, sondern davor an die Wand: „Was war das für ein Konzern?“, wollte er neugierig wissen.

„Er vermarktet Fertigmisosuppen“, erklärte Shinichi ihm.

Doch wurde ihm zum Teil widersprochen: „Das ist nur die halbe Wahrheit. Zwar wird ein Teil zur Verschleierung wirklich an Supermärkte in der Region verkauft, aber der andere Teil wird schwarz gehandelt.“

Die anderen Drei schauten sie verwundert-fragend an.

„Was verkaufn sie denn noch?“, Shinichi wusste nicht was sie meinte.

„Kokain oder auch Heroin. Sie verpacken die Pulverpäckchen zur Tarnung in die Suppenpackungen. Die Buchhaltung wird doppelt geführt, sodass im Falle einer möglichen Kontrolle nur die Geschäftsbücher vorgelegt werden müssten, die die legalen Angelegenheiten festhalten.“

„Das it wohl der Grund, warum er bisher noch in keinster Weise aufgefalln is“, mutmaßte Osakas Oberschülerdetektiv nachdenklich-ernst.

„Stimmt. Das ist mit ein Grund“, bestätigte Tadashis Mutter ihm bedrückt.

„Aber wie sind Sie nun entkommn? Sie hattn doch sicher nich nur eine Wache, an der Sie vorbei musstn?“, brachte Heiji das Gespräch wieder auf das Anfangsthema zurück.

„Da hast du recht“, erneut schwang große Betrübtheit in ihren Augen und in ihrer Stimme mit: „Es war so, dass ich in Einzelhaft kam und wartete, bis man zu mir kam um mich zu verhören. Es kamen drei. Einer war der für mich Zuständige und die beiden anderen kamen in wachender Position mit in den Raum. Man sagte mir, dass man nicht nur mich sondern auch schon andere unserer Bewegung hatte ausmachen können. Einige hätten bereits gestanden und manche sogar Reue gezeigt. Mir legte man Nahe ebenfalls um Vergebung zu bitten“, ihre Stimme veränderte sich. Wurde nun etwas lauter, regelrecht rebellisch: „Ich stand wütend vom Boden auf. Sagte ihnen ich würde mich lieber eigenhändig erschießen, als weiterhin unter ihrer Kontrolle zu leben“, ein weiteres Mal schlug die Stimme, diesmal in Kälte und regelrechte Freude, um: „Dann holte ich den Revolver hervor. Noch bevor sie etwas unternehmen konnten habe ich abgedrückt und alle drei erschossen. Anschließend habe ich sofort den Raum in dem ich gefangen war verlassen. Man hatte meine Schüsse zwar gehört, aber da ich zum einen einfach von meinem Raum direkt in der Nähe über das Treppenhaus vom ersten Stock nach unten musste und der Tatsache, dass die meisten, der wohl wenigen Anwesenden damit beschäftigt waren ebenfalls Verhöre durchzuführen, traf ich nur auf vier Wachposten, die ich ebenfalls niederschoss“, die Betonung wurde wieder etwas trauriger: „Ich hätte gerne meinen Freunden geholfen, aber ich wusste weder wo sie festgehalten wurden, noch wusste ich, ob sie überhaupt noch lebten. Ich wusste nur, dass ich ganz so allein, wie ich war, nichts hätte unternehmen können. So beschloss ich zu unserem Treffpunkt zu gehen.“
 

„Treffpunkt?“, unterbrach Heiji überrascht.

Das Ex-Organisationsmitglied nickte: „Ja. Das alte Gebäude in der Nähe des Yushohai Hotels von dem ich euch erzählt habe. Shou, ich und die anderen Anführer hatten uns dazu entschieden, dass sollten wir scheitern, wir uns dort versammeln und verstecken würden. Wir dachten, wenn sie uns suchen würden, dann wohl eher mit dem Hintergedanken wir würden uns absetzen wollen und somit wohl eher auf dem Weg zu Flughäfen oder Hotels abfangen“, ihre Tonlage mit der sie nun sprach wurde noch trauriger: „Ich wartete dort. Ich wartete und hoffte ich wäre nicht die Einzige. Das noch jemand anderes kommen würde. Wir hatten Vorbereitungen getroffen: ein paar Waffen, Munition und andere Ausrüstungsgegenstände in einem Kellerraum deponiert.“ Tadashis Mutter kämpfte mit aufkommenden Tränen: „Ich hatte solche Angst, dass man mir doch gefolgt sein könnte, dass ich die ganze Nacht nicht schlief und mich zitternd mit der besten Pistole hinter den Kisten versteckte.“

„Wie seid Ihr auf dieses Haus gekommen? War es nicht baufällig?“, erkundigte sich Shinichi bei ihr.

„Nein. Damals noch nicht. Es war unbewohnt. Shou hatte es um einige Ecken von einem seiner Freunde.“

„Deshalb warn Sie wohl am Hotel“, äußerte Osakas Detektiv, sich langsam das ganze begreifend.

„Ja. Ich wusste, dass man Herrn Watababe gegenüber misstraute.“

„Herrn Watababe?“, kam es wie aus einem Mund von den beiden Detektiven: „Wer ist das?“ und auch Shiho machte den Eindruck, als würde sie ihn nicht kennen.

„Herr Watababe ist der Besitzer des Yushohai. So weit ich weiß war er erst seit kurzem in der Organisation. Er hatte sich wohl verkalkuliert und war so in ihre Fänge geraten. Ich nehme an er wollte nicht für sie arbeiten.“

„Dann ist das das Motiv für die Brandstiftung!?“, kamen Shinichi und Heiji zu demselben Schuss.

„Ich denke schon. Sie werden ihm gedroht haben“

„Un als das nichts brachte, zündeten sie sein Hotel an.“, vervollständigten die beiden Detektive den Satz an ihrer Stelle.

„Warum haben sie ihn nicht auch festgenommen?“, erkundigte Shiho sich näher.

„Weil er nicht zu uns gehörte. Er war ja noch nicht lange in der Organisation, bevor ich mir die Listen angesehen hatte.“

„Listen?“, Heiji und die anderen stutzen.

Bevor Chiyoko in der Lage war ihm zu antworten, wurde sie auch von ihrer ehemaligen Leidensgenossin angesprochen: „Du meinst die, auf der die schwarzen Schafe stehen“, konnte Akemis kleine Schwester sich bitter denken von was gerade die Rede war.

„Ja. Ich hatte sie mir heimlich am Computer durchgesehen. So bin ich auch auf dich aufmerksam geworden. Ich sah, dass Gin für deine Vernichtung zuständig ist und da bei dir kein Vermerk gemacht worden war, wusste ich, dass du noch irgendwo am Leben sein musstest. Allerdings waren die Listen schon weit abgearbeitet. So, dass du mit das Naheliegeste warst“, erklärte Chiyoko ihr ganz pragmatisch: „Wir hatten gehofft so zusätzliche Verbündete ausfindig machen zu können, mit denen man vielleicht bei einem Fehlschlag oder auch später hätte in Kontakt treten können“, wendete sie sich nun auch wieder an die Detektive.
 

Heiji wollte weiter fragen, doch wurde er von Shiho abgehalten.

Kazuha stellte sich mit Ran zusammen in die Tür: „Kommt doch ma endlich. Wir rufn euch schon seid bestimmt 10 Minutn“, verkündete Heijis Freundin ihm und den anderen ärgerlich.

„Boah! Kazuha. Klappe! Erschreck mich doch nich so, verdammt!“, fuhr Heiji zu ihr herum.

„Erschreckn?“, blaffte Kazuha sofort, sich empörend ihre Arme gegen die Hüfte stemmend, zurück: „Spinnsu? Ich bin genau so gekomm wie sons auch. Also schrei mich gefälligst nich so an!“

„Hey“, versuchte Ran es mit einer beschwichtigenden Handbewegung: „Streitet euch doch nicht.“

„Er fängt doch an!“, meinte Kazuha zu ihr, ehe sie sich erneut Heiji böse zuwandte: „Komm jetz endlich, du Idiot!“

„Ja, gleich und jetz verzieh dich!“, kam es von Heiji zurück.

„Nich gleich. Jetz!“

„Bohr, ja!“, entgegnete er angespannt, wobei er das Ja langbetonte.

Kazuha machte beleidigt auf dem Absatz kehrt.
 

Heiji rappelte sich auf: „Machen wir ne Pause", meinte er nachgebend und auch die beiden früheren Organisationsmitglieder standen auf.

Nur Shinichi blieb sitzen.

Gemeinsam mit ihnen drehte Heiji sich noch einmal zu ihm um: „Kommste nich?“, fragte er verwundert.

„Nein“, meinte Shinichi nur: „Ich habe schon gegessen.“

Chiyoko beobachte die Szene.

„Komm doch trotzdem mit“, versuchte Heiji es abermals.

Doch Shinichi schüttelte nur argwöhnisch verneinend mit dem Kopf. Somit blieb er allein.
 

Ran, die bereits neben Kazuha und dem Professor saß, machte ein bekümmertes Gesicht, als die anderen ohne Shinichi ankamen.
 

Während Ran und Kazuha aufstanden, um die Schälchen und die Schüsseln zur Spüle zubringen, setzte sich die Gegenseite beim Professor zusammen. Ihre Teetassen hatten sie mitgenommen.
 

Während Chiyoko, abwartend von einem zum anderen sehend, ihr Baby im Arm hielt, umfasste Heiji seine Tasse, trank nachdenklich einen Schluck.

„Und was wollt ihr jetzt machen?“, erkundigte sich Professor Agasa mit einer Mischung aus Neugier und Sorge.

„Was wohl“, sagte Shinichi wütend, in sich zurückgezogen. Shiho neben ihm war still.

„Weißtu sonst noch was über die Halle?“, richtete Heiji sich an seinen Freund.

„Wenn ihr mir einen Stift und ein Blatt gebt, skizziere ich sie euch“, war es aber Tadashis Mutter, die Antwort gab und so auf ihre Wissen aufmerksam machte.

Der alte Mann nickte und Shinichi schaute zu, wie er Benötigtes zur Hand holte.

Chiyoko nahm beides entgegen und zeichnete einen großen Grundriss der Halle, dabei erklärte sie: „Die Halle hat zwei Ein- und Ausgänge, einmal hier und dort“, sie machte eine betreffende Markierung aus zwei geraden Strichen: „Hier ist der Hintereingang. Er führt auf den dahinter liegenden Platz, der von zwei weiteren Hallen und der Füllfabrik umgeben ist. Der andere führt hinaus zur Straße und zum Eingang des anliegenden Bürogebäudes“, sie malte zwei Bäume. Dann skizzierte sie die Lagerhalle selbst. Die anderen verfolgten gespannt ihren weiteren Ausführungen: „Die Halle ist so aufgeteilt, dass die Kisten so aufeinander in Reihen gestapelt sind, dass die legale Ware das Äußere bildet und die andere zentral im Kern des Ganzen und somit am besten geschützt platziert liegt. Etwa in der Mitte hier“, sie malte einen viereckigen Kasten: „ist die Tür, von der aus man direkt in das Verwaltungsbüro hinaufgehen kann. Es hat zwei große, breite Scheiben, sodass man von oben auf die gestapelten Kisten und die ganze Halle so unter einem bequem überblicken kann.“
 

Heiji hatte das Problem erkannt: „Wenn wir den abgelegenen Hintereingang nehmen wolln, dann müssn wir also, um uns in den Innenteil vorzuarbeiten direkt an diesem Büro vorbei.“

„Ja und beim Vordereingang auch“, stellte Shinichi verstimmt fest.

„Is ja blöd!“, meine Osakas Detektiv grübelnd. Auch Shiho machte ein unglückliches Gesicht. Der Professor, ihr gegenüber, dagegen machte ein besorgtes und Shinichi kniff angespannt die Augen zusammen.
 

Mittwochabend, 10. Mai
 

Ran saß im Wohnzimmer an ihren Hausaufgaben.

„Fragsu dich nich auch, was die die ganze Zeit treibn?“, warf Kazuha, die mit einem Manga ebenfalls auf dem Sofa saß, zu ihrer Freundin aufschauend, in den Raum.

Ran schaute traurig zu ihr: „Ach“, seufzte sie weiterschreibend: „Es ist nicht wie früher. I-ich versteh Shinichi einfach nicht mehr. Entweder weicht er mir aus oder er blafft mich nur an“, Ran stockte kurz, dann fuhr sie wütend fort: „Mir ist es langsam echt egal. Ich will es gar nicht mehr wissen. Er sagt mir eh nichts!“, meinte sie entschlossen und schaute wieder auf ihr Heft.

„Heiji regt mich auch auf. Ich möcht ma wissen was die fürn Geheimnis habn.“
 

Rans Handy klingelte. Gefrustet stand sie auf und nahm ab.

Es war ihr Vater: „Hallo Mausebein. Wo bist du?“

„Hallo, Paps! Wo ich bin? Die Frage lautet wohl eher: Wo bist du?“, antwortete seine Tochter schnippisch: „Weißt du, ich wollte dir noch bis Freitag Zeit geben, dann hätte ich dich für tot erklären lassen.“

Kogoro war über diese grobe Anspielung empört, aber entschied sich, das Spiel mit zu spielen. Sarkastisch antwortete er: „Gut zu wissen das du dir Sorgen um mich machst.

„Wo bist du?“, wollte seine Tochter nun streng, dränglich wissen. Seine Antwort überraschte sie: „Ich bin zu Hause. Allerdings muss ich heute Abend bereits wieder gehen.“

„Ach ja?“, verschränkte Ran ihren Arm unter der Brust: „Und wohin? Wieder ein Klient?“

„Äh… ja.“, antwortete Kogoro ihr verlegen: „Aber sag, bist du immer noch beim Professor?“

„Ja, bin ich! Viel Spaß!“, sauer legte Ran auf und widmete sich wieder ihren Aufgaben.

Kazuha sah aus dem Fenster den Professor vorfahren. Dieser stieg aus seinem Auto aus und kam kurz darauf mit zwei Einkaufstüten bepackt herein.

Queen und Holmes rannten vergnügt auf ihn zu.

Agasa stellte die Sachen in der Küche ab. Die beiden Oberschülerinnen standen auf, um ihm helfen zu gehen.
 

Am Abend
 

Nach dem Abendessen klopfte es bei den Oberschülern.

„Ja?“, hörte man Heijis Stimme auf dem Flur. Kazuha öffnete die Türe. Ran stand hinter ihr.

„Können wir mitspielen?“, fragte Ran schüchtern und zeigte auf das Ma-Jongg Spiel, welches zwischen den beiden Detektiven auf Heijis Bett stand. Dieser tauschte einen Blick mit Kudo, erst dann bejahte er.

Die beiden Freunde rückten etwas zur Seite und machten den Kazuha und Ran Platz. Während Kazuha ihrem Freund ein Küsschen gab, setzte Ran sich verlegen neben Shinichi.

Ein: „Hi“, war alles was er heraus brauchte.

Zuerst sahen die Freundinnen zu, wie die Detektive ihre Partie zu Ende spielten, bei der Heiji siegte.

Dann begannen die vier eine neue Runde. An deren Ende Ran hoch Haus gewann.

„Wollt ihr noch mal?“, fragte die Siegerin fröhlich in die Runde.

„Nein. Danke“, sagte Osakas Detektiv, der von allen am schlechtesten abgeschnitten hatte.

„Stell dich nich, Heiji. Nur weil‘u einmal verliers.“

„Tu ich nich. Ich hab nur keine Lust mehr“, fauchte er seine Freundin zerknirscht an.

„He, He.“ Mit einer schlichtenden Handbewegung gelang es Ran das Paar zu stoppen, bevor es erst richtig in Fahrt kam.

„Was machen wir dann? Es ist gerade mal halb neun“, kam es überraschender Weise von Shinichi, der bis eben kaum etwas gesagt hatte.

„Wir könntn uns nen Film ansehn“, schlug Kazuha vor.

„Und was für einer schwant dir vor?“, wollte ihr Freund, nichts Gutes ahnend, wissen. Kazuha schien kurz zu überlegen. Dann meinte sie: „Liebe per Luftschiff.“

„Oh man, Schatz weiß‘u wie lange der is?“, warf Heiji genervt ein.

Ran dagegen strahlte.

Shinichi wiederum verzog das Gesicht.

„Heiji, liebs‘u mich?“

„Ja“, antwortete er: „Aber“, wollte er gerade ansetzen.

„Wenn‘u mich liebs gucks‘u mit“, blockte sie ihn seinen Versuch berechnend ab.

„Is dir klar, dass‘u mich gerade erpresst?“

„Jap“, Kazuha grinste ihn breit an.

Er gab seufzend klein bei: „Dann werf ihn rein. Aber schnell ehe ich es mir noch anders überleg!“, murrte er.

„Heiji, du bist einfach der Beste!“ Stürmisch küsste seine Freundin ihn.

„Kommt mit!“, meinte sie Ran und eilig lief sie mit ihr in ihr Zimmer, holte die DVD und rannte runter.
 

„Da hat sie dich ja fein rum gekriegt“, stellte Shinichi, ein wenig vorwurfsvoll, fest.

„Jaja. So sin Freundinnen halt“, sein Gegenüber lachte auf, als er Kudos verständnislosen Gesichtsausdruck sah: „Ich werde dich daran erinnern, wenn du Ran was nicht abschlagen kannst!“

„Kommt. Wir sin so weit.“ Hörte man Kazuha von unten rufen.

„Na, komm. Ertragen wir es wie Männer“, scherzte Hattori. Gemeinsam kamen die zwei Oberschüler runter.

Heiji küsste Kazuha und zog sie unauffällig bei Seite: „Was habt ihr vor?“

„Wir möchtn endlich einen kuscheligen Abend mit euch verbringn“, antwortete sie unverblümt.

„Deine Idee?“

Sie nickte. Er gab ihr einen weiteren Kuss, nahm sie an die Hand und setzte sich anschießend mit ihr zu den anderen beiden.

Die vier machten es sich bequem.

Kazuha deckte sich zu und schmiegte ihren Kopf auf Heijis Brust. Dieser begann ihr sanft über den Rücken zu streicheln.

Die beiden anderen Oberschüler hingegen waren mit der Situation völlig überfordert. Unsicher saßen sie verkrampft nebeneinander. Wussten nicht wie sie sich verhalten sollten. Noch wohin sie schauen sollten.

Zu ihrem Glück streckte Kazuha sich und drückte auf Start.

Hin und wieder versuchte Heiji durch eine energische Kopfbewegung Shinichi zu animieren es ihm gleich zu tun. Shinichi sah das sehr wohl, aber er konnte sich einfach nicht rühren. Ran ging es genauso, so gut es ihr möglich war versuchte sie sich auf den laufenden Film zu konzentrieren.
 

Zur gleichen Zeit
 

Tadashis Mutter öffnete, mit ihm auf dem Arm, Heijis Zimmerfenster. Kaito stieg herein und reichte ihr eine rote Tasche, was ihr ein flüchtiges, dankbares: „Danke.“ auf die Lippen zauberte. Sie stellte die Tasche neben sich auf dem Boden ab.

„Lief es gut?“, erkundigte sich der, weiß gekleidete, Dieb zusehend, wie seine noch bis vor kurzem, bei ihm wohnende, Mitbewohnerin das Fenster wieder schloss.

„Ja. Sie sind hier alle sehr nett“, antworte sie ihm. Ihr Lächeln erstarb. Ihr Blick wurde trüb.

„Hast du immer noch vor ihn zu töten?“, fragte er. In seiner Stimme schwang ein missbilligender Unterton mit.

„Ja!“, entgegnete sie ihm kühl und knapp, wandte ihr Gesicht von ihm ab. Schaute bitter aus dem Fenster in die Dunkelheit hinauf zum Sternenhimmel.

„Das bringt dir doch nichts? Was ist mit deinem Sohn? Soll er keine Mutter mehr haben?“, der Dieb klang regelrecht anklagend.

„Ich weiß“, kam es leise, mit gesenktem Kopf, von ihr.

Kaito legte ihr eine Hand auf die Schulter: „Noch ist es doch nicht zu spät. Du kannst jetzt mit ihm in Sicherheit leben! Werf das nicht einfach so weg“, eindringlich suchte er Blickkontakt.

Doch sie wandte sich mit einem rebellischen: „Nein!“ nur von ihm ab. Sagte sich, mit fester Stimme, ein Stück von ihm entfernend: „Ich bleibe dabei. Für mich gibt es keinen anderen Weg.“ Die Stimme fiel ab: „Ich weiß, dass es von mir egoistisch ist. A-aber ich bin es den anderen schuldig“, sie drehte sich schnell, unter Tränen, zu ihm um. Kaito konnte sie nur mitleidig ansehen.

„Ich bin es mir selbst schuldig! Er hat seinen Vater umgebracht, dafür verdient er den Tod. Es ist nicht schade um ihn. Ich habe dabei gestanden, wie er Menschen ermordet hat, deren einziges Verbrechen es war in Freiheit leben zu wollen, weil ich sie verraten habe. Ich bin am Tod von 27 Menschen schuld! Ich ganz allein!“

Vorbei war es mit der vorgetäuschten Stärke: „Ich kann damit nicht leben, Kaito! Respektier das doch bitte!“, forderte sie ihn mit laufenden Tränen über ihr Gesicht auf ihre Entscheidung zu tolerieren.

Aber ihr Gegenüber schüttelte nur bedauerlich seinen Kopf: „Was ist mit Tadashi? Was ist mit deinem Kind? Was soll er ohne seine Mutter machen?“

Schluchzend schaute Chiyoko auf ihr kleines, süßes Baby hinab. Dann erhob sie ihren Blick. Er war nicht mehr der liebevolle, der er noch vor ein paar Sekunden gewesen war: „Er hat Shiho. Sie wird sich sicher um ihn kümmern. Ich bin sicher, dass er gut versorgt werden wird“, sagte sie abweisend. Hob ihr Kinn entschlossen an und hielt seinem erweichenden Blick stand: „Es ist besser, wenn du jetzt gehst. Ich danke dir wirklich sehr für alles, was du für mich getan hast, aber das ist jetzt nicht mehr deine Angelegenheit!“, ihr Tonfall war unmissverständlich.
 

Donnerstag, 11. Mai
 

Das Radio lief in der Küche. Chiyoko räumte den Tisch ab. Heiji war noch bei ihr.

„Es ist schwierig, habe ich recht?“

„Meinsu Kazuha?“, Heiji reagierte verwundert, ihr eine Schüssel vom Tisch angebend.

Chiyoko nickte.

„Ja. Is es“, räumte er ehrlich ein.

„Und Shinichi? Ihr seid gute Freunde, richtig?“

„Er?“, sein Freund überlegte: „Er hats auch nich leicht. Eigentlich hat er es sogar noch viel schwerer.“

„Magst du dieses Lied?“, wechselte Tadashis Mutter abrupt das Thema.

„Hm?“

„Magst du es?“, wiederholte sie ihre Frage noch einmal interessiert.

Heiji schüttelte sich prompt: „Nein? Kazuha mag es, aber ich finds scheußlich!“

Was ein Lächeln auf ihr Gesicht brachte.

„Was ist daran so amüsant?“, reagierte er etwas eingeschnappt.

„Shou würde es auch nicht leiden können. Weißt du“, meinte sie, die Küche verlassend: „Ich befürchte es gibt kein einziges männliches Wesen, was diese Art von Musik liebt.“

Heiji schüttelte nur den Kopf. Schaltete, sich erneut schüttelnd, das Radio ab.
 

Ran stürmte abgehetzt ins Wohnzimmer. „Hast du vielleicht meinen Block gesehen?, wandte sie sich an Heiji.

„Ich glaub, er liegt noch oben“, antwortete Kazuha ihr schnell, sich gerade ihre Jacke überziehend, vom Flur aus ebenfalls ins Wohnzimmer kommend.

„Danke.“

Während Ran zurück nach oben eilte. Rief Kazuha nach ihrem Freund: „Kommste?

Er nickte.

„Hassu ihn?“

„Ja.“

Gemeinsam, mit der zurück gekommenen Ran, verließen sie das Haus.
 

Der Himmel war bewölkt. Es sah nach Regen aus. Ran kam nach der Schule von der Straße her und fand Shinichi im Garten mit einem Fußball ticksend vor.

Er ließ vom Ball ab, als er ihren Blick auf sich bemerkte. Er schaute zu ihr auf. Schaute ihn ihr vollendetes Gesicht.

Ohne ein Wort zu sagen ging sie, hoch erhobenen Hauptes, an ihm vorbei, hinein nach drinnen.

Niedergeschlagen schaute Shinichi ihr nach.
 

Im Wohnzimmerbereich saß Tadashis Mutter mit ihm auf dem Schoss auf dem Sofa. Das Baby wurde mit einem Milchfläschchen gefüttert. Überrascht schaute sie auf: „Was ist denn los?“, fragte sie die nicht zu übersehende wütende Ran.

„Shinichi!“, brach es aus ihr heraus: „Ich rede bestimmt nie wieder mit ihm!“

Chiyoko schien das nicht ganz verstehen zu können: „Aber wieso? Was hat er den getan, dass du ihn gleich derart bestrafen willst?“

„Er ist ein Idiot. Ich will ihm nur helfen, da braucht er mich nicht gleich immer so anzuschreien!“ Ran lies sich auf den hinteren Sessel fallen.

Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden jungen Frauen und Chiyoko wendete sich wieder ihrem Sohn zu. Ihn weiter fütternd nahm sie das Gespräch schließlich wieder auf: „Deine Mutter ist Anwältin, habe ich recht?“

Ran schaute sie überrascht und zugleich verwundert an: „Äh ja. Das ist sie. Warum?“

„Urteilt sie genauso schnell wie du?“

„Wie?“ Die Oberschülerin verstand nicht. War jedoch deutlich empört.

„Steht ihr Urteil ebenso schnell fest wie deines ohne dem Angeklagten auch nur die Chance zu geben sich zu rechtfertigen?“ Chiyoko machte eine kurze Pause und lies ihre Worte auf Ran wirken. Welche nichts erwiderte. Also fuhr Tadashis Mutter fort: „Selbst Mördern wird im allgemeinen dieses Recht gewährt. Warum dann nicht auch Shinichi?“

Ran schwieg kurz: „Ach, ich weiß auch nicht warum ich mich so darüber aufrege. Er kann machen was er will“, sie senkte ihren Blick und fixierte einen fernen Punkt des Teppichs.

Chiyokos Worte klangen nicht wie ein Vorwurf. In ihnen klang Güte und Verständnis mit: „Und trotzdem verurteilst du ihn.“

„Ich kann nichts dafür!“, rechtfertigte sich Ran. Dann veränderte sich ihre Stimmung um 180 Grad. „Er würde mir nur mit Ausreden kommen“, sie klang traurig und verbittert: „ So ist es immer. Er sagt mir nie was Genaues. Er sagt nie wo er steckt. Ich bekomme nicht mal seine Telefonnummer!“

„Vertraust du ihm denn?“, stellte Ihr Gegenüber die wohl entscheidende Frage.

Die Oberschülerin zögerte einen Moment lang, dann antwortete sie verlegen mit einem wehmütigem: „Ja.“

„Du weißt das Shinichi Detektiv ist und wahrscheinlich wird er es auch immer bleiben. Es wird oft Dinge geben die für dich nicht immer logisch erscheinen. Manche Dinge gehen nur ihn etwas an. Selbst wenn Shinichi es möchte es wäre in manchen Situationen klüger gewisse Dinge für sich zu behalten.“

Wieder machte die junge Mutter eine kurze Pause: „Außerdem steht er unter Schweigepflicht. Selbst wenn er möchte darf er nicht alles preisgeben.“

„Wie kamst du auf meine Mutter?“, fragte Ran stirnrunzelnd.

Chiyoko lächelte sie an: „Ganz einfach. Ich war neulich in der Küche und habe dein Telefonat mit deiner Mutter mitbekommen. Du warst schwer zu überhören.“

Ran wusste welches Gespräch gemeint war. Sie machte sich verlegen etwas kleiner.
 

Als Heiji mit Kazuha nach Hause kam, fand auch er Shinichi mit dem Ball vor. Im Gegensatz zu seiner Freundin blieb er draußen bei ihm stehen: „Na, wie kommsu klar?“, erkundigte er sich bei ihm.

„Nicht so gut“, antwortete Shinichi, den Fußball feste von sich weg gegen die Mauer tretend: „Warum musste es nur ausgerechnet mein starker Fuß sein!“, frustriert setzte Shinichi seinen Fuß wieder auf dem Boden auf. Geriet leicht ins Taumeln.

„Hey?“, besorgt war Heiji sofort zur Stelle: „Is dir nich gut? Soll ich dir was zu trinken holn?“

„Nein.“, brachte Shinichi mit zusammen gepressten Zähnen hervor: „Ist nicht nötig.“ Damit drückte er Heiji von sich weg und machte einen Schritt nach vorne zu dem Ball, der zu ihm zurück kullerte. Verbissen nahm er kurz Anlauf und donnerte den nächsten Ball gegen die Mauer.

Heiji blieb bei ihm stehen.
 

Es Regente. Immer noch flog der Ball in schnellem Wechsel zwischen der Mauer und Shinichi hin und her.

Shiho öffnete die Haustüre: „Shinichi, das Essen ist fertig!“, rief sie ihm von dort aus zu.

„Ich will nichts!“, rief er, schon wieder, die zu ihm rollende runde Lederkugel, tretend, zurück.
 

Schweißnass und um Luft ringend hielt Shinichi schließlich doch keuchend inne. Seine Sicht war verschwommen. Er taumelte zur Haustür. Klingelte.

Bellend sprangen Holmes und Queen an ihm hoch, als Ran es war, die ihm die Tür auf machte.

Shinichi bemühte sich um sein Gleichgewicht. Stützte sich nach Halt suchend an der Wand ab.

„Shinichi?“, voller Sorge eilte Ran neben ihn: „Was hast du? Was ist mit dir?“

Sich zusammenreißend ging er mit einem: „Ich hab es vorhin nur übertrieben“, an ihr vorbei. Verschwand, sich am Geländer abstützend, nach oben.

Hilflos schaute Ran ihm nur hinterher.
 

Als Heiji nach oben kam, fand er seinen Freund wimmernd auf dem Bett liegend vor. Er setzte sich sofort neben ihn, rüttelte ihn: Shinichi, Shinichi? Shinichi!?“ Ihm fiel auf, wie heiß sein Freund war. Er fühlte erschrocken seine Stirn: „Hey, du glühs ja.“

Shinichi öffnete schwer atmend seine Augen.
 

Heiji ließ ihn allein und eilte nach unten zu Shiho, die mit Chiyoko zusammen im Wohnzimmer saß. Auch der Professor war dort, saß an seinem Computer.

„Shinichi hat Fieber“, teilte er ihnen mit: „Es ist hoch!“

Gemeinsam mit ihm kamen sie zu Shinichi zurück.
 

Shiho setzte sich auf Shinichis Bett und fühlte, wie auch schon Heiji zuvor, seine Stirn. Kurz darauf wendete sie sich zum aus Osaka stammenden Detektiv:

„Hat er das schon lange?“

„Keine Ahnung. Es ging ihm vorn paar Stunden schon nich ganz so gut. Weißt’u, was mit ihm is?“

Shiho schüttelte nur den Kopf.

„Aber du hast recht. Es ist wirklich sehr hoch“, sie schaute zum Professor auf, der vor Chiyoko noch nahe der Tür stehen geblieben war.

„Ich hole das Fieberthermometer“, sagte er das Zimmer verlassend, um alsbald mit einem diesem zurück zu kehren.
 

Kurz darauf verkündete ein Piepen, dass man nun die Temperatur ablesen konnte: 39,9° Grad.

„Das ging aber schnell“, meinte Heiji: „Vorhin ging’s ihm doch noch gut.“ Er sprach langsam.

„Was mach’n wir jetz mit ihm?“

„Ich weiß nicht. Ich möchte ihm keine fiebersenkenden Medikamente geben. Am besten wir begnügen uns mit kalten Umschlägen“, meinte Shiho.

„Das ist alles?“, fragte Heiji sie ungläubig.

„Ja. Du weißt, dass ich das nicht mache“, meinte sie leicht zynisch.

„Na klasse!“, ärgerte Heiji sich über die Unzulänglichkeit des Anti-Apotoxins.

Gemeinsam kühlten sie ihn mit feuchten Handtüchern, die ihnen Chiyoko und der Professor brachten.
 

Nach einer Weile seufzte Heiji sich müde auf sein eigens Bett. Er war die Handtücher erneut kühlen gewesen. Jetzt reichte er Chiyoko ein kleines, welches sie Shinichi auf die glühende Stirn legte.

Anfangs war Shinichi nur angespannt, aber nun schien er Schmerzen zu haben. Unruhig wälzte er sich stöhnend von einer auf die andere Seite, sodass das eben aufgelegte Tuch von seiner Stirn herunter viel. Chiyoko legte es ihm wieder auf und hielt es fest, damit es nicht doch einmal fallen konnte.

Shiho, direkt neben ihr auf der Bettkante sitzend, umwickelte seine verkrampften Beine. Heiji stand ihr dabei helfend auf.
 

Freitagmorgen, 12. Mai
 

Heiji wurde von seinem Handywecker unten auf der Couch geweckt. Er schaltet ihn ab. Müde gähnend richtete er sich die Augen reibend auf.

Sein erster Weg führte ihn zu seinem Freund: „Geht es ihm besser?“

Shiho schüttelten nur den Kopf.
 

Allerdings war er nicht der einzige der gerade aufgestanden war. Auch seine Freundin und Ran standen wohl gerade auf:

„Ich denk schon mal den Tisch“, meinte Ran mit Kazuha gemeinsam ihr Zimmer verlassend. Im Gegensatz zu ihr ging Kazuha in Richtung Badezimmer. Sie hatte es fast erreicht, als Chiyoko ihr daraus entgegen kam.

„Guten Morgn“, grüßte Kazuha sie.

Nein. Auch das noch, dachte Heiji.

„Was machst du denn mit den Handtüchern?“, wunderte seine Freundin sich.

„Shinichi hat ein wenig Fieber“, erklärte Tadashis Mutter ihr.
 

„Wusstes du, dass Shnichi Fieber hat?“, kam Kazuha nach unten, zu der bereits am Tisch sitzenden Ran. Diese zuckte nur desinteressiert mit den Schultern: „Mir doch egal!“
 

Früher Abend
 

Nach getaner Arbeit kam Heiji direkt nach oben zu Shinichi und setzte sich neben Chiyoko zu ihm.

„Geht’s ihm besser?“

„Ja“, Tadashis Mutter schenkte ihm ein zuversichtliches Lächeln.

Heiji atmete erleichtert aus.

„Shinichi hat wirkliches Glück mit einem so treuen Freund wie dir.“

„Hm?“, Heiji schaute sie überrascht an.

„Du bist fast die ganze Nacht bei ihm geblieben und hast sofort Shiho geholt, als du bemerkt hast, dass es ihm nicht gut ging.“

„Es gibt Essen“, stand Ran unterkühlt in der Tür
 

Mittlerweile war Shinichis Temperatur soweit wieder herunter gegangen, dass er jammernd und nörgelnd im Bett saß.

„Ich will nichts, Heiji!“, energisch schob Shinichi die ihm angebotene Suppe zur Seite.

„Nicht mal en bisschen?“

„Nein!“

Heiji brachte den Teller wieder nach unten.
 

Ran kam in Begleitung von Kazuha bereits im Schlafanzug zu Shinichi. Er schlief.

Lautlos setzte sie sich neben ihn und betrachtete ihn nun nachdenklich:

„Weißt du was Kazuha? Er ist wie Conan. Er ist auch immer so knätschig, wenn er krank ist. Ich weiß noch, dass ich einmal bei Sonoko übernachten wollte. Ich war auch schon bei ihr, als mein Vater plötzlich anrief. Ich solle sofort nach Hause kommen. Er könne Conan nicht zum Schlafen bringen.“

„Jaja. Jungs halt. Wehleidige Kerle“, lachte ihre Freundin und auch über Rans Gesicht huschte ein Lächeln.

Ran strich Shinichi eine Strähne aus dem Gesicht, dann stand sie auf. Holmes und Queen waren ebenfalls ins Zimmer gekommen. Verspielt liefen sie zwischen den Mädchen hinter her zurück auf den Flur…
 

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*Anmerkung(en):
 

Einige Dinge, die ich in diesem Kapitel geschrieben habe, sind erfunden.

Da wäre zum einen die Pistolenart, die ich nannte. Es handelt sich bei Chiyokos, um dieselbe die auch Wodka benutzt. Ich hatte nach einer geeigneten gesucht und hatte Angst versehentlich nachher mit einer für den Zeck wohl eher weniger geeigneten Pistole anzukommen. Wäre ja beispielsweise wirklich ein Gack gewesen, wenn ich was von einer harmlosen Luftpistole oder ähnlichem geschwafelt hätte. Ich dachte mir, dass ich mit einer wie Wodka sie benutzt, wohl am wenigsten falsch machen würde.

(Informationsquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c2/Browning_High-Power_9mm_IMG_1526.jpg/800px-Browning_High-Power_9mm_IMG_1526.jpg)
 

Wegen dem Heroin und dem Kokain… ich hoffe doch mal, dass diese Drogen auch in Japan wohl nicht erlaubt sind, oder? Ich wäre sehr schockiert, falls doch!

(http://www.drugcom.de/?uid=45fd6d2d112b3cbc695409697e354777&id=faq&sub=6 )
 

Den Nachnamen des Hotelbesitzers habe ich mir von dieser Seite her geliehen: http://www.schreibwerkstatt.de/chinesische-japanische-turkische-nachnamen-t7761.html, weil ich auch da nichts falsch machen wollte.
 

Das mit den Listen, das… naja… hab ich auch frei erfunden. Eigentlich war alles, was ich über die Organisation und Chiyoko in diesem Fall gesagt habe frei erfunden.

Die Lagerhalle

Samstagmorgen, 13. Mai
 

„Du magst Shinichi auch, hab ich recht?“, merkte Chiyoko den Kleinen, auf ihrem Bett sitzend, umziehend an.

Shiho würde auf ihrem Bettsitzend hinter ihrer Zeitschrift sitzend rot: „Woher weißt du das?“, bougierte sie sich schnell.

„Es ist die Art, wie du ihn ansiehst und mit ihm umgehst.“, erklärte Tadashis Mutter mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie knöpfte den Strampler zu.

„Ich habe bei ihm keine Chance, gegen einen schönen Delfin, richtig? So ein Hai.“, Shiho klang traurig.

Mitfühlend schaute Tadashis Mutter, denn Kleinen hochnehmend, zu ihr auf: „Nein. ich denke nicht. Aber wie kommst du darauf, dass du ein Hai bist?“

Die Chemikerin schwieg nur.

„Du bist kein Hai, Shiho. Du bist eine wunderschöne, gutherzige Meerjungfrau. Du brauchst dich nicht zu verstecken. Du wirst deinen Prinzen noch finden, auch wenn es nicht Shinichi ist. sei deshalb bitte nie traurig oder glaub, dass du in irgend welcherweise nicht gut genug wärst, ja? “

„Glaubst du?“, Shiho war sich da nicht so sicher.

„Ja. Ich bin mir sicher.“

Tadashi lenkte die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf sich: „Machst du ein Foto von uns?“

Shiho schaute verwundert zu, wie Chiyoko eine Einwegkamera aus ihrer Tasche holte und sie ihr hinhielt.
 

Heiji kam die Treppe herunter. Shinichi saß gedankenverloren, Holmes auf seinem Schoß streichelnd, im Wohnzimmer auf dem Sofa.

Hattori war vergnügt, als er Shinichi unten vorfand: „Ah, dir geht’s besser?“, Er kam auf ihn zu.

Shinichi nickte: „Ja.“, antwortete er ihm knapp während der andere Oberschüler ihn erreichte.

Queen kam bellend unter dem Tisch hervor.

„Hi, Winzling!“, freute sein Besitzer sich zu ihm hinunter beugend. Verspielt stellte das Hündchen seine Vorderpfoten auf den Beinen seines Herrchens ab.

Holmes dagegen blieb davon ganz unbeeindruckt auf Shinichi liegen. Er schaute zwar, war aber wohl zu bequem.

„Du möchtes raus, stimms? Wart noch kurz. Ich möchte erst frühstückn, dann geh ich mit dir in den Park, ok?“ knuddelnd hob Heiji seinen Welpen hoch und nahm ihn auf den Arm.

„Ich war schon.“, merkte Shinichi vor sich hin starrend monoton an.

Heiji nahm es mit einem überraschten: „Danke.“, zur Kenntnis. Er setzte seinen Hund wieder auf dem Boden ab, dann ging er in Richtung Küche: „Wie kommts dasu schon auf bis?“

„Ich konnte nicht schlafen.“, teilte Shinichi ihm, seinen Hund weiter streichelnd, mit.

„Haste schon gefrühstückt?“, erkundigte sich der andere Detektiv, sich vom bereits gedeckten Tisch nehmend.

Shinichi bestätigte mit einem frustrierten, knappen: „Ja.“

„Nochn Kaffee?“

Keine Rückmeldung.

„Was is los?“, erkundigte Kazuhas Freund sich, mit einem Schälchen und zwei Tassen Kaffee, zu ihm zurück kommend.

„Heiji?“, Shinichis Ton war plötzlich unsicher.

Mit Namen Angesprochener setzte sich im Schneidersitz daneben, reichte dem anderen Detektiv die zweite Tasse: „Ja?“

Shinichi nahm sie mit einem Na-Was-Solls Lächeln entgegen.

Sich einen Bissen nehmend und den ersten Schluck trinkend warte Heiji darauf, dass sein Freund weiter sprach.

„Kann... kann ich dich etwas fragen?“, begann er schließlich ein wenig zögerlich.

Kauend nickte Heiji: „Klar, immer doch.“

Shinichi war verlegen.

Heiji wartete, sich einen weiteren Bissen in den Mund steckend, ab.

Schließlich meinte er zwei weitere Bissen später: „Jetzt frag doch einfach.“

„Also... ich... ich...“, Shinichi druckste rum.

„Ja?“, wartete der andere neugierig weiter ab.

„Ich... ich... wie war das bei dir und Kazuha?“, brachte Tokios Detektiv sein Anliegen, seinen Mut zusammenkratzend, schnell hinter sich.

„Hä?“, Heiji war über diese Frage sichtlich verwundert: „Wie kommste denn jez da drauf? Das weißte doch schon längst?“

„Ja, aber... aber du… wie... ich meine...“

„Es geht darum, wie du Ran sagen solls, was du für sie empfindes, richtig?“

„Richtig.“, gab Shinichi es kleinlaut zu, ehe Heiji laut lachte.

„Lach mich nicht aus!“, regte Shinichi sich jammernd darüber auf.

Immer noch lachend meinte Kazuhas Freund: „Würd ich doch nie tun, Shinichi.“, er wurde augenblicklich ernst. Schaute in Shinichis knallrotes Gesicht: „Du meins dieses kribbelige Gefühl, die nassen Hände, dein wahnsinniges Herzklopfn und den fürchterlichn Kloß im Hals, sobald du ihr irgendetwas sagn wills?“

Shinichi nickte hilflos.

Heiji fasste sich das Herz eines Mehrwissenden: „Bin ich alles umgangen. Du erinners dich doch, als ich dir erzählt hab, wie ich un Kazuha zusamm gekomm sind? Küss sie einfach!“, meinte Heiji seinen Freund bereit angrinsend.

„Küssen!?“, Shinichi war entsetzt: „Das kann ich nicht!“

„Wieso nich?“, setzte Heiji ihm entgegen: „Das is nich so schwer.“

„Ja, aber…“

„Du weiß doch, dass sie total vernarrt in dich is.“, er grinste ihn verschmitzt an: „Was kann sie schon groß machn? Im schlimmstn Fall riskierst ne Ohrfeige.“

Shinichi wurde folglich nur noch entsetzter.

„Ach, keine Angst. Das macht sie sowieso nich.“

„Ach ja?“

„Jap, ich kenn zumindes zwei verlässige Quellen, die ich benenn kann.“

„Und welche?“, wollte Kudo darauf gereizt wissen.

„Ähm…“, Hattori tat, als müsse er wirklich ernsthaft überlegen: „Zum einen dich und… Kazuha.“

Shinichi sah ihn missmutig an.

Sein Freund fuhr fort: „Wenne nich weiß, wasu sagn solls, dann mach einfach. Tatn zähln eh mehr als Worte. Zugegebn Ran guckt dich ers ma an, aber nein sagn tut sie ganz bestimm nich.“

„Meinst du?“, Shinichi war dieser Rat noch nicht ganz geheuer.

Ermutigend meinte Heiji: „Jap, mein ich. So würd ichs machn. Is auf jedn Fall leichter.“

Shinichi schüttelte angsterfüllt seinen Kopf: „Das kann ich nich. I-ich weiß gar nich wie das geht.“

„Das is nich schwer. Du muss sie ja nich zwangsweise direkt aufn Mund küssn. Die Wange tuts für den Anfang sicher auch un wenn du das ers ma geschafft has, dann kommt der Rest von ganz allein, glaub mir.“, zwinkerte der Mehrwissende ihn erfolgversprechend an.

„Wirklich?“, Shinichi klang nicht gerade überzeugt.

So bestätigte Heiji es ihm noch einmal mit ermutigendem Nachdruck: „Wirklich!“

Shinichi sah aus wie eine kleine Maus, das Angst vor einer Katze hat. Heiji konnte nicht anders, als erneut zu lachen: „Tut mir leid.“, nahm er sich schnell wieder zusammen: „Wie wärs? Üben wirs Mal. Stell dir vor, ich wär Ran. Was würdeste sagn?“ Er stütze seine Ellenbogen auf den Knien ab und legte seine Hände ineinander, sodass sie ihm als Ablage für sein Kinn dienten. Dann wartete er, seinen Freund ermutigend ansehend, geduldig ab.

„Äh…“

„Ja, Shinichi?“

„Hm, … ich… also… ich…“

„Sehr interessant.“, meinte Osakas Detektiv fachmännisch nickend: „Damit blamierst du dich ganz sicher.“

„Ach, ich kann das einfach nicht.“, sprudelte Shinichis Verzweiflung und Ärger über diese Situation förmlich aus ihm heraus.

„Mach ma die Augn zu.“, forderte Heiji ihn gelassen auf.

„Was?“, Shinichi sah ihn irritiert an.

„Mach einfach ma!“

Widerstrebend tat Shinichi, worum sein Freund ihn bat. Er schloss seine Augen. Daraufhin beugte sich Heiji ein Stück vor und gab ihm ein flinkes Küsschen auf die Wange.

Shinichis Augen waren sofort wieder auf, schauten seinen Freund perplex an.

Dieser lachte: „Haha. Dein Gesichtsausdruck... Herrlich.“ Er fasst sich wieder: „Siehsu is doch gar nich so schlimm. Das is schon alles. Eigentlich ganz einfach, oder?!“

„Was ist wenn…?“

„Was ist wenn?“

„Ran, sie… was ist wenn sie… sie ist immer noch so wütend auf mich.“, Shinichi war regelrecht verzweifelt.

„Was warn eigentlich?“, versuchte Kazuhas Freund sich genauer zu erkundigten.

„Ich habe sie angeschrien.“

„Un? Man kann sich ma anschreien. Entschuldige dich einfach bei ihr.“

Auf Heijis Gesicht breitete sich ein hinterlistiges Grinsen aus, als er Kazuha in Begleitung von Ran nach unten kommen sah: „Weißu mach das doch am besten gleich jetz. Dann hassus hinter dir.“

„Was?“, Shinichi erschrak.

„Guten Morgen Kazuha. Hallo Ran.“, rief sein Freund den beiden, zuwinkend, nach oben.

„Oh, nein!“, blankes Entsetzen.

„Oh, doch. Viel Glück.“, mit diesen Worten haute Heiji ihm kameradschaftlich auf die Schulter und stand auf. Shinichi sah ihm zu, wie er zu seiner Freundin ging und sie mit sich nach oben zog.
 

Ran ging derweil in die Küche. Shinichi konnte sie vom Sofa aus sehen. Erst schob er Holmes von sich hinunter, um seine Hände zu Fäusten zu ballen und tief durchatmend auf zustehen. Er drehte sich zu ihr um: „Ran?“, klang er zaghaft.

Gerufene schaute vom Wasserkocher stehend zu ihm auf. Sie sah wütend aus.

„Es tut mir leid.“, brachte er seine Entschuldigung für sie schnell über seine Lippen.

Unsicher wartete er auf irgendeine Reaktion von ihrer Seite. Zuerst blieb ihr Blick verärgert, doch dann nickte sie gutmütig: „Ist schon OK. Ich versteh schon. Es ging dir nicht so gut. Aber geht es dir jetzt besser?“ Im Gegensatz zu vorhin war ihr Blick nun ganz besorgt, was Shinichi den Blick mit einem kleinen: „Ja.“ leicht senken ließ.

„Das freut mich!“, auf Rans Gesicht breitete sich ein heiteres Lächeln aus.
 

Heiji und Kazuha hatten es sich stattdessen auf ihrem Bett bequem gemacht. Gemütlich lagen die beiden neben einander.

Kazuha hatte ihren Kopf auf den Oberkörper ihres Freundes gelegt.

„Ich lieb dich“, hauchte er ihr ins Ohr.

„Ich dich auch“, antwortete sie.

Die beiden lächelten und Kazuha kuschelte sich noch mehr an ihn: „Ich könnt stundenlang so bei dir sein.“, meinte sie glücklich. Er gab ihr nachdenklich einen Kuss auf die Stirn.

Kazuha schaute zu ihm hoch. Etwas verwirrt sah sie in sein trauriges Gesicht: „Was hasu?“

„Nichts. Ich hab grad nur an Shinichi gedacht. Soll ich dir was verratn?“

In seiner Stimme lag ein Hauch Heiterkeit.

„Was?“, wollte Kazuha interessiert wissen.

„Schwörsu es niemandem zu erzähln?“, Heiji sah seine Freundin fordernd an. „OK. Ich schwöre.“, stimmte sie ungeduldig werdend zu: „Jez sag schon!“

„Shinichi liebt Ran.“

„Echt?“

„Echt!“

„Warum sagt er es ihr nich?“, wollte sie ratlos von ihm wissen.

„Naja... das is nicht ganz so einfach. Er...“, Heiji brach ab.

„Es is Vertrauenssache. Ich verstehe.“, sagte sie lächelnd.

Heiji erwiderte es: „Ja, könnt man so sagn.“

Kazuha harkte so nicht weiter nach. Sie küsste ihn. Erst zaghaft, dann immer leidenschaftlicher.

„Das erklärt, warum ihr so komisch wart.“, Kazuha grinste vergnügt, nachdem die sich wieder von ihm getrennt hatte.

Ihr Freund dagegen runzelte die Stirn: „Komisch?“

„Ja, wir dachten schon ihr hättet was vor.“, Kazuha schmiegte sich erleichtert und fröhlich an ihn.

Heijis Mine dagegen verfinsterte sich.
 

Plötzlich kam Ran herein: „Oh... entschuldigt... Ich..“, stotterte sie verlegen.

„Is schon OK. Ich wollt gerad gehn.“, mit diesen Worten erhob der Oberschüler sich: „Weißu wo Shinichi steckt?“

„Ähm.. in seinem Zimmer... Denke... denke ich.“

Heiji verließ den Raum.

Ran sah zu ihrer Freundin, welche nun auf dem Bett saß: „Ihr habt euch wieder vertragen?“

„Ja.“, grinste Kazuha fröhlich. Für einen Augenblick machte sie den Eindruck, als würde sie überlegten ihr von ihrer neu gewonnenen Erkenntnis zu erzählen. Doch sie ließ es.
 

„Na du Casanova?“, grüßte Heiji Shinichi, der tatsächlich in seinem Zimmer war. Sein nachdenklicher Gesichtsausruck wandelte sich in einen bemerkenden um.

„Scheint, als wärs ja ganz gut gelaufn.“, meinte Heiji sich gut gelaunt Rücklinks auf sein Bett fallen lassend.

„Hm.“, war das einigste was sein Freund ihm entgegnete.

„Na, du mit Ran? Sie war eben ganz rot, als sie reinkam. Sicher überleg sie jetz mit Kazuha was sie machn soll.“, Osakas Detektiv war schon ein wenig amüsiert.

„Ach meinst du?“, Shinichi seufzte pessimistsich.

„Joha, würd ich so sagn.“, Heiji drehte sich auf den Bauch und sah, seinen Kopf auf der Handfläche abstützend, hinüber: „Wie wärs wenn wir zu viert oder sechst heut ma was zusammn unternehmn?“

„Und was?“

„Keine Ahnung.“, erwiderte Heiji überlegend. Ein breites Grinsen breite sich auf seinem Gesicht aus: „Ich weiß was…“, er richtete sich mit den Armen absetzend energiegeladen auf: „Mittagessn bei MacDonalds un danach ein bisschen in die Stadt un dann Karaoke bis heut Abend?“

„Aber Heiji!“, Shinichi war entrüstet. Genannter stand zufrieden auf und ging zur Tür. Ließ seinen Detektivkollegen somit mit seinem: „Du weißt doch ganz genau, dass ich nicht singen kann!“, sitzen.

Mit den Worten: „Das macht nix.“, verschwand der andere Oberschüler Detektiv mit einem fiesen Grinsen aus der Tür.

Shinichi versuchte ihn noch aufzuhalten. Doch es war schon zu spät. Heiji stand bereits von seiner und deren Freundin. Die beiden sahen die Detektive erst einmal erschrocken an, weil jene so urplötzlich beinahe in ihr Zimmer herein gefallen wären.

„Hey.“, grüßte Osakas Detektiv die Herzdamen übermütig: „Habt ihr Lust mit mir und Shinichi…“, er deutete hinterhältig mit einer galanten Handbewegung auf seinen Freund: „… mal was zu unternehm?“

Während Ran über dieses Angebot sehr überrascht reagierend von einem Detektiv zum anderen schaute, war Kazuha hellauf begeistert von der Idee: „Das is cool. Wir haben schon so lange nichts mehr gemeinsam unternommn.“, freute sie sich: „Verrateter uns was wir machen?“

„Naja…“, räumte Heiji ein. Nicht wieder ohne den widerstrebenden Shinichi mit einzubeziehen: „… wir dachten an MacDonalds, dann das was ihr Mädchen am liebstn tut und abschließend ein wenig Karaoke. Was halteter davon?“

„Ihr wollt freiwillig mit uns shoppen gehen?“, Kazuha stand, ihren Freund misstrauend musternd, vom Bett auf.

„Aber…“, begann Ran: „Shinichi du kannst doch gar nicht singen?“

Man sah es Betroffenem an, wie unangenehm es ihm war.

„Ach, ich hab ihn vorhin ein wenig überrumpelt. Das geht schon klar: er leistet uns einfach Gesellschaft, stimmts nich Shinichi?“, nahm Heiji ihn schnell von der Seite her, mit einem Stimm-mir-jetzt-einfach-zu-Grinsen, in den Arm. Er wandte sich den Mädchen zu: „Aber wir könn natürlich auch was anderes machen, wenner wollt.“

„Also ich fins gut. Was is mit dir, Ran?“

Kazuha schaute sie um Zustimmung fragend an.

Ran wurde verlegen: „Nein, ist eine gute Idee.“, stimmte sie zum Leidwesen Shinichis ein wenig unsicher zu.

„Wunderbar.“, freute Heiji sich triumphierend, Shinichi wie vorhin noch einmal kräftig an sich drückend: „Dann sehn wir uns unten, wenner so weit seid.“

„Ist gut.“, nickten die beiden Mädchen.
 

Gemeinsam räumte Heiji mit Shinichi das Feld. Die Tür war gerade mal eine Sekunde zu, als Kudo Hattori eine wütende Kopfnuss verpasste.

„Aua!“, empörte der, dem der Kopf gehörte, sich in gespieltem Ton darauf.

„Bist du wahnsinnig? Wenn du mich blamieren willst, das schaff ich auch alleine. Dafür brache ich dich nicht!“

Osakas Detektiv tat für einen kurzen Augenblick so, als wäre er ebenfalls wütend: „Nein. eigentlich nich. Ich möcht dir legendlich einen klein Schubs in die richtige Richtung gebn.“

Shinichi kochte vor Ärger. Davon unbeeindruckt setzte Heiji seinen Weg nach unten fort: „Ihr schleicht schon seid ich hier bin die ganze Zeit um euch herum. Nur keiner von euch beidn macht den ersten Schritt. Da muss euch doch ma jemand helfn.“, er drehte sich zu Shinichi um: „Wirklich, dass kann ich einfach nich mehr mitansehn. So hastu in 10 Jahrn noch nich was du wills.“, Heiji drehte sich wieder um und ging weiter nach unten.

Aufgebracht folgte der Repräsentant Ostjapans ihm: „Ach ja? Das klappt doch nie. Ich schwör dir, wenn irgendwas schief geht…“

„Killse mich?“, beendete Heiji sich bereits unten angekommen zu ihm umdrehend. Er stemmte gelassen seine Hände gegen die Hüften: „Das Risiko geh ich ein.“, er lachte: „Vertrau mir! Wir machen daraus den bestn Abend deines Lebens. Ehe wir Mitternacht haben stoßn wir schon auf euch an.“

Shinichi war immer noch sauer. An ihm vorbei gehend regte er sich weiter auf: „Das wird schief gehen. Ich und Musik, dass… dass kann überhaupt nicht gut gehen.“, er wurde traurig: „Ich werde mich zu Tode blamieren.“

Heiji schlug ihm mitfühlend auf die Schulter: „Ach, Quatsch. Du denks zu negativ.“ Auch er wurde ernst: „Außerdem… sollt man es ihr nich sagn, bevor es vielleicht zu spät is un man es für den ganzn Rest seines Lebens bereut?“, erinnerte er seinen Freund.

Da Shinichi dem nichts entgegen setzte, ging Heiji in die Küche zu Shiho und Chiyoko, welche gerade mit dem Professor gemeinsam frühstückten.
 

„Habter Lust mit uns in die Stadt zu gehn?“, fragte er die ehemaligen Mitglieder der Organisation.

„Gern. Warum nicht?“, sagte Tadashis Mutter für beide zustimmend.

„Ich bleibe lieber hier.“, Shiho verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Ach, komm schon. Das Treffn mit den bösen, schwarzn Männern is noch nich. Sieh es mal so: wenn du am 13ten sterben solltes, dann würdesu es sicher bereuen, dassu dich in deinen letzten Tagen so gelangweilt has.“
 

Nachmittag
 

Die sechser WG ging durch die Stadt. Kazuha lief neben Ran. Die anderen Vier gingen ein kleines Stückchen hinter ihnen.

„Was hast du denn jetzt vor?“, flüsterte Shiho.

„Karaoke.“, antwortete Heiji neben Shinichi gehend gelassen.

Sie sah ihn perplex an: „Aber er kann überhaupt nicht singen.“

Shinichi reagierte verärgert: „Ja, kann ich nicht!“

„Dadurch wird’s doch ers lustig.“, feixte Heiji breit sich nun zu ihnen umdrehend.

„Vielleicht für dich! Aber für mich ganz bestimmt nicht!“, eingeschnappt verschränkte Kudo seine Arme.

Chiyoko konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken.

Der Detektiv aus Tokio sah wirklich gar nicht glücklich aus.

Diesen Umstand einfach ignorierend beschleunigte der andere Detektiv sein Tempo.
 

„Bohr, ist das langweilig hier.“, meckerte Shinichi in einem Geschäft in der Abteilung für Kleidung stehend.

„Bohr, geduld dich.“, kam es genauso genervt zurück. Dann stieß Heiji ihm leicht aufmunternd in die Seite: „Komm schon…“, er schaute ihn entsprechend an: „vertrau mir. Ich hab alles gelant.“
 

Die Karaokebar betretend wollte Shinichi nur eins: wieder umdrehen!

„Heiji. Ich will wieder gehen.“, bat er seinen Freund inständig flüsternd.

„Vergisses, Kumpel! Jetzt geht’s erst richtig los.“, energisch zog dieser ihn hinter sich her zu den anderen, die sich bereits eine Karaokemaschine aussuchten.

„Wer möchte anfangen?“, stellte Chiyoko die alles entschiedene Frage in die Runde. „Wir!“, kam es entschlossen von Heiji.

Shinichi sah ihn hasserfüllt an.

„Oder Kazuha?“

Gemeinsam sag er mit ihr das erste Lied. Einen englischsprachigen Party-Hit.

Fürchterlich nervös blieb Shinichi neben Ran stehen.

Die zwei früheren Organisationsmitglieder bevorzugten es sich hinzusetzen.

Kazuha gewann. Sie war „Supertalent“ und Heiji nur, eine Stufe unter ihr, in der Skala: „Talent“.

„Gegen wen?“, wandte Heiji sich an die Gewinnerin.

„Ran.“

Ausgesuchte nahm das Mikro des Verlierers entgegen.

Dieser meinte: „Ich geh ma was zu trinkn für uns alle holn.“

Er verschwand. Jetzt war Shinichi alleine, ganz allein. Panik!

„Heiji, warte auf mich. Ich will mitkommen!“, rief er dem eben gegangenen Detektiv zu und rannte hinterher.

Ran, bereits das nächste fröhliche Lied singend, sah ihm traurig nach...
 

Ran und Kazuha wurden fertig. Wieder war Kazuha besser.

„Shiho, möchtest du?“, fragte Ran.

Jene verneinte kopfschüttelnd.

„Du, Chiyoko?

So kam es, dass Tadashis Mutter nun antrat und diesmal verlor Kazuha.
 

Die Detektive kamen zurück.

„He, sind das nicht Takagi und Sato da vorne?“, fielen Ran die Personen schräg hinter ihnen auf.

„Wo?“, Kazuha sah ebenfalls in die Richtung.

„Hallo“, rief Ran rüber. Die dort Stehenden sahen sich um und entdeckten Kogoros Tochter. Sie kam auf sie zu.

„Was macht ihr den hier?“, fragte Sato Ran.

„Wir?“, auf ihr Gesicht legte sich leichte Röte: „Singen da vorne.“, sagte sie dann schnell und deutete dahin von wo sie gekommen war.

„Kommt doch mit zu uns.“, bot Yumi ihr munter an.

Kogoros Tochter schaute sich zögernd um, dann meinte sie: „Ich werde eben fragen.“

Shiratori, der ebenfalls dabei war, fiel die junge rot-blonde Frau, die in einiger Entfernung saß, auf. Fasziniert betrachtete er sie. Sein Gesicht erhellte sich. Es war Shiho, die mit verschränkten Armen da saß.

Er verfolgte mit, wie Ran mit ihr und den anderen zu den Polizeiangestellten zurück kam.
 

Shiratori kam auf Shiho, die etwas abseits von den anderen stand, zu: „Guten Abend.“

Das ehemalige Mitglied der Organisation sah ihn überrascht an. erwiderte das „Guten Tag“ aber dann.

Ihre und somit auch seine Aufmerksamkeit richten sich auf Yumi, die nun als erstes gegen Chiyoko sang.

Danach Chiyoko und Chiba. Chiba gegen Takagi. Takagi gegen Sato. Sato gegen Heiji. Heiji gegen Ran. Ran gegen Shiratori.
 

Shiratori wählte Shiho: „Hätten Sie vielleicht Lust es mit mir zu versuchen?“

Gefragte wirkte im ersten Moment unschlüssig, nicht wirklich wollend.

„Mach schon.“, wurde sie flüsternd von Chiyoko ermutigt. Mit einem optimistischen Lächeln gab sie ihrer Mitbewohnerin einen leichten Schubs.

Nickten, aber verhalten lächelnd, nahm Shiho das Angebot des Kommissars an.

Shiratori war besser. Er sah sich um: „Wer war denn noch gar nicht?“

Keiner meldete sich. Auch nicht Shinichi. Kazuha tat es für ihn, indem sie meinte: „Shinichi. Shinichi war noch gar nich.“

„Ich will ach nicht!“, protestierte er sofort gegen Shiratori, der ihm das zweite Mikro entgegen hielt.

„Nein. Danke.“, Shinichi verschränkte die Arme. Verweigerte sich.

„Heiji?“

Der zweite Detektiv war einverstanden. Übernahm stellvertretend für seinen Freund.

Heiji verlor und es wurde Pause gemacht.
 

Schinichi saß zwar neben Ran unternahm aber nichts. Heiji setzte sich mit seinem Glas zu ihm: „Was is? Sag es ihr einfach.“, flüsterte er ihn anstacheln wollend zu.

„Ich kann nicht… Mir... mir ist schlecht.“

„Das geht weg, sobald dus ihr gesagt has.“, versuchte er den aufzubauen.

„Nein... das ist es nicht. Mir... mir ist wirklich schlecht.“
 

Shinichi verschwand zur Toilette, übergab sich.

Ran schaute den beiden Detektiven verwirrt hinterher.

Sein Freund, der ihm gefolgt war, fand ihn über die Schüssel gebeugt vor.

„He, alles OK?“, fragte er ihn besorgt zu ihm kommend.

Erschöpft lehnte sich Shinichi an die Wand. Matt nickte er: „Ich will nach Hause!“ Sein Freund klang kläglich. So nickte Heiji und half ihm auf. Er brachte ihn zum Ausgang und setzte ihn dort auf eine Bank: „Ich werd den andern Bescheid sagn.“
 

Heiji ging zu den Oberschülerinnen zurück: „Seid nich böse. Aber, lasst uns gehn.“

Die beiden sahen ihn ungläubig an.

„Wieso. Was ist denn?“, fragte Ran verwundert. Ein enttäuschter Unterton lag in ihrer Stimme.

Auch Kazuha schien ganz und gar nicht begeistert.

„Bitte“, raunte der Detektiv seiner Freundin eindringlich zu.

So nickte sie.

„Wo ist den Yayoi?“, Ran schaute sich suchend um.

„Ja, Chiyoko is auch verschwundn.“, stellte Kazuha, ihr zustimmend, fest.

Während Heiji wieder zu Shinichi ging, suchten die Mädchen nach dem fünften und sechsten Mitglied.
 

„Wir könn sie un Chiyoko nich finden.“, verkündete Kazuha ihrem Freund mit Ran heraus kommend.

Heiji wirkte unschlüssig, dann meinte er: „Die beidn könn nach komm. Lasst uns allein gehn.“

Shinichi sah wirklich schlecht aus. Völlig erschöpft lehnte er an der Lehne der Bank. Er atmete unruhig. Als sein Freund ihm aufhelfen wollte, bemerkte er, dass Shinichi irgendwie Probleme mit seinem Gleichgewicht hatte: „Shinichi... He, Shinichi?“ „Kannsu bitte den beiden eine SMS schreiben, dass wir schon mal nach Hause gegangn sind un, dass sie schnell nachkommen solln?“, bat Heiji seine Freundin. Kazuha holte im Gehen ihr Handy heraus und tat worum ihr Freund sie bat.

Besorgt ging Ran neben ihr her.
 

Bei Agasa angekommen klingelte Ran. Die Hunde stürmten bellend zur Tür. Der Professor öffnete mit dem Baby auf dem Arm und lies die angekommenen ein treten. Beinahe wäre Shinichi über Queen gestolpert, der wie wild bellend vor seinen Füßen herum sprang. Mit einem Bein schob sein Besitzer ihn bei Seite.

„M-mir ist schlecht.“

Heiji brachte ihn ins Badezimmer, wo sich der Detektiv aus Tokio ein weiteres Mal übergab.

Heiji brachte ihn ins Bett, deckte ihn zu. Shinichi war immer noch blass. Erschöpft lag er da, atmete immer noch schwer.

Sein Freund brachte ihm einen kühlen Lappen für die Stirn: „Sorry. Warum haste nich gesagt, dasses dir doch noch nich so gut geht.“

„Hab ich doch.“, widersprach Shinichi ihm matt.

„Tut mir leid. Ich dacht du wolltes dich raus redn.“

Shinichi lachte bitter: „Wollte ich auch.“
 

Ran stand mit Kazuha vor der Tür. Angespannt schaute sie zu, wie ihre Freundin klopfte. Heiji schüttelte gutmütig den Kopf. Nach seinem: „Herein.“, steckte Kazuha ihren Kopf durch die Tür.

Ihr Freund kam zu ihr.

„Geht es Shinichi besser?“, war es nicht sie, sondern Ran, die besorgt das Wort an ihn richtete.

Er nickte. Schaute zu Shinichi. Dieser schüttelte widerstrebend den Kopf.

„Er schläft aber schon.“

„Oh.“, Ran war sichtlich enttäuscht. Nahm es aber ohne weiteres hin und ging gemeinsam mit Kazuha in ihr Zimmer. Heiji schloss die Zimmertüre wieder.
 

Sonntag, 14. Mai
 

Heiji kam ins Bad. Dort war Kazuha gerade dabei sich ihre Haare zukämen. Ihrem Anblick konnte er nicht entgehen. Behutsam umarmte er sie von hinten.

„Heiji.“ lachte Kazuha. Auch ihr Freund musste lächeln. Doch dann wurde er ernst und legte seufzend seinen Kopf auf ihre Schulter. Betrachtete sich und sie im Spiegel.

Kazuha, die sein betrübt dreinschauendes Spiegelbild bemerkte, fragte ihn: „Was hasu?“

Er lächelte sie an und meinte: „Nichts. Is schon OK.“

„Wirklich?“, harkte Kazuha nach.

„Ja. Wirklich.“, Heiji küsste sie.
 

Ran saß bei den andern am Tisch und lächelte ihre zu ihr kommenden Freunde munter an. Nur Shinichi fehlte.

Heiji verzichtete auf das Frühstück, machte stattdessen grübelnd mit Queen und Holmes einen Spaziergang.

„Er bleibt heute aber lange weg.“, bemerkte Ran ihr Schälchen wegstellend.

„Ja“, stimmte Kazuha ihr nachdenklich zu: „Er war grad schon so in Gedankn.“

Shiho und Chiyoko wechselten einen bekümmerten Blick.
 

Heiji kam zurück. Nachdem er die Welpen im Flur abgeleint hatte, kam er in die Küche. Ran und Kazuha waren bereits gegangen.

Seufzend setze er sich zu den anderen dreien. Der Professor schaute von seiner Zeitung auf: „Wisst ihr schon, wie ihr es nun machen wollt?“

Heiji sah die beiden Ex-Organisationsmitglieder fragend an, dann schüttelte er den Kopf.

„Wie geht es Shinichi?“, erkundigte sich Chiyoko, Tadashi von der einen auf die andere Seite, nehmend. Der Kleine steckte sich, zufrieden glucksend, den Arm eines kleinen Plüschteddybären in den Mund.

„Geht so. Keine Ahnung, ob er morgn mit kann.“

„Oh.“, machte sie betroffen: „Falls ihr nichts vorhabt: Gehen wir heute schon einmal hin. Dann kann ich euch alles zeigen?“, schlug sie Shiho und ihm vor.

Er nickte: „Wäre vielleicht nich schlecht.“
 

Montagabend, 15. Mai
 

„Also noch ma zum mitschreibn…“, fasste Heiji das eben besprochene in Shihos Zimmer noch einmal knapp zusammen: „Wir verstecken uns hinter den Kistn seitlich des Hintereingangs und warten ab, bis die Typen in Schwarz komm un umzingeln sie dann. Sobald wir sie gestellt haben rufn wir die Polizei und die Sache is erledigt.“

Die anderen nickten einstimmig.

„Hier.“, es war der Professor, der mit einigen Hilfsmitteln zu ihnen kam. Er übergab jedem einen Gürtel, wie auch Shinichi einen besaß, dazu zwei weitere Anstecker, sowie zwei weitere Uhren.

„Cool!“, meinte Heiji sich den Gürtel umschnallend. Auch die anderen legten sich ihre um.

„Ich wollt schon immer ein son Teil.“, probierte Osakas Detektiv den Anstecker aus: „Dank ihnen, Professor.“

Shiho legte sich ihr Narkosechronometer um.

Auch Shinichi schnallte sich seinen Fußballgürtel um.

Heiji wurde wieder ernst: „Un du wills wirklich mitkomm?“, wandte er sich besorgt an seinen Freund. Dieser nickte entschlossen und war der erste, der das Zimmer verließ. Der Professor, Shiho und Heiji gingen mit. Nur Chiyoko blieb noch im Zimmer.

Sie wickelte ihren Sohn liebevoll fester in seine Decke ein und küsste sanft seine Stirn. Tränen begannen sich ihren Weg zu bahnen. Behutsam legte seine Mutter ihn an die Wandseite des Bettes. Dann betrachtete sie für einige Momente ihr, wie ein Engel schlafendes, Baby. „Es tut mir leid.“, flüsterte sie brüchig.

Rasch beugte sie sich noch einmal zu ihrem Kleinen herunter und gab ihm vorsichtig einen letzten Abschiedskuss. Tapfer wischte sich die Rebellin ihre Tränen aus dem Gesicht. Ging zum Schreibtisch und öffnete die Schublade. Sie holte einen geschlossenen Brief heraus. Betrachtete ihn traurig, sah noch einmal zu ihrem Kind, bevor sie den Brief zurück legte und die Schublade mit beiden Händen bekümmert wieder schloss.
 

Die Luft war rein. Die Mädchen nicht unten. Während sich die drei Jacken und Schuhe anzogen, bestach Agasa die Hündchen, so waren sie still. Zufrieden wedelten die Welpen mit ihren Schwänzen und fraßen, die vom Professor bekommene Leckereien gierig auf.
 

„Chiyoko?“

Schell stieß die junge Frau zu den anderen. Alle bis auf den Professor standen bereits am Auto.

„Dann lasst uns gehen“, meinte sie optimistisch lächelnd vor ihm hinausgehend. Hinter sich schloss der Professor die Haustür.
 

Das letzte Stück legten die beiden Detektive zusammen mit den zwei ehemaligen Organisationsmitgliedern ohne den Professor zurück, welcher im Auto geblieben war.

Vor besagtem Gebäude schraken sie, sich an den Überwachungskameras vorbei schleichend, plötzlich zusammen, als sie ein mittellautes Geräusch über sich hörten. Die vier drehten sich um. Es war Kaito Kid auf einer Mauer stehend. Sein weißer Umhang wehte im Wind.

Drei der vier Personen waren deutlich sichtbar verdutzt. Nur Chiyoko machte ein ärgerliches Gesicht.

„Guten Abend.“, verkündete der Meisterdieb galant wie eh und je. Deutete eine Verbeugung an.

Heiji war der erste, der seine Sprache wieder fand: „Was machsu‘n hier?“

„Euch helfen!“, äußerte sich sein Gegenüber rein pragmatisch.

„Habe ich das jetzt richtig verstanden. Du als Dieb willst uns Detektiven helfen?“ Shinichi verschränkte argwöhnisch, seine Augenbrauen hochziehend, die Arme.

Kid, dem das nicht entging, wurde schnippisch: „Ja! Stell dir vor. Bildet euch bloß nichts ein. Ich will legendlich verhindern das ihr blindlings in euer Verderben lauft.“

Obwohl er mit Shinichi sprach, wurde durch einen seitlichen, verstimmten Blick auf Chiyoko deutlich, wen er wirklich meinte.

Sie jedoch verschränkte, ihren Kopf von ihm abwendend, ebenfalls ihre Arme vor der Brust.

Der weiße Dieb grinste den Detektiv fast freundschaftlich an.

„Woher weißt du von heute Abend?“, wollte Shiho misstrauisch wissen.

„Ich habe ihm Bescheid gegeben.“, kam die Antwort ihrer Mitbewohnerin vor Kaitos.

„Na von mir aus.“, meinte Shinichi knapp in neutralem Ton und bewegte sich auf den Eingang zu. Die anderen folgten ihm.

„Ich sagte dir doch, dass du nicht kommen solltest!“, flüsterte Chiyoko wirklich verärgert an Kaito gewandt.

„Tut mir leid, aber Partner halten zusammen.“ Er schaute ihr fest in die Augen, dann beschleunigte er sein Tempo und holte, an Shiho vorbei, zu Heiji und Shinichi auf: „Habt ihr vor sie einzukreisen?“, erkundigte er sich bei den Detektiven.

„Ja.“, gab Shinichi knapp zurück: „Würdest du uns die Tür öffnen?“

Sein eigentlicher Gegner lächelte schelmisch: „Damit ihr mir euren Einbruch in die Schuhe schieben könnt?“

„Was heißt hier ihr?“, konterte Heiji ihm, sich mit verschränkten Armen an die Wand lehnend: „Wir dachtn du möchtes mitspieln?“

Kaito erwiderte sein süffisantes Lächeln.

Shinichi verdrehte die Augen und ging sich vor dem Schoss in die Hocke.

„Lass mich mal, du Amateur.“, stupste Chiyokos Verbündeter ihn sanft zur Seite.
 

Nach einigen Sekunden hatte Kid die Türe geöffnet und so traten die fünf ein.

Es war Mucksmäuschenstill. Es war dunkel. Nur durch einige kleine Fenster drang ein schwacher Lichtschimmer in die Lagerhalle herein. Schnell zückte man die mitgebrachten Taschenlampen und knipste sie an und versteckte sich. Jeder einzeln, sodass die fünf einen, im Abstand von einigen Metern, Halbkreis um das Gebiet, dass sie füram wahrscheinlichsten hielten, bildeten.

Ruhig wurde abgewartet.

Angespannt hielt der Dieb unter ihnen mit Hilfe seines Nachtsichtgerätes Chiyokos Versteck im Auge.
 

Sie platzierte sich jedoch aus seinem Blickfeld. Leise und unbemerkt schlich sie um die Kisten davon.

Einen der vielen Gänge entlang gehend holte sie eine Pistole hervor.

Angespannt weiter gehend wurde sie plötzlich gewaltsam um die Ecke gerissen. Sie erstarrte. Zum Schreien kam sie, auf Grund zu gehaltenen Mundes, nicht. Die andere Hand schlang sich um ihren Hals.

Amüsiertes, raues Gelächter drang gedämpft in ihre Ohren.

Du!

„Hmm…“, Mit all ihrer Kraft versuchte sie sich gegen ihren Gegner zu Wehr zusetzen. Gewürgt musste sie nachgeben.

„Ich wusste, dass du hierher zurück kommen würdest. Verräterin!“

Verzweifelt konnte Tadashis Mutter nicht verhindern wie ihr eine einzelne Träne entwich und an ihrer Wange hinunter lief. Sie versuchte sich erneut loszureißen. Bekam aber keine Luft.

Sie wurde nur noch schmerzhafter festgehalten.

„Du bist wirklich zu dumm. Dachtest du, ich wusste nicht was du geplant hast?“, raunte er ihr mit freundlich gespielter Stimme ins Ohr.

Chiyoko drehte ihren Kopf, ihm ausweichend, in die entgegen gesetzte Richtung. Was den schwarzen Teufel scheinbar verärgerte: „He, nicht so abweisend zu mir!“ Dann wurde sein Ton wieder etwas „freundlicher“:

„Wo sind denn deine Freunde oder hast du auch noch die Torheit besessen ganz alleine anzutanzen?“

„Wen meinst du?“, tat Chiyoko unschuldig. Sie konnte kam sprechen. Bekam kaum Luft.

„Sherry!“, der Teufel packte grob ihr Kinn und zog es zu sich in die Höhe. Die Rebellin betrachtete in spöttisch.

„Wo ist sie?“, fragte er grob.

„Tot!“, antwortete sie ihm unter zusammengepressten Zähnen triumphierend und lachte ihn tonlos schadenfroh an.

„Wie bitte?“

Chiyoko wirkte zufrieden: „I- ich woll-te nicht, d-dass ihr sie bekommt! Ich habe sie erschossen.“, fuhr sie genüsslich fort.

„Du lügst, ich kenn dich hinterhältiges Miststück besser. Wegen dir wäre ich beinahe aufgeflogen!“

Chiyoko spürte den Zorn schmerzlich, den der Mann in Schwarz, bereits im fortgeschrittenem Alter, ihr entgegen brachte: „Außerdem: Warum solltest du es getan haben. Du wärest die erste gewesen, die sie in Sicherheit gebracht hätte. Also erzähl mir keinen Scheiß, Mädchen!“

Shihos Freundin kämpfte gegen den Erstickungstod. Sie sprach jedes einzelne Wort zwar unter extremer Anstrengung, aber auch mit größer Genugtuung aus: „Aus dem gleichen wie du, Shou!“ In ihrer Stimme schwang Trauer, Zorn, Hass und Freude mit: „Ich nehm so viele mit wie ich nur kann!“

„Du wirst keine Märtyrerin. Die einzige die jetzt stirbt bist du!“

„Nein!“, verzweifelt versuchte Chiyoko die Kontrolle über ihre Waffe zurück zu bekommen.
 

Ein abgedämpfter Schuss hallte durch die Halle. Die vier in ihren Verstecken erschauerten.
 

Schwerverletzt sank Tadashis Mutter angeschossen zu Boden.

Sie kniete halb und hielt sich schwer atmend die stark blutende Wunde am Bauch. Der schwarze Todesbringer baute sich mit einem breiten Grinsen vor ihr auf. Sie versuchte sich hilflos aufzurichten. Doch wurde sie, mit der Waffe in seiner Hand, nieder geschlagen: „Du, entschuldigst mich. Ich habe noch etwas zu erledigen.“

Mit diesen Worten sah er noch einmal verächtlich auf sie herab. Anschließend drehte er sich einfach um und entfernte sich. Chiyoko versuchte sich noch einmal aufzurichten, aber es gelang ihr nicht. Schluchzend blieb die Rebellin hilflos, stark blutend liegen.
 

Shiho war es, die sie als erstes fand. Sie erschrak entsetzlich. Ein unbewusst spitzer Schrei, in letzter Sekunde noch in seiner Lautstärke abgemildert, entfuhr ihrer Kehle. So schnell Shiho nur konnte kniete sie zu der auf am Boden liegenden, schmerzlich gekrümmten Gestalt.

Kurz bevor sie sie anfassen konnte wurde sie durch ein energisches: „ Nein! Blieb wo du bist.“ zurück gehalten.

„Aber...“, auf Shihos Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzten und Trauer wieder. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Fing an zu weinen. Wollte ihrer Freundin helfen. Sie erneut berühren.

„Nein.“, klang die Stimme brüchig: „Du darfst mich bitte nicht anfassen.“

„Ab-Aber...“, wollte Shiho mit tränen erstickter Stimme widersprechen.
 

„Hör... hör mir bitte genau zu: Ihr- ihr müsst sofort von hier verschwinden.“

„Nein!“, Shihos Ton war fast fehlend.

„Es- es t-tut mir so l-leid.“, ihre Stimme war nur noch ein flüchtiger, bemühter Hauch: „a- aber k-kannst du auf m-meinen k-kl-kleinen Tadashis aufpassen?“

Flehend sahen die Augen der Sterbenden in die Augen Shihos, die so wie ihre voller Schmerz waren.

Shiho schüttelte energisch ihren Kopf: „Nein, nein, nein: Bitte stirb nicht. Lass mich nicht allein. Ich will nicht allein sein! Bitte!“, auch ihre Stimme war kaum zu hören.

Sie konnte nichts tun, als tränenüberströmt einfach neben ihrer neu gewonnen Freundin zu sitzen.

„V-versprichst... du es mir? Bitte!“

Akemis kleine Schwester kam gegen ihren flehenden Blick nicht an: „Ich versprech. Ich versprech es dir.“, konnte sie nur unter einem schluchzenden Krampf herausbringen.

„Bitte sag... ihm... das ich... ich ihn liebe…“, der Atem seiner Mutter ging unruhig: „Gi... gib ihm... bit... te einen Kuss… von… mi… mir.“

Shihos Stimme versagte jämmerlich. Sie brachte nur ein schnelles Nicken zu Stande. Wieder flossen die Tränen. Ihr liefen die Tränen übers Gesicht und auch an Chiyokos Gesicht rannten Tränen hinunter zu Boden. Doch dann begann sie ihre Freundin anzulächeln. Erleichtert atmete sie aus: „Ni-nicht... weinen, Shiho. Danke.“, flüsterte sie leise.

Stille.

Einige Sekunden vergingen ihn denen Shiho bewegungslos einfach nur da saß. Nicht mehr weinte. Allmählich begriff, dass sie nun alleine war. Nun war es vollends um den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung geschehenen. Laut schluchzend fiel sie ihr um den Hals und begann hemmungslos zu weinen.
 

Kaito und die andern beiden hatten sie gehört. Nach kurzem waren alle da. Heiji hatte, die bitterlich weinende Shiho, als erstes erreicht. Er beugte sich zu ihr runter: „Shiho?“

Bevor er sich versah, fiel sie ihm laut schluchzend und entsetzlich weinend um den Hals. Beinahe wäre Heiji, der damit nicht gerechnet hatte, nach hinten umgekippt. Beruhigend hielt er sie ihm Arm.

Jetzt hatten auch Shinichi und Kaito Ginas Leichnam erreicht. Geschockt starrte Shinichi auf den toten, blutroten Körper vor ihm auf dem Boden. Drum herum hatte sich eine große Blutlache gebildet. Auch Kaito war für einen Moment entsetzt.

Doch dann gelang es ihm sich wieder zu fassen: „Wir müssen hier weg.“

Heiji nickte. Behutsam zog er die immer noch krampfhaft weinende Shiho, mit sich hoch.

„Komm.“, flüsterte er und ging, sie im Arm haltend, davon. Kaito folgte ihm.

Nur Shinichi stand immer noch regungslos vor dem totem Körper.

„Moment wo is Shinichi?“, fragte Heiji plötzlich besorgt und sah wie Kaito in die Richtung aus sie gekommen waren. Dann sah er den anderen Oberschüler an. Dieser nickte.

Schnell rannte er noch einmal zurück. Und tatsächlich Shinichi stand immer noch völlig erstarrt da.

Der Dieb eilte auf ihn zu: „Shinichi?!“

Der Angesprochene reagierte nicht. Er schien nichts mehr um sich herum wahrzunehmen.

„Komm endlich! Wir müssen hier weg.“, versuchte Kaito zu ihm durchzudringen. Doch Shinichi zeigte keinerlei Reaktion: „He, Shinichi!“

Immer noch keine Reaktion. Shinichi starrte einfach nur weiter auf die Leiche.

Kurz entschlossen griff Kid nach seinem Arm. Shinichi schien es gar nicht zu registrieren.

„Jetzt komm endlich!“, mit diesen Worten setzte der Dieb sich in Bewegung und zog den Detektiv hinter sich her.
 

Heiji hatte gewartet: „Da seid ihr ja.“ Er war sichtlich erleichtert. Zusammen verließen sie die Halle.

Ein paar Straßen weiter versteckten sie sich in einer Gasse.

„Was nun?“ wandte Kid sich an den einzigen der noch zurechnungsfähig schien. Dieser hielt immer noch die weinende Shiho im Arm. Erschöpft hatte er sich an eine Wand angelehnt. Heiji seufzte: „Ich weiß nich. Ich denk wir warnen den Professor und bitten ihn uns nachher abzuholen. Ich weiß nich wies dir geht, aber ich will jetz erst mal versteckt bleibn.“

Kaito seufzte ebenfalls, nickte.
 

„Kommsu ans Handy in meiner Jackentasche?“, flüsterte Heiji leise nach einer Weile zu Kaito.

Jener sah ihn an, schaltete dann aber schnell. Geschickt wie er war, zog er das Mobiltelefon heraus und gab es an den Detektiv weiter.

Während Heiji mit dem einen Arm Shiho hielt, suchte er mit der nun freien Hand die Nummer Professor Agasas heraus. Rasch drückte er auf die Wählfunktion.

Es tutete einmal. Am anderen Ende der Leitung nahm der Professor ab: „Hallo?“

„Hallo Professor.“

„Hallo Heiji. Ist alles gut gegangen? Habt ihr es geschafft?“, erkundigte ihr Verbündeter sich sofort.

„Nein.“, antwortete Heiji ihm bedrückt.

Shihos weinen kam durch den Hörer mit hinüber zum Professor.

„Was ist passiert? Geht es euch gut?“

„Den meisten von uns. Nur...“, Osakas Detektiv stockte.

„Ist Shiho verletzt oder Shinichi?“, der Professor war wirklich in Sorge.

Heiji atmete einmal tief aus, ehe er betroffen Auskunft gab: „Chiyoko… sie is tot.“

„Was? Tot?“, deutlich kam Agasas Entsetzten, dass in diesen Worten lag, durch die Leitung zur anderen Seite herüber.

„Ja.“, konnte Heijis nur traurig bestätigen.

„Ab... aber euch anderen geht es gut?“

„Uns is nichts passiert.“ Heiji hörte den alten Mann am anderen Ende erleichtert aufatmen: „Könn sie uns abholn komm, bitte?“, brachte er mit belegter Stimme sein Anliegen vor.

„Wo seid ihr gerade?“

„Könn sie in ner halben Stunde an der Kreuzung sein?“

„Natürlich.“

„Danke.“, sagte Heiji zum Schluss auflegend.
 

„Kommt er?“, erkundigte sich Kaito.

Heiji nickte: „Ob wir bemerkt wurdn?“, fragte er sich laut.

Der Oberschüler in Weiß schüttelte, um die Ecke schauend, den Kopf: „Scheint nicht so.“

Seine Arme verschränkend, lehnte er sich an die Hauswand.

„Willsu nich gehen?“

„Soll ich?“, stellte sein Gegenüber ihm unvermittelt die Gegenfrage.

„Nein.“, räumte Heiji in doch dankbarem Ton ein. Auch er lehnte sich an.

Mit Shiho, welche sich immer noch weinend um ihn geklammert hatte, ging er in die Hocke.

Shinichi war an der Stelle stehen geblieben, an der der Dieb ihn losgelassen hatte. Teilnahmslos stand er einfach nur da.
 

„Lass uns gehen.“, meinte Heiji nach zwanzig Minuten schließlich. Mit Shiho wollte er zum Treffpunkt aufbrechen: „Komm schon, Shinichi.“, drehte er sich zu ihm um, als er bemerkte, dass jener nicht mitkam. Bekam jedoch keine Antwort. Sein Freund starrte nur vor sich hin.

Mit der immer noch bitterlich weinenden Shiho überfordert, überließ es dem Dieb sich satt ihm Shinichi anzunehmen.
 

Der Professor stieg umgehend aus dem Auto aus, als er die vier ausmachte.

„Professor!“, weinend rannte sie zu ihm und fiel ihm entsetzlich schluchzend in die Arme.

Tröstend hielt er sie fest…
 

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*Anmerkung(en):
 

Heiji gibt Shinichi ja am Anfang ein Küsschen. Ich glaube nicht das Japaner das tuen würden, aber bei wirklich guten Freunden?
 

Beim Karaoke weiß ich nicht, wer wie gut oder schlecht singt (mal abgesehen von Shinichi), demnach kann ich da also nichts Nährens zu sagen.
 

Wie Kaito das Türschloss der Lagerhalle aufbekommen hat. Keine Ahnung, aber das sollte er wohl mit seinen diebischen Fähigkeiten geschafft haben.

Weinen, ausweichen und schreien

Montagabend, 15. Mai
 

Das Haus des Professors erreicht, nahm Heiji vom Professor den Hausschlüssel an und schloss auf. Queen und Holmes hatten die Heimkehrer längst gehört. Freundlich begrüßen wollend, wurden sie diesmal kein bisschen beachtet. Während die anderen ins Wohnzimmer gingen, stopfte Queens Besitzer seinem und auch dem anderen Welpen, mit Leckerbissen aus der Hosentasche, die Mäuler.

Der Professor setzte sich mit Shiho auf das Sofa.

Ebenfalls ins Wohnzimmer dazu kommend sah er rüber zu Shinichi, der immer noch still einfach da stand.

„Shinichi?“

Der Angesprochene reagierte nicht. Blickte stur an seinem Freund vorbei auf einen undefinierbaren fernen Punkt.

„He, Shinichi!?“, versuchte Hattori erneut seinen Freund anzusprechen. Doch dieser zeigte auch diesmal keine Reaktion. Heiji rüttelte ihn: „He, ich rede mit dir!“

Shinichi schien ihn gar nicht zu hören.

Hilflos ließ er von ihm ab und blieb neben ihm stehen.

Die nun eintretende Stille im Raum wurde einzig und allein durch Shihos heftiges Schluchzten und Weinen gebrochen.

Kaitos niedergeschlagener Blick wechselte zwischen Shinichi, Heiji und dem Professor, hinter dem er nun stand, hin und her.
 

Alle blieben im Raum. Allmählich wurde Shihos Weinen leiser bis es schließlich ganz aufhörte.

„Schläft sie?“, fragte Heiji leise zum Sofa kommend.

Der Angesprochene nickte vorsichtig: „Fast. Ich werde sie zu Bett bringen.“

Gemeinsam mit ihr ging er in ihr Zimmer.

„Bitte Professor. Lassen sie mich nicht allein. Ich will bei ihnen bleiben.“, begann sie wieder zu weinen.

„Ist schon gut. Ist schon gut.“, statt sie in ihr Zimmer zu bringen, brachte er sie stattdessen in seines. Behutsam legte der alte Mann seine Mitbewohnerin hin und deckte sie zu. Dann blieb er bei ihr, die sich fest um seinen Arm klammerte, sitzen.
 

Kaito war hinter dem Sofa stehen geblieben. Heiji versuchte seinen Freund erneut anzusprechen: „Shinichi?“, fragte er ihn vorsichtig.

Wie die Male zuvor wieder keine Reaktion.

„He, Shinichi!“ Auch dieses Mal drangen Hattoris Worte nicht zu ihm durch. Der Detektiv überlegte.

„Leg ihn doch hier hin.“, meinte Kaito von seinem Standort aus vorschlagend.

Abschätzend schaute Heiji erst auf das Sofa, dann zu ihm.

Er griff an sein Handgelenk. Anschließend ging er ein kleines Stück zurück und zielte auf seinen Freund. Shinichi stand einfach nur da. Regte sich nicht mal jetzt. Heiji wartete mit ernster Miene ab, dann ließ er seinen ausgestreckten war wieder herunter.

„Tut mir leid.“, sagte er, bevor er ihn auf den Hinterkopf schlug.
 

Unaufgefordert kam der Dieb dem Detektiv zu Hilfe. Gemeinsam brachten sie den zweiten Detektiv zum Sofa und Heiji deckte ihn zu.

„Ich werde jetzt gehen.“ Mit diesen Worten machte der Dieb sich auf den Weg zur Haustüre. Heiji lief ihm hinterher: „Danke.“

Mit einer Hand schon am Türknopf drehte sich der andere noch einmal um und nickte: „Meldet euch, wenn ihr Hilfe braucht.“, damit trat er hinaus.

Der Detektiv war über das Angebot verblüfft. Schaute, dem in der Dunkelheit verschwindenden, in weiß gekleideten, Oberschüler nach.

Es war eine sternklare Nacht. Heiji atmete seufzend aus. Er begann zu frösteln. Gemächlich trat der Detektiv aus Osaka zurück ins Innere und schloss kaum hörbar die Tür hinter sich.

Nun war er allein. Er sah erneut zur Sitzecke. Dann schaltete er das Licht aus.

Holmes und Queen hatten sich mit auf das Sofa gekuschelt. Heiji kam zu ihnen und setze sich auf die Kante. Er blieb so für einige Zeit bedrückt sitzen.

Der Professor kam zurück. Heiji schaute zu ihm auf.

„Wie geht es euch. Shinichi schläft?“

Der Detektiv nickte bestätigend: „Weint Shiho immer noch?“, fragte er dann in mitfühlendem Ton.

„Sie ist eben eingeschlafen. Ich wollte Tadashi aus ihrem Zimmer holen.“, erklärte der alte Mann.
 

Dienstag, 16. Mai
 

Heiji hörte Tadashi weinen. Er war im Wohnzimmer auf dem Sofa und war wach. Er schaute in die Richtung, aus der das Babygeschrei kam. Der Professor verließ mit dem Säugling auf dem Arm rasch sein Zimmer. Behutsam zog er die Türe hinter sich zu.
 

Müde griff Kazuha nach ihrem Handy und stellte den Wecker erneut. Dann drehte sie sich noch einmal um. Auch Ran genoss diese Wachwerdzeit und kuschelte sich dankbar noch ein Stückchen tiefer in ihre Decke. Zum Leidwesen der beiden Oberschülerinnen verging die Zeit nur so im Flug und dann war es so weit. Der gefürchtete Moment des Aufstehens: Der nervig klingelnde Wecker verstummte.

„Ich hab keine Lust auf zu stehn.“, murmelte Kazuha nörgelnd zu ihrer Freundin rüber. Dieser ging es nicht anders. Ran seufzte bedauernd: „Das bringt nichts. Komm. Lass uns aufstehen.“, meinte sie schließlich und lächelte ihre Freundin aufmunternd an. Leicht gähnend raffte Heijis Freundin sich auf und schlug die Decke zur Seite. Auch Ran stand auf: „War doch klug gestern Abend schon duschen zu gehen.“, ein vergnügtes Lächeln huschte über ihr Gesicht, bevor sie zu ihrer Schuluniform ging.

Kazuha nickte bejahend.

Angezogen führte der Weg die beiden Oberschülerinnen direkt nach unten.
 

Ran entdeckte unten auf der Couch jemanden.

Shinichi?

Wunderlich kam sie auf ihn zu. Wollte ihn gerade wecken, als Heiji vom Küchentisch aus sie daran hinderte: „Lass ihn noch schafn.“

Mit einem verblüfften: „Ok.“, kam sie mit Kazuha zusammen zu ihm und dem Professor, der immer noch Tadashi auf dem Arm hatte.

„Sind Chiyoko und Shiho noch nicht auf?“, fragte Ran dennoch gut gelaunt überrascht. Sie setzte sich neben Kazuha.

Die Gesichter der Wissenden veränderten sich.

„Ist was?“, Ran merkte, dass etwas nicht stimmte.

„Chiyoko is nich mehr hier.“, die Stimme des Detektivs war seltsam belegt.

„Heiji?“, sprach seine Freundin ihn besorgt-misstrauisch direkt an.

Der Professor kam ihm zu Hilfe, tischte die vorhin spontan besprochene Lüge auf: „Chiyoko musste gestern Abend aus privaten Gründen nach Hause.“

„Und sie hat Tadashi einfach hier gelassen?“, Ran war doch etwas irritiert.

„Ja, weißu,… sie konnt ihn leider nich mitnehm.“, griff Heiji seinem Verbündeten unter die Arme.

„Un wie so nich?“, wollte Kazuha es genauer von ihm wissen.

„Äh,… um ehrlich zu sein, sie war so schnell weg, dass sie uns das gar nich gesagt hat.“

Die Oberschülerinnen schauten ihn ungläubig an.

„Ja. Wirklich! War so: sie musst dringend etwas erledign. Sie hat uns deshalb gebetn ein paar Tage auf ihn aufzupassn.“

Heiji atmete kaum merklich erleichtert aus, als seine Freundin und Ran es zu seinem Glück so hin nahmen.
 

Shiho tauchte auf. Als sie das Baby ihrer gestrig verstorbenen Freundin sah, brach sie augenblicklich bitterlich in Tränen aus.

Ran und Kazuha bekamen mit, wie der Professor eilig aufstand und sie umgehend zurück in sein Zimmer brachte.

„Was warn das?“

Heiji zuckte hilflos mit den Schultern: „Keine Ahnug.“

„Kommt lasst uns gehen.“, meinte er sich ein wenig übereilt aufrichtend.

„Eh?“

„Aber Heiji, du has doch noch gar nichts gegessn.“

„Ich hab kein Hunger!“ Er lief ins Wohnzimmer und schnappte sich Holmes und Queen. Immer noch auf dem Sofa. Unter jeden Arm einen: „Ich bin mit den Hunden!“, verkündete er flüchtend.

Kazuha schaute ihm verwirrt Kopfschüttelnd hinterher und auch Ran machte ein ratloses Gesicht.
 

In schnellem Tempo lief Osakas Detektiv die Straße entlang. Die kleinen Vierbeiner hatten Mühe Schritt zu halten.
 

Ran und Kazuha begannen zu frühstücken. Der Professor kam aus seinem Zimmer heraus. Er nahm heißes Wasser, eine Teetasse und steckte einen Teebeutel hinein. Diese Handlungen abgeschlossen verschwand er zurück in seiner Privatsphäre.

„Das versteh ich nicht.“

„Ich auch nich.“, schauten die beiden Oberschülerinnen sich an.
 

Agasa setze sich neben seine Mitbewohnerin. Sie saß im Schneidersitz auf dem Bett. Er setzte sich, mit beiden Beinen auf dem Boden, neben sie und reichte ihr die Tasse Tee, welche sie dankbar lächelnd entgegennahm.

„Es tut mir so leid, Professor, ab-aber ich-ich konnte gerade einfach nicht anderes.“, schluchzte sie schuldbewusst und hilflos zugleich.

„Ist schon gut.“, legte ihr alter Freund einen Arm um sie.

Tadashi, hinter dem früheren Mitglied der schwarzen Organisation am Kopfende liegend, machte ein paar aufmerksamkeitserweckende, schnaufende Geräusche.

Shiho löste sich etwas und drehte sich ein wenig in seine Richtung.

„Ich kann das doch gar nicht.“, schluchzte sie erneut hilflos. Agasa strich ihr tröstend über die Haare. Haltsuchend lehnte Shiho sich an ihn.
 

Heiji kam so spät zurück, dass seine Freundin und Ran bereits gegangen waren. Er leinte die Welpen ab, schaute noch einmal zu seinem Freund. Dann verließ auch er schnell das Haus.
 

Shiho war alleine im Zimmer des Professors. Auf dem Bett sitzend betrachtete sie das kleine, am anderen Bettende liegende, Geschöpf. Es machte weinerliche Töne. Zurückhaltend streckte sie vorsichtig eine Hand nach ihm aus. Kam ganz leicht mit Tadashi in Berührung.
 

Zuhause öffnete Shiho Heiji und Kazuha. Sie sah blass aus und hatte scheinbar geweint. Sofort waren Queen und Holmes zu Stelle. Freudig sprangen sie an dem Paar hoch. Heiji freute sich die munteren Welpen zu sehnen. Er erwiderte die Begrüßung und streichelte jedem über den Kopf. Anschließend richtete er sich auf. Shiho war verschwunden.

Als er sich seiner Kleidung für außen entledigt hatte, machte er sich auf zu seinem Freund. Auf halbem Wege traf er auf Shiho, sie hatte für ihn Tee geholt. Gemeinsam wollten sie nach oben gehen. Weinen. Tadashi, der mittlerweile in ihrem Zimmer auf dem Bett lag, hatte begonnen zu weinen. In Shihos Augen bildeten sich Tränen.

„Soll ich gehn?“

Sie schüttelte tapfer den Kopf, wischte die Wasserähnliche Flüssigkeit beiseite: „Es geht schon.“ Ehe Kazuha sie auf ihre Traurigkeit ansprechen konnte, verschwand sie.

So landete die Frage bei Heiji: „Was hat sie denn nu. Sag schon. Hat sie sich mit Chiyoko gestrittn oder so?“

Der Detektiv reagierte gereizt: „Ach, Kazuha! Was weiß denn ich?“

Damit ließ er seine Freundin einfach stehen, stieg die Treppe hinauf.
 

Oben traf er den Hausherren, welcher soeben nach unten gehen wollte. Hattori sah ihn viel fragend an. Der Professor schüttelte den Kopf: „Versuch du es mal“, meinte er nur und ging, an ihnen vorbei, nach unten. Kazuha war Heiji gefolgt.

„Du bleibs draußen.“, meinte er streng zu ihr.

Vorsichtig betrat er sein und Shinichis Zimmer. Sein Freund saß, den Kopf an der Wand anlehnend, auf seinem Bett. Obwohl er mit dem Gesicht zur Tür saß schien er nicht bemerkt zu haben, dass jemand den Raum betreten hatte. Vermutlich hatte er wohl nicht mal registriert, dass soeben auch jemand gegangen war. Er saß einfach nur da. Starrte teilnahmslos vor sich hin.

Heiji seufzte ratlos. Dann bewegte er sich auf ihn zu und setzte sich neben ihn auf das Bett. Den Besitzer dessen interessierte das nicht.

„Shinichi?“, sprach Heiji ihn an. Aber wie schon gestern: keine Antwort.

„He, Shinichi!“, versuchte sein Freund es noch mal eindringlicher. Als dann wieder nichts passierte, verlor er die Geduld und schüttelte ihn energisch-besorgt.

Jetzt reagierte Shinichi. Aber nicht wie er wartet. Nein er schrie Heiji regelrecht an:

„Hau ab! Lass mich allein! Verschwinde! Verschwinde!“ und fing an wild um sich zu schlagen. Ehe Hattori sich versah wurde er schon getroffen. Shinichi schlug mit solch einer Wucht, dass es Heiji fast unmöglich war ihn festzuhalten. Das Schreien war durchs ganze Haus zu hören.

Tadashi, der sich eben erst auf Shihos Arm beruhigt hatte, fing wieder vor lauter Schreck an zu weinen. Die junge Frau sah zu Agasa hinüber, der am Computer saß. Zügig eilte er Heiji zu Hilfe. Aber auch Kazuha und vor allem Ran hatten die wütenden Schreie mitbekommen. Sie kamen aus ihrem Zimmer gelaufen. Der Professor von unten.
 

„He, Shinichi! Beruhig dich doch! Shinichi!“, versuchte Heiji verzweifelt zu dem um sich schlagenden Detektiv durchzukommen.

„Geh! Hau ab! Hau ab! Geh weg! Geh einfach weg!“, sein Freund reagierte nicht nur fürchterlich wütend, sondern fast schon flehend.

Heiji konnte ihm nur verständnislos zusehen, wie er weiter um sich schlug und immer wieder dasselbe schreiend wiederholte.

Heiji ließ ihn los. Entfernte sich von ihm. Hob entwaffnend die Hände: „Is gut. Schon gut. Beruhig dich. Ich-ich geh ja schon.“

Vor der Tür versuchte Professor Agasa Kazuha und die besorgte Ran abzuhalten das Zimmer zu betreten.

„Aber, Professor? Bitte sagen sie es mir: Was ist mit Shinichi?“

„Wir haben uns gestrittn, zufrieden?“, Heiji, die Tür heraus kommend, war mit seinen Nerven am Ende: „Lasst ihn bloß in Ruh! Der is total sauer auf mich!“, drängte er sich an den dreien vorbei.

„Aber wieso denn?“, rief seine Freundin ihm noch hinterher. Sie wollte ihm nach, jedoch drehte er sich nur aufgebracht zu ihr um. Mit beiden Händen Abstand andeutend: „Lass… Lass mich jetzt bitte einfach nur in Ruhe!“, ließ er die anderen stehen.

Shiho stand am Treppengeländer: „Heiji?“, fragte sie ihn besorgt. Er lief nichts sagend an ihr vorbei und ließ hinter sich die Haustüre ins Schloss fallen.
 

„Was war nur? Ich habe Heiji noch nie so wütend gesehen“, Ran war richtig erschrocken. Auch Kazuha war schockiert.

„Helft mir doch bitte beim Abendessen“, war es Shiho, die die beiden höflich bat nach unten zu kommen.

Gemeinsam mit ihr und dem Erfinder bereiteten die beiden das Essen vor.
 

„Ob Shinichi auch etwas möchte? Ich geh und frag ihn.“ So schnell wie Ran es gesagt hatte, lief sie auch schon davon nach oben ohne das einer der Eingeweihten außer einem: „Nein. Ran lass es“, von Shiho aus, etwas hätten unternehmen können.

Hastig rannte Shiho ihr hinterher, dann zusätzlich auch noch Kazuha und der alte Mann.
 

Mehr als nervös stand Ran unsicher vor Shinichis Tür. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie atmete noch einmal tief aus, um dann all ihren Mut zusammen zu nehmen und anzuklopfen. Vorsichtig, mit zitternder Hand, öffnete sie zaghaft die Tür des Jungenzimmers.

„Shinichi?“, sie sah ihn auf seinem Bett, an der Wand gelehnt, sitzen.

„Hi“, versuchte sie es schüchtern.

Shinichi reagierte nicht.

„Shinichi?“, sie kam auf ihn zu: „Ich wo… llte… dich… fra...“

„Verschwinde!“

„Was?“ Ran verstand nicht.

„Ich sagte, dass du abhauen sollst! Lauf weg! Lauf so weit weg von mir wie du kannst!“

„A-aber...?“

„Verschwinde endlich!“, schrie er sie aus Leibeskräften aufspringend an.

Ran wich erschreckend zurück: „Warum? Warum s-sagst du so etwas?“

Er kam, sie immer noch bedrohlich anschreiend, auf sie zu.

Ran bekam allmählich wirklich Angst, wich noch mehr vor ihm zurück.

„Ich will, dass du verschwindest! Hörst du? Ver-verschwinde!“

Jetzt bahnten sich Tränen ihren Weg über ihre Wangen.

Unsanft packte er sie an ihren sich zusammenkrampfenden, schützend vor ihrer Brust liegenden Armen: „Verschwinde. Raus hier! Mach, dass du hier raus kommst!“

Ran war verzweifelt. In Tränen aufgelöst. Wurde immer mehr von ihm zurückgedrängt.
 

Kazuha hatte Shiho überholt. Sie war schockiert. Schinichi erhob die Hand gegen Ran. Sie versuchte sie ihn abzuhalten. Doch so war sie es, die durch einen Schlag zu Boden fiel.

Während der Professor den um sich schlagenden, wild tobenden Shinichi weg zog, eilte Shiho aufhelfend zu Kazuha.

Ran rannte bitterlich weinend in ihr Zimmer

Kazuha stand auf: „Shinichi? Bis du total bescheuert?“, zornig rannte sie ihrer Freundin hinterher: „Warte, Ran. Warte.“

Jene warf sich auf ihr Bett: „Warum? ... Was hab ich ihm den getan?“ Ran weinte und schluchzte bitterlich.

„Er meint es bestimmt nich so“, versuchte Heijis Freundin, ihr über den Rücken streichend, zu trösten.
 

Wieder da traf der Detektiv matt auf die anderen. Shiho saß mit einer Tasse Tee auf dem Sofa. Der Professor neben ihr hatte Tadashi auf dem Arm. Gab ihm gerade aufsehend eine Flasche.

„Heiji. Shinichi hat Kazuha vorhin geschlagen.“

Dieser war vollkommen entsetzt, als er es vom Professor hörte: „Was? Er hat sie geschlagn?“

„Eigentlich wollte er Ran…“, Shiho brach den Satz ab. Senkte ihren Kopf, hielt die Tasse auf ihrem Schoss.

In der Küche, so war zu erkennen, hatte wohl niemand zu Abend gegessen.

„Ran?“, Shinichis Freund schlug sich beide Hände vor das Gesicht. Fertig führ er mit ihnen hinunter: „Hat er jetz endgültig den Verstand verlorn?“, er klang wütend und zugleich sehr hilflos.
 

In der Nacht
 

„Nein! Nein! Nein!“

Heiji wurde regelrecht wach geschrienen: „Shinichi, he! ... He, Shinichi wach auf!“

Er bekam seinen Freund an beiden Handgelenken gepackt und versuchte ihn wachzurütteln. Schrie nun seinerseits: „Wach endlich auf! Shinichi!“

Er hatte Erfolg… Shinichi öffnete seine Augen. Er sah Heiji mit einem undefinierbaren, eigenartigen Gesichtsausdruck an. Obwohl er scheinbar wach war, schien er seinen Freund nicht richtig wahrnehmen zu können.
 

Tokios Detektiv war bis ins untere Schlafzimmer zu hören. Shiho sprang auf und eilte mit dem Professor nach oben.

Auch Kazuha und Ran fielen förmlich aus ihren Betten.
 

„Shiho! Akemi!“, nannte er leise, vollkommen neben sich, diese beiden Namen. Dann Rans Name.

„Shinichi! He, Shinichi?“, versuchte Heiji es erneut. Kudos schwitzende Stirn anfassend. Er wollte etwas sagen, wurde aber von Shinichi davon abgehalten: „Heiji?“ Er war regelrecht in Panik.

„Ja, ich bins: Heiji. He, es is alles in Ordnung. Du has nur geträumt. Ich bin hier hörst du? Das war doch nur ein Traum.“, versuchte Hattori seinen Freund zu beruhigen.
 

Shiho riss die Tür auf. Blieb augenblicklich stehen, während der Professor zu den Oberschülerinnen hereinkam.

Heiji drehte sich zu ihr um: „Shinichi, er hat wieder hohes Fieber!“

„Ran? Ran, wo ist Ran?“, fragte Shinichi mit mittellauter Stimme. Sein Freund drehte sich wieder zu ihm.

„Ihr geht’s gut sie is mit Kazuha nebenan.“

„Agasa?“

„Er ist auch hier.“

„Ai?“

Heiji drehte sich erneut zu Shiho.

„Ich bin auch hier.“, antwortete Gemeinte persönlich näher kommend.

„Ayumi?“

Shinichis Freund sah sie fragend an.

„Sag ihm, dass sie zu Hause ist, dass sie in ihrem Bett schläft.“, meinte Shiho, auf dem Absatz kehrt machend.

Sie lief nach unten und kam mit ihrem Kommunikator zurück.

Heiji brachte ihr einen etwas verwirrten Blick entgegen.

„Ich hoffe…“, sie drehte am Sender.

„Hallo?“, erklang plötzlich Ayumis sehr verschlafene Kinderstimme.

Shiho hielt sie Shinichi rasch ans Ohr. Er hörte sie.

„Hallo?“

„Mitshuhiko?“

Shiho wählte den Grundschüler an. Auch er ging dran.

Bei Genta verlief es genauso.

Shinichi fragte nach ihm und hörte daraufhin die Stimme des Jungen. Dann fragte er nochmals mach Ran, Shiho, Agasa und wieder nach Heiji.

„Ich bin auch hier.“

„Heiji?“

„Ich bin hier. Alles ist gut.“, der Detektiv aus Osaka hielt seinen Freund im Arm. Jetzt begann dasselbe von neuem. Shinichi fragte und Heiji gab ihm Antwort. Shiho dagegen holte Umschläge.

Diesen Vorgang wiederholten sie einige Male. Mit jedem Durchgang wurde es etwas besser und Shinichi wurde ruhiger. Bis er schließlich ganz aufhörte zu fragen.

Heiji zog ihm behutsam, um seinen gerade wegnickenden Freund nicht zu wecken, sein Hemd aus. Er war nass geschwitzt. Ein großes Handtuch um seinen Oberkörper wickelnd, lehnte er ihn wieder an sich an.

Shinichi legte seinen Kopf müde auf dessen Brust. Schlief ein.

Hattoris Erleichterung war nicht zu übersehen. Für eine Weile blieben sie noch neben Shinichi sitzen, bevor sie ihn hinlegten.

„Ich bin müde. Lass uns morgen darüber reden.“, bat Shiho.

„Ja, ich auch. Gute Nacht.“

Die Chemikerin verließ den Raum.

Der Zurückgebliebene schloss die Tür und legte sich aufs Bett.
 

Mittwoch, 17. Mai
 

Im Schlafzimmer der Detektive wachte Heiji erschreckend auf. Der Wecker klingelte. Verschlafen schaute er zum gegenüberliegenden Bett, in dem Shinichi noch schlief. Schaltete, fast aus dem Bett fallend, das Ding ab. Schell stand er auf: fühlte die immer noch erwärmte Stirn seines Freundes.

Erleichtert atmete der Detektiv des Westens aus.

Er ging ins Bad. Spritze sich am Waschbecken nass.
 

„Guten Morgen“, grüßte Professor Agasa ihn, als er zu ihm und Shiho in die Küche kam.

„Morgen.“, Heiji gähnte gerädert.

„Konntest du noch etwas schlafen?“, erkundigte Shiho sich, von Tadashi, den sie auf ihrem Arm fütterte, aufschauend, bei ihm.

„Ja... Einigermaßen. Ich bin weggenickt.“, er griff zur Kaffeekanne. Sich einschüttend schniefte er: „Ich bin so müd.“

„Du konntest schon gestern Nacht nicht richtig schlafen, nicht wahr?“, Shiho klang sehr mitfühlend und betroffen.

Er nickte nur.

Queen schlich um seine Beine herum. Der Besitzer des genannten Welpen trank noch einen Schluck. Ließ die Tasse dann auf der Ablage stehen und ging den Vierbeiner hinter sich herrufend: „Komm!“ in den Flur.
 

„Holmes! Lass dass!“, wütend schnappte Heiji sich den Welpen. Dieser hatte sich über den rechten Schuh seines Besitzers her gemacht.

„Du kanns doch nich einfach seine Schuhe zerbeißen!?“ Der kleine Hund schaute verständnislos hinauf. Heiji schaute böse zurück. Shinichis kleiner Hund setzte seine allerliebsten Hündchen Augen ein. Heiji verdrehte die Augen, setzte Holmes ab: „Du bis einer!“, schmunzelt wollte er ihn anleinen. Aber Queen wollte wohl lieber spielen und fing eine Balgerei mit seinem Bruder an. Jetzt war es endgültig um Heiji gesehen. Er setze sich zu ihnen und kraulte die beiden sich auf den Rücken rollenden Tiere.

Jedoch hielt Heiji inne. Er betrachtete Holmes betrübt: „Was is mit deinem Herrchen nur, hm?“

Er besah sich noch einmal den Schuh. Deutlich waren die Bissspuren zuerkennen. An einigen Stellen sah man nur leichte Abrücke. An einer Stelle war sogar schon ein kleines Loch. Heiji konnte fast einen seiner kleinen Finger hindurch stecken: „Du meins wohl ihm neue Schuhe kaufn?“, sagte er seufzend, den kleinen Hund leicht musternd. Er streichelte ihn noch ein letztes Mal, dann nahm der Detektiv die Leine in die Hand, leinte auch Queen an und öffnete mit der anderen die Haustür. Ging mit ihnen nach draußen.
 

Osakas Oberschüler betraten das Polizeipräsidium. Kazuha hatte ihn eingeholt: „Aber, Heiji! Warum sags du mir es nich einfach?“

„Lass mich in Ruhe: Halt dich einfach raus“, entgegnete er genervt weiter gehend.
 

In seiner Mittagspause rief der Detektiv beim Professor an, um sich nach Shinichi zu erkundigen: „Hallo Professor“, meldete er sich.

„Hallo, Heiji“, grüßte der alte Erfinder zurück.

„Wie gehtes Shinichi?“

„Unverändert.“

„Heiji!“

Hastig verabschiedete der Detektiv sich: „Bis später“ und legte auf.

„Hier!“, drückte Kazuha ihm patzig das für ihn bestimmte Mittagspaket in die Hand, welches sie für ihn mitgebracht hatte.
 

Irgendwann am Nachmittag
 

Shinichi saß auf seinem Bett. Starrte einfach nur vor sich hin.

Überall Blut auf dem Boden. Hörte Stimmen:

„Ich habe gesehen, was du drauf hast!“, schluchzte Ai bitterlich weinend: „Wieso hast du sie nicht besser beschützt?“

„Ich zähl auf dich kleiner Detektiv. Das Geld muss zur Polizei. Beeil dich, bevor sie mitkriegen, dass sie reingelegt worden sind… Mich werden diese Mistkerle… jedenfalls nie wieder benutzen.“

Auch Rans Stimme war tränenerstickt: „Warum behandelst du mich nur so? Du bist gemein! Du hast gar keine Ahnung was in mir vorgeht.“

„Shinichi, du darfst nie jemandem davon erzählen! Nicht einmal Ran!“, brannten sich die Worte des Professors in ihn ein.

„Ja, Conan. Tut mir leid, anscheinend fließt in mir immer noch kaltes, schwarzes Blut, aber niemand kann aus seiner Haut heraus, das solltest du wissen. Es tut mir Leid: ich sag es nicht gern der Professor wurde soeben als Geisel genommen. Das Einzige was ich jetzt tun kann, ist zu versuchen ihn irgendwie zu retten…“

„Wir haben viel gemein. Wir wurdn beide schon einmal von einer Kugel getroffn.

Ich soll dir mal zur Seite stehn mit dem, was du auf dem Herzn has.

„Ich bin hier, um dir die Realität klar zu machen. Wenn du von deinen Gefühlen geleitet ihr von deiner wahren Identität und der schwarzen Organisation erzählst, dann ist sie in einer wahnsinnigen Gefahr. Die Organisation wird nichts unversucht lassen, sie auszulöschen, ist dir das klar? Es gibt für dich nur drei Möglichkeiten. Erstens: Du bleibst ihr gegenüber eisern, auch wenn es dir schwer fällt. Du sagst kein Wort. Zweitens: Du redest dir ein, dass die Organisation niemals deine wahre Identität herauskriegen wird und erzählst ihr alles. Und dann gibt es noch eine dritte Möglichkeit!“

„Wenn Ran wirklich hinter dein wahres Ich gekommen is, dann gibt es nur einen Grund, warum sie es nich sagt: Sie wartet auf den Tag, an dem sie es aus deinem Munde erfährt. Verstehs‘u das, Shinichi? ... Tja, wenn‘s nun schon so weit is: meinst du nich, dass es fast besser wäre, wenn du ihr einfach alles erzähls? Von dieser schwarzen Organisation und dem Mittel, das dich so winzig gemacht hat?“

„Ach, ich halte es hier einfach nicht mehr aus.“

„Ich bitte dich inständig, dass du Schluss machst mit diesem kreuzgefährlichen Detektivspielspiel“

Shinichi kauerte sich, die Arme um seine aufgerichteten Knie schlingend, zusammen. Schloss krampfhaft die Augen. Doch es half nichts das Blut blieb bei ihm. Genauso wie die Stimmen.
 

Kazuha verschwand nach Hause kommend wütend nach oben. Heiji dagegen ließ sich senkrecht auf das Sofa fallen.

Agasa bügelte. Während Shiho, mit Tadashi auf dem Arm, die Hemden zusammen faltete. Er war wohl der Einigste, der vollkommen zufrieden war. Interessiert zog er an einem Ende des nun gerade gefalten werdenden Handtuches.

„Habt ihr euch gestritten?“, fragte der Professor.

Heiji lächelte bitter: „Fällt das etwa so auf?“

Agasa setzte sich zu ihm.

„Naja“, räumte Heiji ein: „Ich war grad nich besonderes nett zu ihr.“ Er wechselte das Thema: „Geht’s Shinichi besser?“

„Wir haben das gemacht, was nötig war und ihn dann ich Ruhe gelassen.“, erklärte Shiho.
 

„Was solln wir nur machen? So kann es nich bleibn! Kazuha un Ran werden uns jedes mal fragen un sie glauben uns jetz schon kaum.“

„Hier.“, sagte Shiho. Rechte den Kleinen an ihren Mitbewohner weiter. Dann ging sie in ihr Zimmer und holte einen dünnen, zusammengetackerten Stapel Blätter. Sie setzte sich dazu.

Abwechselt schaute sie Bestätigung suchend einmal zu Professor Agasa, dann zu Heiji.

„Hier“, sagte sie sachlich und reichte dem Oberschüler die aneinander befestigten Blätter.

Dieser besah sie sich.

„ASD?“, Heiji sah sie an.

„Weißt du nicht, was das ist?“

„Doch… kenn ich.“, Heiji seufzte sich zurück lehnend; „Aber Shinichi? Warum..?“

Shiho sah ihn an: „Ist das nicht offensichtlich? Wir wissen alle drei das die Organisation seit Ewigkeiten sein wunder Punkt ist.“

„Ja. Ich versteh nur nicht ganz warum er nich zu uns kommt. Er weiß doch, dass er sich auf uns verlassn kann.“

„Das ist es ja, Heiji. Wir sind ihm wichtig.“, für einen kurzen Augenblick kämpfte sie gegen aufkommende Tränen an: „Chiyoko ist tot. Ganz genau wie meine Schwester. Dadurch wird er doch mit seiner eigenen Verletzbarkeit konfrontiert… Er k-konnte es nicht verhindern.“

„Ja, aber da konntn wir alle nichts für.“, warf Heiji ein, dem das nicht gefiel: „Hastu ihm etwa Vorwürfe gemacht?“

„Natürlich habe ich das. Weißt du wie schrecklich traurig ich war?“, fast schrie ihn schon weinend an. Der Professor legte tröstend einen Arm um sie.

„Ich hoff das du recht hast.“, meinte der Detektiv dennoch verstimmt.

„Lass ihm Zeit.“, meinte der Professor beschwichtigend.

Heiji schwieg.
 

Heiji entschied sich, sich bei Kazuha zu entschuldigen, aber sie schlief schon.

Also ging er in sein Zimmer. Shinichi schlief. Das Essen schien er, zum Bedauern seines Freundes, nicht angerührt zu haben. Er deckte ihn zu und legte sich dann müde selbst schlafen. Bis er schweißgebadet aufwachte: „Kazuha?!“

Hastig sprang er auf und stürmte zum Zimmer der Mädchen. Er riss die Türe auf: beide schliefen. Er kam außer Atem auf seine Freundin zu: „Kazuha!“, sagte er in normaler Lautstärke. Er gab er ihr einen Kuss auf die Stirn: „Kazuha, Himmel sei Dank.“, flüsterte er vollkommen erleichtert.
 

Immer noch leicht benommen führte sein Weg ihn nach unten in die Küche.

Dort öffnete er den Kühlschrank.

„Kannst du auch nicht schlafen?“

Erschrocken drehte der Detektiv sich um: „Ach du bis das. Um Himmelswillen erschreck mich doch nich so!“ Beinahe hätte er eine Getränkekanne fallen gelassen.

„Hattest du einen Alptraum?“, fragte Shiho ihn. Sie hatte in der dunklen Küche mit einem Glas, an der Theke gelehnt, gestanden.

„Ja...,“ entgegnete er ihr matt.

„Möchtest du darüber reden?“, bot sie sich an.

Er nickte und stellte sich neben sie.

„Also?“

„Ich hab den totalen Mist geträumt. Wir warn irgendwie…, ach keine Ahnung wo…“, er seufzte: „Jedenfalls irgendwie war Kazuha auf einmal verschwundn... Dann bin ich einfach aufgewacht. Ich bin in ihr Zimmer gerannt: zum Glück war sie noch da.“, der Schrecken steckte dem Detektiv immer noch in den Gliedern.

Das ehemalige Organisationsmitglied hatte zugehört: „Ich denke nicht das du dir deshalb Sorgen machen musst. Die Träume gehen wieder weg.“, sie machte eine kurze Pause. Ein tapferes Lächeln: „Oder werden mit der Zeit wenigstens weniger.“

„Tut mir leid.“, sagte Heiji mitfühlend.

„Ist schon gut. Man gewöhnt sich daran.“

„Hassu schon früher Alpträume gehabt?“

„Seit ich weggelaufen bin.“, als würde sie frösteln rieb sie sich über den Arm: „Am schlimmsten war es direkt danach. Ich weiß noch, dass es das schlimmste war, als ich träumte, wie alle meine Freunde niedergeschossen wurden.“ Auf ihrem Gesicht bildete sich ein Lächeln: „Aber mach dir keine Gedanken, wenn sie uns wirklich bemerkt hätten, dann wären sie gekommen.“

„Du bist sehr tapfer.“ Aufrichtige Bewunderung lag in seiner Stimme.

„Ach was.“, sie schüttelte abtuend mit dem Kopf: „Es mag komisch klingen, a-aber der Professor, die Kleinen und vor allem Shinichi haben mir damals sehr geholfen.“, sie senkte traurig ihren Kopf: „Ich weiß nicht, wie ich es ohne sie geschafft hätte.“ Ihr Glas betrachtend sagte sie: „Jetzt möchte ich Shinichi helfen, aber er jagt mich davon.“

„Nimm es nicht persönlich.“, versuchte Heiji sie zu tröstend.

Sie zuckte auf lächelnd mit den Schultern: „Mach ich nicht.“

„Was ist das?“, der Detektiv hatte den Zettel entdeckt der auf der Theke neben ihr lag.

„Das? Ein Brief von Chiyoko. Er lag in meiner Schublade.“

„Was hat sie geschriebn?“

„Nichts Besonderes. Nur das es ihr leid tut und das sie mir wegen Tadashi dankt.“, ihre Freundin stellte das Glas neben den Brief. Nahm ihn dann in die Hände: „Sie überlässt es mir zu entscheiden, ob ich ihm später einmal die Wahrheit erzähle.“ Zusammenfaltet meinte sie: „Ich werde morgen das Foto entwickeln gehen.“

„Foto?“

„Das, dass ich von ihr gemacht habe.“, Shiho erinnerte sich nostalgisch. Sie wurde still, bevor sie wütend klang: „Ich und Mutter? Ich hab doch überhaupt keine Ahnung von Babys.“

„Du has doch uns. Wir helfn dir.“, meinte Heiji. „Außerdem,… das kann doch gar nich so schwer sein.“, merkte er aufmunternd an.

Was ein Lächeln bei ihr bewirkte.

„Ähm…, sag ma: kanntes‘u Whisky eigentlich, Shiho?“

„Nein.“, antwortete sie bedauernd. Jetzt begann sie zu horchen.

„Shinichi!“, Heiji rannte nach oben. Shiho lief ihm hinterher.
 

„He, Shinichi wach auf.“ „Shinichi! Shinichi“

Endlich schien Hattoris Stimme zu ihm durchzudringen. Er wachte auf, schrie und schlug aber weiter um sich. Heiji, der seine Handgelenke umfasste, nahm ihn umgehend in den Arm. Begann beruhigend auf ihn einzureden: „Hier is niemand. Es war nur ein Traum. Es is nichts passiert...“

„Geht es?“

Heiji nickte Shinichi durchs Haar streichend.

„Er ist so erschöpft.“, setzte sich Shiho betroffen zu ihnen.

Shinichi zitterte am ganzen Körper.
 

Shiho holte ihren Brief aus der Küche. Brachte ihn zurück. Dann kam sie zurück zum Professor. Dieser trug Tadashi gemütlich hin und her. Sie schloss die Tür hinter sich.

„Shinichi?“

„Ja. Aber er schlaft jetzt wieder.“, sie hob einen Arm hoch und griff mit der Hand in ihren Nacken. Gesellte sich zu den beiden, streichelte dem leicht weinenden Baby liebevoll über den Kopf: „Scht, ein Kleiner... Shinichi träumt nur schlecht... Du brauchst dich nicht zu erschrecken... Schlaf wieder ein...Scht...“ Sie schaute das Baby ihrer verstorbenen Kameradin traurig an.

„Geht es?“, fragte ihr alter Freund sie mitfühlend.

„Ja. Danke.“, lächelte ihn an: „Langsam wird mir klar, wieso sie ihn angerufen hatten.“, fügte sie fast schon leicht schmunzelnd hinzu.
 

Donnerstag, 18. Mai
 

Am nächsten Morgen war es schon wieder Heiji, den es als letztes in die Küche verschlug. „Morgen“, grüßte er die Anwesenden frustriert.

Agasa schaute hinter seiner Zeitung hervor: „Guten Morgen.“

„Du wirst doch wohl nicht verärgert sein, dass wir schon auf sind?“

Shiho, die gerade dabei war Tadashi zu fütterten, sah ihn neckisch an: „Es tut mir Leid, aber bei dieser kleinen Heulboje hier...“, sie deutete halb ernst halb amüsiert auf das Kind.

Heiji lächelte matt. Er gesellte sich dazu, begann sich vom Essen zu nehmen und begann schweigend, stur auf sein Essen starrend, zu frühstücken.

„Was ist mit dir?“, wurde er vom Professor gefragt, dem Heijis deprimierter Gesichtsausdruck aufgefallen war.

„Ach...“, setze dieser an, schwieg dann aber wieder.

Die beiden anderen sahen an.

Schließlich brodelte es einfach heraus: „Mich regt es einfach so auf!“

„Was?“, erfragte Agasa ruhig.

Der ihm gegenüber sitzende Detektiv atmete tief aus: „Mich regt es einfach so auf, dass ich Shinichi nich helfen kann! Ich weiß einfach nich wie.“

Der Professor wollte antworten doch seine Nachbarin war schneller: „Hör mal zu. Das er diese Alpträume hat ist doch schon ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass er bereits in der Verarbeitungsphase ist.“

„Es ist ganz normal. Das Erlebte wird im Traum verarbeitet.“, pflichtete ihr der Professor eifrig bei.

„Aber... Ich... ich komm mir so hilflos vor.“

„Das bist du nicht. Du bist für ihn da.“, erinnerte sie ihn rücksichtsvoll an die gestrige Nacht. Sie setzte neu an: „Also wegen den Alpträumen: ich habe nachgedacht.“

„Und?“ Die anderen sahen sie erwartungsvoll an.

„Ich kam beim Einschlafen darauf. Dass mit den Namen, deutet doch stark darauf hin, dass es um Verlustängste geht... was meine Vermutung von gestern bestätigt.“, schlussfolgerte sie: „Heiji, lass uns anders vorgehen.“

Der Gemeinte sah sie fragend, aber offen an.

„Wenn Shinichi das nächste Mal einen Alptraum hat, dann lass ihn in Ruhe. Weck ihn mal nicht auf.“

„Aber?“, wollte er widersprechen.

Doch Shiho fuhr energisch fort und erläutere ihren Standpunkt: „Wenn diese Alpträume als Verarbeitungsprozess dienen, dann ist das etwas wo Shinichi alleine durch muss.“

Der Detektiv sah sie missmutig an: „Du meins ich soll einfach danebn stehn und nichs tun?“, er klang zornig.

„Wenn wir ihn dauernd wecken, hat er gar nicht die Möglichkeit selbst zu einer Lösung zukommen.“

Der Detektiv sah sie immer noch nicht gerade begeistert an. Er sah jedoch ein, dass da an ihren Worten was Wahres dran war. Nach kurzem Überlegen: „Einverstanden.“

Shiho wandte sich wieder dem Baby zu.
 

In der Nacht
 

Heiji wurde wieder wach.

„Nein. Bitte nicht! Nein!“, Shinichi schien wieder einen entsetzlichen Alptraum zu haben. Er bewegte sich unruhig hin und her. Der andere Detektiv wollte erst zu ihm gehen. Doch er erinnerte sich an Shihos Worte von heute Morgen. So blieb er liegen.

„Geh nicht weg! Lass mich nicht allein! Bitte, ich gebe mir noch mehr Mühe! Neeein“, Shinichi schreckte hoch.

Da Heijis Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er die Silhouette seines Freundes.

Dieser saß nun aufrecht in seinem Bett. Stand auf. Verließ den Raum. Heiji blieb noch einige Minuten in seinem Bett liegen.

Shinichi kam nicht zurück.

Heiji stand auf. Lief nach unten.
 

Beinahe wäre er an seinem Freund, der im dunklen Wohnzimmer vor dem Sofa auf dem Boden saß, vorbei gelaufen.

„Da bist du ja.“ Heiji war erleichtert. Er kam näher auf den am Boden Sitzenden zu. Shinichi, der eine Weinflasche in der Hand hielt, sah in seine Richtung: „ Du Bischt jaaa imma noch hiea“, er klang gefühllos.

„Natürlich.“

Hattori setzte sich neben ihn: „So schnell wirstu mich nich los.“ Er sah ihn bestimmt an. Shinichi nahm einen großen Schluck des Alkohols. Heiji nahm ihm die Flasche ab.

„Heee, lasch mich!“ Kudo ließ seinen Kopf seufzend auf das Sofa sinken: „Isch bin dch schohn betrnkn. Da hommt es jehst auch nich mea dauf an.“

„Hasu das etwa alles getrunkn?“ Heiji begutachtete die fast leere Flasche.

„Weißu ich han Khoro jes bessa verstehehn. Isch häte nisch ima so hemein sein slln“

Hä? Wovon redet er den jetzt?

„Weißu isch honnte nich schlafen. Isch hate einen Altraum“, begann Shinichi von sich aus zu erzählen.

„Ein Alptraum?“, sein Freund tat unwissend.

„Isch... isch honnte eusch nich finden“, Schinichi klang verzweifelt.

„Uns nicht finden?“, harkte Heiji nach.

„Isch hab esch hüberal jeesucht. Isch honnte euch nisch finden. Heinen von eusch!“

Heiji legte eine Hand auf die Schulter seines Freundes.

Dieser drehte sich darauf hin von ihm weg.

„Weiß du wo du wars?“, fragte Heiji behutsam.

„Nein. Isch.. isch wa irenwo in vielen Gähngen. Isch ab euch jeesucht. Ich hörte eue Stimmen, aba isch honnte euch nisch finden.“

„He, das war doch nur ein dummer Traum, Schinichi.“

„Isch.. isch hab solsche Angst, Hei… Heiji.“

Shinichi schien den Tränen nahe.

„Das brauchsu nich. Ich bleibe hier, Klar!? Ich werd dir helfn, wenn du mich brauchst.“

„Aba isch will nisch das du das tuscht“

„He, Shinichi Kudo!“, Heiji zog den betrunkenen Detektiv mit sich hinauf auf das Sofa. Eindringlich sah er ihm in die Augen: „Hör mir mal gut zu: Ich bin dein Freund. Ich werde dich ganz sicher nich im Stich lassen! Ich bin immer für dich da un die anderen auch! Also hör auf den Starken zu spielen, verstanden!?“

Behutsam nahm er seinen schluchzenden Freund in den Arm: „Scht... Alles wird gut... Ich bin ja da.“ Ihn tröstend wartete er geduldig bis Shinichi einschlief. Dank des Alkohols dauerte dies auch nicht so sonderlich lange. Erleichtert legte er ihn hin. Dann holte er seine Decke von oben und deckte ihn zu.

Die sollte ich wohl besser wegräumen. , dachte er und ging mit der Flasche in Richtung Haustüre. Die Hunde kamen an und liefen ihm hinterher.

„Scht.“, der Detektiv beugte sich zu ihnen herunter und streichelte sie kurz, dann nahm er den Hausschlüssel, zog seine Schuhe an, öffnete er die Türe uns schloss sie hinter sich.

Er brachte die Flasche zur Mülltonne. Anschließend kam er schnell wieder herein. Er sah noch einmal nach seinem Freund. Holmes hatte sich ans Fußende gekuschelt und auch Queen hatte es sich bequem gemacht.

„Und was ist mit mir? Soll ich allein schlafn?“ Er lachte empört, schnappte sich seinen Hund und nahm ihn mit nach oben…
 

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*Anmerkung(en):

Die Sätze, die Shinichi hört, sind zitiert: Kommen im Anime vor und zwar in de Folgen: Der Milliardenraub, Der Weg des Drachen, Mord in der ersten Reihe, Der Giftmord, Wiedersehen mit den Männern in Schwarz, Den Männern in Schwarz auf der Spur, Kleiner Mann ganz groß und Besuch von den Eltern.
 

Informationen zur akuten Belastungsreaktion:

http://www.medizinfo.de/kopfundseele/trauma/schock.shtml

http://www.schwingfeld.de/krankheitensymptome/psychische-stoerungen/akute-belastungsreaktion.html
 

Die eine Stelle mit Agasa und Shiho, bezieht sich auf die Male, als Agasa Heiji angerufen hatte z.B. als Conan angeschossen wurde oder als Conan mit Heiji zu Jodie gegangen war, um sie zu überprüfen.

(Folgen: Der Weg des Drachen, Teil II und Englischlehrerin unter Verdacht)

Misstrauen

Freitag, 19. Mai
 

Im Zimmer der Mädchen schellte der Wecker. Noch müde schaltete Ran ihn aus. Gerädert schlug sie ihre Decke zur Seite und setzte sich aufrecht. Sie sah traurig aus, dachte an Gestern. Kazuha stand auf und begann sich anzuziehen. Ihre Freundin tat es ihr gleich.

Als die Zwei zum Frühstücken nach unten kamen, sahen sie Shiho, die den Kleinen auf dem Arm hielt. Sie stand hinter dem Sofa, hatte Shinichi betrachtet. Die Chemikerin schaute die beiden Oberschülerinnen an: „Guten Morgen.“

Nun fiel auch Kazuhas und Rans Blick auf den schlafenden Detektiv.

„Wieso liegt er den schon wieder hier untn?“ Kazuha wirkte nicht so, als wenn sie das sonderlich gut fände.

Ran dagegen sagte gar nichts.

Betont unschuldig zuckte die Frau mit dem Baby auf dem Arm mit den Schultern: „Keine Ahnung. Frühstück ist fertig.“ Mit diesen Worten ging sie vor in Richtung Küche.

Mit einem letzten Blick auf den Schlafenden kam Ran langsam hinter Kazuha her.
 

Der Professor las gemütlich Zeitung. Die beiden Oberschülerinnen gesellten sich dazu und bedienten sich. Nach einer Weile, als von Heiji noch nichts zu sehen war und es immer später wurde, fragte Ran: „Ob er verschläft?“

„Pah… Das wär sein Problem!“, fand Kazuha verächtlich.

„Du willst nicht nach ihm sehen?“ Shiho sah sie auffordernd an.

„Nein, will ich nich!“, erwiderte ihr diese darauf schnippisch.

„Ich werde gehen.“ Ran stand auf und klopfte bei Heiji an:

„Heiji?“

Er schlief noch. So kam sie auf ihn zu: „He, Heiji. Aufwachen!“

„Hmm... wasn?“, vernahm man ihn müde brummen. Er drehte sich auf die andere Seite.

„Du verschläfst!“

„Was?“ Jetzt riss Osakas Detektiv seine Augen auf, war wach: „Ich komm sofort!“ und sprang auf. Eilte ins Badezimmer.
 

Ran verließ das Zimmer. Heiji kam zurück in sein Zimmer, sah an sein Fußende. Queen blickte ihn an. Der kleine Hund war, durch die heftige Bewegung seines Besitzers, ebenfalls aus dem Schlaf gerissen worden: „Wieso wecks‘u mich nich?“ Heiji sah seinen Welpen vorwurfsvoll an.

Als er unten erschien, waren Kazuha und Ran bereits gegangen.

„Hier.“, freundlich lächelnd streckte Shiho ihm ein Bento entgegen. Dankend machte auch er sich auf den Weg zur Arbeit.
 

Shinichi, der von dem ganzen Trubel heute Morgen nichts mitbekommen hatte, wachte allmählich auf. Benommen richtete er sich auf. „Ahhh!“ Sein Kopf schmerze heftig. Er schloss seine Augen und hielt sich den stechenden Kopf.

„Wau wau!“, Holmes sprang munter vor den Füßen seines Besitzers herum. Das Hündchen gewann ihm ein mattes Lächeln ab.

„Holmes! Sei doch nicht so laut.“, war Shihos tadelnde Stimme aus der Küche zu hören. Sie war gerade dabei den Tisch abzuwischen. Sie ließ den Lappen dort liegen und kam lächelnd auf den kleinen Hund zu. Sie beugte sich zu ihm herunter, um ihn zu streicheln.

„Morgen.“

Überrascht sah Sherry auf: „Guten Morgen.“

Sie war verblüfft. Auf ihrem Geschieht bildete sich ein glückliches Lächeln. Zaghaft nahm sie den Welpen auf und setzte sich mit ihm neben den Detektiv.

„Es ist alles meine Schuld.“, fing Shinichi bedauernd und schuldbewusst an.

„Du meinst Chiyoko?“

Ein trauriges Nicken: „Es tut mir leid.“
 

Auf dem Revier stritt Heiji auf dem Flur lautstark mit Kazuha. Plötzlich hörte man Megures schneidende Stimme: „Hattori, Toyama! Sofort in mein Büro!“ Die beiden Angesprochenen zuckten zusammen. Der Inspektor war laut gewesen. Wahrscheinlich wusste jetzt die halbe Abteilung Bescheid. Kleinlaut traten die zwei Oberschüler, wie ihnen befohlen, bei ihm an.

Heiji ging mutig als Erster. Kazuha schloss hinter sich die Türe. Ängstlich sahen sie ihren Chef an. Dieser stand, vor ihnen, hinter seinem Schreibtisch: „Yumi hat sich eben zu tiefst bei mir beklagt! Was denkt ihr euch eigentlich?“ Megure sah den Detektiv böse an

„Das is Kazuhas Schuld. Ich...“

Beschuldigte war empört, wollte gerade widersprechen.

„Mir ist egal wessen schuld das ist. Das hier ist eure Arbeitsstelle: Regelt eure Privatangelegenheiten später, aber nicht hier!“, fuhr der Inspektor ihnen schreiend ins Wort.

Kazuha zuckte vor ihm zusammen und auch in Heijis Ohren klingelte es.

„Ihr geht jetzt zu Sato. Sie wird euch Akten geben. Diese sortiert ihr mir und zwar getrennt voneinander!“, sagte Megure nun sachlicher.

„Jetzt geht!“

„Ja.“, sagte Heiji kleinlaut.

Kazuha schwieg, nickte nur.

Die beiden verließen das Büro ihres Chefs und machten sich auf den Weg zu Sato.

„Das is alles deine schuld!“, flüsterte Kazuha leise.

„Was? Du spinns wohl! Wer hat den angefangn?“

„Hey, ihr zwei. Miwako stand vor ihnen.

„Hallo.“

„Hallo.“

„Hier!“, die Polizistin hielt beiden einen großen Stapel Papiere vor die Nase. Schnell nahmen die Oberschüler ihr die schwere Last ab.

„Viel Vergnügen.“, wünschte Sato, wieder in ihr Büro gehend. Die beiden Taten wie ihnen aufgetragen und machten sich schuldbewusst an die Arbeit.
 

Um 12 Uhr seufzte Heiji. Er hatte gerade mal ein Viertel erledigt.

Na toll!, dachte er sich arg verstimmt, als sein Handy klingelte. Er nahm ab.

„Hallo, Heiji.“, grüßte Shiho ihn fröhlich.

Heiji war verwundert: „Is was passiert?“

„Shinichi redet wieder mit uns. Ich weiß nicht wie du das geschafft hast, aber“

„Was? Er redet? Seit wann?“

„Seit heute Morgen.“ Shiho lachte am anderen Ende: „Du bist begabt. Wenn du irgendwann genug vom Detektivdasein haben solltest, kannst du Therapeut werden.“ Hattori lachte auf seinen Stapel schauend: „Vielleicht gar keine so üble Idee... Aber das ist phantastisch!“ Heiji war wirklich erleichtert und seine missmutige Stimmung schlug in einem Mal um: „Kann ich ihn mal habn?“

„Ich möchte ihn nicht wecken.“

„Oh, lass mich ratn: er schläft sein Rausch aus?“, Heiji war fast schon amüsiert.
 

Als Ran nach Hause kam, lag Shinichi mit Decke auf dem Sofa. Hielt sich den pochenden Kopf. Als er sie sah erhob er sich langsam. Sie sah ihn an, lief dann ohne ein Wort nach oben und ließ den niedergeschlagenen Detektiv zurück.
 

Mit Elan räumte Heiji auf und brachte, die nun sortierten Akten zum Inspektor. Er klopfte an.

„Herein“, hörte er Megures Stimme.

Der Oberschüler betrat das Büro.

„Fertig?“

„Ja.“

„Gut.“, sein Chef warf einen Blick auf den Stapel: „Bring ihn in Raum 222. Danach kannst du Schluss machen.“

Hattori nickte, ging dann den Stapel wegbringen.
 

Auf der Treppe, die zum Erdgeschoss führte, traf er auf seine Freundin. Sie würdigte ihn keines Blickes. Er entdeckte sie: „Hey, Kazuha: Wart ma!“

Sie sah kurz in seine Richtung und funkelte ihn wütend an, beschleunigte ihr Tempo. Heiji holte sie ein: „Warte gefälligs! Ich hab echt keine Lust hinter dir her zu rennn.“

Sie blieb abrupt stehen und stellte sich, ihre Arme unter der Brust verschränkend, vor ihn: „Was?“, fragte sie abweisend-kühl.

„Es tut mir leid!“

„Schön für dich!“, sauer wollte sie weiter gehen.

Er zog an ihrem Arm: „He, Es tut mir wirklich leid. Ich hab mich bei dir entschuldigt. Was soll ich denn bitte sons tun?“

„Hm…“, Kazuha tat als müsse sie überlegen: „Naja… vielleicht... solltest du mir die Wahrheit sagn? Und zwar die Ganze!“

Heiji sah schweigend zu Boden, dann widersprach er: „Das kann ich nich.“

„Warum denn nich!?“

„Ich kann es einfach nich.“

„Schön. Dann habn wir uns nichts mehr zu sagn, Heiji!“ Sie schien den Tränen nahe.

„Wirklich. Ich...“ Sie fuhr ihm ins Wort: „Weißt du was, Heiji? Ich mach Schluss. Ich bin es echt leid. Dauert verheimlichs du mir was und lässt mich links liegn!“ Schnellen Schrittes verlies sie das Gebäude.

Heiji rannte ihr nach.
 

Stürmisch begrüßten die Hunde die beiden Zerstrittenen.

Kazuha verschwand sofort nach oben.

„Na, ihr?“, traurig streichelte er die beiden. Seufzend zog er seine Sachen aus und betrat das Wohnzimmer.

„Hallo.“ Es war Shinichi der ihn grüßte. Er saß immer noch, sich den schmerzenden Kopf haltend, auf der Couch.

„Hey!“, Heijis Miene erhellte sich um ein vielfaches. Er versuchte fröhlich zu wirken: „Du redes wieder mit mir? Wie komm ich zu der Ehre?“ Heiji lachte seinen Freund munter an. „Ich möchte mich wegen Gestern bei dir bedanken.“

„Keine Ursache. Wie gesagt ich bin für dich da.“, wiederholte er sein Versprechen von gestern Nacht noch einmal.

„Danke.“, Shinichi rieb sich den weh tuenden Kopf. Heiji beobachtete ihn lachend: „Das bis‘u jetzt schon selbs Schuld. Wärs‘u gleich zu mir gekommn, wär dir das jetz erspart gebliebn.“

„Haha“, entgegnete Shinichi nur murrend.

Heiji schlug ihm neckisch auf den Hinterkopf.

„Aua!“, quickte Shinichi darauf schmerzhaft.
 

„Hallo, Heiji.“ Shiho kam und besah sich die beiden Detektive. Ein flüchtiges Schmunzeln, verkündete sie: „Das Essen ist gleich fertig. Ihr könntet den Tisch decken.“

Die beiden Oberschüler nickten. Gemeinsam holten sie das Geschirr: „Du muss ja heute Morgn wirklich Hunger gehabt habn“, fand Heiji grinsend.

„Ja.“, antwortete sein Freund.

„Wir hatten schon Sorge du würdest uns verhungern“, lachte sein Freund.

„Tut mir Leid. Kazuha ist wegen mir auf dich wütend?“

Verdammt! Er hat mich durchschaut.

„Sie… sie ist sauer auf mich, weil ich ihr nich gesagt hab was los war.“, rückte Heiji wohl oder übel mit der Wahrheit heraus.

„Es tut mir leid.“, Shinichi klang noch schuldbewusster als zuvor.

„Jetz hör doch mal endlich auf dich für alles zu entschuldign! Du muss dich nich für alles verantwortlich fühln. Es ist meine und Kazuhas Angelegenheit. Sie sollte mir mehr vertraun!“ Den letzten Teil hatte Hattori zu laut gesagt.

Shinichi sah ihn traurig an.

Sofort tat es Heiji leid: „Es is wirklich nich deine Schuld.“, fügte er noch leiser hinzu: „Sie wird sich schon wieder einkriegn.“
 

Beim Essen versuchte Shinichi hin und wieder zu Ran Blickkontakt aufzunehmen doch sie wich ihm aus.

Kazuha hingegen, verließ die Küche und eilte nach oben in ihr Zimmer.

Heiji sprang auf und folgte ihr: „Kazuha!“

Sie knallte ihm die Tür vor die Nase.

„Kazuha! Lass mich rein oder ich trete die Türe ein!“, drohte er. Sie öffnete ihm widerwillig. Er trat ein. Ohne ein weiteres Wort umarmte er sie stürmisch. Kazuha ganz perplex, wusste nicht wie ihr geschah. Überrumpelt ließ sie die Umarmung zu.

„Kazuha. Ich liebe dich.“, drangen seine Worte an ihr Ohr. Sie drückte ihn weg, er ließ sie los. „Warum machst‘u das?“

„Was?“

„Mich umarmen, du dämlicher...“ Weiter kam sie nicht. Heiji küsste sie mit aller Leidenschaft, die er für sie empfand. Langsam löste er sich und nahm sie wieder ihn seine Arme: „Glaub mir bitte, dass es mir leid tut!“

„Warum sags‘u mir dann nich was los is? Ich mach mir doch Sorgn. Wenn ihr so komisch seid.“ Kazuha weinte.

Ihr Freund strich ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht.

„Du muss dir keine Sorgn um uns machn. Es ist alles gut! Ich bitte dich... vertrau mir doch bitte einfach.“

Sie hielten sich im Arm.

„Mach ich ja, aber...“, hörte er sie flüstern.

Heiji hielt sie an den Schultern. Sah die Oberschülerin, die er liebte, bittend an: „Kein aber… ich kann nich mit dir darüber redn. Wirklich nich. Kanns’u das akzeptiern?“

Er schaute ihr eindringlich in die Augen.

Schließlich gab Kazuha mit einem „Doch schon…“, bedrückten Nicken klein bei.

Heiji nahm sie wieder in die Arme.
 

Shinichi saß auf seinem Bett. Holmes war neben ihm. Er schaute auf, als der andere Detektiv herein kam. Dieser bemerkte den fragend-bedrückten Blick: „Schau nich so: wir haben uns wieder vertragn.“, meinte er sich zu seinem Freund auf dessen Bett gesellend.

Die beiden schwiegen.

„Hassu dich bei Ran schon entschuldigt?“

Trauriges Kopfschütteln war die Antwort darauf.

„Das solltese tun. Am bestn auch bei Kazuha.“, schlug Heiji vor. Allerdings ohne einen Hauch von Vorwurf in der Stimme.
 

Samstagmorgen, 20. Mai
 

Ran und Kazuha waren die ersten die aufstanden. Gemeinsam bereiteten sie das Frühstück zu, da sie davon ausgingen, dass die anderen auch bald hungrig dazu kommen würden.

Der Kaffee lief durch. Ran hatte sich, wie schon zuvor ihre Freundin an die Theke gelehnt: „Was wollen wir heute machen?“, fragte sie Heijis Freundin.

„Wie wäre es, wenn wir ein bisschn bummeln gehn?“, schlug diese vor.

„Ich könnte Sonoko anrufen. Vielleicht kommt sie mit, dann können wir zu dritt gehen“, ergänzte ihre Klassenkameradin.

In diesem Moment kamen die Welpen auf sie zu.

„Hallo, ihr“, beugte Ran sich zu ihnen hinunter. Die Hunde beiden Vierbeiner genossen die Streicheleinheiten der Oberschülerinnen sichtlich.

Kazuha sah, dass sie kein Wasser mehr hatten. So erhob sie sich und füllte den Napf unter dem Wasserhahn.

Ran hingehen gab ihnen neues Futter. Queen und Holmes sprangen aufgeregt herum und stürzten sich sofort auf ihre Näpfe.

„Lass uns mit ihnen raus gehen“, schlug Ran munter vor.
 

„Wenn es dir nichts ausmacht: Könntest du auf Tadashi aufpassen? Wir wollten mal in die Stadt gehen und uns nach Sachen fürs Baby umsehen“, fragte der Professor den Detektiv. Hattori nickte nur und verschwand in der Küche, um zu frühstücken.

Noch dabei kam Shiho vorbei: „Wir gehen dann jetzt. Tadashi hatte vor ungefähr einer halben Stunde ein Fläschchen. Er müsste jetzt erst mal schlafen. Und du meinst du schaffst das mit ihm?“

„Ja. Passt schon“, meinte Heiji nur.

„Danke. Bis nachher. Wir versuchen uns zu beeilen“, mit diesen Worten verließ Shiho zusammen mit dem Professor das Haus.

Als Heiji geendet hatte, stellte er das Geschirr ins Spülbecken. Dann ging er ins Wohnzimmer. Da er momentan nichts zu tun hatte, wollte er sich seinen Schulaufgaben widmen.
 

Shinichi traf auf dem Flur auf Ran. Sie ging an ihm vorbei zur Treppe. Traurig hatte Shinichi sich umgedreht. Sah, wie sie den Stufen immer näher kam.

Unsicher-bedauernd nannte er schließlich ihren Namen.

Sie blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um.

„Ich wollte dich nicht anschreien.“, bereute er es aufrichtig.

Für einen Moment drehte sich Ran zu ihm um. Ihre Verletztheit spiegelte sich in ihren Augen wieder. Versetzte Shinichi einen Stich ins Herz. Ohne in irgendeiner Form zu antworten ging sie.
 

Die Mädchen hatten sich zuerst in einigen Klamottenläden umgesehen und betraten nun ein großes Kaufhaus. Sie fuhren mit einer der Rolltreppen, die in einer Viererreihe nebeneinander standen, auf Sonokos Geheiß hin in den 5. Stock in die Dessous- Abteilung.

Shiho die sich samt dem Professor im 3. Stock: der Babyabteilung befand, zog ihn, als sie die Oberschülerinnen sah, zur Seite.

Der Professor war etwas überrascht. Verstand jedoch schnell.

Zum Glück haben sie uns nicht gesehen, dachte Tadashis Ersatzmutter nur erleichtert.

Als die Oberschülerinnen außer Sichtweite waren, widmete sie sich mit dem Professor wieder den Babybettchen, vor denen sie gerade gestanden.
 

„Das ist nicht dein Ernst?“ Ran sah ihre Freundin schockiert an. Welche ihr ein zweiteiliges Dessous-Set unter die Nase hielt. Es bestand aus einem roten, durchsichtigen Korsettoberteil und einem ebenfalls sehr durchschimmerndem roten Minirock. Das Oberteil ließ sich durch einen silbernen Reißverschluss öffnen.

„Probier es doch mal an“, meinte Heijis Freundin.

Happy verschwand Makotos Geliebte in der Umkleidekabine.

Ran, die wie Kazuha ihrer Freundin zu gesehen hatte, sah diese jetzt etwas entsetzt an, als dachte sie sich eben verhört zu haben.

„Was?“

„F-findest du das nicht etwas zu gewagt?“

„Nein. Männer mögn so was.“ Kazuha musste bei dem Gedanken an Heiji lachen. Dann musste sie plötzlich an ihn denken. Ihre Miene verfinsterte sich:

Der würd dazu auch nich nein sagn. Das könnt ihm so passn!

„Huhu, schaut mal“, lenkte Sonoko die Aufmerksamkeit auf sich.

Na wie sehe ich aus?“, wollte sie wissen.

Während Ran sie etwas ungläubig betrachtete, sagte Kazuha nur: „Umwerfend.“

So hatte Sonoko gefunden, wo nach sie gesucht hatte: „So, ich bin bereit!“ Grinste sie breit und richtete sich an Kazuha: „Hast du schon was gefunden?“

Die Angesprochene wurde für einen Augenblick leicht rot. Doch dann hielt sie ebenfalls grinsend ihr Objekt der Begierde hoch. Es handelte sich wie bei dem von Sonoko um einen Zweiteiler. Es war ein weißes Oberteil, das man mit einer Schleife zubinden konnte und die dazugehörige rockähnliche Unterhose war ebenfalls Weiß.

„Okay, dann fehlt ja nur noch eine.“

Jetzt rückte Ran in den Mittelpunkt: „W-was ich?“ Sie wurde knallrot.

„Na klar. Mach du den ersten Schritt“, schlug Heijis Freundin ihr vor.

„Ja, genau. Sonst kommt ihr ja nie zur Sache!“, pflichte Sonoko ihr energisch unterstützend bei.

„Wie?“ Ran war mehr als verlegen: „Ich? Ich will doch gar nicht zur Sache kommen“, versuchte sie lächelnd abzuwinken.

„Komm schon“, riefen Kazuha und Sonoko.

Schließlich ließ Ran sich breitschlagen. Letztendlich entschied sie sich für ein schlichtes, samt-schimmerndes Korsett mit Schnürriemen. Da ihr die ganze Situation doch recht unangenehm war, war sie froh, als sie mit den beiden das Geschäft endlich wieder verlassen konnte.
 

Heiji war währenddessen von Mathematik auf Englisch gewechselt, als die Stille, in der er sich befand, plötzlich gestört wurde. Er stand auf und nahm Tadashi hoch. Gemeinsam mit ihm lief er in die Küche, bereitete ein Fläschchen zu und ging dann zurück ins Wohnzimmer. Der Detektiv setzte sich wieder aufs Sofa und gab dem Kleinen das Fläschchen: „He, hör auf zu wein.“

Ich hab keine Ahnung von Babys.

Er sah auf die Uhr: „Also langsam könntn die mal wieder kommn.“

Der Kleine schien satt zu sein. Also nahm Heiji sein mitgebrachtes Tuch, legte ihn an seiner Schulter an und lies Tadashi ein Bäuerchen machen. Danach legte er ihn neben sich. Gerade wollte er mit seiner Arbeit vorfahren, als er ein Auto vorfahren hörte. „Ah, das werdn sie sein.“
 

Der Oberschülerdetektiv nahm das mittlerweile Baby auf und öffnete die Tür. Die Hunde waren natürlich eher dort angekommen und bellten nun Lautstark.

„Aus!“

Shiho nahm Heiji das Baby ab und trat mit ihm ins Innere.

Heiji der sah, dass der Professor zwei große, längliche Pakete aus dem Auto lud kam diesem zur Hilfe. Gemeinsam trugen die beiden die Pakete hinein. Shiho schloss hinter ihnen die Haustüre.

„Was macht Schinichi?“, wollte sie von Heiji, der gerade zusammen mit Agasa das zweite Paket im Wohnzimmer abstellte, wissen.

„Ich war vor einer Weile oben. Aber er legt kein besonderen Wert auf meine Gesellschaft, also bin ich hier untn.“

„Ich gehe und mache uns erst mal einen Tee“, sagte der Professor und verschwand Richtung Küche.
 

Ran und Kazuha gingen mit zu Sonoko.
 

Nach dem Tee machten sich Heiji und der Professor daran das Babybett und die Wickelkommode in Shihos Zimmer aufzubauen. Während die beiden des männlichen Geschlechts diskutierten, wie die Pläne den nun richtig zu lesen und die Zeichnungen zu deuten seinen, machte Shiho sich auf in die Küche, um das Abendessen zu Kochen.

Als sie damit fertig war, kam sie zurück. Sie stellte sich vor die Herren und besah sich ihr bereits entstandenes Werk.

„Nicht schlecht“, meinte sie.

„Spar dir eine Ironie. Sons kanns‘u es allein machn.“ Heiji war genervt.

„Das war mein Ernst. Kommt essen, bevor es kalt wird. Ihr könnt später damit weiter machen.“ Sie verließ den Raum.

Der Professor und Heiji folgten ihr.
 

„Du bis so ruhig“, merkte Heiji, neben seinem Freund auf der Straße zurück zum Professor gehend an.

Er musterte ihn von der Seite.

Shinichi antwortete nicht.

„Du has noch mal mit Ran gesprochn?“

Der Gefragte wurde rot, versuchte dem forschenden Blick des anderen Detektives auszuweichen: „Nein.“

„Dann solltes‘u das wohl gleich tun. Sons...“

„Was sonst?“ Shinichi sah seinen Freund, nichts Gutes ahnend, an.

„Sons...“ Heiji machte eine theatralische Pause: „Sons... sehe ich mich leider gezwungn den Kuss zu wieder holen und diesmal mit Zunge! Also mein Freund überlege es dir.“ Kudo sah Hattori mit einem „Das-kannst-du-doch-nicht-tun“ Gesichtsausdruck entsetzt an.

„Bring es hinter dich. Das aufschiebn löst doch nichts.“

Die beiden waren bereits nahe am Haus.

„Sagst du es ihr?“

Shinichi wurde ohne es zu wollen schon wieder rot.

„Sonst tu ichs, klar?“, Heiji sah ihn streng an.

„Was bist du so versessen darauf, dass ich Ran das sage?“, setzte sich Shinichi zur Wehr.

„Weil es mich langsam nervt. Du quäls dich nur selbs, wenn‘u es so lange hinaus zögers. Außerdem gehn mir langsam die Ausredn für dein komisches Verhaltn aus.“

Er schloss auf: „Also wie sieht es aus?“, wollte er von seinem Freund eine verbindliche Antwort. Dieser schwieg.
 

„Ran! Ich will dir was sagn! Schinichi...“, schrie Heiji ins Innere.

„Halt gefälligst deine Klappe!“, Shinichi versuchte ihn zurück zuhalten und hielt ihm den Mund zu. So wurde der Rest von dessen Aussage unverständlich.

Ran hatte ihn jedoch gehört und kam zu ihnen ins Wohnzimmer. Etwas verwirrt sah sie die beiden Streithähne an: „Spinnt ihr jetzt völlig?“

Shinichis Kopf wurde rot wie der einer Tomate.

„Jetzt lass mich endlich los.“, wehrte sich Heiji und befreite sich aus dessen zurückhaltender Umklammerung.

„Heiji ärgert mich.“, war das einzige was dem Detektiv aus Tokio einfiel.

„Du mich auch!“, der andere Detektiv verschränkte empört seine Arme.

„Grrr.“, entführ Ran ein gereiztes Geräusch: „Könnt ihr mich nicht damit in Ruhe lassen? Wie alt seid ihr?“, meckerte Ran die beiden an.

„Hey!“

„Aber,...“

„Kein Aber. Entweder ihr sagt was Sache ist oder ihr haltet mich da raus!“ Sie sah die Detektive fordernd an.

Heiji wollte erst wieder anfangen. Doch ein Blick seitens seines Freundes, der so viel aussagte wie „Wage es ja nicht!“, hielt er sich doch besser zurück. Wiederum sah er erwartungsvoll zu Shinichi, dann ging er allerdings nach oben.

„Hast du mir jetzt was zu sagen oder nicht?“, man merkte, dass sie ihm gegenüber nicht gerade freundschaftlich eingestellt war.

Ihr Gegenüber schüttelte den Kopf.

„Schön. Dann gehe ich jetzt nach oben und mache meine Hausaufgaben zu Ende. Denn im Gegensatz zu gewissen anderen Personen hier habe ich immer noch welche zu erledigen.“

So ließ sie ihn stehen.

„Scheißdreck!“, fluchend schlug ihr Klassenkamerad mit der Faust gegen die Wand. Ein leises Jaulen holte ihn wieder runter. Er leinte die beiden Welpen ab und gab ihnen frisches Wasser und Futter. Shinichi beobachtete die kleinen Vierbeiner. Glücklich-drängelnd machten sich die Welpen über ihren Napf her.
 

Das Abendessen verlief ruhig. Schinichi wurde wieder schrecklich übel. Er stand auf und verschwand sich erbrechend im Badezimmer. Heiji sah ihm besorgt nach. Auch die anderen taten es.
 

Heiji ließ sein Essen stehen, wollte die Badezimmertüre öffnen. Sie war abgeschlossen, so klopfte er: „Shinichi? Bis’u in Ordnung?“

„Ja.“, log dieser erschöpft, vor der Kloschüssel sitzend, schnell mit Mühe.

„Wirklich?“, harkte sein Freund eindringlich nach.

„Lass mich allein!“, war die Antwort, welche auf dem Flur ankam.
 

Endlich... allmählich wurde es besser. Erschöpft saß Shinichi nachdenklich und frustriert neben der Toilette an der Wand gelehnt.

Seine Hände waren verkrampft. Als er aufstehen wollte, knickte er weg.

Scheiße!

Notgedrungen blieb er sitzen. Rief nicht um Hilfe. Es dauerte bis die Krämpfe in den Händen und seinem umgeknickten Fuß soweit nachließen, dass er endlich in die Lage kam aufzustehen.
 

Gemeinsam wurden das Bett und die Kommode fertiggestellt. Es war mittlerweile schon recht spät. So beschloss man ins Bett zu gehen.

Shiho legte Tadashi in sein neues Bett. Es war ein Bett mit Himmel. Eine hellblaue Garnitur mit Wolken. Oben war ein Spielmond befestigt, den sie nun aufzog. Anschließend holte sie sich einen der Stühle, setzte sich neben das Bettchen und betrachtete nachdenklich das schlafende kleine Kind.
 

Montag, 22. Mai
 

Shinichi stand auf. Hatte Probleme seine Beine richtig zu belasten.

Alle waren bereits zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen gegangen. Shiho war die Einzige, die mit Tadashi zu Hause geblieben war. Sie putzte gerade die Küche. Als sie Shinichi sah, begrüßte sie ihn lächelnd: „Guten Morgen.“

„Morgen“

„Hast du Hunger?“

Er schüttelte den Kopf, ging weiter ins Wohnzimmer. Dort setzte er sich grübelnd auf die Couch. Plötzlich erhob er sich mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck.

„Ich bin für eine Weile weg!“, rief er in Richtung Küche.

Shiho wollte genauer nach fragen, aber als sie ins Wohnzimmer kam fiel gerade die Haustür ins Schloss. Schnell öffnete Shiho diese. Nichts war zu sehen. So schloss sie die Türe schließlich wieder...
 

Tief ausatmend stand Shinichi vor dem großen Tokioter Polizeipräsidium. Seine Hände zu Fäusten ballend, betrat er das Gebäude. Zielstrebig lief er durch die Gänge zu der Person die er aufsuchen wollte. Entschlossen klopfte er an die Türe des Büros.

„Herein?“, hörte man eine Männerstimme.

Shinichi öffnete die Türe und betrat das Zimmer: „Guten Tag. Herr Inspektor.“ „Shinichi?!“ Megure, der bis eben in seinem Sessel gesessen hatte, stand nun ungläubig- mehr als überrascht über den lange nicht gesehenen Gast auf. Er hatte scheinbar mit jedem gerechnet. Nur nicht mit dem Oberschüler Detektiv Shinichi

Kudo!

„Könnte ich sie mal sprechen?“, bat Shinichi ihn.

„Na-natürlich setzt dich doch. Lange nicht gesehen. Wie geht’s dir?“ Der Inspektor bot ihm, mit einer Handbewegung, den Stuhl vor seinem Schreibtisch an.

Der Detektiv setzte sich: „Ich kann nicht klagen“, log er ohne dabei rot zu werden: „Ich bin hier weil ich Informationen über den Lagerhallenvorfall brauche.“

Megure überlegte. Wusste nicht, wovon der Oberschüler sprach: „ Was für eine Lagerhalle?“

Shinichi schaute ihn verwundert an. Wirkte ungehalten: „Wissen Sie denn nicht davon?

Was den Inspektor irritierte: „Nein.“, schüttelte er ehrlich den Kopf.
 

In Shinichi kamen die Bilder hoch. Das Blut, welches er am Tatort gesehen hatte. Er wurde bleich.

Der Inspektor musterte ihn irritiert: „Shinichi?“

Erst beim zweiten Mal reagierte der Angesprochene: „Was?“

„Geht es dir nicht gut? Du siehst blass aus.“ Megure sah ihn mit einer besorgten Miene an.

„Doch! Nein alles in Ordnung!“, wehrte der Detektiv umgehend ab.

Shinichi wollte aufstehen. Doch er konnte nicht. Seine Beine ließen sich nicht durchdrücken. Der Oberschüler war schockiert.

„Shinichi geht es dir wirklich gut?“ Inspektor Megure schien bemerkt zu haben, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Mit einer besorgten Miene sah er ihn weiterhin an.

„Ja... Mein Fuß… Er ist nur eingeschlafen“, betont, die Situation verharmlosend, lachte Shinichi den Inspektor etwas schief an. Es kam dem jungen Detektiv wie eine halbe Ewigkeit vor...

Endlich er konnte sich erheben: „Danke für Ihre Zeit.“, verabschiedete er sich kurz angebunden.

Der Mann mit dem Hut stand ebenfalls auf: „Nichts zu danken.“

Der Oberschüler wandte sich ans Gehen. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal, zu dem über seinen Akten gebeugten, Inspektor um: „Ähm, … eine Frage hätte ich da doch noch.“

„Ja?“ Megure sah zu ihm auf.

„Wissen Sie noch dieser eine Brand im Yushohai Hotel?“

Der Inspektor schien zu überlegen. Dann bejahte er: „Wenn du näheres darüber in Erfahrung bringen möchtest musst du zur Unfallzentrale.“

„Danke“, meinte Shinichi.

Der Schülerdetektiv öffnete die Türe: „Ach noch etwas: Bitte sagen sie Heiji nicht, dass ich hier war.“, drehte er sich noch ein letztes Mal um.

Inspektor Megure sah ihn entgeistert an.

„Bitte.“

Zögerlich gab Megure ein „In Ordnung“ von sich.

„Ich danke ihnen.“ Mit diesen Worten ging Shinichi endgültig hinaus und schloss die Bürotüre hinter sich. Schnell verließ er das Polizeigebäude und machte sich zu der, ihm eben genannte, Unfallzentrale auf.
 

Es regnete.

Auch das noch!, fluchte Shinichi innerlich. Er ging zum Bahnhof. Ein paar Blocks weiter setzte er sich, nachdem er auf den Fahrplan gesehen und eine Fahrkarte gelöst hatte, erschöpft auf eine der Bänke und sah auf die Uhr: 11:36 Uhr.

Der Zug, mit dem er hätte fahren können, war seit gut vier Minuten weg. So blieb ihm nichts anderes übrig, als tief ausatmend, auf den nächsten zu warten.

Shinichi beobachtete die anderen Menschen, die sich ebenfalls hier befanden. Er sah wie ein kleines Kind von seiner Mutter ausgeschimpft wurde, wie ein Mann mittleren Alters eine Fahrkarte löste und wie eine ältere Dame versuchte die Schriftzeichen des Fahrplanes zu entziffern. Er wollte ihr helfen. Doch es tat ihm einfach zu weh. Mit einem Schmerz verzerrten Gesicht hielt er sich das linke Bein...

Als sein Zug einfuhr, humpelte er und setzte sich sofort auf den erstbesten freien Sitzplatz.
 

Es hatte aufgehört zu regnen. Sein Ziel erreichend steuerte er auf, die erstbeste Person, die er sah, zu: eine Frau mittleren Alters: „Entschuldigen Sie bitte. Können sie mir helfen? Ich suche einen gewissen Herrn Ren.“

„Der ist heute nicht da.“, meinte sie freundlich bedauernd: „War das alles, was Sie wissen wollten?“

„Ähm,... Nein. Vielleicht können sie mir auch helfen. Ich würde gerne mit jemandem sprechen, der Zugang zu den Akten bezüglich des Brandes im Yushohai Hotel hat.“, brachte Shinichi sein Anliegen vor.

„Das tut mir sehr Leid. Aber ich bin nicht befugt über so etwas Auskunft zu geben.“

„Ich bin Detektiv.“, warf Shinichi ein.

„Können Sie sich ausweisen?“

Bedauernd schüttelte er seinen Kopf.

„Dann kann ich Ihnen nicht helfen. Kommen Sie morgen noch einmal wieder.“ Somit ließ sie ihn zurück.
 

Er sah sich um. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von ratlos in entschlossen um. Schnell nutze er die Gunst der Stunde. Niemand war zu sehen. Vorsichtig schlich er sich durch das Gebäude. Nach einigem Suchen fand er den Ort den er gesucht hatte. Er las: „Aktenaufbewahrung“

Der Oberschüler hatte Glück. Die Türe ließ sich ohne weiteres öffnen. Eilig schloss er sie wieder hinter sich.

Er schaute sich in dem riesigen Raum voller Regale, die randvoll mit Akten gefüllt waren, um. Zielstrebig suchte er und kam der Sache immer näher. Da endlich! Er hatte gefunden, wonach er gesucht hatte.

Kopieren kann ich das jetzt wohl schlecht. , überlegte er.

„Ahh“, schmerzhaft verzog er das Gesicht. Mühsam versteckte er sich mit „seiner“ Aktenmappe in der hintersten Ecke. Er begann sich durch den relativ kleinen Stapel zu arbeiten.

Mist!, resignierend warf er die Akte neben sich auf den Boden.

Endlich... er konnte sich aufrichten. Er versteckte die Unterlagen unter seiner Jacke. Öffnete vorsichtig die Türe. Schaute zögerlich hinaus. Niemand war zu sehen, so schlich er sich hinaus.

Erleichtert atmete er draußen aus.

Verstimmt musste er feststellen, dass es wieder regnete. Er wartete bis das gröbste vorbei war.

Dann lief er sich möglichst unter Dächern haltend zurück zum Bahnhof.
 

Da angekommen, sah er, dass er wieder warten musste.

Frustriert schaute er sich um. Er kam die Treppe nicht bis oben. Ungefähr auf ihrer Mitte musste er inne halten. Nach ein paar Minuten wurde es besser. Er drehte um. Schleppte sich zu einer öffentlichen Toilette. Übergab sich keuchend.

Anschließend setzte er sich unglücklich auf die nächstgelegene Bank. Dort vergrub er seinen Kopf in seiner Hand und versuchte ruhiger zu atmen. Was aber nur bedingt gelang.

In den Zug einsteigend, ließ er sich erneut auf den nächstbesten Platz fallen. Er lehne sich müde an die Fensterscheibe und schloss seine Augen...

Er musste aussteigen. Beinahe wäre er eingeschlafen.
 

Shinichi schloss auf. Die Welpen, die ihn natürlich gehört hatten, kamen herbei. Sie nicht sonderlich beachtend trat er ein und zog seine Schuhe aus. Die anderen Bewohner des Hauses, die gerade beim Essen waren, wurden ebenfalls auf ihn aufmerksam.

Ran war die Erste die ihn sah.

„He, wo kommst‘u denn her? Ich wollt gerade einen Suchtrupp nach dir los schickn“, Heiji sah ihn kritisch an. Shinichi wirkte erschöpft, was seinem Freund nicht entging.

„Komm, das Essen ist noch warm.“, meinte der Professor.

„Nein danke.“, lehnte der bis eben Vermisste ab: „Ich habe bereits gegessen. Ich gehe duschen.“ Mit diesen Worten ging Shinichi nach oben.

Heiji tauschte mit Shiho einen misstrauischen Blick aus.
 

Shinichi versteckte seine verbotenerweise einfach entwendete Akte unter seinem Bett. Dann ließ er sich auf diesem nieder. Shinichi konnte einfach nicht anders. Sein Kopf sank auf das Kopfkissen.
 

Nach dem Essen sah Heiji nach seinem Freund. Verblüfft fand er Shinichi tief und fest schlafend, ohne zugedeckt zu sein, vor. Schnell erledigte er das.

„Dann muss dein Verhör wohl bis Morgn wartn“, flüsterte er leise, machte das Licht aus und verließ das Zimmer.
 

Er gesellte sich nach unten zu den anderen. Der Fernseher war an. Ran sah ihn, als sie ihn bemerkte, fragend an. Er setzte sich dazu.

„Und?“, wandte Shiho sich unauffällig an ihn.

„Der schläft wie ein Stein! Ich weiß nich, wo er war, aber er muss einiges unternommen habn.“, flüsterte er ihr leise zu.

Die Chemikerin, von Ran beobachtet, beließ es dabei. Mehr oder weniger interessiert sahen sich die Fünf die Nachrichten und anschießend eine wissenschaftliche Sendung über die Entstehung des Planeten an. Gegen zwanzig nach Neun verschwanden die Mädchen in ihrem Zimmer. Heiji wollte noch kurz duschen gehen.
 

Er kam in sein Zimmer. Weil er im Dunkeln nicht viel sah, schalte er vorsichtig das Licht ein. Sein Blick fiel auf Shinichi, welcher sich leicht bewegte. „Hab ich dich geweckt?“

Sein Freund stöhnte nur.

Heiji kam näher: „Sorry, aber ich kann“ Jetzt sah er, dass sich auf Shinichis Gesicht ein ungesunder Rotton breitgemacht hatte.

„Shinichi?“ Heiji drehte seinen Freund in seine Richtung. Fühlte die Stirn. Schnell lief er nach unten zu Agasa und Shiho, die noch fern sahen. „Shinichi hat wieder Fieber!“, teilte er ihnen mit.

Die Angesprochenen folgten ihm nach oben.
 

Heiji saß bereits neben Shinichi. Shiho sah die beiden an. Sie sah das er Fieber hatte: „Ich brauche das Fieberthermometer.“, wandte sie sich an den Professor, welcher eben zur Tür herein kam. Er holte es.

Die Chemikerin steckte es Shinichi in den Mund. Nach kurzem Warten... Es piepste.

Das Thermometer zeigte 40,2° an.

„Er ist ganz verschwitzt. Zieh ihm das Hemd aus.“, meinte die junge Frau und verschwand in Begleitung des Professors ins Badezimmer.
 

Hattori knöpfte seinem Freund das Hemd auf, hob ihn etwas an, zog es ihm aus und nahm ihn anschließend in den Arm.

Währenddessen hielten die anderen beiden ein Badetuch und drei kleinere Handtücher unter kaltes Wasser aus dem Wasserhahn von Waschbecken.

Als die Tücher kalt genug erschienen, wurden sie zu Shinichi gebracht. Das große Badetuch wurde um seinen Oberkörper gewickelt. Heiji legte ihn wieder hin. Die anderen Handtücher dienten als Wadenwickel. Eines wurde auf die fiebrige Stirn gelegt. Nachdem die drei den kranken Detektiv versorgt hatten, blieben sie bei ihm sitzen…
 

Heiji war an die Wand gerückt und sah nachdenklich aus. Durch das Fieber verloren die Tücher schnell an Kühlkraft, so ging der Professor sie erneut unter kaltes Wasser halten. Hattori hatte seinen Freund, um das große Badetuch an Agasa zu geben, ein weiteres Mal angehoben. Erschöpft hatte sein Freund sich halb wach, halb schlafend an ihn gelehnt. Er atmete angestrengt und eine Schweißperle nach der anderen bahnte sich ihren Weg. Shiho betrachtete die beiden.

Der Professor kam zurück und Shinichi wurde wieder eingewickelt.
 

Stille trat ein. Keiner sagte etwas. Alle Blicke waren auf den unruhig atmenden Shinichi gerichtet, der immer noch in den Armen des anderen Detektivs lag.

„Is euch eigentlich mal aufgefalln, dass er immer dann Fieber bekommt, wenn er draußen war?“, unterbrach Heiji nach einer Weile sehr nachdenklich das schweigende Beisammensein.

Ohne den gesunden Detektiv dabei anzusehen antwortete Shiho, ebenfalls nachdenklich: „Ja, aber ich weiß nicht warum.“, sie klang betrübt.

„Ob er uns etwas verheimlicht?“, meldete sich nun auch der ältere der beiden Freunde Shinichis zu Wort.

Heiji sah auf den Kranken in seinen Armen: „Bestimmt! Sons würd er uns nich so aus dem Weg gehn.“, entgegnete er von seiner Aussage felsenfest überzeugt.
 

Ran und Kazuha lagen in ihrem Bett. Beide lasen.

„Ich glaube wir sollten langsam das Licht ausmachen.“, unterbrach Ran, mit einem Blick auf die Uhr, die Ruhe. Es war bereits halb elf.

„Ja. In Ordnung.“ Kazuha stand auf und schaltete anschießend das Licht aus, tapste wieder in ihr Bett, stellte noch schnell den Wecker und kuschelte sich wie Ran anschießend in ihre Decke.

„Du weißt auch nicht, wo Shinichi heute den ganzen Tag war, oder?“, Rans Frage klang schon fast, als wäre ihr die Antwort bereits klar.

„Nein. Keine Ahnung. Tut mir leid.“, antwortete ihre Freundin bedauernd.

„Meinst du...“, begann Moris Tochter zögerlich: „Glaubst du: er geht wieder weg?“

„Du meins so lange Zeit wie früher?“

„Ja.“, in Rans Simme schwang Angst mit.

„Nein. Er würd sich bestimmt verabschiedn.“, versuchte die andere Oberschülerin überzeugend zu klingen.

„Was wenn nicht? Was wenn er wieder einfach so spurlos verschwindet?“

„Ich kann Heiji morgen ma fragn, OK?“

„Ja. Glaubst du den er wird dir sagen was er weiß?“

„Wahrscheinlich nich!“, räumte Heijis Freundin zähneknirschend ein: „Vielleicht solles‘u Shinichi direkt drauf ansprechn?“

Ran war außer sich: „Was? I-ich?“

„Warum nich?“

„Ich weiß nicht...“

„Wenn‘u nicht frags, wirs‘u es nicht erfahrn.“

„Lass... lass uns schlafen“, wehrte Ran bedrückt ab.

„Ok. Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“ Ran blieb mit offenen Augen, die sie zur Decke richtete, liegen.
 

Es war wieder an der Zeit die Wickel zu erneuern. Dieser Vorgang wiederholte sich einige Male. Shinichi, der bis eben geruht hatte, wurde auf einmal unruhiger. Er schien Schmerzen zu haben und zog unter Stöhnen seine Beine an.

Heiji, welcher in seine eigenen Gedankengänge vertieft war, erschrak durch die heftige Reaktion. „Ahh.“, der gegen die Schmerzen ankämpfende Detektiv verzog sein Gesicht.

„Shinichi?“, kam es vom Professor.

„Ein Krampf?“ Heiji sah die Chemikerin fragend an.

„Sieht so aus!“, gab sie zurück. Jetzt schien es wieder gut zu sein. So plötzlich wie es gekommen war, war es auch wieder abgeklungen. Kudos Gesichtszüge entspannten sich und auch sein restlicher Körper kam zur Ruhe. Erschöpft und stark schwitzend schmiegte er sich keuchend an seinen Freund. Die drei machten weiter wie zuvor.
 

„Heiji, du kannst ruhig schlafen gehen.“, wandte sich Shiho nach einiger Zeit rücksichtsvoll an ihn, da sie sah, dass der Detektiv des Westens immer wieder müde gähnen musste.

„Nein. Ich bleib noch.“

Sie nahm die Uhr, die auf der Fensterbank lag und hielt ihm die Uhrzeit, welche blinkend 0:37 Uhr anzeigte, hin.

„Na schön.“, gab Hattori grummelnd nach, stand auf, nahm sein Bettzeug und schloss leise die Tür hinter sich.
 

Dienstag, 23. Mai
 

Es war Morgen und der Wecker tat seine Arbeit. Kazuha drückte ihn leicht murrend aus. An diesem Tag war Ran an der Reihe sich als erstes zu duschen. Als sie zurück ins Zimmer kam, verschwand Kazuha. Ihre Freundin hatte bereits ihre Schuluniform angezogen, als sie aus dem Bad kam: „Ich geh schon mal runter.“, rief Ran ihr leise zu.

„OK.“

Schnell zog auch Heijis Freundin sich an. Anschießend ging auch sie in die Küche.
 

Dort traf sie auf ihre Freundin.

„Is noch keiner auf?“, fragte sie verwundert.

„Nein. Sieht nicht so aus.“, meinte Ran und holte die Teebeutel aus dem Tee.

„Sons is doch zumindes Kasumi immer schon auf?“

Ran zuckte mit den Schultern und warf die Beutel in den Mülleimer. Kazuha seufzte mit einem Blick auf ihre Armbanduhr:

„Ich sollt wohl ma Heiji weckn. Das der Typ auch nie sein Wecker stellt.“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. Gerade wollte sie sich auf in sein Zimmer machen, als Ran in Richtung Wohnzimmer zeigte. Ihre Freundin verstand nicht.

„Da. Er liegt auf der Couch.“

„Was macht‘er den da?“

„Keine Ahnung.“ Die beiden kamen auf ihn zu.

Hinter dem Sofa blieben sie stehen.

„Vielleicht haben sie sich wieder gestritten?“, spekulierte Ran.

„Glaub ich weniger.“, entgegnete Kazuha, beugte sich über ihren Freund: „Heiji, aufstehn!“

Erschrocken fuhr, der aus dem Schlaf gerissene Detektiv hoch: „Was is, was- is passiert?“

„Du hast deinen Wecker nich gestellt!“, meinte seine Freundin zynisch.

„Kazuha!“ Jetzt erst realisierte ihr Freund die Situation: „Kazuha! Deswegn brauchs‘u mich noch lange nicht so an zu schreien.“

Babyweinen war zu hören: „Toll, Kazuha!“, maulte er.

„He!“

„Ich geh schon.“, sagte Ran und wollte nach dem Kleinen sehen. Merkwürdigerweise kam das Weinen nicht wie sonst aus Kasumis Zimmer, sondern von Oben her. Ran wollte gerade die Treppe hinauf steigen, als sie Shiho am Treppengeländer sah.
 

Kazuha machte kehrt in Richtung Küche.

„He, warte!“ Heiji kam ihr nach, auf halber Strecke hatte er sie eingeholt. Er umarmte sie von hinten: „Nich so schnell.“, hauchte er ihr ins Ohr.

„Was denn?“, sie klang leicht genervt.

„Du schuldes mir was. Was fällt dir ein mich so unsanft ausm Schaf zu reißn?“ Er tat vorwurfsvoll. Dann drehte er sich um und gab ihr einen Kuss.

Kazuha löste diesen, gewann ein wenig Abstand und sah ihren Freund fragend an, der sie jedoch immer noch im Arm hielt.

„Was?“, fragte er sie sanft.

„Wieso hast‘u hier unten geschlafn?“

Heiji überlegte. Zu seiner Erleichterung redete sie weiter: „Hattet ihr Streit oder so?“

„Mhh… etwas“, antwortete er.

„Warum?“, wollte sie nun unvermittelt wissen. Er sah sie streng an.

„Die Sache über die du nich sprechn kanns?“

Er nickte.

Kazuha resignierte.
 

„Kommt ihr auch?“, rief Shiho zu ihnen hinüber. Sie setzte sich mit dem Baby neben Ran, die bereits am Tisch saß. Die zwei anderen setzen sich dazu. Anschließend verließen die Oberschülerinnen den Raum, um sich ihre Jacken und Schuhe anzuziehen.

Heiji begann mit Shiho abzuräumen. Der kleine war auf ihrem Arm.

„Geht es ihm besser?“, fragte er sie angespannt.

Sie nickte: „Er hat immer noch Fieber, aber es hat deutlich abgenommen.“

„Hatte er noch mal Krämpfe, oder so etwas?“

„Vier mal, aber nicht lange.“

„Ich weiß nich, solltn wir ihn nich doch besser von einem Arzt untersuchn lassn?“, appellierte der Detektiv.

„Wie stellst du dir das vor?“, entgegnete sie ihm streng.

„Heiji, komm!“

„Ja! Bis nachher.“ Schnell verabschiedete er sich von Shiho und ging mit seiner Freundin und Ran aus dem Haus. Queen und Holmes bellten.

„Ja, ich komm gleich.“, rief die Chemikerin ihnen, Tadashi senkrecht wiegend, zu.
 

Sie lief kurz nach oben, öffnete die Zimmertür. Sah den Professor schlafend auf Heijis Bett liegen. Leise trat sie ein, weckte ihn und legte das Baby neben ihn: „Ich geh mit den Hunden.“, informierte sie und fühlte Shinichis Stirn.

Agasa murmelte ein verschlafenes: „Hmm.“

Shiho verließ den Raum wieder und schloss hinter sich die Tür. Anschießend leinte sie unten die Hunde an. Dann machte sie mit ihnen einen Spaziergang.
 

Später Nachmittag
 

Shinichi lag müde und erschöpft im Bett. Er hörte jemanden an die Türe klopfen. Jedoch zog der Detektiv es vor nicht zu antworteten, in der Hoffnung die Person würde wieder verschwinden. Doch zu seinem Pech tat sie es nicht.

Shiho öffnete die Türe und trat mit einem Tablett herein. Auf ihm stand eine Schüssel Suppe und ein Glas Wasser. Der Detektiv verzog das Gesicht.

„Du sollest wenigstens mal probieren, Shinichi.“, meinte sie bestimmt.

„Ich habe keinen Hunger!“, gab er bockig zurück.

„Ich lass es dir hier stehen.“, sagte sie, stellte das Tablett auf die Fensterbank und ließ ihn allein.
 

Shinichi wartete ein paar Minuten. Dann stand er auf, humpelte zur Tür, öffnete und schaute ob die Luft rein war. Da niemand auf dem Flur zu sehen war, nahm er sich die Schüssel, verzog erneut sein Gesicht und ging damit ins Badezimmer. Dort schüttete er den Inhalt weg, spülte ab und legte sich anschießend wieder ins Bett.
 

Ran klingelte. Der Professor öffnete ihr und setzte sich anschießend wieder an den Computer.

Sie zog sich in ihrem Zimmer um. Danach begann sie mit ihren Hausaufgaben.
 

Zwischenzeitlich machte sie eine Pause in der Küche, bei einer Tasse Tee.

„Hallo.“, grüßte Ran Shiho mit Tadashi.

„Bleibst du noch lange hier?“ Ran versuchte möglichst beiläufig zu fragen, als diese damit anfing ein Fläschchen zuzubereiten.

„Wie?“, Shiho war überrascht über diese plötzliche Frage.

„Na… musst du nicht wieder nach Hause?“

„Nein.“ Sie wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Verlegen widmete sie sich dem Kind. Ran sah auf ihren Tassenrand, stellte eine weitere Frage: „Warum kümmerst du dich eigentlich immer so viel um ihn?“

Shiho sah sie verwirrt an: „Wen?“

Ran schaute auf das Baby.

Die andere verstand: „Ich bin schließlich seine Tante.“, behauptete sie kurzum gespielt lächelnd, möglichst seriös wirkend. Sofort schraubte sie dem Kleinen den Sauger auf die Flasche.

„Wann kommt Chiyoko denn wieder?“, wollte Ran nun wissen.

Shiho zuckte unmerklich zusammen: „Sie ist tot…“, kam es zögerlich, aber ehrlich über ihre Lippen.

„Was?“ Ran war ganz entsetzt: „A-aber, aber?“

„Sie hatte einen schweren Autounfall.“

„Oh.“, war das Einzige was Ran in diesem Augenblick dazu sagen konnte. Betroffen schaute sie auf ihre Tasse. Schweigen.

„Da-das tut mir Lied.“, brachte sie schließlich doch ihr Bedauern zum Ausdruck. Ihre Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Sie bahnten sich ihren Weg: „Wieso hast du uns das denn nicht gesagt?“

Shiho die ebenfalls bis eben mit den Tränen gekämpft hatte, drehte sich zu ihr um: „Genau deshalb.“, sie versuchte zu lächeln.

Die Oberschülerin wischte sich die Tränen aus dem Gesicht: „Wie… wie ist es denn passiert?“

„Sie wurde an einer Kreuzung von einem entgegenkommenden Wagen erfasst, der sich nicht an die Vorfahrt gehalten hat.“, baute die Freundin der Toten, die etwas andere Version der Geschichte weiter aus.

„Wie schrecklich.“ Ran war einfach nur fassungslos erschüttert.
 

Als Heiji und Kazuha nach Hause kamen, öffnete Ran ihnen. Man sah ihr an, dass sie geweint hatte.

„Was ist passiert?“ Heijis Gedanken waren sofort bei seinem Freund.

„Chiyoko... Chiyoko... sie... sie ist tot!“, schluchzte Ran.

„Was?“ Kazuha reagierte genauso schockiert wie ihre Freundin zuvor: „Was? Das das...“, auch sie musste weinen. Traurig schaute Heiji die beiden an. Dann schob er sie behutsam nach innen, schloss die Tür und nahm seine schluchzende Freundin in den Arm.

Er ging mit ihr zum Sofa und tröstete die beiden so gut es ihm möglich war. Außer einem: „Wein doch nicht.“ Fiel ihm jedoch nichts ein, was man hätte tröstliches sagen können. So nahm er sie einfach in den Arm und wartete geduldig, bis es besser wurde. Ran nahm ein Taschentuch vom Professor entgegen: „Danke.“, schluchzte sie. Während sie begann ihr den Unfallvorgang zu schildern, stand Heiji auf, gab seiner Freundin einen liebevollen Kuss auf den Kopf und suchte Shiho auf.

Er fand sie in ihrem Zimmer auf dem Bett sitzend. Ihr Blick war auf das mittlerweile eingeschlafene Baby gerichtet, das seelenruhig in seinem Bettchen lag und schlummerte.

„Bist du ok?“

Sie nickte.

„Ist Shinichi wach?“

„Sieh nach. Ich denke schon.“
 

So suchte er seinen Freund auf. Ohne groß anzuklopfen öffnete er die Tür. Hastig steckte Shinichi etwas unter sein Kopfkissen. Doch es war bereits zu spät. Heiji sah ihn misstrauisch an. Scheinbar hatte Shinichi etwas vor ihm verstecken wollen.

„Was is das?“, fragte der Detektiv aus Osaka ihn interessiert.

„Nichts!“ Der Angesprochene setzte ein unschuldiges Lächeln auf.

„Komm schon, Kudo! Was has‘u eben unter deinem Kissen verschwindn lassn?“

„Ich... nichts!“

„Doch, doch. Ich habs genau gesehn.“

Heiji kam langsam, aber bedrohlich näher.

Shinichi lehnte sich, das Geheimnisvolle unter seinem Kissen schützend, nach hinten. Heiji fühlte seine Stirn. „Fühlst dich ja fast schon wieder normal an.“, stellte er fachmännisch fest. Hattori zog seinen Freund, welcher sich gegen ihn stemmte, nach vorne. Shinichi versuchte ihn abzuhalten. Er griff den anderen an den Armen. Doch dieser war stärker und hatte ihn nun fest im Griff.

Auf einmal schrie Shinichi schmerzhaft auf: „Aaua, au!

Heiji, der das eigentlich als Spaß gesehen hatte, erschrak über die heftige Reaktion: „Hab ich dir weh getan?“

„Lass... lass mich los. Ah! Lass mich sofort los!"

Sein Freund tat es.

Kudo lehnte sich mit einem schmerzverzerrten Gesicht an die Wand: "Auauaua." Schwer atmend hielt er sich seine jetzt verkrampften Hände. Er hatte die Augen geschlossen und biss sich Schreie unterdrückend auf die Unterlippe.

„Was has‘u?“ Heiji sah ihn besorgt an. Es dauerte, bis Shinichi in der Lage war zu antworten: „Nichts... es... es geht schon.“

„Bis‘u sicher?“, harkte Heiji, sich setzend, eindringlist nach.

Shinichi nickte leicht. Er atmete immer noch schwer. Allmählich erholte sich der junge Detektiv von der Attacke. Heiji hatte die Gunst der Stunde genutzt und hielt ihm einen Stapel Blätter vor die Nase.

„Nein, nicht…“, aber es war schon zu spät. Heiji wusste, um was es sich handelte.
 

„Sin das Kopien?“

Shinichi verneinte kopfschüttelnd. Leugnen hatte nun keinen Zweck mehr.

„Wieso has‘u mir nicht gesagt, dass‘u sie haben möchtes? Dann hätt ich gehen könn.“

Shinichi sagte nichts.

Heiji las. Als er fertig war, seufzte er frustriert: „Das is wirklich kein Stück zu gebrauchn.“

Zornig warf Shinichi die Mappe gegen die Wand, sodass sie bei Heiji auf dem Bett landete: „D-das ist völliger Schwachsinn!“

Shinichi lehnte sich wieder an, versuchte sich auf seine Atmung zu konzentrieren. Er sah einfach nur elend aus. Hattori fühlte seine Stirn: „Du hast immer noch Fieber. Leg dich besser hin. Wir findn ne andere Spur.“

Shinichi sah aus, als wolle er widersprechen. Doch Heiji half ihm mit Nachdruck sich zu, zu decken.

„Du bist schlimmer als meine Mutter.“, fand Yukikos Sohn, über die Fürsorglichkeit seines Freundes, genervt.

Heiji lachte: „Ich bring dir gleich was zu essen hoch.“, erwiderte er fast schon gluckenhaft, tätschelte ihn.

Die Tür schon geöffnet, teilte er ihm noch mit: „Shiho hat Ran und Kazuha das mit Chiyoko erzählt. Die offizielle Version is, dass es ein Autounfall war. Nur das du‘s weißt…“ Anschließend zog Heiji die Tür hinter sich zu.

Shinichi verschränkte die Arme.
 

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*Anmerkung(en):
 

Die Unfallzentrale und der Bahnhof sind natürlich erfunden (schließlich kenne ich die Fahrpläne in der Serie nicht).

Trost

Dienstagabend, 23. Mai
 

Hattori kam mit einem Teller Suppe zurück zu dem im Bett liegenden: „Kuck ma. Lecker. Lecker.“, betonte er gänzlich anpreisend, als würde Enten anlocken wollen.

„Ich habe keinen Hunger.“ Shinichi verzog angewidert das Gesicht.

„Schau nich so. Es schmeckt wirklich besser, als es aussieht.“, lachte Heiji und setzte sich zu ihm. Er hielt ihm den Teller hin. Sein Freund machte jedoch keine Anstalten ihn entgegen zu nehmen.

„Komm schon. Probier wenigstes.“, versuchte Osakas Detektiv überredend.

„Ich habe aber keinen Hunger!“, fauchte jener jedoch nun bockend und verschränkte demonstrativ die Arme.

„Hier. Oder soll ich dich etwa füttern?“

„Nein! Danke!“, Shinichi riss Heiji den Teller aus der Hand. Dieser versuchte krampfhaft ein Schmunzeln zu unterdrücken.

„Du kannst jetzt wieder gehen!“, wurde er aufgefordert.

„Was? Wirfst‘u mich jetz raus?“, fragte sein Gegenüber ungläubig.

„Ja!“

„Das ist aber nich nett von dir.“ Heiji tat beleidigt, erhob sich und ging zur Tür: „Denk dran alles schön aufessen!“

Lachend verschwand er.
 

Erleichtert atmete Shinichi aus. Sein Gesicht angewidert zusammenziehend betrachtete er die Suppe.

Er stand auf, schaute sich auf dem Flur um und ging mit dem Teller ins Badezimmer. Er wollte seine Mahlzeit gerade wegkippen, als er erschrak.

„Wusst ich doch! Auf frischer Tat ertappt. Was has‘u zu deiner Verteidigung vorzubringn?“ Es war Heiji. Er stand mit ernster Miene, einem noch ernsteren Ton und mit verschränkten Armen an den Türrahmen gelehnt.

Kudo drehte sich zu ihm um: „Das geht nur mich was an!“

Er wollte den Teller lehren.

Sofort hatte Heiji ihn an beiden Handgelenken gepackt: „Falsch!“, kam es von ihm leise, jedoch äußerst energisch.

Shinichi wollte sich befreien. Allerdings hatte es nur zur Folge, dass der Griff des anderen Detektivs sich verstärkte: „Du gehs jetz sofort zurück ins Bett. Dort setz‘u dich hin und wirs das, was sich jetz noch auf deinem Teller befindet, aufessen! Has‘u mich verstanden, Shinichi?“ Es war keine Anordnung, sondern vielmehr eine regelrecht schneidende Drohung.

Shinichis zorniger Blick begegnete Heijis strengem. In seinen Augen spiegelte sich purer Widerstand. Sein Freund verlor jetzt endgültig die Geduld. Energisch, ohne auch nur den Hauch eines Widersetzens seitens des anderen duldend, nahm er Shinichi den Teller ab und zog ihn mit der anderen Hand, welche immer noch das Handgelenk umfasste, mit festem Griff hinter sich her zurück ins Zimmer.
 

Dort landete Shinichi unsanft auf seinem Bett. „Setz dich hin! Iss!“, befahl Heiji in gefährlich ruhigem Ton.

„Nein!“, versuchte Shinichi sich zu verweigern.

„Komm schon!“, er drückte dem Kranken den Teller in die Hände. Erneut funkelte dieser ihn wütend an.

„Los, mach schon! Oder kanns‘u etwa nich?“

Der Kranke zögerte.

„Na, was is? Kanns’u oder kanns‘ nich? Wenn’u mich frags stimmt was nich mit dir.“

„Wie kommst du darauf? Was sollte schon sein?“, setze Shinichi gereizt entgegen.

„Hör ma, so blöd bin ich nich, als das ich nich mitbekomm, dass du schon seit Tagen, wenn nich sogar Wochen schon, gerne mal ne Mahlzeit ausfalln lässt.“

Sein Gegenüber verweigerte sich immer noch. Schaute nur böse zurück.

Heiji beugte sich noch näher zu ihm hinunter: „Komm, beweis es mir, dass ich falsch lieg. Dann nehm ich gern alles zurück! Denk dran, wenn’u das jetz nich isst, dann beweis’u mir nur, dass ich Recht hab. Glaub mir, ich bin in weniger als zwei Minutn bei Shiho und dem Professor!“

Durch diese durchaus ernstgemeinte Drohung genötigt nahm Shinichi notgedrungen einen Löffel, dann schaute er zu Heiji, der sich armeverschränkend ans Fenster stellte.

„Mach! Ich bleib hier.“

Unter großer Überwindung aß Shinichi weiter.

Heiji sah zu, wie sein Freund das Essen zwangsweise hinunter würgte. Er sah wie Shinichi mit jedem Bissen kämpfte. Schließlich hatte er Erbarmen mit ihm: „Schaffs‘u nich mehr?“ Seine Stimme klang versöhnlicher. Sein Freund schüttelte nur den Kopf.

„Mir ist schlecht!“, brachte er auf einmal hastig heraus. Er wollte noch aufstehen, aber es war schon zu spät.

Er würgte, übergab sich.

„Shinichi!“, versuchte Heiji ihm zu helfen, doch wurde er wütend abgewehrt: „Lass mich in Ruhe!“ Ein weiterer Teil der Suppe wurde erbrochen.

Heiji ließ sich nicht beirren.

„La-lass mich!“

Gegen den Willen seines Freundes setzte er sich durch, stütze ihn. Brachte ihn ins Badezimmer.

Dort stieß Shinichi Heiji von sich, schwankte unsicheren Schrittes zum Waschbecken und zog sein Hemd aus.

Sein Freund wollte ihm helfen.

„Ich schaffe das alleine!“, wehrte jener sich energisch: „Ich brauche dich nicht! Du kannst gehen!“, fuhr er ihn, seitlich zu ihm blickend, an. Dann warf er das verschmutzte Hemd zu Boden, hielt sich krampfhaft am Rand des Beckens fest. Begann seinen Mund auszuspülen.

„Es tut mir leid.“

Shinichi sah ihn nicht verzeihend an. Er wollte nach dem Handtuch greifen. Doch er griff mit verschwommener Sicht daneben. Versuchte sich wieder festzuhalten.

Heiji eilte helfen wollend zu ihm.

Shinichi versuchte ihn abzuwehren. Allerdings hatte das zur Folge, dass er vom Haltgebenden Rand losließ und ins Taumeln geriet. Das Gleichgewicht verlor.

Heiji fing ihn eindringlich auf: „Shinichi?“

Sein Freund brauchte nur ein Stöhnen hervor, versuchte eigenständig zu stehen.

„Shinichi sag mir bitte: Was has‘u?“ Heiji hatte Mühe ihn festzuhalten. Immer wieder bekam Shinichi das Übergewicht nach vorne oder zur Seite: „He, Shinichi!“ Für einen Augenblick dachte Heiji er wäre bewusstlos. Zu seiner Erleichterung war er es nicht.

Shinichi versuchte die Kontrolle über seinen Körper zurück zu erlangen. Er wollte das Badezimmer verlassen. Es fiel Kazuhas Freund nicht schwer ihn daran zu hindern.
 

Er fand das alles jetzt wirklich nicht mehr komisch. Er war es leid, wollte eine Antwort: „Sag, was du hast!“

„Nichts! Es geht mir gut!“ Es klang, als würde Shinichi versuchen sich selbst zu belügen.

„Nein! Dir geht’s dreckig. Richtig dreckig!“ Heiji nahm ihn in den Arm. Shinichi wollte ihn abwehren, doch hatte er momentan keine Kraft mehr dazu. Erschöpft ließ er es über sich ergehen.

„Bitte sag mir was du hast, Shinichi.“

Sein Freund antwortete nicht.

„Wie lange has‘u schon nichts mehr gegessn?“

„Seit vorgestern.“, brachte der Kranke schließlich hervor.

„Musstes‘u dich da auch übergebn?“

Ein erschöpftes Nicken. Heiji befeuchtete mit einer Hand das kleine Handtuch und tupfte Shinichi über die Stirn.

Dann brachte er ihn in sein eigenes Bett. Nachdem er ihn zugedeckt hatte, meinte er: „Bleib mir jetz bloß hier liegn!“ und bezog anschließend das andere Bett neu.
 

Im Zimmer war es ruhig. Leise öffnete sich die Türe. Kazuha kam herein. Sie sah Heiji, der mit dem Rücken zu ihr neben seinem Freund auf der Bettkante saß. Er schien sie nicht bemerkt zu haben. Auf Zehenspitzen schlich die Oberschülerin aus Osaka auf ihren Freund zu. Sie umarmte ihn von hinten und küsste seine rechte Wange. Jetzt hatte er sie bemerkt. Leicht erschrocken drehte er sich ihr entgegen.

„Hi.“, sagte sie leise.

„Hi?!“

Sie richtete sich etwas auf, umarmte ihn aber immer noch von hinten: „Geht es Shinichi besser?“

„Weiß ich nich…“, antwortete ihr, ihr Freund noch etwas gedankenverloren.

„Heiji?“

„Ja?“

„Kann ich heute bei dir schlafen?“

Er drehte sich überrascht zu ihr um, zog sie dann zu sich.

„Ähm... Ich würd gern mit dir zusammen sein, aber heute besser nich. OK?“, lehnte Heiji flüsternd ab. Er klang etwas traurig, nachdenklich zu gleich.

Auf ihrem Gesicht spiegelte sich ihre Enttäuschung wieder.

„Ein andermal. Bleib heut Nacht besser bei Ran.“, entgegnete er entschuldigend.

„Aber?...“ Kazuha schwieg. Still saß sie auf seinem Schoß. Er hielt sie im Arm.

„Heiji? Wieso sagt er ihr denn nich einfach was er empfindet?“, fragte sie ihren Freund zögerlich.

„Das is kompliziert...“, meinte Heiji nur grübelnd.
 

Eine sichtbar aufgewühlte Ran stand sofort von ihrem Bett auf, auf dem sie bis eben zuvor gesessen hatte: „Hat er was gesagt?“

Ihre Freundin schüttelte etwas betrübt den Kopf: „Nein. Nich wirklich!“

Sie ließ sich, wie die andere Oberschülerin, zurück aufs Bett fallen.

Kazuha seufzte leise.

„Geht es Shinichi besser?“

„Ich glaub nich. Er schläft und Heiji sitzt neben ihm.“

Ran sah traurig aus. Sie winkelte ihre Beine an und umfasste sie mit ihren Armen.

„Hey, wenn es was Wichtiges wäre, was uns betrifft, dann hätte Heiji bestimmt was gesagt... Vielleicht brauch er auch nur noch etwas Zeit bis er soweit is.“

„Meinst du?“, murmelte Ran leise. Nicht wirklich davon überzeugt.

„Klar!“, Heijis Freundin setzte eine fröhliche Miene auf: „Sons würd er kommn.“, meinte sie bestimmt: „Heiji hat sons keine Geheimnisse vor mir. Wenn es was gibt, was ihn stört, kommt er von sich aus. Ganz sicher!“
 

Shinichis Fieber stieg. Unruhig drehte er schnaufend den Kopf hin und her.

Heiji ging nach unten: „Helft mir.“, sagte er nur und Shiho kam, ihre Zeitschrift beiseite legend, mit.

Gemeinsam versorgten sie ihren Freund, dann setzte Shiho sich auf die Bettkante. Heiji blieb stehen: Er sagt, dass er zuletz vorgestern etwas zu sich genommn hat.“ Die Wissenschaftlerin war einen Moment sprachlos: „Glaubst du ihm das?“

„Ich weiß nich. Wahrscheinlich nur die halbe Wahrheit.“

„Hast du ihn denn mal gewogen?“

„Nein. Noch nich.“

„Dann lass uns das jetzt machen.“

Heiji nickte.
 

Sie verließ das Zimmer und kam kurz darauf mit einer Waage zurück. Heiji hatte Shinichi bereits aufgerichtet und half ihm beim Aufstehen. Sie stellten ihn auf die Waage. Da ihr Freund schwankte, hielten sie ihn fest um zu verhindern, dass er das Gleichgewicht verlor: „Ey, nicht umkippen“, meinte Heiji ihn auffangend. Er stellte ihn erneut auf die Waage und stellte sich so hinter ihn, dass er ihn stützen konnte, indem Shinichi mit dem Rücken an ihn gelehnt war.

Shiho sah die beiden an.

Die Anzeige zeigte: 52 kg an.

Sie legten ihn wieder hin.
 

Shiho brachte die Waage an ihren Platz zurück und kam wieder.

Heiji saß inzwischen auf seinem Bett. Shinichi lag nun in seinem. Sie gesellte sich neben ihn: „Nicht schlecht.“, meinte sie ironisch.

„Das kanns‘u laut sagn!“, gab er flüsternd zurück. Er überlegte: „Sag ma... Es is vielleicht wirklich weit hergeholt, aber könntes‘u dir vorstelln, dass es nich doch irgendetwas mit dem Gegenmittel zutun habn könnte?“

Ebenfalls grübelnd antwortete sie: „Wieso dann nur er? Müsste es mir dann nicht genau so gehen?“

Kurzes Schweigen.

„Ich werde nach unten gehen und die Dosis minimeren. Ich sage dem Professor bescheid. Damit du schlafen gehen kannst.“, sagte die Chemikerin und erhob sich bedrückt.

Heiji sah ihr nach. Hielt dann, den sich unter dem Fieber windenden, den kühlen Lappen auf die Stirn.
 

Mittwoch 24. Mai
 

Es war ruhig. Shinichi spürte wie ihm jemand einen kalten Lappen auf die Stirn legte. Müde öffnete er seine Augen vorsichtig einen Spalt weit. Es war hell und es dauerte kurz, bis jene sich an das im Zimmer herrschende Licht gewöhnt hatten. Jetzt hatte er sie ganz geöffnet. Er erkannte Shiho, die neben ihm saß.

„Gut geschlafen?“, drang ihre Stimme freundlich an sein Ohr.

Er nickte matt.

Seine Pflegerin nahm sich das Fieberthermometer.

Shinichi richtete sich etwas auf und ließ sich Fieber messen.

Sie sah ihn, so erschien es Shinichi zumindest, vorwurfsvoll an. Die junge Frau sah auf die Anzeige des Thermometers: „Du hast noch Temperatur.“, merkte sie in an. Shinichi meldete ihren Blickkontakt.

Um abzulenken fragte er: „Wie spät ist es?“

„Gleich 13:35 Uhr.“, gab sie ihm auf ihre Armbanduhr schauend Auskunft: „Kannst du dich an Gestern erinnern?“

Shinichi überlegte kurz: „Wir haben über die Unterlagen gesprochen... Ich habe mich etwas ausgeruht...“ Shinichi brach ab. Wütend fuhr er fort: „Dann hat Heiji mich gezwungen...“ Er stockte. Er hatte mehr gesagt, als er hatte sagen wollen. Ihm wurde klar was das bedeutete: „Oje…“ kam es ganz leise über seine Lippen.

„Ja. Oje.“ , stimmte das ehemalige Organisationsmitglied ihm ernst zu.

Shinichi bekam es mit der Angst zu tun. Vorsichtig stellte er die Frage, die ihn nun beschäftigte: „Werde ich großen Ärger bekommen?“

„Davon solltest du ausgehen. Heiji war gestern ziemlich wütend auf dich.“

„Und du?“, fragte er zögerlich nach.

„Ich? Ich werde mir das Ganze ansehen!“

Wieder ein: „Oje.“

„Jetzt ruh dich besser noch etwas aus. Ich habe deine Dosis heute Morgen herabgesetzt.“ Die Erfinderin des Gegenmittels ließ ihn allein. Dieser blieb unbehaglich, sich den Kopf zermarternd, in seinem Bett sitzen.
 

Heiji und Kazuha kamen nach Hause. Im Wohnzimmer traf das Paar auf Ran, die mit dem Baby, auf dessen Krabbeldecke saß und mit ihm spielte.

„Hallo Kazuha, Heiji.“, begrüßte Ran die beiden.

Im Gegensatz zu seiner Freundin, die sich zu ihr setzte, interessierte es den Detektiv nicht sonderlich: „Weiß’u wo Kasumi is?“

„Sie ist mit dem Professor in der Werkstatt. Sie hilft ihm bei irgendwas. Sie sagen es wäre geheim.“, teilte Ran, sich zu ihm drehend, vergnügt mit.

„Danke.“ Heiji verschwand.

Nachdenklich sah Ran ihm nach. Tadashi begann leicht zu quengeln, als wolle er sich beschweren.
 

Heiji trat ohne zu klopfen ins Labor ein: „Hi, wie geht’s Shinichi?“

Ohne die Begrüßung zu erwidern, legte die junge Chemikerin ihren Stift, mit dem sie bis eben etwas notiert hatte, zur Seite und kam gleich zur Sache: „Er tut so, als ob er schläft.“, klärte sie ihn sachlich auf.

„Na dann. Kommt ihr mit?“
 

Gemeinsam gingen die drei Personen nach oben.

Ohne zu klopfen, öffnete Heiji die Türe. Leise kam er zum Bett und beugte sich leicht über seinen Freund: „Hi, Kudo!“, flüsterte er bedrohlich ins Ohr seines Freundes, welcher, mit dem Rücken zu ihm gewandt, auf der Seite lag.

Keine Redaktion.

„Shinichi, ich weiß das‘u wach bist!“, verkündete der Detektiv des Westens nun in normaler Lautstärke.

Der andere Detektiv stellte sich weiterhin schlafend.

„Shinichi, wenn‘u dich jetzt nich dazu bereit erklärs aufzuwachn, dann werd ich dich auskitzeln! Und das möchtes‘u doch nich, oder?“ Jetzt war seine Stimme wieder gefährlich leise.

Nachdem er einen Augenblick vergehen ließ, setzte er sich aufs Bett und machte kurz entschlossen seine Drohung war.

Shinichi versuchte sich weiterhin nicht zu rühren. Dann wehrte er sich doch: „Hör... hör auf... Hör auf damit!“

„Ergibs‘u dich?“

„Nein!“

Erbarmungslos kitzelte Heiji weiter.

„Ja... Ja!“, brach es schließlich unterzusammengepressten Zähnen aus dem Kranken heraus.
 

Heiji ließ von ihm ab, beugte sich über seinen halb sitzenden Freund. Seine Arme neben das Kissen stemmend. Die Gesichter der beiden waren nur einige Zentimeter von einander entfernt. Spannung lag ihm Raum. Heiji hatte einen einschüchternden Blick aufgesetzt und schwieg. Gerade dieses Schweigen ließ Shinichi kleiner werden. Er war wütend.

Endlich sagte sein Gegenüber etwas: „Also? Wir hörn...“

Er kehrte nun in seine alte Sitzposition zurück. Jedoch hatte er seinen Blick nicht von seinem Freund abgewandt, welcher ausweichend versuchte den forschenden Blicken der Gegenpartei auszuweichen.

„Du sags damit mehr als dir lieb is.“, bemerkte Osakas Detektiv spitz: „Also. Was is es, dass wir wissen solltn?“

Shinichi seufzte nur.

Er sah zu Shiho und dem Professor, welche ihn ebenfalls erwartungsvoll anschauten. Dann sah er Heiji an: „Ohne Anwalt sag ich nichts!“

„Einverstanden!“, drehte Heiji sich kurzentschlossen zu dem älteren Mann um: „Da is dein Verteidiger.“, er verschränkte seine Arme.

„Wir hören!“, wurde Shinichi jetzt von seinem soeben ernannten Vertreter streng aufgefordert.

Dieser antwortete designierend: „Was wollt ihr wissen!?“

„Alles!“, meinte Heiji.

„Was alles!?“, entgegnete Shinichi daraufhin patzig.

Heiji überlegte kurz: „Wie wär es zu Anfang mit...“ Er machte eine Pause.

Shinichi sah ihn ungeduldig an. Auch er verschränkte seine Arme in derselben Position.

„Mit...“ Heiji entschied sich erst Mal mit etwas „harmloserem“ anzufangen: „Wars‘u nur in der Unfallzentrale oder noch wo anders?“

Der Kranke war etwas überrascht. Mit einem Blick zu Hattori, der soviel aussagte wie: „Schwindel besser nicht.“, entschied er sich die Wahrheit zu sagen: „Ich war noch im Präsidium.“

„Am gleichen Tag?“, fragte Heiji weiter.

Shinichi nickte.

„Es hatte geregnet. Wurdest du nass, oder hast du dich beeilen müssen, um rechtzeitig den Zug zu bekommen?“, übernahm nun Shiho das Fragen.

Ein Nicken.

Daraufhin notierte sie etwas auf einem Block.

„Wird dir oft übel?“

„Sobald ich versuche zu essen.“, gab Shinichi nach kurzem zögern, den Kofp senkend, bitter zu.

Heiji ging einen Schritt weiter: „Wie lange has‘u diese Krämpfe schon?“

„Von Anfang an.“

Die anderen schauten ihn wissbegierig an.

Seufzend erklärte er: „Die ganze Zeit schon. Seit ich wieder diese Größe habe.“

„Warum hast du mir das die ganze Zeit über nicht gesagt!?“, fuhr Shiho ihn fassungslos an.

„Es war ja nicht weiter tragisch!“

„Nich tragisch?“, Heiji konnte nicht glauben, dass sein Freund das eben in vollem Ernst behauptet hatte. Auch die anderen beiden sahen ihn, dieses Verhalten, missbilligend an.

„Es tat anfangs nicht weh.“, beteuerte Shinichi. Schaute auf: „Es war nur ein leichtes Kribbeln hin und wieder. Ich habe mir nichts dabei gedacht!“

Er senkte den Kopf erneut: „Zuerst war es nur sehr selten... dann wurde es langsam schlimmer.“, gestand er leise.

Shiho schrieb.

Betroffenes Schweigen.

Schließlich Klang der Professor zwar verständnisvoll, aber doch bestimmt: „Das hättest du uns sagen müssen.“

Shinichi hob seinen Kopf und sah ihn traurig an.

„Du glaubst es liegt am Gegenmittel?“, fragte Heiji, um eine Bestätigung seiner Vermutung zu bekommen.

Sein Freund nickte nur betrübt.

„Aber das ist doch noch gar nicht gesagt.“, warf der Erfinder rasch ein: „Es könnte doch auch andere Gründe geben. Viel harmlosere: Vielleicht hast du nur einen Magnesiummangel, den wir ausgleichen können.“

„Nein!“ Shinichis Stimme zitterte leicht: „Das dachte ich auch erst. Aber es ist ausgeschlossen! ... d-das habe ich längst versucht.“, sagte er.

„Du meinst diese Rollen aus den Supermärkten?“, wollte Shiho wissen.

„Ja.“, Shinichi war ganz leise. Er senkte seinen Kopf noch mehr.

Shiho sah zum Ältesten im Raum: „Ich weiß was ich wissen wollte.“ Sie ging hinaus und der Angesprochene folgte ihr.
 

Die Tür schloss sich nach ihnen. Die beiden Detektive waren allein. Keiner der beiden sagte etwas. Hattori beobachtete Kudo mit trauriger Miene. Dessen Blick war stumm auf seine Bettdecke gerichtet.

„He, das wird schon.“, versuchte er schließlich seinen Freund aufzumuntern. Diese Stille im Raum war schlicht zu bedrückend.

Shinichi sah leicht auf, schenkte ihm ein trauriges lächeln, dann senkte er seinen Kopf wieder.

„He...“ Heiji wusste wirklich nicht was er sagen konnte, um Shinichis Verzweiflung, welche ihm mehr als ins Gesicht geschrieben stand, zu lindern. So umarmte er ihn einfach.

Shinichi seufze tief.
 

Ran saß an ihren Hausaufgaben, als Kazuha herein kam: „Na?“

„Na?“ Heijis Freundin kam interessiert näher: „Was machs‘u gerade?“

„Mathe. Aber ich bin gleich fertig.“

„Ok, dann lass dich nicht störn.“

„Wie weit bist du mit deinen Aufgaben?“, fragte Ran.

„Ach, fast fertig. Den Rest schreib ich bei Heiji ab.“

„Wenn du meinst.“

Kazuha machte es sich auf ihrem Bett bequem und schlug ihren Manga auf...
 

„Es gibt Essen.“, teilte der grauhaarige Wissenschaftler den Oberschülerinnen und dann auch Heiji und Shinichi mit.
 

Heiji stand auf: „Komms‘u mit?“

Shinichi schüttelte den Kopf.

„Setz dich doch wenigstes dazu. Sonst denkt Ran noch du wärs schon gegangn.“, versuchte er ihn zu überreden. Was auch gelang.

„Von mir aus.“
 

„Hast du eigentlich keinen Hunger?“, erkundigte dich Osakas Detektiv auf der Treppe nach unten gehend.

„Nein. Mittlerweile nicht mehr.“

Heiji sah ihn an.

„Du wusstest, dass ich dich gestern belogen habe. Du hast mich schließlich gegen meinen Willen auf die Waage gestellt.“

„Das has‘u mitgekriegt?“

„Ja. Du hast mich vertraten!“

„Nich absichtlich.“, Heiji erreichte, nach Shinichi, die letzen Stufen.

Obwohl Shinichi sauer war, brachen er und Heiji die Unterhaltung ab.
 

Die beiden setzten sich an den Tisch. Nur Shiho fehlte.

Ran sah Shinichi an. Unsicher lächelte er sie an.

Auch sie war verlegen. Beide hatten einen blassen Rotschimmer.

Schnell senkte Ran ihren Kopf und widmete sich hoch konzentriert ihrem Essen. Liebevoll- sehnsüchtig, aber auch genauso voller Schmerz ließ Shinichi seinen Blick auf ihr ruhen. Sie spürte seine Blicke, wagte es aber nicht sie zu erwidern.

„Iss‘u denn gar nichts?“, riss Kazuha ihn plötzlich aus seinen Gedanken, welcher aufgefallen war, wie er ihre Freundin anstarrte.

„Ähm... nein. I-ich habe keinen Hunger.“ Er war knallrot geworden. Als ihm das klar wurde, senkte er seinen Kopf. Kazuha und auch die anderen, abgesehen von Ran, schauten ihn an.

Verzweifelt, um irgendwas zu machen, griff Schinichi nach seinem Glas.
 

Heiji und der Professor hatten zu Ende gegessen. So begleitete der Oberschülerdetektiv den Professor zurück zu Shiho in den Werkraum.

Die beiden Freunde Shinichis setzten sich zu ihr.

„Un?“, fragte Heiji nun auf ihren Notizzettel spähend. Sie schob jenen ein wenig in seine Richtung, sodass er sich nicht zu recken brauchte.

„Es sieht wirklich so aus, als hätte es mit dem Gegenmittel in irgendeiner Form zu tun.“, antwortete Shiho ihm, wie eine Chemikerin klingend. Sie war bedrückt. Es war ihr anzumerken, wie schwer ihr es fiel sich diese Vermutung einzugestehen: „Ich… ich möchte nicht voreilig sein.“, sagte sie: „Aber ich werde ihm gleich mal Blut abnehmen. Vielleicht kann ich irgendetwas damit anfangen!?“

„Das heißt du erlaubst ihm die Einnahme weiterhin?“, schlussfolgerte Heiji.

Sie nickte: „Erstmal.“
 

Shinichi war noch am Tisch sitzen geblieben.

Rans Handy klingelte: „Hallo, Ran“, hörte sie eine ihr sehr vertraute, freundliche Frauenstimme.

„M-Mama? Hey, Mama!“, erkannte die Oberschülerin freudig ihre Mutter. Stand auf.

„Na, wie geht es dir?“

„Gut. Ich bin noch bei Professor Agasa.“

„Hör mal Ran, hast du die neue Nummer deines Vaters?“

„Paps neue Nummer?“, Eris Tochter stutzte.

„Ja. Genau die.“

Ran schüttelte verneinend den Kopf: „Ich kenn sie nicht. Er hat mir nicht gesagt, dass er ein neues Handy hat: Aber wieso willst du ihn anrufen?“

„Ich muss jetzt Schluss machen. Ich werde mich die Tage noch mal bei dir melden.“

„Äh, Mama? …“, zu mehr kam Ran nicht mehr, denn Kogoros Nochehefrau hatte bereits aufgelegt.

Sie legte ihr Handy zur Seite.

Warum wollte sie denn seine Nummer haben?, dachte sie verblüfft und setze sich nachdenklich wieder.
 

Shinichi wollte zwar aufstehen, doch es verschwamm alles. Noch halb im sitzen stütze er sich mit ausgestreckten Armen auf dem Tisch ab.

„Shinichi?“, wurde er erschrocken von Ran angesprochen: „Was hast du?“

„Nichts.“, der Detektiv versuchte unter Anstrengung ein überzeugendes Lächeln. Rans Augen wurden nur noch besorgter.

Schnell wollte Shinichi aufstehen. Er schaffte es ein paar Schritte weitgehend gerade zu gehen. Halt suchend klammerte er sich keuchend an der Küchenzeile fest. Er konnte die Umgebung vor sich kaum ausmachen. Es verschwamm alles nur immer mehr vor ihm.

Sogar Ran, die schnell zu ihm eilte. Ihn an der Schulter rüttelnd, versuchte sie seinen Namen rufend ihn anzusprechen. Ihm jedoch wurde schwarz vor Augen. Bei dem Versuch sich von ihr entfernen zu wollen, brach er in ihre Richtung, auf sie fallend, zusammen.

„Shinichi! Shinichi!“, unter seinem Gewicht und der unerwarteten Wucht wurde sie nach unten gedrückt. Versuchte sie nun, mit ihm auf dem Boden kniend, ihn panisch wach zubekommen.

Sie sah Kazuha neben sich: „Er-er wacht nicht auf! Ich-ich bekomm ihn nicht wach, Kazuha!“, begann sie verzweifelt zu weinen.

Dann versuchte sie es wieder bei Shinichi: „Schinichi, Shinichi!“

Ran war so laut, dass die anderen drei sie hörten.
 

Heiji, Shiho und der Professor sprangen auf. Heiji erreichte die Küche hastend als erster.

„Was is passiert?“, kniete er sich zu seinem Freund, zu Ran und seiner Freundin. „Ich... ich... ich weiß nicht!“, stotterte Ran hysterisch.

„Er is einfach umgefalln“, erklärte Kazuha es ihm hilflos.

Gemeinsam mit dem Professor nahm Heiji Shinichi Ran ab und trug ihn auf das Sofa im Wohnzimmer.

Dort fühlte Shiho als erstes seinen Puls.

„Was... was is mit ihm?“ Kazuha war völlig perplex.

„Geh zu Ran!“, wandte ihr Freund sich hastig an sie, bevor auch er sich um Shinichi kümmerte: „Na los, mach schon! Kümmer dich um sie!“

„Ja.“, reagierte Kazuha endlich.
 

Sie lief zu Ran, die weinend aufgestanden zurück geblieben war.

Heiji bekam mit, dass Kazuha Ran in den Arm nahm. Er und Shiho sahen sich fragend an. Beide nickten.

Somit ging Heiji in die Küche.

Seine Freundin stand mit dem Rücken zu ihm. Als Ran ihn sah, rannte sie sofort auf ihn zu: „Heiji!“ Ran war außer sich: „Was? Was ist mit ihm? ...“

Er sah in ihre zutiefst erschüttertes Gesicht.

„Heiji, bitte! ... Bitte sag es mir!“, flehte sie ihn förmlich mit tränenerstickter Stimme an.

„Ich weiß nich.“, antwortete Heiji ihr ehrlich.

„Heiji... bitte... Heiji!“, forderte Ran flehend weiter.

Ich weiß es nich.“, wiederholte er sich.

„Heiji... bitte, bitte, bitte sag es mir!“

Er sah in ihr ganz nassgeweintes Gesicht. Noch einmal sagte er ihr das Gleiche.

Ran, begann ihn anzuschreien: „Irgendwas, irgendwas musst du doch wissen, Heiji! Du bist sein Freund! Du musst doch irgendetwas wissen!“, schrie sie schon fast weinerlich.

„Ich weiß aber nichts!“, Heiji verlor die Beherrschung: „Verdammt noch mal, woher soll den ich das wissen? Ich weiß es verdammt noch mal nicht!“

„Das-das gl-glaub ich dir aber nicht!“

Heiji schüttelte sie wütend: „Das is aber so! Hör auf mich zu beschuldign!“

Kazuha, die die ganze Szene stumm dabei stehend mitbekam, erschreckte sich einfach nur vor Heiji.

Ran begann zu zittern. Er merkte, dass er zu weit ging, versuchte ruhig zu werden:

„Es tut mir leid.“, er wurde eindringlich: „ Ich weiß es wirklich nicht.“

„Aber... aber...“ Ran konnte nicht mehr sprechen. Unaufhörlich bahnten sich ihre Tränen einen Weg über ihr zierliches Gesicht. Immer noch zitterte sie. Ihre Beine verloren den Halt. Sank krampfhaft schluchzend zu Boden.

Heiji schaute unbeweglich Hilfe suchend zu Kazuha. Er sah zu wie Kazuha sich neben sie kniete und sie tröstlich in den Arm nahm.
 

Langsam. Ganz, ganz langsam kam Shinichi zu sich. Benommen öffnete er seine Augen. Erst sah er verschwommen. Dann allmählich, es dauerte einige Sekunden, konnte er die Gestalt vor sich erkennen. Es war der Professor, der ihn jetzt freundlich beim Namen nannte.

„W... was... was ist passiert?“, fragte Shinichi noch immer sehr benommen.

„Weißt du das nicht mehr?“

„N... Nein“, der eben aus der Bewusstlosigkeit erwachte schüttelte leicht den Kopf. Drehte ihn zur Seite, versuchte sich zu orientieren.

Du bist ohnmächtig zusammengebrochen.“, informierte Agasa seinen jungen Freund.

Shinichi drehte seinen Kopf langsam wieder Richtung seines Gesprächspartners. Er führte seinen rechten Arm zur Stirn. Zog die Stirn schmerzlich zusammen. Er meckerte, dass er ein Pflaster auf der Armbeuge kleben hatte.

„Mir wurde Blut abgenommen?“

Der alte Mann nickte.

„Hat Heiji mich gefunden?“, fragte der junge Schülerdetektiv matt.

„Nein. Ran.“

„Ran?“, Shinichi sah Agasa ungläubig-entsetzt an.

„Ja. Ran.“

„W-wo ist sie?“ Shinichi wollte sich aufrichten, wurde sanft zurück gedrückt.

„Da drüben.“, der Professor sah zum gegenüberliegenden Bett.

Dort schlief Ran. Mit Heijis Decke zu gedeckt.

Ran.

„Sie hat sich schreckliche Sorgen um dich gemacht und ist die ganze Zeit bei dir geblieben.“, erzählte der Professor ihm.

Shinichi hörte zu. Sein Blick lag traurig auf der Oberschülerin, welche er liebte. Ihr Anblick, wie sie so wunderschön und zerbrechlich vor ihm lag, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich, direkt ins Herz.
 

Shiho ließ von einem Mikroskop ab, ließ Heiji hindurchschauen.

„Was siehst du?“, wollte sie von ihm wissen.

„Ich bin nich sicher. Es is gar nich richtig zu erkenn.“, antwortete der Detektiv ihr unsicher: „Es is einfach nur ein verformter Klupn.“

„Das liegt daran, dass das Blut trocken ist.“

„Was?“, Heiji hörte auf durch das Rohr zu schauen. Schaute stattdessen auf die kleine Glasfläche. Er stutze. Griff verwundert zu einem, neben dem Mikroskop liegenden kleinen, durchsichtigen Plastikkästchen mit Deckel.

„Wie so is das geronnen?“, schaute er auf das, sich zusammengeklumpte, Häufchen vor sich.

„Weiß ich nicht.“, entgegnete die Erfinderin der schrumpfenden- vergrößernden Mittel.

„Es is so dunkel.“, äußerte Heiji sich verwirrt über seine Feststellung: „Geht so ins Lilane rein…“

„Lila? Nicht eher Violett?“

„Violett?“ Heiji hielt es noch mehr ins Licht: „Hm... irgendwie so eine komische Mischung aus beidem?“ Er sah sie fragend an.

„Has‘u eine mögliche Erklärung dafür?“

„Nein…“ Shiho ging hinüber zu ihrem Block. Sie besah sich noch einmal Shinichis Symptome: „Es ist zu gefährlich.“

„Heiß das, dass’u das Gegenmittel absetzn muss?“

Trauriges Nicken: „Ich schätzte du kannst mir gratulieren!“

„Gratulier‘n?“, Heiji verstand nicht.

„Ich habe soeben ein neues Krankheitsbild entdeckt. Bin ich nicht talentiert?“ Ein spöttisches, aus purer, schneidender Selbstironie bestehendes, Lächeln zeichnete sich auf den Lippen der ehemaligen Beschäftigten der schwarzen Organisation ab.

Heiji sah sie nur fassungslos an: „Ab-aber…?“

„Mehr kann ich so nicht herausfinden.“, sagte sie bedrückt zurück zum Mikroskop gehend. Sie schaltete es aus.

„Aber…“, setze Heiji energisch an zu widersprechen.

„Ich muss es beenden.“

„Oh nein.“ Heiji war tief betroffen: „Können wir denn nich einfach noch abwartn? Vielleicht reguliert sein Körper sich?“

Shiho sah ihn traurig an: „Es wird nicht besser werden. Jedenfalls nicht schnell genug. Nicht ohne die genau Ursache zu kennen und Medikamente… die nicht erprobt sind,… kann ich nichts unternehmen. Wenn ich jetzt nicht abbreche, wird er nur immer mehr in Gefahr geraten.“

„Du meinst uns rennt die Zeit weg.“ Heijis Ton war einsehend, aber nicht glücklich über diese Option.

Shiho nickte nur. Senkte ihren Kopf.

Betretenes Schweigen.

„Un wenn wir ihn ein Krankenhaus bringn?“

„Wie willst du das machen?“, entgegnete Shiho ihm.

Heiji schaute zur Seite.

„Darüber wird er sich nich gerad freun…“, sagte er nach einer Weile zerknirscht.

„Wir müssen ihn eben überzeugen, dass es die einzige Lösung ist. Ich hoffe nur, dass mein Schaden nicht schon zu groß ist.“ Shiho war anzusehen, wie sehr ihr diese Befürchtung zu schaffen machte. Sie machte eine Pause: „Wenigstens können wir ihn dann in ein Krankenhaus bringen, wenn das Gegenmittel neutralisiert ist.“

„Können wir denn nich wenigstens ein paar Tage abwartn? Du has die Dosis doch immerhin reduziert. Vielleicht… vielleicht reich das ja?“, versuchte Heiji zu argumentieren.

Shiho jedoch zögerte. Angespannt musste er abwarten, bis sie sich schließlich mit einem kurzen Nicken einverstanden gab.
 

Shinichi schlief. Ran saß voller Sorge, die Hände in ihren Schoß gelegt, bei ihm. Kazuha kam zu ihr.
 

„Was hat er nur?“

Die Gefragte sah sie mitfühlend an. setzte sich neben Ran.

Für einen Moment dachte sie, ihre Freundin würde jeden Moment anfangen zu schluchzten und so war es dann auch: „Ich versteh es einfach nicht. Was ist nur los mit ihm? Warum sagt uns niemand was los ist?“

„Wein doch nicht.“

Ran sah wieder nach unten.

Kazuha legte aufmunternd eine Hand um ihre Schulter: „Es is bestimmt nichts Schlimmes.“, versuchte sie ihre, den Tränen nahe, Freundin zu trösten.

„Nichts Schlimmes?“, die Stimme der Oberschülerin aus Tokio hob sich an, klang wütend und enttäuscht: „Warum sagt uns dann Keiner was? Wenn es nichts Schlimmes ist?“ Während sie sprach wurde sie immer leiser. Bis der letzte Teil des Satzes kaum noch zu hören war. Jetzt war sie wirklich nah dran ihrer Verzweiflung, Unsicherheit in Form von Tränen Ausdruck zu verleihen.

„Vielleicht hat er ja einfach nur zu wenig getrunken?“

Ran schaute sie fragend an: „Zu wenig getrunken?“

In ihrer Stimme lag immer noch Traurigkeit gemischt mit Ungläubigkeit.

„Ja. Ich mein er hat doch Fieber. Wenn man da zu wenig trinkt, kann man ohnmächtig werden.“, führte Kazuha ihre mögliche Erklärung aus.

„Bekommt man davon auch keine Luft mehr?“ Ran machte aus ihrer Wut keinen Hehl mehr.

„Ich glaub nich.“
 

Freitagabend 26. Mai
 

Die drei Eingeweihten saßen im Werkraum zusammen.

„Es hilft nichts.“, entschied Shiho.

„Un wer soll ihm das jetz klar machn? Er wird ausflippn!“

„Du!“

„Ich? Wieso ich?“, Heiji war alles andere als begeistert.

„Weil er großen Wert auf deine Meinung legt! Wenn er auf jemanden hört, dann auf dich!“

„Auf mich? Shinichi wird mich auf ewig hassn!“

„Nicht so sehr wie mich.“, entgegnete das ehemalige Mitglied der Organisation zynisch. Die Traurigkeit in ihrer Stimme konnte davon aber nicht überdeckt werden.

„Bitte, Heiji.“, appellierte auch Agasa an ihn.

Heiji seufzte. Vergrub seinen Kopf in den, auf dem Tisch abgelegten, Armen.
 

Shinichi wimmerte. War verkrampft. Mit gerade zu mütterlicher Fürsorge gaben sich Ran und Kazuha die bestgrößte Mühe seiner heißen Stirn Kühlung zu verschaffen.

Heiji beobachtete die Oberschülerinnen für einen Augenblick bekümmert im Türrahmen stehen bleibend, bevor auf sich Aufmerksam machte: „Kazuha? Kanns’u mal bitte mit mir mit komm?“

Ran und seine Freundin sahen ihn fragend an. Ohne zu antworten verließ Kazuha, an ihm vorbei gehend, das Zimmer.

Ratlos nachschauend bleib Ran bei Shinichi.

„Ran, Ran…“
 

Kazuha beobachte ihn nur bösen Blickes, als er in ihrem Zimmer die Tür hinter sich schloss.

„Du bis sauer auf mich?“, es war eine niedergeschlagene, rhetorische Frage.

Sie schwieg.

Heiji wollte näher auf sie zu kommen, aber seine Freundin zeigte ihm die kalte Schulter: „Ich find das nich Inordnung!“, sie war wirklich zornig: „Ich weiß... Ich soll keine Fragn stelln.“, ihre Stimme war regelrecht schneidend: „ Für wie blöd hälts‘u mich eigentlich? Meinst du wir sin blind?“

„Kazuha.“, versuchte Heiji es, versuchte sie zu sich umzudrehen. Sie stieß ihn von sich. Drehte sich um. Verletzt sah sie in seine Augen.

„Es tut mir leid, Kazuha. Aber...“

„Spar. Dir. Dein. Dämliches. Aber!“

„Ich habe es ihm versprochn!“ Heiji war zu keinem Entgegenkommen bereit. Stattdessen teilte er ihr, sich Arme verschränkend vor ihr aufbauend, mit, was er von ihr wollte: „Ich will, dass’u mit Ran gehs.“

„Wie?“, Kazuha legte ihre Stirn weigernd in Falten.

„Geh mit ihr irgendwo hin. Is mir ganz egal.“

„Vergiss es!“, Kazuha verschränkte demonstrativ ihre Arme.

Heiji holte sein Portmonee aus der Hosentasche, öffnete es und nahm zwei Scheine heraus. Diese drückte er seiner Freundin in die Hand. Mit einem: „Hier! Geht ins Kino oder macht damit, was ihr wollt!“, wandte er sich ab. Ließ Kazuha verwirrt allein.
 

Sie kam zu Ran zurück.

„Hey.“, versuchte sie es aufmunternd.

Ran schaute nur gedrückt zu ihr auf.

„Komm lass uns zusammen ins Kino gehen.“

„Nein.“

„G-geh n-nur. Du kannst ruhig gehen.“, wandte Shinichi sich erschöpft seine Augen öffnend an Ran.

„Nein.“, währte sie flüchtig ab: „Ich bleibe lieber hier, bei dir.“

„Ich komm schon klar.“, überzeugend richtete er sich auf: „Mach dir keine Sorgen.“ Shinichi versuchte möglichst selbstsicher zu wirken.
 

Als er zusammen mit Shiho und dem Professor das Zimmer betrat, lag Shinichi matt da. Müde sah er Heiji auf sich zukommen.

„Na Wie geht’s dir?“

„Besser.“

Heiji atmete tief durch, während er sich zu seinem kranken Freund setzte.

„Gut…“, Osakas Detektiv schaute zögerlich zur Seite.

„Was ist?“, Shinichi wusste das etwas nicht stimmte.

Heiji verharrte einen Moment: „Weil wir mit dir redn mussn!“ Der Ernst, der in seiner Stimme mitschwang war unüberhörbar.

Shinichi sah ihn fragend und zugleich ängstlich an. Er erinnerte sich daran, als er seinen Freund das letzte Mal so ernst gesehen hatte. Es war, als er nach dem Brand in Shihos Bett aufgewacht war.

„Weil? ...“

Heiji wich ihm aus.

„Weil?“ Shinichi wurde immer unheimlicher zu Mute.

„Weil... Also... Ich hab eine schlechte Nachricht für dich.“, versuchte er verlegen einen Einstieg in dieses schwierige Thema zu finden: „Du kanns das Gegenmittel nich mehr weiter einnehmn.“, Heiji hatte sehr schnell gesprochen. Jetzt war er erleichtert, dass es ausgesprochen war.

„Was?“ Shinichi saß kerzengerade.

„Bitte. Jetzt reg nich auf!“

„Ich soll mich nicht aufregen? Das kommt für mich nicht in Frage!“ Shinichi glaubte sich zu verhören. Er schaute seine Gegenüber fassungslos an. Er wollte aufstehen.

„Bleib bitte liegen.“, ersuchte Heiji ihn aufzuhalten.

Shinichi funkelte ihn nur trotzig an. Setzte seine Handlung fort.

„Das is nicht gut für dich!“ Heiji stand ebenfalls auf.

„Das ist nicht gut für mich? Woher willst du wissen, was gut für mich ist?“

„Shinichi. Bitte!“

„Shinichi. Hör doch zu.“, appellierte der Professor an ihn. Der Angesprochene funkelte auch ihn vor Wut kochend an.

„Es muss sein.“, versuchte Shiho es sachlich.

Shinichi kam zornig auf sie zu. Bleib kurz vor ihr stehen: „Das kannst du nicht machen!“

„Du stirbst vielleicht, wenn ich das nicht tue!“, widersprach sie ihm eindringlich.

Ihre Worte rissen ihm den Boden unter den Füßen weg: „Woher willst du das wissen?“, fuhr er sie an.

In Shihos Augen schimmerten Tränen: „Ich weiß es nicht.“, räumte sie leise mit schuldbewusstem, gesenktem Kopf ein: „Es ist einfach so! Es tut mir schrecklich leid.“

Seine Wut schlug in Verzweiflung um. „Du hast nicht das Recht das zu tun!“, er begann zu schreien: „Das ist mein Leben! Mein Körper und ich bin alt genug, um für mich selbst zu entscheiden! Dafür brauche ich niemanden von euch!“

Um Luft ringend bebte er vor Wut.

„Aber, Shinichi…“, setze der Professor an.

Jedoch übertönte Shiho ihn unter Tränen um ein vielfaches: „Und ob dass mich etwas angeht! Mach mich nicht zu deiner Mörderin!“, sie wurde immer leiser: „Ich will mich nicht für deinen Tot verantworten müssen.“

„Wenn, dann hättest du gar nichts damit zu tun! Es wäre meine Entscheidung! Ganz allein meine! Wenn dann wäre das höchstens Selbstmord! Also lass mich in Ruhe!“, schrie er sie außer sich an.

„Das ist selbstzerstörerisch!“, mischte Heiji sich nun lautstark ein. Er war lauter als Shinichi. Er ging näher auf ihn zu: „Das bringt nichts. Hör auf damit!“, versuchte er eindringlich auf seinen Freund einzuwirken. Es brachte nichts.

Shinichi reagierte aggressiv: „Wieso habe nur ich das?“, er war zutiefst verzweifelt. Mit regelrechtem Hass in den Augen zeigte er anklagend auf Shiho: „Wieso? Wieso? Sie hat nichts. Rein gar nichts! Ihr geht es blendend!“

Seine Worte hatten die Schuldige am Gift und dessen Gegenmittel schwer getroffen.
 

„Aber Shinichi! Jetzt sei doch vernünftig! Du wirst wirklich ungerecht!“, der Professor nahm die jetzt schluchzende Shiho unterstützend in Schutz.

„Ungerecht?“, wiederholte dieser sich: „Ich und ungerecht?“

Für einen Augenblick sah es wirklich so aus, als würde Shinichi sich vergessen.

Doch dann wich er sich widersetzend, den Kopf immer schneller hin und her schüttelnd, vor den anderen zurück: „Ihr könnt nicht recht haben. Das kann nicht euer ernst sein. Du hast einfach nicht das Recht dazu!“

„Doch das hat sie, Shinichi! Wir habn das!“

„Wie,… wie kannst du zu ihr halten!?“

Heiji fasste ihn an beiden Handgelenken: „Ich lass dich nich im Stich. Ich halt zu dir un zwar weil du mein Freund bis. Auch wenn du das im Moment nich einsehn kanns! Du kanns das Gegenmittel nich weiter nehmen. Das is einfach zu gefährlich!“

„Lass mich los!“ Shinichi trat ihm mit voller Absicht und Wucht auf den Fuß. Für eine Sekunde lockerte sich Heijis Griff. Shinichi nutzte seine Chance und riss sich von ihm los.

„Ihr lasst mir also keine Wahl?“ Sein vorwurfsvoller Blick wanderte von einem zum anderen.

Jeder nickte.

„Nein! Nein! Nein!“ Er stürmte wutentbrannt aus dem Zimmer.

„Shinichi! Shinichi!“, rief Shiho ihm unter bitteren Tränen nach.

Heiji rannte ihm hinter her: „Shinichi! Shinichi, bleib hier!“

„Nein!“

„Das is doch bescheuert! Du weiß doch gar nich, wohin du gehn solls!“

Die Haustür fiel mit einem entsetzlich lauten Knall ins Schloss. Die Welpen zuckten erschreckend zusammen.

Heiji riss die Tür auf. Rannte ein paar Meter. Sah sich um. Nichts war zu sehen. Designiert ging er ins Haus zurück. Shiho und Agasa waren ebenfalls nach unten gekommen.
 

Während der Professor sie tröstete, versuchte Heiji sich der Verzweiflung nahe an Tadashi, der ebenfalls weinte. Nach einer Weile hielt Heiji es nicht mehr aus: „Ich werd ihn suchen gehn.“

Er gab Shiho das Baby.

„Ich komme mit.“, meinte Agasa. Gerade wollten die zwei gehen, als die

Tür auf ging.

„Shinichi!?“, riefen alle drei hoffnungsvoll.

„Shinichi!“, rief Heiji ihm hinter her, versuchte ihn festzuhalten. Doch sein Freund war schneller: „Lass mich in Ruhe!“

Hattori folgte ihm nach oben. Dort knallte Kudo die Zimmertür hinter sich zu. Versperrte sie mit seinem ganzen Körpergewicht.

„Shinichi!“

„Verschwinde!“

Shinichi!... Bitte!

Die Tür blieb zu. Frustriert gab Heiji schließlich auf.
 

Endlich Heiji war weg! Unendlich wütend schmiss der Tokioter Detektiv sich auf sein Bett. Wild schlug er mit beiden Fäusten immer wieder auf sein Kissen ein.

Als das seiner Wut nichts abtat, sprang er voller Hass und Zorn auf, schnappte sich das Kissen des anderen. Er schlug drauf ein. Warf es durchs ganze Zimmer. Hob es wieder auf und prügelte auf seinem Bett weiter darauf ein...

Langsam würde er ruhiger, ließ sich erschöpft fallen. Neben ihm lag eine Flasche. Alkohol. Frustriert setzte er, sich durch die Haare fahrend, auf.
 

„Ich geh schon mal hoch.“, meinte Ran, während sie ihre Schuhe beiseite stellte. „Is gut.“, erwiderte ihre Freundin. Sie hing ihr Jacke an die Garderobe. Beugte sich zu Queen herunter, der sie hechelnd ansprang: „Na?“

Sie lächelte, ihn am Hals kraulend. Dann erhob sie sich wieder.
 

Ran kehrte zu Shinichi zurück. Als sie die Zimmertüre öffnete, fand sie ihn auf seinem Bett sitzend vor. Er hatte die Beine hochgezogen, sodass die mittlerweile leere Flasche, welche er ausdruckslos anstarrte, nicht sehen konnte.
 

Kazuha ging zur Küche. Dort knipste sie das Licht an, steuerte auf den Wasserkocher zu.

Sah man auf, hatte man den Wohnzimmerbereich im Blick. Kazuha hob die Kanne von ihrer Ablage an. Sie stutze einen Augenblick.
 

Ran setzte sich zu ihm, aber als er sie ansah, erschrak sie sich. Sie wollte zurückweichen. Jedoch hielt Shinichi sie fest. Zog sie zu sich heran.

Ihre Gesichter waren lediglich einige Millimeter von einander getrennt. Ohne irgendeine Vorwarnung küsst er sie. Erschrocken weiteten sich ihre Augen Shinichi, was…?
 

Neugierig ging sie auf die unbekannte Person zu: „Heiji?“, fragte sie verwundert.

Er drehte sich ihr entgegen.

„Warum sitz‘u denn hier im Dunkeln?“

Heiji antwortete ihr nicht.

Als sie kurz vor dem Sofa war, sah sie was ihr Freund in seiner Hand hielt: „Betrinks‘u dich etwa?“ fragte Heijis Freundin schrill. Sie beschleunigte ihre Schritte.
 

Entsetzt versuchte Ran von ihm loszukommen. Sie drehte ihren Kopf in einer heftigen Bewegung zur Seite.

Die Flasche kullerte zu Boden.

„Shinichi? Was... was machst du da? Bist-bist... d-u betrunken?“

„Nicht betrunken genug!“ Mit diesen Worten küsste Shinichi sie ein weiteres Mal.

Sie jedoch versuchte ihn wegdrücken. Doch das hinderte Shinichi nicht. Er begann seine Küsse einfach auf Ohr und Wange zu verlagern. Er hielt für einen Moment inne, hielt sie mit einem seiner Arme umfasst, mit der freien Hand zog er ihr Gesicht zu sich. So das die beiden sich in die Augen sehen konnten: Ran wollte etwas erwidern. Sie hatte nicht die Möglichkeit dazu.
 

Er hatte sich bereits wieder umgedreht. Sein Blick ruhte traurig auf der Tischplatte: „Nein.“, sagte er nüchtern.

„Aber?“ Kazuha stand nun hinter ihm.

„Alkoholfrei.“, sagte er und schwenkte die Bierflasche leicht hin und her. Seine Freundin kam verwirrt schauend zu ihm rum. Vorsichtig setzte sie neben ihn. Sah ihn abwartend an.

„Siehs‘u?“, er hielt ihr die Flasche hin.

Sie nickte.

Er sah erneut auf die Flasche.
 

Shinichi wurde stürmischer, ungehaltener: „Ich halt es nicht mehr aus!“

„Was?“, stotterte Ran perplex.

„Wie viele Nächte ich mir schon gewünscht habe dich so zu küssen!“

Wieder wurde sie mit Küssen übersät.

Allmählich stieg Angst in ihr hoch.
 

„Has‘u dich mit Shinichi gestrittn?“

„Kann man so sagen! Er ist ziemlich sauer auf mich.“

„Heiji.“ Er trank einen Schluck.

„Vertragt euch doch wieder.“

„Ich glaube das geht nicht so schnell.“, seine Stimme war bitter.

„Has‘u schon versucht dich zu entschuldign?“

„Ja. Er hört nicht zu.“, seine Betrübtheit darüber war nicht zu überhören.
 

Als Shinichi jetzt auch noch anfing sich an ihrem Hals zu schaffen zu machen, begann sie zu zittern. Er fing an ihr T-Shirt hoch zu ziehen.

„Shinichi?! W-was machst du da?“ Auch ihre Stimme zitterte.

Er drückte sie nach hinten.

Beugte sich ihren Mund küssend über sie.
 

Kazuha sah wie traurig er war. Wollte ihn trösten: „Möchtes‘u denn wirklich nich darüber redn?

Heiji schüttelte nur mit dem Kopf.

Für einen Moment kämpfte er mit sich. Dann: „Ich… ich kann nicht…“, brauchte er leicht brüchig heraus: „Ich kann einfach nicht!“ Er fiel ihr um den Hals. Überrumpelt erwiderte Kazuha seine Umarmung.

„Ich bin so froh, dass ich dich hab.“

Er klang so aufgewühlt. Kazuha war verwirrt.

„Ich kann einfach nicht! Ich möcht ja aber... Ich hab es versprochn!“

„Is doch in Ordnung. Du muss nich darüber redn. Es wird bestimmt alles gut.“, versuchte sie ihn zu trösten.
 

Sie zitterte noch mehr, ihr Atem ging schnell, ihr Herz raste.

Shinichi löste sich von ihr. Betrachtete sie fasziniert.

Ran versuchte aufzustehen. Doch drückte er sie sanft zurück. Ihre Hände lagen nun bebend neben ihrem Kopf, von Shinichis umfasst. Dann beugte er sich runter zu ihr. Sein Kopf war auf ihrer Höhe. Ran sah ein merkwürdiges Glühen in seinen Augen. Es war nicht abzuschätzen, ob es nun der Alkohol, Fieber oder einfach nur Gier war. Er schwitzte.
 

„Un wenn nich?“

Kazuha drückte ihn leicht von sich. Ihre Augen trafen sich. Langsam näherte sich Heiji ihr. Kazuha spürte wie er sanft ihre Lippen berührte. Er küsste sie zärtlich. „Ich lieb dich.“, flüsterte der Detektiv.

Kazuha erwiderte seinen liebevollen Blick.

Erneut berührten sich seine und ihre Lippen. Aus diesem Kuss wurde ein langer. Heiji legte seine freie Hand in ihren Nacken, zog sie näher an sich heran, begann von ihrem Mund abwärts ihren frei liegenden Hals zu küssen. Allmählich senkte sich der Körper des Mädchens immer tiefer. Heiji beugte sich nach vorne, um sie weiterhin liebkosen zu können. Kazuhas Kopf hatte die Sitzlehne erreicht. Sie streichelte sein Haar. Schloss genießend ihre Augen.
 

„Shinichi? Shinichi D... du.. du hast Fieber!“, stellte die Oberschülerin erschrocken fest.

Shinichi beugte sich zu ihr runter. Küsste sie. „Na und?“, erwiderte ihr der Detektiv völlig gleichgültig.

Er machte weiter wo er aufgehört hatte. Ran zuckte zusammen.

Shinichi übersäte küssend ihre Haut an ihren Ohren, Wangen entlang, über den Hals bis zurück zu ihren wunderbaren Lippen. Welche er mit seinen leidenschaftlich vereinte.
 

Plötzlich hörten seine Küsse auf. Kazuha spürte wie sein Kopf sich auf ihren Brustkorb bettete. Verwundert machte sie ihre Augen auf. Sie sah Heiji, der mit geschlossenen Augen einfach nur bei ihr lag.

Ihr Gesicht würde nachdenklich.

Was is das nur für ein Versprechn, das du nich brechen darfs?
 

Shiho hatte die Türe hinter sich geschlossen und lag mit dem Blick zur Decke gerichtet nachdenklich auf ihrem Bett. Der Kleine lag auf der Wandseite neben ihr. Fröhlich glucksend griff er spielerisch immer wieder nach Shihos Finger, den sie ihm wohlwollend hinhielt. Sie drehte ihren Kopf dem Baby zu und lächelte traurig. Er saugte scheinbar vollkommen zu Frieden mit der Welt an ihrem Daumen, welchen er ergreifen konnte.
 

Shinichis Hände streichelten an ihrem Körper entlang. Ran spürte, wie er sie an ihrer Brust berührte.

Er löste sich von ihr, richtete sich ein Stück auf.

Langsam, wie in Zeitlupe strich er über ihren immer noch leicht zitternden Oberkörper. Schob ihr T-Shirt weiter hoch.

Zärtlich begann er wie hypnotisiert über ihren Oberkörper zu fahren. Von knapp über ihrer Hose beginnend, über Bauch, Rippen bis hin zu ihren Brüsten. Er entfernte, den für ihn störenden, BH.

Ran lag völlig perplex da. Bewegte sich nicht.

Er beugte sich vor, hauchte ihr ein: „Bleib bei mir.“, ins Ohr. Küsste ihren Mund. Unsicher erwiderte sie ihn zaghaft, kaum merklich.
 

Samstag, 27. Mai
 

Sein Kopf schmerzte... sein ganzer Körper schmerzte... Seine Hand fuhr über sein Gesicht... Benommen öffnete Shinichi seine Augen. Sofort schlossen diese sich wieder. Stechende Schmerzen durchzogen Kopf und Körper. Sein Oberkörper war nackt. Was er verwundert durch ein leichtes Frösteln registrierte. Vorsichtig öffnete er seine Augen. Müde drehte er seinen Kopf leicht zur Seite.

Er stutzte:

Ran?

Sie lag schlafend neben ihm. Mit dem Rücken zu ihm gewandt.

Was?

Shinichi versuchte sich an den gestrigen Abend zu erinnern. Ihn zu rekonstruieren. Seine Gedanken, Erinnerungsfetzen zusammen zufügen. Im fiel es wieder ein. Er hatte Ran geküsst, gestreichelt, mit ihr...

Ein glückliches Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

Vor ihm lag Ran. Auch sie schien nackt zu sein. Jedenfalls das, was er von ihr sehen konnte. Der obere Teil ihres Rückens und einer ihrer Arme waren nicht zugedeckt.

Zaghaft berührte er mit der Handfläche ihren freien Rücken. Streichelte von oben, an ihren Haaren vorbei, hinunter. Bis zu einem kleinen Stück unter die Decke. Shinichi gab ein wohliges Beben von sich. Rückte näher, bis sich ihre Körper fast berührten.

Mit Mühe stütze er sich auf, fuhr mit seiner Hand durch ihr braunes, langes Haar, über ihren Arm. Die, die er so liebte rührte sich leicht. Wieder lächelte er verträumt.

Da! Eine weitere Welle des Schmerzes durchfuhr seinen Körper. Verkrampft sank er wehrlos zurück. Schloss verkrampfend die Augen, lag so neben ihr. Er schmiegte sich an sie. Vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.

Es war so unbeschreiblich weich, kitzelte seine Nasenspitze. Wie wunderbar war es einfach nur so nah bei ihr zu liegen, ihre bloße Haut zu spüren, sie zu fühlen, zu riechen. Es schien ihm, als könne sie all seinen Schmerz von ihm nehmen. Am liebsten hätte er in diesem Moment die Zeit angehalten, innegehalten. Wie sehr wünschte er es würde nie enden.

Eine erneute Welle, welche das beginnende Ende des Gegenmittels ankündigte, ließ ihn aus seiner Traumwelt erwachen und stieß ihn in die brutale Realität zurück. Vor der er gestern so verzweifelt hatte fliehen wollen.

Schinichi biss sich, den Schmerz unterdrückend, auf die Unterlippe.

Endlich... Er nutzte seine Chance! Mehr als widerwillig, kaum hörbar Gin, Wodka und die gesamte restliche Organisation, einschließlich, des Professors, Shihos und Heijis verfluchend, raffte er sich auf. Kletterte vorsichtig über die noch immer seelenruhig schlafende Ran.

Schnell zog er sich an. Bevor er das Zimmer und somit Ran endgültig verließ, drehte Shinichi sich noch einmal zu ihr um. Ein letzer Blick auf sie: Wie friedlich sie da lag und schlief. Wie ein wunderschönes, Dornröschen. Ein letztes liebevolles Lächeln umspielte seine Lippen, als er das Licht ausschaltete, die Tür öffnete und jene hinter sich schloss.

Leise schlich der Detektiv des Ostens nach unten. Auf dem Sofa sah er Heiji und Kazuha schlafen.

Auf Zehenspitzen schlich er in die Küche, um die Welpen zu bestechen, streichelte Holmes traurig. Dann zog er Jacke und Schuhe an und schlich aus dem Haus...
 

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*Anmerkung(en):
 

Wegen dem BMI zur Gewichtsbestimmung habe ich hier: http://detektivconan-wiki.com/wiki/Shinichi_Kudo nach der Größe von Shinichi geschaut und zum Berechnen http://www.frauenzimmer.de/cocomore/bmi/?koerpergroesse=175&koerpergewicht=52&x=0&y=0 verwendet.
 

Was die Liebesszene zwischen Shinichi und Ran angeht, habe ich den Adultteil erst mal außen vor gelassen.

Die Schlagzeile

Samstagmorgen, 27. Mai
 

Ran hatte mitbekommen, dass Shinichi gegangen war. Sie hatte die Türe, die leise geschlossen worden war, gehört. Verwundert richtet sie sich leicht auf, schaute in deren Richtung.
 

Tadashi weinte. Ai war blass. Sie lag schwer atmend neben dem Baby ihrer toten Freundin auf dem Bett. Erschöpft drehte sie langsam ihren Kopf leicht in seine Richtung. Jedoch zu mehr war sie nicht fähig. Sie wollte ihren Arm nach dem Säugling ausstrecken. Sie konnte sich kaum bewegen. Ai wollte aufstehen, aber konnte sich nicht aufrichten, auch nicht ihre Beine anheben. In ihr stieg Angst hoch. Ihr blieb nichts anderes übrig, als liegen zu bleiben und leise um Hilfe zu rufen.
 

Der Professor war zeitgleich in der Küche beschäftigt, um das Frühstück vorzubereiten.

Heiji schlief noch. Er lag mit Kazuha zusammen auf dem Sofa. Die beiden waren zugedeckt.

Der Hausbestzier hörte Tadashi, der jedoch nicht wie sonst üblich nur kurz weinte, sondern jetzt über einen längeren Zeitraum hinweg. So hielt er, sich darüber wundernd, in seiner deckenden Tätigkeit einfach inne. Stellte die Schüssel, mit welcher er gerade zum Tisch kam, auf diesem ab.

Er ging zu Ai. Öffnete ihre Zimmertüre.
 

„Professor!“, rief das kleine Mädchen hilflos und heiser: „Ich kann mich nicht bewegen.“, wimmerte es.

Schnell war ihr alter Freund bei ihr. Ging neben ihrem Bett in die Hocke. Er fühlte ihre blasse Stirn.

„Mir ist kalt.“, wisperte Ai kläglich fröstelnd.

Der Professor zog ihre Decke höher und wickelte jene enger um ihren kleinen Kinderkörper.

„Geht es Shinichi gut?“, erkundigte die Chemikerin sich währenddessen besorgt nach ihrem Versuchskaninchen.

„Ich habe ihn noch nicht gesehen.“, antwortete der Professor ihr, nahm den Säugling hoch.

„Bitte: Sie müssen nach ihm sehen!“, forderte sie ihn eindringlich auf.

„Ich komme gleich wieder zu dir.“, sagte er gehend.
 

Tadashi weinte. Der Professor, mit ihm auf dem Arm, sah abwägend erst in Richtung der nach oben führenden Treppe, dann auf das Baby.

Er ging zum Sofa. Beugte sich seitlich davor stehen bleibend. Weckte Heiji leicht an der Schulter rüttelnd: „Bitte, sieh, wie es Shinichi geht.“, bat er den noch verschlafenen Oberschüler leise.

„Mach ich.“, nickte dieser. Während der Professor in die Küche ging, kletterte der Detektiv über seine Freundin.
 

Mit den Worten: „Obn is er nich.“, kam er schließlich zurück nach unten.

Der Professor wurde bleich: „Was?“, er war, Tadashi die Flasche gebend, schon wieder fast bei Ai.

„Was is?“, bemerkte der Oberschüler die Besorgnis des Hausbesitzers. Heiji kam mit ihm mit zurück zu der Geschrumpften. Er erschrak regelrecht, als er sie, in schwachen Zustand, sah.

„Is alles in Ordnung bei dir?“, kam er, sich Sorgen machend, näher.

„Ich kann mich nicht bewegen.“, teilte Ai ihm bemüht ihr Problem mit.

„Oh, nein!“, entfuhr es Heiji: „Kann das mit Shinichi auch passiert sein?“

„Ich weiß es nicht. Ist er nicht hier?“

„Nein!“, bestätigte ihr der Detektiv ernsthaft grübelnd ihre Vermutung.

„Bitte geh und such nach ihm.“, bat sie ihn daraufhin. Allerdings wäre das eigentlich gar nicht notwendig gewesen, da er sich von sich aus schon aufmachte.

Eilig verließ der Detektiv am Professor vorbei das Zimmer. Dieser folgte ihm.

Sich hastig die Schuhe zubindend, überlegte Heiji laut: „Wo könnt er hingegan sein?“

Er richtete sich auf schnappte sich seine Jacke.

Die Detektei!...

Fiel es ihm das Naheliegenste ein. Er griff in Rans Jackentasche.

Dann sagte er mehr zu sich selbst, als zu dem neben ihm Stehenden: „Halt ma!“. Drückte ihm seine Jacke in die Hände und rannte nach oben in das Zimmer seiner Freundin. Durchwühlte dort Rans Schultasche.

Nichts!

Er hetzte wieder nach unten.

„Ich weiß wo er hin is!“, verkündete er, am Professor vorbei seine Jacke schnappend, auf die Straße rennend.
 

Es war bewölkt. Keuchend erreichte Heiji, sich gebeugt mit den Händen an den Knien abstützend, die Detektei Mori. Er hatte die Treppe noch nicht einmal erklommen, da hatte er seinen Freund bereits entdeckt. Dieser lag weit oben an die Wand gekauert auf ein paar der Treppenstufen.

„Shinichi!?“, rief er umgehend hochhastend. An der Tür der Detektei vorbei brachte er die letzte Distanz hinter sich und erreichte seinen nun wieder klein geschrumpften Freund. Kniete sich, sich über ihn beugend, zu ihm hinunter: „Shinichi?“

Conan reagierte nicht auf ihn.

Heiji rüttelte ihn, hob ihn etwas an: „Shinichi! Shinichi!?“

Der Schlüssel lag unter ihm.

Oh, nein!, schoss es Osakas Detektiv entsetzt durch den Kopf.

Sein kleiner Freund war vollkommen leblos. Blass rührte er sich nicht. Auch nicht durch Heijis nochmaliges verstärktes rütteln.

„Shinichi!?“, überprüfte er dessen Puls. Conans Atemzüge gingen flach.

Erleichtert ließ Heiji sich gegen die Wand sinken.

Scheiße!, fluchte er in seine Jackentaschen packend.

Er schnappte sich den Schlüssel. Richtete sich mit Conan auf dem Arm auf. Brachte ihn nach oben in die Wohnung der Moris.
 

Erst legte er ihn in seinem Zimmer ab. Tastete ihn zügig, aber gründlich ab. Dann versuchte er ihn in die stabile Seitenlage zulegen. Ließ es, die Haare raufend, dann aber und eilte zum schnurlosen Telefon im Wohnzimmer. Wählte feinmotorisch ungeschickt zurück ins Zimmer kommend.

Er setzte sich neben den gekrümmten Conan. Versuchte ihn erneut anzusprechen: „Shinichi! Hey, Shinichi!?“

Im Hintergrund war das Tuten der noch nicht abgenommenen Leitung zu hören.

Conan öffnete flüchtig die Augen. Stöhnte etwas.

„Shinichi!“, wollte sein Freund ihn nochmals ansprechen.

„Heiji?“

Er wurde von der fragenden Stimme des Professors abgelenkt.

„Ich hab Shinichi gefundn. Er is wieder klein.“, teilte der Oberschülerdetektiv umgehend mit, um die Situation in der sich Conan befand genauer zu schildern: „Aber er is kalt und versteift wie Ai. Wenn nich mehr. Ich hab ihn eben vor der Detektei gefundn.“

„Wo seid ihr denn jetzt? Geht es Shinichi ansonsten gut?“, erkundigte sich der alte Mann am anderen Ende. Ai hörte angespannt zu.

„In der Wohnung. Ich weiß nich genau. Ich hab ihn versucht zu wecken, aber er war sofort wieder weg. Ich wollt ihn erst mal in die stabile Seitenlage legn, aber er is so steif. Ich hab Angst ich brech ihm noch was.“

„Dann bleib am besten mit ihm da. Ich werde mit Ai zu euch kommen.“

„Is gut.“

Der Professor und dann auch Heiji legten auf.
 

Während der Professor Ai in seinen gelben Käfer trug, kontrollierte Heiji noch einmal den Puls und die Pupillen. Blieb auf die Atmung seines kleinen Freundes achtend neben diesem sitzen.

Er deckte den kleinen, blassen Körper gut in die Decke ein.

„Komm schon. Augen auf, Shinichi! Wach bleibn!“, rüttelte er eindringlich.

Conan wurde auch wach. Stöhnte erneut leicht. Dieses Mal schmerzhafter. Atmete darauf leicht abgehackt.

„Hey!“

Die Augen des kleinen Detektivs fielen wieder zu.
 

Als Osakas Detektiv den Käfer, durch die immer noch offenstehende Wohnungstüre, von der Straße her hörte erhob er sich umgehend. Kam dem Professor, der Ai trug, entgegen. Brachte die beiden zu dem kranken Conan. Kniete sich besorgt neben ihn. Schaute zu wie Agasa sich, das kleine Mädchen auf dem Boden gegenüber absetzend, setzend. Ai besah sich Conan, fühlte unter eigener Anstrengung ebenfalls die Stirn.

Conan schien das zu spüren. Wimmerte leise.

„Weiß’u was mit ihm sein könnt?“, fragte Heiji sie hoffnungsvoll.

Die Erfinderin des Gegenmittels schüttelte ihren Kopf. Stützte sich mühsam mit einer Hand flach auf dem Boden ab. Atmete angestrengt: „Er ist… lass ihn schlafen.“, meinte sie mitgenommen, aber gelassen.

Was auch den Professor und Heiji dazu brachte ihre Anspannung fallen zu lassen.

„Dann is ja gut.“, der Detektiv fuhr sich aufatmend durch sein Haar. Stellte ein Bein aufrecht. Stützte seinen Ellenbogen waagerecht auf jenem ab.
 

Still schweigend saßen die Drei so neben ihrem kleinen Freund. Conan kämpfte wie ein kleines, gehetztes Kaninchen mit seiner Atmung.

Ai war erschöpft. Sie legte sich, immer noch in ihre Decke gewickelt, daneben, wobei der Professor ihr ein Kopfkissen hin legte.
 

Conans Zustand verschlechterte sich. Er wurde nicht warm. Im Gegenteil seine Lippen bekamen immer mehr einen blauen Stich.

„Wieso zittert er nich? Kann er das nich?“, wollte Heiji aufmerksam, über seinen Freund gebeugt, zu der Chemikerin schauend, wissen.

„Er ist einfach zu versteift.“, das frühere Organisationsmitglied wurde traurig und leise: „Ich hoffe ich habe ihm nicht zu sehr geschadet.“

„Ach, Ai.“ Der Professor rieb aufmunternd über ihren, immer noch von ihrer Decke umwickelten, Rücken.
 

Conans Atemzüge wurden mit der Zeit hastiger, unkontrollierter. Es klang wie ein Schnaufen. Man konnte regelrecht hören unter welcher Anstrengung sich sein kleiner Brustkorb auf und ab senken musste. Schweißperlen bildeten sich vermehrt auf seiner Stirn, welche Heiji und Agasa abtupften. Ai sah nur zu. Hörte halb wach halb einschlafend zu, wie ihr kleiner Leidensgenosse, ebenfalls kaum wach, immer mehr vor sich hin wimmerte.

„Ich werde das Thermometer holen.“, bot der Professor sich an.

Als er damit wieder kam, schauten ihm die anderen beiden zu und beobachten angespannt diesen eigentlich simplen Vorgang.

Es piepte.

Neugierig machten die beiden jüngeren, lange, Hälse. Der Professor hielt es ihnen in die Mitte.

Conans Körpertemperatur betrug 36,6°.

Heiji legte eine Wärmflasche hinzu, dann holte er Rans Decke, während Agasa Conan in die Kogoros einwickelte.

Ai konnte nur untätig zusehen. Noch etwas, mit den Schultern zuckend, enger ziehen.
 

„Ich werde ihm einen warmen Tee machen.“, verkündete der Professor.

Wenig später schaute Ai dabei zu, wie Heiji ihren kleinen Klassenkameraden hochhielt und der Erfinder ihm zu Trinken geben wollte.

Conans Mund blieb verschlossen. Unter dessen geringen Protest sorgte Heiji dafür, dass das wärmende Getränk in den Mund seines Freundes gelang. Doch Conan schluckte nicht. Der Tee lief an den Mundwinkeln wieder heraus.

„Hey, komm schon, jetz schluck schon.“, versuchte Heiji es mit dem Professor noch einmal.

„Er kann nicht ausreichend schlucken.“, sprach Ai aus, was sie beobachtete.

Abwartend blieben die Drei bei ihm.
 

Conans Lippen wurden noch blauer...

36,4°! Seine Atmung wurde immer flacher. Abgekargter, brüchiger.

Langsam wurde jeder innerlich immer angespannter.

36,1°...
 

„Solln wir ihn nich doch lieber in ein Krankenhaus bringn?“, wandte Heiji nervös im Zimmer auf und ab gehend ein.

„Was sollen wir den Ärzten sagen?“, wandte Ai matt ein.

„Ach… keine Ahnung.“, reagierte Kazuhas Freund leicht gereizt: „Er müht sich so ab.“, fand er mitfühlend.

„Noch sind seine Atmung und Temperatur doch noch tragbar. Warten wir doch erst einmal noch ein wenig ab.“, wirkte sich der Professor beschwichtigend aus: „Wenn es noch schlimmer wird, können wir ihn immer noch zum Krankenhaus fahren.“

„Wenner meint!“, Heiji ließ sich frustriert an der Wand hinunter sinken.
 

Conan ging es zusehends immer schlechter.

„Heiji?“, sprach Ai ihr nachdenkliches Gegenüber an.

„Hm?“

„Könnest du mir bitte vielleicht etwas zu essen bringen?“

„Klar.“, rappelte sich der Gebetene auf. Nahm sich die Jacke vom Schoß und ging.

Als Ai sich sicher war, dass er fort war, wandte sie sich an den Mann neben sich: „Professor, rufen sie bitte seine Eltern an.“, bat sie ihn ernst. Was jener darauf auch tat.
 

In Los Angeles klingelte ein Handy. Es war Yusaku, welcher gereizt sein Tippen auf der Computertastatur einstellte, um seine Zigarette ausdrückend, abzunehmen.

„Kudo?“, brummte der Schriftsteller in das kleine Kommunikationsgerät…
 

Heiji war wieder da.

„Kannst du dich aufsetzen?“, fragte Professor Agasa fürsorglich.

„Ich glaube schon.“, nickte Ai. Richtete, sich mit ihren Armen abstützend, mühsam auf, sodass sie sich, mit ein wenig Unterstützung des alten Erfinders, mit angewinkelten Beinen, hinsetze.

Während Heiji Conan füttern wollte, tauschte der Professor das Wasser aus der Wärmflasche im Bad aus.

Aber es war das gleiche wie mit dem Tee. Nachdem er es viermal erfolglos versucht hatte, erneuerte er im Bad das Wasser der Wärmflasche.
 

Der Professor brachte die Reste in die Küche.

Heiji betrachtete den blassen Körper seines kleinen Freundes. Er überprüfte, wie schon so oft, den Puls.

Dann fühlte er mit der Hand die Wange des Kindes. Vorsichtig nahm er senkrecht Conan samt Decken, in die sein kleiner frierender Körper immer doch dick eingewickelt war, auf den Arm. Rieb am Rücken entlang.
 

Das Händy klingelte. Alle schraken leicht zusammen. Der Professor nahm ab: „Hallo?“

„Wie geht es Shinichi?“, hörte er dessen Mutter, welche sich hektisch-nervös nach ihrem Sohn erkundigte.

„Er kühlt immer noch ab. Aber langsamer.“

Yukiko sah sehr besorgt zu ihrem Mann, der neben ihr, auf sein Ticket wartete. Da sie die Mithör-Funktion eingeschaltet hatte, hatte er es gehört.

Er nickte.

„Wir kommen wahrscheinlich so gegen viertel vor, zehn vor Acht bei dir an.“, meinte seine Frau daraufhin informierend.

„In der Detektei von Mori, aber.“

„Ja.“

„In Ordnung.“

„Bitte, bitte passen sie mir gut auf ihn auf, Professor.“, flehte die Schauspielerin und Mutter jenen in an.

„Macht euch keine Sorgen.“

Der Professor legte auf.

Ängstlich stürzte Yukiko sich in Yusakus Arme.
 

Er versuchte seinen Kopf zu heben. Doch sank kraftlos in sich zusammen.

„Shinichi!“, sprach Heiji ihn sofort an.

„Er wird warm!“, stellte der Oberschülerdetektiv belebt fest.

„Was?“, Ai fühlte Conans Stirn: „Du hast recht.“, freuten auch sie und der Professor sich sehr.
 

Der Professor schnarchte. Ai, bei ihm, war noch nicht ganz eingeschlafen. Mit geschlossenen Augen hörte sie Heiji.

Dieser hatte sich mit Conan müde an die Wand gelehnt. Er sah auf den Kleinen: „Durchhalten, hörs‘u? ... Nich sterbn! Bitte!... Du wolltes Ran doch sagn, das du sie liebs. Was soll ich ihr denn sagn, wenne jetz einfach so stirbs? Komm schon, du schaffs das!“

„Du kannst nichts dafür…“

Überrascht sah er auf. Hatte gar nicht gemerkt, dass die junge Frau in Gestalt des kleinen Mädchens ihn nun ansah.

Heiji sah von ihr zu Conan und dann wieder zu ihr: „He, du aber auch nich!“

„Doch! Hätte ich es nur früher abgesetzt.“, sagte die Ex-Chemikerin leise schuldbewusst.

„Nein! Das konntes‘u doch nicht wissen.“, meinte Heiji. Hilflos fügte er hinzu: „Wir hättn es früher merken müssn. Ich hatt schon die ganze Zeit so ein ungutes Gefühl.“

Ai erhob ihren Kopf. Senkte ihn jedoch gleich wieder matt.
 

Sonntagmorgen, 28. Mai
 

Der Professor kochte Kaffee, als es an der Wohnungstür klopfte.

Schnell öffnete der Detektiv. Vor im standen Shinichis Eltern, welche beide einen sehr besorgten Eindruck machten.

„Wo ist mein Sohn?“, wurde er von der Mutter seines Freundes umgehend förmlich überfahren. Hattori zeigte auf das entsprechende Zimmer. Er wollte noch etwas sagen, doch Shinichis Mutter war schon an ihm vorbei. Auch Yusaku steuerte schnellen Schrittes darauf zu.
 

„Oh, Schinichi. Was machst du nur?“

Yukiko hob ihr Kind an. Bereitwillig überließ Ai ihn ihr zurück weichend.

Yusaku stellte sich hinter seine Frau, legte seine Hände beruhigend auf ihre Schultern.

Die geschrumpfte Chemikerin verließ den Raum.

Yukiko hatte keine Augen für sie. Richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf ihr krankes Kind. Hin und wieder strich sie liebevoll über seine blassen Wangen.

Yusaku setze sich im Wohnzimmer mit dem Professor zusammen. Heiji gesellte sich zu ihnen…
 

Yukiko meinte eine leichte Bewegung bemerkt zu haben.

Ihr Kleiner begann zu zittern. Innerhalb von wenigen Augenblicken wurde es von ganz leicht immer intensiver. Überrascht und erschrocken rief sie nach ihren Mann, der sofort zu ihr eilte. Der Professor und Heiji traten ebenfalls hinzu.

„Er hat Schüttelfrost!“, stellte Yusaku fest.
 

Der Professor lief zu Ai.

Die Tür öffnete sich. Erschrocken sah sie zu ihm. Sie saß zusammengekauert auf Rans Bett.

„Komm!“ Damit war er schon verschwunden.

Eilig raffte sie sich auf und stieß zu den anderen vieren.

Schnell sah sie nach dem zitternden Conan.

Angespannt beobachteten seine Eltern was die Chemikerin tat.

„Die Verspannungen lösen sich auf.“, äußerte sie sich neutral.

„Oh, Himmel sei Dank!“, rief Shinichis Mutter über alle Maßen erleichtert-freudig aus.

Allmählich entspannte sich der kleine Körper. Atmete freier.
 

Sein Kopf bewegte sich kaum merklich.

„Shinichi! Shinichi!“, war es di Stimme seine Mutter, welche er wage aus weiter Ferne her ausmachen konnte. Mühsam versuchte er seine schweren Lieder zu öffnen. Er öffnete seine Augen einen kleinen Spalt weit, sah verschwommen.

„Oh, mein kleiner Schatz. Oh mein Liebling!“

„Ma... Mama?“, Conans Stimme war kaum hörbar, verwirrt.

„Oh Shinichi, mein Liebling. Was machst du nur für Sachen?“

Mehr als benommen wurde er von seiner Mutter innig gedrückt und umarmt. Überglücklich begann sie zu weinen.

Conan brauchte, bis er die Anwesenheit seiner Mutter und die der anderen realisiert hatte. Er war so erschöpft. Schloss seine Augen wieder. Er hörte die Stimmen Heijis und seines Vaters. Aber er fühlte sich so müde. So schwach. Er öffnete seine Augen noch einmal, versuchte seinen schweren Kopf in ihre Richtung zu bewegen, um sie ansehen zu können. Doch er hatte keine Kraft dazu.

„Shinichi?“, riefen die drei männlichen Personen seinen Namen.

„Lasst ihn schlafen.“, meinte Ai nur. Das ehemalige Organisationsmitglied verließ als erste unauffällig das Zimmer.

Die anderen setzten sich, abgesehen von Yukiko, die es vorzog bei ihrem Kind zu blieben, ins Wohnzimmer.
 

„Wo bringe ich ihn am besten hin?“, überlegte Shinichis Vater grübelnd.

„Ich wüsst da vielleicht jemandn…“, äußerte Heiji sich nach einer Weile zögerlich.

Interessiert wurde er angesehen.

„Kaito.“

„Wer?“

„Er hat uns bei der Lagerhalle geholfn. Vielleicht weiß er ein geeignetes Versteck?“

„Ruf an.“, meinte Yusaku sich eine Zigarette anzündend.
 

So wählte Heiji Kazuhas Nummer: „Kazuha?“

„Heiji? Wo bis’u?“, wurde er sofort wütend von ihr angefahren.

„Sag ich dir nachher. Ich brauch Aokos Nummer.“

„Hä?“

„Mach schon.“, drängte Heiji: „Du has die doch sicher oder sons frag Ran.“

„Wieso wills‘u die’n wissen?“

„Boah. Is doch jetz egal. Gib sie mir einfach!“, forderte er sie gereizt auf.

„Das kann man auch freundlicher sagn!“, reagierte seine Freundin empört.

„Danke!“, legte er auf.

So hatte Kazuha, wütend, keine Möglichkeit mehr ihre Fragen beantwortet zu bekommen. Ran schaute sie hoffnungsvoll-fragend an.
 

Aoko saß neben Kaito in ihrem Zimmer. Die beiden sahen fern.

„Äh… hallo?“, meldete sich der Detektiv: „Aoko?“, als sie abnahm.

„Ja?“, fragte sie verwundert.

„Ich bin Heiji, der Freund von Kazuha. Könnt ich die Nummer von deinem Freund bekomm?“

„Hier!“, wandte Aoko sich schnippisch an den Dieb.

Dieser nahm das Mobilgerät stirnrunzelnd entgegen.

„Hallo?“

„Kaito?“

„Ja?“, wunderte der Sohn des großen Zauberers sich: „Detektiv!? Was möchtest du von mir?“, fragte der Dieb nach.

Heiji antworte: „Du sagtes, als wir uns das letze Mal sahn, ich könnt mich bei dir meldn, falls ich deine Hilfe bräucht.“

„Ich erinnere mich.“

„Gilt das noch?“

„Sicher.“, meinte der Dieb interessiert: „Womit kann ich dir behilflich sein?“

„Shinichi. Er muss versteckt werdn.“, brachte der aus Osaka stammende Detektiv sein Anliegen bittend vor.

„Wie?“, sein Gesprächspater wunderte sich.

„Kanns‘u uns helfn?“, Heiji klang wirklich dringlich.

Der Zauberer überlegte für einen Moment, dann sagte er: „Komm zu mir.“

Aufrichtig dankend legte Heiji auf.

Kaito tat es ebenfalls: „Ich muss jetzt leider gehen.“, meinte er Aoko ihr Handy wiedergebend.
 

„Und?“, Yusaku sah den jungen Detektiv an.

„Er machts.“

Damit erhob sich Shinichis Vater, holte seinen Sohn. Yukiko reagierte irritiert, als er ihr den Kleinen aus den Armen nahm.

„Wohin gehst du mit ihm?“, fragte sie ihn panisch.

„Komm mit. Wir bringen ihn dahin, wo er sich erholen kann.“
 

„Jii, wir bekommen Besuch.“, verkündete der junge Hausherr nach Hause kommend.

„Wen?“

„Das wirst du schon sehen.“, meinte der Sohn des großen Meisterdiebes mit diesen Worten in das Zimmer seines Vaters gehend. Dort richtete er provisorisch ein Bett ein. Danach brachte er Unterlagen zu Jii.

„Hier.“, meinte er geschäftlich klingend: „Bitte einmal sicher verwahren.“
 

Es war dunkel draußen, als Kaito die Haustüre öffnete. Er staunte nicht schlecht, dass ein ganzer Trupp vor ihm stand.

Er sah den kleinen Detektiv in den Armen seiner Mutter in die Decken eingewickelt. Sah ihren flehenden Blick.

„Kommt mit.“, sagte er einladend. Führte Sie, ihren Mann, Heiji und den Professor, mit Ai auf dem Arm, nach oben.

„Du hast mir nicht gesagt, wie krank er ist.“, meinte der Dieb momentan in Zivil Heiji gegenüber sein Zimmer betretend, das kleine Kind, auf den Armen seiner Mutter von der Seite her, betrachtend.

Er brachte die vier Personen in den anliegenden Raum.

Yusaku schaute sich aufmerksam um. Vorsichtig legte Yukiko ihren kleinen Sohn auf weichem Untergrund ab.

Behutsam strich sie über seine Wange und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich, mein kleiner Liebling.“, sagte sie leise schluchzend, als sie sich von ihm loslöste. Wie friedlich er da lag und schlief. Wie ein kleiner Engel. Es schien, als hätte sich in all den Jahren nichts verändert.

Auch Yusakus Blick, der hinter seiner Frau stand, ruhte auf seinem Kind. „Ich bin so froh, dass ihm nichts passiert ist.“, begann Yukiko plötzlich zu schluchzten. Yusaku nahm sie in den Arm...

In dieser Nacht war es Yusaku, der an seinem Laptop abreitend, seinen Sohn im Blick behielt. Seine Frau lag schlafend neben ihm und ihrem gemeinsamen Kind.
 

Montagmorgen, 29. Mai
 

Müde wachte Heiji auf. Er hatte bei Kaito im Zimmer auf dem Boden geschlafen. Es war der Professor, welcher ihn weckte. Der Dieb war nicht da.

Er kam in das Zimmer von Kaitos Vater. Conan lag in Yukikos Armen. Ihr Mann wiederum hatte einen Arm, um seine Frau gelegt. Ihre Köpfe ruhten schlafend aneinander.

Heiji kniete sich zu Conan: „Durchhalten! Shinichi, hörs‘u?“, flüsterte er, wobei er den Puls fühlend sicher ging das der Kleine auch noch lebte.

„Du bist sehr fürsorglich!“

Heiji schaute überrascht in die Richtung der kommenden Stimme.

Es war der Zauberlehrling, welcher gehfertig auf der Schwelle stand: „Er wird es schon überleben.“
 

Heiji musste sich beeilen, um vor Kazuha beim Präsidium anzukommen.

„Geschafft!“ Er wollte gerade das große Gebäude betreten, als seine Freundin ihn zornig von hinten her rief: „Heiji!“

Oh nein! Ich bin fällig. Tief Luft holend drehte er sich um.

Kazuha erreichte ihn: „Sag ma has’u sie noch alle?“

„Schrei mich doch nich so an! Mir falln ja die Ohrn ab.“

„Das weiß’u ganz genau!“, erwiderte sie schnippisch.

„Nein. Das weiß ich nich“, verteidigte er sich.

Mit einem Blick als könne er töten, verschwand Kazuha wütend im Gebäude. Frustriert ging ihr Freund ihr hinterher.
 

Der Professor wurde mit Tadashi auf dem Arm von Jii herein gelassen. Als er die Treppe herauf in Kaitos Zimmer kam, fand er seine kleine Mitbewohnerin noch schlafend vor.
 

Zur Mittagszeit
 

Kazuha sah noch, wie ihr Freund die letzten Stufen runter stieg.

„Heiji!“, rief sie ihm entgegen.

Er drehte sich zu ihr um. Wartete.

Kazuha brachte die Distanz zwischen ihnen, das kurze Stückchen rennend, hinter sich.

Als sie ihn erreicht hatte, sah sie ihn vorwurfsvoll an: „Wo wars‘u? Wieso has‘u nich angerufn?“

„Ich hat mein Handy nich dabei.“

„Na un? Wofür gibts Telefonzelln!? Außerdem hass’u mich immerhin wegen Aoko angerufn!“

„Sorry.“, meinte er nur kurz angebunden und stieg genervt höher.

Kazuha folgte ihm: „Wars’u mit Shinichi weg?“

Heiji hielt inne.

„Wars’u doch?!“

Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite. Sah Kazuha neben sich an. Ihr Blick, welchen sie im entgegenbrachte war fordernd.

„Ja!“, abtwortete er knapp wahrheitsgetreu. Setze seinen Weg fort.

„Und wo is er? Kommt er wieder?“, wollte Kazuha wissen.

Oben ankommend reagierte Heiji mit traurigem Unterton in der Stimme und ernstem Gesichtsausdruck: „Ich denk vorerst nich.“, er vergrub seine Hände in seinen Jackentaschen.

„So‘n Idiot! Er hätt Ran wenigstens auf Wiedersehen sagn könn!“, bog sie neben ihm um die Ecke zu den Büros. Verschränkte wenig verständnisvoll ihre Arme, worauf Heijis Lautstärke verärgert zunahm: „Red nich so über ihn! Er kann nichs dafür!“

Heiji!“, rief Inspektor Megure erfreut aus, als er ihn sah. Jener stand sich mit Inspektor Chiba unterhaltend mitten auf dem Gang.

Yumis Lebensgefährte, welcher bis eben mit seinem Rücken zu ihnen stand, drehte sich zu den Oberschülern um.

„Guten Tag.“, grüßten die Oberschüler wie es sich gehörte.

Jetzt standen sie alle zusammen. Megure ergriff das Wort an die Praktikanten gewandt: „Ihr könnt heute mit Chiba gehen.“ Der Blick des Inspektors ruhte auf Heiji: „Und keine Alleingänge.“, fügte er hinzu, ging seines Weges.

„Dann lasst uns mal zu den anderen gehen.“, meinte Chiba freundlich, wie er war, lächelnd und setzte sich ebenfalls in Bewegung.

Heiji und Kazuha begleiteten ihn.
 

Yukiko saß wachend neben ihrem Sohn. Ihr Mann schrieb.

Conan öffnete seine Augen. Er sah ein wenig unscharf, was sich aber gab. Er versuchte seinen Kopf zu bewegen, um sich in der ihm fremden Umgebung zu orientieren. Doch es gelang ihm nicht.

„Shinichi!“, sprach seine Mutter ihn eindringlich an: „Geht es dir gut?“ Der Schriftsteller stoppte sein Tippen. Hielt sich mit aufmerksamem Gesichtsausdruck im Hintergrund.

Der Detektiv hörte seine Mutter zwar, aber er reagierte nicht auf sie. Es war etwas anderes, was seine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war ein Stück der Decke, in die er gewickelt war, welche er erkannte.

Ran… Mit dem Gedanken an sie kamen auch seine Erinnerungen zurück. Ihm wurde schmerzlich klar, dass es Shinichi nicht mehr gab.

„Shinichi! Shinichi!“, drang dennoch der Name des Oberschülerdetektivs an die Ohren seines Nachfolgers.

„Hm?“, brachte Conan erschöpft hervor. Schaute seine Mutter mit einer Mischung aus Müdigkeit und Enttäuschung an.

„Möchtest du etwas essen?“

Obwohl ihr Sohn kaum merklich den Kopf schüttelte, eilte sie mit den Worten: „Ich hole dir Frühstück.“, davon.
 

Yusaku stellte den Laptop neben sich auf den Boden. Kniete sich neben seinen Jungen: „Shinichi?“

„Papa.“

Seinem Vater fiel auf, wie schwer es für den geschrumpften Oberschüler war auch nur dieses eine Wort zu formen und auszusprechen.

„Du hast Schmerzen?“, erkundigte er sich ahnend, die Stirn berührend, nach dem Befinden.

Dieser bemühte sich um ein Nicken.

Sein Vater nahm die Decken ein Stück zur Seite. Fasste seinen Sohn am Arm, hob diesen leicht an.

Conan stöhnte. Es klang wie ein schmerzhafter Schrei.
 

Seine Mutter war wieder da. Sofort kniete sie sich neben ihr krankes Kind.

Ihr Mann überließ den Vortritt.

Yukiko wollte ihren Liebling füttern, aber jener verweigerte sich der Nahrungsaufnahme. Auch all ihr Bitten: „Shinichi, iss. Nur ein wenig, ja? Komm schon, mein Schatz. Nur etwas Suppe.“ brachten da nichts. Konnten den geschrumpften Shinichi nicht dazu bewegen auch nur einen Löffel zu sich zu nehmen. Seine Lippen blieben aufeinander gepresst.

Yusaku merkte, dass das Bemühen seiner Frau auch weiterhin nichts bringen würde.

Ruhig legte er ihr eine Hand auf den Arm.

Sie schaute von Conan auf. Schaute ihn an.

Er schüttelte seinen Kopf.

„Aber…“, wollte die Schauspielerin dagegen setzen.

Doch der Vater ihres Sohnes unterbrach sie. Seine Augen waren eindringlich: „Lass…“
 

Ran verließ mit Sonoko gemeinsam das Schulgebäude. Schaltete ihr Handy an. keine neuen Nachrichten…

Im Haus des Professors war niemand. Sie hörte den Anrufbeantworter ab: „Hallo Ran, Hallo Kazuha: Wie es aussieht dauert es noch einige Tage, bis die Formalitäten bezüglich Tadashis und seiner Mutter geklärt sind.“, hörte sie die Stimme des Hausbesitzers. Fand daneben liegend einen Zettel vor. Las diesen.

Seufzend zog Ran sich danach niedergeschlagen ihre Schultasche von den Schultern.
 

Nach Dienstschluss kam Heiji zurück zum derzeitigen Versteck seines Freundes.

„Er ist über den Berg.“, teilte Ai ihm sachlich mit.

„Echt?“, der Detektiv machte, seine Schuhe ausziehend, große Augen.

Das ehemalige Organisationsmitglied nickte distanziert.

„Das ist ja phantastisch!“, euphorisch umarmte er sie.
 

Kazuha fand Ran beim Auspacken von Einkaufstüten vor.

„Weißt du was?“, war direkt das erste was ihre Freundin sie angespannt fragte.

Heijis Freundin schüttelte bedauerlich den Kopf, half ihr.
 

„Hey, Shinichi!“, grüßte Heiji seinen Freund überschwänglich: „Schön, dass es dir besser geht!“

Doch Conans Augen sahen ihn nur wütend an.

„Was is?“, fragte Heiji sich zu ihm setzend.

Der kleinere Detektiv schwieg demonstrativ.

„Du bis doch nich immer noch sauer auf mich?“, fragte Heiji ihn vorsichtig.

Conan blieb stumm. Jedoch änderten sich seine Augen, wurden traurig.

„Shinichi, bitte: es tut mir wirklich sehr leid. Ich wollt nur nich, dass dir was passiert.“, entschuldigte er sich aufrichtig bei seinem Partner.

Conans Blick ging an ihm vorbei.

„Na, sag mir Bescheid, wenn‘u mir verziehen has, Ok?“, sagte Heiji schließlich verlegen.

Der kleine Detektiv brach sein Schweigen: „Ich kann mich nicht bewegen.“, sprach er die Worte erschreckend gleichgültig aus.

„Was?“, Heiji war erschüttert: „Immer noch nich?“

Der Blick seines kleinen, verletzten Freundes war leer. Er sagte alles. Spiegelte wieder wie der geschrumpfte Shinichi sich fühlte.

„Aber, dass muss doch noch nichs heißn! Vielleicht brach es nur einige Zeit, bis sich die Verspannungen lösn?“

„Das Gleiche hat auch schon Ai gesagt.“, Conan reagierte regelrecht verbittert:

„Ich-ich kann ni-nicht mal meine Kopf bewegen, Heiji!“, seine Stimme wurde dünner, kraftloser: „Ich kann nicht mehr…“

„Shinichi! Sag das nich, Shinichi!“, stemmte Heiji sich energisch über ihn: „Sag sowas nich. Du- du schaffs das schon! Du wirs ganz bestimmt wieder gesund!“, Heiji erkannte seinen Freund gar nicht wieder: „Ai konnt sich auch ers kaum beweg un jetz geht es ihr schon viel besser!“, versuchte Heiji an seinen kleinen Freund zu appellieren. Doch dieser starrte einfach nur vor sich hin.

„Komm schon, Shinichi: Sag mir, dass’u nich aufgebn wirs!“

„Ich halte das nicht mehr aus. Ich kann nicht mehr…“
 

„Das will ich von dir nicht noch einmal hören, Shinichi!“ Yusaku stand auf der Schwelle.

Die Blicke des Vaters und des Sohnes trafen sich, während der Schriftsteller auf ihn zukam. Frustration traf auf Strenge.

Heiji ging bereitwillig zur Seite. Schaute zu, wie der Vater seines Freundes die Decke zur Seite schlug und diesen unsanft am Bein packte.

Schmerzhaft wimmerte Conan laut auf. Sein Bein wurde gestreckt.

Yusaku wartete einen Augenblick, ließ den geschrumpften Shinichi einmal Luft holen. Nur um dann das Bein wieder zu beugen. Erneut schrie sein Sohn fast. Dennoch, geradezu erbarmungslos wiederholte er diesen Vorgang noch vier weitere Male. Nur um dann mit dem anderen Bein ebenfalls so zu verfahren.

Conan wimmerte herzerweichend. Holte keuchend Luft, als sein Vater endlich aufhörte.

Yusaku ließ ihn zu Atem kommen: „Das werden wir beide jetzt jede Stunde so machen. Hast du mich da verstanden?“ Sein Tonfall machte unmissverständlich deutlich, dass kein Jammern etwas dagegen bewirken könnte, geschwiege den würde.

Conan brachte ein leichtes, ergebenes Nicken zustande.
 

Mittwoch, 31. Mai
 

„Ich glaub das nicht!?“, entfuhr es Ran mit der Zeitung aus dem Flur die Küche betretend. Fassungslos schaute sie, die am Frühstückstisch sitzende Kazuha, an.

Hielt ihr jene hin.
 

Yusaku saß an seinem Laptop. Yukiko war nicht da. Nur der Professor saß, wie er, Kaffee trinkend in Kaitos Zimmer. Ai war bei Conan.

„Nein!“, entfuhr es dem Schriftsteller verärgert. Er hatte im Internet eine Nachrichtenseite aufgeschlagen.

„Was ist?“, fragte sein alter Freund ihn.

Yusaku las betont reiserisch die Überschrift der Schlagzeile vor: „Yukiko in Japan?“ und dann den Untertitel: „Trennung vollzogen?“

Der Professor sah beobachtete Yusaku, der wütend mit der Fast auf den Tisch schlug: „Sie kann nicht hören! Das sie einfach nicht hören kann!“, regte er sich über die Unvernunft seiner Frau auf: „Bestärkt sie die Gerüchte noch!“

„Gerüchte?“, fragte der Professor irritiert nach.

„Die aus Los Angeles.“, er las den gesamten Artikel vor: „Steht die Ehe von Yukiko Kudo, Schauspielerin, und ihrem Mann Yusaku, Schriftsteller, nun vor dem endgültigen Aus?

Wie bereits quellendlich aus den kalifornischen Medien bekannt, gab es in den vergangenen Monaten immer wieder das aufkommende Gerücht, dass der Grund der Ehekrise die Fehlgeburt von Februar sei. Zwar dementierte Yusaku Kudo diese Spekulationen mehrmals, doch besteht jetzt erneut Grund zu dieser Annahme. Zumal Yukiko gestern in Tränen durch die Straßen Tokios ging. Noch gibt es kein Standment Ihrerseits oder Seitens ihres Mannes. Dieser hatte am Montag, dem 26. durch seinen Sprecher bekannt gegeben, dass er all seine Termine vorerst auf Eis legen würde. Es sieht also tatsächlich nach einer vollzogenen Trennung aus…“, Yusaku beendete sein Vorlesen.

Der Professor saß platt da. Yusaku nahm seine Jacke vom Stuhl, zog sie sich über: "Wenn ich sie jetzt finde, dann werd ich ihr was erzählen.“, fluchte er…
 

Conan lag. Konzentrierte sich auf seine hochgehobenen Hände, welche er immer wieder öffnete und schloss, um sie dann erneut öffnen zu können. Neben ihm lag ein Kuli.

Heiji kam zu ihm.

„Hi. Na, wie geht’s?“

„Meine Mutter!“

„Nervt?“

„Ja! Und frag nicht wie. Sie behandelt mich wie ein Kleinkind. Da bin ich ja froh wenn ich wieder Grundschüler sein darf!“, verschränkte Conan die Arme.

Hattori verkniff sich ein Grinsen: „Ich bin unschuldig.“, Er erhob, wie ein von der Polizei umstellter Tatverdächtiger, seine Hände und lachte leicht.

„Ich weiß! Das verdanke ich Ai und dem Professor!“

Conan war ärgerlich: „Wenn der wüsste was er mir damit angetan hat!“

„Ich glaube das weiß‘er.“, meinte Heiji feixend. Was Conan missbilligenden Blickes zur Kenntnis nahm.

„Hast du Ran gesehen?“

„Ja.“, beststätige Heiji ihm.

„Sie hat nach mir gefragt?“

Heiji nickte: „Wie imma. Ich glaub es verwirrt sie etwas, dass nach Shinichis verschwinden nich Conan aufgetaucht is.“
 

Daraufhin schob der Sohn der Schauspielerin die Decke zur Seite, wollte aufstehen. „Bleib liegn. Ich hol dir was‘u wills.“

„Nein. Ich schaffe das schon. Stell dich drüben an die Wand.“, meinte der Kleine und setzte sich ganz aufrecht.

Heiji tat wunderlich was er sollte: „Un jetz?“

„Pass auf!“ Conan stellte seine Füße auf. Unsicher, leicht zitternd richtete er sich, mit ausgestreckten Armen, ausbalancierend auf. Verharrte einen Moment in dieser Position. Dann setzte er langsam einen Fuß vor den anderen. Wackelte, balancierte sein Gleichgewicht aus.

Staunend sah Heiji ihm zu. Auf halber Stecke machte Conan den Eindruck, als würde er jeden Augenblick umfallen. Deswegen wollte Heiji reflexartig auf ihn zu kommen, um ihn aufzufangen. Doch Tokios Detektiv schüttelte nur energisch den Kopf. So blieb sein Freund, wo er war.

Da endlich! Conan war fast da. Heiji ging in die Hocke. Erschöpft, aber glücklich ließ er sich von seinem Freund auffangen.

„He, Klasse!“, freute sich auch Heiji: „Seit wann kanns‘u wieder laufn?“

„Seit heute Mittag. Ich habe den ganzen Morgen über geübt.“

„Hat sich gelohnt. Hat sich gelohnt!“, gab sein Gegenüber anerkennend von sich: „Ich hab gewusst, dass’us schaffst!“, lachte er freudestrahlend.
 

„Was ist denn so lustig?“ Es war Yukiko, die noch ihre Jacke trug. Sie kam auf die beiden zu, die sie verblüfft ansahen.

„Oh, Shinichi! Mein Schatz!“, rief sie freudig aus. Beugte sich, schneller, als weder ihr Sohn noch Heiji reagieren konnte, zu ihm hinunter und knuddelte ihn wie einen Pudel.

„Mam-Mama!“, protestierte der geschrumpfte Shinichi umgehend empört: „La-lass mich sofort los! Du erwürgst mich noch! Mama!“

Für einen Augenblick ließ seine Mutter ihn los. Nur um ihn dann mit einem: „Oh, ich freue mich ja so für dich, mein Schätzchen!“, noch einmal innig an sich zu drücken. Heiji schaute mitfühlend zu, wie Conan sie energisch von sich drückte und entrüstet anfunkelte.
 

Yukiko entdeckte einen kleinen Zettel, welcher auf den Boden fiel. Conan wollte ihn schnell aufheben, aber seine Mutter war eher. Sie las was auf jenem, in krakeliger Schrift, geschrieben stand: „Oh, hast du dich mit Ran gestritten und möchtest sie jetzt um Verzeihung bitten? Wie Romantisch.“, rief sie fröhlich aus.

Heiji machte ein verwundertes Gesicht. Conans dagegen war nur wütend: „Und wenn? Krieg dich wieder ein und gib mir das zurück. Das geht dich gar nichts an!“, führ er sie so ärgerlich an, dass seine Mutter zusammenzuckte.

Dann meinte sie: „Das ist doch aber nichts, was dir peinlich sein müsste, mein Schatz!“, ihre Tonlage veränderte sich. Sie gab ihm den Zettel zurück: „Wenn dein Vater nur ein klein wenig wie du wäre…“, seufzte sie sich frustriert aufrichtend: „Apropos...“, Yusakus Ehefrau stemmte ihre Arme gegen ihre Hüften: „Wo steckt dein Vater eigentlich schon wieder?“

„Weiß ich doch nicht! Wahrscheinlich hat er sich irgendwohin zum Schreiben verzogen!“
 

Conan sah sie genervt an: „Warum bist du denn schon wieder da?“, nörgelte er.

„Ach. Ich wollte es deinem Vater unbedingt erzählen, aber wenn er nicht hier ist… bist du eben der erste dem ich es erzähle!“, meinte sie schnippisch.

„Ist mir doch egal!“, ging Conan zurück zu seinem Bett, um sich erschöpft hinzusetzen. Allerdings ließ seine Mutter ihn aufhorchen, als sie begeistert ansetzte ihr Geheimnis zu verkündeten: „Ach,…“, seufzte sie selig: „Ich freue mich ja so für Ran.“

„Ran?“, kam es wie aus einem Mund nicht nur von Conan.

„Ja.“, bestätigte die Freundin Eris ihnen in Hochstimmung lächelnd: „Sie bekommt ein Brüderchen.“

„Was?“ Die beiden Detektive glaubten sich verhört zu haben.

„Ja.", freute sich Shinichis Mutter begeistert: „Aber es ist noch nicht offiziell." Sie wandte sich speziell an ihren, mit großen Augen vor ihr sitzenden, Sohn: „Deshalb darfst du es noch niemandem und ganz besonders Ran nicht erzählen.“, sie erhob mahnend ihren Zeigefinger: „Sonst verdirbst du uns die ganze Überraschung.“ Fröhlich wandte sich die Schauspielerin ab und ließ die beiden Oberschüler, summend, alleine.
 

„Hä?“, entwich es aus Heijis Mund, der als erster seine Sprache wieder fand: „Muss ich das jetz verstehn?“

„Das kann nicht sein!?“, antwortete Conan ihm fassungslos: „Das... das fass ich einfach nicht! Ich muss mich verhört haben.“, meinte er es logisch zu begründen versuchend.

„Ich hab es aber auch gehört.“, erwiderte sein großer Freund, sich zu ihm im Schneidersitz hinsetzend.

„Dann haben wir uns wohl beide verhört.“ War daraufhin die Schlussfolgerung, seitens Conans.

„Ach Quatsch! Ich bin doch nich blöd!“

„Ich etwa?“ Conan hatte sich aus seiner Starre gelöst und sah empört auf.

„So war‘s nich gemeint.“

„Dann ist ja gut!“ Mit einem böse-drohenden Blick wickelte Conan sich wieder Rans Decke um.

Schweigen.
 

„Meins‘u Rans Eltern sin wieder zusammn?“, grübelte Heiji nach einer Weile laut.

„Nie im Leben!“, antwortete Conan ihm sofort verstimmt.

„Wieso nich? Möglicherweise habn sie sich wieder vertragn?!“

„Ehe die wieder zusammen kommen werde ich Sherlock Holmes treffen!“

„Da bis‘u aber sehr optimistisch.“, lachte Heiji auf.

„Sehr witzig!“

Heijis wurde erst: „Warum solltn sie sich nicht wieder vertragn habn? ... Wär doch nett.“

„Nett? Nett? ...“, Conan sah ihn entrüstet an: „Vielleicht für Ran.“, murrte er: „Wenn diese Frau wieder bei uns einziehen sollte, werde ich mich umbringen.“ Mit einem Gesichtsausdruck, der seinen ganzen Missmut widerspiegelte, schaute er drein.

„Is doch nich dein Ernst?“ Heiji schaute auf ihn hinunter.

„Doch und ob das mein Ernst ist! Du hast ja keine Ahnung wie nerv tötend und anstrengend diese streitsüchtige Frau ist. Da bin ich ja tausendmal lieber mit Kogoro, diesem Suffkopf, zusammen!“

Heiji begann zu lachen: „Findes... findes‘u nich, dass‘u da jetz ein kleines… kleines bisschen übertreibs?“
 

„Yukiko, bist du verrückt?“, führ ihr Mann sie äußert verärgert an, als er rein kam. Er hielt ihr die Titelseite einer Zeitung unter die Nase. Es war ein Artikel mit passendem Foto zu ihr.

„Lass mich damit in Ruhe!“, wandte sie sich unbekümmert ab.
 

„Übertreiben?“ Conan wurde wütend.

Der andere lachte immer noch: „Ja. Ich… ich mein... die arme Ran. Ich... ich seh schon die Schlagzeile in... in den Zeitungn: „Kleiner Junge wird von Mutter seiner Freundin in den Tod getriebn.“ oder „Junge Frau von ihrem Liebsten verlassen. Er erlitt einen Nervenzusammenbruch und verstarb kurze Zeit später auf tragische Weise. Hahaha…“

„Hör gefälligst auf zu lachen! Das ist jawohl nicht komisch!“, wurde er nun von Conan regelrecht angefahren.

„Un… ob... das... das komisch is.“, brachte Kazuhas Freund nur unter Kichern hervor.

„Du nimmst mich einfach nicht ernst!“

„Doch... doch ich nehme dich ernst.“. Heijis Lachen wurde leiser bis es ganz verstummte. In Gedanken fügte er hinzu:

Ich nehm dich so ernst, wie man dich in so einer Situation ernst nehmn kann. Er wusste, dass es klüger war den letzten Teil nicht laut auszusprechen.
 

„Musstest du schon mal ihr Essen essen? Allein das ist selbstmörderisch.“, kam es nun in einem vor reiner Ernsthaftigkeit triefendem Ton. Zur Untermauerung seiner Worte verzog er angewidert das Gesicht.

Wenn das so is, will ich probieren, ging es dem Detektiv aus Osaka amüsiert durch den Kopf.

„Bis‘u nicht ein wenig zu negativ eingestellt? Vielleicht is es ja gar nich so schlimm und du bis angenehm überrascht?“

Conan schaute ungläubig zu ihm auf: „Bestimmt nicht. Das endet nur in einer Katastrophe. Ran wird sicher wieder fürchterlich darunter leiden.“, sprach der geschrumpfte Shinichi immer leiser werdend.

Aufmunternd rieb Heiji ihm über den Rücken: „So schlimm wird’s bestimmt nich und wenn doch seit’ter bei mir jeder Zeit herzlich willkommn. Und außerdem...“ Heijis Stimme war nur ein Flüstern an Conans Ohr: „… möcht ich dich noch eine Weile als besten Freund behaltn. Ich mein ich und die anderen habn uns doch nicht umsonst die Nächte deinetwegen um die Ohren geschlagn,…“ Er klang ein wenig vorwurfsvoll: „damit du dich jetz wegen so einer kleinen Lappalie einfach umbrings!? Weiß‘u da wäre ich ziemlich beleidigt drüber. Was würd dann aus unser gemeinsamen Detektei, hm?“

„Heiji“, brachte Conan nur kaum hörbar heraus.

Nun durch wuselte jener munter dessen Haar und meinte anschließend grinsend: „Komm sitz da nich rum. Lass uns sehn, wo die anderen steckn.“
 

„Guten Abend, Detektive! Wisst ihr nun, wie ihr mich zur Strecke bringen könnt?“, fragte der Hausbesitzer verschmitzt, mit Ai und Tadashi bequem auf seinem Bett sitzend, als er das Dou aus dem Zimmer seines Vaters kommen sah.

„Wir überlegn noch.“, teilte Heiji sich neben ihn gesellend, hinterhältig mit.

„Schön, lasst es mich wissen, wenn euer Plan steht.“, meinte der Dieb gerissen grinsend den kleinen Detektiv dabei beobachtend, wie dieser mühevoll ebenfalls auf das Bett krabbelte.
 

So kam es, dass ein ungleiches Quartett plus einem Baby in Reih und Glied still schweigend neben einander saß.

„Hm... und jetzt?“, war der Dieb es, welcher die alles entscheide Frage in den Raum warf.

„Keine Ahnung“, äußerte Ai sich gähnend.

„Da meine Mutter unten ist, kann ich euch nur das anbieten, was sich hier oben befindet.“

„Un das wäre?“, erkundigte Heiji sich leicht amüsierend.

„Schau dich nur um.“, meinte Kaito darauf zu ihm.

„Hm… weist‘u uns in deine Planungn für dein nächstn Beutezug ein?“, versuchte Osakas Detektiv es einfach mal ganz frech.

Der Zauberer, wie auch Conan und Ai schauten ihn mit einem Träum-weiter-Blick an.

„Äh… nein!“, zeigte sich der Dieb ganz klar, kurz und knapp gegen diesen Vorschlag: „Aber wir könnten ein wenig spielen.“

„Was spielen?“, fragte Ai misstrauisch.

„Karten. Wie wäre es mit Poker. Was ist mit euch Detektiven? Traut ihr euch oder habt ihr vielleicht Angst gegen einen einfachen Dieb zu verlieren?“, forderte er seine eigentlichen Rivalen gerade zu provozierend heraus.

„Aber sicher doch!“, nahm Heiji auch in Conans Namen diese Herausforderung siegessicher an.

Conan wirkte nicht begeistert.

„Was is mit dir Ai, spiels’u auch mit?“

Die Angesprochene seufzte nur kopfschüttelnd, als würde sie ahnen, dass sich das Spiel nicht zu Gunsten der Detektive verhalten würde.
 

Der Zauberer stand auf. Ging zu den Karten. „Um genau zu sein: Ich ziehe mich vorerst aus dem Geschäft zurück.“

Die anderen reagieren verblüfft. Ihn nicht verstehend ansehend.

„Ich möchte nicht, dass sich so etwas wie bei der Lagerhalle noch einmal wiederholt.“ Der Blick des Diebes war ungewöhnlich traurig. Richtete ihn, während er zurück kam, auf das Baby des früheren Mitgliedes der Organisation.
 

„Verdammt! Wie machs’u das?“, regte Heiji sich auf. Als auch er raus war: „Das is schon, dass siebte Mal, dass ich gegen dich verlier! Ich hab langsam keine Lust mehr!“

Der Dieb kicherte: „Pscht.“, legte er gelassen seinen Zeigefinger auf den Mund: „Du wirst deine kleinen Freunde noch wecken, wenn du nicht leiser sprichst.“

„Hm?“, Heiji verstand erst nicht, bis Kaito auf die Grundschüler deutete.

„Oh.“, stellte der Detektiv überrascht fest, dass alle beide friedlich neben ihm lagen und leise atmend schliefen.

Der Dieb schaute abschätzend auf seine Armbanduhr: 22:23 Uhr: „Noch eine Runde?“, bot er dem Detektiv eine Revange.

„Damit du mich noch ärmer machs? Vergiss es!“ Heiji gedachte gar nicht daran. Sattdessen nahm er Conan behutsam auf den Arm. Der kleine Detektiv regte sich leicht. Sein Freund trug ihn zu Bett, um anschließend mit Ai das gleiche zu tun. Tadashi hingegen blieb, noch wach, bei Kaito liegen. Wurde von diesem auf den Arm genommen. Angelächelt.
 

Freitag, 2. Juni
 

Kaito trug seine Schuluniform, als er nach Hause kam. Auf der Treppe entdeckte er einen Jungen: „Oh, guten Abend, kleiner Detektiv.“

Conan sagte nichts.

Auf dem Gesicht des Diebes breitete sich ein breites, selbstgefälliges Grinsen aus: „Sieht so aus, als müsste ich mich langsam vor dir in Acht nehmen, was?“

Conan funkelte ihn, sich an den Stäben des Geländers abstützend, ehrgeizig an.
 

Nach der Arbeit begleitete Heiji seine Freundin zum Haus des Professors. Überreichte Ran den kleinen Zettel. Verwundert nahm sie ihn entgegen. Heiji leinte die Hunde an. Ran las was auf dem kleinen Stück Papier geschrieben stand: Es tut mir Leid Ran und darunter mit Shinichi unterschrieben. Verwirrt wollte sie Heiji fragen, aber er war gerade weg.
 

Conan schaltete gelangweilt von einem Fernsehsender zum nächsten.

Kaito mit Tadashi auf dem Arm und Ai saßen neben ihm. Yusaku arbeite an seinem Laptop am Schreibtisch.

Heiji kam rein. Er hatte Queen und Holmes und eine Tüte dabei. Verspielt begrüßten die Welpen die sich im Raum befindlichen Personen. Zuerst die Schüler, dann den Schriftsteller schwanzwedelnd, während Heiji sich seine Schuhe auszog.

„Holmes.“, wurde Conan von seinem Hund angesprungen.

„Queen.“, rief Heiji seinen Hund auf einen seiner Oberschenkel schlagend zu sich zurück, wobei er sich gelassen zu den anderen setze.

Er öffnete die Tüte. Holte das darin transportierte Abendessen heraus. Kaito stand auf. Ging aus dem Zimmer. Queen schoss ihm hinterher.
 

„Ich find das so scheiße von ihm. Das macht er dauernd. Wofür kochn wir eigendlich?.“

„Das hat er bestimmt nicht böse gemeint. Sag ihm doch einfach, dass es dich stört.“

„Ran, das habe ich schon zichmal gemacht!“, fuhr Kazuha ihre Freundin gereizt an.

„He, ich kann doch auch nichts dafür“, klang diese traurig.

„Ja. Entschuldige. Ich bin einfach nur so sauer auf ihn.“

"Wenn er wenigstens was zu Shinichi gesagt hätte", Ran war wirklich sehr enttäuscht.
 

Conan musterte argwöhnisch den Reis, was seinem Vater ein Schmunzeln aufs Gesicht zauberte.

Der Hausbesitzer kam mit Geschirr zurück: „Hattori, dein Hund!“, mahnte er Heiji. Dieser pfiff Queen darauf zu sich. Vor das Bett auf den Boden.

Yusaku kam dazu. Wie auch Heiji und Ai bekam er ein Schälchen vom Zauberer gereicht. Jeder nahm sich vom Essen. Nur Conan wirkte noch unentschlossen. Sein Vater beobachtete ihn, wie er wie ein neugieriges, aber auch wie ein noch scheues Tier zögerlich der möglichen Mahlzeit annäherte.

Yusaku sagte nichts dazu. Setzte sich einfach wieder an seine schriftstellerische Arbeit.

„Hat Ran gekocht“, merkte Heiji an.

Argwöhnisch probierte Conan bei ihm, was seinem Vater durchaus, durch einen aufmerksamen Seitenblick, nicht entging.

Schließlich ließ auch sein Sohn es sich schmecken.
 

Der kleinere Detektiv begann die Fernsehzeitung durch zu blättern, welche Kaito von unten hochholte.

Heiji neben ihm beobachtete ihn nachdenklich.

Sein Freund stellte das Blättern ein.

„Kommt was Interessantes?“

„Nichts“, war die Antwort: „Absolut nichts.“

„Das kann doch gar nich. Wir habn Freitag, da muss doch was kommen. Lass mich mal sehn.“ So schnappte er sich die Zeitung und sah selbst nach: „Was häls‘u von „Die lebenden Untoten?“

Yusaku unterbrach für einen Augenblick stirnrunzelnd seine Tätigkeit.

„Das ist doch bestimmt so ein blöder Zombiefilm.

„Das schon, aber blöd is er nich.“

„Stimmt!“, pflichtete der Dieb ihm wiederkommend bei.

Conan verzog das Gesicht.

„Ja, wirklich: Der Film is cool.“

„Wenn du meinst. Wann soll der den anfangen?“

Heiji sah noch einmal auf die Zeitung: „Um 10 nach 10.“

„So spät?“, Conan nörgelte.

„Naja... wir müssen nicht. Von mir aus können wir uns auch den Kinderfilm mit den niedlichen Elfen ansehen.“

„Nein. Danke!“, war die darauf erwartete Antwort. Die beiden Oberschüler grinsten sich siegesgewiss an.

Damit war das Programm des Abends entschieden.
 

Ai hielt länger durch, als Conan. Aber auch sie war bereits eingeschlafen, als der Film anfing.

„Nö oder? Das könn die doch jetz nich machen.“, schaute Heiji ein wenig enttäuscht auf seine kleinen Freunde.

„Tja… wirst du wohl mit mir Vorlieb nehmen müssen.“, meinte der Dieb schlicht.

Yusaku amüsierte sich hinter seinem Bildschirm vergraben köstlich über diese sich ihm wieder bietende Szene.

Die Jugendlichen schauten den Film. Gegen dessen Ende fuhr Yusaku seinen Laptop runter und erhob sich, den Deckel zuklappend.

Er kam zu seinem friedlich schlafenden Sohn. Trug ihn zum Bett. Liebevoll gab er ihm einen Kuss auf die Stirn. Betrachtete, sich aufrichtend, wie der kleine Körper ruhig ein und ausatmete. Dann deckte er ihn noch etwas mehr zu.

Yusaku war noch wach, als seine Frau sich leise tapsend ins Zimmer schlich.

Sie legte sich ebenfalls hin. Versöhnlich berührte ihr Mann sie leicht an der Schulter. Doch sie drehte sich nur von ihm weg…
 

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*Anmerkung(en):
 

Shinichi sollte eigentlich, wie auch Ai, als Vorsichtsmaßnahme im Haus des Professors bleiben und dort zurück zu Conan werden.
 

Ich muss sagen: es war schwierig für mich, das morgendliche Geschehen richtig einzuschätzen. Ist der Professor ein Frühaufsteher oder ist er es nicht? (Die Sache fiel dummerweise auf einen Samstag) Wie lange genau dauert die Rückverwandlung? Wie spät war es zur Zeit des Anrufes in Los Angeles usw. …?
 

Die Temperatur ist solange noch einigermaßen in Ordnung, wie sie nicht unter zwei Grad der normalen Körpertemperatur fällt.

(Quellenangaben: http://www.onmeda.de/krankheiten/erfrierung-symptome-3608-6.html und http://217.149.224.194/rettung/erstehilfe/unterkuehlung.html)
 

Der Grund warum Conan bei Kaito versteckt wird ist ganz einfach der, dass die anderen sich nicht sicher sein konnten (sie hatten nicht Shinichis Information), für wie lange Kogoro noch weg bleiben würde. Deshalb waren sie der Ansicht, dass es klüger wäre, ihn aus der Wohnung der Moris fort zu bringen. Zurück zum Professor, wo Ran sich aufhält? In irgendein Hotelzimmer? Auch nicht gerade die beste Lösung…
 

Ich glaube, Kaito hat eine Mutter. Ich habe sie einmal im Manga gesehen. Ich gehe aber mal davon aus, dass es durchaus möglich ist, wenn man auf leisen Sohlen geht, nicht erwischt zu werden. Man nehme das berühmte Beispiel Anne Frank. Außerdem wer weiß… wenn seine Mutter arbeitet? Oder mal einkaufen ist und Jii war ja auch noch da!

Ich nehme auch mal an, dass Kaito einen Fernseher im Zimmer hat. Ich meine, wer hat in dem Alter, außer vielleicht meiner Wenigkeit, keinen eigenen?
 

Der Titel des Film… mir fiel nichts Gutes ein.

Schwanger

Montagmorgen, 26. Juni
 

Um fünf vor Fünf morgens war es Ran, welche frustriert als erstes aufstand. Fröstelnd zog sie sich eine Strickjacke über, dann verließ sie im Nachthemd müde ihr Zimmer und ging niedergeschlagen nach unten.

Im Wohnzimmer lag Shinichis Welpe auf dem Sofa. Er schaute auf, als er die geliebte Person seines Herrchens vernahm.

Ran jedoch ignorierte Holmes nach einem flüchtigen, tieftraurig-verärgertem Blick.

Jedoch lief ihr der kleine Vierbeiner hinterher in die Küche.

Dort öffnete die Oberschülerin den Kühlschrank. Verzog angewidert das Gesicht. Schüttelte sich angesichts der Nahrungsmittel. Ran schloss den Kühlschrank wieder. Unschlüssig blieb sie in der Küche stehen. Schaute in Richtung des Wohnzimmers, dann zur Treppe, bis sie sich schließlich dazu entschied, sich tiefseufzend, am Tisch niederzulassen. Erst traurig, dann argwöhnisch schob sie Holmes und nun auch Queen, der unter dem Tisch gelegen hatte, von sich weg: „Geht woanders hin“, grummelte sie, dabei besonderes Shinichis Welpen meinend. Frustriert stützte sie, die Luft scharf einziehend, ihren Kopf auf ihrer Handinnenfläche ab.
 

Tadashi weinte. Der Professor trug ihn in die Küche. Er traf auf Ran, jene saß immer noch am Tisch. Sie sah müde aus. Schaute auf.

„Oh, schon auf?“, war der alte Mann ein wenig überrascht: „Kannst du nicht schlafen?“, wurde sie mitfühlend von ihm gefragt.

Die Oberschülerin schüttelte schnell ihren Kopf: „Nein, nicht wirklich“ und setzte ein Lächeln auf.

Stumm schaute Ran dem Professor dabei zu, wie er Tadashi erst eine Flasche zubereitete und diese dann an den kleinen, hungrigen Vielfrass auf seinem Arm, im stehen, verfütterte.

Schließlich machte das Baby durch wegschieben der Flasche deutlich, dass es genug hatte. Gemeinsam mit seinem Träger verließ es den Raum. Wurde von jenem zurück ins Schlafzimmer gebracht.

Ran blieb weiterhin sitzen.
 

„Du bist doch blöd“, meinte Kazuha auf Heiji vor dem Badezimmer wartend, als jener dort herauskam.

„Wer ich? Wenn wer blöd is dann du! Wer braucht im Bad denn sons immer so lang, hm?“

„Ach, halt doch deine Klappe!“

Gemeinsam kamen sie nach unten.
 

Die andere Oberschülerin drehte sich in die Richtung der beiden.

„Ran?“, wurde sie von ihrer Freundin angesprochen: „Warum has’u mich denn…“, Kazuha unterbrach sich selbst: „Has‘u geweint?“, fragte sie verwundert näher zu ihrer Freundin kommend.

„Nein“, antworte Ran ihr nur, während Kazuha sich zu ihr setzte: Du bis ja noch gar nich angezogen. Is dir nich gut?“

„Komm schon!“, drängte Heiji bereits mit seiner Jacke ankommend.

„Ja!“, fauchte seine Freundin zurück. Eilte ihm dann jedoch hinterher.

Oh, nein! Ran warf einen Blick auf die Uhr, sprang dann ebenfalls auf. Rannte nach oben.
 

Im Haus des Meisterdiebes war es Yusaku, der wach im Bett lag. Neben sich hatte er seine Frau liegen und ihm gegenüber seinen Sohn. Die Mitglieder seiner Familie schliefen beide noch. Durch sein Gesicht fahrend, setze er sich auf. Schaute erst auf Yukiko, dann zum geschrumpften Shinichi.

Anschließend stand er auf, um sich eine Zigarette anzuzünden. Dazu ging er in den Nebenraum seitlich ans Fenster. Auch der Meisterdieb schlief noch und dazu ganz seelenruhig. Den ersten Zug nehmend und den Qualm ausstoßend musterte er den Zauberlehrling nachdenklich.
 

Der Professor wurde von Kaito, der sich auf den Schulweg machte hereingelassen.

Yusaku freute sich sichtlich über seinen Besuch.

Conan und Ai bekamen es vom Nebenzimmer aus zeichnend mit. Allerdings war es für sie kein Grund ihre Tätigkeit einzustellen.

Yukiko nahm sofort den kleinen Tadashi in Beschlag.
 

Abgehetzt erreichten Heiji und Kazuha das Polizeipräsidium.

„Hoffentlich is es nich aufgefalln, dass wir zu spät sin“ Kazuha war außer Atem. Sie lief ihrem Freund in geringem Abstand hinterher die Treppe hinauf.

„Oh, doch! Das is aufgefalln“, erwiderte er ihr in weiser Voraussicht.

Die zwei bogen um die Ecke.

Der Inspektor kam ihnen missbilligenden Blickes entgegen: „Wo kommt ihr denn jetzt her?“ Ihrer beider Chef sah demonstrativ auf seine Armbanduhr.

Heiji wollte sprechen.

Megure fuhr fort: „Ihr wisst doch Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind unumgänglich.“

Die beiden Angesprochenen verbeugten sich entschuldigend.

„Es tut uns Leid, Inspektor. Wir haben verschlafn“, log Heiji stellvertretend auch für Kazuha.

„Wir haben schon bei euch angerufen“, klang ihr Chef ärgerlich: „Jetzt habt ihr die Kommission verpasst.“ Somit ging er in sein Büro.

Erleichtert atmeten die beiden Oberschüler aus.
 

„Un jetz?“, Kazuha sah ihren Freund missgestimmt fragend an.

„Keine Ahnung.“ Er steuerte auf das Büro des Inspektors zu. Klopfte.

„Herein!“

Der junge Detektiv öffnete die Tür: „Entschuldign Sie die Störung, aber was solln wir jetz tun?“

Megure, der an seinem Schreibtisch saß, schien kurz überlegen zu müssen: „Geht zu Sato und helft ihr bei den Zeugenaussagen zum Fall Bessho!“

Schleunigst schloss der Oberschüler die Tür wieder und ging mit seiner Freundin zu Besagter.

„Is er noch sehr sauer?“

„Etwas. Wir habn die ehrenvolle Aufgabe Zeugenaussagen zu sortiern.“

„Na, toll“, seine Freundin war sichtlich begeistert.

Die beiden betraten die große offene Büroanlage. Diese war ziemlich leer. Außer ihnen waren nur sechs anderen Beamte anwesend. Sie saßen weit auseinander verteilt und arbeiten an ihren Schreibtischen. Ein Mann mittleren Alters stand am Kopierer. Ein anderer setzte sich gerade mit einer Tasse auf seinen Platz.

„Guten Morgn“, grüßte der Detektiv an Miwako gerichtet.

„Da seid ihr ja.“, sagte sie in neutralem Ton, ging zu ihrem Regal und holte zwei Ordner heraus. Mit jenen kam sie zurück: „Hier.“

Gemeinsam setzten sich die Oberschüler an den Schreibtisch neben Satos, welcher zurzeit nicht in Gebrauch war und begannen mit ihrer Arbeit.
 

Der Professor war inzwischen wieder gegangen.

Conan und Ai verbrachten den restlichen Vormittag weiterhin mit zeichnen. Er skizzierte einen Baum in verschiedenen Perspektiven. Von oben, seitlich, von unten betrachtet und von vorne. Dann machte er das Gleiche mit einem Haus, während Ai mosaikähnliche Muster aufs Papier brachte. Vor allem Conan arbeitete sehr konzentriert. Seine Geschicklichkeit in den Finger hatte sich zu seiner großen Zufriedenheit sehr verbessert.

Sein Vater arbeitete im Nebenzimmer ebenfalls: an seinem Manuskript.

Yukiko hingehen spielte am anderen Ende des Schreibtisches mit Tadashi, indem sie ihn auf ihrem Schoss wippen ließ. Hin und wieder zog sie ihn hoch, sodass er aufrecht stand und vergnügt hopste.
 

Nach der Arbeit begleitete Heiji seine Freundin zum Professor. Sofort stürmten die Hunde auf ihn und sie zu und sprangen beide an. Heiji lachte nur darüber und entledigte sich seiner Uniformjacke. Nachdem er seine Schuhe hoch gestellt hatte, betrat er das Wohnzimmer.

Kazuha ging nach oben die Treppe hinauf, während es ihn, den Professor am Computer grüßend, in die Küche verschlug.
 

Dort war auch Ran, welche bemüht war für Tadashi eine Flasche zuzubereiten. Jedoch wohl mit wenig Erfolg.

Tadashi hatte mit seinem Ärmchen die Milchtüte umgestoßen, die Ran eben aus dem Kühlschrank geholt hatte, sodass sie sich eilig daran machte aufzuwischen.

„Kann ich dir helfn?“, bot Heiji sich bereitwillig an.

„Nein, danke. Es geht schon!“, wehrte Ran jedoch ab. Woraufhin der Detektiv sich Schulter zuckend ein Glas nahm.

Sich einschüttend hörte er Ran hinter sich verzweifelt laut auffluchen: „Oh, nein!“

Die Milch im Topf war ihr übergelaufen.

Sie lief noch mal zurück zum Kühlschrank, holte eine neue Packung heraus, die letzte.

„Wenn die jetzt auch noch anbrennt.“

„Willst’u wirklich keine Hilfe?“, bot Heiji sich erneut an.

„Nein!“, fuhr Ran ihn darauf nur gereizt an, während sie sich einen neuen Topf herausholte, dabei das weinende Baby unruhig senkrecht auf und ab wiegend.

Stumm schaute Heiji ihr, den Inhalt seines Glases austrinkend, dabei zu, wie sie höchst vorsichtig darauf achtete die neue Milch jetzt nicht auch noch anbrennen zu lassen.

Tadashis ungeduldiges Weinen wurde allerdings immer intensiver: „Schht. Ich bin doch gleich soweit. Ich kann doch auch nichts dafür!“ Sie hatte es zu wütend und zu laut gesagt.

Jetzt weinte das Baby um sich fuchtelnd noch mehr. Ihrerseits Angespannt versuchte sie ihn nun durch schnelleres hoch und runter bewegen ruhig zu stellen.

Heiji stellte das nun leere Glas auf der Theke ab: „Willst’u wirklich keine Hilfe?“, fragte er mittlerweile schon fast ungläubig.

Ran fiel die Flasche aus der Hand, weil Tadashi mit seiner Hand dagegen stieß.

„Auch das noch!“, jammerte sie sich nach der Flasche bückend. Heiji wollte ihr behilflich sein. Bekam von ihr jedoch nur wütend das schreiende Kind in die Arme gedrückt. In Rans Augenwinkeln hatten sich Tränen gebildet. Weinend rannte sie nach oben.

Heiji richtete sich ebenfalls auf, schaute ihr nach. Dann besah er sich seufzend das Chaos.
 

Beinahe wäre Ran mit Kazuha zusammen gestoßen. Als diese ihre Freundin weinen sah, sah sie sie fragend an: „Was has‘u?“

„Nichts!“ Heulend rannte Shinichis Geliebte ins Bad. Das sie abschloss.

„Hey, was is denn los?“, hörte Ran Kazuha rufen.

Ihr war schlecht. Sie kniete am Rand der Schüssel und übergab sich.

„Hey, Ran. Mach die Tür auf, bitte!“ Mühsam rappelte die Angesprochene sich auf. Öffnete.

Kazuha sah in das tränenüberströmte Gesicht ihrer Freundin, nahm sie erst einmal in den Arm. Nach einer Weile hatte Ran sich etwas beruhigt und löste sich von der Umarmung. „Was is den passiert?“

Ran brach umgehend erneut in Tränen aus.

„Hey!?“

„Ich weiß nicht“, schluchzte Ran schließlich, sich deprimiert auf den Wannenrand setzend.

Unschlüssig blieb Kazuha stehen: „Redes‘u mit mir?“

Traurig begegneten sich die Blicke der Freundinnen.

Ran schüttelte schnell mit ihrem Kopf.

„Wirklich nich?“, setzte Kazuha sich zögerlich neben sie.

„Ich kann nicht“, leise sprechend senkte Ran ihr Haupt.

„Warum nich? Vertraus‘u mir nich?“

„Doch. Natürlich!“ Ran sah sie den Tränen nahe an, bevor sie sich mutig ein Herz fasste und ansetze: „Ich ich ich habe Angst. Mir ist die ganze Zeit über so schlecht. Was ist, wenn ich schwanger bin?“ Ran war beim Sprechen immer schneller geworden.

Ihre Freundin machte große Augen: „Wie komms‘u den darauf? Hast du etwa mit?“

Ran nickte bereits erneut weinend.

„Oh“, Heijis Freundin war sprachlos. Schnell meinte sie: „Bestimmt irrs‘u dich. Vielleicht has‘u dir nur den Magn verdorbn?“

„Was wenn nicht?“, Ran klang sehr verzweifelt.

„Oh weh“, überlegte Kazuha so: „Has‘u den schon einen Schwangerschaftstest gemacht?“

„Nein“, Ran schluchzte bitterlich.

„Dann solltes‘u vielleicht einen machen? Nur, um ganz sicher zu gehn“, meinte Kazuha.

„Ja, a-ber ich hab solche Angst! Was wenn ich wirklich ein Kind bekomme?“

„Das weiß‘u doch noch gar nich. Vielleicht is es was anderes. Was ganz harmloses“, versuchte Kazuha ihre Freundin aufzumuntern.

Ran schluchzte: „Meinst du?“

„Ja. Und wenn nich, dann has‘u immer noch mich. Ich helfe dir. Okay?“

Ran nickte dankbar. Halt suchend ließ sie sich von Kazuha seitlich in den Arm nehmen.
 

Yusaku war mit Schreiben beschäftigt und Ai malte ein selbst gezeichnetes Mandala aus.

Kaito grinste unauffällig, während Conan ganz vertieft in seinen nächsten Schachzug war. Beide saßen bequem auf dem Bett des Diebes.

Heiji hatte, die Türe hereinkommend, einen Zeigefinger auf seine Lippen gelegt. Schlich sich, ebenfalls grinsend, leise an den kleineren Detektiv heran. Er hatte eine Tasche dabei: „Buh!“, erschreckte er Conan laut rufend.

Sobald dieser sich von seinem Schrecken erholt hatte, funkelte er seinen Detektivkollegen verärgert an.

Der Zauberer nutzte die Gelegenheit und nahm mal schnell einen Läufer bei Seite.

Als Conan sich wieder dem Spielbrett widmete, fiel ihm auf, dass irgendetwas anderes war. Er schaute sich alle Figuren an: „Läufer wieder her!“, forderte er grimmig.

Mit einem ganz, ganz traurigem, langgezogenem: „Oh“ rückte der Dieb die Figur, hinter seinem Rücken hervorholend, wieder heraus.
 

Heiji setzte sich ein Bein wagerecht anwinkelnd dazu: „Shinichi, ich glaub du verliers“, äußerte er seine Vermutung.

„Das werden wir noch sehen“, Conan machte nicht den Eindruck, als würde er sich leicht geschlagen geben wollen. Er machte seinen Zug. Schlug das letzte weiße Pferd.

Jetzt war es an dem Zauberlehrling zu grübeln.

„Du bist spät!“, stellte Conan verstimmt fest: „Was hast du mitgebracht?“, wollte er dann allerdings neugierig von seinem Freund wissen.

„Was zu futtern!“, grinste dieser.

„Schon klar!“, reagierte Conan ungeduldig, genervt.

„Sag bloß, du has Hunger?“, Heiji machte auf überrascht. Grinste, seinen kleinen Freund, der ihn auffordernd ansah, verschmitzt an: „Oh, sorry. Ich hab gar nich daran gedacht, dass’u auch was wolltes.“

Conan sah beleidigt aus.

Heiji lachte: „War doch nur’n Scherz! Hier.“ Gutmütig reichte er ihm, die für ihn bestimmte, Portion hin. Conan fand das wohl weniger lustig. Schaute Heiji noch immer ärgerlich an.

„Also: Als wenn ich dich vergessen würd. So mager wie du bis, kanns’u schließlich jeden Happn vertragn.“
 

„Äh!“, Conan verzog probierend das Gesicht: „Wer hat denn das gekocht?“

„Ich, wieso? Has’u etwas daran auszusetzn?“, fühlte Heiji sich durch die geringe Schätzung seiner Mühe ein wenig angegriffen.

„Wäh!“, Tokios Detektiv schüttelte sich nur.

„Wenn’s nich mags, dann lass es doch einfach stehn, Shinichi!“

„Würd ich ja, wenn ich nicht so einen Hunger hätte.“

Der Dieb grinste sich amüsierend.

„Ja, dann kanns ja gar nich so schlecht sein!“

„Bild dir nichts ein. Wieso hast du Ran nicht kochen lassen?“

„Ach die, die hätt das eh nich hingekriegt“, Heiji verstummte. Er hatte mehr gesagt, als er wollte.

„Wieso?“, erkundigte sich der geschrumpfte Shinichi natürlich prompt: „Hast du sie etwa geärgert?“

„Hallo?“, Heiji reagierte empört: „Was denks’u nur von mir?“

Conan schaute ihn darauf nur strafend an.

„Ich hab nichts gemacht, kapiert! Ich hab mich angebotn ihr zu helfn.“

„Helfen?“, der kleine Shinichi runzelte die Stirn.

„Mit Tadashi. Sie hat alles anbrennen lassen. Sie war vorhin total genervt von ihm und hat ihn mir dann einfach in die Arme gedrückt.“

„Seit wann ist sie von Tadashi genervt?“ Conan fand das merkwürdig: „Sie findet ihn doch so süß?“

Heiji zuckte weiter essend mit den Schultern: „Keine Ahnung. Weiß ich nich.“ Damit war für ihn das Thema erledigt. Conan war für einen Augenblick still, bevor auch er weiter aß.
 

Shinichis Mutter kam herein.

„Guten Abend, Yukiko“, grüßte ihr Mann sie einigermaßen wohlgesonnen.

Sie jedoch schenkte ihm legendlich einen abwertetenden Blick.

„Haben deine Eltern sich wieder gestritten?“, flüsterte Heiji interessiert an seinen kleinen Freund gewandt.

„Ach und frag nicht wie“ Conan war sichtlich genervt vom Umgang seiner Eltern miteinander.
 

Ran saß auf ihrem Bett. Bedankte sich bei Kazuha, welche ihr einen Tee brachte. Wieder fing die befürchtete Schwangere zu weinen an: „Wo ist Shinichi?“, schaute sie ihre Freundin, mit über ihr Gesicht fließenden Tränen an: „Wo ist er hingegangen?“

Kazuha wusste darauf nichts zu antworten. Legte so einen Arm um sie.
 

„Ich nehme ihn mit nach Los Angeles! Mir ganz gleich, was du davon hältst!“, machte sich Yukiko ihrer Verärgerung ihrem Mann gegenüber Luft. Stemmte ihre Arme gegen die Hüfte.

„Noch lauter und dein Sohn wacht dir auf!“ Auch Yusaku war sichtlich verärgert.

Heiji und Kaito nebeneinander auf dem Bett sitzend, erledigten möglichst unauffällig mit der Umgebung verschmelzend, Hausaufgaben.

Wobei Conan und Ai vor laufendem Fernseher schlafend von dem Streit zwischen Shinichis Eltern nichts mitbekamen.

„Ähm mit Verlaub“, mischte sich Heiji sich für Shinichi Partei ergreifend ein: „Das wird ihm wirklich nicht recht sein.“

„Interessiert mich nicht“, entgegente Yukiko nun auf ihn losgehend: „Das ist doch purer Wahnsinn diese mordsgefährliche Organisation ganz alleine überführen zu wollen. Was denkt er sich nur dabei? Sich so in Gefahr zu bringen?“

„Das dürfen Sie aber nicht!“

Yusaku fuhr sich dem Oberschülerdetektiv zuhörend durch seine Haare. Drückte mit der anderen Hand eine Zigarette aus. Wartete dann die Reaktion seiner Frau weiter ab.

„Was darf ich nicht? Ich bin schließlich seine Mutter!“

„Das will ich ja gar nich in Frage stelln. Aber er hat so hart dafür gearbeitet. Wenn Sie ihm jetzt den Fall entziehen, wird er es Ihnen auf ewig übel nehmen“, appellierte Heiji eindringlich bittend an die Schauspielerin, was deren Mann offensichtlich sehr anerkennend auffasste.

„Ich werde nicht zulassen, dass ihm etwas zustößt.“

„Glaubst du denn etwa allen Ernstes, es ist richtig ihn mitnehmen zu wollen?“, übernahm nun wieder Yusaku für Shinichi.

„Ja, dass glaube ich!“, setze die sie ihrem Mann entgegen.

Dieser schloss des Diskutierens müde die Augen. Ließ seine Frau weiter sprechen.

„Ich will ihn nicht verlieren! Nicht ihn auch noch.“

„Aber genau das wirst du tun, wenn du ihn mitnimmst, Yukiko! Kapier das doch endlich! Er wird ganz sicher nicht freiwillig mitkommen“, erwiderte er ihr beharrlich, erschöpft.

Er musste fest stellen, dass er seine Frau zum Schluchzten gebracht hatte.

Der Schriftsteller wurde versöhnlicher: „Du weißt ganz genau wie ich, was für ein Freigeist er ist.“

„Alles was ich will ist doch nur, dass er glücklich wird und das es ihm gut geht.“

„Das wird schon. Er weiß ziemlich genau was er will!“, fand Yusaku gelassen. Er klang schon fast amüsiert. Von seiner Aussage wohl vollkommen überzeugt.

„Ja. Das ist es ja was mir solche Angst einjagt“, führ Yukiko ihn darauf beleidig an.
 

Dienstagmorgen, 27. Juni
 

Kaito brachte eine Kanne Kaffee und die Tageszeitung nach oben in sein Zimmer. Reichte dem Schriftsteller das bedruckte Papier. Jener saß seiner Frau frühstückend gegenüber. Yukiko sah verärgert aus. Hörte ihren Mann sich bedanken.

Der dem das Zimmer gehörte zog sich seine Schultasche auf und ging.
 

„Guten Morgen, Shinichi“, schaute sein Vater, ihn zur Kenntnis nehmend, auf: „Setz dich“, Conan gähnte noch verschlafen ins Zimmer kommend.

„Guten Morgen, mein Liebling“, Yukiko schenkte ihm ein Lächeln.

„Morgen“, grummelnd setzte der gemeinsame Sohn sich zu ihnen.

„Sei nicht so griesgrämig am frühen Morgen. Dafür ist es noch was zu früh. Findest du nicht?“, meinte sein Vater ihn musternd: „Nimm dir was“, wurde Conan von ihm aufgefordert.

„Ich will nichts.“

„Nichts ist nicht gerade viel“, Shinichis Vater sah seinen Sohn an, als dieser sich dann doch nahm.

Yukiko beobachtete still.

Ihr Mann widmete sich wieder gelassen, an seiner Zigarette ziehend, seiner Zeitung.

Nach einer Weile räusperte er sich: „Wir fliegen Morgen zurück“, verkündete er sachlich.

„Schön“, antwortete ihm Klein-Shinichi darauf wenig interessiert, halbherzig kauend.

„Du kommst mit!“, ließ sein Vater die restliche noch verbliebene Harmonie des gemeinsamen Frühstücks zerbrechen.

Conan sah ihn schockiert und zugleich empört an: „Nein!“, widersprach er entschlossen.

„Doch“, meinte sein Vater nur gelassen.

Zornig trafen die Augen des Sohnes mit denen des Vaters zusammen: „Ich habe den Flug schon gebucht!“

Conan sträubte sich: „Nein! Ich bleib hier!“

„Es ist längst beschlossen“, reagierte Yusaku ruhig auf dessen Protest, jedoch keinen Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit lassend.

„Mir egal! Ob du den Flug schon gebucht hast! Stornier mein Ticket eben!“

„Aber es ist besser für dich“, mischte sich seine Mutter mütterlich ein. Besorgt und zugleich fordernd schaute sie zu ihrem Mann.

„Ich bin alt genug, Mama! Ich komm gut alleine zurecht!“

„Das haben wir gesehen, Shinichi“, zog der Schriftsteller streng seine Augenbrauen hoch.

„Das gilt nicht!“, Conan wirkte plötzlich etwas hilflos.

„Was gilt nicht?“, fragte sein Vater darauf ruhig nach.

Sein Sohn verschränkte beleidigt seine Arme. Senkte seinen Blick. Schwieg.
 

„Aber, Shinichi! Sei doch nicht sauer auf uns. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Wenn dir etwas passiert wäre“, seine Mutter wollte ihn umarmen. Doch er drehte sich von ihr weg. Sein Gesicht wurde tieftraurig, dann ernst und dann wandelte es sich in Entschlossenheit um.

„Ich werde nicht mit kommen: Ich bekomme das alleine hin!“, sagte Conan aufstehend. Seine Eltern schauten ihm nach. Seine Mutter bekümmert, sein Vater abwägend.

Yukiko wollte ihm hinterher doch ihr Mann bewegte beschwichtigend seinen Arm. Sorgte so dafür, dass sie doch sitzen blieb.

Statt ihr war er es, der nun ebenfalls aufstand.
 

Er kam in den Nebenraum zu seinem Sohn. Dieser hatte sich auf seinen Schlafplatz zurückgezogen. Seine Beine mit den Armen umschlossen. Sein Kopf lag bitter auf den Knien auf. Er sah wütend aus, als er seinen Vater näher kommen sah.

Ai, die ihn wohl trösten wollte verließ das Zimmer.

Streng sah Yusaku seinen Sohn an: „Du möchtest also hier in Tokio bleiben?“, fragte er ruhig.

„Ja!“, war die zwar kleinlaute, jedoch energische Antwort.

„Von mir aus.“

Conan hob ungläubig das Gesicht.

„Unter einer Bedienung!“

„Welcher?“

„Du begibst dich nicht mehr so leichtsinnig in Gefahr. Du tust nichts was im Entferntesten deine Gesundheit gefährden könnte! Und Keine Alleingänge mehr. Egal in welcher Form! Ich warne dich, Shinichi“, Yusaku sagte es zwar ganz ruhig, aber schneidend.

Was seinem Sohn einen kalten Schauer über den Rücken jagte: „Der Professor weiß Beschied.“

Der geschrumpfte Shinichi überlegte.

„Kannst du mit dieser Vereinbarung zwischen uns leben?“, fragte sein Vater kompromissbereit.

Conan nickte.

„Gut. Dann wären wir uns einig?“

Schweigen.

Yusaku wiederholte sich.

„Ja“, antwortete Conan, wenn auch widerstrebend, leise.

Für seinen Vater war das Gespräch somit beendet. Dieser widmete sich wieder der Tageszeitung und seinem Kaffee.

„Und?“, angespannt schaute seine Frau ihn an.

„Er bleibt“, antwortete jener ihr gelassen.

Die Schauspielerin machte kein glückliches Gesicht.
 

Ran traf Sonoko auf dem Gang der zu ihrer Klasse führte.

„Hey, Ran!", rief sie ihr, hinter ihr, zu.

Ran blieb stehen und drehte sich um, wartete auf ihre Freundin.

„Hey, was machst du denn schon wieder ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter?“

„Ach, nichts!“, die andere Oberschülerin klang schlecht gelaunt.

„Das kannst du jemand anderem erzählen. Komm schon, Ran!“ Sonokos Blick war regelrecht durchbohrend.

„Na gut. Aber du musst mir versprechen kein Wort zu sagen!“

„Ich verspreche es.“

Seufzen.

Während beide die Klasse betraten flüsterte Ran: „Ich glaube, dass ich schwanger bin.“

Sonoko sah sie völlig entgeistert an. Ihr: „Was!?“, war ihr zu laut geraten.

„Sei leiser!“, wurde sie daraufhin sofort angezischt.

„Wie? Wirklich?“, flüsterte Makotos Freundin es nicht glauben könnend.

„Ja“, bestätigte Ran ihr jedoch mit einem mulmigen Nicken.
 

Die beiden erreichten ihre Plätze und setzten sich.

„Wie hast du das den hin bekommen?“

„Wie wohl?“ Ran sah Sonoko zynisch an.

Für weiteres blieb keine Zeit.

Miss Saint-Emilion hatte bereits die Klasse betreten: „Good morning! Silence, please!"

„Good morning!“, antwortete ihr die Klasse im Chor.

„Did you already correct our tests?“, fragte ein Schüler, nachdem sie ihn dran genommen hatte.

„No, I'm sorry! I think it will take me two more days. Open up your books at page 23, please!“, sagte sie, setzte sich ans Pult und alle schlugen ihre Bücher auf und der Unterricht begann.
 

Jodies Blick fiel auf Ran, welche scheinbar mit ihren Gedanken wo anders zu sein schien. Sie nahm sie für die nächste Textpassage dran: „Ran Mori. Would you please read the next section?“

Ran hatte nicht mitbekommen, dass man sie angesprochen hatte. Erst bei einer zweiten, etwas lauteren Aufforderung registrierte sie das sie gemeint war: „Ahm, yes.“

Schnell stand sie auf. Wusste aber nicht wo sie lesen sollte. Verzweifelt sah sie zu Sonoko, welche auf den betreffenden Abschnitt ihres Buches zeigte.

Mit peinlich berührter Gesichtsfarbe begann sie vorzulesen.

...

„Fine.“

Ran konnte sich wieder setzten, erleichtert atmete sie aus.
 

In der Pause begleitete Ran ihre Freundin Gedanken versunken auf den Schulhof. Wo sich beide etwas Abseits der anderen Mädchen stehen blieben.

Nun wollte Sonoko gespannt wie sie war näheres wissen: „Du legst mich rein. Du bist doch nicht wirklich schwanger, oder?“

„Sehr witzig!“, Ran sah ihre Freundin böse an, dann senkte sie traurig ihren Kopf: „Ich hoffe, dass ich mich irre“, ihre Stimme glich einem ängstlichsten Flüstern. Ihr schossen Tränen in die Augen.

„Wein doch nicht“, versuchte Makotos Freundin zu trösten: „Du irrst dich sicher.“

Ran schluchze: „Und wenn nicht?“
 

Sobald Heiji und Kazuha Schluss hatten, verabschiedete sich die Oberschülerin von ihrem Freund.

„Wo wills‘u hin?“, fragte er verwundert.

„Das geht nur mich was an! Folg mir ja nich!“

Heiji sah seine Freundin verwirrt an.

Sie lächelte ihn leicht an und gab ihm einen flüchtigen Kuss zum Abschied. Dann ließ sie ihn einfach stehen.

Irritiert sah er ihr nach, bevor er sich Schultern zuckend mit einem Schmunzeln alleine auf den Rückweg machte.
 

Kazuha traf sich mit Ran in der Fußgängerzone vor einem Geschäft, die, in Begleitung von Sonoko, schon auf sie wartete. Nachdem sie sich begrüßt hatten, nahm Ran all ihren Mut zusammen und nahm sich einen der Schwangerschaftstest aus dem Regal. Bezahlte ihn anschließend an der Kasse. Danach gingen die drei zu Sonoko.
 

Dort angekommen holte Ran oben, unter zitternden Händen, den Test aus ihrer kleinen hellblauen Handtasche hervor. Ihre Freundinnen sahen sie zuversichtlich an. Erneut all ihren Mut zusammennehmend, dreimal tief durchatmend, ging Ran entschlossen ins Badezimmer.

Sonoko und Kazuha warteten ungeduldig, bis Ran tränenüberströmt aus dem Badezimmer zurück kam.

Sofort nahm zuerst Sonoko, anschließend Kazuha sie in den Arm.
 

Niedergeschlagen ließ Ran sich auf Sonokos Bett sinken. Die beiden anderen Oberschülerinnen taten es ihr zögerlich gleich.

„Was soll ich den jetzt nur machen? Meine Eltern werden ausflippen. Vor allem Paps!“ Sie fing erneut an zu weinen.

Kazuha und Sonoko legten tröstend jeweils einen Arm auf ihre Schultern.

„Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm?“, versuchte es Sonoko. Allerdings wenig überzeugend.

Rans Blick, der sie daraufhin traf war pure Ironie: „Nein. Er wird Shinichi nur umbringen. Dann ist er tot, mein Vater als Mörder im Gefängnis und mein Kind hat keinen Vater mehr. Aber ansonsten!?“

„Versuchs nich so pessimistisch zu sehn. Das passiert bestimmt nich und selbs wenn, außer Heiji weiß niemand wo Shinichi gerade is und wenn er es uns nich sagt wo er sich aufhält, dann wird er es Kogoro ers Recht nicht sagn“, meinte Kazuha aufbauend.

„Dann wird mein Vater ihn zwingen“, konterte die Angesprochene daraufhin.

„Heiji und zwingn?“ Trotz der beklemmenden Situation musste Ran ein kleines Lächeln erwidern, welches Kazuha ihr schenkte.

„Das wird schon un für alle Fälle has‘u uns!“

„Wir beschützen dich. Makoto kann schließlich Karate“, fuhr Sonoko fort

„Un Heiji Kendo.“

„Ja. Wir hetzen unsere Freunde auf ihn.“ Sonoko wie auch Kazuha begannen bei dieser Vorstellung zu lachen. Selbst Ran lachte. Allerdings beendete Ran ihren Lachanfall, als sie Bauchweh bekam, als erste und wurde wieder traurig-ernst. Die anderen beiden verstummten ebenfalls.
 

„Und jetzt?“, fragte Sonoko in die stille Runde.

„Jetz wo der Test positiv is solltest du zum Arzt gehn.“

Ran sah Kazuha entsetzt an: „Was? Jetzt?“

„Naja dann hast du es hinter dir“, pflichtete Sonoko ihrer zweiten Freundin bei.

Wohl oder übel seufze Ran ängstlich: „Wie spät ist es den?“

Sonoko sah auf ihre Armbanduhr: „Viertel nach Sieben.“

„Is um die Zeit überhaupt noch jemand da?“, begann Heijis Freundin zu überlegen. Hoffentlich nicht, dachte Ran nur und kramte ihr Handy aus der Tasche. Es war das rosa-gefärbte von Shinichi, wie sie in diesem Moment schmerzlich feststellte.

„Wen soll ich anrufen?“

„Hausarzt?“

Die anderen beiden zuckten mit den Schultern.

Ran schloss ihre Augen, um sich an die Nummer von Dr. Araide erinnern zu können. Als sie glaubte alle Zahlen beisammen zu haben, öffnete sie ihre Augen wieder. Unsicher sah sie ihre Freundinnen an, welche ihr beruhigend und doch bestimmend zunickten. So wählte Ran notgedrungen.
 

Das Tuten kam ihr ewig vor. Als sich die Stimme der Arzthelferin meldete, zuckte Ran erschrocken zusammen. Nachdem Besagte dreimal gefragt hatte, antwortete jene endlich mit einem unsicheren: „Hallo.“

„Was kann ich für sie tun?“

„Ähm i-ich hätte gerne einen Termin“, brachte Ran es schnell, ganz und gar verkrampfend, hinter sich.

„Warten sie bitte einen Augenblick“, sagte die Frauenstimme.

Ran nickte.

Nach einer kurzen Weile: „Es ist momentan nicht viel. Wenn sie wollen können sie gerne jetzt kommen.“

Ran glaubte sich verhört zu haben: Bitte nicht!

„Hallo?“, fragte die Sprechstundenhilfe, da sie keine Antwort bekam.

Total perplex gab Ran nur ein schnelles, unbewusstes: „Ja“ von sich.

Sich im nächsten Augenblick dafür schellend legte sie auf.

„Un?“, fragte Kazuha sie.

„Ich muss jetzt da hin. Könnt ihr mitkommen: Ich will nicht alleine gehen!“ Einstimmiges: „Klar.“

Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
 

Kaito grinste in sich hinein.

„Mama, jetzt komm schon!“, warte Conan neben dem Dieb auf dem Bett sitzend. Er baumelte ungeduldig mit den Füßen, bereits zum Aufbruch bereit. Darauf von seiner Mutter zurück zu Ran gebracht zu werden.

„Man sieht sich, mein Sohn.“, sagte Yusaku seinen Koffer gerade zuklappend.

Seine Mutter kam aus dem Zimmer des verstorbenen Meisterdiebes.

„Gehen wir?“, lächelte Yukiko ihren Mini-Shinichi an, als sie als Fumiko Edogawa heraus kam.

Conan nickte eifrig. Sprang vom Bett auf.
 

Gemeinsam gingen Mutter und Sohn zusammen mit Ai zum Professor. Das letzte Stück rannte Conan vor.

Nachdem er geklingelt hatte, wartete er unruhig darauf, dass jemand öffnete. Hundegebell.

Es war Ran. Verwundert sah sie die Edogawas an, bevor sie erfreut Conans und Ais Namen rief.

„Hallo, Ran“, verlegen lächelte Angesprochener sie an.

„Ähm, ko-kommen Sie doch rein“, Ran war ganz verdattert. Wendete sich jedoch höfflich an Frau Edogawa.

„Gerne.“

„Wollen Sie vielleicht einen Tee?“

Nicken.

„Ich gehe schnell und mache welchen“, meinte Ran und verschwand Richtung Küche.

Während Shinichis Mutter ihr folgte, blieb Conan mit Ai im Wohnzimmer beim Professor, welcher gerade im Internet surfte, zurück.
 

„Hunde?“, fragte Frau Edogawa verwundert, als sie ihren Sohn betreffende streicheln sah.

„Ja“, bestätigte Ran ihr: „Der eine da gehört dem Freund meiner Freundin“, sie zeigte auf Queen.

„Und wie heißt der andere?“, wollte Yukiko, auf diesen zeigend, wissen.

Ran streifte Shinichis Welpen mit einem dornigen Blick: „Das ist Holmes. Er gehört einem Klassenkameraden von mir“, erklärte sie abwertend betont.
 

„Hallo!“, freute Heiji sich, von oben kommend, als er Conan mit den Welpen spielend auf dem Wohnzimmerboden sitzend vorfand.

Queen und Holmes stürmten ihm entgegen. Heiji setzte sich lachend zu seinen Freund und auch die Welpen kamen zu ihm zurück.

„Kannst’u hier bleiben?“, fragte er Conan.

Dieser zeigte auf seine Mutter. Seufzte mit einem traurigen Blick auf.

„Wasn?“

„Nichts.“

„Nichts?“, Heiji sah seinen kleinen Freund nachharkend an, welcher traurig den Kopf senkte: „Sie ist sauer auf mich, oder?“

„Könnte man so sagen. Halt dich lieber von ihr fern. Sie war schon heute Morgen wieder so ätzend.“ Nun lag es an Hattori zu seufzten.
 

„Ah. Schätzchen, Mama geht jetzt“, kam seine Mutter auf ihn zu.

„Tschüs!“, antwortete Conan knapp. Nicht zu ihr aufschauend. Holmes weiter streichelnd.

„Willst du deiner Mama den keinen Abschiedskuss geben?“ Die Schauspielerin sah beleidigt aus.

Von mir aus, wenn du dann endlich verschwindest.

Conan kam auf sie zu und ließ sich von ihr in den Arm nehmen und auf die Wange küssen.

„Sei ein braver Junge“, sagte sie bevor sie flüsternd hinzu fügte: „Pass auf dich auf, mein Liebling.“

„Jaah, Mama! Hör auf mich zu erdrücken!“, knurrte er daraufhin unliebsam.

Widerwillig, mit einem Hauch von Wehmut seufzend, ließ sie ihren kleinen Shinichi los.

„Ich bringe sie zur Tür“, meinte Ran höflich und verabschiedete sich an besagter von ihr.

„Du weißt ja, wenn du irgendetwas für ihn benötigst, rufe mich einfach an.“

„Ja danke. Auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen.“

Die Oberschülerin schloss die Haustüre und ging wütenden Blickes auf Heiji gerichtet nach oben.

Als sie außer Reichweite war, sah Conan Heiji verärgert an: „Was hast du ihr getan?“

„Ich? Nichts! Die hat se einfach nich mehr alle!“

„Hey!“ empörte sich Conan über diese Aussage seines Freundes, seine Ran in Schutz nehmend.

„Wirklich“, verteidigte Heiji sich: „Sie ist momentan einfach eine blöde Zicke.“
 

Queen bellte um Aufmerksamkeit fordernd.

„Willst raus, ne? Ja, komm.“ Heiji erhob sich, holte die Leinen und knipste den Verschluss der Leine ans Halsband seines Welpens ein: „Kommst du mit?“, wandte er sich fragend an Conan.

Jener nickte. Nahm die Leine, die ihm gereicht wurde entgegen, um seinen Welpen anzuleinen.

Als Hattori die Tür öffnete, fragte er: „Wo solln wir hin?“

„Zum Park?“

„Wenn‘u deinen Fußball mitnimms.“

„Ich habe keine Ahnung wo der liegt.“

„Ich mein der wär oben.“

„Ich geh kurz nachsehen.“

„Ok.“ So blieb der Detektiv aus Osaka unten und wartete.

Als Westjapans Detektiv zurück kam, hatte er den Ball dabei. Gemeinsam gingen die beiden auf die Straße.
 

Als die Detektive zurück kamen war es bereits zwanzig vor sieben. Lachend schloss Conan die Tür hinter sich. Es rümpfte, wie auch Heiji, seine Nase.

Ran ging es Heiji böses ahnend durch den Kopf.

Die beiden leinten schnell die Welpen ab, zogen ihre Jacken aus und schlüpften in ihre Pantoffeln.

„Geh da jetzt besser nich hin, Shinichi“, meinte sein Freund warnend.

Doch Conan hörte nicht auf ihn. Sein Blick fiel auf Ran und Kazuha, welche versuchten das Abendessen zu retten.

An seine Freundin gerichtet fragte Heiji belustigt: „Was habt ihr denn gemacht?“ „Wonach sieht es aus, Heiji?“, blaffte Kazuha ihn an.

Heiji biss sich auf die Unterlippe.

„Wenn du meinst, dass du es besser kannst, dann mach du es doch!“ Auf Hundertachtzig eilte Ran aus der Küche.

Conan sah ihr verwirrt hinterher.

„Was hab ich jetzt wieder gesagt?“

Kazuha sah ihren Freund wütend an.

„Hey, das war doch nur Spaß.“

Kazuha schnaubte. Verschwand ebenfalls.

„Na toll! Immer ich.“

„Streitet ihr euch schon wieder?“, es war Ai, die hell auflachend zu ihnen stieß.

Dann sah sie Conan und verstummte. Zog sich an der Theke hinauf, um an die Gläser zu kommen.

„Also. Ich weiß ja nich wie ihr das seht, aber das Essen können wir vergessn“, seufzte Heiji nach Betrachtung Besagtem missmutig. Nachdem die drei notdürftig für Ordnung gesorgt hatten, setzten sie neuen Reis auf. Anschließend deckten die drei den Tisch.

Conan war derjenige, der nach oben lief und Bescheid gab, dass das Essen fertig war.
 

Ran war die Letzte, die nach unten kam. Still setzte sie sich zu den anderen an den Tisch. Einen Augenblick stocherte sie lustlos in ihrem Schälchen herum, dann entschuldigte sie sich hastig und verließ zügig die Küche.

Als sie außer Reichweite war, begann sie zu weinen. Sie beschleunigte ihre Schritte immer mehr, bis sie schließlich die Treppe hoch rannte.

In ihrem Zimmer angekommen schmiss sie sich auf ihr Bett, griff nach ihrem Kissen, schnitt sich am Reißverschluss. Daraufhin warf sie es vor Wut kochend gegen die Wand. Heulend zog sie ihre Decke über den Kopf.
 

Plötzlich verstummte die Oberschülerin, da sie dachte etwas gehört zu haben. Sich schnell die Tränen weg wischend, richtete sie sich auf.

Es war Conan, der zögerlich den Raum betrat: „Ran? Hast du keinen Hunger?“, fragte er schüchtern.

„Nein“, schniefte sie noch leicht.

„Bist du traurig?“ Hastig wischte Ran ihre noch verbliebenen Tränen vom Gesicht: „Ach, mir geht heute nur alles schief, weißt du.“

„Das tut mir Leid“, entgegnete Conan seiner Liebe mitfühlend.

„Bist du schon mit Essen fertig?“

Conan nickte.

„Dann mach dich mal fertig fürs Bett, ja?“, leicht lächelte sie ihn an. Kazuha kam.

So ging Conan traurig in sein Zimmer. Umgezogen wollte er wieder zu Ran, aber da diese mit Kazuha sprach ließ Conan sie in Ruhe. Gingnach unten zu den anderen, die sich im Werkraum aufhielten.
 

Agasa saß am Tisch, hielt das Baby.

Heiji und Ai besahen sich einen Käfig. Indem sich fünf weiße Mäuse befanden.

„Has‘u schon irgendwelche Hinweise?“

„Nein“, Ai schüttelte bedauert den Kopf.

„Hallo, Shinichi. Schön dass du wieder hier bist. Ich nehme an dein Vater hat mit dir gesprochen?“

„Ja, alles klar. Ich weiß Bescheid!“, der ehemalige Oberschüler gesellte sich zu seinen Altersgenossen.

Bekümmert begann er die kleinen Nagetiere zu beobachten.

Heiji sprach ihn an: „Has‘u mit ihr gesprochn?“

„Ja. Sie ist schlecht gelaunt.“

„Sie ist schon so, seit du weg bist. Ich habe langsam echt den Eindruck, dass sie mir die Schuld darn gibt, dass‘u weg bist! Du solles sie ma anrufn!“

Ai lachte auf.

„Was ist so lustig?“, die Detektive sahen die junge Frau in Gestalt des kleinen Mädchens verwirrt an.

„Nichts. Nichts. Ich hatte eben nur einen Gedanken.“

„Was für einen?“, fragte Conan.

Sie winkte ab: „Es ist zu unrealistisch.“

„Was is zu unrealistisch?“, wollte auch Heiji es wissen.

„Du kannst selbst drauf kommen“, sie sah ihren Mitschüler an: „Vor allem du, Shinichi!“

Keiner der beiden Detektive verstand.

Grübelten jeder für sich was die Chemikerin wohl damit gemeint haben könnte, was Ai in sich hinein schmunzeln ließ.
 

Mittwochmorgen, 28. Juni
 

Im Zimmer der Oberschülerinnen schellte der Wecker.

Müde rappelten sich Ran, wie auch Kazuha, auf. Als ihr einfiel was ihr heute unangenehmes bevor stand, sank sie zurück.
 

Heiji stand gähnend auf und ging langsam vom Badezimmer aus nach unten in die Küche, wo Ai ihm entgegen kam. Gemeinsam bereiteten sie mit dem Professor alles fürs Frühstück vor. Kazuha duschte derweil.
 

Zwischendurch lief Heiji noch einmal nach oben, um zu sehen wo sein Freund blieb. Dieser lag immer noch in seinem gemütlichen Bett.

Breit grinsend schlich Heiji zu ihm: „Buh!“ und rüttelte ihn leicht.

Conan murrte nur.

„Hey! Aufstehen, Kumpel.“

„Nein!“

„Doch: Komm schon“, meinte Heiji munter.

„Ne!“, grummelnd drehte sich der Kleine auf die andere Seite.

„Hier spricht dein Über-Ich: Du musst aufstehen! Du musst aufstehen!“

Conan wollte sich die Decke über den Kopf ziehen.

„Hey, zum letzen Mal“, lachte Heiji auf.

„Nenn mir einen Grund, warum ich aufstehen sollte.“

„Lass mal überlegn: die Schule? Ach, komm schon! Wir habn ganz tolles Wetter."

„Wie schön!“, fand sein kleiner Freund nur desinteressiert.

„Och, jetzt komm schon: Es is total langweilig ohne dich.“

Conan dachte gar nicht daran.

„Hör mal, ich kann dir auch die Decke klauen und dich aus dem Bett tragn!?“

Nach kurzem Warten, machte Heiji seine Drohung kurzentschlossen wahr.

Schon war der Kleine ohne Decke. Wütend funkelte er den Größeren an.

„Hopp. Oder soll ich dich tragn?“, fragte dieser mit einer Mischung aus Amüsiertheit und übertriebener Fürsorge.

„Nein! Danke! Das schaffe ich alleine!“, Conan stand jedes einzelne Wort wütend betonend auf und ging Richtung Bad.

Von wo aus ihm Heijis Freundin entgegen kam. In sich hinein lachend hatte Heiji ihm nachgesehen. Als er Kazuha entdeckte, kam er auf sie zu und küsste sie neckisch. Gemeinsam ging er mit ihr nach unten.
 

Ran lag immer noch in ihrem Bett.
 

Als Conan die Treppe hinunter stieg, traf er Kazuha, welche zu Ran ging.

Er setzte sich zu Agasa mit Tadashi, Ai und Heiji an den Tisch.

„Erinnert mich daran, nie wieder einen Raum zu betreten, indem sich ein Spiegel befindet!“

„Dann kanns‘u aber auch nich mehr zum Frisör gehn“, meinte Hattori toternst. Folglich sah Conan ihn daraufhin drohend an. Dieser tätschelte ihm den Kopf.

„Lass! Das! Ich bin kein kleines Kind, klar!?“

Heiji wandte sich in sich hinein lachend, seine Stäbchen in die Hände nehmend, von ihm ab: „Hör doch nich auf mich. Ich will dich doch nur ein bisschen Ärgern.“

„Nerv, Kazuha.“

„Die ist aber grad nich hier.“

„Dein Pech!“, meinte der Grundschüler schnippisch seinen ersten Bissen kauend.

„Ich wird‘s überleben“, betonte Heiji gespielt dramatisch.
 

Ran betrat nun in Begleitung von Kazuha die Küche. Angewidert sah sie auf den reich gedeckten Tisch.

„Setzt euch doch“, lud Agasa die Schülerinnen freundlich ein, ihr ein Schälchen anreichend. Missmutig nahm Ran es entgegen und setzte sich. Essen wollte sie jedoch nicht.

„Hast du keinen Hunger?“, sprach Conan sie aufmerksam an, welcher neben ihr saß.

„Nein. Nicht wirklich“, mit diesen Worten schob sie das Schälchen von sich weg. Sie bemerkte seinen besorgten Blick: „Ich esse lieber in der Schule“, fügte sie so mit einem gespielten Lächeln hinzu, stand auf und bereitete zwei O-Bento zu. Als sie fertig war, reichte sie eins davon Conan.
 

Das andere verstaute sie oben in ihrem Ranzen, mit dem sie kurz darauf wieder kam. Gemeinsam mit den anderen, welche in der Zwischenzeit aufgeräumt hatten, verließ sie das Haus.

Nachdem Heiji und Kazuha abbiegen mussten, brachte Ran Conan und Ai zur Schule.
 

Dort trafen Conan und Ai in der Klasse auf Ayumi, Mitshuhiko und Genta. Letzterer hatte die beiden als erster entdeckt: „Seht mal da sind ja Conan und Ai!“, rief er hocherfreut aus. Durch sein Rufen aufmerksam gemacht, hatten auch die beiden anderen Mitglieder der Detektiv Boys die beiden bemerkt. Bevor sich der ehemalige Oberschüler versah, hatten sie ihn, wie auch Ai, vor Freude strahlend umstellt.
 

Nach dem Unterricht verließen die Detektiv Boys um drei Uhr das Schulgebäude. Conan wollte schon zu einer Verabschiedung ansetzen, als Mitshuhiko vorschlug Fußball spielen zu gehen. Sofort waren alle begeistert und stimmten zu, so rannten alle Richtung Wiese. Nur Conan blieb unschlüssig stehen

„Na komm schon. Wir können uns heute Abend noch genug bedauern", meinte Ai achselzuckend und folgte den Kindern. Seufzend ging der kleine Detektiv hinter ihr her: So ein Mist!
 

Frustriert klingelte Conan, als er zusammen mit Ai endlich zu Hause war. Schon kamen die beiden Welpen, laut bellend, zur Tür geschossen. Heiji öffnete ihnen. Dabei hielt er Holmes und Queen an ihren Halsbändern fest. Sodas die Grundschüler eintreten konnten.

„Ihr kommt aber ziemlich spät“, meinte er zur Begrüßung.

Conan sah ihn nur böse an, sagte nichts, sondern ging weiter ins Innere.

Einen klitzekleinen Augenblick sah der Detektiv dem Kleinen nach, dann wandte er sich an Ai: „Is er schon den ganzen Tag so?“

Sie brauchte nicht zu sprechen, allein ihr Blick und ihr darauf folgendes Nicken sagten schon alles.

Heiji verzog das Gesicht: „Dann sollt ich ihn wohl lieber in Ruhe lassn?“

Ein weiteres Nicken.

„OKay“, flüsterte er darauf kam hörbar zu sich selbst, während Ai nun ebenfalls ins Wohnzimmer ging: „Wo ist der Professor?“

„Einkaufen.“

Da entdeckte sie Tadashi, wie er auf seiner Decke auf dem Boden lag und versuchte sich aufzurichten. Lächelnd setze sie sich zu ihm und gab ihm zwei kurze Küsschen auf die Stirn: „Hallo, Tadashi. Was machst du, hm?“ Lächelnd umarmte sie das mittlerweile fünf Monate alte Baby.

„Hatte er schon zu Abend?“, fragte sie Heiji, welcher sich mit seinen Schulunterlagen auf das Sofa gesetzt hatte. Er sah kurz von seinem Geschichtsbuch auf: „Nein.“

„Shinichi?“, rief sie Richtung Küche.

„Ja?“, rief er zurück, als er die Schranktüre schloss. „Bist du so gut und bereitest ein Fläschen zu?“

„Ja.“
 

Bald darauf kam auch Conan ins Wohnzimmer. Er reichte Ai die Milchflasche, die sie dankend annahm. Dann setzte er sich mit seinem Wasserglas ebenfalls aufs Sofa. Deprimiert ausseufzend lehnte er sich an die Lehne. Ohne von seinem Buch aufzusehen sprach Hattori ihn an: „Wie wars?“

„Ehrliche oder gelogene Antwort?“

„Mir egal. Die, welche du schöner findes.“

Während er das sagte zog er das Buch etwas höher, um sein leichtes Schmunzeln verstecken zu können.

„Toll! Ich weiß jetzt schon alles über die Entwicklungsstadien von Schmetterlingen. Was ich heut alles gelernt habe: Fantastisch! Und dann die anderen Fächer erst.“

„Schon gut. Im Klartext: Es war tot langweilig!“

„Ja!“

„Mein Beileid un wo wart ihr dann noch?“

„Fußball spielen“, es war Ai die darauf geantwortet hatte. Sie gab Conan das Baby: „Ich geh in die Werkstatt“, verkündete sie und verschwand.

Der Professor kam zur Tür herein. Er war mit Einkaufstaschen beladen. Heiji stand auf, um ihm zu helfen. Conan blieb mit Tadashi sitzen.
 

Bei Sonoko saßen sich die drei Oberschülerinnen mit ihrem Abendessen vor den Fernseher.

„Was wollt ihr sehen?“, fragte die Besatzerin des Zimmers Ran bemüht abzulenken.

„Was läuft denn?“, erkundigte sich Kazuha.

„Prices oder Belache?“

„Ich wäre für Belache“, äußerte Kazuha ihren Favoriten.

„Und du Ran?“, wandte Sonoko sich an sie, als diese von sich aus nichts sagte.

„Mir egal.“

„Egal gibt’s nich“, forderte Kazuha eine Entscheidung von ihr.

„Macht was ihr wollt. Es ist mir gleich.“

Ran zog die Knie an sich und legte nun ihren Kopf auf diese.

„Es bringt doch nichts, wenn du jetzt den ganzen Abend grübelst.“

„Ich kann aber nicht anderes“, erneut begann sie zu weinen: „Wie kann dieser dumme Idiot mich nur in so eine Lage bringen? Und dann einfach gehen. Wie sieht das denn jetzt aus? Ich werde deswegen einen riesen Ärger bekommen!“

„Mag sein: Aber der geht doch auch wieder vorbei“, Kazuha legte tröstend einen Arm um sie.

„Das ist so peinlich. Alle werden lachen. Ich wünschte das wäre nie passiert“, sagte Ran unter Schluchzen.

„Heißt das, das‘u das Baby gar nich wills?“, Kazuha sah sie ungläubig an.

Auch Sonoko war entsetzt: „Willst du es etwa abtreiben lassen?“

Ran sah empört zu ihr auf: „Nein. Das das verstößt gegen meine Prinzipien. Außerdem wäre Shinichi sicher dagegen. Ein Kind abzutreiben ist schließlich auch eine Form von Mord!“

„Dann möchtes‘u das Kind also bekommn?“, fragte Kazuha nach.

Ran zuckte diesen Gedanken von sich abwehrend zusammen.

„Das schaffs‘u schon.“

„Ganz bestimmt!“, ergänzte Makotos Freundin.
 

Donnerstagmorgen, 29. Juni
 

Kazuhas Wecker schellte. Müde murrend schaltete sie ihn aus. Drehte sich daraufhin noch einmal um. Eine halbe Stunde später klingelte es erneut. Wohl oder übel erhob sie sich gähnend. Ran war zwar wach, aber sie blieb liegen.

Nachdem Kazuha geduscht hatte, ging sie ins Badezimmer.

Als sie die Treppe hinuter stieg, frühstückten die anderen bereits alle. Höflich sagte sie: „Guten Morgen“ und setzte sich dazu.

Conan schaute sie, ihr ein bereits für sie gefülltes Schälchen hinhaltend, fragend an.

Schnell schüttelte Ran den Kopf: „Nein. Danke. Ich esse lieber in der Schule“, sie lächelte verlegen.
 

Nach dem Unterricht seufzte Ran zutiefst erleichtert. Sie wollte wie alle anderen Schüler auch das Schulgebäude so schnell wie möglich verlassen, als ihre Englischlehrerin sie zurück rief: „Ran, may I bother you a moment, please?“

Sich widerstrebend kleinmachend, verzog die die Angesprochene zu ihrer Freundin sehend das Gesicht.

„Ich warte am Stundenplan“, informierte Sonoko.
 

Jetzt war Ran allein gelassen. Sie drehte sich um und ging auf ihre Lehrerin, welche sich zurück ans Pult setzte, zu: „Yes?“

„What is wrong, Ran? You’re not so bad like you seem lately. It seems like you don’t even listen to me. If you keep that up, I’m afraid that I have to talk to your parents.“

Jodie sah sie streng an.

„Please don’t. I promise, I will try harder and be more attentive.”

Der Blick ihrer Englischlehrerin schien Ran förmlich zu durchbohren.

„Really?“

„Yes“, sagte Ran mit bemüht mit fester Stimme.

„OK. If there’s something wrong, I always have a sympathetic ear for you, Ran.” “Thanks.“

So schnell die Oberschülerin konnte verließ sie das Klassenzimmer.

Ihre Lehrerin sah ihr nachdenklich nach.

Ran lief die Halle entlang und stieß zu Sonoko.

„Was hat sie gesagt? War es wegen Arbeit?“

Ran nickte nur bedrückt.
 

Als Kazuha bei Sonoko klingelte war diese gerade mit ihren Mathematikhausaufgaben beschäftigt.

„Hi“, begrüßte Sonoko sie, als sie ihr die Haustür öffnete. Während die zwei die Treppe hochstiegen: „Hat Ran schon Bescheid?“

„Nein.“

Ran klappte gerade nervös ihr Buch zu, als ihr Handy klingelte. Sofort griff sie hastig neben sich. Nahm ab: „Ja?“

„Ran Mori?“

„Ja.“

„Ich habe ihr Ergebnis vom Bluttest. Glückwunsch er ist positiv.“

Ran würde leichenblass: „S-sind sie sich sicher?“, ihre Stimme zitterte.

„Ja.“

„Bitte, irren sie sich nicht vielleicht doch!?“, hoffte Ran inständig das es, was sie eben gehört hatte, nicht wahr war.

Sie ließ unter Tränen das Handy sinken. Sonoko und Kazuha waren in der Tür stehen geblieben.

Jetzt kamen sie zu ihr und nahmen sie in den Arm. Ran weinte, weinte und weinte.
 

Rans Weinkrampf ließ nach. Sie riss sich zusammen, begann sich ihre Tränen abzuwischen.

„Ich hab solche Angst“, schluchzte sie.

„Das wird schon. Ganz bestimmt!“, Kazuha klang zuversichtlich.

„Hoffentlich“, schniefte Ran, stand auf und zog sich unten ihre Jacke an.

„Sollen wir mitkommen?“

„Ja. Bitte.“

Gemeinsam gingen die drei zur Wohnung ihrer Mutter.
 

Als sie vor der Tür standen, wurde Ran schlecht. Dennoch klingelte sie todesmutig.

Eri war überrascht ihre Tochter vor sich stehen zu sehen und das auch noch in Begleitung zwei ihrer Begleiterinnen, dann sagte sie: „Hallo, Ran. Kommt doch rein.“

Daraufhin trat sie zu Seite und ließ ihre Tochter und ihre beiden Freundinnen eintreten.

„Möchtet ihr etwas Trinken?“, riss die Anwältin ihre Tochter aus den Gedanken.

„Ähm ja“, sagte sie ganz perplex. Als sie mitbekam das ihre Freundinnen angenommen hatten.
 

Eri verschwand kurz in der Küche. Ran setzte sich an den Tisch. Sonoko und dann auch Kazuha taten es ihr gleich.

„Was treibt dich her?“, fragte ihre Mutter neugierig den Raum betretend.

Ran wich ihrem mütterlichen Blick aus.

„Hast du was ausgefressen?“

„Ähm ja irgend irgendwie schon“, Ran suchte nach den richtigen Worten.

Eri, die merkte das eine schwere Last auf den Schultern ihrer Tochter lag, setzte sich dazu: „Was ist den passiert?“ Sie reichte ihr ein Glas mit orange-farbigem Saft.

Ran nahm es an. Trank aber nicht: „Ich ich war beim Arzt.“ Rückte Ran nach kurzem Zögern schnell mit der Sprache heraus.

„Und?“

„I-ich ich“, Ran kämpfte gegen aufkommende Tränen an.

„Was ist los?“, fragte ihre Mutter besorgt: „Du bist doch nicht ernstlich krank?“

„Schlimmer!“

„Schlimmer?“

„Ich ich bin schwanger!“ Jeden Moment Ärger erwartend machte sie sich noch kleiner, als sie eh schon war. Ihre Mutter nichts sagte. Schwieg

Mehr als verunsichert hob Ran etwas ihren, bis eben krampfhaft zu Boden gerichteten, Blick.

„Du bist schwanger“, fasste ihre Mutter die ihr eben mitgeteilte, wie es für eine Anwältin typisch ist, Information zusammen.
 

„Ja“, antwortete ihre Tochter kleinlaut.

„Von Shinichi?“

Ran sah sie entsetzt an. Dann nickte sie jedoch.

Eris strenger Blick, welcher eben der Besorgnis gewichen war, verschwand.

Jetzt lächelte ihre Mutter sie an.

Ran, die mit einer gewaltigen Standpauke gerechnet hatte, wurde noch mulmiger.

„Schön.“ Das war alles was Kogoros Frau noch dazu sagte.

„Schön?“, Ran sah sie ungläubig an und auch die anderen beiden Oberschülerinnen, die schweigend zusahen, verstanden die Welt nicht mehr.

„Ja. Dachtest du ich würde sauer auf dich sein?“

Zögerlich nickte ihre Tochter.

„Unsinn. Zugebenen du hättest ruhig noch warten können. Aber ändern kann ich an der Sache eh nichts oder?“

„H-heißt das ich ich darf?“

„Na, jetzt lässt es sich sowieso nicht mehr ändern. Ein Baby mehr oder weniger darauf kommt es nicht an.“ Mit diesem Satz hatte die Anwältin alle Blicke auf sich gezogen, wie sonst bei ihren Prozessen.
 

Die drei Oberschülerinnen sahen sie mit großen Augen, nicht wissend was sie von dieser Aussage halten sollten, an. Eri erhob sich und deutete auf ihren Bauch. Die Augen wurden noch größer.

„Ran, dachest du etwa ich habe durch Essen soviel zugenommen?“

„Ähm“

„Ran, also wirklich!“, sagte Eri gespielt beleidigt. Es dauerte einige Augenblicke bis es in den Köpfen der Oberschülerinnen klingelte.

„Bist bist du?“

„Ja. Du bekommst einen Bruder.“

Noch einmal war es ganz still im Zimmer. Man konnte das Ticken der Uhr vernehmen. Das Schnurren des auf dem Sofa eingerollten Katers.

Ran stand ebenfalls auf: „Nein?“

„Doch!“

„Von von wem?“, brachte Ran ungläubig hervor: „Hast du etwa einen neu?“

Ihre Mutter schnitt ihr beschwichtgend das Wort ab: „Nein.“

„Paps? Heißt heißt das ihr ihr habt euch wieder vertragen?“, Ran war fassungslos.

Als ihre Mutter nickte, fiel sie ihr kreischend und jubelnd um den Hals.
 

Auch Sonoko und Kazuha freuten sich sichtlich. Sie standen nun ebenfalls auf. Erst gratulierte Sonoko, danach Kazuha.

Eri sah auf ihre Uhr: „Dein Vater müsste ungefähr in einer halben Stunde kommen. Dann kannst es ihm sagen“, meinte sie ihrer Tochter zuzwinkernd.

„Ähm… Mama wie lange seit ihr den schon wieder zusammen?“

„Seit dem 7. Januar.“

„Und das verschweigt ihr mir?“, Eris Tochter klang gekränkt.

„Wir wollten erst einmal noch warten und sehen, ob es funktioniert. Wir wollten dich nicht enttäuschen, sollte es doch nicht mit uns klappen.“

„Im Moment ist aber alles in Ordnung?“, fragte Ran, sich besorgt vergewissernd, nach.

Als ihre Mutter daraufhin lächelte, entspannte sie sich.

„Ich bin in der Küche. Sonst brennt mir noch mein Essen an“, meinte Eri nun.

„OK“, sagte Ran nur immer noch ganz baff.
 

Ein Schlüssel wurde im Schloss umgedreht. Kogoro sperrte die Wohnungstüre auf: „Hallo, mein Schatz. Ich bin wieder zu Hause“, rief er sich seine Jacke ausziehend, in Richtung Küche.

Als er sich umdrehte stand eine schmunzelnde Anwältin einige Meter von ihm entfernt. Er kam zu ihr und küsste sie.
 

Ran, welche mitbekommen hatte, dass ihr Vater nach Hause gekommen war, kam vom Sofa aus hinzu. Goro sprang von ihrem Schoß auf den Boden.

Da sah sie ihre Eltern: Sich küssend.

Eri löste sich vom schlafenden Kogoro: „Wir haben Besuch“, eröffnete sie und zeigte auf Ran, die schüchtern wie angewurzelt da stand.

„Hallo, Mausebein“, Kogoro freute sich sichtlich seine Tochter zu sehen. Er nahm sie in den Arm.

Auch Ran war überglücklich: „Paps“ brachte sie leicht schluchzend hervor.

„Was hast du den?“, fasste er sie besorgt an beiden Schultern.

„Ich ich muss dir was sagen.“

„Ja?“

„Könnten wir uns dazu setzen?“

„Natürlich“, antwortete ihr Vater ihr etwas verwundert.
 

Eri war wieder in die Küche gegangen. Sie war gerade dabei den Reis abzusetzen, als sie die aufgebrachte, tobende Stimme ihres Mannes hörte: „Was bist du?“

„Schwanger“, wiederholte Ran kleinlaut, sich duckend.

Kogoro sprang vor Wut schäumend auf: „Von wem? War es dieser Mistkerl?“

Ran antwortete nicht.

„Etwa Shinichi?“

„Er ist kein Mistkerl!“, ergriff Ran für den Vater ihres werdenden Kindes Partei.

„Shinichi dieser! Dieser, dieser Möchtegern von einem Detektiv!“
 

Kazuha und Sonoko hörten den Herrn des Hauses: „Na warte, wenn ich den in die Finger kriege! Wo steckt dieser dieser“ Kogoro schien nach einem passenden Wort zu suchen, mit welchem er den Vater seines zukünftigen Enkels angemessen beleidigten konnte.

„Weiß ich nicht!“, antwortete Ran ihm patzig.

„Wie du weißt es nicht!? Hat dieser feige Hund sich etwa verdrückt?“

Erneut musste Rans Vater vergeblich auf Antwort warten.

Sie versuchte aufkommende Tränen zu unterdrücken.

„Wusste ich es doch! Habe ich dich nicht immer vor solchen Typen gewarnt? Wie konntest du dich den überhaupt darauf einlassen? Habt ihr den nicht wenigstens“ „Nein, e-es war doch gar nicht beabsichtigt. Es es ist einfach so passiert: Ich wollte das gar nicht!“ Jetzt war auch Ran wütend aufgestanden. Ihre bis eben unterdrückten Tränen bahnten sich nun ihren Weg über ihr hübsches Gesicht.

Ihr Vater sah sie entsetzt an: „Hat hat er dir etwa? Mausebein hat er dir etwa?“

Sie wich erschrocken einen Schritt zurück, als ihr Vater zu ihr stürmte: „Nein. Nicht nicht so“, stotterte sie ängstlich unter Tränen.

Sie zuckte leicht zusammen, als ihr Vater sie tröstend in den Arm nahm: „Ist ja gut, Mausebein. Ich bin ja jetzt da. Schht. Du musst nicht weinen.“
 

„Das Essen ist fertig. Kogoro hilfst du mir bitte!“, unterbrach Eri neutral die Szene. Dieser nickte, löste sich von Ran und folgte seiner Frau in die Küche. Diese drückte ihm einen Stapel von fünf Schälchen und die Stäbchen dazu in die Hände. Sie selbst nahm einen der zwei Töpfe auf. Ran sah zu wie ihre Eltern das mitgebrachte Essen auf dem Tisch abstellten.

„Ihr habt doch ishcerlich auch Hunger?“, wandte sie sich an die anderen beiden Oberschülerinnen.

Kogoro sah seine Frau irritiert an. Er hatte diese wohl in seiner konzentrierten Wut gar nicht wahrgenommen.
 

Heiji und Conan leinten die Hunde ab. Dann gingen sie in die Küche. Während Conan den Wassernapf am Waschbecken füllte, holte sein Freund die Futterschachtel aus einem der Schränke. Es war nicht mehr genug drin. So ging er noch mal zurück und holte eine zweite Schachtel. Als er fertig war warf er die leere Schachtel in den Müll.
 

Ich sollte jetzt nach Hause gehen“, äußerte sich Sonoko, als sie aufgegessen hatte und einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Die Zeiger zeigten 21:36 Uhr an.

„Ja, ich auch“, schloss Kazuha sich an und stand wie ihre Freundin auf.

„Dann nehme ich an du gehst jetzt auch, Ran?“, wandte sich ihre Mutter amüsiert an sie.

„Ähm ja“, Ran erwiderte das aufmunternde Lächeln ihrer Mutter.

„Dann bringe ich euch noch zur Tür“, so erhob auch sie sich.

Während die Mädchen ihre Jacken angezogen, öffnete Rans Mutter die Türe, um die Drei austreten zu lassen.

Sonoko und Kazuha verbeugten sich leicht.

Ran wurde von ihrer Mutter in den Arm genommen: „Machs gut, meine Große.“

Ran nickte.

„Auf Wiedersehen“, rief ihre Mutter ihnen nach.

„Auf Wiedersehen“, schallte das drei stimmige Echo zurück, wobei ihre Besatzerinnen die Treppe hinunterliefen.

„Kommt ihr noch mit?“, fragte Sonoko die anderen beiden, als sie unten auf der Straße angekommen waren.

„Ja. Ich hab meine Schulsachen noch bei dir.“

Oh nein!, fiel es ihr ein.

„Ich hab meine Hausaufgaben noch nicht fertig“, stellte Ran frustriert fest.

„Dann lasst uns gehen“, meinte Kazuha.

Die anderen zwei nickten und so holten sie Rans Schulsachen bei Sonoko ab.

Ran packte schnell ihre Sachen in den Schulranzen, dann verabschiedete sie sich umarmend von Sonoko und ging mit Kazuha nach Hause...
 

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*Anmerkung(en):
 

Heiji und Kazuha hatten nicht verschlafen. Sie haben, als sie noch zu hause waren, legendlich getrödelt.
 

Bessho ist nur ein Nachname

(http://www.mangaka.de/alles-uber-japan/japanische-familiennamen/0/ )
 

Wird Jodie mit Vor- oder Nachnamen angesprochen? Ich erinnere mich nicht mehr daran.
 

Prices oder Belache sind zwei von mir erdachte Namen von Serien. So in die Richtung Gute Zeiten Schlechte Zeiten.
 

Das mit dem Über-Ich ist natürlich von Sigmund Freud.

Von Vater zu Vater zum zukünftigen Vater

Donnerstagabend, 29. Juni
 

Osakas Detektiv hatte es sich halb liegend auf dem Sofa bequem gemacht. Seine Beine waren angewinkelt, sodass der Deckel seines Laptops an jenen lehnte. In fließendem Rhythmus betätigte er die Tasten der Tastatur. Conan saß neben ihm mit einem Comic. Die beiden Welpen hatten es sich auf dem verbliebenen Platz, nahe seiner Füße, bequem gemacht.

„Was grübels‘u?“, fragte Heiji plötzlich, seinen Freund aus den Augenwinkeln musternd.

„Nichts“, tat dieser es belanglos ab.

„Nichts? Was schaus‘u dann so ernst?“

„Ich versuche nur ein Problem zu lösen.“

„Ein Problem?“, Kazuhas Freund wollte es schon genauer wissen.

Doch Conan schwieg.

„Was für eins?“, harkte Heiji neugierig nach.

„Das ist meine Sache!“

„Ach ja?“, der Detektiv des Westens zog seine Augenbrauen hoch und suchte direkten Blickkontakt.

Conan versuchte dem auszuweichen. Allerdings ohne Erfolg.

Heiji richtete sich gerade zu ihm auf: „Was hast du vor, Kudo?“, fragte er misstrauisch betont nach.

„Ich überlege, wie ich dich loswerde“, gab der Detektiv des Ostens nun schlicht sein Geheimnis preis.

Verblüfft über so eine Antwort schaute Heiji ihn darauf mit großen Augen an: „Die Organisation etwa?

Resignierendes Nicken.

„Shinichi, du weiß was dein Vater gesagt hat: Keine Alleingänge!“, erinnerte er seinen Freund mahnend an dessen Versprechen.

„Das ist mein Problem. Ich nehme nicht an, dass du mich alleine gehen lässt!?“

„Nein. Da stehn deine Chancen gleich Null.“

Frustriert ließ der kleinere Detektiv seinen Kopf nach hinten auf die Oberlehne sinken.

„Wie wär‘s, wenn ich mitkäm?“

„Damit auch du dir Ärger einhandelst?“ Conan drehte seinen Kopf zynischen Blickes in dessen Richtung.

„Hm. Wär möglich“, Heiji klang grübelnd, doch dann breitete sich ein für ihn typisches, breites Grinsen aus: „Aber, Hey! No risk no fun!“

Conan lachte, seinen Kopf wieder in die vorige Position drehend, nur bitter in sich hinein.

„Wo gedachtes‘u den Hinzugehn? Zur Lagerhalle?“

Der Kleine nickte ernst.

„Meins’u denn wir findn dort was, das uns weiterbringt? Es is ja noch nich allzu lang her“, merkte Heiji überlegend an.

„Und sich lukrative Geschäfte entgehen lassen?“, Conan schien, als könne er sich eine allzu lange Einstellung der zwielichtigen Aktivitäten aus Sicherheitsgründen nicht wirklich vorstellen.

„Okay“, gab Heiji abwägend sein Einverständnis: „Un wo treffn wir uns?“

„Mir egal.“
 

Ai kam aus ihrem Zimmer. Sie trug den Kleinen, mit welchem sie auf die beiden Detektive zukam. Sie hatte diese gehört: „Was ist mit egal?“, fragte sie interessiert nach.

Die Verschwörer suchten nach einer plausiblen Ausrede. Dabei fiel Hattoris Blick auf die Fernsehzeitung: „Ähm, was wir heute Abend sehen wollen.“ Er streckte seinen Arm aus und griff danach.

Nachdem er sie kurz überflogen hatte: „Also ich hätt im Angebot: „Ne Sendung über das Waldsterben, ne Musikshow, ne Romanze“ Nachdem Heiji seinen Informationsservice beendet hatte, schaute er die anderen beiden fragend an.

Ai zuckte nur mit den Schultern und setzte sich.

„Conan?“

„Klingt alles nicht wirklich lohnenswert.“

Ai sah es wohl genauso: „Könntet ihr auf ihn achten?“

„Na klar“, Heiji stellte seinen tragbaren Computer ab: „Komm her, Winzling“, meinte er grinsend das Baby auf seinen Schoss entgegennehmend.

„Danke“, sagte Ai und entfernte sich in Richtung Werkraum. Beide Detektive sahen ihr nach, bis sie dort die Türe hinter sich geschlossen hatte.

„Puh“, seufzten die beiden erleichtert.

Heiji schaute Tadashi prüfend an: „Lass mich raten: du bis nich Müde?“ Das Baby war sichtlich noch munter.

„Ich geh ins Bett“, verkündete Conan ihm gelangweilt.
 

Ran und Kazuha kamen nach Hause.

„Da seid ihr ja“, stellte Heiji seine Unterlagen zusammenpackend fest.

Während Ran nichts sagte, bekam er von Kazuha nur einen bösen Blick. Ihren Freund nicht weiter beachtend begleitete sie ihre Freundin nach oben.
 

Sobald Heiji mit seiner Tätigkeit fertig war, brachte er Tadashi zu Ai und ging auch nach oben.

Das Badezimmer war leicht geöffnet. Da auch Rans Zimmer offen stand, wusste er durch einen flüchtigen Blick in den Raum, wer im Bad sein musste.

Er sah hinein: Kazuha putze gerade ihre Zähne.

„Na, mein Schatz?“

Ehe sie sich versah hatte er sie von hinten umarmt: „Warum bis‘u böse auf mich, hm?“, erkundigte er sich versöhnlich.

„Ich bin nich böse“, antwortete sie etwas undeutlich, unbeteiligt weiter putzend.

„Und warum has‘u mich dann eben so angesehn?“ Er legte seinen Kopf schief und sah sie an.

„Ich bin wirklich nich sauer auf dich“, sie spukte die Zahnpasta ins Waschbecken: „Aber könntes‘u zu Ran in nächster Zeit etwas netter sein?“ Kazuha spülte ihren Mund aus.

„Ich?“, Heiji war empört: „Sie ist doch die, die Streit anfängt.“

Als seine Freundin ihn darauf bittend ansah: „Is ja gut. Ich benehm mich“, gab er leicht grummelnd, sich Zahnpasta und Zahnbürste nehmend, nach.

„Gut“, Kazuha dagegen stellte ihre in ihren Zahnputzbecher. Sie war damit zufrieden und drehte sich zu ihrem Freund, welcher gerade zu putzen begann, um. Schell gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und wartete auf ihn.

Von ihm begleitet verließ die Oberschülerin das Badezimmer.

Bevor Kazuha ihr Zimmer betrat küsste sie Heiji ein weiteres Mal, bis sie sich von ihm löste. „Schlaf gut“, sagte sie grinsend die Türe schließend, sodass sie Heiji allein auf dem Flur stehen ließ.
 

Während er also ebenfalls sein Zimmer betrat, stellte Kazuha sich neben Ran, welche immer noch an ihren Aufgaben saß.

„Komms‘u weiter?“, fragte sie aufmunternd.

Ran sah sie mit einer Mischung aus Frustration und Resignation an: „Nein!“, seufzte sie deprimiert: „Ich weiß einfach nicht wie das geht, verdammt. Ich werde Sonoko Morgen fragen müssen.“ Sie seufzte bitter, ihre Etuiutensilien zusammenraffend, ein weiteres Mal.

Kazuha half ihr beim Wegräumen, indem sie ihr ihre Hefte anreichte.

Nachdem Ran ihre Materialien in ihrer Schultasche verstaut hatte, schaltete Kazuha das Licht aus und legte sich, wie auch ihre Freundin, ins Bett.
 

Freitagmorgen, 30. Juni
 

Die Wecker schellten.

Im Flur traf Kazuha auf Conan und Heiji, welche gerade aus ihrem Zimmer kamen. „Guten Morgen“, lächelte sie die Detektive an.

Während ihr Freund dasselbe munter erwiderte, sagte Conan nichts, lief an ihr vorbei die Treppe hinunter.

Nachdem Heiji seine Freundin geküsst hatte, gingen auch die beiden in die Küche.
 

Conan saß bereits am gedeckten Tisch. Nahm sich, wie auch seine Klassenkameradin, gerade. Der Professor neben ihnen fütterte das Baby. Die Oberschüler aus Osaka gesellten sich fröhlich dazu.

Conan und Heiji waren mit den Hunden schon wieder zurück, als Ran, ihre Schuluniform tragend, nach unten kam.
 

Zuerst brachte Ran Conan und Ai zur Grundschule. Den ganzen Weg über sprachen die drei nicht.

„OK, bis heute Nachmittag“, meinte sie am Eingang zum Schulhof.

Conan sah ihr nach.

„Komm schon, Romeo“, forderte Ai ihn, nachsichtig vorausgehend auf.

„Buh!“ Conan zuckte zusammen.

„Haha“, hörte er das Gelächter von drei Kindern hinter sich.

Sich umdrehend hörte er Genta: „Du Angsthase.“

Und Mitshuhiko lachte: „Du bist drauf reingefallen.“

Ai hatte sich ebenfalls umgedreht.

„Sehr witzig, Leute“, meinte Conan daraufhin von diesem Scherz der Detektiv Boys schon am frühen Morgen genervt.
 

Ran hatte ihre Klasse erreicht. Tief ausatmend steuerte sie ihren Platz an. Sonoko war noch nicht da, so sah sie gedankenverloren aus dem Fenster, auf den Schulhof, welcher sich so allmählich leerte.
 

Zu Beginn der Mittagspause schlenderte Heiji zusammen mit Kazuha zum Getränkeautomaten: „Bist‘u mit deinen Sachn schon fertig, Heiji?“

„Fast. Un du?“

„Mir fehlen noch zehn Seiten oder so“, schätzte sie gelassen.

„Na, dann halt dich ran", lachte er auf.

Den Automaten erreichend holte Heiji sein Portmonee aus der Tasche und nahm das benötigte Kleingeld heraus. Zuerst gab er Kazuha ihr Getränk, dann als auch er seines hatte, setzten sich das Paar.

„Kanns‘u alles?“, fragte Heiji einen Schluck trinkend.

Sie nickte, bevor auch sie einen Schluck trank und danach ihr Mittagessen auspackte.
 

Shiratori erschien und holte sich einen Kaffee, was Heiji, essend, von seinem Platz aus erkennen konnte.

Als der Inspektor ihn sah, wurde er gerufen: „Heiji, könnte ich dich mal einen Augenblick sprechen?“

Der Detektiv nickte überrascht. Stand auf.

Verwundert sah Kazuha den beiden, an ihrem Getränk nippend nach, welche sich ein Stück von ihr entfernten.
 

Eben Gebetener sah seinen höhergestellten Kollegen fragend an: „Du bist doch mit Akashima bekannt, oder irre ich mich da?“

Heiji zögerte einen Augenblick, dann nickte er aber.

„Ich wäre erfreut, wenn du mir einen Gefallen tun könntest.“

„Einen Gefallen?“, der Oberschülerdetektiv verstand nicht ganz.

„Ich habe hier einen Brief für Sie, aber nicht ihre korrekte Adresse. Könnest du ihn ihr bei Gelegenheit für mich übergeben?“

Dabei hielt Inspektor Shiratori dem verblüfften Heiji den besagten Brief hin.

Dieser nickte diesen entgegen nehmend.
 

Nach der Schule liefen die Kinder zusammen nach Hause, bis sie sich trennen mussten.

„Geh ohne mich. Ich muss noch etwas erledigen“, meinte Ai kühl und ließ Conan stehen.
 

„Tschau, Kazuha“, seiner Freundin einen Kuss gebend rannte Heiji davon.

Verärgert und armeverschränkend blieb sie noch einen Moment vor dem Präsidium stehen, ehe auch sie sich auf den Weg machte.
 

„Hey!“, rief der Detektiv aus Osaka den aus Tokio am Grundstück zur Lagerhalle treffend.

Jener stoppte sein Ballticken. Zog die Augenbrauen hoch: „Du bist spät!“

„Ich weiß“, lachte Heiji leicht entschuldigend: „Sorry, ging nich eher.“

Gemeinsam betraten sie den großen Hof.

Nahe des Firmengebäudes lachte Heiji, Conan zusehend, unschuldig auf: „Ups!“ Jener kickte, rein aus Versehen natürlich, seinen Fußball hinein

Die beiden schauten grinsend zu, wie der Ball sein Ziel erreichte: „Ja. Ich glaube wir müssen ihn zurückholen“, ging Conan zielstrebig auf die Bemerkung des anderen ein. Ein Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

Einen verschwörerischen Blick austauschend schlichen die beiden Detektive ins Gebäude hinein. Es war ein älteres Gebäude, relativ klein. Es gab eine Treppe. Die, die zwei gerade erklimmen wollten, jedoch wurden sie von einer männlichen Stimme zurück gerufen: „Wer seit ihr denn?“

Die Schüler drehten sich um.

„Wir suchn unsern Ball. Er is uns dummerweise aus Versehn vorhin hier herein gekullert“, erklärte Heiji sehr seriös entschuldigend.

Der Mann, wohl mittleren Alters mit Brille und Schnauzer, betrachtete die zwei prüfend: „Da oben?“ Heiji lächelte entwaffnend und Conan erst setzte sein charmantestes Kinderlächeln ein.

Argwöhnisch schnaubte der Mann: „Dann beeilt euch. Ich will hier in etwa 20 Minuten abschließen“, gab er ihnen barsch zur Erlaubnis.
 

Die Detektive warteten, bis er außer Sichtweite war, dann liefen sie schnellen Schrittes nach oben.

„Wonach suchn wir jetz eigentlich?“, überlegte Heiji, während sie den 1.Stock erreichten.

„Keine Ahnung.“

Die zwei sahen sich um, liefen an einigen Türen vorbei. An der Tür mit dem kleinen Schriftkästchen: Büro blieben sie stehen.

Heiji sah zu Conan, welcher nickte. So klopfte Hattori vorsichtig. Als keine Antwort zu vernehmen war, sah er erneut zu Conan. Dieser nickte wiederum.

Achtsam öffnete Osakas Detektiv die Tür: Niemand war da! Schnell schlichen sie hinein. Schlossen die Tür hinter sich.

Ein weiteres Mal trafen sich ihre Blicke: „Ich Schreibtisch und du Schränke“, befahl Conan bestimmt.

Heiji nickte.

Gesagt getan. Die Schränke standen an der rechten Wand. Sie waren aus hellem Holz, passten exzellent zum ebenfalls hellhölzernen Schreibtisch, vor dem Fenster. Neben dem Computer stand ein grauer Drucker. Es war ein breites Fenster, welches fast die ganze Fläche der Wand gegenüber der Tür einnahm.

Conan durchkramte flink die Schubladen des Schreibtisches. Der Computer, der darauf stand war ausgeschaltet.

„Ganz schön unordentlich“, fand Heiji naserümpfend, die durcheinander liegenden Ordner und einzelnen Blätter beginnend zu durchforsten.
 

Ran befand sich mit ihrer Mutter in deren Küche.

Diese schaltete gerade die Herdplatten aus: „Möchtest du mit essen?“

„Nein“, Ran schüttelte eifrig verneinend mit dem Kopf. Verzog wehleidig ihr Gesicht.

„Huh. Verträgst es nicht, hm?“, Kogoros Frau klang, als wisse sie wie es ihrer Tochter zurzeit erging.

Ran und nahm die Schüsseln samt Stäbchen, die ihre Mutter ihr aus dem Schrank reichte, entgegen und half bereitwillig beim Tischdecken.

„Und?“ wurde sie erwartungsvoll angesehen.

Gläser auf dem Tisch abstellend: „Was und?“

„War Shinichi sehr überrumpelt?“

„Äh“

Eri sah ihre Tochter besorgt an. Ran sah plötzlich ganz bekümmert aus: „Was ist denn?“

„Naja er er weiß es noch gar nicht. Ich hab ihn nicht angerufen oder so, falls du das meinst oder so.“

„Ach, Ran!“

„Mama“, schluchze sie.

„Mach es lieber früher als später“, mahnte die Anwältin mitfühlend.

„Aber ich hab Angst: Was ist wennwenn er?“

„Wenn er dagegen ist?“

„Ja.“

„Schätzt du ihn so ein?“

„Keine Ahnung! Was weiß ich. Ich versteh ihn in letzter Zeit sowieso nicht“, gab Ran gekränkt und auch enttäuscht von sich: „Er war betrunken. Was wenn es ihm gar nichts bedeutet hat?“
 

„Wie viel Zeit haben wir noch?“, fragte Hattori abgehetzt, die letzten Ordner eilig durchblätternd. Conan stoppte sein Kramen, mittlerweile die Schubladen der Schränke abarbeitend, und sah schnell auf seine Armbanduhr. Seine Arbeit sofort fortsetzend fluchte er leise: „So ein Mist. Nur noch sieben Minuten.“
 

„Wo stecken denn Shinichi und Heiji?“, fragte Ai verwundert den Professor, als sie den Werkraum betrat, wo dieser gerade an irgendetwas Undefinierbarem herum schraubte.

„Hallo, Ai. Das weiß ich nicht. Ich habe die beiden heute Abend noch nicht gesehen.“

Merkwürdig, ging es der kleinen Chemikerin, sich zu ihren Mäusen begebend, durch den Kopf.
 

„Wir solltn gehn“, drängte Heiji, den letzten Ordner zurück stellend.

„Verdammt! Ich finde einfach nichts“, Conan war verzweifelnd: „Irgend irgendetwas muss doch aufzufinden sein“, er war bemüht das Password des Computers zu knacken.

„Mag sein. Aber wir habn keine Zeit mehr“, stellte Heiji mit einem Blick auf seine Armbanduhr mahnend fest.

Als er wieder aufsah: „Shinichi!“

Conan sah auf.

„Da. Der Schrader! Da is Papier drin.“

„Da ist sicher nichts Brauchbares zu finden“, werte der geschrumpfte Shinichi diese Entdeckung ab.

„Das kanns‘u nich wissn“, entgegnete Heiji ihm optimistisch.

Schnell eilten beide zur Fensterbank. Sofort hob Conan den Deckel an. Zusammen mit Heiji holte er die Papierreste heraus.

Sie in ihren Jacken und in Hosentaschen verstauend: „Das wird auffallen!“

„Da!“ Kurz entschlossen eilte Heiji zum Drucker und entnahm dem einige Blätter, die er seinem Freund reichte, welcher diese daraufhin schnell zerschredderte.

Sobald das erledigt war, schalte Conan den PC aus und verließ Heiji folgend auf schnellstem Wege das Büro. Die Treppe hinunter, den Ball, welchen sie in einer Ecke entdeckten von ihm geholt, und raus aus dem Gebäude.
 

Ein in schwarz gekleideter Mann und eine recht junge Frau. Sie war vielleicht Ende Zwanzig, ebenfalls in Schwarz standen beide an einem der Fenster des gegenüberliegenden Gebäudes. Bei ihnen eine Jugendliche anwesend, allerdings in Schuluniform. Schätzungsweise 14 oder 15 Jahre.

Der Mann mit Schautzer stoppte den Zug, den er gerade von der Zigarette tat, als er zwei Personen unten auf dem Hof erspähte und erkannte.

Wenn das nicht zwei von Sherrys und Cawarra Freunden sind!? Ein hämisches Grinsen breite sich auf dem Gesicht, des Mannes mit Schautzer aus, bevor er ein weiteres Mal den Rauch seiner Zigarette inhalierte und sich an das schätzungsweise 15- 16 jährige Schülerin wandte: „Folg ihnen!“, ordnete er ihr mit rauer Stimme an. Dann inhalierte er den nächsten Zug. Die Schülerin nickte bestrebt und ging den Flur entlang Richtung Treppe.

„Nur folgen. Das ist doch langweilig, Whisky. Wir wissen langst genug. Warm noch warten, bis sie uns doch noch auf die Schliche kommen?“, beschwerte sich Frau wohl nicht gleich in dieser Sache verfahren wollend.

„Verständige Gin und frag ihn. Für Sherry ist schließlich er zuständig. Mach das mit ihm ab“, entgegnete der Raucher ihr.
 

Sobald die Detektive zu Hause ankamen, verschanzten sie sich in ihrem Zimmer.

Erschrocken zuckten beide zusammen, als sie Ai hörten: „Da seid ihr ja. Ich habe dich schon gesucht“, meinte die Chemikerin vorwurfsvoll.

„Mich?“, Conan versuchte seinen immer noch schnellen Atem zu unterdrücken.

„Ja!“

Er nickte und ging mit nach unten.

Ein paar Minuten später betrat er sein Zimmer wieder.

Heiji saß bereits auf seinem Bett und war dabei die einzelnen Schnipselstreifen zu sortieren.

„Es gibt Essen“, teilte er ihm genervt mit.

Heiji erhob sich seufzend. Dann raffte er die Schnipsel zusammen und legte die Decke auf diese. Conan tat es ihm mit seinen gleich.

Gemeinsam verließen sie, mit einem letzen Blick auf die Betten, den Raum und gesellten sich zu den anderen dreien.
 

Ai saß wie Agasa bereits zu Tisch und fütterte Tadashi mit Brei. Es schmecke dem Baby, da es bei jedem Löffel den Mund weit aufriss.

Nachdem beide Detektive ihr Fleisch, Reis und Gemüse aufgesessen hatten, standen sie auf.

Mit einem: „Wir gehn mit den Hundn“, folgte Heiji Conan, der schon den Raum verließ.

Ai sah ihnen misstrauisch nach.
 

„Dann bin ich gleich mal gespannt was wir findn“, meldete Heiji sich zu Wort, nachdem sie stumm ein Stück gelaufen waren.

Conan nickte nachdenklich.
 

Wieder drinnen kamen die Detektive in ihr Zimmer zurück. Sie legten die Decken beiseite, setzten sich auf ihre Betten und begannen die einzelnen Schnipsel zu ordnen.
 

„Hier schau ma, ob der hier zu deinn passt“, meinte Heiji und reichte den Schnipsel, den er keinem seiner bisherigen Haufen zuordnen konnte, an den geschrumpften Shinichi weiter.

Heijis Klingelton dudelte plötzlich los. Murrend nahm er ab: „Hattori?“

„Heiji!“

„Saguru?“

„Erraten.“

„Was für ne Überraschung!“, lachte Osakas Oberschülerdetektiv in den Hörer, woraufhin der aus England ebenfalls lachte.

„Es is Hakuba“, teilte er Conan leise mit. Dieser widmete sich daraufhin unbeteiligt weiterhin seinen Schnipseln.

„Na, wie geht’s so?“

„Ganz gut“, antwortete Heiji: „Un bei dir?“

„Geht so.“, Saguru klang leicht verstimmt.

„Ein Fall?“

„Ja. In nur vier Stunden gelöst!“

„Gratuliere, dann liegst du vorn“, gab der des Westens etwas grimmig zu.

„Ist es etwa langweilig auf dem Präsidium?“, fragte der andere scherzhaft.

„Was heißt langweilig. Ich“

Das Handy klingelte erneut: „Wart mal kurz, da is noch jemand.“

„Geht klar.“

Heiji schaltete nahm das neue Gespräch entgegen.

„Heiji Hattori?“

„Hallo: Ich würde gerne meinen Sohn sprechen“, forderte ihn eine ihm wohlbekannte Männerstimme am anderen Ende, etwas unheimlich klingend, auf: „Und sag mir jetzt nicht, er wäre nicht da!“ Es war wie eine Drohung.

Irritiert gab er Conan den Hörer: „Dein Vater“, flüsterte er mulmig.

Oh Nein! Conan wedelte abwehrend heftig mit den Händen: „Ich bin nicht da.“, flüstere er zurück.

„Das glaubt er dir nich!“

Mehr als widerstrebend nahm der kleine Detektiv das Handy seines Freundes entgegen.

Heiji verließ das Zimmer.
 

„Hallo?“, versuche der Mini-Shinichi möglichst normal zu klingen.

„Guten Abend, mein Sohn!“, besondere Betonung hatte Yusaku Kudo auf das „mein Sohn“ gelegt. Er hörte sich verärgert an, was diesen schlucken ließ.

„Kannst du dir vorstellen warum ich anrufe?“, fragte sein Vater ganz sachlich.

„Nein?“, machte Conan auf ahnungslos.

„Dann denk mal scharf nach.“

Bitte nicht!, schoss es dem Detektiv durch den Kopf: „Ich weiß es nicht“, sagte er trotz seiner deutlich sichtbaren Nervosität gefasst.

„Drei Mal darfst du raten wer mich eben angerufen hat, Shinichi!“, diesmal lag die bedrohliche Betonung auf: „Dreimal darfst du raten.“

„Der Professor?“

„Nein.“

„Ai?“

Kurzes Schweigen am anderen Ende, dann ein weiteres, nüchternes: „Nein.“

„Dann weiß ich es nicht.“

Bitte sag es mir endlich. Anstatt mich so zappeln zu lassen!

„Kogoro!“, gab der Kriminalautor nach seiner theatralischen Pause schneidend von sich.

Kogoro?, sein Sohn verstand nicht. Ungläubig fragte er nach: „Kogoro? Was will der den von dir?“

„Kannst du dir das nicht denken?“

„Nein?“, Conan war verwirrt.

„Wirklich nicht?“ Yusaku schien ihn mit seiner gefährlich ruhigen Stimme förmlich zu durch bohren: „Er war ziemlich aufgebracht wegen dir!“

„Wegen mir?“ Jetzt verstand Conan gar nichts mehr.

„Sag mal“, rückte der Kriminalautor endlich mit der Sprache heraus: „ Wann hattest du daran gedacht mir von der Schwangerschaft mitzuteilen, Shinichi?“ Yusaku klang vorwurfsvoll.

„Schwa Was? Wer ist schwanger?“

„Ran.“

Conan musste schlucken. Wurde augenblicklich kreidebleich: „Was?“, brachte er tonlos hervor.

„Wusstest du das etwa noch gar nicht?“ Shinichis Vater schien nun amüsiert.

Sein Sohn antwortete nicht. Völlig perplex saß er da.

Yusaku lachte.

„Warum lachst du?“, kam endlich wieder Leben in den kleinen Shinichi.

„Weil du so still bist!“ Jetzt klang sein Vater nicht mehr böse. Nein, im Gegenteil eher liebevoll.

„Bist du nicht sauer auf mich?“, war für Conan diese Reaktion nicht ganz nachvollziehbar.

„Ich habe darüber nachgedacht. Nein, mittlerweile nicht mehr. Deine Mutter ist vollkommen begeistert. Sie dankt es dir.“

„Hä?“ Diese Aussage verstärkte noch einmal die Perplexität seines Sohnes.
 

„Hallo, Cawarra“, kam Heiji, nachdem er an ihrem Zimmer angeklopft hatte, herein.

Breit feixte er sie an.

Ai saß auf ihrem Bett. Schaute irritiert von einer Modezeitschrift auf.

„Was ist?“, meinte sie leicht gereizt.

„Ich hab hier was für dich“, teilte Heiji ihr belustigt mit und gab ihr den Brief, den er von Inspektor Shiratori bekommen hatte.

Die junge Frau in Gestalt des kleinen Mädchens machte ein verwundertes Gesicht, drehte den an sie adressierten Umschlag in ihrer Hand.

„Läuft da etwa noch was?“, wollte der Detektiv neugierig wissen.

Ai sah ihn argwöhnisch an: „Danke“, sagte sie schlicht.

Als Heiji jedoch keine Anstalten machte wieder zu gehen, schob sie ihn warnenden Blickes hinaus.

Sie legte den Brief unter ihr Kopfkissen.
 

„Eheheh, Finger weg!“, tadelte der Oberschüler das kleine Kind, welches versuchte auf die Tasten zu tippen. Während der Professor an seinem Computer saß und eine Tasse Kaffee trank, arbeitete Heiji an seinen Schulsachen weiter.

Er lachte und hinderte das Baby am weiter machen, indem er das Händchen festhielt: „Warte ich speicher. Dann kanns‘u darauf rumhaun so viel‘u wills.“

Gesagt getan. Ohne Umschweife machte der Kleine danach weiter und gluckste vergnügt vor sich hin.
 

In dem Moment kam Conan langsam, eine Hand am Geländer haltend, in der anderen das Handy seines Freundes tragend, die Treppe hinunter.

Noch langsamer kam er zu Heiji. Er streckte ihm das schurlose Kommunikationsgerät entgegen: „Hier“, sagte er tonlos. Mitgenommen setzte sich der kleine Detektiv neben den großen und lehnte daraufhin seinen Kopf an die Lehne. Während Holmes davon lief, legte sich Queen auf ihn.
 

Es war für Heiji offensichtlich, dass etwas nicht stimmte: „Du musst doch nich etwa nach?“, setzte er erschreckt an.

„Nein. Darum ging es nicht“, Conan war ganz in Gedanken.

„Was dann?“

„Es ist alles deine schuld!“, klang der Mini-Shinichi kläglich.

Auf dem Gesicht des Detektiven aus Osaka zeichnete sich Verwirrung ab: „Hä? Was bin ich Schuld?“

„Ran ist schwanger“, teilte jener ihm noch immer ganz neben der Spur mit.

„Was?“

„Du hast richtig gehört.“

Heiji sah seinen Freund ungläubig an: „Ne is klar. Guter Witz!“, lachte er es für einen schlechten Scherz haltend. Doch, als er in das blasse Gesicht des kleinen Detektivs sah, wurde ihm schlagartig bewusst, dass es keiner war.

„Doch!“

Heiji machte Anstalten etwas sagen zu wollen: „Hast du hast du mit etwa mit i-ihr“, bemühte er sich diese eine gewisse erotische Tätigkeit in Worte zu fassen.

Ein knappes, leicht böse gefauchtes: „Ja“, bestätigte seinen Verdacht.

„Nein. Jetzt im Ernst?“, fragte er sich vergewissernd, es nicht glaubend könnend, noch einmal nach. Als der Detektiv des Westens verstand was das zu bedeuten hatte.

Ein erneutes: „Ja.“
 

„Und was is dann daran meine Schuld?“

„Du hast gesagt, dass ich zu ihr gehen soll!“

„Ja un?“

„Jetzt bekommt sie ein Kind von mir!“ Conan war mehr als pikiert.

„Na ja wenigstens weiß sie jetzt, dass‘u sie liebs.“

„Nein.“

„Wie Nein?“, Heiji sah sein kleines Gegenüber verwirrt an.

„Ich habe es ihr nicht gesagt.“

„A-aber du heißt das, dass du mit ihr geschlafen hast ohne ohne ihr das vorher zu sagen?“

„Ja“, gab der geschrumpfte Shinichi kleinlaut zu.

„Was is en das für ne Logik?“ Heiji konnte es immer noch nicht recht glauben.

Der Professor hörte still zu. Ließ sich davon nicht stören.

„Keine Ahnung“, zuckte der zukünftige Vater beim Antworten mit den Schultern. „Da has‘u aber was missverstandn: Ich meint, das‘u ihr sagen solls, das de sie liebs. Nich das‘u mit ihr schlafen solls. Weißte normalerweise läuft das eher anderes herum.“
 

Kurzes Schweigen. Bis Heijis Neugier siegte: „Und wie war‘s?“, fragte er den Kleineren.

Ein weiteres, seufzendes: „Keine Ahnung“ war die unerwartete, geseufzte Antwort darauf.

„Wie keine Ahnung? Was soll das‘n heißen?“ Erneut sah Heiji seinen Freund irritiert an.

„Ich kann mich nicht mehr daran erinnern“, räumte der Mini-Shinichi beschämt ein.

„Hä?“, war das einzige was dem Detektiv aus Osaka dazu einfiel.

„Ich war betrunken“, bekannte Conan ehrlich Farbe.

Sein Freund sah ihn noch verwirrter an: „Du hast dich betrunken?“

„Ja.“

Heijis Mine veränderte sich. Er sah den verjüngten Detektiv vorwurfsvoll an.

„Hast du die geringste Ahnung wie wütend ich an dem Abend war und wie weh mir alles tat?“, verteidigte sich dieser, seine Arme verschränkend, entrüstet.

„Heißt das, dass?“ zu mehr kam Heiji nicht.

Ai kam aus ihrem Zimmer. Sie und der Professor tauschen einen Blick untereinander. Blinzelten sich zu.

Conans Klassenkameradin begann verhalten zu lachen.

„Wieso lachst du? Das ist nicht witzig!“, zischte Conan sie wütend an.

Die junge Frau versuchte sich sichtlich schmunzelnd zusammenreisen, als sie Heiji das Baby abnahm: „Doch, das ist witzig.“

„Was ist witzig?“ Diesmal war es Heiji, der sie zynisch fragte. „Das ich Recht hatte“, lächelte sie überlegen.

Die beiden Detektive sahen sie perplex an.
 

Plötzlich kam Leben in die Hunde. Queen sprang auf und schoss wie Holmes, der aus Richtung Küche kam, zur Tür. Von wo aus weibliche Stimmen zu hören waren.

„Wenn es nur nicht so viel wäre“, nörgelte Ran, sich ihre Schuhe ausziehend. Kazuha hingegen schloss gerade die Türe, als Queen und Holmes sie um stürmten: „Hey, ihr zwei“, meinte sie heiter und beugte sich zu ihnen hinunter.
 

„Hey, Conan. Warum bist du nicht im Bett?“, fragte Ran, als sie den Grundschüler auf dem Sofa entdeckte.

„Ran!?“

Streng sah sie den Jungen an: „Los, ab mit euch!“

Conan und Ai, Heiji Tadashi gebend, taten wie ihnen befohlen: standen auf und gingen. Er nach oben, sie in ihr Zimmer.

Ran, Arme gegen die Hüfte stemmend, sah wütend zu Heiji.

„Was?“

„Wieso lässt du sie solange aufbleiben? Du weißt, dass sie Schule haben!“, blaffte Ran den Freund ihrer Freundin an. Dann verschwand sie ebenfalls hoch. Gefolgt von Kazuha, die ihn ebenfalls strafend ansah.

Kopfschüttelnd blieb Heiji zusammen dem Baby sitzen.
 

Ran stellte in ihrem Zimmer die Schultasche ans Bettende. Dann holte sie ihr Mathematikbuch, gefolgt von Mäppchen und Heft heraus. Diese drei Dinge, fielen gedämpft aufs Bett. Während Ran in Richtung Tür ging.

„Bist du fertig, Conan?“, rief sie ihn ungeduldig.

„Ja“, rief der Angesprochene in seinem Bett, allerdings noch nicht zugedeckt sitzend, zurück.
 

Daraufhin betrat Ran sein Zimmer. Ihre Blicke trafen sich.

Ihre vorwurfsvollen Augen sorgten dafür, dass Conan ihren auswich und auf seine Decke schaute.

Sie kam auf ihn zu: „Du weißt ganz genau, dass du nach spätestens Neun im Bett sein sollst!“

Sie setze sich: „Jetzt schau nicht so“, meinte sie nun versöhnlicher: „Gute Nacht, Conan. Schlaf schön“, sagte mit einem Lächeln, ihn zudeckend. Dann erhob sie sich und schritt zur Tür.

Sie wollte gerade den Lichtschalter betätigen, als sie ein verhaltenes: „Gute Nacht“ von seiner Seite aus hörte.

Sie drehte sich noch mal um, lächelte erneut und schaltete das Licht aus, bevor sie hinaus ging und die Tür hinter sich zuzog.

Zurück in ihrem Zimmer, besah sie sich seufzend ihre Aufgaben, setzte sich auf ihr Bett und begann diese hinter sich zu bringen.
 

Ai gab Tadashi zudeckend einen Gute-Nacht-Kuss. Dann holte sie den Brief von vorhin unter ihrem Kopfkissen hervor, mit dem sie sich auf ihr Bett an die Wand lehnte.

Für eine Weile betrachtete sie den noch verschlossenen Umschlag unsicher.

Dabei wanderte ihr Blick auf den Mülleimer unter dem Tisch, woraus eine leere, rosablaue Verpackung unter einem Stapel Blätter minimal hervor lugte.

Erleichtert atmete sie aus, bevor sie sich schließlich doch durchrang den Brief zu öffnen.
 

Tadashi unterbrach weinend die verharrende, angenehme Stille, welche momentan den Raum erfüllt hatte. Ai rutschte, mit dem Brief in der Hand, zur Bettkante und stand auf.

Schwermütig lief sie zu ihrem Schreibtisch, zog die erste Schublade auf und verstaute den Brief darin, ehe sie diese wieder zuschob.

Ai ging zum Bett des, ihr von Gina anvertrauten, Kindes. Mit einem kurzen Blick war ihr alles klar: Er fand seinen Schnuller nicht. Schnell gab sie ihm ihn.

Mit großen Kulleraugen und zur Faust geballten Händchen sah er sie jetzt selig nuckelnd an.

Ai legte ihre Arme auf dem Rand ab. Ihr zuvor so trauriges Gesicht bildete nun ein liebevolles Lächeln. Jedoch wurde es bald darauf wieder ernst und sie betrachte nachdenklich ihren Computer.

Wenn ich mich entscheiden sollte, ihn zu kontaktieren, dann ist das wohl noch mit, die beste, Möglichkeit dazu, dachte sie sich grübelnd.

Tadashi machte durch heftiges Strampeln auf sich aufmerksam.

„Weißt du nicht, dass du schlafen sollst?“, fragte die kleine Chemikerin, mit gespielt strengem Blick, rein rhetorisch nachsichtig lächeln müssend.

Von neuem bekamen ihre Augen einen traurigen Glanz: „Was denkst du, würde deine Mama davon halten, hm?“

Das Baby strampelte völlig unbekümmert glucksend.

„Vermisst du sie auch so sehr?“ Ai streichelte sanft seine kleine Faust. Ihren Kopf bette sie dabei auf ihren anderen Arm.
 

Montagmorgen, 3. Juli
 

Die Wecker ertönten.

„Ne oder? Sag mir bitte, dass es noch mitten in der Nacht is“, widerstrebend suchte Heiji tastend nach dem lärmverursachenden Ding. Als er es geschnappt hatte, verdonnerte er es kurz und bündig zum Schweigen.

Währenddessen meinte Conan sich ganz trocken, ebenfalls nicht begeistert, aus seiner Decke schälend: „Ich fürchte nicht.“ Müde überkam ihn ein Gähnen.

Einstweilen stand er auf und tapste aus dem Zimmer.

Heiji dagegen drehte sich lieber noch mal auf die andere Seite.
 

Bei Kazuha sah es besser aus. Nachdem sie ihr Handy ausgestellt hatte, erhob sie sich munter. Ran dagegen war genauso erfreut wie ihre beiden Leidensgenossen aus dem Nebenzimmer. Auch sie zog sich noch einmal die Decke über den Kopf.
 

Kazuha warte vor der Badezimmertüre, bis Conan herauskam. Dann machte sie sich fertig.

Conan kam zurück zu Heiji: „Kazuha ist gerade im Bad.“

Mit einem resignierenden, lang gedehntem: „Hm“, als Antwort seitens Hattoris machte er sich auf den Weg in die Küche.

Der Professor war noch nicht zu sehen.

Nur Ai, welche bereits für die Schule fertig war, deckte gerade. Ihrem Blick folgend half er ihr schnell.
 

Nachdem auch Kazuha soweit war, steckte sie bei Ihrem Freund den Kopf zwischen die leicht geöffnete Tür. Als sie sah, dass er scheinbar noch schlief, schlich sie leise auf ihn zu.

„Vergiss es!“

Wie angewurzelt blieb die Oberschülerin auf etwas mehr, als halber Strecke stehen: „Du bis wach?“

„Natürlich bin ich wach!“, brummte er sich zu ihr drehend.

„Warum bist du am frühen Morgen denn schon so gereizt? Freust du dich etwa nicht mich zu sehen?“, wollte sie darauf beleidigt wissen.

„Dasse hier bis, bedeutet ich muss aufstehen und darauf hab ich keine Lust.“

„Dann sollteste nich so viel lesen und früher ins Bett gehen!“

Heiji raffte sich auf.

Danke für den Ratschlag. Ich wird‘s beim nächsten Mal beherzigen.

Ohne etwas zu erwidern gab er ihr einen Kuss. Auf den sie ein wenig überrascht reagierte.

Dann verließ er nur das Zimmer.
 

Kazuha folgte ihm. Da sie ihn müde gähnend im Bad verschwinden sah, beschloss sie auch Ran aus den Federn zu scheuchen: „Du kannst auch gleich“, rief sie ihr fröhlich ins Zimmer.

Sie war überrascht, dass Ran bereits am offenen Fenster stand. Sie hatte nachdenklich nach draußen gesehen, nun drehte sie sich zu ihr um: „Danke“, sagte sie kurz, danach wandte sie sich wieder dem Morgenhimmel zu.
 

Heiji erschien im Türrahmen: „Kanns.“

Ran nickte.

Während sie als letzte das Bad betrat, bekam Kazuha einen zweiten guten Morgenkuss. Den sie als auch er sichtlich genossen.
 

Anschließend traf das Paar gemeinsam unten ein.

Conan und Ai hatten ihre Schüsseln bereits gut zur Hälfte gelehrt. Im Hintergrund lief leise das Radio, welches zurzeit damit beschäftigt war Verkehrsmeldungen zu geben.
 

Ohne Umschweife gesellten sich die beiden Oberschüler zu den kleinen Besuchern der Grundschule. Beide nahmen sich und begannen ebenfalls mit dem Frühstück.

„Ihr hättet auch auf uns wartn könn“, fand Heiji.

Conan sah ihn darauf nur skeptisch an.
 

Nachdem auch Ran sich fertig gemacht hatte, kam sie zu den anderen.

Heiji war gerade mit den Welpen.

„Hier“, fröhlich hielt Conan ihr das Essen für die Pause hin.

„Oh. Dankeschön“, lächelte sie es freundlich entgegennehmend.

Ai zog sich derweil schon ihre Schuhe an.

Ran und Conan begannen es ihr gleich zu tun.
 

Heiji schloss auf. Schnell hatte er die beiden Vierbeiner abgeleint.

Sobald die anderen zu ihm und Kazuha nach draußen gekommen waren, machte sich der kleine Trupp auf den Weg.

Ran war still. Auch Conan, der an ihrer Hand ging und sie musterte, sowie Ai sagten nichts.
 

An der Grundschule knuddelte Ran ihren kleinen Mitbewohner kurz: „Viel Spaß ihr beiden“, wünschte sie heiter.

„Jaaa, dir auch!“, rief Conan ihr kindlich winkend hinterher.

„Bist du fertig?“, erkundigte Ai sich davon sichtlich genervt.

„Äh ja“, hörte man den kleinen Detektiv ernst werdend.

„Dann komm, endlich! Lass uns rein gehen.“

Mit einem weiteren: „Äh ja“, folgte er ihr.
 

Als Ayumi die beiden entdeckte lachte sie erfreut. Auch Mitshuhiko und Genta machten fröhliche Gesichter.

Ein gelangweiltes „Hi“ von Conan und ein neutrales „Hallo“ von Ai waren alles, was die restlichen Mitglieder der Detektiv Boys bekamen, während sie auf ihren Plätzen Platz nahmen.
 

„Hi, Ran!“, wurde sie von ihren Klassenkameradinnen, an welchen sie vorbei kam gegrüßt. Kogoros Tochter antworte ihnen aufs Gleiche.

Ran musste feststellen, dass Sonoko auch heute spät dran war.

Nachdem sie sich gesetzt hatte, holte sie ihr Material hervor. Deprimiert besah sie sich ihre Englischarbeit.
 

Zu Beginn des zweiten Frühstücks im Klassenraum holten die Kinder ihre Pausenessen aus ihren Schulranzen hervor: „Conan?“, sprach Ayumi ihn an.

„Ja?“

„Können wir heute mit zu Professor Agasa kommen?“

Ai warf Conan einen seitlichen Blick zu.

Dann antworte er mit einem: „Von mir aus.“

„Das ist toll, dann können wir ja wieder Computer spielen.“ Gentas Augen strahlten vor Vorfreude.

„Wohl eher nicht“, entgegnete Ai nüchtern, mit den Schultern zuckend: „Es ist schönes Wetter, da sollten wir besser draußen spielen.“

„Och Menno“, hörten sie ihn, von diesem Vorschlag wenig angetan, nörgeln.

In diesem Moment forderte die Lehrerin die Aufmerksamkeit ihrer kleinen Schüler: „Ich wünsche euch allen einen guten Appetit.“

Die anderen Schüler, wie auch die Detektivboys antworteten einstimmig: „Danke. Das wünschen wir auch.“
 

Nach dem Unterricht machten sich die Fünf auf zum Professor.

„Und was sollen wir dann draußen machen?“, fragte Genta, immer noch nicht gerade begeistert von der Idee, die anderen.

„Wie wäre es mit Fußball?“, schlug Mitshuhiko vor.

„Schon wieder?“, wandte Ayumi überlegend ein.

„Was meinst du dazu?“

Mitshuhiko, wie auch Genta sahen Conan, der neben Ayumi und Ai am linken Ende der Reihe lief, fragend an.

Dieser antwortete geistesabwesend mit einem gemurmelten: „Ja.“

Ai, der sein Verhalten auffiel musterte ihn stumm.
 

Bei Agasa ging Conan eben alleine rein.

Im Wohnzimmer erwiderte er den Grüß vom Professor, der zur selben Zeit mit einer Tasse in Richtung Küche wollte: „Hallo, Shnichi“, ebenfalls mit einem knappen: „Hallo“, dann holte er seinen Ball.
 

Nachdem er die Haustüre wieder geschlossen hatte, kickte er diesen zu Mitshuhiko. Die gegenüberliegenden Mauern bildeten jeweils die Tore. Conan markierte beide mit einem Stück weißer Kreide, indem er jeweils einen langen, waagerechten Strich zog.

Sie wurden mit den beiden Mädchen besetzt. Ayumi bildete mit Mitshuhiko und Genta ein Team. Ai schloss sich mit der gelangweilten Bemerkung: „Dann hab ich ja nicht viel zu tun“, Conan an.

Das Spiel lief eine Weile gut. Conan und Ai lagen mit fünf zu zwei in Führung.
 

Für einen kurzen Augenblick begann Conan, er war erneut in Ballbesitz, leicht zu schwanken. Genta nutze den Moment entscheiden. So schaffte er es ihm den Ball mit einem gezielten Schuss zu Mitshuhiko hin zu entwenden.

Leider traf der Conan versehendlich, sodass dieser stolperte. Der kleine Detektiv wollte sich schwer atmend wieder aufrichten, doch es gelang ihm nicht. Gerade als er stand, geriet er erneut ins Schwanken und mit verschwimmendem Blickfeld kippte er seitlich um.
 

Ayumi, die es als erste bemerkte, schrie auf und rannte auf ihn zu. Jetzt sahen auch die anderen zu ihm. Sofort eilten sie ebenfalls auf ihn zu.

Ayumi rief immer wieder Conans Namen und rüttelte ihn.

„Mitshuhiko“, rief Ai hastig: „Hol den Professor!“

Da sie sah wie er geschockt stehen blieb, setzte sie eilig ein energisches: „Schnell!“ hinzu.

„Äh Ja!“

So schnell Conans kleiner Freund konnte rannte er und klingelte Sturm.

Agasa hatte es sich vor dem Computer bequem gemacht, als er zu Tür kam: „Was ist den los?“, fragte er den aufgebrachten Jungen, der heftig nach Luft schnappte: „Conan! Er-er: Bitte helfen sie uns!“

Der alte Mann sah ihn verwirrt an.

„Er er ist einfach umgefallen!“, erzählte das Kind außer Atem.
 

Conan hielt sich den Kopf. Es drehte sich alles. Besorgt sahen Ayumi und Genta ihn an.

„Tut mir leid. Das wollte ich nicht“, entschuldigte Genta sich aufrichtig.

Ai half ihm gerade auf, als der Professor und Mitshuhiko hinzu kamen.
 

Ran kam nach Hause.

Sie sah Conan, der auf der Couch lag.

„Hey, Conan. Bist du krank?“ Besorgt kam sie zu ihm, da er matt aussah.

Er schüttelte schnell den Kopf.

„Dann ist ja gut“, Ran lächelte erleichtert.
 

Als Heiji und Kazuha nach Hause kamen, war das Essen bereits fertig.

Anschließend wollte Heiji mit seinem Freund oben weiter die Schnipsel zusammenfügen.

Er wunderte sich, denn Conan kam nicht mit: „Komms‘u nich mit hoch?“

„Nein.“

„Nein?“

„Ich hab keine Lust. Ich geh zu Ran.“ So ließ er den Detektiv aus Osaka einfach verwirrt über diese Aussage stehen. Dieser sah ihm stirnrunzelnd nach.

Dann gesellte er sich zu Kazuha, die Fernsah. Glücklich kuschelte sie sich an ihn.
 

Ran saß derweil auf ihrem Bett. Ihre Beine benutze sie als Unterlage.

Auf ihr: „Herein.“ betrat der geschrumpfte Shinichi ihr Zimmer.

Das Radio lief nebenbei und spielte gerade ein eher trauriges Lied.

„Was machst du?“ erkundigte er sich bei ihr.

„Hausaufgaben“, antworte sie bitter lächelnd und wandte sich erneut ihrer Aufgabe zu.

„Duu… Ran?“, fing er zögerlich an.

„Ja?“

„Hast du was dagegen, wenn ich mich zu dir setzte und ein bisschen Musik höre?“, übertönte die Kinderstimme den leise eingestellten Gesang.

Zuerst war Ran etwas erstaunt, nickte dann aber: „Klar“, meinte sie freundlich, etwas nach rechts rückend.

So krabbelte der Mini-Shinichi zu ihr an die Wand. Lehnte seinen Kopf an. So beobachte er still, der leisen Musik lauschend, die Frau die er liebte.

Nach einer Weile fand Ran jedoch, dass es für ihn Zeit war ins Bett zu gehen: „Wirst du wirklich nicht krank? Du siehst erschöpft aus.“

„Nein. Ich möchte jetzt noch nicht schlafen. Ich möchte lieber noch bei dir Musik hören.“

„Weißt du was: Was hältst du davon: Wenn du jetzt ganz flink Zähneputzen gehst, dann darfst du gleich im Bett noch ein bisschen hören.“

„Muss ich?“, bettelnd sah der Conan sie an.

Ihr darauf folgender, strenger Blick ließ ihn allerdings aufgeben: „Okay.“
 

Dienstag, 4. Juli
 

Ran traf beim Professor ein, welcher ihr mit einem freundlichen Lächeln öffnete.

Die Hunde ignorierend stieg sie, noch in Schuhen, die Treppe hinauf in ihr Zimmer.

Dort warf sie ihre Schultasche vom Rücken auf den Boden, darauf folgten die Schuhe. Dann warf sie sich erschöpft seufzend auf ihr Bett.
 

Kazuha und Heiji waren gerade im Großraumbüro dabei die letzten Akten zurück zu räumen, als Shiratori sie vom Flur her abfing: „Hattori?“

„Ja?“

Der Inspektor deutete ihm per Handbewegung an zu ihm zu kommen.

Heiji gab die Akten an seine Freundin weiter und kam.

Kazuha blieb überladen zurück: Danke, Heiji, dachte sie verstimmt, setzte ihre Arbeit dann aber fort.
 

„Ja?“

„Was ist mit dem Brief geworden?“

„Abgegeben.“

Auf die Frage: „Hat Sie eine Nachricht für mich?“ schüttelte Heiji den Kopf.

Shiratori klang enttäuscht: „Verstehe“, sagte er und ging seines Weges.

Der Detektiv kehrte zu seiner Freundin zurück.
 

Da sie fertig war, suchte er mit ihr Sato auf, um sich bei ihr abzumelden: „Wir sind mit allem fertig. Wir gehen dann jetzt“, teilte er ihr mit.

Mit einem: „Ist gut“, entließ Takagis Freundin die beiden Oberschüler in den Feierabend.
 

Heiji war mit Kazuha zusammen fast beim Professor, da hörten die beiden dumpfe Aufschläge, die schnell hintereinander folgten. So als würde etwas heftig an einer Wand aufschlagen.

Die Zwei beschleunigten neugierig ihr Tempo und tatsächlich, als die Oberschüler das Tor erreicht hatten, sahen sie den Verursacher des Lärms. Es war Conan, der wie ein Besessener immer wieder energisch und schnell aufeinander folgend seinen Fußball gegen die Mauer schmetterte.

Heiji war sofort klar, dass etwas nicht stimmte. So wandte er sich an seine Freundin: „Geh schon ma rein.“

„Aber?“

Mit einem flüchtigen Kuss und einem geflüsterten: „Mach schon“, tat Kazuha was er wollte.
 

Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte er sich seinem kleinen Freund zu, welcher unbeeindruckt von den beiden, sich nicht hatte in seinem Tun stören lassen. Heiji ging ernst auf ihn zu: „Willst du reden?“

„Nein!“

„Bist du da sicher, Shinichi?“

Als der andere ihn daraufhin mit einem Blick ansah, der hätte töten können und einem gebrüllten: „Ja!“ entschied er sich vorerst mit einem langgedehnten, distanzwahrenden: „Okay.“ Seinen wütenden Freund in Ruhe zu lassen: „Wenn du deine Meinung ändern solltes: Weißt ja wo du mich findes.“

Conan nickte kurz, dann prallte auch schon der nächste Ball hart an der Wand auf.
 

Im Wohnzimmer sah er Kazuha. Sie telefonierte gerade auf dem Sofa sitzend.

So gesellte ihr Freund sich zu Agasa in den Werkraum.

„Hallo“, grüßte er den Raum betretend.

„Oh. Hallo, Heiji“, überrascht über den plötzlichen Besuch drehte sich der Professor, auf seinem drehbaren Stuhl, zu ihm um.

„Was ist denn mit Shinichi?“, erkundigte sich der Oberschüler bei ihm, auf ihn zu kommend.

„Er hat sich vorhin mit Ai auseinandergesetzt“, erzählte der alte Mann tief seufzend. Heiji lehnte sich seitlich neben den Professor gegen den Tisch. Auf dem eine aus Metallen angefertigte Biene saß. Sie sah sehr niedlich aus.

„Ah, das erklärt‘s natürlich.“

Der Professor nickte resigniert.

„Weswegen denn? War irgendwas mit dem Gegenmittel?“, harkte der Detektiv ein klein weinig vorsichtig nach.

„Nicht ganz.“

Heiji sah den Hausbesitzer fragend an.

