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Es liegt in der Familie

Ein Halbdämon, zwei Hundedämonen und zwei Organisationen
von

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Rettungsmission

Sesshoumaru jagte den gestohlenen Wagen durch die nächtlichen Straßen der Stadt, entgegen aller Regeln, die auch nur in einem einigermaßen zivilisierten Land als Grundlagen für den Straßenverkehr dienen. Rote Ampeln ignorierte er ebenso wie andere Autos, deren Fahrer des Öfteren einmal mehr als scharf bremsen mussten.

Als Inu Yasha plötzlich schrie: „Nach rechts geht es zum Hotel!“ und sie bereits mitten auf der Kreuzung waren, bewies sein älterer Bruder, dass man auch mit achtzig noch die Kurve bekommen konnte. Mit quietschenden Reifen entkam er zwar gerade noch einem LKW, der soeben dort mit friedlichen fünfzig Stundenkilometern entlangfuhr, aber er kümmerte sich nicht um ihn – und auch nicht weiter um die zitternde Stimme des eigentlichen Wagenbesitzers von hinten:

„Oh, mein schönes Auto! Was…was machen Sie nur?“

„Ich gebe dir morgen einen Scheck, Mensch!“ knurrte der Hundedämon nur, ohne sich weiter aufhalten zu lassen: „Gib deine Adresse an.“

„.Oh, ..nein...nein, so meinte ich das nicht!“ beteuerte der Eigentümer eiligst. Seine arme Familie, wenn seine Adresse Dämonen bekannt war. Es hieß, dass sie manchmal zu doch recht rüden Methoden griffen – und der hier schien das zu bestätigen. Lieber sein Auto zu Schrott gefahren, wenn er nur das Abenteuer dieser Fahrt überlebte. Und seine Familie nicht mit hineinriss.

Inu Yasha drehte den Kopf: „Gib schon deine Adresse an. Wenn dein Auto tatsächlich kaputt ist, kriegst du eben ein neues. Weißt du, wir sind im Moment nicht gerade sonderlich gut drauf. Wir wurden in dieser Nacht überfallen, zusammengeschlagen, um ein Haar in die Luft gejagt und unser Vater ist in Lebensgefahr. Da ist dein Auto ein kleiner Preis. – Los jetzt. Gib mir schon deinen Ausweis.“

„Ja, natürlich, wie Sie wünschen….“ Allerdings klammerte sich der Mann erneut fest, als eine weitere Kurve geschnitten wurde.

Dabei fiel ihm erstmals auf, dass der Mensch, wenn es denn einer war, also der Jüngere, das nicht tat. Der saß relativ locker da, anscheinend mit großem Vertrauen in den Fahrer.

Er griff in seine Brieftasche, als ihm einfiel, dass er sein Handy dabei hatte und es zog. Wenn er die Polizei informieren würde….Aber Dämonen unterlagen nicht der menschlichen Rechtsprechung. Die Polizei würde das nur dem jeweiligen Chef dieser Organisationen melden.

So wollte er das Handy wegschieben, als es ihm aus der Hand gerissen wurde.

„Klasse Idee!“ strahlte Inu Yasha: „Nii-san, wir haben ein Handy!“

Der nahm den Blick nicht von der Strasse: „Royakan. Hast du die Nummer?“

„Nein, nur Myougas, aber mein Telefon hat ja den Geist aufgegeben. Du weißt sie nicht? Aber ich kenne die Hotelnummer auswendig.“

„Dann lass dich zu chichi-ue durchstellen. Wenn er noch da ist. Es ist schon kurz nach Mitternacht.“

Nur kurz darauf hatte Inu Yasha Myouga in der Leitung, der mehr als erstaunt schrie: „Inu Yasha-sama! Ihnen ist nichts passiert? Wissen Sie etwas über Sesshoumaru-sama? …Was ist das denn für ein Lärm im Hintergrund?“

„Sesshoumaru fährt etwas flott, wir sind so in zehn Minuten im Hotel“, brüllte der Halbdämon zurück: „Und nichts passiert würde ich es nicht nennen, aber wir konnten abhauen. Wo ist otou-san?“

„Auf dem Weg zu den Lavafeldern.“

„Lavafelder?“ Er sah fragend zu seinem großen Bruder.

