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Es liegt in der Familie

Ein Halbdämon, zwei Hundedämonen und zwei Organisationen
von

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Erpressung

Myouga nahm das Gespräch zuerst entgegen: „Kikyou-sama? Sie sind Inu Yasha-samas Pflegemutter, nicht wahr?“

Die Ruhe in der Stimme der jungen Priesterin überlagerte kaum mehr das Zittern: „Ja. Kann ich bitte mit dem Taishou sprechen? Es….Inu Yasha ist bislang nicht nach Hause gekommen, obwohl mir gesagt wurde, er habe das Hotel pünktlich verlassen.“ Und, aber das wollte sie keinem Fremden sagen, es wurde bereits dunkel. In solchen Nächten achtete er stets darauf, frühzeitig bei ihr zu sein.

Myouga wurde überlief ein kalter Schauder: „Und…da gibt es doch dieses Menschenmädchen...?“ suchte er noch einen Hoffnungsstreifen.

„Kagome hat auch nichts von ihm gehört, ich habe sie schon angerufen. Er geht auch nicht an sein Handy. Bitte, geben Sie mir den Taishou.“

„Ja, natürlich.“ Der kleine Flohgeist spürte ein Prickeln in seinem Nacken, als er durchstellte. Inu Yasha war doch nur ein Junge, unerfahren in der Welt der Dämonen. Hatte Ryuukossei es…?

Nur Sekunden später hatte Kikyou den Herrn der Hunde in der Leitung: „Es tut mir Leid, dass ich Sie so spät störe, Oyakata-sama“, meinte sie höflich: „Aber ich mache mir Sorgen.“

„Ich fürchte zu Recht“, gab er zu: „Inu Yasha ist pflichtbewusst.“ Und auch Sesshoumaru hatte sich von dem Termin im Waisenhaus noch nicht zurückgemeldet, fiel ihm nun auf. Eine eisige Kälte sammelte sich in seiner Magengrube. Hatte diese missratene Eidechse es gewagt…? „Ich werde ihn unverzüglich suchen lassen.“

„Danke. Ich werde einmal die Krankenhäuser anrufen. Vielleicht hatte er einen Unfall.“

„Das können Sie sich sparen. Jeder Dämon, der ihn gesehen hätte, hätte mich informiert. Sein Handy….Man könnte ihn darüber orten, wenn er es angeschaltet hat.“

„Ja, das ist eine gute Idee. Veranlassen Sie das?“

„Ja. Aber ich glaube, das wird ein wenig dauern.“

Sie zögerte nur kurz: „Sie hatten mir versprochen, dass er nicht in Schwierigkeiten gerät.“

„Ich fürchte, genau das ist passiert.“ Er sollte sie nicht anlügen: „Auch mein älterer Sohn ist überfällig.“

Kikyou zog ruhig den Schluss: „Also geht es um Sie.“

„Ich werde sie suchen lassen, darauf können Sie sich verlassen. – Sie entschuldigen mich.“

„Natürlich. Und wenn Sie etwas in Erfahrung bringen, benachrichtigen Sie mich?“

„Ja.“ Er legte auf und dachte kurz nach: „Royakan.“

Der kam sofort in das Zimmer: „Oyakata-sama?“

„Sesshoumaru kehrte nicht vom Waisenhaus zurück. Lass die Gegend dort durchsuchen. Und hast du einen Mitarbeiter, der sich mit Handyortung auskennt?“

„Menschen nur…Ich müsste jemanden suchen.“

„Meine beiden Söhne sind spurlos verschwunden. Es ist nicht davon auszugehen, dass das Zufall ist.“ Obwohl seine Stimme ruhig klang lag etwas darin, das an einen Wintermorgen in der Antarktis erinnerte.

Der Wolfsdämon starrte ihn an: „Herr….Das bedeutet Krieg.“

„Nicht, wenn es zu verhindern ist. – Los.“
 

Dreißig Minuten später standen Myouga und Hatchi vor dem Herrn der Hunde. Beide hatten Neuigkeiten und sich vor der Tür getroffen.

„Hatchi?“ Der Taishou musterte das Päckchen in dessen Hand.

„Das wurde für Sie an der Rezeption abgegeben. Es steht vertraulich darauf. Absender: Ryuukossei.“

Der besorgte Vater holte tief Atem. Der Bericht darüber, in welchem Zustand man Takemarus Leiche gefunden hatte, kam ihm nur zu gut in das Gedächnis: „Öffne. – Myouga?“

„Man fand Sesshoumaru-samas Sportwagen am Park. Daneben lagen ein Strauß Blumen und fünf tote Dämonen. Nicht unsere Männer.“ Aber das war eigentlich klar.