„Er ist beleidigt, weil Ai und auch ich ihn zu Recht gewiesen haben.“

Heiji warte.

„Wegen der gestrigen Sache“, erneut seufzte der alte Erfinder.

„Wegen gestern?“

„Habt ihr nicht darüber gesprochen?“

„Nein. Über was? Nich dass ich wüsst.“ Heiji war verwirrt.

Agasa schwieg.

„Was?“, harkte Osakas Detektiv nach.

„Bitte geh und hol ihn rein. Vielleicht hört er ja auf dich.“

„Eh? Was war den überhaupt?“

„Er hat es gestern beim Fußballspielen übertrieben und heute wollte er schon wieder mit dem Kopf durch die Wand.“

„Was? Inwiefern?“

„Er übernimmt sich“, äußerte sich der grauhaarige Mann aufrichtig besorgt.

Das erklärt natürlich, dass‘er sich gestern so zurückgezogen hat, dachte Heiji ärgerlich. Sich durchs Haar fahrend meinte er: „Ich werd mal sehn, was sich machn lässt.“

„Danke“, Agasa war sichtlich mit seinem Latein am Ende.
 

„Hey!“, rief Hattori Kudo, als er wieder draußen war.

„Was willst du?“, kam es von Conan gereizt, den Ball erneut schießend.

„Du solls reinkommn.“

„Sagt wer?“

„Der Professor.“

„Nein!“

Heiji raufte sich die Haare: Das wird schwerer als ich dachte

Für einen Moment beobachte er den kleineren Detektiv, der einen Ball nach dem anderen an die Wand knallen ließ.

„Komm lass gut sein, Shinichi. Du bis schon ganz rot. Das is ungesund! Außerdem, die arme Wand. Die kann doch nichts dafür und dein Ball hat, wenn du so weiter machs gleich einen Totalschadn.“

Conan blieb schwer atmend stehen und sah ihn zornig an. Da er kein weiteres Mal zutrat, kam der Ball, weit hinter ihm zum Erliegen.
 

„Warum bis‘u so frustriert?“

Der geschrumpfte Shinichi wich dem forschenden Blick des anderen Detektives aus, sah zu Boden.

Einige Augenblicke lang ging Heiji geduldig auf sein Schweigen ein.

Bis sein Freund von sich aus begann: „Es ist einfach nicht fair! Ich hasse es, so so klein zu sein! Ich kann nicht mal mehr richtig Fußball spielen, ohne gleich umzukippen. Meine ganze Kondition ist“, er ballte wütend bebend seine Hände zu Fäusten: „Ich hab so was von… genug davon! Jetzt bin ich schon wieder klein, aber immer noch krank.“

Heiji hörte ihm mitfühlend zu.

„Da hättet ihr mich auch so lassen können. Dann könnte ich jetzt wenigstens bei Ran sein“, fügte er immer leiser werdend noch patzig hinzu.
 

Heiji ging auf ihn zu und kniete sich zu ihm runter: „Du willst doch nicht einfach resignieren, oder?“

Conans Augen strahlten eine ungeheure Traurigkeit aus.

„Ich weiß einfach nicht weiter.“ Seine Stimme war kaum mehr ein Flüstern: „Was ist wenn das so bleibt? Was, wenn ich nie wieder richtig gesund werde? Dann kann ich nie zurück zu ihr“ Man merkte wie sehr er sich um Fassung bemühen musste.

„Das is doch noch absolut nich gesagt! Du has die letzten Monate nur im Bett gelegn. Is doch ganz klar, dass‘u da nich sofort wieder in deiner alten Qualität bis“, Heiji sah ihn aus festen, aufmunternden Augen an: „Kannst du dich noch daran erinnern wie oft du mir gesagt has ich soll beim Lösen der Fälle nich immer direkt durch die Wand wolln? Das ich ein guter Detektiv wär, mit dem Problem schnell zu voreilig zu sein?“

Das Eis begann zu bröckeln. Auf Conans Gesicht bildete sich ein leichtes Schmunzeln.

Schnell führ Heiji fort: „Bei der Sache hier is das doch genauso, oder glaubs‘u das gilt nur für mich und alle anderen und nich auch für dich? Komm schon! Kopf hoch! Das wird schon. Mit der nötigen Geduld und unserem Durchhaltevermögen schaffn wir das doch locker“, er machte eine kurze Pause: „Und… auch wenn ich jetz Gefahr lauf mich schon wieder zu wiederholn: „Du bis nich allein. Warum has‘u mir nicht erzählt, was gestern war? Dachtes‘u etwa ich würd darüber lachn oder dich für ein Weichei haltn oder so?“

„Nein. Natürlich nicht!“, räumte Conan aufschauend schnell ein.

„Du kannst jeder Zeit zu mir kommn. Tag und Nacht: das is total egal.“

Der geschrumpfte Shinichi sah wieder zu Boden.
 

„Na, was is nu? Komms‘u jetz mit rein oder nich? Ich weiß ja nich wie‘s dir geht, aber ich für mein Teil hab Hunger.“

Conan erwiderte das Grinsen seines Freundes.

Allerdings machte einer der bis eben beanspruchte Fuß ihm einen Strich durch die Rechnung. Er schmerzte, sodass der kleine Detektiv sich mit einem „Aua!“ diesen beim ersten Schritt hielt.

„Was is?“ Besorgt beugte sich Heiji ein weiteres mal runter.

„Mein Fuß. Ich glaub ich hab ihn mir geprellt oder so.“

„Lass ma sehn“, Hattori half ihm den Schuh auszuziehen: „Hast Recht. Er schwillt schon an.“

„Halt dich fest.“ Kurzer Hand nahm Heiji Conan auf den Arm und trug ihn ins Wohnzimmer aufs Sofa neben Ai, die gerade dabei war ihren Kleinen zu fütterten.

Sie sah mitleidig zu ihrem Klassenkameraden: „Schwer verletzt?“

„Es geht“, antworte Conan ihr, während Heiji ihn neben ihr absetzte.

Kazuhas Freund ging in die Küche.

„Tut mir Leid wegen gerade, das was ich zu dir gesagt habe“, entschuldigte Conan sich reumütig.

„Mir auch“, nahm Ai es ihm gleichtuend, versöhnlich an.

„Toll! Das, dass jetz auch geklärt is“, gesellte Heiji sich mit einer Kühlkompresse zu ihnen. Müde legte Conan, sich den Köchel kühlend, hin.
 

Zum Abendessen kam nur Ran nicht. So wollte Conan sie holen.

Als er an ihrer Tür anklopfte, bekam er keine Antwort. So öffnete er diese vorsichtig ein Stück weit. Ran schien zu schlafen, was Conan sah. Sie hatte immer noch ihre Schuluniform an. Langsam kam er näher, bis er sie zaghaft ansprach: „Ran?“

Sie öffnete ihre Augen: „Hey, Conan“, ein wenig verschlafen lächelte die Oberschülerin den kleinen Grundschüler an.

„Ich wollte dir sagen, dass das Essen fertig ist.“

„Danke“, lächelte sie leicht: „Aber ich möchte nichts.“

„Hast du den keinen Hunger?“

„Doch. Aber ich bin zu faul, um jetzt aufzustehen“, erklärte sie, auf sein besorgtes Gesicht sehend, ihre mangelnde Motivation.

„Ich kann dir was bringen.“

„Das wäre sehr lieb von dir“, nahm Ran das Angebot mit einem Lächeln an.

Conan lächelte etwas unsicher zurück.
 

Dann lief er nach unten, holte unter den verwunderten Augen der anderen ein Tablett aus einer der Schubladen, stellte eine Portion zusammen und lief daraufhin mit diesem zurück zu Ran.
 

„Hier“, verlegen reichte er ihr jenes.

„Danke, kleiner Detektiv. Du bist echt ein Schatz.“, meinte Ran es, sich aufrichtend, annehmend.

Das jedoch machte Conan noch verlegener, er senkte etwas seinen Kopf, damit sie nicht sehen konnte wie er rot wurde.
 

Heiji rief nach seinem kleinen Freund: „Kommst‘u runter?“

„Äh… Ja!“, erwiderte der geschrumpfte Shinichi hastig und eilte nach unten.

Sich ein wenig über sein etwas überstürztes Verlassen ihres Zimmers wundernd, aß Ran weiter.
 

Heiji, der mit bereits angeleintem Hunden am Treppenabsatz stand: „Was bist‘u den auf einmal so Rot?“

Ein: „Ich bin zu schnell gerannt“ war die Antwort Conans, der eilig auf seine Jacke zusteuerte.

Ja aber klar, Heiji konnte sich schon denken, dass das nicht gerade der Wahrheit entsprach. Noch einmal kurz nach oben schauend, wandte er sich verschmitzt von der Treppe ab.

Conan hatte die Tür bereits geöffnet, stand bereits draußen: „Wo lang?“

„Zum Park und zurück?“

„Okay“, nickte der kleinere der Detektive und ging prompt voran.

Der größere hatte schnell aufgeholt. Nebeneinander her laufend fragte er: „Has‘us schon rausgefundn?“

„Nein. Noch nicht“, der geschrumpfte Shinichi steckte frustriert seine Hände in seine dünne Jacke...
 

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*Anmerkung(en):
 

Ich nehme mal an das Heiji einen Laptop besitzt.
 

Wegen Heijis Anrede war ich mir nicht sicher, ob Shiratori nun „Sie“ oder „du“ sagen würde.
 

Ich weiß nicht, wo sich die Oberschüler aus Osaka hätten von den anderen auf dem Weg zur Arbeit bzw. zu Schule trennen müssen. Deshalb habe ich das nicht erwähnt.
 

An die Lagerhalle nehme ich mal an erinnert ihr euch alle noch.
 

Cawarra ist der Name eines australischen Weines.
 

Ich weiß, dass Heiji und Saguru sich eigentlich nicht sonderlich sympathisch finden. Allerdings wusste ich das damals noch nicht. Es ist bei mir einfach so, dass die beiden irgendwann mal einen Fall miteinander hatten, bei dem Saguru Heiji lobte. Somit war er dann nicht mehr verstimmt und die beiden kommen nun besser miteinander aus.
 

Ich nehme mal an Saguru hat mittlerweile wohl auch eine Freundin?
 

Hoffe mal, dass auch Handys die Funktion haben, sodass man von zwei Leuten gleichzeitig angerufen werden kann?
 

Die Biene an der, der Professor arbeitet lehnt sich an den ersten Kinofilm: "Der tickende Wolkenkratzer".

Das versehentliche "Ich liebe dich"

„Wirklich mein armes Kind!“, Yukikos kichernde Stimme erreichte Eris Ohr.

„Was heißt hier dein Kind? Was ist bitte mit meinem?“, die Anwältin klang ebenfalls amüsiert. Doch im Gegensatz zu ihrer Freundin auch ein wenig vorwurfsvoll.

„Ja stimmt. Arme Ran“, brachte auch Shinichis Mutter ihr Mitgefühl zum Ausdruck.

Stille.

„Yukiko?“, fragte Eri, die am anderen Ende still gewordene Frau des Kriminalautors. Sie stand vom Bett auf und lief zur Tür, um ihre Katze herein zulassen, welche kratzend um Einlass bat. Dabei spähte sie ins Wohnzimmer.
 

Auf leisen Sohlen, mit einem Schmunzeln auf den Lippen, tapste sie auf ihren, Ehemann zu. Sie beugte sich ein Stück über ihn und ihr Verdacht bestätigte sich.

„Mein Mann!“, vernahm die Anwältin, die leicht aufgeschreckte Stimme der Schauspielerin.

Kogoros Frau verzog das Gesicht: „Schläft!“

„Nicht deiner. Meiner! Ich lege jetzt auf. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und eine gute Nacht!“, flüsterte Yukiko, bevor die Stimme Yusakus sie dazu brachte sich umzudrehen und ihr Handy unauffällig zusammen zuklappen.

„Mein armes Kind? Arme Ran?“, der Autor blieb misstrauisch vor seiner Frau stehen. Musterte sie.
 

Diese erhob sich jedoch vom Sofa und schenkte ihrem Mann ein entwaffnendes Lächeln. Doch dies brachte ihr nichts.

Shinichis Vater zog argwöhnisch seine Augenbrauen hoch: „Was ist mit ihm?“

„Was soll mit ihm sein“, die Schauspielerin stellte sich unwissend.

Der Schriftsteller nahm sein Zigarrenetui hervor und nahm mit den Worten: „Was habt ihr beiden nur ausgeheckt?“, gelassen eine Zigarette heraus. Zündete sie an.

Auf Yukikos Gesicht breitete sich ein flüchtiges Grinsen aus. Mit ihrem Zeigefinger winkte sie Yusaku zu sich.

Er kam der stummen Bitte nach. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr. Seine Augen, die zuerst interessiert waren, wurden ernst: „Was bist du für eine Mutter, dass du dabei mitmachst?“, Shinichis Vater wandte seinen Blick von seiner Frau ab und griff wieder entspannt zur Fernsehzeitung neben ihr auf dem Tisch.

„Eine Gute!“, Yukiko stemmte ihre Hände gegen ihre Hüften.

„Er wird es übel nehmen, mein Schatz!“ Er sah sie ernst an: „Du müsstest doch wissen, dass man auf diese Weise nicht mit einem Mann spielen sollte.“ Yusaku zog umblätternd an seiner Zigarette.

„Das mache ich ja gar nicht, aber ich kann Ran verstehen und Shinichi kommt vielleicht so endlich aus sich heraus“, rechtfertigte Eris Freundin sich auch ohne anwaltlichen Beistand.

„Wenn euer Plan aufgeht, dann schon. Wenn nicht macht ihr es dadurch nur schlimmer. Ich für meinen Teil, das muss ich dir leider sagen, halte es für gewagt.“

„Ich weiß wie nachtragend er sein kann, aber ich bin mir sicher, dass es funktionieren wird, Yusaku.“ Plötzlich brach die Schauspielerin unsicher werdend ein: „Oder nicht?“

Den Tränen nahe blockte sie die Umarmung ihres Mannes ab, der näher trat, um sie zu trösten.

Ehe er sich versah, stand der Autor allein im Wohnzimmer…
 

Mittwoch, 5. Juli
 

Tadashi begann zu weinen, so war Ais Nacht je zu Ende. Ihn verschlafen aufnehmend wollte sie mit ihm in die Küche gehen. Im Wohnzimmer sah sie Ran sitzen. Sie wollte wieder umdrehen. Doch jene hatte sie bemerkt.

„Gib ihn mir“, meinte Ran mit einem aufgesetzten Lächeln und erhob sich.

Ai konnte nicht groß widersprechen. Also gab sie der Oberschülerin den Kleinen.
 

„Hi, Ran.“

„Da bist du ja endlich! Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr“, die Angesprochene tadelte ihre beinahe zu spät kommende Freundin, welche sich jetzt neben sie auf ihren Platz setzte. „Sorry, Ran.“

„Also was ist jetzt eigentlich mit Shinichi?“, wollte ihre Freundin neugierig wissen.

Ran sah sie kurz an: „Er bekommt was er verdient.“

„Wie?“

„Komm her“, flüsterte jene ihr zu.

Natürlich war Sonoko ganz Ohr. Ihre Pupillen weiteten sich, während Ran ihr etwas ins Ohr flüsterte.

„Nein?“

„Nicht so laut, Sonoko!“

„Das ist nicht dein Ernst!“, dämpfte diese ihre Stimme.

Ran wurde blass. Stand satt eine Antwort zugeben auf. Bevor sie mit einer Hand vor dem Mund stürmisch den Klassenraum verließ.

Ihre Mitschüler, wie auch Miss Jodie, die sie beinahe versehendlich angerempelt hätte, sahen ihr verwirrt hinterher: „What’s happen? Are you Okay?“
 

Zu ihrem großen Glück erreichte Ran noch rechtzeitig die Toilette. Nachdem sie sich übergeben hatte, blieb sie erschöpft auf dem Boden sitzen. Sie wartete bis ihre Übelkeit allmählich etwas nachließ. Weinend und immer noch eine Hand vor den Mund haltend lief sie leicht unsichrer Schrittes zu einem der Waschbecken, wo sie ihre Haare zur Seite hielt und ihren Mund ausspulte.

Immer noch flössen Tränen über ihre Wangen. Unter Mühe, für einen Augenblick verschwommen sehend, richtete sie sich mit ihren beiden Händen krampfhaft am Rand fest haltend, auf.

Das ist alles deine schuld! Shinichi, du kannst was erleben!
 

Der Professor trank gerade einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse, als das Telefon klingelte. Dies veranlasste ihn sich zu erheben. Er holte das Sprechgerät aus der Station und nahm ab: Es war Shinichis Vater: „Guten Tag, Professor“, sagte er seinen Freund, auf der Couch im Arbeitszimmer sitzend, begrüßend.

„Yusaku.“

„Wie geht es euch?“, erkundigte sich der Autor, eine Zigarette anzündend, die er aus dessen Packungsbox herausholte und jene anschließend zurück neben sich auf dem schwarze Leder ablegte. Dann inhalierte er.

„Ganz gut soweit. Du möchtest sicher über Shinichi sprechen?“, nahm der Professor, sich mit dem Telefon am Ohr zurück auf seinen Stuhl setzend, an.

„Ja das auch“, lachte der Schriftsteller auf. Blies den Rauch in die Luft. Jedoch dann schwang unverkennbar doch auch ein wenig Besorgnis mit: „Wie geht es ihm?“

„Besser“, teilte sein Gesprächspartner mit: „Er hatte vorige Woche allerdings eine Auseinandersetzung mit Ai und mir.“

„Wegen des Gegenmittels?“, fragte Shinichis Vater vermutend nach. Er zog ein weiteres Mal an seiner Zigarette.

„Ja, aber dank Heiji waren sich die beiden schnell wieder einig“, erklärte der Professor ihm erleichtert.

„Wie steht es mit der Gesundheit?“, informierte sich Yusaku väterlich weiter.

„Er kann noch nicht immer so wie er gerne möchte, aber er scheint soweit Ai es beurteilen kann auf einem guten Weg.“

„Sturer Kopf! Es ist nicht schlecht, wenn er auch mal an seine Grenzen stößt“, äußerte sich der Schriftsteller diese Tatsache gelassen hinnehmend.

„Das solltest du ihm selbst sagen, wenn ich das tue macht er leider dicht“, Agasa nahm bedauernd noch einen Schluck.

„Das kann und werd ich tun, aber erst teile ich ihm die Neuigkeit mit.“

Der Professor hatte während sein Verbündeter sprach noch einen weiteren Schluck genommen und schluckte nun: „Neuigkeit?“

„Yukiko und ich werden zurück nach Japan ziehen. Sie will zurück.“

Der Professor sah aus als hätte er sich verhört: „Wann?“

„Das ist noch nicht ganz geklärt, aber es wird wohl Ende Sommer werden. Ich muss hier noch einige geschäftliche Angelegenheiten erledigen und Yukiko steht noch bis Mitte Oktober unter Vertrag. Ich werde bis dahin alles in die Wege leiten und das Haus verkaufen.“
 

Die Klingel, die das Unterrichtende einläutete, schellte. Zügig packte Conan Heft und Mäppchen in seine Schultasche. Gemeinsam mit den Detektiv Boys verließ er das Gebäude und den Schulhof. Teilte mit ihnen ein Stück des Weges und kam schließlich zusammen mit Ai beim Professor an.

Conan wollte rasch nach oben gehen.

„Warte mal, Shinichi“, rief der Professor ihn jedoch zurück.

Widerstrebend machte dieser auf den ersten Treppenstufen kehrt: „Was ist?“

Der alte Mann kam ihm entgegen: „Dein Vater bittet dich darum, dass du ihn zurück rufst.“

Der Detektiv zog argwöhnisch seine Augenbrauen hoch: „Wieso das denn?“, klang er nicht erpicht darauf der Bitte nachzukommen.

„Merkst du dann schon“, meinte der Professor ihm darauf nur zuzwinkernd und reichte ihm das schnurlose Telefon, welches der Mini-Shinichi genervt die Augen verdrehend entgegennahm. Conan begann zu wählen. Nachdem er den Hörer ans Ohr geführt hatte, hörte er es tuten.
 

Auf Yusakus Gesicht breitete sich ein väterliches Lächeln aus, als dieser die angezeigte Nummer auf seinem Display erkannte. Er nahm den Anruf entgegen: „Ah, mein Deckenmonster“, zog der Vater seinen Sohn auf.

Dessen Gesichtszüge verfinsterten sich: „Sag das noch einmal und ich lege sofort wieder auf, verstanden!“

„Shinichi!“, hörte er Yusakus strenge Stimme.

„Was? Hör gefälligst auf damit, wegen dir musste ich mir das ständig von Heiji anhören. Ich brauche keine Decke und ein Monster bin ich schon gar nicht!“, regte sich sein Sohn regelrecht auf.

„Nein, das bist du nicht. Du bist nur schlecht gelaunt“, entgegnete sein Vater ihm trocken, welcher mit seiner mittlerweile fast ganz zu Ende gerauchten Zigarette auf den Balkon trat.

Verstimmt hörte Conan sich die nachfolgende Frage an: „Wie steht es mit Ran?“

„Keine Ahnung!“, reagierte er gereizt.

„Hast du sie denn immer noch nicht gesprochen?“ Der Autor drückte den Glimmstängel auf einem, auf einem kleinen Tischchen stehenden, Aschenbecher aus.

„Wie sollte ich denn? Sie nimmt nicht ab, wenn ich sie anrufe“, jetzt war es nicht mehr nur Wut allein, sondern auch Niedergeschlagenheit.

„Lass dich nicht entmutigen, Shinichi. Versuch es weiter hin.“, ermutigte sein Vater ihn, wieder nach drinnen tretend.
 

Ai saß am Tisch im Werkraum und beobachtete aufmerksam ihre Mäuse. Sie hatte ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme gebettet.

Der Professor saß daneben und schraubte an seinen Insekten.

Conan kam herein. Das frühere Organisationsmitglied schaute auf. Allerdings ohne den Kopf dabei anzuheben.

Frustriert setze er sich ihr gegenüber. Stütze seinen Kopf seufzend auf einer seiner Handflächen ab.

„Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht, das kann man ja nicht mit ansehen“, versuchte der Professor ihn mitfühlend aufzumuntern.

Der Gemeinte verschränkte seine Arme und tat es seiner Klassenkameradin gleich: „Ich versteh einfach nicht, warum Ran mich nicht anruft.“

„Geh doch zu ihr. Vielleicht schnappst du was Interessantes auf“, schlug Ai, eine gerade trinkende Maus heraus nehmend und jene näher begutachtend, vor.

Er machte ein nachdenkliches Gesicht.
 

Conan, immer noch beim Professor und Ai hörte Ran nach Hause kommen. Während diese sich ihrer Sandalen entledigte, verließ er aufspringend den Werkraum. Nur um dann, nach dem Zuziehen der Türe, abrupt stehen zu bleiben.
 

Die anderen beiden schauten ihm überrascht nach.

Ran begegnet ihm im Wohnzimmer: „Was ist los?“, frage sie ihn sanft ein wenig verwirrt, als sie in sein unsicheres Gesicht sah.

„Mir ist langweilig. Ich weiß nicht, was ich machen soll“, behauptete er auf kindliche Weise.

„Spiel doch mit Ai?“, schlug sie ihm vor.

Conan schüttele den Kopf: „Nein“, meinte er nörgelnd: „Ich habe keine Lust.“

„Was möchtest du denn dann machen?“, fragte sie darauf zur Treppe gehend nach.

„Ich weiß nicht: Irgendwas mit dir!“, der Mini-Shinichi kam ihr hinterher.

„Kannst du dich nicht alleine beschäftigen, Conan?“ Ran war anzumerken, dass sie keine rechte Lust hatte sich groß mit ihrem kleinen Mitbewohner auseinanderzusetzen.

Der Vater ihres zukünftigen Kindes blieb stehen, machte ein trauriges Gesicht.

Ran drehte sich um. Atmete Schulter senkend aus: „Von mir aus“, sagte sie knapp. Dann stieg sie weiter nach oben. Ließ ihre Schultasche, sich auf ihr Bett setzend, auf besagtem los. Lehnte sich seufzend an die Wand.

Ran sah wirklich geschafft aus. Conan musterte sie, im Türrahmen stehen geblieben, niedergeschlagen.
 

„Was ist?“, fragte sie ihn.

„I-ich glaube ich lasse dich doch lieber in Ruhe“, sagte er schuldbewusst.

Ran seufzte erneut: „Ach, nein. Blieb ruhig.“

„Wirklich?“, fragte Conan nach. Er wollte ihr wirklich nicht zur Last fallen.

Sie nickte und deutete ihm an rein zu kommen.

Mehr als verlegen setzte er sich zaghaft neben sie.

„R-Ran k-kann ich d-dich was fragen?“, versuchte er sich den Weg zu ebnen, indem er sich bemühte ein Gespräch anzufangen: „Warum bist du in letzter Zeit so traurig?“

Ran sagte nichts. Doch ihr Gesicht veränderte sich.

Conan versuchte seine aufbekommende und durch ihr Schweigen noch verstärkte Unsicherheit zu verbergen, indem er sie direkt ansah. Ohne ihr jedoch in die Augen zu schauen. Er versuchte ihren nun eigentümlichen Blick zu deuten. Es war nicht klar auszumachen. War es mehreres? Eine Mischung aus Traurigkeit und Wut? Schmollen oder gar Verachtung?

Ran zog ihre Decke bestimmt näher zu sich und legte ihre Hände darauf ab. Einen Moment schwieg sie noch mit einem überlegenden Gesichtsausdruck. Bevor sie ebenfalls hadernd zu sprechen begann: „Conan?“

„Ja?“, reagierte er schnell. Auch ängstlich.

„Es ist ein Geheimnis.“

„Was für eins?“, fragte der Kleine ganz kindlich-naiv nach.

„Versprichst du es niemandem zu erzählen?“

„Versprochen“, stimmte der Mini-Shinichi bereitwillig zu.

„Und vor allem nicht Heiji, ja?“

Der Detektiv nickte zustimmend.

„Wirklich? Wehe wenn: Ich hau dich!“, warnte Ran, sich bei ihm noch einmal eindringlich vergewissernd.

Eingeschüchtert nickte dieser ein weiteres Mal eifrig.

„Also weißt du ich bekomme ein Baby“, teilte sie es ihm knapp mit.

„Wow. Das ist ja cool!“, unschuldig jubelnd lachte Conan sie breit an.

„Findest du?“, sie klang alles andere als begeistert.

„Ja. Shinichi freut sich bestimmt total!“

Ran wurde ein weiteres Mal still. Wieder der gleiche schwer zu bestimmende Gesichtsausdruck.

„Was hast du denn?“, fragte er schließlich vorsichtig, als sie auch nach einer Weile nichts sagte.

„Ach nichts“, versuchte sie ihn mit einem munteren Lächeln abzulenken.

„Vermisst du Shinichi gar nicht?“ Mutig stellte Conan die Frage, die ihn schon die ganze Zeit über so quälte: „Bist du böse auf ihn?“

Ran sah ihn für einen Augenblick überrascht an, dann sagte sie mit frustrierter Stimme: „Ich weiß nicht. Weißt du ich weiß nicht, ob er das mit dem Baby so toll findet wie du.“ „Doch ganz bestimmt!“, meinte Conan sich Mühe gebend möglichst überzeugend zu klingen: „Jeder mag doch Babys!“

Ran verzog missmutig das Gesicht.
 

„Hey, Shinichi!“ Der aus Osaka stammende Detektiv hatte offensichtlich gute Laune. Conan saß im Schneidersitz auf seinem Bett. Er hatte zusammengeklebte Blätter vor sich. Daneben zusammengefügte Schnipsel. Kleber und ein Stück von jenen in Händen, schaute er deprimiert auf.

„Och, was’n?“, fragte Heiji mitfühlend auf ihn zukommend.

„Alles total für die Katz!“

„Tja“, sein Freund setze sich dazu. Überlegte einen Moment: „Komms’u mit den Hunden?“

Resigniert nickte der kleine Detektiv sich aufraffend.

Gemeinsam leinten die beiden die Welpen an und verließen das Haus. Wobei Heiji die Türe hinter ihnen schloss.
 

„Hast‘e jetz ma mit Ran gesproch‘n?“, wechselte Heiji das Thema.

Conan wurde darauf noch frustrierter. Meinte grimmig: „Nein.“

Heiji gab ihm tadelnd mit der flachen Hand einen leichten Klaps auf den Hinterkopf.

„Aua!“, fuhr der geschrumpfte Shinichi wütend herum.

„Shinichi, ich schlag dich aus Verzweiflung. Mach das endlich. Einfacher wird’s nich!“

„Das weiß ich!“, erwiderte Conan sich grimmend mit der Hand über die Stelle streichen, die der andere Detektiv getroffen hatte.

„Ja un?“, Heiji schaute ihn wirklich fordernd an: „Sie ruft dich offenbar bestimmt nich an!“

„Ich kann das mit ihr aber auch nicht klären, wenn sie verdammt noch mal nie abnimmt“, der kleine Detektiv verschränkte die Arme.

„Versuch’s einfach weiterhin. Nerv sie solang, bis sie nachgibt.“

„Aber“

„Kein Aber!“

„Sie ist total sauer auf mich!“, schrie Conan Heiji nun die Fassung verlierend an.

„Shinichi, dass mein’u nur: Klar is sie sauer auf dich, aber doch nich für ewig. Du weiß doch genauso gut wie ich, dass sie dich liebt. Entschuldige dich einfach bei ihr.“

Conan schwieg.

Nagte gesenkten Blickes an seiner Unterlippe:

Als wenn das so einfach ginge.
 

Heiji holte Conans Ohrring-Handy hervor: „Hier!“, meinte er und drückte es, nachdem er schnell einige Tasten darauf betätigt hatte, seinem Freund in die Hand: „Ruf sie an: Brings hinter dich. Du wirs sons noch verrückt!“

Aufgeforderter wurde blass: „Was?“

Kazuhas Freund entfernte sich Conan Holmes abnehmend.

„Hey, warte!“, rief jener ihm hinterher. Erstarrte jedoch unweigerlich, als er eine ihm wohl bekannte Frauenstimme hörte. Nämlich die mit der ihr geschlafen hatte: „Hallo?“

Ran?

Conan brauchte einige Sekunden, um reagieren zu können.

Als er ein weiteres Mal eine: „Hallo?“, sagende Ran hörte, suchte er hastig nach der richtigen Stimme und steckte den kleinen, runden Hörer ins Ohr.

„Hallo“, sagte auch er. Überhastig.

„Shinichi?“, Ran wurde nervös. Sie war bei Kazuha. Schell verließ sie ihr Zimmer.

Während Conan Heiji als: „Hinterhältiger Mistkerl“ verfluchte, schloss Ran hinter sich im Bad die Türe.

„Wie geht es dir?“, fragte sie mit verstellt neutraler Stimme, wobei ihr das kaum gelang. Zu sehr bebte ihre Stimme bei jedem dieser Worte. Hastig setzte sie sich auf den Rand der Badewanne.

Die Verlegenheit des Detektivs war nicht minder. Auch er war gerade mit der Situation überfordert: „Äh gut. Und wie ist es bei dir?“

„Bei mir?“, Ran klang leicht hysterisch: „Äh gut! Gut!“

„Was gibt es bei dir so neues?“, versuchte er sie betont unwissend aus der Reserve zu locken.

„Äh nichts besonders“, lächelte Ran mit aufgewühltem Unterton in der Stimme.

„Gar nichts?“, harkte der geschrumpfte Shinichi nun doch misstrauisch scheinend nach.

„Nein. Nicht wirklich. Ich hab meine Englischklausur versaut, aber sonst“, die Oberschülerin zögerte einen Augenblick: „Ah weißt du es ist grad ganz ungünstig. Mach es gut.“ Schon hatte sie Shinichi hastig wegedrückt und ließ einen enttäuschten Conan zurück.
 

Aufgewühlt verließ die Oberschülerin aus Tokio den Raum. Beinahe wäre sie in ihrer Hektik gegen Kazuha und Heiji gelaufen die sich küssend auf den Flur standen.

„Was ist los?“, fragte Kazuha sofort, als sie den verstörten Gesichtsausdruck ihrer Freundin sah.

Diese winkte jedoch mit einem: „A-alles in bester Ordnung“ ab.

Sofort verschloss sie die Zimmertür hinter sich. Drückte sich mit dem Rücken dagegen:

Hoffentlich hat er nichts gemerkt.
 

Heiji ließ seine Freundin stehen und lief schnellen Schrittes die Treppe hinunter.

Auf Kazuhas: „Wo willst du hin, Heiji?“ erwiderte er ein eiliges: „Ich komm gleich wieder!“
 

Er fand seinen Freund niedergeschlagen an der Grenze von Grundstück und Straße vor. Jener stand nahe der Wand neben dem Tor.

Tut-Geräusche waren noch zu hören. Conans bekümmerter Blick traf seinen besorgten. Behutsam setzte Hattori sich ins Gras neben ihn: „Was is passiert?“, fragte er nach einem schweigenden Moment.

„Sie hat mich weggedrückt“, Conan sank in sich zusammen zu ihm auf den Boden.

„Ihr habt euch doch nich etwa gestritten, oder?“

„Dazu kam es gar nicht“, der kleine Detektiv war verzweifelt: „Sie hat mich abgewimmelt. Ich hab das Gefühl sie will weder mich noch“ Der Satz wurde nicht beendet.

„Das glaub ich nich. Bestimmt war sie nur überrumpelt!?“, versuchte sein Freund ihm zuversichtlich zuzusprechen.

„Nein“, murmelte der Mini-Shinichi leise. Er sah aus, als würde er sich unglaublich hilflos vorkommen: „Bestimmt verzeiht sie mir das nie!“

„Ach, quatsch!“, entgegnete Heiji ihm bestimmt: „Wie komms‘u denn darauf? Sie is einfach nur en bisschen geknickt, dass’u aus ihrer Sicht gesehn einfach so abgehaun bis.“

„Nein, das ist es nicht“, der geschrumpfte Shinichi sprach die Worte bitter aus: „W-wenn es so wäre, dann hätte sie mich zu Recht gewissen.“ Aus panischen Augen sah der kleine Detektiv Heiji an: „ I-ich war betrunken: Was wenn… wenn i-ich zu weit gegangen bin?“

„Shinichi, Shinichi du glaubs doch nich wirklich?“, Kazuhas Freund war sichtlich erschrocken. Es war unübersehbar. Er begriff, dass sein Freund das wirklich dachte.

Osakas Detektiv zog ungläubig seine Augenbrauen hoch: „Also, ma ganz ehrlich, Shinichi: das trau ich dir nich zu. Das würdes’u nich mal bringn, wenn’u noch so frustriert und hacke breit wärs.“

Conan hatte wohl doch noch seine Zweifel.

„Ehrlich!“, setze Heiji noch einmal energisch nach: „Außerdem selbst wenn:“, fügte er zusätzlich anmerkend hinzu: „Ran hätt sich schon gewehrt, wenn’u ihr unwillentlich zu nah gekomm wärs. Sie hätt dich jawohl acht Kant aus’m Bett geworfn, wenn’u sie wirklich belästigt hättes.“

„Aber… ich war so wütend. Ich habe mir einfach genommen was ich wollte“, der geschrumpfte Shinichi bereute sein damaliges Handeln zutiefst.

„Trotzdem!“, Heiji blieb bei seiner Meinung. Lehnte sich an der Wand an: „Weh getan hättes‘u ihr nie. Egal wie betrunkn du gewesen sein mags: das hättes‘u nich gamacht.“ Er fuhr sich durch seine Haare: „Außerdem… Alkohol trägt in deinem Fall nicht gerade zur Aggressivität bei. Ich hab dich schon betrunken erlebt. Du gehörs eher zu denen die zu weinen anfangen würden, anstatt ausfällig zu werden.“

Heiji fing an heiter zu lachen: „Also wirklich, Shinichi!“, knuffte er ihn gegen die Schulter.

Dann stand er auf und streckte ihm die Hand entgegen. Conan sah auf. Nahm an.

Zusammen betraten sie das Haus.
 

Die Tür ging auf. Ran stand im Türrahmen.

Erschrocken sah er zu ihr auf.

„Conan. Zeit fürs Bett“, sagte sie in der für sie typischen, freundlichen Art. Ganz so als ob eben nichts gewesen wäre.

Er nickte stumm.

Heiji stand auf und ging derweil an Ran vorbei, um das Zimmer zu verlassen.

„Zieh dich schnell um und geh Zähneputzen. Ich komm dann gleich.“

Der Grundschüler nickte.
 

Donnerstag, 6. Juli
 

Conan trickste mit seinem Fußball vor dem Eingang des Polizeipräsidiums herum.

Er hörte Rans Stimme hinter sich, die seinen Namen rief.

Er drehte sich zu ihr um. Holmes und Queen liefen angeleint neben ihr her: „Was machst du denn hier? Wartest du auf Heiji?“

„Äh, Ja! Er hat mich zu McDonalds eingeladen“, antwortete er ihr kindlich, wobei sie ihn erreichte.

„Oh, hast du es aber gut“, lächelte sie ihn fast beneidend an.

„Und du?“, wollte er nun seinerseits gerne wissen.

„Ich suche Paps. Ich soll ihm von Mama was ausrichten und dann möchte ich mit Kazuha zu Aoko“, erklärte Ran ihm.

„Onkelehen ist drinnen.“

Sich bedankend öffnete sie die Eingangstür und ließ sie hinter sich wieder ins Schloss fallen.

Der geschrumpfte Shinichi schaute ihr nach, ehe er sich wieder grübelnd seinem Ball zuwendete und diesen vom einen aufs andere Bein springen ließ.
 

„Wenn ich etwas von ihr höre, gebe ich Ihnen umgehend Bescheid“, versicherte Heiji. Neben ihm stand Inspektor Shiratori: „Danke“, nickte dieser. Dann verließ jener den Raum, während Heiji zwei Ordner zur Regalfront brachte und sie dort hinein stellte.
 

Eine männliche, junge Person näherte sich dem Eingang des Präsidiums. Zwei große Briefumschläge mit sich führend wendete er sein Gesicht senkend zur Seite, als Conan, ihn im vorbei Gehen, wahrnahm.

Misstrauisch beobachtete er wie der Typ die Tür öffnete und hinein ging.

Das gibt’s doch nicht!, dachte der Detektiv schon etwas empört.

Noch ehe die schwere Tür zurück ins Schloss fallen konnte hielt der Grundschüler sie fest, um ebenfalls durch den entstandenen Spalt hindurch zu schlüpfen.
 

Der Person folgend, stieg er Treppen hinauf und durchquerte Gänge.

Hinter ihm herschleichend blieb er plötzlich hinter einer Ecke stehen und erspähte vorsichtig wie dieser Kerl sich vergewisserte, dass der Raum, vor dem er jetzt stand, auch wirklich leer war.
 

Sobald er im Inneren verschwunden war, tauchte Conan aus seinem Versteck auf und huschte flink zur, einen winzigen Spalt aufstehenden, Tür. Ihn unauffällig vergrößernd lugte er hinein.

Schnell, die Person auf sich zukommen sehend, huschte der Mini-Shinichi wieder zurück hinter die Ecke.

Das gleiche Spiel spielte sich beim daran grenzenden Raum ab, bevor der Typ weiter seines Weges ging. Ein flüchtigstes Schmunzeln ließ sich erkennen.

Der kleine Detektiv nahm die Verfolgung wieder auf.
 

Heiji stand mittlerweile neben seiner Freundin, Ran, Kogoro, Inspektor Megure und Kommissar Takagi vor einem Raum mit offen stehender Türe.

Nein? Wie dreist muss man sein?, waren seine Gedanken, als er Aokos Freund in Zivil auf die kleine Gruppe zukommen sah.

Ungläubig schaute er zu wie der Dieb dem Inspektor die beiden Umschläge mit den Worten: „Inspektor Megure: Hier die angeforderten Unterlagen bezüglich des Phantomdiebes“, reichte.

War dies erledigt, wandte sich der in Wahrheit Gemeinte um und marschierte lässig von dannen.
 

Kopfschüttelnd entdeckte Hattori nun seinen kleinen Kollegen, welcher die Verfolgung weiterführte.

Sich von den anderen absetzend, folgte Heiji ihm.
 

Nahe dem Eingang gab er sich ihm gegenüber breit grinsend zu erkennen:

„Kein McDonalds?“

Sein Freund grinste zurück: „Nein!“, seine Augen funkelten gefährlich, beobachtend wie die Tür hinter Kid zufiel: „Kein McDonalds. Los komm mit!“, forderte er und rannte wieder nach oben.
 

Bei Kaito Kid zu Hause:
 

Meisterdieb alias Kaito saß an seinem Laptop.

Es klingelte unten. Anstatt, dass er nach unten ging um zu öffnen, öffnete er stattdessen sein Fenster.

Sich nach vorne beugend begann er verspielt zu winken: „Detektives! Ihr kommt spät!“, rief er neckisch zu den beiden Ermittlern nach unten.
 

Osakas Detektiv trat ein paar Schritte von der Haustüre rückwärts.

Breit feixte er den Dieb an: „Lust nach McDonalds zu gehen?“, schrie er, seine Hände trichterähnlich haltend, nach oben.

„Heiji!“, hörte der Dieb Conans empörte Stimme, bevor er das Fenster schloss und zu den beiden Detektiven nach unten vor das Haus trat.
 

Conan sah Heiji vorwurfsvoll an. Doch dieser schüttelte schnell seinen Kopf.

Dann wandte er sich erneut an Kid: „Erst Essn oder erst spieln?“ Es klang wie eine Herausforderung.

Lässig zuckte der Gefragte nur mit den Schultern.

Augen verdrehend setzte Conan sich in Bewegung, worauf ihm die anderen beiden einfach folgten.
 

„Wie steht’s bei euch?“, erkundigte sich der Dieb bei Hattori.

„Ganz gut“, meinte dieser neutral klingend, die Daumen über den Hosentaschen haltend.

„Wie lange musst du noch arbeiten?“

„Bis zum 14“, der Detektiv zog misstrauisch seine Augenbrauen hoch: „Wieso? Plans‘u etwa was?“

„Momentan gibt es nichts, was mich interessieren würde.“

„Oh, das tut mir jetz aber leid für dich“, scherzte Heiji ihm daraufhin leicht in die Seite stoßend.

Conan verschaffte sich Gehör: „Machst du das öfter?“, vorwurfsvoll drehte er sich zu den beiden, ein Stückchen hinter ihm hergehenden, um.

„Was meinst du denn, kleiner Detektiv, hm?“, tat der Gemeinte jetzt ganz überrascht, sich seiner Schuld scheinbar keinesfalls bewusst.

„Das weißt du schon ganz genau!“, erwiderte der Kleine, der mit einer Hand in seine Jackentasche griff und vier kleine Wanzen daraus hervorholte: „Die Polizei bespitzeln!“

„Freu dich doch“, Kaito beugte sich zu ihm hinunter, sodass ihre beiden Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren: „Wenn du schön still bist, profitierst du vielleicht auch irgendwann noch einmal davon.“ Mit diesen Worten richtete sich das Phantom wieder auf und schritt an seinem Rivalen vorbei.

Er war schon gänzlich an ihm vorbei, als er abrupt stehen blieb: „Ach ja. Könnte ich sie jetzt von dir wieder haben?“

Er drehte seinen Kopf zum Detektiv hinter sich. Senkte ihn und stutze: „Nur vier? Du hast nur vier gefunden?“

„Vier?“, wiederholte Heiji ebenfalls verwundert.

„Ich hatte insgesamt fünf platziert“, bekundete der Dieb dem kleinen Detektiv die Abhörsticker aus der Hand abnehmend: „Und das hier sind nur vier. Dato habt ihr eine übersehen“, meinte er sie auf seiner Handfläche betrachtend. Natürlich nicht ohne einen Hauch von Überlegenheit in seiner Stimme.

„Ich habe gesehen, wo du sie platziert hast!“, ereiferte sich Tokios Detektiv.

„Unsinn!“, fand auch der aus Osaka: „Ich hab mich ebenfalls genau umgesehn. Da waren nur diese vier!“, pflichtete er seinem kleineren Kollegen bei.

„Ich habe dich reingehen sehen. Du warst in zwei Konferenzräumen. Je Raum hast du zwei Wanzen: jeweils eine oberhalb der hinteren Leinwand und je zwei unter dem Tisch angebracht. Anschließend bin ich dir zu Inspektor Megure gefolgt und habe dann zusammen mit Heiji am Ausgang verweilt. Du hattest also auch nicht die Möglichkeit noch einmal herein zu gehen, bis Ran und Kazuha kamen“, konstruierte Conan den Hergang.

„Das wundert mich!“, murmelte Kid die Sache jedoch auf sich beruhen lassend. Er steckte die Wanzen in seine Hosentasche und war nun der, der vorne lief.
 

„Seid ihr mit euren Ermittlungen weiter gekommen?“, erkundigte sich der Meisterdieb beiläufig klingend.

„Wie man’s nimmt“, entgegnete Heiji seufzend: „Wir habn einige zerschretterte Dokumente sichergestellt. Darunter eine Notiz mit einer vereinbarten Verabredung.“ Seine Stimme bekam immer mehr einen monotonen Ton.

„Dann war besagtes Treffen schon“, konnte der Zauberlehrling so ohne weiteres ableiten: „Das ist ärgerlich.“
 

Bei McDonalds waren die Schlangen lang.

„Ich geh Plätze freihalten“, meinte Conan die anderen beiden einfach stehen lassend.

„Mach dir nichts draus“, Heiji klopfte Kaito aufbauend auf die Schulter, bevor er sich mit ihm zusammen anstellte.

„Ach, Conan!“, drehte er sich noch einmal um: „Er hat gar nich gesagt, was er will.“

Der Dieb grinste hinterhältig.
 

Während das ungleiche Dou nun also warten musste, quetschte Conan sich durch das gut besuchte Imbissrestaurant.

Ganz hinten hatte er Glück. Schnell kletterte er auf die Bank und begann zu warteten. Sich langweilend begann er ein junges Pärchen, welches schräg vor ihm zwei Tische weiter saß, zu beobachten.

Genervt musste er mit ansehen wie die Frau und der Mann sich anlächelten.

Gerade als der geschrumpfte Shinichi sich mit einem murmelnden: „Igitt!“ wegdrehen wollte, kamen die anderen beiden auf ihn zu. Wobei nun auch Heiji fies grinste.

„Endlich!“ meinte der Kleine ihnen zusehend, wie sie volle Tablette vor seiner Nase abstellten.

Umgehend verfinsterte sich seine Miene auf Eisfrost, als er eine Happy Meal Tüte erblicken musste.

„Das ist nicht war“, brachte er, fassungslos jedes einzelne Wort betonend, den Kopf in den Händen vergrabend hervor.

Die anderen beiden brachen in Gelächter aus:

„Haha! Du dachtes doch nich etwa die Tüte wäre für dich?“, kicherte Heiji sich zu seinem kleinen Freund setzend.

Bevor Aokos Freund erster hinzufügte: „Das ist meine. Ich hatte vorhin schon zu Abend.“

Bitterböse starrte Conan darauf von einem zum anderen, als er begriff, dass sie ihn gerade verkohlten.
 

Zusammen mit dem Eigentümer betraten Conan und Heiji das Zimmer des Meisterdiebs. Schell wollte der Dieb dazwischen gehen, denn Heiji beugte sich mit abgestützten Armen tief über beide Ohren grinsend, über einen Gebäudeplan: „Was habn wir den hier, hm?“

„Das ist meine Sache!“, wollte Aokos Freund die Unterlagen wegräumen.

Doch Conans Kommentar, der ebenfalls zum Schreibtisch gekommen war, ließ ihn seinen Handbewegungen innehalten.

„Das Rathaus!?“

„Ist das etwa so offensichtlich?“, lächelte der Dieb ertappt den Plan in der Mitte verbergend zusammenfaltend.

Osakas Detektiv richtete sich auf: „Dann werd ich wohl ma einfach kein Dienst habn, wenn‘u komms.“

Die beiden Detektive sahen darauf zu, wie der Kleinkriminelle ein kleines, schwarzes Gerät aus der Schublade seines Schreibtisches zog.

Ein leises Piepsen begann: „Seht ihr ich sagte doch die Batterien waren nicht leer", er hielt es den zwei Detektiven entgegen: „Ihr seid es die sich irren!", grinste der Wanzenverstecker überlegen.

Woraufhin ihn die anderen zwei grimmig ansahen.
 

„Was nun?“, fragte Hattori seinen Gastgeber fordernd.

Dieser sah sich im Zimmer um: „Playstation?“

„Gebongt!“, meinte Heiji darauf sehr einverstanden mit diesem Vorschlag einen Joystick entgegen nehmend.

Conan verdrehte dagegen überhaupt nicht angetan die Augen und setzte sich auf Kids Schreibtischstuhl.

„Was denn?“, fragte dieser die Spiele zusammensuchend.
 

Überraschenderweise öffnete den Mädchen bei Aokos Freund angekommen ein völlig gelangweilter Conan.

Oben fanden die zwei anderen ihre Freunde immer noch spielend vor.

„Das war so klar!“, fand Kazuha Heiji von der Seite an schubsend.

Ran und Conan, welcher sich wieder zurück auf den Stuhl gesetzt hatte, tauschten einen wehleidigen Blick zum Fernseher aus, auf dem zwei Krieger sich gegenseitig traten und boxten.

Der Kleine sah, seinen Kopf auf den erneut auf der Tischfläche abstützenden Arm, zu wie Ran, die sich resigniert neben ihre Freundinnen auf das Bett setzte.
 

„Hallo? Kanns‘u mal netterweise wartn, bis mein Chi Yon wieder steht?“, beschwerte sich Heiji gerade lautstark.

„Wieso? Damit du mich fertig machen kannst? Träum weiter!“, betätigte Kaito mies die entsprechenden K.O.- Tasten.

Game Over flackerte nun auf dem Bildschirm auf.

„Verdammt! Mistkerl!“, fluchte Heiji trotz des verlorenen Kampfes sich gut gelaunt zur Seite drehend: „Hehe! Kuck mal hier!“, dämpfte er darauf seine Stimme um ein vielfaches: „Und da!“

Der Dieb folgte den Blicken des Detektivs und musste nun gleichfalls schmunzeln.

Abgesehen von ihnen waren alle anderen weggenickt.

„Wie spät ist es denn?“, fragte Heiji flüsternd seine Freundin und Ran rücksichtsvoll wachrüttelnd.

Aokos Freund schaute auf seine Armbanduhr: „02:25 Uhr“, stellte er erschrocken fest.

„Oh“, äußerte Heiji darauf betroffen: „Wirklich?“, harkte er ungläubig, vom Murren der Mädchen übertönt, nach.

Dier Dieb nickte aufstehend.

„Wie spät is es?“, murmelte Kazuha sich an Heiji lehnend verschlafen.

„Das möchtes‘u gar nich wissen, mein Schatz“, antworte ihr Freund nur ebenfalls aufstehend.

Schließlich rappelte sich auch Ran schlaftrunken auf.

Die Oberschüler standen vor Conan, der nichts von all dem mitbekommend immer noch schlief.

Behutsam nahm Heiji ihn schmunzelnd auf den Arm, bevor er flüsternd die Hunde zu sich rief.

Vor der Haustür blieb Heiji noch einen Augenblick, nachdem Kazuha und Ran das Haus schon verlassen hatten, neben Kaito stehen: „Lass dich nich erwischn un bleib sauber, Kumpel“, schlug er dem Dieb munter auf die Schulter. Dann grinste er ihn spaßeshalber, rückwärts zur Straße hingehend, gefährlich an: „Vergiss nicht! Ich weiß wo du wohnst!“, betonte er seine Worte amüsiert.

Mit einem Ach-du–kannst-mich-mal Kopfschütteln schaute Kaito ihm noch hinterher, wie er zu den Mädchen aufschloss und mit ihnen darauf in den frühen Morgen verschwand, bevor er ins Haus zurück kehrte.
 

Sonntag, 9. Juli
 

Ran war in ihrem Zimmer auf dem Bett liegend alleine. Ihr Handy klingelte. Sie griff neben sich und nahm es zur Hand: Shinichi, dachte sie abwägend. Bestätigte dann aber.

„Ran, Ran bitte leg jetzt nicht auf“, hörte sie Shinichis hastige Stimme.

„Ran? Ran?“, ihre Stimme nicht vernehmen könnten überschlug sich die seinige.

Doch dann änderte sich sein Tonfall radikal: „Ran, wenn du jetzt auf legst! Dann.“

„Was dann?“, brach die Gerufene ihr Schweigen und forderte ihn zynisch auf: „Kommst du persönlich?“

„Ran, das“, versuchte Conan, wieder in die alte Tonlage zurückfallend, etwas entgegen zu setzten. Doch kam er nicht dazu.

Denn sie schnitt ihm empört das Wort ab: „Tja! Dann ist es dir wohl einfach nicht so wichtig!“

„Doch es“

„Weißt du, du gehst mir langsam wirklich auf die Nerven, wenn du mir was zu sagen hast, dann komm gefälligst oder findest du etwa das derartige Gespräche am Telefon geführt werden sollten, Shinichi?“

„Aber, ich ka“

„Du hast Zeit bis morgen Abend 18:00 Uhr! Das sollte für dich zu schaffen sein, egal wo du gerade bist. Wenn du bis dahin nicht hier warst, kannst du mir gestohlen bleiben. Ich habe besseres zu tun, als Monate lang zu warten, bis du mal Lust hast wieder aufzutauchen! Denk mal darüber nach, Shinichi Kudo!“
 

Die Verbindung war getrennt.

Zurück blieb auf seiner Seite ein monotones Tuten. Doch das nahm er gar nicht wahr.

Fassungslos saß er einfach nur da. Ein ums andere Mal brannten sich ihre geschienen Worte tief in sein Gedächtnis ein.

„Nein! Nein! Nein!“, fest gruben sich seine Finger in die Bettdecke ein.

Diese Tatsache nicht akzeptieren wollend stürmte er ins Badezimmer, wo er hastig den Medizinschank durchsuchte.

Nichts!, dachte er verzweifelt weiter suchend: „Das ist so klar!“, bevor er mit einem außer sich vor Wut ausgerufenen: „Nein!“ alles liegen ließ und Hals über Kopf nach unten rannte. Auf der Treppe konnte Kazuha mit dem Baby auf dem Arm im erschrocken gerade noch ausweichen: „Conan? Sei doch vorsichtig!“, rief sie ihm empört hinterher.
 

Er rannte zuerst zum Werkraum, aber als er Ai und den Professor dort arbeiten sah hastete er in das Zimmer der Chemikerin.

Heiji, der mit den beiden Welpen balgend auf dem Wohnzimmerboden gesessen hatte, eilte hinter ihm her: „Hey? Warte mal! “, rief nach seinem Freund.

Dieser ignorierte ihn und schmetterte die Türe lauten Aufpralles gegen die dahinter liegende Wand.

Als Heiji ebenfalls ins Zimmer einfiel, fand er den anderen Detektiv wild in der Schublade von Ais Schreibtisch wühlend vor.

Verdammt!

„Shinichi?“

Noch bevor Heiji ihn aufhalten konnte war Conan bereits ausgewichen und an ihm vorbei hinaus.

„Jetzt warte doch endlich!“, rief der Größere ihm ein weiteres Mal hinterher. Ihm zum Werkraum zurück folgend beschleunigte er sein Tempo noch einmal.

Kurz vor dem Türgriff bekam er ihn zu fassen.

„Lass mich los!“, wehrte der Kleine sich gegen diese Behinderung seiner Bewegungsfreiheit.

„Was is?“

„Lass mich los! Lass los!“, Conan versuchte sich strampelnd aus dem Griff seines Freundes zu befreien, der ihn weg zog.

„Nein! Ich lasse dich jetzt ganz sicher nicht los!“, presste Heiji hervor, der Mühe mit dem wild um sich tretenden und schlagenden Detektiv hatte: „Nicht so! Jetzt. Beruhig. Dich! Shinichi, verdammt!“

„Sie hat es einfach weggeworfen! Jetzt werde ich Ran nie wieder sehen!“

„Was?“, Heiji stockte.
 

Der Gemütszustand des Mini-Shinichis schlug in verzweifelnde Resignation um. Er glitt an ihm hinunter zu Boden: „Ich habe es versaut! Ich habe meine einzige Chance versaut.“

„Kann ich dich los lassen?“

Conan, der darum rang nicht auf der Stelle in Tränen auszubrechen, nickte schwach.

„Jetz ma ganz von vorn. Was hat sie denn gesagt?“, erkundigte sich Kazuhas Freund leise und vorsichtig.

Conan brachte nur ein Schluchzen hervor.

„Is ja gut. Hol ers ma Luft.“

„Ich habe alles verdorben, Heiji.“

Dieser hatte seinen Freund in letzter Zeit schon oft niedergeschlagen gesehen, aber so unglücklich wie jetzt hatte er ihn noch nie erlebt.

„Ich hasse ihn! Ich hasse ihn!“

„Wen?“

„Conan!“, antwortete der geschrumpfte Shinichi sich gegen sich selbst wehrend: „Ich will dass er verschwindet! Ich kann wegen ihm nicht zu Ran. Ohne das Gegenmittel habe ich keine Chance mehr.“ Er schlug, Zähne zusammenbeißend, mit der fast auf den Boden: „Es hatte doch noch nicht mal richtig angefangen.“

„Hey“, legte Heiji einen Arm tröstend um seinen vor Erregung zitternden Freund.

„Was hat sie gesagt?“

„Da gibt’s nichts zu erzählen. Sie will, dass ich bis morgen Abend bei ihr bin. Als Shinichi! Sonst war es das!“

Der größere der beiden Detektive sah den anderen hilflos an, suchte nach Worten.

„Weißt du was das Tückische daran ist?“, es war reiner Selbsthass: „Als ich gesagt habe sie soll mich vergessen, weil ich ihre Tränen meinetwegen nicht mehr ertragen könnte“ Heiji verstand nicht worauf sein Freund anspielte hörte aber aufmerksam zu.

„D-das ist nicht“
 

Kazuhas Freund reichte es. Entschlossen erhob er sich: „Wart hier. Ich komm gleich wieder!“, befahl er keinen Widerspruch duldend. Er ließ Conan alleine und lief schnell nach oben in sein Zimmer. Dort fand er dessen Ohrring-Handy, welches immer noch tutete.

Mit diesem kam er zurück zu seinem Freund, welcher immer noch wie ein Häufchen Elend an Ort und Stelle auf dem Boden saß.

„Hier“, sagte er in die Hocke gehend.

Conan sah verwirrt auf den Inhalt in jener Hand: „Das ist sinnlos. Sie wird nicht mit mir sprechen“, brachte er mit tränenerstickter Stimme hoffnungslos hervor.

„Das ändert sich gleich. Wenn du gleich angerufen wirs, dann muss‘u auf jedn Fall abnehmn!“, ordnete Heiji ihm das Telefon in die Hand drückend an. Anschließend verließ er ein weiteres Mal das Wohnzimmer.
 

Zielstrebig steuerte er die Treppe an, stieg sie hoch, wobei er auf seinem Handy rumtippte und betrat dann schnellen Schrittes ohne Anzuklopfen das Zimmer der Oberschülerinnen.

Ran und auch Kazuha, die neben ihr auf dem Bett saß, erschraken auf Grund seines forschen Eindringens.

„Heiji? Was?“, fragte Ran verdattert, als Heiji ihr sein Handy vor die Nase hielt: „Hier: Ruf ihn an!“

„Nein!“, meinte sie fest ihm aufstehend die Stirn bietend. Die Schwangere wollte sich abwenden und den Raum verlassen, doch der Detektiv hielt sie unsanft am Arm fassend auf.

„Mir reicht das jetz! Das ist kein Machtspielchn mehr!“, fuhr er sie zornig an.

„Heiji!?“, Kazuha verstand die ihr mehr als unangemessene Reaktion ihres Freundes nicht: „Was soll das denn?“, wollte sie dazwischen.

Aber er drückte sie nur bestimmt von sich, bevor er sich ihr nicht Auskunft gebend wieder Ran zuwendete: „Die Nummer is bereits gewählt. Ihr beide klärt das jetz und zwar auf der Stelle! Sonst sorg ich persönlich dafür, dass du dieses Zimmer nicht mehr verlässt!“, somit drückte er ihr keinen weiteren Widerspruch erlaubend das Kommunikationsgerät in die Hand.

Kazuha sah ihn einfach nur verständnislos an: „Heiji!“

Er unterbrach sie barsch: „Und du komms schön mit!“, sagte er sie hinter sich heraus dem Zimmer ziehend…
 

Nachdem er die Zimmertüre hinter sich geschlossen hatte, blieb er Lauschposition beziehend davor stehen.

„Zieh mich nicht so!“, beschwerte sich seine Freundin, mit dem Baby zu ihm gedreht.

„Sei bitte leise!“, zischte er sie daraufhin im Flüsterton an und nahm ihr den leicht quengelnden Jungen aus den Händen.

Beruhigend bewegte er den Kleinen abwartend auf und ab.
 

Conan befand sich immer noch in der gleichen Position sitzend, wie Heiji ihn zurück gelassen hatte. Depressiv starrte der kleine Mini-Shinichi auf das kleine, blaue Ding in seiner jetzt halb geschlossenen Hand.

Er wollte seine Hand schon verzweifelt ganz schließen, als er zusammenfuhr. Das winzige Telefon hatte ein Geräusch von sich gegeben.

Hastig steckte sich der kleine Detektiv das Hörerteil ins Ohr, bevor er in Sekundenschnelle seine Fliege und sein Sprachinstrument zum Mund führte: „Ran?“, brachte er völlig überstürzt hervor.

Doch er bekam keine Antwort, was erneute Panik in ihm aufsteigen ließ: „Ran? Ran? Sag doch was! Bitte, bitte leg jetzt nicht wieder auf.“

„Findest du es nicht feige Heiji zu schicken, anstatt selbst her zukommen, Shinichi?“, ließ diese sich verächtlich herab ihm diesen Gefallen zu tun.

„Ran, ich“, wollte er anfangen, doch sie unterbrach ihn abgeneigt:

„Was willst du überhaupt noch?“

„Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Es tut mir furchtbar leid“, sagte der geschrumpfte Shinichi sein Anliegen leise, aufrichtig bedauernd, vorbringend.
 

„Ich weiß!“, gab Ran unterkühlt und äußerst knapp zurück.

„Was?“, der kleine Detektiv verstand nicht.

„Ich habe deinen kleinen Zettel gelesen!“, teilte sie ihm nüchtern aufklärend mit.

„Was hast du gelesen?“, fragte der Mini-Shinichi verwirrt nach.

„Erinnerst du nicht mehr?“, während sie sprach veränderte sich Rans Tonlage. Jetzt klang sie nicht mehr teilnahmslos, sondern vielmehr sehr enttäuscht.

„Nein“, räumte der, der sie liebte wahrheitsgetreu ein.

„Kein Wunder!“, ihre Bitterkeit verleite sich vorwurfsvoll Ausdruck: „So betrunken wie du warst!“

„Ich habe nicht nachgedacht, Ran. Es tut mir so leid. I“, wollte er einen erneuten Versuch starten sich bei ihr zu entschuldigen.

Doch sie schnitt ihm wütend ein weiteres Mal das Wort ab: „Du hast Recht! Du hast kein bisschen nachgedacht!“, ihr kamen die ersten Tränen: „Wieso spielst du mit mir?“

„Ich habe nicht mit dir gespielt“, beteuerte er ihr sofort mit brüchiger Stimme.

Ran schnaubte empört: „Ach nein? Wie würdest du es denn nennen?“

„Was nennen? Ich weiß nicht was du meinst“, sein Gesichtsausdruck wurde immer erschrockener.

„Was wohl, kannst du dich nicht mal mehr daran erinnern?“, stellte sie tief enttäuscht und zornig zugleich eine Gegenfrage anstatt auf seine Frage zu antworten.

„An was erinnern? Bitte sag es mir“, flehte er sie verzweifelt, gegen das drohende Versagen seiner Stimme ankämpfend, an.
 

Kazuha stand, ihre Arme vor der Braust verschränkt, neben Heiji. Im Gegensatz zu ihrem eher verworrenen Gesichtsausdruck, war seiner abschätzend und konzentriert.
 

Conan konnte nicht nachvollziehen worauf Ran anspielte.

Zettel, Zettel, wiederholte er ein paar Mal seine Erinnerung durchforstend und überlegend, was sie meinen könnte: „Meinst du etwa den Zettel, den Heiji dir von mir gegeben hat?“

„Oh, du Blitzmerker!“, stieß Ran ironisch, eine ganze Oktave höher gehend, aus.

„Aber, was ist denn damit?“, fragte Conan ganz verwirrt, sich nicht erklären könnend was daran das Problem sein sollte: „Hast du dich denn gar nicht gefreut?“

„Gefreut?“, fragte Ran ungläubig nach: „Gefreut? Worüber den? Du hast es dir sehr einfach gemacht! Du hattest nicht mal so viel Rückgrat es mir persönlich zu sagen!“, brüllte sie ihn zornig an.

Doch dann schlug ihre Stimmung ein weiteres Mal ins andere Extrem um: „Du bist einfach abgehauen! Du hast nicht mal einen Grund genannt!“, weinte sie nun wieder verletzt: „Du hast mich nur benutzt!“
 

„Komm mit, Quälgeist“, forderte Heiji seine Freundin hinter sich her ziehend auf mit ihm zukommen.

„Hä?“, war das Einzige was Kazuha empört dazu sagte, als er sie in sein Zimmer hineinzog. Er schloss die Türe und zog sie mit sich zum Bett. Wo er sich mit dem Baby im Schneidersitz hinsetzte: „Klär mich jetz ma auf. Was läuft hier?“, wollte er sie streng fixierend wissen.

„Was den bitte?“, entgegnete sie ihm mit einer Mischung aus Entrüstung und Unwissenheit.

„Das weiß‘u schon, mein Schatz!“, erwiderte Heiji. Mit verärgertem Unterton fügte er hinzu: „Das Ganze ist abgekartet und nich besonders nett.“

„Zzz! Da kann ich doch nichts für!“, verteidigte Kazuha sich mit ihrer Freundin solidarisierend, als wären ihr Shinichis Gefühle bei der Sache vollkommen gleichgültig.
 

„Ach nein?“, zog er darauf seine Augenbrauen hoch.

„Nein!“, betonte sie ein weiteres Mal, bevor sie ihre Arme erneut vor der Brust verschränkte und ebenfalls verärgert war: „Was sollt das eben überhaupt? Das geht dich doch gar nichts an!“

„Das mag sein“, räumte Heiji gleichfalls seinen Freund in Schutz nehmend, offen ein: „aber die Sache geht langsam zu weit. Ich kann verstehn, dass Ran sauer is, aber langsam wird es unfair.“

„Wieso? Er soll nur herkommen mehr nich.“

„Wenn er das könnte, hätte er das schon längst getan!“, entgegnete der Detektiv in seiner Verärgerung unüberlegt. Was er sofort bereute.

„Und warum kann er nich?“, hörte er seine Freundin wütend nachharken.

Warnend sah er sie an: „Möchtest du belogen werden?“

„Nein!“, ereiferte sich Kazuha auf der Stelle: „Natürlich nich!“

Ihr Zetern ignorierend lehnte er sich zurück, sodass sein Kopf von der Wand gestützt wurde: „Dann solltes‘u mich nicht weiter fragn“, meinte er resigniert murmelnd.
 

„Weißt du, wie ich mich dabei fühle, wenn du mir erst Hoffnungen machst und mich dann einfach fallen lässt? Du weißt doch überhaupt nicht, was du angerichtet hast, du dämlicher, total bescheuerter Idiot!“

„Doch, dass weiß ich. Natürlich weiß ich das!“, gab er kleinlaut zu.

Bevor der kleine Detektiv entsetzt eine zweite Erleuchtung in Worte fasste:

„M-mo-Moment mal: D-du denkst doch nicht etwa ich hätte mich von dir trennen wollen?“

„Ach nein?“, entgegnete Ran bemüht ihren Stolz wahrend: „Was sollte das sonst?“

„Du bist so ein Dummkopf!“, jetzt war der kleine Shinichi es, der verletzt war.

Energisch setzte er sich, ihre falschen Schlussfolgerungen unterbindend, durch:

„Wie kannst du das nur von mir denken? Als wenn ich hätte gehen wollen. Du hast doch überhaupt keine Ahnung, wie schwer das für mich war!“, verschaffte er seiner schon seit Wochen angestauten Frustration Luft: „Ich liebe dich! Ich liebe dich. Ich will dich ganz bestimmt nicht verlassen! Mir ist noch nie was so schwer gefallen! Verdammt, Ran! Du weißt doch gar nicht wie sehr du mir fehlst, jeden verdam“

Rans Tränen stoppten: „Was hast du gesagt?“, unterbrach sie ihn mit zittriger Stimme.

„Was?“, fragte der kleine Shinichi aus dem Konzept gebracht zurück.

„Das eben!“, drängte sie ängstlich.

„Das du mir fehlst?“

„Nein, das davor!“

Schon wieder wusste er nicht was sie wollte. Gedanklich ging er das eben Gesagte noch einmal durch, bis er zu der entscheidenden Stelle kam: „Nein!“, er war total schockiert.

Oh nein! Verdammt!, dachte er voller Bedauern: „Oh, nein!“

„Nein? Was soll das heißen? Wie nein?“, brachte Ran entsetzt, der Verzweiflung nahe, panisch hervor.

„Bitte hör auf zu weinen“, versuchte der Mini-Shinichi seine Ran nun hilflos zu trösten.
 

Kazuha saß immer noch mit Heiji schweigend auf dessen Bett.

Dieser öffnete, auf Grund einer strampelnden Bewegung Tadashis seine Augen. Er zog seine Beine hoch und setzte den Winzling so auf seinem Schoss um, dass jener sich mit seinem Rücken an den Beinen anlehnen konnte.

„Was denks‘u denn? Was meins‘u is das ein gutes Zeichn?“, wendete er sich dem Säugling rhetorisch fragend zu, welcher ihn unvermittelt ansah.

„Du kapiers nich was ich mein, oder?“, sich selbst in dieser Feststellung zustimmend nickend, nahm er die beiden kleinen Hände in seine und bezog sie in seine nun schließende Bewegung mit ein.

Kazuha sah sich diese Handlung schweigend an.

„Lass uns Daumen drückn. Vielleicht nützt es ja was“, meinte Heiji. Den Rest sprach er nicht laut aus: Shinichi, den Rest muss‘u jetz alleine hinkriegen.
 

„Warum bist du einfach gegangen? Ich weiß doch noch nicht mal, wo du bist.“, wollte Ran sich ihre Tränen abwischend wissen.

„Bitte frag mich das nicht.“, entgegnete ihr Freund darauf bedauernd mit tieftraurigem Unterton: „Ich kann es dir nicht sagen.“

„A-aber warum?“, es war mehr ein leises Flehen, als eine eigentliche Frage: „Shinichi, ich verstehe das nicht“, schluchze sie.

Ihre Traurigkeit übertrug sich noch stärker auf ihn. Unglücklich schloss er die Augen und bat sie seinerseits flehend nicht weiter auf eine Antwort zu hoffen: „Bitte… ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.“

„Ja, a-aber“, versuchte sie es jedoch noch einmal.

„Es tut mir leid. Bitte vertrau mir einfach. Ich k-kann es dir einfach nicht sagen.“

„In Ordnung“, gab Ran schließlich einsehend nach, dass es keinen Sinn hatte weiter um eine genauere Auskunft zu bitten.

„Ich danke dir“, seine körperliche Angespanntheit löste sich, bevor er sich sogleich wieder verkrampfte.

„Kannst kannst du mir denn wenigstens sagen, ob es dir besser geht?“, hörte er ihre vorsichtige Stimme.

„Mach dir bitte keine Sorgen um mich. Es geht mir gut“, versicherte er ihr möglichst überzeugend, was ihm aber noch nicht vollends gelang, denn sie versicherte sich noch einmal mit einem aus Misstrauen und Angst geprägtem: „Wirklich?“

„Ja“, sagte er mit nun wieder festerer Stimme.
 

„Du weißt das mit dem Baby, oder?“, wechselte Ran mutig das Thema.

„Ja“, gab er ehrlich zu.

„Conan!“, nannte sie mit entrüstender Tonlage den, den sie dieses Verrates für verantwortlich hielt: „Er kann gleich was erleben.“
 

Heiji hatte scheinbar genug vom herumsitzen, denn er erhob sich.

Überrascht sah seine Freundin ihm zu, wie er hinter sich die Zimmertüre schloss und sie alleine ließ.
 

Der Mini-Shinichi verteidigte sein zweites Ich sanft:

„Er hat mir nichts verraten.“

„Heiji?“, Shinichis Freundin konnte es nicht glauben:

Kazuha hätte doch nicht?
 

Hattoris Blick erhellte sich, als er Ai zusammen mit dem Professor in der Küche vorfand. Die beiden hatten sich bei einer Tasse Tee zusammengesetzt und machten angespannte Gesichter.

„Na has‘u dich wieder hervor getraut?“, fragte Heiji aufmunternd sich neben Conans Klassenkameradin stellend.

Sie musste in Gedanken gewesen sein, da sie ihn erst jetzt, als er sich neben sie setzte, registrierte.

„Ich glaube der hier vermisst dich“, meinte er darauf mit einem heiteren Lächeln zu ihr.

Sich ebenfalls zu einem Lächeln durchringend, nahm sie das Baby entgegen.

Sie schaute liebevoll zu ihm hinunter.

„Die beiden telefonieren noch?“, erkundigte sich der Professor sich in das Gespräch mit einbringend.

„Ja, scheint ganz gut auszusehn. Nachdem was ich eben oben aufgeschnappt hab“, teilte Heiji ihm aufstehend seine Einschätzung mit.

Der Chemikerin gelang ein flüchtiges Lächeln, während sie ihren Kopf seitlich an den ihres anvertrauten Kindes schmiegte.
 

Heiji, der eine dritte Tasse holte, entging die Traurigkeit ihrer Augen nicht. Er kam zurück und setzte sich, dann nahm er sich die Kanne und schüttete sich ein: „Du weiß schon, dass er nich wirklich dir die Schuld gibt!?“

„Er hätte nichts gefunden“, antwortete Ai leise.

„Das Ganze bleibt doch unter uns?“, wollte Shinichis Freund sich nun bei Agasa vergewissern.

„Nein“, antwortete Ai, die schneller als ihr älterer Mitbewohner war.

Heiji war entsetzt: „Nein?“

„Wir können es seinem Vater ruhig sagen. Er dachte sich so etwas schon“, erklärte der Professor.

Der Detektiv sah die beiden perplex an, bevor er ungläubig fragte: „Was?“

„Sie hat es ihm erzählt. Also wirst du es auch in Kürze wissen“, meinte Ai nur nüchtern.

Heiji ließ mit einem letzten, verwirrten Blick diesen Aspekt ihm Raum stehen.

„Wie sieht es aus. Gibt es irgendwas Neues?“, erkundigte er sich nun bei ihr.

„Nein“, teilte sie ihm nachdenklich murmelnd, Chiyokos Sohn fester umarmend, mit.
 

„Könnest du mir davon erzählen?“, fragte er ein wenig unsicher-zögernd.

Ran wusste nicht was Shinichi meinte: „Wovon?“, fragte sie ebenfalls ein bisschen unsicher nach.

„Vom Abend. I-ich kann mich leider nicht mehr an alles erinnern“, gab er verlegen rot werdend zu.

„W-was möchtest du denn wissen?“, auch sie wurde verlegen.

„Wenn es geht alles. Ich möchte mich an alles erinnern können“, bat der Detektiv schüchtern.

„Äh also ich wollte mit dir reden. Deshalb bin ich zu dir rüber gegangen und als, als ich rein kam hast du mich wütend angesehen. Ich wollte dich fragen, was los ist, aber du hast du bist“, begann sie scheu zu erzählen.

„Ich bin zu weit gegangen?“, beendete er ängstlich den Satz.

„N-nein. I-ich war nur überrumpelt, das ist alles“, winkte sie seine Sorgen abweisend ab.

„Wirklich? Ich hatte Angst ich hätte“

„Etwas getan was ich nicht wollte?“, ergänze sie nun ihn sanft.

„Ja“, Conan war den Tränen nahe.

„Nein eigentlich nicht“, konnte sie ihn beruhigen: „Eigentlich", begann sie: "Du warst ganz vorsichtig.“

Dem Mini-Shinichi fiel ein grießiger Stein vom Herzen: „Wirklich?“

„Wirklich!“, bestätigte ihm Ran fröhlich lächelnd, dann fügte sie kaum hörbar noch etwas hinzu: „Ich fand es schön.“

„Ich kann mich immer noch nicht an alles erinnern“, stellte der Kleine bedauernd fest, mit seinen Gedanken ganz woanders.

„Kein Wunder. Du warst sehr betrunken“, meinte sie ein wenig kichernd.

„Wie betrunken?“

„Du bist eingeschlafen.“

„Oh.“

„Shinichi?“, Ran wurde wieder ernst.

„Ja?“

„Du hast dich wegen den Schmerzen so betrunken, oder?“

„Ja“, antwortete er ihr leise mit bitterem Unterton in der Stimme: Deswegen auch…
 

Die drei Eingeweihten saßen immer noch abwartend in der Küche.

„Leer“, stellte Ai fest, als sie sich noch etwas einschütten wollte.

„Tja, dann muss‘u wohl noch einen machen“, meinte Heiji nachdenklich den letzten Rest des Inhaltes seiner Tasse betrachtend.

„Ich?“, entgegnete sie ihn von der Seite her fordernd ansehend: „Du hast doch den letzten Rest genommen.“

Während Heiji sich schon erheben wollte, deutete ihm der Professor, mit sachte nach unten gehender Hand an, sitzen zu bleiben.

So erhob sich Agasa an Stelle des Detektivs und setzte neues Wasser auf.
 

„Wie lange telefonieren die jetzt eigentlich schon?“, überlegte der Detektiv laut.

Sich langsam langweilend stützte er seinen Kopf durch seine freie Hand ab.

„Zwei Stunden und schätzungsweise dreizehn Minuten“, antwortete die Chemikerin, ihren Ärmel hochschiebend, auf ihre Armbanduhr blickend.

„Solln wir noch mal Mäuschen spieln?“, schlug er ihr darauf Schlitzohrigkeit vor.

Der Professor sah ihn daraufhin tadelnd an.

„Ich bin ja schon still“, murmelte er, bevor er austrank.

Der alte Mann schütte das heiße Wasser um.

Ai schüttelte verneinend ihren Kopf. Dann stand sie mit dem Baby auf ihrem Arm auf, trug ihn ins Wohnzimmer auf seine Decke.
 

Hier befanden sich auch beide Welpen nah beieinander auf dem Boden vor der Couch liegend. Neugierig sahen sie auf, als Heiji sie zu sich rief.

Munter rannten sie ihm Schwanz wedelnd entgegen. Die zwei verschmust kraulend, ging er in die Hocke.

Jedoch unterbrach er sein Tun sofort, als er erst seine Freundin und dann Ran von Oben her vernahm.
 

„Nein?“, fragte Kazuha: „Er hat es dir wirklich gesagt?“

Ran bestätigte freudestrahlend, eifrig nickend und kurz um wurde sie von Kazuha gratulierend umarmt: „Das is ja toll! Ich freu mich ja so für dich!“
 

Heiji sah die beiden am Treppengeländer stehen.

Shinichis Freundin, die ihn sah, löste sich und kam nach unten zu ihm: „Heiji, danke das du Shinichi angerufen hast!“, sagte sie und fiel ihm wortwörtlich vor lauter Begeisterung um den Hals.

Der Betreffende wusste zwar im ersten Moment nicht wie ihm geschah, doch erwiderte er ihre Umarmung, als er begriff, mit einem Lächeln: „Hey, nich ganz so fest, bitte. Du erwürgs mich sons noch!“, lachte er.

Sofort löste sich Ran schnell von ihm: „Oh, Entschuldige.“ Sie wurde rot.
 

Zeitgleich kam Kazuha an Ai vorbei und stellte sich dann neben die anderen beiden Oberschüler.

Der Professor war ebenfalls dazu gekommen. Doch auch er hielt sich bedeckt im Hintergrund.
 

Heiji fiel auf, das jemand fehlte.

Kommt Shinichi nich?, dachte er seinen Rücken den Mädchen zuwendend.

Er ging zur Haustür und öffnete diese.

Er fand wenn er gesucht hatte.

„Shinichi?“, meinte er heiter.

Jener saß mit dem Rücken nach vorne gebeugt. Seine Arme lagen auf seinen Beinen auf. Niedergeschlagen drehte sein kleiner Freund seinen Kopf in seine Richtung.
 

Heiji kam irritiert zu ihm: „Was has‘u?“, fragte er ihn.

Der geschrumpfte Detektiv schaute deprimiert wieder zurück zur Straße: „Ich habe ihr gesagt, dass ich sie liebe.“ Seine Worte klangen unangemessener Weise verärgert.

Heiji sah ihn von der Seite aus platt an: „Aber, das war es doch was du wolltes?“

„Nein.“

„Wie Nein?“, der große Detektiv verstand nicht.

„Ich habe mich verplappert“, äußerte sich der Kleinere unglücklich: „Ich wollte es ihr so nicht sagen. So nicht. Nicht am Telefon. Nicht als Conan“, wobei immer mehr Frustration mit hinein spielte.
 

Jetzt war Heiji alles klar:

„Komm ma mit!“, forderte er seinen Freund bestimmt auf.

Allerdings sah dieser ihn nur überrascht an.

Zügig half Heiji ihm auf die Füße und zog ihn bis kurz vor das Wohnzimmer. Von hier aus waren ihre Freunde zu sehen.

Heiji kniete sich zu ihm hinunter: „Was siehs‘u?“

Doch Conan senkte seinen Blick nur, so formulierte er seine Feststellung noch einmal neu: „Sag mir was‘u siehs, Shinichi. Schau dir Ran ma an!“

Der Detektiv tat es. Traurig sah er zu seiner Ran.

„Sie is total glücklich und das ist allein dein Verdienst“, redete Heiji währenddessen weiter. Dann dämpfte er seine Stimme noch ein wenig mehr, nahe am Ohr Conans: „Telefon hin oder her: das ist doch sowas von egal! Sie weiß jetz was‘u fühls un das is für sie das Wichtigste. Alles andere is zwar romantischer, aber darauf kommt es doch gar nich an.“ Mit diesen Worten richtete Osakas Detektiv sich auf und trat in den Wohnbereich über.
 

Ran, die ihn sah, entdeckte hinter ihm Conan.

Dessen Augen hatten immer noch einen wehmütigen Schimmer inne.

Sie kam zu ihm und begab sich, in die Hocke gehend, mit ihm auf gleiche Augenhöhe: „Dankeschön, dass du nichts von dem Baby verraten hast“, sagte sie ihm dankbar lächelnd.

Was jedoch wohl zu viel für ihren geschrumpften Freund war, der sich an sie klammerte.

Da sie nicht mit so einer Reaktion gerechnet hatte, wäre sie beinahe nach hinten weggekippt: „Hey“, lachte sie überrascht auf.

„Ran“, sagte er fast lautlos.
 

Heiji, der die ganze Szene schmunzelnd neben seiner Freundin stehend beobachtete, bemerkte das etwas nicht stimmte.

Denn als Ran sich von ihrem kleinen Klammeraffen befreite, hatte dieser sichtlich Mühe nicht nach vorne zu kippen. Zur Erleichterung Hattoris gelang es ihm zum Glück, ohne das es groß auffällig gewesen wäre, sich im letzen Augenblick doch eigenständig aufrecht zu halten.

„Ich muss zurück nach oben“, meinte Ran sich derweil heiter an ihre Freundin wendend: „Ich habe versprochen, dass ich es Sonoko als erstes erzähle.“ So verschwand sie mit Kazuha, die ihr nachkam.
 

„Shinichi?“, fing Heiji seinen Freund schnell auf, welcher gefährlich taumelnd versuchte sich an der Lehne des Sofas abzustützen.

Ai ließ den Kleinen auf der Decke liegen und eilte wie der Professor, seine Tasse abstellend, zu ihnen hinzu.

Heiji half ihm sich auf der Couch hinzulegen. Routiniert wanderte seine Hand als erstes zur Stirn.

„Ich habe kein Fieber“, meinte Ostjapans Detektiv sich die Berührung widerstrebend gefallen lassend: „Mir ist nur schwindelig“, er klang matt.

Ai legte daraufhin mit nachdenklichem Gesicht zwei ihrer Finger auf den Rücken seines Handgelenkes, bevor sie nickte.

Der Professor reichte ihm ein Glas Wasser, welches er halb aufrecht sitzend austrank. Anschließend trug Heiji ihn in Begleitung von Ai nach oben in sein Zimmer, wo er ihn auf dem Bett absetzte.

„Mein Vater ist so ein Mistkerl!“

„Wieso?“

„Weißt du was? Er wusste Beschied!“

„Über Rans Ausweichmanöver?“

„Ja!“, Conan schaute böse auf seine Decke.
 

„Wie ist sein Puls?“, erkundigte sich Ai von ihrem Baby aufsehend, welches immer noch auf der Decke lag und mit einer gelben Rassel spielte.

„Okay“, teilt Heiji ihr, sich aufs Sofa setzend, mit.

„Wenn du mit ihm zusammen bist: Achte darauf“, sagte sie zu ihm gedreht.

„Geht klar.“

„Na ja,“, versuchte der Professor die Stimmung ein wenig zu entspannen: „Jetzt haben die beiden sich ja ausgesprochen.“

„Vergessen Sie seinen Vater nicht. Da kommt noch was nach!“, prophezeite Ai böses Blut ahnend.
 

Als Conan aufwachte, war es bereits dunkel geworden. Sich mit einer Hand an die Stirn fassend rappelte er sich verschlafen auf.

Unten traf er im Wohnzimmer Heiji an, welcher gerade dabei war, seinen rechten Schuh zu binden. Der andere Schuh war zwar ebenfalls angezogen, aber noch offen.

„Wieder fit?“, erkundigte er sich aufschauend.

Conan nickte, sich neben ihn setzend.

„Lust mit zu kommn?“

„Ja.“

„Du machs dir das zu kompliziert!“, äußerte sich Heiji schmunzelnd über die nachdenkliche Miene seines Freundes.

Doch dann folgte er dessen Blick.
 

Der Professor kam zu ihnen mit dem Telefon in der Hand: „Shinichi.“

„Ja?“, der kleine Detektiv verzog das Gesicht: „Mein Vater?“

Agasa brauchte gar nichts zusagen. Der Gesichtsausdruck des alten Mannes verriet, dass die Schlussfolgerung richtig war: „Nein Danke. Kein Bedarf!“, lehnte Conan aufstehend und mehr als desinteressiert ab.

„Geben Sie ihn mir trotzdem“, forderte Yusaku.

Conan, der seine Augen genervt verdrehte, ergriff unsanft den Hörer: „Sie Petze!“, murmelte er, sich das Telefon zum Ohr führend, schimpfend.
 

„Was willst du?“, tönte er säuerlich in den Hörer.

„Hallo, Shinichi“, meldete sich der Schriftsteller am anderen Ende ernst.

Sein Sohn verzichte auf eine Begrüßung. Er zog es vor seiner Wut unvermittelt Luft zu machen: „Du bist nett. Echt klasse! Ich danke dir vielmals!“, brüllte er ihn außer sich an: „Du hast das alles ganz genau gewusst! Du wusstest genau wie es mir ging, du bist so was von hinterhältig! Von mir Ehrlichkeit erwarten, aber selbst nicht dazu stehen! Weißt du was? Ich werd dir im Leben nichts mehr erzählen!“

„Bist du jetzt fertig?“, erkundigte sich Yusaku nun, der sich die Standpauke bis hierher geduldig angehört hatte.

„Wieso hast du mir das nicht gesagt?“, schlug Conans Stimme in tiefe Enttäuschung um: „Ich hatte dir vertraut.“

„Ich habe es deiner Mutter gesagt, dass ich damit nicht einverstanden bin, aber du weißt doch wie sie ist, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat.“

„Na und? Hattest du nicht den Schneid dich durchzusetzen? Du hättest mir das trotzdem sagen können. Ich hätte einfach überrascht getan und ich hätte mich verdammt noch mal nicht so verrückt zu machen brachen!“, jammerte er unglücklich.

„Shinichi!“, ermahnte ihn sein Vater diesbezüglich: „Du bist nicht der, der mit ihr weiterhin zusammenleben will!“

„Trotzdem!“, empörte sich sein Sohn darauf äußerst abwertend.

„Sei ihr gegenüber bitte nicht nachtragend. Du weißt das sie es momentan nicht leicht hat.“

„Okay“, gab der Sohn der Schauspielerin sich bereuend versöhnlich.

„Warum ich allerdings anrufe ist“, wechselte der Autor das Thema: „Was habt ihr bisher für die Ferien geplant?“

Conan stutze: „Hä?“

„Ich frage was ihr geplant habt.“

„Äh… wir wollten campen gehen, aber ansonsten…“

„Das ist praktisch“, unterbrach sein Vater ihn zufrieden: „Dann kannst du den anderen bitte von mir aufrichten, dass sie eigeladen sind.“…

Heiji und Kazuha in Osaka

Montag, 10. Juli
 

Conan gab Zahnpasta auf seine Zahnbürste. Dann öffnete der kleine Detektiv den Wasserhahn und hielt sein Putzwerkzeug kurz unter den Stahl, ehe er jenes zum Mund führte und zu putzen begann. Er beendete den Wasserfluss.

Nachdem die Reinigung der Zähne abgeschlossen war, spuckte der Grundschüler den schaumigen Inhalt aus seinem Mund. Dann spülte er mit klarem Wasser noch einmal nach. Stoppte das Wasser.

Als sein Kopf sich wieder erhob, veränderte sich das Spiegelbild des Detektivs.

Ein trotziges Kind sah ihm entgegen.

Was zur Folge hatte, dass sich die Augen zu Schlitzen verengten. Feindselig starrten sich Spiegelbild und reales Ebenbild an.

Ich werde dich los, Conan! Verlass dich darauf!, mit diesem Gedanken lächelte der geschrumpfte Shinichi den Jungen in der Spiegelscheibe entschlossen an.

Sie kehrten einander den Rücken.
 

Vor der Tür wartete Kazuha: „Na endlich!“, grummelte sie das Kind an.

Doch ihm war das gleich.

Gut gelaunt summend stieg der Detektiv des Ostens die Treppe hinab, wobei er auch zwischenzeitlich mal gleich zwei Stufen hüpfend auf einmal abtat. Bei der drittletzten Stufe setzte er zum Sprung an und landete sicher mit den Socken auf dem unteren Boden.
 

Auf halbem Weg zum Flur kam Heiji ihm aus Richtung Küche entgegen: „Was bis‘u den schon am frühen Morgn so gut gelaunt, dass du so summst? Das is ja unerträglich!“, fragte er seinen Freund amüsiert.

„Ich Summe nicht“, widersprach jener sofort.

„Nein, überhaupt nich“, meinte Heiji gedehnt, seine Stimme untertreibend anhebend: „Man hört dich nur durch das ganze Haus. Aber sicher geht das nur mir so.“

„Ich Summe nie. Ich kann das nicht mal.“

„Das is mal sowas von wahr“, pflichtete Heiji ihm daraufhin ganz ernst tunend bei.

Gemeinsam gingen die beiden Detektive auf den Küchenbereich zu.

Ai und der Professor warteten bereits am Frühstückstisch sitzend.
 

Freitagabend, 14. Juli
 

Bevor die beiden aus Osaka stammenden Oberschüler nachhause gingen, verabschiedeten sich die Polizeibeamten sich bei ihnen.
 

Heiji war in seinem Zimmer. Dort holte er seine blaue Sporttasche, welche er oben auf dem Schrank verstaut hatte, herunter.

Er streckte sich gerade danach, als sein kleiner Zimmergenosse ebenfalls herein kam.

Conan kam Arme verschränkend näher: „Das ist nicht fair!“

„Ich weiß“, konterte Hattori nur gelassen die Tasche auf seinem Bett abstellend.

Bevor der Kleinere zu einer weiteren Vertretung seines gegnerischen Standpunkts ausholen konnte, fuhr sein Freund ihm sachlich, jedoch energisch über den Mund, während er seine Schranktür öffnete: „Glaub mir: Das is klüger!“ Er nahm seine Hosen und ging damit zum Bett.

„Ich habe aber keine Lust solange auf dich zu warten!“

Heiji verzog das Gesicht: „Tja, dein Pech.“ Gleichzeitig legte er die Hosen in die Tasche.

Conan war empört.

Sein Freund grinste ihn breit an.

Der Mini-Shinichi klang beleidigt: „Blödmann! Wie kann man nur auf so eine Idee kommen?“, murrte das augenscheinliche Kind leise, sich auf dem Bett seines Gegenübers, neben dem Gepäckstück niederlassend.

„Eh! Wer hat hier dumme Ideen?“, mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spaß stemmte Kazuhas Freund seine Hände gegen die Hüfte: „Sei du mal ganz still!“, meinte er, dann fügte er netter hinzu: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht den ersten Stein werfen, Kudo!“, sagte er dabei lachend.

Conan erwiderte unschuldig in gleichen, gespielten Tonfall: „Ich weiß gar nicht wovon du sprichst!“

„Ach nein?!“, Hattoris Miene verfinsterte sich. Erneut kümmerte er sich um seine Wäsche. Diesmal warf er Socken in die Sporttasche.

„Das ist Erpressung!“

„Ich weiß“, sein Freund feixte ihn bereit an.

Heijis Miene verfinsterte sich. Er wollte gerade die meisten seine Pullover aufnehmen, als er von seiner Freundin gerufen wurde: „Heiji?“

„Ja?“

„Hilf mir mal.“ Auch sie war dabei, in der Gesellschaft von Ran, ihre Sachen zusammen zu packen.

„Ich komm sofort“, rief er ebenfalls zurück.
 

Samstagnachmittag, 15. Juli
 

„Kazuha, komms‘u? Der Zug wartet sicher nich extra auf dich.“

Heiji stand, bereits gehfertig, mit Tadashi auf dem Arm unten vor der Treppe. Den Gurt seiner Sporttasche hatte er auf seiner Schulter platziert. Das restliche Gepäck stand neben ihm auf dem Fußboden. Bei ihm waren Conan, Ran und der Professor wie auch Ai, welche ein Glas mit Wasser in ihrer Hand hielt.

„Ja doch! Ich komm sofort“, rief die Gerufene ihm gerade aus dem Badezimmer kommend entgegen.

„Das will ich auch hoffn!“, lachte ihr Freund gutmütig seine Stimme erneut nach oben richtend. Dann umarmte er das Baby auf seinem Arm.
 

Kazuha kam die Stufen hinunter geeilt.

„Mach‘s gut, Winzling“, verabschiede sich Osakas Detektiv freundschaftlich von dem Kleinsten im Hause des Professors lebenden Bewohners. Er reichte das baby an jenen weiter, wobei es sichtlich gut gelaunt ein paar undefinierbar quietschende Laute von sich gab.

„Ich helfe dir“, bot Ran sich an und erleichterte ihrer Freundin, die ziemlich bepackt war.

„Danke“, erwiderte Kazuha erleichtert.

Dann kam sie zu Ai: „Auf Wiedersehn“, verabschiedete sie sich von der vermeidlichen Grundschülerin.

Auch Heiji sagte ihr gut gelaunt: „Bis dann.“

„Viel Glück“, entgegnete Ai ihm.

„Seid ihr dann soweit?“ Conan klang leicht genervt.

Ai setzte sich auf die Decke und bekam vom Professor Tadashi auf den Schoß.

Heiji sah Kazuha an.

Sie nickte.
 

Zusammen mit dem Professor, Ran und Conan gingen die zwei in den Flur, wo beide Oberschülerinnen sich ihre Sandalen anzogen.

Holmes und Queen kamen schwanzwedelnd an.

„Wollt ihr mit?“ Nachdem Ran die Schnalle ihres letzen Sommerschuhs zugebunden hatte, leinte sie die Welpen mit Conans Hilfe an.

Heiji dagegen öffnete bepackt die Haustüre. Kazuha, der ältere Mann, sowie der kleine Detektiv traten vor das Haus.

Ran hingegen kam mit den Vierbeinern noch einmal zurück ins Wohnzimmer, um sich bei Ai zu vergewissern: „Und wir können dich wirklich kurz mit Tadashi alleine lassen?“

Die Grundschülerin nickte verantwortungsbewusst.

Zum Schluss zog der kleine Detektiv hinter seiner Freundin die Haustüre zu.
 

Beim Erreichen des Bahnsteigs ließ Heiji sich mit Conan ein Stückchen zurückfallen. Er stellte sich hinter ihn. Dabei beugte er sich zu ihm herunter und legte seine Hände auf dessen Schultern auf. Sah ihn über die Schulter hinweg von der Seite her prüfend an: „Dann hälts‘u dich an unsere Vereinbarung, Shinichi?“

„Ja. Außerdem heute ist da eh zu!“

„Stimmt! Aber die Tage nich“, entgegnete Osakas Detektiv nachharkend.

„Was bitte soll ich denn groß machen?“, Conan hatte seinen Kopf ebenfalls zur Seite gedreht und schaute verärgert zurück: „Hinter mir steht immerhin noch der Professor. Er ist mein eigens von meinem Vater beauftragter Wächter. Glaubst du etwa er wäre mir gegenüber loyaler?“ Yusakus Sohn schnaubte: „Schön wärs!“

„Schon gut. Die Argumentation spricht für dich.“ Heijis Meine wurde heller: „Halt die Ohren steif.“

„Jaja“, antwortete der Kleinere der beiden Detektive frustriert murmelnd.

„Wenn was sein sollte: Meine Nummer un E-Mailadresse has’u ja.“

Conan brummte: „Davon, dass du mich ständig darauf hinweist melde ich mich auch nicht eher!“

„Is ja schon gut. Reg dich ab.“ Heiji wendete sich vergnügt Queen und Holmes zu, die schwanzwedelnd mit ihren Vorderpfoten, mit denen sie auf seine Knie sprangen, seine Aufmerksamkeit weckten.

„Na ihr?“ Osakas Detektiv kraulte Holmes kurz unterm Kinn, während der Einheimische sich ganz zu ihnen umdrehte. Dann machte Heiji das gleiche bei seinem Welpen: „Nein bleib bei Holmes. Nächstes Mal, wenn‘u größer bis, nehme ich dich mal mit.“

Das Tier kam verspielt noch näher und wollte seinem Herrchen mit der Zunge durchs Gesicht. Dieses wehrte herzhaft lachend ab: „Ja, ich werd dich auch vermissn. Aber ich komm ja nächste Woche schon wieder und dann geh ich mit dir den ganzen Nachmittag in den Park. Wie findes‘u das, hm? Das is doch was. Also benimm dich, hörs‘u!“, tadelte Heiji seinen Vierbeiner spaßeshalber. Zum endgültigen Abschied kraulte er seinen Welpen fröhlich hinter den Ohren und wuschelte ihm über den Kopf.

Dann erhob er sich, nahm die Sporttasche, welche bis eben über seinem Ellenbogen gehangen, auf dem Boden gestanden hatte, auf und nahm den Gurt wie schon vorhin über die Schulter.
 

Danach kam er auf Kazuha zu, welche in einer innigen Umarmung mit Ran einige Meter entfernt stand. Bei ihnen der Professor.

„Lass es dir gut gehn“, hörte man Kazuhas liebevolle Stimme, bevor ihr Freund, der neben ihr stehen blieb, sich räusperte: „Ich möcht euch beide jetzt zwar nich in eurem Trennungsschmerz auseinanderreißn, aber der Zug müsst jeden Moment angesagt werdn.“

„Ja du auch“, verabschiedete sich auch Ran innig-vermissend von ihrer Freundin. Belebt löste sie sich von ihr: „Und hau hin, wenn er dich ärgert.“

Der Zug wurde angesagt.

„Ja. Das werd ich.“ Kazuha lachte zustimmend, dann wandte sie sich grinsend zu Heiji um, dem sie kurzerhand ihren Koffer in die Hände drückte.

Er sah kurz zu Ran, die ihn unschuldig anlächelte. Daraufhin zog er die Augenbrauen hoch. Schwieg jedoch.

„Auf Wiedersehn“, verabschiedeten sie sich beim Professor.

Gemeinsam mit seiner Freundin ging Heiji anschließend zum nun einfahrenden Shinkansen.

Worauf ihnen, vom Professor, als auch vom anderen Pärchen: „Eine gute Fahrt“, gewünschte wurde.
 

Während die beiden einstiegen, kamen Ran und Conan näher auf den Zug zu.

Die Oberschüler suchten sich einen Platz in relativer Nähe der Automatiktüre durch die sie eingestiegen waren.

Kazuha setzte sich. Schnell hatte Heiji das Gepäck auf der Ablage über ihren Sitzen verstaut. Er setze sich ebenfalls und winkte zusammen mit ihr. Nebenbei fuhr der Shinkansen langsam an.

Gleichfalls winkten auch Ran und Conan, welche gemeinsam mit dem alten Mann alleine auf dem Tokioter Bahnhof zurückblieben.
 

Als der Zug schließlich aus ihrem allen Blickfeldes verschwunden war, verließen die Hinterbliebenen den Bahnhof. Wobei Ran Conan an die Hand nahm.

Er sah unsicher von der Seite her zu ihr auf. Sie jedoch lächelte ihn nur kurz an.

So gingen die beiden ohne miteinander zu reden mit dem Professor zum Auto.
 

Heiji erhob sich noch einmal. Rasch hatte er seinen Laptop aus dessen Tragetasche hervor geholt, die direkt oben aufgelegen hatte und setze sich wieder.

Kazuha sah ihn entsetzt an, als er das Gerät aufklappte.

„Was is?“, fragte er besorgt über ihren Gesichtsausdruck.

„Mein Laptop. Ich hab ihn vergessn“, antwortete sie verzweifelt über ihre plötzliche, unvorteilhafte Erkenntnis.

„Oh, das is aber jetz nich so gut.“

„Was soll ich den jetz machn? Da war meine Präsentation drauf.“

„Keine Panik“, klang Heiji beruhigend, bis gelassen: „ Wie lang wars?“

„Fünfzehn Seitn“, seufzte sie nur frustriert.

„Das is doch nich so viel. Wenn wir zu Hause sind, geb ich dir meinen alten un du machs sie einfach kurz noch mal. Du has doch noch deine Stichpunkte auf’m Schmierblatt, oder?“

„Ja.“

„Dann dauert das nich lang. Gleichzeitig gehs‘u dadurch auch noch mal alles durch. Dann kann dir Montag auch nichts mehr passiern“, er grinste sie an.

„Heiji, ich will da nicht alleine reingehn.“

Ihr Freund schmunzelte leicht.

„Das is nicht lustig! Ich krieg bestimmt einen Blackout oder so was“, wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust.

„Das is doch Unsinn. Mach dir keinen Kopf deswegn. Du gehst da rein, präsentierst, erzählst denen ne halbe Stunde was die hören wollen, beantwortest noch ein zwei Fragn un fertig bus'u.“

„Warum prüfn die uns auch nich zusammn? Wir habn doch eh das gleiche Thema.“

„Weil die irgendwo unsere Einzelnoten dran fest machen müssn. Bei der Präsentation hät ich dir rein theoretisch ja heimlich helfen könn.“

„Also echt? Als wenn ich das nich allein könnte!“, meinte sie schnippisch.

„Tja… wir gehen heute Abend un Morgen alles noch mal durch. Ich hör mir deine Präsentation einmal an und gut is. Einverstandn?“

„Ja.“

Heiji legte seinen rechten Arm um seine Freundin und zog sie gelassen bis gut gelaunt zu sich.

Kazuha lächelte, als er ihr ein seitliches Küsschen auf die Stirn gab.

Während er sich seinen Unterlagen widmete, kuschelte sie sich bequem an ihn und sah aus dem Fenster hinaus.
 

Beim Professor schloss dieser auf und ging umgehend durch ins Innere.

Conan wollte ebenfalls hinein gehen. Er zog Ran an seiner Hand hinter sich her. Doch als er am Gegendruck bemerkte das sie stehen geblieben war, sah er sie verwundert an: „Ran? Kommst du nicht?“

„Nein“, sie löste ihre Hand aus seiner. Leinte Queen und Holmes ab: „Ich gehe noch ein bisschen spazieren und etwas zu meinen Eltern.“ Ran lächelte ihn an.

„OK. Dann komm ich mit.“

„Nein. Du langweilst dich bei meinen Eltern bestimmt nur. Bleib hier und spiel lieber mit Ai“, lehnte sie seine Begleitung bestimmt ab.

„Aber!?“, wollte der zwangsgeschrumpfte Oberschüler widersprechen. Allerdings schüttelte seine Freundin nur mit dem Kopf. Sie drehte sich um und ließ Conan alleine in der offenen Tür stehen.

Traurig sah der Mini-Shinichi seiner Freundin nach. Bevor er sich letztendlich fügte und deprimiert die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ.

Seine Schuhe zog er aus und warf sie achtkantig in die dafür vorgesehene Ecke des Garderobenständers.
 

„Was machst du für ein Gesicht?“ Es war Ai, die mit Tadashi immer noch im Wohnzimmer auf dessen Decke saß und ihn lächelnd gerade vom Boden auf ihren Schoß hob.

Conan sagte nichts, verzog nur missmutig das Gesicht.

„Wärst du so freundlich dich etwas mit ihm zu beschäftigen? Damit ich dem Professor beim Kochen helfen kann. Sonst bekommen wir sicher nur was Angebranntes.“ Die Grundschülerin lächelte beim Aufstehen. Gut gelaunt drückte sie ihrem Klassenkameraden das Baby in die Arme: „Üb schon mal“, meinte sie ein wenig neckisch. Ohne eine Reaktion seinerseits abzuwarten, wandte sie sich von ihm ab, gesellte sich darauf zu Agasa an die Theke, der gerade dabei war ein grünes Gemüse zu zerhacken.
 

Conan sah ihr grimmig nach, dann ließ er sich mit Tadashi auf der Decke nieder. Der kleine quirlige Geist entdeckte sein Interesse für die Hosentaschen des Detektivs. Neugierig wie er war umfasste er mit seinen Händchen den Stoff, zog daran und versuchte ihn in den Mund zustecken.

Gutmütig unternahm der Mini-Shinichi nichts, sondern ließ das Baby auf seinem Schoß einfach machen. Nachdenklich beobachtete Rans Freund das kleine Kind.
 

Ran erreichte ihrer Eltern.

„Hallo Mama“, begrüßte sie ihre Mutter, die ihr erfreut öffnete.

„Hallo, Ran. Komm doch rein“, sagte sie und ließ ihre Tochter eintreten: „Ich bin gerade dabei Tee zu machen“, informierte die Anwältin gut gelaunt, wobei sie auf die Küche zuschritt.

„Ja. Ist gut. Ist Paps auch hier?“, erkundigte Ran sich.

„Ja. Er sitzt vor dem Fernseher. Geh schon mal hin. Ich komme auch sofort“, hallte die Stimme seiner Ehefrau zurück.

Klar, wo auch sonst?, erwiderte Ran in Gedanken ein wenig verstimmt: „Kann ich dir irgendwie helfen?“, bot sie ihrer gerade mit einem hölzernen Tablett aus der Küche entgegenkommenden Mutter ihre Hilfe an.

„Hallo, Mausebein“, bemerkte nun auch ihr Vater sie.

„Hi, Paps.“

Eri sah ihren Mann finster auffordernd an: „Kommst du auch?"

„Gleich“, meinte der schlafende Detektiv und wollte sich wieder seinem Film zuwenden, bei dem sich eben die Werbung ihrem Ende zuneigte.

„Kogoro!“, betonte seine Gattin drohend jede Silbe des Namens: „Jetzt sofort, bitte!“ „Schon gut, schon gut“, murmelte jener und rappelte sich wehmütig auf.

Ran kicherte beim Anblick ihres murrenden Vaters leise.

Als dieser sich erhoben hatte, setze auch ihre Mutter sich zufrieden.
 

Der Shinkansen fuhr in Osakas Bahnhof ein. Heiji klappte seinen Laptop zu, stand auf, verstaute das Gerät erneut in der dafür vorgesehen Tasche, holte dann die Gepäckstücke runter. Das Meiste selbst tragend, kam er ihr dicht gefolgt nach draußen auf den Bahnsteig nach.

„Hallo, ihr beidn!“, begrüßte Kazuhas Vater seine Tochter und dessen Freund von hinten, in geringem Abstand auf sie zukommend, welche sich leicht erschreckend zu ihm umdrehten: „Wie warn die ersten drei Monate in Tokio so?“

Seine Tochter umarmte Kommissar Toyama erfreut.

Heiji schaute dem zu, begrüßte den Kollegen seines Vaters dann ebenfalls.
 

Ai saß am Tisch im Werkraum und beobachtete zusammen mit Conan die Mäuse. Der Professor saß ein Stück entfernt und schraubte an seinen Insekten.

„Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht, das kann man ja nicht mit ansehen“, meinte er aufmuntert zu Conan.

Dieser hob leicht den Kopf an, den er auf seinen auf dem Tisch liegenden Armen aufgelegt hatte: „Mir ist langweilig“, erwiderte er.

„Geh doch zu ihr. Vielleicht schnappst du was Interessantes auf“, schlug Ai ihm vor.

„Ach nein. Besser nicht. Eri ist da. Ihr will ich momentan lieber nicht über den Weg laufen.“

„Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig, als dich in Geduld zu üben, bis sie wieder kommt“, schlussfolgerte sie.

„Ja“, Conan legte seinen Kopf wieder auf.
 

Heiji lief das letzte Stück zum Haus, kramte auf dem Weg zur Haustür seinen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss auf. Anschließend trat er ein und ließ die Tür geräuschvoll hinter sich ins Schloss fallen.

„Ich bin wieder da!“, rief er laut.

Als er keine Antwort bekam, betrat er mit einem fragenden Gesichtsausdruck das Wohnzimmer.

Beim Betreten der Küche ließ er lang gezogenes: „Hallo?“ verlauten.

Auch hier war niemand. Auf der Ablagefläche fand er einen Zettel. Er hob ihn auf und las die kleine Notiz durch.

Da komm ich nach Monatn ma nach Haus un die ziehn mich ner Verabredung vor, dachte der junge, soeben heimgekehrte, Detektiv entrüstet schnaubend: „Tss: Rabeneltern!“
 

Somit ging er in sein Zimmer. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Zuerst stellte er seine Sachen neben dem Bett ab, dann öffnete er das Fenster. Genießerisch atmete er die frische, warme Sommerluft tief ein. Für einen Augenblick beobachtete Heiji gedankenverloren die sich sacht im Wind wiegenden Blätter der Bäume. Doch dann kam wieder Leben in ihn. Sein Blick richtete sich auf, schweifte durchs Zimmer zum Fernseher, Kleiderständer, über sein großes Bücherregal, zum Bett, dann zum Drucker bis sein Blick ein weiteres Mal seinen Schreibtisch streifte.

Zufrieden machte er es sich auf seinem Bett bequem, schloss die Augen und genoss die angenehme Stille im Raum. Draußen zwitschern vereinzelt Vögel, durch das offen stehende Fenster gut vernehmbar.
 

Es war schon dunkel. Kazuha begegnete Heijis Eltern im Garten.

„Hallo, Kazuha“, grüßte Heijis Mutter sie freundlich.

„Hallo“, kam es von ihr ebenso höfflich.

„Wo is denn mein Sohn?“ Heizo zog eine Augenbraue hoch.

„Ich denk er is drinnen.“

Das Ehepaar begleitend betrat die Oberschülerin das Haus. Da ihr Freund nicht unten war, suchte sie ihn in seinem Zimmer auf.

„Heiji?“, machte sie sich auf der Türschwelle stehend bemerkbar.

„Hm?“, war das einzige was er von sich gab. Er öffnete die Augen: „Komm her“, forderte er sie liebevoll lächelnd auf.

Kazuha setzte sich zu ihm auf das Bett. Auch Heiji setzte, zog sie zufrieden an sich und gab ihr einen Kuss.

„Deine Eltern sin da“, teilte Kazuha ihm anschließend mit.

Ihn schien das nicht zu stören. Er küsste sie einfach nochmal. Machte es sich mit ihr bequem.

Kazuha bettete ihren Kopf gemütlich auf seinem Brustkorb auf und schmiegte sich an ihn. Heiji streichelte ihr in ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen andächtig den Arm hinunter und wieder hinauf.

Beide blieben nah aneinander geschmiegt liegen. Genossen die Nähe zum jeweils anderen.

Bis Heiji dann doch aufstehen musste, weil es zu regnen begann. Er verschloss das Fenster. Setzte sich zu seiner Freundin zurück. Aber auch sie erhob auf.

Shinichis Freund, der nicht damit gerechnet hatte, reagierte zu spät um sie zurückziehen zu können: „Bleib doch noch.“

„Nein. Ich muss das Referat machn.“

„Das kann doch noch wartn.“

„Nein. Heiji: Wenn ich mich Montag wegen dir blamiere…“

Der Detektiv machte ein mehr als unglückliches, Gesicht.

Kazuha beachtete es jedoch gar nicht, sah sich in seinem Zimmer um: „Wo has‘u dein Laptop?“

„Neben dem Schreibtisch, unter dem Druckerschränkchen“, er ließ sich leise seufzend zurück fallen.

„Typisch du!“, meinte sie sich bückend, holte eine schwarze, verstaubte Tasche hervor. Öffnete sie.

Samt dem tragbaren Computer kam sie zu ihm zurück. Sie setzte sich auf die Bettkante und klappte die Klappe auf. Heiji richtete sich auf. Umarmte sie sanft von hinten.

Sie lächelte ihn kurz an, dann stutze sie: „Heiji, der fährt nich hoch?“

Angesprochener runzelte die Stirn.

„Is er kaputt?“

„Nein. Soweit ich weiß nich.“
 

Ran verabschiedete sich in der bereits geöffneten Türe von ihrer Mutter. Diese drückte ihr einen großen Karton in die Hände.

„Danke, Mama.“

„Und du möchtest wirklich nicht gebracht werden? Dein Vater kann sicher ein paar Minuten erübrigen“, befand die Anwältin ein wenig zynisch zur Seite blickend.

„Nein. Danke. Es ist ja nicht so weit. Das schaff ich schon alleine. Trotzdem danke“, erklärte Ran selbstbewusst mit einem Lächeln. Dann umarmte sie ihre Mutter.

„Ruf mich an“, rief Eri ihrer Tochter noch nach.

Diese drehte sich noch einmal um: „Ja. Mach ich“, rief sie auf halbem Weg.

Ihre Mutter hörte die Tür ins Schloss fallen. Kogoro kam zu ihr.

„Wie ist Ran schon weg? Ich wollte mich doch noch von ihr verabschieden.“

„Pech“, die Anwältin sah ihren Mann mit einem leicht verärgerten Gesichtsausdruck an: „Du bist zu spät“, mit diesen Worten drehte sie sich von der Tür weg und ließ sie zufallen. Kogoro wandte sich ebenfalls um.

Er wollte etwas sagen doch das Klingeln des Telefons hinderte ihn daran.

Schnell hatte Eri abgenommen: „Mori? Guten Abend, Yukio.“

Das wird dauern, dachte der Detektiv zähneknirschend.

Während seine Frau samt Handy ins Schlafzimmer verschwand, holte er sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank.

Mit derer er es sich wieder vor dem Fernseher bequem machte.
 

„Verdammt! Heiji, das is jetzt schon das zweite Mal, dass dieses Teil anstürzt. Der hat was gegen mich!“, brauste Kazuha wütend auf.

„Lass mich mal“, erbarmte ihr Freund sich.

„Hier!“, bereitwillig gab sie ihm das Gerät.
 

Conan schaute von den Nachrichten, welche er zusammen mit den beiden anderen Hausbewohnern ansah, auf. Ran war wieder da.

„Ran!“, rief Conan unweigerlich erleichtert.

„Hi“, sagte sie Gedanken verloren. Auf ihrem Arm trug sie den Karton.

„Was hast du da?“

„Spielsachen für Tadashi“, erklärte sie knapp.

„Möchtest du noch etwas essen?“, erkundigte sich der Professor aufmerksam bei ihr.

„Nein, danke. Ich habe bei meiner Mutter gegessen.“ Ran lächelte und stellte dabei den Karton neben die Decke. Danach ging sie nach oben.
 

„Jetz weiß ich auch wieder, warum ich das Ding nich mehr benutzn wollte“, verärgert stand sein Besitzer auf und begann in den Schulladen des Schreibtisches zu kramen.

„Was suchs‘u?“, fragte Kazuha schließlich.

„Die Starter-CD. Ich fürcht der hat ein Virus un wenn ich den jetz nich erst mal komplett platt mache, dann wird der uns noch hundertmal abstürzn.“

Er drehte sich kurz um, sah in ihr deprimiertes Gesicht und suchte weiter.
 

Nachdem Ran Conan ins Bett gebracht hatte, lag er auf dem Rücken einsam in seinem Bett im dunklen Zimmer. Er konnte nicht schlafen. Murrend drehte er sich auf die Seite in Richtung Gang. Das andere Bett war leer.

Er raffte das Kissen enger zusammen, sodass es höher wurde. Nach einigem hin und her hatte er genug. Entschlossen setze der Mini-Shinichi sich auf, schlug die Decke zur Seite und tapste auf den Flur.

Vor Rans Zimmertüre blieb er unsicher stehen. Das Licht war noch an. Der kleine Shinichi klopfte an.

„Ja?“

„Ich bin es, Conan.“

„Komm rein.“

Er öffnete zaghaft die Türe. Ran lag auf ihrem Bett und hatte leise ihr Radio eingeschaltet. Als sie ihn sah richte sie sich auf: „Was ist los?“, frage sie fürsorglich.

„Ich kann nicht schlafen“, klagte ihr Freund kindlich.

„Es ist irgendwie plötzlich so still hier, stimmt’s?“

„Ja“, gab Conan ihr murmelnd Recht: Logisch: Heiji streitet nicht mit Kazuha, fügte er noch belustigt in Gedanken hinzu.

„Lust ein bisschen mit mir Musik zu hören?“, bot sie ihm freundlich an ihrer Gesellschaft zu leisten. Gern kam er zu ihr auf das Bett.
 

Heijis Suche war erfolglos geblieben. Frustriert kam er zu seiner Freundin zurück. In der Hand die Starter-CD seines aktuellen Laptops.

„Meinst‘u das funktioniert?“, fragte sie ihn, als er sich neben ihr im Schneidersitz niederließ.

„Nehm ich mal an. Is ja dieselbe Marke.“

Schnell hatte der Detektiv die CD eingelegt und gelangte ins Bot-Menü.
 

„Wow“, Ran war beeindruckt: „Woher weißt du das denn?“

Schell sah er sie breit lächelnd an: „Ach, weißt du, dass hat Heiji mir erzählt, als ich ihn neulich mal gefragt habe.“

Ran sah den Kleinen verwundert an: „Heiji hört solche Musik?“, sie machte ein ungläubiges Gesicht.

„Äh, ich glaube er wollte Kazuha damit eine Freude machen“, sagte Conan darauf hin schnell mit Unschuldsmiene.

„Stimmt. Kazuha würde das bestimmt auch gefallen.“

Das war knapp. Hoffentlich spricht sie sie nicht darauf an, dachte er.

„Irgendwie vermiss ich Kazuha.“

Conans Blick richtete sich auf seine Freundin.

„Und stell dir vor ich vermisse sogar Heiji.“ Ran lächelte vermissend: „Was meinst du machen die beiden gerade?“

Ihr Blick viel zum Wecker der 22:47 Uhr anzeigte.
 

Oj, das kann ich mir denken. Conan brachte bei dem Gedanken an seinen Freund ein schiefes Lächeln zustande.
 

Kazuha hatte sich hingelegt und schaute ihrem Freund zu: „Das wird nie was“, murmelte sie müde.

Heiji sah sie mitleidig an. Doch dann erhellte sich sein Gesicht plötzlich: „Warum machn wir uns das eigentlich so kompliziert? Gib mir mal dein Handy“, meinte er breit grinsend.

Sich wundernd sah sie ihn an, tat aber worum er sie gebeten hatte. Als Rans Freundin das Handy einschaltete, sah sie eine SMS: Hi, ich bin es Ran. Du hast deinen Laptop vergessen.

Ich weiß! Trotzdem danke, dachte sie frustriert. Kazuha reichte Heiji das Kommunikationsgerät.

Dann begab sie sich wieder in ihre Position zurück. Deckte sich zu.

Er hingegen suchte sich Rans Nummer heraus und rief sie an.

Doch die Besitzerin dieser Nummer nahm nicht ab. So wählte er kurz entschlossen die Nummer des Professors.
 

„Es ist schon spät. Du solltest jetzt lieber schlafen gehen“, befand Ran.

Agasa klopfte an.

Überrascht schaute das Paar zur Tür.

„Ja?“, fragte Ran nach draußen.

Agasa trat ein und reichte Conan das Telefon, welches er überrascht annahm.

„Hallo?“

„Shinichi?“

Ran machte ein hoffnungsvolles Gesicht.

„Heiji!“

„Hey.“

„Was willst du?“

„Nichts von dir. Gib mir ma bitte deine Freundin.“

Mit den Worten: „Es ist nur Heiji“, reichte der kleine Detektiv den Hörer weiter.

„Ja?“

„Hi, wie du sicherlich gemerkt has hat Kazuha ihren Laptop bei euch vergessn. Kanns‘u mir den Gefallen tun un mir ihre Präsentation per E-Mail eben schickn?“

„Äh, klar“, Ran stand auf. Schaltete den Laptop ein.

Interessiert sah Conan ihr dabei zu.

„Ich hab es dir geschickt“, sagte sie, als sie fertig war.

„Danke“, meinte der am anderen Ende schmunzelnd und nahm auflegend die Präsentation entgegen.

„Schläfst du schon?“, er sah zu Kazuha.

„Ja“, vernahm er die müde Antwort.

Nachdem der Detektiv des Westens die Präsentation kurz durchgeblättert hatte, ließ er seinen Blick für einen Moment auf Kazuha ruhen, welche zugedeckt neben ihm lag. Er schaltete das Gerät aus, stellte es auf den Schreibtisch, zog Hose und Socken aus. Danach legte er sich zu ihr.

Schnell hatte sie sich an ihn gekuschelt.
 

„Lust heute Nacht hier zu übernachten? Ich weiß nicht, wie es dir geht: Aber ich finde es alleine ziemlich einsam hier“, fragte Ran ihren Freund, während sie den Laptop zuklappte und wegstellte.

Conan nahm das großzügige Angebot schnell an.

Ran deckte sich zu: „Machst du das Licht aus?“

Er nickte, drückte schnell den Schalter nach unten und krabbelte anschließend in das noch freie Bett. Anschließend deckte auch er sich zu.

„Schlaf schön“, wünschte sie ihm eine gute Nacht.

„Du auch.“
 

Montagmorgen, 17. Juli
 

In Osaka sprang der Handywecker von Kazuha an. Schnell hatte Heiji seinen Arm zu Boden gestreckt, besagtes Teil ergriffen und per gezielten Knopfdruck ausgeschaltet.

Er richtete sich leicht auf, um den Wecker erneut zu stellen.

Kazuha regte sich leicht mürrisch neben ihm. Sie hatte mit ihrem Kopf auf seiner Brust gelegen: „Ach, Nein. Nich jetz schon!“, ließ sie verschlafen vernehmen.

„Schlaf weiter, Schatz“, murmelte ihr Freund noch ebenfalls müde.

Er ließ sich zurück sinken. Entspannt zog er seine Freundin noch etwas mehr zu sich heran, welche das Angebot mit einem zufriedenen Lächeln annahm und ihr Haupt wie eben zuvor auf seine Brust bettete. Heiji schloss seine Augen und genoss genau wie sie mit einem Lächeln auf den Lippen das gemeinsame, gemächliche aufwachen. Es war wunderbar still im Zimmer. Nur von draußen war hin und wieder vereinzeltes Vogelgezwitscher zu hören.
 

Auch in Tokio klingelte ein Wecker und genau wie in Osaka war man auch hier nur mittelmäßig begeistert.

Schnell hatte Ran ihn ausgestellt. Müde drehte auch sie sich noch einmal um.

Conan zog seine Decke über den Kopf.
 

Doch die Ruhe war, wie leider zu erahnen, nicht von allzu großer Dauer. Ein weiteres Mal störte der penetrante Ton die herrliche, morgendliche Ruhe.

Diesmal beugte Kazuha sich über ihren Freund nach unten und ließ das Klingeln verstummen. Sie wollte aufstehen und über ihn krabbeln.

Doch er zog sie küssend zurück: „Bleib doch noch ein bisschen bei mir“, bat er sie verführerisch.

Aber Rans Freundin stemmte sich energisch auf und befreite sich von seinem Griff um ihre Taille: „Vergiss es!“, entgegnete sie, gab ihm einen flüchtigen Kuss und stand auf. Danach verschwand sie aus dem Zimmer. Heiji blieb in sich hinein grinsend, die Arme hinter dem Kopf verschränkend, liegen.
 

Jetzt war es vorbei. In Tokio klingelte der Wecker erneut.

Sich in ihr Schicksal fügend raffte Ran sich gähnend auf.

„Aufstehen, Conan.“

Woraufhin er ein jammerndes: „Hm“, von sich gab.

Sie setze sich auf die Bettkante: „Komm schon, du kleine Schafmütze. Auf mit dir!“

Mit verzogener Miene drehte er sich zu ihr um. Als er sie sah legte sich ein leichter Schimmer von Traurigkeit auf sein Gesicht. Doch so schnell wie er aufgekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Lachend versuchte er Ran, die ihn kitzelte, abzuwehren.

„Also stehst du jetzt auf?“, fragte sie lachend und zugleich drohend.

„Ja ja. Ich gebe auf. Bitte hör auf damit.“

„Schön“, gütig ließ die Oberschülerin von dem kleinen Grundschüler ab und erhob sich. Dieser setzte sich aufrecht hin. Gähnte.

Dann sah er sie mit großen Kulleraugen bittend an: „Duu, Ran: Ich hab gar keine Lust. Kannst du mir nicht einfach eine Entschuldigung schreiben, sodass ich heute hier bleiben kann?“

Sie schüttelte bedauernd, mit einem sanften Lächeln, den Kopf: „Wo denkst du hin? Einfach schwänzen. Du spinnst wohl“, tadelte sie ihn mütterlich. Jedoch sehr verständnisvoll: „Damit es dir besser geht als mir? Vergiss das lieber und deinen Hundebabyblick kannst du dir auch sparen, der nützt dir heute Morgen nichts.“

„Mist“, hörte sie ihn leise vor sich hin murmeln.

„Ach, ist doch nur noch etwas über eine Woche und dann machen wir den ganzen Tag nur was wir wollen. Dann kannst du die ganzen Ferien so lange schlafen wie du möchtest“, sie lächelte ihn breit an: „Also komm schon“, sie streichelte kurz über seine Haare.
 

Notgedrungen stand Conan auf. Er wollte gerade ins Badezimmer gehen, als Ran ihm mit der Hand vorm Mund hinterher kam: „Lass mich zuerst!“ Schnell hatte sie die Türe hinter sich geschlossen.

Schuldbewusst lehnte sich der Verursacher von ihrem plötzlichen Meinungswechsel an den Türrahmen.
 

Kazuha kam aus dem Badezimmer der Hattoris zurück. Leise betrat sie in Schuluniform und mit einem um ihre Haare gewickelten Handtuch das Zimmer ihres Freundes. Dieser lag immer noch gemütlich in der gleichen Pose: „Hübsch“, musterte er seine Freundin anzüglich.

Kazuha hörte seine zweideutige Anspielung heraus und verzog daraufhin das Gesicht. Dann lief sie geschwind zum Schreibtisch und setze sich an den Laptop.

Derweil sie ihn einschaltete, drehte Heiji sich so, dass er ihr zusehen konnte.

Das elektronische Gerät fuhr hoch. Kazuha öffnete ihre Präsentation und begann sie noch einmal konzentriert durchzulesen.

Als sie die vierte Seite umblätterte, drehte sie sich zum einzigen hier anwesenden Detektiv um: „Könnes‘u das vielleicht lassn? Du störs meine Konzentration, wenn‘u mich so ansiehs.“

„Lass mich doch“, auf seinem Gesicht bildete sich ein fieses Grinsen: „Is mein Zimmer. Ich kann hinsehn, wohin ich will!“, erdreiste der Besitzer sich.

„Das mag stimmn, aber so interessant bin ich nun wirklich nich, als das man mich die ganze Zeit über anstarrn müsst.“

„Das liegt ganz im Auge des Betrachters“, konterte Heiji belustigt über ihre verärgerte Reaktion.

„Schnauze, wenn‘u gerade nichts Besseres zu tun has, dann mach dich nützlich, indem‘u uns Frühstück machs“, seine Freundin drehte sich von ihm abwendend wieder zum Bildschirm.

Heiji schien kurz zu überlegen, rümpfte leicht die Nase: „Dann müsst ich aufstehn. Komm schon, dass kannst du mir nich antun.“

„Oh, doch das kann ich!“, er erntete ein zuckersüßes Lächeln.

Diese Erkenntnis gefällt mir nich, dachte er dann, stand jedoch ihr zu liebe, die ihn bittend ansah, auf.
 

Er kam in der Küche. Dort begegnete er seinen Eltern, die gerade beim Frühstück saßen.

Sein Vater schaute von seiner Zeitung auf: „Guten Morgn, Heiji.“

„Guten Morgn“, bekam Hattori Senior die Antwort wie er sie erwartete.

Anstatt sich zu setzten, nahm sein Sohn sich zwei Schalen und füllte sie mit Reis. Als dieser merkte, dass sein Vater in prüfend musterte meinte er: „Ich Frühstück mit Kazuha.“

„Ich denke es wäre durchaus angebrachter ihr beide würdet hier unten frühstücken“, kassierte er prompt die bereits erwartete Antwort.

Mit einem genervten Gesichtsausdruck erklärte Heiji: „Wir sin keine klein Kinder mehr. Wir sin aus dem Alter raus wo man krümelt. Falls du deswegen besorgt sein solltes! Außerdem wolln wir noch ma einen Blick auf unsere Arbeitn werfn.“

Sein Vater zog die Augenbraun hoch: „Das hättes‘u jawohl auch früher machn könnn!“

Der Detektiv erwiderte den vorwurfsvollen Blick, der im jetzt entgegengebracht wurde: „Es is nich meine Schuld! Kazuha hat legendlich versehendlich ihren Laptop in Tokio vergessn und somit bot ich ihr mein Altn an, der aber nicht funktionierte und ich ihn erst komplett neu machen musste. Außerdem haben wir auch schon in Tokio gelernt“, während er sprach holte er noch zwei Tassen und füllte sie mit dem Inhalt, der auf dem Tisch stehenden Kanne.
 

Meins‘u, du kanns alles?“

„Ja!“

„Wehe dir, wenn‘u nicht bestehst!“

Heiji setzte ein zuckersüßes Lächeln auf: „Würd ich doch nie tun!“ und somit ließ er seinen murrenden Vater, wie auch seine Mutter alleine zurück.

Jener schaute im mürrisch nach, bevor er sich wieder seiner Zeitung widmete.
 

„Danke schön“, sagte sie lächelnd, während er alles abstellte.

Er küsste sie: „Gern.“ Der Detektiv nahm seine Schüssel auf, lehnte sich lässig an den Tisch und begann zu frühstücken.

Mit vollem Mund meinte er zu ihr, die sich auch nun nahm: „Mein Vater war in der Küche.“

Kazuha antwortete verstehend mit einem: „Oh.“

Der Blick, den die beiden nun austauschten, sagte den Rest.
 

„Alles klar?“, fragte er nach dem er ein paar Bissen genommen hatte.

„Jap“, bestätigte Kazuha mit einem außerordentlich zufriedenen Lächeln.

„Das is schön“, er gab ihr einen kurzen Kuss: „Möchtes‘u noch irgendetwas erklärt habn? Oder has‘u noch Fragn?“

Die Überschülerin schüttelte den Kopf.

Dem Detektiv, dem ihre Sorge nicht verborgen blieb: „Das machs‘u schon!“ Grinsend zwinkerte er sie an.
 

„Guten Morgen, Shinichi“, wünschte Ai ihrem Klassenkameraden, als sie ihn kommen sah.

„Morgen.“

Das ehemalige Organisationsmitglied saß bereits am Frühstückstisch. Sie erkannte von der Zeitung aufsehend, dass es wohl klüger war ihn in Ruhe zulassen. So musterte sie ihn kurz, während er sich neben sie setzte.
 

Seinen Kopf auf dem linken Arm abstützend sah er zu ihr rüber: „Was interessantes?“

„Nein!“, antwortete sie schnell. Bevor er einen genaueren Blick auf die gerade aufgeschlagene Seite werfen konnte, blätterte sie möglichst unauffällig um.

„Wo ist der Professor?“, erkundigte dich der Grundschülerdefektiv beiläufig, während er sich bediente.

„Er kümmert sich um Tadashi“, antwortete seine Klassenkameradin in gleichem Tonfall.
 

„Lass uns gehen“, meinte Heiji ihre jetzt leere Schüssel annehmend. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die er nun umlegte.

Kazuha fuhr den Laptop runter. Danach zog sie den Stick heraus.

Gemeinsam stellten die beiden alles neben die Spüle in der nun verlassenen Küche. Diese Tatsache mit einem zufriedenen Blick zur Kenntnis nehmend, begleitete Heiji seine Freundin und zog sich wie sie seine Schuhe an. Anschließend verließ das Paar das Haus.
 

Nachdem auch Conan fertig war, verließen die drei ebenfalls das Haus. Ran brachte Conan und Ai wie immer zur Grundschule.

„Bis heute Abend ihr beiden“, rief sie zum Abschied.

„Ja.“ Es war Conans leise, zugleich traurige Stimme, die sich erhob. Mit einem Blick, der seine Tonlage exakt wieder spiegelte sah er ihr nach. Ai stand wortlos neben ihm und musterte ihn von der Seite her.
 

Die Füße der beiden Grundschüler passieren den Gang.

Ehe ihnen bewusst war, dass sie die Klasse betreten hatten kamen ihnen die drei anderen Mitglieder der Detektivboys strahlend entgegen.

„Hallo, Conan“ und „Hallo, Ai“, wurden die beiden Neuankömmlinge auf fröhliche Weise einstimmig begrüßt.

„Ist das nicht Klasse, Conan? Die letzte Woche“, fing Genta an munter drauf los zu plappern.

Ayumi und Mitshuhiko dagegen verstummen sofort, als ihnen Conans deprimierter Blick auffiel.

Gesenkten Kopfes ging er einfach ein: „Ja. Das ist toll, Genta“, murmelnd zu seinem Platz, wo er die Tasche neben seinen Stuhl fallen ließ.
 

Mitshuhiko sah ihm fragend nach. Ayumi hingegen wandte sich entsetzt an ihre Freundin: „Ai, was ist denn mit ihm. Er sieht ja fruchtbar aus.“

„Er ist traurig“, erklärte die Chemikerin in Kindergestalt sachlich.

„Warum?“, erkundigten sich nun auch die beiden Jungen fürsorglich.

„Ich glaube nicht das er darüber reden möchte, deshalb lasst ihn bitte einfach in Ruhe.“ Mit diesen Worten tat das rot-blonde Mädchen es ihrem ebenfalls geschrumpften Kameraden gleich.
 

Gemeinsam mit den anderen der Detektivboys verließ Conan nach Schulschluss das Schulgebäude. Wortlos lief er voraus. Die anderen unsicher hinter ihm.

„Was hat er nur?“, Ayumi betrachtete ihren kleinen Freund sorgenvoll.

„Vielleicht können wir ihn irgendwie aufmuntern?“, schlug Mitshuhiko vor.

Doch Genta fuhr im energisch über den Mund: „Und wie? Wir haben doch schon alles versucht, verdammt!“

Die Kleinsten der fünf ließen verzweifelt ihre Köpfchen hängen.
 

Der kleine Trupp hatte bereits ein Stück zurückgelegt, da erhellte sich Mitshuhikos Gesicht plötzlich: „Ich hab es“, schlug er mit der Faust in seine Handinnenfläche: „Lasst uns Schwimmen gehen. Damit können wir ihn sicher auf andere Gedanken bringen und dann redet er vielleicht auch endlich mit uns!“

Die anderen beiden Kinder sahen ihn, wie auch Ai für einen Augenblick überrascht an.

Doch dann funkelten ihrer aller Augen eifrig.

Selbst Ai schmunzelte leicht: Tolle Freunde hast du, dachte sie liebevoll, als sie zu den anderen stieß, die zu ihrem Freund geeilt waren. Ihn bedrängten: „Conan, Conan!“

„Was ist?“

Genta gerempelte ihn fast um.

„Kommst du mit uns schwimmen?“, vernahm er Mitshuhikos Einladung.

„Schwimmen? Äh, also wisst ihr eigentlich hatte ich schon was anderes vor.“

„Ach, bitte: Komm doch mit. Es macht doch gar nicht so viel Spaß, wenn du nicht dabei bist“, appellierte Ayumi flehentlich an sein Gemeinschaftsgefühl.

„Wir wollten doch schon seit langem Mal in das neue Spaßbad.“

„Das soll total cool da sein.“

„Wenn du es sagst, Genta.“ Conan war von der Idee wenig begeistert.

„Ach, komm schon Holmes! Eine Abkühlung klärt den Verstand“, Ai war nahe bei ihm stehen geblieben.

Der verzog drauf nur sein Gesicht. Schwer seufzend stimme er zu: „Von mir aus“ und fügte in Gedanken noch hinzu: So viel zu meinem Regelverstoß. Mit Ai geht das nicht. Und mit den anderen schon gar nicht., der kleine Detektiv ließ erneut seufzend die Schultern sinken. Ergab sich.

„Super!“ Ayumi strahlte.

Mitshuhiko und Genta knufften ihn munter in die Seite.
 

„Hallo. Wir sind hier!“, rief Heiji im Flur stehend.

Kazuha machte gerade die Tür zu. Stille.

„Hallo?“, machte auch Kazuha sich bemerkbar.

Aber es blieb ruhig. Worauf die beiden sich fragend ansahen.

Zielstrebig ging der Detektiv in die Küche. Seine Freundin folgte ihm.

Er nahm die Notiz auf.
 

Kazuha kam neugierig zu ihm: „Was steht da?“

„Meine Mutter. Ich solln neues Rohr kaufn gehn.“

„Was für ein Rohr?“, sie sah Heiji nach, der gerade den Kühlschrank öffnete: „Die Spüle“, äußerte er sich beiläufig, gelassen.

Dabei nahm er zwei Schüsseln heraus. Die eine mit Reis, die andere mit Fleisch und einer Gemüsebeilage.
 

Die fünf Detektivboys trafen sich am Spaßbad. Ayumi, Genta, wie auch Mitshuhiko waren bereits da. Fröhlich winkten sie Conan und Ai zu, als sie die beiden auf sich zukommen sahen.

„Hier. Die sind für euch“, Mitshuhiko hatte bereits Eintrittskarten für die zwei mit gekauft.

„Oh, danke“, lächelte Ai ihre entgegennehmend.

Conan verzichtete darauf etwas zu sagen. Stattdessen ging er den anderen hinterher hinein.
 

Ayumi und Ai verschwanden bereits in der Mädchenumkleidekabine und auch die beiden Jungen standen schon Tür aufhaltend bereit: „Na, komm schon!“, rief Genta ihm eifrig winkend entgegen.

Ich sehe dich doch auch so, der geschrumpfte Shinichi war von den Kindern genervt.
 

Zur gleichen Zeit stand Heiji mit Kazuha im Baumarkt an der Kasse an.
 

Die Kinder machten einen Wettbewerb daraus nach gelben und roten Gummiringen zu tauchen und dabei immer mehr in tiefere Gewässer abzudriften. Der Boden des Beckens war wie eine Rampe die immer tiefer ging.
 

Ai verlor die Lust: „Ich mag nicht mehr“, meinte sie beiläufig und schwamm das kleine Stück zum Rand des Beckens.

„Ich brauche auch eine Pause“, verkündigte Ayumi und schwamm ihrer Freundin hinterher.

„Na, ganz schön anstrengend, stimmt’s?“, Ai stützte sich mit ihren Armen auf und zog sich dicht gefolgt von dem kleinen Mädchen aus dem Wasser.

„Ja. Außerdem wird es für mich langsam viel zu tief. Meine Luft reicht kaum noch“, Ayumi setze sich neben das ehemalige Mitglied der Organisation und ließ wie dieses ihre Füße zurück ins Wassern gleiten. Gemeinsam schauten die beiden Mädchen den Jungen zu.
 

Als nächstes war für Conan Schluss. Prustend durchbrach er, als einziger der drei Grundschüler, die Wasseroberfläche. Schwer atmend rang er nach Luft.

Mitshuhiko tauchte einige Augenblicke nach ihm als nächster auf.

Triumphiert schlug Genta mit seiner vollen Wucht, beim Auftauchen den erbeuteten, gelben Ring auf die Wasseroberfläche, dass es gewaltig spritzte.

Conan rang immer noch mit der Atmung, zudem hatte Genta mit seinem Gewicht so eine Welle geschlagen, dass ihm das Wasser in den Mund lief.

„Pass doch auf!“, japste er unter einem heftigen Hustenanfall.

Doch Gemeinter achtete gar nicht darauf.
 

Ayumi dagegen schwamm besorgt auf ihn zu.

„Haha! Ich bin besser als ihr!“, jubelte Genta auf seine typische, angeberische Art.

„Hörst du, Conan! Ich habe dich geschlagen!“, lachte er lauthals ausgelassen.
 

Der geschrumpfte Meisterdetektiv sagte nichts. Ließ Ayumi und die anderen sprichwörtlich stehen.

Ai, die das Geschehen mit verfolgt hatte, sprang auf und lief zur Leiter, die der Detektiv nun zielstrebig anvisierte.

„Genta!“, wütend haute Ayumi ihm auf den Kopf.

„Aua!“

„Du bist manchmal so ein Idiot! Was sagst du denn? Das war total taktlos von dir. Du weißt doch wie traurig er den ganzen Tag schon war. Da sagst du auch noch so was!“, stutzte Mitshuhiko den Detektivboy, der Conan vergrault hatte, zurecht.
 

Ayumi schwamm darauf ihrem kleinen Freund nach.

Genta!, dachte Ai ärgerlich, als sie dem zornigen Conan aus dem Wasser steigen sah.

„Hör nicht auf ihn. Er meint es nicht so.“

„Aber er hat doch recht!“, mit tränenerstickter Stimme lief er davon.

„Conan?!“, rief Ayumi ihm hinterher. Schell eilte sie dem andern Mädchen nach.
 

Vor der geschlossenen Tür der Umkleidekabine blieben die beiden Grundschülerinnen stehen. Noch bevor Ai anklopfen konnte, war Ayumi schon an ihr vorbei und hämmerte gegen die Türe.

Hinter dieser saß Gerufener deprimiert auf dem Boden. Er war nicht bis zu den im Raum stehenden Bänken gegangen.

„Conan. Bitte komm doch wieder zurück zu uns“, hörte er ihre flehentliche Kinderstimme: „Ohne dich macht es doch gar keinen Spaß. Genta ist total doof, dass er so gemein zu dir ist!“
 

Die geschrumpfte Grundschülerin beobachte wie eine Außenstehende die Szene.

„Komm wieder raus. Ich weiß, dass du ganz toll tauchen kannst. Wirklich!“

Conan schenkte ihr Gehör, öffnete einige Augenblicke später, entschlossenen Blickes die Tür, was Ai unmerklich zusammenzucken ließ: „Oh nein!“

Der Detektiv ging wortlos an den beiden Mädchen vorbei zurück zum Wasser.
 

Dort schnappte er sich die Ringe, die die Jungen mit an Land gebracht hatten, warf sie kurzerhand in den tiefsten Bereich, kletterte daraufhin auf eines der 3m- Sprungbretter. Stur ignorierte er Ais: „Sei vorsichtig!“, nahm Anlauf und sprang kopfüber ins Wasser.“
 

Heiji, war mit Kazuha im Schlepptau, zum Polizeihauptquartier gegangen und befand sich nun hinter Inspektor Otaki, der gerade in seinem Büro vor dem Garderobenständer stand und sich sein Jackett überzog.

„Guten Tag“, erschreckte der Detektiv den Inspektor munter.

Dieser drehte sich augenblicklich um. Er war sichtlich überrascht, als er Heizos Sohn vor sich erblickte: „Heiji!“, rief er erfreut aus: „Wie geht es dir?“

„Gut!“, antwortete Hattori und hielt grinsend die Autoschlüssel in die Luft. Ein Blick genügte und Otaki war klar was die Stunde geschlagen hatte.

Ein kurzes Nicken genügte und die beiden Oberschüler folgten ihm auf den Gang.

„Worum geht’s?“, ließ sich der aus Tokio zurück gekehrte Detektiv informieren.

„Ich weiß selbst noch nichts Genaues. Ein 49 jähriger Mann soll in seinem Penthaus erstochn wordn sein.“

„Klingt teuer“, meldete sich Toyamas Tochter zu Wort. Die drei Personen stiegen die Treppe hinunter.

„Ja. Es handelt sich wohl um ein Immobilienmakler.“

„Interessant!“, fand Shinichis Kollege, während er mit seiner Begleitung das Gebäude verließ.
 

Ai hatte sich ein weiteres Mal am Beckenrand niedergelassen und beobachtete die Szene vor ihr: Ayumi, Genta und Mitshuhiko waren ebenfalls auf den Springturm geklettert. Jedoch ohne dass sie Conan noch hätten erreichen können. Gespannt standen die drei Grundschüler nun am Rande des Sprungbrettes und warteten darauf, dass ihr kleiner Freund endlich wieder auftauchen möge. Die Wasseroberfläche rührte sich nicht. Auch Ais Blick war ebenfalls konzentriert auf die Stelle gerichtet, wo der geschrumpfte Shinichi ins Wasser eingetaucht war.

Doch da,… ein Stück entfernt wurde allmählich ein leichter Konturenumriss sichtbar, denn Ayumi als erste entdeckte: „Da!“, rief sie mit dem Finger zeigend aus. Die anderen sechs Augenpaare folgten dem.

Da,… wenige Augenblicke später… durchbrach Conan laut auf prustend die Wasseroberfläche. Und er hatte sie... die Ringe… und zwar alle! Nicht nur auf seinem Gesicht bereitete sich rasant Zufriedenheit aus. Auch das der Chemikerin erhellte sich. Nach mehreren gründlichen Atemzügen schrie er einen regelrechten Jubel aus. Ai hielt sich bei seinem Anblick kichernd die Hand vor den Mund.
 

Mit entschlossen-funkelnden Augen schwamm der Detektiv zurück zum Beckenrand. Dort legte er zuerst die Ringe ab, um sich dann selbst aus dem Wasser an Land zu stemmen.

Seine Freundin kam zu ihm gelaufen: „Ich gratuliere“, sagte sie anerkennend.

„Danke“, entgegnete er während er sich, die Reifen wieder aufnehmend, erhob: „Es kommt eben nur auf den richtigen Standpunkt an!“

Seine Gesprächspartnerin nickte.

Der Detektiv drehte sich zu den anderen um, die immer noch oben auf dem Sprungbrett standen: „Du bist super!“, jauchzte Ayumi zutiefst beeindruckt und auch die beiden Jungen hatten mit eingestimmt: „Ja. Das war spitze!“ von Mitshuhiko und ein: „Komm wieder hoch!“ von Genta.

„Nein, Danke!“, entgegnete Conan ihnen zurück rufend: „Kommt ihr runter!“, forderte er die Kleinen amüsiert auf.

„Was?“ Die drei machten entsetzte Gesichter.

„Traut ihr euch etwa nicht?“, richtete sich der untenstehende Mini-Shinichi gezielt an Genta.

„Doch natürlich! Hellst du uns etwa für feige?“, schrie der ihm entschlossen entgegen.

„Was denkst du den von uns?“, Mitshuhiko war ebenso entrüstet.

Nur ihre kleine Freundin war ganz still. Ängstlich stand sie zitternd in die Tiefe blickend da.

Ai wartete wie Conan die Situation beobachtend ab.

„Bei drei!“, schlug Mitshuhiko vor.

Die beiden Jungen sahen sich mulmig an.

„OK“, antwortete Genta ihm.

Sein Freund nicke und begann zittriger Stimme zu zählen: „Eins, zwei, zwei, und drei!“

Mitshuhiko mit sich reißend, hüpfte Genta in die Tiefe des Abgrunds.

„Ahh!“, schrie Ayumi zurückweichend.

Wenige Augenblicke später landeten zwei Grundschüler mit einem lauten Platsch wild strampelnd im Wasser. Als die beiden wieder unter Husten auftauchten, brach ihr Mitschüler in Gelächter aus. Seine Freunde sahen ihn zuerst böse an, aber dann begannen mit ein zustimmen.
 

Ai dagegen war die Einigste, die auf das fehlende Mitglied achtete. Jenes sich ängstlich an der Randbefestigung festhielt.

„Keine Angst!“, rief sie zu ihr nach oben.

Conan und den anderen war Ayumis fehlen nun auch auf gefallen.

„Komm auch runter! Das macht totalen Spaß!“, rief Genta zu ihr hoch.

Doch was eigentlich zum Mut machen gedacht war brachte Tränen: „Ich kann nicht. Es ist so schrecklich hoch!“, schluchzte die Kleine bitterlich.

„Dann steig einfach wieder runter“, rief nun Conan ihr zu.

Angesprochene drehte ihren Kopf unsicher zu Treppe um, dann wandte sie sich zurück: „Ich trau mich nicht, Conan!“, teilte sie dem Untenstehenden kläglich mit.

Dieser kletterte daraufhin kurz entschlossen zu ihr hoch.
 

Am Ende der Leiter angekommen ging er auf sie zu und blieb neben ihr stehen: „Du brauchst dich nicht zu fürchten. Es ist längst nicht so tief wie es aussieht.“

„Wirklich nicht?“, kam es misstrauisch von ihr.

„Wirklich. Dass es für dich so tief aussieht, liegt an der Spiegelung des Wassers und daran, dass du durch das durchsichtige Wasser bis zum Beckenboden sehen kannst. Die etwa 3,60 Wassertiefe musst du abziehen.“

Ayumi sah ihn abwägend an. Er ging an ihr vorbei und sah abschätzend hinunter: „Also so wie ich das sehe, hast du jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder du klettertest wieder nach unten oder du springst, allein oder mit mir zusammen!?“

„Mit dir zusammen!“

Conan drehte sich ermutigend zu ihr um: „Bist du sicher?“

Ein mutiges Nicken.

„Dann komm her“, der ehemalige Oberschülerdetektiv streckte ihr seine Hand entgegen, die das kleine Mädchen zaghaft ergriff.

Als sie neben ihm stand sah sie nach unten: „Was ist wenn ich mir wehtue? Was wenn ich irgendwie falsch aufkomme oder so was?“

„Keine Angst, solange du nicht ausgerechnet auf dem Bauch landest, passiert dir nichts. Außerdem bin ich doch bei dir. Ich sag dir schon wie du es machen musst. OK?“

Ayumi sah ihren Retter dankbar an.

„Bist du soweit?“

„Können wir mit Zählen machen?“

„Klar“, aufmunternd angrinsend begann er laut mit ihr zu Zählen: „Eins, zwei und drei!“
 

Sobald er das Wort drei ausgesprochen hatte, setzte er zum Sprung an. Doch Ayumi hatte es sich in der Zwischenzeit in letzter Sekunde doch wieder anderes überlegt und bremste ab. Allerdings hatte Conan schon so viel Schwung genommen, dass er den Sturz nicht mehr abwenden konnte. So riss er eine kreischende Ayumi mit sich in die Tiefe.

Im Wasser angekommen, erreichte er mit ihr die Wasseroberfläche und die beiden wurden von den anderen Detektivboys empfangen.

Ai stand in sich hinein lächelnd, abseits von den anderen, ans Gerüst des Turmes gelehnt.
 

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*Anmerkung(en):
 

Ich kann über das Schulsystem keine genauen Informationen geben. Mein aktueller Recherchestand besagt, dass japanische Oberschüler gar keine Praktika machen. Von daher ist das leider zu meinem Bedauern letztendlich einfach ein notgedrungener Logikfehler. Deshalb besagen meine selbst bestimmten Regeln, dass sie einfach ihre Prüfungen schreiben und auch mündlich geprüft werden.
 

Vielleicht interessantes zum Shinkansen: http://www.travelnotes.de/japan/railroad/railroag.htm

Der ermordete Immobilienmakler

Montag, 17. Juli
 

In Begleitung der zwei Oberschüler stieg Inspektor Otaki aus einem dunkelrot gefärbten Aufzug ins Treppenhaus.

Jener war in der Mitte des Platzes platziert. Sowohl seitlich, als auch nach rechts ausgehend waren in gleichmäßigem Abstand ringsum jeweils fünf Wohnungstüren angesiedelt. Eine von ihnen, durch eine weit offen stehende Türe, eindeutig als Tatort auszumachen.

Zielstrebig steuerten vier von sechs Füßen auf jenen Eingang zu.

Kazuha allerdings setzte ihre beiden Füße langsamer, als ihre männlichen Begleiter, voreinander. Sie sah sich bereits hier aufmerksam um: Das Treppenhaus sah aus wie jedes Treppenhaus. Allerdings mit der Auffälligkeit, dass hier bereits der nahe Wohlstand angekündigt wurde.

Der Boden auf dem die drei gingen war aus weiß-schwarz gesprenkeltem Marmor, was Rans Freundin beeindruckt zur Kenntnis nahm.

Die Wände, die die Türen umgaben waren in marklosem Weiß gestrichen. Nirgendwo auch nur das winzigste Fleckchen auszumachen.
 

Neugierig steckte Heiji hinter Otaki seinen Kopf auf der Türschwelle hervor. Was er erblickte, war ein Beamter mit Bart und Brille in der, für die Leute der Spurensicherung typischen, blauen Uniform.

Mit einer Hand zur Faust genommen, nur den Daumen hinter sich über die Schulter hebend, zeigte er in Richtung eines großen durchgängigen Edelholzrahmens.

In der anderen Hand hielt er ein kleines Döschen und dabei eine durchsichtige große Tüte, scheinbar mit der Mordwaffe: Ein großes, mit Blut besudeltes Messer. Es hatte einen schwarzen Kunststoffgriff und eine große, scharfzackig-gerillte Klinge.

Der Inspektor nickte verstehend und trat ein.

Der Mann ging seines Weges zu zwei seiner Kollegen, welche sich im daneben anliegendem Raum aufhielten.
 

Heiji begann Otaki begleitend nun auch sich, über dunkel parkettierten Boden gehend, näher mit seiner Umgebung auseinander zusetzten. Auf die ersten, flüchtigen Blicke war eigentlich nichts Besonderes zuerkennen. Ein paar große, gelbe Blumenvasen mit bunten Sträußen waren in gleichmäßigen Abständen dekorierend zu beiden Seiten an den Wänden stehend platziert.

Jeweils über ihnen waren verblasste Umrisse auszumachen.
 

Kazuha schloss zu ihm auf und betrat gemeinsam mit ihm den Tatort selbst: Die Küche.

Von der rechten Wandseite aus über den Mittelteil bis zur linken Wand zog sich eine Küchenfront.

Betrachtete man den Raum also von rechts aus, so waren an dieser Seite oberhalb der Ablagefläche zwei schwarze Schränke mit silberfarbigen Griffen.

Beim letzten Teil der Einbauküche befand sich der Kühlschank, bevor es um die Ecke zur Spülmaschine überging.

Daneben befanden sich ein Ceranherd und ein Spülbecken. Dort lag ein helles, wohl benutztes, hölzernes Brett auf der Ablage. Hinter dem Brett war ein kleines, gläsernes Behälterchen. Es war mit etwas weißem, körnig artigem gefüllt. Daneben dunkle Soße in einer Schüssel und diverse andere Zutaten ordentlich nebeneinander angeordnet.

Darauf folgten vor der zweiten Biegung noch einmal zwei Teile der Ablagefläche ab. Auf der linken Seite bot sich der gleiche Anblick mit dem Unterschied, dass die beiden Hängeschränke weiter voneinander entfernt aufgehängt waren.

Dies war darin zu begründen, dass es hier an dieser Wand keine Ablageflächen mehr gab, sondern eine massive, grau-weiß-schwarz gesprenkelte Theke. An ihrer beider Seite befand sich je ein Barhocker aus schwarzem Leder mit schmaler Rückenlehne.

Ein weiterer Hocker lag schräg umgefallen seitlich des Opfers.
 

Heiji war der erste der sich zu ihm hinunter beugte und sich der Wunden des toten Mannes besah. Die eine am Hinterkopf von einer bereits getrockneten Blutlache umrandet und eine zweite am Hals.

„Heiji, hier“, Kazuha reichte ihrem Freund ein paar Handschuhe, während sich der Inspektor zurück im Flur an einen Kollegen richtete.

„Danke!“

Schnell hatte Osakas Oberschülerdetektiv die Handschuhe übergezogen. Nun in der Lage den Toten auch anfassen zu können, legte er seine beiden Hände um die Wunde beim Kehlkopf liegend. Mit seinen Fingern drückte er sie zusammen. Es trat kein Blut aus.

Darauf begutachtete er die Kopfverletzung. Dann machte er das gleiche mit den blauvioletten Totenflecken, welche sich noch zum Teil wegdrücken ließen und an jenen Stellen ihre für die Haut sonst typische Färbung zeigten.

Kazuha, die ihrem Freund stumm dabei zugesehen hatte, drehte sich zum Inspektor um, der nun hinter ihr stand: „Der Leichenwagen ist da“, erklärte er in sachlichem Ton.

Der Detektiv tat es seiner Freundin gleich, welche sich erhob. Mit einem letzten Blick auf die männliche Leiche nickte er.

Gemeinsam mit den anderen machte er zwei dafür Zuständigen Platz und sah zu wie diese den Toten auf eine Trage betteten, ihn bedeckten und aus der Küche über den Flur nach draußen wegtrugen.
 

Heiji und Otaki hatten einen Schritt in den Flurbereich gesetzt.

Kazuha stand dabei hinter ihrem Freund noch auf der Schwelle.

„Was wissn wir?“, erkundigte sich Heiji bei dem Kollegen seines Vaters.

Dieser räusperte sich kurz: „Der Name des Mannes ist Hayama Ryūnosuke. Gefundn hat ihn seine Haushälterin. Eine gewisse Frau“, der Inspektor sah in seinem Notizheftchen nach: „Fumiko Taiko. Sie sagte aus, dass sie ihn gegen 16:50 Uhr gefundn habe, als sie ihren Dienst wiederaufnehmn wollte. Da sie vor zwei Wochen ihren Urlaub angetretn hatte.“ Mit diesen Worten endete der Inspektor seine anfängliche Informationsweitergabe.

„Dann war er schon längs tot“, Heiji stemmte seine Hände gegen die Hüfte: „Der Todeszeitpunkt liegt mehr, als zwölf Stunden zurück. Das Blut is bereits vollständig geronnen und der Körper komplett steif. Bewegt wurde die Leiche scheinbar nich un die Totenfleckn sind weit vorangeschrittn.“

„Die Todesursache war, denke ich, eher die Verletzung des Messers?“, mischte sich nun auch Kazuha in den Dialog mit ein.

Ihr Freund schaute zögernd zu ihr, bevor er sich wieder an Otaki wendete: „Gibt es sons noch potenziell Verdächtige?“

Der Inspektor schüttelte den Kopf: „Noch nich“, meinte er die Arme verschränkend: „Momentan is die Spurensicherung noch beschäftigt. Die Ehefrau des Toten konnte bereits kontaktiert werdn. Sie ist zur Identifizierung vorgeladn. Sie kann uns dann auch sagn, mit welchn Leutn ihr Mann in Kontakt stand. Ansonstn könnten wir uns erst einmal nach Adressbüchern un geschäftlichen Unterlagen umsehn. In Schlafzimmer, Gästezimmer, Badezimmer, sowie Küche ist die Spurensicherung bereits abgeschlossn. Ihnen fehlen nur noch das Wohnzimmer un das Büro is in etwa 10 Minuten begehbar.“

„Gut!“, nickte der Oberschüler: „Dann nehm ich mir mit Kazuha mal das Schlafzimmer vor.“ Ihr eine Kopfbewegung deutend setzte er sich in Bewegung.

Sie kam mit und betrat wenige Augenblicke später nach ihrem Freund das Zimmer durch die offen stehende Türe.
 

Im Inneren des Raumes war alles ordentlich. Es sah nicht danach aus, als habe es hier eine Auseinandersetzung gegeben. Schaute man gerade aus, gab es eine breite Fensterfront, welche von weißen, bis zum bodengehenden Vorhängen umrandet wurde.

Da dies hier eine komfortable Wohnung war, gab es auch eine Balkontüre auf der rechten Seite gelegen.

Die Gegenstände dieses Raumes beliefen sich auf ein an der linken Wandseite stehendes Doppelbett, welches nicht gemacht war. Der hellblau, seidige Bezug war makellos.

Dem Bett gegenüber stand eine Kommode mit zwölf Schubladen aus dunklem Holz, aus dem auch das Bett selbst war.

An der Wand direkt neben der Türe stand eine Vase, wie die beiden sie auch schon zuvor gesehen hatten.

Daneben stand ein großer, massiver Kleiderschrank.
 

Heiji öffnete als erstes die Balkontüre und trat hinaus. Er besah sich gerade das Geländer, als Kazuha zu ihm kam: „Glaubs‘u es war ein Raubmord? Die Stelln über den Vasen sind frei.“

„Nehmn wir an es wäre so: Dann frag ich mich, wie der Täter in die Wohnung eindringen konnte. Ich geh davon aus, dass das Opfer ihn gut kannte“, antwortete er ihr wieder reingehend.

„Du meins wegen der Art wie er in der Küche lag, richtig?“

Ihr Freund nickte bestimmt, bevor er sie fragend ansah: „Was möchtes’u übernehm? Die Kommode oder den Schrank?“

Kazuha wiegte daraufhin leicht ihren Kopf von einer Seite zur anderen, verzog die Lippen zur Seite, als sie sich entschieden hatte: „Die Kommode.“

Ihr Freund grinste: „Dacht ich mir.“

Somit öffnete er sein Los.
 

Die Detektivboys hielten sich derweil in einem anderen Teil des Spaßbades auf und rutschten vergnügt durch rote Tunnelrutschen. Drei von ihnen waren nebeneinander aufgestellt.

Conan schoss als letzter aus einer dieser Röhren ins Nass.

Genta und Mitshuhiko waren längst schon wieder auf dem Weg nach oben.
 

Der Detektiv tat es ihnen gleich. Beim hochgehen sah er einen Mann, der sich nahe eines Getränkeautomaten aufhielt.

„Komm. Wir warten schon auf dich!“, hörte er Mitshuhiko nach sich rufen. Er schaute hoch und sah Ayumi, die ihm vom Tunneleingang aus zuwinkte.

Schnell stieg der Detektiv die nächsten Stufen empor.
 

Ai hingegen bevorzuge es, wie schon zuvor, bei dem Becken mit den Springtürmen am Beckenrand zu sitzen. Dabei die Füße im Wasser baumeln zu lassen, sich auf ihren Armen nach hinten weg abzustützen und die vor ihr im Wasser spielenden Kinder zu beobachten. Jene fröhlich mit ihren Eltern und untereinander spielten.

Eine kleine Gruppe von sechs Jungen lieferte sich eine Wasserschlacht.

Eine andere von zwei Mädchen und einem Jungen spielte mit einem Ball, indem sie sich diesen im Uhrzeigersinn zuwarfen.

Wieder andere spielten mit blauen Matten, welche sie vor Freude jauchzend zum Kentern brachten.

Weit von Ai entfernt, schon fast am anderen Ende entdeckte sie eine junge Frau. Diese sah lächelnden Gesichtes einem ebenfalls noch jungem Mann an, welcher ein Kleinkind auf dem Arm trug und es immer wieder bis zur Brust ins Wasser eintauchen ließ und lachend wieder heraus hob.

Ais Gesichtszüge änderten sich.
 

„Hier is schon mal nichts versteckt“, Kazuha schob die unterste Schublade mit einem kleinen Rums zu.

„Fehlanzeige!“, stimmte Heiji zu: „Lass uns rüber ins Büro gehn“, schlug er vor, da klingelte sein Handy. Geschickt fischte er es aus seiner Jackentasche und nahm ab: „Hattori?“

„Guten Abend, Detektiv!“

„Abend“, Hattori deutete seiner Freundin mit einer Kopfbewegung an schon mal vorzugehen, was sie nach anfänglichem, kurzem Zögern auch tat.
 

Als Heiji sich sicher war, dass sie außer Hörweite waren schloss er die Zimmertüre hinter sich: „So jetz sind wir allein“, teilte er seinem Gesprächspartner am anderen Ende mit.

„Das ist von Vorteil“, begrüßte der Dieb diesen Umstand.

„Was verschafft mir die Ehre deines Anrufs?“, erkundigte sich der Detektiv des Westens beiläufig seinen Blick durch den Raum schweifen lassend.

„Wie lief es?“

„Du meins die Prüfung?“, Heiji lachte leicht auf.

„Ja. Die meine ich.“

„Hm, so wie es immer abläuft. Man bekommt Fragn und eine Zeitspanne vorgegebn und muss all das aufschreiben was einem dazu einfällt.“

„Nein wirklich? Ich bin erschüttert“, triefte die Stimme des Zauberers nur so voller geheucheltem Mitleid.

„Lohnt nich“, meinte der Detektiv darauf: „Ich hatte zum Schluss noch gute 15 Minutn Zeit un hab alles was mir sonst noch so einfiel am Rand notiert.“

„Du meinst so a la: Ach was ich sonst noch weiß.“

„Ja. Genau! Du hast es erfasst.“ Heiji lachte.

„Wenn du dafür nicht noch Punkte abgezogen bekommst.“

„Ach, wenn dann können die mich mal! Es is ja nichts Falsches. Ich konnte alles so runter rattern. Wenn ich es recht bedenke, dann hab ich Dank Shinichi hierfür mehr gelernt als sons irgendwann.“

Diesmal jedoch hatte Heijis Lachen einen bitteren Beigeschmack.

Kaito wollte gerade zum Sprechen ansetzten, als der Detektiv ihn hastig davon abhielt. Kazuha war zurückgekommen. Überrascht, über die erschreckende Reaktion ihres Freundes, sah sie ihn an.

„Was is?“

„Is das Shinichi?“

Ihrem Freund entglitten für einen Bruchteil einer Sekunde die Gesichtszüge. Reflexartig hatte er aufgelegt, bevor es ihm zu seinem Glück gelang sich gerade noch rechtzeitig zu fangen. Schnell antwortete er ihr: „Shinichi? Nein Kaito!“

„Ach so“, Rans Freundin klang zugleich etwas misstrauisch, wie enttäuscht. Anschließend fügte sie kurz darauf hinzu: „Grüß Aoko von mir.“ Mit diesen Worten verließ sie die Türe hinter sich schließend wieder.

Sich erleichtert gegen die Tür lehnend wählte er.

„Nett von dir. Einfach aufzulegen.“

„Sehr witzig!“, kam es brummend zu seinem alten Gesprächspartner herüber: „Was wolltes du sagn?“
 

Den Grundschülern war es gelungen eine der begehrten Matten für sich zu erobern.

Conan, der mit einem der Ringe aus dem Wasser stieg, ließ sich neben seiner Mitschülerin nieder.

„Na?“, stupste sie ihn leicht verspielt mit der Schulter an, als er sich erschöpft zu ihr setzte: „Anstrengend?“

Er nickte bejahend: „Weißt du eigentlich sollte ich verärgert über dich sein.“

Sie sah ihn überrascht an: „Bist du das etwa nicht?“

Er zuckte darauf leicht mit den Schultern: „Nein. Du hattest Recht. Es ist nicht schlecht hier.“

„Oh danke. Nett von dir“, lachte die Chemikerin, sich zu ihm drehend, leise auf.

Doch seine Aufmerksamkeit war plötzlich genau wie das seiner Freunde auf ein Weinen gerichtet.
 

Es stammte von einem kleinen Mädchen, etwa so alt wie die Detektivboys. Es lief wild umher, als suche es etwas ganz verzweifelt.

„Lasst uns sehen, ob wir ihr helfen können“, schlug Ayumi hilfsbereit vor.

Gemeinsam mit Mitshuhiko und Genta wollte sie an Land schwimmen.

Doch ersterer hatte einen Einwand: „Wenn wir alle gehen, dann ist gleich die Matte weg.“

„Stimmt!“, ereiferte sich Genta.

„Ach was. Geht ruhig. Ich passe solange für euch auf.“ Es war Ai. Sie ließ sich ins Wasser gleiten.

„Danke!“, die drei Kleinen waren Happy. Zusammen gingen die sie an Conan vorbei, der sich darauf ebenfalls erhob und anschließend mehr oder weniger beteiligt mitkam.
 

„Warum weinst du? Können wir dir vielleicht helfen?“, fragte Ayumi das kleine, fremde Mädchen.

„Mei-mein: Ich habe mein Armband verloren“, brachte es schluchzend zur Antwort.

„OK. Das ist sicher kein Problem. Wir können dir suchen helfen“, bot Mitshuhiko sich stellvertretend für alle Detektivboys an.

Conan verzog kurz das Gesicht, bevor er die wohl wesentliche Frage stellte: „Wann hattest du es zuletzt?“

Das kleine Mädchen sah ihn an und versuchte sich zu erinnern: „Ich war mit meinem Papi die ganze Zeit nur hier in diesem Becken. Wir haben gerutscht und wir haben Schwimmen geübt.“

„Also gut. Dann schlage ich vor, dass wir uns aufteilen“, leitete Mitshuhiko fachmännisch die Suche ein.

Die anderen nickten.

„Komm mit. Wir gehen zusammen“, Ayumi reichte dem Mädchen ihre Hand, welche schüchtern annahm.

„Wie heißt du?“

„Midori und du?“

„Ayumi.“
 

„Heiji, wie lang brauchs‘u noch?“, Kazuha stand verärgert in der Tür: „Inspektor Otaki wartet auf dich!“

„Sag ihm: Ich komm sofort.“

Murrend zog seine Freundin darauf die Türe zu.

„Ich muss Schluss machn. Du behinderst meine Ermittlungn.“

„Wie tragisch. Dann mal hurtig, hurtig Detektiv: Lösen Sie den Fall.“

Kaito Kids Amüsiertheit war Gleichwegs arrogant.
 

Die beiden Mädchen machten sich auf zu den Rutschen, während Genta und Mitshuhiko damit begannen tauchend den Grund anzusuchen.

Conan dagegen sah als erstes hinter dem Getränkeautomaten nach. Triumphierend grinste er.
 

Der andere Detektiv hatte das Telefonat beendet und stieß im Wohnzimmer zu seiner Freundin, welche eine Befragung mit verfolgte.

Auf einer eleganten Ledercouch saß eine Frau mit zu einem Dutt zusammengebundenen Haaren. Sie trug ein grünes Kostüm und einen zimtfarbenen Seidenschal um Hals und Schulter, welcher recht straff saß.

Otaki fasste die Zeugenaussage seinen Notizen folgend noch einmal zusammen: „Sie sind die Ehefrau von Herrn Hayama, sind zweiundvierzig Jahre alt un Geschäftsführerin, sowie Teilhaberin in dem Hotel ihres Mannes.“

Die Frau nickte.
 

Ai hatte sich Arme verschränkend auf die Styropormatte gestützt. Von dort aus fiel ihr der eigenartige Gesichtsausdruck ihres Klassenkameraden auf:

Hat er es etwa schon gefunden?

Zu ihrer Verwunderung schwamm er auf sie zu und ließ sich direkt neben ihr auf der Matte nieder.

„Du hast es schon?“

„Ja“, bestätigte er ihr nachdenklich, wobei er begann die Halle mit seinen Augen abzusuchen.

Von der einen Seite, wo die Kinder noch immer Ball spielten über die anderen Matten, zu den Rutschen, bis sein Blick plötzlich nahe des Ausgangs hängen blieb: Es war der Mann von eben, auf dem nun die Aufmerksamkeit des Mini-Shinichis lag: „Das Band lag hinter dem Getränkeautomaten“, antwortete er ihr geistesabwesend den Satz dehnend. Dabei musterte er den Mann gründlich.

Dieser stand Arme verschränkt am Beckenrand. Seine Gesichtszüge waren ernst, wirkten verärgert und auch eine gewisse Traurigkeit in seinem Blick ließ sich durchaus nicht verleugnen.
 

„Verrätst du mir, was dich so interessiert?“, erkundigte Ai sich mit einer Mischung von zum einen eigener Neugier und zum anderen von Verdutztheit.

„Das Armband ist kein gekauftes, sondern ein Selbstangefertigtes!“, er trennte sich vom Anblick des Mannes und reichte das gestrickte Armband dem ehemaligen Organisationsmitglied: „Siehst du? Hier steht etwas eingestickt.“

„Von Mami für Midori“, las Ai laut, dann sah sie auf: „Denkst du, dass sie verstorben ist?“

„Entweder das oder aber“, Conan brach den Satz ab und drehte sich seitlich in Richtung der Rutschen.

Dort suchten Ayumi und das kleine Mädchen auf der Fläche zwischen den Treppen und den Rutscheingängen.

„Ayumi? Kommt doch mal runter!“, rief er zu den beiden nach oben.

Seine Klassenkameradin nickte und rutschte mit Midori hinunter, bevor sie auf ihn zu schwammen.
 

Bei Conan angekommen, wandte der sich fragend an das kleine Mädchen: „Sag mal ist deine Mutter auch heute mit euch hier?“

Midori schüttelte traurig ihren Schopf: „Nein. Meine Mami ist bei uns zu Hause. Heute hat Papi mich abgeholt, weil ich ihn so vermisst habe.“

„Ach so. Danke“, sagte der Detektiv mit einem harmlosen Lächeln.

„Komm lass uns weiter suchen“, schlug Ayumi darauf vor. Das andere Mädchen nickte und gemeinsam schlossen sie sich mit Mitshuhiko und Genta zusammen.
 

Conan dagegen glitt ins Wasser: „Tu mir den Gefallen und sorg dafür, dass sie hier bleiben!“, mit dieser Aufforderung ließ er Ai alleine zurück.

Fragenden Blickes sah sie ihm nach.

Er jedoch zog sich ein weiteres Mal am Beckenrand hoch, um anschließend in Richtung Ausgang zu gehen.
 

„Was war denn so interessant, dass‘u dich solange has ablenkn lassn?“, fragte Kazuha Heiji leise bissig mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, als sie ihn neben sich bemerkte.

„Du meins abgesehn vor mir?“, überlegte er kokett werdend.

“Ja, abgesehn von mir!“

„Du weiß doch genau, dass manche Dinge nich für deine Ohren bestimmt sind“, raunte er seiner Freundin ernsthaft zu. Jedoch nicht ohne seine Aussage doch noch mit ein wenig Humor zu betonen.

Dann jedoch war Otaki interessanter für ihn. Dieser begann nämlich gerade damit mit der Ehegattin mehr ins Detail zu gehen: „Wo hieltn Sie sich in den letztn 22 Stundn auf?“

Die Frau machte für einen Bruchteil einer Sekunde einen äußerst nervösen Eindruck, bevor sie gefasst und möglichst bemüht mit fester Stimme zu sprechen begann und die ihr gestellte Frage kerzengrade sitzend beantwortete: „Bis etwa 22:15 Uhr war ich hier zu Hause. Ich hatte lange gearbeitet un wollte ein Bad nehmn. Jedoch rief mich mein Mann auf seinem Handy an un sagte mir, dass jemand unserer Angestelltn versehendlich bei der Buchführung einen schwerwiegendn Fehler bei den Quartalsabrechnungn gemacht habe. Deswegn fuhr ich zum Hotel zurück un befasste mich die Nacht über damit sämtliche Daten zu überprüfn un zu korrigiern. Bezüglich der Urzeit könn Sie gern mein Handy überprüfen.“ „Bitteschön!“, sagend reichte sie dem Inspektor ihr Gerät.
 

„Wieso tat ihr Mann das nicht? Wo er doch zuerst informiert wordn war?“

Die Hände der Frau zitterten bei dieser Frage kaum merklich, was Heiji jedoch messerscharf registrierte.

„E-er sagte mir er müsse noch einmal zu einem Kollegn. Weshalb teilte er mir jedoch leider nich mit.“

„Gut“, schloss Otaki, nachdem er sich das eben Erfahrene stichpunktartig festgehalten hatte.

„Wer is bei Ihnen für die Buchführung zuständig?“, erkundigte sich der Inspektor als nächstes.

„Das sind zum einen Herr Fugasaki un zum anderen Frau Nikitama. Ich hab sie bereits informiert. Sie müsstn bald hier sein“, antwortete die Frau des Toten beherrscht und doch auch ein klitzekleines bissen unterkühlt.

Was Heiji interessiert dazu brachte sich ab diesem Zeitpunkt mit einzubringen: „Wie war ihr Verhältnis zu ihrem Mann?“

„W-wie sollte es schon sein? Wie eine Ehe eben is“, ereiferte sie sich verteidigend.

Der Detektiv harkte misstrauend nach: „Gab es Streit zwischen Ihnen?“

„Nein!“, antwortete die Witwe ein wenig übereilt.
 

Conan rief dem Mann im Vorbeigehen aus zu: „Hallo Sie, könnten Sie mal bitte kurz mit mir mitkommen?“

Midoris Vater kam der Bitte ein wenig verwundert nach. Rans Freund verfolgte, sich per kaum merklichen Rückblick vergewissernd, dass der fremde Mann ihm auch wirklich folgte. Mit einem entsprechenden Lächeln registrierte er ihn hinter sich hergehend.

Der geschrumpfte Oberschüler blieb ein wenig abseits der Umkleidekabinen stehen.
 

„Was willst du von mir?“, meldete sich der Mann ungeduldig und ein wenig unfreundlich zu Wort.

Mit einem letzten Rundblick ging Conan sicher, dass sie beide zumindest einigermaßen ungestört waren, sodass man sich leise unterhalten konnte, bevor er auf die ihm soeben gestellte Frage antwortete: „Sie waren es, der der kleinen Midori ihr Armband entwendet hat. Habe ich Recht?“

Der Mann sah den kleinen Jungen entgeistert an: „Was?“

„Ich habe Sie dabei gesehen, wie Sie das Band hinter dem Getränkeautomaten haben unauffällig verschwinden lassen!“, räumte er ein: „Warum?“

Die Frage war bedrohlich ausgesprochen worden.

Der Mann reagierte ungehalten. Verärgert meinte er: „Was geht dich das an? Misch dich da nicht ein!“

Conan trotzte, konfrontierte ihn mit seiner Schlussfolgerung: „Sie hat es von ihrer Mutter geschenkt bekommen. Nicht wahr?“

„Was fällt dir ein“, setzte Midoris Vater an.

Jedoch unterbrach der Detektiv ihn scharf: „Tragen sie die Streitigkeiten mit ihrer Frau nicht über ihre Tochter aus!“
 

Zornig wollte sein Gesprächspartner sich abwenden und einfach gehen.

Doch die folgenden Worte stoppten ihn nach einigen Schritten: „Tun Sie das nicht. Es ist ihrer Tochter gegenüber nicht fair. Ich weiß zwar nicht warum Sie mit ihrer Frau oder auch Exfrau so zerstritten sind, aber vergessen Sie nicht: Dass ein Kind, vor allem ein noch kleines Mädchen wie Midori, nicht nur einen Elternteil braucht, sondern beide. Vater und Mutter!“ Die Worte des Grundschülers trafen mit Erfolg: „Hören Sie, auch wenn Sie drei nicht mehr am gleichen Ort leben und Midori bei ihrer Mutter bleibt, ändert das alles doch nicht das Geringste an der Liebe ihrer Tochter zu Ihnen! Tun Sie das Richtige und geben Sie ihrer Tochter das Armband zurück.“

Mit diesen Worten übergab er dem Vater das Band und ließ ihn hinter sich zurück fallen.
 

Jetzt meldete sich Otaki wieder zu Wort: „Hatte ihr Mann irgendwelche Feinde?“

„Nein, nich das ich w-“

Eine laut weinerlich, schreiende Stimme lenkte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich.

Sie gehörte einer jungen Frau, welche schockiert eine Hand vor ihren Mund hielt. Sie war deutlich jünger und trug ein rotes Kleid, ihr bis zu den Knien gehend, mit einem V-Ausschnitt. Ihre Haare waren durch dazu passende, glitzernde Spangen kunstvoll frisiert.

Ein zorniger Seitenblick traf funkelnd.
 

„Wer sind Sie?“, war es Kazuha, die neugierig-vorischtig fragte.

„I-ich bin, war-war d-die Verlobte“, korrigierte die junge Frau sich selbst. Dann brach sie blass schluchzend in sich zusammen.

Otaki trat zu ihr, was Kazuha und Heiji ihm gleich taten.

Mitfühlend half der Inspektor der bebenden Frau auf, dabei bat er Toyamas Tochter: „Sieh doch mal nach, ob du einen Tee findes.“

Heijis Freundin nickte.
 

Gerade eben bei Ai zurück hörte die kleine Midori plötzlich ihren Namen. Es war ihr Vater, welchen die drei Grundschülerinnen näher kommen sahen. Alle beobachteten wie dieser seiner Tochter das Band hochhielt, deren Gesichtszüge sich bei dessen Anblick fröhlich erhellten: „Du hast es gefunden!“

Schnell war sie aus dem Wasser geklettert und hatte es aufgeregt in Empfang genommen. Sofort zierte das rote Armband wieder ihr Handgelenk, was Conan, noch vom Ufer aus, ebenfalls beobachtend zur Kenntnis nahm.

Er kam zum Beckenrand, um dort stehen zu bleiben: „Es ist spät. Wir müssen jetzt nach Hause gehen!“, rief er seinen kleinen Freunden mit einer Hand seitlich am Mund haltend zu.

„Menno!“, hörte man Genta murren. Auch Mitshuhiko und Ayumi machten enttäuschte Gesichter.

„Schade“, fand das Mädchen unter den dreien.

Währenddessen schwamm Ai bereits zur Treppe. Aus dem Wasser steigend, drehte sie sich noch einmal seitlich zu ihnen um: „Na los, nun macht schon!“ rief sie den Kindern entgegen.

Danach machte sie sich gemeinsam mit Conan zu den Umkleidekabinen auf.

„Na dann kommt“, meinte Mitshuhiko einsehend, dass es nun Zeit zu gehen war.
 

Während Otaki die junge Frau mit sich zum Sofa nahm, fing Heijis Freundin in der Küche an, die Schubladen nach Tee zu durchsuchen. Als sie welchen gefunden hatte, nahm sie einen der sich dort befindenden Teebeutel heraus und setzte anschießend einen Topf Wasser auf.
 

Heiji hatte sich an die Wand neben der schwarzen Couch abgestützt.

Als Kazuha seine Nähe suchte, legte er sachte schützend einen Arm um ihre Taille.

Die junge Frau saß bemühend sich zu beruhigen mit einem Taschentuch in den Händen da.

„Geht es?“, sprach der Inspektor sie höflich an, worauf er ein tapferes Nicken zur Antwort bekam.

Also fuhr er fort: „Endschuldign Sie bitte, aber ich muss auch Sie das routinemäßig fragn: Wo warn sie in den letzten 22 Stundn?“, dabei blätterte Otaki auf die nächste Seite seines Notizheftes um.

„Ich war bei meiner Freundin. Ich un sie musstn geschäftlich nach Hokaido. Wir hattn uns Zimmer im gleichn Hotel ausgesucht un kamen erst heute Nachmittag hier nach Osaka zurück.“

„Wie heißt ihre Freundin? Kann Sie bestätign, dass sie zum Todeszeitpunkt mit ihr zusammn warn?“

„Ihr Name ist Kimiyo, Kamako. Sie arbeitet im gleichen Immobiliengeschäft wie ich. „Hayama Ryūnosukes?“, erkundigte sich der Inspektor genauer bei ihr.
 

Heijis Augenmerk lag dabei auf der Frau des Toten, welche im Gesamteindruck, für eine Frau, deren Mann vor kurzem ermordet wurde, überraschend desinteressiert bis gelassen zu sein schien.

Die junge Frau, neben ihr sitzend nickte ihre Augen traurig nach unten gesenkt bestätigend, bevor sie ein erneuter schluchzender Schauer überkam.
 

Kazuha löste sich, um nach dem Wasser zu sehen.

Währenddessen trafen zeitgleich zwei weitere Personen ein. Durch einen Untergebenen Otakis wurden ein Mann und eine Frau, er vierzig und sie zweiundvierig, zu den anderen ins Wohnzimmer geführt.

Die dortigen Personen bemerkten sie, als sie über die Türschwelle herein kamen.
 

Die Frau trug eine graue, elegant geschnittene Hose mit einem weißen Pullover mit flachem Kragen.

Ihr Begleiter trug seinerseits eine ebenfalls in grau gehaltene Hose mit weißem Hemd. Das zum Anzug gehörige Jackett war über einen seiner Arme gelegt.

Er hatte ein kantiges Gesicht und trug eine Brille.

Die Frau hatte, obwohl sie sichtlich nicht mehr die jüngste war, für ihr Alter jungaussehende Gesichtszüge.

„Guten Tag. Mein Name ist Herr Fugasaki“, stellte sich der Mann räuspernd mit rau klingender Stimme vor: „Und das hier is meine Kollegin Frau Nikitama“, deutete der Mann mit einer vorstellenden Handbewegung auf die neben ihm sehende, welche sich darauf entsprechend verbeugte.

„Guten Tag. Würdn Sie sich bitte zu uns setzn?“, forderte der Inspektor höfflich auf. Frau Nikitama nahm, sich zu den zwei anderen Frauen setzend, auf dem Sofa Platz. Während Herr Fugasaki nur die Möglichkeit hatte bei der Lehne aufrecht stehen zu bleiben.

Otaki fragte nun auch sie: „Welches Verhältnis hatten sie beide zu dem Verstorbenen?“

Herr Fugasaki antwortete stellvertretend für beide: „Wir sind in seinem Hotel beschäftigt un für die Buchführung zuständig. Bedauerlicherweise hatte der Zentralrechner mit dem all unsere Computer vernetzt sind einen Betriebsschaden, weshalb wir Herrn Hayama Ryūnosuke informiern musstn.“

Die jüngste der Frauen überkam bei der Erwähnung ihres Geliebten erneut ein tiefes Schluchzen.

„Ach, hören Sie doch mit dem Geheule auf!“, äußerte sich die Ehefrau des Verstorbenen gereizt.

„Lassn Sie mich doch! Im Gegensatz zu Ihnn habe ich ihn wenigstens geliebt.“

„Ach, haltn Sie doch Ihrn Mund. Sie habn ihn geliebt? Ich habe ihn geleibt, bis Sie kamn un ihn mir wegnahmn.“
 

Conan hatte sich umgezogen und kam aus seiner Umkleidekabine.

Bald darauf traf er Ai und die anderen drei, welche bereits vor den Umkleidekabinen versammelt auf ihn warteten.
 

Heiji beobachtete die beiden in streitgeratenen Frauen.

Der Inspektor ging schlichtend dazwischen: „Ich bitte Sie. Beruhigen Sie sich doch beide un klärn Sie mich auf.“

Die beiden Rivalinnen funkelten sich bedrohlich an. Doch bevor eine der beiden ihren Standpunkt näher bringen konnte, ergriff die dritte Frau das Wort: „Sie is immer so herzlos. Auch zu ihren Angestelltn. Mehrere Male hat Sie schon Leute nur auf Grund von geringn Fehlern entlassn un jetzt will Sie auch mich un Herrn Fugasaki feuern!“

„Die Leute auf die Sie da abzieln habn es allesamt nicht anderes verdient. Ich führe ein Hotel: Ich kann es mir nicht leisten Stümper zu beschäftign!“

„Stümper?“, mischte sich nun auch besagter Herr Fugasaki zornig mit ein.
 

Während Inspektor Otaki sich ein weiteres Mal als Streitschlichter versuchte, entschloss sich Heiji nach Kazuha zu sehen.

In der Küche entdeckte er sie in ein Dokument vertieft.

„Hey!“, blieb er interessiert neben ihr stehen.

„Schau mal!“, meinte sie.

„Scheidungsunterlagn?“

„Ja. Aber kuck mal hier!“, mit diesen Worten deutete seine Freundin mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle, ganz am unteren Ende der bedruckten Seite.

Fasziniert nahm er ihr das Dokument aus der Hand. Er las. Kurz darauf machte sein Gesichtsausdruck deutlich, dass er sich des Mörders sicher war.

Heijis Handy klingelte. Dadurch in seiner Überlegung gestört nahm er murrend ab.
 

Als Conan mit Ai vor der Haustür des Professors ankam, klingelte er. Nachdem sofortigen einsetzenden Hundegebell erfolgte einen Moment später das Öffnen der Türe: Es war Ran, die die beiden freundlich Willkommen hieß: „Da seid ihr ja wieder. Ihr seid ganz schön spät. Das Essen ist schon fertig“, tadelte sie die zwei Grundschüler leicht.

Dabei hielt sie beide Vierbeiner beiseite, damit die Kinder hereinkommen konnten.

Zuerst kam Conan, blieb neben der Türe stehen und wartete bis seine Klassenkameradin an ihm vorbei gegangen war. Anschließend schloss er hinter ihr besagte Haustüre.

So ließ Ran die beiden Welpen los. Unweigerlich standen Holmes und Queen Schwanz wedelnd vor den beiden Mitgliedern der Detektivboys.

Während Conan sich zu ihnen hinunter beugte, zog Ai es vor sie leidlich kurz über den Rücken zu streicheln. Hatte sie das getan entledigte sie sich ihrer Jacke und Sandalen.

Als der geschrumpfte Shinichi wieder hoch kam, verließ sie bereits den Raum.

Ran ging mit ihr und der kleine Detektiv blieb somit ganz allein zurück.

Nachdem er ihr sehnsüchtigen Blickes nachgesehen hatte, begann auch er sich langsam seiner Schuhe und Jacke auszuziehen.
 

„Ja. Ich komm dann jetz!“, völlig entnervt gab Heiji sich geschlagen und drückte die entsprechende Taste um das Gespräch zu beenden.

„Was is mit dem Beweis?“, fragte Kazuha ihn.

„Der is auch Morgen noch da. Außerdem liegn dann auch die erstn Ergebnisse vor.“

Wenig begeistert verabschiedeten sich die beiden Oberschüler bei Inspektor Otaki.
 

Conan setzte sich neben seine Freundin an den Tisch, welcher Reis, Fleisch und Gemüse zur Auswahl bot.

Ai saß ihm gegenüber neben Agasa, welcher an Rans entgegen über gesetztem Ende des Tisches Platz genommen hatte. Tadashi auf seinem Schoss haltend.

Stumm nickte er, als der Oberschülerin ihn fragend ansah, ob die Menge an Reis in seiner Schüssel genügte.

Danke sagend nahm er sie, ihr Lächeln erwidernd, entgegen.

War das erledigt begannen die vier mit dem Essen.
 

„Was habt ihr heute gemacht?“, erkundigte Ran sich, beginnend zu essen, an Conan wendend.

„Wir waren schwimmen“, gab der mit kindlicher Miene Auskunft.

„Oh, das ist aber schön“, nahm Kazuhas Freundin munter an.

„Ja. A-aber es war ganz schön anstrengend“, räumte der Kleine sein Fleisch kauend ein.

„Das glaub ich dir“, sagte Ran davon felsenfest überzeugt klingend mit einem breiten Lächeln.
 

Der Detektiv schluckte runter, zögerte einen Moment. Dann fragte er: „Und du?“

Sonokos Freundin sah ihn etwas überrascht an, bevor sie ihm dann ein weiteres Mal anlächelte: „Ach nichts besonders.“

Ran wendete sich an den Professor: „Was ich Sie mal fragen wollte, wissen Sie: Ob Tadashi schon alle Impfungen bekommen hat? Dr. Kurosaki meinte, dass das wichtig wäre.“

Der Professor suchte einen Moment fieberhaft nach einer Antwort. Fragend sah die Oberschülerin ihn an, da reagierte er schnell: „Ja. Ja! Da ist alles in Ordnung“, entwaffnend fing er, sich verlegen am Hinterkopf fassend, an zu lachen.

Ran stutzte erst, doch dann gab sie sich mit der Antwort zufrieden.

Was den Erfinder innerlich erleichtert aufseufzen ließ.

„Wer ist den Dr. Kurosaki?“, wollte Conan interessiert wissen.

Ran sah von ihrer Schüssel auf: „Das ist meine neue Ärztin.“

„Neue Ärztin?“

„Ja“, sieh drehte sich ihm zu, wobei sie sich eine Strähne nach hinten schob: „Sie ist die Ärztin meiner Mutter und sie ist sehr, sehr nett.“
 

Zu Hause angekommen, hörten die beiden Oberschüler Heijis Mutter streng fragend nach ihrem Sohn rufen. Die beiden waren gerade am Garderobenständer angekommen, als diese verärgert im Türrahmen erschien: „Da bis‘u ja endlich!“

Was den Abgesprochenen aber nicht aus der Ruhe brachte. Gelassen stellte er seine Schuhe auf dem Boden ab: „Ich freu mich auch dich zu sehn“, antwortete ihr Sohn ironisch seinen Kopf zu seiner Mutter drehend, wobei er seine Jacke aufhängte.

„Heiji!“

„Ja was? Mach doch nich gleich wieder so einen Aufstand!“
 

„Kann ich noch was?“

Ai lächelte flüchtig während er fragte.

„Klar“, er ließ sich von ihr die Reisschüssel reichen.

„Das ist deine dritte Portion. Du isst sonst doch nie so viel. Das Schwimmen muss dich ganz schön hungrig gemacht haben.“ Amüsiert gab Ran ihm den letzten Reis aus der Schüssel.

„Ja.“

„Meinst du, dass du das noch alles schaffst?“, vergewisserte sie sich bei ihm, bevor sie ihm noch etwas von dem Gemüse dazu gab.

Der Grundschüler nickte eifrig: „Danke“, sagte er sich über seine Schüssel hermachend.

Ran sah zum Baby, welches anfing unruhig zu quengeln.

Der Professor wollte sich gerade mühsam erheben, aber Aokos Freundin kam ihm zu vor: „Ich mach das schon“, meinte sie munter ihre Schüssel, sowie Ais samt Stäbchen aufeinander setzend. Diese dann mit dem einen Arm, die Gläser mit dem anderen festhaltend, stand sie auf.
 

Die Sachen auf der Ablagefläche abgestellt, holte sie eine weitere Schüssel. Conan sah ihr dabei zu, wie sie geschwind ein Gläschen aus dem Kühlschrank hervor holte und den breiigen Inhalt umfüllte. Damit und einem blauen Plastiklöffel setze sie sich mit dem Baby auf dem Schoss auf das Sofa.

Ai half dem Professor beim restlichen Tischabräumen.

Conan dagegen saß immer noch am Tisch. Allerdings aß er nicht weiter, sondern beobachtete wie Ran den kleinen Tadashi mütterlich umsorgte.

Was eigentlich ein schöner Anblick hätte sein können, wurde von einem bedrückten Gesicht getrübt.

Ran…

Erst als Ai ihn ansprach, um auch seine Schüssel neben der Fleischschüssel mitzunehmen, kehrte Leben in Heijis Freund zurück.

Er schüttelte den Kopf.

Während Ai die Sachen mitnahm stand Conan zögerlich auf, um zu Ran zu gehen.
 

Tadashi machte durch energisches Kopfschütteln deutlich, dass er jetzt satt war. Seufzend ließ Ran darauf den Löffel zurück in die Schüssel gleiten.

Conan hatte sie noch nicht erreicht, da stand seine geliebte Ran schon rasch auf: „Ich werde ihn ins Bett bringen“, verkündete sie dem Professor gegenüber mit einem Lächeln.

Als sie weg war, legte der kleine Shinichi sich mit seinem Kopf deprimiert auf die Lehne der Couch.

Von dort griff er nach der Fernbedienung.

Der Fernseher sprang an und konfrontierte den kleinen, bekümmerten Detektiv mit den Nachrichten des heutigen Tages.
 

Ran legte das kleine Kind sachte auf die Matratze des Babybettes. Dann strich sie liebevoll, doch traurig schauend und zugleich versucht zu lächeln über die Wange.

Leicht mit den Beinchen strampelnd sah der Säugling die Oberschülerin mit zu Fäusten geballten Händchen mit seinen großen, blauen Kulleraugen glucksend an.

Ran seufzte. Deckte jenen fürsorglich zu.
 

Geduldig blieb sie. Bis das Baby eingeschlafen war.

„Schlaf schön“, hauchte sie ein letztes Mal mit ihrer Hand über die Decke, auf Bauchhöhe streichelnd.

Als letztes strich sie noch einmal über das hölzerne Gitter, bevor sie das Licht auslöschte und letztendlich das Zimmer verließ.
 

Im Wohnzimmer fand die Oberschülerin einen mittlerweile tief schlafenden Conan vor, was sie feststellte, als sie sich neben ihm vor das Sofa kniete: „Hey, du kleine Schlafmütze“, sprach sie ihn lieb an.

Ein kaum vernehmbares, unverständliches Gemurmel war das einzige was er von sich gab.

Leicht rüttelte sie ihn daraufhin an der Schulter: „Komm schon. Du musst ins Bett.“ Der Mini-Shinichi rührte sich dabei kaum.

„Oder willst du lieber die ganze, lange Nacht hier unten übernachten?“, fragte sie scherzhaft.

Conan schlief jedoch einfach weiter.

Letztendlich nahm Ran ihn mit etwas Mühe auf den Arm. Es nicht wirklich wahrnehmend kam sein Kopf auf ihrer Schulter auf: Ran…

„Soll ich helfen?“, bot der Professor sich sofort hilfsbereit an.

Aber Kazuhas Freundin schüttelte nur mit dem Kopf. Mit einem: „nein, vielen Dank, aber das schaffe ich schon. Gute Nacht.“ Verabschiedete sie sich mit dem auch jetzt noch ganz verschlafenem Conan und machte sich auf zur Treppe.
 

Oben angekommen schaffte Ran es die Türe zum Jungenschlafzimmer zu öffnen, indem sie das Gewicht ihres Freundes etwas mehr noch auf ihre linke Seite verlagerte. Gemächlich schritt sie zum Bett desjenigen, den sie gerade auf ihrem Arm trug zu.

Dort schob sie mit einer Hand die Decke beiseite.

Durch ihre ihn bettenden Bewegungen wurde Conan dann doch noch ganz wach, als er mit dem Kopf behutsam auf seinem Kopfkissen aufkam.

Müde brummte er, bevor ihm bewusst wurde, dass er gerade auf Rans Arm gewesen sein musste.

Verschlafen sah er in ihre Augen, welche ihn liebevoll ansehen.

„Ran…“, murmelte er leise. „Gute Nacht. Schlaf schön, Conan“, wünschte Ran ihn zudeckend.

Dieser begriff, dass sie gehen wollte, flehend hielt er sie am Handgelenk fest.

Worauf sich Ran verwundert mit ihrem Kopf zu ihm umdrehte.

„Ich will nicht alleine schlafen.“ Es war ein regelrechtes Betteln.

Sie sah in seine Augen, was sie dazu veranlasste nachzugeben: „Wenn du nicht alleine hier schlafen möchtest, dann musst du mit in mein Zimmer kommen. Ich möchte nämlich lieber in meinem eigenen Bett schlafen.“

Conans Gesicht erhellte sich. Sich von ihr an die Hand nehmen lassend gingen er zusammen mit ihr ins daneben anliegenden Raum hinüber.
 

Hier krabbelte der Kleine, wie schon die Nacht zuvor, in Kazuhas Bett. Nachdem Ran ihn ein weiteres Mal zugedeckt hatte, schaltete sie das Licht aus und zog sich im Dunkeln um.

Der geschrumpfte Shinichi beobachtete, wie ihre sachten Konturen sich in der Dunkelheit durch das von draußen hineinkommendem Licht abzeichneten.

Mit vor Sehnsucht schmerzverzerrtem Gesicht beobachtete er aufmerksam jede ihrer Bewegungen: Zuerst zog sie ihr zur Schuluniform gehöriges Jackett aus. Darauf folgte ihr Hemd- wie auch Unterhemd.

Danach war der BH an der Reihe. Dem eigentlichen Oberschüler stockte für einen Moment der Atem. Er schaute regelrecht enttäuscht drein, als sie einen dünnen Pullover, den sie aus ihrem Kleiderschrank genommen hatte überstreifte und ihre Haare anschließend daraus befreite.

Alsbald hatte sie sich auch ihrer Hose entledigt.
 

Ran drehte sich um. Schnell kniff Conan die Augen fest zusammen, als fürchte er sie hätte sein Starren bemerken können.

In Pullover und Jogginghose tapste seine Freundin ins Bett, wo sie sich zudeckte. Einige Augenblicke war es absolut still.

Bis Conan ein ganz leises, flüchtiges: „Gute Nacht“ von sich gab.

Ran wünschte ihm gähnend das gleiche.

Nun war es still wie zuvor.

Zu der Frau, die er liebte, gedreht blieb der Detektiv seinen Sehnsüchten nachhängend liegen.
 

Unten klingelte das Telefon.

Ai erhob sich, um abzunehmen: „Hallo?“

„Abend, Ai!“, meldete Heiji sich gut gelaunt: „Kanns‘u mir mal eben Shinichi gebn?“ „Nein“, antwortete sie desinteressiert zum Fernseher blickend.

„Wie nein?“, forderte Hattori mit besorgtem Unterton nachhakend.

„Er schläft schon.“

„Was so früh? Geht es ihm etwa wieder schlecht?“

„Nein.“ Ai lenkte ihre Aufmerksamkeit nun doch auf das Telefonat: „Er hat nur etwas Temperatur. Das ist alles.“

Heijis Erleichterung war nicht zu überhören.

„Wie ist Osaka?“, erkundigte sich die Chemikerin beiläufig erneut dem Fernsehapparat zugewandt.

„Wie immer. Eigentlich nich anderes als bei euch auch“, gab der Detektiv des Westens bescheiden Auskunft: „Un ihr?“

„Die Detektivboys haben uns zum Schwimmen eingeladen.“

„Un Shinichi hat eingewilligt?“, der Detektiv war recht erstaunt.

„Nach einem kleinen Hin und her.“ Ai atmete tief aus.

„Was is?“, fragte Heiji fürsorglich, dem ihr Stimmungsumschwung nicht entgangen war.

„Ach nichts. Shinichi hatte zwischenzeitlich eine kleine Auseinandersetzung mit Genta.“

„Weswegen?“

„Shinichi konnte nicht so ganz wie er wollte und Genta demonstrierte ihm seine große Überlegenheit beim Tauchen.“

„Autsch!“, machte Heiji: „Das is übel! Lass mich raten er ist an die Decke gegangn?“

„Nein, das eigentlich nicht gerade“, klang Ai nachdenklich: „Eher gegenteilig. Er hat beleidigt das Wasser verlassen.“

Hattori lehnte sich während sie ihn über die Geschehnisse im Schwimmbad aufklärte, mitfühlend an der Scheibe seines Fensters an. Es stand halb offen: „Was war dann?“

„Er kam zurück, nachdem Ayumi ihn hingebungsvoll gebeten hatte doch mitzuspielen. Anschließend rettete er Ayumi vom Dreimeterturm.“

„Tja,… weiblicher Charme!“, grinste Osakas Detektiv breit: „Shinichi is ein Held“, bei dem Gedanken daran begann er zu lachen.

Jedoch wurde er schnell wieder ernst: „Er konnte sich dann also doch noch selbst beweisen?“

„Langsam lernt er seine Kräfte sinnvoll einzuteilen.“

„Meins‘u, er liegt morgen wieder mit Fieber flach?“

„Das ist abzuwarten.“

„Und wie geht es ihm sonst so?“

„Er ist noch sehr mitgenommen wegen Ran. Sie hat ihn eben zu Bett getragen.“

Heiji, welcher ihr eben angespannt gelauscht hatte, fragte mit einem ungläubigem: „Was?“ nach.

„Shinichi ist beim Fernsehen eingeschlafen“, erklärte sie nüchtern.

Der Detektiv lachte auf: „Wie niedlich is das denn? Du hast nicht zufällig ein Foto davon oder?“

„Nein! Es tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, aber so taktlos bin ich nicht!“

„Schade. Ich hät ihn damit bis an sein Lebensende erpressen könn!“, lachte Heiji amüsiert: „Is aber auch zu gemein. Kaum bin ich mal weg.“
 

„Heiji. Da bin ich wieder!“

Es war Kazuha, die vergnügt ihren Kopf zur Tür herein steckte.

Gemeinter sah zu ihr hinüber.

„In Ordnung“, sagte er an Ai gewandt, wobei seine Freundin sich neugierig zu ihm stellte.

„Lasst es euch gut gehn“, verabschiedete sich Kazuhas Freund und legte anschließend auf.

Sein Handy auf dem Schreibtisch ablegend, zog er seine Freundin liebevoll zu sich.

Sie umarmend schaute er aus dem Fenster.

„Wer war das?“, drangen Kazuhas Worte zu ihm durch, die ihn zurück in die Realität holten, welche er für einen Augenblick verlassen hatte.

„Du solls doch nicht so neugierig sein!“, tadelte er sie liebevoll seitlich auf die Stirn küssend.

Kazuha kuschelte sich enger an ihn.

Sanft seinen Kopf auf ihren Haaren ruhend, sah er seitlich gelehnt hinaus. Im Gegensatz zu ihr schloss er seine Augen nicht.
 

„Wie geht es eigentlich Ran?“, fragte er plötzlich nachdenklich aussehend in die Stille hinein.

„Geht so“, antwortete sie ihm verschlafen murmelnd.

„Weißt du zufällig wie sie momentan zu Shinichi steht?“

Kazuha war mit einem Mal hin wach. Misstrauisch sorgte sie für Abstand: „Solls‘u mich etwa für ihn ausfragn?“ Kazuha sah Heiji empört an.

„Nein, nein!“, währte er auf entwaffnende Weise mit einem schiefen Lächeln ab.

„Das will ich dir auch geratn habn. Wenn ihr eure Geheimnisse habt, dann habn wir auch unsere. Klar!?“

„Ja ja, schon gut“, versöhnlich zog er sie wieder zu sich, was Kazuha ihm ihre Mundwinkel verziehend gutmütig erlaubte.
 

Dienstag, 18. Juli
 

Conan war vor Ran wach. Nachdenklich betrachtete er seine Freundin, bevor er vorsichtig seine Decke nach hinten weg schob. Leise stellte der geschrumpfte Shinichi seine Kinderfüße auf dem Boden ab.

Einen Augenblick verharrte der kleine Detektiv so, dann tapste er auf Zehenspitzen zu der, die er liebte.

Schließlich machte er vor ihrem Bett auf Höhe ihrer Schultern halt.
 

Auch hier blieb er sie durch traurige Augen anschauend auf der Stelle stehen. Er beobachtete wie sich sachte ihr Brustkorb auf und ab senkte. Ihr Kopf ruhte seitlich zu ihm gedreht auf dem Kissen.

Nachdem der Mini-Shinichi eine Weile so verblieben war, trat er leise noch ein paar Schritte näher.

Jetzt war es ihm möglich seinen Arm auszustrecken und ihr braunes Haar auf Höhe ihres Scheitels ohne Anstrengung zu berühren. Sehr, sehr behutsam strich er es etwas weiter nach hinten. Trotz seiner großen Vorsicht, blieb seine Zärtlichkeit nicht ganz unbemerkt. Mit einer leichten Bewegung quittierte seine Ran den stummen Liebesbeweis. Erschreckend zog Conan seine Hand darauf schnell zurück.

Doch als klar war, dass Ran weiter schlief, legte er seine Hand wieder auf und strich sanft von der Stirn aus seitlich über ihre Wange das Gesicht hinunter bis hin zum Kinn.

An dieser Stelle hielt die kleine Hand.

Seine Augen hatten einen schmerzlichen Schimmer von Bitterkeit inne.

Der Detektiv verweilte noch kurz in dieser Position. Schließlich beugte er sich, um sich mit einem sachten Kuss auf die Schläfe von ihr zu verabschieden: „Ich mach dir heute den Tag ganz besonders schön“, flüstere er sich leise aufrichtend.

Noch ein letztes Mal berührte er liebevoll ihre Wange, bevor er sich wegdrehte, mucksmäuschenstill aus dem Zimmer schlich und ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen die Türe vorsichtig hinter sich zuzog.
 

Er öffnete die Nachbartür, trat ein und ließ sie hinter sich ins Schloss gleiten.

Sein Blick fiel auf die beiden Betten: Heijis und sein Eigenes.

Niedergeschlagen glitt Conan den Rücken an der Türe angelehnt nach unten auf den Boden, wo er mit gesenktem Kopf sitzen blieb.
 

Conan verließ angezogen sein Zimmer.

Am oberen Treppenansatz traf er auf Queen, welcher sich erhob, um ihn aufmunternd anzustupsen. Für diese Geste dankbar schaffte es der geschrumpfte Shinichi den Hund streichelnd, sich zu einem flüchtigen Lächeln durchzuringen.

Die ersten Stufen hinunter gehend entdeckte er auch seinen eigenen Hund, welcher

sich ebenfalls erhoben hatte und ihm fröhlich Schwanz wedelnd entgegen lief. Im vorbeigehen streifte auch diesen Hund die streichelnde Hand seines Besitzers.
 

Unten angelangt folgten die beiden Hunde ihm in die Küche, wo er ihnen frisches Wasser und Trockenfutter gab.

Die beiden noch einmal über ihre Köpfe streichelnd wandte der kleine Detektiv sich von ihnen ab.

Er holte sich ein Tablett, welches er auf der Ablage absetzte.

Danach stellte er eine Pfanne auf dem Herd ab, um dann zwei Eier und eine noch halb volle Reisschüssel aus dem Kühlschrank heraus zu holen. Auch dies abgestellt gab er ein wenig Öl in die Pfanne hinein und bewegte sie so, dass ihr Inhalt sich zäh fließend in alle Winkel ausbreitete.

Sobald er den Herd angestellt hatte, holte der Detektiv ein Schälchen und ein paar Essstäbchen. Beides platzierte er zusammen mit einem Glas auf dem Tablett. Anschließend schlug er die Eier auf dem Pfannenrand auf.
 

Ab jetzt gehörte ihm die Küche nicht mehr allein, denn Ai hatte sich mit ihrem kleinen Findelkind auf dem Arm hinter ihn gestellt: „Oh danke. Das ist reizend von dir“, machte sie sich wenig belustigt bemerkbar.

Jener war allerdings so beschäftigt gewesen, dass er seine Mitbewohnerin erst gar nicht wahrgenommen hatte.

Zusammengezuckt drehte er sich zu ihr um: „Ach, du bist es nur“, er klang nicht wirklich freundlich.

„Wen hast du erwartet, Ran?“

Es war mehr eine rhetorische als eine erstgemeinte Frage. Worauf sie sich einen flachen Topf nahm und diesen auf der neben der Pfanne stehenden Platte platzierte.

Ai gab Conan das Baby, um Milch aus dem Kühlschrank zu holen, die sie in den Topf kippte.
 

In ihrem Bett setzte Ran sich gähnend aufrecht.

„Conan?“, fragte sie sich laut verwundert drein schauend: „Ist er etwa schon aufgestanden?“
 

Conan betrachtete derweil das nun fertige Tablett.

„Irgendetwas fehlt noch“, merke Ai mit einem leicht amüsierten Unterton das Baby auf ihrem Arm fütternd an.

„Ja“, murmelte er grübelnd zustimmend: „Aber was?“

Einen Moment beobachtete sie ihr ratloses Versuchskaninchen, dann half sie ihm gütig auf die Sprünge: „Blumen.“

„Hm?“, der kleine Shinichi sah sie an.

„Blumen. Die meisten Frauen wissen Blumen zu schätzen.“

„Aber nicht Ran. Das letzte Mal, als ich ihr Blumen mitgebracht habe, hat sie mich weg gejagt“, erinnerte Conan sich missgestimmt daran zurück.
 

Während der kleine Detektiv das Frühstück nach oben brachte, sah Ran lächelnd auf ihr Handy.

Gerade wollte sie sich zum Aufstehen aufraffen, da wurde die Türklinke leise herunter gedrückt.

Vorsichtig öffnete ihr Freund mit der freien Hand die Tür und traf Ran aufrecht sitzend, ihre Füße bereits auf dem Boden abgestellt, an.
 

„Oh“, macht er enttäuscht: „Du bist ja schon auf.“

„Hi, Conan“, sagte sie sich fröhlich zu ihm gedreht, bevor sie ihn ein wenig irritiert ansah: „Was ist denn das?“, fragte sie interessiert.

Er sah getröpfelt drein, als wäre er auf frischer Tat erwischt worden: „Ich hab Frühstück gemacht“, erklärte der vermeidliche Grundschüler immer noch auf der Schwelle stehend.

„Für mich?“, Ran sah ihn positiv überrascht an.

„Ja“, klang der Mini-Shinichi kindlich zu ihr kommend.

„Oh. Dankeschön. Das ist aber sehr nett von dir“, entgegnete sie das Tablett aus seinen Händen entgegen nehmend, was bei ihm für einen leichten Rotschimmer auf den Wangen sorgte.

„Womit habe ich denn das verdient?“, erkundigte sie sich freudig das leckere Spiegelei auf dem Reis betrachtend.

Ran hob ihre Füße wieder hoch ins Bett und machte es sich durch einen Schneidersitz unter der Decke bequem.

„Hm, das hast du aber wirklich toll gemacht, kleiner Prinz“, lächelte Ran ihn, nachdem sie den ersten Bissen genommen hatte, anerkennend an: „Hast du das ganz alleine gemacht?“

„Ja“, nickte ihr kleiner Zimmerservice, wobei er sich zögerlich neben sie setzte.

Im Gegensatz zu ihr blieben seine Füße jedoch auf dem Boden stehen.

„Hast du schon gefrühstückt?“, erkundigte sie sich essend bei ihm.

Er nickte.
 

Ran war fertig. Noch zu Ende kauend ging sie zu ihren Anziehsachen: „Ich bin gleich soweit. Du kannst schon mal die Hunde anleinen“, meinte sie das Zimmer verlassend.

Conan hob ihr Handy auf, welches immer noch auf der Matratze lag. Er sah, dass sie seine SMS bereits gelesen haben musste.
 

Das Tablett unten neben die Spüle stellend, gesellte er sich zu Ai an den Tisch. Sie war gerade dabei einen Artikel aus der Zeitung durchzulesen. Ihr Ellenbogen war auf die Tischplatte gestellt, womit sie ihren Kopf abstütze. Den anderen Arm hatte sie neben das auf dem Tisch aufliegende Papier gelegt. Der Professor saß ihr mit Tadashi auf dem Arm gegenüber.

Interessiert streckte sich Conan, um über die Schulter seiner Klassenkameradin blicken zu können.

„Immobilienmakler tot aufgefunden“, sprach er das was er las laut aus. Neugierig wie er war, entdeckte er das Wort, welches für den Ort stand: Osaka?

„Gib mal her“, meinte er bestimmt und Ai schob ihm widerstandslos den mit schwarzer Tinte bedruckten Blättern entgegen.

„Heiji hat eine Theorie, die er heute aber noch überprüft“, erklärte Ai ihm sachlich. Doch jener brachte zu Ende lesend nur ein tonloses: „Hm“ zustande, um dann die restlichen Artikel zu überfliegen, wobei er nun der war, der seinen Kopf abgestützte.
 

Kazuha und Heiji kamen zum Frühstücken.

„Has‘u an alles gedacht?“, fragte seine Mutter, als sich der Oberschüler und seine Freundin sich dazu setzten.

Ihr Sohn nickte.
 

Ran traf unten ein. Gehfertig stand ihr Freund bereits vor dem Sofa.

„Prima“, lobte sie erfeut.

Schnell war auch sie soweit. Sie ließ sich von ihm die Leinen geben, öffnete die Haustür und wartete ab, bis die Welpen wie auch Conan vor nach draußen getreten waren. Danach schloss Sonokos Freundin die Türe und ging hinüber zur Straße.

Conan kam ihr hinterher. Als er mit ihr auf Augenhöhe war, sah er zu ihr hoch. Dann ging er wortlos neben ihr her.
 

Am späten Mittag
 

Heiji hatte bereits seine letzte Arbeit für heute abgegeben, wartete jetzt vor der Türe auf Kazuha. Als sie heraus kam, versuchte er sofort ihren Blick zu werten. Erleichtert kam er auf sie zu und umarmte sie, als er ihr Lächeln gesehen hatte.

„Und wie ist’s gelaufn?“, fragte er sie, als sie sich aus seiner Umarmung löste: „Ich glaub ganz gut. Ich wusst fast alles.“

„Na, siehs‘u!“, meinte er darauf triumphierend: „Solln wir noch etwas in die Stadt gehn?“

Kazuha schüttelte mit dem Kopf: „Nein. Lieber nich. Ich möchte lieber zu Mittagessn.“

„Einverstandn. Komms‘u wieder mit zu mir?“, fragte er zur Bestätigung beschwingt einen Arm um ihre Schulter legend.

„Ja.“
 

Der Oberschülerdetektiv schloss die Türe seines Hauses auf und öffnete. Anschließend drehte er sich zu seiner Freundin um, die nicht telefonierend ihr Handy in der Hand hielt und ihn fast erreicht hatte.

„Wann könn wir kommn?“, erkundigte er sich bei ihr, als sie nach ihm das Haus betrat.

„Um viertel vor drei.“

„Hm“, nickte Heiji, bereits einen Gedanken weiter, die Türe hinter seiner Freundin schließend. Dann machte er durch ein lautes Rufen auf sich aufmerksam: „Ich bin hier!“

Keiner da, dacht der Detektiv kurz darauf folgend zufrieden, als es ruhig blieb.

Kazuha zog ihre Sandalen aus. Er hingegen sein Jackett der Schuluniform, das er ihr danach reichte: „Ich komm dann gleich. Du kanns schon mal den Tisch deckn“, sagte er in halbem Ernst, bevor er nach draußen verschwand.
 

Langsam ging Rans Freundin in die Küche, wo sie das Jackett ihres Freundes auf der Ablage ablegte. Anschließend öffnete sie den Kühlschrank und holte drei Schüsseln heraus. Eine größere mit Reis und zwei kleinere mit Gemüse und Fleisch. Diese stellte sie auf den Tisch, bevor sie zwei Gläser, ebenso Essschalen inklusive Stäbchen holte und diese dazu in angemessener Form platzierte.
 

Sie schaute auf, als sie ihren Freund mit zwei Zangen, eine große und eine riesige, herein kommen sah.

„Hey, wills‘u einen fleißign Handwerker sehen?“, fragte er sie amüsiert mit einer Handbewegung die Zangen in der Luft herum schwenkend.

Rans Freundin grinste breit: „Ein fleißiger Handwerker? Wo soll der sein?“, wollte sie ebenfalls amüsiert wissen.

„Vor dir!“, erwiderte er mit gleicher Mimik nun vor ihr stehend.

Die Oberschülerin lachte laut auf: „Ach ja? Du etwa?“

„Du has hundert Punkte“, bestätigte Shinichis Freund küssend.

Sie jedoch beendete den Kuss schnell. Kichernd erwiderte sie ein: „Ja sicher.“

„Warts nur ab!“, prallte der Detektiv des Westens zur Spüle gehend.

Dort ging er in die Hocke und öffnete die Türe des Schrankes. Dann legte er sich auf den Rücken. Rohr und Werkzeug lagerte er neben sich.
 

Kazuha hingegen blieb derweil neben der geöffneten Türe stehen und lehnte sich mit dem Rücken an der Ablage an. Hinter ihr lag das neue Rohr. Sie nahm es in ihre Hände und ließ es von der einen Hand in die andere gleiten und wieder zurück.

Heiji machte sich erst per Hand an dem Schraubverschluss des alten Rohres zu schaffen.

Kazuha beugte sich mit ihrem Oberkörper ein Stück nach vorne, sodass sie ihren Freund sehen konnte. Neckisch zog sie ihn auf: „Vielleicht solltes‘u es mal mit den Zangn versuchn?“

„Haha. Was denks’u will ich gerade machn?“, murrte er nach einem kurzen, abschätzenden Blick direkt zu der größeren der beiden Zangen greifend. Mit ihr begann er am Verbindungsteil zu drehen. Allerdings los bekam er es trotzdem nicht!
 

Kazuha beobachtete ihn eine Weile in unveränderter Position. Schließlich legte sie das Rohr zurück und stützte sich mit den Handflächen auf der Ablage ab.

„Wird das heut noch was?“, erkundigte sie sich mit einem belustigt-provozierenden aber auch allmählich gelangweilten Unterton, auf ihre Armbanduhr sehend.

„Sei nich so frech! Sons kanns auch gerne du das hier machn!“

„Ach, will der Detektiv mir damit sagn, dass er es allein nich schafft?“

„Das. Ist. Nur. Eine. Frage. Der. Zeit!“, antwortete Gemeinter mit der Zange kräftig drückend.

„Na klar! Wer es glaubt!“, Kazuha verschränkte lachend ihre Arme.

Gerade wollte sie ihre Füße übereinander schlagen, als sie ihren Freund aufbrausend: „Au-a!“, schreien hörte: „Verdammter Mist!“

„Heiji?“ Sofort beugte sie sich zu ihm hinunter.

Er kam ihr entgegnen.

„Zeig mal!“, forderte sie ihren Freund fürsorglich auf, dem sich das Blut von einer Verletzung des Daumens aus über die Hand ausbreitete.

Mit einem weiteren: „Au!“ quittierte er Kazuhas Betrachtung der Wunde, wobei sie mit ihrer Hand seine festhielt: „Wie has‘u das‘n gemacht?“

„Abgerutscht!“, erklärte er mit einem Wort ärgerlich.

„Ich geh und hol ein Pflaster!“, damit stand seine Freundin schnell auf und eilte aus der Küche.

„Bring besser einen Verband mit!“, rief er ihr auf dem Boden sitzend noch hinterher.
 

Sich mit der anderen Hand abstützend, erhob Heiji sich nach einem Moment

langsam. Sobald er aufrecht stand, drehte er mit der unversehrten Hand den Wasserhahn auf. Kaum hatte er seinen Daumen unter dem Wasserstrahl bereute er es auch schon.

Scheiße!, dachte der Detektiv, als er bemerkte, dass der Strahl dünner wurde.

Kurz entschlossen drehte Heiji darauf den Wasserhahn wieder zu. Dann schnappte er sich ein Papiertuch und umwickelte damit seinen blutenden Finger.

Anschließend nahm er sich ein Geschirrtuch und bückte sich, um den Boden des Schrankes zu trocknen.
 

Kazuha kam mit dem Gewünschten zurück.

Dankend nahm Heiji die Sachen entgegen.

„Das sieht aber ganz schön tief aus.“

„Is nich so schlimm, wie‘s aussieht“, winkte er genervt ab: „Ich war schon mal schlimmer verletzt!“

Während der Sohn des Hauptkommissars sich verarztete schaute Kazuha auf ihr Handy: „Lass das doch einfach dein Vater machn. Wir sind schon spät dran“, meinte sie.

„Nein!“, reagierte Heiji allerdings verbissen: „Ich hab gesagt, dass ich das mache un dann mach ich das auch!“ und setzte seine Tätigkeit fort: „Un wenn es das Letzte is“ presste er mit aufeinander gestellten Zähnen hervor.

Resigniert ging seine Freundin das Rohr von der Ablagefläche nehmend auf die Knie.

Die Handfläche seiner verbundenen Hand energisch und mit aller Kraft gegen den Griff der Zange gedrückt schaffte der Oberschülerdetektiv es schließlich.

„Rohr bitte!“

Gemeinte reichte es und schnell war das neue Rohr gegen das Alte ausgetauscht.

„Lass uns essen“, befand Heiji dann, als er angestrengt hervor kam...
 

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*Anmerkung(en):
 

Wegen den Blumen: Im Anime gibt es eine Folge, die „Spiel mir das Lied vom Tod“ heißt, da geht es um die Blumensprache und Conan bringt ihr am Ende Pfirsichzweige mit. Pfirsichzweige stehen für Standhaftigkeit, was Ran nicht gerade begeistert stimmte.

Bezüglich des: „… ich wünschte sie würde mich vergessen…“ seitens Conans beziehe ich mich auch hier auf eine Stelle im Anime. Die Folge hieß: „Die verschwundene Uhr“.
 

Der ganze Fall, sowie die Namen der Personen des Falles sind frei erfunden. Allerdings gibt es eine gewisse Verunsicherung bei mir: Ich bin mir nicht sicher was Nach- und was Vorname ist, da die Japaner sich ja bekanntlich anderes herum vorstellen. Somit weiß ich nicht, ob ich es in der Originalstellung gelesen habe oder es in die deutsche Stellung umgeändert worden ist.

Weggelaufen

Dienstag, 18. Juli
 

Osakas Oberschüler betraten von der regnerischen Straße aus das Polizeipräsidium. Dort schlossen die beiden ihre Regenschirme. Heiji öffnete im Gehen seine Jeansjacke, sodass er den großen Umschlag von gestern daraus hervorholen konnte.

Als er mit seiner Freundin Otakis Büro erreichte, öffnete er mit der freien Hand die Tür und fand den Raum mit ihr leer vor. Umgehend schloss der Detektiv die Bürotüre wieder, um mit Kazuha gemeinsam Treppen hoch und runter zu steigen und mehrere Gänge entlang zu gehen. Schließlich waren die zwei um die letzte Ecke gebogen und sahen den Inspektor mit Kazuhas Vater in noch einiger Entfernung auf dem Gang stehen.

Beide Ermittler hatten sich unterhaltend vor einer geschlossenen Tür gegenübergestanden, bevor sie nun die Ankömmlinge bemerkten und sich ihnen auf ganzer Linie zuwandten.

„Hallo!“, rief Kazuha fröhlich, ihre Schritte beschleunigend.

Der Sohn des Hauptkommissars hatte es hingegen nicht so eilig. Noch während er unterwegs war, hatte seine Freundin die Polizeibeamten bereits erreicht und wurde mit einem freundlichen „Hallo“ und „Guten Tag, Kazuha“ Willkommen geheißen.

Sie warte neben ihrem Vater stehend, bis auch ihr Freund die drei erreicht hatte.
 

„Hallo, Heiji. Da seid ihr ja“, sagte Otaki, den Umschlag, den der Detektiv ihm reichte, entgegennehmend.

„Guten Tag. Tut mir Leid. Ging nich eher.“

„Was ist mit deiner Hand?“, fragte Toyama, als ihm der Verband auffiel.

Der Gefragte betrachtete einen Augenblick seine Verletzung abwägend hin und her bewegend, bevor er dem Vater seiner Freundin antwortete: „Ein kleines Problem mit nem Rohr!“, winkte er jedoch belanglos ab, um dem Inspektor den betreffenden Abschnitt zu zeigen. Nachdem dieser verstehend nickend geendet hatte, gab er ihn weiter an den Kommissar.

Noch beim Lesen öffnete er die Türe und die anderen folgten ihm in den Raum hinein: Er war eher klein. Mit einem großen Tisch in der Mitte eingerichtet. An den waagerechten Seiten standen an ihm jeweils zwei Stühle. An der Wandseite gegenüber der Tür war eine zweite Tür. Daneben eine breite Glasscheibe.
 

Gemeinsam gingen die vier in den Nebenraum: Dort war ebenfalls ein Tisch. Jedoch wesentlich kleiner. Auf ihm lag die durchsichtige Plastiktüte und in ihr das Messer vom Tatort. Daneben befanden sich insgesamt fünf Aufnahmen des Opfers nebeneinander zum größten Teil übereinander liegend.

Heiji hob besagte Tüte auf, drehte sie so, dass das Ende des Griffes nach oben zeigte. Dann schob er die Fotos insoweit auseinander, dass man erkennen konnte was sie genau abbildeten. Drei zeigten den Hals des Toten, die anderen beiden die Kopfverletzung. Einmal seitlich und einmal frontal von oben. Aufmerksam überflog er die Bilder der Reihe nach. Das Vierte von links nahm er in die noch freie Hand. Anschließend verglich er ganz genau beides miteinander.
 

„Die Stichverletzung war dann doch jetz die Todesursache, oder?“, versicherte sich Kazuha zeitgleich noch einmal bei ihrem Vater, welcher darauf, sie bestätigend, nickte.

Er hatte sich mit seinem Kollegen an einer Fensterfront abwartend angelehnt: „Dann mal sehn, ob Sie pünktlich is“, meinte er anschließend mit verstimmtem Unterton in der Stimme, wobei seine Tochter es ihm gleich tat.

Otaki schaute auf seine Armbanduhr: „Fünf nach“, teilte er geduldig klingend mit.
 

Es klopfte: Eine Frau stand auf der Schwelle des Nachbarraumes: Die Ehefrau: „Guten Tag?“, rief sie, den Raum mit unterschwelliger Unsicherheit betretend.

Als erster erschien Toyama mit dem Umschlag in Händen: „Guten Tag, Frau Hayama“, sagte er sachlich mit einer Hand auf den aus ihrer Sicht gesehen vordersten Stuhl deutend.

Diese verstand, wobei zeitgleich Otaki, Heiji und Kazuha dazu stießen.

Otaki setzte sich mit seinem Kollegen auf die andere Seite des Tisches.

Heiji blieb dagegen zusammen mit Kazuha fürs erste lieber in beobachtender Position im Hintergrund, nachdem er die Plastiktüte und die Fotos auf dem Tisch abgelegt hatte. Jedoch nicht ohne ein flüchtiges Grinsen durchschimmern zu lassen, als er ihren Hals betrachtete, der auch heute mit dem gleichen Schal wie gestern bedeckt war.
 

„Wir habn einige Ermittlungs- un Autopsie-Ergebnisse, zu den wir noch einmal einige Fragn an Sie hätt“, begann Toyama.

„Ja?“

„Wir habn jetzt die Todesursache: Ihr Mann is weder an der Kopfverletzung noch an der am Hals selbst verstorbn, sondern an der Tiefe der Halsverletzung, welche durch eine plötzliche, massive Krafteinwirkung verursacht wordn is.“

Die Frau sah den Kommissar verwirrt an, bevor sie ihn möglichst besonnen fragte: „Wie mein’ Sie das?“
 

„Wir möchtn Ihnen hiermit sagn, dass Ihr Mann den Täter oder die Täterin mit hinuntergerissn habn muss“, es war Heiji.

Empört sah die Witwe die beiden Beamten an: „Wolln Sie damit etwa andeuten: Ich hätt mein Ehemann umgebracht?“

„Bleibn Sie ganz ruhig“, wollte Otaki beschwichtigen.

Doch die Dame geriet in Rage: „Das is eine unerhörte Unterstellung! Was fällt dir eigentlich ein?“, wendete sie sich nun an den Oberschüler. Ihn traf ein strafender Blick, dem er aber gelassen standhielt.

„Bitte bleibn Sie ruhig“, versuchte der Inspektor es noch mal, aber auch diesmal erfolglos.

„Ruhig bleibn? Was gedenkn Sie eigentlich, wen Sie hier beschuldign?“, fuhr sie die beiden Ermittler aufgebracht an: „Was machn diese beidn Schüler eigentlich hier? Das is jawohl nur Sache der Mordkommission!“

„Das Mädchen dort is meine Tochter“, erklärte der Kommissar mit warnendem Unterton: „Sie un ihr Freund habn ein Dokument gefundn un habn eine entsprechende Aussage diesbezüglich gemacht.“

Bei dem Wort Dokument wurde die Hotelbesitzerin blass: „W-was für ein Dokument?“, brachte sie möglichst gefasst hervor.

„Dies hier aus der Küche.“ Toyama schob ihr besagtes zu.

Für einen Augenblick erstarrte die Verdächtige, bevor sie sich energisch zur Wehr setzte: „Na un? Das beweis jawohl noch rein gar nichts!“

„Das allein nich. Aber die Tatsache, dass alle andern im engeren Kreis der Verdächtign unter anderem auch Herr Fugasaki, Frau Nikitama un die zukünftige Verlobte ihres Mannes zwar ebenfalls ein mögliches Motiv gehabt hättn, jedoch aber nich die Möglichkeit dazu, da ihre Alibis bereits überprüft wurdn.

Sie jedoch weisn für den Zeitraum, bevor Sie sich mit ihren Kollegn wegen des Computerfehlers trafn keines auf!“, äußerte der Detektiv sich unbeeindruckt näher an den Tisch heran tretend.

„Das geht dich nichts an!“, zornig sah die Beschuldigte ihm entgegen.

„Mag sein“, räumte Heiji ein: „Allerdings kann unter dem eben genanntn Umstand bezüglich des Kräfteverhältnisses davon ausgegangn werdn, dass es sich um eine Frau als Täterin handelt und da bleiben zumindest fürs erste nur Sie übrig!“
 

„Das is absurd!“, widersprach sie, dann richtete sie aufstehend ihr Wort an die Beamten: „Entschuldign Sie mich: Ich werde gehen!“, reagierte sie kurz angebunden. Sie wollte schon zur Tür gehen, als der Sohn des Hauptkommissars seinen Trumpf ausspielte: „Sie bleiben hier! Nehmn sie den Schal ab!“
 

Nun vollends entsetzt erstarrte Frau Hayama in ihrer gerade durchführenden Schrittbewegung. Sie brauchte einen Moment um sich gefasst umzudrehen: „Mein Hals?“ und ihre Angst zu verbergen: „W-was soll damit sein?“

„Ich erklär Ihnen doch gerade, dass nur eine weibliche Person in Frage kommt un dass ihr Opfer, ihr Mann, die Täterin auf Grund des Kräfteunterschiedes mit nach untn gerissn habn muss, wodurch die tödliche Vertiefung der Wunde entstand!“
 

Die vermeidliche Täterin ließ den Oberschülerdetektiv leicht bebend weiter sprechen: „Was nichts anderes zur Folge habn muss, als dass die Täterin sich durch den Sturz oder zumindes durch den festn Griff des stärkeren Mannes ebenfalls, aller Wahrscheinlichkeit nach, verletzt habn muss.“

„Ich bin nich verletzt oder siehs‘u etwa Verletzungn an mir?“, forderte die Beschuldigte Kazuhas Freund bissig heraus.

„Wer sagt, dass es auffällige Verletzungn sein müssn? Druckspurn der Handgelenke lassen sich leicht verbergn un des Weitern konnt von der Position des Opfers bestimmt werden, wie die Täterin auf ihrem Opfer aufgekommn sein muss.“

„In diesem Fall war es genau die Halspartie!“, ergänzte Toyama die Tatwaffe und eines der Fotos mit der Halsverletzung hinzuziehend: „Deshalb bitte ich Sie jetz ihrn Schal einmal abzunehmn.“
 

Ran kam nach Hause. Verabschiedete sich rufend von ihrer Freundin: „Bis morgen, Sonoko“ und winkte.

Lächelnd öffnete Shinichis Freundin. Sie hatte den Schlüssel noch nicht umgedreht, da waren auch schon Holmes und Queen zu hören. Lautstark bellend umringten sie die Schwangere Schwanz wedelnd.

Nachdem Ran sich der Sandalen entledigt hatte, traf sie den Professor in der Küche stehend an.

Gemeinsam mit Ai und Conan war er gerade dabei Einkaufstüten auszuräumen.

„Hallo“, ließ Shinichis Freundin ihre Schultasche auf das Sofa sinken: „Wartet ich helfe euch.“
 

„Was?“

„Sie habn mich schon richtig verstandn!“

Hilflos verharrte die Frau in ihrer Position.

„Frau Nikitama un die Verlobte hattn schon gestern ihre Hälse offenliegn“, meinte Heijis Freundin beipflichtend: „Wenn Sie nichts zu verbergen habn, dann könn Sie das doch ruhig tun?“
 

Auf Grund der erdrückenden Situation, gab Frau Hayama auf. Unter ihrem Schal kam ein dicker, blauer Fleck zum Vorschein.

Heiji war zufrieden. Er sah zu wie Kazuhas Vater aufstand und das Messer mit Handschuhen aus der Tüte nahm. Damit kam er auf die Witwe zu, die ihn widerstandslos das Griffende des Messers mit ihrer Verletzung abgleichen ließ. Beiderlei Formen waren identisch!

„Ich möchte einen Anwalt“, sagte die Frau, die ihren Mann erstochen hatte, das letzte bisschen Würde bewahrend das sie noch hatte.
 

Freitagnachmittag, 21. Juli
 

„Endlich Ferien!“, riefen die beiden Oberschülerinnen einstimmig das Schulgelände verlassend aus.

„Du siehst immer noch etwas blass aus“, merkte Sonoko darauf die ersten Schritt in Begleitung ihrer Freundin auf dem Schulhof gemächlich zurücklegend an: Geht’s dir jetzt wenigstens besser?“

Ran nickte: „Ja. Jetzt, wo ich Miss Jodie hinter mir habe.“

„Was hat sie denn eigentlich gesagt?“

„Sie meinte, dass meine Leistungen zwar im Moment stark zu wünschen übrig lassen würden, aber dass sie aufgrund meiner früheren Mitarbeit ein Auge zugedrückt hat. Und sie meinte, wenn ich krank wäre, dann solle ich doch besser zu Hause bleiben. Ich hoffe wirklich, dass wir sie nicht auch noch nächstes Jahr haben.“

„Aber du magst sie doch so sehr.“

„Schon“, stimmte Shinichis Freundin zögernd zu: „Aber sie will immer alles ganz genau wissen.“

„Dann sag ihr das doch einfach, dass du schwanger bist.“

Ran fuhr entsetzt zu ihr um: „Nein! Ich will nicht, dass es jeder weiß. Das ist doch total peinlich“, zischte sie Sonoko an.

„Na und? Lass die doch reden. Es kommt doch eh raus.“

„Ich weiß. Aber ich will es wenigstens so lange wie möglich geheim halten. Es reicht, wenn sie mich demnächst damit nerven!“

Das sah Makotos Freundin ein: „Aber du siehst trotzdem nicht gut aus. Ich glaube ich begleite dich lieber.“

„Danke“, murmelte Ran mulmig.
 

Gemeinsam ließen die Oberschülerinnen den Schulhof und die zu ihm führende Straße ohne miteinander zu reden hinter sich.

Schließlich konnte Sonoko aber nicht mehr anderes: „Ah, wie toll!“, klatschte sie begeistert in die Hände.

„Ja. Endlich kein Klausuren-Stress mehr“, Ran seufzte innig vor Glückseligkeit: „Ich falle um vor Müdigkeit. Ich hätte keinen weiteren Tag länger durchhalten können.“ Stimmte sie erleichtert und ausgelassen zu.

„Dann sehe ich endlich Makoto!“ Sonoko war schon ganz schwärmerisch vor Vorfreude. Das Verlangen nach ihm das sie überkommen hatte konnte wirklich niemand übersehen.

„Ja und ich kann endlich den ganzen Tag im Bett verbringen.“ Rans Augen funkelten ebenso vor genüsslicher Erregung: „Nicht mal zum Essen werde ich aufstehen!“ Vergnügt ließ sie dabei ihre Hände, senkrecht unter ihr Kinn haltend, zusammenklatschen.

„Ja. Entspannung pur!“ Sonoko klang richtig großspurig: „Ich und Makoto werden es uns so richtig gut gehen lassen. Du kannst Conan ja zu deinem persönlichen Bediensteten abrichten und ihn herumkommandieren.“ Die Freundin Makotos grinste verschlagen sich das gerade bildlich und detailiert ausmalend:

Würde diesem kleinen Angeber recht geschehen so vorlaut wie er immer ist, dachte sie. Jedoch fiel ihr dadurch gar nicht auf, dass sie Rans Stimmung versehentlich verschlechtert hatte.

„Was hast du denn?“, fragte sie so verwirrt, als sie das sich gesenkte Haupt bemerkte.

„Sag nicht sowas Gemeines über ihn! Er ist doch schon immer so lieb zu mir. Er bringt mir jeden Morgen mein Frühstück“, Ran wurde noch ernster: „Ich weiß auch nicht“, fuhr sie fort. Wirkte nun aber gar nicht mehr sauer: „Er wirkt irgendwie so schrecklich traurig, seitdem er wieder bei uns ist. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass irgendetwas passiert ist während er weg war. Er ist so ernst.“

„Ran, Conan ist doch immer ernst“, widersprach Sonoko aufbauend und zugleich auch nicht sonderlich angetan.

Was ihre Freundin ihr unweigerlich übel nahm: „Doch nicht so ernst! Ich bilde mir das doch nicht ein!? Ich kenne ihn.“ Ran wurde ganz leise: „Er lacht gar nicht mehr und wenn er es doch mal tut sieht er dabei so aus, als würde er am liebsten in Tränen ausbrechen. Er will aber auch nicht mit mir darüber sprechen. Immer wenn ich ihn frage schüttelt er nur mit dem Kopf!“

Ran sah aus, als würde auch sie gleich weinen. Schnell legte Sonoko ihr einen Arm um die Schulter.

„Er hilft mir dauernd. Ständig ist er darauf aus, dass es mir gut geht. Aber mich lässt er gar nicht an sich ran. Ich habe das Gefühl, als wolle er Shinichi irgendwie ersetzen. Ich weiß nicht wie er auf so etwas kommt? Oder spinn ich?“ Ran schaute ratlos zu ihrer Freundin auf.

„Kommt Shinichi denn in den Ferien?“, lenkte diese das Thema mehr auf den Erwähnten.

Ran schüttelte ihren Kopf wieder senkend. Ihre Stimme war fast vor sich hin flüsternd: „Ich denke nicht. Er hat mir gesagt er könnte leider nicht. Es tut ihm Leid, aber er könne wirklich nicht“, teilte sie niedergeschlagen und auch ein wenig mit ärgerlicher Enttäuschung mit.

„Tut mir Lied“, entschuldigte sich Sonoko betreten bei ihr.
 

Samstagmorgen, 22. Juli
 

Ran wachte auf. Erschrocken tastete sie nach ihrem Wecker: 10:57 Uhr.

Oh nein: Die Schule!, war ihr entsetzter Gedanke, bevor sie sich äußerst erleichtert zurück in ihr Kissen fallen ließ: Ach ja, es sind ja Ferien! Ich habe doch heute gar keine Schule, fiel es ihr wieder ein. Entspannt räkelte sich Ran dank dieser Erkenntnis vergnüglich: Ferien! Endlich!, dachte sie beglückt, bevor sie ein seliges: „Wie himmlisch!“, murmelte. Aus den Augenwinkeln heraus entdeckte sie ihr angerichtetes Frühstück. Ihre Miene verfinsterte sich. Schnaubend richtete Ran sich auf.
 

Geduscht, das weiße Handbuch noch über der Schulter, machte sich Conan über den noch nicht abgeräumten Tisch her.

„Huhu, Conan! Wer bin ich?“, hörte er plötzlich eine fröhliche Stimme, die ihm die Augen zuhielt, hinter sich.

„Ran“, erkannte er seine Freundin, die Stäbchen in die Schale sinken lassend, sofort sanft.

„Richtig!“, jubelte sie ihre Hände von seinen Augen nehmend.

Sie hat meine SMS also gelesen, dachte er sich glücklich zurückerinnernd.

Ihn lieb anlächelnd setzte Ran sich zu ihm.

Während sie sich ein Glas füllte, erinnerte er sich rot werdend an den Inhalt der Nachricht.

Doch Ran sah ihn nun plötzlich ernst an und ihr Tonfall war noch ernster: „Du, Conan!?“ Sodass der Mini-Shinichi es mit der Angst zu tun bekam. „Ja?“, fragte er unsicher.

„Das geht so nicht!“

„Was geht so nicht?“, bemühte sich der geschrumpfte Shinichi seine kindliche Fassade mit großer Sorgfalt hütend. In Wirklichkeit aber sehr betroffen, als er ihr weiter zuhörte.

„Das du mir jeden Morgen extra mein Frühstück hochbringst. Ich weiß es ja wirklich zu schätzen, dass du dir jedes Mal so eine Mühe machst, aber ich bin schon alt genug. Ich bin nur faul. Ich bin nicht krank, okay? Lass mich das lieber selbst machen. Sonst komme ich ja gar nicht mehr nach unten“, bat sie ihn. Ihre Worte durch ein fröhliches Zwinkern abschwächend.

Sofort machte sie sich ihrer Seitz Sorgen und es tat ihr sehr leid: „Ach, Conan“, nahm sie ihn trösten wollend ihn den Arm. Ohne es zu wissen machte sie es ihm nur noch schwerer: „Was ist denn mit dir, hm? Möchtest du es mir denn wirklich nicht sagen?“

Sie erschreckte sich, als ihr geschrumpfter Freund sich aus ihrer Umarmung befreite und fluchtartig Richtung Haustür verschwand.

Überfordert mit der Situation kamen Ran die Tränen.
 

Längst hatte seine Freundin sich fertig gemacht, als Conan schließlich zu ihr zurück ins Wohnzimmer kam. Sie verstaute gerade ihren Schlüssel in ihrer Handtasche. Der Professor saß an seinem Computer.

„Wo warst du denn?“, registrierte er Rans Stimme.

Der geschrumpfte Detektiv schluckte die Besorgnis heraus hörend: „E-Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Sorgen machen.“ Aufrichtig schaute er seine Ran reumütig an: „Wirklich nicht. Es tut mir leid.“

Ran unterdrückte den Impuls ihren kleinen Mitbewohner umarmen zu wollen. Sie erwiderte seinen Blick traurig. Verzichtete leise seufzend darauf auch nur eine einzige weitere Frage zu stellen.
 

Es klingelte an der Haustüre. In Ran kam neues Leben. Schnell eilte sie und öffnete Heiji und ihrer Freundin.

„Äh?“, Shinichis Freundin war ganz verdattert: „W-Was m-macht ihr denn jetzt schon hier? I-ich dachte ihr kämmt erst um V-vier. Ich wollte euch doch abholen kommen“, umarmte sie Kazuha erfreut.

Conan hörte sie vom Wohnzimmer aus, indem er stehen geblieben war.

Heiji, der sich derweil schon zu den Welpen hinunter gebeugt hatte erklärte: „Wir hattn heut morgn schon Langeweile un da dachtn wir uns wir überraschn euch.“

Ran machte ein: „Okay.“

„Na du kleines, abschleckendes Ungeheuer?“, Osakas Detektiv hielt sich seinen Queen vor die Nase: „Hassu mich vermisst, hm?“ Der Vierbeiner wedelte freudig mit dem Schwanz: „Ja, ich dich ja auch.“
 

Heiji kam den anderen ins Innere nach.

„Un has’u mich auch vermisst?“, beugte er sich scherzhaft zu seinem Freund vor.

Conan rümpfte nur die Nase. Ließ ihn stehen.

Ai stellte sich neben ihn.

„Klär mich auf: Was hab ich verpasst?“

Ai zuckte nur mit den Schultern: „Keine Ahnung. Ich war in meinem Zimmer.“

Der Professor, der Kazuha bereits willkommen geheißen hatte begrüßte nun auch ihren Freund: „Hallo Heiji, schön dass du wieder hier bist.“

„Freut mich auch“, entgegnete der zurück gekommene Oberschüler gut gelaunt. Ehe er sich dann an den Hausbesitzer wendete: „Könn Sie mir sagn was mit Shinichi is?“

Agasa machte ein betretenes Gesicht: „Das weiß ich leider auch nicht so genau. Ich habe nur eben mitbekommen, dass Shinichi sich bei Ran entschuldigt hat. Wofür weiß ich nicht. Das muss vorher gewesen sein“, räumte der Erfinder auch ein wenig besorgt, den Hinterkopf haltend, ein.

„Hm“, machte Heiji und stieg die Treppe hinauf nach oben. Klopfte an, bevor er herein kam.
 

Conan war dabei seinen Rucksack zu packen. Allerdings nicht sehr ordentlich, sodass er den gesamten bisherigen Inhalt wieder auf seinem Bett auskippte. Stur räumte er vor sich hin, während Heiji auf ihn zu kam: „Hey, was is los?“

„Nichts!“

„Nichts?“, Heiji sah den geschrumpften Oberschüler ungläubig an: „Das was du da machs sieht aber anderes aus, Shinichi.“

„Na und? Ich packe für morgen! Was dagegen?“, räumte der kleinere der Detektive seine Taschenlampe und das Taschenmesser unsanft ein.

„Nö. Ich dacht nur vielleicht könnt ich helfn.“

„Nein: Kein Bedarf!“, wehrte sein Freund schmollend ab. Verschloss den Rucksack.

„Schon gut. Dann ebn nich.“

„Danke“, patzig ließ Conan den Rucksack auf den Boden fallen und verließ zügig das Zimmer.

„Shinichi?“, Heiji war verwirrt. Verzichtete vorerst auf weiteres nachharken.
 

„Was für ne miese Stimmung hier“, merkte er zerknirscht wieder unten auftauchend an: „Da will ich ja gleich wieder nach Osaka.“

„Na, wenigstens ist es nicht so langweilig“, meinte Ai bemüht es aus einem positiven Blickwinkel zu betrachten.

„Na, weiß’u eigentlich dacht ich vorhin eher an ne andere Art von Spannung.“
 

„Ja, Okay. Bis morgen dann“, verabschiedete sich Ran fröhlicher Stimmung und legte auf. Sie stand oben am Geländer. Rief zum Professor, welcher an seinen Computer zurück gekehrt war, hinunter: „Wir brauchen Aoko und Kaito nicht mitnehmen. Ihr Vater fährt sie und ich fahr mit ihnen. Sie holen mich morgen gegen kurz nach Zehn ab.“

„In Ordnung“, erwiderte dieser hochschauend. Dann richtete er sich kurz an Heiji: „Du und Kazuha nehmt dann das Motorrad?“

Gefragter nickte: „Joha.“

Während der Erfinder sich nun weiter seiner Tätigkeit widmete fragte Heiji Ai: „Has’u Lust mir zu helfn?“

Sie nickte.

Gemeinsam mit ihm trat sie aus dem Haus.

Sie schaute ihm zu wie er gewissenhaft seine Maschine überprüfte.

Anschließend schnappte er sich den in einer Ecke liegenden Fußball. Kickte ihn ihr zu.
 

Später
 

Ai kam mit Heiji zurück ins Haus. Sie sahen, dass Kazuha und Ran dabei waren mit dem Kochen zu beginnen.

„Solln wir so lang noch ne Runde American Sezessionswar spieln?“

„Ach, wieso nicht“, meinte die kleine Chemikerin kühn.

„Bei mir oder bei dir?“ Kazuhas Freund klang ein wenig süffisant.

Anstatt zu antworten ging Ai in die Richtung ihres Zimmers. So holte Heiji schnell seinen Laptop aus dem Flur, welcher in seiner Tasche auf einem der anderen Koffer abgestellt worden war. Anschließend gesellte er sich zu ihr. Jene fuhr ihren Computer bereits hoch. Tadashi befand sich auf ihrem Schoss. Ganz gebannt schaute das Baby dem Vorgang zu. Es zuckte ein wenig zusammen. Es wurde hochgenommen: „Hi, Tadashi: Na, wie geht’s dir? Rettes’u ein paar Sklaven mit mir, hm?“

Der Detektiv platzierte das Gerät vor sich auf dem Bett und setzte sich im Schneidersitz davor. Tadashi in die dadurch entstandene Kuhle. Auch beim Hochfahren des Laptops war das kleine Kind ganz Feuer und Flamme. Heiji loggte sich ein und das Baby haute auf die Tasten.

„Warte“, lachte sein Festhalter auf: „Ich muss uns erst einloggn.“

Alsbald befand Heiji sich auf einem Schlachtfeld. Mit Tadashi zusammen betätigte er die entsprechenden Tasten.

Der blau gekleidete Soldat wurde erschossen. „Oh, nein: Tadashi! Jetz hass’u uns getötet.“ Heiji war nachsichtig. Gab dem Baby ein Küsschen auf den Kopf: „Ich seh schon lass mich lieber übernehm, Okay!?“ und knuddelte es.

Die beiden inklusive dem Säugling waren ziemlich in ihre zu bestehende Schlacht gegen die Südstaaten bei Gettysburg vertieft, als Kazuha ihren Kopf in Ais Zimmer herein steckte: „Das Essen ist fertig“, verkündete sie.

„Is gut“, war es Heiji, der es laut zur Kenntnis nahm. Das Nordstaatenteam speicherte. Dann steckte der Detektiv das Auflade Kabel in den Laptop. Zusammen mit den anderen beiden kam er in die Küche.

Ran schaute den eben gekommenen Detektiv an: „Wo ist Conan?“, fragte sie ihn verwundert.

Heiji zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Bei mir war er nich. Ich war mit Ai zusamm“, meinte er sich gelassen dazu setzend.

Daraufhin schwieg Ran.

„Was is?“, fragte Heiji aufmerksam nach.

„Wo steckt Conan dann? Er weiß doch wann Abendessenzeit ist.“

„Vielleicht ist er noch obn?“, überlegte Kazuha aufstehen wollend. Doch statt ihr, ging ihr Freund nachsehen.
 

Das Zimmer war leer. Osakas Detektiv schüttelte in die Küche zurückkehrend den Kopf: „Ne. Er is noch nich da.“

Nach dem Essen stellte Ran die Schälchen bei der Spüle ab. Sie schaute auf ihre Armbanduhr: „Wo ist Conan nur?“
 

Um zwanzig nach Acht war Conan immer noch nicht gekommen. Sie erreichte ihren kleinen Freund auf seinem Handy nicht. Heiji in seinem Zimmer gerade auspackend hörte es klingeln. Nahm aber nicht ab. Durch die Displayanzeige erkannte er allerdings, dass es sich um Rans Nummer handelte. Seine Tätigkeit darauf unterbrechend stieg er die Treppe nach unten. Er hörte sie: „Ai, bitte kannst du mal bei Ayumi und den anderen anrufen? Vielleicht ist Conan ja bei ihnen?“ Gefragte nickte und tat worum sie gebeten wurde: „Guten Abend Frau Yoshida“, meldete die vermeidliche Grundschülerin sich: „Es tut mir leid falls ich Sie störe: Ist Conan Edogawa vielleicht bei ihnen?“

„Nein, tut mir Lied“, teilte Ayumis Mutter bedauernd mit.

So versuchte es Ai bei Mitshuhiko. Er nahm selbst ab: „Hallo?“

„Hier ist Ai. ist Conan vielleicht bei dir?“

„Nein.“

Bei Genta ging niemand dran.

„Was macht Conan nur so lange?“ Ran wurde allmählich nervös. Ließ sich auf dem Sofa nieder.

„Bestimmt hat er beim Spielen nur die Zeit vergessn“, vermutete Kazuha zuversichtlich ermutigend. Sie setze sich neben ihre Freundin.

Es wurde Neun Uhr, viertel nach Neun, fünfundzwanzig Minuten nach Neun, fünf nach halb Zehn.“

„Wo ist Conan?“ Ran begann sich nun wirklich Sorgen zu machen.
 

Heiji, der beim Professor am Computer saß schaute wie auch Ai in ihre Richtung.

„Is schon komisch“, meinte er: „Sein Skateboard steht oben un den Fußball hattn wir. Außerdem hat er sons doch immer sein Handy mit.“

„Auf seinem Transmitter erreiche ich ihn auch nicht“, fügte Ai beklommen hinzu.

Heiji erhob sich: „Ich werd mal sehn, ob ich ihn find.“

„Ich komm mit“, war es Kazuha. Ihr Freund schüttelte zum Flur gehend mit dem Kopf: „Nein, bleib du mal lieber hier.“ Er gab ihr noch einen Kuss, bevor er ging.
 

Es war viertel nach Zehn. Ran und die anderen Bewohner des Hauses wurden hellhörig. Ein Schlüssel bewegte sich ihm Schloss. Nicht nur die Welpen waren aufgeregt. Shinichis Freundin sprang auf und eilte ebenfalls in den Flur.

Es war Heiji. Jedoch ohne Conan. Trotzdem erkundigte sich die Oberschülerin besorgt bei ihm: „Heiji, hast du ihn gefunden? Weißt du wo er ist?“

Gefragter schüttelte nur bedauernd seinen Kopf.

Ran fing an zu schluchzen. Sofort war Kazuha tröstend an ihrer Seite: „Er kommt bestimmt gleich.“

Heiji antworte auf Ai und des Professors fragendes Gesicht: „An den Ortn, wo er sons schon mal is war er nich.“ Auch bei ihnen konnte man nun eine gewisse Anspannung nicht leugnen.
 

Es war fünfzehn Minuten vor Elf, als Ran es nicht mehr aushielt. Schnell verschloss sie ihre Sandalen, um dann ihre Jacke schnappend selbst auf eigene Faust nach ihrem kleinen Freund zu suchen. Heiji rief ihr noch ein: „Aber du weiß doch gar nich wo du suchen solls“ nach.
 

Shinichis Freundin war erschöpft. Es war schon fünf vor Zwölf.

„Conan?“, rief sie matt zu den anderen ins Wohnzimmer zurück kommend. Er war nicht hier. Ran brach ruckartig in Tränen aus. Kazuha nahm sie in den Arm. Setze sich mit ihr neben den Professor auf das Sofa.

Heiji und Ai saßen auf den Sesseln.

„Conan, wo kann er nur sein? Ob ihm was passiert ist? Ich versteh das nicht“, sagte sie immer wieder schlunzend.

„Nur mal langsam, Ran. Es geht ihm sicher gut“, versuchte der Professor die Atmosphäre die im Raum lag zu lockern.

„A-Aber das passt nicht zu ihm. E-er würde das doch nicht machen. Mit Absicht so lange weg bleiben und mir Angst machen. Er hat sich doch heute Mittag noch dafür entschuldigt.“ Ran wischte sich ihre Tränen beiseite: „Ich versteh das nicht. Ich versteh das einfach nicht. Was mach ich den falsch?“ Ihre Wangen wurden erneut feucht. Tröstend rieb Kazuha ihr über den Arm. Heiji schaute zu. Grübelte an seinem Fingernagel kauend intensiv vor sich hin. Auch Ai und der Professor dachten nach.
 

Da: Die Stille wurde unterbrochen. Zuerst war das Geräusch eines aufschließenden Schlüssels zu hören, dann Hundegebell. Ran hastete in den Flur. Auch die anderen standen auf.

„Conan!“, wurde der Detektiv von seiner Freundin in Rage angeschrien: „Conan, wo warst du? Hast du vielleicht mal irgendeine Ahnung wie spät es ist?“

Er wollte etwas sagen. Sie ließ ihn nicht zu Wort kommen: „Bist du total bescheuert? Weißt du was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe? Dir hätte sonst was passiert sein können!“

„Mir passiert schon nichts!“, erwiderte der Mini-Shinichi: „Ich bin schließlich alt genug“, schrie er zurück. Sofort biss er sich es bereuend auf die Unterlippe.

„Alt genug?“, Ran klang richtig hysterisch: „Conan, Tokio ist groß und du bist ein kleines Kind! Du kannst nicht einfach so lange weg bleiben! Und schon gar nicht ohne zumindest irgendjemandem Bescheid zu sagen. Heiji und ich haben dich überall gesucht.“

Die anderen standen mittlerweile auch am Ort des Geschehens.

„Ich bin keiner Rechenschaft schuldig. Keinem einzigen: Du hast mir gar nichts zu sagen, Ran!“

Zornig lief er ins Wohnzimmer. wollte die Treppe nach oben.

„Bleib stehen!“, die Stimme seiner Freundin war schneidend, als sie ein: „Shinichi!“ hinzusetzte.

Der Gemeinte hielt abrupt an. Verharrte wie gelähmt an Ort und Stelle.

Auch sonst wagte keiner mehr sich zu bewegen.

Ran packte ihren Freund von hinten an beiden Armen. Drehte ihn um, bevor sie sich hinunter auf Augenhohe kniete. Sie rüttelte ihn.

Hilflos sah er sie an. Sagte kein Wort. Dann senkte er seinen Kopf.

„Shinichi: Bist du Shinichi?“

Conan antwortete nicht.

„Wenn du Shinichi bist, dann sag es mir“, bat sie ihn eindringlich: „Bitte. Du kannst es mir ruhig sagen. Ich werde auch nicht sauer auf dich. Ich versprech es dir.“

Ihr Freund blieb stumm.

„Bist du Shinichi? Sag es mir: Bist du es?“, forderte Ran jedoch unweigerlich Antwort.

Ai, Heiji und der Professor hielten den Atem an, waren unweigerlich Zeugen von der Selbstbeherrschung des geschrumpften Shinichis, als dieser aufblickte. Seiner Ran in die Augen sah. Tapfer seine Lüge aussprach: „Nein“ und sich selbst verleugnete: „bin ich nicht. I-ich bin nicht Shinichi.“ Seine Stimme war dünn und brüchig, trotz seiner enormen Anstrengung.

„Conan, tut mir Leid“, entschuldigte Ran sich sofort schuldbewusst bei ihm: „Ich versprech ich frag dich das nie wieder. Es ist nur“, sie brach kurz ab: „d-dass du ihm so ähnlich bist. Ich weiß auch nicht was mich geritten hat. Bitte vergiss es einfach, ja?“

„Ist gut.“ Ihr Freund nickte leise.

Ran gewann zu ihrer üblichen Souveränität zurück: „Na, los: Geh. Mach dich bettfertig.“

Ohne auch nur irgendeine Form von Protest machte Conan, dass er nach oben kam.

Ran dagegen rief bei ihrem Vater an: „Paps“, meldete sie sich: „Du kannst aufhören zu suchen. Conan ist wieder da.“
 

Aus dem Badezimmer kommend und bereits im Schafanzug wurde der Mini-Shinichi sich seiner Position durch Kazuha bewusst, die statt ihm zu Ran ins Zimmer ging und die Tür für ihn verschloss.

Er rannte in das Zimmer, welches er sich mit Heiji teilte. Dieser wollte den Raum, ebenfalls für die Nacht umgezogen, gerade verlassen.

Conan wich er aus und beobachte wie jener sich wütend auf sein Bett warf. So blieb Osakas Detektiv: „Hey?“, sprach er seinen kleineren Freund fragend näher kommend an.

Der drehte sich, sich in die Decke einhüllend, mit dem Rücken abweisend zur Wand. Unter der Decke bebte sein Körper vor zorniger Erregung.

Heiji berührte ihn auf Höhe der Schulter. Wollte ihn gerne zu sich umdrehen. Doch Conan hielt kräftig dagegen, sodass sein Freund nach gab und ihn Ruhe ließ. Er ließ den geschrumpften Shinichi alleine.
 

Als er nach dem Zähneputzen wieder kam, hatte sich nichts geändert. Conan lag gerade, seitlich gedreht zugedeckt. Mit seinen Händen umfasste er die Decke krampfhaft. Hatte Fäuste aus ihnen gemacht. Er hielt diese nah an sich. Seinen Kopf nach unten gebeugt fast dagegen gepresst. Die Augen fest zugekniffen.

Heiji schaltete betreten das Licht aus. Legte sich dann auch ins Bett. Von dort aus schaute er betrübt zum gegenüberliegenden Bett.

Shinichi, dachte er verstummt.
 

Im Nachbarzimmer waren die Oberschülerinnen auch in ihren Betten. Ran lag da. Sie schaute zur Decke hinauf, bevor sie sich ruckartig aufsetzte. Ihre Decke beiseite schlug und aufstand.

„Was machs’u Ran?“, fragte Kazuha sie schon ganz verschlafen.

„Ich geh mich bei Conan entschuldigen. Ich kann nicht schlafen, wenn er wütend auf mich ist“, entgegnete sie entschlossen zur Tür gehend. Danach öffnete sie und klopfte an das daneben liegende Zimmer.

Kam vorsichtig herein: „Conan?“

Der kleine Detektiv setze sich, die Augen durch das grell angeschaltete Licht zusammenkneifend, auf: „Ran?“, fragte er leise verwirrt zurück.

Besagte kam zu ihm ans Bett. Auch Heiji richtete sich in seinem Bett auf. Wurde so zum zweiten Male Zeuge der beiden.

„Conan? I-ich wollte mich noch mal bei dir entschuldigen. Ich wollte dich vorhin wirklich nicht so anschreien.“

Ihr Freund sah sie nichts sagend an.

„Könnten wir uns wieder vertragen? Ich kann nicht schlafen, wenn wir zerstritten sind. Ich finde streiten ist ganz furchtbar, findest du nicht auch?“

„Ja“, antworte ihr Conan leise zustimmend.

Auf Rans Gesicht bildete sich ein gütiges Lächeln: „Wieder Freunde?“

Ihr Freund nickte. Erwiderte ihre Umarmung.

„Ich hab dich wirklich sehr, sehr lieb“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

Der geschrumpfte Shinichi schaute über ihre Schulter hinweg ins Leere: „Ich dich auch“, gab er benommen zu.

„Gute Nacht. Schlaf gut“, verabschiedete sich die Mutter seines ungeborenen Kindes mit einem Kuss auf die Stirn. Dann ließ er sich von ihr zudecken.

„Gute Nacht“, sagte auch er.

Heiji hörte den unterschwelligen Hauch von Wehmut heraus. Er verfolgte mit wie die Oberschülerin das Licht ausschalte und die Tür hinter sich zuzog. Es war nun vermeidlich dunkler als zuvor im Zimmer. Heiji hörte wie sein Freund sich wieder auf die Seite drehte. Dann seufzte er lautlos und legte sich ebenfalls wieder hin.
 

Das Licht wurde angeschaltet. Kazuha rappelte sich verschlafen auf. Sie sah wie Ran sich ihr Handy nahm und damit hantierte.

„Was machs’u da?“, wunderte sich ihre Freundin darüber.

„Ich schreibe Shinichi“, wurde ihr erklärt.
 

Sonntagmorgen, 23. Juli
 

Heijis Handywecker sprang an. Ruckartig wurde der geschrumpfte Shinichi unsanft wach. Den Kopf haltend richtete er sich auf.

Kazuhas Freund schaltete die unangenehmen Geräusche ab. Der kleine Detektiv murrte ärgerlich.

Heiji ging als erster ins Badezimmer. Conan dagegen blieb noch im Bett sitzen, bevor er sich stöhnend und unsanft zurückfallen ließ. So blieb er liegen bis Heiji zurück kam, dann erhob er sich. Er holte sich Sachen zum Anziehen, dabei schaltete er sein Shinichi-Handy ein.

Hm? Eine SMS von Ran? Er öffnete die bekommene Nachricht. Beim Lesen runzelte er die Stirn. Dann ging er aus dem Zimmer.

Heiji sah ihm nach.
 

Das Badezimmer verlassend war er noch dabei seine Haare mit einem Handtuch trocken zu rubbeln: „Du kannst Kazuha“, sagte er ihr entgegenkommend.

Er verfolgte wie sie nun ins Badezimmer ging. Kaum war sie verschwunden lugte er vorsichtig in das Zimmer seiner Freundin. Sie war noch nicht aufgestanden.

Schnell stieg der kleine Detektiv die Treppe nach unten und setze sich nach draußen auf die Wiese vorm Haus. Dort musterte er noch einmal die Kurznachricht, bevor er sie schluckend wegdrückte. Er atmete mehrmals tief durch, bevor er seinen Stimmentransposer einstellte und anrief.
 

Rans Handy begann zu klingeln. Die Oberschülerin war alleine in ihrem Zimmer. Verschlafen tastete sie danach. Nahm mit einem müden murmeln ab: „Hallo?“

„Guten Morgen, Ran“, würde sie zärtlich und heiter angesprochen.

„Shin-Shinichi?“, seine Freundin war ganz überrascht.

„Tut mir Leid“, sie hörte ihn lachen: „Meine niedliche Schlafmütze. Schade, dass ich dich nicht sehen kann. Du siehst gerade sicher ganz zerzaust aus“, amüsierte er sich bei dieser Vorstellung.

„Shinichi!“, empörte sich seine Ran sofort und setzte sich rasch auf.

Dieser lachte aber nur weiter: „Komm schon. Nimm es mir doch nicht übel. Ich mag es einfach, wenn du noch nicht ganz wach bist. Du bist dann noch bezaubernder als sonst.“

„Pah!“, schnaubte sie theatralisch strafend.

Ihr Freund wurde ernst: „Ran, du wolltest mich um einen Gefallen bitten?“

Beklemmung legte sich auf ihr Gesicht: „Ähm, weißt du?“, zögerte sie etwas.

„Was denn? Sag schon: Wie kann ich dir helfen?“, fragte ihr Freund ermunternd nach.

„Naja“, begann sie stockend ihr Anliegen vorzubringen: „E-es geht um Conan.“

„Conan?“, fragte der Mini-Shinichi mulmig nach.

„Ja. I-ich wollte dich fragen“, sie machte eine kurze Pause.

Angespannt lauschte Gemeinter in die Stille. Nur von Vogelgezwitscher umgeben.

„Naja, o-ob“ Beim letzen Teil ihrer Bitte überschlug sich ihre Stimme ein wenig: „Könnest du für mich mit Conan reden?“

„Mit ihm reden?“ der geschrumpfte Shinichi wurde stumm.

„E-er ist irgendwie schon seit einigen Tagen so traurig, aber er will mir absolut nicht den Grund nennen.“

Ihr Freund versuchte abzulenken: „Na sicher ist es nichts Schlimmes. W-warte doch einfach ab. Bestimmt ist es nur was ganz harmloses. Jungs wollen manchmal einfach nur ihre Ruhe.“

„Nein“, Ran war energisch: „Glaub ich nicht.“

„Wieso nicht?“, der geschrumpfte Shinichi wurde, sich ertappt fühlend, unweigerlich kleiner.

„Es ist, seitdem er wieder bei mir ist. Sicher ist er wegen irgendetwas Wichtigem so traurig und ich dumme Kuh habe ihn auch noch beschuldigt du zu sein.“

„Hä?“, bemühte ihr Freund sich mit größter Mühe sich nichts anmerken zu lassen.

„Frag mich nicht wie ich darauf gekommen bin“, seufzte sie reumütig: „Es ist einfach, weil ihr euch so schrecklich ähnlich seid.“

Conans Blick war tottraurig.

„Shinichi bist du wirklich sicher, dass ihr wirklich nur ganz entfernte Verwandte seid? Sicher, dass ihr nicht doch irgendwie Brüder seid?“

„Ganz sicher“, antworte der kleine Shinichi gefasst, um Humor bemüht: „Was du dir für Gedanken machen kannst“, lachte er hilflos und gekünstelt vor sich hin.

Er verletzte Ran ungewollt damit.

„Tut mir leid“, entschuldigte sie sich ganz leise: „Ich bin schon bescheuert. Es ist Unsinn. Ihr könnt nicht ein und dieselbe Person sein.“

„Ran“, der sie liebende Detektiv biss sich auf die Unterlippe: „Du bist nicht bescheuert.“

Ganz und gar nicht, fügte er in Gedanken noch zutiefst bedrückt hinzu.

„Es ist nur. Er tut mir so leid. Ich möchte ihm so gerne helfen, aber er stößt mich total zurück. Ganz gleich was ich versuche und gestern ist er erst spät in der Nacht wieder nach Hause gekommen. Ich hab mir solche Vorwürfe gemacht, weil ich ihn bedrängt habe.“ Ran weite fast, dass konnte er schuldbewusst hören. Er musste angestrengt auf seine Stimme achten: „Und nun möchtest du, dass ich mal mit ihm rede?“

„Ja, bitte Shinichi! Du bist sein großes Idol. Er eifert dir nach, wo er nur kann und auf dich hört er ganz bestimmt. Bitte, bitte du bist Detektiv. Du kannst bestimmt herausfinden was ihn so bedrückt“, flehte Ran ihn eindringlich an ihr diesen Gefallen zu tun.

„Ist gut“, räumte der Mini-Shinichi souverän wirkend ein.

„Oh, Shinichi! Danke, Dankeschön! D-du bist wirklich der Beste. Ich liebe dich dafür Shinichi!“ Wenn er tatsächlich dagewesen wäre sie ihm sicherlich um den Hals gefallen. Begeistert sprang sie auf: „Bleib einen Moment dran. Ich geh schnell zu ihm.“ Sie wollte schon los, als ihr Freund hastig auswich: „Nein, Ran: Warte. Ich kann jetzt gerade nicht. Ihn ein paar Minuten kommt ein Klient zu mir. Wirklich es tut mir sehr leid. Bitte sei nicht böse auf mich. Ich werde ihn später anzurufen. Dann habe ich mehr Zeit, okay Ran? Bis nachher.“

Noch bevor sie auch nur antworten konnte hatte er aufgelegt. Sie hörte nur noch das tuten.
 

Draußen vergrub Conan sein Gesicht in seinen Kniebeugen. Es dauerte bis er totunglücklich, sich mit der freien Handfläche abstützend, aufrichtete und zurück ins Haus ging.

Ai begegnete ihm im Wohnzimmer. Sein Gesicht von ihr abwendend lief er an ihr vorbei.

„Shinichi“, wurde er vom Professor herbei gerufen: „Komm und frühstücke mit mir.“

„Ich hab keinen Hunger“, murrte Conan sich deprimiert auf dem Tisch abstützend. Der alte Mann sah ihn streng an. So biss der vermeidliche Oberschüler herzlos in einen in seiner Nähe liegenden Apfel.

„Erklärst du mir was los ist?“, fragte er ihn bittend.

Doch Conan sah nur frustriert vor sich hin.

Heiji der ihm, in Begleitung von den beiden Oberschülerinnen, aufbauend auf die Schulter klopfen wollte rammte er seinen spitzen Ellenbogen in die Seite.
 

Genau wie die anderen frühstückte auch Conan. Als er damit fertig war, stellte er seine Sachen ordentlich weg.

„Komms’u mit den Hunden?“, stand Heiji ihn fragend auf. Die Antwort war nur ein ablehnender Blick, sodass Osakas Detektiv der Pflicht alleine nachkam.
 

Draußen auf der Straße kamen dem Detektiv die Detektiv Boys entgegen. Gut gelaunt

liefen sie nebeneinander her.

„Hallo“, an ihm vorbeirufend rannten sie das letzte Stück vorbei zum Haus.

Heiji drehte sich nach ihnen um.

Freudig betätigte Ayumi die Klingel.

Die Haustüre öffnete sich durch Ai und Kinder traten ein.
 

Conan befand sich seine Schuhe zubindend auf dem Sofa, als er Ran seinen Namen rufen hörte. Sie nahm gerade, seinen Rucksack auf dem Arm, die letzen Stufen.

Er drehte seinen Kopf in ihre Richtung.

Schnell war sie bei ihm und reichte das Gepäckstück für das Campen an ihn, der es, sich aufrichtend, entgegen nahm.

„Conan, jetzt komm schon!“, hörten die beiden in diesem Moment Ayumi, die ungeduldig im Wohnbereich erschien.

„Seid nicht so ungeduldig!“, tadelte ihr Klassenkamerad sie: „Wir haben noch über eine Dreiviertelstunde bis wir aufbrechen.“

„Macht nichts. Wir können solange ja noch was spielen“, rief jetzt Genta leicht angegriffen mit Mitshuhiko dazukommend.

Ran ging derweil in die Küche zu Kazuha, um dem Professor beim O-bento zubereiten zu helfen.

Umgehend zuckte Tokios Detektiv zusammen. Ayumi hatte ihn am Handgelenk gepackt und zog ihn nun energisch hinter sich her: „Conan, schläfst du denn noch?“

Die Jungen standen bereits ein paar Schritte draußen von Ai entfernt, welche am Türrahmen angelehnt war.
 

Die Kinder spielten heißen Ball zuwerfen, als Heiji an ihnen vorbei ins Haus zurück kehrte.

Immer wieder schaute Conan unkonzentriert auf seine Armbanduhr.

„Ich hab keine Lust mehr. Spielt ohne mich weiter“, rief er davon rennend.
 

Im Wohnzimmer war niemand. Zielstrebig holte der kleine Detektiv sein Handy hervor und ließ es beim Professor klingeln. Zügig rief er: „Ich geh schon dran“ in Richtung Küche. Schnell nahm er ab.

„Hallo?“, fragte er möglichst auffällig und laut: „Shinichi, hallo“ tat er, als würde er sich kindlich darüber freuend.

„Was Shinichi?“, hörte er Ran. Sie kam ein Stück auf ihn zu. Er drehte sich von ihr weg: „Ja, da hast du Recht, Shinichi“, sprach er in den Hörer.

Seine Freundin blieb stehen.

„Ran?“, hörte sie Kazuha nach sich rufen.

Heiji kam nach unten. Conan schwieg, bis der andere Detektiv an ihm vorbei war. Er löste in der Küche den Professor ab, der daraufhin zu Tadashi ging, um ihn fertig zu machen.
 

„War das Shinichi?“, fragte Ran bei Conan nach.

„Ja“, nickte dieser ganz kindlich lächelnd.

„Habt ihr meinen Autoschlüssel gesehen?“ Es war der Professor mit dem Baby auf dem Arm.

„Äh, nein“, antwortete Ran ihm. Dann beteiligte sie sich mit ihrem kleinen Freund bei der Suche. Sie sahen sich im Sofabereich um, während der Besitzer des gelben Käfers mit der freien Hand seinen Computertisch umpflügte.
 

Conan begegnete Heiji, der die Autoschlüssel, aus der Küche kommend, in der Hand hielt: „Braucht ihr die?“, fragte er belustigt.

Sein kleiner Freund sagte nichts.

„Professor wir haben ihn gefunden!“, rief Ran an seiner Stelle freudig aus.

„Hier“, reichte Heiji dem Professor die benötigten Schlüssel.

Gemeinsam mit Kazuha gingen die vier zum Auto, wobei sie sich von Ran beim tragen helfen ließ. Sie nahm ihr zwei der fünf Körbe ab. Den anderen übernahm gutmütig ihr Freund.

Der Autofahrer schloss den Kofferraum des Käfers auf und die Körbe wurden hinein geräumt…
 


 

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*Anmerkung(en):
 

Was den Fall betraf, so hoffe ich, dass ihr es verstehen und nachvollziehen konntet. Ich wollte es möglichst realistisch schreiben. Deswegen habe ich nicht alles so „Wir lösen den Fall direkt am Tatort“ mäßig geschrieben. Um die Lösung nicht vorweg zu nehmen hatte ich den Inhalt des Scheidungsdokuments nicht erwähnt. Heiji, Otaki, Toyama und auch die Täterin wussten ja was in dem Text stand. Aber ihr nicht, weshalb ich es euch kurz erzähle: In dem entsprechenden Absatz stand, dass der Tote eine Klausel eingefügt hatte in der er das Hotel von seiner Frau zurück forderte. Er hatte es zu gut 75% mitfinanziert. Da sie es sich nicht verlieren wollte hat sie ihn bei einem Streit spontan niedergestochen. Als sie merkte das er tot war überlegte sie sich ein Alibi: Sie fuhr zum Hotel, wo sie den Computerfehler auslöste und dann ihre Angestellten anrief, damit diese ihr Alibi bestätigen würden.
 

Die Sommerferien sind in Japan so im Juli und August herum. 2008 begannen sie außer in Hokkaido um den 20. Juli und gingen bis Ende August.

(http://www.xing.com/net/japan/expats-in-japan-16619/termin-sommerferien-tokio-in-08-4167116/)
 

Das Computerspiel ist erfunden. Es soll sich dabei um eine Art Onlinegame handeln (Keine allzu intensive Grafik- Tadashi soll ja nicht erblinden), dass man mit mehreren spielen kann.

Ich nehme an in diesem Fall reicht Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gettysburg) mal als ergänzende Quelle über den Amerikanischen Bürgerkrieg aus.

Campen

Sonntagmorgen, 23. Juli
 

Professor Agasa legte Tadashi in den Baby-Sitz, welcher auf dem Beifahrersitz platziert war.

„Ihr könnt einsteigen“, meinte er den Detektivboys anschließend einladend die Türe aufmachend. Sofort schlüpften Genta und Mitshuhiko hinein.

Ayumi stand neben Ai und Conan noch davor. Das kleine Mädchen merke, dass ein Kind zu viel war. Schnell schaute es zu der, mit den beiden Welpen, ein wenig abseits stehenden Oberschülerin. Die Grundschülerin lief zu ihr hinüber: „Ran, kann ich mit dir mitfahren?“

Diese war ein wenig überrascht. Nickte dann aber mit einem einverstandenen Lächeln: „Klar.“

Das Gesicht des geschrumpften Shinichis widersprach wortlos.

Ai flüsterte ihm aufmunternd: „Komm schon, Holmes“ zu, ehe auch sie in den Käfer kletterte.

Doch erst durch eine einfühlsame Aufforderung: „Na, komm schon, Conan“, seitens seines älteren Freundes, kam jener als Letzter notgedrungen hinzu.
 

„Professor?“

Gerufener drehte sich zu Osakas Oberschülerdetektiv um.

Jener nahm gerade auf dem Sitz seines Motorrades Platz: „Wir fahrn dann schon ma vor.“ Kazuha saß bereits hinter ihm.

„Ist gut.“

Heiji fuhr los.

Auch der Professor wollte eigentlich aufbrechen. Allerdings warteten Ran und Ayumi noch.

Er richtete sich, immer noch in der geöffneten Wagentür stehend, an die ältere der beiden: „Ran?“

„Schon okay. Aoko kommt sicher jeden Moment“, entgegnete Shinichis Freundin voller Zuversicht.

„Macht es dir wirklich nichts?“

„Nein.“

„Da!“, lenkte Ayumi Rans Aufmerksamkeit auf sich. Freudig zeigte sie auf ein näher kommendes Auto.

„Sehen Sie Professor? Da ist sie schon!“, rief Aokos Freundin bestätigend. Dann schaute sie erneut zum ankommenden Auto. Es hielt vor ihr und Ayumi.
 

„Hi, Ran. Tut mir leid“, entschuldigte sich Nakamoris Tochter für das Zuspätkommen ihres Vaters.

Kaito saß vorne neben ihm auf dem Beifahrersitz. Der Polizeibeamte stieg aus dem Wagen und kam zu Ran herum. Er nahm ihren Schlafsack und Rucksack entgegen.

Lächelnd und höfflich bedankte sie sich bei ihm.

Beides legte er zu der Campingausrüstung, welche sich bereits im Kofferraum befand.

„Ach, macht nichts“, versicherte Ran nun ihrer Freundin Ayumi einsteigen lassend. Für einen Augenblick sah das kleine Mädchen, den durch seine Alltagskleidung getarnten, Dieb irritiert an. Holmes und Queen hüpften hinein.

Kaito war ebenfalls überrascht. Reagierte jedoch schnell, indem er die Grundschülerin mit einem entwaffnenden Lächeln ansprach: „Hallo, kleine Detektivin.“

Ayumi war wieder ganz sie selbst und erwiderte die freundliche Begrüßung allerdings nur mit einem einfachen, ein wenig schüchternem: „Hallo.“

Während das kleine Mädchen sich anschnallte, stieg auch Ran hinzu.

Nakamori dagegen schloss den Kofferraum und lief zu seinem Sitz zurück, um gleichfalls einzusteigen.
 

Der Professor war unterwegs. Vergnügt sangen Mitshuhiko und Genta um die Wette. Selbst Ai hatte mit eingestimmt. Ganz kleines Mädchen trällerte sie mit: „Der Fischer liebt den Hering und wir lieben ihn auch. Weil er ihm nicht ins Netz ging, hauen wir von oben eine drauf. Wir haben nichts zu trinken und wir haben nichts dabei. Und wenn wir doch nichts fangen, dann essen wir eben Brei!“

Tadashi gefielen die fröhlichen Stimmen im hinteren Teil des Käfers offensichtlich. Das Baby strampelte und quietschte vergnügt.

Der Professor hingegen hatte Conan durch den oben befestigten Spiegel im Auge. Der geschrumpfte Oberschüler war der einzige der nicht zufrieden war und darum auch in seiner ganzen Körperhaltung keinen Hehl daraus machte. Er hatte die Arme verschränkt. Lehnte seinen Kopf nun frustriert am Fenster an.

Der Erfinder hatte ein ungutes Gefühl: „Oh Shinichi, reiß dich bloß zusammen“, dachte er im Stillen für sich.

Rans Freund machte den Eindruck, als würde er am liebsten, unweigerlich laut losschreien.

Als Genta ihn dann auch noch aufforderte: „Na los Conan, sei kein Frosch“ mitzusingen, vergaß dieser seine bis jetzt eisern bewahrte Selbstkontrolle. Über Ai hinweg rastete er aus und brüllte die anderen Grundschüler lautstark an: „Genta! Halt endlich deine verdammte Klappe! Ich ertrage euren dämlichen Singsang nicht mehr. Ist mir doch sowas von egal, ob der Fischer den Hering liebt: Soll er doch, aber die Strophen kennt ihr sowieso nicht!“

„Conan!“, ging der Professor energisch und ebenfalls dabei laut werdend dazwischen. Die Ermahnung war so imposant, dass das Baby zu weinen begann.

Der Detektiv fing sich umgehend wieder, lehnte sich, seine restliche Wut herunterschluckend, erneut ans Fenster. Die Scheibe machte ein aufschlagendes Geräusch, als sie angestoßen wurde.
 

„Verdammt!“ Im zweiten Auto regte sich Nakamori auf. Er hatte den gelben Käfer verloren.

Großartig, dachte sich der Dieb langweilend, äußere Gelassenheit bewahrend: Jeder hat Talente. Eines seiner ist es sich zu verfahren.

„Schalten sie doch einfach ihr Navigationssystem ein, dann kann ich Ihnen sagen, wo Sie lang müssen“, schlug Ran von hinten her vor.
 

Heiji fuhr auf den Parkplatz am Waldrand auf und stellte seine Maschine hier am abgemachten Treffpunkt ab. Gemeinsam mit Kazuha begann er, auf die anderen zu warten. Er tat es seiner Freundin gleich, welche sich auf einen waagerecht liegenden Baumstamm setze. Hinter ihr, wie überall um diesen Platz herum, begann das Dickicht des Waldes.

Die beiden erhoben sich, als das erste Auto, der gelbe Käfer, in Sicht kam. Sie gingen dem Auto entgegen und warteten, bis es vor ihnen anhielt.

Der Professor stieg aus und ließ die Kinder der Reihe nach heraus kommen. Dann holte er Tadashi aus dessen Sitz. Ihn nun auf dem Arm tragend, öffnete er mit der freien Hand den Kofferraum. Die Detektiv Boys bekamen jeweils einen der Proviantkörbe, sowie ihre eigenen Sachen. Erst Mitshuhiko, dann Genta und auch Ai. Als Conan sich nur seinen Rucksack nahm, übernahm sie ohne weiteres den eigentlich für ihn bestimmten Korb vom Professor.

Heiji und Kazuha zogen sich ebenfalls ihre Rucksäcke auf. Anschließend kümmerten sie sich um das Zeltzubehör.
 

Gemeinsam hielten die bereits angekommenen nach dem anderen Auto Ausschau. Konnten es noch nicht sichten. Die Kleinen, wie auch Conan und Ai, wollten schon gehen. Heiji hielt die Runde zurück: „Solltn wir nich wartn? Die findn uns nachher sons nich.“

Mitshuhiko drehte sich klug zu ihm um: „Das macht nichts. Ayumi hat ihren Transmitter dabei. Da kann sie uns ganz leicht anpiepsen.“

Das leuchtete ein, sodass der Trupp den Weg in den Wald hinein voranschritt. Nachdem die Sieben plus des Babys ein kleines Stück auf den Wegen zurückgelegt hatten, stießen sie auf eine Lichtung mit einem See ähnlichem Gewässer. Die älteren Personen tauschten zustimmende Blicke aus, bevor sie den Jüngeren die Bestätigung gaben.

„Wir bleiben hier“, sagte der Professor es laut.

„Juhu!“, rannten die Jungen vor über die grüne Wiese.

Die anderen folgten gemächlich.

In der Mitte des von Bäumen umgebenen Geländes ließen Mitshuhiko und Genta ihre Rücksäcke auf den Boden fallen. Stellten ihre Körbe daneben.

„Hier Professor“, riefen sie einstimmig, mit den Armen über Kreuz winkend: „Hier wollen wir unser Zelt hin haben.“ Dann rannten sie auf Heiji zu und sahen vielsagend zu ihm hoch.

Nett wie der Detektiv war, gab er den Detektiv Boys ihre Zeltausrüstung.

Eifrig fingen die Grundschüler mit dem Zelt auspacken an.

„Wartet. Ich werde euch helfen“, rief der Professor ihnen nachfolgend.

Kazuha nahm von ihm das Baby entgegen.

Ai begleite den Erfinder zu Mitshuhiko und Genta. Conan lief gemächlich hinter ihnen her.

Heiji schätze die Entfernung ab, ehe auch er sich an den Aufbau des eigenen Zeltes begab. Kazuha unterstützte ihn mit freier Hand.
 

Ran konnte durch das Fenster den gelben Käfer des Professors sehen. Nakamori fuhr auf den Parkplatz. Bremste neben dem anderen Auto und schaltete den Motor ab. Aoko und Ran stiegen als erste mit Holmes und Queen aus, dann Ayumi und Kaito.

„Soll ich noch mitkommen?“, fragte der Vater seine Tochter noch im Fahrzeug sitzend.

Zur Erleichterung ihres Freundes vereinte sie. Kaito bekam vom Kommissar die Schlüssel in die Hand gedrückt, um die sich im Kofferraum befindliche Campingausrüstung, unter anderem einen Kocher, heraus zu holen.

„Ja, das schaffen wir schon so“, stimmte Ran ihrer Freundin zu. Die beiden Oberschülerinnen nahmen ihre Schlafsäcke und Rucksäcke entgegen.

Während Nakamori seines Weges davon fuhr, stellten die anderen fest, dass niemand auf sie gewartet hatte.
 

„Na toll“, äußerte sich Ran schulterzuckend.

„Ich werd sie einfach mal anpiepsen“, verkündete Ayumi.

Mitshuhiko meldete sich: „Hallo Ayumi. Wir sind auf der Wiese mit dem Teich.“

„Hab verstanden!“
 

„Hi!“, erreichten die Oberschülerinnen und das kleine Mädchen vergnügt den Platz, den die anderen sich zum Zelten ausgesucht hatten.

„Hallo Aoko! Hi, Ran!“, Kazuha ließ ihren Freund beim fast fertig zusammengebauten Zeltgerüst alleine und lief ihren Freundinnen entgegen.

„Hi, Ayumi“, wurde auch die Grundschülerin von ihren beiden Klassenkameraden begrüßt, welche ebenfalls alles liegen gelassen hatten. Ai hingegen blieb beim Zelt. Richtete sich lediglich auf.
 

„Tag, Detektiv!“

Angesprochener schaute, seine Hering festbindende Tätigkeit, vor dem Zelt kniend, unterbrechend seitlich auf. Vor ihm stand breit grinsend der Freund der Freundin seiner Freundin.

„Hi, Dieb!“, Hattori erwiderte das Grinsen: „Bis ja ganz schön spät!“

„Tja, lag an Nakamori“, meinte jener mit einer bedauerlichen Handbewegung.

„Och!“, der Detektiv lachte stumm mit zusammen gepressten Lippen.

Conan kam an ihnen vorbei. Als der Dieb ihn genau wie seinen Freund begrüßte und dabei salutierte, erntete er von dem Geschrumpften nur einen belanglosen, abwertenden Blick. Ehe dieser ohne zu antworten weiter auf Ran und die anderen zuging. Wobei die drei Jüngsten der Detektiv Boys zurück zu Ai liefen.

„Oh, wohl schlecht gelaunt“, schlussfolgerte der zivil gekleidete Dieb.

Heiji nickte nur heftig, während sein Gegenüber sich zu ihm hinunter kniete und das andere Seil mit dem dafür vorderen Harken verknotete.
 

Anschließend nahmen sie ihren Freundinnen die Arbeit mit dem dritten Zelt ab.

„Danke schön!“ Gemeinsam mit Ran ließen sich diese die Vorzugsbehandlung gefallen und machten es sich am Teich bequem. Schnell schlüpften sie aus ihren Sandalen und ließen beherzt ihre nackten Füße vom Wasser umspielen.

„Hach, wie schön!“, rief Ran selig aus: „Tut das gut!“ Genießend ließ sie sich nach hinten sinken. Sanft drückte sich ihr Rücken in das weiche, nachgebende Gras.
 

Conan half dem Professor, wie die anderen Grundschüler, bei den allmählich weniger werdenden Handgriffen des zweiten Zeltes.

Sein Blick fiel auf Ran.

„Conan, worauf wartest du?“, forderte Mitshuhiko ihn das zum Festbinden benötigte Seil reichend auf.
 

Detektiv und Dieb rieben sich nach getaner Arbeit zufrieden die Hände. Drehten sich dabei zu ihren Freundinnen um.

Beide sahen sich listig grinsend an.

„Denkst du gerade das Gleiche an das ich denke?“, erkundigte sich Kaito.

„Schon mal ein kleiner Vorgeschmack aufs Meer!“, entgegnete Heiji schadenfroh seine Schuhe ausziehend. Anschließend krempelte er wie sein, von Natur aus eigentlicher Rivale, die Hosenbeine hoch.

Gemeinsam sprinteten die beiden Oberschüler an ihren Freundinnen vorbei in den Teich. Das hoch spritzende Wasser sorgte dafür, dass die drei empört „Iiiih!“, rufend auf quiekten.

Wütend funkelte Kazuha Heiji an, der sie noch zusätzlich mit den Händen nass spritze.

Provoziert ging sie zusammen mit Aoko in den Gegenangriff.

Die Detektiv Boys hörten die Oberschülerinnen kreischen.

Ohne lange zu überlegen rannten die Kinder auf die anderen im Gewässer zu.

Conan, welcher dabei von Ayumi mit gezogen wurde, bekam wie die anderen die volle Wasserladung ab, die gerade zwischen den Älteren hin und her ging.

Es war klar wer zu wem hielt: Die Schülerinnen gegen die Schüler.
 

Im Anschluss tobten sich die Zehn beim Fangenspielen mit Befreien aus. Zuerst jeder gegen jeden. Schnell hatte sich allerdings Heiji als erster Fänger herauskristallisiert.

„Professor machn Sie doch mit!“, lud er den alten Mann rufend ein, bevor er die kreischende Ayumi einfing.

Der ältere Mann schüttelte jedoch, Tadashi neben sich auf der Picknickdecke ablegend, gelassen seinen grauen Schopf.

Nach Ayumi, war Genta fast zeitgleich mit Kaito abgeschlagen. Während Kazuha die beiden Kleinen zwischen den Beinen durch kriechend befreite, rettete Aoko ihren Freund.

Kaum war er frei, waren jetzt Mitshuhiko und Conan angewurzelt. Genta und Ayumi befreiten die zwei.

Als nächstes erwischte es Ai und Ran. Ayumi, welche den beiden am nächsten stand, war blitzschnell unter beiden hindurch gekrochen.

Heiji hatte Aoko, seine Freundin, Conan, Ran, Ayumi, Genta, Mitshuhiko, sodass Ai und Kaito nichts mehr ausrichten konnten.

Da Aokos Freund der Letzte war, war er nun dran mit fangen. Zu allererst rächte er sich an Osakas Detektiv. Darauf folgten Ayumi und Genta. Ai schaffte es nicht den vor ihr erwischten Mitshuhiko zu befreien.

„Ah“, lachte Ran auf, als sie von Kaito von hinten an der Schulter berührt würde. Aus der Puste sank sie auf die Knie.

So bekam sie die Aufmerksamkeit ihres Freundes. Er blieb für einen Augenblick stehen. Doch als Ran weiterhin vergnügt lachend zuschaute, setzte er sich wieder in Bewegung. Er war neben Heiji, Kazuha und Mitshuhiko noch der Einzige, der frei war. Schnell schlüpfte er unter Gentas breit auseinander gehaltenen Beinen hindurch. Dieser befreite nun Ayumi. Kaum war sie frei hatte der Dieb die beiden mit einem Streich.

Herausfordernd stemmte Heiji seine Hände gegen die Hüften, war auf der Hut.

Kaito ließ ihn weder rechts noch links durch. So startete er ein Täuschungsmanöver, indem er vorgab wieder nach rechts zu wollen, stattdessen aber links an ihm vorbei rannte. Der Fänger reagierte jedoch umgehend und hatte den letzen Freien. Somit war Osakas Detektiv erneut Fänger.

Er machte zuerst den Kindern den Gar aus. Aoko versuchte Kazuha zu befreien, während ihr Freund die Kleinen erlöste. Ayumi und Genta waren aber sofort wieder bewegungsunfähig. Ran, Mitshuhiko und Kaito versuchten vergebens zu den anderen durchzukommen, denn Heiji war wirklich gut darin ihnen immer in die Quere zu kommen, sodass sie ausweichen mussten und anstatt zu befreien, selbst die Flucht ergreifen mussten. Kaito zwinkerte Ran zu. Wollte Heiji ablenken. Doch der war nicht so dumm. Er schnappte Ran, die sich darauf: „Ich kann nicht mehr“, lachend aus dem Spiel zurückzog und sich beherzt zum Professor setzte.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich jener.

„Ja“, nickte sie lächelnd entgegnend: „Ich habe Seitenstiche.“ Ganz aus der Puste, aber ausgesprochen fröhlich, hielt sie sich die Seite.

Von der Decke aus schaute sie den anderen zu: Ai war wieder im Spiel, die in Windeseile Mitshuhiko, Conan, Ayumi und Genta in einem durch befreite. Zügig war sie unter jedem durch. Kaito hingegen sprang vor Heiji herum und steckte dreist die Zunge heraus.

Jener bekam die Befreiungsaktion aus den Augenwinkeln natürlich trotzdem mit. „Na, warte: Ich mach dich kalt!“, ausrufend hetze er Kaito nach. Einmal um alle anderen herum, bekam er ihn schließlich zu fassen. Ungestüm landeten beide ihm Gras, lachten.

Heiji richtete sich wieder auf. Zwar hatte er seinen stärksten Gegner schachmatt gesetzt, dafür waren jetzt neben den Grundschülern auch Kazuha und Aoko wieder befreit. So entschied er sich für diejenige die ihm als nächstes stand: Ai. Er hatte sie auch sofort, da sie von vorhin noch ganz außer Kräften war. Sich schwer atmend auf ihren Knien abstützend wurde sie abgeschlagen.

Heiji wollte sich für das nächste Opfer entscheiden. Schaute von Aoko neben Kazuha zu den Kleinen auf der anderen Seite hinüber. Conan stand an vorderster Stelle: „Los!“, gab er den Grundschülern hinter sich das Zeichen, als klar war, dass sie schon wieder diejenigen waren, welche man unentwegt immer als erste jagte. So strömten sie wie ein Schwarm Fische in verschiede Richtungen auseinander.

Osakas Defektiv war das sofort zu blöde. Statt den Kindern glaubten nun Kazuha und Aoko daran. Sie sonderten sich darauf als nächste von der Gruppe ab.

Ran reichte ihren Freundinnen zwei Pappbecher mit Wasser.

Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis auch die anderen von der Erfrischung angezogen ihr Spiel, nur durch einander gegenseitig anschauen, unterbrachen. In normalem Geh tempo gesellten sie sich dazu und machten es sich ebenfalls auf der Decke bequem.
 

Heiji wollte sich nachfüllen stellte jedoch fest, dass der Inhalt der Flasche sowieso nicht mehr für einen Becher reichte. So machte er sich nicht die Mühe umzuschütten, sondern trank lieber gleich aus der Flasche.

Ai, die neben ihm stand, drückte mit Schwung dagegen: „Verschluck dich nicht!“, meinte sie lässig.

Was der Detektiv jedoch natürlich prompt tat. Er hustete heftig.

„Ai!“, schrie er das ehemalige Organisationsmitglied anschließend entrüstet an. Doch dieses lachte ihn, sich Schulterzuckend noch einmal zu ihm umdrehend, nur aus.
 

„Wie wäre es jetzt mit einer Runde Fußball?“, schlug der Dieb anspielend vor. Den geschrumpften Shinichi dabei ansehend.

„Oh ja!“, die drei jüngeren Detektiv Boys waren sofort damit einverstanden. Rannten los, den Ball, neben ihrem Zelt liegend, holen. Mitshuhiko, der ihn als erstes erreichte hob ihn auf und rannte mit Genta und Ayumi zurück.

Sobald die Kinder zurück waren, gingen die Detektive, der Dieb und Ai erneut auf die offene Wiese hinaus.

Die Oberschülerinnen hingegen blieben gemütlich auf der Decke sitzen.
 

Ai blieb als Erste stehen. Vordergründig die Kleinen ansehend fragte sie: „So wer ist jetzt in welchem Team?“

„Na wir Detektiv Boys gegen die natürlich!“ Für Genta war das offensichtlich selbstverständlich.

Die Oberschüler sahen erst sich, dann die Kleinen an. Zogen argwöhnisch ihre Augenbrauen hoch.

„Euch is schon klar, dass wir längere Beine haben als ihr und wir dadurch viel schneller sin?“, fragte Heiji doch etwas ungläubig.

„Dafür sind wir zahlenmäßig in der Überzahl“, konterte Mitshuhiko, den Fußball auf die Erde fallend lassend, so als habe er die Fakten eingehend geprüft.

„Ja, genau. Das macht gar nichts. Außerdem ist Conan in unserem Team und mit ihm können wir gar nicht verlieren!“, pflichtete Genta seinem Freund entschieden nickend bei.

Nett, dass ihr über meinen Willen hinweg entscheidet, dachte der Mini-Shinichi darauf ärgerlich, während Ayumi ebenfalls entschlossen nickte.

Ai verschränkte ihre Arme.

Osakas Detektiv schaute prüfend zu seinem potentiellen Mannschaftsmitglied. Der Dieb nickte gelassen.

„Abgemacht“, meinte Heiji somit: „aber flennt nachher nich, wenn ihr verliert.“

„Werden wir nicht!“, entgegneten Genta und Mitshuhiko, sich ihrem Trumpf namens Conans absolut sicher. Wie auch er sahen die anderen Kazuhas Freund empört an.

„Gut, dann nehmen wir die linke Seite und ihr die rechte als Tor“, sagte Ai.

„Freies Tor dann aber!“, forderte Kaito.

„Einverstanden!“, machte Ayumi die Vereinbarung bestimmt gültig.

„Na dann: Worauf wartet ihr?“, wollte Heiji nun provozierend grinsend wissen.

Prompt trat Genta gegen den Ball. Eröffnete somit das Spiel.

Kaito erreichte die runde Kugel als erster, schoss zu Heiji und der wieder zu ihm. Das machten die beiden noch sechs Mal, wobei die Versuche der drei Kleinsten ohne Erfolg blieben.

Auch Ai kam nicht an den Ball in Heijis Besitz. Er holte das Objekt mit seinem Fuß zurück, schoss es dann in anderer Richtung direkt an ihr vorbei zu seinem Partner.

Conan hingegen war einige Millisekunden schneller. Schnappte Kid den Ball genau vor der Nase weg. Er schoss ihn umgehend zu Mitshuhiko, der ihm am nächsten stand. Dieser anschließend zu Ayumi und sie wiederum zu Genta, welcher es jedoch nicht schaffte den Ball rechtzeitig an Ai abzuspielen.

Heiji hatte ihn wieder.

Conan machte eine Kopfbewegung in seine Richtung, worauf die Kinder Osakas Detektiv alle auf einmal angriffen. Kaito kam Kazuhas Freund zwar zu Hilfe, aber Conan hatte es geschafft. Gab diesmal an Ai ab, die sofort das erste Tor machte. Der Dieb konnte es trotz Deckung nicht verhindern.

„Juhu!“ Jubelnd schlugen die Detektiv Boys ihre Handflächen aufeinander.

Kaito holte sich den Ball. Schoss ihn zu Heiji. Jener sprintete. Bekam den Ball geschickt sogar an Conan vorbei. Die Kleinen konnten nur hinterher rennen.

„Jeah!“, triumphierte Hattori. Beim nächsten Tor war es das gleiche. Zwei zu eins für die Oberschüler.

Energisch jagte Conan ihm den Ball wieder ab.
 

Conan. Er macht es genau wie Shinichi, fühlte Ran sich an ihren Freund erinnert.

Aufmerksam war sie darin vertieft ihren Freund zu beobachten: Schade, dass er nicht auch hier ist…

Ihre Gesichtszuge bekamen eine traurige Note. Bei ihrem nächsten Gedanken erhellte sich ihre Miene wieder: Aber ich glaube es hat etwas gebracht, dass ich ihn angerufen habe, über ihr Gesicht huschte ein erleichtertes Lächeln. Doch dann wurde sie erneut nachdenklich: Was Shinichi wohl mit ihm besprochen hat? Hoffentlich verrät er es mir.

Kazuha bemerkte neben ihr sitzend von der Seite her ihren wünschenden Gesichtsausdruck: „Hey, Ran!“, sprach sie sie an.

„Ja?“

„Alles in Ordnung?“

Ran nickte mit einem Lächeln: „Hm.“ Dann erklärte sie: „Ich habe nur eben an Shinichi gedacht.“

„Ach so“, entgegnete Kazuha.

„Hatte er keine Zeit?“, erkundigte sich Aoko.

„Nein“, antwortete Ran ein wenig enttäuscht: „Er ist zur Zeit sehr mit einem wichtigen Fall beschäftigt. Aber ich glaube, das stimmt nicht wirklich.“

„Warum sollte er dich anlügen?“, wollte Kaitos Freundin verwundert wissen.

Ran zuckte, mit Blick auf die Fußballspielenden, mit den Schultern: „Keine Ahnung“, sagte sie sich dann, zu ihren Freundinnen drehend.

Der Professor trank mit Tadashi auf dem Schoß einen Schluck Kaffee.

Er schaute von Ran und den anderen beiden Oberschülerinnen weg zu dem geschrumpften Shinichi, welcher zusammen mit Ai gerade dabei war den Fußball erbittert gegen die Oberschüler zu verteidigten.
 

„Ich hab keine Lust mehr!“, maulte Genta aus der Puste.

„Is gut. Ich auch nich mehr wirklich“, schloss sich Heiji dem Grundschüler an. Er ließ vom Ball ab.

„Okay. Aber was machen wir dann?“, fragte Mitshuhiko.

„Wie wäre es mit dem Hühnerspiel?“, schlug Ayumi vor.

„Nein, das ist doch ein Spiel für Mädchen!“, widersprach Genta ihr vehement.

„Dann Räuber und Gendarm“, meinte Mitshuhiko.

„Das klingt doch gut“, fand Kaito, mit einem Blick zu seinem Rivalen, grinsend.

Dieser grinste die Herausforderung annehmend zurück: „Gut, zur Abwechslung bin ich mal der Räuber.“

„Von mir aus!“, erwiderte der eigentliche Dieb. Er war neben Conan und Ai der einzige, der die Anspielung verstanden hatte. Einverstanden wandte er sich an die Kinder: „Gut wer will mit mir Heiji den Räuber fangen?“

„Den blutrünstigen Räuber bitte sehr!“

„Gut: Ich meine natürlich wer ist hinter dem blutrünstigen Räuber Heiji Hattori her?“

„Wir!“, riefen Genta, Mitshuhiko und Ayumi vergnügt.

„Ai? Conan? Kommt ihr dann mit mir?“, fragte Heiji die beiden.

„Ihr habt 10 Minuten Vorsprung“, verkündete Mitshuhiko gefährlich.

„Ohoh“, machte Heiji, als könnte der kleine Grundschüler ihn tatsächlich einschüchtern.

Er schaute auf. Seine Freundin und die anderen beiden Oberschülerinnen kamen ihnen entgegen.

„Was machter jetz?“, wollte sie wissen.

„Rüber und Gendarm“, teilte er ihr mit.

„Wie schön“, freute sich Ran: „Ich komme mit dir mit Conan“, sagte sie und lächelte ihren Freund vergnügt an.

Dieser nickte nur.

Aoko stellte sich neben ihren Freund und Kazuha schloss sich noch den Räubern an.

Zusammen verschwanden die fünf im Wald.

Kaito schaute auf seine Armbanduhr. Es war bereits zwanzig vor sechs.

Gemeinsam mit den Kindern ging er sich mit einem Becher Wasser für die Verfolgungsjagd stärken.
 

Das Räuberteam rannte. Alle paar Meter hinterließen Heiji und Ai Spuren, indem sie mit ihren Füßen Kreise in die Erde rieben.

„Wie viel Zeit habn wir noch?“, fragte Kazuha nach einer Weile schon leicht außer Atem.

„Noch vier Minuten!“, gab Conan seinen Freund überholend Auskunft.

Harken schlagend und Querfeldein rennend bogen die Räuber nach links, dann nach rechts, wieder rechts und erneut nach links, gerade aus. Einmal durchs Gestrüpp und dann wieder links.
 

Währenddessen wartete das andere Team. Kaito war in die Hocke gegangen, sodass die Kinder auch sehen konnten wie die Zeit verging.

„The Time is out!“, mit diesen Worten gab er den Kleineren das Startzeichen, worauf diese dann sofort losstürmten.

„Da!“, rief Ayumi aufgeregt aus und zeigte auf den ersten Kreis. Schnell rannte sie mit den anderen weiter. Gemeinsam entdeckten sie einen nach dem anderen.
 

Das Team der Räuber verlangsamte sein Tempo im hohen Gestrüpp. Sie fanden eine etwa einen halben Meter tiefe Kuhle. Ohne lange zu überlegen versteckten die fünf sich dort. Heiji war mit Conan der erste, der schwer atmend seinen Kopf wieder hinausspähte. Ran und Ai dagegen blieben mit dem Rücken zur Wand sitzen und holten erst einmal ausgiebig Luft.

„Aua“, zischte Kazuha leise. Sie hielt sich ihren linken Fuß.

Heiji schaute zu ihr hinunter.
 

Kaito sah sich nach dem nächsten Kreis um. Genta fand ihn. Winkte eifrig. Rannte dann vor.

Sieben Kreise später waren sie ganz in der Nähe der Kuhle.

„Könnt ihr den nächsten Kreis sehen?“, rief Mitshuhiko den anderen seines Teams zu.

„Nein“, kam es von den anderen vier zurück.
 

„Oho!“, machte Heiji Kaito noch in einiger Entfernung aus: „Wir solltn weiter.“ Kazuha auf die Beine ziehend flüchtete er wie Conan, der Ran mit sich weg zog.

„Da!“, zu ihrem Pech wurden sie vom Dieb entdeckt. Laut brüllend rannten die Kinder mit ihm und Aoko hinterher.
 

Es wurde bereits dunkel, als die zehn gemeinschaftlich gemütlich gehend am Lager eintrafen.

Agasa hatte das Fleisch auf der Bratplatte fast fertig. Wendete es gerade: „Da seid ihr ja“, begrüßte er den ankommenden Trupp. Der restliche Teil des Essens befand sich mit schiefaufgelegtem Deckel im Elektrokocher. Dampfte vor sich hin.

„Hm, lecker!“, die Jüngsten bedienten sich gierig als erste. Sodass der Professor meinte: „Nana, langsam.“

Danach nahmen sich die Oberschülerinnen und zum Schluss dann ihre Freunde. Sie setzen sich neben die anderen um den Topf herum.

Zufrieden mümmelten alle vor sich hin.
 

Der Professor räusperte sich, schluckte. „Ich habe ein Rätsel für euch“, verkündete er.

Ayumi, Mitshuhiko und Genta schauten sich Gesichter verziehend an.

„Seid nicht so“, fand Ai: „ Hört es euch doch erst einmal an.“

„Worum geht’s?“, erkundigte Heiji sich im Gegensatz zu den Kleineren neugierig und auch Kaito war interessiert.

Gespannt hörte die ganze Gruppe bei der Fragestellung des Rätsels zu.

„Es geht folgendermaßen: Wäre Grau schneller gewesen als Schwarz und Schwarz schneller als Rot, dann wäre Grau jetzt nicht so hungrig und Schwarz jetzt nicht tot. Was ist da passiert?“

Die Detektiv Boys sahen einander mit fragenden Gesichtern an.

Auch die Oberschülerinnen überlegten.

„Grau“, dachte Ayumi laut.

„Vielleicht ein Stein?“, warf Genta ein.

„Unsinn!“, widersprach Mitshuhiko: „Ein Stein kann sich doch nicht bewegen!“

„Ja“, stimmte Ayumi zu: „Es muss ja was sein, was nicht so schnell ist.“

„Vielleicht ein Elefant?“, überlegte Ran.

„Ein Koala?“

„Warum sollte der zu langsam und deswegen hungrig sein?“, widerlegte Heiji die Spekulation seiner Freundin.

„Es ist sicher ein schwaches Tier oder ein kleineres, welches nicht die Gelegenheit zu fressen hat“, mischte sich auch der Dieb ein.

Der Professor nickte bestätigend.

„Etwas noch kleineres als ein Koala“, war es erneut Ayumi: „Vielleicht eine Maus?“

„Ja, Mäuse sind wirklich total klein“, stimmten Mitshuhiko und Genta ihr sofort zu: „Genau! Mäuse müssen auch immer aufpassen, dass sie nicht erwischt werden, wenn sie ein Stück Käse wollen!“

Der Professor nickte ein weiteres Mal.

„Hält sich die Maus denn im Haus auf?“, wollte der größere der Detektive wissen.

Agasa verneinte.

„Also lebt sie in freier Natur“, schlussfolgerte der geschrumpfte Shinichi nachdenklich.

„Ja.“

„Hm“, Heiji und Kid überlegten.

„Könnte es sich bei schwarz um einen Vogel handeln?“, erkundigte sich der Dieb.

Nach erneutem Nicken kam Kazuha auf die Lösung: „Ein Fuchs?“

„Ja“, Ran lächelte auf: „Der Fuchs hat den Vogel gefressen. Deshalb ist er jetzt tot.“

„Richtig!“, räumte der Professor ein: „Aber was hatte die Maus damit zu tun und warum fraß der Fuchs den Vogel?“

„Hm“, überlegten alle einen augenblicklich weiter.

„Na, ist doch ganz einfach: Die Maus hatte das Fressen zuerst, dann kam der Vogel und verscheuchte sie, sodass der Fuchs ihn dann erwischte“, war es Conan der es sachlich in Worte fasste.

Der Professor klatschte.

„Oh“, machte Ayumi ganz enttäuscht.

„War es das jetzt etwa schon?“, fragte Genta eingeschnappt.

Der Erfinder lachte verlegen.
 

„Ich kann ja noch Eins machen“, äußerte Kid sich darauf gelassen.

„Ja!“, Ayumi strahlte ihn begeistert an, während die anderen ihn erwartungsvoll ansahen.

„Hört gut zu: Ein Krimineller verlangt unter Gewaltandrohung etwas, was er weder verkaufen noch behalten noch benutzen will. Was ist das?“

Wieder sahen sich die Kleinen ratlos an. Auch Conan, Heiji und Ai sowie die Oberschülerinnen dachten nach.

„Was was er weder verkaufn, behaltn noch benutzn will?“, wiederholte Heiji grübelnd.

Es herrschte eine Weile betretenes Schweigen, bis Ai einen ersten Versuch startete: „Wo befand der Kriminelle sich?“

„In einem Flugzeug“, antwortete der Dieb.

Flugzeug?, bei Conan drehten sich die Rädchen.

„Also hat er es entführt!“, rief Genta.

„Will er fliehen?“ Die Frage kam gleich von beiden Detektiven.

„Ein Fallschirm!“, fiel Ran die Antwort ein.

„Richtig“, bestätigte Aokos Freund ihr: „Weißt du den Grund?“

Shinichis Freundin musste den Kopf schütteln.

„Vielleicht ist er ja kaputt gegangen?“, fragte Ayumi.

„Ja, dann brauchte er einen Neuen!“, ergänzte Mitshuhiko eifrig.

„Fast“, meinte der Zauberlehrling.

Die Kleinen wurden wieder still.

„Er is also in nem Flugzeug un brachtn Fallschirm, weil der den er sich im Vorfeld besorgt hatte kaputt war, richtig?“, fasste Heiji das ganze einmal für alle zusammen. Ihm fiel zugleich der Haken an der Sache auf: „Kann nich. Wenn der Fallschirm neu wär, dann hät er ihn benutzt.“

„War der Täter denn alleine?“, überlegte Ran vorsichtig.

„Ja“, wurde ihr sogleich bestätigt.

„Aber die Polizei ist involviert?“, harkte Ai nach.

Nicken.

„Der Kriminelle verlangte zur Sicherheit zwei Fallschirme und die Polizei nahm an, er würde eine Geisel haben. Da er jedoch keine hatte, blieb einer bei dem Sprung aus dem Flugzeug ungenutzt“, setzte der geschrumpfte Detektiv das letzte Puzzelteil zusammen.

„Mann, schon wieder hat Conan gewonnen!“, Genta verschränkte beleidigt die Arme vor dem Bauch.

„Nana“, machte der Professor sogleich eine beschwichtigende Bewegung mit den Händen: „Streitet euch doch jetzt nicht.“

„Lasst uns doch einfach etwas anderes spielen“, schlug Ran lächelnd vor.

Conan wich ihrem Blick aus.
 

„Gibt’s einen von euch der das Spiel „Psyc“ noch nicht kennt?“, Heijis Freund schaute die Detektiv Boys inklusive Conan und Ai fragend an.

Die kleinen schüttelten ihre Köpfe.

Auch Ran, Kazuha, sowie der Professor und Heiji sahen den Dieb überrascht an.

„Okay. Ich sehe keiner kennt es. Umso besser!“, befand dieser: „Zuerst brauchen wir einen Freiwilligen.“

Sofort hielt jedes Kind: „Ich!“, rufend seine Hand hoch. Doch Kid entschied sich für den kleinen Detektiv: „Conan, wärst du so nett und würdest uns einen Augenblick alleine lassen? Damit ich das Spiel mit den anderen besprechen kann? Wir kommen dich dann gleich wieder holen“, bat er ihn.

„Von mir aus“, sagte Conan gleichmütig. Er stand auf und tat wie ihm aufgetragen worden war.

„Menno!“, ärgerte sich Genta lautstark, während der geschrumpfte Shinichi zum Teich ging. Dort setze er sich vors Dickicht.

„Psst!“, machte der Meisterdieb: „Ihr werdet gleich froh sein, dass ihr nicht die seid, die es herausfinden müssen. Es ist ein wenig gemein“, er grinste. Dann erklärte er das Spiel leise flüsternd.

Bei Conan war davon nichts zu hören. Es dauerte nicht lange und Ayumi kam zu ihm gerannt: „Du kannst wieder kommen“, rief sie fröhlich, nachdem sie zwei Drittel der Strecke zurückgelegt hatte.
 

Blitzschnell setze sich die Grundschülerin wieder auf die Erde. Die Jungen grinsten hinterhältig.

„Stell dich zuerst in den Kreis“, forderte der Zauberer den Detektiv auf.

Was der auch tat.

Der Dieb erklärte: „Wir, die hier jetzt alle sitzen haben eine psychiatrische Krankheit und du finde bitte heraus, um was es sich dabei handelt.“

Conan schaute mit einem Muss-das-sein-Blick in die Runde: „Und wie soll ich das herausfinden?“

Heiji sah mitfühlend drein.

„Du musst uns Fragen stellen!“, informierte Genta ihn großspurig.

„Einen Tipp können wir dir geben“, fügte Mitshuhiko hinzu: „Frag Dinge die du kennst.“

„Ja, oder nach etwas was du direkt sehen kannst“, ergänzte Ai noch.

„Was das ich weiß oder sehen kann“, murmelte Rans Freund. Sah sich jeden noch einmal abschätzend an. Kaito, Heiji, Genta, Ayumi, Mitshuhiko, Ai, Ran, Kazuha, Aoko und den Professor. Er stellte die erste Frage an ihn: „Professor, Sie haben einen gelben Käfer?“

Dieser schüttelte seinen Kopf. Sagte: „Psyc.“

Der geschrumpfte Shinichi stutze: Alle wechselten den Sitzplatz.

Jetzt war die Reihenfolge folgende: Ran, Ai, Ayumi, Heiji, Genta, Kazuha, Mitshuhiko, Kid, Aoko und der älteste Anwesende.

„Ayumi, hast du ein Haustier?“, wandte er sich an seine Klassenkameradin.

Sie nickte.

„Du bist ein Mädchen?“, fragte er sie weiter.

Sie schüttelte ihren Kopf und das Wort: „Psyc!“ fiel erneut. Alle wechselten ihre Plätze. Die Reihenfolge nun: Heiji, Kazuha, Mitshuhiko, Ran, Professor, Ai, Kaito, Genta, Aoko und Ayumi.

Die nächste Frage ging an Aoko: „Bist du ein Mädchen?“

Die Gefragte nickte.

„Gehst du in meine Klasse?“

„Nein, Psyc.“

Kazuha und die anderen wollten schon aufstehen. Doch Conans Grinsen hielt sie davon ab: „Du hältst dich für Ayumi. Hab ich recht?“, fragte er ziemlich sicher.

„Ja“, gab die Freundin die mit Ran hergefahren war zu.
 

„Noch mal!“, riefen die Kinder begeistert.

„Wer geht jetzt?“, fragte Ran sich umsehend in die Gruppe?

Keiner meldete sich.

„Ich gehe“, mit diesen Worten erhob sich der Professor und entfernte sich.

„Was nehmen wir jetzt?“, wollte Osakas Detektiv wissen.

„Wie was nehmen wir jetzt?“ Genta verstand nicht.

Conan setze sich auf den freien Platz zwischen Ran und Ai.

„Na, der Professor kennt die Grundidee doch schon“, erklärte der Zauberer.

„Also müssen wir uns jetzt für was anderes halten!?“, schlussfolgerte Heijis Freundin.

Dieser nickte.

Alle überlegten.

„Wie wäre es, wenn wir uns etwas hier aus dem Wald aussuchen?“, schlug Ai vor.

„Oh, das ist eine schöne Idee“, fand Ran sofort: „Ich bin das grüne Gras“, hatte sie sich schon etwas ausgesucht.

„Ich bin ein Blatt“, kam es als nächstes von Kazuha.

Ayumi entschied sich für ein Häschen. Mitshuhiko nahm einen Baum, Genta war ein Strauch mit Beeren und Ai wählte es ein Pilz zu sein.

Aoko war ein Reh, Heiji ein Stein, Kaito Moos.

„Haben jetzt alle?“, war es Aoko die fragte.

„Conan fehlt noch“, rief Ayumi schnell.

„Ich überlege noch“, antworte er.

„Wie wäre es mit einem Eichhörnchen?“, fragte Ran ihn spontan anlächelnd.

Er sah sie zögerlich an, nickte mit einem kleinen: „Ja.“

„Professor, sie können wieder kommen!“, rief Genta anschließend laut.

Als er da war, teilte Ai ihm mit, dass sie sich für das Thema Wald entschieden hatten. „Diesmal wechseln wir bei einer Verneinung nicht, sondern sagen einfach nein“, erklärte Ayumi ergänzend.
 

Agasas erste Frage ging an Mitshuhiko: Bist du ein Tier?“

„Nein.“

Er fragte Ran: „Bist du ein Tier?“

Auch sie verneinte.

„Ai, bist du ein Tier?“, sie schüttelte ihren Kopf.

„Bist du eine Pflanze?“, fragte er nun Aokos Freund.

Dieser nickte.

„Genta bist du ein Tier?“

„Nein.“

„Bist du ein Tier?“

Aoko bejahte.

„Lebst du in einem Bau, auf Bäumen oder auf offener Wiese?“

„Auf Wiesen“, antwortete sie.

„Ayumi bist du ein Tier?“

Das kleine Mädchen lächelte nickend.

„Wohnst du in einem Bau?“

Sie nickte.

„Bist du groß der klein?

„Klein.“

„Bist du ein Kaninchen?“

„Ja.“ Somit war Ayumi als erste raus.
 

Heiji war nun an der Reihe.

„Du bist aber kein Tier?“

Heiji verneinte kopfschüttelnd.

„Bist auch kein Baum?“, ging eine zweite Frage an ihn.

Wieder ein Nein.

Der Professor grübelte einen Moment: „Ein Gegenstand?“

Der Detektiv grinste breit beim nicken.

„Bist du ein Tier?“, seine Freundin war an der Reihe.

„Nein“, sagte sie.

„Ein Baum?“

„Fast“, räumte sie ein.

„Du hast also etwas mit dem Baum zu tun?“

Sie nickte.

„Ein Blatt?“

Somit schied auch Kazuha aus.

„Du warst kein Tier?“, wurde Mitshuhiko zur Erinnerung gefragt.

„Nein.“

„Bist du etwas großes?“

„Ja.“

„Sehr groß?“

„Jap.“

„Kannst du dich bewegen?“

„Äh, nicht direkt“, antwortete der Grundschüler nach ein paar Sekunden.

„Hast du etwas an dir was sich bewegt?“

„Ja, wenn Wind weht.“ Damit hatte Mitshuhiko sich ungewollt verraten. Der Professor erriet ihn: „Du bist ein Baum?“
 

Ran war dran.

„Du warst auch kein Tier.“

„Nein.“

„Bist du auch etwas großes?“

„Nein, ich bin ganz klein.“

Der Professor wendete sich Ai zu: „Bist du ebenfalls klein?“

Sie nickte.

„Bist du ein Tier oder eine auch Pflanze?“

„Weder noch“, antwortete die Chemikerin.

„Ein Gegenstand?“

„Nein, bin ich auch nicht.“

Der Professor runzelte seine Stirn.
 

Kaito wurde gefragt, ob er ein Tier sei.

Er verneinte.

„Eine Pflanze?“

„Könnte man so nennen.“

„Also bist du klein?“

„So ziemlich.“
 

„Genta, du warst auch kein Tier?“

„Nein.“

„Bist du denn essbar?“

„Ja.“

„Wächst du irgendwo?“

„Ja.“

„Wie siehst du aus?“

„Rund.“

„Bist du sowas wie wildwachsende Beeren?“

„Ja.“ Genta war draußen.
 

„Aoko, du warst ein Tier, das auf Wissen lebt.“

„Unter anderem.“

„Bist du eher groß oder klein?

„Eher groß.“

„Wirst du gejagt?

„Ja, manchmal.“

„Von anderen Tieren oder von Jägern.“

„Hier in dieser Gegend wohl eher von Jägern. Wenn überhaupt.“

„Hast du Hufe?“

„Ja.“

„Bist du ein Reh?“

Aoko nickte. Somit war auch sie entlarvt.

Blieben noch Heiji, Ran, Ai, Kaito und Conan übrig.
 

Heiji fasste von sich aus noch einmal sachlich zusammen: „Ich war weder eine Pflanze noch ein Tier.“ Er sah Ran hinter dem Professor gähnen. So gab er diesem zudem noch folgenden Tipp: „Ich kann allerdings zum Beispiel unter Umständen in einem Mordfall als Tatwaffe verwendet werden.“

„Dann bist du etwas Handliches?“

Der Defektiv nickte.

„Gibt es Stellen, wo man dich am ehesten finden kann?“

„Oh, mich findet man eigentlich fast überall. Ich liege mal hier mal dort rum.“

„Du bist also nicht zwingend im Wald?“

„Nö, nich nur“, räumte Heiji bereitwillig ein.

„Da du als Mordwaffe dienlich bist, nehme ich an du bist wohl etwas härter?“, spekulierte der Professor seine Hand vor den Mund haltend weiter.

Der Detektiv nickte.

„Bist du ein Stein?“

„Jap“, Heiji war raus.
 

Es folgte Ran. Der Professor fasste zuerst noch einmal zusammen: „Du warst ein kleines Gewächs?“

Sie nickte.

„Bevorzugst du bestimmte Orte zum Wachsen?“, erkundigte er sich bei ihr weiter.

„Nein, eigentlich nicht. Mich gibt es an sehr vielen Orten.“

„Hm, also weit verbreitet“, grübelte der Professor.

Die Kinder gähnten.

„Mich gibt es zum Beispiel in Parks, in Gärten oder auch hier überall.“

Der Professor sah sich auf der dunklen Wiese um.

„Du bist das Gras?“

„Genau!“, freute Shinichis Freundin sich: „Ich weiß, das Spiel ist noch nicht zu Ende, aber kann ich schon ins Bett gehen? Ich bin einfach schon so müde.“

„Wie spät ist es denn überhaupt?“, erkundigte sich Conan darauf.

Heiji sah auf seine Armbanduhr.

„Zwanzig nach Eins“, sagte er.

Während Ran sich schon zu ihrem Zelt begab, sahen sich ihre Freundinnen abschätzig an. Auch sie hatten keine Lust mehr.

„Lasst uns aufhören“, schlug Kazuha vor.

Die Kleinen rieben sich müde die Augen.

„Gut, dann habn Ai, Conan und Kaito gewonnen“, meinte Heiji aufstehend. Gemeinsam mit Kaito und Conan wollte er ebenfalls in sein Zelt gehen.

„Conan, schläfst du den nicht bei uns?“, fragte Mitshuhiko den kleinen Detektiv verwundert. Ayumi an der Hand des Professors drehte sich ebenfalls wie auch Genta zu ihm um.

Der geschrumpfte Shinichi schaute für einen Augenblick betreten zu Rans Zelt, in das Aoko und Kazuha gerade krochen.

Heiji sah ihn fragend an.

Notgedrungen schloss Conan sich dem Professor an. So hatten Osakas Detektiv und der Kleinkriminelle das Zelt für sich.
 

Kazuhas Freund sah dem anderen, beim Öffnen des Reisverschlusses seines Schlafsacks, von der Seite her schräg an: „Dein Schlafsack hat ne extra Polsterung?“, fragte er den Dieb ungläubig.

„Für den Fall das der Boden mir zu hart ist“, antworte sein Gegenüber sich auf den Schlafsack legend.

Heiji zog den Reisverschluss bereits wieder zu. Zog die Augenbrauchen hoch: „Weichei“, meinte er.

Kaito kommentierte diese Aussage nicht. Schaltete stattdessen die Taschenlampe neben sich aus.
 

Bei den Detektiv Boys lagen bereits Genta, Mitshuhiko, Ayumi und Conan. Ai legte Tadashi zuerst noch neben sich, bevor sie ihre Schlafsackdecke über sich und ihm zuzog. Dann schaltete auch hier der Professor, welcher neben ihr lag, das Licht aus.
 

Die Oberschülerinnen hatten allerdings noch Licht an. Zu dritt saßen sie nebeneinander in ihren Schlafsäcken. Ran in der Mitte. Sie war es die die Taschenlampe in einer ihrer Hände hielt. Mit der anderen hob sie ein schwarz-weißes Bild auf, welches in ihrem Kopfende versteckt war.

Kazuha und Aoko schauten sie verwundert an.

„Was hass‘u da?“, fragte Kazuha und auch Aoko war neugierig.

Ran zeigte es ihnen.

„Ist das dein Baby?“, Kaitos Freundin schaute genauer hin. Kazuha hingegen nicht. Ihr war das Bild offensichtlich schon bekannt.

Ihre Freundin nickte ein wenig melancholisch.

„Wie niedlich“, fand Aoko, obwohl noch nicht wirklich etwas zu erkennen war: „In welchem Monat bist du jetzt?“

„Ende zweiter“, antwortete Ran.

Bei Kazuhas Frage wurde sie unweigerlich traurig.

„Was hat denn Shinichi dazu gesagt?“

„Nichts.“

„Nichts?“, die anderen beiden sahen seine Freundin irritiert an.

„Ich hab es ihm noch nicht erzählt.“

„Wieso nicht?“, wollten beide überrascht wissen.

„Er hatte bisher noch keine Zeit für mich.“

„Aber, heute Morgen, da habt ihr doch telefoniert?“ Kazuha verstand das nicht.

„Das war wegen Conan. Ich wollte ihm das mit dem Bild auch sagen, aber er hat aufgelegt.“

„Hä?“, machten ihre Freundinnen.

„Er hat einen Klienten erwartet“, erklärte Ran. Sie klang enttäuscht.

„Aber du hast doch erzählt, dass ihr euch immer schreibt?“, fragte Aoko nach.

„Schon, aber es ist immer nur ein „Guten Morgen.“ Ich will es ihm lieber selbst sagen, aber jedes Mal wenn ich ihn versuche zu erreichen geht nur die Mailbox dran.“…
 

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*Anmerkung(en):
 

Das Lied mit dem Fischer sangen die Detektiv Boys in der Folge 203: Der Weg des Drachen.

Ich habe mich bemüht das Lied möglichst genau wiederzugeben. Leider ist es an einer Stelle sehr undeutlich geworden, weil Conan mit dem Professor spricht.
 

Die Ratekrimis habe ich von dieser Seite hier: http://www.markus-braig.de/index2/unterseiten/funordner/was_geschah/wasgeschah_kids_1.html (Bei der Kinderfreizeit an der ich letzes Jahr teilgenommen habe haben wir so etwas gespielt.
 

Psyc ist ein cooles Spiel. Jedenfalls für die, die nicht raten müssen. Ich habe auch hier keine Ahnung wie es geschrieben wird. Ich habe es jetzt einfach mal geschrieben, wie es gesprochen wurde. Ich hatte es mal mit Freunden auf einem Geburtsrag gespielt.
 

Wegen dem Ultraschallfoto (Achte Woche):

http://www.eltern.de/schwangerschaft/5-15-woche/schwangerschaftskalender.html

Familienurlaub

Montagmorgen, 24. Juli
 

Ruckartig schnellte Ran aus ihrer schlafenden Position hoch. Schnell schlug sie sich eine Hand vor den Mund und kroch so rasch wie möglich aus dem Zelt hinaus ins Freie.

Eilig rannte sie am Professor, welcher sich gerade im Stehen Kaffee einschüttete, vorbei zum nächst gelegenen Dickicht. Dort übergab sie sich. Ließ sich dann den Tränen nahe, um Luft ringend nach unten auf den Wiesenboden sinken.

Ihre Freundinnen kamen aus dem Zelten heraus. Conan sah wie ihre Freundinnen seine Freundin erreichten und sich zu ihr knieten. So machte er auf halber Strecke kehrt. Rannte zurück zum Professor, um Wasser in einen Becher zu schütten.
 

„Ran?“, sprach Kazuha die Oberschülerin an.

Zusammen mit Aoko wollte sie ihr aufhelfen.

Doch Gefragte schüttelte nur verneinend mit dem Kopf. Erneut presste sie sich die Hand vor den Mund. Bemühte sich, sich nicht noch einmal übergeben zu müssen. Unruhig atmete sie ein und aus. Schluchzte vor Unbehagen.

„Können wir dir irgendwie helfen?“, fragte Aoko sehr mitfühlend.

„Hier“, es war der Mini-Shinichi, der Ran fürsorglich den mitgebrachten Becher reichen wollte.

Ehe er sich jedoch versah, hatte Heijis Freundin ihm diesen abgenommen und reichte nun statt ihm das klare, mineralisierte Wasser an die werdende Mutter seines Kindes.

„Danke“, sagte Ran jämmerlich annehmend. Vorsichtig trank sie einen kleinen Schluck. Als sie sich sicher war, dass es ihr bekam, trank sie noch einen zweiten und einen dritten. Atmete tief durch.

„Geht es dir jetzt besser?“, Conan schaute sie aus besorgen Augen schon etwas hilflos an.

Sie nickte noch ein wenig matt.
 

Ran blieb noch eine Weile sitzen, bevor sie sich, mit ihren Händen abstützend, aufrichtete und auf die Zelte zu ging. Ihre Freundinnen, sowie Conan begleiteten sie.

„Geht es dir besser?“, erkundigte sich auch der Professor bei ihr.

„Ja“, antwortete sie mit einem flüchtigen Lächeln.

„Frühstückt ihr mit mir?“, lud der ältere Mann die vier ein.

Kazuha und Aoko nickten. Ran hingegen hielt sich nochmals die Hand vor den Mund. Machte ein betretenes Gesicht dabei.

Alles schaute sie mitleidig an. Vor allem der geschrumpfte Shinichi.

„Ich möchte nichts“, verneinte seine Ran umgehend: „Ich lege mich lieber noch einmal hin.“ Kaum hatte sie das gesagt, verschwand sie auch schon.

Während die beiden verbleibenden Oberschülerinnen sich zum Professor gesellten, schaute der Detektiv ihr bedrückt nach.
 

Heiji kam in Begleitung von Kaito aus seinem Zelt.

„Hab ich das Wort Frühstück gehört?“, erkundigte er sich erwartungsvoll gähnend.

Allen einen Guten Morgen wünschend, setzten sich die beiden Oberschüler dazu.

„War ja klar, Heiji! Sobald du das Wort Frühstück hörs, biss’u da. Jetz lass mich ratn: Dir fehlt nur noch en Mord un dein Tag is perfekt“, merke Kazuha, ihn die Seite stoßend, neckisch an.

„Hm“, machte er sich bedienend: „Also wenn’u so frags: Frühstück ist schon okay. Ne Leiche muss nich unbedingt sein. Is auch so recht nett hier“, entgegnete er. Warf Conan, über den Kopf seiner Freundin hinweg, einen fragenden Blick zu. Worauf jener sich der Runde hinzu fügte.
 

Ran drehte sich, in ihrem nicht verschlossen Schlafsack, auf die Seite.

Oh, nein: Ich rieche den Kaffee immer noch!, dachte sie sich unangenehm: Und warm ist es auch noch. Sie seufzte tief. Versuchte ruhig zu atmen.

Von draußen her hörte sie die Stimmen der restlichen Gruppe.

„Was machen wir heute, Professor?“, erkundigte sich Genta gerade.

„Was möchtet ihr denn am liebsten machen?“

„Wandern!“, schlug Ayumi ausrufend vor.

„Auf Schatzsuche gehen!“, meinte Mitshuhiko.

Bemüht die Stimmen der Detektiv Boys zu überhören, zog sie sich stöhnend die Decke über die Ohren. Schloss müde die Augen.
 

Nachdem Conan sein Frühstück beendet hatte, war er derjenige, der sich erhob. Er ging zum Zelt der Schülerinnen. Zaghaft ging er auf die Knie und krabbelte leise hinein.

Er sah Ran mit dem Rücken zu sich liegen. Langsam setzte er eine vor die andere Hand. Kam näher auf sie zu.

„Ran?“ Mit Bedacht sprach er seine Freundin zaghaft an.

„Hm?“, war ihre verschlafene Antwort darauf.

„Hey, Ran?“, behutsam rüttelte er sie leicht.

„Was ist denn Conan?“, drehte sie sich ein wenig verstimmt zu ihm um.

„Wir wollen wandern gehen“, informierte der Mini-Shinichi sie, auf kleines Kind machend.

Ran drehte sich „schön“ murmelnd wieder auf die andere Seite.

„Möchtest du nicht mitkommen?“, fragte Conan sie unterschwellig geknickt.

„Nein, danke. Ich bin viel zu müde.“

„Ich kann den anderen sagen, dass sie warten sollen, bis du ausgeschlafen bist“, meinte ihr kleiner Freund schnell.

Ran drehte sich auf den Rücken. Drehte ihren Kopf noch einmal zu ihm um: „Das brauchst du nicht. Nachher ist mir bestimmt zu heiß. Es ist ja jetzt schon so warm und schwül.“

Conan schaute in ihr erschöpftes Gesicht. Senkte mitgenommen sein Gesicht.

„Sei doch nicht traurig. Vielleicht spiel ich ja nachher doch noch mit euch“, wollte Ran den vermeidlichen Grundschüler trösten.

„Aber sonst geht es dir gut, oder?“, Conan sah sie an.

„Ja“, schenkte seine Freundin ihm ein verwundertes Lächeln: „Mir ist nur schlecht. Der Kaffee riecht so furchtbar. Das ist alles.“

„Okay“, sagte der geschrumpfte Shinichi, nach einem zusätzlichen Lächeln, leise.

Für Ran war die Sache damit erledigt und sie drehte sich von ihm weg. Schloss schlafen wollend ihre Augen.

Der Oberschüler, der sie liebte, blieb noch, mit auf den Knien abgestützten Händen, sitzen. Seine aufgesetzte kindliche Miene wandelte sich. Legte in diesem unbeachteten Moment seine Gefühle frei. Ernst blieb er, bis er zurückhaltend seinen Namen hörte. Ayumi kroch plötzlich neben ihn.

„Kommt Ran nicht mit?“, flüsterte das kleine Mädchen extra leise in sein Ohr. Er schüttelte den Kopf. Verließ anschließend das Zelt.

Ayumi folgte ihm.
 

„Un? Könn wa gehn?“, sprach Heiji die zwei fragend an.

„Ran möchte nicht“, erklärte Ayumi an Stelle des kleinen Detektivs.

„Hat sie gesagt wieso nich?“, erkundigte sich Kazuha mit Aoko vom Lager aufstehend und auf sie zukommend.

Ratlos schaute die Grundschülerin darauf den geschrumpften Shinichi an.

Erwartungsvoll spürte er die Blicke der anderen auf sich.

Auf den Boden schauend antwortete er: „S-Sie sie ist müde.“

Heiji, Kaito aber auch Ai und dem Professor fielen auf, wie unzufrieden er war.

„Wir könn sons auch ers was anderes machn“, schlug Osakas Detektiv aufmuntern wollend vor.
 

„Ich will aber nicht so lange warten!“

Die Oberschüler drehten sich allesamt um.

Es war Genta gewesen, der das unhöflich geäußert hatte. Der Grundschüler verschränkte gelangweilt seine Arme vor dem Bauch.

Der Professor, Ayumi, Mitshuhiko, Kazuha und Aoko sahen ihn streng an.

Heiji und Ai sogar verärgert, aber am bösesten schaute Conan.

„Wir warten!“, sagte er wütend: „Wir nehmen Ran mit, ist das klar!?“ Zornig schritt der geschrumpfte Shinichi an dem Grundschüler vorbei.

Die Eingeweihten verfolgten bedrückt diese Entwicklung.
 

„Conan?“, lief Ayumi ihm nach: „Bist du sauer?“

„Nein“, antwortete er ihr zerknirscht, als sie ihn einholte.

„Wohin gehst du jetzt?“, wollte sie weiter wissen.

„Keine Ahnung“, meinte Rans Freund Holmes und Queen, welche auf ihn zugelaufen kamen, streichelnd.
 

Ran steckte sich wachwerdend. Sie lag noch im Schlafsack. Ihr Magen knurrte. Sich den Bauch haltend setze sie sich auf. Aus dem Zelt tretend hielt sie sich eine Hand über die Augen, denn das Licht der gerade hoch stehenden Sommersonne, blendete sie. Die Blätter der Bäume, hinter den Zelten, wurden leicht vom Wind hin und her bewegt.

„Oh?“, Die Oberschülerin war überrascht, als sie Ai zusammen mit dem Professor und Tadashi auf der Decke sitzen sah. Das Baby lag neben ihr auf dem Bauch. Guckte interessiert, was die anderen so machten, die auf dem hinteren Teil der Wiese Fußball spielten.

„Wolltet ihr nicht wandern gehen?“, fragte sie sich stutzig zu den beiden setzend.
 

Kaito war der erste, der mitbekam das sich eine weitere Person auf der Picknickdecke aufhielt. Mit einer Kopfbewegung machte er den Detektiv des Ostens auf diesen Umstand aufmerksam.

Die Kleinen rannten erfreut auf Ran zu. Die Oberschüler kamen in normalem Geh tempo hinterher.

„Super!“, freute sich Genta: „Dann können wir ja jetzt endlich gehen.“ Aus großen Kinderaugen sah er die etwas verblüffte Ran an.

„Ja, schön, dass du jetzt wach bist“, stimmte Mitshuhiko zu.

„Hast du gut geschlafen?“, erkundigte sich dagegen Ayumi.

„Äh, ja?“, antworte Ran ein wenig überrumpelt von dem großen Interesse an ihrer Person.

„Habt ihr etwa jetzt die ganze Zeit auf mich gewartet?“

„Ja“, nickten die drei Grundschüler.

„Wir wollten auf dich warten“, erklärte Ayumi ihr.

Der Mini-Shinichi kam der Decke in Begleitung der anderen immer näher. Das Gespräch war gut zu verstehen.

„Aber ich hatte Conan eigentlich gesagt, dass ihr ruhig ohne mich hättet gehen können.“ Ran war wirklich verwundert: „Ihr hättet nicht extra warten müssen.“

„Doch mussten wir!“, teilte Genta ihr, sich ärgerlich bei ihr beschwerend, mit.

„Wieso?“, fragte sie irritiert nach.

„Weil Conan gesagt hat, dass wir dich mitnehmen müssen!“ Er klang, als wäre das eine wirkliche Last gewesen.

„Conan?“, seine Freundin sah ihn nachfragend an: „Warum hast du denn gesagt, dass ich mit will?“

Ihr Freund sagte nichts. Warf Genta nur einen strafenden Blick zu.

„Nur kein Grund zum Streiten“, setzte der Professor schnell einem Konflikt vorbeugend an: „Wie wäre es, wenn wir jetzt zusammen zu Mittag essen und uns dann gemeinsam zum Wandern aufmachen?“

Gemeinsam mit Agasa holte Ai die Provianttasche her, aus der sich alle bedienen konnten.

Anschließend machte sich die Gruppe nun inklusive Ran zum Wandern auf den Weg.
 

Zusammen streiften die elf Personen durch den Wald. Wobei Tadashi vom Professor getragen wurde und die Hunde angeleint nebenher liefen. Genta hatte Queen und Mitshuhiko Holmes. Den Wanderwegen folgend, wurde der Weg allmählich steiler.

Heiji und Kaito unterhielten sich im Flüsterton. Ayumi fiel es auf. Misstrauisch behielt sie den Freund Aokos im Auge. Die anderen Detektiv Boys gingen nebeneinander her. Conan ging neben Ai und dem Professor. Die Oberschülerinnen zusammen. Sie unterhielten sich ebenfalls.
 

Es dämmerte bereits, als die Gruppe zurück zum Zeltplatz kam. Gemeinschaftlich bereiteten sie das Abendessen vor.

„Meins‘u die Geister werdn sich heute Nacht zeign?“, fragte Heiji Kaito betont auffällig.

„Schon möglich“, meinte der Zauberer und tat als würde er nachdenklich.

„Geister?“, Genta, Mitshuhiko und Ayumi wurden sofort hellhörig.

Auch die Oberschülerinnen, sowie Conan und Ai sahen die zwei fragend an.

„Ja“, antwortete Kaito nur knapp: „Ich habe gehört hier soll es welche geben.“

„Stimmt“, ergänzte Heiji mysteriös: „das hab ich auch schon mal gehört. Waren das nich die, die von Menschen Besitz ergreifn?“

„Was?“, rief Ran entsetzt dazwischen.

Detektiv und Dieb nickten gefährlich.

„Ah“, rief sie, sich fürchtend zusammenzuckend, aus.

„Keine Angst Ran. Geister gibt es gar nicht. Heiji und Kaito wollen uns nur veräppeln“, meinte Conan kindlich.

Unsicher sah Ran ihn an.

„Sehe ich auch so“, ergänzte Ai trocken.

„Genau, Geister gibt’s gar nicht“, fand auch Genta großspurig.

Ran jedoch machte trotzdem ein mulmiges Gesicht. Sie überzeugte diese Argumentation wohl nicht so ganz.

Aoko und Kazuha gruselten sich ebenfalls ein wenig.

„Das ist Blödsinn. Es gibt keine Geister!“, setze Conan noch einmal nach. Bemühte sich darum seiner Freundin die Angst zu nehmen. Klang aber zugleich auch unterschwellig gereizt.

„Hm.“ Ran, sowie Aoko und Kazuha nickten.

Der geschrumpfte Detektiv warf den beiden Verursachern des Übels einen ärgerlichen Blick zu.
 

Alle machten sich hungrig über das Essen her.

Ran stand auf. Kazuha und Aoko, neben denen sie saß, sahen ein wenig überrascht kurz hoch. Aßen dann aber weiter. Während ihre Freundin sich von der restlichen Gruppe entfernte.

Conan sah ihr nach.

Heiji stieß ihn an. Der kleinere Detektiv drehte ihm den Kopf zu.

„Wegen vorhin: Kaito un ich hattn die Idee ne Geisterjagt zu machn. Wir dachtn wir erschreckn die Klein ein wenig“, raunte er ihm flüsternd zu.

Noch bevor Conan etwas erwiderte schaltete sich Genta hellhörig ein: „Was für eine Jagt?“

Die Detektive sowie Kaito, der es ebenfalls mitbekommen hatte, sahen den Grundschüler an.
 

Ran hingegen ging zwischen den Bäumen entlang. Sie war schon wieder auf dem Rückweg. Plötzlich raschelte es. Unsicher sah sie sich in dem dunklen Waldstück um. Nur das schwache Licht und die mitgenommene Taschenlampe machten ihr die Orientierung möglich.

Es raschelte ein weiteres Mal. Erschreckend führ Ran herum. Schien mit der handlichen Leuchte von rechts nach links über das Dickicht auf der einen Seite, über ihren bereits zurück gelegten Weg bis zum Dickicht auf der anderen Seite. Im ersten Moment war nichts zu sehen.

„Hallo?“, rief Shinichis Freundin ängstlich.

Es raschelte von links her. Schnell leuchtete Ran in betreffende Richtung. Nichts. Shinichis Freundin wollte sich schon wieder beruhigen, als sie es dann schon wieder rascheln hörte. Diesmal wesentlich wüster. Fast schon laut, gepaart mit sich schnell entfernenden Schritten.

„Hallo?“, rief sie ein weiteres Mal erschrocken zusammenfahrend. In verkrampfter Haltung entdeckte sie die Umrisse einer davon rennenden, graziösen Gestalt.

Ihr Gesicht angsterfüllt verzeihend, eilte sie zu den anderen zurück. Fast wieder bei ihnen bekam sie das eben geführte Gespräch mit:

„Die Geister?“, rief sie verstört: „Oh, nein!“

Alle sahen sie verwirrt an.

„I-ich glaube ich habe einen gesehen!“, sagte Ran panisch.

„Was?“, fragten die anderen gleichzeitig irritiert.

„Ja“, bestätige sie fast weinend.

„Ran, es gibt doch keine Geister“, wollte Conan sie beruhigen.

Doch sie widersprach ihm energisch: „Doch ich habe einen gesehen!“

„Conan hat recht, Ran. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, entgegnete der Professor ruhig. Wir haben uns nur darüber unterhalten, dass wie vielleicht eine Geisterjagt veranstalten wollen“, erklärte er ihr weiter.

„Aber ich habe ihn doch gesehen!“ Ran bestand auf ihrer Aussage. Wurde wütend, als alle sie ungläubig ansahen: „Ihr glaubt mir nicht!“, stellte sie maßlos enttäuscht fest.

„Es war bestimmt nur ein Kaninchen“, antwortete Conan ihr so kindlich klingend wie er nur konnte.

Seine Freundin sah ihn unentschlossen an. Wirklich überzeugt war sie nicht. Unbehaglich setzte sie sich an ihren Platz zurück.
 

Später
 

Die Detektiv Boys krabbelten in die Federn.

„Wisst ihr an wen Kaito mich total erinnert?“, fragte Ayumi ihre Freunde.

„Nein.“

„An wen?“, fragten Genta und Mitshuhiko nach. Während Ai sie nur ansah und Conan sich, kein Interesse zeigend, schon zudeckte.

Der Professor kam hinzu. Kniete sich nieder, um den oberen Teil seines Schlafsackes hochzunehmen.

„An Kaito Kid“, antwortete Ayumi.

Ai und der Professor hielten in ihrer sich hinlegenden Tätigkeit inne. Hörten angespannt zu.

„Wie kommst du darauf?“, fragte die Eingeweihte möglichst unauffällig nach.

„Naja. Ich habe euch doch mal erzählt, dass Kaito Kid mal bei mir zu Hause war und Kaito sieht genauso aus wie Kaito Kid. Nur dieses runde Ding“, Ayumi stockte: „Wie hieß das noch mal?“, unsicher schaute sie zu Conan.

„Monokel?“, benannte er das Ding. Drehte er sich genervt auf die Seite. Sodass er nun mit dem Rücken zu den Kindern lag.

„Ja, genau das!“, erwiderte Ayumi erfreut. Dann wurde sie nachdenklich: „Wisst ihr, ich frage mich irgendwie, ob Kaito Kaito Kid vielleicht kennt?“

„Das ist doch Unsinn!“, warf Genta ein.

„Aber wieso sehen sie sich dann so ähnlich?“, wollte Ayumi doch schon gerne wissen.

„Weil sie eineiige Zwillinge sind!“, Conan wollte sichtlich in Ruhe schlafen. Teilte aber mit seiner Bemerkung, wie er sogleich feststellen musste, nicht gerade dazu bei.

„Was? Sie sind eineiige Zwillinge?“, riefen die drei Jüngsten im Zelt vollkommen verblüfft gleichzeitig aus.

Ai und der Professor trauten ihren Ohren nicht: Shinichi?

Der verdrehte stöhnend die Augen. Zog den oben aufliegenden Teil seins Bettes zum mitnehmen enger um sich. Bemühte sich darum die Grundschüler geflissentlich zu ignorieren.

„Das ist ja cool“, fand Mitshuhiko: „Der eigene Bruder: Ein überall gesuchter Meisterdieb!“ Der Junge zeigte sich sehr fasziniert von Conans vermeidlicher Aussage.

„Lasst uns ihn doch fragen, ob wir ihm helfen können seinen Zwillingsbruder festzunehmen. Sicher kann er unsere Hilfe gebrachen!“, schlug Genta voller Erwartung und feurigem Eifer tatkräftig vor.

„Ja!“, stimmten die beiden anderen begeistert zu.

„Los kommt!“, rief Genta auffordernd. Er wollte sich mit Mitshuhiko und Ayumi schon zum Zeltausgang aufmachen, da wurden sie schnell durch die Worte des Professors aufgehalten.

Ai beobachtete die Situation.

„Aber nicht doch, Kinder! Denkt doch nur wie spät es schon ist. Kaito und Heiji werden bestimmt schon schlafen wollen. Ihr wollt doch nicht, dass ihr sie stört?“

„Oh“, machten die drei. Die Argumentation nachvollziehend sahen sie Professor Agasa an.
 

„Ich bin mir sicher, dass ich den Geist gesehen habe“, Ran saß, immer noch geknickt, in ihrem Schlafsack. Kazuha neben ihr, die neben Aoko saß.

„Am bestn wir bleibn zusammn“, schlug Kazuha vor.

Die anderen zwei nickten eingeschüchtert.

„Ich mach die Öffnung zu!“, meinte Aoko. Schnell tat sie was sie gesagt hatte und kam wieder zu ihren Freundinnen zurück.
 

In der Nacht
 

Conan schreckte plötzlich aus dem Schlaf hoch. Atmete hastig. Sah sich sofort aufmerksam um. Nichts. Alles war ruhig. Die restlichen Mitglieder der Detektiv Boys schliefen. Der Professor schnarchte und selbst Tadashi schlummerte friedlich.

Tief ein- und ausatmend fuhr sich der Detektiv durch sein Gesicht. Blieb dann einfach sitzen, bis er seinen Reißverschluss öffnete und hinaus nach draußen in die tief schwarze Waldnacht hinaus trat.
 

Da nur wenige Sterne zu sehen waren, bewegte sich der geschrumpfte Shinichi vorsichtig auf das daneben stehende Zelt zu. Hielt still inne, als er es erreichte. Ihm fiel auf, dass die Zeltöffnung zugezogen war. Vorsichtig ging er, den Reißverschluss hochziehend, in die Hocke. Das Moskitonetz war ebenfalls zu. Auch dieses öffnete er einen Spalt. Er hörte die Oberschülerinnen gleichmäßig atmen. Mit möglichst geringer Lichteinwirkung entdeckte er auch Ran. Dann ließ er sich erleichtert auf den Boden sinken. Ließ den Stoff der Öffnung los, sodass dieser zurückfiel. Er blieb so eine Weile sitzen, bis er schließlich müde zurück in seinen Schlafsack kroch.
 

Allerdings war er nicht der Einzige, dessen Nachtruhe durch einen üblen Traum gestört wurde. Auch seine Freundin hatte einen. Wie er schreckte sie noch dazu: „Ahhh!“, schreiend auf. Ihr Blick fiel auf die geöffnete Zeltöffnung. Ängstlich rüttelte sie sofort Kazuha: „Wach auf!“

„Hm?“, wurde ihre Freundin verschlafen wach, während Ran auch Aoko rüttelte: „Bitte wacht auf!“

„Was is denn?“, richtete Kazuha, sich am Auge reibend, auf.

„Der Geist!“, wimmerte Ran: „Er war hier!“

„Was?“, fragten ihre Freundinnen erschreckend nach.

„Du hast bestimmt geträumt?“, meinte Aoko.

„Nein! Da!“, Ran zeigte mit dem Finger auf die Zeltöffnung: „Seht doch nur: Die Öffnung ist offen und wir hatten sie doch zu gemacht!“

„Oh, nein!“, sich nun ebenfalls gruselnd klammerten Kaitos und Heijis Freundinnen aneinander: „Du hast recht!“, erinnerte sich Aoko an das Verschließen des Zeltes.

„Ich habe Angst“, sagte Ran.

„Ich auch“, stimmte Kazuha zu: „Kommt mit, wir sagn Heiji bescheid.“

Die anderen beiden nickten schnell.
 

„Hm?“, machten auch Heiji und Kaito, als sie energisch wachgerüttelt wurden.

„Heiji, los jetz wach endlich auf!“, rief ihn seine Freundin.

„Kazuha?“, verschlafen registrierte er ihre Stimme. Wie Kaito setzte er sich brummend auf: „Was isn?“

„Der Geist!“, drängte sie mit Ran und Aoko zusammen.

„Was fürn Geist?“, Heiji kapierte nicht ganz.

„Der von heute Abend“, erinnerte Ran schnell.

„Ja! Er war in unserem Zelt!“, ergänzte Aoko Kaito gegenüber.

Dieb und Detektiv sahen sich stirnrunzelnd an.

„Es gibt keine Geister!“, meinte Heiji seufzend.

„Doch!“, bestanden alle drei.

„Wie kommt ihr denn darauf?“, erkundigte sich Kaito breit zu zuhören.

„Die Zeltöffnung!“, erzählte Ran. Sie hatte wirklich Angst: „Sie war offen und wir hatten sie extra noch gut zugemacht. Das weiß ich hundertprozentig.“

„Ja!“, bestätigte Kazuha verstärkend.

„Bitte glaub uns das!“ Aoko sah ihren Freund und den Freund ihres Freundes an. Genau wie Kazuha und Ran.

Heiji führ sich mit der Hand durch sein Gesicht: „Das is doch jetz nich euer ernst. Wir solln doch jetz nich etwa den Geist suchn oder? Wir ham den doch nur erfundn!“

„Ach ja?“, fuhr Kazuha ihn verärgert an: „Un wie erklärs‘u dann, dass das Zelt offn war?“

Detektiv und Dieb sahen sich ein weiteres Mal an.

„Wir können es uns ja ansehen“, willigte der Zauberlehrling gutmütig ein. Zusammen mit Heiji besah er sich den Reisverschluss.

„Nichts“, stellte er beruhigend nach gewissenhafter Prüfung fest.

„Aber ihr müsst uns glauben!“, konterten die drei Schülerinnen sofort.

„Wirklich“, Heiji sah sie an. Besonders Ran und seine Freundin: „Geister gibt’s nich. Bestimmt hat nur eine von euch beim zur Toilette gehn vergessn wieder zuzumachn.“

„Heiji!“, Ran und Kazuha waren empört.

„Ich habe Angst!“, jammerte Shinichis Freundin weiter: „Was ist wenn er wiederkommt? Was dann. Ich will nicht verflucht werden!“

„Seit wann verfluchen Geister?“, fragte Kaito geduldig.

„Ich weiß nicht seid wann, aber ein Mann hat mir das Mal erzählt“, erklärte Ran.

„Ja genau!“, pflichtete Kazuha ihr zügig bei: „Heiji, die Insel. Weiß’u nich mehr?“

Jener raufte sich die Haare: „Das war doch ein Scherz. Der wollte euch doch nur Angst machn un wir genauso. Wir habn den nur erfundn.“

Argwöhnisch wurde er angesehen.

„Zum letzn Mal: Geister gibt’s nich. Also geht wieder schlafn“, sagte er mit Kaito gehen wollend.

„Aber Heiji!“, rief Kazuha ihm wütend hinterher.

„Aber was sollen wir denn jetzt nur machen?“ Ran sah ihre Freundinnen bange an.

Heiji drehte sich noch einmal um: „Macht einfach das, was ihr auch auf der Insel gemacht habt.“

Während die Oberschüler zurück in ihr Zelt gingen erinnerte Ran sich: „Die Messer!“

Kazuha, immer noch wütend hinter Heiji herschauend, nickte.
 

„Was war das?“, erkundigte der Dieb sich neben dem Detektiv wieder hinlegend.

„Messer.“

„Messer?“

„Jo. Ich weiß zwar nich wie es bei deiner Freundin is, aber Kazuha un Ran werdn sich jetz unter Garantie welche holn“, fand Heiji sich darüber amüsierend.

Und er sollte Recht behalten, denn schell holten die Oberschülerinnen je Eines. Damit bewaffnet legten auch sie sich schließlich wieder schlafen.
 

Dienstag 25. Juli
 

Beim gemeinsamen Frühstück würdigten die drei Oberschülerinnen ihre Freunde keines Blickes. Was jene aber gar nicht störte.

Gegen Mittag schien die Sonne hell und grell.

Im ersten Zelt machte der Professor, Tadashi neben sich, einen Mittagschlaf. Ai las wie die Oberschülerinnen im Zelt daneben mit den anderen Mitgliedern Detektiv Boys Mangas.
 

Osakas Detektiv und Tokios Meisterdieb hielten sich ebenfalls in ihrem Zelt auf.

Heiji kramte seinen tragbaren Computer hervor.

„Du hast deinen Laptop mitgenommen?“, wunderte sich Aokos Freund.

„Klar, wieso nich?“, entgegnete sein Gegenüber gelassen den Kopf zum Hochfahren drückend.
 

„Jetzt könnten wir doch fragen gehen, oder?“, fragte Ayumi plötzlich grübelnd in die kleine Runde.

Die zwei Jungen ihres Alters und Ai sahen sie an.

Conan dagegen las weiter.

„Wegen Kaito“, erinnerte Ayumi.

„Ach ja! Wir wollten ihm ja helfen“, Mitshuhiko fiel das Gespräch von gestern wieder ein.

„Na worauf wartet ihr? Lasst uns gehen!“, forderte Genta seine Freunde beherzt auf.

„Äh“, rief Ai ihnen leise hinterher, während die Kleinen eher am Ausgang des Zeltes waren, als ihr lieb war.

„Conan?“, stutzten die Kinder.

„Willst du denn nicht mitkommen?“, fragte Mitshuhiko verwundert nach.

„Nein“, antwortete Angesprochener ihnen desinteressiert, ohne auch nur von den Seiten aufzuschauen.

So gingen die drei alleine.

Die geschrumpfte Shiho sah ihr Versuchskaninchen an. Ein wenig Vorwurf lag in ihrer Stimme: „Willst du denn nichts unternehmen?“

Worauf er nur, kurz von den Buchseiten aufschauend, mit einem knappen: „Nein“, antwortete.

Ai sah ihn ungläubig an: „Das kannst du doch nicht machen?“

„Warum nicht? Er kann doch lügen.“ Conan klang bitter und abweisend. Er richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf den Manga. Für ihn war das Thema beendet.
 

Zusammen mit Mitshuhiko und Genta kam Ayumi bei den beiden Oberschülern an. Überrascht schauten Jene von einer Videointernetseite auf.

„Hallo“, sagte das kleine Mädchen. Es wirkte leicht unsicher. Stellte sich von einem auf das andere Bein.

„Könn’ wir was für euch tun?“, erkundigte sich Heiji über diese Beobachtung verwundert.

„Naja“, fing Mitshuhiko an: „Wir sind wegen Kaito hier.“

„Wegen mir?“

„Äh ja“, ergänzte der Grundschüler weiter: „Wir wollen dir helfen.“

„Helfen?“, stutze der Dieb.

„Ja, wir sind für dich da. Wir helfen dir deinen bösen Zwillingsbruder zu verhaften.“

„Böser Zwillingsbruder?“, kam es verwirrt von den beiden Älteren: „Was fürn böser Zwillingsbruder?“

„Na der von Kaito“, klang Genta, als wenn es das selbstverständlichste von der Welt wäre.

Stutzend schauten sich die beiden Oberschüler an.

„Wovon redet ihr?“, fragte Kazuhas Freund weiter nach.

„Du brauchst kein Geheimnis daraus zu machen. Conan hat es uns erzählt.“

„Hä?“, Heiji war perplex: „Hatter das wirklich so gesagt?“

Die Grundschüler nickten mit einem: „Ja!“ einstimmig.

Für einen Moment waren die zwei Oberschüler sprachlos, bevor sie zu lachen begannen.

„D-da hat er euch aber reingelegt“, meinte der Detektiv.

„A-ber?“, die Kinder waren es nun, die verwirrt dreinschauten.

„Das verstehen wir nicht“, machte Mitshuhiko auch im Namen seiner Klassenkameraden bekannt.

„Hm?“, Dieb und Detektiv hörten Ayumi zu, die unverblümt die Frage stellte, die sie jetzt so sehr beschäftigte: „Wenn du gar keinen Zwillingsbruder hast, hast du dann einen normalen Bruder?“

Der Dieb verneinte.

„Aber?“, auf den Gesichtern der Kinder breiteten sich Fragezeichen aus.

„Aber warum siehst du Kaito Kid dann so ähnlich?“, wollte Ayumi wissen.

Mit dieser Frage hatte sie es geschafft, sowohl Kazuhas Freund, als auch den eigentlichen Meisterdieb erschrecken zu lassen. Die zwei waren einfach nur sprachlos.

„Bist du etwa tatsächlich Kaito Kid dieser Dieb!?“, vermutete Genta wütend werdend ganz richtig.

„Aber Genta: Das kann doch gar nicht sein. Heiji ist Detektiv. Er müsste ihn doch längst festgenommen haben. Sie könnten doch so gar keine Freunde sein“, widersprach Mitshuhiko der Theorie seines Freundes.

„Aber wie sonst erklärst du dann die Ähnlichkeit von Kaito und Kaito Kid?“, hielt Genta bestimmt dagegen.

„Ja?“, Ayumi war ganz verwirrt.

Heiji wechselte einen Blick.

Kaito gab zu verstehen, dass er übernehmen würde:

„Abgesehen von meiner großen Ähnlichkeit mit Kaito Kid. Habt ihr sonst noch irgendwelche Anhaltspunkte gegen mich in der Hand?“

Die Kleinen schauten ihn aus großen Augen an. Schüttelten ihre Köpfchen.

„Also nehmt ihr mich jetzt nicht fest?“

„Nein“, entgegneten sie ein wenig zerknirscht. Schnell zogen die beweislosen Detektiv Boys von Dannen, sodass die Älteren wieder alleine waren.

„Dir is jetz schon klar, dass die uns die ganze Zeit hinterher spioniern werdn?“, merkte Heiji scherzhaft an.

Kaito nickte die Sache ebenfalls nicht weiter ernst nehmend.

Osakas Detektiv drückte wieder auf Play und gemeinsam schauten sie das Video weiter.
 

Freitag 28. Juli
 

Conan saß an einen Baum gelehnt. Hatte seinen Blick frustriert auf Kazuha und Aoko gerichtet, die zusammen mit Ran plaudernd am kleinen Bach saßen.

„Spielst du mit?“, kam Mitshuhiko mit den beiden Oberschülern und den anderen drei Detektiv Boys auf ihn zu. Er hielt den Fußball zwischen Ellenbogen und Taille.

„Nein“, brummte der kleine Detektiv.

„Warum nicht?“, fragte Genta nach.

„Ich habe keine Lust.“

„Ach komm doch: Alleine verlieren wir bestimmt“, bat Ayumi ihn.

„Nein!“

„Och Menno! Du bist so ein Spielverderber!“, beschwerte sich Genta.

„Na und? Welchen Teil von ich habe keine Lust versteht ihr nicht?“, brüllte der geschrumpfte Shinichi die sechs plötzlich aufbrausend an.

„Schrei uns doch nicht gleich so an!“, zuckte Genta regelrecht zurück.

„Dann hört gefälligst auf mir ständig auf die Nerven zu gehen!“, sprang er auf und ließ die anderen wütend stehen, welche ihm hinterher schauten. Die Kinder riefen ihm ein: „Warte, Conan!“ hinterher.

Während Heiji und Kaito schwiegen.
 

Die Schritte des Mini-Shinichis beschleunigten sich immer mehr. Zornig begann er zu rennen und im Wald zu verschwinden. Er rannte, bis er nicht mehr konnte. Schlug und trat auf den nächst gelegenem Baum ein. Tobte seine ganze, aufgestaute Wut heraus.
 

Später
 

Die Abenddämmerung war bereits weit voran geschritten und Conan war immer noch nicht zurück gekehrt. Ran begann sich Sorgen zu machen.

Heiji und Ai versuchten ihn über seinen Transmitter zu erreichen. Schließlich machten sich die beiden von Kaito begleitet auf die Suche nach ihrem Freund. Im Wald trennten sich die drei.
 

Es war schon fast ganz dunkel, als das Trio sich fast beim Zeltlager wieder traf. Kaito hatte etwas gefunden. Er hielt das Mini-Funkgerät hoch: „Er möchte offensichtlich nicht gefunden werden.“

„Wo hass’u das gefundn?“, fragte Heiji interessiert nach.

„Da hinten“, zeigte Aokos Freund in betreffende Richtung.

Gemeinsam ging Ai mit ihnen zurück.
 

„Habt ihr Conan gefunden?“, Ran auf stand und kam besorgt auf die, die gesucht hatten zu.

„Nein“, schüttelte Heiji bedauerlich den Kopf. Den Transmitter erwähnte er nicht.

„Oh nein, wo kann er denn nur sein?“, machte Shinichis Freundin sich wirklich Sorgen um ihren kleinen Freund.
 

Später
 

Ran verließ ihr Zelt und ihre Freundinnen.

„Ich geh ihn suchen!“, meinte sie schließlich unruhig neben Heiji, der sich mit Kaito ebenfalls vorm Zelt, mit dem Fußball tricksend aufhielten. Nervös lief sie auf und ab. „Warte Ran, du weiß doch gar nich wo du suchn solls“, versuchte Heiji sie, möglichst gelassen wirkend, zu beruhigen.

„Aber wenn er sich nun doch verlaufen hat?“

„Dann findes’u ihn auch nich.“

Nervös setze sie sich neben ihn ins Gras: „Ich versteh das einfach nicht? Was hat er nur?“ Sie schaute Kazuhas Freund an, als müsse er es doch wissen.

Doch jener schüttelte nur nachdenklich den Kopf. Er und Kaito hörten ihr weiter zu.

„Ich kann ihn einfach nicht verstehen. Ich dachte wirklich das Shinichi ihm geholfen hätte, aber wohl doch nicht.“

Heiji wurde hellhörig: „Was hat Shinichi damit zu tun?“, fragte er verwundert nach.

„Ich habe ihn gebeten mal mit Conan zu reden. Mit mir will er ja nicht reden. Ich dachte, da er Shinichi doch so bewundert könnte er vielleicht herausfinden, was mit Conan los ist.“

„Was?“, das Fragewort war etwas zu laut ausgesprochen: „Du hast Shinichi gefragt?“

„Äh, ja“, ein wenig erschrocken sah Ran ihn darauf an: „War das etwa verkehrt?“

Oh, nein: Ran! Das war das Dümmste was du hättest tun könn!, dachte Kazuhas Freund sich nur im Stillen. Antwortete jedoch mit einem verharmlosten: „Nein, nein.“
 

Erschöpft kam Conan mit hängenden Schultern und langsamen Schritten aus dem Wald heraus. Ging leise auf die Zelte zu.

Ran hörte ihn.

„Conan?“, Ehe der geschrumpfte Shinichi sich versah eilte sie auf ihn zu. Ihre Sorge verschwand. Wütend baute sie sich vor ihm auf. Blaffte ihn an: „Conan, bist du von allem Guten verlassen? Wo warst du die ganze Zeit? Weißt du was ich mir für Sorgen gemacht habe? Du hättest mir wenigstens sagen können, wo du hingehst!“

Mit einem festen Griff packte Ran die Hand ihres Freundes, welcher schmerzhaft: „Aua“, winselnd von ihr hinterher gezogen wurde.

Seine Freundin hielt an. Schaute auf den kleinen Detektiv hinunter. Sie bemerkte, dass er an der Hand blutete, welche eine Vielzahl an Schürfwunden aufwies.

„Bist du gefallen?“, fragte Ran mitfühlend mehr rhetorisch und nahm ihn, leicht vor sich her schiebend mit. Etwas blass geworden ließ sich der Mini-Shinichi still von ihr verarzten. Heiji und Kaito standen dabei.

„So, jetzt mach das du ins Bett kommst!“, forderte Ran ihn zwar nicht mehr sonderlich verärgert, aber durchaus noch streng auf.

Conan wollte schon in sein Zelt verschwinden, da rief sie ihn noch einmal: „Von nun an bleibst du da, wo ich dich sehen kann. Ist das klar!?“

Er nickte widerspruchslos. Krabbelte sofort in seinen Schlafsack.

Seine Zeltgenossen kamen ebenfalls.

„Hey?“, versuchte Heiji ein Gespräch anzufangen. Doch Conan drehte sich nur noch mehr auf die andere Seite. „Lass mich in Ruhe“, sagte er nur bitter mit brüchiger Stimme.
 

Montag 31. Juli
 

Das Ehepaar Kudo landeten am Tokioter Flughafen.

Zusammen mit seiner Frau holte Yusaku das gemeinsame Reisegepäck.

Anschließend ging er mit ihr zum Parkplatz. Dort standen einmal der Käfer des Professors und ein von den Moris gemieteter großer, silberner Mietwagen.

Alle stiegen aus, als die Kudos in Sicht kamen und gingen ihnen entgegen. In vorderster Reihe der Professor mit Tadashi, Kogoro und Eri. In zweiter auf der rechten Seite Mitshuhiko, Ayumi, Genta, Ai, Conan, Aoko, Ran, Kazuha. Auf linker Heiji mit Holmes und Queen und Kaito.

„Oh“, rief Yukiko hoch erfreut aus. Tadashi wechselte von Agasas Arm auf den Ihrigen. Innig wurde das Baby von Shinichis Mutter gedrückt.

Doch dann fiel ihr Blick auf Ran, die versuchte sich hinter ihren Freundinnen zu verstecken.

„Hallo, Ran. Wie schön dich zu sehen!“

„Uh?“, wurde Shinichis Freundin von seiner Mutter herzlichst umarmt. Überrumpelt ließ Ran die Umarmung gesehen. Erwiderte leicht, ein wenig verunsichert, zögerlich.

Anschließend war Conan es, der fast zerquetscht wurde. Ihm war anzusehen, wie sehr es ihm missfiel.

Yusaku hatte in der Zwischenzeit Eri und Kogoro persönlich begrüßt und auch die Oberschüler. Kam nun ebenfalls auf Ran zu. Doch im Gegensatz zu seiner Frau eben, deutete er sanft: „Hallo, Ran“, sagend eine Umarmung nur dezent an.
 

Nach ausführlicher gegenseitiger Begrüßung ging die Gruppe zu den Autos zurück. Agasa nahm Yusaku einen Koffer ab. Tadashi blieb bei Yukiko auf dem Arm.

Bei den Autos angekommen stiegen die Kinder wieder in den Käfer ein, während Yusaku mit Kogoro das Gepäck im großen Kofferraum des Mietwagens verstaute. Die Oberschüler waren schon mit Yukiko und Eri eingestiegen, als auch die beiden Männer dazu kamen. Den Motor anlassend fuhr Kogoro dem gelben Käfer hinterher.
 

Am späten Nachmittag hielten die Autos bei einem großen Ferienhaus. Alle nahmen sich ihre Sachen und gingen über eine kleine Veranda hinauf zur Haustüre. Eri, sie hatte die Schlüssel, schloss auf.

Die Oberschüler und Grundschüler schauten sich vom Wohnbereich zur Küche gehend um.

Die Erwachsenen hingegen hatten es da nicht so eilig. Sie stellten erst einmal ihre Koffer neben der Türe ab.
 

„Wow, nicht schlecht hier“, fand Heiji. Auf ging es, auch den oberen Bereich erkunden. Das Haus hatte zwei Badezimmer und fünf Räume.

Yusaku lachte, als er die Treppe hinauf steigend die Detektiv Boys hörte, wie sie mit einem: „Das Zimmer hier gehört uns“, gleich das erste in Beschlag nahmen. Die vier anderen Zimmer lagen direkt daneben, sodass der verbundene Flur auf der anderen Seite nur mit einem Geländer versehen war. Die beiden Bäder lagen waagerecht dazwischen.

Das zweite Zimmer bezogen Kazuha, Aoko und Ran. Das dritte ging so folglich an die beiden Oberschüler.

Die restlichen Erwachsenen kamen nun ebenfalls die Treppe hoch. Yusaku stand mit seinem Ellenbogen amüsiert am Türrahmen an Zimmer vier gelehnt. Mit seinem Rücken so zu Zimmer fünf gedreht.

„Vier oder fünf?“, schaute er seine Frau mit einem heiteren Grinsen an. Wie Yukiko besahen sich auch Eri mit Kogoro die beiden noch freien Zimmer.

„Vier“, meinte Rans Mutter den benannten Raum betretend. Bereitwillig machte Yusaku einverstanden Platz und bezog nun seinerseits mit seiner Frau das Zimmer mit Namen „Nummer Fünf“.
 

Der Professor kam zu den Kindern. Diese liefen ihm schon im Türrahmen entgegen. Sie hatten sich bereits ihrer Kleidungsstücke entledigt, welche ordentlich fürs erste auf ihren Betten neben ihren Rucksäcken platziert lagen.

„Bitte pusten sie uns den auf“, hielt Genta dem alten Mann einen luftleeren Wasserball und einen Hai hin. Ayumi einen Schwimmreifen.

Mitshuhiko war mit einem blauen Schnorchel und Taucherbrille ausgerüstet, die er bereits auf der Stirn trug.

Ai und Conan hatten Kindersurfbretter.

Agasa die aufblasbaren Sachen in die Hände drückend, rannten die drei jüngsten der Grundschüler eilig hinaus aus dem Haus an den darum liegenden Strand und vergnügt auf das weite Meer zu.

Da stand der Professor nun mit Conan und Ai. Zweite sah ihn mitfühlend an. Ging zurück zu den Sachen und kniete sich suchend hin.

Ihr Kamerad hingegen sah seinen Vater, noch in Alltagskleidung, auf sich und Agasa zukommen.

„Lassen sie mich das ruhig machen“, war jener so gut und pustete den Hai per Mund auf.

Gutgelaunt wurden auch die Oberschülerinnen und ihre Freunde fertig. Ebenfalls in Badekleidung kamen auch sie, jeder ein Badehandtuch für sich tragend, an den Strand.
 

Die beiden Ehepaare samt Professor stießen als Letzte hinzu. Wobei die Frauen Badematten trugen und ihre Ehemänner jeweils zwei zusammenklappbare Liegestühle. Agasa trug seinen mit einer Hand selbst, während er Tadashi auf dem freien Arm hielt. Ai und Conan liefen nebeneinander her gehend mit.

Die anderen spielten bereits mit dem Wasserball, welcher immer zwischen den Schülern und Schülerinnen hin und her geworfen wurde.

Zusammen mit Ai gesellte Conan sich zu seinen Freunden.
 

Die Erwachsenen klappten hingegen ihre Stühle auf, stellten sie nebeneinander und bevorzugten es, sich von der warmen Sommersonne verwöhnen zu lassen.

Yusaku ging noch einmal mit dem Professor zurück zum Haus, von wo sie noch zwei Sonnenschirme holten. Auf dem Weg erzählte der Professor ihm von Shinichi: „Im Moment kann ich nicht nachvollziehen, was in ihm vorgeht“, teilte er dessen Vater mit: „Er ist so einzelgängerisch in letzter Zeit. Mehrmals hat er mit Ran Ärger bekommen.“

„Warum?“, Yusaku überraschte diese Aussage. Verwundert legte er seine Stirn in Falten.

„Das weiß ich leider nicht genau. Heiji und Ai haben mehrmals versucht ihn darauf anzusprechen. Doch er hat sehr abweisend und aufbrausend darauf reagiert.“

„Hm“, machte der Kriminalautor überlegend: „Ich werde mir ihn mal ansehen“, meinte er. Yusaku konnte seinen Sohn schon sehen. Er war nicht mehr bei den anderen die noch spielten. Stattdessen saß er für sich alleine auf Rans ausgebreiteter Decke. Sein Vater folgte dem wehmütigen Blick des geschrumpften Shinichis, der konkret auf seiner Freundin lag.

Yukikos Mann beließ es bei dieser Beobachtung. Stellte mit Agasa und Kogoro die beiden Sonnenschirme auf.

Machte es sich anschließend auf seinem Stuhl bequem.

Eri und Yukiko genossen, wie Kogoro mit Sonnenbrille auf den Augen die Sonneneinstrahlung.

Yusaku hingegen entspannte sich zwar auch, warf aber auch immer wieder mal einen Blick auf seinen Sohn und die anderen.
 

Die Oberschülerinnen waren die ersten, die es zurück an den Strand zog. Gemeinsam machten sie es sich auf ihren Handtüchern gemütlich, um sich behaglich von der Sonne aufwärmen zu lassen. Conan machte Ran dafür Platz, indem er an die Seite rückte. Mit seinen Händen auf den Knien abgestützt blieb er.

Dann folge Ai. Auch sie wählte es sich zu sonnen, während die drei Kinder noch versuchten gegen Heiji und Kaito zu gewinnen.
 

Nachdem die Kleinen keine Lust mehr hatten, kamen sie an den Strand um sich mit etwas Leckerem zu stärken. Danach verlagerten sie mit einer darin aufgehenden Yukiko ihr Spielen aufs Sandburg bauen. Heiji und Kaito hingegen bevorzugten es sich weiterhin im Wasser aufzuhalten.
 

Die Sonne stand bereits tief, als Heiji und Kaito ans Ufer zurück kamen. Nahe der Stelle an der sie heraus kamen saß Ai mit Tadashi im Sand, welcher von den an den Strand schlagenden Wellen umspült wurde. Ihr Blick war traurig auf das weite, offene Meer gerichtet. Das Baby auf ihrem Schoß versuchte mit seinen kleinen Händen immer wieder nach dem weichen Sand zu greifen, welcher ihm dann durch die Finger hindurch sickerte noch bevor er die feinen Körner in den Mund stecken konnte.

„Hey“, grüßte der Detektiv die vermeidliche Grundschülerin mit dem Dieb auf sie zukommend.

Offenbar aus ihren Gedanken geholt schaute sie zu den beiden auf.

Heiji hatte seine Arme in die Hüften gestemmt. Bemerkte, dass sie wohl etwas bedrückte. So erkundigte er sich bei ihr: „Has’u was?“

„Ach nichts“, entgegnete das ehemalige Organisationsmitglied ihren Blick kopfschüttelnd wieder zurück auf das offene Meer richtend: „Ich dachte nur gerade daran“, sie machte eine bedrückte Pause: „an meine Schwester und Chiyoko.“

„Oh“, Heiji tat es Kaito gleich, der sich zu Akemis Schwester hinunter kniete. Auch auf seinem Gesicht zeigte sich, noch intensiver als bei Heiji, Betroffenheit ab. Er streichelte das Baby am Arm.
 

Zeitgleich mit der Abenddämmerung begann es zu regnen, sodass sich alle gemeinsam drinnen im Haus beim geselligen Abendessen zusammen setzten und auch danach noch miteinander plaudernd sitzen blieben. Zumindest die Erwachsenen und Jugendlichen. Genta, Mitshuhiko und Ayumi hingegen gingen lieber nach oben spielen.

Während Ai bei den Ihresgleichen blieb, setze sich Conan ebenfalls ab. Folgte den anderen allerdings nicht, sondern ging nach draußen. Die Sterne waren mittlerweile heraus gekommen.

Heiji, der neben Ai saß bekam es genau wie sie aufmerksam mit. Er wollte aufstehen Yusaku jedoch gab ihm durch einen Blick, statt ihm aufstehend, zu verstehen, dass er gehen würde.

„Entschuldigt mich“, sagte er in die Runde.

Yukiko sah ihm besorgen Gesichtsausdruckes hinterher. Er trat hinaus vor das Haus. Mit seinem Schlüssel in der Hand zog er die Haustüre zu.
 

Um das Haus herum gehend, entdeckte der Schriftsteller seinen Sohn. Jener stand ein weites Stück von ihm entfernt mit seinen Füßen im Wasser. Seine Hände in den Hosentaschen vergraben, schaute er hinaus auf das weite Meer. Die Wellen schwappten mit mäßigem Schwung gegen seine Beine.

„Bin ich ein guter Vater gewesen?“

Langsam kam Yusaku näher. Hatte seinen Sohn noch nicht ganz erreicht.

Überrascht bemerkte der geschrumpfte Detektiv seinen Vater. Schaute ein wenig erschrocken zu ihm hin.

„Du fragst dich, ob du ein guter Vater sein wirst, oder?“, äußerte Yukikos Mann seine gehegte Vermutung.

„I-ich was habe ich mir dabei nur gedacht!?“, brach es aus seinem Sohn selbstvorwerfend heraus: „Was habe ich mir da nur gedacht? War ich denn total verrückt: Wenn ich mich nur nicht betrunken hätte, dann wäre das jetzt nicht passiert!“ Der eigentliche Oberschüler war sichtlich einfach nur wütend auf sich selbst.

„Jetzt ist es so wie es ist“, entgegnete sein Vater jedoch einfach.

„Wie du so ruhig bleiben kannst kann ich auch nicht verstehen! Ich bin“, er stockte: „Sie mich doch an!“, brüllte er zu tiefst verzweifelt über seine derzeitige Situation.

„So? Wäre es dir lieber, wenn ich dich anschreien würde: Wie könnest du das nur tun? Wenn du dich danach besser fühlst, dann kann ich das gerne machen“, meinte Yusaku liebevoll und auch ein wenig, unterschwellig schmunzelnd: „Findest du, dass ich ein guter Vater bin?“, wiederholte der Kriminalautor gelassen seine Frage.

Conan sah ihn stutzend an. Zögerte einen Moment ehe er zaghaft antwortete: „Naja, meistens.“

„Meistens“, diese Aussage nickend zur Kenntnis nehmend, trat Yusaku neben ihn.

Conan machte ein betretenes Gesicht. Schaute ein wenig auf die Wellen unter sich.

„Wieso? Meistens ist doch ein gut vorzeigbares Ergebnis!“, fand Yukikos Mann, seine Hände nun gleichfalls lässig in die Hosentaschen steckend. Die Daumen blieben außen.

Conan sah zu ihm auf. Er wurde daraufhin sanft angelächelt.

„Shinichi, du wirst deine Sache als Vater schon gut machen. Und du wirst Fehler machen. So wie ich dich kenne wirst du dich stets bemühen alles richtig zu machen, aber das ein oder andere Missgeschick wird dir trotzdem mal unterlaufen. Eines Tages wirst du deinem Kind vielleicht die gleiche Frage stellen und wenn es dann sagt meistens, dann wirst du sehr stolz auf dich sein.“

„Aber?“, setze der geschrumpfte Shinichi an. Stockte. Schaute wieder ins Wasser.

„Aber?“, harkte der Kriminalautor nach.

„I-ich w-weiß nicht, ob ich das kann? Sie mich doch an, als ob ich so für Ran nützlich sein kann. Ich will ihr helfen, aber alles was ich kann ist hilflos daneben stehen und zusehen, wie ihre Freundinnen sich um sie kümmern. Ich müsste der Jenige sein, der für sie da ist!“

„Die Frage ist nicht, ob du es kannst, Shinichi. Denn du kannst es. Vielleicht nicht imm er auf dem direkten Weg, aber du wirst einen Weg finden. Zudem hast du uns, deine Eltern, und noch dazu sehr gute Freunde, die sich die größte Mühe geben dir beizustehen. Wenn du sie denn lässt. Die Frage ist also vielmehr: Möchtest du das Kind haben? Triffst du die Wahl dazu, jetzt durch Ran Vater zu werden? Bitte überlege dir das. Tu dir selbst den Gefallen und entscheide dich nicht aus falschen Verpflichtungen heraus für das Kind oder auch eine Beziehung. Es stimmt, du und Ran, ihr seid noch jung und ihr werdet jetzt und auch später immer wieder an eurer Beziehung arbeiten müssen, wenn ihr zusammen bleiben wollt. Und selbst wenn nicht, dann wird es auch in Ordnung sein. Shinichi merk dir was ich dir jetzt sage: Du bist nur deinem Herzen verpflichtet. Sonst niemandem. Entscheide dich für das was dir gut tut, ob es dann richtig sein wird zeigt sich zur gegebenen Zeit.“

„Ran scheint sich da gar keine Gedanken zu machen? Wie kann sie das nur so gelassen sehen?“

„Nun ja, sie hat in Erfahrung gebracht, was sie wissen wollte.“

Der kleine Detektiv sah seinen Vater fragend an.

Dieser sagte darauf zu ihm: „Shinichi, warum machst du es nicht wie sonst und beschaffst dir einfach die Informationen die dich interessieren?“ Mit diesen Worten wandte Yukikos Mann sich um. Bevor er jedoch ging bedankte er sich noch.

Sein Sohn hatte damit nicht gerechnet. Verwunder schaute er hinterher.
 

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*Anmerkung(en):
 

Als Ayumi sich an Kaito Kid erinnert und ihn in Zusammenhang mit Kaito bringt, spiele ich auf den dritten Kinofilm (Der Zauberer des letzten Jahrhunderts) an.
 

Die Sache mit den Messern als Schutz gegen den „Geist“ hat ihren Ursprung auf der Schildkröteninsel (Folge 315: Die Todesinsel, Teil 3)
 

Das Strandhaus hat Eri angemietet, die von Yusaku im Vorfeld darum gebeten wurde.
 

Zudem:

Ich war mal interessiert und habe nachgesehen, welche Persönlichkeits- u. Wesens-Karte Shinichi eigentlich beim Tarot hat. Dazu habe ich einfach das Jahr genommen, indem Ayoma Gosho ihn erfunden hat und davon die 17 Jahre (1977) abgezogen. Sein Geburtsdatum noch dazu und schon war die Karte klar.
 

Persönlichkeits- und Wesens-Karte: VI - Die Liebenden

Drang zur Vereinigung. Entscheidung für die Liebe. Wir selbst in Verbindung zu anderen.
 

Die Liebenden stehen für das »Zusammengehen«, für Wechselseitigkeit und für das Lernen von anderen. Die Kartendarstellungen geben Hinweis auf eine Initiation, der die Entscheidung zugrunde liegt, sich einem Wissen zu öffnen, das zuvor verleugnet wurde. Dieses Wissen schlummert in der Sprache der Welt. Wir sehen den Abschied aus der beschützenden Beschränkung, die zuvor ohne Murren erlebt wurde, und die Annahme der sich nun ergebenden Kraft des Miterschaffens, die es uns allen ermöglicht, ein Gott zu werden, ein Schöpfer nach eigenem Ermessen. Der Mensch verlässt seine Mutter oder seinen Vater, um sich mit dem geliebten anderen Menschen zu vereinen. Die ursprüngliche Einheit ist zerrissen und aus dieser Erfahrung des Getrenntseins entsteht der Wunsch, wieder eins zu werden, um damit etwas Neues zu erschaffen, das sich vom Ursprünglichen unterscheidet.

Sie haben zwei Seiten Ihrer Selbst, um deren Aussöhnung Sie ringen. Dabei kann es sich um die Spaltung handeln, die Sie zwischen Ihrer »guten« und Ihrer »bösen« Seite sehen, oder zwischen Ihrer besinnlichen und Ihrer dynamischen, Ihrer passiven und Ihrer aktiven, Ihrer männlichen und Ihrer weiblichen Seite oder vielleicht zwischen Ihrer persönlichen Unabhängigkeit und Ihrem Wunsch, in einer Beziehung zu leben.

Letzten Endes ist es Ihre Aufgabe, diese beiden Aspekte Ihres Wesens miteinander zu vereinen. Sobald diese beiden Seiten harmonisch miteinander arbeiten, werden Sie eine ungewöhnliche Kraft verspüren, und Sie werden stolz auf Ihr Wissen und Ihre Fertigkeiten sein. Dann werden Sie Ihren rationalen Verstand einsetzen können, um sowohl in die innere Welt vorzudringen, wo Sie mit dem Geist eins werden, wie auch in die äußere Welt. Indem Sie dabei intuitives Gewahrsein mit zielgerichtetem Bewußtsein in Einklang bringen, werden Sie zu einer Bedeutungsebene vordringen, die über beides hinausgeht.
 

Wenn Sie »Die Liebenden« als Persönlichkeits- oder als Wesenskarte haben, ist der Bereich der persönlichen Beziehungen von größter Wichtigkeit für Sie. Am meisten lernen Sie über sich durch die Menschen, mit denen Sie eine Beziehung haben: Ihre Familie, Ihre Freunde, Ihre Kollegen und Menschen, die Sie lieben. Offene und ehrliche Gespräche sind lebenswichtig für Sie. Sie suchen nach einem Lebensgefährten, mit dem Sie über Ihre tiefsten Gefühle und geheimen Hoffnungen sprechen können, und Sie bevorzugen Menschen, die ähnliche Interessen wie Sie selbst haben. Die alleroberste Frage für Sie lautet: »Was brauche ich, und was will ich in meinen Beziehungen haben?« Weil Sie aber jede Art von Beziehung fasziniert, sind Sie auch ungewöhnlich neugierig, wie etwas »funktioniert« — sei es im tierischen, pflanzlichen oder anorganischem Bereich. Es kann gut sein, dass Sie mechanische Geräte auseinandernehmen, und dass Sie sich stets ausmalen und darüber tüfteln, wie Dinge und Menschen zueinander passen, sowohl im Kleinen wie auch im Großen.
 

Viele der 6-Typen arbeiten mit dem Menschen zusammen, den sie vermutlich als ihren besten Freund betrachten, oder sie haben mit ihm ein gemeinsames Hobby. Wenn Sie »frei herumlaufen« fühlen Sie sich vermutlich zu Gesprächen und zur Freundschaft mehr hingezogen als zu irgendetwas anderem.
 

Die Karte zeigt, dass Sie von den Menschen gespiegelt werden, mit denen Sie in Beziehung stehen. Um sich selbst zu sehen, ist es am besten, die Menschen anzuschauen, die Sie in Ihr Leben gezogen haben. Die Seiten, die Sie an sich selbst nicht wahrnehmen, und die deshalb oft Ihr Schauen genannt werden, projizieren Sie in der Regel auf die anderen. Wenn andere diese Züge zeigen, reagieren Sie ungewöhnlich empfindlich, verärgert oder neidisch. Zwar gilt diese Aussage für jeden Menschen, für »Die Liebenden« liegt aber hier der bedeutendste Weg, etwas über sich zu lernen. Ihre Beziehungen werden so lange all diese Selbstbilder spiegeln, bis Sie gelernt haben, diese projizierten Züge zurückzunehmen und als zu Ihnen gehörig zu erkennen.
 

Die Liebenden ist die Karte der Entscheidung. Als solche ist sie Symbol unserer Trennung von unseren Eltern, von den Plätzen, die uns Sicherheit gewährten. Sie zeigt, dass wir unsere eigene Wahl treffen, unsere eigenen Erfahrungen machen und damit Wissen erlangen. Für die Liebenden beruht diese Wahl auf den zwei grundlegenden Gefühlen von Liebe und Angst, aus denen alles andere entsteht. An jeder Wegkreuzung müssen Sie sich fragen, was Ihre Entscheidung bestimmt und Sie in eine Richtung dringt. Wird Ihr Handeln von Liebe geleitet oder wollen Sie damit nur vermeiden, was Ihnen Angst macht? Mit dieser Frage berühren Sie zugleich ein weiteres für Sie typisches Dilemma: die Entscheidung zwischen Ihrem Glauben an Freiheit und Ihrem Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Durch Ihre Neigung eher in Begriffen von »wir» als von »ich« zu denken, ist der Einfluss der anderen in allen Ihren Entscheidungen zu spüren, wodurch Sie noch stärker in Ihre Beziehungen gezogen werden.

(Quelle: http://www.tarot-orakel.de/index.php?url=http://www.esoterik-portal.de/esoterik/tarot/persoenlichkeitskarte.php?cfg=22&lng=de&&show=0)

Mut zur Information

Montagabend 31. Juli
 

Yukiko, die neben Eri bei den anderen in der Küche geblieben war, hörte wie sich die Haustüre öffnete und geschlossen wurde. Yusaku war wieder da. Schnell stand sie auf und kam ihm entgegen. Sah ihren Mann sorgenvoll fragend an.

„Geht in Ordnung“, meinte er, sich mit ihr auf halber Strecke treffend. Er lächelte sie beruhigend an. Dann drehte er sie, ihr einen, schnellen kurzen Kuss auf die Wange gebend, vor sich um.

Sanft schob der Kriminalautor sie an, sodass Shinichis Mutter mit ihm zu den anderen zurückkehrte.

Dem Professor, Ai und Heiji nickte Yusaku zu verstehen gebend zu.

Aber auch Ran hatte den Vater ihres Freundes bemerkt. Seitlich sitzend hatte sie sich zu ihm umgedreht.

Shinichis Vater entging ihre Aufmerksamkeit natürlich nicht. So wendete er sich ganz gezielt an ihre Mutter: „Eri, wolltest du uns nicht noch die Häuser zeigen?"

„Das kann ich jetzt gerne machen“, sagte die Anwältin sich, neben Kogoro, erhebend: „Ich gehe kurz und hole den Stick.“
 

Während die Verbliebenen gemeinsam den Tisch frei räumten, holte Yusaku seinen Laptop. Er klappte ihn auf der Tischplatte abgestellt auf. Eri reichte ihm den, aus ihrer Tasche von oben, geholten Datenträger, welchen er in die dafür vorgesehene Vorrichtung steckte.

Zusammen schauten sich alle im Raum Anwesenden den ersten Häuservorschlag an. Yusaku öffnete dazu den entsprechenden, einzelnen Ortner, der sich automatisch zeigte.

„Was ist mit Shinichi?“, flüsterte seine Frau fordernd: „Es fehlt doch!“

„Er kann sich die Häuser auch später noch ansehen“, antworte er ihr gelassen ebenso leise.

Das Haus war in der Großansicht in Weiß zu betrachten. Es war modern. Seine Form war viereckig und bestand aus drei aneinanderhängenden Teilen. Die beiden Äußeren waren vorgesetzt. In der Mitte des mittleren Blockes verlief ein Balken zur Trennung. Die Fenster waren sehr groß. Die im mittleren Teil auch noch breit. Über der gesamten Fläche erstreckte sich noch ein schmaler Balkon. Der darunter liegende, das ganze Haus umschließende, Garten war groß. Die dazu relativ kleine Terrasse war seitlich auf der linken Seite platziert.

Eri nannte einige grundlegende Details dazu: „Sechs Zimmer, Küche, zwei Badezimmer, ein Gästezimmer, eine Diele. Die Wandverglasung geht über beide Etagen. Die Wohnfläche liegt bei 183,72 m².“

Das nachfolgende Haus war auch weiß und ebenfalls viereckig. Mit einem sehr spitzen, roten Ziegeldach. Es war von der hinteren Seite her fotografiert und hatte auf beiden Seiten auf der oberen Etage je einen Balkon. Dessen Umzäunung fiel schlicht aus. Im Garten waren verschiedene Sträucher zu sehen. An der Stelle bei der es um die Ecke ging befand sich eine viereckige, schmucklose Säule.

„Ein Holzrahmenbau mit 173,30 m². Fünf Zimmer, ein großer Wohnraum, Küche und ebenfalls zwei Badezimmer“, teilte Eri mit. Dabei wechselte sie mit dem stehenden Yusaku und war nun diejenige, die von nun an im Sitzen weiter klickte.

Das nächste Haus war von der Vorderseite zu sehen. Es war ebenso weiß. Das auch hier rote Ziegeldach ging bis hinunter zur ersten Etage durch. Dieses Haus war ebenfalls in drei Teile geteilt, die aneinander lagen und somit ein Ganzes ergaben. Die Fenster oben waren im Gegensatz zu den unteren oben kreisförmig. Das Fenster oben in der Mitte war bereiter. Wie auch bei den anderen waren sie in kleine Vierecke geteilt, welche durch die senkrechten und waagerechten schmalen Balken entstanden. Die Haustür mit einer Glasscheibe in der Mitte war von sich einem darum schlingenden Busch geziert. Der Vorweg war ebenfalls von vollen Sträuchern umgeben. Eine Steinmauer befand sich am Anfang zur Straße hin auf der rechten Seite, welche wie ein Blumenbeet fungierte.

„Die erste Etage 99,86 m² und die Zweite 97,22 m². Das komplette Grundstück liegt bei insgesamt 121,76 m².“

Das Haus danach erinnerte an einen hellhölzernen Turm. Es war im Gegensatz zu den anderen eine Nachtaufnahme. Das Licht des Hauses beschien es sehr, aber angenehm hell. Das Dach war schräg. Die Fenster waren hier eher klein und schlicht. Es gab eine überdachte Terrasse auf der Seite zum Haueingang. Eine Treppe mit Geländer führte zu diesem hinauf.

Daneben anliegend begann das eigentliche Wohngebäude. Über dem zweiten Stock befand sich eine Dachterrasse und an dem zweiten Stockwerk ein schmaler Balkon. Mit einem ebenfalls aus Holz dichten Zaun. Er wurde von jeweils drei schmalen, runden Säulen gestützt. Ebenso befanden sich noch drei darüber, welche das Dach stützten.

„Wohnfläche 184,31 m².“

Das Haus dann war länglich und gelb von der Seite her fotografiert worden. Das Dach war sehr schmal. Es war das erste Haus mit einer Garage, worüber der Balkon lag. Vor der Garage befand sich die dazu gehörende Auffahrt. Auf der entgegengesetzten Seite war ein Garten mit Terrasse. Ein Baum stand an dieser Hausseite.

„Wohnfläche ca. 163 m².“

Das moderne Haus danach war schlicht viereckig und von Hinten zu sehen. Auch in einem gelben Ton, aber matter. Es hatte einen großen Garten. Mittig war ein einzelner, junger Baum gepflanzt. Die Erde darum bildete einen Kreis um den aus ihr heraus ragenden Stamm. Auf der rechten Seite war noch ein eckiges Beet mit drei flach geschnittenen Sträuchern und ebenfalls einem zierlichen Baum bepflanzt. Die Fenster hatten normale Durchschnittsgröße und waren abgesehen vom Obersten alle Viereckig. Sie wurden durch einen Balken in der Mitte zweigeteilt. Das Dach war schmal und Grau. Mit einem kleinen Schornstein vorne drauf. Das Fenster der daneben liegenden Garage war rund. Darunter befanden sich noch drei sehr schmale Fenster. Vor Haus und Garage lag die recht kleine Terrasse.

„Das Erdgeschoss hat 101,06 m² und das Obergeschoss liegt bei zweimal 86,54 m².“

Das Foto infolgedessen zeigte wieder ein modernes, weißes Haus mit schalem, schrägem Dach. Die beiden aneinanderlegenden Seiten wirkten wie aufgeklappt. Unterhalb dem ersten Stock die Terrasse. Darüber der Balkon, welcher von jeweils einer schmalen, runden Säule am Rand gehalten wurde und noch einer in der Mitte. Die Fenster waren schmal und recht länglich. An der rechten Seite war ein Teil des Daches gerade. Es überdeckte einen weiten Balkon im zweiten Stock. Darunter eine eckige Ausbuchtung. Der Vorgarten wurde durch einen schmalen, rundlich geschwungenen Weg belegt. Rundherum Wiese. Auf der linken Seite mittig stand ein palmenähnlicher Baum. Das gesamte Gebäude war von einem modernen, weißen Zaun eingerammt.

„Sechs Zimmer bei einer Wohnfläche von 166,90 m². Zwei Etagen modernisierte Zentralheizung. Zwei Gäste-, Schlaf und Badezimmer.“

Das darauf folgende Haus dagegen war ein sehr hoher Altbau. Viereckig mit vier dicken, runden Säulen. Sie standen in entsprechendem Abstand nebeneinander auf einer großen Veranda, welche sich über die ganze Frontseite erstreckte. Sie war überdacht. Die Fenster unten waren lang in durchschnittlicher Breite. Die daran befestigten Fensterläden waren in einem dunklen Grün gestrichen. Das Dach war grau mit einem gipfelähnlichen Hügel mit einem kleinen, runden Fenster. Hinauf führte eine bereite, steinerne Treppe. Daneben auf der linken Seite ein schöner, hochgehender Strauch. Auf der anderen Seite am Haus entlang eine Beet-Reihe mit fachen Büschen und schönen Sträuchern. Vor der Treppe stand eine kleine weiße Gartenlampe mit spitzer Haube. Hinter dem Haus standen Tannen.

„Oben 185 und unten 160 m².“

Das nächste Haus sah wie ein typisch japanisches Haus aus.

Das Haus im Anschluss hatte einen englischen Stil. Oben war es mit roten Backsteinen bandähnlich verziert. Genauso die Tür, welche an beiden Seiten mit Backsteinen umgeben war. Oben waren drei Fenster mit Balken und die beiden anderen hatten in der Farbe des restlichen Hauses auch Fensterläden. Neben der Tür befanden sich je auf jeder Seite Fenster, die allerdings an drei zusammen hängende erinnerten. Über der Tür war ein schmales, schlichtes Fenster, dreigeteilt. Das graue Dach hatte genauso ein Fenster, das aber noch etwas schmaler ausfiel. Der Zaun um das Grundstück herum war schwarz und schmal mit zwei viereckigen, weißen Quadratblöcken auf der Höhe des Eingangs. Im Garten befanden sich auf beiden Seiten je ein spitzer, ausladender Strauch und daneben auf der linken Seite ein viereckiger und auf der Rechten ein rundlicher.

„Erdgeschoss mit 88,09 m² und Dachgeschoss mit 74,19 m².“

Das letzte zu begutachtende Haus war sehr modern. Das Dach war eine flache, leicht schräge Platte. Der vordere Teil stand auf einer hellen Holzplatte mit länglichen gerade aneinander anliegenden, miteinander verschmelzenden Balken. Das eigentliche Haus war in Weiß gehalten. Viereckige Balken stützten den Holzbereich und verbanden sich mit dem Dach. Der Dachboden war ebenfalls mit Holz bestückt. Die Hausfront war im blockumrandeten Teil aus dunklerem, ins orange gehende Holz. Die Fenster waren lang, schlicht und lagen nebeneinander. Bildeten auf der rechten Vorderfront eine Reihe im unteren Stockwerk. Darüber wieder dieses dunklere Holz und darüber noch einmal kleine Fenster in eben derselben Weise.

„Grundstücksgröße 361 m² mit sechs Zimmern, Küche, Bad und Erdwärmeheizung.“
 

Yusaku zog sich die Dateien vom Stick auf seinen Laptop. Sodass nun auch er die Häuservorschläge unabhängig von Eri bekam. Dabei meinte er: „Kein schlechter Geschmack. Du hast deine Sache wirklich gut gemacht“, während er sprach schaute er die Anwältin anerkennend an: „Ich für meinen Teil würde mir gerne mal alle ansehen. Was denkst du Yukiko?“ Er sah seine Frau befürwortend an.

Diese sagte nichts.

„Ich werde die Makler morgen mal anrufen und Besichtigungstermine mit ihnen vereinbaren“, schlug Eri aufstehend vor. Nachdem der Mann ihrer Freundin ihr nickend Einverständnis gegeben hatte, verabschiedete sie sich: „Ich wünsche euch allen noch einen schönen Abend. Ich werde jetzt schlafen gehen.“

Gemeinsam mit Kogoro, der sich ihr anschloss, ging sie hinauf in ihr Zimmer.

„Lasst uns auch hoch gehen“, schlug Aoko Kazuha vor, die einverstanden war. Zusammen sahen sie Ran an, die nach einem Moment der Unentschlossenheit dann auch mit kam.

Die drei machten es sich oben bequem und lasen noch.
 

Yukiko verschwand auch nach oben. Allerdings ohne ein Wort der guten Nacht.

Ihr Mann ließ sich davon allerdings nicht weiter stören. Auch die restlich Verbliebenen verließen die Küche.

Der Kriminalschriftsteller legte seinen Laptop auf dem im Wohnbereich stehenden Tisch ab. Ging dann mit seinen Zigaretten zur Haustüre, um sich in der offen stehenden Türe eine anzuzünden.

Er ging noch einmal kurz ums Haus. Als er seinen Sohn gesehen hatte, kam er wieder zurück zur Türe.

Er merkte, dass der Professor und auch Heiji ihn fragend ansahen.

„Könntest du herausfinden, was ihn so bedrückt?“, würde er von dem Älteren hoffnungsvoll angesprochen.

„Ja“, bestätigte Yusaku an seiner Zigarette ziehend: „Das Erste dürfte gelöst sein. Das Andere wird noch bestehen blieben.“ Die Betonung dieser Worte war schwer festzumachen. Auf der einen Seite waren sie unterschwellig besorgt-nachdenklich, aber auch, zornig konnte man es zwar nicht direkt nennen, ernst. Der Rauch der Zigarette erfüllte die nähere luftige Umgebung.

„Nehmt es ihm nicht übel“, setze Shinichis Vater noch einmal an. Schaute dabei die beiden Oberschüler besonders an: „Er weiß noch nicht so Recht, was er vom Vater werden halten soll. Er erschreckt sich momentan noch vor sich selbst.“

Shinichis Vater rauchte zu Ende, kam dann wieder hinein ins Haus. Schloss die Türe hinter sich: „Er möchte momentan noch lieber ganz im Verstand blieben“, erklärte er.
 

Später
 

Conan ging mit hängenden Schultern langsam Richtung Haus zurück.

Ran hat in Erfahrung gebracht was sie wissen wollte.

Nachdenklich seufzte er mit seinen Füßen durch den Sand watend.

Die kleine Treppe zur Veranda hinaufsteigend holte er seine Hand aus seiner Hosentasche, um die Haustüre zu öffnen. Als er herein kam und die Türe wieder leise hinter sich schloss, waren nur noch drei Personen unten. Heiji und Kaito, sowie sein Vater. Zuletzt genannter las in einem Taschenbuch. Die beiden Oberschüler surften im Internet.

„Ihr hättet nicht auf mich warten müssen“, meinte der geschrumpfte Shinichi ein wenig zynisch auf seinen Vater zukommend.

Jener schaute von seinem Buch auf: „Geht schon, so spät ist es ja noch nicht“, fand er gelassen mit einem Blick auf die Armbanduhr, die etwa zwanzig nach Elf anzeigte.

Seinen Sohn interessierte das jedoch nicht weiter. Er kam zu den anderen beiden.

„Tut mir Lied“, entschuldigte er sich knapp. Woraufhin Heiji und Kaito im verblüfft nachsahen, wie er die Treppe hoch ging.
 

Die letzte Stufe hinter sich gebracht, öffnete er das Zimmer von Ran. Sie und die anderen waren noch wach. Schauten ihn alle drei überrascht an, als er etwas verloren wirkend im Türrahmen stand.

„Ran?“, sagte er gedämpft.

„Ja?“, fragte seine Freundin freundlich nach.

Langsam kam er zu ihr ans Bett, kniete sich zu ihr: „Tut mir Leid. Ich möchte mich bei dir entschuldigen, dass ich wieder einfach weggelaufen bin. Es tut mir wirklich sehr leid. Ich wollte dir keine Sorgen machen.“

„Schon in Ordnung“, antwortete Ran ihn anlächelnd. Wonach Conan irgendwie erleichtert wirkte.

„Aber bei den zwei Wochen Hausarrest bleibt es trotzdem“, meinte sie bestimmt.

„Ja, das ist gut“, gab Conan leise zurück. Dann fragte er sie nach dem Buch, dass sie gerade las.

„Das hier?“, wiederholte sie ein wenig überrascht.

„Ja“, bestätigte er mit kindlich gespielter Neugier.

„Das ist das Buch das Mama mir geliehen hat. Möchtest du ein bisschen mit schauen?“

Der kleine Shinichi nickte zurückhaltend, aber doch wissbegierig seinen Hals streckend. Sie rückte ein Stückchen zur Seite. Zögerlich rückte er ganz dicht neben sie.

„Möchtest du ganz von Vorne gucken?“, fragte sie rücksichtsvoll. Als er nickte, blätterte sie schnell zurück. Dann hielt sie es so, dass ihr kleiner Freund gut sehen konnte.

Langsam blätterte sie weiter. Das Buch zeigte auf der ersten Doppelseite aneinander gereihte kleine Photographien von der Eizelle hin bis zum geborenen Baby, welches zwischen seine Eltern gehalten wurde. Conans Blick lag für einen Moment auf den lächelnden Gesichtern des Paares. Doch Ran blätterte weiter. Die nachfolgenden Seiten zeigten Anatomie der Frau, dann des Mannes. Über mikroskopische Vergrößerungen von Samenkanälchen, Spermien bis hin zum weiblichen Zyklus.

Der geschrumpfte Detektiv wurde immer röter. Er machte sich etwas kleiner, um hinter den Buchseiten, die Ran vor ihn hielt komplett, zu verschwinden.

Die anderen beiden Oberschülerinnen hatten sich längst wieder ihren Lektüren zugewandt.

Aufmerksam hörte der kleine Shinichi seiner Freundin zu wie sie ihm erklärte: „Schau hier das ist die Samenzelle, die gerade versucht in die Eizelle hineinzukommen und hier“, Ran blätterte um: „Hat sie es geschafft. Jetzt verschmilzt sie mit der Eizelle und dann teilt sich die Eizelle ganz, ganz oft. Hier das ist die Plazenta, das ist der Mutterkuchen.“ Sie zeigte mit dem Finger darauf: „Der ist dafür da, dass das Baby später durch die Nabelschnur genug zu essen bekommt.“ Sie blätterte weiter: „Hier, so sieht es nach acht Tagen aus, so nach elf Tagen.“

Einige Seiten später: „Mit vier Wochen sieht es dann schon so aus.“

„Das sieht komisch aus. Irgendwie wie ein Würmchen“, stellte Conan, das vergrößerte Foto betrachtend, seine kindliche Fassade wahrend fest.
 

Die Oberschüler gingen derweil nach oben.

So klappte auch Yukikos Mann schließlich als letzter sein Buch zu. Er trank noch etwas in der Küche ehe auch er die Treppe hochstieg. Er sah den Lichtschein, welcher unter der Tür des Oberschülerinnenzimmers auf den dunklen Flur drang. Er blieb darauf für einen Moment vor diesem Zimmer stehen. Yusaku hörte Rans leise erklärende Stimme. „Hier ist der Embryo fünf Wochen alt, obwohl seine Mutter eigentlich schon in der siebten Woche ist. Das liegt daran, dass die Eizelle erst noch in die Gebärmutter wandern musste. Es hat schon Hände und es hat auch schon ein wenig Augen und Nase. Siehst du?“

In sich hinein lächelnd ging Shinichis Vater weiter in sein eigenes Zimmer.
 

Dort fand er seine Frau, noch wach im Bett sitzend, vor. Wütend schaute sie zu ihm hin: „Warum hast du mich nicht mit zu Shinichi gehen lassen?“, blaffte sie ihn, Arme verschränkend, an.

Doch er knöpfte sich in aller Ruhe sein Hawaiihemd auf: „Weil er dir zu ähnlich ist. Außerdem war das eher eine Männersache.“

„Was soll das heißen? Willst du mir etwa unterstellen, dass du mich für unfähig hältst?“

Ihr Mann kam näher. Er reagierte äußerst gelassen: „Ich unterstelle dir gar nichts. Im Gegenteil ich stimme dir zu.“

„Was?“, Shinichis Mutter sah ihren Mann ungläubig an.

Der setze sich zu ihr auf die noch freie Seite des Bettes: Ich bin mit deiner Idee ihn vorerst doch mit bei uns wohnen zu lassen einverstanden. So kann ich da sein, wenn es soweit ist.“ Die vorige Gelassenheit war nun doch einer echten Besorgnis gewichen.

„Was meinst du?“, wollte Yukiko etwas ungehalten von ihm wissen: „Die Geburt?“

„Nein“, entgegnete ihr Mann sich am Kopfende anlehnend. Die Beine strecke er auf der Bettdecke aus.

„Was meinst du dann?“, drängte sie nachharkend. Ihre Frage war eine Mischung aus immer noch wütend sein und daneben ebenfalls Sorge.

„Die Sache mit der Wahrheit. Ich habe ihm zwar gesagt, dass er Ran die Wahrheit sagen kann, aber das wird er nicht tun. Dazu hat er erstens zu große Angst, dass ihr etwas zustoßen könnte und zum Zweiten ist er dafür zu stolz. Er sträubt sich jetzt schon. Er sieht sich unter Zeitdruck. Wenn er die Organisation nicht zerschlagen kann. Schlimmer noch, wenn er nicht wieder er selbst werden kann, bevor Ran das Kind bekommt. Das sind grade mal noch acht bis sieben Monate“, Yusaku war bei der Erläuterung seiner Sicht der Dinge immer lauter geworden. Jetzt jedoch waren seine Worte leise: „Er ist dir so erschreckend ähnlich“, er drehte sich aufrichtend zu seiner Frau. Schaute sie eindringlich an: „Er ist dir so ähnlich“, wiederholte er: „Er wird daran zerbrechen.“ Shinichis Vater wechselte sich wieder zurück lehnend das Thema: „Ich habe mich heute für etwas entschieden, Yukiko“, begann er: „Ich werde mit nach Tokio ziehen“, er drehte sich erneut zu ihr: „Ich habe dich heute zum ersten Mal seit dieser Sache wieder ungetrübt lachen gesehen.“ Yukikos Mann machte eine Pause, bevor er mit zitternder Stimme lächelnd weiter sprach: „Erstaunlich, dass ich dich erst Sandburg bauen sehen muss, um mich dazu zu entscheiden bei dir zu bleiben. Yukiko der Streit im Flugzeug tut mir leid. Was mich betrifft: Ich will keine Scheidung mehr.“ Er sah seine Frau, welche im aufmerksam zugehört hatte, eindringlich an: „Ich liebe dich immer noch sehr und ich bin bereit meinen Teil für den Erhalt unsere Ehe zu tun. Ich möchte nicht einfach aufgeben. Ich werde es jedoch respektieren, wenn du eine andere Wahl triffst. Ich liebe doch genug, um für dich zu wollen, was du für dich willst.“
 

„Wenn der Vater musikalisch ist, kann er schon vom fünften Monat an mit seinem werdenden Kind kommunizieren. Da beginnt es, auf Geräusche zu reagieren. Und wenn die Mutter für ihr Ungeborenes singt, wird sie vielleicht später feststellen, dass ihr Neugeborenes die Melodie wieder erkennt. Das äußere Ohr nimmt in der achten Woche Gestalt an, aber erst ab dem fünften Monat beginnt es wie ein richtiges Ohr auszusehen“, las Ran Conan leise vor, um die anderen beiden nicht zu stören.

Der kleine Shinichi hörte seiner Liebe aufmerksam zu. Er war mittlerweile an sie gekuschelt. Er schaute auf, als er merkte wie Ran ihren Arm von seiner äußeren Schulter nahm. Sie gähnte herzhaft mit einer Hand vor dem Mund.

„Oh, du bist müde.“

Sei schaute in sein enttäuschtes Gesicht: „Wenn du magst, dann schau ich es morgen mit dir zu Ende“, bot sie ihm entgegen kommend an.

Er jedoch schüttelte seinen Kopf: „Solange mochte ich nicht warten. Darf ich es mir ausleihen?“

„Naja, es ist schon spät. Möchtest du nicht auch lieber in dein Bett? Sonst bist du morgen bestimmt unausgeschlafen.“

„Nein“, schüttelte er rasch ein weiteres Mal mit dem Kopf: „Ich bin noch gar nicht müde. Außerdem schlafen alle anderen schon. Ich weiß nicht was ich sonst machen soll.“

„Na schön“, zeigte sich Ran damit einverstanden. Sie drückte ihn kurz flüchtig, dann gab sie ihm das Buch.

„Danke“, freute er sich. Was wiederum Ran freute. Auf dem Sprung wünschte er ihr noch eine gute Nacht, bevor er das Zimmer schnell verließ.

„Conan ist ja so süß“, beneidete Aoko ihre Freundin darauf.

„Ja“, lächelte Jene ein wenig nachdenklich werdend. Sie wartete ab, bis Kazuha aufgestanden war und das Licht ausmachte.

Dann legte auch sie sich hin.
 

Der geschrumpfte Shinichi hingegen schlich sich, Rans Buch unter den Ellenbogen geklemmt, die Treppe hinunter nach unten. Zufrieden stellte er fest, dass niemand mehr da war. Erleichtert betätigte, der Detektiv den Lichtschalter und setzte sich im Schneidersitz auf das Sofa.

Gespannt schlug er das Buch auf: schaute sich noch mal alle Fotos an und las sich aufmerksam die dazugehörigen Beschreibungen und Erklärungen durch. Während es immer später wurde ging der geschrumpfte Shinichi richtig im lesen auf. Er las konzentriert, was man an seinen Wagen erkennen konnte, die von seiner ganzen Faszination her, einen immer intensiver werdenden rötlichen Schimmer bekamen.

Die Uhr an der Wand zeigte zwanzig vor vier, als er mittlerweile auf der Seite liegend und seinen Kopf auf der freien Handfläche abstützend wegnickte.
 

Dienstag 1. August
 

Ai schleppte Tadashi die Treppe hinunter. Es war nicht einfach für sie den kleinen, der sich schon am frühen Morgen agil regte, gut genug festzuhalten, um ihn nicht versehendlich fallen zu lassen. Sie entdeckte, dass jemand auf dem Sofa lag. Es war Conan.

Als die Mini-Shiho es endlich geschafft hatte, atmete sie hinter dem Treppenabsatz erleichtert aus. Interessiert blieb sie an der seitlichen Lehne stehen. Ihr Klassenkamerad schlief mit dem Kopf in ihrer Richtung liegend.

Ai verlagerte das Gewicht des Babys verstärkt auf einen Arm, so konnte sie, sich ein Stück zur Vorderseite hinbewegend, mit der anderen Hand das Buch genauer betrachten. Ein stilles Schmunzeln zeigte sich durch ihre Lippen. Dann wandte sie sich ab und ging in die Küche. Dort bereitete sie Tadashi sein Frühstück zu.
 

Yusaku war der nächste der nach unten kam. Auch er sah seinen Sohn noch schlafen. Er deckte ihn zu. Wie zuvor bei Ai zeigte sich auch bei ihm ein Schmunzeln, bevor er in die Küche ging und Frühstück nach amerikanischer Art machte.
 

Nach und nach erwachten die Geister des Hauses. Zuerst kamen die Detektiv Boys runter.

„Schaut mal, Conan!?“, wunderte sich Ayumi sehr.

„Psst“, stand dessen Vater im Türrahmen. Bedeutete den drei Kleinen mit dem Zeigefinger auf den Lippen, seinen Sohn nicht zu wecken.

Kurz darauf kamen auch der Professor und Ai. Von Yusaku bekamen die Kinder folgendes Rätsel gestellt: „Was meine ich mit einem braunen Haus ohne Dach?“

Die drei überlegten. Ai hatte wohl eine Vermutung den sie grinste, sich den Frühstückstisch betrachtend.
 

Als Heiji und Kaito dazu stießen waren die Kleineren bereits nicht mehr da. Sie waren schon mit Sandsachen an den Strand gezogen. Das offene Fenster trug gerade Gentas vergnügte Stimme: „Hier können wir den zweiten Burggraben hinmachen“, herein. Es war für die im Raum anwesenden dann auch sofort klar, dass der Vorschlag angenommen worden war, was das einstimmige: „Ja“ der zwei anderen Kinder bestätigte.

Yusaku stand mittlerweile seine Zigarette genießend am Fenster. Er war bereits fertig. Die beiden Oberschüler setzen sich zu Ai und dem Professor.

„Hm, lecker“, biss Heiji herzhaft in sein Rührei mit Speck.

Die Freunde von Kazuha und Aoko wollten gerade gehen, als ihnen die beiden Oberschülerinnen entgegen kamen.
 

Ran hingegen war zwar wach, aber noch nicht aufgestanden. Es war schon fast viertel nach Elf. Zumindest ihrer Handyanzeige nach zu urteilen. Sie seufzte es zur Seite neben sich ablegend. Shinichis Freundin drehte sich noch einmal um.
 

Eine Weile später
 

Unten erwachte Conan allmählich. Er streckte sich und merkte, dass er zugedeckt worden war. Sich aufrichtend schaute er sich um. Niemand war da, aber das Buch fehlte, wie er feststellte. Verwirrt beugte er sich vor, um zu sehen, ob es vielleicht vor oder unter das Sofa gerutscht war. Was jedoch nicht der Fall war. Das hatte zur Folge, dass sein Gesichtszug deutlich machte, dass es ihm nicht gefiel. Der kleine Detektiv stand auf und schaute sich auch hinter dem Sofa um. Nichts. Er schaute zuerst in der noch nicht abgeräumten Küche nach. Als nächstes ging er hinaus nach draußen an den Strand. Es war ein herrlicher Sonnentag.
 

Alle, die schon beim Frühstück waren, waren da. Die Kleinen hatten die ihrer Lebensgröße nach große Burgfestung noch mit einer Zweiteren, etwa halb so großen, zusätzlich erweitert mit der sie nun spielten. Heiji und Kaito gegen Yusaku und den Professor. Wobei zweitgenanntes Team gerade einen Ball einstecken musste. Die Oberschülerinnen schauten dem, auf ihren Matten sitzend, zu.

Conan kam als erstes eilig auf, die ihm am nächsten stehende, Ai zu. Sie richtete sich aus der Hocke gehend auf, als sie ihn angespannt wirkend neben sich bemerkte.

„Was ist los?“, fragte sie ihn in einer Betonung, als wenn sie schon eine gewisse Vorahnung hätte.

„H-hast du mein Buch gesehen?“ Er war wirklich angespannt.

„Buch?“, überlegte Ai laut.

„Du hast es also nicht gesehen?“

Sie merkte wie unwohl sich der geschrumpfte Detektiv nun fühlte. Sie war so gut ihn zu erlösen, indem sie dem Detektiv mitteilte: „Ach, das Buch meinst du. Das Schwangerschaftsbuch“, sie grinste ihn an.

„Nicht so laut“, wurde sie daraufhin energisch von ihm angefaucht.

„Ich war so frei es für dich zurück zu legen. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass du darauf aus warst, dass es jeder bei dir sieht“, meinte sie sich wieder gelassen hinkniend. Die Sandmauer wurde vor ihr mit etwas zusätzlichem Sand ausbessert.

„Hilfst du mir?“, schaute sie einladend zu ihrem Freund hoch, dem es nun offensichtlich besser ging.

Gemeinsam besserten sie weitere Stellen aus.
 

Die beiden schauten auf: Die Kinder kamen mit vollen Wassereimern auf sie zu. Diese lernten sie im Burggraben. Lieder wurde das Wasser vom Sand sofort aufgesogen.

„Wie blöd!“, fand Genta. Während Ayumi enttäuscht drein schaute.

Conan lächelte schief.

„Wir sollten vielleicht irgendwie so etwas wie eine Plane oder so finden, die wir reinlegen können“, schlug Mitshuhiko vor.

„Und wo bekommen wir sowas her?“, fragte Genta barsch.

„Wir könnten doch fragen?“, überlegte Ayumi und zeigte auf den Professor. Shinichis Vater befand sich neben ihm gehend.

Zusammen mit den Jungen rannte Ayumi auf die Erwachsenen zu.
 

„Tja, wir sind eben nicht mehr die Jüngsten“, versuchte Yusaku das verlorene Spiel positiv zu sehen. Aufmunternd schlug er seinem älteren Freund auf die Schulter.

Die Kinder waren fast bei ihnen.

„Können Sie uns helfen?“, sprach Mitshuhiko die Männer an.

„Wobei denn?“, war Yusaku es der sich hilfsbereit erkundigte.

„Wir wollen den Burggraben mit Wasser füllen, aber er versickert immer im Sand“, klagte Ayumi das Leid.

„Haben sie sowas wie eine Plane oder so? Was das man in den Sand legen kann. Wo dann das Wasser nicht durchkommt?“, erkundigte sich der wissenschaftlich interessierteste der Detektiv Boys.

„Ich kann ja mal für euch im Haus nachsehen gehen“, bot Shinichis Vater sich gutmütig an.

„Ja, das wäre toll!“, schwärmte Ayumi ein bisschen ihre Hände längs dem Kinn zusammenfaltend.

Entgegenkommend lächelnd ging der Kriminalschriftsteller weiter zum Haus. Auf dem Weg sah er seinen Sohn bei Ai.
 

Wohl zufrieden betrat er es. Er ging zur Küche und holte sich ein Glas aus einem der beiden Hängeschränke, welches er mit Mineralwasser füllte. Die Flasche hatte auf der Ablage neben dem Spülbecken gestanden.

Shinichis Vater wollte die Flasche gerade wieder abstellen, als er Ran bemerkte. Sie wollte auf dem Absatz kehrt machen.

„Hast du Angst vor mir?“, fragte er sie zuvorkommend: „Komm ruhig. Ich beiss dich nicht.“ Er lachte sanft auf.

Ran war das sichtlich unangenehm. Notgedrungen kam sie schüchtern ganz in die Küche herein.

„Möchtest du frühstücken?“, bot er ihr an neben ihm am Tisch Platz zunehmen.

„Ja, etwas.“ Verlegen nickte die Freundin seines Sohnes.

Wählerisch betrachtete sie das zubereitete Essen.

„Du fühlst dich noch nicht so ganz wohl, stimmst?“ Der Schriftsteller klang Vertrauen schaffend.

Ran schüttelte kurz mit dem Kopf.

„Du bist jetzt im dritten Monat, wenn ich richtig gezählt habe, oder?“

„Ja“, antwortete sie peinlich berührt.

„Dann hast du es ja bald erst mal geschafft“, meinte der Vater ihres Freundes drauf aufbauend zu ihr. Es fehlte in diesem Moment nur noch, dass er ihr auf die Schulter klopfte.

„Ich hoffe es.“ Ihr war offensichtlich etwas mulmig. Sie setzte sich langsam an den Tisch.

Yusaku trank derweil sein Glas aus. Wechselte das Thema: „Hast du dich mit Shinichi schon genauer unterhalten?“

„Äh, nein“, Ran strich sich ein wenig niedergeschlagen eine Haarsträhne hinters Ohr.

„Dann macht er das sicher bald“, beruhigte Yusaku gelassen das Glas neben sich abstellend.

„Das hoffe ich“, sie bediente sich: „Darf ich Sie was fragen?“, fragte sie anschließend schüchtern.

„Natürlich“, sagte Yukikos Mann freundlich und stütze sich mit den Handflächen auf der Ablage ab.

„Ähm“, die Schwangere zögerte kurz: „Ich- naja, sind sie denn gar nicht sauer auf mich und Shinichi? Ich meine bei meiner Mutter kann ich es verstehen, weil sie ja auch Schwanger ist, aber“

„Warum sollten ich oder Yukiko verärgert über euch sein?“, stellte Shinichis Vater eine ruhige Gegenfrage.

„Naja“, Ran war sichtlich verwirrt: „Ich- Wir sind doch noch Oberschüler und außerdem noch viel zu jung dazu Eltern zu werden. Und außerdem“

Yusaku unterbrach sie jedoch liebevoll: „Was sagt das schon aus? Glaubst du ihr beide würdet Eltern ohne das es in vollkommener Ordnung wäre?“

Ran war fast schon erschrocken über so viel Verständnis und über die doch sehr unerwartete Antwort.

Dem Vater des Geschrumpften entging das natürlich nicht. Er fragte sie ganz direkt: „Freust du dich darauf Mutter zu werden?“

Ran zögerte kurz: „Ähm, i-ich denke schon“, gab sie kleinlaut offen zu.

„Du denkst?“, harkte Yusaku gezielt nach.

Ran war eingeschüchtert. Sie wusste nicht wie sie darauf gut antworten sollte.

„Es ist dir noch nicht so ganz geheuer, habe ich recht?“

Sie nickte ehrlich.

„Mach dir keine Sorgen. Zögere nicht offen mit Shinichi darüber zu sprechen. Ihr beide werdet euch schon einig darüber was und wie ihr es machen wollt. Ich kann dir jetzt schon einmal versichern, dass ihr nicht die ganze Verantwortung tragen müsst. Wenn du bei irgendetwas Unterstützung haben möchtest, dann komm einfach. Ich werde euch da andererseits auch nicht reinreden. Wenn ihr Hilfe haben möchtet finanzielle oder auch anderer Art, dann könnt ihr sie haben. Wenn es euch lieber ist euch alleine um alles zu kümmern, dann könnt ihr das genauso gut tun. Was mich betrifft habt ihr von mir uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit. Ihr habt mein vollstes Vertrauen und meinen Segen noch dazu“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich bei ihr. Bevor er sie dann alleine lies, sagte er noch folgendes zu ihr: „Ach ja, du kannst wenn du magst auch du sagen. Wegen mir brauchst du nicht förmlich zu sein.“ Endgültig gehend zwinkerte er ihr noch zu.

Ran blieb alleine am Tisch sitzen. Musste ihre Verblüffung erst mal über so viel wohlwollendes Entgegenkommen überwinden, womit sie nun gar nicht gerechnet hatte.
 

Vor das Haus tretend, er hatte was er für die Kinder holen sollte, begegnete der Schriftsteller Rans Mutter auf der Veranda. Jene telefonierte gerade. Als sie ihn sah, bat sie ihren Gesprächsteilnehmer einen Moment zu warten und winkte den Mann ihrer Freundin zu sich.

„Wir könnten uns jeweils drei Häuser an vier verschiedenen Tagen ansehen. Das eine wäre am dritten August, das nächste am fünften, am achten und dann am zehnten noch einmal. Bei den letzen beiden Tagen nachmittags sonst immer vormittags. Ist das in Ordnung für euch?“

Yusaku antwortete ihr gut gelaunt: „Ja, ich stehe dir uneingeschränkt zur Verfügung.“ Danach ging er die Treppe hinunter und um das Haus.
 

Nach ihrem Frühstück räumte Ran die Küche auf. Kurz schaute sie aus dem Fenster. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und entschied sich drinnen im kühlen zu bleiben. Sie legte sich auf das Sofa.

Conan der herein kam, fand sie schlafend vor. Er trat näher zu ihr.

Er saß im Schneidersitz auf dem Vorstelltisch, als Heiji die Tür aufmachte. Osakas Detektiv wollte erst rufen lies es dann aber, als er ihn sah.

Er ging leise in die Küche und kam wenige Augenblicke später mit zwei Gläsern zurück.

„Hier“, reichte er eines fast im Flüsterton an den geschrumpften Shinichi. Dieser war wohl ganz in Gedanken gewesen. Bedankte sich ein wenig überrascht.

„Ich lass dich ma allein“, grinste Heiji und verschwand. Conan schaute ihm kurz nach, ehe er sich wieder zu Ran drehte und sie weiterhin betrachtete.
 

Seine Mutter kam die Treppe runter. Sie blieb auf halber Strecke stehen und umgriff mit ihren Händen das Geländer.

Ihre Gesichtszüge waren schwer zu deuten: war sie wütend oder traurig?
 

Der Nachmittag wurde mit Strandvolleyball spielen verbracht. In drei Teams zu je fünf Personen aufgeteilt machten alle mit. Conan war mit Kazuha, Ayumi und Aoko in der Gruppe von Ran. Sie waren die Mannschaft die in der zweiten Runde gegen die Gewinnermannschaft antraten nämlich gegen Yusaku, Kogoro, Heiji, Kaito und Genta. Die zuvor gegen Eri, Yukiko, Ai, den Professor und Mitshuhiko gewonnen hatten.
 

Am Abend brachten die Oberschülerinnen zusammen mit Eri und Yukiko das Essen nach draußen und setzen sich zu den anderen um ein Lagerfeuer herum. Während des Essens ging die orangefarbene Sonne allmählich am weiten Horizont unter.

Zum Nachtisch gönnten sich die Detektiv Boys eine große Tüte Marshmallows, die sie begeistert von Yusaku geschenkt bekamen. Dieser ging noch einmal ins Haus und kam mit seiner Gitarre und einer Flasche Sake zurück. Das Bier reichte er Kogoro. Er selbst rauchte. Anschließend, als Genta den letzten Marshmallow verzehrt hatte und auch alle andern satt waren, stimmte er die Gitarre zum gemeinsamen Lagerfeuerlieder singen an. Sie sangen alle möglichen Lieder. Zum Teil auch im Kanon. Über Abenteuer auf Schatzsuche bis hin zu Countryliedern war alles vertreten. Sogar Conan sang, sich durch einige Blicke seiner Mutter genötigt fühlend, neben Ran mit.
 

Später
 

Ran wollte sich gerade fürs Schlafengehen umziehen, als plötzlich ihr Handy klingelte. Überrascht eilte sie schnell zu ihrem Bett, damit sie den Anruf entgegennehmen konnte.

„Shinichi?“, fragte sie ein wenig außer Atem.

„Hallo Ran“, grüßte dieser sie scheinbar vergnügt: „Du klingst irgendwie abgehetzt. Bist du gerade beschäftigt?

„Äh, nein. Schon Okay“, wehrte sie ab: „Du hast Glück ich wollte gerade ins Bett gehen.“

„Oh“, entgegnete Shinichi gebremst: „Tut mir Leid, dass ich so spät noch anrufe. Ich wollte es schon den ganzen Tag machen, aber mir kam dauernd was dazwischen. Ich werde lieber wieder auflegen. Ich rufe dich dann besser morgen noch mal an.“

„Nein, nein“, widersprach Ran schnell. Sich auf ihr Bett setzend meinte sie: „Ist schon gut. Ich freu mich über deinen Anruf.“

„Es tut mir wirklich leid, Ran. Also“, der geschrumpfte Shinichi brach, am Strand weit aus dem Sichtfeld der anderen entfernt, ein: „I-ich weißt du ich“, Ran fiel seine nervöse Stimme auf.

„Ist irgendwas passiert?“, fragte sie ihn sofort erschrocken.

„Äh nein.“ Der Detektiv sammelte sich tief durchatmend: „Es ist“ Er setzte noch einmal neu an: „Es ist wegen“, er suchte nach den richtigen Worten: „Ich bin ein Feigling!“

„Ein Feigling?“, wiederholte Ran irritiert nachfragend.

Er bejahte. Dann erklärte er sich: „Ich habe mich davor gedrückt mich bei dir zu melden und es immer wieder aufgeschoben. Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Ich hatte einfach Angst, Ran.“

„Angst?“, seine Freundin war etwas verwirrt: „Wovor?“, fragte sie ihn sanft.

„Vor“, der kleine Shinichi musste sich nochmal sammeln, ehe er erwiderte: „Es ist mir so peinlich. Bitte lach nicht“, bat er sie sehr eindringlich.

„Okay“, sagte Ran und lies ihn weiter reden.

„Wie soll ich es sagen?“, druckste er herum: „I-ich habe Angst davor Vater zu werden“, brachte er es dann jedoch schnell über sich.

„Angst?“

„Ja. Ich habe Angst dich im Stich zu lassen.“

„Willst du denn nicht zurück kommen?“, Ran erschreckte heftig.

„Nein, nein. Ich will auf jedenfalls zu dir zurück. Du fehlst mir schrecklich. Ich finde es furchtbar von dir getrennt zu sein.“

„Dann komm doch einfach wieder zurück“, Rans tränennahe Stimme brach dem geschrumpften Shinichi geradezu das Herz, als er sich eisern dazu entschied abzulehnen: „Ich kann momentan nicht. Ich kann einfach nicht, bitte glaub mir“, bat er sie regelrecht anflehend.

Ran tat es ebenso weh. Es war ihr anzusehen, dass sie mit ihm fühlte.

„Okay“, antworte sie ruhig.

Für einige Augenblicke herrschte Stillschweigen zwischen den beiden.

Dann meldete Shinichi sich wieder: „Ran?“

„Ja?“, klang sie vorsichtig wie er.

„Am Anfang wusste ich nicht wie ich genau mit der Sache umgehen sollte. Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen: Kannst du mir alles über dich und unser Baby erzählen? Was so in der Zwischenzeit alles passiert ist? Ich meine“, bat der kleine Detektiv seine Freundin geradezu schüchtern.

„Du meinst“, fing Ran an: „wie es beim Arzt war?“ Auch sie hatte noch Schwierigkeiten ganz offen mit ihm über die Schwangerschaft zu sprechen.
 

Freitagmorgen 4. August
 

Conan kam in die Küche. Dort saß sein Vater gerade mit dem Professor beisammen. Sie unterbrachen ihr eben geführtes Gespräch, dass sie bei Yusakus tippender Tätigkeit nebenbei führten.

„Hallo, Shinichi“, richtete Yusaku seine Aufmerksamkeit auf seinen Sohn.

„Hallo“, der geschrumpfte Shinichi war offensichtlich genervt, denn er setze sich seine Arme auf der Tischplatte verschränkend dazu. Legte seinen Kopf dann auf.

„Was ist los?“, fragte sein Vater ihn so.

„Mama! Ich will nicht mit Eri und Kogoro in ein Haus zusammenziehen. Wer kam nur auf diese dämliche Idee?“

„Deine Mutter“, meinte Yusaku ein wenig amüsiert.

Sein Sohn drückte seinen Kopf brummend fester auf seine Arme.

„Na, Kopf hoch, Shinichi. Wenn du die Organisation zerschlagen hast, kannst du mit Ran in die Villa ziehen. Ist das nichts?“

„Aber das kann doch noch ewig dauern.“ Conan stütze seinen Kopf frustriert auf seiner Handfläche ab. Den Ellenbogen weit von sich gestreckt.

„Hast du dir die Häuser den schon mal angesehen, die dein Vater auf seinem Laptop hat?“, fragte der Professor den Detektiv nun.

Dieser meinte brummig: „Nein.“

„Dann könnest du das ja jetzt mal machen“, schlug der Kriminalautor seinem Sohn vor.

„Von mir aus“, kam es gelangweilt von dessen Seite her zurück.

Yusaku speicherte seinen Text ab, klickte auf die Häuserdatei und schob ihm den Laptop hin. Conan schaute sich die Fotos an ohne seine Sitzposition groß zu verändern.
 

„Kommt ihr!?“

Während Yukikos Mann seine Tasse austrank und aufstand, schaute ihr Sohn desinteressiert zu ihr hoch. Sie stand, mit den Händen gegen die Hüften gestemmt, im Türrahmen. Hob und senkte ihren Fuß ungeduldig: „Wir wollen gehen.“

„Na, viel Spaß dabei. Ich habe keine Lust“, machte Conan deutlich klar, dass er gar nicht daran dachte mitzukommen.

„Aber du kannst doch nicht“, begann seine Mutter.

„Was soll ich denn da? Ich kann mir das doch genauso gut von Ran sagen lassen. Sie wird es mir sowieso erzählen.“

Bevor Yukiko in der Lage war zu kontern, hinderte ihr Mann sie daran, indem er sie sanft jedoch bestimmt mit sich hinaus nahm.

„Wo ist denn Conan?“, fragte Ran verwundert, die bereits gehfertig in der Haustür stand. Kazuha, Aoko, Kaito und Heiji hielten sich auf der Veranda auf. Das Ehepaar Mori hingegen war schon beim großen Mietwagen. Die Schiebetüre war geöffnet, sodass die Detektiv Boys zu sehen waren. Sie hatten sich, abgesehen von Ai, schon auf der Rückbank angeschnallt.

„Er hat gesagt, dass er nicht mitkommen will!“, verkündete Yukiko beleidigt.

„Oh, das ist aber schade“, fand Ran.
 

Conan war mit Ai oben. Er hörte von unten her die Stimme des Professors, welcher die Heimkehrer begrüßte: „Da sein ihr ja wieder.“

Conan ging für einen Moment auf den Flur, dann kam er zurück ins Zimmer der Detektiv Boys.

Ran wollte gerade mit den anderen mitgebrachten Einkäufe auszupacken, als ihr Handy klingelte. Schnell nahm sie ab: „Hallo?“, fragte sie in das kleine Kommunikationsgerät hinein.

„Hallo Ran“, meldete sich ein gut gelaunt klingender Detektiv, den Ran sofort als Shinichi identifizierte. Erfreut rief sie seinen Namen aus.

„Wie war dein Tag“, fragte er sie interessiert. Er stand noch im Zimmer. Setze sich aufs Bett. Ai verließ gerade das Zimmer.

Sie kam nach unten und löste Ran ab. Jene bedankte sich schnell bei ihr und lief die Treppenstufen hinauf. Dabei erzählte sie weiter: „Weißt du es war wirklich sehr schön“, schwärmte sie: „Die Zimmer waren alle so schön groß und geräumig. Kirschbäume stehen vor den Fenstern. Es gibt auch einen Dachboden, aber auf den konnten wir nicht, weil sich die Luke nicht öffnen ließ. Ich wäre ja sehr gerne mal auch da oben gewesen. Bestimmt wäre es dort richtig unheimlich. Vielleicht wäre es auch etwas für dich gewesen. Vielleicht hättest du einen Schatz gefunden?“, trällerte Ran fröhlich. Sie schloss gerade ihre Zimmertür.

„Aha, klingt ja sehr spannend“, meinte ihr geschrumpfter Freund.

„Ja total. Ich hoffe ich kann Mama überreden es zu nehmen. Dieses Haus gefiel mir von allen heute am Besten.“ Ran setze sich auf ihr Bett.

„Und was hast du sonst noch so gemacht?“, erkundigte er sich weiter.

„Ach, wir waren noch einkaufen. Naja eigentlich war dein Vater einkaufen. Ich war mit Kazuha und Aoko mit deiner Mutter shoppen. Ich bin ganz erschöpft davon. Deine Mutter“, sie unterbrach sich selbst: „Ich mag sie nicht mehr.“

Yukikos Sohn hörte seiner Freundin zu.

„Deine Mutter ist irgendwie ganz anders geworden, als wie ich sie von früher in Erinnerung habe“, überlegte Ran laut: „Mal ist sie ganz lieb und mal ist sie dann plötzlich ganz abweisend. Ich weiß nicht. Irgendwie ist sie anstrengend.“

„Da hast du recht. Sie ist sowas von nervig!“, stimmte der Sohn der Schauspielerin zu.

„Wie?“, wunderte sich Ran über diese Bemerkung.

Schnell redete er sich raus: „Ach, in letzter Zeit ruft sie mich so oft an.“

„Ach so“, für Ran war die Ausrede in Ordnung…
 

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*Anmerkung(en):
 

Was die Häuserbeschreibungen angeht, fiel es mir nicht so leicht mir alles Mögliche einfallen zu lassen. Ich hatte das Gefühl ich könne doch nicht einfach irgendetwas erfinden. Auch kam ich mir nicht sonderlich geschickt im fiktiven beschreiben vor. Also bin ich der Müh entgangen, indem ich einfach x-beliebige Häuser aus dem Internet beschrieben habe. Dazu gab ich dann einfach bei Google als Suchbegriff „Zweifamilienhaus“ und „Zweifamilienhäuser“ ein. Dann stellte sich mir das Problem, dass ich von m² keine Ahnung habe und schon gar nicht wie sich die Zahlen von hier und Japan unterscheiden. Ich glaube deren Häuser sind im Allgemeinen kleiner? Andererseits wenn es sich um etwas Europäisches handelt? Und die frühere Villa der Kudos war ja auch nicht mickrig. Geld ist ja auch so gesehen kein Problem… Ich war einfach mal so frei mich auch in dieser Hinsicht durch Internetsuche inspirieren zu lassen (ich habe einfach die genommen, die mir als erstes vor die Nase kamen). Die Preise habe ich dann direkt mal ganz außen vorgelassen! Genauso die genauen Standorte.
 

Was das Babybuch betrifft habe ich einfach mal aus unserem mit dem Titel: „Ein Kind entsteht“ abgekuckt und abgeschrieben.
 

Die Sache mit der Gitarre… ich habe absolut keinen Plan, ob Yusaku oder sonst wer das kann. Ich behaupte das jetzt einfach mal. Wenn er es im Anime noch nicht konnte, dann hat er es eben bis jetzt gelernt. Punkt. Was ist denn sonst ein Lagerfeuer ohne Liedersingen?
 

Der Satz: "Ich liebe dich genug, um für dich zu wollen, was du willst" ist ein Zitat von Neale Donald Walsch. Stammt also nicht von mir.

Vollkommene Perfektion

Das erste Zeichen seelischer Gelassenheit ist, so meine ich, innehalten zu können und bei sich zu verharren.

Seneca
 

Montagmittag 7. August
 

Ran saß bei Kazuha und Aoko am Ufer des weitläufigen Meeres. Auf Grund ihrer angewinkelten Beine wurden ihre Füße von der Brandung in sanftem Rhythmus umspült.
 

Der geschrumpfte Shinichi war bei den anderen Detektiv Boys. Die beiden bisher erbauten Burgen waren um viele Häuser erweitert worden. Man konnte regelrecht von einer richtigen Stadt sprechen. Es gab jede Menge Straßen, Stadtmauern, entsprechende Eingangstore nach Osten, Westen, Norden und Süden. Ai betrachtete dass alles wohlwollend.

Conan kniete neben ihr. Das frühere Mitglied der Organisation warf ihrem Freund einen liebevollen Blick zu:

Schön, dass du es endlich genießen kannst, dachte sie flüchtig lächelnd.

Genta kam auf allen vieren durch den Sand an gekrabbelt.

Ayumi lief mit Mitshuhiko auf ihren gleichaltrigen Freund zu. Die zwei schleppten allerlei Grünzeug an, welches sie zusammen mit Genta im Sand verteilten. Aus Algen legten die fünf Wiesen, arrangierten Bäume und Sträucher. Aus Blütenblättern formte Ai gemeinsam mit Ayumi Blumen, indem sie sie entsprechend nebeneinander legten.
 

Der Professor befand sich neben Shinichis Vater. Beide saßen in ihren Liegestühlen und ließen es sich bei einem erfrischenden Getränk gut gehen.

Der jüngere Mann las in einem Taschenbuch, einstweilen der Ältere sich mit geschlossenen Augen ausruhte. Über ihnen spendete der Sonnenschirm angenehmen Schatten.

Obwohl Yusaku las, nahm er die fröhlichen Stimmen der Kinder wahr, welche durch die schwingenden Schallwellen in der Luft an sein Ohr getragen wurden.

Hin und wieder schaute der Kriminalschriftsteller von seinem Buch auf und betrachtete seinen Sohn, sowie die anderen einen Augenblick lang, ehe er sich dann wieder seinem Buch zuwandte.
 

Die Oberschüler hingegen verbrachten ihre Zeit lieber unter Wasser. Tauchten vergnügt und unbeschwert nebeneinander her um die Wette. So tief sie konnten. Übten sich in ihrer Kondition. Detektiv und Dieb kehrten um und schwammen hinauf zur Oberfläche. Oben angekommen fühlten die zwei ihre Lungen als allererstes mit frischem Sauerstoff. Atmeten angestrengt.

„Ich weiß nicht wie es dir geht“, keuchte Kaito: „aber ich brauche eine Pause.“

Heiji nickte eifrig. Schnappte ebenfalls: „Ich auch: Ich kann auch nich mehr!“

An Ort und Stelle bleibend erholten sich die Freunde.

„Sieh mal“, meinte Heiji kurze Zeit später. Er deutete auf die sich sonnenden Oberschülerinnen. Die Entfernung war nicht besonders groß. Die Schüler waren für die Schülerinnen in ihrer derzeitigen Position nicht sichtbar.

„Was hast du vor?“, fragte Kaito ihn.

„Das wirs’u sehn: Komm mit!“ Kaum hatte der Detektiv das gesagt, war er schon erneut untergetaucht.

Aokos Freund folgte ihm.

Heiji schwamm genau in die Richtung seiner Freundin und ihrer Freundinnen. Immer wieder steckten er und Kaito ihre Köpfe nur gerade soweit heraus, dass sie einen kurzen Atemzug nehmen konnten.

Um danach unsichtbar weiter zu schwimmen.
 

Yusaku las gerade folgendes:

Siehst du nun wie schwer es ist, dies alles in Worte zu fassen? Du musst Worte und Sätze erfinden, die es gar nicht gibt, um den Dingen auch nur irgendwie nahe zu kommen.

Aber ich weiß, was du sagen willst! Du sagst, dass ich viele Leben gelebt habe und dass ich DIESES Leben viele Male gelebt habe.

Das ist RICHTIG. Nur würdest du das noch besser verstehen, es präziser formulieren, wenn du nicht die Vergangenheitsform verwenden würdest.

Ich lebe viele Leben und ich lebe dieses Leben viele Male.

Jetzt hast du es exakt getroffen. Fast.

Fast?

Da ist noch ein weiteres kleines Detail…

Welches?

Du hast das Wandgemälde gemalt.

Was?

Du kannst jedes Mal, wenn du an irgendeinem Punkt in der Zeit vorbei kommst, etwas hinzufügen, irgendeinen weißen Teil übermalen, die Farbe ändern. Du kannst, wann immer du möchtest, das Gemälde in jeder von dir gewünschten Weise verändern.

Oh, mein Gott, die Superstrings sind meine Pinselstriche!

Gute Arbeit! Großartige Analogie.

Es muss also NIE etwas so bleiben, wie es zuvor war!

Das ist Richtig.

Das bedeutet, dass die Möglichkeiten unendlich sind.

Richtig.

Dann… dann… könnte das ewig so weiter gehen.

Das tut es, mein Wunderbarer. Das tut es, als er auf plötzlich ausbrechendes Gekreische aufmerksam wurde. Er schaute in betreffende Richtung auf.

Auch der Professor hatte, nahezu erschreckend, seine Augen aufgemacht. Stellte wie Yusaku fest, dass es sich um Kazuha, Aoko und Ran handelte. Letztgenannte sprang gerade hastig auf. Wich auf den Strand zurück. Kazuha und Aoko hingegen wurden, sich durch strampeln wehrend, von Heiji und Kaito ins Wasser gezerrt. Die Oberschüler waren wie Haie auf einmal aus der Tiefe aufgetaucht und schnappten ihre Freundinnen nun wie ihre Beute an den Beinen und zogen sie mit sich.

Rans Freundinnen prusteten, als sie Wasser schluckten. Beide Oberschüler kassierten ärgerliche Blicke dafür.

