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Johto no Densetsu

von

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Ein Sturm bricht los

„Wir sollten langsam los.“

Das Mädchen, welches zuvor den Rücken abgewandt hatte, drehte ihren Oberkörper in die Richtung, aus dem der offenkundige Tadel stammte. Sie musterte Silver aufmerksam, dessen Stimme kühl, beinahe unnahbar, klang und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Ungeduldig wirkte der Junge, als säße ihm ein Schwarm Bibor im Nacken.

„Warum die Eile?“, wollte Soul gereizt wissen, denn zuerst hatte Silver es gewagt, sie unsanft aus dem Schlaf zu reißen, und nun setzte dieser unsensible Mensch sie – ein Mädchen! – unter Druck. Den Göttern sei Dank hatte sie kein Spiegel bei sich! Wie ihre Haare wohl aussehen mochten?

„Du trödelst“, knurrte Silver, ebenfalls missmutig. „Wir hätten schon lange unterwegs sein können.“ Unruhig wie er war, wechselte Silver von einem Bein auf das andere.

Entrüstet schnaubte Soul ob des von ihm erwähnten Vorwurfes. Trödeln?! Er hätte sie auch früher wecken können anstatt sie schlafen zu lassen!

„Hast du dich jetzt entschieden, wohin du gehen willst?“, sprach sie neugierig aus, anstatt ein Wortgefecht mit ihm zu beginnen, zu dem sie sich so früh morgens nicht imstande fühlte. Durch das unsanfte Wecken fühlte sich das Mädchen abgespannt und erschöpft. Zu spät hatten sie gestern entschieden, sich schlafen zu legen, dennoch schlich ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie an das Gespräch dachte. Es war, als wäre eine schwere Bürde von ihren Schultern gefallen. Soul fühlte sich so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Aus diesem Grund spürte die Trainerin eine tiefe Dankbarkeit zu dem Jungen, aber das grobe Wecken nahm sie ihm übel!

„Ja, nach Viola City“, erwiderte Silver auf ihren fragenden Blick hin, während er seine wenigen Habseligkeiten in seinen Beutel packte. „Ich erwäge Hayato herzufordern.“

Soul hielt in ihrer Bewegung inne und sah überrascht zu ihm hinüber. „Was? Aber warum?“

Unwissend zuckte Silver mit den Schultern. Erst letzte Nacht war diese feste Entschlossenheit stärker als je zuvor geworden, obwohl er schon seit wusste, aus welchem Grund er diese Entscheidung getroffen hatte. Vielleicht war es die Tatsache, dass er sich neue Ziele setzen musste - sich etwas beweisen wollte.

„Ich habe mich für einen Weg entschieden, genau so du deinen Weg gefunden hast“, erwiderte Silver bestimmt. „Ich werde meine Kräfte mit den Arenaleitern messen, und irgendwann werde ich“, Silver drückte energisch gegen ihr rechtes Schulterblatt und sah ihr grinsend in die Augen, „dich schlagen.“

Soul blickte ihn wenige Herzschläge lang an, ehe sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen. „Ich finde gut, dass du dir ein Ziel setzen willst. Schließlich braucht jeder einen Plan“, sagte sie anerkennend, während sie merkte, dass ihre geringe Meinung über den Trainer immer weiter in den Hintergrund trat, obwohl sie stets daran gezweifelte hatte, dass sich Silver wirklich ändern konnte. Was bewegte einen Menschen dazu seine Einstellung gänzlich abzulegen? Sie konnte sich diese Frage nicht beantworten. Vielleicht fand sie diese Antwort eines Tages und würde Silver demnach besser verstehen können, aber in diesem Moment blieb er ihr noch ein Geheimnis.

„Wir werden den Bergpass durch die Dunkelhöhle nutzen“, riss Silver das Mädchen aus ihrem Gedankenstrom, die ihn verwirrt ansah. Sie vertrieb die Grübeleien und verstand langsam, was sein Vorhaben aussah. „Gehen? Da brauchen wir einen ganzen Tag, um nach Viola City zu kommen!“, empörte sich Soul. Sie pflegte kein Bedürfnis danach zu Fuß nach Neuborkia zu wandern. Zudem war ein Tagesmarsch verlorene Zeit, wenn man eine komfortablere Möglichkeit hatte zu reisen.

Aufgrund des Widerspruchs grollte Silver genervt. „Hast du eine bessere Idee, Champ?“ Mädchen mussten immer widersprechen oder meckern. Dies war der Grund, warum er lieber die Einsamkeit genoss, als in Gesellschaft zu reisen.

Abwägend spielte Soul mit einem Pokéball zwischen ihren Fingern, sah aus den Augenwinkeln zu Silver, der seinerseits sie mit einem bohrenden Blick begutachtete. So warf sie in einer nahezu fließenden Bewegung den Pokéball in die Höhe, aus dem sich ein mannshoher Greifvogel formte, der seine Schwingen genüsslich dehnte und streckte. Der drahtige, schlanke Körper des Pokémon wurde von gut gepflegtem, beige-braunem Gefieder bedeckt, während der rote Kopfschmuck sich alarmierend abhob. Seinen Klauenfüßen entsprangen jeweils drei messerscharfe Krallen, die eine gefährliche Waffe des Nahkampfs darstellten. Dem Fischadler entfuhr ein verwegener, ja euphorischer Kriegsschrei.

„Warum fliegen wir nicht? Die Winde über den Bergen stehen heute günstig“, schlug Soul ihm vor, denn dies würde ihnen erheblich Zeit sparen, „und außerdem haben wir gutes Wetter. Die Sonne scheint!“

Tauboss’ Kopf wandte sich ruckartig um, und er starrte Silver durchdringend, fast hasserfüllt, an. Sein gebogener Schnabel öffnete sich, als der Greifvogel warnend fauchte, aber Soul legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ach komm schon“, versuchte Soul Silver zu seinem Einverständnis zu drängen. „du bist doch noch nie auf einem Vogelpokémon geflogen! Und keine Sorge, ich bin ja dabei.“´ Aufmunternd zwinkerte sie ihm zu.

Es war offensichtlich, und dies war dem Rothaarigen bewusst, dass Tauboss eine Antipathie gegen ihn hegte. In der Vergangenheit war er nicht gerade freundlich zu Soul gewesen, was er heute bereute, aber es waren eben diese Taten, die das mächtige Vogelpokémon ihm nun übel nahm und nicht zu verzeihen schien. Daher bezweifelte er, ob Tauboss ihn auf seinem Rücken dulden würde, auch wenn er mit Soul flöge. Wäre es eine gute Idee, den Adler weiterhin zu reizen?

Silvers Aufmerksamkeit galt nun Soul, die aus einem Beutel ihrer Tasche lederne Stricke hervor holte, an denen drei Schlaufen unterschiedlicher Größe angebracht waren. Er wusste nicht, welchen Zweck das gesamte Lederwerk erfüllte, deswegen sah er Soul schweigend zu.

Diese schritt auf Tauboss zu, welches den Kopf augenblicklich seiner Trainerin zu wandte, sie dann aber geduldig an sich heran ließ, als sie die lederne Maschen um den Hals. Anschließend legte sie die fehlenden Schlingen um seine Beine, die Velox bereitwillig anhob. Noch hingen einige Riemen schlaff an Tauboss’ Leib herunter, die aber mittels Karabinerhaken an mittelgroßen Metallringen befestigt wurden.

Soul zog das vollkommene Geschirr straff, sodass sie demnach unterhalb der Flügel und über den Rücken am Halsstück zusammenliefen. Zwei weitere, nicht gebrauchte Metallringe waren am Rückengurt angebracht.

Obwohl Silver Soul aufmerksam beobachtete, konnte er kein sichtliches Muster aus den zahlreichen Gurten erkennen. „Was machst du da?“, fragte er barsch, beinahe ungeduldig knurrend.

Soul blickte auf, als sie Ordnung in die Verlaufsbahnen der Riemen gebracht hatte, und nun einen weiteren Riemen um den Ansatz des Schnabels legte, an dem ebenfalls metallene Ringe angebracht waren, die wiederum Zügel und Leinen hielten.

Dann wandte sich Soul an Silver. „Was meinst du? Etwa das Geschirr?“, vergewisserte sich Soul, die, nachdem dieser knapp genickt hatte, fortfuhr: „Ich bin bei einem Luftkampf gegen Apollos‘ Brutalanda bei einem Manöver von Velox’ Rücken gestürzt. Es ist gerade noch knapp ausgegangen, aber trotzdem hat Hayato nach diesem Unfall ein angepasstes Geschirr für Velox anfertigen lassen, damit sich ein vergleichbarer Vorfall nicht wiederholen würde.“

Ein letztes Mal prüfte Soul sorgsam das Geschirr und das Zaumzeug und klopfte Velox auf die Schulter, der ein tröstendes Gurren verlauten ließ. „Hier, nimm das hier und schnall es dir um die Hüfte. Mit dem Karabinerhaken sicherst du dich dann an den Metallringen, damit du, wenn du fällst, wenigstens noch an Velox klebst anstatt am Boden.“ Sie setzte ein verzerrtes Grinsen auf die Lippen und lachte leise.

Silver stieß einen mürrischen Ton aus, als er seinen Ohren nicht zu trauen wagte. In keinem seiner Worte hatte er, dem Vorschlag nach Viola City zu fliegen, eingewilligt! „Ich habe nicht zugestimmt, dass wir fliegen!“, zischte Silver wütend, nachdem er rasch auf das Mädchen zugetreten war und sie rüde am Handgelenk packte.

Durch den eisernen Griff des Trainers verzog Soul schmerzerfüllt ihr Gesicht, doch Tauboss ließ Soul kaum eine Sekunde, um selbst zu antworten.

Augenblicklich krümmten sich die messerscharfen Krallen des Greifvogels, dem ein tobender, schriller Vogelschrei entkam. Velox spreizte seine mächtigen Flügel und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, während sich sein Gefieder entlang des Rückgrats zu sträuben begann. Diese Unverschämtheit würde er sich nicht bieten lassen!