„Gib mir diesen Floh“, knurrte der und griff mit einer Hand bereits zum Handy, ohne das Tempo merklich zu verringern: „Myouga, meine Rüstung, sofort. Und lass Royakan die Leute zusammenrufen.“

„Äh, ja, natürlich. Äh, Sesshoumaru-sama, Toutousai ist hier, mit der Kleidung und dem Schwert, dass der Herr für Inu Yasha-sama bestellt hat.“

„Dann gib ihm sein Schwert, aber er bleibt bei euch im Hotel.“ Er legte auf.

„Das denkst auch nur du dir!“ protestierte der Jüngere und nahm lieber wieder das Handy, um es seinem Besitzer zu reichen: „Wenn du glaubst, dass ich da sitze und Däumchen drehe, während du otou-san helfen willst…“

„Sieh dich an. Bist du wirklich kampffähig gegen diesen Drachen?“

„He, der nächste Vulkan und damit die nächsten Lavafelder liegen drei Autostunden von hier. Weißt du, was passiert, wenn die Sonne aufgeht?“

Das konnte sich Sesshoumaru denken, aber ein unklares Beschützergefühl trieb ihn dazu zu sagen: „Nach dieser Nacht zweifle ich nicht an deinem Mut. Aber ein Kampf unter Dämonen ist etwas anderes. Das geht immer auf Leben und Tod. Und du hast so noch nie gekämpft, nie getötet.“ Der Welpe war nach Menschenart erzogen, das hatte sein verehrter Vater ihm doch erzählt.

„Mag sein. Aber soll ich dir was sagen: nach diesem kleinen Abenteuer bin ich vermutlich in genau der richtigen Stimmung dafür, wenn mir dieser Drache über den Weg läuft. Und wenn ich ein Mensch bin – na, dann lenke ich ihn eben solange ab bis du ihn dir schnappst.“

„Sturer Hund.“ Aber das war ein Kompliment.
 

Vor dem Grand Hotel sprangen die Halbbrüder aus dem Auto und überließen es dem verängstigten Besitzer allein aus der Rückbank zu kriechen und sich mit zitternden Knien auf den Fahrersitz zu setzen. Was für eine Höllenfahrt dieser Dämon da hingelegt hatte. Davon konnte er seinen Kindern erzählen – wenn ihm jemand glauben würde. Er sollte zusehen, dass er nach Hause kam. Immerhin lief der Motor noch.
 

Oben in der Präsidentensuite erwarteten Royakan und Myouga mit einem anderen älteren Dämon, den Inu Yasha noch nie gesehen hatte, die beiden, sichtlich zwischen Besorgnis und Erleichterung schwankend.

Royakan hatte bereits Rüstung und die entsprechende Kleidung hingelegt und half Sesshoumaru schweigend beim Umziehen, der nur zu froh war, den nassen, stinkenden Anzug loszuwerden.

Inu Yasha betrachtete dagegen etwas verwundert das rote Gewand, das ihm der Unbekannte hinhielt, zog sich aber auch etwas erleichtert aus: „Was ist das?“ erkundigte er sich dennoch: „Das sieht ja fast wie die Kleidung eines Priesters aus.“

„Ein Gewand aus Feuerratten“, erklärte Myouga: „Das schützt wie eine Rüstung. Der Herr hat es hier bei Toutousai mit Ihrem Schwert bestellt. Er ist Schmied.“

„Immerhin passt es.“ Und es war herrlich, etwas Trockenes anzuhaben.

„Natürlich passt es.“ Der alte Schmied war beleidigt: „So ein Hundebengel.“

Im nächsten Moment hatte er eine Faust auf dem Kopf. Mochte der Schlag eines Menschen auch einen Dämon nicht verletzen, so hatte Inu Yasha doch seiner Meinung deutlich Ausdruck verliehen: „Für den Fall, dass du hier was nicht mitbekommen hast, du komischer Metallbieger: wir machen uns Sorgen um unseren Vater!“

„Wann ist er weg?“ erkundigte sich Sesshoumaru etwas sachlicher.

„Vor einer halben Stunde. Ryuukossei verlangte von ihm ein Duell um drei auf den Lavafeldern, oder er würde Sie in Stücke schneiden, “ erklärte Myouga eilig: „Der Herr hoffte, dass dieses Duell Ihnen und Inu Yasha-sama das Leben retten würde.“

„Keh!“ warf der Jüngere ein: „Wenn es nach dem Drachen gegangen wäre, wären wir schon seit zwei Stunden tot.“

„Wo sind die Leute, Royakan?“ Sesshoumaru schob sich zwei Schwerter in den Gürtel.