Doch ihre Freunde rannten aus dem Wasser auf Ran zu, welche ganz und gar nicht angetan: „Nein, nein, nein!“, schrie: „Das könnt ihr doch nicht machen!“, versuchte auch sie sich zu wehren, als Detektiv und Dieb sie schnappten. An den Beinen und Armen packten.

„Keine Angst: Wir werfen dich auch ganz vorsichtig“, grinste Heiji sie breit an. Ehe er die zappelnde Ran mit Kaitos Hilfe schnell ins Meer trug.
 

An den Detektiv Boys war der Lärm natürlich auch nicht vorbei gegangen. Die drei Jüngeren waren vorgerannt und hatten das Wasser schon fast erreicht.

Jetzt wo es auch gegen Ran ging schaute Conan nicht mehr zu. Rannte ebenfalls auf die anderen zu.

Er hatte das Wasser noch nicht ganz erreichen können: zwei drei Meter davor musste er mit ansehen wie seine Freundin sanft ins Wasser fallen gelassen wurde. Wie Kazuha und Aoko zuvor geriet sie ganz unter Wasser. Verschluckte sich genauso am Salz. Sie hustete heftig, sobald sie wieder auftauchte.
 

Conan wurde gerade ebenfalls von Heiji unter Wasser gedrückt.

Was der sich aber nicht gefallen ließ. Im Gegensatz zu den Oberschülerinnen hatte er seine Lungen auf das was kommen würde vorbereitet.

Sich an seinem Freund rächend, der gerade dabei war sich Ayumi zu schnappen, kniff er Heiji so feste er konnte ins Bein. Drehte dessen Haut genüsslich und äußerst fies grinsend im Uhrzeigersinn. Während der andere Detektiv ihm schmerzhaft: „Aua!“ aufschreiend sein Bein entzog, strampelte sich das kleine Mädchen frei.
 

Shinichis Vater hatte die Szene bis hierher mit einem Ohr und einem Auge beobachtet. Er begann sich nun wieder voll und ganz auf das Buch in seinen Händen zu konzentrieren: Du hast auf jedes Wort gehört, dass ich sagte, nicht wahr?

Wir reden hier sehr detailliert und in ganz wesentlicher Weise über das Leben und den Tod. Natürlich habe ich da genau zugehört.

Yusaku stutze einen Augenblick, dann lachte er ein stummes, ertapptes Lachen. Las dabei gleichzeitig weiter: Gut denn ich habe auf jedes Wort gehört, was du gesagt hast.

Was soll denn das heißen?

Das wirst du sehen.

Nach Beendigung des letzen Satzes, dieses 25ten Kapitels, legte Yukikos Mann stutzend die Stirn in Falten. Hörte abrupt auf über sich selbst zu lachen. Er stand auf, wobei er einen letzten Blick auf die im Meer tobende Jugend warf und ging dann samt dem Buch ins Haus.
 

Yukiko kam in Begleitung von ihrer Freundin und dessen Mann zurück. Auf dem Arm hatte sie Tadashi.

Ihr Mann saß noch lesend auf dem Sofa. Er schlug gerade die letzte Seite des 30ten Kapitels auf.

„Hallo“, schaute er, die Ankommenden begrüßend, auf.

„Yusaku, der Makler hat mich angerufen. Er musste den Termin verschieben. Ich habe mich mit ihm auf diesen Mittwoch geeinigt. Wenn das auch für dich in Ordnung ist?“, teilte die Anwältin, den Mann ihrer Freundin fragend dabei ansehend, mit.

Der Gefragte nickte gelassen.

Dann ging Eri mit Kogoro und Yukiko wieder hinaus. Yusaku las schnell die letzen Zeilen, brachte sein Buch nach oben ins Schlafzimmer und folgte dann in Alltagskleidung nach draußen. Ran und die anderen zwei Oberschülerinnen kamen ihm entgegen. Jetzt waren sie diejenigen, die nach drinnen gingen.
 

Später Nachmittag
 

Die beiden Ehepaare und die Oberschülerinnen kamen zurück. Stiegen aus dem Auto aus.

Die fünf gesellten sich zu den anderen an den Strand. Die Kinder waren wie sonst mit ihrem Sand beschäftigt.

Der Professor sah die Ankömmlinge von seinem Liegestuhl aus.

Während die Oberschülerinnen sich in Richtung Meer begaben, gesellten sich die Erwachsenen zu dem Erfinder.

Alle genossen die abschwächende Sonneneinstrahlung.

Yusaku jedoch wirkte nach einiger Zeit innerlich unruhig.

„Ich geh Essen machen“, verkündete er aufstehend.

„Ich komme mit dir“, meinte Kogoro eilig.

Yusaku wartete auf ihn, dann ging er mit ihm auf das Haus zu: „Ich will endlich Rauchen!“

„Oh ja, ich auch!“, stimmte Eris Gatte der leicht zerknirschten Bemerkung des Schriftstellers voll und ganz zu.
 

Gemeinsam bereiteten die beiden Ehemänner alles für das Barbecue vor. Der Küchentisch und die Stühle wurden nach draußen gestellt.

Die Oberschüler, die zwischenzeitlich von oben kamen halfen ihnen.

Heiji und Kaito waren es schließlich die alle zum Essen riefen. Von den Erwachsenen, über die Kinder und zum Schluss noch die Oberschülerinnen. Von Heiji bekam Kazuha einen vergnügten Kuss von hinten auf die Wange gedrückt. Er hatte sich zu ihr herunter gekniet, denn sie und die anderen Schülerinnen saßen im Sand.
 

So kam jeder zum Grillen.

Nachdem Yusaku seine Mahlzeit beendet hatte, stellte er sich mit Kogoro rauchend etwas abseits, um die Damen nicht mit dem Rauch der Zigaretten zu belästigen.

Zufrieden beobachte Shinichis Vater seinen Sohn, der sich offenbar gerade über Heiji ärgerte. Dann stand seine Frau neben Eri mit Tadashi auf dem Arm. Er ließ seinen Blick über die fröhliche Runde schweifen und schmunzelte in sich hinein:

Es ist tatsächlich perfekt.
 

Am Abend rief Rans Freund an. Sie legte ihr Baby Buch zur Seite, welches sie bereits fast durch hatte und griff nach ihrem Handy.

„Hi“, freute sich Eris Tochter.

„Hallo, Ran. Wie geht’s?“,

„Gut, danke. Und bei dir?“

„Der Fall ist momentan echt kompliziert, aber ansonsten geht es mir wunderbar.“

„Das freut mich für dich, Shinichi. Du findest die Lösung bestimmt bald.“

„Das hoffe ich“, drifteten die Gedanken des kleinen Detektivs für einen Moment ins Dunkle ab. Er fasste sich jedoch schnell wieder: „Ja, bestimmt“, sagte er mit fester Stimme leichthin. Lachte kurz ehe er sich weiter erkundigte: „Und wie waren die Häuser, die ihr euch heute angesehen habt?“

„Langweilig“, antwortete Ran ihm gedehnt. Sie machte es sich wieder an der Zimmerwand bequem.
 

Während dieses Gespräch fortgesetzt wurde, saß sein Vater im Schlafzimmer auf einer ausgebreiteten Decke. Saß in meditierender, aufrechter Haltung auf dem Boden.

„Du kannst ruhig reinkommen“, sagte er mit geschlossenen Augen: „Du störst nicht.“ Er hatte seine Frau gehört, die nach dem Öffnen der Türe stehen geblieben war.

Yukiko sagte nichts, was ihren Mann dazu veranlasste seine Augen zu öffnen und sie wohlwollend anzusehen.

„Ich wollte nur meine Jacke holen“, äußerte sie sich kurz angebunden. Lief zum Bett von dem sie eine dünne Strickjacke holte, dann lief sie wieder hinaus. Schloss die Türe hinter sich.

Yusaku sah einen Moment niedergeschlagen auf das verschlossene Holz.

Dann atmete er tief durch und schloss seine Augen dabei erneut.

Besann sich auf sein eigenes Selbst. Meditierte weiter.
 

Freitagmorgen 18. August
 

Die Sonne war gerade dabei gemächlich aufzugehen. Yusaku lag wach neben seiner Frau im Bett. Er sah müde aus.

Ein leiser Seufzer entwich seiner Kehle, als er seinen Kopf in ihre Richtung drehte. Er betrachtete Yukiko einen Moment lang, bevor er das dünne Lacken zur Seite legte. Dann stand er auf und ging hinaus auf den Flur.

Leise warf er einen Blick in das Zimmer der Freundin seines Sohnes und deren Freundinnen, dann auch in den Raum daneben. Indem Heiji und Kaito den Schlaf der Gerechten schliefen.

Danach öffnete er die dritte Türe zu seinem eigenen Sohn, der ebenfalls friedlich schlummerte. Er lag genau in der Mitte: zwischen Ayumi und Ai. Die Detektiv Boys hatten sich fein säuberlich in einer Reihe schlafen gelegt. Lagen jetzt jedoch zum Teil doch etwas schräg. Neben Ayumi Genta. Und Mitshuhiko neben Ai.

Yusaku schmunzelte.

Nur der Professor schnarchte mit Tadashi ein wenig abseits. Das Baby war allerdings wach. Schaute Shinichis Vater aus großen, interessierten Augen an.

Das kleinste der Kinder regte sich, als es von Shinichis Vater aufgenommen und mit auf den Flur hinaus getragen wurde.
 

Unten bereitete Yusaku Ais Baby Frühstück zu. Er fütterte es auf seinem Schoss haltend durch eine Flasche.

Der Kleine trank begierig einen nach dem anderen Schluck. Machte nach fast geleerter Flasche deutlich, dass er Papp-satt war.

Mit einem Tuch wischte Yusaku dem Kleinen über den Mund. Tadashi protestierte mit seinen Händchen, indem er versuchte den Schriftsteller wegzudrücken. Dieser lachte leise darüber. Betrachtete das Kind, welches er mit seinen Armen festhielt. Das Baby lachte zurück.
 

Tadashi weiterhin auf dem Arm haltend machte er amerikanisches Frühstück. Das Baby war ganz fasziniert von dem in der Pfanne hochspritzendem Fett, beobachtete wie Shinichis Vater zwei Eier aufschlug und diese geschickt in die Pfanne beförderte, dass es zischte.

An einem seiner beiden Daumen nuckelnd quietschte das Kind vergnügt vor sich hin.
 

Als Ai aufwachte. Erschreckte sie. Ihr Findelkind war nicht da. Verwirrt rüttelte die vermeidliche Grundschülerin ihren alten Freund: „Wo ist Tadashi?“, fragte sie ihn besorgt flüsternd.

„Hier“, murmelte der Professor verschlafen seine Augen öffnend. Doch dann merke auch er, dass das Baby fehlte. Er erschreckte ebenfalls. Schaute Ai hinterher, die eilig aus dem Zimmer rannte. Sich auf dem Flur umsah, als könnte er hier sein. Alle Türen waren verschlossen. In Ai stieg Panik hoch. Sie hastete zur Treppe. Rief nach Tadashi.

Laute kamen von unten. In Windeseile war sie die Stufen hinunter geeilt.
 

„Tadashi?“, rief sie ein weiteres Mal aus.

Sofort rannte sie auf ihr Kind zu, welches sie auf einer Decke von Spielzeug umgeben neben dem Sofa glücklich vor sich hin spielend, ansah. Das Miauen des Katzenknopfes eines kleinen Plastikbords war noch nicht verstummt.

„Oh, wie kommst du denn hier runter?“, fragte sie das Baby, als könne es ihr die Frage beantworten. Es erschreckte sich durch die plötzliche, fest Umarmung etwas. Begann aber nicht zu weinen. Lies sich auf die Wange küssen.

Ai war so erleichtert. Nahm ihn auf den Arm und küsste ihn ein weiteres Mal innig.
 

„Oh, entschuldige bitte.“

Überrascht schaute das frühere Organisationsmitglied zu Yusaku, der aus der Küche auf sie zukam.

Aus großen Augen schaute sie zu ihm hinauf.

„Ich dachte ich kümmere mich um ihn, sodass ihr auch mal ausschlafen könnt“, erklärte sich Shinichis Vater freundlich.

„Wie?“, Ais erstaunte Frage war leise.

„Tut mir wirklich leid, dass ich dich erschreckt habe. Das war nicht meine Absicht. Ich dachte ich könnte mich so zumindest mal ein wenig bei dir revanchieren“, mit diesen Worten ließ sich der Schriftsteller auf dem weichen Möbelstück nieder.
 

Tadashis Ersatzmutter verstand nicht ganz, weshalb sie etwas zögerlich nachfrage: „Revanchieren? Wofür denn?“ Ai war verwirrt.

„Für Shinichi“, bedankte der Vater sich bei ihr aufrichtig.

„Für Shinichi?“, wiederholte sie.

Yukikos Mann nickte: „Er verdankt dir viel“, der Kriminalautor schwieg einen Augenblick. Seine Gesichtszüge wurden ein wenig ernst. Bisher waren sie ganz gelassen gewesen. Er ging nicht weiter auf das von ihm eben gesagte ein, sondern wechselte das Thema: „Jetzt wo wir gerade mal unter uns sind, würde ich dich gerne etwas fragen.“

Ai sah in durch seine Betonung eingeschüchtert an. Er klang so ernst, dass es sich um etwas wirklich Wichtiges handeln musste.

Was will wer von mir?, fragte sie sich bange.

„Was?“, versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen.

„Das Aptx4869“, antwortete er ihr: „Das Gegenmittel. Wie sieht es damit aus. Bist du weiter gekommen?“

Das ehemalige Mitglied der schwarzen Organisation schüttelte bedauernd den Kopf.

„Nein“, berichtete die geschrumpfte Shiho: „leider nicht. Ich weiß leider nicht wonach ich suchen muss. Ich weiß zwar an Hand der Symptomatik, was es bei Shinichi verursacht hat, aber leider nicht, was die Ursache dafür war. Ich hatte angefangen mit Mäusen zu experimentieren, aber ihnen scheint es zumindest bisher nichts auszumachen.“ Sie unterbrach sich selbst.

Yusaku hatte ihr aufmerksam zugehört. Seine Hand faustähnlich unter sein Kinn gestützt. Er schwieg, während Ai zu überlegen schien.

Nach einigen Augenblicken nahm sie den Faden wieder auf. Ihre Stimme verlor etwas von ihrer bisherigen sachlichen Distanziertheit. Wurde hingegen betroffener, als sie relativ leise weiter sprach: „Was ich auch nicht verstehen kann ist, dass es nur ihn betraf.“ Sie stockte einen Moment: „Ich hatte es doch auch genommen.“ Das scheinbare Mädchen schluckte schuldbewusst: „Wieso traf es nur ihn?“

„Das kann ich dir nicht beantworten“, entgegnete Yusaku nachdenklich-ernst. Dann machte er der Chemikerin einen Vorschlag: „Würde es dir unter Umständen etwas nutzen, wenn ich mich bereit erklären würde mich dir zur Verfügung zu stellen?“

Ai schaute den Vater Shinichis verblüfft an: „W-wie meinen Sie das?“

„Die Schwierigkeit die Ursache herauszufinden liegt doch darin, dass du keine Vergleichsmöglichkeiten hast. Habe ich Recht?“

Sie nickte stumm.

Er machte ihr darauf einen Vorschlag: „Wäre es möglich, dass du es noch einmal mit mir versuchst?“

Ai wollte gerade entsetzt antworten, als der Professor zu ihnen stieß.

„Was versuchen?“, fragte ihr gemeinsamer älterer Freund interessiert nach.
 

Gegen Mittag
 

Shinichis Freundin machte die Haustüre auf. Betrat das Wohnzimmer. Auf dem Sofa machte sie es sich bequem. Sie legte, sich ihre Beine anwinkelnd und ihre beiden Hände flach auf der Lehne ablegend, hin. Dann bettete sie ihren Kopf auf ihnen. Seelig ausatmend genoss die Schwangere die sie beruhigend, umgebende Stille im Haus. Gähnend schloss sie ihre Augen. Machte ein Nickerchen.

Als sie ihre Beine wachwerdend genüsslich ausstrecken wollte, stieß sie auf Widerstand. Irgendetwas war im Weg. Darüber irritiert öffnete sie die Augen. Schaute nicht schlecht. Peinlich berührt stotterte sie ein: „D-das tut mir wirklich sehr leid. Entschuldigung.“ Es war Yusaku gewesen, denn sie da versehendlich, mit Schwung getreten hatte.

Er sah sie gutmütig an. In seinen Händen hielt er das Buch, welches er derzeit weiter las.

„Schon gut, Liebes. Hat nicht weh getan“, meinte er freundlich. Sein kurzes Zwinkern unterstrich das noch.

Ran hatte sich nicht aufgerichtet, blieb verlegen liegen und schaute zu wie der Vater ihres Freundes sich wieder seinem Buch zuwendete.
 

„Was lesen Sie da?“, fragte sie.

„Ein Buch mit Gott“, antwortete er ihr lesend.

„Wie?“, wollte Ran sich verwundert genauer erkundigen.

Doch Yusaku antwortete nicht. Stattdessen klappte er das Taschenbuch zu und legte es sorgfältig auf dem kleinen Couchtisch vor sich ab. Dann erhob er sich und verschwand in Richtung der Küche.

Eris Tochter setze sich auf, hielt sich für einen Augenblick den Kopf. Sah verschwommen. Dann ging es wieder.

Interessiert streckte sie ihren Arm aus und nahm das eben zurückgelassene Buch in ihre Hände. Sie betrachtete das Cover. Drehte es von der Vorder- auf die Rückseite. Es war überwiegend bis zur Hälfte Rot. Ein Baum mit ebenfalls rotem Laub war darauf zu sehen. Im Hintergrund befanden sich Bäume in einer Winterlandschaft. Oberhalb des Baumes standen der Autor, der Titel und der Untertitel.

Neugierig schlug Shinichis Freundin eine x-beliebige Seite auf. Es war die 164, welche sie spontan zu lesen begann.

Dazu braucht es den „Tod“ nicht?

Nicht, wenn du den „Tod“ als Wegfall des psychischen Körpers definierst. Du kannst unter Umständen eine vollkommene Erfahrung von deinem spirituellen Selbst machen, während du bei deinem physischen Körper verbleibst. Für eine solche Erfahrung muss man nicht notwendigerweise das Körperliche abstreifen. Und ebenso kannst du eine vollkommene Erfahrung von deinem körperlichen selbst machen, während du im spirituellen Reich unterwegs bist.

Ich kann meinen Körper in den spirituellen Bereich mitnehmen?

Das kannst du.

Warum mache ich das dann nicht immer? Warum dann je „sterben“?

Es wäre DEM Sinn und Zweck der Ewigkeit nicht dienlich, wenn du bis in alle Ewigkeit immer bei einem einzigen physischen Körper bleibst.

Nicht?

Nein.

Warum nicht?

Weil es Sinn und Zweck der Ewigkeit ist, dich mit einem Kontextfeld der Zeitlosigkeit auszustatten, in dem dir eine Gelegenheit zur Endlosen Erfahrung und Grenzenlosen Vielfalt im Ausdruck dessen Wer Du Bist geboten werden kann. Du würdest in deinem Garten auch nicht nur eine Blume blühen lassen. So schön diese auch sein, so herrlich sie auch Düften mag, die Vielfalt des Ausdrucks ist es, die die Schöpfungswesen, die ihr „Blumen“ nennt, zu ihrer vollen Entfaltung gelangen lässt. Du hast die Absicht, dich über deine Erfahrung voll und ganz kennen zu lernen, nicht nur teilweise. Und dieser Absicht wäre es nicht dienlich, wenn du bis in alle Ewigkeit immer nur in einer körperlichen Gestalt existieren wolltest.

Mach dir aber keine Sorgen. Der Wechsel der Gestalt oder Form erzeugt nicht unbedingt die Erfahrung von Verlust, weil du...

„Hier.“

Ran zuckte, schreckte leicht auf. Schaute hoch. Yusaku hielt ihr ein Glas Wasser entgegnen.

„Trink mehr“, merkte er ein ohne eine Spur von Aufforderung gutmütig an: „Deine Lippen sind ganz trocken.“

„Oh, ja“, sagte sie schnell. Nahm das Glas, danke sagend, entgegen.

Während er sich erneut neben sie setzte, trank sie. Er sah auf sein aufgeschlagenes Buch auf dem Schoss der Freundin seines Sohnes.

„Sieht aus als gefalle dir das Buch?“

„Äh, ja“, auf Rans Wangen legte sich ein verlegener Rotschimmer: „Kann ich es mir vielleicht irgendwann mal ausleihen?“, fragte sie zurückhaltend.

Yusaku schmunzelte gelassen: „Du kannst es auch jetzt sofort haben. Ich bin sowieso fast durch“, mit diesen Worten erhob er sich und lies sie alleine.
 

Vor das Haus tretend nahm der Schriftsteller einen tiefen Atemzug der frischen Meeresluft. Schloss seinen Kopf nach hinten in den Nacken legend genießend seine Augen. Ehe er zum Strand hinunter schlenderte.
 

Ran hörte es klingeln. Verwundert unterbrach sie ihr lesen und stand vom Sofa auf. Schnell lief sie in die Richtig aus der die schnell aufeinander folgenden Geräusche kamen.

Es war ein Handy das in der Küche auf dem Tisch lag. Da es nicht ihr eigenes war, war sie unschlüssig ob sie abnehmen sollte oder nicht. Weil es doch schon recht lange bimmelte und nun erneut klingelte entschied sie sich dazu fix abzunehmen, bevor der Anrufer womöglich noch auflegte. Schließlich konnte sie ja nicht wissen, ob es vielleicht etwas Wichtiges war?

„Hallo?“, fragte sie schnell.

Ein Hallo einer männlichen Stimme in einem schrecklich unverständlichen Englisch erwiderte den Gruß. Schien dann zu stutzen.

„Oh, a very big Sorry! Is that the phone line of Yusaku Kudo, isen`t it?”, fragte der Unbekannte. In einer Art und Weise das Ran große Mühe hatte den so ungestüm sprechenden Mann zu verstehen.

„Oh, you are right, sorry. Just a moment, pleace”, antworte die Oberschülerin rasch und eilte zügig nach draußen zu dem Besitzer des Handy, der sie zuerst überrascht ansah. Er hielt sich Ballspielend im Wasser bei den Oberschülern und Grundschülern auf.

„Ein Mann. Er spricht irgendein komisches Englisch. Ich konnte nicht verstehen wer es ist“, informierte Ran ein bisschen außer Atem entschuldigend. Reichte Shinichis Vater das kleine Kommunikationsgerät.

„Hallo“, fragte dieser auf Englisch.

Alle um ihn herum sahen den Schriftsteller erstaunt an, als dessen Stimme sich freudig erheblich anhob.

„Evan“, sagte er nur in einem Dialekt den scheinbar niemand verstand. Auch Conan nicht, der ihm wie Ran nachschaute.
 

Telefonierend ging sein Vater an der Brandung, mit gleichmäßigem Wellengang, entlang spazieren.

„Das ist ja schön von dir zu hören. Wie geht es dir und deiner reizenden Frau?“, erkundigte sich der Yusaku.

„Oh, Mia? Ihr geht es genauso gut wie mir. Und dir? Geht es dir besser?“, erwiderte ihm der Mann mit dem Namen Evan.

„Ja, danke. Viel besser. Du hattest Recht es ist immer Vollkommen.“

„Das freut mich zu hören“, freute sich der Mann für Yusaku.

„Heißt das, dass du dich nun entschieden hast, was du tun möchtest?“

„Noch nicht ganz, aber der Himmel lichtet sich allmählich.“ Yusaku lächelte breit in sich hinein. Hörte sich die nächste Frage an.

„Wirst du nun also nach Tokio ziehen?“

„Ja, zumindest vorerst“, Shinichis Vater lachte auf.

„Heißt das, das ihr euer Haus nicht mehr braucht?“

„Wieso fragst du?“, interessierte sich Yusaku für die Frage seines Freundes.

„Ich würde da eventuell Jemanden kennen, der es sich gerne mal ansehen würde“, antwortete Evan.
 

Mittwochabend 30. August
 

Das Wort: „Endlich!“ stöhnend warf sich der Mini-Shinichi angesäuert und auch sichtbar erledigt, alle Viere von sich streckend, auf sein Bett im Haus des Professors.

Heiji kam mit seinem und dem Gepäck des kleineren Detektivs ebenfalls ins Zimmer.

„Na, so schrecklich war es doch eigentlich gar nich“, fand Kazuhas Freund. Die Sachen achtlos vor dem Schank fallen lassend.

„Hehe“, lachte Conan genervt. Drehte seinen Kopf, welcher bis jetzt zur Decke gerichtet war, zu seinem Freund: „Du wurdest ja auch nicht wie ein Baby von deiner Mutter bis zur fasten Erstickung festgehalten.“ Er schnaubte: „Diese blöde Kuh!“, dann drehte er seinen Kopf erneut und schaute wieder nach oben: „Himmel sei Dank, bin ich froh das wir wieder hier sind und die anderen endlich weg. Länger und ich hätte irgendwem irgendetwas angetan!“

Heiji ließ Rans Freund in Ruhe. Ebenfalls Müde rieb er sich über die Augen und die Wange. Dann setze er sich zuerst auf sein Bett, bevor auch er sich nach hinten fallen ließ. Seine Augen schließend, die Hände hinter dem Kopf verschränkend genoss er mit dem geschrumpften Shinichi die Ruhe des seit Wochen für das erste Mal wieder Alleinseins.
 

Sonntagnachmittag 3. September (letzter Ferientag)
 

Heiji, Kazuha, Ran und die Detektiv Boys hielten sich auf dem Spielplatz auf.

Die Oberschülerinnen hatten sich auf die Wiese gesetzt. Holmes und Queen dösten neben ihnen.

Conan saß mit Tadashi im Sandkasten, Heiji kniete neben ihnen.

Kaito kam in Begleitung seiner Freundin.

Sie rief nach Kazuha und Ran, worauf sie zu ihnen gewunken wurde.

Ihr Freund stattdessen ging auf Heiji und Conan zu.

„Hey!“, freute sich auch Heiji.

„Detektives!“, salutierte der Dieb kurz.

Dann wurde er grinsend von dem aus Osaka stammenden gefragt: „Was hättes’u denn gern?“, er deutete scherzend auf die im Sand hochragenden aufgehäuften Sandhäufchen, welche durch Förmchen in die entsprechende Form gebracht worden waren: „Wir hätten Himbeere, Erdbeere oder eine“, Heiji verstummte. Berichtigte sich anschließend zuschauend wie Tadashi das dritte mit seinen Händchen vergnügt dem Erdbodengleich machte: „hatten eine Orange. Sorry“, grinste er entschuldigend.

„Das macht nichts“, ging der Meisterdieb des Jahrhunderts ebenfalls hinunter in die Knie. Lächelte das Baby an, welches vergnügt in seine Arme krabbelte.

„Mal was anderes“, begann der Dieb. Sein Blick war traurig geworden. Er schaute von Tadashi zu den anderen beiden auf: „Was ist eigentlich mit der Lagerhalle? Ich habe das Kokain immer noch bei mir liegen.“

„Ja, stimmt“, erinnerte sich auch Heiji nachdenklich werdend: „Wir könnten wohl mal langsam noch mal da hin gehn. Was denkst du Shinichi?“

„Ich passe“, verzichtete der Gefragte prompt: „Ich habe Hausarrest.“

Kazuhas Freund sah ihn kurz ungläubig an: „Ach, das hat Ran doch bestimmt schon längs vergessn“, meinte er: „Sons kann ich ja fragn, ob ich mit dir was Unterhemn darf.“

„Nein, ich halt mich dran! Ich habe es ihr versprochen.“

Jetzt war es Conan der niedergeschlagen auf den Sand, indem er saß, schaute.
 

„Spielt ihr mit Fußball?“, meldete sich Mitshuhiko: „Ich und Genta schaffen es nicht alleine gegen Ai und Ayumi.“

Heiji und Kaito sahen sich an, dann entgegentrete Erstgenannter ein: „Klar“ kam mit dem anderen mit.

Als Conan nicht mitging, drehte sein Mitbewohner sich noch einmal nach ihm um.
 

Der geschrumpfte Shinichi blieb mit Tadashi im Sand.

Alle anderen hingegen spielten mit dem Ball.

Ran war die Erste, die sich zurück zog. Sie lies sich erschöpft ins Gras sinken, wobei sie ihren Rücken durch ihre gestreckten Arme abstützte.

Schaute kurz zu, bis ihr Shinichi einfiel.

Müde legte sie sich auf den Rücken. Den einen Arm benutzte sie als Kopfkissen und legte den zweiten neben sich nah anliegend ab. Beobachtete die am Himmel entlang ziehenden Wolken. Genoss dabei die erfrischende Brise.

Ihr kleiner Freund entschied sich zu ihr zu gehen. Tadashi schleppend erreichte er seine Ran. Angestrengt ließ auch er sich, wie sie zuvor, ins Gras sinken.

„Hey“, bemerkte sie ihn anlächelnd.

„Hey“, erwiderte er leise, das Baby loslassend. Jenes krabbelte los auf Ran zu.
 

Zaghaft suchte der geschrumpfte Detektiv die Nähe seiner Freundin. Er tat es ihr gleich. Legte sich ebenfalls auf den Rücken. Auch er bettete einen Arm unter den Kopf, dann musterte er Ran nachdenklich.

Sie hatte ihre Augen geschlossen. Tadashi probierte neben ihr sitzend einen Buschel Gras.

Nervös kniff der Mini-Shinichi seine Augen zusammen, als er leicht mit seiner kleinen Hand den unteren Handabschnitt von Ran umfasste.

Diese Geste veranlasste sie dazu, etwas überrascht die Augen zu öffnen. Lächelnd zog sie ihn und das Baby darauf knuddelnd näher an sich heran, was beide ohne zu mucksen über sich ergehen ließen. Erst als sie ihn auskitzelte, fing er an zu lachen.

Anschließend blieb er vom Lachen erschöpft so unauffällig wie nötig und so nah wie möglich bei ihr liegen. Liebevoll legte sie umarmend einen Arm um hin, bevor sie ihre Augen ein weiteres Mal schloss.

Die Frau die er liebte entspannte sich und allmählich wurde auch Conan gelassener.

Auch er genoss diesen Moment so ganz in ihrer Nähe zu sein. Das einzige was zu hören war, war das raschelnde Gras, der Wind und Babygebrabbel.

Im Gegensatz zu ihr hatte er seine Augen auch jetzt noch nicht geschlossen. Er verlor sich nach oben schauend.

Gemeinsam blieb das ungleiche Liebespaar regungslos liegen. Das Einzige was sich ruhig und gleichmäßig auf und ab senkte waren die Brustkörbe.

Keinen von beiden störte sich am leisen herüber hallenden Lärm der lachenden Kinder und dem undeutlichen Gemurmel der Eltern.
 

Aus der Puste stemmte Heiji seine Hände auf den Kienen ab.

Er hatte so etwas wie Schweinchen auf der Leiter spielen müssen. Kaito schenkte ihm einen mitfühlenden Blick.

Während Kazuha und Aoko Conan störten, kam Ayumi zu den Oberschülern zurück gerannt: „Könnt ihr uns an schaukeln?“, fragte sie bittend, als sie sie erreichte.

„Könnt’er das nich selbst?“, fand Heiji.

„Ja, doch, aber mit euch macht es mehr Spaß.“

Der Detektiv warf ihr einen unwilligen Blick zu.
 

Bei den Schaukeln handelte es sich um neun im Kreis stehende Einzelstücke.

Heiji und Kaito probierten sich auch mal am selbst schaukeln, indem sie die Sitze über die Balken werfend ihrer Größe anpassten.

„Das darf ich keinem erzählen“, meinte der Dieb zum Detektiv. Beide lachten.

Genta und Mitshuhiko begannen sich einen Sport daraus zu machen so hoch wie möglich zu schwingen, um dann bei vollem Tempo runter zu springen.

Ayumi und Ai hingegen ließen es eher gemütlich angehen.

Als Heiji dann doch nach einer kurzen Zeit die Lust verging, sprang auch er ab. Allerdings knickte er schmerzhaft das Gesicht verziehend mit einem seiner Füße um.

Besorgt kamen die drei Kleinen auf ihn zu. Kaito reichte ihm die Hand.

„Bohr, du Arsch“, blaffte Kazuhas Freund den von Aoko an: „Das is nich lustig!“ sein eigenes Lachen war eine Spur schmerzverzerrt.

„Es ist spät: lasst uns nach Hause gehen“, schlug Ai sachlich vor.

Alle waren einverstanden.
 

„Was has’u denn mit deinem Fuß gemacht?“, fragte Kazuha, welche mit ihren Freundinnen zusammen gesessen hatte.

„Die Schaukel“, knurrte ihr Freund: „Komms’u ich will nach Haus!“

„Ja“, Kazuha und Ran verabschiedeten sich von ihrer Freundin.

„Ich habe gar keine Lust auf Morgen“, äußerte sich Aoko ein wenig nostalgisch. Tadashi Kazuha gebend.

„Ich auch nicht“, pflichte Ran ihr darauf pflichtbewusst bei.

Conan schaute zu ihr auf. Lies sich von ihr an die Hand nehmen.
 

Montagmorgen 4. September
 

Im Zimmer der Oberschülerinnen schaltete sich die Weckfunktion ein.

Müde taste Kazuha nach ihrem Handy. Schaltete es grummelnd ab. Dann ergab sie sich in ihr Schicksal und stand auf. Während sie sich ihre Sachen schnappte, gähnend ins Badezimmer ging, räkelte Ran sich.

Auch sie gähnte herzhaft, streckte sich.

Sie genoss die Stille und schloss noch einmal die Augen, bis sie Schritte vernahm: die ihrer Freundin.

„Du kanns.“

Ran lächelte sie darauf mit einem leicht gequälten Hättest-du-nicht-länger-brauchen-können Lächeln an.

Müde rappelte sich Shinichis Freundin auf, um nun ihrerseits ins Bad zu gehen.

Kazuha hingegen, stieg die Treppe schon mal nach unten.
 

Conan saß aufrecht in seinem Bett. Tippte eine SMS.

Neugierig beugte Heiji sich zu ihm. Grinste breit, als er versuchte die Mitteilung zu lesen. Worauf der kleinere Detektiv ihn mit dem Ellenbogen ruppig gegen die Rippen stieß.

„Aua!“, lachte der zweite Detektiv und rieb sich die entsprechende Seite: „Muss ja wahnsinnig versaut sein, wenn du’s so geheim“, weiter kam er mit seiner Neckerei, rückwärts auf die Tür zu gehend, nicht, denn Conan warf ihm sein Kissen hinterher.

Traf ihn an der Schulter.

„Bis gleich“, meinte Heiji lachend den Gruß erwidernd. Es lohnte sich für Rans Freund schon nicht mehr, das Kissen noch einmal zu schmeißen.
 

Osakas Detektiv wollte ins Badezimmer gehen. Doch es war verschlossen. Er klopfte kurz, dann wartete er geduldig an die Wand gelehnt.

Drinnen stand Ran, verzweifelt! Die Lufteinziehend bemühte sie sich den Reißverschluss ihres Schuluniformrockes hochzuziehen. Schaffte es, indem sie den Bauch auch noch einzog.

Dämliche Uniform! Wenn ich sie nur nicht tragen müsste!, fluchte sie in Gedanken. Musterte ihren Bauch anschließend.

Der Rockbund lag eng an. Der Ansatz war leider deutlich zu sehen, was Ran gar nicht gefiel.

Hoffentlich sieht das keiner, dachte sie sich besorgt.

Dann strich sie ihr Sweatshirt nicht ganz glatt, um ihre Unpässlichkeit bestmöglich zu kaschieren.

Als es ein weiteres Mal an ihre Tür klopfte, rief sie ein gereiztes: „Ja!“, band sich hastig ihre Krawatte, schnappte sich ihr Jackett und riss die Badezimmertür auf.

Heiji sah ihr kopfschüttelnd nach, wie die Freundin seines Freundes scharf in ihr Zimmer einbog.

„Argh!“, knurte Ran in der Mitte des Raumes stehen bleibend noch einmal an ihrem Oberteil herumfummelnd: Nein, nein, nein! Sie weinte fast. Egal wie sie es versuchte. Es war immer etwas zu sehen, was ihrer Meinung nach unbedingt ungesehen bleiben sollte.

Plötzlich schreckte sie zusammen. Ihr Handy klingelte.

Es war Shinichis SMS, welche sie bebend vor Wut anstarrte.

„Komms’u runter?“, rief Kazuha von unten.

„Ja!“, rief sie darauf hastig und eilte die Treppe hinunter zur Küche.
 

Dort sah Ran auf den gedeckten Tisch. Sie wollte sich offensichtlich weder setzen noch bei den anderen frühstücken, da sie mit einem: „Ich geh schon mal!“, eilig in den Hausflur verschwand.

Kazuha, Ai, Conan und der Professor sahen der Reaktion entsprechend nach.
 

Shinichis Freundin erreichte das Schulgebäude. Lief nervös wirkend die Gänge zur Klasse entlang. Ihrer Kehle entwich ein erschreckter Schrei, als sie von ihrer Freundin von hinten vergnügt angerempelt wurde.

„Hi, Ran!“, fiel Makotos Freundin der im vierten Monat schwangeren überschwänglich um den Hals.

„Sonoko!“, blaffte Ran sie wütend an: „Erschreck mich doch nicht so, verdammt nochmal!“

„Ach, entschuldige Ran“, versuchte ihre Freundin sie leicht verwirrt zu beschwichtigen: „Ich habe dich doch nur so vermisst“, sagte sie ein kleinwenig schuldbewusst.

Ran schnaubte nur. Schaute immer noch etwas ärgerlich drein.

Erst Sonokos: „Hast du mich denn gar nicht vermisst?“ stimmte sie milder: „Doch schon.“

Gemeinsam legten die beiden das letzte Stück ihres Weges zurück.
 

Auf dem Polizeirevier begegneten Heiji und Kazuha Inspektor Megure, Shiratori, Takagi und die schwangere Sato. Sie trug einige Unterlagen auf ihren Armen.

„Guten Morgen“, grüßte das Paar aus Osaka. Bekam das Selbe von den Polizeibeamten zurück. Inspektor Megures Stimme war dabei am durchsetzungsfähigsten.

Die der beiden anderen Männer eher unscheinbar.

„Was hast du denn gemacht, Heiji?“, war es Takagis Verlobte die auf seinen hinkenden Fuß deutete.

Noch bevor der Oberschülerdetektiv ihr darauf antworten konnte, hatte Kazuha es für ihn neckend übernommen: „Er hat sich den Fuß umgeknickt, als‘r versucht hat von’er Schaukel zu springn.“

„Kazuha!“, zischte ihr Freund sie wütend an.

Takagi, Sato und Shiratori lachten verhalten.
 

„Was für ein Idiot dieser Saotome ist“, meinte Sonoko in einer Pause. Sie hielt sich mit Ran und einigen anderen Schülerinnen und Schülern im Klassenraum auf, die sich in kleineren Grüppchen zusammen gestellt oder gesetzt hatten.

Rans Freundin schaute dabei auf einen groß gebauten Oberschüler, der, gerade erhobenen Hauptes, hinaus auf den Flur schritt.

„Ja, er ist ganz schön arrogant“, stimme Ran ihr zu.

„So ein schmieriger Typ. Der baggert ja jede an, die nicht bei drei auf dem Baum ist, als ob ich von dem was wollen würde!“ Sonokos Stimmlage machte ihrer Verachtung ihm gegenüber keinen Hehl.

„Du bist da auch nicht unbedingt besser“, entgegnet Ran ein wenig amüsiert.

„Was? Das stimmt doch gar nicht. Ich bin mit Makoto zusammen. Ich würde ihn niemals betrügen!“, ereiferte sich die Suzuki Erbin.

„Das behaupte ich ja nicht. Du kannst doch wohl kaum sagen, dass du den Jungs nicht gerne schöne Augen machst“, sprach Shinichis Freundin durchaus die Wahrheit.

Was Sonoko zum beleidigten Schweigen veranlasste.

Ran lächelte.
 

Freitagmittag 8. September
 

Ran war im Toilettenraum gewesen und verließ diesen nun.

Es war gerade Pause was durch den von Schülern überfüllten Hof ersichtlich war. In ihrer direkten Umgebung aber befand sich kaum jemand. Eigentlich nur einer. Der neue Schüler, besah sich Shinichis Freundin interessiert abschätzend.

Ein anzügliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Seine Schritte waren gezielt. Führten auf sie zu, beschleunigten sich während er direkt frontal ihr immer näher kam.

Ran wollte ausweichen, bekam allerdings keine Möglichkeit dazu.

„Lass mich bitte durch“, bat sie in einem ein wenig unfreundlichen Tonfall.

„Ach, wieso denn?“, fragte er arrogant. Drängte Ran ein Stückchen zurück. Das Grinsen des Oberschülers intensivierte sich, während sie immer weiter zurück weichen musste: „Ich dachte wir könnten uns mal näher kennen lernen?“ Es war eindeutig keine wirkliche Frage.

Shinichis Freundin stand nun fast an der Wand. Funkelte ihn verärgert an.

Mit einer geradezu hochnäsigen Dreistigkeit stützte sich jener mit seiner Hand an der Hauswand ab. Positionierte sich leicht beugend über sie.

„Nein“, sagte Ran ihn umgehen wollend eingeschüchtert: „Ich möchte gehen.“

„Warum so unfreundlich? Du bist doch Single oder hast du etwa schon einen Freund?“

„Schon möglich“, reagierte Ran die Zähne zusammenpressend: „Aber das dürfte dich wohl kaum was angehen!“

„Na, wenn das so ist, dann brauchst du es ihm ja nicht zu sagen.“ Während er das süffisant werdend vorschlug, baute er sich noch imposanter vor ihr auf. Beugte sich ein kleines Stückchen weiter runter. Während die eine Hand noch immer an die Wand abgestützt war, berührte er sie anmaßend mit der anderen Hand an ihre Seite.

Worauf sie sich sofort energisch wehrte: „Ich sagte: Du sollst mich in Ruhe lassen!“

Das Nächste wurde nicht mehr gesagt, sondern getan. Er machte Anstalten sie Küssen zu wollen und sie trat ihn und zwar so, dass er sofort von ihr abließ.

Sein hinterher gerufenes, sich die Leistengegend haltendes: „Du blöde Schlampe!“, ignorierte sie. Machte, dass sie zurück zu Sonoko kam.
 

Samstagabend 9. September
 

Conan saß nachdenklich, seinen Kopf auf der Hand abgestützt, auf seinem Bett. Er schaute auf, als sich die Tür öffnete.

Es war Heiji der sich gerade leidenschaftlich mit Kazuha küsste. Ihre Finger waren dabei die ersten Knöpfe seines Hemdes zu öffnen, da stieß sie ihren Freund plötzlich energisch von sich. Sie hatte Conan entdeckt, der sie und Heiji unverwandt ansah.

Kazuhas Freund sah sie verwirrt an: „Was has’u?“

„Da!“, die Oberschülerin zeigte entsetzt auf das Kind.

Er folgte und wurde genauso rot wie sie.

„Oh, so-sorry“, stotterte er peinlich berührt: „I-ich da-acht du wärs bei bei?“

„Lasst euch nicht stören“, meinte der geschrumpfte Shinichi jedoch nur mit einer sachlich-trocken Betonung.

Verblüfft schaute das Paar zu, wie der kleine Detektiv sein Bettzeug zusammen raffte und samt diesem aus dem Zimmer marschierte.

Heiji wollte Conan erst hinterher, blieb aber stehen, als er sah, wie sein Freund an Rans Türe klopfte.
 

„Herein?“ vernahm man ihre fragende Stimme auf dem Flur.

Zurückhaltend öffnete der Mini-Shinichi die Zimmertüre. Schaute zu seiner Freundin, die ihn ansah. Sie saß auf dem Bett. Vor ihr stand Holmes, dem sie mit einer Haarbürste das Fell pflegte.

„Conan, was ist?“

„Ich wo-wollte dich was fragen“, antwortete er ein wenig verlegen.

„Ja?“, fragte sie freundlich nach.

„Ka-kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“, brachte der geschrumpfte Shinichi sein Anliegen so kindlich wie möglich vor.

„Äh? Wieso denn das?“, wunderte sich seine Freundin.

„Heiji hat Kazuha geküsst“, es klang wie ein Jammern.

Der Detektiv, über den gesprochen wurde, biss sich das Gesicht verziehend auf die Lippe.

„Eh?“, Ran verstand erst nicht ganz: „Ge-Geküsst?“ wiederholte sie stockend. Runzelte ihre Stirn, als sie einen möglichen Verdacht äußerte: „Gekü-sst o-oder auch mehr?

„Auch mehr“, entgegnete er kleinkindlich.

Seine Freundin errötete schlagartig. Nickte dann schnell: „O-Oh okay. Schlaf ruhig hier.“

„Danke, Ran“, sagte der vermeidliche Grundschüler ins Zimmer kommend. Er legte seine Bettsachen auf Kazuhas Bett ab, schleppte dann ihres hinaus in das andere Zimmer. Dort platzierte er es wortlos auf Heijis Bett und ging wieder zurück zu seiner Freundin.

Seinem Freund blieb die Spucke weg. Wie Kazuha war er ebenfalls ganz perplex.
 

Sonntagmorgen 10. September
 

Conan traf Heiji in der Küche.

Wobei Zweitgenannter derjenige war der kam.

Conan angelte gerade nach einem Glas.

Heiji reichte ihm eins.

„Danke“, meinte der geschrumpfte Shinichi. Es füllend meinte er: „Ich habe euch gestern Nacht gehört.“

„W-Was?“, sein Freund war völlig entsetzt.

Auf Conans Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.

Heiji erinnerte sich wieder: „Mo-moment mal“, sagte er warnend: „Du kanns uns gar nich gehört ham, weil wir nix gemacht ham!“

Er schüttelte seinen Kopf: „Na warte!“, knurrte er. Der kleinere Detektiv entkam ihm.
 

Montag 11. September
 

Als plötzlich drei Lehrkräfte mit ernster als ernsten Mienen in die Klasse kamen, unterbrach Miss Jodie ihren Englischunterricht.

Wie Sonoko und alle anderen Oberschülerinnen und Schüler war auch Ran entsetzt als sie mit anhörte, wie einer der Männer den Namen des ermordeten Schülers nannte: Hayato Saotome. Ein anderer antwortete auf Jodies Frage, ob man schon die Polizei gerufen habe mit einem entschiedenen: „Ja“…
 

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*Anmerkung(en):
 

Den Vornamen des neuen Schülers habe ich von mir von dieser Seite hier geborgt: http://www.beliebte-vornamen.de/3067-japanische.htm und den Nachnamen von Ranma ½.

Die Namen von Evan und Mia sind ebenfalls von der Seite. Evan ist jemand den Yusaku mal kennen gelernt hat. Mittlerweile sind sie gute Freunde geworden.
 

Das erwähnte Buch heißt „Zu Hause in Gott“ und wurde von einem gewissen Neale Donald Walsch veröffentlicht. Es handelt sich dabei um eine Art von Dialog. Das Buch gibt es wirklich. Allerdings habe ich den Titel im Kapitel selbst nicht erwähnt, weil mir das wie Schleichwerbung vorkam und das war nicht meine Absicht.
 

Bei der Stelle hier:

Das wirst du sehen.

Nach Beendigung des letzen Satzes dieses 25ten Kapitels legte Yukikos Mann stutzend die Stirn in Falten. Hörte abrupt auf über sich selbst zu lachen.

Die war mir Selber passiert, weshalb ich auf die Idee kam diese Stelle auszusuchen. Die anderen Stellen waren zufällig aufgeschlagen.

Der ermordete Schüler

Kein Anfang, der Angst macht, kein Ende das quält, im heute geborgen, im heute zuhause.

Unsere Zeit in Got- tes Händen: Auch wenn wir uns wehren, sein Kreuz hält uns aus.

Liedbeitrag (Kanon) zum meditativen Heilungsgottesdienst vom 16.05.2010
 

Montag 11. September
 

In der Klasse brach verstörtes Gemurmel aus: „Was er wurde ermordet?“, sah ein Schüler seinen Sitznachbarn an.

„Das ist ja schrecklich“, quietschte eine Schülerin gleichzeitig.

Auch Ran und Sonoko schauten sich entgeistert an.

Miss Jodie beobachtete die Situation, sah zu.

„Bitte beruhigt euch“, forderte einer der Lehrer sich, beschwichtigend die Hände bewegend, vor die Klasse stellend auf: „Beruhigt euch.“

Gegen das aufgescheuchte Getuschel kam er nicht an. Hilfesuchend schaute er zu seinen beiden Kollegen.

Während der eine, offensichtlich genauso hilflos war wie er selbst, setzte sich der andere mit einem bestimmten, schon fast gebrüllten: „Ruhe!“ durch.

Rans Klassenkameraden verstummten erschreckt. Einige Schülerinnen zuckten zusammen.

„Wie ihr mitbekommen habt, ist euer Mitschüler Hayato Saotome vorhin tot aufgefunden worden. Aus diesem Grund wurde angeordnet, dass ihr alle aufgefordert seid euch nicht von eurem Klassenraum zu entfernen und hier zu warten, bis die Polizei eintrifft. Sie wird euch mit Sicherheit einige Fragen stellen wollen. Ich bitte euch darum, diese bestmöglich zu beantworten.“

Einmal ließ der Lehrer seinen Blick über die Klasse hinweg schweifen. Keiner gab auch nur einen Mucks von sich.

Genau wie alle anderen verfolgte auch Ran mit, wie die drei Lehrer sich, als hätten sie sich abgesprochen, ans Gehen wandten und geschlossen hintereinander den Raum verließen.

Kaum waren jene, die Boten der Hiobsbotschaft, so plötzlich aus heiterem Himmel erscheinen, waren sie nun auch wieder verschwunden und hinterließen unter den Schülern einem Schock ähnlichen Zustand.

Zunächst herrschte absolutes, betretenes Schweigen, bevor die Fassungslosigkeit erneut an die Oberfläche brodelte.

„Wer kann das nur gewesen sein?“, fragte eine Schülerin ihre Sitznachbarinnen rechts und links von sich.

„Keine Ahnung“, antwortete ihr die erstgenannte mehr als beklommen.

„Ob es einer von dieser Schule war?“, hörte Ran einen Schüler seinen Vordermann überlegen.

Ehe ihre Schülerinnen und Schüler jedoch die Möglichkeit hatten sich gegenseitig mit ihrer Panik und ihren Spekulationen richtig hochzuschaukeln, schnitt Jodie die Kommunikation innerhalb der Klasse ab: „Stop it, please!“, ermahnte sie in strengem, sich durchsetzenden Tonfall: „Be quiet, please! Wenn ihr alle durcheinander redet, können wir kein sinnvolles Gespräch führen.“

Shinichis Freundin, wie auch die anderen, hörte auf ihre Englischlehrerin.
 

Etwas später
 

Unten fuhren Polizeiautos, zeitgleich mit der Spurensicherung, auf den großen Parkplatz der Teitan-Oberschule auf.

Inspektor Megure stieg zusammen mit Inspektor Shiratori aus, von den Rücksitzen her Heiji mit Kazuha.

Sato und Takagi hatten ihren roten Wagen für die Herfahrt genutzt. Der Kommissar wollte seiner Verlobten mit Babybäuchlein fürsorglich vom Fahrersitz aus, einmal ums Auto vorne herum laufend, beim Aussteigen helfen und kassierte dafür von der Gnädigsten ein: Wateru, verdammt, jetzt lass es doch mal!“ inklusive einem dazu passenden Seitenhieb.

Woraufhin er sie dann einen leisen Seufzer ausstoßend, die Schultern hängen lassend, ein wenig umständlich alleine heraus klettern ließ.

„Jetzt schau schon nicht so!“, warf sie ihm im Anschluss einen barschen Blick zu: „Denk an meinen Fluch. Wenn jemand zu Tode kommt dann du. Ich bin bisher noch immer verschont geblieben.“

Takagi machte kein frohes Gesicht, aber er folgte ihr treu nach.

Neben den bereits Genannten schlossen sich weitere Beamte an.
 

Ein Mann kam eiligen Schrittes auf den ältesten Inspektor und dessen Gefolge zu.

„Sind sie der Schulleiter?“, erkundigte sich Megure sofort, direkt zur Sache kommend.

„Ja, der bin ich“, bestätigte ihm sein Gegenüber ein wenig außer Atem.

„Die Leiche befindet sich in der Herrenumkleidekabine bei den Turnhallen?“, erkundigte sich der Kommissar mit dem für ihn so typischen Hut auf dem Kopf.

Der Mann nickte, dann sagte er: „Folgen Sie mir bitte. Ich zeige es Ihnen.“

Megure richtete sich an seine Leute: „Sato, Takagi und Chiba mit den anderen aufteilen und mit der Befragung der Schüler beginnen“, der Inspektor schaute Heiji und seine Freundin fragend an.

„Ich geh mit“, sagte Kazuha.

„Ich nich.“

Somit ordnete sich die Mehrheit zu, während Heiji den Schulleiter, zwischen Megure und Shiratori hergehend, und den Leuten der Spurensicherung zum Tatort begleitete.
 

„Hier entlang, bitte“, sagte der Schulleiter, als die Polizei mit ihm das Gebäude, indem sich die Turnhallen befanden, betrat. Heiji ging neben dem Inspektor. Er hatte seine Handflächen in seinen Hosentaschen. Die Daumen lagen in gelassener Pose auf dem Rand auf. Aufmerksam schaute sich der Oberschülerdetektiv bereits hier auf dem Gang um.

Gemeinsam mit den anderen betrat Kazuhas Freund die Umkleidekabine für das männliche Geschlecht.

Auch hier sah Osakas Detektiv sich sofort achtsam um. Er verlangsamte seine Schritte, wodurch er innerhalb der Gruppe ein wenig zurückfiel.

Die Umkleidekabine sah aus wie Umkleidekabinen eben aussehen. Also nichts Besonderes: jeweils zwei Mal vier aneinander gereihte Bänke zum Umziehen. Um die Ecke gab es auch dazu entsprechende Duschen.
 

Die Polizei begab sich in die Klassen. Takagi war es der zusammen mit Chiba in Rans kam.

Alle Schüler und Schülerinnen richteten sofort ihre Blicke auf die beiden, die zielstrebig auf das Pult und Miss Jodie zusteuerten.

Kurz unterhielten sie sich, aber viel zu leise, als das Ran und die anderen sie hätten verstehen können.

Gespannt wartete die Klasse ab.

Schließlich richtete sich der Kommissar an alle: „Hallo, ich bin Kommissar Takagi. Wie ihr sicher schon wisst ist ein Schüler aus eurer Klasse ermordet worden. Aus diesem Grund müssen wir euch jetzt einige Fragen stellen“, Takagi deutete auf den neben sich stehenden Chiba, der sein Notizbuch griffbereit hielt.

Jodie trat einen Schritt bei Seite.
 

Heiji war mittlerweile fast alleine. Die ersten Leute der Spurensicherung nahmen ihre Inspektion und Untersuchung des Tatortes auf. Sie kamen vom eigentlichen Ort des Geschehens zurück in die Kabine.

Shinichis Freund seinerseits ging nun genau dorthin.

Die Leiche des ermordeten Oberschülers saß halbaufrecht, mit einer Schrägneigung nach rechts, gegen die Wand der hinteren Toilette gelehnt in einer großen Blutlache da. Ein scharfes Messer lag neben ihm auf dem Boden. Am Hals des Toten befand sich ein tiefer Schritt. Heiji beugte sich, Handschuhe überstreifend zu dem Toten seines Alters hinunter. Musterte jenen sorgfältig.
 

„Wie war Hayato Saotome? Könnt ihr mir etwas über seinen Charakter sagen?“, erkundigte sich Takagi.

„Nicht besonders nett“, meinte einer der Schüler seine Arme verschränkend.

„Inwiefern?“, harkte Satos Verlobter nach.

„Na, er war hinter allem her, was nicht bei drei auf dem Baum war!“, antwortete ein anderer Schüler nicht gerade angetan.

So richtete Takagi seine nächste Frage direkt an die Schülerinnen: „Ist er einer von euch zu nahe gekommen?“

Es waren insgesamt vier, die aufzeigten.

„Hey Ran?“, wunderte sich Sonoko, als Shinichis Freundin ihre Hand nicht erhob.

„Da es sich hier um einen Mordfall handelt, muss ich von euch wissen, wer von euch die Klasse möglicherweise verlassen hat.“

Zwei Schüler zeigten auf und auch Ran.
 

Megure hatte seine Begutachtung offensichtlich abgeschlossen und zusammen mit dem Schulleiter, sowie Shiratoris verließ er die Toilette.

„Wie war der Name des Toten?“

„Hayato Saotome.“

„Und wer hat ihn gefunden?“

„Warten Sie einen Augenblick“, antwortete der Schulleiter. Dann winkte er eine Frau zu sich, die gerade die Kabine betretend, umgehend dazukam.

„Das hier ist meine Sekretärin. Sie hatte mich informiert“, er deutete mit einer Handbewegung auf sie, als sie neben ihn trat.

„Guten Tag“, grüßte die Sekretärin den Inspektor höfflich.

„Sie haben ihren Chef benachrichtigt?“, erkundigte sich Megure bei ihr.

„Ja“, sie nickte bestätigend.

„Wie haben Sie davon erfahren?“, fragte der Inspektor mit Hut weiter.

„Über einen Lehrer, der mir begegnete. Er war sehr außer sich gewesen. Er teilte mir mit, dass ein Schüler seiner Klasse den armen Hayato Saotome gefunden habe. Woraufhin ich umgehend den Schulleiter darüber in Kenntnis gesetzt habe. “

„Wo befinden sich dieser Lehrer und sein Schüler jetzt?“

„Gehen Sie und holen Sie sie “, forderte der Leiter des Gymnasiums seine Sekretärin auf, welche der Bitte sofort nachkam.
 

Ai und Conan legten, nebeneinander hergehend, das letzte Stück der Straße zum Haus des Professors zurück.

Kudo klingelte.

Agasa öffnete den beiden die Türe. Homles und Queen erwarteten das Dou freudig mit dem Schwanz wedelnd.

Ohne sich von den Hunden einschränken zulassen setzte sich der geschrumpfte Shinichi auf den Boden, um sich seiner Schuhe zu entledigen.

Ai hingegen zog sich die Schuhe flink im Stehen aus.

Holmes und Queen wurden von den beiden kurz gestreichelt, bevor Conan mit einem: „Ich bin oben“ aufstand und durch das Wohnzimmer gehend die Treppe hochstieg. Die beiden Vierbeiner liefen ihm munter hinterher.
 

Die Sekretärin kehrte in die Turnhalle zurück. Sie hatte den Lehrer und seinen Schüler mitgebracht.

Heiji stellte sich dazu und hörte, sich im Hintergrund haltend, zu wie Megure sich an den Inspektor neben sich richtete: „Shiratori übernehmen Sie den Schüler?“

„Ist gut“, antwortete dieser ihm und begann mit seiner Befragung an den Schüler gerichtet:

„Wie ist dein Name?“

„Yukito Ono", antwortete der Oberschüler beklommen.

„Du warst es der den toten Hayato Saotome gefunden hat?“

„Ja“, Yukito Ono schluckte.

„Kanntest du ihn?“, fragte Shiratori bei ihm nach.

Der Schüler schüttelte schnell mit dem Kopf.
 

Beim Professor klingelte das Telefon. Er war gerade dabei mit Ai die Küche zu putzen. Während sie die Schränke auswusch, wischte er über den Boden. Im Hintergrund waren vom Wohnzimmer her in kaum vorhandenen Abständen Muhs, Miaus, Waus oder Gefiepe zu hören.

Die Geräusche wurden von Tadashi verursacht, der im Wohnzimmer auf seiner Decke saß und sich vergnügt selbst, auf dem kleinen Plastikbord herumdrückend, beschäftigte. Homles lag entspannt vor dem Sofa.

Der Professor Unterbach seine Tätigkeit und nahm einmal am Baby vorbei kommend ab.

„Bei Agasa?“

„Hallo, Professor“, meldete sich ein aufgeregter Mitshuhiko am anderen Ende: „Ist Conan da?“

„Ja“, wunderte sich der alte Mann etwas über die so dringend klingende Stimme: „Er ist oben.“

„Bitte können sie ihn ganz schnell ans Telefon holen?“

Übertönt wurde der Grundschüler von immer und immer wieder auf einander folgenden Muhs, Miaus, Waus oder Pipses, sodass der Professor das Bord von Tadashi ausstellte.

Das Baby schaute ihn dabei durchaus entrüstet mit einem Hey-wieso-nimmst-du-es-mir-weg-gib-es-mir-zurück Blick an.

Agasa kam der stummen Bitte sogleich nach. Während er sich auf den Weg zurück in die Küche machte, war der Kleine wieder froh. Das hieß, bis er durch wiederholtes Drücken merkte, dass er zwar drücken konnte, aber nichts mehr zu hören war. Das Baby runzelte seine Stirn. Es sah aus, als fühle es sich veräppelt.
 

Der Professor richtete sich derweil an Ai: „Würdest du bitte kurz zu Shinichi gehen?“, bat er sie.

Nun stellte auch sie ihre Tätigkeit ein, nahm das schnurlose Telefon entgegen und ging damit nach oben.

Die Türe zu Rans Zimmer stand halbwegs geöffnet.

Als Ai hereinkam, fand sie den kleinen Detektiv, mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und zur Decke gerichteten Augen vor. Er hatte sich auf dem Bett seiner Freundin bequem gemacht. Queen lag dösend bei ihm.

„Shinichi“, sprach sie ihn an.

Er war wohl zu sehr mit Tagträumen beschäftigt, um zu bemerken, dass er nicht mehr alleine war.

Das ehemalige Organisationsmitglied stellte sich vor das Schlafgestell, wiederholte sich.

„Hm?“, wurde die Aufmerksamkeit des Mini-Shinichis doch geweckt.

„Telefon für dich“, hielt sie ihm das Gerät vor die Nase.

Stirnrunzelnd richtete er sich auf: „Wer ist es denn?“, fragte er entgegennehmend verwundert.

Queen schaute auf, denn er war vom Freund seines Herrchens bei Seite geschoben worden.

„Mitshuhiko“, meinte Ai nur und drehte sich um.
 

„Conan hier“, meldete sich der frühere Oberschülerdetektiv.

„Conan, du wirst es nicht glauben!“, wurde er von dem Grundschüler schon beinahe überfallen.

„Mal langsam: Was werd ich nicht glauben?“, entgegnete Rans Freund durcheinander.

„Es gab einen Mord.“

„Einen Mord?“

„Ja, komm schnell.“

Im Hintergrund war Gentas Stimme zuhören: „Sag ihm, wir gehen schon mal vor.“

„Moment Mal“, widersprach der ältere Detektiv den Kindern energisch: „Lasst das die Polizei machen.“

„Natürlich“, meinte Mitshuhiko: „aber wir wollen auch hingehen. Du doch sicher auch, oder etwa nicht?“

„Nein“, entgegnete der geschrumpfte Shinichi leicht säuerlich: „Ich habe Hausarrest, dass wisst ihr doch.“

„Aber der Mord!? Conan!?“

„Nein, Mitshuhiko! Vergesst es. Ich halte mich an mein Versprechen. Ich geh da bestimmt nicht hin“, reagierte er barsch: „Und was euch betrifft: ihr haltet euch ohne mich gefälligst auch fern davon.“

„Aber“, war es nun Ayumi, die das Gespräch bis hierher durch die Lautsprechfunktion mit verfolgt hatte.

„Kein Aber, Überlasst das der Polizei. Das ist viel zu gefährlich. Habt ihr mich verstanden!?“, forderte Conan die Kinder streng auf, sich nicht über ihn hinwegzusetzen.

„Und Ran? Was wenn der Mörder auch hinter ihr her ist?“, konterte Genta.

„Ran? Was hat Ran denn damit zu tun?“, hatte er es so doch geschafft ihren Freund hellhörig werden zu lassen.

„Der Mord ist an ihrer Schule“, erklärte Ayumi.

„Die Taitan-Oberschule? Woher wisst ihr das denn?“

„Na, aus den Nachrichten vorhin“, antwortete Mitshuhiko informiert.

„Wo seid ihr gerade?“, wollte Conan es plötzlich ganz eilig habend, aus dem Zimmer und die Treppe hinunter laufend, wissen.

„Vor der Schule“, antworte ihm der Detektiv Boy, der angerufen hatte.

„Wartet auf mich!“, Conan brachte die letzten Stufen hinter sich.

„Ist gut“, antworte Mitshuhiko ihm.
 

„Ich muss weg!“, rief der Detektiv dem Professor hastig durch das Wohnzimmer hindurch rennend zu.

Dieser hielt aufschauend in seiner Tätigkeit inne. Tadashi hatte sein Interesse an seinem stumm gewordenen Spielzeug wohl verloren, denn er kabbelte dem alten Erfinder munter brabbelnd vor den Füßen herum und hinterließ auf dem vom Wischen feuchtem Boden jede Menge kleiner Hand- und Knieabdrücke.

Auch Ai, die ihr Staubwischen wieder aufgenommen hatte, schaute auf.

„Ist was passiert?“, rief der Besitzer des Hauses Rans Freund nach.

„Das erkläre ich ihnen später!“, schallte es zurück. Conan war längst außer Sichtweite.

Der Professor, sowie Ai sahen sich einen Augenblick fragend an.
 

Conan richte sich, eilig hüpfend seinen zweiten Schuh überstreifend, vom Fußboden im Flur auf, als Ai ihn erreichte.

Er schnappte sich schon seine Jacke.

„Was ist denn los?“, sah sie seinen ernsten Gesichtsausdruck.

„Ich muss zu Ran“, erklärte er ihr, die Haustüre öffnend, kurz angebunden. Mehr sagte er hinaus flitzend nicht.

Holmes, der neugierig in den Flur trottete, wurde von Ai zurück gehalten und alleine gelassen, da sie ebenfalls in ihre Schuhe geschlüpft war und die Türe hinter sich schloss.
 

Conan hatte nicht auf sie gewartet. Er war bereits weit vorgerannt. Ai musste sich anstrengen, um ihn noch einzuholen, weswegen sie ihm immer wieder „Warte: Conan, warte!“ hinterher rief.

Endlich hörte er sie. Sich nach ihr umschauend blieb er stehen, wartete.

Außer Atem erreichte sie ihn schließlich. Keuchend holte sie Luft.
 

Ran wurde, wie ihre Mitschüler und die Schüler aus den anderen Klassen von den drei Polizeibeamten in einen Raum gebracht. Sie lief neben Kazuha.

Am Ziel angekommen wurde die Gruppe bereits von Inspektor Megure erwartet. Heiji stand neben Shiratori nahe der Wand. Kazuha kam zu ihm, was er mit einem kurzen Nicken zur Kenntnis nahm. Ihm war Ran aufgefallen, die sich wie die anderen, durch ihre zwischenzeitliche Abwesenheit potenziell Verdächtigen unsicher Megure gegenüber stellten.

Chiba, Takagi und Sato gesellten sich zu Shiratori.

Heiji beobachtete, genau wie seine Freundin, die mitfühlend zu ihrer Freundin schaute, die sich ergebende Situation.

Der Blick des Inspektors ging einmal von links nach rechts die Reihe entlang, bevor er mit seiner Befragung begann. Er fragte jeden, nach seiner persönlichen Beziehung zu dem Ermordeten.

Die, die nicht in Rans Klasse waren antworteten alle, dass sie ihn gar nicht kannten. Nur einer, sein Name war Yuji Noto, meinte, er habe ihn wohl mal auf dem Gang gesehen.

Rans Klassenkameraden hingegen wiederholten das, was bereits während der Befragung von Takagi gesagt wurde.

Der Inspektor kam bei Ran an: „Tut mir leid, aber ich muss dich das anstandshalber routinemäßig auch fragen.“

Sie schaute ihn, dafür vollstes Verständnis habend, nickend an.

„Als du die Klasse verlassen hast, wie spät war es da?“

„Das weiß ich nicht mehr“, gab Ran ehrlich zu: „Tut mir leid. Darauf habe ich gar nicht geachtet“

„Und wo bist du hingegangen?“

„Zur Toilette.“

Das genügte. Megure widmete sich dem Schüler neben ihr, der aus ihrer Klasse war: „Dein Name ist?“

Heiji blieb mit einem Ohr aufmerksam bei der Sache, obwohl er Kazuha an dieser Stelle eine kurze Frage stellte.

„Weißt du was, was bisher noch nicht gesagt wurde? Was hat Ran dir erzählt“, flüsterte er ihr zu.

Sie schaute von Ran zu ihm: „Ja, die beiden ganz rechts waren in der Klasse in der ich war. Was sie gesagt haben stimmt. Ran habe ich erst vorhin auf dem Flur getroffen“, raunte sie zurück.
 

Erst als Conan mit Ai das Gelände des Gymnasiums erreichte, verlangsamte er seine Schritte. Der Tatort war nicht schwer zu finden. Der Detektiv folgte einfach seiner Nase nach, an den immer mehr werdenden Polizisten vorbei.

Die Turnhalle betretend ging Conan in Begleitung von Ai den langen Flur entlang. Er ließ sich von Heijis Stimme führen, der wohl von irgendwem genervt wurde.
 

In die Umkleidekabine kommend war auch klar, um wen und was es ging.

„Zum letzen Mal“, Heiji stand mit dem Rücken zum Eingang, leicht vor gebeugt, vor den Detektiv Boys. Seine Hände hatte er, wohl einschüchternd wirken wollend, gegen die Hüfte gestemmt: „Zieht Leine. Ihr stört, wenn ihr mir die ganze Zeit vor den Füßen herum lauft.“

„Aber wir warten auf Conan!“, verteidigte sich Genta vehement gegen den Versuch rausgeworfen zu werden.

„Hört auf ihn und verkrümelt euch“, wurde der geschrumpfte Shinichi der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Die Kinder sahen ihn an und hörten durchaus seine Verärgerung heraus, weil sie sich schon an den Tatort begeben hatten.

Ebenso Heiji, der überrascht seinen Kopf drehte.

Die Kleinen gingen an ihm und Conan leicht schuldbewusst des Tadels vorbei zu Ai, die mit ihnen woandershin ging.
 

Conan stemmte gleichfalls seine Hände gegen die Hüfte, schüttelte schnaubend mit dem Kopf.

„Wie hasu den das gemacht. Ich muss mit ihnen ewig debattieren un du sags´n ein einfaches verkrümelt euch?

„Tja, Heiji!“, meinte der geschrumpfte Shinichi nur: „Ich habe da einfach mehr Erfahrung.“ Es klang weniger spitz, als frustriert.

„Wie dem auch sei“, setze er dann an, schaute sich einmal aufmerksam im Raum um.

Heiji ging ihm nach zu der Toilette, in der der Tote sich noch immer nahezu unverändert befand.
 

„Die Spurensicherung ist schon fertig?“

„Ja, wir wart’n nur noch en Leichenwagn. Beeil dich am bestn, er kommt sicher gleich.“

Der kleine Detektiv ging in die Hocke. Begutachte die Halsverletzung: „Halsschlagader durchtrennt“, stellte er sachkundig fest.

Heiji nickte hinter ihm stehen geblieben.

„Erzähl mir was du weißt“, forderte der geschrumpfte Shinichi ihn, den Toten nach weiteren Auffälligkeiten untersuchend, den Kopf des Schülers anhebend, auf.

„Nich unbedingt besonderes viel“, meinte Heiji alles zusammenfassend: „Sein Name is Hayato Saotome un er war jetz erst nach den Ferien neu in Rans Klasse gekomn. Wie du ja selbst siehs is er verblutet. Die Tatwaffe war`n Messer. Tome hat`s mitgenommn.“

„Aus Rans Klasse?“, unterbrach Conan ihn verblüfft.

Heiji nickte überrascht.

„Davon hat sie mir gar nichts erzählt“, sagte der unwillentlich in seinem verjüngten Körper gefangene Shinichi mehr zu sich selbst, als zu seinem Gesprächspartner.

Osakas Detektiv behielt seinen kleinen Freund im Auge, der für einen Moment einfach nur da saß.

Er wollte sich schon zu ihm hinunter beugen, als der kleine Detektiv zu ihm aufschaute: „Wo ist sie jetzt?“, wollte er wissen.

Heiji hörte den Anflug von Besorgnis heraus. Sofort nickte er gelassen möglichen Zweifeln vorbeugend: „Sie is bei Kazuha.“

Conan lehnte den Kopf zurück gegen die Wand.

Musterte anschließend beide Arme.

„Wie sieht es mit Verdächtigen aus?“, wollte er nun seine Arbeit fortsetzend wissen.

„Insgesamt neun Stück aus verschiedn Klassn, die während des Tatzeitraumes kein Alibi habn.“ Heiji nannte zuerst die Namen der Schüler, dann deren Aussagen: „Daisuke Kunisaki, Shindo Kitazawa, Sorata Kishu, Subaru Nekoi, Yuji Noto. Die beidn erstgenannten hattn Sport. Sie warn für nen kurzn Zeitraum unbeaufsichtigt bei den Geräten und die anderen drei behaupten sie wären zur Toilette gewesen. Bei den Schülerinnen Mio Furuhashi und Antonia Wilks, ner Austauschülerin verhält es sich gleich. Eine gewisse Minagi Kirishima hat ausgesagt sie habt Bauch- und Kopfschmerzen gehabt, weswegen sie im Krankenzimmer gewesen sei und sich dort ausgeruht habe. Die Schwester hat uns das bestätigt“, Shinichis Freund zögerte kurz: „Naja, und Ran.“

„Ran?“, harkte Conan hellhörig nach.

„Sie war zur Toilette.“

„Glaubst du es war einer der Schüler?“, richtete Conan seine Aufmerksamkeit wieder auf den Fall.

„Is naheliegend“, meinte Kazuhas Freund die Sache gedanklich noch mal durchgehend.

Die beiden stellten ihr Gespräch ein. Zwei Männer mit einer Trage kamen auf die Detektive zu. Heiji, sowie Conan machten bereitwillig Platz.

Nachdem man den ermordeten Schüler auf die Bahre gelegt und mit einem weißen Leichentuch bedeckt hatte, würde er weg gebracht.

Sich noch ein letztes Mal gewissenhaft, im vorbeigehen auch unter den Bänken nachsehend, umsehend verließen die zwei ebenfalls die Umkleidekabine.
 

Draußen war es bereits später Nachmittag, fast schon abends.

Die Polizei war dabei ihre Zelte abzubrechen. Ihre Anzahl hatte sich bereits sehr stark minimiert. Nur noch hier und da war mal einer. Von der Spurensicherung war gar nichts mehr zu sehen.

Heiji ging gemächlich mit Conan auf den Inspektor zu, der mit Sato, Chiba und Takagi beisammen stand.

Dem zweitgenannten Detektiv fiel eine Schülerin mit einem schönen gestuften Haarschnitt auf, die irgendwie auffällig nervös wirkend in ihre Richtung, genauer gesagt, die Turnhalle selbst beobachtete, auf. Sie stand in einiger Entfernung. Die Detektive hatten Megure schon fast erreicht, als Conan Ran stehen sah. Sie stand gesondert bei Kazuha und Sonoko, unterhielt sich.

Er hielt abrupt an.

Heiji, der ganz normal einen Fuß vor den anderen setzte, drehte sich nach ein paar Schritten irritiert nach seinem Freund um.

Er folgte dessen Blick, dann war ihm alles klar: „Ich nehm an wir sehn uns zuhause?“

Conan hörte seinen Namen. Es war Ayumi in Begleitung der Detektiv Boys, die ihm und Hattori entgegen rannte.

Er schaute zwar zu den vieren, wollte sich aber schon umdrehen.

„Conan!?“, wurde er von seiner Freundin gerufen, die durch Ayumi auf ihn aufmerksam geworden war.

So machte er in halber Bewegung kehrt, blieb doch bei Heiji. Dieser stellte sich neben Takagi.

Er selbst hingegen kam gesenkten Hauptes kleinlaut bei Ran an.
 

„Wo ist Shiratori?“, erkundigte sich der Inspektor gerade.

„Er kommt auch gleich“, antwortete Sato.

„Redet ihr von mir?“, rief der zweite Inspektor im Bunde gelassen auf seine Kollegen zu kommend. Er kam entgegengesetzter Richtung, als die Grundschüler.

„Ah Shiratori, da sind sie ja“, drehte sich Megure um: „Wären wir dann fertig?“

„Was mich betrifft ja“, entgegnete der Gefragte, bevor er Ai bemerkte. Jene erreichte mit ihren Klassenkameraden gerade Conan.

Das „Gut, dann können wir ja fahren“, seitens Megures bekam er nicht mehr mit.

Wie versteinert starrte er die kleine, vermeintliche Grundschülerin an.

Zwei Augenpaare, die sich wenn auch nur für Sekundenbruchteile trafen.

Rot geworden und peinlich berührt, wandte Ai sofort ihren Blick von ihm ab, schaute beschämt zur Seite. Sich hinter Genta haltend, entzog sie sich seiner.

Shiratori hatte auf einmal einen entsetzlich traurigen Gesichtsausdruck, wie sie sich den anderen Kindern zuwandte. Seine Mimik verriet, dass es für ihn offensichtlichem war, dass sie so bemüht war so zu tun, als ob das eben nichts gewesen wäre.

„Was haben Sie denn, Shiratori?“

„Shiratori?“, holten die Stimmen von Megure und Sato ihn zurück ins hier und jetzt.

„Ach, nichts. Mi-mir ist vorhin eben nur wieder etwas eingefallen“, es war mehr gemurmelt, als in belanglosem Ton so daher gesagt.

„Was bezüglich des Falls?“, harkte Megure interessiert nach.

„Äh, nein“, für einen Augenblick schaute Shiratori ihn völlig entgeistert an, bevor er sich wieder fing: „Was privates.“

Für Megure war die Sache somit erledigt: „Lasst uns gehen, es wartet noch eine Menge Papierkram auf uns“, meinte er sich schon in Bewegung setzend.

Die anderen folgten ihm. Nur Shiratori zögerte noch einen Moment, bevor er ins dazu Auto stieg.

Heiji wartete auf Kazuha, die Ran noch im Rennen zurufend winkte: „Ja, bis gleich!“
 

Während die Wagen davon fuhren, ließ Conan sich von Ran an die Hand nehmen und machte sich mit ihr und den Kindern auf den Heimweg.

„Conan?“

„Hm?“

Ayumi hielt ihm einen ovalen, weiß-blauen Ohrringstecker hin.

Er stutze. Dann fragte er nach: „Wo habt ihr denn her?“

„Den haben wir gefunden“, schaltete sich Mitshuhiko in das Gespräch ein.

Ran unterhielt sich weiter mit Sonoko.

„Wo?“

„Er lag unter einer von den Bänken in der Umkleidekabine in einer Ritze“, übernahm Ayumi wieder.

„Warum habt ihr das nicht schon früher gesagt?“, schimpfte Conan.

„Wollten wir ja“, rechtfertigte sich Genta sofort entrüstet: „aber wurden ja nicht gelassen!“

„Wie ihr wurdet nicht gelassen?“

„Heiji!“, meinte Genta nur wütend.

Conan verdrehte die Augen.

„Deshalb haben wir versucht mit Ai die Besitzerin des Ohrrings zu finden“, ergänzte Ayumi.

„Hattet ihr Glück?“

Die Kinder verneinten kopfschüttelnd.

Ai enthielt sich der Sache, wirkte abwesend.

„Conan“, sprach Ran ihren Freund an: „Ich geh jetzt noch mit zu Sonoko.“

„Ist gut.“
 

Am Abend
 

Conan saß auf seinem Bett. Er hatte sein Handy in der Hand und führte es sich ans Ohr. Es tutete.

„Na los, nimm schon ab“, drängte Sonoko vergnügt, die mit Ran in ihrem Zimmer saß.

Die Schwangere kramte nach ihrem Taschentelefon.

„Wer ist es denn? Shinichi?“, wollte ihre Freundin begierig wissen. Sie ließ sie abnehmen.

„Hallo?“

„Hey, Ran“, grüßte er seine Liebste gut gelaunt klingend. Auf seinem Gesicht bildete sich ein Lächeln. Er genoss es sichtbar, dass er seine Grundschülertarnung jetzt endlich, wenn auch mal wieder nur allzu kurz, fallen lassen konnte.

„Ist es Shinichi?“,

„Ja“, antwortete Ran erst kurz Sonoko, bevor sie ihren Freund zurückgrüßte: „Hi, Shinichi.“

„Wie war Tag?“, lächelte er sie, ahnungslos tuend, durch den Hörer hinweg an.

„Naja“, sie seufzte ein wenig ermüdet-bedrückt.

„Was ist denn los?“, fragte er sie fürsorglich.

„Ach, nichts. Ist schon okay“, entgegnete sie.

„Ist es wegen dem Mord?“, harkte der Mini-Shinichi nach.

Ran stand überraschend für Sonoko auf. Sie ging auf die Zimmertüre zu: „Du weißt davon?“, fragte sie erst etwas verblüfft. Schaltete dann aber spitz: „Lass mich rannten: Heiji! Er hat dich angerufen.“

„Ja“, log ihr Freund notgedrungen: „Kannst du mir sagen was du über diesen ermordeten Schüler weißt?“, bat er höflich.

„Wieso fragst du mich das?“, stutze Ran: „Hat Heiji dir das denn nicht schon längst alles erzählt. Er war doch selbst da?“

„Ja, was er weiß hat er mir gesagt, aber überleg noch mal bitte: Gibt es noch irgendwas, was beim Verhör nicht zur Sprache kam? Ich glaube zu wissen, wer es war. Allerdings fehlt mir noch das Motiv.“

„Naja“, überlegte Ran: „Als nett konnte man ihn nicht bezeichnen. Ich glaube so ziemlich alle mochten ihn nicht.“

„Ist dir mal irgendetwas aufgefallen? Auch wenn es vielleicht belanglos wirkte?“

Sie überlegte noch einmal auf den Flur tretend. Antwortete dann mit einem: „Nein. War es das, weswegen du angerufen hattest?“

„Ja, das wollte ich wissen. Danke. Bis dann, Ran.“

Conan legte auf und blieb nachdenklich, seinen Ellenbogen auf seinem angewinkelten Bein abstützend, sitzen.
 

Osakas Oberschüler hatten Feierabend. Die beiden waren schon auf den Flur hinaus gegangen. Der schwarz haarige Inspektor stand an der Tür stehend, zurückgeblieben vor dem Büro, hinter ihnen.

„Shiratori?“, hörte er plötzlich eine Stimme neben sich, welche ihn aus seiner Grübelei holte.

Es war Sato, die sich neben ihn gestellt hatte: „Seid wir wieder hier sind haben Sie nichts mehr gesagt“ Sie schaute ihren Kollegen fragend an: „Was ist denn los?“

„Ich bin verrückt geworden. Das ist los.“ Er lehnte sich gekrümmt gegen die Wand, vergrub sein Gesicht in den Händen.

„Was ist denn passiert?“, fragte Takagis Verlobte verwirrt: „Wieso Verrückt? Sie sind doch nicht verrückt“, mitfühlend und ihn trösten wollend legte sie ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ich hab sie gesehen. Sie hatte exakt die gleichen Augen, wie“, er fuhr sich hilflos durchs Haar: „Wie“, er biss sich auf die Lippe. Schwieg.

„Wer denn?“, fragte Sato leise nach.
 

Kurze Zeit später
 

Heiji stand im Türrahmen.

„Hier“, meinte Conan, immer noch an gleicher Stelle, und hielt ihm den kleinen Anstecker hin.

Interessiert nahm Osakas Detektiv das Schmuckstück entgegen und begutachtete es auf seiner ausgestreckten Handinnenfläche: „Wo hasù den her?“

„Die Kinder haben ihn gefunden“, erklärte Conan ihm aufstehend.

„Also denks`u es war doch eine von den Schülerinnen“, war Heijis logische Schlussfolgerung auf Grund dieses neuen Indizes.

Der geschrumpfte Shinichi vergrub die Hände in den Hosentaschen: „Offensichtlich.“

„Wo war er denn?“

„Unter einer der Bänke.“

„Aber da hatten wir gesucht“, warf Heiji ein.

Worauf Conan nur: „Wohl nicht gut genug“ meinte. Er wollte gehen.

„Na dann, danke“, betrachtete sein Freund den Ohrring in seiner Hand noch einmal.

Auf der Schwelle drehte Conan sich nochmal um: „Ach, und Heiji?“

„Ja?“

„Lass dich von den Kindern nicht ärgern. Sie stellen in der Regel nichts an. Sie wissen was sie dürfen und was nicht. Du kannst sie also ruhig lassen. Das ein oder andere Mal sind sie recht nützlich.“ Er grinste flüchtig.

Der aus dem Westen stammende Detektiv folge dem kleineren aus dem Zimmer hinaus auf den Flur.

„Has`u denn auch ne Ahnung, wem der Ring gehört?“

Conan schüttelte die Treppe runter steigend mit dem Kopf: „Noch nicht. Genauso wie mir noch das Motiv fehlt. Konnest du da noch was rausfinden?“

„Nein“, entgegnete Heiji grübelnd: „Dann hab’n wir nich viel Zeit. Sicher wird die Besitzerin nach ihrem verlorn Stück suchn.“

„Das ist wahrscheinlich“, stimmte Conan die letzen Stufen hinunter gehend zu.
 

Ai befand sich in ihrem Zimmer. Sie saß, ihre Beine eng an ihren Körper gezogen, auf ihrem Schlafplatz. Umschlang diese mit ihren Armen. Ihre Augen schimmerten traurig, als sie ihre Erinnerungen durchging. Wie sie als ihr wahres Ich Shiratori in der Karaokebar getroffen hatte und sich von ihm zum Tanzen auffordern ließ. Dann erinnerte sie sich an ihr Date im Restaurant und ihre gemeinsam verbrachte Nacht mit ihm.

Verdammt!, fluchte sie, als ihr die ersten Tränen kamen: Warum habe ich das auch nur gemacht? Auch sie vergrub ihr Gesicht: Warum?

Die Erinnerung an den Inspektor, den sie einfach mitten in der Nacht aufgesucht und einfach ohne ein Wort geküsst hatte war nur allzu gegenwärtig. Ein Schauder überlief sie. Als sie an den Sex dachte, den sie gehabt hatte. Sie drehte ihren Kopf zur Seite. Ihr fielen seine geschockten Augen wieder ein, die sie so durchdringend anstarrten. Wie sie in seinem Badezimmer, fast nackt, mit seiner Dienstwaffe bitterlich weinend, auf die Fließen gesungen, gesessen hatte.

Sein hilflos-verzweifeltes: „Warte“, hallte wie ein Echo laut in ihren Ohren wieder.

Die geschrumpfte Shiho ließ ihren Tränen freien Lauf. Weinte in ihr Kissen. Sie weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte, dann richtete sie sich zaghaft auf. Sie schaute zu ihrem Schreibtisch. Langsam erhob sie sich und ging dort hin. Zögerlich ging sie in die Hocke und öffnete die unterste Schublade. Aus ihr holte sie einen kleinen Stapel Briefumschläge hervor. Sie hatten nur Shiratoris Absender-, aber keine Empfängerbeschriftung.

Für einen Moment hielt sie sie in ihren Händen fest.

Ich darf ihm nicht noch mehr weh tun, denkend zerriss sie die Briefe schließlich entschlossen. Anschließend warf sie die jeweils entzweiten Stücke: „Es tut mir leid“, murmelnd in den Papierkorb.
 

Dann verließ sie eilig ihr Zimmer und rannte nach oben.

„Heiji.“

Angesprochener hielt sich in seinem Zimmer auf. Schaute überrascht von seinem Laptop auf, als er sie sah.

Schnell verschloss Ai die Türe hinter sich und kam auf ihn zu: „Bring mir keine Briefe mehr“, bat sie ihn eindringlich.

„In Ordnung“, schaute er in ihr mitgenommenes Gesicht, nickte.

Sie setzte sich neben ihn und fragte mit tränenerstickter Stimme: „Er hat dich heute wieder nach mir gefragt oder?

Heiji nickte, sich aufsetzend, betroffen.

Kazuha kam mit einem Handtuch auf dem Kopf herein. Ai schenkte ihr einen irritierenden, beneidenswerten Blick, bevor sie an ihr vorbei ihrer Wege ging.
 

Dienstagmorgen 12. September
 

Heiji betrat das komplexe Polizeigebäude. In Begleitung von Kazuha traf er Inspektor Megure, sich unterhaltend, mit Takagi und Chiba an.

Die drei unterbrachen ihr Gespräch, als der Oberschülerdetektiv das Fundstück, in einem kleinen, durchsichtigen Plastiktütchen transportiert, entgegen hielt.

„Ein Ohrring?“, stutze der Inspektor.

„Der ist gestern noch unter einer der Bänke aufgetaucht“, antwortete Heiji seinem Chef.

„Wieso krieg ich den erst jetzt?“, wollte Megure ärgerlich geworden wissen.

„Tut mir leid, ich hab gestern nich mehr dran gedacht“, entschuldigte sich Heiji verlegen.

Der Inspektor nahm das Tütchen entgegen: „Chiba, sofort untersuchen lassen.“
 

Mittwoch 13. September
 

Die Uhr im Großraumbüro zeigte zwanzig nach Elf an, als Shiratori hereinkam und auf Takagi zu steuerte.

Die beiden unterhielten sich.

Heiji, der neben Sato ebenfalls da war, stellte sich interessiert dazu.

„Weiß Inspektor Megure schon davon?“, erkundigte sich der Verlobte gerade.

„Ja, er weiß Bescheid. Wir sollen die Schülerinnen holen lassen.“

„Wieso?“, erkundigte sich Osakas Detektiv.

Shiratori drehte sich ihm zu: „Die von der Forensik haben angerufen und uns mitgeteilt, dass bei dem toten Schüler zwei unterschiedlich alte Blutergüsse gefunden wurden, verursacht durch Tritte.“

Heijis Augen leuchteten:

Perfekt! Mit Sicherheit die Fingerabdrücke auf dem Ohrring un die Abdrücke der Tritte. Wenn das nich reicht.Er grinste, den Inspektor begleitend, in sich hinein.
 

Ran und ihre Mitschüler und Mitschülerinnen, sowie Miss Jodie, waren sichtlich verdattert, als Shiratori mit Heiji die Klasse aufsuchte…
 

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*Anmerkung(en):
 

Die Nachnamen der Schüler stammen von hier (http://www.bedeutung-von-namen.de/bestandteile-japanische-familiennamen-lexikon) oder teilweise aus Serien und einem Film.

Ob die Namen so in der Reihenfolge von Vor-und Zunamen korrekt sind, weiß ich teilweise mal wieder nicht.

Genaue Ort und Zeitangaben fehlen beabsichtigt. Was weiß ich, wann genau die Pausen- und Unterrichtszeiten in Japan sind oder sonst ist mir auch kaum etwas über die Schule bekannt.
 

Wegen Sato und Shiratori war ich irritiert, wie sie ihn in der einen Szene wo er so niedergeschlagen ist ansprechen soll.

Weil sie sich ja eigentlich doch schon recht gut kennen. Immerhin arbeiten sie ja sehr häufig zusammen und haben zumindest was die Fanfiction hier betrifft auch ein freundschaftliches Verhältnis.
 

Was ihn und Ai angeht, so haben sie miteinander in der Zeit angebändelt, in der sie und Shinichi „wieder groß“ waren.

Shinichi war nicht der einzige gewesen, der seinem unvermeidlichen Schrumpfungsschicksal entfliehen wollte, wenn auch wenigstens nur für ein paar Stunden. Im Gegensatz zu ihm war sie in jener Nacht bei Shiratori.

Als er sie im Badezimmer vorfand, hatte sie eigentlich einen Suizidversuch vorgehabt, der allerdings schon vor seinem Eintreffen abgebrochenen worden war. Als sie in den Spiegel gesehen hatte, waren ihr Shinichis Worte wieder eingefallen (Folge z.B. Bombenstimmung), die ihrer Schwester und Chiyokos, weshalb sie sich dagegen entschied.

Der tote Mäusewurf

Mittwoch 13. September
 

Rans und Heijis Blicke trafen sich flüchtig. Ihr fiel seine Zufriedenheit auf und sie sah aus, als wäre sie sich gerade nicht ganz im Klaren darüber, ob sie nun schockiert oder erleichtert sein sollte. So schaute sie zu, wie der Freund ihres Freundes den Inspektor zu ihrer Lehrerin begleitete.

Shiratori und Miss Jodie sprachen angemessen leise miteinander. Es dauerte nur einen Moment.

Nachdem Jodie durch ein Nicken ihre Einwilligung gegeben hatte, stellte sich Shiratori kurz vor, nachfolgend erläuterte er: „Unsere Ermittlungen haben ergeben, dass euer, vorgestern verstorbener, Mitschüler Hayato Saotome zwei Verletzungen in der Leistengegend aufweist. Wie es scheint verursacht worden durch Tritte. Genauer gesagt ein Fuß- und ein Knieabdruck.“

Ran entschied sich fürs erschrocken sein.

Sonoko drehte sich zu ihr, schaute sie verdattert an. Doch dann tat sie es ihrer besten Freundin gleich, indem sie die Aufmerksamkeit auf den weiter sprechenden Shiratori richtete:

„Weswegen die Vermutung nahe liegt, dass sich wahrscheinlich jemand nachdrücklich gegen ihn zur Wehr gesetzt haben muss.“ Der Inspektor meinte die Schülerinnen, schaute jene entsprechend an. Anschließend richtete er sich an die Schüler: „Oder jemand ziemlich sauer auf ihn war.“

Heiji stutze, als er bemerkte, wie ertappt Shinichis Freundin plötzlich aussah.

Shiratori bezog sich währenddessen auf die Allgemeinheit: „Wie dem auch sei: Um mit Sicherheit sagen zu können, von wem die Tritte stammen, bitten wir euch nun, dass ihr: falls ihr es wisst, uns zu sagen, wer es gewesen sein könnte. Vielleicht war es jemand aus dieser Klasse hier oder jemand den ihr kennt?“

Auf diese Frage herrschte vorläufiges Schweigen. Die Schüler schauten sich untereinander an. Verständigten sich gegenseitig kopfschüttelnd.

Die Schülerinnen verneinten ebenfalls alle auf die gleiche Weise.

Osakas Oberschülerdetektiv beobachtete die Reaktionen genau. Er schaute definitiv nicht schlecht:

Rans Arm war der einzige, der zögerlich, aber ganz allmählich immer höher nach oben stieg, bis er schließlich weit in der Luft ragte.

Sonoko sah ihre Freundin entgeistert an.

Auch die Aufmerksamkeit aller anderen hatte Shinichis Freundin durch diese Aktion unwilliger weise auf sich gezogen.

„Ja, Ran?“, sprach der Inspektor sie an, die unsicher zögerte.

Heiji hörte sich das folgende interessiert an.

„Also“, begann die Freundin des anderen Detektivs: „also, ich“, sie stockte.

„Möchtest du kurz mit mir vor die Türe kommen?“, bot Shiratori ihr vorschlagend an.

Dankbar nickend willigte Ran sofort ein. Während sie mit dem Inspektor und auch Heiji, der mitging, den Klassenraum verließ, hörte sie rot werdend das Gemurmel und Getuschel hinter sich.
 

„Shiratori.“

Der Inspektor drehte sich um. Megure kam ihm mit Takagi entgegen, stutzte:

„Ran?“

Die Gemeinte machte sich ein wenig hinter Hattori klein.

Was solln das?, bemerkte jener das natürlich, sich ein wenig mit dem Kopf zu ihr umdrehend.

„Hallo, was machst du denn hier auf dem Gang?“, richtete sich Megure zeitgleich an die Tochter seines Ex-Kollegen.

„Ähm“, war das einzige was die dazu sagte.

„Sie is mit uns vor die Tür gekomm’, weil sie was weiß“, übernahm der Detektiv es aushelfend die Frage für sie zu beantworten.

„Na, wunderbar!“, reif Megure freudig aus.

Takagi kramte sein Notizbuch aus der Hosentasche.

„Also“, setzte Ran noch einmal neu an: „ich, naja“, sie druckste kurz herum.

Die Vier von der Polizei schauten sie erwartungsvoll an.

„Ich war es die Hayato Saotome getreten hat.“

„Was?“, kam es mehr als erstaunt aus den Mündern von Megure und Takagi.

„Aber umgebracht habe ich ihn nicht!“, setzte Shinichis Freundin so schnell nach.

„Das hätt ich jetz auch nich angenomm“, meinte Heiji ein klitzekleines bisschen spitz die Hände in die Hosentaschen steckend.

„Wirklich: ich habe ihn nur getreten“, erläuterte Ran noch einmal den Inspektoren gegenüber.

„Warum hast du das nicht schon vorgestern erwähnt?“, erkundigte sich Shiratori nachfragend bei ihr.

„Weil ich es nicht sagen wollte. Es war mir peinlich“, gab sie daraufhin kleinlaut zu.

„Dann hättes‘u mir das doch unter vier Augn sagn könn“, merkte Heiji versöhnlicher, verständnisvollerweise an.

„Du warst doch gar nicht hier und Kazuha meinte es wäre schon okay“, rechtfertigte sich die Freundin seines Freundes bei ihm.

„Inwiefern Okay?“, schaltete sich Inspektor Megure verstimmt ein.

„Naja, sie hat gesagt, dass es für die Ermittlungen nicht wichtig wäre und falls durch die Leibesuntersuchung Fragen diesbezüglich aufkommen würden, könne sie es immer noch weitergeben“, beantwortete Moris Tochter verlegen.

„In Ordnung“, überlegte Shiratori im Anschluss an diese Aussage ganz sachlich: „Das erklärt noch nicht den zweiten Abdruck.“

„Ich war das mit dem Knie“, gab Shinichis Freundin sofort bereitwillig Auskunft.

„Und wann war das?“, wollte Heiji objektiv wissen.

„Am Freitag.“

„Also der ältere Abdruck“, schlussfolgerte Megure: „Komm bitte gleich mal mit, damit wir routinemäßig einen Vergleich vornehmen können.“

Ran nickte fügsam.

„Und“, fügte der Inspektor mit Hut ermahnend hinzu: „wenn du noch einmal etwas weißt, dann sag es uns das nächste Mal bitte lieber gleich.“

„Ist gut“, antwortete sie betreten auf den Boden schauend.

Während der ältere Insektor sich umwandte forderte er den Oberschülerdetektiv neben sich auf: „Heiji, bring sie schon mal nach unten. Wir warten noch auf Sato und Chiba.“

Heiji nickte.

Gemeinsam mit ihm ging Ran.
 

Später
 

Die Gruppe der neun Verdächtigen folgte Inspektor Megure und seinen Leuten, die neben ihnen hergingen.

Heiji, der sich neben seiner Freundin und Ran aufhielt, holte sein Handy aus der Jackentasche hervor. Er hatte eine SMS bekommen. Er öffnete und las:

Ich bin deiner Meinung.

Versuchs!

Kazuha und Ran schauten zu wie sich auf seinem Gesicht ein zufriedenes, entschlossenes Lächeln ausbreitete.
 

Die Schüler und Schülerinnen wurden bis zu einer Tür geführt. Megure hielt davor an. Er öffnete und betrat den Raum, indem die Leiche zurzeit aufbewahrt wurde.

„Ran?“, Inspektor Shiratori schaute sie bittend an.

Sie nickte und kam der Aufforderung nach.

Kazuha, sowie Heiji gingen mit. Sato schloss hinter ihm mit Chiba als letze herein tretend die Tür.

Takagi blieb mit den restlichen acht Verdächtigen draußen auf dem Flur abwartend stehen.
 

„Kannst du uns zeigen, wie du ihn getreten hast?“, bat Sato.

Ran begleitete sie zu dem Toten.

„Ich habe ihn so getreten“, meinte sie die Situation nachstellend, wobei sie ihr Bein entsprechend gebeugt anhob: „Und dann habe ich“, Shinichis Freundin schaute Heiji bittend an.

Er kam zu ihr und stellte sich vor sie.

Chiba notierte alles.

„So zugetreten“, demonstrierte sie es bei ihm originalgetreu. Im Anschluss stellte sie ihr Bein dann wieder auf dem Boden ab.

„In Ordnung“, meinte Megure.

„Bitte, komm einmal kurz“, bat Shiratori Shinichis Freundin, der sich nun ebenfalls vor den Toten stellte.

Sie nickte und machte es.

Heiji stellte sich derweil neben Kazuha zurück.

Rans Knie wurde mit beiden Abdrücken verglichen. Sato schoss insgesamt vier Fotos.

Es war deutlich, dass sie die Wahrheit gesagt hatte, denn nur der blassere blaue Fleck passte exakt zu ihrer Kniepartie.

„Danke“, sagte Shiratori und Ran nahm ihr Bein wieder runter.

„Du kannst jetzt zurück zur Schule gehen“, entließ Megure sie die Türe öffnend.

Nickend trat sie zurück auf den Flur.
 

Während Kazuhas Freundin sich auf dem Gang entfernend noch einmal nach den verbliebenen Schülerinnen und Schülern ihrer Schule umschaute, wurde als nächstes der Schüler Sorata Kishu hereingelassen.

Sobald er fertig war, wurden bei den anderen Schülern: Shindo Kitazawa, Daisuke Kunisaki, Subaru Nekoi und Yuji Noto in alphabetischer Reihenfolge hintereinander die Fußabdrücke mit dem noch übrig gebliebenen Bluterguss verglichen.

Wie auch zuvor bei Moris Tochter wurden Fotos geschlossen.

Heiji beobachtete jeden der Schüler genauestens. Mit verhaltenem Grinsen registrierte er, dass kein Fuß passte.
 

Yiji Noto verließ den Raum: „Antonia Wilks“, sagte er. Die Austauschschülerin kam rein. Auch sie war es nicht. Im Anschluss war Mio Furuhashi an der Reihe.

Auch hier keine Übereinstimmung, dachte Shinichis Freund sich nun ganz sicher.

Als auch sie den Raum wieder verließ, richtete er sich an den neben ihm stehenden Megure: „Könnt ich den Ohrring habn?“

Der Inspektor reichte ihm ohne nachzufragen die kleine, durchsichtige Tüte.

Sich bedankend nahm Osakas Detektiv das Beweisstück entgegen. Es in seinen Händen verbergend versteckte er es unauffällig hinter seinem Rücken

„Minagi Kirishima“, richtete sich der Inspektor hingegen auffordernd an die letztverbliebene Schülerin, die in Begleitung von Kommissar Takagi nur äußerst widerstrebend hereinkam.

Heiji entging ihre Nervosität, verraten durch ihre angespannte Körperhaltung und ihre zu Fäusten geballten Hände, nicht.

„Bitte einmal zu meinem Kollegen“, hörten Kazuha und den Inspektor.

Notgedrungen tat die Schülerin worum man sie gebeten hatte.
 

Inspektor Shiratori bat die Oberschülerin ihren Schuh auszuziehen. Jene zögerte unweigerlich.

Heiji registrierte auch das zufrieden: „Was is?“, meldete er sich mit bedrohlichem Unterton in der Stimme zu Wort: „Has’u etwa Angst, du würdes dich damit verratn?“ Er schaute der Oberschülerin direkt ins Gesicht.

Minagi Kirischima sagte nichts, starrte angriffslustig zurück.

„Na los“, forderte der Detektiv sie nun gewiss mit einschüchterndem Blick auf: „Wenn‘u nichts zu verbergn has, dann kanns’u einfach eben einen Abdruck deines Fußes und Schuhs gebn.“

„Gut, ich war es. Ich geb es zu: ich habe ihn getreten!“, räumte die Enge getriebene Schülerin vor versammelter Runde in die Offensive gehend ein: „Aber ermordet habe ich ihn nicht!“

„Ah, okay. Dann gehört der hier sicherlich nich dir“, meinte Osakas Detektiv gerissen seinen und Shinichis Trumpf ausspielend.

Entsetzt? fixierte Minagi Kirischima die kleine Tüte und deren Inhalt, welche Heiji gelassen hinter seinem Rücken hervorholte. Er hielt diese auf sie zukommend leicht hin und her schwenkend in die Luft.

Die beiden Inspektoren, Kommissar Takagi und Sato sagten nichts dazu. Stattdessen verfolgten die Beamten die Situation mit allgemeinem Interesse.

Chiba machte sich Notizen.
 

Minagi Kirischima wich ausweichend ein paar Schritte zurück, während Hattori ihr immer näher kam.

Sie stieß gegen Shiratori hinter sich, trat ihm auf den Fuß und erschreckte sich abrupt in der Bewegung stoppend.

„Zeig uns doch einfach mal deine Ohrn“, forderte Heiji die Mörderin schon fast erreicht habend auf.

Jene kam dem nicht nach. Starrte ihn nur bebend an.

„Der Ohrring hier wurd in der Umkleidekabine gefundn. Wahrscheinlich war er nich richtig befestigt und du has ihn bei der Ausführung deines Plans verlorn. Meine Vermutung is, dass du aus irgend nem Grund, zugegebn das Mtoiv weiß ich nich, ers in die Umkleidekabine gelockt has. Vermutlich indem du ihn kokett durch ein Brief oder ähnlichs eingeladen has, wie etwa: „has’u Lust dich mit mir zu treffn, nur wir zwei? Wie wärs?“

„Aber“, wollte die Oberschülerin dagegensetzen. Doch Shinichis Freund ließ sich nicht darauf ein: „Im Prinzip“, setzte er, sich Zugriff auf ihre Ohrläppchen verschaffend, an. Er und auch die anderen sahen zwei blaue Ohrringe, die unter ihren Haaren hervorkamen. Minagi Kirischima wollte sich dagegen wehren, konnte aber wegen Shiratori nicht weiter zurück.

Wütend wurde die Hand zurückgeschlagen.

„Na und? Ich trage Ohrringe, aber das beweist noch nicht, dass der da mir gehört!“

Heiji ließ sich nicht im geringsten verunsichern: „Du kanns es zugebn: Du wars es, die ihn ermordet hat“, er deutete auf den Toten: „Erstens dein Verhaltn verrät dich schon un zweitens wurdn von diesem gutn Stück“, er schwenkte den Anstecker im Tütchen hin und her: „bereits Fingerabdrücke genomm, wenn die mit dein Abdrückn vergleihn werdn, dann habn wir mit Sicherheit ein weiteres Indiz, das auf dich weißt un das is Grund genug für ne weitläufigere Durchsuchung.“

Die Schülerin vor ihm brach in Tränen aus.

Heiji ließ sie fürs erste relativ unbeeindruckt weinen, während sie sich von Shiratori unwillig Fingerabdrücke abnehmen lassen musste.

„Takagi, lassen sie die Eltern her kommen“, meinte Megure derweil.

„Nein!“, schrie die Oberschülerin entsetzt auf.
 

Am Abend
 

Heiji wurde die Haustüre aufschließend von Queen und Holmes, die ihm schwanzwedelnd den weiteren Eintritt ins Haus versperrten, in Empfang genommen.

Gut gelaunt kraulte er seine vierbeinigen Freunde hinter den Ohren: „Na ihr?“, begrüßte er die beiden seinerseits und begann sich seiner Schuhe zu entledigen.

Sobald der Detektiv diese Tätigkeit erledigt hatte, folgte er den Hunden ins Wohnzimmer.

„Und hatten wir recht?“

Es war Conan, der sich, seinen Arm auf der Lehne ablegend, nach dem anderen Oberschüler umdrehte. Er saß mit dem Professor beisammen. Der alte Mann schaltete den Fernseher stumm, indem sowieso gerade Werbung lief. Holmes kam zu seinem Herrchen, während Queen sich zur Küche aufmachte. Ai befand sich ebenfalls aufschauend auf dem Boden. Tadashi lümmelte sich, vergnügt brabbelnd, auf ihrem Schoß. Auch er interessierte sich für Heijis Heimkehr. Den Mund mehrmals auf und zu machend und einen Daumen hineinsteckend lächelte das Baby den Oberschüler an.

„Ja“, entgegnete der Angelächelte knapp und ging sich ein Glas aus der Küche holen, dass er mit Mineralwasser auffüllte. Als er zurück in den Wohnbereich kam, grinste er den geschrumpften Shinichi bereit an: „Du erräts nie, was Ran getan hat.“

„Was?“, harkte Conan sofort neugierig nach.

Heiji beugte sich zu ihm hinunter, flüsterte ihm, sich hinunter beugend, ins Ohr.

Die Chemikerin und der Erfinder schauten die zwei verwundert an.

Die Gesichtszüge des kleineren Detektivs entgleisten für einen Augenblick, bevor er aufgebracht ausrief: „Was hat der Typ sie etwa belästigt?“

Kazuhas Freund nickte sich wieder aufrichtend: „Ich wusst das'u dich darüber aufregs.“ Heiji lachte verschmitzt: „Is ja gut ausgegangn“, meinte er einen Schluck trinkend. Dann fügte er hinzu: „Sie is ürigns mit Kazuha noch zu Sonoko gegangn. Sie meinte sie würd so gegn halb acht wieder komm.“

„Dann erzähl ich ihr aber was“, murmelte Conan ärgerlich vor sich hin, während sein Freund sich neben ihm platz nahm . Der Professor rutschte dafür ein Stück zur Seite.
 

Gegen viertel vor Acht
 

Die Hunde schnellten aus der Küche, liefen laut bellend zur Haustür.

Der Professor war dabei den Fisch zuzubereiten, während Ai das Gemüse garte. Heiji und Conan hingegen deckten gemeinschaftlich den Tisch, als ihre Freundinnen auf sie zu kamen.

„Tut uns leid, dass wir so spät sind“, entschuldigte sich Kazuha.

„Schon gut, wir sind ja noch gar nicht fertig“, antwortete der Professor gutmütig.

Der geschrumpfte Shinichi kam auf die Oberschülerin neben ihr zu: „Hallo, Ran“, lächelte er die werdende Mutter seines Kindes brav an.

„Hi, Conan“, lächelte Ran liebevoll zurück und drückte ihn kurz. „Ich helfe euch gleich“, meinte sie sich anschließend allgemein an alle richtend. Dann verließ sie die Küche, nahm die Treppe und erreichte ihr Zimmer.

Dort stellte sie leise seufzend die Schultasche neben dem Bett ab. Sie war gerade dabei das Jackett der Schuluniform auszuziehen, als ihr Handy klingelte. Schnell hängte sie die Jacke über den dafür vorgesehenen Bügel und befestigte diesen, wie zuvor angebracht, wieder an der Türe des Schrankes. Kaum war sie damit fertig, kramte sie das bimmelnde Gerät aus der Tasche.
 

„Hallo?“

„Hi, Ran“, meldete ihr Freund sich. Er schloss die Haustüre hinter sich.

„Hi, Shinichi.“ Ran wunderte sich über seinen ein wenig säuerlich klingenden Tonfall: „Äh, bist du sauer?“

„Könnte man so sagen!“, antwortete er beleidigt.

„Oh“, entgegnete sie darauf: „Kommst du mit dem Fall an dem du arbeitest nicht weiter?“

„Das auch“, räumte Conan ein: „aber das ist ein anderes Thema“, er seufzte kurz deprimiert auf: „Wieso hast du der Polizei nicht die Wahrheit erzählt?“

Sein Liebling schluckte, als er mit einer Mischung aus Enttäuschung und Wut fort fuhr: „Wieso hast du mir das nicht gesagt?“

„Was nicht gesagt?“, Ran verstand nicht worauf ihr Freund da anspielte.

„Dieser Hayato Saotome: hat dieser Typ dir was getan? Wenn er dir auch nur ein Haar gekrümmt hat, dann“, regte sich der geschrumpfte Shinichi, die Straße vor dem Haus entlang laufend, über seine Vorstellungen diesbezüglich auf.

Ran unterbauch ihn: „Woher weißt du das?“ Noch im selben Moment konnte sie sich diese Frage selbst beantworten: „Heiji!“ Nun war sie ebenfalls aufgebracht: „Er muss dir auch alles weiter erzählen!“

„Das soll er als mein Freund ja auch: Ich will schließlich wissen, wenn du Hilfe brauchst.“

„Ach ja, damit du ihn bittest mich an deiner Stelle zu verteidigen?“

Das war eine Spitze, die Conan sehr verletze und ihn vorerst nichts darauf erwidern ließ. Schuldbewusst hörte er ihr stattdessen weiter zu. Ihr Ton änderte sich: „So schlimm war es gar nicht. Heiji, hat bestimmt übertrieben“, meinte sie: „Und außerdem“, seine Ran machte eine kurze Pause: „ich kann mich gut alleine wehren.“

„Trotzdem“, konterte ihr kleiner Freund darauf pikiert, fragte dann: „aber er konnte dir nichts tun, oder?“

„Nein“, erklärte sie: „Das einzige was er versucht hat war mich zu küssen.“

„Er hat was?“, flammte es im Mini-Shinichi aufbrausend aufs Neue auf: „Also hat er dir doch was getan!“

„Nein“, rief Ran auf diese heftige Reaktion hin entgeistert: „Hat er nicht. Glaubst du etwa ich habe ihn gelassen?“ Jetzt war Ran verletzt: „Denkst du etwa“, sie suchte in ihrer Gekränktheit einen Augenblick lang nach Worten: „Shinichi, was denkst du denn von mir?“, schrie sie ihn an.

„Ich weiß nicht was ich denken soll“, wendete er ebenfalls barsch ein: „du hast die wichtige Information verschwiegen, dass du diesen Hayato Saotome getreten hast.“

„Ach“, Rans Stimme ging eine ganze Oktave höher: „es geht dir um den Fall. Deswegen also hast du angerufen: Du bist sauer, weil ich dir das nicht gesagt habe. Es geht dir also in Wirklichkeit gar nicht um mich!“, bebte Ran vor Empörung.

„Das habe ich doch gar nicht gesagt!“, werte Conan sich heftig: „Du verstehst das falsch.“

„Schon gut, Shinichi“, seine schwangere Freundin verzog den Mund zu einem zynischen Lächeln: „Du bist und bleibst eben Detektiv. Damit muss ich leben, dass dir deine Fälle wichtiger sind als ich!“

„Ran, dass stimmt doch gar nicht. Meine Fälle sind mir nicht wichtiger als du!“

„Erzähl mir nichts: Du hast deine Fälle schon immer an die oberste Stelle gestellt!“

„Das war früher“, versuchte Conan seinen Liebling davon zu überzeugen, dass das ein verletzender Irrtum war.

„Ach, Shinichi“, unterbrach seine Freundin ihn jedoch: „Spar dir das. Ich habe keine Lust mehr auf diese Diskussion. Du bleibst sowieso wo du bist.“ Bei ihren letzten Worten wurde sie leiser: „Egal was ich sage.“

„Aber“, der Mini-Shinichi versuchte sich zu rechtfertigen: „das liegt doch nicht daran, dass du mir nicht wichtig bist.“

„Mag sein!“, räumte Ran, ihren freien Arm vor der Brust verschränkend, schnaubend ein.

Ihr Freund kehrte zum Ursprungsthema zurück: „Setz mich das nächste Mal bitte über alle Details in Kenntnis.“ Er hatte es wohl zu unhöflich betont, denn Ran wehrte ab: „Das hat Heiji dir wohl nicht gesagt: ich habe von Inspektor Megure schon deswegen Ärger bekommen. Also kannst du es dir sparen mich auch noch anzumeckern!“

„Ich mecker doch gar nicht!“, jetzt war der kleine Detektiv es der nicht ganz verstand: „Ich will doch nur, dass du mir sagst, wenn was ist.“

„Das tu ich doch!“

„Nein, als ich dich vorgestern angerufen habe hast du es nicht getan und das obwohl es um dich ging. Wenn dir was passiert wäre.“

Er wurde schon wieder unterbrochen: „Hast du mir eben nicht richtig zugehört, Shinichi? Es ist nichts passiert! Weder hat er mich geküsst noch habe ich ihn geküsst.“

„Aber“, wollte der Mini-Detektiv einwenden.

„Kapier es jetzt endlich: ich habe nichts gemacht, wofür ich mich bei dir rechtfertigen müsste“, Ran weinte fast vor Enttäuschung über sein mangelndes Vertrauen in sie: „Wieso glaubst du mir das nicht einfach?“

„Weil du mir nicht die Wahrheit gesagt hast.“

„Du hast mir auch schon nicht die Wahrheit gesagt und ich vertrau dir trotzdem!“ Jetzt war es passiert: der momentane Grundschüler hatte seinen Liebling zum Weinen gebracht: „Ich habe dich nicht hintergangen!“

„Das habe ich doch gar nicht in Frage gestellt.“

Eine Antwort bekam der geschrumpfte Shinichi nicht mehr. Er hörte nur es noch tuten.

Ran hatte ihr Handy aufs Bett geworfen und lief verärgert hinaus die Treppe hinunter, während ihr Freund trotz des sicheren Zeichens das sie aufgelegt hatte noch einmal ihren Namen rief.

Verdammt!, fluchte er ruiniert. er drehte sich um. Niedergeschlagen ließ er seine Hand mit dem kleinen Telefon sinken. Langsamen Schrittes und hängender Schultern ging er zurück.
 

Wieder das Haus betretend hörte er schon vom Flur her die Stimmen der anderen.

„Du bist so ein Mistkerl, Heiji!“, hörte er vom Wohnbereich in die Küche kommend Rans vorwurfsvolle Stimme.

„Tut mir leid. So hat Shinichi das bestimmt nich gesagt un gemeint schon gar nich“, versuchte Osakas Detektiv die Freundin seines Freundes zu beschwichtigen. Allerdings nütze das nichts: Ran blieb sauer. Genauso wie Kazuha schaute sie dessen Freund vernichtend an.

„Na, na“, unterbrach der Professor versöhnlich stimmen wollend: „Heiji, hat sicher recht Ran. Shinichi wird sich einfach nur Sorgen gemacht haben. Er liebt dich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dir vorwerfen würde du hättest ihn in irgendeiner Weise betrogen.“

In diesem Moment entdeckte Heiji seinen Freund.

„Können wir essen?“, frage Conan kleinlaut mit belegter Stimme.

Ran drehte sich zu ihm um. Er war hinter ihr stehen geblieben: „Ja, können wir.“ Genau wie er überspielte sie auf weiteres ihre wahren Gefühle.
 

Sonntag 17. September
 

Am späten Nachmittag kam Heiji in Begleitung von Kaito und den beiden Vierbeinern nach hause. Der Detektiv leinte Holmes und Queen ab, indessen schloss der Dieb die Türe hinter sich. Erschöpft hechelnd liefen die beiden Hunde sofort ins Wohnzimmer.

Dort saß Conan auf der Decke. Vor ihm lag das kleine Tiergeräusche-Bord, welches er gelangweilt drückte: „Muh“ machte es. Doch das Baby legte seinen Kopf auf die im Schneidersitz positionierten Beine des Grundschülerdetektivs. Das Baby gab quengelnde Laute von sich, wobei es zu Conan aufschaute und das Gesicht verzog.

„Ah, hi“, grüßte Heiji zusammen mit Kaito auf den geschrumpften Shinichi zukommend.

Das Baby krabbelte und ließ sich vom Dieb hoch heben: „Hey, Tadashi mein kleiner Freund.“

„Und was is mit mir?“, Heiji tat zu tiefst gekränkt.

Der Gefragte schaute zu ihm auf, grinste: „Du bist mein großer Freund.“

„Na dann is ja gut“, betonte jener amüsiert mit Nachdruck.

„Und du“, der Meisterdieb richtete sich verschmitzt an den zweiten Detektiv: „Du bist mein kleingroßer Freund.“

„Spar dir das!“, reagierte Conan schnippisch: Hör auf mich wegen meiner Größe aufzuziehen! „Außerdem“, fügte er hinzu: „ob wir Freunde sind überlege ich mir noch.“

Das kleine Kind auf dem Arm zappelte zeternd. Aokos Freund betrachtete den Kleinen mit einem besorgten Blick: „Was hast du denn, hm: schlechte Laune?“, fragte er das Baby fürsorglich, als könne es auf die Frage eine Antwort geben.

„Der is schon seit heute Morgn so grantig“, meinte Heiji dazu nur. Er schaute dabei zu wie Kaito sich erneut hinkniete, um Tadashi auf dem Boden abzusetzen. Einen jammernden Schrei ausstoßend huschte der sofort zu Conan zurück und wollte nun von ihm energisch auf den Arm genommen werden. Der Mini-Shinichi kam der ungeduldigen Bitte gutmütig nach.

Auch Heiji kniete sich zu den dreien hinunter.

„Sag mal, Shinichi“, brachte der Meisterdieb sein und Hattoris Anliegen zur Sprache: „Wann wollen wir gehen? Ich weiß nicht wie du darüber denkst aber ich für meinen Teil finde es wird Zeit die Sache in Angriff zu nehmen. Die Organisation zerschlägt sich nicht von allein.“

Der geschrumpfte Shinichi blickte frustriert drein.

„Wie wär's mit Freitag? Wenn wir nachts hingehn, könn wa ausschlafn.“

Kaito nickte einverstanden.

Conan verzog kurz die Mundpartie, zeigte sich allerdings, ebenfalls mit einem zusätzlichen: „Ja“ vermerkt nickend, damit einverstanden.

Dann stand er jedoch auf. Der kleine Detektiv überließ dem beruflich orienteirten ungleichen Dou das Baby.
 

Osakas Detektiv und Japans Dieb schauten zu, wie er die Treppe hoch ging.

„Mal wieder schlechte Laune, hm?“

„Streit mit Ran“, meinte Heiji sich seufzend aufrichtend. Er war es jetzt, der Tadashi hielt.

„Alles klar“, war die nachsichtige Antwort.

Zusammen mit Hattori brachte der Dieb das Kind zu Ai, die sich mit dem Professor im Werkraum aufhielt.
 

Auf das kurze Anklopfen war sie es, die zwei Freunde mit einem knappen: „Herein“, willkommen hieß.

Agasa half ihr gerade den Käfig zu säubern. Zwei weiße Mäuse befanden sich in einem kleinen Eimer. Eine von ihnen winselte piepsig-leise auf der Seite zusammengekauert liegend vor sich hin. Es war zu sehen, dass diese starke Schmerzen haben musste. Ein Zucken durchfuhr den kleinen Leib. In einem Karton daneben, lagen ganz winzige kleine, rosé–gefärbte Klümpchen. Bei genauerem Hinsehen war erkennbar, dass es sich um neugeborene Babymäuschen handelte. Keines von insgesamt sieben regte sich. Einem fehlten zwei Beinchen, einem der Schwanz, einem ein Stück der Schnauze und ein viertes war für ein neugeborenes viel zu groß.

„Oh“, begriffen die beiden Oberschüler die Situation.

„Weiß Shinichi das schon?“, erkundigte sich Heiji betroffen.

„Nein“, Ai schüttelte traurig den Kopf.

„Wie alt war der Wurf?“, fragte Kaito interessiert nach.

„Zehn Minuten“, antwortete ihm die Erfinderin des Aptx-Mittels niedergeschlagen.

„Oh“, Kazuhas Freund wusste nicht was er dazu sagen sollte. Mehr als ein: „Tut mir leid für dich“, fiel ihm nicht ein.

Doch dann war er nicht mehr wegen der toten Mäuschen und derer gerade eingehender Mutter besorgt. Ihm fiel es wirklich schwer auszusprechen, was ihm da eben bei deren Anblick durch den Kopf gegangen war. Er stellte seine Frage sehr zögerlich: „Wenn die Maus die Geburt nicht schafft und ihr Nachwuchs Fehlbildungen aufweist, was ist dann mit Ran und ihrem Baby?“

Er hatte genau das in Worte gefasst, was auch die anderen drei Zeugen dieser Tragödie befürchteten.

„Das weiß ich nicht.“ Ai schluckte auf. Sie schaute auf die, ihre letzten Atemzüge tätigende, Maus herab: „Das Gegenmittel greift wie das Gift selbst die Grundstruktur der Zellen an, dabei kann theoretisch alles schief gehen. Ganz besonderes natürlich dann, wenn es sich wie hier um Entwicklungsprozesse handelt. Bisher war bei Ran nichts Auffälliges und über die ersten drei Monate ist sie bereits hinweg, was bedeutet, dass sie ein Drittel überstanden hat. Mit jedem weiteren Monat müsste das Risiko einer Fehl- Miss- oder Totgeburt oder entsprechende Behinderungen weiter abnehmen.“

„Hat Shinichi davon Kenntnis?“, fragte Kaito empfindsam nach.

„Nein“, schüttelte sie ein weiteres Mal den Kopf, schaute zu ihm und Heiji auf: „Er hat bisher nichts in diesem Zusammenhang erwähnt und erzählt haben wir es ihm noch nicht, weshalb ich vorschlage, dass wir diesen Umstand für uns behalten. Zumindest so lange, wie er nicht von selbst dieses Thema anspricht. Ich möchte ihn nicht unnötig damit beunruhigen.“

„Ja, is gut“, meinte Heiji sofort und auch Kaito, sowie der Professor nickten einstimmig.
 

Mitten in der Nacht
 

Das Pärchen aus Osaka und das aus Tokio trafen sich auf dem Flur. Von unten her war lautstarkes Weinen zu hören. Zu viert stiegen die Freunde die Treppe runter in den, vom lichterfüllten, Wohnbereich. Dort ging der Professor das Baby bemüht zu beruhigen auf und ab. Er drückte ihm einen Lappen auf die Stirn.

„Was hat Tadashi?“, fragte Kazuha sich müde ihr rechtes Auge reibend.

„Ja, er schreit, als würd ihm sonst was angetan“, stimmte Heiji ebenfalls, eigentlich schlafen wollend, leicht genervt zu.

„Ist er krank?“, wollte Ran besorgt wissen.

Der Professor setze sich aus Sofa. Conan kam mit den anderen näher.

„Er bekommt Zähne.“ Es war Ai, die einen Beißring in der Hand hielt.

„Oh, können wir mal sehen?“, Kazuha und Ran waren ganz fasziniert. Einmal oben und einmal unten ragten zwei winzige, weiße Ansetze aus dem Zahnfleisch heraus.“

„Aua!“, Heiji verzog, den Schmerz schon fast körperlich nachempfindend, das Gesicht.

„Deshalb war er die ganze Zeit so unruhig“, schlussfolgerte Conan sachlich.

„Kein Wunder“, entgegnete sein Freund mit dem Kleinen richtig mitfühlend: „das muss ja auch verdammt weh tun. Has'u gesehn wie wund das Zahnfleisch is? Da würd ich auch schrein.“

Das Baby zappelte und wimmerte. Erneut begann der Professor es auf und ab zu tragen: „Scht, ist ja gut. Es wird bald besser“, redete er beruhigend auf das fiebernde und zahnende kleine Kind ein.

Ai reichte den Beißring, aber Tadashi wollte einfach nicht. Er drehte seinen Kopf immer wieder zur Seite und bevorzugte es einfach weiter zu schreien.
 

Keiner der Schüler wich von der Seite des Babys. Die Loyalität war so groß, dass sie sich in das Tragen einklinkten.

Conan saß mit Ran mittlerweile auf dem Bett des Professors. Heiji nahm Kazuha das jämmerlich, sich quälende Kind ab. Sachte fing er nun an: „Is ja gut. Schrei ruhig, wenn`s dir hilft." Er stütze den Kopf des Kindes: "Gemein, dass Zähne kriegn so weh tut, ne? Schht."

„Geht doch ins Bett“, meinte Agasa es gut: „Ihr müsst doch alle früh raus.“

„Wenn er so weint können wir sowieso nicht schlafen“, meinte Conan und auch die anderen machten keine Anstalten zu gehen. Ganz im Gegenteil setze Kazuha sich zu Ran, die genau wie sie momentan nichts anderes machen konnte, als einfach solidarisch da zu sein.

Ai lehnte sich mit einem unterdrückten Seufzer gegen die Wand.

„Ich geh und hol einen neuen Lappen“, wurde es dem geschrumpften Shinichi mit dem Nichtstun zu blöde.

„Warte, Conan. Ich komme mit“, rief seine Freundin ihm hinterher folgend nach.

Gemeinsam gingen die zwei ins Badezimmer.

Der kleine Detektiv hielt den Lappen unter kaltes Wasser.

„Ich wünschte wir könnten ihm helfen“, sagte Ran mitfühlend: „Er tut mir so fürchterlich leid.“,

„Ja, mir auch“, antwortete ihr Freund in gleicher Gesinnung.
 

Montag 25. September
 

Conan verabschiedete sich gemeinsam mit Ai winkend von den anderen Detektiv Boys. Seinen Fußball hatte er gut gelaunt zwischen Hüfte und Ellenbogen geklemmt.

Zusammen legten die beiden vermeidlichen Grundschüler das letzte Stückchen des Heimweges zurück, wobei der Ball immer wieder durch dribbeln von seinem Besitzer auf den Boden und in die Luft befördert wurde.
 

In der Küche des Professors gab es derweil Streit zwischen Heiji und Kazuha, die beim Abendessen zubereiten halfen.

„Wieso wills'u es ihm nich einfach sag`n. Es is doch nichts Schlimmes dabei!“, konnte die Oberschülerin die strikte Verweigerung ihres Freundes nicht nachvollziehen. Sie stellte die Schälchen auf dem Tisch ab.

„Wir werd`n ihm sag`n sie übernachtet bei Sonoko!“, hielt der Detektiv dagegen.

„Du will`s lügen? Wozu?“

„Weil er“, Heiji unterbrach sich abrupt. Conan und Ai waren im Wohnzimmer auszumachen.

„Kein Wort!“, ermahnte er seine Freundin im Flüsterton warnend.

Kazuha sah ihn wütend an.
 

„Hi“, grüßten Conan und Ai.

Der kleine Detektiv stutze, als er das so gut wie fertige Essen sah: „Wo ist denn Ran? Ist sie noch nicht hier?“

„Äh, nein“, wollte Heiji zu seiner Ausrede ansetzen.

„Sie ist bestimmt oben. Ich geh und sag ihr Bescheid.“ Mit diesen Worten machte Conan sich schon auf den Weg zur Treppe. Kazuhas Aussage: „Sie ist im Krankenhaus“ hörte er zum Bedauern seines Freundes und des Professors allerdings noch zu gut.

Sofort machte er kehrt: „Was?“, blieb er entsetzt zu den anderen zurück gerannt stehen.

Rans Freundin wagte es nicht auch nur ein einziges weiteres Wort zu sagen. Ihr Freund sah aus, als würde er ihr am liebsten den Hals umdrehen.

„Was? Was ist passiert“, drang der kleine Shinichi auf Antwort. Er schrie die Frage wiederholend: „Was ist passiert? In welchem Krankenhaus?“

„Im Baika“, war es Heiji der notgedrungen antwortete. Er wollte seinen Freund beruhigen.

Doch jener stürmte durchs Wohnzimmer hindurch in den Flur. In Windeseile war er in seinen Schuhen, riss die Haustüre auf und stürmte hinaus. Für das „Es geht ihr gut“, seitens Professor Agasas hatte er keine Ohren.

"Du bist so ein idiotischer Dummkopf!", fuhr Heiji Kazuha noch an, bevor er dem geschrumpften Shinichi "Warte, warte" nach rufend hinterher jagte.
 

„Shinichi, Shinichi warte!“

Der kleine Detektiv hatte bereits mächtigen Vorsprung, denn sein Freund jedoch leicht schaffte aufzuholen.

„Jetz, wart doch ma, Shinichi: Bitte!“, bekam er ihn schließlich zu fassen.

„Lass mich: ich muss zu Ran!“

„Kann'u doch. Jetz beruhig dich ers ma.“

„Spinnst du!?“, schrie Conan Heiji außer sich vor Wut an: „Ran liegt im Krankenhaus. Ich weiß nicht wieso und du sagst ich soll mich beruhigen? Wenn ihr-ihr.“

Osakas Oberschüler beugte sich runter: „Ihr geht es gut. Sie soll nur zur Kontrolle eine Nacht da bleiben“, begann er beruhigend außer Puste zu erklären.

„Was ist passiert?“

„Sie hat ein wenig Probleme mit dem Kreislauf.“

„Ein wenig?“, der Mini-Shinichi setze seien Weg fort. Der andere Detektiv setzte nach.

„Sie is okay.“ Als Heiji merkte das Conan nicht anhielt, meinte er neben ihm hergehend: „Du kanns da jetz nich mehr hin, bis wir da sin is die Besuchszeit längs zu Ende.“

„Ist mir egal“, ließ sich Rans Freund nicht umstimmen.

Heiji gab es auf.

Zügigen Schrittes erreichten die beiden das Krankenhaus endlich.
 

Noch bevor Westjapans Oberschülerdetektiv den des Westens ans Rennverbot in der artigen Häusern, wie in dem sie sich befanden, erinnern konnte, war Conan schon vor zur Information. Heiji kam nach. Sein Freund war schon oben, als er ihn wieder traf. Der geschrumpfte Shinichi stand unschlüssig vor der geschlossenen Zimmertüre auf dem Gang.

„Was is?“, stutze Kazuhas Freund.

„Nichts“, entgegnete Conan. Allerdings hatte er einen Unterton in der Stimme, der Heiji verriet dass er log. Er schaute zu wie Rans Freund zaghaft anklopfte, bevor er die Türe öffnete.
 

Reinkommend traf er auf Kogoro, der neben seiner Frau vor dem Bett seiner Tochter stand: „Jag uns nicht nochmal so ein Schrecken ein, Mausebein“, meinte er ermahnend sich von ihr verabschiedend. Ihre Mutter umarmte sie gerade.

„Ran?“, lenkte der kleiner Freund die Aufmerksamkeit von ihr und ihren Eltern auf sich.

„Conan?“, löste sich seine Freundin überrascht von ihrer Mutter, die ihr noch eine gute Nacht wünschte. Zusammen mit ihrem Mann verließ Eri an dem Kleinen und danach großen Detektiv vorbei gehend das Zimmer.
 

Heiji war vor dem Krankenzimmer geblieben. Durch die offen stehen gelassene Türe hörte er das Gespräch zwischen seinem Freund und dessen Freundin:

„Geht’s dir gut, Ran?“

„Ja“, sie lächelte ihn an, während er näher auf sie zu kam. Er blieb für einen Moment vor dem Krankenbett stehen. Er sah die Infusion: „Was hast du?“ Er versuchte möglichst nicht erwachsen zu wirken.

„Nichts schlimmes“, bestätigte Ran beruhigend: „Ich habe in letzter Zeit nur zu wenig getrunken und es ein wenig mit der Schule übertrieben.“ Sie lächelte ihn erneut nahezu mütterlich an: „Morgen werde ich schon wieder entlassen.“

„Und dem Baby?“, frage Conan sich vergewissernd nach.

„Dem geht es auch gut“, bestätigte sie ihm ihn weiter anlächelnd.

Den geschrumpften Shinichi überwältigten seine Emotionen. Ehe seine Ran sich versah, war er zu ihr auf das Bett gekommen, um ihr vor lauter Erleichterung innig um den Hals zu fallen.

Sie bemerkte, dass er seinen allergrößten Schatz den er in ihr hatte, gar nicht loslassen wollte.

„Hey, ist ja gut“, wunderte sie sich daher ein wenig. Ihre Worte unterstreichend, streichelte sie beruhigend seinen Rücken.

Heiji hörte nichts mehr, weshalb er einen flüchtigen Blick ins Zimmer riskierte. Er sah die beiden in dieser so privaten Zweisamkeit. Umgehend lehnte Kazuhas Freund sich zurück an die Wand.
 

„Willst du nicht nach hause gehen? Du kannst sicher nicht die ganze Nacht hier bleiben. Du brauchst schließlich deinen Schlaf“, meinte Ran schließlich liebevoll, als er endlich bereit war los zulassen.

Kurz schaute er sie mit einem Blick an, den sie nicht einordnen konnte. Doch dann nickte er mit einem leisen: „Ja, ist gut.“

„Fein.“

Gehorsam setze er seine beiden Füße auf dem Boden und machte sich ans gehen.

„Gute Nacht“, sagte sie.

„Gute Nacht“, sagte er.

Conan hatte schon etwas mehr als die Hälfte des Weges zurückgelegt, da sprach sie ihn: „Und mach dir keine Sorgen“ noch einmal an.

Er antwortete nicht darauf, ging weiter: Ich werde es versuchen.

Heijis Freund trat hinaus, schloss die Türe kaum hörbar hinter sich.
 

„Siehs`u hab ich dir doch gesagt. Alles in Ordnung“, hörte er sich mit ihm von Rans Krankenzimmer entfernend.

Conan erwiderte nichts. Sein gesenkter Kopf machte es unübersehbar.

„Hey, sie kommt morgen doch schon wieder.“

Jetzt schaute der geschrumpfte Shinichi auf. Aus seinen blauen Augen sprach die pure Angst: „Was wenn nicht? Heiji, was wenn nicht? Was wenn sie unser Baby verliert, Heiji? Ich liebe sie wirklich“, er stockte: „Ich liebe sie über alles. Ich will nicht das ihr etwas passiert. Wenn ihr oder meinem Kind irgendetwas zustoßt. Ich weiß nicht“, der geschrumpfte Detektiv senkte seinen Kopf erneut: „Ich“, seine Stimme war so leise, dass Heiji wirklich Mühe hatte. Er musste sich hinunter beugen, um ihn noch verstehen zu können.

„Ich, wenn- ich weiß nicht. Ich will sie um nichts in der Welt verlieren.“ Die Kinderstimme versagte.

„Aber, hey? Was machst du dir denn für Gedanken, Shinichi? Was sollte ihr oder dem Baby denn schon groß passieren? Nach der Aktion heute passt sie sicher besser auf sich auf.“ Heiji hielt seinen Freund die Angst nehmen wollend an beiden Schultern fest: „Wir passen auf sie auf, dann kann ihr nichts passieren.“

Conan sah ihm verzweifelt in die Augen: „Was ist, wenn es nicht zu“, er brach ab. Drang sich durch seine größte Sorge laut auszusprechen: „zu verhindern ist?“

„Was meinst du?“, fragte Heiji vorsichtig nach. Es war ihm anzusehen, dass er es ahnte worauf der andere Detektiv anspielte.

„Mich“, erwiderte der geschrumpfte Shinichi nur, erneut auf die Bodenfliesen schauend.

„Wie?“

„Ich spreche von mir, Heiji“, er schaute wieder hoch: „Ich meine das APTX. Immerhin wurde ich geschrumpft! Was ist, wenn sich irgendetwas in meinem Erbgut verändert hat!? Was wenn ich davon irgendwas weitergebe!?“

„Aber das, das ist doch gar nicht gesagt!“

„Nein“, räumte Conan bitter ein: „Aber es ist auch nicht auszuschließen.“

„Dann weißt du es also doch“, äußerte sich Osakas Detektiv entschuldigend.

Der Mini-Shinichi spitze sofort die Ohren: "Was weiß ich? Was- wovon redest du?“

Heiji biss sich auf die Unterlippe.

„Was, Heiji. Weißt du etwa was, dass ich nicht weiß?“

„Naja“, zögerte jener unsicher.

„Was!?“, wollte Conan es unbedingt wissen. Erneute Angst packte ihn.

„Das mit der Maus.“

„Der Maus? Welcher Maus?“

„Oh, es tut mir so leid, Shinichi. Meintest du nicht den toten Mäusewurf?“

Die Antwort war ein fassungsloses Kopfschütteln.

Heiji begriff schockiert, was er da eben versehendlich verraten hatte: „Du wusstest es nicht: Du hast es gar nicht gewusst.“

Sein Freund lief Hals über Kopf davon.
 

Heiji ging den kompletten Heimweg hinter seinem erschütterten Freund her. Er wagte es nicht Conan unter die Augen zu treten, geschweige denn ihn anzusprechen.

Erst kurz vor dem Haus, schaffte er es sich dazu durchzudringen auf gleiche Höhe mit ihm zukommen: „Bitte sei nicht sauer, bitte Shinichi. Wir-wir wollten dich nicht beunruhigen. Es tut mir so leid!“

„Wie konntest du mir das nicht sagen, ich dachte ich kann dir blind vertrauen“, die Enttäuschung und Wut in Conans Augen, die er ihm darauf entgegenbrachte, straften Heiji auf das Schärfste ab. So hatte Shinichi nicht mal ausgesehen, als er ihm gesagt hatte er dürfe das Gegenmittel nicht weiter einnehmen.

Ohne weiteres lief Conan zügig weiter.

Sein Freund schaute, sich verzweifelt auf die Unterlippe beißend, hinterher.
 

Noch bevor die Haustüre mit einem lauten Knall ins Schloss fiel, hatte Conan schon außer sich nach Ai und dem Professor geschrien.

Die Hunde stieß er achtlos bei Seite. Nicht mal die Schuhe ausgezogen, begegnete er den beiden, die durch sein Brüllen aufgeschreckt ins Wohnzimmer geeilt waren. Tadashi weinte auf Agasas Arm.

Ai und jenem war augenblicklich klar, dass etwas wirklich Schlimmes vorgefallen sein musste.

Was es war erfuhren sie auch sogleich: „Wie konntet ihr mir das mit den toten Mäusen verschweigen. Ich habe euch vertraut. Wie konntet ihr mir das nur antun! Wenn Ran etwas passiert wäre“ der geschrumpfte Shinichi verlor die letzte Selbstbeherrschung, schrie durch das ganze Haus. Nicht mal, dass Kazuha von oben her herunter gerannt kam und ab diesem Zeitpunkt Zeuge seines Ausbruchs war, interessierte ihn jetzt noch. Ungehalten ließ er allem freien Lauf: „I-ich hätte absolut nichts machen können. Ihr hattet noch nicht mal den Schneid mir zu sagen, dass sie im Krankenhaus liegt! Was für eine Notlüge wolltet ihr mir denn auftischen, damit ich es nicht merke!? Wenn sie-sie es wäre eure schuld! Ist euch das eigentlich klar? Ihr seid einfach nur das Allerletzte! Wenn ich mir nicht von mir aus all diese Gedanken gemacht hätte, da-dann hätte ich absolut keine Ahnung."

Der Zorn richtete sich gezielt gegen Ai: "Verdammt, sag mir sofort die Wahrheit: Was kann Ran passieren!?“

Sie schreckte zurück. Er packte sie so unsanft, an den Schultern, dass sie zusammen zuckte.

Er schüttelte sie: „Sag es mir! Ich will es wissen! Ai, sag es mir! Lüge ich ja nicht an: Wie hoch ist das Risiko? Wie hoch!?“

„Ich-ich weiß es nicht. Es- es ist nicht besonders hoch.“

„Wie hoch: Wie hoch!?“

Ai stiegen die Tränen in die Augen. Ihre Stimme war tränen erstickt: „Das weiß ich nicht! Ich weiß es wirklich nicht!“, schrie sie zurück.

Der Professor stand einfach nur vollkommen hilflos da. Genau wie Kazuha verfolgte er die Situation ohne irgendwie einzuschreiten. Tadashi schaffte es tatsächlich lauter zu weinen, als Conan brüllte.
 

Heiji tauchte auf und rief seinen Freund verzweifelt. Dieser warf ihm einen vernichtenden Blick zu, rannte an ihm vorbei hinaus nach draußen vor das Haus und weiter die Straße entlang.

Ai weinte. Der Professor eilte hinterher, drückte Heiji im vorbei laufen das Baby in die Hände.

„Was is los?“, richte Kazuha sich völlig durcheinander an ihren Freund: „Was ist denn passiert? Was meinte Conan: Was könnte Ran passieren? Was denn für eine tote Maus?“, konnte sie sich daraus keinen Reim machen.

Heiji jedoch schüttelte nur den Kopf, fixierte sie mit einem fürchterlich erzürnten Blick: „Mach, dass'u mir aus dem Weg komms, Kazuha!“

„Aber?“, reagierte sie erschrocken, wich zugleich verwirrter, als sie es ohnehin schon war, vor ihrem Freund zurück.

Er sagte nichts mehr dazu. Eingeschüchtert ließ Kazuha ihn an sich vorbei und schaute zu, wie er zu Ai ging und mit ihr in ihrem Zimmer verschwand…

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Steigt man in sich selbst hinab, so findet man, dass man genau das besitzt, was man begehrt.

Simone Weill
 

Mittwochabend 27. September
 

Heiji befand sich, Tadashi auf dem Arm haltend, mit Ai zusammen in ihrem Zimmer. Er setze sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.

„Verdammter Mist.“ Fluchtend wiegte er das Baby senkrecht, um dafür zu sorgen, dass es mit dem weinen aufhörte.

Dabei schaute er zu Ai, die neben ihm stand. Sie weinte immer noch: „Wie konntest du ihm das sagen? Wir hatten doch ausgemacht, dass wir das für uns behalten“, fuhr sie ihn verständnislos an.

„Es tut mir leid, dass war ausversehn“, entgegnete er ihr grimmig.

„Wie kann das denn ausversehen passieren?“

„Heiji?“, rief seine Freundin die beiden unterbrechend von außen her.

„Geh von der Tür weg, Kazuha“, schrie Heiji aufbrausend zu ihr hinaus.

„Aber?“, wollte sie entgegensetzen.

„Kein Aber: Mach das‘u da weg komms! Ich hab keine Lust irgendwas zu sagn was ich später noch bereu!“

Der Detektiv wartete, stand dann auf und sah an der Tür nach. Seine Freundin war wirklich gegangen.

Er schloss die Türe wieder, setze sich zurück.

„Was machen wir jetzt nur?“, fragte Ai ihn ratlos.

Er seufzte, sich genauso hilflos fühlend: „Keine Ahnung.“

„Ob er wieder kommt?“

„Ich denk schon. Wohin kann’er schon groß gehn?“
 

„Warte, warte doch mal!“, rief der Professor den Detektiv die Straße hinterher nachfolgend immer wieder.

Rans Freund beschleunigte seine Schritte darauf nur. Jedoch schaffte es der ältere Mann es natürlich zu ihm aufzuholen: „Shinichi!“, forderte er jenen außer Atem ein weiteres Mal auf.

Conan drehte sich mit Schwung um: „Was?“

„Bitte, Shinichi: Komm zurück. Lass uns vernünftig darüber reden.“

„Vernünftig?“, wiederholte der geschrumpfte Detektiv scharf: „Zurückkommen? Also ich für meinen Teil habe alles gesagt und wesentlich schlauer bin ich jetzt auch nicht!“

„Das weiß ich doch“, versuchte Agasa ihn versöhnlich zustimmen: „Bitte, kannst du uns die Chance einräumen dir das alles zu erklären?“

„Erklären? Professor, ich wüsste nicht was es da noch zu klären gäbe. Ich habe schon verstanden, worum es euch geht!“

„Gut“, konterte der Erfinder auf diese Aussage hin entschlossen: „dann verstehst du ja auch, dass du bei Ai genau das Gleiche tust, wenn es um die schwarze Organisation geht.“

„Das, Professor: Ist etwas vollkommen anderes!“

„Warum, Shinichi? Warum ist das was anderes? Du tust es, weil du nicht willst, dass sie sich unnötige Sorgen macht und genau das Selbe wollte sie im Fall des Aptx bei dir.“

„Mag ja sein“, räumte Conan darauf zugebend ein. Seiner Verärgerung allerdings tat das keinen Abbruch: „aber vergeben kann ich euch das nicht. Ihr habt mir nicht die Wahrheit gesagt!“

„Nicht einmal Heiji?“, fragte der Professor appellierend: „Hör mal, ich weiß zwar nicht, was da vorhin zwischen euch beiden vorgefallen ist. Aber du hast ihn da eben, als du vor Kazuha so rumgeschrien hast, in eine ziemlich missliche Lage gebracht. Kannst du nicht wenigstens mit ihm quitt sein?“

Der geschrumpfte Oberschüler entgegnete nichts. Er sah aus, als würde er sich diese Option durch den Kopf gehen lassen.

Der Professor drehte sich erleichtert tief ein- und ausatmend um, als der kleine Detektiv tatsächlich kehrt machte.
 

Drinnen im Wohnzimmer war niemand. Heiji und Ai hatten ihn dennoch wegen der bellenden Hunde gehört und kamen aus dem Zimmer.

„Shinichi?“, sprach Heiji seinen Freund bittend an. Doch Conan sagte nichts, sondern schüttelte nur mit dem Kopf. Dann eilte er immer noch wütend nach oben.

Heiji und Ai hörten die Zimmertüre zuschlagen.
 

„Hat Shinichi nicht mit euch gesprochen?“, fragte der Professor, als er die beiden anderen im Wohnzimmer antreffend, niedergeschlagen auf dem Sofa nebeneinander sitzen, sah.

„Nein“, entgegnete Heiji deprimiert.

„Es wird lange dauern, bis er uns das verzeiht.“ Es war Ai, der anzuhören war wie Lied ihr, ihr verschweigen tat.

„Oh, ja“, stimmte Heiji zu: „Aber“, versuchte er sich dann durch das Positive zu trösten: „immerhin is’er wieder hier.“

„Ja, das ist doch schon was“, bekräftigte der gutmütige alte Mann: „Der Rest wird sich schon ergeben“, meinte er beruhigend zur Mini-Shiho im Besonderen.

Er schaute in die Gesichter der zwei: „Kommt, lasst uns zu Abend essen.“
 

Später
 

Heiji stieg die Treppe hinauf nach oben. Als er seine Zimmertüre öffnete, fand er Kazuha auf dem Bett sitzend vor.

Aufstehend wollte sie ihn ansprechen.

Doch er machte nur eine abwesende Handbewegung. „Nich jetz“, sagend schnappte er sich seine Decke und sein Kissen.

„Was machs‘u denn da?“ Kazuha war erschrocken.

„Ich schlaf heut untn“, meinte er schon zur Tür gehend.

„Aber, wieso denn? Heiji, warum bis‘u so sauer auf mich?“

Er drehte sich noch einmal zu seiner Freundin um: „Lass uns morgn drüber redn. Heut Abend is das keine gute Idee mehr.“

„Aber!?“

„Kein aber, Kazuha!“, wütend funkelte er sie an: „Du has doch keine Ahnung was du angerichtet has! Glaub mir, wenn ich mich jetz mit dir auf eine Diskussion einlasse gibt‘s nur Trän!“

Mit diesen Worten machte er die Türe hinter sich zu und ließ seine Freundin einfach stehen.
 

Später
 

Conan lag wach auf seinem Bett. Es schaute auf der Seite liegen zu der Stelle, an der eigentlich seine Ran, friedlich schlafend, hätte liegen müssen. Schlaflos richtete er sich auf, begann im Zimmer unruhig auf und ab zu laufen. Schließlich lehnte er sich ans Fenster. Die Armbanduhr, welche er noch trug zeigte ihm zwölf Uhr dreiundzwanzig an. Der geschrumpfte Shinichi schloss stöhnend die Augen, warf seinen Kopf in den Nacken. Eine Weile blieb der kleine Detektiv so stehen. Als er die Augen dann wieder öffnete sah er Rans leeres Bett erneut.

Er hatte genug! Er verließ das für ihn zu leere Zimmer und schlich die Treppe hinunter. Unten brannte kein Licht mehr.
 

Conan lief hinter dem Sofa entlang. Holmes und Queen kamen ihm entgegen gelaufen. Die Hunde streichelnd blieb er stehen, ging in die Hocke. Der Vierbeiner, den er von Ran zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, schmiegte sich tröstlich an ihn. Tief seufzend legte der Mini-Shinichi seine Stirn an den Kopf des Tieres.

Schließlich folgten die zwei Hunde ihm in den Flur.

Heiji, der wach auf dem Sofa lag hörte die Haustür ins Schloss fallen.
 

Conan ging die Straße entlang. Sein Weg führte ihn zum Krankenhaus vor dem er bedrückt stehen blieb. Traurigen Blickes schaute der Mini-Shinichi in die ungefähre Richtung in der sich das Zimmer seines Lieblings befinden musste. Unglücklich blieb er lange Zeit so stehen, bevor er seinen Kopf hängend lassend, langsam weiter ging. Er seufzte tief. Ziellos ging er durch die Stadt. Die Schaufenster der Geschäfte spielten die kleine, in sich zusammengesunkene, Gestalt.

Die Menschen, die sich verwundert nach ihm umdrehten und sich teilweise laut fragten, was ein Kind zur Nachtzeit noch ganz alleine draußen machte ignorierte er bewusst. Bevorzugt bog der Detektiv in solchen Fällen in Seitenstraßen ab.

Er lief einfach immer und immer weiter durch die Straßen Tokios. Mit der Zeit nahm die Anzahl der ihm begegneten Leute ab.

Einem Streifenpolizist einging das vermeidliche Kind auch nicht: „Hast du dich verlaufen, Kleiner? Soll ich dich nach Hause bringen? Wie heißt du?“

Conan antwortete darauf nicht, sonder lief stur weiter.

Als der Mann ihm nachfolgte, rannte er weg.
 

Irgendwann kam der Detektiv doch zurück zum Haus des Professors.

Aufschließend drängte er sich an den Hunden vorbei hinein und zog sich seine Schuhe von den Füßen. Dann hängte er seine Jacke auf.

In den Wohnzimmerbereich übertretend blieb der geschrumpfte Shinichi stehen. Es brannte Licht und Heiji war da. Er saß, seine Füße auf dem Boden abgestellt, auf dem Sofa. Die Decke lag belanglos zur Seite geschlagen auf der anderen Seite. Osakas Detektiv schaute seinen Freund traurig an. „Hey“, sagte er leise.

Der Mini-Shinichi erwiderte das: „Hey“ zurückhaltend, kam auf Kazuhas Freund zu.

„Redn wir?“, fragte Heiji vorsichtig nach.

„Reden wir“, antwortete Conan und setzte sich noch nicht vorbehaltlos, ein Stück zwischen ihnen Platz lassend, daneben.

Erst sagte keiner der beiden etwas.

Dann war es Conan, der sich zu Wort meldete: „Du hast gemerkt, dass ich gegangen bin.“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.

„Ja, ich konnt auch nich schlafn“, antworte Heiji ihm darauf ehrlich.

„Wieso bist du mir nicht hinterher?“

Osakas Detektiv sah seinen Freund skeptisch an: „Ich konnt mir nich vorstelln, das’u das gewollt hättes.“

„Du kennst mich gut“, merkte der geschrumpfte Shinichi darauf an.

„Klar“, meinte Heiji. Er grinste fast. Dann wurde er sehr ernst. So ernst, dass Conan überrascht mit einem: „Hm?“ anschaute.

„Shinichi, bitte: Es tut mir so schrecklich leid, dass ich dir das nich schon früher erzählt hab. Könn wir uns wieder vertragn, bitte? Ich find’s furchtbar mit dir zerstrittn zu sein.“

„Unter einer Bedingung“, willigte Conan wahrend ein.

Kazuhas Freund fragte sofort nach: „Das ich dir nichts mehr verschweig?“

„Ja, das du das nie wieder machst. Wenn du mir noch mal etwas vorenthältst, ganz egal: selbst wenn du es wirklich nur gut meinst, sind wir Freunde gewesen. Ist das klar?“

„Ganz klar“, willigte Heiji umgehend ein: „Das versprech ich dir bei meiner Ehre als Detektiv.“

Sein kleiner Freund sah ihn noch einmal misstrauisch an.

„Wirklich: ich werds nie wieder machen.“

„Gut“, gab Conan noch ein wenig zerknirscht Antwort. Dann schwieg er.
 

„Shinichi?“, wurde er von dem anderen Detektiv aufmerksam angesprochen.

„Weißt du was?“, setzte Rans Freund hilflos an.

„Was?“, fragte Heiji fürsorglich nach.

„Mir ist was klar geworden.“

„Ja?“

„Ja. Mir ist klar geworden wie sehr ich auf euer Vertrauen angewiesen bin.“ Er schaute auf: „Wie wichtig es für mich ist, dass ich dir vertrauen kann.“ Das „dir“ betonte er besonderes: „Und wie wichtig es für mich ist, dass ich mich dir anvertrauen kann. Es tut gut mit dir zu reden. Das wollte ich dir schon lange mal sagen, Heiji. Ehrlich, du bist der beste Freund den ich habe. Ich möchte auch nicht, dass etwas zwischen uns steht.“

Heiji war richtig gerührt: „Also, sin wir wieder Freunde?“

„Ja.“

„Danke, Shinichi.“
 

„Ich habe Angst“, gestand der geschrumpfte Detektiv, seine Hände auf den Knien abstützend, nach einer weiteren, kurzen schweigenden Pause.

„Ich weiß“, entgegnete Heiji ihm mitfühlend: „Versuch trotzdem, ob du noch etwas schlafn kanns. Es bringt dir ja nichts, wenn’u morgn müd bis.“

„Nein“, Conan seufzte: „ich kann nicht schlafen.“

„Aber du has es doch noch nich nochmal versucht?“, wandte Heiji aufmunternd ein.

„Ich will es auch gar nicht versuchen“, widersprach der Mini-Shinichi ihm: „ich kann nicht schlafen, wenn Ran nicht hier ist.“ Er unterbrach sich, ehe er erklärte: „Es irritiert mich so, dass sie nicht da ist. Es ist wirklich erschreckend wie sehr ich mich daran gewöhnt habe, dass sie nachts bei mir ist. Ich kann sie nicht atmen hören, Heiji. Sie sollte nicht in einem Krankenhaus liegen“, die Stimme des kleinen Detektivs wurde immer leiser: „Sie sollte hier sein, bei mir und friedlich in ihrem Bett schlafen. Sie fehlt mir einfach so“, Conan schaute zu seinem Freund auf: „Geht dir das auch so? Vermisst du Kazuha auch so schrecklich, wenn sie nicht bei dir ist?“

„Also bisher war ich viel zu sauer auf sie, um sie zu vermissn“, überlegte Heiji: „Aber ich denk ich weiß was du meins. Ich glaub ich kann nachvollziehn wie du dich fühls. Auch wenn es mir nich so geht. Immerhin kann ich immer mit Kazuha zusammn sein, wenn ich will.“
 

„Ach, Heiji?“, setzte Conan an: „Wegen mir brauchst du dich nicht zurück zuhalten.“

„Hm?“, stutze Gemeinter.

„Ich weiß, dass du dir Mühe gibst, um mich nicht zu verletzen. Das ist doch der Grund, warum du dich nie mit Kazuha zusammen zeigst und sie nur dann mal küsst, wenn du dich für unbeobachtet hältst, oder?

„Du has mich gesehn?“ Heiji war überrascht.

„Das ein oder andere Mal“, merkte Conan mit einem wohlwollenden Schmunzeln an: „Wegen mir kannst du gerne auf dieses Versteckspiel verzichten. Für mich ist das schon in Ordnung.“

„Wirklich?“, harkte Osakas Detektiv dankbar noch einmal nach.

„Ja, ich komme klar damit. Außerdem reicht es doch wirklich, wenn einer von uns beiden unglücklich ist.“

„Ja, aber“, wollte Kazuhas Freund einwenden.

Rans Freund unterbrach ihn jedoch: „Kein Aber, Heiji. Du sollst es dir nicht wenigen mir schwieriger machen. Du bist mit Kazuha glücklich und du sollst auch das Recht haben das zu zeigen. Ich weiß es ja sowieso. Außerdem bereitest du mir so ein schlechtes Gewissen, weil du dich wegen mir zurücknimmst und das liegt wohl nicht in deinem Interesse, oder?“ Conan schaute verschmitzt in Heijis Gesicht.

„Nein“, gab jener darauf breit lächelnd zu.
 

„Und jetzt?“, fragte Conan ihn.

„Keine Ahnung? Wie spät ist es denn?“

Der kleine Detektiv schaute auf seine Uhr: „gleich halb fünf.“

„Na, super!“, der größere Detektiv fuhr sich durch die Haare: „Dann könn wa ja gleich aufbleibn.“

Die zwei sahen einander frustriert an.

„Fersehn?“, fragte Heiji.

„Fersehen“, antworte Conan.

Während Rans Freund den Fernsehapparat einschaltete, griff Kazuhas nach der auf dem Couchtisch liegenden Fernbedienung.

Zweimal wurden alle Sender durchgeschaltet.

Heiji richtete sich unwillig an Conan: „Wills‘u davon was sehn?“

„Nein“, war der Gefragte sich da vollkommen sicher.

Osakas Detektiv schaltete die Flimmerkiste wieder aus: „Wie spät is es jetz?“

„Zwanzig vor fünf.“

„Prima, zehn Minuten weniger“, brummte Heiji verstimmt: „Un nu?“

Der geschrumpfte Shinichi zuckte nur rat-und lustlos mit den Schultern.

„Soll ich die Kartn von obn runter holn?“

Nachdem Conan genickt hatte, ging Heiji hoch.
 

Leise öffnete er die Türe zu seinem Zimmer und schlich hinein.

„Heiji?“, rief Kazuha nach ihm.

Er hielt, das Kartenspiel vom Schrank herunter holen wollend, in seiner Bewegung inne.

„Ja?“, fragte er zurück.

Seine Freundin richte sich, im Bett sitzend, auf.

„Bis‘u auch wach?“, fragte ihr Freund sie.

„Ja, ich kann nicht schlafn, wenn‘u sauer auf mich bis. Heiji, ich weiß noch nich mal den Grund.“

„Oh, doch mein Schatz dass weiß’u“, meinte Shinichis Freund seine eine Hand gegen die Hüfte stemmend und mit der anderen das Licht einschaltend. Er klang allerdings recht versöhnlich.

Kazuha kniff die Augen zusammen.

Heiji schaute ihr dabei zu, schmunzelte leicht.

Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie ihn auf sich zu kommen.

Er setze sich neben sie: „Du bis so eine blöde Kuh, weiß’u das“, tadelte er sie liebevoll.

„Das muss du doch grad sagn.“ Kazuha fühlte sich angegriffen: „Ich hab überhaupt nichts gemacht!“

„Un ob du was gemacht has“, konterte Heiji scharf: „Du has doch keine Ahung, was du da hättes anrichtn könn. Du kanns meinem Glück dankn, dass ich dir deine große Klappe noch mal verzeih.“

„Wie bitte?“

„Du has mich schon verstandn, Kazuha!“, Heiji sah sie warnend an: „Wenn‘u noch einmal nich auf mich hörs, wenn ich Nein sag, dann will ich nich mehr mit dir zusamm sein.“

„Aber, Heiji!“, reagierte Kazuha wirklich entsetzt: „Das kanns’u doch nich machn! Nich wegn so ner Kleinigkeit!“

„Kazuha, das war keine Kleinigkeit. Du hättes da großn Schadn arichtn könn. Auch wenn’u es nich besser weiß: Du hättes einfach auf mich hörn müssn!“ Er schaute Kazuha eindringlich an.

„Was um alles in der Welt, hätt ich denn tun könn, Heiji? Wieso verdammt noch mal machs so ein Theater deswegn?“, wollte seine Freundin wütend auf ihn wissen: „Außerdem“, setzte sie an: „was meinte Conan mit den totn Mäusn. Wieso hat er sich da so drüber aufgeregt un was hat Ran damit zu tun?“, Antwort einfordernd schaute sie ihren Freund an.

„Das“, meinte er unumstößlich: „geht dich nichts an. Ich will das‘u dich da raus häls!“

„Spinns‘u, Heiji?“, schrie Kazuha ihn schon fast an: „Ran is meine Freundin. Wenn was mit ihr is, dann geht mich das sehr wohl was an!“

„Das mag im Allgemeinen stimmn, Kazuha!“, erwiderte der Detektiv: „aber nich, wenn auch Shinichi damit zu tun hat.“

„Shinichi? Was bitte hat Shinichi denn damit zu tun?“

Heiji schaute sie verständnislos aufstehend an: „Hallo? Er is ihr Freund.“

„Toller Freund“, meinte Rans Freundin zynisch: „der sie im Stich lässt!“

Heiji packte sie, sich hinunter beugend, an den Schultern: „Er lässt sie nich im Stich, Kazuha. So einer is er nich!“

„Ach un wo is‘er dann? Irgend nen Fall lösn, anstatt sich mal bei ihr sehn zu lassn. Zunmides jetz wo sie im Kranknhaus is, wäre es nur anständig sie wenigstens mal da zu besuchn!“, konterte Kazuha uneingeschüchtert zurück.

Heijis Stimme wurde rasiermesserscharf: „Wenn er könnt, dann würd er das sofort tun.“ Shinichis Freund ließ sie los. Beruhigte sich erst einmal. Ehe er weitersprach: „Nur er kann nun mal nich. Das is einfach nich zu ändern.“

„Warum nich?“, bestand seine Freundin weiterhin auf einer für sie zufriedenstellende Antwort.

Heiji drehte sich um und griff nach dem Kartenspiel: „Weiß’u was, Kazuha? Das werd ich dir nich sagn. Ganz egal wie oft du mich das noch frags. Es is un bleibt einfach meine Angelegenheit.“ Er schaute sie noch einmal an: „Find dich damit ab. Ich bleib bei meiner Meinung: Entweder du vertraus mir in dem Punkt un hörs auf mich oder ich trenn mich von dir, denn ich werd mich nich von dir dazu zwingn lassn mich zwischn dir un meinm bestn Freund zu entscheindn!“ Er ging derweil zur Tür, öffnete: „Die beid‘n Option has’u, Kazuha!“

Mit dieser Ansage verließ er das Zimmer und lies seine Freundin völlig fassungslos.

einfach im wahrsten Sinne des Wortes „sitzen“.
 

Donnerstagmorgen 28. September
 

Heiji und Conan waren gerade dabei die Karten wieder wegzuräumen, als der Professor und Ai ihre Zimmertüren öffneten.

Tadashi wurde von Ai festgehalten. Sie stutze, als sie Conan zusammen mit Heiji auf dem Sofa sitzen sah.

„Ah, ihr habt euch doch wieder vertragen“, schlussfolgerte der Professor: „Wie schön.“

„Auf euch bin ich immer noch sauer!“, merkte Conan darauf, besonders Ai damit meinend, an.

„Das versteh ich“, antwortete sie leise: „wenn du willst, nehme ich einen anderen Weg zur Schule.“

„Schon gut“, räumte Conan eigentlich doch ziemlich versöhnlich ein: „Brauchst du nicht. Aber vergeben kann ich dir noch nicht.“

„Das ist in Ordnung, Shinichi.“

Dem Professor und Heiji tat Ai in diesem Moment sehr leid. Es war ihr anzusehen, wie sehr seine Worte sie verletzen. Doch sie bemühte sich es sich nicht anmerken zu lassen.
 

Auf dem Präsidium schnitt Kazuha Heiji. Sie reichte ihm keinen Kugelschreiber, brachte ihm keinen Kaffee mit und Ordner um die er sie bat, gab sie ihm auch nicht. Er machte sich allerdings auch nicht die Mühe auf sie zuzugehen.

In der Mittagspause setzte sich Kazuha zu Sato, Takagi und Chiba an den Tisch. Denen war die schlechte Stimmung, die zwischen den beiden Praktikanten herrschte, natürlich aufgefallen.

Also fragte Sato sie: „Hast du dich mit Heiji gestritten?“

Aber mehr als ein wütendes: „Ja“, gab es als Antwort nicht.
 

Heiji hingegen arbeitete im Internet recherchierend weiter.

„Was ist denn los?“, sprach Megure ihn das Büro betretend verwundert an.

„Ach, nichts besonders. Wir haben uns heute morgn nur gestrittn.“

„Ach, so“, entgegnete der Inspektor in verstehendem Tonfall. Dann räusperte er sich auffordernd: „Du solltest trotzdem Pause machen. Der Papierkram ist, wenn du wieder kommst immer noch da. Genau wie dein knurrender Magen, wenn du jetzt nicht essen gehst.“

Der Detektiv machte das Fenster klein.
 

Nach der Schule traten die Detektiv Boys traten den von Wolken bedeckten Heimweg an.

„Spielt ihr noch mit uns?“, wurden Ai und Conan von Ayumi gefragt.

Die vermeidliche Grundschülerin schaute den durch ihr Gift geschrumpften Oberschüler an, der sich mit einem: „Nein, danke. Ich will nachhause“ von den Kindern verabschiedete.

Als es Zeit war sich zu trennen, gingen die beiden Älteren den Rest alleine.
 

Das Haus erreichend klingelte Conan.

Der Professor öffnete ihnen.

„Was ist mit Ran?“, wurde er vom sich umsehenden Mini-Shinichi gefragt, der sich Schuhe und Jacke auszog.

„Sie ist im Wohnzimmer auf dem Sofa“, meinte er.

Der Detektiv ging nachsehen. Tatsächlich Ran war wieder da.

„Hi, Conan“, wurde er von ihr angelächelt. Sie hatte es sich unter einer Decke bequem gemacht: „Na, wie geht’s dir?“

„Gut“, antwortete er seiner Freundin: „Und dir?“

„Auch gut.“ Sie knuddelte ihn kurz vergnügt.

Ai, die die beiden sah zog sich in ihr Zimmer zurück.
 

Freitagmorgen 29. September
 

Ran eilte aus der Klasse auf den Gang hinaus und diesen entlang. Sie brach in Tränen aus.

„Ran, bitte warte. Komm zurück“, rief Sonoko ihr hinterher rennend nach.

Ihre Freundin drehte sich, die Treppe erreichend, um, weinte: „Nein. Ich geh da nicht mehr rein! Sonoko, das war zu gemein.“

Damit wandte sich Shinichis schwangere Freundin um und rannte die Treppe hinunter und aus dem Schulgebäude raus, über den Schulhof, die Straßen runter.

Schließlich brach sie immer noch heftiger weinend zusammen. Hielt ich auf der Straße kniend die Seite, atmete dementsprechend.

Als sie wieder konnte, richtete sie sich wieder auf und rannte weiter bis zur Detektei.

Immer noch weinend brachte sie die letzen Stufen hinter sich, klingelte Sturm und klopfte hämmernd mit aller Kraft gegen die Wohnungstüre.

Eri, die ihr aufmachte, hielt ihre Tochter ganz unvermittelt sofort fest, noch bevor sie fragen konnte was los war, hatte sich Ran in ihre schützenden Arme gestürzt.

„Was ist denn passiert?“, fragte sie fürchterlich erschrocken.

Unter unkontrolliertem Schluchzen konnte Ran ihr gar nicht richtig an einem Stück Antwort geben: „Sie wissen es, Mama. Sie wissen es und sie haben so gemein gemeinte Dinge über mich gesagt! Ich geh nie wieder zur Schule! Ich will da nie wieder hin! Nie, nie wieder!“

„Ist ja gut. Du kannst hier bleiben“, hielt ihre Mutter sie beschützend fest: „Komm erst mal mit rein, damit du dich beruhigen kannst“, sie führte ihre Tochter in den Wohnbereich bis zum Sofa hin: „Komm, Ran: setz dich erst Mal. Ich mach dir einen Tee und dann kannst du mir erzählen was vorgefallen ist.“

Genannte nickte nur.
 

Auch als Eri mit einem Tablett zurück kam, liefen Ran immer noch die Tränen über die Wangen.

Ihre Mutter stellte die Tassen ab, nahm ihre Tochter erneut in die Arme und ließ sie.

Irgendwann war Ran soweit, dass ihr schluchzten abebbte. Immer noch sicher in den Armen ihrer Mutter begann Ran zu erzählen was in der Schule vorgefallen war: „Mama, die anderen waren so gemein zu mir. Sie haben mich ausgelacht und kritisiert. Sie haben gesagt wie dumm ich sei und sie haben mich bedrängt. Sie haben so schrecklich gemeine Dinge über Shinichi gesagt.“

„Du hast ihnen gesagt, dass Shinichi der Vater ist?“

„Nein“, Ran schluchzte bitterlich: „aber sie haben mir das nicht geglaubt. Mama es war so entsetzlich peinlich!“

Ihre Tochter brach erneut in Tränen aus und wurde erneut getröstet.
 

Kogoro stutze, als er nachhause kam und sein mitgenommenes Mausebein unter einer Decke zusammen gekauert auf dem Sofa schlafend vorfand.

Verwirrt richtete er sich an seine Frau, die neben ihrer Tochter Tee trank: „Was macht Ran denn hier? Hat sie denn keine Schule?“, fragte er mit gedämpfter Stimme besorgt.

„Ihre Klassenkameraden wissen jetzt Bescheid. Sie kam vorhin weinend.“

„Haben sie etwa“, brauste Kogoro daraufhin so laut auf, dass sein Mausebein erschreckend wach wurde.

Eris bestätigender Blick hatte zur Folge, dass der Vater ihrer Tochter wutentbrannt die Wohnung oberhalb der Detektei verließ.
 

Conan schaute sich wundernd auf seine Armbanduhr. Er war mit Heiji mit den Hunden gewesen und hatte sich anschließend nach seiner Freundin umgesehen und den Professor nach ihr gefragt.

Jener und Heiji hörten ihn, wie er den Beschluss sie anzurufen äußerte und nach oben ging.

Sich auf sein Bett setzend wählte er Rans Nummer. Doch ihr Handy war ausgeschaltet.

Der geschrumpfte Shinichi blieb vorerst unschlüssig sitzen, dann hörte er Heiji nach sich rufen: „Essn is fertig!“

Er kam runter in die Küche.

„Kazuha, hat Ran dir gesagt wo sie ist?“, sprach er die Freundin seines Freundes zielgerichtet an.

Sie schüttelte mit einem überraschten: „Nein“ den Kopf.

Die anderen sahen: Conan gefiel die Antwort nicht.

Er setzte sich nicht wirklich überzeugt an den Tisch, nachdem der Professor gemeint hatte: „Iss erst mal mit uns. Ran kommt sicher bald.“

Das Geschirr war schon abgetragen und seine Ran war immer noch nicht gekommen.

Conan versuchte es erst ein weiteres Mal auf dem Handy seines Lieblings. Auch dieses Mal nur die automatische Boxansage.
 

Sonoko war seine nächste Anlaufstelle. Als sie abnahm, fragte er sie nach ihrer Freundin.

„Sie ist bei ihrer Mutter“, teilte sie ihm mit.

Sich bedankend legte er auf.

Anschließend kam er zu seinen Freunden ins Wohnzimmer.

„Hass’u Ran erreicht?“, fragte Heiji ihn, dem seine jeztige Gelassenheit auffiel.

„Sie ist bei ihrer Mutter“, erklärte Conan ihm, Ai und dem Professor und schaute sich den gerade laufenden Krimi mit an.
 

Ran kam nachhause. Die Hunde verrieten sie. Conan sah, dass sie etwas blass war und müde aussah: „Geht es dir gut?“, fragte er sie deswegen. Sie nickte und ging an ihm und den anderen am Sofa vorbei hoch nach oben.

In ihrem Zimmer stellte sie ihre Schultasche traurig neben ihrem Bett ab, setzte sich dann auf dieses.

Schlafen wollend wurde sie von Heiji gestört, der ihr das schnurlose Telefon anklopfend brachte.

„Shinichi“, meinte er, das Zimmer wieder verlassend und die Türe hinter sich zu ziehend.
 

„Ja?“, fragte Ran. Ihre Stimme war ein wenig heiser.

„Endlich erreich ich dich mal“, hörte sie im Anschluss ihren kleinen Freund: „Ich habe mehrmals versucht dich auf deinem Handy anzurufen. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.“

„Tut mir leid, Shinichi. Ich habe ganz vergessen es wieder einzuschalten.“

„Ich habe bei Sonoko angerufen und sie hat mir erzählt, dass du bei deiner Mutter warst.“

„Ja. Sie war heute bei mir, nachdem sie Schule aus hatte.“

„Warst du denn nicht zusammen mit ihr gegangen? Ihr geht doch oft zusammen nachhause, oder irre ich mich da?“, wunderte der Mini-Shinichi sich ein wenig.

„Nein. Heute bin ich früher gegangen.“

Der Detektiv merkte an der Veränderung ihrer Stimme, dass sie unglücklich sein musste: „Habt ihr miteinander gestritten?“

„Nein“, Ran schlunzte: „aber“, dann brach sie bitterlich in Tränen aus. Ihre Stimme überschlug sich: „aber Shinichi. Ich wäre am liebsten gestorben!“

„Was?“, fragte der kleine Detektiv sofort nach: „Wieso? Was ist passiert?“

Unter Tränen erzählte sie nun auch ihm, was in der Schule gewesen war: „Es ist rausgekommen das ich schwanger bin. Die anderen waren so gemein zu mir. Es war so peinlich und Paps war bei der Schule. Die haben mich für die weitere Dauer meiner Schwangerschaft vom Unterricht ausgeschlossen. Das ist einfach alles so, so ungerecht!“

„Das tut mir so leid, Ran. Bitte hör auf zu weinen. Es wird bestimmt wieder alles gut.“

„Nein“, Ran schluchze erneut: „Wird es nicht. Ich kann mich nie wieder sehen lassen.“

„Das ist doch gar nicht gesagt“, versuchte Conan seine Ran zu trösten und aufzubauen.

„Doch: Paps war sogar beim Schulleiter! Ich werde es gar nicht schaffen den versäumten Stoff später aufzuholen.“

„Aber du hast doch Sonoko. Sie bringt dir sicher die Unterlagen, die durchgenommen werden und Kazuha nimmt doch das Gleiche durch wie du. Sie hilft dir bestimmt auch und sonst auch Heiji. Er kann dir alles erklären, was du wissen musst.“

Ihr geschrumpfter Freund war erleichtert, dass seine Worte sie doch beruhigten und ihr Trost brachten. Er hörte, dass ihr Atem ruhiger wurde und ihr schluchzen abnahm.

„Shinichi?“, hörte er sie plötzlich.

„Ja?“, fragte er sie fürsorglich.

„Sie wissen, dass du der Vater bist.“

„Du hast es ihnen gesagt?“ Conan war leicht erschrocken.

„Nein“, antwortete sie: „ich wusste nicht, ob ich es sagen durfte oder nicht und hab deshalb gelogen, aber die anderen haben mir das nicht geglaubt. Dein Ruf ist jetzt total ruiniert!“

„Ach, das ist doch ganz egal. Das macht mir nichts. Es tut mir nur leid, dass du das alles wegen mir durchmachen musst.“

„Also hab ich nichts falsch gemacht?“, fragte Ran noch einmal aufschluchzend nach.

„Nein“, Conan hatte nur das eine Wort gesagt, aber die Liebe die er dadurch zum Ausdruck brachte war unersetzlich.

Ihre darauf folgenden Worte brachen ihm das Herz regelrecht entzwei.

„Shinichi, ich vermisse dich: Bitte, kannst du nicht zu mir kommen?“

Er konnte nur mit belegter Stimme, so behutsam wie ihm nur irgend möglich, verneinen.

Ran blieb darauf nur ein tränenunterdrückendes, sich damit abfindenden des: „Schade.“

"Wie war dein Tag?", fragte sie dann.

"Gut", antwortete er.

"Ich habe zusammen mit Mama schon mal ein paar Kisten voll gemacht. Übernächste Woche ziehen wir ja schon um.
 

In der Nacht
 

Conan lag wach auf der Seite liegend in seinem Bett. Er schaute zur schlafenden Ran im anderen hinüber. Sein Blick war todtraurig. Er schaute auf seine Armbanduhr, die er an seinem, unter seinem Schafanzug verborgenen, Arm trug.

Er richtete sich lautlos seufzend auf, schaute erneut zu seinem Liebling. Leise schlich er zu ihr an das Bett. Davor stehen bleibend küsste er ihre Schläfe. Langsam setze er sich neben sie: „Ich geb mein bestes Ran, das verspreche ich dir. Ich stelle die Organisation und das mit dem Gegenmittel bekomme ich auch irgendwie hin. Ich weiß noch nicht wie, aber ich komme zu dir“, flüsterte er. Wobei er sich, an ihren unter der Decke übereinander liegenden Beinen, mit Bedacht sie nicht zu wecken anlehnte.

Er spürte einen Kloß im Hals, schluckte schwer: „Irgendwie!“
 

Angezogen traf er die Zimmertüre schließend auf seinen Freund, der auf ihn gewartet hatte. Gemeinsam schlichen sich die beiden Detektive aus dem Haus und machten sich im Schutze der Nacht auf den Weg.

Die beiden trafen an der Lagerhalle auf Kaito. Jener hatte bereits dafür gesorgt, dass der Eintritt zum Gebäude frei war.

Die dunkle Halle erhalten nur die Lichter der Taschenlampen. Zuerst schauten sich die drei erst unten um, bevor sie sich die Büros vorknöpften.

Während Heiji mit Conan die Schränke durchsuchte, wollte der Meisterdieb sich nebenan in den Computer einhacken.
 

Nach einer Weile
 

„Es funktioniert nicht. Ich kenne das System nicht“, meinte er zu den anderen beiden zurück kehrend.

„Wir findn hier auch nichts!“, stemmte Osakas Detektiv seine Hände frustriert gegen das Becken.

„Verdammt!“

Er drehte sich zu seinem kleinen Freund, dieser hatte auf dem Schreibtischstuhl stehend, mit der Faust auf den Tisch geschlagen. Vor ihm lagen mehrere Ordner auf dem Tisch.

„Lasst uns besser gehen. Allzu lange dauert es nicht mehr, bis es hell wird“, schlug Aokos Freund vor. Der von Kazuha hab ihm mit einem: „Du has Recht“ recht.

„Komm, Shinichi. Das bringt nichts“, meinte Heiji müde.

„Hier muss doch irgendetwas sein!“, ärgerte Conan sich gewaltig. Rans Freund wollte weiter suchen.

„Ich gehe jetzt lieber“, befand Kaito für sich selbst, als er von Hattori unschlüssig angesehen wurde: „Ich habe keine Lust das man mich erwischt.“

Der Mini-Shinichi ignorierte ihn.

Heiji ging zu seinem kleinen Kollegen hin: „Komm, wir komm einfach in ein paar Wochn noch mal wieder.“

Conan wollte das nicht wirklich. Notgedrungen half er Heiji und Kaito beim zurück räumen, nachdem erstgenannter ihm eine leichte Kopfnuss mit entsprechendem Blick verpasst hatte.

Die drei hatten das Büro schon verlassen, als Rans Freund noch einmal zurück rannte. Seine Freunde schauten ihm verwundert hinterher, folgten ihm.

Wie beim letzen Mal nahmen sie den Inhalt des Blätter-Zerkleiner mit, denn sie auch noch aus den anderen Büros holten. Ihre Spuren des Diebstals durch neues Blätter-Shreddern optimal verwischt zog das Trio mit ihrer recht mickrigen Beute aus Richtung Heimat.
 

Sonntagnacht 1. Oktober
 

Ran wachte durch das Schreiens ihres Namens auf und war für einen kurzen Augenblick irritiert. Dann war sie schnell bei Conan und weckte ihn, seinen Namen rufend, rüttelnd.

Der geschrumpfte Shinichi fuhr panisch hoch, atmete gehetzt.

„Ran!?“ Kaum hatte er sie realisiert, fiel er ihr auch schon um den Hals. Als könne sie sich jeden Moment in Luft auflösen, klammerte er sich am ganzen Körper bebend an sie.

„Hey, ist ja gut“, erschreckte sich auch Ran über die heftige Reaktion ihres kleinen Freundes. Beruhigend streichelte sie ihm über den Rücken: „Du hast nur geträumt, Conan. Es ist alles in Ordnung. Du brauchst keine Angst zu haben“

„Ran, Ran bitte lass mich nicht allein. Bitte bleib bei mir!“, hörte sie ihn wimmern.

„Natürlich bleib ich bei dir“, meinte sie beruhigend. Sie musste es ihm noch ein paar Mal sagen, ehe er bereit war seinen Griff um sie zu lockern. Sich bei ihr anschmiegend ließ er sich von ihr behutsam in ihren Armen festhalten.

Sanft strich sie ihm durch die Haare, während er ihren Duft in sich aufnahm und sich von ihr trösten ließ.

„Du musst keine Angst haben. Es war nur ein dummer Traum, Conan“, versicherte sie ihm ihn, merkte wie er sich eng an sie kuschelte: „Möchtest du mir erzählen was du geträumt hast?“, fragte sie ihn auf liebevolle, mütterliche Weise.

Schnell schüttelte er mit dem Kopf.

„Oh“, machte Ran betroffen: „War es so gruselig?“

„Ja“, gab Conan ihr leise, jämmerlich Antwort und schmiegte sich noch enger in ihre Arme.

Die beiden blieben so sitzen.

„Sollen wir in die Küche was trinken gehen?“, fragte Ran nach einer Weile.

Er nickte.
 

Sich von Ran an die Hand nehmen lassend, verließ er mit ihr das Zimmer und stieg gemeinsam mit ihr die Treppe hinunter.

Holmes und Queen kamen angelaufen und folgten dem ungleichen Paar.

„Ich geb dir ein Glas Wasser“, meinte Ran, als sie mit ihm die Küche erreichte. Sie ließ seine Hand los.

Während sie ein Glas aus dem Schrank holte und es füllte, bewegte der geschrumpfte Shinichi sich nicht vom Fleck.

„Möchtest du dich nicht setzen?“, wunderte Ran sich ein wenig. Ihm das Glas reichend wartete sie auf Antwort.

Befangen nahm Conan es entgegen. Dann schaute er zu, wie sie es jedoch vorzog sich hinzusetzen. Ohne einen Schritt auf sie zuzugehen, blieb er an seinem Standort. Es war nur ein Blick, welcher Ran fragen ließ: „Conan, was ist denn?“

„Ran?“ Angst schwang in seiner Stimme mit.

„Ja?“, fragte sie behutsam nach.

„Du gehst nicht weg, oder?“

Ran stutze, dann vereinte sie schnell: „Ich geh nicht weg?“ Sie lächelte versichernd: „Wohin sollte ich denn gehen? Ich lass dich nicht allein.“

Conan sah sie nur hilflos an.
 

Er stand so gequält da, dass seine Ran augenblicklich aufstand und ihn fest in den Arm nahm. Das Glas fiel. Es klirrte und das Wasser verteilte sich auf dem Boden.

Sich von ihm lösend, machte Ran sich ans Aufwischen.

„Es tut mi-mir leid, Ran. Wirklich“, stammelte er nur entschuldigend.

„Ist nicht schlimm. Macht nichts“, meinte Ran nur lächelnd die Scherben aufhebend.

Ihr Freund wollte ihr helfen, aber sie hielt nur kurz seine Hand. Anschließend fuhr sie in ihrer Tätigkeit fort. Als sie damit fertig war, nahm sie ihn noch einmal in den Arm.

„Bitte Ran, verlass mich nicht. Ich will nicht ohne dich sein.“ Conans Stimme war so flehend.

Behutsam beugte sich die Mutter seines werdenden Kindes zu ihm hinunter: „Ich geh nicht weg. Niemals, dass versprech ich dir. Ich hab dich doch lieb, Conan.“

Sie war mit ihm auf gleicher Augenhöhe: „Was hast du nur? Du bist schon so lange so traurig. Ich möchte dir so gerne helfen, warum möchtest du mir nicht sagen was dich bedrückt?“ jetzt war seine Freundin es, die schon fast ebenfalls verzweifelt war.

Der kleine Detektiv konnte nur mit dem Kopf schütteln.

Also versuchte Ran es selbst zu erraten: „Ist es wegen dem Baby, das ich bekomme?“, tastete sie vorsichtig.

Der geschrumpfte Shinichi sah sie erschrocken an, wich leicht zurück: „Wo-woher weißt du das?“

Ran zog ihn liebevoll an den Händen fassend zu sich zurück: „Das ist doch gar nicht schlimm, Conan. Du hast Angst, dass ich das Baby lieber mögen könnte als dich, oder?“

Ihr Freund war von dieser Theorie überrumpelt. Ran sprach weiter, sodass er nicht dazu kam zu antworten. Er biss sich nur auf die Unterlippe.

„Das passiert nicht. Das verspreche ich dir. Das Baby wird nichts daran ändern, wie lieb ich dich hab. Du bist wie mein kleiner Bruder und auch mein Freund. Ich hab dich wirklich sehr, sehr lieb Conan und auch Shinichi mag dich. Er wird sicher damit einverstanden sein, wenn du dann noch bei mir bist und deine Eltern dich noch bei mir lassen. Okay?“

Der kleine Detektiv konnte nur notgedrungen nicken und sich von seiner Freundin festhalten lassen.

„Komm“, lächelte sie sich von ihm lösend an: „Lass uns wieder schlafen gehen, ja?“

Er nickte verzagt und ließ sich erneut an die Hand nehmen und nach oben führen. Die Betten schon sehend fragte zu ihr aufschauend: „Ran?“

„Ja?“, sie sah zu ihm hinunter.

„Kann ich bei dir schlafen?“

„Aber das tust du doch?“, war sie kurz irritiert.

„Nein. Darf ich richtig bei dir schlafen?“ Es war wieder wie ein Flehen.

„Du meinst bei mir im Bett?“

„Ja“, gab er ängstlich zu.

Sie nickte und ließ Conan in ihr Bett kriechen. Liebevoll decke sie ihn zu, bevor sie sich neben ihn legte und sich ebenfalls bedeckte.

Behutsam legte sie einen Arm um ihn, als sie merkte wie zaghaft er sich an sie schmiegte.
 

Mittwochabend 4. Oktober
 

„Heiji?“, sprach Ran ihn an, als sie ihn mit Kazuha nachhause kommen sah.

„Ja?“, wunderte er sich über ihren bittenden Tonfall. Unsicher stand sie vor ihm an der Treppe, auf die er gerade mit seiner Freundin zukam.

„Kann ich dich was fragen?“

„Klar?“

„Ich weiß ich darf nicht fragen“, sagte sie schnell. Dann brachte Ran ihr sehnliches Anliegen vor: „a-aber, also. Weißt du ich würde Shinichi so gerne etwas schenken. Es sind nur noch sieben Tage, bis zu dem Tag an dem wir zusammen gekommen sind. Wir sind dann schon immerhin drei Monate zusammen. Bitte Heiji, geht das?“

„Ich denk schon: Um was handel‘s sich denn?“, fragte er nach.

„Ich hab es hier“, Ran holte hinter ihrem Rücken ein kleines, sehr flaches Päckchen hervor, welches sie ihm entgegen hielt.

Der Detektiv nahm es, drehte es interessiert in seinen Händen. Eine Adresse stand nicht darauf. Er hörte ihr dabei weiterhin zu.

„Ich, bitte: kannst du es ihm von mir geben. Ich wäre dir wirklich sehr dankbar. Du weißt doch wo er ist.“

Shinichis Freund nickte. Dann ging er nach oben. Kazuha wollte ihn fragen, aber er sah sie nur an und sie war still.

Ran schaute ihm beruhigt lächelnd nach.
 

Freitagabend 6. Oktober
 

Kazuha half Ran die letzen Kleinigkeiten aus ihrem Schrank in Umzugkartons zu packen. Das Zimmer war schon fast ganz leer. Nur die Möbel standen noch.

Die bereits transportfertigen und beschrifteten Kartons standen schon vor der Zimmertüre. Alle die Conan tragen konnte, trug er nach unten vor die Detektei zu einem Transportwagen. Ai half ihm dabei und Heiji übernahm die schwereren Kisten.

Der Professor war auch da. Er ging Kogoro beim die Küche auseinanderbauen zur Hand.

Eri ihrerseits tat das Gleiche wie ihre Tochter.
 

Conan begegnete gemeinsam mit Heiji Yusaku, der ihnen die Treppe zur Detektei hoch entgegen kam.

„Hallo, Sohn“, begrüßte der Schriftsteller: „Hallo, Heiji.“

„Hallo“, erwiderte der kleine Detektiv flüchtig seinen Weg zur Straße, ohne anzuhalten an seinem Vater vorbei gehend, fortsetzend.

Yusaku schaute ihm kurz nach, dann sah er zu Heiji dessen Gesicht Bände sprach. Ohne jedoch darauf einzugehen ließ er den Oberschüler weiter machen und ging in die Wohnung.

Dort entdeckte er die Freundin seines Freundes, wie sie erschöpft ausatmend einen Karton vor die Tür schob.

„Hallo, Ran.“

Sie hatte ihn gar nicht kommen sehen, fuhr herum: „Oh, Hallo.“

„Wie geht’s dir?“, erkundigte er sich freundlich nach ihrem Befinden.

„Gut, danke“, lächelte sie zurückhaltend zurück.

„Wo ist denn deine Mutter?“, fragte er sie daraufhin,.

Eris Tochter übergelegte: „Vorhin war sie im Schlafzimmer? Sonst weiß ich es nicht.“

Yusaku nickte liebevoll: „Ich geh mal nachsehen“, meinte er gut gelaunt und ging seines Weges.

Er fand die hochschwangere Anwältin genau an dem Ort vor, den die Tochter ihm genannt hatte.
 

Eri Unterbauch ihre Tätigkeit, als sie ihn sah.

„Na? Ihr seid ja schon gut vorangekommen“, stellte er nach der Begrüßung fest.

Kogoros Frau nickte höchst zufrieden. Sie klappte den Karton, den sie auf dem Bett abgestellt hatte, zu.

„Aber sag mal, wo ist denn deine bessere Hälfte?“

„Ob er meine bessere Hälfte ist mag ich bezweifeln, aber er ist in der Küche.“

„Gut“, äußerte sich Shinichis Vater. „Ich mach schon“, sagend trug er die Kiste für sie hinaus zum Wagen. Anschließend kam er sich in der Küche nützlich machend zurück.

Während Yusaku an diesem Tage seine Arbeit verrichtete, hatte er seinen Sohn immer mal wieder aufmerksam bei dessen emsigem Ran „helfen“ im Blick.
 

Zu Abend gegessen wurde beim Professor, bei dem Ran fast vor Müdigkeit die Augen zu fielen. Conan begleitet sie nach oben.

Kurze Zeit später ging auch Kazuha hoch.

Eri und Kogoro verabschiedeten sich für ihre letzte Nacht in ihrem alten Zuhause.

Mit den anderen drei verbliebenen kehrte Yusaku in die Küche zurück. Der Professor bot ihm, sich selbst einschüttend, einen Kaffee an.

Mit einem: „Nein, vielen Dank“, lehnte der Schriftsteller ab. Zusammen mit seinem Freund und den jungen Leuten setzte er sich an den mittlerweile auch abgedeckten Tisch beisammen.

Ohne weiteres äußerte Yukikos Mann seine Annehme bezüglich seines Sohnes: „Er macht keinen guten Eindruck.“

Obwohl er den Namen nicht genannt hatte, war allen Beteiligten natürlich klar wer gemeint war. Die drei nickten.

„Er zieht sich im Moment sehr von uns zurück“, setzte Agasa zu einer Erklärung an.

„Hat er euch mitgeteilt weswegen?“, fragte ruhig Yusaku nach.

Geeintes, bedauerliches Kopfschütteln.

„Nein, aber ich glaub seine Alpträume sind wieder da“, merkte Heiji an: „Ich habe ihn gefragt, aber er streitet es ab.

„Er streitet viel ab, wenn der Tag lang ist“, meinte dessen Vater darauf. Allerdings ohne eine Spur von Vorwurf, sondern einfach als eine Tatsache.

„Er versucht uns glauben zu machen es ginge ihm gut.“ Es war Ai, die ihn bestätigte: „Er ist so traurig, dass ich jedes Mal wenn ich ihn ansehe denke er würde jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.“

„Hatte er denn schon früher Alpträume?“, erkundigte sich Shinichis Vater nun interessiert.

Der Oberschülerdetektiv nickte mit einem: „Ja“.

„Wann war das?“

„Als wir das erste Mal bei der Lagerhalle waren und Chiyoko gestorbn is. Er hat sich deswegn ziemliche Vorwürfe gemacht“

„Ah, ich erinnere mich“, räumte Yusaku daraufhin nachdenklich ein: „Und ihr wart jetzt noch einmal dort?“

„Ja, vor ungefähr zwei Wochn.“

„Verstehe.“ Shinichis Vater holte ein kleines Päckchen aus seiner Hosentasche hervor. Die drei anderen schauten ihm dabei zu, wie er aus diesem ein Kartenset mit Bildern heraus zog.

Yusaku schloss beim Mischen seine Augen.

„Was machn Sie da?“, wollte Heiji stirnrunzelnd wissen.

„Fragen, wie es die nächsten drei Monate jetzt mal so für Shinichi bestellt ist“, antworte der Vater seines Freundes, ohne sich auch nur im Geringsten aus seiner Ruhe herausbringen zulassen. Er legte vier Karten vor sich mit der Bildseite auf den Tisch.

Sorgsam schaute er sich anschließend jede prüfend an.

„Sie glaubn daran?“, fragte Ai sehr befremdlich.

„Ja“, antworte Yusaku nur in einem derartigen-konzentrierten Tonfall, dass keiner mehr etwas sagte.

Die drei beobachteten wie ernst das Gesicht des Vaters ihres geschrumpften Freundes wurde.
 

„Ist es etwas Schlimmes?“, machte sich der Professor dadurch verursachte Sorgen.

„Hm“, machte der Vater seinen Kopf mit der Hand abstützend: „Schlimm nicht unbedingt, aber sehr unangenehm! Ich denke, ich weiß jetzt, warum mir mein Kaffee heute Morgen nicht vergönnt war.“ Er klang mitgenommen. Aber auch merkwürdigerweise dankbar schüttete er sich nun doch eine Tasse ein.

„Wieso?“, überwand Heiji schließlich seine Skepsis, als er Yusaku weiter bei seinem Tun zuschaute.

„Siehst du hier?“, erklärte Shinichis Vater ihm die Bedeutung der Bilder: „Die erste Karte steht für den Ausgangspunkt. In diesem Fall der Mond: Das heißt dass es um Gefühle geht, um Grenzen die überschritten werden müssen, intuitives Verständnis, kontinuierlichen Wandel, den jetzigen Weg weitergehen.

Die äußeren Umstände sorgen bei Shinichi für den inneren Konflikt. Es geht um Blockaden mit der Tendenz schmerzhafte Situationen zu wiederholen, die aus der Erinnerung her rühren. Er steht jetzt am Anfang von Schwierigkeiten. Er ist unfähig, die Dinge so zu sehen wie sie sind. Desweiteren ist da auch die Gefahr von Depression. Die Arbeit liegt im Entertainmentbereich. In seinem Fall wohl im uns etwas „vorspielen“. Auch wird er wahrscheinlich die Kontrolle über sein tägliches Leben verlieren. Das Unterbewusstsein nimmt sich die Kontrolle.“

Die anderen drei hörten ihm zwar aufmerksam zu, aber wie Heiji wusste Ai offensichtlich nicht wirklich was sie von diesem Tarot halten sollte.
 

Yusaku zeigte auf die dritte Karte: „Es geht um Selbsterkenntnis und einen Wachstumsprozess zu dem er gezwungen werden wird. Er wird vom hohen Ross geholt und soll seinen Rahmen sprengen. Dann geht es ums weibliche, ums beschützen wollen, krampfhaftes Festhalten“, zählte Shinichis Vater seine Schlussfolgerungen in Anbetracht der im dargebotenen Konstellation auf: „Intuition, Erkenntnis und geheimes Wissen, die feminine Seite der männlichen Persönlichkeit. Es gibt etwas, das aufgedeckt werden muss, aber Geduld. Versteckte Einflüsse auf Heim und Arbeit.“, Shinichis Vater schwieg kurz: „Dann eine Frau, die starken Einfluss auf ihn hat“, er unterbrach sich nachdenkend für einen Moment: „Nein, Yukiko ist das nicht. Es muss Ran sein.“

Er schaute Heiji an: „Ihr hattet kein Glück bei euren Nachforschungen?“

„Nein.“

„Hm, ist hier auch.“ Der Schriftsteller wechselte seine Sitzposition, hielt sich nun die Hand unter das Kinn. Nickte: „Wenn ihr euren Einsatz jetzt auf den Tisch legt, seit ihr die Verlierer. Ihr müsst abwarten.“ Yusaku stutze in seinen Erläuterungen merklich: „Shinichi wird da wahrscheinlich dann aber kein Interesse mehr haben.“ Der Schriftsteller seufzte kurz: „Ich werde Evan morgen fragen und noch mal neu legen. Aber eigentlich ist es mehr als eindeutig.“ Yusaku sah so aus, als würde er überlegen, ob er nun weinen oder lachen sollte und entschied sich für ein ergebenes Schmunzeln.

„Was ist so amüsant?“, wurde er von seinem alten Freund verwirrst gefragt und die anderen zwei schauten ihn genauso irritiert an.

„Nichts. Es ist nur: Wie ich Shinichi kenne nimmt er den schwierigen Weg. Er war schon immer für die Herausforderung“, verriet Yusaku, sich erhebend, den Grund für seine Gelassenheit.

„Und was soll uns das jetz bring?“, Heiji fand das nicht lustig. Er reagierte frustriert, was dem Vater seines Freundes ein gutmütiges Lächeln entlockte: „Was uns betrifft, wir lassen ihn jetzt einfach auf den Berg steigen und ihn nachsehen lassen und wenn er fällt, dann habe ich Pflaster.“…
 

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*Anmerkung(en):
 

Ich hatte mal versucht herauszufinden, wie das mit der Schule in Japan bei einer Schwangeren ist. Ein Japaner meinte, dass es „sowas“ da nicht geben würde. Er meinte, dass die Eltern dort sehr darauf achten würden und in einer Schule wäre so etwas undenkbar. Es würde ein schlechtes Bild abgeben und die anderen Schüler verleiten.
 

Sonoko war zuerst beim Professor. Ai hat aufgemacht und ihr mitgeteilt, dass sie nicht da war.
 

Yukiko bleibt noch ein wenig in den USA. Ihr Schauspielvertrag ist noch nicht ganz ausgelaufen, weswegen Yusaku schon einmal vorgeflogen ist.
 

Yusaku hat das Tarot von Evan zum Abschied geschenkt bekommen. Es war dessen eigenes, weshalb sich Yusaku besonders darüber gefreut hat. Er hatte Evan in den letzen Monaten mehrmals für sich legen lassen. Er wusste nicht so recht, ob er mit Yukiko zusammenbleiben wollte oder ob er wirklich mit nach Tokio zurück gehen sollte oder was er sonst mit seinem Leben machen wollte.
 

Was mich betrifft: Die Idee mit den Alpträumen ist uralt, die gab es vorher schon. Allerdings habe ich mir mal einen Spaß gemacht und mal für alle Charaktere meiner FF Karten gelegt (auf einer Internetseite) und fand das ganze doch dann sehr witzig, denn es passt. Es passt… Ich fand das echt mal erstaunlich, dass die Karten so rein „zufällig“ genau dem entsprachen, was ich mir so in den letzen paar Jahren ausgedacht habe.

Ich grinse mir eins... Es ist Zufall: Alles nur Zufall...

Der Umzug

Eine Welt in einem Sandkorn sehen und einen Himmel in einer wilden Blume, die Unendlichkeit in der Hand halten und die Ewigkeit in einer Stunde.

William Blake
 

Sonntagmorgen 8. Oktober
 

Yusaku Kudo streckte sich unter der Decke auf dem Sofa, auf welchem er seine erste Nacht zurück in Tokio verbracht hatte. Behaglich regte sich Shinichis Vater beim erwachen.

Guten Morgen, dachte er sich behaglich. Tief atmete er durch und lauschte der Stille die das ganze Haus des Professors am frühen Morgen noch erfüllte.

Yukikos Mann gähnte herzhaft, bevor er damit begann, gedanklich erst um seinen rechten Zeh, dann über den Fuß zum Knöchel, vom Knöchel aus das untere Bein entlang zum Knie bis hin die obere Beinpartie hinauf zu kreisen.

Mein Zeh, mein Knöchel, mein Knie und der ganze Rest meines Beines sind vollkommen entspannt.

Das Gleiche machte er erst mit dem anderen Bein und dann verfuhr er bei seinen Armen genauso.

Meine Finger, mein Handgelenk und mein Unter- und mein Oberarm sind vollkommen entspannt.

Nachdem er diese Übung, ganz für sich beendet hatte, entspannte er auch seinen Rücken und umkreiste seine Wirbelsäule von unten nach oben bis hin zum Kopf: Meine Wirbelsäule, meine Knochen, alle meine Muskeln, mein Kiefer, meine Augen, mein Kopf und mein Gehirn sind vollkommen entspannt. Danach folgten alle weiteren Organe: Meine Haut, meine Nieren, meine Milz, meine Leber, mein Herz, meine Lunge und meine Schilddrüsen sind vollkommen entspannt.

Bei jedem dieser Teilschritte atmete Yusaku regelmäßig, tief und entspannt durch: Mein ganzer Körper ist ruhig und entspannt. Jede meiner Zellen ist vollkommen entspannt.
 

Im Anschluss traf er seine Wahl bezüglich dieses, heutigen Tag: Ich treffe jetzt für mich die bewusste Wahl, diesen ganzen Tag zu genießen. Ich werde voller Freude sein. Ganz gleich was auch passieren wird. Ich werde das tun, was richtig ist und ich danke dir Gott- meinem höchsten Selbst, dass du mir wieder einmal aufs Neue die Gelegenheiten bietest mich selbst voll und ganz zum Ausdruck zu bringen. Ich danke dir: Lass mich dich loben und preisen. Lass mich in meiner Liebe zu dir Einssein und hilf mir allen Menschen, denen ich heute auch begegnen mag, mit bedingungsloser Liebe, vollkommen wertefrei und friedfertig zu begegnen. Hebe alle Gedanken von Mangel, von Trennung und von Verurteilung auf.

Lass mich deinen Willen erkennen, denn mein Wille ist dein Wille für mich. Gewähre mir die Einsicht in das Notwendige. Hilf mir alle unwahren Gedanken zu durchschauen, die es in mir denkt. Dein sind alle Macht und alle Herrlichkeit, in Ewigkeit.

Friede, nimm meine Hand, Kreise in jeder meiner Zellen, lass dich weitereichen. Friede, nimm meinen Mund, keime in jedem Wort, welches ich spreche und lass dich weiter sagen. Friede, nimm meine Füße, lebe in jedem meiner Schritte. Friede, nimm auch mein Herz, atme in jedem Schlag und lass dich weiterlieben von Mensch zu Mensch. So sei es und so ist es. Amen.

Während er gedanklich für sich sprach, atmete Shinichis Vater gleichmäßig weiter und spürte in sich selbst hinein und nach.
 

Hatte er das getan sprach er noch ein kleines Gebet, wobei er seine Familie und Freunde mit einbezog: „Vater-Mutter-Schöpfer-Gott, du unsere Quelle, die du bist die All-Liebe, die All-Macht, die All-Weisheit und die All-Gegenwart, die du bist in uns und um uns und überall. Dein Name werde geheiligt, durch unsere Gedanken, unsere Worte und unsere Handlungen. Dein Reich komme jetzt als das Königreich des Himmels in uns. Amen“, dann ging er noch einmal besonderes auf seinen Sohn ein: „Ich weiß nicht, was Shinichis höheres Selbst sich für dieses jetzige irdische Leben hier erwählt hat, aber ich weiß, dass es sehr gut sein wird. Deswegen hast du, Gott, meine vollkommene Untersetzung für alles worin du im Einklang mit dir und seinem Selbst übereingekommen bist. Denn ich weiß dein Wille ist sein Wille für ihn. Hilf ihm beim erschaffen seiner Wahl. Amen.“
 

Langsam und ohne Eile richtete sich Yusaku, sich mit seinen Handflächen abstützend, auf. Holmes und Queen kamen neugierig auf ihn zu gelaufen. Beide Hunde streichelte er, ehe er sich erhob und aufstand. Er nahm sich die Decke und faltete sie ordentlich zusammen, um sie anschließend auf dem Fußboden auszubreiten.

Shinichis Vater setze sich in gerader Körperhaltung in den Schneidersitz und begann, mit geschlossenen Augen, damit seine Chakren zu tönen. Er begann mit dem tiefen „U“, ging über das geschlossene zum offenen „O“.

Von den Hunden, die interessiert um ihn herum standen und schnupperten, ließ er sich dabei nicht stören. Nach dem Herz und Hals-Chakra, die wie „A“ und „Ä“ klangen, folgte das zarte „E“ und das Scheitel-Chakra, ganz fein und leicht mit einem „I“. Jeder dieser Töne wurde zweimal wiederholt direkt hintereinander. Nachdem Shinichis Vater die Töne miteinander verbunden hatte, atmete er noch einmal tief durch, bevor er seine Augen schließlich wieder öffnete.

Damit hatte er seine früh-morgendliche kleine Entspannungsphase beendet. Er stand auf und legte die Decke zurück auf die Couch.

Gut gelaunt summend machte er sich auf in die Küche. Queen und Holmes liefen ihm hinterher.
 

Auf dem Küchentisch stand noch sein Laptop, den er einschaltete. Während der tragbare Computer hochfuhr, schaute Yusaku in den Kühlschrank seines ehemaligen Nachbars. Shinichis Vater besah sich, was sich an Lebensmitteln darin befand und schloss wieder.

Er nahm sich ein Glas Wasser, welches er mit zu seinem Laptop brachte. Er hatte eine E-Mail, die in englischer Sprache verfasst war: „Hallo, Yusaku. Na, bist du gut in Tokio angekommen?

In Liebe und Umarmen, Evan.“

Sich setzend tippte der Leser der Mitteilung eine kurze Antwort: „Hallo, Evan: Es ist noch ein wenig ungewohnt wieder hier zu sein, aber ja, ich bin gut angekommen und wie ist es bei dir? Wie ist es in Baltimore so?“ Yusaku benutze die Leerzeichentaste: „Könnest du mir den Gefallen tun, wenn du zwischen deinen Seminarbesuchen mal ein wenig Zeit hast und mich anrufen?“

Noch einmal machte der Schriftsteller einen Absatz: „Ich freue mich von dir zu hören. Viele Grüße an dich und deine Familie. In Liebe und Umarmen, Yusaku.“
 

Shinichis Vater klickte auf senden. Er warf einen Blick auf die Wanduhr: Sechs Uhr und Neunundreißig Minuten. Dann sah er die vor sich schwanzwedelnden Vierbeiner an, die ihn gleichfalls anschauten.

„Was haltet ihr von einem Spaziergang?“, fragte Yusaku unternehmungslustig. Er ging hoch. Entsprechend verkleidet kam er runter dann in den Flur. Dort zog er Schuhe und Jacke an, lehnte die zwei Hunde an und nahm sich den Hausschlüssel. Leise verließ Shinichis Vater das Haus.
 

Sein Weg führte ihn durch einen Teil der Stadt, den Baika-Park durchquerend bis hin zu seinem und dem neuen Haus der anderen.

Aufschließend betrat er eine Art relativ breiten Durchgang, an dessen Ende sich eine helle Holztür befand in deren Mitte eine verzierte Glasscheibe gefasst war. Ein eleganter, marmorierter Pfau war zu erkennen. Der sein großes, schönes Rad aufgeschlagen hatte.

Die ganzen Holzbretter der abgebauten Möbel waren an den Wänden zu beiden Seiten waagerecht angelehnt oder senkrecht dagegen aufgestellt.

Auch an der linken Seite an der sich die Treppe, ebenfalls aus hellem Holz, nach oben hochzog war an ihrem Geländer durch ordentlich aneinandergereihte Bretter der Küchenzeile zugestellt.
 

Yusaku setze seine Füße über den ein wenig staubigen hölzernen Boden, welcher auf Tür und Treppe abgestimmt war. Mit einem zweiten Schlüssel öffnete Shinichis Vater die Pfauentüre und trat in den Garten hinaus. Dieser war relativ groß. Beim Betrachten der Bäume atmete er zufrieden durch, bevor er wieder hinein kam und die Türe wieder abschloss.

Er ließ die Hunde frei und stieg anschließend, eine Hand am Geländer, die Stufen der Treppe hinauf.
 

Als Yusaku zum Haus des Professors zurückkehrte, waren jener und Ai bereits aufgestanden. Sie saßen am Tisch. Agasa las in der Morgenzeitung und Tadashi bekam gerade von ihr seinen Frühstücksbrei mit zerkleinerten Fruchtstücken serviert. Begierig öffnete das Baby seinen Mund und machte sich über die ersten Löffel her.

„Guten Morgen“, begrüßte Shinichis Vater die beiden heiter.

Die ihm das „Guten Morgen“ aufschauend erwiderten.

Holmes und Queen liefen ihrer Wege von dannen. Erstgenannter ins Wohnzimmer, Zweitgenannter direkt zum Futter.

Yusaku lachte still und setze sich frühstückend dazu.

„Wie ist es wieder hier in Tokio zu sein?“, erkundigte sich sein alter Freund bei ihm.

„Ganz gut. Nur hat sich alles sehr verändert, sodass ich mich tatsächlich für einen Moment verlaufen habe.“ Shinichis Vater lachte vergnügt beim erzählen.

„Schön, dass Sie uns wieder gefunden haben“, meinte Ai.

„Finde ich auch“, stimmte Yusaku ihr amüsiert zu und schütte sich eine Tasse Kaffee ein.
 

Um fünf nach halb neun wachte Ran auf. Neben ihr schlief, sich in voller Länge ausgebreitet, Conan. Er lag ganz quer, sodass er seine Freundin an die Wand gedrängt hatte.

Sie schaute ihn mit einem gutmütigen Lächeln an. Vorsichtig, um ihren kleinen Freund nicht zu wecken, stieg sie über ihn hinweg.

Leise schlich sie ins Bad.
 

Geduscht stieg sie die Treppe hinunter nach unten.

Sie kam in die Küche. Ai war bereits nicht mehr da. Nur der Professor war noch auf den letzen Seiten der Zeitung lesend bei Yusaku, der vor seinem Laptop sitzend Tadashi auf dem Arm hielt.

Er schaute zu ihr auf.

„Hallo, ihr beiden. Wie geht es euch heute Morgen?“, erkundigte sich Shinichis Vater bei der Freundin seines Freundes. Er lächelte ihr wohlgesonnenen zu.

Ran war irritiert.

Der Schriftsteller deutete durch eine Kopfbewegung auf ihren Bauch.

„Oh“, verstand sie: „Ach so, ja“, antwortete sie leicht errötend auf ihre mittlerweile doch schon recht gut erkennbare Babyrundung herunter schauend.

„Setz dich“, bot Yusaku ihr, durch eine klopfende Handbewegung, den freien Platz neben sich an.

Tadashi lächelte Ran fidel und unverständlich Hallo brabbelnd an. Munter warf das kleine Kind seinen Kopf nach hinten gegen die Brust des Kriminalautors, der ihm darauf durchs Haar strich und ihn auf seinem Schoss zurechtrückte.

„Danke“, entgegnete Ran verlegen. Sie nahm sich vom Frühstück.

„Wie geht es meinem Enkelkind. Macht das Schwanger sein jetzt mehr Spaß?“, erkundigte sich Yusaku ganz unvermittelt und aufrichtig interessiert bei ihr. Er schmunzelte auf Grund ihrer erröteten Reaktion.

„Es geht“, meinte sie leise.

Ihre Stimmlage veranlasste den Vater ihres Freundes nachzuhaken: „Ist es noch nicht besser?“

„Doch“, gab Shinichis Liebling Antwort, klang aber nicht besonders begeistert. Beschämt schaute sie auf ihre Schüssel.

Yusaku zögerte einen Moment. Er merkte, dass er Ran wohl gerade in eine für sie unangenehme Lage brachte. Also wechselte er das Thema: „Und wie ist es mit dir und Shinichi?“

„Gut.“

Der Kriminalautor verzichte auf weitere Fragerei.
 

Heiji kam zusammen mit Kazuha um fünf nach halb zehn zum Frühstück.

„Was hast du mir denn gestern Abend erzählt“, sprach der Vater seines Freundes den Oberschülerdetektiv gespielt tadelnd an.

Kazuha setze sich zu Ran.

Heiji schaute den Vater seines Freundes verwirrt an.

„Das Sofa“, meine Yusaku mit einem Grinsen: „Danke, dass du mich an meinen Rücken und somit daran erinnerst hast wie Alt ich schon bin.“ Er schaute amüsiert zu seinem Freund: „Zwar noch nicht so alt wie der Professor hier“, fügte er neckend hinzu: „Aber auch nicht mehr gerade der Jüngste. Für dich mag die Couch ja noch durchaus bequem sein, aber für mich „älteren“ Menschen ist das weniger beglückend.“

Yusaku lachte heiter über sich selbst: „Ich bin froh, wenn ich mein eigenes Sofa wieder habe.“

Osakas Detektiv setze sich dazu.
 

Conan wachte auf.

„Ran?“, noch nicht ganz auf der Höhe registrierte der kleine Detektiv durch neben sich tasten, dass er sich alleine im Bett seiner Freundin befand. Er öffnete seine Augen. Noch verschlafen setze er sich auf, schaute sich um. Dann kletterte er aus dem Bett.
 

Sein Vater sah ihn, seinen Laptop in der dafür vorgesehene Tagetasche verstauend, die Treppe hinunter kommen.

„Guten Morgen“, grüßte er seinen, sich eine Hand vor den Mund haltenden, gähnenden Sohn: „Ausgeschlafen?“

Der Detektiv brummte nur.

Sein Sohn wollte schon zur Küche gehen, als sein Vater ihn zu sich rief: „Shinichi, komm bitte mal.“
 

Yusaku setzte sich ernst werdend, schaute seinem Kind dabei zu, wie es zu ihm kam und leicht gereizt: „Was ist?“ fragte.

„Shinichi“, begann Yusaku ohne Umschweife zur Sache kommend: „Wir haben uns bezüglich des Gegenmittels etwas überlegt.“

„Inwiefern?“, sein Sohn sah mit fragendem Blick an.

„Ich habe mich mit Ai unterhalten und bin mit ihr übereingekommen, dass ich mich breit erkläre das Gegenmittel auch an mir testen zu lassen.“

„Wie-wie soll das funktionieren?“ Der kleine Detektiv sah aus, als wisse er nicht was er von dieser Offenbarung halten sollte.

„Ganz einfach: Ai wird mir die am geringsten mögliche Dosis geben und dann beobachten wie es sich bei mir verhält. Mit deiner Mutter habe ich mich auch geeinigt. Sie schließt sich an. Ebenso der Professor. Was dich betrifft: Du kannst es ebenfalls nehmen.“

Die Skepsis aus dem Gesicht seines geschrumpften Shinichis verschwand, machte einem strahlenden, erwartungsfrohen Lächeln Platz. Es erstarb jedoch augenblicklich wieder, als dessen Besitzer die Bedeutung der nachfolgenden Worte bewusst wurde:

„Allerdings unter der gleichen Grundvoraussetzung wie bei uns. Du wirst zwar das Gegenmittel bekommen, aber gerade nur so viel, dass es nicht für deine eigentliche Größe reicht.“

„Aber!“, wollte sein Sohn sofort protestierend Revision einlegen.

Doch Yusaku ließ sich erst gar nicht auf eine längere Diskussion ein: „Du hast die Wahl, ob du unter dieser Bedingung das Gegenmittel einnehmen möchtest und Ai somit hilfst weitere Anhaltspunkte zu sammeln, die vielleicht zu einer Verbesserung des Gegenmittels betragen und dir so weiterhelfen oder du machst es nicht. Aber sei dir auch im Gegenzug darüber klar, dass du, solltest du uns zustimmen, mit offenen Karten spielst. Denn sobald es Probleme gibt, werden wir das Experiment umgehend abbrechen.“
 

Yusaku schaute seinem Sohn abwartend direkt in die Augen.

Unzufrieden funkelte der Detektiv seinen Vater kopfschüttelnd und wütend an. Er versuchte mehr für sich herauszuholen: „Das will ich nicht: Wenn ich das Gegenmittel nehme, will ich es richtig.“

Yusaku ließ sich nicht darauf ein: „Shinichi, erinnerst du dich an das letze Mal? Was ist da bei diesem Schrumpfungsprozess gewesen?“ Er schaute sein Kind sehr eindringlich an: „Dir ging es sehr schlecht. Es hätte theoretisch noch um einiges schlimmer ausgehen können“, führte er sachlich weiter aus: „Dein Körper hätte erhebliche Schäden davon tragen können. Ich weiß, dass dir das jetzt nicht passt. Mir würde es an deiner Stelle auch nicht gefallen, aber ich möchte, dass du mich verstehst: Ich bin Vater: Dein Vater. Und du bist mein Sohn und weißt du was? Ich liebe dich. Ich liebe dich sehr und ich will, dass du glücklich wirst.“

Conan sah niedergeschlagen drein.

„Und deine Mutter: Bei ihr ist es das Gleiche. Du bist ihr ein und alles. Du hast ihre Verzweiflung nicht gesehen, als sie solche Angst hatte sie könnte dich verlieren. Aber ich habe sie gesehen. Ich habe auch wegen dir meine Ehe mit ihr aufs Spiel gesetzt. Wir haben dies bezüglich entscheiden.“

Yusakus Gesichtszüge wurden sanft. Er lächelte seinen kleinen Detektiv: „Ich weiß, dass du, wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weißt das ich Recht habe. Außerdem: du möchtest deine Gesundheit doch auch nicht aufs Spiel setzen. Das wäre es doch nicht wert, oder?“

Der Vater schaute den Sohn nachharkend an.

Conan nickte zugebend, richtete seinen Blick traurig auf den Boden.

„Komm schon“, lächelte Yusaku ihn liebevoll und zugleich aufmunternd an: „Kopf hoch.“

Dann erhob er sich, ihm auf die Schulter klopfend. „Überleg es dir, Shinichi“, sagend schob er seinen Sohn in die Küche.
 

„Wo sind die anderen?“, wollte Conan, sich von seinem Vater eine Schüssel angeben lassend, wissen.

„Vor gegangen. Wenn du gefrühstückt hast, nehme ich dich mit“, meinte Yusaku sich gelassen an die Theke lehnend und füllte sein Glas mit Mineralwasser auf.
 

Conan war fertig. Er stellte noch seine Schüssel und sein Glas neben das Spülbecken, während sein Vater bereits vor in den Flur ging und sich Jacke und Schuhe anzog. Er hatte den Autoschlüssel schon in seiner Hand, als auch sein Sohn soweit war. Gemeinsam mit ihm ging er zu seinem, auf der Auffahrt stehenden, Auto.

Yusaku öffnete den Wagen. Woraufhin der kleine Detektiv wenig angetan auf der Rückbank Platz nahm.

Er selbst startete den Motor.

Im Laufe der nicht lange andauernden Fahrt warf Yukikos Mann einen kurzen Blick in den Rückspiegel. Durch welchen er seinen Sohn sehen konnte, der schweigend mit abgestütztem Kopf dasaß. Mit seinem schmollenden Kind mitfühlend fuhr in die nächste Straße einbiegend weiter.
 

Vor dem neuen Haus hielt das Auto an und die beiden stiegen aus. Ein Umzugswagen stand noch vor der Türe.

Yusaku betätigte die Klingel.

Ein kurzes Brr-Geräusch und die Haustüre war offen.

Conan hinterher stieg er die Treppe nach oben hinauf. Die Bretter im Flur hatten sich bereits reduziert.

Holmes und Queen nahmen die beiden in Empfang, verzogen sich dann faul in einen zurückgezogenen Winkel des Wohnzimmerbereiches.

„Hallo, Conan!“

Der kleine Detektiv reagierte überrascht: „Was macht ihr denn hier?“ Er verdrehte die Augen. Es waren Mitshuhiko, Ayumi und Genta die ihn gerufen hatten. Die zwei Jungen schleppten, stehen geblieben, einen schweren Farbeimer zusammen und die kleine Grundschülerin trug drei Rollen zum anstreichen bei sich.

Yusaku ging ihnen einen Guten Morgen wünschend an den Kindern vorbei in die daneben anliegende Küche.

Dort saß Tadashi auf dem Boden. Das Baby schaute dem Professor, sowie Kogoro zu. Der alte Mann und der schlafende Detektiv bauten gerade die untere Küchenzeile zusammen. Der Kriminalautor half ihnen ohne Aufforderung zur Hand gehend.
 

Conan hingegen hatte Ran lachen gehört. Also stieg er noch ein Stockwerk höher. Dort fand er sie mit Sonoko, Heiji, Kazuha und Ai beisammen. Unter ihren Füßen war Folie angebracht. Aus einem kleinen Radio trällerte eine Frauenstimme anregende Musik.

„Hi, Conan“, lächelte Ran ihren kleinen Freund an, als sie ihn zu sich kommen sah.

Gut gelaunt begann sie, mit den anderen, die Farbe an die Wände zu bringen. Die Kinder strichen bei Ran. Ai drückte Conan nichts sagend ebenfalls eine Rolle in die Hand.

Das Pärchen aus Osaka übernahm die Fensterseite.

Mit viel Elan würde mitgesungen, sodass die Stimmen der Kinder und Jugendlichen bis unten zu hören waren.
 

Eri stellte sich, Tadashi auf den Arm hebend, in die Küche. Besah sich ihren Mann und seine fleißigen Helfer.

„Na, wie schaut es aus?“, fragte sie in die Männer Runde.

„Wie sieht es aus?“, fragte Yusaku gut gelaunt stöhnend, wobei er vor kroch und seinen Kopf aus dem Schrak holte, in dem er gerade dabei gewesen war die Rückwand zu montieren.

„Das siehst du doch wohl!“, fuhr ihr Mann sie, sich den Kopf stoßend, an.

Seine Frau, die er nicht sah, begann lautlos zu lachen.

Yusaku schmunzelte, sich wieder in die vorige Position zurück begebend. Kogoro hingegen kam ganz hervor: „Hör auf zu lachen. Das ist nicht lustig! Weißt du wie weh das getan hat?“

Eri riss sich zusammen: „Aber sicher“, ihr Ton wurde süß: „Soll ich dir ein Pflaster holen?“

„Nein, danke!“, reagierte ihr Mann patzig: „Mach, dass du deine Arbeit tust, damit wir unsere tun können!“, blaffte er sie an.

Sie legte nur den Kopf in den Nacken, machte hocherhobenen Hauptes: „Pah!“ und stolzierte mit Tadashi aus der Küche hinaus.
 

Am Nachmittag bekamen die Umziehenden Besuch. Es klingelte mehrmals.

Queen und Holmes sprangen auf und rannten bellend runter.

„Ich geh schon“, rief Eri vom Wohnzimmer aus. Sie saß, von einer Modezeitschrift aufschauend, auf einem Stuhl. Tadashi saß vor ihr auf dem Boden und spielte vergnügt mit seinem Tierstimmen-Board.

Die Anwältin stand auf und stieg die Treppe nach unten.

„Hallo, sind Kazuha und Ran hier?“ Es war Aoko die fragte.

„Sie sind oben“, antwortete die Mutter ihrer Freundin deren Freundin.

Zusammen mit Kaito folgte die Oberschülerin, sich wie er umschauend nach, die Treppe hoch.

Eri deutete ein Stockwerk höher.
 

Währenddessen unbeobachtet, krabbelte Tadashi flott in die Küche.

Kogoro war mit dem Herd beschäftigt. Yusaku entdeckte den Kleinen. Er war gerade mit dem Professor dabei den Kühlschrank in die dafür vorgesehene Lücke ganz am Ende der Zeile einzusetzen.

Schnell ließ er Agasa stehen und schnappte sich das allzu neugierige Baby: „Tadashi“, meinte er es eilig abfangend: „Das ist gar keine gute Idee was du da vorhast, mein Lieber“, tadelte der Schriftsteller leicht: „Ich weiß eure Steckdosen zuhause haben nicht so tolle Löcher, aber du solltest deine Finger da besser nicht reinstecken.“

Yusaku gab dem Baby einen leichten Kuss auf die Wange: „Das tut dir weh, glaub mir besser. In der Steckdose fließt Strom. Der ist für dich sehr gefährlich. Du möchtest doch keinen Schlag abgekommen? Oder ist es etwa das was du möchtest, hm?“

Dem Kleinen durch die Haare fahrend lachte er.

Dann sah er Eri, die sich nach dem Zwerg umsah.

„Suchst du Tadashi?“, fragte er amüsiert.

Rans Mutter sah ihn auf sich zukommen.

„Hier“, meinte er ihr liebevoll das kleine Kind reichend: „Pass auf. Er ist flink.“
 

Oben waren die anderen sehr überrascht.

„Hallo, Aoko“, rief Kazuha freudig über einen, mittlerweile im Zimmer neben an, Farbeimer steigend aus.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte Ran mit gleichfalls strahlendem Gesicht.

„Wir dachten wir helfen euch“, erklärte Aoko keck.

„Das ist aber eine schöne Überraschung“. Kazuha und Ran freuten sich beide sehr.

Heiji richtete sich flüsternd an seinen Freund: „Hass‘u denn nichts besseres zu tun?“

„Klar“, entgegnete Tokios Dieb verschmitzt: „Aber ich dachte ich zeige mal Herz und meine soziale Seite.“

„Du hast eine soziale Seite?“, wiederholte Heiji breit feixend, übertrieben verblüfft tuend, zurück neckend und hielt seinem Kumpel die eigene Rolle hin: „Wie liebenswürdig von dir!“

Conan lachte nur kurz schief vor sich hin, bevor er als erster das Anstreichen wieder aufnahm. Die Kinder und dann auch die anderen folgten seinem Beispiel. Heiji hingegen ging an ihm vorbei nach unten zur Küche.

Kogoro rauchte auf dem Balkon.
 

„Na, wie sieht es aus: Klappt es?“, erkundigte sich Yusaku, als er den Freund seines Sohnes kommen sah. Er war gerade mit dem Professor dabei den Herd anzuschließen.

Heiji griff zu Gläsern, nickte gelassen.

„Rans Zimmer is fertig. Wir sin jetz beim andern“, berichtete der Oberschülerdetektiv Wasser einschüttend.

„Schön“, fand Yusaku gleichfalls entspannt.

Heiji drehte sich um, schaute zu den beiden sich gegenüber: „Shinichi weiß schon beschied“, stellte er leicht ärgerlich fest.

Yusaku sah zu ihm hinüber: „Fällt auf, was“, entgegnete er sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassend.

„So wie er streicht auf jeden Fall.“ Der Oberschüler schnaubte.

Shinichis Vater schaute den Freund seines Sohnes abwartend, direkt an.

Der Detektiv erwiderte nichts, fuhr mit seiner Gläser füllenden Tätigkeit fort. Drei von ihnen fehlten noch.

Der Professor beobachtete die Situation.

Der Schriftsteller wartete gleichfalls ab: „Wenn du fertig bist, kannst du ja zurück gehen“, meinte er dann.

Heiji war gerade dabei die Gläser auf ein großes Tablett zu stellen. Als er das getan hatte, ging er wortlos mit einem wütenden Gesichtsausdruck.

„Er will doch wirklich nur helfen“, richtete sich der Professor, dem Oberschülerdetektiv nachsehend, mitfühlend an den Vater.

Dieser nahm sachlich: „Ich weiß“, sagend seine Arbeit wieder auf.
 

Die anderen freuten sich über die Erfrischung. Es dauerte nicht lange und die Gläser standen geleert wieder auf dem Tablett. Es wurde an die Seite auf den Boden gestellt und die letzte Wandseite angestrichen.

Als die Schüler fertig waren, kamen sie in das untere Stockwerk.

Dort stand Eri mit dem ihren und den beiden anderen Männern beisammen zwischen Küche und Wohnzimmerbereich.

„Wir sind fertig“, verkündete Ran vergnügt lächelnd und klatschte beherzt in die Hände.

„Schön“, antwortete Yusaku zufrieden: „Wir auch“, er grinste. „Mag wer von euch mitkommen?“, er schaute sich die Oberschüler an. Auch den kleinen: „Bett abbauen.“

Conan schüttelte mit dem Kopf.

Heiji ebenfalls.

„Ich komme mit“, es war Ran wie der kleine Detektiv feststellte.

„Wieso denn?“, fragte er sie verwundert.

„Wieso nicht?“, fragte sie unternehmungslustig zurück.

Gemeinsam mit ihrer Mutter ging sie voraus. Kazuha und Aoko begleiteten sie.

„Wir helfen auch“, rief Genta.

„Na dann, kommt mal mit.“ Gemeinsam mit den Kindern schloss Yusaku zu Agasa, der auf ihn wartete, auf.

Kogoro war derweil schon seiner Frau hinterher.
 

Die drei Oberschüler waren nun die einzigen die noch da waren.

„Und was machen wir?“, richte sich Kaito an die Detektive.

„Gar nichts.“ Conan setze sich auf den Stuhl auf dem die Anwältin ihre freie Zeit verbracht hatte. Die darauf zurückgelassene Zeitschrift flog achtlos zu Boden.

Goro huschte unter das Sofa seiner Besitzerin.

Auch Heiji hatte auf einmal sichtlich schlechte Laune.

Der Meisterdieb besah sich seine Kumpel: „Verratet ihr mir was euer Problem ist?“, wollte er diplomatisch wissen.

„Es is wegn dem Gegenmittel“, antwortete ihm der aus Osaka stammende Detektiv. Er verschränkte, seinen kleinen Freund betrachtend, die Arme vor der Brust.

„Was ist damit?“, erkundigte sich der Dieb weiter.

„Ich kann mich entscheiden, ob ich es nehmen will oder nicht.“ Conan zog frustriert die Beine an.

Kaito verstand die Reaktion nicht ganz: „Was ist daran auszusetzen?“

„Der Harkn is“, meldete sich Heiji wieder stellvertretend zu Wort: „es is nur ein Experiment.“

„Ja“, gab Conan sich ärgernd weitere Auskunft: „Die Bedingung ist eine so geringe Dosis, dass es nicht reicht um meinen eigentlichen Körper zurück zu bekommen. Heißt, ganz egal ob ich es mache oder nicht: An meiner Lage ändert sich vorerst nichts!“, der geschrumpfte Shinichi verschränkte die Arme vor den Beinen: „Es ändert absolut nichts! Ich weiß sowieso, dass es mir nichts bringt außer dem Elend wie beim letzen Mal!“

„Also willst du es nicht machen?“, richtete sich der andere Detektiv an ihn.

Der kleine Detektiv sah Kazuhas Freund bitter an: „Was, bitte hätte ich davon, Heiji? Was?“, brauste er auf und legte anschließend seinen Kopf auf den Knien ab, wurde sachlicher: „Andererseits, wenn ich es nicht mache ändert sich auch nichts.“

„Aber“, kochte die Enttäuschung dann doch erneut in ihm hoch: „Ich meine, wenn ich doch schon den ganzen Mist aushalte, dann will ich doch wenigstens auch was davon haben!“

Heiji, und auch Kaito sahen ihn mitfühlend-hilflos an.
 

Nach einer Weile kamen die anderen zurück. Die Hunde hörten die Heimkehrer als erste.

Schnell sprangen sie neugierig auf.

Heiji und Kaito, die es sich neben ihnen auf dem Boden sitzend bequem gemacht hatten, folgten ihnen zusammen mit Conan. Jener kam lustlos hinterher.
 

Während die Männer schnell zusammen das Ehebett aufbauten, kochten Ran und Kazuha mit Eri zusammen.

Die Oberschüler standen die halbe Stunde gesondert für sich.

Als das Essen fertig war, wurde gemeinsam gegessen.

Kogoro war fertig, ging auf den Balkon rauchen.

Seine Frau warf ihm einen ärgerlichen Blick nach.

Der Mann ihrer Freundin bemerkte ihn zwar, enthielt sich aber jeglicher Aussage.

Ran und Kazuha machten sich daran ihrer Mutter beim abräumen behilflich zu sein.

„Einverstanden“, sagte Conan. Es war nur dieses eine Wort, welches sein Vater mit einem sachten Kopfnicken zur Kenntnis nahm. Dann stand er auf. Auch Heiji erhob sich, kam ihm Richtung Balkon hinterher.
 

„Können Sie es sich nich noch einmal überlegn?“

„Ich denke ich habe dir meine Ansicht mitgeteilt“, antwortete Yusaku dem Freund seines Sohnes: „Mein Angebot gilt. Frag deinen Vater und ich bin einverstanden.“

„Das kann ich nich machen!“, konterte der Jüngere energisch.

„Das ist in Ordnung, dann hast du deine Wahl getroffen. Es ist gut so“, ließ der Schriftsteller ihn gelassen wissen.

Das restliche Stück legte er alleine zurück.

Heiji kehrte wütend zu seinen Freunden um.
 

Montag 9. Oktober
 

Während des ganzen Tages waren die drei, die nicht arbeiten oder zur Schule mussten, weiterhin fleißig mit dem Einrichten des neuen Hauses beschäftigt.

Eri kümmerte sich um alle leichten Kleinigkeiten wie die Küche und ihren Schlafzimmerschrank einräumen.

Yusaku hingegen baute Rans Bett zusammen.

Sie fragte ihn, ob sie helfen könne. Er nickte und so machte sie sich durch hier und da mal festhalten nützlich.

Als auch der Schrank und der Schreibtisch an ihrem gewünschten Platz standen, trat Yusaku hinaus auf den Flur. Er wollte das Licht einschalten, aber dieses funktionierte nicht.

Er warf Ran einen Blick zu, die ihn betroffen ansah.

"Tja, kommen uns die Geister im Dunkeln wohl holen", meinte er sich nichts weiter daraus machend und ging: "Muss es wohl mal bis morgen warten."

Die Freundin seines Sohnes schaute ihm ängstlich hinterher.
 

Kazuha kam zusammen mit Heiji von der Arbeit. Sie fand Ran in ihrem Zimmer vor. Sie hatte es bereits komplett eingerichtet, sortierte gerade ihre Wäsche in die Schränke ein. Conan stand, ihr anreichend, dabei. Gerade gab er ihr ihre Pullover aus einem von drei Umzugskartons an, die noch als einzige im Raum standen.

„Hi“, freute Shinichis Freundin sich und schaute das andere Pärchen fragend an. Sie deutete mit einer ausladenden Armschwenkung auf ihr neues Reich.

„Es sieht toll aus!“, beglückwünschte Kazuha sie aufrichtig.

„Ja, sieht zwar aus wie ein Mädchenzimmer, aber dafür ist es doch ganz gut.“

„Heiji!“, stieß Kazuha ihm tadelnd in die Seite.

„Was? Ist doch wahr!“, konterte er darauf.
 

Später
 

Ran und Kazuha putzten ihre Zähne. Beide standen im ebenfalls schon komplett eingerichteten und dekorierten Badezimmer.

„Schön“, erfreute sich Ran, die fein ordentliche Ablage beglückt betrachtend. Sie war bereits beim Haare kämmen, wartete auf ihre Freundin.

„Find ich auch“, stimmte Kazuha ihr, ihre Zahnbürste in den dazugehörigen Becher zurück stellend, zu.
 

„Wer schläft jetz eigentlich wo?“, fragte Ran, als sie zusammen mit Kazuha vor der Zimmertüre stand in der ihre Detektive sich aufhielten.

„Na wir zusammen, oder?“, entgegnete Kazuha: „Heiji hat sicher nichts dagegen bei Conan zu schlafen.“

Der Geschrumpfte mache ein protestierendes Gesicht.

„Stimmt ja, die beiden mögen sich“, für seine Freundin war es logisch.

„Aber ich wollte bei dir schlafen“, fing Conan in Kleinkind-Tonfall an zu jammern.

„Magst du nicht bei Heiji bleiben?“, Ran beugte sich ein wenig überrascht zu ihm hinunter: „Zwei Jungs das ist doch viel cooler?“

Das Kind schüttelte mit dem Kopf.

„Aber“, setze sie so an: „Ich möchte lieber das Kazuha bei mir schläft, dann kann ich mich noch bevor ich einschlafe mit ihr unterhalten.“

Conan warf der Freundin seiner Freundin einen feindseligen Blick zu.

Heiji eilte ihm zur Hilfe: „Mir wär's lieber du würdes bei mir schlafn.“

Er sah Kazuha bittend an.

Jene schaute fragend zu Ran, die sich nickend einverstanden gab.

„Na, dann komm“, meinte sie zu Conan und ging ein Zimmer weiter.

Heiji schaute seinem kleinen Freund noch nach, bis Kazuha ihm einen Kuss gab und seine Aufmerksamkeit auf sich richtete.

Er war es der die Tür schloss.
 

In der Nacht
 

Ran lag auf dem Rücken im Bett, in ihrem neuen Zimmer. Ihr Blick war nach oben an die Decke gerichtet. Sie war wach: hellwach! Mit aufmerksamen Augen schaute und lauschte sie mit gespitzten Ohren ängstlich in die Dunkelheit hinein. Ihre Hände hatte sie auf Bauchhöhe über der Decke abgelegt. Es schauderte sie. Ein mulmiges Geräusch von sich gebend drehte Shinichis Freundin ihren Kopf zur Seite: „Conan, bist du noch wach?“, fragte sie leise flüsternd, aber eindringlich zu ihm hinüber.

Ran bekam keine Antwort. Offensichtlich schlief ihr kleiner Zimmergenosse ruhig und friedlich.

Also blieb es still. Sie blieb noch für eine kurze Weile unschlüssig liegen, wobei sie sich von ihm abwandte und erneut die Decke anstarrte. Während dieser Zeit lauschte sie weiter. Schließlich hatte Ran jedoch genug. Sich nervös mit der einen Handfläche über ihren Oberarm reibend richtete sie sich zögerlich auf. Auf Zehenspitzen schlich sie sich zu ihrem Handy und dann hinaus. Mit Bedacht ja kein Geräusch zu hinterlassen schloss sie die Zimmertüre, tapste nun bange auf den Flur. Sie wollte das Licht einschalten, aber es funktionierte nicht. So benutze sie ihr Handy als Taschenlampe. Wieder einmal lauschte sie angespannt in die Dunkelheit hinein. Plötzlich knarrte der Holzboden. Erschrocken fuhr Ran in sich zusammen. Unruhig atmete sie ein und aus registrierte, dass sie es selbst gewesen war, die das gruselige Geräusch verrauscht hatte.

Unschlüssig blieb Shinichis Freundin auf dem kaum erleuchteten Flur stehen. Die Türen der anderen sechs Zimmer, jeweils die auf den sich gegenüberliegenden Seiten waren allesamt zu. Ran zögerte ängstlich. Leise öffnete sie, die Türe zu ihrer Freundin, einen kleinen Spalt weit.

Sie sah Kazuha, die an Heiji gekuschelt da lag und schlief.

Sie betrachtete die beiden traurig, dann entschied sich dafür die Türe wieder zu schließen.

Sie drehte sich um zum Zimmer ihrer Eltern. Sie wollte erst anklopfen, aber entschied sich doch dafür niemanden zu wecken. So schlich sie sich, mit einer Hand fest das Geländer umklammernd, die Treppe nach unten.

Erneut wurde sie in sich zusammenzuckend erschreckt. Es waren die beiden Hunde.

Ein Glück: ihr seid es nur! Erleichtert holte Ran wieder Luft. Sie beugte sich zu Holmes und Queen hinunter, die sich munter an sie schmiegten.
 

Noch immer etwas ängstlich stellte sie sich aufrecht auf ihre Füße und setzte vorsichtig einen vor den anderen Fuß. Durch den Wohnzimmerbereich kam sie zur Küche. Unsicher schaute Ran sich um. Die Hunde waren ihr gefolgt. Auch der Krater saß oben auf dem Hängeschrank neben dem Kühlschrank. Interessiert starrte er die Tochter seiner Besitzerin mit seinen Katzenaugen an, erwiderte mit diesen das Leuchten des Handydisplays.

Es ist nur Goro. Nur Goro, Ran!, schallt sie sich selbst für ihre Angst: „Was mach ich jetzt nur?“, murmelte sie unentschieden vor sich hin. Sie schaute Holmes und Queen nach, die wieder ihrer Wege gingen.

Aber natürlich: Shinichi, dachte sie begeistert. Schnell hatte sie seine Nummer heraus gesucht und hörte es tuten.
 

Das Conan ihr bis kurz vor die Küche gefolgt war, hatte sie nicht bemerkt. Ihr Freund riskierte gerade einen flüchtigen Blick und sah sie mit dem Handy stehen. Eilig deutete er den Hunden leise zu sein und lief zurück nach oben.

Dort schnappte er sich sofort sein Handy. Aber es war bereits zu spät. Auf seinem Display stand nur die Mitteilung: entgangener Anruf samt der Uhrzeit 1:34 Uhr. So war er nun der Jenige, der anrief.
 

Ran, die noch immer in der Küche stand, erschreckte sich ein weiteres Mal. Rasch drückte sie auf die Entgegennahme-Taste.

„Hallo?“ Ihre Stimme zitterte ein wenig.

„Hey, Ran?“

„Shinichi?“, fragte sie vollkommen überrascht.

„Ja, wer sonst?“, antwortete der geschrumpfte Detektiv ihr darauf scherzen wollend: „Ich habe gesehen, dass du vorhin versucht hast mich anzurufen.“

„Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe“, entschuldigte sich Ran sofort schuldbewusst.

„Ach, ist schon Okay. Ich war sowieso noch wach“, entgegnete der Mini-Shinichi fröhlich.

Er hörte Ran erleichtert seufzten. Dann erkundigte sie sich nach dem Grund: „Grübelst du an deinem Fall?“

Er bestätigte: „Ja, er ist ganz schön verzwickt und du kennst mich ja. Ich kann einfach nicht schlafen, wenn ich absolut nicht dahinter steige.“

„Oh, das tut mir wirklich leid für dich.“

„Naja“, meinte Conan: „so habe ich deinen Anruf wenigstens mitbekommen.“ Dann änderte sich seine Tonlage und er wurde ernst: „Es ist sicher etwas wichtiges.“

Seine Freundin war plötzlich still.

„Ran?“, rief er besorgt ihren Namen.

„Tut mir leid“, entschuldigte sich jene erneut.

„Was tut dir leid?“, fragte der geschrumpfte Shinichi sanft nach.

„Es-es ist nur“, die Stimme seiner Freundin wurde fast schon weinerlich: „Ich habe solche Angst. Es ist einfach so unheimlich hier.“

„Unheimlich?“, ihr Freund verstand nicht ganz.

„Ja, es ist irgendwie so gruselig.“

„Wie kommst du denn darauf?“, fragte der kleine Shinichi stirnrunzelnd zurück: „Hattest du mir nicht noch heute Abend gesagt wie toll und aufregend du den ganzen Umzug findest?“

„Ja“, gab Ran zögerlich zu: „Bis vor ein paar Stunden stimmte das ja auch noch. Es war wirklich sehr schön und ich habe mich schon so lange darauf gefreut, dass ich endlich wieder mit meinen Eltern zusammen wohnen kann und auch den Vater ist wirklich sehr nett, ab-aber“

„Was aber?“

„J-jetzt ist es so gruselig hier. Ich glaube hier sind Geister!“

„Ran, Geister gibt es doch gar nicht!“

„Woher willst du das denn so genau wissen?“, sein Liebling reagierte angegriffen.

„Woher willst du wissen, dass es sie gibt“, konterte ihr logischer Freund: „Und selbst wenn es sie gäbe“, zog er diese Möglichkeit doch liebenswürdigerweise in Betracht: „Warum sollten sie dir etwas tun?“

„Weiß ich nicht“, räumte Ran ihm zugebend gegenüber ein.

„Na, also“, meinte der geschrumpfte Shinichi darauf: „Du brauchst keine Angst zu haben.“

Er hatte es sehr sanft gesagt. Er lächelte zufrieden, als er ihr leises, beruhigtes „Okay“ vernahm.

„Shinichi?“, hörte er ihr Bitten aus ihrer Stimme heraus.

„Ja?“

„Kannst du noch ein bisschen mit mir reden?“

„Na, klar“, stimmte er bereitwillig zu: „Über was?“

„Ich weiß nicht“, überlegte Ran ein wenig verlegen.

„Ich auch nicht.“

„Hm“, überlegte seine Freundin und gab sich schließlich einen kleinen Ruck: „Kannst du mir etwas über mich erzählen?“ Ihr Ton war sehr schüchtern.

„Hm?“, der Mini-Shinichi verstand nicht.

„Naja“, formulierte sie die Frage die sie so sehr interessierte genauer: „du hast mir zwar gesagt, dass du mich liebst. Aber noch nie gesagt was du so an mir magst.“

„Da gibt es viel“, meinte der kleine Detektiv: „Lass mich mal überlegen“, sagte er ein wenig gewitzt: „Ich zähle mal auf. Also da wäre deine schöne Stimme und dein bezauberndes Lächeln. Ich liebe es, wenn du mich anlächelst.“

„Wirklich?“, Rans Wangen errötenden.

„Ja“, bestätigte der geschrumpfte Shinichi ihr mit all seiner aufrichtigen Liebe für sie: „Es ist immer so strahlend und freundlich. Ich mag es auch, dass du so ein Angsthäschen bist.“

„Wie?“, fragte Ran eingeschnappt nach.

Er jedoch ließ sich davon nicht einschüchtern, sondern holte zu einer näheren Erläuterung aus: „Ja. Ich habe dann immer das Gefühl ich müsste dich beschützen und auf der anderen Seite bist du in entscheidenden Situationen dann so stark und mutig. Du schaffst es mich immer wieder aufs Neue zu beeindrucken. Du bist einfach so erstaunlich.“

Ran lächelte bei seinen Worten, setzte sich in Bewegung. Conan dagegen zitterte vor der Haustüre.

„Was noch?“ hörte er sie neugierig fragen.

Ran stieg nun völlig befreit von ihrer Angst die Treppe hinauf zurück in ihr Zimmer.

Sie stutzte kurz, gab ein überraschtes: „Huh?“ von sich.
 

„Was ist?“, wunderte sich auch ihr Freund. Der geschrumpfte Detektiv war jetzt der Jenige, er sich sehr erschreckte, als seine Ran ihn mit den Worten: „Conan ist nicht da“ aufklärte.

Aber schon bei ihrem nachfolgenden Satz konnte er sich wieder entspannen.

„Er ist sicher nur zur Toilette gegangen“, meinte sie ganz belanglos.

Flink huschte sie ins Bett zurück. In diesem kuschelte sie sich, weiterhin der angenehmen Stimme ihres Freundes lauschend, gemütlich unter ihre Decke.

Der Mini-Shinichi hörte sie herzhaft gähnen.

„Du hörst dich aber sehr müde an. Ich lasse dich jetzt besser Schlafen.“ Conan wollte schon, erleichtert über seine Chance, wieder hinein gehen. Doch seine Ran ließ ihn: „Nein“, bittend weiterhin draußen verweilen: „Bitte leg noch nicht auf. Es ist so schön dich zu hören. Ich vermisse dich so.“ Sie weinte fast, was ihm bewusst war: „Ich dich auch“, pflichtete er ihr mit nun doch etwas belegter Stimme bei.

Sein Liebling schniefte kurz, beließ es allerdings dabei.

„Kannst du mir noch mehr Sachen nennen, die du an mir magst?“, fragte sie stattdessen.

Also erzählte er ihr sanft weiter: „Ich mag einfach alles an dir. Es würde Stunden dauern das alles aufzuzählen“, meinte er amüsiert und zugleich innerlich seufzend.

„Das macht nichts“, fand sie dagegen jedoch gut gelaunt.

Oh verdammt! Wie komm ich denn jetzt wieder zurück?, fragte er sich ein weiteres Mal lautlos seufzend. Dieses Mal jedoch auch äußerlich sehr deutlich erkennbar. Sich in sein Schicksal ergebend nahm er den Faden gutmütig wieder auf: „Ich schätze es wirklich sehr, dass du so lange auf mich wartest und ich bin dir sehr, sehr dankbar, dass du es respektierst dass ich so lange weg bin. Ich weiß es ist schwer für dich und es tut mir auch wirklich sehr leid, aber“, er brach kurz ab. Redete dann jedoch möglichst unbefangen weiter: „Danke, dass du keine Fragen stellst.“

Ran, die ihm aufmerksam zugehört hatte, bemerkte seine plötzlich leise, sehr traurig gewordene Stimme.

„Shinichi?“, fragte sie besorgt: „Ist alles in Ordnung?“

Sofort riss er sich zusammen: „Klar“, lachte er den Schein wahrend.

Schnell kam er auf das ursprüngliche Gesprächsthema zurück: „Ich war seit ich denken kann eigentlich schon immer sehr gerne mit dir zusammen. Es hat immer großen Spaß gemacht mit dir zu spielen.“

„Ich habe auch immer sehr gerne mit dir gespielt“, teilte sie mit ihm diese Ansicht.
 

Conan Gesicht wurde, während er sich an seine Zeit mit ihr als Shinichi erinnerte, immer trauriger und wehmütiger. Er schluckte lautlos.

„Ran: ich vermisse dich. Sehr sogar“, seine Stimme war nicht mehr fest, wie noch vor einigen Augenblicken zuvor: „Mir fehlt einfach alles an dir! Ich vermisse deine Haut, deine Haare, deinen Geruch. Ich vermisse wie du mich geküsst hast. Du kannst toll küssen. Ich war so glücklich mit dir. Es war das allerschönste, was ich in meinem ganzen Leben bisher erlebt habe“, die Stimme des geschrumpften Shinichis versagte fast: „Deine Haut war so weich“, erinnerte er sich an das, was er aus ihrer gemeinsamen Nacht noch abgespeichert hatte: „Ich möchte dich wieder haben“, er musste wieder schlucken, seine Stimme zurück holen: „Ich war so gerne bei dir. Ich habe mich so wohl neben dir gefühlt. Du warst so angenehm warm. Ich habe mich sicher bei dir gefühlt“, war das letzte was er sagte. Dann schwieg er. Ihm wurde bewusst was er ihr da erzählte, als sein Erinnerungsreichtum ausgeschöpft war. Erst jetzt wurde ihm klar was er da gerade von sich selbst preis gegeben hatte.

Er hörte nichts, lauschte angestrengt: „Ran?“, fragte er unsicher.

Es gab keine Antwort. Nur leises Atmen.

„Ran? Ran“, wiederholte er vorsichtig. Dann begriff er, dass sie eingeschlafen war.
 

So ging Conan zitternd zurück. Er fand sie tatsächlich selig schlafend vor. Ein kleines ebenso liebevolles, wie auch bekümmertes Lächeln zeigte sich. Langsam und leise kam er zu ihr ans Bett.

Genau das meinte ich, dachte er sich an seinem Liebling erfreuend: Ich schütte dir komplett mein Herz aus und du schläfst einfach ein. Kaum hörbar seufzend legte er seine Hände um die Bettlehne, lehnte sich an diese.

Du hast es gut: Deine Geister sind harmlos. Seine Augen wurden noch eine Spur trauriger, bitterer: Meine sind es leider nicht, weil sie wirklich sind. Somit vertraute er ihr nun auch noch sein letztes Geheimnis an, ehe er sich selbst rücklings hinlegte.

Und was mache ich jetzt?, seufzend und mit einem schiefen Lächeln schaute er noch einmal zu Ran. Diesem war anzusehen, dass er nicht wirklich sauer auf sie war…
 

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*Anmerkung(en):

Das mit dem entspannen des Körpers habe ich von meinem Yoga-Lehrer übernommen.
 

Das mit „Hebe alle Gedanken von Mangel, von Trennung und von Verurteilung auf.

Lass mich deinen Willen erkennen, denn mein Wille ist dein Wille für mich. Gewähre mir die Einsicht in das Notwendige. Hilf mir alle unwahren Gedanken zu durchschauen, die es in mir denkt. Dein sind alle Macht und alle Herrlichkeit, in Ewigkeit.

Vater-Mutter-Schöpfer-Gott, du unsere Quelle, die du bist die All-Liebe, die All-Macht, die All-Weisheit und die All-Gegenwart, die du bist in uns und um uns und überall. Dein Name werde geheiligt, durch unsere Gedanken, unsere Worte und unsere Handlungen. Dein Reich komme jetzt als das Königreich des Himmels in uns. So sei es und so ist es. Amen.“ hab ich dagegen vom Heilgottesdienst übernommen.
 

„Friede, nimm meine Hand, Kreise in jeder meiner Zellen, lass dich weitereichen. Friede, nimm meinen Mund, keime in jedem Wort, welches ich spreche und lass dich weiter sagen. Friede, nimm meine Füße, lebe in jedem meiner Schritte. Friede, nimm auch mein Herz, atme in jedem Schlag und lass dich weiterlieben von Mensch zu Mensch.“ ist ein Kanon (ebenfalls Heilgottesdienst).
 

„Ich weiß nicht, was Shinichis höheres Selbst sich für dieses jetzige irdische Leben hier erwählt hat, aber ich weiß, dass es sehr gut sein wird. Deswegen hast du, Gott, meine vollkommene Untersetzung für alles worin du im Einklang mit dir und seinem Selbst übereingekommen bist. Denn ich weiß dein Wille ist sein Wille für ihn. Hilf ihm beim erschaffen seiner Wahl. Amen.“ (Ist von mir formuliert.)
 

„Ich treffe jetzt für mich die bewusste Wahl, diesen ganzen Tag zu genießen. Ich werde voller Freude sein. Ganz gleich was auch passieren wird. Ich werde das tun, was richtig ist und ich danke dir Gott- meinem höchsten Selbst, dass du mir wieder einmal aufs Neue die Gelegenheiten bietest mich selbst voll und ganz zum Ausdruck zu bringen. Ich danke dir: Lass mich dich loben und preisen. Lass mich in meiner Liebe zu dir Einssein und hilf mir allen Menschen, denen ich heute auch begegnen mag, mit bedingungsloser Liebe, vollkommen wertefrei und friedfertig zu begegnen“ ist durch Joyce Mayer inspiriert (eine evangelische Predigerin in den USA).
 

„In Liebe und Umarmen“ benutzt Neale Donald Walsch häufig am Ende eines Vor- oder Nachwortes in den „Gespräche mit Gott“ Büchern. Seitdem benutze ich es auch gerne.
 

Meine Betaleserin hat zwei super süße Fragen gestellt. Zum einen wollte sie wissen durch welchen Teil Yusaku in der Stadt geht. Meine Antwort ist ein lachendes: Weiß ich auch nicht.

Zum anderen merke sie an, dass die Japaner doch nicht katholisch wären. Dazu: es war generell gemeint. Nicht auf irgendeine Religionsform als solche bezogen.

Wobei Yusaku ja sowohl den Buddhismus eben aus einer Heimat Japan her kennt, aber auch jetzt Jahre lang in den USA war. Somit dürfte er durchaus das ein oder andere Mal mit dem Christlichen Glauben vernommen haben. Spätestens, als er sich mit Evan (einem angehenden Pastor) näher anfreundete.
 

Was die Verkleidung angeht, dass könnt ihr euch sicherlich selbst denken. Das gleiche Was das steichen und die allgemeine Verteilung der Einrichtungsgegenstände angeht. Keine Ahnung. Denkt euch diesbezüglich einfach euren Teil.

Das die Kinder helfen wusste zumindest Ai. Sie hatte ihnen in der Schule davon erzählt.
 

Rans Angst jetzt hatte wirklich nichts mit ihrer Schwangerschaft zu tun. Die hat einfach generell vor geistern Angst. Das beweisen mehrere Folgen im Anime.

Eingeschlafen ist sie während des Telefonates irgendwann während der Kindheitserinnerungen. Welche es nun genau waren. Weiß ich ebenfalls nicht. War schließlich nicht dabei…

Das ganze wird schon so seine 2 ½ bis drei Stunden oder so gedauert haben. Ich denke doch, dass die zwei sich schon eine ganze Weile über dieses Thema unterhalten konnten, solange wie sie sich doch kennen…

Die Einnahme des Gegenmittels

...Alles das stellt eine Verletzung des ganzen Wissens dar, das ihr, wie ihr sagt, von Gott habt; doch das spielt keine Rolle. Ihr lebt eure Illusion und empfindet deshalb Furcht- alles eine Folge der Entscheidung an Gott zu zweifeln...

Gott
 

Dienstagmorgen 10. Oktober
 

Osakas Oberschülerpärchen schlief. Die beiden wurden durch Heijis Handy geweckt.

Müde rieb Kazuha sich, noch einmal an ihn kuschelnd, den Schlaf aus den Augen, während er sich leicht aufrichtete und die Weckfunktion deaktivierte.

Dann ließ er sich ins Kissen zurück sinken und rieb ihr den von einer leichten Gänsehaut überzogenen Arm.

Alsdann schloss er wie sie die Augen wieder.
 

Conans erster Impuls, als er aus dem Schlaf hochfuhr, war seinen Wecker gegen die Wand zu schmettern. Der zweite jedoch die Einsicht, dass es nichts bringen würde. So seufzte er säuerlich auf und warf es nur die Zentimeter bis hin zum Bettende.

Er sah zu Ran, die sich etwas über ihn wunderte, Sie schaute ihm dabei zu, wie er aufstand und das Zimmer verließ. Als er gegangen war, drehte sie sich nichts weiter dabei denkend vollkommen zufrieden auf die andere Seite, um weiter zu schlafen.
 

Na, immerhin zwei Bäder! Wenigstens ein kleiner Fortschritt, dachte sich der Mini-Shinichi direkt das erste Badezimmer zynisch betretend.

Er schloss ab, ging zum Waschbecken und betätigte den Wasserhahn, um die Müdigkeit zu vertreiben.

Der Blick in die gläserne Scheibe oberhalb spiegelte einen kleinen, wütenden, Jungen.
 

Eri war bereits wach. Der Radiowecker schaltete sich ein. Sie lag auf dem Rücken neben ihrem Mann im Bett und betätigte, sich auf die Seite drehend, das Gerät.

Dann richtete sie sich ein Stück auf, schaute zu dem weiterschlafen wollenden Detektiv.

„Komm schon, Schatz“, rüttelte sie ihn charmant an der Schulter: „Es wird Zeit für dich, dass du aufstehst!“

Kogoro vernahm den strengen Ton, der Aufforderung sich für die Arbeit fertig zu machen, brummend.

Grummelnd drehte er sich zu seiner Frau und schlug die Decke bei Seite. Sich mit ihr kurz küssend raffte er sich auf und verließ wie ein Löwe das Schlafzimmer gähnend.

Die Anwältin schaute dem Vater ihrer Tochter, halbaufrecht sitzend, schmunzelnd nach.
 

„Un wer steht jetz zuers auf?“, fragte Heiji seine Liebste gähnend.

„Na du“, meinte sie frech. Wobei sie sich einschmeichelnd noch enger an ihn schmiegte.

„Warum sollt ich?“, durchschaute er seines Zeichens gekonnter Detektiv allerdings sofort was sie vorhatte.

„Na, weil du mich gefragt has!“, konterte sie keck: „Warum has’u das getan, wenn ich nich entscheidn darf?“

Heiji schmunzelte schief, als er in ihr zuckersüßes Gesicht sah. Ihr einen Kuss gebend stand er auf.

Das war doch leicht, dachte sie sich zufrieden wieder hinlegend, nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte und sie somit allein für sich war.

Genüsslich räkelte sie sich die Arme unter dem Kopf verschränkend.
 

Heiji begegnete Conan derweil, der gerade aus dem Bad kam.

„Hey“, grüßte der Größere.

„Hi“, grüßte der Kleinere immer noch weniger gut gelaunt, aber dennoch freundlich, zurück.

„Konntes’u nich schalfn?“, fragte Heiji ihn.

„Nein“, bekam er zermürbt Antwort: „Ran hat mich angerufen, weil sie Angst hatte hier gäbe es Geister.“

Kazuhas Freund fing an zu lachen: „Is nich wahr. Hier gibt’s doch keine Geister. Lass mich ratn: Du has dir das alles angehört!“

Der geschrumpfte Shinichi strafte ihn daraufhin mit einem pikierten Blick.

„Das erinnert mich ans Campn, da hatte sie un Kazuha auch so ne Angst. Warum has‘u ihr nich einfach gesagt sie soll es wie da machen un sich einfach ein Messer zur Seite legn?“

„Erstens: Ich bin ja nicht so herzlos wie du“, holte der kleine Detektiv in durchaus tadelndem Tonfall aus: „und zweitens ist das schließlich gefährlich.“

„Das war doch nur’n Scherz. Die Mädchn warn doch zusamm, als wenn es da echt Geister gegeben hät“, Heiji fand die Vorstellung dessen einfach nur urkomisch und grinste seinen Freund dementsprechend an.

Der schüttelte mit dem Kopf, ließ sich jedoch von seinem Freund anstecken. Er verzog die Mundwinkel ein wenig, sodass sich auch bei ihm ein amüsiertes Lächeln zeigte: „Trotzdem, das war echt gemein!“, meinte er dann doch noch ernst warnend: „Mach das nicht noch mal.“

„Hat ich nich vor. Ich glaub sowieso nich, dass genau der gleiche Trick zweimal so gut funktioniert. Außerdem“, setze Osakas Detektiv feixend an: „So gemein bin ich ja nu auch wieder nich.“

Conan warf ihm einen Wer-es-glaubt-Blick zu, ehe er an ihm vorbei seine Schritte zur Treppe lenkte.

Heiji schaute ihm noch kurz nach. Ins Badezimmer gehend lachte er Kopfschüttelnd in sich hinein.
 

Unten traf der geschrumpfte Shinichi auf seinen Vater.

„Guten Morgen, mein Sohn“, begrüßte der sein Kind.

Conan gähnte mit einem knappen: „Morgen.“

Mitfühlend schaute Yusaku ihn an, reichte ihm eine Tasse Kaffee.
 

Kazuha streckte sich gerade, als ihr Freund zu ihr zurück ins Zimmer kam.

Er schaute in ihr auch so begeistertes Gesicht.

Er streckte ihr überlegen die Zunge heraus: „Jez bis du dran!“

„Ach, wie blöd“, nörgelte sie: „Es ist richtig kalt!“

„Na, komm schon!“, forderte er sie angrinsend, ihr seine Hand entgegenstreckend, auf.

Kazuha ergriff sie und ließ sich von ihm hochziehen.

„Un trödel nich wieder so lange herum!“, gab er ihr neckend einen Stups.

„Was? Wer hat denn jetz ewig gebraucht?“, konterte Kazuha bereits an der Tür.
 

Kogoro kam zurück ins Schlafzimmer.

„Hast du meine Uhr gesehen?“, fragte er seine Frau mürrisch.

„Hier“, meinte Eri und warf ihm diese, von seinem Nachtischchen greifend, entgegen.

Goro huschte durch die offen stehende Türe zu seiner Besitzerin. Mit einem Satz saß er flink auf dem Bett und ließ sich schnurrend am Kinn kraulen.

„Mach es gut. Bis heute Abend!“, verabschiedete die hochschwangere Anwältin von ihrem, das Zimmer wieder verlassenden, Mann in einem durchaus schadenfrohen Du-musst-arbeiten-und-ich-ich-nicht-Betonung.
 

Heiji war schon unten beim Frühstück. Kogoro kam dazu und kurz darauf folgte auch Kazuha.

Conan ging zusammen mit den Oberschülern los.

Die beiden, von ihren Frauen alleingelassenen, Ehemänner teilten sich noch die Morgenzeitung. Der Schriftsteller den Wirtschaftsteil, der schlafende Detektiv den Sportteil.

Schließlich faltete Kogoro und machte sich ebenfalls auf den Weg zur Arbeit.
 

Nun ganz ungestört, las Shinichis Vater die letzen Artikel zu Ende. Als er damit fertig war, schnappte er den Sportteil. Mit der zur Seite geschlagenen Seite stand er auf, um beim Lesen Wasser aufzusetzen.

Er bereitete Tee zu. Während der Tee zog, hatte Yusaku die Zeitungsblätter durch. Er klappte im Anschluss den Laptop auf. Er hatte eine Mail von einem Absender namens Evan:

Hallo Yusaku!

Baltimore ist eine großartige und sehr interessante Stadt. Es gibt viel zu sehen hier. So finde ich es sehr schade, dass ich nur für eine Woche bleibe.

Meine Frau hat übrigens wegen dir mit mir geschimpft, weil ich vergessen hatte die Wäsche aufzuhängen.

Wenn ich mich so zurück erinnere hatten wir doch einen sehr guten Abend.

Wie geht es dir? Kommt ihr mit dem Umzug gut voran. Konntest du dich noch mit deiner Frau einigen?

Wegen deiner Anfrage, du kannst mich gerne vormittags oder nachmittags anrufen. Dann wird mein Handy eingeschaltet sein.

Ich freue mich schon.

Bis dahin bewahre dir deinen Frieden und deine Freude. Vergiss nicht: Es ist immer deine eigene Wahl.
 

Yusaku tippte gerade eine Antwort, da kam Eri herunter.

„Guten Morgen“, grüßte sie.

Shinichis Vater schaute zu der Mutter der Freundin seines Sohnes auf. Er erwiderte das: „Guten Morgen“, und stand auf. Er holte den Tee und bot auch ihr an.

Sich bedankend nahm die Anwältin die angereichte Tasse entgegen.
 

Als Ran aufstand war ihre Mutter im Wohnzimmer damit beschäftigt die restlichen Umzugskartons zu entleeren und entsprechend an ihre jeweiligen Plätze zu räumen.

Yusaku hingegen warf gerade die Spülmaschine an.

„Guten Morgen, Ran“, begrüßte er sie, sich noch mit einer Hand auf der Ablagefläche abstützend.

„Guten Morgen“, antwortete sie ihm.

„Gut geschlafen?“

Die Freundin seines Freundes nickte: „Es war ein bisschen gruselig, aber sonst war es okay.“

„Gruselig?“, wunderte sich Shinichis Vater ein wenig.

Ran nickte nur leicht verlegen.

Yusaku schaute sie erbauend an: „Was denn, hm?“

„Ach, nicht so wichtig“, wehrte sie ab: „Ich dachte nur es gäbe hier Geister.“

„Sag nicht du hast mich da gestern Abend ernst genommen?“

Ran schaute betreten.

Yusaku lachte amüsiert: „Das war doch nur so dahin gesagt.“

Er sah die Freundin seines Sohnes beruhigend an: „Hier gibt es keine Geister und wen dann nur Gute.“

Ran wirkte nicht wirklich überzeugt. Ihr war ihr Aberglaube sichtlich peinlich.

So warf der Vater ihres Freundes ihr einen versichernden Glaubst-du-denn-ich-suche-mir-ein-Haus-in-dem-es-böse-Geister-gibt-aus-Blick zu.

„Ich wollte heute sowieso die Glühbirne auswechseln“, meinte er unternehmungslustig: „Du könnest mit kommen und mir zeigen, wo ich hier einen dafür geeigneten Baumarkt finde.“
 

Mittwochmorgen 11. Oktober
 

„Psst! Komm mal, Shinichi“, flüsternd den Kopf aus seinem Zimmer steckend rief Heiji seinen Freund: „Hey, Shinichi“, winkte er ihn heran.

„Was ist?“, fragte jener darauf herkommend.

„Komm rein. Ich hab hier was für dich“, schloss Osakas Detektiv schnell die Türe, nachdem er ihn hereingelassen hatte.

„Und was?“, verstand Tokios Detektiv den ganzen Aufwand nicht.

Der kleine Detektiv schaute dabei zu, wie Heiji das kleine Päckchen aus seinem Schrank hervor kramte.

„Was ist das?“, fragte der Mini-Shinichi. Die Stirn in Falten, nahm er es entgegen.

„Weiß ich nich“, meinte Heiji ehrlich: „Mach schon auf. Dann siehs du’s“, spornte er den Empfänger des Geschenkes an.

Conan wurde rot. Er hatte den Absender erkannt.

Ran?

Über beide Ohren glühend öffnete er das Päckchen vor Aufregung unbeholfen.

Der Rotton wurde noch eine Spur intensiver, als Conan klar wurde was es war. Es war ein Bild mit Rahmen. Es war Ran, die vergnügt lächelte. Die Aufnahme ging genau bis zum Bauch. Es lag ein kleiner Brief dabei.

Heiji, der sich sehr für seinen Freund freute, nahm ihm das Foto bereitwillig ab, damit er das Blatt Papier auseinander falten und lesen konnte:

Hi, Shinichi!

Ich hoffe mein Geschenk hat dich noch rechtzeitig erreicht.

Weißt du was heute für ein Tag ist?

Sicher hast du es vergessen! Im Prinzip wäre ich sauer, aber du wärst nicht Shinichi, wenn du es nicht vergessen würdest.

Du vergisst ja sogar deine Geburtstage, wenn man dich nicht daran erinnert. Also warum solltest du jetzt wissen, wofür das kleine Geschenk hier ist?

Ich will nicht gemein sein zu dir sein und dir schnell auf die Sprünge helfen: Heute, vor drei Monaten, ist genau der Tag, an dem du mir zum ersten Mal gesagt hast, dass du mich liebst. Seit drei Monaten sind wir jetzt schon zusammen. Ich kann das noch kam glauben. Es fühlt sich für mich irgendwie so an, als wenn ich träumen würde. Geht dir das auch so, Shinichi?

Sicher mache ich mich gerade ganz fürchterlich lächerlich vor dir. Sicher denkst du: Was ist sie nur für eine hoffnungslose Romantikerin! Ich kann deine gemeine Stimme schon regelrecht hören.

Tja, darauf würde ich dir dann antworten, dass ich einfach Lust hatte dir was zu schenken. Auch wenn es kitschig ist. Na und? Lass mich!

Ich dachte mir einfach wir könnten es ein wenig feiern und da du wohl nicht zu mir kommst, dachte ich dann kommen wir eben zu dir! Ätsch!

Ich weiß es ist nur ein Foto, aber du kannst es dir ja irgendwo hinstellen oder aufhängen.

Falls du nichts damit anfangen kannst, kannst du es mir ja immer noch zurück schicken.

Naja, ich wollte dir eigentlich auch nur zeigen, dass ich dich liebe.

Ich vermisse dich. Ich vermisse dich wirklich du kriminalistischer-Fälle-Fanatiker.

Darunter hatte sie mit deine Ran unterschreiben.
 

Der geschrumpfte Detektiv stand da. Er war wirklich gerührt. Traurig betrachtete er das lächelnde Porträt seiner Freundin, schluckte niedergeschlagen.

Mit seinem Freund mitfühlend stand Heiji betroffen an dessen Seite.
 

Am Abend
 

Heiji lag auf seinem Bett. Er war alleine im Zimmer. Mit verschränkten Armen und grübelndem Gesichtsausdruck starrte er frustriert die Decke an.

Plötzlich von jetzt auf gleich richtete er sich abrupt auf, griff nach seinem Handy.

Der Detektiv schaute es zögernd eine kleine Weile an. Dann wählte er zielstrebig.

Wenige Augenblicke später hörte er seine Mutter.

„Hattori?“

„Hallo.“

„Heiji?“

„Mama, ich muss dringend mit dir sprechn. Has‘u Zeit?“

„Was is denn?“, hörte er die Sorge seine Mutter, die sich aufgrund seiner Bestimmtheit ergab.

„Es, es“, versuchte ihr Sohn doch nun wieder unsicher in Worte zu fassen, was er wollte: „Es- es ist ne total blöde Sache.“

„Sag, schon“, ermutigte seine Mutter ihn.

„Naja, wie soll ich‘s erklärn?“, bemühte Heiji zögerlich mit der Sprache herauszurücken: „Es geht um ein- wie soll ich es nennen? Ein Mittel das ich testn möcht für nen Freund.“

„Ein Mittel? Was für‘n Mittel?“

„Es is sowas wie ne Art Medikament“, versuchte er es.
 

Yusaku befand sich mit den restlichen Bewohnern des Hauses vor den Nachrichten.

Er schaute den Oberschüler verwundert an, als jener ihm dessen Handy hinhielt.

Er nahm es entgegen: „Kudo?“, meldete er sich. Er erhob sich und stieg, sich aus dem Sichtfeld der anderen entfernend, die Treppe nach oben.
 

Donnerstagmorgen 12. Oktober
 

Es klingelte an der Haustüre. Den Hunden hinterher kam Shinichis Vater herunter, um zu öffnen.

Ein Postbote stand vor ihm: „Yusaku Kudo?“

„Ja.“ Erfreut unterschrieb er die Sendung.

Im Anschluss half er dem Boten und seinem Kollegen seine Umzugkartons aus dem Lieferwagen zu holen.

Die beiden Männer schauten den Schriftsteller, bepackt, mit fragenden Gesichtsausdrücken an.

„Nach oben“, teilte Yusaku ihnen mit.
 

„Stellen Sie es mir ruhig einfach hier her“, wies er die Männer freundlich an. Er verabschiedete sich noch an der Tür, dann kam er zurück.

Ran war neugierig gekommen.

Vergnügt nahm Yusaku zur Kenntnis, dass sie ihm half.

„Lass mich das lieber machen. Du kannst das hier tragen“, befand er, als sie versuchte eine etwas schwerere Kiste hochzuheben.

„Was ist denn da drin, dass sie so schwer ist?“, wollte sie aus der Puste wissen.

„Ein Buddha“, antwortete der Vater ihres Freundes nur beiläufig die Treppe vor ihr hinaufsteigend: „Allerdings ein sehr massiver.“

Umsichtig achtete Yusaku darauf, dass sich die Freundin seines Sohnes nicht in ihrer Hilfsbereitschaft überhob und ließ sie das tragen, was sie konnte und er übernahm Rest.

So dauerte es nicht lange und die Sachen standen in seinem Zimmer.
 

Dort half sie ihm weiterhin, indem sie mit ihm zusammen auspackte. Es handelte sich überwiegend um kleinere und größere Staturen wie Krishna, der Buddha, und Bilder vom Dalai Lama, Jesus, Mutter Teresa und weiteren.

Eine nach der anderen reihte sich Seite an Seite mit der anderen auf einem langen Brett an. Es war so lang, dass es eine ganze Wandseite in Anspruch nahm. Unter ihnen lag ein orange-goldig schimmernder Läufer.

„Wer ist das?“, fragte Ran plötzlich, als sie eine Fotographie eines Mannes aus dem gerade auszupackenden Karton herausholte.

„Das ist SaiBaba“, nannte Yusaku den Namen des Mannes. Er sah ihren fragenden Blick und so fügte er hinzu: „Er ist, so glauben seine Anhänger, eine Reinkarnation von Jesus. Er hat in Indien einen hohen Stellenwert.“ Er nahm ihr das Bild ab und platzierte es neben die anderen in einem Halbkreis auf einer Kommode aus dunklem Holz.

Schließlich stand auch das letzte Bild an seinem Platz.

„Das sieht so schön aus“, fand Ran.

Yusaku stimmte ihr, die Symmetrie des ganzen ebenfalls erfassend, freudig nickend zu.
 

Dann öffnete er mit einem Cuttermesser den nächsten Karton. In diesem befanden sich Bücher. Ran reichte sie ihm an, sodass er sie in ein dafür vorgesehenes Regal einräumen konnte.

Es waren ganz unterschiedliche Bücher. Auf dem einen: „Funktionsweise des Universums-Bedienungsanweisung“ und auf einem anderen: „Glück- Für Profis“ und ein drittes trug die Überschrift: „Wissende Zellen“.

„Oh“, machte Ran.

Yusaku drehte sich vor dem Regal stehend zu ihr um.

„Ist das dieses „Gespräche mit Gott“ Buch?“

Er nickte.

„Darf ich es mir ausleihen?“, fragte sie nachdem sie ein wenig herum geblättert hatte.

„Klar, wenn du magst. Ich habe nichts dagegen“, zeigte er sich einverstanden und schaute der Freundin seines Sohnes zu, wie jene das dicke, blaue Buch interessiert in ihren Händen drehte.

„Geh nur“, meinte er sie liebevoll anlächelnd.

Ran sah ihn an überrascht an.

Er nickte noch einmal, als wolle er sie wegschicken.

Sie ging und er setzte seine auspackende Tätigkeit weiter fort.
 

In ihrem Zimmer setzte sie sich aufs Bett. Neugierig schlug sie das Buch auf und begann damit sich die Einleitung durchzulesen:

Sie sind dabei, eine außergewöhnliche Erfahrung zu machen: Sie werden eine Unterhaltung mit Gott führen. Ja, ja, ich weiß- das ist unmöglich. Sie denken wahrscheinlich (oder es wurde ihnen so beigebracht), dass dies nicht möglich ist. Sicher kann man zu Gott sprechen, aber nicht mit ihm. Ich meine, Gott wird sich nicht auf ein Gespräch mit Ihnen einlassen- zumindest nicht in Form einer ganz gewöhnlichen Unterhaltung, richtig?

Das dachte ich auch. Dann wurde mir dieses Buch zuteil. Ich meine das wortwörtlich: Es wurde nicht von mir verfasst, es ist mir wiederfahren. Und das wird auch Ihnen geschehen, wenn Sie es lesen, denn wir alle werden zu der Wahrheit geführt, für die wir bereit sind.

Mein Leben wäre wahrscheinlich sehr viel leichter, wenn ich das Ganze für mich behalten hätte. Doch das war nicht der Grund, warum dies alles geschah. Und welche Unannehmlichkeiten auch immer mir dieses Buch bescheren mag (dass man mich zum Beispiel der Blasphemie bezichtigen, mich einen Betrüger, einen Heuchler nennen wird, oder dass man mich- vielleicht noch schlimmer- für einen Heiligen hält), ich kann diesen Prozess nun keinesfalls mehr aufhalten. Und ich will es auch nicht.

Ich hatte die Chance, die ganze Sache fallen zu lassen, und nahm sie nicht wahr. Ich habe mich entschlossen, mich an das zu halten, was mir mein Instinkt sagt, statt mich auf das Urteil des Großteils der Allgemeinheit über dieses Material zu verlassen. Mein Instinkt sagt mir, dass dieses Buch kein Unsinn ist, nicht die Ausgeburt einer frustrierten, spirituellen Phantasie oder einfach die Selbstrechtfertigung eines Mannes angesichts seines miss geleiteten Lebens. Natürlich habe ich all diese Aspekte ins Kalkül gezogen - jede einzelne dieser Möglichkeiten. Deshalb gab ich dieses Material noch in Skriptform einigen Leuten zu lesen. Sie waren bewegt. Und sie weinten. Und sie lachten über die Freude und den Humor, die sich darin finden. Sie fühlten sich bestärkt, ermächtigt. Viele sagen, es habe sie verwandelt.

Da wusste ich, dass dieses Buch ein für alle bestimmtes Buch war und veröffentlicht werden musste: denn es ist ein wunderbares Geschenk für all jene, die wirklich Antworten haben wollen und denen wirklich an den Fragen liegt, die sich ehrlichen Herzens, mit sehnsüchtiger Seele und aufgeschlossenem Geist auf die Suche nach der Wahrheit begeben und das sind ja wohl weitgehend alle von uns.

Dieses Buch geht auf die meisten Fragen ein, die wir über das Leben, die Liebe, den Sinn und Zweck, die Menschen, Beziehungen, Gut, Böse, Schuld, Sühne, Vergebung, Erlösung, den Weg zu Gott und die Straße zur Hölle gestellt haben. Es spricht direkt die Themen Sex, Macht, Kinder, Ehe, Scheidung, Lebensaufgabe, Gesundheit, das danach und das davor des Jetzt an. Es befasst sich mit Krieg und Frieden, Wissen und nicht wissen, Geben und Nehmen, Freude und Leid. Es wirft einen Blick auf das Sichtbare und Unsichtbare, die Wahrheit und die Unwahrheit.

Man könnte sagen, dieses Buch enthält das „neuste Wort zu den Dingen“, obschon manche Leute gewisse Probleme damit haben dürften, vor allem wen sie glauben, dass Gott vor zweitausend Jahren zu sprechen aufgehört hat oder dass er, falls er doch weiterhin kommunizierte das nur mit heiligen Männern, Medizinfrauen oder Menschen tat, die dreißig oder wenigstens halbwegs anstandshalber zehn Jahre meditiert haben (und keine dieser Voraussetzungen trifft auf ich zu). In Wahrheit spricht Gott zu jedermann: zu den Guten und den Schlechten, den Heiligen und den Schurken. Und sicherlich zu allen, die sich zwischen solchen Extremen bewegen. Nehmen sie zum Beispiel sich selbst. Gott trat auf vielen Wegen in ihr Leben, und dies ist nur ein weiterer davon.

Kurz nachdem mir dieses Material zuteilwurde, wusste ich, dass ich mit Gott sprach- direkt, persönlich, unwiderlegbar. Und dass Gott auf meine Fragen genau in dem Maße antwortete, wie es meiner Verständnisfähigkeit entsprach. Das heißt, mir wurde auf eine Weise und in einer Sprache geantwortet, die ich, wie Gott wusste, verstand. Das erklärt den weitgehenden umgangssprachlichen Stil des Textes und die gelegentlichen Hinweise aus anderen Quellen, die ich aufgrund früherer Erfahrungen meines Lebens gesammelt hatte.

Dass das Buch zur Veröffentlichung gedacht war wurde mir im letzten Teil des Dialoges (Februar 1993) ausdrücklich gesagt, dass tatsächlich drei Bücher entstehen würden und das, das erste sich hauptsächlich mit persönlichen Themen befassen, sich auf die Herausforderungen und Möglichkeiten des persönlichen Lebens konzentrieren würde; das das zweite sich mit globaleren Themen des geopolitischen und metaphysischen auf dem Planeten und mit den Herausforderungen, welche die Welt nun zu bewältigen hat, befassen wurde; das dritte sich den universellen Wahrheiten der höchsten Ordnung und den Herausforderungen und Möglichkeiten der Seele widmen würde.

Dies ist das erste dieser Bücher, das im Februar 1993 abgeschlossen wurde. Um der Klarheit willen sollte ich erläutern, dass ich diesen Dialog mit der Hand schieb und Worte und Sätze, die mir mit besonderer Nachdrücklichkeit kamen- so als würde Gott sie mit erhobener Stimme-, unterstrich, die dann später kursiv gesetzt wurden.

Nun muss ich sagen, dass ich diesen Text immer wieder mit seiner enthaltenen Weisheit durchgelesen habe und mich für mein Leben fürchterlich schäme, das sich durch ständige Fehler und Vergehen auszeichnet, durch ein paar sehr schändliche Verhaltensweisen, Entscheidungen und Entschlüsse, die andere mit Sicherheit verletzlich und unverzeihlich finden. Es reut mich zutiefst, dass es durch das Leid anderer geschah, doch ich bin auch unaussprechlich dankbar für alles, was ich gelernt habe und immer noch, um der Menschen in meinem Leben willen, zu lernen habe. Ich entschuldige mich bei allen für mein langsames Lernen. Doch Gott hat mich ermuntert, mir auch Vergebung für meine Fehler und mein Versagen zuzugestehen und nicht in Furcht und mit Schuldgefühlen zu leben, sondern immer weiter und unentwegt danach zu streben, eine erhabenere Version zu erlangen.

Und ich weiß, dass Gott dies für uns alle will.

Neale Donald Walsch

Central Point, Oregon
 

Ran blätterte.
 

Ich rede mit jedermann. Immer. Die Frage ist nicht mit wem ich rede, sondern wer zuhört.
 

Fasziniert bat ich Gott, sich ausführlicher zu diesem Thema zu äußern.

Er sagte folgendes dazu:
 

Lass uns zunächst das Wort reden durch das Wort kommunizieren ersetzen. Es ist ein sehr viel besseres, umfassenderes Wort. Wenn wir versuchen, miteinander zu reden-, werden wir sofort durch die unglaubliche Beschränktheit des Wortes eingeengt. Aus diesem Grund kommuniziere ich nicht nur mit Worten. Tatsächlich tue ich das ziemlich selten. Meine üblichste Kommunikationsweise ist das Gefühl.

Das Gefühl ist die Sprache der Seele.

Wenn du wissen willst, ob in Bezug auf dich irgendetwas wahr ist, dann achte darauf was du fühlst.

Gefühle sind manchmal schwer auszumachen- und sie anzuerkennen ist oft noch schwieriger. Doch in deinen tiefsten Gefühlen verborgen findest du deine höchste Wahrheit.

Der Trick dabei ist, dass du an diese Gefühle heran kommst. Ich werde dir zeigen, wie. Und wieder, wenn du das wünscht.

Ich kommuniziere auch über den Gedanken. Gedanken und Gefühle sind nicht das gleiche, obwohl beide zur selben Zeit auftreten können. Bei der Kommunikation über den Gedanken, die Vorstellung, die Idee, gebrauche ich oft Bilder und Metaphern. Aus diesem Grund sind Gedanken oft effektiver, als bloße Worte. Ergänzend zu den Gefühlen und Gedanken verwende ich auch als großartiges Kommunikationsmittel das Vehikel der Erfahrung.

Und wenn Gefühle, Gedanken und Erfahrungen sämtlich nichts fruchten, benutze ich schließlich Worte. Worte sind wirklich das am wenigsten effektivste Kommunikationsmittel. Sie lassen sich leicht missdeuten, werden oft falsch verstanden.

Und warum ist das so? Das liegt am Wesen der Worte. Sie sind nichts weiter als Äußerungen: Geräusche, die für Gefühle, Gedanken und Erfahrungen stehen. Sie sind Symbole, Erkennungszeichen. Sie sind nicht die Wahrheit. Sie sind nicht wirklich, nicht wahrhaftig.

Worte helfen euch vielleicht, etwas zu verstehen. Erfahrungen lassen euch wissen. Aber es gibt einige Dinge, die ihr nicht erfahren könnt. Deshalb habe ich euch auch andere Mittel der Erkenntnis an die Hand gegebenen, so etwa jenes, das man Gefühle nennt, und auch die Gedanken.

Nun die große Ironie dabei ist, dass ihr alle dem Wort Gottes so viel und der Erfahrung so wenig Bedeutung zugemessen habt.

Tatsächlich erachtet ihr den Wert der Erfahrung als dermaßen gering, dass ihr, wenn sich eure Erfahrung von Gott von dem unterscheidet, was ihr über Gott gehört habt, automatisch die Erfahrung abtut und euch an das Wort haltet- wo es doch genau umgekehrt sein sollte.

Eure Gedanken und Gefühle bezüglich einer Sache repräsentieren das, was ihr faktisch und intuitiv darüber wisst. Worte können nur bestrebt sein, dem, was ihr wisst, symbolhaft Ausdruck zu verleihen, und bringen oft Verworrenheit in euer Wissen.

Das sind also die Instrumente derer ich mich bediene. Doch nicht alle Gefühle, Gedanken, Erfahrungen und nicht alle Worte stammen von mir.

Viele Worte sind in meinem Namen von anderen geäußert worden. Für viele Gedanken und Gefühle und daraus resultierende Erfahrungen sind Ursachen verantwortlich, die nicht direkt meiner Schöpfung entstammen.

Hier ist Urteilskraft gefordert. Die Schwierigkeit besteht im Erkennen des Unterschieds zwischen den Botschaften Gottes und den Informationen aus anderen Quellen. Diese Unterscheidung bereitet keine Schwierigkeiten, sofern eine Grundregel beherzigt wird: Von mir kommt dein erhabenster Gedanke, dein klarstes Wort, dein edelstes Gefühl. Alles, was weniger ist, entstammt einer anderen Quelle. Der erhabenste Gedanke ist immer jener, der Freude in sich trägt. Die klarsten Worte sind jene, die Wahrheit enthalten. Das nobelste Gefühl ist jenes, das ihr Liebe nennt.

Diese drei sind austauschbar und eines führt immer zum anderen. Die Reihenfolge spielt keine Rolle.

Bleibt nur noch die Frage, ob meine Botschaften beachtet werden.

Dies ist in der Mehrzahl nicht der Fall. Manche werden nicht beachtet, weil sie sich zu gut anhören, um wahr zu sein. Andere nicht, weil sie zu schwer zu befolgen sind. Viele nicht, weil sie ganz einfach missverstanden werden. Und die meisten nicht, weil sie gar nicht erst empfangen werden.

Meine mächtigste Botin ist die Erfahrung, und selbst sie wird von euch ignoriert. Insbesondere sie wird von euch nicht zu Kenntnis genommen.

Eure Welt befände sich nicht in ihrem gegenwärtigen Zustand, wenn ihr ganz einfach auf eure Erfahrung gehört hättet. Die Folge eures Nicht-Hörens auf eure Erfahrung ist, dass ihr sie stets von neuem durchlebt. Denn meine Absicht wird nicht vereitelt, mein Wille wird nicht ignoriert werden. Ihr werdet die Botschaft bekommen früher oder später.

Ich werde euch nicht drängen. Ich werde euch niemals zu etwas zwingen. Denn ich habe euch einen freien Willen geben, die Macht, eurer Wahl entsprechend zu handeln- und die werde ich euch niemals nehmen.

Also werde ich euch immer und immer wieder die gleichen Botschaften schicken, bis ihr sie empfangen und beherzigt, sie euch zu Eigen macht.

Meine Botschaften kommen in hunderterlei Formen, in tausenden von Momenten, über eine Million Jahre hinweg.

Ihr könnt sie nicht überhören, wenn ihr euch konzentriert. Ihr könnt sie nicht ignorieren, wenn ihr sie einmal wirklich vernommen habt. Und damit kann unsere Kommunikation ernstlich beginnen. Denn in der Vergangenheit habt ihr nur zu mir gesprochen, habt ihr mich belagert. Doch nun werde ich den Dialog aufnehmen, so wie hier in diesem Fall.
 

Wie kann ich wissen, dass diese Mitteilung eine göttliche ist? Wie weiß ich, dass sie nicht lediglich auf meiner Einbildung beruht?
 

Wo wäre der Unterschied? Siehst du denn nicht, dass ich ebenso leicht deine Einbildungskraft wie alles andere manipulieren kann? Ich lasse dir die genau richtigen Gedanken, Worte oder Gefühle zukommen, in jedem beliebigen Moment, für den jeweils genau richtigen Zweck, und bediene mich dabei eines oder mehrerer Mittel.

Du wirst einfach wissen, dass diese Worte von mir kommen, weil du aus eigenem Antrieb noch nie so klar gesprochen hast. Wenn du zu diesen Fragen bereits so klare Antworten gefunden hättest, würdest du sie gar nicht erst stellen.

Alle Menschen sind etwas besonderes, und alle Momente sind goldene Momente. Es gibt keine Person und keine Zeit, die einer anderen gegenüber hervorzuheben wäre.

Viele Menschen haben sich dazu entschieden zu glauben, dass Gott auf besondere Weise und nur mit auserwählten Menschen kommuniziert. Das erhebt die Masse der Verantwortung, meine Botschaften zu hören, von empfangen (was noch einmal eine andere Sache ist) gar nicht zu reden, und gestattet den Leuten, die Worte eines andern für die ganze Wahrheit zu halten. Dann müsst ihr nicht auf mich hören, da für euch bereits feststeht, dass andere zu allen Themen schon etwas von mir vernommen haben, und ihr ja sie habt, denen ihr zuhören könnt. Indem ihr auf das hört, was andere Leute vermeinen, mich sagen gehört zu haben, müsst ihr überhaupt nicht mehr denken.

Das ist der Hauptgrund, warum die meisten Menschen sich von meinen Botschaften auf persönlicher Ebene abwenden. Wenn du anerkennst, dass du meine Botschaften direkt empfängst, dann bist du für ihre Interpretation verantwortlich. Es ist viel sicherer und leichter, die Deutung anderer zu akzeptieren (auch wenn sie bereits vor zweitausend Jahren lebten), als die Botschaft zu interpretieren, die du vielleicht gerade in diesem Moment erhältst. Und doch lade ich euch zu einer neuen Form der Kommunikation mit mir ein: einer zweigleisigen Kommunikation. In Wahrheit seid ihr es, die mich dazu eingeladen haben. Denn ich bin jetzt in dieser Form einer Antwort auf euren Ruf zu euch gekommen.
 

Warum scheinen manche Leute, zum Beispiel Christus, mehr Botschaften von dir zu vernehmen als andere?
 

Weil diese Leute willens sind, wirklich zuzuhören. Sie sind willens zu hören, und sie sind willens, für die Kommunikation offen zu bleiben- sogar dann, wenn die Botschaften beängstigend oder verrückt oder geradezu falsch klingen.
 

Wir sollten auf Gott hören, selbst wenn das, was da gesagt wird, falsch ist?
 

Vor Allem, wenn es falsch zu sein scheint. Warum solltest du mit Gott reden, wenn du glaubst, in allem Recht zu haben?

Macht weiter so und handelt nach eurem Wissen. Aber nehmt zu Kenntnis, dass ihr das schon seit Anbeginn der Zeit tut. Und schaut euch an, in welchem Zustand die Welt ist. Euch ist da ganz offensichtlich etwas entgangenen.

Wenn ihr weiter kommen wollt, müsst ihr euch fragen: „Was würde passieren, wenn alles „richtig“ wäre, was ich bislang für „falsch“ gehalten habe? Alle großen Wissenschaftler wissen das. Wenn das was ein Wissenschaftler tut, nicht funktioniert, lässt er alle seine Grundannahmen bei Seite und fängt von vorne an. Sämtliche großen Entdeckungen entstammen der Bereitschaft und Fähigkeit zur Einsicht, nicht recht zu haben. Und das ist hier vonnöten.

Du kannst Gott nicht kennen, solange du nicht aufhörst, dir einzureden, dass du mich bereits kennst. Du kannst Gott nicht hören, solange du nicht aufhörst zu meinen, dass du mich bereits gehört hast.

Ich kann dir meine Wahrheit nicht verkünden, solange du nicht aufhörst, mir die deine zu verkünden.
 

Aber meine Wahrheit über Gott kommt von dir.
 

Wer hat das gesagt?
 

Andere.
 

Welche anderen?
 

Führer, Geistliche, Rabbis, Priester, Bücher. Die Bibel, Himmel noch mal!
 

Das sind keine maßgeblichen Quellen.
 

Das sind sie nicht?
 

Nein.
 

Und was sind dann maßgebliche Quellen?
 

Höre auf deine Gefühle, deine erhabensten Gedanken, deine Erfahrung. Wenn sich irgendetwas davon von dem unterscheidet, was dir deine Lehrer erzählt haben oder du in Büchern gelesen hast, dann vergiss die Worte. Worte sind die am wenigsten zuverlässigen Wahrheitslieferanten.
 

Ich möchte dir so vieles sagen, dich so vieles fragen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Zum Beispiel, warum offenbarst du dich nicht? Warum offenbarst du dich nicht, wenn du wirklich Gott bist in einer Form, die uns allen begreifbar ist?
 

Das habe ich getan, immer und immer wieder. Und ich tue es gerade jetzt.
 

Nein, ich meine auf eine wirklich unwiderlegbare Art.
 

Wie zum Beispiel?
 

Zum Beispiel, dass du jetzt vor meinen Augen erscheinst.
 

Das tue ich.
 

Wo?
 

Wo immer du auch hinschaust.
 

Nein, ich meine auf eine Art, die niemand leugnen könnte.
 

Wie würde das aussehen? In welcher Form oder Gestalt soll ich denn deinem Wunsch nach erscheinen?
 

In der Form oder Gestalt, die du tatsächlich hast.
 

Das wäre unmöglich. Denn ich habe keine Form oder Gestalt, wie du sie verstehst. Ich könnte eine Form oder Gestalt annehmen, die du verstehen könnest, aber dann würden alle anderen meinen, dass das, was sie gesehen haben, die einzige und wahre Form und Gestalt Gottes sei, wo sie doch nur eine von vielen ist.

Die Menschen glauben, dass ich das bin, als was sie mich sehen, und nicht das, was sie nicht sehen. Aber ich bin das große Unsichtbare, nicht das, was ich in einem bestimmten Moment zu sein bewirke. In gewissem Sinn bin ich, was ich nicht bin. Aus diesem Nicht-Seienden komme ich, und zu ihm kehre ich stets zurück.

Doch wenn ich in der einen oder anderen bestimmten Form komme- in einer, in der ich Menschen begreiflich bin-, dann schreiben sie mir diese Form für alle Ewigkeit zu.

Und sollte ich irgendwelchen anderen Menschen in irgendeiner anderen Form erscheinen, so behauptet die erste Gruppe, dass ich der zweiten nicht erschienen bin, weil ich für die zweite nicht so aussah wie für die erste, und auch nicht die gleichen Dinge sagte- also kann ich es nicht gewesen sein.

Du siehst also, es spielt keine Rolle, in welcher Form oder auf welche Weise ich mich offenbare. Denn ganz gleich, welche Weise ich wähle und welche Form ich annehme, keine wird unstrittig sein.
 

Aber wenn du etwas tätest, das über jeden Zweifel erhaben wäre und ohne jede Frage den Beweis dafür erbrächte, wer du bist…
 

…Dann gäbe es immer noch die, die sagen, dass dies Teufelswerk oder einfache Einbildung sei, oder irgendetwas anderes- jedenfalls nicht ich.

Wenn ich mich als Gott der Allmächtige, König des Himmels und der Erde offenbarte und Berge versetze, um es zu beweisen, dann träten jene auf, die sagen: „Es muss Satan gewesen sein.“

Und so soll es auch sein. Denn Gott offenbart Gottselbst nicht aus der äußerlichen Wahrnehmung heraus, sondern durch die innere Erfahrung. Und wenn die innere Erfahrung Gottselbst offenbart hat, ist die äußerliche Beobachtung nicht nötig. Doch wenn die äußerliche Beobachtung nötig ist, ist die innere Erfahrung nicht möglich.

Wenn also nach einer Offenbarung verlangt wird, muss ein solches Gesuch abgelehnt werden, denn der Akt des Bittens beinhaltet die Aussage, dass die Offenbarung nicht existent ist, dass sich jetzt von Gott nichts offenbart. Eine solche Aussage produziert entsprechende Erfahrung. Denn dein Gedanke über oder von etwas ist schöpferisch, und dein Wort ist produktiv; und dein Gedanke und dein Wort wirken wunderbar effektiv zusammen, um deine Realität zu gebären. Deshalb wirst du die Erfahrung machen, dass sich Gott jetzt nicht offenbart, denn wenn Gott für dich existierte, würdest du ihn nicht bitten zu sein.
 

Heißt das, ich kann nicht um etwas bitten, was ich mir wünsche? Sagst du, dass Beten und Bitten um etwas dieses Etwas von mir wegstößt?
 

Das ist eine Frage, die zu allen Zeiten gestellt wurde- und die immer, wenn sie gestellt wurde, auch beantwortet wurde. Doch du hast die Antwort nicht gehört oder wirst sie nicht glauben.

Die Frage wird, in den Begriffen und der Sprache von heute, wiederum folgendermaßen beantwortet: Du wirst das, was du erbittest, nicht bekommen, und du kannst auch nicht alles haben, was du möchtest. Das ist deshalb so, weil du mit deiner Bitte selbst zu verstehen gibst, dass ein Mangel besteht. Wenn du also sagst, dass du eine Sache haben willst, führt das nur dazu, dass du genau diese Erfahrung- den Mangel- in deiner Realität produzierst. Das korrekte Gebet ist daher nie ein Bittgesuch, sondern stets ein Dankgebet.

Wenn du Gott im Voraus für das dankst, was du deiner Wahl nach in deiner Realität erfahren möchtest, dann anerkennst du in Wirklichkeit, dass es vorhanden ist- in Wirklichkeit. Dankbarkeit ist daher die machtvollste Erklärung gegenüber Gott, eine Behauptung und Bestätigung, dass ich geantwortet habe, noch bevor du gefragt hast.

Bitte deshalb nie inständig um etwas. Erkenne dankbar an.
 

Aber was ist, wenn ich Gott im Voraus für etwas dankbar bin und es trifft nie ein? Das könnte zur Desillusion und Bitterkeit führen.
 

Dankbarkeit kann nicht als Instrument zur Manipulation Gottes eingesetzt werden, als Mittel, um das Universum zu übertölpeln. Du kannst dich nicht selbst belügen. Dein Geist kennt die Wahrheit deiner Gedanken. Wenn du sagst: „Ich danke dir, Gott für dies und das“, während du in Wirklichkeit ganz eindeutig glaubst, dass es in deiner gegenwärtigen Realität nicht existiert, kannst du nicht erwarten, dass Gott weniger klar ist und es für dich produziert. Gott weiß, was du weißt, und was du weißt, ist das, was als deine Realität in Erscheinung tritt.
 

Aber wie kann ich dann für etwas dankbar sein, von dem ich weiß, dass es nicht vorhanden ist?
 

Glaube, wenn dein Glaube auch nur so groß ist wie ein Sandkorn, wirst du Berge versetzen. Du wirst wissen, dass es da ist, weil ich gesagt habe, dass es da ist: weil ich gesagt habe, dass ich schon geantwortet haben werde, weil ich gesagt habe, und es euch auf jede erdenkliche Weise durch jeden Lehrer, den ihr nennen könnt, sagte, dass das, was immer ihr wählt, in meinem Namen wählt, auch sein wird.
 

Und doch sagen so viele Menschen, dass ihre Gebete nicht erhört wurden.
 

Kein Gebet- und ein Gebet ist nichts weiter als eine inbrünstige Aussage über das, was so ist- bleibt unbeantwortet. Jedem Gebet- jedem Gedanken, jeder Aussage, jedem Gefühl- wohnt schöpferische Kraft inne. In dem Maße, wie es aus ganzem Herzen als Wahrheit erachtet wird, wird es sich auch in deiner Erfahrungswelt manifestieren. Wenn es heißt, dass ein Gebet nicht erhört wurde, dann sind in Wirklichkeit der Gedanke, das Wort, das Gefühl, die am innigsten gehegt wurden, wirksam geworden. Doch du musst wissen- und das ist das Geheimnis-, dass es immer der Gedanke hinter dem Gedanken, jener Gedanke, der sozusagen Pate steht, der „stiftende Gedanke“ ist, der beherrschend wirksam wird. Daher besteht, wenn du um etwas erbittest, eine viel geringere Chance, dass du das erfährst, was du dir deiner Meinung nach erwählst, weil der stiftende Gedanke dahinter jeder flehentlichen Bitte der ist, dass du jetzt nicht das hast, was du dir erwünscht. Der stiftende Gedanke wird zu deiner Realität. Der einzige stiftende Gedanke, der diesen Gedanken (vom Mangel) außer Kraft setzen könnte, ist der im guten Glauben gehegte Gedanke, dass Gott unfehlbar der jeweiligen Bitte entsprechen wird. Manche Menschen haben einen solchen Glauben, doch es sind sehr wenige.

Der Gebetsvorgang wird sehr viel einfacher, wenn ihr nicht glauben müsst, dass Gott zu jeder Bitte immer „Ja“ sagen wird, sondern vielmehr intuitiv versteht, dass die Bitte selbst gar nicht notwendig ist. Dann ist das Gebet ein Dankgebet. Es ist gar keine Bitte, sondern eine in Dankbarkeit geäußerte Aussage über das, was so ist.
 

Heißt das, wenn du sagst, dass ein Gebet eine Aussage über das ist, was so ist, das Gott nichts tut, das alles, was nach einem Gebet geschieht, ein Resultat der Wirkungsweise des Gebetes ist?
 

Wenn du glaubst, dass Gott ein allmächtiges Wesen ist, dass alle Gebete hört und zu einigen „ja“, zu anderen „nein“ und zu dem Rest „vielleicht, aber nicht jetzt“ sagt, dann irrst du dich. An welche Faustregel würde sich Gott denn bei seiner Entscheidung halten? Wenn du glaubst das Gott der Schöpfer und der ist, der über alle Dinge in eurem Leben entscheidet, dann irrst du dich. Gott ist so gesehen der Beobachter, nicht der Schöpfer. Und Gott steht bereit, euch beim leben eures Lebens beizustehen, aber nicht so, wie du vielleicht erwartest.

Es ist nicht Gottes Funktion, die Bedingungen oder Umstände deines Lebens, zu erschaffen oder zunichte zu machen. Gott hat dich erschaffen nach seinem Ebenbild. Denn Rest hast du erschaffen, durch die Macht, die dir von Gott verliehen wurde. Gott hat den Lebensprozess und das Leben selbst, so wie du es kennst, erschaffen. Doch Gott hat dir auch die freie Wahl gegeben, mit deinem Leben zu verfahren wie du willst. In diesem Sinn ist dein Wille: Gottes Wille für dich. Du lebst dein Leben, so wie du es lebst, und ich habe in dieser Angelegenheit keine Präferenzen. Das ist die größte Illusion der du anheimgefallen bist: Du glaubst, dass Gott sich auf die eine oder andere Weise darum bekümmert, was du tust.
 

Ran war empört! Lass jedoch weiter:
 

Es bekümmert mich nicht, was du tust, und das zu hören ist für dich hart. Doch bekümmert es dich denn, was deine Kinder tun, wenn du sie zum Spielen hinaus schickst? Ist es für dich von irgendeiner Bedeutung, ob sie Fangen oder verstecken oder Ochs am Berg spielen? Nein- und zwar weil du weißt, dass sie sich in Sicherheit befinden. Du hast sie in eine Umgebung gebracht, die nach deinem Dafürhalten freundlich und ausgesprochen in Ordnung ist. Selbstverständlich wirst du immer hoffen, dass sie sich nicht verletzen. Und wenn es geschieht, bist du da und hilfst ihnen, heilst sie, lässt sie sich wieder sicher fühlen, wieder glücklich sein und wieder hinausgehen und einen weiteren Tag mit Spielen verbringen- aber ob sie nun fangen oder verstecken spielen wollen, ist auch am nächsten Tag für dich ohne Belang.

Du wirst ihnen natürlich sagen, welche Spiele gefährlich sind. Aber du kannst deine Kinder nicht davon abhalten gefährliche Dinge zu tun. Nicht immer. Nicht für alle Zeiten. Nicht in jedem Augenblick an von jetzt bis zum Tod. Kluge Eltern wissen das. Und doch hören Eltern nie auf, sich um das Resultat zu sorgen. Mit dieser Dichotomie- sich einerseits nicht sonderlich um den Prozess bekümmern, doch sich andererseits zutiefst um das Resultat sorgen- lässt sich annähernd die Dichotomie Gottes beschreiben.

Doch in gewissem Sinn sorgt Gott sich noch nicht einmal um das Resultat- nicht um das Endresultat. Das ist so, weil das Endresultat längst feststeht.

Und darauf beruht die zweite große Illusion, der Menschen: Sie glauben, dass das Endresultat des Lebens zweifelhaft ist. Dieser Zweifel am Endergebnis hat euren größten Feind geschaffen, nämlich die Furcht. Denn wenn ihr am Endresultat zweifelt, müsst ihr am Schöpfer selbst zweifeln- an Gott. Und wenn ihr an Gott zweifelt, müsst ihr euer Leben lang in Angst und mit Schuldgefühlen verbringen. Wenn ihr an den Absichten Gottes zweifelt- und an Gottes Fähigkeit, dieses Endresultat zu bewirken-, dann fragt sich, wie ihr euch jemals entspannen könnt. Wie könnt ihr dann je wahren Frieden finden?
 

Rans Verärgerung legte sich:
 

Doch Gott hat die volle Macht, Absichten und Resultate einander entsprechen zu lassen. Das könnt und wollt ihr nicht glauben (obwohl ihr behauptet, dass Gott allmächtig ist), und so musstet ihr in eurer Phantasie eine Gott gleiche Macht erschaffen, um eine Möglichkeit zu finden, sich dem Willen Gottes entgegenzustellen. Also habt ihr in eurer Mythologie jenes Wesen erschaffen, das ihr den „Teufel“ nennt. Ihr habt euch sogar einen Gott vorgestellt, der sich mit diesem Wesen bekriegt (vermeinend Gott löse Probleme auf eure Weise). Und schließlich habt ihr euch doch tatsächlich eingebildet, dass Gott diesen Krieg verlieren könnte.

Alles das stellt eine Verletzung des ganzen Wissens dar, das ihr, wie ihr sagt, von Gott habt; doch das spielt keine Rolle. Ihr lebt eure Illusion und empfindet deshalb Furcht- alles eine Folge der Entscheidung an Gott zu zweifeln. Doch was wenn ihr eine andere Entscheidung treffen würdet? Was ergäbe sich daraus?

Ich sage euch: Ihr wurdet leben, wie Buddha es tat. Wie Jesus es tat. Wie jeder und jede Heilige, die ihr je verehrt habt.

Doch würden euch, wie es auch die meisten Heilligen erlebten mussten, die Leute nicht verstehen. Und wenn ihr versuchen wurdet, ihnen euer Gefühl von Frieden, die Freude in eurem Leben, eure innere Ekstase zu erklären, so würden sie euren Worten lauschen, aber sie nicht hören. Sie würden versuchen, eure Worte zu wiederholen, würden ihnen aber einiges hinzufügen.

Sie würden fragen, wie es kommt, dass ihr etwas habt, nach dem sie vergeblich suchen. Und dann würde sich in ihnen Eifersucht regen. Bald würde sich die Eifersucht in Zorn wandeln, und in ihrem Zorn würden sie versuchen euch davon zu überzeugen, dass ihr diejenigen seid, die Gott nicht verstehen.

Und wenn es ihnen nicht gelänge, euch eure Freude auszutreiben, werden sie danach trachten euch Schaden zuzufügen, so gewaltig wäre ihr Zorn. Und wenn ihr ihnen sagtet, dass es keine Rolle spielt, dass selbst der Tod eurer Freude keinen Abbruch tun, eure Wahrheit nicht ändern kann, würden sie euch ganz sicher töten.
 

Ran war schockiert über diese Aussage:
 

Wenn sie dann den Frieden sähen, mit dem ihr den Tod akzeptiert, würden sie euch Heilige nennen und wieder lieben.

Denn es liegt in der Natur der Menschen, das, was sie am meisten wertschätzen, erst zu lieben, dann zu zerstören und dann wieder zu lieben.
 

Aber warum? Warum verhalten wir uns so?
 

Alle menschlichen Handlungen gründen sich auf tiefster Ebene auf zwei Emotionen: Angst oder Liebe. In Wahrheit gibt es nur zwei Emotionen- nur zwei Worte in der Sprach der Seele. Dies sind die beiden gegensätzlichen Pole der großen Polarität, die ich zusammen mit dem Universum und der Welt, wie ihr sie heute kennt, erschuf. Das sind die zwei großen Punkte. Das Alpha und das Omega-, die dem System das ihr „Relativität“ nennt, zu existieren erlauben. Ohne diese beiden Punkte, könnte keine andere geistige Vorstellung existieren.

Jeder menschliche Gedanke und jede menschliche Handlung gründen sich entweder auf Liebe oder auf Angst. Es gibt keine andere menschliche Motivation, und alle andern geistigen Vorstellungen leiten sich aus diesen beiden ab. Sie sind einfach verschiede Variationen, verschiede Abwandlungen desselben Themas.

Denk darüber intensiv nach, und du wirst erkennen, dass es wahr ist. Das ist das, was ich den stiftenden Gedanken genannt habe. Es ist entweder ein Gedanke der Liebe oder der Angst. Das ist der Gedanke hinter dem Gedanken hinter dem Gedanken. Es ist der erste Gedanke. Es ist die primäre kraft. Es ist die rohe Energie, welche die Maschine menschlicher Erfahrung antreibt.

Und das erklärt, warum das menschliche Verhalten eine Wiederholungserfahrung nach der anderen produziert; darum lieben Menschen, zerstören dann und lieben wieder. Ständig schlägt das Pendel zwischen beiden Emotionen hin und her. Liebe stiftet Angst stiftet Liebe stiftet Angst…

… Und der Grund dafür findet sich in der ersten Lüge- jener Lüge, die ihr als die Wirklichkeit über Gott erachtet-, dass man in Gott kein Vertrauen setzen kann; dass auf Gottes Liebe kein Verlass ist, dass Gott euch nur unter bestimmten Bedingungen akzeptiert, dass somit letztendlich das Endresultat zweifelhaft ist. Denn wenn ihr euch nicht darauf verlassen könnt, dass Gottes Liebe immer da ist, dann fragt sich, auf wessen Liebe ihr euch denn verlassen könnt. Werden sich denn nicht, wenn Gott sich zurückzieht, sobald ihr nicht rechtschaffenen lebt, auch bloße Sterbliche von euch abwenden?
 

Ran dachte kurz an Shinichi, bevor sie weiter las:
 

Und so kommt es, dass ihr im Moment, in dem ihr eure höchste Liebe gelobt, eure tiefste Angst begrüßt.

Denn nachdem ihr gesagt habt: „Ich liebe dich“, ist eure erste Sorge, ob diese Aussage denn auch erwidert wird. Und habt ihr es eurerseits zu hören bekommen, so fangt ihr sofort an, euch Sorgen darüber zu machen, ob ihr die gerade gefundene Liebe auch nicht verliert. Und so wird alles handeln zu einer Reaktion- einer Verteidigung gegen den Verlust-, so wie ihr euch sogar gegen den Verlust Gottes zur verteidigen sucht.

Doch wenn ihr wüsstet, wer-ihr-seid- dass ihr die herrlichsten, bemerkenswertesten und glanzvollsten Kreaturen seid, die von Gott je erschaffen wurden-, würdet ihr euch niemals ängstigen. Denn wer könnte etwas so Wunderbares und Großartiges ablehnen? Nicht einmal Gott könnte an einem solchen Wesen etwas auszusetzen haben.

Aber ihr wisst nicht, wer-ihr-seid, und glaubt, sehr viel weniger zu sein. Und woher habt ihr die Vorstellung, dass ihr sehr viel weniger großartig seid, als ihr seid? Von den einzigen Menschen, deren Wort alles für euch gilt: von eurer Mutter und eurem Vater.

Das sind die Menschen, die ihr am meisten liebt. Warum sollten sie euch anlügen?
 

Die Frage ließ Ran stutzen. Sie hörte weiter zu:
 

Aber haben sie euch nicht gesagt, dass ihr zu sehr dies und zu wenig das seid? Haben sie euch nicht ermahnt, dass man euch zwar sehen, aber nicht hören soll? Haben sie euch nicht in manchen Momenten eures größten Überschwangs zu Recht gewissen? Und haben sie euch nicht dazu ermuntert, von einigen eurer wildesten und kühnsten Vorstellungen abzulassen?
 

Das stimmt, musste Ran dem zumindest zum Teil innerlich zustimmen. Sie dachte an die Verbote von Kogoro, die sie im laufe ihre Kindheit von ihm bekommen hatte:
 

Das sind die Botschaften, die ihr empfangen habt, und obwohl sie den Kriterien nicht entsprechen und somit keine Botschaften von Gott sind, könnten sie es doch ebenso gut sein, denn sie kamen ja von den Göttern eures Universums. Eure Eltern waren es, die euch lehrten, dass Liebe ihre Bedingungen hat- Bedingungen, die ihr viele Male zu spüren bekommen habt-, und das ist die Erfahrung, die ihr in eure eigenen Liebesbeziehungen hineinragt.

Das ist auch die Erfahrung die ihr mir zutragt. Aus dieser Erfahrung zieht ihr eure Schlüsse in Bezug auf mich. Innerhalb dieses Kontextes sprecht ihr eure Wahrheit. „Gott ist ein liebender Gott“, sagt ihr, „aber wenn du seine Gebote übertrittst, wird er dich mit Verdammnis bestrafen.“

Denn habt ihr nicht erlebt, dass eure Eltern euch verbannten? Kennt ihr nicht den Schmerz ihrer Verdammung? Wie solltet ihr euch denn da vorstellen können, dass es mit Gott anderes ist?
 

Ran dachte an den ganzen Tadel und mit diesem zurück erinnern wurde sie traurig und zu gleich richtig wütend:
 

Ihr habt vergessen, wie es war bedingungslos geliebt zu werden. Ihr erinnert euch nicht an die Erfahrung der Liebe Gottes. Und so versucht ihr, gegründet auf das, was an Liebe ihr in der Welt seht, euch vorzustellen, wie die göttliche Liebe wohl aussehen mag.

Ihr habt die „Elternrolle“ auf Gott projiziert und seid so zu einer Vorstellung von einem Gott gelangt, der richtet und belohnt oder bestraft, je nachdem, wie gut er das findet, was ihr da angestellt habt. Aber das ist eine sehr vereinfachte Vorstellung von Gott, die sich auf eurer Mythologie gründet. Sie hat nichts mit dem zu tun, was-ich-bin.

Nachdem ihr ein Gebäude um Gott errichtet habt, dass sich auf die menschliche Erfahrung statt auf spirituelle Wahrheiten gründet, erschafft ihr nun ein ganzes Relativitätssystem um die Liebe herum. Es ist eine auf Angst gegründete Realität, die in der Vorstellung von einem furchteinflößenden, rachesüchtigen Gott wurzelt. Der hinter dieser Vorstellung existierende stiftende Gedanke ist falsch, aber dessen Negierung würde den Zusammenbruch eurer ganzen Theologie zur Folge haben. Und obwohl die sie ersetzende neue Theologie wohl wahrlich eure Rettung wäre, seid ihr unfähig, sie zu akzeptieren, weil die Vorstellung von einem Gott der nicht gefürchtet werden muss, der nicht richtet und der keinen Grund zur Bestrafung hat, ganz einfach zu großartig ist, als das ihr sie selbst in eure grandiosesten Ideen über das, was und wer Gott ist, intrigieren könntet.
 

Es ist auch irgendwie zu großartig, musste Shinichis Freundin dem was sie da las zustimmen.
 

Diese auf Angst gegründete Realität von Liebe beherrscht eure Erfahrung von Liebe; tatsächlich wird sie von ihr erschaffen. Denn nicht nur seht ihr euch an Bedingungen geknüpfte Liebe empfangen, ihr seht euch auch auf die gleiche Weise geben. Und während ihr euch entzieht und zurückhaltet und eure Bedingungen stellt, weiß doch ein Teil von euch, dass das nicht wirklich Liebe ist. Doch scheint ihr nicht den willen aufzubringen, etwas daran zu ändern.
 

Ran musste erneut an Shinichi denken. Daran, wie sie ihn gedrängt hatte zu ihr zurück zu kommen und sie doch unbedingt wissen wollte wo er war. Beim Lesen der nächsten Zeilen überkam sie große Traurigkeit:
 

Ihr habt auf die harte Tour gelernt, sagt ihr euch, und wollt verdammt sein, wenn ihr euch noch einmal verletzlich macht. Die Wahrheit ist, ihr werdet verdammt sein, wenn ihr es nicht tut.

(Durch eure irrigen Vorstellungen von der Liebe verdammt ihr euch selbst dazu, sie nie in reiner Form zu erleben. Und so verdammt ihr euch selbst dazu, mich nie so zu erkennen, wie ich wirklich bin. Doch ihr werdet mich nicht für immer verleugnen können, und der Moment unserer Wieder-Versöhnung wird kommen.)
 

Ich werde das nicht mehr machen, traf Ran in diesem Moment eine Entscheidung im Bezug auf Shinichi für sich selbst.
 

Alle Handlungen menschlicher Wesen gründen sich auf Liebe oder Angst, nicht nur jene, die mit Beziehungen zu tun haben. Entscheidungen, die das Geschäft betreffen, das Wirtschaftsleben, die Politik, die Religion, die Erziehung, die sozialen Angelegenheiten eurer Nationen, die ökonomischen Ziele eurer Gesellschaften, Beschlüsse hinsichtlich Krieg, Frieden, Angriff, Verteidigung, Aggression, Unterwerfung, Entschlüsse, haben zu wollen oder wegzugeben, zu behalten oder zu teilen, zu vereinen oder zu trennen- jede einzelne freie Wahl, die ihr jemals trefft, entsteht aus einem der beiden Möglichen Gedanken: Liebe oder Angst.

Angst ist die Energie, die zusammenzieht, versperrt, einschränkt, wegrennt, sich versteckt, hortet, Schaden zufügt. Liebe ist die Energie, die sich ausdehnt, sich öffnet, aussendet, bleibt, enthüllt, teilt, heilt.

Angst umhüllt Körper mit Kleidern, Liebe gestattet nackt dazu zustehen. Angst krallt und klammert sich an alles, was wir haben, Liebe gibt alles fort. Angst hält eng an sich. Liebe hält wert und lieb. Angst reißt an sich, Liebe lässt los. Angst nagt und wurmt, Liebe besänftigt. Angst attackiert, Liebe bessert.

Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat eines Menschen gründen sich auf eine dieser beiden Emotionen. Darin habt ihr keine Wahl, denn es steht euch nichts anderes zur Wahl. Aber ihr habt die Wahl, welche der beiden ihr euch aussuchen wollt.
 

Ran war erschöpft, hatte genug. Sie legte das Buch zur Seite.

„Na, du?“, grüßte Yusaku sie, als sie zu ihm nach unten kam. Er hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht: „Wie gefällt dir das Buch?“, erkundigte er sich doch schon etwas neugierig bei ihr.

„Es ist hart“, sagte sie.

„Ich weiß“, Yusaku lächelte wissend: „Warte ab, wenn du dich traust weiter zu lesen. Es wird noch härter werden.“

Die Freundin seines Sohnes sah in mulmig an.

„Aber ich kann dich beruhigen“, meinte er dann: „es wird auch sehr, sehr schön werden“, ermutigte er sie.

Er legte einen Arm um sie, drückte sie sanft an sich.

Ran fühlte sich besser: „Was ist der Teufel?“, wollte sie genauer wissen.

„Nun“, antwortete Yusaku erklärend: „Der Teufel ist ein westliches Bild. Er ist sozusagen das Gegenteil von Gott und lässt sich in christlichen Religionslehren finden. Es gibt auch eine Erzählung von ihm, die besagt, dass der Teufel, sein Name war Luzifer, früher einmal ein Engel war, der sich über Gott stellen wollte und deswegen von Gott aus dem Himmel herausgeworfen wurde.“

„Warum wollte er das tun?“, verstand ran es noch nicht ganz.

„Er dachte er wäre besser als Gott. Er wollte nicht einfach nur ein Engel sein, sondern selbst die Welt beherrschen.“

„Aber ein Engel zu sein ist doch nichts schlechtes? Ich fände es nicht schlimm einer zu sein.“

„Du bist ein Engel!“, antwortete Yusaku ihr darauf schmunzelnd.

Ran sah in irritiert an.

„Ja, ganz richtig. Du bist längst einer. Dir ist das nur noch nicht bewusst. Solltest du die Wahl treffen weiter zu lesen, wirst du es noch selbst erkennen.“

Sie sah aus, als glaube sie ihm das nicht ganz.

Er jedoch ließ sich davon nicht stören. Blieb ganz gelassenen.
 

„Ist Mama immer noch nicht da?“

„Nein.“

„Was machst du?“

„Das überlege ich mir gerade“, antwortete Yusaku. Er musterte die Freundin seines Sohnes, die unschlüssig da stand.

„Wie wäre es, wenn du mir die Stadt mal genauer zeigst?“
 

Freitagnachmittag, 13. Oktober
 

Yusaku befand sich im Schlafzimmer, welches er beherzt und mit viel Liebe für seine Frau weitergehend herrichtete.

Er hatte die Wände in einem milden lila Ton gestrichen, hatte ein paar Bilder aufgehängt und Schrank, sowie Bett waren bereits zusammen gebaut. Gerade war er dabei es zu beziehen. Als er das getan hatte dekorierte er die Kissen noch schön.

Er trat einen Schritt zurück und musterte sein „Kunstwerk“. Beim Hinausgehen warf er noch einen letzen flüchtigen Blick hinein, ehe er mit sich zufrieden die Tür zuzog.
 

Unten begegnete ihm Conan, der seinen Schulranzen achtlos neben sich fallen ließ.

„Ist Ran schon weg?“, wurde er sofort von seinem Sohn gefragt.

„Ja“, gab er ihm Auskunft.

Er besah sich sein Kind darauf aufmunternd: „Was machst du für ein Gesicht. Es wird schon alles gut sein.“

Der geschrumpfte Detektiv schaute seinen Vater unschlüssig an.

Der öffnete den Deckel einer auf dem Tisch abgestellte Schachtel, schaute ihn auffordernd an: „Wie wäre es wenn wir puzzeln? So geht die Zeit schneller um.“

Yusaku half mit einem Na-komm-schon- Blick nach, dem der Mini-Shinichi nachkam.
 

Ran kam mit ihrer Mutter nachhause.

Kaum war seine Freundin im Raum wurde sein Vater von ihm im Stich gelassen.

Jener grinste unauffällig, puzzelte weiter.

Er registrierte eine Eri neben sich, die müde ihren Kopf gegen die Lehne des Sofas lehnte und matt seufzte.

Mit dem anderen Ohr hörte er seinem Sohn zu:

„Hallo, Ran!“

„Conan, hi“, wurde jener von seiner Freundin angelächelt.

„Weißt du jetzt, ob das Baby ein Junge oder Mädchen wird?“

„Ja!“, grinste Ran ihn verheißungsvoll an.

„Verrätst du es mir?“

Von der Aufregung seines Sohnes angesteckt schaute Yusaku zu den beiden auf.

„Nein!“

„Aber? Ich will das doch auch wissen! Warum sagst du es mir denn nicht?“

„Ganz einfach“, holte Ran aus: „du bist zu neugierig. Wenn ich es dir verrate, dann verrätst du es Heiji und Heiji verrät es Shinichi!“

„Mach ich nicht. Versprochen, Ran!“

„Nein“, lächelte sie keck und ließ ihren kleinen Freund herzloserweise einfach stehen.
 

Yusaku stand auf, kam ihr in die Küche nach.

„Du brauchst nicht kochen. Ich habe schon alles fertig. Es muss nachher nur noch einmal kurz aufgewärmt werden.

„Ach so?“

Jetzt sah sie es auch. Das Essen stand im Backofen.

„Sag mal“, ließ Yusaku es langsam angehen: „Darf ich denn wissen, was es wird?“

„Naja“, Ran schaute den Vater ihres Freundes abschätzig an: „Unter einer Bedingung!“

„Die da wäre?“, fragte er sie herausfordernd.

„Kein Wort zu Shinichi!“

„Warum willst du es ihm denn nicht sagen?“, fragte Yusaku behutsam antastend bei ihr nach.

„Weil“, Ran zögerte kurz: „wenn er es wissen will, dann wird er schon kommen.“

Yusaku grinste sie an: „Das kann dauern. Hast du denn so viel Geduld?“

„Ja, ich denke schon“, erwiderte sie.
 

„Also verrat schon: bevor ich dich vor Neugier auffresse!“

Ran schaute ihn mit einem Das-machst-du-doch-sowieso-nicht Blick an und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Komm schon“, Shinichis Vater kam näher, schaute sie mit einem Blick an, dem Ran einfach nicht wiederstehen konnte.

„Also, gut“, flüsterte sie ihm auf Zehenspitzenstehend ins Ohr: „Aber du musst versprechen, dass du es niemandem erzählst!“

Yusaku nickte eifrig.

„Es ist ein Mädchen!“, verkündete Ran ihm. Sie strahlte bis über beide Ohren.

„Dann habe ich die Wette gegen deinen Vater gewonnen. Er war der felsenfesten Überzeugung es würde ein Junge!“, freute sich auch Yusaku über seine, nun wie er wusste, Enkelin.

Er gratulierte, ihr in ihrem Strahlen in nichts nachstehend, umarmend.

Doch dann, als er sie wieder los ließ, schaute er ihr in die Augen.

Seine eigenen zeigten seine Liebe zu ihr und sein Verständnis, aber auch Kritik.

So erwiderte Ran mit den ihren fragenden Augen.

„Ich werde nichts verraten. Das habe ich dir versprochen. Aber dennoch bitte ich dich es dir noch einmal wegen Shinichi zu überlegen. Er wird ihm nicht gefallen, wenn du ihn in Unwissenheit lässt.“ Näher erklärte Yusaku es ihr nicht, sondern ließ sie alleine.
 

„Was hat sie gesagt? Weißt du was es wird? Hat sie es dir gesagt?“, wurde der Schriftsteller im Wohnzimmer sofort abgefangen.

„Ja“, antwortete der Vater seinem Sohn.

„Dann sag es mir schon! Mach schon!“, forderte der geschrumpfte Shinichi energisch seine Hände zu Fäusten geballt, als sein Vater nichts weiter dazu sagte.

„Das kann ich nicht. Ich habe es versprochen“, ging Yusaku nicht weiter darauf ein.

Er sah die tiefe Enttäuschung seines Kindes. Konnte sie aber nur durch einen aufmunternden Schulterdruck etwas lindern.
 

Samstagnachmittag 14. Oktober
 

Yukiko wurde von ihrer Freundin an der Tür hocherfreut empfangen.

Ihr Mann hielt sich im Hintergrund. Er ließ seine Frau in Ruhe ankommen und auspacken.

Als er anklopfte und ins Zimmer kam, sagte sie nichts.

So kam er auf sie zu. Er war vorsichtig. Er wagte den Versuch seine Arme um sie zu legen. Doch sie wies ihn zurück. Schnell lief sie aus dem Zimmer.

Yusaku blieb, die Zähne zusammenbeißend und die Hände zu Fäusten ballend, stehen.

Er war sichtlich enttäuscht, deprimiert und wütend.

Er war jedoch auch klug genug tief durch zu atmen und sich zu sammeln, bevor er ebenfalls aus dem Zimmer ging.
 

Am Abend
 

Yusaku klingelte in Begleitung von seinem Sohn, dessen gleichaltrigen Freunden und seiner Frau beim Professor, welcher sie herein ließ.

Im Wohnzimmer traf Conan, wie die anderen auf Ai.

„Habt ihr alles?“, fragte sie nur satt einer Begrüßung.

Yusaku nickte. Er reichte ihr einen Stapel Unterlagen. Mit diesen ging sie zum Werkraum.

Die kleine Gruppe folgte ihr zusammen mit dem Professor.

„Hier“, sagte sie schließlich und reichte jedem eine kleine, gelbe Kapsel: „Ihr könnt sie jetzt schon einnehmen. Die nächste dann morgen um die gleiche Zeit. Wir machen es wie abgesprochen“, sie sage es besonderes zu Conan, dem sie im Gegensatz zu den anderen die für gewöhnliche rot-weiße Kapsel in die offene Handfläche legte.

Dann richtete sie sich wieder an die Allgemeinheit.

Yukiko, Heiji und Kaito betrachteten die Pille genauer. Yusaku hingegen schenkte deren Aussehen und Form keine genauere Beachtung.

„Es wäre mir lieb, wenn ihr bis die Wirkung eingesetzt hat noch hier bleiben würdet.“

„Is gut“, antwortete Heiji ihr.

Wie die anderen spülte er die Kapsel in der Küche mit einem Schluck Wasser herunter.
 

Während Yukio bei ihrem Mann blieb, der sich noch mit Ai und dem Professor unterhielt, pflanzten sich die drei Oberschüler auf die Couch.
 

Die ersten Minuten vergingen und es war nicht groß was zu spüren. Doch dann begann das Mittel allmählich zu wirken.

„Sticht das bei euch auch?“, fragte Heiji. Wie bei den anderen beiden bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn.

Conan und Kaito nickten. Routiniert begann der geschrumpfte Shinichi sich auf deine Atmung zu konzentrieren. Seine Freunde taten es ihm gleich.
 

Während Heiji und Kaito keine Schmerzen bekamen, biss der kleine Shinichi die Zähne zusammen. Er hatte bald nicht mehr die Kraft, um aufrecht zu sitzen.

Seine Freunde machten bereitwillig Platz, sodass er sich hinlegen konnte.

Yusaku kam mit Ai zu ihm. Sie fühlte seine Stirn und seinen Puls.

Er lag zusammengekauert da, hatte seinen Kopf keuchend auf die Lehne gebettet.

„Warum geht’s ihm schlechter als uns?“, machte Heiji sich Sorgen. Auch Kaito beobachtete, wie Yusaku und Yukiko, was Ai tat.

„Ich schätze eine halbe Stunde noch, dann hat er es geschafft“, meinte sie ruhig.
 

Auch Yukiko war gekommen.

Sie beugte sich zu ihrem leidenden Kind hinunter: „Shinichi, geht’s dir gut? Soll ich dir was zu Trinken bringen?“

Ihr Sohn antwortete ihr nicht. Er konnte nicht. Das einzige was er konnte, war sie und die anderen verzweifelt ansehen. Sein ganzer Körper verkrampfte sich. Eine erneute Welle ließ ihn herzzerreißend, laut aufwimmern. Seine Mutter blieb bei ihm, hielt hilflos seine Hand fest.

Sie konnte schließlich nicht mehr Knien. Yusaku half ihr.
 

„Nein! Ich will bei Shinichi bleiben“, protestierte sie als ihr Mann sie hochzog.

„Kannst du doch.“ Mit diesen Worten führte er sie zu dem freien Sessel. Den anderen hatte sich der Professor genommen, der etwas luftnötig war.
 

Yukiko begann zu weinen.

„Ist schon gut. Bald haben wir es geschafft. Ai ist hier und es besteht kein Grund sich Sorgen zu machen. Shinichi ist stark. Er macht das sehr gut.“ Liebevoll hielt Yusaku, selbst auf der Seitenlehne sitzend, seine Frau im Arm. Seine Worte unterstreichend streichelte er ihr beruhigend über den Rücken.

„Er tut mir so lied!“, jammerte sie leise.

„Ich weiß“, umarmte der Mann, der sie liebte, sie inniger.

Er hielt sie so, dass sie keinen direkten Blick auf das Kind hatte.

Selbst für Yusaku, der sich innerlich auf das was er sehen würde darauf vorbereitet hatte, war es hart, seinen Sohn so derart leiden und um jeden Atemzug kämpfen zu sehen.
 

Ai stand wachend direkt neben ihm. Sie kontrolliere auch zwischendurch mal bei den anderen.
 

Ich kann ich mehr. Ich kann nicht mehr!, wartete Conan sehnlichst auf die Erlösung. Letztendlich schrie er in den letzen Schüben.

All denen, die in diesem Moment bei ihm waren ging es durch Mark und Bein.

Genau wie Ai, der ihr Versuchskaninchen einfach nur so unglaublich Lied tat. Sie konnte nichts tun, außer noch einmal nach ihm zu sehen.

Als sie ihn am Handgelenk berührte, schrie er erneut auf.

So ließ sie es bleiben.

Es reicht doch nicht etwa? Ich werde doch nicht etwa?, war das letzte was der geschrumpfte Shinichi vor Schmerz nahezu besinnungslos hoffnungsvoll dachte. Dann die letzen Wellen, der letzte Schrei und er hatte es geschafft.

Atmend, atmend, atmend begriff er dass es vorbei war. Er lag da, so müde und so erschöpft. Er schloss einfach die Augen und drifte weg.
 

Heiji schaute zu Conan, genau wie Yusaku der seinen Blick nicht von ihm abgewandt hatte: „Is alles in Ordnung mit ihm?“, erkundigte er sich leise.

Ai antwortete mit einem: „Ja.“

Es war darauf so ruhig im Zimmer, das der Schlaf des Mini-Shinichis nicht gestört wurde.

Wie seine Freunde, betrachtete Yusaku seinen Sohn fasziniert. Dankte für das kleine Wunder.
 

Später
 

Yusaku gähnte. Er weckte seine Frau neben sich.

Zusammen mit den Oberschülern verabschiedete er sich von Ai und dem Professor.

Seinen tief schlafenden Sohn nahm er auf den Arm. Mit seiner Decke deckte er ihn zu und trug ihn zum Auto. Zuhause wünschte er Heiji eine gute Nacht, bevor er seinen Sohn zusammen mit seiner Frau ins Bett brachte.

„Möchtest du ihr bleiben?“, fragte er seine Frau, als sie ihm nicht hinaus folgte…
 

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*Anmerkung(en):
 

Also, ob die Japaner Mutterschutz haben weiß ich nicht. Ist in dem Fall auch egal. Eri ist ja, denke ich mal, Selbstständige.
 

Als Heiji seine Mutter angerufen hat, ging es um das Gegenmittel. Yusaku hatte ihm gesagt, dass er nur dann an dem Experiment teilnehmen kann, wenn er seinen Vater fragt. Yusaku war nicht bereit, im Zweifelsfall die Verantwortung zu tragen. Seinen Vater zu fragen, war zu viel verlangt, sodass Heiji es wenigstens seiner Mutter sagte.

Die genaueren Umstände kennt sie natürlich nicht.

Was Kaito anging, er hat keinen Vater und auf Jii hört er ja sowieso nie.
 

Wegen dem Stadt zeigen: Ich bin mir sicher, dass sich in zehn Jahren Abwesenheit doch einiges verändern dürfte.
 

Die Inspiration bezüglich der Bilder habe ich mir vom Yogalehrer übernommen. Er hat die in seinem Studio.

Wirklich gut gelungen muss ich sagen.
 

Das Buch ist übrigens auf Englisch, weil Yusaku es in den USA gekauft hat. Ich hoffe Ran kann soweit Englisch, dass sie das verstanden hatte?

Wenn nicht dann eben mit Wörterbuch.
 

Ich habe mal nicht angenommen, dass Ran viel über den Teufel wusste, wenn überhaupt.
 

Ran ist mittlerweile in der 18 Woche. In dieser ist das Geschlecht bereits erkennbar.
 

Während Conan bei der Einnahme des Gegenmittels Schmerzen hatte, ging es den andren gut. Was an deren geringeren Dosierung lag. Da sie das eigentliche Gift nicht in sich haben und Ai davon auch nichts hatte, beschlossen sie da wesentlich vorsichtiger zu sein.

Bonuskapitel: Yusaku und Yukiko

Yusaku: Zitronen okay- aber ohne Zucker?
 

Ich sitze hier, in diesem langweiligen Raum.

Wieder mal so einer von diesen verregneten Sonntagnachmittagen.
 

Yusaku, der große Erdenker des „Barons der Nacht“ saß in seinem Arbeitszimmer auf dem Schreibtisch. Den Laptop, der ihm für sein schriftstellerisches Bestreben bisher immer treue Dienste geleistet hatte, stand achtlos neben ihm aufgeklappt auf dem edlen Holztisch. Leise war das Summen, des unter Strom gesetzten Gerätes, zu vernehmen.

Vom Fenster her prasselte Juniregen gegen die Scheiben des großen Raumes.

Dunkel war es draußen durch den von grau-düsteren Wolken bedeckten Himmel. Hier und da mal ein vereinzelter Blitz am Firmament.
 

Ich verschwende meine Zeit, habe nichts zu tun.

Ich hänge rum, warte auf dich.
 

Für einen Moment kam Shinichis Vater in den Sinn, er könne ja ins Wohnzimmer zu seiner Frau gehen.

Genauso schnell wie der Gedanke gekommen war, war er auch schon wieder beiseitegeschoben.

Yukiko, war das Letze nachdem ihm jetzt gerade zu Mute war.
 

Aber nichts passiert.

Und ich wunder mich.
 

Yusaku setze mit einer schwungvollen Bewegung beide Füße auf den Boden: Ewig herum sitzen, dass brachte es auch nicht. So zog er es vor sein großes Reich gegen sein kleines einzutauschen und das Haus stumm und ohne ein „Auf Widersehen, Schatz“ zu verlassen.
 

Ich fahr rum, in meinem Auto.

Ich fahre zu schnell, ich fahre zu weit...
 

Dabei in Gedanken immer mit seiner Frau befasst, wenn sie es nicht war, war es dann die andere?
 

Ich würde so gerne meine Ansicht über dich ändern.

Fühl mich so einsam, ich warte auf dich.

Aber nichts passiert und ich wundere mich.
 

War da noch Liebe für ihn? Hatte ihre Ehe überhaupt noch eine Chance?

Der ehemalige Detektiv schnaubte wütend auf: Den Umständen zu Urteilen wohl kaum! Bei so viel Scherben, gab es da überhaupt genügend Klebstoff, oder wenigstens Pflaster zum Reparieren der Risse?

Mit festem Griff das Lenkrad umklammert, bog er auf die Autobahn ein.
 

Ich frage mich wie, ich frage mich, warum: Gestern erzähltest du vom blauen, blauen Himmel und alles was ich sehen kann ist bloß ein gelber Zitronenbaum.
 

War es seine Schuld? Lag es an ihm? War er zu Selbstbezogen gewesen? Was brachte ihm die Schriftstellerei denn schon? Geld…, Anerkennung, Ruhm,… War es das was er wollte? Sollte sein Leben wirklich nur von den Buchstaben einer Tastatur geprägt sein?

Wenn nicht in seinem Beruf, wenn nicht in seiner Ehe, wenn nicht als Vater? Worin lag sonst der Sinn seines Lebens? Was war sonst ein erstrebenswertes Ziel, dass es sich noch zu erreichen lohnte?
 

Ich dreh meinen Kopf, hoch und runter...

Ich dreh, dreh, dreh, dreh, mich herum.

Aber alles, was ich sehen kann, ist noch ein weiterer Zitronenbaum.
 

Yusaku war so in Gedanken gewesen. Ihm fiel es erst auf, als der Wagen bereits hielt. Der kleine Zeiger zeigte an: Kein Sprit mehr.

Was sollte es? Es war Shinichis Vater wirklich schlicht egal. Er blieb einfach in seinem Fahrzeug sitzen. Mitten auf der Fahrbahn.
 

Sitze herum, habe zu nichts Lust.

Ich würde gern ausgehen, eine Dusche nehmen.

Aber in meinem Kopf ist eine einzige dunkle Wolke.
 

Ein Mann stieg aus. Der zweite in der Autoreihe hinter ihm.

„Was ist mit ihnen? Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er ihn.

Ein resignierter Blick, ein verärgertes Nicken und die gefühllose Antwort: „Mein Tank ist leer!“

Der Mann glaubte zu verstehen, ging zurück zu seinem Auto und schleppte ihm einen Kanister unverbrauchtem Benzin an.

„Hier“, sagte er.

Mit einem doch verblüfften: „Danke“ ließ er sich von dem Fremden helfen.

Erst als er längst weiter gefahren war, bemerkt Yusaku, dass er gar nicht daran gedacht hatte nach dem Namen des „unerwarteten Helfers“ zu fragen.
 

Ich fühl mich so müde, leg mich ins Bett.

Aber nichts passiert, und ich wundere mich.
 

Der frühere Hobbydetektiv lauschte, aber hören könnte er nichts.

Keine Yukiko weit und breit.
 

Alleinsein ist nicht gut für mich…

Alleinsein, ich will nicht auf einem Zitronenbaum sitzen.
 

„Im Bett liegen hilft auch nichts“, war die unliebsame Erkenntnis.

Yusaku stand wieder auf. Wütend, deprimiert und hilflos ging er nun im abgedunkelten Zimmer auf und ab.
 

Ich laufe herum durch die öde Wüste der Freude.

Baby, irgendwie werde ich ein anderes Spielzeug finden und irgendwie wird alles passieren- und du wirst dich wundern.
 

Auf und Ab. Zum Bett zurück, vom Bett wieder weg. Hinaus auf den Flur. Kein öffnen der Wohnzimmertür.
 

Ich frage mich wie, ich frage mich, warum:

Gestern erzähltest du vom blauen, blauen Himmel.

Und alles was ich sehen kann ist bloß ein gelber Zitronenbaum.
 

Was haben wir falsch gemacht? Wie konnten wir uns so voneinander entfernen? Was habe ich versäumt? Ich kann das nicht verstehen? Warum kommst du mir nicht entgegen? Nicht mal ein kleines, kleines bisschen?

Ich bin bereit mich zu ändern. Ich bin bereit mich für dich zu entscheiden. Bist du das auch? Liebst du mich noch? Glaubst du noch an uns? Gibt es einen Weg, wie wir wieder zueinander finden können?

Warum redest du nicht mit mir? Nenn mir meine Fehler und ich korrigiere sie.
 

Ich drehe meinen Kopf, hoch und runter...

Ich dreh, dreh, dreh, dreh mich herum.

Aber alles, was ich sehen kann, ist ein weiterer Zitronenbaum.

Und ich wunder mich, ich wunder mich…
 

Ich blick da nicht mehr durch: Es war doch immer alles in bester Ordnung?
 

Ich frage mich wie, ich frage mich warum,

gestern erzählst du vom blauen, blauen Himmel

Und alles was ich sehen kann,

und alles was ich sehen kann,

und alles was ich sehen kann,

ist ein gelber Zitronenbaum...
 


 

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Yukiko: Kein Zucker, nicht mal Süßstoff
 

Yukiko kam und schaute sich vorsichtig um.

Die Küche war verlassen, jedoch stand das Abendessen noch auf dem Tisch.

Schwermütig näherte sie sich langsam dem Holz, strich sanft mit der Hand über es.

Betrübt blieb sie vor ihrem Stuhl stehen. Setzten tat sie sich nicht, denn ihr gegenüber war bereits abgeräumt worden.

„Yukiko?“, hörte sie plötzlich Yusakus Stimme hinter sich.

Erschrocken führ sie herum.

Er stand am Übergang zum Wohnzimmer entgegengesetzt zu ihr und schaute sie fragend an.

Er klang sehr zurückhaltend, aber hatte er offenbar wohl auch Hoffnung: „Ich muss in etwa einer Stunde gehen. Ich würde mich freuen, wenn du es dir noch einmal überlegen würdest“, sagte er.
 

Ich will so gerne wieder zu dir zurück. Ich weiß jetzt, dass ich zu dir gehören will. Bitte geh nicht weg! Ich möchte nicht, dass du gehst. Ich weiß jetzt, dass ich dich immer noch liebe.

Ich weiß jetzt, dass ich einen Fehler gemacht habe. Nicht mal mehr nur einen. Fehler, die ich nicht wieder gut machen kann.
 

„Nein“, entgegnete Yukiko ihrem Mann nur abweisend.

Schnell ging sie an ihm vorbei aus der Küche.

Yusaku wagte einen Versuch ihr den Weg zu versperren, aber trat dann doch umgehend zur Seite.

Enttäuscht schaute er, seiner Frau, hinterher.
 

Ich kenne dich. Ich kann mich an früher erinnern, als du deinem Hobby noch aktiv nachgingst. Nur wegen mir und Shinichi hast du es damals aufgegeben. Nur wegen mir, nur mir zu Liebe. Trotzdem ist dein Gerechtigkeitssinn noch vorhanden.

Ich habe Angst du wirst gehen, wenn ich es dir erzähle.

Ich würde ja gerne, aber ich kann einfach nicht auf dich zu kommen und dir einfach so die Wahrheit über alles sagen.
 

Yukiko eilte ins Schlafzimmer, drückte sich sofort mit dem Rücken gegen die Tür.

Erste, zurückgehaltene Tränen zeigten sich.

Sie lauschte und wartete ab.

Yusaku war ihr nicht gefolgt.

Als sie sich vor ihm in Sicherheit fühlte, verkroch sie auf ihre Seite des Bettes.
 

Wenn ich bleiben würde, wäre ich dir nur im Wege.

Also gehe ich, aber ich weiß.

Ich werde bei jedem Schritt an dich denken.

Ich bereue sehr, was ich dir angetan habe, was ich dir jetzt antue. Du bemühst dich so um mich zu trösten, aber ich kann es einfach nicht annehmen.

Es tut so weh. Ich will mein eigenes Spiegelbild nicht mehr sehen, so sehr schäme ich mich für mein fahrlässiges Handeln. Ich kann nicht anderes, als mich von dir zu verstecken und weiß, dass ich dir damit genauso weh tue.

Ich möchte dir gerne alles sagen. Es tut mir so unglaublich leid.

Ich wünschte du könnest mir das alles vergeben.

Mir fehlt der Mut. Wenn ich es dir sage, wirst du deine Sachen packen und die Scheidungspapiere einreichen.

Wenn ich mir das auch nur vorstelle, denke ich, ich kann das nicht aushalten.
 

Auf die Seite gedreht lag sie mit dem Rücken zur Schlafzimmertüre, weinte lautlos bittere Tränen.
 

Ich werde dich immer lieben. Ich werde dich immer lieben.

Ich bin so wütend auf mich selbst. Hätte ich nur eher zu schätzen gewusst, was ich an dir hatte. Ich kann einfach nicht mit der ganzen Wahrheit herausrücken und ich wage es auch nicht dich anzulügen. Wenigstens das will ich noch vermeiden. Bitte schau mich nicht immer so verzweifelt an. Ich weiß nicht, wie ich das noch lange schaffen soll.

Ich weiß wie gut du es meinst. Mir tut es auch so Leid immer Nein zu dir sagen zu müssen. Dabei willst du doch auch nur geliebt werden.
 

Langsam schlich sich leichte Dämmerung ein.

Yukiko konnte es durch die klare, durchsichtige Scheibe des Fensters beobachten.
 

Du, mein Liebling du, bittersüße Erinnerungen sind alles, was ich mitnehme.

Also auf Wiedersehen, aber bitte weine nicht.

Wir wissen beide ich bin nicht das, was, du brauchst.

Was soll ich nur tun, wenn du mich verlässt? Wenn du einfach gehst?

Ich habe das alles so nicht gewollt. Nie. Alles was ich wollte, war mein Comeback.

Wie konnte ich nur so dumm sein?

Ich habe alles aufs Spiel gesetzt, was ich hatte einschließlich: dich.

Ich weiß auch nicht, wie ich dich halten könnte.

Shinichi wäre schon viel zu alt dafür.

Überhaupt, Shinichi würde auch nicht gut über mich denken.

Was bin ich schon für eine Mutter, die ihre Kariere über ihre Kinder stellt?

Er wird mir das auch nicht vergeben. Er wird sich von mir abwenden, genau wie du, wenn ihr eines Tages die Wahrheit erfahren solltet.
 

Sie zuckte zusammen, umgriff reflexartig die Bettdecke enger.

Es war ihr Mann, der nachdem er angeklopft hatte, die Türe öffnete.

Sie spürte seinen Blick auf sich und drehte sich nur noch weiter weg und die Decke noch höher, bis fast über den Kopf.

Was Yusaku dazu veranlasste, stehen zu bleiben.

Sie spürte seinen traurigen Blick, als er nicht wagte näher zukommen.

Das einzige was er mit belegter Stimme sagte war: „Es wird Zeit für mich.“

Sie wartete regungslos bis er das Zimmer wieder verlassen hatte.

Bevor sie ihren Tränen erneut freien Lauf ließ.
 


 

Und ich werde dich immer lieben. Ich werde dich immer lieben.

Ich erwidere deine Liebe. Das tue, das tue ich wirklich!

Nur kann ich dir das nicht zeigen.

Du wunderst dich nur, warum ich dir dermaßen aus dem Weg gehe. Es ist, weil ich dich hintergangen habe.

Ich will es wieder gut machen, aber ich weiß nicht wie.

Ich möchte dir von meinem Fehltritt erzählen. Das schlechte Gewissen nagt so an mir, aber ich habe Angst. Ich fürchte mich vor deiner Reaktion deswegen. Ich würde dich sicherlich unglaublich tief verletzen und könntest du das jemals verkraften und mir verzeihen? Mich immer noch lieben? Ich habe dein Vertrauen missbraucht und wenn es nur das wäre. Ich habe noch mehr angerichtet, dass wirst du mir nicht vergeben können und wollen erst recht nicht.
 

Es wurde draußen immer dunkler und später.

Yusaku war noch nicht zurück.

Yukiko hatte keine Tränen mehr.
 

Als du mir gesagt hast du habest mit einer anderen geschlafen und mich angeschrien hast. Das hat mir so unglaublich weh getan. Aber was sollte ich dir denn schon erwidern? Es war dein gutes Recht… Wenn du wüsstest, was ich gemacht habe.

Du weißt es nicht, aber du hast es mir in diesem Moment wirklich zurückgezahlt.

Meine Tränen hast du nicht gesehen. Ich hatte wenigstens so viel Anstand dir keine Vorwürfe zu machen. Es hatte mich so viel Kraft gekostet meine Fassung zu bewahren, bis du mich verlassen hattest.

Mein Herz ist zerbrochen. Jetzt weiß ich, wie du es empfinden musst. Deshalb kann ich noch weniger zu dir kommen.

Ich vermisse dich so sehr, dass mein Kissen schon ganz nass ist. Das Bett ist so leer ohne dich. Mir fehlt dein liebevolles „Gute Nacht“. Überhaupt fehlt mir deine Stimme. Genauso wie mir deine Nähe im Allgemeinen fehlt.

Ich kann dir nicht mehr gegenübertreten ohne Angst haben zu müssen, dass du mich an meinem schlechten Gewissen erkennst. Du bist immer noch irgendwie ein Detektiv, wie soll ich mich verheimlichen ohne dir so gut es irgend geht aus dem Weg zu gehen?

Nicht mal zu Abendessen kann ich mit dir mehr.

Ich hoffe das Leben behandelt dich gut.

Und ich hoffe du hast alles, wovon du geträumt hast.

Und ich wünsche dir Spaß und Glück.

Aber vor allem wünsche ich dir Liebe.
 

Yukiko fiel auch die Sache mit Shinichi wieder ein:
 

Wie konntest du da nur so gelassen sein?

Wie?

Dein Kind hätte sterben können und du sagst nur: „Lass ihn machen“.

Wenn du meine Erfahrung gemacht hättest, dann würdest du nicht so reden.

Dann könnest du mich vielleicht verstehen, aber ich weiß ja noch nicht mal, ob es deins war oder nicht.

Wenn ich wenigstens das genauer wüsste.

Dann müsstest du zumindest nicht auch so darunter leiden.

Du musst mich doch für unglaublich herzlos halten? Wie kannst du noch zu mir stehen?

Du gehst nicht weg, obwohl ich dir nur die kalte Schulter zeige. Dich abblitzen lasse wo immer und wann immer es nur geht.

Du kannst doch unglaublich so schwer von Begriff sein?

Erkennst du die falsche Schlage, die deine Frau ist, denn nicht?

Oder willst du sie einfach nur nicht erkennen?

Glaub mir ich bin nicht mehr gut für dich.

Alles was ich dir sagen könnte, würde dich nur von mir stoßen.

Wenn ich nur zu Hause bei dir geblieben wäre, dann wäre es nie so weit gekommen.

Es tut mir so leid was ich getan habe. Es tut mir so leid.

Ich werde dich immer lieben.

Du, Liebling, ich liebe dich.

Oh, ich werde dich immer lieben.
 

Es war längst nach Mitternacht, als sich vorsichtig die Türe des Schlafzimmers öffnete.

Yukiko hörte Yusaku, antworte aber nicht auf sein leises, angetrunkenes: „Ich bin wieder da.“

Nicht auf ihn reagierend wartete sie ab.

Als sie wahrnahm wie er zu ihr ins Bett kam, wich sie weiter Richtung Bettende.

Das enttäuscht-verstimmte: „Gute Nacht“ ihres Mannes erwiderte sie nicht.
 

Ich wünschte ich könnte dir sagen, wie sehr ich dich immer noch liebe.

Ich habe solche Angst. Ich will dich nicht verlieren.

Bitte, bitte verlass, verlass mich nicht. Ich fehle dich an, wenn du mir irgendwie, nur irgendwie verzeihen kannst…

Ich werde dich immer lieben.

Du, Liebling, ich liebe dich.

Oh, ich werde dich immer lieben.
 


 

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*Anmerkung(en]:
 

Diese zwei Texte hier gab es bereits in einer Mini-FF als Zusatz zu Ausdauer, aber da mir langweilig war und ich irgendwie zufällig daran denken musste, dachte ich mir es einfach mit hier einzufügen. Ein Kapitel mehr oder weniger,… das macht den Kohl wohl auch nicht mehr fett.
 

Die schwarzdargestellten Zeilen sind Zeilen aus zwei Liedern. Bei Yusaku: "Lemon Tree" von Fools Garden.

Und bei Yukiko Whitney Houston mit “I Will Always Love You”.

Kazuhas Fund

Sonntagvormittag 15. Oktober
 

Der Detektiv befand sich in ihrem Zimmer vor dem Bett.

Sie kam herein und sah ihn.

„Shinichi!“, strahlte Ran. Sie lief auf ihn zu: „Ich habe dich so sehr vermisst!“ fiel sie ihm freudig um den Hals.

Glücklich schmiegte sie sich an ihn: „Es ist so schön, dass du da bist“, hörte er sie leise in der Nähe seines Ohres. Sie hatte ihren Kopf auf seine Schulter gelegt, genoss seine Gegenwart. Genauso erging es ihm. In ihrer Anwesenheit schwelgend lehnte er seinen Kopf sanft gegen ihren.

Ran sah auf, schaute ihn an.

Er erwiderte ihren Blick.

Die beiden waren sich einig. Ohne dass es eines Wortes bedurfte, küssten sie einander.

Er spürte wie Ran sich zusammenzog.

Er öffnete seine Augen, hörte auf.

Doch sie signalisierte ihm, dass es ihr gefiel, indem sie ihn liebevoll anlächelte und sie es nun war die den Kuss wieder aufnahm.

So traute er sich eine Hand in ihren Nacken zulegen und sie noch näher zu sich zu ziehen.

Mit der anderen Hand berührte er sie am Ohr, strich ihr über die Wange und stoppte, als er merkte, wie Ran ihn von sich drückte.

Verwirrt sah er sie an.

Sie lächelte jedoch nur und nahm ihn an der Hand.

Bereitwillig ließ er sich von ihr zu ihrem Bauch führen auf dem sie seine Hand ablegte und ihn ein weiteres Mal sanft küsste. Jetzt war er es der eine Gänsehaut bekam. Sanft zog sie ihn mit sich hinunter zum Kopfkissen des Bettes.

Die beiden, die sich so lange nicht gesehen hatten, küssten sich leidenschaftlich und innig. Ran führte ihn mit der Hand zu den Knöpfen ihres Oberteils. Bedeutete ihm so, dass er sie ruhig öffnen konnte.

Dieses Angebot nahm er nur zu gerne an. Die, durch das aufknöpfen freigelegte, Haut küsste er vom Hals abwärts. Es dauerte nicht lange und der Stoff war wieder da. So half Ran ihm hilfsbereit sich dessen zu entledigen. Dem Pullover folgte der BH. Aber noch interessanter als die Brüste war für ihn der Bauch. Er fühlte die kleine Erhebung und schaute sie sich ganz genau an, wie sie sich gleichmäßig von der restlichen Haut abhob.

Er beugte sich ganz vorsichtig, geradezu andächtig zu ihrem Bauch, in welchem sein Baby war.

Ran streckte einen Arm nach ihm aus und streichelte seine Haare, als er sie küsste, holte ihn so zu sich zurück.

„Ich liebe dich, Shinichi.“

Mit einer Hand die Brust berührend kam er ihrer Bitte nach einem weiteren Kuss nach.
 

„Ich liebe dich auch.“Conan räkelte sich höchst glücklich. Selig Rans Namen nennend wachte er auf. Noch nicht ganz orientiert tastete er neben sich nach ihr. Doch als er nichts fühlte außer dem Bettlaken, machte er seine Augen irritiert auf. Das erste was er sah war die Hand, die Kinderhand!

Die große Enttäuschung und Traurigkeit zeichneten sich auf seinem Gesicht ab, welche sich aus diesem Umstand ergaben und ihn hinterrücks überfielen. Seine Augen wurden feucht.

Niedergeschlagen setze er sich im Bett auf. Obwohl er es langsam getan hatte, war es wohl doch noch zu schnell gewesen, denn die Hand wanderte an die Stirn. Die Augen zusammenkneifend stöhnte der kleine Detektiv unbehaglich auf.

Nach ein paar Mal ein- und aus atmen ging es.

Der geschrumpfte Shinichi erhob sich vorsichtig, hielt sich noch einen kurzen Moment am Rand fest. Als das Schwindelgefühl nachgelassen hatte, ging er nahe der Wand zum Badezimmer.
 

Dort schloss er die Tür hinter sich ab und hangelte sich zum Waschbecken. Mit beiden Händen umklammerte er es, würgte. Mehr als ein wenig Speichel kam allerdings nicht, also spülte er den Mund aus.
 

An der Haustür klingelte es.

Yusaku kam, mit einen Trainingsanzug bekleidet, die Treppe herunter. Er öffnete und grüßte: „Hallo.“ Gut gelaunt empfing der Schriftsteller die Besucher.

„Hallo, Tadashi“, wurde das Baby ebenfalls willkommen geheißen.

Der Professor und Ai begleiteten ihn hintereinander die Treppe hochsteigend.
 

Mit einladender Handbewegung bot er den beiden an sich zu setzen, was sie auch taten. Tadashi wurde auf dem Boden abgesetzt. Vergnügt krabbelte der Kleine zu seiner Mami.

„Habt ihr gut geschlafen?“, erkundigte sich der Professor bei seinem ehemaligen Nachbarn.

Während Yusaku zwei Tassen, seine eigene bereits gefüllte und den Kaffee aus der Küche holte, antwortete er: „Also ich ja: Gut und lange. Ich bin eben erst aufgestanden und noch gar nicht so richtig dazu gekommen meine Zeit mit Gott zu verbringen“, erklärte er unbeschwert die Utensilien schön auf einem Tablett anordnend.

Er stand mit dem Rücken zu Ai, die ihm, mit einem skeptischen Blick, bei seinem Tun zusah.

„Wenn wir ungelegen kommen, dann können wir auch später wiederkommen“, bot der Professor sofort entschuldigend an.

Doch Shinichis Vater schüttelte nur entspannt mit dem Kopf: „Nein, ist schon gut so. Gott hat sicherlich nichts dagegen, wenn ich ihn ein wenig versetze.“ Der Schriftseller setze sich leicht schmunzelnd zu ihnen: „Es ist schön, dass ihr jetzt hier seid“, befand er.

Er lächelte die beiden an und reichte ihnen die für sie gefüllten Tassen an.

Ai bedankte sich wie der Professor, dann brachte sie den Grund für ihren Besuch zur Sprache: „Wo ist Shinichi?“, wollte sie wissen.

„Er schläft, wie Yukiko, noch. Ich war vorhin kurz bei ihnen.“

„Also war alles in Ordnung?“, reagierte der Professor mit Erleichterung.

„Ja, soweit ich das beurteilen kann“, meinte Yusaku gelassen: „war so weit alles gut. Yukikos Puls lag bei 60, ich hatte vorhin 64 und Shinichi, gut lag bei 110, aber bei der Anstrengung von gestern vielleicht auch nicht ganz so verwunderlich. Ansonsten hat er wohl noch Temperatur, aber kein Fieber. Den Blutdruck habe ich jetzt noch nicht kontrolliert, die beiden haben so friedlich geschlafen, da wollte ich sie nicht extra dafür aufwecken. Heiji habe ich vorhin auch schon gesehen. Bei ihm liegt der Puls bei achtundsechzig und der Blutdruck bei hundertzwanzig zu sechzig.“

Ai notierte sich die Werte auf einem Zettel, den sie aus der Hosentasche geholt hatte: „Und bei Ihnen?“, fragte sie nach.

„Bei mir? 140 zu 70.“

„Gibt es sonst noch etwas Erwähnenswertes?“, erkundigte Ai sich weiter.

„Nein, nicht das ich wüsste.“ Yusaku verneinte durch nochmaliges überlegendes Kopfschütteln. Dann wechselte er das Thema: „Ich habe Hunger“, meinte er schwungvoll: „Wie sieht es bei euch aus: Habt ihr schon gefrühstückt?“

„Ja“, antwortete der Professor ihm.

„Gut“, nahm Shinichis Vater diesen Umstand zur Kenntnis und erhob sich.

Er ging in die Küche. Dort holte er zwei Eier aus dem Kühlschrank, die er in eine Pfanne schlug. Wobei er bis zu den anderen beiden zu hören war: „Dann hoffe ich, dass es euch nicht stört, wenn ich jetzt nebenbei Frühstück mache.“
 

Ran kam zu Kazuhas Zimmer. Sie blieb im Türrahmen stehen: „Aoko hat angerufen. Hast du Lust mit zu ihr zu kommen?“, fragte sie ihre Freundin.

„Klar, wann?“

„Jetzt.“

„Ja, warte. Ich dusche noch kurz.“

„Ist gut“, fand Ran lächelnd: „Dann schau ich nach wie es mit Frühstück aussieht.“
 

Conan saß unter dem Waschbecken. Er hatte die Beine angezogen und war sichtlich deprimiert.

Es klopfte.

Der Mini-Shinichi raffte sich zum Öffnen auf.

„Na, endlich!“, meinte Kazuha, der er das Bad wortlos überließ.
 

Ran hingegen war schon unten. Überrascht traf sie auf die beiden Besucher: „Guten Morgen Professor“, begrüßte sie fidel: „Hallo, Ai.“

„Hallo Ran“, erwidertet der der ältere Erfinder ebenso erfreut.

„Na, Ran“, kam Yusaku ihr entgegen: „Kommst du zum Frühstücken?“

Ehe sie sich versah hatte sie den servierfertigen Teller von ihm in Händen. Erstaunt schaute sie ihn an. Er zwinkerte ihr jedoch nur zu und holte sich zwei weitere Eier.
 

Heiji begegnete, die Hunde von den Leinen lassend, den anderen Detektiv.

„Hi“, grüßte er den Kleineren gut gelaunt.

„Hi“, klang Conan belanglos.

„Hm“, machte Kazuhas Freund: „Hier riechts lecker. Gibt’s Einer mit Speck zum Frühstück?“, erkundigte er sich bei dem Freund der Freundin seiner Freundin.

Der mit einem mürrischen: „Scheint so“, antwortete. Er steckte während er sprach die Hände in die Hosentaschen.

Kaum hatte er das getan, setzte er sich in Bewegung.

Heiji schloss zu ihm, gefolgt von Holmes und Queen, auf.
 

Die zwei Vierbeiner liefen zielstrebig zu den Futternäpfen.

„Hi, Queen“, meinte Yusaku einem ausweichen müssend.

Dann sah er die zwei Oberschüler: „Kaum brate ich Speck an, da kommt ihr alle. Das werde ich mir merken“, äußerte er seine Beobachtung amüsiert und somit war er seine Eier wieder los, da er sie bereitwillig seinem Kind und dessen Freund überließ.

Während Heiji sich über das geschenkte Essen freute und bedankte, musterte Conan es mit prüfend-kritischem Blick.

„Magst du das denn nicht?“, wurde Ran verwundert auf ihn aufmerksam.

„Doch, doch!“, setze er schnell ein kindliches Lächeln auf.

Yusaku sagte nichts dazu, warf seinem Sohn nur einen bedenklichen Blick zu. Ebenso wie Ai, die sich ihren Teil ebenfalls dachte.

Danach widmete er sich erneut der Panne und dem zerbrechen weiterer Eier.

Heiji dagegen setzte sich neben die anderen.

Conan kam ihm nach, setze sich zu Ran.
 

Kazuha erschien ebenfalls. Auch sie hatte vor Yusaku ihr Essen. Denn der sagte schon gar nichts mehr, drehte sich nur in sich hinein lächelnd wieder um.

Conan beobachtete Heiji neidisch, dem sein Spiegelei samt Speck sichtlich schmeckte.

Er selbst hingegen aß notgerungen, indem er auf seinem Teller wählerisch herumstocherte.

Ran wartete noch auf ihre Freundin, bis sie fertig war.

„Wollen wir gehen?“, fragte sie sie anschießend.

„Ja“, nickte Heijis Freundin. Zusammen standen die Oberschülerinnen auf.

„Wo geht ihr hin?“, tippte der geschrumpfte Shinichi seine Ran an.

Die ihn anlächelte und bereitwillig Auskunft gab: „Zu Aoko. Sie hat uns vorhin eingeladen.“ Vergnügt wuschelte sie zum Abschied durch sein Haar, welches er sofort wieder glättete. Nicht ohne Heiji dabei böse anzufunkeln, der sich das Lachen verkniff.

Gemeinsam mit Kazuha ging Ran.

Hätte der kleine Detektiv auch das seines Vaters gesehen, hätte auch er sich einen tadelnden Blick eingefangen. Yusaku selbst ließ diese Situation unkommentiert.

Stattdessen nahm er neben seinem Sohn Platz und war nun doch sehr dankbar darüber, dass auch er endlich etwas in den Magen bekommen konnte.
 

„Wie geht es dir?“, fragte Ai das Versuchskaninchen Nummer eins.

„Mir tut alles weh. Ich fühl mich, als würden meine Arme und Beine zum Tauziehen zweckentfremdet!“, beschwerte dieses sich bitterlich.

Sein Vater schenkte ihm einen mitfühlenden Blick. Entschied dann das Thema zu wechseln: „Und wie sieht es mit euch aus: Habt ihr schon Pläne für heute?“

Heiji schaute Conan an.

Der kleine Detektiv hob nur desinteressiert die Schultern.

„Wir können zu Kaito gehen“, meinte Ai sich in das Gespräch integrierend: „Vielleicht schafft ihr ja diesmal auch dieses Level.“

„Gute Idee“, stimmte Heiji zu.

„Geht es um ein Computerspiel?“, erkundigte Yusaku sich interessiert.

„Ja, is’n Playstationspiel.“ Auf hin des fragenden Blickes erklärte der Oberschülerdetektiv hinzufügend: „Wir müss‘n versuchen ne Prinzessin zu rett’n un dafür müsst’n wir zu Kaito, weil Conan ja nur ne kaputte Konsole hat“, neckte er seinen Freund nebenbei.

„Na und? Ich brauche so etwas nicht“, konterte jener verlässlich auf die Spitze anspringend: „Ich weiß besseres mich zu beschäftigen.“

„Ach ja?“, provozierte Heiji belustigt weiter.

„Ja.“ Der geschrumpfte Shinichi streckte besserwisserisch die Zunge raus, als sein Vater dem vorsichtshalber Einhalt gebot: „Hey, Friede ihr zwei“, meinte er nicht streng, aber doch bestimmt.

Woraufhin sein Sohn und dessen Freund sich das restliche Frühstück über benahmen.
 

Conan war fertig. Er wollte, nachdem er seine leere Schüssel weggestellt hatte, gehen. Yusaku pfiff ihn jedoch umgehend zurück.

„Nicht ganz so schnell. Ich glaube du vergisst da gerade etwas“, merke er aufstehend an. Es war ein Ton, der deutlich zeigte, dass der Vater den Versuch des Sohnes durchschaut hatte. Er holte das Blutdrückgerät.

Mit dem Rücken zu den anderen stumm fluchend, drehte der Mini-Shinichi sich notgedrungen um und machte gute Miene machend kehrt.

Sein Vater kniete sich zu ihm hinunter.

Widerstandslos ließ er sich das Blutdruckgerät umlegen, wartete.

„115 zu 65“, meinte Yusaku, wobei er ihn von dem Gerät wieder befreite. Anschließend fühlte er noch einmal den Puls.

Mit der Nennung dessen: „Hundertzwanzig“, entließ er ihn.

Heiji und Ai gingen mit ihm mit.

Yusaku hingegen blieb noch mit dem Professor beisammen.
 

Am Abend
 

Yusaku hatte es sich im Schlafzimmer auf dem Bett bequem gemacht. Den einen Arm unter dem Kopf verschrenkt, schaute er zur Tür, die sich öffnete.

„Hi, Shinichi!“, wunderte sich Yukikos Mann ein wenig, als er den Detektiv auf sich zukommen sah.

Er wirkte unzufrieden.

„Na, mein Kind: Möchtest du etwas von mir?“, erriet Yusaku die Körpersprache seines Sohnes zielsicher deutend. Einladend rückte er zur Seite, sodass sein Sohn Platz hatte, sich neben ihn zu setzen.

„Na, komm schon: Was ist los, hm?“, forderte er den Shinichi in Miniatur auf, nachdem er einen Moment abgewartet hatte.

„Weißt du“, rückte der mit der Sprache heraus: „es ist wegen Ran. Ich habe ein Geschenk von ihr bekommen.“

„Ah“, machte Yusaku darauf: „Und jetzt möchtest du dich dafür renovieren. Sehe ich das richtig?“

„Ja“, räumte der Mini-Shinichi, auf seine Socken starrend, herumdrucksend ein.

Yusaku nickte verständnissvoll. Dann fragte er: „An was hättest du denn gedacht?“

„Das ist ja mein Problem. Ich weiß nicht was ich ihr schenken soll. Ich habe sie gefragt, aber außer das Shinichi wieder kommt hat sie nichts, was sie sich wünscht.“

Sein Vater sah mitfühlend zu ihm. Sie Sache ernst nehmend legte er die Stirn in Falten, überlegte: „Gibt es denn einen bestimmten Anlass?“

„Ja. Wir haben unser Dreimonatiges“, antwortete der Detektiv, räumte nebenbei schuldbewusst ein: „Was ich total vergessen habe.“

„Wie wäre es mit einer hübschen Kette?“, fiel Yukikos Mann das Simpelste vom Simpelsten ein.

„Habe ich auch schon überlegt, aber ich kann ihr ja schlecht ein Medaillon mit Bild von mir schenken, das sie dann tagtäglich um den Hals trägt“, meinte er zerknirscht: „Außerdem hat sie sowieso schon eins von mir auf ihrem Schreibtisch stehen und davon abgesehen besitze ich momentan noch nicht einmal ein aktuelles von mir.“

„Es muss ja kein Medaillon sein. Vielleicht tut es auch ein schöner Stein?“

„Ach“, tat der geschrumpfte Shinichi den Vorschlag verärgert ab: „derartige Ketten sind viel zu teuer. Soviel Geld habe ich nicht.“

„Es muss ja keine teure sein?“, fand sein Vater.

Woraufhin sein Sohn umgehend protestierte: „Ich will ihr doch keine Unechte schenken. Ich will ihr schließlich etwas das ihr auch gerecht wird!“

„Hm“, machte Yusaku unterschwellig amüsiert: „Du versuchst doch nicht gerade etwa deine Schuldgefühle ihr gegenüber durch Materielles zu kompensieren, oder?“

Conan war durchschaut.

„Aber was soll ich denn sonst tun?“, gab er sich überführt fühlend, niedergeschlagen zu.

Sein Vater sah ihn erbauend an: „Meinst du, dass das nötig ist? Glaubst du das es für Ran irgendeinen Unterschied macht, ob du ihr etwas Großes oder nur eine Kleinigkeit schenkst?“ Yusaku machte eine kurze Pause, wartete ab. Dann führte er weiter aus: „Du bist zu mir gekommen, weil du einen Rat wolltest und den kannst du gerne haben: Versuch nie eine Frau durch Geld zu beeindrucken“, er lächelte seinen Sohn liebevoll an: „Und soll ich dir etwas verraten? So wie ich Ran bisher kennen gelernt habe, würde sie sich gar nicht darauf einlassen. Sie ist dir da sehr ähnlich. Sie weiß ganz genau was sie will und sie steht auch dazu. Sie ist keine Frau, die halbe Sachen macht. Entweder sie ist ganz dabei oder nicht. Also mach dir keine Gedanken sie würde dich weniger lieben nur weil ein Geschenk das du ihr machst ihren Erwartungen nicht entspricht.“

Der geschrumpfte Shinichi hatte zugehört, musste zustimmen.

Zufrieden war er trotzdem nicht.

So machte Yusaku einen anderen Vorschlag: „Wie wäre es denn“, fing er an: „wenn du ihr einfach Geld schenkst?“

„Das hat Heiji auch schon vorgeschlagen. Aber das ist einfach zu unpersönlich.“

„Findest du?“, war sein Vater da anderer Meinung: „Warum sollte es unpersönlich sein? Weil du ihr die Möglichkeit bietest sich etwas zu kaufen, das sie sich selbst aussuchen kann? Sonst kannst du es immer noch so legen, dass sie dafür Sachen für euer Baby kaufen kann? Die braucht sie ja sowieso“, schlug er vor.

Er sah, dass sich sein Sohn diese Idee durch den Kopf gehen ließ.

„Außerdem“, setze er verschmitzt ein weiteres Argument ein, von dem er wusste das der kleine Detektiv dem nicht widerstehen konnte: „dann hast du auch die Möglichkeit mit ihr zusammen auszusuchen und so bekommst du auch heraus, ob du einen Sohn oder eine Tochter bekommst.“
 

Montag 16. Oktober
 

Ran saß in ihrem Zimmer auf dem Bett. Sie hatte es sich schmökernd mit dem blauen, dicken Buch, welches sie sich von dem Vater ihres Freundes geliehen hatte, gemütlich gemacht:
 

So wie du das sagst, hört es sich ganz leicht an. Doch im Moment der Entscheidung gewinnt die Angst in der Mehrheit der Fälle die Oberhand. Warum ist das so?
 

Ihr seid gelehrt worden, in Angst und Furcht zu leben. Man hat euch gesagt, dass nur die Fittesten überleben, die Stärksten siegen und die Schlausten Erfolg haben. Sehr wenig wird zum Lobpreis jener gesagt, die liebevoll sind. Und so strebt ihr- auf die ein oder andere Weise- danach, die Besten zu sein, und wenn ihr bemerkt, dass ihr in irgendeiner Situation weniger seid als das, habt ihr Angst vor Verlust, denn man hat euch gesagt, das weniger sein verlieren bedeutet. Und natürlich entschließt ihr euch dann zu der Handlung, die euch die Angst eingibt.

Doch ich sage euch dies: Wenn ihr euch für die Handlung entscheidet, die euch die Liebe eingibt, werdet ihr mehr als nur überleben, als nur gewinnen, als nur Erfolg haben. Dann werdet ihr in ganzer Herrlichkeit erfahren, wer-ihr-wirklich-seid und wer ihr sein könnt.

Dazu müsst ihr die Lehren eurer wohlmeinenden, aber falsch informierten weltlichen Tutoren bei Seite lassen und auf die Lehren jener hören, deren Weisheit einer anderen Quelle entstammt. Ihr habt viele solcher Lehrer unter euch, so wie sie schon immer unter euch waren, denn ich lasse euch nicht ohne jene, die euch diese Wahrheiten zeigen, sie euch lehren, euch anleiten und an sie erinnern. Doch die größte Gemahnerin ist nicht eine außen stehende Person, sondern eure innere Stimme. Sie ist das erste Instrument, dessen ich mich bediene, da es am zugänglichsten ist.

Die innere Stimme ist die lauteste Stimme, mit der ich spreche, da sie die euch nächste ist. Es ist die Stimme, die euch sagt, ob alles andere, so wie ihr es definiert habt, wahr oder falsch, recht oder unrecht, gut oder schlecht ist. Sie ist der Radar, der euch hilft, den Kurs zu setzen, das Schiff zu segeln, der euch auf eurer Reise anleitet, wenn ihr es nur zulasst. Es ist die Stimme, die euch in jedem Moment sagt, ob die Worte die ihr lest, Worte der Liebe oder der Angst sind. Dies ist der Maßstab, anhand dessen ihr entscheiden könnt, ob sie zu befolgende oder zu ignorierende Worte sind.
 

Du hast gesagt, dass ich in ganzer Herrlichkeit erfahren werde, wer ich bin und sein kann, wenn ich stets den Handlungsweg wähle, den die Liebe eingibt? Kannst du das bitte noch weiter ausführen?
 

Es gibt nur einen Grund für alles Leben, nämlich dass ihr und alles, was lebt, diese Herrlichkeit in ganzer Fülle erfahrt. Alles was ihr sonst sagt, denkt oder tut, dient diesem Zweck. Es gibt nichts anderes was eure Seele tun möchte.

Das Wundersame an diesem Sinn und Zweck ist der, dass er kein Ende hat. Ein Ende bedeutet Beschränkung, und Gottes Absicht beinhaltet nicht eine solche Begrenzung. Sollte der Moment kommen, in dem du dich in all dieser Herrlichkeit erfährst, so wirst du dir dann eine noch größere Herrlichkeit vorstellen, zu der du gelangen willst. Je mehr du bist, desto mehr kannst du noch werden.

Das tiefste Geheimnis ist, dass das Leben nicht ein Entdeckungsprozess, sondern ein Schöpfungsprozess ist. Du erkennst dich nicht selbst, sondern du erschaffst dich neu. Trachte deshalb nicht danach herauszufinden, wer-du-bist, sondern trachte danach zu entscheiden, wer-du-sein-möchtest.
 

Ran machte an dieser Stelle eine kurze Pause und ließ das eben gesagte auf sich wirken:
 

Manche sagen, dass das Leben eine Schule ist, das wir hier sind, um spezielle Lektionen zu erlernen, und das wir, wenn wir dann unser „Abitur“ gemacht haben, uns größeren Zielen widmen können, ohne noch an den Körper gefesselt zu sein. Ist das richtig?
 

Das ist ein weiterer Bestandteil eurer auf menschliche Erfahrung gegründete Mythologie.
 

Das Leben ist keine Schule?
 

Nein.
 

Wir sind nicht hier, um Lektionen zu erlernen?
 

Nein.
 

Warum sind wir dann hier?
 

Um euch daran zu erinnern und wieder neu zu erschaffen, wer-ihr-seid.

Ich habe es euch immer und immer wieder gesagt. Ihr glaubt mir nicht. Doch so ist es und so soll es sein. Denn wahrlich, wenn ihr nicht als die-ihr-seid erschafft, könnt ihr es auch nicht sein.
 

Also- hier kann ich dir nicht mehr folgen. Kommen wir auf diese Sache mit der Schule zurück. Ich habe Lehrer um Lehrer uns sagen hören, dass das Leben eine Schule sei. Ich bin offen gestanden schockiert, von dir zu hören, dass es nicht so ist.
 

Ran bedachte sich das Ganze:
 

Die Schule ist ein Ort, zu dem du gehst, wenn du etwas wissen willst, was du noch nicht weißt. Du begibst dich nicht an diesen Ort, wenn du bereits etwas weißt und dieses Wissen ganz einfach erfahren willst.

Das Leben (wie ihr es nennt) gibt euch die Gelegenheit, auf der Erfahrungsebene etwas kennen zu lernen, was ihr bereits auf der Ebene der Begrifflichkeit wisst. Ihr müsst nichts lernen, um dies zu tun. Ihr müsst euch nur an das erinnern, was ihr bereits wisst, und danach handeln.
 

Ich bin nicht sicher, ob ich das verstanden habe.
 

Fangen wir es so an. Die Seele- deine Seele- weiß zu jeder Zeit alles, was es zu wissen gibt. Ihr ist nichts verborgen, nichts unbekannt. Doch dieses Wissen reicht nicht aus. Die Seele strebt nach der Erfahrung.

Du kannst wissen, dass du ein großzügiger Mensch bist, aber wenn du nichts tust, was diese Großzügigkeit zur Entfaltung bringt, dann hast du nichts weiter als eine begriffliche Vorstellung. Du kannst wissen, dass du ein gütiger Mensch bist, aber solange du nicht für jemanden etwas Gutes tust, hast du nichts weiter als eine Vorstellung von dir selbst.

Deine Seele hat nur einen Wunsch: Sie möchte ihren großartigsten Begriff von sich selbst in ihre großartigste Erfahrung verwandeln. Solange dieser Begriff, diese Idee nicht zur Erfahrung wird, bleibt alles nur Spekulation. Ich habe lange Zeit über mich spekuliert. Länger als das Alter mal des Alters des Universums. Ihr seht also, wie jung- wie neu- meine Erfahrung von mir selbst ist!
 

Ich kann dir wiederum nicht folgen. Deine Erfahrung von dir selbst?
 

Ja. Lass es mich dir so erklären.

Am Anfang war nur das, was Ist, und nichts anderes. Doch Alles-Was-Ist konnte sich nicht selbst erkennen- weil Alles-Was-ist alles war, was da war, und nichts sonst. Und daher war Alles-Was-ist… nicht.

Das ist das große Ist/Ist nicht, auf das sich die Mystiker seit Anbeginn der Zeit bezogen haben.

Alles-Was-ist wusste, dass es alles war, was da war- aber das war nicht genug, weil es seine Großartigkeit nur begrifflich, nicht aber erfahrungsgemäß erkennen konnte. Doch es sehnte sich nach der Erfahrung seines Selbst, es wollte wissen, was das für ein Gefühl ist, so großartig zu sein. Das war jedoch unmöglich, weil schon der Begriff „großartig“ relativ ist. Alles-was-ist konnte nicht wissen, was für ein Gefühl es ist, großartig zu sein, solange sich nicht das, was nicht ist, zeigte. In der Abwesenheit von dem was nicht ist, ist das, was Ist, nicht.

Verstehst du?
 

Ich denke ja. Fahre fort.
 

Gut. Alles-Was-Ist wusste eines, nämlich dass da nichts anderes war. Und so konnte und würde es sich niemals von einem Bezugspunkt außerhalb seiner selbst kennenlernen. Ein solcher Punkt existierte nicht. Es existierte nur ein Bezugspunkt, und das war der einzige Ort im Inneren. Das „Ist/ist Nicht.“ Das Bin/Bin Nicht.

Doch das Alles von allem entschied sich dazu, sich selbst erfahrungsgemäß kennenzulernen. Diese Energie- entschied sich, sich selbst als diese vollendete Großartigkeit zu erfahren, die Es war. Und es erkannte, dass es sich dazu eines Bezugspunktes im inneren bedienen musste. Es folgerte ganz richtig, dass jeder Teil Seiner Selbst notwendigerweise weniger als das Ganze sein musste, und dass, wenn es sich selbst in Teile aufteilte, jeder Teil, der ja weniger war als das Ganze, auf den Rest Seiner Selbst blicken und Großartigkeit wahrnehmen konnte.

Und so teilte sich Alles-Was-Ist in sich selbst- wurde in einem gloriosen Augenblick das, was dies ist, und das, was jenes ist. Zum ersten Mal existierten dies und das gesondert von einem anderen. Und doch existierte beides zugleich und tat all das, was keines von beiden war. So kam es, dass plötzlich drei Elemente existierten: Das, was hier ist. Das, was dort ist. Und das, was weder hier noch dort ist, aber existieren muss, damit das hier und das Dort existieren können.

Es ist das Nichts, in dem alles enthalten ist. Es ist der Nicht-Raum, der den Raum enthält. Es ist das Alles, das die Teile enthält.

Kannst du das verstehen?

Kannst du dem folgen?
 

Ich denke, ja. Ob du es glaubst oder nicht, du hast es so klar dargestellt, dass ich meine es tatsächlich zu verstehen.
 

Ran verstand es auch. Sie war ganz erstaunt und beeindruckt. Fasziniert las sie weiter:
 

Ich werde noch weiter gehen. Nun, dieses Nichts, in dem alles enthalten ist, ist das, was manche Menschen Gott nennen. Doch das ist nicht ganz präzise, denn dies hieße, dass es etwas gibt das Gott nicht ist- nämlich alles, was nicht „nicht“ ist. Aber ich bin Alle Dinge- sichtbar und unsichtbar. Deshalb ist die Beschreibung von mir als das große Unsichtbare, das Kein-Ding oder der Raum Dazwischen, eine im wesentlichen dem Osten entstammende mystische Definition von Gott, nicht präziser als die im Westen geläufige praktische Definition, der zufolge Gott alles ist, was sichtbar ist. Das Verständnis derer, die glauben, dass Gott Alles-was-ist und Alles-Was-Nicht-ist, ist korrekt.

Nun, durch die Erschaffung dessen, was „hier“ ist, und dessen was „dort“ ist, versetze Gott sich in die Lage sich selbst zu erkennen. Im Moment dieser großen Explosion aus dem Inneren erschuf Gott die Relativität- das größte Geschenk, das Gott sich je machte. Von daher ist die Beziehung das größte Geschenk Gottes an euch, ein Punkt, über den wir später im Einzelnen sprechen werden.

Aus dem Kein-Ding ging also Alles hervor- ein spirituelles Ereignis, das völlig vereinbar, identisch ist mit dem, was eure Wissenschaftler die Theorie des Urknalls nennen.

Gott wusste, dass die Liebe nur existieren- und sich selbst als reine Liebe erkennen- konnte, wenn ihr genaues Gegenteil ebenfalls existierte. So erschuf Gott vorsätzlich die große Polarität, das absolute Gegenteil von Liebe- alles, was Liebe nicht ist-, was nun Angst genannt wird. In jenem Moment, in dem die Angst existierte, konnte die Liebe als ein Ding existieren, das zu erfahren nun möglich war.
 

Yusaku breitete gerade eine Decke oberhalb des Parkettbodens aus, als es an der Haustür klingelte. Er unterbrach und ging öffnen. Er freute sich sehr, als er sah, dass es sein Sofa war. Es wurde zusammen mit einigen Brettern geliefert, wofür er sich bei den Zustellern bedankte. Da das Möbelstück zu schwer war, um es alleine nach oben zu tragen musste er das Objekt der Bequemlichkeit vorerst im Flur stehen lassen.

Yukiko, die bis zum obigen Treppenabsatz gekommen war und gesehen hatte um was es ging, ging wieder weg ohne ihrem Mann Hilfe anzubieten.

Yusaku hatte sie bemerkt. Etwas enttäuscht trug er die Bretter selbst hoch in sein Zimmer.

Ran, die die Klingel ebenfalls gehört hatte und interessiert gucken gekommen war, wollte ihm durchaus helfen wurde aber mit einem freundlichen „Nein, danke“ abgelehnt.

Während Ran wieder nach oben in ihr Zimmer ging und das Buch seufzend wieder zur Hand nahm, stellte der Vater ihres Freundes die Bretter erst einmal gegen die Wand.

Nach dem Letzen schloss er die Türe hinter sich zu und entschied sich zur Meditation, wozu er sich eine CD aussuchte und einlegte.
 

Wenn es nicht so anstrengend wäre!, Ran seufzte erneut, aber aus der Hand legen wollte sie das Buch nun auch nicht. Sich Mühe gebend kämpfte sie sich tapfer weiter vor:
 

Diese Erschaffung der Dualität zwischen Liebe und ihrem Gegenteil ist das, was die Menschen in ihren verschiedenen Mythologien als die Geburt des Bösen bezeichnen.

Manche auf Erden haben um dieses Ereignis herum ziemlich ausgekugelte Mythologien samt Szenarien von Schlachten und Kriegen mit Heerscharen von Engeln und teuflischen Kriegern, den Mächten von Gut und Böse, des Lichtes und Finsternis aufgebaut.

Diese Mythologien waren der frühe Versuch von Menschen, ein kosmisches Ereignis zu verstehen und anderen auf für sie verständliche Weise von dem zu erzählen, dessen sich die menschliche Seele zutiefst bewusst ist, dass aber der Verstand kaum begreifen kann.

Indem Gott aus dem Universum eine geteilte Version von seinem Selbst machte, brachte er, aus reiner Energie, alles hervor, was jetzt sowohl sichtbar als ach unsichtbar existiert. Mit anderen Worten, auf diese Weise wurde nicht nur das physische, sondern auch das metaphysische Universum geschaffen. Der Teil Gottes, der die zweite Hälfte der Bin/Bin Nicht-Gleichung bildet, explodierte ebenfalls zu einer unendlichen Anzahl von Einheiten, die kleiner waren als das Ganze.

Mit dieser Teilung meines Selbst verfolgte ich das göttliche Ziel, genügend Teile von mir zu erschaffen, damit ich mich erfahrungsgemäß kennenlernen kann. Der Schöpfer hat nur eine Möglichkeit, sich in der Erfahrung als Schöpfer kennenzulernen: Er muss erschaffen. Und so gab ich all den zahllosen Teilen meines Selbst die gleiche Macht zu erschaffen, die ich als Ganzes besitze.

Das meinen die Religionen, wenn sie sagen, dass ihr „nach dem Ebenbilde Gottes“ geschaffen wurdet. Es bedeutet nicht, wie manche annehmen, dass wir in unsrer physischen Gestalt gleich aussehen (obwohl Gott jede physische Gestalt annehmen kann, die er sich für einen bestimmten Zweck erwählt). Es bedeutet, dass unsere Essenz die Gleiche ist. Wir sind aus dem gleichen Stoff gemacht. Wir sind „derselbe Stoff“ ! Wir verfügen über die gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten- einschließlich der Gabe, physische Realität aus dünner Luft zu erschaffen.

Als ich euch, meine spirituellen Nachkommen, erschuf, war es mein Ziel, mich selbst als Gott kennenzulernen. Ich kann dies auf keine andere Weise als durch euch tun. Somit kann gesagt werden (und es wurde auch viele Male gesagt), dass mein Ziel für euch darin besteht, dass ihr euch selbst als mich erkennt.

Dass scheint so erstaunlich einfach zu sein, wird aber sehr komplex, weil es nur eine Möglichkeit gibt, wie ihr euch als mich erkennen könnt, nämlich die, das ihr euch selbst zuerst als nicht Mich erkennt.

Nun versuche, mir hier zu folgen- bemühe dich darum-, denn es wird jetzt sehr subtil. Bist du bereit?
 

Ich denke, ja.
 

„Es hat keinen Sinn!“, musste Ran sich leise aufstöhnend eingestehen.

Erschöpft und äußerst frustriert ließ sie das Buch liegen.

Sie begann an ihrem Schreibtisch herumzukramen, aber fand nicht was sie suchte. Sie blieb überlegend davor stehen und schaute sich um. Ihre Schultasche entdeckend, lief sie hin und suchte auch darin. Erfolglos, weshalb sie zu Kazuhas Zimmer ging und dort schaute, ob sie es entdecken konnte. Aber auch hier hatte sie spontan kein Glück.

Sie stieg die Treppe hinunter und schaute sich im Wohnzimmer um. Ihre Mutter schaute sie strickend an: „Suchst du etwas?“, fragte sie ihre Tochter.

„Ja. Mein englisches Übersetzungsbuch. Hast du es vielleicht gesehen?“

„Nein, ist es denn nicht in deinem Zimmer?“

„Leider nicht. Jedenfalls finde ich es nicht.“

„Schau mal, ob dein Vater es genommen hat? Vielleicht liegt es im Schlafzimmer. Ich weiß, dass er die Tage was nachschlagen musste.“

„Okay. Danke, Mama“, nahm Ran den Vorschlag dankbar an und ging nachsehen, aber auch im Zimmer ihrer Eltern entdecke sie es nicht.
 

Schließlich betrat Ran anklopfend das Zimmer von Yusaku.

„Oh, tut mir leid“, entschuldigte sie sich sofort, als sie den Vater ihres Freundes meditieren sah.

Er hatte seine Augen geöffnet und schaute sie fragend an: „Du störst nicht. Komm ruhig rein“, meinte er freundlich. Ihm fiel auf, dass sie wohl etwas von ihm wollte: „Kann ich dir helfen?“, fragte er sie aus diesem Grund.

„Äh, ja“, bestätigte sie verlegen: „Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht ein Wörterbuch hast, das du mir ausleihen könnest. Ich weiß leider nicht wo meins ist. Es ist wegen dem Buch. Ich kann nicht alles verstehen“, erklärte sie ihm.

„Ich glaube nicht, dass ich eins habe“, überlegte Yusaku aufstehend: „Höchstens in einer der beiden Kisten dort. Hilfsbereit schaute er mit ihr zusammen nach.

Ran sah enttäuscht aus.

„Tut mir Leid. Ich könnte dir höchstens meinen Laptop anbieten“, überlegte Yusaku weiter: „Oder“, fiel ihm dann doch noch etwas anderes ein: „Ich wollte sowieso noch einige japanische Versionen kaufen. Wenn du magst kannst du mitkommen und dir etwas aussuchen“, bot er ihr an.

„Ach, das ist doch nicht nötig“, wurde Ran ob diesen Angebotes rot. Abwehrend bewegte sie die Hände: „Du musst mir nicht extra eine kaufen. Ich kann auch weiter im Englischen lesen.“

„Ich kann mir vorstellen, dass es in der Muttersprache leichter ist es richtig zu verstehen und außerdem brauche ich sie ja sowieso, Ran. Du kannst also gerne mitkommen, wenn du Lust dazu hast.“
 

„Komm schon, Conan!“

Ai stand daneben.

„Vergess es, Genta! Ich habe keine Lust mit euch zu spielen!“

„Ist ja gut, Conan“, zuckte Ayumi fast weinend zusammen.

Wütend eilte Mitshuhiko dem geschrumpften Shinichi hinterher, der sich von ihnen zum Gehen abgewandt hatte.

„Das war gemein! Kränk Ayumi gefälligst nicht so!“ Unsanft wurde er an der Schulter zurückgehalten.

Woraufhin er sich nur umdrehte und meinte: „Das ist nicht mein Problem, wenn ihr kein nein akzeptieren könnt“, bevor er endgültig seiner Wege ging.

Enttäuscht blieben drei der anderen zurück.

„Shinichi was sollte das?“, bekam er auch von Ai kontra.

„Du lass mich gefälligst auch zufrieden!“ Er hatte es in einem, derart für sie verletzenden, Tonfall gesagt, dass sie ihn wirklich nicht mehr behelligte.
 

Ran zeigte Yusaku den Weg zum nächsten Buchladen.

„Dann bin ich mal gespannt“, meinte Yusaku die Schaufenster vor dem herein gehen betrachtend.

Mit ihr schaute er sich im Geschäft um und fand, sich an den Abteilungsschildchen orientierend, auch schnell was er suchte.

Interessiert schaute Ran ihm über die Schulter, als er abwägend eine CD in seinen Händen drehte.

Sie hatte den Titel gelesen: „Die Parabel von Gott und die kleine Seele?“

„Ja“, stimmte Yusaku zu: „Kennst du sie schon?“

„Ist das die, die Gott erzählt hat, um die Seelen zu erklären?“

„Ja“, bestätigte Yusaku. Er hatte sich die Inhaltsangabe durchgelesen.

Ihm kam Ais Name kurz in den Sinn, was ihn dazu veranlasste die CD neben den Büchern auf den Arm zu verfrachten. Neben der Gespräche mit Gott Trilogie, nahm er auch gleich dazu Freundschaft mit Gott, Gemeinschaft mit Gott und Zu Hause in Gott mit.

Nachdem die Bücher bezahlt waren wurden sie im Kofferraum des Autos in einer kleinen Kiste verstaut.

„Warum hast du gleich drei Ausgaben von den Büchern gekauft?“, fragte Ran verwundert.

„Naja, ich könnte jemanden treffen dem ich eine Freude machen kann und darauf möchte ich gerne vorbereitet sein“, erklärte Yusaku.

Zusammen mit ihr ging er noch einkaufen und fuhr anschließend zurück nach Hause.
 

Conan war schon da. Erfreut nahm er seine Freundin zur Kenntnis und half ihr unaufgefordert bei den Einkäufen.

Yusaku traf in der Küche auf seine Frau, die gerade vom Tisch aufstand.

„Hallo“, grüßte er wohlwollend.

Kurz sahen die beiden einander an.

„Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn du mit den Brettern geholfen hättest“, sagte er in einem Ton, der versucht war die Stimmung aufzulockern und somit nicht vorwerfend klang.

Sie entgegnete darauf nichts, sondern ging an ihm vorbei.

Woraufhin er ihr enttäuscht nachsah.

Sein Sohn lenkte seine Aufmerksamkeit um.

Er reichte Ran die Lebensmitteln, damit sie sie in die dafür vorgesehenen Schränke einräumen konnte.

Yusaku beobachtete die beiden für einen Moment, bevor er seine Traurigkeit abschüttelte und sich: „Worauf habt ihr nachher Hunger?“ nach Wünschen für das Abendessen erkundigte.
 

Dienstag 17. Oktober
 

Gut. Denk daran, du hast um diese Erklärung gebeten. Du hast Jahre auf sie gewartet. Du hast darum gebeten, sie in einer Laiensprache und nicht in Form theologischer Lehrsätze oder wissenschaftlicher Theorien zu erhalten.
 

Ja- ich weiß, worum ich gebeten habe.
 

Und wie du gefragt hast, so soll dir geantwortet werden.

Nun, um mich leicht verständlich auszudrücken, werde ich mich eures mythologischen Modelles von den Kindern Gottes bedienen, weil dieses euch vertraut ist und in vielerlei Hinsicht gar nicht so abwegig ist.

Kommen wir also darauf zurück, wie dieser Prozess der Selbsterkenntnis funktioniert hat. Es gab eine Möglichkeit, wie ich alle meine geistigen Kinder dazu hätte bringen können, sich als Teil von mir zuerkennen: nämlich indem ich es ihnen einfach sagte. Das habe ich getan. Aber siehst du, dem reinen Geist war es nicht genug, sich selbst einfach als Gott zu erkennen, oder als Teil von Gott, oder als Kinder Gottes, oder als Erben des Reiches Gottes (je nachdem welche Mythologie du hier heranziehen möchtest).

Wie ich schon erklärte, besteht ein Unterschied zwischen etwas zu wissen und es zu erfahren. Der reine Geist sehnte sich danach, sich selbst als Erfahrung kennen zu lernen (so wie ich es tat). Begriffliches Gewahrsein war euch nicht genug. So entwarf ich einen Plan. Es ist die außergewöhnlichste Idee im ganzen Universum und beinhaltet die spektakulärste Zusammenarbeit, weil ihr alle mit mir daran beteiligt seid.

Dem Plan gemäß beratet ihr als reiner Geist das eben geschaffene physikalische Universum. Das deshalb, weil ihr nur über die Physikalität erfahrungsgemäß das kennen lernen konntet, was ihr auf begrifflicher Ebene wisst. Dies ist tatsächlich der Grund, warum ich den physikalischen Kosmos überhaupt erschaffen habe- und das Relativitätssystem, das ihn und alle Schöpfung regiert.

Nach dem ihr, erst einmal im physikalischen Universum existiertet, konntet ihr erfahren, was ihr über euch selbst wisst- aber zunächst musstet ihr das Gegenteil kennen lernen. Um es etwas vereinfacht zu erklären: Ihr könnt euch nicht selbst als groß gewachsen erkennen, solange euch nicht bewusst ist, dass es auch die Kleinwüchsige gibt.

Daraus ergibt sich letztendlich die logische Schlussfolgerung, dass ihr euch nicht als die, dir ihr seid, erfahren könnt, solange ihr nicht dem begegnetet seid, was ihr nicht seid. Das ist der Zweck der Relativitätstheorie und allen psychischen Lebens. Ihr definiert euch über das, was ihr nicht seid.

Nun, im Fall der letztendlichen oder höchsten Erkenntnis- des Sich-selbst-Erkennens als Schöpfer- könnt ihr euch nicht selbst als Schöpfer erfahren, solange bis ihr nicht selbst erschafft. Und ihr könnt euch nicht selbst erschaffen, solange ihr euch nicht selbst auslöscht. In gewissem Sinn müsst ihr erst „nicht sein“, damit ihr sein könnt. Kannst du folgen?
 

Ich denke…
 

Bleib dabei.

Natürlich könnt ihr keinesfalls nicht sein, wer und was ihr seid- ihr seid es einfach (reiner, schöpferischer Geist), ihr wart es und werdet es immer sein. Also habt ihr das Nächstbeste getan. Ihr habt euch dazu gebracht zu vergessen, wer-ihr-wirklich-seid.

Beim Eintreten ins physikalische Universum habt ihr die Erinnerung an euch selbst aufgegeben. Das gestattet euch, die Wahl zu treffen, wer-ihr-sein wollt, statt sozusagen einfach im Schloss aufzuwachen.

Statt lediglich gesagt zubekommen, das ihr ein Teil Gottes seid, habt ihr diesen Akt der Wahl, in dem ihr euch selbst als über totale Wahlfreiheit verfügend erlebt. Und diese ist der Definition nach das, was Gott ist. Aber wie könnt ihr Entscheidungsfreiheit in einer Sache haben, in der ihr gar keine Wahl habt? Ihr könnt nicht, nicht meine Nachkommen sein, so sehr ihr euch auch bemühen mögt- doch ihr könnt vergessen.

Ihr seid, wart und werdet immer ein göttlicher Teil des göttlichen Ganzen, ein Glied des Körpers sein. Der Akt mit der Wiedervereinigung mit dem Ganzen, die Rückkehr zu Gott, ist ein Akt des Rück-Erinnerns, der Wieder-Eingliederung. Ihr wählt, euch daran zu erinnern, wer-ihr-wirklich-seid, oder euch mit den verschiedenen Teilen eurer selbst wieder zu vereinen, um euch in eurer Gesamtheit zu erfahren- das heißt- mich in meiner Allumfassendheit.

Eure Aufgabe auf Erden ist es deshalb nicht zu lernen (weil ihr bereits wisst), sondern euch zu erinnern/wiedereinzugliedern/zusammenzufügen, wer-ihr-seid, und dies nicht nur in Bezug auf euch, sondern auch in Bezug auf die anderen. Deshalb besteht eure Aufgabe zum großen Teil auch darin, dass ihr andere daran erinnert, ihnen wieder in Erinnerung ruft, dass auch sie sich wieder erinnern/eingliedern/zusammenfügen können.

All die wunderbaren Lehrer haben genau das getan. Das ist euer einziges Ziel. Das heißt, das Ziel eurer Seele.
 

Mein Gott, das ist so einfach- und so… symmetrisch. Ich meine, es passt alles zusammen! Alles passt plötzlich! Ich sehe nun ein Bild, das ich bislang nicht zusammenfügen konnte.
 

Gut. Das ist gut. Das ist der Zweck dieses Dialogs. Du hast mich um Antworten gebeten. Ich habe versprochen, dass ich sie dir geben werde.

Nun du hast viele Fragen, viele Nachforschungen über das Leben anzustellen. Wir haben hier das Fundament gelegt. Wir haben die Grundlage für andere Einsichten geschaffen. Lass uns zu diesen anderen Fragen kommen. Und mach dir keine Sorgen. Solltest du etwas, das wir gerade durchgegangen sind, nicht ganz genau verstehen, wird es dir recht bald klarwerden.
 

Am späten Nachmittag
 

Es klingelte. Eri war die Jenige, die der Freundin ihrer Tochter öffnete.

„Ran, Sonoko für dich.“

Ihre Freundin war gerade im Wohnzimmer angekommen, als Ran sich über ihren Besuch freute.

„Ich habe dir die Unterlagen mitgebracht.“

„Danke, Sonoko! Du bist echt ein Schatz!“, nahm Ran diese glücklich entgegen.

Zusammen mit ihr ging sie nach oben.
 

Als Kogoro von der Arbeit nach Hause kam, wurde er von Yusaku gebeten beim Sofa zu helfen. Zusammen schafften sie es in dessen Zimmer.
 

Da sowohl Kogoro, als auch Yukiko kein Interesse daran zeigten zu kochen, machte Yusaku es kurzerhand gemeinsam mit Eri.

Im Wohnzimmer hingegen machten Heiji, Kazuha, Ran, Sonoko und Conan einträchtig ihre Hausaufgaben.

„Hier hast du dich verrechnet, siehst du?“, hörte Shinichis Vater wie Ran seinen Sohn korrigierte.

„Äh, ja.“
 

Später
 

Yusaku notierte die Blutdrücke und Pulse. Danach ging er hoch in sein Zimmer. Dort atmete er tief durch, sah sich um.

„Schön, das du wieder da bist. Ich habe dich sehr vermisst.“ Gedankenverloren strich er mit einer Hand über die Lehne seines bequemen Sofas. Ein Lächeln zeigte sich bei ihm. Er machte es sich auf dem Möbelstück bequem. Die Augen geschlossen haltend konzentrierte er sich auf die Stille, die ihn nun umgab. Er wollte allein sein.

Jedoch war es nicht vergönnt.

Er hörte seinen Sohn, der sich lautstark über seine Mutter aufregte: „Mama! Jetzt hau doch mal ab, du gehst mir auf die Nerven! Musst du mir bis in mein Zimmer hinterher rennen? Mir geht es gut, also hör verdammt noch mal auf dir Sorgen zu machen und lass mich in Ruhe!“

Wütend ließ der geschrumpfte Shinichi die Tür zufallen und ließ seine Mutter in seinem Zimmer stehen.
 

Sein Vater öffnete die Augen: „Was ist, Shinichi? Versuchst du dich vor deiner Mutter zu verstecken“, richtete er sich, nicht mehr an Ruhe denkend, auf.

„Ja! Sie geht mir sowas von auf den Zeiger.“

„Wem sagst du das?“, entgegnete sein Vater ihm zermürbt: „Willkommen. Bleib solange du möchtest. Solange ich hier bin, wirst du vor ihr sicher sein.“ Hinzufügend ergänzte er matt: „Hierhin verirrt sich bestimmt nicht“, sich mit den Handflächen abstützend stand er auf.

Sein Sohn verschränkte zeitgleich die Arme: „Könnt ihr nicht wieder gehen?“, murrte er.

„Und wohin?“, entgegnete Yusaku ihm: „Ich habe mein Haus verkauft schon vergessen?“, schmunzelte er selbstironisch.

„Echt! Ich kann nicht verstehen, wie du es die ganze Zeit mit ihr aushältst. Sie ist ja schrecklich.“

„Shinichi!“, sein Vater warf ihm einen strengen Blick zu: „Sei nachsichtig mit ihr.“

Sein Sohn konterte mürrisch zurück schauend.

„Sieht wohl so aus, als würdest du hier ein Weilchen festsitzen: Machen wir das Puzzle weiter?“, wechselte Yusaku eine Beschäftigung vorschlagend das Thema.

„Von mir aus.“

Gemeinsam setzten sie sich an die Fertigstellung der Freiheitsstatue.
 

„Hast du dich mittlerweile schon entscheiden, was du bezüglich des Geschenkes für Ran machen möchtest? Sie hat erzählt, sie hätte ein paar Mal bereits versucht dich anzurufen.“

„Ich weiß“, bestätigte der geschrumpfte Detektiv: „wir haben uns immer verpasst. Vorhin auch.“

„Ah, deswegen der Streit.“

„Ja. Als wenn ich sie beim Telefonieren dabei haben will. Denkt sie ich könnte das nicht alleine?“

„Ich weiß“, auf dem Gesicht seines Vaters zeigte sich ein schiefes Lächeln: „Sie wäre noch im Stande dir den Hörer zu halten.“

Conans Gesicht sprach Bände.

Die beiden suchten.

„Und hast du ich jetzt schon entschieden?“

„Ja, das mit dem Geld ist wirklich keine so schlechte Idee.“

„Wie viel brauchst du?“, hatte Yusaku wieder gute Laune.
 

Freitagmorgen 20. Oktober
 

Yusaku saß am Frühstückstisch und las.

Er schaute mit einem: „Guten Morgen, Ran“ auf.

Sie bekam von ihm einen Umschlag angereicht, der neben ihm gelegen hatte.

„Du hast Post“, merkte er dabei an.

„Oh?“, machte sie ein verblüfftes Gesicht: „Von Shinichi?“, freute sie sich den Absender lesend.

Erwartungsvoll öffnete sie. Neben einem Scheck fand sie einen Brief vor:

Hi, Ran.

Es tut mir Leid, dass ich mich nicht eher gemeldet habe. Hatte viel zu tun. Ich hoffe du bist nicht allzu sauer auf mich.

Ich wäre gerne mal bei dir vorbei gekommen. Nur lassen die Umstände das momentan einfach nicht zu. Ich weiß das ist kein Trost und eine schlechte Ausrede. Ich wusste auch nicht was ich dir schenken sollte. Ich weiß, es ist nicht gerade einfallsreich, aber ich dachte mir du könntest wenigstens etwas Geld gebrauchen. Da ich leider nicht mitkommen kann, würde ich dich bitten such uns etwas Schönes für unser Baby aus.

Es tut mir wirklich leid: Ran.

Shinichi
 

Ran faltete den Brief sichtlich geknickt zusammen.

„Das ist aber eine Menge“, stellte sie die Summe des Schecks anschießend genauer betrachtend fest: „Ich hätte nie gedacht, dass er so viel Geld mit diesem Fall verdient.“ Sie war wirklich baff: „Das würde ja fürs ganze Kinderzimmer reichen.“

„Wahrscheinlich dachte er an etwas in dieser Richtung?“, schmunzelte Yusaku und ließ sich nichts weiter anmerken.

„Trotzdem? So viel Geld?“, Ran war merklich nicht ganz wohl dabei so viel Geld einfach anzunehmen.

Yusaku bot ihr an, sich zu ihm zu setzen und zu frühstücken.

Sie setze sich dazu, um sich zu bedienen.

„Willst du es ihm immer noch nicht verraten, was es wird?“, erkundigte er sich beiläufig kauend.

„Sicher werde ich es ihm sagen.“

Jetzt war er ein klein wenig überrascht: „Sagtest du nicht, dass es ein Geheimnis wäre?“

„Stimmt ja auch“, klärte sie ihn auf: „Ich werde es ihm sagen, wenn er mich fragen sollte. Momentan ist er aber wohl zu beschäftigt.“ Im Gegensatz zu sonst in diesen Situationen klang Ran nicht verärgert, sondern nahm es einfach nur hin: ich will nur nicht, dass er es von wem anderes erfährt.“
 

Den Rest des Morgens verbrachte sie mit lesen:
 

Es gibt vieles, das ich fragen möchte. Da sind so viele Fragen. Ich sollte wohl mit den großen, mit den augenfälligen Fragen anfangen. Zum Beispiel, warum befindet sich die Welt in jener Verfassung in der sie ist?
 

Von allen Fragen, die der Mensch an Gott richtet, wird diese am häufigsten gestellt- seit Anbeginn der Zeit. Vom ersten bis zum letzen Moment wolltet ihr wissen: Warum muss es so sein?

Die klassische Formulierung sieht für gewöhnlich so aus: Warum erschafft Gott, wenn er vollkommen und allliebend ist Seuchen, Hungersnöte, Kriege, Krankheiten, Erdbeben, Wirbelstürme, Orkane und alle Arten von Naturkatastrophen, tiefste persönliche Enttäuschung und weltweites Elend?

Die Antwort auf diese Frage liegt im tieferen Mysterium des Universums und im höchsten Sinn des Lebens.

Ich zeige meine Güte nicht, indem ich um euch herum nur das erschaffe, was ihr Vollkommenheit nennt. Ich zeige meine Liebe nicht dadurch, dass ich euch nicht erlaube, dass ihr eure Liebe zeigt.

Wie ich schon erklärte, könnt ihr nicht Liebe erweisen, wenn ihr nicht die Nicht-Liebe zeigen könnt. Außer in der Welt des Absoluten kann ein Ding nicht ohne sein Gegenteil existieren. Aber das Reich des Absoluten war weder für euch noch für mich ausreichend. Ich existiere dort, im immerwährenden, und von dort seid auch ihr gekommen. Im Absoluten gibt es keine Erfahrung. Nur Wissen. Wissen ist ein göttlicher Zustand, aber die größte Freude ist im Seienden. Seiendes wird nur nach der Erfahrung erreicht. Evolution bedeutet: wissend, erfahrend, seiend. Das ist die heilige Dreifaltigkeit Gottes.

Gott der Vater ist wissend- der Urheber aller Einsichten, der Urheber aller Erfahrungen, denn ihr könnt nicht erfahren, was ihr nicht wisst.

Gott der Sohn ist erfahrend- die Verkörperung, das Ausagieren all dessen, was der Vater von sich selbst weiß, denn ihr könnt nicht wissen, was ihr nicht erfahren habt.

Gott, der Heilige Geist, ist seiend- die Entkörperlichung all dessen, was der Sohn von sich selbst erfahren hat; der einfache, vollkommene Zustand des Seienden ist nur möglich, durch die Erinnerung an das Wissende und Erfahrene. Dieses einfach Seiende ist Seligkeit. Es ist das, wonach Gott sich am Anfang sehnte.

Natürlich habt ihr über jenen Punkt hinausgelangt, an dem euch noch erklärt werden muss, dass die Beschreibung von Gott als Vater, Sohn nichts mit Geschlechterzugehörigkeit zu tun haben. Ich bediene mich hier der bildhaften Sprache euer zuletzt verfassten heiligen Schriften. Sehr viel frühere Schriften haben diese Metapher in einen Kontext von Mutter und Tochter gestellt. Beides ist nicht korrekt. Am besten könnt ihr die Beziehung begreifen, wenn ihr in Begriffen von Eltern und Nachkommenschaft denkt oder von Das-was-entstehen-lässt und Das-was-zur-Entstehung-gebracht-wird.

(Das hinzufügen des dritten Teils der Dreifaltigkeit führt zu folgender Beziehung: Das was entstehen lässt/Das was zur Entstehung gebracht wird/ Das was ist.

Diese dreieinige Realität ist Gottes Signatur. Es ist das göttliche Muster. Dieses Drei-in-Einem findet sich überall in den Reichen des Höchsten, des Sublimen. Dem könnt ihr den Dingen, die mit Zeit und Raum, mit Gott und Bewusstsein und mit jeglichen subtilen Beziehungen zu tun haben, nicht entkommen. Andererseits werdet ihr diese Dreieinige Wahrheit in den groben Beziehungen des Lebens nicht vorfinden. Diejenigen, die mit den subtilen Beziehungen des Lebens befasst sind, wissen um Dreieinige Wahrheit. Manche eurer Theologen haben sie als Vater, Sohn und Heiligen Geist beschreiben. Manche eurer Psychologen benutzen die Begriffe von Überbewusstsein, Bewusstsein und Unterbewusstsein. Manche eurer Spiritualsten sagen dazu Geist, Körper, Seele. Mache eurer Wissenschaftler sehen sie als Energie, Materie und Äther.

Mache eurer Philosophen sagen, dass ein Ding erst dann für euch wahr ist, wenn es in Gedanken, Wort und Tat wahr geworden ist. Hinsichtlich der Zeit sprecht ihr nur von drei Formen: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ähnlich gibt es drei Momente in eurer Wahrnehmung: vorher, jetzt und danach. In Bezug auf räumliche Beziehungen, gleich ob es sich um Punkte im Universum oder in eurem eigenen Zimmer handelt, erkennt ihr ein Hier, ein Dort und den Raum dazwischen.

Was die groben Beziehungen angeht, kennt ihr kein „dazwischen“. Der Grund dafür ist der, dass grobe Beziehungen immer Zweiheiten sind, während die Beziehungen des höheren Reichs unfehlbar Dreiheiten sind. Von daher habt ihr links-rechts, oben-unten, klein-groß, schnell-langsam, heiß-kalt und die größte je erschaffene Zweiheit: männlich-weiblich. Bei diesen Zweiheiten oder Gegensatzpaaren gibt es kein dazwischen. Ein Ding ist entweder das eine oder das andere, oder eine größere oder kleinere Version einer dieser Polaritäten.

Innerhalb des Reiches der groben Beziehungen kann nichts Vorstellbares ohne die Vorstellung seines Gegenteils existieren. Der Großteil eurer Erfahrungen liegt in dieser Realität begründet.

Im Reich der subtilen Beziehungen hat nichts, was existiert, ein Gegenteil alles ist eins, und alles schreitet von einem zum anderen in einem endlosen Kreis voran. Zeit ist ein solches subtiles Reich, in dem das, was ihr Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nennt in wechselseitiger Beziehung zueinander existiert. Das heißt sie bilden keinen Gegensatz, sondern sind Teile des Ganzen: Progressionen, Weiterentwicklungen desselben Gedankens, Zyklen derselben Energie; Aspekte derselben umwandelbaren Wahrheit.

Die Welt ist so, wie sie ist, weil sie gar nicht anders sein kann und dennoch im groben Bereich der Physikalität existieren könnte. Naturkatastrophen sind nichts anderes als die Bewegungen der Elemente von einer Polarität zur anderen. Der ganze Zyklus von Geburt und Tod ist Bestandteil dieses Prozesses. Dies sind die Rhythmen des Lebens, denen alles in der groben Realität unterworfen ist, denn das Leben selbst ist ein Rhythmus. Es ist eine Welle, eine Schwingung, ein Pulsschlag im Herzen von Allem-Was-Ist.

Krankheiten und Leiden sind das Gegenteil von Gesundheit und Wohlbefinden und manifestieren sich in eurer Realität auf euer Geheiß.

Ihr könnt nicht krank sein, ohne euch auf bestimmter Ebene dazu gebracht zu haben, und ihr könnt wieder wohlauf sein in dem Moment, in dem ihr euch ganz einfach dazu entscheidet.

Tiefe persönliche Enttäuschung sind gewählte Reaktionen, und globale Katastrophen sind das Ergebnis eines globalen Bewusstseins.

Deine Frage impliziert, dass ich diese Ereignisse gewählt habe. Das es mein Wille und Wunsch war, dass sie geschehen. Doch diese Dinge gelangen nicht durch meinen Willen zum Sein, ich beobachte nur euer dem entsprechendes Tun. Und ich unternehme nichts, um sie zu verhindern, denn damit würde ich eurem Willen entgegenarbeiteten. Und das würde euch wiederum der Gotteserfahrung berauben, der Erfahrung, die ihr und ich gemeinsam gewählt haben.

Verdammt daher nicht all das, was ihr in dieser Welt als schlecht anseht. Fragt euch vielmehr selbst was ihr daran als schlecht verurteilt, und was, wenn überhaupt, ihr tun wollt, um es zu ändern. Forscht im Inneren und fragt euch: „Welchen Teil meiner Selbst möchte ich jetzt angesichts dieses Unglückes erfahren? Welchen Aspekt meines Seins wähle und rufe ich auf? Denn alles Leben existiert als Werkzeug eurer eigenen Schöpfung, und alle seine Ereignisse bieten sich euch nur als Gelegenheit dar, zu entscheiden und zu sein, wer-ihr-seid.

(Das gilt für jede Seele, und so gibt es, seht ihr, keine Opfer im Universum, nur Schöpfer. Alle Meister, die auf eurem Planeten wandelten, wussten das. Deshalb hat sich kein Meister, gleich welchen ihr nennt, je selbst als Opfer gesehen- obwohl schon viele tatsächlich gekreuzigt worden sind.

Jede Seele ist ein Meister- obgleich sich manche nicht an ihre Ursprunge oder ihr Erbe erinnert. Doch jede schafft die Situation und die Umstände für ihr eigenes höchstes Ziel und ihr eigenes raschestes Erinnern- in jedem „jetzt“ genannten Moment.

Urteilt also nicht über den karmischen Weg, den ein anderer geht. Beneidet nicht den Erfolg, bemitleidet nicht den Misserfolg, denn ihr wisst nicht, was nach dem Ermessen der Seele ein Erfolg oder Misserfolg ist.

Das heißt nicht, dass ihr einen Hilferuf ignorieren sollt oder das Drängen eurer eigenen Seele, auf die Veränderung irgendeines Umstandes oder Zustandes hinzuarbeiten. Es bedeutet, während ihr das tut, das Etikettieren und Verurteilen vermeiden sollt. Denn jeder gegebene Umstand ist ein Geschenk, und in jeder Erfahrung liegt ein Schatz verborgen.)
 

Ist alles Schlechte, das was uns widerfährt, ein Ding unserer eigenen Wahl? Heißt das, dass selbst die großen Unglücke auf einer bestimmten Ebene von uns erschaffen werden, damit wir „das Gegenteil dessen, was-wir-sind, erfahren“ können? Und wenn ja, gibt es nicht für uns selbst und andere weniger schmerzliche Möglichkeiten, die es uns erlauben, uns selbst als uns selbst zu erfahren?
 

Du hast mehrere Fragen gestellt, und es sind alle gute Fragen. Besprechen wir eine nach der anderen.

Nein, nicht alle Dinge die euch widerfahren und die ihr schlecht nennt, sind eure eigene Wahl. Nicht im bewussten Sinn wie du ihn meinst. Sie sind aber alle eure eigene Schöpfung. Ihr befindet euch fortwährend im Schöpfungsprozess- in jedem Moment, jeder Minute, an jedem Tag. Wie ihr erschaffen könnt, darauf werde ich später eingehen. Für den Augenblick musst du meinen Worten einfach glauben: Ihr seid eine große Schöpfungsmaschiene und bringt buchstäblich so schnell, wie ihr denken könnt, eine neue Manifestation hervor.

Begebenheiten, Ereignisse, Bedingungen und Umstände werden aus dem Bewusstsein erschaffen. Das individuelle Bewusstsein ist schon machtvoll genug. Da könnt ihr euch vorstellen, welch eine schöpferische Energie freigesetzt wird, wenn sich zwei oder drei in meinem Namen versammeln.

Und das Massenbewusstsein ist so mächtig, dass es Ereignisse und Umstände von weltweiter Bedeutung und globalen Konsequenzen erschaffen kann.

Die Aussage wäre nicht korrekt- nicht im Sinne, wie du es meinst-, das ihr diese Konsequenzen wählt. Ihr wählt sie genauso wenig, wie ich sie wähle. Wie auch ich, beobachtet ihr sie, nehmt sie wahr. Und ihr entscheidet, wer ihr im Hinblick auf sie seid.

Doch es gibt keine Opfer und Bösewichter auf der Welt. Und ihr seid auch nicht die Opfer der Entscheidung anderer. Auf einer bestimmten Ebene habt ihr alle das erschaffen, was ihr eurer Aussage nach verabscheut- und da es von euch erschaffen wurde, habt ihr es gewählt.

Das ist eine höher entwickelte Ebene des Denkens und eine, die alle Meister früher oder später erreichen. Denn erst, wenn sie imstande sind, die Verantwortung für das Gesamte zu akzeptieren, können sie auch die Macht erlangen, einen Teil davon zu verändern.

Solange ihr der Vorstellung anhängt, dass da draußen irgendetwas oder irgendein anderer ist, der euch das „antut“ beraubt ihr euch selbst der Macht, etwas dagegen zu tun. Nur wenn ihr sagt: „Ich habe das getan“, könnt ihr die Macht finden es zu ändern.

Es ist sehr viel leichter, etwas zu ändern, was du tust, als was zu ändern, was ein anderer tut.

Der erste Schritt, um irgendetwas zu ändern, besteht darin, dass ihr erkennt und akzeptiert, dass ihr es so gewählt habt. Könnt ihr das auf persönlicher Ebene nicht akzeptieren, so stimmt durch eure Einsicht zu, dass wir alle Eins sind. Trachtet dann danach eine Veränderung zu schaffen. Nicht weil irgendetwas falsch ist, sondern weil es nicht mehr eine präzise Aussage über das darstellt, was-ihr-seid.

Auf diese Weise wird das Leben Selbst-schöpferisch. Ihr nutzt das Leben, um euer Selbst als die, die-ihr-seid und die-ihr-immer-sein-wolltet, zu erschaffen und es gibt nur einen Grund etwas zunichte zu machen: den, dass es nicht länger eine Aussage über das darstellt wer-ihr-sein-wollt.

Wenn ihr präzise repräsentiert sein wollt, dann müsst ihr daran arbeiten, alles in eurem Leben zu ändern, was nicht in euer Bild passt, das ihr in die Ewigkeit zu projizieren wünscht. Im weitesten Sinn sind alle „schlechten“ Dinge, die euch geschehen, eure Wahl. Der Fehler liegt nicht in der Wahl, sondern darin, dass ihr sie schlecht nennt. Und wenn ihr sie schlecht nennt, nennt ihr euer Selbst schlecht, da ihr sie erschaffen habt.

Eine solche Etikettierung könnt ihr nicht hinnehmen und so erkennt ihr, statt eurer selbst als schlecht zu bezeichnen, euere Schöpfung lieber nicht als eure eigene an. Diese interkulturelle und spirituelle Unaufrichtigkeit führt euch zur Akzeptanz einer Welt, in der die Bedingungen so sind, wie sie sind. Wenn ihr die persönliche Verantwortung für die Welt akzeptieren müsstest- oder wenigstens ein tiefes inneres Verantwortungsgefühl empfändet-, sähe dieser Ort völlig anderes aus. Das wäre in Wahrheit gewiss so, wenn sich jedermann verantwortlich fühlte. Das dies so, offensichtlich, so offenkundig ist, macht das Ganze so überaus schmerzlich und bitter.

Naturkatastrophen- werden nicht eigentlich von euch geschaffen. Was von euch geschaffen wird ist das Maß, in dem diese Ereignisse euer Leben berühren.

(Es finden im Universum Ereignisse statt, von denen auch bei aller Vorstellungskraft nicht behauptet werden kann, dass ihr sie herbeigeführt oder geschaffen habt.

Diese Ereignisse werden durch das vereinigte Menschheitsbewusstsein geschaffen. Alles, was in dieser Welt existiert, produziert, erschafft im kooperativen Miteinander diese Erfahrungen. Ihr als einzelne bewegt euch durch sie hindurch und entscheidet, was ihr im Bezug zu ihnen seid.

So erschafft ihr kollektiv und individuell das Leben und die Zeiten, die ihr erfahrt, für das seelische Ziel der Entfaltung.
 

Sonntag, 22. Oktober
 

Kazuha war gerade dabei, ihre eigene gewaschene Wäsche und die ihres Freundes in den Kleiderschrank einzuräumen, als sie auf einen Zettel aufmerksam wurde.

Verdutzt zog sie diesen ganz unten unter den Hemden heraus. Einen Blick darauf werfend las sie was darauf stand. Ihr neugieriges Gesicht wandelte sich in ein entsetzt-wütendes.

Sofort rief sie nach Heiji, der durch ihre dringlich und verärgerte Stimme auch umgehend kam.

„Erklär mir das!“, hielt sie ihm das Stück Papier vor die Nase.

Er, der auf den ersten Blick erkannte, um was es sich dabei handelte war schockiert: „Gibt mir das sofort zurück!“

„Nein!“, meinte sie dagegen: „Ich will wissen was das soll. Du kannst doch nicht einfach Unterlagen zu einem Fall verschweigen!“…
 

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Anmerkung(en):
 

Es tut mir Leid, dass es so lang ist.

Ich hätte wirklich gerne gekürzt, aber ich erachte alles für wichtig.

Wenn die "Grundfragen" erst erklärt sind können wir zum für uns spannenden Teil übergehen ;)

Auch wollte ich euch zum einen ein Gefühl für diesen göttlichen Dialog vermitteln und zum anderen euch anschaulich zeigen, wie viel Ran mit lesen verbringt. Sie hat realistisch gesehen jetzt um die fünfzig Seiten gelesen.
 

Bezüglich der Pulse und Blutdrücke:

http://www.pflegewiki.de/wiki/Puls

http://www.onmeda.de/arztbesuch/untersuchung_behandlung/blutdruckmessung-blutdruckwertetabelle-bei-kindern-2381-5.html

Schwere Herzen und leichte

Du hast gefragt, ob es eine weniger schmerzliche Art gibt, diesen Prozess zu durchlaufen, und die Antwort lautet „ja“. Doch damit wird sich nichts an der äußeren Erfahrung geändert haben. Wenn du den Schmerz, den du mit irdischen Erfahrungen und Ereignissen- denen deiner und anderer- assoziierst, mindern willst, dann musst du deine Wahrnehmungsweise von ihnen ändern.

Du kannst das äußere Ereignis nicht ändern (denn das wurde kollektiv von euch geschaffen, und ihr seid in eurem Bewusstsein noch nicht weit genug entwickelt, um individuell das ändern zu können, was kollektiv erschaffen wurde), also musst du die innere Erfahrung verändern. Das ist der Weg zur Meisterschaft des Lebens.

Nichts ist an und für sich schmerzvoll. Schmerz ist ein Ergebnis falschen Denkens. Er ist ein gedanklicher Irrtum.

Zitat: Gott
 

Sonntagnachmittag, 22. Oktober
 

Kazuha starrte Heiji vollkommen entsetzt an. Sie hatte Tränen in den Augen, hielt sich die gerötete Wange.

Ihm ging es wie ihr. Im ersten Moment stand er einfach nur neben sich.

Sofort wollte er sich entschuldigen: „Kazuha“, machte einen Schritt auf sie zu.

Doch sie schüttelte bloß zurückweichend den Kopf. Abrupt kehrte sie ihm den Rücken und rannte sein dringliches: „Kazuha, warte!“ ignorierend ins Nachbarzimmer.

Hinter ihr fiel die Türe mit einem lautstarken Rums zu.

Heiji eilte hinterher, aber er schaffte es nicht mehr.
 

Ran legte das Buch Beiseite. Sie hatte die beiden gehört und stand auf, um nachsehen zu gehen.

Sie wich erschrocken zurück, als Kazuha sie fast umrannte.

Lautstark weinend schmiss die aus Oksakas kommende Oberschülerin sich in ihrer Enttäuschung auf das freie Bett.

„Was hast du?“, eilte Shinichis Freundin besorgt zu ihr.

„Heiji!“, schluchzte sie fürchterlich wütend: „Er is- ich hab Schluss gemacht!“

„Was?“, Ran war schockiert: „Aber wieso denn? Was ist passiert?“, nahm sie ihre Freundin kurzerhand in die Arme.

„Heiji is so ein Arschloch!“ Kazuha bebte regelrecht vor Zorn.

„Aber? Wieso? Ich verstehe das nicht?“, Shinichis Freundin war verwirrt, einfach fassungslos.

„Er will mir nich die Wahrheit erzähln! Ich hab ihm vertraut und er hat mich einfach übergangn! Sein dämliches, bescheuertes Geheimnis ist ihm wichtiger als ich!“, fasste sie den Streit in ihren enttäuschten Worten, weinerlich zusammen.

„Geheimnis? Was Für ein Geheimnis denn?“

„Er hat mir verboten es dir zu sagen. Wenn ich das tue, kann ich etwas erleben hat er gesagt!“, bei dieser Aussage gewann die Wut erneut die Oberhand.
 

Unschlüssig was er tun sollte zögerte Heiji.

Von innen her hörte er wie Ran versuchte Kazuha zu trösten.

Er griff erst zur Klinke, entschied sich dann aber es sein zu lassen.

Frustriert lief er in sein eigenes Zimmer zurück.

Am Schrank ließ er seine weiteren Aggressionen aus. Mehrmals trat er dagegen. Den auf dem Boden liegenden Zettel hob er auf und zerriss ihn in tausend kleine Fetzenden. Dann folgen sie auf den Boden zurück: „Scheiße, verdammte Scheiße!“

Schließlich ließ Kazuhas Ex-Freund sich neben ihnen unsanft auf den Boden fallen.

Wie ein Häufchen Elend saß er da, besah sich verzweifelt die Katastrophe.

Er hörte jemanden.

Es war der geschrumpfte Shinichi, der mit einem etwas gereizten: „Heiji, wo bleibst du denn?“ nach ihm rief.

Schnell riss der größere Detektiv sich zusammen und sammelte die Schnipsel wieder ein. Sie verschwanden zügig in den Hosentaschen.

Conan begegnete ihm auf dem Flur: „Heiji?“

„Nich jetzt, Shinichi!“, meinte jener nur und suchte das Weite. Sein Tonfall war grob gewesen, was Rans Freund irritierte.

Sein erster Impuls war, seinem Freund hinterher zu laufen, aber die Aussage war deutlich genug gewesen, um zu verstehen, dass er ihn jetzt besser alleine ließ.

So ging er zu Ran.
 

Kazuha und seine Freundin schauten ihn an, als hätten sie mit wem anderes gerechnet.

„Conan?“, war die Mutter seines Kindes überrascht.

„Ja?“

„Dir macht es doch nichts aus, wenn du mit Kazuha tauscht, oder?“

„Tauschen?“, ihr kleiner Freund verstand nicht ganz.

„Ich möchte, dass du zu Heiji nach nebenan ziehst. Kazuha soll zu mir kommen“, bat sie ihn.

„Aber warum denn das?“

„Weil sie ihn nicht widersehen will.“

„Was ist passiert?“

„Heiji ist ein Mistkerl, das ist passiert“, beantwortete statt seiner Freundin Kazuha die Frage immer noch sehr wütend selbst: „Ist er noch da?“, wollte sie barsch wissen.

Worauf Conan nur mit einem verwirrten, kleinlauten: „Äh, nein“, Auskunft geben konnte.

„Okay, dann komm“, meinte Ran aufmunternd: „Lass uns deine Sachen holen.“

Das ließ Kazuha sich nicht zweimal sagen. Umgehend stand sie auf und marschierte am kleinen Detektiv geradezu furchteinflößend vorbei.

Ran kam ihr hinterher, ihr gefolgt der geschrumpfte Shinichi.
 

Im Zimmer nebenan begannen die beiden mit der Hälfte ihres Schrankes, deren Inhalt sie rüber trugen. Nur um dann Kazuhas andere Sachen wie Bettzeug oder die Schulsachen rüber zu bringen.

Hilflos musste sich der Mini-Shinichi von Kazuha äußerst unsanft Decke und Kissen in die Hände drücken lassen.

Artig brachte er es an den nun für ihn vorgesehenen Schlafplatz.

„Hast du dich mit Heiji gestritten?“, versuchte er mit Bedacht näheres in Erfahrung bringen.

„Gestritten ist nicht der richtige Ausdruck“, meinte die Gefragte verächtlich ihre Pullover bei Ran räumend: „Ich verlasse ihn!“

„Aber?“, war der Detektiv vollkommen sprachlos.
 

Heiji hingegen hatte das Haus verlassen. Wütend rannte er, bis er vollkommen aus der Puste war. Allmählich verlangsamte er seine Schritte. Er war wütend, durcheinander, schaute sich verzweifelt um und drehte sich einmal um seine eigene Achse. Nur um feststellen zu müssen, dass er überhaupt nicht wusste wohin er wollte oder gar sollte.

Frustriert und traurig fuhr er sich durch die Haare.
 

Später
 

Shinichis Vater fuhr mit seinem Auto auf den Parkplatz.

Er stieg aus und die Hunde sprangen hinterher.

Die Reitstiefel, sowie den Helm verstaute Yusaku unter einer Decke im Kofferraum, bevor er die Klappe wieder schloss. Im Anschluss machte er sich, über den mit rotem Stein gepflasterten Weg gehend, auf zum Haus.

Verfügt drehte er sich noch einmal nach den beiden Vierbeinern um: „Holmes, Queen, kommt!“

Sowohl der eine, als auch der andere folgten der Aufforderung auf Kommando.
 

Der Oberschüler saß auf dem Sofa, als Yukikos Mann nach oben kam.

„Heiji, was machst du denn für ein Gesicht?“, sprach er ihn stutzend an.

Mit einem Blick der Bände des Kummers sprach, schaute der Nachwuchsdetektiv zum bekannten Schriftsteller auf. Dann wandte er den Blick schnell wieder ab.

Yusaku registrierte die Reaktion. Er kam näher auf den Freund seines Sohnes zu: „Der Tisch wird wohl kaum etwas dafür können“, merkte er trocken an: „Sieht so aus, als ob du etwas angestellt hättest?“, suchte er Blickkontakt.

Heiji wich dem vorerst verstohlen aus, gab dann aber nach.

Er unternahm nichts, als sich der Vater seines Freundes neben ihn setzte.

„Ich hab alles kaputtgemacht.“ Heiji klang als würde er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Seine Verzweiflung über die Situation und seine Selbstvorwürfe waren für den Kriminalschriftsteller nahezu unüberhörbar: „Moment, warte mal“, entgegnete er beschwichtigend: „vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm. Erzähl mir erst einmal was passiert ist, dann sehen wir zusammen weiter.“

Heiji nickte, auf eine gewisse Weise dankbar.

„Fang am besten ganz von vorne an“, ermutigte er den Oberschüler, der ihn erst noch einmal unsicher anschaute.
 

„Es is wegen Kazuha“, gab Heiji schließlich leise, reumütig zu: „Ich hab sie geschlagn.“

Shinichis Vater sah ihn darauf ein wenig schockiert an, wiederholte: „Du hast sie geschlagen?“ das Ganze noch einmal.

„Ja“, bestätigte Heiji traurig und setzte zu einer Erklärung an: „Sie hat den Zettel gefundn.“

„Welchen Zettel?“

„Unsere Brainstorming Liste über die Organisation.“

„Ich dachte eure Unterlagen lägen sicher verwahrt beim Professor?“, wunderte Yusaku sich ein wenig.

„Das tun sie auch“, Heiji war für einen Moment still, räumte dann weiter ein: „Eigentlich. Wir warn letzte Woche noch mal da.“

Yusakus erste Reaktion auf diese Aussage war ein Hatte-ich-euch-nicht-etwas-zu-diesem-Thema-gesagt-Blick.

Heiji stellte sich schon auf Ärger ein, der jedoch ausblieb.

Der Schriftsteller verzichtete, stattdessen erkundigte er sich näher: „Also hat Kazuha dich diesbezüglich zur Rede gestellt?“

Betretenes Nicken.

„Verstehe“, entgegnete Yusaku darauf nur.

Kurz herrschte zwischen Shinichis Vertrauten betretenes Schweigen.
 

„Was willst du jetzt tun?“, war es schließlich dessen Vater, der den Faden wieder aufnahm.

„Ich weiß nich“, musste Heiji hilflos eingestehen.

„Hast du ihr die Wahrheit gesagt?“

„Natürlich nich!“

„Vielleicht ist es jetzt an der Zeit es ihr zu sagen?“, merkte Yusaku andeutungsweise an.

„Nein, das kommt nich in Frage: Ich hab’s Shinichi versprochen“, brauste Heiji auf, um dann sachlicher hinzuzufügen: „Und außerdem: Ich hab ihr schon andauernd gesagt, dass sie sich aus meinen Angelegenheitn raushaltn soll!“ Er zog ein Bein ärherlich hoch.

„Das ist nicht immer so leicht. Versuch nicht allzu sauer auf sie zu sein. Sie macht sich doch auch ihre Gedanken, wenn du auf ihre Fragen nicht eingehst. Sie wollte mit dir sicherlich genauso wenig streiten wie du mit ihr.“

Heiji erwiderte nichts, starrte stattdessen erneut die schuldige Tischplatte an.

„Hast du schon mit Shinichi darüber gesprochen?“

„Nein.“

„Vielleicht hat er nichts dagegen, wenn du dich dazu entschließen solltest Kazuha doch die Wahrheit zu erzählen.“

Yusaku schaute ihn aufmunternd an: „Denk erst einmal in Ruhe darüber nach. Später kannst du mit ihr ein Gespräch suchen und dich entschuldigen. Überleg es dir“, eine Hand auf Heijis Schulter legend stand er auf.

Der Jüngere blieb schmollend sitzen.
 

Irgendwann hatte er jedoch genug. Er stieg die Treppe nach oben. Einen Moment lang zögerte er vor verschlossener Tür, hören konnte er nichts.

Mit hängendem Kopf betrat er sein Zimmer, dessen Türe ebenfalls geschlossen gewesen war.

Conan war da. Er sprang sofort auf: „Heiji!?“

Angesprochener erwiderte niedergeschlagen: „Hi“, und lehnte sich gegen die Tür, womit er sie so zudrückte.

„Du hast dich mit Kazuha gestritten?“

„Ja“, Heiji lächelte bitter: „Du hast Ran gefragt, hab ich recht?“

„Ja.“

„Und weiß’u was Genaueres?“, klang Kazuhas Ex-Freund, als wäre ihm das nur allzu klar gewesen.

„Nein. Nicht wirklich“, antwortete sein kleiner Freund betreten.

Heiji schloss die Augen und lehnte nun auch den Kopf an: „Du wirs mich gleich fragn, was genau gewesen is, stimmts?“

„Naja, wenn du es mir nicht von dir aus erzählen willst, dann werd ich dich in Ruhe lassen.“

„Das is nett“, Heiji öffnete seine Augen wieder, schenkte seinem Freund ein dankbares Lächeln: „Das is nett von dir, danke.“

Conan sah wie sein Lächeln erstarb.

„Es war sehr schlimm, weiß’u? Ich hab sie geschlagn“, offenbarte er sich ihm. Er setzte sich aufs Bett, stütze die Ellenbögen auf die Beine, fasste sich mit beiden Händen an die Stirn.

„Aber?“, der geschrumpfte Shinichi war nicht minder geschockter als seine Freundin: „Du? So etwas d-das ist doch gar nicht deine Art!“

„Danke!“, ein weiteres Lächeln: „Es war eigentlich auch nich meine Absicht. Es is- es is einfach ausversehn passiert.“

„Wieso?“, fragte der Mini-Shinichi zurückhaltend, näherkommend, nach.

„Ich hab Scheiße gebaut. Sie hat die Stichpunkte gefundn und mich natürlich zur Rede gestellt.“

Conan war entsetzt.

Heiji kam ihm sofort zuvor: „Ich hab ihr nichts verratn un Ran wird sie auch nichts erzähln.“

„Sie war nicht einverstanden.“

„Nein, war sie nich. Sie vertraut mir nich mehr. Sie ist der Meinung das mit uns macht so keinen Sinn mehr“, gab er die Worte wieder, mit denen sie ihn angeschrien hatte.

Regelrechte Verzweiflung übermannte ihn: „Shinichi ich könnt heuln!“

Genannter stand hilflos vor ihm, sah ihn aus seinen schuldbewussten Augen an.

„Heiji, dass tut mir so leid!“, kam er leise zu ihm auf das Bett. Wie auch der große Detektiv ließ er seinen Kopf tief hängen.

Heiji selbst tat es alsbald gleichfalls Leid: „Brauch‘s nich“, bemühte er sich, seinem Freund das Gefühl zu nehmen, dass jener nicht indirekt die Schuld an dieser Misere trug.
 

Während des Abendessens wechselten die Oberschüler kein Wort untereinander.

Die Erwachsenen hielten sich diesbezüglich bedeckt.

Heiji bekam mehr als einen verächtlichen Blick sowohl von seiner ehemaligen Freundin, als auch von Ran.

Conan konnte nur tatenlos neben seinem Freund ausharren.

Kazuha war die erste, die fertig war.

Schnell folgte Ran ihr nach oben.
 

Heiji hatte keinen Appetit, so stand auch er auf.

Die beiden Eingeweihten schauten mit einem Viel-Glück-Blick hinterher.

Oben klopfte er an, bevor er das Zimmer betrat.

Feindselig wurde er empfangen.

„Ran, könntes‘u kurz rausgehn?“, bat er diese höflich.

Die Freundin seines Freundes schaute ihre Freundin fragend an.

Woraufhin Kazuha ein: „Is nich nötig“, antwortete und sich anschließend schroff an ihnen Ex richtete: „Heiji: Ich wüsst nich, was wir noch zu besprechn hättn. Wenn du deine Meinung nich geändert has, kannst’u gleich wieder gehn!“

„Kazuha, bitte: Könn wir nich noch mal in Ruhe drüber redn? Das von vorhin tut mir wirklich leid!“

„Nein, danke. Kein Bedarf!“ Damit war für Kazuha das Thema erledigt. Sie baute sich mit einem warnenden: „Raus hier!“, vor ihm auf.

Gegen sie und Ran, die sich zur Unterstützung ebenfalls erhob, sah Heiji keine Chance. Unverrichteter Dinge zog er den Kürzeren.

Hinter ihm fiel die Tür unsanft zu.

„Dieser Idiot!“, hörte er die, die er liebte noch, bevor auch er seine Tür zuknallte.
 

Als Conan ein wenig später hochkam, fand er Heiji auf dem Bett.

Er brauchte gar nicht erst fragen. Die Antwort war auch so ersichtlich genug.
 

Montagmorgen, 23. Oktober
 

Heijis Wecker klingelte: „Kanns liegn bleibn. Ich geh als erster.“

Er setzte sich auf, erinnerte sich traurig an gestern.

„Aber, Heiji!“, rief der geschrumpfte Shinichi ihm noch hinterher.
 

Jener begegnete ihr auf dem Flur. Hoffungsvoll startete er einen Versuch auf sie zuzugehen.

Doch natürlich würgte sie ihn mit einem unumstößlichen: „Lass mich in Ruhe, Heiji!“ ab.

Zurückgewiesen musste er tatenlos zusehen, wie sie sich von ihm abwandte und in ihr neues Zimmer zurück ging.
 

Beim Frühstück gab es fünf Personen. Zwei von ihnen waren neutrale Personen: Yusaku und Kogoro.

Heiji wurde auch diesmal nur böse angesehen.

Kazuha war fertig.

Alle außer Eris Mann schauten ihr nach.
 

„Lauf mir nich hinterher!“, schalt Kazuha ihn, als sie ihn hinter sich bemerkte.

„Mach ich nich. Ich muss genauso durch diese Tür da raus wie du!“, rechtfertige er sich.

Sie schnaubte darauf nur verächtlich.

Kurz nach ihr verließ er zusammen mit Conan das Haus.

Ai, die sich mit dem Professor näherte, bekam wie jener den Krach mit.

„Ich sagte dir doch, dass‘u abhaun solls!“, drehte Kazuha sich nach einigen Metern noch einmal um.

„Wie denn? Ich habe den gleichn Weg wie du.“

„Dann geh gefälligst einen anderen Weg!“

„Ach und welchen!?“, ärgerte sich auch Heiji.

Wie er, blieb Conan neben ihm stehen.

„Is mir vollkommn egal! Du bis doch so ein schauer Detektiv: Du wirs schon einen Weg finden!“ Damit ließ sie die beiden einfach stehen, die ihr den Gefallen taten.

Ai schloss sich ihnen an. Auf ihr Fragen hin, erzählte der größere Detektiv es ihr.
 

Beim Präsidium angekommen fiel die schlechte Stimmung der zwei Oberschüler Shiratori, Chiba und Takagi, die zu dritt am Kaffeeautomaten standen, sofort auf.

Die drei sahen sie weit auseinander auf sich zukommen.

Das: „Guten Morgen“, wurde nur höflichkeitshalber sowohl von Kazuha, als auch von Heiji erwidert.
 

In der Mittagspause wurde der Oberschülerdetektiv angerufen.

Es war Otaki, der sich besorgt nach ihm erkundigte: „Heiji, is das wahr?“

„Is was wahr?“, fragte Gefragter verwirrt und unterschwellig gereizt zurück.

„Das-das’u ich hab es vorhin von Tomoya gehört, du has Kazuha doch nich wirklich geschlagn?“

Die erste Reaktion war verblüffte Stille, die zweite Wut: „Na toll, jetz wissn es alle?“

„Das is doch nich wahr- das passt doch überhaupt nich zu dir? Was is passiert? Kann ich dir irgendwie helfn?“

„Nein“, antwortete Heiji knapp: „Tut mir leid, ich hab noch was zu tun!“

„War-„

Heiji hatte aufgelegt.
 

Er hatte die anderen, die bereits zu Mittag aßen, fast erreicht.

„Was ist los?“, Shiratori ihn an, als er sich zu ihm, Chiba und Takagi setzte: „Du bist heute so unkonzentriert. So kenne ich dich gar nicht.“

„Ich hab nur Streit mit Kazuha. Das ist alles.“

„Ist es etwas Ernstes?“

„Kann man wohl sag’n. Wir haben uns getrennt.“

„Oh“, machte der Inspektor betroffen.

Auch die zwei anderen schauten ihn mitfühlend an.
 

Wieder zu hause ging Heiji sofort in sein Zimmer.

Conan schaute ihm traurig hinterher.

Angekommen schloss er die Türe hinter sich, ließ sich aufs Bett fallen.

Deprimiert blieb er liegen.

Das Abendessen bracht ihm schließlich Rans Freund, nicht ohne sich erneut klein laut bei ihm zu Entschuldigen: "Heiji, es tut mir wirklich Leid."

"Shinichi, hör auf dich ständig bei mir zu entschuldign. Ich hau dir eine runter, wenn'u das noch einmal machs!", richtete Heiji sich das Essen von ihm entgegennehmend auf.
 

Donnerstagabend, 26. Oktober
 

„Das Essen ist fertig!“, hörten die beiden Detektive in ihrem Zimmer Eri von unten her rufen.

In Begleitung seines Freundes kam Heiji, die Hände in den Taschen vergraben, nach unten.

Kazuha, die mit Ran ebenfalls erschien, beachtete ihren Klassenkameraden nicht.

Shinichis Vater stellte neben ihm den Reis auf den Tisch: „Lass dich nicht unter kriegen“, meinte er leise.
 

Das Abendessen war gerade beendet, als es an der Haustüre klingelte. Yusaku war es, der mit den Hunden im Schlepptau öffnen ging.

„Kommt rein“, begrüßte er den Professor und Ai. Zusammen mit ihnen suchte er sein Zimmer auf.

Nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte, bot er den beiden Tee an.

Gemeinsam mit ihnen setzte er sich an seinen kleinen, flacheren Tisch. Dann reichte er Ai aus der Schreibtischschublade seine Notizen.

Sie besah sie sich und nickte: „Also gibt es keine Probleme mit dem Gegenmittel.“

„Nein. Bisher nicht. Von mir aus können wir weiter probieren“, entgegnet Gefragter ihr.

„Einverstanden, aber geht erst noch einmal zum Arzt. Dann erhöhen wir ab nächster Woche“, war die Herstellerin des Gegenmittels damit einverstanden.

„Haben Heiji und Kazuha sich mittlerweile wieder vertragen?“, erkundigte sich der Professor im Anschluss.