Souls Blicke wirbelten herum, alarmiert durch den Wutschrei des Tauboss, der sich auf Silver zu stürzen drohte. Sie riss sich los, als dieser seinen Griff vor Schreck lockerte, und stellte sich zwischen dem Greifvogel und dem rothaarigen Trainer. Beschwichtigend hob sie ihre Hände. „Halt!“, rief Soul selbstbewusst. Sollte man dem stolzen Tauboss entgegen treten, so durfte man keinen Augenblick sich fürchten oder gar zögern!

Velox war freiheitsliebend, ein Rebell, der sich gegen jegliche Fesseln, die man ihn auferlegen wollte, wehrte. Auch dieses Mal protestierte der Greifvogel und schlug mit den Flügeln nach seiner Trainerin, aber diese blieb standhaft und ließ sich keine Furcht anmerken. Sie kniff bloß die Augen zusammen, denn der scharfe Luftzug wirbelte Staub auf, der ihr die Tränen in die Augen steigen ließ.

„Hör auf“, schärfte sie Tauboss ein, der sie anfauchte, als sie nicht nachzugeben schien. Eine ganze Minute verstrich, ehe sich das aufgebrachte Blut wieder abkühlte und Velox seine Flügel wieder an seinen Leib presste, sah aber nicht davon ab, das Fauchen verstummen zu lassen.

So ließ auch Soul wieder ihre Arme sinken und beäugte das mannshohe Vogelpokémon, das einen unvorsichtigen Menschen wohl mit Leichtigkeit zu töten vermochte.

„Du solltest aufpassen, was du tust“, sagte Soul an Silver gewandt. „Velox scheint dir deine Taten noch immer übel zu nehmen.“

Silver stieß einen abfälligen Laut über seine Lippen aus. Er hielt den Blick von Soul abgewandt, aber sie konnte spüren, dass ihm die Tatsache auf Tauboss fliegen zu müssen, nicht behagte. „Was erwartest du? Eine Entschuldigung?“ Nun drehte er sich zu dem Mädchen gänzlich um, musterte es mit seinen grauen Augen, die beinahe wie bedrohlich wirkende Katzenaugen wirkten. „Ich denke kaum, dass Tauboss ein ‚Tut mir Leid’ akzeptieren würde.“

Ergeben seufzte Soul. Mit diesem Argument behielt er sogar Recht. Auch wenn es ein Fehler gewesen sein mochte, wie Silver oft gesagt hatte, verzieh Tauboss diesen so genannten Fehltritt nicht. Immerhin hatte Silver seine Trainer in aller Öffentlichkeit bloß gestellt!

Aus diesem Grund keimten auch bei ihr jetzt Zweifel auf, schlichen sich auf leisen Sohlen ein und trübte ihren Willen, aber sie schüttelte ihren Kopf, um die Gedanken fort zu jagen. Sie wollte nicht zu Fuß gehen müssen. Immerhin war sie Tauboss’ Trainerin, daher musste das Pokémon ihren Anweisungen Folge leisten. Ob Tauboss dies einsehen würde?

„Velox“, sprach Soul den Greifvogel behutsam an. Zu manchen Zeiten ertappte sich die Trainerin noch dabei, wie sie selbst eine sachte Furcht verspürte, wenn sie Tauboss eine Bitte unterbreitete, „ich weiß, dass du Silver nicht besonders magst, aber fliegst du uns trotzdem nach Viola City?“

Nicht besonders mögen? Eine vollkommene Untertreibung! Soul verspürte ein Prickeln auf ihrer Haut, als Tauboss sie durchdringend ansah. Sie fühlte sich unerwartet entblößt, als entscheide ihr Pokémon über ihr Schicksal. Absurder Gedanke, dennoch war Velox unberechenbar und handelte stets aus einer Laune heraus, die Soul nicht vorhersehen konnte. Binnen weniger Sekunden konnte sich das Gemüt des Greifvogels ändern. Seine Krallen vermochten ihr Leben rasch zu beenden.

Schließlich glitten Velox‘ Augen zu Silver, der regungslos ausharrte, sein Brustkorb hob und senkte sich in schwacher Anspannung, ehe er sich gänzlich von den Jugendlichen abwandte und ihnen seinen Rücken darbot.

Obwohl Tauboss einwilligte, zögerte Soul wenige Herzschläge lang, nicht wissend, ob sie dem offenbarten Frieden trauen sollte. Vielleicht schwelte der Ärger über Silver noch immer und sie bemerkten es nicht?

Als sie dann aber Silvers Blicke auf sich zu spüren glaubte, vertrieb sie ihre Skepsis und wollte nicht, dass ihr Rivale ihre Furcht ansah.

Daher schritt sie auf Velox zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und fühlte die Muskeln, die unter den Federn pulsierten, als wären sie lebendig. Der lieben Vorsicht zu liebe kontrollierte Soul abermals die Riemen, fand jedoch keinen Makel. Sie schmiegten sich nahezu an Velox’ Leib.

Soul bückte sich nieder, nahm zwei Gurte in die Finger, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Sicherungsausrüstung eines Bergsteigers aufwiesen, und reichte eines von ihnen an Silver weiter, der sie mit einem wortlosen, fragenden Blick musterte, so als erwarte er eine Anweisungen von dem Champion.

Soul aber schenkte ihm nur ein Schweigen, während sie die Gurte um ihre Beine und Hüfte schnallte und sich vergewisserte, dass alles seine Richtigkeit hatte. Erst dann richtete das Mädchen ihren Blick auf ihn und lächelte, als sie den fragenden Ausdruck in seinen Augen erkannte. „Leg es dir an die Hüfte an und klinke dich dann mit dem Karabinerhaken“, Soul deutete auf die unbenutzten Metallringe, während sie sich selbst mit einem leisen Klicken an Tauboss’ Rücken sicherte und dann wieder ausklinkte, „hier fest.“

In wortloser Verärgerung verzog Silver seine Lippen, sah aber davon ab, sich erneut gegen diesen Vorschlag zu wehren, daher tat es ihrem Beispiel nach. Was sollte dies bringen sich derartig zu sichern, als würde man einen Berg besteigen?

Diesen Gedanken tat er seiner Begleiterin kund, die bloß ein Seufzen für ihn übrig hatte. Hatte er etwa Angst? Dennoch erwiderte Soul geduldig: „Bei längeren Strecken auf einem Vogelpokémon ist es immer besser, wenn man sich sichert.“ Sie fuhr mit den Händen über den kräftigen Hals des Greifvogels und kraulte ihn unterhalb des Kopfes, was ihm ein zufriedenes Gurren entlockte. „Auf einem Ibitak oder Tauboss zu reiten, ist nicht gerade komfortabel wie auf einem Dragoran oder einem Libelldra zu fliegen, weil sie leichter sind als andere flugfähigen Pokémon.“

Soul ließ ihre Hand auf den Rücken des Tauboss gleiten, der sich nun in eine hockende Stellung begab, um den Jugendlichen den Aufstieg zu erleichtern. Sie hielt sich am Geschirr fest, während sie sich rasch auf den Rücken zog. Sie sicherte sich mit einem schnellen Handgriff und wandte sich dann Silver zu, der an Tauboss heran getreten war. Soul hielt ihm die Hand hin, aber er weigerte sich ihre Hilfe anzunehmen.

Velox öffnete leicht den Schnabel aus dem ein bedrohliches Zischen kam, als Silvers Finger das Geschirr umfassten, und er sich langsam hochstemmte.

Soul konnte seine feste Wärme spüren, und diese Tatsache jagte ihr im ersten Moment eine tiefe Furcht ein. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, fragte sie: „Bist du gesichert? Und rupf Velox bloß keine Federn aus!“

Ein knappes „Ja“ vernahm sie, was sie mit einem kurzen Nicken anerkannte. „Velox, bring uns nach Viola City.“ Dann nahm Soul die Zügel auf und schnalzte mit der Zunge.

Schatten legten sich über Tauboss’ Augen und beinahe wirkten sie, als verdunkelten sie sich, während der Greifvogel seine mächtigen Schwingen ausbreitete. Einen Herzschlag lang standen sie diagonal zum Boden. Dann schnellten die Flügel herab, und Tauboss stieß sich mit einem Mal kraftvoll vom Boden ab. Kurz und heftig zerrten Windböen an den Bäumen, als sich der Greifvogel mit ruckartigen Flügelschlägen über die Baumwipfel begab.

Ein erschrockener Laut entfuhr dem Mädchen. Soul keuchte schmerzerfüllt auf, nachdem sie unsanft nach vorne geworfen wurde. Tosende Luftwirbel schüttelten Soul und Silver durch und pressten die Atemluft aus ihren Lungen.

Der Rothaarige erhaschte einen Blick auf den Fluss und Ebenholz City, allerdings wich die Stadt rasch in eine weite Entfernung. Sein Magen rebellierte, und er umklammerte Souls Hüften. Seine Finger bohrten sich regelrecht in ihr Fleisch. Verbissen konzentrierte er sich auf Souls Rücken und versuchte die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken, während sie immer höher in die Lüfte empor stiegen.

Abermals schlug Tauboss seine Schwingen aus, begleitet von einem verärgerten Kreischen, aber Soul fühlte, wie sich die Muskeln des Vogels verkrampften und spärlich dehnten. Ein taktloser Rhythmus, den die Trainerin nicht gewohnt war.

Velox’ Schwingen blähten sich, als er seine Flügel senkrecht stellte, und der Greifvogel sich waagerecht legte, wagte Silver seinen Oberkörper durchzustrecken und fand den Mut sich umzuschauen. Die Luft war so eisig, dass sich Raureif auf seinen Wimpern bildete.

Sie hatten die Berge schneller erreicht, als Silver für möglich gehalten hätte. Aus der Luft sahen die Gipfel aus, wie monströse, rasiermesserscharfe Reißzähne, die nur darauf warteten sie aufzuschlitzen.

Seine schreckensgeweiteten Augen richtete er auf Souls Hinterkopf, die sich in jenem Moment mit ihrem Oberkörper zu ihm wandte. „Er ist normalerweise nicht so“, versuchte sie ihm zu erklären. „Er will nur spielen.“

Ein bitteres Lächeln legte sich auf Silvers Lippen. „Welch schwacher Trost“, presste er mühsam hervor.