„So ist er entführt worden. Und Inu Yasha dann auch. – Nun, Hatchi?“ Bitte keine Körperteile, flehte er - zu wem auch immer.

„Eine DVD, Oyakata-sama. Soll ich sie einlegen?“

„Ja. – Rufe Kikyou-sama an und sage ihr, meine Söhne seien entführt worden. Ich kümmere mich darum.“ Er stand langsam auf. Am liebsten hätte er sich diesen Film nicht angesehen, ahnte er doch, worum es gehen würde. Aber wenigstens das war er immerhin seinen Jungs schuldig, wenn er sie schon nicht hatte beschützen können. Hoffentlich lebten sie am Ende noch…

Er blieb regungslos vor dem Fernseher stehen als die ersten Bilder erschienen.
 

Myouga schlug alle vier Hände vor den Mund, ehe er es wagte zu seinem Herrn zu blicken. Der Inu no Taishou betrachtete die Bilder der Misshandlung seiner Söhne mit unbewegtem Gesicht, aber der kleine Flohgeist kannte ihn gut genug, um lieber nichts zu sagen.

Als der Bildschirm dunkel wurde, atmete der Vater erneut tief durch, ehe er nur äußerte: „Der Anfang.“

„Was meinen Sie?“

„Erinnere dich an Takemaru.“ Der Taishou musste sich sichtlich überwinden den Namen auszusprechen: „Und Ryuukossei wird es sich kaum nehmen lassen, mir alle Einzelheiten zu schicken.“ Seine armen Jungs! Sesshoumaru! Der immer loyale, wenn auch manchmal schwierige Ältere, Inu Yasha, der eben erst gefundene Welpe… „Rufe sofort die Berater zusammen. Wir müssen etwas unternehmen.“

„Ja, Oyakata-sama.“ Myouga unterließ es lieber, darauf aufmerksam zu machen, dass der Drache zwar wahnsinnig im medizinischen Bereich war, aber kein solcher Narr, die Entführten nicht sorgfältig versteckt zu haben. Andererseits – es war lange her, seit der Herr das letzte Mal auf dem Kriegspfad gewesen war, doch würde er kaum etwas verlernt haben.
 

Die Vermittlung ahnte nichts von dem drohenden Unheil unter der dämonischen Seite der Gesellschaft, als sie um Mitternacht einen Anruf erhielt. Als sich der Taishou meldete, meinte die junge Dame: „Ein Herr namens Ryuukossei möchte Sie sprechen, Oyakata-sama.“

„Durchstellen.“ Mehr brachte der Vater nicht heraus. Die meisten verfügbaren Mitglieder der Familie waren seit fast zwei Stunden auf die Suche nach den beiden Vermissten gegangen, bislang ohne Erfolg. Als er das Klicken hörte, fragte er nur: „Was willst du?“

„Oh, was für eine freundliche Begrüßung, mein lieber Taishou. Dem entnehme ich, dass mein kleines Geschenk gut angekommen ist. – Die beiden lebten, als ich sie verließ.“

Dem Herrn der Hunde war jedoch klar, dass „leben“ ein sehr dehnbarer Begriff war: „Du solltest sie besser unverzüglich freilassen. In deinem eigenen Interesse.“

„Oh….so besorgt um die Welpen? Da hätte ich doch glatt einen Vorschlag.“

Also Erpressung. „Nun?“

„Wir beide treffen uns zu einem Duell auf den Lavafeldern. Jetzt ist es nach menschlicher Zeitrechnung Mitternacht, es dauert sicher ein wenig, sich passend anzuziehen und hinauszugelangen…sagen wir so gegen drei?“

Ein Duell? Der Herr der Familie gab zu verblüfft zu sein. Bislang hatte der Drache genug Vernunft bewiesen, aus dem Beispiel seines Bruders gelernt zu haben. Aber wenn das Leben seiner Kinder auf dem Spiel stand, musste er die Falle wohl riskieren, die Ryuukossei aufgebaut hatte. Denn dass der plötzlich leichtfertig geworden war, nein. Überdies hatte er ja noch die Jungs als Geiseln. „Und die beiden?“