„Es dauert etwas…der Herr hatte sie alle ausgesandt um Sie...und Sie zu suchen, “ erklärte der, in der sichereren Überzeugung sich nicht nur heute Nacht nicht mit diesen Hundebrüdern anlegen zu wollen: „Aber sie sind alle bestimmt schon auf dem Rückweg.“

„Sobald sie kommen, sollen sie zu den Lavafeldern. Inzwischen sehen wir, was wir tun können. Chichi-ue muss wissen, dass wir noch leben und frei sind, nur dann wird er richtig kämpfen können. Wir werden diesem Drachen die Regeln des Krieges beibringen.“ Er musste jedoch noch etwas klarstellen.

Er missachtete den überraschten Gesichtsausdruck seines Halbbruders, als er zu ihm trat und sein Kinn fasste, ehe er ihm einen Kuss gab. Royakan und Myouga würden das weitererzählen. Und auch, wenn sich Inu Yasha der Bedeutung nicht bewusst war, das verriet der halb fassungslose, halb empörte Ausdruck, so würde es jedem Dämon klar sein.

Myouga hauchte auch nur: „Sesshoumaru-sama….“ Das besagte für jeden Anwesenden im wahrsten Sinne des Wortes den Bruderkuss – und den Schwur des Älteren eher zu sterben, als dass dem Anderen etwas zustieß. Daran müssten sich alle anderen Mitglieder der Familie orientieren. Die Aussichten des Halbdämons diese Nacht als Mensch zu überleben waren sehr hoch.

Inu Yasha wollte seine Meinung über die in seinen Augen mehr als unangebrachte Zärtlichkeit bereits lautstark zum Ausdruck bringen, als er bemerkte, wie bewundernd, ja, fast anbetend ihn die anderen drei Dämonen im Raum anstarrten. Verdammt, war das schon wieder irgendeine wichtige Dämonenregel, die er nicht kannte? Aber was sollte der Unsinn? Eigentlich hatte er doch mal Kagome küssen wollen – und nicht seinen Halbbruder. Aber wenn sich der dazu herabließ und noch dazu, wenn er ein Mensch war, musste das irgendwie wichtig sein. So biss er sich auf die Zunge und schwieg. Soviel Vertrauen hatte er seit Beginn der Nacht doch in den Älteren sammeln können.

Das momentane Familienoberhaupt wandte sich auch nur ab: „Toutousai.“

„Ja, Sesshoumaru-sama?“ Aber der Schmied klang nicht begeistert.

Prompt kam auch die Antwort, die er nicht hören wollte: „Du kommst mit. Unterwegs kannst du Inu Yasha sein Schwert erklären.“

„Äh….Sesshoumaru-sama….Ich meine…der Junge ist im Moment nur ein Mensch und…“

„Und wird bei Sonnenaufgang wieder zum Halbdämon. Halte mich nicht für töricht. Ich weiß, dass er im Moment nichts mit einem Dämonenschwert anfangen kann. Aber entweder du kommst mit oder du bist sogar noch schneller in der Unterwelt als Ryuukossei.“ Er hob die rechte Hand, zwei Finger gerade gehalten, die zur Überraschung seines kleinen Bruders grünlich aufleuchteten.

„Schon gut. Ich komme ja mit…“ Toutousai erkannte eine Bedrohung, wenn er sie vor sich sah und auch der Jüngere machte nicht den Eindruck besonders freundlich zu sein. Nun ja, nach dem, was Myouga ihm erzählt hatte, hatten die Hundebengel wohl eine aufreibende Nacht hinter sich. Und sie war noch nicht zu Ende.
 

Als Kikyou und Kagome sich höchst besorgt bis zu Myouga durchgefragt hatten, musste der zugeben, dass sie die Halbbrüder um zehn Minuten verpasst hatten.

Kagome atmete auf: „Dann konnten sie den Entführern entkommen. Aber was haben sie nun vor?“

Kikyou nickte etwas: „Dann haben Sie doch sicher gesehen, was mit Inu Yasha heute Nacht los ist. Und dann lassen Sie ihn in einen ausgewachsenen Dämonenkrieg ziehen?“

Der Flohgeist hob alle vier Arme als er gestand: „Vielleicht hätte ich ihn mit Hilfe einer Zwangsjacke zurückhalten können.“ Und nur über seines Bruders Leiche.

