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Es liegt in der Familie

Ein Halbdämon, zwei Hundedämonen und zwei Organisationen
von

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Fehler

Als die Fledermausdämonen verschwunden waren, entspannte sich Inu Yasha, zumal Shiori nach vorn rannte und ihrem Vater in die Arme fiel.

Dieser umarmte sie kurz, ehe er sich tief verneigte: „Ich danke Ihnen, oyakata-sama, dass Sie Ihren Blick auf unsere bescheidenen Probleme lenkten.“

Seine menschliche Frau trat zu ihm, sichtlich erleichtert, und verbeugte sich ebenfalls, schwieg jedoch. Sie wusste, dass es hochrangige Dämonen trotz der alten Verträge nicht sonderlich schätzten, wenn sich Menschen in ihre internen Angelegenheiten mischten. Der Taishou mochte das etwas anders sehen, immerhin bewies sein zweiter Sohn, dass er zumindest einmal engen Kontakt zu einer Menschenfrau gehabt hatte, aber es war besser vorsichtig zu sein. Die Familie ihres Mannes war nicht gerade vom letzten Haken und hatte die Menschen des Ortes hier oft genug nicht nur erschreckt sondern auch verletzt, früher sogar gejagt, wie die alten Sagen berichteten. Und doch hatte der gesamte Fledermausclan unverzüglich nachgegeben, als der Taishou und seine Söhne aufgetaucht waren – wie mächtig musste er sein?

Ihr Partner fuhr fort: „Bitte, gestatten Sie mir, Ihnen eine Kleinigkeit zu schenken, um unseren unendlichen Dank auszudrücken.“

„Dies kannst du eher Inu Yasha abstatten. Er hörte von Shiori die Andeutungen und überprüfte dies, ehe er zu mir kam.“ Der Taishou blieb sachlich, auch, wenn er vorhatte, seinem Jüngsten noch einmal mehr als deutlich die dämonischen Höflichkeitsregeln einzubläuen.

Der Fledermausdämon verneigte sich erneut vor dem Herrn der Familie, ehe er sich an den Halbdämon wandte: „So erlauben Sie mir ein Geschenk, Inu Yasha-sama....“

„Äh, das ist...“ Er wollte schon sagen, nicht nötig, fing aber gerade noch einen Blick seines Halbbruders auf und ergänzte: „Gern, ja.“ Er war schon einmal hier in ein Fettnäpfchen gehüpft, das musste kein zweites Mal passieren, wenn er die Blicke zuvor auch nur einigermaßen richtig gedeutet hatte.

„Dies hier....“ Der Fledermausdämon zog aus seinem Gewand einen rot leuchtenden Stein: „Ist der Stein der Macht meines Volkes. Mit seiner Hilfe können dazu Geborene, wie ich und auch Shiori, einen starken Bannkreis erschaffen. Wie ich sehe, haben Sie ein Schwert, dessen Magie beachtlich ist. Hier. Zerstören Sie den Stein mit ihm.“ Er legte die strahlende Kugel in den Sand.

Unwillkürlich zog Inu Yasha Tessaiga, warf aber einen etwas fragenden Blick auf seinen Vater.

Der konstatierte daher: „Dir ist klar, dass mit der Zerstörung dein Volk ohne Bann ist.“

Der Hüter des Zaubers nickte: „Ja. Aber die Zeiten haben sich geändert, oyakata-sama, und wir müssen uns mit ihnen ändern. Überdies: er sollte mein Volk vor Feinden schützen – diese gibt es nicht mehr. Die Familie schützt uns. - Und Reika, Shiori und ich müssen sowieso wegziehen. Weder Dämonen noch Menschen werden uns hier je akzeptieren. - Bitte, Inu Yasha-sama, zerstören Sie ihn.“

„Gut.“ Der Halbdämon begriff zwar nicht, worin da ein Geschenk liegen sollte, folgte aber der Anweisung, zumal Shiori die Hände faltete und ihn ansah.

Erst unter dem dritten Schlag zerbarst der Stein und die Wirkung überraschte dann doch alle. Tessaigas breite Klinge begann unverzüglich rot zu leuchten.

„Äh...bleibt das jetzt so?“ erkundigte sich Inu Yasha verdutzt.