Plötzlich floss ein starkes Zittern durch Tauboss’ Muskeln, als der Greifvogel seinen rechten Flügel an den Leib presste.

Die Welt drehte sich, als Velox sich nach rechts rollte, mit dem Rücken rasend schnell dem Erdboden entgegen. Silver rutschte ab, sogleich strafften sich die Riemen. Er leckte sich über die Lippen, schmeckte Galle und vergrub sein Gesicht in Souls Rücken.

Kurz bevor sie den Erdboden erreicht hatten, ging abermals ein Ruck durch Tauboss’ Körper, und der Greifvogel schoss erneut in die luftigen Höhen des Himmels empor. Die kräftigen Flügelschläge erstarrten, als sich Tauboss zur Seite wegkippten ließ.

„Und jetzt die Rolle!“, kündigte Soul finster an. Dann ging Velox in eine Schwindel erregende Drehung über. „Vielen Dank, du nutzloser Vogel!“

Soul konnte den Boden unter sich sehen, als sie den Kopf nach hinten drehte. Oder war der Boden über ihnen? Sie biss die Zähne aufeinander und presste die Schenkel zusammen, als fürchte sie noch immer vom Rücken zu fallen.

Bald waren sie von Bergen umgeben, die gewaltige weiße Wände bildeten, durchbrochen von schroffen Granitklippen. Die blauen Gletscher wirkten zwischen den Gipfeln wie gefrorene Flüsse. Lange Täler und Schluchten öffneten sich unter ihnen.

Sie hörten das aufgeregte Kreischen von Vögeln, als diese das mächtige Tauboss erblickten. An einem Steilhang sahen sie eine Herde Donphan ruhen.

Soul und Silver wurden von den Luftwirbeln, die Tauboss’ Flügel verursachten, durchgeschüttelt und immer wenn der Greifvogel die Richtung änderte, kippten sie von einer Seite zur Anderen.

Tauboss schien unermüdlich zu sein. Sie hatten schon die Befürchtung, dass Velox sie niemals nach Viola City bringen würde, aber schließlich wich die abweisende Gebirgskette allmählich, rollte sich unter ihnen zu einer geschmeidigen Hügellandschaft aus, deren Anhöhen von einem sandigen Braun und dürren Sträuchern bedeckt waren.
 

Mittlerweile hatte die Sonne den Zenit erreicht und wärmten ihre Leiber, obwohl kühle und ungeduldige Winde an ihren Kleidungen rissen. Noch immer konnte Soul die verkrampften Muskeln des Greifvogels unter ihren Händen spüren, den stummen Widerwillen, der über ihnen schwebte.

Als sie die hügelartigen Ausläufer des Gebirges hinter sich gelassen hatten und sich unter ihnen grüne Wiesen und Bäume ausbreiteten, deren Blätter sich im Voranschreiten des Herbstes golden färbten, legte sich Tauboss endlich in einen flachen Sinkflug.

Die Jugendlichen schauten voraus und sahen, dass sie auf das Stadttor von Viola City zu hielten. Ein prachtvoller Rundbogen, der sich geradezu majestätisch vor ihnen erhob und von ebenso anmutigen steinernen Tauboss-Statuen bewacht wurde.

Velox kreiste tiefer, streckte die Beine der Erde entgegen, ehe ein gewaltiger Ruck durch seine Muskeln ging und die Wucht der Landung abfing, als seine Füße auf dem Boden aufsetzten und die Krallen die Erde aufwühlten. Tiefe Furchen blieben nun an jener Stelle zurück, an der Tauboss seine Klauen in den Boden gerammt hatte.

Einen Augenblick harrten die Jugendlichen aus. Sie keuchten vor Erschöpfung, dann rutschte Silver, nachdem er die Sicherung gelöst hatte, vom Rücken des Greifvogels herunter.

Als er aufkam, knickten seine Knie ein, und er sank ermattet am Boden zusammen. Silver stöhnte auf, als ein brennender Schmerz in seine Beine schoss. Seine vom langen Anspannen verkrampften Glieder zitterten wie Espenlaub. Und noch immer rebellierte sein Magen, dennoch riss er sich zusammen. Hier und jetzt durfte sich nicht übergeben. Er hob den Kopf, als Soul sich ebenfalls von Tauboss’ Rücken gleiten ließ. Das Mädchen wankte, dennoch schien sie ihr Gleichgewicht halten zu können. Besorgt beugte sie sich zu ihm nieder, ihre Hand spürte er auf seinem Rücken.

„Bist du in Ordnung?“, erklang ihre behutsame Stimme, die ihn einerseits beruhigte, aber andererseits ihn mit Zorn erfüllte.

Silver stieß ein raues Lachen aus und stieß das Mädchen, sanfter als er es früher getan hatte, von sich weg. „Das fragst du noch?“, spie er spöttisch, während er die am Sicherheitsgurte am Körper löste und sie auf die Erde warf. „Frag doch dein verrücktes Vogelvieh!“, knurrte er wütend. Seine Augen waren dunkel vor Wut, und Soul schrak einen Moment zurück.

„Kann ich dir helfen?“, setzte sie erneut vorsichtig an, nicht wissend, ob er ihre Hilfe annehmen würde.

„Verschwinde!“, zischte Silver. „Ich brauche deine Hilfe nicht!“

Entrüstet schnaubte Soul und wich vor dem Jungen zurück, hielt jedoch seinem wilden, starren Blick verbissen stand. „Idiot! Und ich dachte, du hättest dich geändert“, fauchte sie zurück. „Dabei bist du immer noch so Arceus verdammt stolz! Anstatt dir helfen zu lassen, will der Herr alles alleine schaffen!“ Ihre Wangen waren rosig vor Verärgerung, und ihre Augen blickten ihn aufgebracht an. „Aber warum verschwende ich eigentlich meine Zeit mit solch einem Arschloch?“

Mit diesen Worten kehrte Soul dem Jungen den Rücken zu und schritt eilig zu Tauboss, welches sich nieder duckte, damit sie aufsitzen konnte.

„Nach Hause“, befahl sie knapp, würdigte Silver keines Blickes mehr, als der Boden unter ihren Füßen wich und sich Tauboss in den Himmel schraubte.
 

Lange Zeit schwelte der Ärger über Silver noch, den Soul nicht zu verdrängen wusste. Sie hatte gedacht, dass er sich geändert hätte; hätte gelernt seinen Mitmenschen Vertrauen entgegen zu bringen, aber war sie wieder enttäuscht worden, obwohl sie den gemeinsamen Kampf und seine Gesellschaft am gestrigen Tag als wohltuend empfunden hatte. Vielleicht hatte sie einfach zu viel von ihm erwartet?

Velox, der ihr Wut zu spüren vermochte, schenkte ihr ein tröstendes Gurren, das sie abrupt aus ihren Gedankenstrom aufschrecken ließ. Sie hob ihren Kopf und lächelte.

Ihr Pokémon war klug. Vielleicht hatte Velox mit seiner Antipathie, die sich am heutigen Morgen gegen Silver gerichtet hatte, sogar Recht behalten, dennoch wollte sie die Hoffnung nicht aufgeben.

Angestrengt verbannte Soul die Gedanken an Silver aus ihrem Kopf. Stattdessen zwang sie ihre Konzentration auf den Heimflug. Sie lauschte den ruhigen Atemzügen ihres treuen Gefährten und dachte währenddessen an den vorherigen Flug zurück.

Zu dem Zeitpunkt waren seine Flügelschläge ruckartig und angestrengt gewesen. Jetzt flog Velox gleichmäßig und mühelos. Soul war sich sicher, dass dies ein Ausdruck seines Widerstands gegen Silvers Anwesenheit gewesen war. Noch immer glaubte das Mädchen seine Wärme an seinen Leib zu spüren, seine Hände, die sich um seine Hüfte gelegt hatten… Verdammt! Wollte sie Silver nicht aus ihren Gedanken verdrängen?

Wieder bei klarem Verstand und innerlich über sich fluchend, presste Soul ihre Schenkel an Tauboss’ Leib. Sie musste ihre Gedanken frei kriegen, und dazu brauchte sie Adrenalin in ihrem Blut. „Flieg schneller!“, bat sie atemlos.

Tauboss öffnete den Schnabel. In seinen dunklen Augen war ein schalkhafter Ausdruck zu sehen. Soul hielt die Zügel fest in ihren Händen, als er den Oberkörper hob und steil in noch luftigere Höhen schnellte. Die Stadt – und Silver – schrumpfte unter ihnen zu einem grauen Punkt. Um sie herum türmten sich Wolken zu bizarren Formen auf.

Als sich Velox in den Wind legte, waren die Bäume nur noch winzige Punkte. Die Luft war dünn, eiskalt und kristallklar.

Tauboss kippte zur Seite weg und drehte sich einige Male um seine eigene Längsachse. Der Boden beschrieb eine Schwindel erregende Drehung. Soul verspürte keine Angst, auch wenn der Wind in ihren Ohren dröhnte. Sie fühlte, wie das Blut in ihnen rauschte und das Adrenalin durch ihre Adern pulsierte.

Schließlich balancierte Velox den Flug wieder aus und nutzte einen aufkommenden Aufwind, um noch höher zu steigen, legte aber sogleich wieder seine Schwingen an seinen Leib und schoss wie ein herabstoßender Pfeil zum Boden hinab.

Knapp über den Wipfeln stürmte der Greifvogel vorwärts, berührte diese jedoch nicht, dennoch erzeugten seine Flügel starke Luftwirbel, die die Bäume erzittern ließen, als hielt ein Sturm sie in seinen Fängen, bevor Tauboss sich wieder steil aufrichtete und gen Himmel schoss.

Erst als der Greifvogel wieder in die waagerechte Lage überging, wurde Soul bewusst, dass sie ihr Ziel beinahe erreicht hatten: Verschiedenfarbige Dächer ragten zwischen den Bäumen auf und kündigten das baldige Dorf an, welches ihre Heimat war.