„Was ist mit Inu Yasha heute Nacht los?“ fragte Kagome prompt alarmiert.

„Er wird zum Menschen. Jeder Halbdämon wird zum Menschen, einmal im Monat, “ erklärte Myouga.

Kikyou hätte das lieber verschwiegen, aber das war nun nicht zu ändern: „Wohin sind sie?“

„Zu den Lavafeldern. Aber, Kikyou-sama – dort sollten sich heute Nacht wirklich nur Leute sehen lassen, die kämpfen können.“

„Und Inu Yasha?“

„Sesshoumaru-sama wird ihn beschützen, das war offensichtlich, bis...bis die Nacht um ist. Und er trägt ein Gewand aus Feuerrattenhaaren, das ihn gegen Angriffe schützt. Und er hat ein Schwert bekommen.“

„Ein Schwert! Der Taishou versprach mir, ihn aus Schwierigkeiten heraushalten zu wollen.“ Kikyou klang bitter.

Myouga richtete sich empört zu seiner vollen Größe auf: „Und der Herr hat sein Wort gehalten. Er ging nicht zu den Lavafeldern, um zu kämpfen, sondern um sich für seine Söhne umbringen zu lassen. Er würde eher sterben, als sie in Gefahr zu bringen. Nur haben sie sich selbst befreit und wollen ihm jetzt helfen.“

Kagome schlug sich die Hand vor den Mund: „Er will sich….“

Kikyou nickte dagegen, eher vertraut mit den Dämonenregeln: „Ich verstehe. Aber wir werden trotzdem dort hinfahren. Inu Yasha ist nur ein Mensch….“

„Die Sonne wird aufgehen, Kikyou-sama. Und ich beschwöre Sie….Sie würden ihn vor allen Dämonen blamieren!“ Myouga zögerte einen Moment: „Sesshoumaru-sama gab ihm zuvor den Bruderkuss, wenn Sie wissen, was das bedeutet.“

„Sie sind doch Brüder?“ fragte Kagome etwas verständnislos, um mit einem Schauder zu ergänzen: „Das wäre ja Inzest!“

„Nein, das bedeutet etwas anderes.“ Kikyou holte tief Atem: „Das hat nichts damit zu tun, ob sie Brüder sind oder Fremde. Das ist nur der Schwur zu dem Anderen zu stehen, ihn zu beschützen, wenn es sein muss mit dem eigenen Leben. Kein Dämon würde das brechen. – Nun gut. Dürfen wir aber hier bleiben?“ Mit gewissem Erstaunen bemerkte sie, wie Dämonen, Männer und Frauen kamen, alle in mittelalterlichen Gewändern, mit Rüstungen und Schwert. Royakan gab kurze Anweisungen und sie rückten die Waffe nur unwillkürlich gerade, ehe sie verschwanden. In der Tat. Heute Nacht war ein Dämonenkrieg ausgebrochen, wohl der erste, seit die Verträge mit den Menschen geschlossen wurden. Oder hatte es nur nie zuvor ein Mensch mitbekommen? Sie befanden sich hier immerhin im Hauptquartier einer der verfeindeten Parteien.

Myouga zögerte etwas, ehe er sagte: „Ich vermute, das ist in Ordnung. Bitte, kommen Sie hier hinüber. Das ist der Aufenthaltsraum der Suite. Hier wäre der Fernseher…aber ich denke, Sie wollen nicht gucken.“

„Nein, danke.“ Kikyou setzte sich: „Kagome, komm doch zu mir, bitte. – Myouga-san, wären Sie so nett, uns zu informieren, sobald Sie etwas erfahren?“

„Ja.“ Der Flohgeist hüpfte weg.