„Nein.“ Der Fledermausdämon lächelte zufrieden. „Ich hatte Recht. Ihr Schwert hat die Macht, magische Fähigkeiten zu übernehmen. Es wird in Zukunft immer rot leuchten, wenn ein starker Bannkreis in der Nähe ist – und Sie werden ihn mit Ihrem Schwert zerstören können, wenn er schwächer ist als der, den ich und Shiori aus diesem Stein schaffen konnten.“

Mit gewisser Beruhigung bemerkte der Junge, dass sich Tessaiga zurückfärbte: „Oh, das klingt gut,“ sagte er, bemüht, nicht noch einen Fehler zu begehen: „Danke. - Ich hoffe, ihr könnt zukünftig in einem anderen Dorf oder auch der Stadt in Ruhe leben.“

Da Vater und Halbbruder nur etwas den Kopf neigten, ehe sie wieder auf die Klippen sprangen, schien das richtig gewesen zu sein. So folgte er ihnen eilig. Immerhin würde er erneut einen sagenhaften Ritt auf einem großen, weißen, dämonischen Hund bekommen – und danach wohl mindestens eine ebenso gewaltige Gardinenpredigt.
 

Inu Yasha hatte das Gefühl noch nie in seinem Leben so erschöpft gewesen zu sein, wenn man von der Nacht mit Sesshoumaru auf der Bombe und dem Duell mit Ryuukossei absah.

Vater hatte ihn zum Training verdonnert – und das die gesamte Nacht hindurch. Zuerst mit Tessaiga gegen Sesshoumaru, was ja nun wirklich schlimm genug war. Und als der endlich aufhörte und der junge Halbdämon hoffte, seine Müdigkeit und Prellungen durch einen kurzen Schlaf auskurieren zu können, war der Taishou ihm gegenüber getreten:

„Da du angenommen hast mir vorgreifen zu können, also, ranghöher zu sein, wollen wir doch mal sehen, was du bei deinem Bruder gelernt hast.“

„Das...das habe ich nicht...angenommen...“ hatte Inu Yasha hastig beteuert. War das etwa der eigentliche Grund für das Straftraining? Würde Vater, wenn er selbst derart voreilig reagierte, vor den anderen Dämonen das Gesicht verlieren? Etwas, das sich der Herr der Familie sicher nicht leisten konnte? „Ich bin nur manchmal eben impulsiv, wissen Sie?“

Statt einer Antwort war der Herr der Hunde auf ihn zugeschossen und er hatte gerade genug damit zu tun gehabt, sich im direkten Nahkampf auch nur einigermaßen zu schützen.
 

Jetzt lag er auf seinem Lager und zählte die Minuten, die er noch hatte, ehe die Universität wieder losging. Oh Mann, diese Nacht würde er sicher nicht vergessen. Dämonische Sitten waren wirklich knallhart. Und er neigte eben manchmal doch zu einer eher menschlichen Seite, zur Impulsivität. Diese dauernde Selbstbeherrschung war einfach nicht so sein Ding. Oh nein, jetzt musste er schon raus....

Mühsam raffte er sich auf und zog sich Jeans und Hemd über, ehe er hinaus zum Frühstücken ging, nicht überrascht, dass seine dämonischen Leibwächter bereits vor der Tür auf ihn warteten und ihn neugierig betrachteten. Natürlich hatte jeder Dämon auf dem Gelände mitbekommen, dass ihn seine Verwandtschaft heute Nacht ganz schön in die Mangel genommen hatte. Und ebenso natürlich würde keiner nachfragen, warum. Aber das war ein guter Grund, möglichst unauffällig zu tun und ja nichts von den abheilenden Prellungen und der Müdigkeit zu verraten.
 

Kagome freute sich sichtlich, als sie ihn mittags sah: „Oh, Inu Yasha, komm...oder hast du großen Hunger? Ich habe mir belegte Brote geholt...“

„Ja, gern, setzen wir uns da drüben hin.“ Sitzen, nur sitzen. Die Prellungen waren bereits praktisch verheilt, aber die Müdigkeit war doch noch da. Er nahm dankend das Brot und biss hinein.

Sie betrachtete ihn: „Du wirkst irgendwie müde...“

„Ja, war eine kurze Nacht.“ Sie kannte ihn wirklich gut. Nun ja, sie waren doch schon über zwei Jahre jetzt enger befreundet, auch, wenn er nie dazu kam, sie mehr als nur zu küssen. Da blieb sie strikt.