„Komm pünktlich. Ich freue mich schon.“ Der Herr des Spinnenclans legte auf. Der Taishou war schlau genug eine Lüge zu erkennen. Und wenn er ihm gesagt hätte, dass seine beiden Söhne jetzt schon garantiert Himmelfahrt gehalten hatten, wäre der womöglich nicht in die Falle gegangen, sondern hätte einen ausgewachsenen Rachefeldzug gestartet. Ein Dämonenkrieg sollte verhindert werden, das hatte Naraku wiederholt schon erwähnt, und Ryuukossei gab ihm Recht. Wozu einen Krieg riskieren, wenn man das auch einfacher haben konnte. Solange der Taishou nicht wusste, dass seine Sprösslinge tot waren, würde er sich auch weiteren Erpressungen beugen. Wie zum Beispiel das Schwert nicht zu ziehen. Das würde nach dessen Tod dann ihm gehören. Das legendäre Höllenschwert. Und damit wäre er schlicht unbesiegbar. Nun, noch unbesiegbarer als sonst.
 

Der Taishou legte auf: „Myouga, meine Rüstung.“

„Oyakata-sama, das ist eine Falle.“ Der Flohgeist rang alle vier Hände.

„Vermutlich. Aber als Herr der Hunde bin ich verpflichtet die Familie zu hüten. Was wäre ich, wenn ich nicht einmal versuchen würde, meine eigenen Söhne zu beschützen.“ Und dabei hatte er ja schon einmal versagt. Diese zu groß geratene Eidechse hätte sie gar nicht in die Finger bekommen dürfen. Er hätte gegenüber Sesshoumaru auf Leibwächtern bestehen müssen, hätte Inu Yasha....Zu spät. „Jetzt geh und lass sie holen.“ Lange hatte er sie nicht mehr getragen, nun, seit dem Duell gegen Ryuukosseis Bruder. Nach althergebrachter Sitte fanden solche Kämpfe Dämon gegen Dämon mit Schwertern und Rüstung statt.

Als er allein war, zögerte er einen Moment, ehe er eine Nummer wählte: „Guten Abend, meine Teure.“

Die Frau am anderen Ende holte tief Atem: „Da du mich anrufst: was ist passiert?“

„Ryuukossei will ein Duell mit mir.“

„Ein Problem für dich?“ Es sollte spöttisch klingen, aber sie ahnte, dass noch etwas anderes diesen Anruf verursacht hatte. Sie hatten nur mehr wenig gemeinsam.

„Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, hat er Sesshoumaru entführt. Und seinen Halbbruder.“ Nein. Von der Misshandlung sollte er ihr, der Mutter, nichts erzählen.

Letzteres überhörte sie lieber: „Sesshoumaru? Hat er geschlafen?“

„Weniger. Neben seinem Auto fand man fünf Leichen, aber er musste sich wohl der Überzahl beugen.“

„Und du wirst dich der Erpressung beugen.“

„Für unseren Sohn.“ Und seinen Bruder: „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“

„Ryuukossei?“

„Wenn ich nicht zurückkomme.“

„Und unser Sohn?“

„Ich weiß es nicht. Dieser Drache ist hinterhältig und ein Sadist. Es mag sein, dass er ihn so oder so umbringen lässt. Aber ich muss versuchen, ihn, sie da herauszuholen.“

Sie schwieg einen Moment, ehe sie sagte: „Ja, das solltest du. Und du kannst dich auf mich verlassen. Wenn du nicht zurückkehrst und… das Schlimmste eingetreten ist, wird er mich kennen lernen.“

Der Taishou beneidete ihn nicht darum. Eine wütende Mutter war nie zu unterschätzen. Und sie war nicht nur eine starke Dämonin sondern auch raffiniert. Auch, wenn sie gewöhnlich nichts mit der Familie zu tun haben wollte – wenn es um Sesshoumaru ging, war sie bedingungslos. Ihr Einziger war auch ihr einziger Schwachpunkt.

Langsam meinte sie: „Dieser andere Sohn, den du erwähntest…von dieser Menschenfrau?“

„Ja. Sein Name ist Inu Yasha.“

„Verstehen sich die beiden?“

„Sie haben sich erst gestern kennen gelernt.“

„Sicher eine interessante Geschichte. Du solltest sie mir erzählen, wenn du einmal Zeit hast.“

„Wenn ich zurück komme, werde ich sie dir erzählen. Und wenn nicht – sage meinem Sohn, ich wählte den Tod.“ Eher, als seine Jungs im Stich zu lassen. Er würde sich nie selbst verleugnen.

Sie zögerte einen Moment, ehe sie antwortete: „Du wirst in jedem Fall Ruhm ernten. Du bist der wahre Herr der Hunde.“ Darin lag gewisse Anerkennung. „Du weißt, ich war mit den Verträgen und der Familie nie einverstanden. Aber langsam verstehe ich dich. Guten Kampf, mein Taishou.“ Das klang erstaunlich weich.