Kagome nahm Platz: „Sie…Sie haben etwas vor?“

„Ja. Vermutlich würden wir tatsächlich Inu Yasha blamieren, wenn wir ihm hinterherfahren. Dämonen sind sehr eigen. Aber sein Halbbruder wird ihn wohl aus dem Kampfgeschehen heraushalten. Sonst würde er seinen Schwur brechen. – Wir können jedoch eines tun. In einer solchen Schlacht wird oft auch Magie eingesetzt. Inu Yasha ist ein Mensch, wenn die Sonne aufgeht auch nur ein halber Dämon und dazu unerfahren in Bezug auf Zaubersprüche. Wir können versuchen, einen Bann auszusprechen, der den Einsatz von Magie verhindert.“

„Aber die Lavafelder…das sind doch drei Stunden Entfernung.“

„Ja. Darum kann ich es auch nicht allein. Aber du hast durchaus magische Fähigkeiten, auch, wenn du dir dessen nicht bewusst bist. Komm. Setz dich mir gegenüber.“

„Ich dachte, Priesterinnen dürfen nicht...“

„Keinen Schadenszauber. Wer so etwas ausspricht wird ausgestoßen und zu einer so genannten schwarzen Priesterin. Ich will nur verhindern, dass ihm etwas zustößt. Der Bann wird wie ein Schild wirken.“

„Ein Schutzschirm?“ Kagome ließ sich nieder: „Aber ich weiß nicht, ob ich da so hilfreich sein kann.“

„Ich denke, doch. Kennst du die fünf Elemente?“

„Natürlich. Holz, Metall, Feuer, Wasser und Erde.“

„Diese Fünf beschwöre ich. Und sie sollen gemeinsam den Schutz wirken. So kann kein Zauber mehr hindurch gelangen. Du musst sie dir vorstellen. Und auch den Schild um Inu Yasha, oberhalb, unterhalb, um ihn. Gib mir deine Hände.“

Kagome gehorchte. Zu ihrer Überraschung erschien fast sofort ein helles Leuchten um beide. Kikyou lächelte etwas. Dieses Mädchen besaß in der Tat Magie – vielleicht wäre sie mit einer passenden Ausbildung ihr eines Tages ebenbürtig.

Aber sie schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können, ehe sie den uralten Spruch zu rezitieren begann:

„Holz, Wasser, Metall, Feuer und Erde, zu einer Macht zusammen werdet…“
 

Der alte Dämonenschmied klammerte sich an die Kopfstütze des Beifahrersitzes, als der Wagen buchstäblich aus der Tiefgarage des Hotels schoss, ehe er meinte: „Na schön, du Hundejunge. Das Schwert, das der Herr dir schmieden ließ…“ Er erhob die Stimme, denn der Motor des Sportwagens jaulte auf: „Hat besondere Fähigkeiten.“

„Dachte ich mir schon…“ gab Inu Yasha zurück, ehe er seinen Kopf zu dem Fahrer drehte: „Sag mal, nii-san, wie viele Strafzettel hast du heute Nacht eigentlich schon eingesammelt?“

„Uninteressant.“ Sesshoumaru ließ den Wagen mit über hundert durch die nächtliche Stadt jagen: „Interessant ist nur: wie viele werden heute Nacht noch sterben.“

„Dieser Drache garantiert“, erwiderte der Jüngere nur nüchtern, ehe er den Kopf drehte: „Äh, ...was war das mit dem Schwert…?“

Der Schmied beschloss, dass es in Anbetracht der mörderischen Stimmung seiner Mitfahrer kein gut gewählter Zeitpunkt wäre, um Höflichkeit einzufordern: „Es hat einen Angriff eingeschmiedet. Nennt sich Windnarbe. Wenn du, äh, Sie wieder…äh...na ja, normal sind….Sie können sicher die dämonische Energie wittern oder sogar sehen. Die reibt sich am Wind.“

„Klingt schon mal praktikabel. Weiter.“

„Naja…“ Toutousai rieb sich den etwas schütter gewordenen Schädel. „Das müssen Sie dann sehen. Sie müssen das Schwert dann eben nicht auf den Gegner schlagen sondern auf die Lücke zwischen dem Wind und der Energie.“

„Was für eine klasse Bedienungsanleitung! Mehr hast du nicht auf Lager?“

„Das Kaze no kizu ist ein sehr mächtiger Angriff!“ protestierte dessen Schöpfer sofort, um sich erneut festzuklammern. „Äh…darf ich darauf aufmerksam machen, dass in der Stadt maximal Fünfzig erlaubt sind?“

Er durfte. Zumindest reagierte keiner der Hundebrüder darauf.