„Nur so oder eine Familienangelegenheit? Dann darfst du darüber natürlich nicht reden.“

„Ja, eine Familienangelegenheit. Aber das ist nicht so schlimm, schlafe ich eben morgen. Ich bin kein Mensch.“ Das fehlte noch, dass sie bei ihrem nächsten Besuch gegenüber Vater etwas davon erwähnte, wie müde er ausgesehen habe oder so. Um abzulenken meinte er: „Kikyou erwähnte neulich, dass du zwei Mal in der Woche jetzt zu ihr gehst.“

„Ihr redet über mich?“ fauchte sie prompt.

Unsicher, warum er jetzt diese Reaktion provoziert hatte, suchte er sich zu verteidigen: „Naja, sie lobte dich sehr. Deine Pfeile seien schon sehr stark. Aber das war auch alles.“

Etwas besänftigt meinte sie: „Das stimmt. Vor allem treffe ich immer besser. Mittlerweile immerhin meist schon die Zielscheibe, wenn auch nicht die Mitte. - Kikyou besucht dich jede Woche. Immer noch.“

„Ja. Oder eher, uns. Sesshoumaru zahlt doch den Unterhalt für Rin und da erstattet sie ihm natürlich jede Woche Bericht. Rin bleibt dann noch bei ihm und sie redet ein bisschen mit mir, ehe sie sie wieder abholt.“

„Ach so, ja, dein Bruder und Rin, daran hatte ich gar nicht gedacht. Die Kleine ist meist nicht da, wenn ich zu Kikyou komme. Entweder ist sie noch in der Schule oder schon im Bett. Sie geht jetzt ja bald schon auf die High School.“ Sie war beruhigt. Irgendwie war sie eifersüchtig auf Kikyou, obwohl das Unsinn war. Inu Yasha war mit ihr zusammen, nicht mit der doch viel Älteren, nun ja, es waren fünf oder acht Jahre, aber doch. Das war wohl eher wirklich die Pflegemutter, wie sie es nun für Rin spielte.

„Ja. Kikyou meinte, dass Sesshoumaru sie auf eine Privatschule schicken will. Naja, wenn er es bezahlt...“

„Dann ist das kein Problem. Obwohl, so schlecht war die Fudo High auch nicht. Wir sind beide da gut durchgekommen. Und eigentlich studieren alle aus unserer ehemaligen Klasse.“

„Ja. - Du, Kagome, ich weiß, dass wir uns öfter sehen sollten...Wie wäre es, wenn du einmal das Bogentraining ausfallen lässt und wir stattdessen gemeinsam etwas machen? Ich müsste dann nur zusehen, dass ich mir den Tag auch freihalte. Ich muss ja in einem halben Jahr ins Ausland, da sehen wir uns gar nicht mehr.“

„Es gibt ja Internet,“ tröstete sie: „Ich muss mit Kikyou darüber reden, immerhin nimmt sie sich ja die Zeit für mich und verlangt nicht einmal Geld dafür. Aber sie wird das bestimmt verstehen. Ja, ich würde gern länger mit dir wieder zusammen sein.“

Er nahm ihre Hand: „Was meinst du, lassen wir die Uni heute sein und machen jetzt was?“

„Jetzt, gleich?“ Sie überschlug hastig ihre Vorlesungen: „Ich fürchte, das geht nicht. Ich habe jetzt dann Repetitorium. Und du musst daran denken, dass mir dein Vater das Stipendium gegeben hat, obwohl ich kein Dämon bin. Da kann ich mich nicht blamieren und schlechte Leistungen abliefern.“

„Als ob ich das könnte! Glaub mir, sein Sohn zu sein hat auch schwere Haken.“

„Aber du bist doch froh, dass du eine Familie hast?“ fragte sie plötzlich besorgt.

„Ja.“ Auch, wenn besagte Familie ihn letzte Nacht an die Grenzen getrieben hatte. Das war ihre Art, Dämonenart, der Erziehung und eigentlich hätte es ihn schon interessiert, wie es Sesshoumaru ergangen war – oder auch noch erging - falls er einen Fehler machte. Aber der Herr Halbbruder würde keinen mehr machen. Hm. Das könnte er glatt Myouga fragen, natürlich nur, wie insgesamt die dämonische Erziehung ablief, wenn die Kinder noch Welpen waren oder so. Über Vater und Sesshoumaru würde der Flohgeist eisern schweigen.