Tauboss näherte sich wieder langsam dem Boden und erreichte die ersten Häuser. Sein dunkler Schatten raste über die Erde, sodass manche Leute, die auf den Straßen Neuborkias wandelten, erschrocken die Köpfe hoben.

Als sie jedoch Soul auf dem Rücken des Pokémon sitzen sahen, entspannten sie sich und riefen einen flüchtigen Gruß dem Mädchen zu, den Soul mit einem knappen Nicken erwiderte.

Daraufhin erreichte Soul ihr Elternhaus: ein kleines, in einem hellen Oliv gestrichenes, Gebäude mit einem flachen Dach. Die Schindeln waren dunkel und wirkten beinahe schwarz. Neben den Fenstern waren Blenden angebracht, die mehr zur Verschönerung waren als einen Nutzen zu haben, denn sie besaßen den Luxus von Rollläden.

Im oberen Stockwerk, das ihr Reich war, waren die Fenster schmaler, und eine traditionelle Schiebetür, auf die Soul beim Umbau des Hauses bestanden hatte, führte zum Balkon, ihrem Balkon.

Das Holz, aus dem der Türrahmen, die Umrisse der Fensterläden und das Geländer des Balkons gefertigt waren, war in einem hellen Ton, aber Soul wusste nicht, welche Art Holz es war. Zwar hatte sie, mehr oder minder, tatkräftig beim Bau des Wohnsitzes mitgeholfen, aber sie war damals noch zu klein gewesen, daher verblassten allmählich die schönsten Erinnerungen ihres Lebens.
 

Lautlos glitt Tauboss dahin und sank tiefer hinab sank, während seine Flügel sich senkrecht stellten und Staub aufwirbelten, als er sich auf den Boden nieder ließ. Soul konnte es kaum mehr erwarten nach Hause zu kommen: Velox hatte seine Flügel noch nicht an den Leib gepresst, da rutsche das Mädchen schon von seinem Rücken und die Sicherungsgurte um seine Hüfte abstreifte.

„Warte hier!“, sagte die Brünette rasch an ihr Pokémon gewandt. Beinahe ungeduldig zerrte sie ihren Schlüssel aus ihrer Tasche und steckte diesen ins Schloss, welches nach wenigen Sekunden aufsprang.

„Mum! Ich bin wieder da!“, rief sie durch das Haus und ließ ihren Schlüssel in eine kleine Schale auf einer Kommode sinken. Einige Herzschläge lang wartete sie.

Dann neigte sie leicht ihren Kopf, als das leise Schleifen von Tauboss’ Krallen auf dem Holzboden an ihre Ohren drang.

Soul tadelte Velox nicht, welches wohl darauf bedacht den Boden nicht mit seinen Krallen zu zerkratzen. Der Greifvogel hatte sich in eine geduckte Haltung begeben und öffnete leicht den Schnabel. Besonnen gurrte er, als er Souls Mutter, eine hübsche Frau mittleren Alters, die Treppen hinabsteigen sah. Ihre kinnlangen Haare, die in einem ebenso sanften haselnussbraunen Ton war wie ihre Augen, umschmeichelten ihre Kiefer.

„Schatz!“, nahm sie ihre Tochter in einen herzlichen Empfang. Soul war sichtlich glücklich ihre Mutter zu sehen, all den Ärger über Silver vergessend. „Wie geht es dir? Ich habe dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!“

„Mir geht es gut, Mum, du kannst mich wieder loslassen“, meinte das Mädchen seufzend und fühlte, wie ihre Mutter die Umarmung löste.

Soul musterte ihre Mutter. Ihre Haut war blass, blasser als sie in Erinnerung hatte. Arbeitete sie wieder zu viel?

„Mum, wie geht es dir denn? Arbeitest du wieder viel in der Redaktion?“, äußerte sie ihren Gedanken besorgt.

Ihre Mutter war Journalistin bei den Johto Times, und Soul war durchaus bewusst, dass sie oftmals von einer finanziellen Unsicherheit ergriffen wurden. Ihr Wohlstand war stets davon abhängig, wie viele Folgeaufträge ihre Mutter hatte. Mal waren es wenige. Mal mehr Aufträge.

Mayoko lächelte. „Zurzeit habe ich einige Aufträge, aber mir geht es gut.“

Soul sah sie zweifelnd an, legte dann aber ihrer Mutter einen Arm um die Hüfte und bettete ihren Kopf auf ihrer Schulter. „Ich glaube dir zwar nicht, aber wenn du das sagst…“

Ein helles Lachen entgegnete Mayoko ihrer Tochter. „Hast du Hunger? Ich habe gerade Mittag gemacht.“

Soul blickte auf und fühlte sich wieder an jemanden erinnert. Durch den raschen Aufbruch hatte sie noch nicht Mal Zeit gehabt anständig zu frühstücken. Und wem hatte sie zu verdanken, dass ihr Magen in diesem Moment lautstark protestierte? Silver!

„Oh ja, wenn es für uns beide reicht“, beteuerte sie grinsend. „Ich wurde heute Morgen etwas… abrupt geweckt.“ Soul unterdrückte erneut den Groll, der erneut in ihre Gedanken zurückkehrte. Ein verächtliches Schnauben unterstrich ihre Verärgerung.

„Wer hat dich denn geweckt?“ Mayokos Augen ruhten auf dem Gesicht des Mädchens, versuchten ihre Mimik zu lesen, die leisesten Andeutungen ihrer Gefühlregungen.

„Ach, das ist unwichtig“, wehrte Soul rasch ab und wollte Silver endlich aus ihrem Kopf verdrängen. „Niemand, der wichtig ist.“ Und es wert ist, dass man sich Gedanken über ihn macht, fügte sie in Gedanken hinzu.

Mayoko zog ungläubig ihre Augenbrauen hoch und sah ihre Tochter zweifelnd an. „Du verheimlichst mir etwas.“

„Verheimlichen? Ich? Wie könnte ich dir etwas verheimlichen, Mum?“, lachte Soul erheitert. Sie trat in die kleine Küche, die durch das helle Holz der Schränke besonders hell erschien. Sie wandte ihrem Blick zwei Töpfen zu, die auf dem Herd standen. Parallel zum Herd, in einer U-Form, waren Kühlschrank und daneben der Ofen, der in die Front eingelassen war. Wandte man sich um neunzig Grad, so hatte meine eine kleine Nutzfläche vor sich, darunter die Spülmaschine und angrenzend das Spülbecken. Mit dem glänzenden Stahl des Ofens und der Spülmaschine hoben diese sich vom Rest der hellen Küche besonders ab, wirkten jedoch alles andere als schäbig.

„Was kochst du denn?“, fragte Soul neugierig, während sie den Geruch des Essens in ihre Lungen sog. Was es wohl sein mochte?

Mayoko schritt zum Herd, nahm den Löffel auf und rührte die Nudeln im Topf um. „Ich bin gerade dabei Sukiyaki zu machen.“

Soul reckte den Kopf, um in den Topf mit der Suppenbrühe zu blicken, dann schweifte ihr Blick zu einer Schüssel, in der Pilze und Chinakohl lagen. Die Zubereitung schien noch nicht sehr weit fortgeschritten zu sein, daher fragte Soul: „Kann ich dir helfen?“

Mayoko aber schüttelte den Kopf. „Nein, brauchst du nicht“, antwortete ihre Mutter lächelnd. „Leg dich doch etwas hin. Du scheinst müde zu sein.“

Erst schwieg Soul, überlegte ob Mayoko mit ihrer Annahme richtig lag, doch tat sie nicht. Als Soul bereits zu Protest ansetzte, stupste Velox ihr an den Arm und zupfte an ihrer Kleidung. Sein tadelnder Blick brachte seine Trainerin zum Schweigen. Wenige Herzschläge lang zögerte die Brünette und seufzte schließlich ergeben. „Überstimmt“, grollte das Mädchen und deutete nun Velox an ihm zu folgen.

„Ich rufe dich dann!“, rief Mayoko ihrer Tochter hinterher, die bloß ein „Okay“ erwiderte, ohne sich umzudrehen. Leichtfüßig nahm sie zwei Stufen gleichzeitig und sprang hastig empor, kaum abwarten zu können, endlich wieder in ihren eigenen vier Wänden zu sein.

Doch Tauboss’ Protestfauchen ließ sie auf dem Treppenabsatz zusammen zucken. „Du kommst nicht die Stufen rauf?“ Sie musterte Velox, dann schätzte sie den Abstand zwischen Geländer und Wand ab und kam zum Schluss, dass Tauboss tatsächlich nicht die Treppe hinauf konnte. So hüpfte Soul rasch die Stufen wieder herab und tätschelte Velox entschuldigend die Schulter, ehe sie die Tür öffnete. „Flieg auf den Balkon, ich mache dir dann oben meine Tür auf.“

Zustimmend nickte der Greifvogel, schritt aus dem Haus hinaus, und Soul sah, als sie Tür ins Schloss fallen gelassen hatte, wie Velox seine Schwingen leicht öffnete, um in die Lüfte zu flattern.

„Soul? Bist du noch da?“, drang Mayokos Stimme aus der Küche.

„Ja, Mum, ich bin noch da. Hab nur Velox die Tür aufgemacht, damit er auf den Balkon fliegen kann“, rief sie zurück. „Du rufst mich zum Essen, ne?“

„Ja, dauert sowieso noch eine dreiviertel Stunde.“

Kaum waren diese Worte ausgesprochen, hastete Soul mit federnden Schritten die Stufen hinauf. Sie schritt dem Flur entlang, an dessen Ende ihr Zimmer lag. Daneben waren das Bad und das Arbeitszimmer, in dem ihre Mutter für gewöhnlich stets hockte.

Als sie Arbeitszimmer vorbeiging, erhaschte Soul einen kurzen Blick auf das dort vorherrschende Chaos. Sie verzog die Lippen zu einem Grinsen. Wie hieß es für bekanntlich? Das Genie beherrscht das Chaos, der Kleingeist behält Ordnung? Bei ihrer Mutter traf es gewiss zu. Der Raum war schon immer tabu für sie gewesen. Wenn sie etwas aus Versehen durcheinander brachte, dann gab es Ärger!