„Nein“, entgegnete Yusaku ihm: „Es sieht auch nicht danach aus, als würden sie sich dazu entscheiden. Ich habe ihm zwar noch einmal angeboten er könne ihr die Wahrheit sagen, aber er lehnt weiterhin ab. Er will sich nicht zwischen ihr und Shinichi entscheiden. Was ich natürlich durchaus verstehen kann. Er hat mehrmals versucht auf sie zuzugehen, aber sie ist noch immer sauer. Aus ihrer Sicht natürlich zu Recht. Wie Montag wollte sie auch gestern wieder nach Hause.

Im Moment leiden alle vier unter der Situation. Heiji gibt sich wegen Shinichi zwar große Mühe, aber er gibt sich doch indirekt die Schuld. Und Ran steht auch blöde zwischen den Stühlen.“

„Was willst du machen?“, fragte der Professor.

Yusaku seufzte nur bedauerlich: „Nichts. Das müssen die Vier schon unter sich ausmachen.“

Die anderen beiden schwiegen betreten.
 

Die Männer unterhielten sich noch eine Weile miteinander.

„Was ich dich noch einmal fragen wollte“, begann der Professor gegen Ende: „Machst du noch Joga?“

„Ja. Hatte ich eigentlich gleich vor.“

„Hättest du etwas dagegen, wenn ich bleiben und mal mitmachen würde?“

„Nein.“ Yusaku war überrascht, aber erfreut.

„Was ist mit dir Ai, hast du auch Lust?“, richtete sich der alte Mann nun an seine jüngere Mitbewohnerin.

„Ich hätte nicht gedacht, dass sie so etwas machen würden“, entgegnete sie ablehnend.

„Was denn? Wirfst du mir nicht immer vor, dass ich zu wenig für meine Gesundheit tue?“

„Ja und das zu Recht. Allerdings dachte ich da an richtige sportliche Aktivitäten. Nicht an Seichtes verrenken!

„Willst du damit sagen das Yoga keine angemessene Sportart ist?“

„Machen Sie was sie wollen, aber ich werde nach Hause gehen!“

„Bis nachher Ai“, verabschiedete Agasa sie ein wenig beleidigt.

„Sie muss es ja nicht gut finden“, machte Yusaku sich hingegen zu ihm sich nichts weiter daraus.
 

Montagmorgen 30. Oktober
 

Yusaku saß zusammen mit Eri am Tisch. Während sie dabei war zu frühstücken, tippte er eine Antwort an Evan.

Ran kam, was ihn dazu veranlasste aufschauen: „Eine Ran die so früh auf ist? Was hast du mit der Freundin meines Sohnes gemacht?“, begrüßte er sie ein wenig in neckischem Ton.

„Gar nichts“, gab sie etwas melancholisch zur Antwort: „Ich war irgendwie schon wach.“

„Guten Morgen, Ran.“ Eri schenkte ihrer Tochter einen mitfühlenden Blick.

„Morgen Mama.“

Gemeinsam schauten sie zu, wie Ran sich zu ihnen setzte und damit begann ebenfalls zu Frühstücken.
 

„Was ist?“, fragte Ran plötzlich, als sie merkte wie sie von dem Vater ihres Freundes gemustert wurde.

„Nichts“, meinte er mit einem kleinen Schmunzeln. Danach widmete er sich, trotz ihres fragenden Blickes, nicht weiter darauf eingehend, wieder seiner E-Mail.

Ran bekam also keine Antwort, so aß sie eben achselzuckend weiter.

Jedenfalls bis sie dann doch noch einmal von Yusaku angesprochen wurde: „Weißt du schon, was du mit deinem geschenkten Geld von Shinichi anfangen willst?“, er klang recht beiläufig.

Sie schüttelte nur den Kopf.

„Nicht?“, harkte er leicht nach.

Auch ihre Mutter schaute sie interessiert an.

Sie verneinte erneut mit einem Kopfschütteln.

„Es gäbe aber doch sicher eine Menge, was du damit anfangen könnest?“, versuchte er die Freundin seines Sohnes aus der Reserve zu locken.

„Mag sein“, reagierte jene abweisend.

Was Shinichis Vater hellhörig werden ließ: „Gibt es ein Problem?“

„Nein“, antwortete sie kurz angebunden, wobei sie jedoch seinem und dem bohrenden Blick ihrer Mutter nicht standhielt.

„Du kannst nicht gut lügen, Liebes“, gab Yusaku nicht ohne ein nettes Lächeln ganz offen kund, dass er sie durchschaut hatte.

Ran setzte dem, sich ertappt fühlend, nichts entgegen.

Den fragenden Blicken von gleich zwei Seiten weiterhin ausgesetzt dauerte es nicht lange bis sie einbrach: „Naja, ich brächte Sachen“, räumte sie so mehr widerstrebend als wollend ein.

„Was für Sachen?“, war Yusaku es der nachhakte.

„Zum anziehen“, gab sie kleinlaut zu.

„Na das ist doch was. Schön“, fand er darauf.

„Finde ich gar nicht“, antwortete sie jetzt in einem wirklich patzigen Ton.

Der Vater ihres Freundes ließ sich dadurch jedoch nicht aus der Ruhe bringen: „Warum?“, wollte er einfühlsam wissen.

„Ich will nicht, dass es jeder sieht“, wehrte die Freundin seines Sohnes beschämt und sehr unhöflich ab.

„Ran!“, wurde sie darauf von ihrer Mutter ermahnt.

„Was? Das ist peinlich“, ihre Tochter weinte fast: „Das versteht ihr nicht!“

„Was verstehen wir nicht?“

„Das ich nicht so gesehen werden will!“, sie schrie fast. Nur um dann in einen bittenden Tonfall umzuschlagen: „Mama kannst du mir nicht was von deinen Sachen leihen?“

„Ich glaube nicht, dass sie dir passen würden, mein Schatz“, meinte Eri zwar verständnisvoll, aber auch ablehnend.

„Aber du könnest sie doch enger machen. Oder gib sie mir dann mach ich es einfach selbst“, wurde sie nun von ihrer Tochter regelrecht angebettelt.

„Komm schon Ran, trau dich!“, meinte Eri.

„Deine Mutter hat recht“, teilte Yusaku ihren Standpunkt: „Von jetzt an wird dein hübsches Bäuchlein immer größer. Du kannst es nicht mehr verstecken. Wäre es da nicht angenehmer, wenn du dich einfach dazu bekennen würdest?“

Ran gab keine Antwort.
 

„Komm mal mit“, meinte er sie spontan bei der Hand haltend und schleppte sie ins Badezimmer vor den Spiegel.

„Und jetzt schau mal hin: Was siehst du?“, forderte er sie auf.

Leise antwortete sie mit einem: „Mich.“

Eri kam hinzu.

„Gut“, er stellte sie vor den großen Spiegel am Ende des Flures: „Und jetzt?“

„Mich und“, Ran zögerte unwillig.

Yukikos Mann ließ allerdings nicht locker: „Und?“, bohrte er liebevoll nach.

Widerstrebend schaute sie ihn mit einem Darauf-muss-ich-dir-doch-nicht-wirklich-antworten-oder- Blick an.

„Jetzt schau mal ganz genau hin: Was kannst du sehen?“, forderte er sie mit sanfter Strenge ein weiteres Mal auf.

Sie versuchte weiterhin hartnäckig sich vor einer Antwort zu drücken.

Schließlich hatte er Erbarmen mit ihr: „Okay“ und kam ihr diplomatisch entgegen: „Dann sag ich dir was ich sehen kann: Ich sehe eine ganz bezaubernde junge Frau, die bald ein sehr süßes Baby bekommen wird“, er knuffte sie mit einem verschmitzten Grinsen: „Da ist überhaupt nichts dabei. Ich kann nicht die geringste Kleinigkeit sehen, die nicht sehenswert wäre.“

Ran war immer noch nicht ganz überzeugt. Sie wollte auch nicht mehr.

Yusaku, der das merkte, ließ sie ohne ein weiteres Wort zusammen mit ihrer Mutter in Ruhe.
 

Er ging mit Eri in die Küche zurück.

„Deine Tochter tut sich schwer. Mutter werden ist wohl schwieriger als es aussieht“, merke er ihr gegenüber mit einer Mischaung aus Amüsiertheit und echtem Verständnis an.

„Oh, ja“, stimmte sie ihm wohl wissend zu: „Du möchtest nicht wissen wie weh mir mein Rücken tut. Ich bin froh, wenn ich ihn aus meinem Bauch habe“, stöhnend setzte sich die Anwältin: „Ich habe so etwas von keine Lust mehr, das kann ich dir sagen.“

Wehleidig schaute sie zu Yusaku auf: „Ihr Männer könnt das einfach nicht verstehen.“

„Das ist wohl wahr“, räumte der Mann ihrer Freundin ein, setze sich ebenfalls wieder.

„Wie schlägt Shinichi sich denn?“, erkundigte die Anwältin sich nun ihrer Seitz wohlwollend.

„Ach, ich denke er hält sich wacker, aber auch bei ihm harkt es hier und da noch ein wenig. Ein Glück, dass sie uns haben.“ Yusaku lachte.

„Unsere Kinder, dass die zwei zusammen: Das überrascht mich nicht“, stimmte Kogoros Frau in sein Lachen mit ein.

„Habt ihr euch eigentlich schon einen Namen für euren Kleinen überlegt?“

„Ja“, Eri verzog das Gesicht. Ärgerlich stöhnte sie erneut: „Ich war so dämlich und habe mit ihm gewettet, dass er entscheiden darf, wenn es ein Junge wird. Ich war mir so sicher, dass wir auch diesmal eine Tochter bekommen.“

Yusaku lachte: „Oh weh.“

„Ja“, klang sie empört: „Verrat mir mal bitte wie man auf den bescheuerten Namen Akamaru kommen kann? Der spinnt doch! Blutrot!? Der Mann sieht zu viele Leichen!“

„Na“, versuchte der frühere Detektiv für ihren Mann Partei zu ergreifen: „Wenn der Name ihm doch gefällt?“

Eri jedoch schüttelte sich nur verständnislos.
 

Am Nachmittag
 

Yusaku klopfte an die Türe des Badezimmers: „Yukiko, komm schon. Der Sender wartet nicht auf dich“, forderte er seine Frau auf sich zu beeilen. Er selbst war bereits in Anzug gekleidet zum Gehen bereit.

Von drinnen her rief sie ihm ein genervtes: „Ja, ich komme!“ zu, während sie ihren Mascara zusammenschraubte und eilig wegräumte.

Die Türe öffnend warf sie ihrem Mann einen missbilligenden Blick zu, bevor sie vorausmarschierte.

Shinichis Vater schüttelte ihr hinterher gehend nur mit dem Kopf.

Gutmütig hielt er ihr beim Auto die Türe auf.

Was ihr sichtlich nicht passte. Ohne auch nur ein kleines Danke stieg sie ein.

Yusaku schloss die Türe im Anschluss. Seinen Seufzer hörte sie so nicht, während er um den Wagen herum auf der Fahrerseite einstieg.

Die ganze Fahrt über redete sie kein Wort mit ihm.

Das Lenkrad fest umgriffen und den Blick auf die Straße gerichtet fuhr er durch die Stadt.
 

Angekommen war das erste was seine Frau tat, ausstiegen und ohne auf ihn zu warten vor in Richtig des Managers zu gehen.

Yusaku holte sie umgehend ein: „Du weißt was wir abgemacht haben“, ermahnte er sie verärgert.

„Ich weiß!“, fauchte sie.

Als sie dann mit ihm den Mann erreichte war ihr Lächeln das einer glücklichen Ehefrau.
 

Der Moderator der Sendung nahm die drei in Empfang. Gemeinsam setzte man sich an einen runden Tisch.

Die Kameras wurden eingeschaltet.

Sowohl Yusaku, als auch Yukiko registrierten dies mit wachsamen Augen als ihr eindeutiges Startsignal.

„It‘s Showtime!“, dachte jeder von beiden unweigerlich.
 

Während des Interviews spielte auch Yusaku seine Rolle Pflicht- und verantwortungsbewusst.

„Warum haben Sie LA verlassen? Es lief doch sehr gut für Sie. Ihr Comeback war zum Greifen nah?“

Die Frage war an Yukiko gerichtet.

Statt ihr, antwortete Yusaku ihr aus der Pedrulie heraus helfend: „Nun“, begann er: „Es war mein Wunsch hierher nach Japan zurück zukehren. In den USA ist der Markt für Kriminalromane maßlos überlaufen, weshalb meine Frau mir zu Liebe mitkam.“

Er schaute sie nach Bestätigung suchend an.

„Ja. Die Arbeit am Set gefiel mir zwar sehr. Jeder der dort Mitwirkenden war wirklich nett. Jedoch haben die Dreharbeiten auch eine Menge Zeit in Anspruch genommen, so hatte leider nur sehr ich wenig Zeit für meinen Mann.“


 

Nachdem das Interview zu Ende war, verabschiedete man sich.

Die Idylle des liebevollen Ehepaares hielt jedoch nur genau bis zum Gebäudeausgang.

„Wir waren doch gar nicht so schlecht“, merkte Yusaku auf dem Weg zum Parkplatz fast schon zufrieden an.

Sie erwiderte darauf nichts, beschleunigte lediglich ihre Schritte.

Im Auto herrschte dann wieder eisiges Schweigen.

Kurz angebunden handelten sie auch ihre ärztliche Untersuchung ab.
 

Ran, die zusammen mit Kazuha und ihrer Mutter den Tisch für das Abendessen gedeckte, hörte die beiden schon von unten her.

Die Haustüre fiel laut ins Schloss.

„Du bist fantastisch: Ich kann gar nicht mehr verstehen, wie ich mir deswegen überhaupt Sorgen machen konnte!“

„Lass mich in Ruhe, Yusaku!“, drehte sie sich auf der Treppe noch einmal nach ihm um.

„Nein“, griff er sie am Handgelenk: „Das hörst du dir jetzt an!“

Spannungsgeladen schaute sich das Ehepaar in die Augen.

„Du denkst überhaupt nicht nach! Erst machst du vor der Presse artig gute Miene zum bösen Spiel nur um uns dann auf offener Straße zu widersprechen!“

„Wer hat den zuerst geschrien?“, konterte sie zurückbrüllend und setzte ihren Weg eilig nach oben fort.

„Ich habe keinen Hunger“, meinte sie kurz. Schnell stieg sie die nächste Treppe hoch.

„Yukiko, warte!“

Sie ignorierte ihn.
 

Auf dem Flur machten Heiji und ihr gemeinsamer Sohn umgehend Platz.

Er und sein Freund bekamen mit, wie seine Mutter seinem Vater die Schlafzimmertür vor der Nase zuschlug und er darauf ebenfalls die Türe seines Zimmers zuknallen ließ.
 

Das Abendessen ließen beide ausfallen.

Yukiko weinte im Bett und Yusaku lag wütend und enttäuscht die Zimmerdecke anstarrend auf seinem Sofa.

„Herein?“ setzte er sich auf, als er es von außen her klopfen hörte.

Sein kleiner Hoffungsfunke zerschellte jedoch so schnell, wie er aufbekommen war!

„Ach, du bist es“, musste er nüchtern feststellen, dass es nur der Professor mit seiner Decke in der Hand war.

„Störe ich? Wenn du alleine sein möchtest, dann gehe ich gerne wieder.“

„Nein, schon gut“, entgegnete Yusaku sich aufraffend: „Ich kann mich auch später noch Selbstbemitleiden.“

Zusammen mit seinem Freund bereitete er die Decke aus.
 

Diensttagmittag, 31. Oktober
 

Yukikos Mann fuhr Mutter und Tochter zur Vorsorgeuntersuchung.

Zuerst warte er mit Ran, dann mit Eri.

„Ich bin fertig.“ Die beiden schauten auf, als sie zu ihnen zurück ins Wartezimmer kam.

„Na, alles klar?“, erkundigte Yusaku sich und reichte ihr ihre Jacke vom Harken.

Sie nickte freudig, zeigte ihm und ihrer Mutter das neue Ultraschallbild.
 

Anschließend machten die drei einen Krankenbesuch.

Vor der Türe trafen sie auf Midori Megure.

„Wie geht es ihm?“, erkundigte sich Yusaku bei ihr.

„Er fühlt sich noch schwach, aber die Ärzte sind guter Dinge. Es war zum Glück nur ein leichter.“

Sie kam mit ins Krankenzimmer.
 

„Was machen Sie denn? Ich weiß, dass wir uns ewig nicht mehr gesehen haben. Ich fühle mich wirklich sehr geschmeichelt, aber da hätten sie doch nicht extra wegen mir gleich einen Herzinfarkt bekommen müssen!?“, grüßte der frühere Detektiv den Inspektor humorvoll. Zusammen mit Eri und Ran kam er näher.

„Yusaku Kudo!?“, Megure traute seinen Augen erst nicht, freute sich riesig.

„Ganz richtig“, bestätigte dieser mit einem grinsen.

„Das freut mich aber Sie zu sehen!“

„Und mich erst.“
 

Nach dem Besuch bei Megure erledigten die drei den Einkauf und kamen anschließend nachhause.

„Oh, nein!“, stellte Eri beim Auspacken fest, dass sie Wasabi vergessen hatte.

„Macht nichts. Ich geh einfach schnell welchen holen“, meinte ihre Tochter und huschte davon.
 

Als sie allerdings wieder kam, bemerkten ihre Mutter, als auch Yusaku sofort, dass etwas anders war.

Denn Ran sagte nur: „Hier“ und eilte wieder aus der Küche.

Irritiert schauten die beiden Erwachsenen einander an.
 

Es klopfte an der Türe.

„Ran?“, hörte sie Yusakus Stimme vorsichtig fragen.

Sie saß auf dem Bett, umklammerte fest das Kissen in ihren Armen: „Ja?“, antwortete sie flüchtig. Schnell wischte sie die Tränen aus dem Gesicht.

„Darf ich reinkommen?“

Die Freundin seines Sohnes antwortete nicht.

Mit Bedacht öffnete er die Türe und kam herein: „Bis du vorhin warst du noch das strahlende Leben und jetzt siehst du so aus wie drei Tage Regenwetter. Was ist los?“

„Nichts!“

„Nichts?“, wiederholte Yusaku den Spieß umdrehend: „Und deshalb weinst du auch. Weil nichts ist. Hm, das ist sehr interessant.“

„Ich hab nicht geweint!“, drückte sie ihr Kissen beleidigt enger an ihren Oberkörper.

„Es ist ziemlich offensichtlich“, hörte er deshalb auf sie aufzuziehen: „Ich war mir nicht sicher, ob du darüber sprechen möchtest. Du hast eben nicht den Eindruck gemacht, aber ich dachte ich frage lieber noch einmal. Für den Fall, dass du es dir anderes überlegst?“, versuchte Shinichis Vater sie gezielt sie aus der Reserve zu locken.

„Tu ich nicht.“

„Wirklich nicht?“, harkte er noch einmal liebevoll nach.

Ran konnte nicht anderes: Ihre Tränen kullerten wieder.
 

Yusaku kam zu ihr: „Ist ja gut. So schlimm kann es doch gar nicht sein“, nahm er sie sanft in den Arm.

„Und ob das schlimm war! Es war Sterbenspeinlich“, schluchzte sie durch ihr weinen bebend.

„Na, das wäre aber ein sehr bedauerlicher Tod“, entgegnete er ihr aufmunternd: „Findest du nicht? Wer will denn gleich tot umfallen, hm?“

„Ich“, rief sie energisch. Dann rückte sie mit der Sprache heraus: „ Können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich finde das einfach so gemein!“

„Wer soll dich in Ruhe lassen und was ist gemein?“

„Ich bin aus Versehen welchen aus meiner Klasse begegnet. Alle wissen, dass ich schwanger bin und machen sich darüber lustig.“

„Das ist wirklich nicht nett“, pflichtete Yusaku ihr verständnisvoll bei: „Aber ärgern musst du dich darüber doch nicht?“

„Als wenn das so einfach wäre: Ich höre doch wie sie über mich tuscheln und lästern. Es haben mich zwar nur die Jungs gesehen, aber so wie sie kenne werden sie den anderen in der Klasse alles brühwarm erzählen!“

„Und was würde das machen?“

Ran schaute den Vater ihres Freundes entrüstet an.

Der führte erklärend weiter aus: „Du könnest dich ganz einfach dazu entscheiden, dass es dir nichts ausmacht.“

„Wie meinst du das? Kannst du dir nicht vorstellen wie furchtbar peinlich das ist?“, Ran fing enttäuscht wieder zu weinen an.

Er nahm sie noch etwas fester in den Arm: „Aber sicher“, meinte er mit einem Schmunzeln: „Es gibt Presseberichte über mich, da werde ich als Ehebrecher oder ähnlicher Dinge beschimpft. Glaub mir Ran ich durfte mir auch schon die ein oder andere Taktlosigkeit anhören. Ich bin berühmt“, er lächelte sie verschmitzt an: „Damit kenn ich mich aus. Wenn ich mich jedes Mal dazu entscheiden würde mich verletzt deswegen fühlen, dann könnte ich mich wochenlang damit beschäftigten und bedauern.“

„Aber weißt du was?“ Er streichelte sanft über ihren Arm.

„Was?“ Sie schaute ihn aus verweinten Augen an.

„Es kümmert mich nicht.“

„Wie kannst du das so gelassen sehen. Es schadet doch deinem Ruf?“, verstand sie nicht, wie er so gelassen über so etwas sein konnte.

„Das mag sein. Aber weißt du wen das so ist, dann betrifft es nur Leute, die sich nicht die Mühe machen mich richtig kennen zu lernen. Denn wenn diese Leute mich näher kennen würden, dann würden sie nicht so über mich denken. Verstehst du?“

„Aber verletzt es dich denn gar nicht, wenn Leute schlecht über dich denken und reden?“

„Warum sollte ich mich durch das was irgendwer über mich sagt oder denkt verletzt fühlen?“, konterte er liebevoll.

„Na, weil“, wollte Ran dagegenhalten.

„Schau Ran: Es ist doch so: Wer entscheidet denn darüber wie ich mich fühle?“

Sie schaute ihn schweigend an.

„Ich“, war seine einfache, vergnügte Antwort.

Ran hörte weiterhin zu.

„Das tue nur ich und niemand sonst. Niemand schreibt mir vor wie ich mich fühle. Darüber bestimme nur ich. Das gleiche gilt für dich: So wie ich das sehe, hast du jetzt zwei mögliche Reaktionen die dir zur Verfügung stehen. Die erste wäre dich in dein Zimmer zu verkriechen, traurig zu sein, zu weinen und dich schrecklich elend zu fühlen, weil deine Klassenkameraden über dich gelacht haben oder aber du wischt dir die Tränen aus deinem bezaubernden Gesicht und reckst lächelnd dein Kinn.“

Ran schaute ihn an, als wisse sie nicht was sie davon halten solle.

„Du bist Ran Mori und niemand sonst. Du bist toll. Genauso wie du bist. Lass dir da von keinem etwas anderes erzählen. Keiner hat auch nur ansatzweise das Recht über dich in irgendeiner Weise abzuurteilen außer dir selbst. Du brauchst nichts zu sein außer genau das was du in diesem und jedem anderen Augenblick bist. Wenn du nur einfach du selbst bist, Ran. Dann reicht das uns vollkommen aus.“

Yusaku sah, wie sie da saß und seine Worte ab wägte.

„Du hast meinen Sohn, der dich liebt“, er knuddelte sie schmunzelnd: „Und jetzt rate mal: Weil du bist wie du bist.“

Ran genoss seine Nähe sichtlich, musste an Shinichi denken.

„Du hast Freundinnen, die dich gern haben. Warum wohl? Weil du bist wie du bist und du hast Eltern die dir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Du bist niemals allein. Verstehst du!? Du hast nichts zu verbergen und erst recht nichts weswegen du dich auch nur im Geringsten schämen brächtest. Lass dich nicht ärgern und schon gar nicht von Leuten, die nicht mal die ganze Wahrheit kennen.“

Ein kleines, leises: „Danke“, kam von Ran.

„Du kannst immer zu uns kommen. Ganz egal was ist. Auch wenn du was angestellt hast“, er suchte Blickkontakt mit ihr: „Okay?“

Sie nickte.

Dankbar kuschelte sie sich enger an ihn.

Er hielt sie fest.
 

„Ich hab dich lieb“, flüsterte sie plötzlich leise.

Yusaku erwiderte ihre Aussage: „Ich hab dich auch sehr lieb“, mit einem sanften Lächeln.

Für einige Augenblicke blieben sie so beieinander sitzen, bis Yusaku es war, der sie keck angrinste: „Kann ich dir ein Geheimnis anvertrauen?“

Ran war überrascht, nickte aber.

„Versprichst du es?“, versicherte er sich noch einmal.

„Sicher.“

„Komm mit. Ich zeig dir was“, meinte er mit Elan und zog sie auf die Füße.

Zusammen mit ihr ging er nach unten, reichte ihr die Jacke an.

Während sie diese überzog, leinte er Queen und Holmes an.

„Ich leihe mir Ran für ein paar Stunden aus“, machte er noch einen kurzen Abstecher zur Küche.

Eri war überrascht, aber mit einem: „Ist gut“, einverstanden.

„Hey, lass das!“, meinte sie amüsiert tadelnd noch, als er ihr schon wieder im Gehen etwas vom Essen stibitze.

„Sei nicht böse auf mich“, meinte er lachend: „Ich werde es später angemessen bereuen.“
 

Zusammen mit Ran stieg er ins Auto und fuhr mit ihr ein ganzes Stück aus der Stadt heraus.

„Wohin fahren wir?“, wollte sie wissen.

Doch er vertröstete sie nur zweimal mit einem geheimnisvollen, schmunzelnden: „Das wirst du gleich sehen.“
 

„Sind wir da?“, fragte sie ihn, als Shinichis Vater den Wagen gut anderthalb Stunden später zum stehen brachte.

„Ja“, meinte er nur guter Dinge.

Gemeinsam mit ihr und den Hunden, die er ab leinte und vorlaufen ließ, machte er sich auf den Weg. Er hatte auf einem Parkplatz mit davon abführendem Kiesweg geparkt.

Den Weg entlang gehend kamen die beiden zu einer riesigen Wiese. Diese überquerten sie querfeldein. Vor ihnen wurde ein großes Gebäude immer deutlicher. Das letzte Stück waren Koppeln, an denen sie vorbei liefen.

Yusaku beobachtete Ran ganz verfügt, wie sie sich erstaunt umsah.

Zusammen mit ihr betrat der die Stallungen.

„Gehen wir reiten?“, fragte Ran ganz hin und weg von den schönen Tieren an denen sie vorbei kamen.

„So etwas in der Art, ja“, schmunzelte er verheißungsvoll.
 

Ra kam mit ihm bei einer Frau vorbei. Sie hatte bereits graues Haar und kannte Yusaku wohl gut, da sie ihm ein hocherfreutes Lächeln schenkte: „Einen schönen Guten Tag, Herr Kudo.“

„Ihnen ebenfalls, Frau Tsukimiya“, freute auch Yusaku sich offensichtlich sie zu sehen.

Er antworte beim Weitergehen auf den fragenden Blick: „Die nette alte Lady da ist Akiko Tsukimiya. Sie ist die Besitzerin dieser kleinen, netten Pension.“

Er führte sie weiter. Schließlich blieb er vor einer Box stehen, welche er öffnete.
 

Die Freundin seines Sohnes war beeindruckt.

„Darf ich vorstellen: Das ist Tunis“, stellte Yusaku den rot-braunen Hengst mit einer ausladenden Handbewegung vor.

Begeistert klatschte Ran in die Hände: „Oh, der ist ja schön!“

„Er soll mal ein Geschenk für Yukiko werden. Es gab mal eine Zeit, da hätte sie ihn gerne gekauft, weißt du“, erklärte er ihr, während er sich dem Hengst näherte.

Ran bemerkte seinen plötzlichen wehmütig-traurigen Gesichtsausdruck, als er dem Pferd über den Nasenrücken strich und seinen Kopf sanft dagegen lehnte.

„Will sie ihn denn jetzt nicht mehr?“, fragte Ran vorsichtig, war etwas verwirrt.

„Ich weiß nicht“, antwortete er auf das Anstupsen des Tieres eingehend: „Sie ist beim Dreh mit ihm gestürzt. Sie will nie wieder auf ihm reiten. Zumindest hat sie das mal gesagt.“

„Oh“, machte Shinichis Freundin betroffen.

„Wie dem auch sei.“ In Yusaku kam wieder Leben: „Wenn sie ihn nicht haben will, dann habe ich eben meine Freude an ihm.“

Er grinste sie an: „Hast du Lust mir beim Striegeln zu helfen?“

„Oh, ja“, das ließ sich die Freundin seines Sohnes nicht zweimal sagen.
 

„So?“, fragte sie sich vergewissernd nach, als sie mit der Bürste begann, das Fell glatt zu streichen.

„Das machst du gut“, meinte er: „Nur sorg, wenn du gleich hinter ihm stehst dafür, dass du etwas mehr Abstand hast. Er ist zwar ein ganz Netter, aber falls er doch mal austritt-“

Ran hatte schon verstanden: „Ist gut“, sagte sie und hatte sichtlich großen Spaß.

Was dem Vater ihres Freundes gut gefiel.

Zusammen waren sie schnell fertig.

„Auf ihm reiten lassen kann ich dich allerdings leider nicht.“ Er schloss den Verschluss des Helmes.

„Oh, schade“, war Ran wie zu Erwarten enttäuscht.

„Tut mir leid“, meinte er aufrichtig den Hengst am Zügel auf den Gang hinaus führend: „Nur, ein totes Baby reicht mir. Weder Shinichi noch ich selbst würde mir verzeihen, wenn dir oder deiner Kleinen etwas passieren würde. Das verstehst du doch, oder?“

„Natürlich.“
 

Ran akzeptierte das Nein und machte einfach das Beste aus der Situation.

Sie setzte sich bequem auf den Holzzaun einer der vier nebeneinander liegenden Koppeln. Vergnügt freute sie sich für Yusaku mit, der einfach nur seine Freude am Pferd seiner Frau hatte.
 

„Na“, hörte sie ihn ausgelassen auf sich zu reiten.

„Hier bist du also immer, wenn du so lange weg bist“, merkte sie erratend an.

„Ja. Er braucht eben viel Bewegung“, bestätigte er Tunis dabei am Hals streichelnd. Er bemerkte ihren sehnsüchtigen Blick.

Für einen Moment musterte er sie prüfend: „Kannst du eigentlich reiten?“

„Nicht wirklich“, antwortete sie ihm ehrlich.

„Na, komm schon“, meinte er spontan.

„Was?“ Ran war ganz verdattert.

„Gib mir deine Hand“, forderte er sie erneut einladend auf.

„Ahh“, machte sie, als der Vater ihres Freundes sie einfach zu sich heran holte.

„Warte“, sagte er: „Hier setz deinen Fuß auf den Bügel.“

Vergnügt schaute Yusaku dabei zu, wie die Freundin seines Sohnes seiner Anweisung folgte.

Jedoch schaffte Ran es nicht sich auf das Pferd zu hieven. So half er ihr hoch: „Sitzt du?“, fragte er sie im Anschluss.

„Äh, ja.“

Mit einem: „Gut“ schwang er sich ebenfalls zurück auf den Hengst, setzte sich hinter sie: „Halt dich jetzt hier an den Zügeln fest.“

„So?“, fragte sie sehr unsicher nach.

„Lass ruhig etwas lockerer“, bestätigter er: „Hier“ gab er ihr den Helm: „So, pass jetzt gut auf. Wenn dir übel werden sollte, dann sagst du mir sofort Bescheid. Abgemacht?“

„Abgemacht.“

Sachte setzte sich das Pferd in Bewegung.

Die Hunde liefen hinterher

Ran war ganz mulmig zu Mute.

„Keine Angst. Ich pass schon auf dich auf“, reagierte er auf ihre Anspannung.

Langsam lenkte er das Pferd auf die Wiese außerhalb der Koppeln in Richtung eines Waldstückes, welches er mit ihr und Tunis gemächlichen Schritttempos entlang ritt.

„Sind wir zusammen nicht zu schwer?“, machte Ran sich doch etwas Sorgen, um das arme Tier.

„Vielleicht ein wenig, aber er ist ein starkes Pferd. Er macht das schon.“

„Nicht wahr, Tunis?“, klopfte er bestätigend dessen Hals.

Es dauerte nicht lange und Rans Unsicherheit war verflogen, sodass sie den kleinen Ausritt in vollen Zügen genoss.

Yusaku selbst ging es da nicht anderes. Sich pudel wohl fühlend kehrte er schließlich mit ihr in der Dämmerung zum Gestüt zurück.
 

Gemeinsam brachte er mit ihr Tunis zurück in den Stall. Sie rieben ihn noch einmal ab und schauten ihm noch ein wenig beim Fressen zu, bevor sie sich dann doch auf den Rückweg zum Auto machten.

„Das hat solchen Spaß gemacht.“ Unterwegs war Ran noch immer ganz euphorisch: „Danke schön. Danke!“, jubelte ganz aufgekratzt. Ohne, dass sie groß darüber nachdachte verpasste sie Yusaku ein Küsschen auf die Wange.

Sie und die Hunde waren kaum zu bremsen, so ließ er sie amüsiert vorlaufen.
 

Im Auto wurde Ran dann doch wieder ruhiger.

Herzhaft gähnend und total zufrieden mit der Welt lehnte sie sich reichlich müde an die Fensterscheibe.

Yusaku warf während des Fahrens wohlwollend einen Blick auf sie.
 

Draußen wurde es immer dunkler.

Plötzlich meldete Ran sich schüchtern: „Ist es dabei passiert?“, fragte sie sehr, sehr vorsichtig. Sie hatte Yusaku eine ganze Weile beobachtet, wie er still auf die Fahrbahn schaute. Er sah irgendwie sehr nachdenklich und auch etwas traurig aus.

„Was?“

„Hat Yukiko?“, sie traute sich gar nicht es direkt anzusprechen.

Doch er verstand, machte es durch nicken deutlich.

„Wie schaffst du es, dass du nicht wütend auf Tunis bist? Wenn das Mama passiert wäre: Paps hätte ihn sicher erschossen“, fragte sie dann doch die Frage auf die sie gerne eine Antwort gehabt hätte.

„Weißt du“, begann er gefasst. Wobei es ihm doch merklich schwer fiel: „Was würde das ändern? Tunis ist ein freundliches Pferd. Auch wenn er Temperament hat. Das war es denke ich auch, was Yukiko so sehr an ihm fasziniert hat.“

„Und deshalb hast du ihn für sie gekauft?“

„Ja“, bestätigte er weiter ausführend: „Aber erst nachdem sie ihn nicht mehr wollte. Nach dem Unfall wollte ihn keiner mehr reiten und er wurde gegen ein anderes Pferd eingetauscht. Weil er schon etwas älter ist, wäre er sicher nicht mehr allzu lange am Set geblieben. Schon gar nicht nach diesem Vorfall.“

„Es tut mir leid. Das das passiert ist.“

„Ist schon in Ordnung.“
 

Die beiden schwiegen, bis Ran sich schließlich schämte: „Ich bin so herzlos.“

Yusaku schaute sie an, verstand nicht. Doch er brauchte nicht zu fragen.

„Ich will überhaupt nicht Mutter werden. Was ist wenn ich alles falsch mache?“

„Du wirst nicht alles falsch machen! Und selbst wenn du mal etwas verpatzt: Na und? Du weißt doch, dass du dich auf uns verlassen kannst. Niemand den ich kenne würde dir einen Vorwurf machen, wenn du um Hilfe bitten würdest.“

Er schaute sie liebevoll an.

„Glaub mir Eltern sein ist Übungssache. Nichts was dir Angst machen müsste.“

Ran erwiderte seinen Blick dankbar.

„Sag mal, erinnerst du dich an die kleine Seele?“

Sie nickte.

„Was wollte die kleine Seele?“, fragte er sie gezielt.

„Sie wollte erfahren wer sie wirklich ist.“

„Und was hat Gott ihr da gesagt?“, harkte er sanft weiter nach.

„Das das nicht geht.“

„Hat die Seele da einfach aufgegeben?“

„Nein sie hat gebettelt.“

„Gott hatte dann eine Idee. Weißt du noch welche?“

Ran nickte: „Sie mit Dunkelheit umhüllen.“

„Hatte die kleine Seele Angst davor?“

„Am Anfang ja, weil sie nicht wusste was Dunkelheit ist. Willst du darauf hinaus, dass es nichts gibt wovor sie sich fürchten braucht, es sei denn sie möchte es?“

„Du bist schlau: Erkennst du die Gemeinsamkeit zwischen dir und der Seele aus der Parabel?“

„Oh“, überlegte sie. Dann stimmte sie zu: „Ja, oh!“

Er grinste sie an und sie lächelte aufgeheitert zurück: „Danke.“

„Keine Ursache!“, hatte Yusaku seinen Kummer ebenfalls erfolgreich abgeschüttelt.
 

„Ran, wo warst du denn?“, empfing ihr kleiner Freund sie ungeduldig.

„Oh, Conan!“, schwärmte sie vor Freude, blieb ihm aber weitere Auskunft schuldig.

Fröhlich summte sie die Treppe hoch vor sich hin.

Er schaute seinen Vater nur verwirrt an, der ebenfalls einfach glücklich aussah und seines Weges ging.
 

Beim Abendessen erschreckte Ran sich auf einmal sehr.

„Was hast du?“, wurde sie besorgt sofort von ihrem Vater gefragt, der gesehen hatte wie sie plötzlich zusammengezuckt hatte.

„Ich weiß nicht“, antwortete sie ängstlich.

Was natürlich auch die Aufmerksamkeit der anderen nach sich zog.

Der kleine Detektiv erschreckte ebenfalls. Schnell war er da: „Was hast du, Ran?“

Doch sie antwortete ihm nicht.

„Ran?“ Er wurde wirklich nervös: Sag doch was, bitte!“

„Da war es wieder“, zuckte sie erneut leicht zusammen. Hielt sich die Hände vor den Bauch.

In dieser Haltung verharrte sie ganz still. Sie sah nun nicht mehr so ängstlich aus, konzentrierte sich sehr.

Eri deutete die Reaktion ihrer Tochter und fing laut zu lachen an: „Oh, Ran! Es ist alles in Ordnung.“

Sie schaute ihre Tochter liebevoll lächelnd an: „Das ist sicher nur dein Baby, dass sich bewegt“, klärte sie die Aufregung auf.
 

„Was?“ Ran war nicht die einzige die baff war.

Dem geschrumpften Shinichi fiel ein Stein vom Herzen. Er brauchte deutlich länger als sie, bis er es vom Verstand her begriffen hatte.

Die anderen freuten sich schon längst.

„Oh, kann ich auch mal fühlen?“ Kazuha ließ enttäuscht den Kopf hängen: „Ich merk’s leider nich.“

Nach ihr folgten erst Kogoro und dann Yusaku, der auch einmal Hallo sagen wollte.

Yukiko, die die Reaktion ihres Mannes mit ansah, war die einzige, die sich diesbezüglich zurück hielt.

„Ran?“, frage der Mini-Shinichi schließlich. So furchtbar schüchtern, dass sein Vater und Heiji aufpassen mussten nicht anzufangen laut zu lachen.

Der kleine Detektiv mit seiner Ran, wie sie ihn auch einmal ihren Bauch berühren ließ und er vollkommen, einfach nur faszinieret auf diesen schaute, war wahrlich ein Bild für zum Einrahmen.

Allerdings konnte er auch nichts wahrnehmen. Ganz gleich wie sehr er sich abmühte.

Seine Tochter war nicht zu bemerken, obwohl Ran immer wieder seine Hand immer genauerer platzierte.

Es gab keinen Einzigen der nicht beinahe zu Tränen gerührt gewesen wäre, wenn man den von Yukio mal absah, die einfach nur entsetzlich traurig da saß. Natürlich war sie sehr bemüht sich nichts anmerken zu lassen.

Ihren Mann konnte sie jedoch nichts vormachen. Er hatte es bemerkt. Auch wenn er dazu nichts sagte.
 

Nach dem Abendessen war Ran die Einzige, die sich in ihr Zimmer zurück zog.

Melancholisch betrat sie, sich über ihren Arm streichend, den leeren Raum.

Sie kies sich rücklings aufs Bett sinken. Auf dem Kopfkissen gebettet fiel ihr das Buch neben sich auf.

Kurz seufzte sie leise, bevor sie es überlegend zu Hand nahm.

Zuerst hielt sie es nur fest, bevor sie sich dann doch dazu endschied noch ein wenig zu lesen:
 

Ich hab mein ganzes Leben lang nach dem Weg zu Gott

gesucht...
 

Das weiß ich
 

... und nun habe ich ihn gefunden und kann es nicht glauben. Ich habe das Gefühl, hier zu sitzen und an mich selbst zu schreiben.
 

Das tust du.
 

Ich empfinde es nicht so, wie ich eine Kommunikation mit Gott empfinden sollte.
 

Du möchtest Glockengeläut und Schalmeienklang? Ich will sehen, was sich arrangieren lässt.
 

Du weißt, dass manche dieses ganze Buch als Blasphemie bezeichnen werden - stimmt's? Vor allem, wenn du dich weiterhin dermaßen oberlehrerhaft gebärdest.
 

Lass mich dir etwas erklären. Du hast diese fixe Idee, dass Gott sich immer nur auf eine Weise im Leben zeigt. Das ist eine sehr gefährliche Vorstellung. Sie hindert dich daran, Gott überall zu sehen. Wenn du glaubst, dass Gott nur ein einziges, ganz bestimmtes Aussehen hat oder sich nur auf eine einzige, ganz bestimmte Weise hören lässt, oder nur auf eine einzige, ganz bestimmte Weise existiert, dann wirst du Tag und Nacht immer nur an mir vorbeisehen. Du wirst dein ganzes Leben damit verbringen, nach Gott zu suchen, und Sie nicht finden, weil du nach einem Er suchst. Das nur als Beispiel. Ihr die verpasst die Hälfte, wenn ihr nicht im Banalen und im Tiefgründigen sucht. Das ist eine tiefe Wahrheit. Gott existiert in der Traurigkeit und im Lachen, im Bitteren und im Süßen. Hinter allem existiert eine göttliche Absicht

und daher existiert eine göttliche Präsenz in allem.
 

Ran ließ den Tag, den sie heute erlebt hatte noch einmal Revue passieren.

Sie fühlte eine wage Erkenntnis, ein flüchtiges Verstehen.

Dankbarkeit für das Alles begann sie zu erfüllen.

Doch bei der nächsten Aussage musste sie stutzen und dann lachen.
 

Ich fing einmal damit an, ein Buch zu schreiben mit dem Titel Gott ist ein Salamisandwich.
 

Das wäre ein sehr gutes Buch geworden. Ich habe dich dazu inspiriert. Warum hast du es nicht geschrieben?
 

Es wirkte wie Blasphemie. Oder zumindest schrecklich respektlos.
 

Du meinst wunderbar respektlos! Was lässt dich denken, dass Gott nur das »Respektvolle« ist? Gott ist das Auf und Ab. Das Heiße und das Kalte. Das Linke und das Rechte. Das Respektvolle und das Respektlose! Glaubst du, Gott kann nicht lachen? Meinst du, Gott freut sich nicht über einen guten Witz? Glaubst du zu wissen, dass Gott keinen Humor hat? Ich sage dir, Gott hat den

Humor erfunden. Musst du in gedämpftem Ton sprechen, wenn du mit mir redest? Gehen Slang oder Gossensprache über meinen Horizont? Ich sage dir, du kannst mit mir reden wie mit deinem besten Kumpel. Glaubst du, es gäbe ein Wort, das ich nicht gehört habe? Einen Anblick, den ich nicht gesehen habe? Einen Ton, den

ich nicht kenne? Glaubst du, dass ich manches verabscheue, wohingegen ich

anderes liebe? Ich sage dir, ich verabscheue nichts. Nichts ist mir -widerwärtig. Es ist Leben, und Leben ist das Geschenk; der unaussprechliche Schatz,- das Allerheiligste. Ich bin Leben, denn ich bin der Stoff, aus dem das Leben ist. Jeder seiner Aspekte hat einen göttlichen Sinn. Nichts -

nichts - existiert ohne einen von Gott verstandenen und gebilligten Grund.
 

Eine einzelne Träne lief über Rans Gesicht.
 

Wie kann das sein? Was ist mit dem Bösen, das vom Menschen geschaffen wurde?
 

Ihr könnt kein Ding - keinen Gedanken, keinen Gegenstand, kein Ereignis, keine Erfahrung jedweder Art - außerhalb Gottes Plan erschaffen. Denn Gottes Plan für euch sieht vor, dass ihr alles - ein jegliches - erschafft, was ihr wollt. In dieser Freiheit liegt die Erfahrung Gottes, Gott zu sein - und das ist die Erfahrung, für die ich euch erschaffen habe. Und das Leben selbst. Das Böse ist das, was ihr das Böse nennt. Aber selbst das liebe ich, denn nur durch das, was ihr als das Böse definiert, könnt ihr das Gute erkennen. Ich liebe das Heiße nicht mehr als das Kalte, das Hohe nicht mehr als das Niedrige, das Linke nicht mehr als das Rechte. Es ist alles relativ. Es ist alles Teil dessen,

was ist. Ich liebe das »Gute« nicht mehr als das »Schlechte«. Hitler ging in den Himmel ein. Wenn ihr das begreift, begreift ihr Gott.
 

Weitere Tränen folgten.

Es waren keine der Traurigkeit- einfach der Dankbarkeit und Freude.
 

Aber ich bin zum Glauben erzogen worden, dass das Gute und das Schlechte tatsächlich existieren,- dass richtig und falsch tatsächlich das Gegenteil voneinander ist.
 

Aalles ist im Angesicht Gottes »akzeptabel«, denn wie kann Gott nicht das akzeptieren, was ist? Ein Ding ablehnen heißt seine Existenz leugnen. Die Beurteilung, dass es nicht in Ordnung ist, besagt, dass es nicht Teil von mir ist - und das ist unmöglich.
 

Während sie las, spürte sie erneut eine leichte Bewegung ihres Babys.

Jetzt weinte Ran wirklich. Ihre Sicht verschwamm. Um weiter lesen zu können, wischte sie mit ihrem Ärmel über die Wange.
 

Doch haltet an euren Überzeugungen fest und bleibt euren Werten treu, denn es sind die Werte eurer Eltern und eurer Großeltern, eurer Freunde und eurer Gesellschaft. Sie bilden die Struktur eures Lebens, und ihr Verlust würde die Auflösung des Stoffs eurer Erfahrungen bedeuten. Aber überprüft sie der Reihe nach. Schaut sie euch Stück für Stück sorgsam an. Reißt nicht das Haus ein, aber prüft jeden Baustein und ersetzt jeden, der zerbrochen zu sein scheint und das Gebäude nicht länger zu stützen vermag. Eure Vorstellungen von richtig und falsch sind genau das - Vorstellungen, Ideen. Sie sind die Gedanken, die Form geben und die Substanz dessen erschaffen, was-ihr-seid. Es gibt nur einen einzigen Grund, eine Veränderung vorzunehmen,- sie hat ausschließlich dann Sinn und Zweck, wenn ihr mit dem, was-ihr-seid, nicht glücklich seid. Nur ihr könnt wissen, ob ihr glücklich seid. Nur ihr könnt von eurem Leben sagen: »Das ist meine Schöpfung (Sohn), an der ich großes Wohlgefallen habe.»

Wenn euch eure Werte dienlich sind, dann haltet an ihnen fest. Steht für sie ein. Kämpft, um sie zu verteidigen. Doch seid bestrebt, so zu kämpfen, dass ihr niemandem Schaden zufügt. Die Schädigung ist ein nicht notwendiger

Bestandteil des Heilens. Sehr wenige der Werturteile, die ihr euch als eure Wahrheit einverleibt habt, gründen sich auf eure ganz persönliche Erfahrung. Doch ihr seid um der Erfahrung willen hierher gekommen - und aus eurer Erfahrung heraus sollt ihr euch selbst erschaffen. Ihr habt euch aus der Erfahrung anderer

heraus erschaffen. Wenn es so etwas wie die Sünde gäbe, dann diese: Dass ihr

euch aufgrund der Erfahrung anderer erlaubt, das zu werden, was ihr seid. Das ist die »Sünde«, die ihr begangen habt - ihr alle. Ihr wartet nicht auf eure eigene Erfahrung, ihr akzeptiert die Erfahrung anderer (buchstäblich) und wenn ihr dann zum ersten Mal der tatsächlichen Erfahrung begegnet, stülpt ihr dieser Begebenheit das über, was ihr bereits zu wissen glaubt. Wenn ihr das nicht tätet, würdet ihr möglicherweise eine völlig andere Erfahrung machen - eine, die vielleicht die Erkenntnis bringt, dass euer ursprünglicher Lehrer oder eure

ursprüngliche Wissensquelle nicht recht haben. In den meisten

Fällen wollt ihr eure Eltern, Lehrmeinungen, Religionen, Traditionen, heiligen Schriften nicht anzweifeln - also leugnet ihr eure eigene Erfahrung zugunsten dessen, was zu enken ihr angewiesen wurdet.
 

Ran erkannte, dass es stimte.
 

Ihr habt sogar Religionen erschaffen, die euch lehren, dass ihr sündig zur Welt kommt.Doch wenn ich euch sagte, dass ihr aus Gott geboren seid - dass ihr bei der Geburt reine Götter und Göttinnen, reine Liebe seid, würdet ihr

mich ablehnen. Euer ganzes Leben habt ihr damit verbracht, euch die Überzeugung

einzuhämmern, dass ihr schlecht seid. Und nicht nur das, sondern auch, dass die Dinge, die ihr haben wollt, schlecht sind: Sex, Geld, Freude, Macht. Eine Menge - von was auch immer - zu haben ist ebenfalls schlecht. Manche eurer Religionen haben euch sogar glauben machen lassen, dass Tanzen, Musik, das Leben feiern schlecht ist. Bald werdet ihr euch einig sein, dass Lächeln, Lachen, Lieben

schlecht ist. Nein, mein Freund, ihr seid euch vielleicht über viele Dinge

nicht im Klaren, aber eines steht für euch felsenfest: Ihr seid schlecht, und das meiste von dem, was ihr euch sehnlichst wünscht, ist ebenfalls schlecht. Nachdem ihr dieses Urteil über euch gefällt habt, fasstet ihr den Beschluss, dass es eure Aufgabe ist, euch zu bessern. Das ist in Ordnung. Es ist jedenfalls die gleiche Zielsetzung - nur dass es eine raschere Möglichkeit, eine kürzere Route, einen schnelleren Weg gibt.
 

Welcher wäre?
 

Die Akzeptanz, wer und was ihr im Moment seid - und es zu demonstrieren. Das ist es, was Jesus tat. Das ist der Weg Buddhas, der Weg

Krischnas, der Weg jedes Meisters, der auf dem Planten erschienen

ist. Und jeder dieser Meister verkündete auch die gleiche Botschaft:

Was ich bin, seid ihr ebenso. Was ich tun kann,

könnt ihr ebenfalls tun. Diese Dinge und mehr werdet auch

ihr tun. Aber ihr habt nicht zugehört. Ihr sagt, es sei schwierig, den Weg Christi zu beschreiten, den Lehren Buddhas zu folgen, das Licht Krischnas leuchten zu lassen, ein Meister zu sein. Ich sage euch dies: Es ist

weitaus schwieriger, zu leugnen, wer-ihr-seid, als es zu akzeptieren.

Ihr seid das Gute und Erbarmen und Mitgefühl und Verständnis. Ihr seid Friede und Freude und Licht. Ihr seid Vergebung und Geduld, Stärke und Mut, Helfer in Zeiten der Not, Tröster in Zeiten des Leids, Heiler in Zeiten der Verletzung,

Lehrer in Zeiten der Verwirrung. Ihr seid die tiefste Weisheit und höchste Wahrheit; der höchste Friede und die großartigste Liebe. Diese Dinge seid ihr. Und es gibt Momente in eurem Leben, in denen ihr euch als diese Dinge

erkannt habt. Trefft nun die Wahl, euch immer als diese Dinge zu erkennen.
 

Erneut wischte Ran sich mit ihrem Ärmel durchs Gesicht. Sie war ganz gerührt.

Sie spürte, wie sich ihre Tochter anfühlte. Ihr wurde ganz warm ums Herz.

Um auch ihre andere Hand auf den Bauch legen zu können, legte sie das Buch beiseite.

Für lange Zeit bleib sie so liegen. Schniefte nur hin und wieder einmal.

Auf einmal war sie sehr, sehr dankbar für dieses kleine Etwas, dass zum ersten Mal wirklich echt und wahrhaftig erschien.

Nun existierte nicht mehr nur die bloße Vorstellung, dass es Shinichis und ihre kleine gab, sondern auch die erste, dazugehörige- tatsächlich wahrnehmbare Erfahrung.

Ran dachte nach.

Wirklich glücklich stand sie auf. Unten traf sie auf ihre Mutter.
 

Etwas später klopfte Ran bei Yusaku an der Türe.

„Oh, tut mir leid“, entschuldigte sie sich sofort, als sie peinlich berührt feststellte, dass er nicht alleine war: „I-ich habe nicht daran gedacht, dass ihr Joga macht. Tut mir wirklich sehr leid.“

Der Professor hatte wie Yusaku selbst seine Übung unterbrochen. Die beiden schauten sie an.

Ran wollte sich höfflich zurück ziehen, aber Yusakus freundliches: „Ist Okay. Komm einfach rein“, ließ sie sich um entscheiden.

„Ich will nicht lange stören. Es ist eigentlich auch nicht so wichtig. Ich kann später fragen.“

„Du stört nicht“, Shinichis Vater klang leicht tadelnd: „Du hast also eine Frage. Was kann ich für dich tun?“

„Naja“, begann sie: „I-ich weißt du hab es mir anderes überlegt. Ich möchte jetzt doch Shinichis Geld benutzen und Sachen für das Baby kaufen. Deshalb- Mama lässt fragen, ob du nicht Lust hast morgen mit uns mitzukommen.“

„Sehr gerne!“, nahm Yusaku die Einladung an.

Ran blieb noch weiterhin stehen.

So war er es nun, der sie etwas fragte: „Möchtest du noch etwas von mir?“

„Naja“, fing sie zögerlich wieder ein: „I-ich habe mich gefragt, naja.“

„Was denn?“, half er ihr nett auf die Sprünge.

„Naja, ob ich nicht vielleicht mal beim Yoga mit machen könnte?“

Yusaku schüttelte drauf nur den Kopf, schenkte ihr einen hoffungslosen Blick.

Ran deutete diesen prompt falsch. Sie wollte schon, doch ein wenig geknickt, den Raum wieder verlassen, als er sie zurück pfiff: „Du bist echt eine Maus! Natürlich kannst du bleiben“, er stemmte die Hände gegen die Hüfte. Schaute sie gespielter Weise streng an: „Komm schon und setzt dich endlich, damit wir weiter machen können!“

Artig kam sie der Aufforderung nach. Sie nahm die Decke an, die Yusaku ihr vom Sofa her anreichte.

Als er sich setzte signalisierte er ihr durch einen weiteren Blick noch einmal, dass es wirklich in Ordnung war, dass sie da war.

Wofür sie ihm sehr dankbar und erleichtert war.
 

Nach dem Yoga brachte Yusaku seinen Freund noch zur Türe. Dann kam er wieder hoch und suchte seinen Sohn auf, der bereits im Bett lag.

„Ich wollte euch zweien noch gute Nacht sagen“, sprach er die beiden Detektive an.

Heiji wünschte ebenfalls eine gute Nacht.

„Shinichi, ich nehme an du möchtest mitkommen“, richtete er sich speziell an sein Kind: „Ran hat es sich überlegt.“

Er grinste sein Sohn an, der an diesem Abend ebenfalls, wie seine Freundin, glücklich einschlief.
 

Anschließend suchte Yusaku seine Frau im Schlafzimmer auf, die sich augenscheinlich lesend die beste Mühe gab ihn nicht zu beachten.

„Hallo“, sprach er sie direkt an. Stemmte die Hände gegen die Hüfte.

„Hallo“, kam es ebenfalls nicht im freundlichsten Ton von ihr zurück.

„Soll ich wieder gehen?“, fragte er sie so.

„Mach was du willst!“, meinte sie schnippisch.

Woraufhin er sie leid war und das Zimmer wieder verließ.

Yukiko hörte die Tür deutlich.

Wütend schrei sie auf.

Die Zeitschrift prallte an der Wand ab.
 

Unten saßen im Wohnzimmer Eri und Kogoro, die zusammen einen Film anschauten.

Im ersten Moment beneidete Yukikos Mann die beiden. Doch dann besann er sich eines Besseren.

Gemeinsam mit ihnen machte er sich mit einem Glas Wein noch einen schönen Abend.
 

Freitagnachmittag, 3. November
 

„Können wir nicht jetzt schon gehen?“, drängelnd stand Ran vor ihrer Mutter und dem Vater ihres Freundes.

„Wir können gegen halb vier gehen“, meinte er.

„Aber das ist dann schon so spät“, jammerte sie.

Yusaku reichte Eri die Fernbedienung und stand auf: „Ich muss vorher noch etwas erledigen“, sagte er und ging.

„Kann ich dir nicht helfen? Dann bist du schneller fertig?“, rief sie ihm noch hinterher.

Er drehte sich noch einmal um: „Nein, aber trotzdem vielen Dank.“ Dann verließ er mit Holmes und Queen das Haus.

Er machte zunächst einen kleinen Spaziergang, bevor er sich auf den Weg zur Schule machte.
 

Als der geschrumpfte Shinichi Unterrichtsschluss hatte, sah er seinen Vater.

Verwundert setzte er sich mit einem „Tschüss!“, schnell von den anderen ab: „Was machst du denn hier?“

„Dich abholen.“

„Ist was passiert?“

Yusaku lachte: „Ja, dein Liebling ist ungeduldig. Sie möchte endlich gehen.“

„Ach so“, sein Sohn atmete erleichtert aus.

„Na, dann komm schon, Shinichi!“, drehte er sich nach seinem Sohn amüsiert um: „An was dachst du denn, hm?“ ihm war dessen Reaktion natürlich nicht entgangen.

Sein Sohn ging nun neben ihm.

„Komm schon, hör auf dir Sorgen zu machen!“, schaute er sein Kind ermunternd an: „Sonst kommst du gar nicht dazu das Vater werden zu genießen. Das kommt so schnell nicht wieder“, meinte er sein Tempo beschleunigend.

Der geschrumpfte Shinichi holte auf.

Gelassen ließ Yusaku sich von ihm überholen und betrachtete seinen Sohn in sich hinein lächelnd von hinten, der es jetzt doch ziemlich eilig hatte.
 

Zuhause war Ran überrascht, dass Conan mitwollte. Zusammen mit ihren Eltern fuhren sie in die Stadt.

Das erste Möbelgeschäft an dem sie vorbei kamen, wurde von den zweien sofort genauer erkundet.

Die Bettchen standen hoch im Kurs.

Gemächlich und sich an ihren Kindern erfreuend folgten Yusaku und Eri ihnen.
 

„Schau mal, Conan: Das hier ist doch schön!“

„Nein, finde ich gar nicht. Daran ist ja alles nur in hässlichem Rosa!“, hielt ihr kleiner Freund widersprechend dagegen.

„Findest du?“, war es Ran eine weitere Überlegung wert: „Mama, was hältst du davon?“

„Vielleicht etwas zu grell?“, meinte sie.

Ran überlegte, dann lief sie weiter. Das nächste, das sie vorschlug gefiel auch ihrem Freund und den Erwachsenen.

Aber nach kurzen, genaueren Mustern fand sie es dann doch irgendwie nicht mehr so gut.
 

„An was dachtet ihr denn eher“, fragte Yusaku sie interessiert: „Eher schon ein richtiges Bett oder doch eher erst mal eine Wiege?“

Bei Ran war die Enttäuschung deutlich heraus zu hören, als sie antwortete: „Das weiß ich gar nicht so genau. Ich hab es gestern Abend und heute leider nicht geschafft Shinichi zu erreichen.“

Sie bemühte sich nicht zu schluchzen: „Aber er hat neulich mal gesagt, dass ich einfach etwas nettes aussuchen soll.“

Ihr kamen doch die Tränen.

Während Eri einen Arm tröstend um sie legte, konnte der geschrumpfte Shinichi sich nur über sich selbst ärgern.
 

„Na, wir finden schon was Schönes“, zog sein Vater die Aufmerksamkeit zurück.

„Hier“, meinte er: „Wie wäre es mit diesem. Es ist sogar eines das mitwächst“, er deutete darauf: „Seht ihr hier?“

Eris Tochter und sein Sohn besahen es sich von allen Seiten kritisch. Es war aus dunklem Holz mit Himmel. Kissen und Decke waren in ganz zartem rosa, fast eher schon weiß.

„Also ich finde es toll!“, pflichte der geschrumpfte Shinichi auf kleines Kind machend bei.

„Wirklich? Mir auch und dir Mama?“ Sie schaute noch einmal nach Bestätigung suchend zu ihrer Mutter, die mit einem: „Es ist sehr nett“, zustimmte.

Ran schaute sich noch die andren Betten an. Doch schnell machte sie kehrt und suchte sich zu dem Bett von eben noch den passenden Wickeltisch, sowie den Schank und die zum Set gehörende Kommende aus.
 

„Und du?“, sprach Yusaku derweil ihre Mutter an.

„Ich werde das hier nehmen“, meinte sie.

„Aber Kogoro hatte doch noch ausdrücklich gesagt, dass er alles nur kein Himmelbett wollte.“

„Pech! Er ist nicht hier“, entgegnete sie schlicht rücksichtslos: „Da hätte er schon mitkommen müssen!“

„Du weißt, dass er arbeiten ist“, machte Yukikos Mann deutlich, dass er ihr Verhalten für unfair hielt.

Doch sie begründete ihre Rache so: „Er hat schon diesen grauenhaften Namen ausgesucht. Den muss ich jawohl länger ertragen, als er das Kinderzimmer.“ Damit war für sie das Thema erledigt und sie ging weiter.

Wie schön, dass nicht nur ich Eheprobleme habe, folgte Yusaku nur kopfschüttelnd.
 

Zuhause angekommen war Rans Tatendrang nicht zu stoppen. Trotz der Anmerkung des Vaters ihres Freundes: „Möchtest du nicht lieber warten, bis wir das Zimmer gestrichen haben?“ antwortete sie nur ganz unverblümt: „Nein! Wenn wir streichen, schieb ich es einfach an die Seite. „

Das Bett wird zu schwer sein, als das du es alleine verrücken könnest, dachte Yusaku sich amüsiert im Stillen, aber ließ sie mal nur machen.

Wohlwollend schaute er zu wie sie sich hals über Kopf in das Abenteuer stürzte. Gutmütig wollt er ihr helfen.

„Nein! Bitte, ich möchte das selbst machen. Sei nicht sauer, ja?“, musste er jedoch überrascht feststellen, dass sie ihn gar nicht dabei haben wollte.

„Okay“, sagte er darauf nur und ließ sie alleine.

Er ging mit Eri Tee trinken.
 

„Darf ich dir denn helfen?“

Ran schaute auf. Es war ihr kleiner Freund.

„Weißt du“, wollte sie eigentlich ablehnen. Doch er schaute sie so unwiderstehlich an, dass sie gar nicht anderes konnte außer: „Na, von mir aus“, zu sagen.

So entehrten sie gemeinsam den Lieferkarton.

Während Ran einfach mal los legte, schaute ihr Freund sich zuerst einmal die Anleitung genauer an.

„Das muss da dran geschraubt werden“, meinte er, als sie unschlüssig nicht mehr weiter wusste.

„Ach so?“, riskierte auch sie einen Blick, glich die gesuchte Schraube mit dem Bildchen ab.

Conan stand schon bereit, hielt ihr das Gitter.

Seine Ran brauchte nur zu schrauben.
 

Das Bettchen gut zur Hälfte fertig hing auch der Miniatur Shinichi, weil eine Schraube sich bei Rans drehen verkeilt hatte.

„Ich gehe und bitte um Hilfe.“ Sie richtete sich auf und lief nach unten ins Wohnzimmer.

„Ich habe eine Schraube fasch eingedreht und jetzt bekomme ich sie nicht mehr heraus. Kannst du ihr bitte helfen?“, bat sie Yusaku, der ihr schon entgegen kam.

Gemeinsam mit ihr kam er zu seinem Sohn, der es in der Zwischenzeit nochmal versucht hatte.

Ohne ihn bei Seite zu drängen behob sein Vater den kleinen Schaden. Kaum hatte er gesagt: „So, da habt ihr es“, wurde er schon wieder weg geschickt.

Yukikos Mann nahm es mit Humor.
 

„Mausebein? Was machst du denn da?“, stand ihr Vater plötzlich auf der Türschwelle.

„Ich baue das Babybett auf. Das siehst du doch!“, antwortete sie verärgert auf seine etwas verständnislose Frage hin.

„Aber es wurde doch noch gar nicht gestrichen!“, wendete er ein.

„Na und?“, beharrte seine Tochter beharrlich auf ihrem Standpunkt: „Ich habe Lust es jetzt zu machen. Also lass mich!“

Mit ihrer Art schaffte sie es ihren Vater wahrlich Mundtot zu machen.

Zufrieden nahmen die werdenden Eltern zur Kenntnis, dass man sie nun wieder alleine ließ.
 

„Wie ist Ran denn drauf?“, kam Kogoro zu seiner Frau und Yusaku herunter.

„Sie baut das Kinderbett auf“, entgegnet Eri: „Das kannst du auch gleich tun.“

„Was?“, widersprach er ihr: „Doch nicht heute Abend noch. Das mache ich am Wochenende!“

Woraufhin seine Frau die Augen verdrehte.

Yusaku sich genau zwischen ihnen befindend schaute von einem zum anderen und dachte sich nur still seinen Teil…

Happy Birthday, Ran!

Freitagabend, 3. November
 

„Hallöchen, da seid ihr ja!“, begrüßte der Professor seinen beiden ehemaligen Nachbarn. „Kommt herein“, sagend trat er bei Seite.

„Hallo, wurde etwas später“, entgegnete Yusaku: „Danke“, ließ er sich seine Jacke und eine Tüte aus Plastik gut gelaunt abnehmen.

Der geschrumpfte Shinichi hingegen hatte keine rechte Lust, zumal er seine Schuhe auszog und nur kurz Ais: „Hi, Conan“, erwiderte, die ebenfalls in den Flur gekommen war.

Vom Wohnzimmer her war Babygeschrei zu hören.

Der kleine Tadashi hörte nicht auf zu weinen, als er lieb hochgehoben und angelächelt wurde.

Der Kleine hielt nur für einen Moment inne und schaute Shinichis Vater wehleidig an, dann kullerten die Tränchen erneut.

„Na, Tadashi: Hast du immer noch Zahnschmerzen?“, wurde das Baby von ihm gefragt.

„Ja“, antwortete der Professor, sich neben seinen Freund stellend, stellvertretend. Der alte Mann war sichtlich geschafft.

Yusaku verlagerte das Gewicht des kleinen Kindes und kramte. Nicht lange und schon hatte er einen relativ großen, gold-gelben Stein herausgeholt, den er Tadashi in die Hand gab.

Das Baby fand diesen immerhin so interessant, dass es aufhörte. Neugierig versuchte es den Stein, wie alles andere auch, in den Mund zustecken. Zum Glück war der dafür etwas zu groß.

„Und was soll dieser Bernstein jetzt bringen?“, kam Ai skeptisch näher.

„Möchtest du gerne die wissenschaftliche Erklärung oder tut es auch die Umgangssprachliche?“, erkundigte der Vater ihres Versuchskaninchens, bereits durch seinen Ton kennzeichnend, dass ihm klar gewesen war, dass diese Frage von ihr kommen würde.

Woraufhin sie ihn erstrecht prüfend und ungeduldig ansah.

„Also gut. Machen wir es ausführlich: Der Bernstein ist der Edelstein des Erfolges. Aus dem lateinischen electrum oder glaesum. Bernstein bezeichnet umgangssprachlich einen klaren bis undurchsichtigen gelben Schmuckstein aus fossilem Harz unterschiedlicher Herkunft und Entstehungsgeschichte. Wissenschaftlich wird als Bernstein gemeinhin heute aber nur Succinit angesehen. Alle anderen fossilen Harze werden als "Bernstein im weiteren Sinne" bezeichnet. Die Spanne dieser Gruppe reicht vom jungen Kolumbianischen Kopal bis zum Dominikanischen Bernstein, der attraktive Einzelstücke grünlicher bis bläulicher Färbung hervorbringt. Bernstein ist bis zu 260 Millionen Jahre alt. Aus dem zähflüssigen Harz damaliger Bäume wurde im Laufe der Zeit eine feste, amorphe Substanz. Somit ist Bernstein zwar kein Mineral oder Gestein, zählt aber, soweit seine Eigenschaften eine Verarbeitung zulassen, wie dies beispielsweise beim Baltischen und Dominikanischen Bernstein der Fall ist, trotzdem zu den Schmucksteinen. Bereits seit der Ur- und Frühgeschichte der Menschheit wird Bernstein zu Schmuck und Kunstgegenständen verarbeitet. Einige in Ägypten gefundene Objekte werden über 6000 Jahre geschätzt. Das wohl berühmteste Kunstobjekt aus Bernstein war das Bernsteinzimmer, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden ist. In den Jahren 1979 bis 2003 haben russische Spezialisten im Katharinenpalast bei Puschkin das seither für die Öffentlichkeit wieder zugängliche Bernsteinzimmer mit Baltischem Bernstein detailgetreu rekonstruiert, nachdem bis dahin unbekannte Fotografien gefunden worden waren, die dieses einzigartige Projekt erst ermöglichten. Für die Wissenschaft, insbesondere für die Paläontologie, ist Bernstein mit Einschlüssen, so genannten Inklusen, von Interesse. Von denen im Bernstein über Jahrmillionen hinweg zumindest die Konturen, manchmal auch Gewebeteile perfekt konserviert wurden.“

„Jaja, ist ja schön!“

Sich einen Spaß daraus machend, nahm Yusaku zur Kenntnis, dass er die geschrumpfte Chemikerin genug genervt hatte.

„Komm zur Sache!“, forderte sie ihn, ihre Arme in die Seite stemmend, auf.

Bereitwillig übergab Shinichis Vater dem kleinen Detektiv die Tüte, der ungeduldig daran zog.

Seinem Sohn zusehend, wie er sich in die Küche aufmachte, erzählte er anschließend an Ai gerichtet weiter: „Im Allgemeinen beugen diese Steine Stimmungsschwankungen vor, verhelfen zu mehr Vertrauen und positiver Lebenseinstellung, schenken Vitalität und Lebensfreude.

Psychische Spannungen und Verkrampfungen lösen sich. Somit steigern sie das Gefühl von Geborgenheit und stärken die individuelle Persönlichkeit. Aber hier sollen sie jetzt einfach nur gegen die Zahnschmerzen helfen.“

„Und das soll tatsächlich funktionieren?“ Ai war wirklich nicht leicht zufrieden zu stellen.

„Nun ja“, betrachte Yusaku den Stein noch einmal in der Hand drehend: „Ich denke schon. Zumindest hat Mia mir es noch einmal so erklärt.“

„Wer ist Mia?“, wollte die Freundin seines Sohnes noch wissen.

Gerne beantwortete er ihr auch diese Frage: „Sie ist die Frau eines sehr guten Freundes von mir. Sie hat auch ein Kind das hin und wieder noch zahnt. Bei ihr habe ich es mal gesehen, als ich bei ihnen zu Besuch war.“

„Aha.“

„Ihr müsst nur darauf achten, dass der Hautkontakt erhalten bliebt“, merkte Yukikos Mann sich nun, noch an den Professor richtend, an.
 

Nachdem sein Freund genickt hatte, machte er sich mit ihm und Ai auch zur Küche auf. Tadashi wurde auf den Boden zurück gesetzt.

Dort war der Detektiv bereits fleißig dabei Teig zu rühren.

Im Hintergrund hörte der geschrumpfte Shinichi, der nicht aufsah, wie die drei sich niederließen und begannen sich über die Erhöhung des Gegenmittels zu unterhalten.

Während er hörte wie sein Vater Ai auf ihre Frage hin mit einem: „Hier, bitte sehr“, seine mitgebrachten Unterlagen samt den ärztlichen Unterlagen reichte, bekam er mit wie der Professor Tee aufsetze.

Das frühere Organisationsmitglied las sich die Angaben sorgfältig durch.

Der Professor und auch Yusaku schauten ihr dabei zu.

„Gut“, meinte sie: „Dann gab es also bisher keine Auffälligkeiten?“, vergewisserte sie sich noch einmal bei Shinichis Vater.

Angespannt lauschte der Sohn.

Yukikos Mann zögerte für einen Moment, beobachtet sein Kind, bevor er dann doch mit einem: „Ja“, bestätigte.

Ihm entging dessen anschießende große Erleichterung nicht.

Ai erhob sich: „Gut, dann hole ich euch die Kapseln.“

Yusaku schaute ihr noch grüblerisch hinterher.
 

Aber dann stand auch er auf. Er kam zu seinem Kind, das mittlerweile damit angefangen hatte den Teig zu kneten.

Auf seinen misstrauischen Blick hin registrierte er, wie sein Sohn anfing fester zu kneten.

Ihn gemeinsam mit dem Professor in Ruhe lassend, kehrte er mit jenem ins Wohnzimmer zurück.

Tadashi weinte wieder und in der Zeit in der Ai dem geschrumpften Shinichi dabei behilflich war den Teig in den Ofen zu schieben, lief Yusaku, einen Blick auf sein eigenes Kind habend, mit dem kleinen Jungen auf dem Arm ein wenig auf und ab.

„Reisbällchen, Reisbällchen, Reisbällchen, Reisbällchen, eine große Reisbällchenfamilie. Reisbällchen, Reisbällchen, Reisbällchen, Reisbällchen, eine große Reisbällchenfamilie“, sang er seinem Freund die Arbeit abnehmend dem von Zahnschmerzen geplagtem Baby vor: „Ein grober gebarter Reisball, ein sanftes Bohnenmarmeladen-Reisbällchen. Das Reisbällchen, das den Mond betrachtet, ist ein Träumer. Das Sesam-Reisbällchen sieht immer sehr ordentlich aus auf seinem Spieß. Stelle sie alle zusammen und du hast eine Familie von hundert Reisbällchen.

Ein Baby-Reisbällchen ist immer von Glück umhüllt. Das alte Reisbällchen kneift seine Augen zu.“

Bei dieser Textstelle machte Yusaku kehrt, drehte sich wieder in Richtung des Professors. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen, als er weiter machte: „Die freundlichen Reisbällchen halten alle die Hände und erschaffen einen großen runden Ring. Sie lachen zusammen während sie eine Stadt auf dem Reisbällchen-Stern errichten“, er bekam die vermeidlichen Grundschüler erneut ins Blickfeld, die nun gemeinsam sauber machten: „Das Kaninchen winkt ihnen vom Mond im Himmel zu. Es nimmt alle glücklichen und traurigen Reisbällchen und rundet sie auf.“
 

„Na, fertig?“, wurden die zwei von Shinichis Vater gefragt. Er saß mittlerweile neben Agasa, auf dem Tadashi eingeschlafen war.

Sich mit seinem früheren Nachbarn weiter leise unterhaltend, schmunzelte er, als langsam auch seinem Sohn die Augen allmählich auf dem Sofa zufielen.

„Hey, Shinichi!“, rüttelte er ihn schließlich: „Ich möchte dich ja nicht stören, aber wenn du nicht möchtest, dass Rans Kuchen verbrennt, solltest du ihn langsam mal aus dem Ofen holen.“

„Ahh“, gähnte der Mini-Shinichi, ehe er sich aufraffte.

Yusaku schaute ihm aus der Ferne zu, wie er noch den Zuckerguss fertig machte und voller Sorgfalt und Überlegung die achtzehn Kerzen auf der Oberfläche platzierte.

Sein Vater besah sich die Szene eine Weile, dann stand er schließlich auf und kam zu ihm: „Ich glaube“, merkte er gutmütig, leicht neckend an: „Schöner wird’s nicht.“

Der zukünftige Vater ließ einen kritischen Laut verlauten, betrachtete sein Werk noch einmal genau einen Schritt zurück tretend.

Nachdem sein Sohn mit seinem Werk dann doch zufrieden war, nahm er ihn mit samt dem Kuchen nachhause.
 

Freitagmorgen 10. November
 

Heiji griff verschlafen nach dem Handy und stellte es ab.

„Sag mal, Shinichi“, richtete er sich unwillig beim aufsetzen an seinen Freund: „Has‘u auch so wenig Lust wie ich?“

„Wenig Lust?“ der kleinere Detektiv reagierte mit einem frustrierten Auflachen: „Das ist gar kein Ausdruck! Wie gut, dass der der die Sechstagewoche einführte bereits verstorben ist.“

„Sons würdes‘u diesen Umstand jetzt korrigiern!?“, führte Osakas Oberschülerdetektiv den Gedanken aufgreifend zu Ende. Seine Laune hob sich durch die bildliche Vorstellung dessen deutlich.

„Oh, ja!“, bestätigte der Mini-Shinichi ihm prompt hasserfüllt.

„Naja, wir wedn es überlebn“, meinte Kazuhas Ex-Freund darauf optimistisch und machte sich auf den Weg ins Badezimmer.

Da wäre ich mir nicht so sicher, zog der kleine Shinichi es vor lieber noch etwas liegen zu bleiben: Wie gut, dass du keine Ahnung hast!, drehte er sich noch einmal, enger in seine Decke schmiegend, auf die andre Seite.
 

Heiji befand sich mittlerweile vorm Bad. Er musste warten, also lehnte er sich an die Wand.

Kazuha, die herauskam warf ihm einen ablehnenden Blick zu. An einer Erwiderung auf sein, schüchtern-höffliches: „Guten Morgen“, hatte sie kein Interesse.

Dem Detektiv den Rücken kehrend kehrte sie in ihr Zimmer zurück.

Ran setze sich auf, als sie zusah wie ihre Freundin sich rückwirkend aufs Bett setzte und schmollte, indem sie die Arme verschränkte und sich anlehnte.

„Willst du dich nicht doch mit ihm vertragen?“, schaute Ran ihre Freundin mitfühlend an: „Euer Streit geht jetzt schon so lange“, versucht sie an sie zu appellieren.

Doch Kazuha blieb mit einem barschen: „Nein!“ dabei.
 

„Kanns ins Bad“, teilte Heiji derweil seinem Freund mit, der es mit einem knappen: „Ja“, zur Kenntnis nahm.

Während der größere Detektiv schon einmal die Treppe runter stieg, blieb der Kleinere weiterhin liegen.

Er schloss die Augen noch einmal.

Er öffnete sie.

Langsam die Decke bei Seite schiebend legte er, die gerade ausgestreckten, Beine frei.

Toll!, überlegte der geschrumpfte Oberschüler ärgerlich: Und wie steh ich jetzt am besten auf?

Bereits auf das Schwindelgefühl vorbereitet hielt er sich beim Aufsetzen entsprechend fest.

Im Anschluss biss er die Zähne zusammen, als er erst den einen und dann den anderen Fuß mit Bedacht aus dem Bett hob und auf dem Boden absetze.

Beim eigentlichen Aufstehen unterdrückte er sein Wimmern, denn er kam nicht drum herum Knie durchzudrücken.

Er bemühte sich gerade stehen zu bleiben. Die Fähigkeit, sowie das Gleichgewicht durch ein Aufflackern des Schwindels fehlten ihm, weshalb er erneut Halt am Bett suchen musste.

Die Devise hieß ausharren und durchhalten bis Schmerz und Schwindel abklangen.

Kaum, dass der geschrumpfte Shinichi einen Schritt vor den anderen setzen konnte, humpelte er sich an Tür und Wand abstützend auf den Flur.
 

Schwitzend erreichte er das Bad, welches er sofort abschloss, um sich am Waschbecken weiter entlang zur Toilette zu hangeln. Kaum hatte er den Deckel oben, hörte er auf gegen seine Beine abzuarbeiten. Er ließ locker, knickte auf den Boden sinkend weg.

Über die Schüssel gebeugt würgte er.

Als es ihm besser ging, öffnete er die Augen und schaute hinunter auf seinen Speichel der sich nun mit dem Toilettenwasser vermischte.

Die Haare beiseite streichend rutschte er stöhnend bis zur Wand, damit er sich anlehnen und Luft holen konnte.
 

Yukokos Ehemann begrüßte den Freund seines Sohnes derweil und reichte ihm vom Frühstück.

Der Detektiv machte einen allgemein niedergeschlagenen Eindruck, weshalb er ihn auf seine Vermutung ansprach: „Kazuha zeigt dir wohl immer noch die kalte Schulter?“

Ihr Ex nickte traurig. Frustriert setze er sich an den Tisch.

Shinichis Vater tat es ihm gleich.

„Nimm es nicht so schwer“, meinte er erbauend: „Ihr werdet euch irgendwann sicher wieder vertragen“, legte Yusaku ihm eine Hand aufmunternd auf die Schulter.

„Glaub ich nich“, meinte Heiji darauf unzufrieden und ließ die Schultern noch mehr hängen.

Yusaku schaute ihn direkt an, nahm Blickkontakt zu ihm auf: „Bereust du deine getroffene Entscheidung? Du kannst dich immer noch um entscheiden“, merkte er verständnisvoll an.

Energisch verneinte Heiji: „Das mach ich nich!“

„Es ist deine eigene Wahl“, war das einzige was Yusaku noch dazu sagte, bevor er den Tee holte.
 

Als er zurück kam, sah der Oberschüler noch immer so geknickt aus.

Yusaku tat er wirklich leid.

„Ich denke, du hast das Richtige getan“, sich wieder zu ihm setzend klopfte er ihm auf die Schulter: „Mein Sohn kann sich glücklich schätzen einen so guten Freund wie dich zu haben.“

„Danke.“ Heijis Lächeln misslang trotzdem.

Zusammen warteten die beiden. Holmes und Queen kamen an, um nach dem ein oder anderen Happen zu betteln.

Mit einem lächelnden: „Hier“ tat Yusaku ihnen gutmütig den Gefallen. Als die zwei Vierbeiner allerdings um mehr baten, wurden sie von ihm freundlich, aber bestimmt auf ihre Futternäpfe verwiesen.
 

Es klopfte an die Türe. Sowohl Kazuha, als auch Ran schauten Conan überrascht an, der ein enttäuschtes: „Oh“, von sich gab, als er seinen Schatz neben ihrer Freundin sitzend vorfand.

„Was ist denn los?“, fragte sie ihn und wunderte sich ein wenig: „Bist du traurig?“

„Ja“, antwortete er leise.

Ran kam ihrem kleinen Shinichi entgegen, ging vor ihm in die Hocke: „Aber was ist denn?“, fragte sie trösten wollend nach.

Er ließ niedergeschlagen den Kopf hängen.

„Hey, Conan?“

„Ich wollte der erste sein, der dir gratuliert.“

Ran sah ihn sich an. Er war wirklich sehr geknickt: „Du brauchst überhaupt nicht traurig sein“, wollte sie ihn aufmuntern: „Mir hat heute Morgen noch niemand gratuliert. Nicht mal Kazuha, richtig?“, Unterstützung suchend schaute sie ihre Freundin an.

Kazuha bestätige umgehend, indem sie mit einem beherzten: „Ja“, nickte.

„Siehst du“, lächelte die werdende Mami ihren kleinen breit an: „Wenn du mir jetzt gratulierst, kannst du immer noch der erste sein.“

Der geschrumpfte Shinichi sah zu ihr auf, musste plötzlich schwer schlucken.

Ran sah die Traurigkeit in seinen Augen: „Hey, du brauchst doch nicht zu weinen“, rieb sie ihm befürchtend über den Arm.

Schnell fasste er sich: „Ich wünsch dir alles Gute zum Geburtstag, Ran“, sagte er es ihr auf eine Weise wie es sich für ein Kind gehörte.

„Danke schön“, freute sie sich und drückte ihn kurz.
 

Sie war ganz perplex, als sie los lassen wollte. Er aber mit einer heftigen Bewegung seine Ärmchen um ihren Hals schlang.

Ran spürte verdutzt, wie er ihre Geste so intensiv erwiderte, das sie fast nach hinten umfiel und Mühe damit bekam das Gleichgewicht zu halten.

„Hey“, meinte sie überrumpelt lachend. Sie nahm ihn auch noch einmal in den Arm, wartete dabei geduldig ab.

Immer noch hielt er sie fest, schmiegte sich so nah an sie, wie es ihm nur irgend möglich war.

„Hey“, erschreckte Ran sich richtig, als sie mitbekam wie ihr kleiner Freund sich immer mehr verkrampfte: „Ist ja gut. Es ist doch alles Gut, Conan“, strich sie ihn beruhigen wollend über den Rücken: „Was hast du denn?“

„Nichts“, vergrub er sich, aufkommende Tränen runterschluckend, an ihrer Schulter. Seine Stimme war dennoch erstickt: „E-es tut mir so leid, Ran.“

„Was tut dir leid?“, fragte sie ganz behutsam nach.

„D-das- ich dich-“, in letzter Minute schaffte es der geschrumpfte Shinichi sich doch noch zusammenzureißen: „Ich- vergessen habe, wo ich dein Geschenk hingelegt habe.“

Erneut merkte Ran wie sein Griff um sie sich verstärkte. Liebevoll hielt sie ihn weiterhin im Arm: „Das macht doch nichts, Conan“, sanft nahm seine Freundin ihn an den Händen, um ihn ansehen zu können: „Wirklich nicht“, lächelte sie ihn sehr freundlich an: „Gib es mir einfach, wenn du es wieder findest, okay?“

Er nickte artig.

Er sah immer noch so traurig aus, dass Ran ihn ein weiteres Mal in den Arm nahm.

Erneut schmiegte er sich eng an sie.

„Ran?“, hörte sie ihn plötzlich an ihrem Ohr.

„Ja?“

„Ich hab dich lieb.“ Es war nicht mehr als ein Flüstern gewesen doch hatte sie seine Worte genau verstehen können.

„Ich habe dich auch sehr lieb“, streichelte sie ihren kleinen Freund an der Wange, bevor sie ihn wieder mit einer Hand am Kopf stütze.
 

„Shinichi könnte mal langsam kommen“, stellte Yukikos Mann, auf die Uhr an der Wand schauend, fest.

„Ja, er braucht ganz schön lange“, stimmte Heiji zu.
 

„Wieder gut?“, fragte Ran ihren Kleinen, als er endlich bereit war, sich von ihr zu lösen.

Er nickte. Das kleine Küsschen, welches sie ihm auf die Wange gab tat ihm gut. Dankbar genoss er, wie sie ihn, sich erhebend, ein letztes Mal aufmunternd knuddelte.

Ran schaute ihrem vermeidlichen Grundschüler noch hinterher.

„Was war das‘n?“, richtete Kazuha sich zu ihr kommend auf.

„Weiß ich nicht“, gab sie ihr besorgt Antwort: „Er ist in letzter Zeit generell irgendwie wieder sehr sensibel. Ich habe schon versucht herauszufinden, was er hat. Aber er möchte einfach nicht darüber reden.“

„Hey, Ran“, war es jetzt Kazuha, die jene tröstete.
 

Als Conan endlich kam, wurde er von den beiden erwartungsvoll angesehen.

„Guten Morgen, Shinichi. Da bist du ja“, sprach sein Vater ihn einladend an: „Heiji und ich warten schon die ganze Zeit auf dich.“

Neben ihnen nahm sein Sohn seine Unsicherheit überspielend Platz.

Gemeinsam frühstückten die drei.

Tapfer kämpfte der kleine Detektiv mit seiner Portion.

Die zwei anderen waren längst fertig. Heiji teilte Yusaku dessen Werte mit, bevor er Stethoskop und Manschette weiter an ihn reichte.

Kaum hatte Yusaku mit Heiji getauscht, wollte er seinen Sohn, der noch immer am Tisch saß und sich Mühe gab.

Er unterbrach sein Kauen, reichte artig, notgedrungen seinen Arm.

Der Gesichtsausdruck seines Vaters wurde beim Messen ernst.

„Ganz ehrlich Shinichi: Du gefällst mir nicht“, unterzog er sein Kind einer genauen Musterung.

Entschieden hielt sein Sohn dem prüfenden Blick stand. Zum Kampf entschlossen schaute er den Blickkontakt nicht meidend zurück: „Ich fühl mich wohl. Wirklich! Ich bin nur wegen nachher schon so ungeduldig!“

Zu seiner eigenen Überraschung schien ihm das Lügen zu gelingen, denn sein Vater sagte nichts weiter dazu, dokumentierte stattdessen die Werte.

Jedoch nicht ohne ihm noch einmal einen sowohl misstrauischen, wie auch warnenden Blick zuzuwerfen, was jenen dazu veranlasste sich selbstsicher an seinen Freund zu richten: „Komm Heiji, lass uns mit Holmes und Queen gehen.“

„Ja, okay“, zeigte dieser sich einverstanden.

Gemeinsam zogen die zwei ab.

Doch nicht unter Yusakus fragwürdigem Blick.
 

Der Mini-Shinichi war noch, sich abstützend, dabei seine Schuhe anzuziehen, da reichte Hattori ihm schon die Jacke. Osakas Detektiv selbst war schon fertig, weshalb er rasch auch die Hunde angeleint hatte. Er öffnete sich und Conan, der kaum war er draußen, die Jacke enger an sich schmiegte und frierend über seinen Arm rieb.

Sie waren noch nicht weit die Straße runter, da bemerkte der geschrumpfte Shinichi den doch besorgten Blick seines Freundes, der auf ihn hinunter schaute.

„Was ist? Mir ist halt kalt! Es wird echt Zeit, dass ich heute eine anständige Winterjacke bekomme!“ Mit dieser Aussage lief er sich erneut über die Arme reibend und sich zusammenkauernd zügiger.

Heiji mit den Hunden kam ihm hinterher.

„Geht’s dir gut? Du zitterst“, merkte er, als er ihn wieder eingeholt hatte, doch nachharkend an.

Conan war bewusst, dass seine Beine ihn verrieten. Er wusste nicht wie er sich rausreden sollte, so war er froh, dass er es nicht zu tun brauchte.

„Shinichi?“, hatte Heiji ihn immer noch besorgt erneut angesprochen.

„Ja?“ fragte er, bemüht seine Angst nicht zu zeigen, nach.

„Wenn es dir schlecht ginge, würdest du es mir doch sagen, oder?“

„Klar.“ Als könne ihn kein Wässerchen trüben drehte der kranke Detektiv sich, seinen Freund dabei ins Gesicht lächelnd, um.

Heiji warf ihm noch einmal einen misstrauischen Blick zu. Darauf ein ging er aber nicht mehr.

Ich will dir glauben, Shinichi, dachte er bei sich im Stillen neben dem anderen Detektiv weitergehend: Ich hoffe wirklich, dass du mich eben nicht angelogen hast.

Als der Mini-Shinichi es nun war der mit einem sich absichernden Blick noch einmal zu ihm hochsah, reagierte er verbergend wie jener zuvor.
 

Zusammen mit Kazuha kam auch Ran herunter.

„Oh, guten Morgen: Geburtstagskind“, begrüßte Yusaku die Freundin seines Sohnes fröhlich.

Während sie sich mit ihrer Freundin zu ihm setzte, reichte er ihr einen rosafarbenen Briefumschlag.

Im ersten Moment war Ran sichtlich enttäuscht, aber dann nahm sie ihn doch entgegen.

„Geld“, stellte sie wie erwartet fest. „Was auch sonst“, versuchte sie es nicht allzu schwer auszudrücken.

Dann las sie die dazugehörige Karte: Hallo, du süßestes Geburtstagskind das ich kenne.

Tut mir Leid, dass ich mich die letzen Tage nicht bei dir gemeldet habe, aber ich hatte so unglaublich viel zu tun. Ich muss gestehen, dass ich leider erst viel zu spät auf den Kalender gesehen habe, sonst hätte ich meine Pläne umgestellt. Ich hoffe du kannst mir das verzeihen.

Es tut mir wirklich aufrichtig Leid. Bitte sei nicht allzu traurig und böse auf mich, okay?

Deshalb auch das Geld.

Auch wenn ich heute an deinem Freudentag nicht dabei sein kann, wünsche ich dir alles Gute zu deinem 18ten Geburtstag.

Hab einen schönen Tag.
 

In Liebe, dein Shinichi.
 

„Und was schreibt er?“, wollte Kazuha interessiert wissen.

„Hier“, reichte Ran ihr die Karte.

Nachdem ihre Freundin ihr diese zurück gegeben hatte, legte sie sie sorgfältig zur Seite. Gemeinsam mit Heijis Ex-Freundin nutzte sie die Zeit, in der er nicht da war zum Frühstücken.
 

„Ihr seht ja richtig erfroren aus“, meinte Yusaku, besonderes auf sein Kind bezogen, als die Oberschüler zurück kamen.

„Is es“, bestätigte Heiji: „Es is total kalt draußn.“

Kazuha stand umgehend auf.

„Ich bin dann weg. Bis nachher“, noch zu Ran sagend lief sie ihren ehemaligen Freund, der Queen und Holmes ableinte, ignorierend runter auf den Flur.

Heiji war noch nicht fertig mit Wasser wechseln, da hörte er auch schon die Haustüre von unten her zufallen.

Wieder niedergeschlagen gab er den Hunden zutrinken, die sich genüsslich darüber hermachten.

Der geschrumpfte Detektiv schaute nur, ebenfalls traurig, wie Heiji zu den Tieren in die Hocke ging und Queen streichelte.

Munter versuchte dieser sein Herrchen, durch über den Handrücken schlecken, aufzuheitern.

Ran, sowie Yusaku beobachten die ganze Szene mitfühlend.
 

„Na, dann komm“, richtete Heiji sich schließlich wieder aufrichtend an seinen Freund: „Lass uns auch gehen.“

„Ja.“

Ran schaute Conan nach, wie er bedrückt seinen Freund begleitete.
 

„Alles nur wegen diesem dummen Geheimnis“, sprach Ran missgelaunt aus, woran sie gerade dachte.

Woraufhin Yusaku sie stirnrunzelnd ansah.

Sie zog sich die Pulloverärmel über die Hände, schaute auf ihre Knie, als sie weiter sprach: „Ich meine wegen Shinichi. Er ist doch der Grund, weshalb Heiji und Kazuha sich so zerstritten haben. Ich nehme nicht an, dass wenn ich dich frage, ich eine Antwort bekomme, oder?“ Es war mehr eine enttäuschte Feststellung ihres Seitz, als eine wirkliche Frage an ihn.

Was er leicht an ihrer Betonung erkannte, weshalb er sie nur entschuldigend anlächelte.

„Bitte“, ihre Augen wurden auf einmal flehend: „Shinichi ist doch nicht in Schwierigkeiten, oder? Du würdest es mir doch sagen, wenn es so wäre?“

Im ersten Moment hatte sie es geschafft den Vater ihres Freundes in die Zwickmühle zubringen.

Sein Zögern verunsicherte sie sichtlich, weshalb er schließlich ganz entschieden abwimmelte: „Mit Shinichi ist alles in Ordnung. Ich kann dir zwar momentan nicht sagen wo er ist, aber ich weiß es und habe immer ein Auge auf ihn.“

Es war Ran deutlich anzumerken, wie ihr ein Stein vom Herzen fiel.

Yusaku hingegen stand auf, setzte eine zweite Kanne Tee auf.

Er wusste, dass er eben nicht bei der Wahrheit geblieben war. Sich jedoch nichts anmerken lassend kam er zu ihr zurück.
 

„Yusaku?“, wurde er, noch immer gedanklich mit sich selbst beschäftigt, angesprochen.

„Ja?“ Er drehte sich ihr zu.

„Ich hätte eine Idee, aber alleine kann ich es nicht. Wenn ich dich deshalb um Hilfe bitten würde, würdest du mir dann helfen?“

„Käme ganz darauf an was es ist“, entgegnete er in mürrischem Ton.

Ran nahm ihn ernst. Enttäuscht senkte sie ihren Kopf, schaute erneut betreten auf die auf ihrem Schoß aufeinander abgelegten Hände.

Yusaku fing zu lachen an: „Du bist so leicht einzuschüchtern. Ich habe doch nur Spaß gemacht. Rück schon raus mit der Sprache: Was hast du für eine Idee?“

Ran schaute ihn erst etwas pikiert an, kam der Bitte dann aber nach: „Shinichi liebt doch Sherlock Holmes“, fing sie an ihm ihren Vorschlag zu unterbreiten: „Und ich dachte mir ich könnte einen in Lebensgröße irgendwie für ihn an einer Wand des Kinderzimmers malen. Nur kann ich nicht so gut zeichnen.“

„Ich finde die Idee großartig!“, zeigte Yusaku sich sofort einverstanden: „Wieso machst du dich nur so klein? Shinichi wirst du dadurch eine riesen Freunde machen.“

„Das hoffe ich sehr“, antwortete Ran. Ihre Wagen röteten sich. Sie klang leicht traurig.

„Du vermisst ihn sehr“, brachte Yusaku es mitfühlend auf den Punkt.

Worauf sie nur nickte.

„Wir besorgen uns einfach einen Oberlichtprojektor. Du kannst einfach ein Bild aus dem Internet ausdrucken, dann können wir es an die Wand projizieren und vergrößern. Heiji wird bestimmt auch Lust haben uns dabei zu helfen.“

„Prima“, freute Ran sich: „Kann ich deinen Laptop dafür benutzen?“

„Klar.“

„Ich werd sofort eins aussuchen.“

„Mach das“, vergnügt schaute er zu, wie sie übermütig aufstand, um sich an die Arbeit zu machen.
 

„Hallo, Conan!“, wurde der vermeidliche Grundschüler von seinen Freunden die Klasse betretend begrüßt.

Er begab sich mit einem schlecht gelaunten: „Morgen“, an seinen Platz.

„Wieso hast du mich nicht abgeholt?“, flüsterte Ai, die sich über sein Verhalten ärgerte.

„Lass mich in Ruhe!“

Die Kinder bekamen seine gereizte Reaktion mit, weshalb sie sich lieber zurücknahmen.
 

Ran kehrte zu Yusaku zurück.

„Schau mal“, freudestrahlend hielt sie ihm ihr heraus gesuchtes Sherlock Holmes Bild unter die Nase: „Meinst du es geht mit dem hier?“

„Klar“, besah er sich das bedruckte Blatt Papier: „Damit zaubern wir dir einen 1A Detektiv an die Wand.“

Glücklich legte Shinichis Freundin das Bild neben sich ab.

Der Vater ihres Freundes musterte sie gut gelaunt, seinen Kopf auf der Handoberfläche abstützend, dabei, wie sie es sich noch einmal ansah.

„Möchtest du immer noch bei deiner heutigen Planung bleiben?“, fragte er nach.

„Ja, erst bummeln und dann streichen“, nickte sie heiter.

„Bist du sicher? Möchtest du nicht vielleicht doch lieber mit deinen Freundinnen zusammen später noch etwas unternehmen?“, er lächelte sie gutmütig an: „Für deinen Sherlock muss ich dir sowieso erst den Oberlichtprojektor besorgen.“

„Stimmt“, räumte sie überlegend ein.
 

„Einen wunderschönen Samstagmorgen“, hieß Yusaku die Freundin seiner Frau, die sich neben ihn und ihre Tochter setze, herzlich willkommen.

„Guten Morgen, Mama.“

„Guten Morgen: Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz.“

„Danke.“

„Wo hast du denn deinen Mann gelassen?“, spielte Shinichis Vater den anderen Ehemann des Hauses an.

„Du meinst Kogoro?“

Er nickte.

„Der ist zu faul um aufzustehen! Stattdessen soll ich ihm das Frühstück ans Bett bringen“, Eri tippte sich mit der Hand an die Stirn: „Er hat sie doch nicht alle. Wenn dann sollte er mir das Frühstück machen und nicht umgekehrt!“

„Nun er muss die ganze Woche über arbeiten“, merkte Yusaku daraufhin an.

„Ja und.“

„Mama!?“

„Ich mach doch nur Spaß, Ran“, meinte sie sich dazu setzend.

„Na, los Ran“, meinte ihre Mutter nach endgültiger Beendigung des Frühstückes streng: „Ab mit dir nach oben.“

„Äh, ja.“
 

„Wann gibt’s denn Mittagessen?“, war das erste was Kogoro seine Frau fragte, als er noch gähnend von oben kam.

„Wenn du es gekocht hast“, entgegnet seine Frau ihm, die gerade mit Yusaku dabei war das Wohnzimmer zu schmücken.

„Warum sollte ich. Du bist doch die Hausfrau!“

„Ja und? Glaubst du ich tu alles? Siehst du nicht, dass ich hier beschäftigt bin!?“

„Aber du weißt doch, dass ich nicht so gut kochen kann!“

„Rede dich nicht raus oder willst du etwa Girlanden aufhängen!“

„Wie wäre es, wenn ihr es zusammen machen würdet?“, schlug Yusaku ihnen vor.

Worauf die beiden sich auf einmal mit einem gleichzeitigen: „Nein!“ einig waren.

Den Kopf schüttelnd nahm Yusaku die noch nicht aufgeblasenen Luftballons vom Tisch.

Diese aufpustend hörte er dem anderen Ehepaar weiterhin zu.

„Was macht ihr hier eigentlich?“

„Das siehst du doch! Hast du ihr schon gratuliert?“

„Gratuliert?“

„Sag jetzt bloß nicht, dass du den Geburtstag deiner eigenen Tochter vergessen hast!“

„Ach, du meinst Ran: Nein, natürlich nicht!“
 

„Na, was meinst du, Eri?“, meinte Yusaku ihr gemeinsam dekoratives Kunstwerk zufrieden bertachtend: „Haben wir doch gut hin gekriegt. Findest du nicht?“

Nickend stimmte sie zu.
 

„Sieht ja cool aus!“, fand auch Heiji, als er gemeinsam mit seinem kleinen Freund nachhause kam.

„Hi“, beugte Yusaku sich zu seinem Sohn hinunter. Er hatte einen gelben, roten und einen blauen Ballon in der Hand, die durch eine Schnur aneinander gebunden waren: „Du kannst sie runter holen, wenn du magst“, meinte er verschmitzt: „Aber erinnere sie doch Bitte noch einmal daran, dass sie ja nicht flunkern und die Augen aufmachen soll, verstanden?“

Grinsend schaute Yukikos Mann seinem Kind hinterher.
 

Samt den Ballons stieg der kleine Detektiv die Treppe hinauf. Am Zimmer seiner Freundin angekommen klopfte er, bevor er auf ihr: „Herein“ herein kam.

„Conan?“, war sie überrascht ihn zu sehen.

„Hier“, ging er langsam auf sie zu, während sie vom Bett aufstand und sich zu ihm beugte: „Die sind für dich.“

„Oh, wie schön. Danke“, nahm Ran die Ballons erfreut entgegen, die er ihr entgegenstreckte.

„Du darfst jetzt runter kommen“, erklärte er: „Aber die Augen musst du noch zu lassen.“

„Ist gut“, lächelte sie ihn daraufhin an. Munter streckte sie ihm ihre Hand entgegen: „Du passt auf, dass ich nicht falle, okay?“

Sein stummes Nicken sah sie bereits nicht mehr, da sie die Augen schon geschlossen hatte.

Vertrauensvoll ließ sie sich von ihm die Treppe hinunter nach unten führen.

Die anderen standen schon in Jacken und Schuhen bereit.

Während der geschrumpfte Shinichi immer noch ihre Hand gut festhielt, spürte Ran Kazuha, die ihr ihre Schuhe an die Füße zog.

Und sie bekam mit wie ihr Jemand zeitgleich: „Paps?“ die Jacke überstreifte.

Vergnügt ließ sie sich danach weiterhin von Conan führen, taste dabei mit ihrer freien Hand selbst an der Wand nach dem Weg. Wobei sie einmal fast über die Hunde gestolpert wäre, die schnell von Heiji aus dem Weg genommen wurden.

So verließen die Kudos, Moris und die Oberschüler das Haus.

„Jetzt darfst du die Augen wieder auf machen“, grinste Yusaku die Haustüre als letzter hinter sich zu ziehend.
 

„Huhu, Ran!“

„Sonoko!“, freute Shinichis Freundin sich, auf dem Weg zum Auto, sehr ihre Klassenkameradin endlich zu sehen.

War ja klar, ohne Sonoko geht’s nicht, ging es Conan im gleichen Anblick genervt durch den Kopf.

Kazuha protestierte: „Ich fahr nich mit dem in einem Auto!“

„Bemerks‘u eigentlich gerad wie kindisch du dich benimms?“, beschwerte Heiji sich bei ihr.

„Wer soll hier kindisch sein?“

„Hey, Kazuha!?“, versuchte Ran dazwischen zu gehen.

„Na du, du blöde Kuh!“

„Das muss‘u gerade sagn: Du Trottel!“

„Los kommt, steigt ein“, war es Yusaku, der kurzerhand eine Machtwort sprach: „Oder wollt ihr Lieben laufen und euch die Füße abfieren, hm?“

Da waren Heiji und Kazuha sich dann doch ganz schnell einig.

„Kommt Aoko auch mit?“, wollte Sonoko wissen.

Ran schüttelte den Kopf: „Nein. Sie hat mir geschrieben, dass sie doch erst heute Abend kann.“

„Schade“, fand auch Kazuha.

„Ja.“
 

Während Heiji sich bei Yusaku und Kogoro neben den Miniatur Shinichi auf die Rückbank setze, fuhr Kazuha mit Ran, Sonoko bei Eri und Yukiko mit.
 

Im Kaufhaus teilte sich die Gruppe unter den Geschlechtern auf.

Sowohl die männlichen, wie die weiblichen Mitglieder hatten feste Vorstellungen von den Dingen, die sie brauchten und wollten.

So schauten Yusaku und Kogoro für sich. Die Detektive miteinander ebenso die beiden Mütter, sowie die drei Freundinnen.

Als die Gruppe der männlichen Wesen mit ihren Einkäufen soweit war und nach der anderen Lebensform schaute, waren auch diese schon recht weit.

Naja, alle bis auf eine Ran, die unsicher vor ihren Freundinnen stand, die ihr Umstandsmode vorhielten.

Der kleinere der Detektive blieb stehen, als er sie so sah.

Yusaku schaltete schnell.
 

„Weißt du nicht, was du möchtest?“, kam er amüsiert auf die Freundin seines Sohnes zu.

„Äh“, lächelte sie verlegen: „Doch.“

Sie wählte sich das, welches Kazuha ihr hinhielt und machte sich schleunigst damit davon.

Shinichis Vater schüttelte ihr nur nachsehend, schmunzelnd den Kopf.

Er registrierte sein eigenes Kind neben sich.

„Na, schau nicht so. Das ist ohnehin eher Frauensache.“

Es dauerte nicht lange und Shinichis im sechsten Monat schwangere Freundin tauchte wieder auf.

Unsicher zeigte sie sich den anderen.

„Oh, das steht dir gut!“, fanden Sonoko und Kazuha einstimmig.

Ihre Mutter nickte bestätigend.

„Dreh dich mal“, meinte Yusaku extrem kritisch.

Sie tat es.

„Einfach traumhaft!“, gab auch er dann kund, dass es ihm sehr wohl gefiel.

Verschmitzt fügte er eine kleine Spitze hinzu: „Shinichi wäre bei diesem bezaubernden Anblick ganz hin und weg von dir!“

Der böse Blick des Sohnes störte den Vater nicht im Geringsten.

Stattdessen richtete er sich erneut an dessen Freundin: „Gefällt es dir denn selbst?“

„Ja, es ist wirklich sehr hübsch“, besah sich die werdende Mami im Spiegel. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.

„Möchtest du es haben?“, wurde sie von ihrem kleinen Freund angesprochen.

Sie nickte und ging sich wieder umziehen.

Im Anschluss gab sie das Outfit ihrer Mutter und zog mit ihren Freundinnen erneut los.

Während die ersten Versuche noch eher zaghafter Natur waren, taute Ran doch recht schnell auf und die Stückte ihrer Wahl wurden immer experimenteller.

Dezent hielt sich der Mini-Shinichi im Hintergrund, doch wenn sie ihn nach seiner Meinung fragte, war er stets zur Stelle.
 

„Ha.“

Das Ganze ging so lange, bis sie von ihrem Vater zusammen gestaucht wurde.

„Ran, was soll denn das? Das ist doch nicht dein ernst, Mausebein! Das ist viel zu unanständig!“

Damit hatte Kogoro den Elan seiner Tochter gebremst. Mit einem: „Okay, war doch nur Spaß“, hängte sie das Oberteil wieder zurück.

Von seiner Frau bekam der schlafende Detektiv derweil einen ärgerlichen Blick zugeworfen.

„Aber Eri, das geht doch nicht. Sie ist für sowas noch viel zu jung!“, konnte er sie aber nicht so recht nachvollziehen: „Das wäre viel mehr etwas für dich.“

„Willst du mir etwa damit andeuten, dass ich dir nicht mehr attraktiv genug bin?“, griff sie seine Aussage schnippisch auf.

„Aber nicht doch“, schwenkte er beschwichtigend die Hände.

Die Anwältin drehte sich empört um und ließ ihn stehen.

„So habe ich das doch gar nicht gemeint. So warte doch, Eri!“, lief er ihr nach.
 

„Cool, zum verstellen“, fand deren Tochter derweil vergnügt heraus.

„Und hier sind noch mehr“, zeigte Sonoko auf eine ganze Reihe am Ständer hängende Hosen.

„Wie lang bracht’er denn noch?“

„Wah, Heiji! Verschwinde!“

Bevor ihre Freundin auf den Detektiv los gehen konnte, stellte Ran sich zwischen die beiden.
 

Während Heiji wieder abzog, begann sie ihre bisher ausgesuchten Kleidungstücke zu zählen.

Kazuha schaute ihm noch aufgebracht hinterher.

„Wie viele hast du?“, wurde sie von Sonoko gefragt.

„Ähm, vierzehn“, überlegend schaute sie ihre Freundinnen an: „Ob das reicht?“

„Bestimmt“, war es jedoch ihr kleiner Freund der antwortete: „Und wenn nicht, dann kaufst du einfach noch mal nach.“

„Das ist eine gute Idee“, fand sie: „Ich habe ganz vergessen, darauf zu achten, was die ganzen Sachen kosten“, fiel ihr plötzlich schon auf dem Rückweg ein.

„Ach, dein Geld reicht sicher!“, meinte der Miniatur-Shinichi beruhigend.

Woraufhin seine Ran lächeln musste: „Stimmt, Shinichi hat mir so viel gegeben. Wenn ich danach gehe muss er mich wohl wirklich extrem lieben“, war sie augenblicklich wieder guter Dinge.

Ihr Freund hingegen nicht mehr: Das ist das Einzige, was ich dir überhaupt geben kann, dachte er ihr traurig folgend.
 

Nachdem Ran die Sachen ihrem Vater zum Tragen überlassen hatte, machte sie sich mit ihren Freundinnen, einschließlich Conan in die Schuhabteilung auf.

Die anderen kamen ihnen hinterher.
 

„Ran, kannst du denn überhaupt auf den Schuhen laufen?“, fragte Yusaku sie amüsiert, als sie heiter in einem Paar Lederstiefel mit einem schmalen, extrem hohen Absatz vor einem Spiegel stand und sich von allen Seiten ausgiebig bewunderte.

„Nein.“

„Okay, dann zieh sie besser aus. Wenn du damit umknickst bekomm ich Ärger von Shinichi, dass ich nicht besser auf dich aufgepasst habe.“

„Ist gut“, antwortete sie munter und zog die Schuhe wieder von den Füßen.
 

Schließlich zuhause, bewunderte Ran das ihr zu Liebe so hübsch geschmückte Wohnzimmer, bevor sie gemeinsam mit Kazuha und Sonoko ihre Sachen nach oben brachte.

Was die anderen ihr gleich taten.

Yusaku hatte zusammen mit Eri den Tisch gedeckt. Gerade war er dabei den durchsichtigen Deckel von der runden Kuchenplatte zu heben, als er seinen Sohn neben sich bemerkte.

„Hier“, hielt er ihm bereitwillig das Feuerzeug hin.
 

„Ich geh schon!“, hörten die beiden Ran rufen, die nach unten rannte und ihrer Freundin die Haustüre öffnete.

„Hi“, freute sie sich Aoko zu sehen.

„Herzlichen Glückwunsch, Ran!“

Hinter ihr stand Kaito, der das Geburtstagspäckchen auf dem Arm trug.

Holmes und Queen bei Seite haltend, wartete Kazuha ab, bis auch Sonoko sie begrüßt hatte und das Pärchen herein gekommen war.

Erst dann ging sie mit den anderen, Ran ganz vorne an, nach oben zurück.
 

Während die Oberschülerinnen direkt beim ersten Mal auf Yusakus Rufen reagierten, kam Heiji Kaito entgegen und begrüßte ihn gut gelaunt ebenfalls.

Die zwei waren die letzten, die dazu kamen.

Alle anderen hatten sich bereits um den Tisch gesetzt und warteten.

Gemeinsam sangen sie Ran, auch Conan, Happy Birthday.

„Los, Puste aus!“, feuerten die drei Freundinnen das Geburtstagskind im Anschluss an: „Wünsch dir was!“

Doch sie zögerte.

Shinichi? Komm bald zurück, sprach sie ihren Wunsch in Gedanken aus, ehe sie die Kerzen anfing auszupusten. Nach vier Versuchen hatte sie auch die letzen drei Kerzen aus.

Ohne, dass sie es wollte, fing sie plötzlich aus heiterem Himmel zu weinen an.

Alle, ganz besonderes ihr kleiner Freund, schauten sie bedrückt an.

„Es ist bestimmt wegen Shinichi“, sprach Aoko unüberlegter Weise aus, was auch die anderen dachten.

Sofort nahmen Kazuha und Sonoko Ran in die Arme, die durch die Erwähnung des Namens desjenigen, der ihr in diesem Moment so sehr fehlte, noch mehr das Vermissen überkam.

Hilflos konnte der geschrumpfte Shinichi nur zusehen, wie ihre Freundinnen längst die Position eingenommen hatten, die er eigentlich hätte haben wollen.

Heiji, wie auch sein Vater fühlten mit ihm.
 

„E-es tut mir so leid. Ihr seid extra alle für mich gekommen und habt euch meinetwegen so viel Mühe gegeben. Und was mache ich? Ich heule euch die Ohren voll!“, entschuldigte Ran sich für ihr Verhalten schluchzend.

„Das macht doch nichts“, bestätigten Kazuha, Sonoko und Aoko sofort.

„Genau“, fand auch Yusaku: „Es ist schließlich dein Geburtstag und du darfst dir heute ganz alleine aussuchen was du machen möchtest. Wenn du jetzt gerne weinen möchtest, dann ist das total in Ordnung.“

Mit diesen Worten kam auch er zu ihr, um ihr offen seine Anteilnahme auszudrücken, indem er sie ebenfalls tröstend in den Arm nahm. Woraufhin sie ihrer unterdrückten Traurigkeit erst recht wie ein Schlosshund Ausdruck verlieh.

Shinichis Vater bekam sehr wohl mit wie sein Sohn es nicht mehr aushielt und aufstand.

Heiji wollte ihm erst hinterher, doch Yusaku verneinte kopfschüttelnd.
 

Der geschrumpfte Shinichi hingegen rannte die Treppe rauf nach oben in sein Zimmer. Lautstark knallte er die Holztüre hinter sich zu.

Er warf sich aufs Bett, schlug frustriert und wütend auf das Kissen ein.
 

Wobei er sofort damit aufhörte, als er die Stimme seines Vaters hörte.

„Shinichi“, sprach dieser ihn herein kommend an.

„Was willst du?“, wurde er von seinem Sohn nicht gerade willkommen geheißen: „Geh wieder!“

Zu seinem weiteren Leidwesen hörte sein Vater nicht auf ihn. Ganz zu seinem weiteren Ärger tat jener genau das Gegenteil.

Behutsam kam Yusaku auf seinen kleinen Detektiv zu, der sich fürchterlich fühlte.

Für einen Moment sahen sich Vater und Sohn wortlos an.

Dann legte Yusaku ihm einen Arm um die hängenden Schultern.

Zurückhaltend zog er ihn mit Bedacht zu sich, nahm ihn so seitlich in den Arm.

„Versuch es nicht zu schwer zu nehmen. Ran ist genauso tapfer wie du. Gleich lacht sie wieder.“

„Wird sie nicht!“, konterte der zwangsverjüngte Detektiv: „Sie wird nur so tun!“, meinte er deprimiert.

„Oh, Shinichi. Das glaube ich nicht. Ran ist wie ein Blümchen. Ein kleiner Regenschauer lässt sie noch hübscher aufblühen.“

„Es ist alles meine Schuld! Ich bin ein miserabler Freund. Hätte ich sie nur von Anfang an in Ruhe gelassen. Dann würde sie jetzt nicht ständig wegen mir weinen.“

„Du meinst, wegen dem Baby?“, fragte Yusaku eigentlich schon eher erratend nach. Dann konnte er nicht anderes, als in lautes Gelächter auszubrechen.

Sein Sohn konnte ihn darauf nur böse ansehen.
 

Liebevoll drückte sein Vater ihn aus purer Lebensfreude an sich: „Ach, Shinichi: Ich wusste ja gar nicht, dass ich ein so dummes Kind habe! Du schaffst es mich immer wieder, trotz all er Jahre die ich dich jetzt schon kenne, zu erstaunen. Du sagst mir doch immer du bist Detektiv, warum benutzt du deinen Verstand denn dann nicht auch?“

„Bist du nur gekommen, um mich kränken?“, drückte der vermeidliche Grundschüler ihn, sich angegriffen fühlend, von sich.

Doch Yusaku dachte gar nicht daran sich abwimmeln zu lassen.

Fast schon provokant drückte er ihn nur noch mehr an sich: „Sei doch nicht gleich sauer. Ich erfreu mich doch einfach gerade nur an dir. Kein Grund gleich wieder ärgerlich zu werden.“

Dann jedoch wurde er wieder ernst: „Überleg doch mal richtig Shinichi: Ran liebt dich und du selbst liebst sie auch. Wo ist also dein Problem, hm?“

„Du fragst mich wo mein Problem ist? Du fragst mich allen Ernstes wo mein Problem ist!?“, fing sein Sohn an ihn wutentbrannt anzuschreien: „Das kann ich dir sagen: Ich bin fast einen Meter kleiner als sie, ich bin ein Lügner und ich habe nicht einmal den geringsten Beweis gegen diese verdammte Organisation!“, sprang er in Rage auf: „Ich bin doch der letzte, den sie braucht. Sie sollte einen Freund haben, der sie nicht belügt und ständig versetzt. Ihre Hoffnung zerstört. Sie sollte jemanden haben, der Zeit für sie hat, der immer für sie da ist!“

Yusaku hatte bis hierher geduldig zugehört. Besah sich nun seinen vor Wut rotgewordenen Mniatur Shinichi, der die Hände zu Fäusten geballt, vor Erregung bebend vor ihm stand.

Langsam und überaus ernst schüttelte er den Kopf: „Tut mir leid, Shinichi. Aber ich kann da kein Problem erkennen.“

„Was soll das? Willst du dich über mich lustig machen!?“, schrei sein Kind ihn erneut an. Es reagierte fassungslos und tief enttäuscht über so viel offensichtlicher Verständnislosigkeit.

Doch Yusaku nahm ihn bestimmt an beiden Händen. Ehe er ihm wie folgt Antwort gab: „Nein. Ich mache mich ganz bestimmt nicht über dich lustig, Shinichi: Ich möchte, dass du noch mal über das nachdenkst, was du mir da eben alles gesagt hast und das du es gründlich machst“, sein Ton war richtig streng geworden, sodass der eigentliche Oberschüler nichts mehr sagte: „Ich habe in deiner ganzen Aufzählung bis jetzt nur das Negative gehört. Alles was an dir positiv ist, hast du ganz kontinuierlich ausgelassen, Shinichi!“, Yusaku schaute sein kleines Kind eindringlich an: „Ich bin mir darüber überaus bewusst, wie schwierig diese ganze Situation zur Zeit für dich ist. Ich bin nicht blind, mein Schatz.“

Die Gesichtszüge des Vaters lockerten sich, ein sanftes Lächeln zeigte sich: „Ich sehe sehr wohl, wie unglücklich du bist und gerade deshalb will ich das du dir zu diesem Thema noch einmal ausführlichere Gedanken machst. Ich sage dir das jetzt wirklich nicht, um dich zusätzlich zu verletzen, sondern weil es mir wichtig ist, dass es dir gut geht. Auch, wenn du es gerade nicht bemerkst: Ich denke mir etwas, indem ich dir das sage.“

Patzig wurde er angesehen.

Yusaku hatte gesagt was er wollte. Er erhob sich auf seine Armbanduhr sehend und machte sich zur Türe auf. Auf halber Strecke schaute er noch einmal auf sein Kind: „Wie Ran kannst du selbst entscheiden, was du jetzt tun möchtest. Mir ist es gleich, ob du jetzt hier bleibst und schmollst oder ob du mit kommst zum Kegeln und mit Ran und den anderen Spaß hast. Überleg es dir einfach.“
 

„Na, wieder alles gut?“, erkundigte Yusaku sich, mehr sporadisch als er zurück ins Wohnzimmer kam bei einer, mit ihren Freundinnen herumalbernden, Ran.

„Ja“, nickte sie fröhlich.

„Sollen wir dann jetzt gehen oder möchtest du jetzt doch lieber hier blieben?“

„Nein, ich will immer noch Kegeln gehen“, meinte sie entschieden.

„Okay, dann trommel die anderen Mal zusammen“, lachte er und wollte zur Küche.

„Warte“, hörte er sie jedoch noch einmal rufen, weshalb er sich umdrehte.

„Ja?“

„Ist mit Conan wieder alles in Ordnung?“, bat sie ihn um Auskunft: „Ich meine- er.“

Sie brauchte gar nicht weiter zu sprechen. Yusaku nickte einfach nur, womit es für sie geklärt schien und sie sich zusammen mit Sonoko und Aoko Schuhe und Jacke anziehen ging.
 

Kaito stand mit Heiji zusammen. Bei ihnen befand sich auch eine besorgte Yukiko, die ihrem Mann, wie die beiden Oberschüler, einen fragenden Blick entgegnete.

„Kommt er mit?“, fragte der Detektiv nach seinem fehlenden Freund.

„Ich geh davon aus“, nickte dessen Vater gelassen.

„Und du bleibst still!“ reagierte er auf den bösen Blick seiner Frau, die somit gar nicht auszusprechen brauchte, woran sie dachte.

„Schau nicht so, das hinterlässt nur Falten“, meinte er sie leicht aufziehend.
 

Der Mini-Shinichi hörte die andern von unten her. Er hatte die Zimmertüre nicht geschlossen. Langsam bewegte er sich auf die Treppe zu.

Goro kam angelaufen. Der Kater umkreiste flink die Beine, bevor er schnell wieder mit hoch aufgerichtetem Schwanz davon huschte.

Für eine Weile blieb der Detektiv am Geländer stehen. Erst dann fing er langsam an einen vor den anderen Fuß zu setzen und die Treppe hinunter zu gehen.

„Conan!“, entdeckte Ran ihn ausgelassen: „Wie schön“, freute sie sich sehr: „Du kommst doch auch mit, oder?“

Ihr Freund nickte nur kurz.

„Was war denn vorhin mir dir?“, fragte die werdende Mami ihn fürsorglich, als er endlich bei ihr unten ankam: „Du warst vorhin einfach weg?“

„Ach, es war nichts wichtiges“, wie ein Kind lächelte er: „Ich dachte nur mir wäre eingefallen, wohin ich dein Geschenk getan habe.“

„Du hast es also noch nicht gefunden?“, fühlte seine Ran mit ihm mit.

„Ja, leider nicht.“

„Sei nicht traurig. Es ist nicht schlimm. Bestimmt findest du es wieder, wenn du am wenigsten damit rechnest.“
 

„Ran, kommst du?“, hörten die beiden Kogoro rufen.

„Ja!“, rief sie zurück. Dann hielt sie ihrem kleinen Freund aufmunternd ihre ausgestreckte Hand entgegen. Ein weiteres herzerweichendes Lächeln genügte, um ihn doch annehmen zulassen.

Gemeinsam mit ihr traf er auf die anderen bei den Autos.

Kaito machte seinen Freund durch leichtes am Arm rütteln aufmerksam, dass der andere Detektiv raus gekommen war.

Worüber vor allem jener sich sichtlich sehr freute.

„Schön, dass du auch mit kommst“, grüßte sein Vater ihn, als er seinen Sohn bei sich einsteigen ließ.
 

Kurz darauf hatten die zehn sich an Kegelbahn Nummer sieben eingefunden.

„Ihr gegen uns?“, wollte Yusaku sich neben Heiji und Kaito stellend vergewissern.

„Okay“, meinte Ran.

„Gut dann zieht euch warm an“, grinste er die Oberschülerinnen, sowie seine Frau und dessen Freundin warnend an: „Nur weil du Geburtstag hast“, richtete er sich speziell an die Freundin seines Sohnes: „werde ich dich nicht gewinnen lassen.“ Mit einem Auge zwinkerte er sie verschmitzt an, als sie sich mutig vor ihre Gruppe stellte und im Namen aller ihrer Mitglieder sprach: „Wir haben keine Angst vor euch und ihr werdet diejenigen sein, die verlieren!“

„Gut, dann viel Glück!“, wie es sich beim fairen Wettstreit gehörte reichten sich alle die Hand.
 

Rans Team fing mit ihr selbst an. Sie schaffte fünf Kegel. Frech streckte sie, zu ihrer Seite zurück kehrend, die Zunge raus.

Bei den anderen fing Heiji an. Er warf gleich sieben um, was Kazuha natürlich nicht gewillt war auf sich sitzen zu lassen.

Er lachte sie aus, als sie jedoch nur drei umhauen konnte. Womit sie gleich gut wie Conan war, der als nächstes an der Reihe war.

Aoko und Kaito waren gleich gut. Beide schafften sechs.

Kogoro schmiss wie seine Tochter zuvor fünf. Eri nur zwei. Yusaku fast alle neun und Yukiko auch nur fünf. Somit ging das Team der Herren mit 29 zu 21 nach der ersten Runde in Führung.

Die zweite lief für die Damen schon besser. Mit 24 zu 27 holten sie auf.

Bei der nöchsten Runde fiel Conan die Kugel vor die Füße.

Alle bekamen mit, wie er sich seine schmerzende Hand hielt.

„Was is passiert?“, beugte Heiji sich sofort hinunter, der am nächsten neben ihm stand.

„Ich hab sie umgeknickt.“

Auch Kaito und sein Vater kamen, um nach ihm zu sehen.

Während Ran zwar bei ihrer Gruppe stehen blieb, jedoch besorgt beobachtete, was mit ihrem kleinen Freund war.

„Zeig mal“, hörte sie Yusaku, wie er seinen Sohn aufforderte ihm die verletze Hand zu reichen. Er schaute sich die Finger an und bewegte sie.

Unwillig die Zähne zusammenbeißend zog der geschrumpfte Shinichi zurück.

„Sieht nicht aus, als hättest du sie verstaucht. Geh schnell kühlen.“

Conan nickte nur.

Die anderen schauten ihm nach.
 

Die Toiletten erreicht, stellte er sich auf Zehenspitzen ans Waschbecken, betätigte den Wasserhahn.

Erleichtert, dass der Schmerz nachließ hielt er seine Finger unter das kalte Wasser. Erst als er eigentlich gehen wollte, fiel sein Blick in den Spiegel. Er konnte nichts anderes sehen, als seinen Haaransatz. Er hüpfte, es reichte nicht.

Er war schlicht zu klein, also sprang er am Becken hoch.

Wenn auch nur für einen kurzen Moment gelang es ihm so, seinem Gegenüber Face to Face gegenüber zu stehen, wenn man das denn so bezeichnen konnte.

Ein trotziges Kind funkelte dem Oberschüler entgegen, der wie auch er selbst schnell hartnäckig und unnachgiebig den Kopf schüttelte.

Ich werde dich jetzt in Grund und Boden spielen, Conan: Verlass dich drauf! Du dämlicher drei-Käse-hoch: Ich mach dich fertig!
 

Rans Freund kehrte zu den anderen zurück.

„Da bist du ja wieder“, meinte Kogoro.

„Kugel her!“, schaute Rans Vater nicht schlecht, als Conan ihn unfreundlich aufforderte.

„Hier, bitte.“

Die schnauzige Gegenantwort ignorierend, wollte der geschrumpfte Shinichi sein Versprechen von eben einlösen und ärgerte sich sichtlich schwarz, als die Kugel nicht alle, sondern nur sechs der neun Kegel traf.
 

„Ich geh was trinken“, setzte Kogoro sich nach dieser Runde ab.

Eri kam zu ihm, als er zurückgekommen am Tisch Platz nahm.

Tadelnd baute sie sich vor ihm auf.

„Was ist?“, konterte er auf den verärgerten Blick seiner Frau.

Sie antwortete nicht.

So machte Kogoro da weiter wo er aufgehört hatte und öffnete die Flasche, bevor er antwortete: „Ran hat Geburtstag, das wird man jawohl noch mit einem Bier feiern dürfen!?“

Yukiko ging ebenso.
 

Yusaku, der ihr kurz hinterher sah, spielte noch die nächste Runde mit, dann gesellte auch er sich, ebenfalls mit einem Bier, zum anderen Vater und nahm gegenüber seiner Frau Platz.

Während die Erwachsenen sich am Tisch aufhielten, spielten die Jugendlichen weiter.
 

Yusaku unterhielt sich mit Kogoro.

Zwischenzeitlich warf er hin und wieder einen beobachtenden Blick auf seinen Sohn, der ziemlichen Ehrgeiz an den Tag legte.

Er hörte ihn laut: „Ja!“ ausrufen, als endlich auch der letze Kegel, seine den Detektiv bis aufs Blut provozierende Haltung, endlich umgenietet aufgab.

Auweia!? Verdammt ich Idiot!, bekam sein Vater weiter mit, wie er sich verkalkuliert hatte.
 

Entsetzt starrte der kleine Detektiv auf die Punktetafel. Bei ihm waren acht Punkte mehr, als bei den Oberschülerinnen.

Oh nein, Ran muss jetzt alle schaffen!, begriff der geschrumpfte Shinichi, dass er auf dem besten Wege war versehendlich gegen sein Geburtstagskind zu gewinnen.

„Kann ich?“, lächelte ausgerechnet sie ihn an.

Bereitwillig trat er zur Seite, sodass sie werfen konnte.

Fest drückte ihr Freund die Daumen: „Oh, Ran: Viel, viel Glück!“, flüsterte er leise.

Angespannt verfolgte er den Verlauf der rollenden Kugel. Sein Strahlen übertraf das seiner Liebsten fast, als jene sich mit ihren Freundinnen wahnsinnig über den Sieg gegen die Oberschüler freute.
 

Anschließend wurde bei allgemein guter Stimmung zu Abend gegessen.

„Können wir, bevor wir gleich gehen, noch eine Runde spielen?“, wollte Ran wissen.

Ihr Vater schaute auf die Armbanduhr. Es war gerade halb elf durch: „Eine noch“, sagte er ein flüchtiges Gähnen unterdrückend.

„Okay“, freute sich seine Tochter.

Sofort standen die vier Oberschülerinnen auf.

„Macht ihr auch mit?“, frage Shinichis Freundin die anderen Jugendlichen, die abgesehen von Conan aber keine rechte Lust mehr hatten.

Dann schaute sie die Erwachsenen fragend an.

Yukiko schüttelte nur ihren Kopf. Eri müde genauso.

„Nein, danke“, lehnte, wie auch Kogoro, Yusaku ab.

„Dann spielen wir eben ohne euch, ihr Langweiler“, sagte Kazuha abschätzig, Heiji dabei ansehend.

„Ach, ist es dir etwa langweilig ohne mich?“, hatte er verstimmt ein zuckersüßes Lächeln aufgesetzt.

„Bestimmt nicht“, entgegnet sie abwertend.

Bei Ran, wie auch bei einigen anderen Leuten, drückte das etwas die gute Stimmung.

Traurig ging sie mit Kazuha, Aoko, Conan und Sonoko zur Bowlingbahn zurück.
 

„Ich spiel mit dir, okay!?“, stellte Sonoko sich einfach neben Ran, die nichts dagegen einwendend nickte.

Aoko wollte ebenfalls zu Ran. So bleiben nur Heijis-Ex und dessen Freund übrig.

Abschätzig schaute Conan rüber: Toll, Kazuha, fand er nicht gerade aus dem Häuschen. Trotzdem stellte er sich zu ihr.
 

„Entschuldigung“, kam ein Schüler, wohl ungefähr gleich alt wie sie, auf Ran und die anderen drei zu.

„Macht nichts“, reichte Shinichis Freundin lächelnd dessen Kugel zurück.

„Wir haben vorhin etwas übertrieben“, deutete der Jugendliche auf seinen Freund, der alle vier Oberschülerinnen charmant anlächelte: „Das ist Masato Sumeragi und ich bin Souta Arisugawa“, stellte er ihn und sich vor: „Habt ihr vielleicht mal Lust gegen uns zu spielen?“

Auf diese Frage reagierte Shinichis Freund keines Wegs erfreut. Dieser Vorschlag war ihm sichtlich zuwider. Dem entsprechend freute er sich diebisch, als sein Liebling mit einem: „Nein, danke, aber wir gehen gleich“, verneinte.

„Das ist aber schade“, versuchte Souta Arisugawa sie und ihre Freundinnen umzustimmen.

Wobei er seinen Blick nicht nur auf Ran hatte. Genauso wurden Sonoko, Kazuha und Aoko aus männlicher Sicht begutachtet.
 

Heiji und Kaito bekamen das Ganze vom Tisch aus mit. Ein Blick genügte und die beiden waren sich auf der Stelle einig. Entrüstet erhoben die Freunde sich entschlossen.

„Heiji, das ist jetzt genau das, was Kazuha wollen würde“, merkte Shinichis Vater warnend an: „Komm, setzt dich wieder.“

„Ich denke er hat Recht“, stimmte der junge Zauberer zu.

Seinem Freund gefiel das nicht, setzte sich aber auf Kaitos: „Ich geh einfach“ wieder hin.

Kazuha schaute zu Heiji und erkannte, dass er seinen Freund nicht begleitete.

Ganz bewusst stellte sie sich daraufhin näher an Souta Arisugawa.

Auch stellvertretend für den Detektiv machte der Meisterdieb die Besitzansprüche gegenüber Masato Sumeragi geltend: „Tut mir Leid, aber ich bin schon mit Aoko zusammen.“

„Kaito,“ war Aoko leicht überrascht.

„Ich habe auch schon einen Freund“, entschuldigte Sonoko.

„Ich auch“, pflichte Ran ihr, zu Conans Genugtuung, bei.
 

„Na warte!“ In Heiji brodelte es gewaltig. Er wollte lieber wütend aufspringen, als mit ansehen musste wie Kazuha, so laut das er es auch hören konnte, meinte: „Ich nicht!“

Was den Rivalen des Detektivs durchaus sichtlich freute.

„Bleib sitzen“, beschwichtige Yusaku ruhig: „Das ist nur das, was sie jetzt will. Wenn du jetzt hingehst, gewinnt sie.“

Obwohl es Heiji nicht passte, hörte er.

Tatenlos musste er so miterleben, wie sie dem Kerl ihre Telefonnummer gab.

Statt ihm stand Shinichis Vater nun auf: „Lasst uns gehen“, rief er: „Es ist spät!“
 

„Ich werde dich dann mal anrufen, ja?“

„Gerne“, antwortete Kazuha und folge ihren Freundinnen.

Heiji kassierte von ihr einen überheblichen Blick, worauf Kaito einen Arm vor ihn hielt, um ihn zu stoppen.
 

Zuhause teilte sich die Gruppe der Oberschüler sofort. Ohne das sie ein Wort miteinander wechselten ging Kazuha in ihr Zimmer, woraufhin Heiji es ihr immer noch sauer gleich tat.

Kaito, sowie die anderen beiden Freundinnen von Ran, traten ebenfalls in die entsprechenden Zimmer ein.

„Conan?“, blieb Ran noch kurz stehen.

„Ja?“

„Ich fand es schön, dass du mitgekommen bist“, sagte sie noch anlächelnd zu ihm. Ehe auch sie hinter verschlossener Türe verschwunden war und ihr kleiner Freund allein auf dem Flur stand.
 

Später
 

Yusaku betrat das Zimmer seines Sohnes, dessen Freunde sich nach ihm umdrehten.

„Ihr habt ja ganz schön Ausdauer", stellte er amüsiert fest: "Es ist schon nach halb vier.“

„Na und?“, entgegnete Kaito unbeeindruckt.

„Is was?“, richtete Heiji sich stattdessen fragend an den Vater seines Freundes.

„Nein, ich dachte nur ich schaue bevor ich schlafen gehe noch mal nach ihm.“

Yusaku deutete auf das kleine Kind: „Schläft er schon lange?“, beugte er sich zu ihm hinunter, um sich die Hand anzusehen.

„Ja“, bestätigte Osakas Oberschüler.

„Seit wann ungefähr?“, erkundigte Yukikos Mann sich genauer.

Heiji und Kaito wechselten einen Blick untereinander.

„Ich schätz so seid halb eins. Er hat sich gleich hingelegt.“

„Und er ist nicht durch das Licht“, deutete Yukikos Mann auf den eingeschalteten Laptop: „wieder aufgewacht?“

„Nein“, antworte Heiji, bevor Kaito noch schnell hinzufügte: „Wir waren leise.“

„Sieht ganz gut aus“, meinte Yusaku. Unauffällig fühlte er den Puls seines Sohnes.

„Sagt mal, habt ihr Lust zu helfen?", richete er sich erneut an die Oberschüler: "Ran hatte die Idee beim streichen einen Sherlock Holmes an eine Kinderzimmerwand anzubringen.“

„Coole Idee“, fand Heiji sofort.

„Ich will mal sehen, ob ich an einen Oberlichtprojektor komme“, Shinichis Vater warf einen Blick auf den Bildschirm: „Was seht ihr euch denn da Unanständiges an?“, runzelte er amüsiert die Stirn. Neugierig trat er näher.

„Das ist eine Optische Täuschung, sehen Sie?“, klärte der Zauberer auf, indem er mit der Maus das abgebildete Bild verkleinerte.

„Ach so“, begann Yusaku zu lachen: „Das ist eine Lampe!“

„An was dachten Sie denn?“

„Wahrscheinlich an das gleiche wie ihr eben“, entgegnete Shinichis Vater weiterhin in sich hinein lachend.

Zur Türe gehend schüttelte er den Kopf.
 

Sonntagmorgen 12. November
 

Die Retourkutsche für den gestrigen Abend kassierte der Shinichi in Miniaturformat gleich am nächsten morgen.

Er blieb gleich ganz im Bett liegen.
 

„Hier“, präsentierte der junge Zauberer den besorgten Oberlichtprojektor.

Yusaku schaute die beiden Oberschüler zuerst ernst an, ehe er doch anfangen musste offensichtlich zu lachen.

„Ich frage mal einfach nicht, woher ihr ihn habt, okay?“, meinte er sich entsprechend, wie es sich in seiner Position gehörte, zusammennehmend: „Kommt mit, Ran wird das sicher gefallen.“
 

„Toll!“, freute die Freundin seines Sohnes sich wie erwartet sehr.

Zusammen mit ihren Freundinnen kam sie mit zum Kinderzimmer.
 

Erst zum Mittagessen sahen ihn die anderen Mal kurz. Gleich im Anschluss verzog er sich wieder unverzüglich auf sein Zimmer, was die anderen zum weiterstreichen nutzten.

Während der Mini-Shinichi weiter schlief, kamen Ran und ihre fleißigen Helfer gut voran.
 

Später
 

Aoko und Sonoko waren bereits gegangen.

Ran verbrachte den frühen Abend mit Kazuha. Gemütlich hatten sich die beiden Freundinnen nebeneinander, bei Leckerei und Tee, es sich unter den Decken bequem gemacht.

Während Heijis Ex sich ihre gestern neu gekauften Mangas durchlas, las Shinichis Liebling in ihrem Buch weiter:
 

Ein Meister kann den peinigenden Schmerz zum Verschwinden bringen. Auf diese Weise heilt er.

Schmerz ist die Folge eines Urteils, dass du über etwas abgeben hast. Heb das Urteil auf, und der Schmerz verschwindet. Urteile gründen sich oft auf frühere Erfahrungen. Deine Vorstellung von einem Ding leitet sich aus deiner früheren Vorstellung von diesem Ding ab. Alles Denken ist schöpferisch, und kein Gedanke ist machtvoller als der Urgedanke. Deshalb wird dieser manchmal auch die Ursünde genannt.

Ursünde ist, wenn dein erster Gedanke über etwas ein Irrtum ist. Dieser Irrtum wird dann viele Male und jedes Mal wieder konstruiert, weil du einen zweiten oder dritten Gedanken darüber hegst.
 

Meinst du damit, dass ich kein schlechtes Gefühl wegen der in Afrika verhungernden Kinder, der Gewalt und Ungerechtigkeit in Amerika des Erdbebens, das Hunderte in Japan tötete, haben soll?
 

In der Welt Gottes gibt es kein „du sollst“ oder „du sollst nicht“. Tu, was du tun willst. Tu, was dich in einer großartigen Version deines selbst widerspiegelt, sie repräsentiert. Wenn du dich schlecht fühlen willst, dann fühl dich schlecht.

Aber richte nicht und verdamme nicht, denn du weißt nicht, warum etwas geschieht oder zu welchem Zweck.

Und denk daran: Das was du verdammst, wird dich verdammen, und das, was du verurteilst, das wirst du eines Tages werden.

Trachte vielmehr danach, jene Dinge zu verändern- oder andere zu unterstützen, sie zu verändern-, die nicht mehr dein höchstes Gefühl davon, wer-du-bist, widerspiegeln. Doch segne alles- denn alles ist Gottes Schöpfung-, indem du das Leben lebst, und das ist die höchste Schöpfung.
 

Könnten wir hier einen Moment innehalten, damit ich Luft holen kann? Habe ich dich sagen hören, dass es in Gottes Welt kein „du sollst“ oder „du sollst nicht“ gibt?
 

Das ist richtig.
 

Wie kann das sein? Wo wäre es denn, wenn nicht in deiner Welt?
 

Ja- Wo…?
 

Ich wiederhole die Frage. Wo sonst sollte das „du sollst“ und „du sollst nicht“ in Erscheinung treten, wenn nicht in deiner Welt?
 

In deiner Einbildung.
 

Aber alle, die mich über das Richtige und Falsche, das „tu es“ und „unterlass es“ belehrt haben, sagten mir, diese Regeln seien von dir festgesetzt worden- von Gott.
 

Dann haben sich jene, die dich belehrt haben, geirrt. Wenn ich das getan hätte, hätte ich euch meines größten Geschenkes an euch beraubt - der Gelegenheit zu tun, wie es euch gefällt, und die Ergebnisse davon zu erfahren. Ich hätte euch die Möglichkeit genommen, nach dem Ebenbild dessen, wer-ihr-seid, neu zu erschaffen. Ich hätte euch den Raum entzogen, die Wirklichkeit eines immer höheren und noch höheren Selbst herzustellen, dass sich auf eure großartigsten Vorstellungen über das gründet, wozu ihr fähig seid. Wenn ich euch sagte, das etwas- ein Gedanke, ein Wort, eine Handlung- „falsch“ sei, würde ich euch damit praktisch anweisen, es nicht zu tun. Und wenn ich euch sagte ihr sollt es nicht tun, würde ich euch es verbieten. Und ein solches Verbot bedeutete eine Einschränkung. Und eine Einschränkung hieße, dass ich euch die Wirklichkeit dessen, wer-ihr-wirklich-seid, wie auch die Gelegenheit verweigerte, diese Wahrheit zu erschaffen und zu erfahren.

Da gibt es die, die sagen, dass ich euch einen freien Willen gegeben habe, doch dieselben Leute behaupten, dass ich euch zur Hölle schicke, wenn ihr mir nicht gehorcht. Was für eine Art freier Wille ist das? Wird Gott dadurch nicht zum Gespött gemacht- von irgendeiner Art wahrhaftiger Beziehung zwischen uns ganz zu schweigen?
 

Nun, da kommen wir jetzt zu einem anderen Bereich, über den ich sprechen wollte: nämlich über das Thema Himmel und Hölle. Wie ich das von dir bisher gesagt zusammenfasse, gibt es so etwas wie die Hölle nicht.
 

Es gibt eine Hölle aber sie ist nicht das, woran ihr denkt, und ihr erfahrt sie nicht aus Gründen, die ich schon genannt habe.

Sie ist die Erfahrung der schlimmsten, möglichen Resultate euer gewählten Optionen, Entscheidungen und Schöpfungen. Sie ist die natürliche Konsequenz eines jeden Gedankens, der mich leugnet oder „nein“ sagt zu dem, wer-ihr-seid in Beziehung zu mir.

Sie ist der Schmerz, den ihr durch falsches Denken erleidet. Doch selbst der Begriff „falsches Denken“ ist missverständlich, weil es in diesem Sinn nichts gibt, was falsch ist.

Die Hölle ist das Gegenteil von Freude. Sie ist Unerfülltsein. Sie ist das Wissen über wer-und-was-du-bist und das Scheitern, dies zu erfahren. Sie ist weniger, geringer sein. Das ist die Hölle, und für eure Seele gibt es keine schlimmere.

Ihr selbst erschafft diese Erfahrung, wann immer ihr euer höchstes Selbst auf irgendeine Weise von eurer höchsten gedanklichen Vorstellung von euch selbst abtrennt; wann immer ihr das ablehnt, wer-und-was-ihr-wirklich-seid. Doch selbst diese Erfahrung ist nicht von ewiger Dauer. Sie kann es nicht sein, denn es entspricht nicht meinem Plan, dass ihr für immer und ewig von mir getrennt seid. Tatsächlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, denn um das zu erreichen, müsstet ihr nicht nur leugnen, wer-ihr-seid- auch ich müsste es. Und das werde ich niemals tun. Und solange einer die Wahrheit über euch bewahrt, wird sie sich letztlich behaupten.
 

Aber wenn es keine Hölle gibt- heißt das, ich kann tun, was ich will, handeln, wie es mir beliebt, eine Tat begehen ohne Angst vor Vergeltung?
 

Brauchst du die Angst, um das zu sein, zu tun und zu haben, was an sich richtig ist? Muss dir gedroht werden, damit du „gut“ bist? Und was heißt „gut sein“? Wer hat letztlich das Sagen darüber? Wer legt die Richtlinien fest? Wer macht die Regeln?

Ich sage dir: Du machst dir deine Regeln selbst. Du selbst legst die Richtlinien fest. Und du selbst entscheidest, wie gut du etwas gemacht hast, wie gut du voran kommst. Denn du bist derjenige, der entschieden hat, wer-und-was-du-sein-willst. Und du selbst bist der einzige, der einschätzen kann wie gut du es machst.

Kein anderer wird hier jemals über dich richten, denn warum sollte und wie könnte Gott über Gottes eigene Schöpfung urteilen und sie schlecht nennen? Wenn ich wollte, dass du vollkommen bist und alles perfekt machst, dann hätte ich dich von Anfang an im Zustand der Vollkommenheit belassen. Bei diesem ganzen Prozess geht es doch nur darum, dass du dich selbst erkennst, dein Selbst erschaffst, so wie du wirklich bist- und wie du wirklich sein möchtest. Aber das könntest du nicht, wenn du nicht auch die Wahl hättest, etwas anderes zu sein.

Sollte ich dich bestrafen, weil du eine Wahl getroffen hast die ich dir selbst anheimgestellt habe? Warum hätte ich, wenn ich nicht wollte, dass du eine zweite Wahl triffst, außer der ersten noch weitere Wahlmöglichkeiten erschaffen sollen? Diese Frage musst du dir stellen, bevor du mir die Rolle eines verdammenden Gottes zumisst.

Meine direkte Antwort auf deine Frage lautet: Ja, du magst ohne Angst und Vergeltung tun, wie dir beliebt. Aber es wäre dir dienlich, wenn du dir der Konsequenzen bewusst wärst. Konsequenzen sind Resultate, natürliche Ereignisse. Sie sind nicht das Gleiche wie Vergeltung oder Bestrafungsmaßnahmen. Ein Resultat ist einfach ein Resultat. Es ist das, was sich aus der natürlichen Anwendung der Naturgesetze ergibt.

Alles physische Leben funktioniert in Übereinstimmung mit Naturgesetzen, wenn ihr euch erst einmal an diese Gesetze erinnert und sie anwendet, dann habt ihr das Leben auf physischer Ebene gemeistert.

Was euch wie Bestrafung erscheint- oder was ihr das Böse nennt oder Pech-, ist nichts weiter als ein sich selbst bestätigendes Naturgesetz.
 

Dann geriete ich also, wenn ich diese Gesetze kennen und ihnen gehorchen würde, nie wieder in Schwierigkeiten? Ist es das was du mir begreiflich machen willst?
 

Du würdest nie erleben, dass sich dein Selbst in „Schwierigkeiten“, wie du es nennst, befindet. Du würdest keine Lebenssituation als Problem erachten. Du würdest keinem Umstand mit bangen entgegen sehen. Du würdest allen Zweifeln und Sorgen ein Ende machen. Du würdest so leben, wie in eurer Phantasie Adam und Eva lebten- nicht als unkörperliche Geister im absoluten, sondern als verkörperte Geister im Relativen. Doch du würdest über alle Freude, allen Frieden und alle Weisheit, alles verstehen und die Macht des Geistes verfügen. Du wärst ein voll und ganz verwirklichtes Wesen. Das ist das Ziel der Seele. Das ist ihre Absicht- sich voll und ganz zu verwirklichen, während sie sich in einem Körper aufhält; zur Verkörperung zu werden, all dessen, was ist.

Das ist mein Plan für euch. Das ist mein Ideal: Das ich durch euch verwirklicht werde. Das sich so ein Gedanke in Erfahrung verwandelt das ich so mein Selbst erfahrungsgemäß kennenlernen kann.

Die Gesetze des Universums sind von mir festgelegt worden. Es sind vollkommene Gesetze, die ein vollkommenes Funktionieren des Physischen bewirken.

Hast du je etwas Vollkommeneres gesehen, als eine Schneeflocke? Ihre Komplexität, ihre Formgebung, ihre Symmetrie, ihre Konformität mit sich selbst und Originalität hinsichtlich allem anderen- dies ist alles ein Rätsel. Ihr staunt über das Wunder dieser ehrfurchtgebietenden Entfaltung der Natur. Doch wenn mir das anhand einer einzigen Schneeflocke möglich ist, was denkst du, kann ich mit einem ganzen Universum tun? Habe ich getan?

Könntet ihr es in seiner Symmetrie, in seiner Vollkommenheit in Gestaltung erblicken- vom größten Gebilde bis hin zum winzigsten Partikel-, ihr während nicht imstande, diese Wahrheit in eurer Realität zu gegenwärtigen. Auch jetzt, da ihr flüchtige Einblicke davon bekommt, vermögt ihr es euch doch nicht vorzustellen oder seine Implikationen zu begreifen. Aber ihr könnt wissen, dass es Implikationen gibt- weitaus komplexere und außergewöhnlichere Implikationen, als euer gegenwärtiges Vorstellungsvermögen umfassen kann. Euer Shakespeare drückte es wunderbar aus: Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf der Erde, als eure Schulweißheit sich träumen lässt.
 

„Was liest du da eigentlich für ein dickes Buch?“

Wurde Ran von ihrer Freundin angesprochen.

Zuerst wusste die Schwangere nicht, wie sie antworten sollte, zögerte.

Doch dann gab sie sich einen Ruck: „Bitte lach mich nicht aus.“

„Nein, das mach ich nich“, wunderte Kazuha sich. Sie kam zu Ran aufs Bett.

„Also, ich weiß: Auf den ersten Blick klingt es total verrückt. Das dachte ich auch erst am Anfang, aber es ist wirklich sehr interessant.“

„Worum geht’s?“, wollte Heijis Ex-Freundin interessiert wissen.

Erneut zögerte Shinichis Freundin kurz: „Also, e-es geht um einen Mann der mit Gott spricht“, brachte sie die Kernaussage schnell auf den Punkt.

„Ein Mann der mit Gott spricht?“, wiederholte Kazuha verständnislos: „Wie soll denn das gehen?“

Ran ließ sich nicht einschüchtern: „Doch das geht“, zugleich räumte sie jedoch ein: „Das glaube ich zumindest.“

„Ist das dein Ernst?“, reagierte ihre Freundin doch sehr ungläubig.

„Ja!“, nickte Ran fest: „Wenn du mir nicht glaubst“, sie unterbrach sich selbst: „Bitte gib dem Buch wenigstens eine Chance. Es ist wirklich sehr schön. Vielleicht gefällt es dir ja?“, hoffte Shinichis Freundin es aufrichtig.

Sie freute sich sehr, als Kazuha auf ihr Angebot einging. Bereitwillig überließ sie ihrer Freundin das Buch und las die Sätze im Stillen mit.
 

„Conan. Conan?“, hörte der Detektiv plötzlich eine Stimme: „Conan, hey!“

„Ran?“ Der kleine Mini-Shinichi merkte wie sie ihn rüttelte. Er öffnete die Augen.

„Du hast ja tief geschlafen“, wurde er von ihr feststellend angelächelt.

„Tut mir leid.“ Wie ein müdes Hundebaby sah er sie an, rieb sich die Augen.

„Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Komm, ich wollte dich zum Abendessen holen.

„Ist gut“, entgegnete er matt. Er wollte noch liegen bleiben, aber seine Ran streckte ihm munter die Hand entgegen.

Er ergriff sie und ließ sich von ihr hochziehen.

„Alles okay, Conan?“, bemerkte seine Freundin, als er aufstehen wollte, dass etwas nicht stimmte. Ihr Kleiner rutschte ihr fast weg. Sofort war sie helfen wollend zur Stelle: „Was hast du?“

„Mach dir keine Sorgen. Es ist nur“, riss der geschrumpfte Detektiv sich zusammen: „Ich hab mich vorhin am Bein gestoßen.“

„Oh, soll ich es mir ansehen? Ich werde pusten, okay? Dann tut es gleich nicht mehr so weh, ja.“

„Danke, aber das brauchst du nicht.“ Noch bevor er den Satz beendend hatte, hatte sie sich bereits zu ihm hinunter gebeugt.

„Welches Bein ist es?“

„Äh, das hier.“

Ran krempelte die Hose ein Stück noch: „Da hast du aber Glück gehabt. Ein blauer Fleck ist es nicht und auch keine Schürfwunde oder so“, meinte sie, als sie nichts erkennen konnte: „Ich kann aber trotzdem pusten.“

Sich in sein Schicksal fügend tat er ihr den Gefallen. Ganz Kind tat er, als würde das Pusten tatsächlich helfen.
 

Beim Abendessen sprachen nicht nur Kazuha und Heiji nicht miteinander, sondern auch Conan war still.

Die Schüssel gerade Mal zur Hälfte geleert, bat er darum aufstehen zu dürfen, was sein Vater durch ein kurzes, beiläufiges Nicken absegnete.

Ganz im Gegenteil zur Freude seiner Frau.

Denn auch sie stand auf, ging.

Ihr Sohn verließ das Haus und sie verschwand.
 

Nachdem er noch in aller Ruhe zu Ende gegessen hatte, fand ihr Mann sie auf dem Balkon, der in Richtung der Straße ausgelegt war.

„Shinichi wird schon wieder kommen. Mach dir keine Sorgen. Er braucht einfach etwas Zeit zum nachdenken. Lass ihn einfach mal in Ruhe“, trat Yusaku zu seiner Ehefrau hinaus.

„Was ist, wenn ihm etwas zu stößt?“

Sie drehte ihm den Rücken zu.

Er lehnte sich gelassen an das Geländer: „Was soll passieren. Meinst du denn nicht, dass er ziemlich genau weiß, was er sich zu muten kann und was nicht?“

Aufgebracht drehte sie sich zu ihm um: „Wie kannst du das nur so locker sehen, Yusaku!? Siehst du denn nicht, dass etwas mit ihm nicht stimmt!?“

„Yukiko, natürlich sehe ich das: Ich bin doch nicht blind.“
 

Ihr gemeinsamer Sohn hatte es tatsächlich nicht weit geschafft. Gerade mal bis zum Ende der Straße.

Frustriert hatte er sich auf den Bordstein gesetzt.

Sein Handy drehte er unschlüssig in Händen, bevor er sich dazu durchrang und ihre Nummer anklickte.

„Hi“, hörte er wenige Augenblicke später ihre fröhliche Stimme.

„Hi, Ran.“

„Vielen, vielen Dank. Ich danke dir. Danke!“, um stürmte sie ihn sofort regelrecht.

„Gern gesehen. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich nicht kommen konnte.“

„Ist schon gut. Ich habe dein ganzes Geld auf den Kopf gehauen. Ich hoffe du hast nicht darauf spekuliert, dass du einen Teil davon noch einmal wieder siehst.“

„Nein, da kann ich dich beruhigen. Ich wollte es dir ja geben.“

„Gut. Da bin ich aber beruhigt. Ich hatte schon ein ganz schlechtes Gewissen.“

„Wieso denn das?“

„Na, das war eine ganze schöne Summe, die du mir da einfach so mir nichts dir nichts geschenkt hast und dann auch jetzt wieder zum Geburtstag. Du hast mir aber jetzt doch nicht alles gegeben, oder?“

„Nein. Keine Sorge: ich habe noch genug im Kühlschrank. Es tut mir sehr leid, aber das was ich dir schenken wollte konnte ich nicht rechtzeitig bekommen.“

„Schon gut.“

„Erzählst du mir, was du dir ausgesucht hast?“

„Ja, gerne wenn du mich gleich noch einmal anrufst, dann schick ich es dir. Ich habe alle Sachen für dich abfotografiert.“

„Toll!“

Beide lächelten. Sie ganz vergnügt, er traurig.

„Dann leg ich jetzt auf Ran.“

„Okay, bis gleich!“, das letze was er noch hörte war ihr kichern.
 

„Warum unternimmst du denn nichts!?“ Seine Frau schrie schon fast. Tränen standen ihr in den Augen.

„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Du warst die Jenige, die wenn ich dich daran erinnern darf diese Idee hatte. Ich war von Anfang an dagegen, aber jetzt ist es nun mal für einen Rückzieher zu spät.“

„Nein“, protestierte die ehemalige Schauspielerin energisch: „Das lasse ich nicht zu: Ich werde es ihm verbieten!“, mit diesen Worten wollte sie rein gehen.

Doch ihr Mann brachte sie, ohne sich auch nur einen Millimeter fort zu bewegen dazu, dass sie augenblicklich wieder stehen blieb.

„Wenn du das tust, wird er sich dir endgültig entziehen“, stand er immer noch ganz ruhig am Geländer.
 

„Du hast ja schon eingerichtet.“

„Ja, gefällt es dir?“

„Ja, du hast es sehr schön gemacht.“

„Es tut mir leid, Shinichi. Dass ich es einfach so- Ich war nur so begeistert. Ich konnte sie fühlen, weißt du?“

„Du hast sie gefühlt?“, tat er ganz überrascht.

„Ja, es war einfach nur total toll. Ich glaube ich habe mich noch nie so gefreut. Bitte versteh mich jetzt nicht falsch: Ich habe und freue mich auch immer, wenn du mich anrufst, aber das war so anderes. Richtig aufregend!“

„Schade, dass ich nicht dabei war.“

„Ja, das fand ich auch.“

„Kannst du mir erzählen, wie es sich angefühlt hat?“

„Naja, ich weiß nicht so ganz wie ich es beschrieben soll. Es war sehr sanft, vielleicht am ehesten mit einem Streicheln zu vergleichen. Es ist irgendwie schwer zu beschreiben.“

„Ich wäre so gerne dabei gewesen“, wiederholte ihr geschrumpfter Freund sich traurig und frustriert, seufzte schwer.

„Ich glaube nicht, dass du es hättest fühlen können. Dazu war es wohl nicht stark genug.“

„Trotzdem.“

Ran hörte seine tiefe Enttäuschung einfach heraus. Sofort bemühte sie sich ihn aufzuheitern:

„Hey, weißt du was? Wenn du zurück kommst, dann habe ich eine spitzen Überraschung für dich!“

„Ja?“

„Ja.“

„Ich freu mich jetzt schon, danke Ran.“

„Ich mich auch!“
 

Für einen Moment hingen beide der Vorstellung vom wieder miteinander vereint sein nach. Doch dann meldete Ran sich fragend: „Shinichi?“

„Ja?“

„Es ist wegen Kazuha und Heiji- Hör zu: Bitte sei jetzt nicht sauer. Ich weiß, dass es mich nichts angeht und ich will mich auch gar nicht einmischen. Aber könnest du Heiji nicht vielleicht von seinem Versprechen entbinden. Er und Kazuha reden überhaupt nicht mehr miteinander.“

„Das habe ich ihm angeboten, aber er ist nicht darauf eingegangen.“

„Schade.“

„Ja. Ist es immer noch so schlimm?“

„Naja, sie streiten nur noch. Aber noch schlimmer ist es wenn sie überhaupt nicht miteinander reden. Sie schweigen sich nur noch an. Wenn einer reinkommt, geht der andere sofort.“

„Tut mir leid. Ich weiß auch nicht was man da machen kann.“

„Hey, es ist nicht deine Schuld“, hörte sie, auch wenn sie keine Detektivin war, aus seinen Worten den Selbstvorwurf heraus.

„Doch, Ran. Es ist meine Schuld und es tut mir schrecklich leid. Heiji tut mir leid. Nur wegen mir hat er die Schwierigkeiten mit Kazuha und du- Du sollest dir das Ganze nicht anhören müssen.“

„Ist schon gut.“

„Nein ist es nicht.“

„Hey, Shinichi“, bemühte Ran sich sehr darum ich zu trösten: „Ich weiß nicht was zwischen euch ist, aber was auch immer. Es ist nicht deine Schuld. Heiji ist doch schon alt genug. Er weiß sicher was er macht.“

„Das ändert trotzdem nichts, weil er es nur wegen mir tut! Ich wünschte er würde das einfach endlich lassen!“…
 

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*Anmerkung(en)
 

http://de.wikipedia.org/wiki/Bernstein
 

Hier, das ist das Reisbällchenlied:

http://www.youtube.com/watch?v=Jgo4he3Hjwo
 

Laut http://detektivconan-wiki.com/wiki/Ran sollte Ran zumindest im Anime am

2. November Geburtstag haben. So entdeckte ich es jedenfalls vor ein paar Wochen, woraufhin ich deswegen meine Strukturierung bezüglich dieses Kapitels auf den Kopf gestellt habe.

Nur um dann beim Nachweis der Quellenangabe feststellen zu dürfen, dass diese Information entfernt worden sein muss, da sie nun nicht mehr auffindbar ist (bei den Profilangaben).

Weswegen ich lossuchte, um eine Bestätigung für den 2. November oder eine Widerlegung zu finden.

Daraufhin fand ich diese Seite hier:

http://www.detectiveconanworld.com/wiki/Ran_Mouri

Dort wird der 2.Oktober genannt.

Als nächstes suchte ich im Animexx-Forum zu diesem Thema. Dort schrieb eine Person:

„Ich habe sehr lange danach gesucht und habe den offiziellen Geburtstag von Ran gefunden. Sie hat am 1.Oktober Geburtstag. Das wurde durch die Live Action bekannt gegeben, da dort erwähnt wurde, dass sie am gestrigen Tag Geburtstag hatte und auf der Tafel in der Schule 2.Oktober stand.“

Der 2.November wurde aber auch hier von einer Person benannt: „Stimmt, in der letzten Folge (589) sagte Ran, dass ihre Mutter im Oktober Geburtstag hat, und sie am 2. November!“

Allerdings zeigte eine andere Person Zweifel wegen der Untertitel an (die je nach Ausgabe scheinbar unterschiedlich sind).

Dann habe ich noch auf Fanfiction.de und myfanfiction geschaut. Da fand ich keine entsprechenden Foreneintrage.

Eine andere Seite spricht vom 30.07.

Tja,... so die vorläufigen Rechercheergebnisse!

Da also wie es aussieht offizell keine Einigkeit herrscht, habe ich mir jetzt hier den 10. November bestimmt.

Ich hatte mich erst auf den 2. Novmeber eingestellt und nun im Nachhein bei der Überarbeitung der FF festgestellt, dass die Kombination von Datum und Kapitel nicht ohne einen weiteren großen Aufwand zu vereinbaren sind.
 

PS: Falls wer der Überzeugung ist, es genau zu wissen, der möge sich bitte kurz melden. Dann würde ich mein Datum diesem anpassen.
 

Die Optische Täuschung war so etwas wie das hier:

http://www.youtube.com/watch?v=YfTXnETIu5o&NR=1

Unpässlichkeiten

Du zeigst mir den Pfad zum Leben.

Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle,

zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.

Psalm 16:11

Ehe ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich gekannt und ersehen und bevor du geboren wurdest, habe ich dich geheiligt.

Jeremia 1,5
 

Montagmorgen 13. November
 

Ran hielt sich alleine in der Küche auf. Sie beendete ihr Frühstück. Kaum hatte sie ihr Geschirr abgeräumt, huschte sie, noch ein paar Knabbereien in die linke und Tee in die rechte Hand nehmend, hoch in ihr Zimmer.

Hinter sich die Türe, mit ein wenig Schwung des Fußes und dem Rücken, schließend flitze Shinichis Freundin zum Bett. Fröhlich summend baute sie sich mit dem großen Kissen und den zwei kleineren, sowie der Decke ein gemütliches, kuscheliges Nest. Indem sie das dicke hinter den Rücken steckte, die anderen beiden einmal als Nackenstütze zusammengedrückt, das andere für unter die Füße benutze.

Noch schnell nach dem Buch gegriffen und weiter gelesen:
 

Du schleppst den Gedanken mit dir herum, dass Geld etwas Schlechtes ist. Und du trägst auch den Gedanken in dir, dass Gott gut ist. Sei gesegnet! Von daher sind innerhalb deines gedanklichen Systems Gott und Geld nicht miteinander vereinbar.
 

Nun, ich nehme an, in gewisser Hinsicht stimmt das. So denke ich jedenfalls.
 

Das macht die Dinge interessant, weil du es dir auf diese Weise erschwerst, für irgendetwas Gutes Geld zu nehmen. Ich meine, wenn du etwas als sehr »gut« beurteilst, erachtest du es hinsichtlich des Geldes als etwas Geringeres. Das heißt, je »besser« (sich im Wert steigernd) etwas ist, desto weniger Geld ist es wert. Das geht nicht nur dir so. Eure ganze Gesellschaft glaubt das. So verdienen eure Lehrer einen Hungerlohn und eure Stripteasetänzerinnen sich goldene Nasen. Eure kommunalen Führer verdienen im Vergleich zu euren Sporthelden so wenig, dass sie das Gefühl haben, sich noch anderweitig bedienen

zu müssen. Eure Priester und Rabbis leben nicht selten am Existenzminimum, während ihr euren TV-Entertainern das Geld hinterher wirft.

Denk mal darüber nach.
 

Ran tat es:
 

Ihr beharrt darauf, dass euch alles, dem ihr einen inhärenten hohen Wert zumesst, billig zukommen muss. Ihr habt diese Neigung, alles verkehrt herum zu betrachten, und diese wiederum entspringt einem falschen Gedanken. Der falsche Gedanke betrifft eure Vorstellung vom Geld. Ihr liebt es, und doch behauptet ihr, es sei die Wurzel allen Übels. Ihr betet es an, und doch sprecht ihr vom »schmutzigen Profit«. Ihr sagt, dass eine Person »stinkreich« ist.

Und wenn besagte Person tatsächlich dadurch vermögend geworden ist, dass sie »gute« Dinge tut, werdet ihr sofort misstrauisch. Ihr vermutet sogleich etwas »Unrechtes« dahinter.

Ein Arzt sollte also lieber nicht zu viel Geld verdienen oder aber lernen, die Sache für sich zu behalten. Und erst eine Geistliche! Die sollte nun wirklich besser nicht ein Spitzeneinkommen

haben (vorausgesetzt, ihr lasst überhaupt eine »Sie« Geistliche werden), sonst gerät sie mit Sicherheit in Schwierigkeiten.

Siehst du, in eurer geistigen Vorstellung sollte eine Person, welche die höchste Berufung erwählt, den niedrigsten Lohn erhalten.
 

Ran begriff die Ironie, überdachte ihre eigene Meinung, dachte an das Geld, dass Shinichi ihr geschenkt hatte: Es war so viel!, erinnerte sie sich zurück und ihr schlechtes Gewissen fiel ihr wieder ein, dass sie einfach so viel Geld angenommen und auch noch ausgegeben hatte:
 

Ihr habt euch jedes Mal, wenn ihr in eurem Leben eine Menge Geld hattet, großartig gefühlt. Ihr fandet es großartig, es zu bekommen und ebenso, es auszugeben. Doch wurden die Lehren anderer zu diesem Thema von euch dermaßen verinnerlicht, dass ihr eure Erfahrung zugunsten der »Wahrheit« verleugnet habt. Nachdem ihr euch jene »Wahrheit« zu Eigen gemacht hattet, habt ihr Gedankengebilde darum herum aufgebaut -Gedanken, die schöpferisch sind. Und ließet eine persönliche Realität um das Geld herum entstehen, die es von euch wegschiebt - denn warum solltet ihr danach streben, euch etwas anzueignen, was nicht gut ist?
 

Hmm.
 

„Stimmt!“, fand Ran kleinlaut:
 

Ja, »Hmm« ist richtig. Ihr solltet darüber nachdenken. Denn es ist wirklich ein sehr falscher Gedanke.
 

Jetzt hatte Shinichis Freundin genau aus dem gegenteiligen Grund ein schlechtes Gewissen.
 

Ich dachte, so etwas wie »falsch« oder »richtig« gibt es nicht.
 

Gibt es auch nicht. Es gibt nur das, was euch dienlich ist und das was euch nicht dienlich ist. »Richtig« und »falsch« sind relative Begriffe, und in diesem Sinn benutze ich sie, falls überhaupt.

In diesem Fall sind deine Gedanken über das Geld in Relation zu dem, was dir dient - in Relation zu dem, was du deiner Aussage nach haben willst -, falsche Gedanken.

Denk daran: Gedanken sind schöpferisch. Wenn du also glaubst, dass Geld etwas Schlechtes ist, du dich selbst aber für gut hältst ... na, du wirst schon sehen, welch ein Konflikt sich daraus ergibt.
 

Ran begriff, fühlte sich ertappt. Verlegen musste sie schmunzeln:
 

Wir haben es hier also konkret mit einer Ambivalenz hinsichtlich des Geldes zu tun. Ein Teil von dir lehnt es ab, und ein Teil grollt, weil du es nicht hast. Das Universum weiß nun nicht, was es mit dem Widerspruch anfangen soll, weil es zwei verschiedene Gedanken von dir empfängt. Also geht es in deinem Leben in finanziellen Dingen immer ruckweise zu, weil du diesbezüglich ruckweise agierst. Dir mangelt es an einer klaren Strategie; du bist dir nicht

wirklich sicher, was für dich richtig ist. Und das Universum ist lediglich eine große Kopiermaschine. Es vervielfältigt deine Gedanken.
 

Ran leuchtete das ein…
 

Am Abend
 

„Hey, wo warst du denn hin verschwunden?“, begegnete Yusaku Ran. Er lief auf dem oberen Flur, deutete auf Bücher, die sie auf dem Arm trug.

„Du meinst die hier?“, fragte sie ein wenig irritiert.

„Ja“, bestätigte Shinichis Vater amüsiert.

„Die habe ich nach dem Putzen mitgenommen.“

„Du hast geputzt?“

„Ja. Euer altes Haus ist mal wieder total vollgestaubt“, klärte die Tochter seines Sohnes ihn auf.

Woraufhin ihm für einen Moment die Gesichtszüge entglitten: „Du. Hast. Das. Haus. Geputzt!?“

„Äh, ja, aber ich bin noch lange nicht fertig.“ Ran war verwirrt: „Das stört dich doch nicht?“

„Nein, nein“, holte Shinichis Vater schnell seine Fassung zurück: „Das ist sehr nett von dir. Nur lass Shinichi den Rest doch besser selbst machen, damit er mal sieht, was das Ganze für eine Arbeit ist, ja?“

„Okay.“

Yukikos Mann war erleichtert.

Doch die nächste unpässliche Frage folgte prompt: „Was ist jetzt eigentlich mit dem Haus?“ „Also wir hatten uns das eigentlich so gedacht, dass Shinichi es zusammen mit dir bekommen soll, falls ihr beide es zur gegebenen Zeit haben wollt. Shinichi weiß das auch, deswegen hatte ich angenommen ihr hättet schon darüber gesprochen.“

„Nein.“

„Aber, verraten, was du da jetzt für Bücher hast, hast du mir immer noch nicht.“ Er hatte diese längst an deren Einbänden erkannt.

„Sherlock Holmes“, sagte sie noch ein wenig enttäuscht. Doch dann erhellte sich ihr Gemüt wieder: „Ich habe sie beim Wischen aus dem Regal genommen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich ihn eigentlich nur von Shinichis Erzählungen her kenne. Deshalb dachte ich, ich lese sie jetzt auch mal. Ich kann sie lesen, wenn ich ihn vermisse. Ich fühle mich ihm dann irgendwie näher.“, schaute sie Shinichis Vater fragend an: „Verstehst du was ich meine?“

Er nickte, lächelte oberflächlich.

„Viel Vergnügen“, meinte er noch, als sie ihren Weg fortsetzte.

„Danke“, drehte Ran noch einmal um.
 

Dienstagabend 14. November
 

„Puh“, der geschrumpfte Shinichi war erledigt. Auf dem Boden sitzend entledigte er sich der Schuhe.

Wieder aufstehend zog er die Jacke aus. Im Gegensatz zum Schulranzen, den er vorher abgezogen und liegen gelassen hatte, nahm er sie mit nach oben.

In seinem Zimmer seufzte er müde, krabbelte in sein Bett und war heilfroh, dass er endlich schlafen konnte.

Zumindest bis Heiji ihn mit seinem lauten Organ: „Hey, es gibt Abendessn!“, wach rief.

Er hatte sich erschreckt. Was ihn zu genervtem Stöhnen Anlas gab.

„Sag bitte noch Kazuha und Ran Bescheid! Du weißt ja, wenn ich sie rufe, ignoriert sie mich“, hatte deren Ex die Tür halb geöffnet.

„Ist gut“, sich den Kopf haltend rappelte Tokios Detektiv sich auf.
 

Während Heiji schon runter ging, suchte der Mini-Shinichi das Nebenzimmer auf. Dort fand er allerdings nur Kazuha, telefonierend, vor.

„Wo ist Ran?“, wollte er verdutzt wissen.

„Ich glaub sie is nach obn gegangn?“

„Nach oben?“, wiederholte er stirnrunzelnd.
 

Er ging nachsehen und tatsächlich: Er fand seinen Liebling ein Stockwerk höher.

„Conan?“, schaute sie überrascht zur Tür, als sie ihren kleinen Helden entdeckte. Ran saß in einem Schaukelstuhl gegenüber des Babybettes, hatte eine Decke auf dem Schoß. Die Vorhänge an dem großen Fenster waren zugezogen und das Licht war angenehm gedämpft eingestellt.

„Was machst du hier?“, fragte er irritiert.

„Lesen!“, antwortete sie keck.

„Du liest?“, kam er verblüfft näher: „Was denn?“

Er hatte sie fast erreicht.

„Sherlock Holmes“, hielt sie ihm das Buch entgegen: „Siehst du?“

„Sherlock Holmes?“, der Detektiv war wirklich verwundert: „Ich dachte du magst ihn gar nicht.“

Sein Liebling lächelte ihn an: „Tu ich auch nicht“, sagte sie vergnügt.

„Warum liest du ihn dann?“

„Wegen Shinichi. Er ist doch so ein riesiger Fan von ihm“, sie sah ein wenig traurig aus: „Ich vermisse ihn ein bisschen, weißt du.“

Der, von dem sie eigentlich sprach stand nun, ebenfalls traurig genau neben ihr, hatte die Seitenlehne mit den Händen umschlossen. Ihr weiter zuhörend schaute er zu ihr auf.

„Weißt du was, dieser Holmes ist gar nicht so langweilig. Es ist lustig weil ich es irgendwie schon kenne. Shinichi hat mich früher, als wir noch zusammen zur Schule gegangen sind oder auch auf dem Weg nach Hause ständig damit zugetextet. Er kann wirklich jede kleinste Kleinigkeit original getreu wieder geben“, sie war erneut traurig.

Ran…, nicht nur ihr ging es so. Niedergeschlagen senkte er den Kopf.

„Hey!“, zeigte sie in Richtung Wand.
 

Er folgte ihrem Blick, traute seinen Augen nicht: „Da- das i-ist ja Holmes!?“, stotterte er eigentlich vollkommen sprachlos, die Lebensgroße Figur seines Lieblingsdetektivs beeindruckt betrachtend. Fassungslos wurde Ran von ihm angesehen.

„Den habe ich zusammen mit Heiji, Kaito und Yusaku für Shinichi gemacht“, ernst schaute sie ihren kleinen Freund an: „Bitte verrat ihm das nicht. Es soll eine Überraschung für ihn werden, wenn ich ihm das Kinderzimmer mal richtig zeigen kann.“

Er hörte es an ihrer Stimme und sah es an ihren Augen, das sie es kaum erwarten konnte ihn wieder zu sehen.

Aber, Ran, der zwangsverjüngte Shinichi war verzweifelt.

Munter lächelte sie ihn an: „Du magst Holmes doch auch. Wenn du Lust hast, können wir zusammen lesen, ja?“, lud sie ihn auf ihren Schoß ein.

Der Miniatur Shinichi zögerte für einen Moment, nahm das Angebot dann aber sehr gerne, wenn auch ein wenig verlegen, an. Er ließ sich von seinem Liebling mit zudecken.

„Wir wechseln uns mit dem lesen ab, einverstanden?“, meinte sie und blätterte noch einmal zurück zum Anfang der Geschichte, las ihm die erste Seite vor.

„Okay, und jetzt du?“

Wie dem Bild eines Grundschüles entsprechend kam er ihrer lieben Aufforderung nach.
 

Einige Seiten ging es so weiter, bis das getrennt-vereinte Pärchen gestört wurde und zwar von Kogoro: „Ach, Mausebein. Da bist du ja. Conan! Wir warten unten die ganze Zeit schon auf euch!“

Die werdende Mami stupste ihn einfach mit einem vergnügten: „Okay, na dann komm“ von sich runter.

Der zukünftige Vater war enttäuscht: „Aber es war doch gerade so schön. Ran, können wir nicht weiter lesen?“, versuchte er sie umzustimmen.

„Können wir ja gleich tun“, meinte sie daraufhin.

Ran begleitend verließ er das Zimmer für sein und ihr Baby.
 

Mittwochmorgen 15. November
 

Die Küche hatte sie für sich alleine. Flink nahm sie sich vom Frühstück, bevor sie oben in ihrem Zimmer die Türe zumachte.

Zunächst schaltete sie das Radio ein, frühstückte mit hochgestellten Beinen. Wobei sie diese wie eine Art Ablage für die Schüssel nutzte.

Als sie aufgegessen hatte, stellte sie jene auf dem Schreibtisch ab, tauschte gegen das blaue Buch ein, schalte die Musik aus und umhüllte sich mit der Decke.

Gemütlich zog sie die Beine wieder hoch, hatte somit erneut eine bequeme Unterlage:
 

Das Leben ist eine Schöpfung, nicht eine Entdeckung. Ihr lebt nicht, um zu entdecken, was jeder Tag für euch bereithält, sondern um ihn zu erschaffen. Ihr erschafft eure Realität jede Minute und wahrscheinlich ohne es zu wissen. Hier folgt nun, warum das so ist und wie es funktioniert:

1. Ich habe euch nach dem Ebenbild Gottes erschaffen.

2. Gott ist der Schöpfer.

3. Ihr seid drei Wesen in einem. Ihr könnt diese drei Aspekte benennen, wie ihr wollt: Vater, Sohn und Heiliger Geist; Körper, Geist und Seele,- Überbewusstsein,

Bewusstsein oder Unterbewusstsein.

4. Die Schöpfung ist ein Prozess, der von diesen drei Bereichen eures Körpers ausgeht. Anders ausgedrückt: Ihr erschafft auf drei Ebenen. Die Instrumente der Schöpfung

sind: Gedanke, Wort und Tat.

5. Alle Schöpfung beginnt mit dem Gedanken (»geht vom Vater aus«). Alle Schöpfung geht dann über zum Wort (»Bittet, dann wird euch gegeben, sprecht und es wird euch getan werden«). Alle Schöpfung erfüllt sich in der Tat (»Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt«).

6. Das, woran ihr denkt, worüber ihr aber danach nie sprecht, erschafft auf einer Ebene. Das, woran ihr denkt und worüber ihr sprecht, erschafft auf einer anderen Ebene. Das, woran ihr denkt, worüber ihr sprecht und es tut, manifestiert sich in eurer Realität.

7. Es ist unmöglich, dass ihr an etwas denkt, es aussprecht und tut, wenn ihr dieses Etwas nicht wirklich glaubt. Deshalb muss der Schöpfungsprozess Glaube oder Wissen beinhalten. Der absolute Glaube geht über das Hoffen hinaus. Das Wissen um eine Gewissheit (»Durch euren Glauben sollt ihr geheilt werden«).

Deshalb beinhaltet der Teil des Tuns beim Schöpfungsakt immer Wissen. Dies ist eine tiefe, innere Klarheit, eine absolute Gewissheit, das totale Akzeptieren von etwas als Realität.

8. Dieser Ort des Wissens ist ein Ort innigster und unglaublicher Dankbarkeit. Es ist eine Dankbarkeit im Voraus. Und das ist vielleicht der bedeutsamste Schlüssel für das Erschaffen: dankbar sein vor der und für die Erschaffung. Dieses Für-selbstverständlich-Nehmen wird nicht nur entschuldigt, es wird dazu sogar ermuntert. Das ist das sichere Zeichen der Meisterschaft. Alle Meister wissen im Voraus, dass die Tat vollbracht ist.
 

Wow, dachte Ran, war ein klein wenig neidisch:
 

Shinichis Vater hingegen bevorzugte die Form des Schneidersitzes. Auch er befand sich, für sich alleine, in seinem Zimmer auf der Couch. Den Laptop hatte er auf dem Schoß abgestellt. Ein noch verschlossener Briefumschlag lag neben ihm.

Er hatte neun aktuelle E-Mails. Acht von ihnen waren Werbungen. Eine von Evan.

Die Erstgenannten landeten im Papierkorb, die Zweitgenannte wurde beantwortet.

Als das erledigt war, blieb dem Schriftsteller nichts anderes übrig, als sich dem Umschlag anzunehmen.

Er war wenig von dessen Inhalt angetan. Das Gesicht unwillig verziehend warf er, ohne sich vorher die Mühe zu machen das Blatt zurück ins Cover zu stecken, das Schreiben wieder neben sich.
 

9.Feiere und freue dich an allem, was du erschaffst, erschaffen

hast. Einen Teil davon ablehnen, heißt einen Teil von dir ablehnen. Erkenne als dein eigen an, beanspruche, segne, sei dankbar für das, was immer sich dir im Moment als Teil deiner Schöpfung zeigt. Verdamme es nicht (»Gottverdammt noch mal!«), denn es verdammen heißt dich selbst verdammen.

10. Wenn es einen Aspekt der Schöpfung gibt, der dir nicht gefällt, dann segne und ändere ihn einfach. Triff eine neue Wahl. Ruf eine neue Realität herbei. Denk einen neuen Gedanken. Sag ein neues Wort. Tu etwas Neues. Mach es hervorragend, und der Rest der Welt wird dir

folgen. Bitte sie darum. Ruf sie an. Sag: »Ich bin das Leben und der Weg, folge mir. «So manifestiert sich Gottes Wille »wie im Himmel so auf Erden«.
 

Wieder ein Wow. Diesmal ein laut ausgesprochenes:
 

Wenn das alles so einfach ist und es nur dieser zehn Schritte bedarf - warum funktioniert das bei den meisten von uns nicht?
 

Es funktioniert, bei allen von euch. Manche benutzen das »System« bewusst, in vollem Gewahrsein, und manche benutzen es unbewusst, ohne überhaupt zu wissen, was sie tun.

Manche von euch gehen ihren Weg in aller Wachheit, während manche schlafwandeln. Doch ihr alle erschafft eure Realität - ihr erschafft sie, ihr entdeckt sie nicht -, benutzt die Macht, die euch von mir verliehen wurde, und wendet den Prozess an, den ich gerade beschrieben habe.

Du hast gefragt, wann dein Leben »abheben« wird, und ich habe dir nun die Antwort gegeben. Dein Leben wird »abheben«, wenn du als erstes darüber nachdenkst und dir sehr klar darüber wirst. Denk darüber nach, was du sein, tun und haben willst. Denk oft darüber

nach, bis du dir völlig im Klaren darüber bist. Wenn du diese Klarheit gewonnen hast, dann denk über nichts anderes nach. Stell dir keine anderen Möglichkeiten vor. Verbanne sämtliche negativen Gedanken aus deinen mentalen Gebäuden. Verliere jeglichen Pessimismus. Entlasse alle Zweifel. Sag dich von allen Ängsten los. Diszipliniere deinen Geist und bring ihn dazu, am ursprünglichen schöpferischen Gedanken festzuhalten.
 

„Aber das ist so schwer!“ Ran jammerte.
 

Wenn deine Gedanken klar und beständig sind, dann fang an, sie als Wahrheit auszusprechen. Formuliere sie laut. Bediene dich des großen Befehls, der die schöpferische Macht aufruft: Ich bin. Mach diese Aussagen des »Ich bin« auch anderen gegenüber. »Ich bin« ist die stärkste schöpferische Aussage im Universum. Was immer du denkst, was immer du sagst, die entsprechenden Erfahrungen werden nach den Worten »Ich bin« in Gang gesetzt, herbeigerufen, zu dir gebracht. Das Universum kennt keine andere Weise des Funktionierens. Es kennt keine andere Route, die es nehmen kann. Das Universum reagiert auf das »Ich bin« wie der Geist in der Flasche.
 

„Ich bin“, sprach Ran nach. Wiederholte es noch dreimal mit immer fester, und sicher werdender Stimme:
 

Du sagst »Entlasse alle Zweifel, sag dich von allen Ängsten los, verliere allen Pessimismus« so, als ginge es darum, einen Laib Brot zu holen. Aber diese Dinge sind leichter gesagt

als getan. »Verbanne sämtliche negativen Gedanken aus deinen mentalen Gebäuden« könnte genauso gut heißen: »Erklimme den Everest - vor dem Mittagessen.« Das ist eine ziemlich gewaltige Anforderung.
 

Neale zustimmend nickte Ran entschieden.
 

Die Zähmung deiner Gedanken, die Kontrolle über sie ist nicht so schwierig, wie es vielleicht erscheint (übrigens, was das angeht, auch nicht das Erklimmen des Everest).
 

Ran lachte kurz erleichtert auf.
 

Laut aufseufzend, ließ er die Schultern nach vorne fallen. Er öffnete sein aktuelles Manuskript. Kritisch las er sich den verfassten Text von viereinhalb Seiten durch.

Frustriert schüttelte Yusaku den Kopf.

Das wird im Lebens nichts mehr, wanderte sein Blick noch einmal zu dem an ihn adressierten Brief.

Dann stand er auf und setzte sich vor seinen Schreibtisch. Zurückgelehnt saß er so eine lange Zeit grübelnd da, betätigte hin und wieder, tief durchatmend, die Taste zum hinunter oder herauf scrollen des Textes.

Schließlich raffte er sich den rechten Mundwinkel verziehend auf, stöhnend beugte er sich vor, seufzte, begutachtete noch einmal das Geschreibsel, bevor die zehn Finger schwerfällig ihre Arbeit aufnahmen.
 

Es ist alles eine Sache der Disziplin, eine Frage der Absicht. Der erste Schritt besteht darin, dass du lernst, deine Gedanken zu überprüfen,- über das nachzudenken, worüber du nachdenkst. Wenn du dich dabei ertappst, dass du negative Gedanken hegst - Gedanken, die deine höchste gedankliche Vorstellung von etwas negieren -, dann denk noch einmal!
 

„Hi“, freute Ran sich: „Das kann ich hinkriegen!“, hörte sich die letzte Bitte an:
 

Ich möchte, dass du das tust, buchstäblich. Wenn du denkst, dass du eine Depression hast, in der Patsche sitzt und nichts Gutes dabei herauskommen kann - denk noch einmal!

Wenn du denkst, dass die Welt ein grässlicher Ort ist, voller negativer Ereignisse - denk noch einmal. Wenn du denkst, dass dein Leben auseinander bricht und du es anscheinend nie wieder zusammensetzen kannst - denk noch einmal.

Du kannst dich dazu trainieren. (Schau, wie gut du es dir beigebracht hast, es nicht zu tun!)
 

Ich danke dir. Der Prozess wurde mir noch nie so klar und deutlich erklärt. Ich wollte, es wäre alles so leicht getan wie gesagt, aber jetzt verstehe ich zumindest besser - denke ich.
 

Gut. Falls du eine Repetition der Lektion brauchst -wir haben ja noch einige Leben.
 

Shinichis Vater seufzte, tippte weiter, stöhnte genervt. Frustriert betätigte er die Löschfunktion, woraufhin jeder Buchstabe einzeln nach dem anderen dahin verschwand wo er hergekommen war. Was letztlich zurück blieb, war der leere Hintergrund.

Yusaku begann unruhig und ärgerlich von vorne.
 

Ran gähnte. Müde klappte sie das Buch zu, änderte ihre sitzende Position in eine seitlich, liegende um. Sich gut zudeckend und einkuschelnd schloss sie die Augen.
 

Später
 

„Ran, du kannst zum Essen kommen?“, überrascht fand Eri ihre Tochter schlafend vor.

Leise schloss sie Türe wieder.

Auf dem Rückweg zur Treppe klopfte sie beim Mann ihrer Freundin an: „Yusaku?“, steckte sie den Kopf ins Zimmer.

„Was?“, entfuhr es ihm unbedacht gereizt. Er schaute vom Bildschirm auf.

„Wir wollen zu Mittag essen“, informierte die Anwältin: „Kommst du?“

„Nein, ich habe keine Zeit“, gab er ihr frustriert Antwort.

„In Ordnung. Dann werde ich Yukiko Bescheid geben, dass sie dir etwas hochbringen kann“, meinte sie ihn wieder alleine lassend.

Als wenn sie das täte, dachte er schnaubend, warf er der geschlossenen Türe einen abschätzigen Blick zu.

Der Mann der ehemaligen Schauspielerin machte da weiter, wo er aufgehört hatte.
 

Unten sah Yukiko ihre Freundin ohne Begleitung zur Küche kommen.

„Ran schläft und dein Mann arbeitet“, erklärte Eri auf den fragenden Gesichtsausdruck hin.

„Mit Schreiben?“

„Ja.“

„Was auch sonst“, ließ Shinichis Mutter verlauten. Sie klang resigniert, griff nach der ihr am nächsten stehenden Schüssel.

„Willst du ihm nichts hochbringen?“, schaute Eri ihre Freundin an, als diese das Schälchen gefüllt hatte und damit anfing es selbst zu verspeisen.

„Nein“, entgegnete Yukiko ihr traurig klingend: „wenn Yusaku schreibt ist er sowieso zu beschäftigt. Wenn ihm sein knurrender Magen einfällt, wird er sich schon versorgen. So ist es immer.“

Damit war für sie das Thema seufzend-abwertend erledigt.
 

Als Ran sich gähnend umdrehte und einen kurzen, noch müden Blick auf ihr Handy warf, war es sechs Minuten nach halb drei.

Eigentlich wollte sie noch ein wenig weiter liegen bleiben. Doch der Hunger trieb sie aus dem Bett.
 

Im Wohnzimmer traf sie auf ihre Mutter, die gerade gemeinsam mit Yukiko Wäsche faltete.

Goro lag faul unter dem Sofa. Nur des Katers Kopf schaute unter dem Vorstelltisch hervor.

Ein Miau verlauten lassend nahm er Shinichis Freundin zur Kenntnis.

„Na, Ran: Hast du gut geschlafen?“, erkundigte ihre Mutter sich leicht schmunzelnd.

„Ja.“

„In der Küche steht noch etwas vom Mittagessen für dich.“

„Danke.“
 

Yusaku raufte sich die Haare. Er hörte jemanden anklopfen.

Schnell atmete er tief durch, bevor er mit einem gefassten: „Herein?“ antwortete.

Es war Ran stellte er fest.

„Hi“, sagte sie: „Ich wollte dich nicht stören, aber Mama lässt fragen, ob du kurz mit mir Einkaufen fahren würdest. Sie würde selbst, aber Paps braucht heute das Auto und für mich alleine ist es zu viel.“

„Kann Yukiko nicht mit dir mitgehen?“, wollte deren Mann unterschwellig genervt wissen.

„Nein, sie hilft Mama“, erklärte sie.

„Na, dann!“, Shinichis Vater erhob sich schwerfällig: „Was, wir haben schon fast drei?“ Er war entsetzt, als er die Uhrzeit dabei auf der Taskleiste ablas.

„Ja“, bestätigte Ran leicht irritiert: „Ist das denn schlimm?“

Yusaku merkte, dass er sie beunruhigt hatte, schnell dämpfte er seine Impulsivität: „Eigentlich schon, aber was soll’s?“, er fuhr das Gerät herunter: „Ich komme sowieso auf keinen grünen Zweig. Da kann ich genauso gut andere Dinge erledigen“, ärgerte er sich resignierend den Deckel einfach schon recht unsanft zu klappend.

„Na, dann komm“, meinte er zu Ran auf sie zukommend, die ihn doch ein wenig fragend ansah.

Da er ihr von sich aus nichts weiter erklärte, nahm sie es hin.

Gemeinsam mit ihm zog sie Jacke und Schuhe an. Während er sich noch seinen Schal umlegte, holte sie die Einkaufsliste und das darauf platzierte Geld.

Nahe dem Auto betätigte Yusaku die Öffnungstaste des Schlüssels.

„Na, wenigstens brauchen wir nicht kratzen“, er grinste seine junge Begleiterin schon fast an, als er, wie auch sie, die Wagentüre öffnete und einstieg.
 

Yusaku drehte die Heizung auf.

Ran schaltete den CD-Spieler ein, klickte seine Lieder durch, was er nur beiläufig zur Kenntnis nahm.

Nachdenklichen Gesichtsausdruckes fuhr er schweigend ohne ein Wort zu sagen.

Sie sah ihn von der Seite her an.

Die sich alle paar Sekunden wechselnde Musikkulisse hörte auf.

Er schaute zu Ran, wie sie das Gerät mit einem Kopfdruck ganz abstellte.

„Entschuldige“, meinte sie.

„Wofür?“

„Ich wollte dich nicht stören.“

„Wie kommst du darauf?“

„Naja, du siehst so ernst aus. Bist du sauer oder so?“

„Ach so“, begriff Yusaku: „Ich habe gerade nur ein paar Probleme mit meiner Zeit auszukommen und ich überlege wie ich sie mir am besten einteile. Deshalb bin ich etwas ärgerlich.“

„Warum hast du das nicht einfach gesagt, dann wären wie eben morgen einkaufen gefahren, dann hätte Mama vielleicht auch das Auto oder ich wäre abends noch mit Kazuha gegangen. Oder Yukiko-“

„Das ist gut gemeint, Liebes, aber“, der Schriftsteller schüttelte den Kopf: „Das brächte mir auch nicht viel. Die Idee jetzt in die Stadt zu fahren ist keine schlechte. Vielleicht habe ich dann den Kopf klarer.“ Er seufzte.

„Ist es so schlimm?“, fragte Ran vorsichtig nach: „Kann ich dir irgendwie helfen?“

Er lächelte sie dankbar an: „Das ist lieb gemeint von dir, aber ich glaube nicht, dass du mir in diesem Fall helfen kannst. Es sei denn, du kannst meinen Baron von den Toten wieder auferstehen lassen.“

„Dein Baron?“, Ran dachte nach: „Du meinst den Baron der Nacht? Er ist gestorben?“

„Ja, unbeabsichtigt.“

„Wie ist das denn passiert?“

„Unterschiedlich“, meinte er nüchtern: „Meistens bricht er sich das Genick, weil er von einer Treppe oder einem Balkon stürzt.“

„Hm.“

Nach einer kurzen Pause hörte Yusaku sich ihre Frage an: „Kannst du es nicht so schreiben, dass der Baron nicht an Treppen oder Balkonen vorbei kommt?“

Yusaku lachte: „Wenn es nicht das ist, dann ist es was anderes. Ich habe allein heute schon elf Entwürfe verfasst, keiner kam über acht Seiten hinaus und endete jedes Mal mit dem gleichen Endergebnis.“
 

„Oh“, machte die Freundin seines Sohnes betroffen.

„Ja, oh“, versuchte Yukikos Mann es mit Humor zu nehmen: „Egal wie ich es drehe und wende: Mein Baron ist des Todes, ob mir das passt oder nicht“, er bog auf den großen Parkplatz des Supermarktes ein: „Mich beschleicht mittlerweile wirklich der Verdacht, dass die Erfolgszeiten des Barons nun endgültig vorbei sind. Ich sollte meinen Verleger anrufen und die paar Seiten noch zum letzen Band hinzufügen lassen und der Sache somit endlich ein Ende setzen.“ Yusaku hatte es ein wenig wehmütig gesagt.

Zusammen mit ihr stieg er aus und schloss ab.

„Aber“, fing sie beherzt zu appellieren an: „Du bist doch erfolgreich und deine Kriminalromane sollen wirklich gut sein. Deine Leser wären doch sicher fürchterlich enttäuscht, wenn du einfach so alles beenden würdest!“

„Die kämen schon darüber hinweg“, tat Shinichis Vater diesen Umstand geringfügig ab: „Du kennst doch sicherlich das Sprichwort: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, meinte er und lenkte zügigen Schrittes Richtung Eingang.

Er war abrupt losgelaufen, weshalb Ran Mühe hatte mitzuhalten.

Shinichis Vater merkte es und passte sich dem etwas langsameren Tempo an.

„Aber das ist doch schade“, fand die Freundin seines Sohnes bedauernd.

„Um ehrlich zu sein: Ich habe schon lange keine Lust mehr. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mich erst gar nicht mehr auf diesen Band eingelassen!“

„Macht es dir denn keinen Spaß mehr?“, fragte Ran nach.

Yusaku schüttelte den Kopf: „Weißt du, es ist nicht nur eine Schreibblockade. Die hat man als Schriftsteller immer mal. Das geht, jedem so.“ Er seufzte.

„Wenn es dir keinen Spaß macht, dann hör wirklich lieber auf. Deine Leser verstehen es bestimmt und außerdem hast du recht: Jede Geschichte geht mal zu Ende. Ich persönlich fände ein Happy End zwar schöner, aber da es ja eine Krimserie ist, muss es nicht unbedingt eins geben“, räumte sie ein.

„Danke“, lächelte er sie gutmütig an. Ehe er erneut tief seufzte.
 

„Dann hätten wir denke ich alles, oder?“, prüfend tauschte Shinichis Vater mit dessen Freundin einen Blick aus.

„Ja“, bestätigte sie noch einmal die Lise mit den Lebensmitteln abgleichend.

Yusaku bezahlte und kehrte mit ihr zum Auto zurück.
 

Gemeinsam räumten die beiden das meiste in den Kofferraum und die restlichen beiden Taschen auf die Rückbank, dann setzen die zwei sich schnell zurück ins warme Auto.

Er schaltete den Motor ein und fuhr los.

Ran setzte ihre Liedersuche fort. Sie schaltete ein paar Mal um, bis sie ein englisches Lied gefunden hatte, das ihrer momentanen, eigentlich doch vergnügten Stimmung, entsprach.

Das Auto, war schon einige Straßen weiter, da beugte sie sich um den Sitz so weit wie möglich nach hinten, versuchte in den Taschen zu kramen.

„Welche möchtest du?“

„Ich glaube die linke. Die mit den Reiscrackern drin.“

„Hier“, griff Yusaku selbst nach hinten und reichte ihr die Tüte, sodass sie das gewünschte Objekt herausholen konnte.

Rasch war die Verpackung aufgerissen und der erste Happen angebissen.

Er bekam, sich wieder auf die Fahrbahn konzentrierend mit, wie die Freundin seines Sohnes es sich genüsslich schmecken ließ.

„Langsam wirst zu einem richtigen Leckermaul!“, stellte er amüsiert fest: „Nimm nicht zu viele. In zweieinhalb Stunden gibt es schon fast Abendessen!“

Sie schaute ihn an, ließ sich von der Seite her mustern: „Obwohl, bis dahin bist du bestimmt schon wieder hungrig?“

„Bestimmt“, grinste sie: „Das Mittagessen ist schon wieder so lange her.“

Ich hatte noch nicht mal eins, verspürte Yusaku seinen eigenen Magen grummeln.

„Hier, möchtest du auch?“, lächelnd hielt sie ihm einen Cracker vor die Nase.

„Ah, danke schön“, nahm er diesen nur allzu gerne entgegen: „Dann weiß ich ja, wer mir am Wochenende mal hilft den Wagen zu entkrümeln“, grinste er breit.

„Ja, ich!“, erkannte Ran, dass er natürlich sie meinte. Wobei sie sich rechtfertigte: „Aber so schlimm bin ich nicht. Heiji krümelt mindestens genauso viel. Ich bin ganz vorsichtig siehst du?“

„Ja, das das weiß ich, du Vielfraß. Nur, mit dem Unterschied, dass Heiji nicht im Auto isst. Im Gegensatz zu einer gewissen Freundin meines Sohnes!“

„Ich bin eben schwanger, da darf man sowas.“

„Damit wirst du wohl recht haben“, grinste er über die freche Antwort.
 

„Sag mal hättest du etwas dagegen?“, fragte er sie plötzlich einen weiteren Cracker entgegennehmend: „Wenn wir einen kleinen Umweg machen würden und du mir einen guten Friseur empfiehlst? Dann habe ich wenigstens das schon mal hinter mir.“

Sie reagierte überrascht, antwortete aber schnell: „Na, klar“, erklärte sie den Weg den er fahren musste.

„Meinst du hinter dir wegen der Veranstaltung zu der du am Montag musst?“

„Jap!“

„Yusaku?“, hörte er sie schmeichelnd: „Kann ich mit dahin kommen?“

„Wenn du willst“, antwortete er ihr süffisant in gleicher Stimmlage: „Aber was willst du denn da bei so einer langweiligen Bücherpräsentation?“ Es war deutlich, dass er bereits einen starken Verdacht hatte.

„Asai Takeo ist doch auch da.“

„Joha, magst du hin?“, dessen Konkurrent zog amüsiert seine Augenbrauen hoch.

„Ja“, schwärmte sie: „Er hat so einen schönen Schreibstil und schreibt so spannend!“

„Besser als ich?“

Ran sah prompt unsicher aus: „Äh, also“, hatte er sie in Verlegenheit gebracht: „das weiß ich nicht so genau“, versuchte sie sich aus der Affäre zu ziehen.

Yusaku ließ sie.
 

„Na, haben wir ein Glück“, fand Yusaku es mit Humor: „Kein Parkplatz weit und breit.“

Er wendete und fuhr weiter.

Schließlich hatte er ein Stück entfernt doch einen gefunden. Das Auto dort abgestellt, ging er mit ihr zu Fuß.
 

Ran setzte sich auf einen Stuhl, wo sie geduldig wartete. Eine Zeitschrift aufgeschlagen, blätterte sie ein wenig herum.

Sie schaute auf, als weitere Kundschaft herein kam. Es war eine hübsche Frau, schätzungsweise mittleren Alters. Ran sah zu, wie die Friseurin ihre Arbeit verrichtete.

Sie überlegte erst, bevor sie auf einmal aufstand und zu Yusaku lief.

„Hi“, bemerkte er sie plötzlich verdutzt neben sich.

„Ich wollte dich fragen, ob du mir Geld leihen kannst. Ich habe meins zu Hause gelassen. Ich geb es dir dann gleich wieder“, mit zusammengelegten Händen schaute sie ihn bittend an.

Er segnete den Wusch durch ein: „Ist gut“ ab.

Als er fertig war, war er derjenige, der warte.
 

„Hey, schick!“, meinte er auf die Freundin seines Sohnes entgegenkommend kommend, die, ihre Haare jetzt nur noch etwa bis knapp über der Schulter trug, zu ihm zurück kehrte.

„Oh, steht dir wirklich gut. Jetzt siehst du wie eine richtige erwachsene junge Frau aus!“, begutachtete er Rans stufigen Schnitt genauer.

„Danke“, freute sie sich ein wenig verlegen.

„Zu schade, dass Shinichi dich jetzt nicht so sieht“, fand Yusaku ein wenig bedauernd klingend. Doch dann zeigte sich seine gute Stimmung wieder auf seinen Gesichtszügen: „Wirklich sehr hübsch!“

„Danke, ich finde, dass du auch sehr gut aussiehst!“, gab Ran ihrerseits das Kompliment zurück: Er bedankte sich gleichfalls und bezahlte.

Der Freundin seines Sohnes die Tür aufhaltend trat er mit dieser hinaus auf die Straße: „Du bist so eine Nachmacherin“, begann er sie zu necken.

„Na und? Wenn wir schon mal beim Friseur sind und ich warten muss“, verstand sie den Scherz und nahm es entsprechend verspielt auf: „Da kann ich das doch ruhig machen: Was ist schon dabei?“, streckt sie ihm frech die Zunge raus.

Woraufhin Yusaku sie verschmitzt mit einem lauten, entrüstenden: „Hey!“, tadelte.

Ran lachte ihn an und er lachte zurück.
 

„Brr“, rieb Eris Tochter sich weiter laufend über die Arme.

„So kalt?“, fragte er die werdende Mami, die leicht zitternd zusammenkauerte.

Auf die andere Straßenseite wechselnd, rieb Yukikos Mann ihr über den oberen Teil des Rückens. Sie seitlich in den Arm nehmend, ließ er Ran sich bei sich wärmen.
 

„Oh, Ran! Is that you?“, hörten die zwei auf einmal eine aufgekratzte Frauenstimme aus den anderen Fußgängern heraus.

„Oh, nein!“, rief Ran unwillig.

„Was?“

Schnell versuchte sie einen total überrumpelten Yusaku mit sich herum zudrehen und ihn hinter sich herziehend davon zu laufen: „Sie hat mich gesehen!“

Doch blieb er nach einigen Augenblicken einfach stehen, sodass sie beim fester am Arm ziehen, den Widerstand spürte, was sie dazu veranlasste sich energisch drängend an ihn zu richten: „Bitte komm schnell mit. Ich will nicht, dass sie mich so sieht!“, fing sie zu quengeln an: „Und reden will ich erst recht nicht mit ihr: Das ist viel zu peinlich! Bitte, Yusaku, komm mit!“

„Wer denn?“, wurde sie stirnrunzelnd gefragt: „Ran, wer soll dich nicht sehen?“

Er sah ihr an, dass sie kurz davor war in Tränen auszubrechen: „Bitte Komm mit“, wimmerte sie ihn fehlend an.
 

„Huhu, Ran! Wait a second, please!”

Zum Entkommen war es nun zu spät: Eine gewisse blondhaarige Frau war nur noch einige Meter von Shinichis Freundin und deren Begleiter entfernt und auch diese wurden rasch von der Dame zurück gelegt.

Ran war entsetzt, als Yusaku einen letzten Fluchtversuch, am Arm durchaus ein wenig unsanft zupackend, unterband und sie einfach vor sich umdrehte, leicht stupste, sodass sie unbeholfen ein paar Schritte nach vorne stolperte.

„Oh, well! Ran, it’s you! Warum du rennst mir weg?”, wunderte sich die Amerikanerin mit Akzent.

Ihre ehemalige Schülerin stand wie angewurzelt.

Freundlich, wie Yusaku war, half er aus der Klemme.

„I’m Yusaku Kudo“, streckte er der Fremden in deren Sprache antwortend die Hand entgehen.

„Oh, well: very nice!“, reagierte diese hocherfreut, wenn auch ein wenig schrill: „I’m Jodie Staling: Till recently, I was Ran’s English teacher.“

„It is my pleasure“, äußerte Shinichis Vater weiterhin die englische Sprach nutzend.

Die Schonfrist für die werdende Mami war zu Ende: „Aber Ran, warum läufst du denn weg vor mir? Freust du dich denn gar nicht mich wieder zu sehen?“

Hilflos blieb ihr nichts anderes übrig, als die gestellte Frage zu beantworten: „Äh, doch!“, log sie ohne dabei rot zu werden, was Yusaku ziemlich zum Grinsen fand.

„Oh, wie die Zeit vergeht!“, klatschte Jodie total entzückt auf die Rundung starrend in die Hände: „Was für ein schöner, hübscher Babybauch. Man kann es ja schon richtig sehen. Und einen neuen, schönen Haarschnitt hast du auch!“

„Danke.“

„Es war ja eine so Gemeinheit, dass sie dich suspendiert haben!“, redete die FBI Agentin empört wie ein Wasserfall: „Dabei ist er doch so schön. Nein, nett war das wirklich nicht! Wolltest du mich deswegen nicht sehen? Ran, wäre es nach mir gegangen du hättest bleiben können. Sonoko erzählt mir manchmal von dir. Aber viel verraten tut sie über dich nicht. Im wievielten Monat bist du jetzt? Im siebten?“

„Nein, erst im sechsten“, korrigierte Ran zurückhaltend.

„Oh, wie schön: Da habe ich mich ja leicht verschätzt. Aber was heißt erst? Dann hast du ja in weniger als vier Monaten ein süßes, kleines Baby auf die Arm!“

Ran lächelte darauf nur verlegen.

Yusaku verhielt sich still, verschmolz unauffällig mit der Umgebung.

„Oh, ich freue mich so für dich. Du wirst sicher eine ganz wundervolle Mutter sein. Was wird es denn ein Mädchen oder ein Junge!?“

„Ein Mädchen.“

„Oh, well! Dann hast du auch schon einen hübsche Name für sie ausgesucht?“

„Nein.“

„Oh, dann du musst einen aussuchen, Ran. Sonst ist die Kleine da und du hast keine Zeit mehr.“

„Ja.“

„Oh, well! Wenn deine süßes Töchterchen da ist, dann musst du unbedingt mal vorbei kommen und sie zeigen!“

„Ist gut.“

Jodie schaute auf ihre Armbanduhr: „Oh, no! So spät ist es schon!“ Sie sah ihre ehemalige Schülerin entschuldigend an: „Tut mir leid, aber ich muss mich jetzt schnell beeilen. Ich habe noch einen wichtigen Termin.“ Schnell holte sie eine Karte heraus: „Hier“, meinte sie: „Melde doch mal und erzähl wie es dir geht, ja!?“, drückte Jodie ihre Nummer in Rans Hand: „Mach es gut.“

„Und sie auch Herr Kudo. Auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen“, verabschiedete sich auch Yusaku ihre Hand noch einmal entgegennehmend.

Schmunzelnd schaute er der aufgekratzten Amerikanerin nach.

Er hörte Ran neben sich erleichtert Luft holen.

Sie sah wie er sich über sie amüsierte. Wütend blaffte sie ihn an: „Warum hast du das gemacht!? Das war so gemein von dir, mich einfach auszuliefern!“

„Ich habe dich nicht ausgeliefert.“

„Doch hast du!“ Zügig ging sie.

Bis zum Auto lief Yusaku neben der Freundin seines Sohnes her, die kein Wort mehr mit ihm wechselte.
 

So fuhr er mit ihr nach Hause. Das Auto vor dem Haus parkend, schaltete er den Motor aus: „Du lebst doch noch“, meinte er.

„Ja, gerade eben!“

Bittend schaute er sie an: „Redest du wieder mit mir?“

„Nein!“, entgegnete sie noch immer eingeschnappt.

„Warum nicht?“

„Weil du mich total bloßgestellt hast vorhin. Das war so gemein von dir!“

„Ich habe dich doch gar nicht bloßgestellt. Deine Lehrerin war ganz entzückt von dir“, er zog während er sprach seine Augenbraue hoch: „Wie übrigens mit Sicherheit eine Menge anderer Leute, wenn du sie nur lassen würdest. Was ist daran so schlimm für dich. Erklär es mir, bitte.“

„Was gibt es da zu erklären: Es ist einfach peinlich! Ich bin erst siebzehn: Was ist daran nicht zu verstehen?“, heulte sie fast.

Yusaku seufzte, sagte für einen Moment nichts. Dann wählte er seine Worte bedächtig. Es waren nur sieben an der Zahl: „Mach es dir doch nicht so kompliziert!“

„Was?“
 

Er schaute die Freundin seines Sohnes, sich mit einem Arm auf dem Lenkrad abstützend, resigniert schmunzelnd an: „Ich weiß wirklich nicht wer von euch beiden schlimmer ist. Shinichi oder du. Soll ich es aufgeben euch klar zu machen wie wunderbar ihr seid und warten bis der Groschen irgendwann von selbst fällt, hm?“

Ran erwiderte seinen Blick. „Ich wusste nicht, dass es für Shinichi auch so schlimm ist“, sagte sie leise.

„Schlimm ist das aus meinem Blickwinkel betrachtet eigentlich nicht: Weder für ihn noch für dich“, erwiderte Yukikos Mann ein wenig frustriert: „Ihr seid es, die euch das Leben so schwer machen“, er stieg aus: „Ihr seid die einzigen, die entscheiden wer ihr sein wollt und das nach außen hin zu zeigen wäre euer gutes Recht!“, äußerte er sich noch, ehe er die Türe zufallen ließ: „Warum macht ihr es nicht einfach? Was kann euch schlimmstenfalls passieren? Was wollt ihr machen, wenn ihr wirklich mal Probleme bekommt?“

Ran kam auch heraus. Er sah, dass sie zum Nachdenken gebracht hatte.

„Gott ist doof!“, grummelte sie.

„Total“, stimmte er ihr sofort zu.

Geteiltes Leid war halbes Leid.
 

„Du hast recht“, gab sie bedrückt zu: „Ich habe mich kindisch benommen.“

Er machte eine paar Schritte Rückwerts und legte einen Arm seitlich um sie. Gutmütig zog er sie sanft mit: „Von mir aus kannst du dich gerne weiterhin kindisch benehmen. Das mindert deinen Wert keineswegs.“ Yusaku nahm Blickkontakt mit der werdenden Mami auf: „Mir ist nur wichtig, dass du es dir nicht unnötig schwer machen musst. Wenn du es natürlich kompliziert haben willst, dann sag es mir einfach und ich ärgere dich nicht, abgemacht?“ Er lächelte sie breit an.

Sie lächelte zurück, ließ sich noch ein wenig mehr umarmen: „Ja, eigentlich wollte ich das gar nicht. Warum muss das so schwierig sein?“

„Weil wir eben die Peinlichkeiten erfunden haben“, meinte er: „Wäre doch so langweilig ohne sie!“, knuddelte er sie überschwänglich.

„Wieder Freunde?“, wollte er verschmitzt wissen.

„Wieder Freunde!“, weiter lächelnd wischte Ran sich eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel.

„Danke!“, hörte er sie.

„Keine Ursache: Jetzt hau ab und sag den anderen, dass sie beim rein tragen helfen sollen.“

„Ist gut!“, antwortete Ran wieder guter Dinge.

Yusaku beugte sich die Hunde begrüßend hinunter, schaute zu, wie sie flink nach oben lief.
 

„Wir sind wieder da!“, machte sich die werdende Mami vergnügt lautstark bemerkbar: „Kommt und helft uns!“

„Ihr wart aber lange weg“, meinte Eri: „Oh, neuer Haarschnitt? Hübsch!“

„Danke, Mama.“

„Hi, Paps!“, sah sie ihren Vater auf sich zukommen: „Schau mal“ strahlte sie: „Meine Haare!“

Kazuha, ihr kleiner Freund und Heiji hatten sie ebenfalls rufen gehört.

„Wow, Ran!“, wurde jene von ihrer Freundin zum neuen Schnitt beglückwünscht.

„Ja, sieht echt gut aus!“, stimmte deren Ex-Freund zu.

„Danke.“

Woraufhin besagter einen ablehnenden Blick kassierte.

Der geschrumpfte Shinichi war der einzige, der nicht meinte wie toll die Haare wären. Er stand mit offenem Mund, schockiert da. Brachte auch nichts heraus, als sein Liebling ihn ansprach: „Conan, was ist los? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen“, sie ging vor ihm in die Hocke: „Was sagst du zu meinem neuen Haarschnitt, findest du ihn auch gut?“
 

„Hey, kommt ihr mir jetzt helfen, oder muss ich etwa alles alleine machen!?“, tadelte Yusaku gut gelaunt ins Wohnzimmer kommend. Er war mit zwei großen Taschen bepackt, die Eri und Heiji ihm abnahmen. Anschließend liefen alle runter.

Nur Conan nicht. Auf seinem Gesicht spielte sich immer noch sein Entsetzen.
 

Kazuha half den Tisch zu decken, weswegen ihr Ex-Freund nach oben ging.

„Hey, es gibt gleich Essn!“, öffnete er die Zimmertüre. Er kam rein, fand seinen Freund auf dem Bett vor, der Rans Bild in einer Hand festhielt und anschaute.

„Alles klar bei dir?“

Der kleinere Detektiv drehte seinen Kopf, sah traurig aus.

„Hey?“, Heiji runzelte die Stirn. Er setzte sich, war bereit zuzuhören.

„Du-“, begann der zwangsverjüngte Shinichi: „Was vermisst du an Kazuha am meisten?“

Osakas Oberschülerdetektiv war verwirrt über diese Frage, antwortete jedoch achselzuckend: „Ihre abwertendn Blicke und ihre Launenhaftigkeit wohl am wenigstn.“ Er überlegte. Dann wollte er wissen: „Warum frags'u?“

„Ran hat ihre Haare abgeschnitten“, hörte er den kleineren Detektiv. Er klang auffällig tonlos.

„Ich weiß“, reagierte Heiji verdutzt auf diese Aussage: „Ich war vorhin auch untn un hab sie gesehn. Es macht echt was her.“

„Findest du?“, die Stimme des Mini-Shinichis blieb ausdruckslos.

„Ja, du denn etwa nich?“, er schaute seinen Freund an, welcher erneut das Bild betrachtete.

„Das war das einzige an das ich mich noch genau erinnern konnte“, sagte er mehr als nur niedergeschlagen, regelrecht trauernd: „Ihre Haare, Heiji. Sie waren das einzige, an das ich mich noch erinnern kann.“

„Du meins-“, glaubte Kazuhas Ex-Freund zu begreifen.

Der kleine Shinichi schaute seinen Freund flehend an: „Sie hat es abgeschnitten. Sie hat es einfach abgeschnitten! Ich vermisse sie so sehr, Heiji: Ich vermisse Ran. Ich vermisse alles an ihr! Ihre langen Haare, sie sind das einzige gewesen, an das ich mich erinnern kann“, überkam ihn erneut hilflos die Erinnerung an seine letzte, und bisher einzige Nacht, die er mit ihr hatte verbringen können. Daran wie er sich ihn ihnen, regelrecht auf Grund des grauenhaften Schmerzes, vergraben hatte.

„Hey“, bemühte Heiji sich sehr zu trösten. Er legte ihm Halt geben wollend seine Hand auf die Schulter: „Sei nich traurig. Sie werdn doch wieder nachwachn, Shinichi!“

„Und wenn sie, sie wieder abschneidet, Heiji?“, in den Augen seines Freundes begannen Tränen zu schimmern.

„Hey, Shinichi!“, Heiji schluckte: „Wenn sie das macht, is es doch auch nich so schlimm. Sie bleibt doch trotzdem dieselbe.“

Der kleinere Detektiv antwortete nicht, weshalb ein sorgenvolles, dringliches: „Oder etwa nich, Shinichi?“ folgte.

„Doch“, hörte Heiji erleichtert den Miniatur Shinichi einräumen: „Aber es wäre nicht mehr das gleiche. Ich habe ihre Haare geliebt“, der kleine Detektiv war tränenerstickt.
 

„Komm mit, Shinichi: Lass uns zum Abendessen gehn“, meinte Heiji, der sich selbst hilflos fühlte und nicht wusste, wie er seinen Freund aufmuntern konnte.

Er half ihm hoch.

Wortlos ließ Rans Freund den Kopf hängen, ging neben dem Größeren nach unten.

Yusaku, Osakas Oberschülerdetektiv in Begleitung seines Sohnes kommen sehend, schloss seinen Mund ohne etwas zu sagen wieder.

Einen Blick mit Heiji wechselnd ließ er sein Kind in Ruhe, welches still aufaß.

„Kann ich aufstehen?“

„Ja“, wurde ihm von Kogoro erlaubt.
 

Der Detektiv verließ das Haus. Er ließ die Hunde, ohne sie zu streicheln, die Türe hinter sich zu ziehend, zurück.

Ziellos lief er bis in die Stadt.
 

Yusaku saß vor seinem Laptop, zermarterte sich das Gehirn. Mehrmals tippte er, löschte, schaute auf die Uhr.

Es klopfte bei ihm an der Türe.

„Hallo, Yusaku“, war er der Professor zusammen mit Ran.

„Oh, hallo“, seufzte der hoffnungslose Kriminalautor frustriert.

„Hast du ein Problem?“, erkundige der ehemalige Nachbar sich hilfsbereit.

„Eins ist gut“, seufzte Gefragter erneut, aufstehend und den Laptop ausschaltend.

„Wenn ich dir helfen kann oder wieder gehen soll, dann-“

„Ach nein, ich komme hier sowieso nicht voran. Da kann ich genauso gut mit euch Joga machen. Vielleicht geht es mir dann ja besser“, kam Shinichis Vater um den Schreibtisch herum und ging zum Sofa, falte die Decke auseinander.
 

Im Anschluss brachte er den Professor noch zur Tür, schaute dann kurz bei Heiji vorbei: „Ist Shinichi wieder hier?“, welcher mit einem bedauernden: „Nein“ den Kopf schüttelte.

So kehrte Yusaku, die Schultern hängen lassend und tief seufzend an den mittlerweile verhassten Laptop zurück und das Spielchen tippen, löschen und auf die Uhr-sehen begann von neuem.
 

„Hu!“, erschreckte Ran aus dem Bad tretend, als ihr kleiner Freund beinahe von ihr umgerannt worden wäre: „Conan: Sag doch was, dass du auch ins Bad muss-t.“

Er starrte sie nur verzweifelt an.

Yusaku hörte die beiden auf dem Flur gedämpft von seinem Schreibtisch aus. In dessen Zimmer es nichts weiter als das leise Summen des tragbaren PCs gab.

Besorgt ging sie in die Hocke: „Was hast du? Was ist los, Conan!?“

„Conan?!“, forderte Ran ihn noch einmal auf.

„Du-“, er musste heftig schlucken: „Du- du hast deine Haare abgeschnitten.“

„Ja, gefallen sie dir denn nicht?“

„Überhaupt nicht.“

„Aber was ist denn dabei?“ Seine Ran war nicht in der Lage das Problem ihres Freundes verstehen zu können.

Sie merkte nur wie er immer mehr danach aussah, als würde er zu weinen anfangen.

„Hey, Conan: Sie wachsen doch wieder nach. Ich habe nur gedacht es wäre mal etwas anderes. Ist das denn nicht okay?“

Der zwangsverjüngte Shinichi schluckte: „Doch“, bemühte er sich darum aufrichtig zu lächeln.

„Dann ist ja gut“, meinte seine Liebste darauf wieder beruhigt: „Ich dachte schon. Komm ich bring dich ins Bett“, hielt sie ihm lächelnd eine Hand hin.

„Ich will jetzt noch nicht schlafen.“

„Aber es ist doch schon spät.“

„Bitte, ich will noch nicht. Ich möchte noch- ich möchte noch Zeit mit dir haben: Bitte, liest du mir noch was vor?“

Sie sah in seine Augen, die sie sehnlich anflehten. Sie konnte nicht Nein sagen: „Na, schon“, ließ sie sich zerknirscht breit schlagen: „Was möchtest du denn hören?“

„Sherlock Holmes!“

„Einverstanden“, Conan begleite an der Hand gehalten Ran, die eine Treppe höher zum Kinderzimmer stieg. Sie nahm das Buch von der Kommode, wollte wieder gehen.

Verblüfft drehte sie sich noch einmal um: „Conan?“

Er hatte sie los gelassen, war zum Schaukelstuhl gelaufen, hielt sich mit beiden Händen fest: „Bitte, Ran. Ich will hier vorgelesen bekommen. Nur mir dir, bitte!“, bettelte er regelrecht.

„Okay“, reagierte Ran über seinen Ton mehr als perplex. Sie kam, das noch gedämmte Licht einschaltend, zu ihrem kleinen Schatz.

Er hob die Decke von der Sitzfläche, damit sie sich setzen konnte.

„Na, komm“, lud sie ihn liebevoll ein und half ihm hoch. Sich von ihr gut zudecken lassend, kuschelte er sich an sie.

Sanft schaukelte sie sich selbst und ihn ein wenig.

Ihrem Vorlesen lauschend genoss er ihre Nähe.
 

Ran spürte, wie er allmählich immer mehr an sie schmiegte, die Augen schloss und ruhig atmete.

„Conan, schläfst du schon?“, fragte sie ihn vorsichtig.

Woraufhin er sofort die Augen aufschlug und sie ansah: „Lies weiter, Ran, bitte. Ran ließ weiter!“, bettelte er kindlich.

„Ist gut“, lächelte sie ihn sanft an und kam der Bitte geduldig nach.
 

Ran unterbrach das Vorlesen.

„Conan?“, fragte sie zaghaft und leise.

Erst nachdem sie keine Antwort bekommen und noch einmal nachgeharkt hatte, war sie sich sicher, dass ihr kleiner Liebling eingeschlafen war.

Vorsichtig manövrierte sie sich mit dem Kind auf dem Arm aus dem schaukelnden Stuhl.

Es war nicht mehr ganz so leicht wie früher ihren kleinen Freund zu tragen.

Die Zimmertüre schließend, ging sie sich am Geländer der Treppe abstützend, runter.
 

Bei Heiji klopfte sie an, der überrascht war sie mit seinem kleinen Freund, seitlich neben dem Babybauch gehalten, zu sehen. Er legte den Manga beiseite.

„Entschuldige, ich will ihn nur kurz ins Bett bringen“, kam sie rein.

„Is er bei dir eingeschlafn?“

„Ja.“

Kazuhas Ex stand auf, half der Freundin seines Freundes.

Gemeinsam betteten sie den kleinen Detektiv. Sie deckte ihn noch zu, richtete sich dann auf: „Heiji?“

„Ja?“

„Ich hätte da eine Frage an dich.“

„Welche?“

Ran schaute auf das ruhige Kind: „Conan ist wieder irgendwie so traurig und ich weiß nicht warum. Es ist wie beim Campen weißt du noch? Ständig sieht er mich an, als würde er am liebsten laut anfangen zu weinen. Ich weiß einfach nicht was er hat. Heiji, könnest du bitte noch einmal mit ihm reden?“

Ich glaub nich, dass das viel bringt, dachte er, antwortete jedoch unbefangen: „Sicher.“

Es tat ihm fast weh wegen Rans aufrichtigem Danke.
 

„Ran, sie ist weg.“

Heiji schaute von der Tür nach unten: „Shinichi, du bist wach?“

„Glaubst du ich habe es nicht gemerkt, wie ihr mich hingelegt und über mich geredet habt? Was soll ich ihr denn sagen? Dass ich geschrumpft bin und vielleicht nie wieder zu ihr komme!?“

„Shinichi, sieh nich so schwarz. Das mit dem Gegenmittel sieht doch vielversprechend aus!“

„Spürst du etwa noch nichts?“

„Du etwa?“

„Nein, ich mach mir nur Sorgen, dass es wieder passieren könnte, weißt du?“

„Das wird schon!“

„Hoffentlich.“

„Meins'u, du kanns schlafn?“

„Klar.“

„Okay, dann mach ich das Licht aus, ja?“

„Ja.“
 

Das Zimmer wurde dunkel. Der kleinere Detektiv hörte wie der größere sich ins Bett legte, zudeckte und schließlich konnte der Mini-Shinichi am Rhythmus des Atems erkennen, dass er nun ganz alleine war.

Er legte seinen Kopf zu Seite, sah die Konturen seines Freundes, fühlte sich einsam.

Unglücklich drehte er sich auf die andere Seite, die Zeit bis zum Einschlafen verbrachte er mit Erinnerungen, all den schönen Momenten, die er mit ihr hatte. Langsam in das Reich der Träume abdriftend geriet er in die Lage die letzten Morgenstunden als Shinichi, in seinem richtigen Körper, neben Ran zu liegen. Seine Haut an ihrer zarten zu spüren, ihren angenehmen, für sie so typischen Eigengeruch wahrzunehmen. Da waren sie wieder, die langen, braunen Haare, die er so über alles- sein Verstand meldete sich. Rief ihm ins Gedächtnis das sie abgeschnitten waren.

Er wollte nach ihrem Haar greifen. Doch es war kurz, so kurz! Aus tiefster Seele verzweifelt klammerte er sich fest an sie, sie entglieten ihm, Ran entglitt ihm. Ihre Beine, Arme. Schließlich war sie ganz weg und er alleine, ganz alleine.

Der Körper des Oberschülerdetektivs kauerte sich, wie auch ihm Traum selbst, unter der Decke zusammen.

In dieser Nacht liefen Tränen über das Gesicht des geschrumpften, schlafenden Shinichis.
 

Samstagnachmittag, 18. November
 

„Danke.“

Yusaku beobachtete seinen Sohn beim entgegennehmen des Gegenmittels.

Die Transaktion war abgeschlossen. Gemeinsam verließen die drei Oberschüler den Raum.

Ai begleitete sie, ließ Tadashi beim Professor.

Yusaku schenkte noch zwei weitere Tassen Tee ein.

„Bist du weiter gekommen?“

„Nein, schön wäre es!“, beantwortete er Agasas Frage.

„Aber dein großer Tag ist doch schon am Montag“, machte sein Joga-Freund sich Sorgen.

Yusaku lächelte bitter, setzte sich wieder: „Weiß ich, aber was soll ich machen? Um es nachträglich hinzufügen zu lassen ist es zu spät und noch mal ein ganzes Buch verfassen ist auch bescheiden“, rezitierte der Kriminalautor, resigniert hinnehmend seine bisherigen Überlegungen: „Vorhin habe ich ihm ein Messer in den Nacken gerammt. Ich weiß es auch nicht: Entweder mein Baron will wirklich einfach nicht mehr oder aber ich habe irgendwelche versteckten Aggressionen von denen ich gar nichts weiß. Ich weiß es nicht und ist mir jetzt glaube ich auch egal“, tat er es achselzuckend ab: „Lege ich eben erst mal eine Schaffenspause ein.“

Er wurde wieder ernst, wechselte nun das Thema: „Ich konnte es vorhin schlecht sagen: Könntest du Ai ausrichten, dass sie mal verstärkt in der Schule auf Shinichi achten soll. Ich meine nämlich das mir beim Backen neulich aufgefallen ist und auch die letzen Tage wieder, dass er leichte Probleme mit seinen Händen hat. Ich will bei ihm nichts übereilen. Deshalb würde ich vorschlagen, dass ihr bei Gelegenheit mal mit darauf achtet. Dann können wir mal überlegen, was wir da machen.“
 

Heiji und die anderen sahen Kazuha im offen stehenden Bad, wie sie sich hübsch angezogen durch die Haare kämmte.

Ihre Augen verengten sich, sie hob das Kinn, als sie ihren Ex-Freund im Spiegel sah, schloss die Türe mit einem Stoß mit dem Fuß.

Wütend knallte Osakas Detektiv die Türe in seinem Zimmer zu, kaum dass Conan, Kaito und Ai drinnen waren.

„Ärger dich nicht. Sie will dich nur provozieren, Heiji!“, versuchte der Dieb ihm gut zuzureden.

„Das weiß ich!“, raufte der sich aufbrausend die Haare.

Die zwei Geschrumpften waren still.
 

„Du siehst fabelhaft aus Kazuha. Er wird sicher ganz entzückt von dir sein“, war Rans fröhliche Stimme auf dem Flur zu hören: „Aber willst du es dir nicht noch mal mit ihm überlegen? Ist es nicht noch etwas früh für ein Date?“, gab sie ihrer Freundin doch auch ein wenig unsicher zu bedenken.

„Ach, wir gehen nur ins Kino.“
 

„Nur ins Kino!“, Heiji schnaubte. Durch den Türspalt konnte er sehen wie seine eigentliche Liebe zusammen mit Ran, Aoko und Sonoko nach unten ging.

Kaito hielt ihn zurück, als es ihn überkam und er doch hinterher rennen wollte.
 

Zum Abendessen war Kazuha immer noch nicht zurück.

„Ruhig Blut“, meinte Yusaku die Nerven des Freundes seines Sohnes ins Wohnzimmer gehend beruhigend, der wieder zur Uhr schaute.

„Wo bleibt sie nur so lange“, frustriert ließ Heiji sich aufs Sofa fallen: „Hat sie ihn geheiratet oder was!?“

„Nun, lass den Kopf nicht hängen: Sie wird schon nicht mit diesem Typendurchbrennen!“, versuchte auch Kogoro sich.

Woraufhin Heiji nur zynisch drein schaute.

Mit seinen Freunden ging er hoch.
 

„Hi, wie war es?“

Hörte Heiji Ran, die ihre Freundin neben an, bei offener Türe, herzlich Willkommen hieß.

„Schön!“, trällerte Kazuha vergnügt: „Für nächste Woche hat er mich wieder eingeladen!“

„Er scheint dich sehr zu mögen“, meinte Aoko und auch Sonoko schwärmte: „Ich will auch endlich wieder ausgehen!“
 

In der Nacht
 

Kaitos und Heijis kleiner Freund schlief bereits, als zweitgenannter aufstand: „Soll ich dir von unten noch was zu Trinken mitbringen?“

„Ja, gerne“, entgegnete der junge Dieb.

Der Detektiv verließ das Zimmer. In Wohnzimmer und Küche war alles dunkel um halb drei Nachts.

Mit zwei Flaschen Mineralwasser kehrte er auf den oberen Flur zurück, wobei Goro auf der Treppe an ihm vorbei huschte…
 

----------------------------------------------------------------------------
 

*Anmerkung(en):
 

Den Namen für den anderen Kriminalschriftsteller habe ich mir von der Wikipedialiste der japanischen Schriftsteller zusammen gestellt.
 

Der Typ mit dem Kazuha ihr Date hatte, war der vom letzen Kapitel. Ihr wisst schon, der vom Kegeln.
 

Frisur:

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Was ist mit mir?

Sonntagmorgen 19. November
 

Yusaku las die Uhrzeit vom Wecker auf dem Nachttisch: Viertel nach Acht.

Er hörte seine Frau neben sich atmen. Mit dem Kopf drehte er sich zu ihr, betrachtete sie eine kleine Weile versonnen. Leicht berührte er sie dabei mit einer Hand an der Schulter.
 

Leise seufze Shinichis Vater, bevor er sich wieder auf den Rücken zurück drehte. Kurz schaute er zur Decke hoch, bevor er noch einmal die Augen schloss. Wie jeden Morgen ging er es gemütlich an, verwöhnte Geist und Körper.

Entspannt ließ er seine Kreise ziehen: Mein Zeh, mein Knöchel, mein Knie und der ganze Rest meines Beines sind vollkommen entspannt.

Meine Finger, mein Handgelenk und mein Unter- und mein Oberarm sind vollkommen entspannt.

Regelmäßig atmete er gleichmäßig tief ein und aus: Meine Wirbelsäule, meine Knochen, alle meine Muskeln, mein Kiefer, meine Augen, mein Kopf und mein Gehirn sind vollkommen entspannt. Haut, Nieren, Milz, Leber, Herz, Lunge und meine Schilddrüsen sind vollkommen entspannt und optimal versorgt.

Im Anschluss entschuldigte er sich bei seinem Nacken, versöhnte sich mit ihm.

Gedanklich sprach er einige Affirmationen: Ich entspanne meine Nackenmuskulatur und lasse alle Verspannungen in meinen Schultern los. Mit Flexibilität und Leichtigkeit betrachte ich alle Seiten. Es gibt unendlich viele verschiedene Möglichkeiten, etwas zu tun oder zu sehen. Ich bin Schmerzfrei und völlig im Einklang mit mir selbst. Heilung geschieht von selbst! Ich trete bei Seite und gestatte es der Intelligenz meines Körpers, sich auf selbständigeweise zu regenerieren. Jede meiner Zellen und jedes Organ leistet wunderbare Arbeit. Für deren Untersetzung ich mich bedanken möchte.

Heute werde ich mich nicht mehr ärgern. Ich nehme es so wie es kommt. Entweder es gelingt mir mit dem Baron oder eben nicht. Beides ist in Ordnung. Ich akzeptiere, denn ich finde den perfekten Ausgleich zwischen Arbeit, Ruhe und Vergnügen. Meine Zeit teile ich mir gleichmäßig ein.

Ich bin dankbar für alles was ich habe. Voller Freude und Vergnügen erlebe ich einen weiteren wundervollen Tag. Ich bin bereit Hilfe anzunehmen, wenn ich welche brauche. Ich vertraue meiner Intuition und bin bereit, auf die kleine Stimme in meinem Inneren zu hören. Alles was ich tue, tue ich mit Liebe und Freude.

Ich atme tief und voll. Der Atem des göttlichen strömt in mir und nährt mich. Ich befinde mich immer in Kontakt mit meiner kreativen Quelle. Ich erschaffe leicht und mühelos, wenn ich meine Gedanken aus dem inneren meines Herzens kommen lasse. Auf jedem Gebiet, für das ich mich entscheide, sind ausreichend Zeit und genügend Möglichkeiten für meinen kreativen Ausdruck vorhanden. Ich denke klar und drücke mich mit Leichtigkeit aus. Der Schlüssel zur Kreativität liegt darin, mir bewusst zu sein, dass meine Erfahrungen durch mein Denken erzeugt werden. Diesen Schlüssel setze ich in jedem Bereich meines Lebens ein und bin bereit für Neues. Ich entdecke Talente von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe. Das Leben ist niemals festgefahren, es stagniert mich nicht und ist auch nie fade, denn jeder Augenblick ist immer wieder neu und frisch. Mein Herz ist das Zentrum meiner Macht: Ich folge meinem Herzen. Ich bin ein froher, kreativer Ausdruck meiner selbst. Ideen strömen mir leicht und mühelos zu. Ich vertraue darauf, dass ich mit allen Problemen umgehen kann, die im Laufe des Tages auftauchen können. Ich lebe stressfrei.
 

Yusaku genoss die Ruhe des Morgens, lauschte dem gewohnten Atemrhythmus der Mutter seiner Kinder.

Langsam die Augen öffnend, drehte er sich noch einmal zu ihr: Ich entscheide mich klar mit den Augen der Liebe zu sehen. Liebe geschieht einfach! Ich gebe das verzweifelte Suchen auf und erlaube der Liebe stattdessen mich zu finden, wenn die Zeit dafür reif ist. Gemächlich setze er sich auf: Ich ziehe Liebe und Romantik an und werde sie jetzt auch akzeptieren. Ein leichtes Lächeln zeigte sich bei ihm: Ich freue mich über die Liebe, der ich jeden Tag begegne. Mein Herz ist offen. Ich spreche liebevolle Worte aus. Ich bin gelassen und emotional ausgeglichen. Ich habe wunderbare Beziehungen mit meiner Familie und meinen Freunden. Immer befinde ich mich in einer liebvollen Atmosphäre.

Jetzt war es halb neun. Leise schlug er ein weiteres Mal lächelnd die Decke beiseite, bevor er aufstand.
 

Shinichis Vater ging hinunter zur Küche, deckte soweit, alles für das Frühstück vorbereitend, den Tisch.

Sich zwei Spiegeleier in die Pfanne gehauen, machte er Kaffee und Tee.

Genüsslich machte er es sich um zwei Minuten vor neun vor dem Fernseher bequem:
 

Jesaja 61: Mein Thema ist heute die Heilung gebrochener Herzen. Es gibt viele Menschen mit gebrochenen Herzen auf der Welt. Was bedeutet sie sind in ihrer Persönlichkeit gebrochen. Man muss dazu nicht unbedingt irgendein traumatisches Ereignis erlebt haben. Nach einigen Jahren auf dieser Welt ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass irgendetwas in einem verbogen ist. Womit man sich mal auseinandersetzen sollte, oder? Habt ihr euch mal gefragt, warum habe ich gerade so reagiert? Wir werden bei einigen Sachen zwar nie die Gründe erfahren, aber eins ist sicher, wenn wir Gott lassen heilt er uns.
 

Yusaku schaute vom Fernseher auf. Er hörte jemanden die Treppe herunter kommen.

„Guten Morgen, Ran“, hatte er die Person als die Freundin seines Sohnes identifiziert.

„Guten Morgen“, erwiderte sie näher kommend. Sie war sichtlich noch ein wenig verschlafen: „Was schaust du da?“, fragte sie interessiert.

„Joyce Mayer.“

„Wer ist das?“, wollte sie, wie er erwartet hatte, näher wissen.

Er rückte, erklärte bereitwillig: „Sie ist eine evangelische Predigerin aus den USA. Gemeinsam mit ihrem Mann arbeitet sie in einem internationalen Werk. Meistens leistet sie finde ich durchaus gute Arbeit.“

„Aha“, mehr sagte Shinichis Freundin nicht. Lieber hörte sie dieser Frau zu.

Gemeinsam mit ihr schaute er Kaffee trinkend und ihr einen Tee anbietend weiter:
 

Jesaja 61,1 ist ganz klar eine Prophetie über Jesus: „Der Geist des Herrn ist auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden frohe Botschaft zu bringen.“ Das Wort Gesalbt bedeutet mit etwas vollständig eingerieben zu sein. Auf eine Person könnte man sagen, dass sie von Kopf bis Fuß mit dem heiligen Geist eingerieben ist. Ich finde das klasse! Ich warte morgens gerne auf Gott und lasse mich so richtig überall einreiben. Lass mich so richtig mit dem heiligen Geist auffüllen. Damit kann ich dann in den Tag gehen und ein Segen für andere sein.

Jesus sagte, dass er gesalbt war. Er kam in einen menschlichen Körper und musste dasselbe tun wie wir um von Gott befähigt zu werden. Einigen von euch ist das Wort vielleicht fremd, es heißt einfach Gottes kraft in seinem Leben zu haben. Mit Gotteskraft kannst du anderen Heilung, Befreiung, Gesundheit du Hoffnung bringen, aber es ist wichtig, dass du selbst erstmal innerlich gesund wirst. Das heißt nicht, dass man anderen nicht helfen kann, solange man selbst noch Probleme hat. Aber es gibt einfach zu viele verletzte Helfende. Leute die anderen Gottes Lösungen bringen wollen, aber ihre eigenen Probleme nicht angehen.

In meinem Fall hat Gott mich definitiv anderen helfen lassen, als ich noch weit entfernt von meiner eigenen Genesung war. Aber während ich die Bibel studierte und andere unterrichtete, ließ ich Gott in meinem eigenen Leben ein sehr tiefes, schmerzhaftes aber auch sehr lohnendes Werk tun.

Jesaja 61,1: „Der Geist des Herrn hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Elenden frohe Botschaft zu bringen, zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freilassung auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen.“

Eine Sache, die du im Zusammenhang mit Menschen beten kannst ist, die verloren sind oder Probleme haben und es gar nicht merken, dass ihre Augen geöffnet werden. Jesus ist nicht nur gekommen um Kerker zu öffnen, sondern auch um den Gebundenen die Augen zu öffnen. Wenn er nur den Kerker öffnet, aber man gar nicht sieht, dass die Tür offen ist, dann geht man nicht raus.

Der Heilige Geist hat die Aufgabe uns die Wahrheit zu sagen und es ist nicht die Wahrheit über jemand anderes, die mich freisetzt, sondern die Wahrheit über mich. Wir erkennen immer ganz schnell, was bei anderen nicht stimmt, dabei können wir andere nur sehr eingeschränkt ändern. Wir können für sie beten und Gott kann etwas in ihrem Leben tun, wenn sie ihn lassen. Aber anstatt auf alle anderen zu schauen, sollten wir jeden Tag sagen: „Gott ich möchte Christus ähnlicher werden! Ich möchte, dass sein Charakter sich in mir entwickelt! Ich will dich kennen!“ Vergiss einfach was andere tun oder nicht tun. Liefere dich Gott aus und lass ihn in dir wirken.

Die Wahrheit ist, hör zu, wenn du Gott tief genug in dir wirken lässt, ist es dir völlig egal was andere tun oder nicht tun. Du kannst trotzdem glücklich sein und das Leben genießen!

Wenn du innerlich verletzt bist, suche deinen Trost nicht bei Menschen. Menschen können dich nur trösten, wenn Gott durch sie wirkt. Deshalb kannst du genauso gut gleich zu Gott gehen und ihn wirken lassen durch wen auch immer. Vielleicht macht Gott es ganz direkt oder benutzt irgendeinen völlig unerwarteten Weg. Viel zu häufig wollen wir, dass uns andere Menschen in Ordnung bringen, wenn sie unsere Bedürfnisse nicht stillen, werden wir sauer auf sie!

Jesus möchte einen Austausch machen. Das heißt: Wenn du ihm alles gibst was du bist und nicht bist und alles vor ihm niederlegst, loslässt und dich auslieferst, dann gibt er dir alles was er hat. Alles was er ist! Was für ein Tausch!

Du kannst deinen Kummer aufgeben und bekommst seine Freude. Du kannst deine Asche aufgeben und bekommst seine Schönheit. Du gibst ihm deine Depression, deine Entmutigung und bekommst seine Ermutigung und seinen Frieden. Aber das Wort „anstatt“ ist dabei sehr wichtig, denn viele Leute wollen an ihrem Gepäck festhalten und all das andere Zeug dazu bekommen.

Er wird dir Freude satt Trauer geben. Nicht als Zusatz zu deiner Trauer! Damit du depressiv sein kannst, wenn dir gerade danach ist und dann einen Tag lang oder so Freude hast, wonach wieder die schlechte Laune zuschlägt und dann wieder ein bisschen Freude auftaucht. Du musst dich heute schon entscheiden!

Wenn du Kraft haben willst, dann muss dein Selbstmitleid in die Tonne! Nun, komm schon! Sich im Selbstmitleid zu suhlen ist eine der unproduktivsten, jämmerlichsten Sachen die je erfunden wurden! Wenn der Teufel dich einlädt mit in seine Mitleidspfütze zu springen, dann lass deine Füße lieber trocken.

„Argh“, am liebsten: „Was ist mit mir!? Keiner kümmert sich um mich! Keiner hilft mir. Ich mache die ganze Arbeit und alle anderen amüsieren sich. Keiner schätzt mich...“

-Ich weiß nicht wie viele Tage ich mit Selbstmitleid verschwendet habe, während Dave sich beim Golf spielen amüsierte: „Was ist mit mir?“ Oder wenn er sich ein Fußballspiel anschauen wollte: „Ich hab hier die ganze Woche geschuftet und mit den Kindern festgesessen. Dir geht es ja gut. Du hast dein Gesellschaftsleben. Du bist jeden Tag mit echten Menschen zusammen!“
 

Ich weiß nicht, was mit mir passiert wäre, wenn Gott nicht mit der Aussage zu mir durchgedrungen wäre: „Joyce, du kannst voller Klage oder voller Kraft sein!“ Damals hielt ich bereits Vorträge und ich wollte voller Kraft sein. Ich wollte hinaus auf die Kanzel steigen und Gottes Powerfrau sein! Aber zuhause hinter verschlossenen Türen… heul! Wenn du eine Zukunft haben möchtest, dann gibt es da keinen Platz für die Vergangenheit!

Soviele Leute sind negativ drauf. Sie denken die Welt ist ihnen was schuldig, dabei haben sie nur einen Komplex: „Wenn du nur mein Leben hättest, wenn du nur meine Probleme hättest…“

Ich kenne keinen Menschen mit einem perfekten Leben, keinen einzigen! Du kannst rumsitzen und dir wünschen, dass du das Leben eines anderen hättest, aber wenn du es hättest würdest du es wahrscheinlich nicht wollen. Du musst die Asche, die Bitterkeit, die Unversöhnlichkeit, den Groll, das Selbstmitleid, deine Kontrolle aufgeben!

Denk mal darüber nach: Es ist harte Arbeit die Welt immer kontrollieren zu wollen! Ich habe endlich die Kontrolle aufgegeben und es ist herrlich! Wenn wir dieses Wochenende nachhause kommen und Dave mit mir Essen gehen will, dann freue ich mich. Wenn er lieber Golf spielen gehen will, ist das auch in Ordnung. Ich werde keinen weiteren Tag unglücklich sein. Ich werde nicht mehr versuchen anderen die Freiheit zu stehlen, damit ich sie kontrollieren und sie so dazu bringen kann mich glücklich zu machen.
 

Schaut euch mal Jasaja 60,1 an. Ich liebe das: „Steht auf!“ In der Bibel sagt Jesus, ständig Leuten, sie sollen aufstehen! Kennt ihr die Geschichte vom Krüppel, der 38 Jahre lang am Teich lag und auf ein Wunder wartete? Jesus fragte ihn: „Willst du wirklich gesund werden?“ Was für eine Frage? Sie spricht Bände über die Einstellung des Mannes. Jesus fragte: „Willst du wirklich gesund werden?“ Viele Leute wollen gar nicht. Ihre Wunden wurden ihre Identität! Einige von euch müssen genau das tun, was Jesus dem Mann am Teich gesagt hat: „Steh auf!“

Der Mann sagt: „Keiner hilft mir und immer wenn ich in den Teich steigen will, kommt mir jemand zuvor.“

Oh! Man müsste meinen unser lieber Herr Jesus hätte wenigstens etwas Mitleid haben können: „Oh, ich kann mir vorstellen, wie das sein muss. Oh, man. Das muss echt ärgerlich sein! 38 Jahre liegst du da schon und immer wenn du es versuchst kommt jemand anderes.“
 

Nein! Jesus hat ihn angeschaut und gesagt: „Steh auf! Steh auf!“

Überall in der Bibel… finden wir sowas.
 

Jasaja 61,3: „Steh auf (von deiner Depression und den Umständen, die dich unten halten- steh zu neuem Leben auf), werde Licht! Den dein Licht ist gekommen und die Herrlichkeit des Herrn ist über dir aufgegangen.“

Nicht wird, sondern ist: Macht die Augen auf!

„Wäre ich nur nicht misshandelt worden! Hätten mich meine Eltern nur geliebt. Wäre dies oder jenes nur anderes…“ Wünsche ändern nichts in deinem Leben. Das einzige was du tun kannst ist, zu erkennen, dass du auch Chancen hast! Gott ist mit mir: Ich werde keinen einzigen weiteren Tag damit verschwenden miesgelaunt zu sein! Ich.Werde.Das.Nicht.Tun!
 

Ich kann mir gut vorstellen, wie jetzt jemand sagt: „Oh, das ist ja alles schön und gut Joaye. Du hast ja auch deine tolle Arbeit! Du weißt ja nicht, wie das ist.“

Oh steh auf, schüttle diesen ganzen Kram ab!

„Aber Joyce ich fühle mich…“

Ich möchte nicht wissen, wie du dich fühlst! Alle erzählen sich immer, wie sie sich fühlen. Also, bitte! „Wie du heute sprichst, da trist du mir gleich auf den Schlips!“

Echt? Das ist auch gut so! Vielleicht stachel ich dich dann genug auf, dass du was tust!? Falls du das neue Testament noch nicht gelesen hast: Jesus ist den Leuten auch ständig auf den Schlips getreten! Alle naslang hat er Leute schockiert!

Der alte Mann hat da 38 Jahre verkrüppelt herum gelegen. Wie glaubst du fanden das die Leute, als er da einfach nur sagte: „Steh auf!“ und er sagte nicht nur das, sondern auch: „Mach dein Bett!“ Das gefällt mir ungemein, weil er quasi damit sagt: „Komm aus deinem Schlamassel raus und lass ihn nicht einfach zurück. Räum ihn gefälligst auf!“
 

Lasst uns etwas Verantwortung übernehmen! Gott will sich durch uns verherrlichen: Geh nicht nur in die Kirche und singe Lieder, nur um dann zuhause weiter herum zu heulen! Wenn du dieses Wochenende schon hier her kommst, dann nimm auch etwas mit und entscheide dich, dass sich dein Leben ändern wird. Das passiert nicht, indem man sich auf einen Stuhl setzt und sich von Worten berieseln lässt! Du hast deinen Teil beizutragen!

Jesus wird all deine Verletzungen heilen. Es gibt keinen Schmerz in deinem Leben, der Jesus egal ist. Aber der Heilige Geist spricht nicht mit uns über unsre Vergangenheit! Wusstest du das schon? Gott hat wirklich kein großes Interesse daran mit dir über deine Vergangenheit zu sprechen. Wir wollen das ständig. Er will mit uns über unsre Zukunft reden.

Die Welt will, dass wir uns anpassen. Aber Gott möchte uns umkrempeln. Das bedeutet, dass Gott von innen her etwas an uns tut. Gott gibt uns ein neues Herz, das Veränderung will und ihn kennen möchte. Und dann, hört zu, ganz langsam- Stück für Stück…

Gefällt euch diese Aussage genauso wenig wie mir?

Ganz langsam- Stück für Stück werden wir in sein Bild verwandelt. Von Herrlichkeit zur Herrlichkeit.

Es ist ein Prozess!
 

Die Sendung war zu Ende und Yusaku erhob sich. Ran schaute ihm nach, wie er die Treppe hoch stieg.

Goro huschte am Sofa vorbei. Der Kater sprang hoch.

Shinichis Freundin bot ihm durch ihre ausgestreckte Hand an ihn zu streicheln, was der kleine Vierbeiner nur allzu gerne annahm und die entgegengebrachte Zuneigung mit lautem Schnurrlauten wollig quittierte.

„Hi, Ran.“

Lächelnd drehte sie sich: „Hi“, sagend zu ihren drei Freundinnen um.
 

Später
 

Yusaku unterbrach seine Arbeit, entschied sich für eine Pause. Er kam in die Küche, wo er drei Oberschüler beim Frühstücken antraf.

Vergnügt über den Anblick des ungleichen Trios, lenkte er seine Schritte zum Wasserkocher. Von dort aus schaute er auf die Uhr. Es war mittlerweile schon einundzwanzig Minuten nach halb drei.

„Na, ihr drei Schlafmützen? Schön, dass man euch auch mal zu Gesicht bekommt“, meinte er grinsend Wasser aufsetzend.

„Habt er schon was in Planung?“, erkundigte Yukikos Mann sich bei ihnen. Abwartend lehnte Shinichis Vater sich an die Theke.

„Wissen wa noch nich genau“, war es Heiji der antwortete.

„Wie wäre es mit Kino?“, überlegte Kaito vorschlagend.

„Es läuft doch nichts“, entgegnete der kleinere Detektiv, der dazu wohl keine Lust hatte.

„Stimmt“, stimmte der andere Detektiv zu.

„Was dann?“, überlegte der junge Dieb weiter.

„Ihr könntet mit Lernen anfangen“, schlug Yusaku, sich im Besonderen an Heiji richtend, vor.

„Ja sicher“, reagierte Angesprochener nicht gerade überschwänglich begeistert.

„Dann ist es nachher nicht mehr so viel“, untermauerte der Vater seines Freundes sachte.

„Da fällt uns sicher noch was besseres ein!“, meinten die beiden größeren Oberschüler einstimmig.

Yusakus Wasser kochte. Er nahm die Thermoskanne und schütte Tee auf: „Ihr könnt es euch ja überlegen. Ich wünsch euch jedenfalls viel Vergnügen“, er grinste seinen Sohn und dessen Freunde beim gehen augenzwinkernd an: „Bei was auch immer.“
 

Während Yukikos Mann sich wieder tapfer ins Gefecht stürzte, gingen die Oberschüler mit den Hunden und dem Fußball in den Park. Die drei spielten zusammen, bis es dunkel wurde. Dann gingen sie zurück nach Hause.

„Un was machen wa jetz?“, stemmte Heiji, sich zurück im Zimmer umschauend aufs Bett setzend, die Hände in die Seite.

Der Miniatur-Shinichi ließ den Ball in die Ecke fallen. Müde, ließ er sich gleichfalls aufs Bett fallen.

Er machte sich nicht die Mühe zu antworten.

„Solln wa fersehn gehn?“

Die anderen beiden schüttelten die Köpfe.

Die beiden größeren überlegten weiter.

Nebenbei schaltete Kazuhas Ex-Freund das Radio ein, schaltete die Sender durch.

„Lass“, meinte Kaito: „Das Lied ist geil!“

„Ja“, kam auch in Heiji neues Leben. Schnell hatte er die Lautstärke aufgedreht.

Boah, ne!, war Rans Freund der einzige, der das Gesicht verzog.
 

Yusaku derweil saß bemüht zu meditieren im Schneidersitz auf seiner Decke. Er hörte die Musik. Sein erster Impuls war es aufzustehen. Doch in halbausgeführter aufzurichtender Bewegung, beließ er es dabei. Den Lärm, Lärm sein lassend konzentrierte er sich auf sich selbst und ignorierte einfach.

Tief atmete er ein und aus.

Der Krach brach aber immer wieder durch, in sein Bewusstsein, sodass er sich schließlich seufzend auf den Rücken legte, die Beine anwinkelte und die Hände auf seinem Bach bettete. Ein Lied summte er, die Füße bewegend, mit, dann machte er Cut und schloss die Augen erneut. Sich in Geduld übend setze er seine Meditation fort.
 

Weiterhin Musik hörend, teilte Heiji seine Bücher mit Kaito.

„Du machst dir Spickzettel?“, schaute der Dieb ihn verblüfft an.

Der kleinere Detektiv lag immer noch auf dem Bett gegenüber. Er sagte nichts, hörte seinen Mitbewohner antworten.

„Na, sicher: Was dachtes’u denn? Meins’u nur weil ich ein Detektiv bin, würd ich das nich machn? Das machn alle, wenn ich die anderen in meiner Klasse deswegn anschwärzn würd, würd keiner von denen je wieder ein Word mit mir wechseln un der einzige zu sein der lernt“, Heiji schaute vom beschriften der kleinen Zettel auf: „Is auch nich gerade fair. Aber ich brauch die sowieso so gut wie nie“, tat er die Sache belanglos ab.

„Ich auch nicht“, stimmte Kaito zu: „Die vergammeln immer in meiner Tasche“, er grinste: „Warum machen wir das eigentlich überhaupt?“, amüsierte Tokios junger Meisterdieb sich.

„Langeweile.“

Der geschrumpfte Shinichi hatte es gesagt. Die beiden schauten ihn an, wie er aufstand und die Türe öffnete.

„Wo gehs’u hin?“

Rans Freund machte sich nicht die Mühe zu antworten.

Einander fragend ansehend schatten sich dessen Freunde an, als er das Zimmer verlassen hatte.

Dann machten sie da weiter, wo sie aufgehört hatten.
 

Der Miniatur Shinichi klopfte beim Nebenzimmer an, bevor er die Tür öffnete. Im Zimmerinneren schaute ihn seine Ran lächelnd an, die mit ihren Freundinnen zusammen auf den Bett saß. Aoko neben ihr und Kazuha mit Sonoko gegenüber.

„Na du?“, begrüßte die werdende Mami den Mini-Vater vergnügt.

„Mir ist Langweilig.“

„Och!“, mitfühlend rückte sie für ihn ein Stücken zur Seite.
 

„Kaito?“, richtete Heiji sich unvermittelt an seinen Freund.

„Ja?“

„Wegn Shinichi: Meins‘u er is okay?“

Der Dieb schaute auf: „Ich denke schon. Warum fragst du?“

Der Detektiv überlegte: „Er is komisch.“

„Findest du?“

„Ja.“

„Also mir gegenüber ist er wie immer: abweisend und kratzbürstig!“

Heiji grinste kurz: „Nein ich mein’s ernst. Er wollte Mittwoch von mir wissen, ob ich denn noch nichts merke.“

„Du meinst bezüglich des Gegenmittel“, auch Kaito wurde nachdenklich.

„Ja!“ Heiji war sichtlich besorgt.

„Was hast du gesagt?“

„Ich hab verneint.“

„Und stimmt das?“

Kazuhas Ex nickte: „Und bei dir?“

„Bei mir?“, wiederholte Kaito, überlegte: „Bei mir ist auch nichts“, räumte er ein: „Jedenfalls nicht so, als das ich groß Schmerzen hätte.“

Was Heiji sehr beruhigte. Er nahm sich einen neuen Zettel, legte den Beschrifteten zu den anderen bei Seite.

„Aber bei Shinichi, kann das Ganze natürlich anderes sein“, brachte der junge Dieb die Befürchtung seines Freundes auf den Punkt.

„Ja“, bestätigte Heiji angespannt: „Ich werd ihn auf jedn Fall genauer im Auge behaltn“, meinte er dann entschieden.

„Mach das“, entgegnete Kaito diese Idee gut findend: „Ich werde auch mal drauf achten.“

„Danke“, war der Detektiv froh mit der Sache nicht alleine dazustehen.
 

Später
 

Es war halb neun, als Heiji und Kaito von Aoko, die in Begleitung von Kazuha, Ran und Sonoko hereinplatze gestört wurden.

„Lass uns gehen“, forderte Aoko ihren Freund auf.

„Bis dann. Man sieht sich.“ Damit einverstanden verabschiedete jener sich aufstehend von seinem Kumpel.

„Ja, bis dann“, erwiderte der auf seine Ex-Freundin hin sitzen bleibend.
 

Der geschrumpfte Shinichi war im Nebenzimmer geblieben. Die Decke anstarrend, lag er auf dem Bett seines Lieblings.

„Macht‘s gut.“

„Ja.“

„Schöne Woche!“, verabschieden Kazuha und Ran sich unten von Aoko, deren Freund und Sonoko.

Seufzend rappelte der Detektiv sich auf, als die beiden Oberschülerinnen gemeinsam zurückkehrten, waren sie wieder für sich alleine.

Zusammen räumten sie die Leckereien auf und brachten die leeren Tassen nach unten zur Küche.

Danach kamen sie zurück.
 

Ran hatte gerade wieder schwungvoll im Schneidersitz auf ihrem Bett Platz genommen, da klingelte ihr Handy. Schnell stand sie auf und griff es vom Schreibtisch.

„Ran.“

„Hi, Shinichi“, meldete sie sich freudig über das ganze Gesicht strahlend: „Wie schön!“

Kazuha wollte gehen. Doch ihre Freundin schüttelte rasch den Kopf.

Statt ihr schloss sie die Türe hinter sich: „Wie geht es dir?“, erkundigte sie sich bei ihrem Liebsten die Treppe nach oben nehmend.

Er selbst saß draußen im Dunkeln auf einer niedrigen Mauer. Warm angezogen zitterte er unter Laternenschein: „Gut und bei dir?“, trällerte er heiter klingend drauf los.

„Mir auch. Du wirst nie erraten, wenn ich die Woche getroffen habe“, öffnete sie vergnügt die Türe zum Kinderzimmer.

„Wenn denn?“, wollte er, wie sie erwartet hatte, neugierig wissen.

„Jodie!“

„Wen?“

„Meine Englischlehrerin“, er hörte die kleine Pause seines Lieblings: „Naja, sie war es, als ich noch in der Schule war. Ich habe sie getroffen nachdem ich mit deinem Vater beim Frisur war. Wir waren erst einkaufen gewesen“, sie schloss die Türe: „Morgen hat er seine Buchvorstellung und Asai Takeo wir da auch sein. Dein Vater ist klasse: Dank ihm kann ich ihn mal in echt kennenlernen!“

Er hörte wie begeistert sie war: „Schön für dich“, freute er sich aufrichtig, wenn auch wehmütig, mit.

„Ja, total!“, die Mutter seines zukünftigen Kindes machte es sich in ihrem Schaukelstuhl bequem. Sich gemütlich in die Decke kuschelnd lehnte sie sich entspannt zurück: „Hast du mein Foto bekommen, dass ich dir geschickt habe?“

„Ja“, hörte sie ihn: „Sieht nett aus.“

„Nett?“, seine Ran war ein wenig beleidigt: „Nur nett?“

„Ja.“

„Gib es zu!“, meinte sie eingeschnappt: „Dir gefallen sie auch nicht.“

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich: „Aber sie sind irgendwie- zu kurz.“

„Du bist wie Conan: Genau das gleiche hat er auch gesagt!“ Sie war geknickt.

„Tut mir wirklich leid, Ran. Du siehst damit einfach so ungewohnt aus.“

„Ungewohnt?“

„Äh“, versuchte ihr Freund schnell die Sache gerade zu biegen: „Ja, du siehst einfach ungewohnt aus. Ich mochte deine langen Haare. Aber kurz sind sie natürlich auch sehr schön!“, biss er die Zähne aufeinander.

Das erwartete Donnerwetter bleib aus, stattdessen meinte sie nur: „Na, dann“ und wechselte unbeschwert das Thema: „Übriges danke für die Decke. Sie ist total schon, warm und kuschelig.“ Sie schaute hinüber zur Kommode: „Unsere Kleine wird sie lieben! Ich freu mich schon sie darin einzuwickeln“, Ran überlegte strahlend: „Naja, zuerst leihe ich sie meinem Bruder, wenn er da ist: Ich freu mich schon so! Ich kann es kaum erwarten!“

Ihre Vorfreude war wirklich unüberhörbar.

Der Mini-Shinichi konnte nur still seufzten.

„Es sind nur noch zwei Wochen!“, hörte er sie fröhlich weiter plappern. Erst beim zweiten Wiederholen begriff die baldige Schwester, dass es tatsächlich nur noch gut drei Wochen bis zur Geburt ihres kleinen Bruders waren. Glücklich lächelte sie in sich hinein.
 

Kurz war es still im Zimmer und auf der Straße.
 

„Du, Shinichi?“

„Hm?“

„Wie ist das eigentlich bei uns: Du kommst dann doch, oder?“, fragte sie ihn es sehr hoffend. Besorgt biss sie abwartend auf die Unterlippe.

„Du meinst zur Geburt?“, wartete sie gespannt seine weitere Antwort ab.

„Ja.“

„Na, klar!“, seine Verzweiflung, über diese taktisch mehr als unkluge Aussage, ließ er sich nicht anmerken. Er ahnte: Er würde sie bereuen!

„Das ist toll: Shinichi!?“

„Ja?“

„Ich liebe dich!“

„Und ich dich erst!“, Gemeinter bemühte sich darum heiter und sorgenfrei zu wirken. Konnte einen Klos im Hals aber nicht ignorieren. Schwer musste er schlucken. Dann hörte er, regelrecht dankbar, seiner Ran weiterhin zu: „Wie ist das eigentlich mit einem Namen, Shinichi? Jodie meinte, dass wir schon einen aussuchen sollten. Wir haben heute schon zusammen überlegt. Sonoko meint wir sollen einen nehmen in dem Silben von unseren Namen vorkommen. Was hellst du davon? Mir gefallen Namen wie Etsu, Kazumi, Ayaka oder Yuuka. Wie findest du die?“

„Klingen alle sehr schön“, stimmte er ihr wehmütig zu.

„Wie ist es bei dir?“

Er war gedanklich kurz abgedriftet: „Was?“

„Welche Namen findest du schön?“

„Äh, viele!“

„Wie viele?“, drängelte sie verspielt ein wenig, als er nicht sofort welche nannte.

„Äh, so spontan fällt mir keiner ein.“

„Macht nichts, Shinichi: Du kannst mir ja Bescheid sagen, wenn du welche ausgesucht hast.“

„Ja.“ Bedrückt zitterte der Detektiv.

Ein Akku piepste.

„Shinichi, ich leg auf. Mein Handy geht gleich aus.“

„Okay“, er wollte sie schon weg drücken, als er sie noch einmal überaus dringlich rufen hörte: „Shinichi, warte!“

„Ja?“

„Ich muss noch schnell was fragen!“

„Ja?“

„Kannst du bitte noch mal mit Conan reden? Er ist wieder so traurig und ich weiß nicht wieso. Ja, machst du das!?“

„Okay.“

„Danke, Shinichi“, er hörte wie sie sich darüber freute: „Du bist wirklich der Allerbeste!

Bis dann“, verabschiedet sie sich glückselig von ihm. Hing noch ein: „Ich liebe dich!“ an.

„Ja, bis dann. Ich liebe dich auch, Ran!“

Die werdende Mami legte auf.

Deprimiert schaltete auch der Mini-Shinichi sein Handy aus.
 

Zusammengekauert blieb er noch, das Ding traurig in Händen haltend, in der Kälte sitzen. Irgendwie in der Hoffnung es würde von alleine wieder anspringen.

Unwillkürlich wanderte er mit der Hand an die Stirn, dachte nur „Oh, nein“, und merkte erst jetzt richtig, wie elend er sich eigentlich schon wieder fühlte.

Ausstehen wollend knickte er schwindelig weg, landete befangen auf seinem Hinterteil. Fast heulend hielt er sich den Knöchel.

Hilflos hatte er keine Lust zu erfrieren. Weshalb er schließlich nach einer Weile notgedrungen zu Hause anrief.

Verdammt!, hatte er es zuerst bei Heiji versucht.

Scheiß Akku! , kam Ran ihm in den Sinn.

Mama? Bloß nicht! Sie fiel als dritte Anlaufstelle ebenfalls flach.
 

„Papa!“, hörte sein Vater in schließlich Klagen, nachdem er abgenommen hatte.

„Shinichi?“

„Ja, hast du kurz Zeit!?“

„Eigentlich“, Yusaku stand vor seinem Schreibtisch, legte einige Blatt Papier zur Seite: „Was ist denn?“, fragte er dann doch hilfsbereit nach.

„Ich kann nicht auftreten“, erklärte sein Sohn ihm dessen Problem.

„Wo bist du?“, fragte Yukikos Mann umgehend, schon auf dem Weg zu Türe. Die Treppe hinunter, Jacke und Schuhe anziehend ließ er sich den Weg beschreiben.

Die Hunde beiseite öffnete er die Türe, verließ das Haus.

„Ist denn ansonsten alles in Ordnung bei dir?“, erkundigte er sich besorgt weiter, während er die Straße entlang lief.

„Ja.“

Kaum hatte Yusaku sein Kind erreicht besah er sich den Knöchel.

„Geht’s?“, half er seinem kleinen Shinichi hoch, welcher nickte.

Ihm fiel es auf. Doch er sagte nichts. Stattdessen: „Was hast du denn gemacht?“

„Ich bin gerannt und ausgerutscht!“

„Das musst du doch auch nicht tun“, tadelte er seine Miniaturausgabe von Detektiv sanft.

Gemeinsam mit jenem, dem er zu Anfang noch etwas halt bot, kam er zurück.

Im Wohnzimmer kühlte er den Knöchel.

Er sah, dass es seinem Kind nicht gut ging. Behielt jedoch weiterhin stillschweigen.

Dezent ließ er den kleinen Detektiv alleine und ging wieder seiner Arbeit nach.
 

Als Yusaku fünfundzwanzig Minuten später wieder herunter kam, fand er seinen kleinen Detektiv tief schlafend vor.

Die Stirn fühlend beugte er sich, auf der Rückenlehne abstützend, hinunter.

Sein Blick war liebevoll, als er sein Kind grübelnd betrachtete.

Ich will dir danken, Gott, ich will dir singen. Deine Hand hast du auf mich gelegt. So kann ich fröhlich sein und in der Welt mich freuen.

Ein glückliches Lächeln zeigte sich bei ihm und er könnte gar nicht anders, als einfach seiner Dankbarkeit, welche er gerade in diesem Moment empfand, in einem kleinen Lobpreis auszudrücken: Was du uns sagst, ist reiches, tiefes Wort, was du von uns verlangst ist gut für uns. Was du uns zeigst ist ganze Menschlichkeit, die aus der Liebe kommt und Hoffnung bringt. Ich will dir danken, Gott, ich will dir singen. Deine Hand hast du auf mich gelegt. So kann ich fröhlich sein und in der Welt mich freuen.

Behutsam nahm der Vater den Sohn auf den Arm, bettete dessen Kopf an seiner Schulter.

Was will ich eigentlich?, fragte er sich liebevoll und dankbar, die Treppe hochsteigend, seufzend selbst: Das größte Kunstwerk ist doch genau das hier.

„Gute Nacht“, wünschte Yusaku auch Heiji, bevor er die Tür hinter sich schloss.

„Ja, gute Nacht.“ Osakas Detektiv räumte seine Unterlagen beiseite.

Die Hand am Lichtschalter, warf er seinem Freund noch einen besorgten Blick zu.

Bereits im Bett liegend, schaute er immer wieder zu dem geschrumpften Shinichi.
 

Montagmorgen, 20. November
 

Yukiko war bereits wach, als ihr Mann ihr, sich aufsetzend, einen guten Morgen wünschte, den sie nicht erwiderte.

Stattdessen drehte sie sich auf die andere Seite.

Yusaku seufzte, schlug die Decke beiseite. Dann stand er auf, schaltete das Licht ein.

Zum Schrank gehend suchte er einen Anzug aus: „Den schwarzen oder den grauen?“, seine Frau aktivieren wollend nahm er beide aus dem Schrank heraus, hielt sie vor sich: „Yukiko!?“, nannte er die Mutter seiner Kinder beim Namen.

Doch sie blieb mit dem Rücken zu ihm gekehrt.

Abwartend blieb Shinichis Vater noch so stehen.

„Ich denke ich nehme keinen von beiden“, meinte er die Kleidungsstücke zurückhängend: „Weißt du schon, was du anziehen möchtest?“, fragte er sie nun, dabei die Kleiderbügel wegschiebend.

Yukikos darauf folgende Aussage ließ ihren Ehemann allerdings seine Tätigkeit unterbrechen: „Ich komme nicht mit.“ Sie hatte es leise gesagt.

Yusaku schüttelte mit dem Kopf: „Aber du musst mitkommen: Du bist immer noch meine Ehefrau“, er stemmte die Hände gegen die Seite: „Du kannst dich diesmal nicht drücken: Der Presse wird auffallen, wenn du fehlst“, Yusaku ging während er sprach auf das Bett zu: „Was soll ich der erzählen? Vor allem nach unserem tollen Wir sind ja so ein glückliches Paar Interview? Dass ist nicht nur schlechte Publicity für uns beide, sondern auch für Shinichi!“

Seine Frau gab keine Antwort, was dem Kriminalschriftsteller abverlangte weiterhin ruhig zu bleiben. Innerlich zählte er bis Zehn, bevor er weiter ausholte: „Du stellst nicht nur mich bloß: Du verstößt gegen unsere Abmachung! Du lässt uns so vollkommen fadenscheinig erscheinen!“

Yusaku war doch aufgebraust. Die Hände zusammengefaltet an der Stirn angelegt, sammelte er sich, setze sich anschließend aufs Bett.

Versöhnlich legte er seiner Frau eine Hand auf die Schulter: „Hör zu, wenn es nur wegen mir wäre, dann wäre es mir-“ Kurz brach er traurig ab, bevor er weiter an sie appellierte: „Dann könnest du von mir aus hier blieben. Aber wir sind hier nicht mehr in LA, sondern in Japan und es ist momentan einfach wichtig, dass wir uns geschlossen zeigen. Das wusstest du, als wir herzogen“, er hatte plötzlich einen Klos im Hals: „Zumindest so lange du noch mit mir verheiratet bist. Wenn du das nicht mehr willst, dann reich die Scheidungspapiere ein“, Yusaku war hastig aufgestanden: „Denn ich bin noch nicht so weit: Tut mir leid, aber ich kann das einfach noch nicht!“, mit diesen Worten verließ er eilig das Zimmer.

„Yusaku!“ Yukiko hatte sich aufgesetzt. Das Geräusch der zufallenden Tür vernehmend, brach sie in Tränen aus: „Yusaku, Yusaku!“, schluchzte sie die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagend: „Yusaku, Yusaku!“, blieb sie sich zusammenkauernd verzweifelt auf ihrer Seite des Bettes sitzen.
 

Der, um den sie gerade so weinte, war zum Badezimmer gelaufen, hatte die Türe hinter sich abgeschlossen, stand nun ebenfalls mit einer Hand vor dem Mund im marmorierten Raum.

„Oh, nein“, war ihm nur allzu begreiflich, was da eben erneut zwischen ihm und ihr im Schlafzimmer vorgefallen war: „Verdammt!“

„Verdammt!“, aufgebracht mit der Fast gegen die Tür schlagend, machte er sich auf den Weg zum Waschbecken, ließ Wasser ein, stütze sich mit beiden Händen am Rand ab.

Als er sich die Haare abtrocknend wieder herauskam, hatte er sich einigermaßen beisammen.

Immer noch bedrückt kam er am Zimmer seines Sohnes vorbei, öffnete die Türe einen kleinen Spalt. Sein Kind und dessen Freund schliefen noch tief.

Liese schloss er die Türe wieder, ging in sein Zimmer.

Nach ein paar Minuten brach Yusaku das meditieren ab. An seinem Fingernägel kauend saß er seufzend da.

Ruhelos lief er nach unten zur Küche.
 

Später
 

„Guten Morgen, Shinichi.“ Heiji setze sich, das Handy beiseite legend, auf.

„Morgen.“

Osakas Detektiv stand auf, ging das Licht einschalten. Neben dem Lichtschalter blieb er stehen.

„Was ist?“, reagierte sein kleiner Freund ruppig, der es wohl nicht möchte so besorgt angesehen zu werden.

„Shinichi?“, fing Heiji ernst mit einer Gegenfrage an.

„Ja?“ Rans Freund ahnte, dass es sich um nichts Gutes handeln konnte. Sein Gesicht verriet es für einen Moment, seiner Betonung dagegen war nichts anzumerken.

„Hör mal“, setzte Heiji erneut an: „Ich weiß, ich hab dich das schon mal gefragt und bitte versteh mich jetzt nich falsch. Es is ja nich so, dass ich dir nich vertrauen würd, aber“, Osakas Detektiv machte eine kurze, bedrückte Pause, sah seinen ärgerlichen Freund an: „Ich, nun ja, ich hab noch mal über die Sache mit dem Gegenmittel nachgedacht“, wieder eine kleine Pause- die Suche nach den richtigen Worten. Dann brachte er es schnell und präzise auf den Punkt: „Also“, holte er tief Luft: „Wenn damit irgendetwas wär oder es dir wieder schlecht ginge: Du würdes uns das doch sagn!?“

Die Miniaturausgabe nickte mit einem unbeschwerten: „Klar“ und lächelte unschuldig.

„Shinichi, ich meins wirklich ernst!“, wollte Heiji ihm nicht so recht glauben.

Weshalb der kleinere Detektiv mit einem: „Das weiß ich!“ reagierte. Es war ein sehr wütend, abweisendes gewesen.

„Tut mir Leid, Shinichi“, entschuldigte Heiji sich. Er machte die Zimmertüre auf: „Dann ist ja gut“, meinte er noch.

Rans Freund wollte schon erleichtert seinen Klos runterschlucken, als er erneut ernst angesprochen wurde.

„Versprichs du‘s mir?“ Heiji sah ihn, immer noch etwas besorgt, an.

„Shinichi!?“, harkte er energisch nach.

„Ja!“

Erst nachdem Osakas Detektiv das Wort sicher hatte, ließ er den kleineren alleine.

Dieser hielt sich nur am verzweifeln und leise vor sich hin jammernd den Kopf.
 

Kurz darauf
 

Yusaku saß am gedeckten Tisch, hatte die Zeitung aufgeschlagen: „Hallo, Heiji“, hieß er den Freund seines Sohnes willkommen.

„Hallo“, grüßte jener sich setzend zurück.
 

Der Mini-Shinichi saß mittlerweile im Bett, blieb noch sitzen bis er den Schwindel zumindest einigermaßen los war. Vorsichtig stand er auf, hielt sich gut fest.

Leicht taumelnd kam er zur Türe und humpelte sich abstützend über den Flur zum Bad.
 

„Guten Morgen, Kogoro“, nannte Yusaku den Dritten im Bunde.

„Guten Morgen“, gähnend setze sich Eris Ehemann neben ihn.

Als Conan herunter kam, hatte der schlafende Detektiv schon fast zu Ende gefrühstückt. Heiji und sein Vater waren sogar schon ganz fertig.

Ohje, denkend nahm der geschrumpfte Shinichi neben seinem Freund Platz, der auf ihn wartete.

Durch kritische Blicke unter Zugzwang frühstückte er.

Queen und Holmes kamen unruhig angelaufen, stupsten ihre Herrchen an.

Conan stand auf, räumte sein Schälchen an die Spüle. Heiji tat es gleich und gemeinsam gingen die beiden Oberschüler mit den Hunden.
 

Yusaku schaute ihnen nach, ehe er, gemeinsam mit Kogoro, seine zeitungslesende Tätigkeit fortsetze.

In der Zwischenzeit frühstückten auch Kazuha und Ran.

„Guten Morgen, ihr zwei“, wurden sie von beiden Männern herzlich zur Kenntnis genommen.
 

Kazuha hörte die Haustüre unten zugehen.

„Bis nachher, Ran“, meinte sie somit aufstehend: „Und viel Spaß!“

„Ja“, schaute die werdende Mami ihrer Freundin nach: „Danke.“

„Ich muss auch los“, erhob Kogoro sich ebenfalls: „Mach’s gut, Mausebein!“

„Werd ich“, erwiderte sie fröhlich, ließ sich noch im Vorbeigehen ein Küsschen geben.

Auch Yusaku stand auf, allerdings ohne ein Wort zu sagen.

Ganz für sich alleine summte Ran, trank zufrieden ihre Tasse Tee.
 

Er stellte sich vor das Fenster und beobachtete, wie sein Sohn zusammen mit Heiji vor das Haus trat und mit ihm die Straße hinunter ging. Während die beiden Detektive sich unterhielten, umfasste der kleinere die Träger der Schultasche enger.

Die beiden kamen außer Sicht, so kehrte Shinichis Vater in die Küche zurück.

Er sah ernst aus. Wohl zu ernst, denn die Freundin seines Sohnes schaute zu, wie er wieder Platz nahm und weiter las.

„Hast du was?“, fragte sie ihn aufmerksam.

„Wie kommst du darauf?“, wunderte Yukikos Mann sich aufsehend.

„Dein Gesichtsausdruck“, machte Ran ihm das verräterische Merkmal umsichtig bewusst.

„Ach so. Nein“, tat Yusaku es mit einem Lächeln ab: „Ich muss mir nur etwas überlegen.“ Er wollte sich wieder der Zeitung widmen, verzog beim Griff nach der Kaffeetasse das Gesicht: „Kalt“, wie er feststellte.

„Blöder Morgen“, grummelnd streckte er den Arm nach der Kanne aus.

Hilfsbreit kam Ran entgegen.

„Ich mach dir noch welchen“, wollte sie aufstehen, als sie merkte, dass nichts mehr drin war.

„Ach las gut sein“, meinte Yusaku darauf nur frustriert.

„Aber“, setze sie an: „Es macht dir doch was aus. Ich mach neuen, da ist doch nichts dabei“, meinte sie vergnüglich, stoppte dann aber in ihre Bewegung. Er hatte sie sanft am Handrücken umfasst, schaute sie ablehnend an: „Lass den Kaffee- Kaffee sein! Ich brauche keinen mehr.“ Er sah ihren verständnislosen Blick: „Ich möchte keinen mehr, bitte.“

„Okay, ist gut.“ Ran zog ihre Hand zurück.

„Danke“, sagte er noch, registrierte die milde Wettervorhersage von immerhin 18 Grad bei wolkenlosem Himmel, schnappte die Sporttabellen, welche Kogoro bis eben noch gehabt hatte.
 

„Aber du hast doch was!“, fing Ran noch einmal an.

Erneut schaute er, von dem vor ihm liegenden Papierhaufen, auf.

„Ist es wegen deinem Baron?“, äußerte sie die Vermutung, die sie hatte.

Doch er schüttelte mit einem knappen: „Nein“ den Kopf, wollte weiter lesen.

„Was ist es dann?“, die werdende Mami suchte Blickkontakt.

Ich habe dir zu viel beigebracht, stellte Yusaku ihren helfen wollenden Blick bedrückt erwidernd fest: „Streit mit Yukiko.“ Kaum hatte er das gesagt, befasste er sich wieder mit der Zeitung: „Nichts weiter.“

„Yukiko ist blöd. Sicher hat sie den Streit angefangen. Sie ist überhaupt nicht mehr so nett wie früher!“, sprach Ran laut das aus, was sie über die Mutter ihres Freundes dachte.

„Sprich nicht so über Yukiko!“, tadelte deren Mann resolut seine Frau in Schutz nehmend.

Für eine Weile war es still zwischen den beiden.

„Du möchtest wirklich nicht darüber reden.“

„Richtig“, dankbar nickte Shinichis Vater.

„Gute Idee“, murmelte er, als er ein weites Mal umgeschlagen hatte: „Dann brauche ich mich ja wenigstens nicht zu wundern.“

„Mein Horoskop“, sagte er auf Rans fragenden Blick hin. Er las den kleinen Text laut vor: „Sind Sie ein bisschen launisch und wissen nicht so recht, was Sie wollen? Sie haben vermutlich wenig Lust, das zu tun, was Sie sich vorgenommen haben. Wille und Gefühl wecken unterschiedliche Bedürfnisse. Die innere Spannung lässt Sie vor allem am Vormittag auf den geringsten Anlass ärgerlich reagieren. Gönnen Sie sich ein bisschen Ruhe. Das die Dinger immer stimmen müssen! Und dann auch noch aus der Tageszeitung!“ Shinichis Vater sah aus, als wisse er nicht, ob er nun darüber lachen oder weinen sollte: „Wie billig“, entschied er sich kopfschüttelnd zum Lachen.

„Was steht bei mir?“, wollte Ran interessiert wissen.

Er stutze einen Augenblick über ihre Heiterkeit, las ihres dann aber auch vor: „Sie dürften Lust verspüren, etwas Neues zu unternehmen. Kleine Dinge im Alltagstrott, die Sie vielleicht schon lange stören, können Sie jetzt relativ leicht nach eigenem Gutdünken verändern. Sie haben die Kraft, sich von überholten Routineangelegenheiten zu befreien. Nutzen Sie die Gunst des Tages und geben Sie Ihrem Leben eine individuellere Note!“

Yusaku schaute die Freundin seines Sohnes verschmitzt an: „Na wenigstens hast du heute einen viel versprechenden Tag.“

„Ich würde mit dir tauschen.“

„Das ist lieb, Ran“, lächelte er dankbar: „Aber jeder hat mal einen schlechten Tag. Ich werde es schon überstehen.“

„Und was steht bei Shinichi?“ Neugierig hatte die werdende Mami sich vorgebeugt.

„Shinichi?“, Yusakus Augen scannten den Stier: „Es mag sein, dass Sie denken, ziemlich unvernünftig oder unüberlegt zu handeln. Oder nehmen andere Ihre Vorgehensweise kritisch unter die Lupe? Sie können den Fehdehandschuh aufheben und einen Streit vom Zaun brechen oder aber gründlich über Ihre Durchsetzungsstrategien nachdenken.“

Das wird er definitiv tun! Yukikos Mann lächelte Ran bedächtig an: „Vielleicht rufst du ihn heute Abend an“, meinte er und erhob sich.

„Wo gehst du hin?“, rief Ran ihm noch hinterher.

„Meinen inneren Frieden suchen!“, hörte sie ihn zurückrufen: „Irgendwo muss er ja sein! Vielleicht hat er sich unter dem Sofa versteckt?“, schon fast wieder über sich selbst erheitert lief Yusaku nach oben und schloss in seinem Zimmer kopfschüttelnd die Türe.
 

Ran schüttelte derweil ebenfalls den Kopf, frühstückte zu Ende, bevor auch sie, ihrer Mutter einen guten Morgen wünschend, die Treppe hoch lief und sich vor dem Spiegel überlegte, was sie anziehen wollte.
 

Ai vernachlässigte ihre Mathematikübungen. Ihre ganze Aufmerksamkeit war unauffällig auf das kleine Versuchskaninchen gerichtet. Es schrieb, nun es versuchte es wohl eher. Offensichtlich war es mit einer stark verkrampften Hand gar nicht so leicht es ordentlich zu machen.

„Was ist?“, hörte sie es plötzlich verärgert. Es hatte gemerkt wie es von der Herrscherin über das Gegenmittel beäugt wurde.

„Nichts.“ Ai schaute sofort auf ihr Heft zurück.

Misstrauisch machte der kleine Detektiv weiter.

Aus den Augenwinkeln heraus machte sie weiter, sah seinen wütend-schmerzhaften Gesichtsausdruck.

Frau Kobayashi schaute von ihren Unterlagen auf ihre Armbanduhr. Sie stand auf: „Wenn ihr dann alle soweit seit“, hallte ihre Lehrerinnenstimme durch die Klasse: „Dann lesen wir nach der Pause die Ergebnisse vor.“

Dem einstimmigen ja des Klassenverbandes, von Conan und Ai einmal abgesehen, folgte auch schon das ersehnte Leuten.

Unter kaum hörbarem Fluchen hörte seine Partnerin ihn, wie er versuchte den Stift los zu werden.

„Endlich!“, platze es aus ihm heraus, als das Teil neben dem Heft schräg auf der Tischplatte landete.

Zornig stand der zwangsverjüngte Shinichi auf und verlass wie die Kinder die Klasse.

Ai folgte ihm vorsichtig.
 

Später
 

Yusaku fuhr seufzend den Laptop herunter. Aufstehend klappte er den Deckel zu.

Sein Zimmer verlassend atmete er die Türe zuziehend tief durch, bevor er die Tür des Schlafzimmer öffnete: „So meine Ehefrau: Fertig oder nicht: Wir gehen jetzt!“, forderte er Yukiko auf, die immer noch auf dem Bett saß, aber mittlerweile gekleidet. Wenn auch im Schlabberlook nicht einer öffentlichen Veranstaltung angemessen.

„Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht mitkomme!“, entgegnete sie ihm die Stirn bittend.

Ihr Mann bemühte sich, sich zusammenzureißen: „Yukiko, bitte!“

„Nein!“, entgegnete sie patzig.

Schnell sprang sie auf, als der Vater seines Sohnes wütend auf sie zueilte.

Er wollte sie an den Armen packen.

„Ich sagte ich komme nicht mit!“, schrie ihn die Mutter seiner Kinder lautstark an, wehrte sich gegen seinen Versuch sie festzuhalten: „Ich werde hier bleiben!“

„Nein, dass wirst du nicht! Du wirst dich jetzt nicht drücken!“

„Ich komme nicht mit dir mit! Ich komme nicht mit! Ich. Komme. Nicht. mit“, wiederholte Yukiko, schlug ihren Mann dabei gegen Arme und Brust.

Woraufhin Yusaku sie fest an beiden Händen packte und wütend ansah: „Du wirst dich jetzt fertig machen!“

„Ich komme nicht mit dir mit! Ich komme nicht mit! Na los, geh!“, brach sie plötzlich unvermittelt in Tränen aus: „Geh, mach schon! Geh, alleine!“, versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien, um ihn weiter zu schlagen.

„Schön! Wie du willst!“ Yusaku reichte es. Sich zornig beherrschend ließ er seine Frau zurück, die bitterlich weinend an Ort und Stelle stehen blieb.
 

„Argh!“, fiel es Shinichis Vater mitten auf der Treppe ein, dass er vergessen hatte sich umzuziehen. Umgehend stürmte er ins Schlafzimmer zurück.

Seiner vollkommen in Tränen aufgelösten Frau einen immer noch bösen Blick zuwerfend, griff er den erstbesten Anzug aus dem Schrank und lief wieder hinaus.

Yukiko, die nicht gewagt hatte während seiner Anwesenheit weiter zu schluchzten, stand gebeugt, die Hände seitlich vorm Gesicht, als gebrochene Frau da. Sie atmete heftig, als sie unter ihrem Weinkrampf auf den Boden sank.
 

Ihr Mann hingegen stieß beinahe mit der Freundin seines Sohnes zusammen, die sich im Bad die Haare gekämmt hatte.

Richtig erschrocken schaute Ran in sein vor wutentstelltes Gesicht.

„Was-?“, mehr brachte sie nicht heraus.

Er sagte nur: „Raus.“

Die werdende Mami sagte keinen Pips mehr, sah zu, dass sie der Anforderung des Vaters ihres Freundes nachkam.

Hinter sich schloss sie die Türe.
 

Yusaku kam zu recht gemacht aus dem Bad, warf seine getragenen Sachen in den Wäschekorb.

Die Treppe hinunterlaufend fummelte er noch wirsch an seiner Krawatte herum.

„Soll ich das machen?“, bot Eri sich am Treppengeländer stehend, hochschauend, an.

„Ja, bitte!“, ließ er sich ungeduldig von ihr helfen.

„Was ist den los, dass du so aufgebracht bist?“

Yusaku schaute die Freundin seiner Noch-Ehefrau mit einer Mischung aus Zynismus und Sarkasmus an: „Waren wir denn nicht laut genug?“

„Doch“, stimmte Eri zweifelsohne zu. Sie hatte keine Angst vor dem Mann ihrer Freundin, zupfte gelassen dessen Stofftaschentuch zu Recht: „Nur es ist ungewohnt, dass du so aus der Haut fährst“, meinte sie ihn beruhigend ansehend.

„Es ist“, sich sammelnd fuhr Yusaku sich durch die Haare: „Ich hatte heute morgen schon Krach mit ihr!“ Er schaute die Anwältin frustriert und deprimiert an: „Was hab ich ihr denn nur getan?“, lehnte er sein Rückgrat geradezu verzweifelt am Geländer an: „Das sie mich so im Stich lässt?“

„Soll ich mal mit ihr reden?“

Yusaku schaute die Freundin seiner Frau an: „Wenn sie dich an sich heran lässt: Viel Glück!“, lächelte er zynisch.

„Ich wäre fertig.“ Es war Ran die vorsichtig von unten hochgekommen war. Ihre Jacke trug sie bereits, hatte die Hände unter dem Bach verschränkt.

Der Vater ihres Freundes besah sie sich, dann fing er erheitert zu lachen an: „Meinst du nicht, d-du sollest besser feste Schuhe anziehen“, er deute auf ihre Füße.

Verwirrt folgte sie seinem Blick, sah an sich hinunter und begriff, dass sie noch die Hausschuhe trug.

„Oh!“, rief sie entsetzt aus: „Ich geh sie sofort ausziehen!“, meinte die werdende Mami und rannte zurück in den Flur.
 

Yusaku wischte sich kopfschüttelnd eine Lachträne aus dem Augenwinkel.

„Ich weiß, du hättest Yukiko gerne dabei gehabt“, bestärkte Eri ihn am Arm drückend: „Versuch es nicht so schwer zu nehmen. Mach dir einen schönen Tag“, sie lächelte ihn neckend an: „Und pass gut auf meine Tochter auf, in Ordnung?“

„Klar“, antwortete Shinichis Vater schon fast Gedanken verloren.

Ihre Mutter rüttelte ihn sacht einen Arm um seinen legend: „Du musst sie vorhin ziemlich schockiert haben.“ Eri hatte es nicht vorwerfend gesagt. Sie fühlte mit. Während er zu ihrer Tochter runter ging, stieg sie die Treppe nach oben.
 

Zusammen mit Ran ging Yusaku zum Auto und stieg ein.

Das erste was er tat war die Heizung andrehen, das zweite den CD-Spieler anstellen:

„Ich möchte nicht, dass du dich in meiner Gegenwart unbehaglich fühlst“, schaute er die Freundin seines Sohnes an: „Es tut mir leid wegen vorhin.“

„Ist schon gut“, antwortete sie ihm verständnisvoll, wenn auch noch ein wenig beklommen.

„Wirklich“, schaute er sie prüfend an.

Sie nickte: „Ja.“

„Ich und mein hitziges Temperament, was?“, den Schlüssel umdrehend lächelte er über sich selbst.

Sanft zu Ran rüber lächelnd, registrierte er wie sie, wenn auch auf rücksichtsvoll-behutsame Art, erst mal alle Lieder wieder einmal durchklicke.
 

„Yukiko?“, stand Eri vor der Türe, klopfte an: „Yukiko, kann ich rein kommen?“ hörte sie ihre Freundin nur durch das geschlossene Holz leise schluchzten.

Rans Mutter warte kurz, kam dann einfach herein. Sie fand Yusakus Frau in Tränen aufgelöst auf dem Boden sitzend vor. Schnell kam sie zu ihr.

„Eri! Yusaku, ich habe alles kaputt gemacht! Er liebt mich nicht mehr.“

Rans Mutter nahm ihre alte Freundin fest in den Arm: „Yukiko, dass glaube ich nicht. Er liebt dich: Das tut er noch immer. Da bin ich mir sicher.“

„Nein“, konnte Shinichis Mutter sich kaum beruhigen: „Tut er nicht. Das-tut-er-nicht.“

„Doch, aber sicher tut er das. Du hast vorhin nicht gesehen, wie schlecht es ihm wegen eures Streites ging. Er liebt dich, Yukiko, das tut er wirklich. Yukiko, möchtest du mir den wirklich nicht sagen, um was es bei euch eigentlich geht?“

„Nein, das kann ich dir nicht sagen. Das darf ich keinem sagen und Yusaku darf es niemals erfahren!“, Yukiko war auf Grund ihres Weinens kaum zu verstehen.

„Sag es doch mir“, versuchte es Eri es weiter: „Ich verspreche ich werde es auch niemandem sagen.“

„Ich hasse dich!“, war die Antwort ihrer ehemaligen Freundin, die aufsprang und Rans Mutter es direkt ins Gesicht schrie: „Ich hasse dich! Wie kannst du mir da helfen wollen!?“

„Warte!“, rief Eri ihr fassungslos nach: „Warte, Yukiko, warte!“, lief sie ihr hinterher.
 

Yusaku unterbrach amüsiert das Schweigen: „Du stehst wirklich auf Gospel, was?“, lachte er sie an.

„Ja“, sie lachte zurück: „Das ist nicht so ruhig wie unsere Tempellieder. Es macht Spaß, sich das anzuhören.“

„Du meinst, weil es mehr Pepp hat“, half er ihr gutmütig.

„Ja“, nickte sie begeistert: „Die Texte sind auch so schon“, sie lächelte schief: „Naja, das was ich davon verstehe.“ Doch dann seufzte sie.

„Was ist?“

„Es ist schade, dass es hier sowas nicht gibt. Ich wäre gerne mal richtig dabei.“

„Meinst du auf der Bühne mit singend oder bei einem Konzert?“

„Bei einem Konzert. Richtig mitsingen“, Ran sah verlegen aus.

Was Yusaku beim abbiegen zum Schmunzeln veranlasste: „Traust dich das wohl nicht?“, funkelte er sie herausfordernd an: „Was wenn ich dir die Chance dazu geben würde, würdest du annehmen?“

„Wie meinst du das?“, die werdende Mami verstand nicht ganz, beugte sich etwas mehr nach vorne.

„Sagen wir so, ich kenne wen, der wen kennt und der kennt den Chorleiter“, Shinichis Vater grinste über den jetzigen Gesichtsausdruck der Freundin seines Sohnes über beide Ohren.

„Was!?“, rief Ran aus. Sie war ganz rot geworden.

„Du hast schon richtig gehört“, meinte er: „Wenn du willst nehme ich dich mal mit, wenn ich mal wieder der Jesus Church in LA einen Besuch abstatte. Kirche muss atmen und leben: Da kann’s abgehen: Da hätten selbst Heiji, Kaito und Shinichi ihren Spaß.“

Ran musste bei der Vorstellung laut kichern, bevor sie wieder ernst wurde und hinzufügte: „Shinichi und Gospel, das will ich sehen!“

„Oh ja, ich auch!“, fand Yusaku diese Vorstellung ebenfalls komisch.

„Das würdest du wirklich machen?“ Ran war ganz aus dem Häuschen vor Freude.

„Warum nicht?“, entgegnete er: „Ich wäre ja der, der am meisten auf seine Kosten kommen würde“, zwinkerte er verschmitzt.

„Oh, danke“, wurde er gut gelaunt von ihr umarmt.

Sie wurde wieder ernst: „Aber das ist nicht nötig. Ich hätte dich auch so trotzdem lieb.“

„Das weiß ich.“ Er schmunzelte: „Gut zu wissen, danke.“
 

Eri schüttelte sich über die Oberarme reibend den Kopf. Sie stand vor dem Haus, ging nun wieder hinein.
 

„Ein Parkplatz“, noch bevor Yusaku den Gedanken zu Ende gedacht hatte: „Danke, Universum“, hatte er einen gefunden. Zufrieden parkte er ein: „Da wären wir!“ Er schaute auf die Uhr: „Mist, und ich hatte Sorge zu spät zu kommen.“

„Wie schön“, meinte er es einfach hinnehmend: „Wir sind zu früh! Und nu?“, warf er einen Blick zu seiner jungen Begleiterin.

„Wir können uns doch schon mal umsehen gehen?“, schlug sie unternehmungslustig vor. Woraufhin er nur schnell und entschieden den Kopf schüttelte: „Du spinnst wohl. Ich bin doch nicht bescheuert“, er grinste sie wohlweißlich an: „Wenn ich mit dir jetzt aussteige und da raus gehe“, der Erfinder des Barons der Nacht deutete auf zwei Wagen einige Parkplätze entfernt: „dann haben sie mich und ich kann ihnen noch fünfundzwanzig Minuten länger erklären, warum ich alleine komme und darauf habe ich absolut keine Lust. Also“, er schaute viel erhoffend zu Ran: „Schlag was anderes vor.“

„Hm“, überlegte sie: „Können wir vorher noch was essen gehen?“

„Du willst essen gehen?“ Yusaku zog fassungslos die Augenbrauen hoch: „Bei der Veranstaltung gibt‘s gleich am Buffet massig zu futtern.“ Er schaute sie erheitert an: „Hast du deine Handtasche dabei?“, fragte er sie.

Als sie den Kopf schüttelte, meinte er: „Schade, sonst hättest du die ganzen Krabbentierchen heimlich einpacken und nachhause verschleppen können. Die anderen wären sicher begeistert über Dreihundert-Dollar Makrelen.“

„Yusaku!“, wusste Shinichis Freundin nicht, ob sie schimpfen oder das lustig finden sollte.

„Komm las uns noch was Karten spielen“, entgegnete er den Arm ausstreckend und das kleine Ding aus Pappe aus der Schublade herausholend.
 

„Okay, ich glaube wir können gehen“, meinte Yusaku mit einem Blick zum Display, es war sieben Minuten vor fünfzehn Uhr.

Vor dem großen Gebäude hatten sich viele Menschen versammelt.

Gemeinsam mit Ran stieg er aus, lotste sie geschickt durch die Menge, schirmte sie vor den Medien ab.

Er ging mit ihr hinten rum hinein.

Nachdem er sie rein geschmuggelt hatte, tauchte er mit ihr in der Masse unter, richtete sich flüsternd an sie: „So ab jetzt wie abgesprochen: Du kennst mich für die nächsten paar Stunden nicht. Ich kenn dich nicht. Sobald ich fertig bin, kannst du mir jederzeit das Zeichen geben, dass du gehen möchtest.“

Auf ihr Nicken hin wünschte er ihr noch viel Spaß und ging davon.

Ran schaute ihm noch hinterher, wie er seinen Verleger begrüßte und sich gemeinsam mit ihm auf seinen Auftritt vorbereitete.
 

Eri saß in der Küche, hielt die Teetasse fest in ihren Händen. Sie war immer noch ganz verstört über das, was Yukiko ihr da an den Kopf geworfen hatte.

Sie wusste nicht, was sie ihr getan hätte haben können und ihr fiel auch erst recht nichts ein, was es wert wäre von ihr gehasst zu werden.
 

„Wie kommt es, dass Sie ohne ihre hübsche und geradezu bezaubernde Frau hergekommen sind?“

Ran verfolgte aus sicherer Entfernung mit, wie der Vater ihres Freundes bei dieser Frage des Reporters fürs erste verhalten schwieg, bevor er dann doch eine wohldurchdachte Antwort gab: „Es tut ihr sehr leid. Sie lässt sich in aller Form entschuldigen. Zu meinem großen Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass es ihr heute Morgen nicht so gut ging.“

„Wir hoffen nichts Schlimmes, Herr Kudo!“, hatte Yusaku sofort das öffentliche Mitleid auf seiner Seite.

„Nein, nein: Keine Sorge. Nur ein Anfall von Migräne, weshalb Sie sicherlich größtes Verständnis für meine Frau haben. So viele Kameras. Sie verstehen“, räusperte der Schriftsteller sich die dicke Lüge charmant untermauernd.
 

Ran jedoch war nicht die einzige die den Erfinder des Barons der Nacht da ganz genau im Auge behielt. Dessen Interview mir gespitzten Ohren wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde.

Die Augen der blonden Frau, westlichen Antlitzes, hoben sich interessiert. Kirschrote Lippen formten ein verspieltes, gut aufgelegtes Lächeln.
 

Yusaku Kudo atmete innerlich erleichtert auf, als der Reporter sich von ihm verabschiedete und endlich den nächsten Star beglücken ging.

Die nächsten zwei Stunden verbrachte der Schriftsteller damit glücklichen Fans glückliche Autogrammkarten zu unterschreiben und auszuhändigen.

Zwischenzeitlich warf er einen Blick zu seinem Verleger, der ebenfalls sichtbar glücklich neben ihm saß und mit seinem Künstler angab.

Wenn er wüsste, ging es Shinichis Vater durch den Kopf. Ein, zweimal entdeckte er auch Ran, die sich interessiert an den einzelnen Ständen umsah.
 

Die Autogrammvergabe fand ihr Ende.

„Kommen Sie, Herr Kudo“, forderte der über alle Maßen zufriedene Verleger seinen vielversprechenden Schriftsteller auf: „Lassen Sie uns zum Buffet gehen!“

Yusaku ließ sich mitziehen. Sich bedient kam die Frage die längst überfällig war: „Sie müssen mir alles erzählen. Ich bin schon sehr gespannt auf ihr neues Manuskript.“

„Ich habe es nicht dabei.“

„Wie?“, der Verleger schaute den Erfinder des Barons verwirrt an: „Sie haben es vergessen?“

„Nein.“ Somit hatte Yusaku die fragwürdige Gelegenheit auf besänftigende Weise zu verklickern: „Es wird kein weiteres Buch geben. Es tut mir Leid jedenfalls vorerst nicht.“

„Was?“, wusste sein Gesprächspartner nicht ob er entsetzt, verärgert oder entrüstet sein sollte.

„Sie haben mich schon verstanden. Ich hänge die Schriftstellerei an den Nagel. Zumindest vorläufig.“

„Aber wieso?“, war der Verleger verdattert: „Sie sind doch so erfolgreich. Der Baron steht schon morgen auf der Bestsellerlisten.“

„Das freut mich durchaus“, der nun pausierende Schrifsteller räusperte sich: „Bitte verstehen sie mich nicht falsch. Nur-“

„Sie können nicht kündigen. Sieh stehen unter Vertrag mit uns!“, entfuhr es dem Verleger entrüstet.

Yukikos Ehemann kramte einen kleinen Stapel in der Mitte zusammengefalteter Blätter aus seinem Jackett: „Lesen Sie das hier: Dann wird es Ihnen klar sein!“, meinte er noch: „Was unser Vertragsverhältnis angeht, so erreicht sie mein fristloses Kündigungsschreiben per Post!“

„Aber das können Sie doch nicht einfach tun, Herr Kudo. Bitte: Überlegen Sie sich die Sache noch mal!“

„Nein, ich danke Ihnen für die gute Zusammenarbeit. Als mein Partner habe ich Sie hoch geschätzt. Lieder steht meine Entscheidung. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag.“ Damit ließ Yusaku den anderen Mann stehen.
 

Seinen Teller in der einen Hand haltend, mit der anderen sich über die Köstlichkeiten hermachend, hielt er erst mal Ausschau nach Ran.

Die er relativ schnell an einem der Stände ausgemacht hatte.

„Na, wie gefällt dir Asai Takeo“, hatte er sich Schlitzohrigkeit an die Freundin seines Sohnes von hinten herangeschlichen: „Und? Muss mein Sohn sich nun Sorgen machen?“

„Was?“, hatte Ran sich erschrocken herum gedreht. Angewidert sah sie den Vater ihres Freundes an.

„Gefällt er dir etwa nicht?“

„Iiii, nein! Er ist total arrogant und unsympathisch.“

Yusaku fing herzhaft zu lachen an.

„Ich hätte nie-“, die werdende Mami Unterbach sich: „Was?“, schlussfolgerte sie scharf: „Hast du das etwa gewusst!?“

„Aber sicher!“, hielt Yukikos Mann sich regelecht den Bauch: „I-Ich hatte schon einmal das Vergnügen ihn auf einer Party kennen zu lernen. Er kann ziemlich unanständig sein!“

„Das habe ich gemerkt! Warum hast du das gemacht!?“, wütend und verärgert wurde er von ihr angefunkelt.

Woraufhin er wieder artig und sachlich erklärte: „Nun, ich dachte bevor ich dir deine Vorfreude verderbe, lasse ich dich die Erfahrung besser selbst machen. Ich wollte ihn dir nicht schlecht reden. Tut mir Leid. Das kleine Spiel verzeihst du mir doch, oder?“ Yusaku hatte sein charmantestes Lächeln heraus gekramt.

Die werdende Mami konnte gar nicht anders.
 

Er schaute sich mit ihr um: „Und wie gefällt es dir sonst so, abgesehen von dem da?“, er deutete auf seinen ehemaligen Konkurrenten.

„Yusaku!“, hörten die beiden einen englisch sprechenden Mann auf sich zu kommen: „Yusaku, alter Junge: Bist du das wirklich?“

„Richard!“, erkannte Gemeinter, umarmte sichtlich erfreut diese Person.

Ran trat zur Seite.

„Wie schön, dass ich dich mal wieder sehe!“, löste Yusaku sich gleichfalls auf Englisch: „Altes Haus!“

„Gleichfalls, gleichfalls!“, stimmte ihm der wohl etwas ältere Mann zu: „Wer ist denn diese junge Dame?“, er deutete auf die werdende Mami, die ihren Babybauch schnell so gut wie möglich hinter dem Vater ihres Freundes versteckte.

„Ist sie etwa deine neue Freundin?“, stieß der Unbekannte den bis eben noch kommerziell tätigen Schriftsteller augenzwinkernd in die Seite.

Jener trat darauf an die Seite, sodass seine Begleiterin ohne Deckung war: „Nein, Richard: Was bitte denkst du denn von mir? Das hier ist Ran Mori. Sie ist die Tochter meiner Mitbewohner. Ich habe sie nur hierhin mitgenommen.“

„Ach so“, zog der etwas beleibtere Herr kritisch seine Augenbrauen hoch.

„Ran“, erläuterte Yusaku ihr: „Das ist Richard. Ein Freund von mir. Ich kenne ihn aus LA. Er schreibt ebenfalls Kriminalromane.“
 

„Wie geht es dir?“, wurde Yukikos Mann nun herzlich gefragt.

„Du weißt doch: Alles ist gut. Und bei dir? Wie geht es deiner reizenden Frau?“

„Frau?“, besagter Richard zog scharf die Luft ein: „Welche reizende Frau? Yusaku, liest du denn keine Klatschpresse mehr?“

„Nicht wenn ich es vermeiden kann“, grinste Yukikos Ehemann breit.

„Wir sind geschieden! Rechtskräftig seit Montag!“

Yusaku klatschte in die Hände, schlug seinem Freund auf die rechte Schulter: „Gratuliere, dann hast du es ja endlich hinter dir!“

„Ja“, strahlte jener: „Und das allerbeste, Yusaku, ich musste ihr keine Abfindung zahlen! Es gibt doch noch gerechte Richter auf der Welt!“

„Das ist toll!“, fand Yusaku vergnügt: „Dann kannst du ja jetzt dein Single da sein in aller Ruhe frönen. Wer weiß“, seine Gesichtszüge veränderten sich. Dunkle Wolken schoben sich, wenn auch nur für einen Moment, in sein Gemüht: „So wie es aussieht kann ich demnächst wieder viel Zeit mit dir verbringen.“

Ran verstand das schnelle Englisch zwar kaum, aber sehen das der Vater ihres Freundes traurig geworden war, konnte sie.

„Single, Yusaku?“, Richard brach in Lauthalses Gelächter aus: „Wo denkst du hin?“

Er drehte sich um, rief nach einer hübschen, brünetten, wenn auch jüngeren, Frau: „Schätzchen, komm doch bitte eben.“

Yusaku schaute beim Anblick der Lady nicht schlecht.

„Ich stelle vor: Die zukünftige Levin, meine Verlobte.“

Stolz zeigte diese ihren glitzernden, funkelnden Ring.

Yusaku zog perplex die Augenbrauen hoch, beugte sich zu seinem Freund: „Du bist gerade eben wieder ein freier Mann und schon willst du dich wieder binden?“, flüsterte er skeptisch: „Bist du dir da auch ganz sicher, dass du das auch wirklich so willst?“

„Yusaku, Yusaku“, Richard lachte wieder dröhnend: „Ich weiß was du jetzt denkst, aber glaube mir Marlene“, er legte seinen Arm um die Taille seiner Verlobten: „ist genau die Richtige für mich: Sie ist die Frau mit der ich den Rest meines Lebens verbringen will!“

„Na, wenn das so ist“, lächelte Yukikos Mann ungläubig.

„Schatz“, schaute die gewisse Marlene hoch: „Sollen wir nicht langsam weiter gehen, sonst schaffen wir es nicht, bevor wir wieder heimfliegen. Du wolltest ihn doch nur schnell einladen“, erinnerte sie ihren Zukünftigen, welcher sie verliebt angelächelt hatte.

„Ach ja!“, fiel es dem wieder ein: „Yusaku, hast du nicht Lust zu meinem Junggesellenabschied zu kommen?“

„Nun“, überlegte Yukikos Mann: „Ich- wann denn?“

„Heute Abend!“

„Heute Abend?“, Yusaku stutze: „Ist das nicht ein wenig kurzfristig?“

„Nein, wieso? Ed Lauderbach, Alexander Kreye und Arthur-“

„Du meinst die ganze Klicke ist hier in Tokio?“, brachte Shinichis Vater es auf den Punkt.

„Ja, genau. Alle werden sich freuen dich wieder zu sehen.“

„Na, da bin ich mich nicht so sicher“, entgegnete Yusaku.

„Doch, doch!“

„Wann denn und wo?“

„Um zwanzig Uhr im Haido City-Hotel“, funkelte sein Kumpel ihn vielversprechend an.

„Okay, du hast gewonnen, altes Schlitzohr!“, nahm Yusaku die Einladung, das Grinsen erwidernd, an.

„Okay, Liebling“, süß lenkte die Verlobte die Aufmerksamkeit ihres Zukünftigen wieder auf sich alleine: „Kommst du dann jetzt? Herr Kudo, Sie entschuldigen mich. Ich möchte meinen Richard gerne noch ein paar Stunden für mich haben. Das verstehen Sie doch gewiss.“

„Natürlich!“, räusperte Yusaku sich, stellte sich kerzengerade und gab dem Pärchen die Hand.

„Du hast Sie gehört. Sehr entscheiden: Ich erwarte dich dann heute Abend, Yusaku.“

„Ja.“ Mit dem Kopf schüttelnd, schaute Yukikos Mann den zweien lächelnd nach.

„Oh man! Wenn das länger als zwei Jahre hält, werde ich der neue Präsident der vereinigten Staaten von Amerika.“ Er musste einfach lachen: Hoffentlich habe ich nie so ausgesehen und so daher geredet, als ich verliebt war. Richard sieht ja bescherter aus als mein Sohn, wenn er sie anhimmelt.

Ran sah etwas irritiert aus.

Anstatt zu erklären meinte er: „Komm, lass uns weiter gehen“ und harkte sie amüsiert unter.
 

„Yukiko“, war Eri erleichtert, als ihre Mitbewohnerin bei ihr in der Küche auftauchte.

Der Herd war sofort Nebensache.

Schnell kam sie auf ihre verheult, frierende eigentliche Freundin zu.

Shinichis Mutter wurde von ihr am Tisch hinunter gedrückt. Sie schaute zu, wie jene ihr erst einmal einen Tee machte und sich dann zu ihr setzte.
 

„Ich glaube wir haben jetzt alles gesehen“, überlegte Ran.

„Denke ich auch. Sollen wir gehen?“

„Huhu! Erkennst du mich?“, wurde der arbeitslose Schriftsteller erneut in Englisch angesprochen. Diesmal war es ein süffisantes Flüstern einer Frau, die ihn von hinten überfiel und ihm die Augen zu hielt.

Für einen Moment hielt er die Luft an.

„Ruth!?“, rief er dann den Namen des blonden Lockenschopfes aus.

„Richtig geraten!“, gab dieser ihn wieder trällernd frei.

„Was machst du hier?“, hatte er sich schnell freudig zu der jungen Frau umgedreht.

„Das Gleiche könnte ich dich auch fragen, Yusaku!“, feixte sie ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen stechend.

Ran verstand schon wieder nichts. Verwirrt starrte sie die Unbekannte an.

„Wer ist das?“, hatte Ruth sie ebenfalls bemerkt: „Doch nicht etwa? Yukiko ist sie jedenfalls nicht!“

„Ganz richtig“, meinte Gefragter: „aber auch nicht das was du jetzt denkst. Da bist du immer noch meine unangefochtene Nummer eins.“

„Na dann ist ja gut“, die Frau im kurzen, roten Kleid lächelte die werdende Mami mit Genugtuung an. Dann richtete sie sich die Arme süß übereinander schlagend an Shinichis Vater: „Yusaku, hast du ein wenig Zeit?“, säuselte sie lieblich.

„Das lass ich mir nicht zweimal sagen. In zehn Minuten“, den Rest flüsterte er Ruth ist Ohr.

Woraufhin ihr charmantes Lächeln immer breiter wurde.

Einverstanden nickte sie.

Während sie in die eine Richtung von dannen zog, loste Yusaku Ran möglichst unauffällig das dem überfüllten Gebäude hinaus.
 

„Yukiko, ich weiß nicht, was zwischen euch beiden wirklich vorgefallen ist, aber um was es auch immer geht: Du musst einfach mit Yusaku darüber sprechen: Sonst wirst du ihn wirklich verlieren!“

„Du hast ja recht“, räumte Shinichis Mutter bekümmert ein: „Ich weiß nur nicht wie ich es machen soll!?“, schaute sie ihre Freundin verzweifelt an.

„Hör zu, wir werden jetzt gemeinsam kochen und wenn er heute Abend nachhause kommt, esst ihr mit uns und dann geht ihr ungestört nach oben“, schlug Eri vor.

Woraufhin Yukiko, sich die Tränen mit einem Taschentuch aus dem Gesicht wischend, wirklich dankbar nickte.
 

„Wer war das?“, wollte sie interessiert wissen.

„Wirst du gleich sehen!“, grinste er sie vielsagend an.

Gemeinsam mit der verwirrten Freundin seines Sohnes machte er, dass er zu seinem Auto kam.

Lockenschopf war schon da, lehnte lässig an der Fahrertüre.

Süffisant versperrte sie ihm kurz den Zugriff.

„Danke“, grinste er sie beiseite schiebend. Er ließ Ran hinten einstiegen, während die englischsprachige Frau auf ihren Highheels die Beifahrerseite in Beschlag nahm.

Die ganze Fahrt über redete und lachte Yusaku mit dieser Ruth. Sichtlich hatte er Spaß und vergnügte sich mit ihr.

Allerdings in so einem schnellen, akzentreichen Englisch, dass Ran nichts von alle dem kapieren konnte.
 

Yukiko hatte sich in ihr Zimmer zurück gezogen. Unruhig und nervös lief sie auf und ab, von der Schrankseite zur Fensterseite und wieder zurück.
 

„Okay: Jetzt kenn ich dich wieder!“, lachte Yusaku. Kaum war die Haustüre ins Schloss gefallen, umarmten er und diese Frau sich voller Überschwang, küsste er sie auf beide Wangen.

Zufrieden lächelte Ruth. Kritsch schaute das reizende Girl sich um.

„Wir sind zurück“, rief Yukikos Mann, neben ihr die Treppe hoch kommend, ausgelassen.

Ran ging immer noch irritiert ihnen hinterher.
 

„Ist das hier etwa alles?“, abwertend schaute das Mitbringsel auf Stöckelschuhen sich um, besah sich die Einrichtung.

„Ruth, wenn es dir hier nicht gefällt, dann kannst du ja gleich wieder gehen!“, drohte Yusaku ihr verspielt.

„Wer ist die denn?“ Es war Conan, der zusammen mit Heiji die laut bellenden Hunde ab leinte, welche sofort auf die Ankömmlinge zueilten und freudig schwanzwedelnd begrüßen wollten.

„Ahh!“ das Modepüppchen hielt quietschend ihre Hände nah am Körper hoch, wich zurück.

Yusaku lachte schallend: „Keine Angst, die werden dich nicht beißen“, erklärte er auf Englisch, bevor er seinem Sohn und nun auch Ran, wie Eri und Heiji sein hübsches Mitbringsel vorstellte: „Das ist Ruth. Sie ist“, er legte einen Arm um jene: „meine Freundin der, nun sagen wir, besonderen Art!“ Es war unverkennbar, welchen Spaß er bei dieser Umschreibung hatte.

„Freut mich, Ruth“, hieß Eri die Frau an der Seite des Mannes der Freundin gleichfalls auf Englisch willkommen.

Woraufhin diese nur ein allgemeines, recht unpersönliches: „Hallo“, verlauten ließ.

„Benimm dich!“, wurde sie darauf von Yusaku verschmitzt getadelt.
 

Yukiko, die oberhalb des Treppenabsatzes stand, brach auf der Stelle erneut bitterlich in Tränen aus. Sie stieß sich am Geländer ab und rannte zurück ins Schlafzimmer. Weinend warf sie sich zurück aufs Bett.
 

„Tut mir leid“, richtete Yusaku sich an Eri: „aber ich bin für gleich eingeladen. Deshalb werd ich jetzt nur eine Kleinigkeit essen.“

Mit diesen Worten ging er in die Küche, schnappte sich ein Schälchen und fing flott zu essen an.

Die anderen folgten ihm und seiner Begleitung, die ihm einfach mal selbstbewusst, wie sie war, hinterher stolzierte.

„Wer ist sie jetzt?“, setzte Yusakus kleiner Detektiv sich neben ihn.

Shinichis Vater grinste stillschweigend in sich hinein, bevor er die Bombe genüsslich platzen ließ: „Wenn du“, nun richtete er sich an alle Anwesenden: „ wenn ihr es genau wissen wollt: Sie ist meine kleine, aber feine Affäre!“

Acht Augenpaare starrten den Ex-Schriftsteller schockiert an.

Ruth erwiderte sein Grinsen kokett.

„Was!?“, fuhr sein Sohn ihn entrüstet an: „Du betrügst Mama!?“

„Nicht betrügen Shinichi, deine Mutter weiß Bescheid. Du kannst sie fragen“, erinnerte er seinen Sohn scharf daran, dass er sich im Ton vergriffen hatte. Er deutete auf Ran.

Shinichis Freundin war aber viel zu durcheinander, als das ihr dieses Mama-Detail aufgefallen wäre, wie der und sein Vater erleichtert feststellten konnten.
 

Es herrschte totenstille: Yusaku aß, die anderen beugten Ruth, die ließ sich nicht einschüchtern.

Yukikos Mann erhob sich: „Leute ich bin duschen!“, verkündete er immer noch unterschwellig amüsiert.

„Warte, Yusaku!“, hörte er Ruth hinter sich, wie sie ihm nach lief.

Yukiko sah ihren Mann, als er ins Zimmer kam, sich Sachen zum Umziehen holte.

„Ich habe Richard getroffen. Ob du es glaubst oder nicht: Er ist jetzt geschieden und schon will er wieder heiraten. Der Mann ist echt bescheuert, findest du nicht?“ Mit diesen Worten war er auch schon wieder hinaus.
 

Yukiko hörte ihn bei offen stehender Türe.

„Was soll das denn werden?“, fragte er Ruth kokett, die reizend wie sie war an der Badezimmertüre, graziös ein Bein über das andere geschlagen hatte: „Etwa mit duschen?“

„Und wenn es so wäre?“, entgegnete sie süffisant lächelnd.

Seine Ehefrau hörte ihn laut und schallend lachen, als er an, seiner Affäre vorbei ging und hinter ihr die Badezimmertüre schloss.
 

Yukiko hatte keine Tränen mehr. In ihrer Enttäuschung hatte sie sich unter der Bettdecke vergraben, konnte ihren laut sprechenden Mann trotzdem besser hören, als ihr lieb sein konnte.

„Tut mir Leid, schau mich nicht so an. Das ist ein Junggesellenabschied, da hast du als Frau nun wirklich nichts verloren“, amüsiert griff Yusaku ihren Schmollmund auf: „Es sei den du strippst, dann wärest du sicherlich mehr als willkommen!“

„Träumt weiter!“, drehte sie ihm den Rücken zu, verließ vor ihm hergehend das Bad. Ihre Haare waren noch nass.

Lachend rubbelte Yusaku ihr diese trocken: „Fahr ins Hotel und hol deine Sachen, dann sehen wir uns später“, meinte er, dann ging er an ihr vorbei und lief die Treppe hinunter.

Ruth verschränkte zufrieden ihre Arme am Geländer. Von oben schaute sie ihm nach, wie sich auf den Weg zur nächsten Treppe machte.

Von dem kleinen Jungen wurde sie argwöhnisch angesehen, woran sie sich jedoch keineswegs störte. Sie stieg die Treppe hinunter und ging belanglos an ihm und Heiji vorbei. Machte sich ebenfalls auf den Weg in den Flur…
 


 

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*Anmerkung(en): Der eingefügte Teil von Joyce Mayer stammt aus ihrem Zweiteiler: "Iss den Keks und kauf die Schuhe"
 

Es gibt in LA wohl tatsächlich eine Jesus Church.

Ich kenn da aber keinen von persönlich und kann die Qualität deren Abeit natürlich nicht beurteilen.

Ich habe den Namen nur genommen, weil er mir als erstes in den Sinn kam.

Wie heißen Kirchen schon? Jesus Church, ist doch klar!^-^

Was würde die Liebe jetzt tun?

Der höchste Mensch gebraucht sein Herz wie einen Spiegel. Er geht den Dingen nicht nach und geht ihnen nicht entgegen; er spiegelt sich wider, aber hält sie nicht fest. Darum kann er die Welt überwinden und wird nicht verwundet.

Es ist einfach über andere zu urteilen; es ist schwer eigene Fehler zu erkennen.

Es ist einfach gedankenlos zu reden; es ist schwer seine Zunge zu zügeln.

Es ist einfach jemand anderen zu verletzen, der uns liebt; es ist schwer diese Verletzungen zu heilen.
 

Gott:Es gibt nun eine Menge zu verarbeiten. Eine Menge, um sich damit auseinanderzusetzen. Eine Menge, um darüber nachzusinnen. Nehmt euch ein bisschen Zeit. Denkt darüber nach. Lasst es auf euch einwirken.
 

Montagabend 20. November
 

Yusaku kam nachhause. Gerade den Mantel von den Schultern streifend wurde er von Queen willkommen geheißen, der ihm schwanzwedelnd die Treppe hinunter entgegen lief.

„Na, aber Hallo!“, ging Shinichis Vater in die Hocke, entgegnete vergnügt die stürmische Wiedersehensfreude des Hundes.

Nachdem er ausgiebig gekrault und gedrückt hatte, hing er den Mantel auf.

Die Hände reibend machte er sich auf den Weg nach oben: „Kommst du mit?“, drehte er sich schmunzelnd auf halber Strecke noch einmal um. Mit einer Kopfbewegung deutete er hoch.

Rasch hatte Heijis Hund zu Shinichis Vater aufgeholt.

Yusaku schaltete das Licht des Flures aus, ehe er das dunkle Wohnzimmer betrat.

Den Schalter betätigt, entdeckte er auch den anderen Vierbeiner.

Queen legte sich neben seinen Bruder zurück, der sich nicht bequemt hatte aufzustehen.

Legendlich den Kopf anhob, als er den Dad seines Herrchens kommen sah.

„Hallo, Holmes!“, beugte Yusaku sich lächelnd zum Spielgefährten seines Sohnes hinunter.

Er strich auch ihm über den Rücken, erhob sich dann wieder.

In der Küche sorgte Yukikos Ehemann gleichfalls erst mal für Helligkeit, ehe er Kaffee zubereitete.

Damit fertig, machte er das Licht in beiden Räumen wieder aus. Tasse und Kanne nahm er in die nächste Etage mit.

Hier war es noch dunkler, aber Yusaku störte das nicht. Zielsicher fand er, wohin er wollte.
 

Er klopfte an seinem Zimmer an, öffnete dann einfach.

Auf der Couch saß Ruth mit ihrem pinken Blümchenlaptop auf dem Schoss, die sich zu ihm umgedreht hatte.

„Hey“, grüßte der Ex-Schriftsteller verschmitzt näher auf seine Freundin zukommend. Hinter dem Sofa stehen geblieben, reichte er ihr die mitgebrachte Tasse.

Die Frau im knappen Spitzennachthemd bedankte sich herzlich. Als er jedoch einschenkte verzogen sich ihre hübschen Gesichtszüge zu einem regelrecht angewiderten Gesichtsausdrück.

Die Amerikanerin nahm das Getränk gar nicht erst an, drückte es Yusaku kopfschüttelnd zurück in die Hand.

„Was, du willst keinen Kaffee?“, runzelte dieser sofort alarmiert die Stirn: „Ruth? Sollte ich mir Sorgen um dich machen? Du bist doch nicht etwa Schwanger, oder?“, zog Yukikos Ehemann misstrauisch die Augenbrauen in die Höhe. Wenn er dabei auch gleichzeitig unterschwellig sehr amüsiert klang.

Shinichis Vater störte der verachtende Blick keineswegs, welcher ihn auf diese Mutmaßung hin prompt traf.

Davon ungerührt setzte er sich neben die blonde Frau, stellte die Kanne seitlich direkt neben dem Sofa auf dem Boden ab: „Oh, ich würde dich sowas von auslachen! Sicher hast du nicht aufgepasst und es ist doch passiert. Hör auf meine Worte!“

„Yusaku!“, funkelte seine Freundin ihn knurrend an: „Wenn du mich nur ärgern willst, dann kannst du gleich wieder gehen!“

„Hoho, Ruthie!“, reagierte Besagter darauf herzhaft-entwaffnend Auflachend: „Liebelein, vergiss nicht, dass das hier mein Zimmer ist!“

„Und wenn schon!?“, räumte besagtes Liebelein schnippisch ein: „Nenn mich gefälligst nicht R-u-th-i-e. Du weißt ganz genau, dass ich diesen Spitznamen nicht im Geringsten ausstehen kann!“

„Dann würde ich dir mal schleunigst empfehlen dich mit ihm anzufreunden, sonst kannst du dich die ganze Woche über noch darüber aufregen!“, konnte Shinichis Vater es einfach nicht lassen seine Freundin weiterhin aufzuziehen: „Du bist kratzbürstig wie immer!“, freute er sich.

Ihren Freund ignorierend richtete die Amerikanerin ihre Aufmerksamkeit zurück auf das tragbar, surrende Gerät.

Yusaku ließ sie in Ruhe.

Entspannend lehnte er sich nach hinten, lehnte seinen Kopf gegen die Rückenlehne, streckte die Füße weit von sich und erbarmte sich statt ihr genüsslich des wohl riechenden Kaffees.
 

Der Mini-Shinichi war urplötzlich aufgewacht!

„Ahhau!“, schaffte er es gerade noch wimmernd seinen Aufschrei erheblich abzudämpfen.

Die Zähne zusammen beißend und die Augen fest zukneifend blieb ihm nichts anderes übrig, als den schmerzhaften Schub auszuhalten.

Erschöpft strich sich der kleinere Detektiv über die Stirn, stöhnte erleichtert auf. Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite, war froh darüber, dass er es geschafft hatte Heiji nicht aufzuwecken.
 

Sein Vater hingegen beobachtete den blonden Lockenschopf, wie dieser emsig in die Tasten haute, Absätze ansammelte.

Jedenfalls bis die Tasse nur noch die Hälfte des ursprünglichen Inhalts in sich fasste und Yusaku es wieder nicht lassen konnte, tadelnd anmerke: „Hatte ich dir nicht schon mehrmals gesagt, dass das für deine Augen nicht besonderes zuträglich ist, wenn du die ganze Nacht so auf diesen kleinen, grellen Kasten mit den kleinen, vielen Buchstaben starrst?“ Gutmütig legte er einen Arm um seine Freundin: „Der Raum hier besitzt auch einen Lichtschalter, wusstest du das? Wenn man da drauf drückt, dann wird es gleich viel heller!“

Für einen Moment hielt die Angesprochene in ihrer schreibenden Tätigkeit inne, drehte ihren Kopf ganz langsam zum Erfinder des Barons der Nacht: „Und dich, dadurch, erst richtig zu blenden!?“ Ruth lächelte zuckersüß, machte unbeeindruckt weiter.

„Danke“, meinte Yusaku: „Du bist so charmant und liebenswürdig: Stets nur um mein Wohl besorgt.“ Kopfschüttelnd lächelte er in sich hinein, musterte Ruth ein weiteres Mal von Kopf bis Fuß.
 

„Na, toll. Klasse! Und was mach ich jetzt?“, überlegte der zwangsverjüngte Shinichi leise murmelnd, als es ihm nicht gelang gleich wieder einzuschlafen. Den Versuch aufzusehen brach er, die Beine auch nur ansatzweise bewegen wollend, schleunigst und wohlweißlich lieber wieder ab.
 

Für eine Weile war es erneut still zwischen den beiden.

Kaffeetrinkend beobachtete er sie einfach, den Arm auf der Lehne abstützend und somit gleichfalls seinen Kopf, weiter.

Bis sie es war, die doch recht freundlich: „Du bist recht früh zurück“, anmerkte. Wobei sie hinter away das Ausrufezeichen setzte.

„Findest du?“, er warf gelassen einen Blick auf die Uhr der Taskleiste, die 0:14 anzeigte: „Wenn ich nicht gerade mit dir ausgehe, dann bleibe ich für gewöhnlich auch nicht allzu lange weg.“

Er wusste genau, obwohl Ruth gleichzeitig schrieb, hörte sie multitaskingfähig zu.

„Außerdem war mein Tag heute lang genug. Weißt du, wenn man ständig auf solchen, diversen Veranstaltungen zugegen ist, dann kann es mit der Zeit um einiges von seinem früheren Reiz einbüßen, wenn man nicht achtsam genug ist.“ Yukikos Ehemann machte eine kurze, nostalgische Pause. Einen Schluck trinkend musterte er seine Freundin ein weiteres Mal: „Obwohl bei dir“, er grinste breit: „dir wird das wahrscheinlich viel zu schnell langweilig.“ Er konnte nicht anderes: Lächelte fasziniert-versonnen in sich hinein.

Ruth lächelte zurück: „War euer Junggesellenabschied denn nett?“

„Joha“, verlagerte Yukikos Ehemann seinen Kopf auf die Armlehne, legte sich somit auf den Rücken. Das eine Bein winkelte er an, ehe er das andere geradewegs hinter R-u-th-i-e ausstreckte, wodurch sie ihre Sitzposition ein kleines Stückchen nach vorne verlagerte.

Einen Schluck Kaffee später antwortete er: „Wir hatten eine recht unterhaltsame Diskussion darüber, welche Gründe gegen euch Frauen sprechen und waren uns dann ziemlich schnell einig, dass ihr doch alle sowas von blöd seid!“ Shinichis Vater lachte.

Die hübsche Frau im Spitzenunterhemd warf ihm einen eingeschnappten Blick zu.

Woraufhin er grinsend meinend auf ihre gespreizten Beine schielte und diese Aussicht durchaus, den Arm unter dem Kopf bettend, genoss: „Anwesende selbstverständlich ausgenommen. Dich lieben wir natürlich alle. Abgesehen von Richard, der seiner Marlene zu Füßen liegt.“

„Ach, ist das so?“

„Was ist das für ein Ton. Magst du Marlene nicht?“

„Nein, sie ist ein Biest!“

„Du manchmal doch auch“, warf Yukikos Ehemann gelassen ein, fing zu lachen an.

Die Amerikanerin erwiderte das breite Grinsen: „Als wenn du ein Heiliger wärest!“

„Das Ruth- habe ich nie behauptet! Jedenfalls nicht weniger, als alle anderen auch. Naja, zumindest fang ich keinen Zickenkrieg an.“

„Das tue ich auch nie“, hob das leichtbekleidete Liebelein das Kinn.

„Nein, du machst nur leidenschaftlich mit!“

Shinichis Vater richte sich immer noch lachend auf. Den Rest austrinkend, musste er achtgeben sich nicht zu verschlucken.

„Pff!“
 

„Na gut“, Yusaku erhob sich: „Ich denke, ich werde jetzt schlafen gehen.“ Er stemmte die Arme gegen die Hüfte, schaute sich um: „Hast du alles, was du brauchst. Drei Decken und Kissen liegen ja hier.“

Sie schaute zu ihm auf und er zu ihr hinunter.

„Na, komm schon: Ich helfe dir noch eben. Zu zweit geht es schneller. Außerdem kenne ich dich ja, wenn du nachher müde bist, bist du zu faul dazu.“

Gemeinsam mit Ruth baute Shinichis Vater sein Möbelstück zur Schlafcouch um.

Während er in die Hocke ging und ausklappte, griff sie nach den Kissen.

Zwei nebeneinander und das dritte darüber mittig angeordnet, setze sie sich bequem auf ihre Knie.

Yusaku gab ihr schmunzelnd die Decken an.

„Danke“, nahm sie diese vergnügt entgegen und legte sie belanglos beiseite, bevor sie den Laptop zurück auf ihren Schoss hob.
 

„Ich wünsch dir noch frohes Schaffen.“ Er umarmte seine Freundin von hinten, legte dabei einen Arm um ihre Schulterpartie: „Ich werde es mir dann morgen mal durchlesen. Jetzt bist du ja noch beschäftigt und zum Warten habe ich keine Lust.“

„Ist gut“, erwiderte Ruth es nebenbei zur Kenntnis nehmend.

„Wir sehen uns Morgen!“, gab er ihr noch während er aufstand ein kleines, gut gelauntes Küsschen auf die Wange.

„Ja“, hörte er sie beim aufstehen erneut abgelenkt antworten.

Mit einem letzten, grinsenden Blick auf sie, wollte er die Tür schon öffnen.

„Ach, bevor du gehst: Ich muss zur Toilette!“, hörte er sie noch rufen.

„Dann geh doch“, meinte er amüsiert.

„Wie denn? Wenn draußen diese dummen Hunde sind!“, jammerte sie.

„Du meinst Holmes und Queen“, lachte er: „Und dumm sind sie nicht. Die tun dir nichts, glaub mir das doch einfach“, lieb streckte er ihr dennoch seine Hand entgegen.

Schnell kam sie, nahm das Angebot an.

Sicher geleitete Yusaku seine Freundin Händchenhaltend zum Badezimmer, wartete dann geduldig auf sie und brachte sie anschließend auch sicher zum Zimmer zurück: „Ich nehm die Hunde gleich mit, dann kannst du beim nächsten Mal alleine gehen und brauchst mich dafür nicht extra aus dem Schlaf zu reißen“, amüsierte er sich bei dem Gedanken.

Ruth schaute noch einmal kurz auf. Sie saß schon wieder vor ihrem Laptop.

„Bis dann!“, sagte er in sich hinein lächelnd, registrierte das beiläufige „Ja“ noch.

Er schloss die Türe, kopfschüttelnd.

Ruth machte umgehend weiter, wo sie aufgehört hatte.
 

Der Ex-Schriftsteller brachte Kanne und Tasse noch zur Küche zurück, bevor er die Hunde, durch aufforderndes Rufen ihrer Namen, mit hoch nahm.

Holmes war einverstanden zu seinem Herrchen zu gehen. Queen zog es hingegen vor dessen Vater noch zu begleiten.

Leise öffnete Yusaku die Türe zum Schlafzimmer. Das Licht der Nachtischlampe auf Yukikos Seite war noch eingeschaltet.

Rasch machte Heijis Hund es sich auf der noch freien Bettseite bequem.

„Ich bin wieder da“, sagte er ruhig. Sich das Hemd aufknöpfend schaute Yusaku auf seine, mit dem Rücken zu ihm gedrehte, Frau. Betrachtete sie mit traurigem Lächeln.

Yukiko bekam mit wie er das Hemd auszog, hörte seine Schritte, die zum Schrank führten, die Geräusche des Öffnens, Aufhängens und Schließends.

Schnell schloss sie fest die Augen, als sie spürte wie er kam und sich zu ihr setze.

„Hey“, sprach er sie sanft an, legte seine Hand kontaktsuchend auf ihre Schulter. Er hatte durchschaut, dass sie noch nicht wirklich schlief: „Yukiko, lässt du mich jetzt wissen, was heute Mittag dein Problem war? Ich würde dich gerne verstehen.“

Er wartete.

Eine Antwort bekam er jedoch von ihr nicht.

Er schaute auf sie hinunter, verzog schließlich enttäuscht den Mund: „Gut, dann eben nicht“, nahm er es mit den Schultern zuckend hin.

Yukiko nahm wahr wie ihr Mann sich zudeckte, auf den Rücken legte. Tief vernahm sie sein seufzen.

Eine Träne kullerte ihr über die Wange.
 

Das Kind der beiden hatte keinen Nerv mehr. Es schubste seinen Hund von sich runter, stand nun doch auf, schleppte sich nach unten nur Coach.

Von Holmes um wuselt legte der kleine Shinichi sich vorsichtig auf die Seite, seufzte matt. Sich mühsam nach der Fernsehbedienung ausstreckend, schaltete er die Sender durch.
 

Statt mit seiner Mutter kuschelte sein Vater ein wenig mit Queen. Wach warf Yusaku einen Blick auf seine Frau. Die kleine Lampe leuchtete immer noch.

Shinichis Vater wusste, dass sie noch immer nicht schlief: „Deine Atmung verrät dich, mein Schatz“, murmelte er leise.

Da er sie nicht küssen konnte, verpasste er diesen niedergeschlagen Queen.

So verging die Zeit stillschweigend, bis Yusaku genug davon hatte und er sich schließlich, mit beiden Händen abstützend, aufrichtete.

Der Hund hob den Kopf.

Yusaku schaute noch einmal zu seiner Frau, bevor er mit einem leisen: „Queen, komm lass uns gehen“, aufstand und das Zimmer verließ.

Yukiko hörte die zugehende Tür, fing nun hemmungslos zu weinen an.
 

Ihren Mann verschlug es nach unten.

Dort bemerkte er überrascht den eingeschalteten Fernseher. Ein kurzer Blick zum Sofa und ihm war klar, wer das Gerät eingeschaltet haben musste.

Sein Sohn lag da, schlafend.

Yusaku kam näher, setzte sich auf die Lehne.

„Na, Shinichi? Du hattest wohl auch schon bessere Nächte, nicht wahr?“, wanderte sein Blick vom Fernseher zu seinem, von diesem hell beleuchteten Kind.

Schmunzelnd betrachtete der Vater den Sohn eine ganze Weile lang.

Nur Ruhe herrscht in der Menschenseele., dachte er gerührt.

Doch dann fiel ihm seine eigene Müdigkeit ein: Was mach ich denn jetzt, wenn du schon hier liegst? Eigentlich wollte ich der Jenige sein, der hier schläft. Yusaku wiegte abwägend mit dem Kopf: „Soll ich dich einfach zurück ins Bett tragen oder es mir einfach bei dir gemütlich machen? Ist wohl beides keine so gute Idee, hm?“ Er überlegte ob der Platz ausreichen würde.

Letztlich erhob Yusaku sich gutmütig seufzend.

Gemeinsam mit den zwei Vierbeinern entschloss er sich spazieren zu gehen.

Seinen Gedanken nachhängend führte sein Weg ihn unter anderem an seinem früheren Haus vorbei. Vor welchem er einige Zeit lang wehmütig stehen blieb.

Später auf dem Heimweg genoss er die Ruhe der Nacht, schaute sich gehend die vielen Sterne an.

Fühlt euch nicht verlassen. Ich bin immer bei euch. Ihr sollt nämlich wissen: Wenn ihr Fragen - alltägliche Fragen - habt, wie ihr sie, wie ich weiß, bereits jetzt habt und weiterhin haben werdet, könnt ihr mich immer anrufen, um eine Antwort zu erhalten.

Lauscht in der Wahrheit eurer Seele, in den Gefühlen eures Herzens, in der Stille eures Geistes auf mich. Hört mich überall. Wisst einfach: Wann immer ihr eine Frage habt, habe ich sie bereits beantwortet. Öffnet dann die Augen für eure Welt. Meine Antwort könnte sich in einem bereits veröffentlichten Artikel finden. In einer Predigt, in einem Film, in einem Song. In den Worten, die eine geliebte Person ausspricht. Im Herzen einer Person, die bald zu einem neuen Freund wird.

Meine Wahrheit existiert im Flüstern des Windes, im Plätschern des Baches, im Krachen des Donners, im Rauschen des Regens. Sie existiert in der Atmosphäre der Erde, im süßen Duft der Rose, in der Wärme der Sonne, in der Anziehungskraft des Mondes.

Meine Wahrheit - und die euch gewisse Hilfe ist so einfach und unstrittig vertrauensvoll wie das Gebrabbel eines Babys.

Sie ist so laut wie ein pochender Herzschlag. Yusaku atmete dankbar und erfüllt tief durch, erinnerte sich weiter, an das was Gott ihm gesagt hatte: So still wie ein in der Einheit mit mir gemachter Atemzug. Ich werde euch nicht verlassen, ich kann euch nicht verlassen, denn ihr seid meine Schöpfung und mein Werk, meine Tochter und mein Sohn, mein Zweck und mein Ziel und mein... Selbst.

Daher ruft mich an, wo immer und wann immer ihr vom Frieden, der ich bin, getrennt seid.

Ich werde da sein.
 

Yusaku fühlte sich sichtlich wohl, als er gegen vier Uhr zurück war. Zu seiner Freude stellte er fest, dass das Sofa nun frei war. Dankbar und glücklich machte er sich noch einen aufwärmenden Tee. Mit seiner Tasse holte er von oben aus seinem Zimmer eine Decke. Lächelnd huschte er an der schlafenden Ruth wieder hinaus, um sich aus dem Schlafzimmer sein Kissen und seine eigentliche Decke mitzunehmen.

„Schlaf schön, Liebling!“, flüsterte er mit einem Blick zu seiner, nun doch eingeschlafen, Frau hinunter. Gab ihr in Gedanken noch einen Kuss, bevor er sich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer schlich.

Im Wohnzimmer machte er es sich in die Decken kuschelnd gemütlich.

Holmes kam schmusen und auch Queen machte es sich am Fußende bequem.

Wie in Abrahams Schoss lagen die drei da, genossen einfach den Moment.

„Es ist gut. Alles ist gut“, murmelte er beruhigt, als ihn für einen Augenblick doch noch einmal die Traurigkeit attackierte.

So kam es, dass auch Yusaku in den frühen Morgenstunden noch dazu kam einzuschlafen.
 

Dienstagmorgen 21. November
 

Yusaku Kudo wurde unzertlich geweckt.

Queen, der auf Shinichis Vater gelegen hatte, war aufgesprungen und freute sich riesig am gerade die Treppe hinunterkommenden Heiji. Laut bellend traf der Hund sein Herrchen und blieb schwanzwedelnd vor diesem stehen.

Gähnend beugte jenes sich zu seinem vierbeinigen Freund, streichelte diesen kurz.

Auch Holmes wollte lieb gehabt werden, hopste, wenn auch wesentlich einfühlsamer, von Yukikos Mann.

„Danke“, hörte Kazuhas Ex-Freund es von der Couch her grummeln.

„Was machn Sie denn hier untn?“, richtete sich der Oberschüler verwundert auf.

Yusaku zog die Decke noch ein Stück enger: „Wonach sieht es denn aus?“, lächelte er, murmelnd mit geschlossenen Augen, hin sich hinein.

Als Heiji ihm nicht sofort Antwort gab, übernahm er wieder das Wort: „Ich habe hier mit den beiden geschlafen“, deutete er die Augen öffnend auf die zwei Hunde, die nun wieder zu ihm zurück kamen und sich flugs auf ihn kuschelten.

„Morgen, Holmes, Queen!“, registrierte er es leicht murrend: „Springen die zwei von euch auch so runter. Das tut ja weh! Das könntet ihr ihnen noch mal mehr ans Herz legen. Holmes macht es schon gut, aber“, er schaute wehleidig-amüsiert zu Heiji: „dein Queen: Ich bin kein Trampolin. Das bin ich wirklich nicht!“ Yusaku lachte, kraulte die zwei versöhnlich: „Ja, ich liebe euch auch!“, erwiderte er gleichfalls mit der Nase die Schnauzen weg stupsend: „Schön, dass zumindest wir drei uns da einig sind, nicht wahr.“

„Shinichi kommt auch gleich?“, wurde Heiji, der dieser Liebeserklärung doch etwas merkwürdig gegenüberstand, gefragt.

„Ich denk schon. Er is ins Bad gegangn, als ich runter ging.“

„Ach so“, ließ Yusaku ein herzhaftes Gähnen verlauten: „Frühstückt gleich nett. Es macht euch doch sicher nichts aus, wenn ihr unter euch sein könnt. Ich denke nämlich, dass ich doch lieber noch weiterschlafen möchte.“ Yusaku gähnte noch einmal, schloss dann die Augen und überließ Heiji somit sich selbst.

Shinichis Vater hörte wie der Freund seines Sohnes zur Küche ging und anfing die nötigen Vorbereitungen zu treffen.
 

Der kleine Detektiv war vollkommen fertig, tief verzweifelt saß er neben der Toilette an die Wand gelernt, starrte auf die weiße Schüsselkonstruktion.

Aus! Vorbei! Shinichis größte Angst war so eben wahr geworden. Blass wie die Wand selbst kämpfte er gegen die Tränen an, welche drohten ihn jeden Augenblick zu überwältigen.

Schon wieder wurde ihm elendig übel und er befürchtete schon, es würde noch einmal passieren. Doch auch das wohlwollende abklingen des erbrechen müssenden Gefühls, vermochte es nicht seinen Kummer zu trösten.

Es war passiert, wieder. Er wusste was das bedeutete! Und nun gab es nichts mehr, wofür es sich lohnte durchzuhalten. Der säuerliche Geruch war der Beweis! Hilflos und völlig niedergeschlagen sah er sich die Katastrophe innerhalb der Toilette an.

Überwältigt blieb er auf dem Fußboden davor sitzen.

Letztlich holte die Realität ihn aus seinen schwarzen Gedanken heraus.

„Hey, jetzt beeil dich schon! Wer auch immer du bist! Heiji, wenn du das bist mach ich dich kalt!“

Kazuhas zornigem Rufen Folge leistend, zog er sich halt suchend mit beiden Händen an der Toilette hoch. Seine Beine zitterten. Mühsam den Griff drückend spülte er das Verhängnis hinunter, hangelte sich bis zur Türe, schloss auf.

„Na, endlich!“, blaffte Heijis Ex-Freundin ihn an, stürmte an ihm vorbei, dass er fast umgerannt wurde.
 

Der zwangsverjüngte Shinichi verließ erschöpft das Badezimmer, hielt sich den sich wirr drehenden Kopf.

Beim die Treppe hinunter steigen hielt er sich mit der einen Hand am Geländer gut fest, umklammerte es fast regelrecht.

Kogoro überholte ihn, der es eilig zur Küche hatte. So eilig, dass sein Mitbewohner auf dem Sofa ihm gar nicht auffiel.

Dessen Sohn allerdings schon: „Hat Mama dich rausgeworfen?“, fragte dieser nicht gerade freundlich.

„Hm“, entgegnete sein Vater nuschelnd: „Nein, hat sie nicht, Shinichi. Warum sollte sie?“

„Warum sie sollte!?“, blaffte sein Sohn los: „Wie kannst du sowas nur fragen!? Wenn du sie betrügst, ist es kein Wunder, wenn Mama dich nicht mehr sehen will! Geschieht dir ganz recht!“

„Shinichi!“, klang der Mann seiner Mutter warnend: „Du hast mir wohl eben nicht richtig zugehört“, gab er ohne die Augen zu öffnen gelassen Antwort: „Sie hat mich nicht rausgeworfen. Es war nur ziemlich einsam. Dein Holmes und Queen waren so freundlich mir Gesellschaft zu leisten. Keine Sorge, solange es dich betrifft, gibt es nichts wofür ich Rechenschaft abzulegen bräuchte. Frag deine Mutter: Sie ist über alles im Bilde.“

„Aber!?“

„Was aber, Shinichi?“, öffnete Yusaku ein Auge, um seinen Sohn ansehen zu können: „Traust du meinen Worten nicht?“ Er hatte es recht vorwurfsvoll betonnt, fast schon regelrecht einschüchternd, schaute er seinen Sohn dabei entsprechend an.

Er registrierte zufrieden, dass er es geschafft hatte. Sein kleiner Detektiv schluckte, konterte im ersten Moment nicht, den sein Vater zu nutzen wusste: „Geh und mach dich für die Schule fertig“, meinte er auch das zweite Auge wieder schließend: „Heiji wartet schon auf dich.“ Damit machte er sich erneut ans einschlafen.

Nachdem der geschrumpfte Shinichi noch etwas mundtod da gestanden hatte, hörte er.

„Ah, da bis’u ja“, hörte Yusaku erleichtert, wie der Freund seines Sohnes jenen herzlich in Empfang nahm.
 

Yusaku döste, vernahm die drei frühstücken und anschließend standen zwei von ihnen vor ihm. Er öffnete die Augen einen Schalt weit, als er die Hunde spürte, wie sie von ihm zu ihren Herrchen liefen. Die zwei hatten ihre Leinen gesehen und ließen sich diese nur allzu gerne anlegen.

Yusaku hörte wie sein Sohn und Heiji das Haus verließen.

„Guten Morgen, Mausebein. Kazuha.“

Kogoro machte sich auf den Weg zur Arbeit.

„Ja, mach es gut, Paps. Bis heute Abend!“, frühstückte Ran mit ihrer Freundin.

„Ich bin dann weg“, verabschiedete sich Kazuha.

„Ja, ist gut.“

Die Oberschüler kamen gar nicht mehr erst hoch. Nur das zu gehen der Haustüre und die Pfoten über die Treppenstufen waren zu hören.

Yusaku wurde erneut von den Vierbeinern geweckt, was er mit einem ernüchternden Seufzten quittierte. Ihm stieg der wohlriechende, nur allzu verführerische Geruch des Kaffees in die Nase. Er schlug die Decke beiseite. Nach einem kurzen abwägenden, prüfenden Blick zur Küche hin kam er zum Frühstückstisch.

Holmes und Queen wuselten schwanzwedelnd hinterher.
 

Noch bevor Yusaku sich gesetzt hatte, war ihm Rans argwöhnischer Blick aufgefallen.

Kurz blieb er stutzend auf halber Strecke stehen, ehe er dann neben ihr Platz nahm.

Was dazu führte, dass sich ihr Gesichtsausdrück drastisch verfinsterte.

„Ran?“, schaute er die Freundin seines Sohnes fragend an: „Stört dich was?“

Sie gab ihm keine Antwort! Stillschweigend, ignorierend wendete sie ihren Blick ab, frühstückte zerknirscht kauend weiter.

Yusaku war für eine kleine Weile mit der schwierigen Frage beschäftigt: Eigentlich hatte ich die Nacht ja schon meine Tasse Kaffee. Ob das dann jetzt gilt? …Ach, beschloss er einfach mal gönnerhaft: , das war vor Sonnenaufgang!. Diese Frage zu seinem Vorteil entschieden, richtete er sich erneut an die Mutter seiner zukünftigen Enkelin: „Na los: Raus mit der Sprache, Ran. Was ist?“

„Also“, fing sie darauf sehr verärgert klingend an.

Yusaku hatte eine Vermutung: „Na, nur zu: Sprich dich aus!“, schaute er sie auffordernd an.

„Das nehme ich dir übel!“, meinte sie böse.

„Was denn?“, war er sich jetzt sicher, tat aber ganz ahnungslos.

„Das“, musste Ran sich erst einmal sammeln, um nicht direkt völlig aus der Haut zufahren. Es gelang ihr jedoch nur mittelprächtig. Denn schon blaffte sie ihn an: „Das hätte ich nie von dir gedacht, dass du so etwas tust! Ich bin sehr enttäuscht von dir! Oh, sei froh, dass du nicht mein Vater bist, sonst wärst du jetzt sowas von erledigt!“

„Was meinst du?“, erkundigte Yusaku sich unschuldig.

„Was ich meine!?“, schrie sie ihn schon fast an: „Du betrügst deine Frau! Wie kannst du nur? Macht es dir denn gar nichts aus Yukiko so zu verletzen!?“

„Yukiko verletzen?“, wiederholte deren Mann entrüstet eine ganze Oktave höher: „Wenn ich das mal könnte“, wurde er mehr als zynisch.

„Was?“, brauste Ran entrüstet auf, erhob sich schleunigst: „Du willst das auch noch!?“

Wütend blieb sie vor ihm stehen: „Okay, Yukiko ist vielleicht eine Zicke und ich muss zugeben, dass ich sie ja auch nicht mehr sonderlich mag. Aber“, räumte sie die Arme verschenkend ein: „Aber einfach mit einer anderen was anfangen!? Du bist sowas von taktlos! Das macht man einfach nicht: Das ist einfach total gemein! Wirklich, das allerletzte! Weißt du was: Jetzt kann ich Yukiko sogar verstehen, wenn mein Mann einfach mit einer anderen ins Bett gestiegen wäre, dann wäre ich auch fürchterlich sauer! Denkst du an ihre Gefühle denn gar nicht!? Kümmert es dich überhaupt nicht, wie es ihr dabei geht!?“ Ran hatte schon fast Tränen in den Augen, als es Yusaku zu bunt wurde und er ihr bestimmt, wenn auch äußerst sachlich bleibend Einhalt gebot: „Um was geht es hier gerade, Ran?“, stütze er seine Arme auf der Tischplatte ab, schaute zu ihr hoch: „Geht es darum das es dich stört, dass ich glücklich bin oder geht es darum, dass Shinichi auch einmal mit einer anderen als dir etwas haben könnte?“

„Was!?“, schrie Ran entrüstet, geschockt zurück.

„Ist es nicht so? Der Gedanke kam dir doch, nicht wahr?“, sah er in ihre feuchten Augen: Milder fügte er hinzu: „Nun ja, mal gut, dass ich nicht dein Vater bin und es mit meinen Ehelichen Pflichten so halten kann, wie ich es möchte.“

Ran war… total perplex, starrte ihn entsetzt an. Sie konnte einfach nicht glauben, was er da sagte. Sie wollte zur Widerrede ansetzen.

Doch Yusaku schüttelte nur mit dem Kopf: „Sei jetzt lieber still. Du könnest sonst Dinge sagen, die dir später leidtun und dann willst du dich, so wie ich dich kenne“, er lächelte sie liebevoll an: „bestimmt entschuldigen.“

Ran schaute ihn verständnislos an, reagierte sehr überrascht.

„Bei Gespräche mit Gott: Bis wo hast du gelesen?“

„Bis Seite“, sie brach empört ab: „Was soll die Frage?“

„Ich mache dir einen Vorschlag, Liebes“, entgegnete Yusaku ihr ausgesprochen ruhig: „Du schlägst einmal im Inhaltsverzeichnis alles nach, was du zum Thema Liebe findest. Einige Sachen, wirst du merken sind hier gerade nicht relevant. Diese lass also erst einmal außen vor. Du wirst rasch merken, was ich meine. Deshalb lies dir das bitte erst einmal durch. Dann können wir gerne noch einmal in Ruhe darüber reden. Dann werde ich dir gerne auch meine Ansicht dazu erklären. Ich habe nämlich nur reagiert, weißt du?“, er schaute sie noch einmal sanft an: „Wenn du danach immer noch sauer auf mich bist, werde ich deine Kritik bedingungslos annehmen, können wir uns vorerst darauf einigen, Ran?“

Ran nickte, wenn auch immer noch missgestimmt.

„Gut“, lächelte er sie versöhnlich an: „Dann setz dich wieder und frühstücke zu Ende.“

Sie machte es. Während sie Platz nahm, war nun er derjenige der auf stand: „Nimm dir nur Zeit. Ich überlasse dir die Küche“, sagte er dabei Kaffee und Schüssel aufnehmend.

Ran sah ihm hinterher.
 

Zurück im Wohnzimmer, war er nicht lange ohne Queen. Mit ihm zusammen teilte er seine kleine Mahlzeit.

Holmes hingegen versuchte sein Glück hingegen bei der Freundin seines Herrchens, aber hatte er bei ihr wesentlich weniger Erfolg. Sie interessierte sich auf Grund der Geschichte von vorhin nicht für ihn, stirnrunzelnd saß sie da, aß allmählich langsam weiter.
 

Yusaku hatte sich erneut auf der Couch hingelegt. Er hörte einschlafend Schritte die, die Treppe hinauf stiegen.

Tief atmete er durch, genoss die nun wieder eingekehrte herrliche, himmlische, seelige Ruhe.
 

Ran ging in ihr Zimmer. Sie griff nach dem Buch auf dem Schreibtisch und setze sich auf ihr Bett.

Liebe, Liebe…, schlug sie murmelnd von hinten auf. Suchte ihren Zeigefinger benutzend das alphabetisch sortierte Inhaltsverzeichnis ab: „L, l…“, Viermal umgeblättert war sie am Ziel: „Ah, Liebe: 21, 33-36, 38, 42, 48, 74, 77, 107, 127, 136, 153,159, 162, 170, 243, 245, 276f., 280, 287, 571, 574, 588, 780, 789 Liebe bedingungslose 64, 101, 265 Liebe, Gesetz der 454 Liebe Mangel, an 418 Liebe, Sex ohne 242f. Liebe, unendliche 234 Liebe, vollkommene 109, 439, Liebesbeziehungen 150, Logik 570, 637 Lustprinzip 602… puh!“ Ran seufzte.

Ergeben machte sie sich an die Arbeit. Sie merkte schnell, dass sie sich tatsächlich doch recht vieles fürs Erste sparen konnte. Das was sie für relevant hielt war unter anderem dieses hier:
 

Wann werde ich imstande sein, Beziehungen reibungslos verlaufen zu lassen? Gibt es irgendeine Möglichkeit, in Beziehungen langfristig glücklich zu sein?
 

Es gibt eine Möglichkeit, in Beziehungen glücklich zu sein: nämlich die, dass ihr sie für ihren eigentlichen Zweck nutzt und nicht für jenen, den ihr geplant habt.

Beziehungen rufen euch fortwährend dazu auf, immer höhere Aspekte, großartigere, herrlichere von euch selbst zu erschaffen, zum Ausdruck zu bringen und zu erfahren. Nirgendwo ist euch das unmittelbarer und wirkungsvoller möglich.

Tatsächlich könnt ihr das ohne Beziehungen überhaupt nicht tun. Nur durch eure Beziehung zu anderen Menschen, Orten, Ereignissen seid ihr (als erkennbare Quantität, als ein auszumachendes Etwas) imstande, im Universum zu existieren. Denkt daran, ihr seid nicht, wenn alles andere abwesend ist. Was ihr seid, seid ihr nur in Relation zu anderem, das nicht ist. So verhalten sich die Dinge im Gegensatz zum Absoluten - wo ich meinen Wohnsitz habe.

Wenn ihr das versteht, zutiefst begreift, werdet ihr intuitiv jede Erfahrung, jede menschliche Begegnung und ganz besonders persönliche Beziehungen segnen. Euch wird klar, dass sie genutzt werden können, genutzt werden müssen und genutzt werden (ob euch nun an ihnen gelegen ist oder nicht), um zu gestalten, wer-ihr-wirklich-seid.

Diese Gestaltung kann eine herrliche Schöpfung nach eurem eigenen, ganz bewussten Plan sein oder ein sich rein aufs Geratewohl ergebendes Gebilde. Ihr habt die Wahl, eine Person zu sein, wie sie sich einfach aus den Ereignissen heraus ergibt, oder eine, die das ist, was sie angesichts der Ereignisse zu sein und zu tun entschieden hat. In letzterem Fall wird die Erschaffung des Selbst zur bewussten Angelegenheit, wird in dieser Erfahrung das Selbst verwirklicht.

Segnet daher, betrachtet jede Beziehung als besonders und als formend für das, wer-ihr-seid.
 

Nun bezieht sich deine Frage auf die Beziehungen der romantischen Art, und ich verstehe das. Lass mich also ganz speziell und ausführlich darauf zu sprechen kommen.

Wenn Liebesbeziehungen scheitern (Beziehungen scheitern nie wirklich außer im rein menschlichen Sinn, nämlich dass sie nicht das erbrachten, was ihr wolltet), dann aus dem Grund, weil sie unter falschen Voraussetzungen eingegangen worden sind. (»Falsch« ist natürlich ein relativer Begriff. In eurer Sprache ließe sich präziser formulieren: Beziehungen scheitern- verändern sich- meist dann, wenn sie aus Gründen eingegangen wurden, die für ihr Überleben nicht gänzlich nützlich oder zuträglich waren.)

Der Zweck einer Beziehung ist der, dass ihr entscheidet, welchen Teil von euch selbst ihr gerne »sich zeigen« lassen würdet, und nicht, welchen Teil des anderen ihr einfangen und festhalten könnt.

Es ist sehr romantisch zu sagen, dass ihr »nichts« wart, bevor dieser andere besondere Mensch daherkam, doch das stimmt nicht. Schlimmer noch- ihr setzt damit die andere Person unter unglaublichen Druck, alles Mögliche sein zu müssen, was sie gar nicht ist. Weil sie euch nicht »enttäuschen« möchte, strengt sie sich an, bis sie nicht mehr kann. Ihr Unmut steigert sich- bis hin zur Wut. Schließlich beginnt sie, um sich selbst (und die Beziehung) zu retten, wieder ihr wahres Selbst einzufordern, und handelt stärker in Übereinstimmung mit dem, wer-sie-wirklich-ist. Etwa zu dieser Zeit sagt ihr dann, dass sie sich »wirklich verändert« hat.

Der Sinn und Zweck einer Beziehung besteht also nicht darin, dass ihr eine andere Person habt, die euch vervollständigt, sondern darin, dass ihr mit dieser anderen Person eure Vollständigkeit teilen könnt.

Dies ist ein Paradoxon aller menschlichen Beziehungen: Um vollständig erfahren zu können, wer-ihr-seid, braucht ihr nicht unbedingt einen bestimmten anderen Menschen, und doch ... seid ihr ohne einen anderen nichts.

Dies sind das Rätsel und das Wunder, die Frustration und die Freude der menschlichen Erfahrung. Es bedarf eines tiefen Verstehens und der absoluten Bereitschaft, in diesem Paradoxon so zu leben, das es Sinn macht. Ich beobachte, dass sich nur sehr wenige Menschen daran halten.

Die meisten von euch beginnen jene Jahre, in denen ihr anfangt, feste Beziehungen einzugehen, voller Erwartung, mit großer sexueller Energie, mit einem weit offenen Herzen und einer freudigen, wenn nicht sogar begierigen Seele.

Irgendwann zwischen vierzig und sechzig habt ihr euren großartigsten Traum aufgegeben.

Das Problem ist so grundlegend, so einfach, und wird doch so sehr missverstanden: Euer großartigster Traum hatte mit der geliebten anderen Person zu tun, statt mit eurem geliebten Selbst.

Beziehungen sind heilig, weil sie die größte- ja die einzige Gelegenheit des Lebens bieten, die Erfahrung des höchsten Begriffs von eurem Selbst zu entwickeln und herzustellen. Beziehungen scheitern, wenn ihr sie als die großartigste Gelegenheit im Leben betrachtet, den durch euch erfahrenen höchsten Begriff von einem anderen zu entwickeln und herzustellen.

Lasst jede in einer Beziehung befindliche Person sich um das Selbst sorgen- und alle Beziehungen werden auf herrliche Weise ihrem Sinn und Zweck dienen (und den daran Beteiligten)!

Ich sage euch dies: Die Ursachen für das Scheitern eurer Beziehungen liegen im Augenmerk, das ihr auf den anderen richtet, in eurer Besessenheit vom anderen. Was ist das andere Wesen? Was macht es? Was hat es? Was sagt, will, fordert, denkt, erwartet, plant es?

Meister haben begriffen, dass es keine Rolle spielt, was das andere Wesen ist, tut, hat, sagt, will, fordert. Eine Rolle spielt nur, was du in Beziehung dazu bist. Die Person, die am meisten liebt, ist die, die selbst-zentriert ist.
 

Wenn du dein Selbst nicht lieben kannst, bist du unfähig, jemand anderen zu lieben. Viele Menschen begehen den Fehler, die Liebe zum Selbst durch die Liebe zu einem anderen zu suchen. Natürlich ist es kein bewusstes Bemühen. Diese Menschen denken: »Wenn ich nur andere lieben kann, dann werden sie mich lieben. Dann werde ich liebenswert sein, und ich kann mich lieben.«

Umgekehrt hassen sich so viele, weil sie das Gefühl haben, dass es niemanden gibt, der sie liebt. Diese Menschen sind wahrhaft »liebeskrank«, denn in Wahrheit werden sie geliebt, aber das spielt für sie keine Rolle. Ganz gleich, wie viele Menschen ihnen sagen, dass sie sie lieben, es ist nie genug.

Sie sitzen da und bemühen sich herauszufinden, wie irgendjemand dazu kommen könnte, sie tatsächlich zu lieben. Sie glauben euch nicht und machen sich daran, es euch beweisen zu lassen. Und dazu verlangen sie vielleicht von euch, dass ihr euer Verhalten ändert.

Zweitens, wenn sie es schließlich über sich bringen, euch glauben zu können, fangen sie sofort an, sich darum zu sorgen, wie lange sie sich eure Liebe erhalten können. Um sie sich zu erhalten, beginnen sie damit, ihr Verhalten zu ändern. So können sich zwei Menschen buchstäblich in einer Beziehung verlieren. Sie tun sich zu einer Partnerschaft zusammen in der Hoffnung, dass das Ganze größer sein wird als die Summe seiner Teile, nur um festzustellen, dass es sich vermindert. Sie haben das Gefühl, weniger zu sein, als sie es als Singles waren. Sie meinen, weniger befähigt, aufregend, attraktiv zu sein, weniger Freude, Zufriedenheit zu empfinden. Sie empfinden es deshalb, weil sie weniger sind. Sie haben das meiste von dem, was sie sind, aufgegeben, um in ihrer Beziehung sein und bleiben zu können.

So waren Beziehungen nie gedacht. Die Seele trat in den Körper ein zum Zweck der Evolution. Ihr entwickelt euch weiter, entfaltet euch, seid am Werden. Das ist die Freude am Erschaffen, am Kennenlernen des Selbst, am bewussten Werden zu dem, was ihr nach eurem Wunsch sein wollt. Das ist mit Selbst-Bewusstsein gemeint.

Eure Beziehungen sind die wichtigsten Elemente in diesem Prozess. Sie haben im Grunde nichts mit dem anderen zu tun, haben aber doch, da sie einen anderen beinhalten, alles mit dem anderen zu tun.

Das ist die göttliche Dichotomie. Das ist der geschlossene Kreis.

Ihr müsst zuerst euer Selbst als gesegnet ansehen, bevor ihr einen anderen als gesegnet ansehen könnt. Zuerst euer Selbst als heilig erkennen, bevor ihr die Heiligkeit im anderen anerkennen könnt.

Meine Lehrer verkündeten sämtlich die gleiche Botschaft. Und diese lautete nicht »Ich bin heiliger als ihr«, sondern "Ihr seid so heilig, wie ich es bin«. Das ist die Botschaft, die zu hören ihr nicht fähig wart; das ist die Wahrheit, die ihr nicht akzeptieren konntet. Und deshalb könnt ihr euch auch nie ganz in einen anderen verlieben. Denn ihr habt euch nie ganz in euer Selbst verliebt.

Und so sage ich euch dies: Konzentriert und begründet euch jetzt und für immer auf euer Selbst. Schaut euch in jedem Moment an, was ihr seid, tut und habt, und nicht, was beim anderen stattfindet.

Ihr findet euer Heil nicht in der Aktion des anderen, sondern in eurer Re-aktion.
 

Er war wirklich eingeschlafen.

„Ach, nicht du jetzt auch noch“, registrierte er verschlafen Eri neben sich: „Deine Tochter wollte mich vorhin schon wegen Ruth und Yukiko zusammenstuzen. Einmal für heute Morgen reicht mir ehrlich gesagt“, verdrehte Yusaku genervt die Augen: „Tu mir doch den Gefallen und spar dir deine Moral für später auf, ja?“

„Wie kannst du sowas denn nur tun?“, klang die Anwältin tadelnd, zugleich ein offenes Ohr habend den Kopf verwirrt schüttelnd.

„Ich sehe schon. Das vorwurfsvolle: Wie kannst du nur? Was denkst du dir? Wenn ich mal für jedes Mal bei diesen Worten einen Dollar bekäme, dann hätte ich die Schriftstellerei schon bald früher an den Nagel hängen können“, grinste der Mann ihrer Freundin bei dem Gedanken schief in sich hinein: „Okay, was möchtest du von mir wissen?“, fügte er sich bereitwillig in sein Schicksal: „Ich habe dich Gestern ziemlich mit der Nachricht über meine Affäre schockiert, stimmt’s?“ Er schmunzelte sich aufsetzend.

„Ja, Yusaku! So kenne ich dich gar nicht. Warum machst du so etwas? Du warst doch in all den Jahren, in denen ich dich kenne immer glücklich mit deiner Frau.“

„War“, wiederholte Shinichis Vater niedergeschlagen seufzend, die Hände in den Schoss legend. Er rückte.

„Ist es wirklich so schlimm?“, fragte Eri sich zu ihm setzend einfühlsam. Sie hatte wirkliches Interesse. Er merkte sehr wohl wie gerne sie ihm helfen wollte. Er nickte traurig.

„Das tut mir sehr leid.“

Yusaku lächelte dankbar: „Mir auch. Mir auch“, unterdrückte er ein Schluchzen. Mit der einen Hand fuhr er sich kurz über die Augen, faltete die Hände dann vor dem Gesicht zusammen. In seinen Augenwinkeln schmierten Tränen.

Kogoros Frau, die es sah, drückte ihn sachte am Oberarm.

„Das mit den Scheidungspapieren“, er schluckte schwer: „Gestern: Das habe ich überhaupt nicht so gemeint. E-es ist mir einfach nur wieder so rausgerutscht. Ich will überhaupt keine Scheidung!“ Yusaku sah sie unglücklich an: „Das ist mir gestern Abend wieder mal über aus klar geworden!“, murmelte er leise bitter. Dann schlug es doch zurück in Bedauern um: „Es ist seit dem Unfall so. Ich kann tun und versuchen wie ich will: Ich komme einfach nicht an sie heran, Eri. Ich frage mich, was ich falsch gemacht habe? Warum kann ich meiner eigenen Frau, die ich immer noch über alles liebe, nicht helfen? Ich bin einfach am Ende mit meinem Latein.“ Yusaku schluckte erneut schwer, zuckte hilflos mit den Schultern. Er schaute wieder zu Eri: „Das mit Ruth war nichts Ernstes. Sie hat mir gut getan, hat mich abgelenkt, mal auf andere Gedanken gebracht. Sie ist meine Freundin, wie du es bist. Mehr ist da nicht.“ Er verzog zerknirscht den Mund: „Es ist immer noch Yukiko, die ich will. Ich möchte sie einfach nur zurück haben. Ich glaube dafür würde ich fast alles aufgeben, aber sie sagt mir ja noch nicht einmal guten Morgen.“ Übermannte ihn doch wieder die Traurigkeit: „Mir ist mittlerweile allerdings eins klar geworden, Eri“, schaute er die Anwältin entscheiden an: „Solange sie keine Hilfe annimmt, kann ich auch nichts unternehmen. Ich weiß nur, wenn ich nicht gut auf mich selbst mit aufpasse, dann zerbreche ich mit. Das ist auch der Grund, warum ich mich auf mein eigenes Wohl zurückbesinne. Ich brauche einfach meine Auszeit. Sonst sind wir so genervt voneinander, das die Sache eher früher als später eskaliert.“
 

Ich weiß zwar, dass es nicht so gemeint ist, aber manchmal hört es sich an, als sollten wir uns nicht darum bekümmern, wie andere in einer Beziehung mit uns umgehen. So, als sei ihnen alles erlaubt und als blieben wir davon unberührt, solange wir unser Gleichgewicht nur halten. Aber andere verletzen uns und wenn diese Verletzungen ins Spiel kommen, dann weiß ich nie, wie ich mich verhalten soll. Es ist ja gut und schön, sich einzureden: »Lass es nicht an dich heran.«, aber das ist leichter gesagt als getan.
 

„Was ist mit dir? Du wolltest doch gestern mit ihr sprechen“, wechselte Yusaku zu dem Punkt der ihn eigentlich interessierte.

Eri sah in nur bedrückt an und so konnte er sich die Antwort denken: „Du hattest also auch kein Glück“, schlussfolgerte er nüchtern.

„Nein. Mir hat sie auch nichts Genaueres gesagt“, erklärte die Freundin seiner Frau bedrückt: „Sie hat mich gestern angeschrien sie würde mich hassen.“

„Oh“, räumte Yusaku ein: „und sie hat dir nicht gesagt wieso, habe ich recht.“

Eri nickte, woraufhin er ihr tröstend die Hand drückte: „Sie war wahrscheinlich nur aufgebracht. Vermutlich meinte sie es gar nicht so. Sie sagt oft unüberlegt Dinge, die sie glaube ich, gar nicht wirklich ernst meint. Hat sie sich denn entschuldigt?“, fragte er nach.

Yukikos Freundin nickte.

„Yusaku“, begann sie: „Ich glaube, dass sie dich immer noch liebt. Sie wollte gestern Abend eigentlich mit dir sprechen.“

„Oh, verdammt, was?“, sah er sie an: „Und ich gehe zu meiner Verabredung! Tolles Timing“, grummelnd lächelte er in sich hinein.
 

Der Tag wird kommen, an dem Beziehungen dich nicht mehr verletzen. Das wird der Tag sein, an dem du die wahre Bedeutung von ihnen erkennst - und verwirklichst. Weil du diese wahre Bedeutung vergessen hast, reagierst du so, wie du es zuvor beschrieben hast. Aber das ist in Ordnung.

In einer Beziehung habt ihr es mit der Arbeit auf seelischer Ebene zu tun, aber das ist eine sehr tiefe Einsicht. Solange ihr euch nicht daran erinnert müsst ihr auf jener Ebene arbeiten, auf der ihr euch befindet: des Verständnisses und der Bereitschaft.

Und so gibt es Dinge, die ihr tun könnt, wenn ihr mit Schmerz und Kränkung auf das reagiert, was ein anderer ist, sagt oder tut. Als erstes gebt euch selbst und dem anderen gegenüber ganz ehrlich zu, wie ihr euch fühlt. Davor haben viele von euch Angst, weil sie meinen, dass es sie »schlecht aussehen« lässt. Irgendwo tief im Innern habt ihr wahrscheinlich begriffen, dass es tatsächlich lächerlich ist, sich »so zu fühlen«. Wahrscheinlich ist es kleinkariert von euch, aber ihr fühlt eben so.

Achtet eure Gefühle, weil ihr auf diese Weise euer Selbst achtet. Und liebt euren Nächsten wie euch selbst. Wie könnt ihr je erwarten, dass ihr die Gefühle eines anderen versteht und respektiert, wenn ihr die Gefühle eures Selbst nicht achten könnt?

Die erste Frage bei jeder Interaktion mit einem anderen lautet: Wer-bin-ich und wer-will-ich-sein in Beziehung dazu?

Oft erinnert ihr euch nicht daran, wer-ihr-seid, und wisst nicht, wer-ihr-sein-wollt, bis ihr ein paar Seinsweisen ausprobiert habt. Deshalb ist es so wichtig, dass ihr eure wahren Gefühle achtet.

Ist euer erstes Gefühl negativer Art, dann reicht häufig die bloße Tatsache, dass ihr dieses Gefühl habt, schon aus, um sich davon zu verabschieden. Wenn ihr Wut, Ärger habt, das Gefühl, »den anderen auch verletzen zu wollen« als euer eigen anerkennt, dann könnt ihr auch diese ersten Gefühle als »nicht-das-was-ihr-sein-wollt« segnen und loslassen.
 

„Nun gut“, schaute Yusaku sich im Raum um: „Hier bekomme ich sowieso kein Auge mehr zu." Er grinste Eri verschmitzt an: „Stimmt‘s?“

Die ihm sofort anbot: „Nein, wenn du schlafen möchtest, dann gehe ich und mache einfach oben weiter.“

Doch er schüttelte nur mit dem Kopf.

Sie sah ihn aufstehen.

„Ich werde in mein Bett gehen“, nahm er sein Kissen und seine Decken auf: „Mal sehen, vielleicht bekomme ich von Yukiko ja doch ein „Guten Morgen“?“, scherze er, bevor er die Treppe hochging.

Rans Mutter schaute ihm nach, seufzte dann ebenfalls aufstehend.
 

Das Leben (ich) wird euch in Hülle und Fülle Gelegenheiten bieten, zu erschaffen (denkt daran, das Leben ist kein Entdeckungs-, sondern ein Erschaffungsprozess).

Ihr könnt immer und immer wieder erschaffen, wer-ihr-seid.

Natürlich wirft das die Frage auf, was denn die im höchsten Sinn getroffene Wahl ist. Wenn du dich wirklich und wahrhaftig damit beschäftigst, bist du bereits auf dem Weg zur Meisterschaft.

Wenn das Leben unter dem Gesichtspunkt der Schadensbegrenzung oder des optimalen Vorteils abläuft, wird sein wahrer Nutzen vertan. Denn ein solches Leben wird von der Angst bestimmt- und es spricht eine Lüge über euch aus.

Denn ihr seid nicht Angst, ihr seid Liebe- Liebe, die keinen Schutz braucht, die nicht verlorengehen kann. Angst ist die Energie, die zusammenzieht, versperrt, einschränkt, wegrennt, sich versteckt, hortet, Schaden zufügt. Liebe ist die Energie, die sich ausdehnt, sich öffnet, aussendet, bleibt, enthüllt, teilt, heilt. Liebe gestattet euch, nackt da zu stehen. Angst krallt und klammert sich an alles, was ihr habt, Liebe gibt alles fort, was ihr habt. Angst hält eng an sich, Liebe hält wert und lieb. Angst reißt an sich, Liebe lässt los. Angst nagt und wurmt, Liebe besänftigt, Angst attackiert, Liebe bessert. Liebe ist geduldig und gütig; Liebe beharrt nicht auf ihrem eigenen Weg; Liebe akzeptiert alles und vergibt nichts, denn sie weiß, dass niemandem und nichts vergeben werden muss.

So ist die Liebe nicht die Abwesenheit von Emotion (Hass, Wut, sinnliche Begierde, Eifersucht, Gier), sondern die Summe aller Gefühle. Die Gesamtsumme. Der Gesamtbetrag. Alles und jedes. Die Seele muss also, um die vollkommene Liebe zu erfahren, jedes menschliche Gefühl durchleben. Aber das werdet ihr nie erfahrungsgemäß erleben, wenn ihr ständig die zweite und nicht die erste Frage beantwortet haben wollt. Denn nur eine Person, die denkt, dass es etwas zu gewinnen oder zu verlieren gibt, stellt die zweite Frage.

Sie sagt: »Ich bin mein Körper«.

Wer die erste Frage stellt, sagt: »Ich bin meine Seele«.

Lasset alle hören, die Ohren haben zu hören, denn ich sage euch dies: In jeder menschlichen Beziehung stellt sich an der entscheidenden Kreuzung nur eine Frage: Was würde die Liebe jetzt tun? Keine andere Frage ist relevant, keine andere Frage hat Bedeutung, keine andere Frage ist wichtig.
 

Yusaku öffnete die Türe zum Schlafzimmer. Er sah seine Frau, die mit dem Rücken zu ihm lang. Langsam kam er näher. Sie hatte ihn gehört, er sah wie sich verkrampfend zusammen zog, bemüht darum war sich unter ihrer Decke zu verstecken.

Er setzte sich, nannte sie beim Namen: „Yukiko?“

Die Mutter seiner Kinder antwortete nicht, also startete er einen neuen Versuch: „Ich habe mich vorhin mit Eri unterhalten. Sie erwähnte du hättest gestern mit mir sprechen wollen. Das habe ich nicht gewusst. Sonst wäre ich gerne bei dir geblieben“, liebevoll legte er eine Hand auf ihre Schulter.

„Das macht nichts“, tat es ihm weh sie so unterkühlt antworten zu hören: „Es war nichts wichtiges! Vergiss es einfach.“

„Du hast also nichts, was du mir mitteilen möchtest!?“, schlussfolgerte ihr Mann doch sehr enttäuscht.

Yukiko nahm wahr, wie er von ihr abließ und sich hinlegte und zudeckte.
 

Jahrhunderte lang wurdet ihr gelehrt, dass die von der Liebe eingegebene Handlung aus der Entscheidung entsteht, das zu sein, zu tun und zu haben, was immer das höchste Wohl des anderen bewirkt. Doch ich sage euch dies: Die im höchsten Sinn getroffene Wahl ist jene, die das höchste Wohl für euch bewirkt.

Wie jede tiefe spirituelle Wahrheit lädt auch diese Aussage sofort zur Fehlinterpretation ein. Das Geheimnis klärt sich in dem Moment ein wenig auf, in dem ihr darüber befindet, was das höchste »Wohl« ist, das ihr für euch selbst bewirken könntet. Das höchste Wohl für euch selbst wird das höchste Wohl eines anderen sein.

Dies zu verstehen kann ein ganzes Leben in Anspruch nehmen- und noch weitere Leben, um es umzusetzen-, denn diese Wahrheit kreist um eine noch größere Wahrheit: Was ihr für euer Selbst tut, das tut ihr für einen anderen. Und was ihr für einen anderen tut, das tut ihr für das Selbst. Deshalb, weil ihr und der andere eins seid. Und das ist deshalb so, weil... da nichts ist außer euch.

Es ist wichtig, dass ihr euch in euren Beziehungen an diese Wahrheit erinnert, denn ohne sie sind Beziehungen eine sehr schwierige Angelegenheit.

Ich schlage vor - empfehle -, euch selbst an erste Stelle zu setzen.

Mir ist hier vollkommen bewusst, dass manche von euch dies als Blasphemie bezeichnen und es deshalb nicht als mein Wort akzeptieren werden; und dass andere von euch, noch schlimmer, es als mein Wort akzeptieren und es dermaßen fehlinterpretieren und verzerren , dass es euren eigenen Zwecken dient: der Rechtfertigung Gott-loser Handlungen.

Ich sage euch: Wenn ihr euch im höchsten Sinn an die erste Stelle setzt, führt das nie zu einer Gott-losen Handlung.

Natürlich setzt die Entscheidung darüber, was für euch das Beste ist, voraus, dass ihr für euch bestimmt, was ihr denn zu tun versucht. Ohne Antworten bleibt die Frage, was unter irgendwelchen gegebenen Umständen das »Beste« ist, ein Rätsel. Ganz praktisch gesprochen- Wenn ihr euch anschaut, was in einer Situation wie der, dass ihr missbraucht werdet, das Beste für euch ist, dann werdet ihr etwas unternehmen, um diesem Missbrauch ein Ende zu setzen.

Und das wird gut sein für euch und denjenigen, der missbraucht.

Denn selbst der, der missbraucht, wird ebenfalls missbraucht, wenn ihm gestattet wird, diesen Missbrauch fortzusetzen.

Anderen mit Liebe zu begegnen heißt also nicht notwendigerweise, dass ihr diesen Menschen gestattet zu tun, was sie wollen. Das fordert die Liebe zum Selbst und die Liebe zum Missbrauchenden.

Ihr müsst, wenn ihr eine Kränkung erlitten habt, dies nicht heimzahlen.

Es bedeutet ganz einfach, dass es für euer Selbst oder den anderen - nicht die liebevollste aller Taten ist, wenn ihr zulasst, dass der andere euch Schaden zufügt.

Von daher wäre es der größte Frevel, wenn ihr überhaupt nichts als böse bezeichnen würdet. Trefft ihr die Wahl, Gott-gleich zu sein, so bedeutet das nicht, dass ihr euch dazu entscheidet, ein Märtyrer zu sein. Und es bedeutet ganz gewiss nicht, dass ihr euch dazu entscheidet, ein Opfer zu sein.

Das, was euch am schnellsten voranbringt, ist die totale Ehrlichkeit- die Bereitschaft zu bestätigen, anzuerkennen und genau zu erklären, wie ihr über eine Sache fühlt. Sagt eure Wahrheit- freundlich, aber voll und ganz. Lebt eure Wahrheit, sanft, aber ausschließlich und konsequent. Ändert eure Wahrheit problemlos und rasch, wenn euch eure Erfahrung zu einer neuen Klarheit verhilft.

Niemand, der recht bei Sinnen ist, am wenigsten Gott, würde euch sagen, dass ihr, wenn ihr in einer Beziehung verletzt werdet, »beiseitetreten und euch dahin bringen sollt, dass es keine Bedeutung hat« Es geht nur darum zu entscheiden, was es für dich bedeutet - und das zu demonstrieren.
 

Also muss ich nicht die ewig duldsame Ehefrau oder der herabgesetzte Ehemann oder das Opfer sein? Ich muss mir nicht Attacken auf meine Würde, Angriffe auf meinen Stolz, Beschädigung meiner Psyche und Verwundung meines Herzens bieten lassen, um sagen zu können, dass ich »mein Bestes gegeben« habe?
 

Nnicht eine Minute lang!
 

Welche Vereinbarungen muss ich einhalten? Welche Verpflichtungen bringt eine Beziehung mit sich? An welche Richtlinien sollte ich mich halten?
 

Die Antwort ist eine unhörbare- denn sie lässt dich ohne Richtlinien, macht jede Vereinbarung null und nichtig. Die Antwort lautet: Du hast keine Verpflichtung- weder in einer Beziehung noch in deinem ganzen Leben.
 

Keine?
 

Keine. Keine Beschränkungen oder Begrenzungen, keine Richtlinien oder Regeln. Du bist auch nicht durch irgendwelche Umstände oder Situationen gebunden, nicht eingeschränkt.
 

Ich habe schon davon gehört- von dieser Religion, wonach »es keine Regeln gibt«. Das ist spirituelle Anarchie. Ich habe keine Ahnung, wie das funktionieren soll.
 

Nun, war Yusaku es, der während des Einschlafens registrierte, dass Yukiko aufstand und das Zimmer verlies.

Wenn auch nicht gerade glücklich über diese Tatsache, ließ er sie gehen.

Yukiko selbst hielt es keine Minute länger mehr aus, eilte ins Badezimmer, schloss sich darin ein. Den Wasserhahn aufdrehend ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
 

Es kann keinesfalls nicht funktionieren- wenn es dir um das Erschaffen deines Selbst geht. Wenn du dir hingegen einbildest, es wäre deine Aufgabe, etwas zu sein, das du nach dem Willen von jemand anderem sein sollst, dann könnte das Fehlen von Regeln oder Richtlinien die Dinge in der Tat schwierig machen.

Ihr könnt nicht an eine Beziehung ohne Verpflichtungen glauben, weil ihr das, wer und was ihr wirklich seid, nicht zu akzeptieren bereit seid. Du nennst ein Leben der vollständigen Freiheit »spirituelle Anarchie«. Ich bezeichne es als Gottes großes Versprechen.

Die Gelegenheit, nicht die Verpflichtung, ist der Eckstein der Religion, die Grundlage aller Spiritualität. Solange ihr das umgekehrt seht, werdet ihr den Kern der Sache nicht begreifen.

Viele Kirchen liegen richtig: Die Ehe ist ein Sakrament. Aber nicht aufgrund ihrer geheiligten Verpflichtungen, sondern wegen der unvergleichlichen Gelegenheit, die sie bietet.

Tut in einer Beziehung nie etwas aus dem Gefühl der Verpflichtung heraus.
 

Ich habe immer wieder in meinen Beziehungen aufgegeben, wenn diese sich zuspitzten. Die Folge davon ist, dass ich eine ganze Reihe von Beziehungen einging. Ich scheine nicht zu wissen, wie es ist, an einer Beziehung festzuhalten.
 

Das hört sich bei dir so an, als glaubtest du, das Festhalten an einer Beziehung bedeute, dass sie erfolgreich sei. Versuche, Langfristigkeit nicht mit einer gut bewältigten Aufgabe zu verwechseln.

Damit will ich nicht für kurzfristige Beziehungen eintreten, doch besteht auch keine Forderung langfristiger Beziehungen.

Und obgleich es diese Forderung nicht gibt, sollte doch so viel gesagt werden: Langfristige Beziehungen bieten bemerkenswerte Gelegenheiten für gemeinsames Wachstum, Ausdrucksformen und Erfüllung.

Vergewissere dich, dass du aus den richtigen Gründen eine Beziehung eingehst. (Ich benutze hier das Wort »richtig« als relativen Begriff. Ich meine »richtig« in Bezug auf den größeren Sinn und Zweck deines Lebens.)

Wie ich bereits andeutete, fangen die meisten Menschen nach wie vor aus den »falschen« Gründen eine Beziehung an: um nicht mehr einsam zu sein, eine Lücke zu füllen, geliebt zu werden oder jemanden zu lieben- und das sind noch einige der besseren Gründe. Andere gehen eine Beziehung ein, um ihr Ego zu besänftigen, ihrer Depression ein Ende zu setzen oder ihr Sexualleben zu verbessern. Keiner dieser Gründe wird funktionieren.
 

Keiner dieser Gründe kommt für meine Beziehungen in Frage.
 

Das möchte ich bezweifeln. Denn ich glaube nicht, dass du weißt, warum du deine Beziehungen eingegangen bist. Ich glaube, du hast dich eingelassen, weil du »verliebt« warst.
 

Das stimmt.
 

Und ich glaube nicht, dass du innehieltest, um dich zu fragen, warum du dich »verliebt« hast. Was es war, worauf du reagiert hast. Welches Bedürfnis oder welche Reihe von Bedürfnissen erfüllt wurde.

Du brauchst dies, ein anderer braucht das. Ihr beide seht im anderen eine Chance für die gegenseitige Erfüllung von Bedürfnissen. Also lasst ihr euch - stillschweigend - auf einen Handel ein. Ich gebe dir, was ich habe, wenn du mir gibst, was du hast.

Das ist eine Transaktion. Aber ihr verschweigt die Wahrheit darüber. Ihr sagt nicht: »Bei diesem Handel gebe ich dir sehr viel.« Ihr sagt: »Ich liebe dich sehr«, und damit beginnt die Enttäuschung.
 

Diesen Punkt hast du schon klargestellt. Manchmal scheint sich dieses Buch im Kreis zu bewegen, stellt dieselben Punkte immer und immer wieder klar.
 

Der Vorgang ist der, dass du Fragen stellst und ich sie nur beantworte. Wenn du dieselbe Frage in drei Varianten stellst, muss ich sie eben weiterhin beantworten.
 

Vielleicht erhoffe ich mir eine andere Antwort von dir. Was ist denn falsch daran, wenn ich mich Hals über Kopf verliebe?
 

Gar nichts. Verlieb dich in dieser Weise in so viele Menschen, wie du möchtest. Aber wenn du mit einer Person eine lebenslange Beziehung eingehen willst, dann möchtest du dir vielleicht zusätzlich auch ein paar Gedanken darüber machen.

Wenn du es andererseits genießt, Beziehungen wie einen Fluss zu durchqueren- oder noch schlimmer, in einer Beziehung bleibst, weil du glaubst, sie »aufrechterhalten zu müssen«, dann mach weiter so.
 

Schon gut.
 

Vergewissert euch, dass ihr euch in der Absicht einig seid.

Wenn ihr euch auf bewusster Ebene beide darin einig seid, dass der Zweck eurer Beziehung darin besteht, dass ihr eine Gelegenheit, keine Verpflichtung, erschaffen wollt für Wachstum, für den vollen Ausdruck des Selbst, für ein Leben, das sich zu seinem höchsten Potential aufschwingt, für die Heilung jedes falschen Gedankens oder jeder minderen Vorstellung, die ihr je von euch hattet- wenn ihr diesen Schwur leistet anstelle der Versprechen, die ihr euch bisher gegeben hab-, dann hat die Beziehung auf einer sehr guten Grundlage begonnen.
 

Aber das ist noch keine Garantie für Erfolg.
 

Wenn du Garantien im Leben willst, dann willst du das Leben nicht. Du willst das wiederholte Proben eines Drehbuchs, das bereits geschrieben wurde.

Du sollst wissen und verstehen, dass es schwierige Zeiten geben wird. Versuche nicht, ihnen aus dem Weg zu gehen. Heiße sie willkommen, dankbar. Nimm sie als großartige Geschenke, als herrliche Gelegenheiten, um das zu tun, um dessentwillen du in die Beziehung eingetreten bist– und ins Leben.

Bemühe dich wirklich darum, dass du in diesen Zeiten deinen Partner/in nicht als Widersacher/in betrachtest. Strebe danach, dass du in der Tat niemanden und nichts als den Feind ansiehst- oder auch nur als das Problem. Kultiviere die Technik, alle Probleme als Gelegenheiten zu begreifen.
 

Yusaku seufzte, drehte sich nachdenklich auf die andere Seite.
 

Das klingt nach einem ziemlich langweiligen Leben.
 

Dann setzt du deine Visionen zu niedrig an. Erweitere deine Horizonte. Verleihe deiner Vision mehr Tiefe. Sieh mehr in dir, als du glaubst, dass da zu sehen ist. Sieh auch mehr in deiner Partnerin.

Du wirst deiner Beziehung - oder irgendjemandem – nie einen schlechten Dienst erweisen, wenn du mehr in den anderen siehst, als sie dir offenbaren. Denn da ist mehr- erheblich mehr. Nur ihre Angst hält sie davon ab, es dir zu zeigen. Wenn andere merken, dass du mehr in ihnen siehst, werden sie sich sicher fühlen und dir auch zeigen, was du offensichtlich schon siehst.
 

Yukikos Tränen rannen ihre Wangen hinunter, fielen hinunter in das Waschbecken, vermischten sich mit dem kristallklaren Wasser des laufenden Wasserhahns.

Ihr Blick war auf eine Nagelschere auf der Ablage gerichtet.

Sie nahm sie in die Hand, wollte sich damit verletzen. Nur wenige Millimeter stoppte ihre Hand vor ihrem Handgelenk an Stelle der Schlagader.

Sie besann sich, warf die Schere weinend zu Boden, umklammerte heftig weiter weinend das Waschbecken.
 

Die Menschen neigen im Allgemeinen dazu, unseren Erwartungen von ihnen zu entsprechen.
 

Da ist was Wahres dran. Nur gefällt mir hier das Wort »Erwartungen« nicht. Erwartungen ruinieren Beziehungen. Sagen wir, die Menschen neigen dazu, in sich selbst zu sehen, was wir in ihnen sehen. Je größer unsere Vision, desto größer ihre Bereitschaft, jenen Teil in sich zu bekräftigen und herauszustellen, den wir ihnen offenbart haben.

Funktionieren nicht alle wahrhaft gesegneten Beziehungen so? Ist das nicht Teil des Heilungsprozesses? Ist es nicht das, was ich hier, in diesem Buch, für dich tue?

Die Arbeit der Seele besteht darin, dass sie dich aufweckt. Die Arbeit Gottes besteht darin, auch alle anderen aufzuwecken.

Und das tun wir, indem wir andere als das ansehen, was-sie-sind, indem wir sie daran erinnern, wer-sie-sind.

Das ist euch auf zweierlei Art möglich: indem ihr sie daran erinnert (sehr schwierig, weil sie euch nicht glauben), oder indem ihr euch selbst erinnert (sehr viel leichter, weil ihr dazu nur euren Glauben braucht).

Wenn ihr dies ständig demonstriert, erinnert ihr damit andere daran, wer-sie-sind, denn sie werden in euch sich selbst sehen.
 

Ran legte das Buch andächtig, gerade zu behutsam zurück auf den Schreibtisch. Sie wusste, was sie nun tun wollte…
 


 

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*Anmerkung(en):
 

Nur Ruhe herrscht in der Menschenseele- sind Zeilen eines japanischen Haikus
 

Ich hoffe ihr konntet verschmerzen, dass es in diesem Kapitel fast ausschließlich um Yusaku, Ran, Eri und Yukiko ging.

Ich wäre zwar gerne weiter gekommen, aber der „Gespräche mit Gott“- Teil war meines Erachtens wichtiger. Ich denke, damit ist für jeden etwas sehr interessantes gesagt.

Ansichtssache

Ich bin nicht das „liebe“ Mädchen solltest du wissen. Es gab eine Zeit, in der ich viel an dich dachte. Es gab eine Zeit, in der du viel an mich dachtest. Schau mir in die Augen und sag, dass du mich liebst. Schau mir in die Augen und sag, dass du mich willst. Es ist zu Spät, um noch dahinter zu schauen. Ich ließ meine Schuhe zurück, ließ dich zurück.

Ich bin wirklich mehr, ich bin wirklich mehr als du offensichtlich sehen kannst.

Es gibt ein anderes Wort für Liebe. Natürlich gibt es ein anderes Wort.

Liedzusammenschnitt: „Just more“- von Wonderwall
 


 

Dienstagmittag, 21. November
 

Ran schloss die Zimmertüre hinter sich, ehe sie die Treppe nach unten gelaufen kam.

Ihr erster Blick, noch auf den Stufen, fiel auf das Sofa, auf welchem sie ihn vermutet hatte.

„Ist Yusaku nicht hier?“, richtete sie sich irritiert an ihre Mutter, die sich, gerade über den Fernseher staubwischend, überrascht seitlich zu ihr umgedrehte.

Fragend sahen sich die beiden an.

„Nein“, antwortete Eri mit verfolgend wie ihre Tochter eilig bis hin zur Küche lief, um sich auch dort umzusehen.

Als sie wieder aus dieser auftauchte, setze ihre Mutter da an, wo sie sich zuvor unterbrochen hatte: „Er ist oben, wenn du ihn suchst“, erklärte sie.

„Ah“, reichte Ran diese Auskunft völlig aus. Schon flitze sie die Treppenstufen wieder hinauf.

Eri schaute ihrer Tochter nur kopfschüttelnd nach, machte anschließend, in sich hinein lächelnd, mit Putzen weiter.
 

Shinichis Freundin hingegen klopfte kurz an Yusakus Zimmertüre an, öffnete dann jedoch, ohne groß die Bitte einzutreten abzuwarten.

Was sie sogleich als peinlich empfand. Sie war einfach so hineingestürmt, wurde nun von einer etwas erschreckten Ruth angesehen, die sie geweckt hatte.

„Ups“, war Ran mitten im Zimmer stehen geblieben: „Entschuldigung“. Schnell macht sie, dass sie zurück auf den Flur kam.

Schulterzuckend legte die Amerikanerin ihren Kopf zurück auf das Kissen, um weiter zu dösen.
 

Yusaku lag mit geöffneten Augen auf dem Rücken. Er hörte es Anklopfen.

„Ja?“, rief er aufhorchend. „Yukiko?“, keimte Hoffnung einer möglichen Rückkehr seiner Frau ihn ihm auf.

Jedoch wurde er enttäuscht. Es war nicht Yukiko, sondern im Gegenteil die Freundin seines Sohnes.

„Nein“, machte Ran zurückhaltend eintretend ein paar Schritte auf das Bett zu: „Entschuldige, bitte.“

„Ach du bist es nur“, meinte Yusaku darauf mürrisch. Wohl etwas zu mürrisch, denn die Freundin seines Sohnes blieb nun betreten ganz stehen, schaute verlegen auf den hellgrauen Teppich: „Ja, ich habe dich gesucht. Ich wusste nicht, dass du noch schläfst.“

Yusaku seufzte bei ihrem Anblick gutmütig. Als wenn ich schlafen würde, verdrehte er die Augen.

„Ich werde einfach warten“, entgegnete Ran, wollte schon kehrt machen.

„Na, komm schon her“, forderte er sie schmunzelnd auf. Sich aufsetzend schaute er sie einladend an.

Verhalten begegnete Ran seinem Blick, setze sich, nicht gerade viel Platz in Anspruch nehmend ebenso auf die Bettkante.

Demonstrativ rückte der Vater ihres Freundes noch ein ganzes Stück beiseite.

„Was ist dabei?“, stellte er seine Beine unter der Decke auf: „Ich habe auch schon auf deinem Bett gesessen, schon vergessen?“, merkte er gelassen an.

Ran nickte. Ihr war anzumerken, wie ihr bewusst wurde, wie albern sie sich eigentlich gerade verhielt.

„Stimmt“, räumte sie, sich erinnernd, ein wenig reumütig ein: „das war, als du mich getröstet hast.“

„Hm“, machte Yukikos Ehemann, wobei er sich mit Rücken und Kopf an den Mahagoniholzrahmen lehnte. Er warf einen Blick auf den Wecker. Es war zweiundzwanzig Minuten vor vierzehn Uhr, wie der feststellte.
 

„Du hattest übrigens recht“, unterbrach Ran die Stille, die zwischen ihnen entstanden war.

„Ach ja?“, wendete Yusaku sich ihr, amüsiert eine Augenbraue hochziehend, zu: „Womit denn?“, machte er auf ahnungslos.

„Damit, dass du im Voraus wusstest, dass es mir leidtun würde, was ich da vorhin unten in der Küche zu dir gesagt habe.“

Ran erwiderte schief sein liebevolles Lächeln: „Es tut mir wirklich leid. Ich hätte dich nicht gleich so anfahren müssen. Es wäre netter gewesen, ich hätte mich raus gehalten. Es geht mich ja auch gar nichts an.“

„Das ist richtig!“

Sie erschreckte über die Strenge, die da eben in seiner Stimme gelegen hatte.

„Es geht dich nichts an.“ Yusaku machte eine Wortpause, ehe er großmütig fortfuhr: „Ich verzeihe dir!“ Seine Augen stimmten in sein breites Grinsen mit ein.

Ran seufzte erleichtert.

Theatralisch imitierte Yukikos Mann sie, indem er ebenfalls doch etwas übertrieben tief und laut aufseufzte, nicht ohne dabei sein Vergnügen darüber zu verheimlichen.
 

„Du hattest sicher deine Gründe“, setze Eris Tochter an: „Warum du getan hast, was immer du jetzt genau gemacht hast. Ich denke, ich habe jetzt einiges verstanden.“

„Ach ja?“, Shinichis Vater zog erneut die Augenbrauen hoch: „Was denn zum Beispiel?“

Die Freundin seines Sohnes sah ihn mühselig an: „Soll ich das jetzt etwa alles aufzählen?“

„Nun“, antwortete er schmunzelnd: „Warum nicht?“

„Nun ja“, fing Ran überlegend an: „Liebe ist eine einzigartige Reaktion auf das, was einzigartig ist. Sie ist Immerwirklichkeit.“

Yusakus Gesicht wurde nachdenklich: „Kannst du mir in deinen Worten erklären, was genau damit gemeint ist mit Immerwirklichkeit?“

„Ja“, klang sie dennoch etwas schüchtern: „Ich denke es heißt, genau das, was Immerwirklichkeit ausdrückt- einfach immer- wirklich. Also, dass es einfach immer da ist. Also ich meine damit ist ausgesagt, dass die Liebe immer da ist.“

„Wie denkst du selbst darüber, Ran?“, wollte er prompt wissen: „Glaubst du, oder vielleicht präziser ausgedruckt, würdest du dieser Aussage zustimmen?“

„Äh, ja“, überlegte sie noch einmal kurz, bevor sie mit fester Stimme zustimmte: „würde ich.“

„Woran machst du das fest?“

„Naja“, entgegnete sie zurückhaltend: „Ich würde sagen es ist einfach fühlbar“, suchte sie nach den passenden Worten.

Yusaku wartete geduldig, sah die Liebe seines Sohnes ermutigend an: „Sag es einfach frei raus. So wie du es meinst. So etwas wie falsche Antworten gibt es nicht. Du kannst also gar nichts Verkehrtes sagen.“

Damit hatte er Ran zum Lächeln gebracht: „Da hast du recht“, war sie erleichtert und froh: „Ich weiß nicht wirklich, wie ich das gerade besser erklären kann“, sezte sie an, dann aber hatte sie das zündende Argument: „Oder doch!“, vergnügt zitierte sie: „Wir sind alle eins.“

„Oh“, äußerte der Erdenker des Barons daraufhin ganz gewichtig: „Das hast du jetzt aber schön gesagt.“ Er schaute sie interessiert-auffordernd an: „Nun, du sagtest vorhin auch, dass die Liebe eine einzigartige Reaktion auf das sei, was einzigartig ist. Wie ist das zu verstehen? Kannst du Beispiele oder Situationen dafür nennen?“

„Hm“, überlegte Ran kurz: „Also ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, als du mich getröstet hast, weil ich von anderen ausgelacht wurde oder ich mal Streit mit Sonoko hatte und wir uns wieder vertragen haben. Das war ein sehr schönes Gefühl, dass wir dann wieder Freundinnen sein konnten. Von dir habe ich mich angenommen gefühlt. Du hast mir das Gefühl gegeben, dass ich okay bin so wie ich bin. Du hast mehr in mir gesehen, als meine Mitschüler. Mit Shinichi hatte ich auch schon oft solche Situationen, wenn ich so darüber nachdenke. Ich liebe ihn wirklich sehr. Es tut mir mittlerweile sehr leid, dass ich ihn immer so bedrängt habe, dass er endlich zurück kommen soll. Es ist nur so, dass ich ihn einfach vermisse. Ich würde einfach nur gerne mehr Zeit mit ihm verbringen. Ich möchte ihn aber auch nicht mehr unter Druck setzen. Ich denke ich kann seine Wahl nun leichter nachvollziehen.“ Kurzum fuhr sie sich mit dem Ärmel über ein Auge, wischte so die einzelne Träne weg.

Während Yusaku sie mitfühlend zu sich heranzog, um sie sanft in den Arm zu nehmen, hörte er ihre große Dankbarkeit heraus, als sie sagte: „Ich wollte dir sagen, dass ich mich bei dir für das alles bedanken möchte.“

„Gern geschehen, Liebes“, gab er ihr sachte murmelnd einen kleinen Kuss auf die obere Stirn: „Gern geschehen. Immer wieder gern“, hielt er sie liebevoll lächelnd fest.
 

Kurz schwieg er und im Raum wurde es ruhig.

Nur Rans leises, vereinzelt-glückliches Aufschluchzen und sein gleichmäßiger Atem waren wahrzunehmen. Sein Brustkorb hob und senkte sich langsam und Ran brauchte nichts weiter zu tun, als seinem Herzschlag zu lauschen, was eine ungeheure beruhigende Wirkung hatte. Mehr an Geborgenheit konnte es doch eigentlich gar nicht geben. Was gab es mehr, als einfach nur so vor sich hin zu leben?

Als die Freundin seines Sohnes die Augen schloss, schloss auch dessen Vater seine.

Für eine kurze Weile saßen die zwei nur Seite an Seite da, genossen den einzigartigen, wunderbaren Moment, indem sie sich gerade gemeinsam befanden und welchen sie miteinander im geradezu himmlischen Frieden teilen konnten.

Da war in diesem Augenblick nichts anderes außer der großen Geborgenheit, die das Universum ihnen schenkte. Nichts außer dem Spüren der Einheit, die sie beide miteinander verband.

Es war schön. Es war wirklich sehr schön.

Yusaku spürte wie wohl die werdende Mami sich fühlte. Wie im Einklang sie mit sich selbst war.

„Danke“, flüsterte er lautlos, dankte dem Göttlichen aus ganzem-vollen Herzen, dass er an diesem Moment mit ihr teilhaben konnte. Auch er selbst konnte sich einfach und vollkommen frei gehen lassen: Danke, erfreute er sich an der Ahnung, eine Vorstellung davon zu erhaschen, wie Gott selbst sich immerwährend fühlen musste.

Liebe ist Immerwährend: Wir sind alle eins. Gott-Leben-Unbegrenzt-Ewig- und Frei, bekam er es gerade jetzt und hier, voll und ganz bestätigt.

Doch, doch es ist doch perfekt, war er sich der Richtigkeit von dem Was-Ist sicher. Glücklich, höchstzufrieden und dankbar wusste er diesen Moment zu schätzen. War sich der Fülle des Lebens, seines Lebens gewahr.
 

Er machte die Augen auf.

Ran hatte sich bewegt, setzte sich richtig hin: „Du hast das mit Absicht gemacht“, schaute sie ihn leicht schmollend an.

Woraufhin er nur nickte, bevor er dann verschmitzt antwortete: „Okay, du hast mich durchschaut. Ich wollte dich provozieren. Wenn du mir auch noch sagen kannst, warum ich das wollte?“

„Ich vermute dir ging es darum, mir zum einen vor Augen zu führen, dass ich nicht vorschnell über andere urteilen soll- nun eigentlich besser formuliert überhaupt nicht urteilen- und zum anderen, dass es wohl klüger wäre erst einmal die näheren Umstände in Erfahrung zu bringen und mich selbst dann noch, naja je nachdem worum es dann jeweils geht, trotzdem besser raus halte. Also ich meine je nach den genaueren Sachverhalten- wenn du zum Beispiel Yukiko wirklich Schaden würdest, dann kann- muss- ich dir schon sagen, dass das nicht in Ordnung ist und kann Yukiko helfen. Andererseits, wenn keine konkrete Gefährdung besteht, dann halte ich mich lieber zurück und lasse euch das tun, was ihr für euch für richtig haltet. Auch dann, wenn ich persönlich eine ganz andere Meinung dazu habe.“

„Das ist sehr nobel von dir“, entgegnete er anerkennend lächelnd.
 

Yukiko saß unterhalb des Waschbeckens.

über ihr floss das Wasser floss immer noch aus dem Wasserhahn direkt in den Abfluss.

Sie machte allerdings nicht den Eindruck, als würde es ihr auch nur im Geringsten etwas ausmachen.

Ihr Blick war einfach nur auf die gegenüber liegende Dusche gerichtete.

So saß sie da.

Tränen schimmerten in ihren Augen.

Eine einzelne lief an ihrer Wange hinunter.

Nichts war zu hören, außer dem Geräusch des fließenden, im schwarzen Loch verschwindenden Wassers.

Die einzige Vorstellung die existierte, war ihr geliebter Mann beim Duschen mit einer anderen Frau und das durch diese Vorstellung schmerzhaft-zerreißende Gefühl.

Yukiko saß einfach nur da, hatte ihren Blick auf die gegenüberliegende Seite gerichtet, ließ die Träne ungeachtet auf ihren Schoß tropfen.
 

„Du hattest übrigens noch mit etwas anderem recht.“

Yusaku stutze über das plötzlich Kleinlaute in ihrer Stimme: „Ach ja?“, fragte er diesmal es wirklich nicht wissend nach.

„Mit Shinichi“, deutete sie an.

Dessen Vater schaute sie fragend an.

„Es stimmt, was du zu mir gesagt hast. Ich konnte die Nacht nicht richtig schlafen, weil ich an Shinichi denken musste. Was ist, wenn er wirklich eine andere-?“

Sie sah Yusaku, der ihr aber, mit einem ganz entschieden Blick, ernst in die Augen sah. Dann allerdings fing er zu lachen an: „Du Dummerchen-, Ran! Also wirklich, da irrst du dich jetzt aber: Shinichi liebt dich! Du bist sein absolutes Ein und Alles“, knuffte er sie liebevoll in die Seite, nahm sie seitlich knuddelnd in den Arm: „Und deshalb muss ich auch wahnsinnig gut auf dich aufpassen, wenn an dich was dran kommt-, sein persönlicher Weltuntergang. Ich würde da glatt alles für verwetten: Mit nichts könnte man ihn so verletzen, wie wenn man ihm dich weg nehmen würde.“

„Meinst du wirklich?“, fragte Ran mit noch etwas Restzweifel in der Stimme nach.

Woraufhin er sie schon fast tadelnd ansah: „Absolut“, meinte er felsenfast überzeugt.

Doch dann wurde er ernst. Er sagte es sehr leise, mehr zu sich selbst: „Er liebt dich schon fast zu sehr!“

Ran, die es trotzdem hörte reagierte verwirrt: „Wie meinst du das?“, fragte sie besorgt nach: „Ist irgendwas mit ihm? Weißt du was, was ich nicht wissen soll?“

„Kann man so sagen“, räumte er, den Kopf auf ihrer Schulter ablegend, betrübt werdend ein: Nun war er es, der sich bei ihr festhielt: „Er hängt momentan für meinen Geschmack doch etwas zu sehr an dir.“

„Wie meinst du das?“, wurde Ran unsicher.

Yusaku sah, dass sie Angst bekommen hatte, sachte erklärte er ihr beruhigend seinen Gedankengang: „Ich meine, dass Shinichi sich in letzter Zeit zu sehr von dir abhängig macht“, er suchte Blickkontakt zu ihr: „Bitte, versteh mich jetzt nicht falsch, Ran. Ich wäre der Letzte, der an eurer Verbindung etwas auszusetzen hätte. Nur“, er machte eine kurze Pause, suchte nach den richtigen Worten.

Ran schaute ihn abwartend an. Sie spürte, dass sie da einen Punkt hatten, der für den Vater ihres Freundes nicht ganz einfach zu sein schien.

„Shinichi orientiert sich sehr an dir. Dabei neigt er dazu, das was er für sich selbst braucht in den Hintergrund zu stellen. Er stellt dich über sich selbst. Mir ist durchaus bewusst, dass all seine Absichten gut gemeint sind. Nur, er selbst ist auch wichtig. Ich hoffe, dass ihm das von selbst klar wird. Weißt du, ich möchte einfach nicht, dass ihr euch in euerer Beziehung verliert. Verstehst du, was ich meine?“

Ran nickte bedächtig.

„Komm her“, rückte er näher, legte von hinten einen Arm um sie, ehe er weiter sprach: „Wirklich, dass er etwas mit einer anderen haben könnte stimmt nicht. Jetzt ganz sicher nicht und auch später nicht. Da müsste eure Beziehung oder Ehe schon extrem kaputt sein, bevor er auch nur auf so einen Gedanken kommen würde.“

Yusaku grinste sie, er hatte seine gute Laune zurück geholt, breit an: „Da brauchst du dir absolut keine Sorgen zu machen. Ich bin mir da ziemlich sicher, dass Shinichi da nach mir kommt. Er ist treu wie ein Kaninchen.“

„Wie ein Kaninchen?“, musste Ran über den ungewöhnlichen Vergleich mit lachen.

„Wir können sonst auch sagen, so fromm wie ein Lamm“, lenkte er verschmitzt ein.

„Fromm?“, Ran runzelte kichernd die Stirn.

„Oder etwa nicht?“

„Doch“, räumte sie bei der Erinnerung, des an sie tief schlafenden, angekuschelten Shinichis, vergnügt ein.

„Nein, mal Spaß beiseite: Du müsstest nur mal hören, wie und wenn er von dir spricht. Das meine ich ehrlich: Du bist sein Mittelpunkt der Welt. Er liebt dich abgöttisch“, dann konnte dessen Vater sich eine weitere humorvolle Feststellung nicht still verkneifen: „Mehr Hingabe geht schon wirklich nicht mehr“, feixte er die Freundin seines Sohnes und werdenden Enkelkindes an: „Auch wegen dem Baby, was er sich darum für einen Kopf macht“, er schüttelte gutmütig-nachsichtig mit dem Kopf: „Es ist richtig erstaunlich wie kompliziert es sich manche Leute machen können. In gewisser Hinsicht schon schade, dass er in diesem Punkt so viel schwerer von Begriff ist, als du.“

„Findest du?“, konnte Ran sich das bei ihrem doch so extrem rationalen Shinichi gar nicht richtig vorstellen.

Yusaku nickte, bettete seinen Kopf erneut auf ihre Schulter, betrachtete stillschweigend ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck aus den Augenwinkeln heraus.

„Hm“, vernahm er sie grübelnd: „Ich glaube ich werde noch einmal mit ihm in Ruhe über alles reden. Ich kann verstehen, dass er noch ein bisschen Angst hat. Die habe ich auch, aber ich weiß ja, dass ihr da seid und uns helfen werdet. Wenn ich das Shinichi sage, fühlt er sich bestimmt auch gleich viel besser.“

Während er Ran zuhörte, wurde sie immer gelassener.

„Mach das“, konnte Yusaku die zwar nicht ganz teilen, aber er zog es vor an dieser Stelle einfach den Mund zu halten und den weiteren Gedanken nicht laut auszusprechen: von dir nimmt er wahrscheinlich noch am ehesten an. Somit war er noch beschäftigt.
 

Für Ran hingegen war was Shinichi betraf die Welt wieder rund. Sie war recht vergnügt, dann jedoch wurde sie erneut ernst. Sie richtete sich konkret an den Ehemann: „Du hast deinen Teil der Abmachung noch gar nicht erfüllt“, erinnerte sie sich das Thema wechselnd.

Gemeinter schaute sie an.

„Ich wollte dich noch wegen Yukiko fragen“, meinte sie rücksichtsvoll: „Erklärst du es mir jetzt?“, bittend sah sie ihn an.

Wieder ein wunder Punkt, wie Ran an Yusakus abrupt veränderten Gesichtszügen erkennen konnte.

„Wenn du nicht darüber-“

„Nein, schon gut“, unterbrach er sie bestimmt: „Ich kann darüber sprechen. Das ist in Ordnung.“

Ran warf ihm einen Sicher?-Blick zu und er nickte, woraufhin sie ihre Vermutung in Worte fasste: „Als du mich das erste Mal mit zu Tunis genommen hast, da hast du mir erzählt, dass Yukiko einen Unfall hatte, dass sie von Tunis beim Dreh runter gefallen ist.“

„Das ist richtig“, bestätigte er ihr.

„Und du hast gesagt, dass dir ein totes Baby reichen würde.“

„Das tut es auch“, räusperte er sich mit definitiv traurigem Unterton: „Du hast mir gut zugehört.“

Ran erinnerte sich, wie auch er selbst, an den Tag zurück.

„Yukiko war schwanger und das Baby starb, als sie vom Pferd fiel? Habe ich das so richtig verstanden?“ Die werdende Mami sah ihn betroffen an.

Der Vater ihres Freundes nickte. Für einen Moment blieb es still, in welchem er seine Hände auf dem Schoss betrachtete: „Bis hierher gut kombiniert, Liebes“, schaute er niedergeschlagen auf.

Er seufzte schwer: „Ich habe nicht gewusst, dass sie schwanger war“, teilte er, den Kopf wieder senkend, mit: „Ein Arbeitskollege von Yukiko rief mich an und informierte mich über ihren Sturz von Tunis am Set“, er hob den Kopf etwas, schaute Ran an: „Du kannst dir sicher vorstellen welchen riesigen Schrecken ich bekommen habe. Er konnte mir nichts Genaueres sagen, wie schwer sie verletzt war. Man ging zu dem Zeitpunkt von irgendwelchen inneren Blutungen aus und innere Blutungen können durchaus sehr gefährlich werden. Jedenfalls bin ich so schnell ich konnte zum Krankenhaus. Ich habe in den bestimmt fünfzehn Minuten“, er schaute erneut zu Ran, ein schiefes, kleines Lächeln zeigte sich: „Ich glaube ich habe den neben mir echt verrückt gemacht. Der arme Mann.-

Das war eine Situation in der ich wirklich Angst hatte, Ran.“

Sie sah ihn mitfühlend an, hörte ihm weiterhin zu.

„Mir ist ein unglaublicher Stein vom Herzen gefallen, als der Arzt endlich kam und mir mitteilte, dass es Yukiko gut gehe. Nur um mir dann den nächsten Schock zu versetzen.“

„Was hat er gesagt“, frage Ran vorsichtig nach.

„Das sie das Kind verloren hat“, entgegnete er faktisch-sachlich.

„Oh“, schaute sie ihn bedauernd an.

Yusaku sagte vorerst nichts mehr. Ihm war anzusehen, wie nahe ihm diese Erinnerung immer noch ging.
 

„Seit dem Tag hat sie nicht mehr mit mir gesprochen.“

„Überhaupt nicht mehr?“, Ran schaute ihn entsetzt an.

Er nickte halbwegs: „Naja, wenn du das „Ich möchte nicht darüber reden“ und das „Yusaku, bitte lass mich einfach in Ruhe“ über Monate hinweg nicht mitzählst.“

Yukikos Mann seufzte erneut, diesmal hatte es einen bitteren Beigeschmack. Als er danach wieder still war, rüttelte Ran ihn, ihn beim Namen rufend, besorgt am Arm.

Was ihn dazu veranlasste weiter zu erzählen: „Ich war ziemlich aufgewühlt in den ersten Stunden mit ihr noch im Krankenhaus. Anfangs war ich einfach nur erleichtert, dass es ihr gut ging und nichts noch schlimmeres passiert war. Ich fragte sie, warum sie mir nichts von dem Kind gesagt habe.“

„Sie hat dir nicht geantwortet“, schlussfolgerte die werdende Mami traurig.

Er nickte, seine Stimme wurde brüchig: „Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt selbst wusste, dass sie schwanger war. Ich konnte sie noch am gleichen Abend mit nachhause nehmen. Die ersten Tage saß sie einfach nur im Bett. Sie wollte mich nicht sehen, also ließ ich sie in Ruhe. Dann änderte sich das allerdings abrupt und ich hatte meinen ersten Streit mit ihr.“

„Was ist passiert?“, fragte Ran zurückhaltend nach, suchte Blickkontakt.

„Sie wollte arbeiten gehen“, entgegnete er staubtrocken.

„Sie wollte arbeiten gehen?“, wiederholte sie verblüfft.

Deren Mann nickte: „Ja, und sie hat es auch wider meinem Abraten, getan. Ich habe sie dann einige Wochen nur abends gesehen. Sie kam immer später nachhause. An den Wochenenden ging sie mir aus dem Weg. Ich sah sie kaum noch. Sie schloss sich im Schlafzimmer ein. In der ersten Zeit dachte ich: Na gut, sie braucht eben einfach Zeit. Sie braucht eben einfach Zeit. Sie wird schon kommen, wenn sie soweit ist“, er schluckte schwer: „Aber sie kam nicht. Sie kam einfach nicht. Ich wusste, dass etwas absolut nicht stimmte und drängte deshalb immer mehr um eine Aussprache. Doch sie wies mich jedes Mal ab, schickte mich weg. Irgendwann reichte es mir und ich wollte endlich wissen, was gewesen war. Das war der zweite große Streit, indem sie mich anschrie: Ich solle verschwinden und sie einfach in Ruhe lassen.“

Er sah Ran an, seine Stimme nahm an Verärgerung zu: „Ab da lief jedes Aufeinandertreffen gleich ab: Ich wollte reden, sie wollte es nicht. Darüber gerieten wir in Streit und zu irgendwelchen Veranstaltungen kam sie überhaupt nicht mehr mit. Während sie sich in Tränen aufgelöst im Schlafzimmer verkroch, ging ich mich betrinken. So endeten wir von Tisch und Bett. Das war dann die Zeit in der ich Richard kennen lernte.“
 

„Du meinst den, den du gestern Abend besuchen warst?“, glaubte Ran den Namen zu ordnen zu können.

Bei Yusaku bildete sich ein kleines Grinsen: „Er ist mein Saufkumpane gewesen. Mit ihm konnte ich mich gut über Yukiko ärgern. Er konnte mich nur allzu treffend verstehen, befand sich mit seiner damaligen Nochehe-Frau im Scheidungskrieg“, fast schon amüsiert fing er an den Kopf zu schütteln: „Wenn ich so darüber nachdenke, ich kenne jetzt viel mehr Schimpfworte und Flüche.“

Ran konnte sehen, dass der Vater ihres Freundes eigentlich doch recht gerne daran zurückdachte.

„Er war es auch, der mich mit seinem Bruder bekannt machte, der ein Möbelgeschäft in Buena Park betreibt. Von ihm habe ich die Couch, die ich jetzt in meinem Zimmer stehen habe. Die, die wir früher hatten war eigentlich gar nicht mal so schlecht. Nur auf Dauer fand ich dann doch eine Schlafcouch angebrachter. Mein liebstes Stück“, in sich versinkend saß er in sich hinein lächelnd da.

Bevor er, auf den auffordernden Blick hin, melancholisch weiter ausführte: „So ging es eine ganze Weile. Betrunken war ich auch, als ich Ruth das erste Mal begegnete“, Yusaku war nun wieder sehr ernst: „Mir war so ziemlich alles Egal. Das war die Phase in der ich dachte: „Yukiko- wer bracht dich schon?“, er seufzte tief, schluckte den sich in seinem Hals gebildeten Klos hinunter: „Tja, Kummersaufen ist im Allgemeinen keine so gute Idee, Liebes.“ Er sah sie warnend an: „Mach das lieber nicht, wenn du mal deprimiert bist. Das funktioniert wirklich nicht. Auch nicht durch mehrmaliges Widerholen. Am nächsten Morgen ist alles wieder da und es tut weher als vorher und das nicht nur wegen des Kraters- wirklich nicht zu empfehlen.“

Seine Wahrung galt nicht nur Ran, sondern auch bei ihm löste es einen schalen Nachgeschmack aus.

Sie nickte verständig. Als er nichts hinzufügte, fragte sie, was sie an dieser Stelle interessierte: „Hast du sie angesprochen oder sie dich?“

„Sie mich.“

„Habt ihr direkt beim ersten Mal miteinander-“ Rans Wangen erröteten. Sie traute sich erst gar nicht das Wort es expliziert auszusprechen, schaute lieber weg.

Er nickte darauf nur.

Woraufhin sie ihn dann doch etwas perplex ansah, was ihn zum Lachen über ihren ungläubigen Gesichtsausdruck veranlasste: „Ich war an dem Abend deprimiert, frustriert und stark angetrunken, da haben mich Anstandsregeln bei weitem nicht mehr interessiert. Ich hatte seit Monaten keinen Geschlechtsverkehr mehr und da kam eine heiße Frau, gibt dir zu verstehen, dass sie Gefallen an dir findet und du denkst dir einfach: Ach, was solls? Mein Ego hat es gedankt. Ich hatte Sex, noch dazu guten! Zudem- war das noch eine einmalige Gelegenheit Yukiko mal so richtig eine Lektion zu erteilen. Wir waren zerstritten und ich so verdammt sauer auf sie!“ Jetzt jedoch schlug seine vorzeitige Belustigung abrupt in konkrete Trauer um: „Ich denke, ich wollte ihr an diesem einen Abend wirklich einfach nur weh tun.“
 

Ran erschreckte sich regelrecht, als sie mitbekam wie er mit den Tränen kämpfte. Er sprach nur sehr langsam und bedächtig weiter: „Wenn ich mit Abstand an diese Sache zurückdenke, dann wollte ich ihr wohl genauso weh tun, wie sie mir weh tat. Ich konnte machen, was ich wollte. Sie hat das nicht interessiert, egal was ich versucht habe unsere Ehe zu retten. Alles was ich machte war falsch!“

Jetzt war es passiert: Yusaku weinte, was für Ran ein richtig verstörendes Erlebnis war: Ein Yusaku der weinte, hatte sie sich bisher nie vorstellen können. Aus ihrem ersten Impuls heraus nahm sie ihn sofort in die Arme.

„Ich konnte überhaupt nichts machen!“, bahnte sich all der angestaute Schmerz in Form der vielen verzweifelten Tränen seinen Lauf: „Ich stand da ganz allein in den Scherben meiner Ehe: Ich fühle mich so entsetzlich hilflos: Ich weiß nicht, was ich noch machen soll!? Ich will Yukiko so gerne einfach nur trösten und sie doch nur in den Arm nehmen. Gemeinsam mit ihr trauern, mehr will und wollte ich doch nie!“, die Tränen wurden immer mehr.

Ran erwiderte seine fester werdende Umarmung, bemühte sich ihm damit den Halt zugeben, den er brauchte. Sie wollte ihm so gerne helfen, dass ihr selbst das Herz ganz weh tat. Sie wusste nur nicht wie, so hörte sie einfach weiterhin zu.

„Es fällt mir so schwer einfach tatenlos da zustehen. Alle sagen, dass ich einfach Geduld haben soll, aber es wird einfach nicht besser. Yukiko geht es schlecht und ich will ihr helfen. Ich will für sie da sein, aber alles was sie tut ist mich unentwegt von sich weg zustoßen!? Warum? Ich kann das nicht verstehen. Wie kann unsere Ehe noch Bestand haben, wenn wir uns nicht mehr einander anvertrauen können?“, die Verzweiflung in seiner Stimme wurde immer größer: „W-was habe ich falsch gemacht? Was? Ran, du kannst es mir auch nicht sagen.“

„Nein“, fing nun auch sie mit zu weinen an: „Nein. Es tut mir so leid, Yusaku!“, schluchzte sie.

„Ich weiß vom Verstand her, dass es nichts geben kann, was ich falsch gemacht habe. Ich war da. Egal wie viel und wie lange ich darüber nachgrüble: Mir fällt einfach kein plausibler Grund ein. Aber mein Herz will es wissen. Nicht nur dass mein Kind tot ist“, schluchzte nun auch er auf: „Ich habe auch noch das furchtbare Gefühl, dass meine Frau gleich mit gestorben ist. Und ich kann einfach nicht loslassen!“ Das war das Letzte was er sagte, bevor er stumm weiter weinte, sich allmählich, langsam beruhigte.
 

Yusaku begann sich die Tränen abzuwischen. Sofort gab Ran nach, als sie merkte, dass er Platz wollte.

Er lächelte sie schniefend an: „Ich bin wieder Okay“ versichernd strich er auch ihr sanft die Tranchen weg.

Sie stimmte erleichtert mit ein.

Grinsend knuffte er sie in die Seite, flüsterte ihr ins Ohr: „Auch Männer heulen manchmal: Sag es nur ja nicht weiter!“

Die Freundin seines Sohnes konnte gar nicht anderes: „Das werde ich ganz bestimmt nicht“, strich sie sich mit lachend die aller letzen Tränen aus den Augenwinkeln.
 

Die zwei hatten sich wieder gefangen. Still saßen sie so nebeneinander, bis Yusaku zu überlegen begann: „Wo waren wir stehen geblieben? Irgendwie scheine ich ein wenig vom eigentlichen Thema abgekommen zu sein?“, schaute er Ran um Unterstützung bittend an.

„Du hattest gesagt, dass du mit Ruth geschlafen hast, weil du wütend auf Yukiko warst“, brachte die werdende Mami ihn schnell pfiffig zurück auf den aktuellen Stand.

„Ach ja“, fiel es ihm da auch wieder ein. Dann musste er schmunzeln: „Ruth hat echt recht, ich rede wirklich zu viel von Yukiko“, merkte er kurz an, ehe er mit dem Eigentlichen weitermachte: „Nachdem ich das erste Mal mit ihr geschlafen hatte, hatte ich ein entsetzlich schlechtes Gewissen. Mir war richtig übel-“, er zog eine Augenbrauche hoch: „Und das nicht, weil ich am Abend mehr getrunken hatte, als mir bekam.“

Ran merkte Yusaku an, dass es ihm wieder schlechter ging. Trösten wollend lehnte sie sich an ihn.

Er selbst nahm das deprimiert zur Kenntnis: „Ich habe es ihr sofort gebeichtet, als ich wieder zuhause war. Ich konnte sie einfach nicht anlügen.“ Er brach ab.

„Yukiko war sehr sauer auf dich“, schlussfolgerte Ran das Naheliegendste.

Umso mehr überraschte und schockierte es sie, sein eindeutiges, abrupt-regeroses: „Nein“ zu bekommen.

Yusaku wurde von ihr aus großen Augen angesehen: „Nein, es hat sie schlicht weg nicht interessiert“, kochte da in diesem Moment doch die Wut in ihm hoch: „Weißt du, was das Einzige war, was sie zu mir gesagt hat?“, fragte er Ran rhetorisch, die natürlich keine Antwort darauf hatte. Ihn verwirrt weiterhin ansah.

„Nur zu“, wiederholte er den desinteressierten Ton seiner Frau originalgetreu.

„Was?“, die Tochter seines Sohnes konnte es kaum glauben: „- das hat Yukiko gesagt?“

„Ja“, war Yusaku ein weiteres Mal den Tränen nah. Doch diesmal blieb es dabei. Er weinte nicht: „Du kannst dir sicher vorstellen, wie hart mich ihre Aussage getroffen hat und wie wütend ich dadurch auf sie wurde. Sie hat mir dadurch das Gefühl gegeben, dass ich ihr vollkommen gleichgültig bin- das hat mich sehr verletzt.“ Shinichis Vater schluckte schwer: „Das war dann der Tag, an dem ich sie anschrie und fragte, ob ihr unsere Ehe den rein gar nichts mehr bedeuten würde. Was ich machen sollte, damit sie überhaupt irgendeine Reaktion zeigt. Sie sollte verdammt noch mal wütend auf mich sein!“

„Was hat sie dann gesagt?“

„Nichts“, meinte deren Mann zynisch, bevor er fortfuhr: „Ich habe dann das Haus verlassen, da ich in dem Moment wusste: Wäre ich nicht gegangen, hätte ich sie mehr als nur geohrfeigt!“

„Du hast sie geschlagen?“

„Nein.“
 

Ran war vorerst still, als Yusaku nichts mehr sagte.

„Im Laufe der nächsten Zeit habe ich mich öfter mal mit Ruth getroffen. Wir haben uns allmählich angefreundet. Meine Ehe mit Yukiko existierte mittlerweile nur noch auf dem Papier, weshalb ich mit dem Gedanken spielte, ob ich es nicht doch einmal mit Ruth versuchen sollte. Irgendwann dann hatte ich wieder mal mit Yukiko eine heftige Auseinandersetzung.“ Er unterbrach sich, zog tief die Luft ein: „In der habe ich sie dann tatsächlich geohrfeigt! Anschließend meine sieben Sachen gepackt und stand später bei Ruth an der Tür. Sie freute sich und hat mich sofort rein gelassen. Von da an wohnte ich einige Wochen bei ihr. Wir versuchten eine Beziehung miteinander, stellten aber fest, dass es nicht funktionierte. Es störte sie, dass sie gegen Yukiko nicht ankam. Egal was wir gemacht haben immer war Yukiko irgendwie mit dabei. Ich muss eingestehen-“, Shinichis Vater seufzte schwer: „Ich war Ruth gegenüber nicht unbedingt fair. Sie empfand mehr für mich, als ich für sie. Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich sie erst verletzen musste, bevor ich für mich klar hatte, dass es für mich keine andere gab, und noch immer gibt, als Yukiko“, Yusaku war bedrückt: „Ich habe sie vermisst,… sehr vermisst. Ich musste mir schließlich eingestehen: Ich konnte nicht mit ihr leben, aber andererseits ohne sie ging es auch nicht.“
 

„Also bist du zu Yukiko zurück gegangen?“, schaute die werdende Mami noch immer an ihm gelehnt hoch.

„Ja. Ich bin zurück gegangen“, bestätigte er, schaute sie bestimmt an: „An diesem Tag habe ich für mich beschlossen, dass ich nicht derjenige sein werde, der die Scheidung einreicht.“ Yusaku lehnte seinen Kopf zurück an den Mahagoniholzrahmen des Bettes. Er fing an ein wenig, fast schon beinahe glücklich, zu lächeln: „Mittlerweile las ich bereits die Gespräche mit Gott Bücher und ich muss sagen, dass sie mir sehr geholfen haben. Dafür werde ich Even noch auf ewig dankbar sein.“

Ran unterbrach ihn: „Evan?“

„Evan?“- wiederholte er schmunzelnd: „Das ist der Mann der mir den ersten Band vor die Nase gehalten hat. Der Mann der mutig genug war mich anzusprechen und der sich nicht durch meine unaussprechliche Unhöflichkeit hat verscheuchen lassen. Der Mann, der zu meinem Freund geworden ist.“ Yusaku schaute fast schon amüsiert zu der Freundin seines Sohnes hinunter: „Dachtest du eben etwa, ich hätte vorhin zum ersten Mal wegen Yukiko geweint?“ Nun grinste er: „Ich werde dir etwas verraten- habe ich nicht! Evan ist ungeheuer gut im genau die richtigen Fragen stellen. In Nullkommanichts lag ich in seinen Armen und weinte wie ein Schlosshund!“ Yusaku überkam das gleiche beruhigend-befreiende Gefühl, welches er auch damals hatte spüren können: „Danach ging es mir wesentlich besser und ich hatte auch weiterhin die Kraft, die ich brauchte um mich mit den gegebenen Umständen und Yukiko zu arrangieren.“

Eine einzelne Träne: Diesmal der Freude und Dankbarkeit. Grinsend meinte er diese beiseite wischend: „Dieser Evan ist ein verdammt cooler Typ. Der wird dir und den anderen gefallen!“

Ran stutze: „Kann ich ihn etwa mal kennen lernen?“ Die werdende Mami war schon ganz gespannt.

„Ich habe mich für kurz nach Weihnachten mit ihm verabredet. Er kommt dann mal mit Mia und den Kindern zu Besuch.“

„Ist Mia seine Frau?“, wollte Ran neugierig wissen. Ihre Augen funkelten bei seiner Antwort.

„Jap, ist sie! Und sie ist reizend- wie übrigens auch Ruth, wenn man sich erst einmal die Mühe macht sie etwas besser kennenzulernen. Nun gut“, räumte er schmunzelnd ein: „Sie hat schon ihre Macken. Andererseits“, zuckte er mit den Schultern: „macht das sie erst richtig aus.“

„Ich glaube, wenn du sie gern hast“, äußerte Ran sich gutmütig überlegend: „Dann kann ich sie auch mögen.“

„Das glaube ich auch. Man kann mit Ruthie prima Unsinn machen.“

„Inwiefern?“

Yusaku dachte kurz nach: „Na, zum Beispiel kann ich mich daran erinnern, dass ich einmal am späten Abend von einem Chinesischen Restaurant mit ihr auf dem Heimweg war und wir noch die Reste mitgenommen hatten. Obwohl wir eigentlich satt waren, aß sie weiter. Wir hatten so viel Spaß, dass ich es ihr nachmachte und es dauerte nicht lange und wir hatten nur noch die leere Verpackung. Ich wusste, dass sich ein paar Meter weiter ein Mülleimer befand, aber ich hatte keine Lust das weiße Pappviereck bis da zu schleppen. Ich deutete an das Ding einfach ins nächste Dickicht schmeißen zu wollen. Weißt du, einfach mal was Unanständiges tun! Ruth hatte dann aber eine noch bessere Idee: Sie nahm es mir einfach ohne ein Wort ab und ich schaute ihr zu, wie sie es prompt an der nächsten Haustür abstellte, klingelte und machte dass sie die Beine in die Hand nahm.“ Yusaku hielt sich den Bauch vor Lachen, als er sich in dieses Erlebnis zurück versetze: „Ich-ich sagte dir: Das war das beste Schellemännchen seid langem! Als ich sie fragte, was das denn sollte, meinte sie nur: Na, so haben die auch was davon! Und- und was du bloß nie machen solltest ist sie Ru-th-ie zu nennen, wenn du das machst wirft sie mit Gegenständen auf dich. Sie hasst diesen Spitznamen! Ich- ich weiß noch, als mich ihre dicke Kaffeetasse, samt Inhalt versteht sich, am Hinterhof traf.“ Yusaku konnte sich gar nicht mehr einkriegen: „Was das angeht ist sie sowas von berechenbar: Wie eine Kompassnadel!“, lachte er bis ihm die Tränen kamen und das Lachen schließlich nicht mehr schön, sondern schmerzlich wurde und er laut jämmerlich: „Aua!“, ausrief.
 

Der Wasserhahn vergoss den weißen, undurchsichtigen Stahl noch immer.

Schickte das Wasser noch immer unentwegt unnütz in den Abfluss.

Immer noch schaute sie zur Dusche.

Der fragend ausgerufene Name ihres Ehemannes ließ sie aus ihrer ausgeprägten Apathie aufschrecken.

Sofort sprang sie auf.

Kaum hatte sie den Hahn abgestellt, eilte sie zur Türe, drückte ihr Ohr an das Holz.
 

„Na, Ruth?“, hörte sie ihren Gatten amüsiert Antwort geben.

Ran, hatte wie auch er selbst seinen Blick, zur noch leicht offenstehenden Schlafzimmertüre gerichtet.

„Sind die Hunde bei dir?“, fragte diese bang.

„Nein“, konnte der Ex-Schriftsteller, mit einem Sicherheitshalber-Kontrollblick noch mal den ganzen Raum sondierend, gelassen Entwarnung geben.

Kaum hatte Yusakus Freundin den Kopf herein gesteckt, kam sie auch schon leger in Jogginghose und einem weißen, weiten T-Shirt wie selbstverständlich zu den beiden aufs Bett.

Ohne zu fragen bediente sie sich gut gelaunt und großzügig von Yusakus Decke, legte sich ohne weiteres neben ihn, bettete dabei ihren Kopf auf seinem Oberkörper.

„Hm, kommst du kuscheln- Schmusekatze?“, schaute er zu Yukikos Rivalin hinunter.

„Schmusekatze!?“, brauste die sofort auf: „Schmusekatze!? Yusaku!“, schimpfte sie ihn extrem wütend aus, dass Ran Hören und Sehen verging.

„Hör gefälligst auf mich mit einer widerlichen Katze zu vergleichen! Du weißt ganz genau, dass ich die Viecher nicht ausstehen kann!“

Er selbst hingegen grinste seine Auf-ihm-liegende nur bösartig an, reagierte mit schallendem Gelächter, woraufhin er im nächsten Moment die volle Wucht des Ellenbogens zu spüren bekam, der sich schmerzhaft zwischen seine Rippen bohrte. Empört schrie er: „Aua!“

„Hast du eine Katzenallergie?“, fragte die werdende Mami, die bis zu diesem Zeitpunkt nur von einem zum anderen geschaut hatte, die neue Bekannte annähernd.

„Nein!“, entgegnete diese eingeschnappt, beendete die Balgerei mit Yusaku, der dazu nur weiter ärgernd ergänzte: „Nein- Sie hat einfach nur tierische Angst vor allem was ein Fell hat.“

Das Kissen seiner Frau, welches Ruth ihm mit Wucht ins Gesicht schlug. Wofür er sich seinerseits rächte. Kissen gegen Kissen resultierte in ungestümem Toben.

In das Ran, nachdem sie versehendlich von einem dieser fliegenden Objekte getroffen wurde, das von Yusaku abgeprallt war, von dem mit einbezogen wurde.
 

Der geschrumpfte Detektiv, der grade die Treppe hochkam hörte das laute Gelächter von seiner Ran und seinem Vater- inklusive dieser anderen Frauenstimme.

Noch mit dem Schulranzen auf den Schultern ging er hin.

„Was soll das? Könnt ihr nicht leiser sein!?“, unterbrach er motzend die ausgelassene Stimmung. Anbei wurde vor allem Ruth von ihm abwertend ansehen, die gerade von Yusaku unter der Decke eingeschlossen wurde.

Sie nutzte die Chance und befreite sich schnell.

Sein Vater und Ran hingegen sahen ihren Kleinen an.

„Hi“, bot Yusaku ihm einladend-vergnügt an: „Mach mit: Etwas Platz für dich haben wir sicher noch!“

Sein Sohn warf ihm einen entrüstet-ablehnenden Blick zu, blaffte ihn ungehalten an: „Hallo? Geht’s noch?“

„Sicher“, entgegnete der Ehemann seiner Mutter unbeschwert, sich von dessen arg unhöflichen Ton nicht provozieren lassend. Anstatt sein Kind zu ermahnen, reagierte er gelassen: „Warum auch nicht?“

Der geschrumpfte Shinichi erwiderte nichts außer einem abwertenden Blick: „Musst du dich so kindisch benehmen!?“

„Bin ich dir etwa peinlich“, rief Yusaku amüsiert anfangend zu lachen aus: „Also ich finde nicht, dass ich zu alt bin Spaß zu haben.“

Er zog die Augenbrauen hoch: „Aha, Verstehe: Du bist natürlich mit fast acht Jahren schon viel zu alt. Du hast Recht wir sollten das nicht tun.“

Die gar nicht mal so streng angebrachte Spitze hatte dennoch überraschend gut gesessen, denn sein Sohn machte beleidigt auf dem Absatz kehrt.
 

„Conan!?“, lief Ran ihm aufstehend nach.

Er jedoch ignorierte ihr bittendes, besorgtes: „Warte: Conan, warte doch!“

Er ignorierte sie weiter, knallte ihr die Tür vor der Nase zu.

„Sag mal!“, fing die werdende Mami verärgert an ihren kleinen Freund auszuschimpfen, nachdem sie sich zutritt verschafft hatte.

„Lass mich in Ruhe!“, blieb er mitten in seinem Zimmer stehen.

Sein Ton war so abweisend, dass Ran richtig erschreckte: „Aber, Conan“, wollte sie auf ihn zu. Sie blieb stehen, als er sich abrupt umdrehte, sie erneut aufforderte: „Ran, ich sagte, dass du mich in Ruhe lassen sollst!“

„Nein“, forderte sie ihn unnachgiebig auf: „Erst sagst du mir, was los ist!“

Als er sie darauf schiebend aus dem Zimmer werfen wollte, packte sie ihn bestimmt an beiden Armen, ging vor ihm die Hocke: „Conan, bitte! Sag mir, was hast du? Warum bist du so sauer?“, sah sie ihren kleinen Liebling verwirrt an.

Er vereitelte ihren Versuch Blickkontakt zu ihm zu finden, schaute stattdessen lieber weg, sagte keinen Pips mehr.

„Conan!“, zog Ran ihn eindringlich appellierend an den Händen. Er hielt dagegen, bremste die Füße benutzend ab- bewegte diese so keinen Millimeter.

„Conan!?“, versuchte sie es erneut.

Doch er wollte nicht näher zu ihr gezogen werden. Als er ruppig andeutete sich aus ihrem Griff befreien zu wollen, gab Ran lieber nach. Sie setzte sich die Beine kreuzend auf den Boden, begann ihn abwartend anzusehen.

„Conan!“, zog sie Blickkontakt suchend ein weiteres Mal an seinen Händen: „Komm schon, ich will endlich wissen, was du hast“, klang sie lieb bittend, aber auch konsequent.

Der Mini-Shinichi lehnte auch dieses Angebot ab, schüttelte nur verärgert mit dem Kopf: „Ich kann nicht.“ Er schluckte.
 

„Komm, lass uns was essen gehen“, meinte Yusaku aufstehend. Sie grinsend an die Hand nehmend zog er sie mit Schwung auf die Füße.

Auf den Flur hinaus wollte Ruth ihm nicht folgen.

Einen leicht genervten Blick mit ihr austauschend machte er die Türe hinter sich zu und ging alleine.

„Holmes? Queen, kommt her!“, rief er die Treppe runter gehend. Er war noch nicht mal ganz unten, da hatten die Hunde ihn gehört.

„Eri?“, rief er, als er die Freundin seiner Frau nicht sehen konnte.

„Ja?“, schallte es von der Küche her.

„Weißt du, wo dein guter Goro gerade steckt?“, erkundigte er sich auf diese zukommend.

„Vorhin ist er nach oben gelaufen“, antwortete sie ihm relaxt, schaute von einem Magazin für Anwälte auf, welches sie am Tisch sitzend gerade mit einer Tasse Tee las: „Wozu suchst du ihn?“

„Ich will ihn in Sicherheit bringen“, entgegnete Shinichis Vater dabei noch einmal seinen Blick genauer schweifen lassend.

„In Sicherheit bringen?“, erkundigte sie sich stutzig: „Wovor das denn?“, harkte sie darüber amüsiert nach.

„Vor Ruth“, meinte er die Hände gegen die Hüfte stemmend.

„Ruth?“

„Ja“, bestätigte er ein wenig nickend.

„Wieso?“

„Das wirst du schon noch merken“, meinte er dann noch: „Spätestens dann, wenn Ruth deinem Krater aus Versehen begegnet oder ich sollte wohl besser sagen, wenn dein kleiner pelziger Freund ihr zuerst vor die Füße läuft.“

Die beiden Tiere der anderen Gattung warteten, wie er in diesem Moment bemerkte: „Kommt“, schnippte er das Gespräch mit seiner Mitbewohnerin dabei belassend.

Während er hoch ging, las sie achselzuckend weiter.
 

Oben angekommen, nahm er Holmes und Queen am Halsband, lief mit ihnen bis zur Zimmertüre der Oberschüler.

„Warum nicht?“, drängte sie ihn verwirrt: „Conan, bitte!“

Er öffnete die Türe nicht.

„Ran!“, schrie er sie an: „Ich sag es dir jetzt zu letzen Mal“, entriss er ihr seine Hände.

Erschrocken blieb sie vor ihm sitzen.

„Lass mich in Ruhe! Lass mich bitte einfach in Ruhe!“, brauste er auf: „Kannst du nicht endlich gehen!? Hör auf mich ständig auszufragen!“

„Aber das mache ich doch gar nicht!“, versuchte die werdende Mami sich durch seine Worte gekränkt zu rechtfertigen.

Sein Sohn war laut genug gewesen, als das Yusaku ihn die Türe zum Nachbarzimmer öffnend gehört hatte. An den Halsbändern hatte er erst Queen dann Holmes hinein gebracht. Schloss hinter ihnen, wobei er die regelrechte Verzweiflung seines Kindes mit anhörte.

„Ich kann es dir nicht sagen: Also, bitte, hör auf mich das ständig zu fragen! Ich bin es leid: Ich mach doch schon so gut ich kann, aber zaubern kann ich nicht!“, hatte er die Hände zu Fäusten geballt.

„Aber, dass-dass“, wollte Ran ansetzen: „verlangt doch auch niem-“

„Lass mich in Ruhe! Geh, geh endlich! Raus!“, machte er einen großen, verjagenden Schritt auf sie zu.
 