„Oh, mir fällt gerade etwas ein. Halt dich fest!“

„An dir?“ fragte er prompt.

Sie lachte: „Wenn du es gern tust?“

„Ziemlich.“ Er nahm sie in die Arme: „Und?“

„Sango hat mir geschrieben. Weißt du, mit wem sie jetzt zusammen ist, so zusammen, dass er mit den Jägern durch die Lande zieht?“

„Nein. Kouga?“

„Nein. Miroku!“

„Nicht möglich. Hat er sie doch herum bekommen? Immerhin zwei Jahre hat das gedauert, - Hm. Du riechst so gut....“

„Inu Yasha, wir sitzen hier im Hof der Universität....“

„Ja.“ Mit gewissem Seufzen küsste er sie rasch, ehe er sie freigab: „Ich vermisse dich wirklich.“

„Ich dich ja auch. Ich rede mit Kikyou und rufe dich heute Abend an, ja?“

„Gut.“
 

Byakura kam zu Naraku in dessen Arbeitszimmer. Der Herr des Clans musterte ihn: „Nun, was war so wichtig, dass du mich sofort sehen willst?“

„Ich habe noch ein Kind gefunden, das verborgen gehalten wird.“

„Dann berichte.“ Naraku verschränkte die Finger: „Denn ich will heute Nacht zuschlagen.“

„Dessen bin ich mir bewusst. - Ein Mädchen, das bei der Priesterin lebt, die den jüngeren Sohn des Taishou aufzog. Sie heißt Rin, ist wohl um die zwölf Jahre alt. Und wissen Sie, wer der Priesterin den Unterhalt bezahlt? Sesshoumaru.“

„Dann handelt es sich um seine Tochter.“

„Davon ist auszugehen. Und diese Priesterin hat ja bereits einen Halbdämon für die Familie aufgezogen.“

„Leibwächter?“

„Nein. Das wird wohl bei der Geheimhaltung nicht für nötig gehalten. Es war reiner Zufall, dass einer meiner Männer ein Gespräch zwischen Inu Yasha und seiner Menschenfreundin teilweise belauschen konnte, ehe dessen Wachen aufmerksam wurden und er sich zurückziehen musste. Ich habe seinen Bericht umgehend geprüft und ergänzt.“

„Gut, Byakura. Du warst nützlich. Ich werde darüber nachdenken.“ Eine unerwartete Gelegenheit. Aber er sah keinen Grund, an der Nachricht zu zweifeln. Falls Sesshoumaru einen Platz für seine Tochter gesucht hatte – was wäre naheliegender, als jemand, dessen Verschwiegenheit und Fähigkeit bereits festgestellt worden waren. Und eine Halbdämonin mit Hundeblut mochte noch immer in der Lage sein, ihn zu verstärken. Gut. Dieses Mädchen war fällig.

Das galt auch für seine Assistentin. Kagura würde noch heute Nacht sterben – ohne es mitzubekommen, ehe es zu spät war. Körpereigenes Gift war schon eine feine Sache. Und da sie eine Winddämonin war, würde nicht einmal ihr Körper als Beweis zurückbleiben. Er sollte sie vielleicht zu sich zum Abendessen einladen, ja...Natürlich erst, nachdem sie seine Aufgaben erledigt hatte und die Clanmitglieder zu den Überfällen eingeteilt hatte. Byakura sollte sie dann wegschicken. Genaueres brauchte Kagura nicht mehr zu wissen.
 

Der Inu no Taishou, wie meist im modernen Anzug, betrachtete seine vormittägliche Besucherin im Kimono mit gewissem Wohlwollen. Es wäre nicht notwendig gewesen, dass sie sich selbst herbemüht hätte, um diese Formalitäten ihrer Verwaltung zu klären. Trotz allen Einwänden, die seine Ex-Ehefrau gegen die Verhandlungen mit Menschen und die Verträge gehabt hatte, die auch zu ihrer Trennung geführt hatten, hatte er ihr die eigentliche Verwaltung seines Fürstentums überlassen. Zu sicher war er, dass sie, gleich wie sie zu ihm selbst stand, die Interessen Sesshoumarus bewahren würde. Und dieser war nun einmal der Erbe der westlichen Länder. Dennoch hatte sie es in der Vergangenheit vorgezogen, für derartige Besprechungen ihren Verwalter zu schicken. Aber schon bei der Einweihungsfeier vor zwei Jahren hatte er das untrügliche Gefühl gehabt, dass sie sich ihm wieder annähern wollte, sie hatten auch immer wieder miteinander telefoniert. Nun, an ihm sollte es nicht liegen, schon um Sesshoumarus Willen nicht.

