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Londinium

von

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Kein zurück

Am Abend war es still, totenstill so schien es. Langsam schlug Ryou die Augen auf, war in dem Schaukelstuhl wohl eingeschlafen. Müde sah er sich um, erkannte, dass das Feuer im Kamin längst ausgebrannt war. Deswegen ging er zum Lichtschalter und erleuchtete das Zimmer, war froh, dass er hier alleine war. Dennoch schmerzte sein Rücken von der unbequemen Haltung, sodass er letztendlich entschied, sich in sein Bett zu legen. Vorsichtig trottete er nach oben, gab kaum ein Geräusch von sich und schaltete das Licht im Schlafzimmer ein. Dann lief er noch einmal zurück um das Licht im Wohnzimmer zu löschen. Zurück im Schlafzimmer, setzte er sich auf sein Bett und rieb sich müde durch das Gesicht, bevor seine Hände an diesem erstarrten.
 

Eine kleine Karte lag auf seinem Nachttisch, die ihn stark an etwas erinnerte. Sofort schrak er auf, lief durch das ganze Haus und überprüfte Fenster und Türen. Diese waren jedoch ausnahmslos verschlossen, lief zurück zu der Karte. Wie lange diese schon hier lag, wusste er nicht, hatte jedoch Angst diese umzudrehen. Erneut setzte er sich, war sich sicher, dass der Fremde ihm nichts anhaben konnte. Also drehte er die Karte blitzschnell um, schreckte dann zurück und kauerte sich zusammen. Sein Blick fiel vorsichtig auf die Karte, besah sich das Symbol des brennenden Turmes. Plötzlich und ohne Vorwarnung, wurde es laut, eine Sirene huschte an seinem Haus vorbei und Männer schrien wild durcheinander. Neugierig geworden, öffnete er die Holzfensterladen und entdeckte dort Männer, die die Straße hinauf liefen.
 

Ryou wunderte sich, was dort los war und warum draußen die Straße voller Feuerwehrleute und Helfern zu sein schien. Da so viel los war, traute er sich auch hinaus und verriegelte die Tür, ging in die Richtung, in der die Männer verschwanden. Er versuchte, dass er nicht den Anschluss verlor, war er ja immer noch in Gefahr war. Als er auf einem großen Gelände ankam, dass ziemlich am Rande der Stadt lag, drängte er sich an den Schaulustigen vorbei. Irgendwie schien etwas im Vormarsch zu sein, entdeckte dann schnell, dass ein großer Teil der Hügel, auf denen sich auch ein großer Wald erstreckte, brannte.
 

„Dad!“, schrie er in die Nacht herein, lief sofort zu dem Feuerwehrmann.

„Dort oben lebt mein Vater.“, erklärte er sofort, wollte unbedingt helfen.
 

Jedoch schien man ihn nicht ernst zu nehmen, so wie er nun aussah, weswegen man ihn einfach wegschleppen ließ. Der Weißhaarige wollte sich dies nicht bieten lassen, zappelte so gut er konnte. Er erkannte, dass er hier keine Hilfe erwarten konnte, riss sich los und stahl eines der festgebundenen Pferde. Das einzige, was für ihn nun noch zählte, war, seinem Vater zur Hilfe zu eilen, wollte sich von niemandem aufhalten lassen. Das Reittraining, dass er damals gehabt hatte, war ihm dabei eine gute Hilfe, ritt er nun in den Wald und ignorierte die Männer, die ihn noch aufhalten wollten.
 

Schnell ritt er an diesen ganzen Menschen vorbei, die ihm erstaunt nach sahen, trieb das Pferd immer weiter an und in den Wald hinein. Überall brannte es und er musste aufpassen, dass ihm das Pferd nicht durch ging. Immer weiter trieb er das Pferd hoch, wollte noch rechtzeitig bei der Villa sein. Durch die vielen Brände am Boden, musste er jedoch außen herum reiten, kam nur stückweise an die Villa heran. Es dauerte fast eine viertel Stunde bis er endlich die Villa wieder sah, entschloss sich, es auf direktem Wege zu versuchen. Das Pferd trabte wieder an, angetrieben durch Ryou, der es zum rennen bringen wollte. Ein Knacken, ein Scheppern, züngelnde Flammen...
 

Ryou schreckte zurück, ebenso wie das Pferd, das seinen Reiter abwarf. Ein großer Ast war durchgebrannt und von einem Baum gefallen, hatte es verschreckt. Noch einmal richtete sich das galante Tier auf, galoppierte dann durch die Flammen davon. Geschockt und mit noch leichten Schmerzen von dem Sturz, sah er dem Tier nach.
 

„Bleib stehen!“, rief er ihm nach, machte sich Sorgen, wie er hier weg kommen sollte, wenn er seinen Vater noch fand.
 