So fuhr der alte Schmied etwas nervös fort: „Wichtig ist es für Tessaigas Träger... die Windnarbe zu finden.“

„Oh, das Schwert hat einen Namen?“ Der Halbdämon hob es samt der Scheide hoch und betrachtete es, ehe er meinte: „Hallo Tessaiga, ich bin Inu Yasha.“

Toutousai seufzte. Entweder der Junge war durch die Aufregungen der Nacht durchgedreht oder mehr als mutig. Es ging in einen ausgewachsenen Kampf gegen Dämonen und einen verrückten Drachen – und der war ein Mensch. Aber er bemerkte durchaus den Seitenblick des älteren Halbbruders und fuhr fort: „Noch etwas. Falls du in einem Kampf steckst und dein Gegner Energieangriffe abfeuert, kannst du sie mit deinem Schwert zurückwerfen.“

„Und wie?“

„Du musst dem Angriff entgegengehen, du wirst dann schon sehen, wie. Deine eigene dämonische Energie muss sich jedenfalls mit der des Gegners verbinden. Dann schwingst du Tessaiga und jagst ihm die doppelte Menge zurück. Ja.“

„Die nächste außergewöhnlich genaue Bedienungsanleitung. Das letzte Mal, als ich so einen Schwachsinn mitbekommen habe, war bei meiner CD-Anlage. Da stand auch, was sie kann - bloß leider nicht wie.“

„Normalerweise übt ein Dämon ja mit seinem Schwert auch Jahre, Jahrzehnte und probiert ein neues nicht als erstes idiotischerweise in einem Kampf auf Leben und Tod aus!“ verteidigte sich Toutousai, ehe ihm einfiel, dass Sesshoumaru mit diesem Toukejin genau das getan hatte. Aber das hatte auch nicht er geschmiedet und es war nicht seine Verantwortung und…..Der Blick, den der Fahrer zurückwarf, gefiel ihm dennoch nicht. So schluckte er seinen nächsten Satz über hirnverbrannte, arrogante Hundebengel lieber hinunter. Es stand zu erwarten, dass er ansonsten bei diesem Tempo schlicht aus dem Auto geworfen wurde, war es doch leider offen. Was für Chaoten! Mörderische Chaoten.

„Äh, Sesshoumaru-sama…Sie können mich hier auch aussteigen lassen…?“ meinte er darum. Er riss sich in seinem Alter ganz sicher nicht um Kämpfe aller Art. Es war eine seiner dämlichsten Ideen in seinem ganzen Leben gewesen, ausgerechnet heute Nacht die bestellten Sachen dem Taishou vorbeibringen zu wollen. Aber woher hätte er das auch ahnen sollen.

„Steig doch aus!“ forderte der Fahrer ihn auch prompt auf, da er die Landstraße erreicht hatte und nun mit gleichmäßigen Hundertfünfzig diese entlang jagte. Er würde ganz sicher keine Pause machen, um diesen Schmied möglichst noch nach Hause zu bringen. Vater hatte eine gute halbe Stunde Vorsprung, eine halbe Stunde allein mit Ryuukossei und wer wusste wie vielen seiner Leute – und er selbst hatte in dieser Nacht schon erfahren, wie das sich anfühlte. Nur, mit chichi-ue würden sie noch härter umspringen, war er doch das Oberhaupt der Familie. Härter und doch langsamer. Wer wusste, was diesem sadistischen Drachen alles einfiel.

Vater..

Warum hatte er dem Jungen so ein mächtiges Schwert schmieden lassen? Toutousai mochte nervend sein, aber er verstand sein Handwerk. Hatte chichi-ue einen Ausgleich dafür schaffen wollen, dass er selbst Tenseiga und Toukejin trug? Er würde ihn wohl fragen müssen. Erstaunlicher war das Gewand aus Feuerrattenhaar, das Vater hatte anfertigen lassen. Das war schützend wie eine Rüstung, war aber keine. Nun ja, wenn er sich recht entsann, war solche Kleidung durchaus für den Zweitgeborenen üblich gewesen, einst, ehe diese Verträge mit den Menschen geschlossen wurden.

Er warf einen Blick seitwärts. Inu Yasha würde keine Hilfe bei dem bevorstehenden Kampf darstellen. Er war ein Mensch bis die Sonne aufging und vollkommen unerfahren. Aber ihm selbst war klar geworden, dass er ihn mitnehmen musste. Sonst hätte er seinen Stolz verletzt. Eigenartig, dass er, Sesshoumaru, auf den Stolz eines Menschen, nun ja, eines halben Dämons achtete. Aber er wusste wieso. Ohne Inu Yasha wäre er die Bannfesseln nie losgeworden und der hatte sich trotz seines jämmerlichen Körpers als Halbdämon, geschweige denn als Mensch, als tapfer erwiesen. Es war sein Gefährte der letzten gefährlichen Stunden, ein Mitglied der Familie.
 