„Gibt es noch etwas zu besprechen?“ erkundigte er sich.

„Nun, ich war ein wenig überrascht, als mir gewisse Gerüchte zu Ohren kamen,unser Sohn würde Unterhalt bezahlen.“

Oh, dachte der Taishou. Natürlich. Das war also der Grund, warum sie persönlich herkam: „Aber vermutlich kein Wort über die Mutter oder eine bevorstehende Heirat.“

Sie neigte etwas den Kopf.

„Das wirst du auch nicht. Es handelt sich um ein Menschenmädchen. Sagen wir, er zeigt Interesse an ihrer Ausbildung. Das ist alles.“

„So ist er weich geworden.“

„Weniger. Aber womöglich hat jeder einen Schwachpunkt.“

„Sogar du, mein Taishou?“

„Sogar du, meine Teure.“

„Ich habe zwei,“ gab sie zu. Wozu es leugnen, wusste er es doch. Ihr Sohn – und auch er, wenngleich sie erst in den letzten Jahren erkannt hatte, dass die von ihr betriebene Trennung zu voreilig gewesen war. Er hatte damals zugestimmt – mit dem Satz, dass er niemand sei, der seine Frau gegen ihren Willen halten würde. Da hatte sie das nur für einen weiteren Beweis der Schwäche genommen, jetzt wusste sie, dass es Stärke gewesen war. Er brauchte nur einen Finger heben und jede Dämonin der Familie würde sich ihm an den Hals werfen, sei es, um seine Gefährtin zu werden, sei es auch nur für eine Nacht – und doch hatte er dies nie getan. Soweit sie wusste, war die Einzige, außer ihr, für die er je Interesse gezeigt hatte, diese Izayoi gewesen. Ein Mensch, kein Dämon, und so wagte sie zu hoffen, dass er auf ihre Rückkehr und Einsicht gewartet hatte. Zuzutrauen war die Geduld eines Jägers ihm.

Er war erneut etwas überrascht, dass sie dies zugab, und sagte langsam: „Sollte ich dieses Geständnis ausnutzen?“

Sie neigte höflich den Kopf, auch allerdings, um zu verbergen, dass ihre Augen vermutlich soeben ihre aufflammende Stimmung verrieten: „Du bist der Herr aller Hunde. Auch der meine.“

Er kannte sie jedoch noch gut genug, um den plötzlich veränderten Ton in ihrer Stimme deuten zu können.

Zur Hölle mit der Wohlanständigkeit, dachte er, als er spürte, dass der uralte Instinkt in ihm erwachte: zur Hölle mit den Pflichten.

Das konnte warten. Immerhin war sein Arbeitszimmer schalldicht...
 

Kagura schluckte etwas, als der Herr des Clans sie aufforderte, mit ihm zu Abend zu speisen. Das war nicht nur ungewöhnlich, sondern hatte sie noch nie betroffen. In der Regel lud er so nur Mädchen und Frauen ein, die dann die Nacht bei ihm verbrachten – selten, aber es kam vor. Was also wollte er nun vor ihr? Ihr war durchaus nicht entgangen, dass er sie mit gewissem Misstrauen betrachtete. Nicht zu Unrecht. Hätte sie nur eine Möglichkeit gesehen, sich vom Clan und ihm zu trennen, so hätte sie sie genutzt. Aber die Strafen, die auf Abtrünnige warteten, waren mehr als hart und auch die Familie würde sie nicht rund um die Uhr und perfekt schützen können. Niemand vermochte das gegen jemanden, der Zeit und genügend Geld investierte, sein Ziel zu erreichen. Nein. Sie musste bei Naraku bleiben, das war ihr nur zu klar und ihr blieben nur ihre Träume. Aber nun, heute....Wollte er wirklich mehr von ihr als nur ihre Sekretariatspflichten? Oder sollte das sogar eine Art Belobigung für ihre Arbeit sein?