„Danke, meine Liebe.“ Er legte auf. Royakan und Hatchi kamen mit seiner Rüstung und den gewöhnlichen Kleidungsstücken, die er darunter trug. Hastig zog er sich den modernen Anzug aus und sich um, ließ sich bei dem schweren Panzer helfen.

Myouga hüpfte besorgt auf den Schreibtisch: „Oyakata-sama, sollten nicht einige Männer mit Ihnen gehen? Wenn es ein Hinterhalt ist…“

Er breitete die Arme aus, um sich die Unterarmschützer anbinden zu lassen. „Es mag einer sein, da hast du Recht, mein lieber Berater. Aber dieses Risiko muss ich wählen. Er hat meine Söhne. Wenn er auch nur glaubt, ich würde nicht auf die Bedingung eingehen…..nun, du hast gesehen, was er mit ihnen nur zur Warnung machen ließ, du kennst den Bericht über Takemaru. Und er will mich.“

Myouga seufzte. Das mochte ja alles stimmen, aber wenn Ryuukossei und dessen Berater nicht vollkommen verblödet waren, würden sie auch die Jungen umbringen. Wer ließ schließlich jemanden am Leben, den man zum einen misshandelt und dessen Vater man getötet hatte? Sesshoumaru-sama hatte einen gewissen Ruf.
 

„Kagome?“ Kikyou war etwas überrascht, als sie ihre mitternächtliche Besucherin erkannte: „Du solltest doch um diese Uhrzeit nicht unterwegs sein?“

„Mama hat mich hergefahren, “ sagte das Mädchen als Entschuldigung: „Ich…wie könnte ich schlafen, wenn ich nicht weiß, was mit Inu Yasha passiert ist? Er ist doch mein Freund.“ Und sie hatte ihn zu lieb, als dass sie trotz des unglückseligen Zwischenfalls im Café nichts für ihn hätte tun wollen.

„Er ist wohl entführt worden“, gestand die junge Priesterin, plötzlich froh nicht allein zu sein: „Der Taishou sagte, auch sein Ältester ist verschwunden.“

„Dann ist das eine Dämonensache? Armer Inu Yasha. Er hat auch nie Glück.“

„Er stammt aus zwei Welten. – Komm. Setzen wir uns hierher. Der Taishou meinte, er würde ihn über sein Handy suchen lassen.“

„Ja, eine gute Idee. – Dann werden sie ihn...sie bald finden. Ich bleibe hier, wenn ich darf.“

„Ja, natürlich.“ Da war jemand, dem an Inu Yasha sicher so viel lag wie ihr – oder sogar mehr. „Du kannst dann allerdings kaum morgen ins Praktikum.“

„Ich bin krank. Opa sagte, er würde das erledigen.“ Kagome sah auf ihre Hände, die sie im Schoss gefaltet hatte: „Können wir nichts tun?“

„Es ist eine Dämonensache. Und wenn es dem Taishou nicht gelingt, seine Söhne zu retten, wem dann?“

„Ja, ich weiß. Ich bin nur normalerweise nicht der Typ, der die Hände in den Schoss legt.“ Wortwörtlich gesehen tat sie es momentan.

„Denkst du, ich?“

„Entschuldigen Sie.“

„Irgendwie sind wir uns ähnlich. Wir müssen eben warten. – Nein. Komm. Wir fahren in das Grand Hotel. Da bekommen wir sicher eher Informationen. Vielleicht erzählt uns jemand, was passiert ist.“ Kikyou stand bereits erleichtert auf.

Kagome atmete auf. Irgendetwas zu tun war besser als dieses hilflose Warten: „Ja, fahren wir.“
 

Nach menschlicher Zeitrechnung war es genau drei Uhr nachts, als der Taishou aus dem Auto stieg und sich die Schwertscheide auf den Rücken band. Er ging langsam im Sternenlicht über die Spalten und Unebenheiten der Lavafelder. Vor einigen Jahrhunderten hatten Vulkanausbrüche diese Gegend geschaffen. Dämonen hatten die schüsselförmige Gegend bald als natürliche Arena für ihre Kämpfe entdeckt. Er witterte, aber konnte nichts erraten. Wenn hier eine Falle war, war sie gut verborgen. Nun, nicht erstaunlich. Hoffentlich lebten seine Söhne noch, hoffentlich hatte ihnen dieser Mistkerl von Drache keine Verletzungen zugefügt, die sich nicht mehr regenerieren ließen. Von Schlägen konnte sich jeder Dämon und wohl auch ein Halbdämon wieder erholen, aber wenn Körperteile abgeschnitten wurden, so war das nie wieder gut zu machen.