Schließlich wandte Soul sich wieder ab, legte ihre Hand auf die Klinke ihres Zimmers und drückte die Tür sanft auf. Sie schaute sich um und war erleichtert, dass ihr Zimmer noch immer so aussah, wie sie es vor einem Jahr, vielleicht auch etwas mehr, verlassen hatte.

Soul wandte sich dem großen Balkonfenster zu, welches dem Zimmer als großzügige Lichtquelle diente, und schritt zur Tür hin, als Velox bereits ungeduldig am Glas kratzte. Die Türen schwenkten zur Seite weg und boten genügend Platz, sodass sich der Greifvogel nicht besonders Mühe geben musste, um durch den Rahmen zu passen.

Etwas Flammendrotes bewegte sich auf der Couch, die in der linken Ecke des Raumes stand. Genüsslich reckte sich das Wesen und hob träge den kleinen Kopf, nachdem es Schritte auf dem Flur Schritte vernommen hatte.

„Ayu!“

Ein bezauberndes „Vul“ zur Begrüßung der Freundin entkam ihrer Kehle, jedoch machte das Vulpix nicht die Mühe sich zu erheben, sondern ließ Soul zu ihr kommen, die sich eine Weile zur der Füchsin setzte und ihr über das weiche, rote Fell streichelte. Zutraulich stupste Vulpix Souls Hand an, als sie inne hielt, um ihr zu verdeutlichen, dass sie weiter machen sollte. Irgendwann wurden die Augenlider der Fähe schwer. Ihr Kopf sank auf die Vorderpfoten zurück und döste langsam ein.

Leise erhob sich Soul. Sie spürte nun doch, dass die Erschöpfung in ihren Gliedern kroch, und ließ sich ermattet auf das schwarz bezogene Bett sinken.

Einen Moment starrte sie zur Decke empor, schloss dann die Augenlider, da die hereinbrechende Sonne die bordeauxroten Wände besonders farbintensiv anstrahlte. Trat man in das Zimmer hinein, so blickte man auf dunkelrote Wände, während Balkon- und Rückseite des Raumes in einer sanften Beigeton gestrichen waren. Bloß die Decke war im jungfräulichen Weiß geblieben.

Regungslos harrte Soul aus und hörte bloß das Rascheln von Tauboss’ Gefieder, als sich der Greifvogel ebenfalls niederlegte, wohl seinen Schnabel unter seinen Flügeln verborgen.

Entspannt döste das Mädchen ein. Ihr Brustkorb hob und senkte sich im Takt ihrer Atemzüge, während wirre Gedanken durch ihren Kopf wirbelten. Wohin mochte ihr Weg sie nach diesem Besuch im Elternhaus wohl führen? Sollte sie noch länger hier bleiben?

Diesem Gedanken sich überdrüssig fühlend, überschritt Soul die Grenze zwischen Wachen und Träumen. Ein leichter Schlummer, entsprungen aus seiner Erschöpfung, riss das Mädchen in einen ruhelosen Schlaf.
 

Zufrieden lehnte sich Soul zurück und schloss einen Moment die Augen, um die gewohnte Umgebung vollends zu genießen. Das Essen ihrer Mutter war noch immer das Beste, und ihr Bett war gemütlicher, als die der Pokémon Center. Nichts auf dieser Welt vermochte wohl das wohl bekannte Heim zu ersetzen. Alles war so vertraut und nichts schien zu erinnern, dass Soul vor knapp einem Jahr von zu Hause weggegangen war, und jetzt ins Heim zurückkehrte, mit Verantwortung auf den Schultern lastend.

„Bleibst du länger zu Hause?“, riss die Stimme der Mutter Soul aus ihren Tagträumen. Sie blickte Mayoko einen Moment an, wandte sich dann aber mit einem schweren Seufzen ab und starrte auf ihren leeren Teller. Blieb sie oder verließ sie das Elternhaus bald wieder? Und wohin sollte sie gehen?

Seit sie Champion geworden war, fühlte sich Soul an ihre Pflichten angekettet, nicht mehr Herrin ihrer eigenen Wünsche und Träume. Jetzt war sie nur noch eine Marionette des Staates.

Sanft schaute Mayoko ihre Tochter an, die wortlos auf den Tisch starrte, so als ob sie keinesfalls ihrer Mutter in die Augen sehen wollte. Ihr war rasch bewusst, dass Soul etwas vor ihr verbarg. Ja, sie fühlte sich sogar durch das Schweigen in ihrer Annahme bestätigt. „Was ist los?“

Zunächst irritiert hob Soul den Kopf, dann sah sie Mayoko teilnahmslos, beinahe gelangweilt, an. „Was soll schon los sein?“, versuchte Soul ihren Kummer zu überspielen, des ständigen über ihre Zukunftspläne nachdenken müde.

„Willst du mich für dumm verkaufen? Ich sehe doch, dass etwas nicht in Ordnung ist.“ Tadelnd schaute Mayoko ihre Tochter an. Diese fühlte sich plötzlich entblößt, als hätte man ihr lang behütetes Geheimnis entdeckt, und spannte ihre Kiefer unwillkürlich an. Um diese Enthüllung zu verbergen, schaute sie ihre Mutter genervt an. „Was erwartest du? Ich bin keine zehn mehr!“, wehrte die Trainerin. „Ich will dir nicht mehr alles erzählen müssen.“ Es war ein gereiztes Murren. Kein wirklicher Zorn lag dahinter.

Kaum hatte es die scheinbar verletzenden Worte ausgesprochen, glaubte das Mädchen sogleich diese zu bereuen, als es ihre Wirkung nicht zu verfehlen schienen.

Gekränkt verfiel Mayoko in Schweigen, und ihre Blicke ließen keine Zweifel zu, dass sie ihrer Tochter in diesem Moment grollte. „Übrigens“, brach sie nach wenigen Minuten die Unannehmlichkeit, „war Kaoru gestern in Neuborkia.“

Als Soul den Namen ihres Sandkastenfreundes hörte, schnellte ihr Kopf in die Höhe. Ihre Trübsal war wie weggeweht! Vielleicht war er ja noch…?

„Allerdings hat er das Dorf heute Morgen wieder verlassen“, unterbrach Mayoko Souls Gedanken, die daraufhin enttäuscht in sich zusammen sank. Ihre Hoffnung zersplitterte gerade in abertausende Scherben. Wie sollte sie ohne ihren besten Freund bloß aus ihrer Unentschlossenheit herauskommen?

Unerwartet ertönte brummendes Geräusch, welches Soul aufschrecken ließ. Mal war jener Ton schwächer, dann wieder stärker und schwoll zu einer klangvollen Melodie an.

„Was ist das?“, wollte Mayoko wissen, die ihren Kopf in jene Richtung geneigt hatte.

„Mein PokéCom“, stellte Soul nach rund zehn Sekunden überrascht fest und hastete auf die Anrichte zu.

Als sie auf das Display starrte, zögerte sie einige Herzschläge lag, während der PokéCom weiter zwischen ihren Fingern fröhlich summte.

„Warum gehst du nicht dran?“

Aus ihrer Erstarrung gerissen, deutete sie ihrer Mutter an, zu schweigen. „Soul Nagashi“, meldete sich das Mädchen nun, nachdem es den grünen Knopf bestätigt hatte.

„Hallo Soul?“, erschallte eine behutsam klingende Stimme an ihrem Ohr, die das Mädchen zunächst nicht zu erkennen vermochte. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, atmete sie kurz ein. Den Anschein von Autorität sollte ihre Stimme haben!

„Ja, das bin ich“, erwiderte Soul nach wenigen Sekunden des Zögerns, setzte einen Moment aus, ehe sie fragend hinzufügte: „Wer ist da?“

„Entschuldigen Sie, Soul, dass ich mich nicht mit dem Namen genannt habe“, sprach die Person, die eindeutig weiblich war, wie Soul erkannte. „Ich bin es - Sakiko.“

Stoßweise atmete Soul aus, zwang sich aber sogleich Geduld zu wahren.

Sakiko. Der Name ihrer Sekretärin. Sie konnte sich nicht an den Gedanken gewöhnen, dass sie, ein sechszehnjähriges Mädchen, bereits über eine Bürokraft verfügte. Obwohl sich Soul gegen diesen Unsinn zu Wehr gesetzt hatte, hatte die Obrigkeit anders entschieden und ihr diese nichtsnutzige Frau vor die Nase gesetzt, die den jungen Champion beinahe auf Schritt und Tritt zu verfolgen schien.

Es war kein Geheimnis, dass Soul Sakiko nicht besonders mochte, dennoch beschwor sich die Trainerin ihre scharfe Zunge zu hüten und ihr eine gewisse Freundlichkeit entgegen zu bringen.

„Sakiko? Was gibt es, dass Sie mich in meinem Urlaub anrufen?“, fragte Soul schneidend und ärgerte sich, dass sie ihren Vorsatz im nächsten Moment sogleich wieder über Bord geworfen hatte.

„Ich entschuldige mich vielmals für diese Störung, Champion“, Souls Unmut wandelte sich schlagartig in wache Aufmerksamkeit. Sie glaubte in der Stimme der Sekretärin einen Hauch von Unruhe, Nervosität, ja Furcht, wahrzunehmen. „Es ist mir schrecklich unangenehm, dass ich diese Bitte an Sie richte…“

Obwohl Sakiko noch nicht ausgesprochen hatte, entrann dem Mädchen ein genervtes Seufzen, als eine wage Vorahnung sie ereilte, den seltsamen Unterton vergessend. „Die wäre?“

„Nun ja…“, begann die Sekretärin, suchte angespannt nach Worten, ehe sie fortfuhr: „Die Top Vier verlangt nach einem sofortigen Treffen.“

Verwirrt schwieg das Mädchen und ließ die Worte der Sekretärin auf sich wirken, während sie sich den Kopf zermarterte, welcher Grund vorliegen mochte, der bedeutend genug war, um sie in ihrem wohlverdienten Urlaub zu stören. „Wissen Sie um welche Angelegenheit es sich handelt?“

„Nein, es liegt nicht in meinem Kompetenzbereich.“

Verächtlich schnaubte Soul. Kompetenzbereich?! Wenn es nach ihr ginge, hätte sie keinen Kompetenzbereich mehr und würde auf der Straße sitzen! Trotzdem zügelte die Trainerin ihre Zunge, wohl darauf bedacht es nicht mit Sakiko zu verscherzen.