Aber als sie ihm gegenüber saß, war er von fast bezwingender Freundlichkeit. Nichts verriet eine Falle, oder auch nur, dass er weiter zu gehen gedachte als bislang. Und doch wurde sie innerlich immer unruhiger. Sie wusste nicht, woran es liegen konnte. Der ungewohnten Situation? Oder an irgendeiner inneren Stimme, die sie vor einer Falle warnen wollte? Es gab keine offensichtliche. Und während sie höflich auf die leichte Plauderei einging, überkam sie jedoch immer mehr das Gefühl in einer Schlinge zu sitzen. Wie sie Naraku kannte, würde diese Falle tödlich sein oder zumindest schmerzhaft. Warum also unterhielt er sich mit ihr über diese Nichtigkeiten? War es doch nur so, dass er sie in sein Bett bekommen wollte? War das die unangenehme, aber harmlose Erklärung?

Nach drei Stunden entließ er sie jedoch: „Du kannst gehen, Kagura. Ich habe mich über unser gemeinsames Abendessen gefreut.“

„Danke.“ Sie bemühte sich, ihre Erleichterung nicht zu zeigen, war aber sicher, er hatte es bemerkt, denn er lächelte. Sie überlief ein Schauder.

„Teure Kagura, du irrst dich. Wenn ich das von dir wollte, hätte ich es schon längst bekommen. Nein. Du warst mir immer eine treue Assistentin und Gehilfin, das muss ich sagen.“

„Danke.“ Sie verneigte sich noch einmal, ehe sie ging.

Naraku blickte ihr nach, noch immer lächelnd. Sie war eine gute Assistentin gewesen, in der Tat. Zu schade, dass er sie nun vergiften musste. Um seiner eigenen Sicherheit willen. Die Ironie in seinem Satz würde sie wohl erst in einigen Stunden verstehen, wenn sein Gift ihr Herz zerfressen hatte. Das Abendessen war ein tödliches Geschenk gewesen. Es handelte sich um sein körpereigenes Gift und es machte ihm verständlicherweise nichts aus, es zu sich zu nehmen. Menschen wären bereits nach wenigen Bissen qualvoll gestorben, bei einer Dämonin würde es sich um Stunden handeln. Aber sie war jetzt schon tot – sie wusste es nur noch nicht. Dagegen gab es kein Hilfsmittel.
 

Kagura war auf dem Weg in ihr Zimmer, als sie erstarrte und die Hand an ihr Herz legte. Naraku! Er hatte gesagt, sie sei immer eine treue Assistentin gewesen...das war die Vergangenheitsform. Dazu ihr Gefühl, in einer Falle zu sitzen, sein Misstrauen der vergangenen Monate ihr gegenüber, das unmerklich angestiegen war. Ihr war durchaus aufgefallen, dass einige Geschäfte, die sie früher erledigt hatte, nun Byakura übernahm. Nein. Dieses Abendessen war das letzte gewesen, das sie je zu sich nehmen würde, da war sie sicher. Noch spürte sie nichts, aber der Herr des Clans machte keine halben Sachen. Gift ohne Gegengift, das würde es sein. Und dies, bevor er heute Nacht gegen die Welpen der Familie zuschlug. War das seine Furcht? Dass sie diesen, seinen ultimativen, Plan verraten könnte? Der hatte ihr nie gefallen, gab sie zu. Kinder in so etwas mit hineinzuziehen, ja sie langsam umbringen zu wollen, nur um selbst stärker zu werden...

Etwas wie ein trauriges Lächeln huschte um ihren Mund, als sie sich an einen jungen, gut aussehenden Hundedämon erinnerte. Nein. Auch Sesshoumaru würde sie nicht retten können, aber er sollte sie wenigstens im Gedächnis behalten, als jemand, der die Kinder beschützte. Und auch seine eigene kleine Tochter. Sie drehte sich um und ging auf die Schlossmauer.

Die Wachen des Clans, die nur zu gut wussten, dass sie Narakus persönliche Assistentin war, hielten sie nicht auf, als sie eine Feder aus ihrem Haar zog, die sich rasch vergrößerte, und darauf sprang, weg flog. Sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr blieb, um die Warnung zu überbringen. Aber, das schwor sie sich, Naraku würde bedauern, dass er sie so verraten hatte.
 

**
 

Das nächste Kapitel bringt denn auch: Schlechte Nachrichten ….für die Familie.
 