Er ging langsam hinunter in die Schüssel, als er erstarrte. Ryuukossei. Der Drache kam soeben von der gegenüberliegenden Seite, blieb jedoch stehen, als er ihn entdeckte.

„Wie schön, dich so pünktlich zu treffen, mein lieber Taishou“, rief er: „Dann komme noch ein wenig weiter - und ich werde dir die Regeln unseres Spiels erklären.“

Spiel? Das war eine weitere Erpressung. Aber damit hatte er fast gerechnet. So ging er weiter und blieb an der tiefsten Stelle der Mulde stehen, sich nur zu bewusst, dass der Drache es so gewählt hatte, um über ihm zu stehen. Wie primitiv. Besaß der keinerlei persönlichen Stolz?

Ryuukossei machte einige Schritte hinunter, ehe er empor deutete: „Dies dort ist mein Berater, Naraku. Von ihm stammt übrigens dieser nette Plan.“

Dafür würde er auch sterben, dachte der Taishou prompt, meinte allerdings nur: „Und?“

„Was er in der Hand hat ist eine kleine, praktische Erfindung der Menschen. Man nennt sie Mobilphone. Wir werden unser Duell kämpfen. Aber: wenn du dein Höllenschwert auch nur anrührst, wird er ein Telefonat führen. Und deine lieben Kleinen werden dafür bezahlen.“ Nun, die waren schon längst tot, aber wozu das erwähnen? Er hatte einen Anruf bekommen, dass das Lagerhaus vollständig zerstört worden war.

„Du willst keinen ehrlichen Kampf!“ Was hatte er auch erwartet. Ryuukossei wollte Rache für seinen Bruder – und trotz allem war er kein solcher Narr, sich dem Schwert der Hölle auszuliefern. Im Gegenteil, wohl…

„Ein Handgriff zu deinem höllischem Schwert – ein Anruf. Und ein Körperteil weniger. Eine faire Abmachung, nicht wahr? Du wirst brav dastehen und mich machen lassen – oder willst du wirklich hören, wenn die Welpen schreien?“ Die waren schon längst in tausend Stücke zerlegt, aber dieser Ausdruck in Hundis Augen war die Lüge wert.

„Du verdammter…Das ist gegen jede Regel.“

„Ich bestimme die Regeln. Du hast meinen verehrten Bruder heimtückisch ermordet.“

Er hatte ihn getötet, ja. Aber in einem fairen, den alten Regeln entsprechenden Duell. Und langsam bedauerte er das. Der Ältere der Drachenbrüder war zwar sadistisch und machtgierig gewesen - aber nicht verrückt. Und das war der Jüngere. Den scherten keine Gesetze, keine Moral…

Aber er konnte doch auch nicht zulassen, dass seine Jungs vor seinen Ohren in Stücke geschnitten wurden…

So ließ er die Hände neben sich hängen. Ryuukossei würde ihn morden, langsam und mit Genuss, das wurde ihm immer klarer. Aber das war alles, was er noch tun konnte, um seine Söhne zu schützen. Nun, auch nur noch den Versuch zu machen.

Er warf einen Blick empor, um trotz des matten Lichtes abzuschätzen, wie schnell er sein müsste, um zum Schwert zu greifen und diesen Naraku zu töten. Aber der hatte sich wohlweislich außer Sicht begeben. Stattdessen erschienen diverse Dämonen des Clans. Eindeutig wollte Ryuukossei seinen Triumph vor Zeugen auskosten. Und das wiederum konnte nur bedeuten, dass sein eigener Tod sehr langsam und wohl auch sehr schmerzhaft sein würde. Er sah wieder zu dem Drachendämon, der nun bedächtig heruntergekommen war, ein wenig überrascht, als dieser seine Energie aufflammen ließ, um sich zu verwandeln. Dieses Reptil und er sollte nicht zum Schwert greifen? Sein sonst so mächtiger Klauenangriff würde gegen einen Drachen in seiner wahren Gestalt nichts bringen. Die Schuppen waren zu stabil.

„Oh, nicht dass du auf die Idee kommst, dich ebenfalls zu verwandeln, Hundi, “ sagte Ryuukossei prompt: „Ich weiß, dass du auch in deiner Menschenform ein ganz schön starker Dämon bist. Und, dass deine Regenerationsfähigkeiten nicht zu unterschätzen sind, hoffe ich. So dauert es doch länger, unser kleines Spiel.“

„Was hast du mit meinen Söhnen getan?“

„Ich – nichts.“ Der Drache schlug ohne weitere Vorwarnung mit dem Schwanz zu: „Wenn du stillhältst, während ich dich umbringe, lasse ich sie vielleicht sogar laufen. Wenn sie es dann noch können.“ Das war keine Lüge, würde aber Hundi falsche Hoffnung machen.