„Ich bin schon unterwegs, bis später“, gab Soul ihre Gegenwehr widerwillig auf. Sie wollte das Gespräch gerade beenden, als Sakiko noch rasch hinzufügte: „Ich werde auf dich warten.“

Dann dröhnte in Souls Ohren nur noch das rhythmische Besetztzeichen. Soul harrte mehrere Herzschläge lang regungslos aus, ehe das Geklapper von Geschirr sie aus den Gedanken riss.

Sie wandte sich zu ihrer Mutter um, die die Teller in die Spülmaschine stellte, und beobachtete sie wortlos. Die Tatsache, dass sie ihr zu Hause in der nächsten Stunde wieder verlassen musste, schmerzte dem Mädchen, dennoch durfte sie keine Zeit verlieren, wenn diese Angelegenheit einen dringenden Bedarf hatte besprochen zu werden. „Mum?“, sprach sie ihre Mutter behutsam an, wohl darauf bedacht ihre Worte sorgfältig zu wählen. „Ich…“ Ihr schlechtes Gewissen regte sich.

„Ich weiß schon, Schatz, du musst wieder gehen“, unterbrach Mayoko ihre Tochter, die sie daraufhin irritiert musterte.

„Woher… weißt du das?“

Ein kurzes, helles Lachen entfloh der brünetten Frau, während sie lächelnd auf Soul zuging. „Natürlich, ich habe es schon geahnt, dass du bald wieder gehen musst, als du hier ankamst.“

Bei diesen Worten wurde Soul gänzlich von ihrer Wehmut überwältigt, und sie schlang Halt suchend ihre Arme um den Hals ihrer Mutter, das Gesicht an ihre Schulter drückend. „Ich bin bald wieder zu Hause!“
 

Eisiger Wind peitschte Soul entgegen, als sich Velox sich in die Schräge legte, um durch einen Luftstrom höher in den Himmel aufzusteigen. Das Mädchen vergrub seine klammen Finger in die Federn des Greifvogels, wohl darauf bedacht, dass es dem Tauboss keine Federn ausrupfte, und verbarg sein Gesicht an seinem Hals.

Irgendwann verfiel sie in einem tranceartigen Zustand und schloss die Augen, während sie die spielenden Muskeln unter ihrem Leib fühlte, ja spürte, wenn sich Velox gegen den Wind stemmte, und lauschte dem melodischen Klang der Flügelschläge. Irgendwann erstarben die rhythmischen Bewegungen der Schwingen, und Tauboss ging in einen flachen Sinkflug über.

Soul, die ihre Augen wieder öffnete und nun den Kopf erhob, sah sich in der Umgebung um. Das glitzernde Wasser, welches durch einige Landstriche unterbrochen wurde, die mit langen Brücken miteinander verbunden waren, hatten sie bereits hinter sich gelassen.

Richtete Soul ihren Blick gen Norden, so führte ein steiler Bergpass, der sich eng an das zerklüftete Gebirge schmiegte, hinauf zu den Toren der letzten Prüfung, die Trainer bestehen mussten - die Siegesstraße.

Tauboss drosselte seine Geschwindigkeit nicht. Wie ein herabstoßender Speer schoss der Greifvogel durch die Luft.

Der Wind rauschte an ihrem Gesicht vorbei und schnitt Soul beinahe schmerzhaft in die Wangen. Trotz des freien Falls erlebte Soul schon lange mehr keine Furcht. Jene rasanten Flüge waren für Trainer und Pokémon bereits zur Gewohnheit geworden und hatten das Band zwischen ihnen gefestigt. Daher spürte Soul nur noch wie das Adrenalin in ihren Adern pochte, als pulsierte es wie flüssiges Silber in ihren Venen.

Genau im richtigen Moment spannte Velox mit einem geräuschvollen Flappen die Flügel auf und fing den Sturzflug ab, ehe das Pokémon steil aufgerichtet in den Himmel schoss.

Als sich Tauboss in die waagerechte Position ausbalancierte, sah sich Soul von schroffen Felsklippen umgeben. Aus weiter Ferne war bereits das prunkvolle Gebäude des Indigo Plateau zu erblicken: ein Bauwerk, welches aus rotem Backstein errichtet worden und dessen Fassade golden verziert war. Zwischen den Türmen, die in den Himmel empor ragten, war zentral ein recht großes, kreisrundes Fenster eingelassen war, ähnlich von der Struktur einer Rosette, die bei Kirchenbauten üblich war.

Jener Anblick rief eine tiefe Ehrfurcht in der jungen Championesse wach. Sie konnte die Augen nicht von dem eindrucksvollen Gebäude nehmen. Zu sehr zog es Soul in seinen Bann, als zwänge das Bauwerk das Mädchen dieses anzublicken.

Erst als Velox in einen sanften Sinkflug herab glitt, senkte Soul die Augen und konzentrierte sich auf den Boden, der sich ihnen stetig näherte.

Die Flügel, senkrecht zum Körper aufgerichtet, schlugen mehrere Male auf und ab, als sich der Greifvogel dem Hauptquartier der Pokémon-Liga zu flog. Unterhalb der Rosette, während die Klauenfüße dem Boden entgegen gestreckt waren, setzte Velox auf dem Balkon auf und schmiegte seine Schwingen eng an Leib, nachdem er die Landung abgefangen hatte.

Soul reckte ihre von der eisigen Luft steif gewordenen Gliedmaßen und stieg anschließend von Tauboss’ Rücken hinab. Ihre Finger fuhren zärtlich durch das Gefieder des Greifvogels, dann deutete sie an, dass er ihr ins Innere des Hauptquartiers folgen sollte – die Flügeltüren des Balkons standen beinahe einladend offen.
 

Nun betrat die junge Trainerin den Raum, das Büro, das einst Wataru gehört hatte. Noch immer glaubte Soul seinen Geruch in der Luft wahrzunehmen. Doch nichts erinnerte mehr daran, dass er vor wenigen Monaten noch der Champion Johtos und Kantos war.

Die scharlachroten Wände, die mit goldenen Ornamenten verziert gewesen waren, waren nun einem blauen Anstrich gewichen, mit silbernen Arabesken verschönert. Jener Anstrich stellte ihre bedeutendsten Eigenschaften dar; die Farbe Blau symbolisierte ihr Sinn für Freundschaft, Pflichttreue und Vertrauen, während Silber ihre Gefühle und Eleganz in den Vordergrund rückte.

Auch wenn sie dieses Büro nun das ihre war, ebenfalls das neben liegende Zimmer, das Schlafgemach, fühlte sie sich in diesen vier Wänden nicht heimlich, eher eingeengt und erdrückt, als wäre dies kein Ort der Zuflucht der Ruhe, die Soul hier finden sollte.

Ihre Fingerspitzen glitten zaghaft über das kühle Edelholz des Schreibtisches. Kein Staubkorn haftete an ihrer Haut, als sie ihre Finger betrachtete. Doch dies war nicht von Belang. Wo war Sakiko? Hatte sie ihr nicht angekündigt, dass sie Soul erwartete?

„Sakiko?“, rief sie durch die Abwesenheit der Sekretärin verunsichert. Noch nie hatte sie erlebt, dass sich Sakiko verspätete. Sie war eine Frau der Tugenden; Mut, Treue, Pflichtbewusstsein und vor allem die Pünktlichkeit war etwas, was Sakiko ihr eingebläut hatte. Und nun versäumte sie ein Treffen? Abermals nannte Soul den Namen der Sekretärin, dieses Mal lauter: „Sakiko!“

Soul sah sich um. Eine unheimliche Stille umfing sie, und sie fühlte, wie unbewusst ihr Herz in ihrer Brust hämmerte, während eine törichte Angst sich in ihr Innerstes fraß.

„Suche nicht nach dieser törichten Frau“, erklang eine männliche Stimme hinter ihr. Unheimlich wie sie war, löste sie ein Prickeln auf Souls Haut aus.

Dann fuhr Soul erschrocken herum, wissend, dass Tauboss zu erschöpft war, um sie zu verteidigen. Daher waren ihre Finger bereitwillig um einen Pokéball gelegt.

Als sie jedoch einem schwarzhaarigen Mann fortgeschrittenen Alters im Halbdunkeln entgegen sah, dessen graue Augen sie schalkhaft musterten, entspannte sich die Körperhaltung der Trainerin wieder, und sie ließ den gezückten Pokéball sinken.

„Kyou!“, stieß das Mädchen erleichtert aus und schritt auf das Mitglied der Top Vier zu, hielt dann jedoch inne, als bloß eineinhalb Meter sie voneinander trennten.

„Herzlich Willkommen, Champ“, grüßte der in Ninja-Kleidung gehüllte Mann kühl. Ansonsten rührte sich Kyou nicht. Sein Leib schien zu einer Statur erstarrt zu sein, so auch seine Gesichtszüge, die keinerlei Emotionen verrieten. Bloß seiner Stimme schwang ein Klang von Arroganz bei, aber Soul bemerkte diesen Unterton nicht. Seine Lippen verzogen sich zu einem schmalen, hinterhältigen Lächeln. Naives Mädchen!

Suchend sah sich Soul um, ehe sie ihre Blicke auf den Ninja richtete. „Hast du Sakiko gesehen?“

Einen Augenblick schwieg der Angesprochene. „Nein“, erwiderte Kyou schließlich ruhig, erneut schlich sich aber auf seine Lippen ein hinterlistiges Lächeln. Als der Ninja aus dem Schatten trat, fauchte Velox scharf, während sich das Gefieder entlang der Wirbelsäule zu sträuben begann. Der Schnabel war zum grollenden Warnung geöffnet. Seine Augen funkelten den Mann argwöhnisch an.