„Warum schreit er denn so rum?“, beschwerte sich Ruth endlich befreit aus dem Schlafzimmer heraus kommend: „Dieser Junge ist wirklich unhöflich!“

„Findest du?“, fand dessen Vater schlussfolgernd: „Du magst ihn wohl nicht.“

„Nein!“, warf sie mit ihm zur Treppe gehend die Haare in den Nacken: „Er ist eine unverschämte kleine Person. Gestern wurde ich von ihm angesehen, als hätte ich ihm was Persönliches getan.“

„Hast du das etwa?“

„Nein“, empörte sie sich sofort: „Natürlich nicht.“

Yusaku verkniff sich das Grinsen.

„Ich bin wirklich froh, dass wir keine Kinder haben“, ergänzte sie neben ihm die Stufen hinunter gehend: „Wem gehört dieses Ding eigentlich? Ist er Rans kleiner Bruder oder so?“

Dieses Ding ist meins, war Yusakus erster Gedanke. Den er natürlich nicht laut aussprach, sondern in: „Er ist der Sohn von Bekannten“ umgestaltete.
 

„Geh, geh endlich raus!“

„Ist ja schon gut. Ich gehe ja!“, gab sie eingeschüchtert nach. Entwaffnend hob sie die Hände, stütze sich dann mit einer beim Aufstehen ab, bevor sie seiner Bitte doch widerwillig nachkam.

Sie hatte noch nicht ganz die Türe zugezogen, als sie mit Wucht von der anderen Seite her zugedrückt wurde.

Während Ran traurig davor stand, stand ihr kleiner Freund dahinter, lehnte sich, mit beiden gegen das Holz gestemmten Händen, dagegen.
 

Ran ging resigniert seufzend auch nach unten. In der Küche traf sie ihre Mutter, die noch am Tisch saß.

Wohingegen Ruth zusammen mit Yusaku den Kühlschrank begutachtete.

„Die Garnelen von gestern?“, bot er seiner Freundin verschmitzt an. Angewidert starrte sie erst ihn dann die rosigen Schalentiere an.

„Ruth“, zog er eine Augenbraue misstrauisch halb im Spaß, halb im Ernst hoch: „Du hast doch nicht plötzlich etwas dagegen einzuwenden? Ich dachte immer nur Schwangere mögen keinen rohen Fisch. Du bist doch nicht etwa doch schwanger oder, Ruth?“, scherzte er in Gelächter ausbrechend.

„Yusaku!“, zischte sie ihn wütend an: „Rede doch leiser!“, funkelte sie ihn vernichtend an.

Nun sahen die beiden auch Ran.

Sich wie gewünscht benehmend griff Yusaku sich die Reste des gestrigen Abendessens. Die Reisschüssel drückte er seiner Freundin in die Hand. Die anderen beiden mit Fleisch und gemüßigter Beilage übergab er an Ran. Um erst das Geschirr und dann das Besteck zu holen.

Damit setzte er sich zu den drei Damen. Ran hatte sich ihrer Mutter gegenüber neben Ruth gesetzt.

Eri lehnte, die Augen nicht vom jetzigen Artikel abwendend, kopfschüttelnd dankend ab.

„Muss ja sehr spannend sein“, merkte Yusaku abwartend an, dass sich die die zwei Ladys bedienten.

„Ist es. Ist es!“, meinte die Anwältin hoch interessiert.

Neugierig warf er daraufhin einen Blick auf den Text.
 

Seine Wut wich dem Kummer und der Zerschlagenheit. Niedergeschlagen ließ er den Kopf hängen, lehnte sich seitlich gegen die Türe.

Mit der einen Hand fasste er sich an die Stirn. Ihm war schwindelig. Er schloss die Augen. Als er sie wieder aufgemachte, konnte er sein Bett deutlich sehen. Langsam brachte er die kurze Distanz hinter sich, konnte sich anschließend endlich hinlegen!
 

Yusaku schüttelte den Kopf.

Ruth hatte eine Schachtel Zigaretten, inklusive Feuerzeug aus ihrer Hosentasche heraus gegriffen. Gerade war sie im Begriff sich eine nach dem Essen anstecken zu wollen.

Sie verstand die Andeutung seines flüchtigen Blickes auf die beiden schwangeren Frauen neben ihnen.

Etwas genervt dreinblickend stand sie auf, um auf dem Balkon ihrem Interesse nachzukommen.

Yukikos Mann hatte ihr, wie Ran, noch nachgesehen, drehte sich zurück zum Tisch.
 

Sein Ärger war verflogen.

Der kleine Shinichi lag müde da, umfasste seine Decke enger: Ran…, dachte er traurig an eben zurück. Es tat ihm leid, dass er sie vorhin so haltlos angeschrien hatte. Sehr leid.
 

„Und was machen wir heute?“, wollte Ruth forsch wissen, als sie wieder kam.

„Was du machst weiß ich nicht, aber ich geh jetzt erst mal gleich zu Tunis.“

Woraufhin seine Freundin ihn ärgerlich ansah.

„Du kannst gerne mitkommen, wenn du magst!“, meinte er.

„Bestimmt nicht!“, wurde er nun äußerst ablehnend von ihr angesehen.

„Gut, dann bleib eben hier!“, machte Yukikos Mann sich nichts daraus: „Du findest schon was womit du dir solange die Zeit vertreiben kannst“, neckend fügte der das Wort: „Schatz“ hinzu.

Was betreffender Schatz aber nicht unbedingt so lustig fand: „Pferdemöger“, beleidigte sie ihn.

„Pff, Angsthäschen“, beeindruckte ihn das nicht im Geringsten.

„Ich möchte aber mitkommen“, meldete sich schnell Ran zu Wort, als Yusaku bereits Anstalten machte aufstehen zu wollen. Bereits die Hände dazu abstützend hatte jener seinen Blick noch einmal auf die Amerikanerin gerichtet: „Sei nicht eingeschnappt, wenn ich nicht jetzt fahre, dann wird es zu spät. Ich lese, sobald ich heute Abend zurück bin. Versprochen“, entschuldigte er sich bei Ruth.

Was diese einsah und keine Widerrede einlegte, sich sondern, wenn auch trotzdem noch pikiert, damit abfand.

Verstimmt schaute sie zu wie Yukikos Mann nun wirklich aufstand und Ran es ihm gleich tat.

Auch Eri sah den beiden kurz nach.
 

„Yusaku“, blieb Ran plötzlich auf halber Strecke auf der Treppe zur Haustüre stehen: „Warte!“

„Ja?“ Verwundert drehte er sich vorangegangen und somit schon auf dem Holzboden des Flures angekommen um.

„Lass uns Conan mitnehmen!“

„Conan?“, war dessen Vater noch verwunderter.

„Bitte!“, sagte Ran etwas zu energisch wie ihr selbst bewusst wurde. Höflicher fuhr sie weiter aus: „Ich weiß: Es ist unser Geheimnis. Tut mir Leid“, entschuldigte sie sich: „das ich überhaupt damit angefangen habe. Vergiss es einfach wieder.“

Er sah sie an. Sah ihr an, dass sie unzufrieden mit sich war.

„Was?“, forderte er sie so auf.

„Es ist wegen Conan. Er ist irgendwie mal wieder total schlecht drauf“, räumte sie ein: „Ich dachte ich könnte ihn damit vielleicht auf andere Gedanken bringen.“

Nun wollte sie doch Yusakus Zustimmung, wie er mitbekam.

„Bitte“, schaute sie ihn süß an: „Conan verrät bestimmt nichts, wenn wir ihm sagen, dass die anderen es nicht wissen sollen.“

Aus bittenden Augen wurde dessen Vater von der Freundin seines Sohnes angesehen.

„Na, von mir aus geh und frag ihn“, zeigte Yusaku sich, wenn auch hadernd, damit einverstanden.

Ich denke nicht, dass er einwilligt, aber von mir aus versuch dein Glück!, schaute er der Freundin seines Sohnes frustriert geworden noch hinterher, bevor er sich daran machte seinen Mantel überzuziehen.
 

Ran hingegen hatte es sich nicht zweimal sagen lassen und war die weitere Treppe hinauf geeilt.

„Conan!“, platze sie ohne anzuklopfen in dessen Zimmer hinein, sodass ihr kleiner Freund vollends erschreckte.

Perplex blieb Ran für einen Moment stehen, als sie ihren Kleinen wie ein Häufchen Elend da auf dem Bett zusammengekauert liegend vorfand.

Schnell kam sie auf ihn zu, setze sich seinen Namen nun mit besorgtem Unterton wiederholend neben ihn auf die Matratze.

Sie sah in seine fragenden, erschrocken Augen.

„Conan?“

„Ran“, gab er matt und überaus bekümmert endlich Antwort.

„Sie nicht traurig, Conan!“, hörte er seinen Liebling aufmunternd: „Ich habe eine ganz tolle Überraschung für dich.“

„Überraschung?“, widerholte der geschrumpfte Detektiv verwirrt.

„Ja!“, rief sie regelrecht überschwänglich vor lauter Vorfreude aus: „Kommt mit und sieh sie dir an. Du wirst begeistert sein!“ Übermütig zog sie ihn bestimmt auf die Beine.

Ehe er sich versah wurde der Mini-Shinichi von ihr mitgezogen. Er musste so darauf achten, dass er nicht über seine eigenen Füße fiel, dass er gar nicht dazu kam noch irgendwie zu widersprechen.
 

Yusaku, der die Heizung bereits im Auto aufgedreht hatte, schaute nicht schlecht, als er durch den Rückspiegel tatsächlich seinen Sohn an Rans Seite ausmachte. Schnell schaltete er. Wirklich verblüfft griff er zum Öffnungsgriff der Tür des Beifahrersitzes und klappte, den Sitz nach hinten damit sein Sohn einsteigen konnte. Ran setzte sich vor jenen neben ihn.

Immer noch auf erstaunte Art erfreut, startete er den Motor, fuhr vom Parkplatz runter. Ran tat das, was sie sonst als erstes tat und suchte erst einmal zu ihrer Stimmung passende Musik aus, welche heute von doch recht vergnügter Grundstimmung zeugte.

Nun, was sie betraf.

Der kleine Detektiv stütze seinen Kopf mit seiner Hand ab, lehnte sich gegen die Scheibe. Das sich in dieser müde spiegelnde Lächeln war kein echtes, wie dem Vater bewusst war.

Die Fahrt über warf Yusaku zwischendurch immer mal wieder einen Blick auf ihn, registrierte dabei wie sein Sohn kurz darauf die Augen zu machte und einnickte.
 

„Conan! Conan, wir sind da“, wurde er dann quirlig gestört: „Wach auf!“

Verschlafen unterbrach er sein Dösen. „Hm?“, öffnete er die Augen, schaute sie an.

„Komm, wir können aussteigen“, machte Ran schon vergnügt die Tür auf, um ihren Sitz nach hinten zu klappen.

Während Yusaku auf der anderen Seite ausstieg, sah er zu, wie die zukünftige Mami seinem Kind spontan die Hand entgegen hielt und auf die Füße half.

„Und was wollen wir jetzt hier?“, fragte er unterschwellig genervt, als er weiterhin an der Hand gehalten die ersten Schritte über den Parkplatz mit ihr zurücklegte.

Sein Vater ging, nachdem er abgeschlossen und den Autoschlüssel in die Manteltasche verstaut hatte, auf der anderen Seite neben ihm her.

„Das wirst du gleich sehen“, zwinkerte sie ihm vorfreudig zu, beugte sich kurz knuddelnd zu ihm hinunter.

Gemeinsam gingen die drei über den für Ran längst vertrauten Kiesweg. Übermütig zog sie Conan entlang der Wiesen querfeldein voran.

Kurz zeigte sich ein flüchtiges Lächeln bei Yusaku.

„Weiden?“, wunderte sich der Miniatur Detektiv ziemlich.

Leicht zurückfallend besah dessen Vater sich die beiden.

„Jap!“, antwortete sie ihm nur geheimnisvoll.

Das große rote Gebäude kam in Sicht. Ran fing an schneller zu laufen: „Hallo, Frau Tsukimiya!“, rief sie lautstark und auslandend winkend los.

„Guten Tag, Ran“, erwiderte die ergraute Dame ihr mit freundlichen Lächeln, ein braunes Pferd gerade herausführend.

„Herr Kudo“, begrüßte sie auch Tunis Besitzer, was dieser nickend entgegnete.

„Oh, und wer bist du denn kleiner Mann?“, richtete sich nun die Aufmerksamkeit der alten Frau auf das vermeidliche Kind an Rans Hand.

Sie sah zu ihm hinunter, er zu ihr hinauf.

„Das ist Conan“, antwortete statt ihm die werdende Mami unbeschwert für ihn.

Nett lächelnd beugte sich die Dame: „Freut mich dich kennen zu lernen, kleiner Freund.“

Dieser schaute zurück, erwiederte nur der Höflichkeitshalber : „Hallo.“

Sein Vater räusperte sich, richte sich somit gezielt an die Besitzerin der Reitpension: „Geht es in Ordnung, wenn wir uns neben Mai auch noch Klecks für ein, zwei Stunden ausleihen?“

„Natürlich“, willigte jene ein: „Kommen Sie.“
 

Neben Ran und seinem Vater wurde der Mini-Shinichi durch die große Stallungsanlage hindurch geführt.

Die werdende Mami beschleunigte ihre Schritte erneut. Schnell hatte sie Tunis Box erreicht, blieb ungeduldig abwartend davor stehen. Was den beiden Erwachsenen ein Lächeln abverlangte.

Yusaku hatte es keineswegs so eilig. Während er die Stalltüre aufsperrte, setze seine weibliche Begleitung ihren Weg fort.

„Hallo, Tunis!“, freute Ran sich auf das auf sie gemächlich zukommende Pferd. Mit dem Kopf stieß der Hengst gutmütig gegen sie. Sofort begann sie ihm über diesen zu streicheln.

Vater und Sohn sahen ihr zurückhaltend zu. Wobei Yusaku sehr wohl die argwöhnische Reaktion seines kleinen Detektivs genau registrierte.

Während der kleinere Kudo einfach nur stehen blieb, gesellte sich der Größere langsam dazu.
 

Ruth und Yukiko trafen aufeinander.

Während die eine die Treppe hochwollte, wollte die andere hinunter.

Die Amerikanerin ließ sich durch den Blick der Ehefrau ihres Freundes nicht einschüchtern. Wortlos ging sie an ihr vorbei in Yusakus Zimmer.

Kochend blieb Yukiko zusehend wie die Türe sich schloss stehen.
 

„So, da hätte ich die beiden“, meldete sich Frau Tsukimiya zu Wort.

Ran, Vater und Sohn sahen zu ihr hinüber, die wenige Meter vor ihnen zum stehen kam. Links von ihr ein braunes, im Gegensatz zu Tunis mehr schokoladenfarbiges, Pferd, rechts ein kleines geflecktes Shetlandpony.

„Mai!“, rief Ran erfreut aus, kam angelaufen, um auch dieses Pferd zu umarmen.

„Ich hole Ihnen noch die Sättel.“

„Ist gut!“ Kaum hatte Shinichis Freundin ihre Begrüßung abgeschlossen, drehte sie sich zu ihren Freunden um: „Conan, komm her!“, rief sie ihn strahlend herbei.

Wie sie es wollte kam er, ihr zu liebe, der Aufforderung nach.

Kaum hatte er sie erreicht zog sie ihn an der Hand nach rechts, wartete auf Yusaku, der noch einmal seinen Kopf an den seines Pferdes gelegt hatte.

Unvermittelt packte sie seinen Sohn lachend.

Schnell wollte er widersprechen: „Ran, warte. Ich bin nicht sicher, ob i-“

„Du brauchst keine Angst zu haben“, ließ seine Ran ihn allerdings gar nicht aussprechen, verfrachtete ihn, wenn auch gegen seinen eigentlichen Willen, kurzerhand auf das drollige Pony.

Entsetzt fand er sich nur einen Augenblick später auf des Tieres Rücken wieder.

Yusaku hatte das Geschehen still, aber ernst mit verfolgt. Sich seine Skepsis jedoch nicht anmerken lassend, fing er: „Sollten wir die zwei nicht erst satteln?“, zu lachen an.

„Oh ja, stimmt!“, stimmte die Freundin seines Sohnes sofort herzlich mit ein.
 

Gesagt getan und Conan wurde erneut einfach von Ran hochgehoben und auf Kleckses Rücken platziert. Das erledigt ließ sie sich ihrerseits von Yusaku helfen.

Dann wartete sie bis auch er soweit war. Auf Tunis machte er einen Schritt bei Seite, sodass er der Freundin seines Sohnes den Vorzug gab.

Ran, was tust du mir nur an, dachte ihr Freund sich schockiert, als er den auffordernden Blick seines werten Herrn Vaters auf sich bemerkte. Notgedrungen setzte sich nun auch er widerstrebend in Bewegung.
 

Neben seinem Sohn ritt er hinter ihr her, welcher böse zu ihm aufschaute. Sobald zwischen ihnen und seinem Liebling genügend Abstand entstanden war schimpfte er los: „Hast du sie noch alle? Was fällt dir ein Ran auf diesen dummen Gaul zu lassen!?“

„Shinichi lass Ran doch, wenn es ihr Spaß macht. Sie schafft das mit Mai schon.“

„Du Idiot! Hast du mal daran gedacht was passieren kann, wenn sie abgeworfen wird!?“

„Shinichi“, schaute Yusaku streng zu seinem Sohn hinunter: „Krieg dich ein sie wird schon nicht runterfallen!“

„Ach, und woher willst du das bitte wissen?“, mischte sich zu seiner Wut auch noch deutlich hörbar die Angst: „Wie lange läuft das schon?“

„Seit ungefähr zwei Wochen. Also noch nicht besonderes lange. Bisher war sie nur ein paar Mal mit mir hier“, weihte er ihn nun ganz sachlich ein.

„Hättest du mich nicht gefälligst darüber in Kenntnis setzen können? Was fällt dir ein, das ohne meine Erlaubnis zu machen!?“

„Deine Erlaubnis?“, wiederholte Yusaku spitz: „Ist das nicht alleine Rans Sache, ob sie sich auf ein Pferd setzt oder nicht?“

„Nein!“, meinte er sofort zornig: „Doch nicht, wenn sie unser Baby im Bauch hat!“

„Shinichi, Ran wird Mutter mehr nicht.“

„Denkst du etwa so darüber?“, reagierte sein Sohn bis aufs äußerste empört: „Mag ja sein, dass Mama dir egal ist und dir die Fehlgeburt nichts ausmacht, aber ich bin nicht so kaltherzig: Mir würde das sehr wohl etwas ausmachen. Im Gegensatz zu dir gebe ich auf die Menschen die ich Liebe acht!“

„Shinichi!“, rief Yusaku ihn jetzt ebenfalls sauer zur Ordnung. Sein Schmerz über diese Unterstellung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben: „Du hast doch absolut keine Ahnung worüber du dir glaubst ein Urteil bilden zu können. Also pass auf was du sagst, bevor ich dir gehörig die Leviten lese!“

„Pah“, machte sein Sohn daraufhin: „Als wenn ich Angst vor dir hätte! Immerhin geht es um Ran, da kusch ich bestimmt nicht vor dir. Ich warne dich: Wenn sie sich auch nur den Fuß umknickt wechsele ich im Leben kein Wort mehr mit dir“, drohte er das Tempo seines Ponys beschleunigend.

„Ach“, konterte Yusaku zynisch, war nicht gewillt sich einfach die Butter vom Brot nehmen zu lassen: „Findest du es allen Ernstes angebrachter sie in Watte zu packen? Meinst du, dass ich mir das mit ihr nicht gut überlegt habe?“ Er hielt dem wütenden Blick seines Sohnes stand: „Shinichi“, wandte er sich eindringlich an ihn: „Ran kann immer was passieren. Wenn du sie immer vor allem beschützen willst, dann darf sie nicht einmal das Bett verlassen, weil sie beim Treppensteigen stolpern und fallen könnte. Gönn ihr doch lieber den Spaß. Sie ist sehr wohl in der Lage zu erkennen, was ihr gut tut und was nicht.“

„Das ist doch nicht miteinander vergleichbar!“

Yusaku intensivierte den Blick mit dem kleinen Shinichi: „Wieso nicht!? Hab doch Vertrauen zu ihr. Was hat sie davon, wenn wir sie bevormunden? Es kann immer was passieren: Unfälle passieren nun mal.“

„Das ist noch lange kein Grund sie unnötiger Gefahr auszusetzen. Mit diesem verdammten Pferd kann ihr sonst was passieren: Es braucht doch nur einmal durchzugehen und dann war es das!“, war der Mini-Shinichi immer noch stocksauer über den Leichtsinn seines Vaters.

„Gut, Shinichi“, reichte es Yusaku: „Wenn du das so siehst, dann geh doch zu ihr hin und verbiete es ihr!“

„Warum ich?“, schrie der Detektiv ihn schon fast an: „Du hast uns das Dilemma eingebrockt. Also kümmere du dich gefälligst darum!“

„Damit ich als der Spielverderber dastehe?“, meinte Yusaku ebenfalls noch wütend: „Das kannst du mal gleich vergessen. Ich rede ihr das Reiten bestimmt nicht aus!“, er warf einen letzten Blick auf seinen Sohn. Mit den Worten: „Mach was du meinst!“ überholte Yusaku seinen Sohn kurz um, drehte sich noch ein letztes Mal um: „Shinichi, wenn du Garantien im Leben willst, willst du das Leben nicht! Denk mal darüber nach“, bevor er diesen regelrecht kochend zurückfallen ließ.
 

Ab dem Verlassen des Gebäudes hinaus auf die Grasfläche herrschte in Rans Beisein Waffenstillstand zwischen ihren beiden Begleitern.

Ungestört kümmerte Yusaku sich wie immer um sie, ritt neben ihr im langsamen Schritt bis hin zu den Koppeln.

„Übst du mit mir die Schrittfolge, die wir letztes Mal angefangen haben?“, fragte sie ihn auf ihre so süße charmante Weise.

Er warf einen kurzen Blick zu seinen Sohn, der ihm ein pfeilähnliches: Ich warne dich! übermittelte.

Diese Warnung jedoch in den Wind schießend, antwortete er geradezu demonstrativ gut heißend: „Wenn du magst.“

„Toll!“, strahlte Ran ihn an, die von dem Machtkampf durch sie ausgelöst keinen blassen Schimmer hatte.

Fröhlich hörte sie Yusaku zu, lies sich erklären wie sie es zu machen habe.

„Jetzt du“, meinte er, als er es ihr vorgemacht hatte.

Sie versuchte es: „Mai will nicht“, fing sie zu quengeln an.

„Du hälst sie ja auch zu eng“, wies er sie auf ihren Fehler hin. Lachend nahm er ihr die Zügel ab und übernahm noch einmal die Führung, leitete sie so auf spielerische Weise an.

„Komm schon, Conan! Das macht Spaß, mach mit!“, rief Ran ihn begeistert.

„Nein“, verneinte er jedoch noch immer still mit Pony Kleks am Anfang der Koppel stehend: „Danke Ran, aber ich möchte dir lieber erst zugucken.“

„Ist gut!“, machte sie sich nichts weiter daraus.

Yusaku spürte den fixierenden Blick auf sich mit dem jede seiner Bewegungen, die mit Adlersaugen akribisch, beobachtet wurden.
 

Während Ruth sich mit schreiben beschäftigte, hatte Yukiko sich ins Schlafzimmer verkrochen. Deprimiert stand sie mit verschränkten Armen hinter der Türe.
 

Auch wenn ihm alles von Kopf bis Fuß weh tat: Artig tat der Mini-Shinichi was seine Ran so gerne von ihm wollte: Er machte mit. Bis er wie sie und sein Vater abgelenkt wurde.

„Hey, Kudo: Altes Haus!“ hörten die drei lautes, männliches Rufen und darauf folgendes schallendes Gelächter.

Wie auch Yusaku drehten die zwei sich um. Während Rans erste Irritiertet sich schnell in freudige Überraschung umwandelte blieb die Verwirrung ihres Freundes, als er mit ansah, wie sie seinem Vater, der ebenfalls strahlend mit Tunis drehte, hinterher kam.

„Collister, Andrew Collister!“, Kaum, dass beide Männer auf gleicher Höhe waren schlugen sie sich hoch erfreut in die Hände. Von da an setzten die Reitherren ihre Unterhaltung in amerikanischem Englisch fort.

„Wurde aber auch mal Zeit, dass du hier wieder auftauchst!“, meinte der für den kleinen Detektiv fremde Mann, was er verstanden hatte.

„Was soll das denn bitte heißen?“, rechtfertigte sich sein Vater gleichfalls erneut lachend: „Ich war doch höchstens ein paar Tage nicht hier.“

„Ja, eben!“, tat der Gesprächspartner eingeschnappt.

Ran versuchte noch näher kommend mehr von der Unterhaltung mitzubekommen.

„Hast du mich etwa so vermisst!?“, entgegnete Yusaku amüsiert.

„Ran, wer ist das?“, richtete Conan sich an sie.

„Das ist Andrew Collister.“

So viel habe ich auch mitbekommen, dachte er sich gereizt bekam dann aber die Information, die er wollte: „Ein Freund von Yusaku und Springreiter. Er arbeitet in einer amerikanisch-japanischen Firma“, erklärte sie ihm kurz: „Er ist laut und nett. Bestimmt fragt er ihn gleich nach einem Wettrennen!“

Tatsächlich die Freundin seines Sohnes hatte recht.

„Natürlich: Mit wem soll ich denn bitte sonst meine Rennen laufen, hm?“ Da war sie die Einladung zum freundschaftlichen Wettstreit: „Na, wie wäre es?“

Yusaku wollte, schaute aber kurz unschlüssig zu seinem Sohn und der werdenden Mami.

Willigte dann aber mit einem, die Herausforderung annehmenden Nicken ein, schaute seinen Rivalen fordernd an: „Gut: Von wo bis wo?“

„Von den Tannen bis zum Bach.“

Yusaku verzog das Gesicht, antwortete zerknirscht: „Auf der Strecke sind mehrere umgefallene Baumstämme“, gab er zu bedenken.

„Na und?“, beeindruckte das seinen Kumpel nicht gerade.

„Darf ich dich darauf hinweisen, dass mein Pferd im Gegensatz zu deinem kein Turnierpferd ist?“

„Was Yusaku, willst du mir etwa damit sagen, dass dir das zu schwierig ist?“

„Bestimmt nicht“, ging er auf die Provozierung ein.

„Gut“, freute dessen Freund sich: „Einsatz: Fünfzig Dollar?“, fragte er pokernd.

„Hundert!“

„Ah, du gehst also aufs Ganze, Yusaku“, grinste Collister verhängnisvoll: „Wenn du das nicht bereuen wirst.“

„Werd ich nicht“, lies Shinichis Vater sich keineswegs einschüchtern.

„Gut dann lass uns anfangen“, preschte sein Gegenüber los.

Bevor Yusaku ihm nachsetze, schaute er sich noch einmal nach Ran und seinem Sohn um, registrierte Rans anfeuerndes: „Viel Glück!“
 

Sie als auch ihr kleiner Freund sahen ihm hinterher, wie er zu seinem Freund aufholte und mit ihm zusammen über das offene Feld in den Wald außer Sicht kam.

Ran drehte sich munter um: „Komm mit, Conan!“, forderte sie ihn auf: „Ich kenn die Abkürzung, wenn wir die nehmen sind wir vor ihnen da und können uns den Endspurt ansehen.“

„Nein!“, lehnte der Mini-Shinichi scharf ab.

„Wie nein?“, reagierte sein Liebling irritieret.

„Ich will nicht, dass du gehst: Bleib hier!“

„Warum?“, konnte sie seine offensichtliche Ablehnung nicht nachvollziehen: „Hast du Angst, dass wir uns verlaufen oder sowas? Das passiert bestimmt nicht. Ich kenn den Weg.“

„Nein!“, klang er gereizt.

„Was dann?“, sah sie ihn wissen wollend an.

„Ich will einfach, dass du hier bleibst!“, schimpfte er mit ihr.

Worauf sie eingeschnappt reagierte: „Mecker mich doch nicht gleich so an! Wenn du nicht mit willst, dann sag das doch einfach und blieb hier.“

„Ran!“, schrie er ihr Einhalt gebieten wollend nach, als sie sich auf den Weg machen wollte: „Bleib hier!“

„Nein!“, meinte sie sich zu ihm umdrehend.

„Du sollst hier bleiben!“ sich von ihr übergangen fühlend brauste er auf: „Ran, wenn du abhaust bekommst du Ärger!“

Sie drehte sich erneut nach ihm um: „Erstens haue ich nicht ab und zweitens von wem sollte ich Ärger bekommen? Yusaku hat sicher nichts dagegen und außerdem bin ich vorsichtig!“, setzte sie ihren Weg auf Mai fort, hatte nur noch einige Meter bis zum Ende der Koppel.

Die Miniaturausgabe ihres Freundes wollte hinterher, wurde jedoch durch die verkrampfenden Schmerzen in seinen Beinen und Händen darin blockiert.

Seine unterdrückte Wut und damit verbundene Hilflosigkeit bahnte sich an die Oberfläche und ließ ihn das schreien was ihm als erstes einfiel: „Ich werde Shinichi sagen, dass du das machst!“

Ran drehte sich zu ihm um, hielt Mai diesmal an: „Mach doch: Er wird sowieso nichts machen. Dafür ist er viel zu weit weg“, verpuffte die leere Drohung bei ihr und lies sie völlig unbeeindruckt.

In eben diesem kochte es. Aufgebracht musste er mit ansehen, wie sie weiter vorwärts ritt. Der stechende, nervenaufreibende Schmerz tat sein weiteres.

Kleks setze sich nach dem zornigem Tritt des Detektives in Begegnung.

„Mach schon, du dummer Gaul!“, ließ er seinen Ärger an dem armen Pony aus.

„Warte, Ran: Ran Warte!“, schaffte er es nur mit Mühe gerade noch zu seinem ungehorsamen Liebling aufzuholen, welcher doch so gut war auf ihn zu warten.

Widerstrebend ritt er neben ihr her bis in den Wald. Sorgsam behielt er sie im Auge.

Verdammt noch mal! Warum, warum jetzt? Warum muss es ausgerechnet jetzt wieder so verdammt weh tun!?, musste er sich allmählich immer mehr die Zähne zusammenbeißend zusammenreisen.
 

Sein Vater währenddessen fiel auf Grund eines Baumstammes zurück.

Tunis stand da, wollte nicht springen! Auch Yusakus Bitten: „Komm schon, Tunis!“ und Betteln: „Oder willst du das wir verlieren?“ brachten nichts: „Jetzt trau dich doch mal!“

„Ach Tunis: Dann lauf doch eben Drumherum“, gab sein Besitzer es ermüdet auf: „Wir waren doch so gut in Führung“, lenkte er den Hengst an der Seite vorbei, ging dann mit ihm wieder in den Galopp über. Beeilte sich um den Vorsprung seines Freundes auszugleichen.
 

Der kleine Shinichi hatte seine Grenze erreicht. Er konnte nicht mehr dagegen an. Auch wenn es ihm absolut nicht passte: Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich immer mehr zurück fallen zu lassen.

Es tut so weh, schaute er sich mittlerweile mit dem Oberkörper stark über das Pony gebeugt sein leises wimmern unterdrückend um.

Er sah noch einmal zu seiner Ran, die schon ein ganzes Stück vor ihm her ritt.

Die nächsten Wellen brachte ihn zum aufgeben. Er konnte nicht mehr. Angestrengt atmend wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er war bereits nass geschwitzt: Was mach ich jetzt nur?, überlegte er fieberhaft, brachte sich abmühend dazu das Pony umzudrehen.
 

Ihm war speiübel und es wurde ihm immer schwindeliger. Er war heilfroh, als er endlich sein Ziel erreicht hatte.

Tunis Box war erreicht! Sofort verzog er sich in ihr in den hintersten Winkel. Die ersten beiden Versuche von Kleks abzusteigen scheiterten kläglich, weil er es nicht schaffte sein Bein hoch genug anzuheben.

Sein vom schmerzgequältes Schreien so gut es ging abmildernd biss er in den Sattel, landete schließlich doch noch unsanft im Heu, indem er hilflos liegen blieb und ihm nichts anderes übrig blieb, als einfach auszuhalten. Auszuharren.

Kleks stupste ihn mit dem Kopf in die Seite, was er in dieser Situation absolut nicht haben konnte und dem Tier gegen das Bein trat. Davon erschreckt wollte es davon laufen. Mit voller Wucht, die er in der Lage war in seiner schieren Wut aufzubringen zog er das Pony am Zügel zurück. Hielt diese fortan in seiner verkrampften Hand fest. Selbst wenn er es gewollt hätte, loslassen ging nicht mehr. Zu sehr verteilten die Verkrampfungen sich auf den ganzen Körper.
 

„Ohh!“, bedauerte Ran, als sie den Vater ihres Freundes kommen sah.

Reichlich frustriert musste der sich von seinem Freund auslachen lassen.

„Andrew erstick nicht“, stellte er sich neben diesen.

„Was denn?“, feixte jener breit: „Du bist jetzt doch nicht traurig, weil du gegen mich verloren hast.“

„Verloren ist gut“, schnaubte Yukikos Mann: „Hätten wir die Strecke ohne Baumstämme genommen, hätte ich gewonnen. Du verdienst deinen Sieg nur aus Tunis Springfurcht heraus. Also bilde dir nicht zu viel darauf ein!“ Nun zeigte sich auch bei ihm ein Grinsen: „Sonst wirst du noch eingebildet und arrogant!“

„Na, das will ich wohl nun nicht werden!“

„Muss ich dir jetzt ja allen Ernstes dein Geld zurück geben.“

„Und noch hundert oben drauf!“, freute sich der gebürtige Amerikaner schadenfroh: „Du hättest eben nicht so hoch wetten sollen! Wie steht es jetzt eigentlich?“

„Zwei zu Zwei. Also unentschieden“, hörte Yusaku nur noch mit dem einen Ohr zu. War längst abgelenkt. Angespannt schaute er sich aufmerksam um. „Wo ist Conan?“, richtete er sich unmittelbar an Ran, die durch seinen plötzliche Nervosität in der Stimme verwirrt wurde.

„Äh, keine Ahnung“, antwortete sie etwas verdattert über diese so dringliche Frage.

Mit Tunis unruhig einen Schritt auf sie zu machend schaute er sie an.

„Er war bis eben noch bei mir. Er hatte aber wieder schlechte Laune und wollte nicht mitkommen. Bestimmt ist er wieder umgedreht“, tat sie es belanglos ab.

Für Yusaku war das keineswegs belanglos: „Ran“, reagierte er streng: „Bleib bei Andrew!“, richtete sich dann an sein männliches Gegenüber: „Andrew: Nimm Ran mit. Wir treffen uns später!“, war das letzte was er noch sagte, bevor er auf Tunis davon eilte.

Verwundert sahen sie die zwei zurückgebliebenen erst ihm nach und sich dann an.
 

Yusaku beeilte sich, hatte jetzt keine Geduld mehr und führte Tunis gleich um alles was sich für diesen als Hindernis herausstellen hätte können drum rum.

Schon bereits in dem Waldstück schaute er sich im vorbeireiten um. Hielt Ausschau nach Dickichten und Gebüsch, blieb hin und wieder stehen, spitze die Ohren, ritt dann weiter.

Verdammt!, ärgerte er sich darüber seinem Impuls von vorhin nicht nachgegangen zu sein.

Endlich die offene Fläche erreicht überflog er mit seinem wachsamen Blick auch die Wiesen und Koppeln.

Schließlich steuerte er kurzentschlossen auf das Stallgebäude zu. Diesem immer näher kommend drosselte er sein Tempo gewaltig bis Tunis nur noch in gemächlichem Schritt vorwärts ging.

Für einen Moment blieb er vor der Stallung stehen, schaute sich noch einmal sowohl nach links und rechts um, stieg dann ab.

Tunis am Zügel hinter sich herziehend betrat er leise die Halle, setze lautlos mit Bedacht einen Fuß vor denn anderen.

Da! Er konnte das mühsam unterdrückte Gemisch aus Wimmern und Keuchen seines Sohnes zwischen dem Rascheln der Pferde heraushören. Augenblicklich blieb er stehen, schaute genauer hin. Alles was er sehen konnte war Klekses Schweif und linkes Hinterbein.

Kurz blieb er ein weiteres Mal stehen, ehe er auf der Stelle kehrt machte und so unauffällig wie er gekommen war wieder hinaus ging. Draußen stieg er zurück auf Tunis. Noch einmal zurück schauend ritt er wieder Richtung Wald.
 

Ran und Andrew kamen ihm entgegen.

„Hast du Conan gefunden?“, fragte sie ihn.

Was er mit einem kopfschüttelnden: „Nein“, verneinte…
 

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*Anerkung(en): Was das Reiten von Conan betrifft bezieh ich mich auf eine Folge (270, Tragödie auf der Okusu-Ranch: Teil 1). Da reitet er auf einem weißen Pony neben Ran (braunes Pferd) her, die geführt wird.

(Ist allerdings eine Fillerfolge laut http://detektivconan-wiki.com/wiki/Hauptseite, was ich aber erst später mal gesehen und somit nicht berücksichtigt habe.

Weiter könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er mal irgendwann in einem anderen Zusammenhang ritt z.B. im Familienurlaub.

Achtsamkeit

Wer über sich selbst lachen kann, macht sich nie lächerlich.

Vaclav Havel

Herr, brich die Enge unserer Gedanken auf, damit wir für deine Botschaft offen sind.

Josef Sayer

Es gibt immer drei Wahrheiten: Deine, meine und die Wahrheit

Chinesisches Sprichwort
 

Dienstag (später Nachmittag), 21. November
 

„Ich kann mit suchen“, bot sich der amerikanische Freund an.

„Lass mal. Danke Andrew“, lehnte Yusaku ab, überspielte seine Anspannung nun durch Souveränität: „Das wird nicht nötig sein. Conan ist ein ziemlich neugieriger Junge. Sicher erkundet er nur die Umgebung“, meinte er langsam losreitend. Sein Kumpel neben ihm her.

Ran glaubte seiner Lüge, wie er ihr ansah. Sie schloss ebenfalls zu ihm auf.

Zusammen kamen die Pferde im Schritttempo geführt durch das Waldstück hinaus auf die offene Grasfläche bis hin zurück zu den Weiden.
 

Zunächst blieb Ran auf Höhe der, sich der englischen Sprache bedienenden, Männer stehen. Dann hatte sie aber keine Lust mehr. Lieber nutze sie die noch verbleibende Zeit, um mit Mai noch ein wenig auf der Koppel herumzureiten.

Yusaku nahm ihr gehendes: „Ich bleib da vorne“, mit einem: „Ist gut“ zur Kenntnis.

Die Konversation über Turnierpferde mit seinem Freund fortführend behielt er immer mal nebenbei einen Blick auf sie. Nicht nur sie auch die Stallung beobachtete er die Zügel fest umspannt, schaute immer wieder abwartend auf die Uhr am Handgelenk.

Wohl zu oft, was der gebürtige Amerikaner entsprechend scherzhaft anmerkte: „Auf welche Dame wartest du denn, dass du so ungeduldig bist?“, scherzte er: „Wenn du mich loswerden willst, kannst du das auch einfach sagen.“

„Ach, was“, dementierte Yukikos Mann diese Annahme: „Ich warte auf keine Dame.“ Er deutete auf Ran: „Außer der da. Abgesehen davon habe ich Ruth bei mir und die wartet wohl eher auf mich als ich auf sie“, lachte er.

„Ruth“, der in Japan angestellte Freund runzelte ziemlich verwundert die Stirn: „Du meinst die, mit der du-.“

„Meine Affäre?“, brachte Shinichis Vater es ganz einfach unbefangen auf den Punkt: Ja, genau die.“

„Ich dachte du hättest nichts mehr mit ihr.“

„Habe ich auch nicht. Sie macht nur einen Zwischenstopp hier, bevor sie Sonntagnachmittag weiter nach Wellington reist.“

„Aha“, kaufte der Andere das Yusaku nicht so ganz ab.

Was den empört drein schauen ließ: „Denk doch was du willst!“, meinte er dann kopfschüttelnd.

„Mach ich auch!“

„Pff!“, schnaubte er: „Was müsst ihr auch alle wieder auf mir rumhacken.“

„Was bist du denn so empfindlich?“, erwiderte Andrew: „Du hast doch sonst ein dickes Fell“, wurde aber ernst: „So bist du doch nur, wenn du mal wieder Ärger mit deiner Frau hast. Bist du deswegen nicht mehr hier gewesen?“

„Nein. Ich habe nur die Schriftstellerei an den Nagel gehängt.“

„Jetzt ganz offiziell?“, fragte sein Freund dies doch bedauernd nach.

„Ja.“ Yusaku antwortete kurz angebunden, schaute erneut zur Stallung, ein weiteres Mal auf die Uhr: „Hättest du die Crime and More heute Morgen gelesen, dann hättest du das gewusst“, fügte er wieder aufschauend spitz hinzu.

„Ich dachte die Presse erzählt Mist“, spielte Andrew an.

„Tut sie auch! Nur hin und wieder sind sogar tatsächlich mal ein paar wahre Sätze zu finden.“ Yukikos Mann grinste verhalten: „Du musst nur zwischen den Zeilen lesen. Das ist schon alles.“
 

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als Ran den Kopf leicht anhob. Der Vater ihres Freundes hatte sie beim Namen gerufen, kam auf sie zu geritten.

Yusaku schmunzelte bei ihrem Anblick.

Nur widerstrebend gab sie ihre auf dem gutmütigen Pferd angeschmiegte, liegende Position auf.

„Ist Andrew weg?“, erkundigte sie sich.

Was Yusaku mit einem sachlichen: „Ja“, bestätigte.

„Habt ihr euch noch lange unterhalten?“

„So in etwa eine halbe Stunde“, meinte er.

Sie klang doch etwas enttäuscht: „Wirklich? Habe ich gar nicht bemerkt. Es kommt mir vor, als wären es höchsten zehn Minuten gewesen“, entgangene sie verstimmt quengelnd.

Doch dann folgte sie Yusakus angespanntem Blick, welchen er erneut zum Stallgebäude gerichtet hatte.

„Ist Conan denn immer noch nicht zurück?“, richtete sie sich verwundert an ihn.

Was er sachlich bleibend, jedoch unterschwellig ernst, verneinte.

Ran fing an sich umzusehen, ließ ein plötzliches, nervöses: „Oh, nein!“, verlauten.

Shinichis Vater schaute sie irritiert fragend an: „Was ist?“, las die Besorgnis in den Gesichtszügen der werdenden Mami.

„Er ist doch nicht etwa schon wieder weggelaufen?“, rief sie erschrocken den Gedanken aus, welcher eben Besitz von ihr ergriffen hatte. Sofort setzte sie Mai in Bewegung, schaute sich suchend die Koppel verlassen wollend um.

„Weggelaufen?“, wiederholte der Vater ihres Freundes verwirrt, setzte ihr nach: „Wie meinst du das?“, wollte er, sobald er wieder auf gleicher Höhe mit ihr war, wissen.

Den Tränen nahe erzählte sie es ihm: „Das hat er jetzt schon ein paar Mal gemacht. Er verschwindet einfach spurlos und meldet sich dann nicht mehr bei uns“, die Verzweiflung in ihrer Stimme nahm zu: „Ich weiß nicht, was ich noch mit ihm machen soll? Er will mir nie den Grund sagen und auch nicht wo er war. Und hier kennt er sich überhaupt nicht aus. Was ist wenn er sich irgendwo im Wald verirrt?“

„Na, na! Nun, mach dir mal keine Sorgen. Er taucht schon wieder auf.“

„Ja, die Frage ist nur wann“, gab sie zerknirscht zurück: „Selbst das ich Shinichi schon auf ihn angesetzt habe hat nichts geholfen.“

„Du hast was? Ihn auf ihn angesetzt!?“

„Ja“, räumte sie mürrisch ein: „Nennt man doch so, wenn man versucht durch wen anderen was über jemanden herauszufinden.“

Darauf sagte Yusaku erst mal nichts mehr, begleitete die Freundin seines Sohnes auf ihrem Weg zum Wald.
 

Wortlos kamen die beiden an den ersten Bäumen vorbei, bis Ran es war, die schließlich als erste wieder etwas sagte: „Er hat total rumgemotzt. Er wollte mir doch allen Ernstes das Reiten verbieten und meinte, dass er mich bei Shinichi verpetzt. Der spinnt doch, als wenn ich mir von ihm Vorschriften machen lasse. Er ist viel kleiner als ich!“

Yusaku dachte sich seinen Teil. Sich leicht zurückfallen lassend hörte er sie nach seinem Kind rufen.

Unschlüssig blieb sie an einer zweischneidigen Weggabelung stehen, sah ihn fragend an.

Er zuckte nur mit den Schultern, woraufhin sie sich für links entschied.

Eine Weile ritt er nebenher.

„Wo steckt er nur?“, überlegte sie verzweifelt ein weiteres Mal: „Conan“ rufend.

„Gute Frage“, antwortete Yusaku doch unterschwellig leicht ironisch, tat gleichfalls nachdenkend. Als sie ihren Weg fortsetze, setzte auch Tunis wieder die Hufe voreinander.

„Mir ist kalt.“

„Wie wäre es, wenn wir umdrehen, Ran?“

Sie sah ihn, das ablehnend, an.

„Komm schon“, forderte er sie, wenn auch, gutmütig auf: „Es wird immer dunkler. Bestimmt ist Conan längst wieder zurück.“

„Und wenn nicht?“, blieb sie sehr skeptisch.

„Und wenn doch?“, hielt er sanft appellierend dagegen: „Dann sucht er uns bestimmt, wenn wir nicht da sind und ihm ist doch sicher auch kalt.“

Da sie zögerte, nutzte er seine Chance: „Lass uns einfach mal nachsehen. Wenn er nicht da ist, kannst du bei den Ställen warten für den Fall das er von selbst kommt und ich reite dann noch mal die Wiesen und den restlichen Wald ab?“ Er schaute sie um Einverständnis bittend an: „Okay?“

Die Mutter seines zukünftigen Enkelkindes nickte einsehend.

„Hier“, kramte er in seiner Manteltasche: „Nimm die Handschuhe.“

„Danke“, nahm diese jene noch etwas bedrückt entgegen und folgte seinem Beispiel.
 

Auf dem Rückweg, war es nun Yusaku, der ernst ansetze: „Ran?“

„Ja?“, kam es eingeschüchtert von ihr.

„Mir ist vorhin etwas aufgefallen. Ich wollte es dir vor den anderen nicht sagen.“

„Was?“ Ran ahnte, dass es wohl nichts Gutes sein konnte.

„Du hast Conan hochgehoben“, sagte er streng: „Bitte lass das!“, schaute er sie dabei an: „Tut mir Leid, wenn ich in diesem Punkt empfindlich reagiere.“

„Ich hab nicht daran gedacht“, entschuldigte Ran sich sofort schuldbewusst: „Es tut mir leid.“

Yusaku nickte annehmend: „Pass bitte auf.“

„Mach ich“, ritt sie neben ihm weiter über die Grasfläche: „Aber Conan ist eigentlich nicht schwer. Ich hab das schon öfter gemacht.“

„Was?“, schaute er sie missbilligend an.

Was Ran die eben gemachte Aussage sogleich bereuen ließ, schnell wollte sie sich erklären: „Ich hab ihn nur immer kurz ins Bett gebracht. Ich hab aber jedes Mal gut aufgepasst und es ist doch nichts passiert.“

„Trotzdem“, beruhigte Yusaku sich, setzte seiner Bitte aber dennoch eindringlich nach: „Auch wenn nichts passieren muss, es hat schon seinen Grund, warum in der Schwangerschaft empfohlen wird nicht unnötig zu heben. Auch wenn Conan für sein Alter eher leicht ist, er ist trotzdem kein Kleinkind mehr. Bitte geh kein unnötiges Risiko ein.“ Sein Anliegen vorgetragen, schenkte er ihr ein es bei dem Thema bewendendes Lächeln.

„Ist gut“, fühlte Ran sich wieder in Ordnung.
 

Gemeinsam erreichte sie mit ihm die Stallungen.

Umschauend rief sie nach Conan, welcher sie hörte.

Langsam rappelte er sich mühsam vom Boden auf, wobei er sich unterstützend an der Stallwand abstütze. Er stand auf wackeligen Beinen.

„Verdammt“, hörte er, fast lautlos fluchend, wusste Ran und sein Vater kamen immer näher.

Tief durchatmend sammelte er sich, bevor er langsam Klecks hinterher ziehend lieber freiwillig aus der Box kam.

Er sah sie, sie sah ihn. Sein Vater kurz hinter ihr.

„Conan!“, fiel Ran ein Stein vom Herzen. Sofort stieg sie ab, eilte, ihn ohne weiteres in den Arm nehmend, auf ihn zu.

Yusaku griff nach Mais Zügel, blieb auf Tunis sitzen bleibend ebenfalls stehen.

„Wo warst du denn die ganze Zeit!?“, platzte Rans Sorge und Wut ungefiltert heraus, packte ihn an den Schultern: „Verdammt noch mal, Conan!“

Betreten schaute er zu Boden, schwieg schuldbewusst. Bevor er vorsichtig aufschaute und ein leises, reumütiges: „Tut mir Leid“, von sich gab.

Yusaku stieg von Tunis ab.
 

„Conan!“, war die Mutter seines ungeborenen Kindes immer noch verärgert. Aus hilflosen Augen schaute sie ihn an.

Sich nicht rührend wich er ihrem Blick aus, versteckte sein Angesicht erneut den Kopf nach unten richtend.

Er spürte auch den Blick seines Vaters auf sich, traute sich kaum bei seiner Ausrede: „Ich hatte Langeweile, deshalb bin ich wieder zurück geritten und dann habe ich andere Kinder getroffen und mit denen verstecken gespielt. Tut mir wirklich sehr leid Ran, dass ich dir nicht Bescheid gegeben habe. Ich hätte dich anrufen sollen.“ Er zitterte.

„Ist schon gut“, tat es wegen seines kläglichen Tonfalls ihr ihrerseits sofort leid, dass sie ihn so zusammengefaltet hatte: „Wein doch nicht. Ich bin nicht mehr sauer auf dich.“

Yusaku bemerkte den Klos im Halse seines Sohnes. Unerwartet kam er auf ihn zu, beugte sich, Ran leicht beiseite schiebend, runter. Unvermittelt hob er ihn hoch, nahm ihn wortlos auf den Arm. Er spürte die in diesem Augenblick verstärkte Anspannung seines Kindes.

Der geschrumpfte Shinichi gab sein Bestes sich nichts anmerken zu lassen. Er hatte Angst.

Sein Vater richtete sich an Ran: „Bleib bitte eben hier. Du kannst schon mal anfangen die Pferde fertig zu machen.“

„Äh, ja“, antwortete sie ihm darauf verdutzt. Es aber: „Ist gut“, hinnehmend. Sie sah ihm nach, wie er mit seinem Sohn auf dem Arm das Gebäude verließ.
 

Yusaku trug ihn weiterhin schweigend bis zum Auto. Dort angekommen schloss er auf, klappte den Fahrersitz nach hinten und setzte den Mini-Shinichi auf die Rückbank.

Ängstlich abwartend beobachte dieser, wie sein Vater zum Kofferraum ging, diesen aufklappte und eine dicke, gefaltete blaue Decke heraus holte. Mit dieser kam er zurück, reichte sie seinem Sohn wortlos, schaltete die Heizung ein und machte dann die Türe zu. Nicht abschließend ließ er sein Kind alleine, kehrte zurück zum Stall.
 

Nachdem er Ran noch geholfen hatte und mit ihr fertig war, erreichte er das Auto.

Als er aufmachte, fand er sein Kind eingeschlafen vor.

Wie Ran, die ebenfalls einen Blick auf den Kleinen geworfen hatte, stieg er ein.

Langsam schnallte er sich an und schaltete den Motor ein. Während er vom Parkplatz hinunterfuhr, schaltete Ran den CD-Spieler noch einmal ein ganzes Stück leiser.
 

Auf die Auffahrt gefahren, drehte Yukikos Mann den Zündschlüssel und stieg aus.

Während auch Ran das Auto verließ, wurde ihr kleiner Freund durch das Aufheben seines Vaters geweckt. Unvermittelt hatte er ehe er sich versah festen Boden unter beiden Füßen. Ein ungläubiger Blick und der geschrumpfte Shinichi schaute seinem Vater nach wie der einfach, an ihm vorbei, geradewegs auf die Haustüre zuging.

Sobald Yusaku aufgesperrt hatte, machte sein Sohn sich möglichst unauffällig, an den Hunden vorbei, die Treppe hoch auf nach oben.

Derweil schloss dessen Vater hinter Ran, bevor er sich zu den beiden Vierbeinern hinunter beugte, welche im Gegensatz zu ihm von seinem Sohn verschmäht worden waren und nun auf ihn zugelaufen waren. „Wir sind wieder hier“ hoch rufend streichelten er die zwei begrüßend statt seiner.
 

„Na endlich!“, hatte Ruth ihren Freund gehört, ließ den Laptop achtlos in dessen Zimmer auf dem Sofa stehen. Von oben her kam sie runter gelaufen und überschnitt sich dabei mit dem kleinen Kind.

Er und ihr Blick trafen sich kurz.

Verächtlich erwiderte sie die ihr demonstrativ entgegen gebrachte Ablehnung.

Wortlos setze er seinen Weg in die zweite Etage fort.

Der kleine Detektiv hatte die Türe seines Zimmers aufgerissen, war hinein geeilt und stand nun hinter zugeknalltem Holz und… vor Heiji. Erschrocken schaute er zu dem anderen Detektiv zurück.

Heiji sah seinen kleinen Freund verwirrt an.
 

Ruth hingegen erschien oberhalb des Treppenaufsatzes im Flur: „Das wurde aber auch Zeit!“, beschwerte sie sich.

Yusaku, gerade dabei wie Ran sich seiner Außenbekleidung zu entledigen, schaute gut gelaunt zu ihr hinauf: „Tut mir leid“, wollte er ansetzen. Doch weiter kam er nicht.

„Ahh!“, wurde er durch ihr entsetztes Geschrei unterbrochen. Panisch hob sie die Hände.

Holmes und Queen hatten, sich zu ihr auf den Weg, die Treppe hoch gemacht.

Dank Yusakus schneller Reaktion hatte er: „Ran!“, die zwei noch rechtzeitig am Halsband.

„Äh“, kam die werdende Mami seiner Aufforderung eilig nach: „Ja.“

„Hier halt die beiden fest, geh mit ihnen wieder runter und lass sie nicht wieder laufen bis ich dir das nicht gesagt habe“, erhielt sie eine weitere Anweisung von ihm.

Der sie nickend nachkam.
 

Er hingegen überließ die Vierbeiner ihrer Obhut und stieg die restlichen Stufen alleine hoch.

„Wieso sind die hier unten?“, wollte die Amerikanerin augenblicklich vorwurfsvoll und immer noch unterschwellig hysterisch von ihm wissen.

Ruth erreicht nahm er seine zu weinen beginnende Freundin beschützend in den Arm.

„Ist ja gut. Tut mir leid“, hielt er sie beruhigend fest: „Ich hatte sie weggesperrt. Jemand muss sie raus gelassen haben“, schlussfolgerte er sanft erklärend: „Aber jetzt hat Ran sie und sie wird sie nicht los lassen.“

Yukikos Mann löste sich etwas von ihr, blieb dennoch ganz nah bei ihr stehen.

Beantwortete Ruths banges: „Wirklich nicht?“ mit einer liebevollen Bestätigung: „Wirklich nicht.“ Ihr einen sachten Kuss auf die Schläfe gebend drückte er sie noch einmal: „Du brauchst wirklich keine Angst zu haben.“

Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an.

„Hey“, fing er zu lächeln an: „Ich pass doch auf dich auf!“, zog er sie erneut heran.
 

„Was ist denn hier los?“, fragte Eri nicht wenig irritiert, den Mann ihrer Freundin so antreffend. Sie hatte den lauten Aufschrei gehört.

Auch Kazuha, Heiji, sowie Yusakus Frau, gingen der Sache nach.

Im Gegensatz zu der Jüngeren blieb die ältere der Frauen jedoch oben, ging gerademal bis zum Geländer. Mit aufmerksamen Augen und noch aufmerksameren Ohren verfolgte Yukiko das Geschehen eine ganze Etage tiefer.

Ihr Sohn dagegen blieb in seinem Zimmer, warf die Tür ins Schloss.
 

„Irgendwer“, drehte sich deren Mann zu den drei Neuhinzugekommenen um: „muss Queen und Holmes freigelassen haben.“

„Freigelassen?“, wiederholte Kazuha sich über diese eigenartige Formulierung wundernd: „Sie waren in meinem Zimmer. Ich habe nur die Türe aufgemacht.“

„Da siehst du es“, wendete Yusaku sich wieder an die Freundin, noch immer seitlich, im Arm gehalten.

Nun an die Allgemeinheit gewannt ließ er sie los: „Das haben wir gleich: Wie klären das beim Abendessen. Mein Magen knurrt und ich habe Hunger.“ Ruth an der Hand haltend machte er sich auf Richtung Küche.

Während Eri dem verdattert folgte, kam Kazuha runter zu Ran. „Warum hellst du sie fest?“

„Yusaku hat gesagt, dass ich sie festhalten soll, bis er sagt, dass ich sie wieder loslassen kann“, hielt Ran ordentlich ihr Versprechen ein.

„Wozu?“, reagierte Kazuha verwirrt und auch von Heiji, der seiner Ex nicht ganz bis unten gefolgt war, wurde die werdende Mami komisch angesehen.

„Ruth hat glaube ich riesige Angst vor ihnen!“, erklärte sie den beiden ihre eben gemachte Beobachtung.
 

Neben Yusaku selbst befanden sich nur Ruth und Eri neben dem halbgedeckten Tisch.

„Wo ist Kogoro?“, erkundigte er sich auf die zwei Töpfe auf dem Herd schauend.

„Im Gegensatz zu dir hat er angerufen, um zu sagen, dass er heute später kommt“, erklärte dessen Ehefrau ihn dabei leicht ärgerlich ansehend: „Er ist noch mit einer Beschattung beschäftigt.“

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich: „Mir ist was dazwischen gekommen. Ich habe einfach vergessen Bescheid zu geben.“

Verzeihend nahm die Anwältin die Aussage des Angeklagten an.

Der richtete sich an seine Freundin: „Ruth“, forderte er ihre immer noch etwas nervöse Aufmerksamkeit: „Hör zu: Du bliebst jetzt kurz bei Eri hier und ich sorge dafür, dass die Hunde wieder an einen sicheren Ort verschwinden.“ Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg.

„Beeil dich!“, rief sie ihm noch nach.

Sich noch einmal zu ihr umdrehend vergewisserte er lachend: „Na, klar!“
 

„Hey, ihr drei!“, grüßte Yusaku vergnügt zurück im Flur die Jugendlichen.

Er stieg an Heiji vorbei die Treppe runter: „Danke, Ran!“, holte er von der Freundin seines Sohnes Holmes und Queen. Er schaute fragend zu dessen Freund: „Waren die zwei schon?“

„Ja vorhin“, bestätigte der seine Vermutung.

Beide an ihren Halsbändern festhaltend ging er mit ihnen die Stufen wieder hinauf. Bevor er sich auf den Weg ein Stockwerk höher machte, drehte er sich noch einmal zu den Teenagern um: „Geht schon mal in die Küche.“

Seine Frau, die begriff, dass er hochkommen würde, machte, dass sie zurück ins Schlafzimmer kam.
 

Während Heiji und die Freundinnen seiner Anweisung nachkamen, ging er mit Holmes und Queen die zweite Treppe hoch.

Shinichis Mutter war entsetzt, als sie dessen Vater die Türe aufmachen und das gemeinsame Zimmer betreten sah.

Wortlos auf ihrer Seite des Bettes, mit einer Zeitschrift in der einen Hand, sitzend, sah sie mit an, wie er die Vierbeiner kurzerhand bei ihr verfrachtete.

Kurz schaute er sie direkt an.

Das sie eingeschüchtert war ließ sie sich nicht anmerken.

„Wir essen jetzt. Du, komm auch runter, wir wollen was besprechen“,

Sie schaute ihn, als sie ihn reden hörte, widerspenstig an.

Das war alles.

Yusaku verließ das Zimmer wieder, klopfte auch einmal: „Das Abendessen steht auf dem Tisch“, bei seinem Sohn an.
 

Als er in der Küche eintraf, war der Tisch bereits zu Ende gedeckt worden.

Kazuha saß neben Ran, die neben Ruth, Yusaku setze sich neben seine amerikanische Freundin und Heiji. Eri schloss die Runde, indem sie die Pufferfigur für das zerstrittene Pärchen aus Osaka darstellte.

„Hat Kogoro eine Uhrzeit genannt?“, richtete sich Yusaku an die Frau des noch tätigen Detektives: „Wann er kommt?“

„Nein“, entgegnete sie: „Er sagte nur es würde später.“

„Gut, dann bevor wir mit Abendessen anfangen, möchte ich kurz mit euch allen sprechen. Und zwar“, er schaute jeden einzeln dabei an: „geht es um vorhin. Ihr habt sicher alle eben mitbekommen“, er warf einen Blick auf seine Sitznachbarin links von sich: „das Ruth sich vorhin einen ziemlichen Schrecken bekommen hat. Und zwar wegen Queen“, dabei schaute er Heiji an: „und Holmes. Ich hatte euch zwar gestern schon wissen lassen, dass sie vor Hunden Angst hat, aber ich habe, ihr konntet es nicht wissen“, sah er erst wieder Heiji dann Kazuha an: „Ich hatte die beiden absichtlich eingesperrt. Das Problem ist nämlich, dass Ruth nicht nur ein wenig Angst vor Hunden hat sondern riesige und deshalb gilt ab sofort, dass für beide Hunde, für die Zeit in der sie noch unser Gast ist, dass Freilaufen lassen ohne einer Form von besonderer Aufsicht keine gute Idee ist.“

„Das is doch übertriebn“, fand Heiji das bescheuert.

Woraufhin er von dem Vater seines Freundes streng angesehen wurde: „Ist es nicht“, Yusaku schaute ihn eindringlich an: „Glaub mir. Am besten ist es, du behältst die beiden konsequent in deiner Nähe. Und Conan kannst du das auch ausrichten. Ich will den Hunden nicht mehr alleine über den Weg laufen.“

Er schaute zu Eri: „Das Gleiche gilt für Goro, wenn du deinen Kater in Sicherheit wissen möchtest, behalt ihn da, wo du ihn im Auge behalten kannst.“
 

Yusaku drehte sich zu seiner Frau, die bisher zögernd auf der Schwelle gestanden hatte: „Ich nehme an, da du ja schon die ganze Zeit da stehst, hast du alles gehört. Das gilt natürlich auch für dich, Yukiko.“

Sie erwiderte darauf nichts, sondern blieb nur stehen.

Fünf Augenpaare waren abwartend auf sie gerichtet.

„Na, jetzt komm schon“, lud ihr Mann ein: „Wärmer wird es nicht. Oder hast du Angst, dass wir dich beißen?“

Durch die Aussage tief beleidigt reckte die Mutter seines Sohnes, ihr Angesicht vor allem vor ihrer Rivalin wahrend, ihr Kinn. Auf die Frage ihres Ehemannes nach ihrem Kind gab sie ihm keine Antwort, setzte sich stattdessen demonstrativ schweigend zu Seiten Eris.

Ihre Verärgerung bewusst durchschimmern lassend war sie es, die sich als erste vom Reis nahm.
 

Oben saß der geschrumpfte Shinichi alleine inmitten seines Zimmers auf dem Boden.

Wütend starrte er vor sich hin. Der Weg bis zur Türe war noch ein ganzes Stück.

Verdammt, scheiß Esserei immer!, denkend schlug er mit geballter Faust in den Teppich.
 

„Und warum has‘u solche Angst vor Hundn un Katzn?“, wollte Kazuha interessiert von Ruth wissen.

„Keine Ahnung.“

„Sie müssen doch irgend‘n Grund dafür habn?“, fand auch Heiji.

„Ich weiß aber keinen!“, reagierte Yusakus Freundin auf die weitere Fragerei hin eingeschnappt.

Yukiko nahm innerlich kochend tatenlos zur Kenntnis, wie ihr Ehemann der Konkurrentin entgegen kam, indem er seine Aussage von heute Mittag noch einmal wiederholte: „Sie fürchtet sich einfach vor allem was ein Fell hat.“

„Yusaku!“, schaute Gemeinte ihn daraufhin empört an.

Was der zum Grinsen fand: „Ist doch so!“

„Oh, nein!“, schüttelte sie, ihn warnend, den Kopf.

Doch es war bereits zu spät: „Ich glaube ich habe euch noch nie von Blubb und Goldie erzählt“, hatte Yusaku angesetzt.

Ruth startete nochmal einen Verhinderungsversuch, welcher jedoch mit einem: „Ach, warum denn nicht?“, kläglich scheiterte.

Sich in ihr Schicksal fügend hörte die blonde Amerikanerin, wie die anderen zu: „Blubb war ein kleiner, orangefarbiger Goldfisch. Den ich mal für Ruth“, er sah sie dabei an: „gekauft habe. Ich dachte so ein kleiner Fisch hat kein Fell, kommt mit einem kleinen Aquarium aus und frisst nicht viel. Somit eigentlich das ideale Haustier für Jemanden der sich vor putzigen Fellknäueln fürchtet, dass man noch nicht einmal streicheln und nur selten mal sauber machen muss. Unter dem Vorwand ich müsse geschäftlich für ein paar Tage verreisen brachte ich ihn bei ihr vorbei und bat sie sich doch bitte solange um ihn zu kümmern, bis ich wieder zurück sei. Und jetzt“, er sah von Ran aus einen nach dem anderen fragend an: „ratet mal was ich erlebte als ich Blubb wieder abholen wollte.“

„Keine Ahnung“, antwortete Kazuha.

Ran wollte nichts schlechtes Glauben: „Ist er krank geworden?“

Yusaku verneinte.

„Is er verhungert?“, traf Heiji gelangweilt, dabei auf den für seinen kleinen Freund reservierten Platz schielend, ins Schwarze.

„Genau“, bestätigte dessen Vater nicht wirklich über Ruth Unachtsamkeit verärgert.

„Das war aus Versehen. Ich hab ihn vergessen. Dafür habe ich mich doch jetzt schon bestimmt tausendmal entschuldigt, Yusaku!“, ärgerte die sich über ihn: „Kannst du nicht aufhören mich damit ständig vor sämtlichen Leuten durch den Kakao zu ziehen?“

Shinichis Vater wog abwägend den Kopf von der einen auf die andere Seite: „Und Goldie, hab ihn selig, unter den Tisch fallen lassen?“, entgegnete er in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er nur ungern jetzt darauf verzichten wollte.
 

Der Mini-Shinichi startete einen Versuch sich auf allen Vieren aufzurichten. Die Schritte schmerzten. Verkrampfend biss er sich die Zähne fest zusammen, bevor es ihm rechte und er sich frustriert zurückfallen ließ.
 

„Und was ist diesem Goldie zugestoßen?“, stützte Eri bereits nichts Gutes ahnend ihren Kopf durch eine Hand ab.

Welche Gelegenheit der Ehemann ihrer Freundin gleichfalls ergriff.

Mit einem: „Also“, holte er aus: „Goldie war mein zweiter Versuch Ruth von ihrer Tierphobie zu befreien und ein, wie der Name schon vermuten lässt, Goldhamster.“

Besagte hielt sich die Hand vors Gesicht.

„Nachdem ich durch ihr Beisein, beinahe von einem Auto angefahren worden wäre, nur weil sie auf der anderen Straßenseite einen Hund gesehen hatte und mich Richtung Straße schubste-“

„Das war keine Absicht. Ich habe mich erschreckt. Es war eine Dogge und sie hätte rüberkommen können!“, begann die Amerikanerin sich energisch zu rechtfertigen.

„Es war aber eine an einer dicken Leine!“, Yusaku warf ihr einen das-glaubst-du-doch-selbst-nicht-Blick zu.

Während Ruth sich nun klein machte, erzählte er gutmütig-amüsiert weiter.

„Jedenfalls hat es mich mehrere Tage gekostet, sie wenigstens mal dazu zu bewegen diesen kleinen, so possierlichen kleinen Goldie mal immerhin auf die Hand zu nehmen. Ich musste ihr mit Sicherheit Millionen Male versichern, dass er sie auch wirklich nicht beißen noch kratzen würde. Und dann, als ich ihn endlich mal auf ihre Hand setzen wollte, spürte sie nur eines seiner kleinen Pfötchen, erschreckte sich und ließ Goldie auf den Boden fallen.“

„Oh, nein“, litten Ran und Kazuha mit.

Heiji dagegen hörte nur halb zu: Shinichi, wo bleibs’u denn?, dachte er mit der anderen Hälfte an den anderen noch immer nicht, zum mittlerweile fast beendeten Abendessen, erschienen Detektiv.

„Das ist noch nicht das schlimmste. Das tragische Ende folgt jetzt erst noch. Goldie, auch erschreckt, flüchtete hinter und unter die Möbel. Im Gegensatz zu Ruth“, er schaute seine damalige Mitbewohnerin ein weiteres Mal, diesmal bedauernd an: „die sich auf die Küchenzeile flüchtete. Den ganzen Nachmittag blieb sie darauf sitzen und kommandierte mich herum und ließ mich überall diesen Hamster suchen. Sie drohte ihm etwas anzutun, wenn ich nicht umgehend das Apartment mit Rattenfallen pflastern würde. Wozu ich natürlich nicht bereit war. Wir stritten uns und ich hatte schließlich genug und sagte ihr, nachdem ich ihr bereits unzählige Male versichert hatte, dass Goldie viel mehr Angst vor uns, als sie vor ihm habe- und- das ich mir da auch hundertprozentig und ganz sicher sei, meinte ich dann irgendwann genervt ich würde spazieren gehen. Wenn sie sich Kaffee machen wolle könne sie ja die Stühle zur Brücke umfunktionieren.“

„Und dann hast du sie alleine gelassen?“, widerholte Ran ungläubig.

„Ja.“

„Un was is dann passiert?“, wollte Kazuha weiter wissen.

„Nun, ich habe mir bei meinem Spaziergang wohl zu viel Zeit gelassen. Denn als ich zurück kam, war Goldie bereits nicht mehr unter den Lebenden. Ruth hatte es zu lange gedauert, sodass sie schließlich doch all ihren Mut zusammen gekratzt hat und versucht hat den kleinen Hamster mit dem Staubsauger hinter dem Sofa hervorzulocken, weil sie sich nicht traute den Arm nach ihm auszustrecken. Ihn aber nicht gesehen und unbeholfener Weise eingesaugt. Goldie hatte dem Zug des auf höchster Stufe eingestellten Gerätes wohl nichts entgegen zu setzen. Ich konnte seine kleine pelzige- von Staub bedeckte- Gestalt nur noch tot aus dem Staubsauger-Beutel bergen.“
 

Der Mini-Shinichi ließ sich unsanft aus seiner wieder sitzenden Position nach hinten fallen.

Störte sich nicht weiter daran, dass er mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.

Frustriert blieb er zur Decke hochstarrend liegen.
 

„Woher sollte ich denn wissen, dass der so dumm gewesen ist!?“

„Das ist ja schrecklich!“, fand Ran.

Kazuha nickte.

Eri und Heiji enthielten sich.

„Das war ein Unfall!“, beharrte Ruth die Arme verschränkend.

„Ich weiß“, stimmte Yukikos Mann ihr zu: „Doch- tragisch trotzdem.“

Genervt verdrehte sie die Augen: „Oh ja mein Gott: Ich werde nie mehr wen einsaugen, wenn es dich beruhigt!“, blaffte sie ihn an: „Hast du es jetzt endlich? Und jetzt erzähl ich mal was“, sie schaute die anderen wütend an, dann zu Yusaku speziell, verengte dabei die Augen zu Schlitzen: „Wer ist schon so bescheuert und besteht darauf eine dreiviertelstündige Trauerrede für einen Hamster zu halten? Und wohl gemerkt kein Kind?“

„Trauerrede für ein Hamster?“, fand Heiji das bekloppt.

„Hey“, hielt Yusaku ihrem verächtlichen Blick stand: „Sag, bist du an dem Nachmittag nicht auf deine Kosten gekommen?“

„Hallo? Du hast mich gezwungen mein liebstes Paar Schuhe zu verbuddeln! Er hat sie als Sarg benutzt!“

„Sah doch sehr schön und vor allem würdevoll aus. Genau angebracht für ein Tier, dass sein Leben zu deinem Schutz opferte. Also ich dachte, wir beide wären uns da einig gewesen, dass dieses Opfer als Zeichen deiner Reue wohl das Mindeste gewesen ist.“

Er hatte Ruth mundtot. Sie schaute patzig drein.

Sie drückend: „Und unser kleiner Leichenschmaus in der Eisdiele war doch nett“ und ihr verspielt einen Kuss auf die Haare gebend lachte Yusaku.

Yukikos zu Fäusten geballte Hände unterhalb der Tischoberfläche bebten vor Wut.

„So, jetzt bin ich fertig“, meinte er: „Jetzt seid ihr über Blubb und Goldie im Bilde.“ Er drückte Ruth noch einmal versöhnlich an sich: „Was sie betrifft, solange ihr die Tiere von ihr fern haltet ist sie der liebste Mensch.“

Seine Ehefrau war die erste, die gleichgültig aufstand.

Ruth, immer noch von Yusaku umarmt, sah der ehemaligen so beliebten Schauspielerin nach, wie sie nach oben verschwand.
 

Zurück im Schlafzimmer knallte Yukiko die Türe hinter sich zu.

Holmes und Queen kamen schwanzwedelnd-bellend vom Bett runter auf sie zugelaufen.

Ihre ganze Wut traf die Tiere mit bitterbösem Blick.

„Geht mir aus dem Weg“, schimpfte sie die beiden, sich zügig an ihnen vorbei windend, aus.

Als sie zu Shinichis Mutter aufs Bett zurück wollten, stieß sie sie unsanft von sich weg. Ungehalten warf sie die Zeitschrift nach ihnen.
 

Ihr Sohn, noch immer auf dem Fußboden gelegen, rappelte sich schneller auf, als für ihn gut war. Er hatte jemanden die Treppe hochkommen gehört.

Betend, dass es nicht sein Vater oder Ran war hielt er sich den schummrigen Kopf. Schnell verfrachtete er sich aufs Bett.

… Es war Heiji, der die Türe öffnend herein kam!

„Wieso bis’u nich runter gekomm?“, richtete dieser sich sofort ärgerlich an seinen Freund.

„Ach, lass mich doch in Ruhe!“, warf der sich, ihm den Rücken kehrend, auf die Seite.

„Geht’s dir nich gut?“, war es Heiji dennoch aufgefallen. Besorgt blieb er vor seinem Freund stehen.

„Mir tut alles weh, kapiert!? Ran hat mich heute gezwungen mit ihr Reiten zu gehen und jetzt habe ich Muskelkater wie sau! Außerdem bin ich bis zum geht nicht mehr müde. Also tu mir bitte den Gefallen und halt ja Klappe!“

„Und sonst has’u wirklich nichts?“, fragte Heiji sich verunsichert-misstrauisch noch einmal genau vergewissernd nach.

„Ja!“

„Wenn’s anderes wäre“, holte Heiji aus:“ Wenn’s was wegen dem Gegenmittel wär, dann würdes‘u es mir sagn, richtig oder?“

Woraufhin er ein weiteres, fast gebrüllt-genervtes: „Ja!“, kassierte.

Ebenfalls verstimmt stemmte Heiji die Hände in die Seite: „Du hättes trotzdem zum Essn komm solln. Hat ein schlechtes Bild auf dich geworfn“, meinte er grummelnd. Setzte sich dann seinerseits auf sein Bett.
 

Yusaku saß mit Ruth Laptop auf dem Schoss auf der Couch im Wohnzimmer.

Eri befand sich einen Ärmel eines kleinen, blauen Pullovers zu Ende strickend neben ihm.

„Ach, wissen Sie: Gekonnt ist eben gekonnt. Hahaha“, hörte sie wie er ihren werten Gatten, der in der Küche gerade sein Abendessen beendete, im Beisein der hübschen Amerikanerin lautstark prallen.

Yusakus Blick entkräftete Eris wütend werdenden. Beschwichtigend schaute er sie an, woraufhin sie, es dabei belassend, schnaubend mit ihrer Tätigkeit fortfuhr.

„Oh, da sind sie aber wirklich ziemlich bekannt. Stört es sie denn gar nicht von den Leuten auf der Straße angesprochen zu werden?“, war Ruth ungläubige Stimme ebenfalls auch vom Wohnzimmer aus zu hören: „Also mich würde das auf die Dauer total Nerven!“, lässig stand sie am Kühlschrank angelehnt, ihre Beine dabei überkreuzt strich sie mit der Hand durch die blonden Haare und dadurch nach hinten.

„Man macht halt das Beste aus ihrer Berühmtheit. Hehehe.“

„Ich gebe ihm gleich Berühmt!“, stieß die schwangere Anwältin die Nadeln hälftiger gegeneinander als eigentlich notwendig.

„Und was haben sie sonst noch so in ihrer Laufbahn erlebt?“, erkundigte sich Ruth. Mit einem charmanten Lächeln kam sie auf den Vater Rans zu.

„Ach, eine Menge“, betrachtete jener, von dem Anblick der attraktiven Amerikanerin angetan, die graziösen bis zu den Knien offen liegenden Beine unterhalb des bunten Kleides.

„Wenn das so ist, erzählen Sie mir beim Rauchen mehr davon?“

„Beim Rauchen mehr davon“, schnaubte Eri mittlerweile doch einen Hauch zu aggressiv strickend.

„Sie sind doch auch Raucher?“

Yusaku sah bei der Bemerkung von ihr zu ihr auf: „ Eri, Ruth ist Kriminalautorin. Sie interessiert sich nur deshalb für ihn.“
 

„Woher haben sie das erkannt?“ Kogoro schaute verblüfft hoch.

„Gerochen“, verriet Ruth süffisant grinsend. Mittlerweile direkt vor ihm stehend hielt sie ihm eine Zigarette von ihren hin: „Müssen wir dafür wirklich raus gehen?“, versuchte sie es argwöhnisch durch das Fenster nach draußen in die Regennacht schauend.

„Ja!“, kam die Lautstärke jetzt von der anderen Seite her. Nebenbei rufend scrollte Yusaku scrollte das Worddokument auf die nächste Seite: „Liebelein, müsst ihr!“ Er klang streng, wenn auch äußerst liebenswürdig dabei.

„Verdammt“, hörte er die jüngere Frau leise fluchen, bevor er sie ärgerlich zurück rufen hörte: „Yusaku, du elender Spielverderber!“, tauchte sie vor Kogoro auf ihren Stöckelschuhen aus der Küche auf.

„Na, kommen Sie“, warf auch dieser einen säuerlichen Blick auf dem Mann auf dem Sofa neben seiner Frau: „Dann gehen wir eben auf den Balkon.“

Zusammen gingen die beiden ihre Jacken holen.

„Und was war der spannendste Fall denn sie je hatten?“

„Hm, da müsste ich überlegen.“

Yusaku wie Eri sahen mit an wie Kogoro die Türe, nachdem er seine Begleitung extra übertrieben höfflich vorgelassen hatte, demonstrativ zuzog.
 

Während Yukikos Mann das Bild doch eigentlich ganz originell fand, ärgerte sich die Anwältin, so sehr, dass sie das Stricken nicht fortgesetzt hatte.

„Ach, komm schon, Eri: Lass den beiden doch ihren kleinen Flirt“, schmunzelte Yusaku sich wieder aufs Lesen konzentrierend. Er schaute auf: „Mach dir doch nichts daraus. Er will dich nur aufziehen, weil er wegen deinem so überaus eingeschränktem Rauchverbot noch immer pikiert ist.“

Rans Mutter verschränkte ihre Arme vor dem Bauch: „Das war die Abmachung!“, zischte sie.

„Ja, aber er kann doch nun mal auch nur schwer aus seiner Haut.“ Yusaku stupste sie aufmunternd an: „Wie wär es, wenn du ihn gleich mit dir nach oben nimmst und ihm zeigst wie gern du ihn hast. Dann freut er sich und vergisst die gute Ruthie im Nu.“
 

„Shinichi, Hey! Schläfs‘u etwa schon?“, fragte Heiji es dafür auf seine Armbanduhr schauend, deren Zeiger gerade mal viertel vor Zehn andeuteten, noch wesentlich zu früh.

„Nein“, kam es gereizt von seinem kleinen Zimmergenossen: „Noch nicht.“

„Sag ma“, fing der größere Detektiv an ihn zu zutexten: „Was denks’u eigentlich über diese Ruth?“

„Die Zicke, die mein Vater angeschleppt hat?“, drehte der geschrumpfte Shinichi sich murrend doch um: „Die Kuh kann mir gestohlen bleiben.“

„Also ich glaub“, sinnierte Heiji überlegend: „ich find sie, glaub ich, gar nich mehr so übel.

„Bist du bekloppt!?“, reagierte der Mini-Shinichi das ganz anderes sehend.

„Die hat voll die übertriebene Angst vor Tiern“, amüsierte Heiji sich den Arm unter dem Kopf bettend: „außer vor Reptilien wie Pythons und Vogelspinnen. Da hat sie keine. Voll krass; ey“, schüttelte er den Kopf.

„Na und?“, schnaubte Rans kleiner Freund sich wieder umdrehend: „Wenn interessierst!?“

„Dein Vater will, dass wir Holmes und Queen von ihr fernhalten“, leitete Heiji die Information an ihn weiter.

„Pah!“, hörte er den geschrumpften Shinichi verächtlich schnauben: „Gut zu wissen. Die kann froh sein, dass ich die nicht auf sie hetzte. Ich hoffe für sie, dass sie bald wieder abhaut. Ich hab echt keinen Bock der ständig über den Weg zu laufen.“

„Ach, so blöd is sie nun auch wieder nich.“

„Ach ja?“, schaute der kleine Detektiv doch zurück zum Großen: „Heiji, die soll sich bloß wieder dahin verziehen, woher sie gekommen ist. Ich versteh echt nicht was mein Vater an diesem billigen Weib findet!“

„Hey, Shinichi“, meinte Heiji: „Lass dein Vater das ja nich hörn. Der nimmt sie nämlich vor uns allen in Schutz. Sie is sowas wie sein kleiner Liebling. Wer sie anmacht, bekommt’s mit ihm zu tun.“

„Pah!“, zeigte dessen Sohn sich alles andere als beeindruckt: „Als wenn mich das interessiert. Ich schwör dir, wenn ich meine Mutter wäre: Ich würde ihr sowas von eine rein hauen!“
 

Die beiden anderen Hälften kamen wieder herein.

„Kogoro!“, forderte Eri ihren Mann in einem Ton auf, der diesen nicht zögern ließ. Er verabschiedete sich noch schnell verlegen am Hinterkopf fassend von der hübschen Blondine.

„Man sieht sich.“

„Man sieht sich, hahaha.“

Eri zog Kogoro hinter sich her nach oben.
 

„Na, Liebelein. Weißt du jetzt, was du wissen wolltest?“, erkundigte sich Yusaku süffisant, als die Amerikanerin sich zu ihm gesellte.

„Naja, da hätte ich genauso gut dich fragen können“, meinte sie sich ermattend an seiner Schulter anlehnend.

Er schaute sie zwinkernd an: „Und wie gefällt er dir sonst so?“

„Er ist nicht mein Typ“, verdrehte sie die Augen, schaute ihren Freund zynisch an: „Falls du so denken solltest.“

„Nein, nein“, winkte Yusaku grinsend ab: „Gut, denn du weißt ja, dass er ein glücklich verheirateter Mann ist.“

„So wie du etwa?“, entgegnete sie spitz.

„Hey! Ich sprach von glücklich.“ Er war zum Nachdenken gekommen. Yusakus Gesichtszüge wurden augenblicklich ernst, seine Worte verloren sich.

Niedergeschlagen saß er da.

„Hey“, rückte Ruth mitfühlend ihren Arm um ihn legend näher: „Du kannst dich immer noch scheiden lassen!“, meinte sie ärgerlich.

„Ja, könnte ich“, die Stimme ihres Freundes klang rau.

Sie las die Traurigkeit in seinen Augen, als er ihren Blick erwiderte: „Nur- ich will aber nicht!“, beendete er schluckend den angefangenen Satz.

Sie nahm ihn in den Arm. Für ein paar Minuten saßen die beiden ungleichen Freunde so still beieinander, hatten ihre Köpfe aneinander gelegt.
 

Ran hielt sich noch etwas in Gespräche mit Gott lesend mit Kazuha im gemeinsamen Zimmer auf. Im Gegensatz zu ihr las ihre Freundin einen Manga. Zwei weitere hatte sie neben sich auf dem Bett liegen. Anders als Ran hatte sie sich nicht mit der Decke gegen die Wand gelehnt, sondern lag, sich mit den Oberarmen abstützend beim Lesen, auf dem Bauch.

„Was denkst du über Ruth?“, wurde Ran von ihr angesprochen.

„Ich weiß noch nicht genau“, räumte die werdende Mami das Buch beiseite legend überlegend ein: „Ich kenne sie noch nicht gut genug, um sicher sagen zu können, ob ich sie mag. Also eine Chance möchte ich ihr aber schon geben“, antwortete sie auf Kazuhas fragenden Blick hin konkret.

„Ich find sie is komisch. Has’u gehört, was sie mit den Tiern gemacht hat?“

„Ja“, antwortete Ran leise. Nahm die Freundin des Vaters ihres Freundes dann doch in Schutz: „Aber du hast doch gehört, was Yusaku gesagt hat und ich glaube das sie wirklich solche Angst vor Hunden und anderen Tieren hat.“

„Ja, aber trotzdem. Das is doch schon was übertrieben“, sie drehte sich auf den Rücken, legte einen Armrücken auf ihrer Stirn ab: „Sie muss dafür doch irgendn Grund habn.“

„Mag sein“, antwortete Ran nebenbei abwesend. Sie nahm ihr Handy neben sich zur Hand. Traurig schaute sie es an.

Kazuha drehte ihr den Kopf zu, schaute zu ihr hinüber: „Wartest du auf einen Anruf von Shinichi?“, fragte sie mitfühlend nach.

„Eigentlich schon. Er hat gesagt, dass er mich gegen viertel nach Neun anrufen wollte“, bekam sie von der werdenden Mami Antwort: „Er wollte sich heute Abend noch melden“, sie schaute enttäuscht auf die kleine Uhranzeige: 22:14 auf dem Display: „Er wollte mich wegen Conan und den Babynamen anrufen, weißt du?“

„Ran“, versuchte Kazuha ihre Freundin zu trösten: „Vielleicht meldet er sich ja nachher noch.“

Sie jedoch fuhr sich mit der einen Hand über die feucht werdenden Augen: „Glaub ich nicht. Er ist sicher noch zu beschäftigt“, während sie mit der anderen das pinke Gerät ausschaltete und es enttäuscht zurückplumpsen ließ.
 

„Bist du fertig?“

„Ja.“

„Und wie findest du es?“, bewegte sie sich ein Stück vor, schaute ihn ungeduldig aus großen Augen an.

„Abgesehen von deinen ganzen Tippfehlern?“, zog Yusaku seine Augenbrauen hoch.

„Ja!“, drängte sie ihn energisch: „Ich weiß selbst, dass die Kapitel noch korrekturgelesen werden müssen.“

„Müssen sie nicht mehr“, auch in Shinichis Vater kam wieder Leben: „Ich war bereits so frei. Du hast eine so derartige Sauklaue. Das hält ja keiner aus. Ich meine hier“, er deutete auf die Stelle bei der er mit lesen stehen geblieben war: „Du meintest wohl scream, statt cream und hier“, er deutete auf eine Zeile darunter: „Mal eher death statt Beth, oder?“, machte er sich lustig: „Wäre sonst nämlich eher eine Komödie als ein Triller.“

„Ach!“, knurrte sie ihn, ihm ihren Ellenbogen ohne Wucht in die Seite rammend, lachend an: „Und davon abgesehen?“

„Davon abgesehen?“, wiederholte er ihren gereizten Unterton: „Davon abgesehen“, grinste er: „Ist es gut!“

„Findest du?“, vergewisserte Ruth sich zufrieden.

„Ja“, bestätigte er ihr: „Schön blutig, grausig und schaurig.“ Er zog die Stirn in Falten: „Zu schade, dass mir das nicht eingefallen ist“, befand er.

„Tja, jetzt dürfte es wohl zu spät dafür sein.“

Nickend stimmte er heiter in ihr Lachen ein.
 

Mittwochmorgen, 22. November
 

„Un hat er noch angerufn?“, fragte Kazuha, die Decke beiseite schlagend, sich im Bett aufsetzend. Sie schaute zu ihrer Freundin rüber, die gerade ihr Handy eingeschaltet hatte.

Ran verneinte niedergeschlagen.

Sie begleitete ihre Freundin, ihren Morgenmantel überziehend, auf den Flur.

„Hu, Conan!“, trat sie sich erschreckend einen Schritt ausweichend zurück.

Angesprochener schaute hoch.

Kazuha ging weiter zum Bad.

Er stand vor Ran, die ihn irritiert ansah: „Vorsichtig“, meinte sie.

„Äh, ja!“, hatte ihr kleiner Freund kaum geantwortet, da hatte seine Freundin sich schon zu ihm hinunter gebeugt. Mütterlich schaute sie ihn an: „Geht es dir nicht gut, Conan?“, fragte sie ihn besorgt, fühlte ihn an der Stirn.

„Doch!“, antwortete er schnell: „Ich habe nur etwas Bauchweh.“ Kindlich lächelte er verlegen.

„Oh“, hatte er damit ihr Mitgefühl sicher: „Möchtest du heute zuhause bleiben?“

„Wenn das denn geht?“, fragte er hoffungsvoll nach.

„Bestimmt!“, bejahte sie: „Weißt du was: Du gehst jetzt zurück ins Bett und ich komm gleich mit einem Tee zu dir, okay?“, aufmunternd lächelte Ran ihren Kleinen an, der mit einem dankbaren: „Ist gut“, nickte.

Sie erhob sich wieder und er schaute seiner Ran noch nach, bevor er sich zurück unter die warme Decke legte.

Heiji war nicht mehr im Zimmer.
 

„Guten Morgen, Liebes“, meinte Yusaku die Freundin seines Sohnes in der Küche willkommen heißend. Er saß zeitunglesend bei Kogoro und Heiji, die frühstückten.

Sie jedoch hatte es eilig: „Hi“, grüßte sie zurück, während sie den Tee auf dem Tisch begutachtete. Schnell setze sie anderen auf.

„Was ist denn, dass du am frühen Morgen so viel Staub aufwühlst. Bist du jetzt etwa eine Wühlmaus?“, scherzte er lachend den Sportteil an ihren gerade kauenden Vater weiterreichend.

„Nein, bin ich nicht“, entgegnete sie keck. Dann erklärte sie: „Conan ist krank.“

Diese Aussage ließ dessen Vater kaffeetrinkend stutzen.

„Krank?“, drehte Heiji sich um.

Wohingegen Kogoro sich nicht dermaßen interessierte, wie für die Pferderennen.

„Er hat Bauchschmerzen“, teilte sie recht sachlich mit.

Bei den beiden Eingeweihten arbeitete es. Bei Yusaku dauerte es nur Sekunden. Aufmerksam musterte er den Freund seines Sohnes.

„Oh“, hörte der ihn bedauernd.

„Das ist sicher unangenehm“, wandte Yukikos Mann sich dabei nebenbei scheinbar an ihn: „Seit wann denn? Gestern Abend war er gar nicht beim Essen?“

„Hat er nicht gesagt“, antwortete sie, darauf wartend, dass das Wasser kochte, nicht ahnend stellvertretend.

Doch Yusaku reichte das nicht. Er schaute Heiji direkt fragend an.

„Er hat gesagt, dass er vom Reiten KO is. Voll schlechte Laune, aber sons?“

„Also ging es ihm da noch gut“, harkte Yusaku mit einem Hauch von Misstrauen nach.

Heiji nickte. Sich an gestern zurück erinnernd, kamen ihm selbst doch gleichfalls Zweifel.

Obwohl, gut augesehn hatt er nich.

„Jedenfalls sieht er nicht gut aus“, sprach Ran laut aus was er eben mit einem mulmigen Gefühl dachte: „Er ist ziemlich blass“, meinte sie den Tee aufgießend.

„Lässt du ihn heute zuhause bleiben?“, richtete Yusaku sich informativ, die Tasse zum Mund führend, an sie.

Woraufhin sie nickte.

„Falls du eine Wärmfalsche suchst, ich habe die Tage eine bei den Handtüchern im Schrank gesehen“, setzte er die Tasse wieder ab.

„Ja, danke!“, lächelte die werdende Mami ihn gehend noch einmal an.

Wie auch Heiji, schaute er ihr noch nach.
 

„Hi“, fand Ran ihren Kleinen die Decke bis zum Hals hoch gezogen vor, als sie mit dem Tee in der einen und der Wärmflasche in der anderen Hand sein Zimmer aufsuchte. Aufmunternd lächelnd setze sie sich zu ihm: „Hier“, hielt sie ihm zuerst den wärmenden Behälter hin.

Zurückhaltend nahm er diesen entgegen.

„Bitte“, folgte dann die Tasse.

„Danke“, antwortete er leise.

„Gern geschehen“, entgegnete sie fürsorglich. Wieder aufstehend wollte sie gehen. Doch dann stutze sie, schaute ihren Kleinen an, der so niedergeschlagen zu ihr aufsah.

„Ran?“, hörte sie ihn zögerlich.

„Ja?“

„Es- ich wollte dir sagen, dass es mir leid tut.“ Während er sprach schaute er nach unten auf seine Finger, mit denen er traurig mit den Falten in der Decke spielte.

„Was tut dir leid?“

„Das ich gestern so gemein zu dir war“, er schaute schnell wieder hoch zu ihr: „Wirklich, Ran! Ich hab es nicht so gemeint. Es tut mir ehrlich leid. Ich wollte dich nicht so anbrüllen und nicht auf dich hören wollte ich auch nicht“, beteuerte der Mini-Shinichi seinem Liebling: „Echt, das tut mir leid! Du sollst dir keine Sorgen wegen mir machen.“

Ran war über diese inständige Entschuldigung verblüfft. Nahm sie dann mit einem unbeschwerten: „Okay“ lächelnd zur Kenntnis.

Was wiederum ihren Freund verwunderte: „Du bist gar nicht mehr sauer auf mich?“
 

Der geschrumpfte Shinichi sah, wie sich ihre Gesichtszüge veränderten, zerknirscht wurden.

„Nun“, begann sie, sich zu ihm zurück setzend: „Sauer ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Sagen wir- ich bin enttäuscht“, rückte sie mit der Wahrheit heraus.

„Enttäuscht?“, schaute er sie fragend an.

„Ja“, räumte sie ein. Einen Moment lang schwieg sie.

Der kleine Detektiv wartete ab. In ihm zog sich alles zusammen. Dass sie weiter sprach, machte es nicht besser.

„Conan“, appellierte sie traurig an ihn: „Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht! Du bist ganz Bedrückt. Du hast doch was!? Ich kann nicht verstehen, warum du nicht mit mir darüber reden willst. Vertraust du mir denn nicht?“

Ihrem kleinen Freund fiel es schwer sie anzusehen. Es tat ihm zu weh:

„Doch“, antwortete er kleinlaut, aber entschieden. Er musste schlucken, konnte ihr nicht länger in die Augen sehen. Auch wenn er sie nicht mehr ansah, sie so hilflos zu hören reichte aus, um ihm einen Stich in Herz zu versetzen. Sein Hals schürte sich regelrecht zu, als er sie flehen hörte: „Ja, aber warum sagst du es mir denn dann nicht? Hast du Angst, dass ich dich ausschimpfe? Oder das ich dich nicht ernst nehme? Hast du was angestellt? Conan, ich versprech dir, egal was du gemacht hast oder was auch immer passiert ist du kannst mit mir reden. Ich verspreche dir-“

Sie hatte ihre Hand auf seine gelegt: „das ich wirklich nicht sauer auf dich sein werde!“

„Wirklich nicht“, schaute er tatsächlich zu ihr auf. Seine Stimme war ungewöhnlich ironisch.

„Wirklich nicht!“, Ran schaute ihn beteuernd an: „Conan, ich versprech es dir. Bitte, ich mach mir doch Sorgen um dich. Du hast doch was!? Bitte sag mir was du hast!?“

„Ich hab aber nichts.“ Der Mini-Shinichi wusste, dass sie ihm das nicht abkaufte.

„Warum weichst du mir immer aus?“, drängte sie ihn auf Antwort.

Was ihn: „Mir geht es gut!“ aufbrausen ließ.

„Lüg mich nicht an!“, wurde auch sie ärgerlich. Ihre Stimme wurde weinerlich: „Ich versteh das nicht. Es ist überhaupt nicht mehr wie früher. Wir konnten uns doch sonst immer alles erzählen? Was ist passiert, dass du mir dermaßen aus dem Weg gehst? Hab ich dir denn irgendwas getan?“

„Nein.“

„Aber warum schließt du mich dann so aus, Conan?“ Ran sah ihren Freund an, wollte- sie bestand auf einer Antwort: „Ich will dir doch helfen!“

„Ich will dich doch überhaupt nicht ausschließen“, kam die eigene Hilflosigkeit in ihm hoch.

„Doch- Conan! Genau das tust du aber!“, fuhr sie ihn energisch an.

„Nicht absichtlich!“, schrie er zurück. Musste erneut schwer schlucken: „Ich habe dir doch gesagt, wie leid es mir tut.“ Wieder sah er nach unten.

„Ich brauche deine Hilfe nicht“, seine Stimme klang kratzig.

„Du lügst“, brachte sie die Wahrheit bitter auf den Punkt. Damit traf sie.

„Und wenn schon. Ran! Ich- ich“, er geriet ins Stocken: „Ich will nicht darüber reden.“

„Aber!?“

Er unterbrach sie, wurde erneut lauter: „Ich muss dich ja anlügen, damit du mich endlich in Ruhe lässt!“

Womit er wiederum sie hart traf.

Fassungslos sah sie ihn an.

„Wenn ich dir sag, dass ich nicht darüber reden will, dann respektier das gefälligst und lass mich in Ruhe!“

„Schön!“, tief gekränkt erhob Ran sich, schaute ihn ein letztes Mal verletzt an: „Dann versauer doch in deinem Unglück, wenn es dir so viel Spaß macht!“ Damit ging sie zur Tür, schloss unsanft.

„Spaß!“, schlug der geschrumpfte Shinichi auf die Bettdecke ein: „Das macht überhaupt keinen Spaß!“ Ihm war einfach zum heulen. Mutterseelenallein blieb er sitzen, schlug ein weiteres Mal mit geballter Faust. Der Tee lief über.

„Scheiße!“, fluchend schmiss er die Tasse auf den Boden. Bebend vor Wut und Gram starrte er die Scherben in der Lache an.

Erstickte fast an seinem Zorn.
 

Ran schmiss hinter sich die Türe zu.

Yusaku öffnete sein Zimmer, deutete Ruth, am Laptop sitzend, an zu warten.

Er klopfte, kam dann herein.

Die Freundin seines Sohnes fand er schmollend auf dem Bett.

Sie schaute auf.

„Nanu, Liebes?“, kam er aufmunternd auf sie zu: „Was ziehst du denn für ein Gesicht?“

Sie sah ihn verstimmt an, antwortete nicht.

„Komm schon“, setze er sich mit Elan zu ihr: „Wir haben noch nicht mal zehn Uhr. Zum sauer sein ist es ja wohl noch zu früh! Wir haben ja noch nicht mal Mittag.“

„Ja und!?“

Yusaku sah die werdende Mami so unwiderstehlich lächelnd an, dass sie mitmachte.

Mit dem Ärmel wischte sie sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel.

Tröstend nahm er sie seitlich in den Arm: „Na, sag schon, hm?“

„Es ist wegen Conan.“

„Was ist mit ihm? Habt ihr euch wieder zerstritten?“

„Ja!“

„Will er immer noch nicht mit dir sprechen?“, tat Shinichis Vater ratend.

„Du meinst darüber, was ihn bedrückt?“ Rans Gekränktheit war nicht zu überhören: „Ja“, platze es aus ihr heraus, ehe sie zu weinen anfing: „Ich bin total schlecht!“

„Was bist du?“, erwiderte Yusaku entrüstet: „Wieso bist du total schlecht?“

„Weil ich einfach nichts aus ihm rauskriege!“

„Aber das musst du doch nicht auf dich selbst beziehen. Er meint das nicht so.“

„Doch! Das hat er so gemeint!“

„Glaub ich nicht“, hielt Yusaku sanft dagegen: „Er ist nur einfach ein Junge. Über Probleme reden ist nicht gerade seine Stärke.“

„Aber ich kann doch auch zugeben, wenn ich was habe!?“

„Ja“, knuddelte er sie liebevoll lächelnd: „aber du bist ja auch schön älter.“

„Yusaku, kannst du es denn nicht mal versuchen?“

„Oh, nein“, wehrte er regelrecht entschieden ab: „Ich denke nicht, dass ich mich da einmischen sollte.“

„Aber warum denn nicht? Ach, bitte Yusaku!“, schaute sie ihn aus ihren bittenden Augen an: „Du hast doch so eine beruhige Art, dass man bei dir freiwillig von sich aus alles preis gibt.“

„Nun“, räumte Yusaku, seinen Arm auf ihrer Schulter ablegend, ein: „das mag vielleicht auf dich zu treffen, danke aber“, er schüttelte den Kopf: „Nein danke. Ich will mich da nicht einmischen. Vielleicht kommt er ja von sich aus, wenn du ihm nur noch etwas Zeit mehr lässt?“

„Das hab ich doch schon!“, begehrte sie niedergeschlagen und wütend auf: „Die ganze Zeit, aber das nützt nichts und irgendwie muss ich es doch rauskriegen können!?“

„Indem du versuchst mich und andere auf ihn anzusetzen?“, Yusaku schaute die Freundin seines Sohnes streng an: „Ran, das ist nicht die feine Art.“

„Scheiß auf die feine Art! Ich will endlich wissen was sein Problem ist. Damit ich ihm helfen kann!“

„Liebes, ich versteh dich ja. Nimm es nicht so schwer. Es regt sich doch sicher alles wieder ein. Du wirst sehen“, sanft gab er ihr einen kleinen Kuss auf die Haare, drückte sie: „Gib ihm einfach die Zeit, die er braucht. Wenn er so weit ist, kommt er bestimmt.“

„Meinst du?“, fragte sie noch nicht ganz so überzeugt nach.

„Na klar doch!“, bekräftigte er optimistisch: „Aber jetzt was anderes. Lass uns frühstücken, hm?“, schaute er sie keck an. Vergnügt zog er sie auf die Füße.

„Komm, wir frühstücken“, rief er Ruth Bescheid gebend. Er warte mit Ran auf sie, bevor sie zu dritt runter gingen.
 

Der geschrumpfte Detektiv war immer noch sauer.

Deprimiert hatte er sich hingelegt. Unten auf dem Teppich konnte er den nassen Fleck immer noch sehen.
 

Ran kam neben Yusaku und Ruth aus der Küche.

„Und was machen wir jetzt?“, wollte die Amerikanerin munter wissen.

„Gute Frage“, überlegte er. Er setzte sich auf die Couch im Wohnzimmer: „Tunis freut sich bestimmt, wenn ich komme.“

Sie warf ihm einen angewiderten Blick zu, der ihn zum Lachen brachte: „Das du mit willst, war mir schon klar“, antwortete er auf die erwartungsvolle Haltung der Freundin seines Sohnes: „Aber nein. Ich blieb mal hier“, meinte er dann entspannt die Beine hochlegend.

„Was?“, Ruth sah ihn skeptisch an: „Du hellst es ohne dieses dumme Pferd aus?“

„Hey“, warnte er, lachte: „Ach, ich war ja gestern noch länger da und habe mit ihm ne Ehrenrunde gedreht und übrigens gegen Andrew verloren.“

„Andrew?“, wiederholte sie sich zu ihm setzend.

Auch Ran setzte sich.

„Ein guter Bekannter von mir. Wenn du mit kommen würdest, könnte ich ihn dir mal vorstellen. Vielleicht ist er ja was für dich“, machte Yusaku ihr ein Angebot.

„Aber ich dachte, dass Andrew verheiratet wäre?“

„Psst!“, zischte er Ran fies grinsend an: „Verrat das doch nicht!“

„Haha“, fand Yusakus Freundin das nicht witzig.
 

„Ran“, dachte er bedrückt an vorhin zurück.

Er starrte die Scherben an. Langsam reckte er sich, griff nach einer und hob sie auf.

In seiner Hand betrachtete er das kleine Stück kurz.

Es tut mir leid, kniff er die Augen zusammen, zog die Beine unter der Decke näher heran. Fest hielt er die Scherbe in seiner Hand umschlossen Es tut mir wirklich so leid!
 

Noch immer im Wohnzimmer spielten die drei Karten.

„Ha! Genau 21! Wieder gewonnen!“, freute sich die werdende Mami riesig ihr Blatt offen legend.

Sehr zum Leidwesen der anderen beiden.

„Hör mal, mit dir macht mir das aber keinen Spaß mehr“, kritisierte Yusaku sie neckend.

„Ja!“, stimmte Ruth gelangweilt zu.

„Ich gewinn doch nicht absichtlich.“

„Nein, gar nicht“, schüttelte Yusaku den Kopf, als ein Handy klingelte.

Es war Rans. Sie hatte eine SMS.

„Darf ich auch mal?“

Nickend ließ sie Yusaku einen neugierigen Blick auf den kleinen Text werfen:

Ran, ich weiß ich wollte dich anrufen.

Ich hatte gestern Abend noch einen Klienten.

Da hab ich das total vergessen.

Tut mir schrecklich leid!

Wirklich, sorry, sorry, sorry!!

PS: Wegen Conan, das ist geregelt. Ich hab mit ihm gesprochen. Du brauchst dir jetzt keine Gedanken mehr zu machen.

Aha!, ging es dem Vater durch den Kopf. Dann gab er das Handy jedoch zurück: „Wie süß. Gleich drei Sorrys“, klang er fast neidisch: „Wieso schreiben mir Frauen sowas nie!?“

„Du meinst doch eine bestimmte“, meinte seine Freundin schnippisch.

„Yukiko“, hatte deren Ehemann die Spitze schon verstanden: „Ja.“

„Die schreibt dir sowas mit Sicherheit nicht“, meinte sie zynisch: „Und du, du würdest sie mit Sicherheit nicht mal zappeln lassen!“

„Na und?“, gab Yusaku eingeschnappt zu: „Ich wurde mich jedenfalls freuen.“ Er stand auf: „Wollt ihr auch noch?“, schaute er beide der Damen fragend an.

Auf ihr Nicken hin nahm er die Tassen mit in die Küche.
 

Diese aufgefüllt kam er zurück. Jetzt war es sein Handy das bimmelnd auf sich aufmerksam machte.

Wie Ruth, kicherte auch Ran verhalten. Zu zweit beobachteten sie gespannt, wie er verdutzt dem Krach nachging.

Auf seinem Gesicht wandelten sich die Fragezeichen. „Sorry, sorry, sorry und noch mal sorry!“ hatte er gelesen.

Grinsend schauten Ruth und er sich an.

„Danke.“ Glücklich kam er sie von hinten knuddeln: „Wie schön! Da denkt ja tatsächlich wer an mich!“

Ran schaute ihm zu, wie er ihr einen dicken Kuss auf die Wange gab. Sich davon nicht stören lassen mischte die Kriminalautorin die Karten neu.
 

„Ran, verrat doch nicht schon wieder alles!“, tadelte Yusaku sie grinsend.

„Äh, d- das tu ich doch gar nicht“, wurde Shinichis Freundin rot.

„Doch verdammt noch mal!“, schaute er extra grimmig: „Ich und Ruth wollen auch mal gewinnen, aber doch nicht so.“

„Ist doch gut“, meinte diese dagegen geschäftstüchtig: „Wenn sie nicht pokern kann. Hilf ihr jetzt gefälligst nicht!“

„Bluff. Du musst bluffen!“, raunte Yusaku daraufhin nur leise, jedoch dafür eindringlich zu Ran hinüber.

Trotzdem Ran war raus und auch Yusaku gab sich lieber bei seinem schlechten Blatt geschlagen.

„Was ist mit Conan?“, schaute er, gelassen nach seiner Tasse greifend, zu Ran: „Ob er auch noch einen Tee vertragen kann?“

„Keine Ahnung!“, schaute sie, auf den fragenden Blick hin, patzig.

„Du willst also nicht nachsehen gehen?“, schlussfolgerte Yusaku daraus ein wenig spitz.

„Damit er mich wieder anmacht, nur weil ich nett sein wollte?“, schaute sie ihn ablehnend an: „Bestimmt nicht.“

„Auch gut, dann werd ich mal gehen. Ich will ja mal nicht so sein. Ihr könnt bis dahin ja mal überlegen, was ihr als nächstes machen wollt.“
 

Yusaku ging erst zur Küche dann nach oben.

Einmal klopfte er an der Türe, kam dann herein.

Die Scherben sehend blieb er stehen, schaute zu seinem Sohn.

Der schlief.

Sich bückend hob er die Stücke der Tasse auf, tauschte sie gegen die neue. Diese abstellend fiel ihm die Keramik in der halb geöffneten Hand seines Kindes auf. Er nahm ihm das kleine Stückchen ohne weiteres ab, fühlte einmal den Puls.

Kurz stand Yusaku da, betrachtete seinen Sohn. Sein anfänglich ernster Gesichtsausdruck löste sich. Einen Blick auf die anderen Scherben in seiner Hand werfend, verließ er das Zimmer wieder.

Er ging in sein eigenes rüber. Dort klebte er die Tasse wieder zusammen, beschriftete einen kleinen Zettel mit den Worten: Leichtigkeit, göttliche Ordnung, so ist es und so sei es. Amen.

Welchen er im Anschluss noch mit einem breit grinsenden Smiley verzierte, bevor er das Papier zusammenrollte und in die eben frisch reparierte Tasse steckte.

Das getan ging er wieder nach unten. Verbündet mit Ran spielte er gegen Ruth weiter…

Grenzüberschreitung(en)

Mittwochmittag, 22. November
 

Der geschrumpfte Detektiv lag wach. Er seufzte.

Seinen Kopf zur Seite drehend bemerkte er, dass die Scherben fehlten.

Darüber stutzend kam ihm Ran augenblicklich wieder in den Sinn und dass er sich so mit ihr zerstritten hatte.

Verdammt!, raufte er sich die Haare: „Verdammt! Wie doof muss man eigentlich sein? Ich bescheuerter Idiot!“

Seine Verärgerung schlug in inständiges Bedauern um: Verdammt noch mal! Was mach ich denn jetzt?, fragte er sich verzweifelt.

Am liebsten würd ich zu ihr gehen und mich entschuldigen, vermisste er Ran.

Den Gedanken erst mal im Kopf, rang er mit sich. Unsicher, ob er zu ihr gehen sollte oder nicht, blieb er liegen.

Bis er sich schließlich doch aufsetzte. Kurz blieb er noch auf dem Bett. Dann rückte er vor, stellte seine Füße ganz auf dem Boden ab, blieb vorerst in dieser Position, bis er sein Gewicht endgültig verlagerte und sich abstützend aufrichtete.

Langsam ging er zur Tür. Dort zögerte er.

Unruhig stand er vor dem verschlossenen Holz, bis er dann doch vorsichtig öffnete.

Zu seiner Erleichterung waren der Flur leer und die Zimmertüren seiner Eltern geschlossen.

Erst als er sich ganz sicher war, lief er bis nach nebenan zur anderen Tür. Hinter der er auf Ran hoffte.

Soll ich?- Noch kann ich wieder umdrehen, kamen ihm erneut Zweifel.

Aber hier jetzt lange herumzustehen ist auch eine dumme Idee!, nahm er zerknirscht all seinen Mut zusammen. Leise klopfte der geschrumpfte Shinichi.
 

„Ja?“, hörte er Ran lesend von innen her.

„Äh, bitte entschuldige“, machte er zaghaft auf sich aufmerksam: „Ich bin es, Conan. Kann ich kurz zu dir reinkommen?“

„Äh, ja!“, antwortete sie aufschauend, wenn auch sehr überrascht: „Sicher.“

Während er die Türe öffnete, legte sie das Buch neben sich ab.

Fragend sah sie ihn an, wie er verhalten hereinkam.

Kaum war er drinnen, hatte hinter sich zugemacht, blieb er, nach nur ein paar Schritten auf sie zu, stehen.

Verlegen sah er sie an: „Ich wollte mich bei dir entschuldigen, Ran. Wegen heute Morgen. Ich habe mich wirklich schlecht dir gegenüber benommen. Darum möchte ich dich um Verzeihung bitten. Darum- bitte: Können wir uns wieder vertragen? Ich finde es ganz scheußlich zerstritten mit dir zu sein.“

„Okay, geht mir genauso“, willigte sie zu seiner großen Erleichterung sofort ein: „Ich will auch nicht mit dir streiten.“ Sie breitete ihre Arme aus, bot ihm zur Versöhnung eine Umarmung an, welche er nur allzu gerne annahm.

Impulsiv erwiderte er ihre Geste.

Ran atmete ebenfalls erleichtert auf, als sie spürte wie fest er sich an sie drückte.

Nicht nur sie hatte etwas in den Augenwinkeln. Auch er war nah dran. Sie warte, bis er sich wieder im Griff hatte.

Langsam ließ er los.
 

Gutmütig lächelnd behielt sie ihn weiter auf dem Schoß.

Seine Stimme kontrollierend schaute er zu ihr hoch: „Ich habe mit Shinichi gesprochen“, begann er: „Mit dir kann ich leider nicht darüber reden- es ist eine Jungensache, weißt du? Bitte sei deswegen nicht sauer auf mich.“

„Ich bin nicht sauer auf dich“, wischte sie sich mit dem Ärmel übers Auge: „Ich glaube ich kann das verstehen. Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht so drängen sollen.“

„Und mir tut es leid, dass ich dich so angeschrien habe. Das war echt nicht fair von mir! Dafür möchte ich mich noch mal tausendfach bei dir entschuldigen.“

„Ach, ist schon gut“, nahm sie ihn noch einmal in den Arm.

„Es tut mir ehrlich leid“, murmelte er, zog ihren Arm näher zu sich heran.

Nickend legte sie das Kinn auf seinem Kopf auf.
 

So blieben die beiden beieinander sitzen, bis Ran es war, die als erste wieder zum Tagesgeschehen überging.

Er schaute zu ihr hoch, als er spürte wie sie ihn gähnend losließ.

Das Buch weiter weg schiebend machte sie es sich liegend bequem.

„Ran?“, beobachtete er ihr Tun: „Kann ich noch ein wenig hier bleiben?“

Sie meinte lächelnd: „Klar.“ Nickend hob sie die Decke ein Stück an, bot ihm so an sich neben sie zu legen, was er, wenn auch ein wenig verlegen, tat.

Sich angenommen fühlend ließ er sich von ihr zudecken.

Sanft zog sie ihn von der Seite her heran, legte einen Arm um ihn.

Er lag nun ganz dicht bei ihr, war rot geworden

„Ich hab dich sehr lieb“, hörte er sie flüstern.

„Ich dich auch“, erwiderte er leise. Er fühlte wie sie ihn noch ein wenig mehr heranzog.

Erst jetzt entspannte auch er sich, schloss ebenfalls die Augen. Zaghaft kuschelte er sich an sie.

Ich dich auch, schoben sich erneut graue Wolken in sein Gemüt.
 

Ruth saß in Yusakus Zimmer weiter an ihrem Manuskript arbeitend auf der zum Schlafen ausgeklappten Couch.

Yusaku lag, mit einem abgelegten Buch auf dem Bauch, neben ihr. Seine Augen hatte er geschlossen.

„Voyage bedeutet so viel wie Reisen, oder?“, wollte seine Freundin das Tippen plötzlich einstellend von ihm wissen.

„Hm?“, öffnete er die Augen, drehte sich mit dem Kopf mehr in deren Richtung: „Du meinst auf Französisch?- Ja.“

„Danke“, meinte sie.

Für eine kurze Weile schloss Yusaku die Augen nochmal. Doch dann stand er unerwartet auf.

Ruth drehte sich nach ihm um.

Ohne das er noch etwas sagte, verließ er den Raum.
 

Hinter sich geschlossen überquerte Yusaku den Flur.

Einmal anklopfend macht er auf. Stutzend stellte er fest, dass sein Sohn nicht da war.

Verwundert ging er zuerst zu den Bädern. Beide waren offen. Überlegend blieb er stehen, bevor er leise bei Ran anklopfte.

Dort wurde er fündig: Sein Sohn lag neben seiner Freundin. Eng aneinander geschmiegt schliefen die beiden seelenruhig direkt nebeneinander.

Lächelnd den Kopf schüttelnd betrachtet er die kleine Familie, machte die Tür dann wieder zu.

Den Blick nach oben gerichtet bedankte er sich zufrieden flüsternd bei Gott zurück in sein Zimmer gehend.
 

Der geschrumpfte Shinichi wurde sich zusammenziehend schlagartig wach. Für kurze Zeit kiff er die Augen fest zusammen, biss sich das Gesicht verziehend auf die Lippe.

Im Gegensatz zu ihm blieb Rans Atmung gleichmäßig.

Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Niedergeschlagen schaute er seine Freundin an.

Verdammt! Am liebsten würde ich jetzt einfach weiter hier liegen bleiben, aber dann komm ich gleich nicht mehr hoch, war ihm zum Heulen zu Mute.

Er ärgerte sich maßlos. Den Kopf zur Decke hoch drehend, behielt er die Hand noch auf der Stirn. Eine Weile blieb er noch so liegen. Erst dann hob er die Decke an.

Ran hatte ihn nicht mehr direkt im Arm. Nur der den sie um ihn gelegt hatte, befand sich noch auf der Höhe seiner Schulter.

Vorsichtig legte er diesen behutsam neben sich ab, bevor er sich langsam aufrichtete. Mit den Füßen rutschte er vor, sodass er zumindest mit den Zehen den Boden unter sich hatte. Dann im Anschluss kam er ganz auf die Beine. Schmerzhaft verzog er stumm wimmernd das Gesicht. Am Anfang stand er unsicher. Es kostete ihn Kraft die Beine dennoch so durchzustrecken, dass er sich abstützend das Zimmer verlassen konnte.

Er machte die Tür hinter sich zu und war heilfroh, als er sein Bett erreicht hatte und sich darauf fallen lassen konnte.
 

Am Nachmittag
 

Unten an der Haustüre klingelte es.

„Ich werd gehen“, meinte Yusaku aus seiner liegenden Position aufstehend. Er ging aufmachen. Vor ihm standen vier Kinder.

„Hallo“, war es Mitsuhiko zwischen Ayumi und Genta. Ai befand sich hinter den dreien.

„Wir sind wegen Conan gekommen. Er war heute nicht in der Schule. Deshalb wollten wir ihn besuchen, wenn das geht“, erklärte er stellvertretend auch für seine Freunde.

„Ist er krank?“, fragte Ayumi besorgt.

„Ja“, antwortete der Vater des vermeidlichen Grundschülers gutmütig: „Er hat Bauchweh. Es ist aber nichts Ernstes. Ich glaube, dass er gerade noch schläft, aber ihr könnt gerne mal hochgehen und nachsehen. Er würde sich sicher freuen seine Freunde zu sehen.“

Was diese einstimmig: „Danke“, sagend auch umgehend taten.

Jedenfalls alle bis auf Ai, die nur bis in den Flur reinkam.

„Was hat er wirklich?“, konfrontierte sie den Vater ihres Versuchskaninchens Nummer Eins schafsinnig: „Geht es um das Gegenmittel?“

Er erwiderte ihren Blick, schaute zu ihr hinunter.

Dann antwortete er sachlich: „Nein“, sagend und drehte sich um. Die Treppe hochgehend sprach er weiter: „Das denke ich nicht. Er fühlte sich heute Morgen nur nicht so besonderes, weshalb Ran ihn hier gelassen hat. Wahrscheinlich nur ein kleiner Infekt. Wenn es ihm in ein paar Tagen nicht besser geht, werde ich mit ihm zum Arzt gehen.“

„Dann werde ich vorsichtshalber das Gegenmittel solange absetzen.“

„Ich glaube das wird nicht nötig sein. Lass es ihm ruhig“, ging er ins Wohnzimmer über.
 

Sein Sohn machte keinen begeisterten Eindruck, als er die drei aus seiner Klasse anklopfen hörte. Kaum hatte er nur der Höflichkeitshalber: „Herein“ gesagt, machte Genta auch schon auf.

„Hallo“, begrüßten sie ihn.

„Wir haben gehört, dass du Bauchschmerzen hast“, erklärte Mitsuhiko ihn unwissentlich auf.
 

Yusaku sah Ruth bereits oben auf dem Flur stehen.

„Nicht noch mehr Kinder!“, verdrehte sie genervt die Augen.

„Keine Sorge, die werden nicht lange bleiben“, zog er sie an die Hand nehmend mit sich zurück in sein Zimmer.
 

„Tut es sehr weh?“, erreichte Ayumi ihn als erstes. Mitfühlend schaute sie ihn an.

„Es geht so“, bemühte er sich möglichst überzeugend rüber zu kommen. Unsicher begegnete er Ais Blick. Sie schaute ihn nahe der Tür stehen geblieben nur an.

„Oh, da bin ich aber froh!“, freute Ayumi sich erleichtert: „Ich hab dich heute richtig vermisst!“

„Ja!“, pflichtete Genta seiner kleinen Freundin bei: „Ohne dich ist Fußball nun mal einfach öde.“

„Meinst du es geht dir am Wochenende soweit besser, dass du mit uns in den Kinofilm gehen kannst?“

„Ich hoffe schon“, spürte er Ais skeptischen Blick auf sich.

„Oh, das wäre super!“, freute Ayumi sich strahlend.

Auch ihre beiden Freunde sahen sich zufrieden an.

Ihre vergnügten Gesichter hielten jedoch nicht. Da sie gebeten wurden: „Bitte, nehmt mir das jetzt nicht übel. Es ist nur- Ich bin müde und würde mich gerne ausruhen“, zu gehen.

Ai machte schweigend die Arme verschränkend deutlich was sie davon hielt.

„Okay“, zeigten die drei Kleineren sich, wenn auch enttäuscht, einverstanden.

„Ich wünsch dir, dass es dir ganz schnell wieder besser geht“, meinte Ayumi.

„Ja, gute Besserung“, kam es auch von den Jungs.

Während die zwei anderen schon gehen wollten, blieb Mitsuhiko noch zögernd vor dem eigentlich viel Älteren stehen.
 

„Kann ich dich was fragen, Conan?“

Der vermeidliche Grundschüler war über den ernsten Tonfall des DetektivBoy verwundert: „Ja?“

„Kannst du mir bitte ehrlich antworten“, flüsterte er ihm zu.

Der geschrumpfte Shinichi sah zu, wie Mitsuhiko wartete, bis die anderen gegangen waren.

Nur Ai blieb noch hinter der Wand auf dem Flur stehen, während die anderen bereits wieder runter gingen.

„Hallo“, wurden sie gut gelaunt von Ran gegrüßt, die sie auf der Treppe vom Wohnzimmer aus entdeckt hatte.
 

Erst als er genickt hatte, fragte der jüngere Detektiv was ihn beschäftigte.

„Bist du irgendwie sauer auf uns?“

„Wie kommt ihr denn darauf?“

„Na, du wirkst in letzter Zeit immer so abweisend. Sind wir dir vielleicht zu sehr auf den Geist gegangen?“ Mitsuhiko war anzusehen, dass er sich unwohl fühlte und ziemliche Sorgen um seinen Freund machte: „Du bist so distanziert und wenn wir dich fragen, was mit dir los ist wirst du jedes Mal so wütend. Wir hatten schon überlegt gar nicht zu kommen, weil wir Angst hatten, dass du uns gar nicht würdest sehen wollen.“

„Oh“, räumte der Mini-Shinichi betroffen ein: „Ich bin nicht sauer. Auf keinen von euch. Tut mir leid, wenn ich euch da einen falschen Eindruck vermittelt habe. Ich hatte nur viel um die Ohren.“

„Ist das alles?“, harkte Mitsuhiko nach: „Um ehrlich zu sein. Ich und die anderen haben den Eindruck, dass du irgendein Problem hast, worüber du mit uns nicht reden möchtest. Das wollen wir zwar respektieren, aber wir machen uns auch Sorgen um dich.“

„Danke. Das ist sehr nett von euch“, schaute Rans Liebster kurz nach unten, bevor er Mitsuhiko wieder ansah: „Aber das braucht ihr nicht.“

„Wirklich? Kommst du alleine damit klar?“

„Ja.“

„Okay“, gab der kleine Junge sich damit zufrieden: „Dann werd ich jetzt auch gehen. Ich wünsche dir gute Besserung.“

„Danke“, sagend sah er ihn zur Tür gehen. Dort blieb der Grundschüler jedoch noch einmal stehen: „Wenn du es dir aber anders überlegen solltest, dann sag uns einfach Bescheid, ja? Wir sind auf alle Fälle für dich da!“

„Vielen Dank. Ihr seid echt die Besten!“

Er sah zu wie Mitsuhiko rausging und die Tür hinter sich schloss.

Bedrückt blieb der geschrumpfte Shinichi sitzen.
 

Als Heiji nachhause kam, fand er seinen kleinen Freund fest schlafend vor.

Schon von weitem sah er, dass er ganz verschwitzt war.

Mit einem skeptischen Blick verließ er das Zimmer wieder.

Yusaku, der sich gerade mit den anderen, abgesehen von seiner Frau, in der Küche aufhielt, sah ihn kommen.

Ihm fiel der besorgte Gesichtsausdruck auf, sagte jedoch nichts dazu.

Auf Kazuhas ablehnenden Blick hin verließ der Detektiv mit einem Glas Wasser den Raum wieder.
 

„Hier“, drückte er seiner Freundin derweil grinsend den Pfannenwender in die Hand: „Viel Spaß!“

„Danke“, nahm Ruth diesen fies in sich hinein lächelnd entgegen. Mit riesigem Vergnügen drehte sie den Fisch geradezu auf brutale Weise um und ließ ihn extra so lange auf einer Seite bis er fast anbrannte, nur um ihn dann aufs Neue umzuwerfen, dass es in hohem Bogen spritzte.

Yusaku zog Eri sicherheitshalber ein großes Stück beiseite, während er mit ihr das Gemüse kochte und den Salat schnitt.

Ran und Kazuha deckten schon einmal ohne aufgefordert werden zu müssen den Tisch.

Kogoro kam neugieriger an die Freundin seines Mitbewohners heran.

„Ich mag Fleisch am liebsten gebraten“, bemerkte jene ihn hinter sich.

„Ja. Geht mir genauso so. Haha!“

„Haha“, äffte Eri ihren Mann schnippisch nach.

Yusaku schaute sie beschwichtigend an.

„Welche Art Fleisch mögen sie denn am liebsten?“, fragte Ruth interessiert.

„Steak!“, meinte Kogoro.

„Ja, Steak find ich auch klasse!“, stimmte sie vergnügt zu: „Aber Schweinenacken ist im Sommer auch toll! Ich liebe Barbecues!“, geriet sie regelrecht ins Schwärmen.

„Ruth, du weißt: Das ist nicht koscher!“, tadelte Yusaku sie amüsiert: „Gott wird dich betrafen. Du elende Sünderin!“, lachte er herzhaft.

„Und!?“, schaute Ruth ihn vollkommen belanglos an: „Mir doch egal!“

„Ungläubige“, meinte er.

„Gläubiger!“, streckte sie ihm, ihn ebenfalls beleidigend, hochmütig die Zunge raus.

Die vier anderen besahen sich die beiden.
 

„Was ist das?“, wendete Ran sich an Yusaku.

„Du meinst koscher?“, stellte er die Gegenfrage.

„Ja.“

Also erklärte er: „Koscher ist Bestandteil des Speisegesetzes und basiert auf der Tora. Das ist das Glaubensbuch der Juden. Da gibt es die fünf Bücher Mose. Das hebräische Wort ist Kaschrut. Was so viel wie „rituelle Unbedenklichkeit“ bedeutet. Was heißt, dass Lebensmittel in drei unterschiedliche Kategorien eingeilt werden: In die erlaubten, neutralen und nicht erlaubten. Koscher sind davon die erlaubten. Zu diesen koscheren Lebensmitteln zählen alle Tiere die zweigespaltene Hufe haben und Wiederkäuer sind, wie zum Beispiel Kühe. Schweine gehen nicht. Denn die haben zwar auch solche Hufe, sind aber keine Wiederkäuer. Fische müssen Flossen und Schuppen haben. Deshalb sind Tiere wie Hummer auch tabu!“

„Früher durften wir Heuschrecken, aber jetzt auch nicht mehr“, schaltete Ruth sich ergänzend, die Arme verschränkend, ein.

„Warum?“, fragte Ran weiter.

„Weil die so bescheuert sind und meinen, dass Gott, dass so unbedingt haben will! Als wenn das meinen Körper und meine Seele schädigen würde!“, machte sie deutlich, dass sie davon nicht das geringste hielt.

„Es gibt aber noch zwei andere interessante Regeln“, übernahm Yusaku das Wort wieder: „Denn es gibt noch das Verbot des Blutvergießens und der Trennung von fleischigen- basari und milchigen- chalawi Speisen. Nach biblischer Vorstellung ist das Blut nämlich der Sitz der Seele und darf grundsätzlich weder vergossen noch verzehrt werden.

So muss ein Tier geschächtet werden, damit das Blut möglichst vollständig herausfließt. Ebenso ist es vor der Zubereitung zu wässern, salzen und zu spülen, um das Blut im Fleisch weitgehend zu minimieren.“

„Un warum das Trenn von fleischigem un milchigem?“, fragte Kazuha nach, die dieses Gesprächsthema mittlerweile auch sehr interessant fand. Wie Ran hörte sie aufmerksam zu.

„Koche nie ein Zicklein in der Milch seiner Mutter“, zitierte Ruth gelangweilt: „Exodus 23,19; Deuteronomium 14,21.“

„Exodus 23,19; Deuteronomium 14,21?“, wiederholten Ran und Kazuha gleichzeitig.

„Textstelle“, erklärte Yusaku knapp: „Ran, wie in der Bibel zum Beispiel Lukas 18.9-14 oder Johannes 6.35: Seelig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden. Der heutige Umgang mit den Regeln ist unterschiedlich. Es gibt Juden, die sich strikt an das Speisegesetz halten, welche die es damit nicht so eng sehen und“, er deutete mit dem Finger auf Ruth: „Welche die sich gar nicht daran halten!“
 

„Shinichi, komm essn!“, baute Heiji sich ins Zimmer kommend hinter diesem auf.

Ungeduldig stemmte er die Hände in die Seite: „Jetz, sofort!“

„Geh wieder!“

„Vergiss es!“

„Heiji, ich hab schon gegessen!“

„Wann denn, Vorgestern? Komm, hör auf: Du lügs doch! Ich war die ganze Zeit über da. Ich hätt dich gesehn. Du has seit ich hier bin tief un fest geschlafn. Du has total fertig ausgesehn. Un ich will jetz die Wahrheit wissn!“

„Heiji, ich war nur draußen Fußball spielen und danach müde. Also nerv mich nicht!“

„Dich nich nervn!?“, wurde Heiji wütend lauter: „Hör jetz auf damit, Shinichi! Du has gestern doch auch Ran belogn. Ich geh jede Wette ein, dass‘u nich nur ne effe Magenverstimmung has un ich will jetz verdammt nochmal wissn, warum du mich die ganze Zeit anlügst, Shinichi!“ Er wartete auf Antwort bekam aber keine.

„Shinichi!“, forderte er ihn ein weiteres Mal barsch auf: „Glaubs’u ich durchschau dich nich? Es is doch wegen dem Gegenmittel, hab ich nich Recht!?“

Doch der stellte auf stur.

„Hab ich recht!?“ Heiji riss der Geduldsfaden, unsanft zog er seinen kleinen Freund auf die Füße.

Dem bekam das gar nicht. Unbeholfen hatte er Mühe mit seinem Gleichgewicht. Heiji hatte ihn losgelassen und so wollte er seine Chance nutzen und an ihm vorbei raus.

Heiji gedachte aber gar nicht daran ihn durch zulassen, sondern schnitt ihm entschieden den Weg ab.

„Geh mir aus dem Weg“, wurde er vom geschrumpften Shinichi warnend aufgefordert.

„Nein!“, widersprach er energisch erneut die Hände gegen die Hüfte stemmend.

„Lass mich durch- Heiji!“, wollte er an ihm vorbei drängen: „Oder soll ich dir noch vor die Füße kotzen!?“

Das keineswegs zulassend packte Heiji ihn, sich zu ihm hinunter beugend, an beiden Händen. Heilt ihn gut fest. Ehe er sich versah machte sein kleiner Freund seine Drohung wahr, hatte sich vor ihm und auf die Socken übergeben.

Während der eine seinen Freund entsetzt ansah, schaute der andere eingeschnappt weg.
 

Yusaku begann Eri beim Aufräumen der Küche zu helfen.

„Jetzt schau doch nicht so“, meinte er beschwichtigend, die von ihr abgespülten Schüsseln in die Spülmaschine räumend: „Lass den beiden doch ihre kleinen Flirts miteinander. Kogoro will dich nur ärgern und Ruth macht nur Spaß.“

„Sowie mit dir!?“, antwortete sie schnippisch: „Ich dachte du liebst Yukiko!?“

„Das tu ich auch, Eri!“, wurde nun auch er ärgerlich. Verstimmt dreinblickend nahm er ihr das Besteck ab.

„Entschuldige“, merkte sie, dass sie zu weit gegangen war.

Er nickte darauf nur. Wobei ihm anzusehen war, dass er nicht einfach so darüber hinweg gehen konnte.

„Eure Probleme möcht ich haben, Eri“, lehnte er sich die Spülmaschine unsanft zudrückend dagegen: „Du kennst deinen Mann doch mittlerweile lange genug. Du müsstest wissen, dass er nun mal gerne flirtet. Ich will dir wirklich nicht deine Illusionen rauben, aber ich vermute, dass er das nie ganz aufgeben wird.“

„Er ist doch mit mir zusammen!“, verschränkte die Anwältin wütend die Arme vor dem Babybuch: „Was fällt ihm denn ein!?“

„Hey, er ist doch- erstens nicht dein Eigentum und zweitens ist er ein Mann der nun mal gerne bestätigt werden will. Lass ihn doch. Was störst du dich so daran? Er liebt dich doch trotzdem und das ist doch die Hauptsache“, entgegnete Yusaku ihr sachlich: „Mach dir da nicht so einen Kopf drum. Und bei ihm und Ruth ist das ist sowieso absolut harmlos. Das kannst du mir glauben, desto weniger wirkliches Interesse Ruth hat, desto mehr flirtet sie belanglos. Und ich muss es ja wissen: An mir hat sie ja Interesse und mit mir flirtet sie so gut wie gar nicht.“
 

Heiji reichte seinem Freund einen frischen Pullover aus dem Schrank, ehe er ging.

Mit Wassereimer und Lappen kam er zurück.

Bedrückt schaute er seinen kleinen, stummen Freund an.

Bewegungslos saß er auf dem Boden, vermied es Heiji anzusehen.

Den neuen Pullover hatte er in der Hand, der Alte lag noch neben ihm.

Wortlos nahm Heiji ihm das wärmende Oberteil ab, half ihm beim Überstreifen.

Dann machte er weiter so gut es ging sauber.

Der geschrumpfte Detektiv saß immer noch regungslos da, als er fertig war. Denn Lappen in den Eimer werfend richtete Heiji sich, diesen aufhebend, auf. Er schaute zu ihm hinunter: „Wir müssn das deinem Vater und Ai sagn.“

„Nein!“, schaute er entsetzt hoch: „Heiji, nicht!“

„Doch, Shinichi!“, entgegnete Heiji ihm ernst. Er wollte gehen, blieb jedoch stehen, als er merkte, wie er am Hosenbein zurückgehalten wurde.

„Heiji, bitte: Du musst mir helfen“, flehte sein geschrumpfter Freund ihn total verzweifelt an: „Blieb hier, bitte! Wenn du es sagst, dann ist alles aus!“

„Aber- es kommt doch raus un dann bekomms’u noch mehr Ärger“, appellierte Heiji eindringlich. Es tat im regelrecht weh ihn so ängstlich bemitleidenswert vor sich auf dem Boden sitzend zu ihm hochschauend zu sehen.

„Nicht, wenn du mir hilfst, bitte Heiji! Wenn du der Freund bist, der du sagst, dann bitte- sag nichts und hilf mir!“, hörte er den Mini-Shinichi ihn anbetteln, sodass er ihn seinerseits hilflos ansah.

Heiji nickte betreten.

Ihm fiel der Stein vom Herzen: „Danke, danke, danke!“, ließ er endlich den Hosenzipfel los.
 

„Echt, Eri. Mit deiner Eifersucht bestätigst du ihn auch nur. Das bringt dir nichts“, entgegnete Yusaku ihr in die Augen sehend die Hand auf die Schulter legend.

„Ich werd mal hochgehen und sehen was die anderen machen“, sich dann noch einmal in der nun ordentlichen Küche umsehend verabschiedete er sich. Zwei gefüllte Schälchen standen jedoch noch auf der Ablage, welche er mit nahm.
 

„Trotzdem- Ich finds nich gut.“ Heiji mittlerweile seinem Freund gegenüber, auf seinem Bett an der Wand angelehnt, unterbrach, als er das Anklopfen hörte.

„Na ihr, Lieben?“, ging Yusaku beim hereinkommen an Heiji, der sich hinter dem Manga vergrub, vorbei, auf seinen Sohn zu. Der sich auf der Decke liegend aufsetze.

„Geht’s besser?“

Der Mini-Shinichi spürte wie sich die Hand seines Vaters auf seine Stirn legte. Ohne sich dagegen zur Wehr zu setzen ließ er es zu. Schnell nickte er.

Angespannt unterdrückte er seine Nervosität.

„Hm“, schaute der Mann seiner Mutter zu ihm hinunter: „Erhöhte Temperatur hast du noch. Du bleibst Morgen noch mal hier. Wenn es dir in ein paar Tagen nicht besser geht, werde ich mit dir zum Arzt gehen.“ Mehr sagte Yusaku, die Hand von der Stirn zurücknehmend, nicht, sondern reichte ihm die eine der mitgebrachten Schalen. Ehe er Heiji zurück zur Tür gehend die andere gab.

Ihnen beiden ihnen noch eine: „Gute Nacht. Schlaft gut“, wünschend ließ er die zwei wieder für sich.
 

Später
 

Gemeinsam mit Ruth saß Yusaku in seinem Zimmer. Sie arbeitete, er las weiter.

Er drehte sich um, als es klopfte.

„Na, Liebes“, meinte er scherzend: „Hast du solche Sehnsucht nach uns?“ Breit grinste er die Freundin seines Sohnes an.

„Ein wenig“, grinste sie etwas, gut gelaunt, zurück: „Aber eigentlich bin ich gekommen, weil ich was will“, rückte die werdende Mami mit der Sprach heraus.

„Oh“, nahm Yusaku es gewichtig tunend, bereits ahnend, zur Kenntnis: „Lass mich raten: Du bist hungrig und hast keine Lust auf den Rest vom Abendessen.“

„Ja“, nickte sie nun doch etwas verlegen.

„Ruth, Hamburger!“, schlug er seiner Freundin aufstehend auf den Oberschenkel.

Sie, als auch Ran gingen mit ihm auf den Flur.

„Ihr könnt schon mal runter gehen“, meinte er.

Während die beiden die Treppe benutzten, öffnete er das Schlafzimmer.

Die Hunde begrüßten ihn schwanzwedelnd. Doch er hatte seinen Blick längst auf seiner Frau, auf dem Bett sitzend, gerichtet: „Yukiko, ich fahr mit Ran und Ruth noch mal kurz weg. Soll ich dir vielleicht was mitbringen?“

Sie jedoch antworte mit einem schnippischen: „Nein.“

„Okay, dann nicht“, schloss er die Tür wieder.
 

Yukiko blieb nicht sitzen.

Sie lief ihm hinterher. Von Oben aus sah und hörte sie, sich weit genug hinten haltend, wie ihr Mann zu seinen zwei Begleiterinnen aufschloss.

„Du hast sie gefragt, ob du ihr was mitbringen kannst und sie hat Nein gesagt“, verschränkte Ruth die Arme und zog die Augenbrauen abwertend hoch.

„Ja“, entgegnete er knapp.

Unten zog er als letzter hinausgehend die Haustüre zu.

Im Gegensatz zu ihrem Mann warf Yukiko die Schlafzimmertüre aufbracht hinter sich ins Schloss, blieb die Arme verschränkend dahinter stehen.
 

„Weißt du denn, was du gerne hättest?“, drehte Yusaku sich zu Ran um, die dabei war sich anzuschnallen.

Ruth hatte neben ihm Platz genommen.

„Hm“, überlegte sie.

„Hamburger!“, meinte die Amerikanerin entschieden.

„Sowas ungesundes“, sah er sie wenig begeistert an.

„Ja, bist du doch selbst schuld“, konterte sie: „wenn du auch sowas vorschlägst!“

„Meinst du, du kannst damit leben?“, drehte Yusaku sich noch einmal zu der werdenden Mami um, die nickte.
 

Den CD-Spieler betätigend schaltete er den Motor ein.

Sich in den Verkehr einreihend ließ er Ruth die Lautstärke aufdrehen.

„Hast du X-Strangers raus getan?“, wollte sie suchend die CDs durchklickend von ihm wissen.

„Ja.“

„Du Idiot!“, schimpfte sie daraufhin mit ihm: „Wie kannst du nur!?“

Er lachte: „Entschuldige“, meinend: „Ich konnte ja nicht wissen, dass du mich besuchen kommst. Sonst hätte ich sie doch niemals weggelegt.“

„X-Strangers?“, erkundigte sich Ran.

„Ruth Lieblings Heavy Metal Band“, erklärte er.

„Hast denn überhaupt kein Metal mehr!?“, war seine Freundin verstimmt.

„Doch“, betätigte er die Kupplung: „Auf sieben.“

Noch bevor er die Hand wieder am Lenkrad hatte, hatte sie umgeschaltet.
 

Yukiko stand immer noch hinter der Tür. Wütend ging sie zum Bett zurück, blieb unruhig sitzen, bevor sie wieder auf stand. Die Hunde beachtete sie bei ihrem verärgertem Auf- und Ablaufen nicht.
 

„Yeah, MacDonalds!“, freute Ruth sich wie eine Schneekönigin das große M entdeckend.

Yusaku lachte auf das Gelände auffahrend: „DriveIn oder reingehen?“

„DriveIn“, antworteten seine zwei Begleiterinnen fast einstimmig.

Was er noch mehr zum Lachen fand.

Nachdem er die Bestellung von zwei McFlurri- Eis und einen Milkshake für Ran, zwei Hamburger und eine Cola für Ruth und für sich selbst einmal Pommes, einen Orangensaft und Fisch aufgegeben und bezahlt hatte, parkte er einem Autohaus gegenüber auf dem Parkplatz.
 

Es war 23:19 Uhr.

Yukiko war noch hellwach. Das Licht hatte sie nicht ausgeschaltet. Sie hatte sich zu Yusakus Seite des Bettes hingedreht. Traurig lag sie da, vermisste ihren Mann.
 

„Mit viel Liebe in die Verpackung geknallt“, begutachtete Shinichis Vater missmutig sein in Soße eingelegtes Stück Fisch.

Ruth bekam sich nach dieser Bemerkung gar nicht mehr ein vor Lachen.

„Du, ich meinte nicht das, was du jetzt denkst“, schaute er sie an: „Ganz im Gegenteil das war meine eindeutige Kritik an der Fastfood-Industrie!“

Aber seine Freundin zerkicherte sich weiter. Was nun auch ihn selbst zum Lachen brachte.

Er sah Ran, die sich nicht sicher war, ob es sich wirklich um das handelte, was sie gerade unanständiges dachte. Wegen ihres errötetem Gesichtsausdruck konnte er nicht anderes, als jetzt erstrecht herzhaft, sich den Bauch haltend, weiter zu lachen.

Schließlich wischte er sich die Tränen aus den Augenwinkeln und beruhigte sich wie die Damen wieder. Ganz aus der Puste atmete er tief durch.

Dabei sich den Ketchup für die Pommes zu nehmen, las er dessen Verpackungsangaben.

Sein Gesicht verzog sich angewidert.

„Was hast du?“, fragte Ran ihn verwirrt.

Woraufhin er ihr vorlas: „Also lauter ungesundes Zeug“, hielt er ihr scherzend das Tütchen hin: „Möchtest du?“

„Nein, lieber nicht“, schüttelte es Freundin seines Sohnes.

Während seine Begleiterinnen aßen, wurde Yusaku auf einen jungen Mann und eine junge Frau aufmerksam, die um die Autos gegenüber herum gingen.

„Was ist so interessant?“, hörte er Ruth.

Neugierig beugte Ran sich vor, als er auf die beiden deutend erklärte: „Seht ihr das Pärchen da, dass da miteinander diskutiert? Das ist spannend: Er scheint sich in den Porsche da verguckt zu haben. Seine Frau ist aber eher für den blauen Familienwagen da vorne“, er zeigte verstärkt auf die Frau: „Sie ist mit Sicherheit gerade schwanger und versucht sich damit bei ihm durchzusetzen.“

„Woher willst du wissen, dass sie schwanger ist?“, wollte Ruth wissen.

Auch Ran verstand das nicht ganz.

„Na, noch sieht man es zwar nicht. Aber seht ihr nicht wie sie ihm mit der Hand auf dem Bauch hinterher kommt?“, sah er wie der Mann sich mit einem wehmütigen Blick von seinem Objekt seiner Begierde entfernte: „Und da dürfte sie gewonnen haben“, klang Yusaku den armen Mann schon fast bedauernd.
 

Gedankenverloren strich Yukiko über das leere Laken.

Die Schritte ihres Mannes erkannte sie bereits, als dieser noch auf dem Flur war. Zusammenzuckend zog sie ihre Hand schnell zurück, schloss die Augen und drehte sich die Decke weit hochziehend zum Fenster.

Auf sein leises, freundliches: „Bin zurück“, vom Bellen der beiden, vom Boden aufgesprungenen, Hunde übertönt antwortete sie nicht.

Niedergeschlagen über diese Tatsache fuhr Yusaku sich tief seufzend durchs Haar, während er sich zu Holmes und Queen runter beugte, um wenigstens deren Begrüßung in Empfang zu nehmen

Einen Blick auf seine Frau werfend ging er langsam zu Schrank.

Yukiko hörte genau wie er die Türe aufmachte und wieder schloss. Wie er die Schublade öffnete und wieder zuschob. Bewegungslos verharrte sie in ihrer sich bereits schlafend stellenden Position.

Nachdem er sich umgezogen hatte, schaltete er seufzend das Licht aus.

Sie merkte wie er sich zu ihr auf das Bett setze.

Noch einmal schaute Yusaku auf sie. Sie spürte das deutlich.

Zuerst machte er den Mund auf. Schloss ihn dann aber einen Moment später wieder.

Leicht mit der flachen Hand klopfend lud er die Hunde ein sich zu ihm zu gesellen.

Was die auch taten.

Er legte sich hin, drückte sich das Kissen unter seinem Kopf zu Recht, bevor er sich: „Gute Nacht“, sagend zudeckte.

Worauf sie gleichfalls nicht reagierte.

Seinerseits verstimmt drehte er sich, den einen Arm unter seinem Kopf bettend, ihr den Rücken zu. Mit der anderen Hand erwiderte er die Zuneigung der Hunde.
 

Yusaku schlief.

Im Gegensatz zu Yukiko, die immer noch mit dem Rücken zu ihm lag und nicht einschlafen konnte. Mit offenen Augen lauschte sie angespannt in der Dunkelheit. Erst als sie sich ganz sicher war, dass er sie nicht erwischen würde, drehte sie sich ganz langsam und vorsichtig mit dem Gesicht zu ihm und dann ganz auf den Rücken.

Unglücklich beobachte sie die Silhouette ihres Mannes, konnte weiterhin hören wie er gleichmäßig und ruhig atmete. Stumm suchte sich eine Träne ihren Weg über ihre linke Wange. Von ihrer eigenen Sehnsucht übermannt streckte sie einen Arm nach ihm aus. Doch im selben Augenblick wie ihre Hand seinen Arm erreicht hatte, zog sie sofort wieder zurück.

Mit dem Kopf zur Decke gerichtet, schaute sie ihn aus den Augenwinkeln an. Erneut lief eine Träne auf die noch weitere folgten. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Darum bedacht ihn nicht zu wecken stand sie auf und flüchtete aus dem Raum.
 

Später
 

Yusaku saß durch den plötzlichen, lauten Aufschrei schlagartig senkrecht im Bett.

Ohne lange zu überlegen sprang er auf und eilte nach nebenan.

Durch die halb offen stehende Türe hereingekommen, betätigte er schnell den Lichtschalter.

Vor ihm saß Ruth auf der Schlafcouch, die panisch die Augen zusammen gekniffen und die Hände zu Fäusten geballt fest an ihren Oberkörper gepresst hatte. Wimmernd zitterte sie von den Hunden umstellt.
 

„Was ist los?“, kam Ran erschrocken mit Kazuha aus ihrem Zimmer heraus. Auch ihr kleiner Freund und Heiji, sowie Eri und Kogoro kamen auf den Flur gelaufen.

„Queen! Holmes!“, rief Yusaku die zwei aufgebracht: „Kommt her!“

Sobald die Hunde in Griffweite waren, zog er die beiden Vierbeiner an den Halsbändern aus seinem Zimmer raus.

„Hier!“, drückte er Heiji sein Tier und Ran Holmes in die Hand, ehe er umgehend seine vor Angst bebende Freundin in den Arm nehmen ging.
 

„Yusaku!?“, noch mehr erschreckend brauchte Ruth einen Moment um zu realisieren, dass er es war.

Als er sie bestätigend: „Ja“, sagend absah, fing sie sofort losgelöst zu weinen an.

„Ist schon gut. Ist ja schon gut: Ruth. Die Hunde sind weg. Alle beide. Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben. Es ist alles gut. Ich bin hier bei dir“, strich er ihr beruhigend über den Rücken. Sie fest im Arm haltend bewegte er sich, sich sachte mit wiegend hin und her: „Ich bin da, Ruth. Ich bin ja da! Ich schließ gleich die Tür ab, dann können sie auch nicht mehr rein kommen. Und ich bleib bei dir. Die ganze Nacht, dass verspreche ich dir, hm!?“ Sanft strich er seiner Freundin die Tränen aus ihrem Gesicht, küsste sie liebevoll auf den Haaransatz, bevor er sie noch einmal umarmte.
 

Über die Schulter seiner Freundin hinweg traf sein Blick kurz auf den seines Sohnes.

Er sah die sich darin zeigende Ablehnung seines Kindes, das sich einfach umdrehte und wegging.

Heiji folgte seinem Freund mit Queen zurück in das gemeinsame Zimmer.
 

Erst als er merkte, dass sie zur Ruhe kam und von sich aus die Umarmung, wenn auch noch sehr verhalten löste, stand er langsam auf.

Zur Türe gehend drehte er sich nach ihr um. Haargenau wurde jede seiner Bewegungen, sowie die gesamte Situation immer noch sehr angespannt von der Amerikanerin bis ins kleinste Detail wahrgenommen und beobachtet.

So bekam sie, sich noch immer nicht von ihrer Position, wie Yusaku sie verlassen hatte, gerührt, alles mit.

„Ihr könnt wieder schlafen gehen“, meinte er zu den anderen auf dem Flur.

Was Eri und Kogoro auch taten.

„Ihr auch“, schaute er zu Ran, die neben Kazuha wie diese zugesehen hatte.

Nickend gingen auch die beiden.

Yusaku schaute ihnen noch nach, bis sie die Tür geschlossen hatten.

Dann machte er seine eigene zu, ging zum Schreibtisch. Dort öffnete er die oberste Schublade, holte den Schlüssel heraus und drehte zweimal im Schloss um.

Anschließend schaltete er das Licht aus.

Sich zu seiner Freundin legend, nahm er sie ihn den Arm, gab ihr sachte einen Kuss auf die Wange.

Er hörte sie schniefen, hielt sie gut fest.
 

Donnerstagmorgen, 23. November
 

„Mags‘u wirklich nich mit frühstükn kommn?“

„Nein.“

„Okay- Dann bis später“, war Heiji im Begriff die Tür schließen zu wollen. Besorgt schaute er seinen, auf dem Bett sitzenden, Freund an: „Kann ich wirklich gehn?“

„Ja“, entgegnete der ihm: „Geh schon. Ich komm schon klar. Ich werd es ruhig angehen lassen. Also mach dir keine Gedanken.“

„Is gut“, schloss Heiji und ließ ihn alleine.
 

„Wo hast du denn Shinichi gelassen?“, fragte Yusaku ihn von der Zeitung aufsehend: „Du bist ziemlich spät dran. Ist alles in Ordnung mit ihm?“ Ruhig wartete er die Antwort des Freundes seines Sohnes ab.

Die: „Ja. Ich hab verschlafen un er is noch liegen geblieben. Er frühstückt später“, ausfiel.

„Na, dann“, nahm Yukikos Mann das, sich wieder der Zeitung widmend so hin: „Dann beeil dich mal schnell.“
 

Später am Vormittag
 

Der geschrumpfte Shinichi hatte es eilig. Er wollte noch die Tür hinter sich abschließen, ließ diese dann aber links liegen. Gerade noch rechtzeitig hatte er den Toilettendeckel aufgeklappt.

Immer noch von Übelkeit geplagt blieb er vor der Schüssel sitzen, atmete schwer.

„Conan, was ist los!?“

Entsetzt schaute er zur Tür von der aus Ran ihre Schritte beschleunigend auf ihn zukam. Besorgt beugte sie sich zu ihm runter: „Geht es dir nicht gut!?“

„Conan, sag doch was!?“, rüttelte sie ihn an der Schulter, sah ihn eindringlich an.

Er hingegen schaute nur stumm zu ihr hoch. Regungslos starrte es sie an. Erst als sie ihn noch einmal fragte, antworte er: „Mir war schlecht. Ich musste mich übergeben“, sank seine eine noch aufgelegte Hand mit der er sich an der weißen Amatur festgehalten hatte ebenfalls auf seine Knie.

„Und jetzt? Geht es dir besser?“, sah sie ihn mitfühlend wissen wollend an.

„Ja.“

„Komm ich helfe dir“, hörte er seine Ran sagen, spürte wie sie ihn hochnahm.

Sie trug ihn bis zum Waschbecken. Dort füllte sie sein Gewicht etwas verlagernd den Zahnputzbecher, sodass er mit ihrer Hilfe seinen Mund abspülen konnte.
 

Im Wohnzimmer, gemeinsam fernsehend, sahen Yusaku, Ruth und Eri Ran runter kommen.

„Was hast du?“, fragte der Vater ihres Freundes, der ihren schmerzverzerrten Gesichtsausdrück in Kombination der besorgten Mine seines Sohnes kombinierte.

„Ich habe mir weh getan. Hier siehst du?“, jammerte sie.

Hilflos blieb sein Kind neben seinem Liebling stehen. Tatenlos schaute er seinem Vater zu.

„Was ist passiert“, wollte er aufgeklärt werden.

Während er versuchte die aufgelöste Ran zu verstehen, hörte er seinen Sohn: „Sie wollte sich bücken“, dazwischen rufen.

Seinen Sohn erst mal außen vor lassend konzentrierte er sich ruhig drauf Ran zu beruhigen.

Dass er sie berührte, tat ihr sichtlich weh.

„Ran, was genau ist passiert?“

„Was ist denn los?“, fragte Eri besorgt neben ihm und ihrer Tochter.

Der kleine Shinichi musste einen Schritt beiseite gehen und auch Ruth kam.

Yukiko hielt sich auf dem Flur zurück.

„Ich hab Conan hochgehoben und wollte ihn wieder absetzen“, antwortete Ran schluchzend.

„Kannst du dich bewegen?“

„Nein“, kullerten ängstlich Tränen.

Erbärmlich schrie Ran vor Schmerz auf, als Yusaku von ihr abließ.
 

„Ruth, geh bitte mal mein Auto aufschließen!“, forderte er seine Freundin entschieden auf, bevor er die weinende, werdende Mami ansah: „Ran, ich vermute, dass du dir irgendeinen Wirbel verschoben hast. Wir fahren jetzt mit dir zum Arzt. Okay.“

Ängstlich sah sie den Vater ihres Freundes an.

„Komm, ich und deine Mutter helfen dir.“

Ihr kleiner Freund folgte, musste aber durch Eri bedingt einen gewissen Abstand halten. Dass er auch Nervös war und Angst hatte war ihm deutlich, wie sein Vater wahrnahm, ins Gesicht geschrieben.
 

Die Amerikanerin kam bereits wieder von draußen rein. Sie schaute zu, wie ihr Freund mit Ran, Eri und dem Kind an ihr vorbei bis zum Auto ging.

Sein Vater machte hinter ihr die Türe zu. Auch er wollte schnell einsteigen.

Doch Yusaku, seinen Blick auf ihn gerichtet, sah, dass es seinem Kind selbst nicht gut ging. Er wandte sich entschieden an seine Freundin: „Ruth, ich und Eri begleiten Ran. Du, pass mir in der Zwischenzeit bitte auf Conan auf!“

„Nein, ich will mit euch mitkommen!“, kam sein Sohn zurückgelaufen, protestierte energisch.

Das absolut ablehnend schüttelte Yusaku: „Nein“, sagend den Kopf: „Bring ihn ins Bett!“, forderte er Ruth leise auf, die davon zwar nicht begeistert war den geschrumpften Shinichi aber mit sich zurück ins Haus zog.

„Keine Widerrede!“, schaute er seinen Sohn streng an, der sich das nicht gefallen lassen wollte.

Erst als er gesehen hatte, dass er nachgegeben hatte, machte er, dass er selbst ins Auto stieg.
 

„Blöde Kuh! Verdammt, lass mich los!“, regte der Mini-Shinichi sich auf. In seinem Zimmer wurde er von der Freundin seines Vaters losgelassen.

„Hör auf so rumzuschreien, du Baby!“, ärgerte Ruth sich ihrerseits über das vermeidliche kleine Kind. Damit ihrer Pflicht Genüge getan machte sie ihm die Tür vor der Nase zu.

Während er wütend war, ging Ruth zurück auf die Coach, um weiter zu schlafen.
 

Kaum hatte sie die Tür zufallen lassen, kam Yukiko über den Flur.

„Shinichi!“, wurde er besorgt von seiner Mutter angesprochen, die auf ihn zukam und sich sofort zu ihm hinunter beugte: „Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Ja“, wehrte er sich gegen den Versuch von ihr an der Stirn gefühlt zu werden: „Lass mich!“

„Aber du siehst gar nicht gut aus, Shinichi! Du hast doch was. Sag es mir schon, Shinichi!“, wollte seine Mutter nicht einfach so wieder gehen.

„Hey, ich bin kein kleines Kind!“, ließ er sie nicht näher an sich heran kommen: „Geh wieder, geh! Mir geht es gut. Also geh!“, reagierte er barsch, schrie sie beim letzen Satz an: „Hör auf mich betüddeln zu wollen. Ich habe andere Sorgen“, schubste er sie aus dem Zimmer schiebend.

Sie war noch nicht mal ganz draußen, als ihr die Tür bereits entgegen kam.

Nach deren zuknallen, lehnte er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür, drehte den Schlüssel schnell um.

„Mach auf: Bitte, Shinichi! Mach die Tür wieder auf!“, ignorierte das häufige Klopfen und rufen seiner Mutter: „Lass mich rein, bitte Shinichi!“

Yukiko blieb vor der Tür stehen, er selbst sank gegen das Holz gepresst auf den Fußboden. Schwitzend und schwindelig saß er da, noch nachdem seine Mutter endlich verschwand. Yukiko, aufgegeben, zurück ins Schlafzimmer lief.

Er raffte sich nach einer Weile auf, ging niedergeschlagen bis zum Bett. Auf welches er sich unruhig abwartend setze.
 

Auf dem Rückweg fuhr Yusaku schweigend.

Ran suchte schüchtern seinen Blick, der diesen mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck erwiderte.

Sie senkte den Kopf, schaute von da an auf ihre Hände.

Seine Mimik blieb. Auf Eris fragenden Blick hin, sagte er nichts.

Zuhause angekommen schaltete er wortlos den Motor aus, zog den Schlüssel und hielt Ran nichts sagend die Tür auf.

Hinter ihm ging sie bedrückt nach oben.

„Wir sind zurück“, war das einzige was er sachlich zu seinem Sohn sagte, der sie gehört hatte und sofort vom Bett angespannt aufgestanden war.

„Ran“, fiel dem kleinen Shinichi der riesen Stein vom Herzen.

„Hi, Conan“, erwiderte sie ihm matt.

„Geht es dir gut?“, erkundigte er sich sofort fürsorglich.

Was sie mit einem müden Lächeln nickend erwiderte: „Ja.“
 

Sein Vater betrat das Schlafzimmer. Eigentlich wollte er, als er Yukiko sah gleich wieder gehen. Doch sie sprach ihn vom Bett aufstehend besorgt an, sodass sie ihn damit davon abhielt: „Yusaku, geht es Ran besser?“

Er antwortete mit einem kurz angebundenen: „Ja.“

Er sah, wie sich seine Frau erleichtert wieder zurück aufs Bett setzte.

„Gott sei Dank“, atmete sie aus.

Was ihren Mann sie verstimmt ansehen ließ: „Ist ja schön, dass du dich mal dafür interessierst wie es ihr geht.“

„Yusaku!“, ging Yukiko sofort in Verteidigungshaltung: „Das ist doch gar nicht wahr. Ran ist Shinichis Freundin. Natürlich ist sie mir nicht egal“, fühlte sie sich gekrängt angegriffen.

„Ach ja“, entgegnet er ihr: „Dann zeig das doch mal öfter. Ran freut sich sicher und überhaupt kann es dir ja nicht schaden, wenn du dieses Zimmer mal wieder verlässt. Draußen scheint nämlich die Sonne weißt du, dann siehst du auch mal wieder das Tageslicht“, machte er sauer offen deutlich, was er von ihrer Teilnahmslosigkeit am Familiengeschehen hielt.

Ohne sich weiter mit ihr abzugeben, nahm er die Hunde mit raus. Holmes und Queen unten anleinend zog er sich die Schuhe und den Mantel an. Mit den beiden verließ er das Haus, ging mit ihnen spazieren. Im Park beschäftigte er sich einige Zeit mit den zwei Vierbeinern Stöckchen holen spielend.
 

Nachdem er die Hunde wieder bei seiner Frau kurz ins Schlafzimmer gelassen hatte, ging er den Flur zurück.

Die zu der er wollte saß im Schneidersitz auf dem Bett, hielt ihr Kissen im Arm.

„Ran, ich würde gerne kurz reinkommen“, schaute sie von ihrem Schoß auf, als sie seine Stimme hörte.

„Komm rein“, antwortete sie schnell.

Was dieser auch tat. Hereinkommend schloss er die Türe hinter sich wieder: „Wie fühlst du dich?“, sprach er sie ruhig an.

Sie schaute zu ihm hoch: „Besser.“

Die Stimmung zwischen den beiden war für einen Moment verhalten.

„Ist es okay, wenn ich mich zu dir setze?“, fragte er immer noch stehend.

„Hm“, nickte sie und rückte etwas zur Seite.
 

Die Ellenbogen auf den Knien abgestützt setzte er sich zu ihr.

Einen Moment blieb er so, dann entschuldigte er sich: „Es tut mir leid wegen vorhin.“

„Ist schon okay“, entgegnete sie: „Es war meine eigene Schuld. Ich hab nicht nachgedacht“, sie sah ihn an: „Mir tut es leid, dass ich dich- Bist du noch sauer auf mich?“

Entschieden schaute er sie an: „Nein.“ Er setzte, seinen Blick wieder auf seine Hände richtend, neu an: „Bin ich nicht. Jedenfalls jetzt nicht mehr. Ich kann verstehen, dass es keine Absicht war“, er schaute sie erneut an: „Ich muss aber zugeben: Ich habe mich eben doch ziemlich erschrocken. Deshalb habe ich vorhin nicht mehr mit dir gesprochen. Ich konnte nicht, wenn ich es getan hätte, hätte ich dich nach altem Denken definitiv angeschrien, was du dir dabei nur denkst!? Wenn ich dir was sage, warum verdammt noch mal hältst du dich dann nicht daran!?“, schaute er sie fast verzweifelt eindringlich an. Er sprach weiter: „Aber diese Reaktion wäre der Situation nicht angemessen gewesen. Deshalb hielt ich lieber meinen Mund. Du hattest es ja nur gemacht, weil du Conan helfen wolltest.“

Ran nickte.

„Kannst du meine Reaktion nachvollziehen?“, erkundigte er sich bei ihr.

Worauf sie verstehend nickend: „Ja“ antwortete.

„Hör mal, Liebes“, lächelte er sie nun versöhnlich an: „Erstens möchte ich, dass du weißt, dass ich Vertrauen zu dir habe und zweitens denk bitte daran, dass auch wenn ich mich jetzt über dich geärgert habe, ich dich trotzdem noch sehr lieb hab.“

Sie hatte ihm gut zugehört, nickte.

Er nahm sie, die Hand auf ihrer Schulter ablegend in den Arm, gab ihr einen kleinen Kuss auf den Haaransatz: „Denk immer dran. Bei einem Streit vergisst man sowas leicht.“

Sie nickte ein weiteres Mal.

„Auch wenn du später mal mit deiner Tochter schimpfst, denk daran sie auch daran zu erinnern, dass du sie immer noch genauso liebst wie bevor sie was auch immer angestellt hat.“

„Ist gut“, erwiderte die werdende Mami sein liebevolles Lächeln.
 

„Mal was anderes“, ließ er sie los.

„Ja?“, sah sie ihn fragend an.

„Ich hab eben mal nachgeschlagen. Unter Halswirbel- mir das mal durchgelesen und dann überlegt. Ich finde es durchaus passend: Du bist verwirrt und wütend. Du fühlst dich hilflos, habe ich recht?

Ran runzelte die Stirn.

Ohne das sie antwortete erläuterte er ihr seine Schlussfolgerungen: „Wegen Conan. Zwar hast du gesagt, dass du ihn verstehen kannst und seine Entscheidung respektieren willst, aber in dir selber bist du damit eigentlich ganz und gar nicht damit einverstanden. Du möchtest immer noch gerne wissen, was mit ihm ist. Machst dir weiterhin Sorgen und fühlst dich dadurch verwirrt und wütend, weil du ihm gerne helfen möchtest und fühlst dich hilflos, weil du ihn nicht erreichst. Du suchst den Fehler bei dir und haderst damit, weil du glaubst es nicht gut genug gemacht zu haben“, jetzt schaute Yusaku sie streng an: „Aber jetzt sag ich dir mal was, Ran: Was mit Conan ist, ist nicht in erster Linie dein Problem- sondern seins. Du magst sowas wie eine große Schwester für ihn sein- und natürlich willst du nur sein Bestes. Aber du bist nicht seine Mutter! Ran, ich will dich nicht kritisieren- aber du neigst teilweise dazu dich mehr um andere zu kümmern, als um dich selbst und du kannst nicht gut helfen, wenn es dir selbst nicht gut geht. Verstehst du?“

Betreten-einsehendes Nicken.

„Gerade jetzt wo du eine junge Erwachsene, eine Mutter wirst, hast du deine eigenen Dinge, die dich in Anspruch nehmen und beschäftigen.“ Er suchte, die Hand erneut auf ihre Schulter legend, eindringlich Blickkontakt: „Und, Ran: Das ist auch gut und richtig so. Du bist vor allem für dich selbst verantwortlich. Du musst nicht auch noch die Mutterrolle für Conan übernehmen. Ich und die anderen Erwachsenen sind auch noch da. Ich passe mit auf. Ich bin auch da, verstehst du? Und Heiji genauso. Mit ihm versteht Conan sich doch auch ganz gut“, hob er leicht ihr Kinn an.

„Ja“, nickte sie: „Ist okay.“

„Sicher?“, harkte er sanft nach.

„Ja“, erwiderte sie sein auflockerndes Lächeln: „Ich versteh was du meinst. Ich weiß, dass du es nicht böse meinst.“

Sie schaute ihn direkt an: „Danke.“

„Keine Ursache, Liebes“, zog er sie lachend zu sich heran, knuddelte sie sanft.

Auch sie lachte, drückte ihn fest.
 

„Hier“, zog er einen kleinen, zusammengefalteten Zettel aus seiner Hosentasche, welchen er ihr gab.

„Was ist das?“, fragte sie neugierig.

C7- Schulter, Schleimbeutel, Schilddrüse, Ellenbogen- Verwirrung. Wut. Fühlt sich hilflos. Kann sich nicht äußern- Ich habe ein Recht ich selbst zu sein. Ich vergebe der Vergangenheit. Ich weiß wer ich bin. Ich berühre andere mit Liebe.

Er wartete ab bis sie gelesen hatte: „Das links ist deine körperliche Beschwerde, dann folgt der wahrscheinliche Grund und dann rechts das neue Gedankenuster. Das sind die Sätze, die du dir immer wieder sagen und dadurch verinnerlichen kannst.“

„Und das soll helfen?“, fragte sie etwas ungläubig nach.

„Normalerweise schon“, meinte er überzeugt: „Jedenfalls ich war damit immer sehr gut beraten.“

„Okay, danke“, lächelte sie ihn an: „Hast du dir auch mal einen Halswirbel verschoben?“

„Nein.“ Yusaku lachte: „Zum Glück nicht. Bei mir war es meine Augen, Kopfschmerzen, Leber, Magengeschwür, Nacken, Nierenstein, Ödem“, erstaunt über sich selbst fuhr er sich erst über die Augen: „War echt eine ganz schöne Menge in der letzten Zeit“, dann durch die Haare und erzählte: Augenprobleme bekommst du dann, wenn du nicht magst, was du in deinem Leben siehst.

Bei der Computerarbeit taten mir die Handgelenke immer so weh. Die Handgelenke stehen für Bewegung und Leichtigkeit. Das war so in der Zeit, als es mir noch sehr schwer fiel umzudenken.

Kopfschmerzen bekommst du, wenn du zu viel grübelst. Immer über die gleichen Dinge. Man invalidisiert sich selbst. Kritiksucht gegen sich selbst. Angst.

Was die Leber angeht meinte Mia mal sollt ich mal nachgucken. Die Leber ist der Sitz der Wut und primitiven Emotionen. Und die Werte sind auch nicht so ganz toll.

Dann musst ich noch ins Krankenhaus wegen dem Magengeschwür und diesem dämlichen Nierenstein. Das war echt nicht schön.“

Yusaku sah wie fragend Ran ihn ansah: „Magengeschwür: Angst du seist nicht gut genug. Ängstlich darauf bedacht zu gefallen und Nierenstein: Brocken unaufgelöster Wut. Was Ödeme anbelangt: Wen oder was willst du nicht loslassen?“

„Was ist ein Ödem?“, fragte Ran nach.

„Eine Schwellung des Gewebes aufgrund einer Einlagerung von Flüssigkeit.“

„Ach so“, verstand sie. Fühlte mit: „Dann ging es dir ja wirklich nicht gut.“

Er nickte: „Hm“, sah nachdenklich aus: „Aber mittlerweile geht es eigentlich wieder. Hätte ich das mal schon früher gewusst mit dem Magengeschwür und dem Nierenstein, dann hätte ich mir das Krankenhaus vielleicht sogar noch sparen können. Ich habe in meinem Zimmer das Buch dazu liegen. Ist ganz praktisch. Da findest du schon ziemlich viel.“
 

Am späten Nachmittag
 

„Aber wenn ich es dir doch sage!“, ärgerte sich die Amerikanerin. Sie saß vor ihrem Freund im Schneidersitz auf dem Schreibtisch in dessen Zimmer.

„Ruth, Yukiko war das nicht. Warum sollte sie auch die Hunde auf dich hetzen. Du bist ihr doch sowas von egal“, entgegnete Yusaku da anderer Meinung.

„Das denkst aber auch nur du! Du bist ja nicht dabei, wenn sie mich mit ihren feindseligen Blicken beschießt!“

„Yukiko?“, ihr Freund schaute sie ungläubig an: „Das würde ich zu gern mal sehen.“

„Yusaku!“, regte sie sich ihn hauend darüber auf, dass er sie nicht für voll nahm.

„Was?“, schaute er sie an: „Das würde bei Yukiko ja an ein Wunder grenzen. Da würde ich mir das doch nicht entgehen lassen“, der Diskussion müde sah er sie seufzend an: „Ich würde dir ja gerne glauben, aber bist du da nicht ein bisschen zu paranoid?“

„Yusaku!?“

„Was? Bestimmt hatte sie nur so mal wieder schlechte Laune. Das musst du doch nicht auf dich beziehen. Ich mein sie interessiert sich doch schon die ganze Zeit nicht für uns, warum dann jetzt?“

„Aber das ist doch der springende Punkt! Das hat sie schon immer getan, wenn ich ihr über den Weg gelaufen bin. Halts du mich für so blöd, dass ich nicht merke, wenn mich ne Ehefrau eifersüchtig am liebsten zum Teufel jagen würde!?“

Yusaku war verstimmt. „Nein“, räumte er ein: „Aber in diesem Fall irrst du dich. Kannst du es nicht einfach gut sein lassen. Hör auf mir falsche Hoffnungen zu machen.“

„Aber, das mache ich doch gar nicht“, sprang Ruth auf: „Komm, ich beweis es dir!“

„Was beweisen?“, hatte Yusaku nicht die Lust sich das wirklich anzuhören.

„Das sie dich immer noch liebt!“, begegnete sie seiner Resignation entschlossen.

„Ach, und wie bitte willst du das anstellen!?“, verschränkte er die Arme vor der Brust.

„Küss mich vor Yukiko!“, schaute sie ihn herausfordernd an.

Er fing zu lachen an: „Das habe ich doch schon mehrmals versucht. Sorry, aber der Plan ist jedes Mal fehlgeschlagen. Sie ist dagegen vollkommen immun. Keinerlei Reaktion, wenn du dich zurückerinnerst. Weder war sie wütend, noch eingeschnappt. Mit andren Worten: Ich und auch du sind ihr einfach total egal. Ob wir miteinander rummachen oder in LA ein Hotdog auf den Asphalt fällt- macht für sie keinen sonderlichen Unterschied.“

„Gut“, verschränkte Ruth nun ebenfalls ihre Arme vor der Brust. Sich ihrer Sache sicher schaute sie ihn erneut auffordernd an: „Dann lass uns Wetten: Ich setzte meine gesamten Schuhe!“

Yusaku sah sie belustigt an: „Was soll ich denn bitte mit all deinen Schuhen!?“

Genervt verdrehte sie die Augen: „Um die Schuhe geht es doch gar nicht. Ich will nur, dass du merkst, wie sicher ich mir meiner Sache bin. Über den eigentlichen Wetteinsatz können wir gleich verhandeln. Jetzt geht es zuerst darum, dass du die Wette annimmst!“

Nicht gerade interessiert, ließ er seine Freundin ausreden.

„Mal angenommen ich mach es, was stellst du dir genau vor. Ich sag dir gleich, dass es nicht ausreichen wird, dass wir uns einfach nur küssen.“

Sie funkelte ihn aus ihren Augen siegesgewiss an: „Und ob das ausreichen wird, Yusaku! Du wirst nur ein Detail ändern. Denn rate mal, wer im Gegensatz zu dir seine Augen beim Küssen nicht geschlossen hatte!“

„Du?“, hatte Yusaku begriffen: „Du meinst ich soll einfach nur meine Augen offen lassen!?“

„Ganz genau!“, grinste sie ihn breit an, als er sie daraufhin ungläubig ansah: „Komm schon, was hast du zu verlieren!“

„Außer einem gebrochenen Herzen?“, stellte er die Gegenfrage: „Wohl nichts.“

„Siehst du und dein Herz ist ja sowieso schon kaputt, also!“
 

„Schon wieder die!“, ärgerte sich der Mini-Shinichi, als er zusammen mit Heiji an der neuen Flamme seines Vaters vorbei die Küche betrat.

„Du kanns sie echt nicht leidn!“, stellte Heiji fest.

„Du etwa?“, wurde er von seinem Detektivkollegen entrüstet gefragt. Weshalb der aus Osaka lieber nichts Falsches dazu sagte.

„Das billige Weib soll endlich wieder dahin gehen, wo es hergekommen ist. Und am besten sofort!“

„Hey, ihr kleinen Lästermäuler. Wie wäre es wenn ihr wo anderes über Ruth und mich herzieht? Vielleicht am besten, wenn ich nicht dabei bin!“, machte Yusaku seinen Sohn und dessen Freund, den beiden zuzwinkernd, aufmerksam.

Was er ihnen ansah durchaus unangenehm war. Nicht weiter darauf eingehend ließ er die zwei alleine.
 

Ins Wohnzimmer gehend, wurde er von seiner Freundin unternehmungslustig aufgefordert: „Komm schon, Yusaku. Ich bin seit Montag hier und hab noch nichts gesehen!“

Ran saß bei ihr auf dem Sofa.

Er setzte sich dazu: „Weißt du wie lange ich nicht mehr hier in einem Nachtclub war? Ich kenn mich doch auch nicht mehr aus“, antwortete er ihr lachend.

„Na, und!?“, ließ Ruth das keck nicht als Ausrede gelten.

„Heiji?“, drehte Yusaku sich zu dem Oberschüler um. Neben dem sein Sohn stand: „Kennt ihr vielleicht einen Ort wo man was Tanzen, trinken und Spaß haben kann und wo vor allem auch noch Leute über fünfunddreißig hingehen können?“

Heiji schüttelte auf diese komische Frage hin den Kopf. Sah zu wie Ruth ihrem Ex.Schriftstellerkollegen mit einem eingeschnappten: „Hey!“, eine runterhaute: „Ich bin erst Dreißig. Dreißig!“

Yusaku erwiderte herzhaft lachend: „Ja, hallo? Und was ist mit mir? Stell dich doch nicht so an. Was soll ich denn mit meinen bald vierzig Jahren sagen!?“

„Magst du dein Alter nicht?“, fragte Ran die neben ihr eingeschnappt dasitzende Ruth. Doch statt ihr antwortete Yusaku sich zerkichernd: „Ja, sie meint dass sie alt ist, wenn sie über fünfunddreißig wird.“

Die Armerikaerin warf ihm einen verstimmten Blick zu, während Heiji, Ran und vor allem ihr kleiner Freund sich das Kopfschüttelnd besah.

„Sie hat Angst, dass sie bei den Männern dann nicht mehr so gut ankommt und vielleicht sogar ihre Drinks selber bezahlen muss“, lachte er sie ohne Vorwarnung auf den Mund küssend.

Ruth selbst und auch sein Sohn, Heiji und Ran sahen ihn unerwartet an.

Doch er zwinkerte nur: „Aber da muss sie sich meiner Meinung nach gar keine Sorgen machen. Sie ist und bleibt sexy genug, um die Jungen weiterhin den Kopf ordentlich zu verdrehen.“

„Igitt!“, war die angewidert gemurmelte Reaktion seines Sohnes, was ihn beim Weiterküssen in sich hinein grinsen ließ. Ruth die absolut nichts dagegen einzuwenden hatte nutzte und genoss es sichtlich, zog ihn mehr zu sich heran.

Rans kleiner Freund besah sich die Rumgeküsserei nicht lange. Wütend brauste er auf: „Was macht ihr da!?“ seinen Vater meinend. Dieser hörte auf, schaute ihn unschuldig grinsend an: „Rumknutschen. Das macht Spaß. Stört dich das?“

„Natürlich stört mich das!?“, regte der geschrumpfte Shinichi sich jetzt erstrecht auf.

„Okay, dann geh wo anderes hin!“, handelte das sein Vater ohne weiteres ab.

Sodass seinem Sohn der Mund offen stehen blieb.

Er sah seine Ran, die zwar auch etwas wunderlich dasaß, aber im Gegensatz zu ihm kein rechtes Problem damit zu haben schien, weshalb er sie hilfesuchend ansah: „Ran, sag du doch auch mal was!“

Er war entsetzt als sie ihn nur ansah und doch recht gelassen meinte: „Lass sie einfach, dass manchen sie nur zum Spaß. Sie hören gleich bestimmt von selbst wieder auf.“

„Conan!?“, rief sie ihm irritiert nach, als er nach oben lief.

Heiji hinter ihm her.
 

„Also?- Was denkt der sich denn? Das ist doch mal wohl das Allerletzte von ihm“, regte der geschrumpfte Shinichi sich tierisch, vor Heiji stehend, auf.

„Na, komm: So schlimm war das doch nu grad auch nich“, wollte Heiji ihn wieder runter holen.

„Nicht so schlimm!?“, wiederholte der fassungslos: „Das ist nicht irgendwer: Das ist mein Vater, der da mitten in unserem Wohnzimmer mit einer anderen rummacht. Ich kann meine Mutter echt verstehen, dass sie die Schnauze voll von ihm hat!“

„Trotzdem es war’n doch nur Küsse. Er hat sie ja nich ausgezogn oder so. Außerdem glaub ich echt, dass er uns nur schockiern wollt!“

„Na, das hat er geschafft!“, setzte der Mini-Shinichi sich immer noch sauer aufs Bett.

„Komm, lass uns Abendessen gehn“, meinte Heiji das Thema wechselnd.

Sein kleiner Freund verzog das Gesicht: „Ich bin nicht hungrig.“

„Doch, komm bitte, Shinichi. Setz dich wenigstens dazu. Sons fällt das doch noch mehr auf.“

Er musste zugeben, dass Heiji da recht hatte. Widerstrebend seufzend raffte er sich auf.

Gemeinsam mit ihm ging er zurück.
 

„Hi“, grüßte Yusaku die beiden, als wäre eben nichts gewesen. Wie die anderen hatte er die Detektive bereits am Tisch sitzend kommen gesehen.

Nichts sagend setze sich sein Sohn nach seinem Freund dazu.

Unterschwellig beobachteten seine Eltern ihn. Während Yukiko das durchaus anzusehen war, ließ das Gesicht ihres Mannes keine Rückschlüsse zu. Er aß ganz normal, ließ sich nichts anmerken.

Notgedrungen schluckte ihr Sohn seine kleine, von seinem Vater gegebene, Portion.
 


 

„Gehen wir rauchen?“, schauten Kogoro und Ruth einander an. Sich einig standen die zwei auf und gingen.

Eri schaute angesäuert hinterher. Begann dann mit Ran und Kazuha abzudecken.

„Yukiko, wie wäre es, wenn du auch hilfst?“, sprach Yusaku sie auffordernd an, nachdem auch er, die Schüsseln vom Tisch nehmend, aufgestanden war.

Heiji war ebenfalls aufgestanden. Er, Yusaku, sowie auch Yukiko sahen, dass auch der geschrumpfte Shinichi hoch wollte. Mit beiden Händen stütze er sich auf der Holzplatte ab, zögerte in seiner sich halb hochziehenden Bewegung.

Die Füße auf dem Boden aufgestellt richtete er sich ganz auf, hatte im ersten Moment doch Mühe, taumelte seinen Fuß versetzend leicht.

Energisch unterband Yusaku kopfschüttelnd den Wunsch seiner Frau dem gemeinsamen Kind helfen zu wollen und ermahnte sie mit entschiedenem Blick ihn in Ruhe zu lassen.

Nichts unternehmend schaute sie, wie er zu wie Heiji mit ihm raus ging.
 

Die Küche fertig folgte Yusaku seiner beleidigten Frau nach oben. Sie knallte ihm die Schlafzimmertüre zu, was ihn aber nicht davon abhielt sich wütend Zutritt zu verschaffen: „Was sollte das eben!?“, stellte er sie zur Rede: „Ich dachte ich hätte mich bezüglich dieser Sache klar ausgedrückt, Yukiko!“, in Rage raufte er sich die Haare: „Man, verdammt! Wenn ich nicht da gewesen wäre, du hättest womöglich noch meinen ganzen Plan ruiniert!“, er lachte bitter sie so eingeschnappt vor sich stehen zu sehen: „Kein Wunder, dass er so genervt von dir ist“, böse auf sie redete er weiter ohne sie zu Wort kommen zu lassen: „Ja, mach nur weiter so: Bedräng ihn weiter! Aber dann heul nachher nicht, wenn er überhaupt nichts mehr mit dir zu tun haben will!“ Shinichis Vater bemühte sich seine Fassung zu bewahren: „Und verdammt noch mal“, atmete er tief durch: „hör auf damit. Ich habe keine Lust ihn alleine wegen dir zu verlieren!“ Er war immer noch aufgebracht, riss sich bis aufs Letze zusammen: „Yukiko, ich weiß nicht welchen Groll du gegen mich hegen magst: Ich weiß es wirklich nicht! Ob du das tatsächlich mit Absicht machst oder nicht anders kannst, aber- bitte“, flehte er seine Frau schon fast regelrecht an: „Halt Shinichi da raus: Hör auf mir die Sache mit ihm vor die Füße zu werfen!“
 

„Das mache ich doch gar nicht! Darum geht es mir nicht“, wehrte Yukiko sich. Jetzt machte sie ihm die Vorhaltungen: „Es geht um Shinichi! Siehst du denn nicht, dass absolut was mit ihm nicht stimmt!? Ich bin seine Mutter! Ich mach mir Sorgen. Du kannst ihm das doch nicht einfach weiter so erlauben!“, appellierte sie nun ihrerseits an ihren noch immer verärgerten Mann: „Yusaku, unternimm endlich was! Bitte“, stellte sie ihm dann entschlossen, weinerlich ein Ultimatum: „Wenn du es nicht machst, dann werde ich ihm das Gegenmittel verbieten!“

„Es ihm verbieten?“, entgegnete Yusaku ihr vollkommen fassungslos: „Und alles was wir an Nähe zu ihm haben wie eine Mauer einreißen!? Bist du eigentlich total bescheuert!?“, musste er sich sammeln, rief sich selbst zur Ordnung um nicht handgreiflich grob zu werden: „Ist dir nicht klar, was für einen riesen Schaden du damit anrichtest, Yukiko!? Du weißt doch genauso gut wie ich, wie die Abmachung mit ihm aussieht!“

„Ja, natürlich weiß ich was wir ausgemacht haben“, stand sie weinend ihn anschreiend da: „Aber das können wir doch rückgängig machen!“
 

Bei Yusaku war das Maß über, unsanft packte er sie näher zu sich heranziehend an ihrem Oberarm: „Ich warne dich, verdammt nochmal: Sei leiser oder willst du von den anderen gehört werden!? Ich warne dich, dann scheuer ich dir eine darauf verlass dich!“

Ängstlich bebte sie vor ihm. Er sah in ihr tränennasses Gesicht, hörte ihr zu.

„Ich will es rückgängig machen! Ich hab Angst um Shinichi, kannst du das den nicht verstehen, Yusaku?“

Was ihn ruhiger werden ließ: „Doch, natürlich versteh ich das. Meinst du es geht mir anders? Aber die Regeln waren klar definiert, wir können sie jetzt nicht einfach so wieder zurück nehmen. Wie stehen wir beide denn dann da?“, sein Ton hatte an Rauheit verloren, nur um wieder zuzunehmen: „Yukiko die ganze Aktion war deine Idee. Du warst es die das Experiment mit dem Gegenmittel unbedingt ihm zu Liebe machen wolltest. Ich hatte dir schon in LA gesagt, für was für eine dumme Idee ich das gehalten habe. Warum habe ich dir damals nur nachgegeben“, ließ er sie nun endlich wieder los: „Mag ja sein, dass du nur geblufft hast: Ich aber nicht und folglich muss ich dann auch dazu stehen, wenn wir es ihm unterbinden- aus welchen Gründen auch immer- und ganz unabhängig von dir!“ Noch einmal sah er sie sauer an, bevor er ohne noch irgendwas dazu zu sagen das Zimmer verließ.

„Yusaku!“, hörte er seine Frau noch hilflos nach ihm rufen. Doch ihn interessierte das nicht mehr: „Ruth“, rufend knallte er die Schlafzimmertür zu.
 

Im Zimmer ihres Freunds am Laptop sitzend hörte sie ihn laut: „Willst du immer noch Ausgehen!?“

„Ja“, rief sie überrascht zurück.

„Dann komm!“, forderte er sie knapp zügig über den Flur gehend auf.

Ohne lange zu überlegen klappte die Kriminalautorin das Schreibgerät zu. Schnell folgte sie ihm, der bereits die Treppe nahm, hinterer.

Er ließ sie ihn einholen. Gemeinsam mit ihr zog er sich Schuhe und Mantel an, bevor er mit ihr aus dem Haus ging.

Zurück blieb eine in Tränenaufgelöste Ehefrau und Mutter.
 

Yusaku und Ruth amüsierten sich gut. Vergnügt tanzend die beiden miteinander zu den pulsierenden Rhythmen des Tokioter Nachtlebens. Bestellten sich an der Bar zwischendurch ein paar Drinks.

„Voll die Langweiler hier“, bedauerte Ruth mürrisch: „Bestimmt haben die noch nicht einmal nen Großen in der Hose“, setze sie sich, die Beine übereinanderschlagend, neben Yusaku, der gerade die Bestellung für sie beide beim Barkeeper aufgab.

„Du weißt doch, wenn es dir darum geht, dann such dir am besten einen Afrikaner“, knuffte er sie unanständig angrinsend in die Seite.
 

1: 44 Uhr fiel Yukikos Blick auf die Uhr des Nachtschränkchens. Aufgewühlt lag sie im Bett. Ungeduldig wartend hatte sie den Sekundenzeiger fixiert, beobachte wie dieser von Sekunde zu Sekunde voranschritt. Dann wie aus einer weiteren Minute eine weitere wurde.

Nach weiteren zehn Minuten des Lauschens hielt sie es letztlich nicht mehr länger aus.

Nervös stand sie auf, schaltet das Licht ein, lief mehrmals im Schlafzimmer auf und ab. Ehe sie sich dazu entschloss sich darum zu bemühen sich mit Tee in der Küche zu beruhigen. Immer wieder schaute sie unruhig vergebens aus dem Fenster.
 

Zwei Schlucke hintereinander trinkend, folgte er dem schweifenden Blick seiner hübschen Begleitung.

„Na los“, grinste er breit, als er merkte, dass sie zwei interessante Objekte erspäht hatte: „Hau ab“, stupste er seine beste Freundin einen Schritt vorwärts.

Sie ging sich noch einmal nach ihm umdrehend auf die jungen Männer zu.

Ihr süffisantes Lachen erstarb. Sie unterbrach ihr Flirten mit diesen, als sie den traurigen Blick des Mannes auf sein Glas an der Bar ausmachte.

„Ein anders Mal, Kumpels“, tat sie die Typen damit ab und kehrte zu ihrem Freund zurück.

Yusaku schüttelte seine Verstimmung sofort ab, wie ausgewechselt sah er sie an, als er sie auf sich zurückkommen sah.

„Na?“, schaute er sie interessiert grinsend an: „Hast du die Nummern?“

„Nein“, erwiderte sie sich zu ihm setzend.

Sein Glas zum Mund führend meinte er: „Nimm es nicht so schwer. Beim nächsten Mal klappt’s wieder“, austrinkend zog er sie munter mit sich auf die Füße.

Zusammen weiter tanzend verbrachten sie weiterhin ihre Zeit viel lachend miteinander.
 

„Du bist sowieso die Beste!“

Angetrunken, aber glücklich kam Yusaku, Ruth spielerisch lachend auf die Wange küssend, die Haustüre aufschließend nachhause, die hochzukriegen mit zwei Telefonnummern herum wedelte.

Gleichfalls lachend ließ sie ihn, sich beim Abstreifen ihrer Highheels, seinen Arm um ihre Taille legen.

„Komm, lass uns noch einen Kaffee trinken“, schlug sie vor.

Ihr: „Gute Idee!“ zustimmend stieg er vergnügt die Treppe mit ihr nach oben.
 

Seine ausgelassen, überdrehte Stimmung änderte sich abrupt mit einem Mal, als er beim Betreten der Küche auf seine Frau stieß.

Yukiko ließ sich ihre Erschrockenheit nicht anmerken.

Ruth, die neben ihm stand konnte ihr keinen abblendenden Blick zu werfen. Denn entschieden hatte Yusaku die Konkurrentin seiner Frau auf den Mund geküsst.

Sie bekam wie er die Reaktion der Mutter seines Kindes mit.

„Lasst euch nicht durch mich stören“, ging sie einfach an ihrem Mann und der Blodine vorbei hinaus.
 

Sie hatte es absolut zuvorkommend gesagt. Eine Spur von Verärgerung, Spott, Eingeschnapptseins oder eine Regung von Betroffenheit in ihrer Stimme, Mimik oder Gestik suchte Yusaku vergebens.

Wie vor den Kopf gestoßen sah er der Frau, die er eigentlich so sehr liebte hinterher.

Dann im Umbruch von Sekunden schlug sein Schmerz in Aggression um.

Ruth tat gut daran weit beiseite zugehen, denn schon schlug und trat er laut: „Verdammt!“, fluchend neben ihr gegen den Kühlschrank.

Den Schmerz in seiner Hand spürend schlug er noch einmal, weniger hart, dagegen, bevor er sich deprimiert gegen diesen lehnte.
 

„Yusaku“, kam Ruth mit Bedacht einen Schritt auf ihn zu.

Aufgebracht sah er sie an. In seinen Augen schimmerten Tränen: „Toll, jetzt habe ich es dir live und in Farbe gezeigt!“, er bemühte sich sehr darum sich zu fassen. Mit der Hand fuhr er sich über die feuchten Augen. Seine Stimme wurde leiser, verzweifelter: „Die Wette war das letzte was ich gewinnen wollte“, übermahnten ihn doch seine Emotionen.

„Es tut mir leid“, nahm Ruth in vorsichtig in den Arm, wo er sich sofort an sie klammerte, seinem herzzerreißenden Tränen freien Lauf ließ. „Ich dachte wirklich, dass es funktioniert“, hörte er sie bedauernd.

„Es tut mir leid“, sagte sie noch einmal leiser, hielt ihn weiter gut fest.

Sie wartete, bis er von sich aus wieder etwas auf Abstand ging.
 

Immer noch fertig setzte er sich, mit der Hand den Kopf abstützend, an den Tisch.

Ruth blieb ihm seine tiefe Traurigkeit ansehend stehen.

Für einen Moment fürchtete Yusaku erneut weinen zu müssen. Doch dieses Mal wendete er es ab.

„Siehst du“, seine Stimme war brüchig: „Das hier hat auch nichts gebracht. Rein gar nichts!“, aus verzweifelten Augen sah er seine Freundin an, der es ja selbst weh tat ihn so hoffnungslos in sich zusammen gesunken zu sehen.

Für eine Weile sagte er nichts mehr.

„Ich weiß wirklich nicht mehr weiter“, schüttelte er schließlich, es sich selbst eingestehend, leicht mit dem Kopf.

Ruth kam zu ihm: „Dann verlass sie: Wenn es keinen Sinn macht, dann verlass sie!“ Eindringlich schaute sie ihm in die Augen: „Yusaku, trenn dich von ihr, ehe du weiter so ein ständiges Theater hast. Sie ist das alles doch gar nicht wert.“

Er antworte ihr darauf nicht, saß nur stumm da.

„Ich werd bei dir schlafen, wenn das okay ist.“

„Klar“, nickte sie verständnisvoll.

Zurückhaltend ließ er sich von ihr an die Hand nehmen und auf die Füße ziehen.

Mit ihr blieb er vor seiner Türe stehen: „Kannst du bitte mein Kissen und meine Decke holen. Ich kann jetzt einfach nicht mit Yukiko in einem Zimmer sein. Sonst tue ich noch etwas was ich Morgen bitter bereue.“

Sie nickte und während er schon rein ging, ging Ruth ohne Anzuklopfen nach nebenan.
 

Yukiko, auf dem Bett sitzend wischte sich die Tränen umgehend weg, als sie die Schritte auf sie zukommend hörte.

Ihr Blick traf auf den der bissigen Ruth.

„Was wollen Sie? Raus hier!“, erhob Shinichis Mutter sich erschrocken.

„Ich hole Yusakus Sachen, das sehen Sie doch!“, entgegnete die Amerikanerin ohne weiteres an ihr vorbei das Kissen aufnehmend. Die Decke zusammenraffend fügte sie mit giftigem Blick hinzu: „Und schauen Sie nicht so, wie ein dusseliges Meerschweinchen, dass sich ausversehen an einem schlechten Salatblatt die Zähne ausgebissen hat!“

Wütend blieben die beiden Frauen voreinander stehen.

„Sie können ihrem Glücksstern danken, dass Yusaku mich gebeten hat nett zu ihnen zu sein, sonst würde ich ihnen jetzt mal ganz gewaltig meine Meinung zu ihrer miesen Tour geigen!“, kehrte Ruth der Ehefrau ihres Freundes den Rücken. Bereits an der Tür drehte sie sich noch einmal um: „Und übrigens: Er schläft die Nacht bei mir. Das haben Sie nun davon. Ein guter Rat von mir, entscheiden Sie sich“, war sie im Begriff die Tür schon zu schließen: „Entweder stehen sie dazu, dass Sie ihn immer noch lieben oder aber reichen Sie endlich die Scheidungspapiere ein! Handeln Sie, sonst verlieren sie ihn für immer- und dann schnappe ich ihn mir!“

Yukiko blieb, wie angewurzelt, zurück.
 

Das Zimmer ihres Freundes betretend, änderte sich Ruths Haltung. Sie sah ihn, wie er da so traurig an die Decke starrte. Er hatte sich bereits hingelegt.

„Hier“, kam Ruth behutsam näher, legte die Decke neben ihn, reichte ihm das Kissen.

Ihr Kleid fürs Schlafen gegen ihr Spitzenachthemd tauschend zog sie sich vor ihm um.

„Na, toll!“, grummelte sie kurz sehend, dass Yusaku sie überhaupt nicht ansah. Selbst in dem Moment, in dem sie nur noch in Unterwäsche vor ihm stand.

Sie zog sich seufzend die Träger hoch, musste feststellen, dass sie Luft für ihn war.

Ihre aufkommende Verärgerung erlösch jedoch, als sie ihn erneut so totunglücklich sah.

Stumm ging sie auf ihren nackten Füßen das Licht ausmachen, legte sich zurückhaltend neben ihn.

Erst nachdem er nach einer für ihn schmerzhaften Weile eingeschlafen war, machte auch sie schließlich die Augen ganz zu…
 


 

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*Anmerkung(en):
 

Ob Steak jetzt wirklich Kogoro Lieblingsfleisch ist, weiß ich nicht mit Gewissheit. Ich habe mich einfach mal am Anime (Folge 292: Die verschwundene Uhr, Teil 2) orientiert.
 

Keine Ahnung, ob es tatsächlich eine Heavy Metal Band gibt, die „X-Strangers“ heißt, wenn ja ist das unbeabsichtigt. Ich rauchte einfach einen x-beliebigen Namen für Ruth fiktive Lieblingsband.

Die MecDonaldsszene gab es so wirklich. Zwischen mir und meinem Kumpel.
 

Was die Krankheitsbilder angeht so habe ich mich hierbei auf Louise L. Hay bezogen (Betreffende Stellen aus ihrem Büchlein „Heile deinen Körper“ raus geschrieben).

Kazuhas Verabredung

Freitagmorgen, 24. November
 

„Hi, guten Morgen“, machte Ran gut gelaunt anklopfend die Türe auf.

Ruth schaute sie aus liegender Position an.

Ran stutze ziemlich bei dem Anblick der sich ihr da bot. Yusaku direkt neben seiner Freundin schlafend.

„Was?“, war sie verwirrt: „Was macht ihr da?“, wusste die werdende Mami nicht, was sie von dieser Situation jetzt halten sollte.

„Es ist nicht so wies aussieht: Also sei ruhig!“, raffte sich die Amerikanerin auf.

Shinichis Freundin am Arm packend, zog sie sie mit raus auf den Flur. Machte dann die Tür leise hinter sich wieder zu: „Lass ihn schlafen. Wir können woanders reden.“

„Oh, okay“, war Ran zwar überrascht, aber einverstanden: „Wir können in mein Zimmer gehen, wenn du magst.“

Auf Ruths Nicken hin führte Ran sie hinein.
 

Noch bevor sie ihr Angebot: „Setz dich“, ganz ausgesprochen hatte, hatte Yusakus Freundin schon das Bett in Beschlag genommen.

„Zwischen uns lief gar nichts, wenn du das angenommen hast“, klang Ruth leicht pikiert, als sie Ran ansah, wie diese sich zu ihr setzte.

„Okay“, antwortete Ran beschwichtigend.

„Ich könnte vor ihm strippen das würd ihn nicht anmachen.“

Als sie den Satz beendet hatte und sah wie sie von der Schwangeren angeschaut wurde, kapierte die Blondine, dass diese offenbar nicht verstanden hatte was gemeint war. Ruth stand auf und deutete ihr das nonverbal an, bis bei der werdenden Mami doch der Groschen fiel.

Sie wurde von Ran angesehen: „Bist du sauer oder so?“, nachdem sie sich wieder, die Beine übereinander schlagend, hingesetzt hatte.

„Ja“, antwortete Ruth frustriert die Arme verschränkend: „Mein Plan hat nicht funktioniert.“

„Wie meinst du das?“

„Yukiko!“, platze es aus deren Kontrahentin heraus: „Diese…! Ich hätte ihr am liebsten gestern eine runter gehauen und irgendwann werde ich das bei Gelegenheit nachholen!“

Ran merkte richtig wie verärgert die Freundin des Vaters ihres Freundes wirklich war.

Weshalb sie vorsichtig näher nachfragte: „Was ist denn passiert?“

„Sie hat ihn mal wieder vor den Kopf gestoßen!“, stütze die Kriminalautorin sich bei ihren Ausführungen mit den Armen hinterm Rücken aufstellend ab: „Er müht sich ab und sie demütigt ihn. Ich hatte mit ihm gewettet, dass er wenn er mich küsst ihre Aufmerksamkeit bekommt. Doch alles was er gekriegt hat war Gleichgültigkeit und dabei weiß ich ganz genau, dass er ihr nicht so egal ist wie sie immer tut! Ich gebe mir ja durchaus Mühe das zu verstehen, aber wenn man Yusaku verletzt hört für mich der Spaß definitiv auf. Das hat er einfach nicht verdient! Er ist viel zu gut für dieses Mauerblümchen!“
 

„Mauerblümchen?“ Ran zögerte, bevor sie sich doch traute das zu fragen: „Liebst du Yusaku noch?“

Ruth sah sie darauf traurig an, nickte leise mit einem: „Ja“, bestätigend. Ihren Kiefer angespannt hantierte sie an den Strass-Steinen eines künstlichen Fingernagels: „Yukiko soll nicht immer so gewesen sein“, räumte sie ein: „Er meint, dass sie sich erst nach dieser Fehlgeburt so dermaßen verändert hat.“

„Ja, stimmt“, war auch Ran nun bedrückt: „Früher war sie wirklich viel netter. Sie war eigentlich immer richtig cool und ich fand sie toll. Aber jetzt ist sie wirklich ganz anderes. So abweisend- und unfreundlich. Es ist wirklich nicht mehr wie früher. Ich weiß noch, als ich sie mit Shinichi in New York besuchen war.“

„Shinichi“, sah Ruth sie die Augenbrauen hochziehend an: „Ist das“, sie deutete das Gesicht verziehend auf den Babybauch: „mit dem du?“

„Ja.“ Ran errötete leicht nickend.

„Und wie ist dieser Shinichi so?“

„Er ist Yusakus und Yukikos Sohn. Ich kenn ihn schon seit ich klein bin. Früher haben wir schon immer viel miteinander gemacht. Nur leider ist er Detektiv, weshalb er-“

„Was aber Yusaku hat doch gar keinen Sohn?“

„Doch hat er!?“

„Er hat mir nie was von einem Sohn erzählt. Mal abgesehen von dem toten Kind da!?“

„Hä?“

Nicht nur Ruth, sondern auch Ran war irritiert.
 

Eri saß Tee trinkend mit Goro auf dem Schoss in der Küche.

In die Anwaltszeitschrift vertieft blätterte sie, dem schnurrenden Krater hinterm Ohr kraulend, auf die nächste Seite um. Las, einen Schluck trinkend, weiter.

„Guten Morgen“, grüßte sie ihren Mitbewohner, der müde aussehend heran geschlurft kam.

Die kugelrunde Anwältin schaute zu ihm auf und sah ihn verwundert an: „Wie siehst du denn aus?“, war ihr seine Niedergeschlagenheit regelrecht aufgefallen: „Ist was passiert? Du bist doch sonst immer so der strahlende Sonnenschein und das schon immer am frühen Morgen“, fragte sie tatsächlich besorgt um ihn.

Doch er schüttelte nur den Kopf: „Hast du Ruth gesehen?“

Was Rans Mutter mit einem Kopfschütteln beantwortete.

So unvorhergesehen wie er gekommen war, verließ er die Küche nun auch wieder.

Sodass Eri ihm nur nachsah.
 

„Ach, hier hängst du ab!“, richtete Yusaku sich lautstark, die Arme in die Seite stemmend, an seine Freundin, die noch mit Ran auf deren Bett beisammen saß.

Sie erwiderte Yusakus belustigten Gesichtsausdruck.

„Was macht ihr: Über mich herziehen?“

„Aber sicher!“, scherzte Ruth grinsend: „Tun wir doch immer wenn du gerade nichts mitkriegst.“ Sie lachte ihn an.

„Biest!“, zog er ihr harmlos die zusammengerollte Zeitung über.

„Danke!“, fasste sie seinen Kommentar grinsend als liebevoll gemeintes Kompliment auf.

Yusakus Aufmerksamkeit richtete sich auf die neben ihr sitzende über die Neckerei vergnügte Ran: „Schön, ihr zwei scheint euch ja mittlerweile richtig zu mögen, wenn ihr euch hier gemütlich Nebeneinader wie zwei Schwestern auf der Decke lümmelt“, schaute er die beiden amüsiert an. Bevor er schwungvoll wissen wollte: „Was ist? Habt ihr schon gefrühstückt?“

„Noch nicht“, antwortete Ran.

„Wollt ihr das dann jetzt zusammen mit mir tun?“

„Sicher.“

„Gern.“

Vergnügt ließen die beiden Ladies sich an die, Ran linke und Ruth rechte, Hand nehmen und von Shinichis Vater auf die Füße ziehen.
 

„Was soll ich damit?“, fragte Yusaku sie. Ruth hielt ihm ihre eine Hälfte Tost hin.

„Bist du sicher, dass du nichts mehr möchtest, Ruth-ie?“, nahm er sich dem Stück Brot stutzend an.

Sie antwortete per Kopfschütteln.

„Wirklich nicht? Eine halbe Scheibe Tost ist nicht gerade viel, Darling.“

„Ich habe keinen Hunger“, fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar.

Ran beobachtete, wie er sie neckte: „Du hast gestern auch nicht viel getrunken. Ich hatte eigentlich angenommen, dass ich dich völlig betrunken ins Bett hätte tragen müssen. Bist du sicher, dass du nicht doch schwanger bist?“

„Na und?“, schnauzte sie: „Der Cocktail denn ich hatte hat mir nicht geschmeckt. Das ist alles! Ich bin ganz bestimmt nicht schwanger: Du hast sie doch nicht alle!“, zeigte sie ihm verärgert einen Vogel.
 

Kazuha, die sich wie er im Büro aufhielt, fiel Heijis in sich gekehrte Art auf.

Shiratori bat ihn noch eine weitere Zeugenaussage herauszusuchen.

Sie sah auch, dass Heiji das zwar machte, aber doch einen bestimmten, tief grübelnden-ernsten, geradezu auch irgendwie besorgten Gesichtsausdruck dabei beibehielt.

„Is was?“, bemerkte er beim Zurückkommen ihren auf ihm gerichteten Blick.

„Nein“, antwortete sie nur schnippisch, machte mit ihrer eigenen Arbeit weiter.

Weshalb Heiji nur mit den Schultern zuckte und das Dokument beim Inspektor ablieferte.
 

Yusaku machte am restlichen Vormittag bei allem was die neuen Freundinnen entschieden mit, indem er sich mit ihnen unterhielt, mit ihnen nochmal Karten spielte und in seinem Zimmer mit Ran las und Ruth beim Krimi unterstütze.

So verging die Zeit recht schnell und Ran hatte sichtlich großen Spaß.

Im Gegensatz zu der anderen Frau fiel es ihr gar nicht auf. Für sie wirkte Yusaku ausgelassen und fröhlich wie immer. Sie bemerkte es nicht hingegen Ruth, so machte ihr Gesichtsausdruck dies deutlich, schon. Doch behielt jene es für sich.
 

Am Nachmittag
 

Erst als er ohne zusagen wohin er ging das Zimmer verließ und eine ganze Weile nicht wieder kam, ging Ruth Ran: „Ich komm gleich wieder“, sagend ebenfalls.

Nach ihrem Freund suchend ging sie die Zimmer ab. Bei Yukiko war es sie die den giftigen Blick hatte, bei Conan wurde sie wiederum unfreundlich angesehen.

Oben war er nirgendwo. Also lief sie zügig die Treppe runter, sah sich im Wohnzimmer um. Auch hier war er nicht.
 

Doch sie fand ihn. Er war allein in der Küche.

Sie kam näher, umarmte ihn sacht von hinten, lehnte sich gleichfalls traurig mit der Wange gegen sein Rückgrat.

Als er sich jetzt bewegte sah sie auch die knapp unter die Hälfte gefüllte verschlossene Flasche.

Aufschluchzend, sich über die Augen reibend, ließ er sich von ihr im Arm halten.

„Lass es lieber“, hörte er sie leise zu ihm sagen.

Er schaute nach unten, nickte.

Für eine Weile standen die besten Freunde so beieinander.

„Kommst du wieder mit hoch?“, fragte sie ihn.

Seine Antwort war: „Nein.“

Ruth ließ ihn gehen, sah wie er sich auf halber Strecke noch einmal zu ihr umdrehte und seine Freundin: „Danke“, sagend noch einmal anlächelte. Es war ein aufrichtiges Lächeln.

Sie erwiderte es.

Dann ging er endgültig.
 

Er schnappte sich die Autoschlüssel und fuhr, dass wusste er selbst, eigentlich zu schnell. Weswegen er von der Verkehrspolizei zum Anhalten gebeten wurde.

Ärgerlich wurde er von einer Polizistin mit langen schwarzen Haaren angesehen. Es war Yumi: „Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte!“

„Hier“, rückte Yusaku diese aus dem Handschuhfach raus, wartete ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad herum tippend, bis Yumi diese besehen hatte.

„Sie sind tatsächlich Yusaku Kudo? Der Yusaku Kudo!?“

„Ja“, schaute er immer noch verstimmt auf: „Was dagegen?“

„Nein“, wurde er nun regelrecht angestrahlt: „Ganz im Gegenteil. Ich bin ein Fan vom Baron der Nacht und somit auch von Ihnen, Herr Kudo!“

„Na, das ist ja schön“, brummte Yusaku in seinen Schnauzer.

„Bitte geben Sie mir ein Autogramm“, sah Chibas Verlobte ihn bittend an.

„Falls sie es noch nicht mitbekommen haben, Teuerste. Ich bin nicht mehr im Geschäft. Von daher gebe ich keine Autogramme mehr.“

„Doch das hatte ich gelesen“, bedauerte Yumi: „Ist es also tatsächlich wahr.“ Sie seufzte: „Wie schade.“

„Bedaure“, war das einzige was Yusaku dazu sagte. Ihm war anzusehen, dass er weg wollte.

„Hören Sie, ich mache ihnen einen Vorschlag: Wenn ich von ihnen ein Autogramm bekomme, dann werde ich es bei einer Verwarnung belassen.“

Dieser Vorschlag brachte Shinichis Vater durchaus dazu spontan abzuwägen: „Haben Sie was zum Unterschreiben?“

„Äh“, war die Verkehrspolizistin schnell: „Hier“, hielt sie ihren Stift und den Strafzettelblock hin auf dessen Rückseite er seinen Friedrich-Wilhelm setzte.

„Herzlichen Dank“, freute Yumi sich riesig.

„Gut“, schaute Yusaku fordernd: „Kann ich dann weiter fahren?“, fragte er in bemüht höfflichen Ton.

Nachdem sie ihm zugenickt hatte, konnte er beim Abbiegen über diese Situation, leicht nach oben Richtung Himmel schauend, nur den Kopf schütteln.
 

Yukiko saß sterbensunglücklich auf dem Fußboden. Sie saß mit angewinkelten Beinen an die Schrankwand gelehnt. Neben ihr lag ein aufgeklappter, noch bis auf ein paar wenige Kleidungsstücke, leerer Koffer.

In der Hand hielt sie ein abgenutztes Foto auf welchem sie zusammen mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn abgebildet war. Traurig sah sie das Bild aus besseren Zeiten an und die kleine Visitenkarte direkt daneben.

Wenn du dir schon nicht von mir helfen lassen willst, dann such dir andere Hilfe. Professionelle Hilfe, Yukiko. Ich weiß nicht mehr weiter! Yukiko, verstehst du das!? Erinnerte sich an Yusakus Worte. Erinnerte sie sich zurück. Es war noch in Los Angeles gewesen, als er ihr diese gegeben hatte.

Tränen liefen ihr über das Gesicht. Schmerzlich erinnerte sie sich an die Streitereien von gestern. Yusakus Vorwurf sie würde sich nicht für ihre Mitmenschen interessieren, seine Wut auf sie wegen der Abmachung im Bezug auf Shinichi. Hörte seine aufgebrachte Stimme in sich nachhallen. Auch waren ihr die früheren Auseinandersetzungen schon in LA und dann wieder hier in Tokio tief im Gedächtnis verankert.

Ich habe dir gerade gegenüber zugegeben, dass ich dich betrogen habe und du sagst: Nur zu!? Was soll ich denn um Himmelswillen noch alles tun, damit du irgendeine Emotion zeigst!? Schrei mich an, brech in Tränen aus! Sei verdammt nochmal wütend auf mich! Ich begreif das einfach nicht: Was habe ich dir getan? Ich mache und tue- liegt dir denn rein gar nichts mehr an mir?, hörte sie ihn in Gedanken sie in seiner Verzweiflung anschreien.

Ihr selbst tat es Lied! So furchtbar leid: „Wenn ich es nur rückgängig machen könnte“, vergrub sie das Gesicht auf den Knien.

Ich nehme ihn mit nach Los Angeles! Mir ganz gleich, was du davon hältst!

Noch lauter und dein Sohn wacht auf!

Ich werde nicht zulassen, dass ihm etwas zustößt.

Glaubst du denn etwa allen Ernstes, es ist richtig ihn mitnehmen zu wollen?

Ich will ihn nicht verlieren! Nicht ihn auch noch.

Aber genau das wirst du, wenn du dich weiterhin so unmöglich besitzergreifend aufführst, Yukiko! Kapier das doch endlich! Er wird ganz sicher nicht freiwillig mitkommen.

Alles was ich will ist doch nur, dass er glücklich wird und dass es ihm gut geht.

Ich habe alles kaputt gemacht. Shinichis Mutter weinte, bereute es bitterlich. Yusaku hatte die Nacht bei Ruth geschlafen. Sie war sich sicher, dass sie ihn nun endgültig von sich gestoßen hatte, dass es ihm nun reichte, dass er nun wirklich nicht mehr zu ihr zurück kommen würde.
 

Sich die Weiterfahrt dann ordnungsgemäß an die Geschwindigkeitsbegrenzungen haltend, registrierte er, dass das Benzin sich dem Ende zuneigte. So fuhr er die nächste Tankstelle an.

Bezahlen wollend steuerte er die Kasse an.

Schlecht gelaunt fiel sein Blick auf die Zigarettenschachteln dahinter. Ohne zu zögern verlangte er seine Marke.

Die Kassiererin kam seiner Bitte nach. Ihr Lächeln, als er bezahlte war einfach bezaubernd.

Er konnte überhaupt nicht anderes, als beeindruckt von dieser lebensfreudigen Ausstrahlung angesteckt hinaus nach draußen zu gehen.
 

Ruth die sie, vom Bad aus, weinen hörte, ging nicht nachsehen.

Anders Eri, die sie vom Flur aus bemerkte.

Nachdem sie Yukikos Namen fragend angeklopft hatte, kam sie zurückhaltend herein.

Als sie ihre Freundin da so verzweifelt sitzen sah, kam sie sofort zu ihr.

„Yukiko, warum weinst du?“, sprach sie sie an: „Ist es wegen Yusaku? Kann ich dir irgendwie helfen?“

Yukiko selbst entfernte sich von ihrer ehemaligen so guten Freundin: „Nein, nein! Du kannst mir nicht helfen!“, ging sie unter Tränen auf Abstand: „Das kann niemand: Es ist allein meine eigene Schuld! Ich habe alles kaputt gemacht! Es ist zu spät. Es ist zu spät! Da kannst du mir auch nicht mehr helfen!“

„Yukiko!?“, rief Eri ihr nach, folge ihr schnell mit einem Blick auf den halb gepackten Koffer.
 

Wieder im Auto holten die trüben Gedanken ihn wieder ein.

Erst als der Motor auf dem Parkplatz ausgestellt war, ließ er seinen Emotionen freien Lauf. In sich zusammensinkend beugte er sich losweinend auf das Lenkrad.

Die Tränen liefen nur so über.

Bis er sich mit den Händen durch sein Gesicht wischte.

Die Hände an der Stirn zusammengefaltet saß er unglücklich da, schloss die Augen, um sich zu sammeln.

„Was soll das?“, richtete er sich mit verzweifelter und auch wütend-aufgebrachter Stimme an Gott.

„Warum muss das nur alles kompliziert sein. Einfach glücklich sein ist echt zu viel verlangt, was?“, murmelte er deprimiert in sich hinein.

Was mach ich jetzt?, überlegend blieb er betrübt grübelnd sitzen, bis sein Blick auf den leeren Beifahrersitz fiel.

Es tut mir aufrichtig leid, aber es funktioniert nicht.

Sieht so aus.

Und du meinst wir können trotzdem befreundet bleiben?

Nun, es ist besser als gar nichts oder?

Danke fürs mitkommen.

Keine Ursache.

Erinnerte er sich an die damalige Aussprache mit Ruth zurück, seufzte wehmütig.
 

Yukiko war nicht zu erkennen. Sie hatte sich die Kapuze ihrer Jacke tief ins Gesicht gezogen. So schütze sie sich, schirmte sich von ihrer Umwelt ab.

Die anderen Menschen, die ihr in den Straßen begegneten nahmen keinerlei Notiz von ihr.

Auf ihrem Weg war sie an Gebäuden und Geschäften vorbeigekommen. Wie den Motorenlärm der Autos nahm Yukiko selbst das nur am Rande wahr.

Sie war vor einer Praxis stehen geblieben für therapeutische Zwecke, an der sie ohne es wirklich gewollt zu haben vorbeigekommen war. Was sie sich jetzt in einem wahren Dilemma befinden ließ. Unschlüssig blieb sie lange vor der Tür stehen. Die Überlegung dort vielleicht tatsächlich auf Hilfe hoffen zu können umfasste sie kurz einmal den Türgriff. Doch desto länger sie zögerte, desto weniger konnte sie sich dazu durchringen sich wirklich vorzustellen.

Schließlich ließ sie zu sehr von ihrer Angst erdrückt los und verließ den Ort übereilt ohne ihn betreten zu haben.

Als sie nur einige Straßen später auch noch mit einem Bestattungsinstitut frontal konfrontiert wurde, blieb sie abrupt stehen.

Und als sie dann auch noch die Anwaltsnamen las an dem Haus vor dem sie stehen geblieben war, war es um sie geschehen.

An Yusaku denkend übermannten sie unweigerlich ihre bisher unterdrückten Emotionen.

An der hinteren Hauswand ließ sie sich die Hände vors Gesicht haltend auf das Pflaster sinken, weinte dort von der ganzen Welt zurückgezogen jämmerlich.
 

Einen Einfall habend stieg er aus und ging bis zum Kofferraum. Sich dort eines der Bücher aus der Kiste nehmend setzte er sich zurück. Die Tür geschlossen klappte er beliebig eine Seite auf.

Er stutze nicht schlecht über die Treffsicherheit. Wurde beim Lesen innerlich ruhiger. So verbrachte er eine gute Dreiviertelstunde mit Gott. An dessen Ende er sogar fast ganz unbeschwert lächelnd das Auto verlassen konnte.
 

Tunis guten Tag sagend, sattelnd, verschaffte er sich selbst und dem treuen Pferd über die Wiesen der näheren Umgebung Bewegung.

Über die Geschehnisse der letzten Tage nachdenkend, rief er sich zurück ins Gedächtnis, was er soeben erneut gelesen hatte.

Der Tag wird kommen, an dem Beziehungen dich nicht mehr verletzen. Das wird der Tag sein, an dem du die wahre Bedeutung von ihnen erkennst- und verwirklichst. Weil du diese wahre Bedeutung vergessen hast, reagierst du so, aber das ist in Ordnung.

Was euch am schnellsten voranbringt, ist die totale Ehrlichkeit- die Bereitschaft zu bestätigen, anzuerkennen und genau zu erklären, wie ihr über eine Sache fühlt.

Sagt eure Wahrheit- freundlich, aber voll und ganz. Lebt eure Wahrheit, sanft, aber ausschließlich und konsequent. Ändert eure Wahrheit problemlos und rasch, wenn euch eure Erfahrung zu einer neuen Klarheit verhilft.

Niemand, der recht bei Sinnen ist, am wenigsten Gott, würde euch sagen, dass ihr, wenn ihr in einer Beziehung verletzt werdet, »beiseite treten und euch dahin bringen sollt, dass es keine Bedeutung hat« Es geht nur darum zu entscheiden, was es für dich bedeutet - und das zu demonstrieren.

Der Zweck einer Beziehung ist der, dass ihr entscheidet, welchen Teil von euch selbst ihr gerne »sich zeigen« lassen würdet, und nicht, welchen Teil des anderen ihr einfangen und festhalten könnt.

Lasst jede in einer Beziehung befindliche Person sich um das Selbst sorgen- und alle Beziehungen werden auf herrliche Weise ihrem Sinn und Zweck dienen (und den daran Beteiligten)! Ihr findet euer Heil nicht in der Aktion des anderen, sondern in eurer Re-aktion.

Ich sage euch dies: In jeder menschlichen Beziehung stellt sich an der entscheidenden Kreuzung nur eine Frage: Was würde die Liebe jetzt tun? Keine andere Frage ist relevant.

„Was würde die Liebe jetzt tun“, wiederholte Yusaku für sich, diese Frage beantwortend, murmelnd.

Anderen mit Liebe zu begegnen heißt nicht notwendigerweise, dass ihr diesen Menschen gestattet zu tun, was sie wollen. Das fordert die Liebe zum Selbst und die Liebe zum anderen.

Du sollst wissen und verstehen, dass es schwierige Zeiten geben wird. Versuche nicht, ihnen aus dem Weg zu gehen. Heiße sie willkommen, dankbar. Nimm sie als großartige Geschenke, als herrliche Gelegenheiten, um das zu tun, um dessentwillen du in die Beziehung eingetreten bist– und ins Leben.

Bemühe dich wirklich darum, dass du in diesen Zeiten deinen Partner/in nicht als Widersacher/in betrachtest. Strebe danach, dass du niemanden und nichts als den Feind ansiehst- oder auch nur als das Problem. Kultiviere die Technik, alle Probleme als Gelegenheiten zu begreifen.

Du wirst deiner Beziehung - oder irgendjemandem – nie einen schlechten Dienst erweisen, wenn du mehr in den anderen siehst, als sie dir offenbaren. Denn da ist mehr- erheblich mehr.

Erwartungen ruinieren Beziehungen.

Je größer die Vision, desto größer ihre Bereitschaft, jenen Teil in sich zu bekräftigen und herauszustellen, den wir ihnen offenbart haben. Wenn ihr dies ständig demonstriert, erinnert ihr damit andere daran, wer-sie sind.

Die Gelegenheit, nicht die Verpflichtung, ist die Grundlage. Solange ihr das umgekehrt seht, werdet ihr den Kern der Sache nicht begreifen.

Versuche, Langfristigkeit nicht mit einer gut bewältigten Aufgabe zu verwechseln.

Bleib nie in einer Beziehung, weil du glaubst, sie aufrechterhalten zu müssen.

Gemächlich brachte er das Pferd zurück in den Stall. Ausgiebig schmuste er noch ein wenig mit Tunis, versorgte ihn zuvorkommend ehe er sich guten Gefühls auf den Rückweg machte.
 

Beim Einsteigen fiel sein Blick auf die Zigarettenschachtel. Entschieden machte er die Tür zu, schnallte sich an und ließ den Motor an.

Er besorgte sich einen kleinen, hübschen Blumenstrauß, fuhr dann zur Tankstelle zurück. Dort stieg er aus und freute sich, als er die Verkäuferin vom Nachmittag sah. Mit einem netten Lächeln kam er zu ihr an die Kasse: „Hier“, legte er die noch unangerührte Zigarettenschachtel auf den Tresen: „Die bringe ich Ihnen zurück.“ Herzlich: „Danke“, sagend überreichte er der Frau den Strauß: „Sie hatten mich vorhin so aufbauend angelächelt, dass mir eben erst die Zigaretten wieder eingefallen sind. Sie haben mir viel Freude bereitet durch ihr reizendes Wesen. Dafür möchte ich mich hiermit ganz aufrichtig bedanken!“

Er freute sich, dass die Verkäuferin zwar sehr verblüfft war, sich aber auch sehr über diese unerwartete Geste freute.

Wieder gehen wollend meinte er nur: „Das Geld können sie behalten“ auf die Zigarettenschachtel deutend.
 

Anstatt nachhause zu fahren, klingelte er beim Professor.

„Yusaku“, war dieser erfreut, wenn auch sehr überrascht: „Schön dich zu sehen.“

„Hallo“, lächelte der seinen ehemaligen Nachbarn spontan an: „Hast du schon zu Abend gegessen?“

„Nein noch nicht. Ich wollte eigentlich gerade mit dem Kochen anfangen. Aber komm doch rein“, trat Agasa einen Schritt beiseite.

„Nein. Ich wüsste etwas viel besseres. Hat Ai dich immer noch mit der Diät?“

„Ja.“

Yusaku sah in das Gesicht seines Freundes, grinste: „Gut, ich hatte nämlich vor dich einzuladen. Es tut mir leid, dass ich die Tage so kurz angebunden war. Ich musste mir erst mal selbst klar werden, aber jetzt können wir reden.“

„Wegen Shinichi?“, fragte der Professor nach.

„Ja.“ Dessen Vater nickte.

„In Ordnung, dann werde ich Ai Bescheid sagen.“

„Nein, bitte vorerst nicht. Ich möchte gerne erst deine Meinung hören.“

Der Professor stutzte, kam der Bitte aber nach. Ai nur mitteilend, dass er von Yusaku eingeladen worden war verabschiedete sich von ihr.

„Bis später dann“, sagend nahm die Chemikerin diese Aussage, Tadashi auf den Arm nehmend, im Wohnzimmer zur Kenntnis.
 

„Bist du soweit?“, Yusaku sah ihn verschmitzt an, wie er den Schal um den Hals wickelte. Hinter Shinichis Vater schloss der Professor die Haustüre.

Ins Auto steigend fragte Yusaku: „Und schon entschieden wo du gerne hinmöchtest?“

Agasa sah ihn an, wie er sich anschnallte.

„Ich vertraue auf deinen guten Rat, mein Freund. Du kennst dich hier besser aus als ich. Und der Preis spielt keine Rolle.“

Nachdem der Professor ihm von einem europäischen Restaurant erzählt hatte, in dass er schon seit langem mal gehen wollte, ließ er sich von ihm durch die Stadt zu besagtem loten.
 

Zusammen das Restaurant betretend ließen sie sich an einem Vierer-Tisch gegenüber der Fensterfront nieder.

Wie sein Freund betrachtete Yusaku die Speisekarte, schaute ihn an: „Kannst du dich nicht entscheiden?“, fragte er in das Gesicht seines ehemaligen Nachbarn blickend: „Hab kein schlechtes Gewissen. Das eine Mal schadet dir nicht, wenn du dich dann ab Morgen wieder artig an deinen Diätplan halst. Und keine Sorge- über meine Lippen wird kein Wort zu Ai durchdringen“, zwinkerte er.
 

Auf das Essen wartend wurde er vom Professor fragend angesprochen, dem seine jetzt in sich gekehrte Art auffiel. Weshalb er ihn auf seinen Sohn ansprach: „Wie geht es Shinichi denn? Ai sagte mir er wäre gestern und heute nicht in der Schule gewesen.“

„Ja, sie war bei mir“, räumte er ein: „Ich habe ihr gesagt, dass er wohl nur einen kleinen Infekt hat. Sie wollte schon die Einnahme abstellen. Ich meinte, dass dies vorerst nicht notwendig sei. Ob sie mir das allerdings wirklich so abgekauft hat möchte ich mal in Frage stellen. Hat sie sich dir gegenüber darüber genauer geäußert?“, schaute er den Professor rückfragend an.

Doch der verneinte: „Außer, dass sie Shinichis Art in letzter Zeit verdächtig findet, hat sie mir gegenüber nichts Spezifisches erwähnt. Aber das hatte ich dir ja schon erzählt.“

„Ja.“ Abwägend mit dem Kopf schüttelnd lehnte Yusaku sich in sich hinein seufzend auf seinem Stuhl nach hinten.

„Also geht es Shinichi wirklich nicht gut?“, konnte Agasa es somit schon erahnen.

„Nein“, antwortete Yusaku verstimmt: „Im Moment überhaupt nicht. Ich treffe ihn in der Regel schlafend an. Er kommt kaum noch runter und wenn hat er eine Laune! Zum Essen kommt er auch nur noch mehr zum Schein als alles andere. Ich denke, dass er starke Schmerzen hat“, fasste Yusaku auf Sachebene seine Eindrücke objektiv zusammen. Auch wenn ihm nur allzu deutlich anzumerken war, wie sehr ihn die Sache eigentlich bedrückte: „Er ist mit Ran aneinander geraten und das richtig. Was ihm nachher auch sehr leid tat.“

„Weswegen denn?“

„Sie wollte mal wieder wissen was mit ihm los ist.“ Yusaku lächelte kurz: „Ran ist wirklich lieb, aber sie meint es manchmal wirklich zu gut mit ihm.“

„Oh“, machte der Professor betroffen.

Yusaku nickte heftig: „Oh ja! Sie dachte, dass sie ihm mit reiten eine Freude macht, womit sie ihn dann ganz ausgeknockt hat. Seit dem ist er Schach.“

Yusaku stellte an diesem Punkt das Gespräch ein, bis der Kellner ihre Bestellung aufgenommen hatte und wieder gegangen war.
 

Dann setzte er die Unterhaltung fort: „Ruth kann er nicht leiden. Ich habe mitbekommen, wie er mit Heiji über sie hergezogen ist. Dass sie ihn zurück ins Bett bringen sollte, passte ihm gar nicht.“

Er sah, dass Agasa gerade nicht so ganz folgen konnte, weshalb Yusaku ausführlicher erklärte: „Ran hat sich gestern einen Rückenwirbel verschoben, weil sie ihn hochgehoben hat und ich wollte ihn nicht zum Arzt mitnehmen.“ Nun sah Yusaku ein klein wenig ärgerlich aus: „Eri kam mit. Es hätte mir noch gefehlt, wenn er auch noch weggeklappt wäre. Ich hielt es in diesem Moment wirklich für klüger ihn zuhause zu lassen. Auch wenn das verständlich so überhaupt nicht in seinem Interesse lag. Aber besser ein wütender Shinichi, als einer in der Notaufnahme.“
 

Das Essen wurde gebracht.

Im Gegensatz zum Professor, schien Yusaku keinen Appetit mehr zu haben, denn seinen Teller rührte er nicht an.

Niedergeschlagen starrte er stattdessen auf die gefaltete Serviette vor ihm.

Auf Agasas Blick hin antwortete er: „Im Moment ist alles wieder zum Davonlaufen. Heut Nachmittag hätte ich am liebsten wieder das Handtuch geschmissen“, kam er zum zweiten Punkt, der ihm gleichermaßen schwer zu schaffen machte.

Mitfühlend hörte der Professor zu.

„Mit Yukiko bin ich auch mal wieder zerstritten. Wir haben auch so schon genug Eheprobleme, da tut uns die Meinungsverschiedenheit wegen Shinichi erst recht nicht gut“, saß deren Mann, der die Streitereien des Vortags sehr bedauerte, da: „Sie vertritt die Ansicht, dass es das Beste ist, wenn wir ihm das Gegenmittel einfach abnehmen. Es ihm verbieten.“

„Und du siehst das anders?“, reagierte Ais Mitbewohner doch etwas verwirrt darüber.

„Ich denke das es einfach unklug ist“, er stockte, zögerte kurz: „Ich meine verstehen kann ich sie ja. Sie macht sich einfach Sorgen um ihn. Mir geht es da ja nicht anders, aber-“ Yusaku seufzte schwer: „Was erhoffen wir uns denn davon? Was haben wir davon, wenn wir mit dem Gegenmittel nicht weiter kommen? Dann waren seine ganzen Anstrengungen umsonst: Darüber wird er nicht so einfach hinweg sehen! Und mal davon abgesehen die Abmachung existiert noch. Ich möchte ihm, wenn ich kann, wenigstens noch etwas mehr Zeit einräumen. Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass er vielleicht doch noch von sich aus damit kommt. Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich keine Lust ihn bestrafen zu müssen.“

Yusaku wurde ganz still, saß für einen Moment tief in sich gekehrt da: „Im Gegensatz zu Yukiko hat er vor mir noch Respekt. Er ist jetzt schon so genervt wegen ihrer Überfürsorglichkeit. Sie würde ihn noch die Suppe zum Bett tragen, wenn ich sie nicht davon abhalten würde. Davon, dass sie so hinter Shinichi her ist, davon wird er sich uns auch nicht eher anvertrauen. Genau das Gegenteil ist der Fall, dass er sich immer mehr von uns abschottet“, der besorgte Vater sah seinen Freund an: „Und meine größte Befürchtung ist, dass er wie Yukiko reagieren könnte. Dass er ganz zu macht. Dann weiß ich auch nicht mehr was ich noch machen soll.“ Für einen Moment traten Yusaku doch wieder die Tränen in die Augen: „Ich kann Ran so gut verstehen“, setzte er neu an: „Auf der einen Seite ist das Ganze so absurd und gleichzeitig mal wieder so genial. Ich erkenne meine Beziehung so sehr in ihrer wieder. Sie ist in gewisser Weise genauso ratlos mit Shinichi wie ich mit Yukiko-“ Yusaku unterbrach sich, äußerte dann seinen neuen Gedanken: „Nachher hat Yukiko noch am Ende genauso ein merkwürdiges Problem, was eigentlich gar keines ist. Worauf ich überhaupt nicht kommen könnte. Das würde mich wirklich ärgern.“

„So schlimm?“, schaute der Professor ihn mitfühlend an.

Yusaku nickte.

„Das tut mir leid“, wusste Agasa nicht so recht, wie er seinen jüngeren Freund trösten konnte.

„Sei froh, dass du nicht verheiratet bist“, meinte Yusaku darauf leicht scherzend, wurde dann jedoch wieder ernst: „Ich weiß auch nicht. Im Moment stecke ich mit Yukiko fest. Ich habe mir heute Nachmittag den Kopf darüber zerbrochen. Vielleicht hat Ruth doch recht. Vielleicht sollte ich wirklich ausziehen“, brachte er es traurig auf den Punkt: „Aber jetzt- mit Shinichi“, schaute er auf seinen Teller: „Ich kann nicht einfach gehen. Nicht jetzt. Die beiden alleine zu lassen ist keine gute Idee. Die werden einander nur aufschaukeln und ein gemeinsames Sorgerecht macht ebenfalls keinen Sinn, wenn ich und Yukiko uns jetzt schon nicht in den Fragen der Erziehung einig sind.“ Er seufzte schwer: „Außerdem bin ich doch noch nicht bereit die Hoffnung ganz aufzugeben!“ Kurz lachte Yusaku leise in sich hinein.

Der Professor sah ihn verwundert an.

„Das ist wirklich herrlich. Auch wenn Shinichi gerade nur wenig mit seiner Mutter anfangen kann. Was Ruth angeht hält er zu Mami.“ Yusaku lächelte: „Auch wenn ich ihn mit ihr ein Stückweit gegen mich aufbringe. Ich denke das kann ich verschmerzen, wenn ihn das ein Stück mehr zu Yukiko bringt, dann ist mir das Recht.“
 

„Wegen dem Gegenmittel?“, erkundigte sich der Professor: „Was willst du machen, wenn Shinichi sich dir nicht anvertrauen sollte?“

Dessen Vater seufzte: „Das ist eine gute Frage. Lange kann ich meine Endscheidung nicht mehr aufschieben, wenn ich ihn mir ansehe. Das Experiment setzt ihm deutlich zu. Ich denke mehr als ein paar Tage werde ich ihm nicht mehr ruhigen Gewissens einräumen können. Ich werde wohl noch bis Anfang nächster Woche warten, wenn es sich bis dahin nicht geregelt hat spreche ich mein Machtwort. Aber Heiji weiß es mittlerweile auch. Das sehe ich ihm an. Noch deckt er Shinichi, aber das wird er nicht lange mitmachen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann hatte Heiji doch oft den besten Draht zu ihm?“

Agasa nickte.

„Dann lassen wir das am besten ihn machen. Wenn er auf freundschaftlicher Ebene an Shinichi appelliert, dann sind die Chancen höher, als wenn ich mit meinem väterlichen Zeigefinger daherkomme.“

„Ja“, stimmte der Professor überlegend, nickend, zu.

„Heiji weiß es wohl noch nicht lange sicher. Ihn und Kaito wird Shinichi sicher überreden können heimlich einen Besuch ins Labor zu machen. Nur dazu werden sie Ai brauchen und sie zu überzeugen dürfte nur dann möglich sein, wenn sie ihr gegenüber einräumen wie es wirklich aussieht und das wiederum wird Shinichi verweigern.“
 

„Ich bin wieder zurück“, fand Yusaku Eri frohen Mutes in der Küche vor, die gerade dabei war die Spülmaschine anzusetzen.

Weil sie seine Stimme hörte, drehte sie sich augenblicklich um.

„Oh“, entfuhr es ihm reumütig: „entschuldige bitte. Ich habe schon wieder versessen anzurufen.“

„Ich habe mehrmals versucht dich zu erreichen. Warum hast du nicht abgenommen!?“

Diese Reaktion, die eigentlich kaum wütend aber dafür umso besorgniserregender klang, ließ ihn stutzen: „Ist was passiert!?“, erschreckte er sich, als er von der Freundin seiner Frau so derartig angesehen wurde.

„Yukiko“, nannte Eri den Namen seiner Frau.

„Yukiko?“, wollte er schon wieder zum Tagesgeschehen übergehen, fragte beiläufig zum Kühlschrank gehend nach: „Was ist mit ihr?“

„Sie hat das Haus verlassen.“

„Das macht sie selten“, räumte er grübelnd ein: „Aber bestimmt kommt sie von selbst wieder. Das war immer so.“

Eri sah ihn, an ihn appellierend, an: „Yusaku: Ich glaube sie hat vor dich zu verlassen!“

Was ihn die Stirn runzeln ließ: „Wie kommst du denn darauf. Hat sie dir das gesagt?“, machte er die Kühlschranktür wieder zu ohne, dass er etwas daraus entnommen hatte.

„Nein, aber ich habe den Koffer gesehen, als ich nach ihr sehen wollte. Yusaku: Sie war völlig aufgelöst!“

Dieser überlegte, ging im Geiste alles durch was gestern gewesen war: „Hat sie bevor sie ging irgendwas gesagt?“, wollte er nun dringlich klingend wissen.

„Nur das sie eine furchtbare Mutter sei und eine lausige Ehefrau. Ich wollte ihr meine Hilfe anbieten, aber sie hat angelehnt. Yusaku sie war wirklich völlig fertig.“

Bei ihm kam an wie viele Sorgen sich Rans Mutter um ihre Freundin machte.
 

Auch ihm ging es jetzt nicht anderes. Eri einfach stehen lassend, lief er nach oben. Er konnte gar nicht glauben, dass seine Frau tatsächlich vor haben könnte auszuziehen. Doch er konnte sich selbst überzeugen. Eri hatte nicht gelogen. Der Koffer dem sie ihm genannt hatte war tatsächlich da. Auf Grund der Feststellung, dass die Kleidungsstücke ungeordnet dalagen, schlussfolgerte er das es keine geplante, durchstrukturierte Idee seiner Frau gewesen sein konnte.

Desweiteren fand er Bild und Visitenkarte vor. Beides vom Boden aufhebend waren seine weiteren Schlussfolgerungen Shinichi und die Fehlgeburt.
 

Es jetzt wirklich eilig habend platze er bei seiner Freundin rein: „Ruth, hast du irgendwas zu Yukiko gesagt!?“, wollte er aufgebracht wissen.

Die sah ihn, wie Ran verwirrt an.

Als er seine Frage betont deutlich sprechend wiederholte, antwortete sie empört über seine Unterstellung mit: „Nein.“

„Wirklich nicht!?“

„Ich habe nichts gesagt. Ich habe mich benommen. Die ganze Zeit über!“

„Schwörst du mir das!?“

„Ja!“

Ran, die gerade gar nichts verstand, schaute zwischen den beiden hin und her.

„Wirklich nicht!“, beteuerte Ruth ihm, der sie immer noch skeptisch ansah.
 

Er ließ seine Freundin stehen, betrat ohne anzuklopfen das Zimmer desjenigen, den er als zweites im Verdacht hatte.

„Shinichi!“ Unsanft rüttelte er seinen Sohn: „Shinichi, wach auf: Aufwachen!“

Aus dem Schlaf gerissen, wurde er von seinem Vater zu sich herum gedreht: „Was ist mit deiner Mutter!?“

„Was soll mit ihr sein?“, fragte er verstimmt und immer noch nicht ganz wach.

„Hast du was zu ihr gesagt? Hast du dich mit ihr gestritten, Shinichi!?“

„Ich habe sie heute überhaupt noch nicht gesehen“, rieb deren Sohn sich noch total müde über die Augen.

„Dann weißt du also auch nicht wo sie hingegangen ist!?“

„Nein. Woher denn!?“, wollte er wieder alleine gelassen werden: „Und ist mir doch auch egal.“

„Shinichi!“, brauste Yusaku kurz auf. Verließ das Zimmer, die Türe zum Leidwesen seines Sohnes offen lassend, auf dieselbe Weise wie er es eben schon betreten hatte.
 

„Du hattest Recht.“

„Hier“, reichte die Mutter der Freundin seiner Frau ihm eine Tasse Tee, die er leise dankend entgegen nahm.

Erst setzte er sich an den Tisch, nur um dann wieder aufzustehen: „Ich geh sie suchen!“ nur um sich wieder ratlos hinzusetzen.

„Hast du denn eine Idee wo sie sein könnte?“, fragte Eri ihn.

„Nein“, antwortete er ihr leise kurz den Kopf zu ihr anhebend. Er überlegte, konnte nur den Kopf schütteln: „Keine Ahnung. Sie ist überstürzt aufgebrochen?“

Eri nickte betreten.

„Sie hat ihr Portmonee nicht mitgenommen, ebenso die Schlüssel fürs Auto. Sie kann nicht weit weg sein. Sicher geht sie nur irgendwo spazieren. Sicher will sie nur den Kopf frei kriegen“, versuchte Yusaku Eri oder eigentlich eher sich selbst davon zu überzeugen, dass mit seiner Frau schon alles in Ordnung war.

Doch das klappte nicht, wie er selbst im nächsten Moment feststellen musste: „Glaubst du sie würde sich was tun?“, sprach er ängstlich seine schlimmste Befürchtung aus.
 

„Verdammt“, fuhr er sich mit den Händen durchs Gesicht, seine eigene Verantwortung bewusst eingestehend: „Ich weiß doch wie übersensibel Yukiko ist! Warum habe ich mich mit ihr nur auf diese Streiterei eingelassen!?“

„Was ist denn passiert?“, hoffte Eri das er sie über die Hintergründe des Geschehenen aufklären würde.

Yusaku seufzte, wischte sich dabei kurz fahrig über die Augen: „Ach, eigentlich nichts Besonderes. Wir haben gestritten wie immer. Ich war sauer auf sie und habe sie angeschrien, weil sie nicht meiner Meinung war.“

„Inwiefern?“, harkte Eri zurückhaltend nach.

Der Ehemann ihrer Freundin zögerte, ehe er verhalten einräumte: „Wegen Shinichi.“

Darüber war Eri sehr verwundert: „Wegen Shinichi? Ist was mit ihm?“

Dessen Vater nickte nur betreten: „Er hat Schwierigkeiten.“

Woraufhin Eri entsetzt war: „Wegen seinem Fall etwa?“

„Nein“, konnte Yusaku ihr diese Sorge nehmen: „Darum geht es nicht. Es ist was anderes.“

Eri schaute ihn abwartend an, als er nicht fortfuhr.

„Ich würde gerne darüber sprechen, aber ich kann nicht. Im Moment decke ich ihn“, gab er bedrückt zu.

„Aber weswegen“, unterbrach Eri sich selbst: „Ist es denn etwas so schlimmes?“

„Wie man es nimmt“, wollte er jedoch nun nicht mehr näher darauf eingehen: „Ich weiß nicht ob du dir im Klaren darüber bist, welches Glück du mit Ran hast. Sie ist so pflegeleicht“, schaute er sie traurig mit einem matten Lächeln an.

Er hatte sie neben Ruth gesehen, die zu ihm kam, ihn umarmte.

„Ich habe deine SMS gesehen. Ich weiß das du nichts gesagt hast“, entschuldigte er sich dankbar die Umarmung erwidernd.

Auch Ran kam zu ihm, weil sie ihn trösten wollte.

„Und du hast auch nichts gemacht“, sah er Ran dabei an.

„Wenn du willst helfe ich dir sie zu suchen“, bot Ruth sich an.

„Ja, ich auch!“, tat die werdende Mami es gleich.

„Danke, das ist lieb“, nahm er auch Ran kurz in den Arm.

„Ich melde mich, wenn ich was höre“, meinte Eri.

Dankend verabschiedete Yusaku sich.
 

Yukiko saß immer noch zusammengekauert auf dem Bordstein. Sie hatte keine Tränen mehr, saß einfach weiterhin da. Einsam und verlassen von der ganzen Welt mit ihren Schuldgefühlen die sie noch immer quälten. Und nicht zu vergessen ihrem schlechten Gewissen, das sie förmlich erdrückte.

Sie war tief in sie versunken, als sie der Gedanke das alles zu beenden einholte. Doch das ging nicht. Sie konnte sich nicht einfach umbringen. Yusaku und Shinichi, da war sie sich sicher, würden so etwas niemals billigen. Keiner der beiden glaubte, so wusste sie genau, daran, dass man welche Probleme auch immer auf diese Weise lösen dürfte.

Auf der anderen Seite hielt sie es nicht mehr aus. Sie wollte nicht ohne ihren Mann, den sie so liebte und ihren Sohn für den sie doch so gerne die Mutter sein wollte die er brauchte, sein.

Yukiko saß da und sah keinen Ausweg. Sie konnte es nicht beichten. Sie wollte es so gerne. Wirklich, sich einfach alles von der Seele reden, sich wieder vertragen mit Yusaku. Sie vermisste ihn sehr. Den Tag verfluchend, als sie das getan hatte, was sie nun um nichts mehr als das in der Welt bereute, fiel ihr der Reif auf. Er hatte sich frostig auf die Autos gesetzt.

Yukiko wusste nicht wie lange sie jetzt schon hier an der Häuserwand gesessen hatte. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ihr wurde klar, dass es sich bereits um Stunden handeln musste. Als sie hier her kam war noch Nachmittag gewesen und jetzt war es wohl längst Nacht.

Erst jetzt wurde ihr auch sich zitternd zusammenziehend bewusst, wie kalt sie geworden war.

Hier konnte sie nicht länger so sitzen bleiben. Kurz kam ihr der Gedanke sie könne es doch tun. Doch daran denkend, dass sie am nächsten Morgen erfroren aufgefunden werden würde- das wollte sie dann doch nicht. Das konnte sie nicht. Das wollte sie Yusaku nicht antun. Sie könnte es nicht ertragen, würde er sich wegen des Streites noch die Schuld daran geben. Wo es doch nur ihre war! Wegen ihr ging es ihm doch schon schlecht genug.

Weshalb sie nun doch langsam aufstand. Sich an der Hausmauer abstützend zog sie sich hoch. Sie konnte zuerst kaum stehen, sosehr taten ihr die Beine vom auf ihnen knien weh.
 

Yusaku saß mittlerweile mit einem Kaffee in der Küche.

Ran, ihren Kopf mit ihren Armen gebettet, schlief neben ihm am Tisch und auch Ruth war noch bei ihm. Auch sie schlief. Es war schon fast halb vier Uhr morgens.

Er stellte die Tasse sofort belanglos ab. Er hatte den Schlüssel, der sich im Schloss umgedreht hatte gehört.
 

Weil sie nicht wusste wohin sie sonst ohne nur einen einzigen Yen in der Tasche hätte gehen können, war sie schließlich zurück gekommen, hatte eben die Haustüre geschlossen.

Emotional erledigt, eiskalt und müde setzte sie sich am Geländer festhaltend langsam einen Fuß auf der Treppe vor den anderen.

Yusakus Anblick, der auf einmal, kurz nach dem sie bis ins Wohnzimmer gekommen war, vor ihr stand, brachte sie dazu regungslos stehen zu bleiben.
 

Yusaku fiel ein Stein vom Herzen. Sein Blick fiel auf ihre blauen Hände und Lippen.

Somit war ihm klar, dass sie tatsächlich irgendwo da draußen in der Winternacht gewesen sein musste. Im nächsten Moment kam seine Wut über ihr einfaches Abhauen hoch. Er wollte gerade ansetzen sie anzuschreien, als sie vor ihm in Tränen ausbrach.

Yukiko selbst war entsetzt. Sie dachte, dass sie selbst die letzte Träne zu der sie fähig war längst geweint hatte. Doch dem war nicht so. Sie wollte das nicht. Sie wollte doch überhaupt nicht vor ihm weinen. Das hatte sie sich doch so fest vorgenommen.

Yusakus Wut verebbte wie sie aufgekommen war. Er sah seine Frau nur an, wie sie sich nicht mehr rührte, ihr Gesicht von ihm abwandte.

Sein erster Impuls war es sie sofort in die Arme zu schließen. Er unterdrückte ihn, traute sich nicht auf sie zuzugehen. Wie sie blieb er stehen, rührte sich nicht.
 

„Ich werde machen, was du sagst. Du hast recht, Yusaku“, sagte sie plötzlich in mitten des gegenseitigen Schweigens. Sie sah ihn dabei nicht an.

Er jedoch sah sie an, traurig: „Darum geht es mir nicht. Ob ich recht habe. Das ist mir ganz egal, Yukiko!“, sah er sie an, respektierte, dass sie es nicht wollte, dass er näher kam. Als sie den ersten Schritt vor ihm zurück machte, blieb er bereits stehen: „Es tut mir so leid, Yukiko. Mir tut alles leid, dass ich dich angeschrien habe, was ich zu dir gesagt habe war nicht fair. Ich weiß doch, dass du nur das Beste für Shinichi willst.“

„Warm machst du das? Warum bist du noch auf? Warum bist du nicht bei Ruth?“

Yusaku war vollkommen irritiert darüber, dass von Yukiko kläglich, schon fast vorwurfsvoll gefragt zu werden.

„Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe“, antwortete er wahrheitsgemäß, kam nun doch wieder auf sie zu: „Ich wusste nicht wo du hingegangen bist. Ich habe dich gesucht. Ich kann nicht schlafen, wenn ich nicht weiß ob es dir gut geht!“, wollte er seinem Bedürfnis sie festzuhalten nun doch einfach nachgeben.

Doch Yukiko ließ ihn nicht, blockte sofort.

Ihrem Mann fiel es unglaublich schwer, aber er stellte seinen Wunsch hinten an.

„Warum machst du das? Kannst du nicht einfach mit Ruth glücklich werden!? Warum kannst du nicht aufhören mir immer helfen zu wollen!?“, fragte sie ihn unter Tränen aufgebracht, fast anschreiend.

„Weil ich dich liebe, Yukiko!“, konnte Yusaku das nicht verstehen. Er fühlte sich verzweifelt, appellierte eindringlich wieder ein Stück auf sie zukommend an sie. Genau darauf achtend, ja keinen Schritt zu weit zu gehen: „Ich liebe dich- Yukiko. Alles was ich je wollte ist dich wieder zu haben. Ich erkenn dich einfach nicht mehr wieder!? Warum fragst du mich solche Sachen? Ich bin mit Ruth eng befreundet, aber ich empfinde für sie nicht das gleiche wie ich es für dich tue. Alles was ich will ist dich zurück haben. Nur deshalb küsse ich Ruth. Ich will, dass du mir zeigst, dass ich dir nicht egal bin. Dass du mich immer noch liebst. Das ich dir nicht so egal bin, wie du immer tust!“

Yukiko hörte ihn. Seine tränenerstickte Stimme.

„Ich bin nicht gut für dich, Yusaku! Sieh das doch endlich ein!“

„Die Entscheidung kannst du doch wohl mir überlassen: Wie kommst du nur darauf? Erklär es mir bitte endlich“, appellierte er flehend, sah in Yukikos abweisenden Blick an ihm vorbei.

Mit den Worten: „Das kann ich nicht“, rannte sie an ihm vorbei die Treppe hoch.

Oben im Schlafzimmer blieb sie sich selbst verfluchend hinter der Tür stehen.

Yusaku war ihr gefolgt, stand gleichfalls verletzt und hilflos auf der anderen Seite.
 

Samstagmorgen, 25. November
 

Yusaku hatte sich aus seinem Zimmer seine Decke geholt mit welcher er nicht schlafen könnend wach auf dem Sofa im Wohnzimmer lag. Draußen war es noch dunkel.

Er lag da und überlegte wie er nun mit seinen verletzen Gefühlen und seinem Kummer umgehen sollte. Nicht zu vergessen auch seiner großen Verärgerung.

Sich beginnend auf seine Atmung zu konzertieren schloss er die Augen.

Tief atmete er ein und aus, ließ sich auf seine Gefühle ein auch wenn sie ihn den Schmerz der vergangenen Monate erneut durchleben ließen. Ohne ihnen auszuweichen nahm er sie in ihrer ganzen Intensität ganz bewusst war, atmete tief ein und aus. in gleichmäßigem, ruhigen Rhythmus.

Erleichtert nahm er wahr wie er innerlich zur Ruhe kam, in einen Zustand von tiefer Entspannung übergehen konnte. Sich ganz auf sich selbst besinnend nahm er sich selbst in dem jetzigen Moment voll und ganz wahr, spürte nach.

Er atmete weiterhin ganz bewusst gleichmäßig tief ein und aus. Dankbarkeit, Liebe und Freude begannen die entlassenen negativen Gefühle allmählich zu ersetzen, indem er sich seine ganzen Segnungen bewusst werden ließ.

Er erinnerte sich zurück wie es früher gewesen war. An Alles, er ließ nichts aus. Er erinnerte sich daran wie er Yukiko kennen gelernt hatte, wie er das erste Mal mit ihr ausging, wie er sich in sie verliebte und ihr seinen Heiratsantrag machte. Oh diese Erinnerungen taten weh! Sehr weh. Sodass er schmerzlich das Gesicht verzog.

Trotzdem machte er weiter damit, gab der göttlichen Liebe in sich Raum, sich zu entfalten.

Ferner erinnerte er sich an den Tag an dem Yukiko ihm von ihrer Schwangerschaft mit Shinichi erzählt hatte und wie er gemeinsam mit ihr auf die Ankunft des kleinen Sohnes wartete.

Dann Shinichi, wie er ihn das erste Mal voller Stolz auf seinem Arm hielt.

Yusaku konnte sich in dieses Gefühl hineinversetzen, als wäre es jetzt gerade in diesem Augenblick. Dann Shinichis erste Schritte, erste Worte. Er erinnerte sich an einfach alles. Die gemeinsam gemachten Urlaube. An jede Kleinigkeit auch wenn sie nur allzu alltäglich oder belanglos war.

Aus seinen Erinnerungen auftauchend war er erfüllt von all der Liebe, dankbar für das alles. Für jeden einzelnen Moment den er mit seiner kleinen Familie zusammen verbracht hatte.

Ihm wurde nur umso mehr bewusst wie gesegnet er doch gewesen war! Und auch jetzt noch war: Er würde schon in wenigen Monaten sein erstes Enkelkind bekommen und er hatte gute Freunde. Er dankte für Ran, für Agasa, für Ruth, für Evan und für Eri. Und er dankte für seine Frau und seinen Sohn.

Doch der Schmerz machte sich wieder bemerkbar, dass sich ihm nur so das Herz zusammenzog, als ihm nur allzu klar wurde, dass dieses Leben nun der Vergangenheit angehörte, dass es nie wieder so sein würde wie früher. Es tat einfach gerade weh.

Yusaku nahm diese Gefühle wahr, segnete sie und entließ sie mit ihnen friedenschließend im Anschluss. Er akzeptierte, dass solche Arten von Veränderungen wie, dass das eigene Kind erwachsen wird zum Leben dazugehören und konnte dann wieder zur Liebe übergehen, da er sich bewusst machte, dass die Zeiten früher zwar vergangen waren, aber dass es noch lange nicht das Ende von Allem war.

Auch wenn es jetzt weh tat, so wusste er, es werden wieder bessere Zeiten kommen. Das Früher war schön, sehr schön und nun wird an diese Stelle etwas anderes, neues treten. Auch das wird schön sein. Sehr schön. Es ist alles gut. Es ist gut. Es ist in Ordnung, so wie es ist.
 

Allmählich ging er zu neuen Denkmustern über.

In der Unendlichkeit des Lebens, dort wo ich bin, ist alles vollkommen, ganz und vollständig. Ich werde immer göttlich geleitet.

Ich kann getrost in mein Inneres schauen. Die Vergangenheit hat keine Macht über mich, weil ich willens bin mich zu verändern. Ich betrachte die Vergangenheit und Gegenwart als notwendig, um zum Morgen zu gelangen.

Getrost kann ich der Vergangenheit gegenübertreten. Ich kann getrost meine Lebensanschauung erweitern.

Ich bin willens, dort, wo ich jetzt bin, mit dem Aufräumen der Zimmer meines geistigen Hauses zu beginnen. Ich bin aufgeregt, mich mitten in diesem Abenteuer zu befinden. Denn ich weiß, dass ich diese besondere Erfahrung niemals mehr erleben werde.

Ich bin Willens mich selbst zu befreien. Ich bin am richtigen Ort, zur richtigen Zeit und tue genau das Richtige. Ich entscheide mich jetzt ruhig und objektiv meine alten Denkmuster anzusehen und bin willens Veränderungen vor zu nehmen. Ich bin belehrbar und entscheide mich dabei Spaß zu haben.

Ich entscheide mich, so zu reagieren, als ob ich einen Schatz gefunden hätte, wenn ich etwas, wovon ich mich lösen muss, entdeckt habe. Ich betrachte jeden Widerstand in mir nur als etwas von dem ich mich auch lösen muss. Es hat keine Macht über mich. Ich bin selbst die Macht in meinem Leben.

Ich erkenne mich selbst an und auch die Art in der ich mich verändere. Ich tue mein Bestes. Jeder Tag wird einfacher. Heute ist ein wunderbarer Tag. Ich entscheide mich ihn dazu zu machen. Ich entschließe mich mein Denken zu ändern. Ich entscheide mich meine Wortwahl zu verändern. Ich bewege mich mit Wohlgefühl und Freude von Altem zu Neuem.

Es fällt mir leichter zu vergeben als ich dachte. Vergeben macht mich frei und leicht. Je mehr Verdruss ich in mir abbaue, desto mehr Liebe bringe ich zum Ausdruck. Ich benutze mein affirmatives Denken um genau das zu erschaffen was ich möchte.

Ich bin der lebende, liebende Ausdruck des Lebens. Ich lebe mit jedem den ich kenne in Frieden und Harmonie. Ich fülle alle Räume mit Liebe, damit alle die sich in ihnen aufhalten diese Liebe fühlen und durch sie gestärkt werden.

Ich entscheide mich jetzt mich über meine Persönlichkeitsprobleme zu erheben und die Großartigkeit meines Seins zu erkennen.

Ich glaube an eine Macht, die viel größer ist als ich und mich jeden Moment des Tages durchströmt.

Ich öffne mich der darin enthaltenen Weisheit wissend, dass von dieser Intelligenz alle Antworten, alle Lösungen, alle Heillungen und alle neuen Schöpfungen ausgehen.

Ich vertraue dieser intelligenten Macht, wissend, dass mir, was immer ich wissen muss, offenbart wird und das, was immer ich benötige, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort und in richtiger Folge zu mir kommt.

Alles ist gut angelegt in meiner Welt.
 

Seine Gedanken richte er gezielt auf seinen Sohn und seine Frau zurück:

Lass mich deinen Willen erkennen, Shinichi: Ihn loben, ihn lieben und ihn leben, denn dein Wille ist mein Wille. Lass mich deinen Willen erkennen.

Lass mich deinen Willen erkennen, Yukiko: Ihn loben, ihn lieben und ihn leben.

Richtete sich dann auch an Gott:

Gewähre uns die Einsicht in das Notwendige was es zu wenden gilt. Hilf uns, alle unwahren Gedanken die es in uns denkt zu durchschauen. Hilf uns zu vergeben und alle Urteile zurückzunehmen, die wir jemals gefällt haben über uns und auch über andere.
 

„Yusaku?“

Es war Ran, die ins Wohnzimmer gekommen war.

„Ja?“ Er hatte die Augen beim Antworten noch geschlossen: „Ich habe schon gemerkt, dass du es bist“, öffnete er seine Augen, begegnete ihrem zurückhaltenden Blick.

Er setzte sich auf und schaute zu wie sie zu ihm kam und sich neben ihn setze.

„Ist Yukiko nachhause gekommen?“, fragte sie hoffnungsvoll.

Er nickte.

„Ihr seid immer noch böse aufeinander?“, fragte sie mitfühlend nach.

Er sagte nichts.

„Das tut mir leid“, sagte sie leise.

„Das braucht es nicht.“, Yusaku lächelte sie an: „Mir geht es besser.“

„Wirklich?“, fragte sie skeptisch nach.

Er nickte: „Ja“, schmunzelte zaghaft: „Nun“, räumte er ein: „Ich bin dabei.“

„Tut mir leid, dass ich nicht besser darauf geachtet habe. Ich habe gar nicht gemerkt, dass du so traurig warst.“

„Ruth hat’s dir erzählt“, konnte er sich das denken.

„Ja“, nickte die werdende Mami betreten.

Yusaku sah sie an: „Warum beziehst du das wieder auf dich?“

„Das tu ich nicht.“

„Doch“, ließ er sich nichts vormachen: „Das machst du, Liebes“. Er sah sie an: „Hör zu, selbst wenn du es gemerkt hättest, hätte dir das nichts gebracht. Ich wollte nicht darüber reden. Außerdem“, suchte er Blickkontakt mit ihr: „habe ich schon genug darüber geredet. Dadurch, dass ich mich selbst bemitleide wird es auch nicht besser.“

Er schaffte es das sie sich mit zu einem Lächeln durchringen konnte.

„Ich hätte dir so gerne geholfen“, wischte Ran sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

„Ich weiß“, legte er liebevoll einen Arm um ihre Schulter.

„Es ist nur“, begann sie doch zu weinen: „Ich hab das Gefühl so nutzlos zu sein. Warum war ich nicht aufmerksamer? Ich will doch sehen können, wenn es euch nicht gut geht. Erst ist Conan so traurig und jetzt auch noch du. Und Yukiko“, fügte sie die Tränen wegwischend noch hinzu.

„Ja, nutzlos. Das bist du“, tadelte Yusaku sie: „Das ist auch der Grund, weswegen Conan sich bei dir entschuldigt hat. Deshalb habe ich mich bei dir ausgeheult, weil du nutzlos bist?“, sah er sie entrüstet an: „Sag so etwas ja nie wieder über dich! Denn das ist nicht wahr.“

Liebevoll nahm er sie nun ganz in den Arm: „Wenn du das wirklich glaubst, dann irrst du dich gewaltig. Du bist kein bisschen nutzlos. Ganz im Gegenteil“, gab er ihr einen sanften Kuss auf die Wange: „Wenn wir dich nicht hätten wären wir aufgeschmissen. Du hilfst uns mehr als du dir vorstellen kannst- und wir lieben dich sehr“, strich er ihr die letzte Träne aus dem Augenwinkel, schaffte es so, dass sie sich von seinem Lächeln anstecken ließ.
 

„Kann ich dich was fragen?“, schaute sie ihn an, nachdem sie die Umarmung mit ihm gelöst hatte.

„Sicher. Was möchtest du denn gerne von mir wissen?“

Er sah, dass sie zögerte, war dann umso überrumpelter, als sie ihn dann unerwartet ganz direkt auf das ansprach, was sie schon seit gestern Morgen beschäftigte: „Wieso weiß Ruth nicht, dass Shinichi dein Sohn ist?“

„Nun“, hatte sie Yusaku für einen Moment erwischt: „Es kam nie zur Sprache“, redete er sich raus. Fragte stutzend nach: „Warum fragst du?“

„Weil ich und Ruth uns unterhalten haben. Sie hat mich wegen dem Baby gefragt. Sie wollte wissen wer der Vater ist und da habe ich es ihr erzählt und dann hat sie mir gesagt, dass sie gar nichts davon wusste. Das du ihr erzählt hättest, dass du gar keine Kinder hast. Warum hast du das gesagt?“

Er sah in ihre fragenden Augen, überlegte, was er ihr jetzt darauf antworten sollte.

Letztlich entschied er sich für die Wahrheit: „Das kann ich dir leider im Moment nicht sagen. Das mit Shinichi ist im Moment etwas schwierig.“

„Aber-“, wollte sie erst besorgt ansetzen. Doch schwieg sie dann: „Ich nehme an, dass es nichts bringt dich weiter zu fragen. Du wirst es mir sowieso nicht erzählen.“

Bedauernd nickte er: „Ich würde es dir wirklich gerne sagen, aber das ist nicht meine Sache. Shinichi wird das irgendwann selbst tun. Nur so viel: Mach dir bitte keine Sorgen. Dazu besteht kein Grund, hörst du!?“

„Ran“, hob er ihr gesenktes Kinn an: „Glaub mir das bitte. Er kriegt das schon hin.“
 

Am Nachmittag
 

„Hi, na wie geht’s euch?“ Es war Yusaku, der mit Leckereien in der Hand, die Türe zum Zimmer der Oberschülerinnen geöffnet hatte.

„Gut“, antwortete Ran ihm zufrieden, die mit Sonoko und Kazuha zusammen saß.

„Was macht ihr schönes?“, schaute er, ihr das Tablett neugierig gebend, auf den Notizblock auf ihrem Schoss.

„Wir überlegen Babynamen“, antwortete die Freundin seines Sohnes ihm. Sie seufzte leicht ratlos zurück auf das vollgeschriebene Stück Papier sehend.

„Aha“, fand der Vater ihres Freundes das interessant.

„Die rot umränderten Namen sind unsere bisherigen Favoriten“, erklärte Kazuha.

Ran las vor: „Aika, Asuka, Chika, Chizu, Etsu, Hisa, Ima, Itoe, Izanami, Kazuko, Kazumi, Keiko, Kichi, Kiyoko, Kioko Mitsuko, Machiko, Moe, Nobu, Nozomi, Reiko, Sadako, Sayo, Setsuko, Suki, Tanaka, Tomoko, Toyo, Yasu, Yoshiko, Tsuyu und Mariko. Und was meinst du?“, schaute sie fragend zu ihm auf.

Doch er meinte nur: „Die sind alle recht nett.“ Er ließ sich von ihr die Liste geben, überschaute diese noch einmal: „Wenn ich mich auch dazu äußern durfte mir gefielen zum Bespiel Tanaka, Etsu oder Moe. Aber auch Aika würde mir gefallen“, er gab den Block wieder zurück.

„Wie ich sehe sind es schon mal nur japanische Namen“, fügte er hinzu.

Woraufhin nicht nur Ran, sondern auch die zwei an anderen ihn abwartend ansahen, als er nicht gleich fortfuhr.

„Nun, es gibt ja nicht nur japanische Namen. Es gibt so viele. Es könnte ein moderner oder ein klassischer sein. Doppelnamen gingen auch oder internationale Namen. Es gibt da wirklich viele Möglichkeiten“, er machte sich schon auf den Weg zur Tür: „Viel Vergnügen beim weiter überlegen“, zwinkerte er ihnen amüsiert, während er die Türe schloss noch zu.
 

Später
 

Sich abgespannt und müde über die Augen reibend wachte der geschrumpfte Shinichi auf.

Beiläufig fiel sein Blick dabei auf seine Armbanduhr.

Oh, nein! Schon 17:48, schoss es ihm durch den Kopf. Übereilt griff er nach seinem Shinichi-Handy unter dem Kopfkissen.

Sich mühsam aufsetzend rief er an.

„Hallo, Ran. Ich bin’s Shinichi.“

„Shinichi, wie schön!“

„Tut mir leid, dass ich erst so spät anrufe. Bin erst gerade wieder zurück.“

„Ach so. Ist nicht schlimm.“

„Erzähl doch mal wie geht es dir so?“, fragte er sie.

Woraufhin sie ihm freudig zu erzählen begann: „Gut. Sonoko war bis vorhin hier. Zusammen mit Kazuha hat sie mit mir nach Namen überlegt. Wir haben jetzt eine Liste mit den Namen, die mir am besten gefallen. Jetzt brauchen wir nur noch deine.“

Schuldbewusst fiel es dem geschrumpften Shinichi wieder ein: Die Liste, fasste er sich an den Kopf: „Oh, die Liste- die habe ich noch nicht fertig. Entschuldige, ich hatte die letzten Tage so viel zu tun. Da habe ich das glatt vergessen.“

Am anderen Ende der Leitung saß Ran nun doch ein wenig enttäuscht und pikiert da.

Sie schwieg.

„Ran?“, rief er sie: „Bist du noch dran?“

„Ja, ich bin noch dran“, meldete sie sich wieder

Er hörte ihre Verärgerung heraus. Weshalb er sich noch einmal aufrichtig bei ihr dafür entschuldigte: „Es tut mir ehrlich leid, Ran.“

Was sie mit einem: „Na, was soll es“, sich damit abfand und es gut sein ließ. Sie wechselte das Thema: „Deine Eltern sind zerstritten“, sagte sie schlicht.

„Ja?“, tat deren Sohn unwissend: „Was war denn?“

„Keine Ahnung“, Ran seufzte: „Ich weiß nur, dass es irgendwie um dich ging.“

„Ach ja?“, ihr kleiner Freund schluckte bei diesen Worten mulmig. Schnell lenkte er ab: „Ach, die streiten sich doch öfter. Die vertragen sich schon wieder. Ist bestimmt nicht so schlimm.“

„Shinichi!?“, hatte die werdende Mami ihn durchschaut: „Du versuchst mich doch nicht etwa abzulenken!?“

Verlegen lachte er: „Wie kommst du denn darauf, Ran. Das würde ich doch nicht tun.“

„Ach nein?“, harkte sie misstrauisch und verärgert nach.

„Nein.“

„Wirklich?“, veränderte sich Rans Tonfall jetzt. Ihre Verärgerung wich nun der Besorgnis: „Shinichi, dir geht es doch gut, oder? Bei dir ist doch alles in Ordnung?“

„Aber sicher. Mach dir keine Sorgen um mich. Mir geht es gut.“

„Ehrlich?“, wollte sie Gewissheit haben.

„Ja“, gab er ihr sein Ehrenwort.

Er selbst war ebenfalls genauso erleichtert wie sie, als sie es damit gut sein ließ.

Sie war es, die erneut das Thema wechselte und wieder zum Tagesgeschehen überging.

Der geschrumpfte Shinichi hörte ihr einfach nur noch zu.

Hin und wieder gab er, sich wieder hingelegt, Laute wie: „Hm“ von sich, um zu signalisieren, dass er noch dran war. Wenn sie eine Bestätigung von ihm hören wollte.

Wenn sie ihn beispielsweise fragte: „Und wie siehst du das?“

Irgendwann reichte Ran das aber, der sehr wohl auffiel, dass Shinichi sich scheinbar überhaupt nicht für das interessierte was sie ihm erzählte. Weshalb sie ihn schließlich wütend zur Rede stellte: „Shinichi, hörst du mir überhaupt zu!?“

Angesprochener war längst dabei gewesen wegzunicken, als er durch die Lautstärke ihrer aufgebrachten Stimme wieder mitbekam, dass er eigentlich gerade dabei war mit seiner Freundin zu telefonieren. Schnell antwortete verschlafen mit: „Doch.“

„Na toll! Du klingst sehr aufmerksam.“ Doch dann stutze sie, unterbrach sich kurz selbst bei dieser Vorstellung: „Sag mal Shinichi: Schläfst du?“

So gut er konnte entschuldigte er sich für sein Verhalten: „Ran, tut mir leid. Aber ich habe die Nacht kaum geschlafen. Ich bin einfach total müde.“

„Lass mich raten: Du hast die ganze Nacht über deinem Fall gebrühtet. Warum wundere ich mich eigentlich!?“

„Tut mir wirklich leid“, entschuldigte er sich noch einmal.

Doch sie meinte nur, immer noch deutlich hörbar eingeschnappt: „Ach, lass gut sein. Dann leg ich jetzt auf. Ruf mich einfach später an, wenn du ausgeschlafen bist.“

Damit hatte sie aufgelegt.
 

Am Abend
 

Heiji kam als letzter nach unten.

Ran und Kazuha saßen neben, Eri, Kogoro, Ruth und Yusaku bereits am Küchentisch.

„Was wird das?“, deutete der Vater seines Freundes auf die zwei Schälchen, die er portionierte.

Kazuha war die einzige die ihm keine Beachtung schenkend weiter aß.

Heiji machte im ersten Moment einen unsicheren Eindruck. „Ich und Conan essn obn“, antwortete er dann nur und verschwand so unauffällig wie möglich.

Was Yusaku nur: „Aha“, sagen ließ ehe er sich seinerseits wieder seiner Mahlzeit widmete.
 

Oben nahm der geschrumpfte Shinichi den Waschlappen matt dankend von seinem Freund entgegen, als er diesen von Heiji auf seine heiße Stirn gelegt bekam.

Er sah wirklich schlecht aus. Schmerzhaft das Gesicht verziehend schloss er die Augen.

Heiji setzte sich neben ihn, sah ihn mitfühlend an: „Willst du wirklich nichts essen?“, schaute er seinen kleinen Freund bittend an.

„Nein“, schüttelte der nur ablehnend- erschöpft mit dem Kopf: „Ich kann jetzt nichts essen. Wirklich nicht, Heiji.“

Was Heiji notgedrungen so hinnahm. Besorgt sah er ihn an: „Denkst du nicht, dass es nicht doch besser ist den anderen die Wahrheit zu sagen?“

Der Mini-Shinichi öffnete seine Augen, war entsetzt: „Nein, das geht nicht. Auf keinen Fall!“

„Aber Shinichi“, appellierte Heiji ratlos an ihn: „Wie denkst du dir das denn? Wie stellst du dir das vor? Ich sehe doch was für Schmerzen du hast. Die anderen werden das auch merken und dann bekommst du nur noch mehr Schwierigkeiten.“

Es tat ihm weh, seinen kleinen Freund so dermaßen verzweifelt vor sich liegen zu sehen.

„Heiji, wenn ich meinem Vater und Ai die Wahrheit sage, dann war es das! Dann war alles umsonst!“

„Und so ist nicht alles umsonst? So kannst du, Shinichi, doch nicht weiter machen. Du bist doch jetzt schon am Ende mit deiner Kraft. Denk doch bitte noch einmal drüber nach. Es ist doch noch gar nicht gesagt, dass es dann endgültig vorbei ist.“

„Doch, so war die Abmachung, Heiji!“, war Rans kleiner Freund totunglücklich: „Es ist schon zu spät. Ich habe zu lange gewartet. Ich kann das jetzt nicht mehr sagen. Wenn ich aufgebe, dann sehe ich Ran nie wieder. Ich- ich-“ Seine Stimme wurde brüchig: „Ich will noch durchhalten: „Ich- ich desto länger ich durchhalte, desto eher bekomme ich wenigstens noch ein brauchbares Ergebnis. Ich wäre ja längst alleine zum Labor gegangen, aber“, war seine Stimme tränenerstickt.

„Du konntest nicht so weit laufen“, beendete Heiji den Satz für ihn.
 

Die beiden sahen sich an. Heiji sah in die Augen seines Freundes, die ihn anflehten ihn nicht zu verraten.

Heiji saß da und starrte nur zurück, hatte einen regelrechten Klos im Hals. Schließlich blieb er bei seiner Meinung: „Shinichi es tut mir so leid: Aber ich bin dagegen!“, stand er auf: „Ich kann nachvollziehen wie du dich fühlst. Glaub mir, dass versuch ich wirklich, aber ich bin dein Freund. Ich kann nicht einfach weiter tatenlos zusehen, wie es dir immer schlechter geht. Ich kann das einfach nicht. Bitte entschuldige. Es tut mir wirklich so leid, aber wenn du es nicht sagst, dann werde ich das machen.“

Der geschrumpfte Shinichi schaute ihn bitterlich enttäuscht an: „Heiji, wenn du das machst, dann warst du mein Freund!“, nannte er ihm die bittere Konsequenz sollte er ihn im Stich lassen, die Heiji in die Zwickmühle brachte. Ihn nun doch wieder zögern ließ.
 

Kazuha war fertig mit essen.

Ran stand: „Wir sind dann oben“, mit ihr auf.

Yusaku nickte, bevor er sich mit Ruth daran machte das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen.

„Ich nehme an, wenn ich dich frage, ob du was mit mir unternimmst, lautet deine Antwort Nein.“

„Von mir aus“, antwortete er wider erwartend: „Warum nicht.“

Ungläubig sah sie ihn daraufhin an.

„Mich Selbstbemitleiden kann ich auch später noch. Das lauft mir nicht weg“, räumte er die letze Schüssel ein, setzte die Maschine an. „Worauf hättest du denn Lust?“, fragte er die Klappe geschlossen sich neben sie davor stehend anlehnend.

„Weiß nicht“, überlegte Ruth: „Lass uns doch noch mal dahin gehen wo wir vorgestern waren.“

„Dafür ist es jetzt noch zu früh“, wandte Yusaku ein: „Außerdem vom Alkohol halte ich mich heute doch besser fern. So emotional stabil bin ich dann doch nicht.“

Ruth verzog überlegend den Mund.

„Wie wäre es mit Kino?“, schlug er vor.

„Was läuft denn?“, fragte sie unmotiviert.

„Nun, wir werden schon was finden.“

„Du willst doch nur den Aufpasser spielen“, roch sie den Braten.

„Warum nicht? Ich fahre sie doch sowieso hin“, nahm er sich nebenbei den Lappen: „Hast du vergessen zu was ich bei Liebeskummer im Stande war?“, drehte er sich zu ihr um:

„Hättest du denn was dagegen?“, wischte er den Tisch: „Später können wir immer noch was anderes machen.“

„Einverstanden“, zeigte sie sich bereitwillig.
 

Heiji begegnete Kazuha.

Er sah sie an, als er ihr mit Conan vom Bad aus entgegen kam.

„Was ist?“, fragte sie ihn grantig.

Worauf er nur mit einem: „Nichts“, antwortete.

Womit sie an ihm vorbei ging und hinter sich die Badezimmertüre ins Schloss fallen ließ.

Der geschrumpfte Shinichi schaute zu Heiji auf, der ihr bedrückt nachsah.
 

Yusaku war mit Ruth in der Küche fertig. Gemeinsam mit ihr ging er hoch. Auf dem Flur gehend bekamen sie mit wie Kazuha Rans Vorschlag: „Oder das hier vielleicht? Das sieht doch nett aus“, nörgelnd ablehnte: „Nein, das ist alles nicht sexy genug!“

Vorsichtig steckte Yusaku anklopfend seinen Kopf durch die einen Spalt weit geöffnete Zimmertüre. „Nicht sexy genug?“, wiederholte er lachend, deutete dabei auf seine Freundin neben sich: „Fragt Ruth. Sexy ist ihr zweiter Vorname.“

Kazuha hatte sich wie Ran umgedreht, sah die Erwachsenen argwöhnisch an.

„Zeig mal her!“, kam Ruth einfach, um den Schrank mit Kennermiene abzuscannen. „Für welchen Anlass soll es denn gut sein“, wollte sie fachmännisch fordernd wissen, als nicht sofort die Antwort kam: „Willst du nur nett mit dem Typen ausgehen oder willst du mehr von ihm. Wenn das so ist hast du recht, das ist alles zu einfältig! Warte“, meinte sie und verließ das Zimmer, um an Yusaku, der sich amüsierte in dessen Zimmer zu spazieren, kurz in ihrem Reisekoffer zu wühlen und mit einem knapp geschnittenen roten Kleid wieder zurück zu kommen.

Sie wollte es Kazuha gerade mit einem entschiedenen: „Hier!“, in die Hände drücken, als Yusaku den Kopf schüttelte: „Vergiss es sweet honey. Sie ist minderjährig und oben drein noch Japanerin. Wir hier lassen unsere Kinder definitiv nicht so auf die Straße.“

„Hey!“, empörte Kazuha sich, der das Kleid durchaus gelegen war.

„Kein Hey! Das ist nichts für dich!“, ließ Yusaku sich erst gar nicht auf eine Teenagerdiskussion ein.

„Pah, zieh ich es eben an“, hatte Ruth damit keinerlei Problem. Gut gelaunt tat sie was sie sagte.

Ran sah wie Yusaku wortlos aus dem Raum ging.
 

Er suchte das Zimmer nebenan auf.

Er hörte Heiji sich bei seinem Sohn dringlich vergewissern: „Bist du wirklich sicher, dass ich dich jetzt alleine lassen kann?“

„Ja, ich komm schon zurecht“, gab Rans kleiner Freund durchaus genervt Antwort.

„Okay, dann beeile ich mich. Wenn was sein sollte, ruf mich sofort an.“

„Jaja, ist ja gut!“

Anklopfend kam Yusaku rein.

Heiji, der sich gerade erheben wollte blieb neben seinem Sohn auf dem Bett sitzen. Bei seiner Ankunft, das bekam er sehr wohl mit, unterbrach die zwei ihre Debatte.

„Ruth und ich gehen auch ins Kino“, ging er keineswegs darauf ein: „Kommt ihr mit?“, schlug er unternehmungslustig vor.

„Warum sollten wir?“, war es Heiji der verdutzt nachfragte.

„Nun“, holte Yusaku näher kommend, sich vor die beiden stellend, aus: „Heiji, wenn du vorhaben solltest Kazuha hinterher zu spionieren, dann wäre es wohl durchaus von Vorteil das in unserer Gesellschaft zu tun, nicht wahr?“

Er wandte sich von Heiji zu seinem Sohn: „Und wenn du auch mitkommst Shinichi, dann können wir es als Familienabend betiteln.“

„Nein, danke“, lehnte sein Sohn wie erwartet strikt ab.

„Ach, komm schon: Warum denn nicht. Ran wird sicher auch mitkommen und sie freut sich bestimmt, wenn du mitkommst.“

„Nein, ich blieb lieber hier!“

„Nutz es doch aus, dass du heute noch ganz offiziell lange aufbleiben darfst. Außerdem“, legte er seinem Mini-Shinichi die Hand auf die Stirn, die dieser notgedrungen auf sich erduldete: „Siehst du aus, als ob es dir besser ginge. Ab Montag ist wieder Schule. Also“, nahm Yusaku die Hand wieder weg: „an deiner Stelle würde ich mir das überlegen.“

„Ich will trotzdem nicht!“

„Na, überlegt es euch“, meinte Yusaku nur und ließ die beiden, die Türe hinter sich schließend, wieder alleine.
 

Über den Flur gehend suchte er das erste Badezimmer auf. Die drei Damen fand er dort vor. Er stellte sich neben Ruth die Kazuha noch einige Tipps gab. Kritisch besah Yusaku sich aus den Augenwinkeln, rasierend, das doch dezent genug gehaltene Make-up.

War sie bei Kazuha fertig, nahm sie sich Ran an, der sie ebenfalls mit etwas Farbe ein wenig nachhalf.

„Oh, wie hübsch“, äußerte Yusaku sich lobend über den natürlich gehaltenen neuen Look der zukünftigen Mami, die ganz bezaubernd in ihrem Outfit aussah, von dem er sich denken konnte, dass Ruth es ihr ausgesucht und ihren Bauch so unauffällig kaschiert hatte. Damit sah sie höchstens nur wie im sechsten Monat aus. Also höchstens! Er sah in Rans, wenn auch etwas verlegen, strahlendes Gesicht.

Liebevoll knuddelte er sie, ehe er die durchaus aufreizende Erscheinung ihrer Freundin kommentierte: „Bist du dir wirklich sicher, dass du so von den Leuten auf der Straße gesehen werden möchtest?“, fragte er bei Kazuha skeptisch noch einmal nach.

Sie nickte nur bereit gegen ihn zu protestieren. Was ihn aber nur dazu brachte zu lachen: „Von mir aus. Es ist deine Sache tu was du nicht lassen kannst. Nur pass ja auf. Benimm dich anständig und sie zu, dass du nicht auch noch schwanger wirst, verstanden!?“

Kazuha sah Yukikos Ehemann empört an.

Ran fand das auch nicht lustig, nahm ihre Freundin in Schutz: „Sowas macht Kazuha nicht!“

„Bist du sicher?“, entgegnete Yusaku auf diese Aussage: „Wenn man mir vor einem Jahr gesagt hätte, dass du in drei Monaten ein Baby bekommst, dann hätte ich das auch nicht geglaubt, Naseweis!“ zog er sie neckend heran, gab ihr ein Küsschen auf die Wange: „Es sind nicht alle Eltern so tolerant, wisst ihr und ich habe keine Lust den Kopf dafür hinzuhalten, klar!?“, lachte er sich zwinkernd wieder dem Spiegel zuwendend: „Wenn du magst, kannst du Conan Bescheid sagen, dass wir gehen.“

„Ist gut.“
 

„Conan“, machte seiner Freundin schwungvoll die Türe auf.

Von ihm und Heiji wurde sie angesehen.

Während ihr kleiner Freund gar nichts sagte, sondern nur mit offenem Mund und großen Augen dasaß, war es der Ex ihrer Freundin, der verdutzt fragte: „Hast du etwa Make-up drauf?“, schaute er von oben an ihr hinunter.

„Jap“, strahlte sie die beiden stolz an. Ehe sie dann doch etwas verlegen erklärte: „Nun, Ruth hat mir dabei geholfen.“

„Was“, reagierte ihr kleiner Freund kritisierend darauf wie sie es nicht erwartet hatte: „du lässt dich einfach von ihr schminken?“

„Was?“, sah sie ihn ganz genickt an: „Ja, warum gefällt es dir nicht? Ist es doch zu viel?“

„Doch“, beteuerte der Mini-Shinichi sofort kindlich: „Du siehst ganz toll aus“

„Danke“, sagt sie noch immer ein wenig bedrückt: „Was ist denn falsch? Das Kleid?“, suchte sie von ihm und Heiji die ehrliche Meinung: „Ich fand das schön. Seht ihr das denn anders? Was stört denn daran?“

„Gar nichts“, antwortete er ihr ehrlich und auch Heiji stimmte ihm nickend zu.

„Du siehst ganz schön aus, wirklich Ran! Wunderhübsch“, versicherte der geschrumpfte Shinichi ihr aufrichtig. Ihm tat es leid. Erleichtert erwiderte er ihren Blick, als ihr Lächeln zurückkehrte.

Auf ihn zukommend meinte sie: „Komm, lass uns gehen.“

„Weißt du, ich will eigentlich-“ Das: „gar nicht“ sprach er schon kaum mehr hörbar, denn sie hatte ihn längst an beiden Händen und zog ihn lieb auf die Füße.
 

Yusaku stand unschlüssig vor der Zimmertüre seiner Frau, als Ruth ihn, den Kopf eindringlich schüttelnd, bestimmt mit sich mitzog.

„Na, wie sieht es aus?“, kam er in ihrer Begleitung ins Zimmer seines Sohnes.

Was diesem, so war es ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, nicht genehm war.

Gleichfalls erging es Kazuha neben Ruth, die Heijis Gegenwart missbilligend begegnete.

„Jetzt kommt!“, ging Yusakus Aufforderung an alle, auf seine Uhr sehend: „Es ist längst mach sieben!

Seinen Sohn: „Husch, husch“, vor sich aus dem Zimmer schiebend ging er die anderen auffordernd ansehend.

Ruth hatte kein Problem damit. Sie folgte ihm als erste. Kurz nach ihr Ran, die auf ihre Freundin wartete, die ihren Ex mit einem letzten feindseligen Blick strafte. Der noch feindseliger wurde, als sie begriff, dass er auch mitkam.

Der geschrumpfte Shinichi nutze die Gelegenheit, als sein Vater seine Schulter los ließ. Wie Yusaku es erwartete hatte bevorzugte er doch definitiv lieber Rans Hand.
 

Unten das Auto aufschließend unterband Yusaku die Auseinandersetzung noch bevor der erste Stein geworfen werden konnte: „Kazuha links! Heiji rechts! Und Ran in die Mitte“, wies er in befehlendem Tonfall an. Sich an seinen Sohn wendend stellte er ihn vor die Wahl: „Du kannst es dir aussuchen. Entweder gehst du auf Heijis Schoß oder auf Ruths.

Die Antwort war natürlich klar. Seinen Vater stumm verfluchend kletterte er zu Heiji.

Kazuha schaute den beiden, ihren Kopf mit der Hand am Fenster abstützend, ebenso verärgert zu.

Sein Kind fast schon belustigt nachäffend stieg Yusaku auf der Fahrerseite neben seiner Freundin ein.

Er ließ den Motor an, fuhr vom Parkplatz runter. Aus dem Rückspiegel sah er Ran, die zwischen den beiden Ex-Partnern unwohl einen mitfühlenden Blick mit Ruth austauschte. Diese bediente sich darauf des Radios und drehte schön die Lautstärke auf, sodass jedes Gespräch, egal welcher Art, sich eh nicht lohnte geführt zu werden. Wie sie nahm Ran es, so gut es eben ging, leicht.

Deren Vorbild weder ihre Freundin, ihr kleiner Freund noch Heiji nachkommen wollten. Die drei bevorzugten es zu schmollten. Kazuha würdigte Heiji keines einzigen Blickes mehr und auch er schaute stur auf die Straße.
 

Das Aussteigen ereignete sich wortlos. Kazuha lief sofort die Wagentür unsanft schließend vor.

„Kazuha“, folgte Ran ihr.

Yusaku hatte es mit Ruth nicht eilig. Gemächlich schloss er ab, bevor er seinem Sohn und dessen Freund nachkam.
 

Heiji in ihrem Blickfeld erblickend sonderte sich Kazuha die Arme verschränkend von ihm und der restlichen Gruppe, die bei ihm blieb, ab.

Gegen Rans Gegenwart hatte sie nichts.
 

„Schau nicht so bemüht unauffällig zu ihr rüber“, wandte Yusaku sich an den neben ihm stehenden Oberschülerdetektiv: „Sonst kannst du ihr gleich sagen, dass sie es ist, die die Fäden in der Hand hat.“

Worauf Heiji das Gesicht verzog.

„Komm schon überleg lieber mit was wir uns ansehen wollen!“, drehte er ihn verdeckt mit zu den Filmpostern um.
 

„Hallo“, erwiderte Kazuha geradezu extra euphorisch die Begrüßung ihrer Verabredung.

Yusaku entging das keineswegs wie es in Heiji aufloderte, der doch hinterher sah, wie Kazuha mit dem anderen zur Kinokasse ging. Sie erwiderte seinen Blick mit einer Mischung von Wohlgefallen und Das-hast-du-jetzt-davon.

„Ruhig Blut“, hatte er Yusaku neben sich, der ihm beruhigend seine Hand auf die Schulter legte: „Komm schon, das ist nur das was sie will. Gib ihr nicht was sie will.“

„Na, Liebes“, begrüßte er Ran dann zurück. Die ein wenig mitfühlend aussah.

„Leute, was gucken wir“, richtete er sich an alle. Sein Sohn sowie Heiji gaben keine Antwort. Ruth war für den Actionfilm. An die Jungs denkend stimmte er auch dafür und Ran wendete auch nichts dagegen ein.
 

Mit den anderen ging sie zur Kasse. Yusaku bezahlte und spendierte im Anschluss noch jedem eine Cola. Nur sein Sohn lehnte, wie er es erwartet hatte, missgestimmt kopfschüttelnd ab.

Er sah Ran, wie sie mit dem Popcorn liebäugelte. Schmunzelnd schenkte er es ihr.

Eine extra große Portion freudestrahlend in den Armen haltend, schaute sie zu ihrem kleinen Freund runter: „Möchtest du von mir ab haben?“, bot sie ihm lieb an. Doch er lehnte nur: „Nein, danke“, sagend kindlich lächelnd ab.

„Aber möchtest du denn gar nichts haben? Vielleicht Chips?“

„Nein danke“, lächelte er sich weiterhin heraus.

„Okay“, nahm sie ihn immer noch verwundert an die Hand: „aber wenn du es dir anders überlegen solltest, sag mir einfach Bescheid. Dann teile ich mit dir, ja“, lächelte sie ihn vergnügt an.

„Sind sie nicht süß“, schmunzelte Yusaku Ruth ihre Chips gebend in sich hinein. Sich von ihr einen Cracker nehmend und in die Soße dippend.

„Geht’s noch?“, schüttelte sie sich: „Lass diesen rührseligen Blick sein, sonst denken die anderen Leute noch das wären unsere.“

Unsere?, fand Yusaku diesen Gedanken sehr belustigend und die Vorstellung davon interessant.
 

Den Saal betretend ließ er die anderen vor. Erst Heiji, dann seinen Sohn dann Ran und Ruth.

Den Film ansehend machte Ruth es sich bei ihm ankuschelnd gemütlich, während sie mit ihm im Flüsterton über die Unlogik der zahlreichen Stands gleich zu Anfang ablästerte.

Heiji, so sah Yusaku, war gedanklich ganz wo anders. Und er konnte sich auch an zwei Fingern ausrechnen wo. So machte er seinen Namen raunend mir einer Kopfbewegung auf sich aufmerksam: „Hau schon ab.“

Heiji sah den Vaters seines Freundes an.

„Lass dich nicht von ihr erwischen“, hörte Heiji ihn noch hinter sich, als er vor ihm entlang die Sitzreihe hinter sich ließ.

Yusaku sah ihm noch nach, wie er aus dem dunklen Saal und aus der Tür verschwand.

Den restlichen Film verfolgte er weiterhin mit einem Ohr Ruth zuhörend und antwortend, mit dem anderen Teil seiner Aufmerksamkeit hatte er seinen Sohn im Auge, dem immer mehr die Augen zu fielen und den es nicht mehr kümmerte, dass Ran seitlich einen Arm um ihn legte.
 

Ran weckte ihren kleinen Freund, ihn beim Namen nennend, sanft wachrüttelnd.

Noch verschlafen setzte er sich ganz auf, bevor sie als letzte vor ihm aufstand und er sich von ihr an die Hand nehmen ließ.

Yusakus gutmutigem: „Kommt“ folgend, kam er an ihrer Hand hinter Ruth mit raus.

Heiji trafen sie bei der Saaltür an die Wand gelehnt.

Kazuha stand mit ihrem neuen Freund: „Er bringt mich nachhause!“, rufend bereits weit vorne, gerade noch so in Sichtweite. Ehe sie von dem Erwachsenen ein Nein kassieren konnte, beschleunigte sie ihre Schritte und verließ mit dem Typen an ihrer Seite das Gebäude.
 

„Also“, stemmte Yusaku ihr kopfschüttelnd hinterher schauend entrüstet die Hände in die Seite. Doch dann legte er Heiji mitfühlend die Hand auf die Schulter: „Ärger dich nicht.“

Heiji konnte der Zuspruch allerdings nicht wirklich aufmuntern. Deprimiert und frustriert ließ er die Schultern hängen.

Der geschrumpfte Shinichi sah betrübt an Rans Hand zu ihm hoch. Auch Ran fühlte irgendwie mit ihm mit, obwohl sie ja eigentlich Kazuhas Freundin war.

„Könnt ihr jetzt mal aufhören solche Gesichter zu machen, als würdet ihr gleich los heulen!?“, beschwerte Ruth sich in die Runde: „Meine Güte, man kommt mit wem zusammen und verlässt ihn wieder. Kommt darüber hinweg!“, schaute sie tadelnd zu ihrem Freund und dessen Schutzbefohlenem.

„Hast recht!“, stemmte Yusaku die Hände erneut gegen die Hüfte: „Kommt der Abend ist jung und wir sind es auch. Lasst uns Spaß haben.“ Er richtete sich an Heiji: „Lass dir von ihr nicht deine Freude stehlen. Das will sie ja nur. Komm mit. Lass uns noch was Nettes unternehmen. Deprimiert sein kannst du später noch. Das läuft dir nicht weg- glaub mir. Und was Kazuha angeht, die knöpfe ich mir morgen vor.“ Er warf einen abschätzenden Blick auf seinen Sohn, der im Vergleich zu vor dem Film noch etwas mehr an Farbe eingebüßt hatte. Auch sah er etwas mitgenommen, abgespannt und erschöpft aus, aber nicht so, als das er ihn nicht so einschätze, als dass er noch in der Lage wäre noch dabei zu bleiben. Also meinte er auffordernd: „Kommt“, an alle gerichtet und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
 

„Und wo gehen wir hin?“, wollte Ruth wissen.

„Hm“, überlegte Yusaku: „Gute Frage. Jemand eine Idee oder einen besonderen Wunsch?“, schaute er zu den jüngeren Leuten. Von einem Sohn bekam er natürlich keine Anregung. Dieser ging nur langsam knapp hinter Ran immer noch an der Hand. Sie sah immer noch ein wenig bedrückt aus. Genau wie Heiji. Auch von den beiden kam nichts. Also machte er selbst den ersten Vorschlag: „Wie wäre es mit Karaoke? Da können wir uns mal alles von der Seele singen. Wir haben sicherlich alle etwas was wir nur allzu gerne mal zum Ausdruck bringen würden, nicht wahr?“ Seinen Sohn schaffte er es mit dem ganz speziell vor allem auf ihn gerichteten Blick einzuschüchtern.

„Singen?“, überlegte Ruth abwägend laut.

„Muss ja nicht lange sein“, verstand Yusaku ihre Ablehnung: „Danach können immer noch nur wir zwei um die Häuser ziehen.“ Auf seinem Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus: „Außerdem“, zwinkerte er ihr zu: „ich höre deine Stimme ausgesprochen gerne. Vor allem wenn du singst!“

„Danke“, lächelte sie geschmeichelt und damit hatte er sie bereits gewonnen.

Bei Ran war es auch nicht schwer: „Was ist mit dir? Hast du Lust?“

„Ja, warum nicht“, zeigte sie sich, wenn auch etwas halbherzig ebenfalls einverstanden. Bei seinem Sohn entschied er über dessen Kopf hinweg, bevor dieser dagegen agieren konnte.

Mit einem energischen „Na, Komm schon!“, Heiji bestimmt auf die Schulter klopfend ging er mit ihnen nach draußen.
 

Kazuha war alleine, als sie sich im dunklen Zimmer auf ihrem Bett niederließ. Sie war aufgebracht, wütend und tief gekränkt. Auch nicht minder unsicher und dadurch besorgt, warf sie das Kissen gegen die Wand.

Auch Yukiko war noch wach. In ungefähr der gleichen unangenehmen Stimmungslage. Wenn auch die Gründe sich bei den beiden Verlassenen voneinander unterschieden.
 

„Aha“, ließ Ruth die Karaokebox betretend, sich umschauend, nur mittelprächtig beeindruckt verlauten. Zielstrebig steuerte sie aber schon die Maschine an. Bereits die Mikrofone in die Hand nehmend: „Gut, und wie machen wir?“, schaute sie zu Yusaku: „Wir gegen euch?“ Sie deutete auf sich und Ran, die aufmerksam neben ihr stand.

„Mädchen gegen Jungs: Gute Wahl!“, stimmte Yusaku Heiji partnerschaftlich auf die Schulter schlagend zu.

Ruth gab erst ihm, dann Ran und Heiji die Mikrofone weiter. Weil Ran es von ihr annahm, ließ sie ihren kleinen Freund los. Der Mini-Shinichi verzog das Gesicht. Den Blick seines Vaters beantwortete er, indem er sich grimmig, auf das sich im Raum befindende, Sofa trollte.

Yusaku ließ ihm seinen Willen.
 

„Wir fangen an“, meinte Ruth sich beschwingt bei Ran einharkend, die mit einem leichten, aber einverstandenen: „Okay“, antwortete.

„Ladys Frist“, überließ ihnen Yusaku so galant das Feld.

Wenn auch nur halbherzig machte Heiji mit, als er im Anschluss mit dem Vater seines Freundes dran war. Der erste Durchgang ging an die Damen.

Mit: „Juhu!“, freuten sich Ran und Ruth ihre Hände gegeneinander klatschend.

Was Yusaku nur leise dazu brachte, wenn auch nicht wirklich darüber verwundert oder verärgert: „Mist“, zu fluchen. Er schaute zu seinem Sohn, der mit verkniffenem, eigentlich schmollendem Gesichtsausdruck mit verfolgte wie sich seine Freundin mit der neuen seines Vaters abgab.
 

Heiji machte noch den nächsten Durchlauf mit, aber als der dann auch noch an die Gegenseite ging, hatte er endgültig die Schnauze voll.

Yusaku unternahm nichts, als er mit: „Mir reicht‘s!“, angepisst zu seinem Sohn auf die Couch abhaute.

Mitfühlend und zugleich bedauernd machte Yusaku alleine weiter, denn immerhin wenigstens Ran hatte das Gewinnen mit Ruth Spaß gemacht. Sie und Ruth waren eigentlich die einzigen, die wenigstens etwas fröhlich waren. Die zwei, so musste er zugeben und freute sich auch darüber, waren ein gutes Team.

Deshalb machte er auch mit, als Ruth ihn: „Dann halt nur wir drei!“, mit ins Boot holte.

Während er mit ihr und Ran am Display das nächste Lied raussuchte, hatte er zeitgleich ein Auge auf die zwei auf dem Sofa.
 

Das hier“, klickte er spontan eins an.

Es war ein japanisches: mit japanischem Text statt wie bisher englischem was er von Ruth noch während der ersten Strophe bereits um die Ohren gehauen bekam: „Hallo, geht’s noch!? Das ist viel zu schnell! Wie soll ich das denn bitte lesen oder besser auch noch aussprechen!?“

„Lass uns tauschen“, brach auch er ab: „Dann singt ihr den Refrain.“

Beim Refrain dann die nächste Unterbrechung seitens Ruths: „Aber das ist der Männerpart.“

„Na und?“, schaute Yusaku sie an: „Du brauchst doch nur die Töne an sich zu treffen.“

Ruth sah ihn patzig an.

Ran wechselte von einem zum anderen schauend, denn auch er sah patzig zurück: „Ruth, Maul nicht. Ihr habt doch schon zweimal gewonnen. Lass mich auch mal.“

Seine Freundin verzog pikiert den Mund.

Im Gegensatz zu seiner Freundin freute sich der Miniatur Shinichi schadenfroh über den leicht streitenden Tonfall seines Vaters mit dessen Affäre.

Doch die verging ihm, als sein Vater: „Ach, macht ihr doch“ sein Mikrofone weglegte und genau auf ihn zu kam, sich ihm gegenüber setzte.

Er sah ihn, wie er lässig ein Bein übers andre schlug.

Ruth hatte kein Problem mit Ran alleine weiter zu machen.
 

Yusakus darauf folgendes Verhalten war eine Mischung aus den beiden zuhören und auch zum Teil zusehend, aber auch gleichzeitig seinen Sohn und dessen Freund nebenbei ganz genau musternd. Er tat es keineswegs versteckt. Nein, jetzt gerade machte er das für die zwei ziemlich offensichtlich. Er registrierte die sich aus diesem Umstand ergebende Verunsicherung vor allem seines Sohnes.

Bekam genau mit, wie Heiji mit ihm Blicke austauschte: „Vielleicht sollten wir es ihm doch sagen, Shinichi?“, appellierte Heiji eindringlich flüsternd an seinen Freund. Doch der reagierte entsetzt, energisch: „Nein.“

Gelassen lehnte Yusaku sich noch etwas mehr zurück, tat so, als wäre ihm das entgangen. Kurz befasste er sich mit Ran, die hatte Spaß mit Ruth und so hatte er ausgiebig Zeit. Der Blick des älteren Detektivs traf auf den der Jüngeren.

Komm schon, Shinichi! Heiji! Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt mich anzusprechen. Ich sitze hier und habe gerade nichts anderes zu tun. Ihr braucht mich nur an zusprechen, dann geh ich mit euch raus und wir klären das Ganze, dachte Yusaku im Stillen.

Er erwiderte das auf seinen Blick hin ausgelöste verlegen-verunsicherte Lächeln.

Lächelt nur scheinheilig. Das wird euch nicht helfen. Ich habe euch doch längst durchschaut- Ich warte darauf, dass ihr den ersten Schritt macht, lächelte Yukikos Mann ebenso unschuldig, als könne auch ihn kein Wässerchen trüben zurück.

Bekam doch genau mit, wie viel Selbstbeherrschung es den kleinen Shinichi kostete, wie angespannt und bedacht er darauf war sich nicht zu verraten. Das er müde und erschöpft war. Das ihm alles weh tat war ihm dennoch deutlich anzusehen.

Dieses Versteckspiel spielte Yusaku mit seinem Sohn und dessen Freund eine ganze Weile lang, bis Ruth ihn schließlich aufforderte, wieder mit zu machen.

Was er ohne weiteres tat.
 

Zutiefst erleichtert atmete der geschrumpfte Shinichi aus, da sein Vater mit etwas anderem beschäftigt war.

Fertig mit den Nerven strich er sich die Haare zurück, bettete seinen Kopf seufzend auf das Polster. Er war so müde. Wacker gab er sich Mühe wach zu bleiben. Doch letztlich verlor er den Kampf gegen seine Müdigkeit. Heiji war bei ihm, als ihm die Augen endgültig zufielen.

Yusaku, der es ebenfalls mitbekam, löste sich von Ruth: „Macht solange ohne mich weiter. Ich fahr ihn nachhause und komm dann wieder. Ran möchtest du auch noch was hier bleiben?“

„Ja“, nickte sie. Sie war noch putzmunter.

„Kommt, ich bring euch nachhause“, kehrte er zu Heiji zurück. Seinen Sohn auf den Arm nehmend ging er vor, bemerkte, dass sein Kind das gar nicht mitbekommen hatte. Es schlief dafür schon zu fest.
 

Gemeinsam mit Heiji kam er nach oben auf den Flur.

Kazuhas Zimmertüre stand ein Stück offen.

Er blieb stehen.

Yusaku merkte das, ging aber im Gegensatz zu ihm weiter. Er betrat das Zimmer seines Sohnes.

Shinichi, Shinichi was machst du nur, mein Schatz, hm?, gab er seinem Kind einen liebevollen Kuss sanft auf die Stirn. Erst dann legte er es hin, deckte es sorgfältig zu.

Für einen Moment betrachtete er seinen Sohn noch, bevor er das Zimmer leise wieder verließ, die Tür hinter sich zumachte.

Mitfühlend legte er Heiji ein letztes Mal seine Hand auf Schulter, der immer noch niedergeschlagen vor dem Zimmer stand.

„Lass dich nicht unterkriegen“, sagte Yusaku nur, ehe er weiter zur Treppe ging.

Wieder im Auto zeigte die Uhr: 23:30 an…
 

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*Anmerkung(en):
 

Also ob Yumi ein Fan von Yusaku Kudo ist möchte ich mal in Frage stellen. Allerdings fänd ich das nicht schlecht. Von daher- wollte sie mal wieder, wenn es auch nur kurz ging, vorkommen lassen.

Ob Yusaku raucht oder nicht weiß ich ja auch nicht. Ich weiß gar nicht mehr wie ich darauf kam. Ist aber auch egal. Da er es zumindest in meiner FF gemacht hat…

Was die Tankstellenverkäuferin angeht, die gab es wirklich. Allerdings war es eine Schuhverkäuferin in Kleve, mein ich, von Deichmann.

Ich war mit meinem Bruder unterwegs und eigentlich war unsere Laune ganz gut.

Aber, hey Leute! Man war die klasse. Einfach nur herrlich. Belebender als ein Jungbrunnen hätte deren Art echt nicht sein können. Wir waren so hin und weg, dass wir ihr Schokolade gekauft haben.

An dieser Stelle übrigens der Tipp: Habt doch auch immer eine Kleinigkeit dabei, die ihr so tollen Menschen einfach mal so spontan schenken könnt. Ich kann euch versprechen, dass es sich für euch lohnen würde.
 

Bei der Schwangerschaft habe ich mich, so stellte sich heraus, übrigens was verrechnet.

War eine ganz schöne Arbeit das alles noch einmal neu zu machen. Der Vorteil ist, das Ran statt im sechsten schon im siebten Monat ist. Der Nachteil dagegen so fehlen Wochen, die man hätte zur nähren Charakterisierung der Schwangerschaft hätte verwenden können. Tja… was blöde. Mal sehen wie sich das machen lässt.
 

Thema: Telefon. Das hört man übrigens nicht heraus, ob man in derselben Wohnung miteinander telefoniert oder nicht. Habe das mit meinem Bruder ausprobiert.

(Bezug auf die Stelle im Kapitel und der Animefolge: „Fairplay“.)
 

Wer mag kann übrigens an der Umfrage zu den Babynamen teilnehmen.

http://animexx.onlinewelten.com/umfragen/52452/

Interessenkonflikte

Jedes Ding im Universum kehrt zu seiner Quelle zurück.

Rückkehr zur Quelle heißt Stille.

Erkennt man die Quelle nicht, so gerät man in Verwirrung und Leid.

Erkennt man den Ursprung, so wird man duldsam, gelassen und heiter,

freundlich wie eine Großmutter, würdig wie ein König.

Tao-te king
 

Sonntag, 26. November
 

Kazuha hatte in der Nacht nicht gut geschlafen. Sie war zu deprimiert. Aber noch mehr war sie frustriert gewesen. Sie war sauer, weil ihr Plan Heiji eifersüchtig zu machen nicht so funktioniert hatte, wie sie es wollte und traurig, weil sie ihn wieder haben wollte. Sie war wütend, dass sie den Korb kassiert hatte. Es war peinlich gewesen. Überhaupt war doch alles blöde gelaufen und das Alles nur wegen Heijis so starsinniger Weigerung, drehte sie sich ärgerlich von der Wand weg auf die andere Seite.

Ran ihr gegenüber schlief in den frühen Morgenstunden noch. Kazuha empfand ein bisschen so etwas wie Neid.

Ran, sie hatte Shinichi. Sie war glücklich mit ihrem Freund. Selbst wenn er die meiste Zeit wo anders war. Sie selbst hingegen hatte ihren Freund wegen diesen dummen Streites verloren. Patzig, sich diesbezüglich im Recht sehend, bettete sie den Kopf unter ihren Händen auf dem Kopfkissen. Nahm Notiz davon, dass es mittlerweile zu Dämmern begonnen hatte.
 

Ruth schlich an Yusaku vorbei, der die Nacht bei ihr in seinem Zimmer verbracht hatte,

schnell über den Flur ins Bad. Kurz darauf kam sie wieder heraus. Auf dem Rückweg fiel ihr das unter dem Türspalt hindurch schimmernde Licht im Zimmer der Oberschüler auf.

Sie zeigte sich jedoch nicht daran interessiert, ging blass zurück auf die Schlafcouch und blieb dort wach liegen. Von ihrem Gesicht war abzulesen wie mulmig ihr doch zu Mute war.
 

Im Inneren des Zimmers mit dem erleuchteten Licht lagen Holmes und Queen auf Heijis Bett. Er war wie Kazuha wach. Nur aus einem anderen Grund.

Er saß bei seinem geschrumpften, wieder heftige Schmerzen habenden, Freund. Half ihm soweit er konnte, soweit es ihm möglich war. Aber mehr als dem Mini-Shinichi die Stirn kühlen konnte er nicht. Selbst wenn er wirklich gerne mehr für seinen Freund getan hätte. Außer zu fragen, ob er okay sei und ihm Wasser aus einem Glas anzureichen konnte Heiji beim besten Willen nichts machen. Außer, regelrecht mitleidendend, ratlos zusehen zu müssen, wie fertig das Gegenmittel seinen kleinen Freund machte. Es war ein elendiger Anblick: Wie der Mini-Shinichi, sich nicht erlaubte vor lauter Schmerz zu schreien, sondern stattdessen nur seine Zähne aufeinanderbiss.
 

Später
 

Als Ran aufwachte, war sie verwundert. Sie sah Kazuha gegenüber an, die mit angewinkelten Beinen aufrecht auf ihrem Bett schmollend dasaß.

„Hey, Kazuha?“, sprach sie ihre Freundin verwirrt an, die zurück schaute.

„Was ist denn los?“, kam Ran zu ihr, setze sich besorgt neben sie.

„Ich hab mit Masato Sumeragi Schluss!“, brachte diese es verärgert kurz und knapp auf den Punkt.

„Oh.“ Ran konnte das mitfühlend nicht ganz nachvollziehen: „Aber ich dachte ihr beide könntet euch eigentlich ganz gut leiden?“

„Könn wir uns ja eigentlich auch“, bedauerte Kazuha: „Nur das Problem is, dass-“, sie suchte kurz nach den richtigen Worten: „Er is nich Heiji!“, schaute sie Shinichis Freundin frustriert an: „Verstehst‘u? Es is einfach nicht- Masato is ja nett, aber-“.

„Das gleiche“, beendet die werdende Mami den Satz für sie. Sie konnte ihre Freundin verstehen, weshalb sie ihr ermutigend vorschlug: „Dann versuch es doch noch einmal mit Heiji?“

„Ran“, brachte das Kazuha dazu aufzubrausen: „Wie soll das‘n geh‘n, wenn‘er Geheimnisse vor mir hat!? Ich vertrau ihm nich mehr.“

„Nun“, versuchte Eris Tochter versöhnlich anzusetzen: „Vielleicht ist das ja gar nicht so wichtig. Lass ihnen doch einfach ihr Geheimnis.“

„Ran!“, sah Kazuha sie empört an: „Wie kanns‘u sowas sagn? Stört es dich denn gar nich, dass Shinichi dir die ganze Zeit über was verheimlicht!?“

Die Freundin des Detektivs schwieg für einen Moment, dann versuchte sie Verständnis zu zeigen: „Ich weiß nicht, warum sie mit uns nicht darüber reden wollen. Aber andererseits haben Shinichi und Heiji sicherlich ihre Gründe, warum sie uns nicht einweihen wollen und ich finde, dass wir das respektieren sollten. Wir können sie nicht zwingen es uns zu erzählen. Vielleicht kommen sie ja auch irgendwann mal von sich aus?“

„Glaubs‘u das wirklich, Ran?“, stellte Kazuha das äußerst skeptisch in Frage. Sie war da anderer Meinung: „Mag ja sein, dass‘u dir das gefalln lässt, aber ich würde mir das an deiner Stelle mit Sicherheit nich gefallen lassn. Ich jedenfalls will von meinem Freund nicht ausgeschlossen werdn!“
 

Der geschrumpfte Shinichi war mittlerweile eingeschlafen. Heiji saß immer noch bei ihm. Er wollte sich selbst müde an der Wand anlehnen. Doch dabei wurde er ungewollt auf eine schmale Kindertrinkflasche, die ihn unter der Decke gelegen gepiekt hatte, aufmerksam. Als er verwundert den Deckel abdrehte, verzog er angewidert die Nase: Alkohol?, stellten sich bei ihm bei dieser Schlussfolgerung alle Haare hoch.

Diese besorgt mit seinem Freund in Verbindung bringend behielt er die kleine Flasche in der Hand.

Erst als Queen ihm durch anstupsen mit der Nase gegen die Hände klar machte, dass er wie Holmes raus wollte, indem er mit seinem Bruder immer abwechselnd zwischen Tür und Shinichis Freund hin und her lief, legte er die wieder dahin zurück wo er sie eben gefunden hatte.

Seinen Hund hinter den Ohren kraulend kam Heiji der Aufforderung nach. Nicht bevor er sich sicher vergewissert hatte, dass sein Freund in Ordnung war, stand er auf.
 

„Holmes, Queen!“ Kazuha hörte ihn wie er die Hunde aufforderte, von ihrem Zimmer nebenan, mit nach unten zu kommen.

„Ich will jedenfalls nich, dass Heiji mir die Wahrheit verheimlicht!“, stand sie abrupt, mit einem sehr entschiedenen Gesichtsausdruck, auf und lauschte an der Tür.

Sie wartete ab, bis er mit den Vierbeinern die Treppe runter war.

„Kazuha, was hast du vor?“, schaute Ran sie, mit ihr an der Zimmertür stehend ganz überrumpelt an.

„Ich weiß jetz was ich mache!“, verkündete seine Ex entschlossen: „Ich werd selbst herausfindn woraus Heiji so ein großes Geheimnis macht!“ Sie wollte schon gehen.

Doch Ran hielt entsetzt dagegen: „Du willst ihn ausspionieren!? Lass das lieber“, appellierte sie eindringlich an ihre Freundin. Schnell äußerte sie ihre Bedenken deswegen: „Das geht uns doch gar nichts an. Lass uns die Privatsphäre der Jungs lieber respektieren“, fühlte Shinichis Freundin sich sichtlich unwohl bei dieser Idee.

„Aber Ran, bis‘u denn gar nich neugierig? Willst du nich wissen was hinter dem Ganzn steckt?“

„Ja“, räumte sie unsicher ein: „doch, schon.“

„Na, dann komm, Ran!“, forderte Kazuha sie das Zimmer verlassend auf.

„Kazuha, warte!“, lief Shinichis Freundin ihr hinterher.
 

Ran folgte ihrer Freundin nach nebenan.

Dort fanden sie Rans Freund vor.

Kazuha störte sich erst nicht an ihm, sondern wollte schon den Schrank aufmachend anfangen, als seine Freundin: „Komm lieber wieder raus. Sonst wecken wir Conan noch auf“ auf ihn hinwies.

„Ach, un wenn schon“, meinte Kazuha nur. Doch dann fiel ihr der Haken ein: „Aber du has Recht. Wenn er wach wird, dann wird er uns sicher bei Heiji verpetzn“, schaute sie ärgerlich auf das Kind: „Weiß‘u was“, überlegte sie kurz entschlossen: „Trag ihn einfach nach nebenan. Dann kann er da weiter schlafn.“ Schnell wollte sie da weiter machen wo sie aufgehört hatte. Wenn Ran sie nicht unterbrochen hätte, die darauf hinwies das sie Conan nicht auf den Arm mehr nehmen durfte.

„Argh“, erledigte Kazuha die Sache ärgerlich selbst. Sie nahm den Freund in Miniformat ihrer Freundin auf den Arm und trug ihn in Rans Bett. Ihn dann dort einfach liegen lassend, eilte sie zurück. Während sie also nun endlich begann in Heijis Schrank zu suchen, stand Ran, sich immer noch sehr unwohl bei dieser Aktion fühlend: „Kazuha lass das lieber“, schmiere.

Doch ihre Worte fanden kein Gehör.

Kazuha durchwühlte auch die Schubladen und suchte dann direkt unter dem Bett weiter. „Ran, komm schon: Hilf mir!“, forderte sie ihre mehr oder weniger unfreiwillige Komplizin auf mit ihr hinter dem Schrank nachzusehen.

Schließlich raufte sie sich die Haare, als sie nicht das fand was sie wollte.

Sich im Zimmer umsehend überlegte sie laut: „Wo könnt Heiji die Papiere denn sonst noch vor uns versteckt habn?“, warf sie von seinem Bett aus einen Blick auf den Schrank zurück.

Ran hörte auf zu helfen: „Gib‘s auf Kazuha: Hier ist nichts“, appellierte die werdende Mami drängelnd: „Was ist wenn Heiji zurückkommt?“, hatte sie Schieß.

Unruhig wartete Ran wieder Schmiere stehend weiter. Half dann doch wieder mit.

Gemeinsam suchten die beiden solange weiter, bis von unten her die Hunde bellten.

Total erschrocken machten die zwei, dass sie aus dem Zimmer schleunigst in ihr eigenes zurück kamen.
 

Heiji, der kurz danach zurück war, stellte fest, dass sein Freund weg war. Dem ersten Impuls folgend suchte er sofort die beiden Badezimmer ab. Rannte dann nach unten. Weder im Wohnzimmer noch in der Küche fand er ihn. Da waren nur Ruth, die Yusaku beim Vorbereiten des Frühstücks half. So schnell wie er gekommen war, war Heiji auch wieder weg.

Yukikos Mann sah ihm nur wachsam hinterher.

Auch noch eine Etage tiefer im Flur sah Heiji nach, stellte mit Erleichterung fest, dass Jacke und Schuhe des Mini-Shinichis noch da waren. Schnell rannte Heiji die Treppe zurück nach oben, blieb sich die Haare raufend kurz unschlüssig mitten im Wohnzimmer stehen.

Ran, fiel ihm der einzige Ort im Haus noch ein, wo er den geschrumpften Shinichi suchen konnte.

Die Freundin seines Freundes reagierte, wie Kazuha zuerst erschrocken, als er rein platze. War dann aber sehr irritiert über Heiji, der sowas von erleichtert war, als er seinen Kumpel da bei ihr schlafen sah.

„Entschuldigung“, murmelte er, auf Kazuhas bösen Blick hin, die Tür schnell wieder zumachend. Kopfschüttelnd ging er in sein eigenes Zimmer zurück.
 

„Was war das denn jetzt?“, wusste Ran gerade nicht ob sie das nun freuen sollte oder nicht.

„Keine Ahnung“, antworte Kazuha noch immer säuerlich: „Lass uns was frühstückn gehn“, stand sie auf.

„Gute Idee“, war die werdende Mami erleichtert und froh über einen diesmal vernünftigen Vorschlag.
 

„Der Kaffee stinkt total!“, war Ruths Beschwerde.

„Stimmt gar nicht.“

„Musst du jeden Morgen so einen Mist kochen? Du trinkst doch sowieso keinen.“

„Doch“, korrigierte Yusaku sie schon leicht genervt: „Eine Tasse.“

„Kannst du das nicht lassen!?“

„Nein.“, hatte Yukikos Mann dazu sichtlich nicht wirklich Lust: Warum sollte ich?“

„Weil dieser verdammte Kaffee stinkt!“

Yusaku roch demonstrativ an dem schwarzen Getränk: „Der riecht ganz normal. Wie immer“, hielt er ihr die Glaskanne hin: „Da ist nichts dran.“

„Bah!“, ging die Kriminalautorin einen Schritt zurück. Verzog angeekelt das Gesicht.

Weil ihr Freund keine Anstalten ihrer Aufforderung nachzukommen machte, nahm sie ihm die Kanne aus der Hand und wollte den Kaffee selbst wegschütten.

Shinichis Vater ließ sich das allerdings nicht gefallen: „Vergiss es“, meinte er: „Der Kaffee ist frisch gekocht. Der bliebt schön hier.“

„Aber ich mag den nicht!“, versuchte seine Ruth-ie es nun mit einer anderen Taktik, indem sie zu Quengeln begann.

Doch auch die zog bei ihm nicht: „Du brauchst ihn ja nicht zu trinken“, entgegnete er: „Nur weil du keinen willst, heißt das ja nicht, dass andere auch keinen möchten. Trink doch gleich einfach Tee.“
 

Ran und Kazuha kamen in die Küche, hörten wie Yusaku der Kragen platze: „Boah, Ruth!“, schimpfe er sie aus: „Jetzt hör doch mal auf so herum zu meckern, Meinst du nicht, dass es jetzt reicht!?“

„Nerv mich nicht“, motze die den-Kaffee-blöd-Finderin, die Arme patzig vor der Brust verschränkend, zurück.

„Du bist heute Morgen wirklich ein Quälgeist“, schaute Yusaku seine Ex-Affäre desillusioniert an: „Und eine echte Ziege noch obendrein!“, grummelte er die Kaffeemaschine ausschaltend. Den Inhalt in die daneben stehende Termons-Kanne umfüllend.

Freundlich wünschte er den beiden Freundinnen einen: „Guten Morgen.“

Den Kaffee zum gedeckten Tisch mitgenommen, bot er Ran und Kazuha an sich zu ihm zu setzen.

Was die zwei machten.

„Na, komm schon, Liebelein“, schaute er seine Ruth-ie an: „Oder soll ich dir deine Einladung schriftlich verfassen?“

Die Augen grimmig zusammengekniffen kam auch sie dann dazu.
 

Beim Frühstück fand Ruth noch weitere Gründe ihrem Freund auf den Wecker zu fallen. Die Musik im Radio war nicht gut. Erst wollte sie es anhaben, dann aus. Ihr Ei war zu salzig und die zweite Scheibe Tost wurde: „Hier!“, auf seinen Teller geworfen.

„Was ist jetzt an dem falsch!?“, fragte Yusaku sie langsam doch, beim besten Willen bemüht, genervt: „Zu weich zu hart? Magst du die Kruste nicht? Soll ich dir die abschneiden?“

„Ich mag den nicht“, war die zwar kurze, aber dafür sehr nörglerisch-patzige Antwort.

„Zier dich doch nicht so wie eine Diva. Liebelein, ich will die auch nicht haben“, tat er ihr kurzum die Scheibe auf ihren Teller zurück.

Ran und Kazuha verfolgten das Schauspiel.

„Du hast noch nicht viel gegessen. Bescheidenheit ist eine Zier doch weiter kommst du ohne ihr“, meinte er. Fügte noch scherzhaft hinzu: „Du bist schlank genug. Mach dir da mal keine Sorgen“, griff er über sie belustigt nach der Kanne, um jene beiseite zu stellen.

„Ich mache mir überhaupt keine Sorgen“, war sie sichtlich nahe dran ihn anzuschreien.

Doch er gab darauf einfach keine Antwort mehr. Unterband so die sowieso zu nichts führende Diskussion um weitere Nichtigkeiten.

Er kümmerte sich schlicht nicht weiter darum, dass sie schlechte Laune hatte und jetzt schmollte.

„Ich schreib am Krimi weiter“, verkündete sie schließlich sauer und ging.

„Ja, mach das. Geh nach oben“, meinte er nur dazu: „Gute Idee“, murmelte er vor sich hin, frühstückte mit der Kaffeetasse in der Hand weiter.
 

Heijis Ex-Freundin war fertig. Sie war schon im Begriff mit Ran gehen zu wollen.

„Ach, Kazuha: Du hast die nächste Woche Hausarrest“, setzte Yusaku sie allerdings noch in Kenntnis: „Nur damit du Beschied weißt.“

„Aber-?“ wollte Kazuha erst verwirrt und dann in zweiter Reaktion empört widersprechen.

Auch Ran sah den Vater ihres Freundes so an.

Doch der blieb ruhig: „Kein aber sonst werden aus der einen zwei Wochen. Du bist gestern Abend einfach gegangen ohne uns richtig Bescheid zu geben. Geschweige denn, dass du mich gefragt hättest“, nannte er schlicht den Tatbestand: „Du gehst zur Arbeit und die komplett restliche Zeit bleibst du hier. Des Weiteren erledigst du sämtliche Einkäufe mit mir.“

Kazuha war wütend, traute sich aber nicht wirklich sich gegen Yukikos Mann aufzulehnen. Zumal dieser nonverbal durchblicken ließ, dass er es sehr wohl ernst meinte.

Protestlos stürmte sie aus der Küche.
 

Ran sah ihr unschlüssig erst hinterher, dann zu dem Vater ihres Freundes: „Warum hast du das gemacht?“, kam sie auf ihn zu. Sie fand diesen kurzen Prozess ziemlich gemein von ihm.

Yusaku schmunzelte kurz. Dann verwies er gelassen auf seine Aussage von vorhin: „Das sagte ich doch eben: Kazuha ist einfach gegangen und hat deshalb jetzt Hausarrest bekommen.“

„Ich finde das unfair“, setzte sich die werdende Mami offen für ihre Freundin ein: „Sie wurde doch nach Hause gebracht und außerdem ist sie doch kein kleines Kind mehr!

„Ach, das muss nichts heißen“, tat er ihr Argument belanglos ab.

„Und Masato?“, stachelte Ran weiter: „Magst du ihn nicht? Was hast du gegen ihn?“

„Masato Sumeragi?“, antwortete Yusaku ihr achselzuckend: „Gegen ich habe ich überhaupt nichts. Ich habe einen guten Eindruck von ihm. Von daher kann ich ihn gut leiden. Von mir aus kann er gerne jederzeit noch öfter kommen. Desweiteren würde ich dir im Grunde zustimmen.“ Yusaku blieb sachlich bei seiner Entscheidung, ließ sich auf die Diskussion mit der Freundin seines Sohnes aber ein: „Andererseits geht es mir ums Prinzip. Sie kann nicht einfach abhauen. Mal angenommen ihr wäre doch etwas passiert, dann hätte ich den Kopf dafür hinhalten müssen. Solange sie hier bei uns ist, sind Kogoro, Eri und auch ich für sie und Heiji verantwortlich. Machen sie Dummheiten sind wir mit die dummen. Verstehst du? Die zwei müssen solche Dinge mit uns schon vernünftig abklären“, schaute er Ran an.
 

Der geschrumpfte Shinichi wachte durch die zuschlagende Tür auf.

Er machte seine Augen nur einen Spalt weit auf, registrierte nur ganz am Rande, dass Kazuha die Verursacherin des unliebsamen Lärmes gewesen war.

So müde wie er war scherte ihn das nicht. Ohne es überhaupt bewusst zu bemerken, dass er nicht mehr in seinem eigenen Zimmer war, schloss er die Augen wieder. Er war in einem Bett. Das war es was zählte! Also was ihn betraf: Er schlief weiter.

Kazuha konnte ihn von ihrem Bett aus zornig gut sehen.
 

„Aber“, setzte Ran darauf an: „Sie sind doch nur nachhause gegangen. Ich kenne Kazuha. Sie kann gut selbst auf sich aufpassen.“

„Mag ja sein“, räumte Yusaku, sie durch eine Bewegung mit dem Kopf einladend sich zu ihm zu setzen, ein: „Nur, passieren kann immer was, Liebes“, sah er sie an: „Und mal ehrlich unter uns: Du weißt genauso gut wie ich, dass sie nur gegangen ist, weil sie darauf spekuliert hat Heiji würde ihr nachgehen.“

Ran, die sich gesetzt hatte schwieg, gab es so indirekt zu.

„Ich versteh schon, dass du zu ihr hältst. Wäre sie meine Freundin würde ich das auch tun“, zeigte er ihr durch lächeln seine Solidarität.

Ran sagte nichts.

So äußerte er leicht amüsiert seine Feststellung: „Da stehen wir zwei jetzt wohl auf verschiedenen Seiten. Gefährdet das jetzt unsere Freundschaft?“, schaute er sie mit fragendem Blick schmunzelnd an.

Ran erwiderte seinen Blick.

„Ist schon okay. Halte du ruhig mal zu Kazuha“, meinte er liebevoll: „Ich werde nachher auch noch einmal mit ihr reden“, blieb er noch mit ihr sitzen. War für eine kurze Weile genau so ruhig wie sie, machte ein nachdenkliches Gesicht.

Was Ran auf ihn wieder aufmerksam werden ließ.

„Es ist nur so, dass ich im Moment einfach besser Infomiert bin als ihr“, lächelte er, trank dann seine Tasse aus. Sprach, auf ihren fragenden Blick hin weiter: „Heiji hat seine Gründe warum er zurzeit so handelt wie er handelt. Ich kenne sie. Nur will ich mich nach Möglichkeit so wenig wie möglich einmischen. Es ist mir lieber wenn er das selbst regelt. Dass er seine eigene Wahrheit selbständig vertritt. Deswegen kann ich nicht näher darüber sprechen. Ich kann euch nur bitten ihn einfach mal in Ruhe zulassen. Heiji hat es im Moment nicht so einfach.“

„Okay“, zeigte Ran sich leise einverstanden.

Yusaku erwiderte ihr flüchtiges Lächeln, nahm sie bei der Hand. Drückte diese kurz, bevor er aufstand und seine Sachen wegzustellen begann.

Ran räumte ihre auf.
 

Yusaku war gerade dabei auch Ruths Geschirr abzudecken, als Eri zu ihnen kam.

„Hi, Mama“, grüßte Ran sie.

„Guten Morgen“, kam es auch von dem Vater ihrer Freundin.

Eri erwiderte. Sie setze sich schwerfällig und ließ sich von ihm die Teekanne anreichen. „Was hat den Ruth?“, schüttete sie sich verwundert ein.

„Keine Ahnung“, antwortete Yusaku ihr: „Die ist schon seit sie mich geweckt hat so. Frag mich nicht“, ließ er Wasser ins Waschbecken laufen: „Nur weil sie nicht mehr schlafen konnte, meinte sie ich müsste auch auf sein.“

„Du wirkst genervt von ihr“, merkte die Freundin seiner Frau an.

„Das bin ich auch.“ Er lachte: „Ich liebe sie. Das tue ich ja wirklich- Aber rumzanken kann sie genau so gut wie Yukiko. Beides solche-“, Yusaku schüttelte nur mit dem Kopf, klappte vom Spülkonzentrat den Deckel zu. „Wie war das?“, bemühte er sich: „Die Liebe fängt da an, wo die anderen einen zu nerven anfangen.“

„Hast du denn noch einmal mit Yukiko gesprochen?“, wollte sich deren eigentliche Freundin erkundigen.

„Nein“, war deren Mannes knappe Antwort darauf: „Ich hab sie seitdem nicht mal gesehen.“

„Ich versuche noch mal mit ihr zu reden“, meinte Eri bedrückt.

„Viel Glück“, drehte Yusaku sich zu ihr um. Er spülte das wenige Geschirr eben per Hand. Ran trocknete ab. Auch sie war bedrückt.

„Und bist du noch auf Kogoro sauer?“, fragte er bei Rans Mutter nach.

„Ja“, wurde diese augenblicklich ärgerlich.

„Also ich fand, dass dein Abendessen gestern lecker war.“

„Ich auch“, stimmte Yusaku der Freundin seines Sohnes zu.

„Das will ich jawohl meinen!“, kochten in der Anwältin die Emotionen wieder hoch: „Wofür habe ich denn bitte wochenlang diesen Kochkurs besucht? Und vor allem da hätte er ja wohl auch eher mal etwas sagen können!“, war sie enttäuscht und gekränkt: „Die ganze Zeit über hatte ich angenommen, dass ihm mein Essen schmeckt!“

„Das tut es wahrscheinlich ja auch. Bestimmt mochte er nur irgendetwas von gestern Abend nicht. Ich glaube nämlich schon, dass Kogoro wirklich sonst eher was gesagt hätte“, wollte er sie mitfühlend beruhigen. Charmant schmunzelte Yusaku sie an: „Und ein wenig hatte Kogoro doch auch Recht. Es war ja wirklich etwas angebrannt.“

„Ja, aber deshalb hätte er mich ja nicht gleich so anzupflaumen brauchen“ war Eri noch immer beleidigt.

„Mach dir nichts draus. Sag ihm einfach noch mal ganz sachlich, dass du das von ihm nicht in Ordnung fandest“ Yusaku legte ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter: „Er entschuldigt sich dann sicher bei dir“, bevor er Ran half das restliche Geschirr zurück in die Schränke zu räumen.

Danach ging er ins Wohnzimmer. Dort schaltete er den Fernseher ein.

Ran, die auch mit gucken wollte, gesellte sich zu ihm:
 

Heute Abend will ich eine Reihe mit dem Titel: Ruhig, Entspannt und Besonnen beginnen.

Ich habe den Schaukelstuhl nicht hier, weil ich erwarte müde zu werden oder mich setzen zu wollen. Er steht hier zu einem bestimmten Zweck: Ich kann hier sitzen und den ganzen Abend lang schaukeln, aber glaubt ihr nicht auch, dass mich das nirgendwo hinbringen wird?

Ich glaube wir verschwenden viel Zeit damit uns über Dinge aufzuregen an denen wir nicht das Geringste ändern können. Dinge, die nur Gott verändern kann. Aber er wird es nicht tun bis wir ihm im Glauben begegnen, statt mit unser Furcht und unseren Sorgen. Sorgen bewirken absolut nichts Gutes: Sie ändern überhaupt nichts!
 

„Was seht ihr euch da an?“, kam Eri aus der Küche, die die Stimme der Frau im Fernseher gehört hatte.

„Joyce“, antwortete ihre Tochter ihr knapp nebenbei. Direkt danach konzentrierte sie sich sofort wieder auf die Sendung.

Ihre Mutter blieb bei ihr und Yusaku stehen:
 

Die Bibel sagt wir können unserer Größe durch Sorgen keine Elle hinzufügen. Und doch sorgen, sorgen und sorgen wir uns und kommen nirgendwohin. Deshalb sollt ihr auch den ganzen Abend diesen Schaukelstuhl sehen. Er soll euch daran erinnern, dass ihr bestimmte Dinge tut, die euch erschöpfen! Verschwendet nicht eure ganze emotionale Kraft mit dem Versuch etwas in Ordnung zu bringen, das nur Gott in Ordnung bringen kann. Ihr müsst euch darüber im Klaren sein, dass es euch jedes Mal große emotionale Kraft kostet, wenn ihr euch aufregt. Euch müde macht, eure Gesundheit gefährdet, eure Freude stielt und nicht das Geringste ändert.

Johannes 14, Vers 27: Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.

Diese Worte gehörten zu den letzen die Jesus sprach, bevor er wegging. Ich nehme an es gab viele Dinge über die er hätte sprechen können, aber ich hoffe, dass er über das sprach was ihm am wichtigsten war: Nicht wie die Welt gibt. Es gibt eine weltliche Art von Frieden, die Menschen haben wenn alles nach ihrem Willen geht. Wir brauchen nicht neugeboren und mit dem heiligen Geist erfüllt zu sein, um diese Art Frieden zu haben. Wir zeigen die wahre Kraft Gottes in unserem Leben, wenn wir mit unangenehmen Umständen, mit denen wir genauso zu kämpfen haben wie andere Menschen, anderes umgehen. Während sie sich aufregen und ihre Zeit damit verschwenden sich Sorgen zu machen, frustriert zu sein und keine Freunde zu haben, sind wir friedlich und ruhig. Und genießen unser Leben in mitten der Probleme.

Der Frieden den Jesus uns anbietet ist ein ganz anderer. Als der den die Welt zu bieten hat.

Doch Achtung: Jetzt kommt eine Anweisung und das ist der Punkt wo die meisten von euch zurückschrecken, weil wir wünschten wir würden uns nicht aufregen, wir wünschten wir wären friedlichere Menschen, wir wünschten wir hätten nicht diese hitzige Persönlichkeit, die uns aus der Haut fahren lässt. Aber das wünschen allein ändert überhaupt nichts.
 

Yusaku konnte dem eben Gesagten nur vollkommen zustimmend nicken:
 

Gott überträgt uns eine Verantwortung. Er sagt: Hier ich habe euch meinen Frieden dagelassen. Ich will, dass ihr folgendes tut: Euer Herz werde nicht bestürzt, sei nicht furchtsam. Hört auf zuzulassen, dass ihr erregt und beunruhigt seid.

Jemand von euch sagt jetzt vielleicht: Oh du meine Güte, wie soll das gehen?
 

Yusaku nickte wieder. Stellte sich selbst diese Frage auch. Er hörte weiter zu und bekam somit seine Antwort unmittelbar direkt:
 

Ich war eine ziemlich hitzige Person. Normalerweise überträgst du das womit du aufgewachsen bist auch auf dein späteres Leben.

Ihr wisst, dass es einen Unterschied macht, ob man nur jeden Sonntag zur Kirche geht oder ein ernsthafter Christ ist. Ich spreche auch zu all den Menschen vor dem Fernseher. Religiöse Menschen gehen in die Kirche, ernsthafte, entschiedene Christen werden zu Jüngern Jesu und sie tun alles, was in ihrer Macht steht um mit dem Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben zusammenzuarbeiten und anderen vorzuleben, sodass sie es sich bei ihnen abschauen können.

Der Apostel Paulus sagte etwas von dem ich mich fragte, ob ich wohl jemals an den Punkt kommen werde an dem ich das auch sagen kann. Er sagte: Folgt mir nach, wie ich Christus nachfolge.

Sind wir bereit das zu unseren Freunden zu sagen?
 

Ran war sich über die Tragweite dieser Worte bewusst werdend beeindruckt.

Eri hörte, wie sie, weiterhin zu.

Yusaku ebenfalls:
 

Wir müssen wirklich ernsthaft und entschieden werden. Ich wünschte ich wäre friedlicher, ich wünschte ich hätte keine schlechte Laune.

Nein, Jesus sagt: Hör auf damit! Aber ich kann nicht anders- doch du kannst!

Das erste, was wir tun sollten ist, die Verantwortung dafür zu übernehmen wo wir gerade sind. Ich sage das zu euch allen hier im Raum. Wir sind so gut darin uns rauszureden und anderen die Schuld zu geben. Egal was dazu beigetragen hat, dass wir sind wie wir sind. Wodurch wir die schlechten Angewohnheiten angenommen und diese Charakterzüge entwickelt haben. Das können alles Realitäten sein. Doch wir dürfen sie nicht als Ausrede benutzen.

Gott ist in unsrer Leben gekommen und bereit an uns zu arbeiten. Damit wir uns verändern können.

Wenn ich nicht in so einer miesen Lage wäre, dann könnte ich friedlich sein. Wie oft habe ich gesagt: Ich kam mit allen gut zurecht, bis sie nachhause kamen. Den ganzen Tag über, wenn Dave bei der Arbeit war, die Kinder aus dem Haus waren war ich so geistlich. Ich hörte Musik und Lehr-CDs- Oh ich lobte den Herrn! Ich fühlte mich so friedlich, so geistlich. Ich gebe dir alles hin. Lalala. Aber ich sage euch, wenn das erste Kind nachhause kam und etwas fallen ließ: Ich weiß nicht wo diese geistliche Person dann hin verschwand?

Aber plötzlich zeige sich die wahre Joyce Mayer.
 

Yusaku nickte eifrig. Er fühlte sich da ganz verstanden. Er kannte es von sich selbst und anderen nur zu gut aus eigener Erfahrung. Dazu brauchte er nicht mehr als seine Frau, seinen Sohn oder Ruth:
 

Nicht diejenige, die ich am Sonntagmorgen in der Gemeinde spielte, sondern mein wahres Ich. Wir gehen nicht mit dem wahren Ich in die Gemeinde. Das wahre Ich ist der Mensch mit dem die anderen zuhause hinter verschlossenen Türen leben.
 

„Ja!“, sah Yusaku das erneut nickend ein. Auch dieser Fakt war ihm mittlerweile durchaus bekannt:
 

Ihr lächelt immer noch? Ihr seid großartig!

Gott gibt euch die Gnade und die Bereitschaft der Wahrheit über euch ins Auge zu sehen. Ich sage euch, gebt den Versuch auf Jemanden ändern zu wollen von dem ihr glaubt er sei nicht in Ordnung. Denn die Wahrheit ist Menschen können Menschen nicht ändern. Vor allem die nicht, die sich nicht ändern wollen!

Ich sage nicht, dass es in eurem Leben keine Menschen gibt, die sich verändern müssten und vielleicht haben andere noch größere Fehler als du. Doch die Wahrheit ist, wenn du deine Zeit damit verbringst den Splitter aus dem Auge deines Bruders zuziehen, dann wirst du es versäumen dich um den Balken in deinem eigenen zu kümmern.

Das ist wie mit unserem Schaukelstuhl du musst nur jedes ändern, ich habe jenes satt, ich habe dieses leid. Gott du siehst was er tut: Ich verstehe nicht warum du ihm das nicht klar machst!? Und die ganze Zeit tun wir nichts anderes als uns davon abzuhalten weiter zu kommen.
 

Alle drei.

Ran, Yusaku und auch Eri hörten aufmerksam zu.

Während Ran sich das, ohne das es aktuellen Bezug zu ihr hatte, zu Herzen nahm, murmelte Yukikos Mann leise vor sich hin grummelnd: „Danke, Joyce!“ meinte dann die Kritik humorvoll annehmend zu Eri hochsehend: „Wie schön wir haben eine Schwester!“:
 

Wie viele Jahre habe ich versucht Dave zu ändern. Puh! Einige Dinge, die ich versucht habe zu ändern tut er immer noch! Der Unterschied ist, dass es mich nicht mehr stört. Wenn ich nur an all die Sonntage denke an denen ich sauer war, weil er zu einem Fußballspiel gehen wollte- Meine Güte! Ich tat mir so leid! Ich bin die ganze Woche mit den Kindern zuhause und alles was ich tue ist zu kochen. Niemand schätzt mich. Was ist mit mir?

Ich weiß nicht was du tust, wenn du sauer bist. Aber wenn ich sauer war, putzte ich das ganze Haus.
 

Nach dieser Aussage setze sich auch Eri hin.

Yusaku rückte ein Stück, damit sie neben Ran Platz hatte:
 

Denn wenn er sich amüsierte, wollte ich vor seiner Nase besonders laut putzen und hoffte er würde sich schuldig fühlen!
 

Auch Yusaku verstand dieses Beispiel in seinem Fall auf seinen Seitensprung anwendbar:
 

Ich sage euch am Ende eines Fußballspieles war ich emotional und körperlich völlig erledigt! Ich weinte und marschierte durch den Raum indem er sich aufhielt und hoffte er wurde mich beachten und fragen was los sei.

Du kannst beten und Gott kann etwas tun. Ich sage nicht, dass es nicht auch mal Zeiten gibt in denen du Dinge ansprechen musst. Aber wenn du das bereits versucht hast und es trotzdem nichts Gutes bewirkt hat, vielleicht sagt uns Gott damit, dass funktioniert nicht (Schaukelstuhl). Du reibst dich nur auf.

Lasst uns unsere Zeit und Kraft für etwas einsetzen, dass uns weiter bringt. Nur ein klein wenig Demut reicht schon aus um zu wissen, dass wir selbst genug Eigenes haben und wir wirklich nicht auf anderen herumhacken müssen. Lass nicht zu, dass sie dich kontrollieren und dir deine Freude rauben. Reg dich nicht über Dinge auf, die du nicht ändern kannst!

Verbring dein Leben nicht damit sauer auf jemanden zu sein, der dich verletzt hat und der jetzt Spaß hat. Und den es nicht kümmert, dass du sauer bist!
 

Mit dem Punkt konnte Eri sich angesprochen und gemeint fühlen:
 

Triff Entscheidungen für dich selbst! Wenn ihr das nicht tut, wird sich nichts ändern.

Manche von euch stecken vielleicht gerade in einer Krise und tun schon so lange immer dasselbe, macht immer wieder dasselbe durch, lauft immer um den gleichen Berg herum und sagt die Sache mit dem Christsein funktioniert einfach nicht!

Es ist nicht das Christsein das nicht funktioniert. Begreift, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
 

Für Ran war das ein Moment bei dem es bei ihr Klick machte.

Yusaku stimmte dem nickend nur wieder zu:
 

Ich kam in meinem Leben an den Punkt an dem ich sagte ich will nicht mehr ohne Frieden leben! Ich habe mittlerweile Frieden!

Wenn was nicht nach meinem Willen ging regte ich mich auf, wenn meine Pläne nicht funktionierten regte ich mich auf, wenn Dave nicht das tat was ich wollte regte ich mich auf, wenn wir einen platten Reifen hatten regte ich mich auf. Wer von euch kann jetzt verstehen, dass ich mich die meiste Zeit aufregte? Ich wurde depressiv, enttäuscht und entmutigt. Ich sah dieses schöne Leben das wir gemäß der Bibel haben können und sagte, ich wünschte ich könnte so leben. Ich wünschte, ich wünschte… bis ich erkannte, dass ich Verantwortung übernehmen musste. Denn eine Ausrede ist eigentlich nur eine Lüge. Ich kann nicht anders- Lüge! Nein, ich kann wirklich nicht anders- doch du kannst!

Wenn du zuhause gerade einen mächtigen Wutanfall hättest und ich würde klingeln, würdest du sofort damit aufhören. Richtig!? Wir wollen andere beeindrucken, aber wir müssen erkennen Gott sieht alles. Hört auf für die Menschen zu leben und beginnt für Gott zu leben. Wir lassen nicht bei anderen etwas auf den Boden fallen und kicken es dann weg, weil wir es nicht aufheben wollen, wenn wir wissen das Gott zusieht.

Wir behandeln andere nicht schlecht, die sich nicht wehren können, weil sie schließlich mit uns leben und uns sowieso ertragen müssen wenn wir wissen das Gott zusieht.

Wir haben eine kleine Frucht die Selbstkontrolle heißt. Ihr werdet überrascht sein wie schnell sie wächst, wenn ihr nur anfangt sie zu gebrauchen. Wir können den Frieden praktizieren, ihn einfordern und uns weigern ohne Frieden zu leben. Statt uns aufzuregen können wir lernen uns zu beruhigen wenn wir es wirklich wollen.
 

„Schläft Conan immer noch?“, stellte Ran verblüfft fest, als sie zu ihrer Freundin ins Zimmer kam.

Kazuha, die mittlerweile einen Manga las, war immer noch sauer. Sie blieb still und rührte sich nicht.

Ran setzte sich auf ihr Bett neben ihren kleinen Freund. Sie sah den Schweiß auf seiner Stirn, weshalb sie fühlte. Wodurch sie sich regelrecht ein wenig erschreckte: „Immer noch ganz heiß“, hatte sie festgestellt und vermutete deshalb: „Er ist immer noch krank.“ Fürsorglich deckte sie ihn liebevoll ein wenig zu.

Weil sie ihren kleinen Freund nicht versehendlich wecken wollte, verhielt auch Ran sich ganz leise.
 

Sie las in Gespräche mit Gott weiter, bis sie durch seine Unruhe auf den Mini-Shinichi aufmerksam wurde, der panisch hochfuhr.

Sein Atem war gehetzt: „Ran!?“, realisierte er seine Freundin so halbwegs neben sich. Er hatte Angst. Immer noch wahnsinnige Angst!

„Was hast du?“, fragte sie ihn erschrocken.

Kazuha sah die beiden an. Beobachtete dann die Situation.

„Nichts“, versuchte er nicht nur sie sondern auch sich selbst zu überzeugen und zu beruhigen. Allmählich gelang es ihm doch in die Realität zurück zu finden. Immer noch stand er ganz neben sich: „I- ich hatte nur einen Alptraum.“

„Was hast du denn geträumt?“, fragte sie zurückhaltend nach.

„I-ich ich“, setzte er zwar an, schwieg aber dann doch. In seinen Augen, als er sie ansah lag immer noch tierische Angst: „Ich will nicht allein sein. Bitte Ran, verlass mich nicht!“, flehte er sie verzweifelt an: „Lass mich nicht allein! Ich will dich nicht verlieren.“

Ran befürchtete wirklich schon er würde losweinen. Behutsam nahm sie ihn deshalb in den Arm: „Hab keine Angst. Du verlierst mich doch nicht.“

Was ihm aber nur noch mehr zu schaffen machte. Er hatte große Mühe doch sein aufkommendes Gefühl heulen zu müssen zu unterdrücken. Ran merkte, dass er das nicht wollte, respektierte es. Ihn ansehend ließ sie ihn los.

„Du kannst hier bleiben“, sagte sie: „Ich bleib bei dir. Ich versprech es dir, ja. Ich verlass dich doch nicht? Wie kommst du nur darauf, Conan?“, schaute sie ihren kleinen Freund an.

Der schweigend seinen Blick gesenkt hatte.

Sie sah bittend zu ihrer Freundin: „Bitte, könnest du kurz-“

Kazuha hatte schon verstanden. Sie ging vor die Tür.

„Bitte Conan“, versuchte die, die ihn liebte und die er liebte es noch einmal bei ihm: „Willst du mir denn wirklich nicht sagen, was dich so sehr bedrückt?“, fragte sie mitfühlend, bemüht ihn nicht zu vergraulen.

„Was meinst du?“, versuchte er schnell abzulenken: „Was soll mich schon bedrücken. Mir geht’s gut. Wirklich, ich hatte nur diesen Alptraum. Der war so gruselig!“

Ran versuchte es nicht weiter. Sie hatte Angst und glaubte nicht daran, dass sie ihn zum Reden überzeugen könnte: „Okay, Conan. Weißt du was?“, beschränkte sie sich deshalb auf aufheiterndes Trösten: „Ich pass gut auf dich auf. Ich hab dich lieb. Das war nur ein dummer Traum. Ein ganz, ganz blöder!“, drückte sie ihn fest. „Du brauchst keine Angst zu haben“, gab sie ihm, ihre Worte noch unterstreichend, ein Küsschen auf die Wange und strich ihm aufmunternd den Pony nach hinten.

Er hatte ihre Worte gehört, kämpfte mit seinen, noch so ganz real wirkenden Geschehnissen seines Traumes, der ihm immer noch fest in den Knochen steckte.

Er blieb einfach bei ihr sitzen und ließ sich festhalten.
 

Er war dankbar und genoss ihre wohltuende Nähe. Auch wenn sie es nicht schaffte, dass seine Angst ganz verschwand. Es dauerte lange, bis er an sie gelehnt allmählich doch wieder zur Ruhe kam.

Er fühlte sich immer noch so erschöpft. Jetzt nicht nur körperlich. Auch emotional war er fertig.

Rans Nähe tat gut. Sie beruhigte ihn. Sie war doch da. Sie war bei ihm. Er fühlte sich so sicher und geborgen bei ihr zu liegen. Er verdrängte wie es wirklich um sie beide stand. Wollte das in diesem Moment nicht mehr wahrhaben, konnte es auch nicht mehr. In seinem durch seine Müdigkeit verursachten Dämmerzustand gab er sich der Illusion hin, dass es so bleiben könnte. Dass er bei Ran bleiben könnte. Dass sie ihn nicht verlassen würde. Sie würde nicht weg gehen. Es würde wieder gut. Er musste einfach einen Weg finden.

Er schwor sich nicht aufzugeben, weiter zu machen. So schmiegte er sich nur enger an sie. Suchte in ihrer Erwiderung Bestätigung. Er hatte ein wohliges Gefühl als er letztlich wieder ganz einschlief.

Da auch Ran müde war legte sie sich zu ihm.
 

Das ging so lange gut, bis sich bei dem geschrumpften Shinichi die Schmerzen wieder verstärkt bemerkbar machten. Er wurde dadurch aufgeweckt.

Scheiße!, dachte er verzweifelt. Er wusste, dass es schlimmer werden würde in den nächsten paar Minuten. Er wusste er durfte jetzt hier nicht neben Ran liegen bleiben. Schon allein wegen ihr und dann auch noch Kazuha, die in der Zwischenzeit zurück gekommen war, wieder ihren Manga las.

Ich muss hier weg, ärgerte er sich über seine Misere. Nicht nur die kaum zu ertragenden Schmerzen, die man ständig aushalten musste. Nein, auch noch Mallste und Abplackerei hatte man damit. Nicht mal Schreien konnte man hier in diesem dummen Haus.

So gut er konnte richtete er sich mühsam auf.

„Ich geh in mein Zimmer!“, sagte er kurz sauer, machte dass er raus kam.

Kazuha war zwar irritiert von ihm, kümmerte sich aber nicht weiter darum.
 

Schon auf dem Flur kurz hinter der Tür stütze er sich, tunlichst bemüht nicht zu Wimmern, an der Wand ab. Er stand gekrümmt, drückte die Beine nicht ganz durch. Und nicht nur die Beine taten so weh.
 

Er kämpfte sich weiter. Schaffte es nur mit Ach und Not seine Tür aufzubekommen, weil er sie öffnen wollte und sich gleichzeitig an sie klammerte, weil er nicht mehr die Kraft hatte ohne anlehnende Unterstützung selbstständig zu stehen.

Er war heilfroh, als er es endlich geschafft hatte.

Heiji, der ihn noch in der offenen Tür stehen sah, kam ihm sofort zu Hilfe, fing ihn auf.

Der geschrumpfte Shinichi ließ sich wie ein nasser Sack in seine Arme fallen. Er ließ sich von Heiji ins Bett tragen.

Heiji gab ihm ein Stück der Decke in das er beißen konnte. Er sah die Tränen seines Freundes in den Augenwinkeln, die sich wegen der kaum auszuhaltenden Schmerzen bildeten, die dieser aber nicht weite, sich das in seiner männlichen Ehre eisern verkniff.

Er wollte nicht weinen. Nicht jetzt. Nicht hier: Nicht vor Heiji! Er musste sich zusammenreißen, sonst würde Heiji doch noch die Wahrheit sagen. Die Wahrheit, die, das wusste er genau, er nicht sagen durfte. Dann wäre es aus. Dann wäre es das gewesen. Dann wäre alles aus. Dann hätte er alles verloren.

Genauso wenig durfte er jetzt zu schreien anfangen. Es tat so weh. So verdammt weh. Der geschrumpfte Shinichi wusste nicht wie er das noch aushalten sollte. Er musste einfach noch weiter tapfer sein und durchhalten. Er dachte an Ran. Bekam die Angst von vorhin noch zusätzlich zu seinen Schmerzen oben drauf.
 

Es war einfach nur himmlisch, als die Schmerzen endlich wieder nachließen. Total erleichtert ließ er sich noch tiefer ins Kissen sinken, als es endlich abklang, er seinen Körper endlich wieder entspannen konnte. Für ihn war es eine Ewigkeit gewesen.

Sowas von erledigt und erschöpft ließ er sich von Heiji wieder von dem Stück Decke befreien. Dafür war er ihm wirklich dankbar, dass er sich diese Mühe die wieder auszuspucken nicht selbst zumachen brauchte.

Was ihm dann aber ein mehr als unwohles Gefühl bescherte war, dass Heiji sich seinen Arm zum Puls fühlen genommen hatte.

Er ließ es einfach geschehen. Er hatte keine Energie mehr und ihm war ohnehin klar, dass Heiji sich davon sowieso nicht abhalten lassen würde. Er müsste nur mit ihm diskutieren. Das bestätigte ihm noch sein matter Blick aus den Augenwinkeln heraus, dass Heiji darüber sehr besorgt war.

Er war heilfroh, dass er ihn im Moment deswegen in Ruhe ließ.

Heiji war wirklich sehr besorgt. Er nahm Rücksicht und stellte sein Anliegen, dringend noch einmal über eine sofortige Beendigung des Gegenmittels freiwillig nachzudenken, zumindest fürs erste zurück.

Er fand es echt schlimm, dass es seinem Freund so derartig mies ging.
 

Später
 

„Heiji?“, hörte er seinen Namen von Ran, die vor seiner Tür stand.

„Ja?“, fragte er verwundert zurück.

„Hör zu. Hast du einen Moment Zeit? Ich muss mit dir reden!“

„Weswegen?“

„Wegen Conan“, kam Ran gleich verärgert auf den Punkt: „Ich weiß ja, dass es mich nichts angeht und ich will mich da ja auch wirklich nicht einmischen, aber ich will es jetzt trotzdem wissen: Was ist das für ein Fall über den du und Shinichi nicht sprechen wollt? Habt ihr euch wirklich nicht in Schwierigkeiten gebracht? Seid ihr wirklich in Ordnung?“

Heijis erste Reaktion war offen gestanden überrumpelt. Seine zweite ein: „Ja“, gefolgt mit einem bekräftigenden Nicken zu seiner Lüge.

„Schwörst du es?“, fragte die Freundin seines Freundes ängstlich sich noch einmal vergewissern wollend.

Heiji nickte erneut.

„Okay. Dann- dann glaub ich euch das. Aber ich habe trotzdem noch eine Frage: Lasst ihr Conan dabei mitmachen!? Wenn ja- Bitte haltet ihn daraus. Er ist noch zu klein für sowas. Ihr macht ihm nur Angst damit.“
 

„Leute, Mittagessen ist fertig!“, rief Yusaku vom Treppenansatz rauf.

Heiji, Ran als auch Kazuha hatten ihn gehört.

„Kazuha blieb, aus ihrem Zimmer gekommen, stehen. Sie sah ihren Ex wie dieser seine Zimmertüre schloss.

„Heiji, könn wir redn?“

Er drehte sich zu ihr um.

Ran huschte, die beiden nicht stören wollend, schnell an ihm vorbei lieber schon mal vor die Treppe runter.

„Nein“, antworte Heiji.

„Wieso nich?“, wollte sie durch seinen ablehnenden Tonfall eingeschüchtert wissen.

Doch er wandte sich nur mit einem: „Nich jetz“, von ihr ab. Ihm war deutlich anzusehen, dass er keine Lust auf sie hatte.

Abgewiesen blieb seine Ex-Freundin auf dem Flur stehen.
 

„Hi Ran!“, grüßte Yusaku sie.

Sie antwortete ebenfalls mit: „Hi“, welches im Gegenteil zu seinen tief in Gedanken und zugleich sehr bedrückt war.
 

Ran sprach wie Heiji kein einziges Wort während des Mittagessens.

Kazuha, wie auch sein Sohn, Ruth noch Yukiko ließen sich zum Essen sehen und auch das andere Ehepaar kam nicht.

Heiji war mit einem gelogen: „Ich muss weiter lernn“, rasch wieder verschwunden.

Die werdende Mami hingegen war tief in Gedanken.

Auf Yusaku machte sie einen sehr bedrückten Eindruck.

Sie wollte auch gerade aufstehen, als er sie: „Was ist los?“, nach dem Essen noch einmal zurückrief.

Er sah sie zögern: „Komm, setz dich wieder her“, nahm er sie zur Seite.

Yukikos Mann ließ sie neben sich Platz nehmen: „Also?“, schaute er sie auf Antwort wartend an.

„Ich denke darüber nach, was du heute Morgen gesagt hast“, rückte Ran mit der Sprache bekümmert heraus.

„Was meinst du?“ Er stutze kurz.

„Dass wir jetzt beide auf verschiedenen Seiten stehen.“

Yusaku sah sie an.

Sie bestätigte seine Vermutung: „Wegen Kazuha und Heiji“, setzte sie an: „Ich habe mich nicht an deine Bitte gehalten. Da du mir nichts verraten wolltest, bin ich zu Heiji gegangen und habe ihn persönlich gefragt. Ich wollte von ihm wissen was er und Shinichi verheimlichen.“

„Hat er es dir gesagt?“, fragte Yusaku nach.

„Nein“, Ran seufzte traurig: „Er hat es abgestritten. Tut mir leid, dass ich mich gegen dich gestellt habe, aber ich musste Heiji einfach fragen! Wegen Conan.“

„Was hat Conan damit zu tun?“, versuchte Yusaku, von ihrer Treffsicherheit doch überrascht, ihren Verdacht zu zerstreuen.

Sie erzählte ihm was er wissen wollte: „Ich bin besorgt um ihn. Er ist immer noch krank“, merkte sie an. Ehe sie zu dem kam, was ihr noch erheblich größere Sorgen bereitete: „Ich hab Angst um ihn“, vertraute sie sich dem Vater ihres Freundes an: „Vorhin war er wieder so komisch und abweisend.“ Ran erinnerte sich auf seinen Blick hin an die Sendung aus dem Fernseher: „Ich weiß ja, dass es mir nichts bringt wenn ich mir Sorgen mache. Ich versteh schon ihr wisst was ihr tut und ich will das ja auch gar nicht, aber-“

„Wie kam es dazu?“, wollte Yusaku sich ein genaueres Bild verschaffen. Tröstlich legte er einen Arm um ihre Schulter.

„Conan ist nicht mehr der Conan, den ich kenne. Absolut nicht! Conan ist überhaupt kein Kind das Angst hat und weinen würde. Ganz im Gegenteil. Er ist total mutig. Zu mutig-“, sie brach ab, schwieg, setzte dann neu an: „Und dass er fast weint. Weinen, das hätte er früher nie gemacht. Selbst wenn er beim Fußball spielen sich das Knie aufgeschlagen hat, kam er damit nicht weinend zu mir angerannt, sondern hat sich ganz alleine ein Pflaster drauf geklebt.“

Seine Freundin seufzte schwer: „Ich mach mir einfach Sorgen um ihn! Ich hab echt Angst!“, schaute sie den Vater ihres Freundes verzweifelt und sehr ratlos an: „Vielleicht war er einfach zu neugierig und ist in irgendwas mit rein geraten? Vielleicht haben Heiji und Shinichi das ja gar nicht absichtlich gemacht und sich nichts schlimmes dabei gedacht und ihn- bei was auch immer- mitmachen lassen!? Deshalb bin ich zu Heiji. Ich habe ihn gebeten ihn da rauszuhalten. Conan ist einfach noch viel zu klein. Er findet Shinichi und Heiji ganz toll! Klar, dass er zu den großen gehören will, aber er hat doch noch gar nicht so einen Weitblick wie die beiden. Er kann sich doch noch gar nicht richtig einschätzen. Das ist einfach die einzige Erklärung, die mir einfällt: Er muss wissen, was Shinichi und Heiji machen. Das ist bestimmt der Grund, warum er so eisern schweigt wie du. Er hat ihnen bestimmt auch versprochen, dass er nichts sagen wird. Das finde ich ja noch nicht mal schlimm. Ich versteh ja, dass ihr eure Gründe habt, aber Conan-“, schaute sie ihn flehend an: „Bitte! Haltet ihn doch daraus. Er ist doch einfach noch viel zu klein für sowas.“ Obwohl sie es nicht wollte, kamen Ran jetzt doch Tränen.

Yusaku zog sie näher zu sich, drückte sie tröstend.

Ihre Eltern kamen, wohl ärgerlich aufeinander. Doch als das Ehepaar ihre Tochter sahen, wie sie sich die Tränen mit dem Ärmel wegwischte, als sie sie sah, wechselte ihr Gesichtsausdruck sofort.

Auf die fürsorgliche Frage ihres Vaters, der schneller gewesen war: „Mein Mausebein, was hast du denn?“, hin antwortete sie ihm verlegen abschüttelnd mit einem: „Schon gut!“- Lächeln.
 

Heiji dagegen hatte Shinichis kleine Portion beiseite gestellt.

Während jener tief schlief, saß der Detektiv des Westens dem des Ostens gegenüber, aß somit allein, grübelte beim Kauen.

Sein Blick fiel auf sein Handy am Kopfende. Mit einem Griff hatte er es in der Hand, suchte eine bestimmte Nummer raus, zögerte dann kurz.

Er ging vor die Tür auf den Flur, als Kuroba sich meldete.

„Hi“, hörte der den Detektiv.

„Hi“, reagierte er auf erfreute Weise überrascht: „Na, wie geht’s euch?“

„Mir geht’s gut“, antwortete Heiji auf dem Weg ins Badezimmer. Kaito hörte seine Bedrücktheit heraus: „aber Shinichi nich“, setzte er sich auf den Toilettendeckel.

„Oh“, traf diese Aussage bei dem Dieb auf Anteilnahme. Er fragte näher nach: „Was hat er denn? Ist es was wegen dem Gegenmittel? Zeigt es nun doch Anzeichen von Unverträglichkeit?“

Damit zog er Heijis aufgebrachte Antwort auf sich: „Ja und weiß‘u was? Er hat uns doch belogn.“

„Was? Wie lange schon?“

„Von Anfang an und es wird immer schlimmer“, kam nun auch Heijis Verzweiflung und Sorge um seinen Freund hoch. Hilflos schilderte er seinem Freund was sich seit ihrem letzten Telefonat so alles ereignet hatte: „Ich weiß es seit Mittwoch. Da habe ich ihn endgültig zur Rede gestellt un er hat mir auf die Füße gekotzt!“

„Auf die Füße“, wiederholte Kaito, mit offenem Mund, als habe er sich da gründlich verhört.

„Unglaublich was?“, fasste Heiji das zerknirscht in Worte. Erzählte ihm dann die ganze Geschichte: „Ich hatte dir doch erzählt, dass ich misstrauisch war, aber er hatte es doch immer abgestritten.“

„Ja.“

„Er wollte‘s uns die ganze Zeit nich sagn. Er hat zugegebn, dass er schon seit Beginn der Einnahme diese Schmerzen hat. Weiter hat er eingeräumt, dass die sich gesteigert habn. Jetzt kann er es kaum noch aushaltn. Er kann kaum noch gehn. Essen will er auch nich mehr. Wenn er es doch versucht, muss er sich jedes Mal übergeben. Dazu wird er bei seinn Anfälln immer wieder so heiß. Zwar geht die Temperatur dann nach einiger Zeit- wie früher- wieder runter. Aber er is danach immer völlig fertig. Shinichi schläft so gut wie nur noch. Wenn er nich gerade wieder einen dieser Anfälle hat, schläft er.“
 

Yusaku stand vor dem verschlossenen Zimmer: „Kazuha“, klopfte er an: „Wärst du so nett und lässt mich rein? Ich würde gerne noch einmal mit dir über gestern Abend sprechen.“

Nach kurzem abwarten kam er rein, sah sie auf ihrem Bett sitzen, wie sie ihn schmollend ansah.

Dadurch nicht eingeschüchtert kam er zu ihr.

„Bietest du mir an mich neben dich zu setzen?“

Sie zuckte nur mit den Schultern.

Zunächst war es still zwischen Kazuha und ihm.

Kazuha fühlte sich sichtlich unwohl. Sie mied seinen Blickkontakt.

Yusaku wusste warum, weshalb er beschloss sie zu erlösen und so machte er den ersten Schritt: „Ich kann verstehen, dass du wütend bist“, setzte er an: „Wütend auf mich, wütend Heiji und auch auf Masato! Ich weiß, dass er Schluss gemacht hat. Er hat eben noch mal deswegen angerufen.“ Yusaku schwieg kurz, sah sie prüfend an: „Und um ehrlich zu sein, sowas hatte ich mir nach der Nummer von gestern schon gedacht. Hör zu, mir gegenüber musst du dich dazu nicht näher äußern. Du hast wegen deinem einfachen abhauen Hausarrest bekommen und damit soll es gut sein“, er sah sie an, setzte neu an: „Nur, wenn ich dir unter Gleichgesinnten einen gut gemeinten Rat geben dürfte, sei ehrlich zu dir selbst. Dir ging es doch gar nicht um Masato. Du hast den Jungen nur für deine Zwecke benutzt. Findest du das in Ordnung?“

Kazuha war peinlich berührt, schwieg.
 

„Wenn das so ist, dann müsst ihr das unbedingt Ai sagen“, meinte Kaito entschieden.

Doch Heiji widersprach ihm verzweifelt: „Das will Shinichi nich. Er weigert sich. Er meint, dass dann alles umsonst war!“

„Aber das ist doch vielleicht gar nicht gesagt. Er soll nicht so schwarz sehen.“

„Ja! Das sage ich ihm ja auch schon die ganze Zeit“, stimmte Heiji frustriert zu: „Aber er hört nich auf mich un ich weiß nich mehr was ich noch tun soll. Er hat mir gedroht, wenn ich es sage, dann kündigt er unsere Freundschaft! Ich kann ihn doch nich einfach so verraten!? Aber ich kann doch auch nich einfach nur zu sehn wie es ihm immer schlechter geht. Es geht ihm so mies. Ich trau mich schon kaum noch mit den Hundn raus zu gehn aus Angst, dass er mir in meiner Abwesenheit kollabiert. Ich weiß echt nicht mehr, was ich noch machen soll. Er ist so verdammt stur! Kannst du mir helfen?“

„Ich denke, dass wir es auf jeden Fall sagen sollten. Die Frage ist doch was ist wichtiger Shinichis Gesundheit oder ihn als Freund zu verlieren?“

„Da has‘u recht“, stimmte Heiji ihm zu: „Nur, verlieren will ich ihn ja auch nich. Dazu is er mir auch wieder zu wichtig.“

„So schlimm wird es sicher nicht. Er ist bestimmt nicht lange sauer. Das sagt er sicher nur so. Er meint das bestimmt nicht so.“

„Un ob er das so meint, Kaito. Er meint das todernst! Und wenn das schon nich schlimm genug wäre“, setze er neu an: „Vorhin kam auch noch Ran zu mir. Sie wollte wissn was los sei“, Heiji raufte sich die Haare: „Ich weiß nich was Shinichi gesagt oder gemacht habn könnte- er hat heute Morgen irgendwie auch bei ihr geschlafen- aber Ran wollte wissen, ob wir Conan in die Sache mit reingezogen hättn un mich aufgefordert, dass wir ihn da raus halten solln.“

„Woraus halten?“, fragte Kaito mehr als verwirrt nach: „Er wird ihr doch nicht die Wahrheit gesagt haben?“

„Das kann ich mir beim besten Willen nich vorstellen.“

„Was hast du ihr gesagt?“

„Nichts! Ich hab sie abgewimmelt.“
 

„Wenn ich dir einen weiteren Tipp geben dürfte: Hör auf damit Heiji eins auswischen zu wollen. Versuch es erst gar nicht. Es wird nicht funktionieren ihn eifersüchtig zu machen und ihn auf diese Weise zu manipulieren, dass er dir doch alles erzählt. Er hat seine Endscheidung getroffen und wird weiterhin dazu stehen auch wenn du dich auf den Kopf stellst“, schmunzelte Yusaku sie vage an: „Ich muss zugeben, dass ich ihm das sehr anrechne. Du wirst ihn nicht ködern können. Das Einzige, was du damit erreichen wirst, wenn du weiterhin versuchst ihn einzuengen ist, dass nicht nur er noch unglücklicher wird, sondern auch du. Dann wird er wirklich sauer auf dich sein und dann wird es nur noch schwieriger sich wieder mit ihm zu vertragen.“

Yusaku sah die Oberschülerin aus Osaka prüfend an: „Das ist es doch was du eigentlich willst. Du willst ihn wieder haben, weil du ihn immer noch liebst.“ Er wechselte einen Blick mit ihr: „Das gestern Abend war mehr als deutlich. Ich sage dir, dass das so nicht funktionieren wird. Du wirst es nur noch schlimmer machen. Es tut Beziehungen ganz allgemein nicht gut, wenn beide Partner einander nicht mehr anerkennen, nichts mehr zu sagen haben. Wenn da nur noch Streit ist. Glaub mir ich weiß wovon ich spreche. Ich habe vor sechs Monaten genau wie du an dem gleichen Punkt gestanden. Mir ging es wie dir. Ich war sauer, verbittert und verletzt, weil meine Frau sich mir nicht anvertrauen wollte. Ich war so wütend und verzweifelt, dass ich sogar eine Affäre mit einer anderen Frau begonnen habe. Nur um festzustellen, dass es mir nichts gebracht hat. Sondern ganz im Gegenteil sich die Sache noch um ein vielfaches verkompliziert hat. Jetzt habe ich nicht nur meine Frau ganz verloren, sondern auch noch eine andere Frau mit meinem eigennützigen Verhalten verletzt und vor den Kopf gestoßen und dann auch noch das Pech, dass es ihr anders geht als mir. Dass ihre Gefühle für mich echt sind, während meine nur vorgetäuscht waren.“

Yusaku ließ seine Worte wirken: „Kazuha, überleg es dir gut, wie du jetzt weiter vorgehen willst. Ob du bereit wärst den gleichen Preis zu zahlen, wie ich es musste. Du wirst bei Heiji nicht auf diese Weise landen. Es gibt andere Wege. Versuch es hingegen lieber mit Verständnis und Vertrauen. Durch dieses Entgegenkommen- das sehe ich offen gestanden momentan als einzige Chance- kannst du eure Partnerschaft zu retten.“

Mehr sagte er nicht. Sondern ließ als er ging, Kazuha nachdenklich für sich allein.

Drückte ihr zum Abschied nur kurz wortlos verständnisvoll und aufmunternd die Schulter.

„Ach“, fügte er, bevor er die Türe schloss, noch hinzu: „Ich liebe dich.“ Auf seinem Gesicht zeigte sich sein ehrlich gemeintes Lächeln.
 

Montagmittag, 27. November
 

Yusaku hatte seinen Sohn vorher ausgiebig gemustert, bevor er sich schließlich doch dazu entschieden hatte den Vormittag mit Ran bei Tunis zu verbringen.

„Das Mittagessen ist gleich fertig“, teilte Eri ihnen am Herd mit, als sie die Küche aufsuchten.

Kogoro war ebenfalls da, seinen Kopf hatte er hinter der Zeitung, blätterte den Sportteil durch.

„Na, was interessantes“, wurde er von Yusaku, der verschmitzt rüber lugte, angesprochen.

Der einen flüchtigen Blick zwischen Rans Eltern gewechselt hatte, erkannt hatte, dass diese einander wohl noch nicht wieder ganz grün waren.

„Nein“, grummelte Kogoro in seinen Schnäuzer: „Niederlagen. Alles Niederlagen.“

„Tragisch“, neckte Yusaku ihn schadenfroh: „Mein Tipp war richtig“, grinste er. Dann richtete er sich wieder auf: „Ich geh hoch den anderen Bescheid sagen.“
 

Bereits als er die Treppe hoch war fiel ihm auf, dass die erste der beiden Badezimmertüren geschlossen war. Zunächst hatte er seinen Sohn im Verdacht. War deswegen umso verwunderter, Schritte hinter der Tür unruhig auf und abgehen zu hören, die durch das Klackern von Absätzen noch deutlich verstärkt wurden.

Da er sich nicht vorstellen konnte, dass es sich bei dieser anderen Person um Kazuha, geschweige denn um seine Frau handelte, klopfte er an: „Ruth!?“

Er bekam keine Antwort. Hatte jedoch recht, wie sich nach erneutem auffordern bestätigte.

Seine Freundin öffnete ihm unwillig.

Yusaku sah, dass sie etwas Schmales in der Hand hatte: „Was hast du da?“, interessierte er sich neugierig dafür. Wurde fast taub als sie ihn aggressiv anblaffte: „Ein Schwangerschaftstest was sonst!?“

Yusaku wusste über sowas würde seine Ruth-ie niemals scherzen: „Was?“, fragte er ungläubig nach, als wenn er sich da gehörig verhört haben musste.

„Das sagte ich doch!“, raufte sie sich hysterisch die Haare, streckte ihm den Test entgegen: „Ich bin schwanger!“

Yusaku war absolut baff.

„Verfluchte Scheiße!“, flüsterte sie leise vor sich hin, strich sich Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Er war sprachlos. Zuerst sagte er gar nichts mehr, setzte sich erst mal auf den Toilettendeckel, brauchte eine Minute, bis sein Verstand diese Information richtig verarbeitet hatte.

Doch dann hatte Ruth wirklich Grund sauer auf ihn zu sein: „Was ist daran bitte so Lustig!? Hör sofort auf darüber zu lachen. Das ist zum Heulen! Nicht zum Lachen!“

Woraufhin sich Yusaku wirklich bemühte sich wieder einzukriegen, was ihm aber äußerst schwer fiel: „Tu- tut mir wirklich leid, Ruth“, konnte er den Lachanfall, den er hatte kaum unterdrücken: „Ab- aber d- du- und Schwanger- dass- dass ist einfach so absurd: Du und Mutter“, prustete er doch wieder los. Behelfsmäßig rieb er sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.

Schnell rannte er seiner Freundin hinterher, die wutentbrannt hinaus stürmte.
 

Auf dem Flur packte er sie am Arm, zog sie zu sich zurück: „Jetzt lauf nicht weg“, fasste er sie auch an der anderen Hand, brachte sie dadurch dazu vor ihm stehen zu blieben.

„Das ist doch nicht lustig!“, heulte sie. Sie war furchtbar enttäuscht von ihm.

Was Yusaku ihr nur allzu leicht ansehen konnte: „Nein, das ist es nicht. Komm schon, lass uns reden“, meinte er beschwichtigend, meinte sein Angebot ernst.

Immer noch aufgebracht ließ sie sich widerstrebend an die Hand nehmen und von ihm mit in sein Zimmer ziehen.
 

Dort machte er hinter ihnen die Tür zu, setzte sich mit ihr hin.

Sie war immer noch zu beleidigt um mit ihm zu reden, sah ihn nur patzig an. Also war er derjenige, der das Gespräch begann. Er schaute sie ebenfalls an: „Jetzt dürfte wohl klar sein, warum du gestern und heute Morgen so unausstehlich warst“, merkte er an. Nicht ohne ihr dabei ein vertrauensvolles Lächeln zu schenken: „Erzähl es mir. Ich weiß, dass das dir jetzt zu schaffen macht.“

Sie verschränkte ihre Arme, schaute auf ihre Decke, schwieg.

Er suchte sanft Blickkontakt zu ihr: „Also?“

Immer noch etwas wütend wollte sie von ihm wissen: „Woher hast du gewusst, dass ich schwanger bin?“

Er stutze kurz darauf: „Ich wusste es nicht. Ich weiß auch nicht. Ich kann es nicht besonders gut beschreiben- du wirktest nur irgendwie anders auf mich. Hattest irgendwie eine etwas andere Ausstrahlung. Eigentlich wollte ich dich mit der Nummer das du schwanger sein könnest nur aufziehen und einfach ein wenig ärgern“, er schaute sie fragend an: „Warum hast du mir das denn geglaubt? Hast du deshalb diesen Test gemacht?“

„Ich hab ihn heut Morgen gekauft“, räumte die Amerikanerin zerknirscht ein.

„Hättest du auch einen Test gemacht, wenn ich dich damit nicht aufgezogen hätte?“, fragte er zurückhaltend.

Ruth fing vor ihm wieder zu weinen an: „Wahrscheinlich nicht.“

Er reichte ihr ein Taschentuch, mit dem sie die Tränen trocknen konnte.

„Ich sag es ja wirklich nicht gern“, sagte er mitfühlend: „aber ich hatte dich doch gewarnt“, lächelte er die Kriminalautorin lieb an.

Sie sagte darauf nichts, saß mit gesenktem Kopf da.

„Hey Ruth“, nahm er seine in weitere Tränen ausbrechende Freundin in die Arme: „Keine Sorge. Wir finden schon eine Lösung mit der du leben kannst.“

„Meinst du?“, löste sie sich wieder etwas von ihm, sah ihn ganz verheult an.

„Bestimmt“, lächelte er aufmunternd.

„Was soll ich denn jetzt machen?“, war sie ganz verzweifelt: „Ich hasse diese kleinen Ungeheuer. Ich will kein Kind kriegen, Yusaku“, brach sie erneut in Tränen aus.

Yusaku nahm sie erneut in den Arm, tröstete sie: „So schlimm wie du dir das jetzt vorstellst wird das nicht. Wirklich, da ist gar nicht so viel dabei.“

„Wie kannst du sowas nur sagen!“, war sie gekränkt wie scheinbar leicht er die Sache nahm. Sie fühlte sich von ihm nicht ernst genommen, hörte auf damit sich von ihm umarmen zu lassen, sondern sah ihn böse an: „Sag nicht, dass du dir mich als gute Mutter vorstellen könnest! Für so etwas bin ich nicht geschaffen!“, jammerte sie hysterisch.

Er sah sie an und stimmte ihr zu: „Nein: Du und Mutter- das kann ich mir wirklich nicht vorstellen- beim besten Willen nicht“, holte Yukikos Mann tief Luft: „aber lass mir etwas Zeit: Mit etwas Fantasie kann ich mich sicher an diesen absurden Gedanken gewöhnen. Und du genauso, lass dir Zeit um dich an den Gedanken ein Baby zu bekommen zu gewöhnen. Glaub mir das ist nicht so schlimm wie es jetzt erscheint.“

„Das sagst du so leicht“, ließ sie sich ihre Tränen aus dem Gesicht wischen: „Gerade du, du hast doch selbst keine Kinder.“

Auf diesen Vorwurf ging Yusaku nicht ein. Er konzertierte sich lieber darauf wie er seiner Freundin jetzt am besten helfen konnte: „Schau“, setze er an: „Es ist doch nicht so, dass du finanziell nicht recht gut abgesichert wärst. Du machst deine Arbeit doch gut. Du könnest dein Kind großziehen und trotzdem weiter schreiben, zuhause. Du könnest dir einfach ein Kindermädchen suchen, dann könnest du trotzdem abends lange ausgehen. Es wäre doch nicht so, als das du wirklich auf etwas verzichten müsstest. Denk doch bitte mal genauer darüber nach. Klar wird sich durch ein Baby einiges ändern, aber es wird nicht gleich dein komplettes Leben umkrempeln, Liebling. Noch dazu hast du deine Brüder, die werden sich riesig freuen und davon abgesehen hast du auch noch mich. Ich helfe dir natürlich auch. Du brauchst es mir nur zu sagen, Ruth“, schaute er sie zuversichtlich an.

„Meinst du“, schniefte sie, hatte seine Argumentation angehört.

Shinichis Vater nickte: „Glaub mir das ruhig: Kinder können einen in den Wahnsinn treiben. Aber das ist lange noch nicht alles: Man verliebt sich in diese kleinen Wesen. Sie rauben einem den Schlaf, wenn sie des Nachts schreien. Trotzdem: Kinder sind cool. Auf solche Erfahrungen will kein Elternteil im Nachhinein verzichten“, er lächelte sie wieder an, schaute ihr tief in die Augen: „Jedes Kind ist ein Geschenk. Ein Schatz- dein Baby wird das wertvollste für dich sein was du besitzt. Du wirst miterleben wie es in deinem Bauch heranwächst, wie du es zum ersten Mal auf dem Arm halst, die ersten Schritte, wie du es tröstest weil es hinfällt. Dann später wie es in den Kindergarten geht, wie es zur Schule geht, wie es den ersten Freund oder die erste Freundin mit nachhause bringt. Das werden alles Augenblicke sein, die du nicht versäumen willst!“ Yusaku war ganz euphorisch geworden bei seinen eigentlich sachlich gemeinten Ausführungen, in seinen Augen schimmerten Freudentränen.

Er hatte sie so euphorisch an beiden Schultern gepackt, dass er in Ruth tatsächlich Zweifel ausgelöst hatte: „Meinst du? Wieso bist du dir da so sicher? Was ist wenn ich alles falsch mache? Was wenn ich eine grauenvolle Mutter bin!?“

„Woher ich das weiß“, verschwieg Yusaku den wahren Grund, der ihn so sicher machte, dass es ihr wie ihm selbst ergehen würde: „Ganz einfach deshalb weil ich dich kenne: Du bist eine Kämpfernatur. Was du nicht auf Anhieb schaffst eignest du dir an: Mach dir keine Gedanken: Das Baby kommt nicht einfach so. Es lässt dir Zeit. Neun Monate hast du dich an den Gedanken Mutter zu werden zu gewöhnen. Mutter sein ist etwas, dass man sich aneignend. Du kriegst das schon hin, davon bin ich überzeugt!“

„Meinst du wirklich?“, war sie sich selbst da gar nicht so sicher.

Doch er bestätigte seine Überzeugung noch einmal fest: „Natürlich“, lächelte er ermutigend: „Glaubst du ich würde dir das sagen, wenn ich es nicht für möglich halten würde?“ Dann wurde er ernst, nahm sie bei der Hand: „Und eigentlich spielt es auch überhaupt keine Rolle was ich denke. Es kommt auf dich an, ob du dich traust?“

„Was denkst du, soll ich tun?“, erwiderte sie seinen Blick.

„Lass dir Zeit, um dir in Ruhe darüber klar zu werden was du wirklich möchtest. Gib dir und dem ungeborenen Kind da“, er zeigte auf ihren flachen Bauch: „eine Chance. Und hör mir bitte gut zu, wenn du merkst, dass es das nicht ist. Dass du trotz all der guten Absichten nicht die Mutter dieses Kindes sein willst, dann gibt es weitere Möglichkeiten. Du könnest das Kind in eine Pflegefamilie geben oder es zur Adoption frei geben lassen. Oder du könnest“, er sprach den Satz nicht zu Ende.

„Eine Abtreibung?“, beendete die Amerikanerin zögerlich.

Er ließ sie überlegen. Merkte dann zurückhaltend an: „Wenn du das mit deinem Gewissen vereinbaren kannst?“ Damit hatte er sie wirklich zum nachdenken gebracht. Still saß sie da.
 

„Hi.“

Die beiden schauten zur Tür, die munter geöffnet worden war.

Ruth war nicht gerade erfreut. Yusaku dagegen war neutral, wenn nicht recht erfreut die werdende Mami zu sehen.

„Wir warten schon die ganze Zeit auf euch“, Ran sah die Freunde verdattert an: „Kommt ihr nicht essen?“

„Nein“, wurde Ran unvermittelt von Ruth angemotzt, die das nicht so ganz verstand.

Yusaku wechselte einen Blick mit der ungewollt schwangeren Kriminalautorin, dann meinte er: „Doch. Doch“ und stand auf: „Nur wir essen hier oben. Wir besprechen gerade etwas“, wandte sich an Ruth: „Ich geh und hole uns was.“

Ran zog auch wieder ab.

Während Ruth die Arme verschränkte, ging Yusaku mit ihr.
 

Auf dem Flur nahm er sie beiseite: „Tust du mir einen Gefallen?“

Ran war zwar überrascht, aber willigte hilfsbereit ein: „Was für einen?“

Von nun an wurde die Unterredung im Flüsterton fortgesetzt: „Unterstützt du mich bei Ruthie? Sie ist schwanger.“

„Hä? Ruth ist schwanger!?“, entfuhr es Ran fast etwas zu laut.

Weshalb er sie mit einem: Scht!“, leicht zurechtwies.

„Entschuldige“, sagte sie sofort, ehe ihr einfiel, was das bedeutete: „Bist du etwa?“, war sie ganz...

Woraufhin er sie argwöhnisch ansah, streng den Mundwinkel verzog: „Also hör mal: Solange ist sie nun auch wieder nicht hier!“

„Okay“, war Ran darauf hin ganz kleinlaut. Ihr war es peinlich.

Yusaku ließ fünf gerade sein.

„Ich versteh das nicht so ganz: Ruth mag Kinder doch überhaupt nicht?“

„Ja, gerade deshalb sollst du ja auch mit ihr reden. Verklickere ihr, dass nichts dabei ist. Ich bin ein Mann und du selbst eine Schwangere. Du kannst besser mit ihr reden so von Schwangere zu Schwangere. Du bist schon im siebten Monat. Du weißt also schon viel mehr.“

„Okay.“

„Danke!“, küsste er sie beschwingt auf die Wange. Ehe er mit ihr in die Küche ging.
 

Mit den anderen waren nur Eri, Kogoro, Heiji und Kazuha zu nennen.

Wie Yusaku feststellte: Keine Ehefrau und kein Sohn. Nur dessen Freund der mit seinem prüfenden Gesichtsausdruck schnell an ihm vorbei entwich. Kazuhas Gesichtsausdruck hingegen spiegelte, dass sie wohl gerade sauer auf den Oberschülerdetektiv war.

Ohne weiteres tat Yusaku was er vorhatte und machte sich mit Ran dann wieder auf den Weg.

„Hey, wo wollt ihr hin?“, reagierte Eri irritiert und ein wenig empört: „Schmeckt euch mein Essen so schlecht, dass ihr einfach abhaut?“
 

Yusaku hatte sie noch gehört. Sein Lachen erreichte Eri, als er bereits die Treppe rauf rief: „Wohl kaum, sonst hätten wir uns doch nichts mitgenommen. Wir wollen nur oben in meinem Zimmer zu Mittag essen. Da ist es gerade einfach gemütlicher!“

„Was soll das jetzt bitte heißen?“, war Rans Mutter nun wirklich empört: „Das meine Gesellschaft ungemütlich ist!?“

„Bestimmt!“, meinte Kogoro.

„Ach“, fauchte sie ihn neben sich an: „Du les deine Zeitung weiter!“

„Bitte“, stand ihr Mann auf. Er nahm sie beim Wort, ging tatsächlich lesen. Er war ohne hin fertig gewesen.
 

„Wer ist denn dann der Vater?“, war Ran interessiert.

„Das werde ich jetzt herausfinden. Ich bin nämlich auch neugierig“, antwortete er leicht grinsend.

Zusammen mit ihr kehrte er zurück zu Ruth.

Wie er, setzte sich auch sie zu ihr.

„Möchtest du?“, bot Yusaku seiner Freundin das für sie mitgebrachte Schälchen an.

„Nein“, lehnte sie patzig ab.

„Okay“, meinte er darauf nur. Er fing an zu Essen und auf seinen Blick hin auch Ran.

„Wie kannst du essen?“, blaffte Ruth ihn an. Dass er aß, das regte sie einfach auf.

„Wieso nicht? Ich bin ja nicht schwanger“, scherzte er. Versuchte so die Situation etwas aufzulockern: „Ich war an der frischen Luft. Davon bekommt man eben Hunger“, schaute er sie so unwiderstehlich an, dass sie nichts mehr dagegen sagte.

„Zu lange.“ Fortan schwieg sie, während er mit der werdenden Mami aß.

Yusaku war etwa bis zur Hälfte fertig, als er sie fragte: „Was ist mit dem Vater?“, eine Mischung aus Neugier und nachdenklichem Interesse.

„Keine Ahnung“, sagte sie.

„Du weißt gar nicht wer der Vater ist?“

„Nein“, gestand seine Ex-Affäre sauer.

Yusaku machte das nicht wirklich stutzig.

Im Gegensatz zu Ran.

„Nun okay, gut“, überlegte er gelassen: „Wer käme denn in Frage?“

„Du meinst das ist wichtig?“, sah Ruth ihn etwas unwillig an.

„Ich denke schon“, meinte er: „Zumal, so könnte dein Problem vielleicht auch gelöst werden.“

„Welches Problem?“, meldete Ran sich zurückhaltend.

„Ich nehme an sicher hat Yusaku es dir gesagt“, richtete Ruth Verärgerung sich nun auf die Freundin seines Sohnes: „Sicher will er das du mir sagst dass das ja alles gar nicht so wild ist. Ist es nicht so?“, war sie zynisch.

Was Ran einschüchterte.

„Mein einziges Problem ist, dass ich dieses Teil wieder los werden will und nicht weiß wie!“

„Dieses Teil“, ermahnte Yusaku sie, wenn auch sehr liebevoll dabei: „von dem du da sprichst ist kein Teil, sondern ein Embryo. Dein eigener wohlgemerkt. Pass lieber auf das auf was du sagst und denkst. Das kleine Ding merkt was du wirklich von ihm hältst. Davon mal angesehen: Meinst du nicht der Vater sollte darüber Bescheid wissen? Vielleicht hast du ja Glück und er will das Kind, dann bist du auch aus dem Schneider.“

„Meinst du“, runzelte sie skeptisch die Stirn.

„Vielleicht. Vielleicht will er das Kind ja. Ich weiß ja nicht wer da noch nichts von seinem Glück weiß. Ich jedenfalls wäre stocksauer auf dich, wenn du mir etwas so wesentliches vorenthalten würdest“, schaute Yusaku sie böse an: „Also was ist jetzt mit dem Vater?“

„Ich sagte doch: Keine Ahnung“, schüttelte Ruth sauer mit dem Kopf.

„Wer käme den dafür in Frage?“

Yusaku beobachtete wie es in ihr arbeitete.

Schmunzelte, als sie wie er bereits angenommen hatte, kleinlaut einräumte: „Mehrere.“

„Mehrere?“, wiederholte er.

Ran schaute von einem zum anderen.

„Gut. vier. Ich denke vier.“

„Welche vier?“, wurde Yusaku lästig, wollte es nun genau wissen.

„Nick und Martin“, rückte sie mit Namen raus.

„Und?“, bohrte er weiter.

„Simon“, eingeschnappt begegnete die Ex-Affäre dem hartnäckigen Blick: „Den Namen von dem anderen. Keine Ahnung.“

„Vielleicht Carlos?“

Ruth, blieb vor Empörung der Mund offen stehen: „Dieser!? Yusaku spinnst du?“

„Ich denke nicht“, meinte er nüchtern: „Warum denn nicht. Du schienst dich doch gut mit ihm zu verstehen.“

„Doch nicht mit dem!“

„War das nicht der der mich angemacht hatte?“

„Wie? Wieso hat er dich angemacht!?“

„Weil ich die Finger von dir lassen sollte. Ich kann ihn auch nicht besonders leiden. Allerdings- als Vater kann ich ihn mir eigentlich ganz gut vorstellen“, kaute Yusaku diesen Gedanken gar nicht mal so übel findend.

„Um Himmelswillen!“

„Oh, das ich das aus deinem Munde höre“, fand Yusaku das zum Grinsen.

Der erwartete Ärger wegen seiner flapsigen Bemerkung blieb aus. Stattdessen sah er in das entsetzte Gesicht seiner Affäre.

„Oh nein“, entfuhr es ihr.

„Was ist?“, war er verdutzt.

„Der vom Flughafen“, brachte sie im Telegrammstil hervor.

„Flughafen?“, schaute Yusaku sie abwartend an.

„Der von neulich, als ich auf dem Weg nach New York war!“, fiel es ihr schockiert wie Schuppen von den Augen: „Da war dieser eine Typ.“

„Welcher eine Typ?“

„Der mit dem ich Kaffeetrinken war.“

„Und welchen schönen Namen trug dein One-Night-Stand?“, konnte Yusaku das schon erahnen.

„Wenn ich das wüsste“, räumte sie ganz kleinlaut ein.

„Na toll“, meinte er amüsiert darauf: „Dann überleg und such mal schön.“
 

Yusaku aß mit Ran zu Ende. Ein ermunternder-auffordernder Blick und er schaffte es, dass seine Freundin zumindest ein wenig mitaß.

Dann erfragte er von Ran die Nummer und vereinbarte mit etwas Überredungskunst einen Arzttermin.

Ruth schüttelte entsetzt ablehnend den Kopf.

„Doch komm. Deine Schwangerschaft muss bestätigt werden. Du willst doch sicher wissen wie weit du bereits bist“, er reichte ihr lieb die Hand: „Komm schon. Ich komme mit, dann brauchst du nicht allein zu gehen.“

Gemeinsam mit ihr und Ran fuhr er los.
 

Warten müssend wurde Ruth immer nervöser.

„Hab keine Angst“, meinte Ran beruhigend: „Die Untersuchung ist nicht schlimm. Bei mir haben die das auch gemacht.“ Während die werdende Mami ihrer ganz rührend annahm und ihr ganz genau erklärte, was gleich alles kommen würde, beobachte Yusaku die zwei. Er gab zusätzlich Händchenhaltenden Zuspruch. Sie sah sein Schmunzeln nicht, weil sie sich der werdenden Mami zugewandt hatte. Mit flauem Gefühl hörte Ruth zu, was diese ihr erzählte.

Erst einmal dran war das schnell geklärt. Sechste Woche bekam Yukikos Mann es zu hören, dem gratuliert wurde. Gutmütig mimte er den Vater, von dem mal einfach angenommen wurde dass er es war.
 

Kaum wieder an der frischen Luft war das erste was Ruth tat, sich auf den Schrecken hin sauer: „Scheiße!“, fluchend eine Zigarette anzuzünden.

Yusaku kommentierte das mit einem missbilligenden Blick, weshalb sie gereizt entgegnete: „Was?“

Er schüttelte darauf nur ansatzweise schmunzelnd den Kopf.

„Komm mit, Ran. Wir gehen schon mal vor“, meinte er dann nur und machte sich mit ihr auf den Weg zum Auto.

Die werdende Mami hatte sich noch einmal mitfühlend zu der Freundin des Vaters ihres Freundes umgedreht, zögerte kurz, schaute dann aber Yusaku hinterher auf die zwei Ultraschallfotos ihres Babys in der Hand. Bei ihr bildete sich ein Lächeln in diesem Moment.
 

Wieder zuhause verbrachte Yusaku die Zeit mit Ran und Ruth. Setzte sich nur hin und wieder mal kurz ab, um einen unauffälligen Blick auf seinen kranken, tief und fest schlafenden, Sohn zu werfen.

Die restliche Zeit bis zum Abendessen blieb er mit ihnen zusammen.

Er ging dann das Abendessen holen, dass er dann mit den beiden Damen oben einnahm.

„Kann ich heute bei euch schlafen?“, fragte Ran die Freunde munter.

„Gern“, hatte Yusaku nichts dagegen und auch Ruth fand das gut. So konnten die beiden weiter quatschen über Freud und Leid von Schwangerschaften. Und natürlich kam das Thema Jungs dabei nicht zu kurz. Ran schwärmte herzerweichend von Shinichi. Während Ruth sie in die Welt der Partys und der Vorzüge von One-Night-Stands einführte. Wobei sie dann ganz generell auf das Thema Sex und wie man ihn praktizieren konnte kam. In den Punkten war Ruth natürlich besser Infomiert. Was Ran zwar einerseits als peinlich empfand über so etwas zu sprechen. Andererseits das aber gerade deswegen auch unglaublich aufregend fand. Was Yusaku durch ihre vielen Fragen kam entging. Er hatte sich bereits hingelegt, lag dösend auf seiner Hälfte des Schlafplatzes. Den beiden Ladys zu liebe stellte er sich schlafend, bemühte sich sehr nicht allzu offensichtlich zu schmunzeln. Zu seinem weiteren Vergnügen hatte er Rans Rücken vor sich, die vor ihm zwischen ihm und Ruth saß.

Er fand die Unterhaltung, der er lauschte mehr als interessant, belustigend und vor allem Rans naive Zwischenfragen einfach nur zu süß.

Wenn Shinichi jetzt nur hier wäre…, dachte er innerlich seufzend ganz rührselig.

Wenn er auch der weiteren Unterhaltung lauschte, wurde er an seinen Sohn erinnert doch auch etwas betrübt. Aufmerksam hörte er auch immer auf Geräusche vom Flur. Bekam so mit, wie erst Eri schlafen ging, dann einige Zeit später auch Kogoros Schlurfen über den Gang folgte.

Als die beiden dann auch noch meinten er wäre eingeschlafen und das nutzten um auch über ihn zu reden, ließ er sie natürlich in dem Glauben, wartete dabei weiterhin geduldig, ob sich auf dem Flur was tat. Ob da vielleicht möglicherweise kleine Füße zur Treppe tapsten.
 

In der Nacht
 

Der Mini-Shinichi war schweißnass. Panisch saß er im Bett, suchte im Dunklen nach Orientierung. Alles war still. Er spürte sein rasendes Herz. Starb fast vor Schreck, als ihn etwas Kaltes, Feuchtes an seinen Fingern berührte. Es war nur eine Hundenase gewesen, der ihn da gespürt hatte.

Trotzdem der Schreck saß tief. Ebenso das was er da eben geträumt hatte. Eine Gänsehaut ließ seinen ganzen Körper erschauern.

Heiji, der in dieser Nacht nicht schlafen konnte bekam das mit, ließ nicht erkennen, dass er wach war, als sein Freund noch immer außer Atem zu ihm rüber schaute.
 

Vage tastet Rans Freund neben sich. Atmete erleichtert auf, als er den Behälter umgriffen hatte. Zittrig drehten seine Finger den Deckel ab. Verwirrtheit machte sich in ihm breit, als er daraus trinken wollte. Er aber nichts daraus bekam.

Wankelmütig stand er auf, tastete im Dunkel nach der Zimmertüre, öffnete diese und ging hinaus auf den fast ebenso dunklen Flur.

Heiji zögerte nicht lange, rasch stand er ebenfalls auf, schlich auf einen Sicherheitsabstand achtend hinter seinem kleinen Freund her.
 

Die Miniausgabe von Shinichi tat sich schwer. Nur sehr langsam, sich mit beiden Händen an den Gitterstäben des Geländers festklammernd, hangelte er sich schon fast auf dem Po runterrutschend die Stufen hinunter.

Er war heilfroh als er endlich unten war. Zielstrebig steuerte er die Küche an, schalte dort das Licht ein. Schnell hatte er sich Zugang zu der Flasche unter der Spüle verschafft.

Diesmal vor Erschöpfung außer Atem ließ er sich an dem Unterschank auf den Boden sinken.

Heiji, der kurz danach auftauchte, fand seinen Freund direkt aus der Flasche trinkend.
 

„Shinichi!?“, war Heiji sofort bei ihm: „Das is Schnaps den du da trinks!“

„Das weiß ich!“, murrte der geschrumpfte Shinichi, war dagegen sich den Alkohol wegnehmen zu lassen: „Lass los!“, war er aufgebracht.

„Nein, ganz bestimmt nich!“, setze Heiji sich als der körperlich Stärkere durch: „Du bis ja schon betrunkn!“, war er schockiert.

„Und wenn schon: La- lass mich!“, regte er sich auf.

„Hallo, nein!? Das is viel zu viel! Wie viel has‘u schon davon getrunkn? Die halbe Flasche etwa?“

„Nein“, reagierte der Mini-Shinichi ungehalten: „Heiji, gib mir das zurück!“, verlangte er zornig die Flasche zurück.

Heiji verweigerte ihm diese, weshalb er weinerlich zu jammern anfing: „Bitte Heiji, bitte!“ Er wollte, sich vom Boden aufrappelnd, einen Versuch starten wieder an die Flasche zu kommen. Ihm bekam das allerdings schlecht und Heiji hatte nicht groß Zeit zu überlegen. Schnell benütze er das was am nächsten war. Seinen Freund hochgehoben hielt er ihn über das Spülbecken, in das sich sein Freund erbrechen konnte.

Nach dem ersten Schwall, folgte direkt an ein zweiter mit vorangegangenem erheblichem Würgen.

Zu Sicherheit behielt Heiji ihn noch über dem Becken, ließ durch das Aufdrehen des Wasserhahns die Brühe ab in den Ausfluss.
 

Den ersten Teil der restlichen Nacht verbrachte er mit dem geschrumpften Shinichi vor der Toilettenschüssel. Wo er ihm unterstützend bei noch mehrmaligem Erbrechen zur Seite stand.

„Heiji“, jammerte der kranke Detektiv: „hol doch die Flasche hoch“, war er fast am Weinen, fertig mit der Welt: „Bitte Heiji: Ich will mich weiter betrinken. Ich will, dass es aufhört so weh zu tun. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Ich halt das einfach nicht mehr aus! Bitte, bitte, bitte“, fehlte er ihn regelrecht an.

„Nein“, blieb Heiji, wenn auch schweren Herzens konsequent: „Shinichi, das geht nich. Das fällt morgen doch sons auf, wenn du nich nüchtern bis. Un außerdem das bringt dir doch nichts, wenn‘u dich jetzt betrinkst. Shinichi ich versteh dich ja. Wirklich das tu ich, aber es hilft dir doch nict. Nicht wirklich langfristig gesehn“, legte er ihm eindringlich ans Herz: „Bitte Shinichi, überleg es dir anderes. Noch können wir Ai und deinem Vater die Wahrheit sagen!“

„Nein!“

„Doch, Shinichi!“, unterbrach Heiji ihn.

Der geschrumpfte Shinichi wollte erwidern, kam durch seinerseits erneutes Erbrechen allerdings nicht mehr dazu.

Danach wurde auf seinen Gesundheitszustand Rücksicht nehmend, die weitere Diskussion hintenangestellt.

Heiji blieb weiterhin bei ihm.

„Geht’s wieder?“, fragte er ihn eine ganze Zeit lang neben ihm noch, nach dem letzten Übelkeitsschub, sitzengeblieben.

Schläfrig nickte sein kleiner Freund, bekam daraufhin von ihm Halt beim aufstehen und Hilfe beim Ausspülen des Mundes.
 

Den restlichen Teil der Nacht verbrachte Heiji ohne im Gegensatz zu seinem erschöpften Freund auch nur etwas geschlafen zu haben.

Zwar kam der geschrumpfte Shinichi im Gegensatz zu ihm ein wenig zur Ruhe. Doch wurde sein Schlaf durch eine akute Schmerzattacke und einen weiteren Alptraum unterbrochen.

Im Laufe dieser Nacht stärkte sich Heijis Entschlossenheit durch diese Erlebnisse bedingt weiter. Am nächsten Morgen hatte er seine Entscheidung, wenn auch schweren Herzens, wenn auch umso entschiedener, getroffen.
 

Yusaku beendete sein Dösen. Ruth und Ran schliefen. Er schaute nach wie spät es war. Müde rieb er sich über die Augen, bevor er aufstand.

Nachdem er geduscht und sich rasiert hatte, ging er runter in die Küche. Er machte alles wie immer, bereitete für alle für das Frühstück.

Kazuha war die erste die kam.

Er wünschte ihr freundliche einen: "Guten Morgen", ehe er die Thermoskanne auf dem Tisch abgestellt zurück nach oben ging.

In seinem Zimmer lehnte er die Tür nur an. Er legte er sich noch einmal hin. Die Augen geschlossen bettete er seinen Handrücken auf der Stirn. Sich noch ein wenig ausruhend lauschte er auf den Flur.

Er hörte, dass Kogoro aufgestanden war, der laut gähnend wohl zum Bad schlurfte. Wie zur Bestätigung seiner Vermutung nickte Yusaku. Er konnte, dass zu ihm durchdringende plätschernde Wasser der Dusche hören.

Er hörte ebenfalls wie Kogoro im Bad fertig ein weiteres Mal über den Flur schlurfte und etwas polternd die Treppe runter lief.

Dann war es wieder für eine ganze Weile ruhig.

Mit der Zeit hörte er auf zu dösen. Seinen Gehörsinn gespitzt, lauschte er weiterhin, wartete ab. Zwischendurch warf er noch zwei ein paar Mal einen Blick auf die Uhr.

Heiji, langsam solltest du dich sputen, dachte er seinen Arm zurück unter seinen Kopf bettend. Das getan stellte er weiter abwartend ein Bein senkrecht auf. Er wartete weiter doch nichts tat sich. Allmählich wurde er angespannt. Nur ganz leise atmend lauschte er weiter.

Schließlich stand er mit einem weiteren Blick auf die Uhr unruhig auf. Er stellte sich hinter seine Zimmertür. Nichts.

Heiji, wo bleibst du?, summte er ungeduldig in Gedanken vor sich hin.

Mit einem erneuten Blick auf die Uhr blieb er nicht mehr im Zimmer, sondern wechselte zur gegenüberliegenden Tür.
 

Bereits auf dem Flur konnte er jetzt leise Heijis Stimme hören. Sich armeverschränkend vor die Tür stellend, bekam Yusaku es lauschend mit: „Du kanns es selbst sagn“, sagte er: „Ich gebe dir Zeit bis heute Abend. Wenn‘u bis dahin nich die Wahrheit gesagt has, werde ich es machn. Selbst wenn‘u deine Drohung war machs un wir danach nich mehr befreundet sind, werde ich es heute Abend sagen gehen. Ich riskier lieber meine Freundschaft zu dir als weiterhin zuzusehen, wie du dir durch deine Starrsinnigkeit noch mehr schades“, stellte er ihm ein knallhart gemeintes, wenn auch sehr zurückhaltendes Ultimatum.

Der Mini-Shinichi war entsetzt: „Du lässt mich einfach so im Stich? Heiji!? Das kannst du nicht machen! Du kannst mich nicht einfach verpetzen. Das kannst du nicht!“

„Doch, das kann ich“, stand Heiji für seine Entscheidung grade: „Und ob ich das kann.“

„Un ich will, dass du eins weißt, Shinichi!“, blickte er in das entsetzt-verzweifelte Gesicht seines Freunds: „Ich lasse dich nich im Stich. Ich hab wegn dir sogar meine Beziehung zu Kazuha aufgegebn. Also werf mir nich vor, dass ich dich im Stich lassen würde!“, war auch Heiji nun verletzt und wütend: „Ich werd dich niemals im Stich lassn, Shinichi. Ganz egal was passiert! Ich hoff, dass‘u es selbst sags. Denn dann muss ich dich nich verpetzen. Dich zu verratn wäre das letzte, was ich will! Nur ich fürchte du lässt mir keine andere Wahl!“

Als Yusaku die Schritte hörte, die auf ihn zu kamen zur Türe, nahm er die Treppe nach unten.

Mehr sagte Heiji nicht, machte bedrückt auf den Flur hinaus getreten die Tür hinter sich zu. Ließ somit nicht zu, dass die Verzweiflung seines im Bett zurückgebliebenen kleinen Freundes ihn doch noch dazu brachte einzubrechen.

Der geschrumpfte Shinichi selbst war wie unter Schock, starrte an die Stelle an der Heiji noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatte…
 


 

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*Anmerkung(en): Der Spruch: „Bescheidenheit ist eine Zier doch weiter kommst du ohne ihr“, ist wohl sowas wie ein Sprichwort nehme ich an. Ich kenne eine alte Frau, die das gerne sagt.
 

Zur Erinnerung:

Die Anspielung mit dem wochenlangen Kochkurs von Eri geäußert bezieht sich auf den Kochunterricht, denn sie als Einlösung ihrer Vereinbarung mit Kogoro genommen hatte. Die Abmachung für ein erneutes wiederzusammenkommen war: Eri lernt kochen und Kogoro trinkt und raucht nicht mehr bzw. wesentlich weniger Rauch.

Widerwilliges Sterben

Ganz früher waren die Zitronen so süß wie Kandis.

Bis sie einst sprachen: „Wir Zitronen, wir wollen groß sein wie Melonen!

Auch finden wir das Gelb abscheulich, wir wollen rot sein oder bläulich!"

Gott hörte oben die Beschwerden und sagte: „Daraus kann nichts werden!

Ihr müsst so bleiben! Ich bedauer!"

Da wurden die Zitronen sauer.

Heinz Erhardt
 


 

Dienstagmorgen, 28. November
 

Kazuha war bereits nicht mehr da, als Yusaku erneut in die Küche kam.

„Guten Morgen“, nahm er neben Kogoro Platz, der ihm mit vollem Mond und der Zeitung vor dem Gesicht nur ein: „Morgen“, entgegen nuschelte.

Wie er tat Yusaku was er vorhatte: frühstücken. Er aß nicht viel, mehr zog er es vor wieder nach oben zugehen. Wie er, wegen der geschlossenen Türe, deuten konnte war Heiji wohl noch im Bad.

Er selbst kehrte schnell in sein Zimmer zurück.

Ran und Ruth, wie die zwei da lagen und nebeneinander in friedlicher Eintracht scheinheilig schliefen... Yusaku schüttelte den Kopf, schmunzelte leicht.

Bei ihrem Anblick konnte man doch glatt meinen, dass nichts wär.

Gott kam ihm in den Sinn und der Gedanke, dass alles gut war. Ja- eigentlich war es gut! Auch wenn der sich daran anschließende Gedanke war sich zu wünschen das Warum schon verstanden zu haben, als er die Türe anlehnte.

Das es gut war so wie es eben gerade war. Auf dem Weg zu seinem Schlafplatzt dankte er für den Tag und für alles was er heute bringen würde. Er dankte dafür, dass es ihm gelang darauf zu vertrauen, dass alles seine Richtigkeit hatte. Wenn auch nun auf eine höhere, ihm selbst noch nicht sinnergebende Weise.

„Alles ist in göttlicher Ordnung“, murmelnd konnte Shinichis Vater auf die Gesamtsituation bezogen halbwegs glücklich schmunzeln.

Er warf noch mal einen Blick auf die Uhr. Er wartete ab bis Heiji eilig über den Flur die Treppe hinunter gelaufen war.
 

Kurz darauf hörte Yusaku vom Fenster im Wohnzimmer aus, die zufallende Haustüre und beobachtete wie der Freund seines Sohnes zügigen Schrittes unten vorm Haus auftauchte und schleunigst die Straße runter lief. Er schaute Heiji nach wie dieser sich aus seinem Blickfeld entfernte, bevor er sich vom Fenster abwandte. Allerdings noch für eine kurze Weile, die Hände in den Hosentaschen vergraben, dort verharrte.

Schließlich löste er sich aus seiner Starre, oben auf dem Flur schaute er zur Tür hinter der Shinichi sich befand. Er beließ es dabei, ging in sein Zimmer zurück. Dort lehnte er die Tür an, legte sich zu Ruth und neben Ran.

Gerädert rieb er sich durchs Gesicht, bevor er sich dazu entschied, noch fürs erste zu schlafen. Was ihm auch sonderlich nicht schwer fiel. Müde wie er war, war er schnell eingeschlafen.
 

Heiji kam zu spät zur Arbeit. Zu seinem Glück waren weder Sato noch Shiratori gerade im Großraumbüro anwesend. Nur Takagi, aber dessen Blick fiel nicht allzu vorwurfsvoll aus. Schnell setzte Heiji sich. Er sah, dass Kazuha ihn ansah, ignorierte sie aber.

In diesem Moment kamen die zwei Beamten. Sich getrennt voneinander gingen sie ihren Aufgaben nach.
 

Der geschrumpfte Shinichi hatte sich von dem verheerenden Ultimatum noch nicht erholt. Aufgebracht und verzweifelt überlegte er fieberhaft nach einer zu seinen Gunsten ausfallenden Lösung. Deprimiert und frustriert brachte ihm alles hin und her überlegen trotz aller Anstrengungen keinen Erfolg. Ihm wurde zu seinem eigenen Bedauern nur immer klarer, dass seine Chancen gleich Null standen auf längere Sicht noch Zeit schinden zu können. Die Einzige, wenn auch mehr als nur unangenehme Möglichkeit die er sah, lag darin Heiji irgendwie noch einmal umzustimmen.

Ihm widerstrebte es zu betteln. Bei dem Gedanken sein letztes bisschen Würde aufzugeben, bekam er eine regelrechte Gänsehaut und das obwohl ihm eigentlich heiß war. Er war sich sicher, dass er wieder so etwas wie hohes Fieber haben musste. Wie zur Bestätigung, dass er damit recht hatte, wanderte sein Handrücken zur Stirn. Wobei er das Gesicht auf Grund der schmerzhaften, geradezu in Zeitlupe getätigten, Bewegung verzog.

Noch mehr als dieser unangenehm kühle Schauer schauderte ihn noch die Tatsache, dass er sein eigentliches Problem selbst dadurch nicht beheben konnte, denn womit bitteschön sollte er noch vernünftig argumentieren können, sodass er Heijis Gegenargumente noch etwas entgegenzusetzen hatte? Die „Es geht mir gut“- Ausrede zog nicht mehr und seine körperlichen Einschränkungen ließen sich mittlerweile auch nicht mehr weiter kaschieren.

Selbst, wenn er es schaffen sollte, Heiji nachher, wenn er nachhause kam soweit zu bearbeiten, dass er vom Beichten zumindest für den heutigen Abend verschobt bliebe. So wäre es doch nur eine Frage der Zeit, bis Heiji ihm erneut die Pistole auf die Brust setzen würde. Wahrscheinlich schon morgen wieder.
 

Es war Frühstückspause.

Kazuha, die ihm doch sehnsüchtig und betrübt nachschaute. Doch er ignorierte sie weiterhin, trank stattdessen langsam in sich versunken seinen Kaffee.

Shiratori tauschte mit Sato einen fragwürdigen Blick.

„Heiji?“

Bekamen die beiden mit wie seine Ex-Freundin es schüchtern noch mal bei ihm versuchte.

„Kazuha, lass mich“, legte er keinen Wert auf ihre Gesellschaft. Er stand auf und ging einfach an ihr vorbei zurück ins Großraumbüro.

Enttäuscht blieb sie niedergeschlagen zurück.
 

Eigentlich hatte er Heiji ja doch immer gemocht. Doch jetzt in Anbetracht der Umstände bekam er einen regelrechten Hass auf ihn. Heiji war, seinem wortwörtlichen Gedankenlaut entsprechend, der regelrechte Nagel zu seinem Sarg! Heiji brach ihm noch das Genick, dachte er bis aufs Äußerste zornig auf ihn.

Der Zwangsgeschrumpfte schloss die Augen. Oh wie er ihn verfluchte. Hätte Heiji ihm nur seine Trinkflasche nicht abgenommen, dann hätte er sich jetzt betrinken können. Aber richtig! Wenn er nur aufstehen könnte, er würde sich Alkohol besorgen. Egal welchen und wenn es noch so ein scheußlich schmeckender Fusel gewesen wäre. Scheißegal! Der Miniatur Shinichi wusste, dass Alkohol nichts Gutes war. Doch diese Tatsache scherte ihn in diesem Moment nicht im Geringsten.

Nüchtern ist das doch echt nicht mehr zu ertragen, dachte er.

Die bittere Ironie, die in ihm empor stieg, bei dem Gedanken sich aber sowas von einen hinter die Binde zu kippen, dass er Kogoro um Längen schlug, brachten ihn auf zynische Weise doch zum grinsen.

Der Schmerz in seinem ganzen Körper von Kopf bis Fuß ging wirklich auf keine Kuhhaut mehr. Wenn er jetzt gekonnt hätte, dann hätte er sich bis zur Besinnungslosigkeit weiter betrunken. Wie herrlich wäre es einfach nichts mehr sehen, hören und das Allerwesentlichste- nicht mehr denken, gar träumen zu müssen. Diese elendigen Schmerzen- ausgeschaltet. Obwohl er doch bezweifeln musste, ob er vor seinen Alpträumen dadurch verschont blieb.

Und was bald genauso schlimm war: Jetzt kam ihm zu all seinem Ärger jetzt auch noch ungewollt Ran wieder in den Sinn. Sofort fühlte er wie sein Herz sich regelrecht zusammenzog bei dem Gedanken daran sie jetzt zu verlieren. Der Mini-Shinichi spürte wie sich ihm der Hals deswegen zuschnürte. Er spürte wie Tränen sich ihren Weg bahnen wollten. Er lehnte es ab jetzt anzufangen zu heulen. Stattdessen ließ er sein Gefühl von Traurigkeit und Trauer zurück in Wut umschlagen.
 

„Aua!“, grummelte Yusaku.

Hatte ihm die Freundin seines Sohnes versehentlich ihren Ellenbogen, beim sich Strecken wollen, ins Gesicht geschlagen.

„Oh, Entschuldigung!“, bedauerte Ran, die sich sofort erschrocken aufgesetzt hatte, das sehr.

Ruth neben ihr war ebenfalls wach geworden. Sie drehte sich ihrem Freund und der anderen Schwangeren zu.

„Hm“, murmelte Yusaku sich gut mutig durchs Gesicht reibend: „halb so wild“, ließ er seinen Kopf matt zurück auf das Kissen, legte seinen Handrücken dann auf der Stirn ab mit der er sich seine Haare aus der Stirn schob: „Was lehrt uns das?“, drehte er den Kopf noch einmal zu Ran um, die sich nicht wieder hingelegt hatte: „Man sollte nicht so nah aneinander schlafen.“ Er seufzte mit einem doch müdem Grinsen Ran an.

Ruth drehte sich weiter schlafen wollend um.

Yusaku schloss wie sie noch einmal kurz die Augen, bevor ihm: „Wie spät haben wir?“, murmelnd ein Gedanke kam.

„Mittag“, hatte Ran schnell aus ihrer sitzenden Position heraus einen Blick auf seinen Wecker geworfen.

„Aha“, ließ Yusaku beiläufig verlauten. Ehe er dann geistesgegenwärtig, mit einem Blick über Ran, meinte: „Ruth, wolltest du nicht zum Flughafen gebracht werden!?“

„Äh, ja!“, fiel es Angesprochener auch ein: „Stimmt ja!“

„Ja, dann mal schnell wenn ich dich noch zum Flughafen bringen soll“, stand Yusaku wie seine Freundin eilig auf.

„Kann ich mitkommen?“, richtete Ran sich fragend an ihn.

Er wechselte einen Blick mit Ruth, nickte.

„Hilfe“, machte Ran etwas hilflos auf sich aufmerksam, der es schwer aufzustehen.

„Na, hopp“, streckte Yusaku ihr rasch seine Hand entgegen, half ihr so gutmütig auf die Füße.

„Ruth!“, rief er dieser auf den Flur laufend hinterher, die bereits ihre Kleidung unter dem Arm geschnappt hatte und schon auf dem Weg ins Badezimmer war: „Ich komm mit. Warte!“
 

Heiji war immer noch müde. Richtig bei der Sache war er weiterhin nicht, was gerade von Shiratori, der immer mal wieder vorbei lief, zur Kenntnis genommen wurde.

Zwar versuchte Heiji sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, doch er musste beim Lesen immer wieder neu ansetzen, weil er den Inhalt des zweiten Absatzes oben drüber bereits wieder vergessen hatte.

Hoffentlich passiert jetz nichts. Wenn ich nur nich hier festsitzen müsste, verdammt!..., driftete er in Gedanken immer wieder zu Shinichi ab. Er machte sich wirklich Sorgen um ihn.

Ob er es wohl sagt?, überlegte er weiter: Als wenn! Das macht‘er garantiert nich, konnte er sich selbst an fünf Fingern ausrechnen, dass seine Hoffnung diesbezüglich geradezu illusionär war.

Aus einer Mischung von Ärger, innerer Anspannung und Nervosität heraus startete er einen neuen Versuch seine Arbeit vorm Abend noch auf die Reihe zu bekommen.
 

Während er sich zusammen mit Ruthie fertig machte, beeilte Ran sich in ihr Zimmer zu kommen. Aus ihrem Schrank griff sie die nächstbeste beige Cordhose und einen dazu passenden grauen Rollkragenpullover, Socken und Unterwäsche heraus mit denen sie sich im anderen Bad zu Recht machte. Nach dem abtrocknen, verteilte sie flott mit beiden Händen die Creme auf ihrem Bauch, ehe sie machte, dass sie sich anzog.
 

Yusaku hatte sich derweil neben seiner Freundin vor dem Spiegel rasieret. Sie war noch dabei ihren Lippenstift einmal nach zuziehen und ihren Mascara aufzuschrauben, als er schon in Bademantel bekleidet rausging.

Aufmerksam lauschte er einmal vor der Zimmertüre. Er hörte nichts, bedächtig und doch in einer normal wirkenden Bewegung öffnete er. Nachdem er seinen schlafenden Sohn begutachtet hatte, verließ er dessen Zimmer wieder.
 

„Yukiko?“, klopfte er bestimmt an der Schlafzimmertüre an, ehe er reinkam.

Er fand seine Frau im Bett aufrecht vor. Sie begegnete seinem Blick zurückhaltend, antwortete: „Yusaku“ zwar distanziert, aber erstaunlich höflich.

Yusaku musterte sie skeptisch, bevor er zum Schank gehend fand: „Du hast auch schon mal besser ausgesehen. Hast du dich bei deiner nächtlichen Unternehmung erkältet?“, erkundigte er sich scharfsinnig und spitz. Ein Hemd und eine Jeans genommen drehte er sich wieder zu ihr um. Jedoch durchaus auch etwas unterschwellig Besorgtes lag in seinem Blick auf sie. Seine Frau machte keinen fitten Eindruck, sah wirklich nicht gerade gut aus.

„Es ist nicht der Rede wert“, spielte Yukiko ihr Befinden hinunter. Einen aufkommenden Hustenreiz unterdrückt drehte sie sich auf die andere Seite, während ihr Mann für einen Augenblick überlegte, bevor er sich doch kurzum dafür entschied sich an Ort und Stelle anzuziehen.
 

Yukiko bekam es sehr wohl mit, dass ihr Mann sich in ihrem Beisein umzog. Sie mied es einen Blick zu riskieren.

Was Yusaku wiederum mitbekam. Gekränkt nannte er den eigentlichen Grund für sein kommen: „Ich werde Ruth jetzt zum Flughafen fahren. Deshalb sei so gut und achte auf Shinichi.“ Er wollte schon zur Tür gehen.

„Warum lässt du sie gehen?“, fuhr sie ihn daraufhin schon beinahe vorwurfsvoll an.

Was Yusaku absolut nicht nachvollziehen konnte. Er reagierte ärgerlich: „Was soll die Frage jetzt wieder?“

Er erntete nur einen, die Arme vor der Brust verschränkenden, beschämten Blick von ihr. Den er als patzig interpretierte, was ihn nicht gerade netter entgegnen ließ: „Entschuldigung, aber nach Spielchen ist mir nicht. Wenn du mir etwas sagen willst, dann sag es direkt. Ich habe gerade keine Zeit zum Raten, weshalb du jetzt schon wieder beleidigt sein könntest. Es tut mir Leid, dass ich in deiner selbst gewählten Isolation gestört habe. Ich bitte vielmals um Verzeihung!“ Wütend über sie schüttelte er den Kopf, die ihn wieder nicht ansah: „Ach“, setzte er an, verzichtete dann aber, sondern kam auf seinen Sohn zurück: „Achte einfach auf Shinichi! Im Moment schläft er. Also lass ihn. Ich komme nochmal, wenn ich zurück bin, dann sprechen wir uns ab. Unternimm nichts eigenmächtig ohne, dass ich davon Kenntnis habe!“ Der letzte Satz war durchaus als Befehl zu verstehen. Yusaku hatte das was er gesagt hatte, bevor er ging ernst gemeint, dass wusste Yukiko.
 

„Komm endlich“, forderte er Ruth am Bad auf.

„Ran!?“, hörte die werdende Mami die Haarbürste weglegend ihren Namen vom Vater ihres Freundes gerufen. Hastig antworte sie mit: „Ja!?“

„Bist du soweit?“

Mit einem weiteren: „Ja!“, machte Ran eilig auf und trat zu Yusaku auf den Flur.

Dort bekam sie mit wie dieser, nachdem er sie zur Kenntnis genommen hatte, ein lang gezogenes, drängelndes: „Ruthie“, verlauten ließ, dabei mit dem Fuß auftippte und mit dem Kopf auf die Uhr an seinem Handgelenk deutete: „Ruthie, mach jetzt hin! Sonst kannst du gleich hier bleiben“, meinte er mit einer Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit.

„Ja“, fand diese ihn nervig.

„Nicht ja, komm! Du bist hübsch genug. Die Männer werden dir zu Füßen liegen von hier bis über den gesamten Ozean.“

„Argh“, missfiel es ihr, dass er ihr den Lidschatten aus der Hand nahm und in ihren Kulturbeutel packte und ihr diesen in die Hände drückte: „Los komm schon“, half er seiner Ex-Affäre auf die Sprünge, indem er sie nach vorne anschob: „Zu viel Eitelkeit schadet. Denk nur an dein kleines Problem.“

Damit hatte Yusaku die ungewollt Schwangere. Von ihrer Wut über seine, wenn auch spaßeshalber geäußerte Bemerkung- die ihre Spitze jedoch behalten hatte- angefacht haute sie in sein Zimmer ab. In dem sie noch schnell die Kulturtasche, ihr Nachthemd und noch ein paar Überbleibsel wie ihr Handy oder das Kleid vom Vortag verstaute.
 

„Tut mir leid. Wir waren noch die halbe Nacht auf und jetzt sind wir spät dran. Ich bring Ruth zum Flughafen“, entschuldigte Yusaku sich, neben Ran seine Schuhe hinter der Haustüre zubindend, bei Eri dafür das er sie beim Kochen versetzte, die mit dem Kochlöffel in der Hand alles andere als glücklich darüber aussah.

„Yusaku!“

Noch einmal einen entschuldigenden-versöhnlichen Blick zu seiner Mitbewohnerin die Treppe hoch hörte er seine Ex-Affäre bis hier unten aufgebracht nach ihm rufen.

„Was ist?“, rief er ebenfalls recht lautstark zurück.

Sich seine Jacke geschnappt lief er zurück nach oben.

Ran lief ihm an ihrer Mutter vorbei hinterher, die nichts mehr sagte, sondern nur die Augen verdrehte.
 

„Musst du so durch das ganze Haus brüllen!? Möglicherweise schlafen andere Leute hier noch!“, wies er sie sein Zimmer betreten doch verärgert zurecht.

„Ach, und wenn schon!?“, erwiderte Ruth seinen Blick grimmig: „Als wenn um die Zeit jetzt hier noch wer schlafen würde“, sie stemmte die Hände gegen die Hüfte: „Außer deiner Frau vielleicht!“, räumte sie argwöhnisch ein.

Der Ehemann erwiderte auf die Anspielung nichts, atmete nur tief.

„Yusaku!“, forderte sie ihn grantig auf: „Jetzt hilf mir endlich!“

Was der zügig machte. Feste drückte er mit der einen Hand auf den Deckel des großen, prallgefüllten Koffers, um mit der anderen den Reisverschluss rum zuziehen.

Ran schaute vom Türrahmen aus zu. Auch sie hatte schon ihre Jacke an.

An ihr trug er das Gepäckstück vorbei die Treppe hinunter.
 

Einer der Hunde bellte, was die Amerikanerin an Ran, noch auf der Treppe, vorbei drängeln ließ.

„Ruth, die sind eingeschlossen. Die tun dir nichts“, schüttelte Yusaku tadelnd, mit einer Mischung aus gerade ein wenig mangelndem Feingefühl und in Anbetracht, dass Ran hätte das Gleichgewicht bei diesem unvorgewarnten, plötzlichen Überholungsmanöver hätte verlieren können über diese Aktion, den Kopf.

Die nächste Treppe schüttelte er schmunzelnd den Kopf über seine frühere Liebhaberin.
 

Jene, unten an der Geraderobe, hampelte, indem sie auf einem Bein sich an der Wand mit einer Hand abstützte, um in ihre Stiefel schlüpfen zu können.

Während Yusaku sich das besah, öffnete er die Haustüre.

„Komm“, folgte sie seiner Kopfbewegung vor Ran nach draußen.

Er hinter ihnen die Türe wieder geschlossen, öffnete per Bedienung.

Ran stieg vor Ruht ein.

Er war der letzte, der die Wagentüre, sich gleichzeitig anschnallend, schloss.

Als nächstes den Zündschlüssel umgedreht fuhr der von der Auffahrt.
 

Das erste was sie tat, während er sich in den Verkehr einreite, war in der Handtasche nach Zigaretten zu kramen.

Ran schaute ihr dabei zu, wie sie sich eine heraus nahm und Yusakus Autofeueranzünder benutzte.

Von ihm wurde sie dafür streng angesehen. Was sie aber nicht scherte, sie stattdessen das Fenster ein Stück runter kurbelte und an der Zigarette gezogen den Rauch nach draußen abließ.

„Ich wollte nicht dein Ungeborenes sein“, war der einzige kopfschüttelnde Kommentar seitens Yusakus, als er ihr beim Abbiegen beiläufig den Kopf zudrehte. An der ersten roten Ampel schaltete er beiläufig beim weiter fahren das Radio an.
 


 

Den Flughafen erreicht beeilte das ungleiche Trio sich. Zielstrebig steuerte Yusaku, wie Ruth noch einmal einen Blick auf das Flugticket geworfen, das richtige Gate an.

Von ihm im Vorbeigehen gekaufte acht Sandwiches wurden vor allem von Ran und Ruth noch schnell in den letzten Minuten munter und vergnügt miteinander genüsslich verputzt.

Die beiden gaben ein schönes Bild ab, wie Yusaku ebenfalls in sein Fisch-Salatsandwich gebissen fand.

Dann war es so weit. Der Moment des Abschiedes. Fest drückte Yusaku seine Freundin bei der Umarmung mit ihr: „Du schaffst das schon“, rieb er ihr dabei aufbauend mit der Hand über den Arm: „Pass gut auf dich auf und lass es dir gut gehen. Überrasch deine Brüder. Und melde dich, wenn du angekommen bist“, küsste er Ruth herzlich auf beide Wangen, sie wieder los gelassen, bevor er Ran Platz machte, die sie sie ebenfalls ganz wehmütig in den Arm nahm: „Mach‘s gut.“

„Du auch und tret Shinichi in den Arsch!“

„Ja, mach ich“, sorgte diese Bemerkung nicht nur bei Ran für einem kleinen Lächeln. Es einschlich sich doch ein unterdrückter Schluchzer seitens Rans: „Ich fand es schön, dass du da warst.“

„Ich auch. Wir chatten die Tage mal“, beendete Ruth die zweite und somit letzte Umarmung.

„Mach‘s gut“, tauschte Yusaku noch einen Blick mit ihr, bevor er ihr noch mit Ran gemeinsam nachsah.

Schon ein weites Stück von ihnen entfernt drehte seine Ex-Affäre sich winkend und laut schreiend: „Mach’s besser!“, dreist grinsend noch einmal um.

„Hey!“, brüllte Yusaku empört, winkte humorvoll zurück, schaute seiner besten Freundin nach, wie sie sich wieder umdrehte und ihren Weg zielstrebig fortsetzte.

Zusammen mit Ran schaute er zu wie Ruth in den Flieger stieg.

Sie bleiben noch so lange stehen bis die große Maschine die Landebahn entlang gerollt war, abgehoben hatte und hoch empor in den Himmel aufgestiegen war.

Wie sein Blick, war auch Rans weit nach oben in die Hohe gerichtet. Wehmütig blieb Ran noch bei ihm bis das Flugzeug aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Es nicht mehr sehen könnend seufzte sie.

Dann orientierte sie sich an Yusaku, der sich mit einem Blick auf seinen Schützling umdrehte. Seinen Arm um sie gelegt verließ er die große, überfüllte Halle mit ihr.
 

„Schade, dass sie schon wieder gehen musste“, äußerte Ran sich erst, als er mit ihr den Parkplatz, auf dem Weg zum Auto zurück, überquerte. Er nahm zur Kenntnis, wie sie sich ein wenig melancholisch an ihn schmiegte. Liebevoll gab er ihr einen Küss oberhalb der Stirn. Worauf sie sich nur noch mehr an ihn kuschelte: „Ich werde sie vermissen“, überlegte sie.

„Tu das“, meinte er und nahm den Arm von ihrer Schulter.

Sie sah ihn, wie er zu den Wagentüren gehend, darauf etwas irritiert an: „Wirst du sie denn nicht vermissen?“

„Ne“, entgegnete er nur sachlich wie sie einsteigend. Auf ihren noch mehr verwirrten Blick hin führte er weiter aus: „Das mach ich später. Vielleicht heute Abend oder erst Morgen oder Übermorgen. Jetzt werde ich erst mal genießen, dass ich mein Zimmer wieder für mich alleine und meine Ruhe habe“, schaute er sie den Schlüssel umdrehend an. Das Radio ging von selbst wieder an.

„Du hättest Ruth doch nicht bei dir schlafen zulassen brauchen?“, fragte Ran nach.

„Und mir den ganzen Spaß mit ihr entgehen lassen?“, fing Yusaku zu lachen an: „Sei nicht allzu traurig Ran. Ich bin für nächstes Jahr schon wieder mit ihr verabredet. Dann fliege ich für ein paar Wochen oder vielleicht auch einen Monat zu ihr. Mal schauen. Mit dem Baby kannst du dann gerne mitkommen.“

„Echt!?“ Ran fand das super.

Yusaku nickte lächelnd, bevor er dann hinzufügte: „Jetzt können sie erst mal ihre Brüder umsorgen.“

„Hast du ihre Brüder schon einmal getroffen?“, war Ran neugierig.

„Ja.“

„Sind sie auch so wie Ruth“, fing sie an ihn zu löchern.

Was ihn zum Lachen brachte. „Nein“, schüttelte er bei diesem absurden Gedanken den Kopf: „Die zwei sind ganz anders. Das ist kein Vergleich.“

Interessiert hörte sie seinen weiteren Ausführungen zu: „Die zwei waren mal da, als ich noch bei ihr wohnte. Sie sind wesentlich älter als sie.“

„Wie viel älter?“

„Hm, lass mich überlegen. Der eine ist 34 und der andere- ich meine- war 32. Beide haben bereits mehrere Kinder.“

„Ja? Wie viele denn?“

„Der Ältere hat drei. Davon zwei bereits im Schulalter. Das andere im Kindergarten. Der Jüngere ist glaube ich ist vor drei, vier Monaten zum zweiten Mal Vater geworden. Beide arbeiten in einem Landwirtschaftskonzern und teilen sich eine Rinderfarm. Sind sehr freundliche und ruhige Männer. Ganz anderes als Ruth, die wie du gemerkt hast, im Allgemeinen sehr agil und immer auf dem Sprung ist.“

„Haben sie ihre Kinder mitgebracht?“

„Du meinst zu Ruth?“

Ran nickte.

„Nein.“ Yusaku lachte erneut: „Die beiden kennen die Abneigung ihrer Schwester Kindern gegenüber und da sie ihr Liebling ist haben sie die Kleinen bei ihren Müttern gelassen. Ruth war immer das Nesthäkchen in der Familie und ist es jetzt immer noch. Wenn sie ruft, stehen alle drei zur Stelle. Es müsste einmal ein Mann wagen Ruth zu nahe zu treten- mit dem würde ich nicht tauschen wollen.“

„Drei?“

„Ja- Ihre Schwester mit gezählt.“

„Und wie alt ist die?“

„Sie?- Ein Jahr älter als ich. Bei ihr war Ruth, bevor sie uns besucht hat.“

„Ach so. Und ist sie auch nett?“

„Ihr bin ich noch nicht begegnet, aber ich denke schon. Auch wenn sie in Ruth Erzählungen nicht besonders gut wegkommt. Sie soll spießig sein und diejenige, die es mit der jüdischen Religion von den Geschwistern her noch am genauesten nimmt. Bei ihr gibt es wirkliches koscheres Essen. Die zwei sehen sich selten habe ich den Eindruck, aber auch sie dürfte wenn es hart auf hart kommt für ihre kleine Schwester eintreten.“
 

„Ich geh noch mal ins Bett“, merkte Ran wieder zuhause, mit ihm die Treppe genommen auf den oberen Flur kommend, an.

„Tu das, Liebes“, nahm er diese Information zur Kenntnis.

Während Ran in ihr Zimmer ging und sich unter die Decke behaglich gähnend einkuschelte, schaute Shinichis Vater nach seinem Sohn.

Dieser schlief fest. Yusaku beließ ihn, ging wieder.

„Holmes, Queen, flott! Ruth ist weg. Ihr könnt wieder rauskommen“, ließ er die beiden Hunde, die sich über sein Streicheln freuten, wieder frei.
 

Schräg gegenüber klopfte er.

Ohne ein Herein abzuwarten- das auch nicht erfolgte, betrat er den Raum einfach.

Yukiko saß im Bett.

Die Hände in den Hosentaschen vergraben kam er auf sie zu: „Seit gegrüßt Noch-Ehefrau euer Noch-Ehemann ist zurück“, lehnte er sich ihr gegenüber an den Übergang zwischen Wand und Fenster, hinter ihm der Vorgang. Auffordernd schaute er die Mutter seines Sohnes an, wartete auf eine Erwiderung.

Die nicht kam. Seine Frau senkte nur demütig ihren Kopf und schwieg ihn an.

Er schwieg zurück. Bis es ihm zu blöde wurde: „Nun- da ich meine eigene Meinung habe, wirst du dich selbst bemühen müssen. Ich werde mich wohl kaum selbst stellvertretend für dich an deiner Stelle von deiner Ansicht überzeugen lassen. Ich weiß, dass du darüber im Grunde anders denkst als ich. Also los.“

„Ist schon gut, Yusaku“, schaute Yukiko ihn sehr zurückhaltend an.

„Nein, es ist nicht gut“, verschränkte er skeptisch seine Arme vor der Brust: „Du willst mir doch nicht allen Ernstes das Feld einfach so überlassen?“, harkte er ungläubig nach: „Wo ist Shinichis Mutter geblieben, die sich mit mir wegen ihrem Sohn ständig zerstritten hat, weil sie der Meinung war, dass Gegenmittel sei zu gefährlich? Von dem sie sich dafür einsetzte, dass es auf der Stelle abgesetzt werden sollte, hm?“

„Nun“, versuchte Yukiko sich schnell zu rechtfertigen: „Ich habe halt gründlich darüber nachgedacht und eingesehen, dass du Recht hast“, verschränkte sie ebenfalls, pikiert tuend, die Arme. Was auch funktionierte.

„Wow“, nickte Yusaku mit dem Kopf: „du gibst mir Recht?“, er war tatsächlich beeindruckt: „Darf ich fragen, was dich zu diesem Positionswechsel bewogen hat?“ Er lachte etwas: „Weißt du- bitte versteh mich nicht falsch, aber du warst absolut dagegen abzuwarten. Ich kann nicht so recht glauben, dass du jetzt plötzlich meiner Meinung bist!?“

„Doch das bin ich. Du hast gewonnen. Du hast Recht und ich habe Unrecht“, gab sie widerwillig zu: „Glaub mir, ich hatte viel Zeit zum Nachdenken!“

„Na, wenn das so ist“, erwiderte er beschwichtigend: „Also hast du jetzt auch keine Einwände mehr, wenn wir meinen Plan heute Abend umsetzen?“, fragte er dann doch noch einmal vorbehältlich nach.

„Heute Abend?“, reagierte Yukiko sehr überrascht: „Schon?“, mit einer freudigen Mischung aus Überrumpelung, welche allerdings sofort wieder der Zurückhaltung wich. Zögerlich fragte sie bei ihrem Mann nach: „Heißt das, dass du ihm heute das Gegenmittel abnehmen wirst?“

Er bestätigte es ihr sachlich mit einem: „Ja“, führte weiter aus: „Wenn Shinichi nicht von selbst kommt“, auf den fragenden Blick hin informierte er sie: „Das Ultimatum- Heiji hat es ihm heute Morgen gesetzt. Seinem Wortlaut nach hat unser Sohn Zeit bis er nachhause kommt, um es uns zu beichten. Tut Shinichi es nicht will er zu uns kommen. Bis zu diesem Moment will ich noch abwarten- ich will sehen ob die beiden ernst machen. Wenn nicht löse ich die heimliche Allianz persönlich auf.“

„Was wirst du dann tun?“, sah sie ihn um ihren Sohn etwas besorgt an.

„Ich?“, begegnete er ihrem Blick verwundert: „Kommst du nicht mit?“

„Doch“, brauchte Yukiko erneut überrumpelt einen Moment, bevor sie sich schnell wieder fing: „Natürlich.“

„Freut mich!“ Mit diesen Worten stütze Yusaku sich von der Wand ab: „Dann halt dich bereit“, meinte er: „Wenn es so weit ist lasse ich es dich wissen“, sich auf den Weg zu Türe verabschiedete er sich: „Bis dann.“

Yukiko schaute ihm nach „Yusaku?“, rief sie ihm plötzlich hinterher.

„Ja?“ Er drehte sich noch einmal um.

„Wirst du Shinichi bestrafen?“ In ihrer Stimme lag Wehmut und Sorge.

„Um ehrlich zu sein, denke ich Shinichi wird auch so genug gestraft sein. Egal ob er sich freiwillig stellt oder wir das übernehmen. Weshalb ich auf ein leichteres Strafmaß plädieren würde. Darüber bin ich mir allerdings noch unschlüssig. Letztlich wird es viel daran liegen, wie das Ende aussieht. Ich tendiere bedauerlicherweise mehr zu der Annahme, dass Shinichi versuchen wird Heiji einbrechen zu lassen. Bist du damit soweit vorerst einverstanden?“, schloss er seine Frau mit einbezogen ab.

Sie nickte.

„Gut, dann können wir es dabei belassen?“, versicherte er sich noch ein letztes Mal.

Seine Frau nickte erneut und ihr Mann verließ das Zimmer.
 

Nachdem Yusaku noch einmal nach seinem noch schlafenden Sohn gesehen hatte, kehrte er in sein Zimmer zurück, das er noch genauso vorfand wie er es am Mittag gemeinsam mit Ruth und Ran verlassen hatte.

Er seufzte leise, bevor er sich daran begab das Chaos, dass Ruth und Ran mit ihm in Form von Bettzeug hinterlassen hatten aufzuräumen.

Er brauchte dafür nicht lange.

Als er damit fertig war, schaute er sich in seinem Zimmer um und ihn ihm stellte sich wieder das Gefühl ein, welches er gehabt hatte bevor er zu Yukiko gegangen war: Müdigkeit.

Unschlüssig was er nun tun sollte schaute er sich um.

Es war so ungewohnt still. Er nahm sich ein Buch aus dem Regal, stellte es wieder zurück, überflog die Titel der näheren Umgebung. Dann drehte er sich, schaute auf seine Buddha-Statue auf der anderen Seite. Sein Blick fiel auf das daneben, auf dem Regalbrett gelegene, Kartenset. Kurz war er versucht. Doch er ließ es bleiben. Stattdessen legte er sich seinen Arm unter den Kopf gebettet und sein Bein angewinkelt hin.

Er war müde- ja- aber es war keine Müdigkeit im Sinne, als das man hätte durch sie einschlafen können.

So lag er da, nachdenklich ging er im Geiste noch einmal das Gespräch durch.

Sein Sohn tat ihm leid- wie er sich heute Abend fühlen musste.

Es war schon nicht leicht. Für jede Seite, dass wusste er.

Er seufzte. Das Einzige, was ihm übrig blieb war die Feststellung, dass es wohl wirklich das Beste war es einfach mal im Vertrauen darauf geschehen zu lassen.

Somit beschloss Shinichis Vater seine Nerven zu schonen und wenigstens etwas zu dösen.
 

Was er allerdings nur solange machte, bis sein Handy auf sich aufmerksam machte.

Er griff über seinen Kopf hinweg danach. Es war eine SMS: Ich langweile mich, Yusaku. Kommst du on?

Er tippte ein kurzes: Yes.

Dann stand er auf, ging langsam zum Schreibtisch und schaltete den darauf abgestellten Laptop ein.

Hi, schrieb sie ihn an.

Hi, schrieb er zurück.

Was machst du?

Nichts Besonderes.

Ganz froh über die Ablenkung die Ruth ihm bescherte verbrachte er seine weitere Zeit mit ihr.

Zwischendurch ging er immer wieder mal nach Shinichi sehen. Shinichi.

Er veränderte seine Sitzposition, drehte den Bildschirm so, dass er Tür inklusive Flur in seinem direkten Blickfeld hatte.

Aufmerksam unterhielt er sich weiter mit Ruth.
 

Plötzlich wurde der Oberschüler auf eine Person über sich aufmerksam, die ihn leicht vorwurfsvoll ansah.

Es war Inspektor Shiratori, dessen Stimme wenn auch leise streng angehoben war: „Heiji, würdest bitte mitkommen?“, forderte er ihn auf.

Heiji kam der Bitte mit einem mulmigen Gefühl nach.

Ihn vorgelassen schloss der Inspektor die Tür hinter sich. Er bot ihm durch Geste der Hand an ihm gegenüber Platz zu nehmen.

Was Kazuhas Ex-Freund notgedrungen machte.

Kaum hatte er sich gesetzt, sprach Shiratori ihn an: „Heiji, was ist los?“, wollte er bestimmt wissen.

„Nichts.“

„Ich meine es ernst, Heiji“, forderte der Inspektor in diesmal warnend auf.

„Tut mir leid“, entschuldigte Heiji sich: „aber das kann ich ihnen leider nich sagn.“

Shiratori beäugte ihn darauf kritisch, wollte wissen: „Warum nicht!?“

„Ich habe es Versprochn“, gab Heiji wahrheitsgemäß weiter an.

„Ich nehme an es handelt sich um Kazuha. Es war eben mal wieder offensichtlich. Ich kann verstehen, dass das Arbeiten miteinander euch nicht leicht fällt, aber trenne bitte euer Privat- von eurem Arbeitsleben! Ich werde jetzt mit Kazuha reden. Schick sie bitte zu mir“, entließ er Heiji.
 

Ran war wieder aufgewacht. Genüsslich blieb sie noch etwas liegen.

Mit einem Mal stand sie auf und setzte sich an ihren Schreibtisch.

Mit einem Füller begann sie in Schönschrift einen Brief:

Hallo, Shinichi.

Geht es dir gut?

Für einen Moment verharrte sie, überlegte bevor sie weiter schrieb:

Da es im Moment irgendwie schwer ist dich telefonisch zu erreichen, dachte ich, ich versuche es mal hiermit.

Ich kann mir denken, dass du sicherlich gerade wieder mitten in deinem Fall steckst. Deshalb will ich dich auch gar nicht lange aufhalten.

Ich wollte mich einfach nur mal kurz bei dir melden und dir sagen, dass ich dich vermisse.

Ich war gestern wieder zur Vorsorgeuntersuchung. Mit der Kleinen ist alles in Ordnung soweit. Hier ist ein neues Bild von ihr.

Ran klebte eben dieses genau daneben.

Ist sie nicht süß? Sie wird immer größer. Diesmal kann man sie von vorne sehen. Letztes Mal hatte sie uns ja nur den Rücken zugedreht.

Ich möchte dich zwar nicht drängeln, aber hast du deine Namenliste schon fertig? Ich füge dir meine noch einmal an, ja?

Sie nahm ihre zur Hand und tackerte sie hinter das Briefpapier.

Bitte beeil dich, ja? Ich bin soo neugierig, welche Namen dir gefallen und welche du dir ausgesucht hast. Ich würde mich schon am liebsten jetzt gleich mit dir einigen und naja so viel Zeit bleibt uns ja auch nicht mehr.

Ich möchte, dass sie endlich einen richtigen Namen bekommt. Ich will nicht immer „Es“ zu ihre sagen. Einen Sitznamen habe ich ihr vorerst deswegen gegeben. Wenn du zurück schreibst, verrate ich ihn dir 
 

Ein weiteres Mal zögerte Ran:

Shinichi?

Um ehrlich zu sein, gibt es noch einen zweiten Grund warum ich dir so dringlich schreibe.

Ich muss dir etwas beichten... Bitte werd nicht wütend auf mich, aber ich habe Heiji gebeten Conan aus eurer Angelegenheit raus zuhalten. Ich weiß, dass ich euch vertrauen sollte, aber Conan… es geht ihm so schlecht. Ich mache mir wirklich große Sorgen um ihn. Keine Angst, Heiji hat mir nichts verraten. Er hat abgestritten, dass Conan euer Geheimnis kennt.

Aber… ich glaube ihm das nicht.

Bitte… Shinichi… bitte ich will ja gar nichts wissen. Du brauchst mir nicht zu antworten. Nur… das ist der einzige Grund, der mir einfällt, warum Conan sich so merkwürdig verhält. Es sieht ihm einfach nicht ähnlich, dass er mir nicht sagen will was ihn bedrückt. Ich habe das Gefühl, dass er schrecklich verzweifelt ist und fürchterliche Angst hat.

Bitte… wenn meine Theorie stimmt… lasst Conan aus der Sache heraus. Er ist einfach noch viel zu klein für sowas!
 

Ran hatte, als sie das schrieb, Tränen in den Augen. Mit dem Ärmel wischte sie sich diese aus den Augenwinkeln:

Also… wie dem auch sei… die Seite ist jetzt fast zu Ende und eigentlich habe ich dir jetzt auch alles gesagt, was ich dir sagen wollte.
 