Guten Rutsch und ein frohes, gesundes neues Jahr
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (17)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Krylia
2011-01-13T16:25:29+00:00 13.01.2011 17:25
Kagura tut mir leid... Immer muss sie sterben.

Möge Naraku in deiner Geschichte erneut ein niederschmetterndes Ende nehmen.
Von:  animeffan
2011-01-09T09:55:43+00:00 09.01.2011 10:55
Die Ereignisse überschlagen sich regelrecht...
Die fiesen Intrigen lassen den Spinnenhanyou wohl niemals los, wenn es darum geht, die Macht über alles und alle zu erlangen... Die Mittel sind unwürdig, zu denen er nun greift... Wieder müssen die Unschuldigen leiden, denn einen Handtuch öffentlich zu werfen will er nicht...
Mit List und Tücke kommt er anscheinend viel weiter als mit einem ehrlichen Kampf... Das ist klar...

Kagura... Auch hier ist ihr Schicksal sehr tragisch, bemitleidenswert... Sie findet nie ihre Ruhe bis der windige Tod sie nun mit sich nimmt und wegträgt, weit weg von dieser Welt, in welcher sie ihren Platz nie fand... Aber vielleicht ist es besser für sie, für immer mit dem Wind zu reiten...

Rin ist in Gefahr... Es wird Sesshoumaru offensichtlich auf eine Probe stellen, seine Gefühle zu dem kleinen Menschenmädchen prüfen... Die prinzipiell doch klar sind, dennoch...

Ein kluger Schachzug seitens Taishous Ex-Frau... Sie hat ihn wieder zurück... Vielleicht wird noch ein Erbe geboren und die Familie wird um einiges Größer... Das ist immer willkommen, denn viele Kinder stärken den Clan immens, er gewinnt an Kraft, die immer wieder nötig ist um sich von den Gefahren abzuschirmen und sich selbst zu schützen...

Es sind viele Fäden, an denen Du ziehst... Es vergeht die Zeit, bis sie alle zu einem Strang werden und uns zum Ende der Geschichte führen... Was ich mir gar nicht wünsche, denn ich genieße diese Welt der Abenteuer, Vielfalt und Fantasie...

animeffan

Von:  kiji-chan
2011-01-06T22:58:38+00:00 06.01.2011 23:58
Das Kapitel fängt so harmlos an, mit Inus Geschenk.
Dann kommt die Zwiebelquetsche in Form von Papa und Bruder..

Und als Inu dann endlich eine angenehme Zeit verbringen könnte, resultiert das Gespräch in eine Katastrophe für Rin...

Am meisten tut mir Kagura Leid. Nur weil sie Naraku zu lästig war, bringt er sie um.
Tja, ein tödlicher Fehler für ihn. Nur weiß er es noch nicht.

ncha!
Kiji
Von:  Sasuke_Uchiha
2011-01-04T20:26:42+00:00 04.01.2011 21:26
Auf das nächste Kapitel und die Reaktion von Sess bin ich schon sehr gespannt.
Von:  Minerva_Noctua
2011-01-04T20:24:23+00:00 04.01.2011 21:24
Danke für die ENS!

Das Kapitel hat mir gefallen^^.
Inu Yashas Erziehung ist hart.
So zart wie am Anfang geht das da nicht mehr zu.
Zwei Jahre zusammen... Will Kagome erst heiraten, bevor sie ihn ranlässt oder warum ist so so strikt? Inu Yasha verhält sich ihr gegenüber ja süß.
Wichtiger ist, dass der Taishou seine Ex-Frau wieder hat, Kagura, die Arme, mal wieder schlecht wegkommt und Narakus Leute zu blöd sind Menschenblut von Hanyoublut zu unterscheiden.
Na, das nächste Kapitel wird ereignisreich.

Bye

Minerva
Von:  Haruko-sama
2011-01-04T18:46:43+00:00 04.01.2011 19:46
Kaum ist man mal weg, dann geht es schon so hoch her. Jetzt wird es wirklich ernst; den Schlag gegen die Familie ausgerechnet über Rin zu führen, wird er sicher bereuen. Sesshomaru wird stinkwütend sein (und die Gerüchte^^ erst).
Ansonsten wieder einige interessante Handlungsstrnge, die die Familie betreffen. Inuyashas Strafe fürs Klappe aufreißen und selbst die kühle Hundedame wird weich- Ob sich da noch was dauerhaftes entwickeln wird?
Ich hoffe wirklich, dass Kagura ihre Warnung noch rechtzeitig überbringen kann und die Hunde Naraku gewaltig einheizen werden. Sich an Kindern vergreifen scheint erst mal leicht, die Rache dürfte aber umso heftiger ausfallen.