Gleichsam ließ ein dumpfes Geräusch die Trainerin erschrocken zusammen zucken, so als fiele ein schwerer Mehlsack zu Boden.

Vor Entsetzen blass wich Soul zurück, die Augen vor Furcht geweitet. Seinen Fingern, die ein Kunai umschlossen hatten, haftete Blut an, welches an der Klinge herab rann. „Was hast du getan?“, hauchte sie.

Boshaft verzog Kyou die Mundwinkel, während er mit Verzückung das Blut betrachtete, dann wandte sich der Ninja an Soul. „Ich habe lediglich eine große Bedrohung verstummen lassen.“

Als Soul es wagte ihre Augen über Sakikos Leichnam schweifen zu lassen, ihre silberblonden Haare waren zerzaust und die Augen in stummer Angst aufgerissen, schlug sie geschockt die Hand vor dem Mund, um die aufsteigende Übelkeit angesichts des Blutsees zu unterdrücken. Sie fühlte, wie der Schwindel sie packte und sie nicht mehr los lassen wollte, während sie auf die zerfetzte Kehle und der Blut durchtränkten Kleidung starrte.

Binnen weniger Sekunde breitete sich das Blut auf dem Boden aus und drohte als zähflüssiger Saft an ihre Füße zu schwappen. Mit einem belegten Schreckenslaut sprang das Mädchen zurück. Ihr brach der kalte Schweiß aus. Panik ergriff sie.

Erfreut über ihre Reaktion und dem, was sie wohl erwartete, grinste Kyou schadenfroh. „Der Boss wird hoch erfreut sein, wenn ich die nächste Bedrohung für ihn vernichte.“ In Euphorie versunken zischte der Ninja nahezu das letzte Wort seines Satzes. Seine Augen schienen voller Vorfreude zu leuchten.

„Wen?“, fragte sie mit erstickter Stimme. Ihr gesamter Leib zitterte.

Die Mundwinkel zuckten ein weiteres Mal und verzogen sich zu einem selbstgefälligen Lächeln. „Du glaubtest wohl, dass du uns besiegt hast, aber du täuscht dich“, begann Kyou mit fester, souveräner Stimme, während er gemächlich, beinahe quälend langsam, auf Soul zu schritt.

Doch diese wich verängstigt zurück, immer weiter, bis ihr Rücken an eine Wand stieß und presste sich eng an sie. Als Kyou seine flache Hand gegen die Wand schlug, nahe am ihrem Kopf, schrie Soul entsetzt.

„Wie der Phönix aus der Asche ist Team Rocket zurückgekehrt!“

Plötzlich aber zerschnitt ein aufgebrachter Vogelschrei die angespannte Atmosphäre. Kyou wirbelte herum und sah sich dem aufgebäumten Tauboss gegenüber, das mit ausgebreiteten Flügeln und gespreizten Klauen sich auf den Ninja stürzte. Bloß knapp konnte Kyou mit einem geschmeidigen Ausfallschritt ausweichen, musste jedoch hinnehmen, dass die Krallen seinen Umhang in Stücke zerfetzten.

Vor Wut kochend stellte sich Velox dem Ninja in den Weg und schirmte Soul beschützend mit seinem Körper vor ihm ab.

„Team Rocket? Aber wie?“, presste Soul vor Schreck hervor. Angst drohte das Mädchen zu übermannen.

„Das hat dich nicht zu interessieren“, er deutete mit dem Zeigefinger zur Decke. „Schaue lieber mal dort hoch.“

Ein Zeichen, woraufhin abertausende Golbat, die Soul nicht zu zählen vermochte, sich herab stürzten. Lautes Flügelsummen erfüllte die Luft, als sich die Golbat wie Fliegen über Tauboss und Soul her machten. Entsetzt schrie das Mädchen auf. Velox fauchte erzürnt, um sie einzuschüchtern und gab keinen Zentimeter nach.

Manche wichen furchtsam zurück, wohl die Unerfahrenen unter ihnen, andere jedoch ließen sich nicht verunsichern. Daher stellte der Greifvogel die Flügel senkrecht, die herab sausten und eine Windböe entfachte, die die Golbat durch die Luft wirbelten, als wären sie Spielzeug.

Und ein weiteres Mal schlug Tauboss mit seinen gewaltigen Schwingen, erschuf dabei mehrere messerscharfe Windklingen, die die Windhose zerfetzten. Das Geflatter der Golbat vermischte sich mit ihren angstvollen Schreien, gar dem Todeskreischen der Pokémon, die durch die Windmesser Gliedmaßen verloren, oder gar enthauptet wurden. Andere waren dem tödlichen Gefängnis entkommen und griffen ihren Feind voller Zorn an.

Soul, erblasst durch den schweren Blutgeruch in der Luft, drückte sich gegen die Wand. Sie kniff in stummer Hoffnungslosigkeit die Augen und betete aus diesem Albtraum aufzuwachen.

Es war doch ein Traum, oder? Oder war es die Realität? Soul öffnete sie wieder und blickte zu den leblosen Leibern der toten Golbat, dann zu Kyou, der sie wütend ansah. Nein, es gab keine Flucht. Es war die bittere Realität.

„Du hast meine Golbat umgebracht, du kleine Schlampe!“, brüllte der Ninja erzürnt und gab erneut ein wortloses Handzeichen.

Sekunden geschah nichts, dann brach fauchend eine Schlangengestalt aus dem Schatten hervor. Erschrocken wirbelte Soul in jene Richtung, aus dem sie das Geräusch wahrgenommen hatte. Blitzartig schnellte der Kopf der Kobra vor, das Maul weit aufgerissen und die Zähne blitzend.

Vor Schreck taumelte Soul zurück, sogleich aber spürte sie einen brennenden Schmerz, der in ihrem Unterarm aufflammte. Sie schrie entsetzt auf und presste ihre Hand auf jene Stelle, in die Arbok seine tödlichen Zähne gebohrt hatte. Dann biss Arbok nochmals zu.

„Na? Wie fühlt sich das an?“, fragte Kyou bösartig grinsend. „Das Gift wirkt auf dein Nervensystem und in hoher Konzentration, wie es bei dir zu trifft, lähmt es deinen Körper und führt zum Herzstillstand, aber bis es soweit ist… Ja, da quält dich das Gift ganz langsam zu Tode. Ist es nicht wunderbar?“ Kyou lachte grausam auf.

Soul, vom Schmerz wie von Sinnen, sammelte all ihre Kraft, um ein Wort zu formen: „Warum?“

„Du fragst warum? Leider bist du uns ein Dorn im Auge, und Rebellen gefährden den Plan unseres Bosses, daher wird das Ungeziefer beseitigt“, erwiderte Kyou triumphierend.

Durch Souls Schmerzensschrei aufgeschreckt, wandte sich Velox aufgebracht zu seiner Trainerin und das Übel an ihrer Seite und setzte sich gegen das Dutzend der überlebenden Golbat zu Wehr. Blind vor Raserei stürzte sich Velox auf Arbok. Seine Krallen schlug der Greifvogel hinter dem Kopf der Giftschlange und hakte wie von Sinnen in ihr Fleisch.

Vor Pein wild zischend wand sich Arbok unter den Krallen des Tauboss und versuchte sich verzweifelt frei zu kämpfen, aber als Velox es gegen eine Wand schleuderte, krümmte sich die Kobra und starrte Velox aus kalten Reptilienaugen an. Zahlreiche, blutige Wunden entstellten nun den Schlangenkörper.

„Und an deiner Stelle würde ich mich nicht so viel bewegen, wir wollen ja nicht, dass du einen schnellen Tod stirbst, nicht wahr? Schließlich möchte ich an deiner Qual Anteil haben.“

Erneut verzogen sich seine Mundwinkel zu einem gehässigen Grinsen. „Doch… Obwohl… So viel Zeit habe ich leider nicht. Es gibt noch andere Menschen, die auf ihren Tod warten, weil sie Team Rocket gefährlich werden könnten…“ Kyou wandte sich eine seine Golbat, die noch immer in der Luft schwirrten. „Zerfetzt sie, ich hatte meinen Spaß.“

Wie dunkle Schatten hatten die Golbat auf jenen Befehl gewartet und stießen nun erneut auf Soul und Tauboss zu.

Als die Fledermäuse Windklingen herab schickten, schloss Soul verzweifelt die Augen, als wiche ihr starker Wille, den die Trainerin in zahlreichen Momenten der Aussichtslosigkeit bewiesen hatte.

Doch es war Velox, der das Ende nicht akzeptieren wollte. Er fauchte warnend und funkelte Kyou gefährlich an, als würde er den Ninja zwingen wollen, aufzugeben. Der Greifvogel streckte seine Flügel, um seine in die Knie gegangene Trainerin zu schützen. Koste es, was es wolle!

Ein hoher, energischer Schrei unterstrich den eisernen Willen, als die scharfen Windklingen drohten den Leib des Greifvogels zu entstellen. Doch anstatt Velox zu verletzen, trafen Windschnitt bloß auf einen magischen Schutzwall, der in einem fließenden Silber erstrahlte.

Gegen die nahende Ohnmacht ankämpfend, hob Soul überrascht den Kopf und nahm bloß das Klirren wahr, das sich anhörte, als ob jemand gegen Glas schlüge.

„Beachtlich, du hast wahrlich ein treues Pokémon“, bemerkte Kyou ruhig, sah jedoch nicht davon ab zu grinsen. „Doch ich habe leider keine Zeit mehr mit dir zu spielen.“ Seine dunklen Augen ruhten auf seinem Arbok, das vor Wut und Schmerz knurrte. „Beseitige das Ungeziefer, Eisenschweif.“

Hasserfüllt blitzten die kalten Reptilienaugen, als es Velox entgegen starrte. Den gleichen Pein, den Tauboss ihm zugefügt hatte, sollte es nun auch fühlen!