Nur eins noch:

Shinichi, gib bitte auf dich Acht, ja!?

Bitte pass gut auf dich auf.

Ich würde mich über eine Antwort von dir sehr freuen.

Ich liebe dich.
 

Zum Abschluss setzte sie ihren Unterschrift.
 

Für eine kleine Weile schaute Ran sich das Blatt Papier in ihren Händen noch einmal an, ehe sie sich aus ihrer Wehmut löste und den Brief zusammengefaltet in einen Umschlag steckte, den sie nicht beschriftete. Stattdessen legte sie diesen nur behutsam an die Seite.

Sie tauschte den Umschlag gegen ihr Lieblingsbuch ein mit dem sie sich zurück auf ihr Bett begab.

An die Wand gelehnt kuschelte sie sich in der Decke gemütlich ein.
 

Yukiko saß da und war nervös. Sie hoffte zutiefst, dass heute Abend alles gut gehen würde. Besorgt schaute sie auf den Wecker auf Yusakus Nachttisch. Viel Zeit war nicht mehr.
 

Wie sollten wir mit dieser unglaublichen Erfahrung namens Sexualität umgehen?
 

Jedenfalls nicht mit Scham, Schuldgefühlen und auch nicht mit Angst.

Denn Scham bedeutet nicht Tugend, und Schuldgefühl bedeutet nicht, dass du ein guter Mensch bist, und Angst bedeutet nicht Achtung.

Und nicht mit Gier, denn Gier ist nicht Leidenschaft; nicht mit Hemmungslosigkeit, denn Hemmungslosigkeit ist nicht Freiheit; und nicht mit Aggressivität, denn Aggressivität ist nicht Verlangen.

Und ganz offensichtlich nicht mit Vorstellungen von Kontrolle oder Macht oder Herrschaft, denn diese Dinge haben nichts mit Liebe zu tun.
 

Darf Sex zum Zweck ganz einfacher persönlicher Befriedigung benutzt werden?
 

»Ja« – denn »persönliche Befriedigung« ist nur ein anderes Wort für Selbst-Liebe.

Persönliche Befriedigung ist im Laufe der Jahre in Verruf geraten, und das ist der Hauptgrund dafür, dass sich so viele Schuldgefühle mit dem Sex verbinden.

Man sagt euch, dass ihr etwas, das ausgesprochen persönlich befriedigend ist, nicht zur persönlichen Befriedigung einsetzen sollt! Dieser Widerspruch ist für euch zwar offensichtlich, doch ihr wisst nicht, was ihr mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen anfangen sollt! Also beschließt ihr, dass die Sache wenigstens dadurch in Ordnung kommen kann, dass ihr Schuld dafür empfindet. (Gilt genauso fürs Geld!)

Die allgemeine Botschaft: Wenn du negative Gefühle damit verbindest, kannst du es genießen!

Es ist in Ordnung, Sex zu lieben! Es ist auch in Ordnung, dein Selbst zu lieben!

Tatsächlich ist dies ein Muss.

Nicht dienlich ist es euch, wenn Sex (oder etwas anderes) zur Sucht wird. Aber es ist okay, wenn ihr euch in den Sex verliebt!

Ist das nicht interessant? Dein ganzes Leben lang wurden dir Schuldgefühle eingetrichtert in Bezug auf die Dinge, die du dir am meisten wünscht.

Doch ich sage dir: Liebe, liebe die Dinge, die du dir wünschst – denn deine Liebe zieht sie zu dir hin.

Diese Dinge sind der Stoff des Lebens. Wenn du sie liebst, liebst du das Leben! Wenn du erklärst, dass du sie wünschst, verkündest du, dass du all das Gute wählst, das das Leben zu bieten hat.

Also wähle Sex! Und wähle Macht – all die Macht, die du zusammenbringen kannst! Wähle Ruhm – all den Ruhm, den du erlangen kannst! Wähle Erfolg – all den Erfolg, den du erreichen kannst! Wähle das Gewinnen – alles Gewinnen, das du erleben kannst!

Aber wähle nicht Sex statt Liebe, sondern wähle ihn als ein Feiern der Liebe. Wähle nicht Macht über, sondern Macht für. Wähle nicht Ruhm als Endzweck, sondern als Mittel für ein größeres Ziel. Wähle nicht Erfolg auf Kosten anderer, sondern als Instrument, um anderen helfen zu können. Und wähle nicht das Gewinnen um jeden Preis, sondern das Gewinnen, das andere nichts kostet und ihnen sogar ebenfalls Gewinn bringt.

Geh und wähle das Lob von Seiten anderer – aber sieh alle anderen als Wesen an, über die du Lob ausschütten kannst, und tu es auch!

Geh und wähle, mehr zu haben, aber nur so, dass du mehr zu geben hast.

Und ja, wähle »wissen wie« und »wissen warum« – damit du dein Wissen mit anderen teilen kannst.

Und wähle unter allen Umständen, Gott zu kennen. Wenn du das an erste Stelle setzt, wird alles andere folgen.

Dein ganzes Leben lang bist du gelehrt worden, dass es besser ist zu geben, statt zu empfangen. Doch du kannst nicht geben, was du nicht hast.

Deshalb ist die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse so wichtig.

Ganz offensichtlich sprechen wir hier nicht von der Befriedigung der eigenen Bedürfnisse auf Kosten anderer. Hier geht es nicht um ein Ignorieren der Bedürfnisse anderer. Doch im Leben sollte es auch nicht darum gehen, dass ihr eure eigenen Bedürfnisse ignoriert.

Die Meisterinnen und Meister des Tantrischen-Sex wissen das. Deshalb ermuntern sie zur Masturbation, die einige von euch tatsächlich eine Sünde nennen.
 

Masturbation? Junge,– jetzt bist du ja wohl zu weit gegangen – wie kannst du dieses Wort überhaupt nur aussprechen – in einer Botschaft, die von Gott kommen soll?
 

Ich verstehe. Du hast Vorurteile.
 

Naja, ich nicht. Aber eine Menge Leser könnten welche haben. Und ich dachte, du hättest gesagt, wir machen dieses Buch, damit andere es lesen können.
 

Das tun wir auch.
 

Warum verletzt du dann absichtlich ihre Gefühle?
 

Ich »verletze niemanden absichtlich«. Es steht den Menschen frei, sich »verletzt« zu fühlen oder nicht. Es ist ihre Wahl. Aber hältst du es tatsächlich für möglich, dass wir frei über die menschliche Sexualität sprechen, ohne dass sich jemand dafür entscheidet, sich »verletzt« zu fühlen?
 

Nein, aber es gibt so etwas wie zu weit gehen. Ich glaube nicht, dass die meisten Menschen bereit sind, Gott über Masturbation sprechen zu hören.
 

Wenn dieses Buch sich auf das beschränken soll, was die meisten Menschen sich von Gott anzuhören bereit sind, dann wird es ein äußerst schmales Bändchen werden. Die meisten Menschen sind nicht bereit, sich das anzuhören, worüber Gott redet, wenn er darüber redet. Gewöhnlich warten sie 2000 Jahre.
 

Lehrer/innen des Tantrischen-Sex, der übrigens eine sehr hohe Ausdrucksform von Sexualität ist, wissen, dass deine Fähigkeit, deiner Partner/in Vergnügen zu bereiten und eine lange und freudige Vereinigung von Seelen und Körpern zu erleben – ein außerordentlich tiefer Grund für die Erfahrung von Sexualität –, sehr stark gemindert wird, wenn du dich mit einem Hunger nach Sex dem Sex hingibst.

Tantrisch Liebende bereiten sich daher sehr oft selbst Vergnügen, bevor sie einander Vergnügen bereiten. Und sie tun dies sehr häufig in Gegenwart von und gewöhnlich mit der Ermunterung, Hilfe und liebevollen Anleitung des anderen. Wenn dann der anfängliche Hunger gestillt ist, kann der tiefere Durst beider – der Durst nach Ekstase – durch die verlängerte Vereinigung wunderbar und herrlich gestillt werden.

Die gegenseitige Hilfe zum Selbstvergnügen ist Teil dieser Freude, der spielerischen, liebevollen Sexualität, die voll zum Ausdruck gebracht wird. Sie ist nur ein Teil unter mehreren anderen.

Die Erfahrung, die ihr Geschlechtsverkehr nennt, mag am Ende einer zweistündigen Begegnung in Liebe stehen. Oder auch nicht. Für die meisten von euch ist sie so ziemlich der einzige Zweck einer zwanzigminütigen Übung. Das heißt, zwanzig Minuten, wenn ihr Glück habt.

Und übrigens glaube ich, dass es an der Zeit ist, sich anzuschauen, warum dir bestimmte Dinge ein »gutes Gefühl« geben.
 

Auch Ran war neugierig:
 

Durch dieses »gute Gefühl« tut die Seele kund: »Das bin ich!«

Hast du einmal erlebt, dass ein Lehrer die Anwesenheit der Schüler überprüfte und sie namentlich aufrief, und du musstest »hier« sagen, wenn dein Name aufgerufen wurde?
 

Ja.
 

Das »gute Gefühl« ist die Seele, die »hier!« sagt.

Allerdings gibt es eine Menge Leute, die sich über den Gedanken, »das zu tun, was einem ein gutes Gefühl gibt«, lustig machen und sagen, das sei der Weg zur Hölle. Doch ich sage, das ist der Weg zum Himmel!

Natürlich hängt viel davon ab, was dir selbst »ein gutes Gefühl« gibt. Mit anderen Worten, welche Art von Erfahrungen fühlen sich für dich gut an?

Ich sage dir: Nie ereignete sich irgendeine Art von Evolution durch Verweigerung. Wenn du dich weiterentwickeln willst, wirst du das nicht tun, weil du dir selbst so erfolgreich die Dinge verweigern konntest, von denen du weißt, dass sie dir ein »gutes Gefühl« geben, sondern weil du dir diese Freuden zugestanden – und etwas noch Größeres gefunden hast. Denn wie kannst du etwas als »größer« erkennen, wenn du nie das »Geringere« erfahren hast?

Wenn du abschätzen möchtest, wie weit du dich entwickelt hast, dann schau einfach, wobei du dich »gut fühlst«.

Aber trachte nicht danach, deine Weiterentwicklung zu erzwingen –indem du dir verweigerst, was dir ein gutes Gefühl gibt oder indem du davon Abstand nimmst.

Selbst-Verweigerung bedeutet Selbst-Zerstörung.

Aber du sollst auch das wissen: Selbst-Regulierung ist nicht gleich Selbst-Verweigerung. Die Regulierung des eigenen Verhaltens bedeutet, dass du auf der Grundlage deiner Entscheidung darüber, wer du bist, eine aktive Wahl triffst, etwas zu tun oder nicht zu tun. Wenn du dich dazu bekennst, eine Person zu sein, die die Rechte anderer respektiert, wenn du dich dazu entscheidest, andere nicht zu berauben, nicht zu vergewaltigen, dann ist das kaum »Selbst-Verweigerung«. Es ist eine Selbst-Aussage.

Wenn dir ein Verhalten, das anderen Schaden zufügen oder Schwierigkeiten oder Schmerz bereiten kann – ein »gutes Gefühl« gibt, dann hast du dich nicht sehr weit entwickelt.

Der Schlüssel ist Bewusstheit. Es ist es die Aufgabe der Boten Gottes, in allen Menschen diese Bewusstheit zu steigern, so dass sie verstehen, dass das, was für einen getan wird, für alle getan wird – weil wir alle eins sind.

Wenn deine Bewusstseinseinstellung diesem »wir sind alle eins« entspricht, wird es dir praktisch nicht möglich sein, ein »gutes Gefühl« zu haben, wenn du andere verletzt. Das sogenannte »unverantwortliche Verhalten« gibt es dann nicht mehr.

Innerhalb dieser Parameter suchen Wesen, die sich entwickeln, das Leben zu erfahren. Und im Rahmen dieser Parameter sage ich, dass ihr euch die Erlaubnis geben sollt, alles zu haben, was das Leben anzubieten hat – und ihr werdet entdecken, dass es mehr anzubieten hat, als ihr euch je vorstellen konntet.

Du bist, was du erlebst. Du erlebst, was du zum Ausdruck bringst. Du bringst zum Ausdruck, was du hast, um es zum Ausdruck zu bringen. Du hast, was du dir selbst zugestehst.

Das Männliche und das Weibliche sind Teil dessen. Sie sind in eurer Welt der höchste lebendige Ausdruck davon. Das Yin und das Yang, hier und dort … dieses und jenes … oben und unten, heiß und kalt, groß und klein, schnell und langsam – die Materie und die Antimaterie …

Alles ist nötig, damit ihr das Leben erfahren könnt, wie ihr es kennt.
 

Wie können wir am besten dieser Erfahrung namens sexueller Energie Ausdruck geben?
 

Liebend. Offen. Spielerisch. Freudvoll. Unverschämt. Leidenschaftlich. Geheiligt. Zärtlich. Humorvoll. Spontan. Rührend. Kreativ. Unerschrocken. Sinnlich.

Und natürlich: häufig.
 

Da gibt es jene, die sagen, dass der einzige legitime Zweck der menschlichen Sexualität die Fortpflanzung sei.
 

Unsinn. Die Fortpflanzung ist in vielen Fällen die glückliche Folge und nicht die logische Vorausplanung der sexuellen Erfahrung. Die Vorstellung, dass Sex nur dazu da ist, Babys zu machen, ist naiv, und der daraus folgende Gedanke, dass man mit dem Sex aufhören soll, wenn das letzte Kind gezeugt worden ist, ist schlimmer als naiv. Er ist wider die menschliche Natur – und das ist die Natur, die ich euch gegeben habe.

Der Ausdruck von Sexualität ist das unvermeidliche Resultat eines ewigen Prozesses der Anziehung und des rhythmischen Energieflusses, der alles Leben antreibt.

Ich habe alle Dinge mit einer Energie ausgestattet, die ihr Signal in das ganze Universum aussendet. Jede Person, jede Pflanze, jeder Stein– jedes physische Ding – sendet Energie aus, wie ein Radiosender.

Alles ist das Resultat des Bewusstseins.

Und ebenso die spezielleren Ereignisse und Umstände deines persönlichen Lebens.
 

Stellen wir uns, um dies anschaulicher zu beschreiben, zwei Menschen in einem Raum vor. Sie befinden sich am jeweils gegenüberliegenden Ende dieses Raums. Wir werden sie Tom und Mary nennen.

Nun sendet Toms persönliche Energie in einem Radius von 360 Grad Signale in das Universum aus. Und einiges von diesen Energiewellen trifft Mary.

Mary sendet inzwischen ihre eigene Energie aus – und einiges davon trifft Tom.

Doch diese Energien begegnen sich in einer Weise, wie du sie dir vielleicht nicht vorgestellt hast. Sie treffen sich in der Mitte zwischen Tom und Mary.

Hier vereinen sich die Energien (und denk daran, dass diese Energien physische Phänomene sind; sie können gemessen, gefühlt werden) und verbinden sich, um eine neue Energieeinheit zu bilden, die wir »Tomary« nennen wollen. Dies ist die verbundene Energie von Tom und Mary.

Tom und Mary könnten diese Energie auch gut als den »Körper zwischen uns« bezeichnen, denn genau das ist es: ein Energiekörper, mit dem beide verbunden sind, den beide mit ständig in ihn einfließenden Energien nähren und der über einen Faden oder eine Schnur, die immer innerhalb der Matrix existiert, an seine beiden »Sponsoren« Energien zurückschickt.
 

Ran fühlte sich an den roten Faden erinnert, was sie vergnügt schmunzeln ließ. Aufmerksam las sie weiter:
 

Diese Erfahrung von »Tomary« ist die Wahrheit von Tom und Mary. Sie fühlen, über die Schnur, diese großartige Freude des »Körpers zwischen ihnen«, des Geeinten, der gesegneten Vereinigung.

Tom und Mary, die in einiger Entfernung voneinander stehen, können – auf eine physische Weise – fühlen, was in der Matrix vor sich geht. Beide werden dringlich zu dieser Erfahrung hingezogen. Sie wollen sich aufeinander zubewegen! Sofort!

Nun setzt ihr »Training« ein. Die Welt hat sie dazu erzogen, es langsam anzugehen, dem Gefühl zu misstrauen, sich vor »Verletzung« zu hüten, sich zurückzuhalten.

Aber die Seele … will »Tomary« kennen lernen – jetzt!

Wenn die beiden Glück haben, sind sie frei genug, ihre Ängste beiseite zu lassen und darauf zu vertrauen, dass die Liebe alles ist, was es gibt.

Diese beiden fühlen sich nun unwiderruflich zum »Körper zwischen ihnen« hingezogen. TOMARY wird schon metaphysisch erfahren, und Tom und Mary wollen dies nun auch physisch erleben. Also rücken sie näher zusammen. Nicht, um zum jeweils anderen zu gelangen, obwohl es für einen zufälligen Beobachter so aussieht. Sie versuchen vielmehr, zu TOMARY zu gelangen. Sie versuchen den Ort der göttlichen Vereinigung zu erreichen, der bereits zwischen ihnen existiert. Den Ort, an dem sie bereits wissen, dass sie eins sind – und wie es sich anfühlt, eins zu sein.

Sie bewegen sich also auf dieses »Gefühl« zu, das sie erleben, und in dem Maße, wie sie die zwischen ihnen liegende Kluft verringern, legt die Energie, die sie beide zu TOMARY schicken, eine kürzere Distanz zurück und wird damit intensiver.

Sie rücken noch näher aneinander heran. Je kürzer die Distanz, desto größer die Intensität. Nun sind sie nur noch einen Schritt voneinander entfernt. Der »Körper dazwischen« glüht heiß.
 

Yusakus Handy klingelte.

„Moment“, setzte er das Head-Set ab, griff es vom Sofa und nahm ab.

„Kudo?“

„Yusaku, guten Tag.“

„Hallo Professor“, entgegentrete dieser den Gruß beiläufig den Ton in der Taskleiste ausschaltend.

„Ich wollte mal nachfragen, wie es mit Shinichi gelaufen ist?“

„Noch gar nicht“, tippte Yusaku während er sprach auf Englisch, dass er telefonierte.

„Aber wolltest du das mit ihm und Heiji nicht gestern klären?“, war der Professor etwas verwirrt.

„Es kam nicht aus. Ich habe Ruth erst heute Mittag zum Flughafen gebracht. Sie hatte ein Problem, weshalb ich noch gebraucht war. Was allerdings wahrscheinlich auch gut war, zumal-“, Er setze sich auf die Tischkante: „der erste Teil meines Plans doch noch aufgegangen ist. Heiji hat ihm heute Morgen unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er nicht weiter für ihn lügen wird und ihn aufgefordert sich bei mir bis er heute Abend wieder kommt bei mir zu melden.“

„Und jetzt wartest du also auf ihn?“

„Ja.“ Yusaku seufzte: „So sieht’s aus.“

„Meinst du, dass er wirklich zu dir kommen wird?“, überlegte der Professor mulmig.

Dessen Vater es in diesem Moment nicht anders ging: „Ich weiß nicht“, antwortete er: „aber ich hoffe es.“ Ein erneutes Seufzen: „Auch, wenn die Chancen doch ziemlich bescheiden sind. Ich fürchte eher, dass Shinichi Heiji solange beschwatzen wird, bis der nach gibt. Ich hoffe, dass er zu seinem Wort steht. Und wenn Shinichi doch kommen sollte, wird er es wohl bis zum letzen Drücker aufschieben.“

„Also fällt unser Yoga wohl heute aus?“, war der Professor sehr verständnisvoll. Obwohl unterschwellig auch etwas enttäuscht.

Was Yusaku heraus hörte: „Ach nein“, meinte er: „Wir können unser Yoga trotzdem machen. Wir haben“, er beugte sich über seinen Bildschirm, um auf die Uhranzeige sehen zu können: „Jetzt gerade mal 16:21 Uhr. Shinichi schläft noch und bis Heiji wieder kommt dauert es noch. Wir sollten uns einfach nur etwas früher treffen. Vielleicht gegen 17 Uhr, dann sind wir rechtzeitig fertig.“

„Ja, das wäre schon“, fand der Professor: „Das passt mir.“

„Also gut, bis dann.“

Das Handy bei Seite, setzte er das Head-Set wieder auf.
 

Der Verbindungsstrang hin zu TOMARY und von TOMARY zu ihnen ist dicker, breiter, heller. Die beiden »brennen vor Verlangen«, wie man sagt. Und das tun sie tatsächlich!

Sie kommen sich noch näher.

Jetzt berühren sie sich.

Die Empfindung ist fast unerträglich. Köstlich. Sie fühlen, am Punkt ihrer Berührung, alle Energie von TOMARY – die ganze kompakte, innigste vereinte Substanz ihres verbundenen Wesens.

Wenn du dich für deine größtmögliche Sensibilität öffnest, kannst du bei der Berührung diese feine sublime Energie als ein Kribbeln wahrnehmen – manchmal wird dich dieses Kribbeln auch direkt durchströmen. Oder du nimmst diese Energie am Punkt der Berührung als Hitze wahr, eine Hitze, die ebenfalls plötzlich deinen ganzen Körper durchströmen kann, die aber tief in dir in deinem unteren Chakra (Energiezentrum) konzentriert ist.

Tom und Mary sind nun sozusagen »heiß« aufeinander!

Jetzt umarmen sich die beiden und schließen die Kluft noch mehr, wobei nun alle, Tom, Mary und Tomary, fast denselben Raum einnehmen. Tom und Mary können Tomary zwischen sich fühlen – und sie wollen noch enger zusammenkommen – sie wollen buchstäblich mit Tomary verschmelzen. Sie wollen Tomary in physischer Gestalt werden.

Ich habe in den männlichen und weiblichen Körpern eine Möglichkeit geschaffen, dies zu tun. Und in diesem Augenblick sind Toms und Marys Körper bereit, das zu tun. Die beiden physischen Körper verbinden sich. Tom, Mary und Tomary werden eins. Im Fleische.

Noch immer fließen die Energien zwischen den beiden.

Dringlich. Leidenschaftlich. Sie können nicht genug voneinander bekommen, können sich nicht nahe genug kommen. In ihrem jetzigen Einssein haben sie den Gott und die Göttin, das Alpha und das Omega, das Alles und das Nichts – die Essenz des Lebens – erfahren, haben Das-Was-Ist erlebt.

Es finden auch physische und chemische Vorgänge statt. Die beiden sind eins geworden und oft wird eine dritte Wesenheit in physischer Form aus den beiden erschaffen.

So wird ein Ebenbild von TOMARY erschaffen. Fleisch von ihrem Fleisch. Blut von ihrem Blut.

Sie haben buchstäblich Leben erschaffen!

Habe ich nicht gesagt, dass ihr Götter seid?
 

Das ist die schönste Beschreibung menschlicher Sexualität, die ich jemals gehört habe.
 

Das allerdings fand auch Ran. Sie war ganz gerührt.
 

Man sieht Schönheit, wo man sie sehen möchte. Man sieht Hässlichkeit, wo man sich fürchtet, Schönheit zu sehen.

Dieser … Tanz, dieser energetische Austausch, findet fortwährend statt – in und mit allem.

Eure Energie – die wie ein goldenes Licht von euch ausgestrahlt wird – interagiert ständig mit allem und jedem. Je näher ihr euch seid, desto intensiver ist die Energie. Je weiter voneinander ihr seid, desto subtiler ist sie. Doch ihr seid niemals von irgendetwas total abgetrennt.

Zwischen dir und jeder anderen Person, jedem anderen Ort oder Ding existiert ein Punkt. Und an diesem Punkt treffen sich eure Energien und formen eine weniger dichte, aber dennoch reale Energieeinheit.

Alles und jedes auf dem Planeten – und im Universum – sendet in alle Richtungen Energie aus. Diese Energie vermischt sich kreuz und quer mit allen anderen Energien zu Mustern von hoher Komplexität.
 

Ran besinnete sich auf diese Verbundenheit. Sie nahm das Gefühl war, welches sie jetzt gerade in diesem Moment empfand. Es war ein wenig beängstigend. Wow- beeindruckend… Shinichi und sie waren eins. Auch wenn das in ihr eine gewisse Art von Traurigkeit auslöste. Sie vermisste ihn, das wurde ihr gerade jetzt wieder bewusst. Trotzdem war sie auch sehr, sehr glücklich über das sich der Einheit gewahr zu sein. Sie dachte ganz intensiv an Shinichi, atmete tief erfüllt von Liebe ein und nach einem Moment wieder aus:
 

Und entlang dieser Matrix schickt ihr euch gegenseitig Signale – Botschaften, Bedeutungen, Heilungen und andere physische Zeichen –, die manchmal von Individuen, aber zumeist vom Massenbewusstsein geschaffen werden.

Das Gesetz der Anziehung (Resonanzgesetz). Innerhalb dessen zieht Gleiches Gleiches an: Gedanken ziehen gleiche Gedanken an – und wenn genug von solchen gleichartigen Energien sozusagen »zusammenklumpen«, werden ihre Schwingungen »schwerer«, sie verlangsamen sich –, und sie werden zu Materie.

Gedanken erschaffen in der Tat physische Formen – und wenn viele Menschen dasselbe denken, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihre Gedanken eine Realität bilden.

(Deshalb ist das »Wir werden für dich beten« eine so machtvolle Aussage.)

Ein weltweites Bewusstsein von Angst oder von Wut oder Mangel kann zu ebendieser Erfahrung führen – auf globaler Ebene oder an einer bestimmten Örtlichkeit, wo solche kollektiven Gedanken am stärksten gehegt werden.

Die Matrix zieht sich selbst in sich selbst hinein – genauso wie eure Wissenschaftler das Phänomen der sogenannten Schwarzen Löcher beschreiben. Es zieht gleichgeartete Energien an und zieht sogar auch physische Objekte zueinander hin. Diese Objekte müssen sich dann gegenseitig abstoßen oder sie werden für immer miteinander verschmelzen. Alle bewussten Wesen wissen das instinktiv und bewegen sich weg von der permanenten Verschmelzung, um ihre Beziehung zu allem anderen aufrechtzuerhalten. Täten sie das nicht, würden sie mit allem verschmelzen und auf nur ewig Einssein erfahren.

Das ist der Zustand, aus dem wir gekommen sind.

Nachdem wir uns von diesem Zustand entfernt haben, werden wir nun ständig wieder zu ihm hingezogen.

Diese »Hin-und-her«-Bewegung ist der Grundrhythmus des Universums und von allem, was in ihm existiert. Das ist Sex – der synergetische Energieaustausch.

Gemeinsam-getrennt tanzen eure Körper in einer so elementaren, instinktiven Bewegung, dass ihr euch eines vorsätzlichen Handelns nur wenig bewusst seid. An einem bestimmten Punkt schaltet ihr auf Automatik um. Dem Körper muss nicht gesagt werden, was er zu tun hat.
 

Eure Gesellschaft versteckt den Sex – eine ganz natürliche, normale menschliche Funktion, dann steht ihr auf und bringt Leute in aller Öffentlichkeit um. Das ist obszön!

Die meisten eurer schlimmsten Handlungen unternehmt ihr im privaten Bereich oder im Geheimen, und nur euer bestes Benehmen spart ihr für die öffentliche Zurschaustellung auf.

Damit möchte ich nicht für Sex in aller Öffentlichkeit plädieren; ich möchte nur anmerken, dass Intimität nicht unbedingt mit Heiligkeit gleichzusetzen ist – noch werdet ihr durch die Öffentlichkeit ihrer beraubt.

Was den Anstand angeht, so hat dieses Wort alleine und der dahinterstehende Verhaltenskodex mehr zur Versagung der größten Freuden von Mann und Frau beigetragen als jedes andere menschliche Konstrukt.

Das Problem mit dem »Anstand« liegt darin, dass irgendjemand die Normen aufstellen muss. Das bedeutet ganz automatisch, dass euer Verhalten durch die Vorstellungen eines anderen darüber, was euch Freude machen sollte, beschränkt wird.

Ich kann mir nichts Traurigeres denken als einen Mann oder eine Frau, die das Gefühl haben, manches gerne erleben zu wollen, sich dann aber zurückhalten, weil sie meinen, dass das, wovon sie träumen oder was sie sich in ihrer Phantasie ausmalen, die »Anstandsregeln« verletzen würde!

Tu nie, nie, nie etwas nicht, weil es vielleicht die Anstandsregeln von irgendjemand anderem verletzen könnte, und dies gilt nicht nur für die Sexualität, sondern für alles im Leben. Wenn ich einen Aufkleber an meinem Auto hätte, würde darauf stehen:

VERLETZT DEN ANSTAND

Und ganz sicher würde ich einen solchen Spruch in jedem Schlafzimmer anbringen.
 

Du sagst also, dass jegliches Verhalten akzeptabel ist, solange es die Zustimmung aller Beteiligten und Betroffenen findet?
 

Sollte das nicht für alles im Leben gelten?
 

Aber manchmal wissen wir nicht, wer davon betroffen sein wird?
 

Du musst dafür sensibel sein. Du musst ganz wach und bewusst sein. Und wenn du es wirklich nicht wissen und auch nicht vermuten kannst, dann musst du dich zugunsten der Liebe irren.

Die zentrale Frage bei JEDER Entscheidung ist die: »Was würde die Liebe jetzt tun?«

Die Liebe zu dir selbst und die Liebe zu allen anderen, die beteiligt oder davon betroffen sind.

Wenn du eine andere Person liebst, wirst du nichts tun, was diese Person womöglich verletzen könnte. Sollten irgendwelche Fragen oder Zweifel bestehen, wirst du warten, bis du in dieser Sache Klarheit gewonnen hast.
 

Aber was, wenn man sich selbst dadurch geschädigt oder verletzt fühlt, dass man etwas nicht tut?
 

Dann musst du deinem geliebten Menschen die Wahrheit erzählen – dass du dich dadurch, dass du eine bestimmte Sache nicht tust, verletzt, frustriert, reduziert fühlst; dass du diese Sache gerne tun würdest; dass du gerne dafür die Zustimmung des von dir geliebten Menschen bekommen würdest.

Du musst eine solche Einigung anstreben. Arbeite an einem Kompromiss bei dem jeder gewinnen kann.
 

Und wenn ein solcher Weg nicht gefunden werden kann?
 

Dann wieder hole ich, was ich schon einmal gesagt habe.

Verrat deiner selbst, um nicht einen anderen zu verraten, ist trotz allem Verrat.

Es ist der höchste Verrat.

Euer Shakespeare hat es anders ausgedrückt.

Deinem eigenen Selbst sei treu, und es folgt daraus, wie die Nacht dem Tag, dass du gegenüber keinem Menschen treulos sein kannst.

Ihr müsst euch immer an erste Stelle setzen! Abhängig davon, was ihr zu tun versucht – oder zu erfahren trachtet – trefft eure Wahl.

Wenn dein Ziel – dein Lebensziel – sehr hoch angesiedelt ist, werden auch deine Entscheidungen ein sehr hohes Niveau haben.

Wenn du dich an erste Stelle setzt, heißt das nicht, dass du »selbstsüchtig« bist – es bedeutet, dass du dir deiner selbst bewusst bist.
 

Warum, wenn Sex so ein wundervoller Bestandteil der menschlichen Erfahrung ist, predigen so viele spirituelle Lehrer Enthaltsamkeit?
 

Aus dem gleichen Grund, aus dem so viele, den Schilderungen nach, in Einfachheit lebten. Diejenigen, die sich zu einer hohen Verständnisebene entwickeln, bringen ihre körperlichen Wünsche mit ihrem Geist und ihrer Seele in Balance.

Ihr seid dreiteilige Wesen. Ihr seid mehr als euer Körper. Ihr seid auch Geist und Seele.

Nährst du deinen Geist und deine Seele? Bemerkst du sie überhaupt? Heilst du sie, oder verletzt du sie? Wächst du, oder verdorrst du? Dehnst du dich aus, oder ziehst du dich zusammen?

Wann hattest du das letzte Mal das Gefühl, dass deine Seele zum Ausdruck gebracht wurde? Wann hast du das letzte Mal vor Freude geweint? Im Regen getanzt? Einen Berg erklommen? Gespräche geführt bis zum Morgengrauen? Stundenlang Liebe gemacht – am Strand, im Wald? Mit der Natur kommuniziert? Nach Gott gesucht?

Wann hast du das letzte Mal allein mit dem Schweigen da gesessen, bist in den tiefsten Bereich deines Wesens gereist? Wann hast du das letzte Mal »hallo« zu deiner Seele gesagt?
 

An dieser Stelle hielt Ran für einen Moment inne. Dachte darüber nach und erinnerte sich daran zurück wann sie solche Momente zuletzt erlebt hatte.

Dabei viel ihr, sie lächelte, natürlich direkt als erstes Yusakus Yoga ein.
 

Wenn du das Leben als eindimensionales Geschöpf lebst, versinkst du tief in den Angelegenheiten des Körpers.

Und in dem Maße, wie du dich in immer höhere und höhere Bewusstseinsstadien hinein entwickelst, bringst du jede Dimension deines Wesens zur vollen Verwirklichung.

Doch Evolution bedeutet nicht, dass du manche Aspekte oder Dimensionen des Selbst zugunsten anderer fallenlässt. Sie bedeutet ganz einfach die Erweiterung; die Abwendung von einer fast ausschließlichen Beschäftigung mit einem einzigen Aspekt und die Hinwendung zu echter Liebe und zur Wertschätzung aller Aspekte.
 

Warum vertreten dann manche Lehrer die völlige sexuelle Enthaltsamkeit?
 

Sie glauben, die Enthaltsamkeit sei der einzige Weg zur spirituellen Evolution statt nur eine mögliche Folge davon.
 

Aber stimmt es nicht, dass manche sehr hoch entwickelte Wesen »den Sex aufgegeben« haben?
 

Nicht im klassischen Sinne des Wortes »aufgeben«. Es handelt sich nicht um ein erzwungenes Aufgeben von etwas, das du immer noch haben willst, von dem du aber weißt, dass »es zu haben nicht gut« ist. Es handelt sich mehr um ein einfaches Loslassen, eine Bewegung weg von – so wie man einen Nachschlag des Desserts von sich weist. Nicht, weil das Dessert nicht gut ist. Nicht einmal, weil es nicht gut für dich ist. Sondern ganz einfach, weil du, wunderbar wie es war, genug hattest.

Wenn du deine Beschäftigung mit Sex aus diesem Grund fallenlassen kannst, dann wirst du dich vielleicht dazu entschließen. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht entschließt du dich nie dazu, dass du »genug hattest«, und willst immer diese Erfahrung machen – in Harmonie mit den anderen Erfahrungen deines Wesens.

Das ist okay. Sexuell aktive Menschen sind nicht weniger für die Erleuchtung geeignet, nicht minder spirituell entwickelt als sexuell enthaltsame Menschen.

Ebenso wird sich deine ausschließliche Fixierung auf Geld, Macht, Sicherheit, Besitztümer und andere Erfahrungen des Körpers verflüchtigen. Doch deine echte Wertschätzung für diese Dinge wird bleiben und sollte es auch. Wertschätzung für alles im Leben ist das, was dem Prozess, den ich erschaffen habe, Ehre erweist.

Ich sage dir: Ich habe nichts Verachtenswertes geschaffen – und nichts ist »böse«, es sei denn, das Denken macht es dazu, wie euer Shakespeare sagt.
 

Ist jede Art von Sex zwischen darin einwilligenden Erwachsenen okay?

Ich meine auch »perverser« Sex? Auch liebloser Sex? Auch schwuler Sex?
 

Lass uns erstens noch einmal klarstellen, dass Gott nichts missbilligt.

Ich sitze nicht hier und richte, nenne nicht die eine Tat gut und die andere böse.

Also – was euch im Kontext eures Evolutionsweges dienlich oder nicht dienlich ist, könnt nur ihr entscheiden.
 

Ran nahm es sich zu Herzen. Dachte darüber nach.
 

Es gibt allerdings eine breit angelegte Richtlinie, auf die sich die meisten entwickelten Seelen geeinigt haben.

Keine Handlung, die einem anderen Schaden zufügt, führt zu rascher Evolution.

Es gibt auch noch eine zweite Richtlinie.

Keine Handlung, in die ein anderer involviert ist, soll ohne die Zustimmung des anderen unternommen werden.

»Perverser« Sex? Nun, aus welchem Grund sollte ihn irgendjemand als »falsch« bezeichnen, solange er niemandem schadet und mit Einwilligung aller Beteiligten betrieben wird?

Liebloser Sex? Über Sex »um des Sex willen« wurde schon seit Anbeginn der Zeit debattiert. Wenn ich diese Frage höre, denke ich oft daran, dass ich mich eines Tages gerne in einen Raum voller Menschen begeben und sagen würde: »Jeder, der hier noch nie außerhalb einer Beziehung von tiefer, dauerhafter, engagierter, treuer Liebe Sex gehabt hat, möge bitte die Hand heben.«

Lass mich nur folgendes sagen: Etwas Liebloses, was immer es ist, ist nie der rascheste Weg zur Göttin.

Ob es sich nun um lieblosen Sex oder um lieblose Spaghetti mit Fleischklößen handelt, wenn du das Festmahl bereitet hast und es dann ohne Liebe verzehrst, versäumst du den außergewöhnlichsten Teil der Erfahrung.

Auch hier ist »falsch« vielleicht nicht das Wort, auf das es ankommt. »Nachteilig« käme der Sache näher, vorausgesetzt, es ist dein Wunsch, dich zu einem höheren spirituellen Wesen zu entwickeln.

Schwuler Sex? Die Menschen möchten – über alles – alle Arten von Werturteilen abgeben, und ich verderbe ihnen gewissermaßen den Spaß. Ich schließe mich diesen Urteilen nicht an, was ganz besonders jene außer Fassung bringt, die behaupten, dass ich deren Urheber bin.
 

Ab welchem Alter ist es angemessen, Kindern zu erlauben, sich der Sexualität als einer Lebenserfahrung bewusst zu werden?
 

Bei dieser Frage wurde Ran hellhörig. Zum einen dachte sie bei dieser Frage an sich und Shinichi. War aber auch neugierig und interessiert zumal es sie ja auch als Mutter betraf.
 

Kinder sind sich von Anbeginn ihres Lebens ihrer selbst als sexuelle Wesen – das heißt, als menschliche Wesen – bewusst. Wenn ein kleines Kind anfängt, in seinem unschuldigen Entzücken über seinen eigenen Körper Augenblicke des Selbstvergnügens zu entdecken, reagiert ihr mit Entsetzen und gebt dieses Gefühl des Schreckens an das Kind weiter. Das Kind fragt sich: „Mami ist böse; was hab' ich getan?“
 

Ja, das konnte Ran nicht ganz von der Hand weisen. Sie erinnerte sich an ihren Ärger zurück, den sie von ihrer Mutter wegen dem Doktorspielen mit Shinichi damals bekommen hatte.
 

Für euch ging es nicht um die Frage, wann ihr eure Kinder in den Sex einführt, sondern um die Frage, wann ihr aufhört, von ihnen zu verlangen, dass sie ihre eigene Identität als sexuelle Wesen verleugnen. Irgendwann, wenn die Kinder zwischen 12 und 17 sind, geben die meisten von euch auf.

Doch da ist der Schaden bereits angerichtet. Euren Kindern wurde zehn Jahre oder länger gezeigt, dass sie sich für diese Körperteile zu schämen haben. Sie bekommen alles Mögliche an Ausdrücken zu hören, die zum Teil schon eine gewaltige Erfindungskraft erfordern, um zu vermeiden, dass ihr einfach »Penis« oder »Vagina« sagt.
 

Ran schaute auf. Es hatte an der Tür geklopft: „Ja?“

Es war Yusaku, der nun herein und auf sie zukam: „Na, Liebes“, schmunzelte er sie an.

„Hi“, schaute sie zu ihm auf.

„Ich wollte dir eben mitteilen, dass wir das Yoga auf 17:00 Uhr gleich verschoben haben. Da freut sich aber wer“, merkte er auf Rans wie ein Honigkuchenpferd strahlendes Gesicht an.

„Ja!“

„Gut, dann weißt du Bescheid.“

„Danke.“
 

Yusaku wechselte das Thema, indem er sie auf das, auf ihren Schoß gesunkene, Buch ansprach: „Wo bist du gerade“, erkundigte er sich interessiert, stutzte.

Rans Gesicht war knallrot.

„Was ist?“, fragte er lachend.

Worauf sie schnell mit: „Nichts“ antwortete.

Yusakus Gesichtsausdruck machte auch ohne weitere Worte deutlich, dass er ihr das nicht abkaufte. Ehe sie sich versah hatte er sich zu ihr hinunter gebeugt und flugs einen Blick erhascht. Amüsiert las er vor: „Nachdem so überaus klar geworden ist, dass alle Dinge, die mit diesen Körperteilen zu tun haben, versteckt und verleugnet werden müssen, dass über sie nicht gesprochen werden darf, gelangen eure Kinder in die Pubertät und haben nicht die geringste Ahnung, was da mit ihnen passiert und was sie damit anfangen sollen. Sie sind überhaupt nicht vorbereitet worden. Natürlich verhalten sie sich dann miserabel und reagieren tölpelhaft, auf ihre neuesten und dringlichsten Triebe. Das wäre nicht nötig und dient, wie ich beobachte, auch nicht euren Kindern. Aha“, grinste er verschmitzt: „So ist das also, du hast vorgeblättert. Jetzt interessiert es dich mit dem Sex wohl noch genauer“, er lachte wieder. Es war ein herzliches, liebes Lachen.

Was es Ran ein wenig die Röte nahm.

„Bei Shinichi kann ich mir das wirklich sehr gut vorstellen.“ Yusaku lachte. Diesmal auf seinen Sohn bezogen liebevoll: „Besonders geschickt dürfte er sich wahrlich nicht angestellt haben.“

Ran sagte darauf nichts, schwieg und senkte den Kopf.

„Hey?“, bekam Yusaku den Eindruck, dass er etwas Falsches gesagt hatte: „Ich habe doch nur gescherzt? Was ist denn los?“, setzte er sich rasch zu ihr.

„Shinichi“, fing Ran an zu schluchzen.

„Nicht doch“, nahm sie von der Seite her in den Arm: „Ich weiß du vermisst ihn“, wollte er sie trösten.

„Ja“, schluchzte Ran den Tränen nah erneut: „Das auch.“

„Was denn noch?“, fragte Yusaku behutsam nach: „Ist da sonst noch was?“

Ran schaute traurig hoch, meinte dann aber mit dem Ärmel die Tränen aus den Augenwinkeln wischend: „Ach, schon gut. Ist nicht so wichtig.“

„Wenn es nicht wichtig wäre, dann würdest du nicht fast weinen. Was ist los, liebes?“

„Ach es ist nur-“

„Ja?“, wartete er, ihr Zeit gebend, geduldig ab.

„Es ist wegen Shinichi.“

„Was ist mit ihm?“

„Du hast Recht“, rückte Ran ganz langsam mit der Sprache raus.

„Womit?“, harkte er sanft nach.

„Das er sich-“ Ran zögerte.

Was Yusaku veranlasste gut nachzudenken: „Du meinst er hat sich ungeschickt benommen?“

„Ja.“

„Hat er etwas getan, was du nicht wolltest?“, tastete er diese Option vorsichtig ab.

Was sie wieder schlunzend mit einem: „Ja“, nickend bestätigte. Sie begann zu weinen, ließ sich von ihm ganz in den Arm nehmen.

„Schtt“, hielt er sie fest.

„Shinichi hat mich nicht gefragt. Er hat es einfach gemacht“, brach es jetzt verletzt aus ihr heraus.

„Du wolltest das gar nicht.“

„Nein.“

„Warum hast du Shinichi das nicht gesagt?“

Ran löste sich etwas von ihm, fasste sich die Tränen mit dem Ärmel von ihrer Wange wischend. Zögerlich räumte sie ein: „Ich hatte Angst.“

„Warum?“

„Weil-“ Ran schwieg für einen Moment: „Ich-ich hatte Angst, dass wenn ich es Shinichi sage, dass er dann geht. Er war an dem Abend so anders- überhaupt so aufgebracht- er hat es einfach gemacht. Ich wollte nicht, dass er böse auf mich wird. Ich wollte nicht, dass er wieder weg geht!“

„Hast du also deshalb eingewilligt?“

„Ja.“

„Warum wolltest du es nicht? Hat er dir weh getan?“

„Nein.“ Ran schüttelte mit dem Kopf: „Ich wusste nicht was ich machen sollte. Er hat mich einfach geküsst- und dann-“

„Wollte er mehr“, beendete er den Satz für sie: „Also hast du dich sehr überrumpelt gefühlt?“

„Ja.“

„Es ging dir einfach zu schnell?“

Wieder: „Ja.“

„Hast du darüber mit Shinichi gesprochen?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Naja“, setzte Ran an: „Ich- eigentlich“, brach sie ab. Setzte neu an: „Eigentlich- er war sehr lieb zu mir. Er war ganz vorsichtig. Er hat mir wirklich nicht weh getan“, wechselte sie mit ihm einen Blick: „Ich wollte ihn nicht kränken. Er hatte mich gefragt und ich habe nur gesagt, dass er sich Mühe gegeben hat.“

„Also hast du ihm deine wahren Gefühle diesbezüglich verschwiegen.“

„Ja.“ Ran nickte beschämt: „Am Anfang hatte ich Angst, aber nachher hab ich mitgemacht. Erst fand ich es schön, wie er mich geküsst hat, aber als er“, sie überging das Wort: „Es hat weh getan als er-“

„In dich eingedrungen ist?“

Sie nickte.

Liebevoll legte er seinen Arm um sie: „Der erste Sex ist oft nicht so schön, aber es wird besser. Glaub mir“, gab er ihr liebevoll einen Kuss auf den Pony.

„Meinst du?“

„Ja“, schmunzelte er da beruhigend: „Die wenigsten Leute finden Sex direkt beim ersten Mal toll. Die meisten macht sich einen viel zu großen Kopf darum. Sind unsicher und wissen nicht genau wie sie ich verhalten sollen ganz genau wie ihr haben sie Angst sie könnten etwas falsch machen. Sie wollen, dass es perfekt wird und setzen sich damit selbst unter großen Druck.

Am Anfang wenn das Jungfernhäutchen zerrissen wird ist die Vagina noch sehr eng. Sie muss sich erst noch weiten. Später hat sie sich an die Größe des Penis angepasst“, erläuterte er ihr: „Das hat Ruth dir doch gestern erklärt weißt du noch?“

„Du warst wach?“, war sie ganz verblüfft, etwas entsetzt: „Ich dachte du hättest geschlafen?“

„Und verpassen sollen was ihr so über uns Männer zu erzählen habt?“, grinste er sie amüsiert an: „Tut mir ja leid. Aber die Gelegenheit Frauengespräche zu belauschen ergibt sich so selten und ich möchte doch wissen wie ihr denkt. So kann ich euch Frauen besser verstehen. Ihr sagt uns vieles ja auch nicht, weil ihr meint dass es für uns Männer genauso logisch wäre wie für euch und ihr erwartet, dass wir Hellsehen können.“

Ran hatte die Spitze bemerkt die liebevoll in seiner Tonlage mitschwang.

„Übrigens“, fing er zu grinsen an: Eure Kommunikationsweise war äußerst amüsant. Vor allem eure Zeichnungen, die ihr zum gegenseitigen Verständnis angefertigt habt.“

„Die hast du auch gesehen?“

„Sicher, Liebes. Ich habe vorhin aufgeräumt.“

„Oh.“

„Ja, oh“, gab er ihr ein Küsschen: „Ich weiß, dass du trotzdem nicht alles so ganz genau verstanden hast was Ruth meinte. Ich kann dir das gerne noch mal auf Japanisch erklären, wenn du das möchtest.

„Ja, das wäre nett.“

„Nun“, knuddelte er sie munter: „Jetzt wo du meine Lieblingsstellungen kennst: Verrätst du mir später auch deine?“, grinste er sie zum Spaß dreist an.

Was sie zum Lachen brachte: „Vielleicht“, gab sie geheimniskrämerisch ein wenig an.

„Yusaku?“, schmiegte sie sich ganz behaglich bei ihm an.

„Ja?“

„Ich liebe dich.“

„Danke, das weiß ich. Ich liebe dich auch.“

Kurz blieben die beiden so umarmt und aneinander gekuschelt sitzen.
 

Yusaku schaute auf seine Uhr: „Ich werde jetzt wieder runter gehen. Wir haben schon viertel vor fünf. Der Professor kommt gleich.“

„Ist gut“, antwortete sie ihm.

„Bis gleich“, ging er zur Tür.

„Ja“, sagte sie erst nur, bevor sie ihm noch einmal hastig nachrief: „Kannst du Shinichi den Brief von mir geben?“, war sie zum Schreibtisch aufgesprungen.

Yusaku war überrascht, fragte aber nicht weiter nach.

Während Ran weiterlas, sah Yusaku erneut nach seinem Sohn.

Shinichi stellte sich schlafend.

Er unternahm diesbezüglich nichts, sondern ließ ihn wieder alleine.

In seinem Zimmer verstaute Yusaku den Brief in der obersten Schreibtischschublade.
 

Viel zu viele von ihnen treten mit sexuellen Tabus, Hemmungen und Komplexen ins Erwachsenenleben ein.

In aufgeklärten oder erleuchteten Gesellschaften werden die Kinder nie entmutigt, getadelt oder »korrigiert«, wenn sie anfangen, ein frühes Vergnügen an der Natur ihres elementaren Wesens zu finden. Noch ist ihren Eltern daran gelegen, ihre eigene Sexualität – das heißt, ihre Identität als sexuelles Wesen – besonders zu meiden oder unbedingt zu verstecken. Nackte Körper, ob nun die der Eltern oder der Kinder oder ihrer Geschwister, werden als etwas absolut Natürliches betrachtet und behandelt, als absolut wundervoll und absolut in Ordnung – und nicht als etwas, dessen man sich schämen müsste. Geschlechtliche Funktionen werden ebenfalls als etwas absolut Natürliches, Wundervolles und als völlig in Ordnung betrachtet und behandelt.

In manchen Gesellschaften schlafen die Eltern vor den Augen ihrer Kinder miteinander – und was könnte den Kindern ein stärkeres Gefühl für die Schönheit und das Wunder und die reine Freude und die absolute »Richtigkeit« des sexuellen Ausdrucks der Liebe vermitteln als das? Denn die Eltern sind in dem, was »richtig« oder was »falsch« ist, ein ständiges Rollenvorbild für alles Verhalten, und Kinder fangen die subtilen und weniger subtilen Signale über alles durch das auf, was sie ihre Eltern denken, sagen und tun sehen.

Wie schon früher bemerkt, bezeichnet ihr solche Gesellschaften vielleicht als »heidnisch« oder »primitiv«, doch ist erwiesen, dass in ihnen praktisch keine Vergewaltigungen oder Verbrechen aus Leidenschaft vorkommen, Prostitution als absurd verlacht wird und sexuelle Hemmungen oder sexuelles Fehlverhalten unbekannt sind.

Während sich eine solche Offenheit gegenwärtig für eure eigene Gesellschaft nicht empfiehlt (da sie zweifellos, außer unter sehr speziellen Umständen, gesellschaftlich allzu geächtet würde), ist es doch an der Zeit, dass die sogenannten modernen Zivilisationen auf eurem Planeten etwas unternehmen, um den Schuld- und Schamgefühlen ein Ende zu machen, die so oft den sexuellen Ausdruck und die sexuelle Erfahrung in ihrer Gesamtheit umgeben und charakterisieren.

Hört auf, den Kindern beizubringen, dass die Dinge, die mit den ganz natürlichen Funktionen ihres Körpers zu tun haben, schändlich oder falsch sind. Gestattet euren Kindern, die romantische Seite an euch zu sehen und zu beobachten. Lasst sie sehen, wie ihr euch umarmt, berührt, sanft liebkost – lasst sie sehen, dass ihre Eltern sich lieben und dass es etwas sehr Natürliches und Wunderbares ist, wenn sie ihre Liebe auf körperliche Weise zeigen.

Wenn eure Kinder anfangen, ihre eigenen sexuellen Gefühle, Neugierde und Triebe zu erforschen, dann bringt sie dazu, dass sie diese neuen und bereichernden Erfahrungen ihrer selbst mit einem Gefühl der Freude und des Feierns und nicht mit Schuldgefühlen und Scham verknüpfen.

Und hört um Himmels willen auf, eure Körper vor euren Kindern zu verstecken. Es ist in Ordnung, wenn sie euch bei einem Campingausflug in einem See in freier Natur oder im Swimmingpool im Garten nackt schwimmen sehen, bekommt keinen Schlaganfall, wenn sie euch unbekleidet vom Schlafzimmer ins Badezimmer gehen sehen; und hört mit diesem hektischen Bedürfnis auf, zu vertuschen, abzusperren und jede wenn auch noch so unschuldige Gelegenheit auszuschließen, die eurem Kind ermöglicht, euch als ein Wesen mit einer eigenen sexuellen Identität kennenzulernen.

Kinder denken, dass ihre Eltern asexuell sind, weil ihre Eltern sich selbst ihnen so dargestellt haben. Dann stellen sie sich vor, dass sie auch so sein müssen, weil alle Kinder ihre Eltern nachahmen. (Therapeuten werden euch sagen, dass manche, wenn sie erwachsen sind, immer noch die größte Mühe haben, sich vorzustellen, dass ihre Eltern es tatsächlich »miteinander getrieben haben«, was diese »Kinder« – nunmehr Patienten der Therapeuten – mit Wut oder Schuldgefühl oder Scham erfüllt, weil sie natürlich den Wunsch haben, »es zu treiben«, und sich nicht erklären können, was mit ihnen nicht stimmt.

Sprecht also mit euren Kindern über Sex, lacht mit euren Kindern darüber; unterrichtet sie, erlaubt ihnen. Das ist es, was ihr für eure Kinder tun könnt. Und tut dies vom ersten Tag ihres Lebens an, mit dem ersten Kuss, der ersten Umarmung, der ersten Berührung, die sie von euch erhalten und die ihr gegenseitig voneinander bekommt.

Jedes Kind wird unmissverständlich klarmachen, wenn ihr wirklich beobachtet und zuhört. Es kommt in ganz bestimmten Wachstumsschritten. Und ihr werdet wissen, wie ihr dem jeweiligen Alter angemessen mit der Sexualität eures Kindes umgehen müsst, wenn ihr selbst damit im reinen seid, wenn ihr eure ganzen diesbezüglichen »unerledigten Angelegenheiten« erledigt habt.

Tut, was nötig ist. Nehmt therapeutische Hilfe in Anspruch. Lest ein Buch. Meditiert darüber. Entdeckt einander – vor allem, entdeckt euch gegenseitig wieder als männlich und weiblich; entdeckt wieder eure eigene Sexualität, sucht sie wieder auf, gewinnt sie wieder, eignet sie euch wieder an. Feiert sie. Genießt sie.

Nehmt eure eigene freudvolle Sexualität in Anspruch, dann könnt ihr euren Kindern erlauben und sie dazu ermutigen.
 

Der sich schlafengestellte Shinichi fühlte sich elendig.

Reglos lag er da. Zwar war er heilfroh, dass sein Vater wieder ohne weiteres gegangen war, doch stand er nun mit seinem Problem wieder ohne Hilfe da, versuchte weiterhin seine widerliche Übelkeit in den Griff zu bekommen.

Er versuchte sich abzustützen, um sich aufsetzen zu können, was nicht mal vom Ansatz her funktionierte. Sofort wurde ihm wieder schwindelig und beinahe schwarz vor Augen.

Die Zähne fest aufeinander gebissen jaulte er vor Schmerzen, schon allein durch das leichte Anheben des Kopfes und der schon extra so langsamen und bedächtig ausgeführten Bewegung seines Armes, auf.

Die Augen zugekniffen winselte er aufs erbärmlichste und hoffte inständig, dass es nachlassen möge.

Von den Dauerschmerzen und den damit verbundenen Begebenheiten, lag er weiterhin schachmatt.

Von seinem dringlichsten Wunsch ins Bad zur Toilette zu kommen, um sich dort übergeben zu können, konnte er sich somit verabschieden.

Hilflos sah er sich im Zimmer um, versuchte durchzuatmen, was vor lauter Übelkeit und Beklemmung nahezu ein Ding der Unmöglichkeit war.

Verdammt, dachte er völlig verzweifelt. Er konnte nicht aufstehen und es wurde einfach nicht besser. Um Hilfe zurufen war keine Option. So gut er konnte versuchte er mit aller Mühe gegenzuhalten, was ihm letztlich nicht mehr gelang. Da er wusste, dass wenn er sich auf dem Bett selbst oder- wenn er es überhaupt schaffte sich auf den Boden zu übergeben-, dass er es selbst nicht mehr weg machen konnte, blieb ihm keine andere Wahl, als das Erbrochene in seinem Mund herunter zu schlucken.

Er hätte vor Erniedrigung heulen können.
 

Gibt es so etwas wie »zu viel Sex«?
 

Nein. Aber es gibt so etwas wie zu viel Bedürfnis nach Sex.

Ich schlage folgendes vor: Genießt alles. Braucht nichts. Menschen eingeschlossen. Jemanden zu brauchen ist der schnellste Weg, eine Beziehung abzuwürgen.

Hört damit auf. Habt stattdessen gerne das Gefühl, nicht gebraucht zu werden – denn das größte Geschenk, das du jemandem machen kannst, ist die Stärke und die Kraft, dich nicht zu brauchen, dich für nichts zu brauchen.
 

Yusaku platzierte gerade das letzte Kissen auf den drei Matten, dachte an Shinichi. Erneut fiel sein Blick auf die Karten. Diesmal zog er doch eine:

XIV – Kunst: Jetzt, wo Du alle Zutaten zum Gelingen deines Vorhabens beisammen hast,

gehe heute mit derselben sicheren Behutsamkeit vor, mit der das Universum unseren Lebensraum entstehen ließ. Dir wird dein Werk gelingen mit den Mitteln, die du hast. Die Differenz zwischen dem Ganzen und der Summe der Einzelteile liegt in Dir.

Yusaku atmete tief durch. War dankbar und fühlte sich gestärkt.
 

„Was machst du?“, kam Ran von der Tür aus fröhlich.

Er zeigte was er gezogen hatte.

„Und was hast du vor?“, war Ran neugierig.

„Etwas wegen Shinichi“, sagte er sachlich.

„Wie meinst du das?“, war sie verwirrt und auch erschrocken.

„Keine Angst, Ran. Es ist nichts Schlimmes“, gab er ihr im Vorbei gehen einen flüchtigen Kuss auf die Schläfe.

Ran setzte sich neben ihn: „Was sind das für Karten?“, fragte sie nach.

„Tarot“, meinte er. Auf ihren fragenden Blick hin erklärte er: „Es sind Karten mit denen man eine Zukunftsprognose erstellen kann, indem verschiede Legesysteme der Frage entsprechend angewandt werden. Das was ich jetzt gemacht habe war nur eine Tageskarte.“
 

Für einen Moment war es zwischen den beiden still.

Yusaku hatte seinen Ellenbogen auf der Lehne aufgestellt. Seinen Kopf abgestützt sah in ihr irritiertes Gesicht.

„Warum siehst du mich so an?“

„Weil ich dich gern habe und du eine richtige Augenweide bist.“ Sein Blick war verstärkt auf ihren Babybauch gerichtet, fing zu grinsen an: „Allerdings- deine Umstandsmode hat auch schon bessere Tage erlebt.“

„Ich weiß. Ich muss noch mal welche kaufen.“

„Wird langsam eng, was?“

„Ja“, lehnte Ran sich an der Lehne an: „Manchmal nervt sie mich.“

„Wer nervt dich?“, wollte Yusaku wissen.

Ran deutete mit einem Blick auf ihren Babybauch: „Kickchen: Wenn ich nachts schlafen will tritt sie mich ständig.“

Yusaku schaute sie amüsiert an: „Du nennst sie Kickchen?“

„Ja.“

„Warum?“ Er lachte.

„Hab ich doch gesagt, weil sie mich ständig tritt. Am liebsten würde ich sie manchmal an die Seite legen.“

Yusaku wog abwägend den Kopf hin und her: „Naja könntest du rein theoretisch tun. Überleben würde sie zwar- nur ob das nett wäre“, lachte er: „Aber ich kann verstehen, dass du ein wenig genervt bist. Wenn du dich noch etwas geduldest, werde ich sie für dich gerne die halbe Nacht durch die Gegend tragen. Ich weiß als Schwangere hat man es wirklich nicht leicht. Das finde ich an euch Frauen sehr beeindruckend.“

„Danke. Ich wollte nicht immer sie sagen und da kam ich halt darauf, dass Kickchen von kicken kommt. Das hat mich sofort an Shinichi erinnert. Er hat doch immer Fußball gespielt und ich mache doch Karate- bin also auch gut im treten. Und das chen haben ich an das Kicken noch drangehängt, weil sie einfach noch so klein ist.“

„Verstehe, das liegt nahe. Du weißt woran das liegt?“

„Du meinst, dass sie mich immer dann tritt wenn ich schlafen will?“

„Ja“, Yusaku tauschte einen Blick mit ihr: „Ich weiß, dass du die Schwangerschaftsbücher bereits durch hast. Wenn du trotzdem noch Fragen hast zur Schwangerschaft oder vielleicht auch zur Geburt, sehe ich gerne mal was ich noch so auftreiben kann.“

„Das ist lieb von dir, aber ich glaube ich weiß alles was ich wissen möchte und falls ich doch noch mal eine Frage habe, dann frage ich dich oder Mama einfach. Bestimmt könnt ihr mir das dann erklären“, lehnte Ran zufrieden ab. Gemütlich kuschelte sie sich an den Vater ihres Freundes. Der Moment hier im ruhigen, fürs Yoga hergerichteten Zimmer war richtig schön.

„Ich geh die Tür aufmachen.“
 

Gemeinsam mit dem Professor kam er wieder nach oben.

Ran lag schon in den Startlöchern: „Da seid ihr ja“, drängelte sie voller Vorfreude, dass es endlich wieder soweit war.

Was Yusaku und der Professor mit Humor nahmen. Gegenüber von einander setzten sie sich zu ihr.
 

Heiji war wie Kazuha noch am Schreibtisch beschäftigt.

Sie schaute zu ihm hinüber.

Shiratori mit Sato, die hinter Takagi stand, der gerade telefonierte sahen ihn zu gleichen Teilen besorgt, als auch ärgerlich an. Gerade Shiratori und Sato.

Er bemerkte, dass Kazuha ihn anstarrte. Er würdigte sie dennoch keines Blickes, konzertierte sich weiter auf das Stück Papier vor ihm.
 

Ran fühlte sich so rundum wohl, dass sie während der letzen Entspannung einschlief.

„Lassen wir sie“, meinte Yusaku das verschmitzt bemerkend: „Sie hatte eine lange Nacht.“

Der Professor half ihm beim leisen aufräumen.

„Es war mal wieder sehr schön, Yusaku.“

„Ja, das fand ich auch“, nahm er dessen zusammengefaltete Decke zu seiner: „Mir hat es auch sehr gefallen. Es tut gut, aber mit Ruthie ging das ja leider schlecht. Sie hätte uns nur damit aufgezogen“, legte er schmunzelnd die Decken beiseite.

Der Professor schaute auf seine Uhr. Wie bei ihm war auch bei Yusaku die Anspannung, wenn auch nur unterschwellig spürbar.

„Soll ich hier bleiben?“

„Danke, aber nein. Es reicht wenn ich das mit Yukiko alleine mache. Für Shinichi dürfte es auch so schon schwierig sein.“

Der Professor war verblüfft: „Ihr konntet euch einigen?“

„Ja“, Yukikos Mann schüttelte verwirrt in sich hinein lächelnd mit dem Kopf: „Ob du es glaubst oder nicht. Ich brauchte nicht einmal mit ihr zu diskutieren.“ Er wurde grüblerisch: „Es war zu leicht.“ Er beließ es bei dieser Aussage und ging nicht weiter darauf ein: „Komm“, meinte er: „Ich bringe dich noch zur Tür.“
 

Ein Stockwerk höher schaute Eri Yusaku erwartungsvoll an.

Er grinste.

Gemeinsam mit ihr bereitete er das Abendessen vor.

Heiji wird gleich kommen, schaute Shinichis Vater auf die Uhr.
 

Heiji war wirklich schon fast da. Er hatte einen Umweg gemacht und war langsamer als üblich gelaufen. Auf der einen Seite zog es ihn nicht zurück. Es war ein zu unangenehm, mulmiges Gefühl. Auf der anderen Seite war er doch sehr daran interessiert und überlegte sich, ob Shinichi es nicht vielleicht doch gesagt hatte. Er hoffte das wirklich. Er überlegte sich wie er auf die Situation, dass Shinichi es doch nicht gesagt hatte, reagieren sollte. In ihm kam Wut auf: Wenn er es nicht gemacht hat, kann er was erleben!, beschloss er stinkwütend zu werden und ihm die Hölle heiß zu machen.
 

„Yukiko!“ Eri freute sich sie zu sehen.

Deren Mann schaute überrascht auf, wie seine Frau zurückhaltend auf sie beide zukam.

„Setz dich“, bekam sie von Kogoros Frau angeboten.

Yukiko schaute Yusaku kurz an, nahm das Angebot dann an.

Er hingegen ergänzte das Gedeck um eine weitere Schale, eine weitere Tasse und ein weiteres Besteck.

Seine Frau versuchte seine Mimik dabei zu deuten. Sie erkannte, dass er sich über ihr Erscheinen wunderte, aber sie konnte nicht ausmachen, ob ihn das nun freute oder nicht. Er schien es einfach nur so hinzunehmen.
 

Unten vor der Haustüre blieb Heiji allerdings unschlüssig stehen.

Yusaku, den Reis auf dem Tisch platziert, hörte die Treppenstufen.

Er wechselte einen kurzen Blick mit seiner Frau, als er wie sie mitbekam, dass Heiji definitiv nicht darauf angelte von ihnen gesehen zu werden.

Yusaku deutete Yukiko nonverbal an sich weiter ruhig zu verhalten.
 

Schon auf der nächsten Treppe beschlich Heiji der blöde Verdacht, dass er mit seinen Zweifeln über Shinichis Beichte richtig lag, denn er hatte seine Eltern seelenruhig in der Küche gesehen.

„Also hat er es nich getan!“, fluchte er, bevor seine Vermutung beim Betreten seines Zimmers zur tatsächlichen Gewissheit wurde.

Allerdings war seine Wut auf der Stelle weg, als er seinen geschrumpften Freund völlig fertig auf dem Boden liegen sah.

Sofort war er zu dem Mini-Shinichi geeilt und hatte ihn vorsichtig zu sich aufgesetzt. Ihn durch seine Arme festgehalten und bei sich angelehnt sah er erst jetzt in die verzweifelten Augen seines Freundes, der ihn „Heiji, hilf mir“, panisch anflehte ihm zu helfen: „Bitte Heiji! Hilf mir!“

„Ja“, versuchte er selbst erst einmal Ruhe zu bewahren und bemühte sich den geschrumpften Shinichi zu beruhigen: „Das mach ich. Ich helfe dir. Beruhig dich, Shinichi.“

Was Shinichi seine Angst aber nicht nehmen konnte. Er hatte immer noch panische Angst. Ihm war so schwindelig und er hatte Mühe seine Umgebung und somit Heijis extra ruhig betonntes Fragen noch richtig wahrzunehmen. Dessen Besorgnis sich auf seinem Gesicht abzeichnete, als der den Puls seines Freundes fühlte. Er merkte, dass ihm das Atmen schwer fiel.

„Mein Herz schlägt nicht richtig“, schaffte der Geschrumpfte es seine Probleme zu verbalisieren. Er wusste, dass Heiji recht hatte, wenn er sagte er solle sich beruhigen, aber er war so nervös. Er hatte solche Angst wie noch nie zuvor in seinem ganzen Leben.

„Shinichi, Shinichi!“, hörte er Heiji nach sich rufen, der sichergehen wollte, dass er das auch verstand, was er ihm sagte: „Ich muss jetz kurz gehn! Ich hol Hilfe! Keine Angst! Ich bin gleich wieder da, Shinichi! Das versprech ich dir!“

Erste Maßnahmen eingeleitet ließ er ihn sanft zurück.
 

Heiji rannte ein Stockwerkt tiefer. Er war aus der Puste, als Yusaku ihn auf sich zu eilen sah.

Heiji brauchte nichts zu sagen. Yusaku, allein durch dessen Blick bereits in Alarmbereitschaft gesetzt, richtete sich an Eri: „Warte mit dem Essen nicht auf uns. Wir müssen was erledigen“, lief er dem Freund seines Sohnes zügig entgegen.

Yukiko, ebenfalls in Sorge folgte ihrem Mann…
 


 

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*Anmerkung(en):
 

-chen gleichzusetzen mit chan- wie bei Ayumi-chan- ihr versteht.
 

Bei der Erwähnung an das „Doktorspiel“ spiele ich auf Folge 33, „Rans geheimnisvolles Date“ an. Da wurde erwähnt, dass Eri die beiden wohl mal erwischt hatte.
 

Der „rote Faden“ dürfte auch klar sein- Der erste Kinofilm.

Dienstagabend, 28. November
 

Bereits auf dem Weg nach oben ließ Yusaku sich von Heiji schildern, wie dieser seinen Sohn im Zimmer aufgefunden hatte. Woraufhin er seine Schritte noch einmal beschleunigte.

Angekommen waren ein, zwei, drei hinter geschlossener Türe verschwunden.

Yusaku vorne weg, dann Heiji und erst dann Yukiko sowohl eigentlich eilig, als beim Betreten des Zimmers mit einem mal zurückhaltend stehen geblieben, als letzte.

Während Yusaku angemessen der Situation der aktiv Handelnde war, Heiji sich an ihm orientierte, blieb Yukiko ganz im Hintergrund. Sie tat nichts weiter als tatenlos mit anzuschauen, wie schlecht es ihrem Sohn ging und ihrem Mann der sich besonnen, ruhig und konzentriert, sowie ganz gezielt darum bemühte dem gemeinsamen Kind die Panik zu nehmen.

Während ihr Mann ihrem Sohn half, war sie nicht wirklich fähig sich nützlich zu machen, sondern nur starr vor Schreck und mit Sorge erfüllt.
 

Der Professor stand da. Er schaute Ai zu, die die Fernsehzeitung durchblätterte. Bedrückt senkte er bei ihrem Anblick an Shinichi und sie erinnert, den Kopf. Er, wissend, fühlte mit seinen Freunden mit. Er drückte Shinichi und Yusaku gleichermaßen die Daumen. Doch besorgt hoffte er, dass Shinichi es nicht allzu schwer nehmen würde.
 

Eri, die alleine in der Küche zurückgeblieben war, musste mit ihrer eigenen Gesellschaft und der von Kazuha vorlieb nehmen.

Kogoro, als er von der Arbeit kam, hingegen störte sich nicht an der mageren Teilnehmeranzahl ihres so adrett hergerichteten Menüs. Unvoreingenommen wie immer machte er sich über den reich gedeckten Tisch her. Ohne ein Danke an seine Frau nahm er beherzt und mit Genuss noch einmal einen deftigen Nachschlag.

Kazuha, die ohnehin wegen Heijis Ablehnung keinen sonderlichen Appetit hatte, stocherte dagegen nur lustlos in ihrem Essen herum.

Eri war der Appetit spätestens jetzt bei dem Anblick ihres Gatten ebenfalls vergangen.
 

Yusaku stand vom Bett seines Sohnes auf, auf dem er ihm väterlich und mit sanfter Strenge beigestanden hatte.

Er schaute ihn dabei noch einmal an. Dann wechselte er einen Blick mit dessen Freund.

Yusakus Ton war sehr freundlich, als er die beiden: „Die restlichen Kapseln, bitte“, mit der flachen, ausgestreckten Hand, nach dem Gegenmittel aufforderte.

Heiji wechselte einen bekümmerten Blick mit dem Mini-Shinichi, welcher sein Gesicht verbittert von ihnen wegdrehte.

Stellvertretend überreichte Heiji die Kapseln auch für den geschrumpften Shinichi.

Rans kleiner Freund kniff die Augen fest zusammen, biss sich auf die Unterlippe.

Heiji, der- wie seine Eltern- das nur erahnen konnte, fühlte mit seinem Freund mit.

Besonders ihm und Yukiko, die immer noch nur ein paar Schritte hinter der Tür verharrte, tat es furchtbar leid.

Yusaku, der damit hatte was er wollte, ging an seiner Frau wortlos vorbei.

Er öffnete. Yukiko höfflich vor sich auf den Flur gelassen, drehte er sich wie sie, den Türgriff in der Hand, noch einmal zu seinem Sohn und Heiji um. „Es reicht für heute. Ich werde das Morgen mit euch klären. Ihr hattet beide einen anstrengenden Tag und seid müde. Versucht zu schlafen. Heiji, sollte noch etwas sein, dann weißt du wo du mich findest“, richtete er sich noch einmal ganz konkret an den Freund seines Sohnes. Dann schloss er die Tür.

Auf der einen Seite blieb er mit Yukiko und auf der anderen Heiji. Dieser fühlte sich schuldig und fast ebenso traurig, wie der seiner Situation hilflos ausgelieferte zwangsgeschrumpfte Shinichi.
 

Yukiko sah ihrem Mann hinterher, der ohne sie weiter zu beachten nach einem neutral gehaltenen, kurzangebundenen: „Danke“ davon zur Treppe und dann auf den Weg nach unten machte. Sie hingegen war ab da nicht mehr nur alleine wegen ihrem Sohn bekümmert. Sie blieb noch stehen, dort wo Yusaku sie verlassen hatte, bevor sie schließlich mit gesenktem Kopf unglücklich die Schlafzimmertüre öffnete.

Für einen Moment verharrte ihre Hand noch am Türgriff, ehe sie mit ihrer zweiten Hand, flach auf das Holz aufgelegt, letztlich doch schweren Herzens hinein ging. Hinter sich blieb sie mit weiterhin gesenktem Kopf, tief traurig hinter der Tür stehen.
 

Heiji stand immer noch neben dem Bett seines Freundes.

Wie Rans kleiner Freund schwieg er. Er empfand die Stille, die jetzt im Zimmer herrschte, als sehr erdrückend.

„Shinichi?“, versuchte er es bei seinem Freund. Doch er erreichte ihn nicht.

Der zwangsgeschrumpfte Shinichi antwortete nicht, drehte sich damit seiner offensichtlichen Ablehnung Ausdruck verleihend nur noch weiter auf die andere Seite. Was ihm nicht leicht fiel, dass konnte Heiji ihm nur allzu sehr ansehen. Was sein schlechtes Gewissen nicht besser machte. Niedergeschlagen befolgte er den Rat.
 

Yusaku, unten in der Küche, sah, dass der Tisch abgedeckt war. Aus dem Kühlschrank holte er die Reste. Doch erleichtert begann er sein Abendessen nachzuholen. Daneben blieb, während er seine Mahlzeit einnahm, sein fahles Gefühl. Gedanklich noch mit eben beschäftigt schluckte er grüblerisch.
 

Entschieden aß er auf, räumte sein Geschirr weg und ging danach hoch. Auf dem Flur fiel sein Blick kurz wie schon oft an diesem Tag zur gegenüberliegenden Seite hinter der sich sein Sohn noch immer befand. Gedanklich nicht weiter darauf eingegangen schloss er hinter sich die Tür. Vom Schreibtisch nahm er sein Handy zur Hand. Die Kurzwahltaste betätigt setzte er sich nach dem ersten Freizeichen auf das Holz neben seinen zugeklappten Laptop.

Mit einem leisen auflachen fiel ihm auf, dass Ran immer noch da lag und schlief. Für einen Moment behielt er seinen Blick auf ihr. Seufzend in sich hinein schmunzelnd machte er, dass er sein Zimmer wieder verließ.

Er hatte noch nicht ganz die Türe hinter sich geschlossen, als der Professor sich auch schon: „Hallo, Yusaku!?“, meldete, der bemüht reagierte sich nichts anmerken zu lassen. Er war schneller gewesen als Ai, die wieder unbeschwert zum Fernseher zurückkehrte.

„Wie ist es gelaufen?“, erkundigte er zu gleichen Teilen neugierig wie besorgt, erst nachdem er sich umgeschaut noch einmal vergewissert hatte, dass er außer Hörweite von seiner Mitbewohnerin war. Darüber, dass sie weiter fernsah, war er erleichtert: „Hat dein Plan funktioniert? Wie geht es Shinichi?“

Yusaku, der gerade unten im Wohnzimmer angekommen war grüßte Kogoro, der vom Balkon herein kam durch ein Nicken.

„Einen Moment“, gab er das Handy ans andere Ohr wechselnd zu verstehen. Yusaku überlegte für einen Augenblick ins Auto zu gehen. Doch wenn Heiji ihn wider Erwarten doch noch einmal brauchen sollte, würde er ihn gewiss nicht ausgerechnet dort suchen. Schnell überlegte er wo er sonst ungestört telefonieren konnte. Küche und Wohnzimmer wurden Kogoros Reich, wie er seinen Mitbewohner jetzt den Fernseher anmachen und zum Küchenschrank gehen sah.

Die Treppe hoch zurück gefiel ihm der offene Flur zum Führen seines Telefonates auch nicht. In seinem Zimmer hätte er zuerst Ran aufwecken müssen und das dauerte ihm zu lange. In ihr Zimmer war wegen Kazuha ungünstig. Blieben nur zwei weitere Möglichkeiten. Entweder Badezimmer oder Schlafzimmer. Eigentlich wollte er ins Badezimmer. Doch beide waren besetzt. Einmal von Eri und einmal von Kazuha, die sich beide für die Nacht fertig machten.
 

„Na toll!“, fluchte er leise jetzt doch aufs Schlafzimmer zusteuernd.

„Ja? Das ist ja schön!“, freute der Professor sich, wenn auch über den irgendwie genervten Tonfall seines früheren Nachbars irritiert.

„Nicht schön“, widersprach Yusaku ihm kurz anklopfend.
 

Yukiko horchte auf, als ihr Mann: „Entschuldigung, aber ich muss hier telefonieren!“ hereinkam saß sie bereits aufrecht.

Im ersten Moment ziemlich verwirrt beobachtete sie ihren Mann, wie er sie nicht weiter beachtete und bis zum Fenster ging. Er hatte ihre volle Aufmerksamkeit.

„So jetzt!“

„Hat dein Plan funktioniert?“, fragte der Professor erneut nach.

„Ja.“ Yusaku lehnte sich gegen die Wand: „Kann man so sagen. Auch wenn ich mir das Ganze etwas anderes vorgestellt hätte.“

„War Heiji doch nicht bei dir?“

„Doch, doch“, bestätigte Yusaku. Eine bequemere Stellung eingenommen erläuterte er: „Heiji war wie ich eben ein klein wenig überfordert. Er war klug und hat mich geholt. Auch wenn Shinichi ihm das, vermute ich, noch ausgiebig vorhalten wird.“

Yukiko, die gemerkt hatte, dass es sich bei dem Gespräch ihres Mannes um ihren Sohn handelte spitze die Ohren. Sie konnte sich denken, dass er mit dem Professor sprach.

„Also ist Shinichi sehr verärgert“, schlussfolgerte dieser, was er ohnehin vermutet hatte.

„Davon gehe ich aus“, schloss Yusaku sich mittlerweile gelassener an: „Er war nicht mehr in der Lage mit mir zu streiten. Von daher war es leicht. Heiji hat anstandslos seine stellvertretend mit rausgerückt.“

„Gab es denn gar keinen Protest?“, war der Professor darüber doch sehr erstaunt, konnte das kaum glauben.

„Angesichts der Situation von eben, nein“, änderte Yusakus Ton sich und wurde ernster: „Shinichi hat uns allen vorhin einen gehörigen Schrecken eingejagt. Ich wusste, dass es ihm schlecht geht und ich wusste auch, dass langsam aber sicher Handlungsbedarf besteht, aber ich hätte nicht gedacht, dass es heute schon sein würde... Er hatte Atemnot und Angst er müsse sterben. Ich musste gerade ernsthaft überlegen, ob ich einen Krankenwagen rufe oder nicht.“

„Einen Krankenwagen?“, hatte der Professor sich erschreckt und war entsetzt: „Das hast du doch nicht getan.“

„Nein, wie auch?“, entgegnete Yusaku darauf spottend: „Was hätte ich denen auch erzählen sollen?“, lachte er mit Galgenhumor: „Heiji tut mir leid. Es war zwar mehr Shinichis Panik, aber trotzdem- Die Wirkung, die ich haben wollte, dürfte erzielt sein. Es dürfte jetzt keinen mehr von uns geben, der noch für eine Weitereinnahme des Gegenmittels Partei ergreifen würde“, erläuterte Yusaku: „Um auf den eigentlichen Grund für meinen Anruf zurück zukommen“, wechselte er etwas das Thema: „Ich hätte gerne, dass Ai mal morgen bei mir vorbei kommt. Ich würde gerne mit ihr sprechen und ihre Meinung auf eine Prognose bezüglich des Gegenmittels einholen. So schlecht wie es ihm heute Abend ging ist mir die Sache mit dem Absetzen nicht mehr ganz geheuer. Ich weiß nämlich nicht inwieweit er das morgen so ohne weiteres hinbekommt. Wenn ich mich nicht irre, dann lief das beim letzen Mal ja schon nicht sonderlich. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass es schief geht, aber trotzdem. Ich hätte gerne ein Absetzen ohne dass sich noch irgendwelche Kompilationen ergeben.“

„Ist in Ordnung. Ich werde es ihr sagen. Wann sollen wir kommen?“

„Das ist mir relativ egal. Ich denke, dass Shinichi denn Morgen verschlafen wird und wenn er dann noch etwas Zeit für sich bekommt ist das denke ich auch nicht verkehrt. Am besten ist voraussichtlich der späte Nachmittag. Denn bis zum Abend müssen wir uns wegen der 24-Stundenfrist entschieden haben.“

„Ist gut.“

„Noch einen schönen Abend“, verabschiedete Yusaku sich. Das Telefonat beendet sagte er das gleiche noch rein formell zu seiner Frau, bevor er sie wieder im Dunklen alleine ließ.
 

Traurig schaute Yukiko die geschlossene Türe noch eine Weile lang an. Schließlich legte sie ihren Kopf langsam auf ihr Kissen zurück, welches sie mit einer ihrer Hände neben dem Kopf umfasste.
 


 

Warum bin ich nicht einfach hoch ins Kinderzimmer gegangen?, schüttelte

Yusaku hingegen den Kopf. In seinem Zimmer kniete er sich neben Ran. „Hey, Liebes!“, rüttelte er sie leicht.

Sie drehte sich etwas, schaute ihn aus verschlafenen Augen von unten her an.

„Willst du etwa die ganze Nacht hier auf dem Fußboden verbringen?“, grinste er sie verschmitzt an: „Ist dir dein Bett nicht ein besserer Platz zum schlafen?“

„Schon“, murmelte Ran sich aufsetzend. Müde rieb sie sich die Augen, gähnte.

Zuvorkommend half er der werdenden Mami auf, die sich auf dem Weg noch einmal umdrehte und ihm herzlichst eine: „Gute Nacht“, wünschte.

Ebenso Herzlich wünschte er ihr dasselbe.

Ran gähnte erneut beim öffnen der Türe. Während sie die Füße auf den Flur setze, flitzen Queen und Holmes vom oberen Treppenabsatz zu ihm hinein.

Ran schaute zu Yusaku. Er beantwortete ihre stumme Frage mit einem einverstandenen Nicken. Woraufhin sie die Türe zumachte und in ihr eigenes Bett erneut gegähnt unter die Decke schlurfte.
 

„Na, ihr?“, nahm Yusaku, sich dabei gleichzeitig bequem hingesetzt, die Hunde in Empfang, die eifrig mit ihren Schwänzen hin und her wedelten. Die Zigaretten kurz abwägend in die Hand genommen warf er die Schachtel mit Schwung in die Ecke.

Freudig ließen die Hunde sich ausgiebig kraulen, streicheln und oberhalb der Nase beherzt Küsschen geben. Ehe er sich hinlegte und zudeckte.

Gemächlich weiter kraulend befand er sich auf dem Rücken. Ein Hund auf ihm, der andere am Fußende.

Shinichi, dachte er erleitert daran, dass sie es fürs erste geschafft hatten. Wohlgleich auch die Erwartung auf den morgigen Tag ihm jetzt doch noch Sorge bereitete: „Vielleicht hätte ich gar nicht so lange warten dürfen“, sprach er den indirekten Vorwurf den er sich in diesem Augenblick machte, vor den Hunden gegenüber leise aus: „Was für eine dumme Idee das doch war. Warum haben wir das gemacht?“, schaute er seufzend die Hunde an.

Weil wir ihm helfen wollten und versucht haben das aus unserer damaligen Sicht Richtige zu tun. Es ist einfach eine Sache die so ist und wir werden alle zusammen einen Weg finden wie wir die nächst höre Version gemeinsam erschaffen können, konnte er sich die Frage gut selbst beantworten. Noch einmal schaute er tief seufzend zur Decke hoch: Es wird schon gut gehen, stellten sich sein Optimismus und damit verbunden auch seine Dankbarkeit wieder ein: „Von Herrlichkeit zur Herrlichkeit!“ Glücklich und munter knuddelte er Queen weiter: „Ihr seid Seelentröster, wisst ihr das?“, gab er ihnen Schmatzer: „Ich liebe euch! Und dich liebe ich auch!“, meinte er damit Gott: „Ich liebe euch alle!“, dachte er an die anderen. Er war nun nicht mehr sonderlich bedrückt, eher schon neugierig und in freudiger Erwartung auf morgen schlief er ein.
 

Heiji lag im Bett. Er war noch wach und auch er hatte Schuldgefühle.

Bedrückt schaute er im Dunklen des Zimmers zur Silhouette der Decke unter der sein Freund, weit mit dem Rücken zu ihm gedreht, sich befand. Er setzte kurz an, um etwas zu sagen. Doch er schloss seinen Mund wieder. Lautlos seufzte er. Immer noch empfand er diese bedrückende Stille zwischen ihnen.
 

Mittwoch, 29. November
 

Yusaku gähnte, bevor er sich mit den Händen durchs Gesicht rieb.

Beherzt stand er auf. Holmes und Queen folgten ihm.

Als Heiji am Morgen die Weckfunktion des Handys abstellte, hatte er nicht viel geschlafen. Beim Aufstehen schaute er zum gegenüberliegenden Bett. Der geschrumpfte Shinichi war hinter der Decke, die ihm im Moment wie eine Mauer erschien, nicht zu sehen. Heijis Bedrücktheit hatte sich unmittelbar wieder eingestellt. Betrübt stand er auf.
 

Kazuha war bereits im Bad fertig. Angezogen kam sie nach unten in die Küche. Yusaku merkte ihr an, dass sie nicht allzu begeistert war ihn bei seinen letzen Vorbereitungen fürs Frühstück anzutreffen. Er wünschte ihr einen: „Guten Morgen.“

Höflich erwiderte sie. Sie kam seiner einladenden Handgeste nach und setze sich wie er auch an den Tisch.

Bevor er den ersten Schluck des Kaffees trank, sog er genüsslich den Duft des heißen Getränkes ein.

Kazuha hatte ihre Portion fast auf, als müde Kogoro herein schlurfte, der gähnte und in die vor den Mund gehaltene Hand ein knappes: „Morgen“ nuschelte.

„Morgen“, wünschte Yusaku ihm, ein wenig über seinen Mitbewohner belustigt, das ebenfalls.

„Ich bin fertig. Ich werde mich auf den Weg zur Arbeit machen“, verkündete Kazuha. Sie stand auf. Yusaku beobachtete sie wortlos dabei, wie sie ihr Geschirr noch in die Spülmaschine stellte.
 

Heiji, der nur kurz nachdem Kazuha gegangen war runterkam, blieb stehen, als er den Vater seines Freundes sah.

„Komm rein“, sagte Yusaku beherzt, welcher sich die Morgenzeitung teilte.

Kogoro war die Unschlüssigkeit auch aufgefallen. Nur konnte er diese nicht richtig einordnen. Was ihn aber auch nicht weiter kümmerte.

Heiji setze sich der freundlichen Aufforderung trotz Scham dazu.

So zuckte der schlafende Detektiv nur mit den Schultern und widmete sich wieder ausgiebig seinem Frühstück und den Pferderennergebnissen.

Yusaku las, nachdem er Heiji noch einen ermutigenden Blick zugeworfen hatte, ebenfalls weiter.
 

Bevor Yusaku in sein Zimmer ging schaute er nach seinem Sohn.

Das getan machte er was er jeden Morgen tat. Mit Ran, die, nach dem sie gefrühstückt hatte, sich wortlos zu ihm gesellte, hieß er zurück lächelnd herzlich Willkommen und ließ sie bei seinen Übungen teilhaben. Entspannt machten beide es sich abschließend auf dem Rücken bequem.
 

Yukiko wachte an diesem Morgen mit stärkeren Kopf- und Gliederschmerzen, als noch am Vortag auf. Ihre Gliederschmerzen waren intensiver, als noch gestern. Was sie merkte, als sie sich beim Aufsetzen den Kopf hielt. Beim Husten schmerzte sie ihr Hals. Nieder- und abgeschlagen legte sie den Kopf wieder aufs Kissen.
 

Ran und Yusaku blieben bis zum Mittag auf diese Weise zusammen.

Eri freute sich über das gemeinsame Kochen mit ihnen und gemeinsam aßen die drei zu Mittag.

„Das hat gut geschmeckt“, legte Ran die Hände satt und zufrieden auf ihren Babybauch.

Ihrer Mutter und Yusaku ging es ebenso. Er sah ihnen an, dass sie müde waren. „Das will ich wohl meinen“, stimmte er gut gelaunt zu. Auch er selbst konnte eine gewisse Neigung ein kleines Nachmittagsschläfchen halten zu wollen nicht ganz von sich weisen.

Ran war die erste die ihr Geschirr mit dem anderen zusammenstellte. Wie sie stand er auf: „Na los, verschwinde! Ich mache das schon“, grinste er sie verschmitzt an und nahm es ihr auf dem Weg zur Spülmaschine ab, begann es einzuräumen.

„Danke“, gab Ran ihm freudig einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie die Küche verfügt verließ.

Was ihn ihr Schmunzeln nachsehen ließ.

„Sie mag dich“, merkte Eri sich am Tisch neben ihn stellend anerkennend an.

„Ich kann sie auch gut leiden.“ Er lachte.

Sie wollte nach den Resteschüsseln greifen. Doch Yusaku kam ihr mit der Frischhaltefolie zuvor.

„Danke“, bedankte auch sie sich, bevor sie ging.

Während Ran sich in ihre Bettdecke gekuschelt hatte und Eri sich im Elternschlafzimmer

auf ihre Seite des Ehebettes zum ausruhen hinlegte, hatte Yusaku die Reste in den Kühlschrank gestellt und noch den Tisch abgewischt.

Das getan legte auch er sich etwas aufs Ohr, nachdem er noch einmal nach seinem Sohn gesehen hatte, der zwar wach gewesen war, aber nichts zu dem Kontrollbesuch seines Vaters gesagt hatte.

Der Mini-Shinichi hatte es in seinem Bett liegend bewegungslos einfach nur hingenommen, wie sein Vater ihm Puls und Stirn gefühlt hatte. Auf die väterlich, fürsorgliche Frage, wie er sich fühle antwortete er nicht.

Er hatte seinen Vater nicht sehen, geschweige denn mit ihm sprechen wollen und er war froh, dass dieser nichts weiter nachgefragt hatte und einfach wieder gegangen war. Nach Antworten war ihm nicht. Deprimiert und frustriert hatte er sich mit dem Kopf weggedreht.
 

Ihr Mittagschläfchen wohlig beendet nahm Ran das Buch zur Hand. Das nächste Thema interessierte sie auch:
 

Ich möchte auf das Thema Erziehung eingehen.
 

Wir machen das nicht gut, nicht wahr … Ich kann es schon daran ablesen, wie du das zur Sprache bringst.
 

Alles ist natürlich relativ. Nein, in Relation gesehen zu dem, was ihr deiner Aussage nach zu tun versucht, macht ihr es nicht gut. Alles, was ich hier sage, alles, was ich bislang in diese Diskussion eingebracht habe und Bestandteil dieser Aufzeichnungen ist, muss in diesen Kontext gestellt werden. Ich fälle keine Urteile über »richtig« oder »falsch«, »gut« oder »schlecht«. Ich stellte nur einfach Beobachtungen über eure Effektivität im Verhältnis zu dem an, was ihr deiner Aussage nach zu tun versucht.
 

Das verstehe ich.
 

Ich weiß, du sagst, dass du das verstehst. Doch die Zeit mag kommen – sogar noch bevor dieser Dialog zu Ende ist –, wo du mir vorwerfen wirst, dass ich zu streng mit euch ins Gericht gehe.
 

Das würde ich dir nie vorwerfen. Ich weiß es besser.
 

Dieses »bessere Wissen« hat die Menschen nicht davon abgehalten, mich in der Vergangenheit einen richtenden Gott zu nennen.

Ich beobachte, dass die meisten von euch den Sinn, den Zweck und die Funktion der Erziehung missverstanden haben, vom Prozess ihrer optimalen Durchführung ganz zu schweigen.

In den meisten Fällen hat die Menschheit entschieden, dass Sinn, Zweck und Funktion der Erziehung in der Weitergabe von Wissen bestehen; dass Menschen zu erziehen bedeutet, ihnen Wissen zu vermitteln – im allgemeinen verstehen sie darunter das angesammelte Wissen der jeweiligen Familie, der Gesellschaft, der Nation und der Welt.

Doch Erziehung hat sehr wenig mit Wissen zu tun. Sondern mit Weisheit.

Weisheit ist angewandtes Wissen.

Vernachlässigt nicht das Wissen zugunsten der Weisheit. Vernachlässigt andererseits auch nicht die Weisheit zugunsten des Wissens. Das wäre fatal.

Ihr lehrt eure Kinder, was sie denken sollen, statt wie man denkt. Ihr sagt ihnen, was sie denken sollen. Das heißt, ihr sagt ihnen, was sie wissen sollen, was sie eurem Wunsch nach als wahr begreifen sollen.

Wenn ihr euren Kindern Weisheit übermittelt, dann sagt ihr ihnen nicht, was sie wissen sollen oder was wahr ist, sondern erklärt ihnen vielmehr, wie sie zu ihrer eigenen Wahrheit gelangen.

Ein gewisses Maß an Wissen muss von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Doch so wenig Wissen wie möglich. Je geringer die Menge, desto besser.

Lasst das Kind selbst entdecken. Merk dir: Wissen geht verloren. Weisheit wird nie vergessen.

Eure Schulen sollten ihre Prioritäten vertauschen. Gegenwärtig konzentrieren sie sich in einem Höchstmaß auf das Wissen und schenken der Weisheit ausgesprochen wenig Aufmerksamkeit.

Viele Eltern empfinden einen Unterricht in kritischem Denken, in der Lösung von Problemen und in Logik als bedrohlich. Sie tun gut daran, wenn sie ihre Lebensweise schützen wollen. Denn Kinder, denen eine Entwicklung ihrer eigenen kritischen Denkprozesse zugestanden wird, werden sich sehr wahrscheinlich von den moralischen und sittlichen Normen und der ganzen Lebensart ihrer Eltern abkehren.

Lehrprogramme, die den Kindern beibringen, wie sie Fähigkeiten und Fertigkeiten statt des Gedächtnisses entwickeln können, werden rundum von jenen verlacht, die sich einbilden, zu wissen, was ein Kind lernen muss. Doch was ihr eure Kinder gelehrt habt, hat eure Welt zu Ignoranz geführt, statt diese aufzuheben.
 

Unsere Schulen lehren keine Fiktionen, sie lehren Fakten.
 

Jetzt lügst du dir selbst etwas vor, genauso wie ihr eure Kinder anlügt.
 

Wir lügen unsere Kinder an?
 

Natürlich macht ihr das. Nimm irgendein Geschichtsbuch zur Hand und schau's dir an. Eure Geschichte wird von Menschen geschrieben, die wollen, dass ihre Kinder die Welt unter einem bestimmten Blickwinkel sehen. Ihr erzählt euren Kindern nicht die Wahrheit über eure Vergangenheit, damit sie nicht erkennen, wie ihr wirklich seid.

Ein Beispiel: In den Vereinigten Staaten lehrt ihr eure Kinder nicht alles, was es über die Entscheidung eures Landes zu wissen gibt, Atombomben auf zwei japanische Städte abzuwerfen, wodurch Hunderttausende von Menschen getötet oder verstümmelt wurden. Vielmehr vermittelt ihr ihnen die Fakten so, wie ihr sie seht – und wie ihr wollt, dass eure Kinder sie sehen.

Wenn der Versuch gemacht wird, diese Sichtweise durch eine andere Sichtweise – in diesem Fall die der Japaner – zu ergänzen und zu objektivieren, brüllt ihr und hüpft auf und ab und verlangt, dass die Schulen noch nicht einmal daran denken, derartige Informationen in ihre historische Darstellung vom Ablauf dieses wichtigen Ereignisses einzubeziehen. Von daher habt ihr gar nicht Geschichte, sondern Politik unterrichtet.

Geschichte sollte einen genauen und vollständigen Bericht über das liefern, was tatsächlich passiert ist. In der Politik geht es immer um jemandes Sichtweise von einem Geschehen.

Geschichte enthüllt, Politik rechtfertigt. Geschichte deckt auf, erzählt alles. Politik deckt zu, spricht nur von einer Seite.

Doch ihr tragt »des Kaisers neue Kleider«, denn letztlich durchschauen euch eure Kinder. Kinder, die kritisch zu denken gelehrt wurden, schauen sich eure Geschichte an und sagen: »Meine Güte, was sich doch meine Eltern und die ältere Generation vorgemacht haben.«

So habt ihr eure Kinder in der Vergangenheit angeleitet.
 

Wenn wir unseren Kindern die guten alten Grenzen gesetzt hätten, statt sie mit all diesem Quatsch von »kritischem Denken« zu füttern, wären wir alle heute viel besser dran. Wenn wir den sogenannten »Sexualunterricht« aus den Klassenzimmern herausgehalten und zu Hause belassen hätten, wo er hingehört, würden wir es heute nicht erleben, dass Teenager Kinder bekommen und 17jährige alleinerziehende Mütter zum Sozialamt gehen.

Und noch eines. Steh du nicht da und sag mir, dass wir uns plötzlich für das, was wir in Hiroshima und Nagasaki taten, im »Unrecht« fühlen sollen. Wir haben den Krieg beendet. Wir haben Tausende von Leben gerettet. Auf beiden Seiten. Das war der Preis des Krieges. Niemand mochte diese Entscheidung, aber sie musste getroffen werden.
 

So denken also die Leute auf eurem Planeten, wie?
 

Darauf kannst du wetten.
 

Als Yukiko aufwachte, fasste sie sich an die Stirn. Sie fühlte sich fiebrig und durstig. Doch auch zu matt und lustlos, um aufzustehen. Also blieb sie liegen.
 

Eure Welt ist aus den Fugen geraten. Da stimme ich zu. Aber eure Welt geriet nicht aus den Fugen aufgrund dessen, was ihr eure Schulen eure Kinder habt lehren lassen. Sie geriet aus den Fugen aufgrund dessen, was ihr sie nicht habt lehren lassen.

Ihr habt nicht gestattet, dass eure Schulen sie lehren, dass die Liebe alles ist, was es gibt. Ihr habt nicht erlaubt über die bedingungslose Liebe sprechen.

Und ihr werdet nicht zulassen, dass man euren Kindern beibringt, wie sie sich selbst und ihren Körper feiern, ihre Menschlichkeit und ihre wunderbare sexuelle Persönlichkeit. Und ihr werdet nicht zulassen dass eure Kinder erfahren, dass sie in erster Linie und vorrangig Geister sind, die einen Körper bewohnen. Ihr behandelt eure Kinder ja auch nicht als spirituelle Wesen, die sich in einem Körper inkarnieren.

In Gesellschaften, in denen offen über die Sexualität gesprochen und freimütig diskutiert wird, wo sie auf freudvolle Weise erklärt und erlebt wird, gibt es praktisch keine Sexualverbrechen, nur eine sehr geringe Anzahl von unerwünschten Schwangerschaften und keine »illegitimen« Kinder. In hochentwickelten Gesellschaften werden alle Geburten als ein Segen betrachtet, und es wird für das Wohl aller Mütter und aller Kinder gesorgt. Die Gesellschaft würde es nicht anders haben wollen. In Gesellschaften, in denen Geschichte nicht den Ansichten der Stärksten und Mächtigsten gemäß verbogen wird, werden die Fehler der Vergangenheit offen eingestanden und nie wiederholt, und einmal ist genug für alles eindeutig selbstzerstörerische Verhalten. In Gesellschaften, in denen kritisches Denken, Möglichkeiten der Problemlösung und dem Leben dienliche Kenntnisse und Fähigkeiten gelehrt werden, statt dass Fakten einfach nur auswendig gelernt werden, werden auch sogenannte »gerechte« Aktionen der Vergangenheit einer äußerst kritischen Prüfung unterzogen. Nichts wird nur aufgrund des äußeren Scheins akzeptiert.

Wie würde das funktionieren? Nehmen wir unser Beispiel des Zweiten Weltkriegs. Wie würde ein Schulsystem, das dem Leben dienliche Kenntnisse und Fähigkeiten statt bloße Fakten lehrt, an diese historische Episode von Hiroshima herangehen?

Eure Lehrer würden ihren Schülern genau beschreiben, was da passiert ist. Sie würden alle Fakten – alle Fakten –, die zu diesem Ereignis geführt haben, einbeziehen. Sie würden sich über die Ansichten der Historiker auf beiden Seiten informieren, da ihnen klar ist, dass alles unter mehr als einem Blickwinkel zu betrachten ist. Sie würden dann ihre Schüler nicht dazu auffordern, die Fakten dieser Angelegenheit auswendig zu lernen. Vielmehr würden sie sie herausfordern und sagen: »Nun habt ihr alles über die Geschichte gehört. Ihr seid über alles informiert, was sich davor und danach abgespielt hat. Wir haben euch alle ›Informationen‹ über diese Angelegenheit gegeben, derer wir habhaft werden konnten. Zu welcher ›Weisheit‹ gelangt ihr nun aufgrund dieser ›Kenntnisse‹? Welche Lösungen würdet ihr finden, wenn ihr ausgewählt würdet, die Probleme zu lösen, mit denen man sich damals konfrontiert sah und die mit dem Abwerfen der Bombe gelöst wurden? Könnt ihr euch einen besseren Weg denken?«
 

Oh, sicher. Das ist einfach. Jeder kann auf diese Weise mit Antworten aufwarten – wenn er den Vorteil der Rückschau hat. Jeder kann uns über die Schulter schauen und sagen: »Ich hätte es anders gemacht.«
 

Warum macht ihr es dann nicht?
 

Wie bitte?
 

Ich sagte, warum macht ihr es dann nicht? Warum habt ihr nicht über eure Schulter geblickt, aus der Vergangenheit gelernt und es anders gemacht? Ich sage dir, warum. Wenn ihr zulasst, dass sich eure Kinder eure Vergangenheit anschauen und sie kritisch analysieren – wenn ihr es von ihnen als Bestandteil ihrer Erziehung tatsächlich verlangtet –, würdet ihr das Risiko eingehen, dass sie mit euch nicht darin einig sind, wie ihr die Dinge macht.

Eure jungen Menschen haben euch zugebrüllt: »Es muss einen besseren Weg geben!« Aber ihr hört sie nicht. Ihr wollt sie nicht hören. Und ganz sicher wollt ihr sie nicht dazu ermuntern, in der Schule kritisch über die Fakten nachzudenken, mit denen ihr sie vollstopft.

Kapiert es einfach, sagt ihr zu ihnen. Kommt nicht hier an und sagt uns, dass wir Unrecht getan haben. Kapiert einfach, dass wir das Richtige gemacht haben.

So erzieht ihr eure Kinder. Das nennt ihr Erziehung.

Die jungen Leute zerstören tatsächlich eure Lebensweise. Die jungen Leute haben das immer getan. Eure Aufgabe ist es, sie dazu zu ermuntern, statt sie zu entmutigen.

Wenn die Rufe und Bitten der jungen Menschen, die Welt zu verändern, nicht gehört und nie beachtet werden; wenn sie sehen, dass ihre Sache verloren ist – dass ihr es auf eure Weise macht, ganz egal, was kommt –, werden junge Leute, die nicht dumm sind, das Nächstbeste tun. Wenn sie gegen euch nicht ankommen, dann werden sie so wie ihr.

Wenn sie gewalttätig sind, dann weil ihr gewalttätig seid. Wenn sie materialistisch sind, dann weil ihr materialistisch seid.Wenn sie mit der Sexualität manipulativ, unverantwortlich, schändlich umgehen, dann weil sie sehen, dass ihr dasselbe macht. Der einzige Unterschied zwischen den jungen und den älteren Menschen ist der, dass die jungen Leute das, was sie tun, offen tun.

Was du auswendig lernst, dir einprägst, das wird dir schließlich zum Denkmal und zum Vorbild.
 

Yusaku klopfte an die Schlafzimmertüre. Ohne lange zu warten machte er auf.

„Hallo“, kam er rein. Die Tür zugemacht schaute er zu seiner Frau.

Yukiko war noch dabei sich, mit ihren Händen abgestützt, aufzusetzen. Müde sah sie ihm zu, wie er auf sie zu kam.

„Wie du ja gestern Abend noch mitbekommen hast habe ich Ai hergebeten. Agasa wird gleich mit ihr kommen.“

Sie hatte ihm zugehört. Bemüht nicht zu husten hielt sie sich die Hand vor den Mund.

„Geht es dir nicht gut?“, beobachte Yusaku diese Geste scharfsinnig: „Du siehst abgeschlagen aus“, merkte er kritisch an.

Sie hustete vor seinen Augen: „Es ist nicht der Rede wert“, winkte sie schnell ab.

Er sah ihr an, dass es ihr unangenehm war, weshalb er auf sie zukommen wollte.

Doch sie lehnte das entschieden mit ausgestrecktem Arm ab: „Wirklich Yusaku. Es ist nichts. Geh!“

„Bitte!“, reagierte er abgewiesen: „Wenn du das sagst.“

„Ja!“, versicherte sie um der Distanz ganz sicher zu sein noch einmal mit Nachdruck.

„Schön!“ Yusaku war verärgert. Er nahm was sie sagte hin. Auch wenn seine Betonung deutlich machte, dass er seiner Frau das nicht abkaufte: „Wie du meinst“, kam er auf den gemeinsamen Sohn zurück: „Ich werde also gleich mit Ai sprechen. Ich würde es gutheißen, wenn du an dem Gespräch teilnimmst, damit wir danach unsere Entscheidung treffen können.“

„Ich überlasse das dir“, war Yukikos resignierte, wenn auch ungewollt gereizte Aussage dazu: „Du weißt, was richtig ist.“

„Dein Ernst!?“ Ihr Mann war empört.

„Ja!“, ging sie erneut in Abwehrhaltung.

Die war unnötig, denn Yusaku ging. Er war enttäuscht von ihr, dass konnte sie ihm ansehen.

Kaum war die Tür hinter ihm zu liefen ihr die Tränen.
 

Ihr Mann ebenfalls von der Unnahbarkeit seiner Frau mitgenommen, kehrte in sein Zimmer zurück. Dort fiel sein Blick auf die Zigarettenschachtel. Wütend steckte er sich eine an. Damit ging er zu seinem Schreibtisch und holte aus der obersten Schublade ein kleines Büchlein hervor, welches unter Rans Brief gelegen hatte. Auf den Brief aufmerksam geworden nahm er auch diesen zur Hand.

Es klingelte an der Haustüre.

Erst legte er das Buch, dann den Brief, einmal in seiner Hand von der einen auf die andere Seite gewendet, zurück. Die Schublade wieder verschlossen trat er von seinem Zimmer aus auf den Flur.

„Ich gehe schon. Es ist für mich“, rief er Ran zu, die zu ihrer Zimmertüre gekommen war. Während er dem Gebell der Hunde nach unten folgte, kehrte Ran auf ihr Bett zum weiter lesen zurück.

Eri, die immer noch gemütlich auf ihrem Bett lag und ihren Krater kraulte, hatte sich nicht die Mühe gemacht mit dem Neunmonats-Bauch aufzustehen.
 

Die halbgerauchte Zigarette in Kogoros Aschenbecher ausgedrückt öffnete er.

„Kommt rein.“

Ai entgegnete seiner freundlichen Aufforderung im Gegensatz zum Professor, der mit einem: „Ja, gerne“ antwortete, nichts.

Sie brauchte auch gar nichts zu sagen. Yusaku konnte auch so schon allein von ihrem Blick her deuten, dass sie verärgert war und er konnte sich auch denken, dass sie es wegen ihm war. Vom Professor Mantel und Schal angenommen und aufgehängt wendete er sich direkt an die Mini-Shiho: „Es tut mir leid. Ich weiß, dass du sauer auf uns bist und ganz besonders auf mich, weil ich der Verursacher des Ganzen bin. Ich kann das verstehen“, meinte er seine Entschuldigung aufrichtig: „Komm bitte mit hoch. Ich möchte es dir erklären. Ich habe Tee gemacht.“

Wortlos zog sie daraufhin ihre Schuhe aus. Danke sagte sie nicht, als der Vater ihres Versuchskaninchens auch ihre Sachen aufhängte.

Wie Agasa folgte sie ihm die Treppe nach oben.
 

„Setzt euch“, bot er freundlich an in der Küche Platz zunehmen.

„Sollten wir nicht vielleicht besser auf dein Zimmer gehen?“, fragte der Professor unsicher nach.

„Ran liest gegenüber und Eri ist auch oben. Ich brauche nicht lange“, setze er sich mit dem dampfenden Tee in drei Tassen umgefüllt dazu.

Von Yusaku eine der Tassen entgegengenommen nahm der Professor sich zurück.

Ai bekam die zweite.

„Ich hatte einen Plan. Ich wollte, dass Shinichi einsieht, dass es mit dem Anti-Apotoxin nicht funktioniert und ich wollte, dass wir uns raushielten. Ich wollte nicht, dass du versuchst ihm das mit dem Gegenmittel auszureden. Nur deshalb habe ich dich nicht eingeweiht.“

Ai entgegnete darauf nichts, sah ihn immer noch beleidigt an.

„Du hattest ihn längst im Verdacht, nicht wahr? Du warst dir von Anfang an unsicher und seit er eine Woche nicht mehr zur Schule geht ist es dir eigentlich klar. Dass er nur eine Erkältung hat, hast du mir nicht abgenommen, stimmt’s?“, hatte Yusaku die Sache umgedreht.

Ihr schuldbewusster Gesichtsausdruck bestätigte seine Ausführung.

„Du hast es geahnt und später auch gewusst. Warum hast du nichts unternommen?“, wollte er nun von ihr wissen, konnte aber auch die Antwort offen legen: „Du wusstest nicht, wie du es ihm beweisen und ihn von deinen Bedenken überzeugen solltest. Du warst dir sicher er würde es dir gegenüber nicht zugeben, selbst wenn du ihn vor vollendete Tatsachen gestellt hättest.“ Yusaku sah sie eindringlich an, als er in ihr trauriges Gesicht sah: „Und weißt du das war auch meine Überlegung. Du hättest es nicht geschafft. Ich sag dir wie ich die Sache sehe: Keiner von uns hätte es einfach so schaffen können ihn umzustimmen. Er wäre nur wütend und zornig gewesen. Wir hätten ihm das Gegenmittel abnehmen können keine Frage. Doch wenn wir es Shinichi einfach so weggenommen hätten, was hätte uns das gebracht? Was hätten wir davon gehabt? Shinichi wäre“, sein Vater stockte für einen Moment: „wir hätten ihm alles genommen, wofür er all diese Strapazen auf sich genommen hat. Er hätte alles verloren. Das hätte er sicherlich nicht einfach so hingenommen. Und das wir dafür einen guten Grund hatten und nur sein Bestes wollen- Ich glaube nicht, dass er sich durch rein sachliche Argumentation einverstanden gezeigt hätte. Ich glaube, dass das nach hinten los gegangen wäre und das wollte ich nicht. Ich sage es nicht gerne- und das ist jetzt wirklich nichts gegen dich-“, schaute er Ai an: „aber was ist, wenn wir nie ein Gegenmittel finden das funktioniert? Was dann? Ich weiß nicht was das Richtige ist? Ich weiß nur, dass ich meinen Sohn sehr liebe und nur das Beste für ihn will.“ Yusaku seufzte: „Was auch immer das sein wird“, wurde er für einen Moment nachdenklich: „Aus diesem Grund wollte ich nicht, dass wir uns einmischen. Mein Plan war ihn selbst zur der Einsicht kommen zu lassen, dass es so nicht weiter gehen kann. Er sollte selbst diesen Strichpunkt ziehen. Ich wollte, dass er von selbst zu uns kommt. Nur wenn er einsieht- wirklich einsieht- dass es nicht geht, dass er das auf Dauer nicht durchhalten kann- kann er sich damit abfinden und damit zurechtkommen.

Heiji ist der einzige bei dem ich es nicht unterbunden habe und das nur, weil er Shinichi überaus nahe steht. Ich habe aufrichtig gehofft, dass er Shinichi als sein Freund besser überzeugen kann, als ich. Ich wollte nicht mit erhobenem Zeigefinger daher kommen, sondern ihnen die Möglichkeit geben das selbst untereinander zu regeln.“

„Wie wirst du ihn jetzt bestrafen?“, fragte der Professor ihn.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er sich nicht an unsere Vereinbarung gehalten hat. Er wusste was er tat und kannte die Konsequenz. Es tut mir aufrichtig leid, aber ich werde keine Erlaubnis mehr für weitere Experimente geben. Erstrecht nicht mehr, nachdem ich gesehen habe, was schon dieses bei ihm angerichtet hat.“

„Wie geht es ihm?“, war Ai bereit.

„Es geht. Ich werde ihn dir zeigen.“
 

Als Yusaku die Türe zum Zimmer seines Sohnes öffnete, trafen sie ihn reglos im Bett liegend vor. Dem geschrumpften Shinichi war anzusehen, dass er ahnte was ihm bevorstand und dass es ihm nicht gefiel.

Noch unwohler sah er aus, als er auch noch Ai hinter seinem Vater und dem Professor auftauchen sah.

Wie auch die beiden erstgenannten kam sie rein und auf ihn zu. Yusaku, der mit dem Professor ein Stück zurück geblieben war, schloss die Tür.

Ai gegenüber schwieg er und auch ihr: „Hallo“, war leicht unterkühlter und rein höflicher Natur.

Er sah ihr an, dass sie ihm seine Unehrlichkeit übel nahm, was ihm zusätzlich ein beschämtes Gefühl bescherte.

Ihren Untersuchungsanweisungen leistete er Folgte.

Besorgt stand der Professor neben Yusaku, wartete ab, bis Ai fertig war.
 

„Was denkst du?“, richtete Yusaku sich an sie, der ihren kritischen Blick auf seinen Sohn von ihrem Gesicht verschwinden sah.

„Es sollte besser früher als später angesetzt werden“, äußerte sie auf analytischer- sachlicher Ebene ihre Meinung.

„Also gleich heute Abend“, entnahm das Yusaku ihrer Aussage heraus.

„Das wäre wohl das Beste“, stimmte Ai dem zu: „Es tut mir leid, Shinichi“, drehte sie sich noch einmal zu ihm.

In sein bitteres Gesicht gesehen, verließ sie ohne ein weiteres Wort das Zimmer.

Der Professor und Yusaku folgten ihr und ließen den Miniatur Shinichi wieder alleine.
 

„Wie wollt ihr das mit dem Absetzen machen?“, erkundigte der Professor sich besorgt: „Shinichi wird doch sicher Schmerzen haben.“

„Ich weiß es noch nicht genau. Im Grunde müsste man ihn von hier weg bringen. Ich hatte überlegt mit ihm zu euch zu kommen. Wenn ihr nichts dagegen einzuwenden habt. Dann kann er ruhig etwas lauter sein ohne das Ran und die anderen auf die ganze Sache aufmerksam werden“, brachte er seinen Besuch zur Haustüre.

„Komm ruhig“, zeigte der Professor sich sofort einverstanden.

„Danke, ich habe auf dich gezählt“, klopfte Yusaku seinem Freund heiterer Natur auf die Schulter.
 

Wie sollten wir also unsere jungen Leute erziehen?
 

Erstens, behandelt sie als Geistwesen. Sie sind Geistwesen, die in einen physischen Körper eintreten. Und das ist nicht leicht für ein Geistwesen; es ist nicht leicht, sich daran zu gewöhnen. Es ist sehr eng, sehr einschränkend. Das Kind wird also aufschreien, weil es sich plötzlich so begrenzt findet. Hört diesen Aufschrei. Versteht ihn. Und gebt euren Kindern sosehr wie möglich das Gefühl von »Unbegrenztheit«.

Zweitens, führt sie mit Sanftheit und Güte und Achtsamkeit in die Welt ein, die ihr erschaffen habt. Achtet sorgsam darauf, was ihr in ihren Gedächtnisspeicher eingebt. Kinder erinnern sich an alles, was sie sehen, an alles, was sie erleben. Warum gebt ihr euren Kindern in dem Moment, in dem sie aus dem Mutterschoß geboren werden, einen Klaps? Denkt ihr wirklich, das sei die einzige Möglichkeit, ihren Motor in Gang zu setzen? Warum nehmt ihr die Babys nur Minuten nachdem sie von der einzigen Lebensform getrennt wurden, die sie in ihrer bisherigen Existenz kannten, von ihren Müttern weg? Kann das Maßnehmen und Wiegen und Stupsen und Pieken nicht noch einen Moment warten, bis das Neugeborene die Sicherheit und den Trost dessen, was ihm Leben gegeben hat, erfahren hat?

Wer hat euch erzählt, dass das für Kinder gut ist? Und warum versteckt ihr Bilder der Liebe?

Warum steckt ihr eure Kinder in Schulen, in denen konkurrierendes Verhalten erlaubt, ja geradezu ermuntert wird, wo jene belohnt werden, die am »besten« sind und am »meisten« lernen, wo »Leistung« gut benotet wird und diejenigen, die in ihrem eigenen Tempo voranschreiten, kaum toleriert werden?

Was lernen eure Kinder daraus?

Warum unterrichtet ihr eure Kinder nicht in Bewegung und Musik, lehrt sie nicht, Freude an Kunst, am Geheimnis der Märchen und den Wundern des Lebens zu finden? Warum bringt ihr nicht nach außen, was sich ganz natürlich im Kind findet, statt etwas in das Kind hineinzustecken, das für es unnatürlich ist?

Und warum erlaubt ihr nicht, dass eure jungen Menschen lernen, kritisch zu denken, Probleme zu lösen und schöpferisch zu sein, das Instrumentarium ihrer eigenen Intuition und ihres tiefsten inneren Wissens zu nutzen, statt sich der Regeln und auswendig gelernter Systeme und Schlussfolgerungen einer Gesellschaft zu bedienen, die sich selbst bereits bewiesen hat, dass sie völlig unfähig ist, sich über diese Methoden weiterzuentwickeln, sie aber dennoch weiterhin anwendet?

Und schließlich, lehrt sie Gedanken und Ideen, nicht Fachwissen.

Entwerft einen neuen Lehrplan und baut ihn um drei Grundbegriffe herum auf:

Bewusstheit – Ehrlichkeit – Verantwortungsgefühl

Lehrt eure Kinder von klein auf, was es mit diesen Begriffen, mit diesen Grundgedanken auf sich hat. Lasst sie bis zum letzten Schultag in allem deutlich werden. Gründet euer gesamtes Erziehungssystem auf diese Grundbegriffe. Lasst alle Unterweisung tief in ihnen verwurzelt sein.

Alle Geschichten, Erzählungen und Lehrstoffe von euren Fibeln bis hin zu euren anspruchsvollsten Lehrbüchern würden sich um diese Grundgedanken drehen. Das heißt, es würde sich um Geschichten über Bewusstheit und Gewahrsein handeln, um Geschichten, die mit Ehrlichkeit und mit Verantwortungsgefühl zu tun haben.

Auch Aufsätze, die sie zu schreiben haben, würden sich um diese Grundbegriffe und andere damit verbundene Themen drehen, in dem Maße, wie die Kinder ihre Fähigkeit des Selbstausdrucks erweitern.

Auch rechnerische Fähigkeiten würden innerhalb dieses Kontexts gelehrt werden. Mathematik ist nichts Abstraktes, sondern elementare Werkzeuge des Universums, um ein Leben zu leben. Der Unterricht in allen rechnerischen Fähigkeiten würde im Kontext einer umfassenderen Lebenserfahrung erfolgen, und zwar so, dass die Aufmerksamkeit konzentriert auf diese Grundbegriffe und ihre Ableitungen gerichtet sind.

Sie ergeben sich sozusagen als »Nebenprodukte«. Das ganze Erziehungssystem kann sich auf diese Nebenprodukte gründen, die ihrerseits die Fächer eures gegenwärtigen Lehrplanes, in denen im Grunde nur Fakten gelehrt werden, ersetzen.

Und es gibt noch viele andere solche Grundgedanken und Prinzipien, die alle Kinder zutiefst verstehen müssen, wenn sie sich weiterentwickeln und zu ganzheitlichen menschlichen Wesen heranwachsen sollen. Doch diese Dinge lehrt ihr nicht in euren Schulen. Diese Dinge, von denen wir jetzt sprechen, sind die wichtigsten Dinge im Leben, aber ihr unterrichtet sie nicht an der Schule. Ihr lehrt nicht, was es heißt, ehrlich zu sein. Ihr lehrt nicht, was Verantwortungsgefühl bedeutet. Ihr lehrt nicht, was es heißt, sich der Gefühle anderer Menschen bewusst zu sein und den Weg anderer Menschen zu respektieren. Ihr sagt, es sei die Aufgabe der Eltern, diese Dinge zu lehren. Doch Eltern können nur das weitergeben, was an sie weitergegeben worden ist. Denn die Kinder werden von den Sünden der Väter heimgesucht. Also lehrt ihr in eurem Zuhause dasselbe Zeug, das euch eure Eltern in ihrem Zuhause beigebracht haben. Erinnere dich an den wundervollen Spruch von Pogo, der Figur in Walt Kellys Comicstrip, und vergiss ihn nie: »Wir haben den Feind getroffen, und dieser Feind sind wir.«
 

Wir haben Hunderte von Jahren immer wieder den gleichen Fehler gemacht, nicht wahr …
 

Tausende von Jahren, mein Sohn. Ihr habt seit Tausenden von Jahren die gleichen Fehler gemacht. Die Menschheit hat sich seit der Zeit der Höhlenmenschen in ihren elementarsten Instinkten nicht viel weiterentwickelt. Doch jeder Versuch, das zu ändern, stößt auf Hohn und Spott. Auf jeden Aufruf, sich eure Werte anzuschauen und sie vielleicht sogar umzustrukturieren, wird mit Angst und dann mit Wut reagiert. Und jetzt kommt da der Gedanke von mir, doch tatsächlich höhere Prinzipien und Grundbegriffe in den Schulen zu lehren.

Doch in hoch entwickelten Gesellschaften wird genau das getan.

Ihr versteht die elementarsten Grundgedanken und Prinzipien zivilisierter Gesellschaften nicht.

Ihr wisst nicht, wie ihr Konflikte gewaltlos lösen könnt.

Ihr wisst nicht, wie man ohne Angst lebt.

Ihr wisst nicht, wie man ohne eigensüchtiges Interesse handelt.

Ihr wisst nicht, wie man bedingungslos liebt.

Das sind– elementare – Voraussetzungen, und ihr seid noch nicht einmal ansatzweise zu deren vollem Verständnis gelangt, ganz zu schweigen davon, dass ihr sie eingeführt hättet…

Eure Hoffnung liegt bei der nächsten Generation und der folgenden! Aber ihr müsst aufhören, sie mit den Methoden der Vergangenheit zu knebeln. Diese Methoden haben nicht funktioniert. Sie haben euch nicht dahin gebracht, wohin sie euch bringen sollten. Aber wenn ihr nicht aufpasst, werdet ihr genau dahin gelangen, worauf ihr schon zusteuert!

Also kehrt endlich um! Setzt euch gemeinsam hin und sammelt eure Gedanken. Schafft euch die großartigste Vision aller großartigen Visionen, die ihr jemals von euch als Menschengeschlecht hattet. Nehmt dann die Werte und Grundgedanken und Prinzipien, die eine solche Vision unterstützen und fördern, und lehrt sie überall in euren Schulen.

Warum nicht Kurse geben wie zum Beispiel… Verständnis von Macht, Friedliche Konfliktlösung, Elemente liebender Beziehungen, Persönlichkeit und Selbstschöpfung, Körper, Geist und Seele: Wie sie funktionieren, der Umgang mit Kreativität, das eigene Selbst feiern, andere wertschätzen, freudvoller Ausdruck der Sexualität, Unterschiede und Gleichheiten, Ethische Ökonomie, Kreatives Bewusstsein und Geisteskraft, Bewusstheit und Wachsamkeit, Sichtbarkeit und Transparenz, Wissenschaft und Spiritualität
 


 

Als Heiji nachhause kam aß er wie die anderen auch zu Abend.

Yusaku hielt sich am Tisch noch bewusst zurück, deutete ihm an als er fertig war und die anderen die Küche verließen mit ihm noch die Küche aufzuräumen.

Was Heiji artig machte. Er hatte in der Gegenwart des Vaters seines Freundes ein mulmiges Gefühl.

Was Yusaku durchaus merkte.

„Komm bitte mit hoch. Ich habe noch etwas mit dir zu besprechen“, sagte er, nachdem er die Spülmaschine eingeschaltete hatte.
 

Heiji tat wie ihm geheißen. Er folgte dem Vater seines Freundes in dessen Zimmer.

Er schluckte während Yusaku die Tür hinter ihnen schloss: „Komm mit“, forderte er ihn auf: „Setz dich. Ich möchte dir etwas zeigen.“

Während Heiji sich auf das Sofa setzte holte Yusaku das kleine Buch aus seinem Schreibtisch heraus.

„Hier“, gab er es dem Oberschülerdetektiv in die Hände.

„Was is das?“, war Heiji darüber irritiert.

„Schlag es auf“, meinte Yusaku jedoch nur.

„Blutdruck- und Pulswerte?“, sprach Heiji aus was er auf den Seiten des Buches vorfand.

Als er den Vater seines Freundes nicken sah, war er sprachlos.

„In der linken Spalte stehen die Werte, die ich euch genannt habe. Rechts die Werte, die ich wirklich gemessen habe.“

„Oh, um Himmelswillen! Das is ja-“, sprach Heiji den Satz nicht zu Ende, als er begriffen hatte, was das zu bedeuten hatte. Entsetzt sah er den Vater seines Freundes an.

„Ja, ich habe euch nicht die Wahrheit gesagt“, räumte Yusaku nun offen ein.

„Aber warum?“, konnte Heiji das nicht verstehen. Er war ganz erschüttert.

„Ich hatte einen Plan“, begann Yusaku seine Erklärung auf dieselbe Weise wie schon am Nachmittag bei Ai: „Und der beinhaltete nicht, dass ich dich einweihte. Bevor du jetzt sauer wirst. Dieses Schmierentheater tut mir leid. Aber hör mir bitte zu: Ich möchte es dir erklären. Was ich wollte war, dass du es selbst heraus findest. Ich wollte, dass du derjenige bist, der mit Shinichi spricht. Ich dachte mir, du als sein Freund würdest besser an ihn herankommen. Besser als ich als sein Vater. Ich weiß, dass es zuweilen leichter ist Probleme mit seinen Freunden, als mit seinen Eltern zu besprechen. Nun es hat leider nicht so funktioniert, wie ich es wollte aber es war mir einen Versuch wert. Mir war wichtig, dass Shinichi es von selbst einsieht.“

Heiji verstand das. Er fühlte sich immer noch etwas erschlagen, aber sauer fühlte er sich nicht. Eher bestürzt. „Ich hätt ihm gern geholfn“, sagte Heiji nach kurzem Schweigen.

„Ich weiß, deshalb habe ich ihn dir anvertraut“, legte Yusaku ihm, mit einem aufmunternden Lächeln, die Hand auf die Schulter: „Sagst du bitte noch Kaito Bescheid.“
 

Heiji nickte und machte es gleich.

Im Zimmer sah er, das Handy in die Hand genommen, zu dem geschrumpften Shinichi.

„Hallo Heiji“, grüßte Kaito ihn, der die Nummer auf dem Display erkannt hatte: „hast du dich entschieden?“

Heijis Gesichtsausdruck auf seinem kleinen Freund war betrübt. Er überging die Frage und brachte es gleich auf den Punkt.

Der Miniatur- Shinichi hörte es ihn sagen.

„Das Gegenmittelexperiment is beendet.“

„Heißt das ich muss die Kapseln wieder zurückgeben?“, der Dieb klang ein wenig enttäuscht: „Ich hatte mich gerade an diese kleinen rot-weißen Pillen gewöhnt“, scherzte er. Heiji konnte darüber ironisch lächeln.

„Ich bringe sie morgen vorbei“, sagte Kaito ernst.

„Gut, mach das“, antwortete Heiji bevor er auflegte.

Danach setzte Heiji sich bedrückt auf sein Bett. Er sah erneut zu seinem zwangsgeschrumpften Freund, wollte etwas sagen. Doch er machte den Mund traurig sofort wieder zu, als er sah wie der zwangsgeschrumpfte Shinichi seinen Kopf bitter zur Seite von ihm weg drehte.

Beide sprachen nicht miteinander.
 

Später
 

Yusaku kam nach den beiden sehen. „Immer noch nichts?“, schaute er beide mit einem skeptischen Blick an: „Ihr habt doch nicht doch noch zwei behalten!?“, stemmte er kritisch die Hände gegen die Hüften, verzog dabei grübelnd den Mundwinkel, blieb kurz überlegend an Ort und Stelle stehen.

Er sah in die Gesichter der zwei. Heijis Blick, der versicherte, dass sie unschuldig waren und in das teilnahmslose Gesicht seines Sohnes, als sich die Blicke von Vater und Sohn für einen Moment begegneten, bevor es sein Sohn war, der den Kontakt abbrach.

Sein Vater ging.
 

Als sein Vater wieder kam und erneut nach seinem Sohn, sowie Heiji, schaute, hatte sich bei seinem Kind immer noch nichts getan. Abgesehen davon, dass der geschrumpfte Shinichi abgeschlagen war- was er jedoch ohnehin schon den ganzen Tag war und das somit nichts sonderlich auffälliges oder neues war- lag er reglos im Bett.

Ohne etwas dagegen zu tun nahm er es hin, wenn sein Vater sein Handgelenk zur Kontrolle des Pulses in seine Hand nahm oder sie ihm davor oder danach auf die Stirn legte. Ebenso ließ er die besorgten Blicke seines Freundes und seines Vaters über sich ergehen.

Yusaku erkundigte sich jedes Mal bei ihm: „Wie fühlst du dich“ oder fragte ihn: „Hast du Schmerzen?“

„Es geht.“ Er antwortete nur in knappen Zweiwortsätzen oder sagte einfach nur: „Ja“ oder „Nein“.
 

Yusaku und Heiji auch wurden desto später es wurde allmählich angespannter.

Bis in den späten Abend hinein gab es keine Anzeichen, dass das Gegenmittel an Wirkung verlor.

Während Heiji die ganze Zeit mit ihm im Zimmer blieb, kam Yusaku in regelmäßigen Abständen immer wieder um nach dem Rechten zu sehen.

Abgesehen davon, dass sein Sohn, müde zwar dalag ging es ihm erstaunlich gut.

Er selbst und Heiji hatten ebenfalls keinerlei Beschwerden.
 

Verwundert darüber setze Yusaku sich in seinem Zimmer mit dem Professor und Ai in Verbindung.

„Es tut sich nichts“, war er irritiert. „Rein gar nichts. Zu schön um wahr zu sein!“, meinte er der Sache nicht ganz über den Weg trauend.

„Bei mir und Ai auch nicht“, war der Professor ebenfalls verunsichert.

„Was machen wir jetzt?“, überlegte Yusaku laut: „Es scheint ja schon fast so als gäbe es keinerlei Probleme.“

Der Professor schaute zu Ai, die ratlos mit den Schultern zuckte.

„Wollt ihr dennoch zu uns kommen? Wir haben schon alles für euch vorbereitet.“

„Ist vielleicht doch das Beste“, mutmaßte Yusaku: „Bevor wir noch den Tag vor dem Abend loben. Ich packe ihn ins Auto und komme mit ihnen rüber. Bis gleich.“
 

„Ran schläft. Was heißt, dass wir gehen können“, gab er Heiji die kurze Information, der der Anweisung sofort nachkam und sich fertig machte.
 

Yukiko drehte sich matt, als sie das hereinscheinende Licht der Türe in das Schlafzimmer wahrnahm.

„Wir gehen jetzt rüber“, sagte ihr Mann auch ihr Beschied.

Doch sie lehnte: „Ich komme nicht mit“ ab.

„Du musst mitkommen!“, schaute Yusaku seine Frau stirnrunzelnd an, bis er verstand, dass das ihr voller Ernst war: „Das geht nicht! Du kannst nicht hier bleiben. Schon gar nicht alleine!“, war er damit überhaupt nicht einverstanden.

„Doch! Ich komme nicht mit“, beharrte Yukiko, sich mühsam aufgesetzt, auf ihrer Meinung.

Er hörte es aus ihrer Stimme heraus, dass sie ihre Nase zu sitzen hatte.

Sie zuckte zusammen, als sie ihn mit schnellen Schritten zu ihr ans Bett kommen sah. Verärgert stemmte er sich mit den Händen auf dem Laken ab. Sein Gesicht war nicht weit von ihrem entfernt.

„Zieh dich an: Du kommst mit! Ich diskutiere nicht mit dir!“, forderte er sie warnend auf.

„Nein!“, blieb sie bei ihrer Meinung. Patzig drehte sie sich weg von ihm.

„Vergiss es“, wurde Yusakus Ton rauer: „Keiner von uns weiß, wie sich das Absetzen auswirken wird. Du auch nicht und ich werde dich mit Sicherheit nicht alleine hier zurück lassen!“, fasste er sie an beiden Schultern, drehte sie zu sich: „Das ist zu riskant!“, war er wütend: „Hast du Fieber?“

Ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte hatte Yusaku seine Hand auf ihrer Stirn: „Mit Fieber bleibst du noch weniger alleine hier. Jetzt steh auf und komm!“, wollte er sie auf die Beine ziehen.

„Nein!“, hielt sie immer noch dagegen.

Weshalb Yusaku ihr drohte: „Jetzt komm! Sonst-“

„Was sonst?“, schrie sie, angefangen zu weinen, fast zurück.

„Weißt du was: Dann bleib doch hier und mach was du willst!“ Yusaku hatte genug von ihr.

Er begegnete Heiji auf dem Flur, nahm seinen Sohn auf den Arm.

Der Mini-Shinichi spürte, an der Art wie er hochgenommen wurde, die Verärgerung seines Vaters. Auch wenn dieser ihn dennoch sanft gehoben hatte, jagte ihm die Bewegung in Kombination mit dem Gesichtsdruck seines Vaters einen Schrecken ein.

Auch Heiji merkte das und hörte wie aufs Wort, als Yusaku ihm seinen Sohn auf dem Rücksitz des Autos übergab.
 

Am Haus des Professors nahm Yusaku seinen Sohn wieder selbst.

„Da seid ihr ja“, nahm der Professor die drei erfreut und auch erleichtert sie zu sehen in Empfang.

„Wo ist Ai?“, erkundigte Yusaku seinen Sohn im Wohnzimmer, das wie in ein Schlafzimmer umfunktioniert worden war, abgelegt hatte.

„Sie war müde und ist schlafen gegangen. Sie sagte wir sollten sie wecken falls etwas sein sollte.“

„Alleine?“, war Heiji ein kleinwenig entsetzt. Er selbst hatte schon Schieß vor dieser Nacht. Von daher war er fast schon ein wenig von Ais scheinbarer Gelassenheit beeindruckt.

Yusaku dagegen nahm das einfach so hin.

„Sie sagte was würde es bringen sich verrückt zu machen und meinte wir sollten lieber unsere Kräfte schonen und auch versuchen zu schlafen.“

„Na, dann tun wir das mal“, war Yusaku bemüht es gelassen zu nehmen.

Er deckte seinen Sohn zu, legte sich dann neben ihn.

Heiji und der Professor folgten seinem Beispiel.

Es war ruhig im dunklen Zimmer. Keiner sprach, obwohl jeder von ihnen noch wach war.

Jeder von ihnen in seine eigene Gedankenwelt vertieft.
 

In dieser Nacht wurde der geschrumpfte Shinichi von durchdringenden Schmerzen geweckt. Sie waren nicht so schlimm wie sonst. Dennoch unangenehm.

Innerlich machte er sich schon auf schlimmeres gefasst. Doch widererwarten blieb es auszuhalten. Immer wieder musste er periodische Schübe über sich ergehen lassen.

In diesen Phasen biss er sich auf die Lippe, atmete etwas angestrengter. Zunächst waren sie noch auszuhalten und seine angestrengte Atmung wurde durch anfänglich erst leises Winseln, bewusst leise gehalten, kaum übertönt. Doch in gleichem Maße wie die Stärke der Schmerzen zunahm wurde auch das Winseln lauter, sowie sein Atmen immer mehr zu hastigem und die Zähne zusammenbeißenden Stöhnen überging. Es wurde immer schlimmer, bis es sich zum Rande des Ertragbaren steigerte. Mit Entsetzen musste Rans Freund feststellen, dass er die gleiche Art und Intensivität von Schmerzen empfand wie an den Tagen an denen er von Shinichi zurück zu Conan schrumpfte. Alles tat ihm weh, es war kaum zu ertragen. Nicht nur, dass ihm unsagbar heiß war - dieses Stechen in der Brust. Er hatte das Gefühl alles in seinem ganzen Körper würde zerreißen oder zerspringen.
 

Sein Vater und seine Freunde wurden durch sein Schreien aus dem Schlaf gerissen.

Obwohl Heiji wie der Professor und Yusaku sofort zur Stelle war konnte er nichts für den Mini-Shinichi tun.

Ai musste erst gar nicht geholt werden. Ihr war sein Aufschrei ebenfalls durch Mark und Bein gegangen. Er hatte noch nicht einmal damit aufgehört, da war sie auch schon aus dem Bett geeilt.

Wie sie konnten Heiji, der Professor und auch Yusaku nichts dagegen unternehmen.

Außer das sie alle gemeinsam bei ihm blieben, ihm die Stirn kühlten, ihm beim atmen halfen, seine Vitalfunktionen im Blick behielten und beruhigend auf ihn einsprachen.

So kam es dass alle live dabei zuschauen konnten wie ihr Freund und Sohn fast vor ihren Augen zusammenbrach. Es gab keinen unter ihnen, der sich nicht unsicher fühlte. Die Blicke der Männer waren hilfesuchend auf Ai gerichtet, die aber auch keine Ahnung hatte. Keiner von ihnen wusste wirklich, wie sie ihm helfen konnten. Jeder der vier hätte Alles getan, um ihm das Leid zu lindern, ihm die Schmerzen zunehmen und wenn nur soweit wie sie für ihn nur auf erträgliches Maß reduziert würden.

Werd ich jetzt etwa zu Shinichi?, war der letze Gedanke, der Rans Freund noch hoffnungsvoll durch den Kopf ging, bevor er außer Atem das Bewusstsein verlor.

„Shinichi? Shinichi!?“, reagierte er nicht mehr auf die besorgte Ansprache aller im Raum. Sofort wurde er von seinem Vater und Heiji, die am nächsten direkt neben ihm saßen, in die stabile Seitenlage gelegt.

„Puls hat er“, hatte Yusaku es mit großer Erleichterung kontrolliert. Ebenso blieb die Atmung weiterhin vorhanden.

Gemeinsam blieben die vier an der Seite des ohnmächtig gewordenen Mini-Shinichis.
 

Die Erleichterung und Freude war umso größer, als Yusakus Sohn schon kurzdarauf wieder zu sich kam.

Innerhalb von ein paar Minuten schlief er feste ein, sodass er gar nicht mehr merkte, wie sein Vater ihn wieder hinlegte.

Yukikos Mann, als auch die anderen blieben auf. Keiner von ihnen machte in dieser Nacht noch ein Auge zu. Was sie nach einer Weile, vom größten Schrecken erholt, taten, war sich wieder zuzudecken und neben ihn hinzulegen. Der Professor teilte seine Decke mit Ai.

Auch sie fühlten sich körperlich unwohl. Doch so etwas wie Schmerzen hatten sie nicht.
 

Später
 

„Was is mit ihm?“, war es Heiji der Yusaku, auf diesen aufmerksam geworden, sofort besorgt fragte.

„Er wird kalt“, teilte er ihm seine Beobachtung mit.

Auch Ai kam nachsehen. „Deckt ihn gut zu“, sagte sie, während Yusaku genau das längst tat. Zuerst zog er die Decke nur höher bis zum Hals seines Sohnes. Was allerdings länger gesehen nicht ausreichte. Denn sein Kind kühlte weiterhin aus.

„In meinem Zimmer sind neben meiner Decke noch zwei Wolldecken. Bring sie mit“, rief Ai Heiji nach.

Der Professor stellte die Heizung auf die höchste Stufe.

Yusaku zog dem kleinen Shinichi das durchgeschwitzte T-Shirt aus und zog ihm stattdessen von Agasa erst zwei Pullover, später noch einen weiteren übereinander.
 

„Jetzt ist es ungefähr so wie damals“, erinnerte er sich zurück: „als wir ihn das erste Mal nach der Rückschrumpfung gesehen haben“, nahm Yusaku seinen Sohn behutsam mit zu sich unter seine Decke, beließ ihn dabei gut in seinen eigenen Decken umhüllt. Sanft hielt sein Kind neben sich im Arm.

Der Mini-Shinichi bekam vom Umsorgen um ihn nicht wirklich was mit. Er spürte nur unterschwellig in seinem schläfrigen-dämmer Zustand, dass er fror. Er hatte keine Schmerzen mehr. Er nahm nur wage dieses Taubheitsgefühl wahr. Er war so müde, so müde.

„Ja“, Ai und Heiji schauten einander bedrückt an und auch der Professor seufzte bekümmert.

„Biber“, fröstelte einige Zeit später auch Yusaku, sich zaghaft mit seinem Sohn auf dem Arm aufrichtend: „Mir wird langsam zu kalt“, setze er sich das erklärt mit dem Rücken an die Heizung: „Ich könnte statt ihm auch einen Kühlschrank umarmen“, scherzte er wenigstens mit Humor.

Müde döste er mit dem geschrumpften Shinichi, weiterhin sich und ihn gut von Decken umhüllt, in den frühen Morgenstunden ein wenig wie auch die anderen vor sich hin.
 

Donnerstagmorgen 30. November
 

Es war noch dunkel, als Yusaku seinen Sohn neben der Heizung ablegte und sich daran machte seine Schuhe anzuziehen.

„Wohin gehst du?“, hörte er den Professor fragen.

„Nachhause. Frühstück machen“, richtete sich Yukikos Mann auf: „Kogoro und Kazuha verlassen sich voraussichtlich auf mich und ich will ja nicht das sie hungrig zur Arbeit gehen müssen. Und außerdem“, zog er den Mantel über: „Ich habe immer das Frühstück gemacht. Es würde auffallen würde ich es nicht auch jetzt tun.“

Heiji, der das mitbekommen hatte setze sich ebenfalls auf. Gerädert rieb er sich durchs Gesicht.

„Bleib du hier und schlaf dich aus“, warf Yusaku von oben herab einen Blick auf ihn: „Ich rufe im Präsidium an.“ Damit ging er zu seinem Sohn und strich ihm zum Abschied noch einmal über den Kopf: „Ich vertraue ihn eurer Obhut an. Ich werde nicht allzu lange wegbleiben. Und wenn etwas sein sollte, ihr habt meine Nummer“, verabschiedete sich Shinichis Vater vom Professor und dem Freund seines Freundes. Ai weckte er nicht. Mit einem flüchtigen Schmunzeln ließ er sich von Agasa zur Haustüre begleiten und fuhr nachhause.
 

Kazuha, die erste war, wünschte er, als er sie sah einen guten Morgen.

Verhalten wünschte sie ihm das gleiche und kam seinem Angebot sich zu setzen nach.

Während auch Kogoro zum Frühstücken und Zeitunglesen in die Küche kam, ging Yusaku duschen. Bevor er anschließend, die Küche aufgeräumt, wieder ging holte er aus seinem Zimmer noch einen Notizblock, das Buch mit den Blutdrücken und den Brief von Ran an seinen Sohn aus der Schreibtischschublade, welche er neben seinem Laptop in einer Aktentasche verstauchte. Einen Moment verharrte die Hand über dem Kartenstapel über dem Regalbrett, ehe sie zuschnappte.

Damit bereits auf den Flur gegangen blieb er kurz unschlüssig, mit dem Blick auf die Schlafzimmertüre, stehen. Er öffnete die Tür. Yukiko setzte sich im Bett auf. Ihr Mann ging wortlos.
 

„Hallo, Tadashi“, grüßte Yukikos Mann freundlich das kleine Kind, welches vom Wohnzimmer aus vor Freude quietschend angelaufen kam: „Na, bist du auch schon wach?“, hob er den Jungen auf den Arm und nahm ihn mit in die Küche.

„Yusaku“, hieß Agasa ihn herzlich willkommen.

„Shinichi schläft?“, wurde seine Vermutung vom Nicken bestätigt. Er setzte sich neben seinen alten Freund. Zusammen mit ihm und mit Tadashi auf dem Schoß frühstückte er.

Als er das getan hatte räumte er sein Geschirr weg und verschaffte sich so Platz auf dem Tisch. Aus der Tasche packte er Notizblock und Buch aus.

„Hm“, sagte er die Sache angepackt: „Dann wollen wir mal sehen, ob wir alles haben“, überlegte er das zweigeteilte Blatt mit den Überschriften „Gegebenes“ und „Gesuchtes“ betrachtend.

Auf der Gegebenes-Seite waren alle Symptome und Beschwerden seines Sohnes aufgelistet, auf der „Gesuchtes“ dagegen alle Überlegungen den Ursachen bezüglich:

Herzrhythmusbeeinträchtigung: Herz- Überanstrengung?

Kreislaufproblem: Blutdruck: Herz= Überbeanspruchung- Anstrengung? Schmerzen?

Schwindel: Blutdruck,

Übelkeit, Erbrechen: Schwindel, Psyche

(erhöhte) Temperatur(en): Anstrengung, Fieber (Abwehrreaktion, Immunabwehr (Abstoßung? Allergische Reaktion?)?

Schweißausbrüche: Kreislauf- Blutdruck, Anstrengung, Schmerzen, erbrechen

Akute Luftnot: ?

Gleichgewichtsbeeinträchtigung: Schwindel

Schmerzattacken (schubweise): ?

Dauerschmerz: akut? chronischer Prozess (Entzündungsherd, Organschädigung, Verstoffwechslung)?

Starke allgemeine Erschöpfung: erbrechen, Anstrengung, Kreislauf

Darunter ergänzte er: Frieren/auskühlen (ohne körperliche Abwehrreaktion) und Verzögerung der 24-Stundenfrist?

Gemeinsam mit dem Professor dachte er über weitere in Frage kommende Hintergründe und Ursachen im Zusammenhang mit dem Gegenmittel nach.
 

Yukiko lag noch immer wach. Seit sie ihren Mann vor einigen Stunden gesehen hatte, war es ihr nicht mehr gelungen noch einmal einzuschlafen. Obwohl sie starke Kopfschmerzen hatte und sich müde fühlte, war sie zu aufgewühlt um zur Ruhe zu kommen. Shinichi, beschäftigten die Gedanken bezüglich ihres Sohnes sie unentwegt. Sie dachte die ganze Zeit schon über an ihn. Sie machte sich einfach zu große Sorgen. Auch wenn der stumme Besuch ihre Mannes sie insoweit beruhigte, dass sie davon ausging, dass ihr Mann sie darüber doch Infomiert hätte, würde es ihrem Sohn wirklich schlecht gehen. Und das er hier war… Sie konnte sich denken, dass er sich nur vergewissern wollte, dass auch sie okay war. Wieder mal…
 

Ran hingegen nahm in ihrem Zimmer ihr Buch zur Hand und las dort weiter, wo sie gestern aufgehort hatte:
 

Viel davon wird schon jetzt unterrichtet. Wir nennen es Gesellschafts- oder Gemeinschaftskunde.
 

Ich spreche nicht von einer zweitägigen Unterrichtseinheit innerhalb eines Faches. Ich spreche von gesonderten Kursen zu diesen Themen. Ich spreche von einer vollständigen Korrektur eurer Lehrpläne für die Schulen. Ich spreche von einem auf Werte gegründeten Lehrplan, der weitgehend auf die Vermittlung von Fakten ausgerichtet ist.

Ich spreche davon, dass ihr die Aufmerksamkeit der Kinder so sehr auf das Verständnis dieser Grundgedanken und der theoretischen Strukturen, die um ihr Wertsystem aufgebaut werden können, richtet, wie ihr sie derzeit auf die Daten und Fakten und Statistiken lenkt.

In den hoch entwickelten Gesellschaften eurer Galaxis und eures Universums (Gesellschaften, über die ich spezifischer in Band 3 sprechen werde), werden die Nachkommen schon von Kindesbeinen an über Lebensprinzipien unterrichtet. Was ihr »Fakten« nennt, die in jenen Gesellschaften für weitaus weniger wichtig gehalten werden, wird erst sehr viel später gelehrt.

Auf eurem Planeten habt ihr eine Gesellschaft geschaffen, in der Hänschen zwar schon lesen gelernt hat, noch bevor er in die Grundschule kommt, aber noch nicht gelernt hat, seinen Bruder nicht zu beißen. Und Susi lernt immer früher, perfekt zu multiplizieren, hat aber immer noch nicht gelernt, dass an ihrem Körper nichts ist, wofür sie sich zu schämen oder zu genieren braucht.

Gegenwärtig dienen eure Schulen hauptsächlich als Lieferant für Antworten.

Es wäre viel vorteilhafter, wenn ihre vorrangige Funktion darin bestünde, Fragen zu stellen. Was heißt es, ehrlich zu sein oder verantwortungsbewusst oder »fair«? Was bedeutet das praktisch? Und was heißt 2 + 2 = 4? Was bedeutet das praktisch? Hochentwickelte Gesellschaften ermuntern alle Kinder dazu, die Antworten für sich selbst zu entdecken und zu erschaffen.
 

Aber … aber das würde zum Chaos führen!
 

Im Gegensatz zu den unchaotischen Verhältnissen, unter denen ihr jetzt euer Leben lebt …
 

Okay, okay … es würde also zu noch mehr Chaos führen.
 

Am frühen Nachmittag setzte Heiji sich auf. Während er gähnte wurde er auf die Konversation aufmerksam.

Yusaku, wenn auch in seine Unterhaltung mit dem Professor vertieft, wurde aus dem Augenwinkel heraus ebenfalls aufmerksam.

„Hallo“, besah er ihn, wie der Freund seines Sohnes zögernd den Anschein machte sich dazusetzen zu wollen: „Komm schon“, stand Yusaku auf: „Setz dich“, stellte er das Essen zurück auf den Tisch: „Ich beiß dich schon nicht“, sagte er neutral, als er sich wieder hinsetzte.

Der Freund seines Sohnes setzte sich neben den Professor.

Yusaku dies beobachtet zog die Augenbrauen in die Höhe: „Du fragst dich immer noch seit gestern Abend, ob ich nicht doch wütend auf euch bin und erwartest noch das große Donnerwetter. Ich persönlich würde es gerne jetzt dabei belassen. Wenn du dich hingegen wohler fühlen solltest, kann ich dir natürlich auch gerne noch die Standpauke halten. Ich habe sie fertig.“ Er grinste wohlwollend.

„Sind Sie wirklich nich sauer?“, konnte Heiji das nicht so recht glauben.

„Nein“, führte Yusaku schlicht weiter aus: „Bin ich nicht. Man könnte wohl sagen etwas enttäuscht von euch, dass ihr nicht eher gekommen seid. Aber gebt mir etwas Zeit, dann komme ich darüber schon hinweg. Schließlich kann ich euren Standpunkt schon verstehen“, räumte er versöhnlich ein. „Und noch was“, meinte er dann: „Sag ruhig du zu mir. Schließlich haben wir beide jemanden für den es sich lohnt an einem Strang zu ziehen“, Yusaku lächelte den Freund seines Sohnes beherzt an: „und nun komm und hilf uns hierbei“, zeigte er Heiji die bisherigen Notizen. Heiji besah sie sich. Shinichis Vater wie auch Agasa schauten zu wie sich die zunächst konzentriert lesende Mine veränderte.

„Was ist?“, war es Agasa, der nachfragte.

Heijis grüblerische Antwort ließ noch einen Augenblick auf sich warten. Ehe er zurückhaltend mitteilte, welche Überlegung ihm gerade gekommen war: „Hier bei den erhöhten Temperaturen. Ich weiß es auch nicht, aber könnte es nicht vielleicht auch sein, dass sie für diesen Wachstums- Schrumpfungsprozess an sich wichtig sind und deshalb von Shinichis Körper produziert werden?“

„Hm“, stimmte Yusaku der Hypothese durchaus zu.

„Seine Kochen fühlen sich an als würden sie schmelzen“, fügte Heiji noch hinzu.

„Das weißt du von Shinichi?“, riet Agasa.

„Er hat es mir ma gesagt“, Heijis Gesichtsausdruck hatte nichts von seiner grüblerischen Art verloren, obwohl er sich jetzt gedreht hatte, sodass er seinen Freund direkt ansehen konnte. Es war ihm anzusehen wie traurig er wieder beim Anblick des Mini- Shinichis geworden war.

„Kopf hoch“, klopfte Yusaku, dem das wie auch dem Professor nicht entgegen war auf die Schulter.

„Ja“, versuchte auch Ais Mitbewohner ihn aufzumuntern: „mach dir keine Sorgen. Das wird schon wieder“.

„Nein“, kam es von Heiji: „Das glaube ich nich.“ Er seufzte niedergeschlagen.

„Ach doch sicher“, entgegnete Yusaku: „Er wird bockig sein, aber das ist in Anbetracht der Umstände schon verständlich.“ Er wandte sich wieder dem Notizblock zu: „Solange er bockig ist weiß ich mit ihm umzugehen. Nur wenn er keinerlei Reaktionen zeigt bin ich verloren“, scherzte er verhalten dabei.
 

Der geschrumpfte Shinichi regte sich am späten Nachmittag, es war bereits dunkel draußen, wenn auch nur minimal, stöhnte dabei schmerzhaft auf. Seinen Kopf nicht mal ganz von der Unterlage hochgehoben, ließ er ihn schon wieder auf das Laken sinken. Er hatte keine Kraft. Müde schloss er seine Augen wieder, während sein Vater auf ihn zukam. „Schön, dass du jetzt wieder wach bist“, sagte er bei seinem Sohn angekommen: „Hey“, lachte sein Vater sanft: „mach deine Augen wieder auf. Das funktioniert nicht.“

Yusakus Blick auf seinen Sohn war mitfühlend, als er in die matten Augen seines schwachen Kindes sah.

„Ich hab es versaut.“ Die Stimme von Rans kleinem Freund klang kratzig und rau. Traurigkeit und Frustration dabei nicht zu überhören.

Die Antwort seines Vaters war schlicht gesagt: „Ja.“

Der geschrumpfte Shinichi sagte nichts. So sagte auch Yusaku nichts weiter. Nach kurzem anschweigen stand Yusaku wieder auf: „Ich werde jetzt gleich mit Kochen anfangen. Gibt es etwas, was du gleich gerne haben würdest?“

„Ich will nichts“, lehnte sein Sohn deprimiert ab.

Yusaku ging darauf nicht weiter ein.
 

Heiji war nicht bis zu seinem Freund gegangen. Allein durch die Tatsache, dass dieser die Augen wieder schloss, als er zu ihm hin sah, bestätigte ihn darin, dass Shinichi nichts von ihm wissen wollte. Traurig stand er da.

Es wurde ihm ein Messer in die Hand gedrückt: „Hier schneid das Gemüse.“

„Ich kann nich Kochen“, war der Jüngste nicht gerade erfreut über diese Aufgabe.

„Na, dann lernst du es jetzt. Von mir und dem Professor. Glaub uns Frauen lassen sich von einem Mann, der gut kochen kann immer beeindrucken. Stimmt‘s?“, richtete sich Yusaku erst an Heiji, dann an seinen Freund.

Der auch gut gelaunt: „Ja, und ob“, lachend beherzt zustimmte.

„Ich will sie nicht beeindrucken.“

„Ach nein? Auch andere Mütter haben hübsche Töchter. Und überhaupt wer sagt denn, dass ich auf Kazuha anspiele?“ Yusaku und Agasa, die am Herd standen, verzichteten darauf ihrer Belustigung durch Mimik Ausdruck zu geben. Heiji der das weniger spaßig fand, wurde charmant von der Seite her durch Yusaku angelächelt. Ehe das Thema vom Tisch war. Themen wie es ums Yusakus Ehe stand, um Heijis Nicht-Beziehung oder die näher mit Shinichi sei es dem Gegenmittelexperiment noch der Organisation zu tun hatten fanden keine weitere Anwendung.

Während der geschrumpfte Shinichi immer noch im Wohnzimmer sehr müde vor sich hin döste, kam Ai zum Kochen mit Tadashi noch dazu. Yusaku behielt einen wohlwollenden Blick auf Heiji wie er Ai von sich aus half. Hier oder da gab er einen Tipp, wie dieser das Gemüse noch besser herrichten konnte. Heiji selbst taute dabei etwas auf. Ging mehr aus sich heraus. Das ein oder andere Mal konnte auch er mit lachen. Solange das Essen vor sich hin köchelte unterhielt man sich weiterhin über Kochrezepte, dazu übergehend Light- und Vollkostprodukte zu diskutieren. Wobei Ai um ihre Kritik an den Vorlieben des Professors keinen Hehl machte und dieser sich resolut gegen sie versuchte zu behaupten. Nur leider bekam sie von Yusaku öfter recht als er. Der wie Heiji- er berichtete und prahlte mit den Kochkünsten seiner Mutter- seinen Spaß hatte. So das Yusaku meinte er wolle mal bei ihnen zum Kochen und anschließenden Essen vorbei kommen. Tadashi stattdessen spielte vergnügt mit Töpfen, die er aus dem Schrank ausgeräumt hatte herum.
 

Der geschrumpfte Shinichi hörte die anderen vom Wohnbereich aus.

Er ärgerte sich über den Lärm den sie machten. Da er immer noch sehr müde war, wollte er einfach nur seine Ruhe, um weiter zu schlafen.

Doch er kam nur zu weiterem dösen.

Als sein Vater Rans Namen an sein Handy gegangen in den Mund nahm, richtete sich seine Aufmerksamkeit kurz auf diesen Umstand. So schnell er sich jedoch dafür interessiert hatte so schnell war es ihm dann allerdings auch gleichgültig. Nichts von dem um sich herum hören wollend drehte er sich etwas auf die andere Seite und schloss die Augen wieder. Doch er hörte es zu seinem Bedauern und seiner Verärgerung weiterhin.

„Hallo Liebes!“

„Wann kommst du nachhause?“

„Das weiß ich noch nicht. Ich denke später“, setze Yusaku sich ein Stück von den anderen ab, sodass das Brutzeln der Pfanne nicht mehr zu hören war.

„Also kommst du nicht zum Abendessen?“

„Nein, esst ohne mich.“

Yusaku merkte das Ran sich noch nicht verabschiedete: „Ist noch was?“

„Du hast nicht zufällig Conan gesehen?“, hörte er sie fragen.

„Conan?“, Yusaku lachte auf: „Doch. Der ist bei mir. Ich hatte ihn mitgenommen, als ich zu Tunis gefahren bin. Ich dachte er könnte etwas Abwechslung vertragen und dachte bei dieser Gelegenheit könnte ich mal mit ihm reden.“

„Ja? Da bin ich erleichtert. Danke Yusaku“, hörte er Ran tief durchatmen, bevor sie bang-hoffnungsvoll nachfragte: „Konntest du etwas herausfinden?“

„Leider nein, Liebes. Mir wollte er auch nichts sagen. Am besten wir lassen es erst einmal beruhen. Ich habe das Gefühl, dass er es uns einfach nicht sagen möchte. Ich weiß, dass du besorgt bist, aber lass uns einfach noch etwas warten. Wenn er soweit ist, kommt er sicher von selbst.“

„Meinst du“, war Ran skeptisch davon nur mäßig getröstet.

„Ja“, setzte Yusaku so noch einmal beherzt nach: „Mach dir keine Sorgen. Und hey immerhin hat er sich vorhin mit einem anderen Jungen angefreundet. Der kleine Keiichi hat nette Eltern. Ich habe mich von ihnen einladen lassen.“

„Das ist ja schön“, war Ran darüber zwar ziemlich überrascht, aber auch sehr erfreut.

„Keiichi hat ihm gerade sein Zimmer gezeigt. Die zwei fragen, ob Conan bei ihm schlafen darf. Seine Eltern sind einverstanden. Jetzt müssen nur noch wir ja sagen. Bist du damit einverstanden?“

„Äh, ja“, stimmte Ran doch über diese Neuigkeit etwas überrumpelt zu: „Wenn du meinst, dass seine Eltern in Ordnung sind.“

„Ich denke schon“, beruhigte Yusaku sie da. Er lachte: „Ich werde jetzt noch zusammen mit ihnen Essen. Dann komme ich danach nachhause, ja. Bis dann, liebes.“

„Ja, gut. Bis dann“, hörte er sie noch, bevor er auflegte. Sein Handy abgelegt kehrte er zu den anderen zurück.
 

Ran hingegen widmete sich dem Text weiter:
 

Ich rede nicht davon, dass eure Schulen eurer Nachkommenschaft nie irgendetwas von dem, was ihr über diese Dinge gelernt oder beschlossen habt, tatsächlich vermitteln. Ganz im Gegenteil. Schulen dienen ihren Schülern, wenn sie ihnen mitteilen, was die Älteren in der Vergangenheit gelernt und entdeckt, entschieden und gewählt haben. Die Schüler können dann feststellen, wie alles funktioniert hat

In euren Schulen jedoch werden diese Informationen als das präsentiert, Was-Richtig-Ist, statt als das, was sie eigentlich sind, nämlich ganz einfach Informationen und Daten.

Daten der Vergangenheit sollten nicht die Grundlage für die gegenwärtige Wahrheit bilden.

Daten aus früheren Zeiten oder Erfahrungen sollten stets und nur die Grundlage für neue Fragen bilden. Der Schatz sollte immer in der Frage, nicht in der Antwort zu finden sein.

Und die Fragen sind immer die gleichen. »Was die Daten der Vergangenheit angeht, die wir euch vermittelt haben, stimmt ihr zu oder stimmt ihr nicht zu? Was denkt ihr?« Das ist immer dieselbe Schlüsselfrage. Sie steht immer im Mittelpunkt. Was denkt ihr? Was denkst du?

Nun werden Kinder in diese Frage ganz offensichtlich die Werte ihrer Eltern einbringen. Eltern werden weiterhin eine wichtige Rolle – die vorrangige Rolle – beim Aufbau des Wertesystems der Kinder spielen. Absicht und Ziel der Schule bestünden darin, die Kinder von frühester Zeit an bis zur Beendigung ihrer formellen Ausbildung darin zu ermuntern, diese Werte zu erforschen; zu lernen, wie man sie nutzt, sie anwendet, sie funktionalisiert – und ja, auch wie man sie in Frage stellt.

Denn Eltern, die nicht wollen, dass ihre Kinder ihre Werte in Frage stellen, sind keine Eltern, die ihre Kinder lieben, sondern Eltern, die sich vermittels ihrer Kinder selbst lieben.

Lies die Schriften eines Mannes namens Rudolf Steiner. Erforsche die Methoden der Waldorf-Schulen, die er entwickelt hat.
 

Natürlich weiß ich von diesen Schulen. Ist das jetzt Werbung?
 

Es ist eine Beobachtung.
 

Yukiko saß zuhause. Sie hatte sich einen Pullover und eine Jeans übergezogen. Unschlüssig saß sie mit ihrem Hausschlüssel in der Hand auf dem Bett. Einerseits wollte sie zu Shinichi. Sie machte sich einfach doch Sorgen. Yusaku hatte sich nicht mehr bei ihr gemeldet. Sie war unsicher, ob sie wirklich zum Professor rüber gehen sollte. Zwar wollte sie ihren Sohn sehen, andererseits fürchtete sie dort auf ihren Mann zu treffen und das wollte sie eigentlich nicht. Nur noch länger zu warten und langsam aber sicher verrückt zu werden… Nervös, wie sie war, stand sie von der Bettdecke auf, lief zum Fenster und wieder zurück. Sie setze sich noch einmal und drehte noch mal hin und her gerissen am Bundring, der die zwei Schlüssel beisammen hielt.
 

Yusaku ging in die Hocke: „Hey, Shinichi“, rüttelte er seinen Sohn behutsam: „Dreh dich um. Dein Abendessen wartet auf dich“, versuchte er es in aufmunternden Tonfall.

Der Mini-Shinichi drehte sich tatsächlich etwas.

Vater und Sohn sahen einander an. Sein Kind war müde: „Bleib nur liegen. Ich bringe dir was“, stand der Mann seiner Mutter wieder auf. Er ging zu den anderen, die sich bereits an den Tisch gesetzt hatten, füllte ein Schälchen bis knapp zur Hälfte. Damit kehrte er zu Rans Freund zurück.

Ai, Heiji und der Professor sahen ihm dabei zu.

„Hier“, kniete sich Yusaku erneut hin.

Der Miniatur-Shinichi schaute zu seinem Vater hoch.

„Ich will nichts“, lehnte er genervt ab.

„Da du keine Wünsche geäußert hast, haben wir beschlossen Curry für dich zu machen.“ Yusaku stellte ihm das Schälchen hin: „Komm schon, probier wenigstens Mal. Wir haben uns Mühe gegeben. Sogar Heiji hat geholfen“, versuchte er etwas zu scherzen. Liebevoll sah er sein gequältes Kind an: „Iss wenigstens eine Kleinigkeit ja“, bat er ihn eindringlich.

„Ach“, fügte er ihm noch über die Haare streichend hinzu: „Ich nehme an du hast es vorhin gehört. Falls Ran dich fragt: Du hast jetzt einen fiktiven Freund. Er heißt Keiichi und du hast bei ihm übernachtet. Den Rest überlasse ich dir“, bevor er sich zu den anderen an den Tisch setzte.

„Lass mich“, richtete er sich humorvoll an den Professor, der gerade Tadashi anreichen wollte: „Ich kann was zum üben gebrauchen“, scherzte er das kleine Kind anlächelnd.

Eifrig machte der kleine Junge bereits wie ein Vogelbaby den Mund sperrangelweit auf. In gieriger Erwartung auf den ersten Happen verfolgten seine Äugelein gebannt seine Stäbchen, die von seinem Ziehvater in die Hand von dem netten Mann da nun nebenan wanderten.

Das: „Na, mach schön den Mund auf“ hätte eigentlich gar nicht gesagt zu werden brauchen. Tadashi quietschte vor Appetit, als Yusaku ihm endlich den Reis in den Mund gesteckt hatte. Und auch Yusaku hatte seine Freude an dem strahlenden Kleinkind.
 

Es klingelte an der Haustüre.

„Das wird Kaito sein“, meinte Heiji zu Ai, die aufmachen ging.

„Guten Abend“, kam der Oberschülerdieb in Zivil nach der Mini-Shiho gefolgt in den Wohnbereich.

„Wünsche ich dir auch“, stand Shinichis Vater auf, der gesehen hatte, dass Kaito die Kapseln aus einem weißen, kleinen Säckchen hervor holte.

„Danke“, nahm Yusaku diese entgegen.

„Setz dich“, boten er und der Professor ihm an Platz zu nehmen.

Heiji rückte auf.

„Wie geht es ihm?“, erkundigte er sich leise zu dem kleinen Detektiv gesehen.

Heijis Antwort war nur ein trauriger Blick, sodass Kaito sich seinen Teil denken konnte.

Agasas Mitbewohnerin setze sich ebenfalls wieder hin.
 

Yusaku, die Oberschüler, Ai und auch seinen Sohn im Blickfeld, schenkte dem hungrigen Kleinkind mit zurückkehrendem Lächeln sein weiteres Interesse. Nebenbei selbst essend, schaute er immer wieder mal zu seinem Sohn rüber. „Probier doch wenigstens Mal“, startete er versuche sein Kind zu motivieren.

Der Mini-Shinichi lag immer noch matt, mit verzogenem Gesicht da.

Er hatte weder Lust zu essen noch fühlte er sich in der Lage dazu. Wie ein schwer krankes, keines Kaninchen mit hängenden Ohren lag er da. Rührte keinen Bissen an.

Yukikos Ehemann seufzte innerlich besorgt, überspielte jenes nach außen hin. Nachdem er es: „Iss doch wenigstens eine Kleinigkeit“ bittend ein paar Minuten später noch einmal versucht hatte, gab er es fürs erste auf, respektierte es und nahm es fürs erste hin. Denn Druck wollte er wirklich nur sehr ungerne auf ihn ausüben. Aus Sorge er würde den Zugang zu Shinichi ganz verlieren. Er hoffte, dass sein Sohn sich von alleine dazu entscheiden würde. Aus diesem Grund wollte er sehr vorsichtig vorgehen. Er wusste, dass er bei seinem Sohn, wenn er nicht gut Acht gab, ganz verspielt hatte. Er stand bei ihm auch jetzt schon auf wackeligem Podest. Über diesen Umstand war Yusaku sich sehr wohl bewusst und konnte sich auch weiterhin denken, dass er der war, der im Gegensatz zum Beispiel zu Heiji immer noch mehr Schnitte bei ihm hatte. Bei Heiji war er sich sicher, dass es erst mal noch dauern würde, bis er ihn zur Unterstützung hinzuziehen konnte.
 

Du wusstest, dass ich mit den Waldorf-Schulen vertraut bin. Du wusstest es.
 

Natürlich wusste ich es. Alles in deinem Leben war dir dienlich, hat dich zu diesem Augenblick gebracht. Ich habe nicht erst seit Beginn dieses Buches mit dir zu sprechen angefangen. Ich habe seit Jahren, durch all deine Verbindungen und Erfahrungen, mit dir gesprochen.
 

Du sagst also, die Waldorf-Schule ist die beste?
 

Nein. Ich sage, sie ist ein Modell, das in Anbetracht dessen funktioniert, was deiner Aussage nach das Menschengeschlecht anstrebt; in Anbetracht dessen, was ihr behauptet, tun zu wollen; in Anbetracht dessen, was ihr eurer Aussage nach sein wollt. Ich sage, sie ist ein Beispiel – eines von mehreren, die ich anführen könnte, obschon diese auf eurem Planeten und in eurer Gesellschaft rar sind.

In Waldorf-Schulen begleitet ein Lehrer/in die Kinder durch alle Ebenen ihrer frühen und elementaren Lernerfahrungen. In all diesen Jahren haben sie denselben Lehrer/in.

Kannst du dir das enge Band vorstellen, das hier geknüpft wird? Kannst du den Wert erkennen?

Der Lehrer oder die Lehrerin lernen ein Kind kennen, als wäre es das eigene. Das Kind gewinnt eine Ebene des Vertrauens und der Liebe, die Türen öffnet, von denen viele traditionell orientierte Schulen noch nicht einmal zu träumen wagen. Und am Ende dieser Jahre kehren der Lehrer oder die Lehrerin zu einer ersten Klasse zurück, beginnen wieder mit einer anderen Gruppe von Kindern und begleiten diese durch all die Jahre des Lehrplans. So haben engagierte Lehrer an einer Waldorf-Schule am Ende ihrer beruflichen Laufbahn vielleicht insgesamt mit nur vier oder fünf Gruppen von Kindern gearbeitet. Aber sie haben jenen Kindern etwas bedeutet, das mehr ist als alles, was in traditionellen Schulen möglich ist.

Dieses Erziehungsmodell erkennt an und tritt dafür ein, dass die menschliche Beziehung, die innige Verbindung und die Liebe, die unter solchen Bedingungen miteinander hergestellt und entwickelt werden, ebenso wichtig sind wie irgendwelche Fakten, die der Lehrer dem Kind vermitteln mag. Es ist ein Unterricht wie zu Hause, nur außerhalb des Elternhauses.

Ihr macht hinsichtlich der Erziehung Fortschritte auf eurem Planeten, aber sehr langsam. Allein schon der Versuch, einen zielorientierten, auf die Entwicklung von Fähigkeiten abgestellten Lehrplan in euren öffentlichen Schulen einzuführen, stieß auf enormen Widerstand. Die Leute sahen das als Bedrohung oder als uneffektiv an. Sie wollen, dass die Kinder Fakten lernen.

Es sind immerhin an einigen Stellen Durchbrüche erzielt worden. Doch es gibt hier noch viel zu tun.

Und das ist nur ein Bereich menschlicher Erfahrung, der einer Überholung bedarf in Anbetracht dessen, was ihr eurer Aussage nach als menschliche Wesen sein wollt.
 

Yukiko stand mittlerweile vor der Haustüre des ehemaligen Nachbars. Sie kämpfte mit sich. Bisher hatte sie sich nicht getraut die Klingel zu benutzen. Unschlüssig stand sie frierend vor der verschlossenen Türe, hinter der ihr Sohn sich befand. Shinichi, dachte sie besorgt und sehnsüchtig zu gleich. Sie wollte klingeln, streckte ihre Hand aus.

Doch kaum hatte sie das zögerlich getan zog sie sie auch schon wieder von Angst ergriffen zurück. Yusaku, schüchterte der Gedanke sie an ihren Mann ein. Yusaku, er war auch hinter dieser Tür, die sie von ihrem Sohn trennte. Das war er ganz sicher. Sie fürchtete Yusaku würde wütend auf sie sein, weil sie ihm nicht geholfen und sich so feige verkrochen hatte. Sie wollte ihn nicht sehen. Sicher nahm er ihr Fernbleiben übel, wo ihr Sohn sicher nicht nur seinen Vater, sondern beide Elternteile gebraucht hätte. Somit auch sie. Sie schämte sich, dass sie nicht die Selbstüberwindung gehabt hatte ihre Unsicherheit Yusaku gegenüber zu überwinden.

Es war kalt hier draußen. Ihr Husten und Schnupfen würde nicht besser werden, würde sie noch lange so hier in der Kälte frieren. Das war ihr klar, aber wirklich rein gehen? Yukiko fühlte sich einfach zu unsicher. Was sollte sie Yusaku auf seine Fragen nur Vernünftiges antworten? Sicher würde er welche an sie stellen. Das tat er schließlich immer…

Tief seufzte Yukiko, bevor sie tief ein- und ausatmete, so versuchte all ihren Mut zusammen zu nehmen und da… sie hatte es getan. Sie hatte geklingelt. Vor Schreck kniff sie die Augen fest zu, zuckte zusammen, als sie das Leuten in ihren Ohren widerhallen hörte.
 

Die im Inneren Anwesenden waren alle gleichermaßen verwundert, sahen sich untereinander fragend an. Sogar der geschrumpfte Shinichi.

„Erwartest du noch Jemanden?“, fragte Yusaku Agasa. Dieser zuckte mit den Schultern: „Vielleicht ist es ja Yukiko?“

„Yukiko!?“ Yusaku runzelte septisch die Stirn in einem Ton der deutlich machte, dass er das seiner Frau nicht wirklich zutraute.

„Ich gehe schon“, war es Ai, die sich auf den Weg in den Flur machte.

Yukiko, die Augen immer noch fest verschlossen, machte sie sofort erschrocken auf, als sie die Schritte die zur Türe zurück gelegt wurden mitbekam. Als sie dann auch noch das Licht sah, das angeschaltet worden war zuckte sie erneut zusammen. Starr vor Schreck stand sie da vor noch geschlossener Türe, fehlte innerlich: Bitte, bitte las es nicht Yusaku sein. Ihre Knie fühlten sich so weich an. Sie hatte Angst in Ohnmacht zu fallen.

die Miniatur-Shiho, die öffnete fand die Mutter, die doch all ihren Mut beisammen gehalten und nicht doch noch im letzen Augenblick noch davongelaufen war, wie ein verängstigtes Mädchen vor.

„Ai“, zitterte Yukikos Stimme im ersten Moment noch etwas, war vor Erleichterung etwas höher als für sie gewöhnlich. Zügig rang sie sich durch: „Ich möchte zu Shinichi.“

„Kommen Sie rein“, sagte die Mini-Shiho nur. Ehe sie bereits wieder zurück zum Tisch umkehrte.

Zögerlich, bemüht Haltung zu bewahren, trotz der unsicheren Beine traute Yukiko sich zu zeigen.
 

Yusaku schaute verdutzt drein, seine Ehefrau plötzlich auftauchen zu sehen. Seine Mine verfinsterte sich. Die anderen sahen ihm an, dass Ärger in ihm hochstieg.

„Ich“, fasste seine Frau bereits zum dritten Mal an diesem Abend all ihren Mut zusammen. Gerade zu schüchtern stand sie da: „möchte-“, sie sah wie ihr Mann sie abwertend fixierte, als sei er gespannt auf ihre Ausrede, beendete ihren Satz überspielt selbstsicher: „Shinichi sehen.“

„Warum nicht“, war Yusakus hörbar etwas schnippisch ausfallende Antwort. Verärgerten Blickes gab er ihr seine Zustimmung.

Der Professor, Heiji und Kaito sahen ihn darauf etwas entgeistert über seine nun eben nicht gerade höflich ausgefallene Reaktion an.

„Er ist auch dein Sohn. Nur zu!“, deutete er ihr freie Bahn gebend an: „Schön, dass du doch noch gekommen bist.“ Er hätte seinen Vorwurf- dass er sie für eine Rabenmutter hielt- gleich ganz direkt aussprechen können. Denn der kam an.

Einmal schaute Yukiko noch zögerlich zu ihm und den anderen. Ehe sie ihren Sohn beim Namen nennend in mütterlicher Sorge auf ihn zu eilte.
 

Yusaku beobachtete das grimmig dreinblickend.

„Shinichi, Shinichi wie fühlst du dich“, umarmte sie ungehalten ihren Sohn innig, dem das viel zu viel war, der das überhaupt nicht mochte, wie nicht nur sein Vater auch die anderen vier deutlich sehen konnten. Der Widerwille stand dem geschrumpften Detektiv ins Gesicht geschrieben.

„Ich bin so froh! Geht es dir gut?“

„Lass mich los“, versuchte ihr Sohn es erst schwach wie er war, mit verhältnismäßig zaghaftem Wegdrücken. Er beklagte sich energisch, weil er es nicht schaffte und wurde regelrecht ruppig in seiner Gegenwehr: „Lass mich. Mama, lass mich los!“, würde er immer gereizter. Strafte seine Mutter ärgerlichen Blickes, sobald sie ihn endlich los gelassen hatte.

Und nicht nur ihr Sohn tat das. Auch Yusaku. Ihm war anzusehen, wie ihn das auf die Palme brachte.

Als Yukiko dem unbewusst noch eine Krone aufsetze, als sie anfing den gemeinsamen Sohn zum Essen zu drängen, auf überfürsorgliche mütterliche Art schon beinahe zu nötigen, reichte es ihrem Mann. „Ich gehe vor die Tür“, erhob er sich die Zigarettenschachtel aufklappend aufgebracht vom Tisch.

„Yusaku“, versuchte Agasa noch zu besänftigen. Doch Shinichis Vater lehnte scharf ab: „Nein, lass mich. Bitte! Ich brauche frische Luft. Wenn ich jetzt nicht gehe, dann gibt es ein Unglück und ich sage Dinge, die ich später bereue!“ Kaum hatte er das gesagt, verließ er schnellen Schrittes erst den Wohnbereich, dann den Flur.
 

Vor das Haus getreten war Yusaku erst versucht die Haustüre zuzuknallen. Doch beherrscht ließ er den Griff los, lehnte sich stattdessen eine Zigarette anzündend an die Hauswand.

Wütend zog er. Den Rauch ausgeblasen war er immer noch wütend. Sauer folgte auf den ersten Zug ein zweiter und immer noch war er wütend.

Die Hälfte war bereits zügig und konsequent aufgeraucht worden, als er sich einigermaßen wieder beruhigte. Jetzt hatte er sich emotional soweit, dass er wieder mit dem Verstand die Situation wahrnehmen konnte. Er beruhigte sich, betrieb vernünftig Ursachenforschung. Er war sauer. Ja das war er. Warum war er so aufgebracht und innerlich aufgewühlt? Im dämmerte, dass er möglicherweise eben ein wenig übertrieben haben könnte. Die Mutter seines Sohnes einer Rabenmutter zu nennen das war schon heftig. Er war vorhin nicht fair gewesen. Das wusste er eigentlich auch, was ihn nun beschämte. Warum hatte er sich so aufgeregt? Die ehrliche Antwort, wie er sich eingestand war, dass er enttäuscht war. Er war einfach enttäuscht. Weiter gestand er sich seine Gefühle ein. Er fühlte sich hilflos, unsicher. Er hatte Angst. Ja, er hatte Angst er könne nun auch noch seinen Sohn verlieren. Seine Frau hatte er ja bereits so wie es offensichtlich aussah schon ganz verloren. Diese Erkenntnis schmerzte, tat scheiße weh. So ohne Erbarmen wie jetzt dieses Gefühl aufgekommen war, so sprach er es auch verzweifelt: „Scheiße!“, bitter geflucht aus.

Deshalb hatte er jetzt so überreagiert. Er hatte wenn es auch jetzt im Nachhinein naiv war doch gehofft, dass Yukiko gestern mitgekommen wäre hier her zum Professor und ihm beigestanden hätte. Er hatte auf ihre Hilfe und Unterstützung gezählt. Stattdessen hatte sie ihn einfach damit alleine gelassen. In seinem Schmerz der ihm erneut einen tiefen Stich ins Herz versetze, ließ er die Zigarette hängenden Kopfes auf den Pflasterstein zu seinen Füßen fallen. Ohne das er sie hätte noch weiter festgehalten, war sie zu Boden aus einer Hand geglitten.

Er hatte Tränen in den Augen, sah auf die Steine unter ihm ohne sie richtig zu beachten. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet.

So verharrte er für eine Weile. Akzeptierte das er jetzt so fühlte, nahm diese Gefühle bewusst ganz intensiv war bis er sich endlich bereit fühlte von ihnen abzulassen. Seinen Blick etwas hebend suchte er nach Verständnis. Warum so wütend auf Yukiko sein? Was konnte sie denn eigentlich dafür? Sie war verletzt. Genauso wie er. In diesem Punkt waren sie einander gleich. Auch sie war von der Gesamtsituation mitgenommen, war überfordert genauso wie er. Also was warf er ihr das vor? Ihn ihm entwickelte sich ein Gefühl von Mitgefühl und Einsicht, dass sie nun einmal nicht aus ihrer Haut heraus konnte. Auch diese Erkenntnis tat weh, aber sie erleichterte auch das Verstehen…

Yusaku blieb noch vor der Tür stehen.
 

„Bitte, Shinichi! Schatz, du musst doch wenigstens etwas essen. Du musst doch irgendwie wieder zu Kräften kommen!“ Yukiko sah ihren Sohn verzweifelt an. Appellierte eindringlich an ihn, fehlte ihm regelrecht an. Dieser lag nun nur wie schon zuvor bei seinem Vater reglos da, machte keinerlei Anstalten dem Bitten seiner sich sorgenden Mutter nach zu kommen. Er fühlte sich nur genervt, schloss die Augen in der Hoffnung sie würde endlich damit aufhören. Er wollte einfach nur alleine sein. Warum respektierte das keiner? Mussten ihn alle so mitleidig ansehen? Was sollte das denn nützen? Das alles war doch auch so schon schlimm genug! Was mussten sie ihn zusätzlich die ganze Zeit damit quälen? Indem sie ihn durch ihre Gesichter nur immer wieder an sein Unglück erinnerten?
 

„Hör auf damit“, war plötzlich die resignierte Stimme seines Vaters zu hören. Die anderen drehten sich zu ihm um. Niemand von ihnen hatte ihn zurück kommen hören. Ihm war anzusehen, dass er abgeschlagen war: „Bitte, Yukiko: Lass es jetzt gut sein!“

Hilflos nickte sie, hörte bedrückt auf ihn.

Worüber ihr Mann erleichtert war. Innerlich ausatmete. Traurig war sein Blick auf seiner Frau und seinem Sohn, als er sagte: „Ich bin müde. Ich brauche Schlaf- den brauchen wir alle. Ich werde zu Fuß gehen und den Wagen hier stehen lassen. Wenn es für euch in Ordnung ist: Ich möchte jetzt einfach nur noch nach nachhause“, sah er seinen Freund an. Agasa nickte verständnisvoll. Ihm tat es weh seinen Freund so niedergeschlagen zu sehen.

Er wendete sich seiner Frau zu: „Ich war seit gestern Abend bei ihm. Jetzt bist du dran.“ Das gesagt schaute er zu Heiji: „Was ist mit dir? Kommst du?“

„Ich wollte noch zu Kaito rüber“, äußerte jener zurückhaltend was er noch vor hatte.

„Tu das“, meinte Yusaku darauf nur: „Bleibt nicht mehr zu lang auf. Denk dran morgen bist du wieder auf dem Präsidium.“ Damit ging Yusaku.

Kurz darauf gingen auch Kaito und Heiji.
 

Yukiko blieb verunsichert neben ihrem Kind sitzen. Sie empfand es als unangenehm. Doch sie konnte jetzt kaum gehen. Ihr trauriger Blick war auf ihren Sohn gerichtet. Höfflich und auch dankbar dafür nahm sie vom Professor eine Decke an. Er wünschte ihr eine Gute Nacht, was sie ihm und Ai mit zaghaftem Nicken gleich tat. Ehe sich die beiden eigentlichen Hausbewohner zurückzogen und Yukiko damit für sich in gedämpftem Licht alleine ließen und mit Tadashi ins Bett gingen.

Somit sahen sie die lautlos geweinten Tränen Yukikos nicht mehr, bedacht darauf ihren mittlerweile ebenfalls schlafenden kleinen Shinichi nicht zu wecken. In Gedanken war sie bei ihrem Mann. Es tat ihr weh ihn so leiden zu sehen. Auch dass sie bekommen hatte was sie wollte: bei ihrem Sohn zu sein verbrachte sie die Nacht mit Gewissensbissen und großen Schuldgefühlen. Was war sie für eine Ehefrau, dass sie ihrem Mann das antat?
 

Ihr Ehemann hingegen war angekommen, schloss müde auf. Der abendliche Spaziergang unter sternenklarem Himmel an der frischen Luft hatte Yusaku gut getan. Er war froh, dass er das Auto hatte stehen lassen.

Langsam stieg er sich, nachdem er sich seines Mantels und der Schuhe entledigt hatte, am Geländer festhaltend die Treppenstufen hinauf. Die Hunde streichelte er weiter gehend nur flüchtig. Sie folgten ihm schwanzwedelnd lieb fiepend ins Wohnzimmer.

Dort war er überrascht Ran anzutreffen, die vor dem Fernseher saß und sich eine Tiersendung über Delphine ansah. Neugierig wurde er von ihr angesehen.

„Hallo Liebes“, grüßte er sie abgeschlagen: „Du bist ja noch auf“, gab er ihr einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Ich habe auf dich gewartet.“

„Ach ja? Hast du das.“

„Ich wollte wissen was Conan und du noch so gemacht habt“, schaute sie ihn freudig an.

Doch er ging nicht auf sie ein: „Mein Tag war anstrengend. Bitte, lass uns morgen darüber reden. In Ordnung?“, wimmelte er sie ab.

Sie sah, dass er nicht gut aussah, was er ihr erst jetzt durch sein ganzes Erscheinungsbild preisgab. Ihr Blick verriet ihm, dass sie ihn fragen wollte. Doch noch bevor sie dazu angesetzt hatte, schüttelte er den Kopf: „Bitte. Morgen“, unterstrich er seine Worte, indem er seine Hand noch ablehnend Distanz wahrend vor sich hielt.

„Okay“, respektierte Ran das mitfühlend.

„Danke, Liebes“, bekam sie von ihm noch einen liebevollen Kuss auf die Stirn. Allein an seiner Art konnte sie erkennen, dass es ein Kuss der Traurigkeit war, bevor er hoch hinauf in sein Zimmer ging…

Tja...

V - Der Wahrsager

„Angesichts unüberbrückbarer Tatsachen kann auch Wissen manchmal Ohnmacht sein.“
 

Freitagmorgen, 1. Dezember
 

Als Yusaku an diesem Morgen aufwachte, fühlte er sich relativ erholt. Er dachte nach dem Aufstehen an gestern Abend, seufzte bevor er sein Zimmer verließ und ins Bad ging. Er machte alles wie immer. In der Küche unten begann er alles für das Frühstück herauszustellen und vorzubereiten. In Gedanken bei seinem Sohn und seiner Frau ließ er Kaffee durchlaufen. Kaum waren Kazuha und Kogoro auf der Bildfläche erschienen machte er sich bereits auf den Weg zum Professor. Zwar hatte er sich bisher darum bemüht gehabt gelassen zu sein. Doch die Tatsache, dass seine Frau sich am gleichen Ort wie sein Sohn aufhielt machte ihn doch etwas nervös. Er beeilte sich. An Yukiko denkend wurden seine Schritte zeitweise langsamer. Er erinnerte sich an die Situation vom Abend zuvor. Mit dem Unterschied, dass er sich jetzt eigentlich nicht mehr wütend, sondern eher niedergeschlagen fühlte.
 

„Heiji? Heiji!“, rief Kazuha, als sie ihn auf dem Flur ausmachte. Sie beeilte sich, um ihn einzuholen: „Heiji, wo warst du!?“

Er hingegen ging darauf nicht ein. Seine Ex ignoriert lief er weiter.

„Heiji!“, versuchte sie sich neben ihm besorgt und energisch durchzusetzen. Doch sie bekam nur einen müden, ablehnenden Blick von ihm.

„Wo bist du gewesen!?“, ließ sie vorwurfsvoll wieder neben ihm nicht locker: „Wo warst du die ganze Nacht!?“, klagte sie ihn an.

„Was geht dich das an?“, zischte er ebenfalls ärgerlich zurück: „Ich bin nicht mehr mit dir zusammen. Also was willst du? Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig“, wurde er deutlich. Womit er sie so bestimmt in ihre Schranken gewiesen hatte.

Dagegen konnte Kazuha nichts erwidern. Tatenlos musste sie ihn ziehen lassen und zusehen, wie er damit begann seine Arbeit aufzunehmen.

Da es Zeit war, musste auch sie anfangen.

Heiji bekam ihre Blicke auf ihn mit, ignorierte diese beharrlich. Davon genervt machte er seine Arbeit weiter.
 

Angekommen klingelte er.

Yukiko, die neben ihrem schlafenden Sohn saß, schreckte bei dem Geräusch zusammen.

Sie beobachtete wie der Professor zur Haustüre ging und öffnete. Die Bestätigung der Stimme, die sie erwartet hatte, ließ sie kerzengerade sitzen.

„Yusaku“, hörte die Ehefrau Agasa ihren Mann begrüßen: „Guten Morgen. Komm doch rein.“

„Guten Morgen“, erwiderte dieser gleichfalls. Er kam nach drinnen. Auf dem Weg zum Wohnbereich erkundigte er sich direkt als erstes nach seinem Sohn: „Wie geht es Shinichi?“

„Er schläft noch“, war die Antwortet des Professors.

Genickt nahm Yukikos Mann das stehengeblieben zur Kenntnis. „Und Yukiko. Hat sie sich benommen?“, fragte er mit misstrauischem Unterton in der Stimme nach seiner Frau.

Agasa schaute ihn ganz verwundert an und bejahte die Frage: „Sie war gestern Abend und auch heute Morgen die ganze Zeit über freundlich und sehr höflich“, sagte er.

Yusaku sah ihn darauf kritisch an, als könne er das nicht recht glauben: „Ach ja?“, zog er überrascht die Augenbrauen hoch.

Der Professor fühlte sich in diesem Moment an die gestrige Situation erinnert: „Was war den gestern Abend los mit dir, dass du so aufgebracht warst?“, fragte er jetzt nach.

Yusaku antwortete ihm darauf nicht. Sein Blick wurde abwesend an ihm vorbeischauend in Richtung des Wohnbereiches.

„Wie geht es dir jetzt?“ Der Professor war dem Blick seines Freundes gefolgt.

„Es geht“, kam nun eine Antwort seitens Yusakus. Nichts weiter dazu gesagt kam, die Hände in die Hosentaschen gesteckt, wieder leben in ihn. Er setze seinen Weg fort. Der Professor begleitete ihn, blieb hinter ihm stehen.
 

Yukiko hörte sofort auf ihren Mann anzusehen, nachdem sich ihre Blicke für einen Moment begegnend waren. Yusaku hatte sie gesehen, als er an die Stelle an der er seinen Sohn erwartete hinschaute. Auch er verweilte nicht bei ihrem Angesicht, sondern wendete sich dem Kleinkind zu, das auf ihn zukam.

„Hallo, Tadashi“, hörte Yukiko wie ihr Mann den kleinen Jungen vor sich in der Hocke an den Händchen nahm. Was ihr bei diesem Anblick einen Stich ins Herz versetzte, wie er da mit dem Kleinkind väterlich dastand.

„Wie wäre es Yusaku: Ich wollte gerade zu frühstücken anfangen. Hast du nicht Lust mir dabei Gesellschaft zu leisten?“, richtete sich Agasa an ihn.

„Gern“, antwortete Yusaku. Er hatte Tadashi auf den Arm gehoben.

Mit Sehnsucht und Traurigkeit sah Yukiko zu wie ihr Mann mit dem Kleinkind auf dem Arm mit dem Professor zum Tisch ging und sich dort setze.

Es war ihr anzusehen wie ausgeschlossen sie sich in diesem Moment fühlte.

Der Professor versuchte zu helfen: „Yukiko magst du dich nicht auch zu uns setzen?“ Ohne zu ahnen, dass er es so für sie nur schwerer machte. Am liebsten wäre Yukiko einfach gegangen. Doch sie wusste, dass sie das jetzt nicht mehr konnte. Zum Davonlaufen war es zu spät. Jetzt, so wusste sie, konnte sie auch schlecht an Ort und Stelle verbleiben, sondern musste der freundlichen, gut gemeinten Aufforderung nachkommen.

Yusaku sah sie jetzt schon, wenn auch nur am Rande, mit einem Ach-sie-wird-sowieso-nicht-kommen Blick frustriert an, ehe er sich eine Schüssel füllte.

Sie hatte einfach keine Wahl, wenn sie nicht vollends ihr Gesicht vor ihm verlieren wollte. So atmete sie unmerklich tief durch, kratzte all ihren Mut zusammen und stand die Unsicherheit überspielt betont selbstbewusst- mehr gewollt als wirklich gekonnt- auf, ging die Schritte zum Tisch und setze sich direkt neben ihren Mann. Der wie ein Schweinchen auf der Leiter im ersten Moment neben sich guckte. Damit hätte er im Leben nicht gerechnet, damit dass sie tatsächlich kommt! Ganz verdattert war er, dass sie nicht nur gekommen, sondern sich auch noch ausgerechnet neben ihn anstatt zu Agasa gesetzt hatte.
 

Als Ran aufstand, war Yusaku bereits nicht mehr da. Sie seufzte die Schultern hängen gelassen und schloss die Türe zu dessen Zimmer wieder, nachdem sie ihn unten nicht gefunden hatte. Mussten ihre Fragen wegen Conan wohl oder übel warten, dachte sie. Da sie nicht wirklich wusste was sie machen sollte frühstückte sie unten alleine für sich, bevor sie melancholisch in ihr Zimmer zurückkehrte. Von der Tür aus, die sie langsam hinter sich schloss, ging sie rüber zu ihrem Schreibtisch. Nahm dort das eingerahmte Bild von Shinichi zusammen mit ihr selbst in die Hand, betrachtete es an ihren Freund denkend, bevor sie es seufzend wieder zurück auf seinen Platz stellte. Sie schaute zum Bett. Auf welchem sie sich niederließ und ein Buch aufschlug.
 

Während ihr Mann mit dem Professor das Frühstück beendete und sich dabei über das APTX 4869 unterheilt- darüber was man eventuell durchs Internet beziehungsweise vielleicht erst mal über Apoptose generell in Erfahrung bringen könnte, hielt Yukiko sich bedeckt und völlig unscheinbar ganz im Hintergrund. Wenn sie auch interessiert dem Gespräch folgte. In kleinen Happen aß auch sie auf. Danach wusste sie hilflos nicht wie sie da sitzen sollte, um nicht so verklemmt zu wirken und ihr großes Unbehagen noch allzu offensichtlich erscheinen zu lassen. Sie begnügte sich damit ihrem Mann zuzuhören, der zusammen mit dem Professor etwas für Shinichi aufhob und mit abräumte.

Sie war heilfroh, dass er sich mehr für das Gift als für sie zu interessieren schien. Was Yusaku auch tat. Wenn auch er weiterhin seine Frau neben sich als ungewohnt empfand. Ihre Anwesenheit irritierte und verunsicherte ihn ebenfalls, wenn er das auch offenbar beiläufig überging.
 

Am späten Vormittag
 

Yusaku saß bei seinem Sohn, der immer noch schlief.

Shinichis Vater schloss sechs Internetfenster, welche er mittlerweile geöffnet hatte, um für die nächsten Platz zu schaffen. Er sah gelangweilt aus.

Yukiko, er warf einen flüchtigen Blick auf sie, war immer noch da.

Unsicher saß sie wie er neben ihrem Kind.

Sie wich seinem Blick aus, als sie merkte, dass er sie angesehen hatte. Mit gesenktem Kopf saß sie da und konnte sich denken, dass er sich von ihr angewandt hatte und das hatte er auch. Sich zusammenreisend unterdrückte er seine in ihm in diesem Moment hochsteigende Verärgerung, stand auf und ging mit seinem Laptop zum Schreibtisch zu Agasa rüber.

Sich ihm angeschlossen machte ihr Mann mit seinen Recherchen zur Apoptose- dem programmierten Zelltod- dort weiter, las sich durch weitere wissenschaftliche Foren, Fachartikel und Seiten.
 

In der Mittagspause lehnte er es ab sich mit ihr im gleichen Raum aufzuhalten.

Zunächst noch wegen ihr nicht gut drauf, ließ er sich an seinem Arbeitsplatz nieder. Wirklich Appetit hatte er keinen. Das Essen vor sich waren seine Gedanken bei Shinichi. Die Verärgerung die seine Stimmung bisher bestimmt hatte ließ nach. Er war bedrückt, als er das Tablett von sich weg schob. Mit verschränkten Armen auf der Tischplatte saß er in sich gekehrt da.

Shiratori und Takagi, die ihn im vorbeigehen über den Flur sahen sprachen ihn nicht an. Was von Shiratori ausging, der Miwakos Verlobten durch Kopfschütteln zu verstehen gab es besser zu lassen. Somit beließ Takagi es dabei.

Stattdessen gingen die zwei Polizeibeamten von Heiji unbemerkt weiter.

Ein paar Meter weiter gelaufen unterbrach Takagi nachdenklich, besorgt und auch mitfühlend das Schweigen zwischen ihm und seinem Kollegen. Er sprach im Gegensatz zu diesem aus, was ihn beschäftigte: „Was ihn wohl so bedrückt? Ob es wirklich nur wegen Kazuha ist?“

„Wahrscheinlich nicht“, antwortete Shiratori mit einem spitzen Unterton in der Stimme darauf ebenfalls nachdenklich. Jedoch eher mehr in Richtung, dass er eine Vermutung hatte. Diese allerdings zumindest vorerst, so entschied er, für sich zu behalten.

„Ich weiß nicht. Sollten wir nicht zurück gehen und ihn darauf ansprechen?“

Shiratori schüttelte mit dem Kopf
 

„Jaja!“, beendete Yusaku seine Recherchearbeiten: „BlaBla- das weiß ich doch alles bereits!“ Sein Kopf rauchte der Menge an Informationen begründet. Er war extrem genervt. „Mir reicht’s“, knetete er frustriert und müde seine langsam zu schmerzen beginnende Stirn.

„Du hast also auch nichts gefunden“, schlussfolgerte der Professor deprimiert.

Yusaku nickte seufzend: „Nicht wirklich. Immer der gleiche Kram! Ich glaube nicht das wir damit was anfangen können“, meinte er während er aufstand. Er verließ das Haus.

Der Professor, der ihm wie Yukiko nachsah, ging nach ein paar Minuten nach ihm sehen.
 

Hinter der offen gelassenen Haustüre fand er Yusaku rauchend an die Hauswand gelehnt.

Er bemerkte seinen alten Freund, der ihn verwundert fragte: „Seit wann rauchst du denn wieder?“

„Seit gestern.“ Yusaku erwiderte den Blick. Er konnte seinem treuen Freund die Betroffenheit ansehen und grinste selbstironisch: „Du denkst seit gestern Abend?“, schaute er halb zu diesem auf.

Agasa nickte.

„Da irrst du dich“, blieb Yusakus Körperhaltung unverändert. Sein Grinsen wurde breiter, lächelte beinahe mehr in sich hinein: „Das ist schon die vierte seit gestern Nachmittag.“

„Aber du hattest aufgehört. Und du warst stolz darauf!“

„Ich weiß!“, war Yusakus Antwort und lächelte in sich hinein: „Ruth wollte mich ärgern und hat natürlich rein versehendlich eine ihrer Zigarettenschachteln bei mir vergessen“, meinte er dann die Zigarette an der Mauer ausdrückend: „Ich fand sie gestern beim aufräumen“, machte er die Schachtel auf, holte den kleinen Zettel daraus hervor. Amüsiert zeigte er diesen Agasa: „So ein Biest, was? Ich hätte die Schachtel gleich in den Müll werfen sollen, aber da ich zu faul dazu war hatte ich sie nach meiner Auseinandersetzung mit Yukiko immer noch.“ Der Professor sah wie die spöttische Note in Yusakus Grinsen aufhörte. „Tja“, sagte er noch sachlich: „eins führte zum anderen…“, bevor der Professor von ihm stehen gelassen wurde und Shinichis Vater zurück ins Haus ging.

Yukiko folgte ihrem Mann mit den Augen, wie er sie nicht weiter beachtete auf dem Weg in die Küche bis zum Mülleimer, um die Kippe dort in den Mülleimer zu werfen.

Sich umgedreht sah er wie der Professor auf ihn zu kam.

„Lass uns weiter machen!“, meinte der Vater.
 

Als der geschrumpfte Shinichi die Augen öffnete, hatte er direkt erst seine Mutter: „Guten Morgen, Shinichi! Wie geht es dir? Willst du was essen?“ über sich und wenige Augenblicke auch: „Hallo, Shinichi“, seinen Vater, der vom Schreibtisch aus auf die beiden aufmerksam geworden und aufgestanden war.

Die Antwort seitens des zwangsgeschrumpften Shinichis war ein ablehnender Blick auf die Frage seiner Mutter.

Sein Vater ging in die Küche und kehrte bald darauf mit der aufgehobenen Schüssel zurück.

„Hier, die ist für dich“, sagte er seinen Sohn freundlich anlächelnd zu ihm hinunter kniend.

Der Miniatur Shinichi machte keine Anstalten etwas davon annehmen zu wollen.

„Bitte, Shinichi“, wurde er so von seinem Vater mit väterlicher Strenge aufgefordert. Nachdem die beiden Eltern, wie auch Agasa, eine Weile abgewartet hatten und seine Frau unsicher-besorgt und bittend ihren Mann angesehen hatte.

Der geschrumpfte Shinichi blieb bei seinem konsequenten ablehnen der Nahrungsannahme. Mit seinem angewiderten Blick gewann er gegen seine Eltern.

Yukiko sah ihren Mann an, wie er es sein ließ. Die Schüssel in Reichweite zurück gelassen kehrte er wortlos zu seinem Laptop zurück. Der Professor kam ihm nach, während er seine Mutter nicht los wurde. Denn sie blieb, wenn auch still, neben ihm sitzen.

Er wandte seinen Blick, drehte seinen Kopf auf die andere Seite. Mit dieser Bewegung ging eine gewisse Beschwerlichkeit mit ein. Die Augen schloss er, wollte sich ebenso emotional entfernen.
 

Am Nachmittag
 

Ai kam nachhause.

„Wie war die Schule?“, begrüßte Agasa die kleine Shiho, als sie zu ihnen in den Wohnbereich kam.

„Es ging so“, war ihre recht gelangweilte Antwort, ihren Schulranzen neben dem Sofa auf dem Boden abstellend.

Sie schaute prüfend, wenn auch nicht gefühllos mit einer Mischung aus sachlichem Interesse und doch schwermütig und irgendwie besorgt, zu dem geschrumpften Shinichi, der immer noch in derselben Position wie am Mittag lag.

„Shiho, würdest du mal zu mir kommen? Bitte“, wurde die vermeidliche Grundschülerin von dem Vater ihres ehemaligen Versuchskaninchens in diesem Moment aufgefordert.

Yukiko schaute ihr nach.
 

„Was ist?“, wollte sie etwas mürrisch wissen.

Yusaku winkte sie näher zu sich. Er sprach sehr leise: „Ich möchte nicht das Shinichi das mitbekommt“, teilte er ihr mit: „Er soll sich keine vorzeitigen Hoffnungen machen. Wir haben im Internet verschiedenes zur Apoptose rausgesucht. Würdest du dir das bitte ansehen? Wir hoffen, dass etwas dabei ist, was dir vielleicht irgendwann mal weiter helfen könnte. Vielleicht fällt dir auf diese Weise wieder ein wie du es gemacht hast?“ Er zeigte ihr eine ausgedruckte Zusammenfassung von einem Stapel Blätter.
 

Gemeinsam mit dem Professor geduldete er sich mit neu gekochten Tassen Tee den Rest des Nachmittages bis sie sich das alles durchgelesen hatte.

Zwischendurch versuchte er es immer wieder mal bei seinem Sohn, kehrte aber unverrichteter Dinge wieder zu den anderen beiden zurück.

Yukiko überließ ihm das Feld. Was ihrem Mann aber irgendwie auch nicht so recht zu sein schien, da er sie trotzdem ärgerlich anschaute.

Zu Yukiko sagte er: „Schlaf doch“, als er wieder einmal mitbekam wie seine Frau sich mit ihrer Erkältung quälte und reichte ihr ein Taschentuch. Während er wieder weg ging putzte Yukiko sich die Nase damit, schaute ihrem Mann danach hinterher.

Sie fühlte sich tatsächlich nicht gut.
 

Es war längst dunkel geworden.

Yusaku schaute rüber zu dem ehemaligen Organisationsmitglied, das ebenso ratlos war wie er.

„Wenn ich mich nur besser erinnern könnte“, verfluchte sie sich selbst.

„Nicht doch Ai“, wollte der Professor sie gleich wieder aufbauen: „Es ist doch nicht deine Schuld. Woher solltest du auch wissen, dass du deine Unterlagen einmal nicht zur Verfügung haben solltest. Ich hätte mir das auch nicht alles auswendig gemerkt.“ Er schaute in ihr und das Gesicht seines Freundes: „Also“, bemühte er sich abzulenken: „Ich könnte langsam etwas zum Abendessen vertragen. Wie wäre es wenn ich uns die Reste von gestern aufwärme und wir danach weiter machen? Bestimmt haben wir dann mehr Glück!“, stand er schnell auf.

Von Ai bekam er keine Zustimmung. Sie blieb unverändert sitzen.

Anderes Yusaku, der sich den Laptop zugeklappt einen Ruck gab: „Du hast recht.“

Seine Frau hustete wieder, was seine Aufmerksamkeit erneut auf sie zog.

Kurz stand er sie beobachtend da, bevor er sich daran machte dem Professor zu helfen.

Yukiko, beschämt, war ihm eh ausgewichen.

Immer noch traute sie sich nicht. War wie versteinert, so wie sie neben ihrem Sohn festsaß. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie längst am liebsten gegangen. Doch ihr Verantwortungsgefühl hielt sie- wenn auch schweren Herzens.

Zurückgezogen beobachtete sie aus sicherer Entfernung sehnsüchtig ihren Mann. Wieder einmal wurde ihr nur um so schmerzlicher bewusst, dass sie einfach alles an ihm vermisste, seine Bewegungen die er machte, seine Stimme wenn er sich unterhielt und seine… es tat einfach weh ihn niedergeschlagen zu sehen und doch bewunderte sie ihn für den Optimismus denn er dennoch der ganzen Situation ausstrahlte und an den Tag legte. Und sie beneidete wie gut er mit dem kleinen Tadashi umging. Er war mit dem kleinen Jungen so liebevoll. Sie dachte, das hätte er auch mit Shinichis Geschwisterchen machen können. Wäre die Organisation nicht gewesen, wären sie nicht nach LA gezogen, hätte sie es nur anderes gemacht… sie hätten eine glückliche Familie sein können.
 

Nach der Arbeit machte Heiji sich direkt auf den Weg zu seinem Freund. Er machte dabei einen rechten Umweg, um sichergehen zu können, dass Kazuha ihm nicht folgte.

Mit der besorgten Vermutung, dass Shinichi nichts zu sich genommen haben würde und immer noch sauer auf ihn war kam er beim Professor an.

„Hallo Heiji“, wurde ihm von der Miniatur Shiho aufgemacht. Und auch von Yusaku und Agasa kam in derselben Weise eine Begrüßung, während er jedoch seinen Blick nur auf seinen geschrumpften Freund gerichtet hatte. Der immer noch wie ein rechtes Häufchen Elend, schwach und matt an der gleichen Stelle lag wie als er ihn am letzen Abend mit Kaito zusammen zuletzt gesehen hatte.

Yusakus Mine trübte sich, Heiji beobachtet, ebenfalls. „Helf uns“, forderte er ihn aufmunternd auf mit Tisch zu decken.
 

Kazuha öffnete die Türe zu ihrem Zimmer.

„Hallo, Kazuha“ begrüßte Ran sie. Sie schaute von einem anderen Buch zu ihrer Freundin auf: „Was ist los?“, fragte sie. Hatte bemerkt, dass diese traurig war. Einfühlend bot sie sich als Gesprächspartnerin an: „Ist es wegen Heiji?“, fragte sie an.

Kazuha hatte sich zu ihr gesetzt. Die Beine angezogen nickte sie nur.

„Habt ihr euch wieder gestritten?“

„Dazu hatten wir keine Gelegenheit. Heiji hat kein Wort mit mir gewechselt“, erzählte sie Ran niedergeschlagen und zerknirscht, dass er sie nicht beachtet hatte: „Ich habe ihn wie du vorgeschlagen hast gefragt wo er gewesen ist. Ich bin dabei so freundlich geblieben wie ich konnte. Obwohl ich in diesem Moment wieder stocksauer auf ihn war.“

Ran zuckte verständnisvoll mit den Schultern.

„Ich glaube es ist zu spät. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben und nach der Arbeit ist er vor mir wieder abgehauen“, hatte Kazuha das Gefühl. Traurig verschränkte sie ihre Arme um die aufgestellten Beine, legte den Kopf auf diese, fing zu weinen an.

Ran legte sofort ihren Arm um sie, versuchte sie so zu trösten. Ran konnte sich vorstellen, wie Kazuha sich jetzt fühlen musste, sodass auch sie sehr traurig wurde.

Sie wusste nicht was sie ihrer Freundin aufbauendes sagen sollte.

„Du weißt also nicht, wo er die letzen beiden Nächte verbracht hat“, sprach sie stattdessen die Feststellung aus, die ihr in diesem Moment nur umso klarer wurde und sich als bedrückende Gewissheit herausstellte. Auch sie zog die Beine an, verschränkte wie ihre Freundin die Arme darum.

Kazuha schüttelte den Kopf.

„Hey“, überlegte Ran, versuchte sie aufzumuntern. „Vielleicht war er ja bei Shinichi?“, versuchte sie sich an einer logischen Erklärung. Sie klang gleich viel optimistischer: „Das würde auch erklären, warum er dir nicht gesagt hat wo er war. Vielleicht war es ja gar nicht wirklich wegen dir?“ Kazuha wechselte einen bekümmerten, fragenden Blick mit ihr: „Das glaub ich nicht.“

Ran legte ihr die Hand auf die Schulter: „Ich würde auch zu gerne wissen was die beiden vor haben.“ Bedrückt und ratlos blieben die zwei Freundinnen beieinander sitzen.
 

Der geschrumpfte Shinichi wollte nicht und das machte er auch deutlich: „Ich habe keinen Hunger!“, ließ er seinen Vater abblitzen, der jetzt aber keine Lust mehr hatte sich abspeisen zu lassen. Ruhig, wenn auch bestimmt meinte er: „Doch! Ich möchte, dass du jetzt wenigstens eine Kleinigkeit isst. Es geht nicht, dass du weitere Mahlzeiten auslässt. Ich weiß, dass du dich nicht gut fühlst, aber vom Verweigern wird es auch nicht besser.“

„Das weiß ich!“, stiegen bei seinem Sohn Tränen in die Augen.

Seine Mutter, der Professor, Ai und Heiji, der noch kein einziges Mal von seinem geschrumpften Freund angesehen worden war und darunter weiterhin litt, verfolgten die Situation.

„Ich kann nichts essen!“, wehrte sich der Mini-Shinichi gegen seine eigene überemotionale Reaktion: „Hast du gehört!? Lass mich in Ruhe mit dem Scheiß!“, schrie er seinen Vater die Wut auf ihn gerichtet entgegen.

„Shinichi!“, rief Yusaku ihn energisch zur Ordnung: „Das mache ich jetzt ganz sicher nicht. Ich will, dass du das jetzt isst. Wenn du das nicht magst, dann mache ich dir von mir aus noch etwas anderes. Das ist mir ganz gleich. Ich geh von mir aus für dich noch einkaufen. Gar kein Thema, aber du isst heute zu Abend!“, war nun auch er deutlich laut geworden.

Bei seinem Sohn hatte das Wirkung gezeigt. Dessen Verhalten kippte um in ein jammerndes: „Ich kann doch nicht. Bitte ich will doch nichts. Kannst du das nicht verstehen? Ich muss mich wieder übergeben, wenn du mich dazu zwingst. Glaub mir doch bitte“, weinte er tatsächlich fast.

Nach diesem ergreifenden Apell war keiner im Raum mehr, der darauf bestand Shinichi solle etwas zu sich nehmen.

Gerade Heiji fühlte sich erschüttert, umso erinnerter an die Male zuvor.

Yusaku fiel es schwer. Doch auch er konnte unter diesen Umständen seinen Sohn nicht zwingen und da nützte auch der noch so verzweifelte Blick von Yukio nichts, die ihn stumm anflehte etwas dagegen zu unternehmen. Aber was? Sah sie denn nicht dass er gerade genauso hilflos und ratlos war wie sie? Dass er auch nicht wusste, was er machen sollte?

Wie verwurzelt standen die beiden Eltern der Angelegenheit gegenüber.

Ihr Sohn, der nur allzu gut wusste was er ihnen antat- auch wenn es ihm seinerseits sehr leid tat-, antun musste. Er wusste dass er nichts essen konnte. Ihm war auch so schon schlecht. Er hatte ziemliche Schmerzen im Bauchbereich und das immer noch. Seit dem er die „Rückverwandlung“ oder was das auch immer gewesen war- ganz erklären konnte er sich das immer noch nicht- durchgemacht hatte war es sogar noch schlimmer als zuvor.

Er war so was von erleichtert, dass er noch einmal davon gekommen war. Den Kopf hatte er tief ins Kissen sinken lassen, lag nun da und hatte immer noch Mühe sich von seinem „emotionalen Ausbruch“ zu erholen.
 

„Kommt runter. Ich habe das Abendessen fertig“, steckte Eri angeklopft den Kopf ins Zimmer ihrer Tochter und deren Freundin, welche sich noch auf deren Bett befanden.

Die beiden sahen einander wenig angetan an, nicht wirklich Appetit habend standen sie auf und kamen nebeneinader langsam die Treppe runter.

„Und du komm auch endlich!“, zu ihrem Mann gesagt an ihm im Wohnzimmer vorbei war Eri bereits wieder in der Küche wo sie sie in Empfang nahm. Neben Kogoro, der die Zigarette auf dem Balkon ausgemacht hatte an geschlurft kam, setzen sich die beiden Freundinnen zu ihr, die schon saß.
 

Seine Eltern kehrten zu den anderen an den Tisch zurück. Yusaku zuerst und Yukiko hinter ihm. Der Rest des Abendessens verlief still.

„Danke“, sagte Yusaku schließlich seine Serviette neben sich ablegend. Draußen rauchte er für sich, ehe er wieder rein kam: „Es wird Zeit für mich“, äußerte er. So half er noch schnell beim abräumen und reichte seinem Freund zum Abschied die Hand. Yukiko saß unschlüssig da. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Daher schaute sie ihrem Mann nach, wie er noch einmal zu seinem Sohn ging.

„Tschüss, Shinichi“, drückte er ihm in die Hocke gegangen die Hand, strich ihm über den Pony. Ehe er sich erhob und sich auf den Heimweg machte. Heiji war ebenfalls aufgestanden und hatte zugesehen. Er selbst hatte seine Hände in den Hosentaschen vergraben, ging nicht zu Shinichi.

„Bis morgen“, verabschiedete sich Yusaku bei Ai.

„Ich bringe euch noch zur Tür“, kam der Professor dorthin mit.

Wie gestern entschied Yusaku, nun ebenfalls die Hände in den Hosentaschen, das Auto stehen zu lassen: „Lass uns laufen“, meinte er.

Heiji begleitete ihn. Zu zweit gingen sie wortlos die Straße runter.
 

„Macht nicht so ein Gesicht“, bekamen sie von Eri zu hören, auf ihre missmutigen Gesichter.

Ran schaute etwas von ihrer Schüssel zu ihrer Mutter hoch: „Hat Yusaku dich angerufen?“, war das erste was sie jetzt nach vorherigem bedrückten Schweigen sagte.

Die Antwort war: „Ja, er hat angerufen, dass er nicht zum Essen kommt.“

„Und hat er gesagt wann er wieder kommt oder wo er ist?“, keimte in ihrer Tochter für einen Moment Hoffnung auf. Doch die wurde mit dem: „Nein“, ihrer Mutter wieder zunichte gemacht. So schnell wie Rans Position sich interessiert erhöht hatte, war sie nun auch wieder gesunken.
 

Professor Agasa, der ihnen noch kurz nachgesehen hatte schloss die Türe.

Yukiko saß verlegen neben ihrem Sohn. Auch sie hatte gehen wollen. Doch sie fühlte sich zu sehr verantwortlich. Obwohl sie sich müde und abgeschlagen fühlte, fühlte sie sich auch irgendwie dankbar, dass Yusaku ihn ihr überlassen hatte. Was wohl bedeuten musste, dass er ihr doch vertraute und sie wollte ihn nicht enttäuschen und ihr Bestes geben. Sie wollte sich bemühen Shinichi nicht allzu sehr zu bemuttern.

Zurück gekommen verkündete Ai ihm kurz und bündig: „Ich geh auf mein Zimmer.“

„Ist gut“, nahm er das zur Kenntnis. Während er an seinen Computer ging, holte Ai sich neben ihm die Unterlagen vom Schreibtisch, die sie mit sich nahm.
 

„Können wir hoch gehen?“, fragte Ran auch stellvertretend für Kazuha, die untereinander einen fragenden Blick ausgetauscht hatten.

„Ja geht“ entgegnete ihre Mutter der irgendwo klar war, dass die zwei eh nichts mehr essen würden. Wenn auch sie den Grund für das Trübsal blasen nicht kannte. Sie hatte aber auch nicht weiter nachgefragt.
 

Zurück in ihrem Zimmer, die Tür hinter sich zu, standen sie nun unschlüssig was sie machen sollten.

Kazuha schnappte sich einen Manga und fing wortlos darin zu lesen an.

Ran seufzte leise, schaue sich ebenfalls um. Entschied sich dann es Kazuha gleich zu tun, setze sich auf ihr eigenes Bett gegenüber, schlug dort ihr Buch auf.
 

„Du kannst auch gehen.“ Er schaute zu seiner Mutter hoch.

„Aber Shinichi, bist du sicher?“, war sie überrascht und sich nicht sicher.

„Ja“, antwortete er: „Ich möchte nicht das du dich um mich sorgst. Ich bin müde und werde jetzt sowieso schlafen.“ Tapfer lächelte er seine Mutter an.

Die nickte: „Ist gut Shinichi. Wenn du das möchtest, dann werde ich nachhause gehen.“

Sie stand auf und ging zum Professor: „Ich werde jetzt auch gehen“, sagte sie schüchtern zu ihm: „Ich danke Ihnen für alles“, bedankte sie sich aufrichtig, bevor sie das Haus schnell verließ.

Agasa schaute ihr erst hinterher, wechselte dann einen Blick mit dem Mini-Shinichi. Bevor er wieder zurück zu seinem Computer ging. Er konnte sich denken, dass der Detektiv seine Mutter gerade belogen hatte. Doch er sagte dazu nichts.
 

Frustriert und deprimiert schauten die zwei Freundinnen sich an. Sie konnten es nicht finden. Trotz des Lesens besserte sich ihre Stimmung nicht. Vor allem Kazuha fühlte sich so. Bei Ran spielte noch eher mehr die Beklommenheit und Bedrücktheit dazu, weil sie immer wieder an Shinichi dachte und daran was Conan wohl so eine Angst machte. Was hatten Heiji und er. Sie wollte zu gerne wissen, was los war. Deshalb konzentrierte auch sie sich nicht wirklich auf den Text, überlegte viel mehr.

„Was sollen wir machen?“, fragte Shinichis Freundin zurückhaltend, da sie sah das Kazuha sauer war.

Diese zuckte nur verstimmt mit den Schultern, saß mit schmollendem Gesichtsausdruck da.

Für eine kurze Weile verblieb die Situation so, bis Kazuha Ran ansah: „Mir reicht’s. Ich will ins Bett!“

„Ja, ist vielleicht wirklich das Beste“, seufzte sie traurig. Sie sah zu wie Kazuha das Licht ausschalten ging. Wie sie legte auch sie sich hin.
 

Und das hatte er. Er hatte schon so viel den Tag über geschlafen, dass er jetzt wach war. Zwar fühlte er sich allgemein körperlich unwohl- aber das war ja nichts Neues. So blieb ihm eigentlich nichts anderes übrig als liegen zu bleiben. Aufzustehen traute er sich nicht und Lust sich zu bewegen hatte er eigentlich auch keine. Selbst wenn das bedeutete, dass er hier bleiben musste und ihm nichts anderes möglich war als sich mit seinen Gedanken alleine zu beschäftigen. Zwar hätte er sich an den Professor wenden können, der auch sicherlich, so wusste er schon, Verständnis für seinen Kummer gehabt hätte. Doch im Grunde- helfen würde das ja nun mal leider auch nichts. Er befand sich jetzt nun mal in dieser miserablen Lage. Wirklich Hoffnung noch einmal Shinichi zu werden hatte er nicht mehr. Und er fühlte sich jetzt schon furchtbar bei dem Gedanken Ran bald wieder unter die Augen treten zu müssen. Er wusste nicht wie er das machen sollte. Sicher würde sie ihn wieder so traurig ansehen. Er wusste, dass er Conan spielen musste. Tief seufzte er schwer bei dem Gedanken daran, dass er eine Gänsehaut bekam. Er schüttelte sich! Er wusste, dass er nach einem Weg suchen musste- aber nicht jetzt! Sich nicht weiter damit aufeinandersetzen wollend drängte die weiter aufkommende dunkel grauen Gewitterwolken von sich weg.
 

Yusaku schloss sich und Heiji die Haustüre auf. Holmes und Queen berußten freundlich schwanzwedelnd jedoch nicht besonders laut und nur vereinzelt mal mit einem Wau, während sich Shinichis Vater und der Freund dessen sich der Außenkleidung entledigten.

Die Treppe hoch, die Hunde vor, kam Yusaku zum Wohnzimmer. Heiji ebenfalls einen Moment später und hörte wie Eri, auf der Couch sitzend und von ihrem Stricken aufsah, mit „Hallo Yusaku“, freundlich begrüßt wurde.

„Hallo“, grüßte er ebenfalls freundlich zurück kam dabei auf sie zu.

„Hattest du einen schönen Tag“, erkundigte sie sich bei ihm.

„Ja, war ganz okay“, war seine Antwort. Er nickte.

Heiji war nun ebenfalls da.

„Hat dein Mann dich sitzen lassen“, setze sich scherzend das Gespräch seitens Yusakus fort. Eris Blick daraufhin sagte alles.

„Du tust mir leid“, zeigte Yusaku sich belustigt mitfühlend. Woraufhin sie ebenfalls: „Ja, ich auch“, zurück scherzte: „Ja, ja ich mir auch!“

„Aber du bist schon richtig weit gekommen“, wechselte Yusaku interessiert seinen Blick auf den blau-roten kleinen Pullover auf ihrem Schoß gerichtet.

„Ja, nicht“, zeigte die werdende Mutter jenen stolz hoch: „Finde ich auch.“

Yusaku lachte. „Ich werde nach oben gehen“, meinte er dann: „Ich wünsche dir noch viel Vergnügen dabei und eine gute Nacht.“

„Gehst du schon zu Bett?“, war Eri ein kleinwenig irritiert.

Woraufhin er ihr schon mit einer Hand am Treppengeländer antwortete: „Ja. Ich hatte viel zu erledigen heute.“
 

Heiji tat es ihm gleich, wie er die Stufen hochsteigend neben sich bemerkte.

Desto höher sie stiegen desto dunkler wurde es. Yusaku stutzte, blieb stehen.

Heiji schaute ihn „Was ist“- fragen wollend an.

„Sei leise“, deutete Yusaku ihm jedoch zugleich an, bevor er bedacht lautlos weiter ging bis zum Flur.

Heiji folgte Yusakus Blick auf den Boden vor der Zimmertüre.

Yusaku stockte arg verwundert. Denn tatsächlich unter dem Spalt schimmerte kein Licht durch. „Ran ist schon im Bett“, sprach er den Gedanken den er hatte hörbar aus.

Erneut deute er Heiji an sich ruhig zu verhalten, welcher es zwar nicht ganz verstand warum es aber machte und zu seinem Zimmer ging.

„Gute Nacht“, hörte er den Vater seines Freundes zu ihm raunen, als er den Handgriff der Tür bereits umfasst hatte von gegenüber. So standen Yusaku und er für einen Moment beide an ihren Türen, ehe sie in ihre jeweiligen Zimmer gingen und die Türen hinter sich schlossen. Wo beide für sich alleine verblieben.

Heiji die Arme hinter dem Kopf im dunklen Raum auf sein Bett gelegt, grübelnd und traurig zur Decke gerichtet, stand Yusaku erst noch hinter der Tür. Im Gegensatz dazu schaltete er das Licht ein. Er hatte die Hände in den Hosentaschen, schaute sich etwas unschlüssig in seinem Zimmer um. Dann ging er zum Schreibtisch, an den er sich setze, sich die Briefe von Ran an seinen Sohn betrachtete. Es war wohl nicht der richtige Moment sie Shinichi zu geben.

Seufzend legte er sie in die oberste Schublade zurück, strich noch einmal mit der Hand darüber, bevor er zuschob. Sich weitere Gedanken darüber machend was er zu Ran sagen sollte, blieb er noch eine Weile dort sitzen. Damit verbunden kam er auch auf seine Frau… Die Schachtel Zigaretten hatte er in seiner Tasche. Es waren noch fünf übrig. Mit dem Feuerzeug zündete er eine an.
 

Samstagmorgen, 2. Dezember
 

Yusaku tastete noch verschlafen nach seiner Armbanduhr neben sich. Als er sie hatte, öffnete er die Augen um einen Blick darauf zu werfen. Fünfundvierzig Minuten war es vor Acht, wie er feststellte. Die Decke beiseite geschlagen rappelte er sich auf. Im Sitzen strich er sich ein wenig murrend durch das Gesicht, ehe er aufstand.

Er ging ins Bad.
 

Ran, die wach im Bett lag, wurde auf das Geräusch des Wassereinlaufens in die Wanne aufmerksam. Huch?, dachte sie: Mama und Paps schlafen sicher noch. Shinichis Freundin schaute zum gegenüberliegenden Bett. Kazuha konnte es auch nicht sein. Bleiben nur Yusaku oder Heiji. Hoffentlich ist es Yusaku! Ich werde ihn sofort fragen, wenn er kommt. Angespannt blieb sie liegen.
 

Der Vater ihres Freundes nahm ein Bad. Gedankenverloren spielte er mit der Seife in seinen Händen etwas hin und her. Er dachte an gleich. Sobald er fertig war wollte er zu seinem Sohn gehen. Aber vorerst tat das Wasser seinem von den letzen Tagen viel abverlangten Geist ganz gut. So gut er konnte versuchte er diesen Moment, den er mal ganz für sich alleine war zu genießen. Auch wenn Shinichi für ihn präsent blieb. Er machte sich doch Sorgen. Auch wenn er das eigentlich gar nicht wollte. Es viel ihm schwer abzuschalten.

Die Seife plumpste, bevor sie auf dem Boden der Wanne aufkam war sie wieder aufgefangen und wurde weiter hin und her bewegt. Yusaku drehte sich zur Seite, sodass er frontal zum Rand saß auf welchem er sich mit dem Ellenbogen des einen Armes abstütze. Angenehm kühl. Mit der freien Hand ließ er das viereckige grüne Stück sich drehen. Lass mir Zeit und sage mir klar und deutlich, was Du von mir möchtest.

Hilf mir nach meinem Drang nach Unabhängigkeit und Selbständigkeit zu leben,

auch wenn was danebengeht- Ich zeige Dir schon wenn ich Hilfe brauche.

In seinen Gedanken erinnerte er sich an das Letze was er gestern Abend gelesen hatte.

Habe Verständnis, wenn ich für mich Erfahrungen treffen werde- Ich werde nicht immer alles mit Euch teilen können. Zeige mir, wie ich mich streiten und wieder vertragen kann, so lerne ich mit Gefühlen umzugehen.

Der Zettel auf den er das abgeschrieben hatte, so wusste er, befand sich immer noch unter seinem Kopfkissen.

Wenn Du mich nicht unterbrichst, lerne ich meine eigenen Bedürfnisse und die der Anderen zu achten. Ich bin dankbar, wenn Du mir eine Umgebung schaffst, die meinem Wissens- und Bewegungsdrang gerecht wird.

Das war es woran er vor dem Einschlafen zuletzt gedacht hatte und woran er nun nach dem Aufstehen wieder als erstes dachte.

Ich freue mich über alle Anregungen, die mich kreativ und schöpferisch werden lassen.

Frag mich bloß dann, wenn ich etwas wirklich entscheiden kann. Ich bin dein Kind. Du trägst die Verantwortung für mich. Sei immer ein gutes Vorbild, dann lerne ich einen achtsamen Umgang mit Mensch, Natur und Dingen. Yusaku seufzte: Ein gutes Vorbild anzugeben ist nicht einfach, die Seife nun beiseite lassend. Sie fiel ihm in die Wanne. Doch das machte ihm nichts. Aus den Augenwinkeln, den anderen Arm nun auch ablegend und den Kopf auf den Armen abgestützt, saß er für eine Weile einfach nur so da, bis er schließlich das Wasser ablaufen ließ und anfing sich abzutrocknen.
 

Ran, mit gespitzten Ohren wie ein Luchs, das gehört sprang auf. Schnell lief sie vor das geschlossene Badezimmer. Die andere Badezimmertür stand offen. Gespannt lauschte sie auf das wenige was sie an Schritten oder anderen Geräuschen im Bad hörte, die von Yusaku stammten, der sich nass rasierte und anschließend den Pinsel und das Schaumpöttchen wieder auf die Armatur stellte beziehungsweise zudrehte.

Wenige Augenblicke später bekam nicht nur sie einen Riesen-Schreck, die mit dem Ohr an der Tür gelauscht hatte. Auch Yusaku erschreckte sich, weil er noch nicht mal einen Schritt vor die Tür gesetzt schon die Freundin seines Sohnes direkt unmittelbar vor sich hatte:

„Huch“, reagierte er überrascht: „Ran, du lautloses Wesen“, meinte er mit der Hand an die Brust gefasst zu ihr.

Auch sie war perplex. Doch das nur ganz kurz, schnell war sie dem Vater ihres Freundes hinterher: „Yusaku!“, der sich auf den Weg zum Schlafzimmer begeben wollte: „Ja?“, fragte er- ahnte es.

„Ich wollte dich wegen Conan fragen.“

„Was ist mit ihm?“, blieb er stehen.

„Konntest du irgendetwas heraus finden?“, sah sie ihn energisch an: „Hast du vielleicht eine Vermutung was mit ihm los sein könnte?“

„Ran“, schaute er sie an: „Kann ich mich eben anziehen gehen vorher. Geh vor ich komm gleich runter, dann können wir reden“, meinte er.

„Okay, ist gut“, das sah sie ein. Etwas beschämt über den „Überfall“ trollte sie sich, er sah ihr kopfschüttelnd, etwas gequält schmunzelnd hinterher. Ehe er die Türe zum Schlafzimmer aufmachte.
 

Dort folgte der zweite Schreck an diesem Morgen dem Ersten. Wieder fasste er sich knapp über Brusthöhe: „Himmel noch mal! Habt ihr was gegen mich!?“, brauste er auf: „Yukiko, was machst du denn hier?“, schrie er sie entgeistert beinahe an. Er hatte absolut nicht mit ihr gerechnet gehabt.

Yukiko, ebenso erschreckt, stand ihm gegenüber. Obwohl ihr Mann nur auf Grund des Schreckens so reagiert hatte, kam es bei ihr so an, als wenn er sauer auf sie wäre.

„Shinichi sagte, dass er müde ist und schlafen wollte. Ich wollte ihn nicht bemuttern.“, entschuldigte sie sich schüchtern.

„Was“, schaute er sie irritiert an: „Und das hast du ihm geglaubt?“

„Ja“, versuchte sie sich schuldbewusst zu rechtfertigen.

„Yukiko.“ Yusaku, sich einigermaßen wieder erholt, stemmte mit kritischem Unterton schon fast belustigt die Hände gegen die Hüfte: „Shinichi hat so gut wie den ganzen Tag über geschlafen. Wie kann er da denn müde sein?“, ging er an ihr vorbei rüber zum Schrank. „Er wird dich beschwindelt haben“, öffnete er während er das sagte beiläufig die Türe.

Yukiko schaute beschämt bei dieser Belehrung ihres Mannes- was seinerseits eigentlich nur als rein sachliche Feststellung gemeint war- den Blick gesenkt zu Boden.

„Ran hat mich vorhin abgefangen“, wechselte er nun Kleidung heraus nehmend das Thema: „Ich werde mit ihr reden“, zog er sich das Hemd über.

Yukiko hatte ihm zugehört. Sie stand noch genauso da, schaute jedoch, wenn auch nur aus den Augenwinkeln heraus, zu ihm wie er sich nach den Socken flott die Hose überzog. Was er merkte. Irgendwie hatte er das Gefühl beobachtet zu werden. Konnte das denn überhaupt sein?, fragte er sich selbstkritisch bei einem Blick zu seiner Frau hin.

Yukiko, das gemerkt, tat schnell als wäre nichts. Obwohl es stimmte. Sie hatte ihn lange nicht mehr halbnackt gesehen. Es ließ das Bedürfnis nach körperlicher Zärtlichkeit in ihr aufsteigen. Schnell schüttelte sie innerlich mit dem Kopf. Nein, rief sie sich zur Vernunft. Ich darf es ihm nicht sagen. Er darf nicht wissen, dass ich ihn vermisse!

Begonnen die Knöpfe des Hemdes zuzuknöpfen, tat ihr Mann die vermeidlich sehnsüchtigen Blicke, sich selbst einen Idioten schellend, seiner Frau als Einbildung ab.

Soweit fertig, sagte er nur: „Bis später“ und verließ erneut an ihr vorbei gegangen das gemeinsame Schlafzimmer.

Yukiko, wenn auch erleichtert und zugleich traurig blieb an Ort und Stelle stehen.
 

Unten wartete Ran bereits angespannt auf ihn.

„Hier bin ich“, meinte er von der Treppe aus auf sie zukommend. An ihr vorbei wurde er „Wo gehst du denn hin?“, verwirrt von ihr gefragt, als er nicht wie sie erwartet hätte sich mit ihr auf den Weg in die Küche machte, sondern stattdessen auf die Balkontüre zusteuerte.

„Nach draußen“, entgegnete er ihr öffnend und ließ die Schachtel aus seiner Hosentasche nehmend seinen Worten Taten folgen.

Verdattert kam ihm Ran, wie er von ihr erwartet hatte, hinterher. Was ihn jedoch nicht davon abhielt sich vor ihren Augen eine der Zigaretten anzuzünden.

„Was machst du da?“, fragte sie entsetzt darüber: „Ich dachte du hättest mit dem Rauchen aufgehört!“

„Stimmt ja auch“, ließ ihn das kalt.

„Was? Aber“, stotterte sie aufgrund dessen ungläubig: „Warum?“

„Warum nicht“, erwiderte er ihren Blickkontakt lässig an die Balkonbrüstung gelehnt.

„Ich versteh das nicht“, sah sie ihn weiterhin an.

„Ist das nicht egal!?“, war das seine Antwort: „Ich dachte wir wollten über Conan sprechen“, brachte er den Grund für die Zusammenkunft auf den Punkt.

„Äh“, rückte dieses Thema sofort wieder in den Mittelpunkt von Rans Interesse: „Ja.“
 

„Also?“, schaute er sie abwartend an.

„Hast du etwas herausfinden können?“, wollte sie von ihm wissen.

„Nicht viel“, war seine Antwort.

„Was denn? Hast du vielleicht einen Verdacht?“, versuchte sie näheres von ihm in Erfahrung zu bringen.

Ran merkte schon, dass er nicht ausführlicher werden wollte. So versuchte sie es anderes, machte ihm einen Vorschlag: „Ich weiß ich soll nicht fragen, aber können wir es vielleicht so machen, dass ich dir sagte was ich mir überlegt habe und du mir einfach nur mit Ja oder Nein ehrlich antwortest“, hatte sie ihn mit ihrer Idee konfrontiert. Sie suchte seinen Blickkontakt, den sie bekam.

Yusaku reagierte überrascht von diesem wagemutigen Vorstoß. Für einen Moment hatte sie es geschafft ihn zu verunsichern. Doch nur für einen Moment. Er schaute sie: „Versuch`s mal“, seinerseits kritisch an.

Zu seiner weiteren Überraschung ließ Ran sich davon nicht einschüchtern. Souverän stellte sie ihre erste Frage, die gleich aufs Ganze ging, womit Yusaku nicht gerechnet hatte.

„Wo warst du gestern den ganzen Tag über? Bist du bei Shinichi gewesen?“ nahm sie ihn regelrecht- so empfand er es- gezielt ins Visier.

Yusaku war im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Entgeistert sah er die Freundin seines Sohnes an. Er zögerte merklich kurz, ehe er sich möglichst neutral für das Ja entschied.

Rans ganzer Körper spannte sich an. Sie hatte das Gefühl auf der richtigen Spur zu sein und so formulierte sie sofort eifrig ihre nächste Frage: „Warum warst du bei ihm? Hast du ihm geholfen?“

„Ja“, fiel seine ehrliche Antwort aus.

„Hat es mit einem Fall von ihm zu tun?“, wollte sie als nächstes wissen.

„Nein“, wog Yusaku den Kopf leicht von der einen zur anderen Seite neigend ab: „So kann man das nicht sagen. Nicht direkt.“

Nun war Ran irritiert und auch ein Stück weit verunsichert. Sie war sich so sicher gewesen, dass es was mit irgendeinem Fall zu tun haben musste: „Wie? Wie meinst du das?“, schaute sie ihn hilfesuchend an.

Doch er gab keine Antwort.

Ihr wurde klar das er ja nur mit ja oder nein antwortete: „Geht es Shinichi gut?“, wollte sie besorgt wissen.

„Darauf mag ich nicht antworten“, beendete Yusaku diese, ihm unangenehme Unterhaltung. Er drückte kurzum die Zigarette aus und ging.
 

„Was? Wie meinst du das?“, rief Ran ihm: „Yusaku!“, die er stehen ließ, nach und lief hinter ihm her: „Du kannst doch nicht einfach so weg gehen. Was meinst du? Warum willst du mir nichts darüber sagen wie es ihm geht? Ist er in Tokio?“, versperrte sie ihm besorgt und zugleich energisch den Weg.

Das: „Ja“, verwirrte sie weiter, so schnell sie konnte stellte sie sich wieder vor ihn, der hatte weiter gehen wollen. „Er ist hier!? Wo hier in Tokio?“, bedrängte sie ihn. Sie bekam keine Antwort von ihm, wieder wollte er einfach weiter an ihr vorbei. Ihre Augen fingen an sich mit Tränen zu füllen. Fehlend schaute sie ihm ins Gesicht: „Bitte, jetzt sag doch! Yusaku, du machst mir Angst!“

Er drückte sie kurz: „Das kann ich nicht vermeiden“, überspielte er seine eigene Betroffenheit kühl vor ihr: „Lass mich jetzt. Ich will frühstücken“, ging er der Situation aus dem Weg. Innerlich seufzte er in der Küche die Kaffeemaschine einschaltend. Er wusste, das Ran immer noch im Wohnzimmer stand und leise mit den Tränen kämpfte.
 

Er frühstückte alleine. Sie kam nicht. Sie saß traurig auf der Couch, als er aus der Küche kam. Sie sah zu ihm auf, als sie ihn bemerkte.

„Es tut mir leid, dass du jetzt verärgert und enttäuscht bist.“

Ran erwiderte nichts.

„Ich gehe jetzt“, sagte er an ihr vorbei gehend: „Versuch dir nicht allzu viele Gedanken zu machen. So ein Gespräch wie eben wird es zwischen uns nicht wieder geben.“

„Schon klar“, kam jetzt doch ein patziger Kommentar von ihrer Seite, der den Vater ihres Freundes noch einmal auf halbem Wege zur Treppe stehenbleiben ließ: „Du hast es ihm versprochen.“ Ihr Blick war zutiefst enttäuscht.

„So ist es“, brach Yusaku den Blickkontakt zu ihr ab. Sie fragte ihn nicht wo hin er jetzt wollte. Er spürte nur wie sie ihm verletzt und schmollend hinterher sah.

Ran ihrerseits hörte wie er die Haustür ins Schloss fallen ließ. Eine Träne rann ihr über die Wange. Schnell rannte sie, blieb am Treppengeländer, welches wie eine Barriere wirkte, stehen.
 

Auch Yusaku war aufgebracht. Zügig lief er die Straße runter.

Er fühlte sich mies.

„Guten Morgen, Yusaku“, freute der Professor sich ihm geöffnet ihn zu sehen.

„Hallo“, fiel dessen Begrüßung weit weniger enthusiastisch aus.

Der Professor merkte, dass er zerknirscht war: „Komm erst mal rein“, sagte er und trat einen Schritt zur Seite, um Yusaku einzulassen. Er schaute ihn an.

Yusaku ging durch bis er seinen Sohn sah, der immer noch lag, aber wach war. Er wechselte erst mit ihm einen Blick, dann mit dem Professor: „Hat er mit dir gesprochen?“, fragte er leise weiter gehend.

„Nein. Den Kaffee den ich ihm vorhin anbieten wollte hat er abgelehnt“ Der Professor begleitete ihn mit dem Kopf bedauerlich geschüttelt.

„Habe ich mir gedacht.“ Seufzend ließ Yusaku sich auf den Platz sinken. Sein Blick wanderte wieder zu Shinichi und wieder seufzte er schwer. Ehe er offen gestand: „Ich weiß nicht wofür ich mich entscheiden soll.“ Traurig traf sein Blick den des Professors, der sich ebenfalls gesetzt hatte: „Ich weiß nicht was ich mit ihm machen soll. Und bei Ran ist es genau das gleiche.“ Er seufzte bekümmert erneut.

Der Professor schaute ihn ihm nicht ganz folgen könnend an.

Weshalb Yusaku ausführte: „Ich hatte vorhin einen Disput mit ihr“, sagte er noch, bevor sein Ton umschlug: „Du wirst nicht glauben was sie gemacht hat“, holte er weiter aus: „Sie hat mich doch allen Ernstes gefragt, ob ich gestern bei Shinichi gewesen bin! Mir ist fast die Kippe aus der Hand gefallen!“

„Was?“, war auch Agasa mehr als verblüfft.

„Ja!“, bestätigte Yusaku es ihm mit aller Ernsthaftigkeit: „Ich meine, dass sie mich wegen Conan ausfragt darauf war ich vorbereitet. Darüber habe ich mir die halbe Nacht den Kopf zerbrochen. Wie ich ihr möglichst aus dem Weg gehen kann. Aber doch nicht damit.“

„Was hast du ihr geantwortet!?“

„Ja, die Wahrheit. Was sonst!?“, entgegnete Yusaku frustriert.

Dementsprechend wurde er auch verstört angesehen. Worauf er sich rechtfertigte: „Ich will sie nicht belügen“, etwas sachlicher geworden fuhr er fort: „Das hat sie wirklich nicht verdient! Ich kann sie so gut verstehen“, sah Yusaku jetzt wieder ziemlich traurig aus: „Ich fühle mich immer wenn ich sie sehe so sehr an mich selbst erinnert. Es ist, als wenn es zwischen ihr und Shinichi die gleiche Situation wäre wie zwischen mir und Yukiko. Nur mit vertauschten Rollen.“ Er lächelte schief gequält während er das sagte: „Ich kann sie nicht belügen. Wenn ich mir vorstelle jemand wüsste was mit Yukiko ist und es mir nicht sagen würde: Ich wäre dermaßen empört! Ran ist stark. Ich habe Vertrauen in sie. Ich glaube, dass sie es schafften kann mit allem irgendwie fertig zu werden. Nur mit einem nicht. Wenn man ihr Vertrauen missachtet und sie dadurch schwer enttäuscht. Mir tut schon leid, dass ich vorhin zu ihr gesagt habe, dass ich es nicht ändern kann, dass sie sich um Shinichi sorgt. Ich schätze mein gutes Verhältnis zu ihr. Das will ich nicht kaputt machen.“ Auf Yusakus Gesicht bildete sich ein anerkennendes Lächeln: „Sie ist schlau. Wenn sie so weiter macht wird sie solange auf eigene Faust, der Sache auf den Grund gehen bis sie die Wahrheit herausfindet. Sie weiß jetzt, dass Shinichi sich hier in Tokio aufhält- das konnte ich nicht verhindern-“, Yusaku grinste: „Also wenn sie hier auftaucht. Dann ist das definitive Shinichis eigenes Problem. Dann bin ich raus.“

Der Professor sah in ungläubig und zugleich auch eben genauso besorgt an: „Was!? Das kannst du doch nicht machen?“

„Was soll ich deiner Meinung nach sonst tun?“, war darauf Yusakus knallharte Gegenfrage: „Mir rennt die Zeit davon. Auf der einen Seite, kann ich Shinichi nicht vor Ran versteckten. Schon alleine nicht, weil ich ihr nicht die ganze Woche weiß machen kann, warum er nicht wieder von seinem so genannten „imaginären“ Freund zurückkommt. Ob sie ihn noch für krank hält sei mal ganz dahingestellt. Das ändert nichts, dass er wieder eher früher desto besser bei ihr auftauchen muss. Shinichi fehlt jetzt bereits zwei Wochen in der Schule. Wie lange soll ich ihn noch aus der heraushalten!? Das wird doch nicht mehr lange funktionieren. Was bitte soll ich Frau Kobayashi erzählen, wenn sie bei mir anruft und wissen will was mit Conan los ist?“, schaute er den Professor überlegt an.

Darauf wusste dieser auch keine wirklich zufriedenstellende Antwort. Das erwiderte darauf folgende Schweigen seiner Seite bestätigte Yusaku. Er ärgerte sich über sich selbst: „Ich sollte das einfach nach oben abgeben. Doch das bekomme ich im Moment einfach nicht auf die Reihe. Und das, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich das sonst auch kann! Die Wahrheit ist“, räumte er ein: „Ich bin einfach besorgt: Ich mache mir Sorgen um Shinichi! Heiji nützt mir zurzeit nicht und Yukiko ist auch keine Hilfe!“, seufzte er enttäuscht und zerknirscht: „Warum war sie heute Morgen zuhause!?“, fragte er aufgebracht, wartete aber keine Antwort ab. Sondern schaute den Professor unsicher an: „Verlange ich zu viel von ihr?“, fragte er sich selbst.

Darauf konnte dieser nur mit den Schultern zucken.

„Wie auch immer“, schob Yusaku seine Gedanken und Gefühle seiner Frau bezüglich an die Seite: „Was mach ich jetzt mit Shinichi?“, stellte er die zentrale Frage, die jetzt erst einmal oberste Priorität haben musste- Seinem Sohn zu liebe: „Auf der einen Seite drängt es. Mir läuft die Zeit davon was sowohl Ran als auch das Thema Schule betrifft. Auf der anderen Seite“, er besah sich sein Kind: „Shinichi, ihm geht’s noch so schlecht. Nicht nur körperlich. Für ihn ist gerade die Welt zusammengebrochen. Was ist wenn er in diesem Punkt genau wie Yukiko reagiert? Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich habe Angst. Angst, dass er sich ganz in sich zurück ziehen wird. Sicher, ich hoffe, dass er sich wieder fängt. Nur wann wird er das? Wenn er nach seiner Mutter kommt, dann wird das ewig dauern und so viel Zeit habe ich nun mal nicht. Andersherum ich habe auch Angst ihn mit Ran zu konfrontieren. Selbst wenn das auch von Vorteil sein dürfte.“

Der Professor schaute ihn um weitere Erläuterung bittend an.

Yusaku grinste gekünstelt: „Ran kann mehr Druck auf ihn ausüben. Sie bekommt ihn Allerwahrscheinlichkeit nach eher zum Essen. Wenn er neben ihr am Tisch sitzt hat er eigentlich keine andere Wahl, als wenigstens so viel zu nehmen, dass er nicht auffällt. Und soll ich dir was sagen!? So lustig wie das klingt, darüber würde ich mich tatsächlich freuen. Mir dagegen sind regelrecht die Hände gebunden. Wenn ich ihm hier sagte iss, sagt er mir ins Gesicht, dass er es nicht machen wird. Und Shinichi muss wieder anfangen zu Essen. Was das angeht, kann ich nicht warten, bis es ihm- keine Ahnung- Tage, Wochen oder gar Monate später- wieder besser geht!“ Yusaku deute mit einer Kopfbewegung besorgt auf seinen Sohn: „Schau ihn dir an wie er bereits abgebaut hat.“ Den Blick wieder frontal seinem Gegenüber zugewandt sprach er laut aus was ihm so das Herz zusammenziehen ließ: „Was ist wenn das auch schief geht!? Wenn es einfach noch zu früh ist Shinichi nachhause zu holen. Wenn ihn das zu sehr überfordert? Was mache ich dann? Wenn er ganz dicht macht, dann haben wir auch nichts gewonnen.“ Yusaku saß richtig frustriert da: „Was für eine Scheiße!“, fluchte er.

Der Professor schaute ihn an. Woraufhin er einräumte: „Ich weiß ich hatte gesagt ich wolle mich nicht darüber ärgern. Aber jetzt habe ich mir das anders überlegt“, stützte er seinen Kopf mit geschlossener Hand ab, trank dabei einen Schluck Kaffee.
 

Yukiko war verwundert und nun verunsichert. Sie hatte festgestellt, dass ihr Mann ohne sie gegangen sein musste. Sie hatte eigentlich eher angenommen gehabt, dass sie hätte mit gehen sollen oder, dass er ihr zumindest den Ausgang des Gespräches mit Ran, das er hatte führen wollen, mitgeteilt hätte. Doch das hatte er nicht. Was sollte sie jetzt tun? Yukiko zögerte unschlüssig ins Schlafzimmer zurückgekehrt. Auf der einen Seite wäre sie eigentlich gerne mit ihm mit gegangen. Es verletzte sie etwas, dass er sie nicht gefragt hatte ob sie mit kommen wolle. Selbst wenn sie sich selbst nicht sicher war, ob sie bejaht oder verneint hätte. Aber wenigstens gefragt… das verletzte. Anderseits sie war ja gestern bei Shinichi gewesen, wusste nun um seinen Zustand. Was sie auf der anderen Seite auch sehr beruhigte- wenn zugleich auch beunruhigte. Nur was sollte sie dagegen unternehmen. Bedrückt setzte sie sich auf die Bettkante, konnte von dort den Schank und somit den Punkt sehen an dem Yusaku vorhin gestanden hatte. Sicher war er besser geeignet. Ich sollte es ihm überlassen, dachte sie. Auch ging es ihr nicht gut. Sollte sie von ihm keinen Rüffel bekommen, sollte sie dennoch bei dem Professor auftauchen? Nachher steckte sie ihren Sohn noch an, überlegte sie und das wollte sie natürlich nicht. So entschied sie sich letztendlich doch zuhause zu bleiben und sich durch schlafen im Bett nach einem mageren Frühstück auszukurieren. Was nutze ihrem Mann und Shinichi schon eine kranke Ehefrau und mehr schlechte als rechte Rabenmutter!?
 

Ihr Mann hingegen sah wie der Professor Ai, die mit Tadashi hereingekommen war, an.

„Hallo Shiho“, grüßte Yusaku sie.

„Hallo.“ Sie setzte sich und setzte das Kleinkind auf den Boden ab. Während sie frühstückte, ging Yusaku auf den Kleinen ein, der mit dem Händchen mit seinen Fingern spielen wollte. Er nahm ihn auf dem Schoß, bis Tadashi offensichtlich keine Lust mehr hatte und sich aus den Armen herauswand. Yusaku beobachtete, wie er zu seinem Spielzeug lief teils das letze Stück krabbelte, um schneller zu sein und mit Klötzen zu spielen begann. Er nahm sich einen blauen viereckigen und wollte diesen in das dreieckige Feld des dafür vorgesehenen Kastens bekommen.
 

„Das passt nicht“, meinte Yusaku zu dem Kleinkind von seinem Platz aus.

Als das Baby ihn darauf ansah, stahl sich ein Schmunzeln auf sein Gesicht. Belustigt mit dem Kopf schüttelnd rappelte er sich auf und kam zu dem Kind auf den Spielteppich. Grinsend setzte er sich daneben: „Das funktioniert so nicht“, wiederholte er gutmütig zu ihm gebeugt: „Tadashi schau, hier musst du es rein fallen lassen.“ Er freute sich mit dem Baby: „Ja, genau! Siehst du so funktioniert es. Oh und das, Tadashi? Wo kommt das rein?“, hatte Yusaku eine ovale Form in die Hand gekommen, die er dem Baby gab. Tadashi schaute zu dem großen freundlichen Mann hoch. Durch Yusakus ermutigendes Lächeln vergewissert steckte das Baby den Klotz mit seinen kleinen Fingern durch das Loch und siehe da, es fiel runter und machte Klirr, als es auf die anderen Klötzchen aufschlug. „Ja, klasse, Tadashi!“, jubelte Yusaku die Hände des Babys genommen in die Hände klatschend: „Das hast du toll gemacht!“ die Hände wieder frei griff der kleine Junge nach dem nächsten, denn er Yusaku entgegen hielt, der sich überrascht darüber freute: „Ist der für mich? Oh danke schön“, nahm er den Klotz entgegen und warf den nun seinerseits in den Rappelkasten. Gemeinsam mit ihm, Tadashi auf den Schoß genommen, spielte er das Spiel weiter. „Gut machst du das“, lobte er den Kleinen dabei und half ihm, wenn er mal nicht weiter wusste. Doch die meisten Formen wusste Tadashi mit 11 Monaten ganz genau, sodass es für Yusaku nicht viel zu tun gab. Das störte ihn aber auch nicht, sondern ließ ihm Gelegenheit sich einfach an dem unbekümmerten, spielenden Kind zu erfreuen und die Ausgeglichenheit zu genießen die von diesem ausging. Tadashi hatte keine Sorgen, war nicht traurig und hatte auch kein schweres Herz, das ihn betrübte. Er spielte einfach nur in vollem Vertrauen und wusste sehr wohl um seine Geborgenheit, wusste darum das er gut umsorgt war und somit sich froh und vergnügt entfalten und seinem kindlichen Spiel ganz hingeben konnte.

In Yusaku regte sich ein Wohlgefühl, welches sich beim einfachen beobachten des Kleinkindes immer weiter ihn ihm verstärkte, was er einfach mit sich geschehen ließ. Ihn ihm stieg Dankbarkeit, Freude und ebenfalls Unbeschwertheit auf, gar Leichtigkeit! Er konnte bei dem Gedanken, dass ihm aufging das Tadashi ihn wohl eigentlich nur gerade gespiegelt hatte Lächeln und das von Herzen. Dankbar umarmte er das Kind, mit einem Schmunzeln kurz zur Decke hochgesehen. „Danke“, flüsterte er es, gab dem Baby auf seinem Schoß dann einen liebevollen Kuss von oben herunter auf den Kopf. In ihn kam wieder leben und er knuddelte es kräftig. Er beneidete ihn fast um seine kindliche Selbstverständlichkeit sich ganz und gar vertrauensvoll fallen lassen zu können. Sein Blick wanderte zu Shinichi. Sein Sohn konnte ihn zusammen mit Tadashi sehen. Zuvor hatte er denen ein paar Meter vor sich auf dem Boden halbherzig, mehr gelangweilt zugesehen gehabt bis er sich schmerzvoll abwendete. Für, wenn auch nur eine kurze, Weile blieb der Blick des Vaters auf ihm hängen. Shinichi war es der nicht mehr wollte. In seinem Vater löste dies für einen Moment ein Gefühl des Schmerzes aus von dem er sich wieder Tadashi widmete. Er begann Bauklotze zu einem Türmchen aufzubauen. Mit einem Handschlag hatte der Kleine ihn umgeworfen, lachte nun und gluckste fröhlich. Yusaku warf aus den Augenwinkeln Blicke zu Shinichi, so als wolle er seine Aufmerksamkeit erregen. Er baute den gleichen Turm noch einmal auf und wieder machte Tadashi jenen begeistert kaputt. Desto öfter ich ihn aufbaue, desto öfter zerstörst du ihn mir wieder. Mit anderen Worten: Was du in Jahren aufgebaut hast kann über Nacht zerstört werden- baue trotzdem!, war es als wolle er seinem Sohn diese Weisheit durch dieses Beispiel übermitteln. Yusaku wuschelte Tadashi liebevoll und nachdenklich durchs Haar, ehe er seine Angst beiseiteließ und es nach oben abgab.
 

Er erhob sich, ging zum Rauchen vor die Haustüre. Gedanklich war das Thema für ihn erledigt. Zu seiner großen und freudigen Überraschung meldete sich sein Sohn gut zehn Minuten nachdem er wieder reingekommen war bei ihm. „Kann ich was trinken“, kam es vom Mini-Shinichi, als er sich ganz in dessen Nähe weiterhin mit Tadashi beschäftigt aufhielt. „Natürlich“, erhob Yusaku sich und ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen: „Was möchtest du? Wasser oder vielleicht lieber Tee?“, fragte er fürsorglich nach.

„Tee wäre gut“, sagte der geschrumpfte Shinichi. Wenige Augenblicke später brachte sein Vater ihm ein ganzes Glas. Eine Kanne trug er in der anderen Hand.

Yusaku- hatte die Kanne schon abgestellt- und wollte seinem Sohn helfen. Doch wider Erwarten setzte der sich schon von alleine auf, wenn auch langsam und mit Mühe. Kaum hatte er ihm das Glas in die Hand gegeben, trank Shinichi es selbst, wenn auch nur in ganz kleinen Schlucken und langsam im Grunde aber hastig aus. Er hatte wirklichen Durst. Das konnten die anderem ihm auch deutlich ansehen. Ein zweites Glas hinterher lehnte er mit einem matten Kopfschütteln ab. Aber was machte das? Die anderen hatte er damit glücklich gemacht. Sein Vater strahlte regelrecht.

Das ging ja schneller als ich dachte. Danke!, war Yusaku happy und verblüfft über das schnelle Eintreffen seiner Bestellung und beschloss: Wenn es mit dem Trinken so gut funktioniert hat, dann probiere ich es jetzt mit fester Nahrung und so gab er auch das nach oben ab. Was ihm unter diesen Umständen jetzt noch einfacher von der Hand ging.

Zum Mittagessen stellte sich der Erfolg noch nicht ein. Für einen Augenblick kamen in Yusaku Zweifel auf, welche er jedoch fast im gleichen Moment wieder beiseiteließ. Die zweite Bestellung, so dachte er sich, wird einfach nur etwas länger dauern.

Und recht bekam er. Gute zwei Stunden später sah das ganze anderes aus. Yusaku hielt sich mit Tadashi ein Bilderbuch betrachtend neben Shinichi sitzend auf. „Ist das die Kuh? Wie macht die Kuh, Tadashi? Muh- macht die Kuh. Kannst du auch Muh sagen, Tadashi? Was meinst du“, meinte er freundlich zu dem Kleinkind: „Ob Shinichi Muh sagen kann? Gib ihm mal das Buch“, meinte er.

Ein innerlicher Triumpf für Yusaku. Sein Sohn ging, wenn auch sehr zurückgezogen auf die Impulse des Babys sein. Das Kleinkind war müde und mittlerweile etwas weinerlich, sodass es dem geschrumpften Shinichi schnell zu fiel wurde.

„Was denn?“, nahm Yusaku ihn schnell zurück auf den Schoß und ließ sich vom Professor die Teeflasche angeben, die er dem Baby gab.

„Putzig der Kleine!“, äußerte sich dieser: „Du bist ja regelrecht vernarrt in ihn.“

Yusaku schaute auf, grinste: „Definitiv!“

„Du solltest ihn gleich Ai geben, damit sie ihn zum Mittagsschlaf hinlegen kann.“

„Dann muss ich ihn ja abgeben“, fand Yusaku das tatsächlich bedauerlich.

„Ich habe Hunger“, hörte er seinen Sohn auf einmal, als Tadashi sein Fläschchen schon fast geleert hatte.

„Okay“, stand er überrascht auf, gab dem Professor den kleinen Jungen.

Yusaku dagegen kam mit einer Suppe wieder. „Magst du etwas Reis und mal den Fisch dazu probieren?“, fragte er ermutigend.

„Ich kann es mal versuchen“, willigte sein Sohn ein. Die Bissen, die er machte waren überaus kleine. Gar übervorsichtig kaute Rans kleiner Freund auf dem kleinen Stück Fisch herum. Sein Vater unterstütze ihn. Die Bilanz nach wenigen Minuten, nachdem er seinem Vater nonverbal angedeutet hatte, dass er genug hatte, waren vier Bissen.

Für Yusaku in Ordnung.

Ai kam. Sie sah wie Yusaku das Tablett in die Küche brachte. Sie nahm Tadashi mit.

„Schade“, fand er. Gemeinsam mit dem Professor schaute er nach wie sie mit dem kleinen Jungen verschwand.

„Seine Mutter hätte ich wirklich gerne mal getroffen.“

„Ja, sie war sehr nett. Du hättest sie gemocht“, antwortete Agasa ihm: „Wie die Zeit vergeht“, überkam ihn die Stimmung der guten alten Zeit: „Ich kann mich noch erinnern, wie er nur auf dem Boden lag und noch nicht einmal krabbeln konnte.“

„Ja.“ Yusaku schmunzelte beim Anblick seines eigenen Kindes aufräumend in sich hinein: „An die Zeiten kann ich mich mit Shinichi auch noch erinnern. Ach ja“, seufzte er nostalgisch.

„Und bald in gut 2 ½ Monaten hältst du Kickchen schon auf dem Arm.“

„Oh ja! Darauf freue ich mich jetzt schon.“

„Kickchen?“, stellte sich für den geschrumpften Shinichi die Frage, der von dem Babygeplenkel um ihn herum eher genervt war, weil es ihn in unangenehmer Weise an sein eigenes Baby und somit nun mal leider auch an Ran erinnerte. Weshalb er nur teilweise zugehört hatte und nicht wusste was mit dem Wort gemeint sein sollte.

Yusaku drehte sich von der Seite her ganz zu ihm um: „Das ist deine Tochter“, klärte er ihn auf: „Den Spitznamen hat sie von Ran, weil sie sich mit dir noch auf keinen Namen geeignet hat.“ Er stand auf, holte die Briefe, welche er seinem Sohn brachte. Doch dieser ließ Rans Zeilen ungelesen.
 

Am Abend
 

„Ich schlafe noch einmal eine Nacht darüber. Das heute sah ja schon mal etwas vielversprechend aus“, verabschiede Yusaku sich von Agasa. Ehe er noch mal zu seinem Sohn ging: „Gute Nacht, Shinichi“, sagte er zu ihm und warf noch einmal einen letzen Blick auf die immer noch unberührten Briefe.

Yusaku diesmal mit dem Auto gefahren war um genau 22:00 Uhr zuhause angekommen. Vor dem Haus schaltete er den Motor aus. Schweifenden Blickes betrachtete er das Haus, ehe er ausstieg. Die Haustüre aufschließend seufzte er. Holmes und Queen gestreichelt machte er sich noch einen Kaffee, bevor er nach oben ging.

Auf dem Flur klopfte er an die Zimmertüre.

Yukiko setze sich im Halbdunklen auf.

„Guten Abend“ grüßte ihr Mann sie freundlich.

„Guten Abend“, sagte auch sie.

„Die Sachlage ist so“, kam er mit den Händen in den Hosentaschen auf sie zu: „Shinichi sagt nicht viel. Ich habe ihm die Briefe von Ran gegeben. Er hat sie nicht geöffnet.“

Yukikos Blick war traurig auf die Decke gerichtet. Damit hatte sie gerechnet.

„Aber nun“, holte ihr Mann aus: „Er hat getrunken und gegessen. Zwar nicht viel aber immerhin. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ihn morgen zu uns zurück hole. Was meinst du dazu.“

Yukiko schaute aufgefordert zu ihm auf: „Ich“, zögerte sie: „Ich weiß es auch nicht. Wenn du meinst das er es verkraftet habe ich nichts dagegen.“

„Ich bin mir wie gesagt nicht sicher“, blieb Yusaku neben ihr. Er besah sich seine Frau: „Geht es dir besser?“, fragte er distanziert höfflich. Wenn auch echtes Interesse in seiner Frage versteckt lag.

Yukiko versuchte ein müdes Lächeln: „Nicht wirklich“, unternahm sie einen schmerzhaften Versuch abzuhusten.

„Du hörst dich auch nicht gut an. Wenn ich dir einen gut gemeinten Rat geben darf“, setzte ihr Mann an: „Geh damit mal am Montag zum Arzt.“ Auch wenn er es rein rational gesagt hatte konnte Yukiko erahnen, das er aufrichtig besorgt um sie war, als er sich umgedreht und die Türe sanft hinter sich schloss.
 

Yusakus Hand verweilte noch eine Sekunde an der Klinge, bevor er auf die andere Seite hinüber ging. Wie vielleicht zuerst gedacht, klopfte er nicht leise bei Ran, sondern bei Heiji an.

Der überrascht war ihn zusehen und zu ihm von seinen Büchern aufschaute.

Yusaku hingegen schaute sich die Türe hinter sich geschlossen hinter dieser stehen geblieben im Zimmer um.

„Hast du den ganzen Tag gelernt?“, setze er an.

„Ja.“ Heiji nickte: „Ich hatte sonst nichts zu tun.“

„Wann fährst du. In 10 Tagen, wenn ich mich richtig erinnere?“, war Yusakus Frage, wie ein Versuch der freundschaftlichen Annährung zweier distanzierter Personen voneinander.

„Ja“, fiel Heijis Antwort zwar höflich, aber wirklich zurückhaltend aus.

„Wenn du willst frage ich dich morgen mal ab“, bot er ihm an.

„Ich denke, dass ich das meiste kann.“

„Trotzdem“, klang Yusaku jetzt wirklich wie ein Vater: „Schaden kann es ja nicht. Du hattest immerhin nicht viel Zeit zum Lernen in den letzten Wochen.“ Für einen Moment entstand eine kurze Pause: „Ich habe dich heute noch gar nicht gesehen. Ich hatte angenommen du würdest auch kommen“, leitete er auf die Sache mit seinem Sohn über.

„Shinichi ist wütend auf mich, weil ich ihn verraten habe.“

„Das weiß ich.“

„Er will mich sicher nicht sehen.“

„Glaubst du das wirklich?“, suchte Yusaku Blickkontakt zu Heiji.

„Das hat er mir deutlich zu verstehen gegeben“, war dessen Antwort darauf.

„Wodurch?“, konterte dessen Vater: „Durch sein Schweigen?“ Er schaute den Freund seines Sohnes herausfordernd an: „Nimm dir das nicht so zu Herzen. Du weißt doch eigentlich das Shinichi das nicht so meint. Er ist nicht sauer auf dich. Er liebt dich, Heiji. Auch wenn er das gerade nicht zeigen kann. Er hängt sehr an der Freundschaft zu dir. Er wird sie keinesfalls aufgeben.“

Damit hatte er Heiji wirklich zum schweigenden Dasitzen gebracht. Yusaku wartete einfühlsam ab, schaute in die fragenden Augen.

„Selbst wenn. Ich glaube trotzdem nicht, dass er bald wieder mit mir sprechen wird.“

„Du musst Geduld haben. Das wird er sicher wieder“, setzte er sich nun neben ihn: „Du möchtest ihm helfen“, erriet er.

Heiji nickte. „Ich weiß nicht wie“, sagte er: „Er isst nicht, weil ihm immer noch schlecht ist.“

„Das kann zum einen sein, weil er so lange schon nur noch kaum etwas gegessen hat. Sein Körper muss sich erst wieder daran gewöhnen. Oder was auch sein kann ist, er mag im Moment einfach nicht. Aber weißt du was“, legte Yusaku dem Freund seines Sohnes aufmunternd die Hand auf die Schulter: „Suppe hatte er heute und auch ein Stück vom Fisch probiert- das ist doch was worauf wir aufbauen können.“
 

Es klopfte zaghaft an die Zimmertüre. Sowohl Yusaku wie auch Heiji schauten einander fragend an.

Es war Ran, die zögerlich aufmachte: „Entschuldigung. Ich wollte euch nicht stören und ich habe auch nicht gelauscht, wirklich nicht“, fügte sie schnell hinzu so wie sie den Vater ihres Freundes und den Freund ihres Freundes eng und scheinbar auch vertraut so nah beieinander sitzen sah: „Es ist nur“, zögerte sie wieder: „Yusaku, ich wollte mich bei dir wegen heute Morgen entschuldigen. Es tut mir leid was ich zu dir gesagt habe.“ Ran tat es wirklich aufrichtig leid. Sie hatte fast Tränen in den Augen als sie das sagte.

„Mir auch.“ Yusaku stand auf.

„Ich will mich wieder mit dir vertragen“, erwiderte Ran dankbar seine Umarmung.

„Ich mich auch“, drückte er sie liebevoll.

„Ich habe darüber nachgedacht“, sagte Ran. Sie schaute Yusaku direkt an: „Es war nicht fair was ich dir vorgeworfen habe. Du hast dich einfach nur an dein Versprechen gegenüber Shinichi gehalten. Ich hätte es respektieren sollen.“

„Ist schon gut, Liebes“, nahm er sie noch einmal seitlich in den Arm: „Mir tut es auch leid.“

„Ist schon gut.“ Ran lächelte ihn an. Auch wenn ihr dabei die Tränen in den Augen standen: „Ich vertraue euch.“

„Danke“, lächelte er sie an: „Also wieder Freunde.“

„Ja!“, wischte Ran sich über den Augenwinkel.

„Komm her“, knuddelte Yusaku sie ausgelassen, grinste ihr einen Kuss auf den Schopf gebend: „Es bliebt trotzdem bei dem was ich gesagt habe“, mehr im Spaß gesagt: „Nicht das du denkst, dass ich mich noch umstimmen lasse.“ Er entfernte sich bereits ein Stück in Richtung Tür: „Versuch dein Glück allein. Du weißt bereits was du brauchst.“ Er lächelte sie verschmitzt die Türe wieder öffnend an.
 

Sonntagnachmittag, 3. Dezember
 

„Isst du noch mit uns zu Abend?“, wurde er vom Professor gefragt.

„Nein“, lehnte Yusaku mit einem prüfenden Blick auf seinen Sohn mit dem Kopf schüttelnd ab. „Ich versuch es mal. Ran wollte zu Sonoko. Wahrscheinlich bleibt sie bis heute Abend bei ihr. Wenn ich jetzt gehe hat er noch Zeit sich etwas zu akletimatisieren“, verabschiedete er sich.

Er ging zu ihm: „Komm, Shinichi“, sagte er: „Ich nehme dich mit. Hier hast du deine Schuhe“, wies er ihn sanft an.

Während er sich diese zumachte, kam sein Vater mit seiner Jacke. Er bekam sie von ihm gereicht. Yusaku half ihm.
 

Angekommen, gab Yusaku ihm Hilfestellung beim Aussteigen. Erst nahm er an sein Sohn würde nicht weiter gehen. Der geschrumpfte Shinichi stand auf der Stelle schaute auf das Haus vor sich.

„Kommst du?“, wurde er von seinem Vater freundlich aufgefordert.

Er sah zu seinem Vater hoch, nickte stumm.

Schweren Herzens folgte er seinem Vater mit gesenktem Kopf.

Aufgeschlossen hängte Yusaku seine Jacke und die seines Sohnes auf. Während der geschrumpfte Shinichi bereits auf dem Weg die Treppe hoch war. Seine Schritte waren langsam und schwerfällig, wie er sich am Geländer hochzog.

Yusaku, dem das nicht entgangen war, war dicht hinter ihm.

Der Miniatur-Shinichi wusste, dass sein Vater auf ihn achtete, empfand das als unangenehm.
 

Er war froh, als er endlich auch die zweite Treppe erklommen hatte. Es war anstrengend gewesen. Sobald er in seinem Zimmer verschwunden war, lehnte er sich hinter die Türe. Mit gesenktem Blick atmete er erschöpft durch.

Es war still. Er realisierte, dass er nun ganz alleine war. Seinen Kopf erhoben brach in diesem Moment die Realität erbarmungslos auf ihn ein. Er wurde blass und ihm wurde schlecht, als ihm jetzt umso mehr, schmerzhafter noch als er es sich je zuvor ausgemalt hatte, bewusst wurde, dass es aus war. Es nun alles vorbei war. Er fühlte sich, als würde der Boden unter ihm zusammen brechen und die schweren Wände dieses Raumes- die bisher sein Rückzugsort und Schutz gewesen waren, sein zuhause- ihn bei noch lebendigem Leibe erdrücken. Ihm wurde in diesem Augenblick in aller Härte klar, dass er vor den Trümmern seiner Existenz stand.

Langsam, geradezu wie neben sich stehend, ging er auf das Bett zu mit dem Gefühl, dass der Boden unter seinen Füßen wegsackte.

Gerade hatte er sich fassungslos auf sein Bett gesetzt fiel sein Blick auf sein Handy- Shinichis Handy! Wie gelähmt nahm er es hinter dem Kopfkissen gelegen auf. Zwei Anrufe in Abwesenheit. Wie er sah beide von Ran. Die SMS, die sie ihm geschrieben hatte las er erst gar nicht, sondern ging direkt auf Antwort.

Todtraurig saß er für eine kurze Weile wie versteinert da, bevor er sich selbst einen Ruck gab und zu tippen begann. Seine Hand zitterte bei den zwei kleinen Zeilen, die er schrieb. Seine Hand verharrte. Mit einem Kloß im Hals kämpfte er gegen Tränen an.

Shinichi, mit seiner Unterschrift besiegelte er das Ende seiner Beziehung mit Ran. Schnell drückte er auf senden. Dieser Vorgang zerriss im das Herz. Er senkte den Kopf, legte das Handy neben sich ab.
 

Er zuckte nicht einmal zusammen, als Heiji zu ihm hereinkam.

„Shinichi, du bist wieder da“, freute er sich, blieb aber sofort beim Anblick- wie er da saß wie ein Häufchen Elend- zurückhaltend stehen. Heiji war verunsichert, sagte nichts weiter.

Traurig begegnete er den leeren Augen seines Freundes, die ihn regelrecht erschreckten.

„Shinichi“, entfuhr es ihm. Wie als wolle er auf ihn zueilen, erhob er seinen einen Fuß, brach die halbausgeführte Bewegung wieder ab.

Das Schweigen zwischen ihnen empfand Heiji als undendlich erdrückend. Während sein zwangsgeschrumpftes Gegenüber weiterhin, körperlich wie auch psychisch, wie ein Schatten seiner selbst auf dem Bett saß.

„Shinichi“, war es schließlich doch Heiji, der sich zögerlich bemühte einen Schritt auf ihn zuzugehen. Langsam kam er zu ihm. „Es tut mir leid“, entschuldigte er sich inständig.

„Was?“, reagierte der geschrumpfte Shinichi noch ganz mit dem Versuch beschäftigt seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.

„Du weißt schon. Ich kann verstehen, dass du mich jetzt hasst, weil ich dich verraten habe.“

„Verraten?“, fragte der Mini-Shinichi irritiert nach: „Du Dummkopf, wie kommst du denn auf so etwas? Das ist doch nicht deine schuld!“

„Nein!?“

„Nein!“, entgegnete der geschrumpfte Detektiv ihm: „Das war ich doch selber. Ich habe doch selber alles mit Füßen getreten, wofür ich gekämpft habe, indem ich es war der meinen Vater- wegen meiner Feigheit!- um Hilfe angefleht habe.“

Heiji war geschockt von den harten Worten, die da aus dem Mund des geschrumpften Shinichis kamen.

„Heißt das du bist nicht mehr sauer auf mich und wir sind noch Freunde!?“, schaute Heiji zu ihm hinunter.

„Sicher.“

„Oh, Shinichi! Und ich dachte schon du würdest nie wieder mit mir sprechen!“ Erleichtert fiel ihm ein Stein vom Herzen.

Sein geschrumpfte Freund schaute an ihm vorbei ins Zimmer: „Heiji“, setzte er mit einer Stimme an, die nicht wie seine eigne klang: „Tu mir bitte den Gefallen.“

„Welchen?“ Heiji ahnte nichts Gutes.

„Sag nie wieder Shinichi zu mir.“

„Wie?“ Heiji lief es eiskalt den Rücken runter.

„Du hast schon verstanden“, erklärte Rans Ex-Freund: „Shinichi gibt es nicht mehr. Er ist nichts weiter mehr als ein Hirngespenst. Nur Conan existiert jetzt noch.“

„Aber?“, setzte Heiji schockiert appellieren wollend an.

Doch er brauchte es gar nicht erst zu versuchen. Die Entscheidung stand für den geschrumpften Shinichi bereits fest: „Ich habe keine andere Wahl“, die Worte des kleinen Detektives waren tränenerstickt. Es war ihm kaum möglich noch verständlich zu sprechen: „Es ist vorbei. Ich weiß, dass ich irgendwie einen Weg finden muss, wenn ich weiterleben will. Und das kann ich nicht, wenn ich ständig daran erinnert werde. Also bitte, Heiji. Und jetzt geh bitte. Ich will alleine sein.“
 

Am Abend
 

„Shini-“, Heiji stockte. Dieser schaute auf. „Conan“, korrigierte er sich ins Zimmer gekommen. Abrupt blieb er stehen. Es fühlte sich sehr befremdlich für ihn an. Noch nie hatte er zu Shinichi Conan gesagt und das in ernster Absicht getan. Nur in Anwesenheit von Kazuha oder Ran hatte er ihn so genannt oder wenn er sich zu Anfang ihrer Freundschaft versprochen hatte. Aber jetzt das war ein ganz komisches Gefühl. Weshalb Heiji einen Moment Zeit brauchte, bevor er sich erinnerte, weshalb er eigentlich kam: „Du sollst zum Essen runter kommen“, richtete er aus.

„Nein, danke“, war die Antwort des geschrumpften Shinichis: „Ich will nichts. Mir ist nicht nach Essen.“

„Doch“, entgegnete Heiji: „Dein Vater sagt du sollst dich wenigstens zu uns setzen.“

Yusakus Sohn seufzte: „War ja klar“ quittierte er das tatsächlich aufstehend. „Kommst du jetzt“, wurde Heiji von ihm bereits, wenn auch langsam gegangen, an der Tür aufgefordert.

„Ja“, reagierte Heiji verdattert, folgte ihm.
 

Als die beiden in die Küche kamen waren dort nicht nur Eri, Yusaku und Kazuha, sondern auch Ran.

Abrupt blieb ihr Ex-Freund stehen als er sie sah.

„Conan!“ Ran hingegen freute sich überrascht: „Du bist wieder da“, ihren kleinen Mitbewohner zu sehen: „Schön. Wie hat es dir bei“, Ran überlegte kurz: „Kenichi, richtig?“, nach dem Namen: „gefallen?“, wollte sie sich bei ihm erkundigen.

Langsam kam der geschrumpfte Shinichi zum Tisch. Ganz Grundschüler lächelte er sie an.

„Du musst mir unbedingt alles erzählen“, lächelte sie ihn ebenfalls noch nichts ahnend neugierig an.

„Ja“, spielte er das Kind, das er nicht war.

„Warte ich helf dir“, nahm sie ihm auch schon die Schüssel aus der Hand.

Yusaku wartete neben Heiji, die letzte Schüssel abstellend, ab.

Kogoro kam vom Balkon. Eri warf ihm auf der anderen Seite von Yusaku einen bösen Blick zu. Kazuha hingegen versuchte Blickkontakt zu Heiji aufzunehmen. Doch dieser interessierte sich nicht dafür. Auch seine Aufmerksamkeit war gebannt auf seinen Freund gerichtet.

„Hier“, lächelte Ran den kleinen Shinichi lieb an. Kaum hatte sie das gesagt gab sie es ihm bereits zurück.

Kaum hatte er nicken können, hatte sie ihn auch schon gut und reichlich versorgt gehabt. „Lass es dir schmecken“, wünschte sie ihm beherzt einen Guten Appetit: „Ich finde es schön, dass du wieder da bist“, lächelte sie ihn glücklich an.

Geduldig wartete Ran ab. Sie war doch etwas enttäuscht, dass er nichts erzählte, sondern eher wie irgendwie bekümmert neben ihr saß und nur ganz verhalten vor sich hin kaute.

„Hast du denn keinen Hunger?“, fragte sie fürsorglich. Ob er noch krank ist? Vielleicht hat er deshalb keinen Appetit oder es ist wegen Shinichi?, fragte sie sich besorgt, schaute nun ebenfalls traurig drein.

Ebenso wie Kazuha und Heiji.

„Doch“, überspielte der geschrumpfte Shinichi sein gequältes Lächeln: „Es schmeckt mir gut. Danke Ran.“

Allein Kogoro bekam nichts von der wahren Bedeutung der Situation mit, sondern spachtelte, die spitzen Blicke seiner Frau beharrlich ignoriert, glücklich und zufrieden vor sich hin. Nahm sich als Einzigerster am Tisch auch noch einen deftigen Nachschlag.
 

„Ich geh hoch“, sagte Ran nachdem sie fertig war.

Kazuha stand ebenfalls auf.

„Conan, kommst du mit?“, fragte die ahnungslose Ran ihn.

Er wich ihr ein weiteres Mal nur gequält: „Ja, gleich“, lächelnd aus.

Bedrückt schaute er ihr nach, wie sie mit ihrer Freundin davon ging. Innerlich senkte er seufzend den Kopf.
 

Als Ran ihr Zimmer betrat war es mit ihrer Unbeschwertheit an diesem Abend endgültig vorbei. Sie sah dass auf ihrem Handy eine SMS eingegangen war. „Shinichi“, freute sie sich überrascht. Nervös öffnete sie die Kurzmittelung. Was hatte er ihr zurück geschrieben, fragte sie sich. Ob er auf ihre Frage wegen Conan tatsächlich geantwortet hatte? Schnell begann sie die Zeilen zu überfliegen. Ihr hoffnungsvolles Gesicht wandelte sich. Entsetzt las sie die beiden Sätze noch mal und noch einmal, bevor ihr geschockt die Tränen in die Augen stiegen. Was? Das durfte doch nicht wahr sein!? „Aber warum!?“, brach sie in Tränen aus.

„Was ist los?“, kam Kazuha sofort auf sie zu, als sie ins Zimmer kam: „Warum weinst du?“

Doch Ran war viel zu außer sich um zu sprechen, die Hände vor ihrem Gesicht zusammengeschlagen bekam sie vor lauter Schluchzten kaum noch Luft.

Sofort nahm Kazuha sie in den Arm.

„Shinichi“, schluchzte sie in ihrer Erregung: „Shinichi. Er- er hat Schluss gemacht!?“ klammerte Ran sich in ihrer vollkommenen Fassungslosigkeit an ihre Freundin.

„Was?“, war auch Kazuha ganz schockiert, versuchte Ran so gut sie konnte aufzufangen: „Wie meinst du das? Das kann doch gar nicht sein!?“

„Und ob das sein kann“, schrie Ran sie außer sich an, hielt ihr das Handy hin.

Fertig mit der Welt sank sie auf die Bettdecke. Ran konnte es immer noch nicht fassen: „Warum? Warum?“, fragte sie hilflos laut vor sich hin: „Ich- ich“, versuchte sie das irgendwie begreifen zu können: „Ich ver- verstehe das nicht!“, saß sie wie unter Schock da.

Kazuha, die SMS nun ebenfalls gelesen, wusste darauf auch keine Antwort. Total verwirrt, und überfordert mit dieser Frage stand sie daneben.

Bis Ran nach einem Moment des sich Sammelns: „Yusaku“, einfiel: „Er- Er muss wissen warum Shinichi das getan hat. Er- er muss es wissen!“, wischte sie sich hastig die Tränen aus dem Gesicht, stand auf und lief, das Handy fest in der Hand, aus dem Zimmer.

„Yusaku! Yusaku“, rief sie lautstark, gar flehend nach ihm, als sie ihm auf dem Flur, wie er gerade die Treppe hochkam, begegnete: „Yusaku!“

„Was ist denn los?“, hatte dieser sie verwirrt, ehe er sich versah, auch schon ihm Arm, spürte wie sie sich erneut in Tränen ausgebrochen an ihm festklammerte: „Ran, jetzt beruhig dich“, bemühte er sich sie zu trösten: „Ist ja gut. Hör auf zu weinen. Ich bin ja da. Was ist denn passiert?“

„Nichts ist gut“, versuchte sie mit tränenerstickter Stimme hervorzubringen.

„Was hast du denn, Ran!? Hör auf zu weinen. Ich kann dich nicht verstehen wenn du so weinst. Was ist nicht gut?“

„Sh-Shinichi“, hörte er sie zwischen zwei Schluchzern verzweifelt.

„Shinichi?“, hatte er den Namen seines Sohnes verstanden, verstärkte er in diesem Moment seine Umarmung: „Was ist mit ihm?“, versuchte er mehr, immer noch auf der Treppe stehend, von ihr in Erfahrung zu bringen, war selbst entsetzt, als Ran ihm verzweifelt sagte: „Er hat mich verlassen! Er hat sich von mir getrennt!“

„Was?“, sah er wie vom Schlag getroffen in ihr tränennasses Gesicht: „Wie bitte“, nahm er sie wieder in den Arm. „Komm erst mal mit“, sagte er und ging mit ihr seitlich im Arm festhaltend in sein Zimmer bis zum Sofa, wo er sich mit ihr setzte.

Einen Moment saß er da. Er war selbst ganz geschockt, bauchte um zu verarbeiten was sie ihm da eben gesagt hatte: „Shinichi, sagst du, hat dich verlassen? Wie kommst du denn darauf?“, schaute er sie verständnislos an.

„Na, wegen dem hier“, hielt Ran ihm bitterböse die SMS vor die Nase: „Ließ doch!“, schrie sie ihn an.

„Ich kann nicht weiterhin mit dir zusammen sein. Es tut mir leid, Ran. Shinichi“, las er laut.

Wieder nahm er die zu weinen beginnende werdende Mami in den Arm.

„Oh, Ran“, versuchte er sie zu trösten: „Liebes. Das tut mir leid.“

„Warum? Warum Yusaku? Warum macht er das? Ich- ich kann das nicht verstehen!? Bitte sag mir warum?“, fehlend sah sie ihm in die Augen: „Du-du weißt doch bestimmt warum er das getan hat!? Bitte! Bitte, sag es mir!“

„Das kann ich nicht.“ Yusaku war selbst erschüttert.

„Bitte!“, flossen bei Ran wieder die Tränen.

Yusaku wusste gar nicht wie er sie wieder beruhigen sollte.

„Bitte, bitte, bitte! Sag es mir! Warum sagst du es mir nicht?“, klagte sie ihn zornig aufgestanden an.

Unruhig atmete sie, schien zu begreifen das all ihr Betteln keinen Zweck hatte, nichts bringen würde: „Warum?“, versuchte sie selbst eine Erklärung zu finden. Ihr fiel nichts anderes ein, als den Fehler bei sich zu suchen: „Wieso? Ich- ich habe, ich- ich hätte ihn nicht fragen dürfen. Ich- ich hatte doch extra nichts nachgefragt. Ich wollte doch nur, dass er Conan da raushält! Warum macht er dann mit mir Schluss!? Was habe ich falsch gemacht!?“

„Gar nichts, Liebes“, nahm Yusaku sie in den Arm: „Du hast nichts falsch gemacht- es liegt nicht an dir.“

„Wirklich nicht!?“, schaute Ran misstrauisch zu ihm auf.

„Wirklich nicht“ versicherte er ihr. Er sah seinen Sohn durch die offene Türe auf dem Flur stehen, warf ihm einen finsteren Blick zu, der den geschrumpften Shinichi aufforderte reinzukommen.

Doch dieser drehte sich nur um, ging in sein Zimmer.

Yusaku dagegen blieb stattdessen bei Ran stehen.
 

„Bist du von allen guten Geistern verlassen!?“, kam Yusaku auf direktem Wege ohne anzuklopfen in das Zimmer und Heiji wurde erschreckt und im ersten Moment verdattert Zeuge, wie er: „Shinichi!“, aufgebracht zusammenfaltete: „Hast du sie noch alle? Was fällt dir ein. Du kannst doch nicht einfach so eine SMS schreiben!“, schaute er auf seinen Sohn runter. Jener schien sich nichts davon anzunehmen.

„Ich will, dass du das richtig stellst, Shinichi! Ran ist am Boden zerstört deswegen.“

Heiji verstand nicht das Geringste, wurde aber im weiteren Verlauf aufgeklärt.

Yusaku stand neben ihm, rang nach Fassung, sich beruhigend fuhr er sich durch die Haare.

Einen Gang runter geschaltet, ging er in die Hocke vor seinen Sohn.

„Shinichi“, appellierte er eindringlich an ihn: „denk doch noch einmal in Ruhe darüber nach. Trenn dich doch nicht einfach so von ihr. Du liebst Ran doch.“

Der zwangsgeschrumpfte Shinichi hatte den Kopf gesenkt, schaute an seinem Vater vorbei. Halsschmerzen habend durch die Tränen die er unterdrückte schwieg er die Lippen fest zusammen gepresst.

„Shinichi“, nahm sein Vater seine Hand, suchte solange den eigenen Kopf bewegend bis er den Blickkontakt herstellen konnte: „Das kann es doch noch nicht gewesen sein. Du willst sie doch nicht einfach aufgeben. Ran liebt dich, Shinichi“, versuchte er es, stieß dabei aber auf sture und taube Ohren bei seinem kleinen Detektiv.

Yusaku saß für einen Moment resignierend da, zwang ihn dann durch härteren Händedruck ihn anzusehen: „Ganz ehrlich ich glaube das du damit einen Fehler machst. Das dir das noch sehr leid tun wird. Aber bitte“, sagte er sachlich-ernst: „Es ist deine Sache und ich mische mich da nicht ein, aber ich will, dass du ihr wenigstens erklärst warum.“

Der geschrumpfte Shinichi wollte sein Gesicht abwenden, doch sein Vater ließ ihn nicht. Er musste sich das jetzt anhören: „Das bist du ihr schuldig. Servier sie nicht einfach so ab. Ruf sie wenigstens an oder erklär ihr es in einer ausführlicheren SMS! Sie ist die Mutter deiner Tochter. Sie hat verdient, dass du sie nicht im Unklaren lässt. Ran gibt sich die Schuld, weil sie keine Erklärung finden kann außer das du wegen Conan sauer auf sie bist.“ Damit stand Yusaku auf und ging. Er sah seinen Sohn noch einmal an ehe er die Tür hinter sich schloss: „Bitte mach das. Erfinde zu Not irgendwas. Und bitte, Shinichi! Überleg es dir noch einmal. Schlaf eine Nacht darüber. Wach nicht morgen mit dem Wissen auf, dass du einen Fehler gemacht hast.“

Der zwangsgeschrumpfte Shinichi bebte vor Wut, schluckte seine Tränen hinunter.
 

„Was? Du hast dich von Ran getrennt!? Aber Shinichi!?“, war Heiji entsetzt.

„Jetzt fang du nicht auch noch an!“, wurde er zornig von ihm angeschrien. So schnell er konnte verließ er das Zimmer, knallte hinter sich die Tür ins Schloss.

„Warte!“, rief Heiji ihm hinterher, wollte ihm nach.

Doch der geschrumpfte Shinichi kam dem zuvor, eilte in den nächsten freien Raum- ins Badezimmer- energisch drehte er den Schüssel im Schloss um.

Heiji versuchte es an der Türklinge, aber es war bereits zu spät. Er war ausgeschlossen.

„Shinichi“, klopfte er bittend an die Tür.

„Ich hatte dir doch gesagt du sollst mich nicht mehr so nennen!“, kam es von der anderen Seite böse.

„Ach ja, Conan. Ist ja schon gut. Bitte Entschuldige. Bitte lass mich rein.“

„Nein!“, kam es immer noch böse zurück. Der Mini-Shinichi saß mittlerweile hinter der Tür.

„Bitte“, bat Heiji ihn eindringlich.

„Nein und jetzt geh. Verschwinde und lass mich in Ruhe!“

Kurz blieb Heiji noch stehen, seufzte bedrückt als er einsah, dass es im Moment keinen Sinn machte. Bedrückt ging er ins Zimmer zurück.
 

Ran weinte immer noch der Länge nach auf dem Bett, Kazuha neben sich.

„Ich finde das so gemein. Warum sagt Yusaku dir nicht die Wahrheit?“, konnte Kazuha das ärgerlich nicht nachvollziehen.

„Weil er es Shinichi versprochen hat“, schluchze Ran bitterlich die Augen zusammengekniffen. Ihre Tränen liefen trotzdem durch und tropften das Kopfkissen weiter nass.
 

Bei dem geschrumpften Shinichi sah es nicht wesentlich anders aus. Zwar weinte er nicht, fühlte aber genauso den Schmerz seines eigenen gebrochenen Herzens und es war nicht nur das. Sondern darüber hinaus sich ausmalend auch den Schmerz seiner Liebsten. Es zerriss ihm das Herz, wie er daran dachte wie weh er ihr tat. Es tut mir leid, dachte er ebenfalls die Augen fest zusammengekniffen, die Hände zu Fäusten geballt und die Lippen aufeinander gepresst gegen seinen Tränen tapfer ankämpfend.
 

Der Miniatur Shinichi sah mitgenommen, fertig aus, als Heiji ihn bereits ins Bett gegangen wieder sah.

„Lass mich in Ruhe“, lehnte sein Freund mit belegter Stimme eine Kommunikation von vorne herein ab, kletterte in sein Bett.

„Ist gut.“ Heiji hatte verstanden.
 

„Du wirst nicht glauben, was Shinichi getan hat“, betrat Yusaku, nachdem er auf dem Balkon geraucht hatte, das Schlafzimmer.

Yukiko setze sich auf, schaute ihn stirnrunzelnd an. Ihr Mann ließ sich geschafft gegen die Türe fallen. „Er hat sich von Ran getrennt.“

„Was!?“, fiel Yukiko entsetzt aus allen Wolken.

„Das sagte ich doch. Du hast schon richtig verstanden. Er hat mit ihr per SMS Schluss gemacht.“ Er ging zum Schrank um sich umzuziehen.

„Oh nein“, seine Frau war genauso betroffen wie er darüber: „Das ist eine Katastrophe.“ Sprachlos und sich traurig fühlend senke sie den Kopf.

Ihrem Mann war anzusehen, als er sich neben sie legte, dass es ihm ganz genauso erging. Ihm blieb nichts anderes als neben ihr zu seufzten.
 

Später
 

Heiji hörte den geschrumpften Shinichi das Zimmer verlassen.

Diesem war schlecht. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es ins Badezimmer zur Toilette und erbrach. Um Luft ringend saß er wenige Augenblicke später vor der Kloschüssel. Diesmal war es mehr Spucke und Speichel, aber ekelig und unangenehm war es trotzdem gewesen.

Erschöpft zog er sich unter Anstrengung mit beiden Händen an Wand und Toilettendeckel hoch, hangelte sich zum Waschbecken, um seinen Mund auszuspülen.

Conan! Da war er wieder. Im Spiegelbild machte er aus Shinichi ein Nichts.

Sich fürchterlich wütend und hilflos fühlend sank er auf die Fliesen, blieb dort benommen sitzen.
 

Heiji unterdessen wartete angespannt. Wartete und wurde immer nervöser. Schließlich wollte er nach seinem Freund sehen gehen. Aber finden konnte er ihn nicht. Weder in dem einen noch in dem anderen Badezimmer.

Shinichi, dachte er erschrocken. Er bekam ein mulmiges Gefühl. „Conan?“, rief er im halb dunklen Flur gedämpft, schnell lief er die Treppe nach unten, suchte dort überall. Weil er ihn auch nicht in der Küche oder im Wohnzimmer fand, rannte er mit einem bösen Verdacht die andere Treppe runter bis zur Haustüre- und mit erschrecken musste er feststellen, dass sein Verdacht sich bestätigte. Weder die Schuhe noch Shinichis Jacke waren da!

„Oh nein!“, griff Heiji hastig nach seinen Schuhen. Nervös gelang es ihm nicht auf Anhieb sie zuzubinden.

Er wollte schon Queen und Holmes angeleint die Tür öffnen, da fiel ihm ein, dass er seinem Vater darüber Infomieren sollte.

Eilig machte er kehrt, rannte wieder zurück nach oben und klopfte bei Yusakus Zimmer an, aber da er ihn dort nicht vorfand, stürmte er dort ebenfalls gegen die Tür gehämmert in das Schlafzimmer.
 

„Ist was passiert?“, war es Yukiko, die sich erschreckt wie ihr Mann aus dem Schlaf gerissen aufsetze.

„Shinichi ist nicht mehr da!“

„Was!?“, kniff Yusaku die Augen auf einmal ebenfalls hellwach zusammen. Mit der Hand versucht er diese gegen das grelle Licht abzuschirmen.

„Shinichi ist weg!“, überschlug sich Heijis Stimme: „Er ist gegangen. Ich dachte er wäre ins Bad. Er kam ewig nicht wieder. Ich wollte nach ihm sehen, aber kann ihn im ganzen Haus nicht finden. Seine Schuhe sind nicht mehr da. Wir müssen ihn suchen!“

Dessen Vater verzog das Gesicht: „Heiji beruhig dich. Er wird schon wiederkommen“, wollte er sich wieder hinlegen.

„Aber Yusaku!“, war Yukiko hingegen nicht gewillt sich zu beruhigen. Besorgt rüttelte sie ihren Mann, der sich auf die andere Seite drehte. Fassungslos konnte sie es nicht fassen das er einfach weiter schlafen wollte: „Yusaku, wie kannst du nur!?“, rüttelte sie ihn schockiert noch heftiger, bis sie es endlich geschafft hatte.

„Reg dich ab“, brummte er die Augen geöffnet: „Shinichi wird sich schon nicht von der nächsten Brücke stürzen! Leg dich hin und lass uns weiter schlafen. Ich bin müde, verdammt!“, wollte er einen neuen Versuch unternehmen sich umzudrehen.

Nur war der Ofen zu seinem bedauern nun ganz aus. Durch seine Bemerkung hatte er seine Frau jetzt ganz in Panik versetzt: „Woher willst du das wissen, Yusaku? Was ist wenn er sich doch was an tut.“

„Ach Unsinn“, setzte er sich auf: „Er ist dein Sohn. Als wenn der- obwohl“, musterte er den Satz nicht mal zu Ende gesprochen seine Frau, beschlichen Yusaku jetzt doch wage Zweifel. Schnell stand er auf und ging zum Stuhl, auf welchen er seine Kleidung abgelegt hatte: „Heiji, ich gehe ihn mit dir suchen!“, meinte er.

„Ich komme mit“, wollte nun auch Yukiko eilig aus dem Bett aufstehen.

„Nein, bleib hier“, war ihr Mann allerdings dagegen: „Er reicht wenn wir ihn suchen gehen.“

„Nein“, stellte Yukiko sich vor ihn: „Ich will mit kommen!“

„Leg dich wieder hin und schlaf.“

„Yusaku! Wie soll ich das machen? Ich bekomme doch vor Sorge kein Auge zu!“

„Dann blieb eben auf und warte hier“, war sein Tonfall entnervt.

Schnell hatte er Mitleid mit ihr, merkte, dass er das Letzte etwas zu unfreundlich gesagt hatte.

„Du bist krank. Ich werde ihn zusammen mit Heiji schon finden. Jetzt mach dir keine Sorgen“, berührte er seine Frau kurz an den Schultern. Ehe er sich schnell die Hose übergezogen mit Heiji los ging.

Yukiko, die Hände nahe ihrem Körper, blieb ihnen noch von der Schlafzimmertür aus bangend zurück.
 

„Hast du denn eine Idee wo er sein könnte?“, fragte Yusaku ihn auf dem Weg zum Auto.

„Nein“, hatte Heiji keine Anhaltspunkte. Gemeinsam mit ihm fuhr Yusaku die nahegelegenen Parks an. In welchen sie nach ihm rufend umher liefen, ihn aber nicht fanden. Yusaku rief auch den Professor an und informierte seinen ehemaligen Nachbarn: „Shinichi ist nicht mehr zuhause. Ist er vielleicht bei euch. Wir machen uns Sorgen und suchen ihn schon überall.“

„Nein“, konnte Agasa aus dem Schlaf geklingelt leider keine Auakunft geben.

Ai kam sich müde die Augen reibend.

„Soll ich euch bei der Suche helfen?“, bot der alte Mann sofort seine Hilfe an.

„Nein“, bedankte Yusaku, das zu schätzen wissend, dafür: „Bleib zuhause. Vielleicht kommt er zu euch. Er hat sonst keinen anderen Ort wo er hin kann.“

„Ist gut. Wenn er hier auftaucht melde ich mich bei dir.“

„Danke“, beendete Shinichis Vater das Telefonat.

„Ruhig, Yusaku“, überlegte er: „Wo kann Shinichi denn sonst noch sein!?“

Er drehte sich zu Heiji um, der von der anderen Seite des Parks mit Queen wieder kam.

„Nichts“, deutete er auf das Kopfschütteln: „Ach was“, tat er den Gedanken ab: „Shinichi wird schon keinen Suizid begehen. Yukiko spinnt doch“, meinte er Heiji gegenüber, der ebenso besorgt dastand wie seine Frau: „Nein, jetzt komm schon das macht er nicht. Er hat viel zu viel Pflichtgefühl, das bringt er nicht. Heiji, nein“, schaute er in dessen bekümmertes Gesicht: „Das macht er nicht. Dazu ist er nicht der Typ. Ganz egal was er dir gesagt hat. Komm.“

Gemeinsam fuhr er mit ihm die Straßen weiter ab.
 

Yukiko ging es nicht besser. Sie machte sich fürchterliche Sorgen um ihren Sohn. Wäre ich nur bei ihm geblieben, machte sie sich jetzt schreckliche Vorwürfe. Sie selbst wusste ja nur am besten wie es sich anfühlte nicht mehr weiter leben zu wollen. Sie selbst könnte ja schon lang tot sein, hätte sie ihre Gedanken damals tatsächlich in die Tat umgesetzt. Sie hoffte am Fenster, betete inständig dafür, dass ihr Sohn lebte, dass sie ihn wieder bekam. Nichts wünschte sie sich als seine Mutter mehr, als ihn wieder zubekommen. Bitte, sie hatte doch schon ein Kind verstoßen. Bitte nicht jetzt auch noch ihn. Das würde sie nicht überstehen, dachte sie.
 

Der geschrumpfte Shinichi saß auf dem Pflaster der Straße. Er hatte keinen Schritt mehr weiter gehen können, war keuchend vor Schmerz und Erschöpfung zusammengesackt.

In sich zusammengesunken weinte er, weinte er erbärmlich. Er hatte tatsächlich an der Brücke gestanden und das nicht nur im bildlichen Sinne. Er hasste sein Leben. Er hasste Conan, hasste Conan Edogawa! Er hasste, hasste, hasste ihn! Hätte er eine Waffe gehabt hätte er sich und ihn erschossen. Aber leider hatte er keine. Und von der Brücke, auf die schaffte er es ja noch nicht mal. Sein letzter Rest Stolz und sturer Lebenswille war ihm da vor einer guten Stunde im Weg gewesen. Außerdem selbst wenn er nicht mehr mit ihr zusammen sein konnte. Er konnte Ran doch nicht mit dem Baby im Stich lassen. Was würden seine Eltern von ihm halten? Seine Tochter- Wie er jetzt so da saß rannen die Tränen- eine nach der anderen- nur so über sein Gesicht und er unternahm nichts mehr dagegen sie aufzuhalten. Er würde seine Tochter nie bekommen- er würde nie ein glückliches Leben mit Ran und ihr als glückliche Familie führen können und das alles nur wegen dieser bösartigen Organisation, diesem verdammten Gegenmittel und diesem Conan. Wie er ihn verfluchte, schlug er mit den Fäusten hart auf dem Boden auf, zog sich auf diese Weise Schrammen und blutige Kratzer zu. Die dadurch selbst zugefügten Schmerzen passten zu denen die er psychisch und physisch empfand.

Er fror erbärmlich. Hilflos schaute er sich um. Er wusste was er jetzt machen wollte, aber er hatte keine Kraft mehr, wollte sich erst ausruhen. Doch wo und wie sollte er das tun? Hier draußen konnte er in der klaren, kalten mit unzähligen Sternen behangenen Nacht nicht bleiben.

Unter großer Anstrengung mobilisierte er seine letzten Reserven die er zu Verfügung hatte. Mehr schlecht als recht gelaufen kam er an seinem alten Haus vorbei. Das in dem er seine glückliche Kindheit verlebt hatte- als Shinichi. Es tat so weh jetzt davor zustehen in dem Wissen, dass er dorthin niemals zurück kehren würde. Nie würde er dort mit Ran und seiner Tochter leben. Ran wird einen anderen Mann finden, mit ihm zusammenleben und mit diesem seine Tochter aufziehen, dachte er: Nie würde er mit ihr zusammen in dieses Haus ziehen können, so wie er es sich stets immer erhofft und erträumt hatte.
 

Als er einige Minuten später plötzlich vor der Haustüre stand, war der Professor erleichtert: „Shinichi!“, und im gleichen Moment erschrocken über seinen miserablen Zustand. Wie ihn die matten, müden Augen leer ansahen: „Ich kann nicht mit Ran in einem Haus sein. Das ertrag ich nicht“, sagte er leise mit immer noch tränenerstickter Stimme: „Bitte, kann ich diese Nacht bei Ihnen bleiben?“

„Aber sicher“, trat Agasa sofort einfühlsam zur Seite: „Komm rein.“

„Warte, möchtest du einen Tee? Du bist ja ganz durchgefroren.“

Der geschrumpfte Shinichi sah Ai, kauerte sich zurückgezogen auf das Sofa, nickte dankbar.

„Hier“, gab der Professor ihm eine Decke.

„Danke“, verkroch er sich zitternd darunter.

Wasser aufgesetzt, rief Agasa bei Yusaku an: „Ich habe Shinichi. Er ist bei mir.“

„Oh, Gott im Himmel sei Dank!“, fiel seinem Vater doch ein Stein vom Herzen. Ebenso Heiji neben ihm im Auto.

„Er ist müde und erschöpft.“

„Ist gut lass ihn bei dir schlafen. Ich komm morgen Nachmittag. Dann rede ich noch einmal in Ruhe mit ihm und komm ihn holen.“

„In Ordnung.“

„Schlaf gut“, legte Yusaku auf.
 

Yukiko seufzte sich an die Brust fassend vor Erleichterung, als ihr Mann ihr mitteilte: „Wir haben Shinichi gefunden. Er ist beim Professor. Ich hole ihn morgen.“

„Oh, was für ein Glück“, sagte sie.

Zusammen mit ihrem Mann, der sich wieder hinlegte, konnte auch sie noch ein paar Stunden Schlaf finden.

Anders als Heiji, der jetzt zwar wusste wo sein Freund war. Sich jedoch immer noch nicht besser fühlte...
 

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*Anmerkung(en): http://www.humanistische-aktion.de/familie.htm

Fand ich, als ich nach den 10. Geboten der katzen suchte. Fand ich allgemein irgendwie gut.

Krank

Hurra hurra ein neuer Tag. Die gleiche Scheiße noch mal von vorn.

Ich, spiele Songs auf der alten Leier, ein Schornsteinfeger läuft vorbei er lacht mich an und singt dabei: "Doof dass dir beschissen geht, doch mir scheint scheint scheint die Sonne aus'm Arsch" So ein verdammt guter Tag jeah jeah so ein verdammt guter tag für uns so ein verdammt guter Tag jeah jeah verdammt verdammt verdammt

wenn du am Arsch bist der Witz des Tages dann lacht dem Schicksal in die blöde Visage

und gib ihm arschtritt denn das macht gar nichts ätschibätsch und tralala

(Culcha Candela)
 

Montagmorgen, 4. Dezember
 

Yukiko merkte wie ihr Mann sich neben ihr aufsetzte. Sie spürte, dass er sie kurz mit angelehntem Kopf am Bettrand ansah. Ehe er aufstand und das Zimmer verließ.

Yukiko setzte sich auf, schaute zu der von ihm eben sanft geschlossenen Türe.
 

Später
 

Das Erste was Ran nach dem aufwachen wieder einfiel war der gestrige Abend. Sie schluchzte: Shinichi, dachte sie.

Langsam, wie etwas neben sich, setze sie sich in ihrem Bett auf. Shinichi hatte sich von ihr getrennt. Was bedeutete, dass es zwischen ihr und ihm aus war. Einfach so. Eine Erkenntnis, die sehr weh tat. Die fast unwirklich wirkte. Für einen Moment überlegte Ran, ob sie das Ganze nicht einfach nur geträumt haben könnte. Irreal und betäubt fühlte sie sich zu ihrem Handy neben sich greifend.

Mit Tränen in den Augen wusste sie, dass es wahr war, dass sie nicht geträumt hatte. Ein wirklich komisches Gefühl, wie die Realität sie einholte. Sich furchtbar traurig fühlend umschloss sie ihren Oberkörper mit beiden Armen. Durch diese Geste- sich an sich selbst festhaltend und dadurch Halt suchend- stand sie langsam auf.

Kurz verweilte ihr Blick traurig auf Kazuhas leerem Bett. Sie hätte jetzt gerne ihre Freundin bei sich gehabt und mit ihr geredet. Ran merkte wie alleine sie sich in diesem Moment fühlte. Sie merkte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Für einen Moment verharrte sie so, bis sie sich einigermaßen wieder fing.

Langsam ging sie, sich immer noch in Arme verschränkter Position mit den Händen über diese streichend, zum Zimmerausgang. Dabei fiel ihr Blick im vorbeigehen auf das Bild von Shinichi und ihr auf dem Schreibtisch. Ihren Blick wendete sie schnell ab, ging bis zur Zimmertüre und aus dem Zimmer, weiter bis zur Treppe runter, bis sie im Wohnzimmer stand und nicht wusste wohin mit sich.
 

Shinichi schlief mittlerweile ebenfalls nicht mehr. Er lag noch auf dem Sofa auf dem er in der Nacht erschöpft beim Professor eingeschlafen war. Er machte keinerlei Anstalten aufzustehen, überstreckte nur den Kopf etwas. Soweit er es beurteilen konnte war er alleine. Weder den Professor noch Ai konnte er ausmachen. Da er auch keinerlei Geräusche hörte konnte er schlussfolgern, dass wirklich niemand in der Nähe war.

Was, dass musste er zugegeben, ihm auch ganz recht war. Im Gegensatz zu Ran fühlte es sich bei ihm nicht mehr unwirklich an und es tat auch nicht mehr richtig weh, wie er selbst überrascht feststellte. Er hatte gestern mit ihr Schluss gemacht. Für ihn fühlte es sich schlicht nur noch wie ein Fakt, wie eine schlichte Tatsache, an. Er hatte es beendet und das war so fand er jetzt im Nachhinein auch gut so.

Er hatte sich nach seinem Ausbruch gestern Abend nun wieder einigermaßen gefangen. Er wusste jetzt was er machen wollte und auch was er seinem Vater sagen wollte. Sicher konnte er sich von ihm, wenn er ihn holte, einiges anhören. Doch darauf wollte er nicht eingehen. Er hatte seinen Entschluss gefasst und wusste worum er seinen Vater bitten würde. Über Ran wollte er nicht mehr sprechen. Was sie betraf so wollte er sich ganz konsequent von ihr abgrenzen und fernhalten. Am besten so weit wie möglich!

Er seufzte schwer bei dem Gedanken, wusste aber dass es sein musste. Es ging nicht anderes, starrte er bitteren Gesichtsausdruckes an die Decke. Wenn sie sich weiterhin jeden Tag sahen, dann wurden die Wunden nur immer wieder aufreißen und das war ja nicht Sinn und Ziel der Aktion einander zu vergessen beziehungsweise zumindest über diese unangenehme, sehr schmerzliche Affäre hinweg zu kommen. Es war besser für beide. Der geschrumpfte Shinichi hoffte inständig, dass er aufhören könnte sie zu lieben. Auch wenn er bezweifelte, dass er das komplett je schaffen könnte. Ran würde ihm wohl immer etwas bedeuten. Auch wenn es jetzt auszuhalten war.
 

Yusaku dagegen saß für sich alleine in der Küche. Das Gedeck vom Frühstück von sich, Kogoro, Heiji und Kazuha hatte er noch nicht abgeräumt, sondern sich nur durch wegschieben Platz geschaffen. Das Kartenbild vor sich gelegt schlug er nach.

Er hatte nach der allgemeinen Situation gefragt.

Darum geht es: Falsche Entscheidungen haben Sie völlig aus der Bahn geworfen. Sie stecken jetzt fest.

Na toll, dachte er, schaute sich die zweite der drei Karten an.

Das ist notwendig: Emotionen zu zügeln, auf Ihre innere Stimme zu hören und darauf zu achten, niemanden zu verletzen.

Sie stehen vor: Einer Lebensphase, in der sich zeigt, wer sie wirklich sind, welche Wünsche und Chancen sie haben und was wirklich gut für sie ist.

Yusaku hatte ein mulmiges Gefühl. Er schluckte und seufzte. Dachte dann aber zuversichtlich, dass es doch gar nicht so schlecht klang.

Er fragte zuerst wegen Ran, wie er und sie zueinander standen:

Ihre Gefühle zu ihm: Sie werden auf eine harte Probe gestellt. Da zeigt sich wie sehr sie ihm vertrauen und verzeihen können. Sehr verunsichert, schwankend.

Seine eigenen Gefühle ihr gegenüber konnte er gemäß dem Kartenbild bestätigen: Er macht sich keine Illusionen, wird realistischer und beginnt eigene Fehler zu erkennen. Er ringt um mehr inneren Zugang zu ihnen.

Er blätterte, las sich durch woran diesbezüglich gearbeitet werden muss: Beide sollten prüfen, ob die Lebensziele wirklich übereinstimmen, die Interessen noch miteinander vereinbar sind. Die Zukunft erfordert mehr Reife und Unabhängigkeit von jedem und immer wieder die eindeutige Entscheidung für ihre Beziehung.

Das nahm Yusaku so hin. Er seufzte leicht, fühlte sich davon erleichtert. Das sollte doch zu machen sein, dachte er sich.

Für einen Moment juckte es ihn auch in den Fingern die Beziehung zwischen ihr und seinem Sohn zu legen. Doch er entschied sich dagegen. Das ginge wirklich zu weit. In ihre Seelenangelegenheiten hatte er sich wirklich nicht näher einzumischen. Wenn er wissen wollte, was die beiden voneinander halten, so konnte er sie selbst fragen und nicht einfach hinter ihrem Rücken über sie legen.

Er zog er eine weitere Karte in Bezug auf das Gespräch mit Shinichi heute Nachmittag. Er wollte wissen wie er sich diesbezüglich am besten verhalten sollte: Keine Sorge, auch wenn die Stimmungswolken ein reinigendes Gewitter ausbrühten. Trennen Sie sich von allem was stört und behindert. Nehmen Sie Auseinandersetzungen und Konfrontationen in Kauf, auch wenn Sie Ihnen auf den Magen schlagen. Nach anfänglichem Schmerz werden Sie befreit sein. Heute werden die Fronten geklärt. Alles, was unter den Teppich gekehrt wurde, kommt jetzt auf den Tisch. Versuchen Sie, sich dem notwendigen Reinigungsprozess zu entziehen, verschlechtert sich Ihre Situation. Benimmt sich Jemand Ihnen unverschämt oder maßlos gegenüber? Gebieten sie ihm Einhalt, grenzen Sie sich ab und weisen Sie ihn in die Schranken- auch auf die Gefahr hin, dass die Beziehung zerbricht. Sie verlieren nichts was für Ihr Leben von Bedeutung wäre. Günstig für Absprachen, ungünstig für Verträge.

Yusaku las auch das noch was sonst zu der Karte stand.

Allgemein: Schwierigkeiten, Läuterung, die Folgen von Fehleinschätzungen erleiden, zur Umkehr gezwungen werden, brennender Schmerz.

Liebe und Partnerschaft: Eine bittere Wahrheit erkennen, Krise, sich gegenseitig schleifen, eigene Fehler erkennen und zugeben, zeitweilige oder endgültige Trennung, neu aufeinander zugehen.

Okay, nahm Shinichis Vater es teilweise bedrückt hin. Das war schon gewaltiger Tobak. Aber nun ja er hatte ja gefragt auch wenn er sich eine schönere Antwort erhofft hatte. Die Andeutung Shinichi zu verlieren gefiel ihm gar nicht. Zugegeben er war darüber geschockt und empört, hatte er sich doch gewünscht ihn halten zu können. Er las den Satz noch einmal: Sie verlieren nichts was für Ihr Leben von Bedeutung wäre. Shinichi sollte für ihn nicht von Bedeutung sein!? Er war wirklich entrüstet! Was sollte das bitte heißen? Erst nach einem kurzen Moment von aufflammender Wut wurde er wieder rationaler. Er wollte nicht, dass seine Beziehung zu seinem Sohn zerbrach. Es fiel ihm sehr schwer das zu akzeptieren.
 

Ran hatte sich auf die vierte Stufe der Treppe von unten gesetzt gehabt und vor sich hin da gesessen. Immer noch nicht so recht wissend was sie jetzt mit sich anfangen sollte, aber wenigstens hatte sie sich halbwegs wieder gefasst und den ersten Schock überwunden. Sie stand auf.
 

Yusaku derweil wollte es jetzt mit einer Mischung aus Sorge, Trotz

und Neugier ganz genau wissen.

Meine Gefühle zu ihm: Zweifel und Ängste warnen sie vor einer zu engen Bindung. Sie erkennen, dass Abhängigkeit sie in unheilvolle Verstrickungen führt.

Seine Gefühle zu ihnen: Er ist hin und her gerissen. Seine Gefühle schwanken und drohen zu ersticken. Er hat Verletzungen erlitten, ringt mit sich, ob er verzeihen kann.

Woran gearbeitet werden muss: Jeder muss lernen, die Schwächen des anderen zu akzeptieren und nicht immer gleich enttäuscht zu sein. Sie können ihre Liebe nicht in Watte packen.

Yusaku schluckte, las den Satz noch einmal langsam, zögerlich und betroffen durch. Er spürte deutlich das Unbehagen, dass auch diese Aussage ihn ihm auslöste.

Die Zukunft: wird zeigen, dass sie eine gemeinsame Aufgabe zu erfüllen haben, die sie für gewisse Zeit aneinander bindet, las er schließlich zu Ende. Nachdenklich blieb er damit sitzen. Tröstete sich damit, dass das jawohl hieß, dass die Verbindung zu Shinichi wenigstens nicht ganz abreißen würde. Das konnte sie ja nicht, wenn sie gemeinsam was zu erledigen hatten. Nur was das nun genau war, war natürlich nun die Frage. Zu der er aber nicht mehr kam, denn er schaute überrascht auf.

„Hallo, Liebes“, versuchte er einfühlsam den ersten Schritt zu machen und auf sie zuzugehen.

Ran war auf Höhe der Türschwelle stehen geblieben. Sie wirkte und war es auch unentschlossen. „Hallo“, erwiderte sie ebenfalls zurückhaltend.

Yusaku nahm seine Kaffeetasse aus der Hand, fragte sie: „Setzt du dich?“

Shinichis Ex-Freundin nickte ein wenig, kam langsam zum Tisch.

Er wollte versuchen sie etwas aufzumuntern: „Möchtest du vielleicht eine Kleinigkeit frühstücken?“

Ran zuckte darauf nur mit Tränen in den Augen mit den Schultern.

„Hier“, bot er ihr an.

Sie füllte ihr Schälchen, saß dann mit gesenktem Kopf davor. Es wurde still zwischen ihnen.
 

„Könnest du wenigstens ein wenig schlafen?“, erkundigte er sich verständnisvoll.

Ran schaute ein wenig zu ihm auf, lächelte ein bisschen: „Etwas.“

„Hier“, reichte er ihr freundlich eine Tasse.

„Danke.“ Ihre Stimme war leise, etwas belegt.

„Liebeskummer tut weh“, fasste er in Worte was sie fühlte.

„Lass den Kopf nicht hängen, Liebes. Die ersten Tage sind immer die schlimmsten. Es wird besser werden.“

„Meinst du?“

„Ganz sicher und schau“, versuchte er mit einem Grinsen ihr ein kleines Lächeln zu entlocken, was ihm auch gelang: „sieh mich an. Ich muss es doch wissen, oder?“

Sie saß da. Ihr Lächeln verblasste. Ihre Traurigkeit, die sich nicht nur in ihren Augen sondern in ihrem ganzen Gesicht wieder fand, konnte es nichts anhaben: „Es ist furchtbar“, sagte sie.

„Hey“, Yusaku nahm sie liebevoll und fürsorglich in den Arm.

Ran ließ ihren Tränen freien Lauf.

„Das machst du gut. Wein ruhig“, war er für sie da: „Wir bekommen das schon wieder hin. Shinichi liebt dich. Auch wenn er dir das gerade nicht zeigen kann.“

„Hat er dir das gesagt!?“, schluchzte Ran, klang dabei etwas vorwurfsvoll und skeptisch: „Woher willst du das wissen.“

Yusaku nahm sie nun von der Seite her in den Arm: „Woher ich das weiß? Weil ich meinen Sohn kenne. Kannst du dich noch daran erinnern, dass ich dich mal vor den großen Spiegel geschleift habe!?“

Ran erinnerte sich, bejahte und nickte.

„Stell dir vor, dass es Shinichi gerade genauso geht wie es dir erging. Er hat Angst, Liebes. Das ist alles.“

„Aber“, wandte Ran ein: „Das braucht er doch nicht.“

Yusaku lächelte sie an: „Das weiß ich und das weißt du. Aber Shinichi hat das noch nicht verstanden. Die allgemeine Situation überfordert ihn. Er weiß für sich selbst noch nicht wie er damit umgehen soll. Er fühlt sich einfach unsicher. Kannst du das verstehen?“

Ran nickte etwas, wischte sich die Tränen ab: „Warum hast du mir das nicht schon gestern gesagt?“, wollte sie von ihm wissen.

„Weil das noch nicht alles ist“, gab er ehrlich zu: „Er hat noch das eine oder andere Problem, dass er erst lösen muss, bevor er zu dir zurück kommen kann. Diese haben nur indirekter mit dir zu tun, weshalb ich darüber nicht sprechen kann. Würde ich das tun würde ich Shinichis Wünsche diesbezüglich und seine Privatsphäre missachten.“

Ran hatte ihm zugehört. „Das verstehe ich“, sah sie ein.
 

„Dann ist zwischen uns alles wieder in Ordnung?“

„Ja“, antwortete sie ihm sein liebevolles Lächeln ebenso erwidernd.

„Darüber bin ich froh. Meine Beziehung zu dir bedeutet mir viel.“

„Geht mir genauso“, zeigte Ran ihm, indem sie sich wieder etwas an ihn lehnte.

„Und hör zu“, neigte er seinen Kopf an ihren: „Ganz egal wie auch immer du und Shinichi in Zukunft zueinander stehen werdet. Was mich betrifft: Ich liebe dich. Für mich gehörst du zur Familie.“

Davon gerührt kuschelte sich Ran darüber glücklich an ihn: „Ich bin froh, dass wir so gute Freunde geworden sind.“

„Und ich erst“, knuddelte er sie ebenfalls aufgemuntert. Bevor er dann doch wieder etwas ernster wurde, als er sah das Rans Aufmerksamkeit sich auf die Karten gerichtet hatte.

„Du hast gelegt.“ Sie wusste aus früheren Begebenheiten was das zu bedeuten hatte.

„Ja. Shinichi und mich“, entgegnete Yusaku ebenfalls noch einmal das offen Bild betrachtend: „Ich tu mir leid. Ich treffe mich heute Nachmittag mit ihm.“

„Kein gutes Bild?“

„Es könnte schlimmer sein, aber toll finde ich es auch nicht.“

„Ich hoffe du kannst was erreichen“, sagte Ran was sie dachte.

„Das hoffe ich auch. Aber mach dir bitte erst mal nicht allzu große Hoffnung. Es scheint alles nicht so einfach zu werden.“

Er schaute in ihr trauriges Gesicht: „Aber ich gebe mein Bestes“, versuchte er zu lächeln.

Ran lächelte ebenfalls etwas. Mit etwas Angst fragte sie nach: „Meinst du ich könnte mich und Shinichi auch legen?“

„Ich denke schon. Du hast ja keine Möglichkeit Shinichi direkt zu fragen. Da sollte das schon okay sein. Wenn du es wissen möchtest.“

„Meinst du es ist etwas das ich lieber nicht wissen möchte?“, war sie doch sehr ängstlich und unsicher.

„Das kann immer passieren.“ Yusaku schaute in ihr mutlos werdendes Gesicht: „Aber ich denke nicht das es in diesem Fall so sein wird: Ich mache dir einen Vorschlag: Du frühstückst und dann helfe ich dir.“

„Ist gut“, erwiderte sie sein Lächeln.
 

Er mischte die Karten, legte mit der gedanklichen Frage: Wie stehen Ran und Shinichi zu einander ein weiteres Mal.

Ran zitterte innerlich vor Anspannung. Ängstlich wartete sie ab.

Nach der Reihe deckte er langsam auf:

Ran schaute sich die Karten an, versuchte Gesichtsregungen von Yusaku ausfindig zu machen. Sie war erleichtert und überrascht, als er begann vorzulesen.

Deine Gefühle zu ihm: Sie haben keinen Zweifel, dass er der Richtige für sie ist, senden auf gleicher Wellenlänge. Mutig gehen sie einen großen Schritt auf ihn zu.

„Echt?“, fragte sie ungläubig nach.

„Echt“, grinste Yusaku sie an: „So schätze ich dich auch ein.“

„Ja?“

„Ich weiß sehr wohl wie stark du sein kannst, Liebes. Selbstzweifel brauchst du ganz sicher nicht zu haben.“ Er las Shinichis Gefühle zu ihr vor: Äußerlich kämpft er um sie. Innerlich mit sich selbst. Er ist an seine Grenzen gelangt, möchte sie aber nicht aufgeben wegen eigener Ängste.

Yusaku freute sich, dass er mit seiner eigenen Einschätzung nicht falsch lag: „Siehst du. Das habe ich vorhin schon gesagt.“

Woran gearbeitet werden muss: Mehr Vertrauen in die eigenen Gefühle und die des anderen zu gewinnen, optimistischer zu sein, unbefangener aufeinander zugehen.

Die Zukunft: Ist pures Glück und beständig. Ihre große Liebe macht sie rundum glücklich und lässt alte Wunden heilen. Volltreffer!

Nicht nur Yusaku freute sich über diese Antwort. Auch Ran schöpfte neue Kraft. Glücklich ersetzte Erleichterung das Gefühl der Angst.

„Siehst du habe ich dir doch gesagt. Alles wird gut.“

„Ja. Darauf freue ich mich“, konnte sie jetzt ungezwungen lächeln. Auch wenn sie sich fragte, was mit dem mutigen Schnitt auf ihn zu konkret gemeint war.
 

Gemeinsam räumten sie den Tisch ab. Im Anschluss machten sie was sie vormittags für gewöhnlich immer machten: es sich gut gehen lassen. Gerade heute Morgen konnten sie beide es brauchen neue Kraft zu tanken. Zunächst tranken die beiden eine Tasse Tee, machten es sich dann bei Yusaku zusammen gemütlich, redeten miteinander und da Ran zum Mandala malen Lust hatte, malte er mit ihr bis es schließlich Zeit war sich Eri anzuschließen und mit ihr zu Mittag zu essen. Als sie fertig waren bleiben sie noch für eine Weile sich mit einander unterhaltend beieinander sitzen. Woraufhin sie zu dritt die Küche aufräumten.
 

Es war 14:00 Uhr, als Ran Yusaku ins Wohnzimmer begleitete.

„Ich werde jetzt gehen und auch danach Conan vom Professor abholen“, sagte er.

„Ist gut.“ Sie hatte verstanden: „Ich drück dir die Daumen“, zeigte sie die Hoffnung die sie in ihn setze.

„Ich werde sehen was ich tun kann“, erwiderte er zu ihr gewandt ehe er sich auf den Weg machte.

Ran wusste, dass sie nicht mit konnte. So schaute sie wie er zur Treppe ging, kam noch mit bis da. „Viel Glück!“, rief sie ihm vom Treppengeländer aus noch zu, bevor er genickt die Haustüre hinter sich schloss.

Während er zum Auto ging, blieb Ran noch stehen.

Auf dem Weg zu Agasa ließ Yusaku sich Zeit. Das Unvermeidliche würde ohnehin früh genug eintreffen. Was ihn betraf, so hatte er sich dafür entschieden sich zuversichtlich dem Notwendigen zu stellen. Er wusste wie er es anfangen wollte, ebenso wie sein Sohn der bereits darauf wartend beim Professor saß, dass sein Vater ihn holen würde. Auch er saß da und sah dem unangenehmen Gespräch entschieden entgegen.
 

Der geschrumpfte Shinichi befand sich bei Agasa, der ihm gegenüber stand. Als es an der Haustüre läutete zuckte er angespannt kurz zusammen, während der Professor öffnen ging.

„Hallo, Yusaku. Schön dich zu sehen“, hörte er ihn seinen Vater begrüßen.

„Doch mein Sohn“, meinte dieser nach erwiderter Begrüßung reingekommen bis zum Wohnbereich gehend: „Ich bin froh, dass er noch keinen Führerschein hat“, scherzte er neben dem Professor: „Sonst hätten wir ihn noch lange suchen können. Ich weiß, dass ich als ich einmal wütend war bis über die Staatsgrenze nach Arizona reingefahren bin“, war sein ernstes und zugleich erleichtertes Grinsen, welches abrupt aus seinem Gesicht verschwand als sich die Blicke begegneten. Der Miniatur-Shinichi erwiderte den direkten Blickkontakt. Zur Konfrontation bereit sah sein Sohn ihn an, wodurch sich auch Yusakus Gesichtszüge dementsprechend gewandelt hatten.
 

„Reden wir hier oder im Auto!?“

Woraufhin der geschrumpfte Shinichi unmittelbar: „Im Auto“, antwortete. Wenn auch mit Mühe stand er entschlossen auf, kam an seinem Vater vorbei, welcher ihn in Empfang nahm und hinter ihm zurück zur Haustüre ging.
 

Den Weg zum Auto über hatte er seinen Sohn weiterhin vor sich.

Eingestiegen schoss der Mini-Shinichi auf den Beifahrersitz geklettert wie sein Vater die Tür, blieben dann beide nebeneinander schweigend sitzen. Er schaute in die entgegengesetzte Richtung seines Vaters, schaute ihn nicht an. Wohl wissend das sein Vater ihn ansah.

Yusaku schaute sich das die ersten fünf Minuten lang an, war dann derjenige, der seinen Sohn ernst ansprach: „Möchtest du anfangen?“

Er machte keine Anstalten.

So begann Yusaku: „Shinichi, wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“

Dieser warf seinem Vater einen kurzen Blick zu: „Und!?“, drehte er seinen Kopf wieder weg, konnte sich genervt denken was jetzt kam.

„Du hättest Bescheid geben können wo du bist. Heiji und ich haben dich lange gesucht.“

„Hättet ihr nicht zu machen brauchen“, entgegnete der geschrumpfte Shinichi in einem Tonfall der deutlich machte, dass er darauf ohnehin keinen Wert legte.
 

„Ich weiß jetzt was ich tun werde“, teilte er seinem Vater sachlich und kühl mit.

„Und das wäre?“, drehte Yusaku sich ein Stück weiter zu ihm um, schaute ihn abwartend an, war bereit seinem Sohn zuzuhören.

„Ich bleibe nicht hier. Ich komme mit euch zurück.“

„Wohin zurück“, er hatte bereits mit so etwas in dieser Art gerechnet gehabt, war aber jetzt doch etwas überrascht: „Wohin? Nach LA. Shinichi du weißt, dass deine Mutter und ich nicht mehr dort leben.“

„Von mir aus auch woanders hin“, reagierte Rans-Ex-Freund patzig.

„Einverstanden“, war sein Vater bereit: „Wir können gerne mit dir für ein paar Wochen weg fahren, wenn dir das gut tut. Ich kann nachvollziehen, dass du erst einmal Abstand haben möchtest und den für dich auch brauchst, aber Auswandern kommt definitiv nicht in Frage. Ich habe mich hier in Japan gerade wieder eingelebt. Ich habe keine Lust schon wieder umzuziehen“, machte Yusaku seinen Standpunkt klar.

Damit stand es eins zu null für seinen Vater.
 

Des geschrumpften Shinichis erstes Anliegen war gescheitert. Wütend und zornig erwiderte er nichts, hörte sich mehr oder weniger an, was ihm sein Vater wenn auch freundlich zu sagen hatte: „Ich möchte, dass du noch einmal mit Ran sprichst! Komm nachhause, Shinichi und sag ihr die Wahrheit“, bat er seinen Sohn.

Dieser antwortete schwer bedrückt, aber unumstößlich: „Kann ich nicht.“

„Warum nicht?“, wollte sein Vater eindringlich von ihm wissen: „Wofür hast du den Angst, Shinichi? Ich habe dir das gestern schon einmal gesagt und ich werde es dir auch immer wieder sagen, bis es bei dir ankommt! Ran liebt dich. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als endlich wieder mit dir zusammen zu sein.“

„Ich kann ihr nicht die Wahrheit sagen“, regierte der geschrumpfte Shinichi ungehalten: „Sieh mich doch an!“

„Du machst es dir unnötig schwer“, gab Yusaku ihm ohne einen Hehl darum zu machen, was er davon hielt zu verstehen: „Ist es weil du so klein bist. Ist es das? Befürchtest du Ran könnte sich dadurch von dir abwenden!?“, traf sein Vater zielsicher ins Schwarze: „Hast du Angst du könnest nicht gut genug für sie sein?“, suchte er einfühlsam Blickkontakt zu seinem Sohn: „Ganz ehrlich, Shinichi“, forderte er ihn auf ihn anzusehen: „Ran wird das egal sein. Du könnest klein wie eine Maus sein und sie würde dich trotzdem lieben. Und weißt du auch warum?“

Jener hörte sich das an, war versucht das Kratzen in seiner Kehle zu ignorieren.

„Weil Ran dich liebt wie du bist, Shinichi! Du musst ihr nichts beweisen.“
 

Sein Sohn hatte genug. Er wollte nicht mehr über sie reden: „Du kannst Interpol einschalten!“, wechselte er barsch das Thema.

„Wollest du die Organisation nicht selbst stellen?“, zog Yusaku provozierend gegenfragend jetzt die Augenbrauen hoch: „Sagtest du nicht, dass sei dein Fall!?“

„Ich will nicht mehr warten. Ich will, dass sie verschwinden! Wahrscheinlich finde ich sie nie und selbst wenn was bringt mir das noch!?“

„Shinichi!?“, sein Vater war regelrecht entsetzt über das resignierte Bild das sein Sohn ihm bot: „Seit wann gibst du einfach auf!?“, appellierte er eindringlich an ihn, stieß damit jedoch gegen eine Wand.

„Ich habe verloren.“

„Nein, tut mir leid“, widersprach ihm Yusaku deutlich und energisch: „Aber da bin ich anderer Meinung.“

Sein Sohn machte ihm nonverbal deutlich, dass ihn das nicht interessierte.

Yusaku bekam Mühe nicht aufbrausend zu reagieren, weil er erkannte das er gegen taube Ohren stieß: „Und das Gegenmittel?“, startete sein Vater noch einmal einen recht verzweifelten Versuch.

Die Reaktion des geschrumpften Shinichis war eindeutig: „Ach bitte“, dass er seinen Vater nicht ernst nahm: „Als wenn ich davon noch was hätte…“, fügte in Gedanken noch hinzu: Dazu habe ich keine Kraft mehr.
 

Damit herrschte entfremdetes Schweigen. Es gab sich nichts mehr zu sagen. Bei Rans Ex-Freund nicht, weil er nicht mehr mit seinem Vater reden wollte und bei Yusaku, weil er nicht wusste wie er in diesem Moment noch an seinen Sohn heran kommen sollte.

Die Situation blieb so bestehen. Bis Yusaku wortlos den Zündschlüssel umdrehte. „Wir fahren noch Einkaufen ehe ich dich nachhause bringe. Ran denkt, dass ich dich noch vom Professor abhole“, sagte er. Dabei absichtlich noch einmal Rans Namen ins Spiel bringend, bevor er los fuhr. Auch, wenn er wusste, dass sein Sohn den nicht hören wollte. Die beiden wechselten kein Wort mehr miteinander.

Auf dem Parkplatz des Supermarktes, meinte er: „Du kannst hier gerne warten“, aus dem Auto ausgestiegen.

Schmollend blieb der geschrumpfte Detektiv zurück, während sein Vater den Einkauf nutzte, um emotionalen Abstand zu gewinnen.
 

Zuhause angekommen freute Ran sich: „Conan“, ihn zu sehen.

Doch er wollte sie nicht sehen. Im Beisein seines Vaters ließ er seine Ex-Freundin, in seinem Zimmer hinter sich die Tür zumachend, stehen.

Ran war darüber geknickt. Hoffungsvoll wandte sie sich an Yusaku: „Und? Was sagt Shinichi?“

Sie sah, dass er nicht darüber reden wollte.

Er seufzte: „Frag nicht“, ging er frustriert in sein Zimmer. Ran kam ihm nach. Zaghaft setzte sie sich neben ihn auf die Couch: „So schlimm?“, fragte sie traurig und einfühlsam nach.

Der Vater ihres Freundes nickte nur.

Auch seine Frau fragte ihn wenig später voller Sorge: „Hast du was erreicht?“ Woraufhin er mit dem Kopf schüttelte und wie auch sie ratlos neben seiner Frau stehen blieb.
 

Dienstag, 5. Dezember
 

Als der geschrumpfte Shinichi an diesem frühen Morgen nachschaute wie spät es war, stöhnte er still. Er war angepisst! So eine Scheiße, dachte er sich von der Seite zurück auf den Rücken gerollt. Heute war der Tag an dem er wieder zur Schule gehen sollte. Auch wenn er sich fragte wie er allen Ernstes bis da kommen sollte. Die Decke beiseite gewühlt machte er sich daran aufzustehen. Heiji ihm gegenüber schlief noch. Im Gegensatz zu seinem Freund, wusste er, dass er mehrere Pausen einplanen musste um sein Ziel zu erreichen. Somit ging er sich fertig machen, bemühte sich darum die Bewegungsschmerzen, die ihn dabei unweigerlich auf Schritt und Tritt begleiteten zu ignorieren. Was ihm zwar gelang, der Umstand in aber trotzdem aufregte. Er war froh, als er die Treppe hinter sich hatte und im Wohnzimmer stand. Frühstücken, darauf verzichtete er selbstredend. Damit es so aussah als habe er hinterließ er an seinem Platz entsprechende Vorkehrungen. Er hatte absolut keine Lust auf besorgte Blicke oder Aufforderungen gewisser Art. Er war damit bereits fertig, als Heiji zu ihm herunter kam. „Hallo, Shi-“, verbesserte der sich sofort: „Sorry“, versuchte er verlegen zu grinsen, als er direkt dafür bitterbösen Blickes seitens seines kleinen Freundes gestraft wurde. Dieser intensivierte seinen Blick noch einmal verärgert sehr nachdrücklich, wendete sich erst dann ab und machte sich daran sich von seinem Platz zu erheben an dem er sich ausgeruht hatte: „Ich gehe jetzt. Bis dann“, meinte er an Heiji vorbei, welcher sich noch einmal bedrückt nach ihm umdrehte: „Warum denn jetzt schon?“, wollte er noch fragen. Doch der geschrumpfte Shinichi antwortete nicht mehr darauf.
 

„Verdammt!“, fluchte er. Er hatte noch nicht einmal die Hälfte geschafft und konnte schon nicht mehr. Tränen in den Augen vor Wut über die Schmerzen, die ihn so behinderten, setze er sich auf den Boden. Beim besten Willen, er musste einsehen, dass er nicht mehr weiter kam. Er konnte nicht mehr! Niedergeschlagen musste er sich selbst gegenüber zugeben, dass er sich überschätzt hatte.

Für lange Zeit blieb er dort am Wegesrand auf dem Bürgersteig sitzen. Kinder, ebenfalls mit Schultaschen kamen an ihm vorbei, schauten zu ihm runter und fragten: „Hast du dir weh getan?“

„Lauft weiter!“

Ein kleines Mädchen wollte ihm sogar wenig später Hilfe anbieten: „Soll ich meine Mami holen?“

„Nein“, reagierte er sich an diesem ab, dass jenes ganz eingeschüchtert ihres Weges ging.

Kurz drauf stand auch der zwangsgeschrumpfte Detektiv wieder auf, mobilisierte seine verbliebenen Kräfte.
 

Letztlich erreichte er insgesamt noch zwei längere und zwei kürzere Pausen eingelegt doch noch den mittlerweile ersehnten Schulhof. Jetzt diesen betreten machte sich Erleichterung in ihm breit, dadurch gestärkt überquerte er das letzte Stück das ihn von seinem Platz in der Klasse noch trennte. Obwohl er gut fünfundvierzig Minuten früher als er normalerweise brauchte losgegangen war, war es jetzt bereits kurz vor Unterrichtsbeginn. Er hatte sich kaum auf seinen Platz fallen lassen, als ihn auch schon die drei Kleinen entdeckten.

„Da ist Conan!“, war es Mitsuhiko ganz überrascht der ihn bei Ayumi neben Genta in Empfang nahm.

„Conan!“, übertönte Ayumi- wie die Jungs- freudestrahlend: „Wie schön: Du bist wieder da!“

„Ja!“, stimmten Genta und Mitsuhiko mit ein. Auch die zwei freuten sich sehr: „Lange nicht gesehen.“

„Wir haben dich vermisst!“, war Ayumi ganz glücklich: „Schön, dass es dir besser geht.“

Mit Ai, die ebenfalls da war, wechselte er bis Frau Kobayashi die Klasse betrat kein Wort. Sie hatten sich nur über die Kinder hinweg kurz distanziert angesehen.

Der Unterricht langweilte den Miniatur-Shinichi. Er fühlte sich nicht wohl. Die Mini-Shiho bekam mit, dass es ihm nicht gut ging, dass er blass und müde war. Er sah allgemein abgeschlagen aus. Der geschrumpfte Shinichi bemerkte, dass sie ihn beobachtete, beschäftigte sich weiter mit seinem Aufsatz über die Entstehung von Schneeflocken. Er mied es sie anzusehen. Sie wiederum richtete ihre Aufmerksamkeit weiterhin besorgt auf ihn. Ihr zunächst verärgerter Gesichtsausdruck war verschwunden.
 

In der ersten großen Pause fror er.

„Lasst uns Fußball spielen“, schlug Mitsuhiko vor, um dem vermeidlichen Conan eine Freude zu machen. Die anderen zwei Kleineren nickten. Gleichzeitig rannten die Kinder los.

Auch Ai wollte sich ihnen anschließen, blieb jedoch stehen, als sie merkte, dass der geschrumpfte Shinichi nicht mitkam und sich, anstatt den anderen zu folgen, absetze.

„Wo ist Conan?“, merkte Ayumi als erste der Kinder, dass er fehlte. Suchend drehten sich die Detektiv Boys um.

„Da“, hatte Genta ihn entdeckt. Die drei vorne weg, ging auch Ai zu ihm.

„Was ist denn los?“, fragte Ayumi ganz besorgt.

„Ja?“, zeigte sich auch Mitsuhiko einfühlsam.

„Willst du denn nicht mit uns spielen!?“, fragte Genta ungläubig.

Darauf hatte der geschrumpfte Shinichi eigentlich keine Lust zu antworten: „Nein“, schüttelte er mit dem Kopf, wendete sich ab.

„Conan? Geht es dir nicht gut?“, hatte Ayumi ihn gemustert.

„Ich habe keine Lust. Das ist alles“, entgegnete er genervt.

„Ach, Conan: Komm schon! Sei kein Spielverderber!“, wollte Genta ihn vorwurfsvoll überreden.

Doch Mitsuhiko hatte verstanden, dass Rans Ex-Freund für sich allein sein wollte: „Na kommt“, sagte er: „lasst uns gehen.“ Freundschaftlich schaute er den älteren Jungen an: „Falls du es dir noch anders überlegst, dann komm einfach nach.“ Damit drehte er sich um und rannte vor. Ayumi und Genta schauten im allerersten Moment ihrem Klassenkameraden nach, schauten Conan an und dann einander. Gemeinsam rannten sie Mitsuhiko nach. Ai blieb dagegen noch einen Moment stehen, sah ihn noch einmal an, bevor auch sie zu den Jüngeren aufschloss.
 

Nach der Schule war der geschrumpfte Shinichi platt. Matt achtete er darauf sich nichts anmerken zu lassen, mit den Kindern mitzuhalten. Ai lief die meiste Zeit neben ihm. Immer noch sprachen sie nicht wirklich miteinander, erstickte er jeden Versuch von ihr durch distanziertes ansehen und kurzzeitig schnelleres gehen.

Sie hingegen bemerkte septisch, dass die Art wie er ging dennoch ungewöhnlich war, gar angestrengt und auch irgendwie verkrampft wirkte.

Für den geschrumpften Shinichi war die Anspannung kaum auszuhalten. Jede Faser seines Körpers schmerzte tierisch Schritt für Schritt. Auch Ayumi sprach in noch einmal darauf besorgt an, aber er reagierte gestresst und ließ auch sie stehen.
 

Er war sowas von heilfroh, als die Kleinen sich endlich verabschiedeten und sich ihre Wege trennten. Auch der von Ai und ihm. Er wartete stehen geblieben bis sie endlich außer Sicht war und dann ließ er sich einfach auf den Bordstein plumpsen. Die folgende Zeit blieb er vorerst außer Atem, erschöpft Schweißperlen von der Stirn wischend auf den Knien an eine Mauer gelehnt sitzen. Dort blieb er, bis er sich besser fühlte. Entschlossen rappelte er sich auf, um das letze Stück noch hinter sich zu bringen.
 

Endlich zuhause angekommen, sah sein Vater ihn, er grüßte auf dessen: „Hallo, Shinichi“ nur mit kurzangebundenem: „Hallo“ an diesem vorbei gehend zurück.

Yusaku sah ihm nach, bevor er seine aufräumende Tätigkeit wieder aufnahm.

Sein Bett erreicht, ließ sein Sohn sich fallen. Er war so kaputt, zog sich nicht einmal die Schuhe aus. Er konnte sich schon kaum noch daran erinnern wann er zuletzt so fertig war. Trauer erfasste ihn, als er sich erinnerte. Damals hatte er den Sieg davon getragen, gewonnen. Im Gegensatz zu jetzt wo er wusste, dass er verloren hatte und ihm klar war, dass es keine Revange mehr geben würde. Ganz gleich was er machte. Eine Welle des emotionalen Schmerzes überkam ihn, überlagerte die körperlichen, die allmählich abklangen und nur noch schwere Müdigkeit hinterließen.

Dass Ran hingegen Besuch von Sonoko bekam, bekam er fest eingeschlafen nicht im Entferntesten mit. Nicht die Türklingel, das laute Hundegebell noch Sonokos laute Stimme beim hochpoltern der Treppe hörte er. Ebenso wenig, dass sie kein gutes Haar an ihm ließ.
 

Auch schlief er noch fest, als Yusaku kurz bei ihm vorbei schaute. Mit väterlichem Kopfschütteln zog er seinem Sohn, nachdem er zunächst darüber verdutzt die Stirn hochgezogen hatte, die Schuhe aus. Danach stellte er die neben seinem Kind achtlos abgezogene Schultasche ab. Er ließ ihn weiterschlafen.

Erst am Abend wurde sein Sohn wieder wach, als er ihn weckte: „Aufstehen Shinichi. Es gibt Abendessen.“

Die Augen geöffnet sah er auch Heiji, der neben seinem Vater stand.

Das war es dann wohl, dachte der geschrumpfte Shinichi. Was blieb ihm übrig als mitzugehen.
 

Mittwochvormittag, 6. Dezember
 

Die Zeit in der Schule kam dem geschrumpften Shinichi wie eine Ewigkeit vor. Er fühlte sich noch müder und abgeschlagener als gestern und das Schlimmste war: die Zeit ging einfach nicht um. Er schaute auf seine Uhr. Verdammt, dachte er frustriert innerlich seufzend. Es war noch nicht mal halb zwölf. Gelangweilt spielte er mit dem Handy weiter, anstatt zuzuhören.

Enttäuscht mussten Ayumi, Genta und Mitsuhiko ohne Conan in den Pausen spielen, denn der hatte auch heute keine Lust. Stattdessen suchte er sich lieber eine Sitzgelegenheit, sodass er nicht stehen musste. Auf einer Bank zurückgezogen, war er froh mal eine Minute zu haben, in der er nicht besorgt von den Kindern und Ai angesehen wurde. Die Stunden nach der Mittagspause vergingen noch zäher. Der Unterricht war öde und seine Glieder schmerzten. Er hatte nur ein paar Bissen gegessen auf Ais Blick hin. Noch dazu bekam er zu seiner Übelkeit auch noch Kopfschmerzen.
 

Zuhause verkrümelte er sich sofort wieder hoch auf sein Zimmer. Ran und auch Yusaku bekamen ihn gar nicht zu Gesicht, weshalb er wie gestern nachschauen ging. Das Bild das sich im bot war dasselbe.
 

Nach dem Abendessen wollte der geschrumpfte Shinichi sofort zurück nach oben. Er nutze die Gelegenheit während sein Vater mit Heiji und Ran zusammen das Geschirr in die Spülmaschine räumte, während Eri den Tisch wischte.

Kogoro war bereits auf den Balkon gegangen. Worüber sich Eri gerade beschwerte: „Er kann nicht mal sitzen beiben, bis alle fertig sind. Von helfen ganz zu schweigen!“

Ran in der Mitte zwischen Yusaku und Kazuha an der Spüle schaute bedrückt zu ihrer Mutter, die sich weiter über ihren Mann ärgerte: „Er könnte sich ruhig mal eine Scheibe von dir abschneiden“, zeterte sie Yusaku löblich meinend weiter: „Er ist so faul. Er macht gar nichts!“

„Tja, haben eben nicht alle so viel Lust zur Hausarbeit wie ich“, scherzte Yusaku darauf. Er hatte aber Rans Blick mitbekommen. Ernst kam er auf Eri zu.

„Immer muss ich alles alleine machen. Was denkt der sich!? Er hilft mir nie! Dieser Faulpelz“, war klar, dass die hochschwangere Ehefrau von ihrem Mann enttäuscht war und sich von diesem im Stich gelassen fühlte.
 

Heiji ging ins Bad, aus dem ihm der geschrumpfte Shinichi wortlos entgegen kam.

Yusaku sah seinen Sohn, stehen geblieben durch die halb geöffnete Zimmertüre, wie der sich abmühte in sein Bett zu klettern. Sein Vater hatte gestutzt. Er bekam das eine Bein wohl nicht hoch genug gehoben.

„Soll ich dir helfen?“, fragte er ins Zimmer kommend.

Darauf bekam er keine Antwort.

„Komm ich helfe dir“, unterstütze er seinen Sohn, welcher das mit sich machen ließ. Er nahm die Decke an, die sein Vater ihm reichte.

„Tut dir immer noch alles weh?“, schlussfolgerte Yusaku mitfühlend.

„Passt schon“, meinte sein Sohn darauf nur, wollte sich hinlegen.

Heiji kam ins Zimmer, Yusaku ging: „Gute nach ihr zwei“, sagte er.

Für Heiji war deutlich, dass der geschrumpfte Shinichi nicht gut aufgelegt war und er ihn besser in Ruhe ließ. So war jeder für sich.
 

Donnerstagvormittag, 7. Dezember
 

Der geschrumpfte Shinichi saß in der Schule. Heute ging es ihm noch schlechter als an beiden Tagen zuvor. Er hatte schon bevor es Mittag war wieder Kopfschmerzen, die stärker wurden. Ein kratziger Hals, Husten und Schnupfen kamen hinzu.

„Conan, willst du nicht lieber nachhause gehen?“, wurde er von Ayumi besorgt und super mitfühlend gefragt.

Er schüttelte den Kopf.

Zu Beginn der nächsten Pause bekam er es auch von Ai zu hören: „Geh nachhause.“ Allerdings war sie nicht so freundlich wie Ayumi, sondern klang bestimmt und rein sachlich.
 

Yusaku stand scherzend: „Du bist aber auch penibel. Ganz ehrlich auch ich bin froh, wenn das Kind da ist und du wieder normal wirst“ mit Eri beisammen. Er war ihr behilflich die Strampelanzüge und andere Babyartikel neu ein- beziehungsweise umzuräumen. Er wartetete geduldig bis Rans Mutter sich darüber klar wurde, wie was wohl am zweckmäßigsten unterzubringen sei. „Yukikos Nestbautrieb war damals nicht so schlimm. Jedenfalls kann ich mich nicht mehr daran erinnern, dass er bei ihr diese Ausmaße annahm“, schüttelte er amüsiert über sie den Kopf. Auf ihren darauf empörten Blick hin, beschwichtigte er schnell: „Wobei es natürlich auch sein kann, dass ich das im Laufe der Jahre einfach nur gut genug verdrängt habe.“ Er lachte. Auch Eri schmunzelte, als wolle sie sagen: „Also wirklich, Männer...“

„Ihr seid doch alle gleich“, ärgerte sie sich: „Wenn es mal unbequem wird haut ihr ab.“

„Hey“, empörte Yusaku sich: „ich bin doch wohl hier, oder!?“

Sie schaute aus der Hocke zu ihm auf: „Ja, schön die zwei die es eigentlich angeht lassen sich beide nicht sehen.“

„Spielst du jetzt auf Shinichi an“, wurde auch Yusaku jetzt etwas spitz: „Halt ihn da bitte aus dem Spiel. Das kannst du nicht miteinander vergleichen.“

„Ach ja?“, war Eri als Rans Mutter echt sauer: „Wieso denn nicht? Ich weiß wirklich nicht was er sich denkt? Per SMS mit ihr Schluss zu machen.“

„Das fand ich auch nicht in Ordnung“, stimmte Yusaku zu: „Und das habe ich ihm auch deutlich zu verstehen geben“, rechtfertigte er sich gegen den unausgesprochenen Vorwurf von ihrer Seite.
 

In der Mittagspause suchte auch Frau Kobayashi ihn auf: „Conan, du fühlst dich doch nicht gut. Deine Freunde haben recht. Möchtest du nicht wirklich lieber nachhause?“

Damit hatte sie den geschrumpften Shinichi zum Überlegen gebracht. Doch noch bevor er eine Antwort gegeben konnte, hatte seine Lehrerin ihn bereits übergangen: „Ich rufe an“, meinte sie und verließ die Klasse.
 

„Er hat sich doch die ganze Schwangerschaft über nicht für Ran interessiert. Er hat sich in den letzten sieben Monaten noch nicht ein einziges Mal hier sehen lassen!“

„Das lag nicht direkt an ihm“, nahm er seinen Sohn engagiert in Schutz.

„Woran lag es bitte dann?“, wollte Eri gerne wissen. Sie hatte die Hände gegen die Hüfte gestemmt.

Als Yusaku darauf nicht gleich antwortete, schlussfolgerte sie selbst: „Seine Fälle.“ Eri zeigte ihre Enttäuschung. „Ich habe Ran schon vor langem gewarnt sich nicht mit ihm einzulassen. Eins haben alle Detektive gemeinsam. Ganz gleich wie sie heißen: Geschieht ein Verbrechen sind sie weg.“

„Hey!“, ging Yusaku das zu weit: „Das ist nicht wahr. Ich war auch mal Detektiv und das mit Leidenschaft. Mag ja sein, dass unser eins die Angewohnheit hat impulsiv zu sein, loszustürmen und gerne mal die Zeit über einem schwierigen fall zu vergessen. Aber letztlich sind wir auch treu und kommen immer wieder zurück!“

Eri verdrehte genervt die Augen: „Der Unterschied ist, dass du es warst!“

Yukikos Mann verstand die Anspielung: „Du meinst seine Eigenart für die Familie aufgeben“, ihm war anzusehen, dass er davon nicht allzu viel hielt und sie mit dieser Bemerkung kritisierte: „Glaubst du, dass eine Beziehung so aufgebaut sein sollte? Da sind wir unterschiedlicher Ansicht.“

„Mag sein“, gab Eri klein bei. „Jedenfalls Yukiko hat Glück mit dir“, war sie traurig und fast ein bisschen neidisch.

„Das haben mir auch schon andere gesagt.“ Yusaku schmunzelte. Ebenfalls lag danach eine gewisse Traurigkeit in seinen Augen.

„Meinst du das wird noch einmal was mit euch?“

„Ich weiß nicht“, antwortete er: „Ich möchte es.“ „Im Moment kann ich nur abwarten und sehen wie es kommt. Und das gilt auch für Shinichi. Ich hoffe zwar immer noch, dass er sich umentscheidet, aber wie lange das dauert“, Yusaku verstummte für einen Moment: „Keine Ahnung.“

Das Telefon ging. Yusaku ging abnehmen, während Eri alleine weiter sortieren musste.

Mit der Lehrerin gesprochen fuhr er seinen Sohn abholen. Zuhause angekommen ließ er ihn den Schlüssel beiseite legend seiner Wege gehen.
 

„Du hast Fieber“, stellte er, seinen Sohn am Abend die Stirn gefühlt, ein wenig zerknirscht fest. Bedröppelt schaute er auf ihn, der auf dem Bett saß, hinunter: „Hilft nichts. Dann bleibst du Morgen eben hier“, meinte er: „Bitte“, reichte er ihm den Tee und ging wieder, sodass der geschrumpfte Shinichi mit Heiji alleine im Zimmer verblieb.

„Lern weiter“, wurde er auf seinen teilnehmenden Blick von seinem kleinen Freund unfreundlich angeblafft.
 

Sein Vater dagegen suchte seine Mutter auf: „Unser Sohn hat Fieber“, teilte er mit.

Sie erwiderte seinen Blick. Wie auch ihm machte ihr das zu schaffen. Auch sie war ihre Erkältung noch nicht los. Sondern litt immer noch unter starkem Husten. Wie auch jetzt.

Er wollte ihr neben dem Nachttisch stehend freundlicherweise die Tabletten anreichen. Wozu er die Verpackung öffnete und: „Du könnest auch wenigstens mal eine Kleinigkeit essen“, den Streifen, indem die einzelnen Tabletten verpackt waren, heraus holte.

Yukiko nahm sie ihm schnell ab.

„Sag mal“, wurde sie von ihrem Mann wütend angesehen: „Nimmst du die gar nicht!?“, stellte er sie zur Rede: „Du hast eine Bronchitis! Ist dir deine Gesundheit so egal?“, war er darüber enttäuscht. Er ärgerte sich darüber, dass Yukiko nur beschämt mit gesenktem Kopf dasaß: „Nimm die jetzt verdammt!“, schimpfte er mit ihr: „Wie wenig bedeutest du dir selbst eigentlich?“, war er empört und traurig: „Mag ja sein, dass du dich selbst bereits aufgegeben hast. Aber ich dich deshalb noch lange nicht und was ist mit Shinichi!? Dein Sohn braucht dich. Er braucht dich als Mutter jetzt gerade mehr denn je. Er hat sich wahrscheinlich bei dir angesteckt. Also werd wieder gesund, damit du mir helfen kannst“, ging er raus.

Yukiko nahm sich seine Kritik schuldbewusst zu Herzen. Im Grunde hatte er recht, auch wenn er das jetzt aus seiner Verärgerung ihr an den Kopf geworfen hatte, sie sollte für ihren Sohn da sein.
 

Freitag, 8. Dezember
 

Der geschrumpfte Shinichi fühlte sich schlecht. Er war nun richtig erkältet. Sein Hals tat weh, seine Nase war verstopft, er fieberte und hatte neben seinen Gliederschmerzen nun auch noch Kopfschmerzen.

Obwohl es ihm nicht passte, kam Ran und wollte ihn mehrfach bereits am Vormittag mit Tee oder liebevoller Zuwendung umsorgen. Die er zusätzlich davon gestresst nur notgedrungen über sich ergehen ließ. Er war somit schon fast froh darüber, dass es sein Vater war, der am Mittag mit der Suppe herein kam.

Essen allerdings verweigerte er stur. Womit Yusaku keinerlei Verträge hatte: „Hör zu mein Schatz“, war darin schon die Drohung betont: „Mir ist das total egal. Du kannst es dir aussuchen, ob du die Suppe von mir nimmst oder ich Ran hole, dass sie dir die gibt. An deiner Stelle würde ich mir das gut überlegen“, sagte er bereits zur Tür gehend: „ob du von ihr mit einem Löffel nach dem anderen gefüttert werden möchtest“, vollendete er seinen Schachzug. Womit er sich gegen seinen Sohn durchsetze, denn der gab klein bei.

„Gib her.“

„Gerne“, reichte Yusaku ihm den Teller.

„Ich esse, aber wenn ich mich übergebe, dann bist du es schuld.“

Sein Vater setzte sich zu ihm, als wolle er sagen versuch es doch. Die Masche zieht nicht mehr.

Nur Shinichi nahm da ebenfalls keine Rücksicht drauf. Er machte seine Warnung wahr und kurz darauf konnte Yusaku seinem Sohn das Bett neu beziehen, inklusive sich selbst umziehen gehen.

„Shinichi, du“, stand sein Vater fassungslos vor ihm, ging sauer.

Was seinem Sohn aber herzlich egal war. Er fand es einfach nur selbst ekelig und blöde, dass er sich das neue Schlafanzugoberteil, das sein Vater ihm eben raus gelegt hatte, anziehen musste.
 

Sonntag, 10. Dezember
 

In der Nacht konnte Heiji nicht schlafen, weil sein kleiner Freund immerzu am Husten war und ständig auch die laufende Nase putzen musste. Hilfsbereit holte er für ihn um 3 Uhr Nachts noch mal neue Taschentücher für ihn von unten hoch.

Erst gegen 5 Uhr kam der geschrumpfte Shinichi hundemüde etwas zur Ruhe. Wovon Heiji dann allerdings auch nicht mehr viel hatte, weil er am Mittag aufstehen und nach Osaka aufbrechen musste.
 

Dienstag, 12. Dezember
 

Im Verlauf des Tages blieb sein Fieber noch relativ konstant. Am Abend und in der Nacht, als Yusaku vor dem Schlafen gehen um 2 Uhr noch einmal nachgemessen hatte, hatte er noch mal richtig aufgefiebert. Sein Vater nahm das besorgt und verwundert zur Kenntnis. Denn es war so ungewöhnlich hoch.

Sein Sohn selbst fühlte sich elend, er war total verschwitzt und ihm war heiß. Schlafen konnte er kaum wegen dem Husten, seine Nase war fast komplett zu. Die Dampfbäder hatten immerhin soweit Linderung verschafft, dass er über diese überhaupt wieder Luft bekommen konnte. Auch war er unruhig hatte wenn er dann wie beispielsweise am Nachmittag doch mal für ein paar Stunden schlief Alpträume aus denen er Schweißgebadet geschockt und entsetzt aufwachte und sich erst mal orientieren musste.

Und das Schlimmste waren seine Gliederschmerzen, die jede seiner Bewegungen fast unerträglich machten. Es war jedes Mal eine Überwindung die Hand zu heben. Trinken wollte er nicht wirklich und mit Suppe hatten sie ihm heute auch nicht zu kommen brauchen. Auch Heiji tat er Leid, der extra nachdem er nach dem Schreiben der Klausuren zuhause war, direkt angerufen hatte.

„Ich gehe morgen mit dir zum Arzt“, stand Yusakus Entscheidung an diesem Abend fest.
 

Mittwoch, 13. Dezember
 

Direkt am nächsten Morgen war das erste was Yusaku getan hatte seinen Sohn auf den Arm ins Auto getragen und zu Dr. Aride gefahren. Auf den Arzt wartend hielt er sein fieberheißes Kind matt und abgeschlagen und vom Kranksein deutlich gezeichnet auf dem Arm. Der geschrumpfte Shinichi schlief fast, atmete schwer durch den Mund.

Tatenlos ließ er sich nach von Dr. Aride untersuchen, welcher ihn abhörte, in Hals und Ohren sah und einen Grippalen Infekt überwiegend der oberen Atemwege feststellte. Genauer gesagt eine Beteiligung der Nasennebenhöhlen und des Rachens. Wie er sich diagnostisch gegenüber Yusaku, der seinen Sohn wieder auf den Arm nahm, ausdrückte: „Conan hat eine Sinusitis und eine Pharyngitis. Die Heiserkeit kommt von einer Laryngitis. Ich verschreibe ihm was gegen die Schmerzen, das Fieber und den Husten“, meinte er zu seinem Schreibtisch gehend.

Wenig später hatte Yusaku seinem Sohn die Medikamente besorgt. Vor dem Auto, sein eingeschlafenes Kind nicht mitgenommen gehabt immer noch auf dem Rücksitz, telefonierte er mit dem Professor: „Ja ihn hat es voll erwischt“, erzählte er seinem Freund, dabei einen seufzenden Blick auf seinen Sohn geworfen: „Er hat alles entzündet. Ich würde ihn wirklich gerne zu euch bringen. Ich möchte nicht, dass er nachher noch Ran damit ansteckt. Sie muss es ja nun nicht auch bekommen und Eri.“

„Verstehe. Der Arme“, war Agasa sofort mitfühlend einverstanden: „Nur was mach ich mit Tadashi?“, gab er zu bedenken.

„Den können wir bei uns lassen. Ran kümmert sich sicherlich gern um ihn.“
 

Das erledigt fuhr er nachhause, packte für den kleinen Shinichi einige Sachen zusammen. Die Nachricht, dass er Conan beim Professor ausquartieren wollte, stimmte Ran bedrückt. „Da kann man wohl nichts machen. Schade“, fand sie. Sie sah aber ohne weiteres ein, dass es besser war. Eri auch darüber in Kenntnis gesetzt, dass er für einige Tage nicht nachhause käme suchte er zum Schluss noch seine kranke Frau auf. „Weißt du was“, meinte er: „Komm mit“, nachdem er auch sie über den Befund Infomiert hatte.
 

Zum Professor gebracht schlief der geschrumpfte Shinichi. Yusaku brachte Tadashi zu Ran, kam danach zurück. Den Tag über und in der Nacht kümmerte er sich um seinen Sohn, sorgte dafür das er seine Medikamente bekam und ausreichend trank, machte ihm Wadenwickel, ließ ihn kontrolliert auffiebern und deckte ihn, wenn er Schüttelfrost hatte, gut zu. Die Nacht über schlief er im Gegensatz zu seiner Frau, der er gesagt hatte er würde es übernehmen. Sie sollte sich lieber ausruhen- er machte sich nämlich auch Sorgen um sie- mit dem Professor nur wenig. Zumal sein Sohn kaum, dass er mal eingeschlafen war wieder aufwachte, weil er unter seinen Alpträumen litt. Richtig in Panik hatte er aufrecht im Bett gesessen und wenn auch heiser immer wieder: „Nein, nein“ geschrien.

„Schon gut, Shinichi. Du hast nur geträumt“, versuchte sich Yusaku ihn zu beruhigen.

Yukiko war ebenfalls aufgewacht und hinzu gekommen. Sie stand daneben wir ihr Mann sich neben den gemeinsamen Sohn von dem Schrecken verstört, den er gerade wieder einmal durchlebt hatte, setze: „Was ist passiert?“, wollte sein Vater erzählt bekommen. Woraufhin er erfuhr, dass Conan Shinichi hatte umbringen wollen und seinen Sohn erschossen hatte. Sein Sohn gab detailgetreu regelrecht aufgelöst wieder: „Er hat auf mich gezielt und abgedrückt.“

Auf der rationalen Ebene brauchte Yusaku es nicht zu versuchen. Dass er wusste, dass der Traum nicht real war, brauchte er nicht versuchen seinem Sohn klar zu machen. Denn er war wie gelähmt vor Angst. Für ihn war der Traum viel zu real gewesen, als dass er diesen als das was es war- ein Traum nämlich- abhaken konnte.

„Shinichi. Conan kann dir nichts tun. Du bist hier in Sicherheit. Wir beschützen dich. Dir kann überhaupt nichts passieren“, nahm er ihn in den Arm. Was dieser mit sich geschehen ließ. Er war tatsächlich froh, dass sein Vater in diesem Moment da war. Es dauerte bis er mit seinem Fieber wieder klarer denken und sich beruhigen konnte. Die anderen waren in den frühen Morgenstunden froh, als er wieder schlief.
 

Mittwoch, 14. Dezember
 

Der geschrumpfte Shinichi hatte so gut wie gar keine Stimme mehr. Er war auch nicht wirklich zur Kommunikation aufgelegt. War froh, wenn man ihn in Ruhe ließ. Für Yusaku war es jedes Mal ein Kampf ihn zum Trinken zu bewegen. Zwar hatte er durch das schmerzlindernde Medikament nur bedingt Schmerzen im Halsbereich, aber schlucken war dennoch unangenehm und ihm zu anstrengend.
 

Freitag, 15. Dezember
 

Im Verlauf der Nacht bekam der geschrumpfte Shinichi heftige Schmerzen im Bauchbereich, die immer schlimmer wurden. Bis in die frühen Morgenstunden behielt er es für sich, bis Yusaku um kurz nach 7 Uhr aufstand und seinen Sohn ganz gekrümmt mit angezogenen Beinen, sehr blass vorfand.

„Shinichi“, sprach er ihn sofort besorgt zu ihm gebeugt an.

Worauf dieser das Gesicht erbärmlich verziehend nur stöhnte. Sein Vater wollte sich seinen Sohn genauer ansehen, wollte ihn dazu ihn eine etwas andere Position drehen. Er hatte den Miniatur-Shinichi noch nicht mal ganz angefasst, da schrie dieser schon wie am Spieß, jammerte entsetzlich und klagte endlich über die Bauchschmerzen, die ihn so quälten.

Yusaku von dieser heftigen Reaktion sehr erschrocken wollte ihn am Bauch abtastend berühren, ließ es jedoch bereits sofort wieder bleiben, so sehr schrie sein Sohn auf. Doch es hatte gereicht. Yusaku hatte es bemerkt: „Shinichi, dein Bauch ist ganz hart!“, stellte er mit großer Besorgnis fest. Er fühlte die Stirn, schaute ihn an und entschied dann in Sekundenschnelle: „Ich fahr mit dir ins Krankenhaus!“

„Ins Krankenhaus!?“, fragte Yukiko ganz entsetzt, starrte ihren Mann an.

„Schnapp dir die Tasche“, forderte er darauf seine Frau nur auf. Während er sich extrem darum bemühte seinem Sohn so wenig Schmerzen wie möglich beim auf den Arm nehmen zubereiten. Dass Rans Ex-Freund nicht in der Lage war zu laufen, darüber brauchte man nicht zu reden. So vorsichtig wie möglich bettete er ihn liegend mit dem Kopf auf den Schoß seiner Mutter, nachdem er Yukiko angewiesen hatte ihn zu nehmen.

Ai, die neben Agasa stand, konnte nur starr beobachten, wie Yusaku: „Wir rufen an!“, ins Auto stieg und mit dem schwer kranken geschrumpften Shinichi wegfuhr.
 

Im entsprechenden Bereich mussten sie auf dem Flur warten, bis sie zur Untersuchung dran sein sollten. Den kleinen Shinichi neben sich, der das Gefühl hatte sterben zu müssen- so entsetzlich weh tat es ihm- lag in einer für ihn noch am ehesten halbwegs erträglichen Position neben seinen so besorgten Eltern. Denen beiden klar war, dass es ernst war. Sie hörten ihn wie er stöhnte, zunehmend immer blasser wurde und leise wimmernd vor sich hin weinte und seine Mutter und sein Vater nichts anderes tun konnten, als ihm beruhigend über den Pony zu streichen und seine Hand zu halten und bei der zuständigen Frau zu drängeln. Was Yusaku beim zweiten Mal bereits mit Nachdruck und großer Verärgerung tat.
 

Yusaku, gerade wieder von dieser zurück, wurde bereits von seiner vollkommen hilflosen Frau erwartet, die beim allerbesten Willen nicht wusste, wie sie ihrem kleinen Liebling helfen sollte.

Ihr Mann hatte sich kaum wieder dazu gesetzt, richtete ihr Sohn seine Stimme an sie. Durch die Heiserkeit war er nur schwer zu verstehen: „Helft mir, bitte“, flehte er seine beiden Eltern im höchsten Maße verzweifelt an. Es war ihm jetzt scheißegal: „I- ich“, rang er um klare Aussprache: „ich ich hab das Gefühl“, ihr Sohn bekam kaum Luft: „Es tut so weh“, suchte er haltsuchend die Hand seines Vaters: „Ich halt es nicht mehr aus. Bitte macht was. Irgendwas! Ich habe solche Angst.“

Der geschrumpfte Shinichi war mittlerweile weiß wie die Wand neben der er lag.

„Halt noch ein wenig durch, Shinichi. Der nächste Arzt der Zeit hat kommt.“

„Ich weiß nicht wie lange ich das noch schaffe“, war das letzte was er noch sagte. Bevor er ein paar Minuten später drauf und dran war und das sage er auch das Bewusstsein allmählich zu verlieren. Sein Kreislauf sackte immer mehr ab. Was nicht nur an seinem Plus offensichtlich war und sich immer mehr abzeichnete.
 

Sofort brachten seine Eltern ihn in das Behandlungszimmer, als sie endlich dran waren.

Der junge Arzt war freundlich. Er ließ sich kurz von Yusaku das Symptom des „harten“ Bauches schildern, tastete seinen Sohn darauf eben ab. Für diesen schier unerträglich und er war nur noch erleichtert als die Hand es Arztes endlich von ihm abließ. Dieser ließ von der Schwester einen weiteren Arzt hinzuholen. Beide machten weitere Untersuchungen. Der ältere und wohl auch der erfahrenere von Beiden entschied: „Operieren und zwar jetzt gleich. Bereiten sie ihn auf die Not-OP vor, war dieser ganz kurz angebunden und in seinen weiteren Anweisungen schnell dabei.

Yusaku und Yukiko erklärte er in diesem Moment nicht groß. Sagte nur, dass es sich um einen Magendurchbruch handelte.
 

Von da an ging alles überaus schnell. Ehe er sich versah bekam Yusaku seinen kleinen Shinichi vom Krankenhauspersonal abgenommen. Er sah wie sie mit seinem Sohn über den Gang hinweg entschwanden und erst dann wich Yusakus bisherige selbstbestimmte Disziplin, als sein schwer kranker Sohn nicht mehr zu sehen war. Mit einem Schlag brach die ganze Hilflosigkeit in ihm auf ihn ein, die ihn auf ein Mal plötzlich alleine auf dem fast leeren Krankenhausflur zurückließ. Solange er selbst der aktiv handelnder Part hatte sein können, hatte er was zu tun gehabt. Aber jetzt konnte er das nicht mehr, wurde ihm jetzt mit voller Konsequenz bewusst, dass er jetzt nichts mehr machen konnte. Diese Erkenntnis löste gewaltige Angst in ihm aus. Ja, er hatte auf einmal schreckliche Angst. Shinichi!?, dachte er. Verzweifelt stand er da und erkannte, dass er nichts mehr für seinen Sohn tun konnte. Die Ärzte hatten es jetzt in der Hand. Sie mussten es richten. Wie betäubt ließ er sich auf einem der Stühle nieder. Knetete dort unruhig und bangend mit der einen Hand die andere. Sein Magen hatte sich umgedreht. Schlecht und mit zitterten Händen und mit dem Fuß hibbelnd saß er die erste Zeit innerlich wie vor Sorge gelähmt und Gedanken versunken da. Bis er es nach einiger Zeit nicht mehr aushielt und aufstand.

„Wo gehest du hin?“, wurde er verwirrt von Yukiko gefragt, die ihn ebenfalls Angst erfüllt ansah.

„Raus“, war seine aufgebrachte Stimme nur.

„Was?“ Entgeistert schaute sie zu ihrem Mann auf: „Du kannst doch jetzt nicht einfach weggehen!?“, reagierte sie entsetzt und empört.

„Doch ich muss“, war Yusakus immer noch überaus nervös- angespannte Antwort: „Ich muss hier raus. Ich werde sonst verrückt! Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich brauche eine Runde um den Park! Von mir aus komm mit.“

Als seine Frau keine Anstalten machte, meinte er: „Du hast meine Handynummer. Falls ich nicht rechtzeitig zurück bin, du schon vorher irgendetwas in Erfahrung bringst oder sonst irgendetwas sein sollte: Ruf mich an!“ und ging.

Yukiko sah ihrem Mann hilflos nach. Sie selbst hatte im Gegensatz zu ihm nicht einmal die Kraft überhaupt aufzustehen. Ihre Beine waren wie Pudding. Auf denen konnte sie jetzt gerade nicht stehen. Innerlich ganz zittrig blieb sie nach außen ruhig mit gesenktem Kopf auf ihre Hände blickend sitzen.
 

Ihr Mann hingegen machte, dass er aus diesem Krankenhaus rauskam. Erst draußen die frische, kalte Winterluft eingeatmet verlangsamte er seinen Gang für einen kurzen Augenblick, ehe die Schritte wieder schneller wurden. Zügig laufend versuchte Yusaku, von innerer Anspannung getrieben, wieder einen kühlen Kopf zu kriegen. Was ihm aber nicht auf Anhieb gelang. Er merkte hingegen immer mehr wie er in Panik verfiel. Was er aber eigentlich gar nicht wollte, weshalb er immer schneller wurde und sich dadurch überfordert immer mehr vom Krankenhauskomplex entfernte. Er achtete gar nicht auf links oder rechts sondern bewegte sich querfeldein über die Wiese bis hin zur Straße. Verzweifelt und hilflos schaute er sich in die Richtungen um. In seiner Angst wusste er nicht wohin er sollte. Ganz angestrengt versuchte er sich endlich für eine Richtung entschieden und zu beruhigen. Es ärgerte ihn maßlos, dass er es nicht schaffte.

„Gott, Gott, Gott, komm wo bist du nur!? Komm schon! Ich brauch dich jetzt!“, redete er bittend und flehend vor sich hin. „Wo bist du? Hilf mir. Bitte! Ich kann dich nicht fühlen“, hatte er Tränen in den Augen. Er bekam noch mehr Angst, weil es ihm weiterhin nicht gelang- egal wie sehr er sich auch bemühte- zu innerer Ruhe zu finden. Und er wollte, wollte den inneren Frieden. Wo war das Gefühl, das er so gut kannte. Wo war die Gewissheit, das Vertrauen, dass alles Gut werden würde. Im Gegensatz dazu sah er sich stattdessen mit tiefen Zweifeln konfrontiert und Yusaku wusste absolut nicht wie er mit diesen umgehen sollte. Einen Einfall gehabt holte er sein Handy aus seiner Manteltasche. Hastig schaltete er es ein und suchte, suchte scrollend eine ganz bestimmte Nummer unter den eingespeicherten heraus. Fahrig führte er seine Hand zum Ohr, wartete zittrig-nervös das Tuten ab. Mit jedem Freizeichen versteifte sich sein Griff um das tragbare Telefon mehr. Gott weiß wie erleichtet reagierte er, als der gewünschte Gesprächspartner nach kurzer Zeit endlich abnahm. „Even!“, überfiel er dennMann mit bebender Stimme: „Himmel sei Dank!“, fiel Shinichis Vater ein riesiger Steinbrocken vom Herzen.

„Yusaku, Hallo“, vernahm er sowas von erleichtert, dass er sogar kurz die Augen schloss, endlich die ihm vertraute, im ersten Moment überraschte, Stimme, die sofort mitfühlend auf ihn bereit war einzugehen. Unmittelbar liebevoll verstanden hatte und bereit war Yusaku aufzufangen. Dessen Stimme war wieder ganz umgeschlagen: „Evan, bitte hilf mir. Ich will mich beruhigen, aber ich schaff es nicht. Ich bekomme das einfach nicht hin!“…
 

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*Anmerkung(en):
 

Tarot für sich selbst zulegen ist unvorteilhaft, weil man selbst ggf. zu wenig emotionalen Abstand zur Fragestellung hat. Nur manchmal hat man keinen der es stellvertretend für einen macht und dann bleibt einem nichts anderes übrig, als es nun mal selbst zu machen und halt zu Hoffen das die Antwort möglichst genau ausfällt.

Für andere sollte man auch nicht alles legen. Manches kann sehr privat sein und da nicht daran gelegen ist die Privatsphäre zu verletzen, lässt man das besser. Wenn die Möglichkeit besteht die Person (z.B. wenn man wissen will was diese von einem hält z.B. im Falle eines Streites) persönlich zu fragen, dann wäre das der Person gegenüber der wohl wesentlich nettere Weg.
 

Die Anspielung auf Interpol bezieht sich auf die Folge: „Besuch von den Eltern“.

Die Stelle wo sich Eri über Shinichi ärgert und meint, dass sie Ran gewarnt hat bezieht sich auf: „Rans geheimnisvolles Date“.
 

Kehlkopfentzündung usw. habe ich auf mehreren Seiten im Internet recherchiert. Beispielsweise diese Seite. Guckst du da: [link href="http://www.hno-aerzte-regensburg.de/erkrankungen/i_kehlkopf.html"]http://www.hno-aerzte-regensburg.de/erkrankungen/i_kehlkopf.html[/link]
 

Wegen dem Warten im Krankenhaus. Das kommt einem wohl grundsätzlich in so einem Fall lange vor. Keine Ahnung wie das mit Privat- oder Kassenpatienten in Japan geregelt ist. Ob es da so etwas gibt oder das da anders geregelt ist, aber ist mir auch egal. Ich habe keine Lust das zu recherchieren.
 

[link href="http://www.bdsoft.de/demo/index.htm?/demo/medizin/lexikon/p/peritonitis.htm"]http://www.bdsoft.de/demo/index.htm?/demo/medizin/lexikon/p/peritonitis.htm[/link]

[link href="http://flexikon.doccheck.com/de/Peritonitis"]http://flexikon.doccheck.com/de/Peritonitis[/link]

[link href="http://www.pflegewiki.de/wiki/Akutes_Abdomen"]http://www.pflegewiki.de/wiki/Akutes_Abdomen[/link]

[link href="http://www.apotheken.de/gesundheit-heute-news/article/bauchfellentzuendung/#18m04"]http://www.apotheken.de/gesundheit-heute-news/article/bauchfellentzuendung/#18m04[/link]

[link href="http://www.eesom.com/go/OMAP55ZWRJJTNTXB12ACCAM036VLT7NU"]http://www.eesom.com/go/OMAP55ZWRJJTNTXB12ACCAM036VLT7NU[/link]

[link href="http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/58742.php?id=19"]http://www.aok.de/bundesweit/gesundheit/58742.php?id=19[/link]

Hoffnungsträger

Da meine Betaleserin, wie ihr vielleicht nachvollziehen könnt, aus zeitlichen Gründen ihr Amt niederlegen musste und ich mich noch nach einem geeigneten Ersatz umschaue (Was bei der Länge der FF nicht einfach ist), bitte ich im Verständnis. Falls wer die Stelle gerne hätte: Ich würde mich freuen.

Fehler finden sich in diesem Kapitel sicherlich mehr als sonst. Auch wenn ich es mir noch mal vor dem hochladen durchgelesen habe. Kommas habe ich mal nach Gutdünken gesetzt. Kann sein das welche zu viel sind oder zu wenig. Darin war ich nie gut.

Nun das vorweg…

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Donnerstagmorgen, 14.Dezember
 

Während das operierende Team dem geschrumpften Shinichi durch die Notfall-Laparotomie mit einem Schnitt die Bachdecke zum Bauchraum geöffnet hatten und mit steriler Flüssigkeit abgesaugten, nahm der gewünschte Gesprächspartner seines Vaters nach kurzer Zeit endlich ab.

„Even!“, überfiel dieser den Amerikaner mit überschlagener Stimme: „Himmel sei Dank!“

„Yusaku hallo“, vernahm er so erleichtert, dass er sogar kurz die Augen schloss, endlich die ihm vertraute, im ersten Moment überraschte, Stimme, die sofort mitfühlend auf ihn bereit war einzugehen.

„Evan, bitte hilf mir. Ich will mich beruhigen, aber ich bekomme es nicht hin!“, bat er ihn zutiefst verzweifelt.

„Was ist passiert?“, erkundigte sich dieser mit ganz ruhig bleibender Stimme einfühlsam.

Ihm erzählte Yusaku was passiert war. Ihm vertraute er sich an, sagte ihm dass er sich große Sorgen machte. Bei ihm konnte er offen darüber sprechen, dass sein Sohn gerade operiert wurde.

Dieser hatte unmittelbar liebevoll verstanden und war bereit Yusaku aufzufangen. Er sagte nicht viel und das Gespräch dauerte auch nicht lange. Doch als Yusaku auflegte ging es ihm deutlich besser. Er fühlte sich befreit und erleichtert. Die Angst war gewichen und er war in der Lage im Vertrauen darauf, dass alles seine göttliche, universalle Richtigkeit hatte zum Krankenhaus zurückzugehen.
 

Als er das Gebäude betreten hatte, wurde ihm noch einmal mulmig. Aber das war, weil er sich einen Ruck gab, schnell wieder vorbei. Er stieg die Treppen hoch, überquerte den Flur bis er seine Frau sehen konnte.

Yukiko schaute zu ihm auf, als sie ihn kommen sah.

Ihr Mann konnte ihr ansehen, dass sie noch nichts wusste, schweigend setze er sich auf den Platz neben ihr, wartete mit ihr ab. Noch das ein oder andere Mal beschlichen Shinichis Vater kurze Zweifel, welche er aber jetzt recht gut und schnell im Vertrauen darauf, dass er es nach Oben abgegeben hatte in den Griff bekommen konnte.
 

Derweil hatte der Chirurg den Rand der Öffnung entfernt, das durchgebrochene Organ vernäht und danach den Bauchraum gründlich desinfizierend ausgespült. Zum Abschluss legten sie noch Drainageschläuche und eine Magensonde, bevor sie den Bauch des vermeidlichen Kindes wieder provisorisch schlossen.
 

Bald kam eine freundlich lächelnde Pflegerin von ungefähr Ende zwanzig auf den Flur, auf welchem seine Eltern gewartet hatten. Beide standen angespannt sofort auf. In dem Moment in dem diese vor sie trat, waren beide nervös. Von Angst erfüllt und voller Besorgnis sah Yukiko die Pflegekraft an und auch Yusaku lauschte zu Beginn gespannt. Auch ihm war jetzt noch einmal mulmig.

„Die Operation ist gut verlaufen“, gab die Pflegerin die Information an sie weiter: „Ich bin Frau Kayame und werde ihren Sohn pflegen“, stellte sie sich freundlich vor.

Dementsprechend war die Erleichterung groß.

„Wo ist er?“, wollte Yukiko umgehend wissen. Ihr war das Herz stehen geblieben vor Schreck, schlug nun ungeduldig schnell. Sie wollte jetzt unbedingt zu ihrem Sohn.

„Auf der Intensivstation“, antwortete die Frau freundlich: „Sie können mitkommen. Ich bringe hin“, erklärte sie.

Das ließen sich weder Yukio noch Yusaku zweimal sagen. Zusammen gingen sie mit.
 

„Bitte ziehen Sie diese Schutzkleidung an und desinfizieren sie sich die Hände“, bat die junge Pflegerin mit einem aufmunternden Lächeln, reichte erst Yukiko und dann Yusaku die dazu benötigten Utensilien. Dann ging sie sich beispielhaft ebenfalls ihrer Kleidung erweitert, die Tür über eine Automatikfunktion geöffnet, vor in den separaten Bereich.

„Kommen Sie bitte mit“, sagte sie und ging vor.

Yusaku folgte ihr mit Yukiko.
 

In dem Raum, den sie betraten, war es ruhig. Abgesehen vom Piepen und den Geräuschen des Beatmungsgerätes.

Ihr gerade frisch operierter Sohn lag regungslos an Infusionen hängend im Bett. Zudem bekam er gerade eine Bluttransfusion. Er war ganz blass.

Yusaku, der wie Yukiko näher kam, sah die Atemmaske auf seinem Gesicht. Allem Anschein nach war ihr Sohn noch nicht ansprechbar.

Allgemein gab der geschrumpfte Shinichi in seinem Zustand ein erschreckendes Bild ab.

„Das sind Drainagen“, erklärte die Pflegerin Yukiko, die neben ihrem Mann stehen geblieben war und ihren Blick geschockt auf die Schläuche gerichtet hatte.

„Sie werden benötigt damit wir die Antibiotikagabe weiterführen können. Auch werden über diese Spülungen durchgeführt und Wundsekrete können abgeleitet werden. Sie werden noch einige Tage darin bleiben müssen.“

„Ist gut.“

Yusaku nickte.

„Der ihren Sohn weiterbehandelnde Arzt wird bald kommen. Er kann Ihnen dann alles Weitere erklären und Ihre Fragen beantworten. Sie können gerne solange hier bei ihrem Sohn warten“, verabschiede sich die Pflegerin von den Eltern, bevor sie hinaus ging.
 

Jetzt waren beide alleine.

Yukiko brauchte länger als ihr Mann, der nur noch einen kurzen Moment brauchte, bis er wieder seinen Blick von seinem Sohn löste und sich bewegte. Obwohl ein Stuhl nahe am Bett an der Wand stand, ging er zu einem der Stühle, die an einem Tisch standen. Diesen trug er rüber an die Fensterseite und stellte jenen so, dass er sich neben seinen kranken Sohn setzen konnte. Den freien Platz überließ er seiner Frau. Kurz darauf tat sie es ihm gleich.
 

Gemeinsam und doch jeder für sich warteten Shinichis Eltern an seiner Seite. Das die Beiden sich alleine zusammen in einem Raum befanden war für sie nebensächlich. Sowohl Yusaku, wie auch Yukio suchten und umfassten die Hand ihres Sohnes. Zu sehr war jeder von ihnen in seine eigene Gedankenwelt vertieft, saß jeder in sich selbst zurückgezogen schweigend da. Besonders Yukiko machte sich Sorgen und auch Yusaku stellte sich die Frage wie es weiter gehen sollte. Auch kam er erst jetzt richtig dazu nachzudenken, was er bezüglich seines geschrumpften Sohnes den Ärzten erzählen sollte.
 

Der Arzt der hereinkam, war schon ein älterer Herr und von der ganz direkten Sorte: „Herr und Frau Kudo!?“, sprach er das Ehepaar an. Dessen Aufmerksamkeit er durch die Art seines plötzlichen Erscheinens sofort hatte: „Kommen Sie bitte mit“, forderte er kurz auf.

Yukiko wechselte kurz einen organisatorischen, unsicheren Blick mit Yusaku. Dann kam sie mit ihm der Aufforderung nach.

Yukiko begleitete ihren Mann der nach ihr hinter dem Arzt das Arztzimmer betrat.
 

„Zuallererst“, begann der Mediziner mit Namen Hiroshige sich an seinen Schreibtisch gesetzt und die Unterlagen vor sich auf dem Tisch ausbreitend: „hat ihr Sohn“, er stutze beim nochmaligen nachlesen des Namens in betreffender Zeile: „Conan Edogawa eine sekundäre Peritonitis. Also eine Bauchfellentzündung auf Grund einer Vorerkrankung durch Perforation verursacht. Also eines Durchbruchs des Magens bedingt durch ein Geschwür. Sie ist generalisiert, was heißt dass das gesamte Bauchfell bereits entzündet ist. Organausfälle liegen keine vor“, las er den Befund aus dem bereits verfassten Erstbericht vor.

Das zu hören tat unglaublich gut.

Keine Organschäden, wiederholte Yukiko still für sich. Sie war so froh. Ihr fiel ein Stein vom Herzen und auch Yusaku war erleichtert.

„Die Letalität ist mit 16-20 gleich 0- die damit verbundene Prognose gut. Sie haben Glück. Fälle wie dieser noch im Anfangsstadium können innerhalb der nächsten Woche bereits zurückgehen. Es kann sein, dass wir in ungefähr zwei Tagen noch einmal eine dann planmäßige Zweitoperation- eine programmierte Relaparotomie- durchführen.

Gespannt hatten Yusaku und Yukiko die weiteren Ausführungen angehört.

„Der weitere Verlauf wird sich darüber auszeichnen wie die weiteren Untersuchungsergebnisse und mögliche Komplikationen vermieden oder ausgeschaltet werden können“, beendete der Arzt seine Erklärungen.
 

„Was ich noch benötige wären sämtliche ärztlichen Unterlagen seines bisher behandelnden Arztes und seine personenbezogenen Daten. Denn die haben sie noch nicht vollständig ausgefüllt. Auch fehlt uns noch der Krankenkassennachweis.“

Das waren sie die formellen Angelegenheiten, weswegen Yusaku so sehr am überlegen gewesen war. Er hatte keine diesbezüglichen Nachweise und was sollte er sich da aus den Rippen schneiden? Was für ein Geschwür. Er wusste ja gar nicht, um was es sich dabei genau handelte. Das musste er ja selbst erst mal noch nachfragen. Er konnte da ja nicht irgendwas erzählen und belegen konnte er erst recht nichts. Deshalb war guter Rat auch so teuer. Was sollte er jetzt sagen saß er in die Enge getrieben da. Eins war klar: Er musste sich entscheiden und zwar schnell. Nach kurzem Überlegen entschied er sich für das einzig mögliche. Er konnte den Arzt ja nicht ewig vertrösten für die Wahrheit, indem er einräumte: „Unterlagen gibt es keine. Wir wussten nichts von diesem Geschwür“, gab er ehrlich zu.

Woraufhin der Mediziner verwirrt reagierte: „Wie Sie haben keine Unterlagen!?“, fragte er noch einmal nach: „Gar keine?“

Yusaku verneinte.

„Sie müssen doch bereits einen Arzt diesbezüglich aufgesucht haben!?“, konnte der das nicht nachvollziehen.

Auf Yusaku hin, der nur aufrichtig mit dem Kopf schüttelte, wurde er ärgerlich: „Das kann doch nicht sein!? Ihr Sohn muss doch schon seit längerem Beschwerden gehabt haben. Warum haben Sie auf die Schmerzen ihres Kindes nicht reagiert? Er muss doch weinend vor Ihnen gestanden haben!?“

Was Yusaku wieder nur verneinen konnte. Ganz sachlich blieb er bei der Wahrheit: „Er hat nichts gesagt. Konkrete Schmerzen hat er keine geäußert. Er litt nur mehrmals unter Übelkeit, was wir- er deutete per Blick auf sich und seine Frau- für etwas anderes gehalten haben.“

„Und was sollte das gewesen sein?“, guckte der Arzt ihn darauf nur ungläubig mit großen Augen an: „Eine einfache Magen-Darm-Verstimmung!? Und die anderen Symptome? Das kann doch nicht alles gewesen sein!?“, bekam Yusaku gehörig eins auf den Deckel.

Er selbst konnte es nur noch einmal ruhig und sachlich wiederholen: „Er hat keine Symptome geäußert.“

Der zukünftig den geschrumpften Shinichi behandelnde Mann wollte das nicht recht glauben. Er saß dem Vater seines kleinen Patienten äußerst kritisch gegenüber, beließ es aber zu Yusakus Glück dabei.
 

Doch dieser konnte nur einen winzigen Moment aufatmen, denn schon wieder wollte der Arzt Informationen, über die er nicht verfügte.

„Dann benötige ich jetzt die weiteren personenbezogenen Daten“, war dieser noch verärgerter, als Yusaku da schon wieder damit kam, dass er nichts vorweisen konnte: „Dann fahren Sie nachhause und holen die Unterlagen.“

„Das kann ich leider nicht“, bedauerte Yusaku. Er schluckte, überspielte mit fester Stimme nach außen hin seine Unsicherheit: „Ich habe keine.“

„Das kann doch gar nicht sein!?“, polterte da der ältere Mann los: „Sowas müssen sie doch von Ihrem Sohn haben.“ Er konnte gar nicht glauben, dass das tatsächlich Yusakus Ernst war.

Yukiko beobachtete weiter zwischen ihrem Mann und dem Mediziner hin und her sehend besorgt und erschreckt, sowie ebenfalls ungläubig- in der Art das kannst du doch jetzt nicht wirklich machen- Yusakus Handeln.

„Habe ich nicht“, beteuerte dieser noch einmal.

„Und wie kann das?“, fragte der ältere Mann nun äußerst skeptisch: „Haben Sie die verlegt, verloren oder was!?“, verlangte er sauer eine zufriedenstellende Antwort.

Doch die konnte Yusaku nur zunächst betreten schweigend nicht geben.

Auffordernd schaute ihn Dr. Hiroshige abwartend an.

Yusaku wusste nicht was er sagen sollte und auch Yukiko wusste nicht was sie nun machen sollten. Voller Angst schaute sie zu ihrem Mann, sah ihn erwartungsvoll an und hoffte inständig, dass ihm was einfiele.

Yusaku zögerte unsicher.

„Rücken Sie schon mit der Sprache raus. Sonst müssen Sie davon ausgehen, dass ich die Fürsorge einschalte. Zumal sie auf mich durch ihr Verhalten keinen verantwortungsvollen Eindruck machen und ich somit das Kindeswohl gefährdet sehe!“, quittierte der ältere Herr Yusakus ihm verdächtige Reaktion.

„Ich kann Ihnen die näheren Umstände leider nicht nennen“, startete Yusaku hilflos einen Versuch.

Worauf der Mediziner ein Argument vorwies gegen das Yusaku nichts entgegenzusetzen hatte: „Das werden Sie müssen. Entweder sie rücken jetzt freiwillig mit der Wahrheit heraus oder ich sehe mich gezwungen die nötigen Schritte einzuleiten. Ich als der behandelnde Arzt ihres Sohnes muss unbedingt über alle krankheitsbezogenen Dinge im Bilde sein. Sonst kann ich ihrem Sohn nicht helfen.“
 

„Sie wollen wirklich die Wahrheit wissen?“, gab Yusaku sich, nachdem er einmal geschluckt hatte, nun doch den Ruck.

Die Mine des Arztes veränderte sich, gespannt schaute er ihn abwartend gemäß was denn sonst? erwartungsvoll an.

„Sind Sie sich sicher?“, fragte Yusaku noch einmal sachlich nach, gab zu bedenken: „Sie riskieren möglicherweise ihr Leben, wenn ich es ihnen erzähle.“

Damit hatte der Doktor nicht gerechnet, stutze erst mal gewaltig. Er war jedoch auch neugierig und signalisierte nach einem Moment schließlich durch ein Nicken das er mehr wissen wollte.

Weshalb Yusaku es dann nun auch aussprach: „Sagt Ihnen vielleicht der Name Shinichi Kudo etwas?“

Bei dem Arzt legte sich die Stirn in Falten.

„Vor einiger Zeit mal ein junger sehr bekannter Detektiv“, half dessen Vater hilfsbereit nach.

„Ach, dieser Oberschüler“, fiel bei dem alten Herrn der Groschen: „Den meinen Sie. Von dem habe ich schon mal gehört“, äußerte er sich: „Aber was bitte hat das hiermit zu tun.“

Yusaku konnte in diesem Moment nicht anders als verkniffen zu schmunzeln: „Nun“, räusperte er sich: „genau den wollen Sie behandeln.“

Verständnislos wurde er angesehen.

„Wir haben gelogen. Der Name unseres Sohnes ist nicht Conan Edogawa. Unser Sohn heißt Shinichi: Shinichi Kudo“, gab Yusaku nun das große Geheimnis preis.

Yukiko fiel aus allen Wolken. Blitzschnell wollte sie reagieren. Doch die Handgeste ihres Mannes ließ sie sich wieder setzen. Während sie zu ihm auf sah, hörte sie ihren Mann souverän weiter sprechen: „Den Decknamen hat unser Sohn sich ausgedacht, um unerkannt zu bleiben. Er ist in einen Kriminalfall um eine Organisation verwickelt. Diese hat ihn versucht zu vergiften. Jedoch wurde er dadurch geschrumpft. Er befindet sich in Lebensgefahr, sollten sie ihm auf die Schliche kommen, sowie alle anderen Personen seines Umfeldes. Aus diesem Grund verheimlicht er seine wahre Identität“, konfrontierte er sein Gegenüber schonungslos mit der nackten Wahrheit: „Was heißt auch Sie gehen ein hohes Risiko ein sollten Sie sich trotz dieser Umstände dazu entschließen uns zu helfen und unseren Sohn zu behandeln.“

Noch bevor der Arzt Anstalten machen konnte ihm diese schier unfassbare Geschichte nicht zu glauben, fügte er schnell zuvorkommend hinzu: „Wir haben Zeugen, die uns das bestätigen können. Eine Chemikerin, die die das Gift entwickelt hat und sich ebenfalls vor dieser sogenannten schwarzen Organisation versteckt hält und einen befreundenden Professor von mir.“

Der Mediziner schaute Yusaku abschätzend an. „Bestellen Sie sie her“, war die resolute Antwort des alten Mannes, ehe sich die Wege vorläufig trennten.
 

„Yusaku hat angerufen“, teilte der Professor Ai wenige Minuten später mit, welche darauf gespannt in dessen Gesicht sah: „Er bittet mich dich mitzubringen. Shinichi musste notoperiert werden und er hatte keine andere Möglichkeit als dem Arzt die Wahrheit über das Gift und somit über die Organisation zu erzählen. Er braucht unsere Bestätigung und er bittet dich diesbezüglich beweisträchtiges Material mitzubringen.“

Schnell hatte sie alles zusammen gesucht.

„Wie geht es ihm“, erkundigte Ai sich bereits im Auto.

„Er hat nicht viel gesagt. Er meinte nur Shinichi sei außer Lebensgefahr. Er liegt auf der Intensivstation“, erklärte Agasa ihr.

Gemeinsam erreichten sie mit Tadashi das Krankenhaus.
 

Yusaku wartete bereits vor der Tür zur Intensivstation, als der Professor mit Ai zu ihm stieß.

„Hallo, Yusaku. Wie geht es ihm?“

„Unverändert“, antwortete dieser: „Ich habe bereits alles erzählt was ich weiß“, er wandte sich an die geschrumpfte Shiho: „Bitte komm mit“, bat er die ehemalige Chemikerin: „Deine Aussage ist für Shinichis weitere Behandlung sehr wichtig.“

Sie ging alleine mit ihm mit.

Agasa blieb bei Yukiko, die bei ihrem Sohn saß.
 

Yusaku blieb stehen, klopfte an. „Bitte sag ihm alles was du weißt“, bat er sie noch einmal, ehe er zusammen mit ihr Hiroshige aufsuchte.

Er stärkte ihr den Rücken, schaute sich ebenfalls noch einmal sämtliche APTX 4869 Notizen mit an, die sie mitgebracht hatte.

Das Gespräch zwischen dem Mediziner und der geschrumpften Shiho wurde noch weiter fortgeführt, während Yusaku bereits zu seinem Sohn und den anderen zurückkehrte. Er kannte die Geschichte schließlich und Ai erledigte ihre Sache professionell. Langsam ging er die Tür hinter sich geschlossen über den Flur.
 

Yukiko und der Professor sahen zu ihm auf, die schweigend nebeneinander gesessen hatten.

„Was hat Shinichi nun genau?“, fragte Agasa, kaum hatte Yusaku sich erschöpft seufzend dazu gesetzt, besorgt nach.

„Eine Bauchfellentzündung“, äußerte Yusaku sich sehr bedrückt: „Er hatte eine Durchbruchstelle am Magen wohl durch ein Magengeschwür verursacht. Er hatte noch weitere Tumore.“

„Krebs?“, der Professor schaute ihn mitfühlend und sehr betroffen an.

Yusaku nickte darauf nur. Tief seufzte er den Blick an seinem Freund vorbei fern auf seinen Sohn traurig gerichtet. Seine Antwort ließ kurz auf sich warten, bevor er mit gefasster Stimme weiter sprach: „Das ist noch nicht klar, ob es bösartig war. Wir müssen die Gewebeproben abwarten.“ Seine Stimme war nun belegt. Er hatte Tränen in den Augen. Diesmal kam es vor, dass Yukiko ihren Mann weinen sah: „Das wusste ich nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass es so um ihn steht… Wenn ich das Ausmaß nur gekannt hätte…“, machte er sich selbst Vorwürfe: „Dann hätte ich längst etwas unternommen. Ich dachte wirklich, dass er aus Trotz simuliert oder übertreibt. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihn nicht zum Essen gezwungen“, überkamen ihn die Tränen. Zwar wollte er sich zusammenreißen. Doch fiel ihm das außerordentlich schwer. In einer Umarmung fand er Halt bei seinem Freund.
 

„Dr. Hiroshige weiß über alles Bescheid. Ich habe ihm alles gesagt.“ Ai war gekommen: „Er hat die weitere Behandlung nicht abgelehnt“, teilte sie stehend auf ihre für sie typische sehr sachliche und kühle Art mit, bevor sie sich hinsetze.

Yusaku, der sich mittlerweile wieder im Griff hatte bedankte sich dafür bei ihr. Er lächelte mit traurigem Glanz in den Augen.

Yukiko sah ihren Mann an, dass sie ihn ebenfalls gerne getröstet hätte verschwieg sie.

Mit vier Personen plus des schlafenden Babys saßen sie um das Bett herum. Sie sprachen nicht weiter miteinander. Stumm warteten sie darauf, dass der geschrumpfte Shinichi richtig aufwachte.

Das seine Eltern und Freunde ihm treu Beistand leisten wollten, davon bekam dieser noch nichts mit.

Nur kurz spürte der geschrumpfte Shinichi einen kleinen Stich, der von einer Berührung stammte. Eine Krankenschwester hatte nach seiner Kanüle an der rechten Hand gesehen. Doch er war zu müde, als das er die Augen öffnen wollte. Noch nicht richtig wachgeworden schlief er noch eine ganze Weile weiter.
 

Am Nachmittag öffnete er zum ersten Mal nach der Operation am Morgen seine Augen. Er hatte Schmerzen. Doch sie waren erträglich. Es waren etwas andere als er es gewöhnt war. Das leichte Bewegen seiner Glieder tat wie immer weh. Sie waren zudem schwer und kraftlos. Es war der Bauch der ihm die andere Art von Schmerzen bereitete, weshalb er oberflächlicher atmete als sonst.

Ach ja, ich bin operiert worden, erinnerte er sich allmählich.

Seine Eltern hatten sofort den Griff um seine Hand verstärkt und auch Ai und der Professor waren sofort aufmerksam geworden, als die beiden wie auch seine Eltern eine leichte Bewegung seines Kopfes und leichte körperliche Regungen bemerkt hatten.

Schwach und noch benommen spürte er das.

Die Gesichter seiner Mutter und seines Vaters waren es, die er als erstes aus den Augenwinkeln heraus registrierte.

„Mama. Papa“, stellte er kaum hörbar fest. Jedem von ihnen fiel durch diese zwei Worte ein Stein vom Herzen.

„Shinichi“, drückte Yusaku liebevoll noch einmal zur Vergewisserung die kleine Kinderhand seines Sohnes und auch Yukiko hatte Freudentränen in den Augen.

Aus müden Augen schaute er seine Eltern an. Auch Agasa und Ai waren da. Er atmete matt. Die Augen waren schwer.

„Ja, mach die Augen wieder zu Shinichi. Schlaf weiter“, hörte er die fürsorgliche Stimme seines Vaters, der ihm sanft über den Kopf strich.

Die beruhigend wirkende Berührung seines Vaters verfehlte seine Wirkung nicht.

Der geschrumpfte Shinichi gab sich seiner Müdigkeit ohne weiteres wieder hin und schlief wieder bis in den späten Abend hinein ein.
 

Um 22:00 Uhr fuhr der Professor mit Ai heim.

Yusaku verabschiedete sich noch mit nach unten gegangen von ihnen, ging dann zurück auf die Station.

Wie seine Frau war er die restliche Zeit bei seinem Sohn geblieben. Wie Yukiko hatte er den ganzen Tag über nichts gegessen. Für Beide war Essen irgendwie Nebensache. Beide hatten keinen wirklichen Hunger. Yukiko konnte jetzt nichts essen. Sie war immer noch zu aufgewühlt. Eine kurze Berührung an ihrer Schulter und ihre Erwiderung dadurch, dass sie ihre Hand auf seine legte, war die einzige Geste des sich Haltgebens, als er wieder zu ihr ins Zimmer kam.

Sich gesetzt herrschte erneutes Schweigen zwischen ihnen. Seine Frau wollte doch traute sie sich nicht und auch Yusaku bevorzugte die Stille. Auch er machte keine Anstalten sie anzusprechen, nachdem sie nach kurzer Zeit aufgehört hatte noch zu ihm rüber zu sehen, seinem Blick lieber ausgewichen war. Mit aufeinander abgelegten Händen schaute sie mit gesenktem Kopf auf ihren Schoss hinunter.
 


 

Eine Stunde später wachte ihr Sohn noch immer etwas müde wieder auf. Seine Eltern waren weiterhin bis jetzt die ganze Zeit gegenüber neben ihm durch sein Bett räumlich voneinander getrennt neben ihm sitzen geblieben.

„Shinichi“, vernahm er die sehnsüchtige Stimme seiner Mutter.

Leicht bewegte er den Kopf in ihre Richtung, hielt dabei inne, weil er die Hand seines Vaters auf seiner heißen Stirn fühlte.

„Geht es dir gut?“, wurde er weiter von seiner Mum überfallen: „Oh, Shinichi. Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht“, fiel sie ihm verbal voller Freude und Erleichterung um den Hals.

Auch bei Yusaku überwiegte im diesem ersten Augenblick die Erleichterung. Auch er sprach seinen Sohn mit Namen an.

Doch breiteten sich in ihm dann seine anderen Gefühle aus: „Shinichi, verdammt noch mal!“, platze es schimpfend aus ihm heraus: „Was machst du für Sachen!? Ich bin fast verrückt geworden vor Sorge um dich. Was dachtest du dir nur!? Warum um alles in der Welt hast du nichts gesagt!?“, bekam der Mini-Shinichi Ärger.

Seine Eltern bekamen keine Antwort von ihm. Weshalb Yusaku noch einmal fragte, um Erklärung bat: „Warum Shinichi!? Warum bist du nicht gekommen und hast uns gesagt wie schlecht es dir wirklich geht!?“

Darauf antwortete der geschrumpfte Shinichi mit seiner durch die Kehlkopfentzündung noch sehr heiseren Stimme: „Was hätte das geändert?“, fragte er deprimiert rhetorisch.

„Was das geändert hätte!? Eine Menge“, sein Vater war aufgebracht. Er stand auf: „Wenn du nur was gesagt hättest, Shinichi“, hielt er sich vorwurfsvoll die Hand vor den Mund.

„Ihr hättet doch nichts machen können“, sagte er darauf nur resigniert und auf eine gewisse Art seine Eltern damit trösten wollend.

„Shinichi“, sah sein Vater ihn mit Tränen in den Augen an: „Doch natürlich! Wir hätten dir geholfen. Shinichi, dachtest du wirklich du hättest nicht zu uns kommen und mit uns darüber reden können?“ Yusaku setze sich wieder: „Hast du wirklich geglaubt du hättest es verheimlichen müssen!?“, sah er seinen Sohn erschüttert eindringlich in die Augen.

„Selbst wenn ich es euch gesagt hätte“, setzte ihr Kind an: „Ihr hättet doch auch nicht gewusst was ich habe und nichts dagegen unternehmen können.“

„Aber Shinichi“, antworte seine Vater ihm wieder: „Wir hätten schon gemeinsam eine Lösung gefunden. Wir wären mit dir zu einem Arzt gegangen. Wir hätten schon einen gefunden und das irgendwie geregelt“, sah er seinem Sohn noch einmal eindringlich in die Augen: „Dachtest du wirklich wir hätten damit nicht zu einem Arzt gehen können?“, sah er ihn traurig an.

Der Mini-Shinichi brauchte nicht zu nicken.

Damit war das Thema von seiner Seite aus auch erledigt. Seine Eltern blieben noch die ganze Nacht weiter bei ihm im Krankenhaus. Während er selbst schlief, harrte seine Mutter die ganze Zeit neben ihm wach aus. Auch Yusaku, der bei ihnen geblieben war, blieb abgesehen von ein paar Stunden in der späteren Nacht beziehungsweise in den frühen Morgenstunden in denen er seinen Kopf auf seine überkreuzten Arme gebettet gedöst hatte, auf.
 

Freitagmorgen 15. Dezember
 

„Möchtest du auch einen Kaffee?“ Er war aufgestanden und sah sie an.

Yukiko nickte. Sie sah ihm nach wie er das Zimmer verließ.

Ihr Mann ging nach draußen vor dem Krankenhauseingang eine Zigarette rauchen. Während er das tat stand er da, betrachtete den Rasen über den er gestern gegangen war und atmete die Winterluft ein. Es war kalt heute Morgen, aber der Himmel war schön blau.

Nachdem er fertig war damit suchte er die Cafeteria auf, die um halbsieben noch nicht für Besucher geöffnet hatte. So brachte er nur die beiden Kaffees aus einem der Automaten mit nach oben zu seiner Frau.

„Hier“, reichte er freundlich Yukiko den kleinen Becher.

„Danke“, nahm sie diesen zurückhaltend mit gesenktem Kopf verlegen entgegen.

Er selbst lehnte sich an die Wand neben das Fenster.

Ihr Sohn schlief noch. Schweigend standen sich seine Eltern Kaffeetrinkend jeder in ihrer Ecke jeweils für sich alleine. Besonders Yukiko wusste nicht was sie sich sagen sollten und auch Yusaku beließ es.
 

Am Vormittag
 

Um zehn Uhr kam der Professor. Allerdings ohne Ai und erkundigte sich nach seinem geschrumpften Freund. Sie hatte es abgelehnt mitzukommen, als er sie gefragt hatte.

Wie sie drei machte auch der Miniatur Shinichi Kontakt mit einer Krankenschwester.

„Hallo Conan“, lächelte sie ihn und seine Eltern nett an: „Ich bin Pflegerin und heiße Frau Tujiko. In der nächsten Zeit kümmere ich mich mit um dich. Wie fühlst du dich heute Morgen?“, erkundigte diese sich.

„Geht so“, war seine kurze, heißere Antwort. Er schaute sie aus müden Augen an.

„Hast du Schmerzen?“, fragte sie einfühlsam über ihn gebeugt nach.

„Ja, aber es geht“, meinte er.

„Wenn es schlimmer weh tut, dann sagst du uns Bescheid in Ordnung? Du hast hier eine Schelle, wenn du sie drückst wird immer jemand zu dir kommen, ja“, zeigte sie ihm und lächelte zuzwinkernd.

„Lässt du mich nach deinem Verband sehen?“, bat sie nachdem er genickt hatte.

Sie kontrollierte seinen Bauch, hing ihm eine neue Infusion an, trug in die Fieberkurve ein und positionierte ihn im Bett etwas um, nachdem sie auch seine Vitalzeichen kontrolliert und in seine Mappe eingetragen hatte. Danach bekam er noch eine Thrombosen-Spritze.

„So. Da hast du alles auch schon überstanden“, lächelte sie und verabschiedete sich.

Etwas später lernte Rans-Erfreuend auch seinen behandelnden Arzt kennen. Der sich ihm als Hiroshige vorstellte. Ihn fand Shinichi weniger sympathisch. Kurz und bündig hörte er die Anweisungen seines Arztes den Pflegerinnen gegenüber mit an: „Am Mittag noch einmal spülen“, wurde angeordnet. Dann unterhielt er sich noch kurz mit seinem Vater: „Es sieht gut aus. Soweit es meine Kollegen und die Schwestern betrifft wird Shinichi unter Conan Edogawa weiter geführt. Hier haben sie meine private Telefonnummer. Falls Sie mich brauchen sollten, rufen Sie mich bitte persönlich an. Ansonsten werde ich Morgen wieder bei Ihnen reinschauen“, verkündete er und empfahl sich.
 

Am frühen Nachmittag
 

Der Professor kam nach dem Mittagessen zuhause mit Ai zurück.

„Nein, danke“, hatte Ai auch diesmal das Geschirr abräumend gesagt.

Yukiko verfolgte die Unterhaltung der Männer. Sie selbst tat nichts zu dieser bei, sondern saß einfach nur auf der gegenüberliegen Seite auf ihrem Platz des Bettes. Shinichi schlief wieder.

„Heiji hat heute Mittag angerufen, als du schon weg warst“, erzählte Yusaku.

„Hast du es ihm gesagt?“

„Nein.“ Yusaku lehnte sich müde auf dem Stuhl nach hinten. Er rieb sich die Augen: „Ich habe es gelassen. Es reicht wohl wenn ich es ihm sage, wenn er morgen zurückkommt.“
 

Samstag, 16.Dezember
 

„Es muss wohl nicht noch einmal operiert werden“, war die gute Nachricht, die sie am Vormittag bekamen: „Es sieht soweit es zu diesem Zeitpunkt zu beurteilen ist gut aus. Zwar macht das Fieber ihrem Sohn noch zu schaffen, aber die Wundheilung ist nicht zu beanstanden“, so die Prognose des Arztes.
 

Als Heiji am frühen Nachmittag mit Kazuha bei den Moris ankam, stellte er getrennt von Kazuha seine Sachen in seinem Zimmer ab. Er wollte zum Professor rübergehen.

Während Ran sich in ihrem Zimmer freute: „Hallo, Kazuha“, sagend ihr Buch beiseitelegte, ihre Freundin wieder zu sehen, bekam Heiji noch bevor er losgegangen war einen Anruf von Yusaku.

„Bist du zuhause?“, wollte dieser von ihm wissen.

„Äh ja“, antwortete er verdutzt: „Deshalb rufe ich dich an. Jetzt krieg keinen Schreck. Shinichi liegt im Krankenhaus.“

„Was!?“ Heiji war entsetzt.

„Er hat eine Bauchfellentzündung“, wurde er informiert: „Wir und Professor Agasa sind bei ihm. Du musst also nur eine etwas andere Route nehmen“, erklärte er den Weg zu Shinichis Stadion.
 

Kurz darauf betrat Heiji, der bereits im Krankenhaus noch nach dem Weg gefragt hatte, das Zimmer, indem sein Freund sich befand. Erschüttert kam er rein: „Shinichi“, sprach er ihn an, welcher immer noch allgemein einen schwer kranken Eindruck machte.

Da der geschrumpfte Shinichi nicht richtig sprechen konnte und wollte, ließ er sich von Yusaku die ganze Geschichte erzählen.

„… Ich hoffe du nimmst mir das nicht übel, aber ich dachte ich lasse dich lieber erst deine Klausuren schreiben. Ich wollte dich nicht ablenken“, entschuldigte Yusaku sich.

Heiji hatte Verständnis dafür. Er nickte.
 

Kazuha hingegen befand sich mit Ran und Sonoko, die zu Besuch gekommen war und sie zu einem Stadtbummel eingeladen hatte, gerade in der Babyabteilung bei den Strampelanzügen.

Ran hatte neben ihr die ganze Zeit über bisher eigentlich Spaß gehabt, bis ihr in diesem Moment doch wehmütig Shinichi in den Sinn kam und sie an ihn denken musste.

Sonoko, die das mitbekam brachte ihn damit zur Sprache: „Hat er sich immer noch nicht bei dir gemeldet und sich entschuldigt?", wollte sie anklagend wissen.

„Nein“, antwortete Ran und hängte nun etwas bedrückt geworden den Bügel mit dem rosafarbenen Hemdchen, dass sie gerade in der Hand gehabt hatte wieder an den Harken zurück.

„So ein Mistkerl“, regte Sonoko sich aus Sicht der guten Freundin auf. Doch bekam sie von der werdenden Mami: „Hör auf damit“, eins deswegen drüber.

„Aber Ran!?“, ereiferte sich Sonoko darauf und auch etwas empört: „Ich versteh nicht, warum du ihm nicht mal die Meinung sagst und dir das Alles immer von ihm gefallen lässt. Ich meine er kann sich doch nicht einfach so verpissen und erwarten das du euer Kind alleine aufziehst!“

„Sonoko, sprich nicht so von ihm!“, schaute Ran sie böse an: „Shinichi braucht einfach Zeit für sich. Versteh das doch! Ich hab dir doch gesagt, dass ich das nicht möchte. Mach ihn nicht schlecht wie das letztes Mal!“, wies sie ihre übereifrige gute Freundin in die Schranken.

„Aber-“, wollte Sonoko noch was erwidern.

Doch Ran würgt sie bestimmt ab: „Kein Aber, Sonoko!“, sagte sie sich umdrehend und zu einem anderen Regal gehend.

Kleine bunte Söckchen in die Hand genommen, sagte sie ruhig, wenn auch ein kleines bisschen wehmütig: „Hör zu. Ich liebe Shinichi und ich kann warten. Ich hätte gerne, dass er zu mir zurück kommt, bevor die Kleine da ist. Ich hätte ihn wirklich gerne bei der Geburt von Kickchen dabei. Am liebsten wäre es mir ich hätte ihn bis dahin ganz zurück. Aber wisst ihr was?“, sah sie jetzt neben Sonoko auch Kazuha an: „Ich habe es nach oben abgegeben. Ich freue mich, wenn er wieder zurück zu mir kommt, aber“, sie stockte kurz: „wenn er nicht wieder kommen sollte, dann komme ich damit auch klar.“

Damit war für Ran das Thema erledigt und weil Sonoko nicht aufhören wollte verabschiede sie sich bald von ihr und ging, nachdem sie die Söckchen gekauft hatte, alleine mit Kazuha wieder nachhause.
 

Im Krankenhaus
 

„Wisst ihr was?“, schaute Yusaku auf die Uhr: „Es bringt doch nichts die ganze Zeit über hier abzuwarten“, hatte er genug und jetzt Lust nach Bewegung: „Kommt, lasst uns etwas unternehmen“, deutete er auf seinen schlafenden Sohn. „Ablenkung tut uns sicher allen gut“, schaute er in die Gesichter von Agasa, Heiji und seiner Frau.

Der Professor fand die Idee gut und stand ebenfalls auf.

Auch Heiji gab sich einen Ruck.

Nur Yukiko blieb sitzen.

„Komm doch mit“, sprach ihr Mann sie an: „Deprimiert hier sitzen kannst du auch später noch und falls mit Shinichi etwas sein sollte, werden wir sicher angerufen.

Da Yukiko trotzdem lieber bleiben wollte, ging er mit den anderen beiden alleine.
 

„Was wollen wir machen?“, fragte Yusaku mit ihnen ins Auto gestiegen. Da keiner der beiden eine Antwort wusste, beschloss er: „Gut dann fahren wir kurz nachhause die Hunde holen und Ran möchte bestimmt auch mitkommen zum Reiten.“
 

Und Recht hatte er. Ran kam, die Hunde an der Haustüre bellen gehört, nachsehen.

„Yusaku“, begrüßte sie ihn freudig von der Treppe oben aus.

„Hallo, Liebes“, leinte erst Holmes, dann Queen an: „Ich fahre zu Tunis. Kommst du mit?“

„Ja“, freute sie sich sofort.

„Gut, dann mach dich fertig.“

Während sie hoch lief, ging er noch kurz in die Küche, um zu trinken.
 

Er nahm bereits an, dass sie fertig sei und wollte mit ihr runter gehen, als Ran vor ihm stehen geblieben, ihn um etwas bat: „Kann Kazuha mitkommen?“

„Du hast ihr davon erzählt?“, Yusaku zog die Stirn hoch.

Die Ex-Freundin seines Sohnes nickte: „Sie wird nichts verraten“, bürgte sie für ihre Freundin: „Sie ist nur so traurig wegen Heiji. Vielleicht lenkt sie das Reiten etwas ab? Sie könnte doch Mai haben“, trug sie ihr Anliegen vor.

„Wenn sie frei ist“, verzog Yusaku etwas unsicher das Gesicht: „Die Idee finde ich ja gut. Nur“, setze er an: „Ich habe jetzt schon vorgehabt Heiji mitzunehmen.“

„Oh“, war Ran gekiekt.

Er hatte Mitgefühl, weshalb er nach kurzem Überlegen meinte: „Geh hoch und frag sie. Sag ihr das Heiji auch mitkommt. Ihr könnt ja wenn ihr wollt alleine etwas machen. Dann halte ich mich mit Heiji und dem Professor wo anderes auf.

Ran strahlte: „Ist gut“ und beeilte sich nach oben.

Yusaku schaute ihr kopfschüttelnd in sich hinein lächelnd hinterher und ging dann schon vor nach unten.

Kazuha war unschlüssig. Doch Rans bitten: „Ach, komm schon. Das macht sicher Spaß und außerdem kannst du so mit Heiji zusammen sein. Vielleicht ergibt sich ja was?“, zeigte Erfolg.

Kazuha überlegte noch kurz. Dann war sie einverstanden.

Heiji war wenig begeistert, als er hörte, dass sie mitwollte. Es war ihm anzusehen, dass er keinen Bock auf sie hatte. Genervt hatte er das Gesicht verzogen.

„Ach, komm schon Heiji“, ließ Yusaku den Professor mit ihm den Platz wechseln und auf dem Beifahrersitz Platz nehmen: „Lass die Mädchen doch“, setze er sich neben ihn an das Lenkrad: „Ran kümmert sich um sie. Du brauchst dich nicht in ihrer Nähe aufzuhalten, wenn du nicht willst. Komm einfach mit mir und Agasa.“

Heiji, der eigentlich keine Lust hatte, blieb nicht mehr viel übrig um abzulehnen, da Yusaku bereits schnell den Motor angelassen hatte und losgefahren war.
 

Auf dem Parkplatz des Reithotels ausgestiegen war Ran die erste, die eine Unterhaltung begann. Zuvor im Auto hatten sich nur Yusaku und der Professor unterhalten. Das Radio war nebenbei angewiesen.

Während sie der Unterhaltung zugehört und ausgeglichen Musik gelauscht hatte, waren die beiden anderen miteinander beschäftigt gewesen. Heiji hatte genervt so etwas gedacht wie: Hoffentlich geht sie mir nicht auf die Nerven und Kazuha hingegen hatte sich angespannt Sorgen gemacht: Hoffentlich redet er mit mir, dass er eine Kommunikation mit ihr ablehnen würde. Was Heiji seinerseits ganz sicher auch vorhatte.

Yusaku hatte die Hunde aus dem Kofferraum hinausgelassen und noch angeleint. Queen gab er Heiji und Holmes hielt er.

Ran ging neben ihm: „Ich hab mich vorhin mit Sonoko gestritten“, erzählte sie ihm etwas bedrückt.

„Ja?“, schaute er sie mitfühlend an.

„Wegen Shinichi“, erklärte sie ihm ein wenig traurig: „Sie kann einfach kein gutes Haar an ihm lassen. Ich habe ihr gesagt, dass ich es nach oben abgegeben habe. Ich kann ihr das einfach nicht richtig begreiflich machen.“

„Tja, das Problem wirst du öfter haben, Liebes. Das ist weil sie nach weltlichem Denken geht. Du nach universellem“, lächelte er sie aufmuntern wollend mit einem Schmunzeln an.

„Ich weiß.“ Ran seufzte: „Trotzdem“, meinte sie: „Ich würde mir wünschen das sie mich versteht und das nachvollziehen kann.“

„Das kenne ich“, er legte liebevoll grinsend seinen Arm um ihre Schulter. Die beiden hatten verstanden wovon sie sprachen, konnten sich gegenseitig Gelassenheit vermitteln. Der Professor konnte es erahnen, weil er ebenfalls die neue Einstellung mit Yusaku teilte. Kazuha konnte es ebenfalls halbwegs verstehen, da Ran ihr das Konzept auf dem Nachhauseweg erklärt hatte.

Heiji dagegen verstand das noch nicht. Es war ihm herzlich egal. Er fand es zu blöde, dass Kazuha meinte sie müsse neben ihm laufen und ihn dabei auch noch zwischendurch ansehen. Sie versuchte es zwar ihn nicht merken zu lassen, aber er hatte es mitgekriegt und er war maßlos genervt davon: Musste das sein?

Seit er wie sie nach Osaka gefahren war hatte sie immer wieder versucht gehabt Kontakt zu ihm aufzunehmen. Da er davon ausgegangen war sie wolle über sein Fernbleiben von der Arbeit sprechen oder wieder einen Streit anfangen, war er ihr jedes Mal aus dem Weg gegangen.

„Wie geht es Conan?“ Als es um seinen Freund ging wurde er wieder aufmerksam.

Ran hatte bei Yusaku nachgefragt.

Heiji beobachtete seine Reaktion, der mit einem „Geht so“ antwortete.

„Er fühlt sich noch sehr krank?“, schlussfolgerte Ran einfühlsam.

Zu Dritt betrat sie mit dem Professor auf der anderen Seite von Shinichis Vater den Kiesweg. Hinter ihr lief Heiji. Kazuha etwas abgeschlagen als letze.

Yusaku nickte etwas verkneifen, dass er im Krankenhaus war, sagte er ihr nicht. Stattessen leinte er Holmes ab und deutete auch Heiji an, er könne Queen losmachen.

Kaum hatte Heiji das auch getan preschten die beiden Hunde auch schon voraus über die Wiese bis zu den Koppeln hinweg.

Auf Heijis etwas besorgten Blick hin, meinte Yusaku nur gelassen: „Die kommen schon wieder. Keine Sorge“ und lachte. Vergnügt ging er mit den anderen weiter. Auf und an den Koppeln waren bereits Pferde teilweise mit Reiter und einige auch ohne zu sehen.

Die Pension auf der einen Seite führte Ran die anderen zusammen mit Yukikos Mann weiter bis zu den Stallungen. Von denen ihnen bereits der Pferdegeruch in die Nasen stieg.

„Das da vorne ist Frau Tsukimiya“, machte Ran Kazuha und Heiji fröhlich auf die alte Dame, die über den Hof zum Cafe ging aufmerksam: „Ihr gehört das hier alles. Sie ist echt total nett und da drüben in dem Haus da kann man auch übernachten“, erzählte sie ihnen freudig.
 

Im Stallkomplex war sie auch die Erste die aufgekratzt ein Stück vorauslief und Kazuha alles zeigte. Sie war es, die mit ihrer Freundin als erste in der unmittelbareren Nähe zwischen Tunis und einem anderen braunen Pferd stand. Heiji dagegen war noch weiter vorne. Er war bei Yusaku und Agasa geblieben, die es weniger eilig hatten, sondern lieber ganz gemächlich zu den beiden aufschlossen.
 

Ran hatte gewartet, bis Yusaku nun die Box geöffnet den Hengst begrüßte: „Hallo, Tunis. Na, mein Guter? Wie geht’s dir?“, erwiderte er mit der Hand den leichten, aber auffordernden Stoß des Pferdes in die Seite: „Hier“, hielt Shinichis Vater dem Tier zwei Zuckerstückchen auf flacher Hand hin, die er aus seiner Tasche gezaubert hatte. Yukikos Mann lachte zugesehen wie sich das Reitpferd gierig darüber hermachte: „Lass es dir schmecken“, klopfte er über die Mähne.

„Oh nein“, fiel es Ran ein, als sie sah, wie er sich nun die Handschuhe überzog.

„Yusaku“, wurde er von ihr besorgt angesprochen.

Woraufhin er sie fragend ansah.

„Ich habe meine Handschuhe vergessen.“

„Na dann noch mal schnell zurück“, meinte er und gab ihr den Autoschlüssel.

„Ist gut“, rief Ran noch, die zusammen mit Kazuha loslief.
 

Die beiden außer Sicht wendete Yusaku sich an seine zwei Begleiter: „Dann wollen wir mal sehen“, suchte er erst für Agasa, für den er auch sich direkt sicher war, und dann für Heiji ein passendes Pferd aus.

„Ich kann aber nicht wirklich reiten“, wendete Heiji etwas überrumpelt ein, als er von Shinichis Vater kurzer Hand die Zügel in die Hand gedrückt bekam.

„Das macht nichts“, versicherte Yusaku ihm gut gelaunt: „Dann lernst du es. In ein paar Stunden sitzt du sicher im Sattel. Frag Ran das ist nicht so schwer.“

„Na, wenn das so ist“, entgegnete Heiji und stieg mal mutig auf den schwarzen Hengst.

Yusaku seinerseits war ebenfalls bereits auf Tunis aufgesessen, als Ran mit Kazuha aus der Puste wieder zurück kam.

„Ich kann sie nicht finden die Handschuhe. Ich glaube ich habe sie zuhause vergessen“, klagte Ran.

Yusaku sah sie an, dann lächelte er leicht, schüttelte den Kopf: „Hier nimm“, leite er ihr gutmütig seine.

„Aber was ist dann mit dir?“

Yusaku war gerührt wie besorgt Ran doch um ihn war, was ihn nur noch mehr amüsierte: „Frag nicht! Nimm einfach“, forderte er sie streng auf.

Dankbar zog Ran sich die Handschuhe an, bevor sie mit Kazuha Mai satteln und herholen ging. Bis dahin saß auch der Professor sicher auf einem rotbraunen Hengst, der auf den Namen Tapo hörte. „Ein bereits älteres Tier“, wie Yusaku ihm verschmitzt versicherte.

„Na, auch endlich so weit“, hatte er auf Tunis bereits nach ihnen Ausschau gehalten: „Typisch Frauen. Brauchen nicht nur beim Shoppen lange“, zwinkerte er Heiji zu.

Der fand diese Anspielung nicht witzig, sondern machte deutlich, dass er weg wollte.

Yusaku kam der stummen Aufforderung umgehend nach und ritt an ihm und dem Professor vorbei in dessen Mitte er sich einreihte. Heiji gezeigt wie er die Zügel zupacken hatte ritt er vor.

Ran lief die Zügel haltend mit Kazuha, die auf Mai saß, hinten an.
 

Kurz nacheinander kamen die fünf die Stallung verlassen ins Freie. Die frische Luft ließ den Atem sichtbar werden.

„Willst du es ihr hier beibringen?“, drehte Yusaku sich zu Ran sie und Kazuha gemeint um.

Ran nickte gut gelaunt: „Komm Kazuha“, meinte sie happy.

Von den beiden Mädels getrennt, machte auch Yusaku sich mit dem Professor und Heiji im Schlepptau auf den Weg über die Wiese.

„Keine Sorge“, fing Yusaku, auf die fragwürdigen Blicke hin, an zu Lachen.

„Ran überschätzt sich nicht. Sie kann das. Wenn wir wieder zurück sind, wird Kazuha die Grundlagen schon kennen. Genau wie ihr“, forderte er: „Kommt schon“ die zwei munter auf ihm zu folgen. Die das unsicher auch taten.

„Keine Angst. Euch passiert schon nichts“, machte er sich über den Professor und Heiji lustig: „Ich achte schon auf euch auf“, grinste er dabei zusehend wie die beiden noch etwas unbeholfen zu ihm aufschlossen.

Auf sie gewartet warf er noch einen letzen Blick auf Ran, die mit Kazuha bereits das letze Stück zur Koppel zurücklegte.

Agasa und Heiji bei sich, setze er Tunis wieder in Bewegung. Langsam führte er seine Begleiter über die Wiesen bis hin zu den Wegen und dem Wäldchen. „Wenn Ihr es so haltet geht es einfacher“, gab er Ihnen dabei dann und wann: „Seht Ihr“, kleinere Hinweise und Erklärungen während er ihnen die nähere Umgebung und den Weg durch den Wald hindurch zeigte.
 

„Ob Heiji je wieder mit mir sprechen wird?“ Kazuha konnte Rans Fürsorge und die Freude auf dem Pferd zu sitzen nicht ganz genießen. Zu sehr waren ihre Gedanken bei Heiji: „Ich glaube er will überhaupt nichts mehr mit mir zu tun haben.“

„Das glaub ich nicht.“ Ran blieb stehen, sah zu Mai hoch: „Heiji ist doch bei Yusaku“, versuchte sie ihre Freundin zu bekräftigen: „Vielleicht redet er mit Heiji. Vielleicht hört er ja auf ihn? Vielleicht kann er etwas für dich erreichen. Ich werde ihn fragen, wenn er wieder kommt, okay?“

Kazuha nickte.
 

Yusakus Stimmung war gut und auch der Professor hatte Spaß. Selbst Heiji fand es mittlerweile eigentlich ganz cool.

Jedenfalls bis er mit den beiden Älteren bereits wieder zwischen den karlen Bäumen hinaus kam.

Das Gesprächsthema war von den Pferden über zu Ran und von ihr aus zu Shinichi gewechselt. Sodass es dazu kam, dass Yusaku ihn nun aufs Korn nahm und ihm eine bestimmt Frage stellte: „Sag mal Heiji“, erkundigte er sich scheinbar nur beiläufig. Aber eigentlich bewusst und ganz gezielt nach der Meinung: „Findest du nicht auch das Shinichi es sich kompliziert macht?“

Daraufhin sah Heiji den Vater seines Freundes zuerst etwas verwirrt an. Konnte ihm aber nicht recht widersprechen.

„Und meinst du nicht, dass du dir das auch schwerer machst, als es vielleicht nötig wäre?“, wagte Yusaku seine Kritik nun ihm gegenüber anzumerken.

Heiji, dem klar war das er auf Kazuha anspielen wollte blockte ab: „Es ist nicht meine Schuld. Sie hat angefangen. Sie besteht darauf das ich ihr die Wahrheit sage.“

„Und das möchtest du nicht“, sprach Yusaku es für ihn laut aus.

„Nein.“ Heiji war sauer.

„Gut“, räumte Yusaku ein: „Die Sache hat aber doch einen Harken“, fügte er selbst etwas bedrückt hinzu: „Du liebst sie und sie liebt dich. Irgendwas passt da nicht?“ Es klang zwar wie eine Frage. Trotzdem war ersichtlich, dass es sich um eine tatsächliche Feststellung handelte.

„Ich weiß“, setzte Yusaku nach einer kurzen Pause an, nachdem er und Heiji sich angesehen hatten: „das du das nicht hören willst. Aber was ändert das: Mach keinen Fehler den du später bereust. Tu dir den Gefallen und denke noch einmal nach. Denn dann wird dir vielleicht bewusst, wie unzufrieden du gerade bist.“

Damit war das Thema für Yusaku erledigt. Er ließ Heiji stehen. Der hinter dem Professor zögerlich nachkam. Was Yusaku wusste, auch ohne sich umzudrehen.
 

Den Weg entlang kam der Reiterhof wieder in Sicht.

„Da ist ja Klecks“, rief Yusaku aus, als dieses ihm auffiel.

Agasa und Heiji sahen ihn verdattert an.

„Da“, zeigte er auf das Pony: „Das auf dem das Mädchen da vorne reitet.“

„Das, dass Shinichi hatte“, vermutete Agasa sich daran erinnert wie Yusaku ihm damals die Gesichte erzählt hatte.

„Ja, genau“, bestätigte Yusaku amüsiert. Er selbst erinnerte sich auch an jenen Tag. Vor allem an die Worte die er mit seinem Sohn noch in der Stallung gewechselt hatte. An ihre Auseinandersetzung: „Shinichi war wegen Ran so aufgebracht und er war so verärgert, dass sie ihn auf dieses kleine Pony verfrachtet hatte“, sinnierte er: „Er wollte runter und schaffte es nicht“, mit diesen Worten war Yusakus Stimme plötzlich umgeschlagen. Weg war seine gute Stimmung, die er noch bis eben gehabt hatte.
 

Agasa und Heiji sahen sein bedrücktes Gesicht. Ebenfalls bedrückt folgten sie seinem Blick, der nun traurig auf dem Minipferd lag. Der Professor schaute ihn mitfühlend an: „Shinichi wird sicher gesund“, wollte er trösten.

„Und wenn nicht?“, stellte sein Vater deprimiert die Frage, die quälend in ihm hochkam. Von der er sich bis gerade eben erfolgreich hatte ablenken können: „Wenn er doch Krebs hat?“

Auf den ermutigenden Blick hin, versuchte Yusaku sich an einem dankbaren Lächeln. „Ich weiß nicht wie es euch geht, aber meine Hände frieren ein“, sagte er barsch: „Lasst uns was warmes trinken.“ Die anderen Beiden folgten ihm.
 

Wenn er auch das Thema Shinichi beendet hatte, blieben die Gedanken an seinen Sohn. Das ungute Gefühl, dass sich in ihm ausbreitete blieb ihm erhalten. Erst als er Ran im Halbdunkel ausmachte, die zusammen mit Kazuha noch immer auf der umzäunten Wise war, fand er etwas Erleichterung.

„Hey“, hörten Ran und Kazuha ihn.

Heiter drehte sie sich zu ihm um, freute sich den Vater ihres Ex-Freundes zu sehen.

Er erwiderte ihr lächelndes Gesicht: „Kommt“, forderte er sie sanft auf: „Es wird Zeit für heute Schluss zu machen.“

„Ja, ist gut“, war Ran sofort einverstanden. Sie stimmte freudig zu, als er mitteilte was er vor hatte: „Lasst uns die Pferde zurückbringen und ins Cafe gehen. Ihr seid, alle eingeladen“, hatte er sich auch an den Professor, Kazuha und Heiji gewandt.
 

Ran nahm Kazuhas Zügel in die Hand und führte sie auf dem Pferd bis in den Stall.

Kazuhas Hoffnung Heiji würde ihren Blick erwidern wurde enttäuscht. Tief in ihrem Herzen niedergeschlagen, stieg sie ab und half Ran.

Nachdem Yusaku gekommen war und ihnen den Sattel abgemacht hatte, war sie mit ihrer Freundin alleine.

Heiji bekam zwei Boxen vor ihnen entfernt Hilfe vom Vater seines Freundes.

„Damit es schneller geht“, hatte er zu ihm gesagt.

„Er hat mich ignoriert“, senkte Kazuha traurig den Kopf.

Ran konnte nur die Hand auf ihre Schulter legen und mitfühlend nicken.

„Es hat sicher nichts gebracht“, schlussfolgerte Kazuha. Sie hatte Tränen in den Augen.

„Wein doch nicht“, ließ sie sich von Ran in den Arm nehmen.
 

Als die Beiden wenig später mit den anderen wieder zusammen trafen, war Kazuha nicht mehr anzusehen, dass sie eben geweint hatte.

Ran wurde von Yusaku angesprochen: „Kann ich jetzt bitte meine Handschuhe zurück bekommen?“, bat er sie freundlich.

„Aber sicher“, seine blauen Finger gesehen zog Ran diese sofort aus und gab sie ihm. „Danke“, erkannte sie sein Opfer dankbar an. Sie suchte seine Nähe.

„Was ist?“, wunderte er sich über sie, weil sie ihn fast abdrängte, als sie zu zweit vor den anderen voraus aus dem Stall hinaustraten.

„Ich möchte dich was fragen“, offenbarte Ran sich ihm.

„Ist es denn so geheim?“, scherzte er. Dann beobachtete er verdutzt wie Ran sich kurz flüchtig nach hinten umsah.

„Es ist wegen Kazuha. Kannst du es nicht mal versuchen mit Heiji zu sprechen. Kazuha bereut den Streit, den sie mit ihm hat wirklich.“

Yusaku schaute sie zu nächst liebevoll amüsiert über ihren Einsatz an, legte anschließend einen Arm um sie: „Das habe ich vorhin schon getan, Liebes.“

„Und?“, wurde er von Ran hoffnungsvoll angesehen.

„Nichts. Tut mir leid, Liebes. Ich glaube nicht das es etwas gebracht hat“, schaute er in ihr enttäuschtes Gesicht.
 

Über den Kiesweg gehend folgte er ihrem traurigen Blick zu ihrer Freundin. Und zu Heiji, der soweit wie möglich von Kazuha entfernt ging.

Der Professor gesellte sich neben Yusaku und gemeinsam mit ihm und den drei Teenagern kehrte er in dem kleinen, freundlichen Landcafé „Pleasure horse- Freude am Pferd“ ein.

Zusammen setzen sie sich an einen der größeren Tische. Kazuha setze sich neben Ran. Yusaku hatte sich neben sie gesetzt. Heiji nahm neben dem Professor am anderen Ende Platz.

Yusaku war so frei für alle die Bestellung aufzugeben. Bis die Bedingung kam war es still zwischen ihnen.
 

Während Ran sich über die warme Tasse freute, die ihr die nette Bedienung brachte und Yusaku sich erst einmal seine eiskalten Hände an seiner wärmte, ließ Kazuha ihre Tasse, immer noch bedrückt Heiji gegenüber den Kopf gesenkt, vor sich stehen.

Yusaku wechselte wie Ran einen Blick zwischen dem zerstrittenen Liebespaar.
 

„Hey“, wurden die Fünf auf einen der Tische hinter ihnen aufmerksam.

Es war eine Frau, die aufgestanden war und erfreut auf sie zu kam. Sie war hübsch und hatte schöne zu einem Dutt zusammengebundene blonde Haare.

„Yusaku“, freute sich die Reiterin sichtlich ihn zu sehen, welche sich neben ihn stellte.

Die anderen vier hatten ihre Blicke auf sie gerichtet. Besonders Heiji guckte skeptisch.

Doch auch Ran freute sich.

„Das ist Lisa Havering“, stellte Yusaku seine Freundin vor.

„Und sie hat ein traumhaft schönes weißes Pferd Isabell“, strahlte Shinichis Ex-Freundin.

„Hallo, Ran“, wurde auch sie munter gegrüßt: „Und wer sind deine anderen Freunde?“, schaute die Amerikanerin in die Runde.

„Der junge Mann ist Heiji Hattori. Er und Kazuha sind Austauschschüler und zurzeit Rans Gäste und der ältere, nette Herr hier zu meiner Seite ist mein hochgeschätzter alter Nachbar und Freund Hiroshi Agasa.“

„Lisa“, meldete sich Ran und schaute Yusaku dabei an: „Kann ich Heiji und Kazuha Isabell zeigen gehen?“

Yusaku wechselte einen Blick mit Lisa: „Na klar“, meinte sie.

„Geht“, scheuchte Yusaku sie und die beiden anderen Jugendlichen spaßeshalber.

Und während Ran mit den anderen beiden ging, setze sich Lisa dazu.
 

„Du hast Recht sie ist wirklich total schön“, stimmte Kazuha ihrer Freundin zu.

„Ja, nicht wahr“, schwärmte Ran: „Und sie ist so großartig. Sie hat bei Turnieren Preise gewonnen und sie ist so lieb!“, erzählte sie ganz begeistert. Es war nicht zu übersehen wie gern Ran die schneeweiße Stute hatte: „Wenn ich jemals ein eigenes Pferd haben sollte, dann möchte ich eines das genauso ist wie Isabell. Sie ist einfach perfekt!“, teilte Ran ihr und Heiji mit. Dem das genügte. Er war der erste der keine Lust mehr hatte und zurück ins Café kam.

Gelangweilt saß da und verfolgte die Konversation zwischen Yusaku und seiner Freundin, die sich nach einem kurzen, sehr vertraut wirkenden Wortwechsel wieder: „Mach’s gut, Yusaku“, von ihm verabschiedete.

„Ja, du auch“, legte Yusaku seinerseits eine Hand auf ihre Schulter. Den beiden anderen zugelächelt war sie aufgestanden und ihrer Wege gegangen.

„Schau nicht so“, bekam Heiji für seinen abwertenden Blick eins drüber: „Sie ist nur eine Freundin. Falls du das Denken solltest. Sie ist gerade frisch geschieden“, schaute er zum Professor: „Wir haben nichts miteinander.“

„Aber du magst sie?“, erkundigte sich Agasa.

Yukikos Mann nickte: „Sie ist nett. Aber wir sind uns einig“, das sagend wendete Yusaku seinen Blick ab: „Es ist für uns beide noch zu früh. Wir verstehen uns nur gut“, schaute er in die halb geleerte Tasse, die er mit seinen Händen herum drehte.

Ran kam mit Kazuha zurück.

Yusaku bezahlte und die fünf kehrten mit den Hunden zurück zum Auto.
 


 

Zuhause bei Eri aßen sie mit ihr und blieben dann noch eine Stunde beieinander. Jedenfalls bis auf Heiji, der nicht beim Yoga mit machte, sondern lieber in sein Zimmer verschwand.

„Komm schon. Mach mit. Es mach Spaß“, hatte Kazuha sich dagegen von Ran dazu überreden lassen mitzumachen.

Danach gingen auch die Mädchen auf ihr Zimmer.
 

Agasa blieb noch bei Yusaku.

Während sein Freund zur Toilette gegangen war, war Yusaku von der Couch aufgestanden und hatte ein kleines, dünnes Büchlein aus dem Bücherregal entnommen, indem er nun blätterte.

Zurück gekommen gesellte sich der Professor zu ihm.

„ Kehlkopfentzündung- Du bist so außer dir, dass du nicht einmal mehr sprechen kannst. Angst etwas auszusprechen. Groll gegen Autorität", schaute er seinen Freund mit der Anspielung aus Shinichi an: „Magenprobleme- Große Furcht, Angst vor dem Neuen. Unfähigkeit Neues zu verdauen und Magengeschwür- Angst, glaube du seist nicht gut genug. Ängstlich darauf bedacht zu gefallen. Muss man dazu noch mehr sagen?“…

„Ich werde noch einmal ins Krankenhaus fahren“, sagte Yusaku kurze Zeit später.

„Soll ich noch mitkommen?“, bot sich der Professor an.

Doch er lehnte ab: „Nein, danke. Geh ruhig nachhause. Tadashi und Ai vermissen dich sicher längst. Ist schon in Ordnung“, versicherte Shinichis Vater mit einem Nicken auf den Gesichtsausdruck: „Soll ich wirklich nicht?“ seines älteren Freundes hin: „Du kannst mich ruhig alleine lassen. Heute Abend komme ich schon zurecht.“ Yusaku grinste tapfer.

Und so verabschieden sich die Beiden von einander.
 

Während der Fahrt zum Krankenhaus waren seine Gedanken bei seinem Sohn. Fraglich überlegte er wie er das mit dem sich-selbst-akzeptieren verklickern sollte. Im Geiste ging er es noch einmal durch: Ich bin frei um das zu bitten was ich will. Es ist gut sich zu äußern. Ich bin im Frieden.

Ich liebe und akzeptiere mich. Ich bin wunderbar. Das Leben stimmt mit mir überein. Ich nehme jeden Augenblick, jeden Tag das Neue in mich auf. Alles ist gut. Auch ihm selbst tat diese Affirmation gut.
 

Als er das Krankenhaus erreicht hatte ging es ihm eigentlich relativ gut. Von der Schwester darüber in Kenntnis gesetzt, dass Conan zwar noch Fieber hatte, aber ansonsten stabil war, betrat er das Zimmer.

Shinichi spürte wie sich die Hand auf seiner Stirn ablegte. Ein Blick bestätige ihm, dass es sein Vater war.

„Na, mein Sohn“, sprach Yusaku ihn liebevoll an: „Wie geht’s dir?“

„Wie schon“, antwortete der geschrumpfte Shinichi patzig. Er drehte seinen Kopf etwas, entzog sich der Hand so.

Yukiko, die am Fenster stand, hatte ihrem Mann dabei zugesehen. Jetzt sahen sie einander an.

Er ging auf sie zu: „Komm, lass uns gehen“, sprach er sie an.

Zwar wollte sie nicht so recht, doch er schob sie an: „Du bist auch noch krank. Du brauchst Schlaf. Shinichi möchte ohnehin lieber alleine sein“, schaute er zu seinem Sohn hinüber. Yukiko folgte seinem Blick.

„Sie werden uns anrufen, wenn etwas sein sollte“, versicherte Yusaku ihr. Woraufhin sie einsichtig dann doch mitkam.

Auf den Flur getreten durchquerten sie das Krankenhaus stillschweigend nebeneinander hergehend bis zum Auto. In das Yukiko neben ihm einstig, nachdem er den Wagen geöffnet hatte. Auch während der Fahrt nachhause sprachen sie nicht miteinander. Beide blieben still für sich.
 

Sonntag, 17. Dezember
 

Als Yusaku an diesem Morgen frühstückte, hatte seine Frau das Haus bereits seit einer Stunde verlassen. Sie war ins Krankenhaus gegangen. Sie hatte zu ihrem Sohn gewollt.

„Hast du nicht gut geschlafen?“, grüßte Yusaku Heiji, der in die Küche gekommen war.

„Guten Morgen“, wünschte er ihm, teilte mit ihm das Frühstück.

„Ich werde jetzt ins Krankenhaus fahren“, teilte er mit dem Geschirr in der Hand aufgestanden mit wohin er nun gehen wollte: „Ich nehme an du möchtest mit zu Shinichi?“, sprach er seine Vermutung aus.