LG, Haruko
Von:  Lizard
2011-01-02T14:54:32+00:00 02.01.2011 15:54
Oha, jetzt geht's wohl so langsam auf die Endkonfrontation zwischen den beiden Dämonenclans hinaus. Dazu kann ich Naraku nur raten: cave canem! Trotz aller vorsichtiger Intrigenplanung sind ihm jetzt doch einige Fehler unterlaufen. Der größte dabei: Loyalität und Macht durch Angst, Gewalt und Unterdrückung zu erringen. Der Wunsch nach Rache und Freiheit kann sich nämlich zu einer gefährlichen, unkontrollierbaren Waffe entwickeln... Zudem sind Narakus Feinde nun bestens gerüstet (z.B. mit rotem Tessaiga und Inus zusätzlichen Straftraining), was der Spinnenhalbdämon auch nicht einkuliert hat. Und die Provokation mit Rin wird das Fass nun endgültig zum Überlaufen bringen (und das wahrscheinlich gleich doppelt, denn Sesshoumaru wird einerseits sauer über Rins Entführung sein und andererseits wütend darüber, dass sie für seine Tochter gehalten wird^^). Außerdem bekommen die Hunde vielleicht unerwartete Unterstützung durch Kikyou (immerhin ist Rin ja ihr Pflegekind und sie dafür verantwortlich) und Kagome (die ihrem Inu sicher helfen will).
Ich würde mal sagen, der Herr des Spinnenclans ist Geschichte!

Traurig bloß, dass Kagura ihr Leben geben muss... *schnüff*, *heul*, *wein*... Allerdings habe ich noch die klitzekleine Hoffnung, dass sie vielleicht doch nicht sterben muss. Immerhin hast du sonst auch allerlei Figuren, die normalerweise gestorben wären (Kikyou, Shioris Vater etc.) leben lassen.

Ansonsten nettes Kapitel.
Über die kurze "Pflichtvergessenheit" des Taishou musste ich sehr lachen und Inuyashas Strafe war ebenfalls lustig.
Von:  Winifred
2011-01-01T18:38:06+00:00 01.01.2011 19:38
hihi

ein super kapitel. vorallem sehr romantisch.
der titel ist ja klar: 1. rin als sess's tochter und 2. das naraku natürlich nicth bedacht hat, dass kagura merken wird, wenn sie stirbt und dann sicher nicht still sitzt.

jaja, schalldichte wände xDD

freu mich auf's nächste kapitel

lg
Fred
Von:  Tigerin
2011-01-01T01:53:46+00:00 01.01.2011 02:53
Huhu.. =) Mal wieder einen Kommi von mir.
Ich muss sagen, mit Inu hab ich kein Mitleid. Mir hat vielmehr diese Zurechtweisung gefallen. Inu wird sich hoffentlich merken keinem Ranghöheren mehr vorzugreifen. *g*
Für Rin war es nicht sonderlich gut, dass Inu und Kagome belauscht wurden.. jetzt steht sie auch noch mit auf Narakus Abschussliste. Ich hoffe ja mal, dass Kagura die Hunde noch warnen kann. Es ist schade, dass sie stirbt. Ich mag sie.. aber irgendwie hat sie nie Glück. Weder im Manga, noch bei deinen Geschichten.
Dass sich Sess' Mama und der Taishou wieder annähern, finde ich allerdings super. Die Beiden mag ich einfach zusammen.
So, nochmal einen guten Rutsch und ein schönen. gesundes, stressfreie Jahr..

LG,
Tigerin
Von:  _Momo-chan_
2010-12-31T18:05:16+00:00 31.12.2010 19:05
Kgura kann einem wirklich nurleid tun, und Inu Yasha auch ein wenig. Naraku wird noch sein blaues wunder erleben, wenn er merkt, dass Rin ein Mensch ist, aber sicher zieht dieser Mistkerl auch daraus irgendeinen Vorteil für sich oO


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