Der Inu no Taishou taumelte unter dem harten Aufprall auf seiner Rüstung etwas zurück. Das hatte dieser Mistkerl also vor? Seine Hand zuckte unwillkürlich zum Schwertgriff, aber er ließ sie wieder sinken. Irgendwann allerdings würde seine Selbstbeherrschung wohl aufgebraucht sein und er sich doch wehren wollen – seine Jungs würden dafür bezahlen. Und siegen konnte er nicht, nicht ohne sein Schwert, dazu war die Überzahl zu groß – und Ryuukossei zu stark.

„So ist es brav. Ich werde dir ein paar Mal den Schwanz um die Ohren hauen – und du wirst dich nicht wehren. Ein Versuch bedeutet, sagen wir, erst einmal zwei Finger weniger für Sesshoumaru und den kleinen vorlauten Welpen, der zweite die Hand...?“ Er musste aufpassen, was er erzählte. Wenn Hundi auf die Idee kam, es sei alles gleich, würde er das Schwert ziehen und dann hätte er selbst ein echtes Problem am Hals. Nur solange der glaubte, seine Söhne seien noch am Leben, würde er brav sein. Der Drache hob erneut seinen Schwanz, um mit ihm wie mit einer Keule zuzuschlagen.
 

Naraku warf einen kurzen Blick hinunter, ehe er sich umwandte und zu zwei Personen ging. Byakura hatte zuvor die Bombe im Lagerhaus gelegt und nun auch die Bestätigung gebracht, dass dieses eingeebnet worden war. Kein Mensch oder auch Dämon hatte das Inferno überleben können. Die menschliche Frau neben ihm trug die Kleidung einer Priesterin. Sie hatte die Bannfesseln beschafft. Naraku schätzte Tsubakis Fähigkeiten durchaus – allerdings wusste sie für seinen Geschmack schon zuviel von dem, was passiert war. Früher oder später, wenn er den Clan leitete, würde sie einen Unfall haben. Offiziell umbringen konnte er sie nicht. Man bekam schließlich keine neuen Mitarbeiter, wenn man die alten umlegte. Das machte Ryuukossei – besser, er hatte es getan, bis er es ihm mühsam ausgeredet hatte. Alles war mühsam, was mit diesem impulsiven Drachen zusammenhing. Ein guter Grund, ihn sich irgendwie vom Hals zu schaffen. Die Ermordung des Taishou sollte sein letztes Vergnügen sein.

„Und jetzt?“ fragte Byakura.

„Wir fahren. Ich verspüre nicht die mindeste Lust mir jetzt stundenlang mit anzusehen, wie Ryuukossei-sama den Taishou in Einzelteile zerlegt.“ Dazu musste man schon Sadist sein. Nein. Er selbst hielt es mit Machiavelli: notwendige Tote sollte man schnell erledigen. Und nur notwendige.

„Solltest du nicht mit dem Handy in der Hand dastehen?“

„Es genügt, wenn der Hund das glaubt. Er muss mich dazu nicht sehen.“ Überdies, wenn die Sache schief ging, der Taishou doch noch Gegenmaßnahmen geplant hatte und die Familie unerwartet hier auftauchte, würde es eine Schlacht geben. Wer dann gewann blieb abzuwarten. Auch da sollte er nicht gerade dazwischenstehen. Vorsicht war stets eine kluge Wahl: „Tsubaki bleibt allerdings hier. Der Taishou verfügt durchaus über gewisse magische Fähigkeiten, die er besser nicht einsetzen sollte. Und …denk dran, vorsichtig zu sein.“ Sie war nützlich. Und bislang war sie äußerst verschwiegen. Vielleicht war es nicht notwendig, sie zu beseitigen.

Die schwarze Priesterin nickte nur und wandte sich ohne ein Wort um.
 

If I´m a man, I must be brave,

and I must face that deadly killer

or lie a coward in my grave..
 

Dimitri Tiomkin: High Noon
 

**
 

Papa will den Helden spielen, das Lagerhaus ist eingeebnet...kann es noch schlimmer werden? Das nächste Kapitel dreht die Zeit zurück und ihr erfahrt, worüber man sich so alles unterhalten kann, wenn man auf eine Uhr guckt und buchstäblich auf einer Bombe sitzt: Bombenstimmung.
 

Bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (22)
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Von:  -Suhani-
2010-12-15T16:27:58+00:00 15.12.2010 17:27
Also Papi hat die Jungs schon mal nicht befreit. Entweder hatten die beiden einen Schutzengel, der sie irgendwie rausgeholt hat oder sie haben sich selbst befreit. Ich hatte ja die Idee mit dem Neumond und dass Inu Yasha sich und seinen Bruder dadurch befreien kann. Na ja, in kurzer Zeit werde ich es wissen. ^^ Das ist der Vorteil, wenn man immer bis kurz vor knapp mit den Kommentaren wartet. Cliffhanger und so stören einen nicht so sehr. ^^
Bin aber gespannt, wie es weiter geht.
lg
Hani
Von:  Natsuki13
2010-12-12T22:46:33+00:00 12.12.2010 23:46
Oh je, der arme Vater. Das war bestimmt der Schock seines Lebens gewesen, als er die DVD angeschaut hatte. Doch seine Bereitschaft, seine Söhne zu retter, ist wirklich grenzenlos.

Dieses Mal werde ich nicht viel schreiben - bin viel zu gespannt, was als nächstes passiert *_*

LG
Natsu-chan
Von:  Weissquell
2010-11-06T15:18:55+00:00 06.11.2010 16:18
Inu Taishou macht hier wirklich einen auf Märthyrer. An seiner Stelle hätte ich vermutlich auch ein paar meiner Leute heimlich mitgebracht und sollten sie ebtdeckt werden hätte er immer noch behaupten können, er hätte sie als Zeugen für einen fairen Zweikampf mitgebracht, hätte ihnen aber den Befehl gegeben sich keinesfalls einzumischen. Da er doch meist auf seine Ehre bedacht ist, was sicher auch Ryuukossai weiß, wäre er damit vermutlich sogar durchgekommen. Sich ohne jede Gegenwehr abschlachten zu lassen würde doch Gesichtsverlust für solch einen stattlichen Fürsten bedeuten. Niemand hätte ihn mehr ernst genommen, selbst wenn er überlebt hätte.
Außerdem hat er außer dem Wort seines Gegners keinerlei Beweis, dass seine Söhne noch am Leben sind. Ich hätte zumindest einen Lebensbeweis gefordert an seiner Stelle. Außerdem weiß Inu Taishou doch sicher auch über Handys bescheid und wie lange es dauert eine Nummer einzugeben und eine Verbindung aufzubauen. Ein paar Sekunden die sicher mehr als ausreichend sind, um Narakus kopf vom Körpert zu trennen. :-)

Und an Ryuukossais Stelle hätte ich mich vergewissert, dass die beiden tatsächlich bei der Zerstörung der Hütte draufgegangen sind. Skrupellos wie er ist, hätt ich ihm sogar zugetraut ein paar Wachen bei den Gefangenen zu lassen und ihren Tod wissenmtlich in Kauf zu nehmen.

Ich gehe jedoch mal davon aus, dass die beiden sich wohl befreit haben und stiften gegangen sind. Vermutlich stehen sie hier gleich auf dem Plan und es ist ein Versäumnis von Ryuukossai oder seinen Wachen, dass sie ihr Entkommen nicht bemerkt haben, bzw. ihren Herrn nicht umgehend darüber informiert haben.

Nun ja, wir werden sicher bald erfahren wohin diese Schlamperei noch führt. Wenn es um den Hundeclan und um die beiden Inu-Brüder im speziellen geht, kann jede Unachtsamkeit verhängnisvoll sein.
Wobei ich aus bestimmten Andeutungen heraus annehme, dass wir es vermutlich eher mit Sesshomaru zu tun bekommen.
Wir dürfen gespannt sein.

L.G. Weissquell
Von:  Minerva_Noctua
2010-10-24T12:32:36+00:00 24.10.2010 14:32
Juhu!

Ich hole auf!
Das Kapitel war gut.
Mir hat das Gespräch zwischen Taishou und Ex-Frau sehr gut gefallen:)
Ich freu mich jetzt auf das nächste Kapitel:)

Liebe Grüße,

Minerva
Von:  Sasuke_Uchiha
2010-10-20T18:09:57+00:00 20.10.2010 20:09
Ich hoffe, die Beiden kommen noch rechtzeitig um den Taishou zu unterstützen...
Von:  kiji-chan
2010-10-19T21:53:06+00:00 19.10.2010 23:53
> Mistkerl von Drache
Mistdrache

Wieso wittert Hundi diese Lügen nicht? Zu sehr aufgeregt?