Und er hatte Recht. Heiji begleitete ihn zum Auto.
 

Aus der Auffahrt gefahren schalte er das Radio ein. Die Nachrichten mit verfolgt lief im Anschluss J-Rock. Die Musik diente als gute Ausrede das Yusaku und Heiji nicht miteinander sprachen, bis plötzlich das Handy von Shinichis Vater klingelte.

„Kudo“, nahm er sofort ab und auch Heiji beobachtete angespannt dessen Reaktion.

Auch sein erster erschreckter Gedanke war, dass etwas mit Shinichi sein könnte.

Er war ebenfalls erleichtert. Denn Yusaku hatte sich wieder entspannt.

„Hallo Ruth“, begrüßte er seine Ex: „Schön von dir zu hören. Wie lebt es sich auf der SüdhalbKugel?“

„Gut“, war Ruthies Antwort.

„Bist du immer noch in Wellington?“, erkundigte er sich bei ihr.

„Ja. Leider.“

„Warum leider?“

„Es ist so furchtbar laut. Es ist schrecklich. Ich könnte meinem Bruder und seiner Frau vor allen Dingen eine Vase an den Kopf werfen. Ich bitte dich wie kann man denn schon zwei Kinder haben und sich noch so ein schreiendes, übellauniges Baby-Balg ins Haus holen? Wie soll ich mich dabei konzentrieren?“

„Ach, meine Arme“, bedauerte ihr Ex sie überfürsorglich: „So ist das nun mal wenn man auf Familienbesuch ist. Apropos wie geht es denn deinem kleinen Balg?“, sprach er sie auf ihre Schwangerschaft an.

„Macht mir das Leben schwer. Ich hasse es jetzt schon“, war sie giftig.

„Nur mal langsam“, bereute Yusaku jetzt schon den Stein losgetreten zu haben. Schnell lenkte er ab, denn Lust sich noch Stundenlang ihre Verärgerung anzuhören hatte er keine und auch keine Nerven dazu: „Was ist? Was beehrt mich das du mich jetzt anrufst?“, kam er deshalb zur Sache.

„Ich muss dich was fragte.“

„Und das wäre?“, spitze Yusaku die Ohren.

Woraufhin er von Ruth zwei Textpassagen vorgelesen bekam und fragte: „Welche gefällt dir besser?“

Heiji, der ja gerade sowieso nichts zu tun hatte, hörte halbherzig dem auf Amerikanisch geführtem Gespräch zu.

„Ich würd es bei der ersten belassen“, meinte der ehemalige Autor als Antwort, nachdem er sich beides angehört hatte: „War das alles was du wissen wolltest?“

Was sie mit einem einfachen: „Ja“, quittierte.

Sie wollte bereits schon wieder aufgelegen, als Yusaku sie noch einmal zurückholte: „Wann ist nochmal Hanukkah?“, wollte er von ihr wissen.

„Seit gestern“, war ihre Antwort darauf.

„Du dumme Nuss“, bekam sie dafür prompt eins drauf: „Du wolltest mich doch daran erinnern!?“

„Sorry, hab ich vergessen“, entgegnete Ruth darauf leicht pikiert: „Du hattest es dir doch aufgeschrieben“, bekam er Ärger zurück.

„Ja, hast ja recht“, räumte er etwas säuerlich, aber doch versöhnlich ein: „Warum sollte ich mich auch auf dich verlassen können. Aber an die Sachen die du mir schicken wolltest hattest du gedacht?“

„Ja, habe ich. Auch wenn ich immer noch nicht verstehen kann, was du mit dem ollen Kerzenständer aus dem Mittelalter anfangen willst“, gab sie kund das sie den Aufhebens nicht verstand.

Das Gespräch ging noch eine Minute so weiter. Dann legte Yusaku kopfschüttelnd auf.

„Hanukkah?“, wurde er von Heiji verwirrt-kritisch- so nach dem Motto: Du bist doch kein Jude- angesehen.

„Kann doch gerade jetzt nicht schaden, oder?“, war Yusakus Gegenfrage darauf.
 

Das Krankenhaus erreicht befand Yukiko sich wie gestern Abend am Fenster beim Tisch. Sie sah von ihrem Stuhl auf, als sie ihren Mann und Heiji herein kommen sah.

Die Schwester, die sie von Freitag her schon kannten, war gerade beim gemeinsamen Sohn. Sie erneuerte die Infusion.

Heiji und seine Eltern sahen zu wie er das über sich ergehen ließ.

„Das hast du gut gemacht, Conan“, wurde er von der kinderlieben Tujiko gelobt: „Du warst sehr tapfer. Ich sehe später wieder nach dir, ja?“, verabschiedete sie sich sehr lieb von ihm: „Ihr Sohn ist ein ganz süßer“, hörte er wie sie ihn auch gegenüber seinen Eltern lobte.

Kaum war sie gegangen, schaute Rans-Ex-Freund verärgert weg.

Wie gestern hatte er kein Interesse an Besuch und auf die besorgten Gesichter seiner Eltern und seines Freundes erst recht nicht. Er sagte Heiji nicht einmal Hallo, als der sich neben ihn setzte. Den strengen Blick dafür von seinem Vater ignorierte er.

Er bevorzugte es einfach die Augen zu schließen. Sie würden schon verschwinden, wenn er vortäuschte er wolle schlafen. Zwar war er gerade nicht müde, aber das war ja für seinen Plan egal. Er musste allerdings gute zwanzig Minuten warten, bis sein Vater: „Komm“, den Gefallen tat und Heiji mitnahm. Nur seine Mutter wurde er nicht los, wie er aus den Augenwinkeln sehen konnte. War ja klar, dass sie bliebt, dachte er sich genervt.
 

Yusaku fuhr mit Heiji wieder nachhause.

Während der seiner Wege ging, wurde Yusaku fast von Kogoro im Vorbeigehen umgerannt, welcher mit seiner Tochter und seiner Ehefrau gerade das Sonntägliche „Familienfrühstück“ beendet hatte.

Ran saß noch am Tisch, als er sie enttäuscht nach ihrem Vater: „Paps, bleib doch hier!“, rufen hörte.

„Ach, lass ihn doch. Dein Vater ist und bleibt der größte Idiot den ich kenne. Ich weiß wirklich nicht was ich noch von ihm will!“, war auch Eri aufgebracht.

„Mama!“, war ihre Tochter auch über sie entsetzt.

„Was habe ich verpasst?“, erkundigte Yusaku sich scherzhaft bemüht die Situation aufzulockern.

„Was los ist?“, bekam er die ganze Wut der hochschwangeren Frau ab: „Mein Mann ist ein Taugenichts! Das Kind kann jeden Tag kommen!“, war sie den Tränen nahe: „Und er bekommt einfach nichts auf die Reihe. Dass ich tierische Rückenschmerzen habe kümmert ihn nicht. Ist mir doch egal! Das hat er mir eben an den Kopf geworfen: Leg dich doch hin, meinte er. Als wenn ich das will!?“, ließ sie ihrem Frust freien Lauf.

„Mama“, kam Ran ihre Mutter trösten.

„Der Kleine nervt dich langsam, was“, fand sie bei Yusaku humorvoll Verständnis. Sanft schubste er sie an den Tisch zurück, setze für sie Tee auf.

„Langsam könnte er wirklich kommen“, fand die werdende Mutter.

„Dann sag deinem Winzling das doch. Vielleicht ist er ja so freundlich und hört auf dich?“, meinte Yusaku.

„Haha“, hatte er es geschafft Eri wenigstens etwas zum Schmunzeln zu bringen.

Er blieb noch etwas bei Eri und Ran sitzen: „Wir können es ja noch oben abgeben. Wie wäre es mit Morgen früh?“, schlug die Freundin seines Sohnes spaßeshalber vor.“

„Aber bitte nicht vor 10 Uhr morgens in Ordnung. Kann sein, dass ich ausschlafen möchte“, merkte er an.

Der Tee war fertig.

So freundlich gewesen diesen Eri zu bringen, ging er Kogoro aufsuchen.
 

„Na“, fand er ihn im Wohnzimmer die Sportartikel lesend vor: „Hast du viel gewonnen?“

„Nein“, bekam er von Kogoro grummelnde Auskunft: „Gar nichts!“

„Tut mir Leid“, setze Yusaku sich ihm gegenüber in den Sessel, wo er die Beine übereinander schlug.

„Ich weiß warum du hier bist“, wurde er von Eris Gatten angeraunzt: „Meine Frau schickt dich.“

„Falsch kombiniert“, ließ Yusaku das an sich gelassen abprallen: „Ich wollte mich einfach nur nett mit dir unterhalten, das ist alles.“

Was Kogoro durchschaute: „Als wenn. Du willst mir doch nur zu verstehen geben, dass du willst, dass ich mich bei meiner Frau entschuldige. Was du übrigens gleich vergessen kannst. Ich werd mich auf keinen Fall bei ihr entschuldigen. Sie ist eine Hexe!“

„Was hat sie so schlimmes getan, dass du sie gleich auf dem Scheiterhaufen sehen möchtest?“, fragte Yusaku ihn interessiert.

„Sie kommandiert mich wann immer sie mich sieht. Nichts geht ihr schnell genug. Nichts passt ihr. Ich halt sie einfach nicht mehr aus!“, wurde deutlich das Rans Vater sich mittlerweile überfordert fühlte.

„Entspann dich. Du weißt doch wie das ist. Es ist nun mal schwer es seiner Frau recht zu machen. Aber das kennen wir doch nicht anderes. Haar dem Sturm. Er wird sich wieder legen. Warte bis dein Sohn da ist. Dann wird sie mit ihm viel zu beschäftigt sein, ihn verliebt anzusehen und du bist ganz schnell aus der Schussline. Halt noch etwas durch“, stand Yusaku auf und gab ihm mitfühlend auf die Schulter klopfend zu verstehen, dass er ihn verstehen konnte: „Du wirst sehen. Und du freust dich doch auch auf deinen Sohn, nicht wahr“, meinte er noch und ließ Kogoro wieder für sich.
 

Montag, 18 Dezember
 

Yusaku war an diesem Vormittag um viertel vor Elf bei seinem Sohn im Krankenhaus, als ihn ein Anruf von einer aufgeregten Ran erreichte: „Kannst du Mama ins Krankenhaus fahren. Sie sagt das Baby kommt. Ich kann Paps auf seinem Handy nicht erreichen.“

„Sicher. Gib mir zwanzig Minuten.“ Das gesagt legte er auf.

Yukiko sah ihn überrascht an, wie er schnell vom Tisch aufstand und seinen Laptop zuklappte.

„Wo gehst du hin?“, fragte sie verdattert, als er kurzerhand gehen wollte.

„Eri ins Krankenhaus fahren.“

„Das Baby kommt?“

Er nickte.
 

Auf der Fahrt nachhause beeilte er sich, ärgerte sich im ersten Moment über eine Umleitung die er fahren musste. Dann jedoch dachte er: Nicht mal so übel, als er sich an gestern erinnerte. Denn es war jetzt 12:00 Uhr. Also nur zwei Stunden ungefähr über der ausgemachten Uhrzeit. Wenn das kein gutes Omen ist, dachte er sich. Von da an war er gut gelaunt. Ganz ruhig und souverän lud er Eri und Ran, die ihre Mutter begleiten wollte, ein.

Im Krankenhaus übernahm das Entbindungspersonal den Rest.

Ran blieb draußen. Sie war etwas nervös, aber auch schon voller Vorfreude und aufgeregt. Mit Yusaku wartete sie ab.

Kogoro in der Mittagspause erreicht warteten sie nach seiner Ankunft zu dritt.

Die Ungeduld ihres Vaters überstieg ihre noch um ein Maß. Zwischenzeitlich ging Kogoro nervös und angespannt vor seiner Tochter und seinem Mitbewohner auf und ab. Er war so aufgewühlt, dass er nicht einmal rauchen ging.
 

Um 21:35 Uhr hatte Eri es geschafft. Sie hielt ihren kleinen Sohn das erste Mal in ihren Armen.

Ganz ruhig und andächtig kam Ran näher, als sie endlich zusammen mit ihrem Vater und in Begleitung von Yusaku hinein durfte.

„Ist der süß“, was das erste was seine große Schwester zu ihrem kleinen Babybruder sagte. Rans Gesicht strahlte. Sie war ganz hin und weg von dem kleinen Winzling.

Auch Kogoros Brust platze vor värterlichem Stolz, als er seinen Jungen erblickte.

Yusaku überkam für einen Moment, wie er das Baby ansah, stille Trauer. Nach außen hin ließ er sich nichts anmerken: „Ein kleiner Prachtkerl, denn du da bekommen hast“, gratulierte er hingegen sich im Hintergrund haltend.

Glücklich bedankte Eri sich. Dann war es soweit, sie ließ Ran noch vor ihrem Mann Akamaru halten. In diesem Moment waren Ran und ihre Eltern die glücklichste Familie der Welt…
 

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*Anmerkung(en):
 

Zu Shinichi:

Ich hoffe mal, dass das so mehr oder weniger hinkommt, was ich mir da zusammen geschrieben habe. Z.B. habe ich auf die Schnelle keine zufriedenstellende Antwort darauf gefunden, was nun genau mit „Nachbeatmung“ gemeint sein soll? Kommt bei mir so rüber, als würde die die ganze Zeit über bleiben, so lange wie man halt die atmungshemmenden Medikamente zur Schmerzbekämpfung bekommt.

Hier das Rechercheverzeichnis dazu. Wer möchte kann sich da ja mal durchlesen. Ich verzichte an dieser Stelle jetzt das alles als Erklärung zusammenzufassen. Bei den „personenbezogenen Daten“ meine ich natürlich so etwas wie Personalien, Ausweiße, Krankenkarte usw.… was man halt so alles benötigt, um sich im Krankenhaus behandeln zu lassen.

http://klinikum.unimuenster.de/fileadmin/ukminternet/daten/kliniken/radiologie/pdf/Vorlesung/Vorlesung-Akutes-Abdomen2111.pdf

http://www.medizinfo.de/gastro/darm/peritonitis/therapie.shtml

http://lexikon/bauchfellentzuendung

www.jameda.de/krankheiten-lexikon/bauchfellentzuendung

http://www.sprechzimmer.ch/sprechzimmer/Krankheitsbilder/Bauchfellentzuendung_Bauchhoehlenentzuendung_Peritonitis.php?k=1,33,0,0,0,17808&khb_content_id=17808&khb_lng_id=1&khb_data_id=2

http://www.aok.de/bundesweit/91267.php?id=4737

http://de.wikipedia.org/wiki/Mannheimer_Peritonitis-Index

http://www.chirurgie-portal.de/allgemeinchirurgie/notoperation-magen-blutung-geschwuer.html

http://www.chirurgie-portal.de/allgemeinchirurgie/bauchfellentzuendung.html

http://www2.kinder-narkose.de/?page=elternfragen#allgemeines_5

http://www.imedo.de/community/questions/show/8087-wie-lange-dauert-es-bis-eine-bauchfellentzuendung-ausheilt

http://www.pflegewiki.de/wiki/Postoperative_Pflege

http://www.pflegewiki.de/wiki/Intensivstation
 

Auf Hanukkah gehe ich im nächsten Kapitel wahrscheinlich ein.

(http://www.chabad.org/holidays/chanukah/article_cdo/aid/671899/jewish/When-is-Hanukkah-Chanukah-in-2012-2013-2014-and-2015.htm )
 

Das Buch auf das ich angespielt habe ist das hier:

http://de.scribd.com/doc/35508189/Hay-Louise-Heile-deinen-Korper-35-Auflage-1996

Es ist ganz hilfreich.
 

Die Stelle mit dem Scheiterhaufen und das Eri eine Hexe ist, ist eine Anspielung auf den Anime.

… Eri meinte, dass sie ihrem Mann nicht traue: „Für dich würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen.“

Worauf er dann meinte: „Ach leg dich do gleich ganz ins Feuer. Du alte Hexe!“…
 

Und noch etwas- das möchte ich besonderes betonen- ich denke zwar schon, dass man die Geburt mit seinem ungeborenen Kind in gewisser Weise „schon absprechen kann“, zumal meine Mutter das mit meinem Bruder hinbekommen hat. Sie meinte, dass er nicht vor Mittag kommen solle, weil sie am Vormittag noch Behördengänge zu erledigen hatte. Simon nett hielt sich dann artig dran und kam pünktlich um die Mittagszeit. Soviel dazu…

Aber ich möchte doch an dieser Stelle nahelegen, dass es vielleicht keine so gute Idee ist. Zumal man dann Geburtstag und Geburtszeit beeinflusst und somit das Sternzeichen und Aszendent des Kindes. Und ob das nicht Manipulation ist?

Aber da es ein Beispiel ist, wie das mit dem nach oben abgeben klappt, habe ich es trotz Bedenken reingenommen.

Weihnachtsfest, 1. Teil

Heute ist Heiligabend.

Die Nacht, in der Joseph und Maria durchs Land zogen, um eine Bleibe zu finden.

Christus kam, um die Welt zu verändern und Seelen zu helfen. Bereits bei Seiner Geburt zeigte sich Seine Vollkommenheit.

Um Gott in dir verwirklichen zu können, musst du deine Seele ordnen. Dein Unterscheidungsvermögen, symbolisiert durch Joseph, muss deine tierischen Bedürfnisse, den Esel, anleiten. Die tierischen Bedürfnisse bestimmen dann nicht mehr dein Seelenleben, sondern tragen treu und ergeben deine Liebe, nämlich Maria, die schwanger mit deinem Selbst ist.

Ist dein Selbst, ist Christus geboren, geht der Kometstern auf. Das bedeutet: Du kommst ins Licht, das Licht kommt zu dir.

Und was bedeutet es, dass Maria und Joseph keine Bleibe fanden? Die Menschen haben große Schwierigkeiten mit hohen Seelen. Besonders nachts, wenn das Materielle an Bedeutung verliert und das Spirituelle an Macht gewinnt, fürchten sie sich vor dem Licht des Göttlichen, wie es auch den Hirten geschah, als sie die Engel sahen.

Damit dies nicht nur eine Erläuterung der Weihnachtsgeschichte bleibt, Meine Frage an dich: Wie hast du reagiert, als Gott bei dir an die Tür klopfte?

Sage bitte nicht, Er sei noch nicht dagewesen, denn Ich habe Ihn täglich gesehen.

(http://www.govindasai.de/saibaba-zum-westen-tage.html)
 

Montagabend, 18 Dezember
 

Ran war ganz behutsam, als sie ihren kleinen Bruder das ersten Mal entgegennahm. Ganz bewegt stand sie am Bett ihrer Mutter und bestaunte entzückt das kleine Baby, das aus seinen halbgeöffneten blauen Augen müde schaute.

„Oh, meine Güte“, entwich es der werdenden Mami. Ganz fasziniert schaute sie kurz zu ihrer Mutter. Ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Brüderchen zuwandte.

„Oh, Mama. Er ist so süß“, fasste sie die Hand: „Wie klein er ist“, war ihre Stimme ganz andächtig und leise geworden. Ihr Herz lief über vor schwesterlicher Freude und Glück.

Liebevoll wurde sie von ihren Eltern und auch Yusaku angesehen. Der sich für sie mitfreute. Es war Ran wirklich anzusehen, dass sie sich in diesem Moment gerade wie die stolzeste große Schwester der Welt fühlte. Jedenfalls bis ihr Vater seiner Tochter kurzum den Säugling mit den Worten: „Jetzt bin ich dran! Akamaru komm zu Daddy“, vom Arm herunternahm und seinen Sohn auf den seinen umbettete: „Wer ist dein Daddy!? Wer ist dein Daddy? Ich bin dein Daddy. Sag Daddy“, war auch er ganz begeistert über seinen Sohn.

Eri beobachtete das Ganze. Auch sie war glücklich. Der Anblick ihrer Familie erfreute sie. Auch wenn sie erschöpft den Kopf tiefer ins Kissen sinken ließ.
 

Yusaku dagegen verspürte mit einem Mal einen Stich im Herz. Traurigkeit hatte ihn ergriffen. Erinnerungen kamen hoch wie er die drei jetzt das neue Familienmitglied so liebevoll empfangen sah. Deren Anblick ihm den Tag der Geburt seines eigenen Sohnes zurückbrachte. Es kam ihm vor als wäre es erst gestern gewesen, dass Shinichi das Licht der Welt erblickt hatte. Ihm wurde nur umso schmerzlicher bewusst wie sehr er seinen eigenen Sohn beschützen wollte und doch bedrückt feststellen musste, dass er das nicht konnte. Nicht immer wie ihn gerade die Erfahrung der letzen Tage besonders lehrte. Das zu akzeptieren fiel ihm schwer. In gewisser Weise fühlte er sich so dass er versagt hatte.

Eri sehend dachte er an Yukiko. Seine Frau hatte seiner Zeit ebenso erschöpft wie glücklich ausgesehen. Ein flüchtiges Lächeln umspielte seinen Mund für einen Bruchteil von Sekunden, bevor es wieder verschwand. Er vermisste sie. Er vermisste es bei ihr zu sein. Jetzt wo er das befreundete Ehepaar genau vor seinen Augen hatte. Er hatte Angst. Die Angst um seinen Sohn vermischte sich mit der um seine Frau. Da waren sie wieder die quälenden Fragen: War Shinichi gesund? Hatte er alles überstanden oder lauerte da doch der Krebs? Würde er noch einmal mit Yukiko zusammen sein? Er vermisse ihre Nähe… gerade jetzt… mit ihr zusammen, so wusste er, wäre alles gleich halb so schwer.

Und nicht zu vergessen da war auch noch sein zweites Kind. Sein anderes Kind. Das, das er nie gesehen hatte. Von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass wenn auch nur für kurze Zeit existiert hatte. Ebenfalls ein Sohn oder vielleicht doch eine bezaubernde kleine Tochter? Vielleicht eine so wie Ran?

Ihm wurde auch das nur umso klarer, dass er es nie erfahren würde. Dass er niemals jenes atemberaubende Glücksgefühl dieses Kind jemals in seinem Arm zu halten erleben würde. Yusaku kämpfte gegen aufkommende Tränen, die seiner Trauer und seinem Schmerz Ausdruck verleihen wollten.
 

Zu seinem Glück beachtete ihn keiner soweit. Worüber er auch dankbar war, denn er hätte jetzt nicht darüber sprechen können. Denn dann so wusste er, hätte er gegen die Tränen verloren. Er wollte ihnen nicht die Freude verderben. Still schluckte er seinen Kummer runter.
 

Ran merkte wie ihre Eltern nicht wie es in ihrem Freund aussah. Sie hatte in diesem Moment, ebenso wie ihr Vater, nur Augen für ihren kleinen Babybruder. Sie war regelrecht traurig, als sie nach nur gut fünfzehn Minuten mit Yusaku und ihrem Vater wieder gehen musste. Die Schwester, die gekommen war hatte die Besuchszeit für beendet erklärt und sie auf morgen vertröstet.

„Mach’s gut Mama“, verabschiedet sie sich noch von ihrer Mutter, indem sie Eri umarmte.

„Und du mach es auch gut“, suchte sie noch einmal die Hand ihres gerade eine halbe Stunde alten Bruders: „Akamaru, ich hab dich lieb“, hauchte sie ihm zwei liebevollzarte Küsschen auf die Wange, bevor ihr Vater den Sohn an die Schwester abtreten musste. Wenn auch nicht ohne, dass er das bedauerte.
 

Zusammen mit Ran und Kogoro verließ Yusaku das Krankenhaus, welches dasselbe war in dem auch Shinichi lag. Wie ihm erst jetzt richtig bewusst wurde, dass sein Sohn sich gerade mal nur zwei Stockwerke höher befand.

Yusaku zögerte kurz, bevor er seinen Wagen stehen ließ und zusammen mit Kogoro Ran nachhause brachte. Sie dort abgesetzt, zog dieser sich kurz um. Kogoro war so richtig in Feierlaune und lud seinen Wohngenossen ein. Yusaku lehnte nicht ab.
 

Ran hatte sich währenddessen fürs Bett fertig gemacht. Sie hatte ganz vergessen gehabt ihrer Freundin Bescheid zu geben. So schlief Kazuha schon, als sie nachhause gekommen war. Sie war enttäuscht. Nur zu gerne hätte sie ihr alles brühwarm erzählt, aber sie wusste ja das Kazuha morgenfrüh arbeiten musste. So beließ sie es leise, mit einem Seufzer, ihr Zimmer betreten dabei.

Denn sie selbst war leider noch viel zu aufgekratzt um schlafen zu können. Sie freute sich einfach schon zu sehr auf Morgen. Voller Vorfreude wartete sie darauf ihren Bruder wieder zu sehen. „Wie süß er ist!“, sprach sie überglücklich vor sich hin, als sie bereits im Bett lag. Und dann kam ihr natürlich ihr eigenes Töchterchen in den Sinn: Kickchen ich freu mich schon total auf dich, dachte sie mit geschlossenen Augen in sich hinein lächelnd. Die Decke etwas zu sich höher gezogen öffnete sie die dann Augen: Ihr war Shinichi eingefallen. Was ihrer Hochstimmung ganz abrupt einen ziemlichen Dämpfer versetzte. Einen Moment später hatte sie Tränen in den Augen. Ihr war plötzlich nach heulen zu Mute. Ein wenig geweint, setzte sich Shinichis Ex-Freundin schließlich auf. Die Mutter seines ungeborenen Kindes schaute hinüber zum Schreibtisch. Schnell stand sie auf, lief hin nur um dann enttäuscht das Foto von ihm wieder in ihrer Hand auf das Holz zurück sinken zulassen.

Ein Stückchen entfernt davon lag ihr Handy. Kein entgangener Anruf. Wohl einer, aber der war nur von Sonoko. Leider auch keine SMS. Bedrückt legte sie auch das Handy wieder zur Seite.

Sich in ihrem dunklen Zimmer noch einmal zu ihrem Bett umgedreht, entscheid sie sich, sich nicht wieder hinzulegen. Vielleicht so dachte sie: Ist Yusaku ja noch auf. Ihr fiel ein das sie ihm und ihrem Vater gar nicht gute Nacht gesagt hatte, weshalb sie beschloss das jetzt nachzuholen.
 

Zu ihrer großen Überraschung jedoch fand sie sich im ganzen Haus alleine- mal abgesehen von Kazuha und Heiji in seinem Zimmer- vor. Na gut, die Hunde und Goro waren auch noch da, aber sonst niemand. Keine Spur von ihrem Vater und Yusaku, die sie zunächst in Wohnzimmer und Küche gesucht hatte. Danach hatte sie auch in Yusakus Zimmer kurz nachgesehen, aber auch hier war er nicht gewesen.

Wo ihr Vater war konnte sie sich so ziemlich zusammenreimen. Bestimmt ist er ein Saufen gegangen und prallt jetzt vor allen, dachte sie verächtlich. Aber wo war Yusaku? Er war in der vergangenen Woche sehr viel weg gewesen. Vielleicht bei Shinichi? fragte sie sich. Niedergeschlagen wusste sie beim Schließen der Türe nicht, ob sie diese Annahme nun eher beruhigen oder doch beunruhigen sollte.

Damit war Shinichi leider nur noch umso präsenter. Weshalb sie nur noch unschlüssiger auf dem Flur stand. Ich bin ganz alleine, dachte sie: Verdammt“, stiegen ihr die ersten Tränen in die Augen: Ich will nicht allein sein. Zurück in ihr Zimmer wollte sie auch nicht. Auf der anderen Seite war das Elternschlafzimmer. So wie sich jetzt fühlte wünschte sie sich ihre Mutter sehr. Sie wäre auch zu ihr gegangen und hätte sich von ihr trösten lassen, aber sie war nun mal nicht da und auch zum Anrufen war es um kurz vor zehn wohl schon zu spät.

Das gedacht fiel Rans Blick auf die Treppe, die zum Kinderzimmer hoch führte. Sie überlegte nicht lange, sondern lief die Treppe nach oben.
 

Hinter sich die Zimmertüre geschlossen sah sie das leere Kinderbettchen, welches für Kickchen schon seit Monaten bereit stand. Mit der schönen Bettwäsche, die sie damals selbst von dem Geld, dass Shinichi ihr geschickt hatte ausgesucht, bezahlt und hier oben stolz bezogen hatte. Daneben der in Lebensgröße aufgemalte Sherlock Holmes.

Zu diesem gelaufen ließ Ran sich, mit den Fäusten gegen die bemalte Figur geschlagen, die für sie die Wurzel allen Übels verkörperte, an der Wand entlang weinend auf den Fußboden gleiten.

„Shinichi“, war in dem so stillen Raum, indem keine Menschenseele außer ihr war in nur gedämpftem Licht, ihr Schluchzen zu hören: „Komm zu mir zurück“, hielt sie sich mit einer Hand am Fußende des Bettchens fest: „Du fehlst mir so. Ich vermisse dich doch. Komm zurück“, klagte sie mit tränenerstickter Stimme.
 

Irgendwann war sie fertig mit Weinen. Mit trockenenden Tränen auf den Wangen schaute sie zu dem Meisterdetektiv des alten Londons hinauf. Ihr Blick spiegelte ihre Wut, wenn diese auch sofort wieder verpuffte und sie: Shinichi, komm zurück, denkend ratlos noch weiterhin auf dem Boden sitzen blieb. Sie musste doch einsehen, dass sie doch noch nicht so über ihn hinweg war, wie sie bereits gedacht hatte. Erneut durchflutete sie eine Welle der Einsamkeit und des sich verlassen Fühlens, wie sie so mit Kickchen im Bauch dasaß.
 

Yukiko ging es nicht besser. Sie war nicht zu ihrer Mitbewohnerin hochgegangen. Yusaku hatte ihr eine SMS geschrieben, aber sie war seiner Einladung nicht nachgekommen, sondern beim schlafenden Shinichi geblieben.

Nachdem sie das Krankenhaus hatte verlassen müssen, weil die Schwester sie streng nachhause geschickt hatte, legte sie das Stück bis nachhause zu Fuß zurück. Den Vorschlag und Einwand der Schwester sie solle sich doch von ihrem Mann abholen lassen und nicht alleine durch die dunklen Straßen laufen, hatte sie in den Wind geschlagen.
 

Sie hatte Yusaku nicht anrufen wollen. So wie sie sich gerade fühlte wollte sie ihn lieber nicht sehen.

Den Parkplatz des Krankenhausgelendes überquert hatte sie den Wagen ihres Ehemannes, welcher noch immer zwischen den anderen Autos geparkt dort stand, übersehen.

Um die Ecke gebogen war ihr Gemüt ebenfalls der stummen Trauer verfallen. Sie dachte an Yusaku. Sie konnte sich denken, dass es ihm ähnlich wie ihr gehen musste. Sie fühlte sich schuldig. Armer Yusaku, dachte sie mit gesenktem Kopf und engangelegter Kapuze an ihn. Gerne wäre sie jetzt bei ihm gewesen. Ihr ging es genauso, dass sie ihn vermisste. Sie hätte sich jetzt gerne von ihm trösten lassen und ihn ihrerseits getröstet. Aber das ging ja nicht. Sie wusste nicht wie sie ihm jetzt unter die Augen treten sollte. Sie, die durch ihre hochmütige Arroganz doch an alldem die Schuld trug. Wie sollte sie das wieder gut machen? Und noch dazu war das nicht das Einzige was sie quälte. Da war auch noch dieses andere Gefühl. Dieses Gefühl von Neid, Eifersucht und Missgunst in ihr.
 

Sie seufzte. Nun es war nicht zu ändern, ermahnte sie sich selbst, als sie endlich das Haus, indem sie lebte erreicht hatte. Die Haustüre geöffnet ging sie durchgefroren hinein. Hinter sich geschlossen umzingelten Queen und Holmes sie. Doch sie hatte keinen Sinn die Hunde weiter zu beachten. Sie fühlte sich einfach nur müde und sterbenstraurig.

Ihre Schuhe einen nach dem anderen von den Füßen gezogen bückte sie sich diese ordentlich unter die Garderobe stellend.

Leicht überkam sie Schwindel, als sie sich wieder aufrichtete. Sich die heiße Stirn haltend, stieg sie die Treppe hoch. Und danach das dunkle Wohnzimmer durchquert gleich darauf die nächste.

Doch sie ging diesmal nicht wie sonst in das gemeinsame Schlafzimmer, in welchem sie nur zu oft alleine schlafen musste.

Heute wollte sie nicht dort hinein. Die Stille, die sie in diesem dunklen Raum aushalten musste, war ihr diesmal einfach zu schauerlich.

Und so fiel ihr Blick, wie zuvor vor einer Weile der von Ran, auf die Treppe, die noch ein Stockwerk höher führte.

Das Kinderzimmer erschien ihr der geeignete Ort um sich der Trauer und ihrem Selbstmitleid hinzugeben.
 

Oben angekommen bleib sie überrascht die Tür geöffnet stehen.

Ebenfalls überrascht sah auch Ran sie an.

Die Blicke der beiden einsamen Frauen trafen sich. Die eine hatte geweint, die andere wollte es.

In ihrer Verfassung war Yusakus Frau nicht in der Lage angemessen auf Rans Traurigkeit zu reagieren. Dazu hatte Yukiko zu sehr mit ihren eigenen Gefühlen zu tun.

Weshalb sie unbeholfen auf Ran reagierte, die sie hoffnungsvoll etwas fragte: „Ist Yusaku auch wieder hier?“

„Nein“, antwortete seine Frau etwas verwirrt. „Ist er denn nicht hier?“, fragte sie dann. Plötzlich lag Besorgnis in ihrer heiseren Stimme.

Auf das kopfschüttelnde, verblüffte: „Nein“, seitens Ran verschwand Yukio, hinter sich die Tür schließend, zurück auf den Flur.

Ran war damit, auch nicht schlauer nur mit den Schultern gezuckt, wieder alleine.
 

Wo konnte ihr Mann sein? fragte sie sich. Sie machte sich Sorgen um ihn. Ihre Armbanduhr verritt ihr das sie gute 1 ½ Stunden benötigt hatte um zuhause anzukommen. Nun ja sie war ja auch recht langsam gelaufen. Was nun aber hieß das es jetzt bereits zwanzig vor Zwölf war. Es sah ihrem Mann eigentlich gar nicht mehr ähnlich, solange abends weg zu bleiben. Sie konnte sich noch an die Zeit in LA erinnern. Da war es zwischenzeitlich üblich gewesen, dass er erst in den frühen Morgenstunden zurück gekommen war. Vereinzelt war es auch hier noch vorgekommen, aber das letzte Mal war mittlerweile schon eine Weile her. Wo konnte er sein, fragte sie sich. Zwar konnte sie sich weniger vorstellen, dass Yusaku vielleicht zusammen mit Kogoro weggegangen war, denn so dicke waren die zwei Männer eigentlich gar nicht miteinander. Selbst trotz der Geburt des kleinen Jungen. Ihr Mann hatte schließlich sicher einen anstrengenden Tag hinter sich, sodass sie es eigentlich für wahrscheinlicher hielt das er abgelehnt hätte, um sich hinzulegen. Sie beschlich ein ungutes Gefühl. Was wenn er sich in seiner Trauer wieder alten Gewohnheiten hingab und sich betrank? Sie war eigentlich sehr froh darüber gewesen, dass er diese, auf sie durchaus beängstigende, Art in den letzten Monaten abgelegt hatte. Wenn er also wieder trank, war es mal wieder ihre Schuld. Ein Grund für Yukiko sich noch mehr zu schämen.
 

Die nächsten Stunden haderte sie mit sich, ob sie ihn trotz Fieber in den Bars der Stadt suchen sollte.

Schließlich entschied sie sich nach 2 Uhr dann doch dafür. Nachdem Yusaku noch immer nicht zurückgekehrt war und sie ihren Mut zusammen genommen hatte, um ihn angerufen, war er nicht dran gegangen. Weshalb sie sich Mantel und Handschuhe anzog und in der kalten Winternacht hinaus ging.

Zu ihrem Pech waren es aber die falschen Bars in denen sie ihren Mann suchte. Außer blöde angemacht zu werden erreichte sie dadurch nichts.
 

Sich beeilt war sie ca. 2 Stunden später wieder zurück im Warmen. Niedergeschlagen schaltete sie im Wohnzimmer das Licht ein.

Ran war auf dem Sofa während einer Werbepause eingeschlafen. Obwohl sie sich mittlerweile wieder bekrabbelt hatte, hatte sie nicht zurück ins Bett gewollt und um sich abzulenken den Fernseher eingeschaltet. Diesen ignoriert ging Yukiko an ihr vorbei. Sie ging in die Küche. Dort einen Kaffee gemacht setzte sie sich hin. Sie brauchte jetzt wirklich einen. Danach wollte sie ihre Suche fortsetzen.
 

Die Laune der Männer dagegen war bestens.

„Komm gib mir doch einfach den Schlüssel. Du bekommst das ja eh nicht hin“, lachte Yusaku auch leicht lallend den frischgebackenen Vater aus und war somit nicht so leise wie seine Frau.

Was die Hunde, die friedlich bei Ran gelegen hatten, plötzlich laut bellend aufspringen ließ. Das Geräusch der sich öffnenden Haustüre und das laute Gelächter ließen die Vierbeiner nach unten schießen und auch Yukiko aufmerksam werden.

Ran davon erschreckt hatten sie geweckt. Sich aufsetzend sah sie Yukiko zu sich ins Wohnzimmer laufen, die ihren fast geleerten Kaffee in der Küche hatte stehen lassen.
 

Derweil kamen Yusaku und Kogoro, sich gegenseitig stützend, herumalbernd die Treppe nach oben. Dass Holmes und Queen sie den Alkohol gerochen angeknurrt hatten, hatte sie nicht gestört.

„Ha, die Tölen haben Angst vor uns!“, kommentierte Kogoro deren Reaktion abschätzig.

„Ja, sieht ganz so aus“, fand auch Yusaku: „Warum nur?“, das komisch.

Beide waren sie zwar müde, aber immer noch munter. In der Weise wie sich der Alkoholpegel bei ihnen gesteigert hatte, hatten sie sich immer mehr aufeinander eingespielt. Zwar war Yusaku zurückhaltender gewesen und hatte entsprechend auch weniger getrunken, aber auch er hatte sich wie Kogoro nicht gelangweilt. Frauen aufzureißen machte eben auch unter Männern Spaß. Wäre Ruth jetzt noch dabei gewesen oder Richard wäre es, so hatte Yusaku zwischenzeitlich gedacht, perfekt gewesen. Aber auch nur mit Kogoro war es okay gewesen. Kogoros stolzer Vater Getue kam doch bei Einigen gut an. Doch trotzdem war Yusaku besser gewesen. Wenn er denn gewollt hätte, wäre er auf sechs gekommen, die zu mehr als nur spendierten Drinks bereit gewesen wären. Mit denen er hätte die restliche Nacht verbringen können. Letztlich hatte er charmant lächelnd abgelehnt. Aber es war doch ein bestätigendes Gefühl, dass man gekonnt hätte, wenn man den gewollt hätte. Welches auch Kogoro wie immer sehr genossen hatte. Männer die gute Väter waren- und dafür hielt Kogoro sich wirklich keine Frage- wirkten nun mal auch sehr anziehend auf Frauen. Somit hatten die Beiden auf dem Heimweg genug Gelegenheit gehabt ihre verschiedenen Methoden mal ganz ausgiebig zu erörtern und die einzelnen Vor- und Nachteile ihrer jeweiligen Methoden auszudiskutieren.
 

Oben auf der Schwelle zum Wohnzimmer angekommen versuchten beide Männer mit einem Mal plötzlich alleine frei zu stehen. Was nicht nur bei Kogoro im ersten Moment für zumindest leichte Koordinationsschwierigkeiten sorgte.

„Hallo Ran“, hörte sie ihn, angeekelt vom Erscheinungsbild ihres Vaters, seine Tochter begrüßen.

Yusaku der immerhin noch halbwegs geistig in der Lage war zu verstehen, dass mit dem Rumgekicher bei Rans bösem Blick jetzt Schluss war, versuchte sich zusammenzureißen. Auch wenn ihm das mehr schlecht als recht gelang und er in seiner Ausgelassenheit Mühe hatte eben nicht wieder in Gelächter auszubrechen, weil er noch soweit die Zusammenhänge verstand, weshalb Ran ihren Vater seiner Erwartung nach gleich zusammenfalten würde. Umso verblüffter guckte er, als nicht Kogoro es war, der von Ran entrüstet und im wahrsten Sinne des Wortes schockiert: „Paps das du dich betrinken musst war ja sowas klar. Aber du Yusaku!?“, aufgebracht ausgeschimpft wurde: „das du bei sowas mitmachst!?“, klagte sie ihn von ihm enttäuscht wütend an: „Wie kannst du nur!?“

Damit hatte er nicht gerechnet gehabt, weshalb ihm nichts mehr dazu einfiel. Spaß hatte er jetzt wirklich keinen mehr.
 

Ganz im Gegensatz zu seinem Begleiter. Kogoro reagierte gleichfalls sauer und schrie seine Tochter zurück an: „Mach doch nicht so ein Palaver“, lallte er undeutlich: „Du bist genauso schlimm wie deine Mutter.“

Damit hatte er Ran dazu gebracht beleidigt ihre Decke zu schnappen und nach oben zu stampfen.

„Hey! Ran, morgen sind wir doch schon wieder nüchtern“, rief Yusaku ihr nach. Er wollte ihr hinterher, blieb aber plötzlich stehen, als er seine Frau sah, die sich vor ihm zurück in der Küche versteckt hatte. Auch in ihrem Gesicht las er Entsetzen über sein Verhalten. Auch wenn er den Grund dafür nicht richtig deuten konnte.

Yukiko war ihrer Seitz erwischt nicht in der Lage sich zu rühren.

Als ihr Mann gegangen war, blieb in ihr die bittere Tatsache, dass sie mit ihrer Vermutung richtig gelegen hatte. Zumindest nahm sie das an.

Yusaku legte sich in seinem Zimmer schlafen. Zu Ran war er nicht mehr gegangen. Kogoro ebenso wenig. Denn er hatte es nur bis auf das Sofa im Wohnzimmer geschafft.

„Was guckst du so“, machte er grummelnd die Frau seines Trinkkumpanen an.
 

Dienstag, 19. Dezember
 

Am nächsten Morgen frühstückte Ran, als Yusaku mit einem bösen Krater schließlich nach unten kam. Am noch tief und fest schlafenden Kogoro vorbei schluffte er in die Küche.

Ran saß alleine dort. Mit Verachtung drehte sie ihr Gesicht zur Seite, als er an ihr vorbei zur Kaffeemaschine ging.

„Verdammte Scheiße“, hörte sie ihn leise vor sich hin fluchen. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie wie er sich ein Glas mit Wasser füllte.

Die Tablette legte er beiseite, als er ihrem bösen Blick begegnete.

„Stimmt“, meinte er: „Wer trinken kann, der kann auch Schmerzen ertragen.“ Das gesagt setzte er sich, für sich selbst ein Schälchen aus dem Schrank und Stäbchen aus der Schublade genommen.
 

„Du bist doch jetzt nicht allen Ernstes sauer auf uns“, stellte er ironisch fest.

„Komm schon“, sah er sie an: „Gestern wurde dein Bruder geboren. Das war doch wohl ein Grund zum Anstoßen und ausgiebigen Feiern.“

„Mag ja sein“, entgegnete die Ex-Freundin seines Sohnes vorwurfsvoll: „Aber müsst ihr dazu gleich ein Trinkgelage abhalten und euch dabei dermaßen besaufen!?“, war sie wegen gestern Abend immer noch sehr verärgert: „Könnt ihr nicht ohne Alkohol Spaß haben so wie vernünftige Leute?“, tadelte sie ihn schnippisch.

„Was regt dich das bitte auf“, konnte Yusaku das nur bedingt nachvollziehen: „Es ist jawohl Brauch die Geburt eines Knaben erst einmal ordentlich zu begießen.“

„Ach ja“, schnaubte sie.

„Ja“, meinte der Vater ihres Ex-Freundes bestimmt: „Du bist doch nicht etwa eifersüchtig. Du bist auch toll und dein Dad liebt dich. Aber Jungs sind nun mal ein Grund für Väter ganz besonders anzugeben“, hatte er da irgendwie schon Verständnis für Kogoro.

„Aber keine Grund für dich zum Unmut“, fügte er hinzu: „Wenn du deine Kleine hast, dann werden wir das auch richtig feiern.“

„Was?“, sah Ran in ganz entsetzt an: „Ist das dein Ernst!?“

„Aber sicher“, stand Yusaku mit einem breiten Grinsen auf und holte sich den Kaffee: „Natürlich werden wir uns ordentlich betrinken wenn Kickchen da ist!“, meinte er amüsiert. Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er das vollkommen ernst meinte und sich bereits schon wie ein Schnitzel darauf freute: „Ob sie ein Mädchen ist hin oder her“, war ihm sein Stolz regelrecht auf die Brust geschrieben. „Dafür nehme ich dann auch gerne noch einmal solch einen Krater in Kauf“, hatte er sich wieder mit der gefüllten Tasse zu der Ex-Freundin seines Sohnes umgedreht. „Aber natürlich können wir zwei auch zu einem Gläschen gutem Wein anstoßen, wenn dir das rechter ist“, setze er sich wieder neben die Mutter seiner Enkelin: „Betrinken wird ich mich trotzdem“, grinste er sie an.

Daraufhin kassierte er von ihr einen zerknirschten Blick. Dazu Sagen tat sie nichts mehr.

Ihr Frühstück beendet ging sie immer noch empört über ihren Vater an diesem vorbei zurück nach oben in ihr Zimmer.
 

Yusaku hingegen beschloss, nachdem er auf dem Balkon geraucht hatte, sich noch einmal hinzulegen. Doch das musste er verschieben, um an der Haustür ein Parket vom Postboten entgegen zu nehmen. Es war Ruth Paket, welches er erst auf seinem Schreibtisch auspackte. Dann legte er sich müde doch hin.
 

Am frühen Nachmittag stand er wieder auf. Auf sein Handy sehend wurde er auf den entgangenen Anruf seiner Frau aufmerksam. Er wollte sich schon besorgt auf den Weg machen, als ihm erst bei genauerem hinsehen die Uhrzeit des Anrufes auffiel, dass dieser nicht heute Morgen sondern bereits in der Nacht um 1:43 Uhr bei ihm eingegangen war.

Was ihn doch zum Stutzen brachte.

Das Handy in sein Jackett gesteckt machte er sich auf den Weg zu seiner Familie ins Krankenhaus.
 

Da er sein Auto ja hatte stehen lassen, lief er durch die bereits weihnachtlich geschmückte Innenstadt von Beika. An einem Juwelier vorbeikommend hatte er sofort etwas im Auge, was er seiner Frau hätte schenken können. Die Kette ganz links im Schaufenster empfand er wie perfekt für Yukiko. Für einen Moment überlegte er sie zu kaufen, bevor er dann ohne das Geschäft betreten zu haben weiter ging.

Ran, so hatte er früher bereits entschieden, wollte er etwas für Kickchen schenken und dank Eris Hilfe hatte er es auch schon fast fertig. Für den Professor hatte er auch etwas Nettes gefunden. Für Shinichi allerdings hatte er das dumpfe Gefühl war es gleich was er ihm mitbrachte. Er hatte die dumme Vermutung, dass sein Sohn sich über nichts was er ihm schenken würde freuen würde.
 

„Eri hat einen gesunden Jungen zur Welt gebracht“, erfuhren seine Frau und sein Sohn auf Stadion von ihm nicht nur das Geschlecht, sondern auch das Gewicht und die Körperlänge von Akamaru ganz genau, was den geschrumpften Shinichi nicht im Entferntesten interessierte.

Seine Mutter hingegen frustriert und deprimiert zur Kenntnis nahm.

Auf den Blick ihres Mannes, auf ihre ausgelaugte Gestalt hin, wimmelte sie ab: „Oh, wie schön.“

Sie sah das Yusaku nicht entging wie krank sie sich fühlte. Seine Sorge um sie bedrängte sie. Sie hatte Angst, dass er sich diesbezüglich äußern würde. Was er zu ihrem Glück aber bleibenließ.

Dafür brachte er sie durch etwas anderes neugierig gefragt aus der Fassung: „Was wolltest du von mir?“, erkundigte er sich zu ihr gegenüber an den Tisch gesetzt.

Verwirrt sah seine Frau ihn an: „Was meinst du?“, fragte sie verunsichert.

„Dein Anruf. Du hast mich mitten in der Nacht angerufen. Warum?“, beugte er sich gespannt etwas, die Arme verschränkt auf dem Holz abgelegt, zu ihr rüber.

Inständig hoffte er insgeheim sie würde ihm den wahren Grund nennen.

„Ach das“, wimmelte Yukiko ab. Sie fühlte sich in die Enge getrieben: „Das war nicht so wichtig.“

„Glaube ich kaum“, entgegnete Yusaku ihr darauf: „Mit Shinichi war doch nichts“, deutete er per Blick kurz auf seinen Sohn: „Warum hast du also angerufen?“, wollte er wissen.

Rans Ex-Freund bekam die Unterhaltung seiner Eltern mit. Jedes gesprochene Wort, aber es belastete ihn als ihr Kind nicht das sich anhören zu müssen. Der Streit seiner Eltern war ihm gleich.

„Du hast dir doch nicht etwa Sorgen um mich gemacht!?“, spekulierte er, als ihr Zögern ihm zu lange dauerte auf das, was ihm in seiner Vorstellung am besten gefallen hätte.

„Ach was“, lachte seine Frau ihn nervös aus: „Wie kommst du denn darauf?“, sah Yukiko ihn kalt an. In der Hoffnung sie würde damit durchkommen: „Du bist doch Erwachsen. Es ist deine Sache wo du dich des Nachts herumtreibst.“

„Heißt das, dass es dich mal wieder nicht interessiert was ich tue?“, schlussfolgerte ihr Mann daraufhin gekränkt und verletzt.

„Ganz richtig“, schaffte Yukiko es ihm das glaubhaft zu machen: „Du kannst tun und lassen was du willst. Es ist deine Sache.“

„Schade“, quittierte Yusakus das aufstehend. Er ging.
 

Er tauchte erst wieder zur Abendvisite auf. Sein Sohn durfte nun endlich wieder etwas zu sich nehmen, wie er durch eine Schwester erfuhr. Von Yukiko hatte er das nicht erfahren. Seit seiner Rückkehr hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt, sondern hatten jeder getrennt für sich jeweils in ihrer Ecke des Zimmers gestanden.

Der geschrumpfte Shinichi empfand es immer noch als ungewohnt, als er bereits zum vierten Mal an diesem Tag etwas Tee zum Abendessen und dazu wieder ein wenig Zwieback vorgesetzt bekam. Dazu hing er weiterhin an der Infusion.

Vorsichtig probierte er sich schlecht gelaunt daran.
 

Später
 

Mit seiner Frau nachhause gekommen fand Yusaku Ran zusammen mit Kazuha, Aoko und Sonoko vor dem Fernseher.

Während Yukiko gleich nach oben verschwand, erriet ihr Mann: „Scheint, als macht ihr einen Mädels Abend“, schaute er zu Sonoko die gut gelaunt direkt neben Ran saß und sich gerade Chips in den Mund steckte.

„Wir haben uns wieder vertragen“, lächelte ihn die Ex-Freundin seines Sohnes und ihre Freundin happy an.

„Das freut mich“, kam Yusaku zu ihr.

„Schau mal“, hielt sie ihm stolz einen Schal hin: „Denn hat sie mir zur Versöhnung mitgebracht.“

Etwas verwundert verstand er die Andeutung, dass er sich zu ihr runter beugen sollte.

Fröhlich flüsterte Ran in sein Ohr: „Ich hatte doch nach oben abgegeben das Sonoko sich bei mir entschuldigt und mir gewünscht, dass sie mir genau diesen Schal mitbringt. Es hat tatsächlich funktioniert!“, freute sie sich wie ein Hermelin.

„Das ist ja toll“, nahm Yusaku das beeindruckt zur Kenntnis. Er fühlte sich in seiner Idee, die er vorhin neben Yukiko im Auto gehabt hatte ermutigt. Durch sie war er auf einen Einfall gekommen. „Bis später“, sagte er.

„Du kannst ruhig hier unten bleiben. Du störst uns nicht“, meinte Ran.

„Ich darf bei euch dabei sein?“ Yusaku fühlte sich glatt geschmeichelt: „Was für eine Ehre, aber ich muss den Damen leider ablehnen. Ich bin verhindert. Ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. So als bald“, verabschiedete er sich amüsiert ganz Gentleman von den vier Freundinnen.

„Wenn das so ist“, lachte Ran, wie auch Sonoko, Aoko und Kazuha über seine Worte.

„Mach’s gut“, rief Ran ihm noch nach, wie er sich die Treppenstufen hochmachte.

„Macht’s besser“, grinste er von oben noch auf die vier Teenager herab, ehe er sich umgedreht über den Flur in sein Zimmer kam.

Zum Schlafzimmer geschaut hatte er, an seine Frau gedacht, die Türe kopfschüttelnd geöffnet.
 

Die Tür hinter sich geschlossen ging er gezielt bis zu seinem Schreibtisch. Angekommen zündete er mit dem Schamasch die 4te Kerze des neuntarmigen Hanukkahständers an.

Dann setze er sich auf seinen Stuhl. Kurz betrachtete er die Kerzen.

Aus der Schublade holte er das kleine Büchlein von neulich, etwas Papier, einen Stift und auch die darunter liegenden Briefe von Ran an seinen Sohn andressiert heraus. Die er mit einem Zettel mit der Aufschrift „Göttliche Ordnung“ versah. Die Briefe neben sich abgelegt schlug er das Heft auf. Suchte sich zu Shinichi folgendes heraus: Magen- birgt Nahrung. Verdaut Vorstellungen und Ideen und dann zu seiner Frau: Bronchitis- entzündete familiäre Umgebung. Streiten und schreien. Manchmal auch schweigen, schlug Yusaku nach. Beide Erläuterungen erschienen ihm logisch. Auch wenn letztere für ihn offensichtlicher war. Bei der ersten aber, kam er ins Grübeln. Was war genau Shinichis Problem? Handelte es sich um die Vorstellung für immer Conan bleiben zu müssen? Oder ging es vielleicht gar um eine andere Idee? Yusaku überlegte wofür das gut sein sollte und was das gegebenenfalls für eine Idee sein konnte.

Die Briefe vor sich ausgebreitet brütete er über diesen und das helle Licht der Kerzen betrachtend.

„Herrliches Hanukkah“, sprach er schließlich emsig das Papier beschriftend aus: Ich erkläre Frieden und Harmonie in mir und um mich. Alles ist gut. Und für Shinichi: Ich verdaue das Leben mit Leichtigkeit. Dahinter setze er noch dick und fett unterstreichen drei Ausrufezeichen.

Zufrieden raffte er die Briefe wieder zusammen und packte diese in die Schublade zurück: „Massel Tov“, hatte er seinen Plan nun durchdacht. Zwar wusste er, dass dieser nicht einfach umzusetzen war, aber das hinderte ihn nicht daran zu beschließen es zu versuchen.
 

In der Nacht wurde er plötzlich wach. Etwas winziges, Feuchtes grub sich in sein Gesicht.

„Na du“, tastete er ratend in die Dunkelheut: „Wer ist denn da?“, einen der Hunde vermutet. Aber es war kein Hund. Es war etwas anders. Im ersten Moment verwirrt tastete er noch mal genauer. Das Etwas war nicht wie erwartet groß, sonder es war klein. Auch die Nase war viel kleiner und auch die Ohren saßen anderes. Ebenso der Schwanz fühlte sich ganz anderes an: „Goro!?“, fragte er verblüfft das kleine Etwas.

„Mau.“

„Was machst du denn hier?“, merkte er wie der Kater sich an ihn schmiegte und an stupste. Gestreichelt werdend aktivierte das Haustier seinen Motor und schnurrte zufrieden los.
 

Freitag, 22.Dezember
 

An diesem Morgen war so eine Art Krankengymnast beim geschrumpften Shinichi, der ihn dazu animieren wollte mit seiner Hilfe ein paar Bewegungsübungen zur Prophylaxe und zur Verbesserung seines Kreislaufes zu machen.

Der eigentlich nette Mann mit Namen Omae hatte jedoch keine Chance. All seine Motivationsversuche scheiterten. Der Miniatur Shinichi ließ ihn einfach abblitzen.

Zumindest bis sein Vater zum alltäglichen Besuch kam. Auf dessen strengen Blick hin musste er dann seine Beine wenn auch sehr widerwillig bewegen lassen. Doch ein zweites Mal durfte Omae das nicht und an die Arme ließ Yusakus Sohn den Krankengymnast schon zweimal nicht, der ihn schon fast energisch darum bat: „Mach dich bitte nicht so steif. Sonst kann ich dir nicht dabei helfen.“

Der geschrumpfte Shinichi verweigerte! Ganz ungeniert nutzte er die kleines-Kind Masche aus. Er war so bockig und stur, dass selbst sein Vater auf gut deutsch verschissen hatte. „Komm schon, Conan! Jetzt mach mit. Herr Omae hat nicht den ganzen Tag Zeit. Du benimmst dich sehr unhöflich!“, konnte Yusaku gar nicht fassen wie aalglatt er an seinem Sohn abglitt, der sämtliches Bitten und Schimpfen seinerseits scheinbar ganz der möglichen Konsequenzen egal mit: „Ich mach das nicht“, total querstellte.

Nach weiteren 5 Minuten gab der Krankengymnast auf. „Es bringt mit ihm nichts“, teilte er ärgerlich an Yusaku und Yukiko gewandt mit. Ihr Sohn hatte gewonnen und den verhassten Typen resigniert vertrieben.

Zufrieden lächelte er seine Eltern an. Die zu seinem Glück nicht mehr dazu kamen ihn auszuschimpfen, da Dr. Hiroshige zur Visite mit einer Schwester reinkam.
 

Seinen Patienten routinemäßig untersucht, ordnete er der Schwester an: „Er kann die passierte Kost bekommen.“

Die Schwester nickte. Nachdem er seine Begutachtung beendet hatte, nahm er Yusaku zur Seite, nachdem er sie schon: "Sie können gehen" hinaus geschickt hatte: „Die Wunde heilt immer noch ausgesprochen gut. Es ist erstaunlich“, merkte er beeindruckt an: „Wenn Sie wollen, können Sie ihn über die Feiertage mit nachhause nehmen. Er ist dann soweit, dass Sie ihn mitnehmen können. Wegen der weiteren Untersuchungen“, spielte er vertraulich auf Yusakus Bitte an: „Die verschieben wir am besten auf die ersten Wochen im neuen Jahr. Bis dahin werde ich alles arrangiert haben“, war der alte Arzt zuversichtlich: „Wegen der Bezahlung das klären wir dann und regeln es unter der Hand“, sah der Mediziner das locker: „Ich werde Ihnen Aufbaupräparate und Nahrungsergänzungsmittel mit geben. Sie werden ihm beim Abbau seines Untergewichtes helfen und ihn stärken.“
 

Am Nachmittag
 

Yusaku ging spazieren. Die zwei Stockwerke weiter stattete er Eri und ihrem Sohn einen Besuch ab. Ran war gerade ebenfalls da. Freudig stand sie daneben und hörte zu wie ihre Mutter ihm erzählte, dass auch sie wahrscheinlich am 23ten entlassen würde.

„Das wird den Kater freuen“, entgegnete Yusaku ihr schmunzelnd.

„Du nennst meinen Mann einen Kater?“, zog Eri darauf die Augenbrauen hoch.

„Nun, ich weiß nicht an wen du bei der Bezeichnung Kater denkst. Ich für meinen Teil meinte Goro.“

Eri und er fingen zu lachen an. Ran lachte mit.

Mit der werdenden Mami zusammen fuhr er am Abend nachhause.
 

An diesem Abend…
 

Auch Gin wurde bezüglich Shinichi auf den neusten Stand gebracht.

Er flegelte sich rauchend in einem breiten, schwarzen Ledersessel, während Wodka ebenfalls rauchend am Fenster stand. Vor ihm stand seine Informantin, von ihm ins Krankenhaus eingeschleust, und erzählte ihm von den neusten Entwicklungen. So erfuhren die beiden Männer in Schwarz von den geplanten Untersuchungen und Tests bezüglich Shinichis Gesundheitszustandes und des APTX 4869 und dessen Gegengift.

„Wir sollten einschreiten“, war Wodka im ersten Moment entsetzt.

Doch Gin wies ihn in die Schranken: „Nein“, blieb er dagegen ganz gelassen: „Das APTX ist nicht nachweisbar. Von daher können sie von mir aus ruhig so viel forschen wie sie lustig sind. Sie werden ja doch nichts heraus bekommen!“, zog der blonde Teufel genüsslich an seiner Zigarette und blies im Anschluss den Qualm entspannt aus.

„Aber“, wandte Wodka darauf ein: „Dieses Gegenmittel mit dem Sherry es geschafft hat ihn wieder in diesen normal großen Teenager zu verwandeln. Was ist damit?“

„Was soll damit sein?“, reagierte sein Gegenüber leicht gereizt und von diesen als dumm empfundenen Fragen genervt: „Nichts! Was sollte damit sein? Bei dem Gegenmittel wissen sie eh was drin ist und damit wissen sie genauso viel wie vorher. Also bringt sie das auch kein Stück weiter. Nein Wodka“, hatte Gin ein böswilliges Grinsen in seinem Gesicht: „Das bringt ihnen rein gar nichts“, war er sich dessen ganz sicher.

Was auch der dickere der Männer einsah.

„Trotzdem“, schnippte der Blondhaarige die Kippe an der jungen Informantin vorbei in den Aschenbecher: „Es kann nicht schaden, dass wir uns Akteneinsicht verschaffen in das was sie verzapfen. Bleib weiterhin in ihrer Nähe und wenn es soweit ist besorgen wir uns die Unterlagen“, entließ er das Mädchen- ungefähr gleich alt wie Shinichi- mit einer wegschickenden Handbewegung. Ehe er sich cool eine neue Zigarette ansteckte und seiner Informantin daran ziehend nachsah.

„Traust du 045?“, fragte Wodka ihn.

„Das wird sich zeigen“, wurde ihm fies zugegrinst.
 

Samstag, 23. Dezember
 

Den Morgen verbrachte Ran, vergnügt vor sich hin singend, damit Ordnung zu machen.

„Lass mich das doch machen“, meinte Yusaku, der sie gerade im Bad das Waschbecken winnern sah.

Sich über seine Hilfe freuend ließ sie ihn weiter machen und ging schon mal dazu über einmal über die Fensterbank zu wischen.

Gemeinsam standen die Zwei ein paar Minuten später zufrieden vor den blitzblanken Armaturen. Damit fertig suchten sie sich ein Stockwerk tiefer in Wohnzimmer und Küche neue Arbeit. Während Yusaku das Saugen übernahm, huschte Ran mit dem Staubwedel überall entlang.

Kogoro, der sich von den Beiden in seiner Mittagsruhe gestört fühlte, zog mit der Zeitung ins Schlafzimmer um. Ihn hochgehend sehen verdrehten seine Tochter und sein Mitbewohner die Augen und lachten.

So konnten Yusaku und Ran als Duo ungestört in Weihnachtsstimmung vor sich hin machen und tun.
 

Gerade holte Ran unten die Wäsche, da lief Goro hinter Yusaku her ebenfalls bis nach ganz unten.

„Hey, lass das“, tadelte er sie amüsiert, als er ihr kurzum den Korb aus den Händen hob: „Du bist schwanger. Vergiss das nicht immer!“, lachte er über sie.

Was sie mit einem empört quickenden „Hey!“, quittierte.

Eilig lief sie ihm hinterher. Yusaku ließ ihr aber keine Chance den Korb zurück zu schnappen. Sie auslachend lief er mit der Wäsche das letze Stück auf der Treppe voraus bis ins Wohnzimmer zurück.

Wo er: „Ha, geschafft“, wie sie etwas aus der Puste angrinste und den Korb auf dem Tisch abstellte.

Zerknirscht lächelnd hatte die werdende Mami verloren.

„Aber beim Falten der Handtücher darf ich dir doch jetzt helfen, oder?“, fragte sie sich auf das Sofa gesetzt.

Abwegig sah er sie an und meinte dann dreist: „Nein!“

„Du hast heute schon genug getan“, fügte er auf ihren entrüsteten Blick hinzu.

So blieb ihr nichts anderes als kleinbeizugeben, die Hände in den Schoss zu legen und ihn diese Arbeit erledigen zu lassen.
 

Als er damit fertig war, war er dann derjenige der alles stehen lassen musste. Denn es war Ran, die nun fest darauf bestand das Teekochen zu übernehmen. „Du hast jetzt auch genug für mich gemacht. Denn Tee mache ich!“, wollte sie sich bei ihm für seine Unterstützung revanchieren.

Was Shinichis Vater sich gefallen ließ. Auf der Couch legte er die Beine hoch. „Wie lange dauert das denn!?“, drängelte er scherzhaft in Richtung Küche.

„Bin ja schon so weit“, kam Ran in diesem Moment freudestrahlend mit einem Tablett auf ihn zu.

Gemeinsam genossen sie die wohlverdiente Ruhe, nachdem sie beide so fleißig gewesen waren. Es war doch anstrengend gewesen. Sowohl sie, als auch er waren sie leicht ins Schwitzen gekommen, aber sehr zufrieden.

Fast zwei Stunden hatten sie gebraucht, um alles fertig zubekommen, stellte Yukikos Mann auf die Uhr gesehen mit ihr fest. „Wenn wir die passenden Kostüme gehabt hätten, wären wir als die besten Weihnachtselfen durchgegangen“, scherzte er und klatschte wegen der gemeinsamen Leistung gut gelaunt, mit ihr in die Hände.

„Stimmt“, stimmte Ran ihm ebenfalls gut gelaunt zu: „Jetzt müssen wir nur noch schmücken“, war ihre Festlegung wie sie sich so umsah.

Für einen Moment genossen Beide noch die Pause, bis Ran sich plötzlich glücklich an ihn kuschelte: „Es ist perfekt“, murmelte sie vor sich hin.

Yusaku schmunzelte. Sie war müde.

„Uns geht es gut“, fühlte auch er sich wohl: „Gott in Frankreich hat auch nicht besser, als wir“, scherzte er Ran drückend, die ihn ansah: „Warum wie in Frankreich?“, fragte sie.

„Na, weil doch die Franzosen für das beste Essen bekannt sind.“

„Ach so“, verstand Ran und grinste: „Soll das jetzt eine Anspielung sein, dass ich den Ofen vorheizen soll, weil du Lust auf die Weihnachtsgans hast?“

„So ähnlich“, grinste er zurück.

„Haben wir denn überhaupt eine hier?“, überlegte sie und setze sich auf.

„Gute Frage!?“, fand Yusaku neben ihr die leere Tasse beiseite stellend. Er stand auf.

„Komm, lass uns einkaufen fahren“, meinte er, nachdem er mit ihr festgestellt hatte, dass ihnen nicht nur der Weihnachtsbraten fehlte. Mit Rans Hilfe eben eine Einkaufsliste angefertigt machte er sich mit ihr auf den Weg.
 

Auf dem Weg zum Auto fragte sie ihn: „Kommt Conan zurück?“

„Nein, denke nicht“, antwortete er sich ans Lenkrad gesetzt.

„Hab ich mir gedacht“, war sie doch etwas enttäuscht: „Kann man wohl nichts machen“, schnallte sie sich an.
 

In den Supermarkt gefahren und dort alles besorgt, was sie so an Lebensmitteln über die Feiertage brauchten, diese im Kofferraum verstaut und nachhause gebracht schmückten sie das Wohnzimmer noch etwas netter.

Kazuha hatte wie kurz danach auch Heiji den Fehler begangen zu ihnen nach unten zu kommen. Shinichis Freund hatte eigentlich nur etwas trinken wollen, wurde aber schließlich auch von Yusaku und Ran gemeinschaftlich zum mit schmücken des Weihnachtsbaums verdonnert. Den Yusaku seinerseits freiwillig gemeinsam mit dem im Gegensatz von seiner Ehefrau genötigten Kogoro vor einigen Tagen besorgt hatte.
 

Nachdem Eris Mann sich auf den Weg gemacht hatte, um seine Frau und seinen Sohn aus dem Krankenhaus abzuholen, erledigte Ran fröhlich mit Yusakus und Kazuhas Hilfe den letzen Feinschliff an den Bannern, die ihre Mutter und ihren kleinen Bruder willkommen heißen sollten. Während sie in Yusakus Zimmer, wo sie die Plakate versteckt gehalten hatten, mit Kazuha voller Vorfreude die letzen Letter von „Willkommen zuhause Mama“ mit dicken Filsstiften ausmalte, musste Heiji die babyblauen Luftballons aufblasen. Yusaku der diese Aufgabe übernommen hatte, unterbrach, als es endgültig dunkel wurde und er seinen letzen aufgeblasen hatte, seine Tätigkeit. Er ging rüber zur Fensterbank. Auf welche er den Hanukkahständer mittlerweile umgestellt hatte.

„Wie schön“, fand Ran von ihrer Arbeit zusehend, wie er die 6 Kerzen eine nach der anderen anzündete und dazu leise die zwei Gebete sprach.

„Was ist das eigentlich für ein Fest?“, fragte Kazuha. Dann nahm sie den schwarzen Stift wieder in die Hand.

„Chanukka was sonst!?“, warf Heiji ihr genervt an den Kopf.

Woraufhin er schon einen etwas genervten ach-komm-schon Blick von Yusaku einfing, der, bevor die Zwei zu streiten anfangen konnten, Kazuha den Brauch zu erklären begann: „Chanukka ist ein hebräisches Wort und beutetet so viel wie Einweihung oder Wiedereinweihung.“ Kaum hatte er das gesagt wurde er: „Warte. Erklär ihr das so, wie du mir das erklärt hast“, von Ran eilig unterbrochen. Sie wollte seine Parodie noch einmal hören.

Mit einem Blick zu ihr tat er ihr den Gefallen, indem er es so wiedergab wie Ruth es ihm selbst seiner Zeit beigebracht hatte: „Da war Öl. Es war alle und es reichte für acht Tage. Ende!“, ahmte er ihre genervte Stimme im Original-Ton nach.

Während Ran kicherte, schauten Kazuha und Heiji sie und Yusaku, diesen Insiderwitz nicht verstanden, nur verständnislos an.

„Es geht darum“, holte Yusaku deshalb etwas weiter aus: „dass ein Jahr nach dem Makkabäer Aufstand 166 v. Christus der entweihte Tempel gereinigt werden musste. Damals hatten die Griechen Israel unterdrückt. Sie hatten den Juden verboten ihren Glauben auszuleben. Sie verlangten, dass sie die griechischen Götter anbeten sollten. Judas Makkabäus zum Beispiel, seine vier Brüder und dessen Gefolge sahen das nicht ein. Denn für sie gab es nur einen Gott- Den Israels. Weshalb er sich verweigerte. Da die Griechen den Tempel entweiht hatten, mussten sie diesen nach der Zurückeroberung reinigen und von den griechischen Götzen befreien. Dabei war es so, dass die Chanukkia ein Leuchter im Tempel war, der niemals erlöschen sollte. Um diesen weiterhin brennen zu lassen benötigten sie Öl. Allerdings war nur noch ein Krug geweihtes Öl übrig, welches nur für einen einzigen Tag gereicht hätte. Für die Herstellung neuen geweihten Öls wurden aber acht Tage benötigt. Zu ihrem Erstaunen brannte dieses eine Licht diese ganzen acht Tage lang. Weshalb das jüdische Volk jetzt jedes Jahr dieses Wunder feiert“, beendete er, den Schamasch aus der Hand gelegt, seine Erläuterung.
 

Im Krankenhaus saß der geschrumpfte Shinichi derweil wieder vor seiner Schonkost.

„Das sieht doch gar nicht so schlecht aus“, versuchte Yukiko es: „Probier es doch wenigstens“ ihren Sohn zu überreden.

„Nein!“, teilte er stur mit. „Ich bin nicht hungrig.“

„Aber-“, wollte seine Mutter etwas erwidern. Doch wurde sie von ihm unterbrochen. Er machte ihr ein unmoralisches Angebot: „Hör zu“, drohte er ihr: „Ich weiß das du für Vater noch was empfindest. Nur du willst ihm das gegenüber nicht zugeben. Warum weiß ich nicht, aber du belügst ihn und verheimlichst ihm etwas.“

Noch bevor Yukiko entsetzt darauf reagieren konnte, meinte er: „Nun du hast deine Gründe. Und ich meine!“, machte er ihr den Vorschlag: „Wenn du ihm das hier nicht erzählst, dann werde ich dich auch nicht verraten“, lächelte er sie mutwillig an. Da er wusste, dass seine Mutter nichts dagegenzusetzen hatte, grinste er ihr zufrieden ins Gesicht.

Und das hatte sie auch nicht. Von ihrem Sohn schachmatt gesetzt musste sie den Kürzeren ziehen. Diese Auseinandersetzung gewonnen schob er ihr den Teller hin.
 

„Jetzt kommt“, drängelte Ran: „Schnell“, als sie die Hunde unten an der Haustür anschlagen hörte. Eilig lief sie zu Heiji und Yusaku, die gerade den vorletzen Banner mit der Aufschrift: „Schön, das ihr da seid!“ aufhängten. Neben Kazuha schnappte sie sich ein Bündel der zusammen gebundenen Luftballons, während Yusaku und Heiji von den Stühlen stiegen.
 

Die Haustüre von Kogoro aufgeschlossen kam Eri, mit dem Babysitz in der Hand, an ihrem Mann vorbei herein. Die Hunde von ihrem Mann gehindert sie schwanzwedelnd zu begrüßen, stieg sie die Stufen rauf.

Das Wohnzimmer erreicht wurde sie jubelnd von ihrer Tochter: „Da bist du ja, Mama! Schön das du wieder da bist!“ und den anderen herzlich empfangen.

„Hallo, Akamaru!“, beugte Ran sich freudig zu ihrem schlafenden Bruder, den ihre Mutter auf dem Tisch abstellte.

„Oh, der ist ja wirklich so süß wie du ihn beschrieben hast“, kam jetzt auch Kazuha neugierig den Säugling bestaunen.

Yusaku lächelte. Er umarmte Eri, neben Heiji stehend, der der Neutralste bei dem Trubel war.

„Platz da! Geht zur Seite. Jetzt bin ich dran“, drängelte Eris Mann, nun ebenfalls oben, sich dazwischen.

„Du hattest ihn doch vorhin schon die ganze Zeit“, erinnerte seine Frau ihn daraufhin ermannenden Blickes den anderen das Baby zu lassen.

„Ach was!“, entgegnet er darauf ganz der Vater: „Das ist doch schon gut eine halbe Stunde her. Siehst du nicht, dass er zu mir will?“, gab er an und wollte seinen Sohn hoch nehmen. Doch der wachte davon auf und fing nur zu quengeln an.

„Herzlichen Glückwunsch“, bekräftigte Yusaku ihn und seiner Frau noch einmal, bevor er sich von ihnen und Ran absetzte und mit Heiji ging.

Kazuha, die das jedoch mitbekam, wollte ihrem Ex erst nachlaufen, aber er war mit Yusaku längst auf dem Weg zum Auto.
 

Im Krankenhaus sagte der Blick des geschrumpften Shinichis alles, als er seinen Vater reingekommen und ihn den Koffer aufnehmen sah, welchen seine Mutter ihm bereits gepackt hatte.

„Verdammter Mist“, grummelte er, als er: „Na, dann komm, Shinichi“, von seinem Vater begrüßt aufstehen sollte: „Ich habe keine Lust verdammt“, beschwerte er sich: „Was soll ich beim Professor?“, machte er seinem Frust Luft.

„Du kannst auch hier bleiben, wenn du auf den Schoss vom Weihnachtsmann willst“, konterte Yusaku darauf ganz gelassen: „Dann gehe ich wieder.“

Sein Sohn sah ihn geschockt an. Nach dem Motto du verarscht mich!

„Nein, Shinichi“, schüttelte der den Kopf: „Ein Weihnachtsmann wurde hier für Morgen bestellt. Die Schwester hat es mir erzählt, Shinichi. Wusstest du das noch nicht!?“

Es war offensichtlich, dass es dem MiniShinichi nicht bekannt war. Darauf, wie sein Vater gewusst hatte, erst recht keinen Bock habend tat er was er von ihm wollte. Er schlug giftig die Decke bei Seite, bevor er langsam aufstand. Vorsichtig setze er einen Fuß vor den anderen.

Neben seinen Eltern wartete er, bis sie seine Entlassungspapiere unterschrieben hatten.

Das getan nahm Yusaku ihn Yukiko vom Arm auf seinen. Zum Wagen getragen sollte er sich auf dem Rücksitz anschnallen.
 

Bei Professor angekommen wurde er von seinem Vater erneut getragen. Agasa hatte ihnen geöffnet.

Im Wohnzimmer hatte er mit Ais Hilfe zusammen das Sofa für den kranken Detektiv bereits hergerichtet, sodass Yusaku ihn dort einfach nur abzusetzen brauchte.

Sich zugedeckt sah er schlecht gelaunt zu den drei Erwachsenen. Auch der Blick zwischen Ai und ihm war von kühler Distanz geprägt.
 

Während seine Mutter ihm auf der Pelle blieb, holte Yusaku seine Tasche aus dem Kofferraum. Das getan setze er sich mit Heiji zum Professor in die Küche.

Mit ihnen zu Abend essend schweifte Yusakus Blick zu seiner Familie. Er hatte ihnen jeweils ein Schälchen gebracht. Für Shinichi extra die aus dem Krankenhaus gekochte Schonkost, die sein Sohn aber nicht recht anrührte und Yukiko so in der Patrouille saß, weil sie nicht wusste wie sie ihn zum Essen bewegen sollte.

Eine Weile schaute ihr Mann sich das Gehampel an, ehe er neben Ai sitzend aufstand.

Heiji und Ai sahen ihm wie auch der Professor dabei zu, wie er das selbst in die Hand nahm: „Hier!“, meinte er: „Shinichi“, hielt er seinem Sohn dessen Mahlzeit unter die Nase.

„Das ist zu viel!“, versuchte der es.

„Dann die Hälfte.“

Yukiko schaute beeindruckt zu, wie Yusaku es im Gegensatz zu ihr schaffte ihren gemeinsamen Sohn zum Essen zubewegen. Denn der hörte auf seinen Vater, welcher konsequent vor ihm stand und das ohne ihm noch einmal zu widersprechen.

So als wolle er sagen so einfach geht das und wolle er sie fragen warum kriegst du das nicht hin, schaute ihr Mann sie, ihr das eigene Schälchen in die Hand drückend, an. Jedenfalls kam es bei Yukiko so an und Yusaku hatte es auch so gemeint, als er sich zurück an den Tisch setzte.

Das Abendessen beendet und noch mit abgeräumt verabschiedete er sich mit Heiji: „Gute Nacht, Shinichi. Bis Morgen und schlaf gut.“

Seiner Frau die Jacke gereicht nahm er sie mit, sodass ihr Sohn alleine beim Professor und Ai blieb. Da die zwei sich nichts zu sagen hatten, verließ auch sie den Raum und während der Professor noch etwas am PC saß, hatte er endlich seine Ruhe. Worüber er froh war. Frustriert hatte er sich auf den Rücken gelegt und starrte vor sich hin zur Decke.
 

Sonntag, 24. Dezember
 

Es war 7:30 Uhr gewesen, als Yusaku blinzelnd auf die Uhr gesehen hatte. Es war alles vorbereitet. Es gibt also keinen Grund früh aufzustehen, hatte er gedacht und sich noch mal für eine halbe Stunde umgedreht. Wirklich schlief er aber nicht nochmal ein.

Draußen war es bewölkt wie er sah. Und so konnte man auch seine Stimmung an diesem Morgen beschreiben, als er jetzt aufstand.

Sich auf die Sofakante gesetzt seufzte er. Er ahnte dass dieses Weihnachtsfest nicht einfach werden würde. Von Ran wusste er, dass sie heute Abend zu Sonoko eingeladen war. Sie würde Kazuha vermutlich mitnehmen, was Yusaku ehrlich gesagt gar nicht schlecht fand. Für sie und Heiji sah es schlecht aus. Die Chance auf Frieden zwischen den Beiden war arg gering und um ehrlich zu sein hatte er keine Lust auf Teenager Dramatik. Dazu waren die letzen Wochen wirklich zu anstrengend gewesen. Er merkte jetzt doch wie sehr die ganze Aufregung an ihm gezehrt hatte. Yusaku sehnte sich nach Ruhe und Erholung und war sich ziemlich sicher das er eben das nicht bekommen würde. Gefrustet stand er ganz auf. Wobei er gedanklich wieder bei seinem Sohn war. Das wird anstrengend, dachte er auf dem Weg zur Tür darüber nach.
 

Auf den Flur getreten machte er sich gegenüber im Badezimmer fertig. Sich vor dem Spiegel rasierend dachte er über die Kette nach, die er neulich in dem Schaufenster gesehen hatte. Gerne wollte er Yukiko jene zum Geschenk machen. Doch malte er sich kaum Hoffnung aus, dass sie die Kette von ihm annahm. Wann immer er ihr im letzen halben Jahr was hatte schenken wollen, hatte sie es ausgeschlagen.

Warum denke ich eigentlich weiter darüber nach, fragte er sich selbst Wasser ins Gesicht gespritzt. Nach dem Handtuch gegriffen ging ihm die Kette immer noch nicht aus dem Sinn. Sich abgetrocknet verließ er das Bad.
 

Gegenüber wurde die Schlafzimmertür leise geöffnet. Yukiko war bereits nicht mehr da, wie er sah. Bis zum Bett gegangen setze er sich auf die ordentlich zusammengelegte Decke. Immerhin, umspielten seine Lippen ein trauriges, kurzes Schmunzeln, Sinn für Ordnung hatte sie immer noch. Was er, wenn er an sein Bettzeug dachte, gerade von sich selbst nicht behaupten konnte. Noch einmal mit der flachen Hand über den seidenen Stoff gestrichen stand er nichts desto trotz auf. Darauf zu frühstücken verzichtete er.

Das Haus verlassen fiel ihm der Nieselschnee auf ihn herab. Über den Neuschnee hinweg lief er den Weg zum Professor.
 

„Hallo, Shinichi“, begrüßte er dort angekommen seinen Sohn.

„Yukiko.“

Sie saß neben ihm. Der geschrumpfte Shinichi selbst lag noch auf dem Rücken, schaute kaum zu seinem Vater auf.

Gemeinsam mit Agasa frühstückte dieser. Ai war bei ihnen. Während Yusakus Frau zusammen mit ihrem gemeinsamen Sohn so tat, als würde sie es ebenfalls tun. Was sie eigentlich auch wirklich tat, etwas zumindest.

Im Gegensatz zu Rans Ex-Freund. Er hatte keinen Appetit. Bewusst saß er seiner Mutter so gegenüber mit dem Rücken zu seinem Vater und den anderen, dass diese ihn nicht gut einsehen konnten. Was seinem Vater auch auffiel, weil er, obwohl er seinen Hals weit reckte, nur bedingt in der Lage war seinen Jungen richtig zu sehen. Was nicht zuletzt auch mit der hohen Sofalehne zu tun hatte.

Dieser wusste um diesen Vorteil und nutzte ihn seinerseits für sich aus.
 

Am späten Vormittag traf dann auch Heiji ein. Er hatte ein Buch für seinen Freund dabei. „Hier“, meinte er: „Has’u was zu lesen.“

Der Mini-Shinichi bedankte sich nicht, sondern legte es nur beiseite. Dann und legte sich selbst wieder bedächtig hin. Er hatte Schmerzen. Das Bewegen des Armes zum Schein hatte ihn angestrengt.

Damit hatte er Heiji auch signalisiert, dass er Ruhe wollte.
 

Seinem Freund blieb nichts anderes übrig, als diesen Umstand hinzunehmen.

Er ging rüber zu Ai und den Männern.

Nur seine Mutter so dachte der geschrumpfte Shinichi selbstironisch wurde er natürlich nicht los.
 

Nach dem Mittagessen ging Heiji nachhause. Sein kleiner Freund hatte ihm keine Beachtung geschenkt und auch seine Versuche ihn aufzumuntern hatten nicht funktioniert. So hatte er wie Yusaku keinen Grund gesehen noch länger zu bleiben.

Was dem geschrumpften Shinichi recht war.
 

Während Heiji sich- fern von Kazuha- in sein Zimmer zurück zog, verbrachte Yusaku den frühen Nachmittag damit mit Ran und Eri die Weihnachtstorte und später auch mit Kazuha zusammen Lakes zu backen. Akamaru schlief in dieser Zeit friedlich in seinem Stubenwagen nebenan.
 

In die aufgeräumte Küche kamen auch Heiji und Kogoro. Sie waren von oben runter zum Tee gerufen worden.

„Ich geh hoch“, ging Heiji danach sofort wieder nach oben.

Kazuha blieb deprimiert sitzen.

„Hey, Kazuha willst du mitkommen?“

„Nein danke“, lehnte sie ab.

„Oh okay. Schade“, fand Ran das, weshalb sie sich Yusaku alleine anschloss. Er hatte gesagt, dass er einen Spaziergang machen wolle.

Er und sie luden ihre Eltern ein mitzukommen. Während Eri die Idee guthieß und ihrem Sohn die warme Jacke anzog, hatte Kogoro dazu definitiv keine Lust. Dem Baby die selbstgestrickte Mütze von seiner Schwester zugebunden, hörte sie ihn. Er war deutlich, als er sagte: „Geh doch alleine.“

„Dann bleib doch hier“, war sie enttäuscht.

„Du sturer Idiot“, rief sie ihm hinterher, wie er einfach wieder nach oben ging.

„Paps!“ wurde ihm von seiner Tochter empört nachgerufen. Was den aber nicht weiter kümmerte.

„Paps“, fluchte Ran, ehe sie: „Mama“, rufend ihrer Mutter vor Yusaku hinterher nach unten gelaufen kam, die ihren Sohn wütend in dessen Kinderwaagen ablegte.
 

Trotz das Kogoro nicht mitgekommen war, verlebten seine Tochter, Yusaku und auch seine Frau zwei schöne Stunden. In denen sie den verschneiten Park durchquerten und dann durch die prächtig geschmückte Stadt über den Weihnachtsmarkt spazierten. Während Ran fröhlich ein kleines Stückchen vorausgelaufen war und vergnügt die vielen schönen und bunten Dinge betrachtete, schlenderte Yusaku in Begleitung ihrer Mutter, die den Kinderwagen schob, gemütlich.

Freudig fand Ran noch ein schönes Geschenk für Sonoko, dass sie ihr heute Abend schon mitbringen wollte. Auch eine Kleinigkeit für Conan war dabei. Für Kazuha kaufte sie einen kleinen hölzernen Sternenschlüsselanhänger. Sie wollte sie damit aufheitern.

Selbst für Shinichi hatte Ran etwas gefunden. Sie war sich sicher, dass es ihm gefiele. Auch wenn es unwahrscheinlich war, das er sich melden würde… Insgeheim hoffte sie es doch. Was sie veranlasste nun unschlüssig mit dem edlen Etui in der Hand dazu stehen.
 

„Für wen ist das?“, hörte sie plötzlich die Stimme ihrer Mutter, welche sie aus ihren verträumt-traurigen Gedanken aufschrecken ließ.

„Für niemanden“, war ihre etwas erschrockene Antwort. Schnell legte Ran das runde, lederne Stück zurück: „Es ist auch viel zu teuer“, fügte sie auf Yusakus und den fragenden Blick ihrer Mutter noch hinzu. „Kommt, lasst uns weiter gehen“, meinte sie bemüht standhaft.
 

Eri und Yusaku sahen einander an. Beide ahnten sie an wen Ran da bis eben gedacht hatte. Einen Arm kumpelhaft um die Schulter ihrer Mutter gelegt ging er ihr mit ihr hinterher.

Ran selbst unterdrückte ihre Tränen, beschleunigte ihre Schritte. Sie wollte sich ihren Kummer nicht anmerken lassen und ihnen die Freunde verderben. Den Yusaku aber natürlich- wie auch ihre Mutter- gleich bemerkt hatte. Von ihm gerufen blieb sie stehen und wartete bis sie sie eingeholt hatten.

In Richtung des Sonnenuntergangs ging sie neben ihrer Mum und Yusaku, in die Mitte genommen, zurück nachhause.

Durchgefroren bekam sie von Yusaku noch einen Tee ins Wohnzimmer auf die Couch gebracht. Bevor sie nach oben ging, um sich fertig zu machen.
 

Er selbst bevorzugte einen starken Kaffee mit einem Schuss Brandy.

„Möchtest du auch einen“, fragte er Eri, die Akamaru auf den Arm genommen zu ihm in die Küche kam.

Der Kleine war mittlerweile aufgewacht. Zufrieden an seine Mutter geschmiegt guckte er.

„Sie ist traurig“, stellte Eri sich gesetzt ihren Sohn betrachtet fest. Etwas mit ihrer Tochter mitfühlend, hatte sie die kleine Hand in ihre genommen. Aber sie war auch etwas verärgert. Sowohl auf Shinichi, als auch auf ihren eigenen Mann. Auf den sie sich, so hatte sie heute zumindest wieder mal das Gefühl, nicht verlassen konnte.

„Ich weiß“, setzte Yusaku sich mit der Tasse in der Hand.

Auch er fühlte sich nach den paar unbeschwerten Stunden nun wieder bedrückt.
 

Ran war zu Kazuha ins Zimmer gekommen.

„Hey“, hatte diese sich ganz aufgesetzt. Sie hatte auf ihrem Bett halbherzig in einen Manga geblättert: „Du siehst traurig aus. Hast du was?“

„Ach was“, versuchte Ran zu lächeln. Sie setzte sich neben sie: „Ich bin nur ein wenig traurig wegen Shinichi“, gab sie zu: „Das ist alles“, lächelte sie.

Kazuha legte sofort verständnisvoll einen Arm um sie.

„Aber dir geht es ja genauso wegen Heiji, stimmt’s?“, hatte sie Kazuha wieder daran erinnert warum sie heute so einen einsamen Tag gehabt hatte.

Zusammen saßen die beiden Freundinnen da.

Bis Ran es schließlich war, die ihre Lethargie abschüttelte. Sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel gewischt überreichte sie ihrer Freundin tapfer lachend das für sie ausgesuchte Geschenk.

Es ausgepackt schaute Kazuha den Sternenanhänger an.

„Denn kannst du an deinen Schüssel machen. Er soll dir Glück bringen“, bekam sie von Ran erklärt.

„Danke“, freute sie sich.

„Komm, lass uns fertig werden. Die Party beginnt gleich“, wollte Ran sich mit einem Schwung aufgestanden selbst dafür zu motivieren: „Was bringt’s uns schon, wenn wir uns jetzt noch den ganzen Abend bemitleiden?“

Kazuha nickte und so zog Ran sich mit ihr zusammen um.
 

Ins Badezimmer gegangen kämmte sie sich noch die Haare, während Kazuha ihre neu Zusammenbund.

„Ich muss jetzt gehen“, stellte Yusaku die ausgetrunkene Tasse beiseite: „Ich bin mit dem Professor noch zum Abendessen verabredet.“

„Ist gut.“

Er ging und so blieb Eri alleine sitzen.
 

An der Tür hörten sie es klopfen. Es war Yusaku: „Kommt schon ihr zwei. Es wird Zeit.“

„Gut seht ihr aus“, meinte er, als er Ran und ihre Freundin dann zu Gesicht bekam.

Als Fahrdienst fungiert setze er sie vor Sonokos Haustüre ab.

Er hob Nakamori zum Gruß die Hand, der seine Tochter wenige Augenblicke zuvor abgeliefert hatte. Der bereits in seinem Wagen sitzend zur Arbeit wollte.

Ach ja, Kaitos Weihnachtsüberraschung, erinnerte Yusaku sich. Kurz grinste er in sich hinein. Ran und auch Kazuha noch einen schönen Abend gewünscht: „Viel Spaß. Macht’s gut. Ich komm euch dann nachher wieder holen“, machte er sich auf den Weg zurück zum Auto.
 

Beim Professor
 

Auch beim Abendessen verhielt es sich ähnlich.

Yusaku hatte ihnen jeweils das Essen gebracht.

„Schau nicht so unsicher drein!“, wurde seine Frau von ihrem Sohn ärgerlich ermahnt.
 

Wieder hatte Yusaku zurück an seinem Platz Mühe den zwangsgeschrumpften Shinichi zu beobachten.

„Ich weiß auch nicht“, meinte er schließlich mit dem Professor zusammenräumend: „Irgendwas ist faul.“

„Was meinst du?“, konnte ihm sein Freund nicht ganz folgen.

„Nun“, erläuterte er ihm: „Schau dir die Beiden doch an. Die machen das schon seit heute Morgen. Jedes Mal wenn wir essen. Es ist, als wenn sie sich gegen mich verschworen hätten.“

„Wie kommst du darauf.“

„Keine Ahnung.“ Yusaku stand auf: „Ich habe nur so ein komisches Gefühl. Ich weiß auch nicht. Als wenn Shinichi gegen sie irgendetwas in der Hand hätte!? Mir ist zwar schleierhaft mit was“, reichte er seinem Freund das Geschirr: „aber schau dir doch auch mal Yukikos schuldbewusstes Gesicht an, als hätte sie etwas ausgefressen!“

Ai der Schlussfolgerung gefolgt vermutete, auch wenn sie jetzt dazu nichts sagte, insgeheim dasselbe.

Nur der Professor stand etwas unschlüssig da: „Meinst du wirklich?“, fragte er unsicher bei Yusaku nach: „Ich meine warum sollten sie sich gegen dich richten. Was hätten sie davon?“

„Gute Frage“, gab Yusaku nachdenklich seine Familienmitglieder betrachtend zurück: „Das werd ich schon rausbekommen“, ging er rüber. Ihnen gegenüber ließ er sich nichts anmerken, als er auch ihre Sachen abräumte.

„Puh, noch mal gut gegangen“, war Yukiko als er endlich gegangen war erleichtert.

Ihr Sohn war sich dagegen nicht so sicher…
 

Montag, 25. Dezember
 

Die Weihnachtsstimmung am 1. Weihnachtstag im Hause Kudo/Mori hielt sich am Nachmittag in Grenzen. Rans und auch Yusakus Hoffnung auf ein paar angenehme und harmonische Stunden im Kreise ihrer Lieben, als er zum Mittagessen vom Professor wieder rüber kam, wurde enttäuscht.

Ebenso enttäuscht und auch immer saurer wurde Eri, die mit ihrem Mann im Clinch lag, weil sie nun mal eine andere Vorstellung von einem gemütlichen Feiertag hatte, als Kogoro. Er hingegen hatte nun mal keine Lust einen auf Familie zu machen wie er ihr auch genervt an den Kopf warf. Dieses ganze Trara wie er es nannte was seine Frau veranstaltete ging ihm gehörig gegen den Strich. Sodass es nicht verwunderlich war, dass es auch nur bis zu den Vorbereitungen zum Essen dauerte, bis sie begannen einander zu streiten.

Ran, die ihrer Mutter lieb geholfen hatte den Tisch zu denken, saß bereits daran. Allerdings als Einzige. Sie musste sich bedrückt begnügen. Denn ihre Eltern ließen einander anschreiend auf sich warten.

„Kogoro, jetzt schon komm endlich!“, stand Eri auf der Schwelle von Wohnzimmer und Küche, schaute zum wiederholten Male böse zu ihrem Mann: „Kogoro!“, forderte sie ihn scharf warnend auf.

Doch der wollte sie ignorieren und weiter fernsehen. „Hör doch mal auf mir ständig dazwischen zu quatschen!“ blaffte er zurück: „Du versaust mir die ganze Yoko-Weinnachts Show! Verdammt noch mal!“

„Warum schaust du dir diesen ganzen Mist an, anstatt mit mir und deiner Familie zusammen zu essen!?“

„Sag mal geht`s noch?“, schrie Kogoro ihr ebenfalls wütend entgegen.

Die beiden waren jetzt so laut gewesen, das Akamaru neben Ran zu weinen anfing.

„Na, ganz große Klasse!“, war Eri außer sich: „Das hast du ja prima hingekriegt, Kogoro! Jetzt hast du deinen Sohn auch noch aufgeweckt!“

„Was heißt hier ich!?“, empörte er sich: „Du, gute Frau! Du hast mich doch zuerst angeschrien!“

Doch das konnte er seiner Frau bereits nur noch hinterher brüllen. Denn Eri war aufgebracht zu ihrem Sohn gelaufen. Ihn aufgenommen war sie es, die ihn hin und her wiegend beruhigen musste.
 

Als Yusaku kam spürte er gleich, dass der Haussegen schief hing. Das sah er schon alleine an der Art wie Kogoro Bier trinkend vor dem Fernseher saß.

Oh weh, dachte er nur. Seine Befürchtung bestätigte sich nur allzu schnell, als er auch in das Gesicht von dessen Frau sah. Die immer noch mit dem weinenden Baby auf dem Arm versuchte, mehr sich als den Säugling, zu beruhigen.

„Hier“, drückte sie ihm sowas von sauer hart das Kind in die Hand: „Mir ist der Appetit vergangen“, schaute sie dabei fluchenden Blickes zu ihrem Mann.

Yusaku und ihre Tochter stehen gelassen war sie weg.
 

„Was habe ich verpasst?“, versuchte er, sich dazu gesetzt, zu scherzen.

„Mama will das wir alle zusammen essen und Paps will lieber fernsehen“, fasste Ran ihm frustriert und traurig die Tatsachen zusammen.

„Na, das ist doch wunderbar“, legte er (Humor ist wenn man trotzdem lacht) das Baby zurück und begann sich dann den Teller zufüllen.

„Na, komm schon“, forderte er sie auf es auch zu tun: „wärmer wird’s nicht.“

„So sieht‘s aus“, nahm sie die von ihm angereichte Platte mit den kleingeschnittenen Bratenstückchen entgegen.

„Na immerhin haben wir etwas von dem guten Essen“, stellte er den ersten Bissen kauend fest. Es schmeckte ihm wirklich ausgezeichnet. Wie auch Ran merkte. Sie nickte resigniert und seufzte.

„Happy X-Mas“, beglückwünschte er sie beide.

Sie erwiderte sein kopfschüttelndes in sich hinein gelächeltes Lächeln.

„Gleichfalls“, stieß sie mit dem Gals Saft an.

Nachdem Mittagessen verkrümelte Ran sich mit ihm nach oben. Wo sie sich später in seinem Zimmer an der Torte gütlich taten.
 

Am Abend
 

Yusaku ließ Ran mit ihren Eltern alleine, die mittlerweile dazu übergegangen waren kein Wort mehr miteinander zu wechseln.
 

Er ging zum Abendessen zum Professor. Wo er sich mit den andern traf. Er war nur ein paar Minuten früher als Heiji. Er war direkt nach der Arbeit losgegangen.

„Da bist du ja“, begrüßte Yusaku ihn. Er freute sich ihn zu sehen: „Komm, setz dich dazu“, meinte er. Denn den Tisch hatten der Professor und Ai schon gedeckt und mit den Resten der Torte, von der noch reichlich über war, war der Tisch nun komplett.

„Jetzt fehlt nur noch einer“, kam sein Vater verheißungsvoll auf ihn zu.

Yusaku nahm seinen Sohn auf den Arm und trug ihn rüber.
 

Abgesetzt bekam der geschrumpfte Shinichi seine persönliche Kost von Yukikos Mann vorgesetzt. Während auch seine Mutter an den Tisch kam, hielt der ehemalige Schriftsteller seinem alten Freund das Fläschchen mit dem Energiedrink hin, welchen er seinem Sohn vorhin eingeschenkt hatte. „Schau dir nur mal diese Kalorien an. Wenn wir beide nur einen davon trinken, dann war’s das mit unserer geplanten Schlemmerei“, scherzte er Agasa amüsiert raunend zu. Die Beiden schenkten sich einen vielsagenden Blick.
 

Der Blick des Miniatur-Shinichis war ebenfalls sehr vielsagend. Er hatte verdammt nochmal keine Lust dieses Zeug zu trinken.

„Komm schon“, forderte sein Vater ihn auf, der das bemerkte: „denk wirtschaftlich. Das Zeug ist teuer“, rubbelte er ihm über den Kopf.

„Ich mag’s nicht“, war hingegen sein Kommentar.

„Hey“, wurde er darauf nun streng angesehen: „Das mein Schatz sagst du immer. Wenn ich danach gehe nimmst du nie zu.“

„Wär doch egal“, war die Antwort. Der geschrumpfte Shinichi merkte, dass alle jede seiner Bewegungen beobachten wie er in seinem Essen herumstocherte.

„Also gut“, kam sein Vater ihm gutmütig entgegen: „Aber nur zur Feier des Tages. Von mir aus such dir eine andere Geschmacksrichtung aus. Dann trink ich das hier ausnahmsweise aus.“

Sein Sohn nickte und so tauschten sie. Nun war er in Zugzwang und das wusste er, weshalb er aus seinem Glas ein paar Schlückchen trank. Naja, so dachte er, wenigstens schmeckt das jetzt besser.
 

Das Essen beendet probierte Yusaku sich an dem kalorienreichen Getränk. Davon trinkend beobachtete er wie Heiji und Ai ihre Geschenke auspackten, die sie von ihm und dem Professor bekommen hatten. Seinerseits überreichte auch er seine Kleinigkeit an seinen Freund.

„Danke“, freute Agasa sich über die neue Taschenuhr.

„Keine Ursache“, winkte Yusaku zufrieden ab: „Ich bedanke mich bei dir für deine treue Hilfe und Unterstützung“, sagte er leise zu ihm.
 

Bevor er sich an Heiji und Ai wandte, die ihre Geschenke nun auch in Händen hielten.

Der geschrumpfte Shinichi war der Einzige gewesen der sein Geschenk, zurück auf das Sofa gebracht, links liegen gelassen hatte. Wie eigentlich erwartet, dachte Yusaku etwas deprimiert. Die Miniatur-Shiho bedankte sich im Gegensatz bei ihm und ihrem Mitbewohner. Von Yusaku hatte sie das Buch: „Die 100 größten wissenschaftlichen Wunder der Menschheit“ geschenkt bekommen und für Tadashi ein Bilderbuch: „Wie der kleine Tiger nachhause fand“.

„Gefällt es dir?“, fragte er sie.

„Ja, es ist beides sehr schön“, antwortete sie.

„Wir haben beides gemeinsam für dich ausgesucht“, erklärte Agasa ihr stolz.
 

Yukiko hatte wie erwartet nichts bekommen und auch Yusaku bekam von ihr nichts. Der Professor hatte ebenfalls ein Buch für ihn. Für das er sich bei ihm herzlich bedankte, dann näherte er sich seinem Sohn. Er wollte versuchen, ob er ihn nicht doch zum Öffnen seiner Geschenke bewegen konnte: „Es schmeckt was künstlich. Ansonsten finde ich das aber eigentlich recht lecker. Was hast du dagegen?“, wollte er ausgetrunken von seinem Sohn wissen. Doch mehr wurde daraus nicht mehr. Es hatte an der Haustüre geklingelt.

„Erwartest du noch jemanden?“, schaute er zum Professor. Auch die anderen sahen ihn an.

Aber der schüttelte nur den Kopf.

Während die anderen einander fragend ansahen, war es Ai die nach dem zweiten Klingeln öffnen ging.
 

„Hallo“, war Rans Stimme vom Flur aus zu hören. „Hi“, kam sie gut gelaunt zum Vorschein.

„Was machst du denn hier?“, wurde sie nicht nur von Yusaku verblüfft und überrumpelt angestarrt.

„Ich hab mir gedacht, dass ihr alle hier seid. Ich dachte ich schau mal vorbei und besuche euch“, grinste sie vergnügt.

Am aller entsetztesten war ihr Ex. Ihn schützend kam Yusaku schnell auf sie zu: „Ich dachte wir hätten abgemacht, dass du nicht herkommen sollst“, flüsterte er streng.

„Tja“, konnte Ran dieses Argument entkräften: „Jetzt bin ich auch erkältet. Dank Sonoko“, nahm sie es mit Humor, dass sie von ihr angesteckt worden war.
 

In diesem Moment kam auch Kazuha, die sich zuvor noch die Jacke ausgezogen hatte. Im Gegensatz zu Ran hatte sie gezögert. Sie hatte sie mitgenommen gehabt, um ihr eine Möglichkeit zu verschaffen mit Heiji zusammen zu sein. Der war auch sofort alles andere als begeistert, als er sie sah und noch begeisterter, als Yusaku sich damit zum Leidweisen von ihm und auch seinem Sohn geschlagen gab: „Na, wenn das so ist, dann hat sich das hier ja erledigt“, wandte er sich von dem Geschehen ab.
 

So hatte Ran Zugang, den sie auch freudig nutze. „Hallo, Conan“, kam sie auf ihn zu: „Wie geht es dir, mein Kleiner?“, setzte sie sich mit einer Mischung aus Zufriedenheit ihn wieder zusehen und Besorgnis direkt auf die freie Seite neben ihn.

Yukiko beobachtete wie bei ihm und den anderen alle Schotten runter gingen. „Äh, gut“, wimmelte er sie ab: „Gut.“

„Oh, schön“, umarmte sie ihn einfach, das er nicht wusste wie ihm geschah: „Ich freu mich für dich. Hier“, drückte sie ihm ihr Geschenk für ihn in die Hand. Ihr erwartungsvoller Blick ließ ihm keine andere Wahl als es entgegen zu nehmen. „Ich öffne es später, okay“, tat er müde.

„Oh“, war die Enttäuschung darüber deutlich in ihrer Stimme zu hören: „na gut“, zeigte sie verlässlich Verständnis.
 

„Hey, Ran. Kazuha. Kommt her und nehmt noch ein Stück“, stand Yusaku vor der Tortenplatte. Lecker noch jeder, abgesehen von Yukiko und ihrem Sohn, noch ein Stück verputzt fuhr Yusaku die Teenager nachhause.

In seinem Zimmer war Heiji froh sich endlich allein auf sein Bett zu legen.

„Ich freue mich das es Conan besser geht“, kuschelte Ran sich dagegen gemütlich in ihre Kissen.

Kazuha bejahte das zwar, aber so glücklich war sie dagegen auch nicht…

Weihnachtsfest, 2. Teil

Wer glaubt, es gebe keinen Gott, verschließt die Augen. Es gibt zwei Möglichkeiten im Leben, aber nur einen Weg. Entweder du entscheidest dich für Gott oder für die Welt.

Entscheidest du dich für Gott, so wird Er dich führen, dich leiten und dementsprechend deinen Weg und die Zeit verkürzen, die du benötigst, um zu Ihm zu gelangen.

Oder du entscheidest dich für die Welt. Und was geschieht dann? Du wirst dich früher oder später derart verstricken, dass du keinen Ausweg mehr weißt. Dies ist ein unumstößliches Gesetz.

Dies ist der Augenblick, in dem du dich nach innen kehrst und Gott suchst.

Dann bist du ganz überrascht, dass Er an deiner Seite ist. Immer. Auch in der Welt. Denn was ist die Welt? Der Weg der Unwissenden zu Mir.

Es gibt nichts, das Ich nicht tun könnte. Wieso machst du nicht mit?

Du meinst, Ich scherze? Keineswegs. Ich bin Gott. Du bist Gott. Der einzige Unterschied zwischen uns besteht darin, dass Ich weiß, dass Ich Gott bin.

Was heißt das? Ich stelle Mich auf jeden Menschen, jedes Tier, jede Pflanze, jeden Stein vollkommen ein. Ich bin eins mit allem. Aus Liebe, denn Ich liebe es zu dienen.

Das ist das Geheimnis: Liebe. Tue, was du tun musst, mit Hingabe. Und deine Allmacht wächst von Tag zu Tag. Unaufhaltsam. Nichts ist unmöglich. Diesen Satz musst du dir ganz fest einprägen.

Du bist Teil der Allmacht, die das ganze Universum schuf. Nein, du bist nicht nur Teil, du bist Gott. Lass dich von diesem Satz nicht abschrecken. Denke nicht: "Das schaffe ich nie!" Glaube vielmehr, dass alles möglich ist. Merkst du, dass deine Kräfte noch nicht genügend entwickelt sind, bitte Mich um Hilfe. Ich werde dich nicht nur führen, Ich werde für dich das Unmögliche möglich machen. Ich benötige von dir nur deinen Glauben und deine Tugend.

Dein Vertrauen und deine Liebe werden mit der Zeit in dem Maße wachsen, wie deine Zweifel, deine Ängste und dein Misstrauen schwinden. Verstehst du, was das heißt? Glaube, Tugend, Vertrauen und Liebe sind Eigenschaften des Selbst. Ängste, Zweifel, Misstrauen charakterisieren das Ego. Deshalb ist das Ego begrenzt und grenzt dich ein. Das Selbst dagegen ist der Inbegriff von Grenzenlosigkeit. Das Selbst kann Wasser in Feuer und Erde in Himmel verwandeln. Dem Selbst, sprich der grenzenlosen Liebe, ist nichts unmöglich.

Lebst du die Liebe, hast du Teil an der Unermesslichkeit, wirst du die Unermesslichkeit.

(SaiBaba)
 

Dienstag, 26 Dezember (2.Weihnachstag)
 

Als Yusaku mit den Hunden an diesem Morgen kam, sagte er seinem Sohn zunächst guten Morgen. Dann suchte Professor auf, mit diesem Stelle er sich Abseits. Ihm kurz erläutert was er vorhatte, erkundigte er sich bei ihm nach Ai: „Wo ist Shiho?“, wollte er wissen.

Er hatte die halbe Nacht noch einmal darüber nachgedacht und jetzt hatte er sich endgültig entschieden. Dazu benötigte er unter anderem auch die Untersetzung von Agasa. Dessen Zusage er bekam. So suchte er nun nachdem er die Antwort: „Sie ist in ihrem Zimmer“, erhalten hatte seine Schlüsselfigur auf.
 

Kurz angeklopft öffnete er die Türe.

Die kleine Shiho schaute verwundert zu ihm hoch. Sie war nicht dazugekommen Herein zu rufen. Er unterbrach sie beim Bett machen.

Was wollte er von ihr?, fragte sie sich irritiert.

„Hallo, Shiho“, wurde sie von ihm höfflich angesprochen: „Ich würde mich gerne einen Moment mit dir unterhalten. Kann ich mich setzen?“

Sie reagierte verdutzt, nickte aber. So sah sie zu wie er zu ihrem Schreibtisch ging und sich auf ihren Stuhl setzte. Gespannt wartete sie ab. Was wollte Shinichis Vater ihr sagen, ging ihr durch den Kopf. Sicher war es etwas wegen Shinichi, das konnte das ehemalige Mitglied der Organisation sich denken. Seine Körperhaltung ließ sie nichts Gutes erahnen.
 

„Also“, hörte die Chemikerin Yusaku sagen. Seine Stimme verriet ebenfalls seine Anspannung: „Machen wir es kurz: Ich möchte, dass du mir das Gegenmittel noch einmal verabreichst wieder in stetig steigender Dosierung. Ich möchte wissen, was in Shinichis Körper vorgegangen ist. Ich will den Mechanismus verstehen“, hatte er sich dafür entschieden gleich mit der Tür ins Haus zufallen.

Ai sah ihn entsetzt an.

„Hör zu“, meinte er und holte zu einer Erklärung aus: „Ich stelle mir das folgendermaßen vor. Du gibst mir für einen gewissen Zeitraum die Tabletten, die du Shinichi gegeben hast. Wir fangen wieder, wie bei dem Versuch zuvor, mit geringer Dosis an und steigern diese dann weiter bis hin zu dem Grad an dem die Nebenwirkungen auftreten. Vielleicht bekommen wir so an Hand der Daten, die wir dadurch gewinnen an neue Erkenntnisse. Immerhin haben wir jetzt auch einen Mediziner an unserer Seite.“

„Wir können ihn da doch nicht mit reinziehen!?“, war sie fassungslos, dass er ihr das allen Ernstes vorschlug.

„Er hängt doch ohnehin mit drin“, harkte Yusaku diesen Umstand ganz pragmatisch einfach ab: „Wenn ich ihn also frage

und er zustimmt den Versuch mit dir zusammen zu überwachen, dann sieht die Sache anders aus. Oder findest du nicht?
 

Vielleicht haben wir so eine realistische Chance. Shiho, verstehst du das?“, hielt Yusaku,

als Shinichis Vater entschlossen dagegen: „Und außerdem,

lässt so ein ungewöhnliches Mittel nicht jedes Wissenschaftlich Herz höher schlagen?“,
 

spielte er nicht nur auf Dr. Hiroshige, sondern auch auf ihre eigene Vorbliebe chemischer Vorgänge an.

Herausfordernd sah er sie an.

Doch das reichte nicht, um die geschrumpfte Chemikerin zu überzeugen: „Ich habe das APTX 4869 doch gar nicht und ohne das ist das Gegenmittel wertlos. Außerdem ist Shinichi momentan überhaupt nicht in der Verfassung für weitere Tests. Es ist auch viel zu gefährlich. Ich möchte dafür nicht mehr die Verantwortung tragen“, fand Ai die Idee gar nicht gut und wollte auch selbst nicht erneut da hineingezogen werden.

„Das verstehe ich“, Yusaku konnte das Nachvollziehen. Angesichts der von ihr erwarteten Ablehnung blieb er ruhig: „Und das brauchst du auch nicht“, beruhigte er: „Das hier ist allein meine Idee und meine eigene Entscheidung und damit übernehme ich für mich selbst auch alle Konsequenzen. Und aus diesem Grunde möchte ich auch, dass du es mir gibst und nicht Shinichi. Ich möchte auch überhaupt nicht das Shinichi von unserer Übereinkunft erfährt. Ich möchte bei ihm keine falschen Hoffnungen wecken. Wie du weißt habe ich ihm eine weitere Einnahme untersagt und dabei bleibe ich aus dem von dir genannten Grund auch. Was ihn betrifft so sind wir vollkommen einer Meinung. Worauf ich hinaus will ist: Auch wenn wir das Gift nicht haben. Das Gegenmittel selbst hat doch aber auch eine Wirkung für sich oder nicht? Ganz einfach überlegt: Das Gift lässt den Körper schrumpfen und das Gegenmittel hebt diesen Zustand wie wir wissen auf. Folglich muss das Gegenmittel für sich allein genommen auch wirken, oder sehe ich das falsch?“

Da musste Ai kurz nachdenken. An diesen jetzt von Yusaku aufgegriffenen Gedanken hatte sie seit dem letzen Versuch, der kein brauchbares Resultat gezeigt hatte, nicht mehr gedacht.

„Einen Versuch wäre es vielleicht wert“, musste sie nachdenklich zugestehen. Auch ihr kam die Idee, dass die Dosis beim letzen Mal möglicherweise einfach zu gering gewesen sein könnte.
 

„Natürlich“, Yukikos Mann er schnell weiter, der das Gefühl hatte, dass er sie für sich gewinnen konnte: „ist der Versuch mit erheblichen Risiken verbunden. Aber möglicherweise funktioniert es auch und wir finden mehr über die Wirkungsweise heraus und können so weitere Rückschlüsse auf das APTX 4869 und dessen Wechselwirkungen mit dem Gegenmittel ziehen? Und wenn es nichts bringt, dann haben wir es wenigstens versucht für Shinichi und dich auch nach einer geeigneten Lösung zu suchen. Wie ihr beide vielleicht doch noch eure ursprüngliche Größe zurück erlangt. Ich weiß wie viel ihm das bedeutet. Und dir doch auch Shiho?“, appellierte er als Shinichis Vater eindringlich an die Freundin seines Sohnes: „Bitte“, schaute er ihr fest in die Augen: „Ich möchte es versuchen. Ich habe auch schon mit Agasa gesprochen. Er ist bereit ebenfalls das Versuchskaninchen zu spielen. Nur weil die Wirkung bei dir scheinbar eine ganz andere hatte, als bei Shinichi brauchen wir auch weibliche Versuchspersonen. Mit Yukiko werde ich sprechen und sie bitten uns ebenso zu helfen. Dabei werden wir alle nur so viel von dem Gegenmittel einnehmen, dass größerer Schaden ausgeschlossen wird und sobald wir den Grad der Nebenwirkungen erreicht haben brechen wir ab. Bitte. Wie ich vorhin gesagt habe übernehme ich für mich die volle Verantwortung. Ich und der Professor werden alles mit dir absprechen und auch für Yukiko bürge ich. Wir werden auf unsere Gesundheit in ausreichendem Maße achten und das überschaubare Risiko nicht überschreiten und damit auch nicht unsere Gesundheit gefährden.“

Obwohl Ai Skrupel hatte und ihr die Sache in Anbetracht der Dinge die mit und in Shinichi möglicherweise passiert waren nicht wirklich geheuer war, konnte sie der von Yusaku eben dagelegenen Argumentation auch etwas abgewinnen. Sodass sie sich Shinichi zu liebe nach kurzem Überlegen schließlich einen Ruck gab und sich einverstanden zeigte.

„Danke, Shiho!“ Yusaku war erleichtert. Noch ein paar Minuten führte er das Gespräch mit ihr weiter, wobei er die Details mit ihr abklärte.
 

Das getan kehrte er zu seinem Sohn zurück, bei dem er wie erwartet auch seine Frau antraf. Agasa gab er durch Blickkontakt zu verstehen, dass er bekommen hatte was sie wollten.

„Yukiko. Ich habe etwas mit dir zu besprechen!“, forderte er seine bessere Hälfte im vorbeigehen ernst auf mit ihm mitzukommen.

Ihrem Sohn war das herzlichst egal. Haut nur ab, dachte er sich, der von den dauernden Besuchen seiner Eltern genervt war. Für ihn war es schon scheiße, dass er hier bei Ai und dem Professor abgesetzt war und wenn dann noch seine Eltern fast den ganzen Tag da waren… gerade von seiner Mutter hatte er genug. Die ihn wirklich keine Minute mehr aus ihren wachsamen mütterlichen Augen ließ, als könne er vor ihr erneut zusammenbrechen. Sein Vater entfernte sich ja wenigstens mal 5 Meter von ihm. Das und das Ran und Heiji dann auch noch dagewesen waren… all das widersprach doch sehr seinem persönlichen Wunsch sich am anderen Ende der Welt lebendig zu begraben.

So bekam er auch nicht mit, wie seine Eltern sich vor das Haus gegangen, absprachen.
 

„Ich habe dir etwas zu sagen“, eröffnete Yusaku seiner Frau ganz direkt: „Ich bin gerade mit Agasa und Shiho übereingekommen, dass wir mit dem Gegenmittel noch einen weiteren Versuch starten. Aber diesmal bleibt Shinichi außen vor“, erläuterte er Yukiko das, was er eben zuvor bereits mit den anderen Beiden abgesprochen hatte. „Dazu bräuchten wir folglich auch dich“, kam er zum Ende seines Monologes.

Yukiko ihrerseits hatte den Ausführungen ihres Mannes zuerst überrascht zugehört und war dann ganz aufmerksam jedem seiner Worte gefolgt.

Als er jetzt fertig war, nickte sie sofort: „Natürlich“, war sie direkt einverstanden: „Helfe ich euch.“ Weitere Überredung war so wie Yusaku erfreut feststellte nicht erforderlich.

„Gut. Dann machen wir es so. Nun kurier endlich deine Erkältung aus aus, damit auch du das Gegenmittel bekommen kannst.“

„Ist gut“, nickte sie etwas schuldbewusst auf seine Kritik. Dann kam sie mit ihm zurück ins Haus.
 

Ihrem Sohn gegenüber tat auch sie, als wäre nichts gewesen.

Was ihr allerdings schwer fiel. Denn im Gegensatz zu Yusaku, der auch gleich die erste Kapsel eingenommen hatte und das Thema für ihn somit erledigt war, konnte sie nicht umhin über diese Angelegenheit weiter nachzudenken.

Ihrem Sohn gegenüber, der merkte das sie anderes war, überspeilte sie diese Tatsache. Sie machte sich Gedanken, ob es auch wirklich so funktionieren würde wie Yusaku sich das vorstellte. Natürlich hoffte sie, dass es etwas brachte. Nur auf der anderen Seite machte sie sich jetzt auch Sorgen. Dabei waren es weniger welche um sich. Ihr machte das nichts aus. Und wenn sie krank würde. Das kümmerte sie nicht. Es war ihr Mann, um den sie plötzlich Angst bekam. Was war wenn er sich überschätze?

Ihr besorgter Blick wechselte von ihm auf ihren Sohn. Bei Shinichi war alles so schnell gegangen und so betete sie innerlich, dass nichts Schlimmes passieren möge. Sie merkte wie ihr die Angst um Yusaku die Kehle zuschnürte und so zwang sie sich ihre aufkommende Panik ihm könnte etwas zustoßen zu unterdrücken. Auch wenn sie es sich am liebsten in diesem Moment anderes überlegt und aufgeschrien hätte, wusste sie, dass sie kein Nein ausrufen konnte. Yusaku hatte klar gemacht, dass er es mit oder ohne ihre Hilfe auf jeden Fall durchziehen würde. So dachte sie, dass sie keine Möglichkeit habe ihn umzustimmen.

Yukiko hatte, ganz im Gegensatz zu ihm, von Anfang an kein gutes Gefühl und hätte sie in diesem Augenblick gewusst, dass sie Recht behalten sollte, so hätte sie ihm die Kapsel aus der Hand geschlagen.
 

Aber so ging sie wie er dem Alltag dieses 2.ten Weihnachtstages nach.

Wie gewöhnlich saß sie am anderen Ende des Sofas bei ihrem Sohn, welcher sich genervt auf die Seite gedreht hatte und Yusaku mit dem Professor beisammensaß. Im Hintergrund beobachte sie die beiden Freunde, wie sie sich mit dem kleinen Jungen beschäftigten. Mit ihm zwischen sich und auf dem Schoß spielten sie mit dem fröhlichen Tadashi. Zusammen schauten sie das Bilderbuch mit dem kleinen Tiger an, dass sie ihm geschenkt hatten.
 

Als sie Ai sahen luden ihre Blicke sie ein dazuzukommen. Zurückhaltend gesellte sie sich zu ihnen, die die geschrumpfte Shiho gern in ihre Mitte aufnahmen. Während sie sich setzte, blätterte Yusaku neben ihr, der kleinen Jungen jetzt auf dem Schoß, eine Seite weiter: „Oh, guck da Tadashi, der kleine Tiger. Er läuft und läuft. Was ist das für ein Tier, hm? Ein Büffel? Lass uns schauen, ob das stimmt“, lächelte er den Winzling an.

„Er ist zu klein für sowas.“ Ai konnte sich einen oberlehrerhaften Kommentar einfach nicht verkneifen.

„Das macht nichts. Er wird reinwachsen.“ Er ließ Tadashi von seinem Schoß und stand ebenfalls auf, um seinem Freund beim aufwärmen des Mittagessens zu helfen.

Ai dagegen blieb noch bei ihrem Ziehkind. Alleine beschäftigte sie sich weiter mit ihm.

Einmal sahen sie und der geschrumpfte Shinichi einander an, als er sich umdrehte.

Nicht nur über ihn dachte sie nach.
 

Weil das Thema Organisation heute besonderes präsent war und es noch dazu Weinachten war,

war ihr Herz traurig bei Akemi und wenn sie Tadashi so ansah auch bei Chiyoko.

In dem Maße wie sich ihr Herz zusammenzog verstärkte sich auch ihr Griff um Tadashi.
 

Noch vor dem Mittagessen klingelte es. Ran hatte ihren Bruder dabei, den sie in seinem Kinderwagen gefahren hatte.

„Was machst du denn schon wieder hier“, stutze Yusaku etwas amüsiert, als er sie sah: „Was ist los mein lieber Bumerang?“, erkundigte er sich bei ihr, sie beobachtet wie sie aufgebracht hereingekommen war.

„Mama ist total sauer auf Paps“, erklärte sie den kleinen Akamaru hochnehmend: „Sie meinte ich solle mit ihm spazieren gehen und da dachte ich-“

„Und da dachtest du, du kommst uns besuchen“, hatte Yusaku schon verstanden.

Ran nickte: „Was macht ihr so?“, fragte sie.

„Nichts besonderes“, ging er wieder in den Wohnraum: „Hast du Hunger?“, wandte er sich an sie.
 

Doch sie hatte gerade Conan gesehenen. Bei seinem Anblick besserte sich ihre Laune etwas. „Hallo“, grüßte sie ihn.

Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sich schnell am liebsten umgedreht, aber da er das nun mal nicht konnte blieb ihm nichts anderes, als ihr freundliches Lächeln scheinheilig zu erwidern.

„Ran hast du Hunger!?“, wurde sie erneut von Yusaku aufgefordert zu antworten.

„Äh ja“, war sie im ersten Moment über seinen Ton etwas verdattert. Der sich jedoch aus ihrer Sicht sofort erklärte: „Hab ich“, setzte sie sich zu ihm und den anderen an den Tisch. Auch „Conan“ wurde von seinem Vater dazu geholt.

Widerwillig musste sein geschrumpfter Sohn neben seiner Ex, ob er wollte oder nicht, sich an der Mahlzeit beteiligen.

„Ich bin müde!“, ließ er gleich nachdem er das Notwendigste zu sich genommen hatte wissen.

Von seinem Vater, den er innerlich verfluchte, dass er seine Achillesferse mal wieder so schamlos ausgenutzt hatte, ließ er sich zurück auf das Sofa tragen. Auf welchem er sich gleich mit möglichst wenig körperlichem Aufwand hinlegte.

Yusaku selbst hatte zwar deswegen ein kleines schlechtes Gewissen. Doch das Ran gekommen war, war ihm durchaus gelegen. Was er nicht schaffte, das bewirkte sie. Ob ihr das nun bewusst war oder nicht und aus Yusakus Sicht wäre es nun mal dumm gewesen diesen Joker nicht einzusetzen.
 

Nachdem sie zu fünft Ordnung gemacht hatten, ging der Professor Tadashi für sein Mittagsschläfchen hinlegen und auch Ai zog sich zurück.

Yusaku hingegen setze sich seinem Sohn und Yukiko gegenüber. Einfach weil es bequemer war, als sich immer in der Küche aufzuhalten.

Ran gesellte sich unverblümt dazu und kuschelte sich zufrieden an ihn.

„Na, bist du auch müde“, hieß er sie liebevoll willkommen.

„Ja“, unterdrückte die werdende Mami ein herzhaftes Gähnen. An den Vater ihres Ex gekuschelt machte auch sie wie ihr Bruder ein kleines Schläfchen. Yusaku selbst döste nur etwas.

Der geschrumpfte Shinichi war zum wiederholten Male genervt. Denn im Gegensatz zu ihnen war er kein bisschen müde, sondern fühlte sich höchstens abgespannt. Er lag zu viel. Was jetzt böse sein Verhängnis war. Was ihn noch mehr frustrierte war der Umstand, dass er nichts dagegen unternehmen konnte. Immer noch tat jede Bewegung ihm weh.

So blieb ihm nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und sich das vertraute Beisammensein von Ran und seinem Vater grimmig zu begucken.

Ganz im Gegensatz zu seiner Mutter. Auch sie war zwar müde, aber zu bedrückt um zu schlafen. Sie sah nur ihren Mann und die gute Beziehung, die er mit Ran hatte und das kleine winzige Baby das nicht ihr sondern ihrer ehemals guten Freundin gehörte. Akamaru war Eris Sohn was in Yukiko ein Gefühl von Neid auslöste. Was hätte sie jetzt dafür gegeben, wenn das ihr Sohn gewesen wäre und nicht Eris.

Yukiko wusste, dass derartige Gedanken nicht nett waren, aber dennoch… sie dachte so.
 

Ihre Gedankengänge wurden wie die ihres Sohnes unterbrochen, als der Professor zurückkehrte: „So da bin ich wieder“, verkündete er in seiner für ihn typischen gut gelaunten Art.

Schnell bekam er von seinem Freund das Zeichen sich leise zu verhalten.

Er hatte verstanden. Da er nun nichts groß anderes machen konnte, kam auch er und genoss wie Yusaku die Entspannung und die wollige Stille, die die beiden Schafenden zusammen mit dem Genuss des guten Essens verbreiteten. Gemeinsam ruhten die Beiden und lauschten dem ruhigen Atmen von den zwei Geschwistern.

„Er ist ein süßer Junge“, war die Feststellung des Professors wie er das Baby betrachtete.

Nickend stimmte Yusaku dem zu. Seine Auf dessen Gesicht sich ein ehrlich gemeintes Lächeln zeigte. Wie der ältere Mann döste auch er gemütlich weiter. Wobei er eine Hand behutsam auf Rans Bauch abgelegt hatte und damit den hin und wieder getätigten Bewegungen von Kickchen nachspürte. Was ihn jedes Mal kurz zufrieden lächeln ließ.
 

Für den geschrumpften Shinichi war das weiterer Frust. Musste sein Vater das machen? Musste er ihn so provozieren? Konnte er diese Anspielungen nicht einfach bleiben lassen, verdammt nochmal!?, so dachte er nicht wissend, dass es so von seinem Vater eigentlich nicht gemeint war.
 

Am frühen Nachmittag
 

Plötzlich kam Tadashi top fit angelaufen. Munter lief das Kleinkind auf die großen Leute zu.

„Hallo, Tadashi“, wurde der Krümel freundlich von Yusaku gegrüßt: „Na, hast du gut geschlafen?“, fragte er. Tadashi selbst fand die andere kleine Person allerdings viel interessanter. Festgestellt, dass er abgeschrieben war ging er auf das Interesse des Jungen an dem Baby ein. Akamaru lag immer noch in seiner Kinderwagentrage. Mittlerweile aber wach. Groß guckten die Winzlinge einander an, was Yusaku und Agasa um sie herum beobachteten. Die Männer konnten nicht anderes, als von dem Anblick der Beiden angetan zu sein.

Dem geschrumpften Shinichi dagegen war das total schnuppe. Auch Yukiko konnte sich nicht recht erwärmen.

Ihr Mann dagegen war ganz entzückt und sprach mit dem Kind: „Schau Tadashi: Das ist Akamaru. Er ist Rans kleiner Bruder. Sag ihm doch mal Hallo“, hob er ihn etwas hoch und half ihm so besser in den Korb hinzusehen.

Tadashi ganz interessiert machte einen langen Hals. Nicht gerade sanft wollten die tatsche Händchen den Kopf des Babys berühren.

„Hey“, lachte Yusaku darüber: „Hau Akamaru nicht. Er missversteht das und weint.“
 

Tadashi einen überschwänglichen Kuss auf den Schopf gegeben ließ er den Kleinen wieder herunter. Durch seine dabei ausgeführte Bewegung hatte er Ran aufgeweckt.

„Hm?“, machte sie verschlafen. War aber sofort ebenfalls entzückt: „Die sind so süß“, schwärmte sie begeistert.

„Hier, nimm du ihn“, meinte Yusaku und reichte ihr das Brüderchen: „Er ist bestimmt bald hungrig.“

„Ich habe ein Fläschchen dabei“, entgegnete sie Akamaru liebevoll auf ihren Arm gebetet.

„Ist gut. Bleib sitzen“, stand Yusaku auf um es zu holen.

„Soll ich uns Tee machen?“, schlug der Professor vor.

„Ja, gern“, stimmte Yusaku zu und so gingen die beiden, unzertrennlichen. Während Yusaku wartete, dass die Milch warm würde, kümmerte sich der Hausbesitzer um den Aufguss für seine Gäste.
 

Beides erledigt kamen sie mit servierfertigem Fälschen und Tablett voll Tassen zurück. Daneben hatten sie noch die Reste vom Baumkuchen mitgebracht.

„Hier“, bekam Ran von ihm die Flasche gereicht. Während sie also ihren Bruder fütterte, aß sie mit den anderen.

Ihr Ex-Freund musste sich wie sie mit Saft begnügen. Vor ihr konnte er verständlich keinen Schwarztee trinken. Im Gegensatz zu seinem Vater und dem Professor, die sich ihre Tasse genüsslich schmecken ließen.

„Bitte“, wurde selbst Yukiko von ihrem Mann bedacht. Er hatte sie nicht gefragt, sondern ihr einfach eingeschränkt.

Zurückhaltend sagte sie den Blick gesenkt danke.
 

Bellend und Schwanzwedelnd bauten sich Holmes und Queen kurz darauf vor ihnen auf und unterbrachen so die gesellige Runde.

„Psst!“, bekamen die zwei Vierbeiner von Yusaku gesagt: „Seid nicht so laut. Lasst uns das Baby schlafen“, guckte er die beiden Hunde gespielt böse an.

„Ich denke sie wollen raus“, meinte er dann jedoch gutmütig und stand auf: „Na, dann kommt“, forderte er lachend auf dem Weg zum Flur: „Lasst uns spazieren gehen.“

Obwohl Ran wusste, dass es kalt war rief sie ihm hinterher: „Warte, nimm mich mit.“ Schnell legte sie ihren Bruder zurück und ließ sich den Korb von Yusaku zum Kinderwagen bringen und auf dessen Gestell befestigen.

„Ich werde auch mitkommen“, hörten die beiden den Professor rufen, als sie sich die Mäntel anzogen.

„Schön“, fand sein Freund das gut.
 

Zwei Stunden die Hunden über die Wiesen gejagt, kamen der Professor und Yusaku zusammen mit Ran gut gelaunt wieder.

Jetzt war auch Ai da, die sich neben ihr Ex-Versuchskaninchen gestellt hatte und ihm dabei zusah, wie er Ran, die ihren Bruder hereinbrachte und danach auf die Toilette ging, argwöhnisch nachsah.

„Er ist ganz niedlich findest du nicht, Shinichi?“, wandte sie sich an ihn.

„Wenn man auf eine Miniaturausgabe von Kogoro steht“, entgegnete dieser abschätzig.

„Hu, man ist das kalt draußen“, rieb Ran sich vergnügt die Hände: „aber auch so schön Conan. Schade das du nicht dabei warst.“

„Tut mir leid. Ich bin krank!“, wurde sie von ihm angeranzt.

„Ja, ist ja schon gut“, war sie über seinen grimmigen Ton irritiert: „Tut mir leid“, hob sie, als Zeichen einer entwaffneten Geste, die Hand.

„Conan ist ganz schön schlecht gelaunt“, stellte sie Yusaku gegenüber gleich darauf fest, der die Hunde ab geleint Agasa hinterher in die Küche ging.

„Ist das so?“, fragte er zurück.

„Ja, ich finde schon.“

„So ist das halt, wenn man sich nicht wohl fühlt“, wollte er darauf nicht weiter eingehen.

Nachdem sie wie er und der Professor zum warmwerden einen Tee getrunken hatte, zudem auch Ai sich gesellt hatte, startete sie einen neuen Versuch bei ihm.

Der Professor und Yusaku wollten mit Kochen beginnen. Während sie das taten beschäftigte sich die werdende Mami vergnügt mit ihrem Bruder und spielte mit Tadashi zwischen den Spielsachen auf dem Teppich mit den Bauklötzchen.

Schlecht gelaunt wurde sie dabei beobachtet.
 

Am Abend
 

Nach Feierabend schlug- wie sollte es auch anderes sein- Heiji auf.

Das Gesicht seines kleinen Freundes machte im ironischen Sinne Luftsprünge: „Yuppie, auch der noch“, dachte er sich.

„Hi, Shinichi“, wurde er allzu gleich angesprochen: „Wie sieh’ts aus?“

„Wie wohl!?“, deutete der ehemalige Oberschüler angepisst auf die anderen Anwesenden.

„Sind dir zu viele Leute, was“, hatte Heiji richtig geschlussfolgert.

„Das tut mir leid.“

„Nicht nur dir“, entgegnete der zwangsgeschrumpfte Shinichi mittlerweile einfach nur resigniert.

Heiji fiel die bedrückte Stimmung natürlich auf. Hilflos suchte er eine Möglichkeit wie er seinen Freund aufbauen konnte. Nur war es mittlerweile leider immer öfter so, dass das Meiste was er versuchte fehlschlug. Weshalb er jetzt einfach länger brauchte. Mit einem einfachen Kopf hoch oder Denk positiv war es mittlerweile nicht mehr getan. Es erzeugte höchstens noch Abwehr und so war guter Rat echt teuer. Bereits auf der Arbeit und auch den Weg über hierher hatte er sich schon darüber den Kopf zerbrochen. Er wusste ja wo Shinichis Problem lag: Er wollte seinen alten Körper, sein früheres Leben und auch Ran wieder haben. Nur was konnte er schon daran ändern? Während er so überlegte fiel sein Blick auf die Geschenke von ihm, seinen Eltern und selbstverständlich auch Rans.

„Du has sie immer noch nich ausgepackt“, stellte er ebenfalls resignierend die Arme verschränkt auf die Lehne abstützend fest.

Das gleichgültige: „Nein“, war die Antwort, auf die er drauf gewartet hatte.

Seine Mutter, die es mitbekommen hatte, konnte nur ebenso ratlos seufzten. Auch sie hatte keine Idee, wie man ihren kleinen Shinichi hätte den Tag verschönern können. Auch sie fühlte sich wie Heiji einfach hilflos.
 

„Was ist ihr vier, kommt auch! Das Essen ist fertig.“

Während Ran ja-sagend aufstand und zusammen mit Tadashi an der Hand bereits zum Tisch unterwegs war, unterbrach Yusaku und kam auf seinen Sohn und die anderen Beiden zu. Ihn hochgenommen begleiteten Heiji und Yukiko ihn.

Nachdem Essen wollte der Miniaturshinichi wieder sofort auf die Coach zurück. Was er seinem Vater auch unmissverständlich klarmachte.

Kaum hatte der ihm diesen Gefallen getan und sich entfernt, atmete sein Sohn erst einmal erschöpft und erleichtert tief aus.

Er hatte nicht viel gegessen. Nur einige Bissen und mittlerweile waren auch seine Halsschmerzen schlimmer geworden. Trotz der Medizin, die Yusaku ihm eben noch gegeben hatte blieben ihm diese auch weiterhin erhalten. Wenn auch in abgeschwächter Form. Nur weil seine Nerven ohnehin blank lagen und er auch merkte, dass er wieder Temperatur bekam war es für ihn so, als wenn die ihm schmerzstillende Wirkung nicht wirklich einsetze.

Und als die anderen nach dem sie die Küche ordentlich gemacht hatten, auch noch begannen- abgesehen von seiner Mutter, die „treu wie Gold“ zu ihm zurück gekommen war- ein Spiel spielen zu wollen, für das sein Vater so blöde Kreisel auf dem Tisch aus einem Säckchen ausschüttete, machten seine Kopfschmerzen auch nicht besser.
 

„Komm, spiel auch eine Runde mit. Das ist ein Glücksspiel“, forderte Yusaku Heiji auf: „Und Glück können wir alle gut gebrauchen“, der seinem Blick gefolgt war.

„Lass ihn“, legte er dem Freund seines Sohnes eine Hand auf die Schulter: „Ihm ist nicht nach Aufmunterung und was bringt es, wenn wir uns deswegen schlecht fühlen?“, raunte er ihm zu.

Von der quirligen Ran abgelenkt: „Und was bedeutet dieses Zeichen jetzt genau?“, setzte er sich. „Lass mich mal sehen“, sagte er den sich noch im Beutel befindlichen Zettel heraus kramend.
 

Während Yusaku sich daran versuchte Ruthies Hieroglyphen zu entziffern, wartete er zusammen mit den anderen auf den Professor und Ai, die Tadashi hinlegen waren.

„Kannst du das lesen?“, wandte er sich an den Freund seines Sohnes, der sich wenn auch etwas unschlüssig dazu gesetzt hatte. Er war in Gedanken immer noch beim kranken Shinichi. Denn auch er hatte die Appetitlosigkeit von ihm, wie dessen Vater, hinnehmen müssen. Wenn er sich auch darüber sogar noch mehr Sorgen machte, als Yusaku, der sich mit -"weniger ist mehr" - für heute Abend zufrieden gab.

Er wollte Ran mal morgen nicht dabei haben. Denn mittlerweile war ihm klar, dass ihre Anwesenheit eher noch mehr kontraproduktiv war. Auch wenn er innerlich bezweifelte, dass seine Laune dadurch wesentlich verbessert werden könnte -ob Ran nun da war oder nicht- machte, glaubte er, keinen allzu großen Unterschied. Sein Sohn war einfach deprimiert und allgemein frustriert. Innerlich seufzte er, wie Heiji, ein Auge auf seinen Sohn geworfen. Neben jenem das ebenfalls ratlose Gesicht seiner Mutter.

Hoffentlich gehen die Untersuchungen gut aus und die Situation bessert sich, dachte auch er im Stillen. Er wandte sich Ran wieder zu.

„Lass mich doch mal.“

„Liebes“, lachte Yusaku sie aus: „Das kannst du auch nicht.“

„Gib doch mal her!“, nahm sie ihm den Zettel aus der Hand.

Geduldig wartete Yusaku ab. Ran musste einsehen das er recht hatte. Enttäuscht sah sie ihn an: „Heißt das, dass wir das jetzt nicht spielen können?“ Sie war richtig geknickt: „Ich hatte mich schon so darauf gefreut.“

Was Kickchens zukünftigen Großvater dazu brachte, seiner Ex-Affäre eine SMS zu schreiben. „Wenn ich sie jetzt anrufe und ihr Fröhliche Weihnachten wünsche, erfahren wir wie es funktioniert“, überlegte er laut für einen Moment versucht sie damit zu aufzuziehen. Doch auf Rans hoffnungsvollen Blick hin, verkniff er sich das lieber. So formulierte er es diplomatischer: „Hi Ruth, du musst deine Handschrift dringend verbessern. Ich kann deine Anleitung beim besten Willen nicht lesen.“

Wartend auf Antwort saßen die drei da.

„Aber is es in LA nich um die 4 oder 5 Uhr?“, fragte Heiji darüber doch etwas verwundert.

„Ja. So ungefähr“, stimmte Yusaku ihm zu: „Ich denke aber nicht das sie schläft. Entweder sie ist ausgegangen und kommt vielleicht gerade nachhause oder sie sitzt vor ihrem PC. Sie schreibt meistens nachts.“

„Aha“, ließ Heiji wenn-du-meinst-mäßig verlauten.

Der Professor kam mit Ai.

„ Bei "Nun" gewinnt man nicht, verliert aber auch nichts.

Bei "Gimel" gewinnt man den gesamten Kasseninhalt, danach muss jeder Spieler wieder ein (zwei) Stück(e) in den Pot legen.

"He.": man gewinnt die Hälfte der Kasse (aufgerundet). (Manchmal wird verlangt, dass wenn nur ein Stück verbleibt, jeder zwei (eines) einlegen muss.).

Und bei "Schin" muss man ein (zwei) Stück(e) in die Kasse legen (einstellen). Wer nichts mehr in die Kasse legen kann, scheidet aus.“

Fingen sie letztlich die Spielregeln per Internet verstanden an.
 

Kazuha klingelte. Eigentlich konnten sich schon alle denken, dass sie es war.

Der Professor stand auf, um sie rein zu lassen.

„Sieht ganz so aus, als ob da jemand mal wieder Sehnsucht nach dir hat“, feixte Yusaku den Freund seines Sohnes an.

Heiji kam nicht dazu sich über Yusaku Bemerkung zu ärgern.

Nicht die auch noch, regte er sich innerlich auf. Denn da Ran nicht zuhause war und sie sich hatte denken können, dass sie sie hier finden würde, war auch sie hergekommen.

„Ruhig“, raunte Yusaku ihm einbringlich zu: „lass sie jetzt einfach mitspielen, ok!? Komm, heute ist der letzte Tag von Weihnachten. Schafft es euch wenigstens heute Abend zu vertragen. Ich bitte dich. Du musst sie ja nicht unter dem nicht vorhanden Mistelzeig küssen, aber bitte sei nett ja.“

Auf Heijis Ich-weiß-nicht-ob-ich-das-hinkriege-Blick hin, setze er noch einmal ein dringliches: „Versuch es!“, nach.

Was blieb ihm also anderes übrig? Zuckersüß zeigte Heiji dabei zusehend wie Kazuha von Ran: „Setz dich zu mir“, dazu geladen wurde die Zähne.

Die nächste Runde ging selbstverständlich an Ran und die übernächste auch. Mit links steckte sie die anderen in die Tasche. Was sie natürlich richtig toll fand.

„Liebes“, grinste Yusaku sie grimmig an: „Du fängst an dir Feinde zu machen. Das ist dir klar?“

„Was kann ich dafür, wenn ich mehr Glück habe, als du“, entgegnete sie selbstbewusst.

„Hey“, lächelte er sie in einem Ton an, der durchaus als Benimm-dich-Warnung zu verstehen war.
 

Sein Handy meldete sich. Er hatte die SMS von Ruthie.

Du merkst auch nichts, wenn du schreibst. Typisch Schriftstellerin… Einen Simile dahinter gesetzt drückte er auf senden.
 

Heißt das ich hab den Mist jetzt extra für dich umsonst abgeschrieben?
 

Sieht ganz so aus. Sei nicht traurig, Ruthie. Ich weiß, dass du ganze Liebe in die 7 Zeilen gesteckt hast. Ich danke dir für deine Mühe

XXX.
 

Ach, du kannst mich mal.
 

Du mich auch.
 

Pff…
 

Schlaf gleich gut, beendete Yusaku seinen kleinen Smalltalk. Er wollte mit den anderen weiter spielen: „Und du Ran setzt jetzt aus. Ich will auch gewinnen!“

„Diskriminierung“, murmelte sie, lehnte sich dann aber zufrieden ihren Gewinn zählend zurück.
 

Yukiko, die mitbekommen hatte, dass er seiner Ex irgendetwas geschrieben hatte, empfand so etwas wie Neid deswegen. Sie war eifersüchtig auf die Amerikanerin.

Ihr Sohn dagegen hatte sich auf den Rücken gedreht. Er hatte die Augen geschlossen gehabt, um zu versuchen etwas zu dösen. Doch das hatte nichts gebracht. Was eigentlich objektiv nicht daran gelegen hatte, dass die anderen zu laut gewesen wären.

Denn die nahmen extra Rücksicht auf ihn und das Baby.

Nur ihn störte selbst das leise Lachen oder wie eben das freundschaftliche Necken. Was ihm gehörig auf den Geist ging und jetzt hatte er noch ein weiteres Problem. Obwohl er extra noch weniger heute getrunken hatte, meldete sich jetzt doch seine Blase. Was echt blöde war. Selbst traute er sich das nicht zu. Das war schon ein Stück bis zur Toilette. Erst hatte er sein immer dringlicher werdendes Bedürfnis zu ignorieren versucht, aber jetzt half alles nichts mehr. Er musste…
 

Die Augen geöffnet nahm er sich zusammen und setze sich auf.

„Mama“, raunte er ihr dringlich zu. Ärgerlich hatte er sie bereits das zweite Mal angesprochen.

„Ja?“

„Hilf mir!“

„Wobei, Shinichi?“

„Wo bei wohl“, blaffte er sie an: „Ich muss!“, ergänzte er, weil sie immer noch nicht verstanden hatte.

Jetzt kapiert hob sie ihn hoch.

Schmerzhaft verzog er das Gesicht, schimpfte mit ihr: „Sei vorsichtig!“

„Entschuldige“, trug Yukiko ihren Sohn bis zur Toilette.

„Ist gut ab hier schaff ich es alleine!“

„Bist du sicher?“

„Ja!“, machte er ihr die Tür vor der Nase zu.
 

„Verdammt“, ärgerte ihr Mann sich lachend, als sie auf ihren Sohn wartend, zu ihm hinüber sah.

Sie seufzte. Eigentlich hätte sie auch ganz gerne mitgemacht, aber sie war nicht gefragt worden.

Yusaku hatte schon wieder verloren. Diesmal gegen Kazuha.

„Gebt zu das ihr unter einer Decke steckt.“

„Klar“, grinste Ran gemein: „Ich habe ihr mein Glück weitergegeben“, steckte sie zufrieden nachhinten gelehnt, die Hand auf ihrem Babybauch, die Zunge raus.

„Ich mag dich auch.“

„Leute, lasst uns weiter spielen.“ Die anderen sahen verwundert die etwas genervte Ai an.

Heiji neben ihr war auch genervt. Wegen wem war klar.
 

„Shinichi?“, hörte er seine Mutter vorsichtig an die Tür klopfen: „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fing sie an sich Sorgen zu machen, weil er nicht wieder kam.

„Ja!“, hatte ihr geschrumpfter Sohn es mühsam geschafft und die Tür geöffnet.

Platt ließ er sich von Yukiko zurück zum Sofa tragen.
 

Nach der nächsten Runde, die schon wieder Kazuha gewonnen hatte, reichte es Heiji endgültig: „Ich hab keine Lust mehr“, ließ er wissen. Nicht ohne Kazuhas darüber enttäuschten Blick durch böses Zurückgucken zu erwidern.

Weshalb Kazuhas Freude über ihren Sieg gleich verpuffte und sie sich wünschte, dass sie es nicht getan hätte.
 

Kurz noch bei seinem Freund gewesen, mit dem er aber auch nichts anfangen konnte, weil dieser keine Lust hatte auf irgendwas zu antworten, sondern stattdessen deutlich machte, dass er seine Ruhe wollte, ging Heiji nachhause.

Und da Heiji gegangen war blieb für Kazuha 10 Minuten später auch kein Grund zu blieben mehr.

„Kommst du mit nachhause?“, fragte sie ihre Freundin.

„Nein“, lehnte Ran zufrieden ab: „Ich möchte noch etwas blieben.“

„Du bist aber disqualifiziert. Du kannst jetzt nicht mehr mitspielen“, meinte Yusaku, der auch noch mal seinen Sohn ihm Auge gehabt hatte.

„Ach, das macht nichts“, störte sie sich allerdings nicht daran: „Ich guck euch zu. Das reicht mir“, vereitelte sie seinen Versuch sie loszuwerden.

„Ich bring dich noch zur Tür“, sagte sie und ließ sich von Kazuha aufhelfen.
 

Ihre Freundin verabschiedet, kam sie zurück. Dabei ging sie nicht sofort zu Yusaku und den anderen, sondern schaute bei ihrem schlafenden Brüderchen vorbei. „Hallo, du Süßer. Du bist so niedlich!“, strich sie ihm schwesterlich und zärtlich über den Kopf.

Ihrer Mutter schickte sie kurz eine SMS.
 

Dann machte sie einen entscheidenden Fehler. Sie sprach ihren kleinen Ex-Freund an: „Conan“, hatte sie sich aufmunternd zu ihm umgedreht, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte. Er konnte nicht mehr liegen: „Komm doch auch für eine Runde. Das Dreidelspiel ist lustig“, wollte sie ihn einladen.

Dessen Gesicht signalisierte eigentlich schon alles. Die Ablehnung die er verspürte.

Doch ungeschickt und unwissend wie Ran war missachtete sie diesen Umstand- diese stumme Warnung- und plapperte unbedacht einfach weiter: „Komm mach doch mit. Das macht dir bestimmt Spaß.“

Das „Nein!“, das sie dafür kassierte war mehr als überdeutlich, fast schon heftig.

Darauf sagte sie dann nichts mehr und ließ ihren geschrumpften Ex- wie er es wollte- in Ruhe.

„Er will nicht“, berichtete sie geknickt.

„Das ist ok. Lass ihn bitte“, wurde sie von Yusaku gebeten.
 

Obwohl sie gegangen war, hatte sie ihn rasend vor Wut zurückgelassen, dem es nun nicht mehr gelang die anderen und vor allem Sie zu ignorieren.
 

Nur Ran wusste es nicht besser… eine Runde später, versuchte sie es erneut bei ihm: „Ich werde ihn noch einmal fragen gehen. Vielleicht hat er es sich ja überlegt“, stand sie plötzlich auf.

Agasa hatte sich gefreut, dass er mal gewonnen hatte. Wie er, sah Ai, das seinem Freund die Gesichtszüge entglitten und es ihm nicht mehr rechtzeitig gelang sie aufzuhalten, änderte sich seine Hochstimmung auch augenblicklich. Wie Shinichis Vater und auch seine Mutter, erahnten er und die Mini-Shiho das es jetzt Ärger geben würde.

Und auch Yukiko, schaute besorgt zu ihrem Mann, als ihr klar wurde, dass Ran gut gelaunt möglicherweise zu ihnen wollte.

Yukiko, unternimm etwas, dachte Yusaku. Doch es war schon fast zu spät, denn sie war überfordert- wusste nicht was sie machen sollte. Ohne zu wissen was sie eigentlich sagen wollte, wollte sie gerade den Mund öffnen, als die Beiden aufeinander trafen.

„Hey, möchtest du nicht doch mitspielen?“, hatte die werdende Mami ihren Sohn erreicht. Sie war ganz nah auf ihn zugekommen.

„Nein“, war die Antwort nicht weniger abwesend und grob als vorhin.

„Ach, komm. Du hast es doch noch gar nicht ausprobiert.“

Yukiko wollte dazwischen gehen. Doch ihr Sohn war leider einen Tick schneller.

„Ran, ich habe Nein gesagt!“, schnauzte er sie wirklich böse an: „Nein, habe ich gesagt. Was daran verstehst du blöde Kuh nicht!?“

„Was?“, wich sie im ersten Moment so erschreckt zurück, dass sie noch gar nicht die Beschimpfung realisiert hatte. So schnell hatte er sich, für seine Verhältnisse, zu ihr ruckartig nach vorne gebeugt, als wolle er aufstehen und sie umstoßen.

„Aber, wie redest du denn mit mir!?“, stellte sie ihn nun ebenfalls verärgert zur Rede: „Das kann man doch auch netter sagen.“

„Ich habe es ja versucht nett zu sein!“, schrie er sie an: „Aber du Klette kommst ja immer wieder! Mach das du endlich von hier verschwindest!“

„Was?“, konnte Ran den Ausbruch ihres kleinen Ex-Freundes nicht nachvollziehen. Verdattert blieb sie einfach vor ihm stehen. Es fehlten ihr die Worte.

Das er ihren Bruder geweckt hatte und der jetzt zu weinen begann, bemerkte sie nur verzögert wie er sie weiter anging: „Hörst du denn nicht was ich sage!?“, schlug seine Stimme jetzt mehr in Verzweiflung um. „Ich bin nicht gut für dich. Ich will, dass du verschwindest! Ich will, dass du abhaust! Mach, dass du weg kommst!“, hatte er seine Selbstbeherrschung verloren und knallte ihr schonungslos an den Kopf, was er ihr so eigentlich nie hatte sagen wollen: „Hau endlich ab, verdammt noch mal verschwinde!“, schrie er sie immer wütender, aufbrausender und verzweifelnder an: „Ich will dich nicht hier haben. Ich will, dass du endlich aus meinem Leben verschwindest. Hör endlich auf dich einzumischen.“

„Aber ich will dir doch nur helfen“, kamen Ran verletzt, Akamaru versucht zu beruhigen, die Tränen.

Obwohl Yusaku längst da war verhinderte er die Eskalation zuerst nicht.

Doch jetzt ging er entschieden dazwischen, da seine Frau es auch nicht gemacht hatte. Wenn sie auch beide unterschiedliche Begründe gehabt hatten.

Doch sein Sohn war über den Punkt hinaus an dem man ihn noch im ersten Versuch hätte stoppen können. Denn er schrie die Mutter seines ungeboren Kindes weiter an: „Aber ich will deine Hilfe überhaupt nicht. Ich brauche dich nicht. Verstehst du. Ich will-“

„Hey!“ war sein Vater sich auf seine Höhe begeben vor Ran in die Hocke gegangen: "Es reicht jetzt!“, packte er seinen Sohn mit Nachdruck an den Armen, um ihn überhaupt zu erreichen.

Was den geschrumpften Shinichi schmerzte und durch diesen Schmerzreiz war er für einen Moment aus perplex aus seiner Aggression gerissen

Er sah an seinem Vater vorbei Ran, die wiederum ihn fassungslos ansah.

Seine Mutter und die anderen beiden mischten sich nicht ein.
 

„Ich will, dass du gehst und dass du nie wieder zu mir kommst!“, sprach er aus, um was es ihm ging.

Er und sein Vater, sowie die anderen sahen das Ran Tränen in den Augen hatte und wütend ihren Bruder in die Kinderwagentragetasche zurückgepackt den Flur tragen wollte.

„Warte“, sprang Yusaku auf, warf dabei einen wütenden Blick auf seinen Sohn und seine Frau. Sein Sohn erwiderte diesen bösen Blick, schwieg aber immerhin.

Yukiko schaute nur beschämt nach unten.

„Ran, warte bleib hier. Lass uns in Ruhe darüber reden.“

Doch sie sah ihn nur enttäuscht an: „Ich weiß nicht was es da noch zu reden gibt“, erwiderte sie aufgelöst.

Sich umgedreht hörte sie ihren Ex-Freund, der ihr noch nachrief: „Und vergiss Shinichi. Er wird nicht mehr zu dir zurückkommen. Also vergiss ihn endlich und hör auf ihm nachzulaufen!“ Den letzen Satz den er sagte und der für ihre Ohren auch noch hörbar war, war: „Shinichi liebt dich nicht mehr.“ Dieser Satz hatte ihn Überwindung gekostet. Schmerzlich biss er sich auf die Unterlippe, dass diese leicht zu bluten begann.

Sein Vater der ihn wie die anderen auch fassungslos angesehen hatte, warf ihm noch einmal einen ärgerlichen Blick zu.

Dann lief er Ran hinterher.

Der geschrumpfte Shinichi hörte wie sein Vater ihr nachrief.
 

Doch sie hatte den schweren Korb bereits mit fahrigen Fingern auf den Kinderwagen bekommen und wollte das Haus bereits verlassen. Sie wartete nicht auf ihn, sondern öffnete hinausgehend die Haustüre.

Eilig kam er ihr hinterher auf die Straße gerannt: „Warte Ran. Warte“, holte er zu ihr auf. Sie an der Schulter berührt wollte er sich vor sie stellen. Doch sie wollte nicht anhalten. An ihm vorbei lief sie zügig weiter.

„Bleib stehen. Ich will mit dir sprechen“, forderte er sie auf.

Was sie abrupt widererwartend auch tat. Doch anstatt das er zu Wort kam, wurde er von ihr kritisiert: „Warum soll ich stehen bleiben!?“, klagte sie ihn an: „Was weißt du darüber?“

Erst schwieg er. Was auch eine Antwort für sie war. Ihr liefen erneut aufgebracht und verletzt die Tränen über das Gesicht: „Ach, schon klar. Du sagst mir nichts. Du steckst ja mit ihm unter einer Decke. Du bist ein verdammter Lügner!“, beschuldigte sie ihn. Gekränkt redete sie weiter: „Ihr seid alle drei Lügner. Du hast gesagt Shinichi hat eine schwere Zeit. Ich soll das doch verstehen. Davon das Shinichi mich nicht mehr liebt, hast du nichts gesagt!“, schob sie sich ihn anrempelnd vorbei.

Sehend wie sie weiter ging, rief er ihr: „Das stimmt doch überhaupt nicht!“, zu.

Worauf sie ihn zurück ansah: „Ach ja? Und warum behauptet Conan das?“, wollte sie verzweifelt wissen.

„Weil ihm alles zu viel war heute Abend. Er hat nicht nachgedacht. Er ist krank. Ihm sind einfach die Nerven durchgegangen!“

„Hallo, geht’s noch!?“ Ran war empört, dass er Conan für sein unhöfliches Verhalten von eben vermeidlich auch noch in Schutz nahm: „Warum hältst du jetzt auch noch zu ihm?“, konnte sie das nicht verstehen und fühlte sich nun auch noch von ihm ungerecht behandelt: „Er ist es den du zu Recht weisen müsstest. Nicht ich! Ich habe ihn nur etwas gefragt. Er hatte nicht das Recht mich so anzuschreien. Ich hatte ihm doch überhaupt nichts getan!“

Um Yusakus Nerven war es nun nicht wesentlich besser bestellt, dass es doch ihre Schuld war wegen ihrer Anwesenheit, konnte er sich gerade auf die Lippe gebissen noch verkneifen. Dafür rutschte ihm stattdessen: „Ich hatte dir gesagt, dass du ihn in Ruhe lassen sollst“, heraus. Was er gleich im Anschluss auch bereute. Er hatte gar nicht mit ihr streiten wollen. Was nun aber doch passiert war, wie er an ihrem Gesicht erkennen konnte. Porzellan war zerbrochen von dem er nicht wusste, wie er das kitten sollte.

Denn so sauer wie sie jetzt war, war alles zu spät.

„Weißt du was? Lass es gut sein. Du brauchst mir überhaupt nichts mehr zu erklären. Du hältst zu ihnen. Schon klar. Soll mir doch egal sein, aber erwarte nicht, dass ich dafür Verständnis habe. Ihr könnt mich alle mal!“

„Aber Ran“, versuchte er noch einmal diesmal eher hilflos sie aufzuhalten: „Lass mich dich wenigstens begleiten.“

„Nein, danke“, meinte sie unversöhnlich. Patzig hatte sie sich entschieden umgedreht: „Ist nicht nötig!“

„Aber“, wollte er es wie sie in der Kälte stehend noch einmal versuchen.

Doch ihr Blick dem sie ihm darauf zuwarf war unmissverständlich.

„Ich finde den Weg schon. Vielen Dank“, ließ sie ihm schnippisch stehen. Zügig lief sie zornig die Straße runter.

Er hingegen rannte zurück in die Küche, um seinen Mantel und sein Handy vom Tisch zu holen.

„Was sollte das“ schimpfte er überfordert mit seinem Sohn.

Die Blicke der Beiden trafen sich kurz: „Spinnst du denn jetzt ganz?“, schaute er ihn schockiert an: „Du verbaust es dir gerade total“, bevor er wieder aus dem Haus eilte, um Ran hinterher zu laufen.
 

Während sein Vater los gerannt war, saß der Mini-Shinichi von sechs Augenpaaren umgeben die ihn anstarrten mit all seiner eigenen Wut und Verzweiflung da: „Guckt mich gefälligst nicht so an!“, bekamen seine Mutter neben ihm, die sich gerade zu ihm beugen wollte, um ihn zu trösten und Ai mit dem Professor zusammen neben dran stehend, seine Meinung zu hören.

Woraufhin zumindest die beiden eigentlichen Bewohner dieses Hauses sich erst mal zurückzogen.

Auch Yukiko hielt sich zurück. Traurig blieb etwas entfernt von ihm sitzen.

„Geh, dich will ich jetzt auch nicht hier haben“, schickte er sie mit leiser Stimme, wenn auch höfflich, ebenso weg.

Bedrückt kam sie seiner Bitte nach.
 

Sie hatte mitterlweile einen guten Vorsprung. Yusaku versuchte erst gar nicht sie einholen zu wollen, nachdem er mitbekam wie sie ihn bemerkt noch einen Zahn zulegte. So hielt er Abstand und folgte ihr ein gutes Stück, bis sie zuhause ankamen.

Ran kramte in ihrer Tasche nach dem Schlüssel. Sie sah Yusaku, der bereits nah genug war, um von ihr bitter enttäuscht angesehen zu werden. Immer noch sehr wütend suchte sie diesen verdammten Schlüssel. Endlich gefunden, öffnete sie die Tür. Schnell hatte sie ihren Bruder hochgenommen und war, als Yusaku den Flur betrat, längst die Treppe hoch.
 

Bei Agasa saß der Verursacher des Übels noch immer, wie er verlassen worden war da.

Ganz in sich gesunken hatte er sich nicht mehr gerührt.

Wie versteinert fühlte er den Schmerz und die damit verbundene Konsequenz mit all der dazu gehörigen Trauer. Sicher hatte er gewusst, was es bedeuten würde oder eigentlich für ihn ja schon bedeutete. Denn er hatte ja bereits mit Ran Schluss gemacht.

Nur das es beim letzten Mal ein einziger Satz gewesen war, denn er unter entschieden mehr Distanz nur in sein Handy zu tippen hatte und das war ihm damals schon als kaum auszuhalten vorgekommen.

Das jetzt war so direkt nie von ihm gewollt gewesen und dass es so weh täte, hätte er nicht gedacht.

Eigentlich hatte er gedacht schon ein gutes Stück über sie hinweggekommen zu sein. Nur dem war wohl nicht so, wie er jetzt durch bittere Erkenntnis begriff.

Gerade jetzt schnürten sich sein Herz und auch seine Kehle so eng zusammen, dass er das Gefühl hatte, in seinen aufkeimenden Tränen zu ertrinken. Er wusste nicht, wie er das jemals schaffen sollte?

Erneut biss er, sich die Augen fest zusammengekniffen, auf die Unterlippe. Wie vorhin schmeckte er das Blut, das ihm die Endgültigkeit seiner Situation verdeutlichte, dass…

Es war alles die Schuld dieser verdammten Organisation…

„Holmes, hau ab!“, ließ er seinen Frust an seinem Hund aus, der gekommen war um ihm tröstlich die Schnauzte auf die Hand zu legen.

„Geh weg!!“, schrie er: „Verschwinde!“

Holmes entfernte sich.

Er warf ihm noch ein Kissen hinterher. „Verdammt!“, ballte er sich selbst verfluchend, seine Hände. Er würde nie wieder mit Ran Zusammensein.

Als gebrochener junger Mann weinte er gefangen im Körper eines Kindes.
 

Ran ging es nicht viel anderes. Oben hatte sie ihrer verdutzten Mutter den Kleinen in die Hände gedrückt. Eri war vom Tisch in der Küche aufgestanden. Ihren fast geleerten Eisbecher hatte sie dort stehen lassen, denn sie aus Frust wegen ihrem Streit mit Kogoro gegessen hatte.

„Ran“, hatte sie sofort gemerkt, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmte: „Was ist passiert?“, fragte sie besorgt.

„Frag Yusaku!“, waren darauf ihre in tränenausbrechende zornige Worte.

Ihrer Großen hinter hersehend, lief Ran mit Tränen in den Augen die Stufen hoch in die nächste Etage. Oben auf dem Flur angekommen lief sie weinend so schnell sie konnte in ihr Zimmer.
 

Dort hatte Kazuha bereits im Bett gelegen. Als sie jetzt ihre Freundin aufgewühlt auf sich zukommen sah, setze sie sich auf.

„Kazuha“, hörte sie Ran schluchzen, die verzweifelt und am Boden zerstört bei ihr Halt suchte.

„Ran“, nahm sie ihre Freundin verwirrt in den Arm.

Hemmungslos ließ die werdende Mami ihren Tränen freien Lauf.

„Kazuha“, erzählte sie ihr aufgelöst heulend: „Shinichi. Er liebt mich wirklich nicht mehr“, was vorgefallen war.

„Was?“ Kazuha war sprachlos. „Woher weißt du das? Hat er angerufen und es dir gesagt?“, riet sie.

„Nein, viel schlimmer“, brauchte die eben zum zweiten Mal Verlassene unter zwei Schluchzern hervor: „Er hat es Conan gesagt, dass er es mir sagt. Er hatte“, schluchzte sie erneut: „nicht mal den Schneid mir das selbst zu sagen“, rollte wieder ein Bach Tränen.

Lieb versuchte Kazuha hilflos sie zu trösten: „Vielleicht, vielleicht ist das nur ein Missverständnis?“, konnte sie selbst das einfach nicht glauben. Shinichi sollte Ran wirklich nicht mehr lieben?

„Nein, das war kein Missverständnis“, lehnte Ran sich noch enger an sie.
 

Yusaku, der es erst noch einmal hatte versuchen wollen Ran hinterherzukommen, blieb stehen, als er in das verständnislose Gesicht ihrer Mutter sah.

„Was hast du ihr getan?“, wurde er verärgert von ihr zur Rechenschaft gezogen.

„Ich“, war er gefrustet: „Ich habe überhaupt nichts gemacht“, rechtfertigte er sich.

„Was ist passiert?“, versuchte sie mit dem Baby auf dem Arm, Yusaku hinterher in die Küche nachgekommen, mehr in Erfahrung zu bringen.

„Mein Sohn hat Mist gebaut“, ebenfalls aufgewühlt und auch aufgebracht stand er an der Küchenzeile: „Richtig Mist“, blieb er stehen: „Das ist passiert!“
 

„Es tut mir leid Ran, es tut mir so leid“, könnte Kazuha nichts anderes machen, als ihre Freundin noch mehr in die Arme zu nehmen.

„Mir auch“, änderte sich Rans Stimme: „Wie konnte ich nur so dumm sein und ihm vertrauen“, klagte sie sich selbst an: „Warum habe ich mich nur auf ihn eingelassen. Er war die ganze Zeit, seitdem er wieder da war so komisch. – Warum habe ich ihm geglaubt!?“, fragte sie Kazuha verzweifelt.

Erneut brach sie in Tränen aus und wurde von Kazuha umarmt getröstet.

„War das eine blöde Wette unter Jungs, ob er mich ins Bett kriegt oder was sollte das sonst?“, stellte Ran verzweifelt eine Vermutung an: „Das habe ich ja prima hingekriegt“, wischte sie sich wütend mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen: „Und was machen die Beiden jetzt? Hinter unserem Rücken lachen, dass ich so dumm war und mich auch noch gleich beim ersten Mal mit 17 habe schwängern lassen!?“

„Nein, Ran. Das glaube ich nicht. Heiji ist ein Mistkerl, aber sowas würde er nicht machen und Shinichi auch nicht.“

„Wie kannst du dir da so sicher sein?“, schaute Ran ihre Freundin zutiefst verletzt zweifelnd an.
 

„Was hat er angestellt?“, konnte Eri ihm das leicht an der Nasenspitze ansehen: „Er hat mit Ran gestritten!?“ Mehr wissen wollend kam sie näher auf ihn zu. Wobei sie sich nicht sicher war, ob sie mehr sauer oder nicht doch eher besorgt sein sollte.

Yusaku nickte resigniert, bevor er luftholte: „Er hat ihr an den Kopf geworfen, dass er sie nicht mehr liebt. Dass sie nie wieder etwas mit ihm zu tun haben soll und: Sie soll sich nie mehr in sein Leben einmischen und ach ja ihre Hilfe braucht er auch nicht“, zitierte er den ungefähren Wortlaut seines Sohnes.

„Was hat er gemacht?“, konnte Eri das kaum fassen: „Was denkt er sich denn Ran hochschwanger jetzt endgültig im Stich zu lassen. Hat die eine Trennung denn nicht gereicht!? Ist er verrückt ihr das so taktlos zu sagen?“, reagierte sie sehr empört.

„Das habe ich ihn auch gefragt“, nahm Yukikos Mann unkoordiniert ein Glas aus dem Schrank.

„Und ist das wahr?“

„Ach was“, hatte Yusaku sich wieder zu ihr umgedreht. Er stellte das Glas wahllos beiseite: „Nein, natürlich nicht. Nur Ran glaubt diesen Quatsch“, setze er sich frustriert und hilflos an den Tisch: „Leider.“ Es fiel ihm schwer zu akzeptieren, dass sein Sohn offenbar seine Liebe aufgeben wollte. Gerade weil er wünschte er hätte an seiner Stelle die Wahl. Er hatte seine Frau noch immer nicht ganz aufgegeben und so konnte er die Entscheidung, die sein Sohn getroffen hatte aus väterlicher Sicht nur schwer hinnehmen.

„Natürlich liebt er sie noch“, platze es aus ihm heraus.

„Und warum erzählt er dann so etwas?“, konnte sie das nicht nachvollziehen.

„Weil er ein verdammter Sturkopf ist, der jedes bisschen Glück mit Füßen tritt“, sah er von unten zu ihr hinauf.
 

Sie setze sich zu ihm.

Sie sah, dass der Krach mit seinem Sohn ihm zu schaffen machte. So wurde ihre Stimmung versöhnlicher und sie wollte versuchen zu vermitteln: „Hast du versucht mit ihm darüber zu reden?“

Doch er schüttelte nur den Kopf.

„Das bringt nichts. Zurzeit hört er einfach nicht zu und sagen lässt er sich schon zweimal nichts.“ Eri merkte, dass er als Shinichis Vater ziemlich mit seinem Latein am Ende war.

„Ich hatte gehofft, dass ein einige Tage Abstand ihn zu Vernunft bringen könnten. Aber jetzt kann ich das auch vergessen“, hörte sie ihn ärgerlich weiter sprechen.

„Was ist denn überhaupt das Problem? Ist es wegen dem Fall über den keiner von euch ein Wort verliert?“, fragte Eri es längst erahnend.

„Es hat etwas damit zu tun, ja“, räumte Yusaku zerknirscht ein: „Es geht ihm nicht gut ihm Moment. Er ist drauf und dran alles hinzuwerfen. Alles wofür er solange gekämpft hat.“

Eri merkte wie er immer noch wütend die Schultern hängen lassend von Hilflosigkeit bedrückt einen Teil seiner Fassade fallen ließ.

Aufmunternd sah sie ihn an.

„Wenn es so ist wie du sagst, dann werden die beiden das schon wieder auf die Reihe bekommen“, meinte sie. Zuversichtlich sah sie ihn an.

„Wahrscheinlich hast du recht“, erwiderte er ihr tapfer ein Lächeln.
 

Eri beobachtete ihn wie er ganz still in sich gekehrt wurde.

„Da ist noch etwas anderes was dich belastet“, erriet sie freundschaftlich. Mittlerweile kannte sie Yusaku gut genug, um zu merken wenn er etwas auf dem Herzen hatte.

Und meistens bekam sie zumindest teilweise wie auch jetzt Antwort von ihm.

Er nickte wieder.

„Ich bin nicht nur wegen Ran etwas besorgt. Shinichi ist auch gesundheitlich ziemlich angeschlagen“, räumte er ihr vertraulich ein.

„Ist es was ernstes?“, zeigte Eri Einfühlungsvermögen und Verständnis.

„Das ist noch nicht klar“, entgegnete er ihr wahrheitsgemäß: „Es stehen einige Untersuchungen an. Dann wissen wir hoffentlich etwas mehr“, erklärte er bemüht positiv zu denken: „Es fällt mir schwer“, gab er bedrückt zu: „Es tut mir leid für Ran, aber ich denke es wird schwer werden und sehr lange dauern bis Shinichi wieder bereit sein wird sich zu öffnen. Bitte sieh es ihm nach. Er macht es nicht aus böser Absicht. Er ist der Meinung sie verdient einen besseren als ihn. Dass sie keinen anderen will übersieht er einfach dabei. Er ist so stur. Das ist leider alles, was ich dir im Moment dazu sagen kann. Ich habe ihm wie du eigentlich weißt versprochen kein Wort zu niemandem darüber zu verlieren. Deshalb muss das hier unbedingt unter uns beiden bleiben. Sag Ran bitte nichts davon. Jetzt ist es zu spät, um mich mit ihr auszusöhnen. Für morgen überlege ich mir etwas.“
 

Er seufzte, als er in ihr verständnisvolles Gesicht sah. „Danke“, sagte er, drückte dabei sich ihrer stummen Unterstützung versichernd erwidernd kurz feste ihre Hand, die sie ihm anbot. Dann ließ er sie wieder los. „Früher“, hörte sie ihn nachdenklich: „dachte ich, dass es das Beste wäre nichts zu sagen. Mittlerweile bin ich mir da wirklich nicht mehr sicher. Diese ganze Schweigerei nützt keinem von uns. Wir machen es uns damit nur noch schwerer, als es ohnehin ist.“

„Nur sieht Shinichi das nicht“, hatte Eri nun ebenfalls etwas bedrückt geschlussfolgert: „Kannst du ihn nicht umstimmen?“, fragte sie ihn: „Du bist immerhin sein Vater“, meinte sie.

„Das wünsche ich mir ja“, erklärte er sich: „Nur wenn ich mein Wort ihm gegenüber breche. Verliere ich ihn ganz. Das wär für ihn der schlimmste Verrat den ich an ihm begehen könnte. Das kann ich nicht.“

Beide schwiegen.

„Kannst du das verstehen?“, fragte er.

Sie nickte bedächtig.

„Und Ran?“, brachte sie ihre Tochter noch einmal zur Sprache.

„Ich werde mit ihr reden müssen“, er seufzte müde: „Ich werde ihr die Sache soweit erklären wie ich es kann. Mehr kann ich nicht tun. Sie ist so verletzt. Ich habe den Schmerz und die Enttäuschung in ihren Augen gesehen. Ich habe Shinichis gesehen. Er wird genauso am Boden zerstört sein, aber er lehnt Hilfe ab. Deshalb werde ich erst morgen zu ihm zurück gehen. Ich bin sicher, dass er jetzt alleine sein will.“

„Dann mach das so“, bestätigte sie ihn seinen Arm berührend.

„Die zwei gehören einfach zusammen. Findest du nicht?“, wechselte er einen vielsagenden Blick mit ihr: „Es tut mir so leid die Beiden getrennt zu sehen. Ich kann Ran so gut verstehen“, war ihm bewusst das er sich in einer ganz ähnlichen Situation wie sie mit seiner Frau befand. Eigene Verletztheit kam ihn ihm auf. Er war so enttäuscht, dass sie ihm wieder einmal nicht geholfen hatte. Wo er ihre Hilfe doch so dringend gebraucht hätte. Er hatte das Gefühl, dass alles an ihm hängen blieb, weil sie sich einfach zurückzog. Er schloss die Augen, damit er die Träne los wurde.

Eri strich im tröstlich über den Arm. Woraufhin er sie seinen Kummer versucht abzuschütteln dankbar anlächelte.
 

„Und was ist mit dir und Kogoro. Ran hat von eurem Streit erzählt. Seid ihr in Ordnung?“, erkundigte er sich taktvoll.

„Ach der“, hatte er sie an ihre Wut auf ihren Gatten erinnert: „Er kann mir gestohlen bleiben. Wahrscheinlich sitzt er wieder in der Bar einen Block weiter und lässt sich zu laufen“, sprach sie nicht gerade nett von dem Vater ihrer Kinder: „Ich werde kein Wort mit ihm wechseln, wenn er nachhause kommt!“

„So schlimm?“, tauschte er grinsend einen Blick mit ihr aus.

„Nicht nur unsere Kinder spinnen. Wir sind auch nicht unbedingt besser“, er schmunzelte beim Aufstehen.
 

„Ich hole mir ein Eis. Möchtest du auch noch eins?“, deutete er amüsiert auf die kleine Pfütze des geschmolzenen Restes auf dem Grund des Bechers.

„Ja, gern“, antwortete sie. Ihren Sohn ihm Arm wiegend wartete sie, bis er wiederkam.

Zu zweit mümmelten sie die kalte Süßigkeit genüsslich und ließen sie sich schmecken.

Nach einer Weile des einträchtigen Nebeneinandersitzends hörte er Eri neben sich plötzlich aufseufzen.

„Was ist?“, schaute er sie fragend an.

„Ach, verdammt. So werde ich meine überflüssigen Pfunde nie los. Das ist auch seine Schuld.“

„Was?“, runzelte er amüsiert die Stirn: „Kogoro ist es schuld, dass du zu viel nascht?“. Er lachte.

„Er provorziert mich.“

„Hey, erwarte nicht von anderen, dass sie dich glücklich machen. Das bekommen sie nicht immer hin. Es liegt an dir selbst, ob du zufrieden oder unglücklich sein willst. Du bist es selbst die sich dazu entscheidet“, wurde sie an etwas sehr wichtiges von ihm erinnert.

Eri müsste einsehen das an seiner Argumentation etwas dran war.

„Na, siehst du!“, meinte er: „Macht nicht so ein Gesicht“, rempelte er sie freundlich an: „Das bisschen Hüftgold. Das schadet dir nicht. Du solltest es nur nicht übertreiben“, schmeichelte er ihr: „Drei Mal über die Wiese geritten und es ist wieder weg. Das ist ein Klacks.“

„Für dich vielleicht“ erwiderte sie weniger unbesorgt.

„Du kannst mich gerne mal begleiten, wenn du Lust hast. Das längt auch prima vom Ehepartner ab“, grinste er sie verschmitzt an: „Glaub mir. Du hast doch keine Angst vor großen Pferden, oder?“,

„Ich werde es mir überlegen“, lächelte sie zurück und auch ein wenig unglücklich. Das Kompliment hätte sie lieber von ihrem Mann gehört, aber von Kogoro war das wohl wirklich zu viel erwartet, dachte sie geknickt und ein bisschen ärgerlich.
 

„Gut“, hatte sie Yusaku an seine Freundin erinnert: „Ich weiß noch wo ich mal versucht habe Ruth dazu zu überreden. Keine Chance.“ Er schmunzelte etwas versonnen in sich hinein.

„Bereust du es manchmal dich von ihr getrennt zu haben?“, fragte Eri ihn.

Kurz schien er zu überlegen, dann war die Antwort ein mit Leichtigkeit ausgesprochenes: „Nein.“ Etwas Eis auf seinen Löffel häufend ergänzte er: „Es ist okay für mich. Es ist nicht so, dass ich noch darüber traurig bin. Es war eine schöne Zeit mit ihr, aber das allein hat eben nicht gereicht.“ Sein Blick richtete sich traurig auf das Eis. Eri ahnte das er an Yukiko dachte. Sie hielt ihren Mund.

Sie schaute ihn aufmerksam an, als sich ein gut gelauntes Lächeln auf seine Lippen schlich.

„Was ist so lustig?“, war sie irritiert.

„Ach“, seufzte er etwas wehmütig: „Eigentlich nichts. Ich erinnere mich nur an die vielen Nächte in denen ich so wie mit dir jetzt mit Ruthie zusammen ein Eis nach dem anderen gegessen habe. Eis ist die Geheimwaffe einer Frau! Das hat sie dann immer gesagt, wenn sie mich damit aufheitern wollte und anders herum konnte ich auch sie damit immer ausgezeichnet ablenken. Wenn ich so zurückdenke: Wir haben eigentlich immer nur Eis gegessen, wenn wir mit dem Schreiben nicht weiter kamen, wir nicht einschlafen konnten, wir Langweile hatten und wenn wir feierten. Dann machten wir immer einen Schuss Likör und selbstgemachte Sahne dazu. So lässt sich das Ganze auch durch aus als Eis-Affäre beschreiben.“

„Und hat es dir geholfen.“

Seine Augen lächelten: „Ja. Das hat es. Das hat es immer. Auch jetzt. Sie hat Recht Eis zusammen mit einem guten Gespräch unter Freunden kann wirklich eine Wunderwaffe gegen jegliche Art von Kummer oder schlechte Laune sein. Eine bessere Art als sich zu betrinken, wie ich finde.“

„Das sehe ich genauso“, stimmte Eri in sein unbeschwertes Lachen mit ein.

„Das ist die Lösung. Ich serviere Ran morgen ein Eis. Dann verzeiht sie mir vielleicht“, fühlte er sich besser: „Nur bei Shinichi habe ich da wohl kein Glück.“ Sie sah wie er erneut etwas bedrückt wurde: „Er ist Eis-Beratungsresistent.“

Er stand auf: „Ich werde zu Bett gehen. Ich möchte morgen früh aufstehen“, verabschiedete er sich eine gute Nacht wünschend von ihr.

„Ja, gute Nacht“, erwiderte sie ihm. Sie sah ihm mit dem schlafenden Akamaru auf dem Arm noch nach wie er sich aus ihrem Blickfeld entfernte.
 

Dann erhob auch sie sich. Sie stellte die leeren Becher noch in die Spüle, dann ging auch sie hoch nach oben ins Schlafzimmer und legte ihren Sohn in seine Wiege. Den Kleinen liebevoll zugedeckt, legte auch sie sich schlafen.

Kogoro kehrte erst in den frühen Morgenstunden wie nicht anders zu erwarteten zurück. Betrunken legte er sich neben seine Frau ins Bett.

Was sie dazu brachte von seiner Fahne angewidert ihn aus dem gemeinsamen Schafzimmer zu schmeißen und ihn auf die Couch zu verweisen.

Was ihm zwar nicht passte: „Jah, verdammt ich geh ja schhon. Ssei doch nich gleich so grob zuu mia.“ Was er aber, zwar lallend, vor sich hin grummelnd die Stufen ins Wohnzimmer schlurfend ohne noch unnötig zu diskutieren hinnahm...
 

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*Anmerkung(en): Achja..., was ich noch sagen wollte...

http://www.youtube.com/watch?v=f1BAG5dkN48

Rans und Shiratoris Schlussfolgerungen

*Hinweis: Bezüglich des Betalesens gibt es eine Änderung. Wegen zeitlichen Rahmenbedingungen werden in Zukunft weitere Kapitel möglicherweise vorerst ungebetat hochgeladen, um weitere längere Wartezeiten zu vermeiden, bis sie vollständig von meiner Betaleserin gelesen wurden. Dann werden die Texte ausgetauscht.

Dieser Strich – zeigt an, dass das Kapitel noch nicht korrigiert wurde. Ist er nicht mehr oberhalb des Kapitels zu sehen handelt es sich um die nachträglich hinzugefügte korrigierte Fassung.
 

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Es gibt kein höheres Gut als Zufriedenheit.

Du denkst, die Glückseligkeit sei höher. Das stimmt. Nur musst du einen langen Weg der Läuterung und Stärkung zurücklegen, um sie zu erreichen.

Die Zufriedenheit kannst du dagegen bereits heute erlangen, indem du deine Einstellung änderst. Betrachte alles als Gottes Geschenke an dich. Sei dankbar für das, was du hast. Und sieh, wie viel du hast. Dankbarkeit ist ein äußerst wichtiges Gefühl. Ohne Dankbarkeit kommst du auf deinem spirituellen Weg niemals voran. Nur wer dankbar ist, kann sich Gott nähern, denn er sieht, mit welch unendlichen Geschenken der Herr ihn bedacht hat. Dies öffnet sein Herz. Dankbarkeit und Zufriedenheit sind besonders eng verbunden. Wahre Dankbarkeit geht immer mit Zufriedenheit einher. Zufriedenheit ihrerseits öffnet die Tür für Dankbarkeit. Also Sei zufrieden, danke dem Herrn für alles, was Er dir gab.

Der höher entwickelte Mensch ist bescheiden.

Dies bedeutet nicht, dass er nicht mit Macht, mit Einfluss und ähnlichem umgehen kann.

Der Prahler dagegen zeigt, dass er weit davon entfernt ist, seinen Wert zu kennen. Er prahlt, weil er selber weder an sich geschweige denn an seine Göttlichkeit glaubt.

Er meint vielmehr, wenn er laut herum posaunt, wie toll er sei, glaubten wenigstens die anderen, was er selber nicht glaubt.

Der Mensch, der mehr von sich kennengelernt hat und deshalb bescheiden ist, prahlt nicht, weil er weiß, dass er nur einen überzeugen muss: Und dass er selbst dieser Eine ist. Er weiß auch, dass Angeberei doppelt verschwendete Zeit ist: Erstens musst du die großartigen Geschichten erfinden, verbreiten und sie dir merken, und zweitens musst du dich lange rechtfertigen, wenn jemand dich beim Wort nimmt und feststellt, dass — wenn überhaupt — nur ein Bruchteil davon stimmt. Lebe deshalb keine falschen Bilder.

Und zum Schluss noch etwas: Was sorgst du dich überhaupt? Vertraue vielmehr darauf, dass der Wert, den Ich kenne, sich immer durchsetzen wird, und ein falscher zu nichts nutze ist.Ein unschlagbares Argument für Bescheidenheit, nicht wahr?

(SaiBaba)
 

Mittwochmorgen, 27. Dezember

Am Tag danach war es wie es sonst an Werktagen üblich. Seid Ran nicht mehr zur Schule ging war Kazuha längst aus dem Haus, wenn sie aufstand. Entweder, weil sie sich nachdem ihre Freundin gegangen war noch einmal umgedreht hatte oder weil Kazuha sich leise fertig machte und sie schlafen ließ. Was gerade in den letzen Wochen meist der Fall gewesen war. Seitdem sie den sechsten Monat überschritten hatte, hatte Ran hin und wieder Schlafschwierigkeiten gehabt. Manchmal kam es vor, dass sie nachts wegen Kickchen aufwachte, wenn die Kleine durch ihre Aktivitäten innerhalb ihrer Mutter dieser keine Ruhe gönnte. Auch fiel es ihr schwer wieder einzuschlafen wegen ihres erworbenen Bauchumfangs. Sie konnte einfach nicht mehr so bequem liegen, wie es früher der Fall gewesen war. Gute sieben Kilo hatte sie zugenommen. Vereinzelt kam es auch vor, dass sie wegen eines Wadenkrampfes hatte aufstehen müssen.

Morgens dann war sie jedes Mal nach solchen Nächten noch ziemlich müde gewesen. Kazuha hatte darauf immer Rücksicht genommen. So auch heute. Zwar waren Schulferien, aber sie hatte sich freiwillig gemeldet bei den Vorbereitungen für die Silvesterbetriebsfeier zu helfen in der Hoffnung unter diesem Vorwand Heiji sehen zu können. Was diesem allerdings von vornherein nicht recht war und er sie ignorierte. Er selbst hatte nur zugesagt, als Shiratori ihn gefragt hatte, um besser da zustehen. Seine Benotung drohte etwas auf Grund seiner geistigen Abwesenheit der letzten Wochen in Gefahr zu geraten. Was eine Standpaukte nicht nur von Yusaku, sondern auch von seinen Eltern, besonders seinem Vater, nachsichziehen würde.
 

Als Ran aufwachte, hatte sie nur wenig geschlafen. Viel zu wütend, traurig und enttäuscht war sie gewesen. Kazuha war mit ihr aufgeblieben und hatte versucht so gut sie konnte zu trösten. Natürlich hatte sie nicht alles von ihr nehmen können und so war Ran genau um 2:43 Uhr letztlich tapfer in ihr Bett rüber gegangen, wo sie sich in den Schlaf geweint hatte.

Jetzt, als sie auf dem Rücken gedreht die Augen langsam öffnete, um der Realität gegenüberzutreten, kam alles wieder hoch. Ihre ganze Wut, Traurigkeit und vor allem ihre große Enttäuschung wegen Yusakus Verrat. Sie hatte ihm vertraut! Aber vor allem Shinichi. Sie bedrückte ein mächtiges Gefühl der Ohnmacht. Wie hatte er das nur tun können? Wie hatte er es ihr antun können? Sie konnte immer noch nicht richtig glauben, dass es gestern Abend tatsächlich passiert war. Das es nun endgültig aus war. Sie wollte es nicht. Aber Conan hatte ihr das sicher nicht nur gesagt, um sie zu verletzen. So gemein wäre er nicht gewesen und wer wusste schon, warum der kleine Detektiv so aufgewühlt war. Wer wusste was er noch alles mehr wusste als sie, dachte sie verzagt. Shinichi hatte sich ja leider wirklich von ihr getrennt. Was Conans Behauptung so leider bestätigte. Ihre winzige Hoffnung, dass er vielleicht doch noch einmal zu ihr zurückkommen würde, würde sie nur lange genug auf ihn warten ohne ihn zu bedrängen, war zerstört. Für sie war es nun klar. Eine gemeinsame Zukunft mit dem jungen Mann den sie liebte, dem Vater ihrer Tochter gab es nicht mehr.
 

Langsam setzte sie sich tief seufzend zuerst zur Seite gedreht auf. Es fiel ihr unglaublich schwer das zu akzeptieren. Was konnte sie dagegen schon tun, als sich damit abzufinden? Tief traurig starrte sie, ihre Hand auf ihrem Bauch abgelegt indem sich ihr Baby befand, auf ihr Handy. Auf dem hatte sie immer noch das abfotografierte Bild von Shinichi als Displayhintergrund. Es anzusehen tat einfach nur schrecklich weh. Es war das Letze das sie zusammen mit ihm im Topical Land aufgenommen hatte. Da war noch alles in Ordnung gewesen.

Sie hatte danach gegriffen. Es war ein bisschen, als wolle sie sich etwas vormachen. Natürlich- wie zu erwarten gewesen war- gab es keine SMS. Keine, die von seiner treuen Liebe zu ihr hätte zeugen können. Sie hatte ihm alles gegeben was sie hatte. All ihre Hingabe, endlose Geduld, wenn er sich mal wieder nicht gemeldet oder verspätet hatte. Das Handy ein Geschenk von ihm, seine SMS‘s, seine Anrufe? Waren sie von ihm nicht ehrlich gemeint gewesen?
 

Bitter mit den Worten an ihre kleine Tochter gerichtet: „Tja, so wie es aussieht, sind wir nun wirklich ganz alleine, Kickchen“, gestand sie sich das ganze Ausmaß dieses Umstandes ein. Shinichi war weg. Er war nun nicht mehr Teil ihres Lebens. Die Aussicht einer zukünftig wirklich alleinerziehenden Mutter lastete auf ihr. Die ganze Verantwortung würde nun ab jetzt auf ihren Schultern liegen. „Jetzt haben wir nur noch Mama“, lief nun doch eine Träne über ihr Gesicht. Yusakus Hilfe wollte sie nicht mehr, wenn er sie wirklich so verkauft hatte. Dann konnte er sich von ihr aus zum Teufel scheren. Dann wollte sie nie wieder etwas mit ihm zu tun haben.

Von der Welle des Schmerzes überrollt kniff sie die Augen fest zusammen, sodass sich weitere Tränen in ihren Augenwinkeln sammelten. Sie weinte jedoch nicht. Sie wollte stark sein. Stark für sich, strak für Kickchen! Sie wollte nicht, dass ihr Kummer sich auf sie übertrug und so öffnete sie ihre Augen entschlossen wieder.

Sie nahm sich fest vor, über ihren eigenen Verlust hinwegzukommen. Sie wusste sie musste jetzt einfach stark sein für sie Beide. Auch wenn nun ihr komplettes Leben über den Haufen geworfen war.
 

Yusaku hingegen war bereits seit längerem auf. Er war an diesem Morgen zeitig aufgestanden, um rechtzeitig seine Vorbereitungen zutreffen.

Etwas nervös und angespannt war er dabei gewesen und jetzt auch noch.

Die Reste des Aufgewühltseins vom gestrigen Abend hatten sich schon in den ersten Minuten nach dem Aufstehen wieder in ihm bemerkbar gemacht. Wegen Ran war er aufgestanden. Ihr zuvorkommen gewollt hatte den Eisbecher für sie präpariert. Er hatte damit fertig sein wollen, bevor sie aufstand. Diesen Zeitpunkt nur wage abzuschätzen gewusst hatte er das gleich als Erstes erledigt. Er dachte wie sie auch nochmal über sie und Shinichi nach, wie er das am besten kitten sollte.

Um seine Mitte zu finden begab er sich daran eine neue Schrittfolge beim Tai Chi einzuüben. Denn er war sich nicht sicher, ob die Freundin seines Sohnes tatsächlich auch zu ihm kommen würde.
 

Hatte Shinichi nur mit ihr gespielt? Das war doch so furchtbar makaber!

Irgendetwas in ihr regte sich, wehrte sich das zu glauben und wenn es auf den ersten Blick noch so plausibel war.

Für einen Moment überlegte sie aufgebracht ihn anzurufen. Doch warum sollte er abnehmen? reagierte sie in ihrem Frust bestätigt und legte das Tuten vernommen auf. Drauf und dran ihm stattdessen eine SMS schreiben zu wollen in der sie eine Erklärung von ihm verlangen wollte, ließ sie es bleiben.

Er würde ihr wahrscheinlich sowieso nicht darauf antworten, senkte sie deprimiert den Kopf.
 

So blieb ihr niemand anderes als Conan. Aus ihm könnte sie vielleicht eine Antwort herausquetschen. Er war der einzige Hinweis den sie hatte und so hielt sie sich daran fest. Vor ihrem geistigen Auge spielte sie die entscheidende Situation und auch die letzen Minuten zuvor noch einmal ab. Zielstrebig ließ sie alle Details an die sie sich erinnern konnte Revue passieren.

Es gab da irgendetwas was sie störte, was sie verwirrte und irritierte. Irgendwie kam ihr die Grundlage der Situation bekannt vor. Nach einigem überlegen und zurückerinnern kam sie auch darauf. Was sie erstrecht stutzig werden ließ, sobald ihr bewusst geworden war was das zu bedeuten haben könnte…

Es war die Stimme gewesen: Es war Conans Stimme gewesen, aber die Worte welche in ihr nachhalten klangen wie Shinichis!? Sie fühlte sich überrumpelt. Konnte das denn wirklich sein?, begann sie sich sehr verunsichert zu fragen.

„Ist das denn möglich?“, sprach sie es aus.

Zudem hatte sie das Gefühl, als hätte sie genau die gleiche Situation schon einmal erlebt? Ja, da war sie sich irgendwie, sie war selbst sehr überrascht darüber, sogar recht sicher.
 

Ihr Erinnerungsvermögen arbeitete auf Hochtouren. Punktgenau glich sie beide Situationen miteinander ab: Die Stimme, die Gestik und vor allem legte sie ihr Augenmerk auf die Art wie sie- Conan und auch Shinichi- es gesagt hatten. Es war fast haargenau die gleiche Wortwahl und Tonlage die sie verriet.

Ran war vollkommen geschockt! Im wahrsten Sinne musste sie erst einmal begreifen, was das tatsächlich zu bedeuten hätte, sollte sie sich jetzt nicht irren. Wie Schuppen viel es ihr von den Augen und sie vergaß alles um sich herum, dass sie alleine im Zimmer saß: „Conan ist Shinichi!“, platzte es laut aus ihr heraus. Wie bei einem Pfeil, der mitten ins Schwarze trifft.

In ihrem Kopf arbeitete es weiter. Wie konnte das sein!? Sie erinnerte sich ebenso an die vielen Verdachtsmomente, die sie bereits schon gehabt hatte. Sie hatte sie immer wieder als eine Spinnerei von sich selbst abgetan. Wie konnte sie sich so geirrt haben und sich immer wieder ein ums andere Mal abwimmeln lassen?
 

War sie denn jetzt verrückt!? War sie ganz aus dem Konzept. Schon wieder stand ihre ganze Welt so wie sie sie kannte Kopf. Ihr war ganz mulmig zu Mute. Sie hatte das Gefühl ihr Kreislauf würde verrücktspielen und ihr würde schwindelig, so drehte sie alles in ihr das selbst ihr Körper darauf reagierte.

Aber warum? Beschäftigte sie nun die Frage: „Warum hat er es immer abgestritten?“, murmelte sich selbst fragend, als könne sie von sich selbst eine Antwort erhalten. Der Boden schwankte. Sie hatte das Gefühl vollkommen neben sich zu stehen.

„Warum?“, wollte sie wissen: Warum kreiste es in ihrem Kopf herum. Im nächsten Moment keimte plötzlich Hoffnung in ihr auf. Eine Welle der Euphorie flutete ihren Körper und überflutete ihn mit Glückshormonen. Das Kickchen sie trat kam gar nicht bei ihr an.

Konnte das sein? Liebt Shinichi mich vielleicht doch noch? Will er mich schützen!? Aber vor was oder wem?, fing sie zu grübeln an.

Ok… Wenn dem so war… das war irgendwie logisch… sackte diese Erkenntnis langsam. Ran sortierte ihren Geist, überlegte weiter…
 

Immer noch in Gedanken stand sie langsam auf. Sie musste sich mit ihrem Arm abstützen, um, mit dem Kind das in ihr fleißig wuchs, hochzukommen. Ihre Beine waren wie Wackelpudding.

Sie lief bis zum Schreibtisch. Dort nahm das Bild auf. Fragend stand sie da, sah es an, als könne es ihr antworten.

Mit einer Art Benommenheit, die sie verspürte setzte sie sich bedächtig zurück aufs Bett. Ihre Hände zitterten wie sie das eingerammte Bild noch immer festhielt. Sie legte es vor sich und setze sich in den Schneidersitz.

Wie sie vor sich hin sinnierte, bastelte sie eine Theorie zusammen. Eine Theorie die nicht nur plausibel klang sondern tatsächlich möglicherweise sogar der Wahrheit entsprechen könnte.

Als ihr die Tragweite dessen was Shinichi in diesem Fall auf sich genommen hätte bewusst wurde, ließ es ihr vor Ehrfurcht den Atem anhalten. Sollte es stimmen. So wurde ihr klar: Hatte sie völlig falsch über ihn gedacht und ihm Unrecht getan.

Erneut füllten ihre Augen sich augenblicklich mit Tränen, aber diesmal waren es welche das es ihr schrecklich leid tat so hart über ihn geurteilt zu haben.
 

Eilig sprang Ran auf und wollte aus dem Zimmer. Plötzlich hatte sie das dringende Bedürfnis zu Shinichi zu laufen, ihn in den Arm zu nehmen. Ihm zu sagen das sie ihn liebt und vergibt. Dringend wollte sie sich bei ihm für all die unbedacht geäußerten oder auch nur gedachten Vorwürfe zutiefst bei ihm entschuldigen.

Doch als sie die Türe des Zimmers öffnete, stürzte sie fast. Perplex schaffte sie es im letzen Moment noch zu stoppen.

Was war das?, stutzte die werdende Mami. Beinahe wäre sie über ein Tablett mit einem Glas Orangensaft gestolpert. An das Glas war ein Brief angelehnt worden, wie sie nun sah.

Sofort ging sie auf die Knie, um ihn zu öffnen in der irrsinnigen Hoffnung, dass er von Shinichi, der ihr zuvorgekommen war, sein könnte. Vielleicht tat es ihm auch leid und er würde sich wenigstens noch von ihr verabschieden.

So wünschte sie es sich jedenfalls…
 

Im ersten Moment war ihre Enttäuschung überwältigend groß. Der Brief war nicht von Shinichi.

Er war von Yusaku… nur von Yusaku. In dem Gefühl in Tränen ausbrechen zu müssen schloss sie die Augen.

Auch wenn sie mittlerweile gar nicht mehr sauer auf Yusaku war. Sollte sie tatsächlich richtig liegen und ihre Theorie stimmen, dann rechnete sie ihm seine Treue zu seinem Sohn und seine stellvertretende Fürsorge für ihn hoch an. Sie hatte schon seit langem das Gefühl gehabt, dass Yusaku sie nicht nur besonderes schätze, sondern auch, dass er immer auf eine wohlweisliche zurückhaltende Art zusätzlich auf sie Acht gab und jetzt wusste sie auf einmal auch warum.

Dankbar dafür und seine Zuneigung erwidernd öffnete sie die Augen. Die Tränen weggewischt sah sie sich die Zeilen an.

Sich dem Zettel zugewandt stutzte sie zunächst verwirrt. Es stand nur ein Satz da: Geh und schau im Kühlschrank nach.

Darunter die Unterschrift: Yusaku.
 

Verdattert kam Ran der Aufforderung nach. Nach unten gegangen tat sie, worum sie gebeten.

Die Türe aufgemacht fand sie einen Becher mit ihren Lieblingseissorten vor. Auch hierbei lag ein Brief. Mit Bedacht nahm sie diesen zur Hand. Zunächst musterte sie das Papier von beiden Seiten. Vorne stand in schöner Schrift nur drauf: Für Ran. Sie holte einmal kurz Luft ehe sie den Umschlag öffnete. Langsam faltete sie danach das Blatt Papier auseinander. Was sie las verwunderte sie zunächst. Doch als sie weiter las begann sie zu lächeln:

Heute ist dein Geburtstag!

Du stutzt und fragst dich, wie ich darauf komme.

Ich frage dich zurück: Wieso kommst du nicht selbst darauf?

Weißt du nicht, dass jeder Tag dein Geburtstag ist?

Wie merkwürdig, denn du streichst täglich Meine Geschenke ein. Und du bedankst dich manchmal auch ganz artig.

Ich freue Mich immer, wenn dir Meine Aufmerksamkeit Freude bereitet.

Aber noch etwas: Wenn täglich dein Geburtstag ist, dann muss auch Meiner täglich sein.

Dazu möchte Ich nun auch einen Wunsch anmelden: Freue dich doch ein wenig mehr. Stell dir vor, dass die Freude ganz klein in deinem Herzen entsteht und immer größer wird. Merkst du nun, dass jeder Tag ein Geburts-Tag ist? — Die Geburt des Selbst. Denn das Selbst lebt vom Geben, von der Freude, vom Glanz, der in den Augen deiner Mitmenschen durch deine Liebe entsteht. Deswegen ist Geben der Weg zur Seligkeit. Ganz zart und doch so stark.
 

Als Ran fertig gelesen hatte, war ihr warm ums Herz geworden. Sie nahm ihr Eis heraus. Den Kühlschrank geschlossen machte sie sich leise über die Treppe auf nach oben. Ihr Ziel war das Zimmer des Vaters ihres Freundes.

Hereingekommen legte sich auf ihr Gesicht ein zufriedener Ausdruck. Für einen Moment beobachtete sie ihn bei dem was er tat. Kurzentschlossen stellte sie den Eisbecher zur Seite.

Er bemerkte sie, als sie sich wortlos neben ihn gesellte und sich an seine ruhig fleißenden Bewegungen anglich.

„Ich freue mich, dass du gekommen bist“, hieß er sie freundlich willkommen. Die Form zu Ende ausgeführt beendete er gemeinsam mit ihr die Übung.

„Das Licht in mir grüßt das Licht in dir“, deutete er, ihr gengenüber, eine Verbeugung an.

„Das Licht in mir grüßt das Licht in dir“, machte Ran dasselbe.

„Du hast meine Entschuldigung angenommen“, stellte er sehr erfreut darüber fest.

Sie erwiderte sein zurückhaltendes, aber ehrlich gemeintes Lächeln. Er schaute an ihr vorbei rüber zum Becher: „Dann bist du also nicht mehr wütend auf mich?“

Ein Kopfschütteln und ein weiteres Lächeln waren ihre Antwort. Sie setzte sich.
 

„Den Text, den hast doch nicht du geschrieben, oder?“, schaute sie ihn mit schmunzelnden Augen lächelnd an.

„Nein. Ist von SaiBaba“, gab er ehrlich lachend zu und deutete mit einem Blick auf seinen Schreibtisch auf dem ein dünnes Büchlein lag.

Er sah, dass sie hochkommen wollte. Ihr behilflich gewesen schaute er ihr zu wie sie dorthin ging und davor stehen blieb.

Es war ein kleines Buch mit weißen handschriftlich beschriebenen Seiten. Hier und da steckten zwischen den Seiten kleine Kärtchen. Auf denen ebenfalls bedruckte kleine Sprüche oder Zitate standen. Andere wiesen Eselsoren auf.

Still las sie auf den aufgeschlagenen Seiten, blätterte ein paarmal die nächsten Seiten durchschauend um.

Sie sah vom Text auf, als sie Yusakus Anwesenheit wahrnahm.

„Du hast es selbst gemacht“, schlussfolgerte sie.

„Ja“, betrachtete er sie wie sie mit der Hand über eine der Seiten strich.

„Das ist ein schönes Buch.“

„Ich benutze diese Notizen gerne. Für viele Anlässe ist mittlerweile etwas dabei. Oder ich schlage zwischendurch einfach nur eine Seite auf.“ Er sah sie an wie sie mit melancholischem Gesichtsausdruck die gerade aufgeschlagenen Zeilen nebenbei weiter las.

„Wenn du es möchtest, kannst du es haben. Ich schenke es dir.“

„Was?“, schaute sie verdattert zu ihm: „Das kann ich nicht annehmen.“

„Klar, kannst du“, stupste er sie sachte an und nahm sie gut gelaunt knuddelnd von hinten in den Arm.

Vergnügt darüber erwiderte sie sein Lachen.
 

„Dann war das Eis ja die richtige Wahl“, setze er sich schließlich zurückgekehrt wieder mit ihr hin. Ihr zugesehen wie sie es sich holen ging und zurück zu ihm kam: „Find ich gut, dass du so leicht zu bestechen ist.“

Sie setzte sich. „Das wär nicht nötig gewesen. Ich war schon nicht mehr sauer“, ließ sie ihn wissen.

Verwundert sah er sie an, wie sie ihm ihr Eis hinhielt und ihm damit anbot mit ihm zu teilen.

„Ich habe nachgedacht“, eröffnete sie ihm: „Ich glaube ich weiß jetzt warum ihr tut was ihr tut.“

„Ach ja?“, runzelte Yusaku beiläufig den Löffel zum Mund führend. Geschluckt hörte er zu. Ihre weiteren Ausführungen verschlugen ihm die Sprache. Er hielt den Atem an. Innerlich feuerte er sie, mit jeder Faser seines Körpers ihre Worte genau verfolgend, an. Ja,… los mach weiter. Du bist auf der richtigen Fährte. Komm schon, Liebes!, spornte er sie in Gedanken an nicht nachzulassen und weiter zu denken. Sie war so nah dran…

Doch plötzlich fiel das ganze Kartenhaus in einmal zusammen.

„Ach, das klingt doch verrückt“, schaute Ran ihn auf einmal doch ganz entmutigt an, als sie merkte wie unrealistisch ihre These laut ausgesprochen doch in Wirklichkeit war: „Ich spinn mir da was zusammen…“ Niedergeschlagen ließ sie den Kopf hängen: „Du musst mich für übergeschnappt halten.

„Ach, nicht doch“, bedauerte er ihr Aufgeben aufrichtig innerlich seufzend. Das war’s dann. Knapp daneben ist auch vorbei, dachte er sich resigniert.

Ihren Blickkontakt gesucht schaute er sie ermutigend an: „Das war doch gar nicht schlecht überlegt.“

„Ist er denn in einem Zeugenschutzprogramm?“, fragte sie besorgt sich vergewissern wollend nach.

„Nein.“ Yusaku lachte: „Soweit ist es zum Glück noch nicht.“

Er sah ihr an wie sie sich entspannte.
 

In diesem Moment dachte er an seinen Sohn. Aus Respekt vor Shinichi beließ er es dabei. Auch wenn er es am liebsten gewollt hätte behielt er für sich wie nah sie sich wirklich an der Wahrheit befand.

„Ich versteh es nur nicht“, sagte sie traurig.

„Hab Vertrauen zu uns“, schaute er ihr fest in die Augen, wobei er nach ihrer Hand griff: „Wir werden das schon hinbekommen. Wir finden einen Weg für euch.“

Ran schaute ihn aus Augen an, die das gerne glauben wollten.

„Mit einer Sache“, räumte er ein: „Hast du recht. Shinichi liebt dich noch. Er hat nicht aufgehört das zu tun. Auch wenn er es dir gegenüber so behauptet hat.“

Das aufrichtig zu hören trieb Ran Tränen in die Augen. Ein riesiger Stein fiel ihr vom Herzen.

„Und du hast noch mit etwas recht, Liebes“, ergänzte er: „das er dich beschützen will.“

„Aber wovor“, konnte sie einfach nicht anderes als sich und somit ihm erneut diese Frage zu stellen.

„Das kann ich dir nicht sagen. Aber überleg nur weiter, um darauf zukommen.“

Das gesagt, stand er auf: „Ich werde bald wieder hier sein“, verabschiedete er sich.
 

Das Haus verlassen war er erleichtert, dass die Angelegenheit so glimpflich abgelaufen war. Froh darüber dankte er, dass sie einander wieder gut waren. Es war kein schönes Gefühl gewesen zerstritten zu sein.

Nun wollte er, sich auf dem Weg zum Professor gemacht, auch die zweite Baustelle wieder in Ordnung bringen. Er hatte sich gut überlegt was er Shinichi sagen wollte.
 

Sein Sohn hatte eine aufgewühlte Nacht hinter sich. Irgendwann hatte er es nicht mehr im Haus ausgehalten und sich in den frühen Morgenstunden unter Mühe vor die Haustür gequält.

Die anderen hatten sich nicht mehr blicken lassen und wenn er ehrlich war, dann war ihm das auch recht gewesen.

Nicht wissend was er nun mit sich anfangen sollte, kam er nicht weiter als bis hier her. Unter Schmerzen hatte er sich vorsichtig auf den Boden herab gesetzt. Es störte ihn nicht sonderlich, dass er einen kalten Hintern bekam. Mehr aus belanglosem Impuls heraus setze er sich so, dass sein Gesäß geschützt war.

Sein Hals machte ihm noch zu schaffen. Wieder unterdrückte er einen starken Hustenreiz. Auf Abhusten hatte er so überhaupt keine Lust. Das tat auch nur unangenehm weh und so zog er nur den Schal um seinen Hals, sowie die Jacke enger.
 

Der Detektiv der einst die Organisation hatte zerschlagen wollen, war sich jetzt nicht mehr sicher. Eine unheimlich große Wut auf diese Mistkerle verspürend starrte er geradeaus. Sie hatten es endgültig geschafft sein Leben zu zerstören. Sie hatten ihm alles genommen was er hatte: Seine Gesundheit, Ran… sein ganzes Leben zerstört mit nur einer einzigen Pille.

Es war einfach nicht fair. Am liebsten wollte er Vergeltung und sich für den missglückten Mordversuch an ihm rächen. Er ertappte sich dabei wie er zum ersten Mal in seinem Leben die Gedanken eines Mörders nachvollziehen konnte. Zusammengezuckt hatte er sich vor sich selbst erschreckt.
 

Seine Wut wich der Niedergeschlagenheit. Sein kleiner Kinderkopf senkte sich. Mit einem bitteren Grinsen schaute er auf seine Powerkickboots. Jetzt an ihnen Vergeltung üben zu wollen war einfach nur lächerlich. Er wusste ja noch nicht einmal wie er sie finden sollte geschweige denn das er überhaupt körperlich in der Lage war sie zu stellen, schaute er zusammengekauert traurig auf den Boden vor seine Füße. Wenn er sich an ihnen rächen wollte, dann musste er erst wieder zu Kräften kommen, um sie suchen zu können und er würde sie suchen. Sonst gab es für ihn nichts mehr, was er noch wusste mit seinem Leben anfangen. Doch selbst wenn er sie dafür bezahlen ließ… Was hatte er noch davon? hielt sein Ehrgeiz sich jedoch in Grenzen.

Ran würde er dadurch trotzdem nicht zurückbekommen. Was sollte sie mit einem Krüppel wie ihm? Was sollte sie mit einem Winzling wie ihm anfangen.

So saß er die frische, kalte Luft frustriert atmend da. Auch wenn sein Herz nach wie vor an Ran hing. Vom Verstand her war er sich sicher das seine Entscheidung langfristig gesehen richtig war. Denn sie hatte immerhin noch ein Leben und das wollte er nicht mit kaputt machen. Sie musste von nun an nun einmal ohne ihn auskommen. Die Tatsache, dass sie noch andere Menschen in ihrem Umfeld hatte die sie liebten machte es leichter für ihn. Er wusste sie würde schon zurechtkommen. Er hatte keinen Zweifel daran das Ran Kickchen gut versorgen würde. Finanziell würde er zu seiner Verantwortung stehen. Wenn er selbst keine Möglichkeit finden würde, dann würde er notgedrungen eben seinen Vater anpumpen. Auch wenn er es ungern zugab in diesem Punkt war er sich sicher, dass er seinen Vater nicht lange würde bitten müssen.
 

Der zwangsgeschrumpfte Shinichi verzog das Gesicht, als er eben diesen auf sich zukommen sah. Am liebsten wäre er aufgestanden, aber er ließ es auf die Pain verzichtet bleiben. Dass sein Vater kam, war ihm unrecht. Er wollte alleine sein. Und vor allem wollte er weder getadelt noch belehrt werden.
 

In Yusaku kam Freude auf, als er Shinichi entdeckte. Gleichzeitig versetzte es ihm einen Stich ihn so unglücklich zu sehen. Seine Gesichtszüge verrieten es für einen Moment. Sein Gangbild veränderte sich. Die Gemächlichkeit seiner Schritte legte sich und seine Füße begannen sich schneller voreinander zusetzen. Um nichts in der Welt wollte er es sich nehmen lassen zu ihm zu gehen. Sein Herz war überfüllt mit Liebe zu seinem Sohn. All der Ärger den er gestern wegen ihm empfunden hatte war endgültig vergessen, als er ihn ansah. Er wollte zu ihm. Auch wenn sie nicht lange reden würden… Er wollte die Zeit, die er mit Shinichi verbrachte genießen trotz des traurigen Anlasses welcher dieses Gespräch erforderlich machte.
 

Ihn erreicht sah sein Vater wie er sich etwas von ihm wegdrehte, als er sich zu ihm setzte.

„Ich weiß was du mir sagen willst. Die Mühe kannst du dir sparen. Ich habe mich entschieden. Und du kannst daran nichts ändern“, ergriff der zwangsgeschrumpfte Shinichi als Erster das Wort nur um zu sagen, dass er nicht darüber reden wollte.

Yusakus Gesichtszüge verzogen sich zu einem leichten Schmunzeln: „Wer sagt, dass ich das möchte? Eigentlich bin ich nur gekommen, um wie du die frische Luft zu genießen. Dagegen hast du doch nichts.“

Der Gesichtsausdruck seines Sohnes sagte etwas anders. Der Versuch den Anfang des doch ernsten Gespräches etwas aufzulockern war missglückt.

„Lass es einfach. Spar dir deine Belehrungen. Und du kannst mich auch nicht aufmuntern. Ganz gleich was du sagst. Du verschwendest nur deine Zeit“, ließ er seinen Vater wissen.

Yusaku schwieg bedächtig. Zwar saß er nun neben seinem Sohn, aber er musste vorsichtig vorgehen. Innerlich seufzte er. Es würde wohl noch schwieriger als erhofft. Erst einmal nahm er Shinichis Reaktion aus einer Mischung aus Patzigkeit und Resignation hin. Er begann wie er den Blick auf die Straße zu richten.
 

„Eigentlich doch ein schöner Morgen. Findest du nicht?“, setzte der frühere Schriftsteller nach einer Weile zurückhaltend an, einfühlsam sprach er die Gedanken von Rans Ex-Freund laut aus: „Du denkst darüber nach wie es jetzt weiter gehen soll. Wohin dich die Straße führt und wo du lang gehen sollst.“ Ein Blick zu Shinichi und er wusste, dass er richtig lag. So machte er weiter: „Mir geht es in manchen Bereichen meines Lebens ähnlich. Ich erinnere mich, dass mir die gut gemeinten Ratschläge anderer auch nicht immer geholfen haben. Ich habe lange überlegt was ich dir zu dieser Situation empfehlen soll. Ich gebe dir Recht und werde darum keine Ratschläge geben. Das mochtest du schon früher nicht gerne“, erinnerte Yusaku sich seinen Sohn liebevoll anlächelnd. „Wenn du meinen Rat wolltest kamst du von selbst. Ich schlage vor, dass wir es so beibehalten“, meinte er: „Du wirst deine Fragen selbst beantworten“, schaute er ihn zuversichtlich an: „Das Einzige was ich dir sagen will ist“, er schaute seinen Sohn eindringlich an: „Vertrau auf dich. Du findest eine Lösung.“

„Was macht dich da so sicher?“, blickte der geschrumpfte Shinichi seinen Vater skeptisch mit zusammengekniffenen Augen entgegen. Er sah ihn verständnislos an, denn der lachte.

„Ich dachte du willst nicht darüber sprechen“, stellte Yukikos Mann erheitert fest.

„Nun, die Erfahrung“, wurde er wieder bedächtig: „Shinichi, mein Sohn. Ich bin einer der beiden Menschen auf dieser Welt die dich am längsten kennen. Deine Fassade ist gut, aber du musst schon früher aufstehen.“

„Und deshalb weißt du natürlich auch was das Beste für mich ist!“, entgegnete die Miniaturausgabe Shinichi schnippisch: „Ich dachte du wolltest mir keinen Rat geben.“

„Tu ich auch nicht. Weil ich dich so gut kenne vertraue ich darauf, dass du schon zu mir kommen wirst, solltest du einen von mir wollen. Gib stattdessen du mir einen. Ich kann einen brauchen“, drehte Yusaku den Spieß um.

Sein kleiner Teenager reagierte wie erwünscht mit einem Stirnrunzeln.
 

„Weißt du was mich als dein Vater an dieser ganzen Situation am meisten stört?“, schaute er seinen Sohn ernst und zugleich traurig an: „Mich stört es das du unglücklich bist. Über den Ärger mit dem Gegenmittel, über deine Streiterei mit uns. Darüber kann ich hinweg sehen. Aber darüber fällt es mir als dein Vater außerordentlich schwer mich nicht einzumischen“, offenbarte er sich ehrlich: „Was würdest du einem Vater wie mir raten? Wie soll sich ein Vater seinem Sohn gegenüber verhalten? Wenn Kickchen in deiner Situation wäre was würdest du ihr empfehlen?“

„Lass sie aus dem Spiel!“, reagierte ihr Vater in spe wütend. Damit hatte er ihn überrumpelt.

So übernahm der Mann seiner Mutter für ihn: „Warum? Weil sie deine Tochter ist? Kannst du nachvollziehen was es für mich bedeutet? Letztendlich kann ich nur abwarten und hoffen, dass du es von selbst auf die Reihe bekommst. Ganz gleich was ich dir rate. Es nützt nichts wenn es nicht angenommen wird. Wir wissen beide, dass es manchmal klüger wäre den einen oder anderen zu befolgen und trotzdem tun wir uns schwer damit. Das ist nur menschlich. Ich erinnere mich, dass mir das auch öfter mal schwer fällt“, gab er zu: „Und mal davon abgesehen selbst wenn wir bereit wären sie anzuhören müssen wir doch am Ende selbst zu unserer Entscheidung stehen. Eigentlich ist es einfach“, machte er eine Pause bei der er ihn eindringlich in die Augen sah: „Es ist nur eine Frage entscheidend, die ob man glücklich ist. Alles andere ist zweitranging.“
 

Langsam stand er auf: „Du musst mit deiner Wahl, die du triffst zufrieden sein. Was ich oder die anderen darüber denken spielt keine Rolle. Es liegt allein an dir: Bist du mit deiner Wahl die du getroffen hast zufrieden? Denn diese ist es, die du leben musst vergiss das nicht“, schaute er ernst auf seinen Sohn.

„Im großen und ganzen schon“, entgegnete dieser frustriert. Sein Gesicht war von Wut gezeichnet.

„Und warum schaust du dann so bitter, Shinichi!? Warum bist du nicht fröhlich und warum höre ich dich nicht vergnügt laut lachen? Warum sitzt du dann hier so bedrückt, anstatt aufgeweckt das zu tun wonach dir der Sinn steht und dein Leben zu genießen, wenn du wie du sagst doch einigermaßen zufrieden bist?“

Hielt er seinem Sohn den Spiegel vor.

Das was sein Vater sagte irritierte ihn. Nahm er ihn etwa nicht ernst? Als wenn das alles so einfach wäre, dachte er verärgert. Sein Vater hatte doch gut reden. Erwartete er etwa allen Ernstes von ihm das er all das Leid was ihm widerfahren war beiseiteließ und einfach da weiter machen sollte wo er aufgehört hatte!? Wie dachte er sich das!?
 

„Shinichi, bist du glücklich?“, wiederholte Yusaku seine Frage an ihn noch einmal.

Er schaute seinen Vater verdutzt an. Er hatte angenommen er habe es provokant gemeint, aber es klang einfühlsam und ehrlich interessiert. Nicht Oberlehrerhaft. Was der Blick seines Vaters ihm auch noch einmal mit Nachdruck bestätigte und ihm so den Wind aus den Segeln nahm.

„Ich sage dir das nicht gern, aber du bist nicht glücklich, Shinichi! Das ist eine Tatsache. Ich liebe dich und ich werde immer zu dir halten. Ganz gleich wie deine Entscheidungen aussehen“, hörte er seinen Dad sagen: „Ganz gleich wie töricht sie sind. Dreh dich nur um und du wirst sehen, dass ich und auch die anderen hinter dir stehen. Ich werde dich nicht aufgeben. Niemals. Versuch dich zu öffnen für uns. Vergiss über deinen Schmerz nicht all das was du Gutes hast und schließ uns nicht aus. Du hättest neulich bei der Operation sterben können. Du hast es nicht getan. Also geh davon aus, dass deine Zeit noch nicht gekommen ist und du noch nicht getan hast wozu du auf diese Welt kamst.“ Das gesagt drehte sein Vater sich um: „Gib dich noch nicht auf, Shinichi! Ich baue auf dich“, warf er seinem Sohn einen Schulterblick zu.

Dann ging er rein. „Und noch etwas“, ergänzte er die Haustür noch nicht angelehnt: „Die Größe ist nicht alles. Ebenso wenig Angst. Vorsicht ist gut, aber Furcht ist selten ein guter Ratgeber. Orientier dich mal ausnahmsweise nicht nur an Holmes. Denk mal über Shakespeare nach: Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage! So das waren jetzt meine Ratschläge“, gab er ihm zugezwinkert gutmütig den richtigen Hinweis. Das gesagt lehnte er die Haustüre an: „Falls du doch reden willst, du weißt wo du mich findest.“

Alleine gelassen blieb der Miniatur Shinichi sitzen.
 

Den Hausflur durchquert hielt Yukikos Mann Ausschau nach seinem Freund, welchen er nicht sah. Stattessen hatten er und seine Frau sich gesehen. Er beobachtete wie sie ihre hektische Suche nach ihrem zweiten Handschuh unterbrochen hatte, als sie seine Anwesenheit bemerkt hatte. Sofort lief sie eilig auf ihn zu. Mit besorgter Mine blieb sie vor ihm stehen: „Hast du ihn gefunden? Weißt du wo er ist?“, überschlug sich ihre Stimme.

„Du meinst unseren Teenager? Ja, der sitzt draußen vor der Tür und schmollt.“

Er sah wie seiner Frau ein Stein vom Herzen fiel. Erleichtert umklammerte sie ihren Handschuh. Er sah die Sehnsucht in ihren Augen. „An deiner Stelle würde ich jetzt nicht zu ihm gehen. Lass ihm erst mal Zeit meine nicht gegebenen Ratschläge zu verdauen“, bremsten seine Worte sie, als sie gerade los wollte. Verdattert sah sie ihn an. Doch er ging an ihr vorbei weiter bis zur Küche.

Dort war der Tisch noch nicht eingedeckt gewesen wie die Beobachtung der Umgebung ihn wissen ließ.

„Wo sind die Beiden?“, fragte er seine Frau. Allerdings ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, ging er weiter bis in den Werkraum.
 

Neugierig kam er näher zu seinem Freund und Ai, die neben dem Professor saß und gerade ihren noch verbliebenen Mäusen Wasser gab.

„Ach, nichts besonderes“, meinte sie sachlich wie immer.

Amüsiert musterte Yusaku die Zwei: „Ihr versteckt euch doch nicht etwa in eurem eigenen Haus?“

Wie ertappt schaute vor allem der Professor bedröppelt drein: „Nun, wir denken. Er möchte allein sein“, legte er seine belanglose Beschäftigung beiseite.

„Ja, da habt ihr wohl recht. Aber das kann Shinichi auch woanders. Es ist schade, dass ihr euch verkriecht. Ihr dürft ihm ruhig etwas mehr die Stirn bieten. Schließlich seid ihr es die hier wohnt. Ich weiß das ihr es nur gut meint, aber mit eurer mitleidigen Haltung ihm gegenüber bestätigt ihr ihm nur“, stemmte er die Hände gegen die Hüfte: „dass er tatsächlich Grund hat sich zu bedauern!“, klang es schon fast, als würde er mit ihnen schimpfen.
 

Ai schaute zu ihm hoch: „Und das soll ihm helfen?“, fragte sie ungläubig.

„Ja!“, wollte Yusaku seinen Plan umzusetzen: „Geht ganz normal mit ihm um“, erklärte er: „Wenn er sich daneben benimmt sagt ihm das. Es spricht nichts dagegen, wenn ihr es rücksichtsvoll tut. Doch bemitleidet ihn bitte nicht weiter. Sonst sabotiert ihr mich. Ich will, dass er erkennt dass sein Leben gut ist. Gut es könnte zurzeit besser laufen. Andererseits ist das Einstellungssache. Jeder muss mal liebgewonnene Lebensabschnitte abschließen und loslassen. Das ist kein Weltuntergang“, hatte Yusaku es schlicht und einfach formuliert.

Besonderes für Ai war es unverständlich wie er offenbar so herzlos seinem Sohn gegenüber sein konnte. Denn sie bezog seine Worte fälschlicherweise auf Ran und nicht auf den Umstand das er die Größe seines Sohnes meinte, die jener als so große Beeinträchtigung empfand aus welcher sich erst unteranderem das Problem mit Ran, von der Organisation abgesehen, heraus ergab.

Agasa, der seit der Rückkehr seines Freundes viel Zeit mit eben jenem verbracht hatte und ihn dadurch besser kannte, verstand es zwar auch noch nicht so ganz. Jedoch brachte er sofort seine Zustimmung zum Ausdruck, nachdem er Yusakus Worte aus der Sichtweise des „neuen Denkens“ betrachtet hatte.
 

Ai dagegen zeigte wenig Verständnis. Entrüstet warf sie ihm vor: „Wie können Sie so etwas sagen!? Das haben Sie Shinichi doch nicht so gesagt?“

„So beziehungsweise so ähnlich. Doch!“, blieb er Anbetracht dieser Kritik ruhig.

„Was Yusaku glaube ich sagen will ist“, versuchte der Professor es für sich in Worte zu fassen und für seine kleine Mitbewohnerin verständlicher zu erklären: „Das Shinichi sich nicht auf seine Defizite beschränken, sondern seine Potentiale erkennen soll. Richtig?“

„Genau“ pflichtete Yusaku erfreut bei: „Nimm einen Maler der beide Arme bei einem Unfall verliert. Soll er sein weiteres Leben unglücklich sein deswegen? Das Malen aufgeben? Wozu lassen sich Zehen verwenden? Soll er deswegen die Frau, die er liebt und seine Kinder verlassen? Weil er glaubt, sie würden nur den Krümpel in ihm sehen. Macht das haben oder fehlen von zwei Armen diesen Menschen aus? Ist er etwa nur weil er keine Arme mehr hat nicht mehr in der Lage sein Leben selbstbestimmt zu führen?“, zeigte er ihr ein einfaches Beispiel auf: „Genau das ist Shinichis eigentliche Problem. Er bildet sich ein, dass er nur weil er jetzt für seine Begriffe- das ist seine Wahrnehmung- zu klein geraten ist, nicht mehr so leben kann wie er möchte. Das er dadurch fremdbestimmt wird. Er ist blind. Würde er genauer hinsehen, dann würde ihm auffallen das dieser Umstand zwar ein Handicap ist, aber das es sich gut kompensieren lässt. Er braucht sich beispielsweise nur einen Stuhl zu nehmen. Er wäre sehr wohl in der Lage sich durchzusetzen, wenn er nur wollte. Und jetzt kommt, lasst uns endlich richtig frühstücken. Ich will endlich etwas anderes als nur Eiscreme im Magen haben!“, war Shinichi Vater von ihnen der Erste, der wieder entspannt zur Tagesordnung überging.
 

Ran dachte nach. Sie war runter in die Küche gegangen und hatte sich von dort noch ein Eis geholt. Von welchem sie gerade den letzten Bissen aufgemümmelt hatte. Den Becher beiseite gestellt, saß sie in ihrem Zimmer auf dem Bett. Das Bild von sich und Shinichi in die Hand genommen betrachtete sie es: Die werdende Mami stöberte in Erinnerungen die sie an ihn hatte. Sie hatte die Nacht die er mit ihr verbrachte Revue passieren lassen.
 

Soviel sie auch versuchte darüber nachzudenken. Ganz verstehen konnte sie es immer noch nicht. Sie war froh das Yusaku ihr bestätigt hatte, dass er sie liebte. Sie selbst hatte wirklich gezweifelt. Aber jetzt wo sie noch einmal so darüber abwog konnte sie es sich gar nicht anderes vorstellen, als das er es doch ernst mit ihr meinte.

Shinichi war so liebevoll zu ihr gewesen. Gut er hatte sie überrumpelt. Aber grob war er nicht gewesen. Überhaupt nicht! Nein er war so zärtlich gewesen und er hatte auch nicht gewollt, dass sie aufstand, als er neben ihr wegnickte. „Bleib bei mir“, hatte er sie gebeten: „Ran, bleib“, hatte er gesagt: „Bitte“, hatte er sie wenn auch sehr müde mit kaum aufgehaltenen Augen angesehen. Sie war das letzte was seine Augen gesehen hatten ehe er endgültig vom Schlaf übermannt worden war.

Mit einem Lächeln erinnerte sich Kickchens Mum daran zurück. Ran hatte gar nicht anders gekonnt, als bei ihm liegen zu bleiben und sich von ihm festhalten zu lassen. Er hatte es mit seinem Arm auf ihrem Bauch abgelegt getan.
 

Nur… warum auf einmal benahm er sich jetzt so abweisend? Er hatte ihr später am Telefon doch gegenüber zugeben das er sie liebte. Warum leugne er das jetzt? Von Yusaku hatte sie- wie sollte es auch anderes sein- leider mal wieder keine zufriedenstellende Antwort dafür bekommen. So versuchte sie noch einmal von selbst darauf zu kommen.

Sie erinnerte sich auch an ihr Abendessen damals im Baker Center. War das damals ein echtes Date gewesen? Hatte er ihr damals vielleicht schon seine Gefühle offenbaren wollen? Und dann kam dieser blöde Fall dazwischen, fiel es ihr für einen Moment verärgert ein. Aber nun ja sie hatte ja gesagt: Geh schon. Da konnte sie sich jetzt wohl kaum darüber beschweren. Aber damals war er auch plötzlich einfach wieder verschwunden. Er hatte sich nicht einmal verabschiedet, sondern auch da hatte er Conan vorgeschickt. Wenn sie sich richtig erinnerte, dann hatte er Conan immer beauftragt wenn es darum ging ihr etwas auszurichten. Was eigentlich auch wieder ihre Theorie bestätigen würde, dass er und Conan die gleiche Person waren.

Aber nein, wie sollte das schon gehen? Es musste doch an etwas andrem liegen. Als sie ihm ihre Hypothese an dem Abend erzählt hatte, hatte er nur gelacht.
 

Aber warum sonst schickte er jedes Mal den Kleinen? Sollte Shinichi nicht so viel Vernunft besitzen, dass Conan doch noch zu klein für so etwas war und es ihn belasten könnte. Auch wenn Conan nie etwas dergleichen erwähnt hatte. Irgendetwas musste ihn belasten. Das stand für Ran zweifelsohne fest und das es in direktem Zusammenhang zu Shinichi stand ebenso! Irgendwie hatte sie zwischendurch manchmal immer mal wieder das Gefühl gehabt, dass er es sich zu Herzen nahm, wenn er mal wieder den Boten für das traurige Liebespaar spielen musste. Es war ja nicht so, dass Shinichi Conan einmal gebeten hätte für ihn etwas auszurichten. Das war in der Vergangenheit wirklich des Öfteren vorgekommen. Warum musste der Kleine immer den Laufburschen spielen?

Heiji, zu dem Shinichi doch auch ein gutes Verhältnis hatte- zumindest glaubte sie das- wurde wesentlich weniger vorgeschickt.
 

Und was war das überhaupt wegen Heiji? Seine Ablehnung gegen Kazuha? Er verschwieg doch auch etwas. Wahrscheinlich dasselbe wie Yusaku, dachte sie entmutigt. Die beiden hüteten ihr Geheimnis aber auch wirklich gut. Aus dem würde sie auch nichts heraus bekommen. Hatte Kazuha sich doch schon so die Zähne ausgebissen.

Also zurück zu Conan: Hatte er ihr damals nicht von Shinichi ausgerichtet, dass sie auf ihn waren sollte? Das es Shinichis Wusch wäre das sie auf ihn warten solle auch wenn es vielleicht sehr lange dauerte? Sie erinnerte sich: Sie hatte die Hände gegen die Ohren geschlagen, weil sie es nicht mehr hören wollte. Und Conan hatte so traurig ausgesehen und gesagt: „Shinichi ist doch ein richtiger Blödmann. Lässt dich einfach sitzen. Sowas macht man nicht.“ Und das aus Conans Mund wo er Shinichi doch eigentlich immer bewunderte. War Conan etwa enttäuscht von seinem großen Vorbild und deswegen sauer auf Shinichi? Hatte das Ganze vielleicht damals schon angefangen. Waren Conan und Shinichi da schon nicht mehr in Ordnung gewesen oder hatte sich ihr Verhältnis erst später verschlechtert? Und wenn ja dann war er jetzt sicher auch auf Heiji sauer.
 

Armer Conan, dachte sie: Was ja auch wiederum ihre Theorie stützen würde, dass die Verbrecher hinter denen sie her waren gefährlich waren. Eigentlich glaubte Ran schon, dass auch Heiji noch etwas für Kazuha empfand. Vielleicht konnte er es auch einfach nur nicht zeigen. Genau wie Shinichi. Zumindest hatte sie manchmal das Gefühl eine gewisse Regung in ihm wahrzunehmen, wenn sie so darüber nachdachte. Vielleicht war seine Abneigung gegen Kazuha wie Shinichis zu ihr nur vorgetäuscht? Wahrscheinlich wollte er sie auch schützen. Doch vielleicht bildete sie sich das ja auch nur alles ein und ihre Fantasie ging mit ihr durch. Vielleicht spielten ihr Verstand oder gar ihr Herz doch einen Streich.

Andererseits damals als sie versucht hatte Shinichi zu stellen, hatte Yukiko Conan bestätigt das er es nicht war. Aber sie war auch seine Mutter, vielleicht hatte er sie gebeten für ihn zu lügen und sie hatte es getan. Möglicherweise war das ein weiterer Grund warum sie und Yusaku sich nicht mehr verstanden? Wenn das so war, dann war sie auch noch indirekt mitschuldig daran.
 

Ran seufzte deprimiert wie ein Hündchen mit gesenkten Ohren. Sie musste einsehen, dass sie darauf nur eine Antwort von den Detektiven bekommen konnte. Nur Shinichi würde nicht abnehmen und Conan ihr darauf keine Auskunft geben. Und Heiji, der hielt wie Pech und Schwefel zu Shinichi und würde 100% auch dicht halten. Warum verhielt Shinichi sich nur so? Irgendeinen Grund musste es doch geben…
 

Auch ihrem Ex ging es so. Er saß immer noch vor dem Haus. Auch ihm gingen so viele Momente durch den Kopf in denen er mit ihr zusammen gewesen war. So viele das er gar nicht wusste wo ihm der Sinn stand. Soviel schwirrte ihm im Kopf herum. Sofern hatte sein Vater Erfolg damit gehabt ihn doch noch zu verwirren und somit doch noch einmal zum Grübeln zubewegen.

Auch er hatte Erinnerungen an den Abend im Restaurant. Er war so nah dran gewesen! Es gab so viele unzählige Momente in denen er sich nach ihrer Nähe gesehnt und sich gewünscht hatte, dass er zu ihr zurück kommen könnte. Eigentlich hatte er sich das fest vorgenommen gehabt.

Doch jetzt… wehmütig schweifte sein Blick immer mehr ins Leere. Da war die Sache mit dem Zettel auf dem Wasser des Wunschbrunnen gewesen, sein Geburtstag wo sie zusammen die Bombe versucht hatten zu entschärften. Damals als er angeschossen worden war. Das Theaterstück indem er der schwarze Ritter gewesen war. Und nun ja fast wäre es damals schon zum ersten Kuss zwischen ihnen gekommen!? Um nur einige zu nennen. Wie oft sie wegen ihm geweint hatte. Er konnte es schon gar nicht mehr zählen die Male wo er sie als Conan versucht hatte zu trösten. Wie oft war sie so nah an der Wahrheit gewesen und wäre hinter sein Geheimnis gekommen? Er war froh. Wenigstens das hatte er immer geschafft: Zu verhindern, dass sie in Gefahr geriet. Nie hatte er sie wegen sich einer Gefahr ausgesetzt und wenn es ihm noch so schwer gefallen war den Mund zu halten. Was ihn mit einem gewissen Stolz erfüllte.
 

Während des Frühstückens hatte Yusaku Agasa, Ai und auch seiner Frau die Einzelheiten seines Gespräches mit Ran erzählt: „Wirklich ihr glaubt nicht wie nah sie an der Lösung war. Wirklich zu schade. Sie kam doch wirklich damit das Shinichi und Conan dieselbe Person sind und sie hat mich allen Ernstes gefragt, ob ihr Shinichi irgendwie geschrumpft hättet. Stell dir das mal vor“, hatte er sich amüsiert und zugleich ihre Theorie anerkennend zu seinem Freund herüber gebeugt.

Dem, wie auch seiner Frau und der Erfinderin des APTX fielen fast die Stäbchen aus der Hand.
 

Ihr Geschirr zusammenstellend wurde Ai von Yusaku angesehen: „Sag mal Shiho“, sprach er sie an: „Diese schwarze Organisation von der wir immer sprechen: Ist das vielleicht wirklich eine Abzweigung der Mafia?“

Diese sah ihn schon beinahe entrüstet über seine flapsige Bemerkung an: „Die Mafia? Die Mafia ist gegen Gin und die andren eine Majongrunde. Nein, schön wäre es“, meinte sie. Ihr Körper erschauerte bei dem Gedanken an die Organisation: „Wenn sie uns finden bringen sie uns alle um. Soviel ist sicher“, sagte sie beklommen.

„Sollen wir jetzt unser Leben wegen ihnen in Angst verbringen?“, fragte er. Für sie, den Professor und auch für Yukikos Ohren schon fast provokant klingend: „Wollen wir das? Ich weiß nicht wie es euch geht“, schaute er jeden von ihnen einmal an: „Ich will mein Leben nicht von ihnen fremd bestimmen lassen und ich fände es auch nicht gut täte Shinichi das. Ein gewisses Maß an Vorsicht ist gut, aber immer die Angst das Geheimnis fliegt auf? Das ist doch kein glückliches und erfülltes Leben!?“, kritisierte er die in seinen Augen doch etwas engstirnige Denkweise der anderen: „Wir wissen nicht wann und in welcher Weise wir uns ihnen gegenüber zur Wehr setzen werden. Ich werde tun was ich tun kann, aber ich will nicht in dem Moment bevor sie mich umbringen denken müssen das ich ein unglückliches Leben hatte. Wenn es hart auf hart kommen sollte, dann will ich meine Augen schließen und sagen können, dass mein Leben gut war und ich meine Chancen genutzt habe“, erklärte er ihnen seine Sicht der Dinge: „Ich bin es allmählich wirklich leid mir mein Leben von ihnen diktieren zu lassen. Und ganz ehrlich, wenn sie uns sowieso versuchen werden umzubringen, dann können wir untereinander auch ehrlich sein. Ich finde Ran und die anderen haben mittlerweile ein Recht darauf zu wissen wie es steht. Es tut mir leid. Ich sehe es anders als ihr: Shinichi schützt Ran nicht. Er lässt sie einfach nur unwissend herumlaufen. Wüsste sie Bescheid, so wäre sie besser in der Lage auf sich zu achten.“

„Allen denen wir davon erzählen werden mit umgebracht!“, reagierte vor allem Akemis Schwester überaus entsetzt. Allein den Gedanken daran empfand sie als furchtbar.

„Allen denen wir davon erzählen, können uns aber auch helfen. Warum schalten wir nicht doch die Polizei ein? Ich habe immer noch Kontakte zu Liverpool die ich nutzen kann.“

Ai lachte bitter: „Das klappt doch nicht. Liverpool ist ebenfalls unterwandert. Auf diese Weise fallen wir ihren Spitzeln direkt in die Hände.“

„Und was ist mit dem FBI? Haben sie dort auch ihre Finger im Spiel?“

„Natürlich.“

„Also was schlägst du vor, Shiho? Du kennst sie von uns allen am Besten. Sie müssen doch eine Schwachstelle haben.“

„Das ist es ja. Sie arbeiten präzise und sehr genau. Sie haben keine. Das Einzige was wir tun können ist uns weiterhin versteckt zu halten und keiner Menschenseele etwas darüber zu erzählen.“

„Und einfach weiter darunter leiden? Jeder für sich?“

„Ja. Anders geht es nun mal nicht. Tut mir leid.“

„Mir tut es auch leid, aber das kann ich nicht hinnehmen. Das ist es doch was sie wollen Shiho, das du und Shinichi in ständiger Angst lebt. Gebt ihnen nicht was sie wollen. Sonst haben sie schon gewonnen, bevor es überhaupt begonnen hat.“

„Aber selbst wenn wir es so machen wie du vorschlägst“, wandte der Professor unsicher ein: „Wie willst du Shinichi das deutlich machen? Er ist so stur.“

„Ich weiß“, seufzte Yusaku: „In diesem Punkt hat unser Sohn“, er schaute Yukiko dabei an: „seine Meinung: Aber Fakt ist auch“, holte er aus: „das er darunter leidet. Und das ist nicht gut. Weder für ihn selbst noch für Ran. Ich weiß, dass es nicht leicht sein wird ihn zu überzeugen. Wenn aber wenigstens ihr mit mir übereinkommen könntet, dann wäre mir das schon eine große Hilfe. Das was ich mir von euch wünsche ist, dass ihr ihn ganz normal behandelt wie ihr es immer getan habt. Bemitleidet ihn nicht“, er schaute seine Frau streng an: „Vor allem du nicht, Yukiko. Lebt ihm vor, dass es okay ist wie es jetzt ist. Ermutigt ihn. Wenn er sieht, dass es für uns in Ordnung ist, dann wird er sehen dass es auch für ihn in Ordnung ist. Ich will das Shinichi sich wieder wohl fühlt.“

Die anderen drei schauten bedrückt auf den gedeckten Tisch. Sie konnten Yusakus Gefühle verstehen. Auch wenn vor allen Dingen Ai und Yukiko große Bedenken hatten stimmten auch sie, durch seine Worte nachdenklich geworden, letztlich zu.
 

Nach ihrem ihr endlos erscheinendem Grübeln beschloss Ran es gut sein zu lassen. Sie hatte genug. Sie würde eh nicht drauf kommen und von dem Ganzen sich den Kopf zerbrechen bekam sie ohnehin Kopfschmerzen. Ihr blieb doch nichts anderes übrig, als es einfach nach oben abzugeben. Kommt Zeit kommt Rat, dachte sie sich.

Ein besser gelauntes Lächeln begann sich auf ihrem Gesicht abzuzeichnen. Aufgestanden brachte sie den leeren Bescher nach unten in die Küche.
 

Er war so tief in Gedanken gewesen, dass er seinen Vater der sich erneut zu ihm gesetzt hatte erst gar nicht bemerkt hatte.

„Wie willst du jetzt vorgehen?“, fragte Yusaku ihn nun ansehend.

Mit Verzögerung registrierte Rans-Ex was er gefragt worden war. Resigniert schüttelte er den Kopf: „Ich bleibe dabei.“

„Bist du dir sicher?“, fragte der frühere Kriminalautor noch einmal einfühlsam nach: „Mein Angebot steht noch. Du brauchst nur ein Wort zu sagen, dann fahre ich die nächste Woche mit dir.“

„Nein“, kam die Gegenantwort überraschend sachlich: „Eine Woche. Das nützt mir nichts.“

Yusaku schaute seinen Sohn innerlich bedrückt seufzend an: „Du willst also immer noch auswandern.“

„Das wäre ein Anfang, ja.“

„Tut mir leid, Shinichi“, bedauerte Yusaku wirklich aufrichtig: „Aber das halte ich erst mal nicht für richtig.“

Ehe er sich versehen hatte, hatte sein Vater ihn hochgehoben.

„W-was machst du!?“, hatte er sich erschreckt. Den Gesichtsausdruck gedeutet ahnte er nichts Gutes: „W- wo bringst du mich hin!?“, war er empört.

„Ich bringe dich vorerst nachhause. Wir haben lange genug die Gastfreundschaft unserer Freunde in Anspruch genommen. Findest du nicht? Zumal sie sich in ihrem eigenen Haus zurück ziehen um dich nicht zu stören. Dein Zimmer wird zum schmollen besser geeignet sein. Und jetzt hör auf mich so böse anzusehen“, trug er ihn rein: „Komm Yukiko“, sprach er seine Frau an, welche die Tasche ihres Sohnes trug.
 

Ihr den Kofferraum aufgeschlossen setzte er seinen Sohn auf die Rückbank. „Hör zu, lass uns erst einmal die Untersuchungen abwarten. Dr. Hiroshige hat bereits extra für uns alles in die Wege geleitet. Wenn du danach immer noch weg willst, dann verhandeln wir noch einmal neu darüber, ok?“, hatte er ihn angeschnallt.
 

Die paar Straßen gefahren, ließ er seinen Sohn die Auffahrt hoch laufen.

Kaum hatte er aufgeschlossen war dieser, ungeachtet der Hunde nach oben verschwunden. Noch nicht ganz die zweite Treppe hochgegangen hörten er und Yukiko wie die Tür knallte.
 

Ran, die es neben an gehört hatte, kam eilig raus gelaufen.

„Conan ist wieder hier“, war das einzige was Yusaku in ihr fragendes Gesicht gesehen sagte.

In sein Zimmer gegangen trennte sich auch der gemeinsame Weg zwischen ihm und seiner Frau.

Unschlüssig stand Ran, an Yukiko vorbei gesehen wie sie irgendwie sehr traurig und mitgenommen ausgesehen ins Schlafzimmer ging, vor der verschlossenen Türe.

Für einen Moment hielt sie inne, überlegte zu klopfen und bei Conan um Entschuldigung zu bitten. Nicht sicher, ob er sie überhaupt annehmen wollte, senkte sich ihre geschlossene Hand verzagt. Nichts ahnend, dass hinter der zugemachten Türe ein ebenso unglücklicher Shinichi in Conans Gestalt verzweifelt mit dem Kopf ans Holz gelehnt da saß. Er hatte es gerade eben noch geschafft die Tür abzuschließen, ehe er niedergeschlagen zu Boden gesackt war.
 

Donnerstag, 28.Dezember
 

Yusaku hatte beim Frühstück mit Eri gemeinsam die Planung für die nächsten Tage abgesprochen, wer einkaufen sollte, was sie unternehmen wollten und ähnliches. Er bot sich an ihr beim Ordnung machen zu helfen. Was Eri sehr recht war. Zumal sie ziemlich müde wegen ihres kleinen Sohnes war, der sie in den Nächten doch ziemlich auf Trab hielt und auf die Hilfe ihres Mannes wollte sie nicht ausschließlich bauen müssen. Wenn sie an ihn dachte, dann verging ihr mit böser Vorahnung schon fast die Lust am Jahreswechsel.

Wie ihr Gegenüber hoffte sie auf beschauliche und angenehme Tage. Nach ihren vielen Meinungsverschiedenheiten mit Kogoro an den Weihnachtstagen und der fast alleinigen Arbeit mit dem Baby brauchte sie dringend Erholung.

Nicht ahnend, dass es Yusaku genauso ging. Er hatte sich fest vorgenommen sich die Stimmung durch nichts verderben zu lassen und überwiegend fünf gerade sein zu lassen. Zwar schoben sich doch immer wieder mal kleinere Wolken bei dem Gedanken an die in den nächsten Wochen anstehenden Untersuchungen und Shinichi Krankenhausaufenthalt und durchweg eher weiterhin depressiven Verfassung seines Sohnes vor sein Sichtfeld. Doch mit etwas Selbstdisziplin war es ihm bisher gelungen sich davon nicht entmutigen zu lassen.

Auch wenn er wie erwartet Shinichi gestern zum Mittag- und Abendessen hatte nötigen müssen mit sehr mäßigem Erfolg. Der geschrumpfte Shinichi hatte sich- immer noch erkältet- ganz in sich zurück gezogen. Er wollte weder sehen noch hören.
 

Diese Erfahrung hatte auch Heiji machen müssen, als er nachhause gekommen war und verwundert festgestellte, dass sein Freund wieder da war. Nicht von ihm, sondern von Yusaku hatte er den Hintergrund erfahren und war einfühlsam von ihm beiseite genommen worden. Er konnte die Erklärungen des Vaters seines Freundes soweit nachvollziehen. Auch wenn es ihm deutlich schwerer fiel sich von der schlechten Stimmung seines Freundes nicht anstecken zu lassen. Das abweisende „Lass mich in Ruhe“ hatte er zwar hingenommen. Doch traurig machte ihn das doch. Er wollte versuchen- so wie Yusaku es ihm vorgeschlagen und erläutert hatte- Shinichi ganz normal behandeln. Was sich für ihn aber gar nicht als einfach herausstellte. Einfach weil er nicht wusste wie er mit Shinichi umgehen sollte. Zumal dieser jegliches Bemühen um Normalität ablehnte. Er wollte nicht mit in den Park Fußball spielen, er wollte nicht Schachspielen… Shinichi wollte einfach gar nichts.

Weshalb Heiji schließlich von sich aus das Zimmer räumte und sich alleine außerhalb beschäftigte. Zunächst hatte er mehr halbherzig einige Sachen für die Schule erledigt bis Kaito sich im Laufe des Tages gemeldet hatte und so war er letztlich mit ihm in den Park gegangen.

Die Hunde um sich herum hatte Kaito sich nach Shinichi erkundigt. Auch seine Ideen wurden von dem Detektiv aus Osaka zu Nichte gemacht mit der festen Überzeugung sie würden bei Shinichi eh nicht funktionieren.
 

Am frühen Nachmittag um 14:32 Uhr hatte Yusaku seine Recherchen nach Hinweisen und Hintergründen zum programmierten Zelltod im Internet für die Entgegennahme eines Anrufes unterbrochen, der ihm doch einen Dämpfer versetzte, weil er doch enttäuscht darüber war. Auch wenn er den Grund dafür nur allzu gut nachvollziehen konnte.

Er ging runter, um Eri in Kenntnis zu setzen, dass sein Freund Evan seinen Besuch doch noch ganz kurzfristig abgesagt hatte. Was ihr zu seiner Erleichterung gelegen kam, das der Besuch verschoben war. Eine Familie für die sie nicht auch noch mit kochen musste.
 

Nach dem Grund dafür gefragt erfuhr sie in Rans Gesellschaft, die gerade ihrer Mutter im Wohnzimmer Gesellschaft leistend mit ihrem kleinen Bruder schmuste, das Evans Sohn Patrik im Krankenhaus lag. Diesbezüglich erfuhren sie weiter, dass es in den nächsten Tagen möglicherweise mit ihm zu Ende gehen würde.

„Was hat Patrik denn?“, fragte Ran sehr mitfühlend nach.
 

„Eine genetische, seltene Stoffwechselerkrankung. Sie wird Mukopolysaccharidose Typ III genannt Dadurch sterben immer mehr seiner Gehirnzellen ab und er hat im Laufe der Zeit immer mehr Fähigkeiten verloren. Als ich ihn zuletzt gesehen habe konnte er noch alleine kauen.“

Er sah, dass Rans Fröhlichkeit verflogen war und sie jetzt sehr traurig war, dass er sie damit überfordert hatte, weshalb er sich tröstend hinter sie stellte.
 

Davon genauso betroffen wie Yusaku wollte Ran sich an seinen Gebeten beteiligen.

Bei dieser Gelegenheit bekam sie von ihm erklärt, dass sie nicht traurig zu sein brauchte. Dass sie ihre Gedanken durchaus positiv formulieren durfte und sollte, um- wenn Patrik denn nun wirklich gehen sollte- den Übergang möglichst leicht zu gestalten.

Was Ran noch nicht mal allzu schwer fiel, sie trotz des traurigen Mitgefühls sich herzlich berührt fühlte. So betete sie an Yusakus Seite in Meditation und schickte ihre aufmunternden, liebevollen Gedanken zu Patrik selbst, seinen Eltern und seinen Geschwistern.

Yusaku selbst zeigte ganz besonders dabei seinen persönlichen Dank an Evan und verbeugte sich im Geiste beeindruckt vor dessen Stärke und positiver Haltung. Obwohl er seinen Freund hatte angerufen, um ihm zu sagen das er nicht kommt, weil sein Sohn im Sterben liegt, hatte Evan nicht bedrückt geklungen, sondern innerlich sehr gefasst und sogar aus dem Herzen heraus liebevoll und auf eine gewisse Weise fröhlich.

Gerade diese Konfrontation dadurch an die eigene Situation mit Shinichi und die Not-Operation erinnert war Yusaku aus der Bahn geworfen und fand gleichzeitig auf wunderbare Weise am Vorbild seines Freundes Ermutigung und ein warmes- immer mehr in sich ausbreitendes Gottvertrauen. Sein Herz war- wenn auch für die meisten anderen Menschen wahrscheinlich unvorstellbar- erfüllt mit tiefer Dankbarkeit und Demut. Dieses ihm geschenkte Gefühl der Liebe und des sich aufgefangen Fühlens sendete er auf direktem Wege zu Evan, seiner Frau Mia und vor allem an Patrik zurück.

Er selbst hatte ihn oft gesehen, wenn er Evan in seinem behinderten gerechten Haus besucht hatte.
 

Gegen 17 Uhr tauchte der Professor zum Yoga bei ihm auf. Ai war mitgekommen, weil sie Yusaku einen ersten Besuch abstatten wollte im Bezug auf die Wirkung des Gegenmittels.

Er zeigte sich diesbezüglich durchaus zufrieden und seine Anamnese war durchweg unauffällig. Was sie als guten Anfang werteten.

Mit ihm fertig meinte er: „Yukiko ist im Schlafzimmer“ und so ging die geschrumpfte Shiho auch ihr einen Besuch abstatten. Sie fand die Mutter ihres Ursprungsversuchskaninchens auf der Bettkante sitzend vor. Schon nach dem ersten Blick fiel sie, dem Maßstab nicht genügend wegen ihrer Bronchitis, erst einmal noch durch.

Gegangen hinterließ die kleine Chemikerin eine überaus bedrückte Yukiko.
 

Gerade war sie in Yusakus Zimmer zurückgekehrt, da klingelte es an der Haustür.

Überraschend standen kurz darauf Ayumi, Mitsuhiko und Genta oben auf dem Flur vor Yusaku, dem Professor und ihrer Mitschülerin.

„Wir waren schon bei dir!“, ließ das dicke Kind Ai wissen.

„Aber du warst nicht zuhause gewesen“, fügte der andere Junge hinzu: „Wir wollten Conan besuchen.“

„Ja, wir wollten euch abholen“, ergänzte Ayumi gut gelaunt.

„Er wird nicht wollen“, meinte dessen Vater die Kinder entschuldigend anlächelnd.

„Aber er muss mitkommen!“, war vor allem Genta empört.

„Ja, er ist doch unser Ehrenmitglied“, warf Ayumi energisch ein.

„Aber wo möchtet ihr denn mit ihm hin?“, fragte der Professor verwirrt nach.

„Na, heute ist die Jahresabschlussfeier!“, setzte Genta die Erwachsenen nachdrücklich ins Bild: „Wir müssen da auch hingehen.“

„Ja, bei der Polizei“, ergänzte Mitsuhiko schnell.

„Wir als DetektivBoys werden doch so etwas wie die Ehrengäste sein“, fügte Genta hinzu.

„Das ist doch Unsinn“, schaute Ai sie verständnislos an: „Wir sind nur Kinder. Die haben uns nicht eingeladen.“

„Sie haben sicher nur vergessen uns die Einladungen zu schicken“, war Genta vollkommen davon überzeugt.

„Ja, so oft wie wir ihnen geholfen haben“, war Mitsuhiko derselben Meinung und auch Ayumi sah das so: „Ohne uns wären viele Fälle gar nicht gelöst worden!“

„Na, wenn ihr meint“, fand Yusaku es etwas amüsant: „Geht hin und versucht euer Glück.“
 

Eine Minute später kamen die drei mit niedergeschlagenen Köpfchen direkt wieder heraus.

„Na, wie ist es gelaufen?“, fragte Yusaku sie freundlich ihnen einen Keks anbietend.

„Er hat uns rausgeworfen“, war Ayumi total geknickt und auch die Jungen machten traurige Gesichter.

„Na, kommt“, meinte er darauf und schaute zu seinem Freund: „Ihr könnt ja hingehen und ihn vertreten. Ich habe gerade Zeit. Also wenn ihr wollt euch hinbringen.“

Ai, die eigentlich auch nicht wollte wurde von ihren kleinen Freunden erwartungsvoll angesehen.

„Aber du kommst doch wenigstens mit?“, wurde sie von ihrer kleinen Freundin mit Kulleraugen traurig angesehen, sodass sie sich bereitschlagen ließ.

„Super!“, freuten sich die Kinder.
 

Wie die Erwachsenen und natürlich auch Ai erwartet hatten wurden die Kinder zwar freundlich von Sato: „Na, was macht ihr denn hier?“ und Takagi überrascht begrüßt. Aber wirklich eingeladen waren sie selbstverständlich nicht. Was die Winzlinge aber keineswegs daran hinderte das jetzt einfach selbst zu tun.

„Na wir sind hier wegen der Feier. Wir sind doch sicher als DetektivBoys auch eingeladen.“

„Also wisst ihr“, lächelte das Ehepaar neben Shiratori und Chiba stehend, wie Zweitgenannter, sie verlegen an.

Shiratori dagegen hatte keine Augen für Ayumi oder die beiden Jungen.

Seine Aufmerksamkeit war sofort unweigerlich auf das vierte Mitglied der Detektivgruppe gerichtet.
 

Yusaku hingegen stand die Szene neben Agasa betrachtend schmunzelnd da. Mit ihm wollte er gerade wieder gehen, als er hörte wie nach ihm gerufen wurde.

Sich umgedreht sah er seinen Freund den Kommissar angelaufen gekommen.

„Yusaku, was machst du denn hier? schön dich zu sehen! Wie geht es dir?“

„Megure!? Das gleiche könnte ich fragen: Arbeiten sie wieder?“

Erkundigten sich die beiden Männer begrüßend freudig nacheinander.

Doch da wurde ihr Wiedersehen unter alten Freunden auch schon wieder unterbrochen.

Ein Grüppchen Beamter hatten Megure auf sich aufmerksam gemacht.

„Bleib doch noch etwas hier, Yusaku“, lud er ihn sich vorerst verabschiedend ein und ging zu ihnen rüber: „Wir reden noch.“

„Na, dann“, blieb Yusaku gut gelaunt mit dem Professor stehen.
 

Kurz darauf hatten er und Agasa es sich an einem der weniger besetzten, hinteren Tische niedergelassen.

Heiji, der sie in der Art was macht ihr denn hier, bemerkt hatte wurde von Yusaku dazu gewunken.

Shinichis Freund kam auch. Nur hatte Kazuha ihn gesehen, sodass er auch schon direkt wieder weg war. Und sie dann ebenfalls.
 

Sattdessen tauchte Shiratori auf einmal auf.

Yusaku und der Professor nickten ihm zu, als er sich zu ihnen setzte.

Zunächst wollte Yusaku sein Gespräch mit seinem Freund weiterführen. Doch dann fiel ihm währenddessen eher zufällig das sehnsuchtsvolle, grüblerische Auge des Kommissars auf.

Mehr aus Neugier folgte er dessen zielgerichtetem Blick und stellte verwirrt fest, dass er die Freundin seines Sohnes geradezu akribisch, jede ihrer Bewegungen, beobachtete.

„Was ist?“, fragte er mit einer Mischung aus Humor und Interesse nach.

Die Antwort, die er jedoch darauf von ihm bekam ließ dem Professor und ihm die Unbefangenheit vergehen.

„Sie ist kein normales Mädchen!?“, verschlugen seine sehr sicher ausgesprochenen Worte ihnen die Sprache.

„Was meinen Sie damit?“, war der Professor, der der scheinbar beiläufig die Gegenfrage stellte. Wo bei Erstere durchaus als Feststellung zu verstehen gewesen war von Shiratori. Was Yusaku zu einer Vermutung bewogen hatte. Auch wenn ihn das sehr irritierte. Der Blick seines Sitznachbarn hatte sich schlagartig verändert, war keiner mehr wie ein Erwachsener für gewöhnlich ein Kind ansah. Ganz im Gegenteil. Das war ein Bick wie ein Mann eine Frau ansieht, die er begehrt. Das hatte Yukikos Mann schon richtig gedeutet.

„Wissen Sie“, hörten er und der Professor ihn sagen: „Sie erinnert mich an Jemanden. An eine Frau, die scheinbar spurlos verschwunden ist. Die ich schon seit sehr langer Zeit versuche ausfindig zu machen. Alles was ich weiß ist, dass ihr Name Yayoi Akashima ist. Nur scheint auch dieser Name nicht der Realität zu entsprechen“, führte Shiratori ihnen gegenüber seine bisherigen Bemühungen aus: „Alle Frauen mit diesem Namen sind nicht sie. Ich habe sie in keinem Bezirksregister und auch keinem Telefonbuch ist die Yayoi Akashima, die ich suche ausfindig zu machen. Ich will sie unbedingt wiedersehen. Sie soll mir erklären, warum sie einfach gegangen ist. Ich vermute das Heiji Hattori etwas über sie weiß. Doch er schweigt sich aus. Ai ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Diese Ähnlichkeit ist mehr als verblüffend! Vielleicht ist sie ihre Tochter?“

Sowohl Yusaku als auch Agasa starrten ihn mit großen Augen an. Wussten nicht was sie darauf antworten sollten.

„Vielleicht können Sie mir helfen?“, wandte der Kommissar sich in diesem Augenblick in besonderem Maße an den jüngeren der beiden Männer. In seiner Stimme klang neben großer Enttäuscht erwachte Hoffnung mit: „Sie sind doch Yusaku Kudo. Sie waren doch früher einmal als Privatdetektiv tätig. Ich möchte sie beauftragen mir bei der Suche nach ihr zu helfen. Was wissen sie über Ai Haibara?“…
 

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*Anmerkung(en):
 

Bonenkai ist wohl den Meisten von euch ein Begriff. Falls nicht: „Bonenkai nennt man das große Fest in Japan, welches kurz vor Silvester abgehalten wird. Die „Feier zum Vergessen des Jahres“ ist in Japan traditionell und mit Verwandten und Arbeitskollegen sitzt man beisammen und lässt das alte Jahr Revue passieren.“

(http://www.artikelmagazin.de/kultur/meri-kurisumasu-weihnachten-und-silvester-in-japan.html )

Das ist es was ich mit der Feier auf dem Präsidium meinte.
 

Beim Tai Chi beschäftigt man sich unter anderem mit Formen.

(http://de.wikipedia.org/wiki/Taijiquan )
 

Rans und Shinichis Erinnerungen beziehen sich natürlich auf den Anime/Manga bzw. Kinofilme. Ihr wisst sicher, welche Stellen gemeint sind. Ich sag es hier nur noch mal der Form halber.
 

Die Aussage: „Wenn es für dich in Ordnung ist, dann wird es auch für die anderen in Ordnung sein (es fällt anderen z.B. teilweise leichter an andere zu glauben, als an sich selbst. Siehe Jesus… “, stammt von „Gespräche mit Gott“.

Donnerstagabend, 28.Dezember
 

»Was war das denn jetzt? « schüttelte Shinichis Vater innerlich immer noch den Kopf über die absurde Situation von vorhin. Die Kinder ins Auto gelassen, schnallte er sich neben seinem Freund, der nicht weniger irritierter als er war, an.

Yusaku sprach die ganze Rückfahrt über nicht, rief die Kinder nicht zur Ordnung, die aufgekratzt auf der Rückbank einen ziemlichen Lärm veranstalteten.

Agasa versuchte sich an ihm zu orientieren. Doch sein Freund beachtete, die Stirn in Falten gelegt, das Treiben nicht weiter. Der Professor tat sich an dessen Miene schwer ihn einzuschätzen.
 

Ganz wie in seinen alten Tagen beobachtete der Detektiv die Zielperson seines voraussichtlichen Auftraggebers Yayoi Akashima oder besser gesagt Ai alias Shiho.

Noch war Shinichis Vater sich nicht ganz sicher. Nachdenklich beobachtete er sie immer wieder durch den Rückspiegel während er routiniert fuhr und nur ganz nebensächlich die Kinder nach dem Weg fragte.

Ob der Inspektor ihm abgenommen hatte was er ihm aufgetischt hatte war fraglich. Er hatte nicht viel über die Mini-Shiho preisgegeben. Wenn auch er wahrscheinlich gerade deswegen nicht hatte abwenden können umso mehr bedrängt zu werden.

Und Yusaku musste ehrlich sich selbst gegenüber zugeben, dass er dem eigentlich auch gar nicht mal so abgeneigt war. Jetzt wo er Shiratoris Situation kannte. Er selbst wäre auch ordentlich sauer gewesen so abserviert geworden zu sein. Zudem konnte er auch gut verstehen, dass der Inspektor sich Sorgen machte und das Shiratori sie mehr als nur nett fand, dass lag auf der Hand. Wie sollte er da nicht helfen wollen? Kannte er diese Situation nur selbst allzugut. Wie dem auch sei, beendete er seinen inneren Monolog. Es war schon bedenklich, welchen Aufwand der verliebte Polizeibeamte betrieben hatte, um seine an sich so flüchtige „Bekanntschaft“ wieder zu treffen und es war erschreckend wie nah er dabei an die tatsächliche Lösung herangekommen war.

Er war eben so gut wie Ran.

Yusaku wusste nicht so recht, ob er das nun gut oder doch besser schlecht finden sollte. Denn eigentlich sollte er es schon als negativ betrachten die Gefahr bedacht in die sich der unbedarfte Inspektor begab, sollte er weiter nicht nachgeben. Den soviel hatte Shinichis Vater bereits herausgefunden: Shiratori meinte es absolut ernst. Würde er nicht mitmachen, würde der weiter auf eigene Faust ermitteln und wenn es sehr ungünstig lief die Wahrheit auch ohne ihn herausfinden. Aber auf die falsche Fährte locken und wenn ja auf welche?- Das widerstrebte Yusaku gleichfalls. Noch immer gedanklich versunken hatte er die Kinder bei ihren Eltern abgegeben und nun auf der Auffahrt des Professors gehalten.
 

„Kommst du noch mit rein, Yusaku?“, wurde er von seinem Freund bereits zum zweiten Mal angesprochen.

„Was ist?“, fragte dieser unkonzentriert zurück, ehe er wirklich mitbekommen hatte was er gefragt worden war: „Ach, nein“, lehnte er in grüblerischem Unterton ab.

Agasa sah ihn darauf verwundert an. Er hatte damit gerechnet, dass der Vater des geschrumpften Shinichis noch mit ihm reden wollen würde.

Dieser verstand: „Ich werde morgen vorbei kommen. Ich muss mir das durch denn Kopf gehen lassen.“

„Wirst du Ai darauf ansprechen?“

„Das werde ich müssen. Ich muss mir nur im Klaren darüber werden, wie ich es anstellen will.“ Damit hatte Yusaku sich verabschiedet und war wieder ins Auto gestiegen.
 

Ai, die von alledem nichts mitbekommen hatte und bereits rein gegangen war, stand empört wieder in der Haustür: „Sie haben Tadashi bei ihm gelassen!?“

„Ach ja, stimmt ja!“ viel es jetzt auch dem Erfinder wie Schuppen von den Augen. Sofort versuchte er Yusaku anzurufen.

Jener schaute lediglich auf den Display, um sicher zu sein, dass mit Shinichi nichts war. Die Nummer seines Freundes gesehen, war es für ihn in diesem Moment nicht mehr weiter von Interesse.
 

Kaum zuhause angekommen fiel auch Yukikos Ehemann auf, dass sich der kleine Junge immer noch bei ihnen auf dem Wohnzimmerteppich, jetzt jedoch in Eris Obhut, befand.

„Wo ist Ran?“, wollte er wissen.

„Sie ist nach oben gegangen“, war ihre Mutter etwas verwundert über ihn, der ihr einfach das Kind vom Schoss nahm ohne sich offensichtlich die Mühe zu machen sie erst einmal zu begrüßen.

Worauf Kogoros Frau innerlich doch etwas beleidigt reagierte.

Doch Yusaku bemerkte ihren Gesichtsausdruck gar nicht. Für ihn war sie im Moment einfach nicht relevant. Die paar Spielsachen ringsherum eingesammelt ging er bereits wieder. Er wollte einfach nur Tadashi zurückbringen. Das Ran zuhause war beruhigte ihn.

„Dir auch einen schönen Abend“, rief ihre Mutter ihm verärgert hinterher.

Doch er war schon wieder die Treppe herunter gelaufen.
 

Den Kleinen bei seinem Freund abgeliefert fuhr er sofort wieder. Er wollte zuhause sein, bevor Heiji vom Präsidium heim kam.
 

Angekommen schaute er kurz nach seinem Kind. Wortlos schloss er die Zimmertüre wieder, nachdem sich Vater und Sohn angesehen hatten. Das er Ran und Sonoko durch die offenstehende Tür ihres Zimmers bis auf den Flur neckisch zanken hören konnte gefiel ihm.
 

In sein Zimmer gegangen schloss er hinter sich die Türe. Das getan setzte er sich nachdenklich die Hand an Kinn und Nase angelegt an seinen Schreibtisch. Hier konnte er in Ruhe nachdenken. Auf die Uhr geschaut rechnete er mit noch ungefähr gut 1 ½ Stunden, die er noch hatte um für sich selbst Klarheit zugewinnen und seine Strategie zu entwickelten. Als erstes würde er sich Heiji zur Brust nehmen.

Er war verblüfft, als es plötzlich hinter seiner Couch raschelte. Seine Aufmerksamkeit dorthin gerichtet entdeckte er wie der Kater sich langsam streckend dahinter hervorkam.

„Goro, was machst du denn hier?“ Yusaku wurde klar, dass er das Tier vergessen haben musste. Wobei es ihn jetzt wunderte, dass Eri nicht nach ihrem Liebling gefragt hatte. Oder hatte sie? Yusaku wusste es nicht mehr. Wenn, dann hatte er wohl nicht zugehört gehabt.

„Komm, geh raus“, stand er auf und ließ den Vierbeiner auf den Flur.
 

„Ich glaub nicht, dass das funktioniert“, war Sonoko sich einen Cracker in den Mund gesteckt der Meinung. Sie lehnte sich zurück: „Was findet auch Kazuha immer noch an ihm.“

„Nun ja“, entgegnete ihre beste Freundin: „Sie liebt ihn halt.“

„Warum nur. Ich finde Heiji ist so ein Langweiler“, konnte das reiche und verwöhnte Mädchen das nicht recht nachvollziehen.

„Weil er auf deine Flirtversuche Immun reagiert?“, zwinkerte Ran: „Tja, es können halt nicht alle auf den Meisterdieb 1412 Katio Kid stehen“, warf sie ein Kissen und grinste: „So wie du!“

„Wenigstens heul ich nicht meinem Verflossenen hinterher.“ Hoppla- das kaum gesagt- bereute Sonoko es auch schon. Verschämt biss sie sich auf die Unterlippe.
 

Ran sah für einen Moment traurig aus. Doch dann tat sie für ihre Freundin etwas Unerwartetes: „Kein Problem. Er hat sich von mir getrennt. Ich muss lernen das zu akzeptieren“, schaffte sie ein, sich selbst überzeugendes, Lächeln: „Was bleibt anderes?“ Um ihre Worte zu unterstreichen warf Ran noch ein weiteres Kissen, lachte Sonoko dabei schon wieder gut gelaunt an: „Und du solltest besser zusehen, dass du Makoto treu bleibst, anstatt anderen Typen hinterher zu schmachten“, tadelte die werdende Mami sie neckisch: „Sonst bist nachher noch du es deren Geheule wir uns anhören müssen.“

„Hey, schwärmen ist ja wohl erlaubt!“, riss Sonoko Shinichis Ex-Freundin aus ihren Gedanken: „Makoto ist schließlich so weit weg“, jammerte sie: „Da muss man doch mal schwach werden.“

Für einen Moment war ihre Gesprächspartnerin doch wieder in ihren Kummer abgedriftet gewesen. Doch Ran gab sich einen Ruck, zwang sich positiv nach vorne zu schauen. Yusaku hatte ihr schließlich zugesagt, dass Shinichi noch mehr Gefühle für sie übrig hatte, als er bereit war zuzugeben und… und wenn dem so war, dann… dann bestand doch noch Hoffnung. Jawohl! Hoffnung, dass es sich zwischen ihnen wieder einrenken würde und so schaffte sie es nicht den Mut zu verlieren. Sie musste sich einfach an diese Hoffnung klammern. Etwas anderes hatte sie zurzeit wirklich nicht. Was sie aufrecht und ohne Tränen durch den Tag gehen ließ.
 

Sonoko war bereits gegangen. Als gut eine halbe Stunde später Kazuha ins Zimmer kam.

„Wie ist es gelaufen?“, erkundigte Ran sich sofort voller Mitgefühl und Hoffnung bei ihr. „Furchtbar“, ließ sie sich wie einen nassen Reissack neben ihre Vertraute aufs Bett fallen. „Er hat mich nicht mal angesehen.“, klagte sie ebenso verzweifelt wie frustriert: „Geschweige denn mir zugehört.“

„Also ist eure Aussprache mies gelaufen“, schlussfolgerte Ran für ihre Freundin ebenfalls niedergeschlagen.

„Mies ist gar kein Ausdruck“, ließ Kazuha den Kopf hängen.

„Hey!“, schaute die werdende Mami sie, ihr einen Arm um die Schulter gelegt, an: „Gib jetzt nicht auf.“

„Aber ich hab doch echt alles versucht. Nichts hat funktioniert“, schossen Heijis Ex-Freundin Tränen in die Augen.

Ran, gleichfalls so nah am Wasser gebaut, fing genauso zu weinen an. Ihre Freundin in den Arm genommen sagte sie zu ihr: „Hey, komm schon Kazuha!? Was soll ich denn erst machen, wenn du jetzt aufgibst!? Ich brauche dich doch. Shinichi empfindet noch etwas für mich: Das weiß ich“, wischte Ran sich mit dem Ärmel durchs Gesicht.

„Was macht dich da so sicher?“, schiffte ihre Freundin skeptisch.

„Weil Yusaku es mir gesagt hat. Er hat mir zwar nicht den Grund genannt, aber es gibt einen warum er sich so verhält. Kazuha“, appellierte sie bewusst zuversichtlich an sie: „Bei Heiji wird es nicht anderes sein. Wir müssen einfach nur weiter durchhalten und dürfen nicht aufgeben!“

„Das sagt sich so leicht“, seufzte Kazuha, wischte sich nun auch die Tränen beiseite.

„Na, siehst du“, rann Ran mit einem Lächeln auf dem Gesicht eine letzte Träne übers Gesicht, welche sie sich auch noch tapfer sogleich wegwischte.
 

Yusaku trat aus seinem Zimmer. Seine Türe halb geöffnet gelassen erschien er am Geländer. Er hatte jemanden kommen gehört. Es war gerademal eine dreiviertel Stunde später. Wie erahnt war es Heiji, der gerade von unten die Treppe hochgekommen war.

Gerade dabei seine Jacke ausziehen, bemerkte dieser ihn von oben auf ihn hinunter schauend.

„Würdest du einmal zu mir kommen“, hörte Heiji ihn bitten. Für ihn klang es jedoch mehr wie eine Aufforderung. Eine von der Sorte von der man annahm etwas angestellt zu haben.

Verwirrt und sehr irritiert kam er dem Apell nach. Die Stufen hinauf ging er im Kopf durch was er hätte anstellen können. Aber der Oberschülerdetektiv wusste nicht was es hätte sein sollen. Er war sich keinerlei Schuld bewusst.
 

Yusaku war bereits in sein Zimmer vorgegangen: „Komm rein“, meinte er dem Jüngeren die Tür aufgehalten.

„Guck nicht so. Sonst mein ich noch du hast tatsächlich was ausgefressen“, stellte der Vater seines Freundes zum einen ernst und zum anderen schon fast belustigt fest, den doch nun etwas unsicher dastehenden Freund seines Sohnes gemustert. Er schloss hinter ihm.
 

„Setz dich“, bot er ihm auf die Couch gedeutet an.

Heiji tat immer noch verwirrt wozu er eingeladen wurde.

Yukikos Mann nahm nicht neben ihm Platz, wie er angenommen hatte, sondern setzte sich ihm stattdessen schräg gegenüber an seinen Schreibtisch. Heiji verunsicherte das nur noch mehr.

Und genau das war es was Yusaku bezweckte. Er spannte ihn nicht allzu lange auf die Folter, sondern spielte die Sache direkt an: „Das du Detektiv bist wusste ich, aber das du noch einen weiteren Job als Briefübermittler angenommen hast war mir neu.“

Heiji verstand nur Bahnhof, guckte verständnislos.

Yusaku lehnte sich innerlich zurück. Verzog sein Pokerface mit keiner Miene, schwieg sich seiner Überlegenheit durchaus bewusst aus.

So geriet Osakas Detektiv in Zugzwang. Denn da er keinerlei Ahnung hatte: „Briefübermittler? Ich verstehe nicht“, blieb ihm nichts anderes als nachzufragen.

Das war es wo Yusaku- als älterer Detektiv keinesfalls eingerostet- ihn haben wollte. Wie eine Spinne im Netz hatte er Heiji und das wusste er. So ließ er ganz sachlich die sprichwörtliche Katze aus dem Sack. Zielsicher nannte er ihm treffsicher den besagten Zeitraum worum es ging. Wobei ihm nicht entging das bei Heiji die Zahnräder zu drehen begannen.

Fieberhaft überlegte Heiji. Als ihm bewusst wurde worum es ging, schluckte er.
 

Am Gesichtsausdruck längst erkannt, dass er eins und eins zusammen hatte zählen können, brachte Shinichis Vater es für ihn auf den Punkt: „Ai“, er machte eine kurze Pause: „Oder sollen wir gleich über Shiho sprechen.“

„Aber… Sie wissen davon?“, fragte Heiji mehr als verblüfft, als nach kurzem betreten Schweigen klar geworden war, dass Yusaku ihn ertappt hatte.

„Ja“, meinte dieser schlicht. Den Gesichtsausdruck weiter beobachtet fuhr er fort. Er schaute auf sein Uhr: „Seit ungefähr zwei Stunden wenn du es genau wissen willst“, er schmunzelte den Freund seines Sohnes kurz schief an: „Und dreimal darfst du raten, von wem ich das weiß“, spielte er Heiji wieder den Ball zu.

Der runzelte nur die Stirn, er hatte keine Ahnung.

„Von Inspektor Shiratori“, gab Yusaku selbst die Antwort, als es ihm zu lange dauerte. Er hatte sich in seinen Sessel zurück gelehnt, wartete auf weitere Ausführungen.
 

Heiji spürte den erwartungsvollen Blick, versuchte stand zu halten. Er wollte nichts verraten. Er hatte es ihr schließlich versprechen müssen und auch war es ihm ein Rätsel das Shiratori davon angefangen hatte. Er hatte eigentlich gedacht dieses Thema sei endlich für ihn erledigt gewesen seitdem er aufgehört hatte ihn mit Fragen zu bedrängen. Es sei denn…

„Richtig gedacht“, bestätigte Yusaku wiederum sachlich dessen unangenehme Vermutung: „Da er bei dir nicht weiter kam, versucht er es jetzt eine Tür weiter bei mir. Muss ich dir aufzählen was er bereits unternommen hat, um sie zu finden oder kannst du dir das ungefähr denken oder vielmehr was weißt du im Einzelnen darüber?“
 

Yusaku wartete zunächst, bevor er ärgerlich wurde: „Ich mein es ernst, Heiji. Und um ehrlich zu sein war mein Tag anstrengend. Also rück mit der Sprache raus. Mir ist schon klar, dass du Ai beziehungsweise in dem Fall Shiho versprochen hast den Mund zu halten. Dazu muss man wahrlich kein Hellseher sein“ schmunzelte Shinichis Vater seufzend die Jungend längst durchschaut: „Aber Versprechen hin oder her. Das ist kein Spiel mehr.“ Um Heiji die Dringlichkeit der Situation zu verdeutlichen berichtete er ihm von der Begegnung des heutigen Abends und zählte ihm die in Bewegung gesetzten Hebel auf und auch welche weiteren Hebel als nächstes umgelegt werden würden.
 

Heiji war entsetzt, als er erfuhr, dass Shiratori Shinichis Vater als seinen Detektiv auf sie angesetzt hatte.
 

Das Heiji Scheiße dachte las Yusaku ihm von der Stirn. Die Frage, die Heiji nun auf der Zunge gelegen hatte, brauchte er gar nicht erst zu stellen.

„Ich denke, dass ich es machen werde“, meinte er nüchtern.

Heiji entglitten die Gesichtszüge: „Das ist nicht Ihr Ernst!?“

„Mir wird aller Wahrscheinlichkeit nach gar nichts anderes übrig bleiben, als mich zur Verfügung zu stellen. Ganz gleich was ich persönlich von der Sache ganz im Allgemeinen halte.“ Für einen kurzen Moment kam der Tadel an Heijis und auch an Ais Verhalten durch: „Denn ganz ehrlich, wenn ihr meine Einschätzung hören wollt“, warnte er die Teenager, dass sie sich zurzeit auf sehr dünnem Eis bewegten: „Ich fürchte, wenn ich es nicht tue macht der Inspektor alleine weiter. Das so viel ist mir während meines Gespräches mit ihm klar geworden: Er ist mit Shiho lange, lange noch nicht fertig! Er ist fest entschlossen bis zum Äußersten zu gehen. Das hat er mir mit mehr als deutlichen Worten zu verstehen geben. Und noch etwas Heiji: Er ist verdammt nah an der Wahrheit.“ Es erging eine zweite Warnung an eben diesen: „Ihr solltet euch schleunigst etwas überlegen, sonst fliegt ihr mit aller Wahrscheinlichkeit in nächster Zeit auf und das durfte für alle Beteiligten von uns gleichermaßen unangenehm werden“, sah Yusaku den Oberschüler streng an: „Entweder das oder“, er ließ den Freund seines Sohnes den Satz für ihn beenden: „oder erbringt sich und damit uns in Gefahr.“

„Genauso sehen im Moment die Fakten aus, werter Kollege“, war Shinichis Vater zermürbt aber erleichtert, dass Heiji kleinbei zu geben schien: „Ich brauche einige Antworten“, meinte er: „Shiratoris Gefühle sind mir klar. Dass er sie mehr als nur mag ist offensichtlich, dass dürfte auch dir aufgefallen sein beim hin und her reichen der immerhin 26 unbeantworteten Briefe“, kam der nun wieder amtierende Detektiv zur Sache: „Empfindet Shiho das gleiche?“, fragte er unverblümt gerade heraus.
 

Heiji zögerte.

Yusaku räumte ihm die benötigte Zeit zum Überlegen ein.

Schließlich antwortete er: „Ich bin mir nicht sicher. Sie hat nicht darüber gesprochen.“

„Hat sie sich die Briefe angesehen?“

„Nein. Sie hat gesagt schaff sie weg. Verbrenn sie oder so“, zitierte Heiji Ais Worte.

„Und hast du?“

„Nein.“

„Du hast sie also noch?“

Kazuhas Ex-Freund nickte.

„Dann will ich, dass du sie mir gibst und zwar jeden der 26 Briefe. Ich brauche sie.“

Heiji wollte aufstehen um die Schreiben zu holen.
 

Schon an der Tür hielt Yusaku ihn noch einmal auf: „Weiß Shinichi davon?“

Dessen Freund verneinte, stand dem bohrenden Blick des Vaters stand.

„Weiß es sonst noch irgendjemand?“

Heiji schüttelte erneut den Kopf.

„Also war es eine reine Angelegenheit von euch dreien: Du, Shiratori und Shiho!?“, versicherte sich der ältere Detektiv noch einmal entschieden.

Heiji verstand die väterliche Warnung durch dessen Blick lieber nichts zu verschweigen und gab seinerseits zu verstehen, dass die Schlussfolgerungen richtig waren.
 

Damit wusste Yusaku alles was ihn interessierte. Er ließ sich die Briefe geben.

„Und noch etwas Heiji“, appellierte er an den Oberschüler wohlwollend: „In eigener Sache. Nicht das ich dir das nicht schon mal vorgeschlagen hätte“, stand auch er auf: „Ich kann es nur noch einmal wiederholen: Mach es dir selbst nicht so umständlich. Ich habe es heute mitbekommen, bevor ich ging. Erstens ist das ihr gegenüber nicht fair und zweitens Kazuha ist zur Versöhnung bereit. Es liegt nicht an ihr, sondern an dir. Überleg dir das. Noch kannst du es richten“, legte er ihm ans Herz.
 

Heiji gehen gelassen hoffte er, dass wenigstens bei ihm seien Worte auf offene Ohren stießen. Er hoffte es aufrichtig. Für einen Moment spielte er mit der Versuchung die Briefe zu lesen. Doch er ließ es bleiben. Zum einen um Ais und Shiratoris Privatsphäre zu wahren und zum anderen weil die wesentlichen Fakten ihm wohl nun auch so bekannt waren. Müde legte er die an die geschrumpfte Shiho an ihre fiktive Adresse adressierten Briefe in die oberste Schreibtischschublade. Neben die von Ran, die von seinem eigenen Sohn so dermaßen ignorieret wurden wie dazu nur ein sturer Stier-Teenager fähig war. Von Traurigkeit erfüllt schaltete er das Licht aus. Er brauchte Morgen einen kühlen Kopf.
 

Auch in Heijis Herz hatte sich unverhofft eine tiefe Traurigkeit eingeschlichen. Sich in sein leeres Bett gelegt, fühlte er sich plötzlich sehr einsam.

Auch wenn er es sich selbst gegenüber noch weniger gerne zu gab, als er es vor wem anderes zugeben würde wollen: Yusakus Worte waren wie erhofft nicht spurlos an ihm vorbei gezogen. Ebenso wenig wie das ganze Gespräch an sich. Er hatte nicht gewusst beziehungsweise geahnt, dass die Sache zwischen Ai und Shiratori noch mal so hochgekocht war. Er hatte ein schlechtes Gewissen vor allem ihr gegenüber.

Zumal sie nun auch sowas wie Freunde, in der ganzen Zeit in der er nun bereits hier war und nicht zuletzt auch durch und gerade wegen des gemeinsamen Freundes, geworden waren. Gemeinsam hatten sie die Sorge und Fürsorge um Shinichi getragen, als es ihm so schlecht ergangen war und er krank und vom Gegenmittel gezeichnet war. Auch wenn sie nie so offen gesprochen hatte, so kannte er doch ihr schlechtes Gewissen ihm gegenüber.

Und jetzt hatte er sie eben verraten. Dass es unter diesen Umständen nicht anderes möglich war, tröstete ihn kaum.
 

Und wegen Kazuha… Er musste sich im Bett liegend eingestehen, dass sie ihm doch mehr fehlte als ihm lieb war. Er ärgerte sich, seinen Blick nach oben zur dunklen Zimmerdecke gerichtet, über sich selbst. Insgeheim wusste er, dass Yusaku nicht ganz unrecht hatte, mehr als er sich selbst gegenüber bereit war einzugestehen.

Sie die ganze Zeit zu ignorieren war ihm leicht gefallen. Er hatte nur die Wut darüber gespürt, dass sie ihn nervte. Wut war ein so viel besseres Gefühl als Verzweiflung und erdrückende Traurigkeit die einem erst bewusst wird, wenn einem klar wird, dass man auf das was man liebt verzichten muss. Er hatte Kazuha wie Luft behandelt heute Abend, bis sie von selbst aufgegeben hatte weiter um ihn zu kämpfen. Ignoranz, so hatte auch er festgestellt, war ein gutes Mittel, um den Schmerz zu betäuben.
 

Er drehte sich zu Shinichi, der ihm gegenüber, im Gegensatz zu ihm selbst, schlief.

Auch wenn er immer mehr die Distanz zwischen ihm und sich spürte und Shinichi überhaupt nicht mehr über seine Gefühle sprach, so war Heiji irgendwo doch klar, dass sie beide die gleiche Strategie lebten. Erstaunt stellte er fest, wie gut er seinen Freund eigentlich, auch ohne dass Worte notwendig waren, verstehen konnte.

Diese Erkenntnis beglückte ihn in gewisser Weise, weil er dadurch wusste, dass sie beide doch noch etwas wie Freundschaft verband. Auch wenn es im Moment nicht einfach war auf Grund Shinichis emotionalen Rückzuges auch von seinem besten Freund. Mehr Verständnis für seine Ablehnung reifte in dieser Situation jetzt in ihm.

Wie musste Shinichi sich nur im Gegensatz zu ihm fühlen. Heiji wusste ja selbst nicht mal wie er mit sich, Kazuha und seinen Gefühlen zu ihr zurecht kommen sollte. Wie sollte er dann von ihm erwarten, dass er das alles so wegsteckte und einfach da weiter machte wo er aufgehört hatte?
 

Dieser späte Abend war es der das tiefere Verstehen und eintauchen in Shinichis Seelenwelt möglich machte und ihn zu einem tieferen Verständnis führte über die unausgesprochenen Tiefen.

Und auch Ai stand er plötzlich so nah wie er es noch nie zuvor in seinem Leben der Fall gewesen war. Sie würde ihm das nachtragen. Sie war was das anging wie sein Freund neben ihm im anderen Bett. Er hoffte inständig, dass das ihrer Freundschaft nicht schaden würde. Er wollte nicht noch einen Bruch wie er ihn mit Shinichi zurzeit durchlebte. Wo er noch nicht mal wusste was er hätte anders oder besser machen sollen, um ihn noch mehr zu unterstützen. Es tat einfach nur weh und machte ihn unendlich traurig. Er hatte das Gefühl das fast alle Menschen die ihm etwas bedeuteten ihm entgleiten. Gerade was Shinichi und auch Kazuha betraf hatte er große Angst die beiden zu verlieren.
 

Ebenso wie Yusaku genau diese gleichen Ängste quälten. Nicht nur das er Verständnis für die Lage der Teenager- nicht nur die seines eigenen Sohnes- sondern auch die der anderen Rans, Heijis, Kazuhas und auch Shiratoris und Ais- hatte. Er fühlte sehr wohl mit ihnen mit. Und auch die unerwiderte Liebe zu seiner eigenen Frau die ihn in dieser stillen, dunklen und trostlosen Nacht unerwartet von hinten überfiel verband ihn mit den anderen und ließ ihn den gewollten Schlaf lange nicht finden.
 

Selbst mehrere Straßen entfernt in einem ganz anderen Haus lag ein älterer Mann noch lange wach. Agasa, der nicht schlafen konnte, dachte an seine kleine geschrumpfte Mitbewohnerin und daran was wohl Morgen auf sie und damit auch auf sie alle zukommen würde.
 

Nicht minder einsam fühlten sich auch Kazuha und Ran, die ebenfalls längst in ihren Betten lagen und beide noch nach 2 Uhr wach lagen. Doch im Gegensatz zu den anderen- Yukiko, die ebenfalls alleine in ihrem Bett lag, die Yusaku ihrerseits mit jeder weiteren Nacht mehr und mehr vermisste. Die zu ihm wollte, aber es aus ähnlichen, aus für sie persönlichen unüberwindbaren Gründen nicht einfach zu ihm gegen konnte. Auch wenn sie es noch so gerne wollte eingeschlossen- hatten die beiden als Einzige einander. Sie waren die einzigen Zwei die mit einander über all das redeten und sich somit gegenseitigen Halt gaben.

Während jeder der anderen alleine damit zurechtkommen mussten.
 

Was Shiratori betraf, so hatte er gar nicht erst versucht zu schlafen. Mit einer Mischung aus berechtigter Hoffnung und Sehnsucht, die Frau, die ihn seinerzeit so fasziniert hatte und in seinen Bann gezogen hatte- die Frau mit der Traurigkeit in den Augen-, in die er sich verliebt hatte endlich wieder zu sehen. Er wusste tief im inneren seines Herzen: Sie war es. Die eine oder keine…

Zuversichtlich auf die Unterstützung und Hilfe seines angesetzten Detektivs setzend schaute er aus dem Fenster hinauf zu den Sternen in dieser klaren, bitter kalten Nacht unter dem Gefrierpunkt. Der Neumond schien schimmernd auf den sich abgesetzten Frost der Scheibe.
 

Einzig und allein seine Angebetete, noch nichts von all dem ahnend was bald in ihrem Leben seinen Anfang nehmen würde, schlief selig und ruhig, Tadashi neben sich im Bett, in ihre warme Decke gehüllt.
 

Freitagmorgen, 29.Dezember (-8° Grad= gefühlt -18°)
 

Als die geschrumpfte Shiho an diesem Morgen aufstand erinnerte sie sich an den merkwürdigen Traum den sie heute Nacht gehabt hatte. Sie hatte Akemi getroffen.

Sie schloss, die Decke ordentlich zusammengefaltet und auf ihrem Bett abgelegt, für einen Moment die Augen. Sie konnte die Stimme ihrer Schwester in sich nachhallen hören. Es war wie ein Schall wie man ihn aus den Tiefen eines Brunnens hört in dem man steht und hinauf ruft: „Hör auf dein Herz, kleine Schwester. Ich wünsche dir viel Glück.“ Das waren ihre Worte gewesen, die sie mit Wärme erfüllten. Ai freute sich darüber auch wenn sie dem Traum keine Bedeutung schenkte, so fragte sie sich doch wieso sie auf sie gekommen war.

Denn eigentlich war sie der festen Überzeugung ihr Leben endlich im Griff zu haben. Sie hatte seit langem das Gefühl endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. In ihrem Umfeld war alles in Ordnung. Im Moment verspürte sie nicht die Angst von der Organisation gefunden zu werden. Sie fühlte so etwas wie Sicherheit.

Und selbst mit ihrem schlechten Gewissen Shinichi gegenüber hatte sie sich anagieren können. Es war nicht mehr so stark, wie vor ein paar Wochen noch, als Shinichi ins Krankenhaus gekommen war. Zwar machte sie sich Sorgen wegen seines Gesundheitszustandes um ihn, aber da sie sah das es ihm was diesen betraf besser zu gehen schien erlaubte sie sich, wenn auch nur kurz, aufzuatmen.

Zudem tat es ihr- um sich selbst zu verzeihen- sehr gut, dass sie bezüglich des Gegenmittels nun mit Yusaku zusammen arbeite und er ihr, so erlebte sie es, nicht mit Vorwürfen gegenüberstand, sondern vielmehr mit einem ihr guttuenden Wollwollen begegnete.

Und so dachte sie sich, war es im Nachhinein gut wie es gekommen war, so glaubte sie, habe auch Shinichi selbst eine Chance sich neu auszurichten und sich mit seinem neuen Leben zu gleichfalls anzufreunden. Denn es war ja nun mal nicht ohne weiteres zu ändern.

Sie hatte eingesehen, dass es nichts brachte, wenn sie sich deswegen weiterhin schlecht fühlte. Sie hatte entschieden nach vorne zu sehen und sie war bereit alles zu tun, um auch Shinichi dabei zu helfen. Und wer weiß vielleicht bestand Hoffnung, dass Yusakus Plan funktionierte und sie so mehr über das Anti-Aptx 4869 erfuhren. Jetzt wo sie mit dem Arzt zusammenarbeiteten. So schaute sie verhältnismäßig unbeschwert für ihre Verhältnisse in die Zukunft.
 

Heiji und Kazuha begegneten sich in der Küche. Beide hatten sie sich eine Schüssel aus dem Schrank nehmen wollen. Für einen Moment sahen sie sich an. Schnell wendete Kazuha ihr Gesicht von ihm ab, damit er ihre Verlegenheit nicht sah. Sie hatte ihre Hand weggezogen und wollte die Küche verlassen. So bemerkte Kazuha selbst es nicht.

Ran jedoch, die neben ihrer Freundin etwas abseits bereits am Tisch gestanden hatte, schon. Sie hatte den Blick von Heiji verstanden, der nicht weiter seine aufgewühlten Emotionen zurück halten konnte. Ohne dass er es wollte drückte er mit seinen Augen alles aus, was wesentlich war.

Ran hatte die Sprache seiner traurigen Augen verstanden. Noch deutlicher konnte man sich nicht entschuldigen.

Sie wollte erst was sagen, war aber klug genug es nicht im Beisein beider zu tun. Sie wollte Kazuha später davon erzählen. Sie wollte ihr nach, doch sie war schon weg. Zurück blieb Heiji mit ihr. Während er wortlos und in sich gekehrt neben ihr frühstückte überlegte sie, ob sie ihn auf ihre Beobachtung von vorhin ansprechen sollte. Doch statt das zu tun lächelte sie ihn nur kurz aufmunternd zu, als er sie für einen Moment ansah. Zurück blieb in ihr das tiefe Gefühl von Kummer, dass sie in seinen Augen gelesen hatte. Wie ihn sollte auch sie diese Begegnung noch lange beschäftigen. Gemeinsam mit ihm räumte sie nachdem sie fertig waren auf.
 

Etwas später
 

Yusaku kam in die Küche, als Eri gerade dabei war für sich Frühstück zu machen. Sie war müde, da ihr Sohn sie nicht viel hatte schlafen lassen. Erschreckt fuhr sie zusammen.

„Hast du meinen Hausschlüssel gesehen“, war Yukikos Mann es, der es eilig hatte und danach suchte: „Ich meine ich hätte den hier gestern Abend liegenlassen.“

„Nein“, meinte sie etwas gereizt.

„Was ist los?“, fragte er sie, dabei nicht aufgehört zu suchen: „Da“, zufrieden nahm er den Bund in die Hand. Er hatte die daran befestigten Schlüssel auf der Anrichte entdeckt: „Hat Kogoro dich wieder alles alleine machen lassen?“, erriet er und steckte sie nebenbei in seine Jackentasche.

Eri brauchte nichts sagen. Er verstand auch so.

Aufmunternd legte er seine Hand auf ihre Schulter: „Lass dich nicht unterkriegen“, spendete er ihr neuen Mut, bevor er ihr einen schönen Tag wünschte und sich von ihr verabschiedete.

Er war gegangen. Sie schaute ihm nach: Wenn mein Mann mir heute Nacht nur so viel Aufmerksamkeit geschenkt hätte, dann wäre mein Tag wesentlich besser angefangen, dachte sie sich verstimmt. Zum ersten Mal spürte Rans Mutter Shinichis Vater so etwas gegenüber das mehr war als nur freundschaftliche Zuneigung.
 

Yusaku hingegen hatte dieser Begebenheit selbst keinerlei Beachtung geschenkt. Er hatte es wirklich eilig. Für einen Augenblick jedoch hielt er vor der Tür seines Sohnes inne. Yukiko war aus ihrem Zimmer auf den Flur gekommen. Immer noch von seinen unerwiderten Gefühlen ihr gegenüber geplagt vermeid er es sie näher anzusehen, sondern schaute noch kurz nach seinem schlafenden Sohn. Hätte er jedoch genauer hingesehen, so wäre ihm- so wie Ran vor kurzem zuvor bei Heiji- aufgefallen, was seine Frau wirklich noch für ihn empfand. Doch als er wieder heraus auf den Flur trat, war sie nicht mehr dort.
 

Zutiefst niedergeschlagen und deprimiert hatte Yukiko sich wieder ins Schlafzimmer zurückgezogen und die Tür fest geschlossen. Depressiv verstimmt wie sie war frühstückte sie an diesem Tag nicht.
 

Doch davon ahnte der Mann, der sie immer noch liebte nichts und sie sprach auch weiterhin nicht mit ihm über ihre Gefühle zueinander. Lieber hielt sie es weiter wie ihr Sohn und Heiji. Auch wenn es ihr fast das Herz zerbrach- sie dachte ein weiteres Mal daran ihrem Leben ein Ende zu setzen, aber wie die Male zuvor zog sie es nicht durch. Sie blieb und harte weiter aus. Zu sehr war sie mit den beiden Menschen, die sie am meisten liebte, auf gewollte ungewollte Weise unglücklich verbunden.
 

„Guten Morgen“, kam ein mit den Zähnen klappender Yusaku bei seinem Freund herein. Beide sahen sie nicht weiniger zerknautscht aus als ihr Gegenüber.

„Bah. Ist das eine Kälte“, rieb Yusaku sich ärgerlich die halb erfrorenen, bereits leicht bläulich verfärbten Finger, nachdem er die Handschuhe ausgezogen hatte. Da er kaum hatte schlafen können in der Nacht war er am Morgen entsprechend spät aufgestanden. Sich fertig gemacht und vor die Tür getreten hatten ihn dann die klirrende Kälte und der beißende Wind getroffen und ins Gesicht geschlagen. Da er sich in den letzten Tagen nicht für den Wetterbericht interessiert hatte, traf es ihn nun umso unverhoffter. Zumal er seinen Wagen unbedachter Weise nicht in der Garage abgestellt, sondern auf der Auffahrt hatte stehen lassen. Keine Lust den Frost von den Scheiben zu kratzen, war er bis zum Professor eben gelaufen.
 

„Kaffee?“

„Ja, gerne“, nahm Shinichis Vater, sich setzend, dankbar an.

Die Thermoskanne zur Küchenzeile geholt, schenkte Agasa sich und ihm erst einmal eine Tasse ein.

Vorsichtig einen Schluck getrunken, begann Yusaku sich etwas wohler zu fühlen. Ihm war trotz der Heizung immer noch eiskalt, weshalb er seinen Mantel, immer noch leicht zitternd, an beließ.

„Auch nicht gut geschlafen?“, schlussfolgerte er in das gleichfalls müde Gesicht seines Freundes blickend.

Der Professor nickte. „Weißt du jetzt wie du vorgehen willst. Wirst du es machen?“, fragte er was ihn wach gehalten hatte und so brennend interessierte.

„Ja“, antwortete Yusaku, gleichfalls immer noch müde über die Augen reibend.

„Was ja?“, zog Agasa es ihm ungeduldig aus der Nase. Immerhin ging es um seine ihm liebgewonnene kleine Mitbewohnerin.

Yusaku öffnete seine Augen wieder: „Ja zu beidem“, meinte er: „Ich werde mich heute Abend mit ihm treffen. Shiratori hat Spätdienst. Er hat uns doch über seinen Dienstplan in Kenntnis gesetzt. Erinnerst du dich? Und ich weiß nicht, ob es dir auch so ging irgendwo hat meine Aufmerksamkeit kurz nachgelassen, weil ich meinen Kopf schon mit allem anderen voll hatte. Deshalb muss ich mich heute mit ihm treffen. Das ist der einzige Tag den ich mir gemerkt habe. Das ich nicht zugehört habe, werde ich ihm wohl kaum so sagen können“, schaute er seinen Freund an.

Agasa verstand was er meinte. Er wusste die genannten Uhrzeiten im Einzelnen auch nicht mehr. Zumal sie auch ihm als zu unwichtig erschienen waren, um sie sich zu merken, im Gegensatz zu der Tatsache das Ais Identität und damit ihrer aller Integrität auf dem Spiel stand.

„Immerhin konnten wir ihn beruhigen das sie weder drogenabhängig noch eine Prostituierte ist“, munterte Yusaku sich und ihn, einen weiteren Schluck getrunken, auf. Wenn man nur Zitronen hatte so musste man eben Limonade machen so schlecht war es den Umständen entsprechend ja gar nicht gelaufen. Also was sich noch mehr unnütze Sorgen machen.

Allmählich spürte er, dass seine Hände wärmer wurden, was ihn sehr freute.
 

Besser gelaunt fragte er nach: „Ist Ai noch nicht auf?“

„Doch. Sie ist in ihrem Zimmer“, klärte Agasa ihn auf.

„Dann sollte ich wohl zu ihr gehen", dachte Yusaku kurz darüber nach. Aber er blieb sitzen, schaute nachdenklich aus dem Fenster und sah Schneeflocken stürmisch fallen.
 

Er zögerte. Seine Gedanken waren kurz zu Shinichi abgeschweift.

Agasa sah ihn mitfühlend an. Er verstand seine Sorge und auch seine Frustration darüber, als Yusaku sich ihm anvertraute: „Ich will nicht wieder ein krankes Kind“, klang er zerknirscht. Innerlich zerrissen und zugleich frustriert fuhr er fort: „Zudem gefährdet das meinen Plan noch weiter!“

Agasa hatte verstanden. Er kannte Yusakus Plan für seinen Sohn und er wusste auch das Shinichi so pflegeleicht er im Allgemeinen immer gewesen war, so anstrengend war er wenn es ihm schlecht ging und oder er krank war. Er sah das Yusaku diese kräfteraubenden Auseinandersetzungen mit seinem Sohn nicht mehr wollte.

Yusaku selbst merkte wie sehr die Situation mit Shinichi an ihm zerrte. Ihm war das langsam alles zu viel. Am liebsten hätte er alles hingeschmissen und wäre sich abwendend vor der Situation davon gelaufen. Aber wenn er weg war- Yukiko konnte er das schlecht überlassen. Die kam ja nicht mal mit sich selbst und ihrem Leben klar. Wie sollte sie da für den bockigen und liebeskranken Teenager, der sein Sohn nun einmal war, fertig werden? Und jetzt auch Ai oder genauergesagt Shiho! Bei der er ein ähnliches Dilemma befürchtete. Jetzt war er auch noch in diese Angelegenheit hineingezogen worden, die nun wirklich nichts mit ihm zu tun hatte. Ebenso wie dieser dumme Streit zwischen Kazuha und Heiji oder die ständigen lautstarken Zänkereien zwischen Eri und Rans Vater....

„Komm“, seufzte er kurz: „Lass uns weg fliegen. Wir nehmen uns eine Auszeit.“ Wohlwissend, dass er es sowieso nicht tun würde. Aber wenn das Alles endlich überstanden war, dann… ja dann würde er machen das er hier wegkam. Erst einmal Urlaub machen. Irgendwo ausspannen und Kickchen, die würde er mitnehmen. Er würde seinen ersten Urlaub machen mit seiner Enkeltochter, jawohl!, dachte er sich… Nur mussten alle erst einmal unbeschadet bis dahin kommen. Am besten ohne der Organisation unbewusst in die Hände zu spielen.

Die beiden tauschten einen vielsagenden Blick.
 

Gin, sowie Wodka wie noch zwei weitere von seinen Gefolgsleute waren über diesen sich am gestrigen Abend ereigneten „Vorfall“, wie der Informant es bezeichnet hatte noch am selbigen spät am Abend über den in von Liebeskummer geplagten inspektor in Kenntnis gesetzt worden.

Gin, dem längst klar war, dass Shiho durch das Gift geschrumpft und noch am Leben gut vor ihm versteckt lebte, gedachte diesen Umstand für sich und zum Zwecke der Organisation zu nutzen. Er freute sich jetzt schon diebisch darüber die verräterische Shiho, wie er pflegte sie zu nennen, ans Messer zu liefern. Wenn er es gut anstellte, so würde er, wenn er Glück hatte, freie Hand bei ihrer Exekution bekommen und könnte sie persönlich erledigen und ihre alte Rechnung miteinander begleichen. Wenn er sie nicht bekam, dann sollte sie keiner bekommen!!

Ein triumphierendes, hinterlistiges Lächeln hatte seine Lippen umspielt, als er sich die Schilderungen seines Spitzels in Morddezernatsuniform, gelassen seine Zigarette rauchend, angehört hatte. Er meinte: „Nur zu. Lass es so geschehen, dann wird ihr Schmerz von dieser Welt zu scheiden nur verschlimmert“, war er von diesen Gendanken und dem daraus resultierenden Detail mehr als nur angetan: „Bleib auf Position“, hatte er nur knapp, aber mit schneidender Stimme befohlen, bevor er den jungen Mann mit einer Handbewegung gestattete hatte sich zu entfernen.
 

Auf Wodkas Frage hin: „Aber ist es den in Ordnung?“, der etwas unsicher auf den verliebten Inspektor und dessen gute Ermittlerfähigkeiten anspielte, antwortete er nur: „Sicher! Lassen wir Inspektor Ninzaburo Shiratori, 26 Jahre nur kommen. Soll Shiho die Zeit genießen, die sie mit ihm verbringt. Er wird der letzte Mann sein, dessen Zuneigung sie auf dieser Welt noch bekommen wird, bevor ich sie samt ihm in die Hölle schicke!“

Damit war auch für Wodka die kleine Wendung ihres Planes klar.

„Wer liebt der leidet, wer unglücklich liebt der leidet mehr.“ Es war nur ein Flüstern auf den Lippen des blonden Teufels, welches sich zitiert werdend wie der sich dahin windende Rauch der roten Glut in den Raum hinaus geblasen schlängelte: Das sich nicht nur alleine auf Shiho, sondern auch auf ihren Freund den Detektiv bezog. Und der Überlegenheit dessen Vaters Yusakus Kudo zeigte er sich sicher. Immerhin war er es der jenem allein durch seinen größeren Wissenstand zum jetzigen Zeitpunkt weit überlegen war. Und Gin würde sicherstellen, dass dies auch noch lange so bleiben würde. Was er Wodka noch einmal mit einem kühlen Lächeln und vergnügten Augen versicherte. Sodass, dieser diesen Punkt erst gar nicht erneut in Frage zu stellen brauchte.
 

Beim Professor
 

Yusaku ging mit Agasa noch einmal seine Überlegungen durch: "Also bleibt es dabei. Machen wir es wie wir es besprochen haben?", versicherte er sich bei seinem Freund, der ihn missmutig ansah.

"Es wird ihr nicht gefallen", war der Erfinder betrübt.

"Hast du einen besseren Vorschlag", schaute Yusaku ihn sozusagen von Vater zu "Vater" an.

"Nein", räumte er ein.

"Also bist du damit einverstanden?"

Er nickte.

"In Ordung", Yusaku stand, sich mit den Händen abstützend, etwas schwerfällig auf: "Dann werde ich jetzt zu ihr gehen!" Kaum hatte er das gesagt war er nun entschlossen.

Der Professor sah ihm betroffen nach, als er die Türe öffnete.
 

Die Treppe heruner gegangen sah er sie. Sie beugte sich gerade herunter zu Tadashi, der wach in seinem Bettchen lag und sie angelächelt hatte: „Komm her mein Kleiner“, sagte sie liebevoll zu ihm. Als sie sich mit ihm auf dem Arm umdrehte, um nach oben zu gehen, blieb sie stehen. Sie hatte ihn gesehen.

„Lass uns reden“, meinte er.

„Können wir das oben besprechen?“, fragte sie ihn: „Ich muss Tadashi Frühstück machen“, wollte sie sich um ihn kümmern. Sie wollte an ihm vorbei.

„Nein“, entgegnete ihr Yusaku zwar freundlich, jedoch machte er deutlich, dass es ihm ernst damit war: „Es ist wichtig. Setz dich bitte“, ging er an ihr vorbei weiter in ihr Zimmer hinein: "Ich denke, dass es besser ist es hier zu besprechen."

etwas widerwillig kam sie seiner Bitte oder vielmehr seiner Aufforderung nach. Sie setzte sich mit dem Kind auf ihren Schreibtischstuhl: „Ist es wegen dem Gegenmittel oder wegen Shinichi?“ Sie war sich sicher, dass es sich nur um eines dieser beiden Themen handeln konnte. Denn es ging immer darum.

Nur nicht heute. Desto irritierter war sie, als er den Kopf schüttelte: „Nein.“

„Um was geht es dann?“, fragte sie nach.

„Es geht um dich“, antwortete er ruhig.

Sie begann die Stirn zu runzeln: „Um mich?“, wiederholte sie. Was wollte er von ihr? Irgendwie fand sie ihn komisch. Auch wenn sie nicht genau benennen konnte warum. Irgendetwas an seiner Art wie er vor ihr stand gab ihr zu denken. Als er dann auch noch anfing zu reden wurde ihr beim zuhören seiner Worte mulmig.

„Möglicherweise haben wir ein Problem. Je nachdem wie du dich entscheidest“, hatte er eröffnet.
 

Er setzte sich mit einem überaus ernsten Gesichtsausdruckes ihr gegenüber: „Ich weiß nicht, ob du es gestern Abend bemerkt hast“, holte er zur Erklärung etwas aus und zum anderen, um noch einmal selbst für einen Moment zu überdenken, ob er es so wie er es sich überlegt hatte sagen wollte. Er entschied sich, sie durch einen Blick abgeschätzt, bei seiner Umsetzung zu bleiben: „Shiratori kam mit einer Bitte zu mir“, legte er seine Karten offen.

„Shiratori?“, wiederholte sie ungläubig und verwirrt.

Wie er genaht hatte, hatte sie nichts von dem Gespräch der Männer mitbekommen: „Ich weiß das ihr in einem Verhältnis zueinander steht“, führte Yusaku weiter aus: „Er hat mich gebeten ihm bei der Suche nach dir zu unterstützen. Um genau zu sein hat er mich sogar beauftragt als Detektiv für ihn tätig zu werden.“
 

Die kleine Shiho wurde blass.

Für einen, wenn auch nur sehr kurzen Augenblick konnte er beobachten wie ihr ihre Gesichtszüge entglitten. Sie war so perplex, dass sie Tadashi, der auf ihrem Schoß etwas zu strampeln begonnen hatte, weil er runter wollte, auf den Boden sinken ließ. Vergnügt machte sich der Kleine wackeligen Schrittes auf den Weg zu Yusaku.

Bevor dieser ihn nebenbei auf seinen Schoß nahm, holte er aus seinem Jackett die Covere hervor: „Hier“, kam er auf sie zu und drückte diese ihr in die Hand, sodass sie keine Möglichkeit hatte abzulehnen.
 

Sie sah entsetzt von ihm auf die Briefe und von diesen wieder entsetzt zu ihm.

„Ich weiß, dass du sie Heiji gegeben hast und ich habe gesehen, dass du sie nicht einmal geöffnet hast. Was mich zu der Annahme führt, dass du aus einem bestimmten Grund nicht weiter darauf eingehen wolltest“, sagte er ruhig. Sein Ton zeugte durchaus von Nachsicht und Verständnis: „Nur es ist so“, machte er weiter: „Die Geister, die man ruft verfolgen einen solange, bis man sich ihnen stellt. Das weißt du doch?“, sah er sie eindringlich an: „Warum hast du ihm nicht geantwortet?“, wollte er sie jetzt zu Wort kommen lassen. Er wartete ihre Antwort ab. Auch wenn er glaubte sie bereits zu kennen.
 

Doch sie war sprachlos. Wie konnte es sein, dass er diese Briefe hatte? Es gab neben ihr nur eine einzige Person, die davon Kenntnis hatte. Als ihr klar wurde, dass er sie verraten haben musste, stieg eine ungeheure Wut in ihr auf. Aber nur für einen Moment, denn sie wurde auf den Boden der Tatsachen zurück geholt.

Yusaku hatte seine Frage wiederholt.

Ratlos wusste sie nicht was sie antworten sollte. Sie reagierte wütend: „Ich möchte nicht darüber reden“, wiegelte sie aufgebrachter als sie wollte ab.

Doch wie von ihr befürchtet ließ Yusaku das nicht durchgehen. Für ihn war es nur eine Bestätigung seines Verdachtes. Denn wenn er sich irrte. Warum reagierte sie dann so?
 

Stur funkelte sie ihn an. Es war zu dumm. Genau damit hatte er gerechnet und er hatte Erfahrung. Sie hatte keine Chance gegen ihn, denn er nagelte sie fest: „Du weißt was er für dich empfindet. Und du empfindest auch etwas für ihn, habe ich recht?“ Er sah ihr in die Augen, fragte sie ganz direkt: „Liebst du ihn?“

Ihr Schweigen und ihr abruptes Abbrechen des Blickkontaktes war Antwort genug. „Shiho, sieh mich an!“, forderte er sie auf: „Liebst du ihn? Antworte mir“, verlangte er, dass sie dazu Stellung nahm.
 

Sie hatte plötzlich Tränen in den Augen: „Und wenn schon“, versuchte sie diese zu unterdrücken. Doch sie konnte nicht verhindern, dass er mitbekam wie die Konfrontation sie aufwühlte. Lange hatte sie ihre Gefühle tief im hintersten Winkel ihres Herzens verdrängt und gedacht, dass sie längst keine Rolle mehr spielen würden. Sie hatte sämtliche von ihm geschriebenen Briefe konsequent ignoriert. Sie war überfordert. Ihre unterdrückten Gefühle nicht zulassen wollend reagierte sie bockig.

Yusaku, der dieses Verhalten mehr als gut kannte, hatte verstanden: „Es beruht also auf Gegenseitigkeit“, schlussfolgerte er gelassen: „Das erleichtert die Sache.“
 

„Was?“, die geschrumpfte Shiho war fassungslos. War das etwa sein ernst? Hatte er wirklich vor, was sie jetzt dacht? Zu ihrem Schrecken musste sie auch sogleich feststellen, dass sie richtig lag. Genau mit dem was sie befürchte hatte kam er nun um die Ecke: „Dann solltest du so fair sein und mit ihm darüber sprechen, meinst du nicht!?“, visierte er sie mit seinem Blick.

„Nein“, war sie strikt dagegen. Sie war aufgesprungen.

„Glaub mir es liegt ihm sehr viel an dir. Er hat bis jetzt jeden Stein nach dir umgegraben. Und er ist fest entschlossen weiter nach dir zu suchen.“

„Das müssen wir verhindern“, appellierte sie in Panik an ihn.

„Tut mir leid“, legte er erneut die Fakten hin: „Das kann ich nicht. Er wird nicht aufgeben dich zu suchen. Ganz gleich, ob ich ihn unterstütze oder nicht. Nur das musst du einsehen“, appellierte er seinerseits absolut eindringlich und entschieden an sie: „Ohne mich bringt er sich über kurz oder lang in Schwierigkeiten. Er ist nicht dumm, Shiho. Was ist, wenn er in die falschen Kreise gerät?“ Er ließ keinen Zweifel daran, dass er die Organisation meinte oder das auffliegen ihrer Identität: „Denk bitte darüber nach. Ich treffe mich heute Abend mit ihm. Bis dahin warte ich deine Entscheidung ab. Ich kann dir nur raten, dass Gespräch mit ihm zu suchen oder seine Briefe zu beantworten.“

Das gesagt stand er ihr sein Ultimatum gestellt auf: „Andernfalls werde ich tun was ich selbst für richtig halte.“

Er ließ ihr gegenüber offen was er darunter verstand: „Und noch etwas“, drehte er sich am Treppenaufsatz noch einmal zu ihr um: „Du musst dir über dich selbst und deine eigenen Gefühle klar werden, bevor du eine Entscheidung treffen kannst. Willst du seine Gefühle erwidern?“, stellte er diese Möglichkeit, so unmöglich deren Umsetzung in ihren Ohren für sie auch klang, offen in den Raum.
 

Zurückgelassen stand die kleine Shiho noch eine Weile da. Wütend war sie auf ihn und auf Heiji. Am liebsten hätte sie ihn in diesem Moment verprügelt. Sie sah ihr Handy auf dem Tisch liegen. Es in die Hand genommen folgen ihre Finger über die Tasten. Sie drückte auf absenden. Wutentbrannt schmiss sie das Handy gegen die Wand und warf die Umschläge, die sich unweigerlich um sie rum niederließen, auf den Boden fallen.

Sich bemühend zu sammeln rang sie nach Luft. Sie nahm Tadashi auf den Arm.

Sich ihrer Gefühle nicht stellen wollend, blieb sie mit dem Kind von Shiratoris Hinterlassenschaften umringt auf der Stelle wie angewurzelt stehen.
 

Agasa, welcher nervös oben hatte abwarten müssen, stand sofort fragenden Gesichtsausdruckes auf: „Und? Wie hat sie reagiert?“, überfiel er seinen Freund.

„Wie wir erwartet haben. Er ist ihr keineswegs egal. Wir können nur hoffen, dass sie in dem Punkt schneller ist als Shinichi. Wie dem auch sei“, ging er sich seine Jacke überziehen: „Wir telefonieren. Ich werde jetzt erst mal nach ihm sehen“, verabschiedete er sich vom Professor.

Dieser wusste auch ohne, dass dessen Name genannt wurde, wer gemeint war.

„Und noch etwas“, blieb er noch in der Tür stehen: „Lass sie jetzt schmollen. Sie braucht Ruhe. Gib ihr die Chance, die sie verdient und die Zeit zu begreifen“, bekam er von seinem guten Freund den Rat. Auch wenn es ihm schwer fiel. Gerade weil er wusste was für seine kleine Mitbewohnerin damit auf dem Spiel stand, beherzigte er Yusakus Vorschlag.

Teenager waren eben nun einmal Teenager… Damit mussten sie als reife Erwachsene, die sie nun einmal waren, beide zu Recht kommen und wenn es noch so schwer fiel. Bei all der Sorge um die „Kinder, die ihnen die Welt bedeuteten.

Agasa hatte sich im Leben schon lange nicht mehr so hilflos gefühlt. Er konnte Yusaku besser verstehen denn je. Denn auch er fühlte der kleinen Shiho gegenüber wie ein Vater…

Jahresende

Vertraue dem Menschen, der drei Dinge an dir bemerkt: Den Kummer hinter deinem Lächeln, die Liebe hinter deinem Zorn und den Grund deines Schweigens.

(Verfasser unbekannt)

Wenn du dich mies fühlst und bezweifelst, dass es je wieder besser werden kann - bei Gott ist Hoffnung für dich!

Unversöhnlichkeit tut uns mehr weh als anderen. Tu dir selbst einen Gefallen - vergib! -Joyce
 


 

Freitagmittag, 29.Dezember
 

Zuhause angekommen sah Yusaku nach seinem Sohn: „Hier“, hielt ihm freundlich ein Glas Wasser mit Erkältungssaft hin. Zudem legte er eine Packung Taschentücher in greifbare Nähe.

Ohne zu widersprechen trank jener aus und gab es zurück.
 

Die Treppe hoch hatte er Eri vorhin gesehen gehabt, die auf dem Sofa sitzend eingeschlafen war. Ihr Sohn war bei ihr.

Er war wach. Zufrieden schaute der kleine Junge Yusaku nun an.

Behutsam und ohne die erschöpfte Mutter zu wecken nahm er das kleine Baby behutsam hoch, um es mitzunehmen.
 

Es war an der Zeit fürs Mittagessen. Akamaru auf dem Arm gebetet begann er mit der freien Hand vorzubereiten.

Er hatte noch nicht lange den Herd an, als Ran zu ihm in die Küche kam: „Hm, du hast gekocht“, klatschte sie freudig in die Hände.

Er wusste, wie sehr sie es liebte, wenn er für sie kochte. Liebe geht durch den Magen, so hoffte er auch bei seinem Sohn mit einer Hühnerbrühe Erfolg zu haben, welche er zusätzlich nur für Shinichi kochte.

„Ist die für Conan?“, hatte Ran diese gesehen.

Er nickte.

„Wie geht es ihm?“, fragte sie mitfühlend.

„Er ist okay“, bekam sie als oberflächliche Antwort. Yukikos Mann hoffte, dass das stimmte.

Ran hatte eher an seine Stimmung gedacht. Sie wollte sich gerne wieder mit ihm vertragen hielt es aber für klüger, damit zu warten, bis seine Laune besser war. Wohingegen Yusaku mehr an dem Gesundheitszustand seines Sohnes interessiert war. Er hatte sich in diesem Moment Sorgen gemacht, da sie ihn unwissentlich an die bald anstehenden Untersuchungen erinnert hatte. Er hoffte, dass Shinichis Erkältung ihm nicht in die Quere kam und Hiroshige es wirklich gelingen würde das alles in die Wege zu leiten. Er war froh, als er für einen Moment so darüber nachdachte, dass er von Glück reden konnte, dass der Mediziner auch noch Chefarzt und Stationsleiter war. Sonst wäre es wohl noch um einiges komplizierter oder gar unmöglich geworden.
 

Ran hatte nicht so leise gesprochen. Eri durch die Stimmen im Nebenraum und die guten Gerüche, die ihr in die Nase stiegen, geweckt worden merkte, dass ihr Baby nicht mehr bei ihr war.

„Akamaru?“, schaute sie sich erschrocken um.

In die Küche gekommen entdeckte sie ihren kleinen Schatz in seiner Wippe. Erleichtert kam sie auf ihn zu.
 

„Du hast gekocht!?“, stellte auch sie wie ihre Tochter erfreut fest.

„Ja. Ich bin gleich so weit“, bekam er mit dem Rücken das Wasser vom Reis abschüttend den anerkennenden Blick von ihr nicht mit. Er hatte wohl Rücksicht auf sie genommen, denn eigentlich hatte sie kochen wollen.

Ohne, dass er es merkte oder ihre Tochter, die ihm half es mitbekam, hatte Eri ihn mit verliebtem Blick angesehen. Über sich selbst schockiert und verwundert zuckte sie leicht zusammen, als die Beiden sich zu ihr umdrehten und sie von ihm gebeten wurde den Topf mit der Gemüsebeilage anzunehmen und auf dem Tisch anzustellen.

Hoffentlich hatte er nichts mitbekommen setzte sie sich neben ihre Tochter, als auch er sich hinsetze. Nervös ließ sie sich von Ran die Kelle angeben. Versucht sich nichts anmerken zu lassen begann auch sie zu essen. Einen flüchtigen Blick auf ihn geworfen schaute sie schnell auf ihre Schale zurück.

Er hingegen war zu sehr in seine eigenen Gedanken vertieft, um davon Notiz zu nehmen.
 

„Warst du heute Morgen schon bei Tunis?“, fragte Ran ihn.

„Ich muss das noch erledigen“, gab er ihr Antwort: „Du möchtest, dass ich dich mitnehme. Darum fragst du.“

„Ja“, erwiderte sie seinen Blick. Sie freute sich: „Ich hatte schon befürchtet ich hätte verschlafen und du wärst ohne mich gefahren.“

„Nein“, entgegnete er: „Nur zieh dich warm an. Du wirst mit mir das Auto frei kratzen müssen. Es ist sehr kalt.“ Er stand auf.

„Keine Angst. Ich bin nicht aus Zucker“, scherzte sie vergnügt.

Yukikos Mann war rüber zum Herd gegangen. Suppe auf einen Teller gefüllt sagte er: „Das habe ich auch nicht angenommen.“

Er ging.
 

„Irgendwie ist er heute komisch. Findest du nicht auch?“, hatte sie sich wundernd an ihre Mutter gewandt: „Mama!?“

„Was hast du gesagt?“

Ran merkte, dass ihre Mutter ihr gar nicht zu gehört hatte: „Das Yusaku komisch ist“, wiederholte sie verwirrt und etwas eingeschnappt, dass Eri ihr kein Gehör geschenkt hatte.

„Mag sein“, antwortete sie ihrer Tochter wortkarg: „Tut mir leid. Ich bin geschafft“, redete sie sich mit der Fürsorge um Akamaru raus. Ihn aus dem Sitz genommen ging auch sie nach oben.

Yusaku kurz, durch die nur zu dreiviertelgeschlossene Zimmertüre, gesehen ging sie eilig in ihr Schlafzimmer, um das Kind hinzulegen.
 

Yusakus seinerseits war überrascht bis verwundert darüber. Shinichi hatte die Suppe angenommen. Er aß sie ganz auf und das ohne, dass er auf ihn hätte einreden müssen. Das kannte er gar nicht von seinem Sohn.

Sein Vater hatte Recht. Er hatte keinen Hunger, aber er wusste, dass er etwas Essen musste. Es wurde von ihm erwartet und er wollte sich nicht dagegen auflehnen. Er wusste, dass er es sollte, also tat er es.

Rücksichtsvoll zog Yusaku sich zurück. Er wusste sein Sohn brauchte Ruhe.

Die Suppe und heißer Tee hatten ihn von innen heraus gewärmt. Er spürte die Wärme der angestellten Heizung, welche sein Vater extra für ihn auf Maximum gestellt hatte.

Dafür war er dankbar. Er fror nicht mehr. Er hatte sich, nachdem er sich die laufende Nase mehrmals hatte putzen müssen, wieder zugedeckt.

Die Decke nun bis nach ganz oben gezogen dämmerte er wohlig warm und müde in den Schlaf.
 

Yusaku machte sich beim Anziehen seines Mantels Gedanken über heute Abend, als

Ran an ihm vorbei vor nach unten lief. Sie freute sich auf die Pferde. Holmes und Queen angeleint öffnete sie die Haustüre.

Yusaku nicht so schnell wie sie, stellte den Kragen hoch und zog den Schal darum, bevor auch er mit dem Schlüsselbund in der Hand raus kam.

„Brr“, stand die zukünftige Mami zitternd neben dem Wagen auf der Auffahrt: „Du hast wirklich recht. Es ist eiskalt.“

„Sag ich doch“, meinte er ihr einen zweiten Kratzer in die Hand gedrückt. Ihr angedeutet, dass sie auf dieser Seite arbeiten sollte, ging er herum und begann auf der anderen Seite zu kratzen.

Holmes und Queen liefen wieder rein.

„Wie es aussieht wollen sie nicht mit“, stellte Ran fest.

„Ja, da hast du recht“, fand auch er und lachte.

Yusaku fühlte sich besser. Ihre unbefangene, unbeschwerte schon fast kindliche Art lenkte ab. Zusammen mit ihr die Scheiben endlich frei freute er sich, wie sie, auf den vorgewärmten Innenraum des Wagens.
 

Auf dem Polizeipräsidium
 

Er machte Pause. Es war nicht viel zu tun. Um genau zu sein war es tot langweilig. Die Uhrzeit auf seinem Handy gesehen, hatte Heiji festgestellt das er eine SMS bekommen hatte, welche nur die beiden Worte „Arschloch“ und „Verräter“ enthielt. Auch ohne auf den Absender zu schauen wusste er von wem es war. Das war genau das was er befürchtet hatte. Sie war stinksauer auf ihn und sein Tag damit gelaufen. Seine Stimmung die schon den ganzen Vormittag nicht gut gewesen war erreichte ihren vorläufigen Tiefpunkt. Deprimiert legte er das tragbare Telefon vor sich auf den Tisch.
 

Kazuha hatte ihn heute, seit der Sache in der Küche, nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ihr selbst war der Unterschied an seinem Verhalten weiterhin nicht aufgefallen. Es war mittlerweile nichts Neues mehr für sie, wenn er wenn sie einen Raum betrat sein Ding durchzog und entweder den Raum verließ, wenn er konnte oder sich von ihr weg setze oder wenn das auch nicht möglich war sie keines Blickes würdigte.

Heute hatte er es wieder getan. Ihre Wege hatten sich bisher zweimal gekreuzt und jedes Mal hätte sie heulen können und wie immer versetzte es ihr mehr als nur einen verletzten Stich im Herz. Sie ahnte nicht, dass es Heiji jetzt auf einmal wieder ganz genauso ging.
 

Irgendwo ärgerte er sich auch darüber, dass seine Mauer, die er so gründlich aufgebaut hatte in der letzten Nacht Risse bekommen hatten. Risse, die zwar fein aber immerhin so tief waren, dass er sie nicht einfach ohne weiteres ignorieren konnte. Es war ihm bei beiden Malen, wie schon zuvor in der Küche heute Morgen, ergangen.

Er musste sich insgeheim eingestehen, dass er immer noch weit mehr für sie empfand, als er sich eingestehen wollte. Das Fühlen dieses Gefühls und das auch gleichzeitige Wissen darum hatte ihn seither nicht mehr losgelassen. Regelrecht hilflos hatte er wahrhaben müssen, dass die Liebe wieder von ihm Besitz ergriffen hatte. Er hatte hinnehmen müssen was sein Freund noch erfolgreich verdrängte: Das er seine Freundin liebte.

Es hatte auch ihm jedes Mal weh getan sie zu sehen. Anderes als früher ging er ihr nicht mehr aus dem Weg, um sie zu ignorieren, das gelang ihm nicht, sondern er hatte sich Rah gemacht, um sich nicht stellen zu müssen. Auch wenn er feststellen musste, dass er vor seinen Gefühlen nicht weglaufen konnte. So versuchte er doch entschieden sich, um sie weiterhin zu schützen, sich nichts anmerken zu lassen.

Zunächst war er etwas besorgt gewesen sie hätte seine aufkommenden Gefühle erkennen können. Doch seit ungefähr einer halben Stunde hatte er sich diesbezüglich beruhigt.

Die Situationen im Nachhinein noch einmal Revue passieren gelassen, war er sicher das sie es nicht wusste. Doch auch wenn diese Feststellung ihn erleichtert hatte, weil er dadurch sicher war, dass sie nicht versuchen würde ihn zu erweichen. Blieb das schale Gefühl nichts sagen zu können und überließ ihm allein seinem Liebeskummer.
 

Jetzt wo er immer noch vor seinem Handy saß vermischten sich seine unerfüllte Sehnsucht mit den Gefühlen sich wie ein Verräter zu fühlen und der Traurigkeit der Gewissheit dass Ai sauer auf ihn war. Wenn er Pech hatte, dann würde sie lange nicht mehr mit ihm sprechen.

Heiji seufzte schwer. Er musste weiter machen. Er hatte sich den Tag wirklich anderes gewünscht, dachte er bekümmert. Er wusste, dass er sich jetzt nicht hängen lassen konnte das musste er sich für heute Abend aufheben.

Mit diesem Wissen riss er sich zusammen und kehrte zu seiner, ihn leider auch nicht ablenkender, Arbeit zurück.
 

Bei Agasa
 

Der Nachmittag zog ins Land.

Immer angespannter hoffte der Professor darauf seine kleine Mitbewohnerin oben zu sehen. Doch wie erwartet und er befürchtet hatte kam sie nicht. Besorgt war er mehrmals versucht einfach zu ihr runter zu gehen…

Doch so schwer es ihm fiel… Er rief sich die Worte seines Freundes ins Gedächtnis.

Er fand das Yusaku recht hatte. Er durfte sie nicht bedrängen und so blieb dem sonst so pfiffigen Tüftler nichts anderes als weiterhin abzuwarten in der Hoffnung, dass sie von selbst kommen würde…
 

In ihrem Zimmer saß die geschrumpfte Shiho derweil immer noch vor den nicht geöffneten Briefen, die wild verstreut um sie herum lagen. Ihre Wut und ihr Ärger hatten sich mittlerweile verflüchtigt. Immer noch ratlos wusste sie beim besten Willen nicht was sie machen sollte. Auf keinen Fall wollte sie das Yusaku sich heute Abend mit Shiratori traf, aber was sollte sie machen? Was sollte sie sagen?

„Verdammt!“, verfluchte sie laut ihre vertrackte Situation. Das durfte doch einfach nicht wahr sein!? Sie hatte doch fest daran geglaubt die Sache hinter sich gelassen zu haben? Sie und er hatten keine gemeinsame Zukunft. Warum überhaupt verschwendete sie wie damals kurz danach auch nur einen Gedanken daran?

Warum? Wieder stiegen ihr verzweifelt Tränen in die Augen. Sie hatte doch längst mit diesem Thema abgeschlossen.

Warum?

Warum, musste sie ihre Vergangenheit wieder einholen?
 

Hilflos saß sie da und tat nichts als zu weinen. Sie war zu aufgelöst um einen vernünftigen Gedanken, geschweige denn einen Plan zu entwerfen, wie sie vermeidlich dachte, dass Yusaku es von ihr erwartete.

„Arrgh!“, wischte sie die Briefe, welche direkt neben ihr langen, mit einer groben Handbewegung weiter von sich. Im Traum dachte sie nicht daran auch nur einen von ihnen zu öffnen oder gar zu lesen.
 

Der Junge, der noch immer in ihrer Nähe saß, erschreckte kurz. Dann aber ließ er ganz von seinem Spielzeug ab und kam zu ihr. Sie trösten wollend sagte er: „Dada“ und hob mit ungeschickten Fingerchen nach den Umschlägen.

„Ach, Tadashi“, zog sie ihn schluchzend an sich: „Was habe ich nur angerichtet? Was soll ich jetzt nur tun?“, fragte sie, wie als wenn das kleine Kind ihrer verstorbenen Freundin Antwort geben könnte.

Sie wünschte sich in diesem Moment sie und Akemi wären hier. Sie vermisste gerade jetzt ihre Schwester schmerzlich. Wie gerne hätte sie sich von ihr einen Rat geben lassen, aber das war ja nicht möglich: Akemi und auch seine Mutter. Sie waren tot! Getötet durch die Organisation.

Und ihr konnte jeder Zeit das gleiche Schicksal blühen. Wie jedem anderen auch, den sie zu nah an sich heran ließ.

Nein: Mit Shiratori Kontakt aufzunehmen war keine Option: Das durfte sie nicht!

Sie war zornig. Zornig und wütend auf Yusaku, dass er sie überhaupt in diese problematische Lage brachte. Er hätte Shiratoris Bitte einfach ablehnen sollen. Das wäre für Alle das Beste gewesen. Er spielte mit dem Feuer, wenn er nicht aufpasste, dachte sie: Und Heiji hätte auch nichts sagen dürfen! Erneut schaute sie das Kleinkind traurig an.
 

Heiji begegnete auch während des restlichen Nachmittags Kazuha noch einige Male ungewollt.

Und jedes Mal geriet er noch etwas mehr durcheinander. Immer wenn er glaubte sich gerade wieder im Griff zu haben, tauchte sie wieder vor ihm auf oder er kam bei ihr aus. Es war wie verflucht und verhext ärgerte er sich maßlos jedes Mal aufs Neue emotional darauf anzuspringen.

Wo verdammt nochmal war seine Sachlichkeit!?

Es war zum Verrückt werden raufte er sich, den Flur hinter einer Biegung gewechselt an die Wand gelehnt, aufgebracht sein schwarzes Haar.
 

Der kurze Ärger, welchen er wie die Male zu vor empfunden hatte, wich auch jetzt wieder der Einsamkeit sie zu vermissen und der Sehnsucht nach ihr.

Traurig geworden und niedereschlagen blieb er an der Wand gelehnt stehen.

Zu Takagi, der um die Ecke gekommen war und ihn verblüfft ansah, sagte er es sei nichts.

Noch bevor der liebenswürdige Beamte hatte genauer nachfragen können, war Heiji bereits aus seinem Blickfeld verschwunden.
 

„Was hat er nur?“, fragte Satos Mann sich.

„Bist du bereit?“, wurde er von Chiba, der einen Donat auch für ihn in der Hand hielt, angesprochen.

„Eh, ja!“, nahm er ihn dankend an.

Gemeinsam ging er mit seinem Freund nach draußen auf den Parkplatz. Immer noch dachte Takagi über das ausweichende Verhalten des Praktikanten nach.

„Was ist?“, wurde er von Chiba auf dem Weg zum Wagen erneut angesprochen.

„Nichts“, sagte er in sich hinein murmelnd: „Es ist wegen Heiji Hattori“, entschied er dann doch seinen Kollegen an seinen Überlegungen teilhaben zu lassen: „Irgendwie ist er heute den ganzen Tag schon wieder so komisch.“

„Wie meinst du das?“, fragte Chiba interessiert nach.

„Naja er ergreift jedes Mal die Flucht, wenn er Kazuha Toyama sieht und schaut einen so schuldbewusst an, wenn man nachfragt“, erinnerte sich der Kommissar an die beiden beobachten Situationen zurück. Er war gerade dabei gewesen, wie Heiji, Akten zu sortieren beziehungsweise zu bearbeiten, erinnerte er sich an den Vormittag zurück. Kazuha hatte sich an ihn gewandt etwas gefragt und Heiji hatte sich merkwürdig tief in seine Unterlagen vergraben.

„Die beiden haben halt immer noch Stress miteinander“, fand Chiba das weniger verwunderlich.

„Aber die beiden haben doch seit Wochen nicht mehr miteinander geredet, oder?“

„Stimmt“, räumte jetzt auch Takagis bester Freund und Kollege ein.

„Sie sind doch getrennt, oder?“, überlegte Satos Ehemann laut: „Oder sind sie wieder zusammen?“, schaute er Chiba an.

Dieser erwiderte seinen fragenden Blick.
 

„Sind Sie endlich so weit! Was trödeln Sie so herum?“, wurden sie plötzlich von hinten angeschnauzt.

Sofort drehten sich beide zu ihm um.

Shiratori sah sauer aus. Richtig sauer!

„Äh, ja!“, antwortete Takagi schnell.

„Na, Prima“, sagte der Mann mit den schwarzen Locken und überholte.

An ihnen vorbei war er es der ein Stück voraus bereits den Dienstwagen öffnete und einstieg.

„Und er ist auch schon wieder so gereizt!“, hatte Takagi immer noch neben Chiba diesem zugeflüstert, bevor jetzt auch er mit ihm einen Zahn zulegte.

„Ja, hoffentlich geht das heute nicht noch den ganzen Tag so“, war auch Chiba darüber nicht erfreut.
 

„Ich hoffe das dauert nicht allzu lange“, überlegte Takagi laut: „Miwako wartet sonst sicher mit dem Abendessen auf mich. Warum müssen wir überhaupt alle Drei dahin?“

„Woher soll ich das wissen?“, blaffte der Mann am Steuer ihn an: „Hauptsache wir kommen gleich gut voran. Ich will nämlich auch pünktlich Feierabend machen. Also strengen sie sich beide gefälligst an!“, starrte Shiratori ihn, sowie Chiba, der auf der Rückbank hatte Platz nehmen müssen, warnend an nicht herumzutrödeln.

Takagi und Chiba waren durch ihr Best-Freund-Ding und immer aufeinander hocken als auffallend langsam bekannt geworden seit Inspektorin Sato kaum noch im Außendienst tätig war. Hinter seinem Rücken wurde darüber getuschelt, dass ihm ihr Druck, dem sie ihm machte, im Nacken fehle.

Denn alle im Präsidium wussten es: Sie hatte das Sagen. Ob es seiner Frau nun gepasste hatte oder nicht für Schwangere war in erster Linie der Innendienst und damit verbunden der unliebsame Papierkram vorgesehen. Was der internen Leitung entsprach, welche auf Frauen in anderen Umständen besondere Rücksicht nahm gerade wenn es um den Umgang mit Tatverdächtigen ging. Schließlich könne man nicht hundertprozentig ausschließen, dass nicht einmal einer mit einem Messer auf sie losgehen könne, war ihr gerade jetzt, so kurz vor der anstehenden Geburt, noch einmal entschieden und verhältnismäßig deutlich Nähe gelegt worden.

Miwako war nichts anderes übrig geblieben, als sich nach intensivem aber kurzem Protest in ihre neue Stellung als schwangere Polizeibeamtin zu fügen. Was sie zwar störte und noch launischer aus Langeweile heraus, für ihren Mann schon fast unerträglich teilweise werden ließ. Wie froh war er diesbezüglich das es Yumi gab, die seine Frau regelmäßig überalles von und auf der Straße auf dem Laufen hielt. Ohne sie, so wusste Takagi, wäre er aufgeschmissen gewesen.

Neben Shiratori immer noch auf dem Beifahrersitz sitzend seufzte er still in sich hinein.
 

Shiho saß immer noch da. Sie wusste immer noch nicht was sie machen sollte. Traurigen Blickes auf Tadashi gerichtet, hatte sie sein strampeln registriert.

Er hatte zu quengeln begonnen.

„Ach ja, du hast Hunger. Ich wollte dir doch was wachen“, wischte sie, sein Gewicht auf ihrem Schoß verlagert, mit der nun freien Hand die Tränen aus dem Gesicht. Sich einen Ruck gebend wurde sie sich den Tatsachen wieder bewusst. Wie spät war es? Sie hatte die Zeit ganz vergessen. Schnell sprang sie auf und schaute auf die Uhr. Es war kurz nach 16 Uhr.

Sie wollte hochgehen. Doch blieb sie aufgestanden, zur hochführenden Treppe gesehen, wie angewurzelt stehen.

Sie konnte nicht. Nein sie konnte da jetzt nicht hoch gehen.

Verzweifelt schaute sie sich um. Erleichtert speiste sie Tadashi mit drei Glückskeksen ab, die sie noch von gestern Abend auf ihrem Schreibtisch übrig hatte. Erneut verunsichert blieb sie weiterhin an Ort und Stelle.
 

An der Waldlichtung zur Pferdepansion „UmaMo“ (=„PferdeWohl“)
 

Die Abenddämmerung war gerade dabei sich am Firmament abzuzeichnen, als Yusaku auf Tunis die Waldlichtung kurz vor den schneebedeckten Weiden erreichte.

Es war kälter als am Nachmittag geworden. Trotz der warmen Kleidung und der dicken Handschuhe froren seine Finger darunter.

Er schaute zurück.

Ran war dicht hinter ihm. Sie hatte sich seiner Stimmung angepasst. Wie er war sie still. Er drehte seinen Kopf wieder nach vorne, trieb sein Pferd kurz an.

Sie wusste, dass sie ihm folgen sollte. Im Gegensatz zu ihm war sie in sich selbst ausgleichen. Anders als bei ihm hatten die beschneiten Bäume um sie herum ihr Kraft gegeben und ihr geholfen ihre Gefühle Shinichi gegenüber zu kanalisieren. Sie fühlte sich wohl und war glücklich in diesem Moment. Wie bereits den ganzen Nachmittag über war sie vergnügt und in der Stimmung zu plaudern.

Die meiste Zeit hatte Yusaku ihr nur zugehört.

Wie auch jetzt war er für seine Verhältnisse ungewohnt wortkarg gewesen.

Nachdenklich holte sie zu ihm auf. Mit ihm zusammen erreichte sie die Ebene und zusammen brachten sie ihre Pferde in die Stallung.
 

Auch hier war es den Umständen entsprechend kalt. Die Luft war gut sichtbar bei jedem Atemzug von Pferd und Mensch.

Ran rieb sich ihre Hände: „Wie kalt“, sobald sie abgesessen hatte und bemühte sich diese durch Pusten etwas aufzuwärmen. Ihre Finger waren so steif geworden, dass sie sie kaum noch bewegen konnte.

„Ich habe dir gleich gesagt, dass es kalt ist“, tadelte Yusaku. Er wirkte gereizt auf sie. Ihm ging es ganz genauso. Seinen schweren Sattel von Tunis herunter gehoben kam er auf die Stute neben ihr zu, um auch ihr den Sattel abzunehmen.

„Was ist denn nur los mit dir?“, fragte sie ihn nun ganz unverblümt.

„Was soll mit mir los sein?“, fragte er auch diesen Sattel ablegend zurück.

„Na, du bist schon den ganzen Tag so komisch!“

„Ich bin nicht komisch“, meinte er zum Kopf von Tunis gegangen, um seinem tierischen Freund den Halfter zu entfernen.
 

Sein auffordernder Blick ließ auch sie mit der Tätigkeit bei ihrem Pferd beginnen.

„Doch das bist du!“, ließ Ran nicht locker: „Den ganzen Nachmittag hast du kaum etwas gesagt und auch heute Mittag schon warst du anderes als sonst. Was hast du?“, bot sie ihm ihr offenes Ohr an.

„Frag nicht so viel!“, reagierte er jedoch, wieder kurz angebunden, bereits das Futter auffüllend. Er klang ärgerlich: „Sei nicht so neugierig. Komm und sieh zu, dass wir fertig werden.“

Er hatte sich deutlich ausgedrückt. Ran machte hurtig, dass auch sie voran kam. Offensichtlich wollte er nicht darüber reden. Nun gut das musste und wollte Ran auch akzeptieren. Also verließ sie erneut schweigend mit ihm die Stallung. Dass sie durch seinen zu rauen Ton gekrängt war, ließ sie sich nicht anmerken.

Und da er in Gedanken bereits weit voraus war bemerkte er es seinerseits nicht.

Ohne, dass sie weiter miteinander sprachen, fuhren sie nachhause.
 

Ran dort abgesetzt gab Yusaku seinem Sohn zügig sein Abendessen. Erfreulicherweise aß der komplett auf und das auch noch schneller, als sein Vater damit gerechnet hatte.
 

Gerade dabei abzuräumen meldete sich sein Handy. Abgenommen hatte er, wie erwartet, den Professor am anderen Ende. Von ihm erfahren, dass Shiho wie schon eigentlich gedacht nichts hatte von sich hören lassen wechselten die beiden ein paar Sätze. Dann legte Yusaku sich noch eben verabschiedet auf.

Schnell ging er runter in die Küche, um auch sich ein Abendessen aufzuwärmen. Damit ging er auf sein Zimmer und schloss hinter sich die Türe. Er wollte alleine sein und noch mal wie bei einer Genrealprobe durchgehen was er vorhatte und zusagen gedachte.

Den ganzen Tag über waren Shiratori und Shiho immer wieder Teil seiner Gedanken mit denen er sich intensiv auseinander gesetzt hatte. Er war sich darüber bewusst, dass er sich weder einen Fehler leisten durfte noch wollte.
 

Heiji kam nachhause. Er war schnell den Weg vom Präsidium gelaufen. Die Straßen hatten geglitzert. Es hatte bereits leicht zu frieren begonnen. Die Luft roch nach weiterem Schnee. Für die Schönheit dieses Naturschauspiels hatte er keinen Blick gehabt. Zu groß war sein Wunsch gewesen sich von der Außenwelt zurückzuziehen und sich vor ihr zu verstecken.

Heilfroh schloss er die Zimmertüre hinter sich.
 

Tiefdurchatmend bemühte er, seinen kleinen Freund gesehen, seine Emotionen runter zu drücken. Wie auch jener entschied er sich in diesem Augenblick dafür es für sich zu behalten. Trotz seines schmerzhaften Vermissens und seiner Einsamkeit hatte er sich dazu entschlossen das stumme Spiel weiterdurchzuziehen.

Und Shinichi wollte er mit seinem Kummer am allerwenigsten belasten. Ging es ihm doch noch viel schlechter. Nicht ahnend, dass ihrer beider Unglücklichseins-Pegel sich aktuell auf fast gleichem Level befanden.

In stillschweigendem Übereinkommen nicht über ihre Gefühle zu reden schauten die zwei Detektive einander an, bevor auch Hattori sich ins gegenüberliegende Bett legte, um sich von den Strapazen des sich nichts anmerken Lassens zu erholen.

Er war innerlich erschöpft, aber weniger müde, als sein kleiner Freund.

Denn der schloss die Augen wieder. Warm unter seiner Decke war er schnell wieder fest eingeschlafen.

Heiji blieb nur das zuhören seiner Atemzüge und die Gewissheit, dass er endlich mit sich alleine war. Unbeobachtet von der Welt gab er endlich nach und weinte eine lautlose Träne.
 

Yusaku schaute auf die Uhr.

Er musste wirklich los: Chance vertan, Shiho, dachte er ärgerlich.

Er verließ sein Zimmer, zog sich erneut bestmöglich gegen den nun wirklich hereingebrochenen Winter gewappnet an. Der eiskalte Wind, welcher wesentlich leichter als der noch am Morgen gewesen war, aber nicht minder schneidend, ließ ihn erschauern.

Extrem froh darüber jetzt sein Auto benutzen zu können schloss er hinter sich die Haustüre. Auf die glatten Straßen achtgebend bahnte er sich seinen Weg durch den Feierabendverkehr.
 

Er traf den Inspektor am abgemachten Treffpunkt am Polizeirevier. Er hatte nicht lange auf Shiratori warten müssen, der abgehetzt vom Parkplatz her auf ihn zugeeilt kam.

Aus der Puste verbeugte er sich kurz vor dem Detektiv und begrüßte ihn: „Es tut mir außerordentlich leid, wenn Sie auf mich haben warten müssen. Ein Fall“, schnappte er kurz nach Luft: „kam mir dazwischen“, entschuldigte er sich vielmals.

Yusaku sah, dass es seinem Gegenüber mehr als unangenehm war: „Das macht doch nichts. Ich kenne das. Das kann Jedem passieren“, meinte er: „Also wollen wir? Ich weiß nicht wie es ihnen geht, aber wir sollten unser Gespräch an einem wärmeren Ort fortsetzen, finden Sie nicht auch?“

„Aber ja“, war junge Inspektor etwas verlegen: „Natürlich. Kommen Sie bitte mit.“

Ihn begleitet schloss er für ihn sein Büro auf und stellte Kaffee an. Gemeinsam setzten sie sich hinter verschlossenen Türen in dem ansonsten mittlerweile fast ganz leeren Polizeipräsidium zusammen.
 

Shiho, der plötzlich bewusst geworden war, dass es bereits nach 20 Uhr geworden war, sprang erschrocken wie von der Tarantel gestochen auf. So schnell ihre kindlichen Füße sie trugen rannte sie nach oben. Die Tür aufgerissen schaute sie sich panisch um.

Agasa, der sie gehört hatte, kam sofort auf seine aufgelöste Freundin zu.

„Wo ist er? Professor wir müssen ihn davon abhalten. Bitte, bitte halten sie ihn auf!“, flehte sie ihn unter Tränen an Yusaku abzuziehen.

Agasa versuchte es. Doch wie er befürchtet hatte und Ai es zugleich wie er begriff war es bereits zu spät.

„Er geht nicht an sein Handy“, konnte er ihr nur bedrückt mitteilen.

„Oh, bitte. Sie müssen es noch einmal versuchen, bitte!“, flehte sie ihn eindringlich und vollkommen verzweifelt an.

Er versuchte es.

„Oh, nein!“, begriff sie in sein Gesicht gesehen, dass sie keine Chance mehr hatte. Yusaku ging nicht ran.

Völlig aufgelöst ließ sie sich von ihm in den Arm nehmen. Mehr fiel Agasa nicht ein. Er wusste in diesem Moment überfordert, als alleinerziehender Ersatzvater nicht, was er anderes machen sollte, als sie aus erstem Impuls heraus festzuhalten.
 

Ausgesprochen müde kam Yusaku um kurz vor halb Zwölf heim.

Nach dem ausziehen seiner Wintermontur und einem mitgebrachten heißen Tee aus der Küche erreichte er endlich sein Zimmer. Endlich, schloss er erleichtert, sich mit dem Rücken an die Tür gelehnt.

Auf sein Handy gesehen sah er, dass er fünfmal insgesamt angerufen worden war und dass alle von seinem Freund waren.

Er rief zurück.

„Wie ist es gelaufen“, überschlug sich Agasas Stimme.

„In Ordnung.“ Er, der er wusste wie am anderen Ende gespannt auf sein Wissen gewartet wurde, gab Auskunft: „Wir haben uns geeinigt. Du kannst ihr ausrichten, dass ich es mache. Ich habe seinen Auftrag angenommen. Sie soll sich Gedanken dazu machen. Es war Shiratori zwar nur wenig recht, aber aufgrund der anstehenden Feiertage konnte ich ihn vorerst vertrösten. Bis dahin muss Shiho sich klar darüber sein, wie sie mit mir weiter vorgehen will. Sonst werden wir beide entscheiden, was wir für das Richtige halten.“

Die geschrumpfte Shiho, die viel zu besorgt war um schlafen zu können, hatte jedes Wort neben ihrem Mitbewohner und engstem Freund sitzend per Lautsprecher mitbekommen. Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie mit am Telefon saß.

Sie schluckte.

„Wie dem auch sei. Lass uns später weiter reden und erst mal darüber schlafen. Immerhin haben wir jetzt eine gute Woche Zeit uns darüber weiter den Kopf zu zerbrechen.“

„Ja, ist gut. Danke Yusaku. Ich wünsche dir auch eine gute Nacht“, legte auch der Professor auf.
 

31. Dezember (Samstag)
 

Die Stimmung im Haus war an diesem Vormittag sehr durchwachsen.

Vor allem Ran sah dem Jahreswechsel und dem damit verbundenen heutigen Silvesterabend relativ entspannt entgegen. Sie freute sich auf den Abend.

Am Morgen war sie vor dem Aufstehen für einige Minuten nachdenklich und traurig gewesen. Entschieden hatte sie sich einen Ruck gegeben und aufgehört das Bild von ihm, welches nach wie vor auf ihrem Schreibtisch stand, aus ihrer liegenden Position vom Bett aus anzusehen. Sie fasste sich ein Herz und sprang ihre beiden Füße auf dem Boden abgesetzt munter auf. Gefasst hatte sie beschlossen dem neuen Jahr positiv entgegen zu blicken. Sie vermisste Shinichi. Keine Frage. Aber er war nun mal auch nicht der einzige Mittelpunkt ihrer Welt. Sie hatte beschlossen sich nicht von dem Umstand, dass er aus ihrem Umfeld hinaus gegangen war, die Stimmung verderben zu lassen. Sie war fest entschlossen das Fest zu feiern, wie es eben fiel.

Entschieden machte sie sich auf den Weg, um sich im Bad fertig zu machen. Kazuha war bereits beim zusammenbinden ihrer Pferdeschwanzes, als sie zu ihr in den Raum kam. Gemeinsam machten sie sich fertig und gingen runter zum Frühstück.
 

Sie waren die einzigen Beiden, die sich zu Yusaku und Eri gesellt hatten. Während die echten Erwachsenen Ü30 noch die eine oder andere organisatorischen Frage klärten, freuten sich die Freundinnen. Wegen des großen Menschenauflaufs hatten sie entschieden heute Abend nicht zum Tempel zu gehen, sondern erst Morgen im Laufe des Tages, wenn der Andrang allmählich abnehmen würde. Eri wollte Akamaru mitnehmen und ihm diesen Rummel und auch die lauten Glocken nicht zumuten. Es reichte es sich heute Abend per Live-Übertragung im Fernsehen anzusehen. Yusaku war nicht so abergläubisch, dass er befürchtete, dass daran das ganze Wohl der Götter scheitern würde und befürwortete diese Entscheidung. Insgeheim hoffe er, dass seine Frau mit ihnen gehen würde. Mit seinem Sohn rechnete er aber, wenn er ehrlich war, ebenso wenig. Was ihn traurig stimmte. Ran und Kazuha zeigten ebenfalls Verständnis. Sie hatten beide nichts dagegen.

Heiji, der wesentlich früher als Kogoro gestern Abend zu Bett gegangen war, war zwar im Gegensatz zu dem schlafenden Detektiv schon auf, hatte aber jedoch kein Interesse daran dem gemeinsamen Frühstück beizuwohnen.

Er und Shinichi hatten sich entschieden später zu frühstücken. Sicher würde Yusaku ihnen etwas hoch bringen oder aber Heiji würde einfach später was aus der Küche holen.

Die beiden hatten einander angesehen. Sie waren sich einig. Ihnen war nicht nach reden zu mute. Beide zogen es vor, jeweils zwar zusammen in einem Zimmer doch jeder für sich auf seinem Bett, ihren eigenen Gedanken nachzuhängen.
 

Nach dem Frühstück hatten sich Ran und Kazuha ebenfalls in ihr Zimmer zurückgezogen. Doch im Gegensatz zu den Zwei neben an herrschte bei ihnen eine ausgelassene Stimmung. Kazuha, erst noch etwas traurig wegen Heiji, hatte sich schnell von ihrer Freundin und den anderen anstecken und ablenken lassen. Bereits um 10:05 Uhr saß sie neben Aoko auf ihrem Bett. Ran hatte auf ihrem Platz für Sonoko gemacht. Die Vier hatten sich noch für den Morgen verabredet gehabt, bevor jeder an seiner eigenen Familienfeier teilnehmen würde.

Albern blödelten sie hinter verschlossener Tür vergnügt.

Das „laute Gackern“, wie Heiji sich genervt gegenüber seinem Freund ausdrückte war bis auf den Flur, auf dem er jetzt mit Kaito stand, zu hören. Die Oberschüler hatten entschieden, aus Rücksicht auf ihren Freund, nach draußen zu gehen. Mit den Hunden machten sie sich auf den Weg in den Park.
 

Während Yusaku sein Pflichtprogramm, heute mal komplett alleine, bei Tunis abhandelte, dachte seine Frau alleine traurig an ihren Mann.

Er hingegen hatte keine Zeit sich lange an den Stallungen aufzuhalten. Denn er hatte noch etwas vor.
 

Ganz anders hingegen Eri, die gerade, als er wieder kam, damit beschäftigt war noch den ein oder anderen kleinen Krimskrams wegzuräumen. Mürrisch nahm sie ihren Mann zur Kenntnis, der erst jetzt um kurz nach 14 Uhr mal unten auftauchte.

„Ist noch Kaffee da?“, fragte er gähnend.

„Sieh in der Kanne nach“, pflaumte sie ihn an. Hingenommen wie er sich einen einschüttete und damit noch immer nicht ganz wach ein weiteres Mal gähnend auf den Balkon zum Rauchen begab, nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf. Wo sonst, schüttelte sie über ihn den Kopf.

Sie ärgerte es, dass er mal wieder gestern Abend alles hatte herumliegen lassen. Die nun ordentlich gefaltete Zeitung ließ sie neben den Sessel auf den Beistelltisch fallen.

Bei der Küche hatte Yusaku ihr schon geholfen gestern Abend beim Vorkochen und auch noch heute Morgen Hilfe gehabt. Denn er war ihr wie die beiden Mädchen zur Hand gegangen. Aber das Selbe von Kogoro zu erwarten, war wohl zu viel verlangt, dachte sie: Wenn ich nur einen halb so guten Schlaf hätte wie er, dann wäre Akamaru längst verhungert, schnaufte sie das gedacht wütend. Wieder einmal, wie leider bereits des Öfteren in letzter Zeit, fragte sie sich, warum sie eigentlich zu ihm zurück gekommen war. Sie vermied es unbewusst jedoch allerdings sich diese Frage auch zu beantworten.

Sie ging nach oben um zu sehen, ob im Bad noch etwas zu machen war. Zwei Handgriffe später kümmerte sie sich um die noch nicht zusammengefaltete Wäsche in ihrem Schlafzimmer, bevor Akamaru zu weinen angefangen hatte und sie als Mutter ihr Tun unterbrach, um nach ihm zu sehen.
 

Auch sie hörte, ihren Sohn auf dem Arm beruhigend hin und her wiegend, ihre Tochter aus dem Lachen, durch ihre offen stehende Türe vom Flur her, heraus.

Goro kam gerade mautzend zu ihr ans Bett, um sich von ihr streicheln zu lassen.
 

Auch Shinichi, immer noch alleine in seinem Zimmer, kam nicht umhin die Ausgelassenheit mit anzuhören. Da er hatte niesen müssen und deswegen ein Taschentuch gebracht hatte, saß er nun etwas aufrecht immer noch in seinem Bett.

Sein Vater war tatsächlich hochgekommen um bei ihm wie gewohnt seinen „Kontrollbesuch“ abzustatten. Das letzte Drittel seiner Frühstücksportion hatte er immer noch hinter sich auf der Fensterbank stehen. Er war satt.
 

Erneut faltete er das Taschentuch in seiner Hand. Er nießte, wischte sich die Nase. Da er nicht alles los wurde, wollte er nach den Nasentropfen greifen. Doch öfter als 3x mal Tag durfte man das nicht. Scheiße, dachte er sich. Er musste noch warten.

Was seine Stimmung betraf, so saß er still vor sich hin. Er war müde und obwohl er überwiegend traurig war und seinem alten Ich nachtrauerte, riss er sich auf der anderen Seite bewusst zusammen. Den alten Shinichi gab es nicht mehr. Es brachte nichts um verschüttete Milch zu heulen, schob er seine Gefühle diesbezüglich konsequent an die Seite.

Im Grunde war es ihm egal. Im Grunde war ihm alles egal. Aber da war eine leise Stimme, die ihm sagte, dass er sich irgendwie mit Conan arrangieren musste. Rational wie er war sah er keinen Platz für Sentimentalitäten, die sein Innenleben nur weiter unnötig aufwühlten.

Es war nun einmal so wie es war und damit Basta! hatte er sich gerade gedacht, als das laute Lachen erneut an seine Ohren drang.
 

Er konnte Ran gut heraushören. Sie hatte offensichtlich Spaß! Schön für sie, wenn sie über ihn so leicht hinweg kam. Er dachte, dass er sich eigentlich für sie freuen sollte, dass sie sich weniger schwer tat als er sich mit der Trennung und der damit verbundenen neuen Situation abzufinden.

Doch er musste feststellen, dass dem nicht so war. Er empfand etwas ganz anderes: Er merkte wie er wütend auf sie war und er sich bei dem Gedanken ertappte wie er sich fragte, ob sie ihm tatsächlich so wenig bedeuten konnte.

Er war sauer. Sauer, dass sie ihn offensichtlich nicht mehr vermisste und er ihr scheinbar egal war. Wo im Gegenzug ihm das getrennt sein immer noch schwer fiel. Er sah sie ja nicht, da er seit dem er wieder hier war sein Bett geschweige denn sein Zimmer nicht verlassen hatte.

Trotzdem hören konnte und musste er ihre Stimme oft genug und jedes Mal tat es einfach nur weh. Wie konnte ihr das nur so leicht fallen? Tief in seinem Innersten verletze es ihn sehr, glaubte er so doch, dass sie ihn weniger vermisste, als er sie.
 

ca. 14:15 Uhr
 

Yusaku war nicht rein gegangen, als er seinen Wagen auf der Auffahrt geparkt hatte.

Er hatte die Haustüre aufgeschlossen, hatte aber nicht die Treppe hoch zu den Wohnräumen genommen, sondern war geradeaus durch den Flur in den großen Garten hinausgegangen.

Er hatte sich auf die Bank dem großen Baum gegenüber gesetzt. Er hatte bereits vor Tagen entschieden, dass er es genau hier machen wollte und nicht anderes wo. Nicht am Stall. Hier, so wusste er es ganz sicher, war alles am präsentesten. Es gab keine Ablenkung und genau das wollte er…

Seinen Mantel enger gezogen atmete er tief durch. Er schaute auf die weise Fläche vor sich bis hin zu dem braunen Stamm, dessen blätterlose, kahle Äste weit empor ragten und sich über einen weiten, im Sommer schattenspendenden, Radius gen Himmel erstreckten.

Den Wind empfand er als angenehmerer, als noch die Tage zuvor. Es war auch nicht mehr so bitter kalt, wenn es auch jetzt ungefähr nur 0 Grad waren.
 

Tief in sich gekehrt betrachtete er das Naturschauspiel das sich vor seinen Augen abspielte: Die Äste die leicht rauschten, die Schneeflocken.

Er spürte sie: Wie sie nicht nur um ihn herum auf der verschneiten Wiese niedergingen, sondern sich auch geradezu wie unbekümmert auf seinem Mantel sanft niederließen und augenblicklich zu schmelzen begannen.
 

Still und ganz für sich alleine saß er da. Ganz so wie er es gewollt hatte. Fern ab von seinen Mitmenschen, sogar von seinem treuen vierbeinigen Freund hatte er sich zurückgezogen, um sich ganz auf sich selbst zu besinnen.

Denn er wollte etwas erledigen, bevor die Glocken zu schlagen begannen. Er hatte es sich bereits vor Wochen fest vorgenommen und musste nun doch feststellen, dass er zu spät dran war. Das große Thema dem er sich stellte hieß: Vergebung.

Er hatte sich vorgenommen keinen Groll gegen Niemanden mehr zu hegen. Er wollte mit sich und der Welt Frieden schließen noch bevor Neujahr war. Er wusste, dass er dazu nicht mehr ganze 9 ½ Stunden Zeit hatte. Er hatte es sich fest vorgenommen: Hier nicht solange weg zu gehen, bis er es geschafft hatte. Er hatte sich fest vorgenommen zu vergeben und zu verzeihen.
 

Doch wo er nun so mit sich selbst alleine sich der Stille der Natur überließ und da saß spürte er tief in sich hinein. Er musste begreifen, dass er sich verschätzt hatte. Ihm wurde erst jetzt allmählich klar wie viel er eigentlich an negativen Gefühlen in sich hatte. Wie viel er eigentlich beiseitegeschoben, verdrängt hatte auch gerade nochmal in den letzten paar Tagen bis Wochen. Diese Erkenntnis traf ihn hart. Härter als er gerechnet hatte und heftiger als er erwartet hatte.

Sehr still geworden spürte er all seinen aufkommenden Schmerz, der sich von seinem Herzen her hoch bis hin zu seiner Kehle bahnte. Ganz bewusst stellte er sich seinen Gefühlen, seinem Schmerz, seinem Kummer, seiner Verzweiflung, seiner Sorge, seinen Befürchtungen und Ängsten und nicht zuletzt all seinem ganzen Zorn.

Er atmete erneut tief ein und dann wieder aus. Diesmal jedoch wesentlich deutlicher, als noch vorhin. Er war aufgewühlt. Es war mehr, als er auf Anhieb packen konnte.
 

Überfordert musste er alles wahrnehmen.

Das vergangene Jahr Revue passieren lassend, überkamen ihn die Tränen. Zuerst waren es nur vereinzelte, die sich bis hin zu einem Strom bahnten, an dessen Ende er wirklich weinte. Er weinte viel. Er weinte bitterlich. Er hatte das Gefühl sich am liebsten abwenden zu wollen und all das was er gerade empfand wieder runterzuschlucken. Einfach Alles wieder in eine imaginäre Schublade zu packen, fest zu verschließen und einfach weg zugehen: Doch das war nicht die Lösung. Yusaku wusste, wenn er das alte Jahr endgültig hinter sich lassen und die damit verbundenen negativen Gefühle überwinden wollte, dann würde er durch all Das jetzt hindurchgehen müssen und es gab keinen günstigeren Zeitrahmen dafür als jetzt.
 

Tief schniefend wischte er sich mit der Hand über die Augen und durchs Gesicht die Tränen ab. Nachdem er 15 Minuten nur geweint hatte, ebbte die Welle, welche ihn trotz aller Vorbereitungen doch so unerwartet überrollt hatte etwas ab.

Er verbrachte die nächsten Minuten weiterhin damit sich über sein Gefühlschaos klar zu werden und es allmählich Stückchen für Stückchen zu betrachten, zu ordnen und wahrzunehmen. Er ließ sich dabei viel Zeit. Er verblieb im jeweiligen in ihm aufsteigenden Gefühl, ließ es zu, sah es sich an und jedes Mal, wenn er spürte wie es nach einer Weile schwächer wurde ließ er es weiter zuziehen. Er ließ los, gab ab was ihn quälte.

Er ließ den Wind die restliche feuchte Spür auf seinem Gesicht trocknen.
 

Allmählich nach einer guten Stunde endlich merkte er, dass er ausgeglichener, dass er ruhiger wurde. Jetzt, erst jetzt kam er allmählich in die Lage emotionalen Abstand zu nehmen und die Begebenheiten ganz rational von Oben her zu betrachten. Er wandte die Technik an, die ihm in diesem Jahr noch einmal nahegelegt worden war: Er nahm Abstand von der eigenen Person und betrachtete sich einmal von außen…
 

Was war da? Da war die Fehlgeburt im März. Er hatte sein Kind verloren. Er war mit der Trauer darum alleine gewesen. Yukiko hatte sich von ihm distanziert. Er hatte mit ihr zusammen trauern wollen. Er war nicht an sie heran gekommen. Egal was er auch immer versucht hatte. Er war mit einem One-Night-Stand fremd gegangen. Auch das hatte ihm nichts gebracht. Yukiko hatte darauf nicht reagiert. Er hatte sich von ihr getrennt, eine Beziehung mit Ruth angefangen. Er hatte zusammen mit ihr eines Abends im Auto gesessen und sich mit ihr zusammen eingestanden, dass es das nicht war. Er hatte erneut versucht und erneut keinen Zugang zu seiner Frau gefunden.

Er liebte sie. Er hatte sie die ganze Zeit geliebt und auch wenn er jetzt nicht mal einen großen Sinn darin sah weiter an ihr festzuhängen… er liebte sie auch jetzt.

Er schaute kurz zum Schlafzimmerfenster hoch. Doch er sah sie nicht. Er dachte, wieder einmal wie töricht es doch von ihm war noch immer so verzweifelt auf eine Wiedervereinigung zu hoffen.

Warum musste sie diese Fehlgeburt haben?

Warum mussten sie ihr zweites Kind verlieren?

Warum musste ihre Beziehung daran zerbrechen?

Warum war ihnen beiden nicht vergönnt wenigstens gemeinsamem zu Trauern und den Schmerz dieses Verlustes zusammen zu verarbeiten?

Warum?

Er merkte wie die Wut über seinen ganzen Schmerz und seine Trauer, seine Verzweiflung sich wieder ihren Weg bahnte. Für einen Moment hatte er erneut Tränen in den Augen. Mit der Faust geballt neben sich auf die Sitzfläche schlagend kniff er fest die Augen zusammen, harte so aus bis er das Schlimmste überstanden hatte, bis er wieder ruhiger und klarer wurde.

Tief atmete er durch.

Es dauerte insgesamt 45 Minuten bis er in der Lage war das Gröbste loszulassen. Ganz wurde er den Schmerz nicht los. Ihm passte das nicht und er drohte nun deswegen wütend zu werden. Doch er konnte nichts gegen seine Gefühle tun. Sie waren nun einmal so wie sie waren. Das machte es aus: Sich so anzunehmen wie man war. Auch mit seinen Schattenseiten, seinen Fehlern, seinen Schwächen. Ach Herr Gott nochmal fluchte er zornig und doch im nächsten Moment fehlend: Gibt es denn wirklich nichts was ich unternehmen kann?

Warum musste er sie immer noch lieben?

Warum konnte und durfte er nicht wenigstens endgültig loslassen?

Warum, verdammt noch mal, musste jede Begegnung mit Yukiko aufs Neue so schmerzen? Es war, dass hatte er jedes Mal wieder deutlich gespürt, schlimmer geworden seit ein paar Wochen vor Weihnachten. Die letzten Tage war es so schlimm gewesen, dass er es nicht aushalten konnte und ihr einfach nur aus dem Weg gehen wollte. Das er wieder verstärkt daran gedachte, trotz Ran, Agasa, Tunis, Shinichi und Kickchen, alles was ihn hier hielt, zurück nach LA zu gehen. Oder sonst irgendwo hin. Hauptsache weit weg von all den schmerzhaften Erinnerungen.
 

Er hielt erneut bewusst inne. Er gab sein Bestes in sich Hinein zu spüren: Warum war das so? War es weil das Jahr zu Ende ging. War es zu dieser Jahreszeit einfach normal, dass alles Vergangene noch einmal wiederkehrte. War es so? Es musste wohl so sein.

Bevor er soweit war mit seiner Rückschau weiter zu machen, ließ er den vereinzelten Tränen die sich in seinen Augenwinkeln angesammelt hatten freien Lauf. Sie wollten geweint werden und so ließ er sie gewähren.
 

Dann war da Agasas Anruf gewesen, weswegen sie zurück nach Tokio gekommen waren. Shinichi ging es so schlecht. Nicht nur körperlich. Yusaku war wieder einmal erschreckt und entsetzt wie sehr auch sein Sohn sich verändert hatte.

Da war das Thema an das er auch hatte heran kommen wollen und mit dem er wie er jetzt überraschend feststellte am aller besten und schnellsten zurechtkam:

Sein Ärger darüber was die schwarze Organisation seinem Sohn angetan hatte hielt sich schnell in Grenzen. Ihnen zu verzeihen und zu vergeben viel ihm leicht. Sicher sie hatten bestimmt viel Schlimmes ihm Rahmen ihrer Kriminalität getan. Sie waren nicht nur kriminell, Erpresser, Mörder- sie hatten sogar versucht seine eigenes Kind zu ermorden. Wofür sie aber, wenn man es rein rational von außen betrachtete nicht verantwortlich waren, war wie Shinichi damit umging, dass er geschrumpft worden war und nun wahrscheinlich klein bleiben musste.

Denn so war es doch: Man konnte nicht ändern wie sich die Situation einem zeigte, aber man konnte immerhin entscheiden wie man damit umgehen wollte. Das fiel ihm ganz am Rande jetzt wieder ein. Okay… das galt auch für ihn selbst… auch wenn ihm das gerade nur bedingt weiterhalf.

Jedenfalls… Sie hatten versucht ihn zu ermorden ja. Aber es war ihnen nicht gelungen. Es war nicht so als hätten sie gesagt: Komm Shinichi beobachte unser Verbrechen, damit wir dich töten können. Nein! Im Gegenteil: Shinichi war unvorsichtig gewesen und im Grunde, wenn es die Organisation nicht gewesen wäre, dann hätte es genauso gut ein anderes Mal passieren können. Vielleicht wäre er tatsächlich einmal ermordet worden bei einer anderen Gelegenheit? Ungezügelte Neugier und generelle Unachtsamkeit waren jedes Detektivs größter Feind. Da machte er seinem Sohn, wenn er ehrlich war, keinen Vorwurf. Das hätte genauso gut jedem anderen passieren können. Auch ihm selbst.

Er schmunzelte zum ersten Mal kurz: Jede Situation hatte auch immer etwas Gutes, wie mal gesagt worden war und wenigstens an dieser Situation hatte er das Gute gefunden: Sein Sohn lebte! Und Leben war doch besser als Tod. Jedenfalls war das Yusakus Meinung zu diesem Sachverhalt. Auch wenn sein Sohn das offensichtlich gerade anderes sah. Das war eines der Probleme, die noch angegangen werden mussten. Aber hauptsachlich war das Shinichis Problem. Er hatte jetzt nicht auch noch die Kraft geschweige denn die Zeit auch noch Shinichis Gefühlschaos in Ordnung zu bringen. Sein eigenes war groß genug und solange er das nicht im Griff hatte, so wusste Yusaku, konnte er seinen Sohn auch nicht gut auffangen. Also …

Was Shinichi betraf, war es leichter. Warum war das so? Wahrscheinlich, weil Yusaku nicht selbst in allererster Instanz davon betroffen war. Im Gegensatz zu seiner eigenen engen Verstrickung seine Frau betreffend… Ja, so war es wohl.

Nüchtern seufzte er.
 

Yusaku schauderte es. Er schüttelte sich bei dem Gedanken. Er sammelte sich wieder: Und was das Gegenmittel betraf so betrachtete er die Angelegenheit weiter von außen: Vielleicht hatte der Vorfall mit dem Gegenmittel seinen Sohn tatsächlich einmal vor dem Tod durch andere Verbrecher, Mörder oder seine zu große Neugier bewahrt. Wäre es anderes gekommen. Hätte er seinen Sohn zu Grabe tragen müssen.

Yusaku anatmete erleichtert. Er war sehr froh, dass es so gekommen war…

Natürlich das Gegenmittel war nicht schön zu reden, sorgte es doch für so weitreichende Veränderungen. Vielleicht oder vielleicht sogar eher wahrscheinlich würde sein Sohn nie wieder seine ursprüngliche Größe zurückgewinnen. Doch dafür, so war Yusaku sich sicher, konnte es Lösungen geben. Was bitte war so schlimm daran, dass man es nicht lernen konnte damit zu leben. Wenn er so zurück dachte-

Oh, welches Glück er doch zweimal hatte. Nicht nur die Phase, nachdem er wieder geschrumpft war. Auch die schwere Operation hatte er überstanden. Von dem ganzen Zeitraum dazwischen nicht mal gesprochen.

Yusaku spürte die Erleichterung, auch wenn er sich zugleich sorgte. Er hatte in dem Mediziner einen Verbündeten gefunden und zusammen war vielleicht noch nicht alles verloren.

Oh, bitte… schickte er ein Stoßgebet gen Himmel: Lass Shinichi gesund sein. Bitte. Bitte lass uns nichts finden.

Die Angst fuhr ihm blitzschnell in die Glieder: Die panische Angst, dass sein Sohn letztlich doch noch den Nebenwirkungen beispielsweise durch entartete Tumorzellen erliegen könnte. Denn Gedanken konnte, nein wollte er auch nicht zulassen. Erneut schloss er ganz fest die Augen.
 

Er verharrte so, bis er diese Sorge für den Moment wieder in den Griff bekommen hatte. Selbst wenn sagte er sich, selbst wenn: Egal auch wenn das Schlimmste eintreten sollte. Er spürte in diesem Augenblick tief aus sich herauskommend die Kraft auch damit fertig zu werden.

Zum ersten Mal seit er hier draußen saß, erinnerte er sich an das was er bisher alles überstanden hatte und das machte ihm plötzlich großen Mut.

Zum ersten Mal spürte er jetzt endlich wonach er sich so lange gesehnt hatte, die Kraft das alles nicht nur auszuhalten. Sondern auch noch nicht aufzugeben. Weiter zu machen! Wenn er doch auch nur so viel Optimismus bei Yukiko wie bei Shinichi aufbringen könnte. Was würde ihm das Herz um so vieles leichter werden.
 

Kurz dachte er an Ai und Shiratori, an Heiji und Kazuha wenn sie es sich doch selbst nicht so schwer machen würden.

So wie Yukiko. Machte sie es sich selbst zu schwer? Wieder ertappte er sich bei dem Gedanken, dass er sich darüber Gedanken zu machen begann. Er rief sich zur Besinnung: Er war schließlich hier draußen um zu vergeben und mit sich selbst ins Reine zu kommen. Und es wurde wirklich langsam kälter wie er bemerkte. Er sah, dass es zu dämmern begann. Er hatte nicht mehr viel Zeit.

Es stand zwei zu eins für ihn: Der Organisation hatte er verziehen. Über Shinichis Gesundheitszustand konnte er auch weitestgehend Hinwegkommen. Er wusste, dass es noch Momente in Zukunft geben konnte, die ihn noch einmal umhauen und aus dem Gleichgewicht werfen konnten. Aber zumindest jetzt gerade war es in Ordnung für ihn nicht zu wissen wie es weiter gehen würde und einfach auf das Beste zu vertrauen.
 

Aber das mit Yukiko…

Damit fand er keinen Frieden. Für ihn war das Thema noch immer nicht erledigt. Obwohl er es so sehr wollte. Er konnte damit, so sehr er sich auch anstrengte, damit konnte er keinen Frieden finden. Mit der Fehlgeburt ja, aber nicht damit das es zwischen ihm und ihr endgültig und für immer aus sein sollte.

Es war nach wie vor so: Sie war immer noch die einzige Frau in seinem Herzen. Wie sollte eine andere sie jemals ersetzen?

Das tat weh, einfach nur weh, sich das so eingestehen zu müssen. Er versuchte sich gegen diese Gefühle aufzulehnen…

Doch er musste sich geschlagen geben. Das war zu schwer. Er hatte keine Chance.

Scheiße, dachte er zerknirscht die Arme reibend während er aufstand.

Es war wirklich an der Zeit jetzt rein zu gehen. Er hatte die Schnauze voll und ihm war einfach zu kalt.
 

Man kann wohl nicht alles auf einmal erreichen, dachte er sich in den wesentlich wärmeren Hausflur gekommen. Er gab auf und machte mit sich selbst aus an der Sache mit Yukiko dran zu bleiben. Irgendwie würde er auch das hinkriegen…

auch wenn er beim besten Willen noch nicht wusste wie das gehen sollte.

Aber auch das hielt er die Treppe nach oben genommen jetzt in diesem Moment fürs erste einfach mal aus. Auch wenn es ihm sehr schwer fiel. Es blieb ihm ja doch nichts anderes übrig.
 

Immer noch tief in Gedanken war er auf dem Weg in die Küche.

Doch soweit kam er nicht.

Etwas hatte ihn getroffen. Er drehte sich den Kopf haltend um.

Auf dem Boden sah er ein randvolles Etui. Von diesem hochgesehen erblickte er die Übeltäterin.

„Sag mal spinnst du?“, wurde er laut: „Weißt du, dass das weh getan hat!? Was verdammt noch mal“, fluchte er aufgebracht: „soll das?“

Es war Ran gewesen, die ihn jetzt geradezu gleichgültig ansah. Als wolle sie sagen: Pah, was ist das mein Problem?

Entrüstet sah er mit an, wie sie nur belanglos mit den Achseln zuckte.

„Ran!“, forderte er sie wütend auf dazu Stellung zu nehmen.

Sie hielt seinem Blick stand.

„Das hat weh getan“, wiederholte er.

„Ich weiß“, sagte sie dazu: „aber das musste sein“, verschränkte sie nun die Arme vor ihrem Bauch.

„Mich mit Stiften bewerfen? Wie alt bist du!? Und jetzt gib mir Antwort, sonst zieh ich dir die Ohren lang. Noch bist du keine Mutter, sondern nur ein Teenager. Ich bin der Erwachsene!“

„Ist das so!?“ Ihre Tonlage und Augen funkelten: „Dann solltest du dich vielleicht auch so benehmen. So passiv aggressiv wie du bist“, hielt sie ihm den Spiegel vor.

„Ich bin nicht passiv aggressiv. Ich bin überhaupt nicht aggressiv“, war er doch glatt irritiert über diese freche Aussage. So irritiert, dass sein Ärger etwas abebbte: „Wie kommst du darauf?“

„Denkst du das ich das nicht merke“, meinte sie: „Auch Teenager haben eine recht gute Wahrnehmung, weißt du“, machte sie ihm deutlich. Sie wandte sich ihrem Block zu, welchen sie wieder zur Hand nahm und sich mit einem Bein angewinkelt zu Recht setzte.
 

Yusaku war sprachlos. Kurz sammelte er sich. Er war gereizt. Zum einen weil es unten im Garten so emotional anstrengend gewesen war und zum anderen weil sie ihn jetzt auch noch beworfen hatte. Was dachte sie sich? „Ich bin nicht passiv aggressiv“, wiederholte er: „Nur Traurig. Aber du Fräulein hast ein Problem: Du bist aktiv aggressiv. Wirf das nächste Mal Kuscheltiere! Die sind weicher“, rieb Shinichis Vater sich den Kopf.

„Bestimmt nicht“, schnaufte sie empört. Ebenfalls hatte er ins Schwarze getroffen: „Selbst wenn“, räumte sie schnippisch ein: „Ich habe nicht mal genug davon.“

Die Zwei schwiegen einander an.
 

Ran schaute zu ihm auf. Sie hatte nun doch Mitleid mit ihm: „Anders kriegt man es ja nicht hin, dass du mit einem sprichst.“

„Was soll das?“, verstand er immer noch sauer nicht was sie meinte: „Erst heute Morgen habe ich mit dir gesprochen!“

So erklärte sie es ihm: „Heute Morgen vielleicht“, klang sie irgendwie traurig: „aber nicht mal da wirklich. Seit ein paar Tagen bist du schon so und ich wollte dir helfen. Aber was machst du? Du schnauzt mich an.“

„Ich habe dich nicht angeschnauzt.“

„Doch das hast du“, entgegnete sie ihm.

Yusakus Wut nahm bei ihren Worten weiter ab. Er machte ein paar Schritte auf sie zu und zeigte sich gesprächsbereit: „Wann soll ich das gemacht haben? Ich weiß nicht was du meinst.“

„Endlich“, nahm Ran es hin: „Na im Stall“, versuchte sie ihm auf die Sprünge zu helfen: „Ich habe nur versucht für dich da zu sein, aber du wolltest nichts davon wissen. Du hättest es netter sagen können. Deine Worte haben mich verletzt“, gab sie zu erkennen.

Jetzt erst verstand Shinichis Vater was sie meinte.

Er kam auf sie zu zur Couch: „Tut mir leid“, sagte er: „Das war mir nicht bewusst“, entschuldigte er sich bei ihr. Er setzte sich neben sie.

Sie jedoch war noch immer etwas gekränkt.

So erkannte er scherzend an, dass sie recht hatte: „Okay… das mit dem Etui war wohl nötig.“ Er wurde wieder ernst: „Danke Ran, es tut mir wirklich leid. Ich wollte wirklich nicht gemein zu dir sein.“

Kurz schaute sie ihn immer noch skeptisch an. Ehe sie ihn zurück anlächelte: „Ist gut.“
 

Für einen Moment Schwiegen die beiden nebeneinander.

„Du willst immer noch nicht darüber reden was dich bedrückt, stimmt`s?“, erriet sie und zeigte dafür Verständnis: „Es ist nur so“, räumte sie ein: „Du warst im letzten Jahr immer für dich da. Ich wollte das einfach zurück geben. Ich hab dich schließlich lieb“, sagte sie. Sie hatte Tränen in den Augen.

Er zog sie darauf näher zu sich heran, sodass sie ihren Kopf auf seine Schulter betten konnte: „Ich liebe dich auch“, ließ er sie wissen: „Aber dabei kannst du mir nicht helfen. Niemand kann das. Es ist alles was sich in diesem Jahr angesammelt hat. Das kann ich nur mit mir selbst ausmachen.“

„Du sagst aber falls du doch mal reden willst, okay?“, wies sie ihn darauf hin als er sie wieder losgelassen hatte.

„Na, klar“, drückte er sie fester an sich.
 

18:21 Uhr
 

Aus der Küche hatte er einen Tee für sie mitgebracht. Ihr diesen gereicht meinte er: „Du siehst aber auch nicht gerade glücklich aus.“

„Bin ich auch nicht“, stellte sie die dampfende Tasse beiseite und betrachtete den Block. Genauer gesagt die Karte, die darauf abgelegt war.

„Heute Morgen warst du doch noch ganz voller Vorfreude. Was hat sich geändert?“, bot er nun seinerseits sein Ohr an.

„Ich bin traurig geworden, weil ich nachdenklich wurde. Das hat sich geändert.“

Yusaku hatte es nicht sehen können. Jedoch hatte er eine bestimmte Vermutung: „Was hast du da? Eine Neujahrskarte?“

Sie nickte bedächtig und schwieg kurz: Mein Problem ist, dass ich nicht weiß was ich schreiben soll beziehungsweise, ob ich es überhaupt tun soll. Ach, ich sollte es lassen und außerdem sie kommt ja eh niemals noch rechtzeitig an“, frustriert warf sie den Block beiseite. Traurig schob sie sich mit der Hand den Pony hoch.

Yusaku wusste um wen es ging. Er trank einen Schluck: „Du willst Shinichi schreiben. Mach das, dann geht’s dir besser“, gab er ihr den weisen Rat.

„Meinst du? Aber sie kommt nicht an“, erwiderte sie niedergeschlagen.

„Du möchtest, dass sie ankommt?“, harkte er nach.

Sie war ehrlich: „Ja.“

„Dann schreib sie. Ich werde sicherstellen, dass sie ihn erreicht.“

„Aber es muss doch morgen sein, sonst bringt es doch kein Glück.“

„Auch das kann ich einrichten. Vertrau mir“, meinte er zuversichtlich.
 

Und während sie zunächst überfordert und ratlos vor dem Papier saß, konnte Yusaku es nicht fassen: Warum war er nicht selbst auf diese gute Idee gekommen? „Komm zu mir, wenn du fertig bist“, sprang er für sie überraschend plötzlich auf: „Hast du noch etwas von dem leicht rosa Papier, dass du neulich hattest?“, fragte er sie.

„Äh, ok“, war sie perplex: „Ja, klar! Hier“, gab sie ihm welches aus ihrem Block gezogen.

„Danke“, sagte er und verschwand.
 

Und während Ran ihre Zeilen an Shinichi schrieb, schrieb Yusaku seine. Er war vor ihr fertig, denn im Gegensatz zu ihr musste er nicht erst noch lange überlegen. Er wusste genau was er schreiben wollte. Er ließ es förmlich aus sich heraus sprudeln.

Fertig damit legte er die Karte gut weg.
 

Er kam wieder runter: „Hast du es?“

„Ja.“ Sie nickte. Die Karte ordentlich in den dazugehörigen Umschlag gesteckt, gab sie ihm den Brief.
 

18:37 Uhr
 

Heiji bekam einen Anruf von seiner Mutter, weil er Shinichi nicht wecken wollte, ging er vor die Tür.

Dummerweise wollte Kazuha nach unten.

„Was willst du?“ zischte er sie wütend an, als er ihren Blick auf sich bemerkte. Denn sie war traurig stehen geblieben.

„Nur nach Ran sehen, also hör auf mich anzumachen!“, wahrte sie ihre Contenance.

Im Gegensatz zu Heiji, der ihr mit dem gleichen unerfüllten Liebeswunsch, wie sie ihm eben zugeworfen hatte, dabei zusah, wie sie Ran entdeckte und zu ihr runter eilte.

„Heiji, ist alles in Ordnung. Heiji, hörst du mir zu? Heiji, du bist so still“, hatte seine Mutter bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Jetzt endlich hörte er wieder zu.

„Äh, ja… natürlich…klar“, wiegelte er schnellstmöglich ab.
 

Während Ran sich wieder etwas besser fühlte, fühlte Kazuha sich gleichfalls aus Liebeskummer umso mieser.

„Er wird auch im nächsten Jahr nicht mehr mit mir reden“, konnte sie nicht anders als zu heulen.

„Hey“, versuchte Ran sogleich sie zu trösten: „Das ist doch gar nicht gesagt. Du weißt doch was wir ausgemacht haben!?“

„Ja, aber das ist so schwer. Ich bin so hoffnungslos. Was Ran soll ich nur tun? Ich muss immer zu an ihn denken.“

Die zögerte kurz. Doch dann fasste sie sich ein Herz: „Du könnest ihm auch eine Neujahrskarte schreiben. Ich habe eine für Shinichi geschrieben. Es ist unwahrscheinlich, aber vielleicht erweicht das ihr stures Herz?“

Kazuha schniefte, wischte sich die Tränen weg: „Das ist extrem unwahrscheinlich.“

„Aber warum nicht. Versuch es. Bestimmt geht’s dir dann besser?“, appellierte die werdende Mami an ihre Freundin: „Mir jedenfalls hat es geholfen.“

„Wenn du meinst“, war Kazuha immer noch nicht überzeugt.

„Mein ich! Hier“, hielt Ran ihr darauf energisch ein Stück Tonkarton hin. Und so half sie Kazuha einen Text für Heiji zu formulieren.
 

19:27 Uhr
 

Kazuha und Ran waren fertig. Gemeinsam gingen sie in die Küche und nahmen die Knabbereien für den gemeinsamen Fernsehabend von Eri und Yusaku entgegen, welche von ihnen in die Schälchen gefüllt worden waren.

„Ich bin schon so aufgeregt. Ich hoffe es werden J-Myōji“, war Ran aufgekratzt. Sie hatte zu ihrer fröhlichen Stimmung vom Vormittag zurückgefunden.

„Oder Taigä“, warf Kazuha schell, neben ihr gehend, ein.

Yusaku lachte, neben Eri stehend, die Schranktüre schließend. Auch er fühlte sich gelöst seit er seine Neujahrskarte verfasst hatte.
 

„Na los, Mama: Jetzt schalt schon ein- Schnell, bevor es anfängt“, hörte er aufgeregt die Stimme, als letzter mit den Getränken vor dem Fernseher angekommen.

„Ja, Ran: Ich kann doch nicht hexen!“, suchte Eri den richtigen Sender und obwohl es für die beiden Jüngeren der eindeutig größere Höhepunkt war, gesellten sich auch die beiden Erwachsenen gut gelaunt dazu und schauten sich den Gesangswettstreit ebenfalls an.

„Will Kogoro sich das nicht ansehen“, war Yukikos Mann etwas verwundert. Schließlich nahm auch Yoko Okino teil. Auch in diesem Jahr war sie sogar eine der wahrscheinlichsten Favoritinnen des rot-weißen Gesangswettstreits.

„Er sieht es sich auf der Großleinwand an“, nahm seine Tochter einen Cracker.

„Na, wenn das so ist!“ Eri war anzusehen, dass sie sauer war.
 

Heiji hatte es eigentlich auch sehen wollen, aber mit Kazuha stundenlang in einem Raum? Nein, danke. Dann verzichtete er. Er zog es vor zu ihrem Leidwesen sich lieber weiter in seinem Zimmer mit Kopfhörern vor seinem Laptop zu verkriechen.

Während Kazuha und Ran von Kasai Taka schwärmten, räumte Yusaku auf Nachfrage ein, dass er Mamiko Okiayu interessanter fand.

Kurz hatte er einen Gedanken, den Ran sofort bemerkte: „Warum grinst du so.“

Sie hatte verstanden, dass er an was Unständiges gedacht hatte.

„Was?“, schaute er sie herausfordernd zurück an: „Was soll ich machen. Ich bin doch auch nur ein Mann. Also lass mich. Außerdem“, räumte er ein: „Es ist ihre Stimme. Die ist einfach einmalig schön“, schwärmte er von der Sängerin, die als nächstes ihren Auftritt haben sollte.

„Hast du für sie gestimmt“, wollte Ran wissen.

„Natürlich.“

„Hey, du bist gemein. Ich dachte du stimmst auch für uns.“

„Wer sagt, dass ich das tun muss“, warf er ihr schelmisch einen Handkuss zu.
 

21:49 Uhr
 

„Was hältst du von dem Ran?“, scherzte Yusaku sich auf den gerade eingebildeten rechten Frontmann beziehend: „Falls das mit Shinichi nichts so schnell wird.“

„Was?“, Eris Tochter schüttelte empört den Kopf: „Nein. Auf keinen Fall! Der ist doch viel zu alt.“

Er schaute zu Kazuha rüber.

„Nein, danke. Ich auch nicht.“

„Schade eigentlich. Ältere Männer sind viel reifer.“

„Yusaku!“, tadelte Eri ihn.

„Was denn?“, lachte er: „Ich mach doch nur Spaß“, stieß er mit seinem Glas leicht gegen ihres.
 

„Welche Sängerin würde dir gefallen?“, fragte Ran sie plötzlich.

„Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht“, antwortete ihre Mutter etwas spitz. Sie versuchte sich einen eifersüchtigen Blick auf Yusaku zu verkneifen.

Sie war innerlich aufgebracht, ließ sich aber weiter nichts anmerken. Außer, dass sie noch ruhiger wurde, als sie ohne hin schon war. Die Mädchen redeten viel zu viel dazwischen, sodass auch Yusaku keine Notiz davon genommen hatte und viel zu interessiert lieber den weiblichen Teeangertheorien Jungs betreffend lauschte. Wo er doch aus seinen Erfahrungen her wusste, dass es in Wirklichkeit doch anderes war, als sie es sich dachten.

„Ich werde nach Akamaru sehen“, stand sie auf.

Wie selbstverständlich entgegnete er ihr: „Nur zu.“

Eri verschwand aufgewühlt.
 


 

Yukiko ging es wie Heiji und ihrem Sohn. Auch sie hätte zu gerne am öffentlichen Leben teilgenommen. Doch auch bei ihr war die Unsicherheit zu groß.

Yusaku hatte sie es nicht wissen lassen, aber auch ihr war es ähnlich ergangen die letzten Wochen. Eigentlich wurde es von Tag zu Tag noch etwas schlimmer. Sie kam nicht auf die Idee. Doch auch ihr hätte es vieles erleichtern können, hätte sie auch eine Neujahrskarte an ihn geschrieben.
 

23:09 Uhr
 

Eri blieb oben bis sie: „Kommst du runter. Yusaku hat die Buchweizennudeln geholt“, von ihrer Tochter an die Tradition erinnert wurde. Ganz pflichtbewusste Japanerin begleitete sie Ran mit Akamaru auf dem Arm.

Heiji auch noch Bescheid gegeben, kamen die beiden nach unten.

Sie hatten sich bereits alle genommen, als auch Osakas Detektiv sich kurz blicken ließ.

Sich, möglichst ohne Kazuha zu sehen, von Shinichis Vater zwei Portionen geben lassend wollen, kam ihm dessen Freundin jedoch zuvor.

„Gib mir die Nudeln“, schob sie sich geradezu vor ihn: „Ich will sie Conan bringen. Ich will da noch was klären“, sagte sie an Yusaku gewandt.

„Ist gut“, gab er ihr die Schale.

Heiji wollte gehen. Der Vater seines Freundes konnte ihm ein: „Und denkt dran: Esst jede auf, sonst werdet ihr Unglück haben“, mahnend hinterherwerfen, bevor er nach der werdenden Mami entschwunden war.
 

Während Ran vorsichtig angeklopft hatte und dann auch ohne ein Herein einfach rein gekommen war, wartete Heiji notgedrungen vor fast verschlossener Türe.

Er ahnte, dass das jetzt nicht für seine Ohren bestimmt war. Er wollte weg. Aber wo hin sollte er gehen? Unten war Kazuha.

Ratlos ließ er den Vater seines Freundes an sich vorbei gehen. Der wollte zu seiner Frau. Da sie nicht auf Rans Klopfen und jetzt auch nicht auf seins reagierte, stellte er eine Schale vor ihre abgeschlossene Zimmertüre. Dann ging er wieder an ihm vorbei nach unten.
 

„Conan?“, hatte Ran begonnen. Kurz hatte sie ihren geschrumpften Freund unwissend nur angesehen. Er hatte ihren mitfühlenden Blick erst nicht erwidern wollen. Doch als sie hübsch wie eh und je auf ihn zu kam und ihn so gütig anlächelte, konnte er letztlich nichts anderes.

Er ließ es zu, dass sie zurückhaltend neben ihm Platz nahm. Sie hatte sich einfach so neben ihn aufs Bett gesetzt. Er brauchte einen Moment bis er das klar hatte.

„Conan, was immer auch zwischen uns vorgefallen ist“, sie sah ihn kurz schweigend an: „Ich werde nicht mehr davon anfangen. Wenn du nicht darüber sprechen willst, dann werde ich das respektieren“, sie zögerte: „aber… ich will auf keinen Fall im nächsten Jahr noch mit dir zerstritten sein. Ich hab dich doch lieb, Conan!“

Er zeigte keine echte Reaktion.

„Komm schon. Conan! Du kennst doch die Regel, dass man mit niemandem zerstritten ins nächste Jahr gehen soll- Also“, hielt sie ihm sehr höflich die für ihn mitgebrachten Nudeln hin.

Er nahm den Glücksbringer entgehen. „Ich hab dich auch lieb“, sagte er leise. Er konnte nicht anders, als ihren Blick zu erwidern.

„Oh, Conan“, beugte sie sich vor. Er ließ sich von ihr in den Arm nehmen, erwiderte sogar, wenn auch nur ganz leicht, ihre Umarmung.
 

Heiji fühlte sich schlecht. Traurig schaute er vom Geländer aus nach unten: auf Kazuha. Er zuckte kurz zusammen.

Überglücklich kehrte Ran nach unten zurück.

Kaum war sie an ihm vorbei freute Heiji sich endlich wieder in sein Zimmer zu können.

Er und Shinichi wechselten kein Wort. Er setzte sich ihm nur wieder gegenüber.
 

Kurz vor Mitternacht wurden die Gewinner des Gesangswettstreits bekannt gegeben. Dann war es soweit… die Liveübertragung zum Meiji-Schrein begann.

Erwartungsvoll und freudig lauschten die beiden Freundinnen, neben Yusaku und Eri den 108 Glockenschlägen. Es war einfach ein tolles Gefühl.

Absichtlich hatte Yusaku die Lautstärke so hoch gedreht, dass auch die anderen Bewohner des Hauses keine Chance hatte, diesen ehrfürchtigen Moment zu verpassen, der das neue Jahr in ganzer Pracht einläutete…

Auf Anfang

Wo ich auch stehe, du warst schon da. Wenn ich auch fliehe, du bist mir nah.

Was ich auch denke, du weißt es schon. Was ich auch fühle, du wirst verstehen.

Und ich danke dir, dass du mich kennst und trotzdem liebst.

(Albert Frey)
 

1. Januar (Neujahr kurz nach Mitternacht, Sonntagmorgen)
 

„Hurra!“

„Ran.“

„Kazuha. Wir sind in neuem Jahr“, fielen die Freundinnen sich um den Hals und auch Yusaku und Eri freuten sich.

Es war noch keine Minuten her seit dem Letzten der 108 Glockenschläge.

Ran ließ sich von ihrer Mutter ihren kleinen Bruder geben. Ausgiebig knuddelte sie ihn: „Hallo, herzlich willkommen“, küsste sie das Baby fröhlich auf den Schopf: „Das ist das erste Mal, dass du die Glocken gehört hast und du hattest überhaupt keine Angst“, freute sie das total: „Du bist soo mutig!“, drückte sie ihn glücklich fest an sich: „Ich habe dich so lieb“, übersäte seine Schwester ihn mit Küssen, während der Kleine sich das, wenn auch etwas überrumpelt, gefallen ließ.

Verfügt ließ Ran sich auch von ihrer Mutter und Yusaku kurz in den Arm nehmen.

Das war es also. So fühlte sich das neue Jahr an, dachte er für einen Moment, nachdem er die Umarmung gelöst hatte.

Kurz kam ihm Yukiko in den Sinn. Er hatte aber keine Gelegenheit über sie nachzudenken. Sehr gerne hätte er sie jetzt bei sich gehabt.

Ran, die seinen traurigen Blick gesehen hatte, hatte ihm schnell ein aufmunterndes Bussi auf die Wange gegeben. „Los, lasst uns unsere Geschenke überreichen“, wandte sie sich an ihre Mutter und ihre Freundin und somit wurde auch Yusaku wieder mit ins Geschehen mit einbezogen.

„Okay. Wer fängt an?“, wollte er, seine eigentlich gute Stimmung zurückbekommen, wissen.

„Hm“, Ran machte eine kleine, wenn auch überlegene, Pause: „Ich! Wartet. Ich bin sofort wieder da.“

Schell eilte sie übermütig mit Kazuha nach oben.
 

Heiji und Shinichi hörten die Beiden. Im Gegensatz zu ihnen war ihnen nicht zum Lachen.

Heiji stellte genervt seine Musik, die er immer noch über Kopfhörer hörte, wieder leiser. Yusaku war so mies gewesen, dass er, obwohl er auf volle Lautstärke aufgedreht hatte, trotzdem die Glockenschläge gehört hatte. Die Moralpredigt war angekommen!, dachte er frustriert. Er war angepisst.

Seinem geschrumpften Freund ging es nicht viel besser. Er hatte nicht mal Musik zum Übertönen gehabt. Erst hatte er die Glocken überhören wollen, war dann aber nicht umhin gekommen das Leuten, mit einer Mischung aus Gefühllosigkeit und das es ihn aufwühlte, hinzunehmen.

„Man“ brach es aus Heiji heraus, als er Kazuha mit Ran erneut lachen hörte: „Echt mal. Kriegt euch ein!“
 

Yusaku und Eri warteten geduldig bis Ran eine kleine Tüte ausgepackt hatte.

„Mama“, überrechte sie ihrer Mutter feierlich das Geschenk für sie.

„Und das hier ist für dich“, drückte sie Yusaku einen Tankgutschein in die Hände.

„Oh, danke“, freute ihre Mutter sich über Allzweckreiniger.

„Nützlich“, fand Yusaku seins amüsiert ebenfalls gelungen.

Er und Osakas Oberschülerin hatten die gleiche Idee gehabt. Ein drittes und viertes Paar Handschuhe.

„Vielen Dank“, freute sie sich sehr darüber. Auch sie war froh nun hoffentlich genug davon zu besitzen. Denn nach wie vor hatte sie ein Talent die kleinen, wärmenden Freunde zu verlegen.

Von ihrer Mutter bekam Ran einen schönen Strampelanzug, den bereits sie als Baby getragen hatte und nun an ihre Tochter weiterreichen sollte, überreicht.

„Oh, danke. Mama!“

Kazuha freute sich über den neusten Manga ihrer momentanen Lieblingsserie: „Cool! Danke, Ran.“

„Gern“, smielte sie ihre Freundin an: „Wenn du ihn durch hast, dann gib mir den, ja?“

„Klar!“

Noch einmal nahmen die Freundinnen sich in den Arm: „Es ist schön, dass du hier bist“, fand Ran beherzt.

„Ja, find ich auch“, antwortete Kazuha ihr.

Yusaku beobachtete die Szene mit Eri.

Als nächstes war Kazuha an der Reihe. Sie hatte für ihre Gastmutter Öl zum Braten gekauft und bei ihrem Gastvater hatte sie Geld dazu getan, um sich an dem Tankgutschein zu beteiligen.

Yusaku hatte ihr einen Behälter für ihre Haarbänder gekauft. Von Eri bekam Kazuha eine Mappe für ihre Schulunterlagen. Ihre Alte war ihr im letzen Monat gerissen.

Für Eri hatte Yusaku ein Rezeptbuch für amerikanische Süßspeisen erworben.

Sie freute sich sehr darüber. Mehr als sie insgeheim bereit war zuzugeben.

Verlegen hoffte sie, dass sie nicht errötete. Er hatte sich also daran erinnert, dachte sie. Vor zwei Monaten hatte er sich mal mit ihr über die amerikanische Küche unterhalten. Ihre Schüchternheit überspielt überreichte sie ihm Waschmittel. Sie hatte lange überlegt gehabt. Sie hatte ihm zunächst einen Füllfederhalter schenken wollen, aber befürchtet dieser könne zu persönlich rüberkommen. Sie wollte nicht, dass er ihre Schwärmerei für ihn bemerkte und da war ihr das mit dem Waschmittel noch in letzter Minute eingefallen. Er selbst hatte sie, vom Reitstall gekommen, daran erinnert, dass ihr bereits schon öfter aufgefallen war, dass er eine Begabung dafür hatte sich an der Seite seines Pferdes in Wald und Flur seine Reithosen zu beschmutzen.
 

1:22 Uhr
 

Die kleine gemütlich ausgefallene Familienfeier war vorbei. Nachdem sie zu viert nach dem Essen noch alles in die Küche gestellt hatten, löste die kleine Gruppe sich auf.

Während Ran und Kazuha sich zusammen, noch immer etwas aufgekratzt, fürs Schlafen fertig machten, ging auch Eri ins Schlafzimmer um den mittlerweile eingeschlafenen Akamaru hinzulegen.

Da auch sie müde war und wusste, dass es sich eh nicht lohnte noch auf Kogoro zu warten, legte sie sich verärgert darüber und zugleich durcheinander wegen Yusaku hin.

„Hier“, übergab der hingegen seinem Sohn die Neujahrskarte von Ran. Er reichte ihm noch einen zweiten Umschlag dazu. Auch Heiji bekam einen von ihm.

Beide waren mehr als überrascht.

Verdattert nahm der geschrumpfte Shinichi die Karte entgegen. „Danke“, sagte er knapp.

Sein Vater sagte sonst nichts weiter dazu. Einen kurzen Blick mit Heiji gewechselt ließ er die Teenager wieder alleine.
 

Auf dem Flur war er stehen geblieben. Sein Blick fiel auf das Schlafzimmer. Die Nudeln standen noch immer vor der Tür. Schnell ging er weiter in sein Zimmer.

Den Laptop angemacht beantwortete er die Neujahrsglückwunsche seiner Bekannten und Freunde. Ruthie, Andrew und Agasa hatten ihm auf dem Handy geschrieben.

Als er das erledigt hatte legte auch er sich, wenn auch etwas schwermütig geworden, schlafen.
 

Am Vormittag
 

Bei Ran und Kazuha schellte der Wecker. Es war ausgemacht worden, dass sie zusammen frühstücken und danach los zum Meiji-Tempel wollten. Also standen sie jetzt, wenn auch noch etwas müde, nach ein paar Minuten des gemütlichen Wachwerdens, auf.

„Ich weiß nicht“, zögerte Kazuha mehr als unsicher mit ihrer Freundin noch im Schlafanzug vor der Zimmertür nebenan stehend.

„Jetzt oder nie. Geb dir einen Ruck!“, drängte Ran sie ermutigend.

„Na gut“, sie tauschte einen Blick mit ihr: „Wenn du meinst“, schluckte sie, als sie die Karte für Heiji vorsichtig durch den Schlitz der Türe schob.
 

Schnell machte sie, dass sie mit Ran nach unten kam.

Sie waren überraschenderweise die Ersten. Ihre Mutter, sowie Yusaku kamen erst ca. 15 Minuten später.

Die beiden hatten sich bereits oben auf dem Flur getroffen, als Yusaku aus dem Zimmer seines Sohnes herausgekommen, fast über Goro gestolpert war. Was Eri sehr leid getan hatte, weswegen sie sich mit Akamaru verlegen an den Tisch setzte.
 

Heiji stutzte. Er hatte gewartet, bis er gehört hatte wie sie nach unten gegangen waren. Nun war auch er aufgestanden, um sich notgedrungen fertig zu machen. Denn er wusste, dass er den Tempelbesuch im Gegensatz zum Frühstück nur schlecht ausfallen lassen konnte. Er war einstimmig überstimmt worden. Also was sollte er schon machen?

Müde und immer noch sauer und traurig bückte er sich. Er hatte eine Neujahrskarte aufgehoben auf der ein Affe und das Schriftzeichen für Feuer abgebildet waren.

Er dachte erst die Karte sei für seinen Freund. Sich zu ihm umgedreht fiel ihm aber ein, dass das eigentlich nicht sein konnte. Rans Karte für ihn hatte Yusaku ihnen gebracht. Also von wem war sie dann. Einen Moment zögernd betrachtete er die Karte in seiner Hand. War sie? Sie konnte doch nur von… Kazuha sein, dachte er.

Er wollte die Pappe schon zerreißen, aber irgendwie war er dazu nicht fähig. In völligem Gefühlschaos las er was sie ihm geschrieben hatte, nachdem er die Karte geöffnet hatte:

Heiji,

ich weiß das du sauer und wütend auf mich bist und wahrscheinlich verdiene ich deine Ablehnung und eigentlich weiß ich auch gar nicht warum ich dir das überhaupt schreibe. Wahrscheinlich liest du das sowieso nicht.

Trotzdem! Du bist genauso ein Idiot. Ich habe oft genug versucht mich bei dir zu entschuldigen. Und ich sage es jetzt nochmal: Es tut mir wirklich sehr leid!

Bitte Heiji, glaub mir das. Ich weiß das ich dich nicht hätte unter Druck setzten sollen, aber bitte: Kannst du nicht auch mich verstehen?

Naja, jedenfalls sag ich dir: Egal wie oft du mich verletzt. Ich werde solange nicht aufgeben, bis du endlich wieder mit mir redest!

Es tut mir wirklich leid.

Ich vermisse dich, Heiji!

Bitte, ich möchte mich wieder mit dir vertragen.

PS: Ich verspreche auch mich nicht mehr in deine Angelegenheiten einzumischen.

Bitte, Heiji.
 

Unterschrieben: Kazuha.
 

Stark verunsichert und überfordert starrte er auf die Zeilen. Er war von ihren Worten so aus dem Konzept gebracht, dass er vergas aus dem Zimmer zu gehen.
 

Nach dem Essen putzten die Vier sich heraus. Traditionell in Kimonos gekleidet trafen die Teenager und Erwachsenen einander oben auf dem Flur.

„Heiji, komm du auch!“, forderte Yusaku ihn, sowie bei seiner Frau heftig an die Tür geklopft: „Yukiko!“, auf endlich auch heraus zu kommen. Sie waren schon spät dran.

Yukiko hatte bereits hinter der Türe gestanden. Die Augen fest zusammengekniffen wollte sie Yusaku nicht sehen: „Ich gehe später“, rief sie das leichte Zittern in ihrer Stimme unterdrückend: „Alleine!“, setzte sie noch eilig hinterher in der Hoffnung, dass er das durchgehen ließ.

Sie hatte Angst.

Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie feststellte, dass er sich dadurch von ihr hatte abspeisen lassen.

Ran mit Akamaru auf dem Arm, als auch Eri, mittlerweile neben ihrem Mann stehend, merkten wie enttäuscht er war. Auch wenn er es nach außen hin nicht anmerken ließ.

Immerhin hatte die Schale nicht mehr draußen gestanden, dachten Tochter und Mutter.

„Heiji!“, wurde Osakas Oberschüler erneut aufgefordert.

Widerwillig fügte er sich. Auch er hatte verstanden, dass es unter diesen Umständen nicht klug gewesen wäre Yusaku zu widersprechen.
 

Yusaku und er blieben plötzlich stehen.

Auch Ran und die anderen schauten den geschrumpften Shinichi verblüfft an.

„Conan!?“, konnte Ran es gar nicht fassen und auch sein Vater runzelte die Stirn. Auch er wollte etwas sagen.

„Ich komme mit“, sagte er leise neben seinen Vater getreten. Er wechselte einen Blick mit ihm. Seine Augen verrieten, dass er nicht darauf angesprochen werden wollte.

Endlich alle beisammen gingen sie runter und legten das Haus verlassen, überwiegend schweigend ihren eigenen Gedanken nachhängend, zu Fuß den Weg bis zum Meiji-Schrein zurück. Das Wetter war angenehm mild bei 4 °C. Die Wintersonne schien schwach durch die, am Himmel hängende, Wolkendecke.

Ran, wie auch Yusaku schlossen zwischenzeitlich kurz die Augen um die warmen Strahlen auf ihrer Haut im Gesicht zu genießen.
 

Während der Rest, ihrer Familie mit den anderen ihre Gebete sprachen, saß Yukiko am Fenster und schaute auf den blätterlosen Baum hinaus.

Wie Yusaku gestern fühlte auch sie sich bitterlich einsam. Sie vermisste ihren Mann auch gerade jetzt sehr.

Die Nudeln, die ein langes Leben versprechen sollten, hatte sie nicht angerührt. Sie standen immer noch da wo sie sie abgestellt hatte, an ihrer Seite des Bettes auf dem Nachttisch.
 

Gemeinsam betraten die drei Erwachsenen mit den Jüngeren den festlichen Platz.

Mehr oder weniger geduldig gewartet, bis sie an der Reihe waren warf Heiji, wie sein Freund neben ihm, seine Münzopfergabe bestehend zu 5 Yen in eine der extra dafür größeren als gewöhnlich aufgestellten Holzkiste.

Niedergeschlagen beobachtete er neben ihm, wie Kazuha schon fertig damit von Ran begleitet zu den Glücksbringern rüberging.

War klar, dass du da hin läufst, dachte er wie Shinichi in diesem Moment genau das gleiche. Insgeheim hofften beide inständig, dass die Glücksbringer in Form kleiner Äffchen etwas brachten. Selbst wenn ihr Verstand ihnen natürlich sagte, dass das eigentlich totaler Quatsch war.

Yusaku, der für sich alleine stand, da er seine Begleitung nicht hatte mitbringen können, bemerkte den Blick der beiden unglücklich verliebten Detektive. Ihm ging es nicht anders als den jungen Menschen nur einige Meter von ihm entfernt. Auch er wollte hoffen, dass es was nütze. Seine Stimmung hatte sich eigentlich gebessert. Nachdem er seine Gebete und sein Geld eingeworfen hatte war es ihm besser gegangen und er war zur Ruhe gekommen.

Nur jetzt kurz drohte seine Laune wieder in Trauer umzuschlagen, aber er riss sich schnell zusammen. Er hatte alles, auch das mit Yukiko, nach oben abgegeben und damit wollte er fest darauf vertrauen, dass Alles so ausgehen würde, wie es eben nun mal sollte. Er hatte den Göttern das Zepter überlassen. Er erinnerte sich: Man kann Menschen nicht verändern, aber man kann Gott bitten an ihnen zu arbeiten.

So beschäftigt bemerkte er seinerseits nicht den traurigen und zugleich heimlich sehnsüchtigen Blick von Eri, welche immer noch, mit Akamaru neben ihrem Mann, vor den kleinen Glocken stand.
 

„Seid ihr auch so weit“, gesellte Yusaku sich zu den Mädchen. Er hatte sich wieder gefangen.

Ran nickte: „Hier, der ist für dich!“, drückte sie Yusaku einen der kleinen Feuer-Affen in die Hand. Sie hatte auch für ihn einen mitgebracht.

Einen zweiten schenkte sie seinem Sohn: „Hier, Conan. Damit du im nächsten Jahr auch ganz viel Glück hast“, hatte sie sich freundlich zu ihm hinunter gebeugt.

Yusaku glaubte zu erkennen was sein Sohn diesen bekommen empfand und er hatte Recht.

Shinichi war gerührt und auch Yusaku überkam ein Gefühl des Gerührt-seins bei dem Anblick der beiden, wie sie da so etwas unbeholfen nebeneinander standen. Er fand, dass die Zwei richtig süß zusammen aussahen.

Ganz anderes Heiji und Kazuha, die es krampfhaft vermieden einander auch nur anzusehen.

Yusaku machte das traurig, wenn er sich auch freute, dass sein Sohn Ran wenigstes ansehen konnte. Auch wenn er bei genauerer Beobachtung bemerkte, dass auch er ihr dabei nicht in die Augen sah.

„Lasst uns gehen!“, hörte er Kogoro hinter sich: „Mir ist kalt“, brummte er und ging voraus.
 

Nicht nur er begann zu fieren. Den anderen erging es ebenso.

Umso glücklicher waren alle endlich wieder zuhause anzukommen.

Während Yusaku, Kogoro, Eri und die Mädchen sich bei einem Tee in der Küche aufwärmten wurde die Neujahrsuppe aufgewärmt.

Heiji und Shinichi kamen erst, als sie gerufen wurden.

Genüsslich verputze Ran wie die anderen die bereits tagezuvor vorbereiteten und zubereiteten Neujahrgerichte.
 

Heiji hatte sich gewollt so weit wie es eben ging von Kazuha entfernt hingesetzt.

Sie hatte das natürlich gemerkt. Jedoch wäre sie nur halb so traurig gewesen, hätte sie gewusst, dass ihm das Essen noch weniger Freude bereitete als ihr. Wie sie kaschierte er seine wahren Gefühle.

Er fühlte sich restlos mies. Wie schon oft, seitdem er die Neujahrskarte heute Morgen gefunden hatte, musste er wieder an ihre Zeilen denken. Wie schon vorhin war er erneut versucht reinen Tisch zu machen, aber auch jetzt biss er sich auf die Lippe.

Sich versehendlich auf die Zunge gebissen schluckte er den Bissen, der ihm wie ein Klos im Hals saß, runter. Er rief sich selbst patzig zur Ordnung. Er durfte nicht nachgeben. Und wenn sie mir Tausendmal schreibt, dachte er entschlossen sich nicht von ihr erweichen zu lassen.
 

Ganz anderes ging es seinem geschrumpften Freund.

Als Conan saß Shinichi nun genau neben Ran. Im Gegensatz zu seinem Freund hatte er ihre Nähe nicht vermieden. Aber auch ihm fiel es, wie sein Vater, der ihn nach wie vor beiläufig beobachtete, sichtlich schwer sich in seine jetzige Position als kleiner Junge zu fügen.

Er war nun nicht mehr Rans Freund, sondern nur noch der 7-jährige, der zufällig bei ihr wohnte. Sich damit abzufinden war zugleich schwer wie auch schmerzhaft.

Das Einzige was ihm blieb war die Gewissheit das er als Shinichi Ran nicht egal war, sondern das sie ihn immer noch liebte.

Auch wenn er ihre Liebe nicht erwidern konnte, gab ihm das doch eine Art Genugtuung.

Das Einzige was ihm blieb war seine Rolle zu akzeptieren.
 

2. Januar (Montagvormittag)
 

Heiji war verwirrt als er die Küche betrat.

Kazuhas Anblick hatte seine Gefühle für sie in Aufruhr gebracht. Er hatte in ihr entsetztes Gesicht gesehen.

Sie hatte mit Ran im Wohnzimmer ferngesehen und leider hatte sie ihn gesehen, bevor er hätte umdrehen können.

Sich nichts anmerken lassend war er die Treppe herunter, nach außen hin unterkühlt, an ihr vorbei gegangen.

Durcheinander setzte er den Wasserkocher für seinen Freund an.

Verdammt, ärgerte Heiji sich über sich selbst. Er befürchtete schon sie wäre ihm hinterher gerannt, um mit ihm zu sprechen. Er wollte nicht mit ihr reden. Was sollte er ihr sagen!? Wieder zusammenzukommen war indiskutabel.

Erleichtert stellte er fest, dass dem nicht so war.

Kazuha, den Tränen nah, war nach oben verschwunden.

Ran, die ihn kurz angesehen hatte folgte ihrer Freundin.

Sie hatte nicht sauer auf ihn ausgesehen. Immerhin hatte er ihre Freundin wieder erneut verletzt.

Ran jedoch hatte ihn nur betroffen angesehen. Sie hatte im Gegensatz zu ihrer Freundin die Tarnung durchschaut. Als Außenstehende war ihr kurz, bevor sie nach der gekränkten Kazuha gehen sah aufgefallen, dass er nicht ehrlich gewesen war. In seinem Blick war Liebe und Schmerz gewesen, als er mit angesehen hatte, wie sie weggerannt war.

Sie wusste, dass er ihre Tränen gesehen haben musste.

Warum unternimmt er nichts, fragte sie sich die Treppe hochlaufend.
 

Heiji atmete aus. Endlich waren sie weg und er allein.

An der Küchenzeile harrte er auf das Kochen des Wassers wartend aus. Während er das tat versuchte er seine Gefühle in den Griff zu bekommen. Warum, verdammt noch mal, schaffte sie es immer ihn aus dem Gleichgewicht zu werfen.

Seit dem Mittagessen gestern hatte er sich unten nicht mehr sehen lassen, war ihr aus dem Weg gegangen.

In seinem Zimmer hatte er neben Shinichi gesessen und versucht seine unterdrückten Gefühle für sie zu verdrängen und seinen Leibeskummer heruntergeschluckt. Immer noch zog er es vor sich niemandem anzuvertrauen. Er wollte vor allem Shinichi nicht damit belästigen.
 

Der Kocher war fertig.

Na endlich!, dachte er.

Dabei das Wasser in eine Kanne umzuschütten hörte er plötzlich Schritte. In der Befürchtung Kazuha wäre zurückgekommen, schüttete er sich erschrocken zusammengezuckt das heiße, kochende Wasser auf seine Handfläche.

Vor Schmerz aufgeschrien hatte er die Kanne auf den Boden fallen gelassen.

„Was ist…?“, war Yusaku es gewesen. Er war schnell ebenfalls in die Küche gekommen, um nachzuschauen, was passiert war.

Sofort packte er, den neben sich stehenden, Heiji am Arm und zog ihn zum Wasserhahn.

Während Heiji sich also die Hand kühlte unter kaltem Wasser, suchte Yusaku nach der Wundsalbe in der Schublade.

„Komm her“, forderte er ihn auf ihm zum Tisch zu folgen. Yusaku wollte sich die Hand ansehen.

Heiji verzog das Gesicht.

„Das sieht übel aus“, meinte Yusaku die Salbe vorsichtig auftragend: „Warte!“, meinte er.

Er ging nach unten vor das Haus. Aus dem Auto holte er den Erste-Hilfekasten. Er hatte keine Lust oben erst noch nach einem Verband zu suchen.

Er hatte die Situation von eben mitbekommen. Ran war ihm oben entgegen gekommen. Er hatte sie nicht fragen brauchen. Es war offensichtlich gewesen, dass sie wegen Kazuha aufgewühlt war und die wiederum logischerweise wegen Heiji.
 

Yusaku war es leid: „Also was war das eben?“, fragte er vorsichtig damit begonnen die verbrannte Haut zu verbinden.

Heiji antwortete nicht.

Yusaku ließ ihn. „Keine Angst ich sag schon nichts“, schaute er den Oberschüler kritisch an. Das Verbandsende mit einer Klammer befestigend meinte er: „Wenn das jetzt kein Zeichen war zum neuen Jahr...“

Er stand auf um zu gehen: „Nur eins noch: Sieh zu, dass du das endlich in Ordnung bringst“, gab er ihm den gut gemeinten ersatzväterlichen Rat. Er war nett gemeint, aber streng.

Zu streng für Heijis Geschmack, der noch aufgebracht und aufgewühlt zugleich in der Küche sitzen blieb.
 

Oben in seinem Zimmer saß Shinichi im Bett. Er hatte Heiji gebeten gehabt Tee zu machen. Ihm selbst war es zu anstrengend gewesen bis nach unten zu laufen. Außerdem… er wollte ungestört sein. Er las die Neujahrskarte von Ran noch einmal Zeile für Zeile aufmerksam durch:

Hallo, Shinichi.

Ich weiß nicht… ich denke, dass du sehr beschäftigt bist.

Deshalb will ich dich nicht belästigen.

Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich dir die Karte geschickt habe.

Trotz allem was zwischen uns vorgefallen ist:

Ich wollte dich wissen lassen, dass es sehr schön war für eine gewisse Zeit deine Freundin sein zu dürfen.

Ich habe die Zeit mir dir sehr geschätzt.

Ich weiß nicht warum du mit mir Schluss gemacht hast.
 

Sie hatte auf der nächsten Seite weiter geschrieben:

Du hast es mir nie erklärt, aber auch wenn es mir ehrlich gesagt sehr schwer fällt akzeptiere ich deine Entscheidung.

Ich bin sicher, dass ich dir nicht egal bin und du deine triftigen Beweggründe gehabt haben wirst… naja… ich danke dir für die schöne Zeit mit dir.

Ich möchte dir alles Gute wünschen.

Ich hoffe das ist okay für dich.

Ich würde mich freuen, wenn du dich mal bei mir melden würdest.
 

Er drehte die Karte um.

Sie hatte aus Platzmangel auf der Rückseite weiter geschrieben: Vielleicht können wir wenigstens befreundet bleiben?

Ich würde mich jedenfalls freuen von dir zu hören.

Aber natürlich, wenn du nicht möchtest, dann ist das auch okay.

Ich wollte dir auch nur kurz sagen, dass es Kickchen gut geht.
 

Erneut war er traurig und glücklich gerührt zugleich.

Er schaute auf, als Heiji reinkam.

Er legte die Karte neben dem Geldumschlag, den sein Vater ihm geschenkt hatte, schnell beiseite.
 

Oben erzählte Ran ihm später am Nachmittag auf dem Weg zur Auffahrt von ihrer erneuten Beobachtung: „Ich glaube, dass Heiji genauso leidet wie sie“, meinte sie ihm gegenüber.

„Das weiß ich und das schlimme ist: Er weiß es auch.“

„Du meinst also auch, dass das er sich verbrannt hat kein Zufall war.“

„Sicher nicht“, stieg er wie sie ins Auto ein: „Übrigens danke wegen dem Etui“, wechselte er das Thema.
 

Am Abend, als Ran wieder da war, klopfte es plötzlich an ihre Tür. Wie ihre Freundin schaute sie vom Manga lesen auf.

Kazuha war schwer enttäuscht.

Die werdende Mami hingegen überrascht.

„Hallo, Conan“, brachte sie ihn angesprochen dazu, wenn auch etwas verhalten, herein zukommen.

„Hier“, sagte er näher auf sie zugekommen. Gerade so nah, dass sie seinen ausgestreckten Arm mit ihrer Hand erreichen konnte, übergab er ihr seinerseits eine Neujahrskarte: „Die lag für dich unten auf dem Wohnzimmertisch“, log er kindlich.

Er sah ihr an, dass sie wirklich mehr als überrascht darüber war Post von ihm zu erhalten.

„Danke“, sagte sie. Nachdenklich nahm sie die Karte entgegen.

Die Nachricht in der Hand bekam sie es mit der Angst zu tun. Doch dann öffnete sie die Karte angespannt. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte Hoffnung:

Hallo, Ran.

Ich habe mich gefreut deine Neujahrskarte zu bekommen.

Ich bin erleichtert, dass es ihr gut geht.

Es tut mir leid so unverbindlich gewesen zu sein, aber ich denke, dass es so besser ist. Es ist besser, wenn du dich nicht mehr bei mir meldest.

Ich habe darüber nachgedacht.
 

Es tut mir sehr leid, Ran.
 

Ihr Freund hatte das Zimmer bereits wieder verlassen. Er hatte ihre Trauer nicht sehen wollen.

Und so sah er auch nicht, dass sie sich auch freute.

Sie war sehr traurig. Die Worte die er geschrieben hatte klangen so endgültig.

Trotzdem… er hatte ihr geantwortet und das freute, tröstete sie.
 

3. Januar (Dienstagnachmittag)
 

Die restliche Zeit dieser Feiertage verlief beschaulich.

Ran war zusammen mit Yusaku die meiste Zeit am Stall und genoss mit ihm das immer noch anhaltende milde Wetter. Kazuha begleitet sie, um nicht alleine zuhause zu sitzen. Denn da sie nicht zur Arbeit musste, hatte auch sie frei.

Heiji verbrachte wie Shinichi die Tage weiterhin auf seinem Zimmer. Seine Hand tat zwischenzeitlich immer wieder weh und erinnerte ihn dadurch ungewollt auch immer wieder an die Situation, die dazu geführt hatte auch ohne das Kazuha ihm über den Weg laufen musste. Yusakus Worte tat er ab, blieb bei seiner Meinung, dass es besser war ihr nichts zu sagen.
 

Eri und Yukiko vermissten Yusaku. Während seine Frau das Schlafzimmer nicht verließ, sortierte die Anwältin alte Akten und las sich, in die geschlossene Kanzlei gefahren, in die aktuellen Fälle ein.

Ihr Sohn schlief in seinem Maxicosi neben dem Schreibtisch in ihrem Büro auf dem Boden abgestellt.

Sie hatte keine Lust gehabt weiter zuhause herumzusitzen. Sie hatte gemerkt, dass das Hausmuttersein sie im Grunde nicht ausfühlte und so hatte sie sich entscheiden und mit ihrer Vertretung abgesprochen die Kanzlei am 5. Januar wieder zu übernehmen.

Sie war es leid gewesen mit Kogoro in einem Haus zu sein. Seitdem er sich an Silvester wieder einmal die Kante gegeben hatte und erst am frühen Morgen wiedergekommen war, hatte sie nur das nötigste während des Tempelbesuches mit ihm gesprochen und danach kein Wort mehr mit ihm gewechselt.

Das Einzige was sie ihm zu verstehen gab war die kalte Schulter.

Er seinerseits machte sich auch nicht die Mühe sie versöhnlich stimmen zu wollen.

Yusaku hatte auch sie gefragt, ob sie habe mitkommen wollen zum Stall. Aber sie hatte sich mit der Arbeit herausgeredet.

Fremdflirten war keine gute Idee, so dachte sie. Zum Einen: Sie war schließlich verheiratet und außerdem… Yukiko war doch eigentlich ihre Freundin…

Zumindest war das für eine lange Zeit, fast 20 Jahre, mal so gewesen. Auch wenn die Ehe aus ihrer Sicht so gut wie vor dem Aus stand… war da doch noch so etwas wie Verbundenheit und auch eine gewisse Form von Mitgefühl für die Schauspielerin, die sie dazu veranlasste ihr den Mann nicht ausspannen zu wollen.

Jedenfalls war das ihr bewusster, rationaler Teil der so dachte.

Also hielt sie sich von Yusaku fern.
 

4. Januar (Mittwochmorgen)
 

Es war so weit. Der große Tag war gekommen. Shinichi musste zu den Untersuchungen ins Krankenhaus.

Yusaku knöpfte angespannt mit nervösen Fingern sein Hemd zu, bevor er ins Badezimmer ging.

Ihm war an diesem Morgen leicht übel, was er auf die innerliche Unruhe schob.

Er hatte nach dem Aufstehen kalte Füße bekommen und machte sich Sorgen um seinen Sohn.

Sich mit kaltem Wasser das Gesicht befeuchtet, nass rasiert und die Haare gekämmt schloss er das Bad wieder verlassend, tief durchatmend sich sammelnd, die Tür.

Das getan sagte er seinem Kind Bescheid, dass sie in einer halben Stunde aufbrechen würden.

Shinichi nickte. Er hatte verstanden.

Mühsam raffte er sich auf und legte seine Bettdecke zusammen. Dann ging auch er ins Bad.

Im Gegensatz zu seinem Vater fühlte er nichts. Er hatte keine Emotionen.
 

Yusaku brachte ihm kein Frühstück hoch. In Anbetracht der Untersuchungen sollte er nüchtern sein. Er selbst machte sich heute Morgen auch nichts. Er hatte keinen Appetit.

Von dem Kaffee, den er sich aufgesetzt hatte, wurde ihm noch schlechter. Also goss er den in den Ausfluss.

Die halbe Stunde, stattdessen mit einem milden Tee, abgewartet ging er zurück nach oben, um seinen Sohn zu holen.

„Bist du fertig?“, fragte er ihn in sein Zimmer gekommen.

Er nickte.

„Viel Glück“, wünschte Heiji seinem Freund noch schnell.

„Gut. Warte im Auto“ meinte er: „Ich hole deine Mutter.“
 

Während der geschrumpfte Shinichi langsam die Treppe runterging, wollte Yusaku mit dem Koffer das Zimmer verlassen auf den Flur gekommen, an die Schlafzimmertür klopfen, als Yukiko unerwartet ihm schon gegenüber stand.

„Du bist schon so weit?“, war er sichtlich überrascht. Er hatte nicht erwartet, dass sie bereitstehen würde.

Doch genau das hatte sie als seine pflichtbewusste Ehefrau getan.

Distanziert sahen sie einander an.

Sehr zurückhaltend erwiderte sie seinen erwartungsvollen Blick.

„Na, dann los“, meinte er.
 

Sie folgte ihm nach draußen zur Auffahrt hin.

Die Verrieglung gelöst stieg der kleine Shinichi hinten ein.

Yukiko wartete höfflich, bis er den Koffer im Kofferraum verstaut hatte.

Erst dann stieg auch sie zögerlich, wie er, ein.

Zu Dritt erreichten sie als Familie die Uni-Klinik.

Sich an der Aufnahme gemeldet bekam Yusaku Schriftstücke ausgehändigt und wurde durch die Dame gebeten im Wartebereich Platz zu nehmen.
 

Ran ahnte von all dem nichts und so machte sie sich im Gegensatz zu Heiji auch keine Sorgen.

Sie hatte sich zusammen mit Kazuha mit Sonoko und Aoko zum Frühstücken und anschließenden Bummeln in der Stadt verabredet.

Da ihre Mutter wegen der Kanzleiübernahme morgen beschäftigt war, nahm sie ihren Bruder mit. Lieb wie der kleine Kerl war, ließ er sich von seiner großen Schwester, die ihn liebevoll gut zugedeckt hatte, im Kinderwagen durch die Straßen in Tokios Innenstadt kutschieren.
 

Die Unterlagen so gut es eben ging ausgefüllt hieß es abwarten.

Yusaku, der neben seinem Sohn Platz gekommen hatte, sammelte sich. Er war immer noch nervös, was der Tag bringen würde. Doch er beruhigte sich. Es gelang ihm die Ungewissheit und die damit verbunden Sorgen schon nach kurzer Zeit nach oben abzugeben. Und damit war es für ihn okay.

Neuen Mut gefasst schaute er auf seinen Sohn runter. Yusaku ahnte, dass er Angst haben musste. Er wusste, dass Shinichi nicht darüber sprechen wollte. Also sparte er sich Worte des Trostes. Sie wären in diesem Moment nichts weiter als leere Phrasen gewesen.

Stattdessen drückte er nur kurz aufmunternd das Knie seines Sohnes.

Auch wenn er es seinem Vater von dem er wusste, dass er ihn wirklich liebte gegenüber nicht offen zeigte, so war er doch irgendwie froh, dass er ihn hatte. Es tat ihm leid, dass er in letzter Zeit so schwierig gewesen war.

Irgendwie fühlte er so etwas wie… Dankbarkeit. Ja, es war wohl Dankbarkeit, welche er empfand, als seine Augen für einen kurzen Moment schweigend die seines Vaters trafen.

Yukiko hatte sich auf der anderen Seite zwei Sitze neben ihm hingesetzt. Näher hatte sie sich nicht an Yusaku heran getraut. Ihr Sohn fungierte unwissentlich als emotionaler Schutz und Barriere.

Außen vor hatte sie die Szene beobachtet.

Wie liebevoll er zu ihm ist, dachte sie die Distanz niedergeschlagen spürend, die zwischen ihr und den beiden wichtigsten Personen, die sie liebte, entstanden war.

Er war ein toller Vater fiel ihr jetzt wieder einmal auf. Und wieder einmal war sie heimlich von seiner gutmütigen und beruhigenden Art tief beeindruckt. Tief bestürzt bereute sie wie schon viele Male zu vor das Kind verloren zu zuhaben.
 

Agasa ging es zusammen mit Shiho ähnlich wie Heiji. Er und Yusaku hatten ausgemacht, dass er sich bei ihm melden würde sobald er etwas wüsste.

Sie versuchten sich mit dem Spiel mit Tadashi abzulenken.

Der sonst auch eher so rationale Professor tat sein Bestes, als er versuchte es seinem guten Freund gleichzutun.

Wie auch er versuchte er seiner kleinen Mitbewohnerin Mut zu machen, die das Prinzip nicht kannte und auch wenn sie es wie Shinichi nicht artikulierte sich große Sorgen um ihr ehemaliges Versuchskaninchen und Vorwürfe als Erfinderin des Aptx 4869 und des entsprechenden Gegenmittels machte. Für sie war es allein ihre Schuld, dass er nun in dieser Situation saß.

Dass nicht alles alleine ihr Verschulden war, brauchte Agasa ihr gar nicht erst zu sagen. Er wusste, dass sie ihm das sowieso nicht glauben wurde.

Sie redete kaum noch mit ihm und auch er beschränkte sich auf das Alltägliche. Seit der Sache mit Shiratoris Briefen waren sie sich aus dem Weg gegangen und auch jetzt saßen sie Beide nur eher zufällig nach dem Frühstück, mit dem zufrieden vor sich hin brabbelnden Kleinkind, zusammen.

Er hatte für sie mit eingedeckt. Doch auch wie er hatte auch sie keinen rechten Appetit gehabt.
 

KH
 

Dr. Hiroshige erschien auf den Flur. Gradlinig kam er auf die Familie zu.

Sowohl Yukiko, als auch Yusaku standen angespannt augenblicklich auf, als sie den Arzt auf sich zukommen sahen.

„Herr Kudo“, wurde er als Erster in Empfang genommen.

Yusaku gab ihm, ihn gleichfalls grüßend, die Hand.

„Frau Kudo“, drehte der ältere Herr sein Gesicht auch der Mutter seines kleinen Patienten zu.

Verhalten nickte sie zurück.

„Shinichi“, sprach er dann ihn an.

„Kommen Sie mit“, wendete er sich nun hauptsächlich wieder an den Vater.

Zusammen mit seinem Sohn und seiner Frau folge er dem Mediziner.

Kurz bekam Yusaku Gelegenheit den Koffer abstellen.

Shinichi konnte wie er einen kleinen Blick in das Zimmer auf der Kinderstation werfen, indem er die nächsten Tage verbringen sollte. Der Gedanke daran bereitete nicht nur ihm Unbehagen.

Auf dem Weg hörte er wie sein Vater dem Arzt schilderte, dass es ihm im Allgemeinen besser ging und die Erkältung weitestgehend abgeklungen war. In diesem Zusammenhang erkundigte sich Yusaku etwas besorgt nach der Blutabnahme.

„Das werde ich berücksichtigen“, entgegnete der Mediziner sachlich und direkt. Er tastete dem vermeidlichen Kind die Lymphknoten am Hals ab. Ehe er sagte: „Damit werden wir beginnen.
 

Der geschrumpfte Shinichi betrat neben seinen Eltern hergehend den Raum.

Entschlossen setzte er einen Fuß vor den anderen. Ihm war unwohl bei dem Gedanken was auf ihn zukam.

„Hallo, Conan“, beute eine Krankenschwester sich nett zu ihm. Sie hatte auf sein Krankenblatt gesehen. Nun schaute sie kurz zu den Eltern und ihrem Vorgesetzen.

Dann bat sie ihren kleinen Patienten sich bei ihrer Kollegin hinzusetzen.

„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte die freundliche Frau, mit Haaren auf Schulerhöhe, die Nadel vorbereitend.

Yusaku blieb neben seiner Frau stehen. Die erste Arzthelferin verließ den Raum.

Die Andere bat ihn seinen Arm frei zu machen. Nach einem kurzen, aber prüfenden Blick klopfte sie, sich entschieden, mit dem Finger auf die Ellenbeuge seines linken Arms. Das Band zugezogen, spürte Shinichi den Druck. Er verzog das Gesicht.

„Keine Angst. Es ist nur ein kleiner Piks“, bemerkte die junge Frau es: „Es wird nicht weh tun und es wird auch nicht lange dauern“, zwinkerte sie das angebliche Kind vielversprechend an.

Mit einem Tupfer desinfizierte sie die Ellenbeuge. Die Spritze angesetzt, stach sie durch seine Haut.

Obwohl er wusste was passieren würde, sah Yusaku wie sein Sohn unwillkürlich zusammenzuckte. Er tat ihm leid.

Auch Yukiko, immer noch neben ihm, fühlte mit ihrem Kind mit.

Die Situation erinnerte beide unbewusst an die Zeiten, als sie Shinichi, damals noch ein Baby, impfen ließen.
 

Er sah wie das Blut in das Röhrchen zu fließen begonnen hatte. Er merkte wie ihm übel wurde.

„Guck weg“, hörte er die Stimme seines Vaters nach ihm rufen.

Er machte es, aber es gelang ihm nicht vollständig. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie das Blut aus seinem Körper direkt in das Rohr floss. In einer für ihn rasend schnell empfundenen Geschwindigkeit.

Die Frau, die an ihm herum hantierte, steckte eilig das nächste Röhrchen auf.

Ihm wurde immer schlechter. Er bekam allmählich, während das Blut unaufhörlich aus ihm nur so weiter herausfloss, immer mehr das Gefühl sich augenblicklich übergeben zu müssen. Er versuchte krampfhaft den Brechreiz zu unterdrücken.

Er schluckte hart. Es nütze nichts ihm wurde Speiübel.
 

Er hörte seinen Vater noch nach ihm rufen, bevor er plötzlich ohnmächtig geworden unvermittelt zur Seite kippte.

Die Arzthelferin stoppte augenblicklich die Blutabnahme.

Schnell war Yusaku ihr zur Hilfe gekommen und legte seinen Sohn mit ihrer Untersetzung auf die ganz in der Nähe stehende Liege

Yukiko hingegen war erschrocken stehen geblieben. Geschockt schaute sie mit an, wie Yusaku die Beine ihres gemeinsamen Sohnes hochhielt.

„Hey!“, hörte er aus dem Nichts auf einmal die Stimme seines Vaters: „Conan, hey!“

Allmählich kam er wieder zu sich.

Das Erste in das er sah, war das liebevoll-besorgte Gesicht seines Vaters.

„Papa“, sagte er etwas benommen, den Händedruck leicht erwidert.

Nachdem er 10 Minuten da gelegen hatte, trug ihn sein Vater kurz mit der Arzthelferin gesprochen, zu seinem Zimmer, um ihn dort im Bett abzusetzen.
 

Hiroshige kam. Die Frau hatte ihm darüber Kenntnis erteilt.

Er machte eine Blutdruck- und Pulskontrolle. Wobei er sich zeitgleich nach dem Befinden erkundigte.

Yusaku schilderte ihm kurz noch einmal den genauen Hergang.

Seinen kleinen Patienten kurz begutachtet verabschiedete er sich. Nicht ohne in Absprache mit Yusaku die weiteren für heute geplanten Untersuchungen zu verschieben. Er versprach ihm, er würde nachsehen, was sich machen ließ.

Yusaku tat das leid. Zumal er sich den großen logistischen Aufwand vorstellen konnte.

„Was machst du denn?“, fragte er seinen Sohn noch einmal. Aus ihm sprach Erleichterung. Sanft strich er ihm über den Kopf während er ihn fürsorglich ansah.

Shinichi selbst war der Vorfall peinlich. Er empfand es als erniedrigend, dass er, nur weil er ein bisschen Blut gesehen hatte, umgekippt war.

Trotz, dass sein RR in Ordnung war, hatte er fürs erste Ruhe erteilt bekommen.

Seine Eltern blieben beide bei ihm.
 

Am späten Nachmittag
 

Der zweite Versuch zur Blutabnahme startete um 17:35.

Diesmal hatte Yusaku ein genaues Auge auf seinen Sohn. Gut beobachtet entdeckte er das Problem.

Gerade als Shinichi drohte in die gleiche Übelkeit beim Anblick des Blutes zu geraten, kam sein Vater zu ihm und unterstütze ihn. Denn ihm war der entsetzte Blick aufgefallen mit dem der geschrumpfte Detektiv nicht anderes konnte als, wie unter einer Art Schock, auf die rote Flüssigkeit zu starren.

„Hey!“, drang die Stimme seines Vaters nach zweifacher Wiederholung zu ihm durch.

„Hey, sieh mich an!“, suchte Yusaku Blickkontakt zu ihm. Eindringlich sah er seinen Sohn an.

Er war zu ihm durchgedrungen. Endlich erwiderte Shinichi den Blickkontakt.

Yusaku war selbst entsetzt, als er den Ausdruck in seinen Augen sah.

Mit seiner Hilfe gelang es ihm durchzuhalten.

Es war nicht zusagen wer von den dreien erleichterter war. Shinichi, weil die unangenehme Prozedur endlich vorüber war oder seine Eltern weil er diese, eigentlich doch so simple Sache, hinter sich hatte.

Ihn noch auf sein Zimmer gebracht blieben sie noch bei ihm bis er zu Abendgegessen hatte.

Er hatte nicht viel Appetit gehabt. Er wusste aber, dass er nach dem Blutverlust essen musste, wenn er nicht wollte, dass ihm erneut schlecht wurde. Also aß er die Portion, die ihm von einer Krankenschwester gebracht worden war, zur Hälfte auf.

Yusaku, seinerseits auch erschöpft vom Tag, war damit zufrieden. Zusammen mit seiner Frau verabschiedete er sich von seinem Sohn. Mit dem Versprechen morgen wieder zu kommen.
 

Yukiko und er hatten das Zimmer verlassen. Es war Zeit Shinichi Ruhe zu gönnen. Sie hatten beide gesehen, dass er müde war. Er wirkte erschöpft und abgeschlagen.

Was sie Beide nur zu gut nachvollziehen konnten. Denn auch ihnen hatte das Geschehen zugesetzt.

Während Yukiko besorgt, sich neben ihrem Mann still her über die Flure den Aufzug genommen zum Ausgang ging, war Yusaku eher nachdenklich geworden.

Wie sie sprach er weiter zum Wagen gehend kein Wort.
 

Sehr verhalten stieg Yukiko, wie er, ein.

Auch im Auto sprachen sie zunächst nicht miteinander.

Während Yusaku sich mit ernstem Gesicht auf die Fahrbahn konzentrierte, bemühte Yukiko sich ihn nicht anzusehen. Sie hoffte ihm so nicht aufzufallen. Die Situation neben ihm zu sitzen und das so nah war ihr sehr unangenehm.

Zu ihrem Glück schien sie im Augenblick nicht in seinem Fokus zu liegen. Erleichtert darüber, dass es nicht um ihre Beziehung zueinander ging, wagte sie ihn nach dem sie über die Kreuzung waren doch anzusprechen: „Meinst du er kommt zurecht?“, fragte sie schüchtern.

Er antwortete ihr sachlich. Auch er nahm an, dass es nicht um ihr Verhältnis zueinander ging: „Das wird er müssen. Wir können nicht die ganze Nacht bei ihm bleiben.“

„Ob es ihm gut geht?“, fragte sie ihn traurig.

„Kommt darauf an was du meinst“, entgegnet fuhr er die grade, mit Neuschnee verschneite Strecke entlang.

„Es hat mich erschreckt“, gab sie, ihm gegenüber, schließlich zu.

„Mich auch“, war auch er ehrlich: „Dann ist es dir also auch aufgefallen“, stellte er fest.

„Was meinst du?“, war sie unsicher was er damit meinte.

„Seinen Blick.“

„Ja“, gab sie ihm ebenso bedrückt Antwort.

Ohne sich darüber bewusst zu sein teilten sie zum ersten Mal seit langem nicht nur als Eltern ihre Sorge miteinander.
 

5.Januar (Donnerstagmorgen)
 

Während Yusaku in Begleitung von Yukiko zum Krankenhaus aufbrach, fuhr Eri, Akamaru in der Obhut ihrer Ältesten gelassen, zur Kanzlei um ihren ersten Arbeitstag zu starten.

Nach einem herzhaften Frühstück passte Ran mit Kazuha auf ihren Bruder auf. Im Gegensatz zu ihnen hatte ihre Mutter sich ihr Frühstück mit zur Arbeit genommen.

Zu zweit hatten sie Spaß dabei.

Ran hatte ihn gern um sich. Zwar konnte man noch nicht wirklich mit ihm spielen, aber er war einfach zu süß. Sie musste ihn einfach lieb haben. Immer wieder schaute sie von ihrem Manga auf oder schaute ihm ganz bewusst zu wie er friedlich schlief.