Es half nichts... Das Pferd hörte nicht auf ihn und er musste handeln. Ryou entschied sich dafür, zur Villa zu gehen und seinen Vater zu suchen, sah von weitem einen Mann, der bereits auf dem Boden strauchelte. Dieser schrie und drehte sich, versuchte die Flammen zu löschen. Sofort eilte er dort hin, erkannte die verbrannte Gestalt kaum. Hilflos versuchte er einen Hinweis zu finden, entdeckte dann das Familienwappen an der Kleidung des Mannes.
 

„Vater! Vater!“, schrie er, suchte ängstlich nach Wasser oder irgendwas zum löschen.
 

Doch hier war weit und breit nichts, entdeckte nur die Tür zur Küche, die sperrangelweit geöffnet war. Davor brannten die Flammen, zündeten langsam die Holztüre an. Für seinen Vater wollte er es wagen, schluckte hart und sprang durch die Flammen hindurch. In der Küche brannte bereits vieles oder glühte durch die Hitze. Seine Augen wanderten herum, entdeckten in der Ecke einen Eimer. Blitzschnell, damit er nicht auch noch in Brand geriet, riss er an einem Lappen, umwickelte damit den Henkel des Eimers und füllte diesen eilig mit Wasser. Er ahnte, dass er nur wenig Chance hatte, dass sein Vater dies überlebte, gab die Hoffnung noch nicht auf. Dabei ignorierte er sogar seine wachsende Rauchvergiftung, hustete und hustete immer mehr. Seine Kraft schwand, entschied sich den Hahn abzudrehen und nahm den Eimer mit nach draußen.
 

„Vater!“, schrie er erneut, bewegte sich dieser nämlich nicht mehr.
 

Augenblicklich schüttete er das Wasser über diesen aus, brachte die Flammen zum erlöschen und ließ den Eimer einfach fallen. Ohne Rücksicht auf sich selbst glitt er zu Boden und drehte den verbrannten Körper seines Vaters um, bettete ihn auf seinem Schoß. Dieser atmete keuchend ein und aus, was ein kurzes Lächeln des Weißhaarigen zur Folge hatte, dessen Augen sich mit Tränen füllten.
 

„Ryou... Mein Sohn...“, keuchte er kränklich, berührte er sanft Ryou's Wange.
 

„Nicht reden., schone deine Kräfte. Hilfe ist bereits unterwegs.“, versprach er dem Verwundeten.
 

„Es... tut mir... leid...“, machte dieser einen letzten Atemzug, bevor sein Arm leblos zu Boden fiel.
 

Erschrocken hielt Ryou für einen Moment die Luft an, konnte nicht glauben, dass sein Vater tot sein sollte. Genau auf dieses Weise rüttelte er den leblosen Körper in seinen Armen, hoffte, dass dieser vielleicht doch noch einmal die Augen aufschlagen würde. Seinem Lächeln wich dabei die Trauer...
 

Nein... Nein!!! Aaaaaaaahhhhhhhhhhhh~“, erhellte ein verzweifelter Schrei die Nacht.
 

Durcheinander und aufgebracht kabbelte er von seinem Vater weg, kauerte sich auf dem Boden zusammen und weinte verzweifelt, hatte jetzt keinen Ort mehr, an dem er zurückkehren konnte. Dies begriff er noch nicht völlig, bemerkte nicht einmal mehr die Feuerwehrmänner, die nun endlich auch hier angelangt waren und die Flammen löschten. Alles lief im Zeitraffer ab, selbst wie er auf die Beine gezogen und fortgebracht wurde. Er bekam nicht einmal mehr mit, wie das Gebäude letztendlich in sich zusammen brach und es nur noch Asche und Schutt war, die gelöscht worden war.
 

Eine halbe Stunde später saß Ryou im Polizeirevier von London, sollte ebenfalls vernommen werden. Dennoch stand er viel zu sehr unter Schock, brachte beim Verhör nicht einen Ton heraus. Letztendlich führte dies zu keinerlei Ergebnis, sodass man den Weißhaarigen aus Mangel an Beweisen und wegen eines fehlenden Motivs gehen ließ. Es war bereits stockdüster und von der nächtlichen Unruhe nichts mehr zu sehen. Niemand befand sich mehr auf den Straßen, es war unheimlich. Trotzdem kam er ohne einen Kratzer vor seinem Haus an, wo ihn ein bekanntes Gesicht erwartete, mit welchem er nicht gerechnet hatte. Es war der Makler des Hauses und Ryou ahnte schlimmes, überquerte die Straße und schritt auf diesen zu.
 

„Guten Abend, Sir. Was kann ich für sie tun?“, fragte er nach, fürchtete sich ein wenig vor dem, was nun kommen könnte.
 

„Die Schlüssel.“, verlangte der Mann augenblicklich, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
 

„Wie? Also...“, stotterte er.