***
 

Das nächste Kapitel spielt Auf den Lavafeldern, und wir werden sehen, wie es Papi inzwischen ergangen ist....
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von: abgemeldet
2011-03-25T22:02:24+00:00 25.03.2011 23:02
Herliches Kapitel.
Die Autofahrt des Sessomaru und die Kommentare der unfreiwilligen Mitfahrer sind sehr gut gemacht.
Wie Totosai gleichzeitig versucht, zu verschwienden, oder Myjogas Los, den zwei "Damen" die Situation zu erklären. Einfach köstlich (der Komentar zur Zwangsjacke und der Spruch von Totosai zu der max 50 km/h waren am besten)

Weiter so

JLP
Von:  Natsuki13
2010-12-19T20:42:42+00:00 19.12.2010 21:42
Huh, da macht ja "Fast and Furious" gleich Urlaub. Hat Sesshomaru etwa bei "Tokyo Drift" mitgemacht? Da hätte er auch mehr als 80 um die Kurve geschafft.
Der Autobesitzer hingegen hat sicher den Schock seines Lebens gekriegt. Richtig gedacht: Scheiss auf den Wagen, Hauptsache das eigene Leben ist gerettet. Ich muss zugeben, ich hätte bestimmt auch so in etwa gedacht.
Nun heisst es aber Daumendrücken, dass die Jungs es rechtzeitig zu ihrem Vater schaffen, ehe dieser umsonst ein Leben wegwirft.

LG
Natsu-chan
Von:  -Suhani-
2010-12-15T16:33:35+00:00 15.12.2010 17:33
Mit 80 um die Kurve ballern... geil. Ich würde zwar spätestens nach dieser Aktion kotzend aus dem Fenster hängen, wenn ich nicht selbst gefahren wäre, aber cool ist es trotzdem.
Aber perfektes Timing geht anders. Die Söhne verpassen ihren Vater um eine halbe Stunde und die Menschenfrauen die Hundebrüder um 10 Minuten. Aber sonst würde ja auch die Action flöten gehen. ^^
Die Beschwörung der Elemente um einen Schutz aufzubauen erinnert mich ein bisschen an die House of Night-Serie... Ja, ich lese Bücher über ein Vampirinternat mit einer Mary-Sue als Hauptcharakter. Ich finds cool. ^^
Aber auf einer nächtlichen Landstraße fährt Sesshoumaru nur 150? Ich fahr am Tag auf dem Highway schon so schnell und bei mir geht es nicht um Leben und Tod.
Wenigstens sind die beiden sich als Brüder näher gekommen während der Ereignisse.
Auf das Finale dieser Nacht freue ich mich schon. ^^
lg
Hani
Von: abgemeldet
2010-12-12T16:31:23+00:00 12.12.2010 17:31
Hi!
Also klasse Kapitel wie immer^^
Toll dass sich jetzt beide in den Kampf stürzen und der Bruderkuss war auch nicht schlecht aber Inus Reaktion war etwas mager...
aber egal^^
Ich finds toll dass sowohl Kikyo & Kagome als auch Sesshoumaru & Inuyasha zusammenarbeiten
Aber total krass...wie die mordlust der beiden ist und bei den Autofahrten wäre ich auch gern dabei gewesen xD Ist betimmt cool gewesen
Hoffentlich schaffen sie es rechtzeitig und Ryoukossei kriegt noch das was er verdient^^

LG
sesshoumarugirl
Von:  Weissquell
2010-11-06T17:00:18+00:00 06.11.2010 18:00
Hehe, ein Bruderkuss! Damit stellst du vermutlich auch die Shonen-ai-Fans zufrieden :-) Hätte zwar nicht gedacht, dass diese Praktik bei den Hundedämonen Anwendung findet, aber das zeigt einfach, dass Sesshomaru in dieser Geschichte eine andere Einstellung zu seinem Bruder hat. Ich finde allerdings, Inu hätte sich darüber etwas mehr aufregen können. :-)

Kagome ist also latent magisch begabt, das wird bestimmt noch hilfreich sein.