Wie soll ich es sagen. Ryuukossei ist nicht der einzige Sadist hier. So einen doppelten Cliffie nenne ich auch sadistisch und wohl zu recht. Aber keine Sorge, du kommst nicht an Ryuukossei heran.

Meine persönliche Lieblingsstelle in dem Kapi ist das Gespräch mit Sesshous Mama. Wäre schön, wenn du mal auf die Beziehung eingehst. Wieso es gescheitert hat und so. Hier hast du ja die perfekte Gelegenheit. Sie will hören, wie das Zusammentreffen zwischen Sesshou und Inu ablief. Ein Kaffeekränzchen und ein Flashback? *zwinker*

Bin schon gespannt auf die Bombenstimmung, die im nächsten Kapi herrscht.


ncha!
Kiji
Von: abgemeldet
2010-10-19T19:20:27+00:00 19.10.2010 21:20
Oh man....wie spannend ist das den??
Das ist wirklich kaum auszuhalten!
Das sieht ja nun so aus als würde alles nach Plan laufen für den Drachen...aber ich denke nicht lange...
Das der Taishou Sesshoumarus Mutter anruft auch interessant und es wäre bestimmt toll wenn Ryokousai von einer wütenden Mutter zur Strecke gebracht wird aber ich wünsche den Taishou auf keinen Fall den Tod.
Der Titel für das nächste Kapitel ist wirklich gut gewählt und ich bin schon gespannt darauf^^
Also bis zum nächsten Mal^^
GLG
sesshoumarugirl
Von:  Krylia
2010-10-19T16:11:37+00:00 19.10.2010 18:11
Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass Ryuukossei ein Ar*** ist. Naraku ist nur geringfügig besser.
Aber ich verehre den Taishou! Armer Papi... und so mutig... ;.;

"Bombenstimmung". Nettes Wortspiel. Bin schob gespannt.
Von:  Ayako_san
2010-10-19T07:38:51+00:00 19.10.2010 09:38
ah schon klar was passiert is im lagerhaus
dan hoff ma das rechtzeitig dort erscheinen das der taisho ihn fertig machn kann^^
des nächste kapi is dan sia übers lagerhaus
bin schon gespannt wie sessy drauf reagiert ^^
freu mich schon drauf
mfg
aya
Von:  Lizard
2010-10-18T15:08:30+00:00 18.10.2010 17:08
Ich glaube, eins der Dinge, die mir an dieser Fanfic am besten gefallen, ist die interessante+überzeugende Art und Weise, wie es dir gelungen ist Kikyou mit einzubauen. Es gibt nur sehr, sehr wenig Fanfics, in denen überzeugend mit diesem Charakter umgegangen wird. Und was noch schöner ist: endlich gibt's mal ein paar Kagome/Kikyou-Szenen ohne diese ständigen, kindischen und auf Dauer echt nervigen Eifersüchteleien.
Das alles ist ein schönes Beispiel dafür, wie sorgfältig du mit den verschiedenen Charakteren in einem AU umgehst, und was deine AU-Storys so lesenswert macht.

Gut gemacht auch der Einbau von Sesshoumarus Mutter.
Als ich die Szene gelesen habe, musste ich mir unwilllürlich vorstellen, wie es wohl wäre die Dame als kämpfenden Racheengel zu erleben. Irgendwie eine reizvolle Vorstellung!

Gefreut habe ich mich auch über Hatchis Auftritt, der gehört also auch zum Clan der Hunde. Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob er in einem vorigen Kapitel schon mal vorkam, ich glaube aber nicht, oder?
Dabei eine Frage am Rande: Kennt Hatchi hier auch Miroku (vielleicht haben die zwei sich ja mal irgendwo kennengelernt, in irgendeinem Club, auf 'ner Party oder so?)? Ist isgesamt für die Story zwar nicht wichtig, aber mich interessiert's einfach nur.

Ansonsten, zum Abschluss:
Ein ziemlich geschickt konstruiertes Kapitel!
Man ahnt irgendwie in Ansätzen, was bezüglich Inuyasha und Sesshoumaru passiert sein könnte bzw. ahnt/hofft dass die ganze miese Erpressergeschichte doch noch gut für den Inu no Taishou und seine Söhne ausgehen wird. Doch das macht das Kapitel nicht weniger spannend. Im Gegenteil! Denn jetzt will man unbedingt wissen, ob diese Vermutungen stimmen und auf welche Weise sie sich bewahrheiten.
Finde ich toll ausgedacht und geschrieben!


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