„Aber... Dürfte ich wenigstens meine persönlichen Dinge holen.“, gestand er ein, dass er keine Geld zur Mietung dieses Hauses hatte.
 

Der Herr rümpfte die Nase, nahm die Schlüssel und nickte schließlich. Erleichtert, dass er wenigstens dazu die Chance hatte, folgte er seinem Vermieter, packte seine Kleidung und die Puppe in einen Stoffbeutel.
 

„Komm wieder, wenn du bezahlen kannst.“, schickte der Vermieter Ryou mitten in der Nacht noch vor die Tür.
 

Dieser überlegte, wo er zu dieser späten Stunde hin sollte und in welche Richtung er gehen sollte. Er konnte ohne Geld weder in die abgebrannte Villa oder das gemietete Haus, noch in ein Hotel zurück kehren. Letztendlich kannte er hier auch nur eine Person, zu der er überhaupt hin wollte, machte sich auf in die Richtung, in der diese wohnte. An der Gasse angekommen, in der die besagte Person wohnte, musste er hart schlucken, war es doch recht unheimlich, wie der Wind hier durch fegte und ein Quietschen und Klopfen der Holzschilder die Stille durchdrang. Erst einige Minuten später kehrte er in die Gasse ein, betätigte den Türklopfer erst einmal, schließlich ein zweites Mal, bevor man ihm öffnete.
 

„Oh, du bist es Junge.“, legte der alte Puppenmacher eine Eisenstange beiseite.

„Komm rein, was machst du denn noch hier.“, wartete er, bis Ryou in der Wohnung war, verriegelte die Tür wieder.
 

„Man hat mich rausgeworfen. Mein Vater hat in der Villa gewohnt, die diese Nacht gebrannt hat. Er ist heute Nacht verbrannt und... Eben hat man mich aus der hier von ihm angemieteten Wohnung geworfen.“, fasste er zusammen.
 

„Oh, verstehe. Na dann komm mal in die Stube und mach es dir bequem. Es ist zwar nicht so luxuriös wie du vielleicht gewohnt bist, aber du kannst hier erst mal schlafen, Bursche. Ist sowieso zu gefährlich für dich.“, spürte er schon, wieso Ryou hier war.
 

„Danke...“, murmelte dieser leiser, machte es sich in dem kleinen Gästezimmer bequem.
 

Nur noch müde und geschafft von dem Erlebten, hoffte er trotzdem, dass es nur ein böser Traum war. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er morgen aufwachen würde und alles sei wie immer. Der alte Mann reichte ihm sogar ein Nachthemd, begab sich in dieses gehüllt schließlich zu Bett und schlief mit einer letzten Träne für seinen Vater in den Augen ein...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-03-05T16:14:09+00:00 05.03.2013 17:14
Hi ~.*

wie Krass – wenn Ryou bisher so behütet war und jetzt sogar bei dem Gewitter ganz allein
in diesem grausigen kalten Haus ist – das Blut seiner Dienerscharr hat bestimmt auch niemand
beseitig – ich will eigentlich gar nicht wissen, welche Ängste er da ausgestanden hat.

Und dann der Mann, dem er erst folgt und der ihn dann ins Wasser wirft. Aber ich fand den Bauer
mit seinem Dialekt herzig^^ Was sein Vater wohl denkt, wenn er den Brief bekommt – ob der Vater
es vielleicht inszeniert hat – andererseits ist´s ja auch kurzsichtig von dem Vater wenn er Ryou nie
die Welt zeigt, wie soll er dann ein würdiger Erbe sein, wenn er nur behütet ist.

Deine Texte sind echt schön, aber so an manchen Stellen, könntest du ausführlicher sein. Z.b.
die Stelle an der der Fremde ihn packt und dann ist Ryou schon im Wasser. Manchmal fehlt mir
irgendwie der Übergang der Szenen an sich.

CuCu Jyorie

Von:  Mimmy-chan
2010-08-26T17:37:05+00:00 26.08.2010 19:37
Oh der arme arme Ryou. Er hat seinen Vater und sein ganzes soziales Leben verloren (T.T) Was tust du ihm da nur an????

Als es um die neue Karte ging, hatte ich keinen Plan was sie bedeuten soll. Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas schreckliches sein würde. *schluchtz*
Aber trotzdem ...
es war...
SUPER SPANNEND!!!!!!
Wie er da in dem brennenden Wald um sein Leben kämpft und dann mit letzter Kraft versucht seinen Vater zu retten. Einfach genial. Dieses heldenhafte Verhalten gibt deinem Ryou eine riesige Postion Charisma! (^.-)d

Oh mann ich bin so gespannd darauf, wann Ryou endlich auf seinen Tyrannen treffen wird. Obwohl ... wird es das überhaupt?

Ich ersehne bereits jetzt die Vortsetzung!!! Bitte lass mich nicht all zu lange warten.

chuchu mimmy-chan


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