Daher bewegte es sich blitzschnell auf sie zu, schneller als das menschliche Auge es hätte verfolgen können, während sich sein Schwanz in schimmerndes Metall wandelte. Voller Wucht schmetterte die Kobra den stählernen Schweif auf die Barriere, die unter einem unheilvollen Knacken Brüche bekam, aber Tauboss versuchte wehrhaft, mit gesamter Energie, die der Greifvogel aufzubringen wusste, den Schutzwall zu halten.

Doch als Arbok ein weiteres Mal auf den unsichtbaren Schild schlug, wurden aus den feinen Kratzern große Risse, groß genug, damit die Kobra hindurch schlüpfen konnte.

Tauboss, welches den Schutzschild nun nicht mehr aufrecht halten konnte, löste den magischen Wall, der nun klirrend in sich zusammen sank, als fielen abertausende Glasscherben zu Boden, und wirbelte aufgewühlt umher. Zu spät, als dass er sich gegen die Finte und dem Griff der Schlange entwinden konnte.

Während Arboks Leib sich um Tauboss’ Körper schlang, vergruben sich sodann die Giftzähne in seinem Hals und bohrten sich tief in sein Fleisch.

Die Gliedmaßen des Greifvogels zuckten, der Herzschlag flatterte, das Atmen ging rasselnd, ehe Tauboss kraftlos zu Boden sank.

„Velox, nein!“, schrie Soul mit entkräfteter Stimme und stürzte nach vorne, um Velox‘ Kopf vor dem harten Aufprall zu schützen. Ein leises, tröstendes Gurren kam von dem Rebell der Lüfte, dann sackte Tauboss gänzlich in sich zusammen, Soul auf den Boden mitreißend.

Ihren eigenen Schmerz vergessend, drückte Soul ihr Gesicht in Tauboss’ Halsfedern und flüsterte leise etwas, dann sammelte sie all ihre verbliebenen Kräfte, um sich zu erheben, während ihre Finger zwei ihrer Pokébälle berührten und ihre Blicke zu Sakikos leblosen Körper glitten. Sie durfte nicht schwach sein. Nicht jetzt. Sie musste sich wehren! Sakiko durfte nicht umsonst gestorben sein!

Doch als Soul ihren Mut befahl, ihr Kraft zu schenken, sah sie etwas zwischen Kyous Fingern aufblitzen. Grinsend hob der Ninja den Arm, winkelte diesen an, und da erkannte Soul die Bedrohung: zwischen Mittel- und Zeigefinger hielt er ein funkelndes Kunai.

Und in einer anschließenden fließenden Bewegung warf er das Wurfmesser. Wie eine todbringende Waffe raste sie auf das Mädchen zu, das sich nach rechts drehte, um der Klinge, die auf sein Hals zielte, auszuweichen. Sie geriet ins Straucheln und spürte, wie der kühle Stahl des Kunais in das Fleisch ihrer unterhalb Brust schnitt.

Doch Soul spürte den Schmerz nicht mehr, schon lange war die süße Qual gewichen und machte nun der Taubheit Platz. Sie starrte bloß entsetzt auf das Kunai, das unterhalb ihres Brustkorbs in ihren Leib eingedrungen war, und roch den schweren Geruch von Blut. Ihre Hand presste sie auf jene Stelle und merkte, dass die Kleidung nass war. Sie hob den unversehrten Arm und sah fest ihre Hand an.

Sie war voller Blut. Ihr Blut.

Erneut geriet Soul ins Taumeln, benebelt von dem Geruch, der ihre Sinne betäubte. Bevor sie jedoch das Gleichgewicht verlor, hob Soul den Kopf und blickte Kyou, der sie boshaft angrinste, mit einer Mischung aus Entsetzen und Furcht an.

Schließlich aber forderten das Gift und die Verletzung ihren Tribut. Der Schwindel zehrte an ihrem Verstand und wollte sie in die bodenlosen Tiefe mit reißen. Als Soul keine Kraft mehr hatte aufrecht zu stehen, fiel das Mädchen mit einem dumpfen Geräusch des Aufpralls auf den Boden. Ihr Blick verschwamm, als sie versuchte ein letztes Mal den Kopf zu heben, aber sie fühlte sich so kraftlos, leer. Musste sie sterben? Musste sie diese Welt verlassen?

„Es tut mir Leid“, wisperte sie tonlos, als sie glaubte die liebsten Menschen und Pokémon im Geiste zu sehen. Ihr letzter Gedanke galt ihren Eltern, ihren Pokémon, Kaoru, Wataru und Silver. All jenen, denen sie begegnet war.

Doch das Letzte, bevor sie in die gähnende Schwärze übertrat, war ein gellender Schrei, voller Wut, Hass und Trauer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Risa_
2012-07-30T21:14:28+00:00 30.07.2012 23:14
Die Anfangs-Weck-Szene ist richtig süß geworden =)

Nur fällt mir spätestens hier bei Silvers Satz >>Ich erwäge Hayato herauszufordern<< auf, dass du deine (jugendlichen!) Charaktere manchmal zu "schön", sprich zu hochgestochen, sprechen lässt. Das passt eher schlecht als recht rein - obwohl es zu Soul eher passt als zu Silver - und das bedeutet natürlich im Gegenzug nicht, dass sie sprechen sollten, als wären sie eben aus einem Ghetto geflohen, ein Mittelmaß wäre angebracht. :D

So, jetzt weiter im Text ~
Soul will also nicht zu Fuß reisen - verständlich einerseits, weil sie den Pfad sicherlich schon kennt und wenn man schon mal einen Vogel hat ... äh ein Flugpokemon. *g, sorry, musste jetzt sein, ist mir so eingefallen*
Wenn man sich aber ansieht, wie der Flug verläuft, frag ich mich, ob der angenehmere Weg nicht einfach zu Fuß gewesen wäre. XD
Tauboss Aussehen hast du sehr schön beschrieben. <3 Mir gefällt auch seine Art, auch wenn die Antipathie gegen Silver vll. etwas zu extrem ist? Ich weiß ja nicht ...

Der Flug selbst ist richtig toll beschrieben, so detailreich awww. (und Velox will natürlich NUR spielen!)
Wem wird denn da schlecht? x) So würde es wohl jedem ergehen bei seinem ersten Flug. Ist sicherlich schon anstrengend, wenn das Pokemon gleichmäßig fliegt, dann muss Velox noch die männliche Zicke hier mimen. Naja, Silver will eben nicht, dass man ihm seine Übelkeit ansieht - obwohl das ja nicht allzu schwer ist lol - und ist so (ich zitiere Soul) "Arceus-verdammt-stolz" - coole Wortneuschöpfung übrigens, die muss ich mir für Kazu merken, das find ich cool! XD
Ehrlich gesagt fand ich wiederrum Silvers Rumgezicke nicht SO schlimm, als dass Soul sofort verschwinden müsste. Irgendwie wär ich ja auch sauer, wenn sich das "Vogelvieh" so anstellt und nicht ordentlich fliegt. Da zickt Soul viel mehr als er, bzw. tun sie das beide! XD
Wenn ich Soul wäre, würde ich eher Velox eine Standpauke halten, die sich gewaschen hat und erst danach Silver - schließlich ist sie selbst ja auch darauf gesessen und wie man nachher sieht, kann Tauboss es auch anders. XD

Irgendwie mag ich Silver immer mehr. Früher hatte ich so den "Game-Silver" im Kopf, daher von Anfang an eine Abneigung, dann hab ich den aus dem Manga auch noch kennengelernt und deiner ist besser als die beiden anderen (lol, wie das klingt XD)

Okay, wieder mal weiter im Text. =X
Schön finde ich die "Heimkomm-Szene" von Soul, das wirkt alles so vertraut. Sie genießt es zu Hause zu sein, was zu verstehen ist. Ich meine, Trainer - und vor allem Champs - sind ja ewig auf Achse, ein Wunder, dass sie überhaupt mal von Zeit zu Zeit nach Hause kommen.
Eine Sechzehnjährige mit einer Seräterin ... das ist schon mehr als eigenartig lol

Und jetzt wird es spannend. <3
Kyou wirkt ja schon richtig unheimlich, auch wenn du ihn noch gar nicht so richtig noch beschrieben hast. Auch Sakiko, die tot auf dem Boden liegt, hast du detailreich beschrieben, keine Unangehmlichkeiten hier ausgespart.
Man kann richtig nach Souls Angst und Entsetzen greifen, weshalb du auch eine tolle Autorin bist. =3
Soul ist vergiftet, Velox ist verletzt und das Ende ist so düster und endgültig geschrieben, das ist verdammt gut.
Von:  _atra_phoenix_
2011-12-05T19:57:39+00:00 05.12.2011 20:57
ach, ich finds so cool, dass silver steinbock ist, genau wie ich ^^
so jetzt zum eigentlichen: ich find die geschichte echt geil, auch wenn sie teilweise sehr langatmig ist. aber dennoch spannend und MANNN ich will wissen, wie's weiter geht xD
versuch die kapis das nächste ma vllt ein bisschen kürzer zu machen ^^ ein paar seiten reichen schon. dann tun einem die augen auch nicht so weh :D
Von:  WoelfinAsaki
2011-12-03T10:44:56+00:00 03.12.2011 11:44
Ach Schwestii <3

Da ist dir mal wieder ein wunderbares Kapitel gelungen! Ich mag die Beschreibungen und die Art, wie du deine Fanfic ausschmückst. Wortwiederholungen wird man bei dir vergeblich suchen, du besitzt einen unheimlichen Wortschatz und verwendest oft und zahlreich Synonyme (auch wenn du es manchmal ein wenig übertreibst XD).

Hab mir die ganzue Fanfic gestern aufs iPhone gezogen und nochmal gelesen. Und ich will jetzt ganz unbedingt dass du ganz schnell weiterschreibst! Und wenn ich persönlich vorbeikommen und Gretchen als Geisel nehmen muss... =P
Von:  Raishyra
2011-12-02T16:33:30+00:00 02.12.2011 17:33
Lang, sehr lang ist dieses Kapi geworden. oO
Eigentlich schreck mich ja so lange Kapis ab, aber ich mag die Story und dieses Kapitel ist sehr schön geschrieben. Ich find es auch toll das es weiter geht.^^
Freu mich schon auf nächste.:3


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