Sie freute sich in diesen Momenten auch auf ihre Tochter. Morgen hatte sie einen Vorsorgetermin. Den wollte sie nicht vergessen, erinnerte sie sich dabei und schrieb ihn sich hinter die Ohren.
 

Shinichis Eltern hatten beide nicht wirklich gefrühstückt. Ausnahmsweise hatte Yukiko einmal, indem sie, wenn auch nur eine Kleinigkeit, gegessen hatte, mehr im Magen als ihr Mann.

Yusaku hatte auch heute Morgen das Frühstück samt dem Kaffee ausgelassen. Was für ihn, der regelmäßig ausgiebig frühstückte ungewöhnlich war. Nicht mal Tee hatte er getrunken, wie ihr zum ersten Mal aufgefallen war.

Er fühlte sich allgemein nicht besonderes. Was er aber auf die allgemeine Situation schob. Er war etwas schlapp und mittlerweile auch ansatzweise erkältet. Wahrscheinlich hatte er sich doch bei seinem Sohn angesteckt.
 

Er hustete, als er zusammen mit ihr das Gebäude betrat. Mit seiner minimal verstopften Nase roch er den Krankenhausgeruch, welcher ihm augenblicklich entgegenkam. Er empfand ihn als unangenehm. Für Yukiko war er noch beklemmender.

Er erinnerte sie beide an ihr Kind, wie es vor ihren Augen zusammengeklappt war.

Während er sich um Zuversicht bemühte und die Devise an den Tag legte: Es wird schon alles gut gehen, drohte sie in ihrer Angst zu ersticken.

Und irgendwie schien er das zu merken, denn er nahm, als er neben ihr aus dem Aufzug ausstieg und die Etage erreicht hatte, plötzlich ihre Hand und erstaunlicherweise zuckte sie nicht weg.

Kurz bevor sie das Zimmer erreicht hatten verstärkte er den Druck seiner Hand und sie erwiderte ihn.

Ohne sich jedoch anzusehen betraten sie den Raum.
 

Shinichi war wach. Er machte einen unbeteiligten Eindruck.

Heute Vormittag war zunächst der Termin in der Kardiologie. Am Nachmittag sollten dann Sonographien und die Untersuchungen des Skelettapparates durchgeführt werden.

Zunächst wurden ihm wieder der Blutdruck und der Puls gemessen und auch die Körpertemperatur. Da die Werte angemessen waren und er auch frei von Fieber war, musste er nüchtern mit seinen Eltern den zuständigen Kardiologen erreicht seinen Oberkörper frei machen.

Yusaku gab die Werte von vorhin, die die gleiche Krankenschwester von gestern genommen hatte, unaufgefordert weiter.

Ihm wurden von dem Mann die Elektroden des EKGs auf der Haut angelegt.

„Entspann dich“, sagte er zu Shinichi. Neben ihm stand das aufzeichnende Gerät das die Aktionsströme seines Herzmuskels auf dem heraus gedruckt laufenden Papier aufzuzeichnen begann.
 

Nachdem das EKG geschrieben war, machte der Kardiologe ein UKG. Er erklärte dem vermeidlichen Kind und dessen Eltern unaufgefordert, dass es sich dabei um einen Herzultraschall also ein Herzecho handelte. Damit schaute der Mediziner sich die Herzstrukturen an.

„Herzklappen und Herzmuskel unauffällig“, gab er nebenbei prüfend von sich. Der Mediziner vergrößerte stutzig geworden einen bestimmten Bereich. Er hatte etwas entdeckt. Es handelte sich um feinste, kleinste Vernarbungen den Herzmuskel betreffend.

Das zur Kenntnis genommen notierte er das und fuhr dann mit seiner Arbeit weiter fort.

Besorgt beobachteten seine Eltern beide den Arzt.

Er selbst lag einfach nur da. Auch er war angespannt, fühlte das Gel auf seiner Brust. Es war kalt und fühlte sich deswegen eher unangenehm an.

Wie seine Eltern wartete er ab, ob der Kardiologe noch etwas dazu sagte. Doch das tat er nicht. Er koppelte stattdessen die Doppler- und Farbdopplersuntersuchung an. Per Dopplerprinzip sendeten und empfingen die Ultraschallwellen die Strömungsgeschwindigkeiten und Strömungsrichtung des Blutflusses. Nach 20 Minuten hatte er es überstanden.

Darauf folgte noch ein sogenanntes Stressecho. Ein Belastungsultraschall, der gleichzeitig mit einem Belastung-EKG auf den einzelnen Leistungsstufen ein Herzecho anfertigte.

Dazu musste er 25 Minuten auf einem Spezialfahrrad in halbliegender Position radeln.

Danach wurde er mit seinen Eltern weggeschickt. Er sollte sich ausruhen. Am Mittag sollte er noch einmal wiederkommen.

Aus der Puste schaffte er es mit Mühe sich ins Bett fallen zu lassen. Besonders seine Beine taten ihm weh. Müde schloss er die Augen.
 

Wie abgemacht fand er sich mit seinen Eltern gegen 13:40 Uhr wieder bei dem Kardiologen ein. Es war noch der Selbe wie heute Morgen.

Shinichi empfand es als unangenehm und auch als sehr beklemmend trotz der Betäubung durch ein Spray seines Rachenraumes die Transösophageale Echokardiographie kurz TEE über sich ergehen zulassen. Ähnlich wie bei einer Magenspiegelung schob der Mann eine kleine, fingerdicke, elastische Sonde über seinen Mund in die Speiserohre ein. Der Ultraschallkopf wurde bis ganz nah zu seinem Herzen eingeführt.

Routinemäßig kontrollierte der erfahrene Mediziner, ob die Position bereits stimmte. Mit ruhiger Hand fuhr er fort.

Mit Hilfe dieses Schluckultraschalls besah sich der Arzt die in der Tiefe von Shinichis Brustkorb liegenden Herzbereiche, die durch das normale Herzecho nur unzureichend erfasst worden waren. Nach 17 quälenden Minuten wurde das Teil endlich wieder über seinen Mund entfernt.

Shinichi war anzusehen, dass er mit den Nerven von dieser Untersuchung fertig war. Erschöpft stand er mühsam auf. Beim Laufen unter Schmerzen leidend ging er erneut verlangsamt.

Was seinem Vater auffiel. Auch wenn er nichts sagte und er seinerseits ihn darauf auch nicht ansprach. Er schob es nicht auf die Folgen der Gegenmitteleinnahme, sondern glaubte vielmehr, dass seinem Sohn vom Belastungs-EKG noch die Beine weh taten.

Yusaku und Yukiko begleiteten ihn behutsam zurück zu seinem Zimmer. Wo er sich nur noch in sein Bett fallen ließ. Er war erledigt. Doch Zeit zu schlafen blieb ihm nicht. Kaum war er fast eingeschlafen wurde er von seinem Vater wieder geweckt.
 

Am frühen Nachmittag
 

Nach der zu kurzen Mittagspause wurde ab 14:30 Uhr, auf der Inneren, als Erstes Shinichis Schilddrüse holographiert. Diesmal war die Ärztin eine Frau. Auch hier forderte sie ihn zunächst auf sich auf der Liege hinzulegen.

Mit der Gelflüssigkeit und dem Schallkopf begann sie mit ihrer Tätigkeit. Dann ging sie über zu Bauch und Becken. Sich die Niere, Gallenblase, Milz, Leber, Bauchspeicheldrüse und Harnblase angesehen untersuchte sie die Bauchgefäße.

Während Yusaku die Darstellungen der Organe seines Sohnes auf dem Bildschirm eher interessiert betrachtete und selbständig versuchte ihr Vorgehen zu beobachten und nachzuvollziehen, war Yukiko eher defensiver. Ängstlich hoffte sie beklommen, dass seine Ärztin nichts finden würde. Sie traute sich auch nicht nachzufragen. Aus Angst sie könnte etwas Schlechtes von ihr erfahren.

Shinichi selbst fand diese Art der Untersuchung als weitausweniger unangenehm als die kleine Sonde, die man ihm eingeführt hatte, aber als angenehm empfand er es trotzdem nicht. Auch wenn er das Ganze in jeder anderen Situation wie sein Vater als sachlich-rational veranlagter Mensch interessant gefunden hätte, wollte er in diesem speziellen Fall, indem es um ihn selbst ging, nichts damit zu tun haben.

Dass etwas möglicherweise nicht in Ordnung sein könnte, verdrängte er erfolgreich. Er war, so empfand auch Yusaku es, vollkommen unbeteiligt. Ganz so als ginge ihn das gar nichts an. Sein Sohn zeigte keinerlei Emotionen. Shinichi fühlte nichts außer dem Gefühl der Betäubung ausgelöst durch seine Psyche aus einer Schutzfunktion heraus.

Die Medizinerin erklärte eigentlich nichts dazu, sagte am Ende nur das soweit alles in Ordnung schien und sie die genauen Ergebnisse Dr. Hiroshige zukommen lassen würde. Damit war Shinichi nach über zwei Stunden entlassen.
 

Am späten Nachmittag
 

Gegen 16:45 Uhr musste Shinichi gleich im Anschluss, von der Inneren, aus zur nächsten Stadion.

Dort hatte er es wieder wie seine Eltern mit einem Mann zu tun. Dieser war deutlich jünger als sein Kollege aus der Kardiologie. Er schien ungefähr im selben Alter zu sein wie Dr. Araide. Auf seinem Schild hatte er unter seinem Namen Kinderorthopädie stehen.

Zunächst begann der junge Mann mit einem Funktionstest. Dabei prüfte er Shinichis Muskel und Gelenkfunktionen. Dazu musste er unteranderem zeigen wie weit er seine Arme nach oben, zur Seite und nach unten ausstrecken konnte. Er musste sich auf seine Zehenspitzen stellen, seine Beine ausstrecken und soweit er konnte auch an seinen Körper heranziehen und beugen.

Nur äußerst widerwillig kam ihr Sohn den Aufforderungen nach. Der Grund war für Shinichi nicht nur das es nervte, sondern auch jede Bewegung außerordentlich schmerzte. Nach außen hin verzog er kaum eine Miene dabei.

Yusaku musste schon genau hinsehen, um die Unstimmigkeiten zu bemerken.

Zum Glück tat dies auch schon der behandelnde Arzt. Er machte sich entsprechend, wie schon die Mediziner zuvor, seine Notizen dazu.
 

Als nächstes testete er die Muskelanspannung, wozu Shinichi gebeten wurde eben diese anzuspannen. Danach wollte der Arzt auch noch mit ihm Hände- und Armdrücken machen. Zum Schluss dieser Untersuchungsreihe wurde er aufgefordert ein kleines Stück zu balancieren und auf jeweils einem Bein zu stehen.

In dessen Anschluss tastete der Orthopäde Wirbelsule, Rumpf undSchultern ab, um dann

an Ellenbogengelenken, Hand, Fingern, Hüfte, Knien und Füßen weiter zu machen.

Dazu beugte, streckte und verschob der Arzt die Gelenke in mehrere Richtungen und drückte an verschiedenen Punkten.

Für Shinichi die reinste Qual. Bei einigen Handgriffen, wollte er aufschreien. Zweimal insgesamt weigerte er sich weiter mitzumachen, indem er ganz klar: „Aua!“ äußerte.

Was respektiert wurde.

Auch er führte an Shinichi eine Ultraschalluntersuchung durch, um sich Muskeln, Weichteile und die Gelenke genau anzusehen. Der Arzt entdeckte auch hier etwas, sagte aber wie seine Kollegin vorläufig nichts dazu. Er machte sich genaue Notizen.

Er kontrollierte die Knochendichte anhand einer Osteodensitometrie und versuchte danach mit der Skelettszinzigrafie Entzündungen oder Tumore aufzuspüren, wie er Yusaku kurz auf Nachfrage erläuterte: „Damit ist eine frühere Erkennung als mit konventionellem Röntgen möglich. Zum sichtbar machen spritze er Shinichi dazu eine radioaktiv markierende Substanz, um mit der speziellen Kamera zu beobachten, wie diese in die Knochen aufgenommen wurde.

Endlich… Shinichi war heilfroh es endlich überstanden zu haben. Er war heilfroh, als ihm gesagt wurde, dass er für heute durch war.

Endlich durfte der geschrumpfte Oberschüler in sein Zimmer zurück. Wo es gut zehn Minuten später schon von der Schwester serviertes Krankenhausabendessen gab. Was ihm nicht besonderes schmeckte, aber da er Hunger hatte aß er auf.

Yusaku freute das. Auch er war, wie Yukiko müde. Auch für seine Eltern war es spannend und nervenaufreibend gewesen von Termin zu Termin zu eilen und schmerzlich gewesen ihr Kind leiden zu sehen.

Beides sowohl die gleichgültig-unbeteiligte Situation während der Sonographien, als auch die zuletzt geradezu patzige bis hin an Bockigkeit grenzende Reaktion auf die letzten Untersuchungen gaben Yusaku gleichermaßen zudenken.

Er behielt seine Bedenken für sich, äußerte sie auch gegenüber Dr. Hiroshige, welcher zur Abendvisite noch einmal vorbei schaute, vorerst nicht.

Allgemein fiel aber auch dem Chefarzt auf, dass Shinichi auffällig teilnahmslos war. Er ließ sämtliche an ihn gerichtete Fragen wie er sich fühlte und wie es ihm ergangen war von seinem Vater beantworten. Er selbst wirkte müde und gereizt. Die Schnauze voll hatte er keine Lust selbst zu antworten. Er wollte einfach nur noch seine Ruhe haben, welche er ein paar Minuten, nachdem sich seine Eltern von ihm verabschiedet hatten, auch endlich bekam.

Seine Mutter hatte ihn noch auf den Kopf geküsst. Yusaku hatte ihn aufmunternd angesehen. Wie auch am Tag zuvor hatten sie beide ihm fest versprechen auch Morgen wieder zu ihm zu kommen.

Insgeheim froh darüber schloss er, sobald sie aus der Tür waren, müde seine Augen und versuchte mit vollem Magen einzuschlafen. Dass der morgige Tag ebenso unangenehm werden würde, blendete er dabei angestrengt aus. Wie er über die Unterhaltung des Arztes mit seinem Vater erfahren hatte, waren morgenfrüh das MRT und das CT kombiniert mit der PET an der Reihe.
 

6.Januar (Freitagmorgen)
 

Wie zugesichert kamen Yusaku und Yukio. Erneut waren sie zu Zweit gefahren und hatten das Krankenhaus betreten. Den Weg mittlereile gut genug kennend, hatten die Beiden das Zimmer, indem ihr Sohn lag, zielstrebig erreicht.

Da Shinichi auch heute nichts essen sollte blieb sein Magen leer.

Genauso wie der seines Vaters, der irgendwie auch gestern Abend keine Lust beim Essen verspürte und nach ein paar Löffeln die Miso-Suppe beiseitegeschoben hatte.

Ran, die sie zubereitet hatte, da ihre Mutter erst spät von der Arbeit kam, hatte ihn enttäuscht angesehen.

„Schmeckt sie dir nicht?“ hatte sie ihn gefragt.

Was er mit einem Kopfschütteln dementiert hatte: „Sie ist lecker“, hatte er ihr gesagt. Dann war er nach oben gegangen, um sich hinzulegen. Die letzten zwei Tage waren anstrengend gewesen. Er hatte schlafen wollen.
 

Um 10:15 Uhr waren sie zu dritt pünktlich zu ihrem Termin beim MRT.

Das Gerät war nicht zu übersehen. Die Röhre stand mitten im Raum, die nicht nur dem geschrumpften Shinichi riesig erschien. Er schluckte, die Angelegenheit von der Arzthelferin des anwesenden Arztes erklärt bekommen. Sie bat ihn seine Uhr und Brille anzulegen. Dann Spritze sie ihm das Kontrastmittel in die Vene.

Sein Vater unterstütze ihn, indem er ihn im Vorraum ablenkte.
 

Während der Untersuchung lag Shinichi auf der Liege im Gerät mit der Anweisung sich absolut nicht zu bewegen und gleichmäßig zu atmen, damit die Aufnahmen nicht gestört würden. Die Klingel in der Hand, bemühe er sich, sich nicht zu rühren. Er musste notgedrungen geduldig warten bis der Apparat die differenzierten Darstellungen vor allem der nicht knöchernen Strukturen seines Gehirns, der Weichteile, der Organe, der Gelenkknorpel, des Meniskus, der Bandscheiben und des Herzens fertiggestellt hatte. Neben den horizontalen Schichtebenen wurden noch andere Schnittebenen auf dem Bildschirm des Computers dargestellt, ohne dass sich seine liegende Position veränderte.

Er war froh, als er endlich wieder aus der Röhre durfte. Nur um sich später erneut einer ähnlichen Untersuchung unterzeihen zu müssen. Die Trinklösung mit dem Kontrastmittel für den Beckenbereich bekam er von einer anderen Krankenschwester, als die beiden Tage zuvor, um 13 Uhr gebracht.
 

Um 15 Uhr sollte er wie erahnt wieder in die Röhre. Diesmal im CT/PET. Um möglichst genaue Aufnahmen von ihm machen zu können, bekam er zu diesem Zweck eine schwach radioaktive Substanz, den Tracer bestehend aus Traubenzucker und Botenstoffe die Gehirnregionen betreffend, verabreicht.

Seine Eltern durften nicht mit drinnen bleiben. Sie wurden nach den Formalitäten gebeten draußen zu warten.
 

Auf die Liege gelegt fuhr diese samt ihm in das CT/PET-Gerät.

Das Arztpersonal verließ ebenfalls den Raum.

Er versuchte, wie von ihm gefordert, sich zu entspannen.

In liegender Position wartete er ab, bis er über den Lautsprecher hörte, dass es anfing.

In Sekundenbruchteilen wurden auf dem Monitor nacheinander die einzelnen Körperschichten überlagerungsfrei dargestellt.

Bei Shinichi in der Röhre rotierten die Detektoren eifrig gleichsinnig mit dem Röhrenstrahler um ihn herum.

Der Fächerstrahl lichtete die verschiedenen Strukturen: Haut, Fett, Muskel, Organe und Knochen unterschiedlich stark abgeschwächt ab. Die Detektoren gegenüber dem Röntgenstrahler schickten die empfangenen, abgeschwächten Signale zum Computer zur Auswertung weiter. Dieser zeigte die aus den einzelnen Projektionen erstellten Graustufenbilder.

Die ganze Zeit über wurde Shinichi durch die Stimme der Frau angewiesen den Atemaufforderungen zu folgen, was ihm gar nicht so leicht viel. Da sie mit ihren Kommandos relativ schnell war. Gehorsam war er damit bemüht möglichst gründlich ein- und auszuatmen. Sie hatten mit dem Kopf begonnen, waren dann mit dem Ganzkörper-CT fortgefahren und über das Skelett-CT zum dem Herz-CT übergegangen. Auch wenn alles in Allem den Umständen entsprechend alles zusammen gerechnet nicht lange gedauert hatte, war es Shinichi, als auch Yukiko wie eine Ewigkeit vorgekommen und auch Yusaku hatte, sich um Geduld bemüht, gewartet.

Er und Yukiko saßen immer noch draußen auf dem Flur, als ihr Sohn endlich wieder zu ihnen durfte.
 

7. Januar (Samstagmorgen)
 

Da am Wochenende keine weiteren Untersuchungen anstanden, nutze man dies, um bei Shinichi eine Langzeit-Blutdruckmessung durchzuführen. Dazu wurde ihm am Morgen um 8 Uhr eine Blutdruckmanschette am Oberarm angelegt und ihm kurz auf kindliche Weise erklärt, dass die Einzelwerte in dem kleinen Recorder gespeichert würden. Das ergänzende Langzeit-EKG funktionierte ebenfalls über einen kleinen Recorder. Er war in etwa so groß wie ein Handy, wie Shinichi sah. Auch er wurde ihm zusammen mit den Elektroden am Körper befestigt.
 

Als Ran an diesem Morgen um kurz nach 9 aufstand war sie ohne einen besonderen Grund dafür zu haben überaus gut gelaunt und auf dem Sprung.

Als sie aus dem Bad in ihr Zimmer zurück kam schmiss sie ihren CD-Player an mit der CD, die sie am Mittwoch gekauft hatte. Die Lautstärke noch etwas weiter aufgedreht weckte sie Kazuha damit.

Deren noch zunächst etwas verschlafene Reaktion trat schnell in den Hintergrund, denn Rans gute Stimmung hatte sich zügig auf sie übertragen. Sie war einfach ansteckend. Ab halb zehn tanzten sie zusammen durch den Raum. Einstimmig sagen sie die Liedtexte in japanischer und englischer Sprache beherzt mit.
 

Heiji, der noch schlafen wollte, fühlte sich durch den Krach mit der Musik veranstaltet belästigt. Das Kissen über die Ohren geschlagen hörte er Kazuha und Ran singen und lachen.

Während er versuchte den Lärm durch überhören zu ignorieren- die amüsiert-tadelnden Anspielungen der Mädchen sehr wohl verstanden, wurde das Konzert auch Eri zu bunt: „Ran, stell das leiser. Dein Bruder schläft!“, rief sie sie von der Küche aus, das Frühstück zubereitend, ist Wohnzimmer gelaufen, nach oben hoch.

„Das tut mir leid für ihn, Mama.“

„Ran!“, schrie auch Kogoro aus dem Bett gestolpert über den Flur.

„Aber wir sind einfach zu gut gelaunt. Du kannst ihn gerne holen, dann lassen wir ihn mitmachen“, schaltete sie, sich nicht daran störend, drei Lieder vor, um damit mal ganz Teenager ihren Eltern um die Ohren zu hauen was sie in diesem Moment vom leiser stellen der Musik hielt. Sie drehte mit Absicht voll auf.

„Oh, Mädchen wollen einfach Spaß haben“, sangen sie weiterhin aus vollem Hals lautstark, den CD-Player noch übertönend, weiter mit.

Nach einer halben Stunde des exzessiven Tanzens konnten die Beiden nicht mehr. Aus der Puste ließ Ran sich mit Kazuha auf ihr Bett fallen. Mit Seitenstichen hielt sie sich immer noch herzlich lachend ihren Bauch, versuchte sich zu beruhigen.
 

Eine gute weitere halbe Stunde später schneite Ran bereits in voller Montur für Draußen und immer noch aufgekratzt bei Yusaku rein.

Auch er hatte die Musik, die man durchaus in der Lautstärke, in der sie abgespielt worden war, als Ruhestörung hätte bezeichnen können, mitbekommen.

Allerdings gab es zwischen ihm und den anderen Bewohnern einen entscheidenden Unterschied. Denn er war es zwar gehört kurz aufwacht, war aber so müde gewesen, dass er allen Ernstes darüber gleich wieder eingeschlafen war, nachdem auch er wie Heiji sein Kopfkissen zur Hilfe genommen hatte.

„Yusaku?“, hörte er sie auf einmal neben sich laut nach ihm rufen: „Yusaku, hörst du mich!?“, hatte sie sich munter zu ihm runter gebeugt.

„Hm?“, reagierte er zeitverzögert: „Ran?“, musste er ihre Stimme erst einordnen: „Ran, lass mich weiter schlafen“, murmelte er noch immer im Halbschlaf vor sich hin.

Doch sie ließ sich davon nicht stören. Sie wollte auf die Piste beziehungsweise, in ihrem Fall, zum Stall.

„Hey, wir waren doch verabredet“, rüttelte und schüttelte sie in kräftig: „Hey, das Wetter ist herrlich!“ Sie bestand darauf: „Komm schon, steh endlich auf“, rüttelte sie ihn noch einmal ganz entschieden. Endlich hatte sie ihn soweit.

Er öffnete genervt die Augen. Im Hintergrund hörte er wie Hiroyuki Maeda Wan`t to be free von Queens gecovert in japanischer Sprache zum Besten gab: Ich hab mich verliebt.

Ich hab' mich zum ersten Mal verliebt. Und diesmal weiß ich, dass es echt ist. Ich hab mich verliebt, ja Gott weiß, Gott weiß: Ich hab mich verliebt.

Allerdings leiser, als die Musik die vorher gelaufen war.

Immer noch nicht ganz wach, setzte er sich mühsam auf. Ihm war im ersten Moment für einen kurzen Augenblick leicht schwindelig.

Mit Not versuchte er beizukommen. Er fühlte sich schlecht. Seine Glieder schmerzten und sein Kopf tat weh. Er hustete.

„Yusaku? Hast du eine Erkältung?“, fragte Ran. Sie hatte nun verstanden, dass bei ihm offensichtlich etwas nicht stimmte.

Noch immer nicht ganz beigekommen antwortete er ihr: „Scheint so als würde ich eine bekommen“, meinte er. Sein Mund war ganz trocken. Er wollte was trinken.

Ran sah, dass er nach seiner Wasserfalsche greifen wollte. Sie reichte sie ihm schnell.

Etwas daraus getrunken verschluckte er sich. Erst allmählich fühlte er sich endlich nach einer weiteren guten Minute etwas wacher. Erst allmählich realisierte er jetzt- das Lied ging zu Ende: Ich will nicht allein leben, hey Gott weiß wie, aber ich muss es alleine schaffen. Also, Baby, kannst du's nicht verstehen? Ich muss mich befreien. Ich will, ich will, ich will, ich will mich befreien- wie tief er eigentlich geschlafen haben musste. Denn jetzt da seine Aufmerksamkeitsfähigkeit wieder hergestellt war, wunderte er sich wie er das hatte überhören können.

„Wie spät haben wir?“, fragte er. Er wollte sich orientieren.

„Kurz vor elf schon. Du wolltest längst mit uns fahren“, erinnerte sie ihn. Immer noch verwirrt sah sie ihn an: „Hast du getrunken?“, fragte sie ihn entgeistert.

Er verstand nicht. Verwirrt runzelte er die Stirn: „Was meinst du? Wie getrunken?“ wollte er wissen was sie meinte. Er zeigte auf die Wasserfalsche.

„Das mein ich nicht“, meinte sie: „Hast du Alkohol getrunken!?“ Er war irritiert darüber wie eindringlich sie ihn auf einmal ansah.

„Nein“, dementierte er: „Wie kommst du denn darauf?“, wollte er aufstehen.

„Yusaku“, Ran hatte angefangen sich Sorgen zu machen: „Du bist so komisch.“

„Ich bin nicht komisch“, wurde ihm ihre Fragerei zu dumm. In seiner Bewegung unsicher setzte er leicht wackelnd seinen Fuß aufgerichtet neben dem anderen auf.

Ihm war erneut für einen Moment schwindelig, was er aber selbst gar nicht richtig wahrnehmen, geschweige denn einordnen konnte.

Zu Rans Erleichterung hatte er sich von selbst wieder gefangen. Sie hätte es nicht geschafft rechtzeitig aus ihrer knienden Position hochzukommen. Was sie erschreckte. Sie wusste zwar nicht warum, aber aus irgendeinem Grund erinnerte er sie plötzlich an Shinichi.

„Wenn du nichts dagegen hast“, meinte er: „Dann bin ich im Bad.“

„Ist gut“, war ihr ihre Ausgelassenheit nun vollends abhanden gekommen. Besorgt schaute sie ihm zu wie er aus dem Zimmer ging…

Ein außergewöhnlicher Tag

7. Januar (Samstagvormittag)
 

Sie war auf dem Sofa sitzen geblieben. Sie hatte ein mulmiges Gefühl. Ratlos versuchte sie es zu ergründen.

Shinichi, dachte sie traurig. Ihr blieb nichts anderes als zu warten. Yusaku war jetzt schon ziemlich lange weg. Beunruhigt stand seine Freundin auf.
 

Er hingegen machte sich keine Gedanken. Er war fast fertig gewesen sich zu rasieren, als Jener ihm plötzlich aus der Hand fiel. Schnell beugte er sich danach. Als er nach dem Hilfsmittel gegriffen hatte, stieß er sich beim Hochkommen den Kopf hart am Waschbecken an.

„Verflucht noch mal“, richtete er sich diesen haltend auf. Yusaku war wütend geworden. Das hatte weh getan!

Er entschied in diesem Moment, dass es ein blöder Tag war. Zügig machte er zu Ende und spülte den verbliebenen Schaum unter Wasser ab. Er wollte sich gerade abtrocknen, als er es anklopfen hörte.

Es war Ran. Sie klang besorgt: „Yusaku? Yusaku!?“, klopfte sie noch einmal dringlich.

„Ich weiß wie ich heiße“, meinte er ihre Aufregung nicht verstehend etwas gereizt.

„Geht es dir gut?“, hörte er ihre Stimme.

„Aber sicher!“, rief er durch die geschlossene Türe zu ihr auf den Flur.

Ran wartete ungeduldig.

Mit dem Handtuch schnell Gesicht und Hände abgetrocknet kam er beherzt heraus. Er hatte sich wieder beruhigt.

Verdattert sah er auf den Flur getreten in Rans immer noch sorgenvolles Gesicht.

„Ist alles in Ordnung?“ fragte sie ihn.

Er konnte ihr ansehen, dass sie irgendwie Angst zu haben schien.

„Na, sicher! Warum auch nicht?“, legte er eine Hand auf ihre Schulter.

„Sicher!?“, fragte sie noch einmal eindringlich nach.

„Aber ja!“, ging er lachend an ihr vorbei vor zur Treppe, um nach unten zu gehen.

Ran lief ihm hinterher.
 

Kazuha sah die Beiden. Sie hatte bereits auf sie gewartet.

„Na, dann kommt“, hatte Yusaku sich in Anbetracht der Uhrzeit kurzangebunden entschieden einfach mit den Mädchen im Café zu frühstücken. Schnell zog er Mantel und Schal über, bevor er sich seinen Schlüsselbund schnappte.

„Na, los! Worauf wartet ihr?“, ermahnte er scherzhaft die Zwei, die länger dazu brauchten ihre Schuhe anzuziehen, als er: „Sonst bliebt ihr hier!“, meinte er, Queen und Holmes vorgelassen, die Tür geöffnet.

„Du- du willst die Hunde mitnehmen?“, fragte Ran verdattert nach und auch Kazuha sah Shinichis Vater irritiert an.

„Ja klar. Warum denn nicht?“ entgegnete er jetzt gut gelaunt.

Verwirrt sahen sich die beiden Jüngeren an. Ehe sie sich beeilten ihm die Auffahrt entlang zu folgen.
 

Shinichi war an diesem Samstag wesentlich früher wach gewesen, als sein Vater. Gelangweilt verbrachte er den Vormittag im Bett seines Krankenhauszimmers liegend aus dem Fenster starrend. Die kleinen Elektroden zeichneten seine Vitalwerte auf. Jede Stunde, so wie auch jetzt hatte sich die Manschette an seinem Arm befestigt erneut aufgepumpt.

Darüber nachzudenken, ob es wohl gute oder schlechte Werte waren, vermied er sehr konsequent. Er zog es allgemein vor sich über seinen Gesundheitszustand keine Fragen zu stellen. Darüber nachzudenken war überhaupt egal. Im Grunde

war ihm sein ganzes Leben gerade egal und somit leider auch was aus ihm werden würde.
 

Während der Fahrt fühlte Yusaku sich gut. Was ihn aber nun seinerseits irritierte war, dass Ran nicht allzulange mit dem

CD-Spieler herumgespielt hatte und diesen nun auf einmal ganz abgestellt hatte. Auch Kazuha einen Sitz hinter ihrer Freundin war das aufgefallen. Das war untypisch für Ran. Das wussten Beide. Irgendwie wirkte sie auch auf sie

bedrückt. Im Besonderen war es ihm nicht entgangen, dass sie ihn nachdenklich immer wieder

gemustert hatte: „Was ist los?“, sprach er sie deswegen an.

„Nichts“, meinte sie nur flüchtig.

„Na, wenn nichts ist, dann mach den Spieler wieder an.“

„Aber? ...“, Ran zögerte: „Stört er dich nicht?“

Shinichis Vater verstand die Frage nicht: „Warum sollte mich das stören? Das Einzige was mich stört ist, dass du mich so besorgt ansiehst, als wenn ich irgendeine schlimme Krankheit hätte.“

Dazu wollte die Freundin seines Sohnes sich ertappt fühlend nichts sagen.

„Und bevor du mich wieder fragst“, kam er ihr zuvor: „Es geht mir gut. Wirklich das kannst du mir glauben oder denkst du ich hätte mich sonst mit euch ins Auto gesetzt?“

Darauf konnte und wollte die werdende Mami nichts erwidern.

Bei seiner erneuten Aussage: „Wirklich mir geht es gut. Hör jetzt bitte auf dir Sorgen um mich zu machen“, gab sie sich einen Ruck: Wahrscheinlich habe ich es mir wirklich gerade nur eingebildet. Sicher mache ich mir nur unbewusst

um Shinichi Sorgen und übertrage das auf ihn. Schließlich hat jeder Mal einen schlechten Start in den Tag, tat sie ihre Intuition als Fehleinschätzung ab.

„Okay“, entgegnete sie so: „Du würdest mir aber sagen, wenn etwas mit dir nicht in Ordnung wäre, richtig!?“, wollte sie sich dennoch bei ihm vergewissern.

Er sah, dass sie sein Wort wollte. Um ihr den Gefallen zu tun und endlich zur Tagesordung übergehen zu können willigte er ein: „Aber sicher würde ich das.“ Damit war das Thema für ihn erledigt.

Ran jedoch haperte noch mit sich.

„Jetzt such dir endlich was aus was dir gefällt und freu dich: Die Sonne

scheint und wir haben es nicht mehr allzu weit“, forderte er sie auf endlich ihre, aus seiner Sicht unbegründete, Sorge abzulegen. Er wollte nicht, dass sie Angst hatte. Schon gar nicht wegen ihm. Erstrecht nicht, wenn es dazu keine

Veranlassung gab.

Endlich machte sie was er von ihr wollte. Sie klickte die Liedfolge durch. Das Lied was sie auswählte gefiel auch ihm. Es war ein fröhlicher Song über Sonnenblumen und Kaffeebohnen.

So sehr Ran sich auch Mühe gab und zusammen mit Kazuha und Yusaku mitsang... Sie konnte ihre Beklemmung nicht komplett ablegen.
 

Was auf dem Parkplatz ausgestiegen erneut noch einmal zum Tagen kam.

Sie musterte ihn wie er abschloss.

Gesehen, dass er es bemerkt hatte und sich sein Blick darauf etwas verfinsterte, lief sie vor.

„Hey“, holte er sie ein. Er hatte sie von hinten vergnügt umgriffen und ihr einen kleinen Schneehaufen in den Nacken gesteckt.

„Ah“, rief sie aus, als sie die Kälte spürte. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr, als er in fast normaler Lautstärke lachte und sie fragte: „Wenn es mir nicht gut ginge, dann wär ich sicher nicht zu solchen Scherzen aufgelegt!?“

Ran musste auch lachen. Sie entschied sich ihm zu glauben. Nachdem sie seine kurze seitliche Umarmung erwidert und er sie mit: „Na, los“, vorgeschickt hatte, schloss sie zu Kazuha, die sich bereits nach ihr umgedreht hatte, auf.

Leicht mit dem Kopf geschüttelt beobachtete er die noch sehr jungen Frauen während er ihnen gemächlich hinterher ging.

Er hörte wie Holmes und Queen bellten und sah, dass die Hunde bereits quer über die Wiese waren.

Er spürte die milden Sonnenstahlen auf seinem Gesicht. Seine Stimmung war wirklich wieder ausgeglichen und er fühlte sich gut. Schon fast ebenfalls ausgelassen schloss er zu ihnen auf. Allerdings währte sein Energieüberschwang nicht lange. Aus der Puste gekommen war Yusaku etwas müde geworden.
 

Er hatte mit den Mädchen das Cafe erreicht. Wie sie den Hinweis „geschlossen“ aufgefunden verfinsterte sich seine Miene zum wiederholten Male an diesem Vormittag. Oder besser gesagt es war bereits Mittag und er vernahm seinen knurrenden Magen bei der Assoziation was das zu bedeuten hatte: Er war hungrig und würde nichts zu essen bekommen.

Ein weiteres Argument: Dieser Tag war doch blöde.

Kurz am Überlegen was er stattdessen jetzt machen sollte, wurde er von einer Sekunde auf die andere aus seinen Gedanken gerissen. Er hatte sich erschrocken, als er lautstark mit seinem Namen gerufen worden war.

Auch die Beiden anderen waren zusammengezuckt. Doch im Gegensatz zu Yusaku hatten sie sich bereits zu der, zumindest Ran, bekannten Männerstimme umgedreht. Sie freute sich.

„Hey, Yusaku! Frohes Neues. Du altkluger Affe!“, spürte er die Hand seines Freundes, die ihm kumpelhaft auf den Rücken schlug.

„Andrew!”, entfuhr es ihm, wegen seines knurrenden Magens, gereizt. Er war aus der Haut gefahren.

Ran, Kazuha als auch Gemeinter sahen ihn an, sodass er merkte, dass er wohl unangebracht reagiert hatte.

Besonderes Ran sah ihn neben dem stämmigen Mann stehend noch fast verblüffter an, als der amerikanische Geschäftsmann selbst.

„Das hat weh getan“, entschuldigte Yusaku sich so.

„Oh echt?“, fragte Andrew darüber stirnrunzelnd verwundert.

„Ja echt“, gab er grimmig zurück.

Damit hatte er seinen Freund zum Lachen gebracht. Er wurde herzhaft ausgelacht. So schallend das es Shinichis Vater in den Ohren weh tat: „Ich wusste gar nicht, das- dass du so eine Memme bist, Yusaku Kudo“, neckte sein Freund ihn.

„Das bin ich nicht“, ärgerte der sich über einen weiteren kleinen Stoß in

die Seite.

„Doch bist du!“, fand der Amerikaner das immer noch lustig.

„Ach, glaub doch was du willst!“, wendete Yusaku sich immer noch genervt von ihm ab. Er sah sich mürrisch um, fragte dann: „Hast du zufällig was zu essen!?“, wollte er, das Thema gewechselt, wissen.

„Nein“, meinte der darauf: „Leider nicht. Hast du denn nicht gefrühstückt!?“

„Würde ich sonst fragen!?“, zog der Detektiv die Augenbrauen hoch.

„Tja, dumm gelaufen“, klopfte sein guter Freund ihm aufbauend auf die Schulter.
 

„Wuff, Wau!“, meldeten sich in diesem Moment Holmes und Queen zu Wort, die

nach einer Runde eifrigem Fangen-Spielen fertig waren und jetzt von ihren Menschen gekrault werden wollten.

Ran und Kazuha kamen der Aufforderung nach.

Yusaku hatte keine Lust dazu.

„Ihr habt die Hunde mitgenommen?“, wurde er nun von dem Pferdekenner genauso verdattert gefragt wie bereits vor der Abfahrt von zu Hause von den Mädchen.

„Ja, meine Güte!“, wollte er wissen: „Was ist da so außergewöhnlich dran?“

„Na, die dürfen da nicht mit rein!“, zeigte Andrew auf die Reithalle.

Seinem Blick gefolgt sah auch Yusaku, dass der Eingang mit Ballons geschmückt war.

„Oh!“, sagte er.

„Sag nicht du hast das vergessen!?“, sahen zwei von dreien ihn empört an. Ran hatte ihm die Frage gestellt. Sie hatte enttäuscht geklungen. Auch Kazuha sah ihn auf einmal ganz bedröppelt an.

„Habe ich nicht!“, gab er ärgerlich zur Antwort. Er war müde und hungrig und darauf hatte er jetzt echt keine Lust. Er hatte sich den Tag heute ganz anderes vorgestellt. Er hatte nur etwas gemütlich ausreiten wollen, um dann zum

Krankenhaus zu fahren. Aber wie es aussah konnte er das nun endgültig vergessen. Und noch dazu knurrte sein Magen, verdammt!

Die Anderen hatten an seiner Mimik und Betonung abgelesen, dass er es, trotz der verbalen Verleugnung, zugeben hatte. Er hatte es vergessen. Komplett vergessen. Er sah in die Augen der sichtlich enttäuschten Teenager.

„Na los. Geht doch vor“, meinte er mitleidbekommen, wenn auch zerknirscht.

„Komm, Ran!“, meinte Kazuha und zog sie am Arm mit sich.
 

„Du bist aber schlecht gelaunt, heute“, merkte Andrew, jetzt auf Englisch, neben ihm hergehend an: „So kenn ich dich gar nicht. Willst du reden?“, fragte er freundlich nach.

„Ich bin etwas müde und wie du mitbekommen hast hungrig. Außerdem hat mich das Waschbecken verärgert“, räumte Yukikos Mann grummelnd ein.

„Das Waschbecken!?“

„Ich habe mich runter gebeugt und mich beim Hochkommen gestoßen“, bekam er es schlicht erklärt.

„Oh“, räumte der Springreiter überlegt ein: „Das kann ich verstehen. Wäre mir das passiert wäre ich auch schlecht drauf“, um seinen Freund aufzuheitern sah Andrew ihn an: „Soll ich dir sagen was mir passiert ist?“

„Was?“, fragte Yusaku mehr beiläufig den Weg weiter neben seinem Kumpel beschreitend.

„Mir ist mein Schuh geklaut worden und als ich ihn fand war er mit klitzekleinen Löchern übersät!“

„Na und?“

„Das war ein 350 Dollar Schuh!“

Jetzt machte Yusaku: „Oh.“

Die Freunde sahen einander kurz an.

„Dummer Tag“, schlug der Kittenbesitzer vor.
 

„Dummer Tag“, war Yusaku seiner Meinung und seine Stimmung wurde nicht besser, als er das Hundeverbot gesehen hatte, weshalb die Mädchen ihn nun um ratsuchend, bereits in der Nähe des Einganges stehen geblieben, ansahen.

„Lasst sie bei mir“, meinte er kurzentschlossen.

„Ist das wirklich okay?“, fragte Ran ihn höfflich. Sie sah, dass er schlecht gelaunt war und wollte ihn eigentlich nicht noch mehr nerven. Sie hatte bei seinem Anblick schon wieder das Gefühl, dass er anders war. Irgendwie war er wirklich komisch, dachte sie sich stillschweigend. Wirklich er ist komisch, fand sie das entschieden. Weshalb sie eigentlich gar nicht auf das Angebot eingehen wollte.

Das er „Okay“ zugesagt hatte ignorierte sie.

„Nein, lass nur. Wir können auch nur so ausreiten gehen. Das macht uns nichts aus.“

Kazuha sah das anders: „Ran!?“, hinterfragte sie ihre Freundin. Worauf Ran zuerst sie und dann den Vater ihres Freundes ansah: „Doch wirklich. Es macht uns nichts aus.“

„Kommt gar nicht in Frage. Ich habe euch das versprochen und es vergessen. Das ist jetzt mein Pech. Geht also eben ohne mich rein und habt Spaß“, drehte Yusaku die Beiden um und schubste sie voran: „Wirklich Ran, ich komme schon

zurecht“, hatte er ihren Zweifel richtig gedeutet: „Und jetzt verschwindet, bevor ich es mir anderes überlege“, meinte er streng.

Da auch Ran keinen Ärger mit ihm wollte, gehorchte sie. Gemeinsam mit Kazuha ging sie rein.

„Und du willst wirklich nicht?“, fragte auch sein Freund ihn noch immer etwas skeptisch.

„Nein, das ist mehr dein Ding.“ Das gesagt sah Yusaku zu wie auch Andrew in die Halle entschwand.

„Na kommt“, sagte er, ärgerlich nach einem Moment, zu den Hunden.

Kurz überlegt wo er hingehen sollte hatte er sich entschieden in den Stall zu gehen.
 

Diesen betreten begrüßte sein Pferd ihn sofort übermütig.

„Ist ja schon gut, Tunis“, hatte auch sein Besitzer wieder ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Den Hengst zu sehen verbesserte seine Laune schlagartig.

Weil er ihn gern hatte, begann er seine Box auszumisten. Danach sattelte er ihn und mit ihm und den Hunden machte er einen Ausritt über die nahegelegenen verschneiten Wiesen.
 

Doch bis in den Wald hinein ritt er nicht. Von Bauchschmerzen geplagt, die er als Hunger abtat- zwar waren sie etwas anderes, aber was sollten sie schon sonst sein, dachte er wieder gereizterer Stimmung nicht weiter darüber nach. Da er

zudem sich nun auch abgeschlagen fühlte, entschied er sich zur Umkehr, obwohl er eigentlich ursprünglich schon in den Wald gewollt hatte.

Wieder an der Stallung wollte er kurz noch einmal vom Schritt in den Trab wechseln, um Tunis zu liebe, der noch im Vergleich zu ihm putzmunter war, noch eine weitere Runde zu drehen.

Bei dem Versuch die Zügel dazu zu bedienen wurden seine Finger unerwartet von einem Moment auf den anderen schlaff. Der Zügel war seiner Hand entglitten. Mit der anderen Hand griff er verstärkt danach.

Schnell hatte er damit Tunis wieder sicher unter sich. Trotzdem irritierte ihn das schon, nachdem er sich von diesem kurzen Schrecken erholt hatte. Seinen Handschuh ausgezogen untersuchte er die Hand. Sie kribbelte etwas. Mehrmals

öffnete und schloss er sie.

Doch außer diesem leichten Kribbeln konnte er nichts ausmachen und auch das war wieder verschwunden.

„Komisch“, dachte nun auch er sich zum ersten Mal an diesem Tag.

Vom Reiten entgültig genug stieg er von seinem treuen vierbeinigen Gefährten ab. Für einen Moment war ihm etwas schwindelig. Was er ebenfalls auf den Hunger schob. Schlecht gelaunt führte er Tunis seufzend zurück in dessen Box.
 

Es war bereits 14:30 Uhr.

Heiji war immer noch nicht aufgestanden. Er starrte er weiterhin, wie schon die letzten drei Stunden zuvor, die Zimmerdecke an. Er war zu frustriert und deprimiert, um etwas zu unternehmen.

Der Wunsch Kazuha wieder näher zu kommen war nach wie vor da. Er hatte es schon mehrmals, sowie auch jetzt hin und her überlegt und auch über Yusakus Worte nachgedacht, ob es nicht doch einen Weg gab beides zu kombinieren.

Doch so sehr er sich auch bemühte… Er konnte einfach keine zufriedenstellende Lösung für sein Problem finden. Sie einzuweihen schloss er nach wie vor kategorisch aus. Shinichi in den Rücken zu fallen ebenfalls.

Und um ehrlich zu sein, er glaube Kazuha ihre Beteuerung, nicht mehr weiter die Wahrheit wissen zu wollen, nicht. Gut, vielleicht würde sie sich die erste Zeit beherrschen, aber irgendwann, so glaubte er sicher zu wissen, würde sie mit der

Fragerei wieder anfangen und das Thema Organisation wieder auf den Punkt bringen.

Diese Diskussionen die sicher nur in weiteren Streitereien enden würden wollte er wieder sich selbst noch ihr antun.
 

Und Shinichi!? Heiji vermisste seinen Freund extrem. Es war richtig schrecklich ihn nicht hier zu haben. Das er in diesem Krankenhaus liegen musste tat ihm mehr als leid. Er fehlte ihm... Die Gewissheit mit ihm eine Einheit zu bilden fehlte ihm. Über ein halbes Jahrlang hatten sie sich das selbe Zimmer geteilt. Bett an Bett geschlafen und jetzt?... War er nur ganz alleine da. Ihm fehlte im wahrsten Sinne des Wortes seine andere Hälfte. Gerne wollte er ihn besuchen, aber er konnte einfach nicht dorthin gehen, um von seinem Freund, wie ein kleines Häuflein Elend, angeschwiegen werden.

Er war sauer darüber. Über das Aptx, die ganze Sache mit der Organisation, die ihm das angetan hatten, auf Shinichi und auf sich selbst. Er vermisste seinen Kumpel wirklich. Er vermisste den echten Shinichi, den mit dem man reden konnte, der einem bei kriminalistischen Rätseln half.

Conan konnte er mehr nicht ausstehen oder zumindest die Person, die Conan aus Shinichi gemacht hatte. Es kam ihm so vor als gäbe es Shinichi wirklich nicht mehr. Nur noch eine leere Hülle in Form eines kleinen Kindes. Heiji war totunglücklich. Er wollte seinen geliebten Freund wieder haben.

Genauso wie er seine Freundin wieder haben wollte und das Ai ihm nach wie vor nicht mehr antwortete machte es auch nicht besser. Warum tat er sich das alles überhaupt an?

Er konnte doch sowieso nichts ausrichten, war er in seiner hilflosen Überforderung verzweifelt, die es ihm nicht ermöglichte mit mehr emotionalem Abstand die Sache heranzugehen.
 

Ihn abgesattelt und gestriegelt sah er auf die Uhr seines Handys. Wie er sah, war von niemandem versucht worden ihn zu erreichen. Noch eineinhalb Stunden, wusste er, musste er noch mindestens warten.

Nicht wissend was er mit seiner verbliebenen Zeit nun anfangen sollte lehnte er sich müde an die Wand der Box. Erschöpft setze er sich ins Stroh. Den Kopf angelehnt hatte er bereits die Augen geschlossen, als ihm Holmes und Queen

einfielen. Die beiden gerufen kamen sie auch gut hörend alsbald schwanzwedelnd angelaufen, um sich von ihm kraulen zu lassen.

Er jedoch hatte da keine Muße zu. Da er es nicht wollte, schob er die Brüder beiseite und bat sie:

„Sitz“, zu machen. Artig hörten die Verbeiner auf ihn.

Wie Tunis, der ihn jetzt, wenn auch sanft, mit dem Kopf anstieß, liebten sie Yusaku.

Und auch Yusaku liebte die drei, aber sie sollten ihn in Ruhe lassen: „Tunis“, grummelte er: „Das gilt auch für dich. Ich bin müde. Komm schon“, schob er auch ihn etwas an die Seite: „Lasst mich in Frieden.“

Yusaku meinte es ernst. Er war wirklich, wirklich müde. Er war froh, als sie ihn alle tatsächlich in Ruhe ließen.

Er gähnte. Während die Hunde es sich neben ihm auf dem Stroh bequem machten und sich neben

ihn gelegt etwas von der Seite her wärmten, suchte der Hengst, nachdem er eine Minute ignoriert worden war, seinen Futtertrog auf.

Yusaku war kalt. Etwas zitternd zog er seinen Mantel enger. Die Augen immer noch geschlossen hörte er seinen Freund mit Schweif kauen.
 

Es war bereits nach 16 Uhr.

Yukiko wartete immer noch ungeduldig auf ihren Ehemann. Sie irritierte es, dass Yusaku sie noch nicht aufgesucht hatte.

Wo war er nur? , fragte sie sich. Es sah ihm doch überhaupt nicht ähnlich bei Treffen, ohne zumindest angerufen zu haben, nicht zu erscheinen. Und sie wollten sich doch treffen, um zusammen ins Krankenhaus zu fahren. Sie hatten zwar keine bestimmte Zeit miteinander ausgemacht, aber so war es doch, oder?, nahm sie das zumindest an.
 

„Das war super." Ran lachte fröhlich.

„Ja, hast du gesehen wie der Schimmel die Latte runter geworfen hat“, hatte es auch Kazuha sehr gut gefallen.

„Ja, das hat mir leid getan“, fand die werdende Mami das weniger beeindruckend als schade.

In Begleitung von ihr und ihrer Freundin suchte Andrew mit ihnen die Stallung auf. Denn auch er wollte wie die Mädchen jetzt endlich mit seinem Freund ausreiten.

„Yusaku!?“, rief er nach ihm, als er ihn nicht ausmachen konnte, aber den Hengst sah.

Dieser vernahm verschlafen, dass er gerufen worden war. Shinichis Vater war tatsächlich eingedöst. Noch müde antwortete er zurück: „Ich bin hier!“, rief er laut.

„Wo?“, wollte Andrew wissen.

„Bei Tunis“, gab er die Wegbeschreibung. Er merkte wieder wie kalt ihm war.

„Was machst du denn da?“, hörte er seinen Kumpel lachen, als dieser ihn mit den Teenagern im Schlepptau entdeckt hatte: „Was sitzt du da im Stroh?“

„Yusaku?“

Er hatte die Augen geöffnet, sah in Rans besorgtes Gesicht.

„Ist alles okay bei dir?“, fragte sie ihn.

Er nickte.

„Du siehst wirklich etwas blass aus“, fand allerdings auch der Erwachsene.

„Ach was, stellt euch alle nicht so an“, war sein Freund jedoch genervt von dem Wirbel.
 

Während Andrew und die Beiden ihre Pferde satteln gingen, blieb er noch sitzen. Irgendwie kam ihm der Gedanke an seinen Sohn. Er wollte eigentlich zum Krankenhaus. Er wollte wissen wie es ihm ging. Auch wenn ihm beim zweiten

Gedanken daran klar war, dass sein Sohn ihn sicher weniger vermisste, als er ihn und es wahrscheinlich nur als klammern empfinden würde, würde er hingehen. Wenn er so darüber nachdachte war es wohl besser, wenn er hier bei seinen Freunden blieb. Er seufzte verstimmt. Anderes als Shinichi wollten sie ihn bei sich haben. Also wäre er so gesehen

dumm sie stehen zu lassen. Auch wenn sie sich, wie er fand, übertrieben um ihn sorgten.

Er überlegte kurz, ob etwas an ihren Mutmaßungen dran sein konnte. Doch er war sich sicher, dass er einfach nur hungrig und müde war. Ja hungrig und müde. Das war die einzig naheliegende Erklärung. Sicher brütete er nur einen grippalen Infekt aus und bei der Aufregung die letzte Zeit war es doch auch nicht so verwunderlich, dass er sich nicht besonderes wohlfühlte. Erwar überspannt. Das war alles. Er sollte sich mehr Ruhe gönnen, fand er.
 

Er hörte Andrew erneut nach sich rufen: „Willst du nicht langsam anfangen?“, fragte der ihn amüsiert festgestellt, dass sein Freund noch nicht damit begonnen hatte: „Oder soll ich dir Tunis satteln“, scherzte der Mann.

„Vergiss es“, rief Yusaku darauf angestachelt zurück.

Immer noch müde rappelte er sich auf. Erneut war ihm kurz schwindelig, was er sogleich darauf schob, dass er zu schnell hochgekommen war. Denn genauso hatte er es empfunden, obwohl es nicht der Realität entsprach. Yusaku war nicht

ruckartig aufgesprungen, sondern ganz normal aufgestanden.

Er wollte sich gerade daran machen zu rufen, als das Pferd bereits auf ihn zu kam. Tunis meinte es gut, als er seinem Besitzer mit dem Kopf leicht gegen die Brust schlug. Yusaku jedoch tat das weh, weshalb er ihn von sich weg schob.

Dieser wollte jedoch bei ihm bleiben und setze einen Huf nach vorne...

Yusaku hatte nicht aufgepasst: „Tunis“, stand er mit Tränen in den Augen da. Sie waren ihm blitzschnell aus den Augenwinkeln geschossen: „Geh. Runter. Von. Mir!“, brachte er mit zusammengebissenen Zähnen hervor.

Das Pferd merkte, dass es einen Fehler gemacht hatte. Tunis nahm seinen Fuß erschreckt runter.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht klammerte Yusaku sich an ihn und versuchte mehrere Male verkrampft ein und aus zu atmen.
 

„Was ist los?“, rief Andrew, der sich zu ihm umdreht hatte, weil er ihm zulange brauchte. Er sah das was nicht stimmte: „Yusaku!?“ stieg er von seinem Pferd ab.

„Yusaku!?“, hatte auch Ran durch Andrew bemerkt das etwas passiert war.

„Schaff sie raus“, rief Yusaku scharf, bevor er sogleich die Zähne wieder aufeinander presste.

„Wieso?“, rief Andrew etwas schwer von Begriff.

„Schick sie raus!“, wiederholte Yusaku so noch einmal eindringlich.

„Aber, Yusaku!?“, hörte er nun wieder, immer noch mit dem Rücken zu ihr

stehend, Ran. Auch sie war abgestiegen. Ebenso Kazuha.

„Ich will nicht rausgehen“, wollte sie zu ihm laufen.

„Doch!“, sein extrem wütendes, ermahnendes: "Du gehst jetzt. Du nimmst Kazuha und ihr Beide wartet bis wir rauskommen draußen!“

„Nein!“, widersprach sie ihm energisch.

„Ran, zum letzen Mal“, schrie er sie jetzt an. Jedoch drehte er sich, weiterhin Tunis festhaltend, nicht um: „Ich habe verdammt noch mal keine Lust zu diskutieren. Andrew wird mir gleich den Stiefel ausziehen und das wird sicher

kein schöner Anblick. Das müsst ihr nicht sehen. Hast du mich jetzt endlich verstanden!?“

Andrew, dem jetzt im Gegensatz zu den Mädchen klar war worauf er anspielte, schickte sie ebenfalls weg.

„Komm schon“, meinte Kazuha schließlich zu Ran und nahm sie mit.
 

Währenddessen beeilte Andrew sich zu seinem Freund zu kommen und Yusaku endlich

zu helfen.

„Tunis ist mir auf den Fuß getreten“, ließ der sich von ihm stützen: „Ich glaube er ist gebrochen.“

Der Amerikaner unterstütze ihn dabei sich wieder auf den Boden zu setzen: „Wie ist das passiert?“, fragte der ihn.

„Ich weiß es nicht genau“, überlegte Shinichis Vater für einen Moment selbst: „Er wollte zu mir kommen und war zu schnell. Ich bin nicht zur Seite gegangen“, antwortete er bei dem Versuch sich daran zu erinnern, etwas

verwirrt.

Andrew nahm das so hin: „Das wird jetzt weh tun“, sagte er.

„Das weiß ich“, biss Yusaku sich schon in Erwartung daran auf die

Unterlippe: „Mach schnell“, bat er noch bevor er abwartend seine Hände, immer noch in den Handschuhen, im Stroh zu Fäusten ballte.

Sehr sorgsam hatte sein Freund den Stiefel mit dem Reisverschluss soweit wie es möglich war geöffnet.

„Bist du bereit!?“, wurde er gefragt.

Genickt, stieß er bei dem kräftigen Zug einen lauten Schrei aus.
 

Ran, die wie Kazuha warten musste, hörte ihn vor Schmerzen bis zu sich nach

draußen. Sie erschreckten sich. Der Schrei war ihnen durch Mark und Bein gegangen.

Sie wollte zu ihm.

„Wir sollen da nicht rein gehen. Er hat es uns verboten, Ran!“, hielt

Kazuha sie am Arm gepackt auf.

„Aber, aber…“, sah die werdende Mami das ja ein: „Er…“ Widerstrebend tat sie was von ihr verlangt wurde.
 

„Geht’s wieder?“, fragte Andrew ihn nach einigen Minuten. Er hatte die Pferde alle wieder abgesattelt.

„Ich-“, Yusaku nickte immer noch schmerzbetont. Er versuchte sich etwas umzusetzen: „denke schon“, atmete er während er das sagte, schwer aus. Es tat nach wie vor sehr weh.

„Dann fahre ich dich jetzt in die Notaufnahme. Kannst du aufstehen?“

„Wenn du mir hilfst“, reichte Shinichis Vater seinem Freund die Hand. Vorsichtig half der Amerikaner ihm sich aufzurichten.

Seinen Arm um die Schulter gelegt, nahm Andrew den humpelnden Yusaku mit raus.
 

„Warum dauert das so lange? Ich kann nichts hören“, war Ran neben ihrer

Freundin stehend verzweifelt. Sie hatte Angst. Was hatte Yusaku, dass er sie

nicht bei sich haben wollte? „Es kann doch nur was schlimmes sein“, mutmaßte sie hilflos.

Sie wollte sich gerade doch über das Verbot hinwegsetzen und nachsehen, als sie

ihn endlich zusammen mit Andrew sah.

Seinen Fuß gesehen brach sie in Tränen aus. „Yusaku“, eilte sie zu ihm.

Er ließ sich von ihr in den Arm nehmen: „Ich sagte doch, dass willst du nicht

sehen“, erwiderte er ihre Umklammerung.

Da er den Schmerz in seinem Fuß kaum aushielt, riss er sich zusammen, um sie nicht weiter zu beunruhigen, als er sagte: „Liebes, bitte. Du musst mich jetzt loslassen. Verstehst du. Ich kann so nicht mehr stehen.“

„Oh“, reagierte sie tränenerstickt sofort losgelassen: „daran hab ich nicht gedacht. Tut mir leid“, entschuldigte sie sich: „Ich hab mich nur so erschrocken“, erneut sah sie auf seine Verletzung. Den sich unter der Haut schon deutlich abzuzeichnen begonnenden Bluterguss. Der Partie war rot und bereits angeschwollen.

„Oh“, war sie fassungslos.

„Ich weiß. Es sieht sicher schlimmer aus, als es ist. Ran, mach es wie ich: Schau nicht runter.“

„Okay.“

Yusaku sah, dass Ran richtig schlecht geworden war. Sie sah ihn aus blassem

Gesicht an. Das hatte wirklich zu schlimm ausgesehen für werdende zu sehr mitfühlende Mamis. Ihr war schlecht: „Ich glaub ich muss mich übergeben“, sagte sie zu Kazuha, die ihr ihren Namen rufend hinterher lief.
 

Yusaku hörte es nur. Es tat ihm leid, dass sie das so schwer nahm. Aber im Stall war kein Verbandszeug gewesen.

„Komm“, forderte Andrew ihn auf: „Ich bring dich zu meinem Auto, versorg deinen Fuß und dann kümmere ich mich um die Beiden.“

Ihm gefiel das nicht, aber sein Freund hatte recht.

So wartete er hinten auf dem Beifahrersitz, mit aus dem Erste-Hilfe-Kasten abgedeckten Kompresse und einem geringfügig als Sichtschutz fungierenden Verband, während Andrew die Mädchen holen ging.

Sie waren bereits beide längst mit den Hunden auf dem Weg zum Parkplatz. Die Zwei auf halbem Weg eingesammelt ließ der Amerikaner auch sie in sein Auto steigen.

Ran musste ganz klar von Yusaku aus nach vorne. Kazuha hingegen blieb nichts anderes übrig als sich hinten dazuzusetzen. Da Yusaku sein Beinausstrecken musste, musste Kazuha seinen verletzen Fuß auf ihren Schoß nehmen.

Auch wenn es beiden unangenehm war.

Auch ihr war ehrlich gesagt schlecht und Yusaku sowieso.

„Ran schau nach vorne“, reagierte er gereizt auf einen erneuten Blick von ihr während der Fahrt: „Du sitzt nicht umsonst da vorne! Los, komm. Erzähl mir von den Pferden.“

„Aber“, sah Ran ihn etwas perplex an: „Du hast Schmerzen.“

„An denen du aber gerade nichts ändern kannst. Also erzähl mir schon endlich

davon. Damit ich davon abgelenkt werde“, forderte er sie eindringlich auf.

Da ihre Erinnerung im ersten Moment wie weggefegt war, begann Andrew mit der Schilderung, bis Ran soweit war zu übernehmen und auch Kazuha bekam dadurch Beschäftigungstherapie.
 

Die Notaufnahme erreicht ging Andrew, nachdem er Yusaku auf einem der Stühle abgesetzt und ihn mit den Mädchen zusammen dort gelassen hatte, seinen Freund anmelden.

„Yusaku“, spürte er wie Ran sich an seine Brust kuschelte. Sie hatte erneut feuchte Augen.

„Hey“, sagte er lieb zu ihr auf sie runter sehend: „Wenn du weinst, bekomme ich Angst“, streichelte er über ihre Haare: „Alles wird gut. Ganz bestimmt, okay.“

„Hoffentlich“, hörte er sie nahe seinem Ohr schniefen.

„In etwa 20 Minuten“, berichtete Andrew zurückgekommen. Er setzte sich neben seinen Freund.

Kazuha hinter Ran sah zu ihm rüber, dann schaute sie wieder auf ihre Freundin und drückte ihre Hand.

Die werdende Mami war immer noch erschrocken und deswegen blass. Sie war ganz still geworden. Achtsam lauschte sie seinem Herzschlag. Es hatte etwas Beruhigendes.
 

Yusaku, der noch immer versuchte seine Schmerzen zu ignorieren, war erneut müde geworden. Langsam lehnte er seinen Kopf an der Wand hinter sich an. Möglichst für die Freundin seines Sohnes nicht spürbar seufzte er innerlich. Mit Geduld

war er heute wirklich nicht gesegnet. Er machte sich seinerseits Sorgen um Shinichi, wenn er ehrlich war. Er hatte ins Kranknahaus gewollt, ja. Aber so auf einem ganz anderen Stockwerk hatte er auch nichts davon.

Er schaute noch einmal auf Ran. Sie schien eingenickt zu sein.

Andrew sah ihm seine Erleichterung an, dass sie sich wieder beruhigt hatte.

„Du hängst aber sehr an ihr“, machte er seine Bemerkung.

Yusaku sah nicht zu ihm hoch, sondern betrachtete weiter Ran: „Sie ist sowas wie die Tochter, die ich nie hatte. Wenn du verstehst…“, antwortete er nachdenklich.

Doch Besagte schlief nicht. Ran belauschte die in Englisch geführte Unterhaltung.

„Ich denke schon“, entgegnete sein Freund. Er dachte an seine eigenen Kinder. Doch dann schaute er Yusaku überrascht an, als dieser sich ihm anvertraute.

„Der Vater von“, er schaute erneut auf Ran. Es war wie Andrew sah ein ausgesprochen liebevoller Blick: „Also…, der von ihrem Baby. Ich-“, für eine kleine Weile sah es so aus, als würde er nicht weiter sprechen: „bin offengesagt sehr froh darüber, dass es mein Fuß ist. Nicht ihrer. Denn wenn das ihrer gewesen wäre…“ Andrew sah wie unglücklich Shinichis Vater aussah: „Er würde mich in der Luft zerreißen“, schnell wischte sein Vater eine aufkommende Träne aus seinem Augenwinkel: „Er war nicht damit einverstanden, dass ich sie mit zum Stall nehme.“

„Es war dein Fuß“, hatte Andrew verstanden. Ohne die Hintergründe in ihrem Umfang erkannt zu haben. Er ahnte in diesem Moment nicht, dass Yusaku sich ihm noch nie zuvor so sehr anvertraut hatte. Obwohl die beiden sich gut kannten und mittlerweile durch ihr gemeinsames Hobby Pferde und Reiten eng und gut miteinander befreundet waren und er auch die Problematik mit Yukiko kannte, hatte Yusaku ihm nie von Shinichi erzählt. Was er soeben getan hatte. Selbst wenn es sich nur um Andeutungen gehandelt hatte. Yusaku fühlte sich besser.

Kazuha hatte es zwar verstanden, aber ebenso wenig die genaue Bedeutung der Worte erfasst.

Ganz anderes Ran. Sie hatte sehr genau zugehört. Immer noch spürte sie wie sich sein Brustkorb bei jedem Atemzug hob und senkte.
 

„Herr Kudo“, war eine junge Schwester auf ihn zugekommen. Sie hatte ihn sofort als den Patienten ausfindig gemacht.

Ran, von dem Schreck ebenfalls müde, wollte eigentlich ihren Kopf nicht angeben.

„Hey, Liebes“, drängte er sie somit lieb: „Lass mich schon gehen.“

Sie sah zu wie Andrew ihm hoch half.

„Warte!“, rief sie plötzlich hektisch: „Ich kommen mit!“

Er drehte sich zu ihr um: „Nein. Bleib hier. Ich hab doch Andrew, der mich

begleitet.“

„Ja, er ist ein großer Junge, Ran“, pflichtete dieser ihm bei: „Er

schafft das, denn er ist tapfer.“

„Ja, tapfer!“, setzte Yusaku ein überzeugendes Lächeln auf: „Komm schon“, appellierte er an sie: „Desto eher ich gehe, desto eher bin ich wieder zurück. Der Nachmittag war auch für dich nicht einfach. Komm schon, Ran“, schaute er sie streng an: „Du warst vorhin so ruhig. Das gefällt mir nicht. Geh dir mit Kazuha den Blutdruck messen lassen, okay. Wenn ich weiß, dass es Kickchen gut geht, dann geht’s mir auch besser.“

„Komm Ran“, nahm Kazuha sie mit.
 

Somit konnten die Männer endlich ins Behandlungszimmer gehen.

Yusaku schilderte dem behandelnden Arzt was passiert war, während der Mediziner sich ein Bild von der Sportverletzung machte.

„Ich brauche Röntgenaufnahmen“, sagte er zu seiner Assistentin.

Auf das Bild wartend musste Yusaku sich einer kurzen allgemeinen Untersuchung unterziehen lassen.

„Ihr Blutdruck ist etwas zu niedrig“, stellte der Arzt fest.

Shinichis Vater wunderte das: „Das ist komisch. Er war bisher immer in Ordnung.“

„Aha“, reichte dem Mann nun mit der Manschette in der Hand diese Aussage. Schließlich wusste er nichts davon und so bestand auch keine weitere Veranlassung für ihn den sachlich geschildert überzeugend klingenden

Unfallhergang zu hinterfragen.

Seinem Patienten erklärt auf welches Ausmaß sich seine Verletzung bezog, wurde sein Fuß erneut verbunden. Mit Tabletten, Salbe und Krücken ausgestattet durfte er den Behandlungsraum wieder verlassen.

„Was hast du den jetzt genau?“, hatte der Amerikaner nicht jedes der japanischen Worte verstanden.

„Das wirst du gleich mitbekommen“, meinte Yusaku nur und zwinkerte seinen Freund munter an.
 

„Yusaku!“, lief Ran ihm auf dem Flur, ungeduldig von ihrem Stuhl aufgesprungen, bereits entgegen. Sie hatte seinen verbunden Fuß und die Gehhilfen gesehen. In sein Gesicht gesehen sah sie ihn lächeln.

„Na, Liebes. Da bist du ja wieder“, erwiderte er ihre Umarmung: „Siehst du“, lachte er sie an: „Glück im Unglück: Er ist nicht gebrochen nur geprellt und wenn ich artig bin, dann bin ich die hier“, er deutete auf seine Krücken: „schon bald wieder los“, grinste er sie bis über beide Ohren an, sodass auch sie nicht anders konnte als kurz zu lachen.

„Und?“, sprach er sie neben Andrew hergehend an.

„Und?“, verstand sie nicht sofort.

„Deinem Kreislauf“, wollte er fürsorglich als Ersatzfreund wissen: „Wie geht es dem?“

„Oh“, wimmelte sie schnell, wieder verfügt, ab: „Dem geht’s gut.“

Das seiner zu niedrig war, ließ er an dieser Stelle unter den Tisch fallen.

Lieber ging er auf die Frage seines Freundes ein.

„Gehen wir zu mir? Ich koch dir zur Belohnung auch was“, hatte Andrew ihm vorgeschlagen.

Zwar war Yusaku müde, aber halt immer noch auch hungrig. Er spürte seinen Magen wieder, also sagte er gut gelaunt: „Also gut. Von mir aus“, da er, wenn auch nur von Andrew selbst, wusste das sein Freund ein begnadeter Koch

war. Abwartend schaute er die Ladys an: „Kommt ihr mit?“

Die beiden nickten. So war es beschlossene Sache.
 

Eri, die ihre wenige freie Zeit, in der Akamaru schlief und in der sie nichts im Haushalt oder der Kanzlei zu tun hatte, genutzt hatte war in ihrem Schlafzimmermit über einer Fachzeitschrift eingenickt.

Einen Traum gehabt, indem sie von Yusaku geküsst worden war, hatte sie aufschrecken lassen.

Über diese Art von erotischem Erlebnis und über sich selbst erschrocken sprang sie auf, um sich einen starken Kaffee zu kochen. Mit dem sie ihre Aufregung beruhigen wollte.

Deprimiert schaute sie eine halbe Stunde später ihr Baby an und wusste, dass

der Mann mit dem sie zumindest in ihrer Fantasie fremdgegangen war, nicht der Vater ihres Sohnes war.

Sie hasste es das ihre Schwärmerei sie jetzt schon bis in ihre Träume verfolgte. Es war schulmädchenhaft, albern und unangebracht. Sie war schließlich eine verheiratete Frau erinnerte sie sich entschieden. Eine verheiratete Frau, die es

mit einem verheirateten Mann tun wollte. Ihr war klar, dass sie das schleunigst abstellen musste!
 

Bei dem Haus handelte es sich um ein Gebäude im Landhausstil aristokratischer Bauart. Schon auf dem Weg dorthin war Kazuha und auch Ran das teure Viertel aufgefallen.

Wie Shinichis Vater wusste war es ein großes Haus bestehend aus zwei Etagen um die 200 qm groß.

Mit seinem Freund betrat er es. Ran neben ihm und Kazuha staunten nicht schlecht. Auf den ersten Blick konnten sie sehen, dass die Leute die hier wohnten viel Geld besaßen. Jedoch war die Einrichtung nicht protzig, sondern

schlicht gehalten. Die Möbel aus edlem Holz machten einen sehr eleganten Eindruck. Vor allem die Mädchen sahen sich sehr beeindruckt um. Die Dekoration, welche stilvoll dazu ausgewählt worden war, zeugte von gutem Geschmack. Auf den

ersten Blick konnten die Beiden sehen, dass die Eigentümer viele Reisen unternommen haben mussten. Viele Familienfotos standen auf Kommoden oder hingen an den Wänden. Ganz besonderes Ran gefiel es hier. Sie fühlte sich sofort heimisch. Andrew, der ihr Blick aufgefallen war meinte dazu nur schlicht: „Meine Frau hat das arrangiert.“ Sich an Yukikos Mann gewandt fügte er zwinkernd hinzu: „Ich habe nur genickt.“

Yusaku lachte. Er hatte verstanden.
 

Gemeinsam begleitete der Hauseigentümer seine Gäste in den hauptsächlich benutzten Wohnraum. Diesen noch kaum betreten war Kazuha regelrecht geblendet von so viel pastellfarbener Schönheit: „Sieh mal, Ran!“, raunte sie ihrer Freundin zu: „Yusaku ist doch auch reich. Warum wohnen wir nicht so luxuriös?“, wollte sie wissen: „Im Gegensatz zu denen wohnen wir in einer richtigen Bruchbude.“ Sie war total neidisch.

Ran wollte gerade darauf erwidern, als sie wie Kazuha es plötzlich laut knurren hörte. Sich wie Yusaku, der sie bereits entdeckt hatte, zu dem Geräusch hingedreht sahen sie fünf große Mischlingshunde, die Holmes und Queen, wenn

auch schwanzwedelnd eigentlich relativ wohlgesonnen, umzingelt hatten. Das Knurren war also definitiv von den Hunden der Besucher ausgegangen, denen die fremden Tiere nicht so recht Geheuer erschienen. Sicherheitshalber hatten sich

die Brüder zum Bellen entschieden.

„Tine, Bee, Maron, Sam und Santos“, hörte einer nach dem anderen aufs Wort und liefen ihrem Herrchen hinterher in der einen Nebenräume.

Andrew, die Schiebetür hinter ihnen geschlossen, machte sich davon im Gegensatz zu den Teeangern unbeeindruckt auf den Weg in seine Küche. Yusaku begleitete ihn.
 

Ran und Kazuha wollten ebenfalls gerade mitgehen, als sie ebenfalls neun kleine weiße Köpfe mit einem blauen und einem gelben Auge endeckten, wie sie aus ihren Verstecken zwischen und hinter den Möbeln hervorguckten.

„Oh, das sind ja Katzenbabys!“, hörten und sahen die Männer durch die in die wandeingelassene Fassade die vor entzücken quetschenden Teenager-Mädchen.

„Ihr könnt sie streicheln“, gab Andrew ihnen über sie lachend die Erlaubnis: „Nur bei dem Chihuahua da drüben passt auf. Sie ist etwas schüchtern bei Fremden. Wartet bis sie von selbst rauskommt.“

„Tatschlich, da ist auch ein Hündchen!“, hatte Ran das kleine Tier zuerst zwischen den Sofakissen entdeckt. Sie war mit den Augen den Hunden gefolgt, die die kleine Dame überaus reizend fanden und offensichtlich näher mit ihr

zusammenkommen wollten.

„Queen! Holmes!“ War es Yusaku, der seine mitgebrachten Vierbeiner von ihrem Date abzog. Seinen Blick verstanden kamen die Brüder unaufgefordert zu ihm.
 

„Oh, ist das süß!“, hielt Ran, einem der Kätzchen, ihre Hand zum beschnüffeln hin. Sie war wie Kazuha in die Hocke gegangen. Es war das Vierte von links gewesen, welches sich aus seinem Versteck gewagt hatte. Es hatte mit zwei anderen Kitten in einer Höhle des Kratzbaumes gesessen.

Zuerst war es mit Bedacht heruntergesprungen, um dann plötzlich seine Scheu überwunden mit ziemlicher Neugier gezielt und ganz direkt auf Shinichis Freundin zu zulaufen. Nach einer Minute hatte das Katzenkind sich entscheiden,

der werdenden Mami zu vertrauen und auch Kickchens Mutti war ganz angetan. Behutsam streichelte sie das weiche, weiße Fell während das Kleine sich schnurrend, mit weit erhobenem am Ende an der Schwanzspritze gekringelten

Schwänzchen, an ihren Beinen vorbeischmiegte.

Ehe Yusaku sich versah sah er sie neben ihm und gleich im nächsten Moment schon mit dem Kätzchen im Schoss dasitzen und auch Kazuha hatte sich bereits eines herausgepickt, welches ihr besonderes zuzusagen schien.

Im Gegensatz zu dem Kitten von Ran war ihres wesentlich energischer. Es zeigte sofort offen, dass es wie man so sagt „Feuer im Popo“ hatte. Gerade das war es was Kazuha in diesem Moment unbewusst ansprach. Sofort hatte sie einen Namen: Heiji-chan.

Und auch Ran ging es so. Das Kätzchen so auf ihrem Schoß betrachtet hatte sie Shinichi im Kopf.
 

„Oh, nein“, meinte Yusaku Andrew, wieder in Englisch gegenüber, sich nun

setzend.

„Was?“, drehte jener seinen Kopf kurz zu seinem Kumpel um, welcher mit den Vorbereitungen zum Kochen begonnen hatte.

„Gleich kommt`s. Ich ahne es.“

„Mach dir keine Gedanken, Yusaku“, konnte der ihn gelassen beruhigen: „Die sind alle bereits vergeben.“

Er sah, dass sein Freund beruhigt war. „Also was genau hast du jetzt!?“, sprach er ihn an.

„Hast du das immer noch nicht verstanden!?“, war es jetzt, der immer noch müde, Yusaku der ihn auslachte: „Prellung“, sagte er auf Portugiesisch.

„Ach so“, antworte der Amerikaner in der gleichen Sprache. Jetzt hatte auch er ein Lächeln auf den Lippen. Ehe er sich wieder umdrehte. Während er sich um das Fleisch kümmerte, machte Yusaku sich beim Gemüseputzen

nützlich. Beiden Männern machte es Spaß in ihrer dritten Sprache zu sprechen. Wie Yusaku konnte auch Andrew diese Sprache so gut wie fließend. Was daher rührte, dass er neben Spanien, Neuseeland und Frankreich auch in Portugal schon einmal beruflich tätig gewesen war.
 

Von dem Duft des vor sich hin brutzelnden Fleisches angelockt trudelten innerhalb weniger Augenblicke 13 Tiere in der Küche ein.

Wie die Mädchen unerwartet jetzt feststellten waren es nicht nur neun Katzenbabys, sondern dazu noch drei ausgewachsene Katzen. Die größte von ihnen stellte sich als besonders aufdringlichen Kater heraus, der auf den Namen

Mohamed hörte. Selbst der winzige, nun gar nicht mehr scheue, Chihuahua Mirela wollte was abhaben.

„Wer hat euch erzogen?“, fragte Andrew ärgerlich die Meute. Alle Tiere schauten erwartungsvoll hoch. Kazuhas kleine Bekanntschaft maute und drängelte sich zwischen den Geschwistern weiter nach vorne durch. Es gehörte also zu den ganz

vorlauten. Rans hingegen wartete eher, wenn auch sehr ungeduldig, lieber weiter in der hinteren Reihe. Es schien zu wissen, dass artig sein belohnt werden würde.

Auch vom Nebenzimmer her hörte man es lautstark. Mit einem überlegendem Blick auf die Uhr, sahen Ran, Kazuha und auch Yusaku den Mann kurz dastehen.
 

„Was soll´s“, meinte dieser und öffnete einen großen Hängeschrank aus dem er rohes Fleisch in kleine Näpfe abgefüllt herausholte und diese einen nach dem anderen in den Wohnbereich transportierte. Ran und Kazuha bekamen jeweils auch zwei in die Hände gedrückt und durften sich somit an der Fütterung beteiligen. Was sich für die unerfahrenen Mädchen

als gar nicht so einfach herausstellte von den vielen Schleckermäulern im Wahrstensinne des Wortes regelrecht umzingelt.

Es war ein regelrechtes Bettel-Konzert.
 

Die fünf Hunde ebenfalls versorgt war Ruhe eingekehrt. Nur schmatzen unterbrach die Stille in der keiner der Besucher etwas sagte. Selbst Yusaku reagierte erstaunt.

„Ich hab das doch mal erwähnt“, meinte Andrew entspannt die Gesichtszüge seines Freundes betrachtend.

Shinichis Vater sah in überrumpelt an: „Das hielt ich für einen Witz. Ich dachte du scherzt.“

Andrew lachte: „Womit fütterst du deine Hunde!?“, ließ er ihn stehen, um wieder nach dem Essen zu sehen.
 

Yusaku konnte immer noch nicht so recht glauben was er da sah. Wie in Reih und Glied aufgestellt hatten alle von den Tieren ihre Näpfe so gut wie geleert. Holmes und Queen saßen komplett ahnungslos in der Ecke. Wie um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen holte der Amerikaner noch zwei große Beutel mit kleinen Babyküken quasi als Nachspeise hervor.

In Null Komma nichts war jedes von diesen unter Krallen und wurde genüsslich mit kleinen, aber umso schärferen Zähnen zerbissen. Bei den großen Hunden war es nur einmal Mund öffnen und verschlucken. Auch die kleinen Kätzchen, die noch vor 10 Minuten bei Ran und Kazuha gewesen waren, hatten je eines für sich erbeutet. Während das von Kazuha einfach

seinem Geschwisterchen eines vor der Nase weggeschnappt hatte, hatte Rans sich zwar etwas defensiver verhalten, aber seine Chance ebenfalls genutzt.

„Hast du das gesehen!?“, waren die Beiden sprachlos.

„Ja, es hat den Kopf gesprengt!“, stellte Kazuha das Heiji-chan-Kitten fasziniert beobachtet fest, wie das Augeninnere aus der Augenhöhle herausspritzte.

„Und- und das frisst die Beine. Siehst du es hat eins durchtrennt“, sah auch Ran, wie das Shin-chan-Katzenkind seine Methode des Fressens demonstrierte.

Die letzen gelben pelzigen Fellreste verputzt ging eine große Fellputzorgie los. Ran und Kazuha sahen beide wie die Kitten sich mit den Pfötchen ihre blutverschmierten Bärtchen wieder weislich rein schleckten.

„Das sind kleine Zombies!“, brachte Kazuha es auf den Punkt.

Ran stand immer noch mit offenem Mund da, als Andrew wissen ließ, dass das Essen in etwa 10 Minuten soweit sein würde.

„Ja. Wie kleine Vampire. Wahnsinn!“
 

„Wie gut, dass das Fließen sind“, setzte Yusaku sich an den Esstisch.

Andrew hatte ihn erneut auf Portugiesisch gebeten schon mal dort Platz zunehmen.

Sein Kumpel hatte die Anspielung schon verstanden.

Zu Yusakus Erstaunen war der Boden in Anbetracht dieses Gelages noch ziemlich sauber.

Der Geruch des Essens war ihm in die Nase gestiegen. Es roch wirklich gut. Er war müde und sein Fuß schmerzte, aber davon abgesehen war er zufrieden.

Während er wartend so da saß beobachtete er die Zwei. Vor allem Ran. Von der Aufregung des Nachmittages war ihr nichts mehr anzumerken. Ausgelassen spielte sie neben Kazuha mit den Kätzchen. Dabei entging ihm erneut nicht die gewisse Präferenz, die die Beiden auf die Zwei ganz bestimmten gelegt hatten.

Ran merkte, als sie vom Spielen aufschaute, dass er sie beobachtet hatte.

„Macht Spaß, stimmt`s“, stellte er mit einem Lächeln fest.

„Ja!“, war sie super gut gelaunt: „Die sind so süß!“

„Nein“, schüttelte er sofort den Kopf: „Vergiss es!“, hatte er sofort erraten womit sie gleich mit der Sprache Um die Ecke kommen wollte. Ihr Dackelblick und der von Kazuha sagten schon alles. Da Kazuha wusste, dass ihr Draht zu

Yusaku besser war als ihrer überließ sie ihr das reden.

„Och, bitte“, hielt sie ihm das Katzenbaby auf ihrem Schoß hin: „Es ist so putzig, findest du nicht auch?“

Er jedoch wollte sich nicht dazu überreden lassen. Um die Diskussion abzukürzen brachte er die Gegenargumente, warum er nicht damit einverstanden war: „Ran“, sah er sie streng an: „Wir haben bereits zwei Hunde, ein Pferd und eine Katze. Worum soll ich mich noch kümmern?“

„Aber, dass würden wir machen. Wir würden uns um alles kümmern. Du brächtest nichts zu machen.“

Yusaku wollte antworten. Doch Andrew hatte das Essen dabei. So war das Thema auf seinen Blick hin schon beendet, bevor es überhaupt angefangen worden war: „Kommt!“, forderte er sie auf sich ebenfalls an den Esstisch zu setzen.

Widerstrebend hörten die Ex-Freundinnen auf ihn.
 

„Das sieht wirklich gut aus“, freute Yusaku sich.

„Noch dazu einen guten Wein“, hatte Andrew bereits eine geöffnete Flasche in der Hand.

„Für mich nicht“, lehnte Shinichis Vater eilig ab, indem er seine Hand über die Öffnung seines Glases hielt, denn sein Freund wollte bereits einschenken.

„Was? Du willst keinen Alkohol“, reagierte dieser drauf verwundert: „Trink wenigstens ein Glas mit mir. Ich hab den extra nur für dich raufgeholt.“

„Nein, danke“, deutete Yukikos Mann auf seinen Fuß und spielte damit auf die Schmerztabletten an.

„Aber die hast du doch noch gar nicht genommen?“

„Was? Du hast sie nicht genommen?“, hatte die besorgte Mami das sofort aufgeschnappt. Besorgt sah sie ihn an.

„Habe ich. Alles gut, Ran!“, schaute er seinen Freund unauffällig warnend an, sodass nur dieser es unmissverständlich verstehen konnte. Wenn es für den Amerikaner doch sehr mysteriös war hielt der zur Erleichterung Yusakus den

Mund. Doch auch ihm war die Lust auf Wein vergangen. Wenn Yusaku nichts nahm, dann verzichtete er natürlich auch.

Den wirklichen Grund wollte er nämlich niemandem hier in der Runde preisgeben. Dass er nichts trinken wollte, weil sich das Gegenmittel in seinem Körper befand und er um die alkoholische Wirkung von zumindest einem besagten Schnapses

wusste. Er wollte da nichts riskieren. Was im Übrigen auch für die Schmerztablette gegolten hatte, die er im Behandlungszimmer bereits abgelehnt hatte. Auch darauf diesbezügliche Wechselwirkungen heraus zu finden

hatte er, zumindest noch zu diesem Zeitpunkt, kein Interesse.

Um von sich abzulenken und da er wirklich glaubte Hunger zu haben war er demonstrativ der Erste, der Gemüse auf seine Gabel spieße.
 

Während die Mädchen schnell wieder von den süßen Tieren abgelenkt waren, unterhielten sich die Männer noch auf Englisch.

„Schön, dass du es endlich mal geschafft hast“, freute der beleibtere Mann sich. Er hatte bereits mehrere Male versucht gehabt sich mit dem gebürtigen Japaner zu verabreden.

Yusaku nickte. Ihm tat es leid die Einladungen ausgeschlagen zuhaben, aber es war wirklich keine Ausrede gewesen. Er hatte wirklich keine Zeit gehabt.

„Kommt deine Frau nicht bald?“, fragte er in der Hoffnung seinen Besuch abkürzen zu können.

„Nein!.“, grinste der im Gegensatz zu seinem Gesprächspartner glücklich verheiratete Mann über beide Ohren: „Sie ist geschäftlich unterwegs. Sie kommt erst Morgen nachhause.“

„Und deine Kinder?“, versuchte Shinichis Vater noch ein weiteres Mal.

„Samstag“, war auch dieses Argument hin sich vorzeitig verkrümeln zu können: „Alle ausgeflogen. Jeff ist bei seinen Freunden, mein Jünsgter auf Pyjama-Party und Jane ist bei ihrem Freund. Mit anderen Worten, wir haben das

Haus für uns.“

„Super“, log Yusaku gezwungen lächelnd.

Andrew kaufte es ihm ab und auch Ran merkte zu seiner Erleichterung nicht, dass er es in diesem Moment nicht ehrlich meinte.

Sie war wie die anderen am Tisch schon fast am Ende. Während er sich zwang noch ein paar Bissen weiter zu essen.

„Schmeckt es dir denn nicht?“, hatte Andrew gemerkt. Er klang enttäuscht.

„Doch“, nahm Yusaku die Serviette in die Hand, kaute tapfer: „Es schmeckt sehr gut. Ich habe nur glaube ich nicht einen ganz so großen Hunger wie ich gedacht habe“, schob er dann doch den Teller von sich: „Das Bad?“,

erkundigte er sich aufgestanden.

„Auf dem Flur neben der Treppe.“

Die Erklärung anhört sah Yusaku zu, dass er dorthin kam.

„Was hat er denn auf einmal?“, fragte Andrew die Mädchen: „Er war doch den ganzen Tag über Derjenige der gar nicht oft genug betonen konnte wie ausgehungert er sei.“

„Ja“, stimmte Ran leise ebenfalls verwundert zu. Er war den ganzen Tag hindurch deswegen schlecht gelaunt, stimmte dieser Gedanke sie misstrauisch.
 

Das Bad erreicht und die Tür mit ungeschickten Fingern hastig verschlossen eilte er so schnell er konnte zu dem nächstbestgeeigneten Objekt dafür.

Zur Toilette hatte er es nicht mehr geschafft. Schwallartig hatte er sich zweimal ganz kurz hintereinander erbrochen. Die Lebensmittel waren so wieder herausgekommen, wie sie kurz zuvor zerkaut worden waren. Diesmal war das

Waschbecken ihm nützlich.

„Was war das denn?“, fragte sich nun auchYusaku selbst. Nachdem er sich den Mund mit Wasser ausgespülte hatte. Sich mühsam am Waschbecken festhaltend schaute das Gesicht im Spiegel ihn an. Er sah fertig aus. Er war

blass und schwitzte. So wusste er konnte er nicht wieder daraus gehen.

Shinichis Vater fühlte sich schlecht. Erneut hatte er noch einmal das unangenehme Gefühl erbrechen zu müssen.

Über das Becken gebeugt verharrte er bis er endlich Besserung verspürte. Tief durchatmend schaute er noch einmal auf. Niedergeschlagen wurde er an seinen verletzten Fuß erinnert.
 

Konnte einem von dem Schmerz den so schlecht werden? Shinichis Vater gestand sich, dass er keine Ahnung hatte. Es jedoch eher für Unwahrscheinlich hielt.

Über das Anti-Aptx als mögliche Ursache wollte er nicht nachdenken. Ohne es zu wissen hatte er sich unterbewusst ebenso wie Shinichi seinerzeit dafür entschieden diese Möglichkeit nicht in Betracht zu ziehen. Wie sein Sohn

verdrängte er diese Tatsache vor sich genauso überzeugend.

Um seinem Fuß die dringende Entlastung zu geben auf die dieser so dringend pochte, setzte er sich auf den Deckel der Toilette in der Hoffnung sich nicht erneut übergeben zu müssen.

Der Schmerz belastete ihn zusätzlich, weil er es so eilig gehabt hatte, hatte er auf diesen keine Rücksicht nehmen können. Was sich jetzt rächte. Den Schmerz also notgedrungen aushaltend wartete er ab. Vor allem wegen Ran

lehnte er es ab um Hilfe zu bitten. Sicher, so sagte er sich selbst, war es sicher nur eine Magenverstimmung. Nichts weiter Ernstes und das er sich deswegen nicht gleich zu sorgen brauchte. Sicher würde es gleich besser werden und

deshalb musste auch die Freundin seines Sohnes davon nichts wissen. Was die Tatsache noch bestätigte, dass auch eigentlich alles bereits aus seinem Magen raus war. Das umgehangene Gefühl aushaltend atmete er tief ein und wieder aus.
 

„Warum braucht er so lange?“, flüsterte Ran Kazuha besorgt zu.

„Keine Ahnung.“

Am liebsten wollte sie nachsehen, aber sich an die ähnliche Situation von heute Morgen erinnert wollte sie ihm nicht auf den Geist gehen.
 

Nach einigen Minuten begann die Übelkeit abzuklingen. Sich allmählich besser fühlend wartete er noch kurz etwas ab, bevor er sich mühsam, aber diesmal bewusst langsam aufrichtete. Wieder sein Spiegelbild gesehen, sah er dass er auch wieder etwas Farbe bekam.
 

Andrew wartete immer noch auf seinen Freund.

Ran war wieder drauf und dran doch nach ihm zusehen, als er sich endlich wieder blicken ließ.

„Das hat aber lange gedauert“, zwinkerte Andrew ihn darauf in zweideutigem Ton an: „Was hast du da im Bad getrieben?“

„Nicht das an was du gerade denkst“, hatte Yukikos Ehemann den Gag, etwas grimmig geantwortet, schon verstanden.

Um den eigentlichen Grund gerade insbesondere vor Ran zu überspielen ging er zum Schein auf den Witz weiter ein, indem er sagte: „So verzweifelt bin ich nicht“, kehrte er zu den anderen an den Esstisch zurück.

„Geht’s dir gut. Du siehst irgendwie blass aus?“, machte Ran den Mund kleinlaut auf.

Doch zu Yusakus Glück brauchte er nicht darauf einzugehen, da Andrew sie

bereits übertönt hatte: „Aber um sie geht es doch, oder?“, brachte sein Freund das Thema nun genau auf die ehemalige Schauspielerin: „Deshalb hast du keinen Appetit. Sie ist dir mal wieder eingefallen“, glaubte der Amerikaner

seinen Kumpel durchschaut zu haben. Er kannte ähnliches Verhalten, wie er meinte, bereits von einigen Malen am Reitstall, wenn sein Freund hin und wieder vorübergehend das Interesse an etwas was ihm sonst Spaß machte verloren

hatte.

Sich gesetzt klärte Yusaku dieses Missverständnis nicht auf. Jedoch nach einer Minute wiegelte er das Thema ab. Er fühlte sich schlecht und jetzt auch noch über seine Frau reden das war Yusaku eindeutig zu viel, weswegen er sich nach

den geschäftlichen Interessen erkundigte.
 

Da er den ganzen Tag im Bett mit nichts anderem als nichts tun oder dösen verbracht hatte, war er auch am Abend noch wach.

Mehr als gelangweilt halbherzig dem blöden im Fernsehen laufenden Kinderprogramm folgend, welches ihm eine der Schwestern vermeidlich freundlicherweise eingeschaltet hatte, wunderte er sich doch etwas darüber das

seine Eltern ihn nicht besucht hatten. Zumindest mit seiner aufdringlichen Mutter hatte er fest gerechnet.

Aber auch wenn sie ihm erspart geblieben war… Die Kindersendungen leider nicht und ebenso wenig die nervige Schwester, die jetzt meinte, dass es doch spät genug sei und er jetzt doch zu schlafen habe…

Er hasste das sie ihm Vorschriften machten und das er sich nicht einmal dagegen auflehnen konnte.

Kurzum… Er hasste es ein Grundschüler zu sein. Noch immer maßlos verärgert deckte er sich zu: Schlaf gut, Kleiner hat sie gesagt. Das ermutigt dich bestimmt die Superhelden zu sehen, hat sie gesagt, konnte er sich einfach nicht

damit abfinden, dass er wie ein Kind bevormundet wurde.

Er hasste dieses Zimmer hier. Den ganzen Laden hasste er. Das Einzige was ihm ein einigermaßen erleichterndes Gefühl bescherte war die Tatsache, dass er wenigstens weit entfernt von Ran war. Es war schon ätzend wenn sie ihm Vorschriften machte, aber sich von diesen blöden Krankenschwestern jetzt was sagen zu lassen... noch ätzender ging es wirklich nicht.

Ran war nicht bei ihm. Was ihm aber bei dem Versuch einzuschlafen auch wieder nicht passte. Denn ohne es zu wollen vermisste er sie, gerade jetzt wo er sich einsam fühlte, gerade mehr als ihm lieb war. Er ärgerte sich über sich selbst. Das war erst wieder so seit sie sich mit ihm versöhnt und ihn dabei so ungünstiger Weise umarmt hatte. Damit hatte es angefangen, dass hatte alles wieder angerüttelt.
 

Das Abendessen beendet begleitete Yusaku Andrew zum großen Sofa neben dem Kamin. Diesem vom Hausherrn angemacht knisterte das Feuer wohlig warm in den ruhigen Raum hinein.

Ran und Kazuha gesellten sich wieder zu den kleinen Kätzchen.

Yusaku, sich ausruhend, beobachtete die Beiden, als auch sein Freund sich neben ihn setzte.

„Sollen wir unsere Unterhaltung wieder auf Portugiesisch fortführen? Dann können wir über die echten Männerthemen reden“, deutete der Amerikaner auf die Mädchen.

„Ich glaube nicht, dass sie uns darüber belauschen“, stellte Yusaku doch mit erleichterter Verwunderung fest, das Ran tatsächlich abgelenkt zu sein schien. Trotzdem antwortete er, wenn auch müde, mit einem bereits auf

Portugiesisch gemeintem: „Klar.“

„Na, prima!“, fand Andrew ehe auch er bei seinem Freund die erneut veränderte Gesichtsfarbe bemerkte. Yusaku war erneut etwas übel geworden.

„Sie hat Recht“, spielte er auf Rans ebengemachte Bemerkung an: „Du siehst wirklich etwas blass aus. Geht’s dir nicht gut?“

„Doch. Doch“, dementierte der schnell.

„Du weißt dabei schon, dass du ziemlich bescheiden aussiehst, wenn ich das so sagen darf. Ganz ehrlich du brauchst vor mir nicht den Helden zu spielen, so wie du es für sie tust. Ich kann dich gerne nachhause fahren, wenn du das

willst.“

„Und ihr den Spaß verderben?“, lehnte Yusaku sich etwas zurück: „Nein“, schüttelte er etwas in sich hineinlachend den Kopf. Es ging ihm nicht gut, ja. Aber er bezweifelte, dass er mit Schmerzen und Übelkeit jetzt hätte schlafen können. Auch wenn er nach wie vor allgemein sehr abgekämpft war. Außerdem… Er fand es gemütlich hier und er war gerne mit seinem Freund beisammen. Also antwortete er: „Halb so schlimm. Ich bin nur etwas geschafft. Das ist wirklich alles. Es ist nur eine Erkältung.“

Andrew, dem Yusaku gegenüber bisher immer ehrlich gewesen war, glaubte ihm.

„Außerdem“, fuhr Shinichis Vater weiter aus: „Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal Zeit haben werde- ich hatte die letzten Wochen wirklich viel zu tun. Ich denke, das mit dem Fuß war eine klare Ansage. Ich werde wohl eine

Weile kürzer treten müssen mit meinen Aktivitäten.“ Sein Freund hörte durch diese Worte heraus, dass ihm das nicht sonderlich gefiel kleinbeizugeben.

Auf die Bitte: „Kümmerst du dich solange um Tunis?“

Konnte Yusaku sich wie er wusste auf die Antwort verlassen.

„Ja. Natürlich.“

„Arbeitest du doch wieder an einem neuen Manuskript?“, erkundigte er sich.

„Nein!“, räumte der Erfinder des Barons der Nacht ein. Er seufzte deprimiert.

„Hast du denn mittlerweile eine andere Idee wie du in Zukunft deine Brötchen verdienen willst?“

Yusaku schüttelte den Kopf: „Keine Ahnung. Aber du hast wohl recht ich sollte mir langsam wirklich Gedanken darüber machen.“

„Wenn das so ist“, schaute der Amerikaner ihn aufgeweckt an: „Ich hätte da vielleicht was für dich. Die Firma sucht einen neuen stellvertretenden Geschäftsführer. Der Alte ist zurück getreten.“

„Deine rechte Hand?“, der Detektiv und pausierende Schriftsteller runzelte die Stirn: „Ich denke nicht, dass mir das Spaß machen würde. Zahlenschubsen ist eher nicht mein Ding.“

„Dann beteiligte dich mit mir an den StarCross-Aktien.“

„Auch davon habe ich keine Ahnung, Andrew?“, sah Yusaku ihn mit einem Blick an, dass er für die Vorschläge zwar dankbar war, aber daran kein Interesse hatte auf Pferderennen zu setzen.“

„Dann eben nicht. War ja nur ein Vorschlag“, tat dieser etwas beleidigt, aber im Grunde verstand er seinen Freund. Nachdem er erneut bei einer Andeutung auf das Thema Yukiko abgewiesen wurde erzählte er ihm etwas darüber, wie

anstrengend seine beiden älteren Kinder zurzeit waren: „Du kannst dir das nicht vorstellen.“

„Doch ich denke schon“, antwortete Yusaku bemüht ihm trotz Müdigkeit ein guter Zuhörer zu sein. Er meinte es ernst was er sagte insbesondere an seinen Sohn, dessen Freund und auch Shiho gedacht.

Das Besprochen wechselten die beiden Männer wieder zum Geschäftlichen. Wobei Andrew sich einen Rat bezüglich einer Investition erhoffte.

„Ich kenne mich nicht damit nicht aus. Tut mir leid“, konnte Yusaku ihm leider nicht weiter helfen. Geduldig hörte er seinem Freund weiter zu.

Jedoch mit dem Ergebnis, dass Andrew irgendwann aber doch allmählich das Gefühl beschlich, dass Yukikos Mann ihm gar nicht mehr richtig zuhörte, da er nur noch sehr vereinzelt Antworten von ihm bekam.

„Falls du doch gehen möchtest, du brauchst es nur zu sagen.“

„Ach nein. Rede weiter.“

„Wo war ich stehen geblieben.“

„Bei der Überlegung warum deine Frau dich für zu streng hält“, bekam Yusaku so die Gelegenheit zu beweisen, dass er tatsächlich noch zugehört hatte.
 

„Ähm, Andrew?“, wurden die Beiden in ihrer weiterhin auf Portugiesisch geführten Konversation plötzlich von Ran auf Englisch gefragt unterbrochen: „Dürfen wir Sie fragen, was das für eine Rasse ist?“

„Aber sicher dürft ihr das!“, beugte sich der nette Hausbesitzer zu ihr nach vorne.

Sie saß mit Kazuha nur wenige Meter von ihm und Yusaku entfernt mit dem Kitten von heute Abend auf dem Schoss.

„Das sind türkische Angoras.“

„Heißt das, dass sie aus der Türkei stammen?“, schlussfolgerte sie interessiert.

Yusaku, der eigentlich etwas auf Andrews Aussage von vorhin hatte antworten wollen, ließ ihr gutmütig den Vortritt.
 

Der Mann nickte. Ihnen die Legende von den Türkisch Angora Katzen, dann doch zum besseren Verständnis freundlicherweise in japanischer Sprache erklärt, stellten er und die Mädchen auf einmal fest, dass Yusaku nicht mehr auf

Ansprache antwortete.

„Yusaku?“ war er sowohl von seinem Freund, als auch von Ran: „Yusaku? Yusaku!?“ mehrmals angesprochen worden.

„Er ist eingeschlafen“, stellte Andrew darauf scharfsinnig fest.

Die Freundin seines Sohnes war genauso perplex: „Tatsache. Er ist tatsächlich eingeschlafen“, konnte sie das ebenfalls kaum fassen.

„Also“, fragte Andrew sich an sie und ihre Freundin gewandt. „Wollt auch ihr hier übernachten oder soll ich euch doch lieber nachhause fahren?“

Kurz entschlossen sahen sich die beiden Mädchen an. Die Aussicht so noch weitere Zeit mit den Kätzchen verbringen zu können, waren sie sich einstimmig einig hierbleiben zu wollen.
 

„Okay“, meinte der Amerikaner so: „Dann zeige ich euch das Gästezimmer. Ihr könnt die Zwei“, er deutete auf die Kitten: „dorthin mitnehmen“, um seinem Freund die wohlverdiente Ruhe zu gönnen. Es war 22:30 wie die Uhr zeigte.

Kazuha ging bereitwillig mit. Ran jedoch zögerte. Es war komisch. Irgendwie war der Vater ihres Freundes

komisch. Wieder hatte sie dieses merkwürdige Gefühl, dass sie daran hinderte ihn verlassen zu wollen.

„Das ist keine Klapp-Couch. Komm, lass ihn schlafen“, hatte Andrew ihr das in freundlichem Englisch nahe gelegt.

Da er Recht hatte war sie nun auch endlich bereit den Raum zu verlassen.

„Aber er hat keine Decke. Er wird wenn die Wärme des Kaminfeuers nachlässt sicher frieren“, machte sie sich das zu Kazuha sagend im Flur wieder Gedanken.

„Keine Sorge“, meinte der Erwachsene die Tür vom Gästezimmer geöffnet den Lichtschalter betätigt.

Während Ran und Kazuha sich in der neuen Umgebung zu recht fanden, war der Amerikaner mit einer Wolldecke ins Wohnzimmer zurückgekehrt.

Yusaku schlief bereits so tief, dass er nicht mehr merkte, wie er von seinem Freund kameradschaftlich zugedeckt wurde…

Planen und Probleme

Als Kind hast du Schäfchen gezählt und bist eingeschlafen.

Heute zählst du deine Sorgen und kannst nicht einschlafen.

(Verfasser unbekannt)

Manchmal, wenn die Menschen unter Stress stehen, denken sie nicht gerne darüber nach, dass dies die beste Zeit zum Nachdenken ist.

(Verfasser unbekannt)
 

7. Januar (Samstagabend)
 

Während Yusaku im Wohnraum fest schlief, machten Ran und Kazuha es sich gemeinsam auf dem Bett im Gästezimmer bequem. Da es nur eines gab, wussten sie, dass sie es sich teilen mussten. Was aber keiner der Beiden etwas ausmachte. Ganz im Gegenteil. Sie fanden es sehr gemütlich noch beisammen zu sitzen. Die mitgebrachten Kätzchen spielten noch etwas mit ihnen, indem sie die Finger, die die Mädchen unter der Decke bewegten, anpirschten und verfolgten.

Kazuha schwärmte: „Sie sind so süß!“

„Ja“, stimmte Ran ihr wieder ausgelassen zu: „Super süß! Sie sind sowas von goldig. Ich hätte gerne eine Katze“, schmälzte sie bei deren Anblick dahin.

Das Kind hatte sich auf ihren Schoß gelegt. Gähnend streckte es ein Füßchen aus.

„Ich auch“, war Kazuha derselben Meinung.

Ihr beider gleichzeitiges Seufzten erfüllte den Raum, als sie schließlich beschlossen unter die Bettdecke zu kriechen.

Nachdenklich lagen sie noch wach nebeneinander.

Jede schweifte für sich mit ihren Gedanken ab. Kazuha vermisste Heiji und auch Ran erging es ähnlich. Auch sie vermisste plötzlich Shinichi. Worüber wie sie jetzt feststellte selbst überrascht war. Es waren die Kätzchen gewesen, die es bei Kazuha verstärkt und bei ihr ausgelöst hatten.
 

(Zuhause, 23:38 Uhr)
 

Den pausierenden Detektiven erging es nicht anderes.

Auch sie hatten Beide noch nicht in den Schlaf gefunden. So wie sie es gerne gehabt hätten.

Shinichi vermisste Ran.

Heiji vermisste Kazuha und dazu noch seine Freunde. Ohne das sie es voneinander wussten fanden beide das die Situation scheiße war.

Shinichi weil er Conan sein musste und Heiji weil er keine zufriedenstellende Lösung fand. Ihm tat von seiner grüblerischen Stimmung nicht nur sein Herz, sondern auch sein Kopf weh. Jedenfalls schob er es darauf. Den ganzen Tag war Heiji nicht aufgestanden und gegessen hatte er auch nichts. Auch er verspürte leichte, unterschwellige Übelkeit. Wie Yusaku schenkte er diesem Umstand keine weitere Beachtung. Er war zu sehr damit beschäftigt über die vertrackte Situation nachzudenken.

Kurz überlegte er, ob er nach unten gehen und sich etwas machen sollte. Er entschied sich dagegen. Er hatte keine Lust, war zu deprimiert! Ihm war auch nicht nach schlafen, obwohl er eigentlich müde war. Zwar war er vom vielen Nachdenken geistig, sowie emotional erschöpft, aber betraf ihn seine Müdigkeit anderes als den Vater seines Freundes. Bei ihm war es eine geräderte Müdigkeit. Also nicht die Art, die sich gut zum Einschlafen eigenente.

Auch er seufzte schwer. Es war öde, wie sein Freund dachte er kurz darüber nach sich Bewegung zu verschaffen. Aber nein, dazu konnte Osakas Detektiv sich auch nicht aufraffen. Stattdessen starte er weiterhin an die Deckenlampe.
 

Ran schlief nicht besonders gut. An der fremden Umgebung lag es nicht. Vielmehr eher daran, dass das Bett, wenn man es sich mit einer anderen Person teilte, doch ziemlich eng war. Ran fehlte es an Platz und Kickchen hatte sich mehrmals durch kräftiges Treten bemerkbar gemacht.

Spielt sie Fußball oder was macht sie da? hatte sie sich auf die andere Seite gedreht immer mal wieder teils ärgerlich gefragt. Sie musste wieder an Shinichi denken. Sie war traurig und vermisste ihn. Im Halbschlaf frage sie sich in diesem Zusammenhang was mit Yusaku los war. Was war es nur, dass sie die Beiden in dieser Art assoziierte? Ach, keine Ahnung, wusste sie müde die Augen schließend auch nicht warum. Morgen würde sie der Sache nachgehen, aber jetzt wollte sie schlafen.
 

(Krankenhaus, 23:54 Uhr)
 

Shinichi hingegen hielt es in seinem Krankenhausbett nicht mehr aus. Er brauchte Bewegung sonst würde er noch verrückt werden, dachte er. Ja er musste sich bewegen!

Obgleich er Schmerzen dabei hatte kletterte er mühselig, die Decke beiseite geschlagen, heraus. Im Zimmer wollte er nicht bleiben.
 

Die Türe geöffnet schlich er sich vorsichtig hinaus auf den Flur. Dort brannte das Neonlicht spärlich. Trotzdem blendete es seine Augen fast. Nach links und rechts gesehen hatte er sich umgeschaut. Die Luft ist rein, gedacht, setze der 17 Jährige seine kleinen Kinderfüße einen vor den anderen zielstrebig auf dem Boden den Krankenhausgang entlang.

Man konnte nicht wirklich sagen, dass er wusste wo er war oder dass er sich hier richtig auskannte. Dazu hatte Shinichi sein Zimmer zu selten verlassen, als er vor oder von Untersuchungen mit seinen Eltern unterwegs gewesen war.
 

Es war so still, dass er sein Magengrummeln nicht nur fühlen, sondern auch gut hören konnte.

Im Gegensatz zu seinem Vater und seinem Freund wollte er seinen Hunger stillen. Er hatte Kohldampf und das er frustriert war hinderte ihn nicht an diesem Vorhaben, sondern bestärkte dieses stattdessen noch.

Hier musste es doch irgendwo sowas wie einen Snack- oder Getränkeautomaten geben, suchte er danach. In der Hoffnung endlich was passendes für sein Frustgelage zusammenzusuchen, hoffte er das es ihm physisch, sowie psychisch immerhin so weit besser gehen würde, als das er schlafen würde können. Verdammt noch mal verlor der geschrumpfte Shinichi langsam die Geduld, als er bereits die halbe Etage schleichend hinter sich gebracht hatte. Ihm taten langsam aber sicher die Knochen zu weh für diesen Mist. Ein weiter Grund, warum er sich dachte, dass dieser Laden hier scheiße war.

Wenn ich nicht langsam endlich was zu essen finde, werde ich mich doch aufgeben müssen, dachte er erschöpft und außer Atem sich an der Wand abgestützt. Man, war er ärgerlich über sich selbst, sowas erbärmliches! Ich hasse mein Leben.

Er raffte er sich wieder auf, um weiter nach irgendwelchen Nahrungsbehältern zu suchen.
 

8. Januar (Sonntagmorgen)
 

Yukiko konnte ebenfalls nicht schlafen. Sie wartete immer noch nervös auf Yusaku. Mittelwelle hatte sie angefangen sich echte Sorgen um ihn zu machen.

Wo war er nur?, fragte sie sich. Sie war so verzweifelt, dass sie um 1:20 Uhr es schließlich nicht mehr aushielt. Sie wählte seine Nummer. Ihr Versuch ihn anzurufen war vergeblich. Es war letztlich nur Yusakus Anrufbeantworter dran. Auf den wollte sie natürlich nicht sprechen. Würde er doch an ihrer Stimme erkennen, dass sie angespannt war. Ihm eine SMS zu schreiben machte ebenso wenig Sinn. Wo war Yusaku denn nur?, fragte sie sich erneut ihr Zimmer verlassen.

Aus dem Fenster im Wohnzimmer hatte sie gesehen, dass sein Wagen immer noch nicht vor der Tür stand. Also konnte sie sein heimkommen wirklich nicht überhört haben. Ob ihm etwas passiert war?, überlegte sie.

Wie Ran hatte sie ein mulmiges Gefühl beschlichen. Das er vor kurzem einen Abend außer Haus gewesen war, um sich mit Shiratori zu treffen hatte sie nicht mitbekommen. Sie hatte ihn abends immer nur als im Haus wahrgenommen. Mal hatte sie seine Stimme gehört, mal hatte sie auch nur seine Schritte vernommen. Zweimal war sie ihm sogar begegnet. Einmal auf dem Flur und einmal in der Küche. In beiden Fällen hatten sie sich einander gegenüber zwar freundlich, aber sehr distanziert verhalten. Wie er hatte auch sie kein näheres Gespräch gesucht. Ganz im Gegenteil, sie war ihm in typischer „Gib mir mal das Salz“- Mentalität ausgewichen.

War das etwa der Grund? Hatte sie versehentlich Yusakus Gefühle verletzt? War er enttäuscht von ihr oder gar sauer auf sie? Hatte sie ihn gekränkt? Wenn sie so darüber nachdachte, dann konnte es doch nur so etwas sein. Sie kannte ihn der Tage als überaus ausgeglichene Person. Was sonst hätte ihn aus der Ruhe bringen können? Wenn nicht sie? Dass sie darin ungewollt überaus begabt war, wusste sie. Das war kein Geheimnis. Oh, nein! Sie war entsetzt: Wenn er in irgendeiner Bar saß und sich zulaufen ließ? Aber nein, versuchte sie sich sogleich zu beruhigen: So unvernünftig ist er nicht. Er nimmt doch das Gegenmittel und er weiß, wie unberechenbar es im Bezug auf Alkohol ist. Das würde er nicht tun, bemühte sich seine Frau sich das selbst einzureden. Nur nicht sonderlich erfolgreich: Und was ist, wenn er es doch tut? , fragte sie sich. Ihr war Angst und Bang. Am liebsten wollte sie losstürmen und nach ihm suchen. Sich jedoch an das Desaster ihrer letzen Suchaktion erinnert, verzichtete sie verzagt darauf. Stattdessen begnügte sie sich damit unruhig- wie ein Geist im Spitzennachthemd- über die ganze untere Etage zu tigern.
 

Von alledem hatte Yusaku keine Ahnung. Er schlief tief und fest wie ein Murmeltier. Er hatte den Anruf seiner Frau überhört. Ebenso hatte er nicht Holmes und Queen mitbekommen, welche neben ihrem Ersatzherrchen auf dem Boden gelegen, ebenfalls schlafend, aufgeschreckt waren.

Etwas ängstlich kuschelten die vierbeinigen Brüder sich, in der für sie fremden Umgebung, eng aneinander.

Die Katzenbande, vor denen sie sich immer noch etwas fürchteten, hatten sich ganz am anderen Ende des Raumes zusammengelegt. Mirela, die winzige, aber stolze Chihuahua Hündin, hatte es sich gleich zu Beginn der Schlafenszeit bei ihren Katzenfreunden gemütlich gemacht. Welches ihr klares Statement war das Holmes und Queen in diesem Moment ebenso schlechte Liebhaber waren wie ihre beiden Herrchen Heiji und Shinichi.
 

Im Gegensatz zu Yukiko und seinem Freund hatte Heiji es nach halb 3 endlich geschafft einzuschlafen und seinen persönlichen Teufelspreis aus schallplattenähnlichen stupiden Gedankenabfolgen Einhalt zu gebieten.
 

Anderes hingegen der geschrumpfte Teenager, der nachdem er von einer der Schwestern erwischt worden war und deren Moralpredigt auf dem Weg zurück in sein Zimmer zu Ende hatte anhören müssen, saß er immer noch reglos in seinem Bett.

Um einzuschlafen war er nach wie vor viel zu wütend.

Innerlich kochte es in ihm wie in einem Kochtopf. Wie gerne wäre er jetzt aufgestanden, um der blöden Kuh seine Meinung zu sagen.

Ich bin ein kleines Kind, hat sie gesagt. Ich darf nicht einfach durchs Krankenhaus laufen, hat sie gesagt. Es ist spät, hat sie gesagt. Ich soll schlafen, hat sie gesagt, weil ich krank bin und meinen Schlaf brauche, hat sie gesagt, dass sie meine Eltern sicher nicht damit einverstanden wären, hat sie gesagt. Diese… Ihm viel überhaupt kein Schimpfwort ein, als das er diese blöde, dumme, sich in alles einmischende… weiter betiteln konnte. „Argh!“, stieß er knurrend aus. Er war so, sodermaßen wütend! Er explodierte innerlich. Neben dieser scheiß, vermaledeiten Predigt hatte er immer noch weder was im Magen noch was getrunken. Es würde noch soweit kommen, dass wen die Organisation ihn nicht umbrachte, er das entweder selbst tun oder schon hier zugrunde gehen würde.

Den einzigen Vorteil, nämlich das er Ran völlig vergessen hatte, bemerkte er nicht. Zu sehr war er damit beschäftigt sich weiter maßlos zu ärgern. Die Schwester kam nun schon sauer, bereits zum achten Mal herein: „Was ist jetzt schon wieder?“ Sie hatte ihn eben schon für das „blöde Kuh“ getadelt.

„Ich habe Durst!“, schnauzte er sie, mit eben dieser Streit anfangen, an.
 

Bis in die Morgenstunden bekam er immer wieder Ärger, weil er sich daneben benahm. Quasi aus Rache für die viele Bevormundung, die nicht nur sie, sondern auch ihre Vorgängerinnen aus der Tagesschicht verbockt hatten, kommandierte er und scheuchte er sie herum. Zuerst hatte er Hunger, dann sollte sie ihm den Fernseher einschalten, sein Kissen aufschütteln, Fenster öffnen, dann den Fernseher wieder aus machen, das Fenster wieder schließen… und was ihm sonst noch so alles einfiel um sie zu nerven.

Der werde ich es zeigen, machte er sie mit Grundschülertaktik fertig.
 

In dem Maße wie er sah, dass die Nachtschwester im fünf Minuten Takt ebenfalls, wenn auch nur innerlich, nach außen hin professionell ruhig bleibend, aufbrauste, merkte er

desto schlechter er sie behandelte, desto schlechter fühlte sie sich und umso besser ging es ihm selbst. Das das total daneben war und er sich wirklich wie ein Kind verhielt, blendete Shinichi dabei komplett aus.

Als die etwas ältere Frau endlich erleichtert von der Frühschicht abgelöst wurde, spürte er große Genugtuung. Das Gefühl über sie triumphiert zu haben war toll! Dass er gemein und unfair gewesen war, störte ihn nicht im Geringsten sich so gut zu fühlen.
 

Noch müde wachte Ran gegen 9:15 Uhr allmählich auf. Sie spürte etwas auf ihren Beinen. Die Augen geöffnet und ihren Kopf leicht angehoben konnte sie erkennen was es war. Ein kleiner, weißer Kreis, der neben einem Zweiten lag. Sie erkannte erstaunt, dass es sich um die kleinen Kätzchen handelte.

Ran empfand Freude darüber. „Hallo“, flüsterte sie dem Kitten, dass sie nun ansah freundlich zu. Sie musste lächeln. Es war einfach zu süß. Aus putzigen Äugelein schaute das possierliche Tierchen Shinichis Freundin an. In diesem Moment hatte es endgültig ihr Herz erobert. In diesem Moment wusste Ran, dass es zu ihr gehörte. Sie musste es einfach haben. Aufgeregt rüttelte sie Kazuha.

Dadurch geweckt schaute sie in die vor Begeisterung leuchtenden Augen ihrer Freundin. Ihrem andächtig auf die Kleinen gerichteten Blick gefolgt bemerkte auch Kazuha die knuffigen Besucher.

„Das sind ja!?...“, brachte sie ebenso erstaunt wie fasziniert heraus: „Die gleichen wie gestern!? Sind das etwa?“, konnte auch sie es kaum glauben.

Ran, der es noch vor einer Minute ebenso ergangen war, bestätigte es ihr: „Ja, das sind dieselben wie gestern. Das sind Shin-chan…“

„…. und Heiji-chan“, beendete dessen Freundin den Satz.

„Ja.“

„Wow.“

„Du sagst es. Kazuha!? Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich muss es unbedingt haben!“

Angesprochene nickte eifrig.

Einen vielsagenden Blick getauscht kletterte Ran über ihre Freundin: „Ich muss zu Yusaku!“

Etwas verblüfft über so viel plötzlichen Elan schaute nicht nur Kazuha hinter ihr her. Auch Heiji-chan schaute verdattert, genauso wie Shin selbst, als es spontan und aufgeregt hochgenommen wurde. Mit ihm auf dem Arm eilte sie hinaus aus dem Zimmer.

„Viel Glück“, rief Kazuha ihr noch nach.
 

Als Ran in den Wohnraum lief war es kurz vor halb zehn. Holmes und Queen erschraken. Die Katzenbande gähnte und war hingegen wesentlich gelassener, als die Hunde die beim Anblick des Katzenkindes an die Seite wichen, um Ran mit ihm Platz zu machen.

„Yusaku. Yusaku?“, hatte sie sich aufgeregt neben ihn gesetzt: „Yusaku!?“, schlief er noch sehr tief, als Ran versuchte ihn zu wecken.

„Yusaku!“, sagte sie nochmal ungeduldig seinen Namen. Sie rüttelte ihn mit ihrer freien Hand an der Schulter: „Hey, wach doch auf!“, versuchte sie ihn wachzubekommen.

„Yusaku, Yusaku, hey!?“, rüttelte sie ihn kräftig, als er nicht auf sie reagiert hatte. Irritiert, dass das nicht klappte, rief sie erneut und diesmal sehr entschieden seinen Namen: „Yusaku!“ Shinichis Freundin rüttelte ihn mit Nachdruck. Es war schon fast ein schütteln.
 

Das Katzenkind hüpfte von ihrem Schoß. Es hatte gespürt, dass es weniger gut festgehalten worden war.

Ran ignorierte es.

„Hm“, endlich reagierte er auf sie. Sie wollte schon erleichtert aufatmen. Sie hatte schon angefangen sich Sorgen zu machen. Und die machte sie sich wieder, als sie keine weitere Reaktion von ihm bekam. Er schien immer noch tief zu schlafen. Ran verstand das nicht. Gerade als sie ansetzen wollte ihm ins Ohr zu rufen, wurde sie davon abgehalten.

„Ich dachte ihr Japaner seit taktvoll“, hörte Ran eine gutmütige Stimme. Es war Andrews Lachen.

Sich zu Jenem umgedreht erkannte sie, dass er aus der Küche gekommen sein musste. Sie fühlte sich ertappt: „Ist gut“, sah sie ein, dass es wohl besser war für ihren Plan ihn ausschlafen zu lassen. Sie brauchte ihn gut gelaunt, wenn sie ihn überreden wollte.
 

So kam sie der Aufforderung: „Setz dich doch dazu“ vom Hausbesitzer eingeladen, der sich gerade an den Frühstückstisch setzte, nach. Es gab Spiegelei und Speck.

„Danke schön“, hatte Ran ihm ihren Teller angegebenen: „Sieht wirklich sehr lecker aus.“

„Wo hast du deine Freundin gelassen. Schläft sie auch noch?“

„Kazuha? Äh nein“, fiel auch Ran ein, dass auch sie sicher gerne etwas Essen würde: „Ich hole sie.“ Das gesagt, kam sie mit ihr zurück.

„Sollten wir ihn nicht aufwecken. Es ist doch unhöflich, wenn wir ohne ihn frühstücken, oder?“, warf Kazuha ein.

Ran reagierte auf diese eigentlich unbedacht spontan geäußerte Überlegung hellhörig. „Du hast Recht“, fand sie: „Er hat nicht gut zu Abend gegessen“, kam ihre fürsorgliche Mama-Seite durch: „Er muss doch Hunger haben!?“ Und außerdem dachte sie: Der Speck riecht doch so intensiv und gut. Und Yusaku ist doch so ein Schleckermaul. Gerade wenn es um amerikanisches Frühstück geht.

Noch bevor Andrew den Einwand zu Ende bringen konnte, dass sie ihn nicht extra jetzt zum Frühstück wecken müssten, hatte Ran sich bereits wieder neben ihn gesetzt und versuchte ihn durch Ansprache und erst leichteres und danach durch kräftigeres Rütteln aufzuwecken.
 

Als sie wieder nur ein sie wenig zufriedenstellendes, diesmal verwirrtes: „Hm?“, bekam beugte sie sich weiter vor, um ihm nun wirklich langsam sauer ins Ohr zu schreien. Doch dazu kam es nicht.

Etwas war ihr aufgefallen. Ran fühlte seine leicht gerötete Wange. Zuerst war sie unsicher. Aber als sie danach seine Stirn berührte war es eindeutiger: „Ich glaube er hat Fieber“, brachte sie von dieser Erkenntnis überrascht heraus. „Hey, wach auf!“, rief sie ihn wirklich besorgt eindringlich und über normale Lautstärke hinaus.

Ihn nun mit beiden Händen schüttelnd wachte er zu ihrer großen Erleichterung endlich auf.

Auch die anderen beiden standen um ihn herum.

„Was ist los?“, richtete er sich auf. Yusaku war verärgert darüber so unsanft geweckt worden zu sein. „Ran!?“, hatte er erkannt das sie es gewesen war. Er hielt sich den Kopf. Er tat ihm weh. Der für einen Moment da gewesene Schwindel klang ab. Böse auf sie sah er Ran mit zusammengekniffenen Augen an.

„Was hast du da?“, hörte er sie besorgt fragen. Noch bevor er registriert hatte was sie meinte, hatte sie seine Haare beiseitegeschoben. „Du hast geblutet“, stellte sie fest. Auch Kazuha und Andrew sahen es. Yusaku merkte, dass sein Freund wegging.

„Was ist passiert?“, hörte er Rans besorgte Stimme.

„Was soll passiert sein?“, stellte er als Gegenfrage.

„Du hast dich verletzt“, wiederholte sie.

Ihm war schlecht. „Du hast geblutet!“, hallte ihre Stimme für seinen Geschmack zu laut in seinen Ohren wieder.

„Was soll das. Mach nicht so einen Aufstand!“, reagierte er wütend darüber ein weiteres Mal die Augen zusammengekniffen. Doch noch bevor er die Gelegenheit bekommen hatte sich mit ihr zu streiten war Andrew zurück.
 

Ehe er sich versah hatte sein Freund ihm ein Pflaster aufgeklebt. „Sie hat Recht, Yusaku. Du fühlst dich tatsächlich warm an und deine Gesichtsfarbe hat auch schon mal besser ausgesehen.“

„Ach, halt die Klappe!“ Yusaku war genervt: „Fang du nicht auch noch an mich wie ein rohes Ei zu behandeln“, beschwerte er sich. Das es Ei zum Frühstück gab hatte er nicht bemerkt.

Er wollte aufstehen.

Doch könnte er wegecknickt, weil er das Gleichgewicht verloren hatte, nicht richtig auftreten. Schmerzverzerrt verzog er das Gesicht.

Andrew reichte ihm ein Wasserglas an. Als er ihm auch die Schmerztabletten angeben wollte winkte Yusaku entschieden ab: „Es geht gleich schon wieder!“ Dank des Schmerzes, denn seine Prellung verursacht hatte, war er jetzt richtig wach.

„Warum willst du die Tablette nicht nehmen?“, konnte Ran das, immer noch neben ihm sitzend, nicht nachvollziehen. Bis eben hatte sie ihn noch leicht gestützt.

Er fühlte sich von ihr in Frage gestellt. Böse geworden wollte er erneut aufstehen. Er wollte darüber nicht diskutieren. Diesmal gelang es ihm.
 

Das Gleichgewicht beim Laufen zuhalten fiel ihm schwerer, als er selbst wahrnahm. Den anderen Dreien zu seinem Pech jedoch umso mehr.

„Yusaku, hast du dir vielleicht doch etwas heftiger den Kopf angeschlagen?“, stellte nun auch Andrew seinen Freund ernsthaft die Frage.

„Ach, das ist doch Unsinn!“, lehnte er es jedoch ab sich helfen zu lassen.

„Ich meine du hattest doch erzählt du hättest dich gestern gestoßen.“

„Am Waschbecken? Im Ernst?“, Yusaku musste über diese absurde These lachen: „So feste war das nun auch nicht!“ Er wollte nachhause gehen.

Doch sein Freund entschied anderes. Die Frage von ihm: „Ist dir schlecht!?“, dummerweise gereizt ausversehen ehrlich mit „Ja….“ beantwortet hatte zur Folge, dass Andrew ihn ins Krankenhaus bringen wollte. Auch er fand das Yusaku unkoordiniert wirkte und sein Verhalten nicht wirklich Sinn ergab.

Er war damit nicht einverstanden: „Ich werd nachhause gehen!“

„Und wie willst du das anstellen, Schlaumeier? Ich bin zufällig der mit dem Auto. Deins steht immer noch an der Stallung!“, erinnerte Andrew ihn ernst daran.

Woraufhin Yusaku nun mit ihm streiten wollte.
 

Doch das verhinderte Ran. Mit ihr war nicht gut Krischen essen: „Das ist mir total egal“, unterbrach sie ihn noch ehe das erste Wort aus seinem Mund kommen konnte: „ob du sagst, dass es dir gut geht und wir übertreiben!“, bevor er das überhaupt behaupten konnte: „Und wenn schon! Du kommst jetzt mit und lässt dich untersuchen“, schrie sie ihn wütend, befehlend und überaus besorgt an: „Hast du das jetzt verstanden!?“ Sie war so laut gewesen, dass sie ihn für einen Moment tatsächlich still hatte, welcher reichte, um ihn gemeinsam mit Andrew am Arm zu packen.
 

Besorgt aber auch immer noch wütender werdend musste Ran mit ansehen, wie Yusaku einem diagnostischen Test zur Feststellung einer Gehirnerschütterung unterzogen wurde. Sie sah ihm an, dass ihm das nicht passte und er wütend auf sie war.

Zu seiner Freude und zu ihrem Bedauern bescheinigte ihm der Arzt beste Gesundheit. Ihr den Wisch unter die Nase gehalten war für ihn das Thema erledigt. Für sie hingegen noch lange nicht. Sie wollte ihm gerade entgegen bringen, dass dieses Ergebnis Mist war- Das dieser Arzt ein Vollpfosten war- Sie hatte es doch selbst mit eigenen Augen gesehen, dass etwas mit ihm ganz und gar nicht stimmte, als er sie nur vernichtend warnend dazu verdonnerte: „Kein Wort mehr!“ jetzt den Mund zu halten. Stattdessen ließ sie ihren von Wut gekennzeichneten Blick wiederum an dem Arzt aus, welcher jedoch keine Notiz davon nahm.
 

Auf der Fahrt nachhause schmollte Ran. Was Yusaku herzlich egal war. Er verzichtete darauf sich beim Aussteigen behilflich sein zulassen. Wie die Drei sahen war er nun wieder ganz Herr über seinen Körper. Aus reiner formeller Höflichkeit fragte er Andrew: „Möchtest du mit hoch kommen?

„Sicher“, gab ihm sein Freund zu Antwort.

Yusaku seufzte innerlich. Dann holte er den Schlüssel aus seiner Manteltasche.
 

Eri hörte wie die Haustüre aufgeschlossen wurde. Schnell stand sie, mit ihrem Sohn auf dem Arm, von der Couch auf.

Eilig lief sie bis zum Flur: „Ran!“

Diese hatte die aufgebrachte Stimme ihrer Mutter gehört. Sie sah in ihr Gesicht aus dem die Besorgnis nun der Erleichterung wich. Shinichis Freundin ging auf, dass sie ganz vergessen hatte anzurufen: „Tut mir leid, Mama“, wollte sie gerade ansetzen. Doch blieb ihr sich erklären zu müssen erspart.

Eri hatte Yusakus verbundenen Fuß gesehen. Andrew gab ihm leichte Hilfestellung, sich dabei dezent im Hintergrund zurückhaltend, die Treppe hoch.

„Danke“, meinte er schlicht und gab seinem Freund nun oben angekommen zu verstehen, dass er zu Recht kam.

„Wirklich?“, harkte der beleibtere Mann, die Augenbrauen hochgezogen, noch einmal scherzhaft nach.

Shinichis Vater entging der etwas unterschwellig besorgte Unterton nicht: „Wirklich!“, zeigte er durch mit aufeinandergebissenen Zähnen lächelnd, dass es reichte.

Ran sah, dass er wollte, dass sie Andrew hinausbegleitete. Etwas widerspenstig gab sie ihm die von ihm eingeforderten Krücken, die sie bis jetzt getragen hatte.
 

Während sie dieser unausgesprochenen Aufforderung nachkam, humpelte er hingegen ins Wohnzimmer hinein. Wo er sich auf dem Sofa hinsetze. Sein Fuß schmerzte.

Eris Ärger war aufrichtiger Anteilnahme gewichen. Seiner hingegen bekam neuen Auftrieb, als er von ihr angesprochen wurde.

„Was ist passiert?“, wollte sie mitfühlend und besorgt wissen.

Gerade diese Besorgnis ging ihm auf die Nerven, weshalb er nicht gerade taktvoll war: „Das ist eine Prellung. Nichts weiter!“

„Wenn das so ist“, hatte er sie ohne es zu bemerken vor den Kopf gestoßen: „Das Mittagessen ist gleich fertig“, hatte sie sich an Ran gewandt, die von unten schnell wieder hochgekommen war und sich neben ihre Freundin gestellt hatte.

Sie ihrerseits wollte an Yusaku gerichtet den Mund aufmachen.

Doch sein Blick warnte sie entschieden auch nur noch ein Wort über das Thema vom Vormittag zu verlieren.
 

Ihrerseits verärgert kam sie der Bitte ihrer Mutter den anderen Bescheid zu geben nach. Ihr passte es nicht den Laufburschen zu spielen. Und ob sie das Thema noch einmal auf den Tisch bringen würde, wenn auch nicht jetzt sofort. Ihre Wut bekam nun der Ex-Freund ihrer Freundin ab.

Ohne anzuklopfen hatte sie seine Türe aufgemacht und sein Zimmer betreten.

Er war überrumpelt. Noch bevor er sich darüber beschweren konnte war sie fertig: „Ihr sollt zum Essen kommen. Jetzt sofort!“, war sie ihn angeschnauzt auch schon wieder verschwunden.

„Paps!“, zog sie ihrem Vater die Bettdecke weg: „Steh auf! Es ist Mittag!“ Ihn ebenfalls überfallen zurückgelassen, lief sie zügigen Schrittes zurück nach unten.
 

Yusaku einen vorwurfsvollen Blick im vorbeigehen zugeworfen ging sie ihrer Mutter und ihrer Freundin helfen. Kazuha hatte bereits alles erzählt, wie Yusaku sich verletzt hatte, dass sie bei Andrew geschlafen und vergessen hatten sich zu melden.

Um der Freundin seines Sohnes nicht neuen, wenn auch aus seiner Sicht vollkommen unbegründeten, Anlass zur besorgten Fragerei zu geben, stand er mühsam auf, um an den Tisch zu kommen.
 

Die Mahlzeit verlief ausgesprochen ruhig. Ran und Yusaku wechselten kein Wort miteinander. Stur aß jeder nur auf seine Schüssel gerichtet vor sich hin. Kazuha und Eri ihrerseits von der schlechten Stimmung angesteckt hatten sich ebenfalls nichts weiter zu sagen.

Kaum war Shinichis Freundin fertig nannte sie ihre Freundin beim Namen und ging mit ihr nach oben.

Eri begann die Küche aufzuräumen.

Yusaku schob seine Schale beiseite. Kurz angebunden ging auch er: „Du entschuldigst mich, bitte“, klang er kühl und distanziert. Seine Aussage hatte Erfolg.

Eri stellte ihm keine Fragen. Sie sah ihm nach wie er davon humpelte.
 

Im Gegensatz zu ihm waren die Anderen natürlich nicht aufgetaucht.

Heiji, der sich gerade doch dazu entschieden hatte nach unten zukommen, traf auf dem Flur mit ihm zusammen. Er hatte Kazuha nicht begegnen wollen.

Auch Yusaku hatte ihn gesehen. Die Geduld verlierend war er es nun leid so angesehen zu werden, als wäre er Jemand um den man sich Sorgen machen müsste.

Heiji kam gar nicht weiter als „Was…“ seine Frage zu beginnen, da hatte Yusaku ihn bereits zusammengefaltet: „Ich bin es verdammt noch mal leid. Eure blöde aus dem Weggeherei. Vertrag dich endlich mit ihr!“, ließ er seinem angestauten Ärger darüber frei: „Du bist Der mit der aus Liebeskummer verbrannten Hand. Nicht ich“, stellte er das wütend klar: „Ich war nur unvorsichtig, das ist was vollkommen anderes und jetzt hör auf mich so anzusehen, verdammt nochmal. Du hast das Problem. Nicht ich!“ Das Mal endlich gehörig auf den Punkt gebracht, ließ Yusaku den Freund seines Sohnes, die Türe zugeworfen, auf dem Flur stehen.

Heiji war verdattert. Er hatte nur nett sein wollen. Mit auf diese Weise so harscher Kritik hatte er nicht gerechnet gehabt.
 

Yukiko, die ihren Mann über den Flur gehört hatte, atmete erleichtert hinter verschlossener Schlafzimmertüre aus. Zwar wusste sie nicht weshalb er so aufgebracht war, aber das war ihr auch herzlichst egal. Sie war einfach nur froh, dass er wieder da war. Nur das zählte für sie und es schien ihm zumindest körperlich gut zu gehen. Zum Glück!
 

Yusaku hatte sich auf seine Couch gelegt und versuchte zur Ruhe zu kommen. Er war müde und wollte schlafen. Ihm war flau im Magen und sein Fuß schmerzte wieder was ihm das Einschlafen nicht gerade erleichterte.

Er war immer noch sauer auf Ran. Was musste sie aus einer Mücke einen Elefanten machen? Ihm ging es gut. Er hatte sicher nur eine leichte Magenverstimmung. Ach, von was auch immer! wollte er nicht weiter darüber nachdenken. Da konnte er seinen Sohn doch glatt verstehen, dass er Ran nicht alles erzählte. So überbesorgt und fordernd wie sie war. Dass die Prellung weh tat, verstand sich von selbst. Kein Wunder ohne Schmerzmittel!

Verdammt noch mal, war er sich überreizt selbst zu viel.

Dieses verdammte Gegenmittel. Weswegen er sich nicht traute die Linderung versprechenden Tablette zunehmen.

Das ihm zudem warm war und er leicht schwitzte, sowie das er erneut Kopfschmerzen hatte schob er alles auf eine beginnende Erkältung. Er brauchte Schlaf. Das war es! Er brauchte vor allen Dingen Ruhe, hielt er sich den Kopf, keine unangebrachte Bevormundung eines Teeangers!
 

Ran war ebenfalls sauer. Stocksauer.

Sie lag auf dem Bett und kochte schier vor Wut. Auch wenn Yusaku der Ältere war. Was fiel ihm ein sie so abzukanzeln? Als wenn sie ein kleines, dummes Kind sei.

Kazuha gegenüber beobachtete sie, wie sie mit zusammengepressten Mundwinkeln angestrengt die Decke anstarrte.
 

Ihr kleiner Freund hingegen verbrachte den ganzen Tag weiter damit, womit er vergangene Nacht angefangen hatte. Zwar hatte die verhasste Nachtschwester ihre Schicht beendet, war aber für sie stellvertretend die Frühschicht und darauf die Spätschicht angetreten, der er nun stattdessen eingeheizte.

Da weder seine Mutter noch sein Vater ihn besuchen kamen, beschäftigte er sich damit selbst. Sodass er es in weniger als 24 Stunden geschafft hatte das unbeliebteste Kind auf seinem ganzen Gang zu werden.

Die Tagschwestern, die ihn nun wieder der Nachtschicht übergaben beschrieben ihn als: „Ungezogen“ und „unbändigen kleinen Jungen ohne Manieren“ und zählten auf, womit er sie alles gegängelt hatte.

Die Nachtschwester, die die selbe wie in der Nacht zuvor war, hatte schon nach diesem zwei minütigem Gespräch keine Lust mehr auf ihn und nahm sich bereits vor, als sie aus dem Schwesternzimmer heraus ging, sich nichts mehr von ihm gefallen zu lassen. Sollte er wieder 10x sein Kissen aufgeschüttelt bekommen wollen, so müsste er das in dieser Nacht selber tun.

„Vielleicht hast du ja Glück. Irgendwann muss selbst ein kleiner Tyrann mal schlafen“, hatte sich ihre Kollegin schulterklopfend verabschiedet.

Und Tatsache der geschrumpfte Shinichi war eingeschlafen, als sie zu ihm um kurz nach 21 Uhr ins Zimmer kam.

Das lange Wachbleiben hatte seinen Tribut gefordert. Er lag in seinem Bett und schlief wie ein gewöhnliches kleines Kind.
 

Dass er jedoch keines war würde sie erst später merken. Noch war nichts von alledem zu spüren. Friedlich atmende er noch ein und aus, als sie die Türe bereits wieder geschlossen hatte…
 

9. Januar (Montagmorgen, 9:25 Uhr)
 

Ran war noch nicht aufgestanden. Anderes als Kazuha, die zur Arbeit aufgebrochen war. Sie lag in ihrem Bett bis zum Hals zudeckt. Von draußen her schoben sich vereinzelt milde Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke hindurch herein, welche nicht über den kalten Kontrast der Temperatur hinwegtäuschen konnten.

Ran schenkte diesem Umstand keine Beachtung. Sie war immer noch wütend. Wenn ihre Entrüstung auch mittlerweile abgeebbt war. Sie hatte die Nacht nicht viel geschlafen. Es war mal nicht ihre ungeborene Tochter, die ihr den Schlaf raubte. Diesmal war es Yusaku gewesen. Wie konnte er sie nur so ungerecht behandeln!? hatte sie bis in die späte Nacht hinein gegrollt.

Bis ihr Ärger über die Degradierung in den früheren Morgenstunden allmählich der Sorge und der Enttäuschung gewichen war: Wie konnte er nur so unvorsichtig sein? Wie konnte er das so herunterspielen und warum verkaufte er sie als dumm? Sie war sich sicher, dass er nicht in Ordnung war. Das konnte er noch so oft abstreiten. Warum vertraute er sich ihr nicht an? Sie waren doch Freunde oder nicht? Sie hatte ihm doch nur helfen und ihm zur Seite stehen wollen. Warum wies er sie so entschieden zurück? Was verheimlicht er mir, fragte sie sich jetzt noch immer. Nun kaum noch sauer. Eher traurig.
 

Ihr Plan ihn wegen dem Kätzchen zu überreden hatte zwar für sie nicht an Bedeutung verloren, sowie sie sich daran erinnerte. Jedoch war es in den vergangenen Stunden in den Hintergrund gerückt. Auch wenn sie sich liebend gerne mit ihm anlegen und ihn ihrerseits zurechtweisen wollte, so war ihr doch klar, dass das nicht klug war.

Ihre Revanche diesbezüglich musste sie hinten anstellen, so wie sie jetzt neutraler mit kühlerem Kopf darüber nachdachte. Sie wollte ihn immer noch wegen dem Kätzchen überzeugen, aber es war gerade nicht der richtige Zeitpunkt. Sie musste das hinten anstellen. Ebenso ihre Fragen nach dem Was los war und dem Warum. Sie würde sich gedulden entschied sie.
 

Sie vermutete, dass der direkte Konfrontationskurs nichts brachte. Wenn sie so darüber gründlich abwog war ihr aufgefallen, dass weder Schimpfen, Jammern noch Betteln je was erreicht hätte. Weder hatte sie damit bei Shinichi Glück gehabt. Noch hatte Kazuha Heiji gegenüber etwas erreicht. Wenn ihr eins klar war, dann das alle drei Männer auf die gleiche Art stur waren. Sie war sich gewiss, dass dergleichen Vorgehen auch bei Yusaku nicht zum Erfolg führen würde.

Sie würde auch ihn nur verprellen. Und seine Gunst zu verlieren konnte und wollte sie sich nicht auch noch leisten. Sie brauchte ihn damit er ihr bei ihrer Mutter und ihrem Vater half später auch sie zu überreden.

Und sie schätzte ihn als guten Freund und Vertrauten. Das wollte sie alles keinesfalls aufs Spiel setzen.
 

Nun kam ihr der Gedanke: Wenn sie alle Männer waren, war sie doch eine Frau. Vielleicht mussten sie und Kazuha ihre Strategie ändern und die Sache mehr wie-nun ja-, sie zögerte: Wie Frauen angehen. Ihnen stand doch weit mehr Repertoire zur Verfügung, als dessen sie sich bisher bedient hatten…

Ja… verfestigte sich ihr Entschluss in dem Moment als sie ihre Lippen fest aufeinander presste: Vielleicht mussten sie anderes vorgehen. Vielleicht war es an der Zeit die Herren mit ihren weiblichen Attributen zu schlagen. Wobei sie keinesfalls daran dachte ihre körperlichen Reize einzusetzen. Nein, viel mehr dachte sie an- nun ja- an Desinteresse zum Beispiel. Konnten Frauen sich nicht anschleichen und von hinten gezielt angreifen? Indem sie sich mit Banalität heran spielten? Einfach so tun, als würde es ihr nichts ausmachen. Mit Speck fing man doch bekanntlich die Mäuse.

Während sie so darüber nachdachte, meldete sich ihr Magen. Es war es 9:44 Uhr Entschlossen schob sie die Decke beiseite, richtete sich fröstelnd auf und hob die Beine aus dem Bett.
 

Sich fertig gemacht ging sie nach unten in die Küche.

Außer ihr war keiner da. Sie war alleine. Zufrieden darüber machte sie sich Frühstück. Dieses essend genoss sie es in Ruhe weiter über die Einzelheiten ihres neuen Planes nachzusinnen.

Yusaku schien noch nicht auf zu sein. Was sie umso besser fand. So hatte sie genug Zeit sich vorzubereiten.

Mama und Paps waren wieder arbeiten, so habe ich nichts weiter zu tun heute, als auf Akamaru aufzupassen, dachte sie. Wie gewöhnlich schlief er, nachdem er sein Frühstück bekommen hatte. Sie wusste, dass ihr Bruder zwischen gegen halb elf wieder aufwachen würde um eine Mahlzeit zu verlangen.

Sie würde ihn mit auf ihr Zimmer nehmen.
 

Es war gegen halb zwölf, als Yusaku aufstand. Er merkte es aus dem Bad nach unten gegangen auf die Uhr gesehen.

Er kochte sich Kaffee. In dieser Zeit wollte er das tun, was er die letzen Tage seit Shinichi im Krankenhaus war jeden Morgen immer als Erstes routinemäßig getan hatte. Er wollte sein Handy überprüfen. Zwar hielt er einen Anruf vom Krankenhaus eher für unwahrscheinlich, aber wenn eventuell möglicherweise doch was sein sollte, dann wollte er zeitnah erreicht werden.

Aus diesem Grund suchte er jetzt sein Mobiltelefon. Oben hatte er es nirgendwo gesehen.
 

Er fand es in seiner Manteltasche. Er musste es gestern dort drin vergessen haben, wie ihm einfiel. Schnell wollte er es einschalten. Doch musste er feststellen, dass der Akku leer war, als es sich nur für einen Moment einschaltete und dann direkt wieder aus ging. Zügig humpelte er zurück um sein Ladekabel zu holen. Er fand es wo er es zuletzt hatte liegen lassen, hinter der Seitenlehne des Sofas in seinem Zimmer auf dem Boden.
 

Das Gerät an das Netzteil angeschlossen ging er sich seinen mittlerweile durchgelaufenen Kaffee holen. Sich diesen in eine Tasse abgefüllt und sich halbherzig Frühstück mitgenommen hangelte er sich mit der freien Hand am Geländer festhaltend mehr schlecht als recht hüpfend die Treppe hoch. Mit der anderen Hand hielt er den Kaffee. Die Schale und das Essbesteck mit dem Oberarm an seinem Oberkörper festgeklemmt versuchte er angespannt mühsam sich die schwarze, teils gefährlich schwankende, heiße Flüssigkeit nicht überzuschütten oder die Keramik fallen zulassen.

Ich hätte die Tasse nicht so voll machen sollen, dachte er genervt.
 

Endlich oben angekommen stellte er die Dinge ab, nahm dann das Handy zur Hand und entdeckte Yukikos Anrufversuch.

Die Datierung gesehen wusste er, dass es in der Nacht von Samstag auf Sonntag gewesen war. Was konnte sie gewollt haben?, überlegte er: War was mit Shinichi?, ging ihm sein Sohn direkt im Kopf herum. Schließlich rief sie ihn nicht an. Das war ungewöhnlich. Er wollte schon gerade zu ihr gehen, als er

auch die anderen beiden Anrufe in Abwesenheit gesehen hatte. Die Nummer ließ ihn aufhorchen.
 

Zurückgerufen bestätigte es sich. Es war das Krankenhaus gewesen. Eine der Schwestern war am Apparat.

Nachdem sie sich vorgestellt hatte: „Beika Zentralklinikum, Innere Station. Sie sprechen mit Frau Nakahara? Was kann ich für Sie tun?“, äußerte er sofort sein Anliegen noch bevor er überhaupt sagte wer er war: „Sie haben versucht mich zu erreichen!? Es geht um Conan Kudo“, erklärte er schnell.

Sie hörte die Nervosität aus seiner Stimme heraus: „Ah, sie müssen sein Vater sein.“

Er überlegte kurz. Er war sich nicht sicher, ob er sie kannte. Aber sie schien Ahnung zu haben. Also fragte er sofort, was er wissen wollte: „Was ist mit meinem Sohn? Was ist mit Shi- Conan!?“, korrigierte er sich schnell, bevor ihm Shinichi rausrutschen konnte. Er hatte weniger sachlich geklungen als er vorgehabt hatte. Er machte sich Vorwürfe, weil die Anrufe bereits einige Stunden zurücklagen. Was wenn etwas passiert war?

„Bitte beruhigen Sie sich erst einmal Herr Kudo“, hatte die Schwester die Besorgnis gehört und versuchte zu beschwichtigen. Dann fuhr sie mit ruhiger, professioneller Formulierung fort und versuchte es nicht dramatischer klingen zu lassen als es war: „Also ihr Sohn… Er“, suchte sie nach den passenden Worten. Ehe sie sich entschied es ohne Umschweife zu sagen: „Conan hatte einen Art Nervenzusammenbruch. Er wurde heute Nacht auf die psychiatrische Abteilung verlegt. Es wäre gut, wenn Sie kommen könnten. Zum einen wäre es sicher wichtig für ihn seine Eltern um sich zu haben und zum anderen bat der ihn behandelnde Arzt um ein Gespräch. Er hat einige Fragen an sie “, ergänzte sie.

„Was?“, wollte er das sofort näher erklärt haben: „Auf der Psychiatriestation? Was sagen Sie da? Wieso?“, hatte ihre ruhige Art nichts gebracht. Er konnte das nicht nachvollziehen. Yusakus Reaktion war nicht sachlich, sondern emotional wie die eines Vaters.

„Er hat wild um sich geschlagen und geschrien. Er hat sich und eine Schwester verletzt. Er war nicht zu beruhigen, weshalb der diensthabende Arzt gerufen wurde. Dieser hat ihn dann ruhig gestellt. Mehr weiß ich leider auch nicht“, sagte sie.

Die Frau nur mit einem kurzangebundenen: „Danke“, bedacht, hatte er bereits alles stehen gelassen und klopfte heftig: „Yukiko!“ an die Zimmertür seiner Frau.
 

„Was ist los?“, fragte sie aufgrund seines Temperamentausbruchs besorgt geöffnet. Selbst wenn er ihren Namen nur ein einziges Mal gerufen hatte. Seine Stimme hatte so anderes geklungen, dass sie sofort wusste, dass etwas passiert sein musste. Sie hatte sich so schell wie möglich zur Tür begeben.

„Hättest du mir das nicht eher sagen können!?“, überfiel er sie.

„Was sagen?“, verstand sie seine als Frage gestellte Aufforderung nicht.

„Das Shinichi einen Zusammenbruch hatte!“, zischte er sie nur so laut an, dass nicht gleich Ran was davon mitbekam. Er hatte sich noch soweit unter Kontrolle, dass er sie nicht außeracht ließ. Er wusste nicht ob sie da war und sie aufzuschrecken brachte gar nichts. Dass sie ihm wieder Fragen stellte, konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen.

„Was?“, fragte Yukiko. Sie war ebenso entsetzt wie er: „Davon weiß ich nichts“, beteuerte sie verwirrt.

„Dann hast du mich nicht deswegen angerufen?“

„Nein.“
 

Darauf nicht näher eingehend sah er sie auffordernd an.

Es dauerte einen Moment, dann hatte sie verstanden und lief ihm hinterher.

Er hatte es eilig. In seinem Gedankenwirrwar stellte er erst an der Auffahrt stehend fest, dass sein Wagen nicht da war. Natürlich nicht, fiel es ihm wieder ein. Der stand noch am Reitstall. Andrew hatte ihn ja nachhause gefahren: „Verdammt“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen laut hervor.

„Wo ist das Auto?“

Doch er war bereits losgehumpelt. Er hatte vorgehabt sie fahren zu lassen. „Erkläre ich dir später“, rief er sie hinter sich. Er hatte es eilig voranzukommen.

Sie ging ihm nach. Es dauerte nicht lange und er merkte, dass sie zu ihm aufgeschlossen hatte, aber er achte nicht weiter auf sie. Ohne, dass sie Beide miteinander sprachen gingen sie nebeneinander her.
 

Für Heiji war die Arbeit Tortur. Normalerweise hätte er es ultra-mega-geil gefunden mit zum Tatort zu können. Doch heute war es für ihn schrecklich, weil auch Kazuha mitgedurft hatte und er jetzt so gut wie keine Möglichkeit hatte die Zusammenarbeit mit ihr komplett zu verweigern. Sie versuchte immer wieder unter dem Vorwand des Falles Kontakt aufzunehmen und mit ihm ins Gespräch zu kommen.

So mehr sie es versuchte, desto mehr war ihm das zu viel. Aufgrund seiner eigenen Gefühle für sie wusste er nicht wie er weder mit ihr noch mit sich selbst umgehen sollte. Weshalb er sie barsch behandelte und unangemessen lautstark anschrie, sodass Shiratori ihn ordentlich verwarnte: „Wenn du dich nicht langsam zusammenreißt, dann schick ich dich zurück!“

Es blieb ihm nichts anderes übrig. Auch wenn er in Anbetracht dieser Umstände gerne zum Präsidium gewollt hätte, wusste er, dass das für seine Beurteilung nicht gut war. Das Schuljahr war fast zu Ende. Wegen Kazuha die Selbstbeherrschung, geschweige denn die Kontrolle zu verlieren konnte er sich echt nicht leisten. So tat er sein Bestes irgendwie unbeschadet aus dieser Situation mit ihr Heil heraus zukommen. Die Idee einfach nach Osaka zurückzugehen- hatte er aus besagtem Grund schon gestern verworfen. Irgendwie musste er bis Ende März hier in Tokio mit ihr noch auskommen.
 

Den Eingang erreicht machte Yusaku sich nicht die Mühe beim Empfang nachzufragen. Die große Schautafel überfolgen wusste er welches Stockwerk er brauchte. In den Aufzug gestiegen drückte er.

Yukiko hatte sich beeilen müssen, um mit ihm, trotz seiner Fußverletzung, Schritt zuhalten. Sie hatte einen kurzen Moment Zeit um erstaunt zu sein, wie schnell er trotz seines Handicaps sein konnte, wenn er das wollte.
 

Den Fahrstuhl verlassen steuerte Yusaku sofort die Zentraltür an, an der er klingeln musste um Einlass zubekommen. Während er wartete sah er hinter dem Schwesternzimmer mit dem Tresen noch eine weitere schwere Tür. Ihm war bei diesem Anblick klar, dass es die geschlossene Abteilung war: Wo war Shinichi? War er etwa dahinter? Hielten sie seinen Sohn für verrückt? Nur in der Größe eines kleinen Kindes: Wie um alles in der Welt sollte er so gefährlich sein, dass es gerechtfertigt war ihn wegzusperren!?

Augenblicklich mischte sich zwischen seine Besorgnis und Selbstvorwürfe Wut auf das medizinische Personal. Wie inkompetent war es denn? Wie konnten sie ihn hier her bringen? Was fiel ihnen ein? Was hatte die Frau vorhin gesagt: Er war handgreiflich geworden? Na und!? Was sollte das. Klar war Shinichi zu Wutausbrüchen fähig, aber dass das Ausmaß so gravierend sein sollte, dass man ihn hierher brachte!? Das konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
 

Während eine Schwester auf ihn zukam, um ihn und seine Frau in Empfang zu nehmen, straffte Yusaku unwillkürlich seine Schultern und machte schon einen Schritt auf sie zu, bevor sie die Tür überhaupt erreicht hatte. Sie noch nicht mal ganz geöffnet war er bereits bei ihr drinnen. Er sah wütend aus, als er sich ihr vorstellte: „Ich bin Yusaku Kudo und das ist meine Frau. Wir wollen zu unserem Sohn.“

Als die Frau nicht sofort verstand: „Conan“, hielt er sie ungeduldig an.

„Warten Sie“, ging sie zu ihren Computer. Unaufgefordert folgte er ihr. Yukiko kam ihm nach.

„Ah“, hatte sie ihn gefunden: „Er ist dort drüben“, deutete sie auf die eben gesehene zweite Tür.

Also hatten sie ihn tatsächlich in die Geschlossene gesteckt! Wie einen Verrückten!? Shinichi war vielleicht unträglich, aber das ging Yusaku beim besten Willen zu weit.

„Warum ist er hier? Was soll das!?“, kritisierte er die psychiatrische Fachkraft.

„Es tut mir leid“, verbat sie sich diese Unhöflichkeit: „Er hatte einen Nervenzusammenbruch“, wiederholte sie, was er eigentlich bereits wusste. Aber das erschien ihm unreal. Das war doch sicher ein Missverständnis, wollte er das einfach nicht glauben: „Hätten Sie das nicht anderes handhaben können?“

„Tut mir leid. Da sollten sie mit dem behandelnden Arzt sprechen. Dr. Shioya hat zurzeit Dienst. Ich werde ihn ausrufen.“

„Ich bitte darum!“

„Setzen Sie sich doch bitte solange“, zeigte sie professionell auf eine Stuhlreihe: „Und füllen Sie das in der Zeit aus“, gab sie ihm ein auf einem Klemmblatt gehefteten Fragebogen in die Hand.
 

Mit diesem setzte Yusaku sich. Zurückhaltend tat Yukiko es ihm gleich.

Gemeinsam mit ihr ging er die Fragen durch. Zunächst wollten Sie noch einmal Shinichis Personalien: Name, Vorname, Geschlecht, das Geburtsdatum und die Adresse wissen. Und von wem er ggf. überwiesen wurde.

Wobei sich hier schon die erste Schwierigkeit ergab.

„Yusaku was machst du da?“, fragte Yukiko ihn entsetzt: „Schreibst du nicht die Wahrheit?“

Er schaute entschieden auf: „Sicher nicht!“, entgegentrete er schon entrüstet: „Ich notiere doch nicht öffentlich die Wahrheit. Da wird Shinichi entschieden was dagegen haben und außerdem kann es uns eventuell schaden. Unter der Hand die Wahrheit sagen können wir immer noch sollten wie das für notwendig halten. Es reicht, wenn Dr. Hinsage es bereits weiß“, fand er.

Das sah Yukiko ein. Er hatte wohl recht. Sie schaute ihm dabei zu, wie er mit dem Kuli in der Hand weiter schrieb.

Doch zunächst las er sich mit ihr die Einleitung durch: Für die Diagnostik und ggf. daran anschließenden Behandlungsplanung benötigten wir einige notwenige Informationen von Ihnen. Bitte füllen Sie diesen Fragebogen aus. Ihnen wird zugesichert, dass alle Angaben streng vertraulich (im Sinne der ärztlichen Schweigepflicht) behandelt werden, d.h. Informationen nur mit Ihrem Einverständnis weiter geben werden (siehe letzte Seite).

Wir benötigen das schriftliche Einverständnis aller Sorgeberechtigten in die Diagnostik/Behandlung bei uns. Bei unmittelbarer Gefährdung (z.B. akute Suizidalität) kontaktieren Sie bitte unseren Notdienst (Tel. 565/62-0)

Wenn Sie es einrichten können, sollten beide Elternteile das Kind zur Erstuntersuchung begleiten. Bitte bringen Sie dann auch das Untersuchungsheft des Kindes und vorhandene Berichte anderer Institutionen mit. Bitte kreuzen Sie das jeweilige Zutreffende in den entsprechenden Kästchen an. Bei einigen Fragen sind mehrere Antworten gleichzeitig möglich, andere Fragen werden vielleicht gar nicht auf das Kind zutreffen. Sie können auch Fragen unbeantwortet lassen. Nicht immer sind alle Antworten vorgegeben. In diesen Fällen schreiben Sie Ihre Antworten in Stichworten in die entsprechenden leeren Zeilen.
 

„Haben wir so ein Untersuchungsheft?“, fragte Yukiko ihn besorgt.

„Nein, haben wir nicht!“, antwortete er wütend: „Wir haben nur seine bisherigen Unterlagen seit der OP. Wenn sie mehr sehen wollen haben wir ein Problem“, fügte er nun sachlicher hinzu: „Wir sollten Dr. Hinsage anrufen“, meinte er und holte sein Handy zur Hand. Zu ihrem und seinem Bedauern erreichte er ihn nicht.

So machte er mit dem Fragebogen weiter. Zunächst wollten sie wissen, ob Shinichi schon einmal in einer psychiatrischen Station vorgestellt worden war und wenn ja: wann, wo und ambulant oder stationär.

Die Fragen nach Behandlungen in Kinder- und Jugendpsychiatrien, Kinderkliniken, Sozialpädiatrischen Zentren, niedergelassenen Kinder-und Jugendpsychiatern, Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeuten, Psychologen, Kinderärzten usw. konnte er mit ihr ruhigen Gewissens verneinen. Das konnten sie mit Gewissheit sagen ohne zu lügen. Shinichi war nie in einer dieser artigen Behandlungen gewesen. Somit waren sie erleichtert, dass sie schon mal keine derartigen Arztbriefe einreichen mussten.

Im Anschluss wurde nach ihren eigenen Personalien gefragt. Beide mussten ihren Beruf angeben, ihr Geburtsdatum und ob sie verheiratet, wiederverheiratet oder geschieden waren und wenn ja wo Shinichi lebte. Sie sahen einander kurz an. Dann gaben sie schlicht ihre alten ein: Schriftsteller und Schauspielerin.

„Sind wir verheiratet?“, fragte Yusaku.

Yukiko nickte kurz.

War er ein leibliches, uneheliches, ein Pflegekind oder gar adoptiertes Kind? Oder lebte er im Heim? Hatte er Geschwister?

Darauf folgten Angaben über die körperliche/emotionale Entwicklung ihres Sohnes.
 

Ran war nach unten ins Wohnzimmer gegangen. Einige Zeit verfolgte sie guter Laune die aktuellen Musikcharts im Fernsehen. Sie hatte Spaß dabei. Akamaru auf ihren Arm gebettet, spielte sie teils etwas nebenbei mit ihm. Hin und wieder sag sie vergnügt einzelne Ferse mit.

Aber irgendwann würde es ihr doch ein wenig langweilig- es war schon ziemlich lange her, wenn sie sich so zurückerinnerte, dass sie einen ganzen Tag über alleine gewesen war. Meistens war sie wirklich mit Yusaku unterwegs gewesen. Sie dachte an ihn und vermisste ihn deswegen etwas. Irgendwie war es ein bisschen einsam, dachte sie.

Während sie so überlegte was sie machen sollte, schaute sie zum Fenster hinaus. Das Wetter war eigentlich wirklich schön. Und so gesehen sie hatte jetzt schon Lust sich etwas die Beine zu vertreten.

So packte Ran den mittlerweile auch eingeschlafenen Akamaru in den Kinderwagen. Dann zog sie sich selbst Jacke und Schuhe an.

Holmes und Queen kamen angelaufen. Eigentlich konnte sie versuchen die Vierbeiner mitzunehmen. Sie waren prinzipiell mittlerweile doch gut durch Yusakus liebvolle und doch zugleich konsequente Hand erzogen. Die Zwei angeleint konnte sie sie mitnehmen.
 

Von Draußen die Haustüre zugezogen überlegte sie kurz. Entschied sich dann aber zeitig Richtung Stadt zugehen. Sie konnte einen Schaufensterbummel machen. Schnell griff sie in ihre Tasche, um zu sehen ob sie ein paar Yen dabei hatte, um sich eine Kleinigkeit kaufen zu können, sollte sie das wollen. Ja hatte sie, wie sie feststellte. Also konnte es los gehen.

Während sie unterwegs war genoss Ran die milden Sonnenstrahlen und es klappte: Holmes und auch Queen ließen sich nach kurzem Üben mit dem Kinderwagen gut händeln.

Es war sichtig schön mit ihnen. Wie sie brav nebenher liefen.

Akamaru sah so süß aus dachte seine große Schwester ihn betrachtet weiter ihres Weges gehend.
 

Die Fragen ob schon einmal Jemand aus der Familie des Kindes wegen Ängsten, Depressionen, Essproblemen, Alkoholproblemen o. anderen psychischen Problemen ambulant oder in einer Klinik behandelt wurde oder derjenige solche Probleme hatte, aber keine Hilfe aufsuchte? Das alles beantwortet Yusaku ebenfalls diesmal gelogen mit Nein. Auch er wollte seine diesbezüglichen Ambitionen nicht angeben. Erstens ging die das nichts an und zweitens wäre das zweifelsohne wahrscheinlich von Nachteil. Es war klüger vorerst anzugeben, dass die Familie intakt war. Wenn Shinichi Probleme hatte, dann wohl am wenigsten wegen seiner Eltern.

Fragen wie, ob es Besonderheiten, Schwierigkeiten in der Schwangerschaft oder bei der Geburt gab. Waren einfach zu beantworten.

In welchem Alter lernte Shinichi laufen, sprechen und war sauber, da musste er mit Yukio tatsächlich einen Moment überlegen. Das war schon so lange her! Yusaku ärgerte sich, dass er die Fotoalben gerade nicht zur Hand hatte. Plötzlich sah Yukiko wie sich seine Miene schmerzhaft verzog.
 

„Was ist los?“, fragte sie besorgt.

„Nichts weiter!“, meinte er nur und wollte weiter machen. Er wechselte den Stift mehrmals von der einen in die andere Hand. Er las weiter: Erfolgte eine krankengymnastische/ ergotherapeutische Behandlung/ Frühförderung / Heilpädagogik oder Sprachtherapie? Wenn ja, welche, von -bis? Besteht ein Hörschaden? Wenn ja, welcher Art? Besteht eine Sehschwäche? Leidet das Kind an einer bestimmten körperlichen Erkrankung (Asthma, Allergien usw.) oder neurologischen Erkrankungen (Anfallsleiden usw.) oder erblichen/angeborenen Erkrankungen? Wenn ja, seit wann? Welche?

Das Shinichi keinen Hörschaden hatte war klar, aber gab es Krankheiten? Musste er wegen dem Gegenmittel da was angeben? Nach kurzem Abwägen entschied er sich auch hier für nein: Zumal er sowieso noch keine Ergebnisse hatte. Selbst wenn Shinichi krank war, so wussten sie zu diesem Zeitpunkt nicht inwiefern.

„Nimmt das Kind regelmäßig Medikamente ein? Wenn ja, welche?“, las Yusaku Yukiko die nächste Frage vor.

Sie hielten Rücksprache und entscheiden sich dann dazu das ebenfalls „vorerst zumindest“ zu verneinen. Diesbezüglich würden sie ggf. noch mit Dr. Hinsage besprechen müssen.

In diesem Moment kam in ihm die Ungeduld diesbezüglich durch. Zu dumm, dass er die Untersuchungsergebnisse jetzt noch nicht kannte. Zu gerne hätte er Klarheit. Seiner Frau ging es genauso- er vernahm sie deprimiert seufzend.
 

Die Stadt erreicht hörte und spürte auch Ran ihren Magen. Sie stand vor einem Imbiss: „Kickchen“, murmelte sie: „Du ruinierst meine Figur noch ganz.“ Natürlich konnte sie nicht wiederstehen. Es schmeckte auch wirklich gut. Auf ein schlechtes Gewissen verzichtete sie als werdende Mutter. Immerhin war sie immer noch schwanger und da durfte man schließlich so viel essen wie man wollte.

Außerdem- wer wusste schon, ob Kickchen nicht das letzte Baby war das in ihrem Bauch heran wuchs, zumindest vorerst. Wollte sie noch ein Baby? Vielleicht ein Geschwisterchen für Kickchen? Naja… so entschied sie: Erst mal sehen wie es mit einem Baby ist, bevor ich über ein Zweites nachdenke, dachte sie.

Shinichi war ihr wieder eingefallen. Damit verbunden kehrte auch die ihm typisch zugeschriebene Traurigkeit zurück. Wo war er nur? Und was noch viel wichtiger war: Was machte er nur?

Doch bevor sie sich zum Trübsal blassen hinreißen ließ, gab sie sich einen Ruck und begab sich weiter in die Innenstadt hinein.
 

Zu den nächsten Angaben durchgearbeitet sollten sie Dinge zum Kindergarten bzw. zur Schule angeben: „Wie ist/war das Verhalten im Kindergarten?“, las er vor. Was er mit einem unauffällig beließ.

Welche Schule (Schulform) Shinichi zurzeit besuchte sagte er die Wahrheit.

Name der Schule: Taitan Grundschule, welche Klasse: 1B

Name des/der Lehrers/Lehrerin: Frau Kobayashi

„Wann wurde er eingeschult?“ Yusaku seufzte. Pi mal Damen rechnete er. Dann setzte er den Wert ein. Wieder tat ihm die Hand weh.

Verspätete Einschulung?- Nein, Vorzeitige Einschulung?- Nein, Schulwechsel?- Nein, zeitweise keine Schule besucht?- da zögerte Yusaku. Was sollte er schreiben? Sicher würde er Shinichi auch hier in tiefere Schwierigkeiten bringen. Also Nein.

Die Fragen darunter waren schwieriger: Geht das Kind gerne zur Schule? Ist es über- oder unterfordert, beteiligt es sich aktiv am Unterrichtsgeschehen? Hat es Angst vor der Schule oder schwänzt es, kommt es häufig zu spät? Fehlt es oft?

„Was sollen wir denn da jetzt schreiben?“, war es Yukiko, die ihn ratlos fragte.

„Keine Ahnung“, gab Yusaku als Shinichis Vater ehrlich zu.

Diese Fragen alle erstmal übersprungen hingen sie auch im weiteren Verlauf fest.

„Was beanstanden/ loben die Lehrer besonders an den Leistungen und/oder am Verhalten des Kindes? (Bitte in Stichworten) Falls Lern- und Leistungsschwierigkeiten bestehen, bitte die Beurteilungen- Zeugnisse einreichen!“, las Yusaku weiter vor.

Die Fragen zu Shinichis Freizeitgestaltung erwiesen sich nicht weniger kompliziert: Wie schätzen Sie die Kontakte des Kindes zu seinen Freunden ein (außerhalb von Kindergarten bzw. Schule)? Wie viele Freunde hat es? Spielt es überwiegend mit älteren oder überwiegend mit jüngeren Kindern? Ist es in einem Verein/Jugendgruppe.

Wenn ja, welche/r? Womit beschäftigt es sich sonst gerne in seiner Freizeit (Vorlieben, Hobbys)? Wie viele Stunden schaut es täglich Fernsehen oder ist am Computer? Langweilt es sich oft?

Dass sein Sohn gerne Detektiv war, schrieb er auch mal lieber nicht. Computer war eher nicht Shinichis Ding. Er gab Fußball an. Spielte er mit jüngeren oder gleichaltrigen oder älteren. Wenn man es so betrachtete, dann mit gleichaltrigen. Weil auf seine Größe bezogen spielte er mit Kindern, auf sein geistiges Alter bezogen waren es Heiji und Shiho- ja so konnte man das passend auslegen. Langweilt er sich oft? Wahrscheinlich ja- das beantwortete er mal mit Ja. Irgendwas musste er ja auch mal so beantworten. Immer nur Nein war auch irgendwie auffällig. Und wenn sie meinten ihn wegen Langeweile zu behandeln. Wenn es nur das war, von ihm aus.

Er ging über zum fünften Punkt. Er las erneut vor: „Was sind die aktuellen Gründe, unsere Abteilung aufzusuchen? Welches Verhalten oder welche körperlichen Beschwerden zeigt das Kind? (Bitte in Stichworten)“

„Ja, wenn die uns das mal näher erklärt hätten, dann könnten wir da auch was schreiben“, ärgerte Yusaku sich. Er versuchte es noch einmal Dr. Hinsage zu erreichen. Er muss sicher arbeiten, dachte er frustriert.

„Und wenn du schreibst, dass wir es nicht wissen?“, fragte Yukiko.

Yusaku war überrascht, dass der Vorschlag von ihr kam.

„Weißt du was, du hast recht!“, nickte er: „Frage 23“, las er weiter vor: „Wann ist dieses Verhalten/sind diese Beschwerden Ihrer Erinnerung nach zum ersten Mal aufgetreten?

ganz allmählich mit etwa… Jahren beginnend oder plötzlich im Alter von wie vielen Jahren?“

„Mist“, entfuhr es seiner Frau bedrückt.

Ihm ging es genauso: „Ja, so können wir das doch nicht stehen lassen“, fand auch er: „Was denn für ein Verhalten? Welche körperlichen Beschwerden genau?“, rätselte er. Er warf einen Blick auf die Stationsschwester. Die war vorhin schon so wenig ausführlich. Es machte sicher keinen Sinn bei ihr genauer Nachzufragen runzelte sich krisch seine Stirn.

„Was machen wir denn jetzt“, wandte Yukiko sich hoffnungsvoll an ihren Mann.

Er zuckte mit den Schultern, dann schloss er sich nach hinten lehnend die Augen. Er wollte nachdenken.

Als er wieder aufschaute waren schon fast zwanzig Minuten verstrichen. Wo blieb dieser Arzt. Der schien sich ja mal wirklich Zeit zulassen. Er seufzte verärgert.
 

Bei der nächsten Frage wollte er schon resignieren: Gab es irgendwelche Ereignisse, die Sie damit in Verbindung bringen? Wenn ja, welche?

Die danach ließen sich wenigstens einfach wieder mit Nein bzw. keine/r beantworten: Haben Sie sich wegen des beschriebenen Verhaltens schon an andere Stellen gewandt (z. B. Erziehungsberatungsstelle, Jugendamt. Psychologe, Haus-, oder Kinderarzt, Schule, sonstige Stellen)? Wenn ja welche?

Welche Maßnahmen wurden von diesen Stellen getroffen bzw. empfohlen? (z.B. Therapie, Beratung, Sozialpädagogische Erziehungshilfe, etc.)
 

Erst bei Frage 28 wurde es wieder konkreter: Wünschen Sie eine ambulante/ teilstationäre oder stationäre Diagnostik/ Behandlung für das Kind?
 

Rans besonders Interesse erweckte ein Buchladen. Sie blieb vor der Auslage der Mangas stehen. Warum eigentlich nicht, dachte sie. Sie hatte sich schon eine ganze Weile keinen neuen Manga mehr selbst gekauft. Meistens hatte sie sich welche von Kazuha oder Aoko geliehen.

Sie fand zwei sehr vielverbrechende, um zu bezahlen ließ sie die Hunde vor dem Geschäft angeleint für einen Moment alleine.

Den Kinderwagen voraus schob sie ihren Bruder mit in den Laden. Da Holmes und Queen lieb warteten, nahm Ran sich die Zeit noch ein wenig weiter zu stöbern.

Als sie schließlich wieder an die Luft trat hatte sich der Himmel zugezogen. Es sah etwas nach Regen aus und sie fröstelte ein wenig, weshalb sie entschied nachhause zurückzugehen.
 

29. Welche Erwartung haben Sie, wie man in Zukunft Einfluss auf das Verhalten des Kindes nehmen kann?

Da schrieben sie nach Absprache würden und nach Bedarf seien sie ggf. zu allen Formen bereit. Wobei stationär war weder seine noch ihre Traumvorstellung. Selbst wenn sie ehrlich überlegten, ob das nicht tatsächlich eine gute Option sein könnte. Wenn Ärzte ihm helfen konnten und sie durch diese als Eltern in der nun mal wirklichen nicht so leichten Situation unterstützt würden, dann wäre das vielleicht wirklich auch für sie eine Erleichterung. Denn wenn sie ehrlich waren, dann war das Alles mit Shinichi teilweise schon echt schwierig.
 

Weiter kamen sie mit dem Fragebogen nicht.

Ein Arzt kam. Er war schlank und groß. Sein Gesicht wirkte formell freundlich bis neutral.

Yusaku beobachte mit Yukiko wie jener Mediziner sich von der Schwester die Akte reichen ließ und diese kurz aufschlug.

Von ihr an die Eltern verweisen kam er auf Beide zu.

„Herr Kudo“, begrüßte er: „Frau Kudo“, die Erziehungsberechtigten seines kleinen Patienten.

Yusaku war noch bevor er erreicht worden war augenblicklich aufgestanden. Sein Gesichtsausdruck war ernst. Er war in angespannter Erwartungshaltung.

Yukiko hielt sich hinter ihm. Sie nickte dagegen nur kurz zurückhaltend.

Im Gegensatz zu ihr suchte er direkten Blickkontakt auf Konfrontationskurs.

Dem Psychiater, der sich mit seinem Namen Dr. Takano vorstellte, entging das keineswegs. Er sah den Ärger. Die Reaktion war trocken: „Kommen Sie“, sagte er: „Sie können zu ihm.“

Das ließ Yusaku sich nicht zweimal sagen. Dem Arzt gefolgt wurden er und Yukiko auf den Gang hinter der gesicherten Tür gebracht.

„Sie können fünf Minuten bleiben“, erklärte der Fachmann schlicht und öffnete ihnen die Tür hinter denen sich Shinichi befand. Dann trat er beiseite und ließ die Eltern eintreten.
 

Oben in ihrem Zimmer ließ sie die Zimmertüre offen stehen. Akamaru legte sie neben sich auf das Bett. Um es sich beim Lesen noch bequemer zu machen schüttelte sie beherzt ihr Kopfkissen auf. Dabei fiel ein Zettel aus dem Bezug heraus. Es war schon eine ganze Weile her, dass sie jenen dort reingelegt hatte, um darauf zu schlafen.

Sich diesen angesehen durchfuhr sie eine Woge großer Freude. Den hatte sie ja ganz vergessen gehabt! Es war ihre Kurzform der Universal-Bestell-Bedienungsanleitung.

Das war super! Perfekt! Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Die Mangas ließ sie erstmal links liegen.

Akamaru sicher an der Wand platziert wissend ging sie über den Flur. Vorsichtig klopfte sie nach kurzem Zögern leise an die Türe.

Puh, kam Ran nicht umhin, als sich vorerst erleichtert zu fühlen. Yusaku war nicht hier, so musste sie ihn nicht fragen. Eigentlich, überlegte sie kurz, eigentlich würde er sicherlich nichts dagegen haben.

Mit beruhigtem Gewissen steuerte sie das Bücherregal an. Recht zielsicher hatte sie schnell gefunden was sie suchte.

Ha! Da war es. Begeistert nahm Ran es mit und machte sich zurück zu ihrem Zimmer auf. Doch bevor sie es sich auf dem Bett endgültig bequem machte, besorgte sie sich noch Papier und Stift.

Die eben gehabte zündende Idee war genial gewesen. Unbedingt wollte sie der Sache nachgehen und noch genauer recherchieren.
 

Ihre Notizen um ein, zwei Punkte erweitert hatte Ran den Zettel zufrieden beiseite gelegt. Sie war fertig. Bester Laune wartete sie ungeduldig auf Kazuhas Dienstschluss. Sie wollte Kazuha unbedingt von ihrem tollen Plan erzählen. Doch vorerst musste sie sich gedulden. Es waren noch gute zweieinhalb Stunden. Frühestens dann würde sie heimkommen.

Um sich die Wartezeit zu verkürzen nutzte sie die Zeit sich dem ersten ihrer neugekauften Mangas zu widmen…

Aha-Erlebnisse

Verpflichten wir uns der Anerkennung des so überaus kostbaren Charakters jedes einzelnen Tages.

(Dalei Lama)

Wenn ich mit Problemen konfrontiert bin, versuche ich das große Ganze zu sehen

(Dalei Lama)
 

9. Januar, Montagnachmittag
 

„Was machen wir denn jetzt?“, war es Yukiko, die ihren Mann stark verunsichert ansprach. Wie sie saß auch er immer noch im Wartebereich der psychiatrischen Abteilung.

„Gute Frage.“ Yusaku seufzte. Er war ebenso betroffen.

„Was wollen Sie nur von uns?“

Nüchtern, seinen Kopf an die Wand hinter sich gelehnt, ließ Yusaku seinen Körper auf dem Stuhl etwas nach unten rutschen. Nachdenklich auf die Wand ihm gegenüber schauend, äußerte er was er für am Wahrscheinlichsten hielt: „Den Fragebogen durchgehen, denke ich mal.“ Er fühlte sich wie zu einem Bewerbungsgespräch geladen ohne dabei zu wissen für welchen Job er überhaupt vorsprach oder wie zur Schulzeit. Als wenn man zum Direktor gebeten würde. Es war wirklich ein mehr als unangenehmes Gefühl. Für Beide! Beide hatte sie gleichermaßen das Gefühl beschlichen mehr als versagt zu haben als Eltern.

„Aber…“, Shinichis Mutter schaute betrübt zu Boden. Es dauerte bis sie den Mut fasste weiter zu sprechen, um ihre Frage auszuformulieren, die sie in ihrem Kopf so quälte: „Was sollen wir sagen!?“, suchte sie verzweifelten Rat.

Ihm neben ihr ging es nicht besser. Auch ihm wurde schlecht bei dem Gedanken daran. Mit so etwas hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Er wusste auch nicht was jetzt das Richtige war. Geschweige denn hatte er nicht wirklich eine Idee was sie sagen sollten. Sie waren einfach im Regen stehen gelassen. Wäre er nicht ebenso besorgt gewesen und unsicher sich möglicherweise falsch zu verhalten, dann hätte er anderes reagiert. Das wusste Yusaku wohl. Wütend war er, aber so… unter diesen speziellen Umständen…

Ja, wie sollten sie sich rausreden? Sollten sie sich rausreden? Und was noch viel bedrückender war: Er und Yukiko wussten immer noch nicht um was es im Einzelnen überhaupt ging. Auch das würde ihnen wohl erst präsentiert werden, wenn sie zum Gespräch gebeten würden. Und das konnte sowohl schon in wenigen Sekunden oder auch erst weitere Minuten später der Fall sein.

„Was sollen wir nur sagen?“, hörte er aus seinen eigenen dunklen Gedanken herausgeholt die Stimme seiner Frau neben sich, welche sich erneut an ihn gewendet hatte. Er war zu sehr in sich selbst vertieft gewesen, um zu bemerken, dass sie sich ganz vertrauensvoll an ihm orientieren wollte. Egal was er in diesem Moment entschieden hätte, Yukiko hätte es ohne wenn und aber befolgt.

Wieder gab er zunächst nur ein Seufzten als Antwort. Ehe er doch erwiderte: „Das werden wir wohl erst wissen, wenn wir hinein gebeten werden. Ich denke nicht das wir uns groß darauf vorbereiten können.“ Er seufzte ein weiteres Mal: „Überlass das Reden mir. Ich lasse mir etwas einfallen.“ Irgendetwas…, dachte er still bei sich. Sein Blick fiel auf das Fenster.

„Wo gehst du hin!?“, fragte Yukiko entgeistert, als er aufstand. Er konnte sie doch nicht einfach so alleine lassen? Nicht ausgerechnet jetzt!?“ Blanke Panik stieg in ihr hoch.

„Telefonieren“, meinte er nur sachlich und ging.
 

Während sie niedergeschlagen zurück blieb und ihm nachsah, fühlte er sich von Kopfschmerzen geplagt. Er musste hier aus. Er brauchte frische Luft! Außerdem konnte er vor der Tür wohl auch besser telefonieren, als in der Gebäudeanlage selbst.

Er hatte den Aufzug genommen. Den Eingangsbereich durchschritten trat auf den vorderen Außenbereich des Krankenhauses.

Außer einem Raucher mittleren Alters war dem winterlichen Wetter geschuldet niemand außer ihm dort. Gehustet hatte er die Nummer durch die Rückwahltaste gedrückt und hielt sich das Handy ans Ohr.

„Kommen Sie: Nehmen Sie schon ab!“, murmelte er angespannt. Zu seinem Bedauern hatte er wieder kein Glück. Es ging nach einigem Warten nur die Mailbox dran: „Herr Hinsage. Hier spricht Kudo, Yusaku. Ich rufe an, weil ich dringend ihre Hilfe benötige. Es geht um meinen Sohn. Bitte melden Sie sich! Schnellstmöglich.“, setze er noch hinten an. Jetzt hieß es abwarten. Das wusste Yusaku und Daumen drücken, dass den Chefarzt seine Mitteilung rechtzeitig erreichte. Bitte, hoffte er inständig ein Stoßgebet gen Himmel geschickt.
 

Innerlich rastlos überlegte er fieberhaft, wie er sich für den Fall der Fälle selbst aus dieser brenzligen Situation herausholen sollte. Er wollte eigentlich direkt zu Yukiko zurückkehren. Entschied sich dann jedoch dagegen.

Weiter tatenlos herumzusitzen war nicht sein Ding. Er brauchte einen klaren Kopf. Um den zubekommen entschloss er sich auf dem Klinikgelände spazieren zu gehen. Seiner Frau schrieb er eine kurze SMS: „Bin nachdenken. Melde dich, wenn es soweit ist!“

Er wollte wenn er ehrlich war wirklich gerne tatsächlich die Wahrheit erzählen. So konnte Shinichi vielleicht wirklich geholfen werden? Nur… Shinichi!?... War eben Shinichi! Yusaku hatte ihn ja, wenn auch nur sehr kurz, vorhin gesehen. Er war sich sicher: Shinichi würde kein Wort sagen und ebenso wenig wusste er würde er nachgeben, geschweige denn sich von ihm dazu drängen lassen zu kooperieren. Da war Yusaku sich verdammt sicher: Shinichi würde alles abstreiten und wenn er selbst noch so die Wahrheit sagte. Es würde, dass war ihm bedauerlicherweise klar, Aussage gegen Aussage stehen. Und wie sollte Yusaku seine Geschichte von einer „geheimnisumwobenen, gänzlich unbekannten schwarzen Organisation“ glaubhaft schildern. Und dann die Konsequenzen, die damit verbunden waren…

Er war sauer auf seinen Sohn. In letzter Zeit konnte er Shinichi nicht mal einen Tag alleine lassen. Auch wenn es ihm andererseits auch gleich wieder leid tat. Ihm war klar, das Shinichi „was auch immer“ mit Sicherheit nicht absichtlich gemacht hatte.

Wobei…? Wer weiß… grummelte er etwas mürrisch vor sich hin, bevor er sich wegen seines Beines auf eine Bank setzen musste. Verdammt!, dachte er auf dieses schauend. Er hatte ja keine anderen Sorgen, als Shinichi vor dem Psychiater zu retten. Was sie wohl mit ihm angestellt hatten? Sicher, das stimmte ihn irgendwie erleichtert, hatte sein Sohn sich genauso bockig wie sonst verhalten und kein Wort ausgeplaudert von alle dem was seit den Männern in Schwarz passiert war. Was Shinichis Lage auf der anderen Seite, aber nun auch wieder nicht besser machte. Reden? Sich ausschweigen? Konnte man es überhaupt richtig machen?
 

Yukiko zuckte zusammen, als sie den Klingelton ihres mobilen Telefons vernahm. Sich sehr alleine fühlend, steckte sie es, nachdem sie die Mitteilung gelesen hatte, wieder in ihre Handtasche zurück.

Sie seufzte. Ihr blieb nichts anderes als abzuwarten, auf ihren Mann, den Arzt. Je nachdem… Gerne wäre auch sie gegangen, aber das bleibt mir wohl nun verwehrt, dachte sie trübsinnig. Sie seufzte ein weiteres Mal schwer. Wie auch er dachte sie an ihren Sohn. Hoffentlich war das Problem zu lösen… Sie wollte Shinichi wieder bei sich haben. Mein armer kleiner Schatz, murmelte sie traurig.
 


 

Letztlich half alles nichts. Grübeln brachte ihn auch nicht weiter. Zu dieser Erkenntnis gekommen rappelte er sich mühsam wieder auf. Einfach improvisieren, wählte der ehemalige Detektiv seine Strategie.

Ihm war klar geworden, dass die Wahrheit zu sagen für ihn nicht in Frage kam. Wie auch sein Sohn wollte er keine weiteren Personen da hineinziehen. Wie auch er fand er, dass es bereits genug Menschen gab, die dadurch möglicherweise einer, wenn auch zurzeit sehr wagen, Gefahr ausgesetzt waren.

Auch ihm hatte es Shiho durchaus geschafft zu verdeutlichen was auf dem Spiel stand. Also halte ich weiterhin meinen Mund, kochte er vor Wut innerlich über diese Tatsache. Wenn es sich um Polizeibeamte handeln würde, dann… ja dann… wär es vielleicht etwas anderes gewesen. Aber hier das waren Zivilpersonen. Das ging wirklich auf gar keinen Fall. Unmöglich! Es war schon schlimm genug, dass er es überhaupt jemandem erzählt hatte und jetzt auch noch darauf hoffte durch Vitamin B errettet zu werden! Irgendwie war das mehr als armselig. Ihn plagte ein schlechtes Gewissen. Aber er hatte nach wie vor keine Lösung.
 

Bisher war ihm nie auf diese intensivste Weise klar gewesen was die Schweigerei für eine Bürde war. Das einem so dermaßen die Hände gebunden waren…

Yusaku war bedrückt, als ihm bei dieser Gelegenheit bitter veranschaulicht wurde, wie groß die Last tatsächlich war. Wie machtlos er war. Wie machtlos Shinichi war. In diesem Moment verstand er aus eigener gegenwärtiger Erfahrung heraus tatsächlich wie schwer die Last auf den Schultern seines Sohnes wirklich lastete. Armer Shinichi, dachte er. Die Verärgerung die er gegenüber ihm empfunden hatte, weil er ihn in diese missliche Lage gebracht hatte, war nun gänzlich verflogen. Das er ihn irgendwie anderweitig unterstützen musste war ihm klar. Auch wenn er noch nicht wusste wie. Yusaku war fest entschlossen seinen Sohn weder zu verraten noch ihn im Stich zu lassen. Auch wenn er nicht den geringsten Schimmer hatte, wie er ihn da wieder heraus bekommen sollte.

Und noch einen weiteren Grund gab es, der Yusaku dazu bewog eine Lüge vorzuziehen. Es war Antipathie. Er konnte diesen Psychiater nicht ausstehen. Und wenn der der letzte Mensch auf der Welt wäre,… dachte er mit entschiedenem Kopfschütteln.

Und noch eine Sache beschloss er: Er entschied sich dazu Shiratori näher ins Auge zu fassen. Sollte er sich tatsächlich als vertrauenswürdig erweisen, so würde er ihn, auch abgesehen davon was Shiho anging, definitiv einweihen. Eventuell würde er auch Megure darauf ansprechen. Egal was Shinichi davon hielt. Er musste es vielleicht auch überhaupt nicht erfahren. Shinichi würde sich niemandem anvertrauen, dass wusste er. Sein Sohn besaß dazu einfach zu viel verhängnisvollen Heldenmut. Lieber würde er selbst zu Grunde gehen, als andere zu belasten. Allerwahrscheinlichkeit, so schlussfolgerte Yusaku weiter, dass dies ihn wohl auch dazu bewogen haben musste Ran zu verlassen. Er vermute auch noch andere Motive, aber das musste der ausschlaggebende Faktor gewesen sein. Es war Shinichis, wenn auch sehr unbeholfener Versuch, sie zu schützen. Auch wenn er dabei verlor. Er nahm sich vor zu versuchen Shinichi umzustimmen. Auch wenn er sich nicht wirklich Chancen ausrechnete etwas zu erreichen. Ich sollte mich wohl auch bei Heiji entschuldigen, dachte er.

Yusaku fühlte sich müde und zermürbt. Seine Knochen schmerzten.
 

Noch auf dem Rückweg erreichte ihn Yukikos Nachricht.

Also doch so, dachte er den Aufzug erneut betreten.

Das letzte Stück des Flures humpelnd zurück gelegt sah er den Psychiater bereits, welcher neben seiner Frau stand und zu seinem Leidwesen war es der von vorhin. Erwartungsvoll sahen sich die beiden Männer an.

Sie wiederum schaute jenen immer noch entschuldigend an…, sowie auch ihren Mann.

Nervös wechselte sie ihre Blicke zwischen ihnen hin und her.

Einander begrüßt, bat Dr. Takano die Eltern ihn in sein Sprechzimmer zu begleiten.
 

Später Nachmittag
 

Ran wartete, mit ausgestreckten Beinen auf ihrem Bett liegend, auf Kazuha.

Mehr oder weniger schaffte sie es geduldig zu bleiben. Die meiste Zeit gelang es ihr sich in ihren Manga zu vertiefen. Zumal sie diesen nicht uninteressant fand. Nur ab und an erhaschte sie einen Blick auf Uhr ihres Handys. Wie sinnlos es ist, wenn keiner anrief oder schrieb, dachte sie kurz die Lippen zusammengepresst. Schnell entscheid sie der Verstimmung keinen Raum zu geben.
 

Noch etwa eine Dreiviertelstunde, dachte sie, das vierte Kapitel gerade beendet. Ob sie schon mal anfangen sollte? Vielleicht ihre Vorgehensweise Yusaku gegenüber nach grünem Licht zu überprüfen?

Hm… Sie zögerte kurz, dann legte sie den Comic beiseite. Akamaru schlief noch immer neben ihr. Sie wusste er würde bald aufwachen, um sein Abendessen zu bekommen.

Ob Mama wohl pünktlich Feierabend macht? Wenn nicht auch nicht schlimm, wog sie ab. Ein Fläschchen zu machen war kein sonderlicher Aufwand. Lächelnd einen liebevollen Blick auf ihn geworfen, richtete sie sich auf.
 

Entschlossen ging sie zu ihrer Schreibtischschublade, um sich ihr Tarot heraus zu holen. Sie hatte es sich vor kurzem erst gekauft. Yusaku hatte ihr bei der Auswahl geholfen. Es war seinem relativ ähnlich, aber nicht das Selbe.

So musste sie sich, zurück auf dem Bett, erst etwas einfinden. In der Anleitung nachgeschlagen hatte sie aber schnell rausgefunden welches Legesystem sie für diesen Zweck benötigte.

Sie war nervös… Sie wusste, dass sie es schaffen musste die Sache von außen neutral zu betrachten, um ein richtiges Ergebnis zu erzielen.

„Also gut“, sprach Kickchens Mutter sich selbst Mut zu, nachdem sie sich für einen Moment gesammelt hatte: „Los geht’s“, zog sie spontan, nachdem sie ihre Frage formuliert hatte: „Funktioniert mein Plan mich an Yusaku heran zuspielen, um ihn wegen Shin-chan zu überreden?“, ohne nachzudenken die Karten aus dem zuvor gemischten Kartenstapel heraus.

Jene zunächst verdeckt abgelegt an der entsprechenden jeweiligen Position des für die einzelnen Karten bestimmten Ablageortes drehte Ran tief durchatmend, ihre Nervosität zügelnd, eine nach der anderen um. Schnell hatte sie wieder das beigefügte Anleitungsbuch mit auch den passenden Beschreibungen der Karten zur Hand. Eine Aussage nach der anderen las sie sich gründlich durch.

Bei der ersten Karte handelte es sich um ihre eigene Position: Sie wissen was sie wollen, legen dem Partner offen ihr Herz zu Füßen, hoffen, dass auch er sich eindeutig zu Ihnen bekennt.

Nun Yusaku, dachte sie angespannt: Er hat sie von Herzen gern, fühlt sich innig mit ihnen verbunden. Solange sie aufrichtig sind steht er zu ihnen.

Oh gut. Ran fiel zum einen ein Stein vom Herzen, weil sie bestätigt bekam, dass er sie immer noch gern hatte. Zum anderen verpasste ihr der zweite Teil aber auch einen Dämpfer. Es war also nicht so, dass es funktionieren würde. Sie sollte ehrlich sein. Also nicht mogeln. Das war zwar schade, weil sie ihre Idee hinten rum clever gefunden hatte, aber wenn sie es lassen sollte, okay. Ehrlich sein, werde ich wohl noch hinbekommen, überlegte sie gleich wieder entspannter. Musste sie eben doch den direkten Weg nehmen. Gut, dass sie nachgefragt hatte, fand sie.

Nun betrachtete sie die dritte Aussage: Darauf kam es also an: Mehr Vertrauen in die eigenen Gefühle und die des anderen gewinnen, optimistisch zu sein, unbefangen aufeinander zugehen.

„Okay“, sagte sie leise zu sich selbst, dass war zu machen. Jedenfalls von ihrer Seite aus. Zu guter Letzt erhaschte sie durch die vierte Karte noch eine Zukunftsprognose: Hitzige Diskussion, aber auch Einigung und Lebensfreude pur.

Hurra, dachte sie erleichtert und hocherfreut. Ran fiel ein weiterer Brocken von der Schulter. Das war das Ergebnis, das sie erhofft hatte. Perfekt!

Ja gut. Sie würde sich durchsetzen müssen. Aber nun gut.

Ran war entschlossen und das es eine Einigung geben sollte stimmte sie munter. Sie würde demnach also ihr Ziel erreichen können und das kleine Katerchen glücklich in ihre Arme schließen. Sie konnte es kaum erwarten Yusaku ihr Anliegen vorzutragen.

Wo er wohl gerade war?
 

Ran nahm den Manga wieder zu Hand.

Sie seufzte. Auf die Zeit gesehen musste es noch etwa eine Viertelstunde sein, bis Kazuha ins Zimmer kam.

Ob sie wohl Erfolg gehabt hatte? Sie hatte ihr erzählt, dass sie heute noch einmal versuchen wollte im Laufe des Tages mit Heiji zu reden.

Ran überlegte, ob sie für Kazuha legen sollte, aber nein. Das war keine gute Idee. Sie sollte sie überhaupt erstmal fragen, ob ihre Freundin das überhaupt generell wollte. Noch ob sie die eventuelle Antwort, wie sie auch immer ausfiel, überhaupt wissen wollte.

Was sie selbst betraf: Wollte sie wirklich wissen, wie es um ihre Beziehung mit Shinichi stand? Gab es noch eine Chance oder machte sie sich womöglich doch um sonst Hoffnungen? Ran fühlte wie die Angst deswegen in ihr hochstieg.

Schwer geschluckt verstärkte ein Tritt von Kickchen ihr flaues Gefühl noch mehr.

Sie entschied sich dagegen. Sie wollte es nicht wissen! Sie wusste nicht wie sie mit einer möglichen negativ ausfallenden Wahrheit umgehen sollte.

Selbst wenn sie sich einer Illusion hingab, die war immerhin schöner als vielleicht die bittere Realität. Solange man nicht nachfragte, konnte man sich gut was vormachen.

Ja, und das würde sie jetzt tun. Solange sie die Antwort nicht kannte, konnte sie sich definitiv einbilden, dass es noch Hoffnung gab.
 

Kazuha schloss unten die Haustüre auf. Ran hörte wie die Tür ins Schloss fiel.

Kazuha wusste, dass um diese Zeit keiner hier sein würde. Die Eltern ihrer Freundin waren beide arbeiten. Yusaku war ihr egal. Conan ebenso und naja… Heiji… sie wusste, dass auch er nicht vor ihr nachhause gekommen war.

Ihr war immer noch zum heulen. Den ganzen Heimweg, den sie zügigen Schrittes zurückgelegt hatte, hatte sie schon geweint.

Sie wollte nur noch die Zimmertür hinter sich zuschlagen. Heijis grobe so bis aufs Äußerste ablehnende Haltung hatte sie tief getroffen und schwer in ihren ohnehin schon instabil emotionalen Gefühlen verletzt.

Sie hatte ja keine Ahnung, dass es ihrem Freund, der sie gleichfalls wollte und liebte, aufs schmerzlichste ebenso vermisste, fast noch schlimmer ging.
 

Im Gegensatz zu ihrer immerhin auch mittlerweile verschwindend geringen Hoffnung auf eine Versöhnung, hatte er überhaupt keine mehr noch einmal mit ihr zusammen zukommen.

Ganz im Gegenteil. Er hatte aufgegeben. Er fügte sich seinen Überzeugungen nach in sein unausweichliches Schicksal, dass nun mal auf Grund der nicht zu leugnenden Tatsachen der schwarzen Organisation wegen nicht an eine Weiterführung ihrer Beziehung zu denken war.

Kazuha hatte ja nicht die geringste Ahnung wie es in ihm aussah! Was er gerade als einziges Glück empfand. Verhinderte das doch, dass sie noch mehr versuchte ihn umzustimmen. Ihr noch öfter das unausweichliche Nein an den Kopf zu werfen war einfach nicht mehr zu ertragen.
 

„Kazuha!?“, schaute Ran, immer noch auf ihrem Bett sitzend, auf. Sie sah ihre Freundin betroffen an.

Verheult lief jene, erneut in Tränen ausbrechend, auf sie zu.

Ran musste etwas aufpassen, dass sie nicht hintenüber fiel, als sie sie ohne weiteres sofort in die Arme nahm.

„War es so schlimm?“, fragte sie behutsam nach einer Weile, als sie vermutete, dass Kazuha wieder sprechen konnte und die erste Welle des aufgelösten Weinens allmählich abebbte.

„Er hasst mich“, schluchze Kazuha immer noch unter Tränen.

„Das glaub ich nicht“, versuchte Ran sie zu beruhigen.

„Doch das tut er!“ drückte sie sich etwas von ihrer Freundin ab, um sie verzweifelt anzusehen.

„Das glaub ich nicht. Er hasst dich bestimmt nicht. Dazu mag er dich doch viel zu sehr“, wollte Ran ihrer Freundin Mut zusprechen: „Wie kommst du denn darauf? Hat er denn etwa sowas wirklich zu dir gesagt?“, erkundigte sie sich vorsichtig und verwirrt.

„Ja!“, Kazuha brach erneut in Tränen aus: „Genau das hat er! Er hasst mich und will nie wieder etwas mit mir zu tun haben“, begann sie zu erzählen was vorgefallen war. Ran hörte aufmerksam zu. Beruhigend strich sie ihr über den Arm.

Kazuha war dankbar, dass sie sich an Rans starker Schulter ihrem Herzschmerz hingeben könnte: „… Er- er“, schluchze sie, dann sprach sie aufgelöst weiter: „… hat mir gesagt, dass er es bereut mit mir hier nach Tokio gekommen zu sein und das wenn es nach ihm ginge er nichts dagegen hat, wenn ich sofort zurück nach Osaka verschwinden würde.“

„Das glaube ich nicht, dass er sowas gemeines zu dir gesagt hat“, konnte Ran sich fassungslos nur wiederholen. Das stimmte absolut nicht mit ihrer Beobachtung von Heijis Blick, den sie aufgeschnappt hatte, überein. Der hatte was ganz anderes erzählt. Ran war eher nach wie vor davon überzeugt, dass er einen triftigen Beweggrund für sein Verhalten haben musste.
 

Heiji hatte keine Ahnung, dass die Mädchen über ihn sprachen.

Er hatte sich nach der Szene kurz vor Feierabend nicht so einfach aus dem Staub machen können wie sie. Er hatte sich die Standpauke von den drei Beamten anhören müssen, bevor er das Präsidium jetzt erst verlassen durfte.

Allen voran Shiratori, der den eigenen Verlust kennend, darauf aus war ihm aufs energischste den Kopf zu waschen. Aber auch Takagi und Chiba konnten dem nur beipflichten.

Und Yumi erst! Sie war die Schlimmste. Schlimmer als drei Männer zusammen! Wenn er sie weiter so behandeln würde, so waren sie sicher, würde er sie endgültig verlieren!

Er ärgerte sich maßlos über diese unangebrachte Einmischung von außen. Sie hatten im Grunde dasselbe zu ihm gesagt wie Yusaku mehrere Male bereits zuvor und genauso, aus seiner Sicht, verletzend.

Die sind doch so dämlich!, dachte er bitter den Platz verlassen. Wenn sie doch nur begreifen würden, dass ich genau das erreichen will, dachte er schwer frustriert.

Wenn er sie schützen wollte, dann war es für sie langfristig besser soweit wie möglich von ihm entfernt zu sein und dass sie keinen nachweislichen Kontakt zu ihm hatte.
 

Kazuha sah Ran wütend an: „Aber wenn ich es dir doch sage, Ran!“ Aus ihrer Stimme war herauszuhören, dass sie von ihrer Freundin schwer enttäuscht war. Von ihr hatte sie ehrlichen Beistand erwartet.

„Jetzt werd doch bitte nicht gleich sauer auf mich“, ruderte Ran schnell zurück: „So mein ich das doch gar nicht. Bitte versteh mich nicht falsch. Ich bin nur verwirrt das ist alles.“

„Was bitte verwirrt dich denn daran?“, wollte Heijis Ex-Freundin aufgebracht wissen: „Wie ich es dir gesagt habe ist es doch völlig eindeutig!“, war sie sehr wütend geworden.

„Bitte“, hob Ran beschwichtigend die Hände: „Ich meine ja nur“, begann sie zögerlich. Sie verstummte.

Kazuha wartete. Sie schaute ungeduldig in das Gesicht ihrer Freundin.

Diese sah nachdenklich aus. Zuerst unsicher, dann entschlossen: „Also… neulich…“, begann sie, wenn auch noch etwas sehr zurückhaltend: „Ich habe mitbekommen wie Heiji dir nachgesehen hat. Du konntest es nicht sehen, weil du ja mit dem Rücken zu ihm weggegangen bist, aber ich-“, Ran stockte zögerlich noch einmal kurz. Ehe sie sich ein Herz fasste: „Er- er dachte er wäre unbeobachtet. Kazuha du weißt gar nicht wie entsetzlich traurig er ausgesehen hat. Wirklich: Ich dachte er weint gleich“, beteuerte sie.

„Was!?“, Kazuha glaubte sich verhört zuhaben: „Ran!? Wieso sagst du mir das erst jetzt!?“, brauste sie erneut auf.

Shinichis Ex-Freundin schaute sie verlegen und entschuldigend an: „Tut mir leid“, war sie ehrlich: „Ich war mir unschlüssig, ob ich mich einmischen sollte oder nicht. Er hat es verborgen bis er sicher war, dass du seine Reaktion nicht mehr mitbekommen konntest. Erst dann hat er seine Maske abgelegt. Er wollte nicht, dass du weißt, wie er wirklich fühlt. Kazuha, wirklich! Ich bin mir sicher. Es war so eindeutig. Bitte du musst mir das einfach glauben. Ich wusste nicht, ob es richtig wäre es dir zu erzählen. Bitte entschuldige. Kannst du das verstehen?“, fragte sie, sich nochmals aufrichtig bei ihrer Freundin entschuldigend, besorgt nach.

„Aber!?“, jetzt war Kazuha es, die verwirrt war: „Warum!?“, sprach sie aus was ihr durch den Kopf ging: „Warum? Ich meine…“, sie schluckte. Hoffnung keimte plötzlich in ihr auf: „Wieso? ... Warum sollte Heiji sich verstellen?“ Das war doch noch nie seine Art gewesen. Ganz im Gegenteil Heiji war doch immer total direkt!?

„Das weiß ich leider auch nicht“, gab die werdende Mami bedauernd zu: „Ich glaube irgendeinen Grund muss es geben. Ich glaube mittlerweile wirklich nicht mehr, dass sie uns absichtlich weh tun wollen. Ganz im Gegenteil“, überlegte Ran nun laut: „Irgendetwas muss vorgefallen sein, dass sie dazu gebracht hat sich von uns zu trennen. Aber ich weiß leider nicht was. Ehrlich. Ich wüsste zu gern…“, Ran schwieg plötzlich. Sie sah selbst auf einmal sehr traurig aus: „Ich wünschte Shinichi hätte mich hinter meinem Rücken einmal so angesehen. Heijis Augen schrien gerade zu: Ich liebe dich, Kazuha!“, sie seufzte frustriert: „Irgendwas muss gewesen sein!“, war sie jetzt auf einmal selbst von sich überrascht, wie sicher sie sich diesbezüglich war. Obwohl es ihr an einem aussagekräftigen Beweis fehlte.

Tatsächlich… bemerkte Ran es an sich selbst. Shinichi hatte wirklich recht: Es war tatsächlich wie er immer zu sagen pflegte: „Wenn man alles was nicht in Frage kommt ausschließt, dann muss das was übrig bleibt die Wahrheit sein“, hörte sie die Worte durch den Klang seiner Stimme in ihrem Kopf, als sie sich selbst diese zitierte.

Der Geistesblitz war so real, da hätte er es ihr auch in diesem Augenblick von Angesicht zu Angesicht persönlich sagen können: „Ganz gleich wie unwahrscheinlich es ist“, sprach sie den letzen Teil der Aussage laut aus. Dann war sie von der Erkenntnis sprachlos.

„Was ist los?“, fragte Kazuha sie aus einer Mischung aus Besorgnis, Hoffnung und auch Neugier, als sie in das förmlich erleuchtete Gesicht ihrer Freundin schaute und keine weitere Reaktion bekam. Ihre Freundin saß nur da und sie mit ihr.

Es dauerte einen langen Moment. Erst dann war Ran wieder ganz in der Realität. „Ich weiß auch nicht, aber ich glaube, dass ich etwas Entscheidendes verstanden habe.“ Sie war so verblüfft, dass sie ganz perplex war.

„Was hast du verstanden?“, fragte die Schülerin aus Osaka wissbegierig. Sie wollte es unbedingt auch wissen.

Ran wiederholte ihren Gedankengang laut.

Jetzt verstand auch sie es.
 

Heiji hingegen fühlte sich von seinem gesamten Umfeld komplett unverstanden.

Im Gegensatz zu Kazuha hatte er niemanden zum von der Seele reden.

Shinichi, so glaubte er zumindest, war der Einzige der ihn 100 prozentig verstehen konnte, weil nur er in der gleichen, kaum auszuhaltenden Situation war.

Hatte er Shinichi gegenüber zunächst über dessen heftige Ablehnungsreaktionen noch ein gewisses Maß an Unverständnis empfunden, so war es jetzt komplett verschwunden.

Wie als wenn sie Zwillinge wären konnte er mit jeder Faser seines Herzens diesen kaum auszuhaltenden, vernichtenden Schmerz spüren. Diesen mit seinem Verstand begreifen, verstehen und nun beinahe vollständig erfassen: Es fühlte sich tatsächlich wie der persönliche Weltuntergang an.

Korrektur: Es war der persönliche Weltuntergang.

Überfordernder Zorn und erneute Bitterkeit erfassten ihn: Das ganze Leben war verpfuscht worden durch diese schwarzen Verbrecher! Sie würden beide nie wieder eine Beziehung führen, sie würden niemals heiraten oder eine Familien gründen können. Aus Angst der anderen Person diese Gefahr, die allezeit wie ein Damokles Schwert über ihnen schwebte, auszusetzen. Was sie alle Beide nicht verantworten wollten.

Wie Shinichi selbst, bereute er es jetzt zutiefst so neugierig gewesen zu sein. Wäre er doch nie Detektiv geworden!

Er wurde nicht Vater. Wenigstens das nicht, dachte Heiji auf gewisse Weise erleichtert. Er konnte nur erahnen was das für ein weiterer Schlag für seinen Freund sein musste- nie bei seiner Tochter sein zu können. Er würde niemals ihr Vater sein. Allerhöchstens so etwas wie Cousin Conan. Bittere Ironie, dachte Heiji.

Dann wieder traurig: Er durfte es nicht ausleben. Heiji war es jetzt auf einmal schlagartig ein Rätsel wie Shinichi damit überhaupt klarkommen sollte.

Er war so deprimiert, dass es ihm nichts ausgemacht hätte, hätte man auch ihn geschrumpft. Für seine nicht existierende Beziehung mit Kazuha spielte das keine Rolle.

Im Grunde war ihm mitterlweile alles egal.
 

„Kazuha?“, begann Ran zögerlich.

„Ja?“, wurde diese in Anbetracht des fragenden Klangs hellhörig.

„Also“, begann sie es gerade heraus direkt: „Ich habe vorhin wegen den Katzenbabys Karten gelegt. Also- demnach sieht es so aus, als wenn wir wirklich eine Chance hätten sie zu bekommen. Demnach vertragen Yusaku und ich uns wieder.“

„Oh, das ist gut“, fand Kazuha. Sie freute sich für ihre Freundin und natürlich auch für sich selbst. Denn sie wollte schließlich auch ein ganz bestimmtes der Kleinen haben.

„Nun“, fuhr Ran weiter fort: „In diesem Zusammenhang habe ich überlegt, ob ich deine Beziehung legen soll, aber ich dachte dass ich dich auf jeden Fall erst fragen sollte.“

„Du meinst du kannst das?“

„Ich weiß nicht. Ich könnte es zumindest mal versuchen. Ich bin ja nicht direkt betroffen was Heiji angeht.“

Kazuha war hellauf begeistert: „Mach das!“, forderte sie sie sofort auf ohne groß darüber nachzudenken.

Weshalb Ran sich noch einmal eindringlich bei ihr vergewisserte: „Bist du dir wirklich sicher?“

Sie nickte eifrig.
 

„Also gut“, Ran atmete tief durch. Ihr war mulmig zu Mute. Dann bewegte sie sich. Sie holte das Deck hervor. Dann sammelte sie sich erneut. Um sich besser auf ihre Frage konzentrieren zu können und sich nicht von Kazuhas hoffungsvollen, erwartungsvollen Blicken beeinflussen zu lassen schloss sie fest die Augen. Dann konzentrierte sie sich. Noch einmal seufzte sie, wobei sie alle ihre eigenen Emotionen beiseite ließ. Sie hatte die neutrale Haltung eingenommen, hatte sich nach außen gestellt. Wie wenn man die Situation von oben betrachtet und aus dieser Distanz heraus begann sie, immer noch mit geschlossenen Augen, zu mischen.

Kazuha schaute ihr angespannt dabei zu. Für sie hatte es gefühlt eine Ewigkeit gedauert, bis wieder leben in Ran gekommen war.

„Sag, wenn du meinst stop“, wurde sie aufgefordert.

„Stop.“

„Okay“, Ran hatte die Augen wieder geöffnet: „Dann musst du jetzt vier Karten ziehen. Am besten nach Gefühl und ohne dabei nachzudenken.“

Kazuha sah sie unsicher an. Durch Rans Blick bestärkt brachte sie es schnell hinter sich. Sie schaute zu wie ihre Freundin die vier Karten an ihren jeweiligen Platz legte.

„Und jetzt?“, fragte Kazuha unsicher.

„Jetzt“, erklärte Ran ihr: „Müssen wir die Karten der Reihe nach aufdecken. Angefangen bei dieser hier“, zeigte sie: „und nachlesen was sie zu bedeuten haben.“

„Ich hab Angst“, gab die Oberschülerin aus Osaka zu.

„Sollen wir es doch lieber sein lassen?“, vergewisserte Shinichis Freundin sich noch einmal verständnisvoll. Wenn Kazuha es doch nicht wollte, dann konnte sie sie verstehen. Ran hatte sich längst entschieden es respektieren.

Abwartend schauten sich die beiden Freundinnen an.

Dann nickte Kazuha plötzlich. Sie wollte wissen woran sie war: „Nein“, sagte sie. Ihre Stimme war fest.

Mutig, dachte Ran anerkennend die erste Karte aufdeckend.

„Und?“, wurde sie von Kazuha sofort ängstlich angesehen.

Schnell blätterte Ran, dann las sie ihr vor.
 

Und wenn schon, hatte Heiji, Tränen unterdrückend, seinen unausweichlichen Weg in das Haus, indem er noch vorerst immer noch lebte, weiter gehend gedacht. Auf halbem Weg machte er plötzlich ruckartig kehrt.

Er wollte… Nein: Er musste zu Shinichi! Er brauchte seinen Halt, brauchte seinen Trost. Und auch irgendwie vor allem seinen Rat, wie er mit seinem Leibeskummer umgehen sollte. Sicher würde sein Freund ihn verstehen. Er wusste, dass Shinichi Verständnis haben würde. Sein Wissen darüber seine Gefühle zu kennen und nachvollziehen zu können, erleichterte ihn ungemein. Sicher würde es ihm augenblicklich besser gehen, wenn er sich ihm anvertraut hatte. Er brauchte so dringend Jemanden zum reden. Und Shinichi würde es sicher auch besser gehen. Vielleicht ging es ihnen nach einer Aussprache beiden besser und er konnte zumindest ihre Freundschaft zueinander bewahren.

Heiji selbst wollte es wieder gut machen, dass er ihn, wie er jetzt im Nachhinein glaubte, nicht genügend unterstützt hatte. Er bereute es ihn im Stich gelassen zu haben und es tat ihm unendlich leid, dass Shinichi sich auch von ihm so zurückgezogen hatte.

Aber er war schlichtweg blind für sein Leid gewesen. Er hatte die Augen davor fest verschlossen. Er hatte es schlichtweg hinter seiner gefühlsabwehrenden Mauer verschanzt nicht gemerkt. Zu sehr hatte dieser emotionale Schutzwal bestehend aus Gelichgültigkeit ihn für den Schmerz seines Freundes zu weit entfernt.

Heiji wollte sich nicht nur bei Shinichi ausheulen, sondern sich auch vor allem aufrichtig bei ihm entschuldigen! Es tat ihm so schrecklich leid, dass er nicht besser für ihn da gewesen war.

Er hoffte, dass das zum jetzigen Zeitpunkt noch möglich war. Wenn er daran dachte wie lange er gebraucht hatte, bekam er es mit der Angst zu tun. Was war wenn ihm Shinichi so sehr zerbrochen war, dass er das ihn zu bedrohende schwarze Loch nicht mehr aufhalten konnte? Er hatte Kazuha bereits unwiederbringlich verloren. Jetzt auch noch seinen engsten, allerbesten Freund zu verlieren war für ihn schlimmer, als er sich je hätte vorstellen können. Er wollte ihn nicht verlieren! Auf gar keinen Fall!

Das letzte Drittel des Weges zum Krankenhaus war er ununterbrochen durch den Nieselregen gerannt. In der Hoffnung wenigstens diesen Teil seines Lebens noch in Ordnung bringen zu können.
 

„Also“, setzte Ran an laut vorzulesen.

Kazuha spitze augenblicklich die Ohren.

„Deine Gefühle ihm gegenüber: Sie wissen was sie wollen, legen dem Partner offen ihr Herz zu Füßen, hoffen, dass auch er sich eindeutig zu seinen Gefühlen bekennt“, dann fuhr sie fort und kam somit zu dem für Kazuha interessanten Teil: „Was Heiji für dich fühlt“, hing sie förmlich an Rans Lippen: „Sie lassen sein Herz höher schlagen und wecken seine sein Bedürfnis eine Familie zu gründen. Sie sind sein absoluter Volltreffer!“

Noch mehr als Ran atmete Kazuha erleichtert auf. Sie wiederholte den letzten Satz im Geiste noch einmal. Sie war sein absoluter Volltreffer!? Oh bitte, wünschte sie sich sehnlichst, dass das stimmte. Hoffentlich hast du recht, dachte sie Ran ansehend. Sie schöpfte große Hoffnung. Ungeduldig ließ sie Ran weiter vorlesen: „Woran ihr arbeiten müsst“, kam diese sachlich zum nächsten Punkt: „Offen über Probleme und Gefühle sprechen, die Wünsche des anderen berücksichtigen, weder Druck auszuüben noch Ängste schüren.“

Wieder sahen sich Beide an. Es klang auf der einen Seite sehr einfach, auf der anderen sehr schwer.

„Die Zukunft erfordert mehr Verständnis für die Andersartigkeit des Partners, mehr Toleranz und Eigenständigkeit, wenn sie glücklich werden wollen“, endete Ran.

Kazuha hatte ihr gut zugehört. Nachdenklich saß sie nun da und überlegte mit Ran wie sie das eben gehörte für sich selbst sortieren und auf die Situation jetzt übertragen sollte.

Eigentlich war es recht eindeutig. Sollte Ran es richtig gemacht haben, dann schien ihre Theorie Heiji betreffend zu stimmen. Er empfand noch etwas für sie, Kazuha hoffte es innständig. Und auch Ran wünschte ihrer Freundin zuliebe, dass es stimmte, was sie da gelegt hatte.
 

Früher Abend
 

Heiji hingegen war zum aktuellen Zeitpunkt schier verzweifelt und vollkommen aus der Puste, als er den Krankenhauseingang erreicht hatte. Keuchend rang er, sich auf eine Bank gesetzt, nach Luft.

Seine Atmung war mehrere Minuten damit beschäftigt sich zu normalisieren. Währenddessen nutze er die Zeit um sich zu sammeln. So gut er konnte riss er sich zusammen, als er aufstand um das große medizinische Gebäude zu betreten.
 

Er musste suchen. Er hatte Yusaku nie gefragt auf welche Station man Conan gelegt hatte. Geschweige denn kannte er die Zimmernummer.

Er wollte kein Aufsehen erregen. So versuchte er es ohne am Empfang zu fragen. Er versuchte es mit dem Logischsten: Der Kinderstation. Doch dort war er nicht!

So versuchte Heiji es noch auf der Internistischen. Er wusste das seine Eltern seine Organe, seinen Kreislauf und sein Blut, sowie Stoffwechsel und nach möglichen Tumoren hin untersuchen lassen wollten.

Als er ihn auch hier nicht gefunden hatte, hatte er die Kardiologie abgesucht. Allmählich wurde er unruhig. Wo konnte er noch suchen? Hatte man etwa etwas gefunden und ihn auf die Onkologie verlegt!?

Heiji hatte es plötzlich wieder sehr eilig. Anstelle des Aufzuges nahm er die Treppen.

Er lief schneller als mit der vorgeschriebenen Schrittgeschwindigkeit über die Gänge und Flure. Ungeachtet der unverständlichen Blicke die Patienten wie Besucher ihm zu warfen. Die Regel: „Nicht rennen!“, die ihm von einer Frauenstimme nachgerufen worden war befolgte er nur so lange, bis er um die nächste Ecke gebogen war. Um dann sofort sein Tempo wieder zu beschleunigen. Heiji hatte sich nicht nach der Stimme umgedreht. Er hatte jetzt wirklich Angst um Shinichi. Er konnte es kaum erwarten ihn zu finden und zu fragen was um alles in der Welt los war.
 

„Okay“, fasste Ran es, nachdem sie es Beide sacken gelassen hatten, noch einmal für Kazuha zusammen: „Er liebt dich noch.“

„Scheinbar“, räumte Kazuha ein. Sie hatte entsetzliche Angst sich falsche Hoffnungen zu machen. Doch drängte sie diese bis weit in den hintersten Winkel ihres Inneren zurück. Wenn es tatsächlich stimmen sollte, was Ran ihr da gelegt hatte, dann musste einfach Hoffnung bestehen. Oh, bitte, bitte!, flehte sie innerlich: Lass es stimmen: Sie sind sein absoluter Volltreffer. Sie genoss es sich diesen Gedanken als real vorzustellen. Kazuhas Herz quoll während sie das tat förmlich über vor Zuversicht: „Aber wie soll ich offen mit ihm reden, wenn er mich immer abweist?“, überlegte sie nun doch wieder auf den Boden der Realität zurückgekommen.

„Vielleicht musst du den richtigen Zeitpunkt abwarten“, mutmaßte Ran: „Das Kartenbild reicht ungefähr für die nächsten drei Monate“, fügte sie erklärend hinzu: „Wichtig ist denke ich wirklich, dass du ihn nicht unter Druck setzt. Versuch ihm Zeit zugeben. Vielleicht verändert er seine Haltung und du kannst dann besser mit ihm reden. Versuch Verständnis zu haben. Mach es wie ich sag dir, wenn du ungeduldig wirst, immer wieder: Lass ihm Zeit. Respektier seine Entscheidung. Ich weiß, dass das schwer ist, aber mir hat das bisher wirklich geholfen.“

„Du hast wohl recht.“ Kazuha seufzte. Es stimmte wohl, musste sie Ran ernüchtert recht geben. Auch wenn es gut aussah und das ihr nach wie vor Hoffnung machte durfte sie wohl nichts überstürzen und musste sich vorerst zumindest wohl noch gedulden. Was ihr sehr schwer fiel, dass zu akzeptieren. Sie hatte wenn sie insgeheim ehrlich war auf eine zeitnahe Aussprache gehofft und das am liebsten heute noch statt morgen. Aber sie sah ein, dass es wohl sehr unklug war die Sache übers Knie zu brechen.
 

Mittlerweile hatte Heiji alles durch. Langsam wusste er nicht mehr weiter. Er hatte bereits alle erdenklichen Stationen auf denen er seinen kleinen Freund vermuten konnte abgesucht. Notgedrungen hatte er es letztlich in Kauf genommen sich auf diesen nach „Conan Kudo“ oder wahlweise auch „Conan Edogawa“- auch wenn er Zweiteres für sehr unwahrscheinlich gehalten hatte- zu erkundigen. Zu seinem Bedauern konnte keiner des Personals ihm Auskunft geben.

Seine letzte Hoffnung war es noch am Empfang des riesigen Krankenhauses nachzufragen. So sah er sich doch gezwungen noch einmal bis ganz unten in die Eingangshalle zu laufen.

Der Detektiv nahm es ohne zu zögern in Kauf. Er musste ihn unbedingt finden. War er denn vielleicht schon entlassen worden?, fragte er sich eine weitere Treppe runter: Oder wo hätte man ihn noch hin verlegen können?, überlegte er weiter, beinahe rennend, fieberhaft. Er kam nicht umhin auch an das Allerschlimmste zu denken: Was war wenn man ihn vorzeitig entlassen hatte, weil es keine Heilung mehr für ihn gab? Anders war es leider sehr unwahrscheinlich. Waren den alle Untersuchungen schon abgeschlossen gewesen? In Heiji stieg die Panik immer höher.

Doch auch an der Auskunft erreichte er nichts.

„Ja, wie heißt er den nun?“, war er an der äußert peniblen, misstrauischen Empfangsdame gescheitert. Weil er sich zu Beginn mit der Wahl unsicher gewesen war, hatte er gleich von vorne herein bei ihr verspielt. Sie hatte ihm jegliche Auskunft verweigert und ihm vorgeworfen er solle sich doch erst einmal darüber klar werden, welchen Freund er den nun genau suche.

Heiji war stocksauer auf sie, als er kleinlaut von dannen zog. Normalerweise hätte er seinerseits lautstark zurück gebrüllt und sie zur Schnecke gemacht. Doch heute fehlte ihm der nötige Biss dazu. So klein mit Hut, hatte sie über ihn triumphiert.

Er war einfach fertig. Inständig hoffte er ratlos auf dem Heimweg, dass Shinichis bereits zuhause war und es ihm gut ging.
 

„Was ist mit dir, Ran?“, fragte Kazuha sie: „Hast du für dich auch gelegt?“

„Nein“, gestand sie: „Ich habe mich nicht getraut.“

„Verstehe, du hast Angst vor der Antwort.“

Ran nickte. Doch dann veränderte sich ihre Mimik. Sie überlegte. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann hatte Kazuha sich wohl richtig entschieden. Wahrscheinlich war es besser die Wahrheit zu kennen und wenn sie noch so hart sein mochte, als sich falsche Hoffnungen zu machen, die irgendwann ohnehin zerstört würden. Sie wollte auch mutig sein.

Schwer geschluckt zügelte sie ihre aufkommende Panik. Sie riss sich zusammen. Schließlich, so sagte sie sich, sah es für Kazuha doch ganz gut aus. Warum sollte es bei ihr und Shinichi keine Chance auf ein Happy End geben?

„Okay“, kniff sie die Augen fest zusammen: Kazuha mischt du für mich?“

„Ja gut“, war diese sofort bereit ihr behilflich zu sein.

„Während du mischt musst du die Frage stellen. Versuch neutral zu bleiben, dass ist am allerwichtigsten. Misch so, als wenn du mit der Sache nichts zu tun hättest. Und benutz eine positive Formulierung. Das ist auch wichtig“, legte sie ihr nahe.

„Wie meinst du das genau?“, fragte Kazuha etwas verunsichert nach.

„Wenn du z.B. fragen würdest mit Worten wie nicht oder kein, dann verdreht sich das zum Beispiel“, Ran überlegte kurz: .“Hast du das verstanden!?“

„Äh, ja!“

„Okay“, legte Ran vertrauensvoll ihr Schicksal in ihre Hände.

Kazuha mischte, nachdem sie die Frage gestellt hatte.

Ran merkte wie ihr immer mulmiger wurde. Unter größter Anstrengung gelang es ihr die Ruhe zu bewahren, stop zu sagen und die vier Karten zu ziehen. Das geschafft stieg ihre Anspannung ins unermessliche, als sie die vier alles entscheidenden Karten noch verdeckt vor sich liegen sah: „Deck du sie bitte auf“, sagte sie mit zitternder, aber fest entschlossener Stimme.

Kazuha tat ihr den Gefallen.
 

Da lagen sie also: Die Karten, die zu denen sie sich jetzt den Text ansehen musste. Auf den ersten Blick sah die erste Karte nicht freundlich aus. Ihre Angst an die Seite schiebend schluckte sie. Sie hatte einen Klos im Hals.

Sie spürte wie die Anspannung Übelkeit in ihr auslöste, ihre Magengegend sich aufs unangenehmste zusammenzog.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie Kazuha vorlesen ließ: „Sie werden plötzlich mit der Schattenseite des Partners konfrontiert, sind sehr erschrocken und enttäuscht. Totale Gefühlsblockade.“

Ran schluckte. Sie hatte es geahnt. Das war keine nette Karte gewesen. Sie spürte auf einmal ihre große Verunsicherung: Also doch! Es gab einen Grund für das ablehnende Verhalten und dem nach musste es etwas sehr schlimmes sein. Schlimmer als sie sich vorstellen konnte! Sehr beklommen fragte sie sich, was es nur sein konnte.

Kazuha schaute sie mitfühlend und betroffen an.

Ran nickte.

„Shinichis Gefühle: Sie lassen sein Herz höher schlagen, wecken sein Bedürfnis eine Familie zu gründen. Sie sind sein absoluter Volltreffer!“

Als Kazuha das vorgelesen hatte, stießen Ran Tränen in die Augen. Gott sei Dank, fiel es ihr schwer wie Blei vom Herzen. Hätte sie gestanden, wären ihre die Beine weggesackt. Schwindelig vor Aufregung schlug sie sich die Hand vor den Mund: „Oh, Danke, danke!“ Auch ihr Herz machte bei diesen Worten einen Sprung und ließ es höher schlagen.

Schnell riss sie sich wieder zusammen und wischte sich die Tränen mit den Fingerspitzen aus den Augenwinkeln.

Sie hatten beide die gleiche Karte war ihnen aufgefallen. Vielsagend sahen sie einander an.

„Okay“, signalisierte die werdende Mami kurz darauf schließlich, dass sie bereit war sich den Rest anzuhören. Tief Luft geholt, hörte sie zu.

„Woran ihr arbeiten müsst“, begann Kazuha sogleich: „Sie dürfen sich nicht auf ihrem Glück ausruhen oder gar erwarten, dass es ohne ihr Bemühen größer wird. Keiner darf in Abhängigkeiten geraten.“

„Okay“, ließ sie diese Information sacken. Das müsste zu schaffen sein, dachte sie, jedenfalls was mich betrifft, fügte sie für sich im Stillen hinzu.

„Die Zukunft: Kann sie Beide trennen, wenn keiner breit ist Abstriche zu machen, grundlegende Verhaltensänderungen vorzunehmen und offen mit dem anderen zu reden“, beendete Kazuha den letzten Satz.

Erneut bekam Ran es mit der Angst zu tun. Ihre schlimmste Befürchtung war wirklich eingetroffen. Sie wünschte sich, dass sie sich verhört hatte, aber da lag es vor ihr: Schwarz auf Weiß musste sie der Wahrheit ungeschönt ins Gesicht blicken: Ich will mich nicht von ihm trennen und ich will auch nicht das er sich von mir trennt. War sie sofort bereit alles zu tun, was in ihrer Macht stand, um dieses Ende abzuwenden. Sie konnte nur Beten, dass Shinichi letztendlich ebenfalls zu allem bereit war.

Die vernichtende Unsicherheit, ob er ebenfalls um ihre Beziehung kämpfen würde, schnürte ihr die Kehle zu.
 

Heiji hatte ebenso große Angst, wenn auch aus einem anderen Grund. Auch sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als er zögerlich den Schlüssel ins Schloss steckte. Queen wie auch Holmes bellten laut auf der anderen Seite der Tür. Seinen Mut zusammen genommen öffnete er.

Kaum drinnen hatte er es von einer Sekunde auf die andere wieder sehr eilig. Noch ohne sich die Schuhe auszuziehen rannte er schnell die zwei Treppen hoch.
 

Die Tür seines Zimmers flog auf, als er rein stürmte: „Shinichi?“, schaute er sich erneut außer Atem hastig um.

Wie er befürchtet hatte: Sein Freund war nicht da.

Sofort drehte er auf dem Absatz um, um den zu fragen, der wissen musste wo er sich aufhielt. Sein Vater!
 

Ohne groß anzuklopfen platze er auch hier ins Zimmer.

„Verdammt noch mal! Ich möchte nicht gestört werden! Was ist denn!?“, wurde er noch, bevor er ganz drinnen war, von Yusaku angeschnauzt. Welcher aus seiner liegenden Position auf dem Sofa aufgeschreckt hochgefahren war.

„Was ist los? Du siehst beschissener aus, als ich mich fühle“, hatte er sich widerstrebend mühselig aufgesetzt und es, den Freund seines Sohnes gesehen, auf den Punkt gebracht.

„Ich suche Shinichi“, rang Heiji schwer noch nach Luft.

„Er ist nicht hier“, stellte dessen Vater, mit den Zähnen knirschend, fest.

„Das weiß ich. Ich muss ihn sprechen. Ich war im Krankenhaus wo ich ihn nicht gefunden habe“, strömte es emotional aufgelöst geradezu aus ihm heraus.

Was Yusaku seinen Groll vergessen ließ.

„Ich mach mir Sorgen um ihn. Wo ist er? Was ist passiert?“, schossen die Fragen nur so aus ihm heraus.

Yusaku seufzte, wie schon so oft an diesem Tag, schwer. Er fühlte sich immer noch elendig. Ihm tat alles weh. Er wollte einfach nur endlich seine Ruhe und schlafen. So redete er nicht erst drum herum, sondern kam gleich auf den Punkt: „Er hat lauthals mitten in der Nacht: „Sie werden mich umbringen“ geschrien. Wobei er wild um sich geschlagen, sich selbst und eine Schwester verletzt hat. Er ist auf der psychiatrischen Abteilung.“

„Was!?“, konnte Heiji nicht glauben was er gehört hatte: „Shinichi? Er würde doch nie!?...“, brach er mitten im Satz geschockt ab.

Yusaku rieb sich den schmerzenden Kopf: „Ich habe ihm ja auch nicht unterstellt, dass er das mit Absicht gemacht hat“, er knurrte frustriert. Diesmal an den Arzt gedacht. Wieder stieg die Wut über diesen ihm hoch: „Es wird ein Versehen gewesen sein. Aber dieser Fachidiot von Psychiater glaubt uns immer noch nicht wirklich“, grollte er.

„Was!?“, Heiji war noch entsetzter: „Sie haben doch nicht etwa die Organisation erwähnt!?“

„Nein“, sah Yusaku jetzt ihn böse an: „Wir haben versucht uns rauszureden. Aber…“, seine Stimme wurde allmählich ruhiger: „gebracht hat es nichts. Nur Herr Hinsage haben wir es zu verdanken, dass nicht wir die Angezeigten waren. Trotzdem… konnte auch er ihn nicht vollständig überzeugen. Er konnte lediglich für uns aushandeln, dass Shinichi zu den Untersuchungsergebnissen übermorgen voraussichtlich wieder von der geschlossenen runter darf. Bis dahin will der Psychiater ihn dortbehalten um eigene weitere Untersuchungen und Tests mit ihm durchzuführen.“

Heiji sah dem Vater seines Freundes an, dass es diesem missfiel Shinichi als ein Versuchskaninchen zu sehen.

„Und wie geht es ihm jetzt?“, wandte er sich besorgt an ihn.

Yusaku legte sich wieder hin: „Dank Psychopharmaka recht gut“, todmüde schloss er die Augen: „Wenn du, da du es jetzt weißt, bitte gehen würdest. Ich möchte alleine sein.“ Yusaku erinnerte sich an die Entschuldigung. Aber der Tag war zu anstrengend gewesen. Die Entschuldigung musste warten. Ihm fielen sofort wieder die Augen zu.
 

Zurück in sein Zimmer gegangen legte Heiji sich aufgewühlt ohne Jacke oder Schuhe ausgezogen zu haben aufs Bett. Während er so stundenlang da lag, schlief Yusaku sofort wieder.
 

10. Januar, Dienstag
 

Den ganzen Tag konnte Heiji sich zu nichts aufraffen. Teilnahmslos erledigte er seine Arbeit. Nur um dann am Abend genauso deprimiert und besorgt wieder in sein Bett zu fallen. Was war nur mit Shinichi? Hatte er sich immer wieder den ganzen Tag über gefragt. Über etwas anderes nachzudenken war ihm einfach nicht möglich gewesen. Hoffentlich fielen die Ergebnisse gut aus und er durfte wieder von der Abteilung runter.

Auch dessen Eltern war es nicht anderes ergangen. Auch sie machten sich einen Kopf. Mehr als ihnen selbst lieb war.

Selbst Yusaku gelang es nicht sich abzulenken. Wenn auch in den wenigen Stunden in denen er überhaupt wach war. Dreiviertel des Tages hatte er erschöpft verschlafen. Yukiko hingegen fand die ganzen 24 Stunden weder körperliche noch mentale Ruhe. Immer wieder schwankte sie zwischen unruhig auf und ab im Zimmer hin und her tigern und gequält von ihren erdrückenden Sorgen um Shinichi, mit umschlungenen Beinen auf ihrer Seite des großen Ehebettes sitzend, bewegungslos da zu kauern.

Auch Ran und Kazuha blieb die den ganzen Tag über andauernde angespannte Atmosphäre nicht verborgen. Nur ein flüchtiger Kontakt mit Yusaku hatte genügt, um ihr klar zu machen, dass heute ganz sicher noch nicht der Tag ihrer Versöhnung gekommen war. Kazuha hatte am Morgen in Heijis Gesicht sofort verstanden das Ansprechen aufs äußerste verboten war.
 

11. Januar, Mittwochmorgen
 

Ran wollte auf dem Absatz schon wieder kehrt machen, als sie ihn sah. Doch dann riss sie sich zusammen. Tief Luft geholt kam sie ein paar Schritte in die Küche herein auf ihn zu: „Hi. Na, du Schlafmütze?“, bemühte sie sich ungezwungen scherzhaft rüber zukommen.

Angesprochener schaute gedankenverloren zu ihr auf. Er saß am Tisch. Eine Tasse Kaffee befand sich zwischen seinen Händen: „Ich bin keine Schlafmütze!“, antwortete er etwas grimmig: „Ich habe eine Männererkältung“, er merkte ihr an ihrem Gesicht an, dass es zu grimmig gewesen war.

Ran war eingeschüchtert. Doch sie entschied sich möglichst unbefangen weiter auf ihn zuzugehen. Sie grinste ein schiefes Lächeln: „Du meinst du stirbst dran?“, scherzte sie.

„Fühlt sich so an. Ja.“, gab er zurück.

Ah, deshalb… wahrscheinlich ist er deswegen so schlecht gelaunt gewesen“, dachte sie erleichtert. Noch bevor er was anderes sagen oder weggehen konnte fasste Ran sich ein Herz.

Yusaku sah wie sie verlegen von einem Fuß auf den anderen trat. „Was ist?“, schaute er sie fragend an.

„Du… also ich“, begann sie zögerlich. Doch dann brachte sie es in einem Rutsch mit fester Stimme über die Lippen: „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“

„Weswegen?“, fragte er kurz stirnrunzelnd nach. Er ahnte weswegen.

„Dafür, dass ich dich die Tage so genervt habe“, schaute sie ihn kleinlaut an: „Ich hätte nicht immer wieder damit anfangen sollen“, meinte sie. Sie biss abwartend auf ihre Unterlippe.

„Ich entschuldige mich auch.“

„Dann können wir uns wieder vertragen?“, fragte sie ihn vorsichtig.

„Klar“, meinte er. Er versuchte ebenfalls zu lächeln. Doch es verschwand so als gleich wieder.

Ran hörte heraus, dass er müde war. Yusaku machte einen abgespannten und mitgenommenen Eindruck.
 

Er sah plötzlich traurig aus, als sie sich zurückhaltend neben ihn gesetzt hatte. Gerne wollte sie ihn ansprechen und fragen weswegen. Doch sie verkniff es sich. Zunächst saß sie ihm einfach nur schweigend gegenüber. Er sah wirklich bedrückt aus.

„Also“, fasste sie sich erneut zaghaft ein Herz: „Bitte werd jetzt nicht gleich wieder sauer auf mich. Ich verlange nicht, dass du mir erzählst was los ist. Ich will nur das du weißt, dass du es mir sagen könntest, wenn du es wolltest, okay? Ich möchte es dir nur anbieten“, beendete sie rausch ihren Satz, um es zu vermeiden, dass er sie unterbrach.

Yusaku hatte sich ihr zugewandt. Etwas überrascht sah er sie an. „Danke“, versuchte er ein Lächeln. Er meinte es ehrlich. Doch dann wollte er eine Zigarettenschachtel hervorgeholt aufstehen.

Irritiert sah Ran zu wie er das tat.

„Ich weiß was du jetzt sagen willst!“, meinte er: „Aber ich brauche das jetzt“, gab Shinichis Vater zu. Er wirkte auch irgendwie nervös und das war er auch wirklich mehr, als er nach außen hin erahnen ließ.

„Ist“, winkte sie schnell ab: „ist Okay. Du kannst ruhig hier bleiben. Du musst nicht extra in den Regen gehen“, wollte sie ihn nicht vertreiben: „Ich lüfte nachher einfach gründlich durch. Mama wird nichts merken.“

Er war verwundert. Er hatte damit gerechnet wieder Tadel wegen ihrer überfürsorglichen Art einzustecken. Das diese ausblieb wusste er sehr zu schätzen: „Wenn es dir nichts ausmacht?“, vergewisserte er sich bei ihr.

Sie lächelte ihn an: „Nein. Das ist schon in Ordnung. Eine oder zwei Zigaretten werden mir und Kickchen schon nicht schaden.“

„Wenn du meinst?“, vergewisserte er sich noch einmal bei ihr, bevor er sich wieder neben sie setzte.
 

Eigentlich wäre es wirklich! nicht seine Art gewesen. Er war wirklich neben der Spur! Doch heute… Es tat gut nicht alleine zu sein. Seine Sorgen zermürbten ihn. „Es ist wegen Shinichi“, sprach er plötzlich, nachdem er eine Weile rauchend einfach nur da gesessen hatte.

„Shinichi?“, Ran spitze sofort hellhörig die Ohren.

„Ich muss heute zu einem Termin wegen ihm. Und ich habe Angst.“ Er klopfte Asche ab während er das sagte. Diese beim Fallen in die Tasse, die er als Aschenbecher benutzte, beobachtend.

Ran ihrerseits verheimlichte ihre Sorgen: „Hat er sich irgendwie in Schwierigkeiten gebracht?“, versuchte sie sich ihre Emotionen nicht anmerken zu lassen.

„Kann man so sagen“, antwortete er betrübt.

Sie stellte ihm keine weiteren Fragen dazu. Nur: „Es wird sicher gut ausgehen“, hatte sie ihm eine Hand auf den Arm gelegt: „Hab einfach vertrauen“, wollte sie ihm Mut machen: „Du schaffst es schon ihm irgendwie zu helfen.“

Dankbar schaute er sie erneut an. Das Vertrauen, dass sie in ihn setzte tat tatsächlich gut. Auch wenn Yusaku sich da weiterhin nicht sicher war. Auf die tickende Wanduhr gesehen wusste er, dass es noch eine Stunde dauerte, bis sie endlich aufbrechen konnten.
 

Wie ihm ging es auch Yukiko. Im Gegensatz zu ihrem Mann hatte sie gar nicht geschlafen. Im Vergleich zu ihr hatte er noch Glück gehabt erst um 5 Uhr ruhelos aufgewacht zu sein. Sie waren beide total nervös und angespannt. Ihnen kam es beiden vor, als schlichen die Zeiger. Grausam langsam vergingen Shinichis Eltern die Sekunden und Minuten.

Gegen 11 Uhr heute Vormittag war es endlich so weit: Shinichis Ergebnisse.

Sie wie auch er schwankten immer wieder hin und her zwischen der Hoffnung, dass ihr Sohn gesund war und der Ungewissheit, dass er es nicht war. Beide wussten sie nicht wie sie mit diesem an ihnen nagenden Zweifel umgehen sollten.

Ihr Sohn war vielleicht doch schwerer krank, als sie dachten? Was wenn das tatsächlich der Fall war? Wie sollten sie damit umgehen? Shinichi selbst würde nicht bei der Besprechung dabei sein. Wie sollten sie ihrem Sohn die eventuellen schlechten Nachrichten überbringen? Wie würde er, da er ohne hin schon psychisch angeschlagen war, darauf reagieren?

Das wollten sich weder Yusaku noch Yukiko weiter ausmalen, als sie es bisher eh schon getan hatten. Das machte seine Eltern warnsinnig. Es wird gut gehen. Alles wird gut!, versuchten sich beide immer wieder selbst gut zuzureden. So wie jetzt auch. Mit leider nur mittelmäßigem Erfolg.

Während Yukiko in Bewegungsunfähigkeit erstarrt war, war ihrem Mann nichts anderes eingefallen, als das was er da gerade immer noch neben Ran sitzend weiterhin machte. Er kompensierte seine innerliche Getriebenheit mit rauchen.

Auch die Zweite geraucht riss er sich schließlich zusammen und verabschiedete sich von ihr: „Ich muss los“, sagte er.

„Ist gut“, ließ Ran ihn gehen.
 

Es stimmte zwar nicht, aber hielt er es nicht mehr aus. Er humpelte die Treppe hoch. Oben angekommen klopfte er an die Schlafzimmertür.

Yukiko sprang sofort aufgeschreckt auf. Es dauerte keine 15 Sekunden, da hatte sie ihm bereits geöffnet.

„Können wir los?“, fragte er ungeduldig.

Sofort nickte sie.

Schell hatte sie wie er Jacke und Schuhe angezogen. Nebeneinander her gehend liefen sie schweigend die Straßen entlang.

Ran hatte sie vom Fenster aus beobachtet, bis sie außer Sichtweite gekommen waren.

Oh, Yukiko geht auch?, hatte sie festgestellt. Dann musste es ja wirklich etwas überaus ernstes sein. Was es nur war? quälte nun auch sie die Ungewissheit. Sie hatte überlegt, ob sie ihnen heimlich folgen sollte.

Doch entschied sie sich letztlich dagegen. Sie wollte ihrem Freund vertrauen. „Viel Glück“, wünschte sie ihnen. Ich drücke euch die Daumen, dachte sie: Bei was auch immer…
 

Wie zu erwarten waren Shinichis Eltern viel zu früh.

Ungeduldig sahen die Beiden immer wieder auf die große Wanduhr des Flures ein paar Meter von ihnen entfernt.

Yusaku seufzte erneut. 15 bis 25 Minuten musste er mit ihr voraussichtlich noch warten. Vielleicht auch 30. Dr. Hiroshige hatte sich ein Zeitfenster bewusst offen lassen wollen, da es immer zu Verzögerungen kommen konnte wie er, sich eher wage gehalten, erklärend geäußert hatte.

Yukiko saß neben ihm. Sie hatte Angst. Ebenso wie er. Beklommen schwieg sie auf ihrem Stuhl zusammengekauert und schaute zu Boden.

Sie schaute auch nicht auf, als er es im Gegensatz zu ihr nicht mehr leiden könnte auf seinem Stuhl still zu bleiben. Während sie das Gefühl hatte sich nicht rühren zu können, brach sich in ihm der Drang an die Oberfläche seine innere Unruhe zu kanalisieren.

Zunächst war er nur aufgestanden. Doch jetzt lief er zum Teil auch auf und ab über den ganzen Gang bis hin zum Flurausgang, um jeweils für ein paar Sekunden nach dem Mediziner Ausschau zu halten. Jedoch nie ging er sonderlich lange, wie Yukiko ihn aus den Augenwinkeln heraus beobachtet hatte. Es lag an seinem Bein. Es schmerzte.

Jedoch gerade weil er so unruhig war und er ihr als ihr ruhiger Gegenpol fehlte fiel es ihr umso schwerer ihre eigene unterschwellige Panik zu unterdrücken. Die immer aufs Neue in ihr hoch kam, wenn sie wieder an ihr krankes Kind dachte. Es war schwer sich nicht verrückt zu machen. Ihm ging es genauso wieder zu den Stühlen zurückgekommen. Er war gereizt. Sie sah es in seinem Gesicht.
 

Diesmal seufzte er laut los. Auch er machte sich wegen Shinichi seine Gedanken. Auch er hatte sich grübelnd ganz in sich selbst zurückgezogen. Kurz mischte sich über seine Sorge um ihn auch Zorn, als er daran dachte, warum sie in dieser ganzen verzwickten Situation waren. Doch dann legte sich seine Wut auch wieder so rasch fast, wie sie über ihn gekommen war. Was brachte es anderen die Schuld daran zu geben? Schwarze Organisation hin oder her. Er hatte ihnen das doch längst vergeben, oder? kam bei der Erinnerung daran eine Erleichterung in ihm auf.

Es war dasselbe warme und wohlige Gefühl wie als er unter dem Baum im kalten Wind draußen im Graten gesessen hatte.

Die Augen geschlossen hatte er seinen Hinterkopf an die Wand hinter ihm gebetet. Und irgendwie... Er wusste selbst nicht genau wo die Zuversicht so plötzlich herkam. War sie da.

Er atmete entspannt tief durch. Innerlich spürte er die Gewissheit, dass wie es auch immer sich entwickeln würde. Es doch seine Richtigkeit hatte. Man bekam immer das was man brauchte. Ob man es nun wollte oder nicht. Warum sollte es jetzt anderes sein? Letztlich war es egal wie die Sache gleich aus ging. Es kam nur darauf an wie sie damit dann umgingen. Ganz gleich, ob es gute oder schlechte Nachrichten waren. Shinichi muss seinen eigenen Weg gehen und seine eigenen Lösungen finden. Er als Vater konnte nur seinerseits die Hand zur Hilfestellung ausstrecken. Annehmen konnte nur er sie. Das wusste er. Und irgendwie musste er zugeben, dass es für ihn so in Ordnung war.
 

Yukiko schaute sehr irritiert auf, als sie plötzlich einen leichten Druck auf ihrem Knie spürte.

Yusaku war es gewesen. Sein Blick war freundlich. Er hatte es gedrückt wie zuvor bereits das Knie ihres Sohnes.

Sie verstand, dass es als Aufmunterung gemeint war. Wie auch Shinichi seiner Zeit bedeutete auch ihr diese kleine Geste viel. Auch wenn sie es wie er nicht gerne offen zu geben wollte. Sie spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie erwiderte schüchtern sein Lächeln. Doch dann schaute sie wieder zu Boden. Sie wollte nicht, dass er sah dass sie rot wurde. Seine Nähe machte sie immer nervös. Ganz besonderes, wenn sie sich wie jetzt so nah bei ihm befand.

Auch er behielt seinen Gedanken für sich. Er dachte, dass sie schön aussah. Er bezog die Röte allerdings nicht auf sich. Jedoch fand er, dass sie ihr sehr gut stand. Es erhellte ihr sonst eher sehr blasses Gesicht.

Die beiden schwiegen weiterhin. Doch nun fühlte auch sie sich besser.

Allein direkt nebeneinander, warteten sie nun doch gemeinsam weiter. Auch wenn die Minuten weiter nur langsam dahin schlichen. War es jetzt nicht mehr ganz so schlimm. Unbewusst übertrug sich Yusakus Gelassenheit auf Yukiko.
 

Doch dann war es mit ihrer Ruhe vorbei. Von jetzt auf gleich standen die Beiden auf. Sie hatten den Mann, auf den sie so lange gewartet hatten, auf sich zukommen sehen.

„Guten Tag, Herr Kudo“, sprach dieser das Ehepaar an: „Frau Kudo?“, begrüßte er auch sie, die halb verdeckt wieder schüchtern hinter ihrem Mann stand.

„Wie geht es Ihnen?“, machte er nun wieder Yusaku zugewannt einen gut gelaunten Eindruck.

„Danke. Gut.“

„Und Ihnen?“, fragte er auch sie.

„Auch“, antwortete Yukiko schüchtern. Sie war erneut rot geworden.

Hiroshige bemerkte es. Der ältere Herr zog einen anderen Schluss als ihr Mann. Sagte jedoch nichts weiter.

Yusaku selbst hatte es nicht gesehen. Seine Aufmerksamkeit war auf sein direktes Gegenüber gerichtet.
 

Ihn beide ebenfalls begrüßt folgten sie der einladenden Geste des Chefarztes, nachdem dieser sein Büro aufgeschlossen hatte: „Kommen Sie“, lud er die Eltern seines Patienten ein.

Yukiko nahm dicht gefolgt hinter Yusaku kurz nach ihm Platz. Der Mediziner setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl.

Sich so gegenübersitzend beobachteten sie wie jener einen dicken Aktenstapel aus der untersten Schreibtischschublade auspackte und vor sich wie vor ihnen auf der gesamten Fläche des Tisches ausbreitete. Was einiges an logistischem zurechtrücken, sowie schieben erforderte, um jedes Stück auf der Oberfläche unterzubringen.
 

Bis zum zerreißen gespannt saßen Yukiko und Yusaku da. Erneut spürte sie kurz wie er diesmal ihre Hand drückte. Sie erwiderte seinen Druck.

Hiroshige war fertig. Bevor er sprach räusperte er sich.

Bei dem Geräusch die Beiden zusammenzuckten. Sie sahen aus wie alle Eltern, die nicht wussten was ihr Kind hatte und es unbedingt wissen wollten.

So spannte er sie nicht lange auf die Folter. Kurz selbst überlegt wo er in Anbetracht der Aktenvielfalt anfangen sollte, begann er zunächst mit einer Erläuterung des großen Blutbildes: „Wir haben Entzündungsmarker im Blut ihres Sohnes gefunden“, zeigte er mit dem Kugelschreiber für die Eltern näher ersichtlich darauf, welche er ihnen näher erklärte.

Dann erläuterte er näher das MRT und CT in Kombination mit den Röntgenbildern und orthopädischen Befunden. Exemplarisch an einem Gelenk und einem Muskel erklärte er ihnen, mit einem Kugelschreiber genauer die betreffenden Stellen umkreisend, Shinichis schwerstwiegende physiologische Probleme genau: „Wie Sie hier sehen befinden sich im Körper ihres Sohnes seine gesamte Skelettstruktur betreffend überall, wenn auch sehr kleine, Entzündungsherde an allen Strukturen. Jeder zeigt kleinste Risse auf. Weiterhin auch die Sehnen und Bänder. Ebenso sind, wie sie hier sehen können, auch die Gelenkkapseln entzündet. Was der Grund dafür ist, dass ihr Sohn so vehement jegliche Form der Bewegung ablehnt.“

Seine Eltern hatten gut zugehört.

„Er hat also starke Schmerzen“, fasste Yusaku es sehr rational zusammen.

Sein Gegenüber nickte bestätigend.

Yukiko dagegen reagierte überaus emotional: „Oh, nein. Wie lange dauert es bis es ihm besser geht? Er wird doch wieder gesund, oder?“, wollte sie sehr besorgt wissen. Ihre Stimme hatte sich Überschalgen.

Der Mediziner unterstutzte seine Antwort mit einem zuversichtlichen Nicken: „Ja, aber es wird einige Monate dauern, bis alles vollständig verheilt ist“, wurden Yukikos aber auch Yusakus Hoffnungen auf eine schnelle Genesung gedämpft. „Bis dahin verordne ich ihm Schmerzmittel. Zudem gemäßigte Bewegung im Allgemeinen und Physiotherapie. Wozu Sie ihn mindestens zweimal in der Woche dringend überreden müssen. Operieren lässt es sich nicht. Es muss von selbst heilen“, schilderte er den Eltern sachlich: „Zudem“, kam eine weitere Einschränkung hinzu: „Mangelt es ihm an Kochendichte. Was für Shinichi zur Folge hat“, er sprach seinen kleinen Patienten mit richtigem Namen an: „das er auf passen muss das er sich nicht versehendlich Knochen bricht. Ihre Struktur ist zurzeit instabil. Was bedeutet, dass wir die Knochenmasse wieder aufbauen müssen durch entsprechende Medikamente. Allgemein zeigte sich, dass sein Nährstoffmangel sich bereits verbessert hat. Auch an Gewicht hat er etwas zu genommen. Auch an diesen Stellen müssen wir ansetzen. Wie hat ihr Sohn die hochkalorische Kost angenommen?“, erkundigte sich der Mediziner nun: „Bevorzugt er eine bestimmte Geschmacksrichtung?“

Yusaku und Yukiko sahen sich kurz an.

„Er war von allen gleich wenig angetan“, antwortet Yusaku nach kurzem Überlegen schließlich.

„Nun, das ist Pech. Denn die wird ihn ebenfalls noch eine Weile begleiten. Jetzt aber zu den guten Nachrichten. Zwar wurden an jedem seiner Organe kleinste Vernarbungen gefunden. Auch weisen vor allem Herz, Lunge, Leber und Nieren Insuffizienzen auf. Jedoch sind diese minimal, sodass wir diesen keine weitere Beachtung schenken müssen. Von einer Profisportlerkariere müsste ich zwar abraten, aber davon abgesehen wir ihr Sohn was das betrifft aller Voraussicht nach ein ganz normales Leben führen können. Tumore konnten wir in keinsterweise aufspüren. Was bedeutet das ihr Sohn aller Wahrscheinlichkeit nach Krebsfrei ist. Jedoch empfehle ich ihn in regelmäßigen Intervallen- das nächste in frühestens drei bis spätestens in sechs Monaten- durchführen zu lassen, um auszuschließen dass bösartige Neubildungen eventuell noch zu klein waren, um zum gegenwärtigen Zeitpunkt gefunden zu werden.“

Trotz das ihnen keine hundertprozentige Garantie gegeben werden konnte, waren sowohl Yusaku wie auch Yukiko über alle Maßen erleichtert, dass sich zumindest ihre schlimmste Sorge nicht bewahrheitet zu haben schien.

„Wie wahrscheinlich ist es, dass zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas gefunden wird?“, wollte Yusaku versuchen es genauer herauszubekommen.

Wahrheitsgemäß gab ihm der Arzt seines Sohnes Auskunft: „In Anbetracht des speziellen Umstandes des unbekannten Zellgiftes kann ich Ihnen das nicht sagen.“

Yusaku hatte im Gegensatz zu seiner stillen Frau noch weitere Fragen. Geduldig nahm sich der Mann die Zeit ihm zu erklären, was er ihm erklären konnte.

Erst als er merkte, dass Yusakus Wissensdurst abebbte und sein sich rein auf die körperliche Ebene beziehenden Teil durch war, kam er auf dem Mediziner selbst noch wichtiges Thema zu sprechen: „Was den emotionalen Zustand ihres Sohnes anbelangt“, fuhr er in sehr höflichem Tonfall und erst zurückhaltend fort, dann bestimmter: „Sehe ich deutlichen Handlungsbedarf. Ich habe mich noch einmal ausführlich mit Dr. Takano unterhalten. Wie auch er vertrete ich die Ansicht, dass es sich Allerwahrscheinlichkeit nach um eine Posttraumatische Belastungsstörung handeln dürfte. Das Sie daran schuld sind konnte ich ihm glücklicherweise ganz ausreden. Er hat sich bereit erklärt auf meinen Wunsch hin einen weiteren Fachkollegen hinzuzuziehen. Mit diesem bin ich persönlich befreundet. Allerdings kommt er aus Osaka und wird daher erst frühestens morgen Abend, aller Wahrscheinlichkeit aber erst Freitagabend für ein Konsil in privatem Rahmen vor Ort zur Verfügung stehen. Er ist sehr bewandert auf seinem Gebiet, weshalb ich Ihnen wärmstens empfehlen kann offen, soweit Sie es für sich verantworten können, mit ihm zu sprechen. Seihen Sie darauf gefasst“, er schaute den Vater seines kleinen Patienten dabei direkt an: „Er ist von meinem Schlag. Also stellen sie sich darauf ein, dass er äußert direkt ist. Ihr Geheimnis wäre bei ihm sicherlich sicher. Überlegen sie es sich.“ Mit diesen Worten stand er auf und beendete das Gespräch.
 

Der Chefarzt war bereits gegangen, als Yusaku und Yukiko nun wieder im Wartebereich standen. Wie er musste auch sie das eben Gehörte erst verdauen. Zunächst waren beide mehr als perplex über das ihnen gemachte Angebot. Sie noch weniger als er konnte es überhaupt nicht fassen.

Aber noch viel wichtiger war und das sprachen sie auch zusammen, einander zugewandt, fast gleichzeitig laut aus: „Shinichi ist gesund! Es ist kein Krebs.“ Sie war nur ein paar Sekunden schneller gewesen.

Beide waren sie maßlos erleichtert. Überglücklich trafen sich ihre Blicke.

Plötzlich, noch ehe Yusaku sich versah, hatte Yukiko sich bereits auf die Zehenspitzen gestellt und ihn aus ihrem ganzen Gesicht heraus strahlend umarmt.

Völlig überrascht aber ebenso glücklich war er keineswegs abgeneigt. Er erwiderte ihre Umarmung und für eine kleine Weile genossen sie so in dieser Bewegung verharrend das schier unbeschreibliche Glück- aller Voraussicht nach- einen weitestgehend gesunden Sohn zu haben.

Erst als sie sich wieder voneinander lösten passierte das für Yusaku in diesem Moment absolut unerwartete. Sein Blick hatte ihren nur für einen kurzen Moment erneut getroffen. Denn es ging alles so überaus schnell, dass Yusaku gar nicht wusste wie ihm geschah. Er hatte nicht die Möglichkeit in irgendeiner Weise zu begreifen oder zu reagieren. Er stand einfach nur wie vom Blitz getroffen da während Yukiko ihn überschwänglich küsste….

Hochverrat!

-
 

11.Januar (Mittwochmittag)
 

Yusaku war überrumpelt. Doch dann erwiderte er den Kuss ohne zu zögern. Er spürte wie seine Lippen ihre berührten. Er roch den Duft ihres Haares, als er sie leidenschaftlich näher an sich heranzog. Sein Körper reagierte auf ihre Nähe. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Ihm wurde heiß.

Yukiko nahm seine Wärme wahr. Innig stand sie noch immer eng bei ihm.

Er fand es herrlich und wollte mehr.

Yukiko, die sich wie er für einen Augenblick ihrer Liebe zu ihm hingegeben hatte, versteifte sich jedoch für ihn urplötzlich, als sie den Druck seiner Arme um sich gelegt spürte. Sie erstarrte. Unwiderruflich entwand sie sich seinen Händen, sodass er nichts dagegen unternehmen konnte.
 

Schockiert über sich selbst wich sie einige Schritte zurück. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet.

Was habe ich getan?, konnte sie selbst nicht fassen was sie gemacht hatte.

„Was ist?“, fragte Yusaku stirnrunzelnd. Er hatte zwar registriert, dass sie im Gegensatz zu ihm nicht mehr wollte: Aber warum? „Was hast du?“, schaute er sie irritiert an.

Als sie nichts sagte und ihn weiter nur verstört ansah, war auch er verunsichert: „Was ist los?“, konnte er nicht nachvollziehen was in sie gefahren war. Hatte er etwas falsch gemacht? Er verstand es nicht.

Verzweifelt sahen sie einander an. Sie weil sie überfordert nicht wusste wie sie nun reagieren sollte und weil sie ihn verletzt hatte und er weil er es plötzlich mit der Angst bekam, dass er zu weit gegangen war. Aber sie hatte doch ihn geküsst? Bitte… Nicht!, kroch die Befürchtung immer weiter in ihm hoch.

Sein Brustkorb und seine Kehle fühlten sich wie zugeschnürt an: „Yukiko!? Bitte geh jetzt nicht…“, brachte er brüchig heraus: „Lass uns reden“, flehte er sie an. Seine Stimme klang belegt.

Sie konnte bei seinem Anblick nicht anderes. Sie schluckte schwer, um Tränen zurückzuhalten, welche sich einen Weg an die Oberfläche bahnen wollten. Mit aller Kraft wehrte sie sich dagegen. Sie durfte jetzt einfach nicht weinen. Nicht vor ihm. Auf gar keinen Fall: Nein, nein, Nein!, ermahnte sie sich.

Das wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Damit würde sie es nur noch schlimmer machen und das wusste sie nur zu genau. Doch es war so schwer, wenn sie in sein gekränktes Gesicht sah. Wie hatte sie es nur soweit kommen lassen können? Wie nur? Sie verstand sich selbst nicht. Wie hatte sie gegen ihre Vorsätze verstoßen und ihn küssen können? War sie denn völlig verrückt?“, war Yukiko schockiert über sich selbst: Ich muss hier weg!

Yusaku, der genau das befürchtete sie könne weglaufen, wollte sie aufhalten. Er machte einen unbeholfenen Schritt auf sie zu. Ohne groß darüber nachzudenken strecke er seinen Arm nach ihr aus, um seine Frau am Handgelenk festhalten zu können. Als sie erkannte was wer vor hatte, wich sie weiter vor ihm zurück. Ein Meter trennte jetzt Beide voneinander.

Yusaku war hingegen hilflos sofort stehen geblieben. Er wusste nicht was er tun sollte: „Yukiko, nicht…“, bat er sie eindringlich. Seine Stimme war erneut fehlend.

„Es tut mir leid“, brachte sie, ein Schluchzen unterdrückend, hervor: „Wirklich- Es tut mir so leid“, entschuldigte sie sich aufrichtig. Dann drehte sie sich um und lief hastig los.
 

Sie wusste, dass sie nicht viel Vorsprung hatte. Doch der musste ausreichen. Sie fing an zu rennen. Auch wenn sie nicht wusste wohin. Ein Ziel hatte sie nicht. Hauptsache weg. Weg von ihm. Sie konnte unmöglich in seiner Nähe bleiben. Sie konnte ihm die Fragen die er hatte nicht beantworten.

Nicht ohne ihn anzulügen und das wollte sie nicht. Auch wenn sie wusste das sie ihn verletzte. Sie schaffte es einfach nicht. Zu ihrem Glück war sonst Niemand außer ihr auf dem Gang. Yusaku war ihr hinterher. Doch sein Bein erwies sich als Handicap. Er war langsamer als sie, weil er nur humpeln konnte. So blieb ihm nichts anderes, als nach ihr über den Flur zu rufen: „Yukiko, warte! Bitte! ... Warte!“, rief er laut. Er hoffte das sie stehen blieb. Was sie natürlich nicht tat.
 

Als sie um die nahegelegene Ecke bog und sich nach ihm umdrehte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass sie außer Sichtweite war. „Warte,… Yukiko!“, hörte sie ihn noch.

Diesmal schrie er. Es war eine Mischung aus Verzweiflung und Wut.

„Verdammt!“, hörte sie ihn fluchen. Er spürte den Schmerz in seinem Fuß. Er war damit festaufgetreten, um schneller zu sein. Seiner Frau nachzurennen und sie einzuholen hatte nicht funktioniert. Auf dem nächsten Gang gab er auf. Er hatte sie aus den Augen verloren.

Yukiko seufzte die Augen geschlossen befreit. Sie hatte es geschafft sich hinter der Wand zum Schwesternzimmer zu verstecken. In Sekundenschnelle spähte sie hervor.

Sie hatte Yusaku gesehen, der unschlüssig da stand und überlegte in welcher Richtung er nach ihr weitersuchen sollte.
 

Yusaku war sich unsicher. Er konnte entweder den Flur weiter gehen oder aber auf die andere Station abbiegen?

Verdammt, raufte er sich frustriert die Haare. Wo war sie lang? Yukiko stand angelehnt da: „Bitte, bitte bieg ab“, hoffte sie inständig. Ihr Atem war immer beschleunigt. Sie bemühte sich diesen zu beruhigen. Sie zitterte vor Anspannung, aber sie hörte ihn nicht mehr nach sich rufen. War er noch da? Hatte er sich für den anderen Weg entschieden?

All ihren Mut zusammengenommen spähte sie noch einmal.
 

Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Schnell suchte sie sich den nächsten Zentralgang und überquerte diesen weiter bis zu den Aufzügen.

Sofort das Erdgeschoss gedrückt entspannte sie sich erst, als sich die Türen hinter ihr geschlossen hatten.
 

Yusaku hatte sich ebenfalls den nächstbesten Aufzug ausgesucht und den Weg runtergenommen, weil er ahnte, dass Yukiko versuchen würde so schnell wie möglich das Krankenhaus zu verlassen. Sein Plan war sie draußen am Ausgang abzufangen.
 

Doch wie er feststellen musste war er bereits zu spät. Von seiner Frau war weit und breit nichts zu sehen. Weder drinnen noch vor dem Gebäude.

Es war riesig und komplex wie er sich in alle Richtungen umsah. Wo sollte er nach ihr suchen? Sie konnte sich quasi überall verstecken!?

Diese Erkenntnis traf ihn hart. Er wusste nicht ob er weinen oder fluchen sollte. Wut, Verzweiflung und vor allem Enttäuschung breiteten sich ihn ihm aus, als ihm klar war das er verloren hatte.
 

Niedergeschlagen humpelte er zu der Bank, die ihm am nächsten stand. Bedrückt rieb er sich seinen schmerzenden Fuß.
 

Yukiko, die schneller gewesen war, war sobald sich die Lifttüren geöffnet hatten umgehend wieder losgeeilt. Durch die komplette Halle, bis sie den erlösenden Ausgang erreicht hatte. Immer hatte sie sich drehte zwischenzeitlich umgedreht. Ebenso wenig wie ihr Mann hatte sie übermäßig auf die Menschen an der Pforte geachtet. Wie er hatte sie verständnislose Gesichter ignoriert. Sie hatte einzig und allein darauf gelauscht Yusakus Stimme zu hören oder seine Schritte wahrzunehmen. Sie hatte einem älteren Paar ausweichen müssen, welches überrumpelt ihr nicht schnell genug Platz gemacht hatten.
 

Doch dann hatte sie es endlich geschafft gehabt. Durch die großen Schiebetüren hindurch gestürmt war sie immer noch weiter gerannt. Ohne sich groß nach allen Richtungen umzusehen hatte sie den Weg direkt geradeaus über den Parkplatz genommen, bis sie schließlich in dem Teil der Parkanlage mit den meisten Bäumen ausgekommen war. Abgrubt war sie außer Atmen wie angewurzelt stehengeblieben.
 

Sie stand immer noch genau dort. Sie konnte nicht mehr.

Um Luft ringend lehnte sie sich nach vorne um ihre Arme auf den Knien abzustützen. Keuchend rang sie nach Sauerstoff. Ihre Lungen füllten sich mit der kalten Mittagsluft. Sie ignorierte den dadurch entstandenen Schmerz.

Sie musste mit einem weit größeren, ihr Herz zu erdrückenden, fertig werden.

Jetzt da sie wusste, dass sie alleine war brachen alle Dämme. Bitteres, hemmungsloses Schluchzen bahnte sich seinen Weg aus ihr heraus und Yukiko brach in Tränen aus.

Weinend in sich zusammensinkend ließ sie sich auf dem Boden fallen und weinte. Sie weinte und weinte. Sie konnte gar nicht mehr aufhören.
 

Sie hatte ihn absichtlich stehen lassen, dass war ihm klar. Yukiko wollte nicht, dass er ihr folgte. Doch das war ihm egal gewesen. Yusaku wollte immer noch eine Antwort. Eine plausible! Er wollte verstehen. Wieso verhielt sie sich ihm gegenüber so? Was ging in ihr vor, dass sie ihn erst küsste und dann weg rannte? Ganz ehemaliger Detektiv versuchte er selbst eine Lösung zu kombinieren.

Doch wenn er ehrlich war: Er hatte keine Ahnung! Das deprimierte ihn: Was sollte er jetzt machen?

Er wollte nicht weiter hier auf der Bank vor dem Krankenhaus sitzen. Der kalte Wind ließ ihn frieren. Es war unangenehm. Seinen Mantel enger gezogen, griff er nach seinem Mobiltelefon und suchte sich die Kurzwahltaste aus.
 

Im Hause Agasa klingelte das Telefon.

Er kochte gerade mit Ai gemeinsam.

Sie schaute wie er überrascht auf.

Er legte das Fleisch an die Seite, welches er dabei gewesen war klein zu schneiden, um zum Apparat zu gehen und abzunehmen.

Wie er hatte Ai ihr Gemüsemesser angelegt.

Tadashi, der sich friedlich mit seinen Bauklötzen selbst beschäftigte, saß auf dem Boden nahe dem Sofa.

Als seine Ziehmutter mitbekam wer dran war, verzog sich ihr Gesicht.

Es war kein langes Gespräch. Der Professor hatte nur: „Ist gut“, gesagt und aufgelegt.

„Ich bin gleich wieder da“, teilte er seiner Mitbewohnerin geschäftig mit.

Diese hatte den Sinnzusammenhang verstanden und nickte grimmig. Beobachtet wie der Professor nach den Autoschlüsseln gesucht und anschließend das Haus verlassen hatte, machte sie sich alleine daran die Mahlzeit fertig zu bekommen. Sie hätte ihm zwar sagen können wo er die Schlüssel abgelegt hatte, aber dazu hatte sie keine Lust gehabt.
 

Yusaku hatte nicht sehr lange warten müssen, bis er den kleinen, gelben Käfer auf den Parkplatz vorfahren sah.

Mühsam richtete er sich von der Bank auf und humpelte das Stück bis dorthin.

Der Professor sah ihn überrascht und zugleich besorgt an. Er öffnete die Verrieglung der Beifahrertür, um seinen Freund einsteigen zu lassen.

Yusaku entging nicht das er dabei gemustert wurde.

„Wie geht es Shinichi?“, fragte der Professor mitfühlend.

Es schien ihm als naheliegend.

„Dem geht es recht gut!“

Agasa merkte das er daneben lag. Was ist dann?, wollte er nachfragen. Doch ein Blick in Yusakus Richtung verriet ihm, dass er offenbar nicht darüber sprechen wollte.

„Mein Fuß tut weh. Ich habe versucht damit zu rennen“, war die einzige Erklärung die er kriegte.

Also behielt der Erfinder seine Überlegungen für sich. Vielleicht hatte es ja in irgendeiner Weise mit Yukiko zu tun? Wenn es nicht um Shinichi ging. Er legte den Gang ein und fuhr los.
 

Während der Fahrt herrschte Schweigen.

Yusaku hatte sich zum Fenster gedreht und mit undurchdringlicher Miene hinausgeschaut.

Plötzlich sagte er doch etwas: „Nein“, meinte er leise aber energisch: „Ich will nicht nachhause.“

Agasa war ein weiteres Mal überrascht. Also nahm er ihn mit zu sich.
 

Ai hatte in der Zwischenzeit das Essen warm gestellt. Es gab Eintopf. Ihre Augen verfinsterten sich, als sie ihn sah. Ihre Mundwinkel verzogen sich nach unten.

Yusaku ging es ähnlich. Auch er hatte keine Lust auf sie.

Der Professor, welcher die Feindseligkeit noch nicht bemerkt direkt weiter zur Küche gegangen war, fragte an seinen Freund gewandt: „Möchtest du auch?“ Als er keine Antwort bekam registrierte er erst, dass die Beiden sich immer noch feindselig anstarrten.

„Ai!?“, lenkte er ihre Aufmerksamkeit verwirrt auf sich: „Was ist?“

„Nichts!“, entgegnete sie nur sauer. Ihr Blick war immer noch auf den ebenso wütenden Yusaku gerichtet: „Wenn er hier isst, bin ich unten!“ Mit diesen Worten verschwand sie in ihr Zimmer. Sie hatte es eilig.

Die Tür knallte hinter ihr ins Schloss.

Sie hatte keine Lust auf seine Anwesenheit. Sie hatte Yusaku noch immer nicht verziehen, dass er auf Shiratoris Seite war. Nach wie vor fühlte sie sich von ihm verraten! Auch wenn er seine Drohung bisher noch nicht wahrgemacht hatte.
 

Oben stand Agasa neben Yusaku.

„Was? Ich habe nichts gemacht!“, wurde er von diesem angepflaumt.

„Hier“, der Professor reichte seinem Gegenüber versöhnlich, innerlich seufzend, die Suppenkelle.

Sicher war Ai sauer auf ihn, weil er eben keine Partei für sie ergriffen hatte. Die Suppe schmeckte ihm deswegen nicht so gut wie sie sollte. Aber Yusaku war schließlich auch sein Freund. Agasa fühlte sich um genau zu sein wie zwischen den Stühlen. Traurigkeit wegen dieses Umstandes erfüllte ihn.
 

Yukiko saß immer noch zwischen den Tannen. Sie war sehr niedergeschlagen.

Mühsam sich mit den Händen abstützend, richtete sie sich langsam vom Boden auf. Ihre Hose war schmutzig. Wie auch ihr Mann vor einer Stunde fror sie.

Endlich waren ihre Tränen versiegt. Yukiko wusste, dass sie nicht für immer hier im Park bleiben konnte. Aber wohin sollte sie gehen? Sie dachte daran sich ein Hotelzimmer zu suchen. Aber mit einem Griff in ihre Manteltaschen stellte sie ernüchternd fest, dass sie kein Geld dabei hatte.
 

„Schmeckt es dir nicht?“, fragte Agasa bei seinem Freund nach. „Ich habe keinen Hunger“, gab Yusaku ihm zur Antwort und schob wie um das noch einmal zu unterstreichen seine Schüssel beiseite.

„Ist es wegen Yukiko?“, schlussfolgerte der Professor, der sich ziemlich sicher war, dass wenn Yusaku nicht wegen Shinichi so schlechte Laune hatte, dass es nur an seiner Frau liegen konnte.

Yusaku bestätigte diese Vermutung: „Ja.“

Doch damit war auch klar, dass er nicht mehr dazu sagen würde. Immer noch deprimiert setzte er sich auf das Sofa und fragte: „Hast du was zum kühlen?“

„Natürlich“, sagte der Professor während er den Tisch abgedeckte. Aus seinem Kühlschrank holte er einen Kühlakku. Diesen umwickelte er mit einem Geschirrtuch.
 

Es seinem Freund gebracht ging er mit einer Schüssel runter zu Ai.

Sie sprach auch nicht mit ihm, sondern warf ihm mit schweigen strafend vor Yusaku ihr gegenüber den Vorzug gegeben zu haben.

Agasa tat das zwar leid, aber er fand es auch ein wenig unfair von ihr. Da er nicht wusste, was er sagen sollte und wusste dass sie lieber schmollen wollte, versuchte er erst gar kein Gespräch.
 

Er entschied es lieber noch einmal bei Yusaku zu versuchen. Diesmal mit mehr Erfolg.

„Sie hat mich geküsst und dann stehen gelassen“, bekam er von ihm in knappen Worten zusammengefasst was vorgefallen war.

„Oh“, machte Agasa überrascht bedauernd. Auch er konnte sich keinen Reim auf diese Reaktion machen. Da er auch bei ihm nicht so recht wusste was er sagen sollte, setzte er sich nur neben seinen niedergeschlagenen Freund und leistete ihm stillschweigend Beistand.
 

Shiho hatte sich den ganzen Nachmittag nicht mehr blicken lassen und auch am Abend blieb sie in ihrem Zimmer.

Sie hasste es das Yusaku sie durch sein Erscheinen an Shiratori erinnert hatte. Sie hatte es geschafft gehabt ihn aus ihrem Gedächtnis zu verbannen und jetzt war er plötzlich wieder in ihren Gedanken und beeinflusste ihre Gefühle.

Wieder lag sie durcheinander auf ihrem Bett und starrte die Zimmerdecke an, als wenn diese ihr einen guten Rat geben könnte.

Aber ach was das war doch Blödsinn. Die geschrumpfte Chemikerin kannte die Antwort: Nein war die einzige Möglichkeit. Selbst wenn sie für Shiratori etwas empfand…

Es war viel zu gefährlich für einen Mann sich auf sie, die bei Gin ganz oben auf seiner persönlichen Abschussliste stand, einzulassen. Ganz gleich ob es sich um einen Kommissar handelte oder nicht. Und auch für sie war es viel zu gefährlich sich auf ihre Gefühle für ihn einzulassen.

Wie würde es ihr gehen, wenn die Organisation ihn töten würde? Das würde sie sich doch nie in ihrem Leben verzeihen können. Sie kam ja schon kaum mit der Tatsache zurecht, dass Akemi für sie gestorben war. Und sie die hauptsächliche Verantwortung für das Aptx 6869 war.

Auch wenn keiner ihr das mehr in besonderer Weise vorzuwerfen schien. Sie selbst machte sich deswegen immer noch zuweilen schwere Vorwürfe deswegen.

Wenn sie Shiratori die ganze Wahrheit über sich erzählen würde, dann würde er sie ohnehin sofort wieder verlassen. Das es so sein würde, da war sie sich sicher! Wie sollte sie das ertragen? Sie wollte nicht schon wieder verlassen werden und sie wollte keine Unschuldigen mehr mit hineinziehen.

Selbst wenn er behauptete, dass er sie liebte.

Liebte sie ihn? Shiho war sich nicht sicher: Was fühlte sie für ihn? War das tatsächlich so etwas wie Liebe? Oder war er nur ein One-Night-Stand für sie gewesen, um sich von ihrem tristen Alltag als Grundschülerin abzulenken? Insgeheim hoffte Akemis kleine Schwester, dass es Letzeres war. Das sie Shiratori möglicherweise lieben könnte, wollte Shiho sich nicht eingestehen.
 

12. Januar (Donnerstagnacht)
 

Yusaku lag auf dem Sofa mit einer Decke zugedeckt.

Um ihn herum war es dunkel. Nur das restliche Licht der Fenster erhellte etwas den ansonsten finsteren Raum.

Er konnte nicht schlafen. Immer noch hing er unglücklich der Situation vom Mittag nach.

Wie hatte Yukiko ihn küssen und dann einfach abhauen können? Das war so gemein von ihr gewesen! Immer noch zermarterte er sich das Hirn darüber, was er falsch gemacht haben könnte.

Ja, verdammt noch mal. Er hatte mehr gewollt. Aber was bitte war daran denn so schlimm gewesen?

Was sollte er allgemein von ihrer Reaktion halten?

Was wenn ihr jetzt endlich klar geworden war, dass sie ihn nicht mehr liebte? Bei dieser Überlegung zog sich erneut alles in Yusaku zusammen. Er fühlte sich wieder so hilflos, wie in dem Moment, als sie sich ihm entwunden hatte.

Gab es denn eine andere Erklärung? Und wenn ja, welche? Was um alles in der Welt ging nur im Kopf seiner Frau vor? Oder sollte er gleich besser in der Dimension Ex-Frau denken? Vielleicht, so dachte er wütend über sie, über sich, über die ganze Ehesituation, war es ja wirklich besser die Hoffnung endlich zu begraben, dass es sich noch einmal zwischen ihnen finden könnte.

Vielleicht war eine Scheidung ja wirklich unausweichlich und das Beste für sie Beide? Für sie und auch für ihn selbst? Selbst wenn sich das unerträglich anfühlte. Vielleicht war es ja wirklich besser?

Was brachte es ihm an Gefühlen für seine Frau festzuhalten, wenn diese sich innerlich längst unabänderlich emotional von ihm entfernt hatte?

So jedenfalls fühlte es sich für Yusaku an. Sich einzugestehen, dass ihre Ehe gescheitert war fiel ihm so schwer wie den eh und je, wenn er darüber nachdachte es zu beenden. Er wollte es eigentlich nicht. Nein, er wollte das wirklich nicht.

Wenn er ehrlich mit sich selbst war, dann liebte er sie immer noch von ganzem Herzen. Die Vorstellung sie verloren zu haben schmerzte ihn von Neuem tief in seinem Herzen. Vor allem weil da immer noch dieser stille, aber unterschwellig vorhandene, Eindruck vorhanden war das Yukiko der Kuss ebenfalls nicht egal gewesen war. Trotz aller augenscheinlichen Tatsachen hatte er immer noch dieses unumstößliche Gefühl, dass auch sie ihn immer noch liebte. Das hatte er doch gespürt, als sie einander geküssten hatten. Oder nicht?

Yusaku war so verwirrt: Über seine Gefühle und die von Yukiko… Aber selbst wenn? Was sollte er noch entgegensetzten? Er hatte doch bereits alles versucht, um ihre Ehe doch noch zu kitten.

Wenn er insgeheim ehrlich war, dann bestand ihre Ehe seit Monaten bereits wirklich nur noch auf einem vor über zwanzig Jahren unterzeichneten Blatt Papier.

Denn um genau zu sein: Sie waren doch überhaupt nur noch in Kontakt, weil sie Shinichis Eltern waren.

Es war so schmerzhaft sich das einzugestehen. Aber er wollte und er konnte auch nicht mehr dagegen an. Er hatte einfach keine Kraft mehr, um weiter um etwas zu kämpfen von dem er glaubte es ohnehin verloren zu haben.

Ganz egal wie viel er noch von sich gab und auch egal wie sehr er sich praktisch und auch emotional verausgabte: Er sah keinen Sinn mehr darin Yukiko hinterher zu rennen.

Sollte er wirklich aufgeben? Endgültig!? Wollte er das?

Wenn er ehrlich war irgendwie ja und irgendwie auch Nein.

Er war müde und wollte einfach nur noch schlafen...
 

Als Yusaku am Morgen aufwachte, musste er sich noch sehr verschlafen zunächst orientieren.

Ach, er war beim Professor kamen seine Erinnerungen an gestern wieder hoch und damit sein ganzer Schmerz.

Wie ein Überfall von hinten.

Doch tatsächlich war es Tadashi noch im Schlafanzug, der hinter ihm auf der Lehne an seinem Kopfende herumkrabbelte und Shinichis Vater dabei auf den Kopf haute.

„Aua!“, entfuhr es jenem gereizt.

Sich zu diesem umgedreht war Yusakus Miene so finster, dass das Kleinkind zu weinen begann.

„Können Sie nicht mal ihn in Frieden lassen!?“, hörte er die wütende Stimme vom Essbereich her: „Er versucht nur Sie aufzuheitern.“ Sie war von Ai, die gerade dabei war ihr Pausenbrot für die Schule fertig zu machen. Denn im Gegensatz zu Shinichi hatte sie Schule. Ob ihr das nun passte oder nicht. „Indem ich auf den Kopf geschlagen werde?“ Yusakus Stimme klang ebenso eisig: „Darauf kann ich gerne verzichten!“, hielt er das für einen schlechten Scherz von ihr.

Böse sahen die Zwei einander an, bevor Yusaku sich dann doch dem weinenden Jungen zuwendete und sie mit ihrem Bento weiter machte.
 

„Was ist los?“, fragte der Professor, welcher die angespannte Szene betrat.

„Fragen Sie ihn!“, meinte Shiho nur.

„Mich?“, konterte Yusaku. Er war streitlustig: „Du bist doch Diejenige, die nicht zu ihren Gefühlen steht!“

Sie war es ebenso. Sie hatte die Anspielung auf Shiratori durchaus verstanden: „Dafür, dass ihre Frau sie abserviert hat, kann ich nichts!“, war sie um keinen Krach verlegen.

„He, Ai!“ Agasa war verdattert über ihren abschätzigen Ton: „Lass das, bitte!“, ermahnte er seine kleine Mitbewohnerin streng. Ein Gespür dafür, dass die Beiden weiter aufeinander losgehen wollten, stellte er sich mit einem Schritt auf die Zwei zu schon beinahe körperlich dazwischen: „Ai“, entschuldige dich“, bat er sie.

„Das mache ich nicht!“, patzig verstaute sie ihre Box im Ranzen.

„Ai!“, wurde sie erneut vermahnt.

Worauf sie meinte: „Ich kann mich nicht entschuldigen. Ich habe es so gemeint wie ich es gesagt habe!“, schaute sie Yusaku unverwandt zornig an.

Er hielt ihrem Blick stand, funkelte ebenso zornig zurück.

Ehe er zum Gegenangriff kommen konnte, machte sie, dass sie das Haus verließ.
 

Er und der Professor hörten nur noch die Tür ins Schloss fallen. Das Kind hatte wieder zu weinen begonnen. Yusaku war viel zu wütend um es zu trösten. So blieb es an dem Professor hängen. „Was ist?“, war seine gereizte Frage, als Agasa ihn nur vorwurfsvoll ansah. „Ich habe nicht angefangen!“ immer noch aufgebrachte raufte Yusaku sich die Haare.

Hier bleiben wollte er nicht und auch zurück zu Yukiko wollte er nicht. Auf gar keinen Fall! Wenn er ihr jetzt über den Weg laufen würde, würde er sie fertig machen.

Erst überlegte er kurz Ai hinterher zu laufen, um seine Auseinandersetzung mit ihr stattdessen fortzuführen. Auch wenn es mehr als kindisch war: Es gab noch so Einiges was er ihr gerne an den Kopf werfen wollte!

Wie Teenager doch nerven konnten, raufte er sich erneut die Haare. Sie war ja unverschämter als Shinichi!

Er war um Fassung bemüht, als er Agasa nicht laut ausgesprochenen Vorwurf in dessen Augen richtig interpretierte: „Gib mir den Schlüssel“, forderte er ihn barsch auf.

Als sein Freund nicht verstand präzisierte er seine Aussage: „Den Ersatzschlüssel von meinem Haus.“

Als Agasa ihn entsetzt ansah, fügte er noch hinzu: „Der müsste hier sein. Schon vergessen!?“, war Yusaku fest entschlossen. „Okay“, war der Professor bedrückt: „Wenn du es so haben willst. Warte. Ich hole ihn.“

Eine Minute später kam er mit dem Schlüssel wieder und überreichte ihn Yusaku: „Bist du sicher, dass du gehen willst. Willst du nicht lieber bei mir bleiben?“, bat er seinen Nachbar es sich doch noch einmal zu überlegen.

„Nein!“, blieb dieser hart: „Ich werde mich nur wieder mit ihr streiten!“, stellte er klar: „Und ich glaube nicht, dass sie auszieht. Nur damit ich an ihrer Stelle hier bleiben kann.“ Damit war für ihn das Gespräch beendet.

Agasa sah seinem Freund traurig nach: „Warte“, rief er ihm zu: „Ich bringe dich noch zur Tür.“

„Danke.“
 

Während Shinichis Vater hinüber ging, schaute Agasa ihm hinterher.

Er wusste, dass Yusaku sauer auf ihn war, weil er zu Ai hielt, anstatt zu ihm. Zwar konnte er seinen Gefühlsausbruch wegen der Sache mit Yukiko verstehen, aber Shiho deswegen die Sache mit Shiratori vorzuhalten war nicht richtig.

Traurig sich gegen seinen langjährigen, guten Freund zu Gunsten seiner Mitbewohnerin entschieden zu haben, ging Agasa ins Haus zurück.
 

Yusaku Kudo wiederum betrat sein eigenes Haus.

Gleich als er eingetreten war, blieb er unschlüssig für eine Weile im Flur stehen. Erst dann schloss er die Haustüre hinter sich. Mühsam schälte er sich aus seinem Mantel, um diesen mit dem Schal an der Garderobe zu befestigen.

Es war still. Das Haus erschien ihm riesig, als er sich vom Flur wegbewegte. Da er nicht wusste wohin, entschied er sich für den Ort an dem er früher am liebsten gewesen war.

So ging er in sein ganz eigenes persönliches Reich: Seine Bibliothek.
 

Am Nachmittag
 

Ran wurde allmählich wirklich immer nervöser.

Wo war Yusaku nur abgeblieben? Sie hatte ihn seit gestern am frühen Morgen nicht mehr gesehen. Er war mit Yukiko zusammen aufgebrochen um irgendetwas wegen Shinichi zu regeln. Das wusste sie.

Sie wüsste nur zu gerne um was es sich handelte. Sie hatte jedoch darauf verzichtet nachzufragen. Als Zeichen das sie ihm vertraute.

Yukiko war bereits gestern zurückgekommen.

Yusaku jedoch nicht. Wo war er?, fragte sie sich.

Sie hatte bereits versucht ihn anzurufen. Doch er hatte sich nicht zurück gemeldet. Er hatte ihr auch nicht auf ihre beiden SMS geantwortet. Eine dritte zu schreiben traute sie sich nicht. Aus Angst er könnte sie wieder für zu „fürsorglich“ halten.

Sie war zwar keine Glucke, aber trotzdem! Wenn er nun Jemanden zum Reden brauchte?

Hatten sie sich gestritten?, dachte sie darüber nach wie sie seiner Frau kurz über den Weg gelaufen war.
 

Immer wieder hatte Ran seid 13:00 Uhr regelmäßig aus dem Fenster gesehen, ob sie ihn hatte auf der Straße nachhause kommen sehen können.

Es war bereits nach 14:00 Uhr. Sie hielt es nicht mehr aus. Yusaku war immer noch nicht zurück und gemeldet hatte er sich auch noch nicht! Was war nur mit ihm?
 

Ran entschied sich zu der Adresse zu laufen, die sie für am wahrscheinlichsten hielt. Zwar hatte sie auch dort angerufen. Es hatte aber niemand abgenommen.

Draußen fiel ihr Blick, beim zuziehen der Haustüre, auf die Mülltonnen. Morgen war der Restmüll an der Reihe.

Schnell lief sie hin, um die Tonne schon mal an den Straßenrand zuschieben.

Wenn sie schon mal hier war, dachte sie, könnte sie das direkt erledigen. Paps wurde es wie beim letzen Mal sonst nur wieder vergessen!

Als sie die Tonne am Griff gepackt hatte und ziehen wollte, stieß Ran auf unerwarteten Widerstand.

Nanu?

Eines der Räder klemmte. Sie ging um die Tonne herum, um sich bückend, nachzusehen woran es lag.

Sie guckte nicht schlecht, als sie verdutzt feststellte, dass es sich nicht um etwas wie einen kleinen Ast oder Ähnliches handelte, sondern um einen kleinen Gegenstand aus Stoff, den sie recht gut kannte.

Jedenfalls glaubte sie das Ding zu kennen und tatsächlich: Es war Conans rote Fliege: „Was macht die denn hier?“, fragte seine Ex-Freundin sich laut.

Ran war verwirrt! Sie versuchte das Kleidungsstück zwischen dem Rad herauszuziehen. Doch es war eingezwängt. Nur mit viel Fingerspitzengefühl gelang es ihr das Accessoire dazwischen hervor zu bekommen.

Ärgerlich stellte sie fest, dass sich an der Fliege am Mittelstück etwas Stoff gelöst hatte.
 

Bei dem Versuch es wieder darüber zu legen und Rans Gedanken es schnell einfach wieder zusammenzunähen entdeckte sie die Vorrichtung, welche darunter zum Vorschein gekommen war.

Die werdende Mami stutze: Es sah wie eine Art Drehscheibe aus? Um ihre Vermutung zu überprüfen drehte sie verwirrt daran.

Was war denn das? Konnte man da etwa rein sprechen? Sie probierte es aus und tatsächlich… sie hörte ihr laut ausgesprochenes: „Hallo?“

Allerdings war es nicht ihre Stimme! Wie konnte das denn sein: Paps?, war sie noch verwirrter.

Sie probierte es noch einmal und wieder hörte sie eine Stimme, welche ganz exakt so wie die ihres eigenen Vaters klang. „Aber“, hörte sie Kogoro: „Das kann doch gar nicht sein!?“

Oder etwa doch?

Irritiert drehte sie weiter an dem Rädchen. Immer wenn sie weiter drehte hörte sie eine andere Stimme. Als sie plötzlich bei der von Heiji auskam und dann auch noch bei der von Sonoko, fiel sie aus allen Wolken.
 

Und Shinichis Stimme erst! Selbst die war da drauf!?

Ran war wie vom Blitz getroffen. Wie konnte das sein? Was hatte das zu bedeuten?, schoss es ihr durch den Kopf! „Shinichi!“, rief sie total entgeistert aus. Fassungslos über ihren Fund stand sie reglos da.

Sie wusste selbst nicht wie lange. Erst als sie einen Windzug spürte, merkte sie dass sie kalte Finger bekam.

Einmal energisch den Kopf geschüttelt erinnerte sie sich daran was sie eigentlich vorgehabt hatte.

Genau, sie wollte Yusaku suchen! Also machte sie sich zielstrebig auf den Weg.
 

Beim Professor angekommen klingelte sie schnell hintereinander mehrfach. Es war Agasa, der ihr öffnete. „Hallo!“, kam sie direkt zur Sache: „Es tut mir leid, falls ich störe.“

„Aber Ran, du störst doch nicht!?“, lächelte er sie freundlich wie immer an. Wenn auch verwundert.

„Ich habe versucht anzurufen“, erklärte sie ihr Anliegen: „Ich suche Yusaku.“

„Ich habe nichts gehört, tut mir leid“, erklärte der Agasa seinerseits: „Yusaku ist nicht hier. Er ist drüben bei sich.“

Als er begriff, dass sie nicht ganz verstand, zeigte er zur weiteren Erläuterung auf das Haus.

„Oh, ok!“ Es war Ran anzusehen, dass sie überrascht war und damit nicht gerechnet hatte: „Danke“, sagte sie aufrichtig. „Aber“, hielt er sie zurück: „Es kann sein, dass er dich nicht sehen will. Er ist… nun ja…“, der Erfinder räusperte sich verlegen: „ziemlich verärgert.“

„Wieso?“, versuchte sie nachzuhaken.

„Nun…“, der Professor kratze sich am Kinn: „So ganz genau weiß ich das leider auch nicht. Er hat sich wohl mit Jemandem gestritten“, überließ er der Oberschülerin die genauere Interpretation.

Die nur darauf kam, dass es wohl wegen Yukiko sein musste. Auf Shiho kam sie nicht.

„Es wäre aber schön, wenn du es bei ihm mal versuchen könnest“, wendete Agasa sich an sie.

Er wäre selbst gerne gegangen, aber das konnte er schließlich nicht ohne Partei, diesmal für Yusaku, zu ergreifen. In Shihos Augen: Hochverrat! Also war er bei sich geblieben.

„Ok“, nahm Ran kurzentschlossen ihren Mut zusammen und ging hinüber.

Agasa sah ihr noch kurz nach.
 

„Wer war das!?“, hörte er Ais wütende Stimme hinter sich. Während er die Tür schloss legte er Rechenschaft ab: „Ran. Sie hat Yusaku gesucht.“

„Na, dann kann sie lange suchen!“, war die Mitbewohnerin gleich wieder genau so uncharmant wie vor der Schule.

„Ai, also wirklich!“, tadelte er sie.

Ans Telefon gegangen sah er, dass der Stecker gezogen war. Deshalb hatte Ran ihn nicht erreicht. Eine Erklärung verlangend schaute er das vermeidlich kleine Mädchen ärgerlich an: „Was hast du dazu zu sagen“, wollte er wissen.

„Was wohl“, schnauzte sie: „Ich habe keine Lust auf weitere ungebetene Besuche!“

„Also wirklich, Ai! Was hast du nur? Weder Yusaku noch Ran sind ungebeten“, konnte er nun doch nicht anderes.

Sie ließ nur mit einer ausladenden Handbewegung ein: „Pah!“, verlauten. Sie wusste, dass sie Heimvorteil bei ihrem Mitbewohner hatte. Agasa hatte sie schließlich gern und würde sie ganz gewiss nicht rauswerfen. Ganz gleich wie sie sich benahm.

Damit hatte sie natürlich Recht. Auf gewisse Weise liebte der Professor sie mittlerweile wie eine Tochter.

„Trotzdem“, beharrte er, seine Hände in die Hüfte gestemmt: „Was hat Yusaku dir getan?“

Sie schaute ihn entgeistert an. Dann mit einem Blick, als müsse er das jawohl selbst wissen.

„Ich kann keine Gedanken lesen. Also rück bitte raus mit der Sprache“, forderte er sie streng auf.

Sie jedoch schaute nur böse zurück. Sie war nicht breit ihr Motiv preiszugeben.

So riet der Professor und traf ins Schwarze: „Ist es weil wer dich wegen Shiratori kritisiert?“

„Mag sein!“, musste sie nun doch kleinlaut zugeben: „Und wenn schon. Er ist doch der Idiot dem die Frau wegläuft. Von so Einem nehme ich ganz sicher keinen Rat an!“, sie schrie fast. Und er schrie fast zurück: „Dann nimm ihn gefälligst von mir! Du weißt ganz genau, dass es so nicht ist!“, übernahm Agasa nun ganz entschieden Partei.

„Na und? Er wird sich schon nicht gleich vor Liebeskummer von der nächsten Brücke stürzen!“, konterte sie.

„Na, hoffentlich du auch nicht!“, rutschte Agasa das in seinem Zorn versehendlich heraus.

So schnell wie sie erschienen war, war sie auch wieder verschwunden.

Er hatte sie zu Tode beleidigt. Das wusste er.

Resigniert seufzte er niedergeschlagen.
 

Ran hingegen hatte erst mehrmals geklingelt und auch versucht durch die Fenster zu spähen. Von außen keine Spur, dass es bewohnt war.

Als sie zum zweiten Mal sturmklingelte flüchte Yusaku schließlich. Er hatte Kopfschmerzen. Das Geklingel machte es nicht besser.

Wütend beschloss er nicht zu öffnen. Ihm war egal ob es Agasa oder auch nur ein verirrter Postbote war.

Ran jedoch wusste sich nach kurzem Nachdenken zu helfen. Sie wusste ja aus sicherer Quelle, dass er hier sein musste.

Shinichis Schlüssel! Sie hatte früher einmal gesehen wo er ihn versteckt hatte.

Sie hielt nachdenklich einen Moment inne. Das waren glücklichere Zeiten gewesen. Bilder ihrer gemeinsamen Schulzeit tauchten vor ihrem inneren Auge auf.

Schnell schob sie diese beiseite. Sie musste sich konzentrieren. Kickchens Mutter brauchte nicht allzu lange zu suchen.
 

Den Türöffner gefunden sperrte sie auf.

Leise schaute sie sich zunächst in der großen, aber wie eh und je noch einladende Eingangshalle um. Überall war eine dicke graue Schicht. Das fiel ihr gleich auf. „Also ist er wohl nicht zum Staubwischen gekommen“, dachte sie. Die Stiefel ausgezogen begab Ran sich auf die Suche nach ihm. Sie suchte zunächst in Küche und Wohnzimmer. Als sie ihn dort nicht fand, suchte sie da wo sie ihn am ehesten vermutete.
 

In sein Schlafzimmer gehen wollte sie nicht. Wenn er wegen Yukiko Liebeskummer hatte, hatte er sich sicher dort verkrochen.

Sie klopfte und rief seinen Namen. Als sie keine Reaktion bekam, schaute sie doch hinein.

Das Schlafzimmer war leer.

Dann blieb eigentlich nur das Büro, dachte sie.

Also ging sie dorthin.
 

Und tatsächlich wurde sie auf der Schwelle zur Bibliothek fündig. Die Türe stand offen. Sie sah ihn wieder eingeschlafen immer noch auf dem Sofa liegen.

Na, warte!, dachte sie finster. Er hatte ihr nicht geöffnet. Ohne Schlüssel würde sie wohl immer noch draußen in der Kälte stehen. Dafür hatte er eine Abreibung verdient.

Auf Zehenspitzen schlich sie etwa bis zur Zimmermitte.

Sie würde ihn wohl wecken müssen. Kickchens Mutter hatte keine Lust zu warten. Sie wollte Antworten. Eine Bestätigung für das was sie sich selbst zusammengereimt hatte.

Sie wollte wissen, ob sie richtig lag. Auch wenn sie sich jetzt doch ziemlich sicher war.

Egal warum er hier war. Es musste halt warten.

Sie schlich noch einen Schritt weiter auf ihn zu.
 

Mit einer Lautstärke, die er unmöglich hatte überhören können, wurde Yusaku aus dem Schlaf gerissen. Erschrocken schoss er hoch, sodass er wegen der Kopfschmerzen und dem aufgekommen Schwindel seine Augen zunächst schließen musste, bis er sie alsbald wieder öffnete.

Vollkommen durcheinander schaute er sich im Raum in die Richtung um aus der er die Stimme seines Sohnes gehört hatte.

Shinichi konnte doch unmöglich hier sein!? Hatte er geträumt!? Doch dann hatte er die Urheberin des Kraches ausgemacht: Es war Ran!

Fassungslos schaute er in ihr siegessicheres, grinsendes Gesicht.

Sie wiederholte ungerührt ihre kleine Demonstration mit der Stimme seines Sohnes.

„Ran“, kniff er die Augen zusammen: „Schrei nicht so!“, bat er sie wütend: „Ich bin doch nicht taub!“

„Ach, nein?“, fragte sie ihn scharf sich an eben draußen erinnert. Mal im Ernst es war wirklich kalt: „Scheinbar doch“, meinte sie ebenfalls aufbrausend: „Oder warum hast du mein Läuten ignoriert?“, wollte sie wissen.

„Woher sollte ich denn wissen, dass du das bist? Verdammt! Ich habe geschlafen wie du siehst! Und außerdem“, setzte er nach: „das ist mein Haus. Ich kann jawohl entscheiden wenn ich rein lasse und wen nicht!?“

„Bin ich etwa Irgendwer?“ Wie konnte er nur sowas Gemeines sagen? Er war wohl noch immer nicht ganz wach!

Doch so brachte das nichts.
 

Widerstrebend stellte Ran ihren Ärger hinten an. Schließlich wollte sie ihr Vorhaben umsetzen. Ihre Neugier hatte gesiegt. Also änderte sie schnell den Kurs: „Erfüll deinen Teil der Abmachung!“, forderte sie ihn ganz direkt erneut in die Fliege gesprochen auf.

Er hingegen war bereits längst vor dem Trubel um das Klingeln ganz wach gewesen. Nämlich genau seitdem sie ihn mit der Stimme seines Sohnes aufgeweckt hatte.

„Also!?“, setzte sie streng mit Shinichis Stimme noch einmal nach: „Ich höre.“

Yusaku, der sie erneut verstört ansah schwieg.

Für eine kleine Weile trafen sich nur ihre Blicke.

Dann gab er sich geschlagen. Ihm war klar, dass sie nicht klein bei geben würde und er hatte auch keine Lust es abzustreiten. Wenn er ehrlich war, dann war ein gewisser Teil in ihm erleichtert, dass es raus war. Dass das Versteckspiel endlich ein Ende hatte. Jedenfalls… was sie betraf.

Er war nicht mehr sauer auf sie. Breitwillig erzählte Yusaku Ran Alles. Die ganze Geschichte in all ihrem Umfang. Angefangen bei der Organisation, über das Gift und Gegengift bis hin zum aktuellen Stand und Shinichis Einlieferung ins Krankenaus. Er ließ auch Gin und Shiho nicht aus.
 

Ran hatte ihm mit gespitzten Ohren zugehört. Sie hatte ihn, bis er geendet hatte, kein einziges Mal unterbrochen.

Nun saß sie einfach nur da.

Yusaku wartete seinerseits sehr geduldig auf eine Reaktion. Er schaute abwartend immer noch in Rans Gesicht, dass jegliche Farbe verloren hatte. Sie war immer noch geschockt.

Sie brauchte eine gewisse Zeit um das Ganze in ihrem Kopf Revue passieren zu lassen, noch mal im Einzelnen durchzugehen und ihre Schlussfolgerungen abzugleichen.

In einigen Details hatte sie falsch gelegen, aber das Wesentliche hatte sie richtig interpretiert wie sie nun feststellte: „Du sagst also“, brachte sie mehr als nur zögerlich schließlich zu Yusakus großer Erleichterung doch endlich einen Ton heraus. Ihre Stimme war belegt. Sie musste den Klos im Hals herunterschlucken, um überhaupt weitersprechen zu können: „Ähm… du sagst“, wiederholte sie sich selbst.

Er schaute sie weiter an. Breit jede ihrer Fragen ehrlich zu beantworten. Er hoffte, dass sein Blick es ihr signalisierte und versuchte sie dadurch weiter zum sprechen zu bewegen: „Also“, fing Ran noch einmal an das eben Gehörte von vorne zusammenzufassen: „du sagst, dass dieser Mann… wie hieß er noch? Gin!? Shinichi dieses Gift gegeben hat und dadurch ist er wirklich geschrumpft!?“, brachte sie es auf den Punkt. Ausgesprochen klang es immer noch mehr als unglaubwürdig. Geradezu bescheuert. Selbst wenn es stimmte! Das war die erste Tatsache.

Das erste Gefühl nach der übermächtigen Sorge um seine Sicherheit breitete sich nun ein Weiteres in ihr aus: Wut. Übermäßige, schier unbeschreibliche Wut: „Und mich hat er die ganze Zeit über im Dunkeln tappen lassen. Und ich habe das immer irgendwie gewusst!“, wurde sie sich über ihre eigene Rolle in dem Ganzen gänzlich bewusst: „Er hat mich nicht nur die ganze Zeit belogen. Er hat auch noch meinen Vater glauben lassen, dass er die Fälle gelöst hat. Man… das waren so viele…“, stellte sie immer noch erschrocken fest.

Sie war einfach entsetzt. Ja so konnte sie diesem Gefühl einen Namen geben: Sie war über alle Maßen entsetzt. Entrüstet. Die Bezeichnung traf es noch besser.

Ihr vordergründiges Gefühl war immer noch die Wut darüber nicht eingeweiht worden zu sein. Tiefte Enttäuschung breitete sich in ihr aus.

Nicht nur darüber angelogen worden zu sein über all die Zeit. Noch schlimmer war das Gefühl, dass Shinichi sich ihr nie anvertraut hatte. Immerzu hatte er es abgestritten. Ganz gleich wie oft sie ihn darauf angesprochen hatte. Wie konnte er nur? Dieser Widerling, kochte sie gedanklich nur so vor Zorn.

„Es tut ihm mehr als leid“, versuchte Yusaku ein gutes Wort für seinen Sohn bei ihr einzulegen. Er hatte zu seinem Glück an ihrem Gesichtsausdruck erahnen können, was sie beschäftigte. Denn sie hatte nichts mehr gesagt.

„Er wollte dich beschützen. Glaub mir das bitte, Ran!“, schaute er ihr aufrichtig in die Augen: „Das will er immer noch. Er hat nur Angst um dich. Deshalb hat er dir nichts gesagt. Er hat mit keinem darüber je gesprochen.“

„Ach und was ist mit dir?“, klagte sie ihn bitterlich schluchzend an. Ihre Augen fühlten sich mit Tränen: „Du weißt Bescheid. Der Professor und Heiji auch! Ihr wusstet alle die ganze Zeit Bescheid. Nur ich nicht!“

„Aber doch nur, weil Shinichi von Agasa Hilfe brauchte hat er es gesagt. Und der hat es mir gesagt, weil er dachte ich als sein Vater sollte das wissen und auch er hat sich nur Sorgen gemacht.“

„Und Heiji!“, aus ihrer Stimme klang immer noch die Enttäuschung und Entrüstung heraus.

„Heiji hat es selbst herausgefunden“, beantwortete er ihr auch das wahrheitsgemäß.

„Trotzdem“, ihre Stimme brach wegen eines weiteren Schluchzens ab: „Ihr wusstet es die ganze Zeit über.“

„Nicht die ganze“, stellte er sanft klar. Er wischte ihr eine Träne, die ihr über die Wange lief, ab: „Es tut mir so leid, mein Schatz“, nahm er sie ohne Weiteres in seine Arme, obwohl sie zuerst nicht wollte. Er ließ sie weinen, bis ihre Tränen allmählich versiegten: „Es tut mir wirklich sehr leid. Du weißt, dass ich nichts sagen durfte. Ich wollte dir schon lange alles erzählen. Warum sonst hätte ich mich auf unseren Deal eingelassen?“, fragte er sie, als er sie vorsichtig wieder losließ. Er schaute ihn ihre Augen. Sie schien nicht wirklich überzeugt. So setze er ehrlich nach: „Schau. Shinichi hatte mit seiner Argumentation schließlich nicht ganz unrecht. Es ist wirklich nicht ungefährlich Bescheid zu wissen.“
 

„Und trotzdem weiß ich es nun“, stellte nun sie klar.

Wieder überkam sie ein Schaudern vor Angst: „Was ist wenn sie wieder kommen, weil sie herausgefunden haben, dass er noch lebt. Dann versuchen sie doch sicher erneut ihn umzubringen!? Geriet sie erst jetzt in Panik: „Und auch alle anderen die Bescheid wissen. Dich. Mich. Oh, nein. Heiji und auch Kazuha“, zählte sie hastig weiter auf.

„Stop, stop, Ran!“, gebot er ihr fürsorglich Einhalt: „Sie kommen nicht wieder. Sie wissen nichts von uns. Und selbst wenn“, fuhr er sie an den Schultern festhaltend beschwichtigend fort: „Wir lassen das nicht zu. Keine Sorge. Wir passen auf euch auf.“

„Wer ist den wir?“, wollte sie erneut in Tränen ausgerochen verzweifelt wissen: „Ich und auch Agasa. Zur Not weihen wir auch die Polizei ein“, teilte er ihr ehrlich seinen Worst-Case-Plan mit.

„Aber ich will nicht, dass euch was passiert und ich will auch nicht, das Shinichi oder Heiji etwas zustößt“, beklagte sie immer noch aufgelöst.

Er nahm sie kurzerhand erneut in den Arm: „Alles wird gut werden, Ran. Ganz bestimmt. Keinem von uns wird was passieren. Glaub mir“, beruhigte er sie mühsam: „Ich würde nie zu lassen das euch Kindern etwas passieret!“, versprach er ihr. Seine Stimme ließ keinerlei Zweifel daran, dass er es auch so meinte.

„Aber du?“, fing sie kaum das er sie ruhig hatte wieder an: „Nichts aber ich. Ich kann sehr gut auf mich aufpassen. Du glaubst doch nicht das ich eure Hochzeit verpasse oder meine Enkelin ohne mich aufwachsen lasse!“, er lächelte sie aufmunternd an.

„Er will mich heiraten?“, war Ran tatsächlich aus dem Konzept gebracht. Ihre Tränen stoppten: „Wann soll er das gesagt haben?“

„Das hat er nicht gesagt.“ Yusaku musste schmunzeln aufgrund ihres aufgewühlten Gesichtsausdruck. Ihr vom Weinen gerötetes Gesicht war noch röter geworden: „Aber das wird er noch sagen. Darauf wette ich“, grinste er sie nun verschmitzt an.

Ran konnte nicht anderes, als es- wenn auch zaghaft- zu erwidern.
 

„Und diese Shiho ist also Ai“, nahm Ran nach einer Weile des Schweigens den Gesprächsfaden wieder auf.

Yusaku hatte ihr Taschentücher und ein Glas Wasser gebracht. „Tut mir Leid was anderes habe ich nicht hier“, hatte er sich, sich wieder neben sie gesetzt, entschuldigt.

„Ist schon okay“, hatte sie immer noch etwas verheult geantwortet.

Er beantwortete ihre Frage mit einem Nicken.

„Das erklärt warum sie am Anfang so komisch zu mir war“, erinnerte sie sich an die Anfänge mit der jungen Frau, die sie nur als kleine Grundschülerin kannte, zurück.

Sie trank einen Schluck: „Und du sagst Shinichi ist nicht mehr wegen des Giftes sauer auf sie?“

„Nein“, sagte er: „Immerhin hat sie es mehrmals geschafft ihn zurück zu „verwandeln“. Außerdem hat sie ihm gesagt was sie über die Organisation weiß. Ich hatte dir ja erzählt, dass sie zu den Männern in Schwarz gehört hatte, bis diese ihre Schwester umgebracht haben.“

„Ach ja. Ich erinnere mich. Akemi richtig?“

Er nickte ernst. Doch dann wurde seine Stimme lockerer: „Wobei… im Moment vielleicht doch. Mag sein, dass er ihr gerade die Schuld für seine Misere gibt. Aber eigentlich weiß er, wenn er mit sich selbst ehrlich ist, dass er das selbst verbockt hat.“

Ran war überrascht.

Yusakus Stimme klang nicht verärgert. Er war einfach nur sachlich: „Eigentlich kommen die Beiden recht gut miteinander aus. Jedenfalls“, fügte er scherzend hinzu: „Wenn sie sich nicht gerade untereinander oder mit Heiji streiten!“, plauderte er etwas aus dem Nähkästchen.

„Ach ja“, fiel es ihr so wieder ein: „Er weiß ja auch Bescheid. Darum hat er Kazuha nichts gesagt.“

„Ja“, stimmte er ihr zu.

„Warum haben sie Streit?“, wollte sie neugierig wissen.

„Weil… nun das frag sie am Besten selbst“, wurde ihm klar das er wohl doch zu viel gesagt hatte.

„Aber sie werden es abstreiten!“, empörte sie sich.

„Na, das ist nicht mein Problem“, blieb er eisern. Er fand, dass die Kinder es wirklich selbst untereinander klären sollten. Allesamt waren sie schließlich alt genug dazu.

Ihn ihm kam ungewollt der Ärger wegen Shihos Sturheit wieder hoch. Wie konnte sie nur so ein Dickschädel sein? Sie war so schlimm wie Heiji.

Yusaku verzog das Gesicht. Sein Blick wurde ernst, als er noch einen Schluck trank.
 

Ran hatte seinen Stimmungsumschwung bemerkt. Sie ahnte woran er dachte. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck. So sah er immer aus, wenn er Liebeskummer wegen seiner Frau hatte. So entschied sie, da was sie betraf alles aufgeklärt war, ihn endlich darauf anzusprechen: „Was ist mit Yukiko?“, fragte sie sich ihm zugewandt behutsam.

„Sie hat mich geküsst“, überraschte seine Antwort sie.

Wie?, wollte sie nachfragen.

Doch er sah sie nur an.

Wie traurig er aussieht, dachte sie. Er ist wirklich wütend, stellte sie ganz richtig fest. Sie traute sich kaum nachzufragen: „Was ist dann passiert?“

„Sie hat mich stehen lassen“, seine Stimme klang tonlos. Mit leerem Blick starrte er hinunter auf sein Glas.

„Oh, das tut mir Leid“, nahm sie nun ihrerseits ihn liebevoll in den Arm.

Erneut übermannten Yusaku seine Gefühle. Er konnte nicht anders. Jetzt war er Derjenige, der weinte.

„Das Schlimmste daran ist“, erklärte er ihr mit gebrochener Stimme: „Ich glaube das es endgültig vorbei ist. Ich will einfach nicht mehr versuchen es zu kitten. Es bringt sowieso nichts!“ Ran hörte all seine Verzweiflung und auch all seine Trauer heraus.

„Hey“, versuchte sie ihn aufzubauen: „Das glaube ich nicht. Ich glaube immer noch daran das ihr ein Traumpaar seid.“

„Ach so ein Blödsinn“, löste er sich von ihr. Er wollte davon nichts hören.

„Aber du sollest noch mal versuchen mit ihr zu reden!“, blieb sie hartnäckig: „Ich habe sie gestern gesehen. Ich glaube sie hat geweint“, erzählte sie ihm ihre Beobachtung.

„Ach und wenn schon!? Geschieht ihr ganz recht. Dieser blöden Kuh!“, war er immer noch wütend.

Ran schaute ihn verärgert an, beschloss aber es dabei vorerst zu belassen. Er machte nicht den Eindruck, als könne sie ihn jetzt überzeugen.

„Also was machen wir jetzt?“, fragte sie ihn um das Thema zu wechseln.

„Keine Ahnung“, räumte er ein.

„Du siehst müde aus“, stellte sie fest.

„Du auch!“, gab er die Beobachtung zurück: „Willst du dich ausruhen?“, fragte er sie und wollte ihr das Sofa anbieten.

Sie nickte. Doch dann hielt sie ihn am Arm fest, als er bereits im Begriff war sich zu erheben: „Ich möchte nicht alleine sein“, legte sie ihm nahe bei ihr zu bleiben.

Gerne wollte er ihrer Bitte nachkommen. Auch er mochte nicht alleine sein. Er schaute neben sich: „Die Couch ist zu schmal“, stellte er mit einem weiteren Blick auf sie und sich fest.

„Du hast Recht“, stimmte sie ihm zu.

„Wir könnten in Shinichis Zimmer schlafen. Das ist zwar eng, aber ich kann auf dem Boden schlafen“, bot er an. Ihm fiel während er das vorschlug auf wie müde er war. Er konnte sicher überall schlafen.

Sie schüttelte jedoch schnell den Kopf: „Nein!“, sagte sie: „Das will ich nicht. Und außerdem… in Shinichis Zimmer ist es sicher unheimlich. Du weißt schon nach all dem…“, spielte sie eilig auf die Organisation an.

Das sah er ein: „Was schlägst dann du vor?“

„Wir könnten nachhause gehen?“

„Nein, das will ich nicht“, lehnte er das strikt ab.

„Ich will ihr nicht über den Weg laufen“, gab er leise zu. „Okay“, konnte Ran das nachvollziehen: „Kann ich denn nicht vielleicht bei dir im Bett schlafen?“, fragte sie: „Ich will wenn ich ehrlich bin auch nicht zurück.“

„Wenn das für dich in Ordnung ist?“, fragte er nach.

Sie nickte: „Das ist total in Ordnung“, freute sie sich auf die Aussicht nicht alleine einschlafen zu müssen.

Ihm ging es ähnlich. Sein Bett hier war für ihn alleine fiel zu groß. Sicher würde er es auch unangenehm finden alleine zu sein.
 

Ihr hoch geholfen gingen sie neben einander die Treppe hinauf. „Ich habe so von Allem die Nase gestrichen voll“, ließ Yusaku sich frustriert auf das Laken fallen. Sofort überkamen ihn ungewollt Erinnerungen an eine glücklichere Zeit mit Yukiko, als sie noch zusammen die Eltern des kleinen Shinichis waren. Es war ihm unangenehm und so schob der jedweden Gedanken an früher als sie noch gemeinsam zu dritt dieses Haus bewohnten beiseite. Das Haus war ihm, fiel ihm noch einmal auf, ihm früher wirklich nie so groß vorgekommen.

Er nahm wahr wie Ran sich neben ihn legte.

Sie bettete nachdenklich ihren Kopf auf das Kissen das früher Yukiko gehört hatte.

Er fragte sich kurz ob ihn das störte. Die Antwort war Nein. Ganz im Gegenteil die Gegenwart der Freundin seines Sohnes hatte wie erwartet etwas Beruhigendes an sich.

Ihr ging es ebenso.

„Du musst nicht hier blieben“, sagte sie in die Stille zwischen ihnen hinein. Sie hatte seine Gedanken erraten, weil sein Blick in weite Ferne abgeschweift war: „Und das weißt du auch. Du könnest zurück in die USA gehen. Du brauchst keine Rücksicht auf uns zu nehmen“, wollte sie ihn von seinem schlechten Gewissen befreien.

„Willst du das denn?“, fragte er sie verwundert über ihren Scharfsinn.

„Nein…“, gestand sie: „Das möchte ich nicht“

Die Beiden sahen einander an.

„Ich würde mitkommen“, sagte sie schließlich.

„Um auf mich aufzupassen?“, zog er scherzend seine Augenbrauen hoch und drehte seinen Kopf von ihr Weg in Richtung der Zimmerdecke.

Sie ging auf den Spaß ein: „Möglicherweise… Ja!“, grinste sie ihn nun breit an: „Aber vor allem…“ Sie wurde wieder ernst: „Auch mir reicht`s! Ich bin auch sauer und enttäuscht wegen Shinichi.“ „Zudem“, fügte sie leiser hinzu: „außer Kazuha, Aoko und Sonoko habe ich hier sonst niemanden“, sie begann zu lächeln: „den ich sehr vermissen würde. Die Drei wissen wie man E-Mails und SMS schreibt. Du bist mein bester Freund“, gab sie ihm zu verstehen wie wichtig er ihr war: „Außerdem bezahlst du ihnen sicher so oft es geht den Flug. Schließlich bist du reich“, lächelte sie ihn liebevoll an.

„Und deine Eltern?“, fragte er sie.

„Die sind Erwachsen und müssen mal ihr eigenes Leben auf die Reihe bekommen“, sah Ran das ganz pragmatisch sich nun auch Richtung Zimmerdecke drehend.

„Ohne dich wäre es hier ziemlich doof“, brach sie nach einer Weile das Schweigen zwischen ihnen: „Ich würde dich vermissen“, drehte sie sich ihm wieder zu.

„Du würdest mir auch fehlen“, stellte er fest.

„Ich habe dich lieb“, flüsterte sie.

Sie sahen nur die Umrisse ihrer Gesichter in der Abenddämmerung des Januars.

„Ich dich auch“, gab er zurück. Er sah sie lächeln und erwiderte es...
 

Als Ran aufwachte war sie kurz irritiert. Im Schlafzimmer war es stockdunkel. Es musste Nacht sein. Auch wenn sie nicht wusste wie spät es war.

Wo war sie, fragte sie sich.

Yusaku neben sich fiel es ihr wieder ein: Ach ja. Wir haben uns hier versteckt.

Auf Einmal fühlte sie sich unbeschreiblich traurig.

Still da liegend ließ sie es über sich ergehen. Sie nahm ihre Gefühle wahr. Wie sie in ihr aufkamen und tobten. Was genau fühlte sie und vor Allem wie fühlte es sich an? Spürte sie in sich hinein. Sie wollte ihre Emotionen ergründen. Sich davor zu verschließen wusste sie würde nüchtern betrachtete auch nichts bringen.

Also begann sie, den Arm über den Kopf geschlagen, ihre Emotionen Revue passieren zu lassen. Was war da? Da war Trauer, weil Shinichi sich von ihr auf zumindest unbestimmte Zeit getrennt hatte. Da war Wut auf ihn, weil er einfach gegangen war. Wut, weil er damals nicht besser auf sich aufgepasst hatte und das für sie überwältigende Gefühl: Enttäuschung! Enttäuschung darüber, dass er sich ihr verdammt noch mal, trotz aller vernünftigen Argumente zum Trotz, nicht anvertraut hatte. Warum musste dieser Idiot immer alles im Alleingang unternehmen? Und wenn er sich schon in Gefahr stürzte- Konnte er da denn verdammt nochmal nicht einfach wenigstens besser aufpassen? Und warum musste sie sich auch in so einen dummen Möchte-Gern-Sherlock-Holmes verlieben? Hatte sie nicht einen Vernünftigeren verdient. Einen auf den sie sich verlassen könnte und einen der sich nicht einfach aus der Beziehung davon stahl, sobald es schwierig würde?

Verdammt, Shinichi, dachte sie. In ihr brodelte die neu aufgeflammte Wut. Sie überkam erneut der blanke Zorn. Und nicht nur auf Shinichi selbst. Auch auf die Organisation. Warum musste es so gemeine Menschen geben. Die absolut keine Rücksicht auf Menschenleben nahmen und Verbrechen auf kriminellste Weise in ganz großem Stil organisierten?

Und noch einmal: Wie hatte Shinichi verdammt noch mal nur so unvorsichtig sein können? Er, der doch immer wieder auf lässigste Art betont hatte, dass er schon auf sich selbst aufpassen könnte und würde.

Ran bemerkte, während sie ihren Gedanken so nachgab und somit Raum gab, wie sie das Gefühl bekam als würde sie von einem Steinhaufen erdrückt, welcher auf ihrer Brust und Kehle lastete.

Es war das zweitstärkste Gefühl, dass sich nun an der Enttäuschung vorbei, bisher gut unter Verschluss gehalten, seinen Weg an die Oberfläche bahnte: Es war die Angst.

Die erdrückende Angst, die Organisation könnte davon erfahren, dass Shinichi und auch Shiho noch lebten und das sie, Yusaku, Heiji und auch Kazuha bald Bescheid wussten.

Sie kannte nun allzu gut die Wahrheit. Sie erinnerte sich an alles was Yusaku ihr auf ihr drängendes, bohrendes Nachfragen erklärt hatte.

Die Wahrheit war ein Schock gewesen, wurde ihr nur allzu gut wieder das ernste Gespräch von heute Nachmittag bewusst. Das Gespräch hatte alles verändert. Ihr gesamtes Weltbild diesbezüglich auf den Kopf gestellt.

Klar, Ran hatte geahnt und insgeheim auch irgendwie gewusst, dass Shinichi sich nicht wegen einer Lappalie von ihr einfach so getrennt hatte oder Heiji Kazuha aus Spaß vor den Kopf gestoßen hatte. Aber…
 

Ran hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war und sie still an Yusakus Seite gelegen hatte.

Sie entschied, dass sie aufstehen wollte. Mühsam rappelte sich vom Liegen bedächtig ins Sitzen auf. Sie wollte ihn nicht wecken.

Jetzt wo sie die Gefühle durchlebt hatte und Zeit zum Nachdenken gehabt hatte fühlte sie sich besser, gefestigter. Emotional stabiler bemerkte sie wie ihr Magen plötzlich laut knurrte und sie von Kickchen einen Kick verpasst bekam.

Ist ja schon gut, dachte sie, „Du hast Hunger“, murmelte sie leise: „Ich mache uns was.“

Mit einem Blick auf Yusaku breitete sich auf ihrem Gesicht ein wohlwollendes Lächeln aus. Sanft beugte sie sich über ihn und gab ihm ein Küsschen auf die Wange, bevor sie sich von ihm abwandte und auf Yukikos Seite des Bettes hinaus kletterte.
 

Sie wollte etwas für sich und Yusaku kochen. Sicher würde er sich darüber freuen widmete sie sich dem erstmal alltäglich Naheliegenesten. Vielleicht hatte auch er Hunger? Sie war sich keines Wegs sicher, aber sie wollte es versuchen. Sie hoffte es. Dabei nahm sie sich vor ihn nicht drängen. Sie dachte sich auch nichts weiter dabei: Wenn man Liebeskummer hatte, dann konnte es passieren das man keinen Hunger versprühte.
 

Sie hatte das Schlafzimmer auf leisen Sohlen verlassen. Hinter sich schloss sie lautlos die Türe.

Rans Weg führte in die Küche des großen Hauses. Den Lichtschalter gefunden nach kurzem Tasten und das Licht eingeschaltet erblickte sie die lange Küchenzeile.

Zielstrebig machte sie sich daran zuerst die Hängeschränke und dann die unteren Schränke nach Lebensmitteln wie zum Beispiel Konservendosen zu durchforsten. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Shinichi bei seinem letzen Besuch hier nur für sich gekocht hatte.

Sie war überrascht, dass sie so rein gar nichts Essbares fand. Wovon hatte er denn bitte gelebt? Doch dann fiel ihr die logische Erklärung dafür ein.

Das Haus war seid dem Schulfest nicht mehr bewohnt worden. Dem Schulfest. Wie lange das her war…, sinnierte sie kurz.

Nun konnte Ran sich denken, dass der Fall im Restaurant nur vorgeschoben und somit eine weitere Ausrede von Shinichi gewesen war. Er hatte nur nicht kochen wollen.

„So ein Idiot“, tadelte sie ihren Geliebten in Gedanken. Augenblicklich verdüsterte sich ihre Stimmung. Sie wurde traurig: Wieso hatte sie ihn auch gehen lassen?, schallt sie sich, die Türe des letzten Unterschrankes unsanfter zuknallen lassend, als es nötig gewesen wäre.

Was noch mal hatte sie damals Conan gegenüber über Shinichi gesagt?

„Ich bin doch nicht seine Mama!“, wiederholte sie ebenso verärgert wie damals die Worte laut, als sie ihr in den Sinn kamen. Dieser Arsch, dachte sie empört in der knienden Position verharrt.

Jetzt wusste sie natürlich, dass es damals bereits Shinichi und nicht Conan gewesen war.

Zu Recht, dachte sie nun darüber schmollend.

Doch dann bekam Ran doch das schlechte Gewissen. Conans Miene war schon ziemlich bedauernd und bedröppelt gewesen. Sie war gemein gewesen damals.

Als sie sich aufrichtete, fragte sie sich wieder einmal wie damals so oft noch danach warum er sie eigentlich in dieses noble Restaurant ausgeführt hatte. Warum nur?

Wie damals hatte sie auch jetzt keine Erklärung dafür.

Sie würde ihn fragen müssen.

Irgendwann… Wenn sie nicht mehr so extrem wütend auf ihn war und er auch gesprächiger sein würde. Hatte ihre Beziehung angesichts dieses Vertrauensbruches überhaupt noch eine Chance?

Und wegen der Organisation… Wollte sie denn an seiner Seite bleiben? Überraschenderweise war für Ran sofort die Antwort klar: Ja! Sie wollte bei Shinichi bleiben. Doch…

Das war mehr als sie heute Nacht aushalten würde. Später, wenn sie sich besser fühlte, würde sie über die Konsequenzen ihrer bedingungslosen Entscheidung nachdenken. Jetzt, so stellte sie sehr verstimmt fest, hatte sie verdammt noch mal erstmal Hunger und zwar großen.
 

Kurz entschlossen entschied Ran zum 24Stunden Supermarkt zu gehen.

Zügig lief sie in die Halle zurück, um in Schuhe und Mantel zu schlüpfen. Schnell kontrollierte sie ihre Tasche, ob sie ausrechend Geld dabei hatte.

Erleichtert stellte sie zufrieden fest, dass sie genug Yen hatte, um ihr Vorhaben umzusetzen.

Als sie ihre Hand nach dem Türgriff ausgestreckte, verharrten ihre Finger auf dem Knauf.

Was wenn Wer von der Organisation in der Nähe war und auf sie lauerte? Bei der bloßen Vorstellung an die Männer in Schwarz aus Yusakus Schilderungen wurde ihr kalt und sie erschauerte. Auf ihrem ganzen Körper spürte sie die aufkommende Gänsehaut.

Entschlossen drängte sie diese zurück: Ach was, schob sie ihre aufgebrochene Angst mit aller Macht energisch, mit dem Kopf schüttelnd, zurück: Wenn sie hier wären, dann hätten sie sicherlich nicht gefackelt und wir wären schon lange tot.

Umso entschlossener drückte sie mit aller Kraft den Türgriff und die dazugehörige Türe öffnete sich.
 

Ihre Schultern gestrafft machte Ran sich auf den Weg durch die doch ziemlich kalte, aber immerhin wunderschön, klare Nacht. Am Himmel hatte sie, wenn sie hochsah, die freie Sicht auf die Sterne.

Ihr Atem beruhigte sich nach einer Weile und ihre vorerst schnellen Schritte verlangsamten sich.

Sie hatte den Kragen eng um ihren Hals zusammengezogen. Wie sie so hochsah, beruhigte sich allmählich ihre aufgewühlte Seele. Auch ihr Herzschlag tat es.

Sie stellte stumm anerkennend fest, dass sich beides bedingte. Es war gar nichts Großes. Sternenhimmel hatte sie auch früher schon gesehen. Somit war es eigentlich nichts so außergewöhnliches und doch… heute Nacht zumindest fand sie die Sterne nicht nur hübsch, sondern irgendwie hatten sie auch was Tröstliches, Hoffungsvolles an sich. Sie schenkten irgendwie… eine Art Frieden.

So konnte sie es wohl nennen. Zumindest für den Augenblick. Ran hatte das Gefühl so wie sie den Himmel mit den Sternen, gemächlich weiter gehend, weiterhin dorthin nach oben sehend beobachtete das es ihr gut ging. Überrascht stellte sie fest, dass ihre Wut und Enttäuschung für den Moment zumindest verflogen waren. Was sie als sehr angenehm empfand.

Ran lächelte. Doch dann wurde ihr Gesicht wieder ernster: Bald würde vielleicht auch Kazuha Bescheid wissen, sollte sie sie einweihen. Kamen ihre Gedanken auf ihre Freundin und Leidensgenossin.
 

Wie würde sie sich wohl Heiji gegenüber entscheiden, fragte Ran sich auf dem Rückweg nachdenklich. Ob sie Ähnlich wie sie fühlen würde?

Sollte sie Kazuha davon erzählen?

Sie war froh, dass sie Yusaku hatte mit dem sie hatte darüber sprechen können. Es hatte gut getan mit ihm zu reden und sie wusste auch, dass er weiterhin zuhören würde, würde sie es brauchen. Auch sie würde weiterhin für ihn da sein wegen Yukiko.

Kurz erschien ein flüchtiges, wenn auch trauriges Lächeln auf ihren Lippen. Sie waren Beide schon ein komisches Dou. Sich das Wort Duo auf der Zunge zergehen gelassen musste sie doch amüsiert laut lachen. Es tat gut Jemanden wie ihn an ihrer Seite zu wissen.

Mit ihm war es so viel unkomplizierter als mit ihrem Vater und auch von ihrer Mutter wusste sie konnte sie nicht allzu viel Mitgefühl erwarten. Sie hielten Shinichi Beide für einen Taugenichts. Jeder auf seine eigene Art.

Vor allem wenn sie ihren Eltern nicht die Wahrheit anvertrauen konnte. Auch wenn sie das vielleicht gerne wollen würde.

Sie war sich nicht sicher. Wie auch. Im Grunde wusste sie dass es egal wäre.

Wie bei Yusaku würde es wohl darauf hinauslaufen, dass sie ihren Mund halten würde. Jedenfalls allen Personen betreffend gegenüber die nicht unbedingt eingeweiht werden mussten. Irgendwo konnte sie die Argumentation von Yusaku, und auch irgendwie die von Heiji und selbst Shinichis auf rationaler Ebene doch sehr gut nachvollziehen. Es war wohl wirklich besser niemanden weiter in die Sache mit dieser komischen schwarzen, bösen Organisation hineinzuziehen.

Nur Kazuha, fiel ihre Freundin Kickchens Mutter wieder ein… Was war mit ihr?

Musste sie sie fairerweise einweihen, weil sie als Heijis Lebensgefährtin wie sie selbst ein Recht auf die Wahrheit hatte oder sollte sie ihr wirklich nichts sagen, um sie wie Heiji selbst vor zu viel Wissen zu schützen?

Wollte Kazuha denn beschützt werden?

Oder wollte sie Heiji zurück?
 

Ran fragte sich wie sie selbst zu diesen Fragen stand,

Ja. Sie wollte beschützt werden vor der Organisation, aber sie wollte ebenso das Shinichi vor ihr beschützt war. Sie wollte, dass ihre gemeinsame Tochter vor der Männern in Schwarz sicher war.

Sie wollte weiter gedacht das Yusaku und ihre Eltern sicher waren. Sie dachte an den Professor und an Ai. Nein… jetzt Shiho.

Sie wollte, wenn sie selbst zu sich ehrlich war, dass alle Menschen aus ihrem Umfeld sicher waren. Inklusive auch Sonoko und Aoko.

Und nun da sie ebenfalls eine „Eingeweihte“ war ruhte widerstrebend nun auch die Last des Bescheidwissens auf ihr.
 

Ran hielt überrascht an.

Sie war zurück am Haus. Ohne darauf zu achten wo sie lang gegangen war, war sie wieder hier angekommen.

Hier an dem Ort, an dem sich Alles durch das hier erlangte Wissen unwiederbringlich geändert hatte.

Jetzt war Alles klar!

Aber irgendwie auch wieder nicht. Ran seufzte.

Mit ihrer Hand kramte sie Shinichis Schlüssel hervor, welchen sie mitgenommen hatte, um Yusaku nicht wecken zu müssen. Niedergeschlagen öffnete sie die Haustüre und schloss sie hinter sich ab.

Nur zur Vorsicht dachte sie. Sie fühlte sich irgendwie mit dem Wissen wohler, dass sie abgeschlossen hatte.

Auch wenn sie eigentlich wusste das es absoluter Quatsch war. Würde dieser… wie hieß er gleich… Gin? Unbedingt rein wollen, dann würde er das wohl auch schaffen.

Ran war bei dem Gedanken der letzte Rest ihres Appetites gänzlich vergangen.

Ihr wurde bewusst wie müde sie eigentlich war.

Erneut seufzend zog sie ihren Mantel von den Schultern und hängte diesen neben den von Yusaku.

Den Schlüssel steckte sie zurück in ihre Tasche.

Das getan streifte sie sich die Stiefel von den Füßen. Dabei hielt sie sich mit der einen Hand an der Garderobe fest, um sich daran abzustützen. Müde war es unkoordiniert etwas schwierig das Gleichgewicht zu behalten.

Die Einkäufe noch eben in der Küche abgestellt, machte sie sich gähnend auf den Weg zurück nach oben.

Yusaku schlief ruhig als sie das Schlafzimmer der Eltern ihres Freundes betrat.

Leise schlich sie sich neben ihn zurück ins Bett.

Sie hatte Yukikos Seite wieder allein für sich. Erschöpft wie eine Fledermaus bei Morgengrauen deckte sie sich mit dem freien Teil der Decke zu und schloss erneut, diesmal wohlig eingekuschelt gähnend, ihre Augen…

Liebeskummer

Wenn du dich verfolgt fühlst, doch Niemanden siehst und ein kalter Schauer deinen Körper durchfließt...

Im Licht kannst du ihn sehn. Man kann sich wenden und sich drehen.

Die wahre Bedrohung wird er niemals sein. Sei nicht so ängstlich, er tut dir schon nichts.

Im Grunde bist du es. Nur dein Schattenlicht. Hihihi. Er ist der Schattenmann... Hahaha.

(Titel: Schattenmann , Künstler: Sebastian Hämer, Album: Schattenmann)
 


 

13. Januar (Freitagnacht)
 

Draußen hatte die Dunkelheit zugenommen. Wolken verhangen mittlerweile die zuvor für Ran noch hell funkelnden Sterne am Firmament. Nur ein schwacher Schein gelang noch an den Gardinen vorbei in die Schlafzimmer der zweiten Etage.
 

Die aus Osaka stammende Oberschülerin lag hellwach auf dem Rücken im Bett.

Kazuha konnte immer noch nicht einschlafen. Viel zu sehr machte sie sich Gedanken. Nicht nur wegen Heiji zerbrach sie sich den Kopf. Auch um ihre Freundin, hatte sie begonnen sich allmählich Sorgen zu machen, desto später es wurde.

Es war bereits 2:25 Uhr. Wie ein erneuter Blick auf ihr Handy der Polizeibeamtin im Praktikum klar machte. Und das, obwohl sie Morgen noch einmal zur Arbeit musste und eigentlich ausgeruht sein sollte.

Wo war Ran nur? Warum war sie immer noch nicht nachhause gekommen? Kazuha fragte sich gequält, wo sie nur steckte.
 

Bei Aoko oder Sonoko war sie jedenfalls nicht gewesen. Keine der Beiden hatte seit Tagen von ihr gehört.

Sonoko hatte zuletzt am Mittwoch mit ihr per Handy geschrieben. Das hatte Kazuha erfahren, als sie sie gegen 23:34 Uhr angerufen hatte. Sonoko war zwar verärgert gewesen, weil sie bereits geschlafen hatte, hatte dann aber bereitwillig Auskunft gegeben, als Kazuha ihr den Sachverhalt beschrieben hatte.
 

Das letzte Treffen mit Aoko hingegen war in ihrem Beisein vor zwei Wochen gewesen. Danach hatte sie mit Ran zusammen auf dem Heimweg im Zug neben ihr gesessen und sich mit ihr zusammen überlegt, wie sie Aoko wohl helfen könnten, die wegen Kaito irritiert war. Ähnlich wie auch ihre Freunde war Kaito Aokos Schilderungen nach irgendwie anderes gewesen, als sie es von ihm kannte.

„Es ist, als würde er sich irgendwie … ach ich weiß auch nicht genau … sich irgendwie von mir distanzieren!“, hatte Nakamoris Tochter ihnen ihren Kummer mitgeteilt.

Kaito war im Gegensatz zu Heiji schon immer eher der verschlossene, eigenbrötlerische Typ gewesen. Jedenfalls was sein intimes Innenleben anbelangte. Auch, wenn er nach außen hin stets ausgelassen und galant erschien, er hing wie Shinichi seine Liebesgefühle nicht gerade an die große Glocke. Das wusste nicht nur Aoko, sondern auch ihre Freundinnen mittlerweile.
 

Kazuha musste unweigerlich an ihren Heiji denken. Nein. Momentan zumindest war er nicht ihr Heiji. Wie sie erneut keine andere Wahl hatte, als sich ihre Niederlagen, bezüglich sich mit ihm auszusprechen, seufzend einzugestehen. Und da war er wieder. Dieser Stich, welcher sich erneut tief in ihr Herz bohrte.

Den Schmerz gefühlt, zuckte sie sich auf die Seite umgedreht, zusammen. Wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen: „Heiji“, murmelte sie ihn beim Namen nennend.

Sie wollte ihn wieder haben. Ihr war wirklich buchstäblich zum Heulen zumute. Doch sie riss sich zusammen. Sie wollte nicht weinen. Jedenfalls nicht jetzt.
 

Toyamas Tochter schob die düsteren Gedanken an Hattori beiseite. Wo Ran war, war in diesem Moment jetzt um ein vielfaches wichtiger: „Ran!?“, flüsterte sie verzagt verzweifelt in die Dunkelheit des ihr allzu leer vorkommenden Zimmers.

Sich gerade jetzt besonderes einsam fühlend schaute sie auf das unbenutzte Bett ihrer Freundin gegenüber. Wo konnte sie nur sein?

Aoko hatte leider auch nicht gewusst, wo sie hätte sein können. Wie sie aus ihrer SMS, welche um 0:04 Uhr bei ihr eingegangen war, entnommen hatte.

Kazuha hoffte inständig, dass ihrer Zimmergenossin nichts passiert war. Allmählich gelang es ihr immer weniger die Horrorszenarien, die sich mit immer weiter fortschreitender Stunde immer mehr in ihrem Kopf festsetzten und zunehmend Gestalt, sowie realistische Züge annahmen, unter Kontrolle zuhalten und zu unterdrücken.

Was wenn Ran vielleicht entführt worden war? Oder noch schlimmeres? Ihre Gedanken drifteten erneut zu ihrer Freundin.

Von ihrer Mutter würde Ran die Hölle heiß gemacht bekommen, wenn sie sich traute hier wieder aufzutauchen. Soviel war klar. Arme Ran, dachte sie.

Regungslos und beklommen blieb Kazuha liegen. Sie hatte wirklich Angst um ihre Freundin. Auch ich mache ihr die Hölle heiß, wenn ich sie treffe, beschloss sie mit aufeinander gebissenen Zähnen und den Händen zu Fäusten geballt stumm.
 

Auch Eri konnte nicht schlafen. Sie fragte sich ebenfalls, wo ihre Tochter die ganze Nacht steckte. Sie hatte wirklich kein Verständnis dafür wie ihr Mann, das so gelassen hatte sehen können: „Sie ist bestimmt nur bei irgendeiner Freundin, die sie uns nicht vorgestellt hat und übernachtet dort. Mach dir doch nicht gleich so viele Gedanken. Sie wird schon nicht entführt worden sein“, hatte Kogoro sie zu beruhigen versucht, als sie zu Bett gegangen waren.
 

Im Gegensatz zu ihm konnte sie nicht einfach so schlafen. Sie glaubte zwar auch nicht wirklich, dass Ran etwas Ernsthaftes passiert war, aber typisch war es für ihre Tochter nun mal nicht einfach über Nacht auszubleiben, ohne zuvor mitgeteilt zu haben, wo sie sich aufhielt. Vielleicht war sie ja wirklich bei Sonoko oder dieser Aoko, überlegte sie.

Zu allem Überfluss hörte die Anwältin erneut in der Dunkelheit des Schlafzimmers das dröhnende Schnarchen ihres Ehemannes.

Davon maßlos genervt zog sie sich das Kopfkissen enger, um den Krach zu mildern, welcher in ihren Ohren widerhallte. Diese Eigenschaft hasste sie wirklich an ihrem Mann. Eri wusste wirklich nicht, was schlimmer war Kogoros Schnarchen wie ein Holzfäller oder das sie nicht wusste, wo sich ihre Tochter aufhielt.

Vielleicht war sie ja spontan auf Shinichi getroffen? Wenn ja, so hoffte sie, dass Ran ihm gehörig die Leviten las. Wie auch immer … Sie spürte, wie ihre Lieder schwerer wurden. Zwar war Akamaru mittlerweile, was die Nächte betraf ziemlich umgänglich, aber trotzdem …, wenn das Baby schlief, taten auch seine Eltern gut dran zu schlafen.

Was Eri auch kurzum beschloss jetzt auch einfach zu machen. Schließlich musste sie bereits zeitig in der Kanzlei sein. Mit Ran war schon alles in Ordnung, sagte sie sich entschlossen.

Auch wenn das keinen Abbruch daran tat, dass sie ihr schon sagen würde, was sie davon hielt. Aber nun … Eri gähnte. Das musste wirklich bis Morgen warten.
 

Nichts von alledem ahnend konnte auch Heiji nicht mehr schlafen. Ihm ging es keinen Deut besser. Wie seine Ex-Freundin war er nicht in der Verfassung dazu. Auch er machte sich Sorgen. Allerdings aus anderen Gründen.

Zunächst hatte er am Abend wach gelegen, bis er schließlich doch eingeschlafen und nach einem Alptraum aus dem Schlaf hochgeschreckt war. Seitdem hatte auch er kein Auge mehr zugetan.
 

Ohne es zu ahnen, lag er wie Kazuha wach mit Blick auf das leere Bett, welches auch in seinem Zimmer stand. Er hoffte wirklich, dass es Shinichi gut ging, dass er wieder nachhause kam und sie sich vertrugen.

Hoffentlich konnten sie sich aussprechen, wenn das schon mit Kazuha nicht möglich war. Was er insgeheim zutiefst bedauerte. Aber es war besser so, machte er sich mit deutlichem Nachdruck klar. Er verbat sich weiterhin strikt auch nur eine Spur von Schwäche seiner Ex-Freundin gegenüber zu zeigen. Er rückte keinen Zentimeter von seinem felsenfesten Entschluss ab.

Auch wenn es ihm, wie jedes Mal, wenn er jetzt auch nur daran dachte, erneut das Herz zerriss.

Es musste Shinichi ganz genauso Scheiße gehen wie ihm, dachte er. Wenn er sich nicht noch viel schlimmer fühlte, als er selbst.
 

Der Sohn des Polizeipräsidenten aus Osaka seufzte schwer.

Für einen Moment erwog er seinen Vater anzurufen und doch kleinlaut um Hilfe zu bitten. Doch genauso schnell verwarf er diesen Gedanken auch wieder.

Er wollte nun mal keine besserwisserischen Ratschläge, die er von seinem Vater garantiert zuhören bekommen hätte. Ganz von der Predigt abgesehen was er sich nur dabei dachte so verantwortungslos zu sein.

Heizo hatte es schließlich generell noch nie gerne gesehen, wenn er sich aus väterlicher Sicht gesehen unvorsichtig oder allzu voreilig verhalten hatte.

Aber nun musste Heiji sich selbst gegenüber eingestehen, hatte er immer so gehandelt. Nie hatte er sein zuweilen hitziges und spontanes Temperament und seine große Neugier, sowie seine große Klappe jemals infrage gestellt.

Bis jetzt jedenfalls! Jetzt lag der Oberschüler aus Osaka wach und war bleich, wie die Wand neben der er auf dem Laken unter der Decke zugedeckt lag.

Jetzt kam er nicht mehr umhin, als sich zu fragen, ob er nicht allzu unbedacht gehandelt und die Dinge zu leichtfertig angegangen war.

Er kam bei all seinem Grübeln darüber zu dem Schluss, dass es so war! Die Erkenntnis schmerzte ihn. Sein Verhalten hatte ihn nicht nur unwiderruflich Kazuha gekostet, sondern jetzt vielleicht auch noch seinen Freund.
 

Shinichi, dachte Heiji traurig, sobald es ihm gelungen war, hart geschluckt, den Gedanken an die Oberschülerin, die er heimlich immer noch liebte, von sich zuschieben. Was sollte er nur tun, um diese Misere irgendwie zu verbessern? Es war doch alles einfach nur …

″Argh!″, aufgebracht schlug er in seiner ohnmächtigen Wut mit der Faust feste auf den Teil des Kissens neben seinem Kopf. Er hatte den Impuls aus dem Bett zuspringen, bevor er doch bewegungslos darin liegen blieb.

Er hätte Kaito anrufen können. Seid sie einander, von ihren Freundinnen, damals vorgestellt worden waren als Heiji Hattori und Kaito Kuroba, als zwei ganz normale Oberschüler und beide nur als die Freunde ihrer Freundinnen, hatte sich ihre freundschaftliche Bindung immer weiter verbessert.

Davon abgesehen, dass sie eigentlich von Berufswegen natürliche Gegner waren, sahen sie das mittlerweile privat gelassen.

Selbst Shinichi hatte kein echtes Problem damit. Mit der Zeit war das Band zwischen ihnen dreien auch allmählich enger geworden.

Ran, Kazuha und Aoko hatten ihnen auf ihre unbekümmerte Art ganz einfach vorgelebt, dass auch für sie einfach nur Freunde sein trotz Allem möglich war.
 

Und da war auch noch die Sache, dass auch Kaito wegen der Organisation nun ebenfalls in den Fall mit den Männern in Schwarz verwickelt worden war. Was bedeutete, dass sie zumindest einen übergeordneten Feind gemeinsam hatten.

Zwar hatte er wie auch Kaito Wodka oder gar Gin noch nie persönlich gegenübergestanden, dafür aber Shiho. Sie sprach nicht mehr mit ihm. Was Heiji ebenfalls bekümmerte. Nicht mal sie konnte er anrufen um sich auszuheulen.

Denn danach war ihm. Auch wenn es mehr als unmännlich empfand und es offen auch nie zugeben hätte: Er fühlte so. Und Shihos Schwester Akemi und Chiyoko… wie das geendet hatte…
 

Heiji erging es wie Ran Stunden zuvor.

Er schüttelte seine Gänsehaut energisch ab. Auch er wollte sich nicht weiter darüber den Kopf zerbrechen. Auch er war müde, wenn auch mehr im geräderten Sinn.

Ihm viel es wesentlich schwerer das Ganze restlos abzuschütteln.

Nicht mal für den Moment wollte es ihm so recht gelingen. Er kam einfach nicht dazu sich selbst abzulenken, weil er immer wieder das letzte Bild seines Traumes vor Augen hatte, wie er zusammen mit Kaito Shinichi in der kleinen Gestalt von Conan nur noch in einer Blutlache hatte vorfinden können. Nachdem sie ihn gemeinsam gefühlt stundenlang gesucht hatten.

Einige Meter von ihnen entfernen hatte ein schwarzer Schatten mit Umhang gestanden. Dessen lange Haare hatten sich vom Wind bewegt. Heiji wusste zudem noch, dass es kalt gewesen war. Entsetzt hatte er in die gefährlichen funkelnden Augen und das dreckige Grinsen gesehen.

Wo Shiho, Kazuha oder auch Ran waren, hatte keiner von ihnen gewusst.

Erneut schüttelte es ihn bei der Erinnerung. Eiskalt lief es ihm den Rücken herunter.

Er war froh, als nach der schier ihm endlos vorgekommenen restlichen Nacht endlich sein Wecker schellte und er aufstehen konnte.
 

Wie ihm erging es auch Kazuha, die sich ebenfalls wie er immer noch mit einem mehr als beklommenen Gefühl langsam und zögerlich aus ihrer Bettdecke schälte.

Die kühlere Temperatur des Zimmers brachte auch sie kurz dazu zu schaudern.

Getrennt von ihrem Ex, machte auch sie sich ohne etwas gefrühstückt zu haben, fünfzehn Minuten später auf den Weg zur Arbeit.
 

Heiji hatte hingegen, noch träger als sie, nicht mal knappe zehn Minuten gebraucht. Er hatte kaum Hunger. Bedrückt hatte er nur einen Schluck aus dem Wasserharn in der Küche getrunken. Dann hatte er wie auch sie nur eine Kleinigkeit als Bento zusammengeklaubt und sich ebenso deprimiert wie sie auf den Weg ins Revier gemacht. Das konnte ja heiter werden, dachte er genervt an die Standpauke seiner Kollegen von Gestern zurück. Man war das ätzend, dachte er weitergehend die Straße überquerend.

Er bog auf die nächste Straße ein. Nun war er fast am Präsidium. Wieder so ein eintöniger Tag, dachte er seufzend, das große Gebäude betretend.
 

Eri hatte eine Stunde nach den beiden Teenagern das Haus ebenfalls verlassen, ohne ihre Tochter zuvor gesprochen zu haben.

Wie auch Kazuha hatte sie ihr noch einmal eine Nachricht auf Band gesprochen.

Während die Anwältin sich gleich in die Unterlagen ihres ersten heutigen Falles einlas, waren sowohl Kazuha, als auch Heiji viel zu früh dran. Keinem der Beiden blieb etwas anderes übrig, als noch eine Runde um den Block zu drehen an diesem nebeligen und eisigen Morgen von nur knappen fünf Grad.
 

Im Hause Kudo (13. Januar, Freitagmorgen)
 

Ran wurde durch ihr eigenes Magengrummeln geweckt. Als sie noch müde spontan grummelte, öffnete sie ihre Augen.

Zunächst wusste sie nicht so recht, wo sie sich befand. Sie lag nicht in ihrem Bett und ihr Zimmer war das auch nicht.

Erst als sie sich behutsam gähnend aufsetze, fiel es ihr wieder ein. Sie hatte Yusaku, welcher fest schlief, neben sich entdeckt.

Oh, seufzte sie tonlos: „Ach ja…“, sprach sie es sich selbst gegenüber laut aus.
 

Ihre Erinnerungen waren mit einem Schlag wieder da.

Rans Magen zog sich krampfartig zusammen. Sie und er hatten sich gestern hier verkrochen.

Er um Yukiko zu vergessen und sie… Auch sie hatte sich hier vor der Realität verstecken wollen. Bei ihm. Dem Vater ihres zurzeit abwesenden Ex-Freundes und zugleich besten Freundes.

Mit einem traurigen Lächeln bedachte Ran den leise, aber ruhig atmenden Mann neben sich. Wenigstens schien er einen friedlichen Schlaf zu haben. Sie wusste, dass er unter der ganzen Situation mit seinem Sohn und vor allem seiner Noch-Frau litt.

Wie sie selbst hatte er Liebeskummer. Ran nahm sogar insgeheim an, dass es ihm schlimmer ging, als ihr selbst. Deshalb war sie auch sehr froh, dass er, da er schlief, den traurigen Tatsachen noch, wenn auch nur eine kleine Weile länger, entgehen konnte.

Weswegen sie den kurz aufgekommenen Gedanken ihn zu wecken und ihm Frühstück ans Bett zu bringen sofort wieder verwarf. Er sollte ihrer Meinung nach ruhig noch etwas weiter schlafen. Sie freute sich insgeheim für ihn und gönnte es ihm.

Zudem hatte sie nach wie vor den Eindruck, dass er auch immer noch erkältet war. Was ein zusätzlicher Grund für sie war ihn vorerst ganz in Ruhe zu lassen. Er konnte auch später noch etwas essen. Das Frühstück lief schließlich nicht weg.
 

Vielleicht hatte er gar keinen Appetit? Sie wollte versuchen ihm was Leckeres zu zaubern. Doch bei dem Gedanken an Essen hatte sie hingegen keine andere Wahl mehr. Sie seufzte bedauernd.

Gerne wäre auch sie noch etwas länger liegen geblieben. Sie richtete sich weiter auf und schlug den Teil ihrer Decke zur Seite, um sich bis ans Ende der Matratze vorgearbeitet, mühevoll aufzustehen.

Kickchen ließ sie durch einen für ihren Geschmack zu festen Tritt wissen, dass auch ihre ungeborene Tochter wach war.

Reflexartig fasste sie sich an den Bauch und beschwerte sich leise bei ihrem Kind: „Hey, kannst du nicht Rücksicht nehmen? Sonst veranlasse ich, dass du vorzeitig ausziehen musst, hast du verstanden!“

Doch ein paar Schritte gelaufen konnte sie ihrer Tochter nicht wirklich lange böse sein. Sie konnte sie schließlich verstehen. Wie sie musste auch sie überaus hungrig sein.

Ran bereute entschieden, dass sie gestern doch einfach ohne etwas gegessen zu haben einfach ins Bett gegangen war. Ihr war wirklich schier schlecht vor Hunger. Ran bezweifelte ernsthaft, dass ihr jemals, abgesehen von ihren ersten Schwangerschaftsmonaten, so übel gewesen war.
 

Auf dem Polizeipräsidium
 

Endlich war es soweit, dass Dienstbeginn war. Wie auch seine Ex hatte er draußen auf seiner extra Runde gefroren.

Heijis Blick sprach Bände, als er sie die Treppe hochkommen sah: Sprech mich bloß nicht an!

„Keine Sorge“, blaffte Kazuha ihn dagegen verbal an: „Das habe ich ganz sicher nicht vor. Ich laufe dir bestimmt nicht weiter hinterher!“ Sie machte auf dem Absatz kehrt

und ging selbstbewusster davon, als sie tatsächlich war.

Auch wenn sie durch seine andauernde Ablehnung erneut schwer gekränkt war, sie wollte ihm das sicherlich nicht auch noch auf die Nase binden.

„Das kommt mir ja gelegen“, konterte er bitter, wenn auch weniger laut als sie. Er war sich nicht sicher, ob Kazuha ihn noch gehört hatte. Aber ihm war es egal, sollte er nur mit sich selbst gesprochen haben. Es war das gewesen was ihm durch den Kopf gegangen war.

Auch wenn Heiji seiner Meinung nach darüber erleichtert sein sollte und es auch war, war es auch irgendwie wieder nicht.
 

Resigniert seufzend begab er sich, hinter ihr her, in das Großraumbüro auf seinen Platz. Hoffentlich ließen ihn die Anderen heute in Ruhe. Obwohl ihn die Arbeit heute nicht im geringsten interessierte, bemühte er sich um kein Aufsehen bei seinen Kollegen zu erregen wenigstens darum so zu tun, als würde er sich mit den nun vor sich aufgeschlagenen Akten beschäftigen.

Wenn er sich nicht selbst weiter wegen Kazuha fertig machte, die ihm auch ohne das er zu ihr herübersah, weiter im Kopf herum spuckte, dann könnte es sehr gut möglich sein das Shiratori im Verbund mit dem stets bestätigend nickenden Takagi im Schlepptau mit Yumi und Chiba auftauchen und das übernehmen würde.
 

Was musste Yumi auch immer in ihrer Mittagspause bei den Männern herumhängen? Seitdem ihre Freundin Sato wegen des Babys noch freihatte, hatte sie sich an die Polizeibeamten geheftet.
 

Shiratori war zuweilen der Einzige außer Heiji selbst, dem Yumi mit ihrer Sonoko-Art die sie zuweilen vermochte an den Tag zu legen, doch zumindest zeitweise nervte.

Shiratori war allgemein in letzter Zeit nur während seiner aktiven Dienstzeit geistig anwesend.

In den Pausenzeiten hatte er vermehrt begonnen sich von den anderen abzusetzen.

Heiji hatte den Eindruck das ihn etwas beschäftigte, da er aber mit seinen eigenen Problemen vordergründig Kazuha auf Distanz halten, beschäftigt gewesen war, hatte er sich für dessen Belange nicht weiter interessiert.

Es sei denn als er ihn, aber auch nur einmal noch, wegen Yusaku angesprochen hatte, weil dieser sich bei ihm nicht gemeldet hatte.
 

Takagi hingegen war zusammen mit Chiba stets, schon beinahe ekelhaft, guter Dinge seit er Vater geworden war. Unentwegt erwähnte er mehrfach täglich, wenn man wie Heiji nicht bewusst irgendwann weghörte, wie toll es doch war Vater zu sein. Wie toll das Baby war und was für eine fantastische Mutter Sato doch geworden war: „Häuslich, aber trotzdem immer noch sie selbst“, hatte er erst letzte Woche mit ihr geprallt.

Heiji konnte mittlerweile jedes derartige Lob in Gedanken mitsprechen.

Denn um sich von seiner eigenen fehlenden Beziehung abzulenken hatte er tatsächlich, wenn auch nur für einen sehr kurzen Zeitraum, versucht sich von Takagi ablenken zu lassen. Was natürlich kläglich hatte scheitern müssen. Soviel Glück, da konnte man sich ja nur abwenden.
 

Wenn die Polizeibeamten vorhatten ihre Vorträge von gestern in die nächste Runde von wegen er solle Kazuha nicht so vergraulen einläuten wollten, dann so beschloss er entschlossen, er würde sich krankmelden.

Und naja… Gut fühlte er sich wirklich nicht. Allerdings nicht auf diese Weise, die eine Krankmeldung im eigentlichen Sinne rechtfertigte.

Aber sollten sie wieder mit dem Thema kommen… Er würde es tun!
 

Nu ja,… das immerhin einzig Gute: Seit letzter Woche war Megure nach seinem, wenn auch nicht allzu schweren, Herzinfarkt auf seinen Chefposten im Polizeirevier zurückgekehrt und hatte wieder das Regiment übernommen.

Er stand auf dem Standpunkt, dass er die Reha absolviert hatte und wieder fast, so drückte er sich aus: „Wie neu war.“

Wenn auch zum Leidwesen seiner Frau, die ihn eindringlich am ersten Arbeitstag aufgesucht hatte, um nach ihm zu sehen, ihm sein vergessenes Mittagessen nachzutragen und ihn auf klassische Weise stilvoll daran zu erinnern, dass er eben:

„Nur fast wie Neu sei“ und sich doch noch schonen müsse. Wolle er nicht gleich wieder im Krankenhaus enden.

Insgeheim hatte sie sich mit seinem Vorschlag wieder zu arbeiten nur angefreundet, weil er ihr mit seiner mittlerweile permanenten Langeweile auf den Zeiger gegangen war. Somit war sie froh, dass sie ihn nun wieder stundenweise los war und zu Hause ihre Ruhe hatte. Auch wenn sie natürlich nicht wollte, dass er sich überarbeitete und einen weiteren Infarkt bekam.

Nun sie hatten sich so geeinigt, dass Megure langsam machen würde und sie ihm dafür nicht besorgt hinterher telefonieren würde fünfmal am Tag. Das wiederum so hatte er festgestellt: „Würde sein Herz tatsächlich zum Stottern bringen.“

So hatten beide es einvernehmlich beim Abendbrot vor einigen Wochen entschieden sich auf dreimal am Tag zu einigen: Morgens, mittags und noch einmal kurz vor Feierabend. In einer Ehe müssen Ehepartner zuweilen schließlich beide kompromissbereit sein und auch verhandeln können.
 

Heiji wusste das deshalb so genau, weil insgeheim getratscht worden war. Für ihn selbst war Megures Rückkehr insoweit gut, dass er zum einen dessen Stellvertreter nicht sonderlich mochte und zum anderen, weil der Inspektor es vermochte ihn so mit Arbeit zu überhäufen, dass er tatsächlich dadurch abgelenkt nicht zum Nachdenken kam: „Hier werden keine Maulaffenfeil gehalten!“, hatte er ihm gleich an seinem ersten Tag die Leviten gelesen, nach einer Auseinandersetzung die er mit Kazuha nur auf nonverbale Weise ausgetragen hatte.

Was weniger angenehm gewesen war, dass auch ihm nicht entgangen war, dass Heiji unkonzentrierter und gereizter und auch irgendwie traurig gewesen war.

Nur hatte Megure wenigstens nur einmal versucht, wenn auch gerade zu väterlich, nachzufragen was los war.
 

Erst hatte er befürchtet, er würde seinen Vater informieren. Aber das hatte er wohl nicht getan. Sonst hätte dieser sich wohl bereits längst gemeldet. Oder wenn nicht er persönlich, dann doch zumindest Otaki in seinem Namen.
 

Im Hause Kudo
 

Aber nicht nur der Hunger lag Ran schwer im Magen, wie sie das Zimmer verlassen feststellen musste. Die Sache mit dem Vater ihrer Tochter und das ganze Drumherum lagen ihr zudem auch wie ein Zentner Steine.

Sie erinnerte sich wage über den Flur gehend daran, dass sie sich gestern irgendwie emotional noch wesentlich stabiler gefühlt hatte.

Klar auch gestern hatte der erste Schock es in sich, aber dann hatte sie sich doch gefasst gehabt.

Umso verwirrter war sie nun die Treppe nehmend über sich selbst: Warum fühlte sie sich nur, als habe man ihr den Boden unter den Füßen weggerissen?

Ran konnte es immer noch nicht verstehen, als sie sich unten in der Küche ihre aus dem 24Stundensupermarkt mitgebrachte Instand-Nudelsuppe in der Mikrowelle erwärmte.
 

Für einen irrwitzigen Moment wunderte sie sich darüber überhaupt Strom zu haben, aber sie konnte sich die Antwort selbst geben. Keiner der Beiden weder Shinichi noch Yusaku mussten den Dauerauftrag die Stromrechnung betreffend storniert haben.

Wahrscheinlich war es sein Vater, der nach wie vor bezahlte: Wie konnten sie nur so unvorsichtig sein!? Wer von der Organisation hätte doch nur mal herkommen müssen, um zu bemerken, dass es hier Strom gab.

Wie leichtsinnig! Dachte sie, als ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg.

Auch wenn sie sich denken konnte, warum Yusaku den Strom nicht hatte abstellen lassen. Shinichi war schließlich, wenn er doch mal groß gewesen war, hierhin zurückgekehrt. Er hatte sie schließlich auch mal selbst- ganz zu Anfang-

ins Haus immerhin bis in den Flur kommen lassen.

Er selbst hatte wohl auf der Treppe gestanden. Damals war es ebenfalls Winter gewesen. Allerdings war das Licht nicht eingeschaltet gewesen.

Erneut überkamen sie Erinnerungen an das Schulfest: „Schwarzer Ritter“, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen aufgewühlt und aufgebracht hervor: „Von wegen!“

Mit dem Gedanken an Shinichi verzog sich Rans Gesicht zu einer bitteren, wutverzerrten Miene.
 

Erneut hatte sich ihre Magengegend dermaßen zusammengezogen, dass sie sich am liebsten übergeben hätte. Was sie augenblicklich auch tat. Kurzum die Spüle dafür benutzt spülte sie wenige Augenblicke später den leeren Mageninhalt durch den

Siphon hinunter.

Sobald sie mehrmals tief durchgeatmet ihren Brechreiz soweit unter Kontrolle hatte, dass sie sicher war, dass nichts mehr hinterherkam, spülte Ran sich über das Becken gelehnt den Mund mit dem Wasser aus dem Wasserharn aus.

Doch statt einer Erleichterung stellte sie fest, dass das Leitungswasser ekelig schmeckte. Sie war sich nicht sicher, ob es an dem Nachgeschmack des Erbrochenen lag oder daran, dass die Leitung wohl ewig nicht mehr benutzt worden war.

Wenn einer von der Organisation daraus trinkt, dann wird er sich sicher sein, dass hier Niemand mehr wohnt, dachte sie sarkastisch.
 

Mit fest aufeinander gepressten Lippen nahm Kickchens Mutter knapp eine Minute später die Fertigmahlzeit bereits heraus und knallte lauter als beabsichtigt die Klappe zu.

Sie hielt es einfach nicht mehr länger aus. Sie musste etwas essen. Jetzt! Dringend! Bevor sie ohnmächtig umkippte.

Egal ob die Suppe fertig war oder nicht. Trotz, dass die Nudeln noch halb roh waren, schlang sie die ersten Bissen nur so herunter. Nur mit dem Erfolg sich gleich noch einmal erbrechen zu müssen.
 

Tränen der Frustration vor allem über ihre aktuelle Situation kullerten über Rans Wagen. Zwischen den Zähnen zusammengepresst, sich immer noch über das Spülbecken gebeugt, verfluchte Ran den Vater ihrer Tochter: „Verdammt Shinichi! Dieser Idiot. Du Arschloch!“, haute sie mit der Faust auf die Arbeitsplatte.

Sobald Shinichis Ex-Freundin nicht mehr das akute Gefühl hatte, sich weiter übergeben zu müssen, betätigte sie erneut den Wasserhahn. Schnell drehte sie diesen zu, bevor ihre zitternden Beine nachgeben konnten.
 

Mit Bedacht ließ die werdende Mami sich auf den Küchenboden sinken. Aber nicht nur ihre Beine hatten ihr den Halt versagt. Auch ihr Kreislauf schien ihr einen gehörigen Streich zu spielen. Sie zitterte am ganzen Körper. Trotz, dass ihr noch immer

Speiübel war ließ sie ihren Zusammenbruch hilflos über sich geschehen.

Ran konnte es sich selbst nicht erklären. Was ist nur los mit mir? fragte sie sich selbst verwirrt.

Warum ging es ihr denn jetzt auf einmal nur so schlecht? Sie wusste nicht, ob es davon kam, dass sie einfach halt nur nichts gegessen hatte oder… oder…

Sie konnte gar nicht mehr aufhören. Tränen liefen ihr ununterbrochen und unaufhaltsam übers Gesicht. Sie wollte diese Gefühle nicht haben. Sie wollte weder die Angst noch die Wut noch den Schmerz spüren.

Sie hatte nicht mit dem Aufbrechen solch starker Emotionen und ihrer noch heftigeren Reaktionen darauf gerechnet. „Shinichi!?“, konnte sie nur fassungslos vor sich hin stammeln. Wo zum Teufel war nur ihre ganze Selbstbeherrschung hin!?

Wo war ihre ganze Zuversicht von gestern Nacht? Warum? fragte sie sich kleinlaut.

Sie hatte einen regelrechten Weinkrampf. So sehr Ran auch versuchte sich wieder einzukriegen gelang es ihr nicht.
 

Ran kochte vor Wut, war maßlos enttäuscht, schier verzweifelt und hatte regelrechte Panik.

Am liebsten wäre sie zu Yusaku zurückgestürmt, hätte ihn geweckt und sich in seine starken, väterlichen Arme geworfen und ihn tröstend auf sie einreden lassen, bis sie sich beruhigen könnte.

Aber nein! Das konnte sie doch nicht tun? Oder? Nein! Sie wollte ihn nicht auch noch damit behelligen. Sie wollte ihn absolut nicht wecken.

Es musste ihr doch selbst irgendwie gelingen sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Irgendwie…

Ran wurde von einer erneuten, bebenden Welle überrollt, welche sie erneut mit heftigem Schluchzen und Weinen quittierte.

Jedes Mal, wenn sie glaubte, es würde besser, wurde sie von Neuem erfasst, sodass sie schier das grässliche Gefühl bekam, unter ihren Tränen ersticken zu müssen. Letztlich gab sie schließlich auf und ergab sich. Unter weiterem Weinen, Schluchzten und Beben wurde sie von Hustenanfällen geschüttelt.
 

Erst nach etwa 15 Minuten ebbten ihre Gefühle langsam auf ein immer erträglicheres Maß ab.

Rans Atemzüge wurden endlich allmählich ruhiger. Erst mit der sich zunehmend einstellenden Mattigkeit nahm sie wahr, dass sie immer noch mit Rückgrat und Hinterkopf an der Küchenzeile an dessen Holz lehnte.

Die Kühle der Fliesen unter ihrem Po fühlte sich angenehm an.

Innerlich nun ruhiger schloss sie die Augen.

Wo vorhin noch in ihrem Inneren die zahllosen Emotionen getobt hatten, war nun nichts. Nichts weiter mehr als nur noch ein Gefühl der Leere. Es fühlte sich beruhigend und zugleich irgendwie fremdartig an.

Nach wie vor begriff Kazuhas Freundin nicht was das gewesen war geschweige denn wie ihr das hatte von jetzt auf gleich passieren können.

Es hatte keinerlei Ankündigung für ihren Gefühlsausbruch gegeben. Ganz im Gegenteil. Sie war von sich selbst hinterrücks einfach überfallen worden.

Ob es an ihrer Schwangerschaft lag? versuchte Ran es sich selbst zu erklären: Oder hatte sie einen zeitverzögerten Schock? Sie hatte sowas manchmal bei einer Mordfallaufklärung gesehen, dass Menschen im wahrsten Sinne urplötzlich zusammengebrochen waren.

Sie wusste auch ungefähr, wie sowas psychologisch zustande kam. Jedenfalls so pi mal Daumen, sinnierte sie weiter.

Aber hatte sie denn auch sowas? War das für sie immer noch verwirrend!

Sie hatte gestern doch alles ganz gut gepackt, wie sie selbst mit sich zufrieden und auch eigentlich von sich überzeugt nach wie vor fand.

Jedenfalls hatte sie nach der ersten Zeit nicht das Gefühl neben sich gestanden zu haben. Ganz im Gegenteil. Eigentlich war sie doch ganz rational an die Sache herangegangen. Jedenfalls wusste Ran, als sie ins Bett gegangen war, noch ziemlich genau, war sie den Umständen entsprechend doch ganz zuversichtlich gewesen.

Was war das nur? Stellte sie sich, immer noch über sich selbst ratlos, die Frage an sich selbst. Sie hatte wirklich nicht den Eindruck gehabt unter Schock gestanden zu haben. Aber vielleicht konnte man das ja selbst auch gar nicht merken? überlegte sie weiter.

Sie würde es recherchieren oder Yusaku fragen müssen entschied sie letztlich.
 

Zerknirscht ihren übermächtigen Hunger erneut mit einer so plötzlichen Heftigkeit spürend, dass es Ran glatt von den Füßen gezogen hätte, wenn sie nicht eh bereits säße, griff sie mit der Hand tastend nach oben. Die Suppe gefunden, nahm sie diese zu sich herunter.

Da es ihr an körperlicher Kraft mangelte und sie sich auch zu unsicher war aufzustehen, hatte sie keine Gelegenheit die Nudeln erneut in die Mikrowelle zu stellen. Sie musste sie kalt essen. Was in Anbetracht der Umstände okay für die werdende Mami war. Bedeutend vorsichtiger, gar übervorsichtig aß Ran sehr langsam und zögerlich, bis sie erleichtert bemerkte, dass die Nudeln diesmal drin blieben und sie keinen erneuten Brechreiz verspürte.
 

Erst als sie schon halb aufgegessen hatte, wurde sie mutiger und traute sich größere Bissen zu. Letztlich hatte sie die letzte Nudel verspeist.

Es war wirklich nichts mehr, wie es war.

Kickchens Mutter musste erkennen, dass sich ihre komplette Weltsicht um hundertachtzig Grad gedreht hatte.

Es war schier ein Wunder, dass Yusaku nichts gehört hatte und doch heruntergekommen war, dachte sie nun. Sie war schließlich wie sie sich denken konnte in ihrer

Heul-Panikattacke nicht gerade leise gewesen.

Was für sie ein Zeichen dafür war, wie erschöpft wohl auch Yusaku war.

Obwohl auch sie jetzt maßlos erschöpft war, war in ihr der Entschluss gereift, dass es so besser war. Nun war sie froh, dass sie es immerhin geschafft hatte sich soweit unter Kontrolle zu halten, dass sie nicht wie ein kleines, verängstigtes Kind zu ihm gerannt war.
 

Mittlerweile weitere 15 Minuten später traute sie sich auch sich behutsam an dem Küchenschrank langsam hochzuziehen und ihre steifen Knie durchzustrecken, um aufstehen zu können.

Leicht schwindelig hielt sie sich an der Theke fest. Unschlüssig was sie nun tun sollte blieb sie halb daran gelehnt stehen.

Sie war müde! Zu Yusaku ins Bett wollte sie jedoch nicht zurück. Sie traute sich zudem das Erklimmen der Treppe nicht wirklich zu. Zu stürzen hätte ihr und sicher auch ihm gerade noch gefehlt.

So schaute sie sich kurz überlegend um, bis sie sich entschied sich ausgestreckt auf die Couch im Wohnzimmer zu legen…
 

Auf dem Polizeirevier (Vormittag)
 

Heiji schaute von seinen Unterlagen auf aus dem Fenster. Er seufzte.

Wenn er ehrlich war: Er vermisste Otaki. Sogar ziemlich! Wie gerne wäre er bei ihm in Osaka und würde Ermittlungen in seiner Begleitung auf eigene Faust durchführen.

Heiji musste zugeben, dass er sich gründlich geirrt hatte. Die alltägliche Routine ohne spannende Fälle, nur Akten durchgehen, wenn es hoch kam Zeugenaufnahmen aufnehmen und beratende Funktionen hauptsächlich zu übernehmen waren nicht wirklich sein Ding.

Ihm war das Ganze viel zu trocken! Es fehlte die Spannung. Um es in einem Wort auszudrücken, die Arbeit auf dem Revier langweilte ihn von Tag zu Tag mehr.

Sie war ihm schlichtweg zu trist.

Eine weitere Seite desinteressiert überfliegen sah er tief in seinem Inneren ein, dass er nun mal ein Privatdetektiv war. Kein Beamter! Als Privatdetektiv konnte er immerhin selbst über die Fälle entschieden, die er annahm und war zugleich auch sein eigener Herr. Geschweige denn jemandem wie Megure oder Shiratori, dem er zurzeit direkt unterstellt war, untergeben.
 

Was für ein Mist! Heiji warf den Kugelschreiber zur Seite.

Er starrte deprimiert und frustriert schon wieder aus dem Fenster: Wenn doch schon Mai wäre oder wenigstens April, dann wäre er wieder in Osaka. Zurück zu Hause, dachte er. Warum vermisste er ausgerechnet jetzt das Essen seiner Mutter?

Wohl, weil er nun doch Hunger hatte. Eine Sache die er ebenfalls bereute: Er hätte frühstücken sollen. Er kramte in seiner Tasche. Lustlos aß er das Bento bereits vor der Mittagspause.

Es war gerade mal 10:14 Uhr. Es war ihm egal.
 

Was ihm nicht egal war und ihn zudem mehr als nur traurig stimmte war, als ihm die Tatsache bewusst wurde, dass Shinichi und auch Kaito in Tokio lebten.

Wäre er wieder zurück in Osaka wären sie doch ziemlich weit auseinander und könnten sich wesentlich weniger sehen.

Ihm verging der Appetit wieder. Niedergeschlagen legte er das Essen zurück und widmete sich nun doch notgedrungen, alleine um einen erneuten Ablenkungsversuch zu starten, seiner lesenden Tätigkeit.
 

Um sich wenigstens etwas die Beine zu vertreten dachte er im Stillen:

Nun… den langen Flur seines Arbeitsbereiches entlang gehend.

Er benötigte einen zweiten Ordner, welchen er aus dem Regal hatte nehmen müssen: Einen Mordfall brauchte er nicht unbedingt. Nicht nach dem Alptraum von letzter Nacht. Aber vielleicht so ein kleiner Überfall ohne Verletzte vielleicht oder von ihm aus auch ein Fahrraddiebstahl?

Alles war besser als schon wieder der Berg Akten vor ihm. Er schaute raus in den Restnebel dieses Wintermorgens, bevor er sich mit einem weiteren, diesmal schweren, seufzten auf seinen Bürostuhl zurück sinken ließ, um die Akten miteinander abzugleichen.
 

Und da war sie wieder.

Kazuha.

In seinen Gedanken. Er hatte aus den Augenwinkeln registriert, wie sie ihn beobachtet hatte.

Natürlich hatte sie sofort weggesehen, als ihr klar geworden war das er es bemerkt hatte.

Er seufzte erneut schwer. Wieder niedergeschlagen.

Er schüttelte den Kopf. Das war ein zu unangenehmes Gefühl um sich damit zu beschäftigen.

Dann doch lieber der langweilige Papierkram. So beugte er sich vor um weiterzulesen. Da wie Heiji bereits erwartet hatte ihn die Unterlagen nicht fesseln konnten, fiel ihm neben seinem Liebeskummer auch noch der Alptraum erneut wieder ein. Er schüttelte sich nur bei dem bloßen Gedanken daran.
 

Als wäre das nicht schon genug gewesen, spürte er aus dem Nichts auch noch sein Handy vibrieren. Wer war das denn jetzt?

Hoffnungsvoll holte er es so unauffällig wie möglich aus seiner linken hinteren Hosentasche heraus: Vielleicht eine Nachricht von Shinichi?

Seine Enttäuschung wäre ihm anzusehen gewesen. Zu seinem großen Glück hatte keiner der Anwesenden des Großraumbüros in diesem Moment hin gesehen.
 

Es war nur Kaito, welcher im Geschichtsunterricht saß und sich gelangweilt hatte:

10:29Uhr: Hey, wie geht`s?
 

Heiji antwortete ihm:

10:30 Uhr: Ich hasse mein Leben!
 

Kaito, schrieb interessiert gleich zurück.

10:31: Warum? Liebeskummer?
 

Heiji zögerte:

10:33 Uhr: Ja.
 

Kaito:

10:33 Uhr: Das tut mir leid für dich!
 

Heiji:

10:35 Uhr: Das ist nicht witzig!
 

Kaito:

10:36 Uhr: So habe ich das nicht gemeint.
 

Heijis Ärger verflog allmählich:

10:38 Uhr: Also was ist?
 

Kaito:

10:38 Uhr: Nichts Besonderes. Ich dachte, wir könnten heute Abend was zusammen unternehmen. Immerhin ist Freitag. Kino?
 

Heiji:

10:39 Uhr: Keine Lust.
 

Kaito:

10:44 Uhr: Ach, komm! Du klingst so, als wenn etwas Ablenkung nicht schadet.
 

Heiji:

10:49 Uhr: OK, von mir aus. Was läuft denn?
 

Kaito:

10:52 Uhr: Zombies.
 

Heiji:

10:52 Uhr: Zombies? Dein Ernst?
 

Kaito:

10:53 Uhr: Warum nicht? Also was ist, kommst du?
 

Heiji dachte kurz darüber nach. Während er das tat, zuckte er plötzlich auf seinem Stuhl zusammen. Beinahe wäre er von Megures Stellvertreter erwischt worden.

Hastig tippte er um 10:55 Uhr ein knappes: Klar. Ehe er sein Handy schleunigst zurück in seiner Hosentasche verstaute und weiterarbeitete.
 

Einen Moment später, nachdem er die letzte Mitteilung seines Freundes gelesen hatte, hatte der Zauberer nicht so viel Glück. Erwischt worden musste er der Lehrerin sein Handy aushändigen.
 

Im Hause Kudo (Mittag)
 

Ran murrte, als sie erwachte: „Musst du so einen Radau machen?“, tadelte sie ihr Töchterchen. Kickchen hatte ihre Mutter mit einem kräftigen Tritt aufgeweckt.

Müde sah Ran sich vom Sofa aus um, dann streckte sie sich ausgiebig und gähnte. Danach blieb sie für eine kurze Weile still liegen.
 

Alles war ihr wieder eingefallen. Sie war hier, weil sie hinter Shinichis Geheimnis und damit hinter das Geheimnis der Organisation gekommen war.

Wie spät war es eigentlich, fragte sie sich.

Da sie keine Uhr sehen konnte, kramte sie nach ihrem Handy. Es war aus. Schnell schaltete sie es ein.

11:24 Uhr zeigte die Displayuhr neben der Akkubalkenanzeige an. Es piepste warnend. Ran blieb nur die Zeit ihre Nachrichten zu überfliegen.

Eine von Sonoko und vier von Kazuha.
 

Zuerst die ersten beiden von Kazuha:

22:30 Uhr: Ran wann kommst du nachhause?
 

Dann die von Sonoko:

23:51 Uhr: Hey, Ran. Kazuha hat mich angerufen. Wo bist du? Ist alles ok bei dir?
 

Kazuha:

23:55 Uhr: Ran wo bist du?
 

0:26 Uhr: Ran, wo bist du? Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Bitte melde dich!
 

Und die letzte um 01.34 Uhr: Ran! WO BIST DU? Jetzt melde dich endlich. Ich drehe sonst noch durch vor Sorge!
 

„Ach du Weh!“, rief die Gemeinte aus, nachdem sie die Mitteilungen durchgelesen hatte. Das hatte ich ja total vergessen. Ich bin hier eingeschlafen und habe total vergessen zu sagen, wo ich bin!

Ein weiteres schrilles Piepen das auf den so gut wie leeren Akku aufmerksam machte.
 

Gehetzt deswegen tippte Ran schnell eine Antwort an Sonoko:

Es geht mir gut. Alles OK.
 

Dann tippte sie zügig eine knappe Antwort an ihre Freundin aus Osaka:

Hey, sorry! Es tut mir leid, aber mir geht es gut. Ich habe bei Yusaku zu Hause geschlafen. Ich bin hinter das Geheimnis gekommen. Alles wird gut. Heiji liebt dich noch! Wir sehen uns heute Abend. Dann erzähl ich dir alles, OK. Mein Akku ist fast leer.
 

Kaum auf Senden gedrückt war das Handy auch schon aus.

Erleichtert darüber Bescheid gegeben zu haben atmete sie tief durch.

Das Piepen war verstummt und so wurde es still im Wohnzimmer des Kudohauses.

Wie Ran so da lag, immer noch auf dem Sofa, hatte sie nun die Zeit alles erneut Revue passieren zu lassen.

Niedergeschlagen seufzte sie.

Selbst wenn sie das Geheimnis jetzt kannte und ihre Freundin somit die Chance hatte wieder mit Heiji zusammenzukommen… Kazuha würde sicher um ihn kämpfen.

Aber wollte sie auch um Shinichi kämpfen?

Ran war sich da nicht sicher. Sie war noch immer stinksauer auf ihn.
 

Auf dem Präsidium
 

Kazuha hatte bereits sofort nach Eintreffen der SMS bemerkt, dass sie diese bekommen hatte. Sie traute sich jedoch nicht das Handy aus ihrer vorderen Hosentasche hervorzukramen. Sie wollte nicht auch wie Heiji beinahe erwischt werden.

So blieb ihr nichts anderes übrig, als bis zur Mittagspause zu warten und inständig zu hoffen, dass die Nachricht von Ran war. Unauffällig spähte sie auf die große Bürouhr ihr gegenüber. Zu ihrem Glück würde sie nicht mehr lange warten müssen.
 

Kudohaus
 

Aus ihren Gedanken gerissen horchte Ran auf.

Sie hatte ein Geräusch gehört. Erschrocken hielt sie den Atem an und lauschte.

Es kam von oben her. Schritte waren zu hören. Sie schienen die Treppe herunterzukommen: Es war Yusaku.

Als Ran ihn registriert hatte, setzte sie sich erleichtert auf. Doch zu ihrer großen Verblüffung wünschte er ihr keinen guten Morgen. Er war einfach an ihr und dem Sofa vorbei in die Küche abgebogen.

Als Ran aufgestanden und ihm in die Küche nachgegangen war, sah sie ihn in den Schränken suchen: „Du kannst es gleich sein lassen!“

Ran hatte ihn erschreckt. Sie stand im Türrahmen: „Ich habe schon vor dir gesucht. Ihr hattet sowieso nichts hier“, erklärte sie sachlich schlicht mit einer ausladenden Handbewegung die Geste untermauernd: „Heute Nacht schon“, ergänzte sie aufgrund seines irritierten Gesichtsausdruckes: „Trinken schon am Vormittag ist unanständig!“

„Ist Trinken aus dem Grund wie ich es vorhabe nicht immer unanständig?“, konterte er zynisch.
 

Immerhin er hatte trotz allem noch wenigstens Humor, dachte sie.

Auch wenn der schwarz war. Wie sie zu ihrer eigenen Situation feststellte. Sie schluckte. Ihre Gesichtsfarbe war einen Augenblick später blasser als zuvor: „Außerdem wäre das total unfair. Weil ich mich nicht betrinken kann“, spielte sie auf ihre Schwangerschaft an. Das zog! Yusaku schloss die Türe des Hängeschrankes, welche er gerade geöffnet hatte. Mit schlechten Gewissen sah er die Mutter seiner zukünftigen Enkelin an.
 

Er sah, wie sich ihr Minenspiel von enttäuscht-verbittert in ermutigend umschlug.

Ran hatte sich schnell wieder im Griff: „Hier!“, warf sie ihm seine Zigarettenpackung hin. Sie hatte die Packung und das dazu gehörige Feuerzeug in seiner Manteltasche ertastet und herausgeholt, als sie in der Nacht nach seinem Schussel gesucht hatte.

Sie hatte gleich gewusst, was es gewesen war. Auch ohne genau nachzusehen.

Wie auch Yusaku erkannte, kannte sie ihn gut: „Geh damit vor die Tür“, wies sie ihn kühl dann doch etwas missbilligend an: „Benutz die. Die sind zwar auch schädlich, aber immerhin schaden sie nicht dem Verstand. Auf einen zweiten Paps kann ich verzichten!“
 

Reumütig nahm er die Schachtel an sich und verschwand tatsächlich nach Draußen.

Ran war klar, dass er rauchte.

Sie überlegte kurz, ob er es wohl bei einer Zigarette belassen würde. Aber eigentlich war sie sich sicher, dass es wohl mindestens zwei oder drei werden würden.

Zurück zur Couch gegangen wartete sie darauf, dass er wieder reinkam. Sie wollte ihn alleine lassen. Zum einen, weil er sicher seine Ruhe wollte und zum anderen, weil sie auf den Zigarettenqualm wirklich gut verzichten konnte.
 

Polizeipräsidium
 

Kazuha sprang förmlich von ihrem Platz auf, als die Uhr 12 schlug.

Heiji, der nicht umhin kam es zu bemerken, stutzte aufgrund ihrer plötzlichen Eile.

Sie stürmte praktisch aus dem Großraumbüro heraus auf den Flur.

Was hat sie denn gestochen?, fragte er sich. Ehe er sich darüber ärgerte, dass er schon wieder an sie dachte. Mensch, war das denn so schwer? Konnte er sie nicht einfach ignorieren!
 

Ehe Chiba und Takagi ihm entgegenkommen konnten war auch er verschwunden.

Im Treppenhaus sah er Kazuha kurz.

Sein Blick traf ihren und sie sah schnell weg.

Als er sich wieder in Bewegung setzte die Treppen runter, sah sie ihm sehnsüchtig hinterher.

Sie hatte Rans SMS bereits gelesen. Ihr Herz pochte immer noch wie wild und wurde, während sie ihm nachschaute, noch um ein vielfaches schneller.

Er liebt mich, dachte sie voller Hoffnung immer noch ihr Handy umklammert haltend.

Sie konnte es kaum erwarten, bis sie Feierabend hatte und endlich, hoffentlich war Ran dann zuhause, mit ihr sprechen zu können.

Sie wollte schnellstmöglich alle Einzelheiten erfahren. Heiji liebte sie? War Ran sich da wirklich sicher?

Hatte sie etwa Indizien dafür gefunden oder gar einen Liebesbeweis wie einen geheimen Liebesbrief? Ein Geständnis, dass all sein merkwürdiges Verhalten erklärte?

Oh, das wäre der schiere Wahnsinn! Kazuhas Herz jubilierte.
 

Doch was war nur das Geheimnis?

Ran hatte ihr geschrieben, dass sie es herausgefunden hatte.

Was war es nur?

Die junge Frau, die Heiji insgeheim immer noch liebte, platze förmlich vor Ungeduld! Während sie voller Erregung und Nervenkitzel ihr Bento aufaß, versuchte ihr heimlicher Schwarm sich draußen durch körperliche Ertüchtigung von seinem Liebeskummer abzulenken.
 

Kudohaus
 

Es war nicht besonderes nett gewesen ihn mit ihrem Vater zu vergleichen. Auch wenn es stimmte: Männer und Alkohol. Da waren die doch irgendwie alle gleich. Jedenfalls die Männer, die sie kannte.

Rans Miene verfinsterte sich schlagartig. Wieder war ihr Shinichi eingefallen. Hatte er sich damals nicht auch betrunken? Wer weiß, ob er sonst mit ihr geschlafen hätte. Ob er das bereute? Sie war plötzlich verunsichert.

Zwar hatte er ihr versichert, dass er sie lieben würde.. Aber vielleicht hatte er sie ja nur benutzt? Ran schallt sich selbst für diese misstrauischen Gedanken. So einer ist er nicht! Sie ermahnte sich selbst.

Jedenfalls wollte sie sich nur allzu gerne an diese Hoffnung klammern. Er liebt mich.

Er hat nur eine verdammt schlechte Art das zu zeigen, ermutigte sie sich selbst.

Yusaku blieb ganz schön lange draußen, dachte sie nach einer Weile. Sie überlegte, ob sie nach ihm sehen sollte. Doch vorerst ließ sie ihm Zeit.
 

Er wiederum stand immer noch an die Wand neben der Haustüre angelehnt.

Ihm war kalt. Er hätte den Mantel überziehen sollen, aber daran hatte er nicht gedacht. Die Luft tat gut. Sie wirkte erfrischend auf Körper und Geist. Außerdem entsprach der Schmerz in den frierenden Fingern dem seines Gemütszustandes. Yusaku fühlte sich mies.

Nicht nur wegen Yukiko. Auch, weil ausgerechnet Ran ihn erwischt hatte. Im ersten Moment war er sauer auf sie gewesen, dass sie sämtliche Spirituosen weggeschüttet hätte. Schon komisch, dachte er. Eigentlich hätte Alkohol in der Küche sein müssen. Wo war der? Hatte Shinichi den sich etwa genommen für seine Rückverwandlungen?

Wie dem auch sei…
 

Wobei… Mehr als Wein zum Verfeinern von Speisen hatte er eh nicht erwartet.

Yukiko hatte früher gerne mal mit Wein gekocht.

Die Erinnerungen daran stoßen ihm sofort bitter auf. Bitterer als ein Schluck puren Schnapses.

Alles tat ihm einfach weh, wenn er nur an sie dachte und er musste wie jetzt schon wieder viel zu oft an sie denken.

Seit dem Streit mit Shiho und das Ran ihm das Geständnis bezüglich der Organisation entlockt und ihn damit für kurze Zeit abgelenkt hatte, hatte er seit ihrem komischen Kuss, immerzu an seine Frau denken müssen.

Was bitte sollte das? Fragte er sich auch jetzt erneut.

Was dachte Yukiko sich dabei nur? Sie konnte ihn doch nicht einfach küssen, dann sagen sorry und ihn einfach stehen lassen.

Und er war ihr wie der allerletzte Volldepp auch noch nachgerannt. Warum tat er sich das selbst denn auch immer wieder an?

Die Antwort war ihm allzu klar und umso sehr schmerzte es und stach in seiner Brust.

Er vermisste Yukiko. Er liebte sie! Immer noch sogar mehr als er gedacht hatte.

Er hatte wirklich gedacht, gehofft, dass er wenigstens etwas über sie bereits hinweg war. Aber weit gefehlt wie er doch daneben lag. Seinen Herzschmerz versuchend

wegzuatmen schloss er die Lider.

Ihr Bild vor und nach dem Kuss vor seinem inneren Auge lief ihm eine Träne aus dem Augenwinkel die Wange herunter. Er wischte sie nicht weg.
 

Ran wusste nicht, was sie machen sollte. Yusaku war immer noch nicht rein gekommen. Unentschlossen immer noch auf dem Sofa sitzend hörte sie ihren Magen knurren.
 

Nach einer halben Stunde hatte Yusaku sich soweit wieder im Griff, dass er wieder ins Haus gehen wollte. Die Kälte war es letztlich gewesen, die ihn wieder in die Realität zurückholte.

Die letzten Minuten war er von zwar schönen, aber umso schmerzhaften Erinnerungen an Yukiko in LA und auch hier im Haus heimgesucht worden. Erinnerungen an eine glückliche Zeit. Sie waren wirklich eine glückliche junge Familie gewesen.

Vermisste er nur die Erinnerungen oder machte er sich tatsächlich selbst so fertig, weil Yukiko ihm doch immer noch etwas bedeutete?

Die Antwort gab er sich gegenüber zwar zu, aber sie gefiel ihm nicht im Geringsten.

Wie einfach es doch gewesen wäre, würde er sie nicht immer noch abgöttisch lieben. Auch, wenn es wahrscheinlich wirklich keinen Sinn mehr machte an der Vergangenheit festzuhalten.

Die Yukiko, die er kannte, die gab es einfach nicht mehr! Aber… Er vermisste sie einfach so sehr.

Wie hatten sie sich nur so voneinander entfremden können? Klar. Er kannte auch diese Antwort. Seufzend zertrat er die Zigarette: Es war die Fehlgeburt gewesen.
 

Als Yusaku schließlich hereinkam, roch er bereits, dass Ran gekocht hatte.

Er kam stirnrunzelnd bis in die Küche.

Sie sah vom Esstisch auf.

Regelrecht verwundert schaute er in den Topf, der neben ihrem Teller auf dem Tisch stand: „Hühnersuppe?“, runzelte er fragend die Stirn.

„Ganz recht!“ Sie neckte ihn, um ihn versöhnlich zustimmen und zu überreden, dass er ihre Fürsorge annahm: „Du bist doch erkältet und da ist eine Hühnerbrühe doch genau das Richtige.“

In sein weniger begeistertes Gesicht sehend, gab sie ihm schnell einen kumpelhaften Kuss auf die Wange, als er sich dann doch neben sie setzte.

Sie schlang, für ihn überraschend, ihre Arme um ihn: „Ich habe dich lieb. Du bist mir wichtig. Bitte iss sie, ja?“, hörte Yusaku sie bitten.

Wie konnte er da anderes?

„Also gut.“ Er zeigte sich einverstanden.
 

Er wollte sich schon lösen. Doch ihre Umarmung hielt ihn fest. Er roch nach frischem Tabak. Aber das störte Ran nicht. Sie mochte den Geruch. Er war etwas, was sie kannte, dem sie vertraute in dieser Zeit, in der sie nicht wusste, wie es weitergehen sollte.

Erneut gab sie sich selbst und ihm ermunternd einen, diesmal entschiedenen, erneuten Kuss auf dieselbe Wange.

Ihre Umarmung intensiviert ließ sie ihn keck ebenso spontan los wie sie ihn gepackt hatte: „Los, komm“, trällerte sie spontan los: „Lass uns Essen!“

Geradezu jugendlich in ihrer jetzt unbeschwerten Art sah Shinichis Vater zu, wie sie schnell einen Löffel in den Mund schob und ihn breit angrinste und ihn dann einladend anlächelte.
 

Er konnte nicht anderes, als tatsächlich aufgemuntert, zurück zu lächeln. „Spiegelneuronen“, verkündete sie lächelnd, als sie das registriert hatte.

Stimmt, stellte er fest.

Wie immer scharfsinnig dachte er nun auch mit dem Essen beginnend.

Als sie seine interessierte Miene sah, fügte sie hinzu: „Ich habe in der Bibliothek gestöbert. Da bin ich über den Begriff gestolpert! Er klebte an deiner Schublade. Wofür hast du ihn gebracht?“, wollte sie von ihm neugierig wissen.

„Gute Frage“, antwortete er ihr etwas verdattert wahrheitsgemäß: „Das weiß ich selbst nicht mehr.“

„Echt nicht?“ Sie sah ihn ungläubig an.

„Echt nicht.“

Stillschweigend aß sie neben ihm weiter. Sie konnte erahnen, woran er gedacht hatte. Aber jetzt sah er ganz OK aus, wie sie fand.

Sie vermied es ihn gezielt auf Yukiko anzusprechen. Sie hatte nicht den Eindruck, als wenn er darüber wurde sprechen wollen.

Wenn sie ehrlich war, dann sah sie ihm an, dass er gerade über etwas zu brüten schien. Ein bisschen sah er auch aus, als habe er irgendwie ein schlechtes Gewissen. Vielleicht wegen vorhin, dachte sie.

Auch wenn sie irgendwo nachvollziehen konnte, warum er sich gerne betrunken hätte. Es war nun mal auch nicht die Lösung.

Und tatsächlich hatte er das. Aber ihn beschäftigte nun auch noch etwas anderes.
 

Immerhin, dachte sie jetzt, ist er besser gelaunt: Ich bin eine der wenigen Frauen, auf die er widerspruchslos hört. Ich kann das besser als Mama! Irgendwie war sie darüber amüsiert und auch etwas stolz. Auch wenn sie an ihrem eigenen Liebeskummer wegen Shinichis großer Dummheit ermessen, erahnte das es auch Yusaku wegen Yukiko immer noch ziemlich mies ging.

Sie wusste, dass er das jetzt brauchte. Wenigstens Zigaretten wollte sie ihm gönnen. Sie nahm sich vor ihm später dabei zu helfen, falls er wollte, das wieder bleiben zu lassen. Immerhin…, dass hier alles war irgendwie eine Ausnahmesituation.

Nicht nur für sie wegen dieser Wahrheit über die Organisation.

Yusaku und Yukiko hatten sich geküsst. Okay. Aber warum hatte Yukiko den Kuss erst begonnen, dann abgebrochenen und war dann ohne jede weitere Erklärung einfach abgehauen?

Wieso? Wie Yusaku verstand sie das beim besten Willen auch nicht.

Wie konnte sie ihn so vor den Kopf stoßen? Er tat ihr so leid.
 

Um ihn erneut aufzumuntern, fragte sie ihn: „Und was machen wir heute?“

Er schaute verständnislos von seiner Suppe auf: „Ich muss Shinichi abholen“, fiel in das Plausible rational ein.

„Ja“, stimmte sie ihm zu: „Aber das ist doch erst um 17:00 Uhr, oder?“, harkte sie nach. „Doch, schon.“ Er nickte.

„Und jetzt?“, fragte sie ihn: „Wir haben gleich erst 13 Uhr. Also …?“

Sie sah Shinichis Vater aus großen fragenden Augen an: „Verbringen wir den Tag mit Fernsehen oder was haben wir vor?“

„Du kannst gerne fernsehen“, meinte er: „Fühl dich hier ganz wie zuhause.“

„Das tue ich schon, seit ich gestern in deinem Bett geschlafen habe“, grinste sie ihn bereit neckend an.

„Na, wenn das so ist“, neckte er sie zurück: „Dann erzähl das mal bloß nicht Shinichi.“ „Du meinst, sonst kommt er noch auf falsche Gedanken? Na, eigentlich“, überlegte seine Ex laut: „Können wir das gerne machen. Er hätte es zumindest verdient.“

„Autsch, wie gemein du sein kannst, Ran.“

„Tja“, meinte sie nur: „Rache ist süß!“

„Okay.“ Yusaku sah sie zögerlich an, so als wäre er sich nicht sicher, als ob er dabei mitmachen wollte: „Ich möchte lieber nicht in seiner Haut stecken.“

„Ich glaube, dass will keiner“, räumte sie versöhnlicher ein: „Also was ist jetzt“, nahm sie auch seinen leeren Teller mit um ihn gleichfalls mit ihrem zur Spüle zu tragen: „Fernsehen, bis wir viereckige Augen haben!?“

Sie sah, dass er sich erhob: „Du kannst das gerne machen. Wie gesagt fühl dich hier wie zuhause.“

„Heißt das, dass du nicht mitmachst?“ Rans Stimme klang etwas verwirrt und enttäuscht. Sie war sich eigentlich sicher gewesen, dass sie ihn und auch sich selbst mit ein paar Quizshows oder so etwas hätte ablenken können. Alleine würde es nur halb so viel Spaß machen.

Sie sah zu, wie er die Küche verließ und durch das Wohnzimmer verschwand.
 

Gegen 14:00 Uhr wurde es Ran wirklich zu langweilig auf ihrem einsamen Platz auf dem Sofa. Die Soap war zwar spannend und auch sehr romantisch-kitschig gewesen, aber da sie jetzt aus war zappte Shinichis Ex-Freundin durchs Programm, aber sie fand nichts, was sie fesseln konnte.

So erhob sie sich, wegen ihres Schwangerschaftsbauches schwerfällig, aus ihrer liegenden Position von der Couch.
 

Ran ging, um zu sehen, was Yusaku machte.

Sie fand ihn in seiner Bibliothek. Wo auch sonst?, dachte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

Irgendwie passte das zu ihm, dass sie ihn ausgerechnet hier fand.

In der Bibliothek, erinnerte sie sich zurück, hatte sie ihn früher auch immer oft gesehen, als sie und Shinichi noch Grundschüler gewesen waren und sie hier bei ihm gespielt hatten.
 

Wie sie sich jetzt so daran zurückerinnerte musste sie feststellen, dass Yusaku immer sehr gutmütig und überhaupt nicht streng zu ihnen gewesen war. Sie hatten sogar hier spielen dürfen, während er an seinen Manuskripten arbeitete.

Wie lieb er doch war, dachte sie. Rans Augen füllten sich mit rührseligen Tränen. Er würde sicher einen tollen Großvater für ihre Kleine abgeben, die sie mal wieder zu kräftig zwischen die Rippen trat.

Reflexartig senkte sie ihren vor Glück und liebe strahlenden Blick, welchen sie immer noch auf den Vater des Vaters ihrer Tochter gerichtet hatte und rieb sich die Stelle, welche ihr den Schmerz verursachte.
 

Als sie wieder aufsah, ging sie auf den zukünftigen Großvater zu.

Doch Yusaku war so in Gedanken, dass er sie nicht bemerkte, bis sie sich hinter ihn gestellt und von hinten dankbar und voller Liebe umarmt hatte.

„Womit habe ich das verdient?“, drehte er sich überrumpelt, soweit es ihm möglich war, mit dem Gesicht zu ihr.

„Ach, einfach nur so!“ Ran lächelte ihn bereit mit strahlenden Augen an: „Weil du der beste Großvater sein wirst, den es gibt!“

„Danke“, gab er überrascht über dieses plötzliche Kompliment zu: „Wie kommst du denn jetzt darauf?“, fragte er sie.

„Ach.“

Er hörte sie, an seinem Ohr, seufzten: „Ich habe einfach an meine Kindheit gedacht. Du warst immer so lieb zu mir und auch falls du manchmal daran zweifeln solltest“, sie drückte ihn fester: „Du bist der beste Vater für Shinichi, den er nur haben kann. Nicht nur jetzt auch früher schon. Er hatte immer seinen tollen Vater. Du hast ihn fast nie ausgeschimpft und falls doch mal, dann hatten wir es auch wirklich verdient.“

Als wenn sie seine Zweifel gerochen hätte, dachte er. Darüber hatte er sich tatsächlich wie auch vorhin schon mehrmals Gedanken gemacht und sich gefragt, ob er sich Shinichi gegenüber richtig und auch loyal genug verhielt.

Er hatte Ran immerhin verraten, was Shinichi so vergeblich über eine schiere Ewigkeit zu verbergen versucht hatte.
 

Er war dankbar für Rans Lob.

Ebenfalls voller freundschaftlicher Zuneigung erwiderte er ihre Umarmung, indem er sich enger an sie schmiegte.

„Ich bin auch froh, dass es dich gibt“, antwortete er laut auf ihre unausgesprochene Liebesbekundung.

Doch sie war abgelenkt. Was er zuerst an der Lockerung ihrer Umarmung bemerkte.

„Was ist?“, fragte er sie, während er zuließ, dass sie sich von ihm löste.

Er war zunächst irritiert und dachte, dass was mit ihr nicht stimmte, weil sich ihre Körperspannung geändert hatte. Sie hatte sich verspannt angefühlt. Was auf ihn wie ein krasser Kontrast wirkte im Gegensatz zu ihren geschmeidigen, entspannten Armen.

„Du recherchiert Zellteilung?“, hörte er ihre gleichfalls irritierte Stimme. Sie hatte sich nun vollends hinter ihm aufgerichtet.

„Äh, ja“, gab er etwas verdattert zu, als ihre Fragestellung bei ihm angekommen war.

„Wegen Shinichi!?“, schlussfolgerte sie sofort richtig.

Er nickte.

Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er sie wegen seinem Selbstversuch bezüglich des Anti-APTX 4869 einweihen sollte. Doch dann entschied er sich dagegen. Sicher machte sie sich schon Sorgen um Shinichi. Da wollte er ihr nicht auch noch welche bereiten. Also behielt er es für sich. Sie musste schließlich nicht alles wissen, wie er fand.
 

Doch zu spät.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie plötzlich angefangen hatte zu weinen.

Die Tränen rollten ihr über das Gesicht und eine davon hatte seine Hand gestreift.

„Hey, wein doch nicht“, stand er schnell auf und umarmte sie.

„Ich kann nichts dafür, sorry! Ich bin einfach nah am Wasser gebaut.“

„Aber du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Ran: Alles wird gut. Du wirst schon sehen. Irgendwann kommen wir schon dahinter.“

„Und wenn nicht“, hörte er sie, an seiner Brust in sein Hemd, schluchzten.
 

Er hatte eigentlich etwas erwidern wollen. Doch Yusaku wusste nicht schnell genug was. So hörte er sie weiter sprechen und reagierte betroffen.

„Ich hatte dir das eigentlich gar nicht erzählen wollen“, gab sie immer noch unter Tränen zu.

„Was?“, wollte er eindringlicher wissen, als sie ihm nicht direkt antwortete und plötzlich still wie angewurzelt dastand, schwieg.

„Was wolltest du mir nicht erzählen?“ Energisch hob er ihr Kinn an um ihr in die Augen sehen zu können: „Hey, Ran!“, forderte er sie streng auf.

Sie ihrerseits kam nicht umhin, als ihn anzusehen. Gefangen von seinem Blick hatte sie keine andere Wahl mehr. Die Wahrheit platzte aus ihr heraus: „Ich weiß auch nicht was das heute Morgen war. Ich … Ich glaube, dass ich so etwas wie einen kleinen Nervenzusammenbruch hatte.“

„Was?“ verwirrt von ihrem Geständnis drückte er sie behutsam auf seinen Schreibtischsessel: „Warum hast du mir das nicht gesagt?“

„Weil“, schluchzte sie: „ich … Ich wollte dich nicht wecken. Du hast doch selbst schon so viel um die Ohren. Da wollte ich dich nicht auch noch mit meinem Geheule kommen“, erzählte sie ihm.

„Aber Ran. Nicht doch“, reichte er ihr sein Stofftaschentuch, welches sie dankend nickend annahm.

Er suchte, sich zu ihr heruntergebeugt, Blickkontakt zu ihr: „Hör mir zu! Ganz gleich wie viel ich um die Ohren habe. Ich werde mir immer Zeit für dich nehmen.“

Er schaute sie eindringlich an: „So was musst du mir doch sagen. Das ist wichtig, Ran!“

Weil sie schwieg, schwieg auch er einen Moment zu lange. Denn ihm ging ein Gedanke durch den Kopf, den er auch zu Rans Glück laut aussprach: „Ich hätte dir gar nicht erst davon erzählen sollen.“

Sofort streckte sie ihre Hand verzweifelt nach ihm aus: „Nein!“, beteuerte sie energisch: „Ich bin doch so froh, dass du dein Wort gehalten hast und ich jetzt endlich weiß was Sache ist. Es ist nur so...“, geriet ihr Redefluss ins Stocken.

Yusaku hörte ihr zu.

„Das ich erst irgendwie für mich selbst klar kriegen muss wie ich zu all dem stehen soll. Ich war wohl kurz überfordert“, versuchte sie ihn davon zu überzeugen wie ernst sie es meinte.

Zur ihrer großen Erleichterung glaubte er ihr das: "Das nächste Mal, wenn du mich brauchst: Kommst du sofort."

Ran nickte mit einem Lächeln: "Ja!" Sie hatte immer noch Tränen in den Augen.

Mit einer weiteren Umarmung seinerseits war das Thema vom Tisch.

Sie tauschte den Platz wieder mit ihm und schaute ihm dabei zu, wie er seine Recherchearbeiten fortsetzte.

„Du kannst gerne wieder ins Wohnzimmer gehen“, meinte er nach einer Weile: „Das ist so trocken, dass müssen wir uns nicht beide geben.“

„Nein, ich möchte lieber bei dir bleiben“, erwiderte Ran, die immer noch hinter ihm stand: „Ich meine, wenn es dich nicht stört!“

Er drehte sich kurz halb zu ihr um: „Du störst mich sicher nicht. Nimm dir doch ein Buch und les was“, schlug der ehemalige Kriminalautor vor.
 

Die ganze Mittagspause lang joggen gewesen kam Heiji erst kurz vor knapp völlig aus der Puste und schwer atmend zurück am Polizeipräsidium an. Seine Lunge schmerzte von der kalten Luft, welche er eingeatmet hatte.

Sein anfänglicher Ärger über sich selbst war während des Rennens in Wut umgeschlagen, welche er erbarmungslos gegen sich selbst gerichtet hatte, sodass ihm jetzt keuchend, kaum mehr Luft blieb. Die Kraft war ihm ausgegangen und er kam nicht mehr hoch.

Sich resigniert auf die unteren Treppenstufen gesetzt kamen ihm nun doch die Tränen seiner nun vordergründigen Trauer.

Erst ein paar Minuten später registrierte er durch Megures Rufen, dass er schon wieder die Zeit komplett vergessen hatte. So sehr war er in seine eigenen Gedanken und den damit im Zusammenhang stehenden Schmerz vertieft gewesen.

„Ja, also Heiji! Was machst du denn da unten?“

„Ich … Ich komme schon!“, rief er und sprang zackig auf.
 

Er bemühte sich nichts anmerken zu lassen, als er an seinen Kollegen vorbeiging. Doch es misslang ihm.

Chiba und Takagi wafen ihm beide mitfühlende Blicke zu.

Und auch Shiratori bedauerte ihn stillschweigend. Innerlich seufzte er. Auch ihm ging es nicht anderes. Wieder geisterte die geheimnisvolle Frau ihm im Kopf herum. Er beschloss der Sache energischer nachzugehen. Irgendwo musste sie doch sein? Vielleicht hatte Herr Kudo ja mittlerweile etwas Neues in Erfahrung gebracht?

Er würde ihn nachher anrufen und sich dann abholen lassen. Jedenfalls war er alle Vermisstenanzeigen durchgegangen. Hier würde er wirklich nichts mehr finden. Vielleicht hatten seine Recherchen in der Kantoregion etwas ergeben? Es war so frustrierend… nicht zu wissen wo sie sich aufhielt.

Das Heiji sein Glück einfach so laufen ließ, dass konnte Ninzaburo beim besten, nachsichtigsten Willen für Teenagerdramen nicht begreifen.
 

Selbst Kazuha schaute auf, um seinen peinlichen Auftritt mitzubekommen.

Sie sah es bei dieser Gelegenheit mit eigenen Augen: Der Liebeskummer stand ihm mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben.

Augenblicklich tat er ihr schon leid.

Selbst der beste Lügner. Und Heiji konnte lügen, wie er eindrucksvoll in den letzten Wochen und Monaten bereits so oft bewiesen hatte... Doch was er da jetzt unfreiwillig ihr gegenüber offenbarte in Ergänzung, mit dem was Ran ihr vertraten hatte...

Mit großer Erleichterung und schon recht siegesgewiss wollte sie zwar erst mit ihrer Freundin sprechen, aber so entschied sie, danach würde sie ihn mit der Wahrheit konfrontieren. Mit dem, was auch immer das Bedeutete, gelösten Geheimnis und damit, dass sie ihn, auch wegen seines Liebeskummers durchschaut hatte.

Sehr wahrscheinlich, mutmaßte sie scharfsinnig, wie es von Toyamas Tochter zu erwarten war, stand das besagte Geheimnis in direktem Zusammenhang mit seiner Ablehnung ihr gegenüber.

Vielleicht hatte Ran ja recht und er wollte sie nur vor irgendetwas schützen? Vielleicht hatte er ja als Detektiv Scheiße gebaut?

Ganz sicher war sie sich, dass wenn es so war und da es auch Ran direkt zu betreffen schien, es irgendetwas mit Shinichi zu tun haben musste. Sicher hatte er am Vormittag auch mit Heiji geschrieben. Auch wenn sie sich in diesem Punkt dann doch irrte, Kazuha war fest entschlossen ihren Heiji zurückzuerobern. Ganz gleich was sie würde dafür tun müssen…


Nachwort zu diesem Kapitel:
*Anmerkung(en):

Die Bemerkung bei der Diskussion über das Gegenmittel ist eine Anspielung auf die Folge 209: Die geheimnisvolle Spieluhr.
Frage an Alle: Hat das Gegenmittel von Ai eigentlich einen eigenen Namen? Ich habe nichts diesbezüglich gefunden, weshalb ich es einfach als „Anti-Apoptoxin“ bezeichne.

In Japan beginnt das neue Schuljahr offiziell immer am 1. April.
Ich verstoße, wie ihr an den Datumsangaben wohl schon bereits bemerkt habt, in dieser Fanfiction gegen Ayoma Goshos Zeitgestaltung. Bei mir vergeht die Zeit.
Ich habe zwar recherchiert und konnte auch heraus finden, dass Grundschüler in Japan nur drei Noten haben: „sehr gut“, „gut“ und „Wir müssen uns noch ein bisschen mehr anstrengen“, aber der Japaner, den ich fragte, sagte mir, dass sie in Japan keine Jahrgangszeugnisse wie wir bekommen würden. So wie ich es verstanden habe, ist es so, dass man als japanischer Schüler erst dann ein Zeugnis bekommt, wenn man zur nächsten Schulform übergeht. Auf jeder Schule wird dann auch jeweils anders benotet. Aber viel mehr (oder ganz genau: 100%ig) konnte ich es nicht in Erfahrung bringen.
(Quellenangabe: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1409137)

Ran geht bekanntlich in die 2. Stufe der Teitan-Oberschule.
(Quelle: http://detektivconan-wiki.com/wiki/Ran)
Somit wäre sie nach den Ferien im letzten Jahr.
(Informativer Link: http://www.japanlink.de/ll/ll_bildung_schule.shtml)

Auch konnte ich nicht wirklich in Erfahrung bringen, wann, wo und in welchem zeitlichen Rahmen realistisch gesehen regionale Karateturniere in Japan ausgetragen werden.

Von Osaka nach Tokio benötigt man mit dem Auto für die 510 km Strecke ca. 6 Stunden und 45 Minuten. Heiji und Kazuha haben das Motorrad genommen. Sie kamen bereits am Freitagabend zum Professor und haben dort übernachtet. Warum wird euch in den nächsten Kapiteln klar.
(verwendete Quellenangabe: http://maps.google.de/)

Mit dem Rautek-Rettungshandgriff kann man Verletzte aus einer Gefahrenzone ziehen. Dabei soll man unnötige Bewegungen der Halswirbelsäule vermeiden.
(Die Angaben dazu sind aus einem Erste-Hilfebuch abgeschrieben)
Übrigens in Fällen von Bewusstlosigkeit sollte der Puls lieber an der Halsschlagader gefühlt erden, da diese in Herznähe ist und der Puls damit unter Umständen dort besser zu ertasten ist.

Über die Höhe aus der Shinichi notgedrungen springen musste, mache ich bewusst keine genauen Angaben. Es ist schwer einzuschätzen, wie hoch es hätte sein dürfen/müssen.
Ich weiß, dass es Fall-Techniken gibt und ich traue Shinichi zu, das er weiß wie man in so einem Fall fallen muss. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich in irgendeiner Form mal damit auseinander gesetzt hat. Möglicherweise war er mal bei seiner Mutter an einem ihrer Drehorte und hat zugesehen, wie dort jemand einen Stand gemacht hat oder er hat ein Survivaltraining absolviert in dem das u.a. behandelt wurde oder ähnliches… Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
*Anmerkung:
Um mich zu inspirieren und weil ich im Einzelnen keine Ahnung hatte, welche Fragen bei sowas konkret gestellt werden, habe ich mir die Fragen hieraus geliehen.
(http://www.gemeinschaftskrankenhaus.de/fileadmin/webpflege/Downloads/Fachabteilungen/KinderJugendps​ychiatrie/GKH.KJP.Elternfragebogen.pdf) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (58)
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Von:  Irischka25
2023-11-09T12:28:18+00:00 09.11.2023 13:28
Schöne Geschichte, ich fürchte nur, wir werden nie erfahren wie es zu Ende geht. Ich finde es schade😭, hab extra vorgenommen keine unbeendete Geschichten anzufangen. Jetzt weiss ich auch warum. Naja, bleibt zu hoffen...
Von:  Naru-chan12
2019-07-25T13:07:40+00:00 25.07.2019 15:07
Schönes Kapitel. Die Beziehung zw. Ran u. Yusaku beschreibst du so ausführlich, dass ich das Gefühl habe, die Beiden jetzt noch besser kennengelernt zu haben. Ehrlich gesagt finde ich Rans Worte ein wenig OOC, aber da sie schwanger ist u. damit alle Hormone verrückt spielen u. man sich eben etwas verändert, passt es wieder super rein u. macht es authentischer.
Und Kazuhas u. Heijis Beziehung kam auch sehr gut rüber. Vor allem, da man Einblick in Heijis gesamtes Gefühlschaos hatte.

Ich finde es total toll, dass du die gleiche Zeit noch mal aus der Sicht eines anderen Charakters schilderst.

Witzig, dass Kazuha bei Kaito an Heiji denken muss. Bestimmt hier eher im Kontext von „auch an ihren Freund denken“, aber ich finde schon, dass Kaito eine Mischung aus Heiji u. Shinnichi ist. Also vom Charakter her, nicht vom Aussehen. ^_-

Was mir gerade auffällt (wahrscheinlich, weil ich vor kurzem noch in Rans Zustand war), dass man doch bestimmt anders reagiert, wenn eine Hochschwangere vermisst wird, oder? Also ich meine, ich war noch nie in so einer Situation, aber würde man nicht losgehen u. sie suchen statt im Bett zu liegen u. nur rumzutelefonieren bzw. zu schreiben? Klar ist jeder anders und die Mentalität in Japan bestimmt anders, immerhin ist da die Kriminalitätsrate niedrig, aber es hätte doch auch ein Unfall sein können oder das die Geburt losgeht. (ich durfte bei meinen Schwiegereltern noch nicht mal die Badezimmertür abschließen ^^°)
Aber Kogoro hat mal wieder die Ruhe weg. Typisch. *seufz*

Wo bleibt eigentlich Akamaru, wenn Eri arbeiten ist? Bei Kogoro? Und der kommt mit dem kleinen Wurm klar? ^^°

Also Rans Nachricht an Kazuha ist für eine knappe Antwort aber doch sehr lang. Ran muss echt schnell schreiben können. ^_-

Ich hab, ehrlich gesagt, beim Lesen den vielen körperlichen Kontakt zw. Ran u. Yusaku als merkwürdig empfunden. Klar mögen sie sich u. das Alter spielt auch keine Rolle bei Freundschaften, aber dennoch war die Vorstellung für mich skurril. Vor allem, als Yusaku Rans Kinn hochgehoben hat. In anderen FFs wäre danach ein Kuss gekommen… Ich weiß auch nicht, wieso mich das so stört.
Aber witzig, wie du im Kapitel darauf eingegangen bist, als es hieß, dass Shinichi das zusammen im Bett schlafen falsch verstehen könnte. ^_^

Cool, dass Kazuha Heiji zurückerobern möchte. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob Heiji gut darauf reagiert, dass Kazuha ihn konfrontiert. Aber erstmal sehen, ob Ran überhaupt dazu kommt mit ihr zu sprechen.
Von:  Holmes
2019-06-05T07:20:10+00:00 05.06.2019 09:20
Ich liebe einen Schreibstil!!!!
Mach bitte weiter :)
Von:  Naru-chan12
2018-09-19T17:50:32+00:00 19.09.2018 19:50
Ich mag an dem Kapitel sehr, dass es mal ein wenig mehr um Yusaku und Yukiko geht. Eigentlich ist das gesamte Kapitel über Yusaku mit den verschiedensten Charakteren. Das fand ich aber sehr interessant. Vor allem, weil die Beziehungen der einzelnen Protagonisten zu Yusaku und auch untereinander dadurch noch einmal aufgegriffen und auch vertieft wurden. Vor allem zwischen Yusaku und Ran. Ich mag die Chemie zwischen den beiden und bin froh, dass es so viel um die beiden ging. Und vor allem auch, dass es so viel um Rans Gefühle ging und natürlich auch die von Yusaku.

Leider habe ich geahnt, dass Yukiko so reagieren wird. Und sie hat meine Erwartungen nicht enttäuscht.
Die Szene, in der Yusaku Yukio hinterherrennt und sie sich versteckt hat irgendwie etwas wie Täter und Opfer. Obwohl ich hier Yusaku als das Opfer bezeichnen würde.

Ai ist gemein. Wieso sagt sie dem amen Professor nicht, wo die Autoschlüssel sind? War sie irgendwie sauer? Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der sie sich mit Agasa gestritten hätte. Oder war es, weil sie wusste, dass es um Yusaku ging? Ah! Stimmt ja, ich erinnere mich, dass da zwischen Ai und Yusaku etwas vorgefallen war.
Der Professor steht aber auch immer zwischen den Stühlen. Er versucht immer alle zu verstehen und gegebenenfalls wieder zusammenzubringen. Deshalb mag ich Agasa auch so. ^^

Ai und Yusaku. Wie kleine Kinder. Man könnte denken, dass beide wirklich zur Grundschule gehen.

Ui! Jetzt wird’s spannend. Bin gespannt was Ran für Schlussfolgerungen aus dem gefundenen Stimmentranposer zieht. Und vor allem, wie der da hingekommen ist.

Aber wenn Ai den Stecker vom Telefon herausgezogen hat, dann kommen die Besucher doch erst Recht ungebeten. So hätte sich z.B. Ran vorher angekündigt oder wäre gar nicht erst vorbeigekommen, weil ihr der Professor alles am Telefon gesagt hatte. Nun kommen alle Besucher ungebeten, weil sie vorher nicht nachfragen können. ^^°

Ran ist echt mutig. Gleich zu Yusaku zu gehen, obwohl sie weiß, dass er sauer ist. Aber sie hat es wohl nicht ausgehalten und musste ihn befragen. Und hat Antworten bekommen. Yeah! endlich! ^_^
Und so schnell ist ein wütender Yusaku wieder zu beruhigen. Auch wenn die Wut jetzt auf jemand anderen, in dem Fall Ran, übergegangen ist.

Es tut mir leid, aber das Yusaku Yukiko eine blöde Kuh nennt, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Das er sauer ist ja, aber diese Ausdrucksweise passt irgendwie nicht zu ihm. Auch wenn ich es verständlich finde, wie er reagiert.
Dagegen kann ich mir Ran sehr gut so wütend vorstellen, dass sie mal ausfallende Worte gebraucht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass im Manga Ran öfters mal wütend gezeigt wird, Yusaku aber nicht. ^^°

Also ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen in einem Bett zu schlafen, dass ewig nicht benutzt wurde und total verstaubt ist. Oder gibt’s eine Tagesdecke darüber?

Von:  Naru-chan12
2017-10-01T17:40:59+00:00 01.10.2017 19:40
Interessantes Kapitel. Man hat viel über Yusakus Gedanken gelernt und ich finde, man kann ihn jetzt wesentlich besser verstehen. Und Heiji natürlich auch.


Na Mensch. So viel haben Yusaku und Yukiko in der ganzen vorrangegangenen FF nicht miteinander geredet. Der Grund ist zwar kein besonders schöner, aber immerhin scheint er die Beiden wenigstens wieder etwas mehr zusammen zu bringen.
Und wie Yusaku schon sagte, hat das scheinbar alles einen Sinn. Im Moment sieht es so aus, also ob der Sinn, zumindest für die Beiden, darin lag wieder zusammen zu finden. Yukiko wäre wohl sonst nie über ihren Schatten gesprungen. Und so haben beide etwas, um das sie sich gemeinsam Sorgen machen und sich kümmern müssen. Das verbindet dann doch immer sehr. Ich hoffe sehr, dass Yukiko sich jetzt nicht wieder in ihr Schneckenhaus zurückverkriecht und Yusaku nicht allzu sehr verschreckt ist von dieser plötzlichen Reaktion und dran bleibt.

Kazuha ist aber mutig. Ich hätte auch viel zu viel Angst gehabt, um mir die Karten zu meiner Beziehung legen zu lassen. Ich habe da auch vollen Respekt vor Kazuha.
Ich habe so mit Kazuha und dann sogar noch mehr mit Ran mitgefiebert. Aber die Ergebnisse passen auf beide sehr gut.
Immerhin sind die Mädels wieder auf Kurs und bemühen sich alles wieder ins Lot zu bringen und bei Ihnen klappt es auch ganz gut – mit Zurückhaltung und Abwarten.

Ich hab so gelacht, als ich gelesen habe, was Yusaku zu Heiji gesagt hat, als dieser einfach so in Yusakus Zimmer gestürmt kam. ^_^

Oh man! Sowas bekommt auch nur Shinichi hin. Meine Vermutung war eher, dass er zu allen Schwestern meinte, er sei ein 16-jähriger. Aber dann hätte er sich selbst verraten, fällt mir gerade ein. xD

Ui! Na da bin ich mal ein den neuen Arzt gespannt, der sich dann im Privaten umsehen wird. Er wird dann wohl auch zwangsläufig auf Ran treffen. Ich bin sehr gespannt. ^^
Von:  Naru-chan12
2016-07-02T15:05:39+00:00 02.07.2016 17:05
Nach langer Pause melde ich mich auch mal wieder, denn endlich habe ich es geschafft das neue Kapi zu lesen. xD Dann leg ich auch gleich mal los. ^^

Die Beschreibung, wie die Teenager so in ihren Betten liegen und nicht schlafen können, finde ich toll. Ich habe nebenbei Musik gehört, die etwas melancholisch war und die hat so super zu dieser Szene gepasst, dass es schon fast gruselig war. ^^°

Shinichi klingelt wohl immer nach der Armen Krankenschwester? Oder schaut sie immer mal herein und er gibt ihr Aufgaben?

Oh ich kann Ran so gut verstehen. Wenn dasselbe Kitten zu mir kommen würde und sich zu mir kuschelt, dann müsste ich es auch haben. ^_^

Also ehrlich, dieser Arzt, der Yusaku untersucht hat, ist wirklich ein Vollpfosten. Wenn man die Symptome nennt, dann ist es vielleicht keine Gehirnerschütterung, aber das irgendetwas nicht stimmt, muss doch ein Arzt merken. Und ihn nicht als bei ‚bester Gesundheit‘ bezeichnen.

Interessant, dass Shinichi auf einmal auf die Psychatrische muss. Ich bin echt gespannt. Du hast dich dazu in diesem Kapitel ausgeschwiegen. Ich hab da so eine Vermutung, vor allem, weil du vorher so eine Ankündigung gemacht hast, aber sicher bin ich mir nicht. xD Ich lass mich überraschen und berichte dir dann beim nächsten Kapi. Wenn du es da überhaupt lüftest. ^^°

Auf Rans Idee bin ich auch sehr gespannt. Da kann ich mir allerdings im Moment noch nichts vorstellen.

Vielleicht gut, dass ich so lange gebraucht habe, um dieses Kapi zu lesen. Dann muss ich jetzt nicht mehr so lange auf das Neue warten. ^_^

Die Fragen im Patienten-Fragebogen fand ich übrigens interessant. Aber ich finde auch, dass die Hälfte gereicht hätte. Durch die Fülle versteht man eventuell Yusaku und Yukiko besser in ihrem Konflikt zwischen Wahrheit und Lüge bezüglich Conan, aber das wäre bestimmt auch bei ausgewählten Fragen rübergekommen. Ich bin ehrlich gesagt nach ein paar Fragen ausgestiegen und hab nur noch überflogen und gar nicht mehr richtig gelesen. ^^°

Von:  Naru-chan12
2016-03-09T13:26:37+00:00 09.03.2016 14:26
Das Kapitel war toll. Ich liebe, dass es fast ausschließlich um Ran, Kazuha, Yusaku und Andrew ging. Und dochh irgendwie nur um Ran und Yusaku, denn fast alles hat mit den Beiden zu tun. Ich mag dieses Kapitel. ^^

Ich kann mir nicht helfen, aber ich weiß gar nicht mehr, wieso Ran so besorgt ist. Ich erinnere mich zwar daran, dass es Yusaku am Ende des letzten Kapis nicht mehr so gut ging, aber hatte Ran davon etwas mitbekommen? Es waren doch nur die letzten Sätze im Kapitel dazu.

Das Lied über Sonnenblumen und Kaffeebohnen würde ich gern einmal hören. Hattest du da ein bestimmtes im Ohr?

Auf sein Bauchgefühl kann man sich meist verlassen. Das spürt wohl auch Ran und kann deshalb ihre Sorgen nicht ganz ablegen.

Oh, oh, oh! Yusaku wirkt wirklich sehr bissig an diesem Tag. Ist gar nicht so seine Art, auch wenn einiges schief gegangen ist. Aber ich muss sagen, ich bin auch wirklich schlecht drauf, wenn nicht nur eine Sache schief geht, sondern gleich mehrere.

„Von Bauchschmerzen geplagt, die er als Hunger abtat- zwar waren sie etwas anderes, aber was sollten sie schon sonst sein, dachte er wieder gereizterer Stimmung nicht weiter darüber nach.“
In diesem Satz, finde ich die Stelle „zwar waren sie etwas anderes, aber was sollten sie schon sonst sein“ merkwürdig formuliert. Erst ist es aus der Sicht des Erzählers „zwar waren sie etwas anderes“ und dann plötzlich wieder aus der Sicht von Yusaku „aber was sollten sie schon sonst sein“.

Du wechselst manchmal von einem Charakter zum anderen und beginnst den neuen Absatz mit dem neuen Charakter dann mit z.B. ‚er‘. Nach weiterem Lesen erkennt man dann, um wen es sich handelt, aber am Anfang ist es schon komisch, wenn man vorher noch z.B: bei Heiji war und dann auf einmal wieder bei Yusaku ist, es aber nicht erwähnt wird.

Es ist lustig, wie Yusaku anfängt sich selbst und auch ein wenig seinen Mitmenschen gegenüber wie Shinichi zu reagieren. *g*

Sag mal, wurde vorher schon einmal erwähnt, dass Andrew Kitten hat? Denn noch vor dem Einbringen der Kitten nennst du ihn „Kittenbesitzer“.

In einem Absatz geht es um Ran und Kazuha. Und du schreibst am Schluss „die Ex-Freundinnen“. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass du damit die beiden Mädels zu ihren Ex-Freunden gemeint hast und nicht gegenseitig. Das hat mich doch erst etwas verwirrt, da es eben nur um Ran und Kazuha und nicht auch um Heiji und Shinichi ging.

An Yusakus Stelle hätte ich den beiden Mädchen gesagt, dass alle Kitte nschon vergeben sind, wie Andrew ihm erzählt hatte.
Von:  Naru-chan12
2016-01-25T22:14:01+00:00 25.01.2016 23:14
Man, so schnell ein neues Kapitel. Ich bin begeistert. ^^
Vor allem, da das vorherige so spannend vor dem neuen Jahr geendet hat. Da freue ich mich um so mehr, dass es jetzt schon weitergeht. ^_^

Die kleinen Geschenke, die sich die anwesenden Personen überreichen sind so niedlich. Du hast wirklich den japanischen Geschenkegeist getroffen, in dem viele Dinge geschenkt wurden, die nützlich sind bzw. die man benutzen kann und die nicht nur in der Wohnung rumstehen. Solche Geschenke lieben die Japaner. (da die Wohnungen klein sind und kaum Platz vorhanden) ^^ Hab letztens ein Buch über Japan gelesen und musste sofort daran denken, wie gut du hiermit die Japaner getroffen hast. ^^ Aber die Geschenke passen auch zu den Charakteren. Vor allem das Waschmittel von Eri fidne ich klasse und musste so schmunzeln, als ich das gelesen habe. *g*

Wie süß verzweifelt die Neujahrskarte von Kazuha klingt. Für meinen Geschmack schon ein wenig zu verzweifelt. Aber andererseits ist sie auch total verzweifelt. Ich bin ehrlich gesagt hin und her gerissen. Aber der Satz am Anfang war klasse, ich meine den, wo sei meint, dass sie nicht weiß, wieso sie ihm überhaupt schreibt und das er es ehn icht lesen wird. *hihihi*

Ob man als Schwangere in den letzten Monaten überhaupt in einen normalen Kimono passt? Diese Frage überkam mich sofort, als ich las, dass die Mädels einen Kimono anhaben.
Und ziehen Männer auch Kimonos an? Ich dachte immer, dass eigentlich nur Frauen tradotionelle Kimono an Neujahr anziehen.

Wie gemein. Conan geht mit zum Tempel, aber du verrätst (noch) nicht, ob er sie gelesen hat. Ich denke schon, denn deshalb wird er mitgehen, aber ich bin mir nicht 100prozentig sicher. xD Und wenn, dann lässt du einen auch erstmal nicht wissen, was Rn an Conan geschrieben hat. Gemein. ^^°

Oh man! Da kommt Kogoro endlich mal wieder ins Spiel und dann ist das erste was er sagt gleich wieder so etwas plumpes wie "Mir ist kalt.". Aber keine Angs, das passt meiner Meinung nach perfekt. Nicht nur zum Chrakter, sondern in die ganze Szene.

Huhu! Endlich dürfen auch wir Leser die Neujahrskarte v. Ran lesen. ^___^
Typsich Ran, schreibt ellenlange Neujahrskarten und muss sogar die Rückseite benutzen. ^^

Die Neujahrskarte v. Shinichi an Ran ist rührend und traurig. Aber genauso wie Ran freue mich sehr, dass Shinichi ihr wenigstens geantwortet hat.
Aber sag mal, er schreibt darin "Ich bin erleichtert, dass es ihr gut geht."
Damit ist doch Kickchen gemeint? Ich bin mir jetzt nicht bewusst, dass wir Leser schon erfahren haben, welches Geschlcecht das Kind hat. Oder erinnere ich mich nur nicht mehr?

Ich finde es toll, dass Conan mit zum Tempel gegangen ist, aber irgendwie passt es nicht so recht ins Bild, denn sowohl die Tage davor als auch danach muss er sich richtig aus dem Bett aufraffen und es ist ihm sogar zu schser gefallen Tee zu kochen. Da erscheint er mir beim Gang zum Tempel irgendwie zu fit, zumal das ja auch stunden gedauert hat.

Das Bild muss genial ausgesehen habe. Eine Oberschülerin mit Baby im Kinder wagen und schon wieder hochschwanger. xD

Fällt Ran gar nicht auf, dass Conan weg ist? Oder hat Yusaku ihr wieder irgendeine Lüge aufgetischt oder sie gebeten nicht weiter nachzufragen? Es wundert mich nämlich, dass ihr das nicht aufgefallen ist.

Oh, oh! Ich erinnere mich noch, dass auch Yusaku das Gegenmittel eingenommen hatte. Das rächt sich jetzt wohl und dem Guten geht es auch nicht mehr so gut. Das ist bestimmt nicht bloß eine normale Erkältung. Armer Yusaku! >_<

Von:  Naru-chan12
2016-01-15T22:35:11+00:00 15.01.2016 23:35
Huhu! Endlich ein neues Kapitel. ^^ Und endlich komme ich dazu es zu lesen. xD

Ich mag es, wie jeder mit seinen Gefühlen zu kämpfen hat und wie du das beschreibst. Es ist interessant so einmal einen kleinen Einblick in die Gefühlwelt der Personen zu bekommen. Dadurch kann man sich in sie besser hineinversetzen und verstehen. Das hast du zwar auch schon vorher gemacht, aber ich finde, in diesem Kapitel steht es viel im Vordergrund.

Oh, oh, oh! Da wird sich Eri doch wohl nicht verlieben? Und wenn doch bzw. sie es schon getan hat, dann kann es ja noch in anderer Hinsicht spannend werden. Ich freue mich darauf

Na Mensch, da ist mir Shinichi ja fast ein wenig zu brav. Ich mochte den aufmüpfigen, starrköpfigen Kerl.

Ich dachte bei der SMS, die Heiji bekommen hatte, erst an Kazuha, aber das war dann im Nachhinein doch eher unlogisch und ich war verwirrt. Dann kamst du auf Ai zu sprechen und erst da hab ich kapiert, dass die SMS von ihr war (was sehr logisch ist, wenn man an die Ereignisse im vorherigen Kapitel denkt, dass ich nicht mehr ganz im Kopf hatte xD)

Also ich an Yusakus Stelle hätte so lange nicht im Garten ausgehalten. Ich könnte mich in der Kälte auch nicht richtig konzentrieren auf die wichtigen Dinge und Ereignisse, die mir gerad auf der Seele liegen. Müsste er nicht ein Eisklotz sein?

Die Idee mit der Neujahrskarte finde ich toll. Das ist so süß. ^_^

Tolles Kapitel zum neuen Jahr. Das passt echt so super. ^^
Und das mit dem Vergeben vor dem neuen Jahr und alles zu akzeptieren finde ich super. So etwas sollte man sich immer vornehmen und auch versuchen umzusetzen. Vielleicht nur nicht draußen im Kalten bei Eis und Schnee und Wind.
Hast du eigentlich schon einmal so etwas wie Yusaku gemacht?



Von:  Naru-chan12
2015-11-20T21:04:10+00:00 20.11.2015 22:04
*hihihi* Ich hatte total vergessen, dass Shiratori ja an Shiho interessiert ist und zwar sehr. *g*
Ich muss ehrlich sagen, dass ich erstmal wieder in deine FF reinkommen muss, da es doch ziemlich lange her ist, dass ich

das letzte Kapitel gelesen habe und deine Story so vielseitig ist, genau wie die Charaktere. Also sei mir nicht böse, wenn

ich ab und zu ein paar Dinge nachfrage oder eventuell noch einmal etwas feststelle, dass ich vorher schon mal erwähnt

habe.

Oh man! Ich kann Ran so gut verstehen. Ich hatte diese hoffnung auch mal, dass sich alles wieder mit einer alten iebe

einränken würde und hab tpfer weitergemacht. Deswegen kann ich mich mit Ran gerade total gut identifizieren. Ich liebe

ihre Einstellung, die sie sich dank Yusaku angeeignet hat.

Ich mag Yusaku in seiner Rolle als Detektiv sehr. Ich glaube, es macht ihm Spaß. Die Sache ist zwar ernst und verzwickt,

aber ich denke, dass er es auch innerlich genießt mal wieder Detektivarbeit zu leisten. ^^

Shiho und Shinichi sind sich echt so ähnlich. Das stell ich immer wieder fest und aufgrund der nicht gelesenen Briefe

bestätigt mich das auch nur noch mehr.

Yusaku und Yukiko haben einander? Aber die Beiden reden doch auch kein Wort mehr miteinander und wenn, dann streiten sie

sich nur. Das hab ich jetzt nicht ganz verstanden. ^^°
Und Eri und Kogoro haben doch genauso Probleme. Irgendwie hab ich die Beiden in deiner Aufzählung der einsamen Herzen

vermisst.

Was man alles verpasst, wenn man einem Menschen nicht ins Gesicht bzw. die Augen schaut. Daran sollte man immer denken,

bevor man allzuschnell das Gesicht abwendet. Das ist mir auch schon öfter im wahren Leben aufgefallen.
Ich finde es toll, dass Ran die Leute um sich herum so beobachtet. Ich mag das auch. Auf Parties zum Beispiel beobachte

ich einige Leute genauer, so neben den Gesprächen, wenn man sie gerade im Blick hat und es nicht allzu auffällig ist. *g*
Was man dann hinterher erzählen kann ist manchmal echt lustig.

Also ich muss ja ehrlich sagen, dass ich mir die Dienste von Shiratori auch nicht gemerkt hätte, wenn ich ihm richtig

zugehöt hätte. So etwas merkt man sich doch nicht einfach so, beim ersten Erzählen. Das schreibt man sich auf (was in

diesem Fall niemand gemacht hat, denn alle hatten ganz andere Dinge im Kopf, was total verständlich ist) bzw. einem wird

ein Zettel gegeben. Also Yusaku und Agasa brauchen sich da echt keine Vorwürfe machen, meiner Meinung nach.

Da fällt mir gerade eine Frage ein, die du natürlich ncih beantwroten musst, wäre ja Spoiler xD:
Was wird wohl aus Shiratori und Shiho? Wenn sie Ai bleiben müsste? Auf die Antwort in der FF freu ich mich schon jetzt. ^^

Shiratori ist 26 Jahre alt? Dann ist er so alt wie ich und jünger als mein Mann. Ist er im Manga/Anime auch so alt? Denn r
*hihihi* Ich hatte total vergessen, dass Shiratori ja an Shiho interessiert ist und zwar sehr. *g*
Ich muss ehrlich sagen, dass ich erstmal wieder in deine FF reinkommen muss, da es doch ziemlich lange her ist, dass ich

das letzte Kapitel gelesen habe und deine Story so vielseitig ist, genau wie die Charaktere. Also sei mir nicht böse, wenn

ich ab und zu ein paar Dinge nachfrage oder eventuell noch einmal etwas feststelle, dass ich vorher schon mal erwähnt

habe.

Oh man! Ich kann Ran so gut verstehen. Ich hatte diese hoffnung auch mal, dass sich alles wieder mit einer alten iebe

einränken würde und hab tpfer weitergemacht. Deswegen kann ich mich mit Ran gerade total gut identifizieren. Ich liebe

ihre Einstellung, die sie sich dank Yusaku angeeignet hat.

Ich mag Yusaku in seiner Rolle als Detektiv sehr. Ich glaube, es macht ihm Spaß. Die Sache ist zwar ernst und verzwickt,

aber ich denke, dass er es auch innerlich genießt mal wieder Detektivarbeit zu leisten. ^^

Shiho und Shinichi sind sich echt so ähnlich. Das stell ich immer wieder fest und aufgrund der nicht gelesenen Briefe

bestätigt mich das auch nur noch mehr.

Yusaku und Yukiko haben einander? Aber die Beiden reden doch auch kein Wort mehr miteinander und wenn, dann streiten sie

sich nur. Das hab ich jetzt nicht ganz verstanden. ^^°
Und Eri und Kogoro haben doch genauso Probleme. Irgendwie hab ich die Beiden in deiner Aufzählung der einsamen Herzen

vermisst.

Was man alles verpasst, wenn man einem Menschen nicht ins Gesicht bzw. die Augen schaut. Daran sollte man immer denken,

bevor man allzuschnell das Gesicht abwendet. Das ist mir auch schon öfter im wahren Leben aufgefallen.
Ich finde es toll, dass Ran die Leute um sich herum so beobachtet. Ich mag das auch. Auf Parties zum Beispiel beobachte

ich einige Leute genauer, so neben den Gesprächen, wenn man sie gerade im Blick hat und es nicht allzu auffällig ist. *g*
Was man dann hinterher erzählen kann ist manchmal echt lustig.

Also ich muss ja ehrlich sagen, dass ich mir die Dienste von Shiratori auch nicht gemerkt hätte, wenn ich ihm richtig

zugehöt hätte. So etwas merkt man sich doch nicht einfach so, beim ersten Erzählen. Das schreibt man sich auf (was in

diesem Fall niemand gemacht hat, denn alle hatten ganz andere Dinge im Kopf, was total verständlich ist) bzw. einem wird

ein Zettel gegeben. Also Yusaku und Agasa brauchen sich da echt keine Vorwürfe machen, meiner Meinung nach.

Da fällt mir gerade eine Frage ein, die du natürlich ncih beantwroten musst, wäre ja Spoiler xD:
Was wird wohl aus Shiratori und Shiho? Wenn sie Ai bleiben müsste? Auf die Antwort in der FF freu ich mich schon jetzt. ^^

Shiratori ist 26 Jahre alt? Dann ist er so alt wie ich und jünger als mein Mann. Ist er im Manga/Anime auch so alt? Denn r

kommt mir älter vor, also wenn ich ihn mit uns vergleiche und auch mit z.B. Sato. Sie ist doch auch ungefähr so alt, aber

müsste er dann nicht älter sein?

Ich hoffe ja sooooo sehr, dass Shiho mit Shiratori spricht. Ich bin so gespannt, wie er reagiert, wenn er in seiner Vermutung bestätigt wird. Und ob sie ihm das von Shinichi auch erzählen. ^_________^

Das Kapitel war sehr interessant und ich mag Yusaku total. Er ist irgendwie wie derjenige, der durch die ganze Geschichte führt. Das kommt mir mehr und mehr so vor, denn er bekommt im Moment das Meiste mit und ist auch in fast alles involviert. ^^
kommt mir älter vor, also wenn ich ihn mit uns vergleiche und auch mit z.B. Sato. Sie ist doch auch ungefähr so alt, aber

müsste er dann nicht älter sein?

Ich hoffe ja sooooo sehr, dass Shiho mit Shiratori spricht. Ich bin so gespannt, wie er reagiert, wenn er in seiner Vermutung bestätigt wird. Und ob sie ihm das von Shinichi auch erzählen. ^_________^

Das Kapitel war sehr interessant und ich mag Yusaku total. Er ist irgendwie wie derjenige, der durch die ganze Geschichte führt. Das kommt mir mehr und mehr so vor, denn er bekommt im Moment das Meiste mit und ist auch in fast alles involviert. ^^


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