Sollte inu nicht eigentlich im Hotel bleiben? Selbst Sesshomaru sollte wissen, dass es unklug ist, wen ein Halbdämon den Tag seiner Verwandlung enthüllt. Aber gut, dem Drachen gehört das Maul gestopft, da dürfen gerne beide mitmachen.
Auch nett von Totosai, Inu in den Gebrauch von Tessaiga einzuweihen. in der Serie musste er sich alles selbst erarbeiten um des Schwertes würdig zu sein. Aber hier ist wohl Not am Mann, da muss wohl etwas nachgeholfen werden.
Mal schaun wie Inu in der ungewohnten kleidung klar kommt. :-)

L.G. Weissquell
Von:  Sasuke_Uchiha
2010-11-04T08:56:55+00:00 04.11.2010 09:56
Der Inu no Taishou wird aber bestimmt erfreut sein seine beiden Söhne so heil wie möglich wieder zu sehen. Der arme Toutousai hat es aber auch nicht einfach. Immer zur falschen Zeit am falschen Ort...

Von:  Lothiril
2010-11-03T19:10:51+00:00 03.11.2010 20:10
Ach, genial wie immer. :) Ich hoffe, dem hoch verehrten Vater geht es gut, platze vor Spannung und lese zur Ablenkung das Kapitel schon zum vierten Mal.
Sind die Blessuren der beiden inzwischen eigentlich wieder verheilt? Sie scheinen sie ja nicht mehr wirklich zu stören. Andererseits lässt der Zeitdruck solche "Wehwehchen" vielleicht auch vergessen...
Sesshoumaru sollte öfter Auto fahren, ich schließ mich dem Fanclub hier mal an. ^^
LG,
Lothiril
Von:  Teilchenzoo
2010-11-02T08:01:22+00:00 02.11.2010 09:01
>Sesshoumaru jagte den gestohlenen Wagen durch die nächtlichen Straßen der Stadt, entgegen aller Regeln, die auch nur in einem einigermaßen zivilisierten Land als Grundlagen für den Straßenverkehr dienen.

Sagen wir einfach, er fuhr wie ein Syrer?

>Im nächsten Moment hatte er eine Faust auf dem Kopf.

Im Grunde für Inu eine durchaus passende Reaktion, aber wohl nicht für den Inu dieses AU.

So. Inuyasha hat jetzt also ein schützendes Gewand, ein Schwert und, ohne es zu wissen, ein Schild gegen Magie. Das wird er auch brauchen, immerhin sind die Gegner Drachen. Hoffentlich erregt er damit nicht die Aufmerksamkeit einer gewissen schwarzen Priesterin.

Wie ungewöhnlich, Kikyo und Kagome mal einträchtig beieinander zu sehen. Ob Kikyo vielleicht gar Kagomes Ausbildung übernehmen würde?

Die Brüder achten sich mehr denn je, und verstehen sich scheinbar nahezu problemlos. Wow. Man sollte sie öfter zusammen mit einer Bombe einsperren.

Ich hoffe sehr, dass der arme Taishou bislang noch halbwegs unversehrt ist. immerhin ist er extrem mächtig, wird also sehr viel wegstecken können, und Ryuukossei ist extrem genusssüchtig, wodurch er hoffentlich noch immer beim Aufwärmen ist. Und nicht fertig.

Achja, Toutousai, unser seniler alter Glücksspilz. Da hat er sich ja wirklich die beste Nacht ausgesucht. Nunja, eben mehr Glück für Inu, sonst hätte der kaum mitgekonnt.

Lg neko
Von:  _Momo-chan_
2010-11-01T22:04:50+00:00 01.11.2010 23:04
Sooo. endlich am ich dazu hier zuende zulesen.
meine güte du machst es ja wirklich spannend. mit tut der inu-papa leid,a ber ich bin sher gespannt wie sich das shcutzschild von kikyo und kagome auswirken wird :)
Von:  Ayako_san
2010-11-01T11:55:12+00:00 01.11.2010 12:55
spitzen kapi ^^
finds super das kagome und kikyo auch was dazu beitragen können bei den kampf ^^
inu wird das schwert schon rechtzeitig meistern ^^
wahnsinn das sess in soweit akzeptiert hat
freu mich aufs nächste kapi wird sia spitze ^^
mfg
aya


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